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Full text of "Die therapie der Wiener spezialärzte;"

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^/g  ^ßerap/e 


ßerausgegeben  von 

^r.  0.  0.  ^etfner 


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PÜRCHÄSED  FROM  THE  INCOME  OF  THE 

SAMUEL  MIEELER  WYMÄN 


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PÜRCHÄSED  FROM  THE  INCOME  OF  THE 

SAMUEL  WHEELER  WYMÄN 


DIE  THERAPIE 


DER 


WIENER  SPEZIALÄRZTE 


BEARBEITET  VON  DEN  FACHÄRZTEN  WIENS 


HERAUSGEGEBEN 


D^^  OTFRIED  0.  FELLNER, 

l'RAüEXARZr    IN    WIKN. 


URBAN    &    SCHWARZENBERG 

BERLIN  WIEN 

N.,  FRIEDRICHSTRASSE  106b  I.,  MAXIMILIANSTRASSE  4 

1908. 


/i5d  i^ 


Alle   Bechte  vorbehaltei 


Published  February  7,  1908.  Privilege  of  Copyright  in  the  United  States  reserved 
under  the  Act  approved  March  3,  1905,  by  Urban  &  Schwarzenberg ,  Berlin. 


VORWORT. 


Suum  cuique! 

Die  Therapie  jeder  einzelnen  Erkrankung  von 
demjenigen  Autor  schildern  zu  lassen,  welcher  sich  am 
meisten  mit  der  Erforschung  dieses  Kapitels  befaßt 
hat,  ist  der  Grundzug  dieses  Werkchens,  welches  wir 
hiemit  der  Öffentlichkeit  übergeben.  Der  Herausgeber 
hat  sich  alle  Mühe  genommen,  einen  Stab  von  Mit- 
arbeitern um  sich  zu  versammeln,  welcher  die  besten 
Namen  der  Wiener  Schule  umfaßt.  Und  so  glaubt 
er,  daß  es  ihm  wirklich  gelungen  ist,  ein  Büchlein 
ins  Leben  zu  rufen,  welches  für  den  Praktiker,  aber 
auch  für  den  Spezialisten  von  großem  Wert  ist.  Be- 
sonders wichtige  Kapitel  wurden  mehreren  Herren  zu- 
geteilt, insbesondere  wenn  verschiedenei^  Ansichten  zum 
Ausdruck  kommen  sollten.  Krankheiten-  die  ins  Grenz- 
gebiet des  Internisten  und  ChiiPütg^ylallen ,  wurden 
vom  Standpunkt  des  Internisten  und  ,dfes  Chirurgen  be- 
handelt. Dabei  wurde  Wert  darW#  gelegt,  daß  einer- 
seits nicht  allzusehr  spezialisiert  wird  und  der  Zu- 
sammenhang mit  der  übrigen  Medizin  nicht  verloren 
geht,  daß  aber  andrerseits  keine  Schablone  geschaffen 
wird,  und  dies  glaubten  wir  dadurch  zu  erreichen,  daß 
wir  auf  die  Ätiologie  und  Symptomatologie  näher  ein- 
gingen ,  wodurch  eine  individualisierende  Therapie  möglich 
ist.  Und  so  kamen,  ohne  unbescheiden  sein  zu  wollen, 
Einzelarbeiten  zustande,  welche  in  geradezu  meister- 
hafter Weise  verfaßt  sind. 

Dem^Zuge  der  Zeit  folgend,  nimmt  zwar  das  Spezia- 
listentum einen  breiten  Raum  in  dem  Büchlein  ein. 
Aber  es  ist  nicht  unsere  Aufgabe,  mit  diesem  Büchlein 


IV  VORWORT. 

Spezialisten  erziehen  zu  wollen,  und  deshalb  wurde  nicht 
allzuselten  der  Hinweis  darauf  aufgenommen,  daß  in  dem 
einzelnen  Fall  spezialistische  Behandlung  notwendig  ist. 

Von  der  Behandlung  durch  die  Naturheilkräfte  ging 
man  allmählich  zu  der  medikamentösen  über,  von  dort  zur 
operativen,  und  nunmehr  gewinnen  die  physikalischen 
Heilmethoden  wieder  mehr  ßaum.  Deshalb  wurde  die 
zweite  Hälfte  des  Buches  der  ausführlichen  Besprechung 
der  physikalischen  Heilmethoden  gewidmet,  und  wenn 
nicht  alle  Zeichen  trügen,  wird  in  den  späteren  Auf- 
lagen dieser  Appendix  bald  zum  Hauptwerke  werden. 

Einigen  Stiefkindern  in  den  therapeutischen  Xach- 
schlagebüchern  sucht  der  Herausgeber  volle  Gleichbe- 
rechtigung zu  erkämpfen.  Vor  allem  der  ersten  Hilfe 
bei  plötzlichen  Unglücksfällen,  insbesondere  bei  Ver- 
giftungen, die  unter  den  entsprechenden  Schlagworten 
aufgenommen  wurden,  dann  den  Komplikationen  der 
Schwangerschaft  mit  internen,  Infektions-  und  chirur- 
gischen Erkrankungen  und  schließlich  der  Frage  des 
Heiratsverbotes  infolge  von  Erkrankungen ,  Kapitel, 
von  denen  der  Herausgeber  annimmt,  daß  der  Praktiker 
ihrer  häufig  bedarf. 

Besondere  Sorgfalt  wurde  auf  das  Schlagwortver- 
zeichnis am  Ende  des  Büchleins  verwendet,  damit  jeder 
Leser  auf  den  ersten  Blick  jene  Stellen  finden  kann, 
welche  ihn  interessieren.  Es  liegt  im  Wesen  der  Er- 
krankungen, daß  sie  sich  nicht  unter  einem  einzigen 
Schlagwort  abhandeln  lassen.  Der  freundliche  Leser 
möge  daher  stets  das  am  Ende  des  Buches  be- 
findliche Verzeichnis  der  Schlagworte  nach- 
sehen. 

So  möge  denn  dieses  Büchlein  in  die  weite  Welt 
hinausfliegen  und  Kunde  geben  von  den  therapeutischen 
Leistungen  der  Wiener  Schule  und  mögen  eventuelle 
Kinderkrankheiten ,  die  hoffentlich  bald  überwunden 
werden,  den  Wert  des  Büchleins  nicht  allzusehr  beein- 
trächtigen ! 

Wien,  im  Januar  1908. 

O.  O.  Fellfier. 


Verzeichnis  der  Mitarbeiter. 

Adler  Ludwig,  Assist,  der  I.  geburtsh.  Univ.-Klinik  Gi/)iäkologie. 

Braun  Ludwig,  Privatdozent Innere  Medizin. 

Bürger  Oskar,  LAssist.  der  I.  geburtsh. Univ.-Klinik.  Gebtirtshilfe. 
Oharas   Heinrich,    kais.  Rat,  Ohefarzt   der  Wiener 

freiw.  Rettungsgesellschaft Unfalllieilhunde. 

Ohiari  Ottokar,  Professor,  Hofrat Laryngohgie. 

Cristofoletti  Robert,   Assist,  d.  L  geburtsh.  Cniv.- 

Klinik Gynäkologie. 

Czyhlarz,  Ernst  v.,  Privatdozent Innere  Medizin. 

Ebstein  Ludwig,  emer.  Assist,  der  lar^^ngol.  Univ.- 
Klinik    Laryngologie. 

Ehr  mann  Salomon,  Primararzt,  Professor    ....  Dermatologie.  . 

Erben  SSiegmund,  Privatdozent Xenropathologie. 

Ewald  Karl,  Primararzt,  Privatdozent Chirurgie. 

Fasal  Hugo,  Assist,  der  Poliklinik Dertnatologie. 

Fellner  Bruno,  Badearzt '.    .    .    .  Innere  Medizin. 

Fellner  Leopold,  kais.  Rat,  Badearzt Gynäkologie. 

Fellner  Otfried  Otto,  Frauenarzt Gynäkologie. 

Fleischmann  Karl,  Primarius Gynäkologie. 

Föderl  Oskar,  Primarius,  Privatdozent Chirurgie. 

Fr  an  kl  Oskar,   Frauenarzt,  Redakteur  der  Gynäk. 

Rundschau Gynäkologie. 

Frey  Hugo,  Privatdozent Otologie. 

Friedjung  Josef,   Kinderarzt Pädiatrie. 

Friedländer  Friedr.  Ritt.  v.  Malheim,  Primarius, 

Privatdozent Chirurgie. 

Frenz  Emil,  Professor Pädiatrie. 

Frühwald  Ferd.,  Professor Pädiatrie. 

Glas  Emil,   emer.  Assist,  der  laryngol.  Univ.-Klinik  Laryngologie. 

Gnesda  Maxim.,  Primarius Chirurgie. 

Großmann  Michael,  Professor Laryngologie. 


VI  VERZEICHNIS  DER  MITARBEITER. 

Grosz  Siegfried,  Privatdozent Dermatologie. 

Hajek  Markus,  Privatdozent Laryngologie. 

Halb  an  Josef,  Privatdozent Gynäkologie. 

Hammerschlag  Albert,  Privatdozent Innere  Medizin. 

Hanke  Viktor,  Privatdozent Ophthalmologie. 

Haudek  Max,  Vorstand  am  I.  ötf.  Kinderkr. -Institut  Orthopädie. 

Hecht  Adolf,  Kinderarzt Pädiatrie. 

Hirsch!  Josef  Adolf,  Privatdozent Nevropathologie. 

Hitschmann    Eduard,     emer.  Assist,  des   AUgem. 

Krankenhauses Innere  Medizin. 

Hitschmann  Fritz,  Privatdozent Gynäkologie. 

Hitschmann    Richard,    emer.  Assist,  des  Allgem. 

Krankenhauses Ophthalmologie. 

Hochsinger  Karl,  Privatdozent Pädiatrie. 

Hof  bau  er  Ludwig,  emer.  Assist,  des  Allgem.  Kranken- 
hauses    Innere  Medizin. 

Jellinek  S.,  Assist,  des  k.  k.  Krankenh.  Wieden    .  Unfallheilkunde. 

Jerusalem  Max,  Spezialarzt  für  Chirurgie      .    .    .  Chirurgie. 

Jungmann  Alfred,  Adj.  der  Heilst,  f.  Lupuskranke  Dermatologie. 

Kahane  Max,  Spezialarzt  für  Chirurgie Innere  Medizin. 

Kahler  Otto,  Assist,  der  laryng.  Univ.-Klinik  .    .    .  Laryngologie. 

Klein  Salomon,  Professor Ophthalmologie. 

Knöpfelmacher  Wilhelm,  Primarius,  Privatdozent  Pädiatrie. 

Kornfeld  Ferdinand Urologie. 

Kos  Chi  er  Hans,  Privatdozent Laryngologie. 

Latzko  Wilhelm,  Primarius,  Privatdozent    ....  Gynäkologie. 

Moser  Paul,   Primarius,  Privatdozent Pädiatrie. 

Neu  mann  Karl,  Zahnarzt Stomatologie. 

Neurath  Rudolf,  Vorst.  am  I.  öif.  Kinderkr.-Institut  Pädiatrie. 

Nobl  Gabriel,  Privatdozent Dermatologie. 

Off  er  Theodor  Robert Innere  Medizin. 

Ortner  Norbert,  Professor,   Innsbruck Innere  Medizin. 

Pal  Jakob,  Primararzt,  Professor Innere  Medizin. 

Peham  Heinrich,  Privatdozent,  suppl.  Vorstand  der 

II.  geburtsh.  Univ.-Klinik (rynäkologic. 

Peters  Hubert,  Professor Gynäkologie. 

Pick  Alois,  Professor Innere  Medizin. 

Pilcz  Alexander,  Primarius,  Professor Psychiatrie. 

Pineles  Friedrich,  Privatdozent Innere  Medizin. 

Pupovac  Dominik,  Primarius,  Privatdozent    .    .    .  Chirurgie. 

Raimann  Emil,  Privatdozent Neuropafliologie. 


VERZEICHNIS  DER  MITARBEITER.  VII 

Redlich  Emil,  Professor Neuropathologie. 

Reuß  August  Ritt.  v.  sen.,  Professor         Ophthalmologie. 

Sachs  Moriz,  Privatdozent Ophthalmologie, 

Schauta  Friedrich,  Hof  rat,  Professor Gynäkologie. 

Schlesinger  Wilhelm,  Privatdozent Innere  Medizin. 

Schnabel  Isidor,  Hofrat,  Professor Ophthalmologie. 

Schnitzler  Julius,  Primarius,  Professor Chirurgie. 

Schüller  Artur,  Privatdozent Neuropathologie. 

SchüUer  Hugo Urologie. 

Schur  Heinrich,  Privatdozent Innere  Medizin. 

Singer  Gustav,  Primarius,  Privatdozent Innere  Medizin. 

Sonnenfeld  Emil ,    emer.  Hausarzt  der  Heilanstalt 

Alland Innere  Medizin. 

Spiegier  Eduard,  Professor Dermatologie. 

Stern  Hugo,  Spezialarzt  für  Sprachstörungen      .    .  Sprachstörungen. 

Sternberg  Julius,  Abteilungsvorstand Chirurgie. 

Sternberg  Maximilian,  k.  k.  Primararzt,  Professor  Innere  Medizin. 

Teleky  Ludwig Innere  Medizin. 

Ulimann  Karl,  Privatdozent Dermatologie. 

ünger  Ludwig,  Professor Pädiatrie. 

Urbantschitsch  Ernst Otiatrie. 

Weil  Moritz Rhinologie. 

Weinberger  Max.,  Assist,  d.  III.  int.  Univ.-Klinik  .  Innere  Medizin. 

Wink  1er  Ferdinand,  emer.  Assist,  der  allgem.  Poli- 
klinik     Inne/re  Medizin. 

Zeissl  Max,  Edl.  v.,  Professor Derinatologie. 

Zuckerkandl  Otto,  Primarius,  Professor     ....  Urologie. 

Zweig  Walter,  Spezialarzt  für  Magenkrankheiten   .  Inne/re  Medizin. 


I  n  t|  a  l, 


•'•/ 


Seite 

Vorwort III 

Verzeichnis  der  Mitarbeiter V 

1.  Medikaineotöse  und  chirurgische  Therapie 1 

II.  Die  internen  und   chirargischen  Komplikationen   der 

Schwangerschaft 341 

III.  HeiratsYerbot  yom  internen  geburtshilflichen  Stand- 
punkt      349 

IT.  Physikalische  Therapie: 

1.  Physikalische  Therapie  in  der  Augenheilkunde     .    .    .  351 

2.  Behandlung  der  Augenkrankheiten  mittelst  Elektrizität  354 

3.  Physikalische  Therapie  der  Hautkrankheiten    ....  356 

4.  Physikalische  Therapie  der  Muskel-  und  Sehnenerkran- 

kungen     361 

5.  Physikalische  Therapie  der  Gelenkerkrankungen  .    .    .  363 

6.  Physikalische  Therapie  der  Infektionskrankheiten    .    .  372 

7.  Hydrotherapie  der  Infektionskrankheiten  der  Kinder  .  378 

8.  Die  Behandlung  der  Sprachstörungen 379 

9.  Physikalische  Therapie   bei   Krankheiten    der  Zirkula- 

tionsorgane   387 

10.  Physikalische  Therapie   der  Erkrankungen   der  Respi- 

rationsorgane  398 

11.  Physikalische  Therapie  der  Nervenkrankheiten     .    .    .  413 

12.  Physikalische  Therapie    der  Erkrankungen    des    weib- 

lichen Genitale 425 

13.  Physikalisch-diätetische  Therapie  der  Stoöwechselkrank- 

heiten 439 

Alphabetisches  Verzeichnis  der  Krankheiten,  Knrorte  und 

Behandlungsarten     453 

Alphabetisches  Verzeichnis  der  Medikamente 479 


I.  Medikamentöse  und  cMrurgisclie  Therapie. 

A. 

Abortus.  1.  Drohender  Abortus.  (Blutungen, 
wehenartige  Schmerzen,  intermittierende  Kreuzschmerzen,  Ab- 
gang von  Fruchtwasser.)  Therapie:  Absolute  Bettruhe,  Eis- 
beutel oder  Dunstumschläge  je  nachdem,  welches  von  beiden 
die  Patientin  angenehmer  empfindet.  Suppositörien  mit  Codein. 
phosphor.  0,06  2mal  täglich.  Keine  Bäder,  keine  Scheiden- 
^ülnngen.  Darmentleerung  durch  Klysmen  (Kamillen-  oder 
ßeifenwasser  etc.,  kein  Glyzerin). 

Das  Verlassen  des  Bettes  ist  erst  erlaubt,  wenn  2 — 3  Tage 
alle  verdächtigen  Symptome  geschwunden  sind.  Auch  dann 
noch  große  Vorsicht  geboten.  Speziell  empfiehlt  es  sich,  später 
zur  Zeit  der  fälligen  Menstruationen,  resp.  schon  2 — 3  Tage 
vorher  (zur  Zeit  der  prämenstruellen  Kongestion)  in  den  ersten 
3 — 4  Monaten  Bettruhe  anzuordnen. 

Besteht  Lues,  so  ist  nach  dem  Zessieren  der  bedroh- 
lichen Erscheinungen  eine  Quecksilberkur,  eventuell  unter 
gleichzeitiger  Verabreichung  von  Jodkali  vorzunehmen. 

Ist  die  Blutung  eine  kontinuierliche,  ohne  daß  der 
Abortus  in  Gang  kommt,  so  kann  das  Ei  entweder  unver- 
sehrt weiterwachsen ,  oder  es  kann  absterben  und  degene- 
rieren (Mole).  Im  ersteren  Falle  kann  so  lange  zugewartet 
werden,  als  die  Anämie  keine  bedrohliche  ist.  Versuch  einer 
vorsichtigen  Tamponade  gestattet,  ist  manchmal  von  Erfolg 
begleitet.  Ist  die  Anämie  hochgradig,  oder  kanti  die  Diagnose 
auf  Fruchttod  oder  Mole    sichergestellt   werden,    so   ist    die 

Fellner,  Therapie  der  Wiener  Spezialftrzte.  1 


2  ABORTUS. 

Schwangerschaft  zu  unterbrechen.  Dasselbe  gilt,  wenn  Fieber 
auftritt. 

Artifizieller  Abortus.  In  den  ersten  10 — 12  Wochen 
wird  für  24  Stunden  ein  Laminariastift  eingeführt.  (Zunächst 
Erweiterung  der  Zervix  mit  Hegarschen  Stiften,  bis  der  Lami- 
nariastift passiert.  Desinfektion  des  Laminariastiftes  durch 
Auskochen.  Da  er  dadurch  quillt,  wird  er  hierauf  in  absoluten 
Alkohol  gelegt,  bis  er  geschrumpft  ist.)  Nach  24  Stunden 
Entfernung  des  Laminariastiftes*  Die  Zervix  ist  dann  leicht 
mit  Hegarschen  Stiften  zu  dilatieren,  bis  der  Finger  in  die 
Uterushöhle  eindringen  kann.  Lösung  des  Eies.  Entfernung 
desselben  mit  einer  Löffelzange.  Kleinere  Teile  und  Reste 
können  mit  einer  stumpfen  Curette  entfernt  werden.  Aus- 
spülung der  üterushöhle  mit  sterilem  Wasser  oder  2YoJger 
Lysoformlösung,  Tamponade  mit  Dermatolgaze,  welche  nach 
24  Stunden  entfernt  wird.  5 — 6tägige  Bettruhe.  Nur  in  sehr 
dringenden  Fällen  soll  von  der  Einführung  des  Laminaria- 
stiftes Abstand  genommen  und  sofort  nach  Dilatation  mit 
He  gar  ausgeräumt  werden.  Ist  nach  12  Wochen  der  Abortus 
einzuleiten,  so  ist  eine  Bougie  einzuführen.  Ist  dieselbe  wir- 
kungslos, Dilatation  mit  He  gar,  Einführung  eines  Barn  es- 
schen Kolpeurynters.  Darauf  Abwarten  der  spontanen  Aus- 
stoßung, nur  in  sehr  dringenden  Fällen  manuelle  Aus- 
räumung. 

2.  Abortus  im  Gange.  (Zervix  für  mehr  als  1  Fin- 
ger durchgängig,  oder  verkürzt,  bei  bestehender  Wehen- 
tätigkeit.) 

Bettruhe.  Bei  starker  Blutung  Tamponade ;  wenn  wirkungs- 
los, oder  bei  Fieber  Ausräumung  (s.  o.). 

3.  Abortus  incompletus.  Wird  die  Plazenta  länger 
als  8 — 10  Stunden  nach  Ausstoßung  der  Frucht  retiniert, 
so  soll  sie  digital  gelöst  und  mit  der  Löffelzange  entfernt 
werden.  Eventuell  schon  früher,  wenn  stärkere  Blutung  oder 
Fieber  besteht. 

Sind  Eireste  zurückgeblieben,  so  sind  dieselben  zu  ent- 
fernen. Dilatation  mit  Hegarstiften ,  digitale  Lösung  oder 
vorsichtige  Anwendung  stumpfer  Curetten.  Ausspülung  etc. 
wie  oben. 

Halban. 


ABSCESSÜS  FRIGIDÜS.  —  AKTINOMYKOSE.  3 

Abscessus  frigiduB.  Die  Therapie  iBt  bedingt 
darch  die  Lokalisation  des  den  Abszeß  verarsachenden  Herdes. 
Bei  zirkamskripter  Knochenerkrankang  (z.  B.  Caries  costae) 
ist  die  rationellste  Therapie  die  Exstirpation  der  ganzen 
Abszeßwandnng  nnd  die  Entfernung  des  Knochenherdes  im 
•Gesunden.  Vermeidet  man  hierbei  die  Eröffnung  des  Ab- 
szesseSy  so  kann  man  tadellose  prima  intentio  erzielen.  Ist  die 
Knochenerkrankung  derart,  daß  die  Entfernung  des  Knochen- 
herdes eine  sehr  eingreifende  Operation  wäre  oder  eine  dau- 
ernde Störung  der  Funktion  des  betreffenden  Teiles  herbei- 
führen würde,  so  empfiehlt  sich  der  Versuch  der  Punktion 
und  Entleerung  des  Abszesses  mit  einer  Injektion  von  10<^/o 
Jodoformglyzerinlösung  nach  Billroth,  welches  Verfahren 
mitunter  bis  zur  Heilung  öfters  wiederholt  werden  muß.  Bei 
von  Lymphdrüsen  ausgehenden  Abszessen  ist  die  sicherste 
Therapie  die  Exstirpation,  nur  wenn  dieselbe  nicht  ausführ- 
bar wäre,  ist  die  Inzision  und  Exkochleation  angezeigt.  Daß 
mit  der  Lokalbehandlung  eine  allgemeine  vereint  sein  muß, 
ist  selbstverständlich.  Gestatten  es  die  Verhältnisse,  so  ist  der 
Gebrauch  einer  Kur  in  Jodbädern  (Hall,  Darkau)  nach  der 
Operation  sehr  empfehlenswert.  8.  auch  Caries  der  Knochen. 

Papovac. 

Aktinomykose.  Die  Krankheit  heilt  in  den  leich- 
testen Fällen  von  selbst,  doch  werden  diese  zumeist  nicht 
erkannt,  da  man  erst  wegen  chronischen  Verlaufes  an  die 
Strahlenpilzerkrankung  denkt,  dann  erst  die  bezeichnenden 
Drüsen  mit  freiem  Auge  und  dem  Mikroskope  sucht.  Sind 
auch  viele  Medikamente  —  Jodkalium  intern  gegeben  oder 
in  das  Infiltrat  eingespritzt,  ist  am  verbreitetsten  —  in  Ge- 
brauch, so  erscheint  uns  immer,  wenn  die  Krankheit  lebens- 
wichtige Gebiete  (Schädelbasis,  Mediastinum,  retroperitonealer 
Raum)  bedroht,  die  Exkochleation  geboten.  Sie  muß  gründ- 
lich, also  in  Narkose  ausgeführt  werden.  Nachbehandlung, 
Spülung  und  feuchter  Verband  mit  Hj  Og.  Selten  gelingt  die 
Ausrottung  auf  einmal,  doch  wird  man  nach  der  2.  oder 
3.  Auskratzung  Herr  der  Krankheit.  Nur  die  A.  der  Lunge 
wird  selten  geheilt,  auch  die  A.  des  Darmes  (Blinddarmes) 
gibt  eine  zweifelhafte  Prognose,  die  A.  des  Halses  hingegen 
wird  nur  tödlich,  wenn  sie  sich  auf  die  Schädelbasis  oder 
ins  Mediastinum  verbreitet.  Ewald. 

1* 


4  ALKOHOLISMUS.  —  ALOPECIA  AßEATA. 

Alkoholismud.  Über  die  Therapie  eini^ei"  alkoho- 
lischer Geistesstörangen  vide  die  speziellen  Abschüitte  (Deli- 
rittm  tremens  etc.).  Gegen  die  dauefoden  körperlichen  u»d 
psychischen  Erscheinungen  des  Alkoholismus  gibt  es  nur  ein 
Mittel,  die  dauernde  Totalabstinenz,  und  zur  wirksamen 
Steuerung  der  Alkoholsucht  können  alle  die  alkoholgegneri-' 
sehen  Bestrebungen  und  Bewegungen  nicht  warm  genug  unter- 
stützt werden.  Speziell  für  den  „geheilten"  Trinker  gibt  es 
nur  eine  Rettang,  Anschluß  an  einen  der  Abstinenten- 
yerbände,  der  ihm  den  erforderlichen  moralischen  Rückhalt 
yerleiht.  (Freilich  muß  leider  zuge^an^en  werden,  daß  bei 
der  vielfach  ab  origine  degenerativen  Natur  der  Gewohnheits- 
sÄufer,  der  „Süchtigiön'*,  auch  bei  günstigem  Milieu  die  Hei- 
lungsversuche  oft  recht  unbefriedigende  Resultate  ergeben.) 
Trinkerasyle  sind,  wo  torhanden  und  sachgemäß  geleitet, 
selbstverständlich  sehr  zu  empfehlen.  Auch  die  Suggestiv- 
therapie kann  auf  gute  Erfolge  zurückblicken.  Medikamente 
zur  Heilung  der  Trunksucht  gibt  es  nicht.  (Es  erscheinen 
noch  immer  in  der  Tagespresse  Anpreisungen  solcher  Ge- 
heimmittel.) Pilcz. 

Alopecia  areata.  Behandlung  eventueller  Nerven- 
krankheiten. Lokalanwendung  von  irritierenden  und  anti- 
parasitären  Mitteln.  Ausziehen  der  lockeren,  den  Herd  be- 
gk*enzend6n  Haare  oder  Rasieren  der  Randzone^  Einreibung  mit 
Rp.  Hydrarg,  bichlor.  corros.  0,2 
Spir.  vini  Gallici  100,0. 
DS.  Zum  Einreiben. 
Abteibung  der  erkrankten  Stellen  mit  Borstenpinsel.  Massage. 
Pinselungen  töit  Chrysarobin  3,0,  Chloroform  30,0,  Tifnctura 
Jodi  oder  Tinct.  Rusei.  Anwendung  des  faradischen  Pinsels. 
Bei  tnehreifen  «erstreuten  Krankheit&kei*den  vollständige  Epi- 
lation des  behaarten  Kopfes  mtttelst  RöntgenstraMen.  Finsen- 
behandlung  —  therapeutisch  sehr  wirksam  — -  ist  lang- 
wierig und  kostspielig.  Beständiges  Tragen  einer  Perücke  ist 
abzuraten.  Vorsichtige  Sonnenbestrahlung  bis  zum  Auftreten 
eines  leichten  Erythems!  Lassarsehe  Haarkur  siehe  unten. 

A.  furfu^ftcea  sive  pityrodest  Waschungen  mit  Seife 
odet  Spirit.  sapOd.  kaiin.  Bei  starker  Seborrhöe  und  Schuppen- 
bilduBg  Einreiben   des  Haarbodens   nach  dem  Waschen  mit 


ALOPECIA  ABEATA.  —  AMADEOSE.  6 

Rp.   Sulßir.  praecip.  1,0 
üng.  simpl.  20,0. 
DS,  Abends  den  Haarboden  einreiben. 
Früh  Einpinfielung  des  Haarbodens  mit  einem  Alkoholikum  oder 
Ep.   Resorcin  1,0 

Spir.  vini  Gallici  150,0 
Tinct.  Chin.  simpl.  10,0 
Spir.  Lavandul., 
Spir.  Roamarini  aa.  15,0. 
DS.  Mittelst  Borstenpinsel  Haarboden  strichweise 
durchzupinseln 
oder   Lassarscbe  Haarknr  (auch  bei  A.  areata),   bestehend 
in  täglichen  Seifen  wasch  nngen,  darauf  Abspülang,  Abtrock- 
nung,  Einreibang  mit 

Ep.   Hydr.  bichlor.  corros.  0,5 
Aq.  destiil.  150,0 
Glycerin, 

Spir.  Coloniens.  aa.  50,0. 
DS.  Haarwaschwasser. 
Darauf  folgt  Frottieren  mit  2%  ß-Naphtholspiritas  und  Ein- 
Ölung  mit  Haaröl. 

A.  neuritiea  ist  das  Grundleiden  zu  behandeln. 
A.  senilis  und  A.  praematura  sind  therapeutisch  nur 
durch  Behandlung   des    eventuellen  Grundleidens    der  Kopf- 
haut (Seborrhöe)   und    durch  Reizmittel  (siehe  oben)  zu  be- 
einflussen. 

A.  syphilitica  heilt  unter  antiluetischer  AUgemein- 
behandlnng.  Fasal. 

Amaurose  =  Blindheit,  schwarzer  Star  der  früheren 
Ärzte,  keine  Spur  von  Lichtempfindung.  —  I.  Transitorisch. 
II.  Bleibend.  —  Ätiologie  von  I.  Hysterie,  Urämie,  zu- 
weilen auch  profuse  allgemeine  Blutungen,  speziell  Hämatemesis, 
Metrorrhagie.  II.  Sehnerven  -  Netzhautatrophie  durch  Tabes, 
Syphilis,  chronische  Intoxikation,  z.  B.  Alkohol,  Nikotin  etc., 
Glaukom,  sämtliche  Degenerativzustände  des  Bulbus,  wie 
Pbthjsis  bulbi,  Iridochprioiditis,  Netzbantablösung  etc. 

Prophylaxe:  entsprechend  der  Ätiologie;  —  empirisch 
bewährt  besondere  im  ersten  Teil  von  II  und  bei  Hfimat- 
enesis  sind  subkutane  Strychnininjektionen  an  den  Schläfen, 


6  AMAUROSE.  —  AMENORRHOE. 

mit  1  mg  anfangend  und  ansteigend  bis  zu  5  mg,  auch  inner- 
lich Strychnin  und  andere  derlei  Präparate,  auch  Nitras 
argenti. 

Rp.    Strychnini  nitrici  0,1  oder       Rp.   Strychnini  nitr.  0^20 

Aq.  deat.  10,00.  Extr,  etpulv.  Liq,  q.  8, 

MDS.  Zur  Injektion,  utf.pü.  Nr.  100. 

S.  Tägl.  1-2-3  Pillen  zu  nehmen, 
Rp.   Tinct.  nuc.  vom,  5,00.  oder      Rp.  Nitr,  arg.  0,50 

DS,  Tägl.  1—2  Tropfen  Extr,  rad,  Acori 

zu  nehmen.  q,  8.  ut,  f.  pil.  Nr.  100. 

S.  Tägl.  1  Pille  zu  nehmen, 
Therapie:   Bei  bereits  eingetretener  Amaurose  nulla, 
höchstens  solatii  causa  dieselbe  wie  als  Prophylaxis. 

S.  Klein  (Bäringer). 

AmenonrhÖB.  Prophylaxe:  Bei  Vorhandensein  starker 
dysmenorrhoischer  Beschwerden  zur  Zeit  des  Pubertätsein- 
trittes Untersuchung  durch  einen  Gynäkologen  behufs  Kon- 
statierung etwaiger  Gynatresien  oder  anderer  Anomalien, 
Ovarialtumoren. 

Vorbauung  gegen  Chlorose  resp.  Bekämpfung  derselben 
im  Beginn.  Keine  beengende  Kleidung,  Sorge  für  regelmäßigen 
Stuhl;  nicht  zu  lange  sitzen,  event.  Unterbrechung  des  Schul- 
besuches. Regelmäßige  Spaziergänge  in  guter  Luft.  Vermeidung 
psychischer  Erregungen. 

Verhütung  von  Mißbrauch  mit  Alkohol,  Morphin  — 
Entziehungskuren  — .  Verhütung  von  Erkältungen,  besonders 
zur  Menstruationszeit  —  keine  nassen  Füße,  schützende  Bein- 
kleider bei  kalter  W^itterung,  kein  zu  kaltes  Wasser  zu 
Waschungen  und  Ausspritzungen  der  Geschlechtsorgane  — . 
Vermeidung  plötzlicher  klimatischer  oder  sozialer  Veränderungen 
in  den  Entwicklungsjahren. 

Fettleibigkeit  junger  Mädchen  zu  bekämpfen. 

Laktation:  Schwächliche,  stark  herabgekommene  Frauen 
dürfen  nicht  stillen;  bei  Eintritt  von  Laktationskachexie 
oder  puerperaler  Erkrankungen  muß  das  Kind  sofort  abge- 
setzt werden. 

Genaue  Hygiene  während  der  Geburt  und  des  Puer- 
periums. 

Sorgfältige  Überwachung  der  Rekonvaleszenz  nach  akuten 
Infektionskrankheiten,    wie    Typhus,    Scharlach,    Nephritis, 


AMENORRHOE.  7 

Tuberkulose.  Aehtong  bei  Diabetes  melit.  und  insipid.,  Myx- 
ödem, M.  Basedowii  und  Addisonii,  Chorea  minor,  progressiver 
Paralyse. 

Therapie:  Bei  Gynatresia  hym.  oder  vagin.  breite 
Inzision,  langsame  (!)  Entleerung  des  Hämatokolpos  und  der 
Hämatometra.  Wenn  auch  Hämatosalpinx,  dann  Laparotomie. 

Bei  Ovarialtumoren  Operation. 

Die  Therapie  der  durch  schwere  Organveränderungen 
im  Gefolge  von  puerperalen  Erkrankungen  entstandenen 
Amenorrhoe  ist  meist  erfolglos  und  tritt  auch  zurück  hinter 
der  Behandlung  dieser  Erkrankungen  selbst. 

Bei  Einwirkung  psychischer  Insulte,  bei  nervös  erkrankten 
oder  belasteten  Individuen  (eingebildete  Schwangerschaft) 
Ausschaltung  der  ätiologischen  Momente,  psychische  Therapie, 
event.  Internierung  in  Heilanstalten. 

Mittel,  welche  eine  Fluxion  zu  dem  Genitale  erzeugen 
sollen :  Protrahierte  Fuß-  und  Sitzbäder  mit  Salzen  und  Laugen. 
Heiße  Vaginalduschen  von  40® — 50^0,  langsam  steigend. 
Lokale  Blutentziehungen  aus  der  Portio,  Skarifikationen,  Blut- 
egel an  die  Portio.  Vorsicht  wegen  Hineinkriechens  dieser  in 
die  Zervix.  —  Sondierungen  des  Uterus. 

Massage  nach  Thure-Brandt  mit  Gymnastik  und  Kreuz- 
beinklopfung. 

Emenagoga:  Acid.  salicyl.  oder  Natrii  salicyl.  (2  bis 
4^tägl.).  Kalium  hypermang.  in  Pillen  (0,06 — 0,1,  4mal 
tägl.  9).  Aloe  in  Pillen  oder  Pill,  aloetae  ferratae  (1  bis 
6  pro  die).  Apiol  in  Gelatinkapseln  (ä  0,002 — 0,0025,  mehrm. 
9  tägl.).  Tumenol,  3mal  tägl.  1  Kaffeel.  durch  8  Tage  (kräf- 
tiges Korrigens  beizumischen). 

Gegen  Chlorose:  Außer  den  eingangs  erwähnten  hygieni- 
schen Maßnahmen  event.  Liegekuren,  Eisen  in  verschiedenen 
Formen :  Pill.  Blaudii,  Ferr.  carb.  und  Perr.  oxydat.  sacchar., 
Ferratin,  Ferratin  mit  Arsen  (Solutio  Fowleri,  guttam  unam 
pro  Pastille),  steigend  jeden  3.  Tag  um  eine  Pastille  bis  zu 
6 — 9  Pastillen  und  ebenso  fallend,  oder  Arsoferrin,  ebenso 
zu  nehmen.  Lecithin-Perdynamin ,  2mal  je  1  Kaffee-  bis 
Eßlöffel  tägl.  vor  der  Mahlzeit. 

Trink-  und  Badekuren  in  Franzensbad,  Levico,  Guber- 
quelle,  Elster,  Schwalbach,  Pyrmont,  St.  Moritz;  Landaufenthalt 
in  waldreichen  Gegenden.  Keine  Seebäder! 


8  AMENORRHOE.  —  AMENTIA. 

Organotherapie:  Ovarialtabletten  (Richter,  B.  Wel- 
come). Bei  Mißbrauch  von  Alkohol  oder  Morphin:  Ent- 
ziehungskuren in  dazu  geeigneten  Anstalten.  Peters. 

Amentia  (akute  halluzinatorische  Verworren- 
heit). 

Entsprechend  der  toxisch-infektiösen  Ätiologie  möglichste 
„Entgiftung"  des  Organismus  und  Verhütung  neuerlicher 
oder  andauernder  Intoxikationen. 

Milchdiät,  eventuell  unter  Heranziehung  irgend  eijjyes 
Nährpräparates  (Tropon,  Hygiama,  Plasmon)  und  Eisen-Arsen. 
Im  Anfange  der  Erkrankung  hohe  Kalomeldosen  (bis  0*3 
pro  dosi);  während  der  ganzen  Dauer  der  Psychose  energische 
Bekämpfung  jeglicher  Obstipation;  häufige  Verabfolgung 
von  Darmantiseptika.  (Intern  Jodoform  und  Dermatol 
in  Pillen  oder  Pulver  bis  zu  1,0  pro  die,  die  Saiizyl- 
präparate,  Menthol  [in  Gelatinekapseln  mi t  Ol .  amygdalar ., 
dreimal  0,1  Menthol]).  Bei  hartnäckiger  Nahrungsverweigerung 
subkutane  Kochsalzinfusionen  (zweimal  täglich  je  500 cw^ 
sterilisierte  und  auf  Blnttemperatur  erwärmte  physiologische 
(6 — 70/^0)  Kochsalzlösung  iji  die  Bauch-  oder  Rückenhaut). 
Meist  läßt  sich  die  Sitophobie  (Nahrungsverweigerung)  durch 
entsprechende  laxative  Therapie,  durch  Milchregime  ujcul 
Kochsalzinfusionen  rasch  bekämpfen.  In  hartnäckigen  Fällen 
(bei  absoluter  Absti^enz  soll  man  nicht  länger  als  höchstens 
3  Tage  zuwarten)  muß  man  zur  künstlichen  Ernährung 
mittelst  der  Sonden fütterung  schreiten.  (Länger  dauernde 
Nahrungsverweigerung  begegnet  man  viel  häufiger  bei  anderen 
psychotischen  Zustandsbildern,  z.  B.  katatonem  Stupor  etc., 
als  gerade  bei  Amentiakranken.) 

Die  Sondenfütterung  wird  jetzt  allgemein  nur  per  nares 
vorgenommen.  Ein  biegsamer  Kautschukschlauch  wird,  nach- 
dem er  eingeölt  ist,  durch  das  Nasenloch  eingeführt  und 
langsam  vorgeschoben.  Der  Schlauch  gleitet  längs  der  hinteren 
Rachen  wand  bis  zum  Isthmus  faucium,  woselbst  der  Reiz  des 
Fremdkörpers  einen  Schlingreflex  auslöst  und  den  Schlauch 
in  die  Speiseröhre  weiterbefördert.  Meist  gestaltet  sich  die 
Prozedur  ungemein  einfach.  Den  Kopf  des  Kranken  fixiert 
der  Arzt  selbst  mit  einem  Arme.  Zu  achten  ist  auf  zweierlei. 
Manche   Patienten    erlangen    eine    gewisse  Virtuosität  darin. 


AMENTIA..  9 

mit  der  Zunge  den  Schlauch  abzufangen,  der  sich  dann  in 
der  >fundhöhle  zu  einem  Knäuel  zusammenballt  und  auf  ein- 
mal zwischen  den  Zahnreihen  zum  Vorschein  kommt.  In  diesem 
Falle  heißt  es  eben  Geduld  haben.  Bei  sehr  langsamem  Vor- 
gehen, wenn  man  darauf  achtet,  daß  das  Ende  des  ßchlaueheis 
anfangs  eben  nur  bis  zur  Höhe  des  Pharynxeinganges  reicht, 
wird  notwendig  ein  Schlingakt  reflektorisch  ausgelöst.  Ein 
anderes  ernsteres  Vorkommnis  ist,  wenn  der  Schlauch  in  die 
Trachea  gelangt.  Man  merkt  dies  sofort  an  den  krampfhaftea 
Hustenstößen  sowie  an  der  veränderten  Klangfarbe  der  Stimme 
bei  schreienden  Kranken.  Um  ja  sicher  zu  gehen,  mag  man 
vor  dem  Eingießen  der  Nährflüssigkeit  durch  de«  Schlauch 
Luft  einblasen  lassen  bei  gleichzeitiger  Auskultation  deg 
Magens  oder  vorher  den  Schlauch  durch  etwa  eine  halbe 
Minute  komprimieren.  Das  Herausziehen  des  Schlauches  soll 
mit  mäßiger  Schnelligkeit  geschehen,  wobei  dieser  auch  fest 
komprimiert  werden  muß,  damit  im  Schlauch  noch  befind- 
liche Flüssigkeitsreste  nicht  dem  Kranken  in  die  Luftwege 
geraten. 

Die  einzuflößende  Flüssigkeit  sei  lauwarm.  Die  Fütterung 
wird  zweckmäßig  zweimal  täglich  vorgenommen,  wobei  der 
Kranke  für  gewöhnlich  jedesmal  etwa  1 1  Milch,  3  Eier,  und  (bei 
längerem  Bestehen  der  Sitophobie)  10 — 14  dkg  feinst  ge- 
schabten Fleisches,  ein  wenig  Kochsalz  und  nach  Bedarf  auch 
eines  der  gebräuchlichsten  Nährpräparate  (Plasmon  etc.)  er- 
hält. Doch  darf  man  die  eben  angegebene  Flüssigkeitsmenge 
nicht  sofort  geben ,  wenn  man  nach  mehrtägiger  Abstinenz 
sich  endlich  zur  erstmaligen  Fütterung  entschließen  muß.  Der 
ausgehungerte  Magen  würde  darauf  nur  mit  Erbrechen  rea- 
gieren. Anfangs  darf  nur  ein  wenig  (Vs — V4  0  Milch  ge- 
reicht werden  (gelegentlich  wird  zuerst  nur  Wasser  vertragen), 
und  nur  allmählich  gehe  man  bis  zur  früher  angegebenen 
täglichen  Normalportion  hinauf. 

Wenn  während  der  Sondenfütterong  Erbrechen  sich  ein- 
stellt, muß  der  Schlauch  sofort  entfernt  und  der  Patient  in 
Seitenlage  gebracht  werden.  Es  sei  hier  auf  zwei  Momente 
hingewiesen,  die  eine  Quelle  des  lästigen  und  nicht  unbedenk^ 
liehen  Erbrechens  bilden  können.  Einmal  kommt  es  vor,  daß 
ein  ungeübter  Wärter,  im  Bestreben,  4en  Patienten  reeU; 
fest  zu  halten,  sich  auf  dessen  Körper  legt  und  so  das  Ab^ 


10  AMENTIA.  —  ANAEMIA  PERNICIOSA. 

dornen    des  Kranken  drückt;    einen    anderen  Grund  wieder- 
holten Erbrechens  kann  auch  eine  volle  Blase  bilden. 

Einer  kausalen  Therapie  kann  auch  sorgfältigste  Mund- 
pflege gerecht  werden.  Zuweilen  bildet  eine  eiternde  Zahn- 
fistel eine  Quelle  fortgesetzter  Infektion  des  Magendarmtraktes; 
alse  exakteste  Zahnpflege,  Extraktion  kariöser  Zähne  etc. 
Zur  Bekämpfung  der  Schlaflosigkeit  und  psycho- 
motorischen Erregung  dienen  die  sub  Manie  erwähnten 
medikamentösen  und  physikalischen  Maßnahmen. 

Bei  Schwächezuständen  Exzitantien^  eventuell  Alkohol. 

Pilcz. 
Anaemia  cerebri.    Über  die   akute  Gehirnanämie 
durch  Blutverlust  vgl.  unter  Anaemia  acuta.  Vgl.  ferner  unter 
Synkope. 

Himanämie  als  Begleiterscheinung  chronischer  Anämie 
vgl.  dort. 

Therapie:  Horizontale  Lage  mit  erhöhten  Beinen, 
Exzitantien ,  Wärme-,  Sauerstoff-  und  Nahrungszufuhr  sind 
die  Hauptbehelfe.  Später  Eisen.  E.  Hitschmann. 

Anaemia  perniciosa.  GenaueätiologischeDiagnosen- 
stellung.  Bei  Vorhandensein  von  Helminthen  (Ankylostomen, 
Bothriokephalus)  Abtreibungskur.  Wenn  Ursache  nicht  eruier- 
bar ist,  Arsen. 

Ep.    Sol.  ars.  Fowleri 
10—40  Tropfen  pro  die  tägl,  um  1  Tropfen  steigend.  14  Tage 
bei  40  Tropfen  bleiben,  dann  langsam  faUen, 
oder  besser  intramuskuläre  Atoxylinjektion : 
Rp.  Atoxyl  2,0 
Äq.  dest.  10,0. 
S.   Von  1  Teilstrich  bis  zu  einer  ganzen  Spritze  jeden 
zweiten  Tag  langsam  steigend  und  fallend. 
Sorge  für  ausreichende  Ernährung,  Versuch  mit  lakto- 
vegetabilischer  Diät.  Nach  jeder  Nahrungsaufnahme  Salzsäure. 
Rp.  Äddi  hydrochl.  dil. 
S.  25  Tropfen  in  einem  Weinglas  Wasser  nach  dem  Essen. 
oder  Aeidoltabletten. 

S.  2  Tabletten  in  einem  Weinglas  Wasser, 
event.  auch  Anwendung  der  Nährpräparate  Somatose,  Sana- 
togen etc.  Schur. 


ANGEB.  LUXATION  D.  HÜFTGELENKES.  —  ANGIOM.        H 

Angeborene   Luzation    des   Hüftgelenkes. 

Anatomische  Heilung:  nur  auf  operativem  Wege  durch  Repo- 
sition des  Kopfes  in  die  Pfanne  möglich. 

a)  Unblutige  Reposition.  Mögliehst  frühe  Vor- 
nahme,  sobald  die  Kinder  gehen,  rein  gehalten  werden 
können  und  entsprechend  kräftig  sind.  Obere  Altersgrenze 
im  allgemeinen  bei  einseitiger  Luxation  das  10.,  bei  doppel- 
seitiger das  5. — 6.  Jahr.  Bei  älteren  Kindern  läßt  sich  durch 
die  Operation  manchmal  noch  ganz  gutes  funktionelles  Resultat 
erreichen;  in  diesen  Fällen  meist  präparatorische  Extensions- 
behandlung  notwendig.  Nach  erfolgter  Reposition  Fixation 
des  Beines  in  Gipsverband  durch  3 — 8  Monate.  Nachbe- 
handlung mittelst  Massage  und  Gymnastik. 

b)  Blutige  Reposition  nur  indiziert,  wenn  unblutige 
Reposition  unmöglich;  entweder  Hoff a-Lorenzsche  Operation 
(Eröffnung  des  Gelenkes,  Ausgrabung  einer  neuen  Pfanne) 
oder  Arthrotomie  (Eröffnung  des  Gelenkes,  Beseitigung  der 
Repositionshindernisse  in  der  geschrumpften  Kapsel,  unblutige 
Reposition  des  Kopfes).  Altersgrenze  bei  einseitiger  Luxation 
das  10. — 12.,  bei  doppelseitiger  das  7. — S.Lebensjahr. 

Bei  älteren  Fällen  einseitiger  Luxation  zur  Korrektur 
der  Verkürzung  und  Beseitigung  der  Adduktion  schräge  Osteo- 
tomie, bei  doppelseitiger  Luxation  Pseudoarthrosenopera- 
tion  (Hoffa). 

Bei  inoperablen  Fällen  Besserung  der  Funktion  durch 
Massage  und  Gymnastik,  Tragen  eines  Korsetts  oder  Becken- 
gürtels mit  Trochanterstütze  möglich;  eventuell  Schienen- 
hülsen apparat.  H  a  a  d  e  k. 

Angiom.  a)  Hämangiom.  Therapie:  Ausschließlich 
operativ.  Indikationen  meist  sozialer  (kosmetischer)  Natur, 
selten  kausal  (A.  racemosum,  in  der  Mundschleimhaut,  am 
Orificium  urethrae  bei  Frauen,  bei  exzessivem  Vi^achstum); 
Operationstechnik  vom  Sitz  der  Geschwulst,  Erreichbarkeit 
der  ernährenden  Gefäße,  Geschlecht  der  Patienten  abhängig; 
Stichelungen  mit  dem  Galvano-  oder  Thermokauter,  mit  rauchen- 
der Salpetersäure ;  Ligatur  der  zuführenden  Gefäße ;  Exstirpation 
mit  Plastik.    Injektionen  von  Alkohol,  Karbolsäure  unsicher. 

b)  Lymphangiom.  Therapie:  An  der  Zunge  (Makro- 
glossie) zumeist  aussichtslos  wegen  Fortschreiten  des  Prozesses. 


12  ANGIOM.  —  APHTHEN. 

Am  Skj'iMaim  Heftpfl^sterkonpremon  oder  Bnspeosomn  ans 
Gummigewebe  probieren.  An  den  Extremitäten  wenigstens 
tagsüber  mäßig  komprimierende  Einwicklung  mit  gewebten 
Gummibinden  (6 — 8  cm  breit  mit  20 — 30  Gummifäden,  weich, 
ohne  Renversöe  anzulegen)  bei  gleichzeitiger  sorgfältiger  Haut- 
pflege zu  versuchen.  Operativ  n^r  einzuschreiten,  wenn 
schwerere  Veränderungen  der  Haut  und  der  Beweglichkeit 
eingetreten.  Erfolg  des  SUngriffs  (Unterbindung  und  Exstirpa- 
tion  der  größten  zu-  und  abführenden  Lymphgefäße  an  den 
Grenzen  der  befallenen  Gebiete)  unsicher.       j.  Sternberg. 

AnkylontOinft  dmodenale.  Zur  Verhütung  von 
Endemien  bei  Erdarbeiten,  Kanal-  und  Tunnelanlagen,  auf 
Ziegelfeldern,  in  Bergwerken  ist  Zuzug  verdächtiger  Arbeiter 
fernzuhalten,  resp.  deren  Fäzes  von  sachverständiger  Seite 
auf  Eier  zu  untersuchen.  Desinfizierbare  Abortanlagen.  V^- 
bot  der  Defäkation  außerhalb  derselben.  Reinlichkeit  der 
Hände  etc.  bei  den  Mahlzeiten.  Abtötung  der  Larven  und 
Eier  an  Zimmerung  und  Wänden,  Boden  etc.  des  Bergwerks 
durch  Kalkmilch. 

Therapie:  Nach  Jlntleerung  des  Darmes  am  Tag 
vorher,  morgens  10,0 — 15,0  Extr.  filic.  mar.  aether.  re<e. 
parat,  in  Gelatinekapseln  ä  1 — 2  ^,  am  besten  in  2  Por- 
tionen mit  einer  Zwischenzeit  von  2  Stunden.  Ein  bis 
zwei  Stunden  nach  der  2.  Portion  Kalomel  0,2  oder  ein 
anderes  Purgans  (kein  Rizinusöl!).  Die  Kur  ist  nur  zu  Hause 
oder  im  Spital,  nicht  ambulatorisch  durchführbar.  Nach  zir^a 
6  Wochen  kann  sie  bei  neuerlichem  Auftreten  von  Eiern 
wiederholt  werden.  Als  Zwischen-  oder  Nachkur  Thymol  2,0 
bis  10,0  pro  die  in  4  Dosen  in  Oblaten  durch  J/lngere  Zeit,  in 
Kombination  mit  Rizinusöl. 

Behandlung  der  chronischen  Anämie  mit  Eisen,  frischer 
Luft,  Fernbleiben  aus  der  Grube.  E.  Hitschmann. 

Aphthen»  Behebung  der  etwa  vorhandenen  Dyspepsie. 
Betupfen  der  Stellen  mit 

Ep.  Arg,  nitr., 

Äq.  deatill.   aa.  5. 
Vorher  Trockentupfen  der  betreffenden  Stelle,  um  Zerfließen 
des  Schorfes  zu  veriiindern.  Spiegier. 


APOPLEXIE.  —  APPENDIZITIS.  13 

Apojilezie.  Prophylaktiseh:  Yermeidang  aUer  Mo- 
mente, die  die  ßpanliung  im  Gefäßsystem  erhöhen.  Regelung  der 
Dannentleerungen,  eventuell  milde  Laxantien,  s.  auch  Arterio- 
sklerose. 

Behandlung  des  Anfalles:  Absolute  Ruhe,  Hoehlagerung 
(Kühlkappe,  Eisblase  auf  den  Kopf),  warme  Einhüllung  des 
Körpers.  Entleerung  der  Blase,  eventuell  auch  des  Darmes. 
Beobachtung  der  Respiration  und  des  Schluckaktes! 

Bei  Hochspannung  ausgiebiger  Aderlaß  oder  Blutegel 
(3 — 5,  auf  der  der  Lähmung  entgegengesetzten  Seite  hinter 
dem  Ohre). 

Bei  lange  anhaltender  Bewußtlosigkeit  nötigenfalls  Flüssig- 
keitszufuhr (physiol.  Salzlösung),  auch  Ernährung  peif  rectum. 

Pal. 

Appendizitis.  Die  chirurgische  Therapie  der  A. 
ist  in  ihrer  Indikationsstellung  abhängig  nicht  nur  von  der 
speziellen  Art  der  Erkrankung  im  einzelnen  Fall,  sondern 
auch  von  dem  Krankheitsstadium,  in  welchem  der  Chirurg 
den  an  A.  Erkrankten  in  Behandlung  nimmt.  Zunächst  unter- 
scheiden wir  die  Operation  der  A.  während  des  Anfalles 
von  der  Operation  zwischen  den  einzelnen  Anfällen, 
resp.  nach  einem  abgelaufenen  Anfall  (Oper,  k  froid,  Intervall- 
operation). Während  des  Anfalles  ist  die  Operation  unbe- 
dingt anzuraten  innerhalb  der  ersten  48  Stunden  vom  Beginne 
des  Aofalles  an,  da  die  Erfahrung  gezeigt  hat,  daß  die  Ex- 
stirpation  des  Wurmfortsatzes  in  diesem  Stadium  autsgezeich- 
nete  Resultate  gibt,  u.  zw.  selbst  dann ,  wenn  zur  Zeit  der 
Operation  schon  relativ  scWere  Veränderungen  bestehen.  Die 
Unmöglichkeit,  auf  Grund  klinischer  Untersuchungen  im  Ein- 
zelfall das  Vorhandensein  solch  schwerer  Veränderungen  aus- 
schließen zu  können,  ist  ein  Grund  mehr,  kinerhalb  der  enrten 
2  Tage  bei  einem  ausgesprochenen  Anfalle  von  A.  die 
sog.  Frühoperation  auszuführen.  DieDiagnos^e  in  di^em 
Stadium  erfordert  oft  einen  erfalirenen  Chirurgen.  Wird  der 
Chirurg  erst  später  zu  einer  akuten  A.  zugezogen^  so  hat 
er  sich  verschieden  zu  herhalten,  je  nächdBm  die  Er- 
scheinungen noch  ztmehmende  oder  abklingende  sind  -~^  dabei 
ist  nicht  das  VerMt^  der  Temperatur,  sond^ifn  vor  allem 
d^r  Zustand  des  Dar«[ie»  resp.  seine  Funk1ä<m  nnd  der  klinisdie 
G^samteindruek  mafßg^ebend  — ^  je  nachdem  eti  eine  zirkum- 


14  APPENDIZITIS. 

skripte  Resistenz  vorhanden  ist  oder  nicht.  Zunehmende  Er- 
scheinungen, Fehlen  eines  —  event.  vom  Rektum  aus  —  pal- 
pablen  Tumors  lassen  die  Operation  indiziert  erscheinen, 
während  anderenfalls  gewartet  werden  kann.  Aber  dieses 
Warten  setzt  eine  kontinuierliche  Beobachtung  durch  den 
Chirurgen  voraus,  um  bei  Änderung  des  ßymptomenkomplexes 
eventuell  sofort  eingreifen  zu  können.  Ist  man  durch  un- 
günstige Symptome:  Meteorismus,  Erbrechen,  steigende 
Pulsfrequenz  im  vorgerückten  Stadium  der  A.  zur  Operation 
gezwungen,  so  muß  in  der  Art  der  Operation  wieder  indi- 
vidualisierend vorgegangen  werden.  Kommt  man  auf  ein  gut 
abgegrenztes,  wohl  stets  Eiter  enthaltendes  Exsudat,  so  ent- 
leert und  drainiert  man  es;  der  Appendix  soll,  wenn  er  nicht 
sehr  leicht  zugänglich  ist,  nicht  um  jeden  Preis,  d.  h.  unter 
Lösung  von  Verklebungen  und  Herumsuchen  in  der  Bauchhöhle 
entfernt  werden.  Seine  Exstirpation  bleibt  in  solchen  Fällen 
einem  zweiten  Operationsakt  —  mindestens  2  Monate  später 
—  vorbehalten.  Je  weiter  vom  Beginne  der  Erkrankung  man 
während  des  akuten  Stadiums  der  A.  operiert,  um  so  weniger 
ratsam  wird  in  der  Regel  die  gleichzeitige  Exstirpation  des 
Wurmfortsatzes,  und  wenn  man  nach  Ablauf  der  ersten  Woche 
beim  Vorhandensein  eines  größeren,  gut  abgegrenzten 
Abszesses  zu  dessen  Eröffnung  die  sofortige  Entfernung  des 
Appendix  hinzufügt,  so  erscheint  dies  als  eine  unerlaubte  Er- 
höhung der  Gefahr.  Die  recht  seltenen  Fälle  multipler  Abszesse 
erfordern  komplizierte  Eingriffe,  die  hier  nicht  besprochen  wer- 
den können.  Unbedingt  indiziert  ist  die  Exstirpation  des 
Appendix  in  jedemFalle,  indem  die  Anamnese  eine  abge- 
laufene Appendizitis  außer  Zweifel  erscheinen  läßt. 
Die  Rezidiven  sind  so  häufig,  in  ihrem  Charakter  so  unbe- 
rechenbar, die  Operation  der  A.  k  froid  verhältnismäßig 
so  gefahrlos,  daß  an  der  Berechtigung  dieser  Indikation 
nicht  zu  zweifeln  ist.  Auch  wenn  keine  Beschwerden  zurück- 
geblieben sind  und  der  objektive  Befund  ein  negativer  ist, 
der  Umstand,  daß  eine  sichere  A.  vorhanden  war,  läßt  die 
Operation  geboten  erscheinen.  Sind  schon  wiederholt  Anfälle 
von  A.  abgelaufen,  so  ist  die  Indikation  zur  Operation 
eine  noch  offenkundigere.  Ist  ein  wirklicher  Anfall  nie  vor- 
handen gewesen,  hat  der  BLranke  jedoch  Beschwerden ,  welche 
sich  auf  eine  chronische  (lalente,  larvierte)  A.  beziehen  lassen,  so 


APPENDIZITIS.  —  ARTERIOSKLEROSE.  15 

ist  die  Indikation  zur  Appendektomie  eine  relative.  Bedenkt 
man  jedoch,  daß  die  4urch  chronische  A.  bedingten  Beschwerden 
interner  Therapie  meist  unzugänglich  sind,  daß  die  Exstir- 
pation  des  Wurmfortsatzes  gleichzeitig  die  Möglichkeit  einer 
etwaigen  gefährlichen  Attacke  aus  der  Welt  schafft,  so 
kann  an  der  Zweckmäßigkeit  der  Operation  auch  bei  der 
chronischen  A.  nicht  gezweifelt  werden. 

Kurz  resümiert  stelle  ich  auf  Grund  meiner  persönlichen,  ca. 
1500  Operationen  wegen  A.  umfassenden  Erfahrungen  folgende 
Indikationen  auf:  Unbedingt  operiere  man  während  des 
Anfalles  innerhalb  der  ersten  48  Stunden,  ferner  nach  jedem 
—  auch  nur  einem  einzigen  —  anamnestisch  sichergestellten 
Anfall,  man  empfehle  die  Operation  bei  der  rein  chronischen 
(anfallsfreien)  Fonn  der  A.,  man  individualisiere  aber  streng 
in  der  Indikationsstellung  und  in  der  Operations- 
technik, wenn  man  den  Anfall  erst  in  vorgeschrittenerem 
Stadium  in  Behandlung  bekommt.  Allerdings  verlangt  dieses 
Individualisieren  sehr  große  persönliche  Erfahrung. 

Schnitzler. 

Arteriosklerose.  Prophylaktisch:  Vermeidung 
psychischer  und  physischer  Abnutzung,  ferner  von  Infektionen 
und  Intoxikationen  (Nikotin,  Alkohol,  metallische  Gifte). 

In  Fällen  ausgesprochener  Erkrankung  Schonung  bei 
möglichst  gleichmäßiger  Lebensführung.  Vorwiegend  lakto- 
vegetabilische  Kost,  namentlich  wenn  Drucksteigerung  nach- 
weisbar. Die  Darmtätigkeit  ist  tunlichst  auf  diätetischem  Wege, 
eventuell  durch  milde  Abführmittel  in  Ordnung  zu  halten.  Die 
Flüssigkeitsaufnahme  ist  zu  regulieren,  bei  Ödemen  einzu- 
schränken. Bewegung  auf  ebenem  (nicht  gepflastertem)  Boden ! 

Medikation:  Jod. 

Rp.   Kalii  jodat., 

Natrii  jodat.  aa.  2,5 

Aq.  deat.  200,0. 
S.  2—3mal   täglich  1  Eßlöffel  in  Milch  oder  Wasser.  Danehen 
2mal  täglich  1  Kaffeelöffel  Natr.  hydrocarb.  in  V,  Olas  Wasser. 

Ferner  Sajodin  (3mal  täglich  2  Pastillen  zu  0,5),  Jedipin  10% 
(V2~2  Kaffeelöffel  pro  die,  event.  Jedipin  25^0?  intramus- 
kulär 20,0)  oder  Jothion  äußerlich. 

Bei  Luetischen  Jod  lange  Zeit  ununterbrochen! 


16  ARTERIOSKLEROSE.  —  ASCITES. 

Gegen  anhaltende  Dracksteigernng  Rahekur,  Yersach 
mit  Milchregime.  Bei  paroxysmalen  Drocksteigeningen  Nitrite, 
doch  ist  fortgesetzte  Anwendung  nicht  zu  empfehlen.  (Natr. 
nitros.  0,5—1,0:  150,0,  3—4  stttndl.  1  Eßlöffel  u.  dgL,  8. 
Stenokardie.) 

Versuch  mit  den  sog.  physiologischen  Salzen  (auch 
Regenerol;  Antisklerosin  u.  dgl.)  zu  empfehlen. 

Gegen  schmerzhafte  Gefäßerscheinungen  Diuretin  oder 
Theophyllin,  natrio-aceticum  (s.  Stenokardie).  Kleine  Dosen 
von  Tct.  strophanti  (3 — 5  Tropfen  nach  M.Buch). 

Bei  Schlaflosigkeit  abends  laue  Teilwaschungen ,  event. 
Bfomnatrium  (2,0),  Veronal  (0,3—0,75).  Ortswechsel.  Auf- 
enthalt über  1000  m  nicht  zu  empfehlen.  pal. 

Ascaris  lumbricoides.  Prophylaxe:  Vernichtung 
Abgegangener  Würmer  und  eierhaltiger  Fäzes  von  Mensch,  Rind 
und  Schwein  mittelst  Verbrennung. 

Therapie:  Die  Krankheit  ist  durch  mikroskopischen 
Nachweis  der  Eier  in  den  Entleerungen  leicht  sicherzustellen, 
die  Heilung  durch  das  Verschwinden  der  Eier.  —  Da«  beste 
Mittel  Santonin  in  Verbindung  mit  Purgantien ;  nie  nüchtern 
zu  verabreichen. 

Rp.  Troehisci  Santonini  0,025.  oder    Rp,  Santonini  0,02—0,05 
D.  tat,  dos.  Nr.  10,  Catomel,  0,03—0,05 

S,  3—6  durch  Sacch.  0,5. 

mehrere  Tage.  Mfp,  D,  tat,  dos.  Nr.  VI. 

Für  Kinder  1  im  2.  Jahre,  S.  FrUk  und  abends 

2  im  3.-4,  Jahre,  3  später  1  Pulver, 

durch  mehrere  Tage. 

oder  Rp.  Santonini  0,1—0,2 

Ol.  Rieini  60,0. 

MD8.  Durch  mehrere  Tagt  3mal  täglich  1  Eßlöffel. 

Kinder:  Sant,  0,3,  Ol  Rieini  25,0. 

8,  1  Kinder-  bis  Eßlöffel  morgens, 

E.  Hiisöhttiaiiii. 

JLtditei.  Dieses  Symptom  erfährt  verschiedene  Be- 
batkdlung,  je  nachdem  es  a)s  Teilerscheinun^  allgemeiner 
Wassersucht  kardialen  oder  nephritisebeii  Ürsprangs,  als 
Folge  einer  Stauufig  im  Leber^  oder  Pfortaderkreislattf ,~  als 


ASCITES.  —  ASPHYXIE.  17 

Folge  eines  Karzinoms  in  abdomine  oder  einer  tuberkulösen 
Peritonitis  erkannt  ist.  (Vgl.  die  bezüglichen  Stellen.)  Zur 
Stellung  der  Diagnose  wie  zur  Therapie  dient  die  Punetio 
abdominis;  zar  Herstellung  eines  KoUateralkreislaufes  bei 
Ausfall  der  Pfortaderzirknlation  Talmas  Operation. 

E.  Hitschmann. 

Asphyzie.  AlIgemeineMaßregel  n.  Wegen  drohender 
Lebensgefanr  darf  die  Zeit  nicht  mit  leichten  Reizmitteln  ver- 
geudet werden.  Sofortige  Einleitung  der  künstlichen  Atmung 
nach  Sylvester,  die  durch  längere  Zeit  (mehrere  Stunden) 
fortzusetzen  ist;  sehr  zu  empfehlen  ist  die  gleichzeitige  Zu- 
führung von  Sauerstoff.  Lösung  aller  beengenden  Kleidungs- 
stücke (Kragen,  Gürtel,  Mieder  etc.).  Herzmassage  (rhythmisches 
Beklopfen  der  Herzgegend  mit  der  flachen  Hand),  subkutane 
Injektionen  von  Oleum  camphoratum  1:10,  Hautreize  (Frottieren 
mit  Bürsten,  Reiben  und  Beklatschen  mit  feuchten  Tüchern, 
kalte  Bespritzungen).  Intern:  Analeptika  (Kaffee,  Tee, 
Alkohol,  Bals.  vitae  Hoffmanni),  jedoch  nur  dann,  wenn  das 
Bewußtsein  wiedergekehrt,  sonst  Gefahr  wegen  Aspiration  in 
die  Lungen. 

Besondere  Maßregeln.  1.  A.  durch  Ertrinken  und 
Verschüttung.  Nase,  Mund  und  Rachen  sind  von  einge- 
drungenem Sand  und  Schlamm  zu  reinigen. 

2.  A.  durch  Erhängen  und  Erwürgen.  Der  Körper 
muß  beim  Abschneiden  gestützt  werden,  um  ihn  vor  Ver- 
letzungen durch  Fall  za  bewahren. 

3.  A.  durch  stecken  gebliebene  Fremdkörper. 
a)  Im  Schlund  und  Ösophagus.  Extraktion  durch  couragiertes 
Eindringen  mit  dem  Zeige-  und  Mittelfinger  der  rechten  Hand, 
wobei  gleichzeitig  der  Zungengrund  •  heruntergedrückt  wird, 
oder  bei  tiefer  steckenden  Fremdkörpern  Extraktion  mit  der 
gebogenen  Schlundzange;  im  Ösophagus  stecken  gebliebene 
Münzen  können  mit  dem  Münzenfänger  extrahiert  werden; 
Nahrungsmittel  können  mit  der  Ösophagussonde  in  den  Magen 
gestoßen  werden,  h)  Im  Larynx  und  in  den  Bronchien,  Ex- 
traktion durch  Tracheotomie. 

4.  A.  der  Neugeborenen.  Mund  und  Rachen  sind  mit 
dem  gekrümmten,  umwickelten  Zeigefinger  vorsichtig  von 
Mekonium  zu  reinigen.  Aspiration  von  eingedrungenem  Frucht- 
wasser mit  dem  elastischen  oder  Ballonkatheter.    Künstliche 

F  e  1 1  n  e  r,  Therapie  der  Wiener  Spezialftrzte.  2 


18  ASPHYXIE.  —  ASTHMA. 

Respiration  mittelst  der  Schulz  sehen   Schwingangen ,  Haut- 
reize wie  oben. 

5.  A.  durch  Einatmen  irrespirabler  Gase.  (Siehe 
Vergiftungen.)  Oharas. 

Asfhma.  Differentialdiagnose:  Zwischen  bron- 
chialem, kardialem,  urämischem,  diabetischem,  hysterischem, 
basedowischem  durch  Untersuchung  von  Sputum,  Uhn,  pneumo- 
graphische Untersuchung. 

Bei  kardialem  A.  im  Anfall:  Aderlaß  (150— 200cm» 
Blut)  oder  eine  Anzahl  blutige  Bchröpfköpfe,  heiße  Bürsten- 
bäder, Morphium  (subkutan).  Nachher  Digitalis  zur  Vermeidung 
von  Rezidiven: 

Rp.  Fidv.  folldigital  1,5 
Coff.  natr.  benz.  3,0 
Pulv,  r.  Rheiy 
Extr,  Gentian,  aa. 
qu.  s.f,  pil.  XXX.. 
S.  Die  ersten  5  Tage  3mal  zwei  FÜlen,  die  folgenden  10  Tage  2mal 
zwei  Pillen,  eventuell  die  folgenden  10  Tage  2mal  eine  Pille, 
Beim  b  r  o  n  c  h  i  al  asthmatischen  Anfall  Morphium  subkutan, 
respektive  Inhalation   des  Tu  ck  er  scheu   Geheimmittels    (im 
Beginn    des    Anfalles!    Mittelst    Nasenansatarohr    einige 
tiefe  Inspirationen   des  durch  rasches  kräftiges  Drücken  auf 
den  Oummiballon   zerstäubten  Mittels    durch    die  Nase,    auf 
jeder  Nasenhälfte  3 — 5  Atemzüge).  Selbes  besteht  aus: 
Bp.  Cocain,  nitros,  1,0 
Atropin  nitros,  0,6 
Glyzerin  32,0 
Aqua  Quantum  satis  ad  100. 
Diese  Inhalationen  müssen  bei  den  allerersten  Anzeichen 
begonnen  werden,  eventuell  nach  einer  halben  bis  einer  Stunde 
Wiederholung.  (Bei  auftretendem  Trockenheitsgefühl  im  Halse 
sistieren!)   Wenn  zu  spät  begonnen   wirkungslos.    Im  Anfall 
zur  Bekämpfung  der  Atemnot  Förderung  der  in  erster  Linie 
erschwerten  Exspiration  durch  Unterstützung   mittelst  Appa- 
rate. Hierfür  eignet  sich  ganz  besonders  der 'Atmungsapparat 
„Exspirator"  (s.  unten),  welcher  die  Ausatmung   (gegen- 
über allen  früher  verwendeten  Atmungsstühlen)  nicht  durch 
Zusammendrücken  des   knöchernen  Thorax,   sondern    durch 


ASTHMA.  —  BAKTERIÜRIE*  19 

Hochdrängen  des  exspiratorisch  schlaffen  Zwerchfelles,  daher 
viel  wirksamer,  automatisch  besorgt  und  den  Patienten  über 
Einsetzen  und  Dauer  der  In-  und  Exspirationsphase  durch 
Glockenzeichen  belehrt. 

Zwischen  den  Anfällen  Behandlung  der  Bronchitis  (In- 
halationen mit  Menthol,  Mineralwässer)  und  zur  Vermeidung 
des  im  Anfall  sich  geltendmachenden  Vol.  pulmon.  auct.  Atem- 
übungen mit  Betonung  der  Exspiration  durch  Übungen 
am  Exspirator  (siehe  „Physikalische  Behandlung  der  Atmungs- 
organe"). Hofbauer. 

Atelectasia  palmonillli.  Prophylaxe:  Bei  allen 
länger  dauernden  fieberhaften  Krankheiten  öfteres  Aufsetzen, 
Bäder  mit  kühlen  Nackenübergießungen. 

Therapie:  Bäder,  Atemgymnastik.  Wohl  nur  ausnahms- 
weise Brechmittel.  Lufteinblasungen  sind  nicht  zu  empfehlen. 

V.  Czyhiarz. 

B. 

Bakteriurie.  Prophylaxe:  Einschleppung  von  B.  coli 
in  die  Harnröhre  und  die  Blase  durch  Instrumente  kann 
durch  strenge  Asepsis,  vom  Darm  her  (bei  Kindern  mit  Darm- 
katarrhen) durch  sorgfältige  Reinhaltung  bei  und  nach  der 
Stuhlentleerung  vermieden  werden.  Es  überwiegen  aber  ätiolo- 
gisch jene  Bakteriurief ormen ,  bei  denen  B.  coli  vom  Darm 
oder  vom  weiblichen  Genitale  per  contiguitatem  gegen  die 
Blase  überwandert,  oder  durch  die  Blutbahn  den  Nieren  oder 
der  Blase  zugeführt  wird. 

Therapie:  Leichte,  frische  (passagere)  B.  aus  exogener 
Ursache  (Instrumente,  Verunreinigung  vom  Damme,  Vulva) 
heilen  oft  auf  interne  Theraphie :  Trinken  reichlichen  Wassers 
oder  Mineralwassers,  Salol,  Natr.  benz.,  ürotropin,  Hel- 
mitol,  Hetralin,  eventuell  Spülungen  mit  Arg.  nitr. -Lö- 
sungen (Vi— iVoo),  Kreolin,  Lysoform,  Salizyl  (Vio— ViVo)- 

Gegen  die  schweren  chronischen  Formen  nebst  in- 
ternem Gebrauch  von  ürotropin  3mal  täglich  »/a  9  ^ 
Mineralwasser  oder  den  anderen  erwähnten  internen  Harn- 
antisepticis :  systematische  Lokalbehandlung  der  Blase  mittelst 
Waschungen  der  entleerten  Blase  mit  Sublimat  (1 :  10.000), 

2* 


20  BAKTERIURIE.  —  BINDEHAÜTVEELETZÜNGEN. 

besser  Hydrarg.  oxycyanat.  1:5000  bis  1:3000  oder  Ein- 
tropfnngen  von  1 — 4  cm'  eiaer  Snblimatlösang  1 :  5000  (binnen 
2—4  Wochen  allmählich  auf  1 :4000— 1 : 2000  steigend),  oder 
Hydrarg.  oxycyanat.,  1:2000—1:1000.  Für  Kinder: 
Sublimat  1:8000—1:6000;  Hydrarg.  oxycyanat.  1:4000 
bis  1:2000,  1cm»  zur  Eintropfung.  F.Kornfeld. 

Balanitis.  Prophylaxe:  Tägliches  Reponieren  der 
Vorhaut  und  Seifenwaschung.  Bei  Neigung  zu  stärkerer  Desqua- 
mation Einfetten  mit  üng.  acid.  boric.  Einlagen  von  hydro- 
philer Gaze.  Bei  angeborener  Phimose  Ausspülung  des  Prä- 
putialsackes  mit  iVoigör  Lysollösung.  Operative  Behebung. 
Therapie:  2 — 3mal  täglich  ein  Gliedbad  bei  retra- 
hiertem  Präputium  in 

Rp.  Lysol  10,0 
Aq.  deat,  100. 
Ä  Ein  Kaffeelöffel  auf  ein  Glas  Wasser, 
oder  in  l<*/oigen  Lösungen  von  Acid.  carbolic. ,  Lysoform, 
Baktoform,  Plumb.  acet.  bas.  solut.  etc.  Nach  dem  Bade  Auf- 
streuungen von  Dermatol,  Xeroform,  Isoform  etc.  und  Einlage 
von  entsprechend  imprägnierten  Gazestreifchen.  Bei  B.  erosiva 
circinata  und  tiefer  reichenden  balanitischen  Geschwüren  nach 
dem  Bade  Tuschieren  der  Läsionen  mit  ö^/oiger  Solut.  Cupr. 
sulfuric.  oder  Acid.  carbolic.  conc.  pur.  (Spir.  vin.  sol.)  und 
Gazeeinlage.  In  hartnäckigen  Fällen  feuchte  Einlagen,  die 
3 — 4mal  des  Tages  gewechselt  werden.  Als  solche  dienen 
mit  Burow  getränkte  Xeroformgaze  oder  mit  essigsaurer  Ton- 
erde durchfeuchtete  hydrophile  Gaze.  Bei  geringer  Sekretion 
und  stärkerer  Desquamation  Salben einlagen  von  Vaselin,  Zink- 
oder Borsalbe.  Bei  luetischer  Grundlage  10%ige  Präzipitatsalbe 
oder  Kalomelstreupulver. 

Bp.    Calomelan, 

Alum.  plumos.  aa.  20,0, 
S.  Streupulver, 
Bei   den   symptomatischen  Formen  hat  das  ätiologische 
Moment  berücksichtigt  zu  werden.  (Diabetes,  Lues,  ülc.  ven. 
Medikamente  wie  Antipyrin,  Antifebrin,  Chinin  etc.) 

Nobl. 

BindehautverletEUngen.  a)  Fremdkörper.  Nach 
Umstülpen  der  Lider  konstatiert  man  das  Vorhandensein  eine» 


BINDEHAUTVEBLETZÜNGEN.  21 

solchen,  eventuell  mit  Lnpe  nnd  fokaler  Belenehtang  nnd 
entfernt  ihn  mit  nasser  Watte  oder  einem  Davielschen  Löffel. 
Findet  man  ihn  nieht  auf  der  Tarsalfiftche,  untersucht  man 
genan  den  oberen  Fomix  (doppelte  Umstttlpnng),  die  Gon- 
jnnctiva  bnlbi  nnd  die  Kornea.  Ist  man  sicher,  daß  kein 
fremder  Körper  mehr  vorhanden  ist,  wasche  man  den  ganzen 
Bindehantsack  mit  einer  lanen  Flüssigkeit  dorch  Irrigation 
ans  nnd  träufle  Kokain  ein.  Ähnliche  Beschwerden  wie  Fremd- 
körper können  gegen  den  Bulbus  gerichtete  Zilien  (Trichiasis, 
in  den  Tränenpunkten  stecken  gebliebene  Zilien)  sowie  Kon- 
kretionen in  den  Meibom  sehen  Drüsen  verursachen.  Fremde 
Körper  in  der  Conj.  bulbi  lassen  sich  oft  nur  durch  Exzision 
des  betreffenden  Stückchens  der  Bindehaut  entfernen.  Fremd- 
körper in  der  Kornea  werden  mit  der  Fremdkörpernadel 
entfernt.  Fluoresceltnfärbung  kann  darüber  Aufschluß  geben, 
ob  nicht  Epithelverluste  nach  einem  Corpus  alienum  vor- 
handen sind.  Es  ist  nicht  zu  vergessen,  daß  auch  Bindehaut- 
katarrhe das  Fremdkörpergefühl  vortäuschen. 

h)  Wunden  in  der  Conj.  bulbi  können,  wenn  sie  groß 
sind,  genäht  werden;  die  meisten  heilen  anstandslos  ohne 
Naht,  eventuell  unter  Verband.  Reinhaltung  mit  Sublimat-  oder 
Borlösung.  Zur  Diagnose,  wenn  nötig,  Flnoresceltn. 

c)  Verätzungen  and  Verbrennungen.  Möglichst 
rasche  Entfernung  der  schädigenden  Substanz,  auf  trockenem 
Wege,  durch  Wasser,  bei  Kalk  mit  öl  oder  Milch;  namentlich 
bei  letzterem  sorgfältige  Entfernung  aller  Reste  auf  jede 
mögliche  Weise.  Kalte  Umschläge,  zur  Milderung  der  Schmerzen 
Kokain ,  zu  möglichster  Verhütung  von  Verwachsungen  Ein- 
träufelungen von  Ol  oder  Einbringung  von  Salben  (Rp.  Airol. 
oderAcid.  bor.  0^50,  Fetron.  puriss.  Liebreich  5,0,  Aristol- 
öl,  Bayer  &  Komp.,  Elberfeld).  Zur  Orientierung  über  den 
Umfang  der  Verätzung  Fluoresceln. 

Bp.  Fluoresce'in  0,2 
Natr.  carbon.  0,9 
Äq.dest.  10. 

Einträufeln  und  nachher  mit  Wasser  gut  nachzu waschen. 
Epithelverluste  an  der  Kornea  färben  sich  im  allgemeinen 
grün,  an  der  Konjunktiva  gelb.  y.  Renß. 


22        BLASENSTEINE.  -~  BLENNOREHOEA  CONJ.  ACUTA. 

Blasensteine.  Prophylaxe  bei  Neigung  znr  Steinbil- 
düng  sowie  nach  Operationen  zur  Verhütung  der  Wieder- 
bildnng.  Bei  üraturie  kohlenhydratarme  Kost,  reiehliche  Znfnhr 
von  Vegetabilien  und  diuretischen  Getränken  von  neutralisie- 
render Wirkung.  Natron-lithion haltige  Säuerlinge,  innerlich 
Alkalien,  Natrium  phosphoricum,  Lithion  carb.,  Magn.  boro- 
citrica  etc. 

B;p.  Natr.  hicarh.,  oder  Rp.  Magn.  horodtr.  60 jO 

„      phoaph.  aa.  45,0  Sacch.  100 fi 

Lithii  earb.  10,0.  Ol.  citri  1,0. 

Messerspitzenweise  zu  nehmen.       Messerspitzenweise  zu  nehmen. 

Bei  Neigung  zur  Bildung  phosphatischer  Konkretionen 
innerlich  Säuren :  Borsäure,  Benzoesäure,  namentlich  ürotropin 
(1,5  pro  die).  Bei  Cystinurie  Regelung  der  Verdauung.  Ist 
die  Blase  insuffizient,  besteht  daneben  ein  katarrhalischer 
Prozeß,  so  soll  die  Behandlung  in  erster  Linie  die  Cystitis 
beeinflussen  und  durch  systematische  Evakuation  jede  Harn- 
stagnation hintanhalten. 

Ist  ein  Konkrement  nachgewiesen,  so  ist  die  Beseitigung 
desselben  angezeigt.  Kleine  Steine  können  aus  sufflzienten 
Blasen  spontan  ausgestoßen  werden,  bei  muskulärer  Schwäche 
oder  bei  vorhandenem  prostatischen  Hindernisse  bedarf  es 
der  instrumenteilen  Beseitigung.  Am  einfachsten  durch  Aus- 
spülung der  Blase  mittelst  großkalibrigem  Metallkatheter. 
Größere  Steine  bedürfen  der  operativen  Beseitigung  ent- 
weder per  vias  naturales  nach  vorgängiger  instrumenteller 
Zermalmung  (Lithotripsie,  Litholapaxie)  oder  mit  Hilfe  eines 
operativ  geschaffenen  Zuganges  znr  Blase  (Steinschnitt).  Die 
Lithotripsie  ist  die  Operation  der  Wahl ;  sie  hat  zur  Bedingung, 
daß  die  Harnröhre  wegsam,  der  Stein  frei  beweglich  sei.  So 
wird  der  Schnitt  nur  bei  den  ganz  großen  Steinen,  bei 
Divertitel  oder  angewachsenen  Steinen,  bei  Steinen  um 
Fremdkörper,  endlich  wo  die  Harnröhre  durch  unkorrigierbare 
Verengung  oder  schwere  Entzündung  nicht  wegsam  ist,  ange- 
zeigt sein.  Bei  Kombination  von  Stein  und  Geschwülsten  ist 
ebenfalls  die  blutige  Operation  am  Platze,    o.  Zuckerkandl. 

Blennorrhoea  OOnj.  acuta,  a)  Adultorum.  Eis- 
umschläge, kontinuierliche  Reinigung  des  Bindehautsackes 
mit  Lösung  von  Kai.  hypermanganic.  oder  Sublimat  (1 :  5000) ; 


BLENN.  CONJ.  AC.  —  BLENN.  D.  TRÄNENSACKES.    23 

sobald  EitersekretioD  eingetreten  ist,  zwei'  (bis  vier-)  mal  täg- 
liches energisches  Toschieren  mit  Sol.  Argent.  nitr.  (2%); 
eventuell  Schlitznng  der  äußeren  Kommissur  behufs  Entspan« 
nung.  Vermeidung  jedes  Ätzmittels  bei  kruppöser  Auflagerung 
oder  diphtheritischer  Einlagerung.  Hermetischer  Okklusiv- 
verband  des  nicht  erkrankten  Auges.  Anzuraten  ist  Aufnahme 
der  Kranken  in  eine  Anstalt. 

h)  Neonatorum.  Täglich  einmaliges  Tuschieren  mit 
20/0  Lapislösung,  doch  so,  daß  die  ganze  Fläche  der  Lidbinde- 
haut bestrichen  wird,  also  allenfalls  eines  Lides  nach  dem 
andern;  außerdem  täglich  2 maliges  Einträufeln  von  10 — 20 Vo 
ProtargoUösung. 

Rp.  Protargol  1 
Aq.  dest.  5, 
F,  sol,  frigida  et  recent.  parat. 
Allwöchentlich  zu  erneuern. 

V2 — Istttndliches  Ausspülen  der  Augen  mit  dunkelrosen- 
roter Lösung  von  Kai.  hypermangan.,  je  nach  der  Reichlichkeit 
der  Sekretion.  Auf  die  Ansteckungsgefahr  nachdrücklich 
aufmerksam  zu  machen. 

Bei  besonders  hartnäckiger  Eitersekretion  ist  täglich 
2maliges  Tuschieren  mit  der  Lapislösung  oder  Anwendung 
des  Lapis  mitigatus  (Kali  nitr.  2,  Arg.  nitr.  1)  zu  empfehlen; 
dabei  ist  mit  CiNa-Lösung  nachzuspülen. 

Der  Nachweis  von  Gonokokken  kann  prognostisch  von 
Wichtigkeit  sein,  im  allgemeinen  hat  der  bakterielle  Befund 
bisher  keinen  Einfluß  auf  das  ärztiiche  Ebmdeln. 

Blenn.  conj.  chron.  s.  Trachom.  y.  Renß. 

Blennonhöe  dM  TräneiuiaokM.  Beseitigung  der 
Behinderung  des  Abflusses  des  Tränensaekinhaltes  in  die  Nase, 
zunächst  durch  spezialistische  Behandlung  eventuell  vorhan- 
dener Schleimhaut-  oder  Knochenaffektionen  in  der  Nase  und 
Allgemeinbehaadlung,  falls  Lues,  Tuberkulose  oder  Skrofulöse 
vorliegt.  Femer  Erweiterung  der  meist  vorhandenen  Stenosen 
im  Tränennasenkanal  durch  regelmäßige  Sondierung  mittelst 
Bowm  an  scher  Sonden  von  zunehmendem  Kaliber,  wozu  spezia- 
listische Kennüiisse  und  Übung  notwendig  sind,  weil  hier  sehr 
leicht  falsche  Wege  gebahnt  werden  können;  mitunter  ist 
vorher  die  Schlitzung  des  unteren  Tränenröhrchens  mit  dem 


24   BLENN.  D.  TRÄNENSACKES.  —  BLEPHAEADENITIS. 

Web  er  sehen  Sichelmesser  nach  Kokaineinspritznng  durch 
den  Tränenponkt  erforderlich.  Die  Sondierung  des  Tränen- 
nasenkanales  kann  von  geübter  Hand  nach  Kokain-Adre- 
nalineingpritzang  durch  den  Tränenpunkt  fast  schmerzlos  aus- 
geführt werden  und  soll  solange  gemacht  werden,  bis  Bowm  an- 
Sonde V  oder  VI  den  Kanal  passiert,  was  oft  viele  Wochen 
dauert.  Jeder  Sondierung  soll  Durchspttlung  des  Tränensackes 
mittelst  der  An  eischen  Spritze  mit  VaVoo  Sublimat,  l^/^o 
bis  3^00  Hydrarg.  oxycyanat.,  1/4 Vo  Argent.  nitricum,  3<>/o  Bor- 
säurelösung nachfolgen.  Der  Patient  soll  mehrmals  im  Tage 
den  Tränensack  durch  Druck  mit  dem  Finger  entleeren.  Die 
Sondenbehandlung  muß  meist  nach  einiger  Zeit  wiederholt  wer- 
den. Bei  kleinen  Kindern  ist  die  Sondierung  kaum  durchführbar, 
und  man  muß  sich  auf  fleißiges  Ausdrücken  beschränken.  Be- 
steht Atonie  und  starke  Ektasie  des  Tränensackes  oder 
Obliteration  des  Tränennasenkanales,  oder  ist  dem  Patienten  aus 
äußeren  Gründen  eine  genügend  lange  systematische  Sonden- 
knr  nicht  möglich,  so  muß  die  Exstirpation  des  Tränensackes 
(es  genügt  meist  Kokain- Adrenalinanästhesie)  von  spezialistischer 
Hand  gemacht  werden,  womit,'  um  das  zurückbleibende  Tränen- 
träufeln zu  beseitigen,  gleich  die  Exstirpation  der  akzessorischen 
Tränendrüse  verbunden  werden  kann.  r.  Hitschmann. 

Blepharadenitis.  Ätiologie  irgend  ein  Allge- 
meinleiden, z.  B.  Skrofulöse  oder  irgend  eine  andere  der- 
artige Ernährungsstörung;  sehr  selten  rein  lokales  Leiden, 
durch  äußere  mechanisch-chemische  Einwirkungen  (Straßen- 
kehrer) oder  auch  Exantheme  der  Gesichtshaut,  wie  Acne 
vulgaris  et  rosacea,    Eczema  faciei   und   andere  Dermatosen. 

Prophylaxe:  Behandlung  der  Skrofulöse  und  der 
Bonstigen  Allgemeinstörung,  ebenso  Behandlung  des  Haut- 
leidens. 

Lokale  Therapie:  Entfernung  der  ELrusten  vermittelst 
aseptischen  Federkiels  oder  vermittelst  in  Sublimat  getauchter 
Baumwolle  durch  kräftiges  Reiben  ohne  Rücksicht  auf  Blutung, 
Abtrocknung  der  feuchten  und  blutenden  Stellen  bis  zum 
Stillstand  der  Blutung,  Betupfung  etwaiger  ülzerationen  mit 
dem  Lapisstifte  oder  Bestreichung  des  Lidrandes  mit  3- bis 
^Voiff^r  Lapislösung.  Beim  Fehlen  von  Geschwüren  oder 
nach  Ausheilung  solcher:  Waschen  des  Lidrandes  mit  Sublimat 


— H 


BLEPHARADENITIS.  —  BLEPHAROSPASMUS.  25 

1  :  5000,  hernach  gelbe  oder  weiße  Präzipitatsalbe,  yerbunden 
mit  Massage  des  Lidrandes.  In  sehr  hartnäckigen  torpiden 
Fl^llen  Teerpinselung.  Bei  tylotischer  Verdickung  feuchte  WÄrme 
2mal  täglich  in  Form  von  Kataplasmen  nnd  Heftpflaster 
über  Nacht. 

Bp.  Hydrarg,  hichhr,  corr,  0,02    oder      (Für  die  bessere  Fr<ixis.) 
Äq,  dest  100,00,  Bp.  Hydrarg,  biMor.  corr.  0,02 

DS,  Augenwaschwasser.  Äq.  dest,  100,0 

Bp.  Hydrarg.  amm<mi\Morati  0,1  Coeaini  muriat.  0,3 

Vaselini  älhi  purissimi  8,00.  Aq.  laurocer.  5,00. 

m.  f.  ungt.  aphth.  MDS.  Augenwctsehwasser. 

DS,  Augenlidsalbe  (weiße  Salbe),  Rp.  Hydrarg.  oxyd,  flavi  0,1 

Bp.  Pic.  liquid.  5,00.  Vaselini  flavi, 

S.  Zur  Pinselung,  Meinen  Lanölini  aa.  5,00 

Pinsel  dazu.  m.  f.  ungt.  ophth. 

Bp.  Emplastr.  diachyl.  comp.,  S.  Augenlidsalbe 

„       saponati  aa.  5,00  (gelbe  Salbe). 

Tende  supra  linteum.  Bp.  Farin.  semin.  Uni  20,00. 

S.  Augenlidpflaster.  S.  Zu    Umschlägen    nach    Be- 

reitung eines  Breies  vermittelst 
kochenden  Wassers    und  Aus- 
breitung des  Breies    auf  Gaze. 
S.  Klein  (Bäringer). 

BlepharOSpaBmus*  l.  idiopathisch.  2.  Symptomatisch. 
—  Ätiologie:  Adl.  Hysterie  oder  andere  Neurosen.  Ad  2. 
Verschiedene  Entzündungen  des  Auges,  am  häufigsten  skro- 
fulöse Augenentzündungen  (Keratitis  oder  Conjonctiyitis 
phlyctaenulosa). 

Prophylaxe:  Ad  1.  Antinenralgika,  Nervina,  Tonika, 
Hydrotherapie,  Elektrisierung  etc.  Ad  2.  Antiskrophulosa  (Leber- 
tran, Haller  Wasser  etc.);  Aufenthalt  in  Bad  Hall. 
Therapie  ad  1. 

Rp.  Natr.  bromati  1^00 
Dentur  tales  doses  10. 
S,  Täglich  1  Pulver  in  ^/,  Glas  Zuckerwasser  gelöst, 
langsam  auszutrinken. 
In  seltenen  Fällen:  Neurotomia  nervi  supraorbitalis. 
Ad  2.    Energische    Kokainisierung;    zuweilen    durch 
Adrenalin    zu  unterstützen,    Waschen    der    Augen    1 — 3mal 
täglich  mit  Sublimat.  Behandlung  der  etwaigen  Keratitis  oder 


26         BLEPHAEOSPASMUS.  —  BLUTUNGEN. 

sonstigen  Entzündung;  Schutz  gegen  Lichteinfall  durch  dunkle 
BrUlen,  Augenschirm,  eventuell  durch  leichten,  1 — 2mal  täglich 
zu  wechselnden  Verband. 

Rp.   Cocaini  muriat.  0,25 
Aq.  dest.  5,00, 
MDS.  Tägl,  2—3—4mal  je    2—3  Tropfen  in   den  Binde- 
hautsack   unter    Schutz    des    Tränenpunktes    einzuträufeln. 
Tropf  glas  dazu. 
(NB.  Am  besten  durch  den  Arzt,  nur  im  Notfalle  durch  Patienten 
selbst  oder  dessen  Angehörige.) 

ßp.   Solutio  adrenalini  oder     ßp.   Tonogeni  Richter  1 :  lOOO 

anglicani  1 :  2000  lagenam  originalem, 

lagenam  originalem,  S,  Täglich  X — 2maljelbi8 

S.  Tägl.  l—2mal  je    einen  2  Tropfen  zu  instülieren, 

Tropfen  zu  instilUeren,  Uiß.  Hydr arg,  bichlor,corr.  0^02 

Im  Winter:  Aq.  dest.  100,00 

Rp.    Ol,  jecor,  aselli  20,00.  Cocaini  muriat.  0,3 

S,  Tägl.'lEßl,  voll  zunehmen.  Aq.  laurocer,  5,00, 

Kühl  aufzubewahren.  MDS.  Augenwctschwasser, 

Im  Frühling  und  Herbst: 
Rp.    Ol.  jecor.  aselli 

Mixt,  gummös.  100,00 
8.  Tägl,  2Eßl,  voll  zu  nehmen.    Kühl  aufzubewahren. 

S.  Klein  (Bäringer). 
Blutungen  während  der  Schwangerschaft,  Ge- 
burt und  im  Wochenbette.  In  der  1.  Hälfte  der  Schwanger- 
schaft meist  verursacht  durch  drohenden  Abortus. 

Differentialdiagnostische  Ausschließung  von  Extrauterin- 
gravidität. Solange  Aussicht  vorhanden,  den  Abortus  aufzu- 
halten, absolute  Bettruhe,  eventuell  Opiate;  unter  keinen 
Umständen  ein  Sekale-  oder  Ergotinpräparat.  Kein  Eis, 
keine  warmen  Umschläge  (thermischer  Reiz,  Wehen  auslösend). 
(Behandlung  des  Abortus  siehe  das  betreffende  Kapitel.)  Bei 
begründetem  Verdacht  auf  Blasenmole  (rasches  Wachstum, 
übernormale  Ausdehnung  und  Spannung  des  Uterus,  Schmerzen, 
Blutungen,  Nachweis  von  Bläschen)  Einleitung  der  Geburt 
darch  Zervixtamponade.  Bei  heftiger  B.  Dilatation  der  Zervix 
mit  He  gar  sehen  Stiften  etwa  bis  Nr.  19,  digitale  Aus- 
räumung (Vorsicht!  Perforationsgefahr  der  verdünnten  Uterus- 
wand),   nachher  keine  Ausspülung  (Gefahr   der  Emboliel). 


BLUTUNGEN.  27 

Gleiche  Therapie  erfordern  Hämatommole  und 
missed  abortion,  sofern  B.  aaftreten. 

In  der  2.  Hälfte  der  Schwangerschaft  sind  die  B.  meist 
bedingt  dnrch  abnormen  Sitz  der  Plazenta  oder  vor- 
zeitige Lösung  derselben. 

Ad  1.  Zunächst  exspektativ,  Bettruhe.  Sind  Zeichen  bereits 
vorausgegangener  oder  bestehender  Wehentätigkeit  vorhanden, 
Beendigung  der  Geburt  behufs  Blutstillung.  Bei  geschlossenem 
Zervikalkanal  Erweiterung  mittelst  He  gar  scher  Stifte,  Ein- 
führung eines  Hystreurynters  innerhalb  der  Eihöhle  nach 
künstlichem  Blasensprung.  Bei  genügender  Erweiterung  Wen- 
dung nach  Braxton-Hicks  ohne  angeschlossene  Extraktion. 
(Gefahr  von  Weichteil  Verletzungen,  neue  Blatungsquelle.  Er- 
haltung des  kindlichen  Lebens  in  2.  Linie  stehend.)  Bei 
Praevia  partialis  Eröffnung  der  Eihöhle  durch  die  Eihäute 
am  Rande  der  Plazenta,  bei  centralis  eventuell  Perforation 
der  Plazenta  selbst  nötig.  Bei  tiefem  Lateralsitz  und  Längs- 
lage gentigt  oft  der  künstliche  Blasensprung  allein. 

Ad  2.  Bei  vorzeitiger  Plazentalösung  (Zeichen 
innerer  B.,  vermehrte  Spannung,  Fruchttod)  möglichst  rasche 
Entbindung;  bei  noch  .  nicht  vorbereiteten  Gebnrtswegen 
mittelst  vaginalem  Kaiserschnitt,  bei  vorhandener  Erweiterung 
Hystrenryse,  Wendung,  Extraktion.  Verhütung  von  Atonie 
in  der  Nachgeburtsperiode  (s.  u.). 

In  seltenen  Fällen  liegt  die  Ursache  der  B.  während  der 
Schwangerschaft  in  malignem  Tumor.  Bei  Karzinom  der 
Vagina,  Portio  oder  Zervix  Radikaloperation  per  vaginam 
in  den  ersten  Monaten,  in  späteren  Stadien  per  laparotomiam. 
In  den  letzten  Wochen  Abwarten  zur  Rettung  des  kindlichen 
Lebens,  dann  vaginaler  Kaiserschnitt. 

Bei  Ghorioepitheliom  (Vaginalmetastasen)  möglichst 
radikale  Operation,  abdominelle  Totalexstirpation. 

Bei  B.  aus  Varices  der  Vulva  oder  Vagina  Kom- 
pression dnrch  Jodoformgazetamponade,  falls  diese  erfolglos. 
Umstechung. 

Während  und  nach  der  Geburt  treten  B.  entweder  in- 
folge von  Verletzungen  auf  oder  sie  stammen  aus  der  Pia- 
zentarstelle. 

Ad  1.  Systematische  Revision  von  außen  nach  innen. 
B.  aus  Scheidenrissen  der  unteren  Hälfte  machen  nur  selten 


28  BLUTUNGEN. 

ein  Eingreifen  notwendig.  Bei  blutenden  Zerreißungen  in  der 
oberen  Hälfte  and  des  Scheidengewöibes  Tamponade.  Bei 
Zervixrissen  ,  wenn  es  die  äaßeren  Umstände  nur  halbwegs 
erlanben,  exakte  Naht   vom  oberen  Wandwinkel  beginnend. 

Uterasruptar.  Prophylaxe!  Bei  bereits  eingetretener 
inkompletter  Ruptur  Tamponade  der  Rißstelle,  des  Uterus  and 
der  Vagina.  Bei  kompletter  Ruptur  Laparotomie  mit  Naht 
der  Rißstelle,  bei  infizierten  Fällen  Totalexstirpation. 

Ad  2.  Bei  Adhärenz  der  Plazenta  Massage  (Blasen- 
entleerung), Anregung  der  Kontraktion;  wenn  fruchtlos, 
Cr ed Äscher  Handgriff  zur  Expression  während  einer  Naeh- 
geburtswehe.  Erst  nach  vergeblichem  Versuche  dieser  manuelle 
Lösung.  (Strenge  Wahrung  der  Asepsis!  Achtung  auf  die 
richtige  Schichte!  Gefahr  der  Perforation!)  Nachher  heiße 
Ausspülung  des  Uterus  unter  nicht  zu  hohem  Drucke  mit 
verdünnten  Lösungen.  (Achtung  auf  die  Verhinderung  von 
Lufteintritt!) 

Bei  Unmöglichkeit  der  Lösung  infolge  Verankerung 
der  Zotten  in  der  Muskulatur  selbst  (Placenta  accreta) 
keine  forcierten  Versuche.  Tamponade  der  Uterushöhe,  even- 
tuell Totalexstirpation. 

Bei  Retention  der  Plazenta  infolge  Kontraktur 
des  Muttermundes  schonende  Dilatation  mit  den  Fingern,  even- 
tuell Narkose. 

Bei  atonischer  B.  nach  Ausstoßung  oder  Entfernung 
der  Plazenta  Ausschließung  der  Möglichkeit  eines  zurückge- 
bliebenen Plazenta-  oder  Eihautrestes.  (Genaue  Besichtigung 
von  Plazenta  und  Eihäuten.)  Zunächst  Massage  nach  Ent- 
leerung des  im  Uterus  angesammelten  Blutes  durch  Expression. 
Wenn  fruchtlos,  subkutane  Ergotininjektion. 
Rp.  Ergotini  Bombellan  oder  Rp.  Bernatziks  ErgotinphioUn 
lagenam  origin,  aa,  TOO, 

S.  1—3  Pravazache  S.  1—2  Fravazsche 

Spritzen,  Spritzen, 

Sodann  heiße  intrauterine  Ausspülung  (45 — 50<*  C)  mit 
iVo^&^r  Lysoformlösung  unter  gleichzeitiger  Massage.  Lassen 
auch  diese  Mittel  im  Stich,  dann  Tamponade  des  Uteras. 
Einstellen  der  Portio  im  Spekulum,  Anhaken  der  vorderen 
Muttermundslippe ;  Hinaufschieben  der  Jodoformgaze  (Isoform- 
gaze)  mittelst   gekrümmter  Tamponzange   bis   zum  Fundus 


BLUTUNGEN.  29 

unter  Kontrolle  der  2.  Hand  von  den  Bauchdecken  her. 
Exakte  Ausführung  der  Tamponade  von  größter  Wichtigkeit. 
Freilassen  der  Uternshörner  oder  des  Fundus  macht  die 
Tamponade  unwirksam:  Auch  Zervikalhöhle  und  Vagina  müssen 
tamponiert  werden.  In  besonders  schweren  Fällen  von  Atonie 
muß  die  ganze  Uterushöhle  gleichsam  plombiert  werden,  um 
die  B.  dauernd  zum  Stehen  bringen  zu  können.  Nur  im  Not- 
falle und  nur  von  geübter  Hand  darf  die  Tamponade  ohne 
Spekulum  und  ohne  Anhaken  der  Portio  ausgeführt  werden. 
Die  Hand  wird  in  die  Vagina,  2  Finger  in  den  Zervikalkanal 
eingeführt,  die  Gazestreifeu  entlang  der  Hohlhand  vorge- 
schoben. (Gefahr  von  Perforation  des  Scheidengewölbes  und 
von  Zervixrissen !)  Unterstützung  der  Tamponade  und  Kontrolle 
durch  die  außen  aufgelegte  2.  Hand,  welche  den  Uterus  über 
die  eingeführte  Gaze  gleichsam  drüberstülpt. 

Von  anderen  Mitteln  noch  zu  erwähnen  die  Massage  des 
Uterus  über  der  in  das  Kavum  eingeführten  Faust;  Nieder- 
binden des  üterusfundus  durch  ein  quer  über  das  Abdomen 
geschnürtes  Tuch.  Herabziehen  der  beiden  Muttermundslippen 
mit  Kugelzangen.  Anlegen  von  langen  Klemmen  an  die  seit- 
lichen Scheidengewölbe  (Gefahr  der  üreterquetschung!),  keine 
Injektionen  mit  Eisenchloridlösung.  (Gefahr  der  tiefen  Schorf- 
bildung und  Embolie!)  In  extremen  Fällen  vaginale  üterus- 
exstirpation. 

Ist  die  B.  zum  Stehen  gebracht,  Ersatz  des  verlorenen 
Blutes  bei  hochgradiger  Anämie  durch  Kochsalzinfusionen 
bis  1500^,  Klysmen  mit  Wein  und  Kochsalz;  Hochlagern 
des  Fußendes  des  Bettes,  temporäre  elastische  Einwicklung 
der  unteren  Extremitäten.  Analeptika,  Kognak,  Äther,  Wärme- 
zufuhr. 

Bei  B.im  Wochenbette,  sofern  dieselben  nicht  stark 
und  durch  mangelhafte  Involution  bedingt  sind,  zunächst  ex- 
spektatives  Verfahren.  Reichliche  Verabfolgung  von  Sekale. 
Rp.  Pulver.  Secal,  eomut.  6,0    oder    Rp.  Ergotin  3,0 

Elaeosacchar.  Oinnamom.  Äqu.  destill,  130,0 

4,0,  Syrup.  Cinnamom.  20,0, 

Dtvid.  in  pari,  aequal.  S.  28tÜndlich  1  Eßlöffel, 

Nr,  XX. 

Da  in  Charta  cerata, 

S.  3—4Pidver  täglich. 


30       BLUTUNGEN.  —  BRONCfflALKATARRH  D.  KINDER. 

Ruhelage^  eventuell  heiße  Vaginalsptilungen.  Bei  stärkerer 
B.  Verdacht  auf  Retention  von  Plazenta-  oder  Eihaut- 
stücken  (Plazentarpolyp),  vorgichtiges  Eingehen  mit  dem 
Finger,  Austastung  der  üterushöhle;  Entfernung  der  Reste 
womöglich  mit  dem  Finger,  möglichste  Vermeidung  der 
stumpfen  Curette;  die  scharfe  Curette  ist  unbedingt  wegen 
der  Gefahr  der  Perforation  und  der  Verschleppung  von  In- 
fektionskeimen in  die  Lymph-  und  Blutbahnen  der  Uterus- 
wand zu  verwerfen. 

Bei  Spätblutungen  im  Wocl^enbett  bei  bereits  ge- 
schlossenem Zervikalkanal  vorsichtige  Dilatation  und  Gurette- 
ment  mit  stumpfer  Curette.  Möglichkeit  eines  Chorioepi- 
thelioms!  Genaue  Untersuchung  der  curettierten  Massen; 
bei  positivem  Befunde  Totalexstirpation  des  Uterus. 

Bürger. 

Broachialkatarrh  der  Kinder.  Akut.  Pro- 
phylaxe: Kinder  nicht  küssen;  jeden  Schnupfen  als  Krankheit 
strenge  pflegen;  keine  unsinnigen  Abhärtungen  vornehmen; 
den  Verkehr  mit  katarrhalisch  Erkrankten  verhüten;  Staub 
und  starke  Zugluft  vermeiden;  im  Winter  nicht  die  Wob- 
nungen überheizen,  dabei  zu  trockene  Luft  vermeiden  (Be- 
feuchtungsvorrichtungen), Gebrauch  von  Kachelöfen,  deren 
Öffnungen  nachts  geschlossen  sein  müssen,  wenn  nicht  geheizt 
wird.  Sonnige  Kinderzimmer  (nach  Südosten)  nicht  im  Par- 
terre, nicht  in  einem  Neubau;  keine  Teppiche  oder  wollene 
Vorhänge  etc.,  keine  lebenden  Tiere  etc. 

Therapie:  Bettruhe,  Untersuchung  des  Sekretes ;  bei  In- 
fluenza Salipyrin  oder  Aspirin  (0,1 — 0,25  Sstündlich,  bis  leichtes 
Schwitzen  eintritt),  sonst  Lindenblüten-  oder  Hollundertee. 
Nur  bei  starkem  Hustenreiz  Codein  (u.  zw.  bei  Kindern  unter 
2  Jahren  0,005—0,01  in  100  Aq.  kaffeelöffelweise  stündlich, 
bis  starker  Hustenreiz  nachläßt;  bei  größeren  Kindern  0,01 
bis  0,02  Codein  in  Pulver  5 — östündlich).  Verdampfen  von 
Kamillentee  (eventuell  Inhalieren  von  Kamillendämpfen).  Bei 
Fieber  über  39°  C  (im  After)  Einpackung  des  Thorax  mit 
in  20gradigem  (R)  Wasser  getränkten  Tüchern,  welche 
Einpackungen  nach  2  Stunden  erneuert  werden,  wenn  keine 
Beruhigung  eintritt. 

Bei  zähem  Rasseln  Selters-  oder  Emserwasser  (warm, 
mit  oder  ohne  Milch,  nach  Belieben  des  Kindes),  eventuell 


BRONCHIALKATABßH  ETO.  —  BRONCHITIDEN  ETC.   31 

Liquor,  ammon.  anis.  gtt.  X  in  100,0  Aq.  stündlich  teelöffel- 
weise, bis  sich  Lockerang  zeigt;  höchst  selten  Apomorphin 
0,005 — 0,01 :  100,0  Aq.  Sonst  keine  Medikamente  ,  da  sie 
leicht  Appetit  and  Verdauung  beeinträchtigen,  höchstens 
nach  einigen  Tagen  ein  leichtes  Abführmittel  (Magnesia, 
Purgen,  Pulv.  liquirit.  comp.  u.  dgl.)  d«8  verschluckten  Se- 
kretes wegen.  Aufstebenlassen  erst,  wenn  mindestens  2  fieber- 
freie Tage  waren.  Ausgehenlassen  luich  weiteren  .  2  Tagen, 
wenn  schöne  Witterung  ist.  Strenge  Überwachung  noch  sechs 
Wochen  lang.  Vorzüglich  ist  Aufsuchen  eines  Höhenortes 
(über  1000  t») ,  außer  im  Frühjahre.  Jedenfalls  ist  es  gut, 
die  nächsten  6  Wochen  in  einer  gesunden  Gegend  zu  ver- 
bringen, wo  keine  Niederschläge,  scharfe  Winde  oder  Staub- 
entwicklung ist.  Desgleichen  sind  Schule  etc.  so  länge  als 
möglich  zu  vermeiden. 

Chronisch.  Prophylaxe:  Strenge  Überwachung  des 
Bandes  nach  einer  akuten  Bronchitis,  Sekretuntersuchung. 

Therapie:  Bei  einfachem  Katarrh  Verhalten  wie  oben 
in  Rekonvaleszenz,  so  lange  als  der  chronische  Katarrh  an- 
hält, daher  auch  Schulbesuch  ausgeschlossen.  Bei  noch  vor- 
handenen Influenzabasdllen  Eucalyptol  3mal  täglich  3  bis 
10  Tropfen  in  1  Likörglas  Zuckerwasser  (je  nach  Alter  des 
Kindes)  und  Aufenthalt  in  Höhenluft.  Wenn  Tuberkelbazillen 
vorhanden  oder  wenn  die  Pir quetsche  Ptobe  Tuberkulose 
nachweist,  dann  mindestens  2  Jahre  lang  die  Großstadt  meiden. 
Im  Winter  oder  Hochsommer  Höhenort  (St.  Moritz,  Tatra  etc.), 
im  Frühjahr  und  Herbst  südliches  Klima,  Meer,  am  besten 
auf  Schiff  oder  einer  Insel.  Kräftige  Nahrung,  Luft,  Lieht. 
Intern  Kollargolpillen  k  0,01  (Bmal  tägUch  1—4  Stück; 
Vorsicht  wegen  Argyrie)  und  bei  sehlec^htem  Appetit  Nux 
vomica  oder  Kreosot  (Kreosot,  Rhum,  optim.  aa.  1,0,  Tct. 
Gentian.  20,0,  3mal  täglich  5 — 10  Tropfen  in  V2  Weinglas 
Zuckerwasser).  F  r  0  n  z. 

Bronchitiden  des  Kindesalten.  Die  Bronchitis 
ist  eine  sehr  häufige  Erkrankung,  welche  besonders  bei  Er- 
kältungen, krassem  Witterungswechsel,  Staub,  Wind,  abnormer 
Feuchtigkeit  der  Luft  oder  der  Wohnräume  auftritt.  Sie  ist 
aber  auch  oft  eine  Begleit-  oder  Folgeerscheinung  von  Er- 
krankungen der  Nase  und  des  Rachens;  ferner  sind  rachiti- 


32  BRONCHITIDEN  DES  KINDESALTERS. 

sehe  aqd  skrof  alöse  Kinder  zu  Bronchitiden  (meist  chronischer 
Natur)  prädisponiert.  Bei  den  akuten  Infektionskrankheiten 
sind  stets  die  Bronchien  mitbeteiligt.  Befällt  der  Katarrh  die 
Trachea  und  die  Hauptbronchien,  so  ist  dies  die  leichteste 
Form  der  Bronchitis,  die  sog.  Tracheobronchitis.  Kommt 
es  zur  Affektion  der  kleineren  und  kleinsten  Bronchialver- 
zweignngen,  sprechen  wir  von  Bronchiolitis  (Bronchitis 
capillaris).  Besonders  häufig  bei  kleinen  Kindern,  prognostisch 
ungünstig! 

Zu  Beginn  der  B.  gewöhnlich  Fieber.  Diaphorese  an- 
gezeigt. Zu  Schwitzkuren  bei  älteren  Kindern  empfehlenswert: 
Mineralwässer  (Gleichenberger,  Selters,  Emser),  femer  schweiße 
treibende  Teesorten  (Flor,  tiliae,  sambuci  aurant.,  spec.  pecto- 
rales)  mit  etwas  Alkoholzusatz,  heiße  Limonade;  am  besten 
gibt  man  dem  Kinde  eines  der  erwähnten  Mittel  mit  Zusatz 
von  Aspirin,  Natr.  salicylic. ,  Salipyrin,  Salol  (soviel  Dezi- 
gramme, als  das  Kind  Jahre  zählt)  und  einen  fest  anliegen- 
den Dnnstumschlag  und  läßt  es  dann  8  Stunden  schwitzen. 
Hierauf  wischt  man  das  Kind  mit  etwas  verdünntem  Essig- 
wasser oder  verdünntem  Franzbranntwein  ab  und  legt  es,  mit 
vorgewärmter  frischer  Wäsche  bekleidet,  in  ein  ebenfalls  gut 
temperiertes  zweites  Bett.  Bei  besonders  hohem  Fieber  emp- 
fehlenswert: 1/4 — VgSttiödige  Einpackangen  oder  2 — 3mal 
tägliche  warme  Bäder  mit  kühlen  Übergießungen  und  nach- 
folgender Einpackung. 

Als  Mittel  zum  Lösen  des  Sekretes  außer  der  Diaphorese 
die  usuellen  Expectorantia:  Inf.  Ipecacuanhae  (0,15  bis 
0,30  :  100),  Inf.  Polyg.  Senegae  (3,0—5,0—10,0  :  100), 
Decoct.  Chinae  oder  Althaeae  mit  Zusätzen  von  Liq.  ammon. 
anis.  oder  Natr.  bicarbon.,  z.  B. : 

Rp.  Inf.  rad.  Ipecacuanhae  e  0,30 :  80 
Liq.  ammonii  anisati  gtis.  XV. 
Syrup.  althaeae  20,0. 
DS.  Sstündlich  1  Kinderlöffel. 

Bei  besonders  zähem  Schleim  (und  guter  Herzkraft): 

Rp.  Apomorphini  0,01—0,02 
Aquae  destülatae  100,0 
Acidi  muriatici  diluti  gtts.  V. 
DS.  Stündlich  1  Kinderldffeh 


BRONCHITIDEN  DES  KINDESALTERS.  33 

Gegen  den  oft  äußerst  quälenden  Hustenreiz  Narkotika, 
entweder  in  schleimigen  Vehikeln  oder  in  Verbindung  mit 
obigen  Expektorantien,  z.  B.  Codein.  phosphor.  oder  muriatic, 
von  bmg — leg  pro  dosi,  je  nach  dem  Alter  (4 — 12  Jahre); 
Morphin,  mur.  0,001  pro  dosi  dreimal  täglich  (Kinder  über 
drei  Jahre);  Dionin  um  1mg  mehr  als  Morphin;  Tinctur. 
opii  2 — 10  Tropfen  pro  die  nach  dem  Alter  des  Kindes 
oder  Pulvis  Doveri  0,01 — 0,02  pro  dosi  und  Jahr  des  Kindes 
oder  Aq.  laurocerasi,  zweimal  soviel  Tropfen  pro  dosi,  als 
das  Kind  Jahre  alt  ist ;  z.  B. : 

Rp.   Inf.  Polygalae  Senegae        oder       Rp.  Morphini  muriatici  Ofll 
5,0:90,0  Mixturcte  gummasae  80,0 

Natr.  hicarbonic,  0,5  Syrup.  Senegae  20,0, 

Codeini  phosphorici  0,05  DS.  3mal  tägl.  1  Kinderlöffel. 

Syrup.  simpl.  10,0. 
DS.  Sstündlich  1  Kinderlöffel. 

Rp.  Dionini  0,10 

Aquae  laurocerciai  10,0. 
DS,  3—4mal  täglich  5  Tropfen. 

Bei  Bronchiolitis  keine  Narkotika! 

Wichtiger  als  alle  Medikamente  ist  Sorge  für  reichliche 
Lüftung  des  Krankenzimmers  (drei-  bis  viermal  täglich  öffnen 
der  Fenster),  Erzeugung  von  Feuchtigkeit  durch  Aufhängen 
von  nassen  Tüchern  (Inhalationsapparate).  Während  des  Fiebers 
Bettruhe,  bei  kleinen  Kindern  wegen  der  Gefahr  der  Lobulär- 
pneumonien häufiger  Lagewechsel,  Sorge  für  leichten  Stuhl 
durch  schwache  Abführmittel  oder  Klysmen.  Diät:  Anfangs 
(bei  Fieber)  leichte  flüssige  Kost,  später  äußerst  kräftige  und 
reichliche  Nahrung  (Fett,  Eier,  Butter,  Aspik,  Gelees).  Bei 
Schwächezuständen  Chaudeau  und  etwas  Alkohol  empfehlens- 
wert! Bei  Kollaps  kleiner  Kinder  1 — 2mal  täglich  Senf bäder 
(eine  Handvoll  Senfmehl  kräftig  in  das  warme  Bad  ausdrücken) 
oder  Senf  wasserein  Wicklungen.  Man  verrührt  ca.  i/g  kg  Senf- 
mehl mit  einem  Vs  ^  warmen  Wasser  bis  zum  Aufsteigen  des 
scharfen  Geruches  in  einer  Schüssel,  taucht  dann  ein  großes 
Leintuch  in  dieses  Senfwasser  ein,  windet  es  aus,  wickelt 
das  Kind  ein  und  gibt  eine  wollene  Decke  darüber.  Nach 
einer  Viertelstunde  wäscht  man  das  Kind  mit  warmem  Wasser 
ab  und  hüllt  es  in  einen  in  laues  Wasser  getauchten  Wickel 

F  e  1 1  n  e  r ,  Therapie  der  Wiener  Spezialärzte.  3 


34       BRONCfllTIÖBN  D.  KINDESALTERS.  —  BBOKCHITIS. 

bis  zur  Schweifibildaüg  (ea*  2  Btttnden).  Bei  seMir  hohem  Fieber 
«etet  mAü  den  Patient^  in  ein  Warmes  &ttd  mit  kalten  Über- 
gießnngen.  (Voi'ttbei'gehende  Beharläehröte  def  Hättt.)  Ferner 
Kampfer  als  Emttlsion  0,5 :  100,  1— 28tüttölieh  1  Kaifeelöffel 
oder  1,0:10,0  pro  injeoUönd  ödel» 

Rj».   öaniph&rae  tritae  O^Oö 
Aeid.  benaoit.  0^03 
Puiv.  güttim.  0,SO, 
Dentur  tal,  doees  Nr.  X 
DS.  2Hündli€h  1  Pulver, 

Bei  chronischem  Bronchialkatarrh  ist  Laftveränderang : 
'warmes  Waldklima  (Mittelgebirge)  oder  Seeklima  (Grado, 
Abbazia,  Lnssinpiccolo,  Porto  Rose,  Brioni)  dringendst  anzu- 
raten, da  auf  Hebung  des  Allgemeinbefindens  wegen  der 
imminenten  Gefahr  der  Taberknlose  besonders  Gewicht  gelegt 
werden  muß.  Prfthwald. 

Bronchitis.  Prophylaxe:  Vermeidung  von  Staub 
und  Rauch  in  Beruf  und  Sport,  insbesondere  wenn  schon 
leiehte  Katarrhe  bestehen,  bei  re^idiriei'endet'  und  chronischer 
Bt'onehitlls.  In  Fabriken  und  6ewei*ben  mit  Stahbentwicklting 
Eindämtiidng  der  Staubinhalation  durch  tei^nische  Vorkeh- 
rungen (staubdichter  Abschluß  der  Trommeln,  Mühleii  ütid 
MQhlgftAge,  Absaügung  durch  Exhaustoren  voh  Maschinen 
und  Arbeitstischen,  Befeuchtung  des  bearbeiteten  MateHals, 
Tragen  von  Respiratoren  bei  vorübergehender  unvermeidbarer 
Staubentwicklung).  Sorge  für  Freihaltnng  der  Nasenatmung 
durch  Beseitigung  hypertrophischer  Schwellkörper  der  Muscheln, 
stenosierender  Anomalien  des  Septums,  hypertrophischer  Rachen- 
und  ÖÄümentonsillen.  Überhaupt  Ist  in  jedem  Falle  von 
reridlVieretider  Bronchitis  genauestens  Nase^  Näsehrachenraum 
und  Nebenhöhle  zu  untersuchen,  da  viele  Fälle  ihren  Ursprung 
in  latenten  Erkrankungen  dieser  Ol^ane  haben  öder  von 
Solchen  Vorgetäuscht  werden.  Abhärtung  durch  Hydrotherapie 
bei  jungen  Leuten  (Abwaschungen,  Übergießungen,  Abrei- 
bungen, Duschen,  Fluß-  und  Seebäder).  Vermeidung  von 
Et^kältüngen  bei  älteren  Leuten  dütch  Wotlwääche,  Netsleibchen, 
Galoschen,  gleichinäßige  Teinperieruhg  aller  Zimmer  (Oasöfen 


BßOKCaiTIS.  35 

in  Klosetts  ütid  VoJraiiümer).  Wer  mit  InflüenBa-  oder  Grippe- 
kranken za  tan  hat,  wasche  iBich  nicht  hur  vor  dem  Essen, 
sondern  auch  vor  dem  BchneüSfi^n. 

Therapie:  Bei  akutel*  ftebei*hafter  Bronchitis 
Bettruhe.  Auch  alte  Leute  macheü  davon  keine  Ausnahme, 
doch  setze  man  siö  läglich  einige  Zdt  in  einen  Lehnsessel. 
Bei  gttt^m  SBdtüÄd  des  Herz6hs  diftphoretii^ch^S  Verfahren  mit 
Elöpäekbngen  (ttit^ht  üh^t  Gebühr  attaeüdehüeh)  und  Trinken 
heißen  Lindenblüten-,  Holländer-  oder  Eibischtetss.  Bei  trocke- 
nem Hüsteil  Entwicklung  ton  WäÄserdämßfeti  im  Zttomer, 
aai  befetöti  dtti*ch  Vördaiüpfuüg  iti  gi^oBeh  Töpfen  Über 
Spirituskochei'n  ^eiü  deüatüHerter  SpiHtüBl).  Ihhalatidü  töü 
alkalisieheh  Leitungen  mittelst  des  Siegleschen  Apparates: 

Bp.  Ifatr.  Moral., 

Katr.  tncarbonic,  €w.  i,50 
Aq.  laurocerasi  10,00 
Äq.  fontia  287,0. 
MD  Si  Inhalation. 

Ge^n  den  heftigen  Hasteufdis  iil  der  ersten  Hälfte  der 
Nacht  eine  heiße  Kl^tusbihde  (ttieht  «n  engl))  dirüber  Flanell- 
oder Trikiotlfiibchenk  Am  frühen  Morgen  aür  Expektoraitioti 
des  itioi  Schlaf«  atigesammelten  Sekrets  heißes  Getränk:  Bibisch- 
tee,  Brusttee,  Carrageen,  SelterswasBi^  oder  Gleioheaberget* 
Johannisquelle  mit  Milch.  Tagsüber  EiimlBio  amygdalinä 
stündL  1  Eaffe«toifeL  Bdfort  reichliche  Stuhleulle^rung  herbei- 
führen durch  Glyterin-  dder  Olklysma^  Pulv.  liqttirit.  compositus, 
Bt.  Germain tee,  Tee  Chambard^  Tamarinden-  oder  Sagrada- 
PasüUen  etc^  Narkotika  nur  gatiK  ausnahmsweise^  bei  Hernien, 
bei  Schwatigerett )  bei  alten,  eln)[)findlichtdti  oder  launischen 
Leuten.  Dauii  nicht  iü  Pulvern,  sohdern  in  Losung,  alle 
2  Stunden  1  Eßlöffel. 

Bei  Bähem  S^^ret  mit  mühsamer  Sxj^ekturation,  Pfeifen 
und  SchAmireii  ein  SxpektoraAs,  das  bei  älteren  Lettten,  bei 
Kyphoskoliose  y  pleüritiscfaen  Schwarten  etc.  von  Anfang  an 
mit  einem  Kardiakum  kombiniert  wird.  Zusats  von  Jodalkalten 
zur  Verdüssig^ng  des  Sekretes  aweckiBäfiig,  doch  stets  zuerst 
nnr  kleine  Do«ls  wegen  nlöglicher  Idiosynkrasie: 

3* 


36  BRONCHITIS. 

Rp.  Decoct.  rad.  polygalae  senegae  e  10^0 
adaq.fontü  160  fi 
Adde  Tr.  strophanti  1,0 
Natr.  jodat.  0,10 
Syrup.  rub,  id.  28,0. 
MDS.  Stündi.  1  Eßlöffel 

Am  nächsten  Tage  Erhöhung  des  Jodnatriumzusatzes  auf 
1,0,  wenn  keine  Intoleranz.  Außerdem  Prießnitzumschläge 
und  Kreuzbinden. 

Bei  kapillärer  Bronchitis  heißes  Bad  mit  sehr  rasch  ausge- 
führten kalten  Übergießungen  der  Brust-  oder  der  Nacken- 
gegend aus  kleinen  Krügen.  Sauerstoffinhalation. 

Bei  eitrigem  Auswurfe  Inhalationen  von  Terpentinöl  mit 
Ol.  pini  pnmilionis  oder  Ol.  juniperi. 

Bei  längerer  Dauer  des  Prozesses  oder  langsamer 
Rekonvaleszenz  Teilwaschungen  mit  IS^B,  früh  und  abends, 
auch  mit  Essig  oder  Alkohol.  Bei  pneumonischen  Herden 
siehe  das  entspr.  Kapitel. 

Chronische  Bronchitis  ist  fast  nie  primärer  Natur, 
sondern  beruht  auf  klinisch  nicht  nachweisbaren  Bronchiek- 
tasien  oder  auf  Lungenzirrhose,  pleuritischen  Schwarten, 
Thoraxmißbildnngen,  Herzkrankheiten,  chronischer  Nephritis, 
Potatorium,  Tabak,  insbesondere  Zigarettenranchen ,  Staub- 
beruf  (auch  die  Fabrikanten  leiden  darunter!),  rezidivierenden 
Nasenpolypen,  alten  Naseneiterungen  usw.  Daher  womöglich 
Behandlung  des  Grundleidens. 

;  ;  Bei  manchen  Fällen  von  Emphysem  besser  keine  ^Lungen- 
tbß^^pie^,  sondern  Behandlung  des  Herzmuskels:  Ruhe-  und 
KiHbkmv  GOg-Bäder,  zeitweise  Digitalis,  Strophantns,  Theo- 
brominpräparate,  Nauheim,  Franzensbad. 

Alle  Patienten  mit  chronischer  Bronchitis  fühlen  sich  nach 
reichlicher  Entleerung  des  Sekretes  am  wohlsten.  Daher  früh- 
morgens heißes  Getränk  (s.oben),  Unterstützung  der  Expek- 
toration durch  Gurgeln  mit  Decoct.  Senegae  oder  Decoct  Quillajae. 

Bei  zähem.  Sekret  intern  Decoct.  Senegae  mit  Jodnatrium 
oder  Jodnatrium  allein  durch  längere  Zeit.  (Ipecacuanha  hat 
kumulierende  Wirkung  und  erzeugt  Erbrechen  nach  mehr- 
facher Wiederholung.)  . 

Bei  eitrigem  Sekret  systematische  Sanerstoffinhalätion  mit 
vorgeschalteter  Waschflasche,  die  Wasser  und  Ol.  terebinthinae 


BRONCHITIS.  —  CAPUT  OBSTIPüM.  37 

(mit  aromatischem  öl  als  Gernchskorrigens)  enthält.    Innere 
Darreichung  von  Balsamicis,  am  besten: 
Rp.    Terpenfinhydrat  1,0 
Extr.  tarcucad  q:  8. 
ut  f.  pilulae  vigintL 
S.  3^9  Pillen  täglich. 
Bei  sehr  heftigem  Hustenreiz  Zusatz   von  0,10  Codein. 
hydrochloric.  zur  Pillenmasse.    Bei  sehr   reichlichem  dünnen 
Sekret  wirkt  Opium  sekretionsbeschränkend.  Abwechslung  zwi- 
schen austrocknenden  und  sekretionsfördernden  Maßnahmen  oft 
sehr  zweckmäßig.    Systematische   Inhalationskuren    mit    dem 
Bu Hing- Apparat  oder  zerstäubter  Sole  in  besonderen  Inhala- 
torien. 

Wichtigste  Theraifie  der  chronischen  Bronchitis  ist  reine 
Luft  und  Sonne.  Kurorte  sind:  Hyöres,  Cannes,  Beaulieu, 
Nizza  (die  höher  gelegenen  Teile  sind  vollkommen  staubfrei), 
Mentone,  San  Remo;  die  oberitalienischen  Seen;  Abbazia, 
Sistiana,  Ragusa;  Meran  (namentlich  im  Frühjahr);  Reichen- 
hall, Gleiohenberg,  Luhatschowitz;  Ems,  Kissingen,  die  Ost- 
Seebäder;  Baden  und  Vöslau  bei  Wien;  im  Winter  der  Semme- 
ring,  Grindelwald,  Adelboden;  Ägypten  (sehr  trocken). 

M.  Sternberg. 

•  ,  ,  c: 

Caput  obstipnHly  Schiefhals.  Bei  rheumatischem 
Schiefhals  Prießnitzumschläge ,  Massage ,  aktive ,  passive 
und  Widerstandsbewegungen.  Bei  Schief  hals  nach  schmerz- 
haften Drüsenschwellungen  Umschläge.  Differentialdiagnose 
gegen  Spondylitis  cervicalis!  Bei  C.  o.  osseum  (Spondylitis 
cervicalis)  Unterstützung  des  Kopfes  durch  eine  Gips-,  Leder- 
krawatte oder  H essin gscheExtensionsvorrichtung,  am  besten 
in  Verbindung  mit  einem  Stützkorsett. 

Beim  traumatischen  muskulären  Schiefhals  in 
leichteren  Fällen  Korrektur  der  Deformität  durch  redressierende 
Manipulationen,  eventuell  unblutige  Dehnung  des  Kopfnickers 
in  Narkose,  dann  Verband  in  tiberkorrigierter  Stellung,  später 
Halskrawatte.  Bei  größerer  Verkürzung  offene  Durch- 
schneidung des  Kopf nickers 'und  all^r  sich  spannenden  Weich- 
teile entweder   am  Ansatz   von  Stemum   und  Clavicula   oder 


98  CAPUT  OBSTIPÜM.  —  CARCINOMA  ÄBCTI. 

am  Proceai,  mustoidepa ;  hierauf  Yerband  iu  ftberkamgierter 
Stellung  (8  c  h  a  n  z  scher  Wattererband).  Naehbehandlimg  mittelst 
Massage  und  Gymnastik ,  iSo^pengion  auf  schiefer  Ebene  mit 
Schiefstellung  des  Kopfes,  Seltaii  ist  plastische  Ver- 
längerung oder  partieUe  {2x$tirpation  des  Eopfnickers 
und  der  verkürzten  Weicbteile  nötig.  Haudek. 

Oaroinoma  mammae.  Therapie:  Exstirpatlen  der 
ganzen  Mammae  samt  dem  Musculus  peetoral.,  dessen  sternal- 
klaviknlare  Portion  bisweilen  belassen  werden  darf,  stets  Aus- 
räumung der  ganzen  Achselhöhle^  unter  Umständen  auch  der 
Supraklavikulargrube.  Versieht  in  der  Prognose  bei  supra- 
klavikularen  Drüsen;  prognostisch  ungünstig  die  Karzinome 
im  inneren  oberen  Quadranten  der  Mammae. 

Inoperabel:  1.  Das  Carcinoma  lenticulare  —  neben  dem 
Tumor  der  Mamma  in  der  Haut  zerstreute,  linsengroDe,  harte 
Knötchen. 

2.  Infiltrierende  Form  des  Oarcinema  —  Cancer  en 
cuirasse.  Die  Haut  der  Brust  und  Umgebung  in  mehr  oder 
minder  ausgedehntem  MaSe  in  härtliche,  lederartige  Platten  um- 
gewandelt. 

3.  Metastasen.  Kneehen,  insbesondere  Wirbelsäule  — : 
Schmerzen  wie  bei  Caries,  schwinden  aber  auch  in  der  Ruhe- 
lage in  der  Regel  nicht,  höchat  selten  Auftreten  einer  Ky- 
phose — ,  bei  Becken-  und  langen  Röhrenknochen  Auftreibung, 
Druckempfindlichkeit,  Spont^nfraktur^a,  Srgpi^  ip  die  Pleura- 
höhle. Vergrößerung  der  Leber  etc. 

4.  Avß  knöchernen  Thorax  fixiertes  Oarciiioma  gewöhnlich 
inoperabel,  weil  fast  stets  Metastasen  nachweisbar. 

5.  Sehr  ausgedehnte  suprakla^iknlare  Drüsenmetastasen. 

ßei  inoperablem  Carcinoma  Arsenkur,  eventuell  Röntgen- 
bestrahlung, gegen  Schmerzen  mit  Morphiniojektionen  nicht 
sparen!  Kühle  Verbände  mit  essigsaurer  Tonerde  werden 
am  besten  yertragen  un^  verhüten  am  ehesten  Infektionen 
bei  fortschreitenden)  Zerfs^ll  des  Nepplasniias.  Bei  starker 
Jauchupg  der  exnlzerierten  Tumoren  ein  Desodorans,  z.  3. 
Gipsteer,  Gluto],  bei  Blutungen  Kauterisation,  wepn  die  Tampo- 
nade allein  nicht  hilft.  Gnead£^. 

CaroiBOina  reotL  Die  vorgeschrittene  Operations- 
teehnik   gestattet  selbst  große   und  hochsitzende  Geaehwülste 


CARCINOMA  ÄSOTI.  —  CARCINOMA  YENTEICÜLI.         39 

grflndUph,  oh«^  übermäßige  lieb©ö8ge|»hr  (5^-2  5  Vo)  w  ©»t- 
fernep.  Inoperabel  wird  di^  Oeaehwalst,  wenn  sie  auf  die 
Bli^e  übergreift  (gMrimg  der  Blaseoentleernng,  Abgang  vw 
Darmgasen  und  Btolil  mit  dem  Haroe)  oder  die  retroperito-^ 
nealen  Drüben  infiltriert-  Solange  sie  sich  mit  dem  in  ilire 
Liebtwg  eii^gefttbrten  Finger  a«{-  nad  ftbbewegen  läßt^  gilt 
sie  als  operabel^  md  »war  aneb  dsvnn,  wean  ihr  aher^r  Rm&d 
nieht  erreicht  werden  k^^nn.  Infiltration  der  hinteren  Vaginiil- 
wand  )«t  keia  Grmnd  gegen  die  Operation, 

Di^  Operation  wird  in  Narkose  oder  Lnmbalanästhesie 
nach  Resektion  des  Steißbeines  oder  eines  Stückes  vom  Kreuz* 
beine  gemacht.  Incontinentia  alvi  muß,  wenn  das  Karzinom 
3  oder  mehr  Zentimeter  über  dem  After  beginnt,  durch  die 
Operation  nicht  hervorgerufen  werden,  w«il  man  dann  rese- 
zieren und  den  Sphinkter,  wenn  auch  geschwächt,  erhalten 
kann.  Meist  bleibt  aber  durch  Monate  eine  feine  Kotfistel  m 
der  Krenabejngegend  zurUek.  Mehrjährige  Heilungen  sind  beim 
Rektumkarzinom  hiufig.  Der  Verlust  des  Steißbeines  oder  Kreuz- 
beinstückes ist  selbst  für  den  (xebnrtsmechanismiis  belanglos, 

Ist  das  Karzinom  inoperabel  und  setzt  es  andauernde 
Stuhlveirstopfung  mit  größeren  Beschwerden,  sa  führt  man 
die  Kolotomie  aus.  Die  Operation  kann  nnter  Umständen 
auch  in  Lokalanästhesie  oder  in  Lumbalanästhesie  gemacht 
werden.  I>er  Stuhl  tritt  dann  ausschließlich  oder  größten- 
teils aus  der  am  Bauche  angelegten  Fistel  aus.  In  vi^en 
Fällen  wird  ein  so  regelmäßiger  Stuhlgang  erzielt,  daß  die 
Fistel  wenig  belästigt.  Die  DaimsoUeimhaut  fällt  aus  der 
Fistel  öfte^  vor,  so  daß  Binden  oder  Pelotten  getragen 
werden  müssen.  Ewald. 

CarCWOma  veBtrienli.  Dia  chirurgische  Theraiue 
des  Magenkarzinoms  kann  eine  radikale  oder  nur  palliative  sein. 
Erstere  —  das  Idealverfahren  —  strebt  die  Entfernung  alles 
krankhaften  Gewebes  an,  letztere  stellt  sieh  die  Aufgabe, 
unter  gewissen  Bedingungen  bei  Belassung  des  Karzinoms  solche 
Verhältnisse  zu  sehaffeu,  daß  zum  mindesten  der  ganze  Darm- 
trakt zur  Verarbeitung  der  Nahrung  ausgenützt  werden  kann. 
Diese  Bedingungen  sind  aber  gegeben  von  der  Form  und 
dem  Sitze  des  Karzinoms,  je  nachdem  es  den  kardialen  Teil, 
die    Gegend   der    kleinen    Kurvatur   oder    den    pylorischen 


40  CARCINOMA  VENTKICULI. 

Teil  des  Magens  befällt.  Kommt  es  im  letzteren  Falle  zur 
Stenofiierang  des  Pylorns  und  Dilatation  und  motorischer  In- 
suffizienz, so  besteht  das  palliative  Verfahren  in  der  Her- 
stellung einer  Kommunikation  zwischen  Magen  und  Darm  — 
Gastroenterostomie.  Btrikturiert  das  Karzinom  hingegen  die 
Kardia  allein,  so  muß  man  sich  mit  einer  Magenfistel  - — 
Gastrostomie  —  behelfen,  während  die  Jejnnostomie  in  jenen 
seltenen  Fällen  von  infiltrierendem  Mag«nkarzinom  in  Betracht 
kommen  kann,  bei  denen  zwar  der  Magen  die  Speisen  in 
den  Darm  weiter  zu  bringen  vermag,  jedoch  die  Nahrungs- 
aufnahme allein  mit  großen  Schmerzen  verbunden  ist. 

Die  Indikation  zur  unbedingten  chirurgischen  Inter- 
vention ist  gegeben  bei  allen  striktürierenden  Formen  des 
Karzinoms,  auch  wenn  keine  Geschwulst  gefühlt  werden  kann. 
Die  Operation  besteht  zunächst  immer  in  einer  Probelaparo-^ 
tomie,  weil  die  Entscheidung,  ob  Resektion  oder  palliatives 
Verfahren,  erst  bei  genauester  Inspektion  des  Tumors  und 
seiner  Verbreiterung  in  der  eröffneten  Bauchhöhle  möglich  ist. 
Fehlen  Stenosenerscheinungen,  tastet  man  aber  deutlich  einen 
Tumor,  so  wird  man  sich  zur  Probeinzision  nur  dann  ent- 
schließen, wenn  Aussicht  auf  radikale  Entfernung  des  Kar- 
zinoms vorhanden  ist,  das  heißt  bei  freier,  guter  Verschieb- 
lichkeit der  Geschwulst  und  nicht  nachweisbaren  Metastasen  — 
Leber,  Ascites,  Netz  -  Peritonealmetastasen  (Rektalunter- 
suchung!) ,  retroperitoneale  Drüsen,  supraklavikulare  Drüsen. 
Fehlt  auch  der  Tumor  und  stützt  sich  die  Diagnose  eines 
Magenkarzinoms  nur  auf  Magenbeschwerden,  die  chemische 
Untersuchung  des  Mageninhaltes  und  die  rasche  Abnahme 
des  Körpergewichtes,  so  kann  man  nur  in  jenen  Fällen  eine 
Probelaparotomie  vornehmen,  bei  denen  die  Kachexie  nicht 
zu  weit  fortgeschritten  ist.  Diese  Fälle  sind  jedoch  in  der 
Regel  für  eine  chirurgische  Therapie  ganz  aussichtslos,  weil 
für  die  einzig  in  Frage  kommende  Radikaloperation  das 
Karzinom  stets  zu  weit  gediehen  ist. 

Bei  Tumoren  in  der  Pylorusgegend  mit  und  ohne 
Stenosen besch werden  denke  man  stets  auch  an  die  Möglichkeit 
von  entzündlichen  Prozessen ,  Ulcus  ventriculi ,  Pericholecy- 
stitis,  ferner  Vergrößerungen  der  Gallenblase  durch  Tumior 
oder   Steine ,    Pankreas-Kolon-Netzgeschwülste ,    Wanderniere. 

Gnesda. 


CARDIOPALMÜS.  41 

CardiOpalmuS,  Herzklopfen  (Palpitationen). 
BerücksichtigüDg  der  ursächlichen  Grundkrankheit.  Behandlung 
der  Erkrankungen  des  Herzens  und  der  Gefäße  (Klappen- 
fehler und  Erkrankungen  des  Myokards,  Arteriosklerose,  Aneu- 
rysmen). Behandlung  etwaiger  Lungen-,  Mediastinal-  und  Unter- 
leibserkrankungen (beginnende  Lungentuberkulose ,  Gallen-, 
Nierensteine).  Behandlung  konstitutioneller  Erkrankungen: 
Anämie,  Plethora,  Fettleibigkeit,  uratische  Diathese.  Behand- 
lung der  ursächlichen  oder  begleitenden  Nervenerkrankungen 
(Gehim-Rückenmarksleiden,  Erkrankungen  peripherer  Nerven, 
Druck  auf  den  N.  vagus  durch  Tumoren  am  Halse  oder  in 
der  Brusthöhle,  Psychosen,  Neurasthenie,  Hysterie,  Nervosität, 
Morb.  Basedow.)  Behandlung  der  Menstruationsstörungen  und 
etwaiger  Genitalleiden,  Masturbation,  Ooitus  interrnptus,  Ex- 
zesse in  venere.  Verhütung  und  Behandlung  ursächlicher  Gift- 
wirkung (Tabak,  Kaffee,  Alkoholika,  Tee  etc.,  Wurmleiden, 
Magendarmstörungen,  chronische  Obstipation).  Hämorrhoidale 
Blutungen.  Regelung  der  Ernährung  und  Lebensweise.  Ver- 
meidung übertriebener,  z.  B.  sportlicher  körperlicher  Anstren- 
gungen (Radfahren,  Tennis,  Ski,  Bergtouren  etc.)  und  an- 
spannender Erregungen  des  Geistes  und  Gemütes,  Sorge  für 
regelmäßige  Stuhlentleerung  und  ausreichenden  Schlaf. 

Behandlung  des  Anfalls  durch  körperliche  und 
geistige  Ruhe,  oft  in  horizontaler  oder  sonst  zweckentsl)re- 
chender,  z.  B.  halbsitzender,  gut  unterstützter  oder  aufrechter 
Körperstellung.  (Mitunter  geringe  Muskel bewegun  gen  gestattet.) 
Lokale  Kälteapplikation  in  der  Herzgegend  (vgl.  physik.  Ther.) : 
Eisbeutel,  Kühlapparate,  Kühlkissen,  Kühlschläuche,  -blasen, 
-flaschen,  kalte  Umschläge,  mitunter  Prießnitzumschläge  dien- 
licher. Bei  schwerer  Degeneration  des  Myokards  sind  Schläuche 
mit  durchfließendem,  warmem  Wasser  (nach  H eitler)  zu  ver- 
suchen. 

Bei  gestörter  Kompensation  Cardiaca  (Digitalis, 
Strophantus,  Koffein,  Theobromin.  natriosalicylic. ,  Digalen, 
Digitalis-Dialysate  Golaz,  Strophantin  u.  a.),  Herzstützen  (nach 
Abböe  u.  a.),  außerhalb  der  Anfälle  Kohlensäurebäder  bei 
leichteren  Graden  der  Kreislaufstörung.  Bei  Herzschwäche 
Excitantia  (Koffein,  Kampfer,  Baldrianpräparate  u.  a.).  Ab- 
reiben der  Haut  mit  Äther,  Spiritus  aethereus,  Franzbrannt- 
wein, Essig,  Senfteige  auf  Brust  und  Waden,  warme  Hand- 


42  CARPIOPALMÜS. 

bftder  mit  reizenden  Zualtsen^  heifie  AhfeibQ99?A)  cter  Unter- 
arme und  üaterschenkel  (vgL  ptiyeik.  Ther.). 

Bei  vollständig  kompensierten  Fehlem  Umaolililge 
mit  Essigwaaaer,  Alkobolum^ehllge  (50^0  ^^^  diuHber);  Men- 
tbolspiritns  1 :  50.  Einreibung  mit  CÜoroformöl  (10^/q), 
Spiritus  campboratus,  Bpiritns  Binapi^. 

Bei  Herz-  und  Gelafineurdsen  (Bomberg)  Behimd- 
luug  der  Neurose  dureh  leicbte  methodisobe  gymqiistiscbe 
Übungen  (Förderungs-  oder  Pendelbewegungen,  Herz,  Zander, 
ygl.  physik.  Ther*)?  iQäßigey  aUm^Ueh  gesteigerte  Bewegung 
im  Freien,  Terrainkuren  in  Sanatorien  >  in  waldigen  Gegen- 
den mittlerer  Höhe  (80Q— lOOQm),  indifferente  und  Koch- 
8alirt;hermen,  milde  Teil-  oder  Ganzwaschungen,  Fuß-,  Hand-, 
Sit»-  und  HalbbMer  (35® — äO^C).  Zusatz  einer  Abk:ochuug  yon 
Flor.  GhamomilL,  Weiaenkleie,  Malz  (1 — 2  Pf.),  Ficbtennadel- 
extrakt,  Spec.  aromat.  250 — 500^,  Heublumen  u.  dgl,  zu 
Waschungen  oder.  Bädern;  später  kräftigere  hydrotber«  Mafi* 
nahmen,  elektrisobes  Vierzellenbad  (Schnee),  Wecbselstrem- 
bäder,  leicbte  Yibrationsmaasage  des  Rückens  und  der  Extre- 
mitäten (vgl.  pbysik.  Ther.).  Galyanisatiou  des  Vagus.  Medik. 
Bisen,  Eisenquellen,  Arsen,  Kakodylpräparate,  Atoxyl,  Arsen- 
eisenwässer,  Brom,  Baldrian,  Ohinapräparate.  Digitalis  und 
Strophantus  nur  vorübergehend  bei  Bedarf.  Versuch  mit  Anti- 
neuralgika  gestattet  (Phenaeetin,  Aspirin  etc.).  Morph,  int.  und 
subk.  als  ultima  ratio  und  mit  großer  Vorsicht;  ebenso  andere 
Narkotika.  (Extr.  Beilad.  und  ^tr,  Cann.  ind.  v.  Bauer  vor- 
sichtig.) Im  Aufalle  Gocaini  0,01 — 0,02  D.  Rosenbach 
int.,  zu  längerem  Gebrauche  Ergotin  0,05,  3 — 6  Pill.  tgl. 
A.  Bosenbaeh. 
Bp.   Tinet.  Valerian.,  oder        Rp.   Tinet.  nervinotanic. 

Spirit.  Äether.  Hog-  Beaiusekeffii  20,0. 

mann  aa.  5,0,  S.  2—3mal  täglich  10  bis 

S.  3mal  täglich  10  bis  20  Tropfen  auf  Zucker, 

20  Triefen.  in  Wein. 

Ep.  Jnfus.  rad,  Valerian.  Rp.  Sad.   VäUrian.  15,0 

e  15,0  ad  180,0  Flor.  Aurant., 

Aetkeria  acetie.  1,0  Foh  Menth,  piper. 

Sgrup.  Menth,  20,0.  aa.10,0. 

S.  28tündHch  lEßläffel.  8.  Tee.  Früh  und  abends 

1  Kaffeelöffel  auf  eine  Tasse. 


CARDIOPALMÜS.  —  OATABBHUa  INTESTINALIS. 


43 


Bp.  Solut.  or^enic.  F^ler.  3,Q       oder 

Tif^i,  Auraniii  ßa.  tOfi, 
S,  änml  täglich  10  Tmp/en. 
Hp.  Hßfn^ip,  0^0 

Sßcehßri  0,40. 

Mfp,  4m*.  *€a.  tha.  iVr.  XIJ 
in  cap»,  ßi»yUc. 
8,  Täglich  ^  Pitlpcr  z^  nehmen. 
Bp.  Nairii  hromuH  6,Q 

Atnmcm.  hntmuH  4,ö 

M.  eapaoiigf.f.p,  div.  in  do9,  Nr*  X 

Z>.  in  ch^rt.  eer^U 
S,  Früh  und  ßhcnd9  1  Pulver  in 

WaascTf  nach  dem  Faeen, 
Bp.  Sffrnp,  ÜQlae  tompoi. 
Meli  lagen,  magn. 
S.  3mal  tagl.  1  Kaffeetafel 

nach  der  Mahl(pe%t. 
Bp.   Chinin.  hydraMoric  l,SiO 

Pnlv.flaved,  eart.  Aurant.  tfi, 

Miete  f.  pulv.  div*  in  p.  ae^.  X. 

Z>.  in  Caps,  an^yiac. 
S.  2mal  täglich  1  Pulver. 
Bp.  Ex$.  Oannah,  inäie.  0,12 

Ohin.  muriatU,  0,60 

Post  PaulUn.  eorb.  2,0. 

M^.  div.  in  das  aeq.  VI. 

D.  ad  Caps,  amplae. 
8.  2  Pulver  tägl.  zu  nehmen. 
Bp.   Vahdal.  eampherat.  10,0. 
8. 10^  U  Tropfen  auf 

Zueher  oder  in  Wein, 

2—3mal  iäglieh. 


Bp.   S^lut.  ar».  FoHfUri5,0 
Tinct.  fprri  pomati  10,0. 
$1,  3mal    täglieh    ö   bie 
iO   Trafen,    nach    den 
Mahi^ien. 
^p.  Nafrii  hydrokrom.  ifi 
Mixt,  gummaa.  ^80,0 
Aqu.  Ißuroceras.  3,0 
StfTup.  Aurant.  15,0. 
8,  ^stantmch  1  ^ßWel  in 
Waeeer,  nach  der  Mahl- 
zeit. 
Bp.  -Bröin^f».   10\  100,0 
2'-3mal  tägl.  1  Kaffeelöffel 
in  wanoker  Milch. 
Bp.  PiM.  Bromleeiihin 

Agfa  0,10.  Nr.  XXK. 
S.  Stnal  tägl.  2  Pillen. 
Bp.   Wnin.  hy4ro- 
hnmie.  0,60 
Sacehari  2,0. 
M.f.  div.  in  dos.  aeq.  VI. 
ad  capa.  amylac. 
8.  2  Pulver  tägl.  zu  nehmen. 
Bp.   Tinct.  eem.  Strophant., 
Tinct.  Valerian.  aa.  5,0. 
8.  3mal  täglich  10  Tropfen. 
Bp.  Bemynal  0,25. 

D.  t.  do8.  in  eapa.  gelat.  ad 
aeat.  orig.  Nr.  XXV. 
8.  3mal    täglich   1-^3  Perlen, 
eteigend  (nach  dem  Eaaen). 


M.  Weinberger. 


Oatarrhiui  inttstilialif.  a)  acatue.  Je  nach  der 
Äti  ologie  (Infekte,  alimentäre  ÜFsaohen,  toxische  und  medika- 
mentöse Noxen,  Erkältung)  wird  die  Behandlang*  der  kausalen 
Indikation   genügen  müeaen.   Vermeidung  der   Sohädlichkeit, 


44  CATARRHUS  INTESTINALIS. 

respektive  Zessieren  von  Medikationen.  In  der  Regel  ist  im 
Beginne  Evaknation  angezeigt:  Kalomel  0,3 — 0,5  pro 
dosi  einmal  (wenn  nach  mehreren  Stunden  kein  entsprechender 
Erfolg ,  dann  salinische  Abführmittel,  Senna  etc.  [Merkurial- 
stomatitis!]  oder  Rizinnsöl  in  Gelatinekapseln  k  2,0 — 3,0 
mehrere  Stück  oder  1 — 1 V,  Eßlöffel  in  Bierschaum  emulgiert). 
Keine  Pnrgantia  bei  Sepsis,  Diplokokkeninfektionen.  Günstig^e 
Beeinflussung  der  Magenverdauung  durch  kleine  Salzsäure- 
gaben (mehrmals  täglich  10 — 15  Tropfen  Acid.  muriat.  dil.) 
erwünscht.  Ruhe,  bei  Fieber  Waschungen,  Wickel ;  bei  Kolik- 
schmerz Prießnitzbinde  um  den  Leib,  Kamillensäckchen,  The)*mo- 
phorkompressen.  Gegen  Tenesmus  Kodein,  Dionin  intern 
oder  in  Suppositorien  zu  0,015 — 0,03  pro  dosi  mehrmals 
täglich.  Nur  bei  starken  Schmerzen,  profusen  Diarrhöen 
Opium  in  Pulver,  Tropfen,  Suppositorien. 

Gegen  die  Diarrhöen  muß  nicht  immer  sofort  eingeschritten 
werden.  Medikamentös  empfehlen  sich  Bismutpräparate 
(Magisterium  bismuthi,  Bismuthum  salicyl.  in  Dosen  zu  0,5 
bis  1,0  mehrmals  täglich  allein  oder  mit  Opium  kombiniert. 
Meist  kommt  man  mit  diätetischen  Maßnahmen  aus.  Schonung, 
möglichst  wenig  Nahrung  zu  Beginn,  Vermeidung  kalter  oder 
kohlensäurehaltiger  Getränke,  Zucker,  Fett,  Gewürze,  Salz, 
Milch,  Obst.  Empfohlen:  Schleimige  Suppen  (Reisschleim, 
Gerstenschleim,  Haferschleim),  russischer  Tee  mit  Heidelbeer- 
geleezusatz (ungezuckert),  verdünnter  Rotwein,  Tee  mit  Rot- 
wein, 3tägiger  Kefir,  Kakao,  dünne  Schokoladen  mit  Kognak- 
zusatz. Allmählich  Einschleichen  mit  anderer  Nahrung  (Zwie- 
back, gedörrt ,  Auflauf,  gesottener  Fisch ,  Kalbsbrieshaschee, 
Hühnerpüree,  weichgedünsteter,  gestampfter  Reis. 

b)  C.  int.  chronicus:  Peststellung  der  Ätiologie  und 
des  Sitzes,  Dünndarm-  oder  Dickdarmkatarrh,  gastrogene 
Diarrhöe,  Achylie,  Prüfung  der  Magenfunktion ,  der  Darm- 
funktion durch  die  Schmidt  sehe  Probekost,  Probesptilung 
des  Dickdarms.  Bei  schlechtem  Ernährungszustand  und  langer 
Dauer  Bettruhe,  Spitals-  oder  Sanatoriumsbehandlung,  körper- 
liche Schonung.  Hydriatische  Behandlung,  bei  starken  Diar- 
rhöen besonders  kühle  Sitzbäder  bis  zu  16®  R,  kalte  Ab- 
reibungen (vasomotorische  Einflüsse,  nervöse  Diarrhöe!).  Bei 
Achylia  gastrica  große  Dosen  von  Salzsäure .  allein  oder  in 
Kombination  mit  Pepsin,  Acidolpepsintabletten. 


CATARBHUS  INTESTINALIS.  45 

Das  Ernährnngsschema  richtet  sich  nach  den  früher  auf- 
gestellten Gesichtspunkten  und  muß  schrittweise  individnalisiert 
werden.  Am  besten  nach  fortlaufender  Kontrolle  darch  die 
mikroskopische  Stohlnntersnchnng.  (Gut  kauen!  Gebiß  unter- 
suchen !)  Bei  Insuffizienz  der  Dünndarmverdauung  Vermeidung 
von  Fleisch,  respektive  Fleisch  nur  in  Püreef  orm  oder  Hasches, 
(Taube,  Haselhuhn,  Huhn,  Rebhuhn,  Kalbfleisch,  mürbes  Beef- 
steakfleisch),  Beschränkung  von  Fett,  besonders  in  schwer 
schmelzbarer  Form  ,  eventuell'  Pflanzenfette  empfohlen,  all- 
mähliche Aufbesserung  der  Ernährung,  schrittweises  Vor- 
wärtsgehen je  nach  dem  Stuhlbefunde.  Allmähliche  Belastung 
mit  Fett.  Bei  Gärung  (Insuffizienz  der  Kohlehydratverdauung) 
dextrinisierte  Mehle,  Nestle,  Knfeke,  MellinsFood,  Thein- 
hardts  Kindernahrung,  Hartensteins  Leguminosenmehl, 
Knorrs  und  Rademanns  Präparate  (Reisflocken,  Hafer- 
flocken etc.) ,  gedörrten  Zwieback  und  Toast ,  kein  Zucker 
(Saccharin),  Michaelis  Eichelkakao,  Milch  meist  schädlich, 
zulässig  die  mit  Pankreas  vorverdaute  Milch  nach  Prof.  Back- 
haus, oder  mit  Zusatz  von  Salizylsäure,  Gerstenschleim,  Kümmel 
oder  Teeblättern  (aufgekocht),  Kalkwasser,  Pegnin. 

Bei  Dünndarmkatarrh  und  Insuffizienz  der  Magenver- 
dauung Pankreontabletten  3 — 6  Stück  pro  Tag,  adstrin- 
giereude  Mittel,  wie  Tannin,  Tannalbin  (1,5 — 3,0  pro  die), 
Bismut ,  Bismutose ,  zur  Bekämpfung  der  Darmfäulnis  Ichtho- 
form,  Ichthalbin,  Menthol,  z.  B. : 

Rp.  Pankreon  2,5 

Calc.phospharie.  oder  earbon., 

.Bismut  aubnitr,  oa.  7,5 

Menthol  0,5. 

Ad  seatul. 
Ä.  Mehrmals  täglich  y^—2  Kaffeelöffel 

(Gegen  Diarrhöen  and  Flatulenz.) 

Trinkkuren:  Karlsbader  Wasser  bei  Diarrhöe  heiß, 
bei  Verstopfung  kalt,  eventuell  mit  Salzzusatz  ,  Marienbader, 
Kissinger  Wasser,  Lippspringe  etc. 

Gemischter  Katarrh,  respektive  besonderes  Vorwalten 
des  Dickdarmkatarrhs,  erfordert  neben  Trinkkuren  (Kochsalz-, 
Glaubersalzquellen)   lokale  Behandlung   der  Kolitis  mit  me- 


46         CATARRH.  INTE8TIN.  —  CATARRH.  VfiNTRIC.  ETC. 

thodisohen  SpfllntigeD.  Hohe  Binläafe  in  Küieellboftdnlagre 
(heifi  bei  Konstipftüoii)  kühl  bei  Diarrhöe)^  Ekkoproee.  Spül- 
flü8sigkeiten :  (Vs'^^Vi  0  pbydioltD^ische  KoGiito]zlöstiiig>y 
Argentatoln  (i/^— i/^o/,),  Pn,tairgol  (V^—i/^ •/(>),  Tannin  (V* 
biß  V2Vo)7  Kalinm  und  Kinctim  h.ypermattganica^  (0,5  \m 
1,0:1000),  Albargin  Höchst  (0^5:1000>  Bei  etarkena  Te- 
nesmas,  Sdüeimabsondel^ng  gtArktemehlklysmeü  (bis  zu  V«  0? 
Decoct  Salep,  Eibischtee,  eventuell  tnit  KnsAtz  von  einifeu 
Tropfen  Tel.  laadahi.  Bei  Verwaltender  Konstipation:  RisinUs- 
emulsion  im  Klysma,  heifie  Olidinlftiife  naefatsttbek*)  am  Möl*gen 
Kamilieninfüs  mit  Natrium  biearbonietuni  Leichte  Massage 
des  Diekdai^m«)  Moor^  tind  Thermöphotkompresdeni  Bei  Prok- 
titis and  Bigtnoiditis  grannlosa  und  üloerosa  (R^to- 
Romanoskopie!)  lokale  Y^^&tfcung  (2-^5 <^/e  Argent  nitrieum) 
(Gonorrhöe!  Dysentbriel)*  O.  Sitt^'^*- 

(akuter  und  chronischer  Mägenkatarrh). 

a)  akuter  Magenkatarrh.  ^Prophylaxe:  Vermeidung 
von  Schädlichkeiten  quantitativer  und  qualitativer  Art  in  der 
Nahrungsaufnahme. 

Therapie:  Diät.  Ganz  vorzügliche  Dienste  leistet  beim, 
akuten  Magenkatarl*h  24stündiges  Fasten,  bei  hochgradiger 
Anorexie,  Üblichkeit  und  Erbrechen  hat  es  keinen  Sinn, 
Nahrungsaufoahme  zu  forcieren.  Bei  heftigem  Durst:  Limo- 
nade, säuerliche  Fruchtsäfte,  kMne  Mengen  gektihlter  Säuer- 
linge: Gießhübler,  Büiner»  Bei  Wiederkehr  des  Naiirungsbe- 
dürfoisses  zunächst  leichte  Kost:  Schleimsuppen  mit  Ei- 
dotter angerührt,  feingewiegter  magrer  Schinken,  ganz  leichte 
Mehlspeisen,  Kompott,  erst  ailmählich  gehe  man  zur  gewohnten 
Ernährung  übori  Bei  akutem  Magenkatarrh  nach  Alkohol- 
exzessen („Katzenjammer^)  ist  gegen  den  Genuß  des  gebräuch- 
lichen „sauren  Herings^  oder  ähnlicher  Pikanterien  nichts 
einzuwenden,  oft  leisttdl  bet  diesen  Zuständen  der  Genuß  eines 
Glases  Ghampa^id]'  fttte  Dienste. 

Entfernung  schädlichen  MägeniAhlalt^s  nach 
G^nufl  verdotTbenei"  odef  sonst  schädliche^  Speisen,  sowie  bei 
qüantitätivei"  ÜbeHiidung:  des  MbgehSi  Diesem  Postnlat  ent- 
spHcht  die  MagenattsWaschdng. 


CATAKRHüS  VENTEICÜLI  ACUTUS  UND  CHROlfcaCtJS.       47 

Dort,  wt)  Magenanßspüluni^  nicht  durchführbar,  rufe  iääü 
Erbrechen  durch  Kitzeln  des  GaameüB  itilt  eiüem  f^edei'bart^ 
Trinken  lauwarmen  WAseers  hei^ot-,  (BVtBntuell 

Rp.  Äpomorphini    hydrochlorici  0,1 
Aq.  destül  10 fl. 
S.  ^1^—1  Spritze  (bei  Kindern  Vs  ^priiz^)  sühhutan^ 

Bei  Fortdauer  des  Brechreizes  nach  Entfernung  der 
schädlichen  Ingesta  Blekämpfnng  durch  Darreichung  von  in 
Eis  gekühlten  Säuerlingen  öder  SäueWichen  Fruchtsäften,  Auf- 
forderung an  den  Patienten,  eine  Zeitlang  sehr  tief  und 
langsam  einzuatmen  —  teflexaääiebeiide  Wirkung  reichlicher 
Sauerstoffzufuhr. 

Gegen  üblen  Geschmack  im  Munde:  Ausspülung  mit 

Bp.  Ttt.  Btnzoe»^ 

Ttt,  Sätankim  aa.  10,0 
Aq.fontis  500,0. 
S.  MimdtooBt^. 

Gegen  heftiges  Sodbreiineii  tind  säüres  Aufstoßet): 
Giefihübler,  Bilinei-,  Vichy  gflasweise,  femer 

Rp.  Natrii  hicarbon., 

Magnesiae  uatae  aa,  25,0. 
S.  Meeaerspitzweise  in  Wasser. 

Gegen  länger  anhältende  Anorexie  Amara:  Tausend- 
güldenkraut, Enzian,  Bittertee^  insbesondere  aromatische  Bitter- 
mittel. 

HJ).  Tot  thinae  compos.,  oder  Ep.   Tct.  ätmtt'aiß  30,0 

Tot.  cört.  laürant.  aa.  25,0.  Tct.  nuc.  voih.  10,0. 

Ä  Sntat  täglich  15—20  Tropfen  S.  Smal  täglich  20  Tr6pfih  mit 
in  Wwsitr  vor  den  Mahlzeiten.  Wasser  vor  dm  Mahlzeiten. 

Auch  Salzsäure  leistet  als  Btomachikum  gute  Dienste, 
ßp.  Aeid,  hydroehloric.  2,0 
Aq.f&nt^  200y0i 
S.  1  Eßlöffel  vor  den  Mahlzeiten. 

bei  akutetti  Magetikätfetrh  auftt^tende  Diäi»rhöe  ist  zu- 
nächst nittht  *tt  bekämpfen,  weil  sife  der  Befreiung  des  Ver- 
dätiungstrü^tes  von  schädlichen  Inhaltßmasseii  dient;  Vrenn 
nach  einigen  t^ägeü  die  Diäftrhöe  nocli  aüdauerl,  einige  Tropfen 


48   CATARRHÜS  VENTRICÜLI  ACUTUS  UND  CHRONICUS. 

Opiamtinktor.  Bei  Obstipation  mildere  Laxantien:  Seidlitz- 
pulver,  Tct.  Rhei  aquosa  (einige  Eßlöffel),  Bitterwasser. 

Bei  mit  hohem  Fieber  einhergehendem  Magenkatarrh,  so- 
genanntem „gastrischen  Fieber" :  Bettrnhe,  strenge  Diät  (ge- 
kochte Milch;  £i,  Bouillon),  Eisumschläge  auf  den  Kopf.  Von 
Medikamenten  sogenannte  Darmantiseptika :  Menthol  (in  Gela- 
tinekapseln k  0,2  g)  3mal  täglich  oder: 

Ep.  NatHi  henzoici  8,0 
Aq.  fontis  200,0 
Succ.  citri  20,0. 
'        S.  28tündUch  1  Eßlöffel. 

oder  Bismatum  salicylicum  (2 — 4  g  pro  die),  beziehungsweise 
Kalomel  (2  Dosen  ä  0,25  g).  Bei  Herzkollaps:  heißer  schwarzer 
Kaffee  mit  Kognak  oder  Rum,  Glühwein,  Injektionen  von 
lO^'/oigem  Kampfer  —  Olivenöl  (1 — 3  Pravazspritzen) ,  Ein- 
schlagen in  heiße  Tücher. 

h)  Chronischer  Magenkatarrh:  Allgemeine  Hy- 
giene des  Magens  (zugleich  Prophylaxe).  Gut  und 
langsam  kauen  —  bei  defektem  Gebiß  künstlichen  Ersatz 
durchführen ,  sorgfältige  Mund-  und  Zahnpflege ;  der  Bissen 
muß  gründlich  eingespeichelt  werden,  die  Temperatur  der 
Speisen  und  Getränke  darf  weder  zu  hoch,  noch  zu  niedrig 
sein.  Saure,  scharfe,  starkgewürzte,  fette,  massive,  gärende 
Speisen  sind  verboten,  ebenso  jede  Überladung   des  Magens. 

Diätotherapie:  Strenge  Regelmäßigkeit  hinsichtlich  der 
Zahl  und  des  Intervalls  der  Mahlzeiten,  leichte  Abendmahlzeit, 
spätestens  3  Stunden  vor  dem  Schlafengehen.  Kräftige,  dabei 
leicht  verdauliche  Kost.  Eiweiß,  Fette  und  Kohlehydrate  müssen 
in  leicht  assimilierbarer  Form  gereicht  werden,  schematische 
Verordnungen  sind  zu  vermeiden,  der  Diätzettel  muß  den 
individuellen  Verhältnissen  angepaßt  werden. 

Verboten:  Fettes  oder  faseriges  Fleisch  von  alten  Tieren, 
Wildbret,  fette  Fische  (Karpfen),  geräucherte  Fische,  wenn 
sehr  fettreich ,  z.  B.  fette  Bücklinge  und  Sprotten ,  harte 
Eier,  alte,  harte  und  starke  Zersetzung  aufweisende  Käse, 
rohes  Obst,  Kartoffeln  (und  Leguminosen,  außer  in  Püreeform), 
frisches  Brot,  Zuckerwerk.  Gestattet  ist  Fleisch  von  jungen 
Tieren  —  Kalb,  Huhn,  Taube  —  am  besten  faschiert,  von 
Fischen  am    ehesten  Hecht    und  Schill,    gekochtes  Kalbßhirn 


CATABßHüS  VENTRICÜLI  ACUTUS  UND  CHRONICUS.   49 

und  Kalbsthymus ,  rohe  oder  weichgekochte  Eier,  Milch  mit 
Tapioka,  Reisbrei,  Aufläufe,  Zwieback,  Kompott,  von  Gemüsen 
Spinat  und  Karotten.  Als  Getränk  einwandfreies  Quellwasser 
oder  Säuerlinge:  Gießhübler,  Krondorf  er,  Biliner  in  kleinen 
Mengen.  Alkoholgenuß  möglichst  einschränken,  junge  Biere, 
Most,  saure  Weine  sind  jedenfalls  »u  verbieten.  Kaffee  ist  nur 
mit  starkem  Milchzusatz  gestattet.  Tee,  welcher  eine  die 
Magensekretion  hemmende  Wirkung  ausübt,  ist  in  Fällen  mit 
herabgesetzter  Azidität  zu  verbieten,  ebenso  ist  der  Tabak- 
genuß zu  verbieten  oder  möglichst  einzuschränken.  Es  gibt 
Fälle,  wo  die  Patienten  ein  ausgesprochenes  Verlangen  nach 
Pikanterien,  Sardellen,  Kaviar,  Wurstwerk  zeigen;  falls  der 
Zustand  des  Magens  es  gestattet,  können  in  dieser  Hin- 
sicht einige  Konzessionen  gemacht  werden.  Die  Wünsche  der 
Patienten  hinsichtlich  der  Ernährung  sollen,  wenn  ihre  Be- 
friedigung nicht  ausgesprochen  schädlich  ist,  bei  der  Zusammen- 
stellung berücksichtigt  werden.  Allzugroße  Monotonie  und 
Reizlosigkeit  der  Kost  sind  zu  vermeiden,  weil  die  Patienten 
sonst  leicht  zur  Übertretung  der  ärztlichen  Vorschriften  ver- 
anlaßt werden. 

Mechanische  Therapie:  Magenausspülung.  Indi- 
kationen :  reichliche  Schleimproduktion,  Herabsetzung  der  mo- 
torischen Magenfunktion,  Stagnation,  Gärung  und  Zersetzung 
des  Mageninhaltes.  Spülung  mit  lauwarmem  Wasser,  bei  reich- 
licher Schleimproduktion  Nachspülung  mit  l^/^iger  Natrium 
bicarbonicum-Lösung,  bei  abnormer  Gärung  mit  0,5%iger 
Resorcinlösung.  Die  Ausspülung  zur  Entfernung  von  Schleim 
wird  am  besten  morgens,  die  zur  Entfernung  stagnierenden 
Mageninhaltes  abends  vorgenommen.  Bei  stärker  ausgesprochener 
Atonie:  Magendusche  mit  0,6®/oiger  Kochsalzlösung,  Faradi- 
sation  und  Massage,  eventuell  Vibrationsmassage  der  Magen- 
gegend. 

Behandlung  mit  Mineralwässern.  Kochsalzquellen, 
alkalische  Quellen,  alkalisch-salinische  und  alkalisch-muriatische 
Quellen.  Bei  gesteigerter  oder  annähernd  normaler  Salzsäurepro- 
duktion: Karlsbad,  Marienbad,  Neuenahr,  bei  verminderter 
Salzsäuresekretion  die  Koc^salzqnellen  von  Wiesbaden,  Hom- 
burg, Kissingen,  bei  vermehrter  Schleimsekretion  alkalische 
Quellen:  Vichy,  BiHn,  Preblau,  Gießhttbl,  Selters.  Die  Trink- 
kuren werden  am  bestep  einmal  im  Jahre  an  Ort  and  BteMe 

F  e  1 1  n  e  r ,  Therapie  der  Wiener  Spezialärste.  4 


50   CATAERHUS  VENTRICÜLI  ACUTUS  UND  CHRONICUS. 

gebraucht  und  im  Frühjahr  und  Spätherbst  durch  häusliche 
Trinkkuren  von  4 — ßwöchentlicher  Dauer  ergänzt.  Die  inner- 
halb der  gegebenen  Indikationen  sehr  wirksame  Karlsbader 
Kur  erfordert  bei  sehr  geschwächten  und  nervösen  Patienten 
Vorsicht.  Nach  Karlsbad  eventuelle  Nachkur  im  Salzkammer- 
gut: Ischl,  Gmunden,  Aussee,  im  Herbst :  Gries,  Arco,  Montreux. 
Medikamentöse  Therapie:  Stomachica  amara  und 
Digestiva,  erstere  vor  den  Mahlzeiten  zu  verabreichen,  z.  B. : 

Rp.   Vini  condurango  lOOyO.      oder     Rp.  Tct.  chinae  compos., 
S.    1  Eßlöffel    vor    den    MdM-  Tct.  cort.  aurant.  aa.  25,0, 

Zeiten.  S.  3mal  täglich  15  bis 

20  Tropfen  in  Wctsaer  vor  den 
Mahlzeiten. 
Rp.  Addi  hydrochlorici  2,0      oder      Rp.  Pepsini  germanici, 

Aq.  fontis  200,0.  Sacchari  albi  aa.  2,0 

S.  Je  1  Eßlöffel  vor  und  nach  Mfp.  div.  in  dos.  aeq.  Nr.  F. 

der  Mahlzeit.  S.  ^/^  Stunde  vor  der  Mahlzeit 

1  Pulver. 

An  die  Darreichung  von  Salzsäure  und  Pepsin  dürfen 
keine  zu  großen  Hoffnungen  geknüpft  werden,  da  sie  keinen 
vollwertigen  Ersatz  der  herabgesetzten  oder  fehlenden  Magen- 
saftsekretion bieten. 

Gegen  Aufstoßen  und  Sodbrennen  Alkalien: 

Rp.  Natrii  bicarb., 

Magn.  usttte  cm.  40,0 

PuJv.  rad.  Rhei  10,0. 

S.  Schachtelpulver;  nach  jeder  MaMzeit  eine  Messerspitze 

zu  nehmen. 

Bei  gesteigerter  Magengärung: 

Rp.  Resordni  resublimati  2,0 
Natrii  bicarbon.  5,0 
Aq.  destül.  170,0 
Syrup.  cortic.  aurant.  20,0. 
S.  2stündlich  1  Eßlöffel 

oder  Menthol,  Kreosot,    Ichthyol   in  Gelatinekapseln  k  0,2  g 
mehrmals  täglich. ^^foN  M£}>- 

Die  wirksami^^ehandlung  ^«^^(fiWjrechens  besteht  in 
Magenausspülunjp:vGegen  Magenschmer2i6p;^  leisten    Prießnitz- 

JUNIS  19)8   '■' 


CATARRH.  VENTR.  ACUT.  U.  CHRON.  —  CHALAZION.   51 

omscbläge  die  besten  Dienste,  oder  Applikation  eines  kalten 
Umschlages,  darüber  ein  von  warmem  Wasser  durchströmter 
Schlauch.  Nar  im  äußersten  Notfall:  Morphium,  Kokain, 
Orthoform. 

Die  Obstipation  ist  diätetisch:  Kompott,  Honig, 
Sauermilch,  Grahambrot  und  physikalisch:  Faradisation,  Massage 
des  Abdomens  zu  behandeln.  Medikamentöse  Laxantien:  Tama- 
rinden, Rheum,  Cascara  sollen  jedenfalls  nicht  durch  längere 
Zeit  angewendet  werden ,   das  gleiche  gilt  für  Irrigationen. 

Kahane. 

Cavernitifl.  Bei  Cavemitis  gonorrhoica  Aussetzen  jeder 
Lokaltherapie  der  Gonorrhöe,  Bettruhe,  blande  Diät,  Sorge 
für  leichten  Stuhl.  Applikation  von  kalten  Umschlägen,  inner- 
lich Sedativa  (Brompräparate,  Kampfer),  eventuell  Supposi- 
torien  mit  Morphium,  Extr.  Belladonnae  zur  Hintanhaltung 
der  schmerzhaften,  mit  Deviation  des  Gliedes  einhergehenden 
Erektionen  (Chorda  venerea).  Bereitet  sich  die  eitrige  Ein- 
schmelzung  des  Infiltrates  vor,  wird  man  die  Reifung  des 
Abszesses  durch  heiße  Umschläge  (Thermophor)  beschleunigen, 
schließlich  den  Abszeß  eröffnen. 

Bei  drohender  Harninfiltration  Einlegen  eines  Verweil- 
katheters.  Nach  narbiger  Ausheilung  eines  periurethralen  Ab- 
szesses können  die  rückbleibende  Deviation,  Schmerzen  bei 
der  Erektion  eine  weitere  Behandlung  erfordern.  Als  resorp- 
tionsbef ordernde  Mittel  wären  Jodkalisalbe,  Ung.  cinereum, 
Ung.  Credo  zu  versuchen,  in  zweiter  Linie  Thiosinamin  extern 
als  Pflaster,  subkutan  0,2 — 0,5cm'  einer  Ib^/^igen  wässerigen 
Lösung  mit  Zusatz  von  Glyzerin,  jeden  2 — 3  Tag;  von 
gleicher  Wirkung  Fibrolysin  (käuflich  in  sterilisierten  Am- 
pullen ==  0'2cm^  Fibrolysin). 

Die  Cavernitis  syphilitica  als  Teilerscheinung  sonstiger 
spezifischer  Späterkrankungen  erfordert  eine  Allgemeinbe- 
handlung mit  Quecksilber-  und  Jodpräparaten.  Lokal  zu  emp- 
fehlen: Applikation  von  grauem  Pflaster  (Marke  Austria, 
Dieterich-Helfenberg) ,  Einreibungen  kleiner  Mengen  grauer 
Salbe  unter  Massagebewegungen,  Umschläge  mit  Sublimat 
(1  :  10.000).  ^  Grosz. 

', '   '   t  -^ . 

Chal&sion.  Ganz  kleine  Chatazien  lasse  man  unbe- 
handelt, denn  sie  stören  nicht  und  schwinden  oft  von  selbst. 

I  4* 


52  CHALAZION.  —  CHLOROSE. 

Bei  größeren  kann  man  den  meist  erfolglosen  Versach  machen^ 
sie  darch  Massage  mit  2%  Acid.  salicylic.-Salbe  zur  Resorption 
zu  bringen.  Sonst:  Inzision  des  Chalazions  von  der  Binde- 
hautseite  her  und  Exkochleation  mittelst  eines  kleinen 
scharfen  Löffelchens  nach  vorausgeschickter  Anästhesierung 
der  Bindehaut  durch  Einträufelung  von  S^/q  Gocainum  muria- 
ticum-Lösnng  und  Injektion  einiger  Tropfen  der  gleichen 
Lösung  mittelst  Pravazspritze  in  das  Ohalazion  selbst  eben- 
falls von  der  Konjunktivalseite  her.  Verband  ist  unnötig,  nur 
Reinigung  des  Bindehautsackes  mehrmals  täglich  durch  In- 
stillation von  37o  Borsäurelösung.  R.  Hitschmann. 

ChlorOfle.  Bei  schweren  Fällen  —  maßgebend  sind  vor 
allem  die  Herztätigkeit,  Geräusche,  Nonnensausen  und  der 
Hämoglobingehalt  des  Blutes  —  absolute  Bettruhe.  Bei  allen 
Fällen  gute  Ernährung,  vorzugsweise  eisenhaltige  Nahrungs- 
mittel —  Spinat,  grüne  Gemtise,  Schwarzbrot.  Sorge  für 
Stuhl,  eventuell  leichte  Abführmittel  (Pulv.  liq.  comp.,  Laxar 
tivum  vegetabile  Tabloid  1 — 3  Tabl.  tägl.  etc.). 

Hauptmedikament  ist  Eisen,  und  zwar  vorzugsweise  in 
mineralischer  Form.  Pil.  Blaudii  9  Tabl.  täglich  in  3  Portionen 
nach  oder  mit  dem  Essen,  eventuell  auch  in  Form  von 
Tabloids  und  Bipalatinoids.  Nur  wenn  diese  nicht  vertragen 
werden  in  Form  von  Eisensomatose  10^  täglich,  oder  in 
flüssiger  Form  als 

Rp.  Tinct.  ferri  AthenstaedU       oder      Rp.  Tinct.  ferri  pomat, 

lag.  orig.  Tinct  chin.  comp,  aa, 

S,  3  Kaffeelöffel  bis  3Eßl,  tägl.  S.  Smal    tägl.   20  Tropfen 

bis  1  Kaffeelöffel, 

Weniger  wirksam  sind  die  organischen  Eisenpräparate.  Die 
Hämoglobinpräparate,  wie  Sanguinal,  9  Pillen  tägl.  etc.,  oder 
Fersan  (3  Kaffeelöffel  täglich)  oder  Ferratin  3  g  täglich  in 
Pulverform. 

Die  Eisenkur  soll  6  Wochen  dauern,  kann  durch 
Magenindisposition  erschwert  werden  und  muß  dann  abgekürzt 
werden.  Bei  Verdauungsbeschwerden  Acid.  hydro chlor,  dil. 
25  Tropfen  in  einem  Weinglas  Wasser  nach  dem  Essen. 
Wird  Eisen  nicht  vertragen  oder  führt  die  Eisenkur  zu 
keinem  Ziel,  ist  besonders  bei  abgemagerten  Kranken  Arsen 


CHLOROSE.  —  CHOLELITHIASIS.  53 

indiziert  in  Form  der  Arseneisenwässer  —  Levico,  Roncegno 
2—8  Eßlöffel  tägl.,  Gttberqnelle  4—12  Eßlöffel  tägl.  oder 
der  Sol.  ars.  Fowleri  6 — 20  Tropfen  pro  die  steigend,  in 
Form  des  Arsoferrin  3 — 10  Tabletten  tägl.  steigend  oder 
der  Pilul.  asiaticae  1- — 3  Pillen  tägl.  steigend  oder  als  Atoxyl- 
injektionen  wie  bei  perniziöser  Anämie. 

Als  Kurorte  kommen  die  zahlreichen  Kurorte  mit  Eisen- 
säuerlingen in  Betracht:  Franzensbad,  Elster,  Kudowa  etc., 
event.  auch  Höhenklima  bis  zu  1000  w,  Semmering  etc. 

Schur. 

Cholelithiasifl.  Häufig  finden  sich  Steine  lange  oder 
zeitlebens  im  latenten  Stadium;  die  Blasenwand  ist  wenig 
verändert,  entzündliche  Verwachsungen  in  der  Nachbarschaft 
fehlen,  die  Gallenwege  sind  frei;  dem  pathologischen  Befunde 
entsprechen  die  klinischen  Erscheinungen :  ohne  Ikterus  einher- 
gehende leichte,  durch  temporären  Cystikusverschluß  bedingte 
Schmerzanfälle,  die  klinisch  auf  Magenkatarrh,  Ulcus,  Wander- 
niere, Darmkolik  etc.  bezogen  werden  können.  Die  Behandlung 
dieser  Fälle  deckt  sich  im  allgemeinen  mit  jener  der  in 
Frage  kommenden  Fehldiagnosen. 

Bei  ausgebildeten  Anfällen  von  Cholelithiasis  soll  zunächst 
eine  methodische  medikamentöse  Behandlung  (Karlsbad  etc.) 
eingeleitet  werden. 

Läßt  diese  im  Stich,  so  kommt  das  operative  Verfahren 
in  Betracht,  das  verschieden  sein  kann,  je  nach  dem  jeweiligen 
Zustand  der  Gallenblase  und  Gallenwege. 

Findet  sich  bei  der  Operation  eine  nur  wenig  ver- 
änderte Gallenblase  im  Stadium  einer  erstmaligen  Cholecy- 
stitis oder  nach  dem  Abklingen  derselben  (verdickte  Wand, 
wenige  oder  fehlende  Adhäsionen  mit  der  Nachbarschaft,  ein 
oder  mehrere  große  Steine  bei  den  klinischen  Symptomen 
heftigen  Schmerzes,  mangelndem  oder  geringem  Ikterus,  keiner 
oder  geringer  Leberintumeszenz),  kann  die  Choleeystostomie 
oder  nach  Ausräumung  der  Gallenblase  die  Cholecystotomie 
mit  folgender  Naht  in  Frage  kommen. 

Im  allgemeinen  aber  ist  das  souveräne  Verfahren  die 
Cholecystektomie.  So  müssen  wir  diese  nach  den  heutigen 
Erfahrungen  als  das  Normalverfahren  betrachten  bei  allen 
jenen  Fällen  von  Cholelithiasis,  bei  welchen  eine  medikamentöse 
Behandlung  immer  nur   vorübergehenden  Erfolg  aufzuweisen 


54  CHOLELITHIASIS. 

hatte    nnd    die  rezidivierenden  Anfälle  klinisch    mit  den  Er- 
scheinungen der  Cholecystitis  verbunden  waren. 

Bei  der  chronisch  rezidivierenden  Form  der  Cholecy- 
stitis finden  sich  tiefgreifende  Veränderungen :  die  Gallenblase 
kann  geschrumpft  sein,  breite  flächenhafte  Adhäsionen  be- 
stehen mit  der  Nachbarschaft,  in  der  Gallenblase  finden  sich 
neben  schleimigem  und  eitrigem  Exsudat  oft  nur  kleine  Steine, 
der  Cystikus  ist  verstopft  oder  durch  die  vorausgängigen  Ent- 
zündungen obliteriert.  Klinisch:  Schmerzhaf tigkeit ,  Wechsel 
der  Erscheinungen ,  oft  negativer  Palpationsbefund.  Ikterus 
selten  oder  fehlend.  Diagnose  oft  schwierig,  mitunter  un- 
möglich, da  die  Erscheinungen  mitbeteiligter  Nachbarorgane 
in  den  Vordergrund  treten  können. 

Therapie:  Cystektomie,  bei  mechanischen  Funktions- 
störungen des  Magens  und  Darmes  infolge  von  Verwach- 
sungen durch  rezidivierende  entzündliche  Attacken  Lösung  der 
Adhäsionen,   eventuell  Pyloroplastik  oder   Gastroenterostomie. 

Aucb  bei  Hydropsie  der  Gallenblase  (Cystikus  durch  Steine 
wie  durch  ein  Kugel ventil  verschlossen  oder  infolge  oben, 
erwähnter  Anfälle  obliteriert,  klinisch  können  Symptome  auf 
Cholelithiasis  ganz  fehlen,  abgesehen  von  Magen-Darmbe- 
schwerden und  positivem  Palpationsbefund)  ist  das  beste  Ver- 
fahren Cystektomie  (bei  Cystikusverschluß  durch  Steine  ohne 
Obliteration  auch  Cystostomie  und  Cystotomie  mit  folgender 
Naht). 

Bei  Empyem  (klinisch  Erscheinungen  der  Cholecystitis, 
mehr  lokaler  Schmerz,  kein  Steinabgang,  Abklingen  der  Ent- 
zündung mit  folgendem  latenten  Stadium  oder  Progression, 
Perforativ-Peritonitis!)  wird,  solange  die  Entzündung  die 
Gallenblase  nicht  oder  nur  wenig  überschritten  hat,  die  Cy- 
stektomie oder  Cystostomie  ausgeführt. 

Bei  Übergreifen  auf  Bauchdecken  mit  Abszeßbildung 
Inzision  —  Drainage. 

Die  Perforations-Peritonitis  wird  nach  den  allgemeinen 
Regeln  dieser  behandelt  unter  Berücksichtigung  des  Ausgangs- 
punktes. Die  Cystektomie  ist  deshalb  das  souveräne  Verfahren, 
da  mit  Cholelithiasis  häufig  Karzinom  verbunden  ist,  das  im  Be- 
ginn klinisch  und  mitunter  auch  intra  operationem  nicht 
diagnostiziert  werden  kann. 


CHOLELITHIASIS.  55 

Bei  akutem  Gholedochusyerschluß  durch  Stein  (typische 
Kolik^  starker  Ikterus,  Erbrechen,  mitunter  Schüttelfrost)  soll 
zunächst  Behandlung  eingeleitet  werden.  Bei  Cholangitis  mit 
septischem  und  pyämischem  Charakter  Drainage  des  Ductus 
hepaticus. 

Bei  chronischem  Choledochusverschluß  durch  Stein  (Leber 
vergrößert,  Gallenblase  gefüllt  [Empyem]  oder  klein,  ge- 
schrumpft, Ikterus ,  Schmerz  und  Fieber  wechselnd)  ist  Ver- 
fahren verschieden,  je  nach  Sitz  des  Steines:  Choledocho- 
Duodenostomie  bei  tiefem  Sitz,  Choledochotomie  kombiniert 
mit  Cystektomie  und  Hepatikus-Drainage  bei  höherem  Sitz  des 
Steines.  (Durch  Fistelbildung  kann  Stein  in  den  Darm  ein- 
wandern und  Spontanheilung  eintreten.) 

Bei  chronischem  Choledochusverschluß  durch  Pankreatitis 
und  Karzinom  der  Nachbarschaft  (Intumeszenz  der  Leber, 
Gallenblasentumor,  starker  Ikterus,  Fieber,  lokale  Schmerzen  ; 
Koliken  fehlen  oder  gering)  kann  die  Cholecystenterostomie 
bei  Pankreatitis  viel  leisten,  hingegen  ist  der  Effekt  gering 
bei  chronischem  Verschluß  durch  Tumoren  der  Nachbarschaft; 
symptomatische  Behandlung.  Föderl. 

Cholelithiasis.  Im  akuten  Anfalle  Bettruhe,  heißes 
Bad,  heiße  Kataplasmen  auf  die  Lebergegend,  heiße  Einlaufe 
von  Kamillentee  (300  — 500  ^r).  Morphin  subkutan,  allein  oder 
kombiniert  mit  Atropin.  Bei  leichteren  Schmerzattacken  Bella- 
donna intern  0,01 — 0,03  pro-  dosi,  Senfpapier  auf  den  Rücken, 
wenn  Meteorismus  oder  Okklusionserscheinungen  vorhanden 
(Gallensteinileus),  Atropin  oderEamydrin  ^g — ^^9  subkutan. 

Bei  Fieber  Cholangitis,  ferner  Perihepatitis,  Cholecystitis 
Kühlapparat,  Salizylpräparate  intern.  Vorteilhaft  auch  perkutan. 

Rp.  Add.  salicyl.  3,0 

Sapon.  kaiin.  alhi  25,0 
Ol  oliv,  5,0, 
S.  Salbe,  2—3mal  täglich  in  die  Lehergegend  einzureiben, 

oder  Rheumasan  etc; 

Wenn  hohes  Fieber,  septische  Symptome,  Schüttelfröste 
Aspirin  intern,  Wasserbehandlung,  bei  Komplikationen,  drohen- 
dem Durchbruch  eines  Gallenblasenempyems,  Choledochusver- 
schluß etc.  operative  Behandlung,  s.  o* 


56  CHOLELITHIASIS.  —  CHOREA. 

Bei  chronischer  Gallensteinkrankheit  Prophylaxe, 
Vermeidung  von  Alkohol,  Gewürzen,  Senf,  Überernährung, 
Beschränkung  des  Genusses  sehr  fetter  und  sehr  süßer  Speisen, 
bei  uratischer  Diathese  und  Fettsucht  entsprechendes  Regime. 
Häufige  kleine  Mahlzeiten,  entsprechende  Flüssigkeitszufuhr. 
Bei  Männern  Riemen  und  Säbelgurt  verbieten,  bei  Frauen 
Korsett,  bei  Ptosen  Verordnung  einer  Leibbinde.  Im  Latenz- 
stadium  neben  Diät  wenigstens  zweimal  jährlich  durch  mehrere 
Wochen  Trinkkuren,  Karlsbader,  Vichy  (Grande  Grille),  Kis- 
singer, Wiesbadener  Wasser. 

Besonders  empfohlen  sei  die  Kombination  von  Mineral- 
wasser und  Ölkuren.  Man  nehme  morgens  nüchtern  von  1  bis 
5  Eßlöffeln  feinstes  Provenceröl,  vorher  Spülung  des  Mundes 
mit  Spiritus  menthae  pip.  oder  Kognak,  unmittelbar  nach  dem 
öl  warmes  Karlsbader  Wasser.  Annähernd  dieselbe  Dosis  am 
Nachmittag,  eventuell  100 — 150  g  öl  pro  Tag.  Durchsieben 
der  Stühle,  Untersuchung  auf  Sand  und  Konkremente.  (Keine 
Verwechslung  mit  Seifen!)  Statt  Öl-  k<)nnen  auch  Butterkuren 
gemacht  werden.  Ennatrol,  gallensaure  Salze  wirken  stein- 
treibend. Ich  gebe: 

Rp.  Natrii  choleinic.  (taurochoUc.)  2^0 

Pulv.  et  extr.  liquir,  qu.  s.  ut  f.  pü.  Nr.  XX. 

DS.  4 — 6  Pillen  im  Tage  zu  nehmen. 

Dabei  Purgantien,  besonders  Rheum,  Cholelysin  (Stro- 
schein)  4 — 6  Pastillen  pro  Tag. 

Trinkkuren  müssen  wenigstens  zweimal  des  Jahres  ge- 
macht werden.  Dazwischen  empfehle  ich  einen  Tee  von 

Rp.  Herb,  equisetiy 

Herb,  dbsynthii  aa.  20,0. 
S.  Tee  (1  Eßlöffel  auf  1  Teeachale   Wassers  aufzukochen). 
Morgens  und  abends  1  Tasse. 

Im  Latenzstadium  Sorge  für  entsprechende  Körperbe- 
wegung, Bergsteigen,.  Behandlung  der  Obstipation. 

G.  Singer. 

Chorea.  Vermeidung  von  geistiger  Anstrengung  und 
Gemütserregungen;  selbst  in  leichten  Fällen  Verbot  des  Schul- 
besuches, Isolierung  von  den  übrigen  Familienmitgliedern.  Auf- 
enthalt im  Freien,  täglich  lauwarme  Bäder.  Viel  Bettruhe, 
fleischarme  Kost ,  reichliche  Milchnahrung ,    Vermeidung  von 


CHOREA.  -^  CHORIOIDITIS.  57 

Alkohol,  Tee  und  Kaffee.  Innerlich  Arsen  und  Eisen  (Häm- 
albumin,  Jodeisensyrnp). 

Rp.  lAq.  arsenical.  Fowleri  5,0 
Aq.  Menthae  piperit.  15,0. 
MDS.  2mal  täglich  nach  der  Mahlzeit  5—20  Tropfen  (allmählich 

steigend). 

In  schweren  Fällen  absolute  Bettruhe,  eventuelle  Ver- 
wendung von  Polsterbetten  zur  Vermeidung  von  Abschürfungen 
und  Verletzungen.  Innerlich  Aspirin  (0,3 — 0,5  mehrmals  täglich). 
Beruhigungsmittel:  Einpackungen,  Natrium  bromatum.  Schlaf- 
mittel: Klysmen  mit  Chloralhydrat.  Milchdiät.  Kalte  Umschläge 
auf  Herz  und  Kopf. 

Ob  Injektionen  von  Streptokokkenserum  Heilung  herbei- 
zuführen imstande  sind,  müssen  erst  klinische  Untersuchungen 
feststellen .  A.Schüller. 

Chorioiditis.  Sehr  mannigfaltig  in  klinischer  Er- 
scheinungsform. 

Ätiologie:  Hohe  Myopie  (lokales  Leiden) ;  allgemeine, 
meistens  veraltete  Syphilis,  Diabetes  und  andere  konstitutionelle 
Erkrankungen. 

Prophylaxe:  Nur  bei  hoher  Myopie  möglich.  Augen- 
schonung, eventuell  auch  absolute  Augenruhe. 

Therapie:  Augenruhe,  dunkles  Schutzglas,  methodische 
Finsterkur  unter  fachmännischer  Leitung,  innerlich  Solventia, 
Jod-  und  Merkurpräptgrate ,  Inunktionskur,  Schwitzkur,  Auf- 
enthalt und  Kur  in  Marienbad,  in  Jod-,  Schwefel-  oder  Koch- 
salzthermalkurorten  (Hall ,  Darkau ,  Wiesbaden ,  Baden  bei 
Wien  etc.).  Lokal:  Subkonjunktivale  Injektionen  von  Sublimat 
(1  dmg  pro  Injektion),  Kochsalz  (5 — 6 — lOYo^&e  Lösung) 
oder  Hydrargyrum  oxycyanatum. 

Rp.  Natr.jodati  5,00  oder   Rp.  Merc.  bijod,  rubri  0,5 

Aq.  dest.  150,00  Sacch.  albi  5,00. 

Si/r.  cort.  aur.  lOfiO.  M.  f.pulv.  div.  in  dos.  aeq. 

MDS.    Täglich  1  Eßlöffel  voll  Nr.  10. 

zu  nehmen.  D.  in  caps.  amyl. 

S,  Täglich  1  Pulver  zu  nehmen. 


58 


CHORIOIDITIS.  —  CIRRHOSIS  HEPATIS. 


Rp.  Mereur.  hijodati  ruhri  Oß 

Sacch.  (Uhi  5,00. 

M.f.pulv.  div.  in  dos.  aeq. 

Nr.  10. 

D,  in  Caps.  amyl. 

S.  Täglich  1  Pulver  zunehmen. 

Rp.  Acid.  sulf.  dil.  2,5 

Sah  amari  25,00. 

Aq.  dest.  200,00 
MDS.  Täglich  1  Eßlöffel  voll  in 
1  Glase  Wasser  langsam  CU  ^w 
1  Stunde   lang)    auszutrinken. 


Rp.  Hydr.  Hehl.  corr.  0,005 

Cocain,  mur.  0,10 

Aq.  dest.  10,00. 
MDS,  Injektion;  2  Teilstriche 
'der  Pravazschen  Spritze  unter 
die  Bindehaut,  zwischen  diese 
und  den  Tenonschen  Baum  zu 
injizieren  l—2mal  in  d.  Woche. 

Rp.  Natr.  chlor.  1,00 

Cocain,  mur.  0,10 

Aq.  dest.  20,00. 

MDS.  5^/^ige  Lösung; 
Va  Pravazsche  Spritze  zu  inji- 
zieren, subkonjunktival  1 — 3mal 
in  der  Woche. 


Rp.  Merc.  hijod.  rubri  0,7 

Sacch.  albi  5,00. 

M,f.  pulv.  div.  in  dos.  aeq, 

Nr,  10. 

DS.  Täglich  1  Pulver  zu  nehmen. 

Rp.  Pilocarp.  muriat.  0,20 

Aq.  dest.  20,00. 
MDS.  P/oige  Lösung;  davon 
V,  Pravazsche  Spritze  =  5  mg 
Pilocarpin  auf  einmal,  dann 
eventuell  allmäMich  aufsteigend 
am  Arme  subkutan  zu  inji- 
zieren. 

Rp.  Hydr.  oxycyanat.  0,005 
Cocain,  muriat.  0,10 
Aq.  dest.  10,00. 

MDS.  SubkonjunkHvale  Injek- 
tion wie  Sublimat. 


Rp.  Nair.  chlorati  1,5 
Cocain,  mur.  0,1 
Aq.  dest.  20,00. 
MDS.  7^U^Uige  Lösung; 
*/j  Spritze  auf  einmal. 


Rp.  Natr.  chlor.  2,00 
Cocain,  mur.  0,15 
Aq.dest.  20,00. 
S.  lO^l^ige  Lösung;  Ya  Spritze  zu  injizieren. 

S.  Klein  (Bäringer). 

Cirrhosis  hepatis.  Prophylaxe:  Vermeiclnng  des 
Alkohol-  (namentlich  Branntwein-)  Mißbrauches,  der  Infektion 
mit  Lues,  Malaria,  der  Vergiftung  mit  Phosphor ;  rechtzeitige 
Behandlung,    eventuell  Operation  chronischer  Gallenstauung. 


CmRHOSIS  HEPATIS.  —  COLICA  FLATÜLENTA.  59 

Therapie:  a)  Alkoholisch e  Cirrhose :  Alkoholabstinenz, 
lakto-vegetabilische,  respektive  Diät  wie  bei  Catarrhus  intest, 
(s.  dort).  In  frühen  Stadien  Karlsbader  oder  Marienbader  Kuren. 
Bei  Auftreten  von  Ascites  Purgantien,  Versuch  mit  Diureticis : 
Theocin.  natr.  acet.  3,0,  Aq.  dest.  300,0.  4  Eßlöffel  täglich ; 
Diuretin  5,0  in  Pulvern  oder  mit  Aq.  dest.,  Aq.  menth.  pip. 
aa.  50,0;  Kalomel  0,1—0,2,  3mal  täglich  durch  3  Tage  (Mund- 
pflege!), auch  Kai.  acetic,  Species  diureticae. 

Bei  höhergradigem  Ascites  aseptische  Punktion.  Zu  ver- 
suchen auch  die  Kardiaka  (Digitalis,  Koffein),  da  zuweilen 
Herzinsuffizienz  Mitursache  der  Wassersucht.  Bei  Rezidiven 
des  Ascites  die  Operation  nach  Talma  (Annähung  von 
Netz,  Milz  an  die  Bauchwand)  sehr  empfehlenswert;  diese 
Operation  auch  bei  Frühblutungen  aus  Magen  oder  Öso- 
phagus, auch  bei  noch  großer  Leber  und  vor  Auftreten  von 
Ascites.  Ein  Versuch  mit  Jodkali  gerechtfertigt. 

b)  Die  syphilitische  Cirrhose:  kombinierte  Quecksilber- 
und Jodbehandlung.  Diese  Mittel  bestätigen  ex  juvantibus  auch 
unerwarteterweise  die  Ätiologie  Syphilis. 

c)  Die  Stauungscirrhose :  Regelung  der  Zirkulation  durch 
Kardiaka,  Diuretika  etc.  (vgl.  unter  Herzinsuffizienz).  Bei  länger 
dauernder,  mehr  auf  das  Pfortadergebiet  beschränkter  Wasser- 
sucht Punctio  abdominis.  Versuch  mit  Talmas  Operation  in 
vereinzelten  geeigneten  Fällen. 

d)  Die  biliäre  Cirrhose :  wird  als  Folge  chronischer 
Gallenstauung  der  Therapie  der  Cholelithiasis  (vgl.  dort),  zu- 
mal der  chirurgischen  anheimfallen. 

e)  Die  sogenannte  hypertrophische  Cirrhose  (Cirrhose 
hypertrophique  avec  ictöre)  verlangt  neben  diätetischer  Für- 
sorge einen  Versuch  mit  der  ßacharj  in  sehen  Kur:  Ca- 
lomel  ä  0,02 — 0,05,  4 — 5mal  täglich;  unter  sorgfältiger 
Mundpflege  3 — 4  Tage  lang  mit  ebenso  langen  Intervallen,  im 
ganzen  zirka  4  Wochen.  E.  Hitschmann. 

Colica  flatulenta.  im  akuten  Schmerzstadium  Ka- 
millensäckchen,  heiße  Kataplasmen,  hohe  Einlaufe  mit  heißen 
Kamill eninfusen,  intern  heiße  Aufgüsse  von  Species  chamo- 
millae  oder 


60         COLICA  FLATÜLENTA.  —  COLLAPS. 

Rp.  Fructtis  carvif 
Fructus  foeniculif 
Flor,  chamofnill.) 
Fol.  menth.pip.  ua,,  pp.  aequ. 
8.  Tee. 

Warme  Sitzbäder.  Bei  NeiguDg  zu  Windkolik  Vermeidung 
gasbildender  Nahrung,  Blumenkohl,  Hülsenfrüchte,  Schwarz- 
brot, Hefespeisen,  kohlensäurehaltige  Getränke,  Kaffee,  bast- 
reiche Obstsorten.  Rettiche,  Gurken,  rohes  Obst,  janges  Bier, 
Most,  Apfelwein  verboten;  Kohlehydrate  beschränken! 

Die  meist  der  Windkolik  zugrunde  liegende  chronische 
Obstipation  erfordert  eine    entsprechende  Behandlung  (s.  d.). 

Bei  Neigung  zur  Flatulenz  gebe  ich: 

Rp.  Magnesiaperhydrol,  oder  Rp.  Pastill,  carbon.  recenter 

Natrii  bicarb.  aa.  7,5  calefact.  Nr.  XX. 

Menthol  0,3.  obduc.fol.  argent. 

S.  Speisepulver.  Mehrmals  S.  2—3  Tabletten  im  Jage  zu 
täglich  1-^2  Messerspitzen  zu  nehmen, 

nehmen. 

Hernien,  Nabelbrüche,  epigastrische  Hernien,  Ptosen 
erfordern  Berücksichtigung.  Gr.  Singer. 

GoUaps.  Allgemeine  Therapie:  Subkutane  Injek- 
tionen von  Oleum  camphoratum,  oder  Kampferäther  1:10, 
Herzmassage  und  Erschütterung  des  Herzens  durch  rhythmische 
Beklopfnngen  der  Herzgegend  mit  der  flachen  Hand. 

Bei  Blässe  und  Kälte  des  Körpers:  Einhüllungen  in  warme 
Decken  und  Frottieren  mit  warmen  Tüchern.  Intern  bei  vor- 
handenem Bewußtsein  Analeptika  (warmen  Tee,  Kaffee,  Grog, 
Tinctura  Valeriana  cum  Spirit.  aether.).  Bei  Bewußtlosigkeit 
Klysmen  von  schwarzem  Kaffee,  von  warmer  Kochsalzlösung. 
Asphyktisches  Stadium  siehe  Asphyxie, 

Besondere  Maßregeln.  C.  infolge  von  Hyper- 
pyrexie:  Kalte  Umschläge  und  Abwaschungen,  kühle  (20°) 
Bäder  mit  kalten  Übergießungen.  Intern  oder  per  Klysma 
Chinin,  Antipyrin. 

C.  infolge  akuter  Anämie:  Autotransfnsion  durch 
abwechselndes  Einwickeln  der  oberen  und  unteren  Extremi- 
täten, subkutane  oder  intravenöse  Infusion  von  physiologischer 


COLLAPS.  —  COMBÜSTIO.  61 

KocbsalzlösuDg;  Kochsalzklysmen.  Intern  Analeptika  und  flüssige 
Nährmittel  (Milch  etc.). 

C.  infolge  von  Herzmuskelinsnffizienz: 

Rp.   Tinct.  digitalis  0,5 
'Tinct,  strophanti  3,0 
Tinct.  Valeriana  aether.  10,0, 
S.  Mehrmals  täglich  15  Tropfen. 

Oharas. 

Combustio.  Prophylaxe:  Vorsicht  beim  Hantieren 
mit  Benzin,  Petroleum,  Spiritus;  bei  Gasgeruch  kein  offenes 
Licht  anzünden.  Wenn  die  Kleider  Feuer  fangen,  nicht  flüchten, 
Sonden  am  Boden  wälzen ,  Flammen  mit  Kotzen  u.  dgl.  er- 
sticken. 

Therapie:  Beim  Entkleiden  Vorsicht  wegen  Verletzung 
der  Haut,  die  Kleidungsstücke,  wo  sie  an  die  Haut  ankleben, 
umschneiden. 

Bei  ausgedehnten  Brandwunden  reichliche  Flüssigkeit 
reichen,  leichten  russischen  Tee,  Wasser  mit  etwas  Wein  ver- 
dünnt. Werden  die  gereichten  Flüssigkeiten  erbrochen,  dann 
Kochsalzlösung  per  Klysma.  Bei  heftigen  Schmerzen  eine  sub- 
kutane Morphiuminjektion  (1 — 2  cg).  Bei  Collaps  siehe  diesen. 

Brandwunden  1.  Grades  behandelt  man  am  besten, 
entweder  mit  Umschlägen  von  verdünntem  Liquor  Burowi 
(1:10)  oder  Bestreichen  mit  Borlanolin  und  Bepudem  mit 
Amylum,  darüber  trockenen  Gazeverband. 

Bei  Brandwunden  2.  und  3.  Grades  werden  mit 
sterilisierten  Instrumenten  die  Blasen  aufgeschnitten,  hängende 
Kleider  und  Hautfetzen  entfernt  und  hierauf  ein  trockener 
aseptischer  Verband  angelegt.  Am  besten  eignen  sich  hierfür 
Wismutbinden ,  die  sogenannten  Bardelebenschen  Brand- 
binden, welche  um  die  Brandwunde  gewickelt  werden,  darüber 
wird  sterile  Gaze  oder  Br  uns  sehe  Watte  in  dicker  Lage  ge- 
geben und  das  Ganze  mittelst  Mullbinde  befestigt.  Der  Ver- 
band kann  längere  Zeit  liegen  bleiben,  bis  Sekrete  durch- 
sickern, dann  werden  nur  die  Gaze-  oder  Wattelagen  ge- 
wechselt. Oharas. 

Combnttio.  Zur  ersten  Hilfe  Verband  mit  der  be- 
währten Stahl  sehen  Brandsalbe. 


62  COMBUSTIO.  —  COMEDONEN. 

Ep.  Aq.  calcia 


^,    , .         r  ««•  partes 
Ol.  ohvar.  ' 


) 

S.   Vor  dem  Gehrauche  kräftig  aufschütteln 

oder  Verband  mit  der  Bardel  eben  sehen  Wismutbinde.  Sind 
die  Binden  durch  später  eingetrocknetes  Sekret  steif,  Ent- 
fernung im  lauen  Bad  und  Ersatz.  Ist  die  Überhäutung  im 
Gange,  Verband  mit 

Bp.  Axung.  benzoata  100,0 
Acid.  borac.  2,00. 
S.  MesserrÜchendich  auf  grobe  Leinwand  streichen. 

Bei  Verbrennungen  2.  Grades  werden  die  Brandblasen, 
so  weit  als  durch  Anstechen  möglich,  ihres  Inhaltes  entleert, 
die  Blasendecken  aber  nicht  abgetragen. 

Bei  Verbrennungen  3.  Grades  leistet  im  Granulations- 
stadium zur  Bekämpfung  der  Garo  luxurians  statt  des  höchst 
schmerzvollen  Tuschierens  mit  Lapis  folgendes  Verfahren 
oft  vorzügliche  Dienste :  Auf  die  Caro  luxurians  werden  Streifen 
aus  weißer  Gaze  in  4facher  Lage  von  etwa  Fingerbreite 
gelegt,  die  sich  dachziegelförmig  decken  und  vorher  in 
l'^/oiger  Borsäurelösung  getränkt  worden  waren.  Die  Streifen 
werden,  wo  tunlich,  zirkulär  gelegt  und  leicht  angezogen. 
Darüber  kommt  ein  Umschlag  aus  einer  dicken  Lage  weißer 
Gaze,  die  in  eine  ebensolche  Lösung  getränkt  wird.  Darüber 
Verband.  Die  äußere  Kompresse  wird  so  oft  gewechselt  als 
nötig  ist,  damit  sie  nicht  austrockne,  die  innere  Lage  nur 
alle  24  Stunden  gewechselt  und  bei  Wechsel  der  äußeren 
Lage  mit  dem  Irrigator  mit  l^/oiger  Borsäurelösung  leicht 
abgespült.  Unter  diesem  Verfahren  flacht  in  einigen  Tagen 
die  Garo  luxurians  ab  und  es  tritt  Überhäutung  ein. 

Die  Fälle  von  ausgebreiteter  Verbrennung,  welche  mit 
Erbrechen,  Collaps,  Sinken  der  Körpertemperatur  usw.  ein- 
hergehen, können  angesichts  ihrer  Hoffnungslosigkeit  lediglich 
symptomatisch  behandelt  werden. 

Bei  ausgebreiteten  Verbrennungen  wo  tunlich  Wasser- 
bett. Sonst  im  Stadium  der  Sekretion  häufige  laue  Bäder. 

Spiegler. 

Comedonen.  Ausquetschen  der  Comedonen  mittelst 
Comedonenquetschers.  Ausquetschen  mit  den  Fingern  ist  zu 
vermeiden,    da  leicht  Follikulitiden  entstehen.    Zur  Vermin- 


COMEDONEN.  —  CONGELATIO.  63 

deruDg  der  übergroßen  Fettsekretion  und  um  die  Follikel- 
mündangen  von  den  sie  verstopfenden  Hörn-  and  Fettmassen 
zu  befreien,  3 — 4mal  täglich  Seifenwaschungen  allein  oder 
in  Verbindung  mit  feinem  Toilettesand.  Dampfbäder.  Ab- 
reibungen mit  Spirit.  vini  dilut.  oder  mit 

Rp.  Aeid.  salicyl.  Ifl  oder  Bp.  Bismuth,  auhnitr.  3,0 
(Reaordn  1,0)  Spirit.  vini  GalUd, 

Glycerin  10,0  Spirit.  Coloniens,  cta.  70,0 

Spir,  vini  Gällici  ad  100,0.  Spirit.  Rosmarini  10,0. 

DS.  Zum  Betupfen  des  DS.  Aufschütteln.  Zum  Ein- 

Gesichtes.  reihen  des  Gesichts. 

Anwendung  des  sogenannten  chinesischen  Teintpapieres,  um 
durch  wiederholtes  Abwischen  mit  dem  fettsaagenden  Stoff 
das  mit  Staub  etc.  verunreinigte  Talgdrüsensekret  2u  ent- 
fernen. Wenn  Chlorose  oder  Anämie  vorhanden,  ätiologische 
Behandlung.  Aufenthalt  in  staubigen  Lokalen  oder  Gegenden 
begünstigt  Comedonenbildung.  Auf  regelmäßige  Verdauung 
achten. 

Bei  stärkerer  Intensität  sind  Schwefel-  und  Sublimat- 
präparate und  andere  Mittel  wie  bei  Acne  vulg.  (siehe  dort) 
indiziert.  Fasal. 

Condylomata  aooominata.  Mechanische  Ent- 
fernung mittelst  scharfen  Löffels.  Alle  anderen  Methoden  sind 
minder  gut.  Spiegler. 

Congelatio.  (Frostbeulen.)  Im  entzündlichen  Stadium 
Umschläge  mit  L.  Burowii,  sonst  Wechselbäder  mit  anschließen- 
der Massage.  Verbinden  mit 

Sacchari  satumi   5,0 
Axung.  henzoat.  50,0 

Bei  torpiden  Geschwüren  nach  3gradiger  Erfrierung: 
Bepinseln  mit 


A^'kelm.V'^-  '^'OO- 


Bei  Eintreten  kühlerer  Witterung  sofort  warme  Hand- 
schuhe. Da  es  sich  zumeist  um  anämische  junge  Leute 
handelt,  innerlich  Eisen-  und  Arsenpräparate.       Spiegler. 


64         CONJ.  AESTIVALIS  ETC.  —  CONJ.  CATARRHALIS. 

Conjunotivitis  aestivalis,  Sommerkoiüiu^- 

tivitis,  Frühjahrskatarrh  kann  nur  symptomxtigch 
behandelt  werden.  Bei  Bchleimsekretion  Behandlung  des 
Katarphs;  Nebennierenpräparate;  Acid.  acet.  gutt.  unam,  Aq. 
dest.  10 — 15.  Graue  Brillen,  Vermeidung  von  Hitze  und 
Sonnenlicht,  Domizilwechsel  und  Höhenklima.         v.  Reuß. 


Conjunctivitis  oatarrhalis.  Bei  akutem  Katarrh 
mit  Beteiligung  der  Conjunct.  bulbi  (Ophthalmia  catarrhalis), 
wenn  das  Allgemeinbefinden  gestört  ist,  Aufenthalt  im 
Zimmer.  Solange  die  Sekretion  nur  wässerig  ist,  paßt  ex- 
spektatives  Verhalten,  Waschen  mit  Borsäurelösung  3  :  100, 
oder  Sublimat  1  :  5000 ,  wenn  nötig  Purgantien.  Sobald  die 
Sekretion  schleimigeitrig  ist,  täglich  einmaliges  Tuschieren 
mit  2%  Sol.  Argent.  nitr.;  Protargol,  Albargin,  Sophol  u.  dgl. 
üönnen  gebraucht  werden,  sind  aber  weniger  wirksam.  „Kalte" 
km  schlage  am  besten  zu  vermeiden. 

Auch  bei  akutem  Katarrh  milderen  Grades  führt  Tu- 
schierung  mit  Lapislösung  am  schnellsten  zum  Ziele.  Später, 
sowie  bei  geringgradigen  Formen,  ebenso  bei  ehroniscbem 
Katarrh  ist  das  Collyr.  adstring.  luteum  allen  anderen  Mitteln 
vorzuziehen.  (Vorschrift  der  Ed.  VHI  Pharmacop.  Austriac, : 
Ammon.  chlorat.  2,  Zinc.  sulf.  5,  Aq.  dest.  890,  Camphorae  2, 
Sol.  in  Spir.  vin.  dil.  100,  Crocit.  1,  Digere  per  24  hör.  saepius 
agitando  et  filtra.)  Unverdünnt  anzuwenden,  nur  ausnahms- 
weise bei  sehr  sensiblen  Personen  mit  etwas  Aq.  dest.  zu 
verdünnen.  Es  ist  wie  alle  Oollyrien  morgeas  und  mittags 
(nicht  abends)  mit  einem  Tropfröhrchen  in  reichlicher  Menge 
auf  die  Bindehaut  des  herabgezogenen  Unterlides  einzuträufeln, 
worauf  die  Augen  einige  Male  geöffnet  und  geschlossen 
werden,  dann  erst  werden  sie  abgetrocknet.  Ziemlich  gleich- 
wertig ist  Rp.  Zinc.  sulf.  0,2,  Aq.  dest.  50,  Spir.  vin.  dil.  2; 
milder  wirkt  Rp.  Zinc.  sulf.  0,1 ,  Sol.  Acid.  bor.  3%  50, 
Spir.  vin.  dil.  1.  Noch  schwächer  ist  Rp.  Natr.  borac.  0,5, 
Aq.  dest.  60,  Spir.  vin.  dil.  1.  Es  ist  beliebt,  etwas  Aq.  Lauro- 
cerasi  zuzusetzen,  natürlich  ist  das  überflüssig. 

Seltener  gebraucht  man  Lösungen  von  Alum.  crud. 
0,4 — 0,8 :  100  (od^r  Tuschierung  mit  einem  Alaunstift), 
von  Cupr.  sulfur.  0,1 :  100,  von  Plumb.  acetic.  0,1  bis  0,5  :  100. 


CONJ.  CATAEEHALIS.  —  CONJ.  EKZEMATOSA.      65 

Nach  lange  fortgesetztem  Gebrauche  eines  Mittels  tritt 
Angewöhnang  ein;  es  ist  dann  dnrch  einige  Zeit  ein  anderes, 
wenn  auch  weniger  wirksames  anzuwenden,  oder  jede  Medi- 
kation auszusetzen. 

Bei  Catarrhus  siccus  ist  vor  dem  Einschlafen  eine  Salbe 
mittelst  eines  Salbenstäbchens  in  den  Bindehautsack  einzu- 
bringen. Zu  empfehlen  ist  Rp.  Acid.  boric.  0,5,  Fetron.  puriss. 
Liebreich  5.  Etwa  vorhandene  Blepharitis  ist  gleichzeitig  zu 
behandeln.  Einseitige  Blepharitis  oder  Conj.  cat.  chron.  muß 
den  Verdacht  auf  Blennorrh.  sacc.  lacr.  wachrufen. 

Bei  jedem  Katarrh  ist  Aufenthalt  in  reiner  Luft  zu  emp- 
fehlen, zu  vermeiden  sind  Wind,  Staub,  Rauch  (namentlich 
Tabakrauch),  Aufenthalt  in  menschenüberfüUten  Räumen, 
strahlende  Wärme  (Lampen,  Kochherde),  Arbeiten  bei  künst- 
lichem Licht,  spätes  Schlafengehen,  Nachtwachen.  Geistige 
Getränke  in  mäßiger  Menge  sind  gestattet;  für  regelmäßigen 
Stuhlgang  ist  Sorge  zu  tragen.  v.  Reuß. 

Conjunctivitis  orouposa  und  diphtheritica. 

Sobald  die  Diagnose  Diphtheritis  bakteriologisch  sichergestellt 
ist,  muß   Serumbehandlung  eingeleitet  werden. 

Lokal  beschränkt  man  sich  auf  Reinigung  mit  1  :  5000 
Sublimatlösung,  was  man  auch  bei  den  kruppösen  Formen 
tut,  welche  nicht  die  Bedeutung  der  Diphtheritis  haben; 
die  Membranbildung  verschwindet  auch  ohne  Behandlung. 
Streng  kontraindiziert  sind  Kaustika.  Bei  festhaftenden  Mem- 
branen kann  man  feuchtwarme  Umschläge  machen  oder  mit 
S'^/o  Perhydrol  einpinseln;  sehr  gut  bewähren  sich  manchmal 
reichliche  Einstaubungen  von  Chinin,  muriat. 

Daneben  die  ziemlich  machtlose  Therapie  eventueller 
Keratitis,  die  bei  C.  crouposa  aber  selten  ist. 

Im  nachfolgenden  katarrhalischen  Stadium  Behandlung 
des  Katarrhs.  v.  Reuß. 

Conjunctivitis  (und  Keratitis)  ekzematosa. 

Kalomelinspersion,  täglich  einmal  und  vom  Arzte  selbst  vor- 
zunehmen ;  gleichzeitiger  Gebrauch  von  Jod  ist  zu  vermeiden. 
Statt  des  Kalomels  auch  Salbe  von  Hydrarg.  oxyd.  flav.,  die 
mit  einem  Salben  Stäbchen  in  den  Bindehautsack  eingebracht 
wird,  was  auch  von  Laienhand  geschehen  kann.  Die  beste 
Verschrei  bu  ngs weise  ist : 

Fellner,  Therapie  der  Wiener  Spezialftrzte.  5 


66  CONJ.  EKZEMATOSA.  —  CONJ.  GRANULOSA. 

Rp.   Ungt.  Hydrarg.  oxyd.flav. 

multiform  10^/q  (Schweissinger)  Ifi 
Fetron.  puriss.  Liebreich  4,0 — 5,0. 

Bei  Infiltrationen  in  der  Kornea  (progressiven  Geschwüren) 
sind  Reizmittel  zu  vermeiden.  Wenn  keine  Iritis  (Hypopyam !) 
vorhanden  ist,  träufelt  man  Eserinlösung  ein  (am  besten  als 
Eserinöl,  einer  Lösung  von  Eserin.  pur.  in  Ol.  olivar.  optim. 
perfecte  sterilisat.  0,5  oder  0,3 ®/o)  und  bringt  in  den  Binde- 
hautsack eine  Airolsalbe: 

Rp.  Airol  0,5 

Fetron.  pur.  Liebreich  5,0 

oder  statt  letzterer  Ol.  aristol.  10<*/o  (Bayer  &  Comp., 
Elberfeld). 

Man  kann  aber  auch  die  allgemeiner  geübte  Therapie 
einleiten:  Einträufelung  von  Atropin.  salizyl.  0,5:100  oder 
Scopolamin.  hydrobrom.  0,1:100. 

Ist  Iritis  vorhanden  oder  zu  befürchten,  oder  kann  die 
Eserinbehandlung  nicht  tiberwacht  werden,  sind  die  Mydriatika 
stets  am  Platze. 

Daneben  Einstaubungen  von  Jodoform,  Xeroform,  Ortho- 
form  u.  dgl. 

Verband  nur  bei  stark  eitrig  infiltrierten  Geschwüren, 
wenn  die  anderen  Maßnahmen  im  Stiche  lassen.  Im  allge- 
meinen ist  er  bei  Gonj.  ekzematosa  direkt  kontraindiziert. 

Bei  Keratitis  fascicularis  eventuell  Skarifikation  des  Gefäß- 
bändchens,  auch  Galvanokauter  (wie  überhaupt  bei  progres- 
siven Geschwüren). 

Bei  starker  schleimigeitriger  Sekretion  sind  Tannin- 
in spersionen  zu  empfehlen. 

Wegen  Schmerz  und  Lichtscheu  Faradisation  (vide 
Elektrische  Behandlung  von  Augenentzündungen). 

Kräftige  Nahrung,  gute  Luft,  trockene  Wohnung.  Be- 
handlung jeglicher  vorhandener  Gesundheitsstörung  (speziell 
Skrofulöse,  Tuberkulose,  Chlorose,  Verdauungsstörungen  etc.) 

V.  Reuß. 

Conjunctivitis  granulosa,  Trachom.  So  lang 

Sekretion  vorhanden  ist,  Tuschierung  mit  2®/oiger  Lapislösung, 
nachher  Bestreichen  der  ganzen  Lidbindehant  (auch  des  retro- 
tarsalen   Teiles!)    mit  einem    gut    geglätteten   Kristalle   von 


CONJ.  GBAIJÜLOSA.  —  COXA  VABA.  67 

Cuprum  sulfuricum.  Dieser  Therapie  ist  vorzuziehen  das 
der  he  Abreihen  der  Bindehaut  mit  einem  in  eine  1^/ooige 
Sublimatlösung  eingetauchten  Wattebauschen.  Bei  starker  Ver- 
dickung des  Lides  durch  Trachomkörner  Ausdrücken  mit  der 
K  n  app  sehen  Rollzange.  Pannus  alteriert  diese  Behandlung  nicht, 
ebensowenig  ein  Ulcus  corneae.  Nur  bei  großer  Schmerzhaftigkeit 
infolge  kornealer  Prozesse  Atropin  und  Aussetzen  der  Reizmittel, 
Faradisation.  Bei  hartnäckigem  Pannus  Jequiritol  (Merck). 
Maßnahmen  gegen  Weiterverbreitung  der  Krankheit,  speziell 
getrennter  Gebrauch  von  Handtüchern,  Waschbecken,  Sack- 
tüchern ;  Belehrung  des  Kranken  und  seiner  Umgebung.  Folge- 
zustände an  den  Lidern  (Trichiasis,  Ektropium)  bedürfen  opera- 
tiver Eingriffe ;  bei  vereinzelten  Wimpern  kann  Epilation  oder 
Elektrolyse  genügen,  v.  Reuß. 

Contrakturen,  Siehe  physikalische  Therapie  der 
Gelenkerkrankungen. 

Coryza  der  Säuglinge.  Prophylaxe:  Tunlichste 
Vermeidung  jeden  Kontaktes  mit  Personen,  die  an  Influenza 
und  anderen  infektiösen  Erkrankungen  der  Respirationsorgane 
leiden. 

Vernünftige  Haltung  des  Kindes  in  bezug  auf  Luftgenuß, 
Baden  etc. 

Therapie:  Stets  an  Lues  hereditaria  und  an  Löffler- 
bazilleninfektion  denken.  Bei  letzterem  Verdacht  bakterio- 
logische Untersuchung. 

Sorge  für  reine  feuchte  Luft.  Mit  Vorsicht  weiter  baden. 

Einatmen  von  10  Tropfen  Ol.  Pini  Pumilionis  aus  einem 
Topf  heißen  Wassers,  der  in  der  Nähe  des  Kindes  aufge- 
stellt wird. 

Reinigung  der  Nasengänge  mit  in  Borlanolin  getränkten 
Wattebäuschchen. 

Einlage  von  Wattebäuschehen  mit  Adrenalin  1 :  1000 
vor  den  Mahlzeiten,  um  das  Saugen  zu  ermöglichen. 

Eventuell  Instillation  von  einigen  Tropfen  von 

Rp.  Menthol  0,1 

Oh  Paraffini  10,0.  H  e  c  h  t. 

Coxa  vara.  Wenn  Knochenweichheit  Ursache,  ent- 
sprechende Allgemeinbehandlung.  Ruhe,  permanente  Extension, 

5* 


68  COXA  VARA.  —  COXITIS. 

Massage,  Abdaktionsgymnastik ;  entsprechende  Gipsverbände 
oder  Schienenhülsenapparat.  Bei  stärkerer  Addaktionsstellung, 
die  bedeutende  Gehstörnng  verarsacht,  lineare,  am  besten 
schiefe  sabtrochantere  Osteotomie.  Haadek. 

Coxitis.  Die  Therapie  der  Coxitis  ist  entweder  darauf 
gerichtet,  die  spontane  Ansheilang  zu  erleichtern,  indem 
sie  den  Schmerz  bekämpft,  das  kranke  Gelenk  in  eine  die 
Funktion  des  Beines  ermöglichende  Stellung  bringt  und  erhält, 
oder  die  Krankheit  direkt  durch  operative  Eingriffe  zu  besei- 
tigen. Die  Indikationsgrenzen  der  konservativen  und  der 
radikalen  Therapie  sind  derzeit  noch  keine  fixen,  besonders 
bei  der  tuberkulösen  Coxitis.  Nur  die  akute  osteomyeli- 
tische Hüftgeleukentzündung  fällt  zweifellos  ins  Gebiet  der 
operativen  Chirurgie;  bei  den  anderen  Formen  der  nicht 
tuberkulösen  Hüftgelenkentzündung  gelten  meist  die  konser- 
vativen Grundsätze. 

Bei  allen  Formen  von  Coxitis  ist  das  souveräne  Mittel 
zur  Bekämpfung  des  Schmerzes  die  Extensionsbehandlung; 
da  durch  sie  auch  die  Stellung  des  kontrakten  Gelenkes  auf 
die  schonendste  Weise  günstig  beeinflußt  wird,  ist  sie  überhaupt 
eines  der  wichtigsten  Mittel  der  Coxitistherapie.  Sie  bewirkt 
auch  eine  Immobilisierung  des  Gelenkes;  da  sie  aber  exakt 
nur  bei  horizontaler  Rückenlage  durchführbar  ist,  verbietet 
sich  bei  chronischen  Fällen  ihre  Anwendung  während  der 
ganzen  Dauer  der  Erkrankung.  Die  Immobilisierung  des 
richtig  gestellten  nnd  relativ  schmerzlos  gewordenen  Ge- 
lenkes muß  dem  Kontentivverband,  bei  ausheilendem 
Prozeß  dem  Hülsenapparate  überlassen  werden.  Beide 
gestatten  die  Benützung  des  kranken  Beines  und  mit- 
hin die  Ausnützung  eines  der  wichtigsten  Kurbehelfe,  der 
frischen  Luft. 

Geringe  Grade  von  Kontraktur  erfordern  keine  anderen 
Maßnahmen,  als  durch  Fixation  des  Gelenkes  eine  Ver- 
schlechterung der  Stellung  zu  verhindern.  Höhere  Grade  sind 
oft  noch  durch  Extension  zu  beseitigen;  vor  Korrektur  in 
Narkose  ist  dringend  zu  warnen ,  auch  wenn  sie  noch  so 
schonend  vorgenommen  wird.  Selbst  scheinbar  ausgeheilte 
Prozesse  reagieren  oft  auf  eine  mechanische  Insultierung 
des  Gelenkes.  Starre  Kontrakturen  läßt  man  besser  unberührt 


COXITIS.  —  CYCLITIS.  69 

und  macht  sie  nach  vollständiger  Ausheilung  der  Krankheit 
durch  subtrochantere  Osteotomie  unschädlich. 

Haben  sich  Abszesse  gebildet,  so  werden  sie  mit  Punktion 
und  Einspritzung  von  10 — 20<^/o  Emulsion  von  Jodoform  in 
Glyzerin  behandelt;  in  Fisteln  wird  dieselbe  Mischung  einge- 
spritzt oder  ein  Jodoformstäbchen  eingeführt  und  dieser  Vorgang 
nach  Bedarf  wiederholt. 

Günstig  wirkt  manchmal  auch  die  Einführung  und 
Belassung  eines  dünnen  Lapisstiftes  in  die  Fistel,  doch  ist 
das  Verfahren  recht  schmerzhaft. 

Von  Spaltung  und  Exkoehleation  von  coxitischen  Abszes- 
sen und  Fisteln  sieht  man  nur  Gutes,  wenn  akute  Entzündungs- 
erscheinungen den  Eintritt  einer  Mischinfektion  oder  Eiter- 
verhaltung anzeigen. 

Alle  erwähnten  Hilfsmittel  der  Therapie  werden  mächtig 
gefördert  durch  Licht,  Luft  und  Ernährung,  denen  vom 
Beginne  der  Behandlung  die  größte  Aufmerksamkeit  zu  schenken 
ist.  Sind  die  sozialen  Verhältnisse  des  Kranken  derart,  daß 
er  ein  Seebad  oder  ein  Jodbad  für  längere  Zeit  aufsuchen 
kann,  dann  werden  die  schönsten  Erfolge  erzielt. 

Die  Indikationen  und  die  Technik  der  radikalen  Therapie 
(Resektion)  haben  ausschließlich  spezialistisches  Interesse. 

Friedländer. 

Cyolitis:    sehr   selten  allein  ohne  gleichzeitige  Iritis. 

Therapie:  Dunkle  Schutzbrille,  heiße  feuchte  Umschläge 
oder  kleiner  Thermophor  Bmal  täglich  eine  Stunde ;  bei  stärkeren 
Reizerscheinungen  Atropin  0,1/10  (imal  täglich)  oder  Atropin 
(0,1)  +  Dionin  (1,0) :  10  Aq.  —  Resorbentien :  Schwitzkuren  (mit 
Salizyl,  Aspirin,  Novaspirin),  Jodpräparate  (Kai.  jodat. 
5—10/200,  2  Eßlöffel  täglich;  Sajodin  3—6  Pastillen  zu 
0,5  pro  die). 

Bei  hartnäckigem  Verlaufe  subkonjunktivale  Injektionen 
von  Kochsalz  5 — 10°/o  jeden  2.  Tag  eine  Pravazsche  Spritze. 
(Zur  Vermeidung  der  mitunter  starken  Schmerzen  nach 
der  Injektion  empfiehlt  es  sich ,  zunächst  ca.  8  Zehntel  der 
Spritze  mit  Kochsalzlösung  und  hierauf  die  letzten  2  Zehntel 
mit  Kokainlösung  zu  füllen.) 

Sehr  wichtig  ist  gleichzeitig  die  Regelung  der  Verdauung 
und  des  Stuhlganges;  blande  Diät,  Laxantia,  u.  zw.  zunächst 
Kalomel  oder  2  g  Guajakolkarbonat  pro  die,  hierauf  systematisch 


70  CYCLITIS.  —  CYSTITIS. 

Purgen  oder  Bitterwasser  resp.  Bittersalz,  auch  Laxatol-,  resp. 
sogen.  Kleeweinsche  oder  v.  Baschsche  Pillen.  — 

Eventuelle  kausale  Anämie,  Lues,  Rheumatismus,  Skro- 
fulöse sind  natürlich  gleichzeitig  für  sich  zu  behandeln. 

Hanke. 

Cystitis.  Der  Indicatio  causalis  gemäß  sind  nach 
Möglichkeit  die  Ursachen  der  C.  zu  beseitigen :  Erweiterung 
oder  Spaltung  von  Strikturen,  Entfernung  von  Steinen,  Fremd- 
körpern, Tumoren,  tuberkulösen  und  eiternden  Nieren,  regel- 
mäßige Evakuation  der  Blase  bei  Harnretention  etc. 

Fernhaltung  der  Infektion  der  Blase  durch  rigorose 
Asepsis  bei  instrumenteller  Behandlung  der  Urethra  und  der 
Blase,  Verhütung  der  Verschleppung  pathogener  Keime  bei 
Hamröhrenspülungen,  Reinigung  des  Genitales  bei  Frauen  etc. 

I.  Akute  C:  Solange  heftige  Reizerscheinungen  (Schmer- 
zen, Harndrang)  bestehen,  ist  keine  lokale  Behandlung  anzu- 
wenden (außer  dort,  wo  es  sich  um  gleichzeitige  Harnretention 
handelt) ;  man  verordne  Bettruhe,  Applikation  von  Wärme  (in 
der  Form  von  Umschlägen,  Thermophor,  Halb-  oder  Sitzbädern), 
blande  Diät  (am  besten  lediglich  Milch  und  Milchspeisen). 
Strenge  untersagt  sind  Alkoholika,  alle  scharfen  Gewürze 
oder  Speisen  (Käse,  Rettig,  Sellerie  usw.).  Innerlich  Harn- 
antiseptika,  u.zw.  bei  saurem  Harne  3mal  täglich  0,5  bis 
1,0  Hexamethylentetramin  (ürotropin)  oder  Helmitol,  bei 
alkalischem  Harne  ebensoviel  Salol  oder  Natrium  salicylicum. 
Bei  gonorrhoischer  C.  außerdem  Oleum  ligni  Santali  oder 
Gonosan. 

Bei  heftiger  Dysurie  und  quälendem  Harndrang  Nar- 
kotika, Morphium  oder  Extr.  Belladonnae  in  Form  von 
Zäpfchen,  auch  Mikroklysmen  mit  Antipyrin  1,0,  Aq.  destill.  10,0. 
Dadurch  wird  nicht  nur  die  Schmerzhaftigkeit  herabgesetzt, 
sondern  auch  die  Blase  durch  Verminderung  der  Zahl  der 
Kontraktionen  relativ  ruhiggestellt.  Als  Getränk  verordne 
man  Mineralwässer  (Preblauer ,  Gießhtibler ,  Wildunger  W.). 
Sie  sind  ebenso  wie  Diluentien  (s.  u.)  bei  heftigem  Harn- 
drange zu  vermeiden,  weil  sie  die  Zahl  der  Miktionen  ver- 
mehren. 

Die  lokale  Behandlung  beginnt  erst  einige  Tage  nach 
Ablauf  der  Reizerscheinungen,  wenn  im  Harne  weiterhin  Eiter 
enthalten  ist.    Sie  besteht    in  Waschungen    der  Blase   mit 


CYSTITIS.  71 

nicht  oder  wenig  reizenden  antieeptischen  Lösungen :  Bor- 
lösung  3Voj  Hydrargyrum  oxycyanatum  1,0:4000,0;  bei 
stärkerem  Eitergehalt  nach  der  Waschung  jeden  2.  Tag  In- 
stillation  von  5  cm^  IO^/qI^qt  Jodoformölemulsion. 

IL  Chronische  C:  Regime,  Diät,  Bäder  wie  bei  der 
akuten  G.  Exazerbationen  im  Verlauf  einer  chronischen  0. 
sind  wie  akute  C.  zu  behandeln.  Innerlich  fortgesetzte  Dar- 
reichung von  Urotropin  bei  saurem,  Salol  oder  Natr.  salicyl. 
bei  alkalischem  Harne ;  diluierender  Tee,  u.  zw. : 

Rp.  Herha  Herniariae,  oder      Rp.  Folia  BuccOj 

Folia  uvae  ursi  aä.  1.  Folia  uoae  ursi  aa, 

DS.  Täglich  3  Schalen.  DS.  Täglich  3  Schalen. 

Außerdem  täglich  je  nach  Intensität  des  Prozesses  1 — 3mal 
Blasenwaschungen  (die  solange  fortgesetzt  werden  müssen,  bis 
die  Spülflüssigkeit  rein  zurückströmt)  mit  Seiger  Borlösung, 
Hydrargyrum  oxycyanat. ,  Kalium  hypermang. ,  bei  längerer 
Dauer  jeden  2.  Tag  nach  Reinspülung  der  Blase  eine  Waschung 
mit  100 — 500  cm^  einer  Lösung  von  Argentum  nitricum 
1,0:4000,0;  bei  starker  Infektiosität,  besonders  bei  starker 
Bakteriurie  Anwendung  von  Sublimatlösung  1,0:10000,0; 
ist  der  Harn  stark  jauchig,  jeden  2.  Tag  nach  der  Waschung 
Instillation  von  10  cm^  Jodoformölemulsion  (lO^/o).  Bei  hart- 
näckigen Formen  Spülungen  mit  Perhydrol  oder  Tct.  jodi 
(20—30  Tropfen  auf  500  Wasser). 

Bei  schweren  hartnäckigen  Entzündungen,  die  sich  trotz 
dieser  Behandlung  nicht  bessern,  besonders  bei  wiederholt  auf- 
tretenden Fiebererscheinungen,  bei  Trabekel-  oder  Divertikel- 
blase  Einlegen  eines  Verweilkatheters,  außerdem  regel- 
mäßige Spülungen.  Der  Katheter  muß  aseptisch  versorgt  und 
mindestens  jeden  2.  Tag  gewechselt  werden. 

Bei  C.  colli  et  Trigoni  der  Frauen  Instillationen  mit 
Argentum  nitr.  1,0:10,0—100,0. 

Tuberkulöse  C.  ist  immer  sekundär;  es  muß  daher 
festgestellt  werden,  ob  der  Ausgangspunkt  in  den  Nieren 
(siehe  Nierentuberkulose)  oder  in  den  Genitalorganen  liegt. 
Sie  heilt  immer  erst  nach  Eliminierung  des  ursprünglichen 
Infektionsherdes  aus.  Symptomatische  Behandlung  wie  bei 
chronischer  C,  außerdem  Instillationen  von 


72  CYSTITIS.  —  DARMBLUTUNG. 

Bp.  Guajacoli 
Jodoformi 
Olei  olivarum 

oder  von  4Voiger  Karbollösung  unter  entsprechenden  Kautelen. 
Bei  einzelnen  Formen   der  C.  (Schrumpfblasen,   inkru- 
stierenden ulzerösen  Cystytiden  etc.)  sind  operative  Eingriffe 
indiziert.  H.  Schüller. 

D. 

Dakryozystitis.  Zu  Beginn  dreistündlich  zu  wech- 
selnde Dunstumschläge  mit  Liquor  Burowi  (1:10  Aqua),  falls 
nicht  zu  große  Schmerzen  häufiges  Ausdrücken  des  Tränen- 
sackes und  Durchspülung  mit  desinfizierenden  Lösungen 
(cfr.  Tränensackblennorrhöe).  Nicht  sondieren!  Kommt  es  zur 
Abszedierung:  Spaltung  des  Tränensackes  nach  Petit,  Aus- 
spülung des  Eiters,  Offenhaltung  der  Wunde  durch  täglich 
einzuführenden,  in  Liquor  Burowi  getauchten  Gazestreifen,  bis 
die  entzündlichen  Erscheinungen  geschwunden  und  das  Sekret 
nicht  mehr  eitrig  ist.  Hierauf  muß  erst  noch  die  ursächliche 
Tränensackblennorrhöe  und  Striktur  des  Tränennasenkanales 
behandelt  werden,  weil  sich  sonst  die  D.  wiederholt;  die 
Tränensackwunde  schließt  sich  dann  von  selbst.  Berücksich- 
tigung von  Nasenleiden!  R.  Hitschmann. 

Darmblutung.  Prophylaxe:  Die  Verhinderung 
«iner  D.  wird  meist  vergeblich  sein,  da  dieselbe  den  Menschen 
mitten  in  der  besten  Gesundheit  befällt. 

Therapie:  Absolute  körperliche  Ruhe,  Bettruhe  mit 
Vermeidung  jeder  stärkeren  Erregung,  lauten  Sprechens  etc. 
Die  Nahrungsaufnahme  wird  für  48  Stunden  sistiert.  Später 
eine  ähnliche  diätetische  Behandlung  wie  beim  Ulcus  ventri- 
culi  (s.  dieses)  einzuschlagen. 

Um  den  Darm  ruhig  zu  stellen,  gibt  man 

Rp.  Tinct.  opii  simpl.  20j0.      oder  .  Rp.  Morph,  muriat.  0,1 
DS.  30—40  Tropfen  in  Atropin.  sulfiir.  0,01 

zwei  Dosen.  Aq.  dest.  10,0. 

MDS.  1 — 2  Pravazsche  Spritzen 
zu  injizieren. 


DAEMBLUTÜNG.  —  DARMKATAREHE  D.  SÄUGLINGE.        73 

Rp.  Ergotin.  Bombeion, 
Äqu.  dest  <m$.  0,5. 
MDS.  1  Pravazsche  Spritze  zu  injizieren. 

Gelatine,  AdreDalin,    Secal.  coro,  siehe  Hämatemesis. 
Innerlich  gibt  man: 

Rp.  Extr.  fluid,  hydrast.  oder    Rp.  Extr,  Hamamelid.  virgin. 

eanadens.  30,0,  fluid.  50,0. 

DS.  3mal  täglich  20  bis  DS.  Mehrmals  täglich   V,   bis 

30  Tropfen.  1  Teelöffel. 

Bei  CoUaps  und  Anämie:  Einschlagen  des  Patienten 
in  heiße  Tücher,  Wänneflaschen,  Frottieren  der  Herzgegend, 
subkutane  Injektionen  von  Kampfer  und  Kochsalzlösung  etc. 

Bei  länger  dauernden  kleinen  D.: 

Rp.  Bismuth.  subnitric.  50,0.      oder  Rp.  Bismuth.  ^-Naphtholie.  5,0 
D8.  3mal  täglich  1  Kaffee-  Calcar.  carbon., 

löffel.  Calcar.  phosphor.  aa.  25,0. 

MDS.  4mal  täglich  1  Kaffee- 
löffel. 

W.Zweig. 

Darmkatarrhe  der  Säuglinge.  I.  Flaschen- 
kinder. 

a)  Dyspeptischer  Katarrh.  Prophylaktisch: 
Rationelle  Diätetik  mit  7,  6,  5  Trinkmahlzeiten  je  nach 
dem  Alter,  einwandfreie  Provenienz  der  Kuhmilch,  Sterili- 
sierung  derselben  (Soxhletapparate),  Reinlichkeit  aller  Uten- 
silien, Wohnungshygiene,  reichliche  Zufuhr  frischer  Luft.  — 
Die  Behandlung  selbst  hat  zwei  Indikationen  zu  erfüllen: 
Den  angestauten  Magendarminhalt,  resp.  die  abnormen  Ver- 
dauungsprodukte zu  entfernen  und  die  neuerliche  Entstehung 
solcher  zu  verhüten.  Der  ersten  Indikation  wird  durch  eine 
Magen-  oder  Darmausspülung  mit  körperwarmen  Flüssigkeiten 
(physiolog.  Kochsalzlösung,  Resorcinlößung  0^10: 500, 
Borsäurelösung  2,50: 500)  oder  durch  ein  Abführmittel  (Kalo- 
mel  in  4 — 5  Dosen  ä  0,03 — 0,05  zweistündlich,  Ol.  Ricini 
zweistündlich  1  Kinderlöffel  4 — 5mal),  der  zweiten  durch 
Regelung  der  Diät  entsprochen.  Die  letztere  besteht  in  Ent- 
ziehung der  bisherigen  Nahrung,  indem  dem  Kinde  an  Stelle 
dieser  ein  schwacher  Teeaufgnß  in  derselben  Menge  und  den- 
selben Intervallen   wie   die   frühere  Milchnahrung,    24  oder 


74  DARMKATARRHE  DER  SÄUGLINGE. 

selbst  48  Stunden  lang,  resp.  so  lange  gereicht  wird,  bis  der 
sogenannte  Hungerstuhl  erscheint.  Die  weitere  Ernährung  ist 
alsdann  nach  folgenden  Grundsätzen  za  regeln:  Besteht  die 
Erkrankung  erst  kurze  Zeit,  so  setzt  man  dem  dünnen  Tee- 
aufguß Vj  oder  besser  ^g  sterilisierte  Milch  von  einwand- 
freier Beschaffenheit  zu  und  verabreicht  als  Trinkmahlzeit 
eine  kleinere  Menge  als  bisher  (60 — 100  g  je  nach  dem 
Alter)  in  3 — 4stündlichen  Pausen,  indem  man  allmählich 
mit  dem  Milchzusatz  auf  ^g?  Va  ^^^  mehr  steigt  und  auch 
die  Menge  der  Trinkportion  erhöht.  Besteht  die  Erkrankung 
länger,  so  empfiehlt  es  sich ,  vorerst  noch  eine  Mehlsuppe  aus 
Soxhlets  Nährzucker  (6— 10%),  Nestlömehl  (4— 5Vo), 
Theinhardt  (4— 5o/o),  Kufeke  (4— 5Vo)  2,  4,  ev.  6  Tage 
lang  zu  verabreichen  und  erst  dann  der  Mehlsuppe  reine 
Milch  in  langsam  steigender  Menge  zuzusetzen.  Handelt  es 
sich  aber  um  sehr  junge,  wenige  Wochen  alte  Säuglinge, 
die  Mehlnahrung  nicht  oder  schlecht  vertragen,  so  passen 
sehr  verdünnte  Milchmischungen  Q-j^ — Vb  Milch),  Biederts 
Rahmmischungeu;  peptonisierte  Milch  nach  Backhaus  oder 
Voltmer,  eventuell  verdünnte  Liebigsche  Sappe  und  Malz- 
suppe so  lange,  bis  die  gewöhnlichen  Milchmischungen  wieder 
vertragen  werden.  —  Weitere  Medikamente  sind  in  der  Regel 
entbehrlich,  gleichmäßiges  Warmhalten  der  Kinder  erfor- 
derlich. 

h)  Akuter  Dünndarmkatarrh.  Zumeist  eine  Stei- 
gerung des  vorhin  besprochenen  Zustandes  mit  Allgemein- 
erscheinungen (Fieber,  Intoxikation)  und  besonders  häufig 
unter  dem  Einfluß,  der  Sommerwärme.  Diätetische  Behand- 
lung: Zunächst  einige  Tage  lang  Ruhestellung  des  Darmes 
durch  dünnen  Teeaufguß  mit  Zusatz  von  Saccharin  (l  Tablette 
ä  0,05)  statt  des  Zuckers  in  Sstündlichen  Pausen.  Bei 
gleichzeitigem  Erbrechen  eine  Magenspülung.  Haben  die 
spritzenden  Stühle  aufgehört,  kommen  einfache  Mehlsuppen 
abwechselnd  mit  der  Teediät  zur  Anwendung.  Die  reinen 
Mehlarten  (Hafer-,  Reis-  und  Gerstenmehl)  sind  den  dextri- 
nisierten  vorzuziehen.  Konsistenz  und  Menge  der  Mehlsuppe 
wie  bei  a).  Hat  sich  der  Darm  beruhigt,  vorsichtiger  Über- 
gang zur  Milchnahrung,  zunächst  durch  Zusatz  von  Molke 
1 — 2  Tage  lang,  sodann  von  kleinen  Mengen  (1 — 2  Eßlöffel) 
reiner,    sterilisierter  Milch  2 — 3mal  täglich  zum  Teeanfguß, 


DABMKATAßRHE  DER  SÄUGLINGE.  75 

allmählich  mit  dem  Zusatz  und  der  Einzelportion  steigend. 
Werden  Mehlsuppen  anfangs  nicht  vertragen,  ist  Eierwasser 
(1  Htihnereiweiß  auf  Va  ^  körperwarmen  Zuckerwassers)  zu 
versuchen.  Wenn  möglich  Brnstnahrung. 

Medikamentöse  Behandlung:  In  frischen  Fällen  und 
bei  Anwesenheit  septischer  Stoffe  im  Magendarmkanal  Jod- 
tinktur (3mal  täglich  1  Tropfen  in  Zuckerwasser  einen  Tag 
lang),  sodann  Adstringentien:  Tann  igen  oder  Tannalbin 
(0,3 — 0,5  und  mehr  3 — 4mal  täglich  in  den  Teeanfguß 
einrühren),  Plumb.  acetic.  (0,5  :  100  Aq.  3 — 4mal  täglich 
1  Kinderlöffel),  Argent.  nitric.  (0,10:100  Aq.  ebenso), 
Aq.  Calcis  (10 — 20%?  ebenso).  Gegen  die  Allgemeinsym- 
ptome symptomatisch,  eventuell  analeptisch  und  stimulierend. 
Sorgfältige  Pflege! 

c)  Cholera  infantum  (Summer  complaint).  Die  Be- 
handlung dieser  in  der  heißen  Jahreszelt  nicht  selten  kata- 
strophenartig hereinbrechenden  Erkrankung  der  Säuglinge, 
zumal  wenn  sie  bereits  mit  den  Formen  a)  und  h)  behaftet 
sind,  erfordert  die  ganze  Umsicht  und  Energie  des  Arztes. 
Diätetische  und  medikamentöse  Maßnahmen  sind  aussichtslos^ 
solange  der  Zustand  dauert !  Hingegen  sind  zwei  Indikationen 
strikte  und  ungesäumt  zu  erfüllen:  einmal  die  durch  die 
Wasserverluste  bedingte  Eindicknng  des  Blutes  hintanzuhalten, 
das  andere  Mal  die  erlahmende  Herzkraft  zu  beleben.  Der 
ersten  Indikation  wird  durch  subkutane  Infusionen  von 
künstlichem  Serum  entsprochen  (Hypodermoklyse),  indem 
unter  aseptischen  Kautelen  100 — 150  cm'  einer  0,9Voig6ö 
sterilisierten  Lösung  von  Natr.  bicarbon.  oder  von  Natr. 
chlor at.  körperwarm  in  die  seitliche  Bauch-  oder  Thoraxhaut 
zweimal  täglich  infundiert  werden.  Die  zweite  Indikation  er- 
fordert Analeptika,  am  besten  in  Form  subkutaner  Injek- 
tionen von  Ol.  camphoratnm  3 — 4mal  täglich  eine  Pravaz- 
spritze.  Daneben  bei  kühlem  Körper  heiße  Senfbäder  5  bis 
10  Minuten  lang,  bis  die  Haut  sich  rötet,  oder  Einwicklungen 
mit  in  warmes  Senfmehlwasser  getauchten  Tüchern  und 
trockenwarmer  Umhüllung  15 — 20  Minuten  lang,  darauf  ein 
laues  Bad.  Beide  Prozeduren  nur  einmal  täglich!  Bei  hohem 
Fieber  an  deren  Stelle  kühle  Einwicklungen  (150R).  Außer- 
ordentlich quälend  ist  der  enorme  Durst  der  Kinder,  zu  dessen 
Linderung,    wenn    das  Erbrechen    aufgehört    hat,    noch  am 


76  DABMKATARBHE  DER  SlüGLINGE. 

besten  kfihler  Tee  sieh  eignet.  Große  Vorsicht  und  Sorgfalt 
ist  der  Emähmng  zozawenden^  wenn  die  nnmittelbare  Lebens- 
gefahr beseitigt  nnd  die  profusen  Durchfälle  aufgehört  haben. 
M  an  beginne  mit  den  kleinsten  Mengen  mit  Tee  Terdttnnter 
Milch,  nnd  erst  wenn  diese  einen  ganzen  Tag  lang  Tertragen 
werden,  sind  ganz  allmählich  größere  Mengen  zoznffihren. 
Erst  jetzt  beruhigende  Medikamente: 

Rp.  Inf.  ChamomOl.  ßOfi 

Resorein.  regubl.  Merck  0,10 
Tinet.  op.  simpl.  guttam. 
MDS.  Mündlich  1  KinderJöfel. 

Im  fibrigen  sei  bezflglich  der  Ernährung  auf  das  unter  h) 
Gesagte  verwiesen. 

d)  Enteritis  follicularis.  Prophylaktisch  gründ- 
liche Behandlung  der  dyspeptischen  und  einfachen  DarmkatarrhOy 
deren  längere  Andauer  leicht  zur  Ansiedelung  von  Entzündungs- 
erregem  in  die  Schleimhautfollikel  des  Dickdarms  fuhrt  Die 
diätetische  Behandlung  beginnt  auch  hier  mit  Teediät  1  bis 
2  Tage  lang.  Alsdann  Liebigsche  Suppe,  die  täglich  zweimal 
frisch  bereitet,  erfahrungsgemäß  als  das  beste  Diätetikum  in  dieser 
Krankheit  für  Flaschenkinder  gilt.  Die  Suppe  wird  in  der  Menge 
von  150 — 200^  yierstundlich  gereicht  und  bei  ganz  jungen 
Säuglingen  mit  V4,  Vs  ^^  zur  Hälfte  mit  Wasser  verdünnt. 
Fast  die  gleichen  Erfolge  erzielt  man  mit  der  im  Haushalt 
leichter  herzustellenden  Kell  ersehen  Malzsuppe,  einer  Modi- 
fikation der  Liebig  sehen,  die  in  derselben  Weise  verab- 
reicht wird.  Stößt  die  Bereitung  dieser  Suppen  nach  der 
Originalvorschrift  auf  Schwierigkeiten,  so  kann  das  Soxhl  etsche 
Liebigsuppenpulver  an  deren  Stelle  treten.  Nur  ausnahms- 
weise werden  diese  Suppen  nicht  vertragen;  alsdann  zögere 
man  nicht  lange  (versuche  eventuell  Buttermilch),  sondern 
trachte  das  Kind  an  die  Frauenbrust  zu  bringen,  die  das 
sicherste  Mittel  ist,  um  einen  Säugling  von  der  follikulären 
Enteritis  rasch  genesen  zu  machen.  Wirksam  unterstützt  wird 
die  diätetische  Behandlung  durch  die  medikamentöse.  In 
frischen  Fällen  empfiehlt  es  sich,  den  Darm  mit  einigen  kleinen 
Dosen  Ol.  Ricini  (3 — 4mal  tgl.  1  Kaffeelöffel)  zu  entleeren. 
Alsdann  passen  Adstringentien,  namentlich  Chin.  tannicum 
(0,25— 0,50  3mal  tgl.),  Paulinia  sorbilis  (0,50  3mal tgl.), 


DARMKATARRHE  DER  SÄUGLINGE.  ^^ 

Bismuthum  salicyl.  (0,10 — 0,25  3mal  tgl.).  Gegen  den 
Tenesmns  gleichzeitig  kleine  Stärkemehlklysmen  (lOOcm^  mit 
1  Tropfen  Opiumtinktnr  nnmittelbar  nach  einer  Entleerung 
nnd  1 — 2mal  tgl.).  Zieht  sich  die  Krankheit  länger  hin,  so 
sind  körperwarme  Einlaufe  von  Liq.  alnmin.  acetici 
(2,50 — 5,0: 500  Aq.)  oder  von  Acid.  tannicum  (2,50  bis 
5,0 :  500  Aq.)  mittelst  Nölatonkatheter  in  den  Dickdarm  am 
Platze.  Auf  den  Unterleib  Prießnitzsche  Umschläge  mit  Flanell- 
umhüllung Ssttlndlich.  Die  Behandlung  der  Folgezustände: 
Anämie,  Rachitis,  Drüsenschwellnngen  etc.  nach  entsprechenden 
Regeln. 

6)  Chronische  Formen.  Die  Behandlung  dieser  Zustände, 
die  Wochen-  und  monatelang  sich  hinziehen,  bald  besser,  bald 
schlimmer  werden,  ohne  daß  schwerere  Allgemeinsymptome 
(Fieber,  Collapse)  oder  Tenesmus  hinzutreten,  wo  aber  das 
Körpergewicht  stille  steht  oder  fortschreitend  absinkt,  gehört 
zu  den  schwierigsten  Aufgaben.  Gelingt  es  nicht,  die  richtige 
Ernährung  für  das  Kind  zu  finden  und  den  Stillstand  des 
Körpergewichtes  aufzuhalten,  so  kommt  es  zu  fortschreitender 
Abnahme  desselben  bis  zu  extremen  Graden  und  zu  jenem 
Zustand,  den  man  als  Pädatrophie  (Athrepsie)  bezeichnet. 
Die  Hauptaufgabe  besteht  darin,  das  Kind  wieder  zu  dauernder 
Zunahme  zu  bringen.  Drei  Ernährungsarten,  als  Surrogate  der 
Frauenmilch,  stehen  derzeit  im  Vordergrunde:  die  Liebigsche 
Suppe,  resp.  die  Kellersche  Malzsuppe,  die  Buttermilch 
und  die  Biedertschen  Rahmmischungen,  die  je  nach  dem 
individuellen  Fall,  resp.  nach  der  Art  der  bisherigen  Er- 
nährung in  Anwendung  kommen.  Man  wird  etwa  folgender- 
maßen verfahren  und  bei  der  Aufstellung  der  Nahrungs- 
bilanz etwa  100  Kalorien  pro  Kilo  Kind  und  Tag  berechnen. 
Zunächst  Teediät  einige  Tage  lang  bis  zum  Hungerstuhl. 
Alsdann  und  bei  Kindern,  deren  bisherige  Nahrung  nicht 
allzuviel  Amylazeen  enthielt,  dünne  Mehlsuppen  (3 — 4Vo)  aus 
einem  der  früher  erwähnten  dextrinisierten  Kindermehle  (Nähr- 
wert einer  6^/q  Abkochung  etwa  200  Kalorien  pro  Liter)  in 
6  oder  5  Mahlzeiten  je  nach  dem  Alter.  Hat  sich  der  Darm 
beruhigt,  die  Entleerungen  gebessert,  was  zumeist  der  Fall, 
so  können  einfache  Milchmischungen  versucht  werden  mit 
Vsj  V2»  Vs  Milch  (Nährwert  rund  300,  resp.  400,  resp.  500 
Kalorien  pro  Liter).  Zeigt  das  Körpergewicht  keine  Zunahme, 


78  DARMKATARRHE  DER  SÄUGLINGE. 

60  gebt  man  za  der  Liebig  scheu  oder  Eellerscben  Malzsappe 
(Nährwert  etwa  800  Kalorien  pro  Liter)  oder  zur  Batter- 
milch  (Nährwert  etwa  700  Kalorien  pro  Liter)  über.  Beide 
ErnähroDgsarten ,  namentlich  die  Battermilch,  haben  häufig 
ausgezeichneten  Erfolg^  können  wochen-  und  monatelang  fort- 
gesetzt werden  und  diese  Kategorie  der  Säuglinge  bis  tiber 
das  erste  Lebensjahr  hinaus  gebracht  werden.  Eine  zweite 
Kategorie  von  Säuglingen  ist  diejenige,  die  mit  dem  sog. 
Mehlnährschaden  behaftet,  d.h.  durch  einseitige  Ernährung 
mit  Mehlabkochungen  erkrankt  und  atrophisch  geworden  sind. 
Für  diese  passen  die  fettreichen  Rahmmischungen  Biederts 
(auch  als  Rahmkonserve  oder  Ramogen  im  Handel)  oder  die 
Gärtnersche  Fettmilch,  mit  denen  man  die  Kinder  für 
einige  Zeit  zum  Gedeihen  bringen  und  nach  und  nach  zu 
den  reinen  Kuhmilchmischungen  überführen  kann.  Endlieh 
kommen  Fälle  vor,  die  weder  bei  den  Malzsuppen,  noch 
bei  Buttermilch,  noch  auch  bei  den  Rahmmischungen  gedeihen. 
Hier  gelingt  es  mitunter,  die  Kinder  mit  den  peptonisierten 
Milchen  nach  Backhaus  und  Voltmer  einige  Zeit  fortzu- 
bringen und  sie  dann  an  die  einfachen  Kuhmilchmischungen 
zu  gewöhnen.  Bei  allen  den  genannten  Kategorien  sind  Rück- 
fälle, resp.  plötzliche  Gewichtsabstürze  nicht  selten  und  man 
muß  dann  wieder  von  vorne  anfangen,  um  die  Schäden  zu 
reparieren.  Tadellose  Herstellung  der  oberwähnten  Surrogate 
nach  der  Originalvorschrift  und  einwandfreie  Beschaffenheit 
der  Kuhmilch  sind  selbstverständliche  Voraussetzungen.  Große 
Sorgfalt  ist  der  allgemeinen  Wartung  und  Pflege  zuzuwenden, 
die  Kinder  müssen  warm  gehalten,  resp.  vor  Abkühlung  ge- 
schützt (nur  zweimal  wöchentlich  gebadet)  und  peinlich  rein 
gehalten  werden.  Besondere  Aufmerksamkeit  erfordert  die 
häufige  Furunkulose  (Asepsis  bei  der  Eröffnung).  Die  medi- 
kamentöse Behandlung  ist  in  der  Regel  entbehrlich.  Rückfälle, 
Collapse  etc.  sind  nach  den  früher  angegebenen  Grundsätzen 
zu  behandeln. 

n.  Brustkinder. 

Wesentlich  einfacher  gestaltet  sich  die  B  e  h  a  n  d  1  u  n  g  der 
dyspeptischen  und  sonstigen  D.  bei  Säuglingen  an  der  Mutter* 
oder  Ammenbrust,  abgesehen  davon,  daß  diese  Störungen  hier 
ungleich  seltener  aufzutreten  pflegen.  Die  häufigste   Störung 


DARMKAT.  D.  SÄUGL.  —  DARMKRANKfl.  D.  SÄUGL.   79 

sind  die  dyspeptiscbeu  Katarrhe,  wo  als  ätiologischer  Faktor 
zunächst  die  Überfütterung,  respektive  die  unregelmäßige 
Verabreichung  der  Brust  in  Betracht  kommt.  Die  Behandlung 
besteht  in  Entleerung  des  Darmes  durch  eine  einmalige  Dosis 
Kalomel  oder  Rizinusöl  und  gleichzeitige  strenge  Regelung 
der  Mahlzeiten,  die  in  4 — 5stündigen  Pausen  zu  verabfolgen 
sind ;  namentlich  des  Nachts  entziehe  man  dem  Kinde  die 
Brustnahrung  und  reiche  statt  dieser  etwas  versüßten  Tee- 
aufguß. Sind  die  dyspeptischen  Störungen  in  quantitativen 
oder  qualitativen  Veränderungen  der  Milchsekretion  begründet, 
wie  sie  durch  Änderung  der  äußeren  Verhältnisse,  bei  Ein- 
stellung einer  Amme,  die  Menstruation  und  Gemütsbewegungen 
der  Stillenden  vorübergehend  auftreten  und  wobei  die  Menge 
der  Mich  sich  entweder  vermindert  oder  kolostrale  Beschaffenheit 
annimmt,  so  ersetzt  man  das  Defizit  in  der  Tagesmenge  durch 
eine  einmalige  Kuhmilchmahlzeit  oder  eine  Kindermehlsuppe, 
nimmt  eventuell  einen  Ammenwechsel  vor,  wenn  die  Störung 
sich  nicht  rasch  ausgleicht,  oder  leitet  die  Entwöhnung  ein, 
wenn  die  Milchsekretion  gänzlich  versiegt.  Störungen  durch 
Übergang  von  giftigen  Stoffen  in  die  Milch  (Alkohol)  er- 
fordern die  Entleerung  des  Darmes  und  Aussetzen  der  Brust- 
nahrung, bis  der  normale  Zustand  der  Stillenden  sich  her- 
gestellt hat.  Die  seltenen,  bisher  noch  nicht  aufgeklärten 
Fälle,  wo  Säuglinge  durch  die  Frauenmilch  selbst,  trotz  wieder- 
holten Ammenwechsels,  dyspeptisch  werden  und  nicht  gedeihen, 
machen  die  Entwöhnung  notwendig.  Die  sonstigen  durch  In- 
fektion, Erkältungen,  die  Sommerhitze  bedingten  Darmstörungen 
können  gelegentlich  auch  bei  Brustkindern  auftreten ;  der  Ver- 
lauf ist  hier  viel  milder  und  die  Abheilung  erfolgt  durch  die 
besprochenen  Maßnahmen  weitaus  leichter  als  bei  den  Flaschen- 
kindern. L.  Unger. 

Darmkrankheiten  der  Säuglinge.  Akute 
Dyspepsie  der  Brustkinder.  Prophylaxe:  Regelmäßiges 
Sstündiges  Anlegen,  Reinigung  der  Brust.  Vermeidung  gröbster 
Zellulose  in  der  Kostform  der  Ernährerin.  (Gurken  etc.) 
Sonst  „Ammendiät"  unnötig. 

Therapie:  4stündige  Mahlzeiten  durch  1 — 2  Tage  und 
Beschränkung  der  Trinkzeit  bei  zu  hastigem  Trinken. 


80  DABMKBANKHEITEN  DER  SÄUGLINGE. 

Bei  Leibschmerzen:   KamillenteeirrigatioD,  warme  Kata- 
plasmen,  Massage  des  Abdomen  bei  gleichzeitigem  Einführen 
nnd  Liegenlassen  eines  weichen  Darmrohrs^  auch 
Rp.  Äq.  Menthae  pip., 
Aq.  Foeniculiy 
Aq.  earminativa  aa,  20,0, 
Aq.  destül  ad  100 fi 
Syrup.  simpU  10,0. 
DS.  28tündlick  1  KmderlöffeL 
eventnell  Aussetzen  der  Brustemährung  durch  1  Tag.  Nur  lichter, 
wenig  gesüßter  russischer  Tee  erlaubt.  Kalomel  0,005 — 0,02, 
2 — 3  Pulver,  die  in  Sstündigen  Intervallen  bis  zum  Auftreten 
der  typischen  Kalomelstühle  verabfolgt  werden,  auch 
Rp.  Acid.  hydroMor.  dilut.  0,4 
Resorcin.  purissim.  0,1 
Aq.  destül.  70,0. 
DS.  28tündlich  1  Kinderlöffel. 
Chronische  Dyspepsie  der  Brustkinder.  Akute  D. 
nicht    vernachlässigen.     Erforschung   der  Ursachen    (Zukost, 
unregelmäßige  Ernährung,  unreinliche  Pflege !).   Trinkmengen 
kontrollieren ,    eine  Viertelstunde  vor  der  Mahlzeit  1  Kinder- 
löffel einer  V2  Voige»  Salzsäure  oder  1 — 2  Eßlöffel  holländischer 
Milch  (Buttermilch).    Nur   selten    besteht    die   Indikation   zu 
Ammen  Wechsel,  noch  seltener  die  abzusetzen. 

Akute  Dyspepsie  der  Kuhmilchkinder.  Teetag, 
Kalomel  0,005 — 0,02,  Sstündlich;  in  schwereren  Fällen  stets 
auch  Magenspülung  mit  lauwarmer  Karlsbader  Salzlösung 
(V2V0)  ^^^  Darmspülung. 

Bei  schweren  enteritischen  Erscheinungen  (reichlicher 
Schleimsekretion)  vom  2.  Tag  an  Tannigen,  Tannalbin 
3mal  täglich  0,25,  Magiet.  Bismuthi  2,0:70,0,  2stündlich 
einen  Kinderlöffel. 

Bei  stürmischer  Peristaltik,  solange  keine  Gefahr  des 
CoUapses  besteht,  auch  Tct.  Opii  bei  sehr  vorsichtiger  An- 
wendung, z.  B. 

Rp.   Tct.  Ratanhiae  gutt.  XV 
Tct.  Opii  simpl.  gutt.  1 
Aq.  destül.  90,0 
Syrup.  simpl.  10,0. 
DS.  28tündlich  1  Kinderlöffel. 


DAEMKRANKH.  D.  SÄUGL.  —  DEFLÜV.  CAPILLOR.         81 

Bei  Neigung  zu  Gollaps  sehr  warme  Bäder,  eventaell 
mit  8enfzasatz,  Liq.  AmmoD.  anisatag  gntt.  X :  70,0,  28ttindlich 
1  Kinderlöffel,  Kampferinjektion. 

Bei  Sommerdiarrhöe  mit  Austrocknungserscheinnngen 
(eingesunkene  Fontanelle  uew.)  Infusion  physiologischer  Koch- 
salzlösung bis  zu  200  cmK 

Riickkehr  zur  Ernährung  in  der  Rekonvaleszenz  mit 
größter  Vorsicht.  Eiklarzuckerwasser,  verdünnte  Milchmi- 
schungen (mit  schleimigen  Zusätzen,  mit  Kufekemehl Wasser- 
suppen), ferner  Liebigsche  Suppe,  Kellersche  Milchmalzsuppe, 
holländische  Milch,  Backhausmilch,  Biederts  Rahmgemenge. 
Präzise  Indikationen  sind  nicht  zu  geben.  Das  Sicherste  bleibt 
die  Beschaffung  der  natürlichen  Ernährung. 

Chronische  Dyspepsie  der  Kuhmilchkinder. 
Wenn  irgend  möglich  Beschaffung  von  Brustnahrung;  even- 
tuell rohe  lebenswarme  Ziegenmilch,  sonst  Versuche  mit 
Kellerscher  Milchmalzsnppe,  holländischer  Milch,  pasteurisierter 
Milch,  Backhausmilch  und  Mischungen  von  Milch  und  Kindermehl- 
wasser  (Kufeke,  Nestlö,  Theinhardt,  Hygiama  etc.).  ^/z^o^S^ 
Salzsäure,  eine  Viertelstunde  vor  der  Mahlzeit  1  Kinderlöffel. 

Bei  seit  der  Geburt  andauerndem  Erbrochen  und 
Obstipation  denke  man  auch  an  angeborene  Pylorusstenose, 
bei  Obstipation  an  die  Hirschsprungsche  Krankheit. 

Obstipierte  Brustkinder  sind  meist  unterernährt. 
Zukost  oder  Ammeuwechsel  indiziert. 

Bei  künstlicher  Ernährung  und  Obstipation  ver- 
suche man  durch  Milchzuckerzusatz  den  Stuhlgang  zu  be- 
fördern, eventuell  holländische  Milch,  Milchmalzsuppe. 

Von  Abführmitteln  Ol.  Ricini  1  Kaffeelöffel  oder  Magnes. 
carbon.  c.  Rheo  1  Messerspitze.  Hecht. 

Deflavium  capillorum.  Sorgfältige  Berücksichti- 
gung des  Allgemeinzustandes,  Behandlung  allfällig  bestehender 
Anämie,  Chlorose,  Lues,  Affektionen  des  Nervensystems 
(Alopecia  neurotica). 

Von  den  verschiedenen  Allgemeinerkrankungen  (Typhus, 
Scharlach,  Erysipel  etc.)  und  wohldefinierten  Hauterkrankungen 
(Herpes  tonsurans,  Favus,  Lupus  erythematodes  u.  a.), 
welche  zu  Haarausfall  führen  können,  kann  hier  abgesehen 
werden   und   speziell   nur  Rücksicht   genommen    werden  auf 

Fei  In  er,  Therapie  der  Wiener  SpezialÄrzte.  Q 


82        DEFLUVIUM  CAPILLORUM.  —  DELIRIUM  TREMENS. 

die  a)  angeborene  Haarlosigkeit,  h)  die  Alopecia  praematura, 

c)  die    seborrhoische    Alopecia   (A.  seborrhoica,    furfuracea, 

pityrodes),  d)  die  Alopecia  areata  (Area  Celsi). 

ad  a)  Ist  einer  therapeutischen  Beeinflussung  nicht  zugänglich. 

h)  Verordnung  sorgfältiger  Haarpflege,  Vermeidung  scharfer 

Bürsten  und  Kämme.  Schädlich  wirkt  nach  unserer  Ansicht 

das  allzu  häufig  geübte  Waschen  des  Kopfes,  ferner  die 

nicht   selten    vorhandene    tibermäßige  Schweißsekretion. 

Gegen  die  letztere  verordnen  wir  spirituöse  Einreibungen 

mit  Zusatz  von  Sublimat  (0,1 :  100),  Resorcin  (1 — 2%)? 

Teer  und  Teerpräparate,  mit  nachfolgender  Einfettung. 

c)  Siehe  bei  Seborrhöe. 

d)  Gebrauch  von  Reizmitteln  wie: 

T.  cantharidum  10 — 15y 
T.  capsici  annuif 
T.  nucts  vomic.  aa.  15, 
Ol.  rtcini  10, 
Aq.  coloniens.  200. 
T.  cantharidum    auch   in  Salbenform  (5 — 10^/ q),    allein 
und  in  Kombination  mit  Chininum  muriat.  (2 — 5<^/o),  Schwefel. 
Femer  Essigsäure  nach  der  Formel: 
Acid.  acetic.  glac, 
Chloroformiij 

A  q.  destül.  aa.  10.  (B  e  s  n  i  e  r. ) 

Pyrogallol  10Vo>  Chrysarobin  (10— SOVoige  Salben,  und 
als  Salbenstift  nach  der  Formel: 

Chryaarohin  2, 
Adijp.  lanai^  3, 

Cerae  alb.  5.  (Unna.) 

Karbolsäure  in  Verdünnung  (ö^o)  und  als  Acid.  carbol. 
liquefact.  zur  Erzeugung  eines  oberflächlichen  Schorfes,  der 
sich  nach  einigen  Tagen  abstößt. 

Endlich  Galvanisation,  Faradisation ,  Finsenlicht,  Eisen- 
bogenlicht  und  Kromayerlampe.  Grosz. 

Delirium  tremens  (Säuferwahnsinn).  Schlaf- 
mittel erscheinen  ganz  nutzlos,  ja  einige  derselben,  wie 
Chloralhydrat  (Blutdruck!)  oder  Opiate  (Obstipation!) 
geradezu  kontraindiziert. 


DELIRIUM  TREMENS.  —  DEMENTIA  PRAECOX.     83 

Die  meisten  unkomplizierten  Delirien  gelangen  bei  rein 
exspektativer  Therapie  unter  entsprechender  Überwachung 
zur  Heilung.  — Milchdiät  und  Laxantien  sehr  empfeh- 
lenswert. —  Bei  drohender  Herzschwäche  (der  Puls  wird 
klein,  frequent,  unregelmäßig,  kalte  Schweiße  treten  auf, 
die  Kranken  nehmen  Rückenlage  ein  und  delirieren  dabei 
lebhaft  fort)  Stimulation  mit  Alkohol  (Kognak  etc.),  der 
sonst  in  der  Behandlung  des  Delirium  tremens  völlig  über- 
flüssig ist,  bei  Herzschwäche  aber  erfahrungsgemäß  den 
Vorzug  vor  anderen  Excitantien,  wie  Kampfer,  Strophantus  etc. 
verdient.  Pilcz. 

Dementia  senilis  (Alters  blöd  sinn).  Die  Behand- 
lung kann  natürlich  nur  eine  rein  symptomatische  sein,  und 
zwar  erfordert  als  hauptsächlichstes  Symptom  die  hartnäckige 
Insomnie  dieser  Patienten  Abhilfe. 

Gerade  bei  Senildementen  leistet  oft  eine  kleine  Dosis 
Alkohol  (Bier,  Wein)  ganz  ausgezeichnete  Dienste.  Bezüglich 
der  Schlafmittel  s.  str.  muß  bemerkt  werden,  daß  Chloralhydrat 
sich  nicht  empfiehlt  (Neigung  zu  Dekubitusbildung,  schlechte 
Herztätigkeit) ;  auch  das  sonst  so  bewährte  und  ungefährliche 
Veronal  und  Malonal  vertragen  die  Altersblödsinnigen  er- 
fahrungsgemäß schlecht. 

Wo  es  sich  nicht  um  die  eigentliche  Presbyophrenie,  son- 
dern mehr  um  eine  arteriosklerotische  Hirndegeneration 
handelt,  gibt  man  mit  mehr  minder  gutem  Erfolg  Jodkali 
und  die  (Natterschen)  Antisklerosintabletten  (bis  3X2 
Stück).  Alkohol  wirkt  bei  derartigen  Fällen  nicht 
günstig. 

Sorgfältige  Überwachung,  namentlich  nachts,  versteht 
sich  von  selbst.  Pilcz. 

Dementia  praecox.  Die  Behandlung  kann  leider  im 
großen  und  ganzen  nur  eine  rein  symptomatologische  sein, 
wobei  die  in  der  Psychiatrie  allgemein  bewährten  und  an- 
gewendeten Maßnahmen  in  Betracht  kommen  (Bekämpfung 
der  Erregungszustände  durch  protrahierte  Bäder  und  Hypnotika 
und  Sedativa,  möglichste  Heranziehung  zu  Beschäftigung  etc.). 

In  vereinzelten  Fällen  (jugendliche  Individuen  mit  akut 
einsetzenden  psychotischen  Symptomen  betreffend)  bewirkt 
oft  eine  vorsichtige  Thyreoidinmedikation  (1  Tablette  pro 

6* 


84        DEMENTIA  PRAECOX.  —  DIPHTHERIA  PHARYNGIS. 

die)  in  Verbindung  mit  Eisen-  und  Arsentherapie*  weit- 
gehende, einer  Heilung  nahekommende  Besserungen  und  Still- 
stände. In  Fällen  mit  kurz  vorausgegangener  syphilitischer 
Infektion  ist  eine  spezifische  Behandlung  um  so  indizierter, 
als  zuweilen  auch  das  psychotische  Zustandsbild  auf  Hg  und 
JK  auffallend  günstig  beeinflußt  wird,  ja  zur  Heilung  ge- 
langen kann.  Pilcz. 

Diphtheria  pharyngis.  Prophylaxe:  Isolierung 
der  Kranken,  Immunisierung  der  Gefährdeten,  besonders  der 
Kinder  unter  2  Jahren  mit  250  Einheiten  hochwertigen  Anti- 
toxins. Bei  bösartigen  (septischen)  Formen  auch  für  ältere 
Kinder  und  jugendliche  Pflegerinnen  obligat;  sonst  genügt 
hier  die  tägliche  Überwachung.  Diphtheriekranke  Mutter  kann 
das  immunisierte  Brustkind  fortstillen.  Achtung  auf  jeden  hart- 
näckigen Schnupfen  bei  Kindern !  Der  Kuß  auf  den  Mund  bei 
Kindern  zu  unterlassen. 

Therapie:  Bettruhe.  Gut  gelüftetes,  helles,  nicht  über 
18^0  temperiertes  Krankenzimmer  ohne  Teppiche  und  Vor- 
hänge. Wenn  möglich  wasch  bare  Holzmöbel.  Eimer  mit  Lysol- 
lösung gefüllt  zur  Aufnahme  der  gebrauchten  Wäsche  für 
24  Stunden.  Zweites  Bett  oder  Di  van  im  Krankenzimmer,  um 
das  Krankenbett  lüften  und  umbetten  zu  können.  Regelmäßige 
Tenjperaturmessungen  notieren  lassen,  wenigstens  2mal  täglich, 
bei  Kindern  im  Rektum.  Tägliche  Waschung  der  Hände  und 
des  Gesichtes  mit  lauwarmem  Wasser  und  Seife.  Bäder  mit 
Abkühlung  bei  höherem  Fieber,  dagegen  äußerste  Schonung 
der  Kräfte,  Enthaltung  jeder  entbehrlichen  Bewegung  bei 
den  geringsten  Anzeichen  einer  Myokarditis.  (S.  diese!)  Stuhl 
täglich,  wenn  nötig  Nachhilfe  mit  Wassereinläufen  oder  Califig- 
syrup,  je  nach  dem  Alter  1  Kaffeelöffel  bis  Eßlöffel  (in  5  bis 
6  Stunden  tritt  meist  die  Wirkung  ein).  Kost  flüssig  und 
breiig,  kalt  oder  lauwarm,  vor  allem  Milch  in  jeder  Form 
und  Zubereitung,  Milchspeisen  mit  Zucker  oder  Schokolade 
bestreut,  Fruchsäfte  und  -breie,  Fruchteis.  Dick  eingekochte 
Suppen  mit  Ei,  rohes  Eidotter  mit  Zucker  verrührt.  Bei  Vor- 
liebe auch  etwas  breiiges  Gemüse.  Viel  trinken  lassen!  Limo- 

*  Ferratin,  Hommels  Haematogen,  Solut.  arsenical.  Fowleri 
5,0  :  10,0  Aq.  cionam.  (Dreimal  3 — 10  Tropfen ,  täglich  um  1  Tropfen 
steigen.) 


DIPHTHERIA  PHARYNGIS.  —  DYSENTERIE.  85 

nade,  HimbeerwasBer ,  Mineralwässer,  gutes  Quellwasser.  — 
Kausale  Therapie:  SerumiDJektion  je  früher,  auch  in  zweifel- 
haften Fällen.  Am  1.  Krankheitstage  und  in  leichten  Fällen 
genügen  1000  Einheiten.  Sonst  1500 — 8000  Einheiten ,  in 
schweren  Fällen  auch  wiederholt  nach  Intervall  von  24  Stunden. 
Injektionsstelle  am  Unterbauch  oder  Oberschenkel,  Verschluß 
mit  1  Tropfen  lO^/oigem  Jodoformkollodium.  —  Sympto- 
matische Therapie:  Ourgeln  mit  einer  antiseptischen  Lösung 
(Acid.  boric,  Kai.  hypermang.  etc.)  alle  2  Stunden,  ferner  vor 
und  nach  jeder  Mahlzeit.  Bei  ganz  jungen  Kindern  oder  zur 
Kräftesparung  Ausspritzen  mit  einer  Stempelspritze  in  sitzender 
Stellung  bei  vorgeneigtem  Kopfe  oder  im  Bette  in  S^tenlage. 
Bei  stärkerer  Beteiligung  der  regionären  Lymphdrüsen  Prießnitz- 
umschläge  28tündlleh ;  bei  starker  peiiadenitischer  Infiltration 
Eiskrawatte.  Medikamente  entbehrlich.  Urin  kontrollieren.  Bei 
neuerlichem  Temperaturanstieg  denke  an  Ohr,  Lymphdrüsen, 
Serumkrankheit!  (Siehe  diese  Kapitel!)  Bei  wiederholtem 
Erbrechen,  Blässe,  Durchfällen  Achtung  auf  das  Herz!  (Siehe 
Myokarditis!)  Bei  starker  Infiltration  des  Gaumensegels  sei 
auf  Lähmung  gefaßt!  (Siehe  diese!)  Aufstehen,  wenn  der 
Rachen  gereinigt  und  der  Status  internus  intakt  ist. 

J.  Friedjung. 

Dipsomailie.  Versuche,  durch  Strychninmedikation  etc. 
die  Dipsomanie  heilen  zu  wollen,  gehören  wohl  so  ziemlich 
der  Vergangenheit  an.  Zumeist  bleibt  bei  der  Unwidersteh- 
lichkeit des  Triebes  nur  die  Internierung  das  einzige  Mittel, 
um  schwersten  Exzessen  vorzubeugen.  Zuweilen,  bei  sehr 
ausgesprochenem  und  längerem  Prodromalstadium,  vermag 
eine  präventive  Bromkur  (8,0 — 10,0)  unter  gleichzeitiger 
Bettbehandlung  den  Anfall  hinauszuschieben  oder  ganz  sein 
Eintreten  zu  verhindern.  In  Fällen,  in  welchen  diese  Pro- 
dromalerscheinungen  mit  lebhaften  Angst-  oder  anderen 
quälenden  Unlnstgeftthlen  einhergehen,  erweisen  sich  manchmal 
präventive  Morphininjektionen  sehr  wirksam,  um  den 
dipsomanen  Anfall  zu  unterdrücken.  Pilcz. 

Dysenterie.  Prophylaxe:  Bei  herrschender  Epidemie 
vorsichtige  Kost,  Vermeidung  von  rohem  Obst,  Salat,  Gurken  etc., 
man  hüte  sich  vor  dem  Gebrauch  infizierter  Aborte. 


86 


DYSENTERIE.  —  DYSMENORRHÖE. 


Therapie:  Der  Patient  muß  absolute  Bettruhe  innehalten, 
heiße  Umschläge  in  Form  von  Thermophoren  auf  das  Abdomen. 
Diät  besteht  in  Schleimsuppen,  Tee  mit  Rotwein,  Wasser- 
kakao. Gegen  den  Durst  häufiges  Mundspülen  mit  Sodawasser. 

Innerlich  gebe  man: 

Rp.  Bismuih.  ß-naphtholic.  1,0 
Extr.  opii  aqu.  0,03. 
Mfp.  tal.  dos.  Nr.  XX. 
DS.  3  Pulver  innerhalb  3  Stunden  zu  nehmen. 

Außerdem: 
Rp.  Deeoet.  gelatin,  alb.  puriss.   oder  Rp.  Inf.  rad.  Ipecacuanh. 

e  0,5:180,0 


e.  15,0:180,0 
Syr.  cort.  aurant.  20,0. 
MDS.  Stündlich  1  Eßlöffel. 


Tinct.  opii  simpl.  1,0 
Syr.  Älthaeae  20,0. 
MDS.  2stündlich  1  Eßlöffel, 


Gegen  Tenesmen: 
Rp.  Extr.  opii  aqu,  0fi3 

Butyr.  Cacao  2,0. 

Mf.  supposit.  anal. 
DS.  3fnal   täglich  1  Zäpfchen. 


oder    Rp.  Morph,  muriat.  0,02 
Extr.  helladonn.  0,01 
Butyr.  Cacao  2,0. 
Mf.  supposit. 
DS.  3mal   täglich  1  Zäpfchen. 

Bei  Darmblutungen  siehe  dieses . Kapitel.    Vorzüglich 
wirken  Klistiere.  Man  gibt  folgende  Mischung: 

Rp.  Decoct.  Salep.  200,0  oder      Rp.  Jodoform.  50 


Amyl., 

Bismuth.  subnitr.  aa.  10,0. 
MDS.  Lauwarm  gut  durchge- 
schüttelt in  das  Bekium  ein- 
laufen lassen. 


Mucilag.  gumm.  arabic. 
1000,0. 
MDS.  Davon  ^j^l  lauwarm  in 
Knieellenbogenlage  einlaufen 
lassen  und  vorsichtig  ins  Kolon 
hinaufmassieren.  Nach  10  Mi- 
nuten läßt  man  das  Jodoform 
durch  2  Wasserklistiere  heraus- 
spülen. 

W.Zweig. 

Dysmenorrhöe.  Die  Behandlung  der  D.  muß,  da 
diese  nur  ein  Symptom  einer  bestehenden  Erkrankung  ist, 
zuerst  auf  die  Beseitigung  des  Grundttbels  gerichtet  sein,  je 
nachdem  es  sich  um  eine  mechanische,  entzündliche  oder  nervöse 


DYSMENOREHÖE.  —  DYSPEPSIE.  87 

Form  handelt.  Nicht  zu  vernachlässigen  ist  die  Prophylaxe 
durch  vernünftige  Hygiene  der   normalen  Menstruation. 

Bei  Stenose  der  Zervix  oder  bei  hochgradiger  Anteflexio 
wird  die  Erweiterung  der  Zervix  notwendig  sein.  Bei  Stenose 
des  äußeren  Muttermundes  käme  die  Diszission  in  Betracht^ 
bei  Stenose  des  inneren  Muttermundes  oder  bei  Anteflexio 
Dilatation  mittelst  Bougies  oder  Sonden,  eventuell  Galvanisa- 
tion des  Uterus  (wöchentlich  eine  Sitzung).  Bei  Metritis 
chronica  Blutentziehung  an  der  Portio  durch  Skarifikationen. 
Handelt  es  sich  um  chronische  Entzündungsprozesse,  Endo- 
metritis, Erkrankungen  an  den  Adnexen,  so  sind  diese  ent- 
sprechend zu  behandeln. 

Durch  Lageveränderungen  des  Uterus  bedingte  D.  ist 
durch  Pessartherapie  oder  durch  Operation  zu  beseitigen. 

Bei  den  nervösen  Fällen  kann  natürlich  nur  eine  All- 
gemeinbehandlung nebst  einer  symptomatischen  Therapie  am 
Platze  sein,  manchmal  bringt  Ruhe  und  Wärme  (Thermophor) 
Erleichterung,  in  anderen  Fällen  wird  dauernde  Bettruhe 
während  der  Periode  nicht  vertragen.  Opium  und  Morphin 
selbst  in  großen  Dosen  vermögen  wenig  auszurichten.  Hingegen 
leisten  gute  Dienste  Antipyrin  per  Klysma  (2,0  g)  oder  in 
Form  von  subkutanen  Injektionen  (0,5  g\  Apiol,  morgens  und 
abends  je  eine  Kapsel  k  0,0025  ^,  Cerium  oxalicum  (0,3 
stündlich),  Pyramiden,  Eumenol  usw. 

Bei  der  sogenannten  nasalen  D.  ist  die  Kokainbepin- 
selong  der  unteren  Nasenmuschel  und  des  Tuberculum  septi 
zu  empfehlen.  Cristofoletti. 

Dyspepsie,  a)  Akute  Dyspepsie.  An  eine  Pro- 
phylaxe als  Schutz  gegen  eine  akute  Dyspepsie  ist  nicht 
zu  denken,  da  sich  in  vielen  Fällen  die  mit  der  Nahrung 
zugeführten  Schädlichkeiten  unserer  Kenntnis  entziehen.  Die 
einzige  uns  zu  Gebote  stehende  Prophylaxe  ist  Vor- 
sicht. 

Therapie:  Liegt  die  Ursache  der  Erkrankung  in  dem 
Genüsse  infektiöser  und  toxischer  Substanzen,  so  ist  für  die 
rasche  Entfernung  dieser  ans  dem  Magen  zu  sorgen  j  daher 
ist  eine  gründliche  Magenauswaschung  allen  anderen  Hilfs- 
mitteln zur  Evakuation  des  Magens,  wie  z.  B.  der  Darreichung 
von  Brechmitteln  vorzuziehen. 


88  DYSPEPSIE. 

Völlige  Entziehung  der  Nahrungsmittel  auf  20 — 24  Stun- 
den, oder  wo  diese  auf  Widerstand  stößt  ^  eine  äußerst  be- 
schränkte Zufuhr  (Tee^  Bouillon,  bei  Schwächetuständen 
Bchwarzen  Kaffee).  Sollten  bis  dahin  die  Erscheinungen : 
belegte  Zunge,  Üblichkeiten,  Erbrechen,  nicht  nachgelassen 
baben,  soll  die  Magenauswaschung  wiederholt  werden  und 
kann  ohne  Schädigung  noch  weitere  24  Stunden  die  Nahrungs- 
zufuhr  sistiert  bleiben.  Nach  Ablauf  dieser  Zeit  stellt  sich 
gewöhnlieh  von  selbst  Eßlust  ein  und  sind  die  Begleiter- 
scheinungen der  akuten  Dyspepsie  geschwunden. 

Gegen  Sodbrennen  und  saures  Aufstoßen  eine  Messer- 
spitze bis  1  Kaffeelöffel  Natrii  bicarbonici  oder  Magnesiae 
ustae  oder  Magnesii  perhydroli. 

Das  Erbrechen  ist  nach  der  Auswaschung  gewöhnlich 
behoben ,  wenn  nicht ,  so  lasse  man  kleine  Eisstückchen 
schlucken  oder  schluckweise  eisgekühltes  Sodawasser  nehmen. 

Ist  die  Dyspepsie  mit  Obstipation  oder  mit  Diarrhöen 
verbunden,  sind  diese  zu  bekämpfen  (siehe  diese). 

b)  Chronische  Dyspepsie.  Auch  hier  ist  die  eva- 
kuierende Behandlang  durch  Magenausspülung,  die  am  besten 
entweder  6  Stunden  nach  den  Hauptmahlzeiten  oder  morgens 
vor  der  Nahrungszufuhr  ansgefflhrt  wird,  gewöhnlich  von 
Erfolgen  begleitet,  besonders  in  jenen  Fällen,  in  welchen 
reichliche  Schleimansammlungen  vorhanden  sind  oder  durch 
Stagnation  des  Mageninhaltes  es  zu  abnormen  Gärungen 
kommt. 

Zusatz  von  Natrium  bicarbonicum ,  Karlsbader  oder 
Emser  Wasser  zum  Spülwasser  befördern  die  Loslösung  von 
Schleim  von  den  Magenwänden. 

Die  Hauptsache  bleibt  eine  sorgfältige  diätetische  Be- 
handlung ,  bei  welcher  vor  allem  auf  die  Schonung  des  er- 
krankten Organes  Rücksicht  genommen  werden  muß.  Den 
Vorzug  verdient  eine  fast  ausschließliche  Milchdiät,  die  aber 
häufig  wegen  des  Widerstrebens  der  Patienten  in  ihrer  Durch- 
führung auf  Schwierigkeit  stößt.  Auch  sollen  häufige  Mahl- 
zeiten in  kleinen  Portionen  angeordnet  werden. 

In  den  Fällen,  welche  mit  abnormer  Gärung  verban- 
den sind,  ist  die  Zufuhr  kohlebydratreicher  Speisen  zu  ver- 
meiden und  einer  stickstoffreiehen  Nahrung  mit  gleichzeitiger 
genügender  Fettzufuhr  der  Vorzug  zu  gebeu. 


DYSPEPSIE.  —  EIERSTOCKERKRANKUNGEN.  89 

Neben  der  diätetischen  Behandlong  sind  Trinkkuren 
zu  empfehlen,  and  zwar  kommen  die  alkalischen,  die  alkalisch- 
mineralischen ,  die  alkalisch-salinischen  und  die  Kochsalz- 
wässer in  Betracht  (Karlsbad,  Marienbad,  Ems,  Kis- 
singen etc.).  Diese  Trinkkaren  werden  am  besten  an  der 
Quelle  selbst  durchgeführt,  doch  ergeben  oft  za  Hause  ge- 
machte Trinkkuren  ganz  günstige  Erfolge. 

Die  medikamentöse  Behandlung: 
Rp.  Argenti  nitrici  0,3  oder    Rp.  Bismuthi  saUeylici, 

Aquae  destül.  300,0.  Natrii  hicarboniti  aa.  25,0. 

S,  3mal  fäglieh  vor  der  MaM-  S.  2mal  täglich  Va  Stunde  nach 

zeit  ein  Eßlöffel.  den  Hauptmahlzeiten. 

Offer. 

Dysphag^ie.  Bei  Schmerzen  ist  die  lokale  Applika- 
tion schmerzstillender  Medikamente  angezeigt,  entweder  Ein- 
blasungen von  Morphiumpulver  (mit  Zusatz  von  etwas  Bis- 
muthura  subnitricum)  oder  Bepinselung  des  Schlundes  mit 
10— 2ÖVoiger  Kokainlösung. 

Ist  die  Dysphagie  durch  entzündliche  Prozesse  im  Öso- 
phagus bedingt,  so  empfiehlt  sieh,  solange  keine  mechanische 
Behinderung  des  Schluckaktes  vorliegt  (Regurgitation),  eisge- 
kühlte Milch,  Gefrorenes  in  kleinen,  schluckweiaen  Portionen 
zu  geben.  Besteht  jedoch  ein  mechanisches  Hindernis,  so 
erübrigt  nur  eine  Rektalernährung  (siehe  diese).       Offer. 

E. 

Eochymoma  sttboonjunotivale.  Ein  Teelöffel 
von  Spir.  Lavandalae ,  Spir.  Rosmarini  od.  dgl.  auf  1  Tasse 
Wasser  zu  Umschlägen,  falls  eine  Ordination  nicht  umgangen 
werden  kann.  Am  besten  Vermeidung  jeder  Therapie.  Bei 
alten  Leuten,  besonders  bei  öfteren  Blutungen,  Diät  der 
Arteriosklerose;  die  Familienangehörigen  auf  Möglichkeit 
einer  zerebralen  Blutung  aufmerksam  machen.  y.  Reuß. 

Eierstookerkrankungen.  D escens us  o v arü. 
Die  Ovarien  liegen-  tief  im  Douglas ,  sind  meist  vergrößert 
durch  Hyperämie  oder  Entzündung.  Manchmal  genügt  zur 
Behebung  der  Beschwerden  ein  Pessar.  Mißlingt  dieser  Ver- 


90  EIERSTOCKERKRANKUNGEN. 

such,  kommt  die  Pelvifixur  oder  die  Exstirpation  auf  abdomi- 
nalem oder  vaginalem  Wege  in  Betracht. 

Hernia  ovarii.  Radikaloperation  der  Hernie  (am 
häufigsten  Inguinalhernie)  und  Reposition  des  Ovars,  wenn 
es  gesund,  Exstirpation  respektive  Resektion  desselben,  wenn 
es  krank  ist, 

Haematoma  ovarii  (Follikelhämatom).  Ruhe,  Resor- 
bentia.  Bei  Ruptur  des  Hämatoms  und  Erscheinungen  akuter 
Anämie  Eröffnung  der  Bauchhöhle  und  Exstirpation  des  Ovarium 
respektive  Resektion. 

Oophoritis.  Prophylaxe:  Schonung  bei  der  Menstrua- 
tion ,  Vermeidung  sexueller  Überreizung,  Prophylaxe  der 
Gonorrhöe,  der  puerperalen  und  jeder  anderen  Wund- 
infektion. 

Therapie:  a)  der  akuten  Oophoritis,  Bettruhe^ 
Antiphlogose,  Narkotika.  Vermeidung  jedweder  Lokaltherapie. 
Ovarialabszesse  (meist  von  einer  Pyosalpinx  nicht  zu  unter- 
scheiden) nur  bei  dringendster  Anzeige  chirurgisch  einzu- 
greifen. Inzision  von  der  Scheide  bei  tief  im  Douglas  adhär. 
Ovar.;  Exstirpation  nur  im  äußersten  Notfalle; 

h)  der  chronischen  Oophoritis.  Symptomatisch  leisten 
Heiß  Wasserirrigationen  (mittelst  der  Pincusschen  Birne),  der 
Bauer  sehe  Thermogenapparat ,  Thermophor ,  Heißluftbe- 
handlung gute  Dienste.  Scheidentampons  mit  10%igem  Ich- 
thyol- oder  Thigenolglyzerin  getränkt ;  bei  starken  Schmerzen 
5<>/oiges  Chloralhydratglyzerin  und  warme  Scheidenspülungen 
mit  einem  Infus  von  Fol.  cocae  (1 — 2  Kaffeelöffel  zu  1  Z 
Wasser).  Bäder. 

Bei  vorwiegend  perioophoritischen  Verwachsungen  (wenn 
Eiter  oder  Tuberkulose  sicher  auszuschließen)  Massage,  Be- 
lastung. 

Bei  ausbleibendem  Erfolge  operative  Therapie.  Sind  die 
Adhäsionen  nicht  zu  fest,  zu  ausgedehnt  und  adhärieren  die 
Ovarien  nahe  den  üteruskanten  oder  tief  im  Douglas,  Kolpo- 
köliotomie  mit  nachfolgender  Lösung  der  Adhäsionen  und 
Exstirpation  respektive  Resektion  der  Ovarien. 

Bei  schweren  Veränderungen,  hochsitzenden  und  festen 
Adhäsionen  Laparotomie  und  Radikaloperation,  wenn  auch 
der  Uterus  krank  ist,  sonst  bloß  Exstirpation  der  Tuben  mit 
Resektion  der  Tubenecken  des  Uterus. 


EIERSTOCKERKRANKÜNGEN.  91 

Liegen  die  Adnexe  nahe  dem  Uterus  tief  im  Becken: 
vaginale  Radikaloperation. 

Tuberkulose  der  Ovarien.  Wenn  die  Tuberkulose 
auf  die  inneren  Genitalien  beschränkt  ist  und  keine  Gegen- 
anzeige vom  Allgemeinzustand  besteht,  chirurgische  Therapie, 
sonst  symptomatisch. 

Neubildungen  der  Ovarien.  Da  klinische  Retentions- 
geschwülste  (Follikelcysten,  Cystoma  serös,  simpl. ,  Corpus 
luteum-Cysten)  von  wirklichen  Neubildungen  nicht  zu  diflferen- 
zieren  sind ,  soll  jeder  diagnostizierte  Ovarialtumor  operativ 
entfernt  werden. 

Die  Punktion  einer  Ovarialcyste  ist  nur  zulässig,  wenn 
bei  großen  Beschwerden  die  Kranke  die  Radikaloperation 
verweigert,  oder  wenn  hochgradige  Dyspnoe  dazu  zwingt, 
bevor  die  Operation  ausgeführt  werden  kann. 

Gut  bewegliche,  unverdächtige  Tumoren  ohne  ötieltorsion 
können  mittelst  Kolpoköliotomie  operiert  werden.  Alle  anderen 
sind  abdominal  anzugreifen. 

Bei  malignen  Tumoren  soll,  wenn  sie  gestielt  sind,  das 
Corpus  uteri,  wenn  sie  interligamentär  entwickelt  sind,  der 
ganze  Uterus  samt  Parametrium  mitentfernt  werden. 

Bei  malignem  oder  verdächtigem  Tumor  der  einen  Seite 
soll  stets  das  zweite,  anscheinend  noch  nicht  erkrankte  Ovarium 
exstirpiert  werden. 

Resektion  des  Ovariums  ist  nur  beim  Vorhandensein 
von  Follikelhämatomen,  Follikelcysten  und  kleinen,  scharf 
gegen  das  gesunde  Ovarialgewebe  abgesetzten  Dermoidcysten 
zulässig.  Erscheinungen  der  Stieltorsion  oder  der  Cystenruptur 
zwingen  zur  Operation  ohne  Aufschub. 

In  der  Schwangerschaft  nachgewiesene  Ovarialtumoren 
sind  sofort  zu  beseitigen.  Während  der  Geburt  im  Becken 
liegende  Ovarialtumoren  versuche  man  zu  reponieren  (in 
Sims  scher  Seiten-  oder  in  Knieellenbogenlage);  mißlingt  die 
Reposition,  dann  muß  die  Exstirpation  eventuell  nach  Voraus- 
schickung des  Kaiserschnittes  folgen. 

Im  Wochenbette  erkannte  Neubildungen  der  Ovarien 
beläßt  man  bis  zum  Ablaufe  des  Wochenbetts. 

Ovarialschwan  gerschaft  siehe  bei  Extrauterin- 
schwangerschaft. 

K.  Fleischmann. 


92       EKLAMPSFA  GRAVIDARUM.  —  EKLAMPSIA  INFANT. 

EklampBia  gravidarum  (Nephritis  gravidarum). 
Da  die  Eklampsie  zumeist  auf  ein  länger  dauerndes  Stadtum 
einer  Nephritis  gravidarum  folgt,  ist  es  Pflicht  jedes  Arztes, 
in  der  Schwangerschaft  stets  den  Harn  zu  untersuchen. 
Findet  sich  eine  Nephritis ,  so  setze  man  die  Frau  auf  ab- 
solute Milchdiät,  und  erst  wenn  diese  nebst  Schwitzbädern 
u.  dgl.  zu  keinem  Erfolge  führt,  beendige  man  die  Schwanger- 
schaft. Treten  eklamptische  Anfälle  in  geringer  Zahl  auf, 
so  -  begnüge  man  sich  gleichfalls  mit  der  Milchdiät ,  sorge 
für  Stuhl,  verordne  heiße  Einpackungen  oder  Schwitzbäder, 
Klysmen  mit  2  g  Chloralhydrat  und  Morphium  subkutan  in 
Dosen  ä  0,01  in  mehreren  Wiederholungen.  Man  wische 
den  Mund  häufig  aus  und  lege  den  Oberkörper  hoch.  Die 
Zunge  ist  durch  einen  mit  Gaze  umwickelten  Spatel,  welcher 
zwischen  die  Zähne  eingeführt  wird,  zu  schützen.  Häufen 
sich  die  Anfalle,  dann  ist  die  Schwangerschaft  bzw,  die 
Geburt  in  tiefster  Narkose  zu  beendigen.  Bei  vollständig 
unvorbereiteter  Zervix  und  großer  Gefahr  führe  man  die 
Sectio  caesarea  vaginalis  aus.  Ist  der  Muttermund  bereits 
einigermaßen  eröffnet,  so  lege  man  den  Kolpeurynter  ein  und 
erweitere  den  Muttermund  durch  Zug  und  Gewichtsanhängung. 
Geht  die  Geburt  noch  immer  nicht  rasch  genug  vorwärts, 
kann  man  die  Sectio  caesarea  vaginalis  anschließen ,  sonst 
Wendung  und  Extraktion,  oder  falls  der  Kopf  rasch  genug 
eintritt,  Zange.  In  frühen  Monaten  der  Schwangerschaft  ist 
bei  bestehender  Nephritis,  wenn  die  interne  Medikation  nicht 
rasch  zum  Ziele  führt,  selbstverständlich  auch  bei  den  sel- 
tenen Fällen  von  Eklampsie  die  Schwangerschaft  zu  beendigen: 
Einlegen  einer  Bougie  oder  Tamponade.  Amaurose  und  Ambly- 
opie sowie  weitere  Komplikation  mit  Nephritis  chronica,  Vitium 
und  Tuberkulose  erfordern  Beendigung  der  Schwangerscliaft. 

Im  Wochenbett  ist  zunächst  insbesondere  bei  eklamp- 
tischen  Psychosen  auf  Plazentarreste  zu  fahnden  und  sind 
diese  zu  entfernen.  Ist  der  Puls  gespannt,  so  führe  man 
eine  Venaesectio  aus  und  infundiere  200^  physiologischer 
Kochsalzlösung.  Auch  hier  kann  man  es  mit  Schwitzkuren, 
Klysmen  versuchen.  0.  0.  Fellner. 

EklampBia infantum.Prophylaxe:  Siehe  Tetanie! 
Richtige    Säuglingsdiätetik.    Bei    fieberhaften    Erkrankungen 


EKLAMPSIA  INFANTUM.  —  EKZEM.  93 

Achtung  auf  unvermitteltes  Stillwerden,  Blässe,  beginnenden 
Strabismus. 

Therapie:  Rasche  Orientierung  über  Ursache.  Bei  Fieber 
entweder  warmes  Bad  mit  kalten  Übergießungen  oder  mit 
naßkaltem  Frottierhandtuch  rotreiben  und  dann  kalte  Ein- 
packungen in  Intervallen  von  5 — 30  Minuten  steigend.  Wenn 
diese  Maßnahmen  versagen  oder  bei  Zerebralerkrankungen 
Narkose  mit  Äther  oder  Chloroform.  Für  weitere  Anfälle  Chloral- 
hydrat  im  Klysma,  gewärmt: 

Rp.   Chloral.  hydrat.  0,5—1,0 
Mucüag,  gummi  arab.  50,0, 
S.  Die  Hälfte  für  1  Klysma. 
Auch  innerlich  2°/oi^6  Lösung  in  Mixt,  gummös.,  zwei- 
stündlich 1  Kaffee-  bis  Kinderlöffel.   Bei  Atemstillstand  (La- 
ryngospasmus,  Apnoe)  Schlagen  mit  nassen  kalten  Tüchern, 
Anspritzen   mit   kaltem  Wasser,    Hervorziehen    der  Zungen- 
wurzel mit  dem  Zeigefinger.  Bei  Übererregbarkeitskrämpfen  P : 
Rp.  Phosphor.  0,01 

Ol.  jecor.  asell.  oder  amygdal.  100,0. 
■8.  1^2  Kaffeelöffel  täglich. 
Stets  auch  kausale  Therapie,  wo  möglich.  Zahnkrämpfe 
—  ein  Ammenmärchen.  J.  Friedjung. 

Ekzem.  Die  Behandlung  hat  in  erster  Keihe  das 
ursächliche,  bei  E.  aus  inneren  Ursachen  auch  die  dis- 
ponierenden Momente  zum  Angriffspunkte  zu  wählen  (Skro- 
fulöse, Tuberkulose,  Diabetes,  Gicht,  Anämie,  Dyspepsie, 
chronische  Obstipation,  andere  Darmleiden,  Nephritis  usw.). 
Wichtig  erscheint  in  vielen  Fällen  die  Regelung  der  Diät, 
Einschränkung  des  Alkoholgenusses,  Bauchmassage,  Karls- 
bader oder  Marienbader  Kuren. 

Die  Behandlung  des  E.  zerfällt  in  eine 
innere  und  lokale,  letztere  besonders  bei  artifiziellem  E. 
In  vielen  Fällen  führt  die  Kombination  dieser  inneren  Be- 
handlung mit  gleichzeitig  lokaler  zum  Ziel,  oft  sind  wir  bei 
Unkenntnis  des  ätiologischen  Momentes  auf  eine  rein  symptoma- 
tische angewiesen,  die  sich  dann  dem  jeweiligen  klinischen  resp. 
pathologisch-anatomischen  Bilde  streng  anzupassen  hat. 

Die  lokale  Behandlung  akuter  E.  besteht  in 
erster  Linie  in  der  Fernhaltung  der  sie  hervorrufenden  Schäd- 


94  EKZEM. 

lichkeiteD  (Wasser,  Seife,  energisch  wirkende  Medikamente, 
Fette,  stagnierende  Sekrete,  Reibung  etc.).  Borken  und  Krusten 
werden  am  besten  durch  einen  Verband  mit  öl  oder  Salbe 
(Borsalbe)  erweicht,  mit  Benzin  oder  Öl  entfernt.  (Aether 
sulfuric.  reizt!) 

Das  Ekzema  erythematosum  acutum  erfordert 
kühlende  Umschläge  (Liquor  Burowii  1 : 6),  aber  nur  so- 
lange das  Epithel  nicht  gequollen  ist,  oder  oft  mit  Erfolg  bloß 
den  Kühlschlauch,   Einpudern  mit  Reismehl  oder  Zinkpuder. 

Beim  akuten  papulösen  und  vesikulösen  E. 
kommen  wir  in  der  Regel  mit  der  beim  erythematösen  in 
Anwendung  gebrachten  Therapie  aus,  bei  frischen  papulösen 
Acid.  salicylic.  1,5%  in  Alkohol  50 — 60Vo?  nur  wenn  diese 
Form  einen  subkutanen  Charakter  annimmt,  so  empfiehlt  es 
sich,  eine  Resorcin-Zinksalhe  (Resorcin  1,0,  Lanolin  20,0, 
Zinc.  oxyd.,  Vaselin.  aa.  5,0.  S.  Salbe)  anzuwenden.  In  torpiden 
Fällen  wird  man  einen  5 — 6tägigen  Einreibungszyklus  mit 
ünguent.  Wilkins.  sulfurat.  (2mal  tägl.)  vornehmen  und  je 
nach  Bedarf  wiederholen,  als  Nachbehandlung  Zinkpaste  und 
Puder  oder  Lenigaliöl  1%  ^^^  Zinkpaste  sine  acido  salicyl. 

Das  akute  nässende  und  krustöse  E.  wird  be- 
sonders bei  Pustelbildung  mit  2^/q  Resorcinumschlägen  be- 
handelt, bei  starker  Krustenbildung  oder  bei  diffuser  Aus- 
breitung des  nässenden  E.  ist  ein  Salben  verband  mit  Bor- 
salbe vorzuziehen  (Acid.  boric,  Glycerin.  aa.  2,5,  Lanolin, 
Vaselin.  aa.  12,5,  oder  Zinköl:  Ol.  oliv.  60,  Oxyd.  Zinc.  40), 
dann  wird  die  Behandlung  mit  austrocknenden  Pasten  (Zinkpaste) 
oder  (bei  sehr  mäßiger  Sekretion !)  mit  Puder  zu  Ende  geführt. 
Bei  Dishidrosis  palmae  et  plantae:  Öffnen  der  Blasen, 
oder  107o  Borsalbe,  zum  Schiasse  Teereinpinselungen, 
Zinkpaste. 

Hat  das  nässende  E.  einen  subakuten  oder 
chronischen  Charakter  angenommen,  z.  B.  bei  Varizen 
am  Unterschenkel,  so  muß  man  zu  energischeren  Mitteln 
greifen.  Tuschierung  mit  10 — 20^0  Lapislösung  und  nach- 
heriger  Verband  mit  Borlanolin  bringen  nach  einiger  Zeit 
die  nässende  Fläche  zur  Überhäutung,  man  kann  dann  mit 
einem  milden  Teerpräparat,  5 — lO^o-A-uthrasolsalbe,  die  Heilung 
herbeiführen.  Allerdings  darf  die  Behandlung  des  ursäch- 
lichen Momentes,  z.  B.  der  Varizen  am  Unterschenkel,  nicht 


EKZEM.  95 

außer  acht  gelassen  werden.  (Trikotschlauchbinde,  Opera- 
tion.) 

Bei  ganz  torpidem,  chronischem,  nässendem  E. 
wenden  wir  ebenso  wie  beim  chronischen  vesikulösen  E. 
den  Einreibungszyklus  mit  üngt.  Wilkinsoni  an. 

Die  Behandlung  des  Ekzema  impetiginosum  pustu- 
losum  wird  zunächst  durch  Umschläge  mit  2%  Re so  rein, 
dann  mit  lO^/o  Borsalbenverband  eingeleitet  und  ausnahmsweise 
mit  3%  weißer  Präzipitatsalbe  zu  Ende  geftlhrt. 

Das  Ekzema  squamosum  subacutum  et  chro- 
nicum beansprucht  im  Anfang  eine  erweichende  Salbe 
(lO^/o  Borsalbe),  später  kann  in  vorsichtiger  Weise  Teer, 
1 — 107o  Ol.  Rusci  mit  Zinkpaste,  oder  Ol.  Rusci 
und  darüber  lO^o  Borsalbe  angewendet  werden.  In  hart- 
näckigen Fällen  kann  mitUnguent.  Wilkinsoni  begonnen 
werden  und  dann  milde  Salben  oder  Pasten.  Bei  starkem 
Juckreiz  kann  man  auch  mit  Erfolg  Bestrahlungen  mit 
Üviol(10 — 15  Minuten)  vornehmen.  Bei  Teerapplikation 
Urin  untersuchen!  Albuminurie  kontraindiziert  die  Teerbe- 
handlung. 

E.,  die  mit  starker  Verdickung  der  Hornschichte 
einhergehen  (Ekzema  tyloticum),  werden  am  geeignetsten 
mit  Auflegen  eines  15  —  20^/q  Salizylseifenpflasters  behandelt, 
dann  mit  Teerpräparaten  (Ol.  Rusci  mit  Borsalbe),  zum 
Schlüsse  nur  Borsalbe.  Einfetten  der  Haut. 

Die  Behandlung  des  seborrhoischen  E.  er- 
fordert bei  starkem  Nässen  2 ^/o  Reso rein, umschlage,  bei 
starker  Borkenbildung  Borsalbe,  dann  Resorcinschwefel- 
salbe  (Resorcin.,  Flor,  sulfur.  aa.  2,5  Vaselin  45,0). 

Eine  besondere  Besprechung  verdienen  noch 
folgende  Ekzemformen: 

E.  des  Capillitium:  Entfernung  von  Borken  mit 
ölhaube  (Frauenhaare  nicht  schneiden!),  dann  10%  Bor- 
salbe, eventuell  Resorcinschwefelsalbe. 

Schuppende,  trockene  Ekzeme  der  Kopfhaut: 
lO^/o  Borsalbe,  nachher T  eerpräparate  (Ol.  Rusci,  Ol.Fagi). 

Ekzema  e  pediculis:  5%  Naphtholöl,  dann  Bor- 
oder 3%  weiße  Präzipitatsalbe. 

E.  des  Gesichtes:  10%  Borsalbe  oder  Zink- 
paste    (bei    seborr.    E. :  Resorcinschwefelsalbe) 


96  EKZEM. 

oder  aach  Anthragol-  oder  Lenigallolzinkpaste  (event. 
interne  oder  rhinolog.  Behandlang). 

Periorale  und  Lippenekzemo:  Nach  Gebranch  von 
Mundwässern, Zahntinkturen,  Speicheln ;  Verband  mit  1 0 Vo  Bor- 
salbe besonders  abends,  Tuschierung  mit  10 — 20®/o  Lapis- 
lösung. 

E.  der  Augenlidränder:  2 — 3Vo  weiße  Prä- 
zipitatsalbe. 

Handekzeme  (Gewerbeekzeme):  Verband  mit  Bor- 
salbe (event.  Lassars  Zinkpaste),  bei  starkem  Nässen 
oder  Pustelbildung  2o/oRe8orcinumschläge,  dannl^/oLeni- 
gallol-  oder  2  —  4Yo -A.nthrasolzinkpaste,  nachher  Pin- 
selungen mit  Ol.  Rusci  +  01.  Oliv.,  oder  Ol.  Rusci  allein, 
in  hartnäckigen  Fällen  bei  starkem  Nässen  Tuschierung  mit 
10 — 20Yo  Argent.  nitric- Lösung. 

E.  im  Beginne  der  Lichenifikation:  Intern 
Levurinose  (3  Kaffeelöffel  tägl.)  oder  Pulv.  radic.  Rhei, 
Sacchar.  lact.  aa.  abends  1  Messerspitze  zu  nehmen. 
Extern:  bei  Nässen  2%  Resorcinumschläge,  sonst  Resor- 
cinzinksalbe  oder  Teerverbindungen  (Anthrasol-Leni- 
gallolzinkpaste,  Ol.  Rusci),  Karlsbader  Mühlbrunnen! 

E.  des  Unterschenkels:  Siehe  oben. 

Skrotal-Analekzeme:  intern  Rheum,  Regulierung 
der  Diät,  besonders  der  Darmstörung.  Bauchmassage.  Karls- 
bader-, Marienbader  Kuren.  Extern:  Resorcin-Zink- 
paste,  Borsalbe,  nachher  Anthrasolpaste,  bei  stark  nässendem 
Ekzem  lO^/o  Borsalbe,  in  torpiden  Fällen  10 — 20o/o  Lapis- 
lösung, dann  Borsalbe. 

E.  an  der  Vulva:  Behandlung  des  Fluor,  der 
Gonorrhöe,  Diabetes,  stets  ist  nach  dem  Grundleiden  zu 
fahnden.   Verband   mit  Borsalbe,    Resorcin-Zinksalbe ,  Puder. 

Ekzema  Intertrigo:  Trockenhalten  durch  nicht  reizende 
Streupulver,  Zinkpaste;  bei  akuten  Formen:  Resorcin-Zink- 
salbe, bei  chronischen  Formen:  Lenigallol-  oder  Anthrasol- 
zinkpaste. 

Mammaekzeme:  Borsalbe,  Zinkpaste,  dann  Teerpräpa- 
rate. Wilkinsonsalbe. 

Akutes  Schweißekzem:  Betupfen  mit  l,5<*/o  Sälizyl- 
alkohol  (80 — öO^o)?  nachher  Einstauben  mit  Reismehl. 


[EKZEM,  97  . 

Universelle  KiHderekzeme  (autotoxische 
Formen):  Resorcin-Zinksalbe  oder  Lassars  Zinkpaste  oder 
Borsalbe.  Interne  Behandlung!  Dyspepsie!  Diarrhöen! 

E.  der  Arthritiker  oder  Diabetiker:  interne 
Behandlung;  Resorcin-Zinksalbe ,  dann  Teerpräparate,  bei 
trockenen  Formen  mit  Rhagaden :  Lapispinselungen ,  Salizyl- 
Seifenpflaster. 

Postskabiöse  E.:  Lassars  Zinkpaste,  Keismehl. 

Dermatitis  nach  Insolation:  Lassars  Zinkpaste, 
Salizylalkohol. 

Dermatitis  mercurialis:  Lassars  Zinkpaste,  Keismehl, 
Salizylalkohol. 

"  Röntgendermatitis:  Borsalbe,  Lassars  Zinkpaste. 

Ehrmann. 

Eksem.  Prophylaxe:  Mangelhafte  oder  übertriebene 
Hautpflege  kann  den  Oberflächenkatarrh  provozieren.  Bei  Säug- 
lingen ist  auf  die  sorgfältigste  Entfernung  der  durchnäßten 
Windeln,  Abtrocknen  der  Genitokruralfurchen  und  Perianal- 
gegend  zu  achten.  Ausgiebiger  Gebrauch  von  Streupulvern. 
Keine  Kautschukeinlagen !  Bekämpfung  der  meist  vorhandenen 
Seborrhöe  der  Kopfhaut  durch  häufige  Seifenwaschung  und 
Applikation  von  ölhauben.  Der  Kopf  wird  mit  Wattebauschen 
belegt ,  die  mit  Ol.  olivar.  getränkt  sind.  Darüber  kommt 
eine  aus  impermeablem  Stoflf  verfertigte,  eng  anschließende 
Haube  (Billroth-  oder  Mosetigbattist,  Wachstaffet).  Die  Ölum- 
schläge sind  alle  12  Stunden  zu  erneuem.  Zu  vermeiden  ist 
der  Gebrauch  von  ätzenden  Seifen,  von  nicht  fachärztlich  ver- 
ordneten Haarfärbemitteln  und  Mundwässern.  Bei  Manipu- 
lation mit  Säuren  und  Alkalien,  Farbstoffen,  Fettsäuren,  Salzen, 
verschiedenen  Beizen  hat  nach  erfolgter  Reinigung  eine  Ein- 
fettung stattzufinden.  Terpentin  als  Reinigungsmittel  ist  zu 
verbieten.  Bei  spezifisch  empfindlichen  Individuen  keine  Jodo- 
formapplikation. Bei  übermäßiger  Schweißabsonderung  häufige 
Waschungen  und  Pudergebranch. 

Therapie:  Akute  lokalisierte  vesikulöse  E.  sind  teils 
mit  oft  zu  wechselnden  kühlenden  Umschlägen,  teils  mit 
Puder  zu  behandeln.  Mit  Ausnahme  der  Kopfhaut  haben  in 
der  Regel  Waschungen  mit  oder  ohne  Sdfenanwendnng  zu 
unterbleiben.  Die  Umschläge  werden  gemacht  mit 

F  e  1 1  n  e  r,  Therapie  der  Wiener  Spezi alärzte.  7 


98  BKZEM. 

Bp.  i^t^nid.  acet  bcM.  2^0        oder      Bp.  Besardn,  10 ft 
Alum.  entd.  5,0  Aq.  d^U  500,0, 

Aq.  dgsi.  500,0.  S.  Zu  UtMchiägen. 

S,   Mit  2^4faeher  Wasser- 
menge  verdünnt  zu  Um" 
seUägen. 
Als  Streupulver  sind  zn  verwenden  Amylam  orys.,  Alum. 
plumos.  oder  mit  Zinc.  oxyd.  kombinierte  Puder  wie : 
Bp.  Zinc.  oxyd.  40,0  oder  Bp.  Amtß., 

Tcdc.  venet.j  Zine.  oxyd., 

Amyl.  aa.  80,0.  Alum.  plumos.  aa.  50,0 

S.  Streupulver.  Add.  salicyl.  2,0. 

oder  Bp.  Bismuth.  subnitric., 
Zinc.  oxyd.  aa.  20,0 
Alum.  plumos.  140,0. 
S.  Zum  Einstauben. 
Nicht     über     allzu    große    Körperflächen    ausgedehnte 
schuppende    erythematöse   Varietäten    sind   bei   Waschungen 
respektive  beim  Betupfen  mit  Spirituosen  Lösungen  und  nach- 
träglichem Einpudern  dem  RückgaAge  zugänglich. 

Je  nach  dem  Entzündungsgrade  sind  alkoholische  Lö- 
sungen von  1  — 3®/oigem  Acid.  carbolic. ,  Salizyl ,  Menthol, 
Anthrasol  etc.  anzuwenden.  Das  subakute,  nässende  E.  des 
Körpers  ist  am  besten  mit  Pasten  verbänden  zu  beherrschen. 
Allen  voran  steht  die  Zinkpasta,  etwa  nach  der  Formel: 
^p.  2^nc.  oxydati,  o^er     ^p.  Zinc.  ox^Qti, 

Alum.  plumos.  a<i.  25,0  Alum.  plimaa., 

Vaselin.  americ.flav,  50,0.  Lanolin,, 

Ä  Pasta,  Vaselin.  «a,  25,0. 

Bei  beginneodem  Ersatz  d^s  Epithel«  ujad  nur  mehr  ge- 
ringfügiger  Exsudation   ist   ein  Zusatz   von    t^e    -^^^d*  ^' 
eylieum  an  den  Pasten  sullUuiig.  Im  sub^kuten  StAcUm«  k^m 
auch  das  Sapolan  die  Fettbeimenguug  ersetzen. 
Bp.  Zinc.  oxyd., 

Alum.  plumos.  o«*  ^5,0 
SapaUkn  50,0. 
S.  Pasta. 

Die  Pasten  werden  dick  aufgetragen  und  mit  Streupuhrer 
an  die  Haut  fixiert.  Ein  Ersatz  hat  stets  nur  an  den  nässenden 


EKZKM.  99 

Stollen  und  an  solchen  Kegionen  xa  erfolgen  ^  wo  eine  Ab- 
lösung des  BelHgeg  atattgefanden  bat.  Das  krostöse  E.  der 
Kopfbmit  muß  mit  erweichenden,  die  Loslöanng  der  Auflage- 
rangen  bewirkenden  ölen  und  Salben  behandelt  werden.  Wieder- 
holtes Einfetten  mit: 

Bp.  Oh  olimr.  100 fi  oder    Rp.  Vng,  Add,  baric. 

Äeid.  aalieyl.  3,0.  (e.  Vaselin), 

8,  AufgesehütteU  in  den  H($ar- 
hoden  einzureiben. 

oder  Rp.  Hydrarg.  praedp.  älh., 

Mägist.  Bismuthi  cm.  2,5 
Vaselin.  americ.  alh.  50,0. 
S.  Salbe. 

Bei  seborrhoischer  Grundlage : 
Vi!<^.  SHif.praedp.  2,50-^5,0     odfx     Vi.p.  Stdf,  ^t^blitn.  5,0 
Vaselin.  50,0.  '  J^esofdn.  2fi0 

VaseUn.  50,0. 

Die  Salbenbehändlnng  wird  mit  Waschungen  koBl»Biert. 
Zu  einer  Waschung  werden  50,0  Bpirlt.  saponat.  kaiin.  ver- 
wendet. Btait  des  Seifengeistes  kann  auch  lO^^oig^  Anthrasol- 
seife  (Hell)  verwendet  werden.  Nach  der  Waschung  ist  so- 
fort die  Einfettung  vorsunehmen. 

Krustöse  Veränderungen  im  Bereiche  des  Gesichts  er- 
heischen besonders  im  Säuglingsalter  die  Larvenapplikation. 
Die  Verbände  sind  messerrück^ndick  zu  belegen  mit 

Rp.   Ung.  diaehyl.  sine  oder        Rp.  Ung,  Vaselin.  plumbic. 

m.  lavand.  100,0.  100,0. 

oder  Rp.  Vng.  diaehyl., 

Vaselin.  aa.  50,0. 

Diese  Salben  beeinflussen  auch  anfs  günstigste  die  haofig 
an  den  Händen  nnd  Füßen  auftretenden  tylotisehen,  mit 
ßchwielenbildong  einhergebenden  Gkzemformen.  Mit  gleich 
günstigem  Effekt  wird  bei  dieser  Art  gleichwie  bei  umschrie- 
benen, chronischen,  hyperplastischen  Entzündungsherden  das 
tOVoiffe  Emplajytrum  saponat«  salieyU  (Aecieiikq^)  angewendet. 
Sine  Steigerung  der  mazerierenden  Ginwirknng  emelt  das 
auf  Kanteehuk  gestriehene  Präpi^rat  von  Beiersdorf  in 
Bambnrg« 

7* 


100  EKZEM,  —  E1£PHYSEMA  PULMONUM. 

Bei  derben,  hartnäckigen  Infiltraten,  wie  solche  sich 
gerne  am  Nacken,  den  Handrücken,  Schenkelbeagen  etc.  fest- 
setzen, hat  der  Pflasteranwendung  energisches  Waschen  mit 
Schmierseife  voranzagehen.  Eine  Qnellnng  nnd  Abstoßung 
der  verhornten  Oberhaut  ist  aach  mit  Kaatschakyerb&nden 
(Fingerlinge,  Handschuhe,  Binden)  za  erreichen.  Bei  rhaga- 
dierten  E.  der  Körperöffnungen  (Nase,  Mundwinkel,  After) 
appliziere  man  nach  Lapistuschierung  der  Rhagaden ,  üng. 
Zinc.  Wilsoni  oder 

Bp.  Aeid.  borte., 

Ol.olivar.  aa,  3,0 
Lanolin,  30,0, 
S.  Salbe. 
Das  chronische  diffuse  E.  ist  meist  ohne  Teeranwendung 
nicht  zu   völligem  Rückgang   zu   bringen.    Als   bestes  Teer- 
präparat ist   Anthrasol   (Knoll)   zu   empfehlen.    In  Salben^ 
ölen  oder  Pasten  inkorporiert. 
Rp.  Oleum  Sesam.  80,0  oder     Rp.  Anihrctsol.  5,0, 

Anthrwol.  20,0,  Vaselin.  amerie,  aa,  50,0. 

S.  Mit  Borstenpinsel  aufzur  S,  Salbe, 

tragen, 

oder  Rp.  Zinc,  oxyd., 

Tale,  venet,  aa,  10,0 
Vasüin.  20,0 
Anthrasol,  2,0''4,0. 
S,  Pasta. 
Das   farblose  Teerpräparat   kann    auch   mit    Schwefel, 
tlesorcin,  Schmierseife   in  Salben   zur  Anwendung  kommen. 
Bei  symptomatischem  E.  ist  in  erster  Linie  das  Grundleiden 
zu  berücksichtigen  (Skrofulöse,  Tuberkulose,  hamsaure  Dia- 
these,  Diabetes   etc.).    Als   innerliche,   die  Therapie   unter- 
stützende Mittel  kommen  Lebertran,  Eisen-  und  Arsenpräpa- 
rate, Trinkkuren  etp.  in  Anbetracht.  Skrofulöse  E.  reagieren 
im    übrigen    auch   prompt   auf   die   lokale  Anwendung    von 
gereinigtem  Lebertran.  Nobl. 

Emphysema  pulmonum.  Prophylaxe:  Das 
Lungenemphysem  entsteht  überall  dort,  wo  längere  Zeit  hin- 
durch Atemnot  vorherrscht  (chronische  Bronchitis,  Pleu- 
ritis etc.),  deshalb,  weil  hierbei  lediglich  die  Inspiration  ver- 


EMPHYSEMA  PULMONUM.  101 

tieft  wird,  die  Exspiration  hingegen  nicht  nnr  nicht'  vertieft, 
sondern  im  Gegenteil  sogar  weniger  stark  yor  sich  geht  als 
bei  ruhiger  Atmung.  Nur  die  Einatmung  kann  leicht  durch 
verstärkte  Willensimpulse  vertieft  werden,  weil  nur  sie  nor- 
maiiter  durch  Huskelaktion  bewerkstelligt  wird ,  die  Exspi- 
ration hingegen,  weil  normaliter  durch  elastische  Kräfte  be- 
sorgt, kann  durch  Willensimpuls  nicht  verstärkt  werden; 
daher  wird  bei  Kurzatmigkeit  nur  die  Inspiration  vertieft, 
die  Lungen  werden  übermäßig  inspiratorisch  gebläht,  haben 
aber  exspiratorisch  nicht  Zeit,  diesen  vermehrten  Luftge- 
haltes sich  zu  entledigen.  Daher  Belehrung  des  Patienten 
über  zweckmäßige  Atemvertiefung  durch  entsprechende 
Übungen  (siehe  Therapie),  ferner  Abhärtung  zum  Zwecke 
verminderter  Gelegenheit  für  Erkältungskrankheiten  (Bron- 
chitis, Pleuritis  etc.)  mittelst  Sonnen-  und  Luftbäder  (Hy- 
drotherapie nur  sehr  vorsichtig  1  nur  laue  Bäder,  Bürsten- 
bäder). 

Therapie:  Da  die  Annäherung  der  knöchernen  Thorax- 
wände an  das  Zentrum  schwer  möglich  und  wenig  effektvoll 
ist,  muß  die  Steigerung  der  Exspiration  durch  Hinauftreiben 
des  exspiratorisch  erschlafften  Zwerchfelles  geschehen.  Um 
demselben  respiratorische  Exkursionsmöglichkeit  zu  schaffen, 
Sorge  für  regelmäßig  ausgiebigen  Stuhl  und  Verhinderung 
von  starker  Gasentwicklung.  Zu  diesem  Zwecke  Einschrän- 
kung der  gekochten  Mehlspeisen  (Vegetabilien  zu  bevorzugen). 
Sorge  für  Zerkleinerung  der  Fleischspeisen.  Abends  min- 
destens eine  Stunde  vor  dem  Schlafengehen  das  Nachtmahl 
(der  Hochstand  des  Zwerchfells  hindert  den  Patienten  am 
Atmen,  daher  die  nächtliche  Orthopnoe).  Vor  dem  Schlafen- 
gehen ein  Kaffelöffel  von 

Bp.   Menthol  pulv.  1,0 
Sulf.  trit.  10,0 
Pulv,  Liquir.  comp.  20,0. 
S,  1  Kaffeelöffel  voll  vor  dem  Schlafengehen. 

Behufs  Vertiefung  der  Exspiration  Hochtreiben  des 
exspiratorisch  erschlafften  Zwerchfelles  durch  Bauchatmung 
und  Verlängerung  der  Exspirationsphase  dadurch, 
daß  man  entweder  den  Patienten,  während  er  1,  2,  3  zählt, 
inspirieren  und  während  er  4,  5,  6,  7  zählt,  exspirieren  läßt. 
Leichter   und   besser  wird    dieser  Zweck    erreicht   bei  Ver- 


102     EMPHYS.  PÜLMON.  —  EMPYEM  D.  HIöHMORSHÖHLE. 

Wendung  des  ^Exspirator^  (siehe  Physikalische  Therapie 
der  RespirationsorgAne).  Derselbe  lehrt  den  PatienteA  mit 
demBliaeh  atmen,  indem  ein  mittelst  Ourt  stm  Bauch 
befestigtes  Luftpolster  wfthrend  der  Expiration  gegen  den 
Bauch  hineingetrieben  wird,  das  Zwerchfell  hochtreibt  und 
den  Patienten  von  4em  Nutzen  einer  solchen  Atemwetse  übef^ 
zeugt.  Dadurch;  dafi  an  dem  Apparat  das  Verhältnis 
zwischen  In«  und  Exspiration  so  eingerichtet  ist^ 
daß  die  Exspiration  eineinhalbmal  so  lang  dauert 
als  die  Inspiratian^  und  außerdem  durch  ein  Glocken^ 
seichen  der  Patient  wahrend  jeder  Ausatmung  daran  ge- 
mahnt wird,  wie  lange  er  die  Ausatmung  fortsetzen 
muß,  wird  einerseits  während  jeder  solchen  Sittsung  sehr  viel 
Luft  aus  der  geblähten  Lunge  ohne  jede  Anstrengung  aus^ 
getrieben,  und  andrerseits  der  Patient  gelehrt  ^  wie  er  auch 
außerhalb  der  Sitzung  atmen  muß. 

Außerdem  symptomatische  Behandlung  der  insuffizientea 
Herztätigkeit  (Digitalis,  Roflfein),  der  eventuellen  Bronchitis 
(Inhalation^  Mineralwässer)  etc.  Hofbauer. 

Empyem  der  Highmonlitflile«  im  akuten  Sta- 
dium ist  jede  lokale  Behandlung,  insbesondere  jedwede  Nasen- 
ausspulung  zu  unterlassen.  Die  Chancen  der  Spontanheilung 
werden  dadurch  nur  vermindert  und  kaum  jemals  erhöht. 
Beim  chronischen  Empyem,  verbunden  mit  Kopfiichmeri 
und  Schwindel,  Geruchsalterationen  und  Halluzinationen  4tc« 
mache  man  folgende  Operation:  Lippe  und  Mundwinkel  der 
kranken  Seite  werden  durch  entsprechende  stumpfe  Haken 
abgezogen.  Die  Gingiva  des  Oberkiefers  mit  in  Sublimat 
oder  Lysollösung  getauchten  Wattabäuschchen  gereinigt  und 
soweit  wie  möglich  desinfiziert.  Mittelst  Pravaz scher  Spritze 
wird  sodann  eine  5^/oige  Kokainlösung,  welcher  einige  Tropfen 
Adrenalin  beigegeben  wurde  (2 — 3  Spritzen),  in  die  Gingiva 
und  subperiostal  eingespritzt.  Hierauf  fflhrt  man  parallel  mit 
der  Lippenfalte  des  kranken  Oberkiefers  einen  bis  auf  den 
Knochen  reichenden  Schnitt.  Der  obere  Wundlappen  wird 
mittelst  Raspatorium  vom  Knochen  abgelöst  und  die  Highmors» 
höhle  in  der  Fossa  canina  möglichst  tief,  am  besten  durch 
ein  Trepan  eröffnet.  Man  spritzt  sodann  1 — 2  Pravazspritzen 
einer  5 — 10^/oigen  Kokainlösung  in  die  Kieferhöhle,  welche 


EMPYEM  D.  HIGHMORSHÖHLE.  ~  ENDOKARDITIS.     103 

nach  erfolgter  AnAsthesierung  mit  einem  scharfen  Löffel  von 
allen  geschwellten  Weichteilen  su  befreien  ist.  Hierauf  Ans- 
spritznng  ond  Reinigung  der  geöffneten  Hdhle  mit  ein^ 
0^5— l^OVooigOB  Bnblimatlöstttigi  Sorgf&ltiges  Austupfen  mit 
sterilisierter  Watta  und  weitere  Trockenlegung  durch  Äthe^- 
spray.  Zum  Schlufi  wird  die  so  gareinigte  und  trooken  gelegte 
Höhle  mit  sterilisiertem  Paraffin  ausgegossen,  di^  Wunde  mit 
Catgnt  vereinigt.  M.  Gfroßmann. 

Endokarditis.  Prophylaxe:  Bekämpfung  der  (fami- 
liären) Disposition  zu  Rheumatismen  durch  abhärtende,  kräf- 
tigende und  diätetische  Maßnahmen  (Aero-Hydrotherapie, 
Gymnastik,  vegetarische  Kost),  allgemeine  und  spezielle 
hygienische  Vorschriften^  Bekämpfung  der  Geschlechtskrank- 
heiten, sorgfältige  Mundpflege  (Tonsillen -Eingangspforte), 
energische  Salizylbehandlung  bestehender  rheumatischer  (vor 
allem  Gelenk-)  Affektionen»  Schwangerschaftsdiätetik. 

Therapie:  Weglassung  der  Salizylpräparate ;  Dar- 
reichung von  Alkalien ,  Liq.  Kalii  acetici  bis  80  g  pro  die, 
Cremor  tartari  und  Tartarus  depuratus  5 — 10 — 15 — 30^  in 
Wasser  oder  Zuckerwasser,  Natr.  bicarb.  intern  oder  im 
Klysma,  Natrium  phosphoricum  und  citricum  2 — 5  g  p.  dos. 
mehrmals  täglich,  200 — 300  cm^  alkalischer  Säuerlinge 
(Vichy,  Lipik,  Neuenahr,  Fachingen),  alkalisch-muriatischer 
Wässer  (Gleichenberg,  Luhatschowitz ,  Selters,  Ems)  und 
alkalisch-salinischer  Säuerlinge  (Karlsbad,  Marienbad,  Fran- 
zensbad ,  Bilin ,  Rohitsch ,  Elster) ;  sämtliche  Wässer  kalt. 
Liquor  acidus  Hallen ,  m^rmals  täglich  5 — 10  Tropfen  in 
Zuckerwasser. 

Strengste  Bettruhe,  Sorge  für  leichten  Stahlgang,  Eis^ 
beutel  auf  die  Herzgegend  oder  Kühlschiaüch  mit  andauern- 
dem Durchlauf  (20 — 12 — 4®C,  je  nach  der  Reaktion  des 
Kranken),  täglich  2 — 3mal  je  zwei  Stunden  lang.  Bei  Er- 
scheinungen von  Herzinsuffizienz  kleine  Digitalisdosen,  am 
besten  in  Verbindung  mit  Chinin  oder  Chininkoffein;  z.  B. 
Rp.  Pulv.  fol,  Digitalis  0,1  oder   Rp.  Digalen  15,0 

Chinin,  muriat,  0^2.  SoL  Coffein,  natr,  benz.  10^ U 

MDS.  Täglich  1—2  Pulver.  lOfi. 

MDS.  2—3mal  tgl.  15  Tropfen, 
Eventuell  Strophantus  und  dessen  Präparate. 


104  ENDOKABDITIS.  —  ENDOMETRITIS. 

Bettrahe  noch  3 — 4  Wochen  lang  von  dem  Erscheinen 
der  letzten  Temperatarsteigerang  an  gerechnet  (0,1 — 0,2<* 
über  37®  gelten  bereits  als  Erhöhung  der  Körpertemperatur). 
Mehrere  Tage  vor, dem  Aufstehen  erst  passive,  dann  aktive 
Bewegungsübnngen  (der  Extremitäten)  im  Bette,  zuletzt  gegen 
leichten  Widerstand.  Erstes  Aufstehen  nach  der  zweiten 
Tagesmahlzeit  für  wenige  Minuten,  genaue  Kontrolle  von 
Puls  und  Temperatur!  Nach  Ablauf  einer  Woche  tagsüber 
außer  Bett.  Je  nach  Jahreszeit  und  Witterung  erster  Aus- 
gang respektive  Ausfahrt.  Vorübungen  für  das  Treppen- 
steigen in  Form  leichter  Zimmergymnastik,  später  vorsichtig 
graduierte  mechanotherapeutische  und  hydrotherapeutische 
Maßnahmen,  nach  zwei  bis  drei  Monaten  Kohlensäurebäder 
im  Hause  (Quaglio,  Sandow,  Sedlitzky)  oder  in  Franzens- 
bad, Marienbad,  Nauheim,  respektive  in  entsprechend  gelei- 
teten Heilanstalten.  Erholungsreise  im  ersten  Jahre:  Seeklima, 
im  zweiten :  mittleres,  sonniges  Gebirgsklima.  Gegen  Sehmerzen, 
Schlaflosigkeit,  hohes  Fieber  eventuell  die  notwendigen  Sympto- 
matika,  zumal  bei  stenokardischen  Schmerzen  die  Theobromin- 
präparate ;  anämischen  Individuen  während  der  Rekonvaleszenz 
Fe-  und  Arsen präparate  (Atoxyl).  Bei  septischer  E.  ist  ein 
Versuch  mit  Unguentum  Credo  oder  RoUargol  jedenfalls 
gerechtfertigt;  ebenso  eventuell  die  Serumtherapie. 

L.  BrauD., 

Endometritis.  Die  septische  puerperale  E.  siehe  puer- 
perale Erkrankungen. 

Die  nicht  puerperalen  Erkrankungen  der  Uterusschleim- 
hant  werden  noch  immer  als  E.  zusammengefaßt;  der  ana- 
tomischen  Grundlage  entsprechend  teilt  man  sie  am  besten 
ein;  in  I.  entzündliche,  IL  hypoplastische  Veränderungen. 

I.  a)  Akute  E.;  sie  ist  vorwiegend  gonorrhoischer 
Natur.  Die  beste  Behandlung  ist,  den  Uterus  vollständig  in 
Ruhe  zu  lassen  und  sich  auf  Sitzbäder  und  Scheidenspü- 
lungen zu  beschränken.  Ätzende  oder  desinfizierende  Mittel 
schädigen  nur  das  Oewebe  und  stören  die  Reaktionsvor- 
gänge. Das  viele  Manipulieren  um  das  Genitale  ist  nur  ge- 
eignet, die  Infektion  künstlich  weiter  zu  tragen.  Empfehlens- 
wert ist  Bettruhe  und  besondere  Schonung  während  der 
Menses. 


ENDOMETRITIS.  105 

Bestehen  Schmerzen^  dann  Bettrahe  und  kleine  Gaben 
Opinm,  oft  wiederholt^  am  besten  zweistündlich  10  Tropfen 
Tinct.  opii  (Fritsch). 

Nor  bei  hohem  Fieber  und  reichlichem  übelriechenden 
Eiter  empfiehlt  es  sich,  den  Uterus  auszuspülen  und  Jodoform- 
stftbchen  einzulegen;  doch  dürfte  dazu  bei  der  akuten 
E.  nur  sehr  selten  Gelegenheit  gegeben  sein. 

b)  Chronische  E.  Beschränkt  sich  die  Erkrankung 
zurzeit  auf  die  Zervix,  so  wird  die  zervikale  Erkrankung 
der  Schleimhaut  allein  behandelt.  Ist  der  Muttermund  nicht 
leicht  durchgängig,  so  empfiehlt  es  sich  (Fritsch,  Wyder  u.a.), 
den  Muttermund  zu  diszindieren.  Geätzt  wird  am  besten 
mit  1 — 10®/o  Arg.  nitric-Lösung,  sowie  init  schwächeren 
und  stärkeren  Chlorzinklösungen.  Die  Ätzungen  müssen  nach 
Absonderung  des  Ätzschorfes  so  oft  wiederholt  werden,  bis 
die   katarrhalischen  Erscheinungen  verschwinden. 

Bei  der  chronischen  E.  corporis  schickt  man  am  besten 
der  Behandlung  die  Dilatation  des  inneren  Muttermundes  durch 
Laminaria  voraus.  Dann  Applikation  von  l^/o  Arg.  nitric. 
oder  Argentamin  oder  1 — 3^0  Ichthyollösung.  Daran  schließen 
sich  einmal  täglich  unter  niedrigem  Drucke  vorgenommene 
Spülungen  mit  l^/oo  Sublimat. 

Bei  chronischer  torpider.  E.  empfehlen  sich  stärkere 
Ätzungen  mit  10 — 20%  Arg.  nitr.  und  besonders  mit 
20 — 500/q  Formalin.  Appliziert  werden  diese  Mittel  am  besten 
mittelst  Sonden  Playfair-Sänger-Menge,  die  mit  Watte  ar- 
miert sind  und  in  die  betreffende  Flüssigkeit  getaucht  werden. 
Doch  sollen  zwischen  den  einzelnen  Ätzungen  Pausen  von  zirka 
8  Tagen  liegen;  sie  dürfen  nicht  zu  oft  wiederholt  werden. 

Es  bleibt  für  diese  Behandlung  Voraussetzung,  dafi 
die  Adnexe  frei  sind;  ist  dies  nicht  der  Fall,  dann  siehe 
Adnexer  krankungen . 

Treten  im  Verlaufe  desaszendierenden  Prozesses  Blutungen 
auf,  so  reicht  man: 

Rp.  Ergotin,  bis  depur,  15,0     oder       Rp.  Pulv.    Secal.  com.  3,0 
PiUv.  rad,  althtteaey  Maeoaaech.  Cinnam,  2,0 

Pidv.  Liquir,  aa.  2,0^  M.  f,  p,  Div,  in  dos  X. 

Caeao  sine  oleo  q.  s.  ut.  f.  S,  3  Pulver  täglich, 

pil  Nr.  a 
8.  Jeden  Morgen  w.  Abend  je  3  Pillen, 


106  ENDOMETRITIS.  —  ENURESIS. 

Am  beBten  in  KlyBrnenform,  täglich  durch  8  Tage 
vor  der  au  erwartenden  Blutung  : 

Rp.  Ergotin.  dialys.  5,0 
Äqüae  35fi 
AdvL  sälicyL  0,1 
Glffcerihi  10,0, 
S.  Ein  Kaffeelöffel  auf  2  Eßlöffel  watvnM  Wägers  mittust  Ballon^ 
spritze  nach  der  Deftikutwn  eU  verabreidUH, 
Ferner  wird  empfohlen: 

Rp.  Ext.  fluid,  Hydrästis  canad,  20,0. 
S.  3mal  täglich  15  gtt. 
Kann  durch  Wochen  hindurch  täglich  genommen  werden 
und  empfiehlt  sich  besonders  dort,  wo  die  Blutungen  zu  un- 
regelmäßig  auftreten,   um    rechtzeitig  Ergotinklysmengaben 
geben  zu  können. 

Ferner 

Rp.   Styptidn  (Merck)  0^05 
Eine  Phiole. 
S.  3mal  täglich  2  Pastillen. 

Ferner  kommen  in  Anwendung  heiße  und  kalte  vaginale 
Duschen,  Eisbeutel  auf  den  Bauch  üsw. 

II.  Hypopiasia  endometrii  glandttlaris.  Hier  ist 
mit  Ättsutigen  und  lokalen  medikamentösen  Behandlungeii 
nicht  viel  auszurichten.  8iiid  die  Beschwerden,  vorwiegend 
Blutungen,  heftig,  so  ist  es  am  besten,  nach  gestellter 
Diagnose  eine  Ausschabung  der  Mucosa   uteri  vorzunehmen. 

Es  wird  die  Portio  im  Spekulum  eingestellt,  mit  Kugel  • 
Zangen  gefaßt  und  herabgezogen,  der  Zervikalkanal ,  wenn 
er  enge  ist,  mit  Hegarstiften  dilatiert,  und  zwar  bei  NulHparen 
bis  Nr.  8>  bei  Frauen,  die  geboren  haben,  bis  Nr*  10. 
Dann  wird  die  Schleimhaut  mittelst  Kürette  ausgeschabt.  Aufi- 
epfllung  des  Uterus  mittelst  Uteruskatheters ;  ein  dünner 
Jodoformgazestreifen  wird  in  Uterus  und  Vagina  eingeführt 
und  nach  24  Stunden  entfernt. 

Handelt  es  sich  um  rezidivierende  Fälle,  so  wird  nach 
der  Ausschabung  noch  eine  Ätzung  vorgenommen. 

F.  Hitschmann. 

Enuresis.  Ursachen  beheben  wie:  Cystitis  (Urotropin 
0,15 — 0,50  in  Lösung,  je  nach  Alter  des  Kindes),  Lithiasis, 


SNÜRESIS.  -  EMDIDYMITIS  GONORRHOICA.  107 

Phtmosis  (sttttieist  ^nügt  nnblntige  Dilatation),  Balanitis 
(Desinfektion  mit  lichter  Lösung  von  übermangansaurem 
Kalt  nnd  Anwendung  3<^/oiger  Eokainsalbe))  Onanie  (Kokain- 
salbe  und  psychische  Therapie  unter  Anwendung  faradisoher 
Ströme),  Hysterie,  Neurasthenie  (insbesondere  bei  Mittel- 
sehtilem^  teils  infolge  nenröser  Belastung,  zumeist  aber  her- 
vorgerufen  durch  die  unhygienisohe  Art  des  Mittelschul- 
studinms,  welches  durch  langes  8itzen  in  sohlechter  Luft  und 
anstrengendes  Studium  zu  Hause  zu  viel  der  für  die  körper- 
liche Eh^twhskiung  dringend  notwendigen  Zeit  wegnimmt). 

Therapie:  Viel  Bewegung  im  Freien,  vorsichtige 
milde  AbhartUn^sprozeduren,  abends  wenig  trinken,  Fara- 
disation  der  Blasengegend  mit  ziemlich  starken  Strömen 
mittelst  Pinsbl  (aber  n^r  immer,  wenn  vergangene  Kaeht 
Bettnässen  gewesen). 

Intern:  Syr.  ferr.  hypophosph.  Fellowi  10 — 30  gtt. 
abends,  in  jeder  Woche  2  Tage  pausieren.  Fronz. 

Epididymitis  gonorrhoica  erfordert  in  ihrem 
akuten,  häufig  mit  Fieber  einhergehenden  Stadium  unbedingt 
Bettruhe,  hohe  und  ruhige  Lage  des  Skrotum  durch  unter- 
breiten einer  Kompresse,  Dunstumschlage  mit  kaltem  Wasser 
—  keine  Bisumschläge  — oder  Thermophorkompressen, 
oder  die  später  zu  verordnende  Jodsalbentherapie.  Für  regel- 
mäßigen Stuhl,  Fieberdiät  ist  stets  Sorge  zu  tragen,  gegen 
die  spannenden  and  ziehenden  Schmerzen  sind  Narkotika  in 
Form  von  Suppositorien  oft  unerläßlich.  Häufige  Pollutionen 
werden  am  besten  durch  Brom-Lupulinpulver  bekämpft  (Natri 
bromati  10,0 — 15,0,  Camphor.  ras. ,  Lnpulin  aa.  0,5 — 1,5. 
Mf.  pulvis.  Div.  in  dos.  X.  Da  ad  chart.  ceratam.  S.  Frflh  und 
abends  1  Pulver)  oder  Bromnatrium  allein,  auch  einen  spira- 
ligen Schlauch  mit  zirkulierendem  kalten  Wasser  um  das 
Membrum  (Leiterscher  Kühlapparat). 

Überraschend  günstige  Resultate  gibt  die  Punktion  des 
erkrankten  Nebenhodens  an  mehreren  Stellen,  rasches  Nach- 
lassen der  spannenden  Schmerzen  sowie  der  Schwellung.  Ent- 
wickelt sich  im  Verlaufe  der  akuten  E.  gon.  eine  Hydro* 
cele  testis,  so  ist,  wenn  sich  die  Resorption  der  Flüssigkeit 
verzögeH,  eine  Punktion  derselben  unter  chirurgischen  Kau- 
telen  angezeigt.  Ebenso  erfordert  die  wenn  auch  seltene  Ver- 


108  EPIDIDYMITIS  GONORRHOICA.  —  EPILEPSIE. 

eiterung  des  Nebenhodens  an  einer  oder  mehreren  Stellen 
eine  Inzision,  nm  dem  Eiter  den  nötigen  Abfluß  zu  ver- 
schaffen. Unbedingt  geboten  ist  in  diesem  Stadium  das  Ans- 
setzen  jeglicher  Lokalbehandlung  einer  noch  bestehenden 
Urethritis. 

Sind  die  akat-entzündlichen  Erscheinaugen  vorüber,  so 
verordnen  wir  das  Tragen  eines  gut  sitzenden  Suspensorioms 
(Langleber t).  Die  Donstumschlftge  mit  Wasser  oder  ver- 
dünntem Liqu.  Barowi  (1 :  10,0)  sind  weiter  fortzusetzen  and 
2 — 3mal  täglich  zu  wechseln.  Fernhaitang  aller  Schädlich- 
keiten, wie  Koitus,  übermäßige  Bewegung,  Pollutionen. 

Zur  rascheren  Resorption  der  Infiltrate  wird  mit  gutem 
Erfolge  eine  Salbe  m  der  Zusammensetzung  von  Jodi  puri  0,3, 
Kali  jodati  3,0,  Axungio  porci  (Vaselin)  30,0  angewendet, 
eventuell  gleichzeitig  1 — 2  g  Jodkali  innerlich  verordnet.  Dabei 
können,  wenn  ein  wasserdichter  Stoff  die  Salbe  deckt,  warme 
Umschläge  fortgesetzt  werden. 

Besondere  Aufmerksamkeit  verdient  die  gleichzeitige  Defe- 
rentitis  und  eventuell  die  E.  intraingninalis,  sowie  die 
E.  subcruralis,  die  leicht  mit  einem  Bubp  verwechselt  werden 
können,  während  eine  E.  perinealis  eine  Gowperitis,  einen 
periurethralen  Abszeß  vortäuschen  kann. 

Nach  Heilung  der  E.  gon.  ist  es  wichtig,  stets  die  noch  be- 
stehende Urethritis  posterior,  eventuell  Prostatitis  catarrhalis 
einer  Behandlung  zu  unterziehen.  Ehrmann. 

Epilepsie.  Prophylaxe:  Heirats  verbot  für  Epilep- 
tiker. Bei  Alkoholintoleranz  absolutes.  Verbot  geistiger  Ge- 
tränke. 

Therapie:  Kausal,  wenn  Anhaltspunkte  für  Gehirn- 
affektionen (Tumor,  Cysticerkus,  Lues);  bei  Schädel-  oder 
peripheren  Narben,  wenn  sogenannte  Reflexepilepsie  wahr- 
scheinlich, chirurgische  Behandlung  der  Narbe.  Bei  genuiner  E. 
im  Anfalle :  weicher  Knebel  zwischen  die  Zahnreihen,  Lagerung 
des  Krampf  enden  auf  Decken  und  Polster,  Entfernung  be- 
engender Kleider.  Im  Status  epilepticns  mittelst  Nasenschlauches 
einzugießen:  Natr.  bromat.  5,0:  Aq.  fönt.  100,0,  kann  binnen 
24  Stunden  wiederholt  werden ,  ebenso  wie  Amylenhydrat 
5,0  :  Aq.  fönt.  100,0 ,  oder  Reinigungsklistier ,  darauf  ein 
Klysma  von 


EPILEPSIE.  —  EPILEPTISCHE  PSYCHOSEN.  109 

Bp.  CMoral,  Hydrat.  6,0  (!) 

MueH,  Oummi\Acaeiaef 

Aq.font.  aa.  75,0, 
S.  Die  eine,  eventuell  nach  einigen  Stunden  die  2,  Hälfte 

zum  Klistier, 
Behandlung  des  Epileptikers  in  der  anfallsfreien  Zeit: 
Einschrftnkang  des  Fleisehgennsses ,  dafür  mehr  grüne  und 
Wurzelgemüse,  Obst,  kein  Alkohol,  Sorge  für  regelmäßigen 
und  reichlichen  Stuhl,  Vermeidung  geistiger  oder  körper- 
licher Anstrengung,  von  Exzessen  jeder  Art,  von  Insolation, 
zn  kaltem  Wasser  (keine  Schwimmb&der!).  Bei  gleichzeitiger 
ehlorotischer  Blntbeschaffenheit  Eisenarsentherapie. 

Systematische  Brombehandlnng :  3,0 — 4,0 — 6,0  g  Natr. 
brom.  pro  die  in  einer  reichlichen  Menge  Wassers  gelöst, 
nur  auf  vollen  Magen  zu  nehmen.  Die  Dosis  muß  so  groß 
gewählt  werden,  daß  sie  noch  vertragen  wird,  die  Anfälle 
womöglich  aber  ganz  beseitigt.  Im  Falle  dies  gelingt  —  bei 
schwerer  E.  ist  nur  eine  Milderung  des  Leidens  möglich  — , 
darf  erst  nach  6  Monaten  mit  der  Bromdosis  etwas  herunter- 
gegangen werden  und  keinesfalls  eher  als  ein  Jahr  nach 
dem  letzten  Anfalle  mit  der  Medikation  ausgesetzt  werden^ 
Gregen  eventuelle  Bromintoleranz:  Hautpflege,  Sol.  Fowler  in 
mittleren  bis  großen  Dosen.  Oder  man  gibt  das  Brom  in  or- 
ganischer Bindung  als  Bromipin  SSVsVo  ^fi — ^2,0 — 20,0  g 
pro  die.  Unterstützend  leichte  Hydrotherapie,  unter  guter 
Aufsicht  Halbbäder  24— 22<»,  Abklatschungen  von  20®.  Even- 
tualbehandlung:  Atropin.  sulfur.  0,0005 — 0,0015  pro  die 
steigend  und  wieder  fallend,  Achtung  auf  Intoxikationser- 
scheinungen.  Schwere  progressive  Fälle  von  E.,  die  zu  Geistes- 
störung führen,  bedürfen  der  Irrenanstaltspflege. 

Raimann. 

Bpileptisolie  Psychosen.  Gegen  die  einmal  aus- 
gebrochenen epileptischen  Geistesstörungen  (psychische  Äqui- 
valente, postparoxysmale  Dämmerzustände  etc.)  erweist  sich 
die  Therapie  wirkungslos.  Rein  symptomatisch  kommt  manch- 
mal bei  heftiger  psychomotorischer  Erregung  das  Hyoszin 
(vide  sub  Manie)  in  Betracht. 

Die  Behandlung  kann  sich  nur  gegen  das  Grundleiden 
richten ;  mit  der  Bekämpfung  der  Anfälle  bekämpft  man  auch 
die  epileptischen   Geistesstörungen.    Also    vor   allem   Brom 


110  ?;niiEPTISCPi;  ?SyCH09EN.  -  EPIOTAXIS, 

(entweder  in  Form  der  Bromalkalien  öder  des  teuren 
Bromipin^,  welch  letsteres  den  gpoßen  Vorzug  hat,  keine 
Bromakne  nach  sich  zu  ziehen),  Atropin.  sulfuric.  (ä  0,001 
in  RUen);  ahaolute  AlkoholahatineHE  ist  conditio  sine 
qua  non.  Gerade  hei  der  Epilepsie  und  ihren  Psych,  sei  man 
auch  gitets  anf  die  Hüglißhkeit  eiaer  reflektorisofaen  Ge- 
nes e^^  bedacht  und  i^uf  die  daritiia  sich  ergeh^den  tbera- 
p^utißohen  (z.  8,  opwatiyeii)  M^ßnahmea  (vide  mh  perio- 
dische P.).  Der  sogenannteBi  OpiQmhromkur  sind  nach  ooserea 
Erfahrungen  nicht  nur  keine  Brfolge  Dacbziarübiiie»^  sie  muß 
8[0gar  als  gefährlich  betrachtet  werden. 

Die  GeflLbrlichk^it  der  Kranken  mit  e.  P.  erheischt  au* 
meist  ihre  Anstaltainternierung.  Pilcz. 

Epi»tazi9«  Prophylaxe:  Venneidung  aostreogender 
Bewegungen,  besonders  solcher  mit  Tomdbergebeugtem  Kopie« 
Verbot  des  Bohreps  in  der  Nase,  de«  Alkohols  und  Tabaks, 
des  Tragens  enger  Krägen>  Vermeidung  von  Obstipation, 
Behandlung  der  kausalen  Blut-,  Hera-,  Lungen-,  Lebei>  und 
Nierenkrankheiten, 

Therapie:  Ein  einlacher  Wattetampon ,  kegelförmig, 
{est  gedreht  und  kräftig  in  die  NaseBöflfnnng  gestopft,  genügt 
in  der  Mehrzahl  der  Fälle  (Septumblutungen  aus  der  ]^ie»sel- 
hachschen  Stelle).  Eventuell  zugleich  Andrücke»  des  Nasen- 
flügels gegen  das  8eptum.  Aufrecht  sitzen,  den  Kopf  leiobt 
nach  vorne  geneigt,  tief  atmen.  Pen  Hals  beengende  Kleidimgs* 
stücke  sind  tn  entfernen.  Manchmal  wird  der  Tampon  besser 
aus  Eisencbloridwatte  oder  Penghawar  angefertigt.  ÄtiUng 
der  blutenden  Stelle  (Kokainanästhesie)  mit  TrichloresaigsäiMre 
oder  Chromsänre,  dem  Lapiflßtitte,  deai  galyaneliauatiischen 
Brenner,  allenfalls  mit  einer  glühenden  Stricknadel.  Einblasen 
ven  Tannin ,  rein  oder  mt  Dermatol  geonselkt  oder  auch 
Ferripyrin,  Sieht  man  die  Untende  Stelle  nicht,  oder  spritzt 
eine  Arterie,  ist  oft  vordere  Tamponade  nötige  mil  übieretn^ 
andergesehichteten  Oazestreifen,  die  aweekmäüig  am  »entraie« 
Ende  mit  Knoten  versehen  werden,  die  dann  alle  ausannaen 

*10  Teilsti^che  des  lOVoigen  Bromipin- Merck  tntajflrecheD 
1,76  BromkaU. 

i^Eine  sehr  deutliehe  und  stereotype  „Anra^  vermag  <^  eisen 
Fingeneig  absngeben,  in  welchor  Eiohtiuig  ^  Reizqaeße  xn  taolken  iit. 


EPISTAXIS.  —  EPULIS.  Hl 

die  Ghoane  obtttriereo.  Man  fixiere  die  bereits  eingeführten 
Btreifen  gut  mit  dem  Nasenspiegel;  damit  sie  nieht  dnreh 
die  nachfolgenden  nach  hinten  gedr&ngt  werden  und  dann 
in  den  Rachen  hinabhängen.  Dermatolgaae  stillt  die  Blutung 
am  besten,  wird  aber  oft  sehen  am  zweiten  Tage  übelrieohend, 
während  Vioformgaze  anoh  4  Tage  und  länger  gernohlos 
bleibt.  Übrigens  muß  bemerkt  werden,  daß  viele  Kranke, 
besonders  mit  Arteriosklerose  nnd  M.  Brigftii  sich  nuch 
stärkerem  Nasenbluten  oft  lange  Zeit  hindurch  auffallend 
wohl  fohlen. 

Bei  parenchymatösen  Blutungen  aus  Tumoren  oder  bei 
Leukämie,  auch  bei  Hämophilie  wirkt  15 — 20**/oige  warme 
sterilisierte  Gelatinelösung  Yor^ügUeh,  Entweder  werden  die 
Tampons  damit  getränkt,  oder  sie  wird,  während  der  Kranke 
mit  eiuem  ch-Laut  tief  und  kräftig  ein-  and  amatmet,  bei 
leicht  nach  rückwärts  gelegtem  Kopfe  in  die  Nase  gegossen 
und  einige  Minuten  darin  gelassen,  kann  sog^o:  in  der  Nase 
erstarren.  Als  letztes  Mittel  Bellocqsche  Tamponade  nach 
den  bekanntea  Regele.  Man  führe  zwei  Fäden  aus  der  N^se 
und  knüpfe  sie  nach  Aus^topf ung  der  Nasenhöhle  über  einen 
Yprderen  Tampon.  Beim  Einführen  schütze  mm  mit  zwei 
Fingern  der  linken  Hand  den  weichen  Gaumen  vor  dem 
Einschneiden  der  Seidenfäden.  Nqr  im  äußersten  Notfälle 
anzuwenden  wegen  imminenter  Gefahr  der  Otitis  media. 

Bei  stärkeren  postoperativen  Blutungen  sofort  vordere 
Tamponade,  eventuell  mit  Gelatine  oder  vorher  Pinselung 
mit  Adrenalin  (nicht  Kokain!).  M.  Weil. 

Epitheliom.  Sicherste  Therapie:  Exstirpation  mög- 
liehet  weit  im  Gesunden.  Bei  den  sur  Lymphdrttsenerkrankung 
fahrenden  Krebsen  (Lippenkrebs)  ist  stets  die  rationelle  Aus- 
räumung des  entsprechenden  L3rmpbdr0seiig6bletes  vorsii- 
nehmen.  Bei  ausgedehnten  £«  des  Oesiehtes,  nach  deren  Bx- 
stirpation  Bubstanaverluste  resultieren  würden,  deren  Deckung 
kein  entsprechendes  kosmetisches  Resultat  geben  würde,  emp- 
fiehlt sich  die  Röntgenbehandlung,  die  in  solchen  Fällen  oft 
noch  sehr  günstige  Erfolge  erdelt.  Pupovac. 

Bpiilia«  Der.  vom  AlToolarrande,  gewöhnlieh  zwischen 
zwei  Zähnen  aasgehende,  gestielte,  lappige,  weilig  sn  ülze- 


112  EPULIS.  —  ERYTHEMA  MULTIFORME. 

ration  neigende  Tnmor  maß  mit  dem  Alveolarrande  entfernt 
werden,  zn  welchem  Behnfe  die  dem  Geschwolststiele  benach- 
barten Zähne  zn  opfern  sind.  Einfache  Abtragung  der  Ge- 
schwulst und  Ätzung  der  Schnittfläche  ist  nicht  rätlich,  da 
sie  vor  Rezidiv  nicht  schützt ,  ja  das  Wachstum  der  Ge- 
schwulst sogar  beschleunigen  kann.  Friedländer. 

Erosionen.  (Kein  Geschwür,  sondern  Substitution  des 
normalen  Plattenepithels  der  Portio  durch  zylindrisches  Zervix- 
epithel.)  Behandlung  des  durch  Endometritis  corporis  oder 
cervicis  bedingten  Fluors  (siehe  daselbst).  Adstringierende 
Scheidenspülungen. 

Rp.  Äcid.  aalicyl.  30,0 
Alkohol  7ö7o  300,0, 
S.  2  Eßlöffel  voll  auf  einen  Irrigator.  Täglich  im  Liegen  eine 
Ausspülung. 

Außerdem  lokale  Bäder  der  Portio  in  Adstringentien.  im 
Röhrenspekulum  Acet.  pyrolign.  crud.  (jeden  2.  Tag),  lOvoige 
Argent.  nitr.  -  Lösung.  10 — SO^oige  Formalihlösung  durch 
1 — 5  Minuten  alle  3 — 5  Tage,  oder  Touschieren  der  Portio 
mit  Jodtinktur  jeden  2.  Tag,  mit  dem  Lapisstift  alle  3  bis 
4  Tage. 

In  schwereren  Fällen  Ätzung  mit 

Bp .  Zinc.  chlorat.,  oder       Rp.  Acid.  nitric.  fumans, 

Äq,font.  aa.  50,0. 

S,  Alle  8  Tage. 

(Die  Umgebung  schützen!)  Die  Ätzungen  erst  wiederholen, 
bis  der  erste  Ätzschorf  sich  abgestoßen  hat!  Oder  Ätzen  mit 
dem  Thermokauter,  danach  leichte  Drainage  mit  Dermatolgaze. 
In  hartnäckigen  Fällen  Operation  (Schleimhautexzision 
oder  Portioamputation) ,  in  allen  verdächtigen  Fällen  auf 
Malignität  (Unebenheit,  starke  Blutungen,  Morschheit  des  Ge- 
webes) fahnden!  Probeexzision  (!)  mit  nachfolgender  Tamponade 
der  Vagina  und  mikroskopische  Untersuchung.  Adler. 

Erythema  multiforme.  Gegen  das  Jucken  Ein- 
tupfen mit  Alkohol. 

Rp.  Spir,  vin.  gdtt.  200,00    oder  statt  Besorcin :     Add.  salieyU 

Besordni  1,00.  oder  Menthol.  1,00, 


ERYTHEMA  MULTIFORME.  —  FAZIALISLÄHMUNG.      H3 

Bei  gleichzeitigen  rheumatischen  Beschwerden  innerlich 
galizylpräparate. 

Bei  Erythema  nodosum  lokal  Umschläge  mit  verdünntem 
L.  Bnrowii.  Sp  i  e  gl  e  r. 

F. 

Fasialulähmung.  Die  Therapie  der  zentralen  F«, 
die  nur  ein  Symptom  einer  Hirnkrankheit  darstellt,  fällt  mit 
der  Therapie  des  zentralen  Leidens  zusammen. 

Die  peripherische  F.  ist  charakterisiert  durch  Befallen- 
sein aller  Äste.  Sie  präsentiert  sich  als  Begleiterscheinung 
von  Tumoren  (selten),  bei  Syphilis  durch  periostitische  Pro- 
zesse veranlaßt,  bei  Ohrenleiden,  bei  Polyneuritis  multiplex, 
zumeist  ohne  Komplikation  als  sogenannte  rheumatische  F. 
Während  bei  Tumor,  Obrenkrankheiten,  Polyneuritis,  Syphilis 
die  entsprechende  Behandlung  der  Grundkrankheit  einzuleiten 
ist,  haben  wir  für  die  rheumatische  F.  folgende 

Therapie:  Anfangs  antirbeumatische  Medikation; 

Rp.  Agpirini 

Tal  dos.  dent.  XII. 
S.  3  Pulver  täglich  in  Lindenblütentee 

und  Galvanisation :  Kathode  hinter  dem  Ohr  auf  den  Fazialis- 
stamm,  Anode  im  Nacken  oder  an  anderer  indifferenter 
Stelle  (Brust) :  2 — 4  Milliampere  Strom  einschleichen  lassen. 
4  Minuten. 

Bei  starkem  Lagophthalmus  Verkleinerung  der  Lidspalte 
durch  einen  Heftpflasterstreifen  seitlich  vom  Auge. 

Später  nach  10 — 14tägigem  Bestände  der  Lähmung 
keine  interne  Therapie  mehr.  Bewegung  der  gelähmten  Musku- 
latur mit  der  elektrischen  Stromart,  mit  welcher  der  Muskel 
bei  der  geringsten  Stromstärke  bewegt  werden  kann:  faradisch 
bei  normaler,  Kathode  bei  mittelschwerer,  Anode  bei  schwerer 
Lähmung.  Die  andere  Elektrode  wird  an  eine  indifferente 
Stelle  appliziert.  Einfaches  Streichen  mit  breiterer  Knopfelek- 
trode  über  das  Fa^ialißgeWet ,  eventuell  Vibrationsmassage. 
Gymaastik  mit  dem  Shortschen  Häkchen  (Häkchen  in  den 
Mundwinkeln,  Gummischlinge  an  die  Ohrmuschel). 

¥  e  1 1  n  e  r,  Therapie  der  Wiener  Spezialärzte.  3 


114  FAZIALISLÄHMUNG.  —  FISTÜLA  ANI. 

Bei  nicht  ausheilenden  Lähmungen  (Fehlen  der  elek- 
trischen Erregbarkeit  ist  kein  Index  für  die  mangelhafte 
Heilung,  da  die  verloren  gegangene  elektrische  Erregbarkeit 
erst  nach  Wiedererlangung  der  Funktion  zurückkehrt)  even- 
tuell chirurgische  Therapie,  Vernähung  des  Fazialis  mit  dem 
Akzessorius  oder  Hypoglossus  oder  Glossopharyngeus.  Diese 
Anastomosierung  ist  häufig  von  häßlichen  Mitbewegungen 
gefolgt,  weshalb  die  chirurgische  Therapie  wohl  überlegt 
werden  soll.  Hirschl. 

Favus.  Eine  sachgemäß  durchgeführte  Behandlung  mit 
Röntgenstrahlen  ist  allen  anderen  Methoden  so  weitaus  über- 
legen, daß  nur  diese  genannt  sei.  Spiegier. 

Fissura  ani.  Bei  geringen  Beschwerden  und  Sehmerzen, 
die  nur  zeitweise  nach  hartem  Stuhle  auftreten  und  kurz 
dauern,  genügt  die  Applikation  von  Ichthyol  in  Substanz 
nach  vorheriger  Anästhesierung  der  kranken  Stellen  mit 
10%    Kokainglyzerin. 

Bei  schwereren  Fällen,  wo  jede  Stuhlentleerung  von 
langdauernden  heftigen  Schmerzen  und  von  Sphinkterkrampf 
gefolgt  ist,  muß  energischer  vorgegangen  werden. 

Es  kommt  dann  die  Verschor fung  des  Geschwüres 
mit  dem  Thermokauter,  die  Dehnung  oder  Durch- 
schneidung des  Sphinkters  in  Betracht.  Die  Inkontinenz  ist 
auch  nach  beiden  letztgenannten  Verfahren  nur  vorüber- 
gehend, doch  ist  die  Prozedur  so  schmerzhaft,  daß  sie  Narkose 
oder  Lumbalanästhesie  erfordern.  Nur  bei  sehr  guter  Technik 
genügt  Infiltrationsanästhesie. 

Die  Nachbehandlung  nach  der  Operation  ist  einfach; 
ein  bis  zwei  Tage  ist  Opium  zu  geben,  nach  dem  Stuhl 
wird  ein  Sitzbad  verabreicht.  Manchmal  treten  im  Verlaufe 
der  Ausheilung  wieder  leichte  Fissurbeschwerden  auf,  welche 
keine  besondere  Behandlung  erfordern,  da  sie  spontan 
verschwinden.  Friedländer. 

Fistula  ani.  Prophylaxe:  Gründliche  Behandlung 
bestehender  Hämorrhoiden  (s.  d.)  und  Analfissuren  (s.  d.), 
frühzeitige  Eröfl'nung  sich  bildender  periproktaler  Eiterherde. 
Konstante  Überwachung  und  Regelung  des  Stuhlganges; 
Klysmen     und    Irrigationen    wegen     der    lokalen    Reizung 


FISTÜLA  ANI.  —  FLUOR  ALBUS.  115 

weoiger  empfehlenswert,  eher  mit  Hilfe  der  Nahrung  (Ge- 
mfise,  Pürees,  Simonsbrot)  oder  Laxantien,  z.  B.  Baschs 
Marienbadei*  Tabletten,  Kl eeweins  Pillen,  Barbers  Cascara- 
Sagradapastillen ,  Pnrgen  (Phenolphthalein).  Besondere  Vor- 
sicht bei  tuberkulösen  und  diabetischen  Individuen.  Auch 
beachtenswert  die  Entstehung  aus  Gummen,  Steißbeinkaries, 
Weichteilfungas  der  Umgebung,  Abszessen  der  Urethra, 
Prostata,  Bartholinischen  Drüsen  ohne  primäre  Anal- 
erkrankung. 

Therapie:  Nach  exakter  (meist  nur  in  Narkose  voll- 
ständig möglicher)  Untersuchung  in  den  einfachen 
Fällen  (ohne  Verzweigungen  des  Kanals)  Spaltung  des 
Fistelganges  und  nachfolgende  Behandlung  des  entstande- 
nen fläehenhaften  Geschwürs  mit  Ätzmitteln.  Z.  B.  tägliche 
Waschung  mit  10%  Hydrogenium  hyperoxydatum  nach 
der  Stnhlentleerung,  eventuell  Rektalspülnng ,  nnd  Sitzbad, 
später  1 — 3%  Argentum  nitricnm-Salbe,  oder  jeden  2.  Tag 
Einpinselung  mit  Tinctura  jodi  nach  der  gleichen  Reinigung 
—  alles  im  Mastdarmspekulum  vom  Arzt  auszuführen.  In 
allen  komplizierten  Fällen  gründliche  Exstirpation  der 
Fistel  samt  Nebengängen  und  Narben  mit  primärer  Naht 
der  ganzen  Wunde.  j.  st«rnberg. 

Fluor  albus.  Bierhefebehandlung.  Ich  verwende 
ganz  frische  Bierhefe,  welche  ich  nach  Ausspülung  der 
Scheide  mit  warmem  sterilen  Wasser  mittelst  Spritze  und 
Spekulum  in  die  Scheide  einspritze.  Hierauf  Einlegen  eines 
mit  Bierhefe  gefüllten  Gelatinesnppositoriums  und  eines  in 
Bierhefe  getauchten  Tampons.  Der  Tampon  wird  am 
nächsten  Tage  entfernt,  hierauf  neuerliche  Behandlung. 
Schwindet  der  Ausfluß  nicht  rasch ,  so  ist  dies  ein  Zeichen, 
daß  die  Entzündung  über  den  untersten  Teil  der  Zervix 
hinaufreicht.  In  diesen  Fällen  sauge  man  das  Sekret  mittelst 
eines  mit  einem  Schlauche  versehenen  und  einem  Glasfenster 
verschlossenen  Spekulums  an  oder  lege  einen  Tag  vor  der 
Behandlung  einen  Jodoformgazestreifen  ein  und  ätze  hierauf  mit 
einer  mit  Watta  umwickelten  Sang  ersehen  Sonde,  welche 
in  50«/oiges  Chlorzink  oder  in  257oigen  Karbolalkohol  ge- 
taucht ist,  und  lasse  diese  Sonde  10  Minuten  lang  liegen. 
Die  Patientin  muß  dann  durch  eine  halbe  Stunde  in  Beob- 

8» 


116     FLUOß  ALBUS.  —  6AN6RAENA  PULMONUM. 

acbtung  bleiben.  Wiederholung  der  Ätzung  naeh  14  Tagen. 
In  sehr  hartnäckigen  Fällen  kratze  man  den  Ctems  aus, 
ätze  mit  Jodtinktur  and  wiederhole  diese  Ätanng  am  4.  Tage 
nnd  einige  Male  später.  Ätanng  und  Aoskratzong  ist  kontra- 
indiziert,  wenn  Schwellongen  der  Adnexe  vorhanden  sind. 

0.0.  Pellner. 

FunmoullU.  Prophylaxe:  Haotpflege,  besonders 
im  Sommer,  ab  und  zn  Waschungen  mit  verdünntem  Beifea- 
geist.  Bei  Famncalosis  diabetica  oder  Inetica  Behandlang: 
des  Grondlddens. 

Therapie:  Im  Anfangsstadinm  bei  derbw  Infiltration 
am  besten  heiße  Umschläge  (Thermophor)  oder  heiße  lokale 
Bäder;  bei  starken  Schmelzen,  Lymphangoitis,  Fieber  aas* 
giebige  Inzision  (jedoch  kein  Kreazsehnittl).  Später  Ent* 
femnng  des  erweichten  Pfropfes,  B i ersehe  Saugbehandlong 
täglich  15^—20  Minuten,  feuchter  Verbaiid.  Kleine  Gesichts- 
fumnkeln  bei  täglicher  Applikation  des  Sangglases  am  besten 
nnverbunden  lassen. 

Bei  messerscheuen  Patienten  binn  auch  im  Stadium  der 
derben  Infiltration  konservativ  behandelt  werden ,  zumal  bei 
Sitz  an  Extremitäten,  und  zwar  durch  Stauung  mit  der 
Gummibinde,  möglichst  weit  zentralwärts  vom  Herde  täglich 
10 — 12  Stunden.  Selbst  wenn  Lymphangitis  besteht ,  gelingt 
auf  diese  Weise  oft  die  Lokalisation  des  Prozesses  bis  zur 
Erweichung  und  spontanen  Perforation  ohne  allzu  große  Be- 
schwerden; dann  Sangbehandlung. 

Bei  großen  derben  Furunkeln  an  Nacken  und  Rumpf 
am  besten  Strahlenschnitt  (Gersuny)  im  Ätberrausch,  d.h. 
mehrere  strahlenförmig  auseinandergehende  Inzisionen  ani 
Rande  vom  Infiltrierten  ins  Gesunde,  von  da  aus  Unter* 
minierung  des  Herdes  mit  der  Drainzange,  Durchziehen  von 
Gazestreifen.  Täglich  zu  wechselnder,  feuchter  Verband,  Ent- 
fernung der  Streifen  nach  1—2  Tagen,  dann  Sangbehandlang. 

Jerusalem. 

G. 

OMigraMia  pidmonimi.  Inhalation  von  Terpentin* 
öl  oder  Inhalation  von  Karbolsäure  (A^/^ige  Lösung,  weleho 
bei   Anwendung  eines   Dampfzerstäubers   durch  den   beigOi- 


GANGRAENA  PULMONUM.  —  GASTRALGIE.  117 

mischten  Wasserdampf  etwa  auf  die  H&lfte  verdünnt  wird, 
3 — 4  mal  täglich  anzuwenden ;  wenn  der  Harn  dunkel  ge- 
färbt wird,  aufiäeteen). 

Per  08  Plüfiäb.  acet.  0,03—0,06  zweistündlich.  Gegen 
den  Husten  Morphium« 

Chirurgische  Eingriffe,  wenn  die  Lökalieation  des  Herdes 
möglich,  indiziert.  Besonders  günstige  Chancen  bei  gleich- 
zeitig bestehendem  Empyem.  y.  Ceyhlar«. 

Oastralgie  (Oastrodynie^  Kärdialgie,  Mageii 
krampf).  In  schwereren  Fällen  zunächst  kurze,  diätetische 
Buhekur  zur  Heilung  etwaiger  latenter  Ulcera  ventrieuli 
(Leubes  Kostordiiung).  Milch,  Fleischbrühe  mit  Dottern, 
Fleisch-  und  Albumosenpräparaten ,  Fleischgelee«  Bettruhe. 
Warme  Umschläge  (Breiumschläge  oder  Thermophorkom 
pressen)  bei  Tag,  Prieflnitzumschläge  bei  Nacht.  Tr^n 
Ulkussymptome  hervor^  strenge  Ulkusknr.  Berücksichtigung 
etwaiger  organischer  Magenerkrankung  (Carcinoma  ventriculi, 
Gastritis).  Behandlung  einer  häufig  zugrunde  liegenden  Cbole- 
lithiasis  (Pankreassteine  I)»  In  Betracht  zu  ziehen  wegen 
chirurgischer  Behandlung  Verwaohsungeü  zwischen  Magen 
und  Leber,  Hernia  lineae  albae,  akute  und  chronische  Appen- 
dizitis. Behandlung  etwaiger  Genitalleiden,  Sperniatorrhöe, 
Därmparasiten,  allgemeiner  Neurosen,  organischer  Nerven- 
krankheiten (antisyphilitische  Behandlung  und  Jod  bei  tabischen 
Krisen)^  Intoxikationen  (Tabak,  Quecksilber,  Blei),  Infek- 
tionskrankheiten (Malaria),  konstitutioneller  Leiden  (Anämien, 
harnsaure  Diathese,  Basedow  u.  a.),  Arteriosklerose*  Bei 
Gastro-  und  Nephroptose  gut  sitzende  Bandagen  aus  Lein- 
wand oder  Gummistoff.  Kräftigung  der  Magenmuskulatur 
durch  Faradisation  und  Banchmassage.  Mechanische  Behand- 
lung der  Nephroptose  nach  Thure  Brandt. 

Bei  Hyperazidität  diätetische  Behandlung  mit  leicht  ver- 
daulichen Speisen,  gemischter  Diät,  Magenspülungen  mit  al- 
kalischen Wässern  (Penzoldt),  alkalische  Säuerlinge  und 
Karlsbader  Trinkkuren.  Allgemeinbehandlung  einer  etwaigen 
nervösen  Disposition. 

Zur  Bekämpfung  der  Anfälle  warme  Umschläge 
(heiße  Tücher^  Kataplasmen,  Thermophorkompressen) ;  Sina- 
pismen   (Senfpapier,   Charta  sinapisata);    Linimente   (Linim. 


118  GASTRALGIE. 

ammoniat.,  L.  ammoniato-camphorat.,  L.  saponato-camphorat., 
Spiritus  aethereus  Hoflfmanni  10 — 30  gtts.  m.  t.  auf  Zucker, 
in  Zackerwasser  oder  Teeaufguß ,  Tinct.  Valerian.  aether.  5 
bis  20  gtts.,  3— 5m.  t.,  Tinct.  Valerian.  20—30  gtts.,  3— 5m.  t., 
Rad.  Valerian.,  Valyl.,  Validol  3m.  t.  10  gtts.,  Menthol,  Spir. 
Menth,  piperit.  10 — 30  gtts.,  3 — 5m.  t.,  Rotul.  Menth,  pip., 
Aq.  chloroformiata  oder  bromoformiata  l®/oo  (Ortner), 
1  Kaffeelöffel  bis  1  Eßlöffel  3— 5m.  t.,  Antineuralgika  (Phe- 
nacetin  n.  a.),  Kokain,  Orthoform,  Anästhesin.  Galvanisation 
des  Magens  (Leube,  Anode  ins  Epigastrium,  Kathode  aaf 
die  Wirbelsäule  5 — 10  Minuten  oder  mit  Einführung  der 
Kathode  oder  Anode  im  weichen  Magenschlauch,  Faradisation 
der  Magengegend  (Oser).  In  geeigneten  Fällen  Berieselung 
der  Magenschleimhaut  mit  warmem  Wasser  (38 — 44®  C)  oder 
warmem,  kohlensäurehaltigem  Wasser  (Kochsalzlösung  ein 
Kaffeelöffel:  1  Liter,  Chloroformwasser  3—10:1000,  Pen- 
zoldt).  Bei  sehr  heftigen  Schmerzen  Narkotika:  Morphin, 
Kodein,  Dionin  int.  oder  subk.,  diese  oder  Extr.  opii ,  Extr. 
belladonn.  int.  oder  in  supposit. 

Bei  geringeren  Graden  von  nervöser  Gastralgie,  oft  in 
der  Form  einer  Hyperästhesie  der  Magenwand,  Hebung  der 
Ernährung  und  des  Allgemeinbefindens.  Behandlung  des 
nervösen  Grundleidens.  Milde  hydrotherapeutische  Prozeduren 
(Abreibungen  Abklatschungen,  Sitzbäder,  Halbbäder,  Fluß-, 
Seebäder),  allgemeine  und  lokale  elektrische  Behandlung  (all- 
gemeine Faradisation,  elektrische  Bäder),  allgemeine  und 
lokale  Massage  (vgl.  physik.  Ther.).  Wechsel  des  Aufenthaltes, 
Höhenklima,  Seebäder,  psychische  Behandlung.  Kräftigende, 
leicht  verdauliche,  gemischte  Diät,  in  geeigneten  Fällen  Mast- 
kuren. In  schweren  Fällen  Anstaltsbehandlung. 

Bp.   Tinct,  Valerian.,  oder  Rp.  Anaesthesin-Drag^es  ä  0,02 

Tinct.  Äurantii  aa.  5,0.  scat.  orig. 

S,  3mal  täglich  10  Tropfen.  S.  Bis  10  Stück  im  Tage  zu  nehm, 

Rp.    Validol.  p.  10,0.  Bp.  Morph,  muriatic.  0,01 

S,  3mal  täglich  10  Tropfen.  (oder:  Extr.  beUadonn,  0,02) 

Rp.  Menthol.  1,0  hutyr.deCitcaoetohq.a.u.f. 

Solve  in  Spirit.  vin.  20,0  suppositor.  d.  tal.  dos.  Nr.  6 

Aq.  destÜlaU  150,0  ad  eh.  cerat. 

Syrup.  simpl.  20,0.  D8.  1  Zäpfchen  anzuwenden. 

S.  28tündlich  1  Eßlöffel.  Ne  repetatur! 


GASTRALGIE. 


119 


Bp.  Morph.  hydroMoric.  0,10    oder 
Äq.  desHllat.  10 fl 
D.  in  vitro  hene  dauso. 
S.  In  usum  proprium ,  zur 

subhut.  Injektion. 
Bp.  Morph.  hydroMoric.  0,03 
(Bismuth.  subnitric.  1,20) 
Sacchari, 

Natr.  hydroearb.  aa.  2,0 
m.  f.  pulv.  div.  in  dos. 

aequ.   VI. 
D.  in  caps.  amylac. 
S.  Ein  Puloer  bei  Sehmerz, 
eventuell  nach  3  Stunden  noch 

1  Pulver.  Ne  repetatur! 
Bp.  Extr.  Belladonn.  0,06 
Natr.  hydroearb.  3,0 
m.f.p.  div.  in  do  aequ.  VI. 
D.  in  eaps.  amylac. 
S.2—3  Puloer  im  Tage  zu 
nehmen.  Ne  repetatur! 
Bp.   Decoet.  eort.  Chinae 
e  10,0:180,0 
Acid.  hydrochlorie.  1,0 
Syrup.Cortic.  Aurant.  20,0. 
MDS.  2stündlich  1  Eßlöffel. 
Bp.    Orexin.  tannie.  0,30 

d.  tal.  dos.  Nr.  X  in  caps. 
amylac. 
S,  Früh  10  Uhr  in  Fleisch- 
brühe, eventuell  noch  einmal 
Nachmittag  in  Milch  5  Tage 
hintereinander,    dann    nach 

Pause  noch  einmal. 
Bp.    Tinet.  Valerian.  aether., 
Tinct.  Gentian.  aa.  5,0 
Tinet.  Opii  simpl.  1,0 
Olei  Menth,  pip.  gtts.  IV. 
DS.  3mal  täglich  10  Tropf en. 


Bp.  Infus,  rad.  Valerian.  e  15,0 
ad  180,0 
Adde  Natr.  hydrobrom.  4,0 
Syrup.  Bubi  Idaei  20,0, 
S.  2stündlieh  1  Eßlöffel. 
Bp.   Menthol  1,0 

Tinet.  nuc.  vomie.  1,0 
Tinet.  Chinae  eompos., 
Tinet.     Calam.    aromatie. 
aa.  5,0. 
S.  3mal  täglich  5—15  Tropfen 
in  1  Eßlöffel  Wasser. 
Bp.  Aq.  Chloroform,, 

Aq.  Melissae  aa:  100,0 
Syrup.  simpl.  30,0, 
D,  in  vitro  bene  elauso. 
S.  3mal  täglich   1  Kaffee-  bis 
Eßlöffel.  (Im  Dunkeln  aufzube- 
wahren.) Ne  repetatur! 
Bp.  Phenacetin.  0,30 
Natr.  bromati  0,40 
m.  f.  p.  D.  tal.  dos,  VI 
Ad  eaps.  amylac. 
S.  Ein  Pulver,  eventuell  nach 

3  Stunden  noch  1  Pulver. 

Bp.   Morph,  hydrochlorie.    0,05 

Tinct.  Aurantii  eortie.  10,0, 

D,  in  vitro  bene  elauso. 

S.  3mal  täglich  15—20  Tropfen, 

(Im  Dunkeln  aufzubewahren.) 

Ne  repetatur! 
Bp.  Dionin.  0,20 

Aq.  amygd.  amar.  10,0. 

DS.  3mal  täglich  10  Tropfen, 

Ne  repetatur! 

Bp.   Acid.  hydrochlorie.  1,50 

Aq.  lauroceras,  3,0 

Mixt,  gummös.  180,0 

Syrup.  Aurant.  15,0. 

S.  2stündlieh  1  Eßlöffel. 


120   GASTRALGIE.  —  GEBURTSLEIT.  B.  ENG.  BECKEN. 

Ep.  Extr.  Chinae  Nanwing  lag.  oder   Rp.  OreociMdbUiUn  ä  0,25 

orig.  Nr.  X  oder 

S.   3mal  .täglich    20   Tropfen  Orexin- Schokoladetablett, 

bis  1  Kaffeelöffel  in  Wein.  ä  0,25  Nr.  XX  in  Ort- 

Bp.  Amtesthesin  Ritsert  0,25  .  ginalharton. 

d.  tal.  dos.  No.  X  in  caps.  S.  wie  oben, 

amyh  Bp.   Valyh, 

S.  2—3mal  täglich  1  Pulver  Olei  olivar.  aa.  0,125 

vor  der  Mahlzeit.  d.  tal,  dos.  in  caps.  gelat. 

Nr.  50  (25)  (lag.  orig.). 
8.  3mal  täglich  2  Stück. 
M.  Weinberger. 

Oeburtsleitung  beim  eng^n  Becken.  ^.All- 
gemeines. Nicht  jedes  Becken  mit  verengten  äußeren  Maßen 
und  Verkürzung  der  Konjugata  ist  ein  enges  Becken  im 
geburtshilflichen  Sinne.  Erst  die  genaue  Abschätzung  alleir 
Eigentümlichkeiten  des  betreffenden  Falles  gibt  darüber  Auf- 
schluß. Daher  vor  allem  nicht  schematisieren.  Das  oberste 
Prinzip  für  die  meisten  Fälle  lautet:  abwarten.  Insbesondere 
bei  Erstgebärenden  kann  Spontangeburt  erfolgen,  wo  man 
sie  nicht  erwartet  hätte.  Bei  Mehrgebärenden  genaue  Be- 
rücksichtigung der  vorausgegangenen  Geburtsleitungen  und 
ihrer  Resultate.  Das  Interesse  von  Mutter  und  Kind  sind 
in  gleiche  Linie  zu  stellen;  nur  wo  das  Interesse  des  Kin- 
des nur  unter  Gefahr  für  die  Mutter  gewahrt  werden  könnte, 
muß  ersteres  zurückstehen.  Möglichste  Einschränkung  aller 
prophylaktischen  Maßnahmen  (prophylaktische  Wendung, 
künstliche  Frühgeburt,  hohe  Zange).  Die  prophylaktische 
Wendung  kommt  für  Fälle  von  einfach  plattem  Becken 
und  einer  C.  v.  von  8 — 8V2  <^  ^^^  Betracht.  Sie  ist  nur  bei 
Mehrgebärenden  rationell  und  auch  hier  möglichst  einzu- 
schränken wegen  schlechter  Resultate  für  die  Kinder  und 
als  ein  immerhin  auch  für  die  Mutter  nicht  gleichgültiger 
Eingriff.  Die  künstliche  Frühgeburt,  ebenfalls  nur  für 
Mehrgebärende  in  Betracht  kommend,  ist  in  der  34.  bis 
36.  Woche  (je  nach  dem  Grade  der  Beckenverengüng)  ein- 
zuleiten: in  Fällen  von  einfach  plattem  Becken  bei  einer 
C.  V.  von  7V2 — 8V2  <^^j  ^ei  allgemein  verengtem  Beoken  bei 
einer  C.  v.  von  8 — 9  cm.  Auch  sie  gibt  schlechte  Resultate  für 
die  Kinder  (Lebensschwäche,  Schädigung  bei  den  eventuell 


ÖEBUBTSLEITÜNG  BEIM  ENGEN  BBCKEN.      121 

notwendig  werdenden  entbindenden  Eingriffen^  Schwierig- 
keiten bei  der  Ernährung  und  dem  Fortbringen  der  Kinder) 
and  ist  ans  diesem  Grunde,  sowie  wegen  der  Unsicherheit 
einer  prompten  Wirkung  der  Methoden  auf  ein  Minimum 
einsäschränken.  Als  beste  Methoden  sind  zu  erwähnen:  das 
Einlegen  einer  elastischen  Boügie  mit  Unterstützung  derselben 
durch  Tamponade  der  Vagina;  der  künstliche  Eihautstieb; 
die  Tamponade  der  Zervikalhöhle  mit  Jodoformgaze;  das 
EinfKlhren  eines  intrauterinen  Ballons.  Alle  diese  Manipu- 
lationen selbstverständlich  unter  extremster  Wahrung  der 
Asepsis. 

B,  Spezielles.  Bei  Verengerungen  bis  herab  zu  einer 
C.  V»  von  9  cm  erfolgt  in  über  95^0  ^«r  Fälle  Spontan- 
geburt. Hier  kommt  höchstens  der  Ausgangsforzeps  bei  ein* 
getretener  Indikation  oder  eine  Erweiterung  der  untersten 
weichen  Geburtswege  bei  zu  großem  Widerstand  derselben 
in  Betracht.  Auch  bei  einer  C.  v.  zwischen  9 — %cm  ist 
die  Spontangeburt  —  nicht  übergroße  Rinder  vorausgesetzt  — 
das  Wahrscheinlichere.  Daher  exspektatives  Verfahren,  wenn 
nicht  Komplikationen  eintreten,  die  eine  rasdhe  Beendigung 
der  Geburt  dringend  notwendig  erscheinen  lassen.  Tritt 
Nabelschnurvorfall  ein,  so  ist  beim  allgemein  gleichmäßig 
verengten  Becken  zunächst  die  Reposition  zu  versuchen. 
Mißlingt  diese  sowie  in  allen  Fällen  von  rachitischem  Becken 
und  noch  hoch  stehendem  Schädel,  ist  die  kottibiniei'te  Wen- 
dung auf  das  Beckenende  auszuführen.  Keine  Extraktion 
anschließen,  wenn  nicht  dringende  Indikation  zur  sofortigen 
Geburtsbeendigung  vorhanden  ist. 

Bei  Dehnung  des  unteren  Uterinsegmentes  and  hoch- 
stehendem Schädel  vorsichtiger  Versuch  mit  der  Aehsen- 
zugzange.  (Bei  I-paris  besonders  gefährlich  wegen  der  Wahr- 
scheinlichkeit größerer  Weichteilverletzungen.)  Wünscht  die 
Frau  ein  lebendes  Kind  und  die  genaue,  längere  Beobach- 
tang  des  Gebnrtsfalles  sowie  die  Berücksichtigung  der 
früheren  Geburten  lassen  eine  Spontangeburt  als  nicht  mög- 
lich erscheinen,  dann  subkutane  Hebosteotgmie  mit  Abwarten 
der  Spontangebnrt,  wenn  Abwarten  erlaubt,  sonst  anschließende 
Gebnrtsbeendigung  (Forzeps  oder  Wendung  nach  den  jewei- 
ligen Bedingungen).  Nur  wenn  es  die  äußeren  Umstände 
nicht  erlauben   und  die  Frau   ausdrücklich  die  Einwilligung 


1 22     GEBÜRTSLEIT.  B.  ENG.  BECK.  —  GENU  VALGUM  ETC. 

zum  Eingriff  verweigert,  ebenso  bei  septisch  infizierten  Ge- 
bärenden Rraniotomie. 

Bei  einer  C.  v.  von  8 — 7  cm  kann  ebenfalls  noch  die 
Spontangeburt  erfolgen,  wenn  sie  auch  nicht  wahrscheinlicli 
ist.  Auch  hier  wird  man  zunächst  exspektativ  verfahren 
können.  Adaptiert  sich  der  Schädel  trotz  längerer  Wehen- 
tätigkeit  nicht,  dann  subkutane  Hebosteotomie  und  Abwarten 
der  Spontangeburt.  Bei  eintretender  Indikation  zur  Oeburts- 
beendigung  Wendung  oder  Forzeps. 

Als  Koukurrenzoperation  der  Hebosteotomie  kommt  in 
diesen  Fällen  (C.  v.  zwischen  8 — 7  cm)  die  Sectio  caesarea 
in  Frage.  Bei  einer  Verengerung  unter  7  cm  ist  diese  allein 
angezeigt,  wenn  die  Bedingungen  hierzu  (Asepsis,  Einwilli- 
gung der  Frau)  vorhanden  sind. 

Bei  einer  C.  v.  unter  6^/2  cm  Sectio  caesarea  aus  ab- 
soluter Indikation;  bei  infiziertem  Oenitalkanal  mit  supra- 
vaginaler Amputation  oder  Totalexstirpation. 

Die  Kraniotomie  kommt  in  Anwendung  bei  engem 
Becken  und  abgestorbener  Frucht  als  die  für  die  Mutter 
relativ  schonendste  operative  Entbindungsmethode.  Bei  leben- 
dem Kinde  nur  dort,  wo  die  Sectio  caesarea  relativa 
wegen  nicht  garantierter  Asepsis  oder  Verweigerung  der 
Einwilligung  seitens  der  Frau  kontraindiziert  erscheint,  wobei 
jedoch  nur  die  höheren  Grade  von  Beckenverengerung  (7  bis 
6^2  cm  G.  V.)  in  erster  Linie  die  Indikation  abgeben  werden, 
während  bei  leichteren  Graden  die  Hebosteotomie  in  Betracht 
kommt  (siehe  oben).  Bürger. 

Qehörgtakg,  Erkrankungen  des,  siehe  Otitis 
externa.  H.  Frey. 

Genu  valgum  und  varum.  Bei  Kindern  Allgemein- 
behandlung der  Rachitis.  Bis  zum  4.  oder  5.  Jahr  in  leichten 
Fällen  oft  Spontanheilung;  Massage  und  Gymnastik,  Vor- 
nahme täglicher  Redressionen  im  Sinne  der  Korrektur  der 
Deformität.  Beelysche  Nachtschiene,  Plattfußeinlagen.  Bei 
hochgradigerer  Deformität  Anwendung  redressierender 
Schienen  (Thomas sehe  Schienen)  oder  eines  Hessingsehen 
Apparates  mit  redressierendem  Kniezug.  Noch  besser  manuelles 
oder  instrumentelles  Redressement  der  Deformität,  eventuell 


GENU  VALGUM  UND  VARÜM.  —  GLAUKOM.     123 

in  Narkose  und  Anlegung  eines  Gipsverbandes  für  6  bis 
8  Wochen;  bei  hochgradiger  Deformität  Redressement  in 
Etappen.  Bei  älteren  Kindern  Osteoklase;  sind  die  Knochen 
schon  sklerisiert  (nach  Rachitis) ^  lineare  Osteotomie  des 
Femur,  eventnell  der  Tibia  und  Fibula;  bei  Adoleszenten 
und  älteren  Individuen  lineare  Osteotomie.         Haudek. 

Glaukom.  Wenn  das  G.  mit  kurzdauernden  Anfällen 
beginnt,  zwischen  denen  längere  Pausen  scheinbar  normalen 
Zustandes  liegen,  so  empfiehlt  sich  der  Versuch,  die  Wieder- 
kehr solcher  Anfälle  bzw.  den  Fortschritt  des  G.  durch 
regelmäßige  Einträufelung  von  1^/oiger  Pilokarpinlösung  zu 
verhüten.  Man  bringe  täglich  morgens  und  abends  je  einen 
Tropfen  l^/oiger  Pilokarpinlösung  in  das  befallene  Auge  und 
setze  diese  Behandlung  so  lange  fort,  als  die  Sehschärfe  und 
das  Gesichtsfeld  normal,  das  Aussehen  der  Papille  normal 
ist.  Ob  diese  drei  Bedingungen  für  die  Fortsetzung  der  Pilo- 
karpinbehandlung  noch  gegeben  seien,  müssen  sorgfältige 
Untersuchungen,  die  mindestens  einmal  im  Monate  vorge- 
nommen werden,  kontrollieren.  Solange  sie  vereint  vorhanden 
sind,  werde  die  medikamentöse  Behandlung  beibehalten,  fällt 
aber  eine  von  ihnen  weg,  verändert  sich  das  Aussehen  der 
Papille,  während  Sehschärfe  und  Gesichtsfeld  normal  bleiben, 
oder  sinkt  die  Sehschärfe,  ohne  daß  das  Aussehen  der  Pa- 
pille sich  in  erkennbarer  Weise  ändert,  so  ist  die  Indikation 
für  die  Glaukomoperation  gegeben.  Ebenso  besteht  die  Indi- 
kation zur  Glaukomoperation,  wenn  beim  Eintritt  des  Kran- 
ken in  die  Behandlung  bereits  eine  unzweifelhaft  glauko- 
matöse Veränderung  der  Papille  gesehen  wird  oder  ein  Anfall 
besteht,  der  durch  wiederholte  Einträufelungen  von  l®/oiger 
Pilokarpinlösung  nicht  gelöst  werden  kann,  d.  h.  wenn  das 
Auge  hart,  die  Pupille  weit,  die  Hornhaut  und  das  Kammer- 
wasser trüb  bleibt,  trotzdem  durch  24 — 48  Stunden  in  Zeit- 
abständen von  2 — 3  Stunden  Pilokarpin  eingebracht  worden 
ist.  Wenn  durch  den  geschilderten  Zustand  des  Auges  die 
Notwendigkeit  der  Glaukomoperation  festgestellt  ist,  so  soll 
die  Operation  auch  ohne  Verzug  ausgeführt  werden.  Jeder 
Aufschub  kann  unansgl eichbare  Nachteile  bringen.  Durch 
die  Spezies  der  Glaukomform  erleidet  diese  Regel  keine  Ein- 
schränkung, d.  h.  die  Operation  ist  ebenso  durch  sogenanntes 


124  GLAUKOM.  —  G0NITI8. 

Glancomä  simplex  als  dnrch  sogetianDteg  chroDisoh-  oder 
akut  -  entsandliches  G«  dringend  geboten,  wenn  die  früher 
erwähnten  Bedingungen  gegeben  sind« 

Die  aas^nführende  Operation  ist  die  Iridektomie.  Das 
auszuschneidende  Irisstück  sei,  wie  es  v.  Graefe  gelehrt 
hat.  breit  und  reiche  vom  Puplllarrartd  bis  zum  Ursprungs- 
rand der  Iris.  Die  Operation  werde  in  der  Regel  in  Nar- 
kose ausgeführt.  Bleibt  der  erwartete  Erfolg  aus  oder  geht 
er  nach  Monaten  oder  Jahren  verloren,  so  werde  dem  aus- 
geschnittenen iHsstück  gegenüber  ein  zweites  Irisstüek  aus- 
geschnitten. Besteht  in  einem  Auge,  das  durch  G.  seit 
längerer  Zeit  vollständig  erblindet  ist,  heftiger  Schtaerz,  so 
versuche  man  ihm  durch  5 — 6mal  im  Tage  wiederholte  Ein- 
träufelung  von  l<*/oiger  Morphinlösung  und  kontinuierliche 
Applikation  warmer  Umschläge  (Thermophor,  eventuell  Um- 
schläge mit  warmem  Brei  äüs  Farina  semin.  Lini)  Hilfe  zu 
schaffen.  Gelingt  dies  nicht  und  ist  die  Iris  noch  relativ 
gut  erhalten,  so  versuche  man  die  Iridektomie.  Ist  aber  die 
Iris  desorganisiert,  so  enukleire  man  das  Auge. 

Bei  Sekundärglaukom  durch  vordere  oder  durch  hin- 
tere Synechien  ist  die  Iridektomie,  bei  Sekundärglaukom 
durch  Quellung  oder  Verschiebung  der  Linse  die  Extraktion 
der  Linse ,  bei  Sekundärglaukom  durch  intraokuläre  Ge- 
schwulst die  Enukleation  des  Auges  auszuführen. 

Schnabel. 

Gonitis«  Prophylaxe:  Behandlung  des  Grundleidens 
—  Lues,  uratische  Diathese,  Rheumatismus,  Gonorrhöe^ 
Tuberkulose« 

Therapie:  a)  G.  traumatioa:  Stauung  mittelst  Gttmmi- 
binde  am  Oberschenkel,  vorzügliches  schmerzstillendes  Mittel ; 
daneben  Dtinsttimschläge,  Massage;  so  bald  als  möglich  Her- 
umgehen mit  elastischer  Einwicklung  oder  Kniekappe.  Bei 
HftmarthroR  Stauung  lange  fortsetzen,  um  Vereiterting  des 
Blutergusses  vorzubeugen;  passive  Bewegungen,  Massage. 
Bei  Pjarthros  Punktion  des  Gelenkes  mit  doppelläufigem 
Troikart,  Durchspülen  mit  steriler,  physiologischer  Koehsalz- 
lösung ;  Drainage  bei  nachfolgender  Stauungsbehandlung 
überflüssig;  beizeiten  aktive  und  passive  Bewegungen,  um 
Verwachsungen  der  Gelenkflächen  vorzubeugen. 


GONITIS.  —  GONORRHÖE  BEIM  WEIBE.  125 

b)  6.  rheumatica  :  Beliandlong  des  Orupdleiden»  (b.  Rbeu- 
matiBinns),  lokal  Maesage,  Qeißluftbader,  Bp&ter  bydriatiBcbe 
Kuren.  Droht. der  Pro«eß  ^ur  Aokyloße  zu  führen,  neben 
MftBfiage  Btanung,  Moor-  und  Fangobader,  orthopädische 
Behandlung   (großer  JSaugapparat   nach  Bier   uad  Klapp). 

c)  G.  gonorrhoica:  Hier  ist  Stauung  ein  souveränoB 
Mittel,  Gun^mibinde,  täglich  10—20  Stunden  liegen  lassen  ! 

Sonst  wie  G.  rbeumatiea. 

Bei  großen  serösen  Grgtlssen,  die  der  physikalischen 
Therapie  nicht  weichen,  Punktion,  und  z^ar  am  besten  an  der 
Stelle  der  größten  Vorwölbung  unter  Schleich  scher  Anästhesie 
eine  kurze  Inzision  durch  die  Haut,  dann  Einstich  mit  dem 
Troikart,  Ablassen  der  Flüssigkeit ,  Verschluß  der  Öffnung 
mit  einer  Michelschen  Wundklammer.  Fixationsverband  für 
3— 4  Tage,  mit  welchem  Patient  herumgehen  kann;  dann 
elastische  Einwicklung,  Massage,  Jerusalem. 

Oonorrhöa  beim  Woib^p  Das  Grundprinzip  jeder 
GonorrhöebebandluQg  ist  gleichzeitige  Behandlung  der  Erkran- 
kung der  Urethra  und  der  Z^vvix,  ferner  Enthaltung  von 
Alkohol,  scharfen  Speisen  und  des  Koitus.  Stets  gleioh- 
iseitige  Bebaodlung  des  Mannes! 

1.  Urethritis.  Eine  akute  Urethritis  wird  in  den  ersten 
Tagen  womöglich  nicht  behandelt,  Ruhe,  Kulte.  Sind  die 
stärksten  Reizsymptome  vorüber,  Ausdrücken  des  Eiters  aus 
der  Urethra,  Durcfaspülung  mittelst  doppelläufigen  Katheters 
mit  Kalium  hypermanganicum-LösuÄg  von  VsVoo  beginnend 
und  bis  auf  g^oo  steigend.  Jedesmalige  Nachspülung  mit 
4Voiger  Borsäure,  Liegt  eine  Cystitis  vor,  so  führe  man 
nach  dieser  Pnrchspülnng  den  Katbeter  in  die  Blase,  spüle 
die  Blase  mit  4%iger  Borsäure  aus  und  benutze  hierzu 
iOim^  bei  akuten  Prozessen,  sonst  100 — 200  cm«;  hierauf 
spritist  man  in  die  Blase  und,  den  Katbeter  zurückziehend, 
in  den  Blasenbals  und  in  die  Urethra  ProtargoUösung  von 
2 — lO^^/o  steigend  ein.  Danach  Einlegen  eines  Stäbchens: 
Bp.  DermatoU, 

Tannini  aa.  Ojl 

Eueaini  0,01 

Buiyri  Caoao,  q,  8.  ut  /.  bacüli  tenues 
urethrales.  D.  tat,  Nr.  X. 


12ft  GONORRHÖE  BEIM  WEIBE. 

Statt  des  Protargols  kann  man  auch  Ichtargan  oder 
Largin  verwenden  und  empfiehlt  es  sich,  mit  den  Mitteln 
zu  wechseln,  falls  die  Heilang. nicht  vorwärts  schreitet.  Er- 
zeugt das  Protargol  Schmerzen,  so  setze  man  einem  Gramm 
Protargol  0,1 — 0,3  Alypin.  nitricnm  zu.  Man  behandle  im 
Anfang  täglich,  später  jeden  zweiten  Tag.  Die  Behandlung 
ist  abgeschlossen,  wenn  der  Urin  klar  und  frei  von  gono- 
kokkenhaltigen  Fäden  ist  und  bei  Besichtigung  der  Urethra 
mit  dem  von  Fell n er  modifizierten  Siegeischen  Trichter 
die  Schleimhaut  vollkommen  blaß  und  frei  von  entzündeten 
Stellen  ist  und  nach  Alkohol  und  Koitus  keine  Verschlech- 
terung eintritt.  Bleiben  Reizungszustände  zurück,  so  ge- 
nügen mitunter  Spülungen  mit  Borsäure  oder  Einspritzungen 
mit  der  ülzm an n sehen  Lösung,  um  diese  zum  Schwinden 
zu  bringen.  In  chronischen  Fällen  ist  die  gleiche  Behand- 
lung angezeigt,  doch  kann  man  da  leicht  mit  stärkeren 
Lösungen  beginnen.  Mitunter  müssen  besonders  entzünd- 
liche Stellen  mit  dem  Gystoskop  oder  dem  Trichter  aufge- 
sucht und  mit  Lapislösung  geätzt  werden.  In  sehr  hart- 
näckigen Fällen  empfehlen  manche  Autoren  die  Auskratzung. 
Von  inneren  Mitteln  leistet  das  billige  Natrium  salicylicum 
(4mal  täglich  1 — 1^1  %g  in  einem  Glas  Wasser  gelöst  und 
nach  den  Mahlzeiten  getrunken)  recht  Gutes. 

2.  Paraurethrale  Abszesse.  Man  drücke  sie  aus,  son- 
diere die  Gänge,  spritze  sie  mit  Borsäure  durch  und  wische 
sie  mit  Jodtinktur  aus  oder  spritze  10%ige  Lapislösung 
ein.  Führt  dies  nicht  zum  Ziele,  oder  sind  die  Abszesse 
größer,  so  spalte  man  die  Gänge,  kratze  den  Grund  mit 
dem  scharfen  Löffel  aus  und  verätze  mit  dem  Lapisstift 
oder  dem  Glüheisen.    Noch  größere  Abszesse  schäle  man  aus. 

3.  Bartholinitis.  Man  kann  es  mit  dem  Aufsetzen  einer 
Saugglocke  nach  Ausführung  einer  kleinen  Inzision  versuchen. 
Besser  ist  es,  den  Abszeß  durch  kreuzweise  Inzision  unter 
Adralginanästhesie  zu  spalten,  den  Eiter  auszudrücken,  mit 
Wasserstoffsuperoxyd  (2<>/oig)  auszuspülen  und  ein  Streifchen 
einzulegen,  das  man  in  den  nächsten  Tagen  nach  abermaliger 
Durchspülung  wechselt.  Ein  feuchter  Verband  mit  essig- 
saurer Tonerde  ist  zu  empfehlen. 

4.  Vulvovaginitis  kleiner  Mädchen.  Ausspülung  der 
Scheide  mit  einer  schwachen  Sublimat-  oder  Protargollösung 


GONORRHÖE  BEIM  WEIBE.  —  HÄMATEMESIS.  127 

and  Einlegen  der  oben  erwähnten  ürethralstäbchen  in  die 
Vagina.  Bei  älteren  Mädchen  ist  unbedingt  Zervix  und 
Urethra  mitznbehandeln. 

5.  Bezüglich  der  Vulvovaginitis  Erwachsener  und 
der  Endometritis  siehe  Endometritis  und  Fluor. 

8.  Bezüglich  der  Salpingo-Oophoritis  siehe  Krankheiten 
der  Eierstöcke. 

7.  Rektalgonorrhöe.  Spülungen  mit  einer  schwachen 
Protargollösung  und  Einlegen  von  Suppositorien  mit  0,1  Ar- 
gentum  nitricum. 

8.  Abortivbehandlung.  Große  Vorsicht!!!  Spülungen 
der  Harnröhre  und  der  Vagina  mit  5 — 10<*/oigem  Protargol 
und  Einlegen  einer  20^/oigen  Formangaze  in  die  Vagina  und 
den  untersten  Teil  der  Zervix.  Bei  stärkerer  Schmerzhaftig- 
keit  nicht  durchführbar. 

9.  Im  Wochenbett  besteht  die  Behandlung  in  längerer 
Bettruhe,  bis  alle  Schmerzhaftigkeit  geschwunden  ist.  Ätzungen 
und  Spülungen  des  Uterus  sind  zu  unterlassen,  doch  hat 
die  Bierhefebehandlung  recht  guten  Erfolg.  Die  Behandlung 
gonorrhoischer  Adnexe  im  Wochenbett  ist  dieselbe  wie  außer- 
halb desselben.  0.  0.  Fell n er. 

H. 

HämatemeMB.  Prophylaxe:  Bei  bestehender  Super- 
azidität  Vermeidung  von  sauren,  gewürzten,  heißen  Speisen 
und  Getränken,  bei  konstatiertem  Ulkus  Achtung  vor  Stoß 
und  Druck  (Mieder!)  der  Magengegend. 

Therapie:  Absolute  Bettruhe,  Immobilisierung  des 
Körpers  auch  beim  Urin-  und  Stuhllassen.  In  den  ersten 
48  Stunden  Verbot  jeder  Nahrungsaufnahme,  selbst  Eisstücke 
zu  untersagen.  Auf  den  Magen  kann  man  einen  Eisbeutel 
auflegen,  jedoch  niemals  heiße  Umschläge! 

Gegen  die  Blutung  gibt  man  innerlich: 
ßp.  DeeoetGelatin.alb.purias,  oder  Rp.  Solut.  adrenalin.   Clin 

15,0-20,0  ad  200,0  (1 :  1000)  5,0. 

Elaeosacchar.  citri  50,0.  DS.  3mal  täglich  10  Tropfen. 

MDS.  Vor  dem   Gebrauch  zu 
erwärmen.   Alle  1—2  Stunden 
1  Eßlöffel  voll. 


128  HlMATEMESIS.  —  HlMOPTOS. 

Zu  sabkutanen  Injektionen  yerwendet  man: 

Rp.  Extr.  secal.  eornut.  dialya,    oder  Rp.  Ergotin.    dialys.      Bombe- 
Ift  Ion  0,5 

Aq.  destülat,  8,0  in    tut.   sUriliaat.     {Ber- 

Äcid.  carbol.  0,08.  natzik). 

MDS.  1 -- 2  Pravazsche  Spritzen  DS.  Den  Inhält  einer  Tube  zu 

subkutan  zu  injizieren,  injizieren. 

Rp.  Gelatin.  sterilisat,  Merck  10^ /q. 
DS.  Ein  Origindlröhrchen  ä  40  cm*  nach 
sorgfältiger  Desinfektion  der  Injektions- 
stelle  und  Erwärmen  der  Gelatine  auf 
38^  C  zu  injizieren. 

Bei  starken  Schmerzen: 
Rp.  Morph,  muriat.  0,1  oder   Rp.  Codein.  phosphor.  0,3 

Atropin*  8ulfur.  0,01  4q,  destülat.  10,0. 

Aq,  desttllat.  10,0.  DS,  1  Frav<*Mche   Spritze    zu 

DS.  1  Pravazsche  Spritze   zu  injizieren. 

injizieren. 
oder : 

Rp.  Codein  muriat.  0,03 
Extr.  beUadonnae  0,01 
Butyr.  Cacao  2,0. 
Mf.  supposit.  anal.  tcU.  dos.  Nr.  X, 
DS.  Täglich  2—3  Zäpfchen* 

W.  Zweig. 

Hämoptoe.  Bei  einer  Blutung  in  den  Atmuugsorganen 
kommen  im  allgemeinen  folgende  Maßnahmen  in  Betracht : 
Strenge  Bottruhe,  Vermeidung  psychischer  Aufregung  oder 
körperlicher  An^trenguQg ,  eindringliche  psychische  Be- 
ruhigung des  Kranken,  Verbot  des  Sprechens,  Unterlassung 
jeder  genaueren  ärztlichen  Untersuchung.  Ist  kein  Arznei- 
mittel  bei  der  Hand,  so  läßt  man  den  Kranken  1 — 2  Kaffee- 
löffel Kochsalz  oder  Dispillen  schlucken.  Die  Wirkung  des 
Eisbeateis  ist  sehr  problematisch,  .am  zweckmäßigsten  legt 
man  ihn  ^ur  Beruhigung  der  häufig  sehr  erregten  Herztätig- 
keit  für  Stunden  auf  die  Herzgegend.  Pas  größte  Augen- 
merk richtet  man  auf  die  Bekämpfuug  des  Hustenreizea; 
bei  geringfügigen  Blutungen  wird  zu  diesem  Behufe  Co  de  in 
(0,06 — 0,12  pro  die),    bei   stärkeren    Blutungen    Morphin. 


HÄMOPTOE.  129 

mariat.  (per  os  oder  subkutan  0,01 — 0,04  pro  die)  ge- 
reicht. Als  Hämostatikum  versucht  man  Gelatine  (sub- 
kutane Injektion  von  je  200  cfw^  einer  sorgfältigst  sterili- 
sierten Lösung  von  Gelatin.  alb.  10,0 ,  Natr.  chlorat.  3,5, 
Aq.  destillat.  500,0).  Vollkommen  nutzlos  sind  verschiedene 
andere  Hämostyptika,  wie:  Liquor  ferri  sesquichlor.,  Plumbum 
aceticum,  Extr.  Hamamel.  virginic,  Extr.  Hydrastid.  Canadens. 
und  Adrenalin  (intern  verabreicht).  Der  Gebrauch  von  Er- 
gotin  ist  kontraindiziert,  da  dieses  Mittel  den  Blut- 
druck im  Lungenkreislauf  steigert.  Als  Nahrung  dienen  in  Eis 
gekühlte  süße  oder  saure  Milch,  Milchspeisen,  Suppen,  Eier. 
Alkoholika  und  Exzitantia  sind  verboten.  Man  sorgt  für 
leichten  Stuhlgang  (1  Kaffeelöffel  Pulv.  Liquiritiae  composit. 
oder  2  Eßlöffel  Aq.  laxat.  Viennensis). 

Bei  sehr  reichlichen  oder  sich  wiederholenden  Blutungen 
ist  mitunter  das  Abbinden  der  Extremitäten  von  gün- 
stigem Erfolg.  Die  Oberarme  und  Oberschenkel  werden  in 
ihrer  Mitte  mit  Tüchern  oder  Flanellbinden  behufs  Kom- 
pression der  Venen  umschnürt,  so  daß  die  peripheren  Ar- 
terienpulse noch  zu  fühlen  sind.  Nach  V2  "*"  Vi  Stunden  werden 
die  Binden  entfernt.  Dieses  Verfahren  vermindert  den  venösen 
Zufluß  zum  Herzen  und  bewirkt  eine  Herabsetzung  des  Blut- 
druckes im  Aortensystem.  Ist  die  Blutung  eine  sehr  reich- 
liche, 60  erscheint  es  auch  angezeigt,  den  Kranken  eine  mehr 
sitzende  Stellung  einnehmen  zu  lassen,  wodurch  die  Atmung 
und  Herausbeförderung  des  Auswurfes  erleichtert  wird.  Bei 
allgemeinem  Gollaps  versucht  man  in  höchst  vorsichtiger 
Weise  Exzitantien  (Wein,  Kampfer)  und  Kochsalzinfusionen. 

Bei  Herzkranken  mit  hämorrhagischem  Infarkt 
empfiehlt  sich  der  vorsichtige  Gebrauch  von  Digitalis  (täg- 
lich etwa  0,2 — 0,3  Pulv.  folior.  Digitalis)  nur  im  Falle  aus- 
gesprochener Herzschwäche  mit  frequentem,  unregelmäßigem 
und  kleinem  Puls.  Bei  genügend  kräftiger  Herztätigkeit  ist 
dagegen  die  Darreichung  der  Digitalis  wegen  Gefahr  von 
Loslösung  lockerer  Thrombenmassen  und  neuerlicher  Infar- 
zierung der  Lunge  nicht  angezeigt. 

Die  hysterische  H.  wird  mit  psychischer  Behandlung 
(Ablenkung  der  Aufmerksamkeit  des  Kranken,  kräftige 
Wachsuggestion)  und  beruhigenden  Mitteln  (Brom,  Baldrian, 
Kodein)  bekämpft.  F.  Pineles. 

F  e  11  n  er,  Therapie  der  Wiener  Spezialärzte.  9 


130    HÄMORRHOIDALKNOTEN.  —   HÄMORRHOIDEN. 

Hämorrhoidalknoten.  Prophylaxe:  VermeidaB^ 
jeder  anhaltenden  Zirkulationsstörang  im  Abdomen  y  also 
regelmäßige  Bewegang^  strenge  Regelung  des  Stahlganges ; 
bei  Frauen  außerdem  Qebrauch  vernünftiger  Mieder,  wäh- 
rend der  Gravidität  von  guten  Bauchbinden.  Bei  gleichzei- 
tigen Abdominalerkrankuiigen  mit  Ereislaufshemmungen  be- 
sondere Sorgfalt  für  die  Stuhlentleerung,  Da  in  40%  der 
Fälle  Heredität,  Belehrung  der  Eltern! 

Therapie:  Leere,  nur  während  der  Defäkation  sich 
füllende  Knoten  können  ohne  spezielle  Behandlung  bleiben, 
wenn  für  täglichen  breiigen  bis  weichen  Stuhl  (ohne  Drän< 
gen  beim  Absetzen!)  gesorgt  wird,  wofür  lieber  Laxantien  als 
Klysmen  oder  Irrigationen  zu  empfehlen.  Permanent  ge- 
füllte, sonst  indolente  Knoten  wegen  der  allmählichen  Deh- 
nung und  Usur  der  Decken  der  Hadikaloperation  unterziehen. 

Schmerzhaft  geschwellte  Knoten,  welche  stets  einen 
Thrombus  enthalten,  sind  in  Lokalanästhesie  zu  spalten 
und  zu  entleeren.  Alle  anderen  Formen  (stark  prolabierte, 
ulzerierte,  mit  Fissuren,  sowie  alle  blutenden)  sofort  zur 
Radikaloperation  bringen!  Diese  besteht  in  der  gründlichen 
Zerstörung  der  ganzen  Knoten  mit  dem  Thermokauter  nebst 
perkutaner  Thrombosierung  der  sichtbaren  größeren  Venen 
um  die  Analöffnung  mit  dem  Spitzbrenner  in  Narkose.  Die 
Exstirpation  eignet  sich  nur  für  seltene  ausgewählte  Fälle; 
die  Injektionen  mit  Alkohol,  Karbolsäure  etc.  sind  unsicher. 

J.  Sternberg. 

Hämorrhoiden.  Ein  großer  Teil  der  Beschwerden 
der  mit  H.  Behafteten  ist  auf  das  chronische  Ekzem  der 
Analhaut  zurückzuführen.  Das  hierdurch  provozierte  Jucken 
läßt  sich  am  besten  durch  Salbenbehandlung  beseitigen. 

Rp.  Calomelanos  0,20  oder  Rp.  Unguent.  Zymoidini  lO^j^ 
Extract.  Opii,  10,0 

„        Bellad.    aa,   0j02  Lanolini, 

Unguent.  simpl.  20,00.  Viiselini  aa.  10,0. 

Daneben  ist  sorgfältige  Reinigung  des  Afters  nach  jedem 
Stuhl,  am  besten  mit  Sitzbad  oder  feuchtem  weichen  Leinen- 
lappen nötig. 

Bei  Einklemmung  äußerer  oder  vorgefallener  innerer 
Knoten  darf  die  Entleerung    des  Knotens  durch  Druck  nur 


HÄMORRHOIDEN.  —  HALLUZINOSE  D.  TRINKER.       131 

dann  versucht  werden,  wenn  sicher  noch  keine  Thrombose 
eingetreten  ist.  Der  heftige  Schmerz  erfordert  oft  Narkotika ; 
lokal  wird  Applikation  von  Kälte  (Psych rophor),  manch* 
mal  auch  von  Hitze  oder  die  Wirknng  von  Stuhlzäpfchen 
mit  Opium  oder  Belladonna  angenehm  empfunden.  Auch 
leichte  Beckenhochlagerung  ist  anzuraten. 

Der  Vorfall  von  Knoten  ist  keine  unbedingt«  Indi- 
kation zur  Operation.  Man  schreite  zu  dieser  erst,  wenn  die 
Regelung  des  Stuhles  (am  besten  durch  Klysmen  oder 
Massage  des  Kolon)  und  die  systematische  Kompression 
der  Knoten  durch  Hantelpessare  erfolglos  geblieben  sind 
oder  wenn  Neigung  zu  Fissurbildung  zwischen  den  Knoten 
besteht  (vgl  Fissura  ani). 

Die  Blutung  soll  auch  bei  geringer  Intensität  nicht  un- 
beachtet bleiben ,  wenn  sie  sich  regelmässig  durch  längere 
Zeit  zeigt;  oft  steht  sie  dauernd,  wenn  der  die.H.  beglei- 
tende Mastdarmkatarrh  und  der  durch  sie  bedingte 
Tenesmus  durch  adstringierende  Darmsptilungen  (Tannin , 
Alaun  1 — 3®/o)  oder  durch  Ichthyolinstillation  (am  besten 
Ichth.  purum  1,0 — 2,0  jeden  2.  Tag)  und  durch  Beseitigung 
der  Koprostase  abklingt. 

Heftigere  Blutungen  erfordern  unbedingt  chirurgische 
Intervention,  Tamponade  der  Ampulle  unter  Leitung  eines 
Spekulum,  ümstechung  oder  Paquelinisierung  der  bluten- 
den Stelle. 

Erst  bei  Fehlschlagen  der  konservativen  Behandlung 
ist  zur  Ausrottung  der  Knoten  (Kauterisation,  Abbindnng, 
Exstirpation)  zu  schreiten.  Friedländer. 

Halluz  valgUB,  Ballen.  Tragen  gut  passender 
Schuhe  (s.  Plattfuß).  Anbandagieren  der  Zehe  mittelst  Heft- 
pflasterstreifen  auf  ein  etwa  1 — l^l^em  breites,  mit  Filz 
übernähtes  Stahlschi enchen,  das  plantarwärts  längs  des  ganzen 
inneren  Fußrandes  verläuft.  In  hochgradigen  Fällen  Keil- 
resektion aus  Metatarsnsköpfchen ,  eventuell  Resektion 
des  Gelenkes.  Haudek. 

HaUusinoge  der  Trinker  (akuter  Alkohol- 
Wldinsillll).  Im  Gegensatze  zum  Säuferwahnsinn,  bei  wel- 
chem nach  unseren  Erfahrungen    das  Opium  kontraindiziert 

9* 


132        HALLUZINOSE  DER  TRINKER.  —  HEMIKRANIE. 

erscheint,  erheischt  hier  der  heftige  Angstaflfekt  zuweilen 
die  Anwendung  des  Opiums  wie  bei  der  Angstmelancholie - 
Im  übrigen  natürlich  absolute  Alkoholabstinenz.  Die  Kranken 
sind  fast  ausnahmslos  einer  Internierung  in  einer  geschlosse- 
nen Anstalt  bedürftig.  Pilcz. 

Hemikranie.  In  den  Fällen,  wo  wir  die  Ursache 
des  Leidens,  sei  es  in  Krankheiten  der  Nase  oder  ihrer 
Nebenhöhlen,  nachzuweisen  in  der  Lage  sind,  muß  selbst- 
verständlich in  erster  Reihe  der  Indicatio  causalis  entsprochen 
werden.  In  jenen  Fällen,  wo  die  Ursache  der  Hemikranie 
nicht  festzustellen  ist,  kokainisiere  man  mit  einer  10-  bis 
^O^o^g^n  Lösung  die  mittlere  Muschel  der  kranken  Seite 
und  ätze  sie  sodann  ganz  energisch  galvanokaustisch.  Der- 
selbe Eingriff  soll  auf  der  gesunden  Seite  nur  dann  vorge- 
nommen werden,  wenn  die  mittlere  Muschel  hier  mehr  ge- 
schwellt  vorgefunden  wird  als  auf  der  kranken  Seite. 

M.  Großmann. 

Hemikranie.  Für  die  Therapie  ist  die  genuine  oder 
hereditäre  Migräne  zu  scheiden  von  der  syphilogenen  Mi- 
gräne, die  8 — 15  Jahre  nach  syphilitischer  Infektion  ein 
Prodrom  der  Tabes  und  progressiven  Paralyse  ist,  aber 
häufig  auch  isoliert  auftritt.  Die  genuine  Migräne  zeigt 
fast  immer  gleichartige  Vererbung,  indem  in  der  Familie 
immer  mehrer.e  Migränekranke  vorkommen ;  die  Zeit  der  Ent- 
wicklung der  Erkrankung  ist  die  Pubertät,  im  Klimax 
schwindet  die  H. ,  zumindest  macht  sie  im  höheren  Alter 
geringere  Beschwerden. 

Therapie  der  genuinen  Migräne:  Alkoholabsti - 
nenz.  Regelung  des  Stuhlganges  der  meist  obstipierten  Kran- 
ken. Sind  die  Kranken  anämisch,  Arsenbehandlung,  Atoxyl- 
injektionen  durch  6 — 8  Wochen. 

Therapie  des  Anfalls: 

Rp.  Pastae  Guaranae  0,5         oder  Rp.  Pyramidoni  0,5 
Theini  puri  0,2  Theini  puri  0,2 

Cocaini  hydrochlorici  0,015.  Cocaini  hydrochloriet  0,015. 

Mfp.  Tal.  dos.  dent.   VI.  M/p.  Tal.  dos.  dent.  VI. 

S.  Anfallsweise  1  Pulver.  S.  Anfallsweise  1  Pulver. 


HEMIKEANIE.  —  HORDEOLUM.  133 

Rp.  Migraenini  1,0.  oder    Rp.  Natrii  bromati  20,0 

Tal.  dos.   VI.  Sol.  ars.  Fowleri  3,0 

S.  An/alhweise  1  Pulver.  Aq.  destülat.  300,0. 

MDS.  4  Tage  vor,  während  und 
4  Tage  nach  dem  Unwohlsein 
(wenn  die  Menses  mit  dem  Mi- 
gräneanfall zusammenfallen) 
frühy  mittags  und  abends  je  ein 
Eßlöffel  in  ein  Glas  Zucker wasser. 

Bei  hartnäckiger  schwerer  Krankheit  Wechsel  des  Auf- 
enthalts, Höhenklima;  Wechsel  der  Ernährung:  Milchkur, 
vegetarische  Ernährung;  Sonnenbäder,  Luftbäder. 

Bei  syphilogener  Migräne  prophylaktische  Maß- 
nahmen :  Einschränkung  geistiger  Arbeit ,  Vermeidung  zu 
kalter  und  zu  warmer  Bäder,  gute  Ernährung  bei  Vermei- 
dung der  Alkoholika,  endlich  antisyphilitische  Behandlung 
mit  Quecksilber.  Nach  der  Quecksilberbehandlung  Jodtherapife. 

Rp.  Natrii  jodati  20,0 
Aq.  destillat.  300,0. 
S.  Früh,  mittags  und  abends  je  1  Eßlöffel 
in  ein  Glas  lauer  Milch. 

Überdies  können  die  bei  der  genuinen  Migräne  empfoh- 
len en  Zephalalgika  verwendet  werden.  Hirsch  1. 

Heufiebor.  Prophylaxe:  Aufenthalt  an  grasfreien 
Orten  im  Frühjahr. 

Therapie :  Seereisen ,  Seebadaufenthalt ,  Kaltwasser- 
kuren. Lokale  Behandlung  der  Nase.  Die  Anwendung  von 
Pollantin  hat  manchmal  Erfolg.  v.  Czyhlarz. 

Hordeolum.  Im  Anfange  dreistündlich  zu  wechselnde 
Dunstumschläge  mit  Wasser  oder  Liquor  Burowi  1 :  10,  um 
die  harte  Infiltration  in  Eiterung  überzuführen.  Wird  diese 
unter  der  Haut  oder  Bindehaut  als  gelblicher  Punkt  sicht- 
bar: Eröffnung  des  kleinen  Abszesses  durch  einen  senkrecht 
auf  den  Lidrand  verlaufenden  kleinen  Einschnitt.  Behand- 
lung eventuell  vorhandener  Blepharitis,  Anämie  oder 
Chlorose,  bei  welchen  Zuständen  Wiederholung  häufig  ist. 

R.  Hitschmann. 


134        HORNHAUTNAßBEN.  —  HYDROKELE. 

Hoirnhautnarben.  l.  Bei  jungen,  noch  aufheHnn^- 
fähigen  Narben  Massage  mit  Hydrarg.  praecip.  alb.  (Schweis- 
singer)  0,1 — 0,2  oder  Hydrarg.  pp.  ilav.  (Schweissinger)  0,1 
oder  Dionin  0,2 — 0,5  auf  10,0  Vaselin  flav.  mit  einem  stumpfen 
Giasstäbchen  in  den  Bindehautsack  streichen  und  mit  dem 
Finger  durchs  Lid  durch  sanft  verreiben  (Hg-Salben  ver- 
meiden, wenn  Jod  innerlich  genommen  wird).  Vaporisation 
mit  Rochsalzlösungen  lO^^/o,  Sublimatlösungen  1 :  5000  bis 
1 :  2000. 

2.  Bei  dichten,  alten,  nicht  ektatischen,  nicht  fistelnden 
Narben:  Tätowierung,  eventuell  in  Verbindung  mit  „optischer" 
Iridektomie.  Zarte,  nicht  entstellende  Narben  sollen  auch 
tätowiert  werden,  wenn  hiervon  Besserung  des  Sehvermögens 
2tt  erwarten  ist.  (Um  dies  zu  ermitteln,  anästhesiere  man 
vorerst  die  Hornhaut,  forme  aus  schwarzem  Florpapier  ein 
Fleckchen  von  der  Größe  der  Horuhautnarbe;  dann  bedecke 
man  diese  mit  dem  Papierstückchen  und  prüfe  jetzt  das 
Sehvermögen;  mit  einem  stumpfen  Stäbchen  kann  man  das 
Papiersttickchen  abwechselnd  auf  die  Narbe  bringen  oder 
zur  Seite  schieben  und  so  den  optischen  Effekt  der  Täto- 
wierung im  voraus  abschätzen.) 

3.  Bei  fistelnden,  ektatischen,  mit  der  Iris  verwachsenen 
Narben:  Trepanation  der  erkrankten  Kornea  mit  nachfolgen- 
der Exzision  der  adbärenten  Iris  und  Deckung  des  Substanz - 
Verlustes  mit  Kaninchenkornea  oder  mit  Bindehaut  (das  ver- 
wendbarste Material  zu  Transplantationen  —  Menschen - 
kornea  —  wird  nur  an  größeren  Augenstationen  gelegentlich 
durch  Enukleation  geeigneter  Augäpfel  verfagbar). 

Sachs. 

Hydrokele.  Die  Hydrokele  kleiner  Kinder  erfordert 
an  und  für  sich  keine  Therapie,  da  sie  gewöhnlich  spontan 
verschwindet;  nur  große  Hydrokelen  haben  insoferne  eine 
Bedeutung,  als  sie  fast  immer  mit  einer  Hernie  kombiniert 
sind,  wenn  sich  auch  diese  klinisch  nicht  immer  nachweisen 
läßt.  Die  operative  Therapie  dieser  Hydrokelen  deckt  sich 
mit  der  der  Hernien. 

Die  Hydrokele  des  Erwachsenen  ist  durch  Punktion  nur 
vorübergehend  zu  beseitigen;  der  Sack  füllt  sich  nach  der  Punk- 
tion in  immer  kürzeren  Intervallen.  Daher  ist  bei  gesunden 
Menschen,  die  dem  sonst  nötigen  Tragen  eines  Suspensoriums 


HYDROKELE.  —  HYPERHIDROSIS  LOCALIS.  135 

entgehen  wollen,  eine  radikalere  Therapie  am  Platze,  und 
zwar  besonders  die  Exstirpation  der  Hydrokele.  Die  anderen 
Methoden  (Injektion  von  Jodtinktur,  Spaltung  und  Tam- 
ponade des  Sackes)  sind  nicht  gleich  verläßlich. 

Friedländer. 

Hyperhidrosis  localis  (Achselhöhle,  Flachhand, 
Fußsohle).   Abreibungen  mit: 

Rp.  Formalin  5,0 

Spir.  vini  dilut.  IQOft. 
DS.  Einreibung.  Gift. 

oder  mit  Alaun-  oder  Sodalösung,  mit  Decoct.  cort.  quercus 
(50,0  auf  1  Liter),  Tannin-Alkohol  (Acid.  tannici  1,0,  Spir, 
vini  dilut.  150,0).  Nach  dem  Verdunsten  der  Flüssigkeit 
häufiges  Einstauben  mit  Vasenol-Sanitäts-Puder  (3®/o  Formalin 
enthaltend).  Andere  bisweilen  nützende  Streupulver  sind: 
Acid.  salicyl.  5,0,  Tale,  venet.  ad  100,0,  Tannoform,  Der- 
matol.  Puder  muß  besonders  zwischen  die  Zehen  und  in 
Hautfalten  eingestreut  werden  Beim  Fußschweiß  sind  die 
Füße  2mal  täglich  kalt  abzureiben.  2mal  täglich  Strümpfe 
wechseln.  In  die  Strümpfe  Puder  streuen.  Bei  Pinselungen  mit 
5%iger  wässeriger  Chromsäurelösung  und  Formalin  müssen 
zuerst  alle  Rhagaden  und  offenen  Stellen  geheilt  werden. 
Bei  höherem  Grad  Behandlung  nach  Hebra:  Sorgfältiger, 
täglich  gewechselter  Salben  verband  mit  üng.  Diachyl. 
1 — 2  Wochen  lang,  bis  die  Oberhaut  sich,  abstoßt.  Bei  jeder 
Behandlung  des  Schweißfußes  muß  neue  Beschuhung  genommen 
werden.  Schuhe  oft  wechseln  und  mit  Streupulver  einstreuen. 
Bei  Achselhöhlenschweiß  sind  die  Schweißblätter  wegzulassen 
und  mit  Puder  bestaubte  Watteeinlagen  häufig  zu  wechseln. 
Bei  Hand-  und  Fußschweiß  Massage  und  Bäder  zur  Hebung 
der  Zirkulation. 

H.  universalis.  Kausale  Therapie  bei  Tuberkulose, 
Anämie,  Chlorose,  Adipositas. 

Intern :  Agaricin  0,005  pro  dosi  2 — 3mal  täglich  oder 
Atropin  0,001  pro  dosi  2mal  täglich.  Lokal  sind  hydro- 
therapeutische Maßnahmen,  Abreibungen  mit  alkoholischen 
Flüssigkeiten,  Fssigwasser  zu  versuchen.  Häufiger  Wechsel 
schweißsaugender  Leibwäsche  (Wolle).  Fasal. 


136       HYPERTRICHOSIS.  —  HYSTERISCHE  PSYCHOSEN. 

Hypertrichosis.  Am  empfehlenswertesten  ist  Epi- 
lation mittelst  Elektrolyse  (siehe  Mechanotherapie).  Nachteile 
der  Methode  sind  die  mühsame  und  langwierige,  bei  Arzt 
und  Patient  viel  Geduld  erfordernde  Behandlung.  Zirka 
i/g  — 1/2  <^er  epilierten  Haare  wachsen  nach.  Epilation  mittelst 
Röntgenstrahlen  ist  derzeit  wegen  der  häufig  nach  langer 
Zeit  auftretenden  Röntgensc^häden  nicht  zu  empfehlen.  Die 
chemischen  Depilatorien  wirken  nur  vorübergehend  und  ver- 
ursachen oft  Reizung.  Solche  Depilatorien  sind  das  Rusma 
Turcorum  (Auripigment,  Amyl.  aa.  2,0,  Calcar.  viv.  15,0), 
das  mit  warmem  Wasser  zu  einem  Brei  verrührt  wird.  Die 
Boettgersche  Paste  (Schwefel-Kalzium- Paste)  hat  den  Vorteil, 
daß  sie  gebrauchsfertig  aus  der  Apotheke  bezogen  werden 
kann.  Die  Paste  wird  mittelst  Spatels  auf  die  betreffende  Stelle 
aufgestrichen,  bleibt  zirka  10  Minuten  liegen  und  wird  dann 
mit  einem  Spatel  oder  einer  Karte  abgeschabt;  darauf  wird 
die  Stelle  gewaschen  und  mit  einer  indifferenten  Salbe  (der 
Reizwirkung  wegen)  eingerieben.  Fasal. 

Hysterie.  Prophylaxe:  Heirats  verbot  für  Hyste- 
rische. Bekämpfung  der  Krankheitsdisposition  von  frühester 
Kindheit  an  durch  erzieherische  Maßnahmen,  hysterischer 
Erscheinungen  im  Kindesalter  durch  Umgebungswechsel  und 
entschiedenes  Auftreten.  Psychotherapie,  aber  weder  Hypnose 
noch  das  sogenannte  kathartische  Verfahren.  Der  Indivi- 
dualität angepaßter  Kurplan.  Man  kann  entweder  dem  Glauben 
der  Hysterischen  entgegenkommen  und  sie  gesund  werden 
lassen  auf  die  von  ihnen  gewünschte  Weise  oder  man  schafft 
die  Krankheit  weg,  indem  man  sie  nicht  anerkennt.  Anfälle 
irgendwelcher  Art  ebenso  zu  behandeln  durch  starke  schmerz- 
hafte Hautreize  (kaltes  Wasser,  farad.  Strom)  oder  durch 
Nichtbeachtung.  Ärztliche  Autorität  muß  erworbeu  und  fest- 
gehalten werden;  es  heilt  nicht  die  Arznei,  sondern  der 
Arzt.  Nur  bei  greifbaren  körperlichen  Störungen,  Chlo 
rose  u.  dgl.  Arzneibehandlung  nach  den  Regeln  der  Klinik. 
Für  Bemittelte  Sanatorium  oft  nicht  zu  umgehen.  Geistes- 
störungen bei  Proletariern  erfordern  Irrenanstalt. 

Raimann. 

Hysterische  Psychosen.  SpeziBka  gegen  die  hy- 
sterischen Geistesstörungen    gibt  es  nicht  oder,    wenn   man 


HYSTERISCHE  PSYCHOSEN.  —  ICTERUS.  137 

will,  unzählige.  Die  Behandlung  muß  sich  gegen  das  Grund- 
leiden richten,  wobei  die  Psychotherapie  in  allererster 
Linie,  eigentlich  ausschließlich  in  Betracht  kommt.  Gegen 
hysterische  Dämmerzustände  bewährt  sich  oft  der  fara- 
dische Pinsel  von  augenblicklichem,  wenn  auch  meist 
wenig  nachhaltigem  Erfolge.  Zu  warnen  ist  vor  einer  ge- 
wissen gynäkologischen  Polypragmasie  und  vor  der  Anwen- 
dung von  Narkoticis  (speziell  Morphin  und  Kokain,  da  die 
Gefahr  der  Züchtung,  bzw.  des  Manifest werdens  einer  „Sucht" 
besteht).  Das  Wichtigste  ist,  wie  gesagt ,  eine  streng  indi- 
vidualisierende Psychotherapie,  wie  sie  sich  freilich  oft  nur 
in  eigenen  Anstalten ,  bei  Versetzung  der  Kranken  in  ein 
fremdes  Milieu  mit  Erfolg  durchfahren  läßt.  Pilcz. 

I. 

Ichthyosis.  Tägliche,  in  schwereren  Fällen  pro- 
trahierte Bäder.  Nach  dem  Bad  Applikation  von  irgend  einem 
indifferenten  Fett.  Spiegier. 

Icterus.  Die  Behandlung  desselben  ist  in  erster  Linie 
eine  diätetische.  Wir  lassen  den  Kranken  in  den  ersten 
Tagen  Milch,  Tee,  Milchspeisen  nehmen,  gehen  dann  zu 
Mehlspeisen,  Kompotten  und  leichtem  Gemüse  über.  Fleisch 
und  Alkohol  werden,  solange  der  Harn  noch  Gallenfarbstoflf 
enthält ,  zweckmäßig  vermieden ;  desgleichen  sind  Fette  zu 
vermeiden. 

Die  medikamentöse  Therapie  erstreckt  sich  auf  die  Dar- 
reichung von  Alkalien,  eventuell   auch  auf  die  Darreichung 
von   salizylsaurem  Natron.     Wir   geben    dasselbe   in  Verbin- 
dung mit  Natr.  hydrocarb.  in  folgender  Mischung: 
Bp.  Natr,  aälicyl.  5,0 

Natr.  hydrocarb.  25,0. 
MDS.  3 — imal  tägh  1  große  Messerspitze 
voll  nach  dem  Essen  in  Wasser  zu  nehmen. 
Auch  der  Gebrauch  des  Karlsbader  Wassers  leistet  bei 
.  I.  catarrhalis   gute   Dienste.     Wir    lassen    1 — 2 mal   täglich 
0,2 1  warm  nehmen,  das  erste  Glas  morgens  nüchtern,  etwa 
8/4  Stunde  vor  dem  Frühstück,  das  zweite  entweder  1  Stunde 


138  ICTERUS.  —  ILEUS. 

vor  dem  Mittagmahle  oder  aach  nachmittags.  Bei  unge- 
nügendem Stuhlgang  wird  dem  Karlsbader  Wasser  Karls- 
badersalz zugesetzt.  Die  Behandlung  der  StahlverstopfuDg; 
ist  eine  der  wichtigsten  Aufgaben  der  Therapie  bei  I.  catar- 
rhalis.  Wir  können  entweder  durch  Klysmen  oder  durch 
Abfahrmittel,  Rheum  oder  Magnesia  Stuhlentleerung  her- 
beiführen. Es  ist  zu  bemerken,  daß  dem  Klysma  von  ver- 
schiedener Seite  auch  eine  galletreibende  Wirkung  zugfe- 
schrieben  wurde.  Da  Ikterische  leicht  ermüden,  ist  Schonung 
und  Ruhe  angezeigt,  bei  schweren  Fällen  Bettruhe  geboten. 

Pick. 

Idiotie  und  Imbezillität.  Je  nach  der  so  außer- 
ordentlich verschiedenen  Ätiologie  kann  auch  die  Therapie 
keine  einheitliche  sein. 

Medikamentöse  Maßnahmen  kommen  nur  in  Betracht 
beim  Kretinismus  (Schilddrdsentherapie,  Vg  ^^s 
1  Tablette,  höchstens  vorübergehend  IY2 — 2  täglich,  höhere 
Dosen  wirken  schädlich!  Durch  viele  Monate,  eventuell 
dauernd  fortgeben.  Dazu  Unterricht,  Heilpädagogik)  und 
bei  gewissen  Formen  von  Hydrokephalie,  welche  auf 
hereditär  luetischer  Basis  zustande  kommen.  In  derartigen 
Fällen  sah  man  von  einer  speziftschen  Therapie,  speziell 
Jodkalimedikation,  zuweilen  sehr  befriedigende  Erfolge. 

In  allen  übrigen  Fällen  kann  die  Behaudlnng  nur  in 
einer  planmäßigen,  fachlich  detailliert  ausgebauten  Heil- 
pädagogik bestehen  (Schulen  und  Institute  für  Schwach- 
sinnige). Die  Versuche,  den  Schwachsinn  durch  chirurgische 
Eingriffe  (Schädeltrepanation  —  Kraniektomie)  heilen  zu 
wollen,  haben  glücklicherweise  nur  mehr  historisches  Inter- 
esse. Auf  bessere  Ergebnisse  kann  die  chirurgische  Be- 
handlung der  Hydrokephalie  zurückblicken,  ohne  daß 
freilich  dadurch  gleichzeitig  auch  die  psychischen  Defektzn- 
stände  beeinflußt  werden  könnten;  wiederholt  ausgeführte 
Lumbalpunktionen  und  Punktion  der  Ventrikel,  ver- 
bunden mit  intrakranieller  Drainage,  erzielten  in  recht 
schweren  Fällen  erhebliche  Besserungen.  Pilcz. 

Heus  (akuter  Darmverschluß).    Ätiologie  und  Pro-, 
phylaxe:    Strenge  Kontrolle  der  Darmfanktionen   bei  vor- 
handener Unregelmäßigkeit  aus  irgend  einer  Ursache:  Her- 


ILEUS.  —  IMPETIGO  CONTAGIOSA.         139 

nien,  stenosierende  Darmkrankheiteii  (Narben  nach  Ulzera- 
tionen  ,  Tamoren) ,  Gallenblasenerkrankangen ,  chronische 
Perityphlitis ,  Genitalaffektionen  (Pyosalpinx ,  Perimetritis, 
Ovaria!-  und  Uterustnmoren ,  Prostatitis) ,  peritoneale  Adhä- 
sionen mit  rezidivierenden  Inkarzerationen  (Invagination, 
Volvnlns)  n.  ä. 

Therapie:  Beim  echten,  akuten,  absoluten  Darm  Ver- 
schluß mit  Meteorismns,  Erbreehen  und  Collaps  ausschließ- 
lich operativ.  Der  KraRke  ist  sofort  derart  zu  versorgen, 
daß  jederzeit  der  Eingriff  vorgenommen  werden  kann.  Vor- 
her darf  mit  Versuchen  zur  Darmentleernng  als  (interne) 
Behandlung  keine  Zeit  verloren  werden.  Als  Linderungs- 
mittel gegen  die  quälendsten  Erscheinungen  sind  Magenaus- 
spülungen und  Irrigationen  (mit  8/4 — 1  Yj  l  Wasser  von  30"»  C, 
eventaell  mit  2%  Kochsalz  oder  3%  Glyzerin  oder  Seife 
bis  zur  schwachen  Trübung)  gegen  den  Brechreiz  und  Stuhl- 
draog,  subkutane  Kochsalzinfusionen  gegen  den  Durst,  heiße 
Bäder  (mit  vorsichtiger  Taxis  bei  inkarzerierten  Hernien) 
und  Äther-  oder  Ätbylchloridspray  aufs  Abdomen  gegen  die 
Schmerzen  sehr  am  Platze.  Jede  Nahrungszufuhr  per 
OS  einstellen,  dagegen  warme  Alkoholklysmen  (Spir.  rectif., 
Wasser  aa.  50,00,  Tinct.  opii  spl.  gtt.  5),  eventuell  einfachste 
Nährklysmen  (SOcm^  Milch,  20  cm»  Wein,  1  Ei,  5  Tropfen 
Opiamtinktur,  erwärmt  unter  Znsatz  von  1  Eßlöffel  Reis- 
mehl). —  Zur  Erleichterung  der  Operation  durch  Darmruhe 
und  kräftigenden  Schlaf  sogleich  nach  Sicherung  der  Dia- 
gnose Opium  (Suppositorien  von  Opium  purum  0,05^ — 0,10^) 
und  Atropin  (subkutane  Injektion  von  0,001  —0,002  g,  bei 
guter  Wirkung  —  Nachlassen  des  Meteorismus,  Besserung  der 
Herztätigkeit  —  Wiederholung  mit  größeren  Dosen,  0,003  g). 
Bei  peritonitischem  I.  und  postoperativem  „Pseudo- 
ileus"  sofort  Physostigminum  salicylicum  (subkutane  Injek- 
tion von  0,001^,  eveptuell  wiederholt)  versuchen. 

J.  Sternberg. 

Impetigo  contagiosa.  Bei  ausgebreiteter  Krusten- 
bildung Verband  mit  üng.  Diachyli  Hebra;  bei  geringer 
Krustenbildung  gentigt  Einfetten  mit  dieser  oder  irgend  einer 
anderen  Salbe,  außerdem  aber  die  Krankheitsherde  zweimal 
täglich  mit  Seife  und  lauem  Wasser  waschen  und  dann  die 
Salben  frisch  applizieren.  Spiegler. 


140  IMPOTENZ. 

Impotons  (I.  coenndi,  nieht  I.  generandi  oder  Steri- 
lität), also  die  Herabsetzung  der  Manneskraft  ond  der  Erek- 
tioDsfähigkeit,  des  Orgasmus  nnd  der  geschlechtlichen  Sinn- 
lichkeit (Libido)  ist  je  nach  der  Art  der  vorwaltcDden 
Symptome  resp.  Defekte  sehr  verschieden  zo  beorteilen. 
Achtang  auf  angeborene  Frigidität,  psychische  Impotenz  durch 
persönliche  Abneigung  oder  sexuelle  Reizlosigkeit;  krasse 
Disproportionalität  der  Genitalien,  Schlaffheit  nnd  Defekte 
der  weiblichen  Genitalien,  Prolapse,  Vaginismus,  Kraurosis. 
Alle  diese  Defekte  können  zeitweilig  gebessert,  den  Koitus 
befriedigender,  genuß-  und  erfolgreicher  machen,  oft  sind  sie 
unheilbar. 

Die  relative  (nervöse)  1.  jfingerer,  meist  neurasthe- 
nischer  oder  abnorm  veranlagter  Individuen  wird  am  besten 
durch  eine  ätiologische  nnd  zugleich  prophylaktische  The- 
rapie geheilt  oder  gebessert.  Wegräumung  depaszierender, 
koDSumierender  Momente,  wie  Masturbation,  geistige  Onanie, 
Aversion  vom  anderen  Geschlecht  durch  Suggestivbehand- 
luug,  Pädagogik.  Begleit-  oder  Folgezustände  der  Neui*- 
asthenie,  wie  Myasthenie,  Atonie,  Gewichtsreduktion,  Agryp- 
nie,  Phobien,  spinale,  zerebrale  Asthenien  und  Irritationen, 
Kephalalgien,  Viszeral-  oder  Gefäßschmerzen ,  Dyspepsien, 
Herzzustände  sind,  wenn  vorhanden,  stets  vorerst  zu  behan- 
deln. Sparsamer  Koitus,  nie  ohne  Libido  (s.  Kapitel  Neur- 
asthenia  sexualis). 

Bei  der  idiopathischen  I.  älterer,  geschlechtsreifer  Indi- 
viduen mit  gut  entwickelten  Genitalien  und  kräftigen  Hoden 
resp.  Menstruation  ohne  bekannte  oder  manifeste  Ursachen 
ist  ein  anregendes,  die  Geschlechtsdrüsen  nnd  Nervenzentra 
reizendes  Regime  zeitweilig  am  Platze  nnd  oft  von  Erfolg. 
Kräftigere  Kost  oder  auch  Nahrnngswechsel,  viel  Sport  und 
Bewegung  in  freier  Luft,  Mittelgebirge.  iNordseebäder,  Ga- 
stein, Moorbäder,  Eisenquellen,  Seereisen.  Lokal  auch  kalte 
Sitzbäder  des  Morgens,  Hydrotherapie  mit  erregenden  Pro- 
zeduren. Aktive  Hyperämisierung  der  Genitaldrflsen  und  des 
Penis  durch  Abschnürung  mit  elastischen  Bändern  durch 
10 — 15  Minuten  in  Absätzen.  Vibrationsmassage  der  Pro- 
stata ,  CO2  -  Duschen  oder  Faradisation  von  Perineum, 
Penis,  Prostata.  Psychische  Therapie  und  gesellschaftliche 
Anregung.    —   Wenig    empfehlenswert    sind    alle   Thermal- 


IMPOTENZ.  —  INSOMNIA.  141 

prozedureo,  aus  diesem  Grunde  auch  elektrische  Zweizellen- 
bäder oder  Faradisation  des  Caput  gallinaceum  (Infektions- 
möglichkeit  oder  Epididymitis)..  —  Bei  Priapismus  und  Ver- 
ringerung des  Orgasmus  Achtung  auf  Diabetes  als  Ursache. 
Bei  Nephritis  chronica  Vorsicht  im  Koitus  wegen  Nei- 
gung zur  Apoplexie  und  bei  Fettsucht  Behandlung  des 
Grundleidens. 

Bei  älteren  gesunden  Männern  ist  der  Gebrauch  von 
mechanischen  Apparaten,  Erektor,  Akkumulator  Gassens 
unschädlich,  behindert  mitunter  das  Wollustgefühl  bei  beiden 
Teilen.  —  Medikamentös  ist  Kantharidin  schädlich,  Tincturae 
Capsici  oder  Yohimbin  von  geringem  Werte.  Letzteres  in 
Pastillen  ä  0,2  B — 4  Stück  oder  in  subkutaner  Injektion 
0,2  pro  dosi  mitunter  auch  bei  Neurasthenikern  von  vor- 
übergehendem Erfolg. 

Von  Wert  sind  mitunter  die  verschiedenen  Lezithin-, 
Glyzerin-,  Phosphorsäurepräparate  in  Pillen  oder  subkutanen 
Injektionen  in  Ölemulsionen.  Auch  das  Muirazethin  (Extr. 
Muirae  Panamae),  ebenfalls  in  Pillen,  Kronen- Apotheke 
Waldheim  in  Wien.  Der  Nutzen  des  Sperminum  Pohl,  der 
Brown-S6quardschen  Hodensaftinjektionen  oder  anderer 
organotherapeutischer  Präparate  ist  noch  nicht  außer  Zweifel. 

Besondere  Formen  der  L  liegen  in  Psychopathien  oder 
Perversitäten  des  Geschlechtslebens,  so  in  Fetischismus, 
Sadismus,  Masochiemus,  Päderastie,  sind  meist  unheilbar 
oder  nur  durch  psychische  (Suggestiv-)  Behandlung  zu 
beeinflussen. 

Mechanische  I.  durch  Beseitigung  der  Hindernisse, 
Tumoren,  Hydrokele ,  Phimosis ,  Conglobatio  praeputii ,  Ek- 
zema glandis,  Deviatio  membri,  Induratio  plastica  corp. 
cavernosi  (Karlsbader  Kur),  wird  oft  durch  chirurgische 
oder  sonstige  Lokaltherapie  beseitigt.  Uli  mann. 

lüBOmilia.  Vermeidung  aller  Sinnesreize  (ruhiges, 
kühles,  dunkles  Zimmer  oder  gleichmäßiges  Geräusch,  z.  B. 
das  eines  Wasserfalles).  Mäßige  Füllung  des  Magens.  Ver- 
meidung abendlicher  geistiger  Anstrengung  (Lektüre);  zu- 
weilen wirkt  abendliche  Zerstreuung  (Theater)  eher  günstig. 
Gegen  nervöse  Schlaflosigkeit  wendet  man  physikalisch- 
therapeutische Prozeduren  an  (s.  physikalische  Therapie  der 


142  INSOMNIA.  —  INTEBTBIGO. 

Nervenkrankheiten).     Schlaflosigkeit    bei    akuten    eehmerz- 
haften  Krankheiten  bekämpft  mau  mit  Morphium. 

Von  den  eigentlichen  Hypnoticis  verwendet  man  in  den 
leichtesten  Fällen  Natrium  bromatum  (2 — 8^)  oder  Hedoual 
(2  g) ;  auch  können  Bromural-Tabletten  (l — 2  Stück)  Ter- 
sucht  werden. 

In  schweren  Fällen  bewährt  sich   am  besten  Paraldehyd 
(5  g  mit  Wasser  verdünnt),  Chloralhydrat  (3  g^  eventuell  im 
Klysma),  Veronal  (1—1,5  g),  Trional  (1,0),  Sulfonal  (1,5), 
Amylenhydrat  (4,0^  mit  Syrup). 
Rp.  Hedonal  6fi  oder   Bp.  CMoral.  Hydrat.  3,0 

Spirii.vini  dÜut.,  Mixt,  gummös., 

Syrup.  cinnamanii  cu».  30,0.  Syrup.  Aurant.  aa.  15/). 

Ol.  Carvi  aether.  gtt.  II.  DS.  Abends  1—2  Eßlöffel. 

DS.  Abends  1  Eßlöffel.  Schüller. 

Interkostalneoralg^.  Nach  Ausschluß  von  Knochen  - 
erkrankung  (Wirbel-  oder  Rippenerkrankung)  scheiden  wir 
behufs  kausaler  Therapie  die  nach  Lues  sieh  entwickelnde 
Interkostalneuralgie  (Prodrom  der  Tabes  in  manchen  Fällen) 
von  der  genuinen. 

Therapie:  Bekämpfung  der  Obstipation. 
Rp.  Cdlomelanos  0,3 

Pulv.  et  extr.  liqu.  q.  s. 
u.  fiant  pilulae  111. 
S.  Morgens  um  8,  9  u.  10  Uhr  Je  eine  Pille. 

Nachmittags,  wenn  kein  Stuhl  erfolgt,  hohe  Eingießung. 
Nachher  durch  mehrere  Tage  Pulv.  liqu.  composit. 

Antinenralgika :  Pyramidon  0,5;  Migraenin  1,0;  Anti- 
pyrin  0,7;  Phenacetin  0,5;  Aspirin  3mal  1,0  etc.  Galvani- 
sation: Anode  auf  die  Schmerzpunkte,  breite  Kathode  an 
indifferente  Stelle  (Stemum);  3  M.-A.;  5  Min.  Faradisation : 
Starke  Ströme  (Rollenabstand  60  mm),  Pinsel  auf  die  Schmerz- 
punkte, Striche  bis  zum  starken  Erröten  der  Haut. 

Bei  syphilogener  Erkrankung  Hg-Therapie;  später  Jod- 
natrium Sg  pro  die.  Hirschl. 

iBtertrigO.  Wenn  auf  Basis  von  Herpes  tonsurans, 
durch  3  Tage  Ung.  sulfur.  Wilkinsonii  aufs  dünnste  anwenden. 


INTERTRIGO.  —  IRITIS,  IRIDOCYCLITIS.  143 

zwischen  die  Hantfalten,  um  ReibüDg  zu  vermeideD^  weiße 
Gaze  Qud  auf  diese  Puder.  Im  Anschlüsse  daran  durch  einige 
Tage  Zinkpaste  in  gleicher  Weise: 

Rp.  Zinc.  oxyd.       \         ^^  ^ 

Vaselßav.  20,0. 

Bei  akuten  nicht  mykotischen  Formen  gentigt  Trennung 
der  Flächen  durch  weiße  Gaze  und  Puder,  eventuell  etwas 
Zinkpaste. 

Bei  den  nicht  mykotischen  Formen:  Verband  mit  üng. 
Diachyli. 

Namentlich  bei  chronisch  inveterierten  Formen: 

.    £p.  Anthrarobini  5,00 
Ter.  benzoes  20,00. 
S.  3  Tage  nacheinander  so  dünn  als  möglich  einpinseln. 

Der  Turnus  wird  nach  Bedarf  wiederholt.    Spiegler. 

Iritis,  Iridocyclitls.  Ätiologie:  Lues  acquis.  et 
heredit.;  Skrofulöse,  Tuberkulose,  Rheumatismus,  Gonorrhöe, 
akute  Infektionskrankheiten,  Diabetes,  Trauma,  Autointoxi- 
kationen (efaronische  Obstipation),  idiopathisch,  sympathisch. 

Therapie:  Vor  allem  Behandlung  des  Grundleidens 
(vgl.  auch  Cyclitis).  Läßt  sich  ein  solches  nicht  mit  Sicher- 
heit konstatieren,  dann  sind  besonders  bei  chronischen  Formen 
probatorische  Alt-Tuberkulin -Injektionen  angezeigt  (von  1  bis 
auf  5,  selbst  10  mg  steigend,  1  —  3mal  in  Intervallen  von  drei 
Tagen  unter  die  Armhaut,  Temperaturkontroilel  antiseptisches 
Vorgeben  II  —  an  der  E^nstichstelle  dlirfen  keine  Reiz-  oder 
Entzttndungserscheinungen  auftreten ,  wohl  aber  spricht 
Bxazerbation  der  Entzündung  am  Auge  für  tuberkulösen 
Ursprung).  Bei  sicher  festgestellter  tuberkulöser  Iritis  resp. 
Iridocyclitls  wird  mit  Vorteil  die  systematische  Behandlung 
mit  subkutanen  Neutuberkulin-Injektionen  angewendet.  Man 
beginnt  mit  Vßoo  ^^^^  Tuberkulin,  gelöst  in  9  Wasser  und 
1  Glyzerin ,  und  injiziert  jeden  2.  Tag  in  steigender  Dosis, 

VßOO,    VSOO— ^V500  ;    ^VßOO,   '^500—^^^500,    *°V500  — "VöOO-   — 

Tritt  nach  einer  Injektion  Temperatursteigerung  über  38 ^ 
ein,  so  sistiert  man  bis  zum  Eintreten  normaler  Temperatur 
und  beginnt  dann  mit  der  letzten,  bereits  angewendeten  Dosis. 


144  IRITIS,  IRIDOCYCLITIS. 

Symptomatisch:  Mydriatika  (l^/o  Atropin,  1%  Scopo- 
lamin.  hydrobrom, ,  ev.  trockenes  Atropin  nach  oder  ohne 
vorhergegangener  Eokainisierung  [Vorsicht!!  Tränensack 
durch  Druck  mittelst  Tampon  verschließen,  sitzende  Stellung; 
nach  10  Min.  schneuzen  lassen].  Sehr  vorteilhaft  ist  die  gleich- 
zeitige resorptionsbeschleunigende  und  schmerzstillende  Ein- 
staubung von  Dioninpulver  (schwächer  wirkt  es  in  10 — 20®/oig®r 
Lösung,  in  diesem  Falle  eventuell  mit  Atropin  [1%]  ^^  einer 
Lösung  zu  kombinieren).  Bei  Kindern  empfiehlt  sich  statt 
wässeriger  Lösung  eine  Atropin-  resp.  Atropin  -  Dioninsalbe 
—  oder  Gelatinetabloids. 

Die  Dosierung  der  Mydriatika  hat  sich  nach  dem  Zustande 
der  Iris  zu  richten  und  ist  eine  möglichste  Erweiterung  der 
Pupille  anzustreben.  —  Zu  häufiges  (2 — 3mal  täglich  genfigt) 
Einträufeln  ist  nutzlos  und  höchstens  schädlich  (Atropin- 
katarrh ,  Vergiftungserscheinungen).  Ist  es  gelungen ,  die 
Pupille  ausgiebig  zu  erweitern  und  bestehende  Synechien 
soweit  als  möglich  zu  zerreißen  oder  zu  dehnen,  und  ist 
gleichzeitig  ein  Nachlassen  der  Entzündungserscheinungen 
bemerkbar,  dann  beschränke  man  den  Gebrauch  der  Mydriatika 
auf  das  zur  Erhaltung  der  Mydriasis  notwendige  Maß.  Bei 
alten  Leuten  hüte  man  sich  wegen  Gefahr  eines  ev.  Glankoni- 
ausbruches  überhaupt  vor  zu  langer  Anwendung  der  Mydriatika. 
Ebenso  ist  sie  bei  Druck  Steigerung  im  Verlaufe  der  Iritis 
sofort  einzustellen;  dann  gebe  man  Dionin  allein. 

Nächst  der  Mydriatika  ist  Schutz  beider  Augen  vor 
Licht,  ferner  Ruhe,  häufige  Applikation  feuchter  Wärme,  Ab- 
führmittel anzuwenden.  Bei  starker  Blutüberfüllung  des  Bulbus 
und  der  Lider  ist  Blutentziehung  (Blutegel,  Heurteloups  in 
der  Schläfengegend)  empfehlenswert.  Ebenso  eine  starke 
Schwitzkur,  soweit  es  der  Allgemeinzustand  des  Patienten 
resp.  das  Grundleiden  gestatten.  Gegen  starke  Schmerzen 
wirkt  außer  Dionin  und  feuchtwarmen  Umschlägen  Elektri- 
sierung des  Bulbus,  und  zw^ir: 

1.  Konstanter  Strom:  Maximal  2,5  M.A.  durch  3  bis 
6  Minuten,  in  Form  der  hydroelektrischen  Angenbadewanne, 
die  mit  warmer,  1 — 2o/oiger  salizylsaurer  Lithionlösung  oder 
Kochsalzlösung  gefüllt  ist.  Es  kann  auch  die  v.  Reußsche 
Augenelektrode  dii*ekt  auf  das  (geschlossene)  Auge  gelegt  und 
mit  der  Anode  verbunden  werden. 


IRITIS,  lEIDOCYCLITIS.  145 

2.  Faradischer  Strom:  Applikation  in  Form  der 
Augenelektrode,  die  mit  unterlegter  feuchter  Watte  durch 
eine  elastische  Guiiimihinde  über  dem  Auge  fixiert  und  mit 
dem  einen  Leitungsdraht  verbunden  wird;  den  anderen  Pol 
hält  der  Patient  in  der  Hand. 

Eine  andere  Anwendungsweise  ist  die  sogenannte  „fara- 
disehe  Hand^':  Patient  hält  einen,  der  Arzt  den  anderen  Pol 
in  der  Hand  und  schließt  durch  Auflegen  seiner  zweiten 
angefeuchteten  Hand  auf  das  geschlossene  kranke  Auge  den 
Strom. 

Nach  Ablauf  der  Entzündung  sind  die  Folgezustände 
zu  bekämpfen: 

Hintere  Synechien  erfordern,  wenn  sehr  zahlreich 
oder  gar  ringförmig  (Seclusio  pupillae),  eine  Iridektomie. 
Diese  Operation  wird  im  akuten  Stadium  nur  selten  und 
dann  nur  im  Falle  äußerster  Not  (unbekämpfbare  Druck- 
steigernng)  ausgeführt.  Bei  chronischer  Iritis  kann  sie  jedoch 
auch  aus  rein  therapeutischen  Gründen  angewendet  werden. 

Oeclnsio  pupillae  (d.  i.  Exsndatmembran  in  der  Pu- 
pille) erfordert  nur  bei  beträchtlicher  Dicke  aus  optischen 
Gründen  eine  Iridektomie  (resp.  bei  gleichzeitiger  Aphakia 
eine  Iridotomie). 

Seclusio  pupillae  (ringförmige  hintere  Synechie, 
buckeiförmige  Vertreibung  der  Iris)  indiziert  dringendst  eine 
Iridektomie,  bei  sehr  geringer  Vorderkammertiefe  resp.  auf- 
gehobener Kammer  die  Transfixion  der  Iris. 

Glaskörpertrübungen:  Zu  ihrer  Aufhellung,  die 
nur  in  frischen  Fällen  Aussicht  auf  Erfolg  hat,  verwendet 
man,  wenn  keine  sonstige  Kontrainkation  besteht,  Schwitz- 
kuren  (Salizyl,  Aspirin,  Heißlnftbäder,  Dampfkastenbäder). 

Als  weitere  resorptionsbefördemde  Mittel  kommen  hier 
zur  Anwendung: 

Subkonjunktivale  Injektionen  von  5 — 10<>/oiger  Kochsalz- 
lösung (vgl.  Cyclitis). 

„  „  „     Bp.  Jodi  puri  0fll—0fl2 

Kai  jodat.  2,0 
Aq.  destiU.  SOfi, 
DS,  Jeden  2,-3,  Tag 
Vj — ^  Spritze. 

F  e  1 1  n  e  r,  Therapie  der  Wiener  Spesialärzte.  10 


146  IRITIS,  IRIDOCYCLITIS.  —  ISCHIAS. 

Sübkonjunktivale  Injektionen  von  10®/o  Jodipin  (jeden  2.  bis 

3.  Tag  Va  Spritze). 
Sympathische  Iridocyclitis  (Prodromalstadium: 
Lichtscheu,  rasche  Ermüdung  bei  der  Nahearbeit  [Akkom- 
modationsschwäche],  selten  Schmerzen).  Ausbruch  selten  vor 
der  4.  Woche  nach  der  Verletzung  des  anderen  Aages.  Das 
Wichtigste  ist  die  Prophylaxe :  Augen  mit  ausgedehnten  Ver- 
letzungen des  Ciliarkörpers ,  Bulbi  mit  Fremdkörpern  im 
Innern,  die  nicht  zu  entfernen  sind,  oder  solche  mit  spontan 
rezidivierenden  Iridocyclitiden  und  periodischen  Schmerzen 
sind  am  besten  zu  entfernen,  wenigstens  genau  zu  über- 
wachen resp.  den  betreffenden  Kranken  die  Gefahren  der 
sympathischen  Ophthalmie  sowie  ihre  Vorläufer  eindringlichst 
zu  schildern,  um  sie  so  zum  rechtzeitigen  Aufsuchen  ärzt- 
licher Hilfe  anzuhalten. 

Die  Enukleation  des  primär  erkrankten  Auges  ist  nnr 
dann  kontraindiziert,  wenn  es  noch  einen  brauchbaren  Rest 
von  Sehvermögen  besitzt  resp.  einen  solchen  durch  eine 
Operation  gewinnen  kann.  Mit  der  Ausführung  dieses  Ein- 
griffes (Iridektomie ,  Extraktion  einer  traumatischen  Kata- 
rakt etc.)  warte  man  jedoch  möglichst  lange  und  nehme  sie 
erst  nach  vorausgegangenem,  längerem,  absolut  reizfreiem 
Intervall  vor.  Hanke. 

Ischias.  Behandlung  etwaiger  Erkrankungen  der 
Beckenorgane,  des  Hüftgelenkes  oder  allgemeiner  StoflT- 
wechselstörungen  (Diabetes,  Gicht).  Bei  frischen  Fällen  Ruhe- 
lage, eventuell  unter  Verwendung  von  Stützapparaten  (Gips- 
hose), feuchte  Einpackungen,  Heißluftkasten,  Blutegel  an  der 
Haut  entlang  des  Nervenstammes,  Vesikantien,  Schröpf  köpfe. 
Injektionen  von  Alkohol  (70^0»  1 — 2  cm')  in  der  Nähe  des 
Nervenstammes.  Innerlich:  2 — 3  mal  täglich  Pyramiden 
(ö*5  g),  Aspirin  (1  ^),  Natrium  salicylicum  (1  g\  Chinin. 
Abführmittel  (französische  Tamarinden,  Feigensirup,  Purgen- 
Tabletten,  Sesamölklysmen).  Falls  der  Schmerz  bei  Ruhelage 
größer  ist  als  bei  Bewegung,  Versuch  mit  Streichmassage  entlang 
des  Nervenstammes,  unblutige  Nervendehnung,    Gymnastik. 

In  protrahiert  verlaufenden  Fällen  ausgiebige  Anwendung 
der  physikalischen  Heilmethoden,  Elektrisation,  warme  Bäder, 
Sand-,  Moor-,  Schlamm-  und  Schwefelbäder,  Massage. 


ISCHIAS.  —  KEHLKOPFKATARRH.  147 

Empfehlang  der  südlichen  Kurorte  während  des  Winters 
(Meran,  Riviera,  Ägypten),  der  Wild-  und  Schwefelbäder 
(Baden  bei  Wien,  Pistyän,  Böhm.-Teplitz ,  Gastein,  Ragaz, 
Wildbad)  im  Sommer.  A.  Schtiller. 


K. 

Kehlkopfkatarrh.  Die  leichte  akute  Laryn- 
gitis katarrhalis  heilt  bei  Schonung  der  Stimme  und 
Vermeidung  von  rauher,  kalter  Luft,  von  trockener  Hitze, 
von  jähem  Temperaturwechsel,  von  Staub  und  Rauch,  von 
starken  geistigen  Getränken  und  Gewürzen  binnen  wenigen 
Tagen  ab;  höchstens  kann  man  Gleichenberger  Konstantin - 
quelle,  zur  Hälfte  mit  warmer  Milch  gemischt,  des  Morgens 
ein  Glas  voll  trinken  lassen. 

Die  heftigere  akute  Laryngitis  katarrhalis, 
welche  sich  durch  starke  Heiserkeit,  Hustenreiz,  Hitze  und 
Stechen  im  Kehlkopf,  manchmal  mit  leichter  Temperatur- 
steigerung verbunden,  kenntlich  macht,  ist  zu  bekämpfen 
durch  vollständiges  Schweigen  nebst  den  oben  erwähnten 
Vorsichtsmaßregeln.  Außerdem  hat  man  leichte  Narkotika, 
Morphium,  Kodein  oder  bei  Kontraindikation  gegen  diese 
Extractum  Hyosciami  0,02  pro  dosi  anzuordnen.  Manchmal 
gelingt  es  durch  eine  energische  Schwitzkur  (Lindenblütentee, 
Aspirin) ,  den  Anfall  zu  kupieren.  Zur  Inhalation  empfiehlt 
sich  am  meisten: 

Rp.    Emulsionis  olei  vaselini  e  10 fl  ad  600 fl 
Natr,  bicarbonid  Sfl 
Olei  menth.  piperit.  gtt.  V. 
MDS,   Vor  dem  Gebrauch  zu  schütteln.   Mit  dem  Richardsonschen 
Zerstäuber  4 mal  des  Tages  bei  leerem  Magen  durch  4—5  Minuten 
inhalieren. 

Der  Arzt  selbst  hat  den  Patienten  zu  instruieren,  daß 
er  bei  weit  geöffnetem  Munde  und  stark  heruntergedrückter 
Zunge  (eventuell  mit  einem  Löffelstiel)  30mal  in  der  Minute 
sehr  kräftig  in-  und  exspiriert  und  dabei  fortwährend  den 
Spray  auf  die  Uvula  richtet.  Dadurch  wird  der  Spray  bis 
in  den  Kehlkopf  und  in  die  Luftröhre  gezogeij  und  erzeugt 

10* 


148  KEHLKOPFKATARRH. 

dort   heftigen  Hustenreiz.    Dieser  Reiz  ist  das  Zeichen    der 
gelungenen  Inhalation. 

Zur  öfteren  Befeuchtung  kann  man  auch  Inhalation  von 
Wasserdämpfen  verwenden.  Auf  das  dampfende  Wasser  gieße 
man  einen  Kaffeelöffel  von: 

Rp.    Spir,  vini  düuti  100 fl 
Jq.  Laurocerasi  10,0. 
MDS.  Ein  Kafieelö-ffel  auf  dampfendes  Weisser  zur  Inhalation. 

Einblasungen  oder  Pinselungen  des  Kehlkopfes  sind  In- 
der Regel  nachteilig;  nur  die  seltenen  katarrhalischen  Ge- 
schwüre, die  öfters  noch  den  Ablauf  des  akuten  Katarrhs 
überdauern,  bedürfen  meistens  der  Einblasungen  mit  Tannini 
puri  lOjOO,  Codeini  mur.  2,00,  1 — 2mal  täglich  oder  der 
Pinselungen  mit  2  —  5®/o  Kokainlösungen  oder  mit  2  — 10®/© 
Lapislösungen  Imal  täglich  bis  zu  ihrer  Heilung. 

Der  heftige  akute  Katarrh  führt  bei  Kindern  nicht 
so  selten  zu  Anfällen  von  Pseudokrupp.  Hier  hilft  am 
meisten  die  sehr  starke  Befeuchtung  des  Zimmers  durch 
Verdampfen  von  Wasser.  Ältere  Kinder  läßt  man  zweck- 
mäßig V2  Vo  alkalische  Lösungen  inhalieren.  Bei  ganz  kleinen 
Kindern  beseitigt  oft  Brechreiz  den  stenotischen  Anfall 
(Kitzeln  im  Rachen,  eventuell  ein  leichtes  Brechmittel). 

Der  sogenannte  schwere  akute  Larynxkatarrh 
ist  eine  phlegmonöse  Entzündung  infektiösen  Charakters  und 
bedarf  antiphlogistischer  Behandlung,  meistens  auch  intra- 
laryngealer  chirurgischer  Eingriffe,  als  Skarifikationen  von 
Ödemen,  Inzisionen  von  Abszessen  und  phlegmonösen  Eiter- 
herden, gelegentlich  sogar  der  Tracheotomie. 

Die  leichte  chronische  Laryngitis  katarrhalis 
läßt  sich  oft  heilen  durch  Beseitigung  jener  Schädlichkeiten, 
denen  sie  ihren  Ursprung  verdankt.  Es  ist  also  übermäßiges 
Sprechen,  namentlich  Schreien,  Singen  und  Kommandieren, 
dann  der  Aufenthalt  in  staubigen,  überhitzten  Lokalen,  der 
übermäßige  Gebrauch  von  Alkoholicis  und  Tabak  (insbesondere 
das  Rauchen  von  Zigaretten)  zu  verbieten;  außerdem  sind 
jene  Leiden  zu  beseitigen,  welche  eine  Stauung  in  den  oberen 
Luftwegen  bedingen,  wenn  das  überhaupt  möglich  ist.  Schöne 
Erfolge  kann  man  bei  aligemeiner  Trägheit  des  Stoffwechsels, 
bei  Anämie,  bei  Fettleibigkeit,  wenn  sie  Ursache  des  Katarrhes 


KEHLKOPFKATARRH.  —  KERATITIS  PARENCHYM.     I49 

sind,  durch  die  entsprechen  den  diätetischen  Vorschriften  oder 
durch  Kurgebrauch  in  Marienbad  oder  Franzensbad  erzielen. 

Bei  stärkerer  chronischer  Laryngitis  katar* 
rhalis  bleibt  nur  nebst  der  oben  erwähnten  Allgemeinbehand- 
lung die  lokale  Therapie  über.  Es  sind  zunächst  die  sehr 
häufig  begleitenden  Katarrhe  der  Nase  und  des  Rachens  zu 
beseitigen.  Man  muß  die  Einatmung  durch  die  Nase  (durch 
Operation  von  Hypertrophien  der  Nasenmuschel,  von  Devia- 
tionen und  Auswüchsen  der  Nasenscheidewand,  von  Polypen, 
von  adenoiden  Vegetationen  und  vergrößerten  Gaumenmandeln) 
herstellen,  ferner  hat  man  die  Rhinitis  atrophica  mit  Borken- 
bildnng  energisch  und  andauernd  zu  behandeln. 

Gegen  die  trockene  Laryngitis  ist  die  öftere  In- 
halation von  Sollösungen  in  Inhalationskammern  besonders 
wirksam.  Ersetzt  kann  dieselbe  werden  durch  Inhalation  von 
VsVo  Balz-  oder  Sodalösung  mit  dem  Sie  gl  eschen  oder 
Bullingschen  Apparat  oder  mit  einem  Richardsonschen 
Spray.  Sie  ist  immer  3 — 4  mal  täglich  vorzunehmen.  Bei  sehr 
reichlicher  Schleimabsonderung  oder  starker  Hyperämie  sind 
Inhalationen  mit  1  Vo  Tanninlösung  anzuwenden  und  außer- 
dem täglich  Ijnal  Einblasungen  von  Alaun  oder  Tannin. 

Stärkere  Hypertrophien  der  Gewebe  erheischen  Pinse- 
Inngen  mit  2 — 10%  Lapislösung  täglich  Imal.  Bei  der  ersten 
Pinselnng  sei  man  vorsichtig,  weil  leicht  Glottiskrampf  eintritt. 

Hartnäckige  Verdickungen  sind  durch  streng  lokalisierte 
Ätzungen  mit  Argentum  nitricum  in  Substanz,  eventuell  mit 
dem  Galvanokauter  zu  beseitigen.  Sänge rknötchen  von 
sehr  geringer  Prominenz  verschwinden  oft  durch  Schonung 
der  Stimme;  Ätzungen  sind  dabei  selten  angezeigt;  Exstir- 
pation  nur  mit  großer  Vorsicht  bei  deutlich  hervorragenden 
Knötchen  vorzunehmen.  Pachydermische  Wucherungen 
an  den  Processus  vocalcs  erfordern  selten  laryngo-chirurgische 
Eingriffe.  Subglottische  Wülste,  welche  bei  Katarrh  sehr 
selten  vorkommen,  werden  mit  der  Tubage  behandelt. 

0.  Chiari. 

Keratitis  parenchymatosa.  Therapie:  Behand> 
lung  des  Grundleidens  (es  ist  besonders  auf  Lues  hereditaria 
und  Tuberkulose  zu  achten). 

Lokale  Therapie:  Im  progressiven  Stadium  feucht- 
warme resp.  heiße  Umschläge  (Augenthermophor).  Mydriatika: 


150       KERATITIS  PARENCHYMATOSA.  —  KLüMPFüSS. 

Atropin  1 — 3mal  täglich.  Wegen  der  durch  längere  Zeit  er- 
forderlichen Anwendung  Gefahr  der  Atropinintoxikation !  Dann 
Ersatzmittel  nehmen:  Skopolamin  l^'/o,  Eumydrin  2 — 3®/o- 
Gegen  die  Lichtscheu:  Aufenthalt  in  halbverdunkelten  Räumen, 
dunkle  Schutzbrille,  Augenschirm.  —  Bei  starken  Schmerzen : 
Lokale  Blutentziehung  (4 — 6  Blutegel  oder  trockene  Schröpf- 
köpfe in  der  Schläfengegend  applizieren) ;  bei  interkun*enter 
Drucksteigerung  Punktion  der  vorderen  Kammer.  Im  regres- 
siven Stadium:  s.  Hornhantnarben.  Sachs. 

Klumpfuß,  Pes  varus.  Angeborener  Klump- 
fuß. Beginn  der  Behandlung  möglichst  bald  nach  der 
Geburt.  In  leichteren  Fällen  redressierende  Manipulationen, 
sonst  manuelle  Redression  (bei  Kindern  bis  zu  5  Monaten  ohne 
Narkose)  in  1 — 3  Etappen  mit  nachfolgendem  Redressions- 
verband.  Am  besten  Finck-0  et  tin  gen  scher  Verband:  Fixa- 
tion bei  rechtwinklig  abgebogenem  Knie.  Dorsal-  und  Plantar- 
seite des  Fußes,  Außenseite  des  Unterschenkels,  unteres  Drittel 
des  Oberschenkels  außen  und  oben  mit  Klebeflüssigkeit: 
Rp.  Terehinth.  venet.  15, 

Colaph.  28, 

MasHch  12, 

Besin.  alh.  8, 

Spirit.  90yQ  180, 

Äeiher.  20,  filtrat 
bestreichen.  Die  Bindentonren  werden  vom  Dorsum  des  Fußes 
über  die  Sohle  nach  außen,  unter  kräftigem  Zug  außen  am 
Unterschenkel  in  die  Höhe,  über  die  obere  Fläche  des  Ober- 
schenkels nach  innen  und  das  Knie  hinten  kreuzend  wieder 
nach  der  Außenseite  des  Unterschenkels  geführt.  Verband 
anfangs  nach  je  3 — 5  Tagen  gewechselt  mit  kurzen  verband- 
freien Intervallen;  später  blfeibt  der  Verband  bis  zu  14  Tagen. 
Zur  Nachbehandlung  redressierender  Gummizug  für  die  Nacht; 
am  Tage  Schuhe  mit  außen  erhöhter  Sohle.  —  Sonst  An- 
wendung von  Klumpfußapparaten )  die  besten  sind  Schienen- 
hülsenapparate. 

Vom  9.  Lebeusmonat  an  modellierendes  Redresse- 
ment  mit  nachfolgender  Tenotomie  der  Achillessehne  in 
Narkose  —  bei  älteren  Patienten  in  Etappen  — ,  Gipsverband. 
Blutige  Operationen  nur  selten  indiziert:  PhelpsscheOpe- 


KLUMPFUSS.  —  LABYEINTHERKßANKUNGEN.  151 

ratioD ,     Exstirpation   des   Talus ,     Keilresektion    aas     dem 
Tarsus. 

Paralytischer  Klumpfuß.  In  leichteren  Fällen  Mas- 
sage, Gymnastik,  Tragen  eines  Schienenhülsenapparates  mit 
elastischen  Zügen;  sonst  Sehnentransplantation  nach 
vorausgeschicktem  Redressement  der  Deformität.  Bei 
vollständiger  Lähmung  Arthrodese  des  Fußgelenkes. 

Haadek. 

Kontusion.  Therapie:  Bei  frischen  Fällen  früh- 
zeitig leichte  Massage  und  feuchte  Kompressivverbände.  Nach 
Ablauf  der  Schmerzhaftigkeit  energische  Massage  und  aktive 
und  passive  Bewegungen  des  betreffenden  Teiles.  Bei  Contusio 
thoracis  Cingulum  thoracis  und  feuchte  Umschläge,  wenn 
heftige  Schmerzen  auftreten,  Eisbeutel  und  Morphin.  Bei 
Contusio  abdominis  ohne  nachweisbare  Verletzung  der  inneren 
Organe  Bettruhe,  Kühlapparat  und  schmerzstillende  Mittel. 

Pupovac. 

KorsakofflOhe  Psychose,  in  den  selteneren  Fällen 
auf  luetischer  Basis  spezifische  Behandlung. 

Bei  der  Mehrheit  der  Fälle  (alkoholischer  Genese) 
Therapie:  Sorge  für  regelmäßigen  Stuhl,  Darmantiseptik, 
Milchdiät  (wenigstens  in  den  ersten  Wochen),  absolute  Alko- 
holabstinenz. Sorgfältige  Überwachung  der  Herztätigkeit 
(Möglichkeit  einer  Vagusneuritis)  und  im  Bedarfsfalle  Car- 
diaca  und  Excitantia.  Bettbehandlung  meist  erforderlich. 

Pilcz. 

K3rphose.  Beim  runden  Rücken  orthopädische  Be- 
handlung: Kräftigung  der  Rückenmuskeln  durch  Massage  und 
Gymnastik;  aktive  und  passive  Redression;  in  schwereren 
Fällen  Korsett. 

Rachitische  Kyphose:  All  gern  einbehandlung  der 
Rachitis,  Rückenmassage,  Lagerung  mit  Lordosierang  des 
Rückens,  Gipsbett. 

Bei  paralytischer  Kyphose,  Alterskyphose  Stütz- 
korsett. Haudek. 

L. 

Labyrintherkrankungen.  Bei  akuten  Fällen, 
wenn    nicht   durch  Bestehen    einer  Eiterung   ein    operativer 


152  LABYEINTHERKRANKUNGEN.  —  LEPRA. 

Eingriff  indiziert  ist,  Kälteapplikation  auf  den  Kopf,  warme 
Fußbäder,  Blutegel  am  Warzen fortsatz  ,  Regelung  der  Diät, 
intern  Broiupräparate   oder: 

Rp.  Chinin,  hisulf.  2,5 
Ergotin.  0,1 
Sa<xh.  lad.  2,5. 
M.  Div.  in  dos.  Nr.  XX. 
DS.  1—2  Pulver  täglich. 

In  chronischen  Fällen :  Intern  Jodpräparate  in  den  üblichen 
Dosen,  dann  subkutane  Injektionen  von:. 

Rp.  Pilocarpini  hydrochlor.  0,1 
Aq.  dest,  10,0. 
MDS.  V4  ^*5  ^  Spritze  täglich  subkutan  zu  injizieren. 

Galvanisation  mit  sehr  schwachen  Strömen  (1 — 3  M.-A.). 
Vibrationsmassage  des  Gehörganges  und  der  Umgebung  des 
Ohres.  Behandlung  etwa  vorhandener  Grnndleiden,  als  Stoflf- 
wechselstörungen,  Arteriosklerose,  Lues  etc.';  diätetische  und 
klimatische  Kuren.  H.  Frey. 

Lepra.  Am  wichtigsten  ist  die  Propliylaxe  (Isolierung, 
Leproserien,  Quarantäne),  womit  eine  allmähliche  Ausrottung 
dieser  Erkrankung  erhofft  werden  kann.  Die  Lepra  ist  fast 
stets  unheilbar. 

Symptomatische  Behandlung  kann  Milderung  hervorrufen. 
Von  spezifischen  Mitteln,  deren  Wirkungsweise  jedenfalls  als 
sehr  unsicher  zu  bezeichnen  ist,  seien  erwähnt  das  Chaul- 
raoograöl  (Ol.  gynocardiae)  und  der  Gurjunbalsam  (Balsamum 
Dypterocarpi)  intern  in  Tropfenform,  auch  extern  in  täg- 
lichen Einreibungen  von  2,0 — 3,0  g. 

Auch  Arsen  (Natrium  kakodylicnm  in  täglichen  In- 
jektionen) wird  empfohlen,  ferner  Merkurialarsen ,  Kreosot, 
Salizylpräparate,  Ichthyol.  Von  Jod  wurde  Verschlimmerung 
wiederholt  beobachtet. 

Bei  milderen  Formen  von  Lepra  anaesthetica  ist  durch 
hydriatische  Prozeduren  und  Allgemeinregime  mitunter  Still- 
stand zu  erreichen. 

Bei  Lepra  tuberosa  handelt  es  sich  darum,  die  einzelnen 
Knoten  zur  Involution  zu  bringen,    was    durch    Resorbentia 


LEPRA.  —  LICHEN  RUBER  PLANUS.  153 

(Salizylseifenpflaster,  Ungt.  Plumbi  oxydati),  Schälmethoden  mit 
NaphtholschwefelpaBteu,  Resorcinlösangen  etc.  gelingen  kann. 
In  gewissen  Stadien  des  Mutilationsprozesses  sind  chirur- 
gische Maßnahmen  unvermeidlich.  Jangmann. 

Leuk&mie.  Zwischen  Myelämie,  Lymphämie  und 
wahrer  Pseudoleukämie  besteht  in  therapeutischer  Beziehung 
kein  Unterschied.  Zunächst  Röntgenstrahlenbehandlung,  gleich- 
zeitig Arsen  am  besten  in  Form  von  Atoxylinjektionen. 

Rp.    Aioxyl  2,0. 
Aq.  dest,  10 fi, 
S.  Langsam  bis  auf  eine  Spritze  jeden  2.  Tag  steigen, 
dann  wieder  fallen. 
Sonst  symptomatische  Behandlung,  roborierende  Diät,  gegen 
Fieber  am    besten   Chinin.    Höhenklima    wegen    eventueller 
Blutungen  kontraindiziert. 

Bei  der  unter  der  Form  der  Pseudoleukämie  verlaufenden 
Tuberkulose  des  •  lymphatischen  Apparates  —  Versuch  einer 
Tuberkulinkur  (am  besten  mit  PTO  Höchst.)  Schur. 

Liehen  pilaris.  Möglichst  häufige  Bäder  mit  Seifen- 
waschung  (Sandseifen)   und    nachträglicher   Fettapplikation. 
Liehen    scrophulosorum.     Roborierende   Diät    und 
ebensolche  Medikamente.  Äußerlich  Lebertran. 
Rp.  Zinci  oxyd,, 

Tald  Veneti  aa.  2'5. 
Ol.  jecor.  aseU.  qu.  s.  f.  pasta  mollis. 
Sofern  es  die  Jahreszeit  gestattet,  auch  innerlich  Lebertran. 

Uehen  ruber  planus.  Das  einzige  gegen  den 
Prozeß  selbst  wirksame  Medikament  ist  Arsen,  sei  es  als 
Liquor  Fowleri  innerlich  oder  in  Form  von  Injektionen. 
Minder  empfehlenswert  wegen  der  Uns]<eherbeit  der  Resorption 
sind  die  asiatischen  Pillen.  Außerdem  werden  mit  Vorteil 
laue  Bäder  verwendet  werden,  gegen  das  Jucken  Eintupfen 
mit  einer  der  bereits  erwähnten*  alkoholischen  Flüssigkeiten 
oder  mit  Tct.  Rusci.  In  Fällen,  die  gegen  Arsen  refraktär 
sind,  bewirkt  vegetarische  Diät  oft  überraschende  Besserung. 

*  Siehe  Erythema  multiforme. 


154      LICHEN  RUBER  PLANUS.  —  LUPUS  ERYTHEMAT. 

Liehen  ruber  acaminatas.  Dieselbe  Therapie  wie 
bei  Liehen  ruber  planus.  Die  Krankheit  ist  in  der  Regel 
außerordentlich  hartnäckig.  Bei  universellem  Befallensein 
Kautschnkgewand.  S  piegler. 

Lues  des  Kehlkopfs.  Bei  einer  bloßen  Rötung  — 
bei  dem  syph.  Katarrh  —  genügt  die  allgemeine  Behandlung 
und  man  kann  von  einer  lokalen  Therapie  absehen.  Bei 
Geschwüren,  welche  von  exulzerierenden  Papeln  oder  zer- 
fallenden gummösen  Geschwülsten  entstehen,  trachte  man 
frühzeitig  nach  vorausgehender  Kokainisierung  in  energischer 
Weise  galvanokaustisch  zu  ätzen.  Durch  kein  anderes  Mittel 
wird  der  lokale  Prozeß  mit  gleicher  Sicherheit  begrenzt. 
Diese  Ätzungen  sind  nach  Bedarf  1 — 2mal  wöchentlich  zu 
wiederholen.  In  der  Zwischenzeit  sollen  Pinselungen  mit 
Ol.  cinerei  oder  Einblasungen  von  Isoform  vorgenommen 
werden.  Letztere  zwei  Mittel  werden  auch  bei  der  Perichon- 
dritis  syphilitica  gute  Dienste  leisten.  Hierbei  darf  die  all- 
gemeine Behandlung  nicht  vernachlässigt  werden.  Eine  große 
Tendenz  zum  ulzerösen  Zerfall  bei  geringem  Heilungstrieb 
hat  als  untrügliches  Zeichen  einer  bestehenden  Dyskrasie  als 
Kontraindikation  gegen  eine  Fortsetzung  der  Allgemein- 
behandlung zu  gelten.  M.  Groß  mann. 

Lupus  eiythematOBUB.  Da  die  Erkrankung  fast 
stets  bei  unterernährten  resp.  anämischen  Individuen  vor- 
kommt, ist  diesem  Umstände  stets  durch  Hebung  des  All- 
gemeinregimes Rechnung  zu  tragen. 

Arsenpräparate,  insbesondere  die  arsenhaltigen 
Mineralwässer  (Guberquelle,  Levico,  Roncegno)  werden 
vorteilhafterweise  verordnet. 

Eine  sichere  Prognose  in  der  Therapie  des  Lupus  ery- 
thematosus ist  kaum  möglich ;  die  Wirkung  der  zahlreichen 
bekannten  Methoden,  von  denen  viele  in  ausgezeichneter 
Weise  zu  verwenden  sind,  ist  eine  sehr  individuelle. 

Im  wesentlichen  handelt  es  sich  hierbei  um  Schälmittel, 
wobei  man  stets  auf  den  Schutz  des  gesunden  Gewebes  einer- 
seits zu  achten  hat,  andrerseits  vor  allzu  tiefgreifenden 
Wirkungen  sich  hüten  möge. 

In  milderen  Fällen  erreicht  man  durch  Betupfen  mit 
Alkohol    absolutus,    Sublimatkollodium  (1 :  10),    Re- 


LUPUS  ERYTHEMATOSUS.  —  LUPUS  VULGARIS.        155 

sorcinalkohol  (5®/o)  oder  Schwefelspiritirs  (10%), 
was  sehr  lange  fortgesetzt  werden  kann,  Erfolge. 

Ist  starke  Infiltration  oder  dicke  Schappenauflagerung 
vorhanden,  so  gebrauche  man  Resorbentia  wie  Empiastrum 
cinerenm,   Emplastram  saponatosalicylicam  (10%). 

Bei  reichlicherer  Gef^ßbildnng  Skarifikation. 

Tritt  die  seborrhoische  Komponente  im  Krankheitsbilde 
hervor,  so  ist  Schwefel  am  Platze  (z.  B.  in  Form  einer 
10%igen  Snlfar-Präzipitat-Zinkpaste).  Eine  äußerst  wirk- 
same, für  den  Kranken  jedoch  beschwerliche  Methode  ist 
die  von  Holländer  inaugurierte  Chininjodkur  (Bmal 
täglich  k  0*5  Chininum  bimuriaticum  intern,  10  Minuten 
später  externe  Applikation  von  Jodtinktur;  eine  Woche  Kur, 
eine  Woche  Pause,  längere  Zeit  fortzusetzen). 

Bei  zirknmskripteren  Herden  erzielt  man  gute  Erfolge 
durch  Betupfen  mit  Resorcinalkobol  aa.  oder  mit  Acidum 
carbolicum  liquefactum,  mittelst  eines  Holzstäbchens  auf- 
zutragen ;  sobald  sich  ein  pergamentartiger  Schorf  gebildet 
hat,  einige  Tage  unterbrechen. 

Bei  der  Forme  ^xe  des  Lupus  erythematosus  ist  die 
Finsenbehandlung  das  souveräne  Verfahren. 

Röntgentherapie  kann  zu  Verschlimmerung  führen 
und  ist  daher  als  gewagt  zu  bezeichnen. 

Radiumapplikation  in  sehr  mäßigen  Dosen  unter- 
halb der  Reaktionsgrenze  mitunter  von  günstigem  Einflüsse. 

In  sehr  hartnäckigen  Fällen  Anwendung  von  strahlender 
Hitze,  sei  es  mit  dem  Paquelin,  sei  es  als  Heißluft,  wobei 
jedoch  nur  oberflächlichste  Verschorfung  angestrebt  werden 
darf,  da  der  Lupuis  erythematosus  selbst  wohl  zu  narbiger 
Atrophie,  nicht  aber  zu  tieferer  Narbenbildung  führt. 

Gegen  restierende  Narben  Schminke.       Jungmann. 

Lupus  vulgaris.  Zunächst  Untersuchung,  ob  außer 
der  Hauterkrankung  ein  schwerer  allgemein  tuberkulöser 
Prozeß  vorhanden  ist.  Sollte  dies  der  Fall  sein,  so  kann 
man  sich  mit  entsprechender  Pflege  des  Hautleidens  be- 
gnügen und  hat  auf  die  Allgemeintuberkulose  das  Haupt- 
gewicht zu  legen  (Ernährungstherapie,  Seeklima  etc.). 

Aber  auch  in  jedem  andern  Falle  von  llupus  vulgaris 
ist  dem  Allgemeinregime  hervorragende  Beachtung  zu  schenken. 


156  LUPUS  VULGARIS. 

Wir  unterscheiden  radikale  Heilmethoden  des  Lupas 
vulgaris  und  unterstützende  Verfahren. 

a)  Radikalmethoden.  Die  radikale  Exstir- 
p  a  t  i  0  n  zirkumskripter  Herde,  d.  h.  solcher,  bei  welchen  eine 
Abgrenzung  im  gesunden  Gewebe  sowohl  in  der  Flächen- 
ais auch  in  der  Tiefendimension  möglich  ist,  ist  das  sicherste 
und  rascheste  Verfahren  und  führt,  wenn  sachgemäß  an- 
gewendet, fast  stets  zur  Dauerheilung.  Der  Defekt  nach  Ex- 
stirpation  kann  geschlossen  werden  durch  Naht,  gestielte 
Lappen,  Krauselappen,  Thierschplastik.  Diese  Methode,  natürlich 
nur  von  kunstgeübter  und  erfahrener  Seite  ausführbar,  ergibt 
ausgezeichnete  kosmetische  Resultate.  Sie  kann  sowohl  im 
Gesichte  als  auch  am  Stamme  und  den  Extremitäten  angewendet 
werden  und  ist  auch  bei  einer  größeren  Anzahl  von  Herden 
am  Platze.    Narkose  ist  nicht   notwendig,    Schleichanästesie. 

Zahllose  Fälle,  bei  welchen  die  Bedingungen  für  die 
Exstirpation  fehlen,  insbesondere  also  solche,  bei  welchen 
auch  Schleimhautbeteilignng  vorhanden ,  sind  durch  exakte 
Finsenbehandlung  heilbar.  Bedingung  zu  Erfolgen  ist 
nebst  gleichzeitiger  Mukosabehandlung  höchste  Genauigkeit 
und  Konsequenz  bei  dieser  schwierigen  und  langdauernden 
Methode.  Ein  nur  halbwegs  entsprechender  Ersatz  für  die 
Original-Finsenlampe  (zur  Behandlung  von  4  Personen)  resp. 
Finsen-Reynlampe  (zur  Einzelbehandlung)  ist  bisher  trotz 
vieler,  mitunter  marktschreierischen  Anpreisungen  nicht  zu- 
tage gefördert  worden. 

Die  lange  Dauer,  die  Kostspieligkeit  des  Verfahrens, 
die  Notwendigkeit  einer  sorgfältigen  speziellen  Ausbildung 
der  Ärzte  und  Pflegerschaft  —  alles  kein  Gegenargument, 
da  man  ja  den  Kranken  tatsächlich  heilen  kann  —  verweisen 
die  Finseninstallation  in  eigens  dafür  eingerichtete  In- 
stitute. 

h)  Unterstützende  Mittel.  Zur  Vorbehandlung 
hypertrophischer  oder  ulzeröser  oder  mit  Skrophuloderma 
kombinierter  Fälle  ist  die  Röntgenbehandlung  zu  er- 
wähnen. Mäßige  Dosen,  schwache  Reaktionen.  Dauerheilungen 
werden  nur  ausnahmsweise  erzielt,  doch  gelangt  man  bei 
richtiger  Indikationsstellung  zu  guten  Besserungsresultaten. 
Allzulang  fortgesetzt  führt  Röntgenbehandlung  zu  kosmetischen 
Verunstaltungen    und    beeinträchtigt   spätere  Finscntherapie. 


LUPUS  VULGARIS.  —  LYMPHOMA  MALIGNUM..        157 

Pyrogallus,  unentbehrliches  Mittel  zur  Vorbehandlung 
ulzeröser  Formen  für  spätere  Lichttherapie  (einige  Tage  als 
10®/o  Salbe,  dann  indifferente  Salben  oder  als  2®/o  Pyrogallus- 
salbe  durch  längere  Zeit  hindurch). 

Res 0 rein  in  Form  von  50®/o  alkoholischen  Lösungen 
oder  30®/o  Salben  längere  Zeit  als  Vorbehandlung  bei  tumiden 
Formen  anzuraten.  Andere  Ätzmittel  sind  fast  durchaus  ent- 
behrlich. 

Der  Paquelin  dient  als  Spitzbrenner  zur  Zerstörung 
einzelner  tiefsitzender  Knötchen,  wobei  weit  im  gesunden 
Gewebe  gearbeitet  werden  soll.  Zur  Versehorfung  zusammen- 
hängender Lupusinfiltrate  sollte  er  nicht  angewendet  werden, 
weil  er  zu  schweren  verunstaltenden  Narben  führt,  ohne  Sicher- 
heit zu  bieten,  daß  in  der  Tiefe,  in  der  Narbe  eingebettet, 
Lupusreste  zurückbleiben,  gegen  welche  irgend  eine  spätere 
Therapie  machtlos  ist.  Das  gleiche  gilt  von  dem  vielgeübten, 
grausamen  und  schmerzhaften  Verfahren  mit  dem  Lapisstiffc. 

Die  Exkoehleationsmethode  ist  nicht  empfehlens- 
wert, da  die  Entfernung  alles  Krankhaften  höchst  unwahr- 
scheinlich, hingegen  gerade  durch  diese  Therapie  Inokulation 
in  der  Peripherie  einzutreten  pflegt  und  auch  Allgemein- 
propagation  von  Tuberkulose  beobachtet  wurde. 

Holländers  Heißluftverfahren  führt  in  schweren 
Fällen  zu  Besserungen,  ist  auch  als  Vorbehandlung  für  spätere 
Finsentherapie  verwendbar,  doch  ist  Narkose  notwendig. 
Findet  daher  nur  ausnahmsweise  Indikation.^ 

Der  wichtigste  Grundsatz  in  der  Lupustherapie  ist,  so- 
lange es  möglich  ist,  den  Kranken  so  rasch  e& 
angeht  den  Radikalmethoden  zuzuführen.  Principiis 
obstal  Jungmann. 

Lymphoma  mallg^um.  Arsenbehandlung.  So 
lutio  Fowleri  intern 

Kp.  Solut,  arsenie,  Fowleri, 

Aq.  desHll,  aterüis,  aa.  lofi, 
S.  Anfänglich  3mal  iägh  3  Tropfen  in  Weisser  nach  den 
Mahlzeiten,  dann  jeden  Tag  um  1  Tropfen  pro  dosi  steigen 
bis  3mal  tägl.  20  Tropfen,  nach  einigen  Tagen  mit  der 
Dosis  sukzessive  bis  zur  Anfangsdosis  herabpehen.  Ein- 
wöchentliche  Pause  und  neuer  Turnus. 


158  LYMPHOMA  MALIGNUM.  —  MAGENATONIE. 

oder  subkutane  Injektion  von  Solntio  arseniealiB  Fowleri 
(1  auf  2  T.  Wasser),  V4 — V2  Pravazsche  Spritze,  oder 
Natrium  kakodylicum,  bzw.  Atoxyl.  (0,2 — 1  cm^  einer  20 ®/oigen 
Lösung),  ferner  arsenhaltige  Mineralwässer:  Roneegno,  Levico. 
Bei  jeder  Form  der  Arsenbehandlung  mit  kleinen  Dosen 
beginnen  und  allmählich  mit  der  Dosis  steigen.  Beim  Auf- 
treten von  Intoleranzerscheinungeu  —  Magenschmerzen, 
Parästhesien  —  rasch  mit  der  Dosis  heruntergehen  und 
dann  so  lange  aussetzen ,  bis  die  Intoleranzphänomene  voll- 
ständig geschwunden  sind.  Sauerstoffinhalation,  äußer- 
lich Umschläge  mit  Haller  Jodwasser. 

Organotherapie:  Milz-  oder  Lymphdrüsentabletten  ä 
0-25  g,  2—6  Stück  täglich. 

Physikalische  Therapie:  Röntgenbestrahlung.  Haut- 
schutz der  behandelten  Stelle  mit  Stanniol,  Schutz  der  Um- 
gebung durch  Bedeckung  mit  2  mm  dicken  Bleiplatten.  Ab- 
stand der  Antikathode  von  der  Haut  25  cm.  Härtere 
Röhre.  Bei  längerer  Dauer  der  Einzelbestrahlungen  Einhal- 
tung entsprechender  Intervalle.  Erster  Turnus  6  Bestrahlungen 
k  6  Minuten.  Eahane. 

M. 

Magenatonie.     Die   Therapie   der   Magenatonie    ist 
eine  medikamentöse,  physikalische  und  diätetische.    Was  die 
medikamentöse  Therapie   anbelangt,   so   leisten  Antifermen- 
tativa  im  allgemeinen  gute  Dienste. 
Wir  verabreichen: 

Rp.  Creosot,  earbon.  Ojl 

Dent.  tal.  dos.  ad  capa.  gelat.  Nr,  XXX. 
DS.  3mal  tgh  1 — 2  Stück  gleich  nach  dem  Essen  zu  nehmen. 
Ebenso  wirksam  ist  Ammonium  fiulfoichthyolienm. 
Rp.  Ämmonii  sufaichth.  0,1. 

Dent.  tal.  dos.  ad.  caps.  gelat.  Nr.  XX. 
DS.  3mäl  tyl.  1  Stück  nach  dem  Essen  zu  nehmen. 
oder  Menthol: 

Rp.  Menthol  0,05 

Natr.  hydrocarh.  0^5 

MFP.  Dent.  tal.  dos.  ad  caps.  amylae.  Nr.  XX. 

DS.  3mal  tgl.  1  Pulver  nach  dem  Essen  zu  nehmen. 


MAGENATONIE.  159 

Id  jenen  Fällen  der  Magenatonie,  die  mit  starker  Säure- 
bildung  verbunden  sind,  geben  wir 

Rp.  Menthol  0,5 
Natr.  hydrocarb.j 
Magn.  ust.  aa.  15fi, 
MDS.  Messerspitzweise  nach  dem  Essen  in  Oblate  zu  nehmen. 

Was  die  physikalischen  Behandlungsmethoden  anbelangt, 
so  empfiehlt  sich  vor  allem  die  Massage,  da  diese  in  erster 
Linie  die  motorische  Funktion  des  Darmes  günstig  beeinflußt, 
und  weil  sie  andrerseits  den  Tonus  der  Bauchmuskulatur 
kräftigt.  Das  gleiche  bewirkt  die  Gymnastik,  und  zwar  vor 
allem  die  Rumpfgymnastik.  Wir  lassen  unter  andern  folgende 
zwei  Übungen  machen : 

1.  Das  Erheben  des  Oberkörpers  aus  der  horizontalen 
Lage  mit  unter  den  Kopf  gelegten  Häuden;  eine  Übung,  die 
je  nach  dem  Eräftezustande  öfters  zu  wiederholen  ist.  Falls 
die  Patienten  zu  schwach  sind,  diese  Übung  allein  auszuführen, 
so  muß  man  die  Füße  des  Patienten  durch  leichten  Druck 
fixieren.  Später  lernen  es  die  Patienten,  diese  Übung  ohne 
Beihilfe  auszuführen. 

2.  Die  zweite  Übung  besteht  darin ,  daß  der  Patient 
auf  einer  festen  horizontalen  Unterlage  liegt  und  die  Beine 
im  Knie  gestreckt  gleichzeitig  aus  der  Horizontalen  in  die 
Vertikale  erhebt,  dann  wieder  senkt,  wieder  erhebt  und  dies 
einige  Male  wiederholt,  ohne  die  Unterlage  mit  den  Fersen 
zu  berühren. 

Auch  die  Faradisation  der  Magengegend  ist  zu  emp- 
fehlen. Wir  verwenden  dieselbe  in  Form  der  faradischen 
Rolle:  Eine  10  cm  lange  und  b  cm  breite  Elektrode  wird 
auf  das  Hypogastrium  aufgelegt  und  die  andere,  als  Massier- 
rolle armierte  Elektrode  kräftig  über  das  Abdomen  gestrichen; 
oder  in  folgender  Weise :  Zwei  ganz  gleich  große  Elektroden 
von  10  cm  Länge  und  b  cm  Breite  mit  Griffen  werden  die 
eine  über  dem  linken  Hypochondrium,  die  andere  über  der 
Magengegend  aufgelegt^  dann  wird  die  sekundäre  Rolle  des 
Induktionsapparates  rasch  hin  und  her  bewegt,  der  primären 
genähert  und  von  derselben  entfernt,  wodurch  man  kräftige 
Kontraktionen  und  Erschlaffungen  der  Bauchwandungen  erhält. 
Dann  wechselt  man  die  Stellen,  legt  die  Elektroden  an  an- 


160       MAGENATONIE.  —  MAGENKARZINOM. 

deren  Partien    des  Abdomens   an    und  verfährt   in   gleicher 
Weise. 

In  diätetischer  Beziehung  geben  wir  bei  schweren  moto- 
rischen Insuffizienzen  der  breiigen  Kost  den  Vorzug.  Bei 
leichteren  Fällen  gemischte  Kost  mit  Ausschluß  von  blähenden 
und  schwer  verdaulichen  Speisen. 

Die  Fltissigkeitszufuhr  muß  nicht  gänzlich  untersagt 
werden,  man  hat  nur  darauf  zu  achten,  daß  die  Patienten 
den  Magen  nicht  auf  einmal  mit  großen  Flüssigkeitsmengen 
füllen. 

Bei  höhergradiger  Hyperästhesie  gegen  Flüssigkeit  wird, 
wenn  die  Patienten  feste  Nahrung  ganz  gut  vertragen,  da- 
gegen Flüssigkeit  erbrechen,  Flüssigkeit  per  rectum  ein- 
geführt, um  der  Wasserverarmung  des  Organismus  entgegen- 
zuarbeiten. Pick. 

Blageilkarziliom.  l.  Operative  Behandlung:  Bei 
allen  Magenkarzinomen  mit  motorischer  Insuffizienz  des  Magens 
und  Stagnation  des  Mageninhaltes  (also  in  erster  Linie  bei 
den  Pyloruskarzinomen)  ist  ein  Eingriff  indiziert,  vorausgesetzt, 
daß  die  Kranken  nicht  zu  entkräftet  sind  und  die  Neubil- 
dung nicht  auf  die  große  Kurvatur  übergegriffen  hat.  Ist 
eine  Kadikaloperation  nicht  mehr  möglich,  so  kann  durch 
eine  Gastroenteroanastomose  bedeutende  Besserung  erzielt 
werden.  Bei  M.  mit  normaler  Mobilität  nur  operieren,  wenn 
der  Tumor  beweglich  ist  und  keine  Metastasen  nachweisbar 
sind.  Ob  Radikaloperation  .möglich,  läßt  sich  erst  nach  Er- 
öffnung der  Bauchhöhle  entscheiden. 

2.  Bei  nicht  operablen  Karzinomen  anfangs  Diät  wie 
bei  Achylie,  also  nur  leicht  verdauliches  Fleisch  (Fisch, 
faschiertes  Huhn  oder  Kalbfleisch),  dicke  Suppen  (Grieß, 
Sago,  Hafermehl,  Quaker  oats  etc.),  Pürees  von  Hülsen- 
früchten, Kartoffeln  und  Gemüsen,  leichte  Mehlspeisen.  Fett 
ist  zu  vermeiden;  Gewürze,  pikante  Zutaten,  Fleischextrakt 
oder  Püree  zweckmäßig.  Bei  weiter  vorgeschrittenen  Fällen 
alles  erlauben,  was  keine  stärkeren  Beschwerden  verursacht. 
Nährklysmen  unbedingt  zu  verwerfen,  dagegen  sind  rektale 
Eingießungen  von  lauwarmer  physiologischer  KochsalzK^sung 
gegen  den  Durst,  besonders  bei  Ektasie,  sehr  wertvoll.  Intern 
Stomachika,  z.  B. : 


MAGENKABZINOM.  —  MALARIA.  161 

Rp.  Uxtr.  fluid.  Cort,  Con-         oder:  Rp.  Cort.  Condurango  100 fi. 

durango  10 fi.  S.  1  Kaffeelöffel  in  Vs  ^  Wasser 

S.  3mal  täglich  10  Tropfen  in  10  Stunden  mazerieren,   dann 

Wasser  nach  der  Mahlzeit.  aufkochen   und  abseihen.     Im 

Laufe  des  Tages  zu  trinken. 

Bei  stärkeren  Übelkeiten: 
Rp.  Resorcin  1,0 

Aq.  Menthae  pip., 
Aq.  destill.  aa.  50,0, 
S,  Nach  der  Mahlzeit  1  Eßlöffel  voll. 

Bei  Schmerzen  und  stärkerem  Erbrechen  Morphin, 
anfangs  intern  oder  in  Snppositorien,  später  in  allmählich 
steigender  Dosis  snbkntan.  Magenwaschungen  bei  Stagnation 
des  Mageninhaltes  versuchen,  jedoch  nur  fortsetzen,  wenn 
sie  den  Kranken  wesentlich  Erleichterang  bringen. 

Hammerschlag. 

Malaria.  I.  Spezifische  Behandlung:  Man  verabr 
reicht  Chinin  per  os  in  Lösung^  in  Pulvern,  in  Pillen,  Tabletten. 
Wegen  des  schlechten  Geschmackes  ist  die  Verwendung  der 
Lösung  wenig  üblich. 

Bei  den  intermittierenden  Fiebern  verabreiche  man  5, 
4  oder  3  Stunden  vor  dem  Anfalle  je  0,3 — 0,5  g  Chininum 
hydrochloricum  per  os.  Man  gibt  diese  Dosen  auch  noch 
einige  Tage  nach  Ausbleiben  der  Anfälle.  Es  empfiehlt  sich 
nach  einer  Woche,  um  das  Wiederauftreten  der  Anfälle  zu 
verhindern,  die  Medikation  in  der  gleichen  Weise  zu  wieder- 
holen. 

Bei  den  kontinuierlichen  Fiebern  gibt  man  2,0^ 
binnen  2 — 4  Standen,  nach  weiteren  je  12  Stunden  je  1,0^. 
Auch  nach  erfolgtem  Fieberabfall  noch  nach  je  24  Standen 
durch  eine  Woche  je  1  g.  Häufige  Wiederholung  von  Chinin- 
gaben auch  in  den  nächsten  Wochen,  da  diese  Fieber  be- 
sonders hartnäckig  rezidivieren. 

Bei  Fiebern  mit  schweren  oder  perniziösen  Sym: 
ptomen  sind  die  subkutanen  und  intravenösen  Chinindar- 
reichungen  zu  empfehlen.  Je  1<7  subkutan,  alle  6  Stunden 
wiederholen^  so  lange  der  schwere  Zustand  anhält.  ; 

Bei  Schwarzwasserfieber  ist  es  von  höchster  Wichtigkeit 
zu  konstatieren ,  ob  es  sich  um  echtes  Schwarzwasserfieber 
(Nachweis  von  Plasmodien)   oder   um   eine  Hämoglobjnarie, 

Fellner,  Therapie^der  Wiener  Spezialärzte.  11 


162  MALAEIA.  —  MANIA. 

die    bloß  auf  einer  ChiDiniDtoxikation  beruht,   handelt.     Im 
ersteren  Falle  Chinindarreiehung. 

Unter  Umständen  kommt  neben  der  Darreichung  von 
Chinin  per  os  auch  die  per  rectum  in  Betracht  (vorher  muß 
ein  Reinigungsklystier  appliziert  werden): 

Rp.  Chinini  hydrochlorici  1,0 
Aquae  200,0 
Tct.  opii  spl.  gtta.  X, 
S.  Für  2  Klystiere. 

Manche  Leute  haben  eine  große  Idiosynkrasie  gegen 
Chinin  (vorübergehende  Taubheit,  Sehstörungen,  Schwindel, 
Ohrensausen,  Bewußtlosigkeit,  Urtikaria,  Purpura  haemor- 
rhagica,  Hämaturie). 

Außer  Chinia kommen  uochCinchonidin  undEuchinin 
in  Betracht,  man  gibt  sie  in  doppelt  so  großen  Dosen  als 
das  Chinin. 

IL  Symptomatische  Behandlung:  Bettruhe,  kalte 
Einpackungen,  bei  schweren  Fällen  Exzitantien^  bei  hart- 
näckigen Rezidiven  Klimawechsel. 

Bei  chronischer  M.  und  Kachexie:  Gesundes  Klima, 
kräftige  Ernährung,  Eisen,  Arsen,  hydropathische  Be- 
handlung. V.  Czyhlarz. 

Mania.  Auch  in  den  leichteren  Fällen  erscheint  ob 
der  Reizbarkeit,  der  gesteigerten  Geiiuß-  und  Verschwendungs- 
sucht der  Patienten  etc.  die  Anstaltsinternierung  ratsam.  Bei 
halbwegs  schwereren  ergibt  sich  diese  Notwendigkeit  ob  der 
beträchtlichen  psychomotorischen  Erregung  von  selbst.  Die 
Therapie,  welche  zumeist  nur  symptomatisch  sein  kann  (vide 
aber  sub  „Period.  Psychosen"),  hat  als  Hauptaufgabe  die  Be- 
kämpfung der  Schlaflosigkeit  und  der  motorischen  Unruhe 
(Bewegungsdrang,  Tobsucht).  Beiden  Indikationen  entsprechen 
eine  Reihe  von  Medikamenten  und  gewisse  physikalische  Kur- 
methoden. Von  ersteren  seien  als  verläßlich  aufgezählt: 

1.  Chloralhydrat,  1,0 — 2,0  in  reichlichem,  einhüllen- 
dem Vehikel  (Mucilag.  gummi  acaciae),  intern  oder  per  Klysma 
(vide  sub  Paralys.  progr.).  Kontraindiziert  bei  Erkran- 
kungen des  Herzfleisches,  bei  Fiebernden  (ferner  bei 
Alkoboldeliranten,  senil  Dementen  und  Bettlägerigen).  Wird 


MANIA.  163 

Chloral  einige  Zeit  genommeD,  so  darf  kein  Alkohol  genossen 
werden. 

2.  Amylenhydrat.  2,0 — 4,0  in  Wasser,  Bier,  Wein.* 
Fltissig. 

3.  Paraldehyd  5,0—10,0.  Das  ungeföhrlichste  Mittel, 
auch  für  lange  fortgesetzten  Gebrauch  geeignet.  Einziger 
Nachteil  kaum  korrigierbarer,  eigentümlicher  Geschmack  (am 
besten  mit  viel  Syrup.  cortic.  aurant.,  oder  in  Bier  und  Wein 
zu  nehmen;  viele  Kranke  trinken  es  übrigens  willig  auch 
in  starker  wässeriger  Verdünnung)  und  ein  eigenartiger  Ge- 
ruch, der  sich  auch  der  Exhalationsluft  mitteilt.  —  Flüssig. 

4.  Veronal  0,5 — 1,0,  Pulver.  Kontraindiziert  bei  senilen 
und   arteriosklerotischen  Individuen. 

5.  Malonal,  angeblich  mit  Veronal  identisch,  nach 
unseren  Erfahrungen  aber  speziell  für  Paralytiker  entschieden 
toxischer. 

6.  Hedonal  2,0,  Pulver  (teuer). 

7.  Isopral  (weniger  verläßlich)  0,5,  kommt  auch  in 
Drageeform  in  den  Handel  und  wird  in  dieser  Form  gerne 
auch  von  heiklen  Kranken  genommen. 

1 — 7  wirken  rasch,  d.  h.  bald  nach  der  Einverleibung; 
die  Wirkung  verflüchtigt  sich  bald,  1 — 7  haben  keine  post- 
ponierenden,  kumulativen  Wirkungen. 

Bei  den  folgenden  3  Präparaten  tritt  der  Erfolg  erst 
etwa  2  Stunden  nach  der  Einnahme  des  Mittels  ein,  hält  aber 
viel  länger  an ;  die  Kranken  erscheinen  noch  am  nächsten 
Tage  ein  wenig  schlummersüchtig,  eine  bei  entsprechender 
Vorsicht  gerade  für  manische  Erregungszustände  nicht  un- 
erwünschte Nebenerscheinung. 

8.  Snlfonal  (völlig  geschmackloses  Pulver)  1,0  (nicht 
in  Lösungen  verschreiben,  da  bei  gewöhnlicher  Temperatur 
nahezu  unlöslich).  Bei  längerem  Gebrauche  tödliche  Ver- 
giftungen (!)  durch  kumulierende  Wirkung.  Soll  daher 
nicht  länger  als  höchstens  8  Tage  in  continuo  gegeben  werden ; 
gleichzdtig  Darreichung  von  Laxantien. 

Ähnlich  wirken  (auch  der  Gefährlichkeit  nach) 

9.  Trional, 

10.  Tetronal. 


*  Hier  ist  von  Schlafmitteln   überhaupt  die  Rede;    Alkohol   ist 
speziell  bei  Manien  kontraindiziert. 

11* 


164  MANU..—  MASTITIS. 

Nicht  als  Schlafmittel,  aber  als  Spezifikum  gegen  mo- 
torische Unruhe  bewährt  sich  das  Hyoscinnm  muriat.  und 
das  ihm  nahestehende  Scopolamin.  hydrobromicum. 
Injektionen  von  0,0005 — 0,001  erzengen  rasch  eine  der 
Cnrare-Intoxikation  analoge  Wirkung,  daher  z.  B.  bei  Trans- 
porten Manischer  sehr  geeignet.  —  Eontraindiziert  bei  Herz- 
kranken. 

Die  Brompräparate  leisten  gerade  bei  manischen  Er- 
regungszuständen relativ  wenig,  am  ehesten  noch  in  Ver- 
bindung mit  Kampfer  und  Lupulin  bei  besonders  gesteigerter 
sexueller  Erregung. 

Ein  ausgezeichnetes,  beruhigendes  und  schlafmachendes 
Mittel  müssen  die  protrahierten  lauwarmen  Bäder 
genannt  werden.  Wannenbäder  von  etwa  26®  R.,  in  welchen 
die  Patienten  stundenlang  verweilen;  während  des  Bades  muß 
der  Kopf  mit  kalten  Bauschen  bedeckt  werden.  Ein  recht 
zweckmäßiges  Surrogat  fttr  diese  protrahierten  Bäder  sind 
feuchtwarme  Wickelungen.  Ein  Leinen  in  Wasser  von 
Zimmertemperatur  getaucht,  wird  um  den  Stamm  und  die 
Gliedmaßen  des  Kranken  geschlagen,  darüber  eine  Decke. 
In  dieser  Wickelung  verbleiben  die  Patienten  auch  1  bis 
3  Stunden. 

Kontraindiziert  bei  Fiebernden  und  Herzkranken. 

Alkohol  bei  manischen  Erregungszuständen  verboten. 
Die  dauernde  Bettbehandlung  kann  nicht  warm  genug 
empfohlen  werden;  auch  bei  der  Manie  sollen  äußere  Reize 
möglichst  ferngehalten  werden;  häufig  erweist  sich  die  Sepa- 
rierung der  Kranken  sehr  wohltätig  und  beruhigend. 

Pilcz. 

BEastitiB.  Prophylaxe:  Man  trachte  die  Bildung  von 
Rissen,  Schrunden  und  insbesondere  Borken  zu  vermeiden. 
Zu  diesem  Zwecke  ist  es  vor  allem  notwendig,  schon  in  der 
Schwangerschaft  der  Ausbildung  der  Warzen  die  größte 
Aufmerksamkeit  zu  schenken.  Man  ziehe  mit  gut  gewaschenen 
Daumen  und  Zeigefinger  die  Warzen  etwa  lOmal  im  Tage 
vor.  Außerdem  empfiehlt  es  sich,  die  Brüste  täglich  mit 
mildem  Seifenschaum  zu  waschen.  Ist  Neigung  zu  Schrunden- 
bildung  vorhanden,  so  pinsle  man  in  den  letzten  2  Wochen 
der  Schwangerschaft  Warzen  und  Warzenhof  mit 


MASTITIS.  —  MELANCHOLIE.  165 

Rp.   Tincturae  gallarum  amar.y 
Tincturae  Batanhiae  aa.  lOjO 
Aquae  destill.  20,0. 

Treten  während  des  Stillens  Sehranden  und  Borken 
auf,  so  ist  es  am  besten,  auf  dieser  Seite  durch  ein  paar  Tage 
das  Stillen  einzustellen  und  die  Schrunden  mit  Jodtinktur 
zu  behandeln.  Vor  jedem  Trinken  soll  man,  falls  kleine  Risse 
vorhanden  sind,  aber  auch  sonst  die  Brust  mit  abgekochtem 
Wasser  gut  reinigen  und  ebenso  den  Mund  des  Kindes. 

Treten  die  ersten  Zeichen  der  Entzündung  ein,  so  lege 
man  sofort  eine  große,  die  ganze  Mamma  umfassende  Saug- 
glocke an,  schalte  nach  je  5  Minuten  Saugbehandlung  eine  Pause 
von  je  3  Minuten  ein,  die  Sitzung  dauere  25 — 30  Minuten, 
Und  dies  wiederhole  man  Tag  für  Tag.  Mitunter  gelingt  es, 
so  die  Entstehung  einer  Mastitis  zu  kupieren.  In  der  übrigen 
Zeit  binde  man  die  Brüste  hoch  und  lege  Umschläge  mit 
essigsaurer  Tonerde  auf.  Es  ist  nicht  immer  notwendig, 
selbst  nach  der  Entwicklung  von  kleineren  Abszessen  das 
Kind  abzusetzen.  Sind  bereits  kleinere  oder  größere  Abszesse 
da,  so  mache  man  einen  kleinen  Einschnitt  und  lege  dann 
die  Saugglocke  an.  Seit  der  Anwendung  dieser  Methode  sind 
größere  Inzisionen  überflüssig  geworden.         o.  0.  Fellner. 

Melancholie.  Einen  Fall  von  M.  in  Familienpüege 
zu  bebandeln,  muß  wegen  der  eminenten  Selbstmord- 
gefäbrlichkeit  derartiger  Kranker  immer  als  sehr  gewagt 
erscheinen^  Strengste,  im  buchstäblichen  Sinne  des  Wortes 
kontinuierliehe  Überwachung  ist  eine  conditio  sine  qua  noii, 
namentlich  auch  in  der  Rekonvaleszenz.  Diese  Beaufsichtigung 
läßt  sich  am  ehesten  noch  bei  dauernder  Bettbehandlung 
der  Patienten  durchführen.  (Hände  müssen  sichtbar  sein! 
Die  Kranken  können  sich  unter  der  Decke  Schaden  zufügen.) 
Es  entspricht  die  Bettbehandlung  gleichzeitig  einer  anderen 
Indikation,  möglichster  Ruhe.  In  leichteren  Fällen  kann  man 
die  Kranken  in  den  Nachmittags-  und  Abendstunden,  in 
welchen  erfahrungsgemäß  meist  ein  gewisser  Nachlaß  der 
psychotischen  Erscheinungen  sich  einstellt,  ein  wenig  auf- 
stehen lassen.  Wichtig  ist  femer  möglichste  Fernhaltung 
äußerer  Reize.  Aufheiterungsversuche,  „Zerstreuungen"  etc. 
sind  nicht  nur  vergeblich,  sondern  geradezu  schädlich.  Über- 


166  MELANCHOLIE.  —  MENINGITIS  EITRIGE. 

wachoDg  der  NahrongsanfDahme  (meist  besteht  Widerwille 
gegen  Speisen,  oft  wahnhaft  bedingt),  kleine,  aber  öfter8 
wiederholte  Mahlzeiten  (zuweilen  ist  Sondenffitterung  nötig), 
besondere  Sorge  für  regelmäßige  Stnhlentleerang. 

Gegen  die  Schlaflosigkeit  die  üblichen  Mittel.  Wo 
aber  neben  der  einfach  tranrigen  Verstimmung  auch  ein  An  gst- 
af fekt  besteht,  versagen  die  Hypnotika  selbst  in  den  größten 
Dosen.    Da  erweist  sich  allein  sicher  wirkend  das  Opium 
und   seine   Derivate.    Die   energische   Bekämpfung   des 
Angstaffektes  ist  nicht  nur  wegen  der  Qualen  der  Patienten 
absolut  geboten,  sondern  namentlich  darum,  weil  die  Selbst- 
mordgefahr der  Kranken  durch  die  ängstliche  Erregung   be- 
deutend gesteigert  wird,  dieselben  im  Angstparoxysmus  auch 
für  die  Umgebung  sehr  gefahrlich  werden  können.    Wegen 
der  meist  hartnäckigen  Obstipation  der  Melancholischen  kom- 
biniert man  am  besten  das  Opium  mit  einem  Laxans,  z.  B.: 
Rp.  Extr.  opii  aquosi  2,0 
,y      radic.  rhei, 
Pulv.  radic.  rhei  aa., 
8.  qu.  f.  pü.  Nr.  C. 
DS.  Dreimal  täglich  2 — 5  Pillen  zu  nehmen. 

Wo  die  Annahme  der  Pillen  verweigert  wird,  muß  man 
zur  Pravazspritze  greifen.  (Extr.  opii  aquos.,  Morphin  nur 
bei  besonders  heftiger  Angst.)  Oft  muß  man  neben  dem  Opiat 
noch  eines  der  eigentlichen  Hypnotika  geben.  Pilcz. 

Meningitis  eitrig^e.  Behandlung  eines  etwaigen 
primären  entzündlichen  oder  eitrigen  Krankheitsherdes  im 
Mittelohr  (Otitis  media  suppurativa),  im  Auge  oder  in  der 
Orbita,  in  der  Nase  und  deren  Nebenhöhlen,  im  Pharynx, 
in  der  Kopfhaut  (Erysipel,  traumatische  Verletzungen  des 
Schädels,  Nenbildangen,  Gummen,  Tuberkel),  von  den  Zähnen 
her,  am  Halse  und  Nacken  (Bindegewebe  und  Drüsen),  in 
der  Haut  und  im  subkutanen  Gewebe  des  Körpers,  in  den 
serösen  Höhlen,  in  den  Gelenken.  Eröffnung  des  primären 
Eiterherdes  und,  wenn  möglich,  Desinfektion  der  Meningen. 
Antiseptische  Behandlung  der  Nasenhöhle  und  Mundhöhle 
durch  Gurgelungen  (Kai.  hypermang.  l%o)'  Prophylaktische 
und  therapeutische  antiseptische  Reinigung  und  Versorgung 
jeder  äußeren  Kopfverletzung.  m.  Weinberger. 


MENINGITIS  CEREBROSPINALIS  EPIDEMICA.  167 

Meningitis  cerebrospinalis  epidemica.  Strenge 

Handhabung  aller  Maßregeln  zur  Isolierung  und  Desibfektion 
besonders  der  Auswurfstoffe ,  des  Harnes  und  Stuhles,  der 
Wäsche,  namentlich  der  Schnupftücher,  Kleider  und  der 
während  der  Krankheit  benützten  sonstigen  Effekten.  Prophy- 
laktische Gurgelungen  der  Mnndracbenhöhle  und  Spülungen 
der  Nase  mit  Kai.  hypermang.  (iVoo)?  Odol.  Einträufelung 
von  unverdünnter  Pyocyanase  (5 — 20  gtts.)  in  jedes  Nasenloch, 
bei  Erwachsenen  l — 2  cm^  mit  Spray-Apparat  (Escherich). 

Luftige,  ruhige,  verdunkelte  Räume,  peinliche  Reinlichkeit 
und  große  Sorgfalt  in  der  Pflege  des  Kranken.  (Dekubitns!) 
Kräftige,  anfangs  flüssige  Nahrung,  wenn  nötig  durch  Sonde 
oder  Klysma.  Die  spezifische  Behandlung  mit  Meningo- 
kokkenser  um  steht  noch  in  den  ersten  Anfängen.  (Vorschrift: 
Intralumbale  Injektion  von  20  cm^  nach  Entleerung  von 
30 — 40  cm^  Exsudat  durch  Lumbalpunktion;  oder  subkutane 
Injektion;  bei  steigender  Temperatur  zu  wiederholen.) 

Int.  Natr.  salicylic.  0,50,  2 — 3mal  täglich.  (Dosen- 
bestimmung bei  Kindern — ,  n=:  Anzahl  der  Jahre,  nach 

V  0  g  1.)  Bei  fortschreitender  Entzün  düng  Einreibungen  mit  grauer 
Salbe  längs  der  Wirbelsäule  (Applikationsstelle  wechseln!)  oder 
nach  Art  einer  Schmierkur;  bei  Kindern  besser  mit  Hydrarg. 
CO  11 0 id.  Einreibungen  von  Argen t.  colloidale.  Innerlich, 
aber  nicht  gleichzeitig  mit  Quecksilber,  Versuch  mit  Jod- 
natrium. Jodoformsalbe  im  Nacken  und  an  den  Schläfen. 
Bei  zunehmender  Drucksteigerung  Lumbalpunktion,  wenn 
nötig  in  8  Tagen  zu  wiederholen.  Symptomatische  Bekämpfung 
des  Fiebers  durch  Abwaschungen  mit  kaltem  Wasser  oder 
Essigwasser  1  : 4.  Phenacetin,  Lactophenin,  Cbinin.  Gegen 
den  Kopfschmerz  und  die  allgemeinen  Erscheinungen 
Blutegel  am  Proc.  mastoid  (l)  oder  an  den  Hinterkopf,  längs 
der  Wirbelsäule  (2).  Bei  kräftigen  Erwachsenen  trockene 
oder  blutige  Schröpfköpfe  am  Nacken  und  Rücken.  Kälte 
(Eisblasen  oder  Kühlscbläuche)  auf  den  Kopf  und  längs  der 
Wirbelsäule,  auch  kalte  Begießungen  an  diesen  Stellen. 
Warme  Bäder  (von  35^0,  jeden  Tag  um  1^  höher  bis 
40^0,  5— 10  Min,,  im  Bade  kräftig  frottieren.  Kälte  auf 
den  Kopf),  hernach  schweißtreibende  Einwicklung,  Laxantia 
(Klystiere  mit  kaltem  Wasser,  Kalomel).  Gegen  die  Unruhe, 


168 


MENINGITIS  CEREBROSPINALIS  EPIDEMICA. 


Schlaflosigkeit  nnd  Konvulsionen  wanne  Einpackungen  und 
Narkotika  (Morphium,  Opium,  Chloral,  Brom).  Gegen  das 
Erbrechen  Eis,  eisgekühltes  Sodawasser,  kohlensaures  Wasser, 
kalte  Umschläge  auf  die  Mageugegend,  Morphium.  Bei  Herz- 
schwäche Exzitantien,  Kampfer,  Moschus,  Wein,  Kognak. 
Im  Resorptionsstadium  steigende,  kräftige  Ernährung,  Jod- 
natrium  intern  oder  extern,  Jodeisen syrup  (Henschen); 
warme  Bäder,  einige  Wochen  nach  erfolgter  Entfieberung 
Elektrizität  und  Massage  etc.  Behandlung  des  Ohres  und 
Auges. 

oder  Rp. 


Rp.  Phenacetin.j 

Natr,  aalicylic.  aa.  0,25 
Coffein,  p,  0,02. 
M,f,p.  d,  tal,  dos.  Vlin  eaps, 
amylac.  Früh  und  abends 
je  1  Pulver. 
Rp.  Hydrargyr,  cölloid. 

0,10—0,20 
Lanolin,  1,0—2,0. 
D,  tal.  dos.  Nr.  V. 
S.  1  Päckchen  einzureihen. 
Rp.  Natr.  jodat,, 

Natr,  bromat,  aa.  1,0 
Mixt,  gummös.  150,0 
Syr,  simpl.  10,0, 
S:  Sstündlich  1  Kaffeelöffel. 
Rp.  Morph,  hydrochl.  0,01 

Butyr.  de  Caeao  et  ol.  q.  s, 
utf.  suppos.  d.  tal.  dos.  Nr,  VIi 
ad  eh.  cerat. 
DS.  Intal  im  Tage  1  Zäpfchen 
anzuwenden,  für  Ertuachsene! 


Calomel. 

0,005— 0,01— 0,02-0,05 
Saech.  lact.  0,30, 
M,  f.  p,  d.  tal.  dos.  X. 
8.  3— 4  Pulver  täglich. 


Rp.   Ünguent.  Credi  lylO. 

D.  tal.  dos.  IV. 
S.  Je  1  Päckchen  an  2  Abenden 
hintereinander  einzureiben. 

Rp.  Camphor.  subt.  0,50 

Mucil.  Gumm.  arab,  20,0 
etdde  aq.  destillat.  100,0. 
S.  Zu  2  KlysHeren 
(für  Erwachsene). 
Rp.  Morph,  hydrochl.  0,01 
Decoct.  amylac.  30,0. 
S,  Lauwarm  in  den  Mastdarm 
einzugießen,  für  Erwachsene! 
Ne  repetatur! 


Ne  repetatur! 
Mit  Vorsicht  r     Rp.  Chloralhydrat 

für  Erwachsene  1,0-2,0 
„   Kleine  0,50 
Mucilag.  Salep.  10 fi 
Aq.  destillat.  ad  30,0, 
S,  Lauwarm  in  den  Mastdarm  einzugießen, 

Ne  repetatur!  M.  Weinberger. 


MENINGITIS  TUBERCULOSA.  —  METßOIttlHAGIE.        169 

Meningitis  tuberculosa.  Prophylaktisch  allgemeine 
Behandlung  einer  tuberkulösen  Disposition.  Verhütung  tuber- 
kulöser Infektion.  Besondere  Fürsorge  und  Schonung  hereditär 
beanlagter  oder  sonst  schwächlicher  Kinder  und  Erwachsener. 
Sorgfältige  Behandlung  etwaiger  Ohreiterung,  chronischer 
Entzündungen  der  Nasen-  und  Rachenschleimhant  (namentlich 
bei  Skrofulösen),  hypertrophischer  Tonsillen  und  adenoider 
Vegetationen,  tuberkulöser  Lymphdrüsen  oder  sonstiger  tuber- 
kulöser Herde  der  Haut  und  Knochen. 

Die  Behandlung  der  ausgebrochenen  Meningitis  stimmt 
mit  jener  der  anderen  Formen  überein.  Als  „Spezifika^^  werden 
verwendet:  Jodoformsalbe  (1:5)  im  Nacken,  Proc.  mastoid., 
Schläfen  und  Phosphor  intern  (Henscheri). 

Bei    Zeichen     zunehmender    Drucksteigerung    Lumbal- 
punktion. Tuberkulin  ist  kontraindiziert. 
Rp.  Phosphor.  0,01 

Olei  olivar.  (oder:  amygd.  dule.)  20,0 
Aq.  deatill,  80,0 
Mucüag.  Gumm.  arahic, 
Syrup.  simpl.  aa.  15,0. 
M.  f.  etnulsio. 
■S.   Wohl  umgeschüttelt  täglich  3mäl  1  Kaffeelöffel. 
(In  dunklem  und  kühlem  Räume  aufzubewahren.) 
Rp.  Syrup.  ferr.  jodat.  25,0 
Syrup.  simpl.  50,0 
Aq.  destillat.  180,0. 

S.  3mal  täglich  1  Eßlöffel. 

M.  Weinberger. 

Menstruelles  Irresein  (Psychosis  periodioa 
menstmalis).  Hohe  Bromdosen  (6 — lO'O  pro  die)  einige 
Tage  vor  dem  Eintritte  der  Menstruation  gegeben,  verbunden 
mit  Bettruhe,  vermögen  den  zu  erwartenden  psychotischen 
Anfall  häufig  zu  unterdrücken.  Während  der  Psychose  erst 
verabfolgt,  ist  das  Brom  wirkungslos.  Lokale  Behandlung 
irgend  eines  gynäkologischen  Befundes  ist  in  derartigen 
Fällen  quoad  psychosin  meist  wirkungslos  (häufig  mangelt 
ja  auch  irgend  eine  lokale  Aflfektion  vollständig).      Pilcz. 

Metrorrhagie  (Hyperplasia  endömetrii).  Niemals 
ordinieren  ohne  innere  Untersuchung!    Vorerst  muß 


170  METRORRHAGIE. 

maii  sieh  d^yon  überzeagen,  ob  die  Blatung  tateächlieh  ans  der 
Gabärmntter  kommt,  oder  nicht  aus  einem  geplatzten  Varix- 
knpten  der  Sebeide  oder  des  Vorhofes.  Ferner  achte  man 
auf  Gravidität  bzw.  Abortus.  (Siehe  Abortus  und  Blutangen 
während  der  Schwangerschaft.)  Ebenso  schließe  man  ein 
Karzinom  aus.  (Anamnese:  Alter  der  Patientin,  Ernährungs 
zustand.  Bei  unentschiedener  Diagnose ,  selbst  bei  dem  gering- 
sten Verdachte  auf  Karzinom  Probecurettement.)  Bei  Blutungen 
nach  Gravidität  oder  einem  Abortus  Rücksichtnahme  auf 
Chprioepitheliom ! 

I.  Allgemeinerkrankungen:  Herz-,  Lungen-,  Leber-, 
Nieren-,  Blutgei^ßerkrankungen  und  Fettsucht  können  die 
Ursache  sein  und  sind  dementsprechend  zu  behandeln.  Bei 
Herzkrankheiten  kann  eine  Digitalislösung  die  Blutung  rasch 
zum  Stillstand  bringen.  Besteht  Lungentuberkulose,  so  ist 
vor  allem  der  Allgemeinzustand  zu  heben  und  ein  Guajakol- 
oder  Kreosotpräparat  zu  verabreichen.  (S.  Tuberkulose.) 
Hier  umgehe  man,  wenn  irgend  möglich,  die  Auskratzung. 
Arteriosklerose  ist  nicht  selten  die  Ursache  der  Blutung. 
Auch  hier  leistet  die  Auskratzung  sehr  wenig  und  kommt 
es  vor  allem  darauf  an,  der  Arteriosklerose  entgegenzu- 
arbeiten. Darreichung  von  Antisklerosintabletten  etc.  Selbst- 
verständlich strenges  Regime!  Anämie  und  Sklerose  sind 
zumeist  nicht  die  Ursache,  sondern  die  Folgezustände,  die 
letztere  vor  allem  der  Begleitzustand  einer  Veränderung  der 
Ovarialsekretion.  Es  hat  daher  die  Eisenbehandlung  nur 
einen  geringen  Wert.  Man  hebe  den  Allgemeinznstand. 

IL  Chronische  Vergiftungen  mit  Kaffee,  Tee,  Al- 
kohol etc.  Verbot  dieser  Genußmittel. 

III.  Sportliche  Übertreibungen,  Coitus  interruptus,  Onanie, 
Verkehr  mit  impotentem  Manne  sind  weitere  Ursachen,  denen 
nach  Möglichkeit  entgegengearbeitet  werden  muß. 

IV.  Ursachen  am  Genitale:  Erkrankungen  der  Ovarien, 
bzw.  Alteration  der  ovariellen  Sekretion.  Hier  ist  unter  Um- 
ständen, welche  auch  sonst  die  Exstirpation  der  Ovarien 
rechtfertigen,  diese  vorzunehmen.  Oder  man  verordne  Schild- 
drüsentabletten. 

Handelt  es  sich  um  Blutungen  bei  einem  Myom,  und 
ist  man  noch  weit  entfernt  vom  Klimakterium,  dann  tritt 
die  Operation  des  Myoms  in  ihre  Rechte.  Nahe  dem  Klimak- 


METRORRHAGIE.  171 

terium  versucht  man    es  mit  den  weiter  unten  angegebenen 
Maßregeln. 

Die  Blutungen  können  ferner  auf  einem  Polypen  beruhen , 
dieser  ist  abzutragen  und  eine  Auskratzung  anzuschließen. 
Sonst  kann  die  Ursache  der  Blutungen  in  uns  noch  nicht 
näher  bekannten  Veränderungen  der  Eierstocksekretion  oder 
in  einer  Hypertrophie  des  Endometriums  beruhen. 

Ist  die  Blutung  nicht  allzu  stark,  so  versuche  man  es 
mit  Darreichung  von  Stypticintabletten  (3mal  täglich  2  Sttlck) 
oder 

Rp.  Ergotini  5,0  oder   Rp.  Extract.  Hydrant,  canad., 

Glycerini  lOfi  Extr.Goasyp.herhAnspiss.y 

Aquae  dest.  85,0  Eiptr.  Hamamel.  virg.  fluid. 

Aeidi  acUieyl.  Oyl.  aa.  10,0. 

S,  1  Eßlöffel  mit  2  Löffel  lauen  S.  Mehrst.  10  Tropfen. 

Wassers    mittelst   Ballons    in 
den  Mastdarm. 

Reicht  dies  nicht  aus,  so  kann  man  heiße  Ausspülungen 
der  Scheide  2-  bis  3mal  täglich  verordnen  oder  rektale  Ein- 
gießungen mit  Y2 — ^  ^  Milch  (mehrere  in  kui*zer  Zeit)  oder 
mit  48®  0  heißem  Wasser  unter  Zusatz  von  2  g  Ohlor- 
kalzinm.  Lagerung  auf  heiße  Sandsäcke.  In  Fällen,  wo 
der  Muttermund  genügend  weit  ist,  hilft  mitunter  auch  das 
Auswischen  der  Gebärmutter  mit  einer  Adrenalinlösung,  even- 
tuell subkutane  Einspritzung  derselben  Lösung.  Führt  dies 
alles  zu  keinem  Resultat,  ferner  bei  starken,  häufig  wieder- 
kehrenden Blutungen,  kann  man  versuchsweise  eine  Aus- 
kratzung vornehmen.  Sie  hat  nur  in  den  Fällen  vollen  Er- 
folg, wo  tatsächlich  eine  Hypertrophie  des  Endometriums 
besteht.  Liegt  die  Ursache  aber  im  Eierstock,  was  wir  derzeit 
noch  nicht  zu  unterscheiden  in  der  Lage  sind,  so  hat  die 
Auskratzung  wenig  oder  gar  kein  Resultat.  Vielleicht  wirkt 
in  diesen  Fällen  eine  zweckmäßige  Organotherapie  (Dar- 
reichung von  Schilddrüsentabletten),  die  Therapie  der  Zukunft. 
Bestrahlung  der  Eierstöcke  ist  in  neuerer  Zeit  mit  Erfolg 
angewandt  worden.  In  diesen  Fällen ,  aber  auch  in  jenen 
von  Hypertrophie,  da  insbesondere  nach  Auskratzung,  ist 
die  Balneotherapie  zweckentsprechend.  (Siehe  Balneotherapie.) 
Die  Vaporisation  führt  man  besser  nur  dort  aus,  wo 
man  nahe  dem  Klimakterium  ist.    Und    um  sicher   zu  sein, 


172     METRORRHAGIE.  —  MITTELOHRKATARRH  CHRON. 

ja  das  ganze  Kavüm  zu  veröden,  ist  eine  einige  Tage  vorher 
vorzunehmende  Auskratzung  empfehlenswert.  In  verzweifelten 
Fällen  bleibt  nichts  anderes  als  die  operative  Sterilisation 
über.  Vielleicht  wird  diese  mit  der  Zeit  durch  die  Röntgen- 
therapie verdrängt  werden. 

Beachtenswert  ist  außerdem  die  Metrorrhagie  bei  Ver- 
lagerung des  Uterus.  Hier  hilft  mitunter  das  bloße  Aufrichten 
des  Uterus  und  Einlegen  eines  Pessars,  in  der  Mehrzahl 
der  Fälle  ist  aber  noch  eine  Auskratzung  notwendig,  welcher 
man  in  zweckentsprechender  Weise  die  vaginale  Fixation 
anschließt.  0.  Ö.  F  el  In  er. 

BEittelohrkatarrh  ohronisclier.  I.  Prophylaxe 

und  Hygiene.  Da  sich  der  chronische  Mittelohrkatarrh  mit- 
unter aus  akut-katarrhalischen  Äffektionen  der  Paukenhöhle 
entwickeln  kann,  wird  man  stets  darauf  Bedacht  zu  nehmen 
haben,  die  akute  Form  vollkommen  zur  Ausheilung  zu  bringen. 
Hier  stehen  die  einfache  Luftdusehe  („Politzersches  Ver- 
fahren") und  der  Katheteriamus  der  Ohrtrompete  an  erster 
Stelle ;  bei  hartnäckigeren  Formen  allenfalls  die  weiter  unten 
angeführten  Behandlungsmethoden  gegen  den  chronischen 
Katarrh. 

Da  der  letztere  von  dem  Zustande  des  Nasen-Rachen- 
raumes abhängt,  wird  man  diesem  sein  besonderes  Augen- 
merk zuzuwenden  haben.  Vor  allem  ist  jedes  Atmungs- 
hindemis-  vollständig  zu  beseitigen:  bestehende  adenoide 
Vegetationen  sowie  stark  hypertrophische  Gaumentonsillen  sind 
zu  entfemen,  desgleichen  hypertrophische  hintere  Enden  der 
unteren  Nasenmuschelu ;  ist  die  untere  Nasenmuschel  in  ihrer 
ganzen  Länge  hyperplastisch,  so  hat  ein  Stück  der  Schleim- 
haut mit  der  Schere  abgetragen  zu  werden;  kranke  Schleim- 
hautpartien der.  Nase  oder  des  oberen  Pharynx  werden 
tuschiert  (mit  3— lO^/o  Lapis,  5— 10%  lehthargan,  1— 2Vo 
Jodglyzerin,  1 — 5<^/o  Mentholvaselinöl  etc.),  auch  allabendliche 
Nasendurchspülungen  können  vorteilhaft  wirken !  Hierfür  eignet 
sich  u.  a.  besonders : , 

Rp.  Säl.  maris  10,0 
Natr.  bicarb.  5,0. 
M.f.  pulvis. 
S.  1  kleine  Messerspitze  voll  auf  1  Nasenschiffchen  voll  Wasser. 


,      MITTELOHRKATARRH  CHRONISCHER.  173 

Beim  Schneuzakt  darf  keine  za  große  Gewalt  angewandt 
werden ;  stets  wird  nar  eine  Seite  verschlossen  und  aus  der 
anderen  wird  das  Sekret  vor^chtig  ausgeblasen.  —  Stark 
gewürzte,  übermäßig  sauere  Speisen  und  stark  alkoholische 
Getränke  sind  ganz  zu  vermeiden,  das  Rauchen  ist  möglichst 
einzuschränken,  besonders  das  Zigarettenrauchen;  für  regel- 
mäßigen und  ausgiebigen  Stuhl  ist  Sorge  zu  tragen. 

IL  Therapie.  In  den  leichtesten  Fällen  genügen  Luft- 
einblasungen in  die  Paukenhöhle  mittelst  „Politzer sehen 
Verfahrens"  oder  Katheters.  Genügen  diese  nicht,  nehme 
man  die  Bougierung  der  Tube  vor,  u.  zw.  mittelst  geknöpfter 
Zelluloidbougies  (Yß — */«  w^);  die  Bougie  wird  in  der  Ohr- 
trompete SYgCm  weit  vorgeschoben,  so  daß  sicher  der  Isthmus 
erreicht  wird;  hier  kann  die  Bougie  1 — 15  Minuten  (und 
event.  noch  länger)  liegen  bleiben.  Hierauf  kann  eine  Luft- 
einblasung vorgenommen  werden.  Statt  einfacher  Luft  ver- 
wendet man  auch  mit  Vorteil  Einblasung  von  Dämpfen,  z.  B. 
von  Salmiak  oder  lO^o  Kampferäther.  Nachher  darf  sich 
der  Pat.  einige  Minuten  lang  nicht  schneuzen. 

Energischer  wirkt  häufig  die  Massage.  Diese  betrifft: 
1.  das  äußere  Ohr  und  dessen  Umgebung  (entweder  manuell 
oder  maschinell  mittelst  Elektromotors) ;  —  2.  die  Ohr- 
trompete, u.  zw.  a)  als  „Vibriationsmassage  der  Tube" 
(äußere Massage  bei  eingeführter  Bougie),  h)  als  „Friktions- 
massage des  Tubenisthmus"  (sehr  rasch  wiederholte 
Durchführung  der  Bqugie  durch  den  Isthmus  entweder  mit 
der  Hand  oder  mit  elektromotorischem  Exzenterhandstück  und 
Bougiefixator),  oder  endlich  c)  als  Massage  des  Tuben- 
ostium  (das  Ost.  phar.  tub.  wird  mittelst  eines  Wattetampon- 
trägers,  der  mit  eventuell  medikamentös  [z.  B.  5<*/o  Lapis] 
befeuchteter  Watte  armiert  ist,  mit  der  Hand  oder  maschinell 
massiert).  —  3.  Das  Trommelfell  und  die  Gehörknöchelchen: 
Pneumomassage,  Lucaesche  Drucksondenmassage. 

Sehr  wirksam  ist  ferner  die  Behandlung  mit  Elektri- 
zität, u.  zw,  1.  als  Faradisation  (Induktionsstrom)  besonders 
gegen  die  subjektiven  Erscheinungen;  —  2.  als  Galvanisation 
(konstanter  Strom)  mit  äußerer  oder  innerer  Anordnung  der 
Elektroden.  Bei  ersterer  kommen  Ströme  von  1 — 5  M.  A., 
5^-^10  Minuten  lang,  bei  letzterer  („katalytisches  Verfahren") 
0,1— 1,0  M.  A.,  5 — 60  Minuten  lang,  in  Verwendung.   Ein- 


174  MITTELOHRKATAßRH  CHRON.  —  MORBILLI. 

und  Ausschleichen  ist  dringend  erforderlich;  —  3.  als  Fran- 
klinisation (Reibeelektrizität).  Letztere  wirkt  zuweilen  bei 
nervöser  Veranlagung  günstig. 

In  den  Fällen,  in  denen  die  Herabsetzung  der  Bchwin- 
gungsfähigkeit  der  Gehörknöchelchen  durch  narbig  verändertes 
Bindegewebe  herbeigeführt  ist,  sind  Fibrolysin-Injektionen  zu 
versuchen. 

Rp.  Fibrolysin  (Merck)  ampuUae  ä  2,3 
Seat.  orig.  (X  Amp.) 

Die  Injektionen  werden  am  besten  subkutan  (Oberarm, 
Oberschenkel,  Rücken)  oder  intramuskulär  (Glutäalmuskulatnr) 
gemacht.  Man  beginnt  mit  einer  Dosis  von  0,4  cm*  und  steigt 
entsprechend  rasch  (womöglich  nach  3 — 4  Injektionen)  auf 
die  volle  Dosis  von  2,3  cm^.  Am  besten  3mal  wöchentlich; 
10 — 40  Injektionen.  Bei  Reizerscheinungen  entsprechend 
geringer.  Außerdem  stets  energische  lokale  Behandlung. 

Bei  otosklerotischem  Prozeß  und  Mittelohraflfektionen  auf 
luetischer  Basis  können  Injektionen  von 

Rp.  Pilocarpini  hydroMor.  0,1 — 0,2 
Äq.  deat.  10,0 

versucht  werden.  Man  steigt  vorsichtig  von  1 — 7  bis  eventuell 
10  Teilstriche  einer  Pravaz sehen  Spritze.  Unmittelbar  nach 
der  Einspritzung  hat  der  Patient  durch  einige  Stunden  (bis 
nach  vollendetem  Schweißausbruch)  gut  zugedeckt  im  Bett  zu 
liegen.  Da  die  Pilokarpinkur  Anforderungen  an  die  Kräfte 
des  Patienten  stellt,  muß  sich  die  Häufigkeit  der  Einspritzungen 
nach  diesen  richten  (2 — 6mal  die  Woche). 

£.  Urbantschitsch. 

Morbilli«  Prophylaxe.  Vom  Standpunkt  der  öffent- 
lichen Hygiene  ist  es  geboten,  masernkranke  und  verdäch- 
tige Kinder  und  deren  Geschwister  vom  Kontakt  mit  Ge- 
sunden, also  vor  allem  von  der  Schule,  Kindergarten,  allge- 
meinen Krankensälen  fernzuhalten.  Die  häusliche  Prophylaxe 
wird  schon  aus  dem  Grunde  nicht  schematisieren ,  als  die 
Masern  in  Städten  eine  schwer  zu  umgehende  Krankheit  des 
Kindesalters  sind,  für  gesunde,  ältere  Kinder  fast  ungefährlioh 
sind  und  eine  rechtzeitige  Isolierung  bei  der  schon  im  Pro- 
dromalstadium  infektiösen  Krankheit  schwer  möglich  ist. 
Nur    schwächliche,    chronisch    Kranke    und    Kinder    unter 


MORBILLI.  —  MORBUS  BASEDOWIL  175 

2  Jahren  sind  möglichst  zu  isolieren.  Ays  Vorsicht  ist  die 
Isolation  bis  in  die  Rekonvaleszenz  der  Erkrankten  ausza- 
dehnen. 

Therapie;  Bei  unkompliziertem  Verlauf  hygienisch- 
diätetisch. Bettruhe  vom  Prodromal-  bis  ins  Rekonvaleszenz- 
stadium (3 — 4  Wochen).  Fleißige  Lüftung  des  auf  15o  tem- 
perierten Erankenraums,  leichte  Verdunkelung,  Wärm ung  der 
Wäsche  vor  dem  Wäschewechsel,  Pflege  von  Mund  und  Nase, 
leichte  Diät.  Die  Komplikationen  sind  mit  den  ihnen  zu- 
kommenden Maßnahmen  zu  behandeln.  Neurath. 

Morbus  Addisonii.  Ungeachtet  der  großen  Fort- 
schritte auf  dem  Gebiete  der  Blutdrüsenerkrankungeu  bietet 
die  Behandlung  des  Addison  bisher  keine  günstigen  Aus- 
sichten dar  und  beschränkt  sich  im  wesentlichen  auf  sym- 
ptomatische Maßnahmen. 

Körperliche  und  geistige  Ruhe  (Bettruhe,  Landaufenthalt, 
Seereise)  tun  den  adynamischen  Kranken  sehr  wohl.  Kräftige, 
möglichst  reichliche  Kost.  Erfrischend  wirken  laue  Bäder 
(35— 320C)  und  Solbäder.  Intern  verordnet  man  Tonika 
(Arsen ,  Eisen ,  Chinin ,  Nux  vomica).  Gegen  die  Magener- 
scheinungen empfiehlt  sich  Salzsäure  (12  Tropfen  nach  dem 
Essen  in  1/2  Glas  Wasser).  Die  stomachale  Darreichung  von 
Nebennierensubstanz  (Suprarenal  gland.  „Tabloid"  von  Bur- 
ronghs,  Wellcome  &  Co.  in  London  zu  0,3;  tgl.  3 — 6  Tablet- 
ten oder  das  aus  chromaffiner  Substanz  dargestellte  Para- 
ganglin  nach  Prof.  Vassale,  tgl.  3mal  je  15  Tropfen)  soll 
bisweilen  Besserung  des  Befindens  zur  Folge  haben.  Grawitz 
empfiehlt  Verabreichung  von  Salzsäure,  Behandlung  des 
Magens  mit  fortgesetzten  Kochsalzspülnugen  und  vegetabilische 
Kost.  F.  Pineles. 

Morbus  Basedowii.  in  prophylaktischer  Beziehung 
ist  die  Tatsache  zu  bedenkep,  daß  mitunter  die  Jodbehand- 
lung  einer  Struma  zu  Basedow  führt  (deshalb  besondere  Vor- 
sieht bei  Strumen  in  Basedow-Familien  und  bei  hereditären, 
nicht  endemischen  Strumen). 

Im  allgemeinen  ist  körperliche  und  geistige  Ruhe  von 
großem  Nutzen.  (Entfernung  des  Kranken  aus  der  Familie, 


176  MORBUS  BASEDOWII. 

Aufenthalt  auf  dem  Lande  oder  in  einer  Krankenanstalt.) 
Sehr  günstig  wirkt  Gebirgsaufenthalt  bis  1000  Meter  Seehöhe 
(Semmering,  Aussee,  St.  Blasien,  Pustertal) ;  im  Winter  auch 
Meran,  bisweilen  soll  eine  Badekur  in  Nauheim,  Franzensbad 
oder  Pyrmont  von  Erfolg  sein.  Milde  hydrotherapeutische 
Maßnahmen  (Einpackungen ,  Abreibungen ,  laue  Halbbäder). 
Als  Tonika  kommen  in  Betracht :  Arsen  und  Chinin  (Chinin, 
ferro-citric.  3mal  tgl.  je  0,3—0,5).  Reichliche  Kost  (viel 
Milch,  Milchkakao,  Milchspeisen,  Butter).  Als  Unterstützungs- 
mittel dient  Protylin  (Phosphoreiweißverbindung)  3mal  tgl. 
1  Kaffelöffel  in  Suppe,  Milch,  Breien.  Auch  Protylin.  bromat. 
3mal  tgl.  2,0.  Zur  Beruhigung  der  Herztätigkeit  und  des 
Nervensystems  verordne  man:  Natr.  brom.  3,0 — 5,0  tgl.,  Natr. 
phosphoric.  3 — 4mal  tgl.  2,0  in  Wasser  gelöst,  Convallaria 
(Infus.  Convall.  majal.  10,0  :  200,0  2stdl.  1  Eßlöffel),  Eis- 
beutel auf  die  Herzgegend,  Tragen  einer  Herzflasche  bei 
Herzinsuffizienz,  Digitalis,  Strophantus.  Die  elektrische  Be- 
handlung wird  vielfach  gerühmt,  am  meisten  die  durch  Monate 
fortgesetzte  Galvanisation  des  Sympathikus  (Kathode  zwischen 
Wirbelsäule  und  Ünterkieferwinkel,  Anode  auf  den  Nacken; 
Stromstärke  2 — 3  Milliamperes.  Dauer  jeder  Sitzung  5  bis 
10  Minuten).  Gegen  die  Durchfälle  nützt  am  ehesten:  Brom, 
Colombo  (Decoct.  räd.  Colombo  5,0—10,0:200,  tgl.  4  bis 
5  Eßlöffel),  Opium.  Gegen  die  lästigen  Schweiße  versucht  man 
hydrotherapeutische  Maßnahmen,  Waschungen  mit  Essig, 
Franzbranntwein,  Kölner  Wasser,  Atropin.  Bei  hochgradigem 
Exophthalmus  Schutzbrillen  (eventuell  Blepharoraphie). 

In  den  letzten  Jahren  kommt  die  Serumtherapie  beim 
B.  in  Anwendung.  Am  häufigsten  wird  das  nach  dem  Vor- 
schlage von  Moebius  von  E.  Merck  in  Darmstadt  hergestellte 
Antithyreoidin  (Blutserum  entkropfter  Ziegen)  verabreicht. 
Man  gibt  hiervon  täglich  20 — 50  Tropfen  nach  dem  Essen 
in  etwas  Himbeersaftwasser.  Manche  empfehlen  die  Milch 
entkropfter  Ziegen,  andere  wiederum  Rodagen  (ein  aus  der 
Milch  entkropfter  Ziegen  gewonnenes  Präparat)  tgl.  3 — 4:mal 
je  2,0.  Auch  soll  die  innerliche  Darreichung  von  Tbymus- 
tabletten  (tgl.  3—5  Tabletten)  und  Ovarialtabletten  (tgl.  3—5) 
bisweilen  von  Erfolg  begleitet  sein. 

Eine  umsichtige  Röntgenbestrahlung  der  Struma  führt 
bisweilen  zur  Verkleinerung  des  Organs  und  zur  Besserung 


MORBUS  BASEDOWII.  —  MORBUS  BRIGTHTII.  17  7 

de8  Befindens;  insbesondere  erfährt  das  Körpergewicht  eine 
Zunahme. 

Bei  den  chronisch  verlaufenden  und  den  schwereren,  aller 
internen  Behandlung  trotzenden  Fällen  ist  nach  den  Ergebnissen 
der  chirurgischen  Erfahrung  der  gemäß  unseren  gegenwärtigen 
Anschauungen  bezüglich  der  Pathogenese  des  B.  vollkommen 
begründete  operative  Eingriff  (partielle  Strumektomie 
mit  Unterbindung  der  Arterien)  indiziert.  Er  bringt  häufig 
dauernde  Besserung,  mitunter  auch  Heilung.  Die  chirurgischen 
Erfolge  nach  Durchschneidung  des  Halssympathikus  und  Re- 
sektion der  Ganglien  sind  nicht  vielversprechend. 

F.Pineles. 

Morbus  Brightii.  Vor  allem  diätetische  Behandlung. 
Sowohl  bei  Ödemen  als  auch  bei  Auftreten  leichterer  oder 
schwererer  urämischer  Erscheinungen  salzarme  Kost  (vor 
allem  Vermeidung  von  Pleischsuppe),  nicht  zu  viel  Eiweiß, 
also :  wenig  Fleisch ;  zwischen  Rindfleisch  und  anderen  Fleisch- 
sorten besteht  jedoch  kein  Unterschied,  eher  ist  das  Rind- 
fleisch vorzuziehen,  weil  es  gekocht  genossen  wird.  Die  salz- 
arme Kost  wird  symptomatologisch  außer  durch  Ödeme  auch 
durch  hohen  Blutdruck  indiziert.  Dieser  wird  durch  die  Be- 
handlung erniedrigt.  Die  Verwendung  von  Bädern,  Anregung 
der  Nieren-,  Herz-  und  Hauttätigkeit  wie  bei  der  akuten 
Nephritis  (siehe  die^e),  ebenso  die  Behandlung  der  Ödeme 
und  Urämie.  Wenn  keine  Krankheitserscheinungen  (Nieren- 
insuffizienzerscheinungen)  vorhanden  sind,  einfache,  gemißchte 
Kost  mit  Vermeidung  von  Gewürzen  und  alkoholischen  Ge- 
tränken. Auch  ein  Übermaß  der  Wasserzufuhr  ist  zu  ver- 
meiden; die  Wassereinfuhr  muß  sich  der  durch  Messung 
kontrollierten  Wasserausfuhr  anpassen. 

Verhütung  von  Verkühlungen  (Kleidung,  trockenes  warmes 
Klima ,  im  Winter  eventuell  Ägypten ,  im  Sommer  Südtirol, 
Kärntner  Seen).  Sorge  für  Stuhlgang. 

Die  Pubertätsalbuminurie  (orthostatische  Albuminurie) 
bedarf  keiner  besonderen  Nierenbehandlung,  dagegen  robo- 
rierendes  Regime,  eventuell  Arsen. 

Rp.   Tinct.  arsenie.  Fowleri 
Aq.  dest.  aa. 
S,  15—45  Tropfen  täglich  (täglich  um  1  Tropfen  pro  die  steigend.) 

Schur. 
F e  11  n er,  Therapie  der  Wiener  Spezialärzte.  12 


178       MORBUS  MACUL.  WERLHOFII.  —  MORPHINISMUS. 

Morbus  maoulosus  Werlhofii.    Hygieoisch- 

diätetiscbe  Behandlung:  Rahe,  frische  Luft,  kräftige, 
dabei  leicht  verdauliche  Ernährung  —  grüne  Gemüse,  Obst, 
Fruchtsäfte,  Haut-  und  Mundpflege  (kühle  Bäder,  Waschungen 
mit  Spirituosen  Lösungen).   —  Zur  Mundpflege: 

Rp.  Tinct.  Benzoea, 

Tinct.  Ratanhiae  aa.  25. 
S.  1  Eßlöffel  auf  ^/^  Liter  lauwarmen  Wassers  zum  Ausspülen. 

Medikamentöse  Therapie:   Chinarinde,  Eisen. 
Rp.  Decoct.  cortic.  ehinae  e  10,0  ad  200,0 
Addi  muriat.  gtts.  XV 
Syr.  cortic.  aurant.  20,0. 

S.  2stündUch  1  Eßlöffel. 

Rp.  Tct.  nervino-tonic.  Bestuscheffi  20,0. 

S.  2m al  täglich  10  Tropfen  in  Weisser  oder  Wein. 

Gegen  die  Blutungen  Ergotin: 
Rp.  Ergotini  puri  2,0 
Äq.  destill.  150 fi 
Aq.  laurocer.  5,0 
Syr.  moror.  20,0. 
DS.  2stündlich  1  Eßlöffel.  Kahane 

Morphinismus.  Prophylaxe:  .Man  beschränke  die 
Morphiumverordnung  auf  jene  Fälle,  wo  sie  nicht  umgangen 
werden  kann,  versehe  Morphium rezepte  dort,  wo  der  Verdacht 
des  Mißbrauches  besteht,  mit  dem  Vermerk  „ne  repetatur^. 

Therapie:  Die  rationelle  Behandlung  besteht  in  der 
Entziehung  des  Morphiums,  welche  in  erfolgreicher  Weise 
nur  in  gut  geleiteten  Anstalten  durchführbar  ist.  Die  außer- 
ordentlich qualvollen  Abstinenzerscheinungen  werden  am  besten 
vermieden,  wenn  man  das  Morphium  nicht  plötzlich  entzieht, 
sondern  mit  der  Dosis  sukzessive  heruntergeht.  Bei  Patienten, 
welche  eine  größere  Anzahl  von  Spritzen  tagsüber  verbrauchen, 
kann  man  zunächst  versuchen,  die  Anzahl  der  Injektionen  zu 
restringieren  und  bei  den  einzelnen  Injektionen  nur  sehr 
geringe  Morphiummengen  zu  applizieren,  auch  den  Versuch 
der  Injektion  reinen  Wassers  machen.  Am  Abend  wäre  zu 
Beginn  der  Kur  noch  die  Verabreichung  einer  etwas  größeren 
Dosis  gestattet.  Durch  Beschränkung  der  Anzahl  der  Injek- 


MORPHINISMUS.  —  MYELITIS.  *  179 

tionen  und  sukzessive  Herabsetzung  der  Dosen  kann  die  Eot* 
Ziehung  ohne  schwere  Abstinenzerscheinungen  erreicht  werden. 
In  neuerer  Zeit  hat  man  auch  versucht,  das  Morphium  durch 
verwandte  Narkotika  von  milderer  Wirkung,  Kodein,  Dionin, 
Peronin  zu  ersetzen,  doch  ist  die  Gefahr  einer  Gewöhnung  an 
diese  nicht  ganz  unschuldigen  Ersatzmittel  gegeben.  Während 
der  Entziehungskur  ist  für  reichliche  Ernährung,  wozu  auch 
die  Darreichung  alkoholischer  Getränke  in  mäßigen  Mengen 
gerechnet  wird,  sowie  Tonisierang  des  Organismus  durch 
Hydrotherapie,  allgemeine  Massage  und  Faradisation  Sorge 
zu  tragen.  Ebenso  ist  auch  die  psychische  Beeinflussung  und 
die  entsprechende  Beschäftigung  von  Wichtigkeit.  Allen  Indi- 
kationen vermag  nur  die  Anstaltstherapie  zu  entsprechen. 
Gegen  die  furchtbar  qualvollen  Abstinenzsymptome,  welche 
im  Laufe  von  Entziehungskuren  auftreten,  erweist  sich  nur 
die  Anwendung  von  Morphium  als  wirksam,  doch  kommt 
man  bei  Kranken,  die  sich  in  der  Entziehungskur  befinden, 
mit  kleineren  Dosen  aus.  Vorübergehende  Kollapszustände 
werden  mit  Exzitantien:  heißer,  starker,  schwarzer  Kaffee, 
Kognak,  Glühwein,  Kampfer  subkutan  behandelt.  Die  aus 
der  Anstalt  entlassenen  Morphinisten  bedürfen  noch  weiterer 
sorgfältiger  ärztlicher  Überwachung.  Kahane. 

Mydriasis«  l.  Bei  spastischer  M.  Berücksichtigung 
der  zugrunde  liegenden  zerebralen  Reizzustände,  Migräne  und 
Sympathikus-Reizung. 

2.  Bei  paralytischer  M.  Behandlung  der  zugrunde 
liegenden  Tabes,  Gehimlues,  progressiven  Paralyse,  Auto- 
intoxikation  und  Vergiftung  mit  Fäulnisgiften,  Atropinprä- 
paraten,  Tollkirschen.  Nach  Diphtherie  und  Influenza  all- 
gemein roborierendes  Regime.  Lokal  Pilocarpinum  muriaticum 
l^/o  Lösung,  täglich  1 — 2mal  einen  Tropfen  zu  instillieren. 
3.  Bezüglich  der  traumatischen  M.  (bei  Contusio  bulbi, 
Sphinktereinrissen)  vgl.  Verletzungen  des  Auges. 

R.  Hits  oh  mann. 

Myelitis.  Im  akuten  Stadium  Sorge  für  passende 
Lagerung  im  Bett  (Luftpolster,  Wasserkissen),  Vermeidung 
von  Bewegungen  und  Erschütterungen  (eventuell  Gipsbett), 
sorgsame  Pflege  (Hautreinigung,  Urin-  und  Stuhlentleerung). 

12* 


180  MYELITIS.  —  MYOMA  UTERI. 

Ableitendes  Verfahren  entlang  der  Wirbelsäule  mittelst 
Rückenschlauches,  Vesikantien,  Jodpinselangen.  Einleitung 
eines  diaphoretischen  und  purgrierenden  Verfahrens.  Innerlich 
Natrium  salicylicum,  Aspirin,  Chinin;  Quecksilber-  und  Jodkur. 
Blande  Diät.  Im  weiteren  Verlauf  Elektrizität,  Massage,  Bäder, 
Gymnastik  (s.  physik.  Ther.  d.  Nervenkrankheiten).  Innerlich 
Argentum  nitricum,  Strychnin.  A.  Schüller. 

MyOIUA  uteri.  Hauptsymptom  Blutungen,  und  zwar 
profuse  Menorrhagien,  häufige  Wiederkehr  der  Menses,  schließ- 
lich atypische  Blutungen,  Fluor,  Schmerzen  (Achtung  auf 
Blasensymptome). 

Therapie:  Bei  stationär  bleibender  Größe,  nicht  be- 
drohlichen Blutungen,  Fehlen  von  Schmerzen  konservative 
Behandlung;  Bekämpfung  der  Blutung  durch  Styptika: 

Rp.  Tincturae  urticae  Divinae  50,0, 
DS.  3mal  tgl.  15  Tropfen,  durch  6 — 8  Wochen  zu  nehmen; 

oder 

ßp.  Tablett.  Stypticini  0,05. 
D.  Lagena  originalis. 
S.  3—4  Tabletten  täglich. 

Zur  Zeit  der  Menses  Ergotinpräparate : 
Rp.   Pulveris  secalis  comuti  0,5. 
2—3mal    täglich    ein  Pulver. 

oder 

Rp.  Pulv.  secalis  corn., 

Extracti  secalis  com.  aa.  5,0 
Massae  pilul.  q.  s.  u.  f. 

pilulae  Nr,  L, 
circumdentur  solv,  argent. 
S.  3—4  Pillen  täglich. 

eignen  sich  zu  längerem  Gebrauch  an  Stelle  der  Ergotin- 
klysmen. 

In  der  Nähe  des  Klimakteriums  in  erster  Linie  konser- 
vative Behandlung,  doch  genaue  Berücksichtigung  der  Größen- 
zunahme, bei  rasch  wachsenden  Tumoren  wegen  Verdacht 
auf  Malignität  operative  Behandlung. 

Operation:  Bei  Myomen  unterhalb  des  Nabels  in  der 
Regel  vaginal,  sonst  und  besonders  bei  Verdacht  anf  Ma- 


MYOMA  UTERI.  —  NABELKRANKHEITEN.  181 

lignität  oder  Komplikation  mit  Adnexen  oder  Darm  Lapa- 
rotomie, bei  jnngen  Individuen  und  entsprechendem  Sitz  (sab- 
mukös,  snbserös)  und  solitärem  Tumor  Enukleation  mit 
Erhaltung  des  Uterus.  Peham. 

Myzödematöses  Irresein.  Die  Psychosen  auf  dem 
Boden  des  Hypo-  bzw.  Athyreoidismus  der  Erwachsenen 
heilen  rasch  und  sicher  unter  entsprechender  kausaler  The- 
rapie, d.h.  auf  Schilddrüsenftitterung  (1 — 2  Tabletten 
täglich);  in  manchen  Fällen  beobachtet  man  sogar  Dauer- 
heilungen auch  nach  Aussetzen  der  spezifischen  Medikation. 

Pilcz. 

N. 

NäbelkraDkheiten. Prophylaxe:  Absolute  Asepsis 
beim  Unterbinden  und  Abtragen  der  Nabelschnur.  Trockener, 
aseptischer  Verband  der  Nabel  wunde,  eventuell  mit  Dermatol, 
Xeroform.  Liegenlassen  des  Verbandes  durch  mehrere  Tage 
bis  zum  Abfall  des  Nabelschnurrestes.  Die  Neugeborenen 
werden  nur  am  1.  Tage  und  dann  erst  wieder  nach  Abfall 
der  Nabelschnur  gebadet. 

Therapie:  a)  Beim  Sphacelus  (feuchter  Brand): 
Abtragen  des  Strangrestes  mit  Thermo-  oder  Galvanokauter 
und  Verband  mit  antiseptischen  Pulvern. 

h)  Excoriatio  und  Ekzema  umbilici:  Pinseln  mit 
Argentum  nitricum  in  1 — 5  <*/oiger  Lösung,  Verband  mit  Salben, 
Borvaseline  2%?  Dermatolsalbe  5 — 10<^/o,  Lassarscher  Paste 
(bei  Ekzem)  oder  mit  Aqua  Plumbi  10,0,  Aqua  destill.  30,0 
oder  mit  Liquor  Burowi,  8fach  verdünnt. 

c)  Ulcus  umbilici:  Verätzen  mit  dem  Lapisstift  oder 
Verschorfen  mit  dem  Thermo-  oder  Galvanokauter. 

d)  Omphalitis:  Umschläge  mit  Sfach  verdünnter  essig- 
saurer Tonerde,  Spaltung  der  Phlegmone  längs  der  einge- 
führten Hohlsonde,  sobald  Abszedierung  eingetreten  ist. 

e)  Arteriitis  und  Phlebitis  umbilicalis:  Ttrockene 
antiseptische  Verbände  oder  feuchte  oder  Borvaselineverbände, 
täglich  1 — 2mal  zu  wechseln. 

f)  Nabelgangran:  Zerstörung  des  Gewebes  weit  in 
das  Gesunde  hinein  mittelst  Kaustik. 


182  NABELKRANKHEITEN.  —  NASENBLÜTEN. 

g)  Fungus  umbilici  (Sarkomphalus,  Nabelschwamm): 
Pinseln  des  Geschwülstchens  mit  Lapisstift  oder  Abbinden 
des  gestielten  Sarkomphalus  mittelst  Ligatur,  woran  das 
Abtragen  mit  der  Schere  (nach  dem  Ligieren)  geknüpft 
werden  kann. 

h)  Nabelblutung:  Behandlung  der  Grundkrankheit 
(Lues?  Sepsis?).  Blutung  aus  dem  Nabelstrange:  Anlegung 
einer  Ligatur  mit  dicker  Seite  oder  mit  dünnem  Drainrohr. 
Blutung  aus  dem  Nabelstrange:  Betupfen  der  Wunde  mit 
Adrenalin  (1:1000);  Auflegen  von  Eisenchloridwatte, 
eventuell  Um  stech  ung  des  Nabels,  Kompression  der  Nabel - 
wunde.  Subkutane  Injektion  von  absolut  steriler  Gelatine- 
lösung (z.  B.  Marke  Merck)  in  der  Menge  von  10^-20  cm^, 

Knöpfelmacher. 

Nasenbluten.  Bei  Nasenbluten  aus  konstitutioneller 
Ursache  (Hämophilie,  Skorbut,  Morbus  maculosas' etc.)  ist 
die  Therapie  vor  allem  eine  allgemeine.  Zumeist  hat  das 
Nasenbluten  einen  lokalen  Grund  und  tritt  in  zweierlei 
Formen  auf: 

1.  Das  habituelle  Nasenbluten.  Dieses  beruht  auf 
einer  blutenden  Stelle  (Varix  oder  verletzte  Schleimhaut  an  der 
Pars  anterior  septi).  Bei  dieser  Form  des  Nasenblutens  muß 
man  zwei  Stadien  unterscheiden:  a)  das  Stadium  der  Blutung, 
h)  das  Stadium ,  wo  ein  nicht  blutendes  Intervall  vorliegt. 
Im  Stadium  der  Blutung  soll  ein  Tampon  in  die  vor- 
dere Nase  gelegt  und  der  Tampon  durch  Druck  auf 
beide  seitliche  Teile  der  Nase  fest  an  das  Septum  ange- 
drückt werden.  Hierdurch  gelingt  es  in  den  meisten  Fällen, 
der  Blutung  Herr  zu  werden.  Dieser  Tampon  soll  nach 
1 2 — 24  Stunden,  in  Fällen  von  intensiver  Blutung  auch  erst 
nach  dem  dritten  Tage  durch  Ausspülung  erweicht  und  vor- 
sichtig entfernt  werden.  Hierauf  muß  die  blutende  Stelle 
mit  dem  Nasenspiegel  und  mittelst  künstlich  in  die  Nasenhöhle 
reflektierten  Lichtes  aufiiesucht  werden,  um  geätzt  zu  werden. 
Vorerst  muß  man  indes  beliufs  Anästhesicrung  einen  in  20% 
Kokain  (nebst  einigen  Tropfen  Adrenalin  1 :  100)  getauchten 
Tampon  an  die  zu  ätzende  Stelle  anpressen.  Die  Ätzung 
wird  am  besten  mittelst  einer  an  eine  Sonde  angeschmolzenen 
Chromsäureperle ,  oder  mittelst  des  Galvanokauters ,  oder 
mit  einer  Trichloressigsäureperle  ausgeführt.  Einige  Tage  nach 


NASENBLUTEN.  —  NEBENHÖHLENEITERUNGEN.        183 

der  ÄtzuDg  soll  der  Kranke  fleißig  seine  Nasenschleimhaut 
mittelst  Tampons  beölen,  damit  die  infolge  der  reaktiven  Ent- 
zündung entstehenden  Borken  nicht  neue  Verletzungen  her- 
beiführen. 

2.  Bei  Blutungen  nach  ausgeführten  Operationen  tritt 
die  zirkumskripte  Tamponade  in  ihre  Rechte.  Der  Tampon 
muß  diesfalls  so  appliziert  werden,  daß  er  jeweilig  auf  die 
blutende  Stelle  fest  angedrückt  wird. 

Bei  sehr  intensiven  Blutungen,  deren  Provenienz  zu- 
vörderst nicht  zu  entdecken  ist,  als  auch  bei  durch  ope- 
rative Eingriffe  gesetzten  Blutungen ,  welche  durch  die 
vordere  Tamponade  nicht  gestillt  werden  können ,  soll 
die  hintere  Tamponade  angewendet  werden.  Diese  besteht 
aus  einem  vielfach  gefalteten  und  auf  den  Umfang  der  be- 
treffenden Choane  zugeschnittenen  Gazebündel,  welches  mittelst 
der  Bellocqschcn  Röhre  oder  mittelst  eines  Nölatonkatheters 
von  der  Mundhöhle  aus  in  die  Choane  hineingezogen  wird.  Bei 
gleichzeitiger  Tamponade  von  vorne  her,  wird  der  nasale 
Faden  um  eine  Gazewicke  gebunden ,  damit  der  Tampon 
nicht  nach  rückwärts  in  die  Choane  sinken  kann.  Die  Zeit  der 
Entfernung  einer  derartigen  Tamponade  hängt  von  indi- 
viduellen Umständen  ab,  sie  kann  nach  24  Stunden,  eventuell 
auch  erst  nach  3 — 5  Tagen  notwendig  werden.       Hajek. 

Nebenhöhleneiterungen.  Bei  akuten  Eiterungen 
Herstellung  eines  günstigen  Eiterabfliisses  durch  Kokainisierung 
oder  Adrenalinisierung  der  mittleren  Muschel,  nur  bei 
Kieferhöhleneiterungen  manchmal  Ausspülung  vom  Ostium 
maxillare  oder  nach  Punktion  vom  unteren  Nasengang 
nötig. 

Bei  chronischen  Eiterungen  konservative  Behandlung. 
Ausspülung  von  der  natürlichen  oder  einer  künstlich  ange- 
legten Öffnung  mit  sterilisiertem  lauwarmen  Wasser,  1%  Bor- 
säurelösuDg,  0,5<^/o  Wasserstoffsuperoxydiösung,  bei  starker 
Jauchung  Kaliumpermanganat  in  lichtrosa  Lösung,  ist  dies 
ohne  Erfolg,  Versuch  mit  adstringierenden  Flüssigkeiten, 
0,1^0  Zinc.  sulfur. ,  0,1 — ö^/o  Argent.  nitric.  oder  radikale 
Behandlung,  breite  Eröffnung  der  erkrankten  Höhle  und  Ent- 
fernung der  pathologisch  veränderten  Schleimhaut. 

Spezielle  Behandlung. 


1 84  NEBENHÖHLENEITERUNGEN. 

I.Kieferhöhle.  Konservative  Methoden:  Ausspülung  vom 
Ostium  maxillare,  eventuell  vom  Patienten  selbst  zu  erlernen. 
Anlegung  einer  Öffnung  im  unteren  Nasengang  nach  par- 
tieller Resektion  der  unteren  Muschel  (Mikulicz,  Krause), 
oder  in  der  Fossa  canina  (Küster);  Anbohrung  vom  Alveolar- 
fortsatz,  am  besten  von  der  Alveole  des  zweiten  Prämolar-  oder 
ersten  Molarzahnes  nur   bei    Antritiden    dentalen  Ursprungs. 

Radikaloperation  nach  Luc  Caldwell:  Breite  Eröffnung 
von  der  Fossa  canina,  Auskratzung  der  erkrankten  Schleim- 
haut, Anlegung  einer  Öffnung  in  den  unteren  Nasengang 
nach  partieller  Resektion  der  unteren  Muschel,  Tamponade 
der  Höhle,  Verschluß  der  Öffiiung  in  der  Fossa  canina  durch 
Schleimhautnähte.  Entfernung  des  Tampons  nach  8  Tagen 
durch  die  Nase. 

2.  Stirnhöhle.  Ausspülung  durch  den  Ductus  nasofron- 
talis.  Ist  diese  auch  nach  Resektion  des  vorderen  Endes  der 
mittleren  Muschel  nicht  möglich,  Trepanation  nach  Schnitt  in 
der  Augenbraue,  Sondierung  des  Duktus  von  oben.  Einlegen 
eine  Drainrohres.  Primäre  Naht  des  Hautschnittes.  Bei  großen 
Höhlen  mit  Septen,  stark  veränderter  polypöser  Schleim- 
haut Radikaloperation  nach  Killian:  Schnitt  in  der  Augen- 
braue vom  medialen  Winkel  in  schönem  Bogen  nach  unten 
auf  den  Processus  nasofrontalis  verlängert.  Entfernung  der 
ganzen  vorderen  und  der  unteren  Wand  der  Stirnhöhle 
unter  Schonung  des  Margo  supraorbitalis  als  zirka  1  cm  breite 
Spange.  Das  Periost  der  Spange  darf  nicht  verletzt  werden, 
da  sonst  Nekrose  eintritt.  Anlegung  einer  breiten  Kommuni- 
kation mit  der  Nase  durch  Ausräumung  der  Siebbeinzellen 
nach  Resektion  des  Processus  nasofrontalis.  Die  Trochlea 
kann  abgelöst  werden  (Hajek),  Doppelbilder  verschwinden 
nach  kurzer  Zeit. 

3.  Siebbein.  Abtragung  der  mittleren  Muschel.  Ent- 
fernung von  Polypen,  Eröffnung  der  erkrankten  Zellen 
mit  Haken  und  Grün  waldscher  Zange/  Exkochleation. 

Bei  manifesten  Eiterungen  (Durchbruch  nach  außen) 
oder  stürmischen  Erscheinungen  (hohes  Fieber,  meningeale 
Symptome)  Eröffnung  des  Siebbeines  durch  Abtragung  des 
Processus    nasofrontalis    oder   der  Lamina  papyracea. 

4.  Keilbein.  Ausspülung  durch  das  Ostium  sphenoidale 
nach  Abtragung  der    mittleren  Muschel,   unter  Berücksichti- 


NEBENHÖHLENEITERUNGEN.  1 85 

gang  der  Zucker  kan  dl  sehen  Linie  (Spina  nasalis  anterior, 
Mitte  des  freien  Randes  der  mittleren  Muschel)  auch  ohne 
Muschelresektion  ausführbar,  eventuell  Erweiterung  der  na- 
türlichen Öffnung  mittelst  Haken  und  Stanze  und  Exkoeb- 
leation  der  Schleimhaut.  Kahler. 

Nebenhöhleneiterungen.  Prophylaxe:  Iden- 
tisch mit  der  Therapie  und  Prophylaxe  der  akuten  und 
chronischen  Rhinitis;  für  die  Kieferhöhle  allenfalls  auch  sorg- 
same Pflege  der  oberen  Backen-  und  Stoekzähne. 

Therapie:  Akute  Katarrhe:  In  erster  Linie  exspektativ. 
Zimmer-  oder  Bettruhe,  Verbot  von  Alkohol  und  Tabak. 
Warme  Getränke.  Intern  Aspirin  0,5  oder  Pyramiden  0,3, 
oder  Salipyrin  1,0,  nach  meinen  Erfahrungen  am  besten 
Antifebrin  0,25  mit  Sacch.  aa.  2  —  3mal  täglich.  Lokal 
Adrenalin-Kokain  zur  Ab^chwellung  der  Mukosa  der  Ostien 
und  Ermöglichung  des  Abflusses  des  gestauten  Sekrets. 
Eventuell  Versuch  der  Sondierung  und  Ausspülung  der  ein- 
zelnen Nebenhöhlen  mit  1  %iger  warmer  Kochsalzlösung  (wirkt 
oft  ausgezeichnet,  erfordert  aber  ganz  besondere  spezialistische 
Übung).  Bei  sehr  heftigen  Schmerzen,  äußerer  Schwellung 
Punktion  der  Kieferhöhle  durch  den  unteren  Nasengang, 
partielle  Resektion  der  mittleren  Muschel. 

Chronische  Katarrhe:  In  erster  Linie  regelmäßige  Reini- 
gung der  einzelnen  erkrankten  Nebenhöhlen  durch  täglich 
1 — 2malige  Spülung  mit  warmer  l<>/oiger  Kochsalzlösung, 
manchmal  mit  Zusatz  von  Kali  hypermang.  oder  Wasserstoff- 
superoxyd. Die  Kranken  erlernen  sehr  oft,  die  großen  Neben- 
höhlen durch  die  natürlichen  Öffnungen  selbst  auszuspülen. 
Eventuell  müssen  künstliche  Öffnungen  angelegt  oder  die 
natürlichen  erweitert  werden.  Für  die  Kieferhöhle  empfehle 
ich  seit  jeher  nur  die  Eröffnung  vom  unteren  Nasengange  aus 
und  widerrate  die  Anbohrung  vom  Alveolarfortsatz  und  noch 
mehr  die  von  der  Fossa  canina  aus.  Man  sieht  so  oft  nach 
Jahren  noch  vollständige  Heilung  eintreten;  zuweilen  muß 
man  mit  Einspritzungen  von  2%  steigend  bis  zu  20 Vo  Lapis- 
lösung nachhelfen.  Die  Radikaloperationen  möchte  ich  nur  auf 
die  allerschlimmsten  Fälle  beschränkt  wissen;  es  wird  jetzt 
vielfach  Mißbrauch  mit  ihnen  getrieben.  Ebenso  widerrate  ich 
die  Anwendung  der  Saugtherapie  sowohl  bei  akuten  als  bei 


186  NEBENHÖHLENEITERÜNGEN.  —  NEPHRITIS. 

chronischen   Nebenhöhleneiterungen    wegen    der    imminenten 
Gefahr  der  Otitis  media.  M.  Weil. 

Nephritis.  Akute  Nephritis:  Behandlung  der  Grund 
krankheit,  absolute  Bettruhe,  vorwiegend  aber  nicht  aus- 
scliließlich  flüssige  Kost  mit  geringem  Eiweißgehalt;  vor  allem 
Milchdiät,  Milchbrei,  leichte  Mehlspeisen.  —  Keine  Alkoholika. 
Anregung  der  Diurese  durch  Getränke ,  alkalische  Säuer- 
linge (Gießhübler,  Krondorfer),  Limonade,  Tee  oder  dureh 
Medikamente,  vor  allem  Theobrominum  und  Theophylin. 

Rp.   ITieohromini  Natrii  acetici  (Agurini)  0^5, 
D,  in  Caps,  amyl. 

S.  3—4mal  täglich  je  2  Pulver, 
oder  gelöst : 

Rp.    Theobromini  Natrii  acetici  (Agurini)  3,0—4,0 
Aq.  petrosellina  180,0 
Sgr.  cort.  aurant.  20, 1. 

S.  Den  Tag  über  zu  verbrauchen, 
oder 

Rp.   Theobromini  pur.  0,3. 
D.  in  Caps.  amyl. 
S.  4—6  Pulver  täglich, 

eventuell    bei    schlechter    Herzaktion    in    Kombination    mit 
Pulv.  fol.  Digitalis. 

Rp.  Theobromini  pur.  0,3 

Pulv.  fol.  Digitalis  0,05—0,08, 
D.  in  Caps.  amyl. 
3—4  Pulver  täglich,  nur  einige  Tage  bis  zum  Eintritt  der  Digitalis- 
wirkung, 
oder 

Rp.  Theocini  Natrii  acetici  0,5, 
D.  in  Caps,  amyl, 
,S.  3  Pulver  täglich  (wird  vom  Magen  oft  schlecht  vertragen). 

Auch  die  anderen  Diuretika  können  versucht  werden. 
Diuretin  ist  wegen  des  Salizylgehaltes  nicht  so  empfehlens- 
wert wie  die  anderen  Theobrominpräparate ,  dagegen  kann 
Kai.  aceticum  15  ad  180  28tündlich  1  Eßlöifel  oder  Kalii 
bitartarici  10  g  pro  die  in  Pulverform  verwendet  werden. 
Tannin    hat   auf  die  Nierenentzündung   keinen   Einfluß.    Bei 


NEPHRITIS.  —  NBPHROLITHIASIS.  187 

Nierenblutangen  sind  die  blatstlllenden  Mittel  indiziert:  Seeale 
cornutum     (Infus    secalis    cornuti   10,0  :  150,0,    28tündlich 
1  Eßlöffel)   oder   Stypticintabletten    k  0,05    5—6  Tabletten 
täglich  oder  Extr.  hamamelidis  virgin.  fluidi   3 — 4  Teelöffel 
täglich,  daneben  Gelatin  in  Klysmen: 
Rp.  Gelatinae  10 fl 
Aq.  dest.  200,0 
•  Natr,  chlorati  1,0. 

S.  4  Klysmen  zu  60  cm^  täglich  2—3  Tage  zu  gehrauchen.  Vor  dem 
Gehrauch  durch  Erwärmen  verflüssigen! 
Anregung  der  Hauttätigkeit  durch  warme  Bäder 
(30 — 31®  Reaumur),  bei  urämischen  Erscheinungen  Schwitz- 
bäder mittelst  Trockenkasten  bei  gleichzeitiger  Zufuhr  größerer 
Fltissigkeitsmengen,  bei  schwereren  Erscheinungen  mit  Zusatz 
von  größeren  Mengen  Natr.  bicarb.  (10 — 20  g  pro  die), 
eventuell  ausgiebiger  Aderlaß,  300 — 500  cm.  Gegen  die 
Ödeme  Bäder,  mit  Vorsicht  (cave  uraemiam!)  Schwitz- 
prozeduren mit  normaler  Fltissigkeitsaufnahme,  salzarme 
Kost,  eventuell  Skarifikation  (aseptischer  Verband!). 

Bei  Larynxödem  kann  eventuelle  Skarifikation  der  Epi- 
glottis  und  der  aryepiglottischen  Falten  oder  Tracheotomie 
indiziert  sein. 

Gegen  Lungenödem 

Ep.  Plumhi  acetici  0,05 
Sacchari  0,3. 
S.  Stündlich  1  Pulver  his  zum  N^teMaß  4er  Er^eheim^ngen. 
Bei  Anurie  (vor  allem  bei  toxischer  Nephritis,  Sublimat- 
nephritis)  kann,  wenn  sie  mehrere  Tage  besteht,  Entkapselung 
einer  Niere  oder  Nephrotomie  versucht  werden. 

Chronische  Nephritis  siehe  Morbus  Brightii.       Schur. 

Nephrolithiäsis.  Vermeidung  einer  fleischreichen 
Diät.  Bewegung.  Warme  Bäder.  Karlsbader  Wasser,  Wil- 
dungen, Salzbrunn. 

Während  des  Anfalles  Bettruhe,  warme  Umschläge, 
eventuell  warmes  Bad.  Morphium  subkutan. 

Bei  Eiterbildung  Operation.  v.  Czyhlarz. 

Nephrolithiäsis.  Prophylaxe:  Gichtdiät  bei  Per- 
sonen aus  Familien ,  bei  denen  Gicht  oder  Nierensteine  vor- 


1 88  NEPHROt^ITHIASIS. 

kommen.  Sorgfältige  Behandlung  aller  Erkrankungen  der 
Harnröhre,  Blase  und  der  infektiösen  Pyelitiden. 

Therapie:  Im  Anfalle  von  Nierensteinkolik  heiße 
Umschläge  oder  Thermophor  auf  die  Nierengegend,  heißes 
Bad.  Klysmen  von  warmem  öl  oder  mit  einer  Ahkochung 
von  Spec.  emollient.  Manchmal  hilft  Beckenhochlagerung 
(„auf  den  Kopf  stellen").  Bei  großen  Schmerzen  sind  Narkotika 
nicht  zu  umgehen:  Zum  ölklysma  Zusatz  von  2,0  Ol.  hyo- 
scyami,  zum  Decoct.  spec.  emollient.  20  Tropfen  Tr.  opii  simpl. 
Oder  ein  Suppositorium  mit  0,01  Extract.  belladonnae.  Wenn 
kein  Erbrechen,  innerlich  Decoct.  semin.  lini  10:179  mit 
Tr.  opii  benzoic.  1,0  und  Syr.  aurantior  20,0.  Eventuell 
Morphininjektion. 

Bei  andauerndem  dumpfen  Schmerz  systematische 
ölklysmen ,  schottische  Dusche,  Moorbäder,  Moorumschläge, 
Trinkkur. 

Bei  Abgang  von  rundlichem  Harnsäure-Grieß  Gicht- 
diät (s.  dieselbe),  reichliches  Trinken  von  Orangenblüten- 
oder  Birkenblättertee  oder  der  bei  Gicht  tiblichen  Mineral- 
wässer. Zweimal  wöchentlich,  eventuell  öfter,  eine  Messerspitze 
von  Calcium  carbonicum,  mit  etwas  Pulv.  liq.  composit.  und 
einem  Elaeosaccharum  ad  scatulam  verschrieben. 

Bei  spitzen  Harnsäurekonkrementen  Glyzerin  mit 
Zitronensaft  kaffeelöffelweise.  In  den  beiden  letzten  Fällen 
Badekuren  in  Karlsbad,  Marienbad  (Rudolfsquelle),  Preblau, 
Wildungen,  Wiesbaden  etc. 

Bei  Phosphatsteinen  reichliches  Teetrinken,  Behand- 
lung der  Cysto-Pyelitis  (s.  dieselbe).  Keine  alkalischen  Mineral- 
wässer. 

Bei  Blutungen  Bettruhe  und  lokale  Kälteanwendung. 
Die  üblichen  inneren  blutstillenden  Mittel  sind  wirkungslos, 
am  besten  noch  Decoct.  semin.  lini  wie  oben. 

Bei  Anurie  durch  Steineinklemmung  Versuch  mit 
üreterenkatheterismus  (auch  der  gesunden  Seite,  weil  reflek- 
torische Anurie  reflektorisch  beseitigt  werden  kann),  üretero- 
tomie,  Pyelotomie. 

Die  Operation  der  Nierensteine  ist  außerdem  noch 
indiziert  bei  zahlreichen  qualvollen  Koliken,  sehr  starken 
Blutungen,  eitriger  Pyelitis  mit  Fieber  u.  a. 


NEPHROLITflIASIS.  —  NEURALGIA  TRIGEMINI.         189 

Man  übersehe  bei  NiereDsand  und  kleinen  Nierensteinen 
nicht  einen  gleichzeitig  vorhandenen  großen  Blasenstein. 

M.  Sternberg. 

Neuralgia  trigemini.  Untersuchung  des  Auges, 
der  Zähne,  der  Gesichts-  und  Kieferknochen,  der  Nase  und 
Untersuchung  auf  Syphilis.  Bei  positivem  Befunde  entsprechende 
Behandlung. 

Bei  negativem  Befund :  Roborierende  Behandlung,  Ruhe, 
Mastkur,  leichte  Kaltwasserbehandlung  (bei  Morphinisten 
Vorsicht  mit  Morphiurainjektionen). 

Elektrische  Therapie :  a)  Faradisation  mit  starken  Strömen 
(Rollenabstand  60  fwm) ;  Knopfelektrode  oder  Pinsel  auf  den 
Schmerzpunkt,  breite  Platten elektrode  auf  da,s  Sternum.  — 
Besser  h)  Galvanisation:  Anode  breit  auf  die  sehmerzende 
Stelle,  Kathode  breiter  auf  eine  indifferente  Stelle  (Nacken, 
Sternum):  Strom  einschleichen  lassen,  2 — 3 Vg  Milliampere, 
bis  5  Minuten,  dann  ausschleichen. 

Habituelle  Obstipation  energisch  behandeln  (Kalomel, 
nachher  Pulv.  liqu.  comp.,  Bauchmassage,  Faradisation  des 
Abdomens  etc.),  eventuell  auch  Erzielung  starker  Diarrhöe 
durch  einige  Tage. 

Interne  Therapie:  a)  Bei  akuten  Fällen. 

Rp.  AspMni  Ifi  Rp.   Chinini  hisülf.  0,2 

Tal.  dos.  XI I.  Pyramidoni  0,3. 

S.  3—5  Pulver  täglich.  Mfp.  Tal  dos.  dent.  VI. 

*  S.  Morgens  und  abends  1  Pulver, 
b)  Bei  ehronischen  Fällen: 

Rp.  Aconitini  0,006  Rp.    Äconitini  nitrici 

milUgramm.  sex.  TabloidsB,  W.  C.  ä  0,0001 

P.  et  Extr.  liquir.  Nr.  XXV. 

q.  s,  M.  /.  püulae  XXX.  S.  Bis  5  Tabloids  täglich. 
S.  3  Pillen  täglich. 

Erst  nach  Ortswechsel  und  Wechsel  der  Art  der  Ernäh- 
rung (Milchdiät,  vegetarische  Lebensweise)  chirurgische  The- 
rapie: Injektion  in  die  Nervenabschnitte  (Wasser,  Schleich, 
Alkohol,  Osmiumsäure) ;  eventuell  Durchschneidung  des  kranken 
Trigeminnsastes  mit  Resektion  eines  Stückes.  Selten  ist  die 
Indikation  zur  Exstirpation  des  Gasserschen  Ganglions 
gegeben.  Hirschl. 


190  NEUEASTHENIE. 

Neurasthenie.  Prophylaxe:  Bekämpfung  der 
Masturbation  durch  rationelle  Erziehung,  Abhärtung,  Sport, 
Anhalten  zu  geregelter  Tätigkeit,  einfache  Ernährung.  Fern- 
haltung schädlicher  Reize. 

Psychische  Therapie:  Interesse  für  die  Beschwerden 
des  Patienten,  Geduld,  nachdrückliche  Betonung,  daß  die 
Krankheit  rein  funktionell  und  heilbar  ist.  Nachdrückliche 
Bekämpfung  der  Furcht  vor  Tabes  und  Paralyse.  Hebung 
des  Vertrauens  in  die  Sexualfunktion. 

Medikamentöse  Therapie:  Brompräparate,  Nervino- 
tonika;  die  Brompräparate  sind  nur  dort  indiziert,  wo  es 
gilt,  Zustände  von  Irritation,  Unruhe  und  Angst,  wie  sie 
manchmal  ganz  akut  auftreten,  zu  bekämpfen.  Man  läßt 
2  g  Bromnatrium,  am  besten  in  Milch  gelöst,  abends  vor 
dem  Schlafengehen  nehmen.  Von  Nerventonicis  leisten  die 
Glyzerophosphate,  Sperminpräparate,  Baldrianpräparate  sowie 
die  aus  einer  Kombination  neurotonischer  Mittel  hergestellten 
Präparate:  Syrupus  Hypophosphites  Fellow^s  und  Syrupus 
Colae  compositus  öfter  gute  Dienste. 
Man  verwendet: 

Rp.  Natrii  glyzerinophosphor.  25,0 
Aq.  destill, f 
Äq.  naphete  aa.  50^0 
Syr.  cortic.  aurant.  20,0. 
S.  3mal  täglich  1  Kaffeelöffel  in  Wasser. 
Rp.  Essentiae  Spermini  Poehl  20,0. 
S.  3mal  täglich  20  Tropfen  (oder  auch  jeden  2.  Tag  eine  Spritze 
[1  cm^J  einer  2^/^  Sperminlösung  subhutan). 

Rp.    Validoli  20,0. 
S,  3mal  täglich  10—15  Tropfen  auf  Zucker, 
Rp.  Syrup.  Colae  compos,  lagenam, 
S.  3mal  täglich  1  Kaffeelöffel. 

Hygienisch-diätetische  Therapie:  Von  besonderer 
Wichtigkeit.  Bei  kräftigen  Neurasthenikern  Einschränkung 
übermäßigen  Fleischgenusses,  lakto-vegetabilische  Diät.  Bei 
stark  abgemagerten  Patienten :  reichliche  Nahrungszufohr, 
namentlich  Fette  und  Kohlehydrate:  Milch,  Rahm,  Butter, 
Mehlspeisen,  Zucker,  daneben  Bettruhe,  allgemeine  Massage 
und  Faradisation  (Mastkur).  Möglichste  Einschränkung  oder. 


NEURASTHENIE.  191 

wo  erreichbar,  vollständiges  Verbot  des  Alkohol-,  Tee-,  KafFee- 
and  Tabakgenasses. 

Wichtig  ist  die  Arbeitsdiät.  Bei  akuter,  mit  starker 
Erregung  und  gleichzeitiger  Schwäche  einhergehender  Neur- 
asthenie am  besten  absolute  Bettruhe,  dort,  wo  ein  wirklich 
schwerer,  erschöpfender  Beruf  ausgeübt  wird  und  hochgradige 
Beschwerden  bestehen,  muß  für  eine  Zeit  der  Ausübung  des 
Berufes  entsagt  werden.  Kräftige  Neurastheniker,  die  keinen 
schweren  Beruf  haben,  sind  zur  Arbeit  anzuhalten.  Bei  nicht 
zu  schweren  Fällen  Sportübungen,  die  mit  reichlichem  Auf- 
enthalt in  freier  Luft  verbunden  sind,  ratsam.  Bei  sehr  ge- 
schwächten Nenrasthenikern  kann  die  Ruhekur  mit  reichlichem 
Genuß    frischer  Luft   verbunden  werden.  —  Freiliegekuren. 

Physikalische  Therapie  ist  neben  der  hygienisch- 
diätetischen  Behandlung  von  großer  Wichtigkeit,  doch  muß 
individualisierend  vorgegangen  werden. 

Hydrotherapie:  Kühle  und  laue  Prozeduren:  Halb- 
bäder mit  Übergießungen  (Beginn  mit  26<>  C),  bei  hochgradiger 
Exzitation  protrahierte  laue  Bäder  (30<>  C,  V* — ^  Stunde), 
Duschen,  Abreibungen,  Einpackungen. 

Elektrotherapie:  Allgemeine  Faradisa tion ,  Galvani- 
sation der  Wirbelsäule,  Anode  auf  die  Hals-,  Kathode  auf 
die  Lenden  Wirbelsäule,  1  —  l^/a  Milliampere,  5  Minuten, 
3  Sitzungen  wöchentlich. 

Allgemeine  und  lokale  d'Arsonvalisation, 
namentlich  bei  Schlaflosigkeit  und  sexueller  Neurasthenie 
indiziert. 

Massage:  Manuelle  und  Vibrationsmassage;  Massage 
des  Gesamtkörpers,  namentlich  als  Bestandteil  der  Mastkur, 
Massage  des  Abdomens  zur  Behandlung  der  Obstipation, 
Vibrationsmassage  der  Lendengegend  bei  sexueller  Neur- 
asthenie; Heilgymnastik. 

Klimatotherapie:  Im  Sommer:  waldige  Mittelgebirgs- 
gegend: Salzkammergut,  Ostseebäder,  im  Herbst:  Arco,  Gries, 
Venedig,  im  Winter:  Palermo,  Malta,  Kairo. 

Die  Vorteile  der  hygienisch  -  diätetischen  und  physi- 
kalischen Therapie  werden  den  Patienten  am  besten  in  gut 
geleiteten,  auch  klinjatisch  günstig  situierten  Heilanstalten 
zugänglich  gemacht.  Objekte  spezieller  Behandlung  bilden 
bei    der    Neurasthenie:    Schlaflosigkeit,    Obstipation,    Neur- 


192  NEURASTHENIE. 

asthenia  cordis  und  sexuelle  Impotenz.  Die  Schlaflosigkeit 
soll  vorwiegend  mit  den  Mitteln  der  hygienisch- diätetischen 
und  physikalischen  Therapie  behandelt  werden.  Abendmahlzeit 
soll  leicht  sein  und  einige  Stunden  vor  dem  Schlafengehen 
genommen  werden.  Gut  ventiliertes,  kühles  Schlafzimmer^ 
Fernhaltung  von  Licht-  und  Schallreizen,  vor  dem  Schlafen- 
gehen lauwarmes  Fußbad  (30 — 32<»  15  Minuten),  wonach 
der  Patient  mit  nicht  ganz  abgetrockneten  Füßen  sich  in 
das  Bett  begibt.  Versuch  mit  Bromnatrium  (2 — 3  g  in  Milch 
vor  dem  Schlafengehen),  erst  wenn  sich  dieses  als  nutzlos 
erweist,  Darreichung  von  Schlafmitteln,  z.  B.  Trional  (1 — 1,5  g\ 
Veronal  (0,5 — 0,75  g),  Dormiol  (0,5 — 1,0  g),  Paraldehyd 
(3 — 4  g).  Die  Schlafmittel  sollen  jedenfalls  nicht  zu  lange 
verabreicht  werden. 

Zur  Behandlung  der  Obstipation  sind  diätetische  und 
physikalische  Maßnahmen  heranzuziehen:  Sauermilch,  Obst, 
Honig,  Kompott  bzw.  Faradisation  und  Massage  des  Ab- 
domens. Von  medikamentösen  Abführmitteln  sind,  wenn  ihre 
Anwendung  nicht  umgangen  werden  kann,  die  leichteren  — 
Tamarinden,  Rheum,  Pulv.  Liquiritiae  compos.  —  und  auch 
diese  nur  für  kurze  Zeit  zu  verwenden. 

Gegen  die  in  Form  von  Herzpalpitationen  auftretende 
Neurasthenia  cordis:  Kälteapplikation  auf  die  Herzgegend, 
Ruhe,  bei  stärkeren  Attacken  Strophantus  mit  Morphium. 

Rp.  Morphii  muriat.  0fi4 
Tct,  Strophanti, 
Aq,  lauroeerasi  aa,  10,0. 
S.  Beim  Eintreten  des  Anfalls  20  Tropfen  auf  Zucker,  Im  Bedarfs- 
fälle wird  die  Dosis  nach  10  Minuten  wiederholt. 

Die  sexuelle  (relative)  Impotenz  erfordert  vor  allem 
psychische  Behandlung.  —  Hinweis  auf  die  Heilbarkeit  des 
Leidens,  Betonung,  daß  die  Potenz  nicht  völlig  geschwunden 
ist  und  nur  einer  Nachhilfe  bedarf.  Die  Anwendung  einer 
suggestiv  wirkenden  Medikation  ist  hier  durchaus  gerecht- 
fertigt. 

Man  verwendet  z.  B. : 

Rp.  Tct.  Castorei, 

Tct.  Vanillae  aa.  15,0. 
S.  Im  Bedarfsfalle  10—15  Tropfen  auf  Zucker  zu  nehmen. 


NEURASTHENIE.  —  NEURITIS  OPTICA.  193 

Das  in  neuester  Zeit  empfohlene  Yoldmbin  (Vorsicht 
wegen  möglicher  Kollapserscheinungen)  wird  in  Tabletten 
ä  0,005  g,  1 — 3mal  täglich  gegeben.  Bei  reizbarer  Schwäche 
der  Sexualinnervation  systematische  Anwendung  der  Kühl- 
sonde Psychrophor.  Bei  gehäuften  Pollutionen  und  hoch- 
gradiger Spermatorrhöe  Ätzung  des  Caput  gallinaginis.  Gute 
Dienste  leistet  Elektrotherapie,  Galvanisation:  Kathode 
auf  das  Kreuzbein,  Anode  labil  auf  Hoden,  Perinealgegend, 
Innenfläche  der  Oberschenkel  (2 — 3  Milliampere  5  Minuten), 
lokale  d'Arsonvalisation  der  Lendengegend  mit  Funken- 
entladung, ferner  Vibrationsmassage  der  Lendenwirbelsäule. 
Der  Sexualneurastheniker  soll  allen  die  Libido  anregenden 
Reizen  aus  dem  Wege  gehen;  wenn  aber  wirkliche  Libido 
vorhanden  ist,  diese  ohne  Zögern  auf  natürlichem  Wege  be- 
friedigen. Kahane. 

Neuritis  optica.  L  intraocularis  (Papillitis, 
Stauungspapille).  Die  Therapie  ist  aussichtsreich  nur  dort,  wo 
sich  die  Grnudkrankheit  beeinflussen  läßt.  Hierbei  kommen 
in  Betracht :  Gehimleiden  (Meningitis  tuberculosa,  gummosa, 
cerebrospinalis  epidemica,  ex  otitide,  Tumor  cerebri,  Tumor 
der  Hypophysis,  Thrombose  der  Hirnsinus,  Hydrokephalus, 
Haemorrhagia  cerebri),  Orbitalerkrankungen,  kachektische  Zu- 
stände, Laktation,  schwere  Anämien,  Chlorose,  Skrofulöse, 
Lues,  akute  Infektionskrankheiten,  Erkältung,  Bleiintoxikation, 
entzündliche  Erkrankungen  der  Keilbein-,  Kiefer-,  Stirn-  und 
Siebbeinhöhlen,  kongenitale  Anlage  (hereditär),  Periostitis  im 
Canalis  opticus,  Trauma  der  Schädelbasis,  Diabetes,  Nephritis, 
Leukämie.  Außer  eventueller  Therapie  des  Grundleidens: 
Schonung  der  Augen,  Schutz  vor  greller  Beleuchtung  durch 
Aufenthalt  in  mäßig  verdunkeltem  Zimmer  oder  Tragen 
dunkler  Schutzbrillen,  bisweilen  Blutentziehung  an  der  Schläfe 
oder  hinter  dem  Ohre,  Schwitzkuren,  Jodnatron,  Schmierkur 
(auch  wenn  keine  Lues  nachweisbar),  bei  beginnender  Atrophie 
subkutane  Injektionen  2 — 3mal  wöchentlich,  0,005—0,01 
Strychninum  nitricum  pro  dosi,  abwechselnd  in  jede  Schläfe. 

II.  retrobulbaris.  Hier  ist  die  Therapie  aussichts- 
reicher: Strengste  Enthaltung  von  Alkohol  und  Tabak  in 
jeder  Form,  falls  deren  Gebrauch,  wie  zumeist,  das  Leiden 
hervorriefen,  Berücksichtigung  von  Intoxikation  mit  Blei  und 

Fellnor,  Therapie  der  Wiener  Spezi alärzte.  13 


194  NEURITIS  OPTICA.  —  OBESITAS. 

Schwefelkohlenstoff,  Untersuchung  auf  Diabetes,  Lues  und 
multiple  Sklerose,  endlich  Behandlung  eventueller  Nebenhöhlen- 
empyeme.  Im  ttbrigen  Tragen  von  Schutzbrillen,  Schonung 
der  Augen,  Strychnininjektionen,  energische  Schwitzkuren, 
Jodnatron.  B.  Hitschmann. 

Nierentuberkulose.  Da  die  Quelle  der  Infektion 
wie  ihre  genauen  Wege  nicht  bekannt  sind,  da  oft  hereditär  nicht 
belastete  Individuen  erkranken,  so  ist  eine  wirksame  Prophy- 
laxe nicht  möglich.  Wie  bei  jeder  örtlichen  Tuberkulose,  ist 
die  Entfernung  der  tuberkulös  erkrankten  Niere  zur  Zeit 
das  einzig  wirksame  Mittel  der  Therapie.  Jede  nachgewiesene 
eitrige  tuberkulöse  Niere  soll  entfernt  werden.  Dazu  ist  es 
nötig  festzustellen,  daß  eine  zweite  aseptische  funktionierende 
.  Niere  vorhanden  ist ,  was  durch  üreterenkatheterismus  ge- 
wöhnlich möglich  ist. 

Nach  Nierenexstirpation  müssen  die  oft  vorhandenen 
Blasenveränderungen  lange  Zeit  hindurch  örtlich  behandelt 
werden.  Eines  der  als  Spezifika  gegen  Tuberkulose  emp- 
fohlenen Sera  kann  ebenfalls  nach  Entfernung  der  Niere 
zur  Bekämpfung  der  etwa  noch  latenten  Tuberkulose  in 
systematischer  Kur  verwendet  werden.  Auch  der  Aufenthalt 
in  milden  Klimaten  ,  an  der  See ,  Diätkuren  zur  Erzielung 
von  Gewichtszunahme  werden  nach  Entfernung  der  kranken 
Niere  vorteilhaft  verwendet.  0.  Zuckerkandl. 


0. 

Obesitas.  Beschränkung  der  Zufuhr  von  Fett  und 
Kohlehydraten,  wobei  auf  die  individuellen  Verhältnisse 
Rücksicht  zu  nehmen  ist,  führt  in  kurzer  Zeit  zu  ansehnlichen 
Abnahmen  des  Körpergewichtes.  Dabei  muß  auf  die  Arbeits- 
leistung respektive  auf  das  Verhältnis  derselben  zur  Nahrungs- 
zufuhr ein  sorgsames  Augenmerk  gerichtet  werden,  denn  sonst 
wird  die  erzielte  Körpergewichtsabnahme  durch  hinzutretende 
nervöse  Störungen  in  bezug  auf  das  Wohlbefinden  zu  einem 
zweischneidigen  Erfolge.  Folgende  Speiseordnung  mag  als 
Grundform  für  eine  Diät  bei  Fettleibigkeit  dienen. 


OBESITAS.  —  OBSTIPATIO  ALVI.  195 

I.  Frühstück:  1  Tasse  Tee  (löOciw»,  ohne  Zucker) 
mit  Saccharin  od.  dgl.  gesüßt,   mit  Zitrone,    25^  Weißbrot. 

Mittags:  11.0^  gebratenes  oder  gekochtes  Fleisch, 
50^  Gemüse  oder  100  g  Salat  (mit  1  Kaffeelöffel  öl),  50^  Apfel 
oder  Birnen  oder  Aprikosen  oder  Pfirsich. 

4  Uhr:  1  Tasse  Tee  (150 cwt»)  mit  Saccharin  od.  dgl. 
gesüßt,  mit  Zitrone,  26  g  Weißbrot. 

AJ[>ends:  80^  gebratenes  oder  gekochtes  Fleisch, 
50^  Gemüse,   50^  Obst,  10^  mageren  Käse. 

Zar  Unterstützung  der  Arbeitsleistung  sind  die  Hilfsmittel 
der  physikalischen  Therapie  in  Anwendung  zu  bringen  (s.  d.). 

Offer. 

Obstipatio  alvi.  Bei  vorübergehender  Konstipation 
Abführmittel,  u.  zw.  die  salinischen  in  Form  von  Bitterwässern : 
Hunyadi,  Apenta,  Sardschütz,  Saratica,  1 — 2  Weingläser  voll, 
am  besten  nüchtern  am  Morgen.  Zur  raschen  Wirkung  eignen 
sich  Kalomel  mit  Jalappa,  Seidlitzpulver,  Rizinusöl  (siehe 
Catarrhus  intestin.),  Frangula. 

Rp.  Dct  Cort.  frangulae  U— 30 fi :  200,0 
Syr.  aurani.  15 fi. 

S.  1—3  Eßlöffel 
oder :    - 

Rp.  Pulv.  liquirit.  comp.  25,0. 
S.  Abends  ^j^—l  Kaffeelöffel  voll  zu  nehmen. 

Ein  gutes  Präparat  ist  das  Hhamninum  liquidum  (Stein- 
bach), kaffee-  bis  teelöffel weise  zu  nehmen.  Karlsbader  Brause- 
pulver, Cascara  sagrada  als  Extraktum  kaffeelöffel weise  oder 
in  Pastillen  (lange  Dauer  der  Wirkung,  abends  zu  nehmen). 
Cascarine  Leprince,  Phenolphtalein  (Purgen)  etc.  Rheum.  Ich 
gebe  folgende  Kombination: 
Rp.  Pulv.  rad.  Rhei, 

Fulv.  liquirit.  cps.  aa.  5,0 
Extr.  hyosciami  0,15 
Natrii  hicarhon.  10,0  ad  scatul. 
S.  Abends  ^1^—1  Kaffeelöffel  zu  nehmen. 
Magnesia  -  Limonade ,      Magnesia     citrica     effervescens 
(Achtung  auf  Ileus,  Peritonitis,  Okklusion!).  Bei  habitueller 
chronischer  Stuhlverstopfung  zunächst  allgemeine  Behandlung 
(Neurosen,    Hysterien,    Chlorosen,    Bewegungsmangel).    Bei 

13* 


196  OBSTIPATIO  ALVI. 

Abmagerung  und  Unterernährung,  Dislokation  der  Bauch- 
eingeweide, Mastkuren,  mechanische  Behandlung.  Für  die 
Enteroptosen  empfiehlt  sich  nebst  Hebung  der  Ernährung 
Anlegung  entsprechender  Bauchbinden,  Reformkleidung  bei 
Frauen,  mit  Bauchbinde  kombinierte  Korsetts,  Massage  und 
Heilgymnastik  (s.  w.  u.!).  Bei  Erschöpfung,  geistiger  Über- 
müdung Liege-  und  Rahekuren,  bei  symptomatischer  Obsti- 
pation (Genitalerkrankungen)  Behandlung  der  letzteren.  In 
allen  Fällen  gewöhne  man  die  Kranken,  zu  einer  bestimmten 
Zeit  das  Klosett  aufzusuchen.  Unterscheidung  der  atonischen 
von  der  spastischen  Form  der  Konstipation.  Bei  der  ersteren, 
weit  häufigeren,  Bekämpfung  der  bereits  oben  genannten 
allgemeinen  Momente.  Bei  Erschlaffung  der  Banchdecken 
kommt  neben  der  roborierenden  Enteroptosen  -  Behandlung 
Massage  und  Heilgymnastik  in  Betracht,  am  besten  durch 
einen  geschulten  Arzt ;  eventuell  kann  der  Patient  versuchen, 
sich  selbst  mit  einer  mit  Schrot  gefüllten  Kugel  den  Leib  zu 
massieren,  Zimmergymnastik.  Zur  Unterstützung  der  Massage 
Faradisation  mit  der  Massierrolle.  Bei  mangelhafter  Inner- 
vation des  Rektums  (Torpor  recti)  Galvanisation  mit  der 
Ewaldsehen  Schlauchelektrode  (Anode  in  das  Rektum,  Ka- 
thode auf  verschiedene  Stellen  des  Dickdarmes),  Vi^rations- 
massage  des  Abdomens. 

Der  gewohnheitsmäßige  Gebrauch  der  Abführmittel  ist 
soviel  als  möglich  zu  bekämpfen,  nur  in  Ausnahmsfällen  ver- 
ordne ich  Abführmittel,  sondern  trachte  durch  ein  diätetisches 
Regime  in  Kombination  mit  mechanischen  Hilfen  funktionelle 
Reize  für  den  Darm  beizustellen. 

Bei  atonischer  Form  muß  die  Behandlung  darauf  aus- 
gehen, dem  Darm  die  Fähigkeit  der  Verarbeitung  und  Loko- 
motion  seines  Inhaltes  in  einer  bestimmten  Zeitperiode,  die 
prompte  Einstellung  des  Stuhlreizes  durch  Übung  und  Training 
allmählich  wiederzugeben.  Hierzu  genügt  eine  Methode  allein 
in  der  Regel  nicht,  meist  muß  eine  Kombination  der  in  dem 
entsprechenden  Falle  richtig  ausgewählten  diätetischen  und 
mechanischen  Hilfsmittel  zum  Ziele  führen.  Zur  Unterstützung 
sind  besonders  hydriatische  Prozeduren  empfohlen.  Lauwarme 
Bäder,  schottische  Dusche  auf  das  Abdomen  etc.  Einen  Haupt- 
faktor bei  der  Behandlung  bilden  die  diätetischen  Methoden. 
Oft  genügt  bei  Städtern,  die  gewohnt  sind,  sich  einseitig  zu 


OBSTIPATIO  ALVI.  197 

ernährcD,  eine  entsprechende  Sorge  für  ein  gemischtes  Menü. 
Bevorzugung  von  Gemüse,  Obstsorten  und  Kompott.  Bei  der 
Diät  kommen  als  stuhlfördernde  Nahrungsmittel  in  Betracht: 
schlackenbildendes  Gemüse,  Kraut,  Kohl,  Salate,  derbe  Mehl- 
speisen, Schwarzbrot,  Schrotbrot,  Pumpernickel,  Obst.  Doch 
kann  auf  die  Dauer  ohne  mechanische  und  medikamentöse 
Nachhilfe  ein  solches  Kostregime  von  vielen  Kranken  nicht 
vertragen  werden  (Flatulenz,  Meteorismus).  Sehr  süße,  zucker- 
reiche Speisen  (Milchsäuregärung),  Rahm,  saure  Milch,  ein- 
tägiger Kefir,  Laktomaltose,  Milchzucker  (2—3  Eßlöffel  im 
Tage  an  Stelle  des  andern  Zuckers),  Malz  in  Form  von 
Extractum  maltiriccum,  Kandol  (teelöffelweise  der  Milch  zu- 
gesetzt), Malzbier,  Apfelwein  und  Apfel-Champagner,  saure 
Früchte  und  Kompotte,  Marmeladen,  Jam,  Prünellen,  Pflaumen, 
Südfrüchte,  Feigen  (Erregung  der  Darmmuskularis  durch  die 
Kerne),  Leinsamen,  Milchkaffee  gehören  zu  den  stuhl- 
befördernden und  diätetischen  Mitteln.  Die  Wirkung  beruht 
meist  neben  der  mechanischen,  die  Peristaltik  anregenden 
Wirkung  auf  vermehrter  Säurebildung  in  den  unteren  Darm- 
partien. Bedeutender  Fettgehalt  der  Nahrung  (Butter)  ist 
oft  sehr  wichtig. 

Diätschema  bei  Obstipation  :  Morgens  nüchtern  300  g 
Rohitscher  Styriaquelle  oder  ein  Glas  warmes  Biliner  Wasser. 
Frühstück:  Kaffee  mit  Milchzucker  oder  Kandol-Kakao  stark 
gesüßt,  Schrotbrot,  Butter,  Honig  oder  Marmelade.  2.  Früh- 
stück: 300 — 400  g  saure  Milch,  Kefir,  Laktomaltose  (bei  guter 
Ernährung  Obst).  Mittags:  wenig  Suppe,  Vorspeise  Hering, 
Sardellen,  gekochtes  oder  gebratenes  Rindfleisch,  Kalbfleisch, 
Hühner,  Fisch,  vielerlei  Gemüse,  mit  Rahm  eingebrannt  oder  auf 
französische  Art  gesotten  und  mit  Butter  zubereitet,  Kartoffel- 
brei (mit  Rahm-  und  Butterzusatz),  Reis,  Kompotte,  derbe 
Mehlspeisen,  Butter,  weicher  Käse  und  Obst,  Schrotbrot 
oder  Pumpernickel,  als  Getränk  Mineralwässer  oder  Apfelsaft 
(Ceres)  mit  Biliner  Wasser.  Nachmittags:  Saure  Milch  oder 
Kakao  wie  oben.  Abends  Fisch,  Huhu,  Gemüse,  Kompott, 
3 mal  wöchentlich  Hafergrütze  oder  Milchspeise,  Butter  und 
Käse.  Vor  dem  Schlafengehen:  eine  Orangeade  mit  Milch- 
zucker gesüßt.  Prießnitzbinde  um  den  Leib  mit  verdünntem 
Franzbranntwein  und  Wasser  getränkt.  Bei  starken  Atonien, 
Dislokationen  des  Dickdarmes  empfiehlt  es  sich,   zu  Beginn 


198  OBSTIPATIO  ALVI. 

neben  anderen  Methoden  direkte  Waschungen  des  Dickdarmes 
in  Knieellbogenlage  vorzunehmen.  Man  verwende  hierzu 
Rizinusölemulsion  mit  Kamillentee,  physiologische  Kochsalz- 
lösungen. Zur  Desinfektion  Va — ^Voo  Tymollösungen,  heiße, 
40 — 45<*  C,  s.  Catarrhus  intestin. 

Bei  habitueller  Obstipation  mit  Vorteil  heiße  ölklystiere, 
am  Abend  V*  ^ — ^^^  9  heißes  Oleum  sesami  mit  Zusatz  von 
2  Eßlöffel  lOo/o  Bromipin,  (Die  Nacht  über  zu  behalten; 
Durchzug  ins  Bett,  Tampon  in  den  After!)  Am  Morgen 
Nachwaschen  mit  1 — 1^2  ^  Kamillentee  mit  Znsatz  von 
1 — 2  Eßlöffel  Natron  bicarbonicum.  Zur  Unterstützung  am 
Beginn,  um  gewissermaßen  den  Darm  einzustellen,  leichte 
Ekkoprotika,  Rheum  in  Form  von  Pastillen  oder  in  folgender 
Mischung : 

Rp.  Pulv.  rad.  Rheij 

Magnes.  carh.  aa.  ö,0 

Menthol  1,0 

Natri  hicarhon,  10,0  ad  scatul, 

S.  3mal  täglich  1 — 2  Messerspitzen  nach  der  Mahlzeit 

in  Oblaten  zu  nehmen. 

Bei  starker  Flatulenz.  Darmfänlnis  und  Antointoxikations- 
symptomen  Ichthoform. 

Rp.  Pulv,  rad,  Rhei, 
Ichthoform  aa.  5,0 
Siilfur.  depur.y 
Magnes.  carh,  aa,  2,5 
Menthol  1,10 
Natr.  hicarh.  8,0. 
Mfp.  div.  in  Dos.  aequ.  ponder,  0,75,  d.  in  capsul,  amylac. 
S.  6  Kapseln  täglich  (nach  der  Mahlzeit). 

Mit  Vorteil  wird  zur  Darmdesiufektion  das  von  mir 
empfohlene  Menthol  in  folgender  Form  verwendet: 

Rp.  Menthol  0,05 

Ol.  oliv,  oder  Sacch.  lad.  0,25. 
D.  tal.  dos.  in  capsul.  gelatin.  (amylac). 
S.  3 — 6  Kapseln  im  Tage  zu  nehmen. 

Bei  Darmlähmung  nach  Operationen,  Peritonitis,  Physo- 
stiscmin. 


OBSTIPATIO  AI. VI.  —  OESOPHAGUS-STRIKTUREN.       199 

Ep.  Physostigmin.  salicylic.  Ofll 

Äq.  destill.  10,0, 
S.  ^/^ — 1  Pravazsche  Spritze  subkutan. 
Besonders  wertvoll  sind  methodische  Übungen,  Zimmer- 
gymnastik, Zandern,  Radfahren,  Reiten,  Schwimmen.   Leicht 
anregend  wirkt  der  Tabak,   welcher  im  Übermaße  Koliken 
und    ebenso  wie    das  Blei  spastische  Obstipation  erzeugt. 
Bei  dieser  Form  müssen  irritierende  Ursachen  (Oxyuris, 
Fissuren  etc.)   ausgeschlossen  werden.    Bei   rein   spastischer 
Obstipation   Ruhe,    auch   geistig,    Wärme,    schlackenreiche, 
säurebildende  Diät,    strenge  Vermeidung   von  Abftlhrmitteln 
und  mechanisch  erregenden  Prozeduren,    Souverän  sind   die 
Belladonna-Präparate,  intern. 
Rp.  Extr.  helladonni  0^3 

Pulv.  et  extr.  Uquir.  qu.  s.  utf.  pH.  Nr.  XX, 
S.  2  Pillen  täglich. 
oder  in  Suppositorien : 

Rp.  Fxtr.  helladonnae  0,015 

tal.  dos.  Nr.  Xtl 

f.  suppositoria. 

S.  Margots  und  abends  1  Zäpfchen. 

Rp.  Eumydrin  0,0005 

tal.  dos.  Nr.  XIl 

f.  suppositoria. 

S.  2  Zäpfchen  täglich. 

Heiße  ölklystiere  mit  Zusatz  von  Oleum  hyoscyami  oder 
Oleum  papaveris  und  die  von  mir  empfohlene  Methode  der 
Bougierungsbehandlung,  vor  welcher  man  zweckmäßig 
das  Rektum  durch  Einführung  eines  Anästhesinsuppositoriums 
unempfindlicher  macht. 

Bei  Ileus  spasticus  Atropininjektionen.  G.  Singer. 

OesophagUS-Strikturen.  Gutartige  Strikturen. 
Die  durch  Verätzungen  entstandenen  Strikturen  bleiben  bei 
mittelgradigen  Fällen  der  lange  geübten  Sondenbehandlung 
vorbehalten.  Tägliche  Sondierung  mit  zylindrischen  oder 
konischen  Sonden  in  laugsam  zunehmendem  Zeitausmaß  (10  Min. 
bis  IV2  Stunden)  und  langsamem  Ansteigen  der  Bougiestärke. 
Bei    bereits   toleranten    Patienten    ist   die   Einführung   einer 


200     OESOPHAGl  S-STRIKTUREN.  -  ORBITA,  ERKRANK.  D. 

stärkeren  Sonde  in  der  zweiten  halben  Stunde  vorzunehmen. 
Die  Behandlung  führt  je  nach  dem  Grade  der  Verätzung 
in  mehreren  Wochen  bis  Monaten  zum  Ziel.  Nachbehandlung 
(1 — 2mal  wöchentlich)  vom  Patienten  selbst  durch  viele 
Monate  durchzuführen. 

Sehr  enge  Strikturen  sind  im  ösophagoskop  mit  Hilfe 
von  eingeführten  Laminariastiften  oder  mit  über  Mandrin 
gespannten  Drainrohren  zur  Bougiebehandlung  vorzubereiten. 
Bei  den  ungünstigsten  mehrsitzigen  Strikturen  kommen  die 
verschiedenen  Verfahren  nach  Gastrostomie  in  Anwendung 
(Dilatation  „ohne  Ende"  etc.).  In  Strikturen  stecken  gebliebene 
Fremdkörper  sind  nur  mittelst  ösophagoskop  anzugehen. 

Spastische  Strikturen  sind  mit  dicken  und  zugleich 
schweren  Sonden  (mit  Schrot  oder  Quecksilber  gefüllt)  zu 
behandeln. 

Maligne  Strikturen  können  geraume  Zeit  mit  Bougie- 
behandlung für  eine  halbwegs  genügende  Ernährung  offen 
erhalten  werden.  Der  Gebrauch  konischer  Sonden  ist  nur 
sehr  Geübten  anzuraten.  Bei  entzündlicher  Schwellung  nach 
Bougierung  Morphium  und  3 — 4  Tage  Rektalernährung.  Mit 
der  Ausführung  der  Gastrostomie  ist  nicht  zu  lange  zu  zögern. 

Ebstein. 

Okulomotoriuslähmung.  Zumeist  Symptom  eines 
zentralen  Leidens:  Hirntumor,  Hirnblutung;  Prodrom  der 
Tabes  oder  progressiven  Paralyse.  —  Selten  sogenannte  rheu- 
matische Okulomotoriuslähinung. 

Anfangs  antirheumatische  Therapie  (Aspirin,  Natrium 
salicylicum  3mal  1  g  täglich) ;  Faradisation  mit  einer  Knopf- 
elektrode um  das  kranke  Auge  herumstreichend  (schwache 
Ströme). 

Bei  vorhergegangener  syphilitischer  Infektion  Hg-Kur, 
längere  Zeit  fortgesetzt;  später  Jodnatrium.  Hirse  hl. 

Orbita,  Erkrankungen  der.  Periostitis  des 
Orbitalrandes. Ätiologie:  Trauma,  Lues  (hered.,  acquisit.), 
Tuberkulose. 

Therapie  bei  traumatischer  Periostitis:  Kalte  Umschläge 
mit  Bleiwasser  oder  Liq.  Burowii  (1  :  5 — 10  Aq.),  zur  Beförde- 
rung der  Resorption  lokal  graue  Salbe  —  bei  offenen  Wunden 


ORBITA,  EEKRANKUNGEN  DER.  201 

antiseptische  Versorgung  derselben,  sekundäre  Naht.  Glatt- 
randige,  nicht  infizierte  Wunden  werden  primär  genäht. 

Therapie  bei  syphilitischer  Periostitis :  Antiluetische 
Behandlung. 

Therapie  bei  Caries  tbc:  Allgemeinregime,  lokal: 
Dnnstumschläge  mit  Wasser  oder  verdünntem  Liq.  Burowii 
(1 :  5 — 10);  bei  bevorstehendem  Durchbruch  des  kalten  Ab- 
szesses: Inzision,  Jodoformdrainage ;  bei  Fisteln:  Exzisiou 
der  Granulationen  und  Schwarten,  Exkochleation  bis  ins  Gesunde ; 
später,  wenn  kein  Nachschub,  Plastik  zur  Vermeidung  von 
Ektropium. 

Abszeß  des  Orbitalrandes;  Inzision  in  horizontaler 
Richtung  (nach  Rasierung  der  Augenbrauen  und  Reinigung  des 
Operationsfeldes)  parallel  dem  Augenbrauenbogen  unter  der 
Geschwulstkuppe,  Tamponade,  Drainage.  Dauert  die  Eiterung 
fort,  so  ist  Verdacht  auf  Sequester.  Ist  dieser  lose,  so  muß 
er  entfernt  werden,  wenn  nicht,  wird  die  Abszeßhöhle  bis  zur 
Abstoßung  desselben  offen  gehalten. 

Cellulitis  orbitalis  (Tenonitis);  Phlegmone  orbi- 
tae.  Ätiologie:  Verletzungen  mit  Infektion;  fortgepflanzt  von 
den  Nebenhöhlen  der  Nase  (rhinol.  Untersuchung!);  fortge- 
pflanzt von  der  umgebenden  Haut:  Erysipel,  Anthrax;  fort- 
gepflanzt von  den  Knochen :  Perlost,  maxillae ,  orbitae ;  me- 
tastatisch: Pyämie,  Sepsis,  Typhus,  Skarlatina,  Variola,  Me- 
ningitis. 

Die  Therapie  dieser  Erkrankungen  besteht  in  Anwen- 
dung feuchtwarmer  Umschläge  mit  Wasser  oder  verdünnter 
essigsaurer  Tonerde,  die  entweder  eine  Resorption  bewirken 
oder  zur  Abszedierung  führen.  In  diesem  Falle  ist  durch 
tiefe  Inzisionen  dem  Eiter  Abfluß  zu  verschaffen,  wodurch 
auch  die  Schmerzen  sofort  verringert  werden.  Die  Dislokation 
des  protrundierten  Bulbus  gibt  Anhaltspunkte  über  die  Lage 
des  Abszesses  und  die  Inzisionsstelle.  —  Die  Spitze  des  Bistouris 
ist  stets  gegen  die  Spitze  der  Orbita  zu  richten.  Hierauf 
Drainage,  feuchter  Verband  mit  essigsaurer  Tonerde.  Bei 
Fortdauer  der  Eiterung  in  der  Tiefe  liegt  Verdacht  auf  einen 
Sequester  resp.,  wenn  ein  Trauma  vorherging ,  auf  die 
Möglichkeit  eines  Fremdkörpers  in  der  Orbita  vor,  dann 
ist  nach  Erweiterung  der  Wunde  der  Sequester  oder  Fremd- 
körper zu  entfernen.  Die  Lage  eines  eventuellen  Fremdkörpers 


202     ORBITA,  ERKRANKUNGEN  DER.  —  ORBITALABSZESS. 

oder  Knochensplitters  ist  durch  Röntgenuntersuchung  festzu- 
stellen. 

Gegen  die  Schmerzen  müssen  Narkotika,  eventuell  Blut- 
entziehung, Stauung  angewendet  werden. 

Sind  diese  entzündlichen  Erkrankungen  der  Orbita  mit 
Entzündungen  des  Bulbus  (Iritis,  Keratitis,  Neuritis  etc.)  ver- 
bunden, so  müssen  diese  Komplikationen  selbstverständlich 
der  für  sie  nötigen  Therapie  zugeführt  werden. 

Haemorrhagia  orbitae,  Emphysema  orbitae.  Ätio- 
logie: traumatisch,  plötzlich  entstanden  (Emphysem  oft  durch 
Schneuzen,  Niesen ,  Pressen  beim  Stuhlgang,  Heben  schwerer 
Lasten  etc.). 

Therapie:  Druckverband  bei  Hämorrhagie  feucht,  bei 
Emphysem  trocken.  Vermeidung  körperlicher  Anstrengungen 
und  plötzlicher  Blutdrucksteigerung  (vgl.  Ätiologie) ,  La- 
xantia. —  Das  Emphysem  ist  nach  einigen  Tagen  beseitigt, 
die  Resorption  der  Hämorrhagie  dauert  länger;  ist  der  Ex- 
ophthalmus so  stark,  daß  Lidschluß  nicht  vollständig  mög- 
lich, so  provisorische  Vernähung  der  Lidspalte. 

Exophthalmus  pulsans  (=:Aneurysma  art.  venös,  des 
Sin .  cavemos.).  Therapie:  Methodische  Kompression  der  Carotis 
täglich  solange  als  erträglich  —  wenn  erfolglos:  Ligatur 
der  gleichseitigen  Carotis  oder  beider  Carotiden. 

Tumoren  der  Orbita.  Die  wichtigsten  sind:  Meningo- 
kele:  (unverschieblich,  am  Knochen  festsitzend,  oft  die  Lücke 
in  diesem  fühlbar,  komprimierbar,  dabei  zuweilen  Hirndruck- 
symptome, spontane  pulsatorische  und  respiratorische  Schwan- 
kungen. Therapie:  nihil.  Man  hüte  sich  vor  Exstirpation. 
—  Angiome,  Sarkome,  Osteome:  Operative  Entfernung 
der  Geschwülste,  mit  oder  ohne  Schonung  des  Bulbus  je 
nach  Sitz,  Ausdehnung  und  Natur  der  Geschwulst.  Bei  An- 
giomen  elektrolytische  Punktur.  Hanke. 

Orbitalabszeß  (retrobulbäre  Phlegmone).  Berück- 
sichtigung der  Ätiologie:  Fremdkörper,  infizierte  Wunden  in 
der  Umgebung,  Empyeme  des  Siebbeinlabyrinths ,  der  Stim- 
und  Kieferhöhle,  Erysipel  und  Anthrax  der  Lider,  Periostitis, 
eitrige  Thrombose  des  Sinus  cavernosus,  Aktinomykose  etc. 
Zunächst  heiße  Umschläge  oder  Verband  mit  Liquor  Burowii; 
kommt  es  zur  Abszedierung,  so  muß  der  Abszeß,  dessen  Lage 


ORBITALABSZESS.  —  OSTEOMALAZIE.  203 

aus  der  Eicbtang,  nach  welcher  der  Bulbus  verdrängt  ist^ 
gefolgert  wird,  durch  eine  tiefe  luzision  mittelst  Spitzbistouri 
eröffnet  werden,  wobei  Sehnerv  und  Augenmuskeln  und  -nerven 
nach  Möglichkeit  zu  schonen  sind.  Hierauf  Drainage  und 
feuchter  (ßurow)  Verband.  Erregen  fortdauernde  Eiterung 
Verdacht  auf  Anwesenheit  eines  Fremdkörpers  oder  Sequesters, 
so  sind  diese  nach  Erweiterung  der  Wunde  aufzusuchen 
(Röntgenuntersuchung)  und  zu  entfernen.  Die  weitere  Be- 
handlung erfolgt  nach  den  allgemeinen  chirurgischen  Regeln. 
Besteht  hochgradiger  Exophthalmus,  so  ist  Austrocknung 
der  Hornhaut  wegen  Unbedecktseins  durch  die  Lider  zu 
befürchten  und  muß  durch  Vereinigung  der  aneinander  ge- 
zogenen Lider  mittelst  Pflasters,  oder  Bedecken  mit  Bor-  oder 
Jodoformsalbenflecken  verhütet  werden,  jedenfalls  aber  muß 
die  Hornhaut  zum  Zwecke  rechtzeitiger  Behandlung  eventuell 
entstehender  Keratitis  e  lagophtalmo  oder  Keratitis  neuro- 
paralytika  (Zerstörung  der  Trigeminusäste  in  der  Orbita) 
täglich  besichtigt  werden.  R.  Hitschmann. 

Osteomalazie.  Zwei  souveräne  Mittel  beherrschen  die 
Therapie:  Phosphor  und  Kastration.  Im  allgemeinen  kommt 
man  mit  Phosphor   sicher   aus.    Phosphorverbindungen  und 
Kalksalze  sind  wertlos.  Das  Medikament  muß  Monate,  selbst 
1 — 2  Jahre  lang  ununterbrochen  genommen  werden. 
Rp.  Phosphor  008! 
Ol.jecor.  asell.  100' 0 
Chloroform,  gutt.  X, 
S,  Täglich  ein  Kaffeelöffel. 

Zur  Unterstützung  Steinsalzbäder,  Schaffung  günstiger 
hygienischer  Verhältnisse.  Keine  feuchten  Wohnungen!  Ver- 
meidung weiterer  Schwangerschaften!  Sehr  günstig  wirkt 
unter  Umständen  Übernahme  in  Spitalspflege. 

Kastration  kommt  in  der  Regel  nur  als  Gelegenheits- 
operation (bei  gleichzeitigem  Kaiserschnitt,  bei  Salpingo- 
Myomotomie  etc.)  in  Betracht;  ausnahmsweise  dann,  wenn 
die  Phosphorbehandlung  versagen  sollte,  oder  wenn  rasch 
aufeinanderfolgende  Schwangerschaften  den  Erfolg  einer 
internen  Therapie  verhindern. 

Besteht  Gravidität,  so  kann  gelegentlich  bei  besonders 
hochgradigen    Beschwerden    —    ohne   Beziehung   auf  even- 


204  OSTEOMALAZIE.  —  OTITIS  EXTERNA. 

tuelle  Beckenverengerung  —  künstliche  Frühgeburt,  selbst 
Einleitung  des  Abortus  in  Frage  kommen.  Letztgenannte 
Operation  ist  bei  hochgradiger  Beckenenge   sehr   schwierig. 

Im  allgemeinen  beschränke  man  sich  auch  während 
der  Schwangerschaft  auf  interne  Behandlung  und  richte  sich 
eventuell  nach  den  für  das  enge  Becken  gültigen  geburts- 
hilflichen Kegeln.  Bei  sehr  dehnbarem  Becken  prophylak- 
tische Wendung  und  Extraktion.  Frühgeburt  gibt  bei  osteo- 
malazisch verengtem  Becken  sehr  schlechte  Resultate  für  das 
Kind.  Bei  höheren  Graden  der  Beckenverengerung  womöglich 
Porrooperation  wegen  der  gleichzeitigen  kurativen  Wirkung. 

Im  Puerperium  Phosphortherapie.  Nicht  stillen! 

Latzko. 

Otitis  externa.  Entzündung  des  äußeren  Gehörgangs. 
In  akuten  Fällen:  Einlegen  von  Gazestreifen  mit  Liquor  Bu- 
rowii  (5 — 6mal  verdünnt)  oder  mit 

Rp.   Aeid.  carhol.  0^5  oder     Rp.   Anaesthesini  Ritsert  2,0 

Glyceririi  10,0.  Ol.  olivarum  20fl 

BS,  Karholglyzerin.  Aeid.  carbol,  liquefact. 

gtt.  X. 
DS.  Äußerlich. 

Darüber  feuchtwarmen  Verband,  Breiumschlag  oder  Thermo- 
phorkompresse.  eventuell  auch  lokale  Heißluftapplikation. 
Bei  umschriebener  Infiltration  Inzision  und  nachherige 
Anwendung  der  erstgenannten  Therapie.  Nach  Ablauf 
der  EntztinduDgserscheinungen  Austupfen  mit  Sublimat- 
spiritus (iVoo)  ^^^  Anwendung  eines  Liniments: 

Rp.   Hydrargyri  praecipitati  oder       Betupfen  mit 

alhi  0,3  Rp.  Aeid.  picrinici  1,0 

Vasenoli  liquidi  30,0.  Aq.  dest.  100,0. 

MDS.  Äußerlieh.  MOS.  Gift! 

In  chronischen  Fällen : 

Reinigung  des  Gehörgangs  durch  Austupfen  mit 
20/oiger  Lysollösung  (Lysoformlösung),  Applikation  von  8ubli- 
matspiritus  lo/oo)  Betupfen  mit  5 — lO^/oigeo  Argent.  nitric- 
Lösungen,  Tamponade  mit  Xeroformgaze  oder  weißer  Gaze, 
getränkt  mit  einem  l^/oigen  Präzipitat-  oder  V«Voi&cn  Pro- 
targolliniment.  H.  Frey. 


OXYURIS  VERMICULARIS.  —  OZAENA.  205 

Oxyuris  vermioularis,  Prophylaxe  der  Selbst- 
infektion mit  Eiern:  größte  Reinlichkeit  der  Aftergegend, 
der  dort  kratzenden  Hände.  Kurze  Nägel.  Der  Patient  soll 
eigene  Speisegeräte  haben,  allein  schlafen  ,  um  nicht  andere 
zu  infizieren. 

Therapie:  Die  Kur  ist  wochen: ,  ja  monatelang  fort- 
zusetzen! Schon  Purgieren  dezimiert  die  Würmer,  das  beste 
Mittel  sind  aber  allabendliche  Klysmen  mit  Wasser,  Koch- 
salzlösung oder  Seifenabkochuno^  (Sapon.  medic.  6 — 10 ,  Aq. 
fönt.  1000).  Mit  diesen  pflegen  reichlich  Würmer  abzugehen  ; 
Gegen  das  Jucken  kann  man  Ung.  einer,  um  den  After  ein- 
reiben. (Auch  Knoblauchabkoehungen  werden  zu  Klysmen 
verwendet:  100^  frische,  zerschnittene  Knoblauchzehen  in 
11/2 1  Wasser  bis  auf  1  Z  eingekocht;  für  Kinder  nur  wenige 
Zehen  einzukochen.)  Kombination  mit  Santonin-Behandlung 
(vgl.  unter  Ascaris).  E.  Hitschmann. 

Ozaena.  Unter  0.  verstehen  heute  die  Rhinologen 
jene  chronische,  allmählig  zur  Atrophie  der  Schleimhaut  und 
des  Knochengerüstes  führende  Krankheit,  in  deren  Gefolge 
es  zu  massenhaften,  leicht  sich  zersetzenden  Borken  von 
äußerst  fötidem  Geruch  kommt. 

Da  es  der  Therapie  keineswegs  gelingen  kann,  eine  dege- 
nerierte atrophische  Schleimhaut  zur  Norm  zurückzubringen, 
kann  ihre  Aufgabe  nur  darin  bestehen,  die  vorhandenen 
Symptome  zu  mildern,  durch  Behandlung  der  Schleimhaut 
die  Sekretion  letzterer  umzustimmen,  d.  i.  flüssiger  zu  ge- 
stalten, wodurch  dann  wieder  die  Stagnation  des  Sekrets 
hintangehalten  wird.  Es  sind  vorzugsweise  folgende  thera- 
peutische Maßnahmen  üblich: 

1.  Systematische  Ausspülung  beider  Nasenhöhlen  mit  ver- 
schiedenen Lösungen.  Am  beliebtesten  sind  die  alkalischen  Lö- 
sungen, also  eine  etwa  10<^/oige  Natrium  bicarbönicum- Lösung 
mit  etwas  Znsatz  von  Kochsalz.  Die  zur  Ausspülung  ange- 
wandte B'lüssigkeit  soll  beiläufig  35®  C  haben  und  mittelst 
des  Irrigators  zur  Anwendung  gelangen.  Bei  Menschen^  in 
deren  Tuba  Eustachi!  leicht  Flüssigkeit  hineingelangt,  darf 
die  Nase  nicht  ausgespült  werden. 

2.  Eine  viel  wirksamere  Methode  als  die  Ausspülung 
ist  die  Gottsteinsche  Tamponade.  Diese  besteht  darin,  daß 


206  OZAENA. 

man  an  die  mit  Borken  belegten  Nasenwände  Wattetampons 
recht  intensiv  andrückt  nnd  12 — 24  Stunden  in  der  Nasen- 
höhle läßt.  Durch  Druck  auf  die  Borken  wird  die  Schleim- 
haut zu  einer  flüssigeren  Sekretion  angeregt«  wodurch  die 
festhaftenden  Borken  leichter  zu  entfernen  sind.  Da  der 
fötide  Geruch  hauptsächlich  durch  Stagnation  der  Borken 
hervorgerufen  wird,  ist  die  erörterte  Tamponade  das  pro- 
bateste Mittel,  um  den  häßlichen  Geruch  wegzubringen. 

3.  Während  die  Ausspülung  und  die  Gott  st  einsehe 
Tamponade  die  Entfernung  des  borkigen  Sekretes  zum  Zwecke 
haben,  ist  die  Massage  eines  der  gewöhnlichsten  Mittel, 
um  die  degenerierte  Schleimhaut  hyperämisch  zu  gestalten, 
wodurch  die  Sekretion  flüssiger  gemacht  wird.  Die  Massage 
wird  mittelst  einer  mit  Watta  armierten  Sonde  entweder  so 
ausgeführt,  daß  die  Schleimhaut  der  Länge  nach  bestrichen 
wird,  oder  es  wird  die  Vibrationsmassage  —  diese  entweder 
mit  der  Hand  oder  mittelst  des  durch  den  Elektromotor 
betriebenen  Massageapparates  —  appliziert. 

Über  den  Wert  der  Massage  gehen  die  Ansichten  ziemlich 
weit  auseinander.  Die  Massage  geschieht  des  weiteren  in 
der  Weise,  daß  das  mit  Watta  eingewickelte  Ende  der  Sonde 
mit  verschiedenen  Medikamenten,  gewöhnlich  mit  solchen 
von  salbenartiger  Konsistenz,  eingefettet  wird. 

4.  Als  ein  die  Sekretion  der  Nasenschleimhaut  intensiv 
umstimmendes  Mittel  ist  die  Elektrolyse  angegeben  worden. 
Es  wird  an  verschiedenen  Stellen  der  Schleimhaut  entweder 
mittelst  der  am  negativen  Pol  liegenden  Nadel  oder  mit 
Doppelnadeln  ein  Strom  von  etwa  30  Milliampere  Stärke 
während  5  Minuten  durchgeleitet.  Diese  Prozedur  wird  des 
öfteren  in  mehrtägigen  Intervallen  wiederholt,  wonach  zu- 
"weilen  die  Schleimhautsekretion  eine  auffallend  flüssige  wird. 
Diese  Abänderung  der  Sekretion  dauert  leider  niemals  längere 
Zeit  an,  sie  ist  nur  die  Folge  der  nach  der  elektrolytischen 
Ätzung  folgenden  entzündlichen  Reaktion  der  Nasenschleimhaut. 
Nach  Ablauf  der  letzteren  stellt  sich  wieder  die  alte  borkige 
Sekretion  mit  Stauung  und  Zersetzung  ein. 

5.  Als  das  radikalste  Mittel  gilt  in  jüngster  Zeit  die 
Einverleibung  von  Paraffinprothesen  in  die  Submukosa,  wo- 
durch die  infolge  der  Atrophie  yeit  gewordenen  Nasenhöhlen 
verengt    werden.     Andrerseits    soll    die    sekretorische    Um- 


OZAENA.  207 

Btimmang  der  Nasenschleimhaut  von  bleibender  Dauer  sein. 
Allem  Anscheine  nach  ist  diese  Therapie  nach  den  Er- 
fahrungen der  letzten  Jahre  einigermaßen  Erfolg  verheißend. 
Doch  ist  es  noch  fraglich,  ob  der  Erfolg  ein  dauernder 
sein  wird. 

Es  ist  nicht  zu  vergessen,  daß  die  Sekretionsquelle  bei 
der  0.  nicht  gleichmäßig  von  der  ganzen  Nasenschleimhaut 
geliefert  wird.  In  einer  relativ  häufigen  Anzahl  der  Fälle 
wird  das  Sekret  von  einzelnen  Nebenhöhlen  geliefert.  Ins- 
besondere das  Siebbeinlabyrinth  und  die  Keilbeinhöhle  par- 
tizipieren des  öfteren  an  der  Sekretion.  Es  ist  nun  selbst- 
verständlich, daß  in  besagten  Fällen  nach  der  Behandlung  der 
gesamten  Schleimhaut  auch  noch  eine  lokale,  gegen  die  Er- 
krankung der  Nebenhöhle  gerichtete  Behandlung  erfolgen  muß. 

Hajek. 

'Ozaena.  In  allen  Fällen,  wo  eine  Knochenerkrankung 
—  in  der  Regel  Caries  syphilitica  —  vorliegt,  hat  bloß  eine 
Reinigung  der  Nase  durch  Ausspülung  mit  einer  lauwarmen 
Lösung  von  Kali  hypermanganicum  2— 3mal  des  Tags  statt- 
zufinden, und  sobald  der  erkrankte  Knochen  beweglich  ge- 
worden, ist  seine  Entfernung  anzustreben,  womit  auch  die 
Ozaena  als  solche  in  der  Regel  geheilt  erscheint.  —  Ebenso 
ist  durch  Beseitigung  etwaiger  Fremdkörper,  an  die  wir 
namentlich  bei  jugendlichen  Individuen  und  insbesondere  beim 
einseitigen  Prozeß  stets  zu  denken  haben,  die  weitere 
Heilung  bald  spontan  vollendet.  —  Bei  den  anderweitigen 
genuinen  Formen  und  auch  bei  der  Ozaena  syphilitica  lasse 
man  täglich  3mal  vorerst  mit  lauwarmem  Wasser  die  Borken 
und  das  jauchige  Sekret  unter  Zuhilfenahme  eines  zirka  1  Liter 
Flüssigkeit  fassenden  Irrigateurs  entfernen.  Nach  gründlicher 
Reinigung  lege  man  in  jede  Nasenhälfte  je  einen  ziemlich  großen, 
mit  einer  20°/oigen  wässerigen  Ichthyollösung  imprägnierten 
Wattetampon,  der  nach  einer  Stunde  entfernt  werden  kann.  — 
Einen  sicheren  und  bleibenden  Erfolg  erzielt  man  durch 
Röntgenbehandlung.  Auch  hier  muß  jedesmal  eine  gründ- 
liche Reinigung  vorausgehen.  Bei  Anwendung  der  X-Strahlen 
Bollen  nur  harte  Röhren  gebraucht  werden.  Das  Gesicht 
des  Kranken  wird  durch  eine  Kautschukplatte  oder  einen 
Bleitriohter  geschützt.  In  der  durch  ein  geeignetes  Ge- 
stell fixierten  Schutzvorrichtung  ist  eine  öö'nung  angebracht, 


208  OZAENA.  —  PANNUS. 

welche  nicht  größer  zu  sein  braucht  als  der  Umfang  des 
Nasentrichters,  den  der  Kranke  in  seine  vordere  Nasenöffnung 
einführt.  Es  wird  erst  die  eine,  dann  die  andere  Hälfte  der 
Nase,  u.  zw.  je  10 — 15  Minuten  dem  , Einfluß  der  Röntgen- 
strahlen exponiert.  Die  Behandlung,  welche  im  Beginn  täg- 
lich vorgenommen  werden  muß,  nimmt  viele  Monate  in  An- 
spruch. Bei  fortgeschrittener  Heilung  braucht  man  bloß 
1 — 2mal  wöchentlich,  später  noch  seltener  das  Röntgen  ver- 
fahren anzuwenden,  um  jede  Spur  eines  Rezidivs  zu  verhüten. 

M.  Großmann. 

P. 

Panaritium.  Prophylaxe:  Reinlichkeit,  sofortige 
Behandhing  kleiner  Verletzungen. 

Therapie:  Bei  P.  cutaneum  Abtragung  der  'abge- 
hobenen Hautblase,  Verband  mit  Seiger  Borsalbe,  noch  besser 
trocken  mit  Xeroformpulver  oder  Bardel ebenscher  Wis- 
mutbinde. 

Bei  P.  phlegmonosum  und  tendineum  frühzeitig  aus- 
giebige Inzision,  dann  Applikation  des  Bier  sehen  Saugglases 
täglich  20—30  Minuten,  heiße  Handbäder. 

Wenn  Sehnen  oder  Sehnenscheiden  erkrankt  sind,  nach 
der  Inzision  Stauung  mit  der  Gummibinde  am  Oberarm, 
täglich  15 — 20  Stunden,  frühzeitig  Bewegungsübungen. 
Keine  Drainage  oder  Tamponade  der  Inzisionsöffnung ! 

Bei  P.  osseum  Entfernung  des  Sequesters,  sobald  der- 
selbe gelöst  ist.  Jerusalem. 

Pannus.  Entfernung  der  bisweilen  zugrunde  liegen- 
den langdauernden  mechanischen  Reize  (Trichiasis) ,  Be- 
handlung der  ekzematösen  oder  trachomatösen  Konjunktivitis. 
Bei  frischem  Pannus  Massage  mit 

Ep.  Hydrarg.  praecipit.  flavi  pultiform, 
(sec.  Dr,  Schweissinger)  0^1—0^5 
Vasel.  flavi  puriss.  10,0. 
M.  exactiss.  f.  ung, 
S.  Mittelst    Glassiähchens  in  das  Auge  zu  bringen  und  mit 
den  Augenlidern  zu  verreiben 
oder  mit 


PANNUS.  —  PAEALYSIS  PROGRESSIVA.       209 

Rp.  Cwprt  sulfuric.  0,05—0^0 
Ung.  glycerini  c.  amylo  10,0, 
Weniger  schmerzhaft  ist 

Rp.  Cupri  citrici  O^ö-^tfi 

Vng,  glycerini  c.  amylo  10,0. 

Sehr  dicker  traehomatöser  Pannus  kann  selbst  mit  dem 
Alaun-  oder  Kupferstift  vorsichtig  tuschiert  werden.  Bei 
sehr  hartnäckigem  Pannus  Peritomie  oder  Periektomie,  d.  h. 
zirkuläre  Umschneidnng  oder  Exzision  eines  schmalen  Ringes 
aus  der  Bindehaut  rund  um  den  Limbus.  Bei  altem,  narbi- 
gem Pannus:  Massage  mit  5 — 10<*/o  gelber  Präzipitatsalbe 
(auch  mit  Zusatz  von  Dionin  5^/o).  Die  bei  sonst  aussichts- 
losen Fällen  von  Pannus  oft  noch  wirksame  Behandlung  mit 
Jequirityinfus  oder  in  neuerer  Form  mit  Jequiritol 
möge  dem  Spezialisten  tiberlassen  werden,  da  stürmische 
Erscheinungen  auftreten  können. 

Warnung!  Bei  Anwendung  der  gelben  Präzipitatsalbe 
darf  intern  kein  Jodpräparat  genommen  werden,  weil  das 
durch  die  Tränendrüse  reichlich  abgesonderte  Jod  sich  mit 
dem  Quecksilber  der  Salbe  zu  dem  die  Bindehaut  stark 
ätzenden  Jodquecksilber  verbindet.  R. Hitschmann. 

Paralysis  progressiva.  Trotz  des  ursächlichen 
Zusammenhanges  zwischen  einer  vorausgegangenen  syphili- 
tischen Aflfektion  und  dem  paralytischen  Prozesse  erweist 
sich  eine  antiluetische  Kur  zumeist  wirkungslos.  In  verein- 
zelten Fällen  aber,  wo  das  Intervall  zwischen  der  venerischen 
Aflfektion  und  den  ersten  Anzeichen  der  Gehimerkrankung 
ausnahmsweise  ein  relativ  kurzes  ist,  können  durch  eine 
vorsichtige,  aber  energische,  eventuell  mehrmals  wiederholte 
spezifische  Kur  sehr  scliöne  Erfolge  erzielt  werden. 
(Inunktionskur,  Sublimatinjektionen,  oder  Hydrargyr.  oxydnlat. 
tannic.  intern  in  Pillen  k  0,03;  Jodkali,  2,0  pro  die). 

Eine  forcierte  Kaltwasserkur  ist  geradezu  kon- 
traindiziert. 

Versuche,  die  von  der  Erfahrungstatsache  ausgehen,  daß 
fieberhafte,  körperliche  Krankheiten  bei  Paralytikern  erstaun- 
lich weitgehende  und  anhaltende  Stillstände  und  Remissionen 
herbeiführen  können,  wurden  neuerdings  mit  Tuberculinum 
Kochii    angestellt   und   sind,    namentlich    bei    ganz  initialen 

F  e  1 1  n  e  r ,  Therapie  der  Wiener  Spezialärzte.  14 


210  PARALYSIS  PROGRESSIVA. 

Fällen,  auf  das  wärmste  anzuraten.  Zur  Verwendung  kommt 
eine  10^/oige  Lösung  von  Alt-Tubereulin  (n  Teile  Tuber- 
kulin, 4  n  Teile  Glyzerin,  5  n  Teile  Aq.  destilL).  Injektion 
jeden  zweiten  Tag  von  0,01  steigend  bis  0,3 — 0,5,  je  nach 
der  fieberhaften  Reaktion.  Bei  eintretender  Hyperpyrexie 
(die  ja  erstrebt  wird)  Antipyretika  nicht  nötig;  einfache 
Bettruhe,  kalte  Bausehen  oder  Eis  auf  den  Kopf,  Laxantien. 

Die  Sorge  für  regelmäßigen  Stuhlgang  muß  überhaupt 
während  der  ganzen  Daner  der  Paralyse  besonders  im  Auge 
behalten  werden.  Koprostase  erzeugt  bei  den  Kranken  leicht 
die  berüchtigten  schwächenden  und  lebensgefährlichen  Pseudo- 
dysenterien  und  scheint  auch  eine  wichtige  Rolle  bei  den 
epileptiformen  Anfällen  der  Paralytiker  zu  spielen.  Die  Kost 
sei  reichlich,  aber  reizlos;  Alkohol  in  jeder  Form  und 
Quantität  kontraindizierl. 

Bei  den  epileptiformen  Anfällen,  welche  leicht  zu  dem 
lebensgefährlichen  Status  epilepticus  führen  können.  Eis 
oder  Leiterscher  Kühlapparat  auf  den  Kopf,  energische 
Ableitung  auf  den  Darm  (Kalomel  intern,  Klysma).  Lassen 
die  Anfälle  daraufhin  nicht  rasch  nach,  so  muß  Chloral- 
hydrat  (3,0  pro  dosi)  oder  Amylenhydrat  (4,0 — 5,0  pro 
dosi)  verabfolgt  werden,  stets  in  reichlich  schleimigem  Vehikel 
(etwa  auf  1,0  des  Präparates  50,0  Flüssigkeit,  z.  B.  Mucilag. 
gummi  acaciae  und  Aq.  fontis  aa.);  am  besten  per  Klysma^ 
wobei  das  Wartepersonal  anzuweisen  ist,  einige  Zeit  nach 
der  Applikation  des  Mittels  digital  die  Analöffhung  des 
Kranken  zu  verschließen,  um  ein  Herauspressen  des  Medi- 
kamentes zu  verhindern.  Auch  subkutane  Kochsalzinfusionen 
haben  sich  in  derartigen  Fällen  recht  bewährt. 

Die  in  späteren  Stadien  der  Paralyse  häufig  vorkom- 
menden Blasen  Störungen  erheischen  besondere  Beaufsich- 
tigung. Oft  sind  dieselben  lediglich  psychisch  bedingt, 
durch  die  Demenz,  die  Unaufmerksamkeit  der  Kranken.  In 
derartigen  Fällen  gelingt  es  überraschend  leicht,  durch  ent- 
sprechendes Zureden,  durch  Darreichung  der  Urinflasche  etc. 
den  Patienten  zur  Miktion  zu  veranlassen.  In  vielen  anderen 
Fällen  handelt  es  sich  um  Störungen  im  nervösen  Blasenmecha- 
nismus. Dort,  wo  eine  Hinterstrangsaffektion  vorliegt  (Fehlen 
der  Achilles-  und  Patellarreflexe) ,  ist  die  Urinverhaltung 
durch  eine'Detrusorschwäche  bedingt;  da  kann  man  die 


PARALYSIS  PROGRESSIVA.  211 

Blase  durch  einen  leichten  stetigen  Druck  auf  die  Rauchwand, 
zu  beiden  Seiten  der  Recti  abdominis  (ähnlieh  dem  Credo  sehen 
Handgriffe  zur  Expression  der  Plazenta)  vollständig  entleeren. 
Diese  Prozedur  wäre  aber  sehr  bedenklich  in  Fällen,  in 
welchen  eine  tonische  Kontraktion  des  Sphincter  vesicae 
besteht.  Dies  ist  der  Fall  bei  Affektionen  des  Seitenstranges 
(Steigerung  der  Sehnenreflexe,  eventuell  Patellar-  und  Fußklo- 
nus).  In  Fällen  letzterer  Art  läßt  sich  der  Spannungszustand  des 
Blasenverschlußapparates  oft  durch  ein  protrahiertes  warmes 
Bad  beheben,  oder  es  erfolgt  eine  Erschlaffung  des  Blasen- 
sphinkters  gleichzeitig  mit  der  Relaxation  des  Mastdarmschließ- 
muskels. Nach  einem  hohen  Eingüsse  geht  oft  mit  den  Skybala 
gleichzeitig  auch  der  Urin  ab.  Erst  wenn  alle  diese  Maß- 
nahmen nicht  zum  Ziele  führen,  entschließe  man  sich  zum 
Katheterismus.  (Am  besten  mit  den  weichen  Nölatons.  Pein- 
lichste Asepsis  versteht  sich  von  selbst.)  In  jedem  Falle,  in 
welchem  man  katheterisieren  mußte,  gebe  man  intern  durch 
einige  Zeit  Uro  tropin  (3.0  pro  die),  wodurch  die  Gefahr 
einer  Cystitis  noch  bedeutend  verringert  wird. 

Psychomotorische  Erregung  und  Schlaflosigkeit 
werden  nach  den  üblichen  Regeln  bekämpft,  wobei  nur  zu 
erwähnen  ist,  daß  sich  das  Chi oralhyd rat  gerade  bei  Para- 
lytikern wegen  seiner  blutdruckherabsetzenden  Wirkung 
(Dekubitus!)  weniger  empfiehlt.  Auch  gegenüber  dem 
Malonal  schienen  mir  speziell  diese  Kranken  besonders  emp- 
findlich zu  sein. 

Der  Dekubitus  (Druckbrand)  ist  in  den  Terminalstadien 
der  Paralyse  eine  sehr  häufige  Erscheinung,  welche,  sobald 
sie  aufgetreten,  oft  nur  schwer  zu  bekämpfen  ist,  dagegen  durch 
entsprechende  prophylaktische  Maßnahmen  meist  verhütet 
werden  kann. 

Vor  allem  tadellos  bereitete  Lagerstätte  (Hemd,  Lein* 
tuch  usw.  glatt,  faltenlos,  Überreste  der  Mahlzeit  sorgfältig 
zu  entfernen;  namentlich  achte  man  auf  die  stacheligen  Brot- 
krumen), öfterer  Lagewechsel  der  Kranken.  Nichts  begünstigt 
ferner  das  Auftreten  des  Dekubitus  so  sehr  wie  das  Naß- 
liegen der  Kranken.  Es  empfiehlt  sich,  das  Gesäß  und  die 
angrenzenden  Partien  ein  wenig  einzufetten  (etwa  mit  Bor- 
vaseltn),  um  eine  stärkere  Mazeration  der  Haut  durch  Flüs- 
sigkeit zu  vermeiden. 

14* 


212         PARALYSIS  PROGRESSIVA.  —  PARAPHIMOSIS. 

Die  PrädilektioDSStellen  für  die  Druckbraudbildan^ 
(Kreuzbein,  Sitzknorreu,  Fersenhöcker,  Schulterblätter  usw.) 
müssen  fleißig  besichtigt  und,  sobald  die  Haut  sich  verdächtig 
zu  röten  beginnt,  hohl  gelegt  werden  (Luftpolster);  als  ganz 
zweckmäßig  bewähren  sich  Waschungen  derartiger  Stellen 
mit  Spirituosen  Mischungen;  hat  sich  trotz  aller  Vorsichts- 
maßregeln doch  einmal  ein  Dekubitus  entwickelt,  so  erfolgt 
die  Behandlung  natürlich  nach  allgemeinen  chirurgischen 
Grundsätzen. 

Ein  großer  Teil  der  Kranken  kann  bei  entsprechenden 
äußeren  Bedingungen  in  häuslicher  Pflege  behandelt  werden. 
Bei  manischen  Zustandsbildern  freilich  wird  sich  zumeist 
die  Anstaltsinternierung  als  notwendig  erweisen.  Die  möglichst 
frühzeitige  Entmündigung  ist  in  jedem  Falle  angezeigt. 

Pilcz. 

Paranoia  (chronische  Verrücktheit).  Die  The- 
rapie hat  hier  leider  nicht  einmal  in  symptomatologischer 
Hinsicht  einen  Angrifispunkt.  —  Möglichste  Ablenkung  der 
Patienten  durch  Arbeit  und  Zerstreuung.  —  Die  Frage  nach 
der  Notwendigkeit  einer  Anstaltsinternierung  muß  strenge 
individuell,  je  nach  der  Reaktion  der  Kranken  auf  ihre 
Wahnideen  und  ihrem  Naturell  auch  in  gesunden  Tagen 
beantwortet  werden.  Pilcz. 

Paraphimosis.  Prophylaxe:  Bei  relativer  Phimose 
und  wiederholter  Einschnürung  des  zurückgezogenen  Prä- 
putiums ist  die  erweiternde  Vorhautplastik  das  beste  Vor- 
beugungsmittel. 

Therapie:  Bei  kurzem  Bestände  und  mäßigem  ödem  der 
Glans  gelingt  ohne  weiteres  die  Reposition.  Verdrängung  des 
Ödems  durch  Kompression  der  Glans,  Fixation  des  ein- 
schnürenden Ringes  mit  Daumen  und  Zeigefinger  der  linken 
Hand.  Mit  der  recliten  Hand  wird  die  infolge  des  Druckes 
abgeschwollene  Eichel  durch  den  schnürenden  Ring  zurück- 
gedrängt. Bei  derberer  Schwellung  der  Eichel  und  beginnender 
Gangrän  des  einschnürenden  Ringes  wird  man  nach  Vor- 
behandlung mit  Blei wassernmsch lägen  und  entsprechenden 
Kompressionsversuchen  der  geschwellten  Glans  und  Vorhaut 
immer  noch  die  Reposition  durch  bimanuelle  Retraktion  er- 
reichen.   Zeige-    und   Mittelfinger   ziehen   die   eingeschnürte 


PARAPHIMOSIS.  —  PAROTITIS.  213 

Vorhantleiste  nach  vorne  (schmerzhaft).  Die  Daumen  drücken 
die  Eichel  entgegen.  Bei  drei-  und  mehrtägiger  Paraphimose 
wird  unter  Lokalanästhesie  (Kokain  S^/^,,  Alypin  2o/o, 
Novokain  2%)  der  mit  der  Hohlsonde  unterfahrene,  den 
Sulkus  einschnürende  Vorhautsaum  am  Dorsum  durchschnitten 
und  die  erweiterte  Vorhaut  reponiert.  Bei  organisiertem, 
resp.  plastischem  ödem  gelingt  auch  nach  Behebung  der 
Einschnürung  das  Zurückschieben  nicht  und  hat  eine  metho- 
dische Bindenkompres$ion  die  Resorption  zu  unterstützen. 
Bei  symptomatischer  Paraphimose  (ülcera  venerea,  Syphilis) 
stellt  sich  nach  Beseitigung  der  entzündlichen  Infiltrate  die 
freie  Beweglichkeit  der  Vorhaut  wieder  ein.  Nobl. 

Parotitis,  in  bezug  auf  die  symptomatische  Form 
bei  infektiösen  und  anderen  fieberhaften  Krankheiten  prophy- 
laktisch und  therapeutisch  sorgfältige  Mundpflege  (wasser- 
feuchte Leinwandläppchen,  Glyzerin,  Borglyzerin  [1  :  5]  für 
die  Zunge;  häufiges  Trinken,  Mundwässer;  Lanolin,  Gerat, 
cetacei  rubr.,  üng.  emolliens  für  die  Lippen), 

In  bezug  auf  die  epidemische  Form  prophylaktische 
Maßregeln  zur  Isolierung  der  Erkrankten  (Eß-  und  Trink- 
gefäße!) bis  zur  völligen  Heilung  (mindestens  3  Wochen)  und 
zum  Schutze  der  Gesunden  (namentlich  schwächlicher  Kinder). 
Anzeigepflicht.  Desinfektion.  Prophylaktische  und  thera- 
peutische fleißige  Gurgelungen  (Kai.  hypermang.  VaVoo)»  ^^s 
in  die  Rekonvaleszenz  hinein.  Bettruhe  durch  mindestens 
8 — 9  Tage,  weiterhin  Aufenthalt  im  Zimmer  bei  milder, 
flüssiger  Kost,  wenn  nötig  durch  Glasrohr  und  geregelter  Stuhl- 
entleerung. Einreibungen  mit  warmem  Olivenöl,  Einpackungen 
mit  gefetteter  Watta;  Kataplasmen;  Prießnitzumschläge;  Ver- 
band mit  essigsaurer  Tonerde;  1 — 2mal  täglich  Einreibungen 
mit  5<>/o  Guajakolsalbe,  darüber  Guttaperchapapier  und  Binde 
(Schottmüller).  Behandlung  etwaiger  Entzündung  des  Hodens 
(Hochlagerung,  Watte  verband),  der  Ovarien  (Prießnitz- 
umschläge), der  Mamma,  der  Gl.  submaxill.  und  subling.,  der 
Tränendrüse  und  Thyreoidea.  Berücksichtigung  etwaiger 
Albuminurie  oder  anderer  Organerkrankung  und  sachgemäße 
Behandhing.  Bei  begleitender  oder  nachfolgender  Erkrankung 
der  Ohren  oder  Augen  entsprechende  Therapie.  Bei  zögernder 
Resorption  Einreibungen  mit  üng.  Kalii  jodati.   Behandlung 


214 


PAROTITIS.  —  PEDICÜLI. 


etwaiger  zurückbleibender  LymphdrüsenaDSchwellungen.  Im 
Falle  von  Suppnration,  welche  bei  der  sekundären  P. 
häufiger,  bei  der  epidemischen  überaus  selten  vorkommt, 
Inzision  mit  Schonung  des  N.  facialis. 


Rp.  Guajacol.  Ifi 
Vaselin.  20,0. 
M,f.  ung,  S.  Salbe, 

Rp.  EsQtr,  Belladonnae  0,60 
Ung.  aimpl.  30,0. 
S,  Salbe. 

Rp.  Ammon.  sulfoichthyol.  2,0 
Aq,  deatillat.  50,0. 
S.  Zum  Einpinseln. 

Rp.    Jodoform  1,0 
Ung.  emoll.  30,0. 
S.  Salbe. 


oder     Rp.  Guajacol.  1,0 

Olei  olivar.  20,0. 
S.  Zum  Einpinseln. 

Rp.  Ammon.  sulfoichthyoL  1,0 
Lanolin., 
Vaselin.  aa,  10,0. 
S.  Salbe. 

Rp.  Ichthyolvasogen.  tf^o  ^^f^- 
S.  Äußerlieh,  zum  Einreiben. 

Rp.  Jodoformvasogen. 

^5^0  30,0. 
S.  Äußerlich,  aufzupinseln. 

Rp.  J^aßalan.  50,0. 
S.  Salbe. 


Rp.  Kala  jodati  1,0 
Jodi  puri  0,05 
Ung.  emoll.  25,0. 
S.  Salbe. 

Rp.   Thymol.  0,20 

Tinct.  Eucalypti  10,0 

Ol.  menth.  pip,  gtts.  X 

Spiritus  ad  100. 

MDS.  1  Kaffee-  bis  1  Eßlöffel  in  1  Glas  Wasser  zu  lösen, 

bis  dasselbe  getrübt  wird  (v.  Ziemssen). 

M.  Weinberger. 

Pediculi;  Therapie.  Pediculi  capitis:  Wichtiger 
als  die  Wahl  des  Medikaments  ist  die  exakte  Art  der  Appli- 
kation. Um  den  Hals  sind  nasse  Tücher  zu  legen,  worauf  die 
zusammengehaltenen,  aufgelösten  Haare  resp.  der  Haarboden 
mit  dem  Medikament  reichlich  getränkt  und  eingerieben 
werden.  Hierauf  wird  der  Kopf  für  12  Stunden  in  nasse 
Tücher  resp.  in  eine  Gummihaube  gehüllt.  Sodann  wieder- 
holtes Waschen  mit  Spirit.  saponat.  kaiin.  Als  Medikamente 
dienen : 


PEDICÜLI.  215 

Ep.  Ol.  petrae,  oder     Bp.  Hydrarg.  bichlor,  corrosiv.  0,5 

Ol,  olivar.  aa.  100,0.  Glycerini  200,0. 

S.für  2  Einreibungen.  S.  an  2  Abenden  zu  verwenden, 

Rp.  Balsam.  Peruvian,, 
Ol.  olivar,  aa.  100,0, 
S.Haaröl. 

Dem  gleichen  Zwecke  dienen  auch  Salbenapplikationen 
bei  nur  mäßigem  Grad  des  Übels.  Die  Salbe  wird  in 
größerer  Menge  gründlichst  in  den  Haarboden  eingerieben, 
sowie  die  von  Nissen  beklebten  Haare  mit  derselben  frottiert. 
Es  genttgt  eine  3 — 4tägige  Applikation,  um  eine  gründ- 
liche Abtötung  von  Läusen  und  Nissen  zu  erzielen.  Den 
Vorzug  verdient: 

Bp.  Hydrarg.  praecip,  alb,  lOyO 
Fetron  (Liebreich)  100,0. 
S.  Salbe, 

Bei  komplizierendem  Ekzem  der  Kopfhaut,  des  Nackens 
und  Gesichts,  bei  Drüsenschwellungen,  Konjunktival-  und 
Hornhautprozessen  sind  an  die  Beseitigung  des  kausalen 
Momentes  die  jeweils  angezeigten  Maßnahmen  anzuschließen. 
Die  Loslösung  der  fest  an  den  Haaren  klebenden  Nisse  ist 
durch  fleißiges  Kämmen  mit  engem,  in  Essigwasser  getauchtem 
Staubkamm  zu  erreichen. 

Pediculi  pubis:  Alle  befallenen  Stellen  (Mens, 
Schenkeln,  Brust,  Achselhöhlen!)  sind  gründlichst  einzu- 
reiben mit 

Bp.  Hydrarg,  praecip.  alb.  5,0 
Vaselin.  50,0. 

Die  behandelten  Stellen  werden  eingepudert.  (Alum. 
plumos.)  Nach  2 — 3maliger  Anwendung  der  Salbe  ein  Bad. 
Ekzematöse  Residuen  und  Follikulitiden  heilen  nach  einer 
Nachbehandlung  mit  Vaselin  ,  Ung.  Zinci.  oxyd. ,  Ung.  acid. 
boric.  etc.  in  kürzester  Zeit  aus. 

Pediculi  vestimentorum:  Die  von  den  Läusen  durch- 
setzten Wäsche-  und  Kleidungsstücke  sind  der  Dampfsterili- 
sation  zuzuführen.  Die  Exkoriationen,  Impetigines  und  Ab- 
szesse, welche  als  ££fekt  des  Kratzens  zu  betrachten  sind, 
werden  nach  den    allgemein  gültigen    Leitsätzen    behandelt. 

Nobl. 


216  PEMPHIGUS  VULGARIS.  —  PERIKARDITIS. 

Pemphigus  vulgaris.  Roborierende  Diät  nnd  Eiseu- 
arsenpräparate.  Bäder.  Stomachika. 

Entleerung  des  Blaseninhaltes  ohne  Abtragung  der 
Blasendecke.  Bei  begleitenden  entzündlichen  Erythemen  Um- 
schläge mit  verdünntem  L.  Burowii. 

Verbände  mit  1 — 2®/oiger  Borsalbe,  mit  Zinkpasta. 

Rp.  Zinci  oxydatij 

Talci  veneti  aa.  25,00 
Vaselini  fl.  50fi0, 
M.  leniter  terendo  f.  pctsta. 
Zur  rascheren  Überhäutung  der  epithellosen  Stellen  eignet 
sich  sehr  gut  Schwefelzinkpasta: 
Rp.  Zinci  oxydati, 
Talci  Veneti, 
Sulfur.  praecip.  aa.  20,00 
Vaselini  fl.  60,00. 
Möglichst   hänfige  Bäder   mit  Znsatz   einer  Abkochung 
von  1 — 2  hg  Eichenrinde,  ferner  Teerbäder. 

Bei  Aflfektion  der  Schleimhäute  Mundspülungen  mit  einem 
Infus  von 

Rp.  Fol.  Cocae  100,00. 
Hiervon  wird  etwa  so  viel,  als  zwischen  4  Fingern  ge- 
nommen werden  kann,  zu  ^g  Liter  Tee  verwendet.  Vor  dem 
Essen  Betupfen  der  betreffenden  Schleimhautstellen  mit 
Rp.  Lind,  gummös.  10,00 

Cocain,  mur.  0,10,  S  p  i  e  g  1  e  r. 

Pemphigus  foliaceus.  Die  Therapie  ist  die  gleiche 
wie  beim  F.  vulgaris.  Spiegler. 

Pemphigus  vegetans.  Die  Therapie  ist  die  gleiche 
wie  beim   F.  vulgaris.  Spiegler. 

Perikarditis.  Frophylaxe:  S.  bei  Endokarditis. 
Therapie:  Ausgiebige  Digitalisdarreichung,  auch  wenn  Er- 
scheinungen von  Herzinsuffizienz  fehlen  (die  verstärkte  Herz- 
tätigkeit kann  die  mechanische  Behinderung  der  Herzbewegung 
besser  überwinden,  die  Entstehung  von  Adhäsionen  vielleicht 
eher  verhindern.    Chronische  Digitalistherapie:     Lange   Zeit 


PERIKARDITIS.  —  PERI-  UND  PARAMETRITIS.         217 

fortgesetzte  Darreichung  kleiner  Gaben,  am  besten  mit  Koffein 
oder  Diuretin  (behufs  besserer  Füllung  der  Koronargefäße, 
Herabsetzung  des  Gefäßtonus,  besserer  Ernährung  des  Herz- 
muskels.) 

Rp.  Pulv.  foUor.  Diffitalis  0,05 
Coffein,  natr.  henz.  0,025 
Extr.  Rhei  0,1 
Natr.  bicarb.  0,5. 
M/p.  Täglich  2  Pulver;  4 — 6  Wochen  lang  zu  gehrauchen. 
Ebenso   kommen  Digalen  und  Digitalis-Dialysat.  mit  Koffein, 
die  verschiedenen  Strophantuspräparate  in  lange  fortgesetzten 
kleinen  Dosen  und  auch  kleine  Kampferdosen  in  Betracht,  z.  B. 
Rp.  Oxaphor.  15,0. 
S.  2mal  tgl.  15 — 25  Tropfen  in  verdünntem  Kognak  oder  Wein. 
Sorge    für   leichten    Stuhlgang,   Ktihlapparat   (s.  Endo- 
karditis), Vesikatoren,  Bekämpfung  der  Schlaflosigkeit  (Brom, 
Veronal,  Morphium),  kräftige  (nicht  blähende)  stiekstoffreiche 
Kost:    Eier,  Kaviar,  Fleischsaft,  Milch  etc.,  bei  Fiebernden 
Alkohol.    Hartnäckige   Exsudate    erfordern  Salizylmedikation 
und  gleichzeitige  Darreichung  von  Alkalien.  Bei  bestehender 
Indikation  (bes.  vitalis)  nach  vorheriger  Probepunktion  Ent- 
leerung mit  scheidenförmigem   Curschmann sehen  Troikart 
—  zumeist  wohl  im  4.  oder  5.  Interkostalraum  in  der  linken 
Mammillarlinie  — ,  bei  eitriger  P,  Inzision  des  Perikardiums. 
In     bezug   auf  das  Verhalten    während   und    nach  der 
Rekonvaleszenz    s.    bei  Endokarditis.    —  Bei    Obliterationen 
und  Synechienbildungen   kommt  eventuell   die  Kardiolyse  in 
Betracht.  („Arch.  f.  kl.  Chir.",  Bd.  71,  H.  1.)    L.  Braun. 

Peri-  und  Parametritis.  Seitdem  die  Gynäkologie 
die  Errungenschaften  der  physikalischen  Therapie  erkennen 
und  schätzen  gelernt  hat,  ist  ein  ganz  auffallender  Rtlck- 
gang  in  der  Häufigkeit  der  operativen  Behandlung  der  Peri- 
und  Parametritis  zu  konstatieren.  Dennoch  können  wir  der 
chirurgischen  Therapie  nicht  entraten.  Sie  ist  strikte  indiziert 
in  allen  jenen  Fällen,  wo  —  nach  vorangegangener  kon- 
servativer Therapie  oder  bald  nach  Beginn  der  ärztlichen 
Beobachtung  —  eitrige  Einschmelzung  des  Exsudates  er- 
folgt. Dieselbe  markiert  sich  durch  hochgradige  Schmerzen, 
Weicherwerden    des     zuvor    harten    Infiltrates    (sei    es    an 


218      PERI-  U.  PARAMETRITIS.  —  PERIOD.  PSYCHOSEN. 

einer  zirkumskripteD  Stelle  oder  in  toto);  Lokalisation  des 
besonders  intensiven  Schmerzes  bei  Druck  auf  die  er- 
weichte Partie,  eventuell  durch  Nachweis  von  Fluktuation, 
kontinuierliches  Fieber,  Leukozytose  des  Blutes.  Insbesondere 
die  auf  puerperaler  Basis  entstandenen  Exsudate  neigen  zur 
eitrigen  Ein  Schmelzung.  Die  Inzision  wird  nahe  dem  Pou- 
partschen  Bande  oder  von  der  Scheide  her  ausgeführt.  — 
Da  die  konservative  Therapie  nahezu  gänzlich  mit  der  physi- 
kalischen zusammenfällt,  sei  diesbezüglich  auf  das  Kapitel 
„Physikalische  Therapie  der  Adnexerkrankungen"  hingewiesen. 

0.  Prankl. 

Periodische  Psychosen.  (Zirkuläres  Irresein, 
periodische  Manie  etc.)  In  der  tiberwiegenden  Mehrheit 
der  Fälle  ist  die  Therapie  rein  symptomatisch  und  richtet 
sich  durchaus  nach  dem  konkreten  Zustandsbilde  (vide  sab 
Manie,  Melancholie  etc.).  Nur  in  vereinzelten  Fällen,  wobei 
sehr  markante  stereotype  Prodromalerscheinungen  der  psy- 
chotischen Phase  vorausgehen,  konnte  man  durch  eine  prä- 
ventive Bromtherapie  (wie  beim  menstruellen  Irresein, 
(vide  d.)  die  Psychose  kupieren. 

In  einer  kleinen  Reihe  von  periodisch  auftretenden 
psychopathischen  Zustandsbildern  aber  kann  die  Therapie 
eine  kausale  sein.  Gewisse  Fälle  sind  nämlich  reflektorisch 
bedingt,  d.  h.  werden  durch  irgend  eine  periphere  reizabgebende 
Affektion  ausgelöst.  Die  Zustandsbilder  dieser  reflektorischen 
periodischen  Psychosen  sind  recht  mannigfach  (Angstmelan- 
cholie, Mania  gravis,  delirante  Verworrenheitszustände  etc.). 
Die  Therapie  muß  auf  Beseitigung  der  betreffenden  Reiz- 
quelle gerichtet  sein  und  ist  meistens  eine  operative 
(Exstirpation  von  Ohr-,  Nasen-,  üteruspolypen,  Exzision  eines 
Narbenneuromes,  Entfernung  eines  auf  ein  Nervenstämmchen 
drückenden  Knochensplitters,  Trepanation  bei  Depressions- 
frakturen etc.).  Auch  eine  medikamentöse  Therapie  kann 
hier  schöne  Erfolge  erzielen.  [Beseitigung  einer  Malarianeur- 
algie durch  Arsen-Chininmedikation ,  Morphininjektion  bei 
einem  neuralgischen  Anfalle,  Dysphrenia  neuralgica  u.  dgl.)]. 
Über  eine  reflektorisch-periodische  Psychose  vjxx  iifixk*^  die 
menstruellen  Geistesstörungen,  vide  den  betreffenden  Absatz. 

Pilcz. 


PERIOST.  A.  KIEFER.  —  PERIOST.  E  CARIE  DENTIUM.     219 

Periostitis  am  Kiefer,    i.  P.  acuta  simplex. 

Therapie:  Gegen  Dolores  vorsichtiges  Vordringen  mit 
feiner  Nervennadel  durch  die  Kavität  (bei  gefülltem  Zahne 
nach  Trepanierung)  in  den  Nervkanal  bis  zum  Foramen 
apicale,  hierdurch  Abzug  schaffen  für  Sekrete  an  der  Wurzel- 
spitze.  Hierauf  Drainage  des  Kanals  mit  Xeroformfaden. 

Schafft  dies  nicht  genügend  rasch  Erleichterung,  Appli- 
kation von  Hitze  (Auflegen  von  in  heißer  Milch  gekochter 
Feigen  zwischen  Zahnfleisch  und  Wange,  fortwährendes 
Wechseln  der  Stücke  durch  mehrere  Stunden),  hierdurch  Be- 
schleunigung der  Abszeß-  resp.  Fistelbildung. 

Auch  Skarifikation  des  Zahnfleisches,  Jod,  Akonittinktur, 
Kamillenteespülungen  schaffen  Erleichterung. 

Nach  Ablauf  der  Entzündung:  Wurzelbehandlung  (wie 
nach  Nervextraktion) ,  gegebenenfalls  Fistel  behandlung : 
Durchspritzen  von  2®/o  Karbolsäurelösung  oder  anderer  leicht 
desinfizierender  Lösungen  mittelst  Abszeßspritze  (für  zahnärzt- 
liche Zwecke)  vom  Wurzelkanale  aus  durch  die  Fistelöffnung. 

2.  P.  acuta  purulenta,  mit  vollkommener  Vereiterung 
der  Wurzel  und  Alveole,  Lockerung  des  Zahnes. 

Therapie:  Extraktion. 

3.  P.  durch  Artikulationsstörungen  a)  aus  arti- 
fiziellen  Ursachen  (zu  hohe  Plomben,   Kronen,  Brücken). 

Therapie:  Herstellung  richtiger  Artikulation  durch 
Abschleifen  der  Plombe,  Krone,  Brücke.  Nebstbei  Jodtinktur, 
Tanninpinselnug ,  Kamillenteespülnngen. 

b)  Durch  allmählich  enstandene  abnorme  Stellung  eines 
oder  mehrerer  Zähne. 

Therapie:  Analog  der  vorhergehenden. 

4.  P.  als  Begleiterscheinung  von  Allgemeinerkran- 
kungen (Rheumatismus;  Gicht,  Influenza,  häufiger  Gravidität, 
Malaria). 

Therapie  muß  sich  gegen  das  Grundleiden  richten. 
Daneben  Jod,  Akonittinktur,  Tanninpinselung ,  Kamillentee- 
Spülungen.  K.  Neumann. 

Periostitis  e  carie  dentium.  Therapie:  Bei 
weit  vorgeschrittener  Zahnkaries  Extraktion  des  Zahnes  und 
Inzision  bereits  bestehender  Abszesse,  eventuell  in  Narkose 
oder   unter   Lokalanästhesie.    Ist   Aussicht   vorhanden,    den 


220     PERIOSTITIS  E  CARIE  DENTIUM.  —  PERITONITIS. 

Zahn  noch  zn  erhalten,  so  beschränkt  sich  die  Therapie  aus- 
schließlich auf  die  Inzision  der  Abszesse;  der  betreffende 
Zahn  ist  nach  Ablaaf  der  Entzündnngserscheinungen  der 
zahnärztlichen  Behandlung  zu  überweisen.  Pupovac. 

Peritonitis. 

a)  Akute  F. 

Absolute  Bettruhe  notwendig.  Um  den  Darm  ruhig  zu 
stellen,  gibt  man: 

Rp.  Extr.  opii  aquos.  0,03 
Extr,  belladon,  0,01 
Sacchar.  0,3. 
Mfp.  2—3stündlieh  1  Pulver . 

Gegen  den  Singultus  läßt  man  Eispillen  schlacken, 
welche  man  mit  3 — 4  Tropfen. Chloroform  betropfen  läßt, 
die  Diät  sei  eine  ausschließlich  flüssige  (Milch,  Tee,  Kaffee, 
Schleimsuppen,  Essence  of  beef,  Wein,  Limonade). 

Gegen  die  Schmerzen  macht  man  heiße  Umschläge,  Ein- 
reibungen mit  Chloroform  öl,  oder  man  gibt  einen  Eis- 
beutel. 

Gegen  Erbrechen,  besonders  das  fäkulente  Erbrechen 
sind  Magenausspülungen  sehr  wirksam. 

Gegen  hohes  Fieber  (über  39<^  C)  gibt  man: 

Rp.   Chinin,  sulfur.  Ifi 
Aq.  fontis  100  fi. 
MDS.  Ertcärmt  in  das  Bektum  zu  injizieren. 

Gegen  den  Meteorismus  Einlegen  eines  Darmrohres 
in  das  Rektum,  außerdem: 

Rp.  Ärgent.  colloidal.  Ifl 
Aq.  destill.  100 fi. 
MDS.  Erwärmt  in  das  Rektum  einlaufen  lassen. 
oder 

Rp.   ünguent.  Credi  10 fi. 
DS.  Morgens  und  abends  je  2  g  auf  die  Bauchhaut  einzureiben. 

In  jedem  Falle  von  F.  ist  die  möglichst  baldige  opera- 
tive Behandlung  angezeigt. 


PERITONITIS.  —  PERNIONES.  221 

b)  Chronische  P. 

Die  Entfernung  des  Exsudates  gelingt  am  ehesten  durch 
Punktion.  Gleichzeitig  ist  für  kräftige  Ernährung  zur  Er- 
haltung der  Körperkräfte  zu  sorgen.  Ableitung  auf  den  Darm 
durch  salinische  Mineralwässer  (Apenta,  Friedrichshaller 
Wasser),  Einreibungen  der  Bauchhaut  mit  Kali  seife  jeden 
Morgen  oder  Jod  salbe. 

Rp.  Kai.  jodat.  5,0  oder     Rp.  Jod.  pur.  0,5 
Jod.  pur.  0,5  OL  olivar.  30,0. 

Vaselin,  5,0.  MDS.  Einreihung. 

DS.  Zum  Einreiben 

Solbäder,  Moorumschläge  sind  zur  Aufsaugung  des 
Exsudates  wichtig.  Bei  tuberkulöser,  chronischer  P.  leistet 
oft  die  einfache,  chirurgische  Eröffnung  der  Bauch- 
höhle mit  Ablassen  des  Exsudates  Vorzügliches. 

Innerlich  gibt  man: 

Rp.  Gujacolcarbonat  6,0 
Ol,  jecor.  aselli  180,0. 
MDS.  4  Eßlöffel  täglich. 

Besondere  Bedeutung  besitzt  die  hygienisch-diätetische 
Therapie  durch  Hebung  des  allgemeinen  Ernährungszustandes. 

W.  Zweig. 

Perniones.  Personen,  welche  zu  Erfrierungen  neigen, 
müssen  schon  bei  Beginn  der  kälteren  Jahreszeit  warme  Hand- 
schuhe (Wollhandschuhe,  keine  61ac6!)  und  warme  bequeme 
Schuhe  tragen.  (Vermeidung  jeglichen  Schuhdruckes  und 
der  Nässe.)  Füße  sind  täglich  mit  Seife  zu  waschen.  Durch 
leichte  Massage  und  Abreibungen  mit  Abkochungen  von  Nuß- 
blättern oder  Eichenrinde  ist  für  genügende  Zirkulation  in 
der  Haut  zu  sorgen.  Offene  Stellen  müssen  zuerst  durch 
Salben-  (l<^/o  Lapis)  oder  Heftpflasterverbände  geheilt  werden. 
Wechselwarme  Bäder  (siehe  Mechanotherapie)  heben  den 
Tonus  der  Gefäße.  Lokal  werden  zahlreiche  Einpinselungen 
angewepdet :  Kollodium,  Filmogen,  Traumaticin  allein  oder  mit 
Ichthyol  (lO^/o)  oder  mit  Jod  (Jod.  pur.  0,3,  CoUod.  30,0), 
Tinctura  Jodi,  Jodglyzerin,  20^0  Salpetersäure  mit  darauf- 
folgendem Salbenverband,  Perubalsam,  Kampfer. 


222  PERNIONES.  —  PES  VALGUS. 

Rp.  Camphor  5,0 

Ol.  Terebinth,  20,0. 
S,  Gegen  Frostbeulen  (Ewald). 

Salbenverbände  mit  üng.  Diachyl.  Hebr.  oder  mit  Plumb. 
acet.bas.  (10%  Salbe).  Kompressivverbände  mit  Heftpflastern 
werden  zur  Erzielung  rascherer  Anämisierung  angelegt.  Von 
größter  Wichtigkeit  ist  die  Allgemeinbehandlung  bei  den 
meistens  anämischen,  chlorotischen  Patienten.  Fasal. 

Pes  valgus  (Plattfuß). 

a)  Angeborener  P.:  Stellungskorrektur  durch  re- 
dressierende Manipulationen  oder  modellierendes  Redressement, 
hierauf  Fi  nck-Oettin  gen  scher  Bindenverband  (siehe  Klump- 
fuß) oder  bei  älteren  Kindern  Gipsverband. 

b)  Statischer  P.  Prophylaxe:  Tragen  zweckmäßigen 
Schuhwerks,  Schuhe  sollen  an  der  Innenseite  am  längsten, 
vorne  breit  und  ein  ballig  (für  jeden  Fuß  nach  eigenem 
Leisten  gearbeitet),  der  Absatz  soll  mittelhoch  und  breit  sein. 
Bei  Berufswahl  Rücksichtnahme  auf  Körperkonstitution ;  Ver- 
meidung des  Stehens  und  Gehens  mit  nach  auswärts  gesetzten 
Füßen. 

Behandlung:  Kräftigung  des  Organismus,  Behebung 
einer  abnormen  Weichheit  des  Skeletts  (Phosphor,  Arsen), 
Kräftigung  der  Muskulatur  an  der  Innen-  und  Vorderseite 
des  Unterschenkels  durch  Massage  und  Gymnastik  (Wider- 
standsbewegungen zur  Kräftigung  der  Supinatoren,  gym- 
nastische  und   Gehübungen   mit  einwärts  gesetzten  Füßen). 

Tragen  rationeller  Plattfuß-Einlagen,  das  sind  nach 
Ruß-  oder  Gipsabdruck  des  Fußes  angefertigte  Metalleinlagen 
(ich  verwende  Aluminium-Magnesiumlegierung);  sie  sollen  die 
ganze  Fiäche  des  Fußes  unterstützen,  von  der  Ferse  bis  an 
die  Metatarsenköpfchen  reichen,  der  Fußwölbung  entsprechend 
gewölbt  sein  und  schräg  nach  außen  abfallen.  Keilförmige 
Einlagen  aus  Leder,  Gummi,  Kork  sind  unzweckmäßig!  Sehr 
gut  auch  Zelluloid-Stahldrahteinlagen. 

Bei  hochgradigerem  Platt-  oder  Knickfuß  Plattfußapparate. 
Bei  fixiertem  P.  Mobilisierung  durch  modellierendes  Re- 
dressement,  für  3  Wochen  Gipsverband,  dann  Massage,  Gym- 
nastik und  Plattfuß-Einlagen.    . 


PES  VALGüS.  —  PHIMOSIS.  223 

Bei  kontraktem  P.  fenchtwarme  Einwicklungen,  Hoch- 
lagerung, heiße  Seifenbäder,  Massage,  eventnell  Injektion  von 
0,02 — 0,05  einer  ö^/oigen  Kokainlösnng  in  das  Talo-Navikular- 
gelenk.  Bei  hochgradigem,  veraltetem  P.  eventuell  blutige  Ope- 
ration (Keilresektion  aus  Talo-Navikulargelenk,  lineare  Durch- 
meißelung  von  Tibia  und  Fibula  oberhalb  Sprunggelenk, 
schiefe  Durchtrennung  des  Calcaneus. 

Beim  paralytischen  P.  in  leichteren  Fällen  Massage 
und  Gymnastik,  Plattfuß-Einlage,  eventuell  Stützapparat  mit 
redressierenden  Zügen.  In  schwereren  Fällen  nach  Redresse- 
ment  Sehnentransplantation.  In  schwersten  Fällen 
Arthrodesen  des  Talokruralgelenkes.  Haudek. 

Phimosis.  Prophylaxe;  Reinhaltung  des  Vorhaut- 
sackes. Tägliche  Reposition  des  Präputiums  und  Seifen- 
waschung. Bei  Neigung  zum  Smegmaansatz  Gliedbäder  in 
l<*/oigen  LT^sungen  von  Antisepticis  (Lysol,  Karbol,  Lysoform, 
Baktoform).  Einstauben  von  Eichel  und  innerer  Vorhautlamelle 
mit  Bismut.  snbgallic.  und  Alnm.  plumos.  aa.  Einlage  von 
Gazeläppchen. 

Therapie;  Bei  symptomatischer  Phimose  infolge  von 
Blennorrhoe,  Ulcera  venerea  und  Syphilis  Behandlung  der 
Grundleiden  und  wiederholte  Ausspülung  der  stagnierenden 
Sekrete  aus  dem  Vorhautsack.  Die  Irrigation  wird  3 — 4mal 
täglich  mit  der  Tripperspritze  vorgenommen,  wobei  zur 
gründlichen  Reinigung  die  Aufblähung  des  Sackes  erforderlieh 
ist.  Neben  den  geläufigen  antiseptischen  Lösungen  (P/oig) 
kann  1%  Liquor  plumbi  acetici  verwendet  werden. 

Bei  stärkeren  Inflammationserscheinungen  Umschläge  mit 
Liqu.  Burowii  und  Massenspüluug  mittelst  Irrigator  und  rück- 
läufigem Doppelansatz  (Nobl).  Bei  Balanoposthitis  werden 
die  Spülungen  mit  konzentrierteren  Lösungen  ausgeführt  und 
feuchte  und  antiseptische  Gazestreifen  mittelst  Meißelsonde 
in  den  Vorhautsack  gestopft.  Ist  die  Phimose  auf  infiltrative 
Vorgänge  des  Integuments  (Oedema  indurativum)  zurückzu- 
führen —  Pfiastereinwicklun^  des  Gliedes  (Emplastr.  hydrarg. 
Aesculap),  Sklerosen,  Papeln  und  di£fuse  Infiltrate  des  Vorhaut- 
sackes erfordern  die  Einlage  von  Salbenstreifen  (lOVo  Hydrarg. 
praecip.,  20%  Kalomeisalbe,  50%  üng.  einer.). 


224  PHIMOSIS.  —  PITYRIASIS  ROSEA  GIBERT. 

Die  operative  Eröffnung  des .  Yorhantsackes  hat  bei 
gangränösen  Geschwüren,  bei  Entleerung  jauchig  stinkenden, 
blutig  tingierten  Eiters  aus  dem  aufgetriebenen,  violettrot 
verfärbten  Präputium  unbedingt  zu  erfolgen.  Der  von  fach- 
männisch geübter  Hand  auszuführende  Eingriff  wird  sieh  je 
nach  dem  Befund  im  eröffneten  Vorhautsack  auf  die  Dorsal- 
inzision  zu  beschränken  oder  auf  die  Zirkumzision  zu  erstrecken 
haben.  Die  kongenitale  Phimose  ist  stets  auf  operativem  Wege 
zu  beheben,  wobei  das  meist  sehr  kurze,  straffe  Frenulum  mit 
zu  resezieren  ist  (Vorhautplastik  nach  Schi  off  er).    Nobl. 

Phlebitis.  Therapie:  Absolute  Ruhestellung  der 
erkrankten  Extremität,  feuchte  Einpackungen  mit  verdünnter 
essigsaurer  Tonerde,  Vermeidung  jeglicher  Bewegung  wegen 
Gefahr  der  Embolie.  Bei  Abszedierung  Inzision  der  Abszesse. 
Bei  Ablauf  der  Entzündungserscheinungen  Kompressiv verbände 
zur  Beseitigung  der  Folgen  der  Stauung.  Pupovac. 

Phlegmone,  im  Beginn  bei  entsprechender  Lokalisation 
Anwendung  der  Bi ersehen  Stauungshyperämie.  Bei  nachweis- 
barer Abszedierung  Stichinzision  der  Abszesse,  Absaugung  des 
Eiters  nach  Bier  mit  Fortsetzung  der  Bi  ersehen  Stauung. 
Nach  der  Versiegung  der  eitrigen  Sekretion  möglichst  früh- 
zeitiger Beginn  aktiver  und  passiver  Bewegungen  zur  Ver- 
hütung funktioneller  Störungen.  Pupovac. 

Pityriasis  rosea  Gibert.  An  4—  8  Abenden  hinter- 
einander (eventuell  2mal  täglich)  wird  mit  Sapo  viridis  der 
ganze  Körper  außer  Hals  und  Gesicht  mit  der  nassen  Hand- 
fläche bis  zur  Schaumbildung  eingerieben.  Wenn  die  Haut 
leicht  gerötet,  trocken,  faltig  wird,  hört  man  mit  den  Ein- 
reibungen auf  und  wartet  unter  Puderbehandlung  die  darauf- 
folgende Absehuppung  ab.  Erst  dann  wird  ein  Bad  genommen. 
Da  bei  der  Schmierseifenbehandlung  bisweilen  Reizerscheinungen 
auftreten,  können  die  Einreibungen  auch  mit  Ung.  sulfur. 
Wilkins.  vorgenommen  werden.  Nicht  so  rasch  wirken  Schwefel 
oder  Naphthol  in  5^/o  Salben  (mit  Lassar  scher  Paste  als 
Salbengrundlage)  oder  Eintupfnngen  mit  2 — 3^0  Resorcin- 
Alkohol.  Im  Anfangsstadium,  wenn  nur  vereinzelte  Herde 
vorhanden  sind,  sind  Einpinselungen  mit  Tinct.  Jödi  erfolg- 
reich. 


PITYRIASIS  ROSEA  GIBERT.  —  PLEURITIS  EXSUD.     225 

P.  lichenoides  chronica.  Seifenwasch angen,  stellen- 
weise Behandlung  mit  Chrysarobin  und  Pyrogallus  wie  bei 
Psoriasis.  Einfetten  mit  Schwefel-Naphthol-  und  anderen  Salben 
ohne  großen  Erfolg. 

P.  rubra  pilaris  s.  Liehen  ruber  acuminatus. 
P.  rubra  Hebra.  Allgemeine  roborierende  Behandlung. 
Intern  Arsen,  Karbolsäure,  Lebertran.  Lokal  Salben  zur  Lin- 
derung der  Spannung,  Unguentum  simplex,  Pasta  Lassari  etc. 
Bäder  mit  nachfolgendem  Einfetten  oder  Einölen  (mit  Leber- 
tran). 

P.  versicolor.  Dieselben  Mittel  wie  bei  P.  rosea.  An- 
gezeigt sind  mildere  Prozeduren,  so  5<^/o  Schwefelzinkpaste, 
3<^/o  Resorcinalkohol,  Schwefelpuder,  z.  B.: 
Rp.  Sulfur.  praeclp.  10 fi 
Amyl.  oryz,y 
Tale,  venet.  aa,  45,0 
Ol.  Neroli  gtts,  V. 
DS,  Streupulver. 
Behandlung   muß   zur  Verhütung   von  Rezidiven   lange 
fortgesetzt  werden. 

P.  capitis  8.  Seborrhoe. 

Fasal. 

Pleuritis  exsudativa.  Bei  einem  rezenten  Exsudate 
wäre  die  einmalige  Anwendung  eines  Emplastrum  canthari- 
datum  (1  Stück  von  10 — 15  cm  Länge  und  10 — 12  cm  Breite) 
empfehlenswert,  wobei  dasselbe  bis  längstens  9 — 10  Stunden 
liegen  gelassen  wird. 

Bei  einer  serösen  Pleuritis  sind  die  Diuretika  am  Platze, 
u.  zw.  in  erster  Linie  des  Natrium  salicylicum  (6 — 10^  pro  die) 
oder  seine  Substituenten,  das  Aspirin,  Salophen,  ferner  Digi- 
talis ,  Koffein ,  Theobromin ,  Agurin ,  Theocin  je  nach  dem 
einzelnem  Falle.  Lokal  Prießnitzsche  Umschläge.  —  Ent- 
haltung vom  Trinken,  nur  Milch  kann  man  in  beliebigen 
Mengen  gestatten.  Eine  sorgfältige  Regelung  der  Darmtätig- 
keit ist  notwendig. 

Indikationen  für  die  Thorakozentese. 

L  Bei  größeren  beiderseitigen  Exsudaten. 

IL  Bei  mittleren  einseitigen,  wenn  das  Exsudat  keine 
Neigung  zur  Resorption  zeigt  oder  sogar  fortschreitet  (obere 

F  e  1 1  n  e  r,  Therapi  e  der  Wi  an  er  Spesialärztc .  1 5 


.  226  PLEURITIS  EXSUDATIVA.  —  PLEURITIS. 

Exsudatgrenze  bis  zur  IV. — III.  Rippe  vorne,  Mitte  der 
Skapula  rückwärts).  Man  führt  Thorakozentese  nach  län- 
gerem Bestände  des  Exsudates  aus,  spätestens  aber  nach 
5 — 6  Wochen,  da  sich  sonst  die  Lunge  nur  mehr  mangelhaft 
entfaltet. 

III.  Bei  abgesackten  Exsudaten  mit  starken  Ver- 
drängungserscheinungen (P.  mediastinalis ,  P.  interlobularis). 

IV.  Bei  sekundären  Exsudaten ,  wenn  sie  im  Vereine 
mit  dem  Grundleiden  starke  Beschwerden  erzeugen.  (Karzioom 
und  Sarkom  der  Pleura.) 

V.  Indicatio  vitalis  bei  Pleuritis  acutissima  mit 
rapid  aufsteigendem  Exsudate,  starker  Atemnot  und  Verdrän- 
gungserscheinungen, Cyanose,  Herzschwäche. 

Technik:  Die  Thorakozentese  wird  am  besten  in 
halbliegender  Stellung  ausgeführt.  Nach  vorausgegangener 
Probepunktion  (sorgfältige  Desinfektion  der  Haut!)  sticht 
man  die  Nadel  des  Aspirationsapparates  (Potain)  möglichst 
tief  (V. — VI.  Interkostalraum)  in  der  Mitte  zwischen  vorderer 
Axillarlinie  und  Mamillarlinie  oder  in  der  vorderen  Axillar- 
linie selbst  ein. 

Man  entleert  durchschnittlich  1500 — IßOO cm^  auf  ein- 
mal. Danach  Darreichung  von  Diuretika;  Prießnitzumschlag. 

Sind  die  Entzündungserscheinungen  vorüber,  so  beginnt 
man  mit  der  Atmungsgymnastik. 

Bei  freien  oder  auch  abgesackten  eitrigen  Exsudaten 
Heberdrainage  nach  Bülau    oder  Rippenresektion. 

Ortner. 

Pleuritis  (fibrinosa  acuta).  Bettruhe;  gegen  die 
Schmerzen  Derivantien  (Blutegel  5 — 10  Stück),  Senfpflaster, 
Senfteig,  schmerzstillende  Einreibungen  (Chloroformöl,  Spir. 
camphoratus)  : 

Rp.  Mentholi  0,5—1,0 
Cocaini  mur.  0,3 
Vasel.flav.  30,0. 
S.  Äußerlich. 

Femer  Kampfervasogen.  Kompressionsverband  mit  Heft- 
pflasterstreifen,  Prießnitz-  oder  heiße  Umschläge,  bei  sehr 
starken  Schmerzen  lokal  Morphiuminjektion.  Eine  diaphore- 
tische Therapie  hat   oft  auch   bei   Pleuritis   fibrinosa   einen 


PLEUEITIS.  —  PNEUMONIA  CROUPOSA.  227 

erheblichen  Vorteil.  Schweißtreibende  Tees,  heiße  Bäder  mit 
nachfolgender  trockener  Einpackang  in  heiße  Leintücher. 
Natr.  salicylicnm  oder  Aspirin,  Salophen. . 

Sobald  es  die  Schmerzen  zulassen  und  die  frischen 
Entzündangserscheinungen  vorüber  sind,  Atmungsgymnastik, 
u.  zw.  liegt  der  Patient  auf  der  gesunden  Seite  und  inspiriert 
kräftig  20 — 30mal  hintereinander  mehrmals  täglich. 

Ortner. 

Pneumonia  crouposa.  Bei  einem  regelmäßigen 
Verlaufe  der  kruppösen  Pneumonie  ist  jede  medikamentöse 
Therapie  entbehrlich.  Man  sorgt  bloß  für  eine  sorgfältige 
Mundpflege,  gute  Ventilation  des  Krankenzimmers,  kräftige 
flüssige  Nahrung. 

Empfehlenswert  ist  eine  reichliche  Zufuhr  von  Flüssig- 
keiten (Milch,  Mineralwässer,  Fruchtsäfte).  Stellen  sich  aber 
Zeichen  von  Herzinsuffizienz  ein,  so  ist  am  besten  Digitalis 
am  Platze  (als  Infus ,  Pulver  oder  Digalen),  eventuell  mit 
Koffein  kombiniert.  Traut  man  dem  Herzmuskel  von  Anfang 
nicht  ganz,  so  verabreichen  wir  gleich  im  Beginne  der  Er- 
krankung Digitalis  in  kleineren  Dosen.  Von  schwererem 
Alkohol  (Portwein,  ungarische  Rotweine,  Bordeaux,  Sherry, 
Schaumweine)  machen  wir  .nur  dann  Gebrauch  ,  wenn  sich 
Symptome    von  Herzermüdung  bemerkbar  machen. 

Bei  akutem  Herzkollaps  Äther  subkutan,  dem  man 
Kampfer  nachfolgen  läßt,  gleichzeitig  warme  Einwicklungeu 
der  unteren  Extremitäten  und  Reiben  derselben  mit  Spiri- 
tuosen Flüssigkeiten.  Zur  Entlastung  des  Herzens  tut  bei 
plethorischen,  kräftigen  Indiduen  mit  stark  schlagenden, 
hüpfenden  Karotiden,  gedunsenem  und  gerötetem  Gesichte 
eine  Venaesektion  oder  Venaepunktion  (200 — 250  cm'  Blut) 
gute  Dienste.  —  Bei  akutem  entzündlichen  ödem  und  rapider 
Progredienz  mit  starker  Dyspnoe  sind  Senfmehleinpackungen 
oder  heiße  Senfwasserumschläge ,  wobei  dieselben  bis  zur 
deutlichen  Rötung  der  Haut  liegen  bleiben  (20 — 30  Min.), 
anzuraten.  Starke  Pleuraschmerzen  bekämpft  man  am  besten 
mit  Injektionen  von  kleinen  Morphiumdosen  an  der  schmerz- 
haften Stelle  (0,005  pro  dosi,  0,02  pro  die),  außerdem 
stehen  uns  Derivantien,  Eisbeutel  oder  heiße  Umschläge, 
ferner  die  Applikation  von  Blutegel  zu  Gebote. 

15* 


228  PNEÜMONIA  CROÜPOSA. 

Einer  alten  Regel  folgend ,  verabreichen  wir  anch  bei 
einem  typischen  Verlaufe  einen  Tag  vor  der  zu  erwartenden 
Krisis  (also  am  4.  oder  6.  Tage): 

Rp.  Infus,  radic,  polygalae  senegae 
6,0—10,0:  180,0 
Liquor  ammon.  anis.  1,0 — 1,5 
Vini  stihiaH  10,0—15,0. 
MDS,  28tündl.  1  Eßlöffel. 
oder  Pyrenol  (3,0^  pro  die). 

Bei  starker  Dyspnoe  und  Cyanose  Sauerstoffinhalationen. 
Bei  starken  Delirien  Narkotika,  Eisbeutel  am  Kopfe. 

HydriatischeProzedurenrBeieinerContinua  von  39,5^ 
bis  40"  und  mangelhafter  Expektoration  verordnet  man  Bäder 
von  einer  Temperatur  von  32®,  welche  eventuell  durch  all- 
mähliches Zugießen  von  kaltem  Wasser  bis  auf  27 — 24®  C 
herabgesetzt  wird.  Die  Dauer  der  Bäder  ist  von  10  Min. ^durch- 
schnittlich. Wiederholung  des  Bades,  wenn  die  Temperatur 
wieder  39,5®  C  erreicht  hat.  Es  ist  selbstverständlich,  daß 
beim  Bade  der  Arzt  anwesend  sein  muß.  Kontraindiziert  sind 
die  Bäder  bei  Zeichen  von  Herzinsuffizienz,  ferner  bei  alten 
und  herabgekommenen  Kranken.  Statt  der  Bäder  wendet 
man  in  der  Praxis  häufiger  Stammumschläge  an,  dieselben 
werden  alle  3 — 5 — 10  Minuten  gewechselt,  bis  die  Temperatur 
mindestens  auf  39®  C  gesunken  ist;  danach  wird  der  Kranke 
rasch  abgetrocknet  und  in  ein  vorerwärmtes  Bett  gebracht. 

Serumtherapie:  Die  Behandlung  der  Pneumonie  mit- 
telst Römers  Serum  ist  zurzeit  noch  sehr  unverläßlich, 
ist  aber  bei  schweren  Pneumonien  immerhin  zu  versuchen; 
man  injiziert  20 — 40  cm^  subkutan,  die  Injektion  wird  even- 
tuell wiederholt. 

Bei  der  Potatorenpneumonie  ist  eine  reichliche  Zufuhr 
von  Alkohol  nicht  zu  unterlassen. 

Bronchopneumonie.  Auch  für  die  Bronchopneumonie 
ist  als  wichtiges  therapeutisches  Agens  die  Wasserbehandlung 
anzuführen.  Wir  wenden  am  liebsten  Thoraxumschläge  an, 
u.  zw.  mit  Wassertemperatureu  von  10 — 15®  C.  Das  Tuch 
wird  je  nach  der  Höhe  der  Fiebersteigerung,  die  wir  herab- 
zusetzen wünschen,  mehr  oder  minder  kräftig  ausgerungen. 
Über  das  nasse  Tuch  kommt  Billrothbattist ,  dann  eine 
fixierende  Binde.  Die  Umschläge  werden  alle  20 — 30  Minuten 


PNEÜMONIA  CROUPOSA.  229 

wiederholt.  Bei  Greisen  vermeiden  wir  dagegen  wegen  der 
häufig  bestehenden  Arteriosklerose  und  Schwäche  des  Herz- 
muskels jede  kalte  Prodezur.  Selbstverständlich  ist  es,  daß 
man  von  jeder  hydriatischen  Prozedur  absehen  muß,  falls 
Cyanose  und  Kälte  der  distalen  Körperteile,  sonach  abnorm 
niedrige  Temperatur  besteht.  Bei  oberflächlicher  Atmung, 
mangelhaftem  Gasaustausche  in  den  Lungen  eignet  sich  am 
besten  zur  Kräftigung  und  Vertiefung  der  Atmung  die 
Applikation  eines  etwa  1  cm  dicken  Strahles  recht  kalten, 
selbst  eiskalten  Wassers  auf  die  Hinterhauptgegend,  entspre- 
chend der  Medulla  oblongata.  Derartige  Strahlenbespritzungen 
werden ,  je  in  der  Dauer  von  wenigen  Sekunden ,  mit  bloß 
sekundenlangen  Zeitintervallen  5 — lOmal  wiederholt.  Stagniert 
die  Hautzirkulation  bei  einem  Kranken,  so  kann  man  immerhin 
eine  kurz  dauernde  heiße  Einpackung  von  zirka  40gradigem 
Wasser  und  konsekutive  Hautabreibung,  der  man  eine  recht 
kalte,  Ya — 1  Minute  dauernde  Abreibung  folgen  läßt,  anordnen. 
Empfehlenswert  ist  die  Anwendung  heißer  Bäder  (39 — 40^0), 
deren  Temperatur  durch  Zugabe  heißen  Wassers  bis  auf  44®  C 
erhöht  wird.  Der  Kranke  verbleibt  in  einem  solchen  Bade, 
nach  vorausgegangener  kalter  Waschung  von  Schädel ,  Ge- 
sicht und  Präkordialgegend  sowie  Bedeckung  des  Kopfes 
mit  Eisbeutel,  ca.  15 — 20  Minuten.  Danach  wird  der  Patient  ins 
Bett  gebracht  und  kräftig  frottiert.  Man  läßt  innerhalb 
24  Stunden  2  oder  3  solcher  Bäder  gebrauchen ;  Wiederholung, 
wenn  die  Temperatur  39,5<^C  tlbersehritten  hat;  Kontra- 
indikation bei  Herz-  und  Niereninsuffizienz  sowie  bei  Arterio- 
sklerose. Wegen  der  Überbürdung  des  Herzens  beider  Broncho- 
pneumonie sind  wir  für  den  frühzeitigen  Beginn  einer  Alkohol- 
therapie (Weinsuppen,  Tee  und  Rum,  Kognak,  starke  Weine); 
bei  Kindern  nach  Comby 

ßp.   Tct  colae  2,0 
Vini  malac, 
Aquae  destill.  aa.  40,0 
Syr.  flor.  aurant,  20,0. 
DS,  stündl,  1  Kaffeelöffel. 

Beliebt  ist  die  sogenannte  Stokessche  Mischung. 

Sorge  für  die  Erhaltung  einer  feuchten   Zimmertempe- 
ratur. Tunlichste  Vermeidung  von  Narkoticis.    Beim  Sinken 


230  PNEUMONIA  CROÜPOSA.  —  POLLUTIONEN. 

der  Herzkraft  Kardiotonika.  Verabreichen  von  Expektorantia 
(Radix  ipecac.,  Euporphio,  Apomorphin,  Pyrenol).  Saaerstoff- 
inhalationen  bei  CyanoBe,  Dyspnoe,  demnach  starker  Einengung 
der  respiratorischen  Oberfläche.  Ortner. 

Poliomyelitis  acuta  (spinale  Kinderlähmung). 
Im  fieberhaften  Stadium  Diaphorese  (Einpackungen,  Salizyl- 
Präparate),  eventuell  einige  Blutegel  längs  der  Wirbelsäule. 
Nach  Schwinden  des  Fiebers  absolute  Bettruhe,  besonders 
Schonung  der  betroffenen  Muskeln,  Vermeidung  aller  kräftigen 
Aktionen  der  Bauchpresse,  das  Kind  darf  »ich  nicht  aufsetzen, 
soll  nicht  stark  husten,  soll  leichten  Stuhl  haben. 

Die  bleibenden  Lähmungen  sind  mit  Massage,  Elektri- 
zität und  Gymnastik  zu  behandeln.  Die  leicht  streichenden, 
später  knetenden  Aktionen  erhöhen  die  Blütversorgnng  der 
Muskeln.  Der  galvanische  Strom  ist  dem  faradischen  vorzu- 
ziehen, eventuell  haben  beide  zu  alternieren.  Die  Anode 
kommt  auf  die  zu  treffende  Muskulatur,  die  Kathode  auf  den 
Rücken.  Gymnastisch  wirksam  ist  von  kleinen  zu  größeren 
Leistungen  steigende  aktive  Muskeltätigkeit,  Übung  der  pare- 
tischen,  Steigerung  der  Leistungsfähigkeit  der  auxiliaren 
Muskeln.  Bei  gewissen  Muskellähmungen  leistet  Sehnen-  oder 
Muskeltransplantation  Ersprießliches.  Nearatb. 

PoUutioneil.  Gehäufte  oder  sich  unregelmäßig  ohne 
äußere  geschlechtliche  Reizung  wiederholende,  unfreiwillige 
Samenabgänge.  Gegen  nächtliche  Pollutionen  Geschlechtsreifer 
und  bei  kräftiger  Ejakulation  und  Orgasmus  ohne  nachträgliche 
Schwächung,  Rticken-  und  Lendenschmerzen  bloß  Hygiene. 
Beseitigung  sexueller  psychischer  oder  körperlicher  Reize, 
Lektüre,  Alkohol,  Gewtlrze,  Umgang  mit  Dirnen,  starker 
Mahlzeiten  zum  Abendessen,  Reiten,  Radfahren,  heißer  Bett- 
decken, Federbettunterlagen,  Stuhlverstopfung  etc.  Sedativa, 
Bromsalze. 

Bei  Adoleszenten  und  Knaben  resp.  Mädchen  Achtung 
auf  Masturbation  oder  geistige  Onanie.  Stetige  Belehrung 
ohne  Strafen.  Hygiene  der  Nahrung,  Kleidung,  des  Schlafes, 
kein  Tee,  Kaffee,  Gewürze,  Rauchen.  Leichte  Hydro- 
therapie, lauwarme  oder  kühle  Sitzbäder  des  Morgens,  abends 


POLLUTIONEN.  —  POSTGONORRHOISCHE  ZUSTÄNDE.     23 1 

nicht.  Kühlsonde.    Nicht  am  Rücken  liegen.    Zeitlich  nacht- 
mahlen nnd  aufstehen. 

Innerlich 

Rp.  Brom  10,0 

Aq.fontia  250 fi 
Ergotin  3fi. 
DS.  2  Löffel  um  7  und  9  Uhr  abends. 
Besser  als 

Rp.  Lupulin  recentis  1,0  ^ 

Camphorae  rasae  0,1 
Natr.  bromat.  10,0. 
Div.  in  Dos.  Nr.  X. 
S.  Abends  1  Pulver, 
oder 

Rp.  Camphorae  monobromatae, 

Antipyrrhini  aa,  0,2. 

DS.   Vor  dem  Schlafengehen  1 — 2  Pulver. 

Besondere  Vorsorge  bei  schlaffen  Pollutionen  oder  Tages- 
pollationen  mit  geringem  oder  fehlendem  Orgasmus  und  ge- 
ringer Ejakulation  als  Zeichen  großer  Muskelschwäche.  Dort 
Anstaltsbehandlung.  Freiluftkuren.  Schwimm-  und  Flußbäder. 
Bei  Anämie  Fisen ,  Arsenwässer.  Passive  Widerstandsbewe- 
gungen der  Bauch-,  Lenden-,  Oberschenkelmuskulatur  nach 
Thure Brandt.  Mäßiger  Sport  zur  Muskelkräftigung ,  viel 
Spazierengehen  ohne  Übermüdung.  Geistige  Ablenkung  und 
Suggestivtherapie  bei  schweren  Neurasthenien. 

Koitus  nur  in  der  ersten  leichten  Gruppe  gestattet,  bei 
sehr  reizbaren  auch  geboten,  bei  sehr  neurasthenischen  Indi- 
viduen verboten,  ebenso  Heiraten. 

Pollutionen  ini  Verlaufe  der  akuten  oder  chronischen 
Gonorrhöe  durch  Reizung  des  Colliculus  verlangen  zeitweise 
ausgiebige  Sedativa.  Brom,  Antipyretika,  Belladonna,  daneben 
Sonden,  Kühlsonden,  bei  sehr  chronischen  Fällen  auch  Mast- 
darmkühlung durch  Arzberger.  Uli  mann. 

Postgonorrhoische  Zustände. 

1.  Katarrh,  Filamentbildung  epithelialerNatur. 
Desquamativkatarrh  der  Urethra.  Bei  stärkerer  Sekretion 
oder  Filamentbildung,  aber  negativem  Gonokokkenbefund  und 


232     POSTGON.  ZUSTÄNDE.  —  PROSTATAHYPERTROPflIE. 

nur  sehr  vereinzelten  Leukozyten  zeitweilige  Ausspülung  der 
Urethra  anterior  oder  posterior  mittelst  Janets  hohen  Druck- 
sptllungen  mit  leichtem  Kali  (1  :  5000)  oder  Silberlösung 
(1:5000 — 3000).  Injektionen  in  die  vordere  Harnröhre  mit 
Hydr.  oxyeyanatum  0,05  :  250,0.  Bei  starkem  Bakterien- 
gehalt ürotropin  0,5,  2  —  3  Pastillen,  ebenso  Hetralin, 
Helm i toi,  Injektion  von  Decoct.  bacc.  vacc.  Myrtillos 
e  25  —  50  ad  250,0.  Untersagen  der  Ehe  bei  Heirats- 
kändidaten  vor  wiederholten  Untersuchungen  mit  negativem 
Gonokokkenbefund. 

2.  Harnträufeln  postmiktioneller  fallender  Tropfen. 
Kalte  Sitz-,  Schwimm-,  Flußbäder,  Faradisation  der  Urethra 
posterior,  falls  noch  Prostata  Veränderungen  bestehen,  Massage, 
Arzberger,  Wechsel  warm.  Innerlich  Nnx  vomica  in  Pillen. 
Widerstandsgymnastik  der  Oberschenkelmuskulatur. 

3.  Schwielen  der  Urethra  siehe  „Strikturen". 

4.  Neuralgien  im  Gebiete  des  Plexus  spermaticus 
internus  oder  von  der  Prostata  ausgehend:  Behandlung  der 
Schwielen  in  der  Prostata,  Hydrotherapie,  Schwitzprozeduren, 
Thermalbäder,  Fangopackungen,  Untersuchung,  eventuell  Be- 
handlung  von  Striktui'en.  UUmann. 

^Prostatahypertrophie.  im  ersten  Stadium  sollen 
Schädlichkeiten  von  den  Kranken  ferngehalten  werden,  die 
die  Prostatakongestion  steigern.  Wichtig  sind:  ein  einfaches 
nach  der  Uhr  geregeltes  Leben,  entsprechende  Bewegung, 
laue  Bäder,  wie  die  Regulierung  des  Stuhles.  Im  ersten 
Stadium  soll  jeder  ärztliche  Eingriff  unterlassen  werden. 
Kuren  in  Wildbädern  werden  gerne  verordnet. 

Tritt  akute  Harnverhaltung  auf,  so  soll,  ehe  die  Blase 
^ibermäßig  voll  wird,  mit  dem  Katheter  (N61aton,  Mercier) 
^er  Harn  entleert  werden.  Bei  akuter  Retention  und  großen 
•Schwierigkeiten  der  Einführung  empfiehlt  sich  die  Einlegung 
"eines  Verweilkatheters. 

Neben  der  Evakuationsbehandlung  sind  Abführmittel, 
laue  Vollbäder,  Prostatamassage  nicht  unangezeigt.  Bei 
chronischer  Harnretention,  kompletter  wie  inkompletter,  stehen 
wir  vor  der  Frage:  Katheterleben  oder  radikale  Operation. 
Ist  der  Katheterismus  nur  in  größeren  Intervallen  nötig,  be- 
stehen keine  Komplikationen  mit  entzündlichen  Erkrankungen, 


PROSTATAHYPERTROPHIE.  —  PRURIGO.  233 

80  wird  man  den  Katheterismns  empfehlen.  Ist  die  Passage 
schwierig,  blutet  die  Prostata  bei  jeder  Berührung,  machen 
Schmerzen  und  Tenesmen  die  oftmalige  Wiederholung  des 
Katheterismus  nötig,  wird  die  Operation  das  empfehlens- 
wertere Verfahren  sein,  ebenso  dort,  wo  die  Hamretention 
mit  Harnstein  kompliziert  ist. 

Bei  Prostatikern  im  dritten  Stadium  mit  gastro-intesti- 
nalen  Symptomen  der  Urämie  und  tiberdehnter  Blase  wird 
in  erster  Linie  der  intravesikale  Druck  durch  methodische 
Evakuation  herabzusetzen  sein.  Anfänglich  wird  in  Intervallen 
die  Blase  mittelst  Katheters  entlastet,  dann  entleert,  so  oft 
als  nötig,  damit  nicht  die  Spannung  in  der  Blase  wieder  zur 
alten  Höhe  komme.  Bisweilen  ist  dazu  die  Drainage  der 
Blase  durch  Verweil katheter  nötig  (Vorsicht  bei  brüsker  Ent- 
leerung der  Blase,  wegen  profuser  Blutungen).  Ist  die  Intoxi- 
kation überwunden,  so  tritt  auch  in  diesen  Fällen  die  Frage 
der  Operation  in  den  Vordergrund.  Als  Radikalmethode  gilt 
die  totale  Entfernung  der  Prostata  (suprapubisch-transvesikal 
oder  perineal).  Die  Operation  ist  in  einem  Intervall  der  Ruhe 
auszuführen;  die  heftige  akute  Retention,  eine  Cystitis  muß 
abgeklungen  sein,  die  chronische  Urämie  muß  gewichen  sein, 
ehe  an  die  Entfernung  der  Prostata  geschritten  werden  kann. 

0.  Zackerkandl. 

Prurigo.  Zur  Erweichung  der  verdickten  Haut  dienen 
prolongierte  Bäder  (1 — 2  Stundeo),  nasse  Einwicklungen 
mit  darauffolgenden  Salbeneinreibungen ,  Seifenwaschungen 
(Schwefelseifen).  Dem  Bade  kann  man  150^  Kali-Schwefel- 
leber oder  Solutio  Vlemingkx  zusetzen.  Auch  nach  dem  Bad  ist 
der  Körper  mit  Salbe  einzureiben.  Von  den  medikamentösen 
Mitteln  sind  Schwefel,  Teer  und  Naphthol  als  wirksamste 
zu  nennen: 

Rp.  Sulfur.  praecip.  (ß-Naphthol)  2,0 
üng.  spl.  40,0. 

Mfu,  S,  Dünn  einreiben. 

oder  Rp.  Zinc,  oxyd., 

Tale,  venet,  aa.  10,0 
Vasel.  flav.  20,0 
OL  Busci  4,0. 
Mfu.  DS.  Dünn  einreiben. 


234  PRURIGO.  —  PRURITUS. 

Vorteilhaft  wirken  anch  Sapolansalben  wie: 
Rp.  Fast.  Zinci  Laasari  40,0 
Sapolan.  flav.  20,0 
OLParaffini  5,0. 
Mfu.  DS.  Salbe  dünn  einreiben. 
oder  Lebertransalben  mit  Teer,  wie: 
Rp.  Zinci  oxyd,, 

Tale,  venet.  aa.  10,0 
Ol.jecor.  Aselli, 
Ol,  Busci  aa.  p.  aeq. 
qu,  8.  utf.  pasta  mollia, 
S.  Nach  dem  Bade  dünn  einreiben. 
Bei  sehr  starkem  Juckreiz  und  Ekzem  empfehlen  sich 
Einreibungstouren  mit  üng.  sulf.  Wilkins.  Es  wird  3  Abende 
hintereinander  mit  Wilkinson  und  die  8  folgenden  Abende 
mit  La  SS  arscher  Paste  eingerieben.  Ekzeme  als  Begleit-  und 
Folgeerscheinungen  sind  entsprechend  (s.  Ekzem)  zu  behandeln. 
Intern    ist    auf  reizlose  Kost,  Regelung  der  Diät  und  Ver- 
dauung zu  achten.  Bei  schlecht  genährten,  pruriginösen  Kindern 
gebe  man  intern  Arsenik,  Phosphor,  Lebertran.  Injektionen 
mit  1^/oigem  Pilokarpin   erzielen  vorübergehende  Besserung. 
Oft   werden   Pruriginöse   nur   durch  günstigere  hygienische 
Verhältnisse,  durch  den  bloßen  Aufenthalt  im  Krankenhause 
oder  durch  Landaufenthalt  ohne  besondere  Therapie  bedeutend 
gebessert.  Fasal. 

Pruritus.  Genaueste  Erforschung  und  Berücksichti- 
gung eventueller  ätiologischer  Momente :  Jahreszeit  (häufiges 
Auftreten  von  Jacken  im  Winter),  Greisenalter,  AUgemein- 
erkrankungen,  Nervenerkrankungen,  Diabetes,  Icterus,  Ver- 
dauungsstörungen ,  Gravidität,  Genitalerkrankungen  der 
Frauen,  Hämorrhoiden.  Regelung  der  Diät,  Reizlose,  manch- 
mal rein  vegetarische  Kost,  Karlsbader  oder  Marienbader 
Trinkkuren ,  Luftveränderung.  Äußerlich  wirkt  bisweilen 
Hydrotherapie  (Bäder,  Einpackungen,  kalte  Duschen)  Be- 
tupfen mit  alkoholischen  und  ätherischen  Flüssigkeiten 
Rp.  Resorcin  1,0 

(Acid.  aal.) 

(Äcid,  carb.) 

Spir.  vini.  dilut.  100,0. 


PRUKITUS.  —  PRURITUS  VULVAE.        235 

Teer  in  Form  von  Teerbädern  oder  in  Salben,  Tinktur  oder 
öl  (s.  Ekzem),  Ghloralhydrat,  Menthol  in  Spirituosen  Lösungen, 
Salben  mit  Ghloralhydrat  (5Vo),  Bromokoll  (10— 20o/o)  oder 
Kokain  (2 — 3<^/o),  Tinct.  Benzoes.  Beim  Pruritis  vulvae  et 
vaginae  Sitzbäder.  Vaginalspülungen  mit  Wasser  (heiße 
Spülungen)  oder  mit  Tannin-,  Alaun-,  Zinklösungen,  Tam- 
pons mit  einer  dieser  Lösungen  oder  Opiumsuppositorien. 
Oft  nützt  die  Anwendung  der  Wi nt er nitz sehen  Eühlappa- 
rate  bei  Pruritus  vaginae  et  ani.  Intern  helfen  zur  Unter- 
drückung des  Juckreizes  während  der  Nacht  bisweilen  Brom, 
Antipyrin,  Salizylpäparate.  Fasal. 

Pruritus  vulvae.  Behandlung  der  ursächlichen  Er- 
krankung: Diabetes  (deshalb  in  jedem  Fall  von  Pruritus 
Untersuchung  des  Urins  auf  Zucker  I),  durch  Katarrhe  oder 
Neoplasmen  verursachter  Ausflüsse  und  des  durch  diese  er- 
zeugten Ekzems  der  äußeren  Genitalien.  Vermeidung  der 
Benetzung ;  Pinselung  der  juckenden  Stellen  mit  Ol.  Rusci 
(unverdünnt).  Bestreichen  mit  Unguent.  diachyli. 

Bei  essentiellem  Pruritus  ohne  nachweisbare  Hautver- 
änderung Kräftigung  des  Nervensystems  nach  allgemein 
physikalischen  Grundsätzen.  Oft  wird  man  Schlafmittel  nicht 
entbehren  können 

Rp.  Kai.  hromat.f 
Natr.  hromcU.f 
Amwon.bromat.  aa,  5,0 
Chloralhydrat  5ft 
Morphii,  muriat.  0,03 
Atropini  0,005 
Aq.fontis  200,0. 
DS.  Abends  1—2  Eßlöffel. 

Darreichung  von  Ovarialtabletten : 

Bp.  Oophorin  (Landau)  0,3—0,5. 
S.  Täglich  3—5  Tabletten. 

Ferner  lokal  2mal  tägliche  Waschungen  mit  Ichthyol- 
oder Thigenolseife,  lauwarme  Sitzbäder  1 — 2mal  täglich. 

Abstumpfung  der  Hautempfindlichkeit  durch  tägliche 
Waschungen  mit  l<>/ooiger  Sublimatlösung  oder  3 — b^/oiger 
Karbolsäure;   Pinseln  mit     lO'^/oiger  Argen t.  nitrio.-Lösung. 


Kann    auch    längere    Zeit  ge- 
nommen werden,  ohne  den  Er- 
folg   zu    verlieren    und    auf 
den  Magen  zu  wirken. 


236         PRURITUS  VULVAE.  —  PSORIASIS  VULGARIS. 

Gute  Dienste  leistet  manchmal   tägliche   Pinselang    mit 

Rp.  Mesotan  10,0        \  Nicht  einreiben,  nur 
Ol.  olivar.  20 fi.    J      leicht  aufpinseln. 

Wird  nicht  immer  vertragen,  bei  empfindlicher  Haut  nur 

Rp.  Mesotan  5,0 
OL  olivar,  20,0 

oder  Bestreichen  mit  Salben 

Rj^.  Solut,  Adrenalini  hydrochlor,  (1:1000)  2,0—10,0 
Lanolini, 
Vaselini  aa.  10^0 
oder     Rp.  Cocaini  0,5  oder  ß-Eucain  2,0 

Menthol  0,2 
Ol,  olivar.  2,0 
Lanolin, 
Vaselin  aa.  10,0. 

Manchmal  hilft  Vereisung  mit  Ätherspray  oder  Chloräthyl- 
spray (täglich). 

In  sehr  hartnäckigen  Fällen  oberflächliche  Kauterisation 
oder  Exzision  der  erkrankten  Hautpartien.  L.Adler. 

Psoriasis  vulgaris.  Ein  Radikalheilmittel  dieser 
Erkrankung  kennen  wir  leider  bisher  nicht,  doch  gibt  es 
zahlreiche  ausgezeichnete  symptomatische  Methoden,  mit 
welchen  man  mitunter  rasch ,  nicht  selten  aber  auch  nach 
langer,   aufmerksamer   Pflege  Nachschübe   beseitigen   kann. 

Allgemein  wirkende  Mittel  wie  Arsen  und  Jod  haben 
wohl  nur  eine  unterstützende  Bedeutung.  Das  Arsen  wird 
am  besten  intern  als  reine  Solutio  Fowleri  oder  in  Form  von 
subkutanen  Injektionen  (z.  B.  Natrium  kakodylicum  2,0  bis 
4,0 ;  10,0  Aq.  jeden  zweiten  Tag  eine  Pravazspritze)  appli- 
ziert. Das  Jod  ist  als  Jodnatrium  oder  in  Form  von  Jodipin- 
injektionen  empfehlenswert.  Thyreoidpräparate ,  bekanntlich 
ebenfalls  jodhaltig,  erheischen  große  Vorsicht. 

Die  externe  Therapie  ist  a)  pharmakodynamischer,  h)  phy- 
sikalischer Natur. 

a)  Die  Hauptmittel  sind:  Chrysarobin  als  1 — lOVo'&ö 
Salbe   oder   noch    besser  in  Traumaticin-   oder  Chloroform- 


PSORIASIS  VULGARIS.  237 

lösung.  Anwendnng  bei  zirkumskripten  Herden.  Vorsicht 
für  die  Augen,  Achtung  auf  Nierenreizung.  Das  Chrysarobin 
ist  scharf  zirkumskript  auf  den  Herd  aufzutragen.  Nach 
auftretender  Entzündung  aussetzen,  eventuell  Wiederholung. 
Gleichzeitige  Anwendung  von  Bädern  abzuraten.  Wäsche 
leidet.  Pyrogallus  als  2 — 5®/oige  Salbe  bei  ausgedehnteren 
Fällen  mit  dem  Borstenpinsel  auftragen,  6  Tage  nacheinander, 
dann  Bad.  Mehrmalige  Wiederholung.  ürinkontroUe. 

Teer:  Am  besten  als  Tinctura  oder  Oleum  Rusci,  von 
milderer  Wirkung. 

Präzipitatsalbe:  2 — 5®/o  in  chronischeren  Fällen, 
insbesondere  bei  magerer  Psoriasis,  ist  ein  ausgezeichnet  mild 
wirkendes  Mittel,  das  Monate  hindurch  unschädlich  angewendet 
werden  kann,  speziell  sich  bei  Psoriasis  der  behaarten 
Kopfhaut  empfiehlt. 

Bei  schweren,  hartnäckigen  Psoriasisplaques  ist  ein 
drastisches  Verfahren  die  Anwendung  der  Dreuwschen  Salbe: 

Rp.  Acid.  aalicyl.  lOfi 
Chrysarohini, 
Ol.  Rusci  aa.  20,0 
Sapon.  virid., 
Adip,  lanae.  aa.  25,0, 

Gleiche  Applikation  wie  bei  Pyrogallus. 

Vorbedingung  jeder  dieser  Methoden  ist  Entfernung  von 
dicken  Schuppen,  teils  durch  Seifenbäder,  teils  durch  Appli- 
kationen von  Salizylseifenpflastern  etc. 

b)  Die  Röntgentherapie  ist  in  jedem  etwas  schwe- 
reren Falle  empfehlenswert,  hat  den  Vorzug,  den  Patienten 
die  unangenehmen  Salben-Prozeduren  zu  ersparen.  Wichtig 
ist  jedoch  genaue  spezialistische  Erfahrung.  Die  Psoriasis 
verträgt  nur  schwache  Dosen  (2  H  können  in  einmonatlichen 
Intervallen  mehrmals  appliziert  werden). 

üviollicht  pflegt  mitunter  günstig  zu  wirken.  Schwere 
Lichtreaktionen  sind  zu  vermeiden.  Sonnenbäder  empfeh- 
lenswert. Mildes  hydriatisches  Verfahren  (protrahierte 
Bäder,  wechselwarme  Duschen)  von  günstigem  Einflüsse. 

Medikamentöse  Bäder  mit  Teer,  Schwefel. 

Bei  Arthritikern  und  Diabetikern  gleichzeitige  Karls- 
bader Kur.  A.  Jungmann. 


238  PTERYGIUM.  —  PÜERPERALPROZESS. 

Pterygium,  Flttgelfell.  Kann  nur  operativ  be- 
handelt werden.  Man  löst  es  mit  einem  Lanzenmesser  von 
der  Hornhant  ab  nnd  schneidet  es  samt  einem  Stück  Binde- 
hant  weg,  so  daß  eine  rhombische  Wunde  entsteht,  die  mit 
1  bis  2  Nähten  geschlossen  wird.  Kleine  und  stationäre 
Flügelfelle  kann  man  unberührt  lassen.  y.  Reuß. 

Puerperalprozeß  (Wochenbettfieber).  Prophy- 
laxe: Strenge  subjektive  Antisepsis  bei  Untersuchungen  und 
Eingriffen  in  Schwangerschaft,  Geburt  und  Wochenbett. 
Prinzip  der  Noninfektion,  d.h. Anwendung  von  Gummihand- 
schuhen bei  allen  Berührungen  septischen  Materials.  Ein- 
schränkung der  inneren  Untersuchung  und  geburtshilflichen 
Operationen,  besonders  der  Plazentalösung.  Reinigung 
und  Desinfektion  der  äußeren  Geschlechtsteile  I  Keine  prophy- 
laktischen Scheidenspülungen! 

Therapie;  Jedes  Fieber  im  Wochenbett,  für  das  ein 
anderer  Anlaß  nicht  mit  Bestimmtheit  erkannt  wird,  muß 
als  Wochenbettfieber  angesehen  werden.  Keine  intrauterine 
Untersuchung  ohne  strenge  Indikation,  wie  Blutung,  Über- 
zeugung vom  Zurückgebliebensein  von  größeren  Nachgeburts- 
teilen. Nachgeburtsreste  spielen  bei  der  Entstehung  des 
Wochenbettfiebers  eine  äußerst  geringe  Rolle  —  wenigstens 
gegen  Ende  der  Schwangerschaft.  Daher  manuelle  oder 
instrumenteile  Ausräumung  der  Gebärmutterhöhle  nur  in 
den  ersten  Schwangerschaftsmonaten  1  Später  ist  jeder  intra- 
uterine Eingriff  behufs  Bekämpfung  der  septischen  Endo- 
metritis, wie  Curettement,  intrauterine  Spülung,  Einlegen  von 
Jodoformstiften,  in  der  Regel  nicht  nur  wertlos,  sondern 
direkt  schädlich  durch  Verschleppung  von  Keimeo.  Eine 
Ausnahme  machen  nur  Fäulnisprozesse. 

Oberstes  Prinzip:  Genitale  in  Ruhe  lassen  1  ülcera  puer- 
peralia  heilen  von  selbst,  wenn  die  septische  Endometritis 
abheilt.  Sehr  wichtig  sind  möglichst  gute  Ernährung  und  hydria- 
tische   Prozeduren    zur   Herabsetzung  hoher  Temperaturen. 

Zu  Beginn  der  Erkrankung  Versuch  mit  subkutaner  An- 
wendung von  Antistreptokokkenserum.  Von  Paltauf-Serum 
werden  100  g  auf  Körpertemperatur  erwärmt  und  unter  die 
Bauchhaut  gespritzt;  die  Injektion  wird  höchstens  einmal 
wiederholt. 


PÜERPEBALPROZESS.  —  RACHITIS.  239 

Die  intravenöse  Injektion  von  5 — 10  g  1 — 2'^/oiger 
KollargolIÖBung  ist  manchmal  von  gnter  Wirkung,  aber  ge- 
legentlicli  von  schweren,  an  Lungenembolie  erinnernden 
Erscheinungen  begleitet.  Kollargolklysmen  und  Einreibung 
von  Unguentum  Cred^  sind  wertlos. 

Die  interne  Alkoholtherapie  ist  verlassen. 

Bimanuelle  Untersuchung  behufs  Aufsuchens  lokaler 
Herde!  (Metrophlebitis,  perimetritische  Abszesse,  Parametritis). 
Jeder  Eiterherd  ist  sofort  zu  eliminieren  durch  Inzision  von 
der  Scheide  oder  vom  Bauch  aus.  Puerperale  Peritonitis  er- 
fordert sofortige  Operation :  Laparotomie,  Kochsalzwaschung, 
Drainage ! 

Solange  der  Infektionsprozeß  im  wesentlichen  auf  den 
Uterus  beschränkt  ist,  kann  unter  Umständen  die  Exstirpation 
des  Organs  in  Erwägung  gezogen  werden.  Bei  puerperaler 
Pyämie,  gekennzeichnet  durch  Häufung  von  Schüttelfrösten, 
Unterbindung  der  abführenden  Venen!  Eventuell  Ausschaltung 
des  utero-vaginalen  Venenplexus  per  vaginam«       Latzko. 

Pustula  maligna.  Injektion  von  5%  Karbolsäure 
in  die  Umgebung  des  Herdes  V2  ^^  ^^^  demselben  und  auch 
voneinander  entfernt;  5 — 6  Tropfen  auf  jeden  Einstich  zu 
injizieren,  darüber  trockenen  Verband.  Pupovac. 


R. 


Bachitis.  l.  Prophylaxe:  Die  Verhütung  der 
Rachitis  erfordert  möglichst  reichlichen  Luftgenuß  schon  vom 
frühen  Säuglingsalter  angefangen,  denn  die  Rachitis  entsteht 
unter  dem  Einflüsse  der  Luftverderbnis  in  geschlossenen  Wohn- 
räumen. Sehr  reichliches  Lüften  der  Zimmer  —  auch  zur  Winters- 
zeit —  und  tägliches  Hinaustragen  der  Säuglinge  in  die  frische 
Luft  vom  4.  Lebensmonate  angefangen,  auch  bei  etwas  kühlerer 
Außentemperatur,  ist  dringend  notwendig.  Da  bei  Brustkindern 
die  Rachitis  nie  zu  hohen  Graden  ausartet,  ist  die  Brustnahrung 
in  gewissem  Sinne  ein  Verhütungsmittel  von  schweren  Graden 
der  englischen  Krankheit. 


240  RACHITIS. 

Im  2.  Lebensjahre  ist  zu  gemischter  Ernährung  mit  Fleisch- 
brühe, feingeschabtem  Fleisch  und  grtlnem  Gemüse  überzu- 
gehen. 

2.  Therapie,  o^  Medikamentöse  Behandlung :  Das 
souveräne  Mittel  ist  der  im  Jahre  1883  von  Kassowitz  ein- 
geführte Phosphor,  welcher  in  der  täglichen  Dosis  von  V2  ^9 
eine  lokale  Hemmung  der  Hyperämie  an  den  Knochenknorpel- 
grenzen bewirkt.  Am  besten  verordnet  man  den  Phosphor  in 
öl  gelöst,  wobei  darauf  zu  sehen  ist,  daß  in  den  Apotheken 
eine  2Yoig6  Phosphor-Mandelöllösung  vorrätig  gehalten  wird, 
welche  als  Stammlösung  zur  Bereitung  der  nachstehend  auf- 
gezählten Phosphoröl-Rezepte  zu  dienen  hat. 

Rp.  Phosphori  0,01  oder  Bp.  Phosphori  Oftl 

Ol,  jec.  aselli  100 fi  Lipanin  100,0. 

Advitr.flav,  S.  Täglich  1  Kaffeelöffel. 

S.  Täglich  1  Kaffeelöffel.  Bp.  Phosphori  0,01 

Rp.  Phosphori  0,01  Ol.  jec,  aselli  30 fi 

Ol,  jec,  afelli  100 fi  Pulv,  gumm,  arab., 

Saccharini  0,05  Sacchari  aa.  15,0 

Ol.  citri  gits,  duas.  Aq.  dest.  40,0, 

S.  Täglich  1  Kaffeelöffel,  S,  Täglich  1  Kaffeelöffel, 

Bp.  Phosphori  0,01  Bp.  Phosphori  0,01 

Ol.  amygd.  dülc,  10 fi  Ol,  amygd,  dülc.  10,0 

Pulv,  gumm,  arab.,  Ol,  cort,  aur,  gits,  V, 

Syr.  simpl.  aa.  15,0  S.  3mal  täglich  3  Tropfen 

Aq.  dest,  60,0.  in  Milch. 
S,  Täglich  1  Kaffeelöffel. 

Am  besten  wird  das  Phosphoröl  vormittags  unmittelbar 
vor  der  zweiten  Mahlzeit  des  Kindes  dargereicht. 

Für  größere  Kinder  existieren  noch  Phosphorschoko- 
lade-Tabletten, welche  ^/^  mg  Phosphor  enthalten  (täglich 
1  Bonbon  in  Milch  zerdrückt  zu  nehmen). 

Der  Phosphor  wirkt  in  den  angegebenen  Anwendungs- 
formen sowohl  konsolidierend  auf  die  weichen  Knochen,  als 
auch  insbesondere  heilend  auf  die  schweren  nervösen  Störungen, 
die  Spasmophilie  der  rachitischen  Kinder.  Speziell  der  Stimm- 
ritzenkrampf wird  oft  in  überraschend  kurzer  Zeit  voll- 
ständig beseitigt.  Die  Phosphorbehandlung  muß  bis  zur  voll- 
ständigen  Konsolidierung    des  Knochensystems,   V4 — 1  Jahr 


RACHITIS.  241 

l&ngy  konsequent  fortgesetzt  werden.  Vergiftungen  sind  bei 
richtiger  Znbereitang  und  Anwendung  des  Medikamentes  un- 
denkbar. 

Gegenüber  der  Phosphorbehandlung  müssen  sich  alle 
anderen  Heilmittel  mit  einer  Nebenrolle  bescheiden.  Auch  der 
früher  vielfach  gerühmte  einfache  Lebertran  kann  kaum 
mehr  in  Betracht  kommen.  Auch  Jod-  und  Eisenpräparate 
perhorreszieren  wir,  noch  mehr  aber  die  jeder  theoretischen 
Begründung  entbehrenden  Ealkpräparate,  den  phosphor- 
sauren Kalk  mit  einbezogen. 

b)  Physikalische  und  klimatische  Behandlungs- 
methoden: 

Salz-  und  Solbäder  aus  Steinsalz,  Halleiner,  Kreuznacher 
oder  Staßfurter  Salz  hergestellt,  ^/^  kg  auf  ein  30  /  hältiges 
Bad,  sind  schon  im  Säuglingsalter  anzuwenden.  Noch  zweck- 
mäßiger ist  die  Verbindung  von  Solbädern  mit  dem  Genuß 
von  frischer  Bergluft,  also  Aufenthalt  in  alpinen  oder  sub- 
alpinen Solbädern  (Aussee,  Ischl,  Ebensee,  Reichenhall, 
Berchtesgaden ,  Kreuznach,  Suderode,  Salzungen  usw.).  Die 
Menge  der  anzuwendenden  Sole  hängt  von  der  Konzentration 
derselben  ab  und  ist  in  den  einzelnen  Badeorten  eine  ver- 
schiedene. Ein  Bäderzyklus  umfaßt  20  Bäder.  Nach  2  Badetagen 
immer  ein  Ruhetag.  Badetemperatur  29 — 30 ^  C,  10  Minuten 
Dauer.  Der  Zyklus  kann  2 — 3mal,  immer  nach  4wöchent- 
licher  Pause  wiederholt  werden.  Auch  Sandbäder,  namentlich 
der  Aufenthalt  am  Meeresstrande  in  Verbindung  mit  Sand-  und 
Sonnenbädern  wirkt  vorzüglich.  Grado,  Abbazzia,  Lovrana, 
Porterose,  Lido  bei  Venedig,  dann  die  Ostseebäder  Herings- 
dorf, Binz  und  Saßnitz  auf  Rügen,  Misdroy,  Albeck,  dann 
von  Nordseebädern  Norderney,  Blankenberghe,  Zandvort,  Ost- 
ende  sind  für  ältere  Kinder  zu  empfehlen. 

Rachitischen  Säuglingen  ist  ein  Gebirgsaufenthalt  zwischen 
700 — 800  m  Seehöhe  entsprechend,  während  Kinder  jenseits 
der  ersten  Lebensjahre  auch  in  Höhen  orten  bis  zu  1800  m 
sich  ausgezeichnet  erholen. 

c)  Symptomatologische  Behandlung: 

Einzelne  besondere  Symptome  müssen  berücksichtigt 
werden.  Die  Verkrümmungen  fallen  in  das  Gebiet  der  ortho- 
pädischen Chirurgie.  Vor  dem  6.  Lebensjahre  sind  chirurgische 

F  e  1 1  n  e  r,  Therapie  der  Wiener  Speeialfirzte.  1 G 


242  RACHITIS.  —  RANÜLA. 

Eingriffe  in  der  Regel  nicht  notwendig.  Das  Liegen  der  Kinder 
auf  flacher  Unterlage  und  das  Einhängen  in  die  Rauchfn  fi- 
sche Schwebe  verhütet  und  bekämpft  die  Kyphose,  während 
ein  abwechselndes  Tragenlassen  der  Kinder  auf  beiden  Armen 
der  Wartepersonen  die  seitlichen  Verkrümmungen  hintanhält. 
Der  Epsteinsche  Schaukelstuhl  ist  eine  zweckmäßige  Vor- 
richtung zur  Verhütung  von  Rückgratsverkrümmungen. 

Die  Appetitlosigkeit  rachitischer  Kinder  erfordert  eine 
besonders  sorgfältige  Pflege  und  Diät.  Solche  Kinder  sind 
2mal  täglich  mit  lauem  Wasser  zu  baden  und  im  Bade  ab- 
zureiben. Die  Anzahl  der  Mahlzeiten  ist  zu  verringern,  die 
dargereichten  Speisen  müssen  leicht  verdaulich  sein.  Feine 
Fleischhaschees  und  Gemüsepürees  sollen  täglich  einmal  gereicht 
werden.  Sonst  sind  Milch,  Milchspeisen  und  Fleischbrühe  zu 
verordnen.  Als  Stomachikum  empfehlen  wir  besonders  Salz- 
säure nach  folgender  Verschreibungsform : 
Rp.  Acid.  hydrochlor.  d.  p,  0,5 

Aq.  dest.  100,0 

Syr.  aurant.  20,0, 

S.  2stündlich  1  Kaffeelöffel. 

Hochsinger. 

Baohitisohe  Deformitäten.    Vor  allem  Allge- 

meinbehandlung  der  Rachitis;  es  erfolgt  häufig  mit  Heilung 
der  Rachitis  spontaner  Ausgleich.  Bei  hochgradigeren 
Deformitäten  junger  Kinder  oft  manuelle  Redression  möglich 
mit  nachfolgendem  Schienen-  oder  Gipsverband;  bei  Persistenz 
der  Deformität  über  das  6.  Lebensjahr  operative  Korrektur 
durch  Osteoklase  oder  Osteotomie.  Haudek. 

Ranula.  Die  Heilung  kann  nur  durch  Operation  her- 
beigeführt werden.  Punktion  hat  nur  vorübergehenden  Erfolg, 
ebenso  Jodinjektion.  Kappt  man  die  Geschwulst  im  größten 
Durchmesser  und  näht  nun  die  Schleimhaut  des  Mundes  und 
die  Auskleidung  des  zurückbleibenden  Cystenteiles  entlang  der 
Wundlinie  zusammen,  so  kann  Dauerheilang  eintreten.  Manch- 
mal sieht  man  aber  daneben  oder  im  Grunde  der  zurück- 
bleibenden Cystenhälfte  Rezidive  aufgehen,  die  man  wieder 
so  behandelt. 

Die  im  Diaphragma  oris  gelegenen  Dermoidcysten,  welche 
die  Zunge  heben,    aber    nicht  bläulich  durchscheinend   sind, 


RANÜLA.  —  RETROFLEXIO  UTERI  GRAVIDI.     243 

werden  fälschlich  auch  R.  genanDt.  Sie  lassen  sich  leicht  vom 
Munde  ans  exstirpieren,  sogar  noch  dann,  wenn  sie  von  außen 
auffallen.  Rezidiven  treten  nicht  ein.  Die  Operation  ist  geboten 
weil  Sprach-  und  Schluckstörung  auftritt  und  Vereiterung  droht. 

Ewald. 

Ben  mobilis.  Therapie:  Bei  leichten  Fällen  Leib 
binden  (u.  zw.  die  nach  Teufel,  Philipp  oder  v.  Klaess), 
eventuell  dauernde  Bettruhe  und  Mastkur.  In  schweren  Fällen 
Nephrorraphie  nach  der  Methode  von  Büdinger.  Ist  gleich 
zeitig  ein  schwerer  hysterischer  Symptomenkomplex  vorhanden 
so  ist  vor  der  Ausführung  der  Operation  zu  warnen,  da  die 
Erfahrung  lehrt,  daß  in  diesen  Fällen  durch  die  Operation 
keine  Besserung  erzielt'  wird.  Pupovac. 

Betroflexio  uteri  gravidi.  Aufrichtung  des  Uterus, 
eventuell  in  der  Narkose  und  Einlegen  eines  Ringes,  welcher 
bis  zum  5.  Monate  zu  tragen  bzw.  auszuwechseln  ist.  Gelingt 
die  Aufrichtung  nicht  leicht,  ist  also  der  Uterus  fixiert,  so 
lege  man  einen  Kolpeurynter  ein,  welcher  mit  Lysol  oder 
besser  Quecksilber  zu  füllen  ist  und,  eventuell  unterbrochen 
durch  Ruhepausen,  auch  einige  Tage  liegen  bleiben  kann. 
Die  Reposition  ist  unter  allen  Umständen  wegen  der  Gefahr 
der  Incarceration  auszuführen.  Ist  es  bereits  zur  Incarcera- 
tion  gekommen,  so  ist  zunächst,  falls  nicht  schwere  Blutungen 
bestehen,  die  Blase  langsam  mitteist  Katheters  zu  entleeren. 
Man  verwende  einen  weichen  Gummikatheter,  der  unter  der 
Führung  des  in  der  Scheide  eingelegten  Fingers  vorzuschieben 
ist.  Nur  in  sehr  dringenden  Fällen  kann  man,  falls  die  Ein- 
führung des  Katheters  unmöglich  ist,  den  Uterus  punktieren ; 
sonst  ist  die  Aufrichtung  des  Uterus  eventuell  durch  eine 
Operation  anzustreben.  Man  mache  die  Laparotomie,  löse 
oder  durchtrenne  die  Adhäsionen,  richte  den  Uterus  auf  und 
fixiere  ihn.  Mitunter  folgt  auf  die  Operation  die  Frühgeburt. 
Doch  ist  dies  nicht  häufig  der  Fall.  Den  Kaiserschnitt  oder 
die  Amputation  des  Uterus  anzuschließen  halte  ich  bei  dem 
fieberhaften  Zustande  nicht  für  angezeigt.  Auf  die  Operation 
zu  verzichten  und  das  Kind  durch  vorzeitige  Entbindung  zu 
opfern  ist  nur  dann  gerechtfertigt,  wenn  aus  irgend  einem 
Grunde  die  Laparotomie  nicht  ausführbar  ist. 

16* 


244      RETROFL.  UT.  GRAV.  —  RHEÜMAT.  ART.  ü.  MüSC. 

Ist  die  Katheterisation  nicht  möglich  und  die  Blutung 
aus  der  Blase  eine  lebensbedrohliche,  so  eröffne  man  die 
Blase  von  der  Scheide  ans.  0.0.  Fellner. 

BheumatlBmus  articulorom  u.  masoulomm. 

Im  aknten  Anfalle  EinwickluD^gen  der  affizierten  Gelenke 
mitPrießnitzbinden,  verdünntem  Alkohol,  Menthol-Franzbrannt- 
wein, verdünnter  Burowscher  Lösung.  Innerlich  Natrium 
salicylicum  in  Y2 — Igrammigen  Dosen  mehrmals  des  Tages, 
in  Oblatenkapseln  oder  in  Milch.  Statt  dessen  auchSalophen 
und  Salipyrin,  Aspirin,  bei  starker  Schmerzhaftigkeit  Pyra- 
midonum  salicylicum,  0,5 — 1,0  (mehrmals  täglich),  Novaspirin. 
Wenn  Salizylpräparate  per  os  nicht  vertragen  werden, 
Klysmen. 

Rp.  Natrii  salicyl,  1,0 — 2,0 
Aq,  destül.  10,00—150,0 
S.  2 — 3mal  tgl.  zum  Kly stier 
oder  perkutan 

Rp.  Äcid,  salicyl.  3,0 

Fetron  Liebreich  puriss,  30,0 
Ol.  terebinth.  gtts.  IL 

Bei  schlechter  Herzaktion,  Beteiligung  des  Myokards 
(Pulsbeschaffenheit!),  Albuminurie,  Nephritis,  Vorsieht  mit 
Salizylpräparaten,  eventuell  aussetzen. 

Die  Komplikationen  des  akuten  Gelenkrheumatismus 
verlangen  gesonderte  Behandlung,  s.  d. 

Eine  sehr  günstige  Wirkung  bei  verschleppten  Fällen  — 
es  muß  bei  lenteszierendem  Verlauf  wiederholt  mit  den  Prä- 
paraten gewechselt  werden  —  sieht  man  vom  Indoform 
(2 — 3  g  pro  die),  mitunter  bei  starken  Schmerzen  Maretin 
0,2—0,30,  2— 3mal  täglich  (Vorsicht,  Icterus,  Aldehyd-Reak- 
tion !).  Bei  hohem,  septischem  Fieber  Chinin,  ferner  gebe  ich 
mit  Vorteil  Silberpräparate,  u.  zw.  Credösche  Salbe  auf 
die  affizierten  Gelenke,  eventuell  in  Kombinationen  mit 
Alkoholumschlägen . 

Femer  Collargol. 

Rp.  Collargol  0,5—1,0 
Aq.  deatill,  160,0, 
S,  1^2mal  tgl,  per  rectum  einzuspritzen. 


RHEUMATISMUS  ARTICULORUM  U.  MUSCULORUM.      245 

Die  Einreibungen  mit  Credo  scher  Salbe  (2 — 3  g  pro 
Tag)  an  Stelle  der  Collargol-Klysmen  als  Allgemeinbehandlang, 
bei  viszeralen  Komplikationen  anch  lokal,  z.  B.  in  die  Herz- 
gegend bei  Perikarditis  einzureiben. 

Besondere  Aufmerksamkeit  ist  dem  Znstande  der  Raehen- 
organe  zu  schenken  (Angina,  Tonsillarabszeß).  Wenn  der 
Verlauf  sehr  hartnäckig,  durch  die  bisher  genannten  Mittel 
nicht  zu  beeinflussen  ist,  habe  ich  oft  von  Jod,  intern  und  extern 
gereicht,  Nutzen  gesehen.  (Gicht,  Gonorrhöe).  Besonders  wichtig 
ist,  wenn  die  Entzündang  sich  in  einem  Gelenke  festsetzt, 
die  Immobilisierung  desselben.  (Lagerung,  Pappendeckel- 
schienen, Blaubindenverband). 

Der  chronische  Gelenk-  und  Muskelrheumatismus  ver- 
langt, wenn  ab  und  zu  Temperaturerhöhungen  auftreten, 
Bettruhe,  sonst  körperliche  Schonung,  Vermeidung  von  Kälte 
und  Feuchtigkeit,  Verbot  feuchter  Wohnungen  oder,  des  Auf- 
enthaltes in  der  Nähe  des  Wassers.  Zur  Resorption  hart- 
näckiger Exsudate  warme  Prozeduren,  Schwefelbäder,  besonders 
Pistyan ,  Herkulesbad,  Trenczin-Teplitz,  Baden  bei  Wien  etc. 
Künstliche  Schwefelbäder  im  Hause. 

Rp.  Kalii  sulfurati  pro  balneo  250 — 300  g. 
Für  ein  warmes  Bad  {Holz wanne!). 

Nach  dem  Bade  Ruhe,  Transspiration,  Massage. 

Die  Mechanotherapie  tritt  bei  fast  allen  Formen 
in  den  Vordergrund.  Am  zweckmäßigsten  kombiniert  mit 
warmen  Prozeduren.  Heißluftbäder,  allgemeine  und  lokale 
Fangopackungen,  Packungen  mit  Pistyaner  Schwefelschlamm, 
Franzensbader  Moorerde  usw. 

Bei  chronischem  Verlauf  werden  oft  zweckmäßig  Moor- 
bäder (Franzensbad,  Marienbad)  verordnet.  Heiße  Sandbäder. 

Bei  allgemeinen  rheumatischen  Schmerzen  mit  großem 
Nutzen  Sonnenbäder. 

Dampfkasten,  Glühlichtbäder  mit  nachfolgenden,  abhär- 
tenden Prozeduren.  Solbäder,  Ischl,  Hallein,  Porto  Rose  etc., 
im  Hause  mit  Sedlitzkys  Sole-Tabletten.  Radioaktive  Ther- 
men (Gastein). 

Bei  allen  hartnäckigen  chronischen  Fällen,  besonders 
wenn  das  Hervorgehen  aus  einem  akuten  Rheumatismus  nicht 
sichergestellt  ist,  Suche  nach  allgemeinen  Ursachen  (Tuber- 
kulose, uratische,    oxalnrische  Diathese,    Anämie,    Syphilis). 


246      RHEUMATISMUS  ARTIG,  ü.  MUSC.  ~  RHINOPHYMA. 

Häufig  sind  Trinkkuren  (Karlsbad,  Marienbad,  Tarasp) 
in  Kombination  mit  der  Badebehandlnng  von  Nutzen.  Bei 
chronischem  Muskeirheumatismus  mit  Schwielenbildung  Massage, 
Duschemassage  in  Aix -les-Bains,  bei  unklaren  Myalgien 
Suche  nach  Diabetes.  Wenn  starke  Schmerzen 

Rp.  Monotal  (Bayer)  20fi 
OL  lavandul,  gtt.  S, 
S.  Einzupinseln. 

oder  Rheumasan,  Chloroform-Kampfer- Vasogen,  Chloral-Kamp- 
fer,  Chloral-Menthol,  Elimaus  Embrokation  etc. 

Bei  inveterierten  Fällen  Winteraufenthalt  im  Süden, 
Aufsuchen  trockener,  warmer  Orte,  Vorsicht  in  der  Kleidung. 

G.  Singer. 

.  Bhinophyma  (Acne  vulgaris  und  rosacea). 

Regulierung  der  Diät.  Behebung  der  eventuell  vorhandenen 
Obstipation  durch  Massage  oder  milde  Abführmittel.  Unter  diesen 
zu  bevorzugen: 

Rp.  P.  liquir,  compos.  100,00. 
*S.  Vor  dem  Schlafengehen  1  Kaffeelöffel  voll  nehmen  und  1  Glas 
Wasser  nachtrinken. 

Lokal  Schwefelpräparate. 

Rp.  Sulfur.  praecip., 
Glycerini  aa.  4fi0 
Aq.  Rosar.  100,00. 

Etwas  von  der  kräftig  aufgeschüttelten  Mixtur  auf  die 
Hohlhand  nehmen  und  im  Gesicht  leicht  einreiben  oder  den 
Bodensatz  direkt  anwenden.  Untertags  Waschungen  mit  alko- 
holischer Flüssigkeit  mittelst  Watte  (Spir.  vin.  gall.,  Spir. 
Colonens.  etc.). 

Bereits  ausgebildete  Aknepusteln  werden  mit  der  Vi- 
dal  sehen  Nadel  eröffnet.  Namentlich  bei  den  tiefliegenden 
Akneknoten  bewährt  sich  Applikation  von  Collempl.  Hydrarg. 
vortrefflich. 


RHINOPHYMA.  —  RHINITIS.  247 

In  schweren  Fällen  Schälkaren.  Tagespaste: 

Rp.  ß'Naphthol.lOfiO 
Sulfur.  praecip.  40,00 
Vaselini, 

Sapon.  virid.  aa.  25,00, 

S.  Bleibt  7* — ^  Stunde  liegen,  dann  trocken  abgewischt  und  hierauf 

eingepudert  oder  Ung.  Zinci  Wilsonii  appliziert, 

Nachtsalbe : 

Rp.  Resorcini  10,00— 20,00 
Axung.  benzoat., 
oder  Vasel.  aa,  100,00. 

Bei   aasgebreiteter  Akne   des  Rückens  Einpinseln  mit: 
Rp.  Solutio  Vletningkx  50,00 
mit  Borstenpinsel. 

Bei  Acne  rosacea  aaßer  den  erwähnten  Maßnahmen: 
Skarifikation  oder  noch  besser  Stichelang  nach  Lassar  mit 
Elektromotor  mit  der  vielfachen  Panktiemadel. 

Spiegier. 

Rhinitis,  o^  Akate  Kh.  Prophylaxe:  Vermeidang 
von  Erkältung  und  Infektionsgelegenheiten.  Abhärtung  durch 
Kaltwasserkur.  Vermeidang  der  Einatmung  reizender  Sub- 
stanzen oder  Gerüche   (Heuschnupfen,   Eisenbahnschnupfen). 

Therapie:  Hauptsächlich  exspektativ- diätetisch.  Bei 
schönem  Wetter  frische  Luft,  bei  schlechtem  Zimmer-,  bei 
Fieber  auch  Bettruhe.  Warme  Getränke,  manchmal  auch  Anti- 
pyretika  in  kleinen  Dosen.  Verbot  von  Alkohol  und  Tabak. 
Bei  großen  lokalen  Beschwerden  gegen  die  Trockenheit  Spray 
(nicht  Irrigation)  von  l^o  Kochsalz-,  Salmiak-  oder  Soda- 
lösung,  gegen  quälende  Verstopfung  der  Nase  mit  Zusatz  von 
etwas  Adrenalin  (Kokain  verboten).  Gegen  heftigen  Niesreiz 
Orthüform  3 — 4mal  täglich  hoch  in  die  Nase  zu  blasen.  Ver- 
meidang gewaltsamen  Schneuzens  wegen  Gefahr  der  Otitis 
media.  Im  eitrigen  Stadium  Pinselungen  mit  1 — 2^/q  Lapis- 
lösung. 

h)  Chronische  Rh.  Bei  Trockenheit  oder  dicklicher  Se- 
kretion Spray  (am  besten  der  nach  Fraenkel-Alt)  mit 
schwacher  Kochsalz-,   Soda-  oder  Boraxlösung.   Pinselangen 


248  RHINITIS.  —  SATÜBNISMUS. 

mit  2 — 3®/oiger  Lapislösung  jeden  2. — 3.  Tag.  Bei  Krusten- 
bildung  Einlegen  Yon  Wattetampons  mit  2^0  Menthol-Yaselinöl 
oder  Jodglyzerin  (Jodi  puri  0,3,  Kali  jodati  1,0,  Glycerini  50,0), 
bei  üblem  Geruch  vorher  reichliche  Spülung  mit  lauer  l®/oiger 
Kochsalzlösung  2 — 3mal  täglich.  Bei  leichteren  Formen  genügt 
täglich  einmalige  Einblasung  von  Natr.  sozojodol.,  Acid. 
borici  aa.  oder  besser: 

Rp.  Alumin,  ctceto-tartar., 
Acid.  borici, 
Sacch.  lactis  aa,  5,0 
Menthol  0,1, 
Mfp,  DS,  Nasenpulver 

mit  einem  schlauchförmigen  Blaserohr  sehr  leicht  selbst  ein- 
zublasen.  Hypertrophische  Schleimhaut  flach  zu  ätzen  (am 
besten  mit  Trichloressigsäure,  vorher  Kokain),  eventuell  mit 
dem  galvanokaustischen  Brenner  zu  furchen.  Starke  Hyper- 
trophien werden  am  besten  sofort  abgetragen  (ich  bediene  mich 
dabei  fast  ausschließlich  der  kalten  Stahldrahtschlinge  ohne 
Lokalanästhesie),  nachher  Tamponade   für   24 — 48  Stunden. 

M.  Weil. 

S. 

Satumismus.  Gegen  die  häufigste  Form  der  Blei- 
vergiftung, dieColica  saturnina,  werden  am  besten  Bella- 
donna-Präparate und  eventuell  auch  -Opiate  im  Verein  mit 
Abführmitteln  angewandt. 

Rp.  Extract,  ßelladonnae  fol,  0,2 

Pulv,  et.  extr,  liquirit.  q.  s,  u,  f.  pill.  Nr.  X. 
DS,  3—4  Pillen  täglich, 

in  schweren  Fällen: 

Rp.  Extr.  ßelladonnae  fol. 
Extr.  opii  aa.  0,2 

Pulv,  et  extr,  liquirit.  q.  s,  u.  f,  pill.  Nr.  X, 
DS.  .3  Pillen  täglich. 

In  den  schwersten  Fällen  kann  —  wenn  man  den 
Patienten  täglich  mehrmals  zu  sehen  Gelegenheit  hat  — 


SATÜRNISMUS.  249 

bis  zur  Maxiraaldosis  von  Extract.  Belladonnae  (0,2  pro  die) 
bei  Kombination  von  Extract.  Belladonnae  und  opii  bis  zu 
aa.  0,1  pro  die  gegeben  werden,  doch  ist  auf  die  individuell 
sehr  verschiedene  Empfindlichkeit  gegen  Belladonna  und  die 
ersten  Anzeichen  einer  Belladonnavergiftung  (Erweiterung  der 
Pupillen,  Gefühl  von  Trockenheit  im  Halse)  zu  achten. 

Auch  Morphin-  und  Atropininjektionen  (i/g — 1  ^9  pro 
dosi)  können  zur  Anwendung  gelangen.  Daneben  sind  Klystiere 
mit  Balzwasser  oder  einem  Aufguß  von  Folia  Sennae,  eventuell 
Seifenklystiere  anzuwenden,  oder  intern  Aq.  laxativa,  eventuell 
magistraliter  als  Tee. 

Rp.  Fol.  Sennae  15fl 
Mann,  com., 
Magn.  eulf.  aa.  10 fi. 
DS.   Tee  (Portion  für  1—2  Tage), 

am  besten  Ol.  Ricini  in  heißer  Milch  gegeben,  täglich  2 — 3  Dosen 
ä  50  g.  Belladonnapillen  und  Abführmittel  —  natürlich  in 
geringer  Dosis  —  sind,  auch  wenn  die  Schmerzen  bereits 
nachgelassen  haben  und  Stuhl  bereits  erfolgt  ist,  noch  durch 
2 — 3  Tage  weiter  zu  geben. 

Außer  dem  bisher  Angeführten  sind  anzuwenden:  heiße 
Umschläge  auf  den  Bauch,  lauwarme  Bäder;  gegen  den  Brech- 
reiz Eispillen.  Als  Nahrung  nur  Milch  (eventuell  eisgekühlt) 
löffelweise. 

Nach  Ablauf  des  Anfalles  allmählich  vorsichtige  Rück- 
kehr zur  normalen  Diät  —  häufig  wird  Pleisch  besonders 
schwer  vertragen  —  und  strengste  Vermeidung  von  Diät- 
fehlern. Sorge  für  regelmäßigen  Stuhl. 

Zur  Zeit  des  Auftretens  der  nach  einem  Kolikanfall 
nicht  seltenen  Albuminurie:  absolute  Milchdiät,  Weglassen 
aller  die  Nieren  reizenden  Abführmittel  (Senna,  Magn.  sulf ur. !). 

Für  länger  fortbestehende  Beschwerden  von  Seite  des 
Magens  Stomachika,    Salzsäure;   schließlich  Karlsbader  Kur. 

Ferner  Behandlung  des  bestehenden  allgemeinen  Satur- 
nismus: 

Rp.  Kal.(Natr.)jodatilOfi 
Aq.font.  ad  200,0. 
DS.  2—3  Eßlöffel  täglich. 


250  SATUBNISMüS. 

Das  Jodpräparat  entweder  je  1  Eßlöffel  nach  den  Haupt- 
mahlzeiten, oder  die  gesamte  Tagesdosis  morgens,  nüchtern, 
eine  Stande  vor  dem  Frühstück  in  Yg  Crlas  Milch  genommen. 

Roborierende  Diät,  bei  gutem  Kräftezustand  Schwitz- 
bäder; von  manchen  Seiten  Schwefelbäder  (Badener  Kor) 
empfohlen. 

Zar  Behebung  des  Bleisaumes  Zahnpflege.  Entfernung 
des  Zahnsteines.  Pinseln  des  Zahnfleisches  mit  adstringierenden 
Zahntinkturen. 

Rückkehr  zur  Bleiarbeit  womöglich  erst  nach  Verschwinden 
aller  Krankheitssymptome  (mit  Ausnahme  des  Bleisaumes). 
Nach  Ablauf  der  Kolik  —  auch  wenn  Patient  beschwerde- 
frei —  noch  mindestens  8tägige  Arbeitspause  (sonst  rasches 
Rezidiv !). 

Bei  Erscheinungen  von  Seite  des  Cerebrum  (Encephalo- 
pathia  saturnina),  Cephalalgie,  Schwindel,  Aufgeregtheit,  Hallu- 
zinationen, epileptiformen  Anfällen  heiße  Einpackungen,  wenn 
es  der  Zustand  erlaubt.  Dampf  kästen  oder  Schwitzbäder.  Milch- 
diät (Hebung  der  Diaphorese  und  Diurese),  Abführmittel.  Brom- 
präparate in  großen  Dosen,  am  besten  mit  Jodpräparaten 
kombiniert. 

Rp.  Natr.jodat., 

Natr,  bromat.  aa.  lOfi 
Aq.font.  ad  200,0, 
DS.  3  Eßlöffel  täglich. 

Auch  nach  Ablauf  der  Erscheinungen  länger  dauernde  odei 
womöglich  dauernde  (in  praxi  stets  sehr  schwer  erreichbar!) 
Enthaltung  von  Bleiarbeit.  Keinesfalls  Rückkehr  zu  derselben, 
solange  noch  Erscheinungen  von  Seite  des  Nervensystems 
(erhebliche  Steigerung  der  Patellarref lexe !)  vorhanden. 

Die  übrigen  durch  Intoxicatio  saturnina  hervorgerufenen 
Symptomenkomplexe  erfordern  die  gebräuchliche  symptomatische 
Behandlung:  bei  Bleilähmung  Anwendung  des  galvanischen, 
später  faradischen  Stromes  und  Massage;  Bleigicht  Salizyl- 
präparate;  Nephritis  chronica  Regelung  der  Diät.  Eine  Zeit- 
lang Milchdiät  —  doch  ist  daneben  stets  das  Grundleiden 
zu  berücksichtigen  und  dasselbe  so  weit  als  möglich  durch 
die  oben  angegebenen  Mittel  zu  beeinflussen. 

L.  Teleky. 


SCHMERZBEHANDLUNG  IN  D.  NEUROPATHOLOGIE.     251 

SohmerzbehandlunginderNeuropathologie. 

Akroparästhesie  (Schmerz  and  morgeDdliches  Brennen 
in  den  Fingerspitzen)  wird  symptomatisch  1.  durch  faradi- 
sche Pinselung  der  Fingerspitzen  (täglich  1 — 3  Minuten, 
schmerzhafte  Stromstärke)  oder  Auflegen  der  Finger  auf  die 
Anode  eines  galvanischen  Stromes  (Plattenelektrode,  1 — 2  MA., 
täglich  2 — 4  Minuten)  behandelt;  2.  durch  überheiße 
Handbäder  (zeitlich  morgens  und  im  Laufe  des  Vormittags, 
10  Minuten,  32o  R). 

Daneben  hat  man  das  ursächliche  Leiden  zu  suchen  und 
beim  Ausfall  der  Ovarienfunktion  Ovarintabletten  (Wochen 
hindurch  2 — 4  täglich),  bei  vorhandener  Vergiftung  (Diabetes, 
Tetanie,  Alkohol,  Blei)  oder  Infektion  (Diphtheritis,  chronischer 
Gelenkrheumatismus  in  Arm-  und  Fingergelenken)  die  gang- 
baren Maßnahmen  zu  treffen.  Bei  Akroparästhesie  nur  einer 
Seite  ist  eine  beginnende  zerebrale  Störung  zu  vermuten  und 
Kälte  an  der  kontralateralen  Schädelhälfte  anzuwenden.  Bei 
schmerzhaften  Akroparästhesien  in  der  linken  Hand  können 
Veränderungen  an  den  Goronararterien  die  Ursache  sein: 
täglich  3 — 4mal  Diaretin  0,5  (darauf  stets  heißen  Tee),  in 
späteren  Wochen  kann  man  bei  guter  Wirkung  auf  1  bis 
2  Pulver  herabgehen;  bei  anfalls weisem  Auftreten  nützt  In- 
halation von  2  Tropfen  Amylnitrit.  Zur  Nachbehandlung  dient 
Jodnatrium  1,0  pro  die. 

Bei  Schmerzen  im  Bein  wird  es  sich  am  häufigsten  um 
Ischias  handeln;  diese  wird  anfänglich  durch  möglichste  Ruhe, 
Erhaltung  der  etwa  bestehenden  Körperverbiegung  und  Appli- 
kation von  Wärme  behandelt:  am  wirksamsten  finde  ich  2mal 
täglich  warme  Sitzbäder  (^/g  Stunde  lang)  mit  nachfolgender 
trockener  Umhflllung  der  gebadeten  Partie  (bei  Bettruhe  durch 
V2 — 1  Stunde).  Nur  bei  nächtlicher  Steigerung  der  Schmerzen 
ein  Anodynum  (Antifebrin  0,5  oder  Antipyrin  1,0  oder 
Phenacetin  0,8  oder  Pyramiden  0,5;  sind  die  angeführten 
Mittel  und  Dosen  unzulänglich,  so  vermengt  man  diese  Dosis 
mit  Morphium  0,005). 

Nach  einer  Woche  beginnt  die  faradische  Pinselung 
entlang  dem  Nerven  (täglich  2 — 3  Minuten ,  schmerzhafter 
Strom).  Ist  nach  3  Wochen  keine  Besserung  eingetreten,  so 
kommen  die  Galvanisation  (Anode  als  Platte  armiert,   stabil 


252  SCHMERZBEHANDLUNG  IN  D,  NEUROPATHOLOGIE. 

auf  die  einzelnen  SchmerasteUen ,  2 — 3  MA*,  3 — 5  Minuten) 
und  thermische  Prozeduren  an  die  Reihe:  Heißluft  (V*  bis 
8/4  Stunde)  oder  Wannenbäder  (20—30  Minuten  mit  Nach- 
schwitzen von  1/4 — V2  Stunde)  oder  Dampfbäder  (10  bis 
15  Minuten  lang,  wiederholt  von  kalten  Duschen  unterbrochen) 
oder  Dampf kastenbäd er  oder  Fangoeinpackungen  oder  schot- 
tische Duschen  mit  darauffolgendem  Halbbad.  Eine  andere 
Form  der  Wärmeapplikation  besteht  in  ^g — Isttindiger  Be- 
sonnung des  Rückens  und  der  Beine,  die  mit  einer  kurzen 
kalten  Waschung  abschließt.  In  chronischen  Fällen  wird 
der  Kranke  angewiesen,  die  Stelle  des  spontanen  Schmer- 
zes (1-  oder  2mal  täglich  durch  1/4  Stunde)  mit  einem  belie- 
bigen Liniment  zu  frottieren  und  die  behandelte  Stelle  für 
eine  Stunde  trocken  einzubinden. 

Hat  man  nach  Monaten  noch  keinen  Erfolg  aufzuweisen, 
dann  ist  Pistyaner  oder  Badener  Kur  für  3 — 4  Wochen  an- 
gezeigt, oder  der  Arzt  massiert  die  Druckpunkte  mit  sanfter 
Petrissage  (eventuell  darauffolgender  Vibration).  Bei  persi- 
stierender Ischias  verwende  ich  Bier  sehe  Saugapparate  an  der 
Austrittsstelle  und  im  Bereiche  der  Nervenwurzeln  des  4.  bis 
5.  Lendenwirbels  (täglich  1  Stunde  lang,  1 — 2  Wochen)  oder 
Gegenreize  an  den  genannten  Stellen  (Senfpapier,  Alkobol- 
verband,  Kantharidenpflaster  12  Stunden  mit  darauffolgender 
Applikation  von  üng.  Mezerei  1 — 2  Wochen  hindurch)  oder 
Einpackung  des  ganzen  Körpers  (18®  R  V2 — 1  Stunde  täglich). 
Manchmal  bewährt  es  sich,  die  Austrittsstelle  am  Foramen 
ischiaticum  (1 — 2  Wochen  hindurch ,  täglich  mehrere  Stunden 
lang)  mit  einem  Schrotbeutel,  1 — 2  hg^  zu  belasten.  Die  Wohnung 
muß  gegen  Westen  oder  Süden  gerichtet  sein,  wenn 
möglich  nicht  im  Parterre  liegen.  Vom  Aufenthalt  im  Glebirge 
oder  an  der  Meeresküste  ist  abzuraten,  windgeschützte  Gegend, 
frei  von  Niederschlägen,  sonniges  Flachland  oder  breites  Tal 
bind  für  die  Kranken  vorteilhaft.* 

Andere  Ursachen  für  lokalisierten  Beinschmerz  sind 
Meralgla,     Achillodynie    und    Arteriosklerose.     Die 


*  Die  Injektionen  mit  steriler  Luft,  Sohle  ich  scher  Lösung  oder 
Alkohol  haben  sich  in  den  schweren  Fällen  nicht  bewährt.  Passive 
Nervendehnnng  oder  Heilgymnastik  haben  nur  sehr  selten  eine  Heil- 
wirknng;  dasselbe  gilt  vom  Einnehmen  des  Salizyl  und  Jodnatron. 


SCHMERZBEHANDLUNG  IN  D.  NEÜROPATHOLOGIE.     253 

Meralgia  (schmerzhafte  Parästhesien  an  der  Außenseite  des 
Oberschenkels)  verlangt  Schonnng  des  betreffenden  Beins, 
indem  das  andere  zumeist  als  Standbein  verwendet  wird. 
Täglich  kalte  Waschung  der  Bchmerzstelle ,  3mal  wöchent- 
lich Anode  stabil  durch  3 — 5  Minuten.  Auch  Alkoholverband. 
Belten  trifft  man  als  Grund  für  die  Meralgia  Plattfuß  oder 
Diabetes. 

Die  Achillodynie  und  Tarsalgie  wird  mit  Massage, 
heißen  Fußbädern  und  nachfolgenden  Jodeinreibungen  (8  bis 
10  Wochen)  behandelt,  worauf  bei  Erfolglosigkeit  ein  chirur- 
gischer Eingriff  gerechtfertigt  ist. 

Der  durch  Sklerose  der  Muskelarterien  erzeugte  Schmerz 
beim  Gehen  (intermittierendes  Hinken)  wird  durch  wochen- 
langes Liegen,  warme  Bäder  und  Jodglyzerineinreibungen  (1  ®/o), 
innerlich  Jodnatron  behandelt.  Diuretin  ist  unwirksam. 

Gesiehtsschmerz  (zentraler  Tic  douloureux)  verlangt 
3mal  täglich  Thermophor,  möglichste  Einschränkung  des 
Redens,  nur  breiige  oder  flüssige  Speisen  (lauwarm !),  täglich 
wässerige  Stühle,  schwellende  Faradisation  an  den  Schmerzstellen 
(1  bis  2  Minuten  täglich),  1  Woche  lang  Methylenblau  (c.  Pulv. 
nucis  moscati  aa.  0,1  ad  capsul.  amyl.,  1 — 2  Kapseln  täglich). 
Bleibt  dieses  Verfahren  nach  einer  Woche  ohne  Wirkung,  ver- 
sucht man  Aconitin.  cryst.  (nur  das  französische  Präparat !). 
Man  läßt  mit  einer  weichen  Pillenmasse  (Tragant,  Sacch.  lact., 
Glyzerin  aa.)  Pillen  machen,  welche  0,0003  Aconitin  enthalten, 
und  beginnt  mit  2  Pillen  täglich.  Solange  nicht  Kältegefühl 
und  Prickeln  am  ganzen  Körper  sich  zeigt,  darf  man  jeden 
2.  Tag  um  eine  Pille  steigen  bis  zu  10  Pillen.  Man  soll 
alhnählich  die  toxische  Wirkung  (Parästhesien  am  ganzen 
Körper)  erreichen ;  mit  derselben  fällt  auch  die  Schmerzstil- 
lung zusammen.  Ist  dies  erreicht,  bleibt  die  Dosis  1 — 2  Wochen 
dieselbe  und  wird  dann  allmählich  vermindert.  Wenn  man 
mit  10  Pillen  keinen  schmerzstillenden  Effekt  erzielt  hat,  ist 
die  weitere  Medikation  einzustellen.  Auch  Karbolpillen  (k  0,05, 
2 — 6mal  täglich)  sind  zu  versuchen ;  Schokoladeüberzug  oder 
ein  stark  riechendes  Konspergenz  ist  anzuraten.  Blieb  der 
Sehmerz  nach  2 — 3  Wochen  noch  unbeeinflußt,  so  nützen 
nur  kalte  Waschungen  i.  1.  doloris  (3mal  täglich  durch 
mehrere  Minuten)  und  innerlich  ein  Jodbromgemenge  (Jod- 
natron 1,0,  Bromnatron  4,0—6,0  einmal  täglich  in  Va  Liter 


254     SCHMEEZBEHANDLUNG  IN  D.  NEÜROPATHOLOGIE. 

Wasser).  Bei  Fettleibigen  wird  gleichzeitig  eine  Oertelkur  oder 
ausschließlich  vegetarische  Diät  eingeleitet ,  bei  Herabgekom- 
menen Mast  mit  Fett  und  Zucker.  Dieses  Verfahren  wird 
4 — 6  Wochen  fortgesetzt,  erst  dann  käme  der  chirurgische 
Eingriff  zur  Erwägung. 

Schmerz  bei  Hysterie  und  Neurasthenie.  Der  Kopf- 
druck wird  durch  lokale  Kälteanwendnng  günstig  beeinflaßt, 
ebenso  durch  festes  Umbinden  des  Kopfes,  Vermindenmg  der 
Berufstätigkeit,  Aufenthalt  in  ruhiger  Umgebung,  Hochgebirge 
und  Meeresufer.  Wärme,  Lärm,  Gerüche,  schlechte  Luft, 
seelische  Inanspruchnahme  sind  zu  vermeiden.  Milde  fara- 
dische Striche  an  den  Schläfen  oder  Durchleitung  eines  gal- 
vanischen Stromes  von  einer  Schläfe  zur  anderen  (1  MA., 
2 — 3  Minuten  unter  Ein- .  und  Ausschleichen)  jeden  2.  Tag 
sind  in  jedem  Falle  heranzuziehen.  Findet  man  an  der  Schläfen- 
linie oder  an  den  Nackenlinien  des  Hinterhaupiknochens 
druckempfindliche  Stellen,  so  sind  diese  täglich  5 — 10  Minuten 
zu  kneten  (6 — 8  Wochen  lang).  Hervorzuheben  ist  für  den 
Kopfdruck  der  Wert  reichlicher  Mahlzeit  mit  Zwischenmahl- 
zeiten (selbst  bei  Fettleibigen)  und  täglicher  dünner  Stuhl- 
entleerungen. Wirkt  das  alles  nicht,  so  erreicht  man  durch 
vollkommene  Abstinenz  von  Berufstätigkeit  und  Aufenthalt 
in  einem  Sanatorium  (6 — 8  Wochen  lang)  mit  Gebranch 
kurzer  kühler  Allgemeinprozeduren  sichere  Besserung. 

Rückenschmerz  wird  durch  Aufklärung  des  Kranken 
(nach  umständlicher  Untersuchung)  und  tägliche  galvanische 
Behandlung  (labiles  Streichen  2 — 3  MA.,  3 — 5  Minuten)  oder 
faradische  Pinselung  des  Rückens  mit  daranschließender  Kalt- 
waschung der  Genitalien  (5  Minuten)  geheilt.  Bleibt  der  Er- 
folg nach  1 — 2  Monaten  aus,  so  geht  man  zu  Halbbädern, 
Kohlensäurebädern  (25® R,  10  Minuten),  prolongierter  Nacht- 
ruhe, geschlechtlicher  Temperenz  über. 

Hat  man  anders  lokalisierte  Schmerzen,  so  werden 
dieselben  lokal  behandelt:  mit  trockener  Wärme,  Belastung 
durch  Schrotbeutel  (1 — 2  kg\  schwellendem  faradischen  Strom, 
stabiler  Anode,  Einreibung  riechender  Linimente,  Massage 
durch  den  Arzt,  reizenden  Umschlägen  oder  mittelst  eines 
Anodynums  (2 — 3mäl  tägl.).  Auch  kann  man  in  die  betref- 
fende Stelle  50  Funken  einer  Influenzmaschine  einschlagen 
lassen.  Hier  bleibt  der  Erfolg  selten  aus. 


SCHMEßZBEHANDLüNG  IN  D.  NEÜEOPATHOLOGIE.  255 

Bei  vagierenden  Schmerzen  ist  lokale  Behandlung  nicht 
angezeigt,  dafür  aber  kurze  laue  Bäder  und  reichliches  Trinken 
von  Flüssigkeit  (z.  B.  eine  Lösung  der  Trunecekschen  Salze: 
Sal  physiolog.,  2nial  täglich  1  Kaffeelöffel  auf  V2  Liter  Wasser). 
Auch  Klimawechsel  ist  bei  diesem  sehr  hartnäckigen  Symptom 
anzuraten. 

Kopfschmerz  auf  Grund  einer  Supraorbitalneuralgie 
heilt  innerhalb  8  Tagen:  beim  Einsetzen  der  Schmerzen  in 
den  Vormittagsstunden  ein  Nervinum  (Antifebrin  oder  Pyra- 
miden 0,5),  abends  heißen  Tee  zum  Schwitzen  und  an 
3  aufeinander  folgenden  Tagen  schwellenden  faradischen  Strom 
am  Supraorbitalpunkt  (1/2 —  1  Minute)^  Dauert  der  Schmerz 
länger  und  ist  Fieber  vorhanden,  so  fällt  die  Behandlung 
ins  Operationsgebiet  der  Rhinologen. 

Bei  Migräne,  die  seit  der  Pubertätszeit  in  Anfällen 
wiederkehrt:  genaue  Untersuchung  der  Augen  auf  Störung 
der  Akkommodation  oder  Refraktion,  auf  Glaukom  und  Iritis. 
Fällt  das  Ergebnis  negativ  aus,  so  versucht  man  1  Monat 
lang  Mästung  und  diätetische  Regulierung  des  Stuhls.  Blieben 
diese  Maßnahmen  ohne  Wirkung  auf  die  Anfälle,  so  sind 
tägliche  Bromdosen  vor  dem  Schlafengehen  (mit  3,0  beginnend) 
durch  1  Jahr  und  länger  das  empfehlenswerteste  Mittel.  Im 
Beginn  der  Kur  mildert  man  den  einzelnen  Anfall  durch 
künstlichen  Schweißausbruch  (Thermophor  i.  1.  doloris  und 
gleichzeitig  eine  Tasse  heißen  Tees). 

Die  erst  im  mittleren  Lebensalter  einsetzenden  migräne- 
ähnlichen Anfälle  sind  meist  Folge  von  organischen  Verände- 
rungen im  Gehirn  (hauptsächlich  Lues,  Metalues)  und  können 
nicht  sicher  bekämpft  werden;  der  einzelne  Anfall  wird  durch 
kalte  Umschläge  und  Nervina  .gemildert. 

Der  bei  chronischer  Vergiftung  auftretende  Kopfschmerz 
weicht  bei  Aufenthalt  in  freier  Luft  und  Schwitzprozeduren; 
folgende  Gifte  sind  in  Betracht  zu  ziehen:  Autointoxikation 
bei  schwerer  Stuhlverstopfnng,  Urämie,  Diabetes,  Blei,  Zink, 
Kohlenoxyd   (bei  Heizern   und  Köchen),    Alkohol,    Nikotin. 

Die  bei  Arteriosklerose  und  organischen  Hirnerkrankungen 
auftretenden  Kopfschmerzen  werden  durch  Applikation  von 
kalten  Umschlägen  oder  Kühlapparat  erträglich;  bei  konge- 
stiven Zuständen  im  Schädel  haben  mitunter  kalte  Umschläge 
am  Hals  und  Nacken  Erfolg.  Vorübergehenden  Effekt  erzielen 


256      SCHMERZBEHANDLUNG  IN  D.  NEÜROPATHOLOGIE. 

auch  6 — 12  Blutegel.  Bei  Hirntumor  wirken  wiederholte 
Spinalpunktionen  (mit  Entleerung  nur  geringer  Mengen) 
schmerzstillend.  Der  nach  Mittelohreiterung  auftretende  Hinter- 
hauptschmerz wird  operativ  behandelt  (nicht  lange  zuwarten !). 

Erenzschmerz  der  Arbeiter  (Lendenzerrung) :  trockene 
Wärme  (Thermophor  3mal  täglich  1  Stunde)  oder  Bier  sehe 
Saugung  (täglich  1  Stunde  i.  1.  doloris).  Vor  dem  Schlafen- 
gehen ein  Anodynum.  Dauert  der  Schmerz  länger  als  1  Woche, 
wird  die  Schmerzstelle  täglich  faradisiert  (starkier  Strom)  oder 
mit  anderen  Gegenreizeu  (Senfpapier,  Alkoholumschlag,  Empl. 
oxycroceum)  bedacht  oder  der  Heißluftbehandlung  zugeführt. 
Zur  Nachbehandlung  eignet  sich  2mal  täglich  Rumpfgymnastik. 
Steckt  dahinter  Spondylitis,  chronische  Meningitis  spinalis, 
ein  Kektumkarzinom  (Schmerz  in  der  Sakralgegend)  oder 
Perimetritis  (Schmerz  in  der  Sakralgegend),  gelten  andere 
Verfahren. 

Nervöser  Magenschmerz  (falls  Cholelithiasis ,  Appen- 
dizitis, Ulcus  oder  Carcinoma  ventriculi  vorher  ausgeschlossen 
werden  können) :  diätetische  Maßnahmen  (häufige  Mahlzeiten, 
viel  Butter,  Speck  und  Sardinen,  vornehmlich  Fleischkost, 
indes  jegliche  Form  der  Amylacea  und  Gewürze  einzuschränken 
oder  zu  vermeiden  ist;  kein  Kaffee  oder  Tee,  kein  Alkohol), 
Natron  bicarbonicum  oder  ein  analoges  Speisepulver  (Y2  Stunde 
vor  und  IV2  Stunden  nach  den  Mahlzeiten).  Auf  nüchternem 
Magen  laues  Karlsbader  Wasser.  Nach  den  Hauptmahlzeiten 
1  Stunde  liegen.  Im  Anfall  5 — 10  Tropfen  Menthol  (1,0  ad 
Spir.  10,0),  wenn  das  nicht  wirkt,  Morphium  0,01. 

Neuritis,  wenn  sie  akut  und  fieberhaft  verläuft:  absolute 
Bettruhe  und  Nervina  (vgl.  Ischias),  2  Pulver  in  einstttndiger 
Zwischenzeit  vormittags  und  2.  Pulver  gegen  Abend.  Bei  der 
chronischen  Polyneuritis  wird  täglich  warm  gebadet  (20  bis 
80  Minuten) ,  darauf  folgt  eine  trockene  Einpackung  der 
affizierten  Körperteile  (1  Stunde);  man  kann  Steinsalz  oder 
Meersalz  (2 — 4  kg)  zusetzen.  3mal  wöchentlich  faradische 
Pinselung  (2 — 5  Minuten) ,  bis  die  Haut  davon  intensiv  ge- 
rötet ist.  Für  die  Nachtruhe  ein  stark  wirkendes  Nervinum. 
Bei  protrahiertem  Verlauf  tun  vegetarische  Diät,  Massage 
mit  anschließender  feuchter  Einpaekung  (18®R,  V2 — 1  Stunde), 
Thermen  (Baden,  Pistyan,  Gastein,  Teplitz)  gut.  In  veralteten 
Fällen    versucht  man   spirituöse  Einreibungen,    Sonnenbäder 


SCHMERZBEHANDLÜNG  IN  D.  NEUROPATHOLOGIE.     257 

(V2 — 1  Stunde)  mit  darauffolgendem  lauen  Bad  oder  kurzem 
kalten  Bad  (2—3  Minuten). 

Schmerz  bei  organischen  Teränderungen  am  Zentral- 
nervensystem ;  o^  T  a  b  e  s  (lanzinierende  Schmerzen,  Gürtelgef ühl, 
Rückenschmerz):  an  erster  Stelle  Pyramiden  (0,3 — 0,5  mehr- 
mals täglich),  Aspirin  (1,0)  oder  andere  Anodina  (vgl.  Ischias) 
werden  erst  dann  herangezogen.  Abends  eine  feuchte  Ein- 
packnng  beider  Beine  (16®  R,  1  Stunde).  Bei  diesem  chroni- 
schen Leiden  darf  auch  die  faradische  Pinselung  des  Rückens 
und  der  Beine  (3mal  wöchentlich  4 — 5  Minuten,  schmerzhafte 
Stromstärke)  nicht  unversucht  bleiben ;  dieselbe  soll  6  Wochen 
durchgeführt  werden,  um  nach  einer  Pause  von  1  Monat 
wiederholt  zu  werden.  Im  Anfall  nützt  manchmal  über- 
warmes Fußbad  (34<>R,  10  Minuten)  oder  kaltes  Fußbad 
(2 — 3  Minuten  unter  beständigem  Frottieren  der  eingetauchten 
Füße).  Südliches,  windstilles,  gleichmäßiges  Klima  (Meran!) 
macht  die  Schmerzen  seltener.  Auch  können  Gasteiner 
Bäder  nützen,  ebenso  (als  ultimum  refugium)  eine  Schmier- 
kur (4  Wochen). 

h)  Bei  Kompressionsmyelitis  (Spondylitis,  Neuge- 
bilde der  Wirbelsäule  oder  Tumor  intrameduUaris)  absolute 
Bettruhe  (wenn  möglich  Seitenlagerung)  und  den  größten 
Teil  des  Tages  Kühlapparat  i.  1.  morbi;  späterhin  Gipsbett 
und  Gipsmieder.  Vorübergehenden  Erfolg  erzielen  8 — 12  Blut- 
egel. Rückhaltsloser  Gebrauch  von  Anodynis  und  Morphium 
(vgl.  die  Anwendungsformen  bei  Ischias  und  fieberhafter 
Neuritis). 

c)  Chronische  Meningitis  spinalis:  Jodnatrium 
(1 — 3,0  pro  die),  Schmierkur. 

d)  Die  Schmerzen  bei  Tetanie  werden  durch  warme 
Handbäder  (3mal  tgl.  5— 10  Minuten,  32<^R)  oder  Wannen- 
bäder (tgl.  einmal  28<^R,  30  Minuten)  und  Bromnatron  2mal 
tgl.  3,0)  erträglich. 

e)  Schmerz  bei  Syringomyelie:  Kühlapparat  an  dem 
festgestellten  Segment,  Versuch  mit  Röntgenbehandlung, 
Anodyna. 

f)  Die  Schmerzen  bei  Paralysis  agitans  weichen  keinem 
Verfahren  und  führen  zum  chronischen  Morphinismus. 

Erben. 
Fellner,  Therapie  der  Wiener  Spezialärzte.  17 


258     SCHNELL.  FINGER.  —  SCHWANGERSCHAFTSERBR. 

Schnellender  Finger.  Meist  genügt  Anwendung 
fenchtwarmer  Umschläge^  Massage,  Friktion  des  Gelenkes  und 
der  Sehnenscheiden,  Bewegangsttbangen;  bei  Gicht,  Rhenma- 
tismos  entsprechende Allgemeinbehandinng.Bei schwereren 
Fällen  operative  Entfernung  der  pathologischen  Ursache 
(Sehnenverdicknng,  Neubildung  der  Sehnonscheide,  Exostose). 

Haadek. 

Schreibkrampf,  Klavierspielerkrampf,  Be- 
schäftigungsneurosen. Aussetzen  der  berufsmäßigen 
Arbeit;  beim  B.  muß  auch  jeder  Schreibversuch  unterlassen 
werden!  Massage  sämtlicher  Muskeln  von  Hand  und  Arm 
bis  zur  Schulter,  Streichung  der  Nerven  von  Schulter  gegen 
Finger  hin,  Vibriation  des  Plexus  brachialis  oberhalb  der 
Clavicula.  Galvanisation  mit  mäßig  starkem  Strom  (+  Elek- 
trode in  den  Nacken,  —  Elektrode  stabil  oberhalb  der  Cla- 
vicula, dann  mit  Rolle  den  ganzen  Arm  streichend).  Gymnastik : 
Manuelle  Widerstandsbewegungen  and  aktive  Bewegungen  mit 
sämtlichen  Muskeln  von  Fingern  bis  Schulter.  Massage  und 
Gymnastik  am  besten  zeitlich  getrennt.  Leichte  hydriatische 
Kur.  Im  weiteren  Verlaufe  der  Behandlung  methodische 
Schreibübungen;  Schreiben  mit  Bleistift,  weicher  Feder.  Ge- 
brauch von  eigens  konstruierten  Federhaltern  (B  um  scher 
oder  Guth  scher  Federhalter)  oder  Stütz  Vorrichtungen  (Nuß- 
bau msches  Brasselett,  Zabludowskischer  Apparat.  Bei 
anderen  Beschäftigungsneurosen  mechanische  Behandlang  in 
gleicher  Weise  durchzuführen.  Haudek. 

Schwangerschaftserbrechen.      Bei    geringem 

Schwangerschaftserbrechen  in  den  ersten  Monaten  mache  man 
die  Frau  auf  das  Physiologische  des  Vorganges  aufmerksam 
und  vertröste  sie  auf  das  baldige  Aufhören  in  den  folgenden 
Monaten.  Es  empfiehlt  sich,  das  Frühstück  —  am  besten  kalte 
Milch  —  liegend  im  Bette  einzunehmen  und  einige  Zeit  nachher 
liegen  zu  bleiben.  Bei  stärkerem  und  über  das  3.  Monat  hinaus- 
reichenden Erbrechen  innere  Untersuchung.  Liegt  eine  Retro- 
flexio  vor,  so  richte  man  den  Uterus  aaf,  sonst  bringe  man 
die  Patientin  aus  ihrer  Umgebung,  verbiete  jeden  Besuch, 
was  sich  nur  in  einer  Heilanstalt  durchführen  läßt,  lasse  die 
Frau  womöglich  ganz  horizontal  liegen  und  liegend  eisgekühlte 
Milch  löffelweise  eingeben.  Suggestive  Therapie,  insbesondere 


SCHWANGERSCHAFTSERBRECHEN.  -^  SEBORRHOEA.  259 

bestimmtes  Versprechen^  daß  nunmehr  die  Milch  gehalten 
werden  würde,  daß  man  allmählich  zu  anderer  Nahrung  über- 
gehen kann  usw.,  ist  dringend  geboten.  Von  den  inneren 
Mitteln  (Cerinum  oxydul.  0,3,  Orexinum  basicum  0,8)  ist 
wenig  zu  erwarten.  Magenausspülungen  haben  mitunter  gerade 
angünstigen  Einfluß.  Ziemlich  günstig  wirkt  wie  bei  allen 
Graviditätstoxikosen  Jodkali,  mitunter  hat  man  auch  von 
Bchilddrüsentabletten  guten  Erfolg. 

Kommt  die  Patientin  stark  herunter,  hält  sie  gar  keine 
Nahrung,  dann  muß  die  Schwangerschaft  beendigt  werden. 
Bei  geeigneter  Therapie,  insbesondere  Anstaltsbehandlung, 
wird  sich  aber  dieser  Fall  sehr  selten  ereignen. 

0.  0.  Fellner. 

Seborrhoea. 

d)  B*  oleosa.  Ablösen  der  fettigen  Schuppen  mit  öl 
(Ol.  olivarum,  Ol.  jec.  Aselli  etc.)  oder  Salbenverbänden  (üng. 
diachyl.  Hebrae ,  Borsalbe).  Hernach  Gebrauch  von  Schwefel- 
salben (5 — lOVo),  Teer-Ichthyolsalben. 

In  milderen  Fällen  genügen  Waschungen  mit  alkalischen 
Seifen  (Krankenheiler  Jodsodaseife,  Schwefelseifen)  und  nach- 
folgende Einreibungen  spirituöser  Lösungen  von  Acid.  salicyl. 
(1 — 2^0))  Resorcin,  Tannin  etc. 

h)  S.  sicca,  besonders  am  behaarten  Kopf,  an  den 
Augenbrauen,  an  der  Haut  des  Gesichtes,  soweit  es  bebartet 
ist,  lokalisiert. 

Viel  verwendet,  häufig  von  Nutzen  ist  die  Lassar  sehe 
Haarkur.  Dieselbe  besteht  aus  den  folgenden  Prozeduren: 

1.  Entfettung  und  Reinigung  des  Haarbodens  mit 
Hebraschem  Seifengeist  oder  Teerseife.  Nach  Abtrocknung 
des  Haares  Einreiben  des  Haarbodens  mit 

2.  Rp.  SoXuU  hydrary,  bichl.  corr.  0,5 :  160, 

Glyeerini, 
Spirit.  vin,  aa.  50. 

3.  Frottieren  des  Haarbodens  mit 

Rp.  ß-NaphthoU  0,25—0,5 
Alhoh.  absolut.  200. 

4.  Einölen  mit 

Rp.  Acid.  salicyl.  2, 
T.  henzoes  3, 
Ol.  olivarum  nd  100. 

17* 


260  SEBORRHOEA.  —  SKABIES. 

Von  großem  Nützen  ist  die  Applikation  des  Schwefels, 
gewöhnlich  als  ßchwefelsalbe,  z.  B.  nach  der  Un naschen 
Formel: 

Rp.  Sulfur.  praecip.  5 — 10, 
Ol.  Cacao  15, 
Ol.  amygd.  30, 
Ol.  hergamott.  gtts.  nonnull. 

oder  in  Kombination  mit  Resorcin  2^/q. 

Ferner  spirituöse  Lösungen  von  Teer  und  Teerpräparaten 
(Anthrasol,  Liq.  carbon.  detergens  anglic),  Teerseifen  (Pittylen- 
kaliseife,  Scheerings  flüssige  Teerseife).  Das  viel  verwendete 
Captol  hat  mich  fast  regelmäßig  im  Stiche  gelassen. 

S.  Grosz. 

Singultus.  Entfernung  der  etwaigen  Ursache:  also 
Beseitigung  der  Affektionen  des  Magens,  des  Uterus,  Prostata, 
Gallen-  und  Nierensteine. 

Faradische  Reizung  der  Haut  in  der  Höhe  des  Zwerch- 
felles. Galvanisation  des  Nervus  phrenicus,  Senfteig  auf  die 
Magengegend.  In  schweren  Fällen  Narkotika.  Bei  Hysterischen 
Valeriana  und  Asa  foetida  und  vor  allem  psychische  Be- 
handlung. V.  Czyhlarz. 

Skabies.  Der  ganze  Körper  außer  Hals  und  Gesicht 
wird  einmal  mit  Unguent.  sulfur.  Wilkins.  (Salbe  hat  un- 
angenehmen Geruch  und  verdirbt  die  Wäsche)  oder  mit  Unguent. 
Naphtholi  compos.  Kaposi  (mit  Zusatz^von  ca.  10®/o  Flor,  sulfur.) 
dünn  eingerieben.  Insbesondere  genau  sind  einzureiben :  Hände, 
Finger,  Zwischenfingerfalten,  Handgelenke,  Ellbogen  an  der 
Streckseite,  Achselfalten,  Brustwarzen,  Nabel,  Bauch,  Gesäß, 
Glied  und  Hodensack,  der  innere  Fußrand.  Nach  der  Ein- 
reibung wird  der  Kranke  eingepudert,  3 — 4  Tage  später  wird 
ein  kurzes  Bad  genommen.  Bei  begleitendem  Ekzem  muß  das- 
selbe erst  mit  Lassar  scher  Paste,  Diachyl.-Pf  lästern  etc.  (siehe 
Ekzem)  behandelt  werden,  bevor  gebadet  wird.  Die  leichten 
Reizerscheinungen,  die  oft  nach  der  Einreibung  auftreten  und 
die  selbst  Jucken  erregen,  dürfen  nicht  zur  wiederholten  Kur 
verleiten.  Äußere  Reize,  wie  Schwitzen,  beengende  Kleidung, 
sind  während  und  nach  der  Kur  zu  vermeiden.  Unguent. 
Naphtholi  compos.  ist  wegen  der  bisweilen  auftretenden  Nieren- 


SKABIES.  —  SKARLATINA.  261 

reizungen  bei  Kindern  unter  4  Jahren  nicht  anzuwenden. 
Andere  Krätzemittel  sind:  lO^/o  Epikarinsalben ;  in  leichten 
Fällen  Balsam,  peruvian.  pur.  oder  Peruolcreme  oder  Styrax 
in  ca.  20%igen  Baiben. 

Rp.  Styr.  Uquid.f  oder     Rp.  Styr,  liquid,, 

Balsam,  peruv.j  Flor,  sulfur., 

Ol,  olivar.  aa.  33,0.  Cret.  alh.  aa.  10,0 

DS.  Salbe  gegen  Krätze.  Sap,  vit*id., 

Axung.  porc.  aa,  20,0. 
DS.  Salbe  gegen  Krätze  (Weinberg), 

Diese  Salben  werden  durchschnittlich  2mal  dünn  ein- 
gerieben. Nachbehandlung  wie  oben. 

Die  französische  Schnellkur  besteht  /in  10 — 20  Minuten 
langer  Einreibung  mit  Sapo  viridis,  darauf  halbstündiges  Bad 
mit  Seifenwaschung  und  Abreibung.  Nach  dem  Trocknen 
Applikation  der  Hardy sehen  Salbe,  die  nach  24  Stunden 
abgewaschen  wird: 

Rp.  Flor,  sulfur,  1,00 
Kai.  carbon,  6fi 
Axung,  porc.  60,0, 
M,  f.  u,  D.  S,  Hardysche  Salbe. 

Fasal. 

Skarlatina.  Prophylaxe:  Sofortige  strengste  Isolie- 
rung des  Patienten  und  seiner  Pflegepersonen,  eventuell  dessen 
Abgabe  in  ein  Krankenhaus.  Falls  andere  Kinder  in  der 
Familie,  so  müssen  dieselben  2  Wochen  vom  Tage  der  Isolierung 
an  von  der  Schule  etc.  ferngehalten  und  unter  ärztliche  Kon- 
trolle gestellt  werden.  Eß-  und  Trinkgeschirre  des  Patienten 
sind  separat  zu  reinigen,  das  Krankenzimmer  ist  möglichst 
staubfrei  zu  halten;  zu  achten  ist  auf  tägliches  Aufwaschen 
des  Fußbodens  mit  2<*/oiger  Lysollösung,  häufiges  Wechseln 
von  Bett-  und  Krankenwäsche,  dieselbe  komme  unmittelbar 
nach  Gebrauch  in  2®/oige  Lysol-  oder  ö^oige  Karbollösung 
und  soll  hernach  ausgekocht  werden.  —  Kleider  sind  durch 
Dampf  oder  Formalin  zu  desinfizieren,  Ledersachen  nur  durch 
Formalindämpfe  oder  5®/oiges  Karbolwasser.  Die  Spielsachen 
des  Patienten  sind  zu  verbrennen.  Der  Kranke  soll  fleißig 
grugeln,  öfters  Hände  und  Gesicht  reinigen  und  durch  6,  besser 
8  Wochen  isoliert  bleiben.  Der  Arzt  vermeide  alles,  wodurch 


262  SKARLATINA. 

eine  Verschlepp  ang  der  Krankheitskeime  begünstigt  werden 
könnte. 

Therapie:  Das  Wichtigste  ist  eine  gewissenhafte  Pflege, 
sonst  Bettruhe  (bei  unkomplizierter  Scharlacherkrankang) 
durch  4  Wochen  in  geräumigem,  gut  ventiliertem  Kranken- 
zimmer; Temperatur  daselbst  15^  R.  —  Vorsicht  vor  Er- 
kältung. Temperaturmessung  und  Harnuntersuchung  sind 
während  der  ersten  4  Wochen  nicht  zu  unterlassen.  Sorge 
für  tägliche  Stuhlentleerung.  Die  Diät  während  der  Fieber- 
periode bestehe  womöglich  aus  Milch,  Gerstenkaffee,  Tee, 
Milchkakao,  Fruchtsäfte;  nach  Abfall  des  Fiebers  kommen  für 
die  ersten  4  Wochen  der  Erkrankung  in  Betracht:  Milch- 
speisen,  Weißbrot,  leichte  Mehlspeisen  (womöglich  ohne  Eier- 
zusatz), Butter,  Hobig,  nicht  blähende  Gemüsearten  sowohl 
im  frischen  wie  im  gedörrten  Zustande,  Dunstobst,  Apfel- 
püree oder  gebratene  Äpfel,  falsche  Suppen  ohne  Gewürze 
und  mit  geringem  Salzgehalt. 

Verboten  ist  während  dieser  Zeit:  Fleischsuppe,  Fleisch 
in  jeder  Form,  Eier,  Spargel,  Petersilie,  rohes  Obst,  alkohol- 
haltige Getränke. 

Bei  schwerem  Verlaufe  und  anscheinend  ungünstiger 
Prognose :  Injektion  von  Scharlachsernm  so  früh  als  möglich. 
Serummenge  100 — 200  ctn^  Injektionsstelle  ist  am  zweck- 
mäßigsten die  gut  gereinigte  Bauchhaut,  man  vermeide  wegen 
Infektionsgefahr  und  Schmerzen  mehr  als  eine  Einstichstelle. 
Hauptbedingung  bei  der  Seruminjektion  ist  strengste  Asepsis ; 

Bei  hohem  Fieber  reichliche  Zufuhr  von  Flüssigkeiten 
und  kühle  Packungen  (18 — 22<>  R);  kühle  Bäder  sollen  unter- 
bleiben, interne  Antipyretika  sind  zwecklos.  Die  Herzschwäche 
bei  schweren  Fällen  muß  sofort  energisch  bekämpft  werden: 
Exzitantien  in  großen  Dosen,  selbst  Alkoholika  sind  da  im 
Anfangsstadinm  ausnahmsweise  und  reichlich  anzuwenden. 
Intern  und  subkutan  gebrauche  man  ferner  Digitalis  respekt. 
Digalen  0,15—0,3  pro  die,  Coffein,  natr.  salicyl.  0,3 — 0,5 
pro  die,  offizinelles  Kampferöl  subkutan  3 — 6  Pravazspritzen 
täglich. 

Die  Angina  scarlatinosa  behandle  man  durch  fleißiges 
Gurgeln  mit  27o  Wasserstoffsuperoxyd,  37o  Borwasser  etc. 
oder  noch  besser  durch  häufiges  Besprayen  des  hinteren 
Rachenabschnittes  mit  obigen  Lösungen. 


SKARLATINA.  —  SKOLIOSE.  263 

DrüsenschwelluDgen  sind  durch  warme  Kataplasmen^ 
5 — lO^/oigö  Jod-  oder  Ichthyolsalben,  falls  Vereiterung  auf- 
tritt, möglichst  bald  durch  Inzision  zu  behandeln. 

Gegen  die  Rhinitis  versuche  manr  die  Einführung  von 
2®/oiger  gelber  Präzipitatsalbe  oder  37oigcr  Borvaseline  mittelst 
kleiner  Wattetampons  in  die  Nasenöffnungen. 

Bei  Otitis  suppurativa  möglichst  frühzeitige  Para- 
zentese. 

Gegen  Scharlachrheumatismus:  Aspirin  0,25 — 0,5 
mehrmals  täglich,  Einpackung  der  Gelenke  (Liquor.  Burrowii 
1  :.5  Aq.). 

Bei  Nephritis:  Einhaltung  der  früher  erwähnten  Diät, 
strenge  Bettruhe,  bei  Schmerzen  warme  Prießnitzumschläge 
in  der  Nierengegend. 

Tritt  Urämie  auf:  Blutentziehnng.  Am  einfachsten  er- 
folgt dies  durch  Anlegen  von  4 — 6  Blutegeln  in  der  Gegend 
der  Warzenfortsätze  oder  durch  Venaesectio,  wobei  man  etwa 
100  cm^  Blut  abfließen  läßt.  Die  Venaesectio  hat  den  Vorteil 
der  Asepsis  und  der  besseren  Kontrolle  über  die  Blutung. 

An  die  Blutentnahme  schließe  man  eine  subkutane  In- 
fusion mit  physiologischer  Kochsalzlösung  (100 — 150  cm^)  an. 

Moser. 

Skoliose  (Rückgratverkrümmung).  Prophylaxe: 
Kräftigung  des  Organismus  durch  entsprechende  Ernährung 
und  körperliche  Erziehung,  besonders  nach  schwereren  Er- 
krankungen. Vermeidung  und  Bekämpfung  der  Gelegenheits^ 
Ursachen:  in  den  ersten  Lebensjahren  bei  schwächlichen 
Kindern  zu  frühes  Aufsetzen  und  ständiges  Herumtragen  auf 
demselben  Arm,  Führen  an  derselben  Hand.  Solche  Kinder 
sollen  möglichst  lange  horizontal  liegen,  am  besten  auf  flacher 
Roßhaarmatratze  mit  flachem  Kopfkissen  (auch  für  die  späteren 
Lebensjahre  zu  empfehlen!). 

Kräftigung  gegen  Strapazen  des  Schulbesuches ;  allgemeine 
Kräftigung  des  Körpers  durch  Gymnastik,  Schwimmen,  Schlitt- 
schuhlaufen, Vermeidung  von  körperlicher  und  geistiger  Über- 
bürdung, während  der  Schulzeit  zahlreiche  Erholungspausen, 
Anwendung  richtig  gebauter  Schulbänke  (Höhe  des  Sitzes  */?> 
Breite  Yb  der  Körperlänge;  verschiebliche  Pultplatte  bei 
Neigung  von  15®  zur  Herstellung  der  negativen  „Distanz'^  beim 
Schreiben  und  Lesen,  reklinierte  Sitzlehne),  Anwendung  der 


264  SKOLIOSE.  —  SKORBUT. 

Steilschrift;  Überwachung  dnrch  8chnlärzte.  Tragen  der  Schul- 
mappen auf  dem  Rücken. 

Behandlung:  AUgemeinbehandiung  zur  Kräftigung  des 
Organismus  wie  bei  Prophylaxe;  Maßnahmen  gegen  spezielle 
veranlassende  Ursachen  (Rachitis,  Anämie,  Chlorose,  Kurz- 
sichtigkeit). Unterbrechung  oder  Einschränkung  des  Schul- 
besuches und  der  sitzenden  Beschäftigung. 

Einleitung  einer  speziellen  orthopädischen  Behandlang 
schon  bei  geringeren  Graden!  Gymnastik,  Massage  desRückens^ 
manuelle  Redression  und  Mobilisierung  der  Verkrümmung.  Selbst- 
redressionsübungen ;  am  zweckmäßigsten  ist  Durchführung  einer 
speziellen  Behandlung  in  orthopädischem  Institut.  Bei  schwereren 
Skoliosen  außerdem  Anlegung  eines  exakten  orthopädischen 
Korsetts  (Hessingsches  Korsett)  und  für  die  Nacht  erentuell 
Gipsbett;  ist  eine  rationelle  orthopädische  Behandlung  nicht 
möglich,  ist  für  die  Zeit  des  Schulbesuches  das  Tragen  eines 
Korsetts  zur  Korrektur  der  Haltung  auch  schon  bei  leichteren 
Skoliosen  mit  beginnender  Torsion  zu  empfehlen.  Bei 
schweren  Skoliosen  unbedingt  Korsett,  eventuell  Redressement 
im  Gipsverband  nach  vorausgeschickter  Mobilisierung. 

Haadek. 

Skorbut.  Hygienisch-diätetische  Behandlung: 
Reichlicher  Genuß  frischer  Luft,  zweckmäßige  Ernährung, 
Gemütserheiterung.  In  der  Ernährung  ist  Abwechslung  und 
reichliche  Zufuhr  frischer  Pflanzenkost  von  Wichtigkeit  — 
neben  Fleisch,  Fett  und  Kohlehydraten  frische  grüne  Gemüse 
(Kresse,  Sauerampfer,  Löffelkraut),  frisches  Obst,  namentlich 
säuerliche  Beeren,  als  Getränk  Obstmost,  Limonade,  Bier, 
Kefir,  Kumys.  Empfohlen  wird  auch  die  Darreichung  von 
Bierhefe,  mehrmals  täglich  1  Kaffeelöffel. 

Medikamentöse  Therapie:  Chinarinde,  Eisen,  Arsen, 
Jodpräparate. 

Rp.  Decoct.  cortic,  Chinae  e  10 fi  ad  200,0 
Acid.  muriat.  gtts,  XV 
Syrup.  cortic.  aurant.  20,0. 
S.  2stündlich  1  Eßlöffel. 
Rp.   Tct.  nervinotonic.  Bestuscheffii  20,0. 
S.  2mal  täglich  10  Tropfen  in  Wasser  oder  Wein. 

Gegen  die  hämorrhagische  Diathese  Ergotin. 


SKORBUT.  —  SKROFULÖSE.  265 

Rp.  'Ergotini  puri  2,0 
Aq,  destilL  150 fi 
Aq.  lauroceras.  5,0 
Syrup,  moror,  20 fi. 
S,  28tündlich  1  Eßlöffel. 

Gegen  die  Zahnf leisehaf f ektion  Bepinselang  mit 
Tct.  Myrrhae,  Tct.  Ratanhiae^  Tct.  Gallaram  aa.^  AasspUlangen 
mit  2*^/oiger  Tanninlösang.  Geschwüre  werden  mit  dem  Lapis- 
stift geätzt,  schmerzhafte  Muskelinfiltration  mit  Einreibungen 
von  Chloroformin,  Olei  oliv.  aa.  behandelt.  Bei  hochgradiger 
Anämie  im  Gefolge  hämorrhagischer  Exsudate  in  den  serösen 
Höhlen  Infusion  von  200 — 250  cm^  körperwarmer  0,77oiger 
Kochsalzlösung,  Exzitantien :  Wein,  starker  Kaffee,  Kampfer- 
injektionen. 

Hautpflege:  Kühle  Bäder,  Duschen,  Waschungen  mit 
verdünnten  Spirituosen  Lösungen  (Franzbranntwein,  Eau  de 
Cologne).  Kahane. 

Skrofolose.  Prophylaxe:  deckt  sich  mit  Tuber- 
kulose. (Siehe  diese!)  Besondere  Achtsamkeit  auf  Kinder 
8krofulo- tuberkulöser  Eltern.  Vorsicht  bei  der  Wahl  der 
Ammen,  Pflegepersonen,  Lehrer!  Verhütung  der  „Schmier- 
infektion^ bei  Kriechlingen  durch  erhöhte  Reinhaltung  der 
Hände,  hürdenähnliche  waschbare  Gehschulen.  Rechtzeitige 
Behandlung  des  Nasenrachenraumes,  seborrhoischer  Ekzeme. 
(Siehe  diese  Artikel!) 

Therapie:  Möglichst  viel  reine  Luft,  Sonne,  systematische 
t)berernährnng.  Wahl  des  Ortes:  Zur  Not  jeder  sonnige,  luftige 
Landort.  Besonders  zu  empfehlen  für  erethische  Form  wald- 
reiches Mittelgebirgsklima,  z.  B.  Salzkammergut,  Semmering, 
für  torpide  Form  Nordsee  (Wyk),  Adria  (cave  malariam!). 
In  der  Mitte  steht  die  waldreiche  Ostsee,  auch  die  großen 
Kärntner  Seen.  Spezifisch  Jodbäder  wie  Hall,  Darkau.  Sol- 
bäder oder  warme  Seewasserbäder  3mal  wöchentlich.  Wichtig 
auch  Winteraufenthalt:  Seeküste  oder  sonnige  Hochtäler  (Daves). 
ÜberernähruQg,  auch  bei  Fiebernden.  Besondere  Rücksicht 
auf  den  Geschmack  der  Patienten.  Milch  und  Milchspeisen  in 
jeder  Form,  Butter,  Eier,  Käse,  Fleisch,  daneben  auch  süße 
Mehlspeisen,  Obst,  Gemüse,  Kompott.  Regelmäßige  Körper- 
gewichtsbestimmung und  3mal  täglich  Temperaturmessung.  — 


266       SKKOFÜLOSE.  —  SONNENSTICH  U.  HITZSCHLAG. 

Schmierseif enbehandlung.  1  Kaffee-  bis  Eßlöffel  je  nach  der 
Körpergröße  täglich  wie  bei  Hg-Schmierkur  abends  3  Minuten 
verreiben  und  früh  abwaschen.  Am  Beginn  die  Empfindlichkeit 
der  Haut  prüfen:  am  1.  Tag  läßt  man  die  Seife  5  Minuten 
stehen,  steigt .  täglich ,  wenn  keine  stärkere  entzündliche  Re- 
aktion erfolgt,  eventuell  mit  Yaselin  aa.,  um  5  Minuten  bis 
auf  30.  Dann  kann  man  schon  die  ganze  Nacht  aushalten. 
2  Monate  fortsetzen!  —  Lebertran  allein  oder  mit  Kreosotal: 

ßp.  Creosotali  Sfi—6fl 
OL  jecor.asell.  100,0 
Saccharin  Oflö, 
Ä  3  Kaffeelöffel  täglich,  (Achtung  auf  Karholharn!) 

Ebenso  Sirolin  oder  Sorisin  3  Kaffee-  bis  Kinderlöffel 
täglich.  Bei  hervorstechender  Anämie  und  guter  Magenfunktion 
Syrnp.  ferr.  jodat.,  3mal  täglich  5 — 10  Tropfen  nach  den 
Mahlzeiten.  Bei  starker  Anorexie  Tct.  Chinae  comp.  ^/^  Stunde 
vor  den  Hauptmahlzeiten  10  Tropfen  bis  V2  Kaffeelöffel  in 
Zuckerwasser.  —  Chronische  Drtisenschwellungen,  namentlich 
am  Halse,  täglich  abends  mit  ^^j^x^em  Jodvasogen  5  Minuten 
sanft  einreiben.  2mal  täglich  Nasenspülung  mit  Haller  Jod- 
wasser. Therapie  spezieller  skrofulöser  Organerkrankungen 
siehe  die  betreffenden  Artikel!  Vermeide  gleichzeitige  An- 
wendung von  J  und  Hg!  (Ätzwirkung).      J.  K.  Friedjung. 

Sonnenfttich  und  Hitsschlag  (Insolation). 
Prophylaxe:  Leichte,  schattenspendende  Kopfbekleidung^ 
leichte,  poröse  und  weite  Kleider,  bei  Märschen  und  an- 
strengender Körperarbeit  Lüftung  aller  beengenden  Kleidungs- 
stücke, reichliche  Flüssigkeitszufuhr,  zeitweilige  Ruhepansen 
im  Schatten. 

Therapie:  Rasche  Unterbringung  an  einem  kühlen, 
schattigen  Orte,  Entfernung  der  Kleider,  kühles  Bad  mit 
kalten  Begießungen,  kalte  Umschläge  auf  Kopf,  Brust  und 
Nacken.  —  Bei  erhaltenem  Bewußtsein:  reichliche  Zufuhr 
von  Getränken,  Wasser,  Tee,  Kaffee;  bei  Bewußtlosigkeit: 
per  Klysma  Transfusion  einer  0,6o/oigen  Kochsalzlösung.  — 
Bei  eintretender  Asphyxie  und  Kollaps:  energische  und  lang 
fortgesetzte  künstliche  Atmung  nach  Sylvester,  sowie  Ana- 
leptika,    subkutane  Kampfer-   und  Ätherinjektionen,    intern: 


SONNENSTICH  ü.  HITZSCHL.  —  SPEEMATORRHÖE.     267 

Tinct.  Valeriana  aether.,  Balsam  vit.  Hofm.,  Wasser  mit  Wein, 
Kognak  oder  Rum  versetzt.  Oharas. 

Soor  der  Säuglinge.  Prophylaxe:  Bei  Brast- 
kindern  Reinhalten  der  Brustwarzen.  Reinigang  vor  dem 
Anlegen,  eventuell  auch  Benetzen  mit  3®/oiger  Boraxlösung. 
Mundpflege  des  Brustkindes  unnötig.  Beim  Flaschenkind  Aus- 
kochen der  Saughütchen,  eventuell  zarte  Reinigung  mit  steriler, 
in  20/Qige  Boraxlösung  getauchter  Gaze  oder  Gebrauch  des 
von  Escherich  empfohlenen  Borsäureschnullers  einmal  des 
Tags,  Aus  sterilisierter  Watte  und  Gaze  wird  ein  kleiner 
Lutscher  gefertigt,  der  folgende  Mischung  enthält: 

Rp.  Acid.  borte.  20,0 
Sacchan  0,1. 

Therapie:  Regelung  der  Ernährung.  Gebrauch  des 
Borsäureschnullers  mehrmals  des  Tags.  Eventuell  Tuschieren 
mit  l^/piger  Lapislösung.  A.F.Hecht. 

Spenuatorrhöe,  d.  l.  kontinuierlicher  oder  bei  ver- 
schiedenen Anlässen  unwillkürlicher  Abgang  von  Genitalsekret 
beim  Manne.  Leichtester  Grad  die  Urorrhoea  ex  libidine, 
meist  bloß  Drüsensekrete  (Schleim)  der  Urethra  vermischt 
mit  etwas  Spermaflüssigkeit.  Vermeidung  geschlechtlicher 
Erregung  ohne  Befriedigung.  Kalte  Waschungen,  kühle  Sitz- 
bäder. Defäkationsspermatorrhöe  bei  älteren,  gut  potenten  Män- 
nern bedeutungslos,  meist  Prostatorrhoe,  regelmäßiger  Koitus, 
Sorge  für  leichten  Stuhl;  bei  jüngeren  Leuten  Abstellung  von 
Masturbation  und  Sinnlichkeit.  Kühle  Sitzbäder,  Kühlsonden, 
Kühlung  der  Prostata  durch  Einlaufe  mit  Arzberger.  Das- 
selbe stets  bei  Miktionsspermatorrhöe.  Untersuchung  auf  Phos- 
phaturie! Bei  Herabkommen  und  Anämie  auch  Vibrations- 
massage der  Prostata. 

Eisenpräparate  mit  oder  ohne  Arsen,  Ergotin,  bei  ge- 
steigerten Sehnenreflexen  und  Spinalirritation  Brom,  Nux 
vomica.  In  schweren  Fällen  auch  Faradisation  des  Caput 
gallinaceum.  Zweiter  Pol  an  der  Lendenwirbelsäule  oder 
rektal  neben  die  Prostatata.  Moorbäder,  Luftkuren,  schwedi- 
sche Widerstandsgymnastik  der  Unterleib-  und  Schenkelmus- 
kulatur, nicht  Radfahren  oder  Reiten!  Sonstiger  Sport  mäßigen 


268     SPERMATORRHÖE.  —  SPONDYLITIS  TÜBERCULOSA. 

Grades  erlaubt  und  geboten.  Diät  je  nach  Ernährangsznstand 
mit  Aasschlnß  reizender  Speisen  und  Getränke  (siehe  Pollu* 
tionen).  Bei  vorhandenen  Tripperresten  im  Bleiche  der  ür. 
posterior  (Reizangsspermatorrhöe)  Beseitigung  durch  Lokal- 
therapie, Sedativa,  Brom,  Antipyrin,  Belladonna. 

Ullmann. 

Spina  bifida.  Therapie:  Bei  sonst  gesunden  und 
kräftigen  Kindern,  bei  welchen  anderweitige  Mißbildungen 
und  Lähmungserscheinungen  fehlen,  ist  die  rationellste  The- 
rapie der  plastische  Verschluß  nach  Bayer.  —  Hydrocephalus, 
schwere ,  irreparable  Mißbildungen ,  schwere  Lähmungen 
schließen  die  Operation  ans.  Bei  den  zur  Operation  nicht 
geeigneten  Fällen  Schutz  der  Infektion  der  Meningen  durch 
antiseptische  Maßnahmen  (Salbenverbände,  Punktion  bei  dro- 
hender Berstung  etc.).  Pupovac. 

Spitzfuß,  Pesequinus.  In  leichteren  Fällen  wird 
durch  Massage,  Gymnastik,  redressierende  Maßnahmen,  even- 
tuell durch  Tragen  eines  Schienenhtilsenapparates  mit  dorsalen 
sich  kreuzenden  Gummizügen  (von  Vorfuß  zum  Unterschenkel) 
die  Spannung  der  Wadenmuskulatur  tiberwunden.  In  schwe- 
reren Fällen  Tenotomie  der  Achillessehne,  Redresse- 
ment  des  Spitzfußes,  für  4 — 6  Wochen  Gipsverband,  Nach- 
behandlung (Massage,  Gymnastik,  Elektrizität). 

Beim  paralytischen  Spitzfuß  Massage,  Gymnastik, 
elektrische  Behandlung,  Schienenhtilsenapparat,  in  schwereren 
Fällen  Sehnentransplantation.  Haudek. 

Spondylitis  tuberculosa  (Wirbelentzündung). 
Allgemeinbehandlung:  Kräftigung  des  Körpers  durch 
gute  Ernährung,  Besserung  der  hygienischen  Verhältnisse, 
Landaufenthalt,  Solbäder  (2 — 3  pro  Woche),  langdauernder 
Aufenthalt  an  der  See.  Sehr  zu  empfehlen  Schmierseifen- 
behandlnng:  2 — 3mal  wöchentlich  werden  je  30^  Sapo  kalinus 
venal.  auf  Rücken  und  Oberschenkel  durch  15 — 20  Minuten 
bis  zum  völligen  Eindringen  in  die  Haut  verrieben;  nach 
Einwirkung  durch  20—30  Minuten  wird  die  Seife  mitSchwamm 
und  warmem  Wasser  abgewaschen.  Innerlich  Lebertran  mit 
Phosphor  oder  Kreosotal. 


SPONDYLITIS  TUBEECULOSA.  —  STENOKARDIE.        269 

Die  mechanische  Behandlung  bezweckt  Entlastung 
und  Fixation  der  Wirbelsäule.  Im  floriden  Stadium  und 
bei  großen  Schmers&en^  besonders  aber4)ei  kleinen  Kindern 
dauernde  Lagerung  im  Gipsbett,  l^ei  Sitz  der  Erkrankung 
im  unteren  Teile  der  Wirbelsäule  im  Reklinationsgipsbett, 
bei  Sitz  der  Erkrankung  im  oberen  Teil  im  Extensionsgips- 
bett.  Bei  Auftreten  von  Krämpfen  Gipsbett  mit  permanenter 
Extension  verbinden. 

Nach  Ablauf  des  floriden  Stadiums  Entlastung  und 
Fixation  der  Wirbelsäule  im  Korsett:  Gipskorsett  (am  besten 
als  unabnehmbares),  Zelluloid-,  Lederkorsett.  Das  beste  ist  das 
Hessingsche  Korsett  (Stoffkorsett  mit  Stahlbügeln  und  Stütz- 
vorrichtung).  Bei  Sitz  der  Erkrankung  im  oberen  Dorsal- 
oder im  Zervikalteil  der  Wirbelsäule  muß  das  Korsett  mit 
einer  Kopfstütze  verbunden  werden. 

Ausgleichung  oder  Abflachung  eines  schon  ausgebildeten, 
aber  noch  nicht  fixierten  Gibbus  durch  modifiziertes  Calot- 
sches  Verfahren  oder  steigende  Lordosierung  im  Gipsbett. 

Bei  Senkungsabszessen  Punktion  und  Injektion  von 
Jodoformglyzerin.  Inzision  nur  bei  lebensgefährlichen  Erschei- 
nungen, drohendem  Darchbruch,  bei  andauerndem  hohen 
Fieber  und  bei  Fortbestehen  des  Abszesses  nach  Ausheilung 
des  Wirbelleidens  indiziert. 

Bei  Lähmungserscheinungen  Behandlung  im  Gips- 
bett oder  Korsett,  eventuell  in  Verbindung  mit  permanenter 
Extension  an  den  Beinen  (besonders  wenn  schmerzhafte 
Muskelspasmen  vorhanden);  Schienenhülsenapparat. 

Handek. 

Stenokardie,  in  der  anfallsfreien  Zeit  Vermeidung 
aller  psychischen  Erregungen  und  physischer  Anstrengungen. 
Das  Rauchen  und  der  sexuelle  Verkehr  ist  zu  verbieten, 
Alkohol,  Kaffee,  Tee  einzuschränken.  Sorgfältige  Überwachung 
der  Nahrungsaufnahme  und  Entleerungen.  Womöglich  wieder- 
holte kleinere  Mahlzeiten,  zeitweilig  laktovegetabilische  Diät. 

Abkühlung  der  Haut,  auch  lokale  Einwirkung  von  Kälte- 
reizen (intern  and  extern)  lösen  oft  Anfälle  aus! 

Bei  Nacht  Hochlagerung! 

Intern:  Theobrominpräparate  (Diuretin  3X0,5 — 1,0  in 
späten  Nachmittagsstunden,  z.  B.  5,  7,  9  lAr) ,  auch  Theo- 
phylinum  natrio-aceticum   (1 — 3mal  0,3 — 0,4    vormittags  in 


270  STENOKARDIE.  —  STEÜMA. 

Zuckerwasse;*  oder  Milch).  Insbesondere  bei  luetischen  Indi- 
viduen Jodpräparate  (Jodkalium  und  Natrium,  Jedipin,  Sajodin) 
lange  Zeit  hindurch  entsprechend  1 — 2,0  Jod  pro  die.  Auch 
Natr.  rhodanat.  1,0 — 3,0 :  Aq.  dest.  150,0  pro  die  (zwei- 
stündlich 1  Eßlöffel)  hat  sich  mir  wiederholt  als  wirksam  er- 
wiesen. 

Kohlensäurebäder  wirken  oft  nachteilig. 

Die  Behandlung  des  Anfalles  ist  abhängig  von  seinen 
Komponenten. 

Bei  Hochspannung  (pressorische  Gefäßkrise)  Herab- 
setzung des  Blutdruckes  (heiße  Handbäder,  warme  Umschläge, 
Packung). 

In  leichteren  Anfällen  Valerianpräparate  (Tinktur,  Validol, 
Valofin  u.  dgl.). 

Bei  sehr  hoher  Spannung  im  Anfall:  Vorsichtige  Inhalation 
von  Amylnitrit  (3 — 5  Tropfen)  (Araylnitrit  ist  in  Glasphiolen 
erhältlich  oder  Rp.  Amylen.  nitros.,  Bpir.  foenic.  aa.  5,0  ad 
lag.  epistom.  vitr.  claus.),  oder  Nitroglyzerin  intern  (in  1% 
aJkoh.  Lösung  2 — 4  Tropfen  1 — 3mai  täglich) ,  oder  Tri- 
nitrintabletten  von  B.  W.  &  Co.,  Erythroltetranitrat  (Pillen 
zu  0,005—0,01). 

Bei  heftigen  Schmerzen  Morphin  intern  in  kleinen  Gaben. 
Morphin  hebt  jedoch  den  Anfall  oft  nicht  auf,  der  Kranke 
geht  trotz  Morphin  zugrunde.  Bei  subkutaner  Anwendung 
empfiehlt  es  sich.  Morphin  (0,01 — 0,02)  mit  Atropin  (0,0005 
bis  0,001  pro  dosi)  oder  Eumydrin  (0,001)  zu  kombinieren. 

Bei  Häufung  der  Anfälle  sind  die  Nitrite  auch  durch 
einige  Zeit  zu  geben.  In  solchen  Fällen:  Kalii  nitric.  5,0, 
Natr.  nitros,  1,0  auf  Aq.  dest.  150,0— 200,0,  S.  3— 4mal 
tgl.  1  Eßlöffel  oder  Kalii  nitric.  48,0,  Natr.  nitros.  2,0,  MDS. 
1  Messerspitze  in  1  Glas  Wasser,  tagsüber  auszutrinken 
(Lauder-Brunton). 

Bei  Herzschwäche  Digitalis  (Extr.  fluid.  Digitalis 
P^  D.  &  Co.)  oder  Strophantus  in  kleinen  Gaben,  am  besten 
in  Kombination  mit  Diuretin  oder  Koffein,  eventuell  Kampfer 
(1 — 5  cm^  subkut.),  Äther  (1 — 2  cm^  subkut).  Pal. 

Struma.  Prophylaxe:  Verbot  des  Genusses  von 
ungekochtem  Trinkwasser  in  endemischen  Kropf gegenden 
(insbesondere    Meidung    der  „Kropfbrunnen"),    Vermeidung 


STRUMA.  271 

schwerer  körperlicher  Arbeit,  Verhütung  häufiger  Schwanger- 
schaften. 

Die  interne  Behandlung  der  S.  besteht  vornehmlich  in 
der  Anwendung  von  Jod.  Sie  kommt  in  erster  Linie  bei 
parenchymatösen  S.  und  Kolloidstrumen  in  Betracht;  fibröse 
S.  werden  nie  und  Cystenkröpfe  nur  selten  durch  sie  be- 
einflußt. Am  zweckmäßigsten  ist  die  innerliche  Darreichung 
des  Jod  in  kleinen  Dosen  —  behufs  Vermeidung  von  Jodismus 
(Schnupfen,  Bronchialkatarrh,  Unruhe,  Zittern,  Herzklopfen, 
Zunahme  der  Pulsfrequenz,  Durchfälle,  Abmagerung,  Appetit- 
losigkeit, gestörter  Schlaf).  Für  gewöhnlich  genügt  Natr. 
jodat.  0,2 — 0,3  für  2  Tage  (am  besten  Natr.  jodati  4,0—6,0, 
Aq.  destill.  300,0.  Jeden  2.  Tag  1  Eßlöffel  in  V2  Glas  Milch 
oder  Wasser  verdünnt  nach  dem  Mittagessen  zu  nehmen).  Bei 
den  weicheren  parenchymatösen  Kröpfen  jüngerer  Individuen 
mehrwöchentliche  Behandlung  unter  beständiger  Kontrolle  des 
Allgemeinbefindens  und  des  Pulses;  nach  2 — 4wöchentlicher 
Pause  neuerliche  mebrwöchentliche  Behandlung  im  Falle  des 
Ausbleibens  eines  Erfolges.  Bei  den  konsistenteren,  länger 
bestehenden  Kröpfen  4 — 6wöchentliche  Behandlung,  die  ge- 
gebenenfalls nach  2 — 3 wöchentlicher  Pause  wiederholt  wird. 
Im  allgemeinen  hängt  die  Dauer  der  Behandlung  ab:  vom 
Alter  des  Patienten,  von  der  Größe  und  Konsistenz  des  Kropfes 
und  von  der  Dauer  des  Leidens.  Vorzüge  der  innerlichen  Jod- 
therapie: genaue  Dosierung,  raschere  und  intensivere  Wirk- 
samkeit. Deswegen  ausschließliche  Anwendung  dieses  internen 
Verfahrens  bei  ^  Kompressionserscheinungen  der  S. 

Die  äußerliche  Jodtherapie  wird  für  die  leichteren 
Formen  des  Kropfes  und  für  jene  Fälle  empfohlen,  wo  wegen 
Gefahr  eines  Jodismus  eine  geringere  und  langsamere  Re- 
sorption des  Jod  erwünscht  ist.  Unter  allen  Umständen  hat 
sie  aber  den  großen  Nachteil  der  ungenaueren  Dosierung.  Am 
zweckmäßigsten  verwendet  man  bei  ihr  die  gewöhnliche  Jod- 
kalisalbe (Jodi  puri  0,3,  Kai.  jodati  3,0,  Vaselin.  flavi  30,0). 
Kräftiges  Einreiben  der  Halsgegend  (nach  vorausgegangener 
Reinigung  mit  Seife)  mit  3,0—4,0  g  Salbe.  Tägliche  Ein- 
reibungen durch  14  Tage.  Nach  2 wöchentlicher  Pause  — 
wenn  nötig  —  Wiederholung.  Bei  den  derberen  Kröpfen 
4 wöchentlicher  Zyklus,  2 — 3 wöchentliche  Pause,  hierauf 
Wiederholung. 


272  STRUMA.  —  SYCOSIS  VULGARIS. 

Die  Jodtherapie  ist  kontraindiziert  bei  der  Basedowstnima 
und  muß  mit  großer  Vorsicht  bei  8.  in  Basedow-Familien  und 
bei  hereditären,  nicht  endemischen  8.  gehandhabt  werden. 
Sie  ist  ferner  nicht  am  Platze  bei  den  während  der  Schwanger- 
schaft auftretenden  Vergrößerungen  der  Schilddrüse,  die  oft 
durch  physiologische  Vorgänge  begründet  sind  und  nach  der 
Schwangerschaft  spontan  zurückgehen. 

Schilddrüsentabletten  (1  —  3  täglich),  Aiodintabletten 
(2 — 4  täglich),  Jodothyrin  (0,5 — 2,0  täglich)  haben  zwar 
eine  ähnliche  Wirkung  wie  Jod,  zeigen  aber  bisweilen  sehr 
unangenehme  Nebenerscheinungen,  versagen  manchmal  voll- 
ständig und  führen  nie  zu  einer  vollkommenen  Rückbildung 
des  Kropfes,  so  daß  der  Jodtherapie  der  unbedingte  Vorzug 
gebürt.  Eine  vorsichtige  Röntgenbehandlung  bewirkt  in  ein- 
zelnen Fällen  eine  Verkleinerung  der  8. 

Schlägt  die  Jodtherapie  fehl,  so  ist  es  —  falls  die  In- 
dikation hierzu  vorliegt  —  die  Aufgabe  des  Chirurgen,  durch 
parenchymatöse  Injektionen  oder  durch  den  operativen  Ein- 
griff Heilung  zu  schaffen.  F.  Pin el es. 

Strama.  Bei  8.  parenchymatosa  zunächst  Versuch 
der  Organtherapie  (Thyreoidtabletten).  Führt  dieselbe  nicht 
zum  Ziel,  so  tritt  die  operative  Behandlung  in  ihre  Rechte.  Die- 
selbe besteht  in  partieller  Exstirpation  bzw.  Resektion  und 
ist  in  der  Art  der  Ausführung  wesentlich  beeinflußt  durch 
folgende  Momente:  1.  Sitz  einer  eventuellen  Kompressions- 
stenose der  Trachea  (ermittelt  durch  Tracheoskppie  (Röntgeno- 
graphie).  2.  Entsprechende  Schonung  der  Epithelkörperchen. 
3.    Beurteilung  des   zu   erreichenden  kosmetischen  Effektes. 

Bei  8.  colloides  operative  Behandlung,  u.  zw.  Resektion 
bzw.  Enukleation  unter  denselben  Gesichtspunkten  wie  oben. 

Bei  8.  cystica  und  fötalem  Adenom  Enukleation. 

Bei  8.  maligna  (wenn  noch  möglich)  Exstirpation  und 
Entfernung  der  regionären  Lymphdrüsen.  Bei  inoperablen 
Fällen  Röntgenbehandlung.  Pupovac. 

Sycosis  vulgaris.  Wenn  Borken  und  Krusten  vor- 
handen sind,  müssen  dieselben  erst  durch  Salben-  oder  öl- 
verbände  erweicht  werden.  Darauf  wird  täglich  mit  Seife  ge- 
waschen und  rasiert;  nach  dem  Rasieren  werden  bei  stärkeren 


SYCOSIS  VULGARIS.  —  SYPHILIS.  273 

Entzündungserscheinungen  Umschläge  mit  verdünntem  Liquor 
Burowi  oder  l<*/oigem  Resorcinwasser  gemacht.  Sonst  wird 
mit  verschiedenen  Salben  eingerieben:  Schwefelsalbe  (Sulfor. 
praecip.  1,0,  Ung.  spl.  20),  Verband  mit  üng.  Diachyl.  oder 
Salizylseifenpflaster.  Einreibungen  mit  der  Brookschen  Salbe: 
Rp.  Hydrarg,  olein.  (5^/^)  28,0 

Vaselini  flav.  14,0 

Zinc,  oxyd., 

Amyl.  aa.  Ifl 

Ichthyol  Ifl 

Acid,  salicyl.  2,0. 

DS.  Bfooksche  Salbe. 
Bei  stärkerer  Pustelbildung  werden  eventuell  in  Ver- 
bindung mit  dem  Rasieren  jeden  2. — 3.  Tag  die  Haare  epiliert 
(in  der  Richtung  des  Wachstums  der  Haare).  In  ganz  chronischen, 
jeder  anderen  Behandlung  trotzenden  Fällen  wird  oft  durch  vor- 
sichtige Röntgenbehandlung  Heilung  erzielt.  Bei  der  S.  subnasalis 
ist  die  Nase  zu  untersuchen  und  eine  eventuelle  Nasenbehandlung 
einzuleiten. 

8.  parasitaria.  Beifenwaschungen,  heiße  Breiumschläge. 
Eventuell  Epilation  der  Haare  aus  den  Krankheitsherden  mit 
oder  ohne  Elektrolyse.  Sublimat-Einpinselungen  (1%)?  üng. 
sulfur.  Wilkins.  Fasal. 

Syphilis.    A,  Lokale  Behandlung  der  S. 

Behandlung  der  Sklerose. 
I.  Ohne  Komplikationen. 

Rp.  Collempl.  Hydrarg.  */io  w- 
Das  Pflaster  ist  2mal  täglich  zu  wechseln.  Wo  es  nötig 
ist,  wird  das  Pflaster  durch  eine  Binde  fixiert. 

Bei  stärkerer  Sekretion  der  Sklerose  statt  des 
Pflasters  zunächst: 

Rp.  P.  Calomelanos  5,00, 
S.  Mit  Haarpinsel  aufs  dünnste  bestreuen. 
Eine  möglichst  geringe  Menge  des  Pulvers  wird  mit  Haar- 
pinsel aufgestreut,  darüber  etwas  sterile  Gaze.  Erneuerung 
3 — 4mal  täglich  nach  vorausgegangenem  Gliedbad.  Bei  Schmerz- 
haftigkeit  des  Primäraffektes  (ziemlich  selten,  zumeist  nur  bei 
sehr  empfindlichen  Personen): 

Fellner,  Therapie  der  Wiener  Spezialärzte.  lg 


274  SYPHILIS. 

Rp.  P,  CalomelanoSf 

Anaesthesini  aa.  2,50. 
S,  Mit  Haarpinsel  aufs  dünnste  bestreuen, 

II.  Mit  Komplikationen. 

1.  Phagedänische  Sklerose. 

Mit  Acid.  carbol.  liquefact.  p.  betupfen. 

Man  nehme  ein  dünnes  Holzstäbchen,  umwickle  es  mit 
ganz  wenig  Watte,  tauche  es  in  die  Karbolsäure  und  betapfe 
die  Stelle,  namentlich  die  Randpartien.  Darüber  sterile  weiße 
Gaze.  Wenn  nötig,  das  Verfahren  wiederholen. 

2.  Die  Sklerose  ist  durch  das  phimotische  Prä- 
putium unzugänglich. 

Wo  tunlich,  Zirkumzision  (nicht  Dorsalinzision)  und  gleich- 
zeitige Abtragung  des  Geschwüres,  wenn  der  Sitz  desselben 
es  ermöglicht. 

Ist  die  Operation  untunlich: 

a)  Man  lege  um  das  Integumentum  penis  in  der  Höhe 
der  Sklerose  einen  fingerbreiten  Streifen  von 

CoUempL  Hydrarg.  7io  ^' 
Mit  schmaler  Binde  zu  fixieren. 
h)  Man  schiebe  in  den  Präputialsack  einen  Streifen  mit 

Ung,  Hydrarg,  20,00 

beschickter  weißer  Gaze. 

Die  Gaze  wird  2mal  täglich  gewechselt,  die  alte  Salbe 
vorher  gut  ausgewischt,  unter  dieser  Behandlung  wird  die 
durch  das  Geschwür  bedingte  Phimosis  bald  behoben  und  die 
Behandlung  kann  offen  fortgesetzt  werden. 

Bei  starker  Sekretion :  Ausspülen  des  Präputialsackes 
mittelst  Wundspritze  oder  Irrigators  mit  einem  kleinen  Drain- 
röhrchen  mit 

Rp.  Ädd,  horac,  5,00^10,00      oder    Rp.  Kai.  hypermäng,  0,05 
Äq,  destill.  500,00.  Äq,  destül.  500,00, 

Bei  schmerzhafter  Schwellung  der  Inguinaldrüsen:  Appli- 
kation von 

Collempl,  Hydrarg. 

auf  die  Drüse.  Vorher  Rasieren. 


SYPHILIS.  275 

Trotz  all  dieser  Maßnahmen  kommt  es  öfters  vor,  daß 
der  Primäraffekt  erst  mit  Einleitung  der  Allgemeinbehandlung 
schwindet. 

Ist  das  Exanthem  auch  im  Gesicht  aufgetreten,  was  von 
den  Kranken  sehr  peinlich  empfunden  wird,  neben  der  All- 
gemeinbehandlung nachts  Einpudern  des  Gesichtes  mit: 

Rp.  P.  TaUi  Veneti, 

Calomelanos  aa,  10,00, 
S.  Fuder, 

Hierdurch  gehen  diese  Lokalerscheinungen  sehr  rasch 
zurück. 

Dasselbe  bei  den  breiten  Kondylomen  ad  anum  mit 
weißer  Gaze  (nicht  Watte!). 

Lokale  Behandlung  der  Gummen. 

Applikation  von  Collempl.  Hydrarg.  auf  den  Krankheits- 
herd und  Verband  darüber. 

Bei  torpiden  exulzerierten  Gummen: 

Einpinseln  mit  Rp.  Aq.  Chlori  rec.  parat,  und  Einstreuen 
mit  Kalomel.  8mal  täglich  abspülen  und  Aq.  Chlori  +  Kalomel 
frisch  applizieren. 

Bei  Hohlgeschwüren:  Weiße  Gaze  mit  üng.  Hydrarg.  be- 
strichen einführen. 

Daneben  je  nach  umständen  Allgemeinbehandlung  mit 
Jod  und  Hg. 

Allgemeinbehandlung. 

Dem  Beginn  der  Kur  geht  eine  Harnuntersuchung  voraus. 
Im  exanthematischen  Stadium  trotz  aller  gegenteiligen  Em- 
pfehlungen Einreibungskar.  Der  große,  durch  Injektionen 
nicht  erreichbare  Vorteil  der  Einreibungen  liegt  darin,  daß 
neben  der  Allgemeinbehandlung  auch  die  Lokalbehandlung 
der  auf  der  Haut  lokalisierten  Byphilisprodukte  erreicht  wird. 
Nur  bei  Personen  mit  ichthyotischer  Haut  ist  sie  unwirksam. 
Zyklen  von  6  Tagen,  am  7.  Tag  Bad  und  Pause.  Nach  der 
Einreibung  reichlich  Einstauben  mit  P.  Talci  Veneti  100,00. 

Bei  abnorm  starker  Behaarung  Rasieren. 

Mundpflege:  Vor  Beginn  der  Kur  Instandsetzung  der 
Zähne.  Während  der  Kur:  Putzen  der  Zähne  nach  jeder 
Mahlzeit. 

18* 


276  SYPHILIS. 

Rp.  P.  dentrif.  Mi  100,00. 
S.  Zahnpulver. 
An  Stelle  des  giftigen  Kai.  chlor.  Mundspülen  mit 
Rp.  Natr.  hiborac.  5,00 
Aq.  fonU  500,0, 
Papeln  der  Mundschleimhaut  tuschieren  mit 
Rp.  Arg.  nur.  2,00 
Aq.  destill.  8,00. 

Vorher  die  betreffende  Stelle  trocken  tupfen,    um  Zer- 
fließen des  Schorfes  zu  verhindern. 

Bei  Neigung    zu    Papeln    der    Mundschleimhaut    unbe- 
dingtes Rauchverbot. 

Im  Spätstadium  bei  torpider  ulzeröser  Syphilis  sowie  bei 
intestinaler  Syphilis  neben  sonstiger  lokaler  und  allgemeiner 
Behandlung  das  leider  in  unverdiente  Vergessenheit  geratende 
Rp.  Decoct.  ZitUnannii  fortius  250,00—300,00 
1  Stunde  vor  dem  Frühstück  warm  zu  trinken 
und 

Rp.  Decoct.  Zittmannii  mitius  250,00—300,00 
zwischen  4 — 5  Uhr  nachmittags  kalt  zu  trinken. 
Man  unterbricht,    wenn  mehr  als  6  Stühle  täglich  auf- 
treten. 

Aus  Ersparungsrücksichten  kann  in  der  kühleren  Jahres- 
zeit die  Dosis  für  2  Tage  auf  einmal  bereitet  werden. 

Bei  S.  der  Leber  außerdem  ein  entsprechend  großes  Stück 
CollempL  Hydrarg.  V2  w 
auf  die  Lebergegend.  Es  kann  2  Tage  liegen  bleiben.    Ent- 
fernung mit  Benzin. 

Es  gibt  Syphilisfälle,  die  jeder  spezifischen  Kur  gegen- 
über absolut  refraktär  sind.  Für  solche  eignen  sich  oft  voi^ 
züglich  Entziehungskuren  nach  Art  von  Lindewiese. 
Behandlung  mit  Injektionen. 
Unter  den  zahllosen  zur  Injektion  empfohlenen  Hg-Präpa- 
raten  seien  für  die  Praxis  folgende  als  besonders  bewährt 
hervorgehoben: 

Rp.  Hydrarg,  salicyl,  1,00 
Taraffini  liquidi  10,00. 
Jeden  5,  Tag  eine  Injektion  ad  nates  intramuskulär  zu  machen, 
wenn  nötig,  in  größeren  Zwischenzeiten, 


oder 


SYPHILIS.  277 

Rp.  Hydrarg.  hivhl.  corros., 
Natr.  chlorat.  aa.  0,20 
Aq.  destilL  20,00, 
Täglich  eine  Injektion. 

Rp.  Hydrarg.  hichl.  corros. 
Natr.  chlor,  aa.  0,40 
Aq.  destill.  20,00. 
S.  Jeden  2.  Tag  eine  Injektion  machen. 

Hat  man  Ursache,  sehr  rasch  eine  größere  Menge  Hg 
dem  Organismus  einzuverleiben,  so  eignen  sich  hierzu  vor- 
züglich die  5®/o  Sublimatinjektionen   nach  Lukasiewicz. 

Rp.  M.  hichl.  corros., 
Natr.  chlor,  aa.  1,00 
Aq.  destill.  20,00. 
Wöchentlich  eine  Injektion  wie  oben. 

Von  Injektionen  mit  Oleum  cinereum  sei  trotz  warmer 
Empfehlung  dieses  Mittels  in  jüngster  Zeit  wegen  seiner 
tückischen  Wirkungen  dringend  abgeraten. 

Innerliche  Behandlung. 

Von  dieser  wird  man  als  minder  verläßlich  nur  dann 
Gebrauch  machen,  wenn  aus  irgendwelchen  Gründen  Ein- 
reibungen und  Injektionen  untunlich  sind. 

Noch  am  besten  eignen  sich  hierzu  die  R  i  c  o  r  d  sehen 
Pülen : 

Rp.  Protojod.  Hydrarg., 
Extr.  Lact  aar.  aa.  1,00 
Laudani  puri  0,25 

Extr.  et  ptUv.  rad.  Acori  qu.  s.  f.  pil,  Nr.  50. 
S.  Früh  und  abends  je  1  Pille  zu  nehmen. 

Bäderbehandlung. 

Sublimatbäder  werden  zur  Allgemeinbehandlung  selten 
genommen,  indes  können  sie  bei  ulzeröser  8.,  wobei  der  Re- 
sorption des  Hg  bessere  Bedingungen  geboten  sind,  vorteilhaft 
verwendet  werden. 


278  SYPHILIS. 

Rp.  3f.  bichlor.  corros., 
Natr,  chlor,  aa,  lOfiO 
Aq.  fönt.  300,00. 
S.  Zusatz  für  1  Bad  (in  Uolzwanne  zu  nehmen). 
Jodbehandlung. 

Das  Jod  entfaltet  seine  ausgesprochen  spezifische  Wirkung 
lediglich  bei  den  Spätformen  der  8.,  während  es  in  der 
8ekandärperiode  keine  augenfälligen  Wirkungen  hat.  Allen 
neueren,  für  den  inneren  Gebrauch  bestimmten  Jodmitteln 
überlegen  ist  das  Jodkali: 

Rp.  Kai.  jodati  5,00 
Aq.  fönt.*  200,00. 
S.  3  Eßlöffel  täglich. 

Bei  Personen,  die  gegen  den  Geschmack  des  Mittels 
empfindlich  sind,  in  Milch  oder  Sodawasser  zu  nehmen.  Bei 
Jodschnupfen  aussetzen,  eventuell  die  Gabe  auf  2  Eßlöffel 
täglich  herabsetzen. 

Daß  einige  neuere  Jodpräparate  weniger  leicht  Jodismns 
erzeugen,  beruht  teils  darauf,  daß  sie  weitaus  jodärmer  sind 
als  Jodkali  oder  Jodnatrium,  teils  darauf,  daß  außerdem  diese 
geringe  Jodmenge  in  einer  der  Entfaltung  der  Jodwirkung 
ungünstigen  Form  gebunden  ist. 

Bei  empfindlicheren  Personen  kann  statt  Jodkali  auch  das 
um  etwas  weniger  wirksame  Jodnatrium   genommen  werden. 

Außer  bei  Spätformen  wird  das  Jod  durch  etwa  4  Wochen 
vorteilhaft  im  Anschlüsse  an  merkurielle  Behandlungen  gegeben 
werden. 

Dauer  der  Behandlung. 

Hierfür  läßt  sich  ein  Schema  natürlich  nicht  aufstellen. 
Maßgebend  werden  individuelle  Verhältnisse  und  Krankheits- 
verlauf sein.  Im  allgemeinen  betrage  sie  3  Jahre,  u.  zw. 
halbjährig  je  eine  Kur;  die  Hauptkur  sei  eine  Inunktionskur, 
die  2.  kann  auch  eine  Injektionskur  sein.  Nach  jeder  Hg- Kur 
gebe  man  durch  4  Wochen  Jodkali. 

Behandlung  von  Graviden. 

Eine  mit  Lues  behaftete  Gravide  mache  unbedingt,  sobald 
die  Gravidität  festgestellt  ist,  eine  Schmierkur. 

*)  Schmeckt  mit  Aq.  fönt,  weniger  anangenehm  als  mit  Aq.  destill. 


SYPHILIS.  —  SYPHILIS,  ANGEBORENE.  279 

Außerdem  soll  nachRiehl  während  der  ganzen  Schwanger- 
schaft im  Interesse  der  Frucht  täglich  ein  Suppositorium  nach- 
folgender Zusammensetzung  in  die  Vagina  unter  Leitung  des 
Spekulums  eingeführt  werden: 

Rp.  Ung,  Eydrarg,  1,00 

Butyr.  Cacao  q.  8.  f.  suppos.  vagin. 

Syphilis   congenita. 

Die  kongenitale  S.  der  Säuglinge  wird  am  besten  durch 
innerliche  Darreichung  von  Protojoduretum  Hydrarg.  behandelt. 

Rp.  Protojoduretum  Hydrarg.  OfiO 
Sacch,  lad.  q.  8.  f.  pulv.  Nr.  50. 
S.  2 — 3  Pulver  auf  1  Kaffeelöffel  mit  Milch  täglich  zu  nehmen. 

Ein  Turnus  dauert  4  Wochen.  Bei  Eintreten  von 
Diarrhöe  aufhören. 

Ferner : 

Rp.  Calomelanos  vapore  bisdepurati  0^50 
Sacch.  lad.  q.  s.  f. pulv.  Nr.  50, 
S.  Wie  oben. 

Spiegler. 

Syphilis,  angeborene,  l.  Prophylaxe.  Feststel- 
lung des  Gesundsheitszustandes  der  Ehekandidaten.  Bestand 
Lues  beim  Manne,  ist  die  Eheschließung  erst  zuzulassen,  wenn 
die  Infektion  mindestens  4  Jahre  zurückliegt,  derselbe  3  Jahre 
lang  systematisch  behandelt  wurde  und  mindestens  ein  halbes 
Jahr  vollständig  symptomenfrei  geblieben  ist.  Bei  Ehen  mit 
syphilitischen  Kindern  und  gesunder  Mutter,  aber  vormals 
syphilitischem  Vater,  ist  der  letztere  energisch  zu  behandeln, 
worauf  die  spätere  Nachkommenschaft  aller  Wahrscheinlich- 
keit nach  syphilisfrei  sein  wird.  Sind  Vater  und  Mutter  infi- 
ziert, so  sind  beide  zu  merkurialisieren.  Infizierte  Mütter 
sollen  während  der  Schwangerschaft  mit  lokaler  Applikation 
von  Vaginalkugeln  nach  folgendem  Rezept  behandelt  werden: 

Rp.   Ung.  einer.  1,0 

Butyr,  de  Cacao  1,0—2,0 
fiant  boli  vaginales. 
Dent,  tal.  Nr,  XXX. 
S.  tgl.  1  Kugel  einzuführen.  (Riehl.) 


280  SYPHILIS,  ANGEBORENE. 

2.  Syphilis  und  Säuglingsernährung.o;  Ernährung 
durch  die  Mutter.  Wenn  die  Mutter  multipara  ist,  ist  der 
syphilitische  Säugling  an  die  Brust  zu  legen,  auch  wenn 
die  Mutter  syphilisfrei  ist ,  da  dieselbe  durch  die  wiederholte 
Schwangerschaft  mit  einer  syphilitischen  Frucht  einen  hohen 
Grad  von  Immunität  gegen  Syphilis  erworben  hat  (Colles- 
sches  Gesetz).  Hingegen  sollen  luetische  Neugeborene  ge- 
sunder erstgebärender  Mütter  künstlich  genährt  werden. 
Wenn  das  Neugeborene  syphilisfrei,  die  Mutter  aber  rezent 
syphilitisch  ist,  kann  das  Kind  ohne  Gefahr  an  der  Brust 
gestillt  werden,  dabei  ist  die  Mutter  zu  merkurialisieren.  In 
beiden  Fällen  ist  den  Müttern  möglichste  Reinlichkeit  und 
Zurückhaltung    von  Liebkosungen    des  Säuglings   anzuraten. 

h)  Ammenfrage.  Kinder  mit  angeborener  Lues  dürfen 
nicht  an  die  Brust  einer  fremden  Amme  gelegt  werden, 
doch  kann  zu  gesund  geborenen  Sprößlingen  syphilitischer 
Aszendenten,  deren  Infektion  weit  zurückliegt,  eine  Amme 
genommen  werden,  wobei  sorgfältig  darüber  zu  wachen  ist, 
daß  das  Kind  bei  dem  Ausbruche  der  ersten  verdächtigen 
Symptome  ungesäumt  abgestillt  und  merkuriell  behandelt  wird. 

3.  Behandlung  der  angeborenen  Syphilis,  a)  An- 
geborene Frühsyphilis.  Nur  Neugeborene  mit  manifesten 
Luessymptomen,  als  welche  nicht  bloß  Haut-,  sondern  auch 
Nasen-,  Knochen-  und  Eingeweideaffektionen  in  Betracht 
kommen,  sind  zu  behandeln,  nicht  aber  gesund  geborene 
Kinder  syphilitischer  Aszendenten.  Erst  wenn  Luessymptome 
auftreten  —  dann  aber  ungesäumt  — ,  ist  die  Therapie  ein- 
zuleiten. Nur  Quecksilber-,  keine  reinen  Jodpräparate  sind 
zu  empfehlen.  Wir  verschreiben  fast  ausschließlich: 

Rp.  Protojod.  Hydrarg.  0,10 
Pulv.  gummös,  5,0 
in  dos.  10—15. 
S.  3  Pulver  täglich. 

Wir  behandeln  die  Kinder  mit  3  solchen,  in  etwas  Milch 
zu  verrührenden  Dosen  pro  Tag  bis. zum  vollständigen  Ver- 
schwinden jeglicher  Luessymptome,  worauf  wir  noch  je 
14  Tage  lang  2  und  1  Pulver  pro  die  anwenden.  Bei  aus- 
gebreiteten, namentlich  nässenden  und  krustösen  Hautaffek- 
tionen wenden  wir  nebstbei  Sublimatbäder  an  (1  g  auf  20  Liter 


SYPHILIS,  ANGEBORENE.  281 

Badewasser  in  Holzwanne),  welche  wir  täglich  10 — 15  Minuten 
lang  einwirken  lassen. 

Einreibnngskuren  sind  bei  Säuglingen  wegen  fast 
immer  vorhandener  periostaler  Knochenaffektionen  nicht  emp- 
fehlenswert. Subkutane  Quecksilberbehandlung  hat 
keinen  Vorzug  vor  der  inneren,  kann  aber  versucht  werden. 

Rp.  Sublimat  0fl2 

Solut.  Natr,  chlorat.  physiolog.  10,0. 
S.  Eine  halbe  Spritze  jeden  2.  Tag  intramuskulär  zu  injizieren. 

Besondere  Mundpflege  ist  bei  Säuglingen  tiberflüssig. 
Bei  Sublimatenteritis  (blutige  Stühle)  ist  die  Behandlung  zu 
unterbrechen. 

Gegen  den  syphilitischen  Schnupfen  der  Säuglinge 
Einblasung  von  folgendem  Pulver: 

Rp.  Calomelf  Zinci  oxyd.  aa.  5fi 
Amyli  50,0 

S.  Einblasung. 

Überdies  Anwendung  von  Wattetampons  mit  6^/q  roter 
Präzipitatsalbe ,  welche  abwechslungs weise  je  eine  Stunde  in 
einem  der  beiden  Nasenlöcher  belassen  werden.  Gegen  inten- 
sive Verstopfung  der  Nase  Einträufelung  von  Adrenalinlösung, 
1  :5000,  bei  starker  Naseneiterung  Einträufelung  von  5<*/o 
PerhydroUösung. 

Nässende  Kondylome  sind  mit  Kalomelpulver  zu  bestreuen, 
darauf  Verband  mit  in  5^0  Kochsalzlösung  getauchter  Gaze 
zu  applizieren.  Trockene  Kondylome,  Ulzerationen  und 
Knochenauf  treibungen  sind  mit  Collemplastrum  cinereum  zu 
bedecken,  Schleimhautplaques  mit  YgProzentiger  Sublimat- 
lösung einzutupfen. 

b)  Behandlung  der  Syphilisrezidiven  in  der 
ersten  Kindheit. 

Obenan  steht  die  E  i  n  r  e  i  b  u  n  g  s  k  u  r,  am  besten  —  wegen 
der  Reizlosigkeit  des  Präparates  —  mit  Hydrargyrum  colloi- 
dale  (Werler)  nach  folgendem  Rezept: 

Rp.  Hydrarg.  colloid.   Werler  1,0 

Lanolin.  30,0 

Div.  in  pari.  aeq.  X. 
S,  tgl.  1  Päckchen  zur  Einreibung. 


282  SYPHILIS,  ANGEBORENE. 

Aach  Merkaro  creme  1^  pro  Einreibung  ist  für  die 
Kinderpraxis  sehr  empfehlenswert.  Beide  Präparate  sind  in 
3 — 5"  Minuten  voüständTg  m  die  Haut  verrieT)en. 

Für  Kinder  empfiehlt  sich  folgendes  auf  10  Tage  aus- 
gedehntes Schema  der  Einreibungskur: 

1.  Tag  linke  Brustseite,  2.  Tag  rechte  Brustseite,  3.  Tag 
linke  Bauchseite,  4.  Tag  rechte  Bauchseite,  5.  Tag  Innenfläche 
des  rechten  Oberschenkels,  6.  Tag  Innenfläche  des  linken 
Oberschenkels,  7.  Tag  rechte  Wade,  8.  Tag  linke  Wade, 
9.  Tag  rechter  Arm,  10.  Tag  linker  Arm. 

Die  Einreibungskur  ist  bis  zum  Schwinden  der  Syphilis- 
symptome fortzusetzen,,  dann  soll  noch  durch  2 — 3  Wochen 
Protojoduret  (s.  oben)  gegeben  werden.  Bei  Affektion  des 
Zentralnervensystems  ist  die  Schmierkur  mit  Jodbehandlang 
zu  verbinden: 

Rp.  Natr,  jodati  3,0 
Aq,  dest.  100,0 
S.  3mal  tgl.  einen  Kaffeelöffel  in  gesüßte  Milch, 

Die  chronisch-intermittierende  Behandlung,  welche  nach 
A.  Fourniers  Angabe  bei  erworbener  Syphilis  allgemeine  Ver- 
breitung gefunden  hat,  eignet  sich  nicht  zur  Behandlung 
der  angeborenen  Lues.  Hier  gilt  der  Lehrsatz:  Ohne  Lues- 
symptome keine  spezifische  Therapie. 

c)  Behandlung  der  Syphilis  tarda.  Obenan  Jod- 
behandln ng.  Man  gibt  so  viel  Dezigramm  Jodnatrium  pro 
Tag  als  das  Kind  Jahre  zählt.  (Anwendungsweise  wie  oben.) 
Bei  Affektionen  des  Nervensystems,  des  Seh-  und  Hör- 
apparates gleichzeitig  Einreibungs-  oder  Injektionskur. 

Bei  Syphilis  tarda  kommt  überdies  die  Sorge  für  all- 
gemeine Maßnahmen  zur  Kräftigung  des  Gesamtorganismus 
der  fast  immer  kachektischen  Kinder  in  Betracht.  Nach  Be- 
endigung der  spezifischen  Kur  erweist  sich  der  Gebrauch 
arsenhaltiger  Mittel  (Solut.  Fowleri,  Roncegno-,  Levico-  oder 
Guberwasser)  sehr  zweckmüßig.  Auch  sind,  wo  die  Verhält- 
nisse es  gestatten,  jod-  oder  arsenhaltige  Heilquellen  zu 
Trink-  und  Badekuren  zu  empfehlen,  so  Hall  in  Oberöster- 
reich, Darkau  in  Schlesien ,  Tölz  in  Bayern ,  Kreuznach  in 
Westpreußen  u.  a.  m. 

Hochsinger. 


TABES  DORSALIS.  283 


T. 

Tabes  dorsalis.  Therapie:  In  Frtihstadien,  ins- 
besondere bei  vorausgegangener,  mangelhaft  behandelter 
Lnes  oder  atypischen  Symptomen,  milde  Qnecksilberkur 
(20 — 30  Einreibungen  k  2,0  Ung.  einer,  oder  Resorcin- 
quecksilber  33®/o)-  Zeitweilig  Jodmedikation  (2  bis 
3  Wochen  2,0  g  Jodnatrium  oder  3,0  g  Sajodin).  Früher  sehr 
beliebt  Ergotin  (0,3  pro  die),  Argent.  nitr. 

Rp.  Argent,  nitr,  0,3 

Argill.  alh,  q.  s.  f,  pill.  30. 
S,  1—3  Stück  täglich, 

statt   dessen   auch  ünguentum    Cred^  2,0,    20  Einreibungen 
(Achtung  auf  Argyrie). 

Allgemeinbehandlung:  Vermeidung  von  Überanstren- 
gung, Durchnässung,  Erkältungen.  Bei  herabgekommenem  Er- 
nährungszustand reichliche  Ernährung,  Freiluftliegekur.  Zeit- 
weilig Verabreichung  von  Roborantien,  Eisen,   China,   z.  B.: 

Rp.   Ferri  lactici  3,0 

Extr.  chinae  aquos.  5fl 
Extr.  nuc.  vom.  0,5 
Extr.  gentianae  q,  s.  f.  pill.  100. 
S,  1—2  Pillen  nach  den  Mahlzeiten. 

Atoxylinjektionen  (jeden  2.  Tag  Injektion  von  0,1  bis 
0,2  Atoxyl,  20  Injektionen). 

Spermin  (Essentia  Spermini  Poehl  2mal  täglich  20  Tropfen). 

Von  großem  Nutzen  sind  die  physikalischen  Heil- 
methoden (s.  d.),  abwechselnd  und  periodenweise  angewendet, 
u.  zw.  Galvanisation  der  MeduUa  spinalis,  faradische  Pin- 
selung  der  Beine  nach  Rumpf f,  leichte  Hydrotherapie  (laue 
Halbbäder,  Kohlensäurebäder),  im  Sommer  Kuren  in  Thermal- 
bädern (indifferente  Thermen,  Solbäder,  kohlensaure  und 
Schwefelbäder).  Badetemperaturen  nicht  über  33®  C, 
leichte  Massage  und  Gymnastik,  im  ataktischen  Stadium 
Frenkelsche  Übungstherapie. 

Gegen  die  lanzinierenden  Schmerzen:  Lokale  hydro- 
pathische Prozeduren,  Elektrizität,  Äthylchlorid,  Nervina  (Pyra- 


284   TABES  DOßS.  —  TACHYKARDIE,  PAROXYSMALE. 

midon  0,3 — 0,5,  Aspirin  0,5 — 1,0,  Phenazetin  0,5,  Anti- 
febrin  0,25,  allenfalls  in  Kombination  mit  Dionin  und  Kodein). 

Gegen  die  Magenkrisen:  Eispillen,  Kälte-  oder  Wärme- 
applikation auf  den  Magen,  Senfpapier,  innerlich  Pyramiden 
mit  Dionin,  Kokain  oder  Anästhesin,  allenfalls  in  KJysmen- 
form,  im  Notfalle  Morphininjektionen  0,02  und  darüber. 

Behandlung  der  Blasenbeschwerden:  Ektovesikale 
Galvanisation  oder  Faradisation  der  Blase,  bei  Cystitis  Kathe- 
terisation  und  Blasensptilung.  e.  Redlich. 

Tachykardie,  paroxysmale.  Behandlung  einer 

etwaigen  ursächlichen  Grundkrankheit  des  Herzens,  der  Gefäße 
oder  der  anderen  Organe  (vgl.  Cardiopalmus),  Infektionen, 
Intoxikationen,  Anämie,  Dyspepsie,  Genitalleiden,  nervöser 
Veranlagung,  Verhütung  physischer  und  psychischer  Über- 
anstrengung oder  einer  verursachenden  Schädlichkeit  (Tabak, 
Alkohol,  Kaffee,  Tee). 

Im  Anfalle  Röckenlage  mit  erhöhtem  Oberkörper 
(vgl.  Cardiopalmus),  Kälte  auf  die  Herzgegend,  flüssige  oder 
leicht  verdauliche  Kost,  kleine  Schlucke  kaltes  Wasser,  Eis- 
stückchen, psychische  Beruhigung.  Zur  Kupierung  des  An- 
falls, besonders  im  Beginne  zu  versuchen:  tiefes  Atmen  mit 
möglichst  langem  Einhalten  der  Atmung  auf  der  Höhe  der 
Inspiration,  mehrmals  hintereinander  (A.  Hoff  mann),  ge- 
preßte Exspirationen  (Krehl),  Niederhocken  auf  den  Boden 
mit  eingezogenen  Beinen,  Kniebeuge  (A.  Ho  ff  mann),  Tief- 
lagerung des  Kopfes  bei  erhöhtem  Oberkörper  (Rosenstein), 
Druck  auf  den  Magen  und  starkes  Pressen  des  Leibes  mit 
hinaufgezogenen  Oberschenkeln  (A.  Ho  ff  mann),  leichte  Bauch- 
massage, Vibrationsmassage  des  Thorax  und  Rückens,  Massage 
und  Klopfungen  des  Rückens,  Kompression  des  N.  vagus  oder 
der  Carotis  am  Halse  (abwechselnd  auf  beiden  Seiten)  von 
vorne  nach  hinten  gegen  die  Wirbelsäule,  durch  eine  bis 
mehrere  Minuten.  Medikamentös  (vgl.  Cardiopalmus)  Koffein, 
Chinin,  Strophantus,  Valeriana,  Brom,  Belladonna,  Amylnitrit, 
Nitroglyzerin,  in  schweren  Anfällen  Morphium,  bei  Herz- 
schwäche Exzitantien  (Alkohol,  Koffein,  Kampfer),  bei  längerer 
Daner  Kardiaka. 

Nach  den  Anfällen  Jodnatrium,  mitunter  Kardiaka 
eine  Zeitlang  angezeigt.  Nervina  (Arsen,  Brom,  Ergotin  u.  a.). 


TACHYKARDIE,PAROXYSM.  — TAENIA  SOLIUM  ETC.    285 


Körperliche  und  geistige  Ruhe  und  Allgemeinbehandlung. 
Leicht  verdauirche  Nahrung.  Mäßige  körperliche  Bewegung 
ohne  Überanstrengung  (keine  Sporte,  Bergsteigen,  Radfahren, 
keine  zu  kalten  oder  heißen  Bäder,  Vorsicht  in  sexualibus). 
Kühle  Abreibungen.  Kohlensäurebäder,  bei  Anämischen  Stahl- 
quellen. Mittlere  Höhen  im  Gebirge  bis  1100  m.  Vorsichtige 
Übungsbehandlung  des  Herzmuskels  (schwedische  Gymnastik, 
Terrainkuren). 


Ep.  Extr.  belladonn.  0,05 
Chinin,  muriatic.  0,60 
Acid.  tartaric.  0,50 
Pulv.  liquirit,  2,0. 
Mfp.  div.  in  dos,  aeq.  VI 
ad  caps.  amylac, 
S.  Täglich  2  Pulver. 
Ep.  Infus,  Rad,  Valerian. 

e  10,0  ad  180,0 
adde  solut.  arsenic.  Fowler, 
gtts,  VI 
Syrup.  Bub.  Idaei  15,0. 
S,  2stündlich  1  Eßlöffel. 
Ep.  Syrup.  hypophosph.  Fdlow 
lag.  orig, 
S,  l—2mal  täglich  V,  Kaffee- 
löffel in  Wasser  während  oder 

vor  der  Mahlzeit. 
Ep.  Uaemoli  hromati  0,50. 
D.  tal.  dos.  XX. 
S,  3mal  täglich  1  Pulver  in 


oder     Ep.  Tinct,  Valerian.  15,0 
Camphor.  trit.  5,0. 
S.  3mal  täglich  10—20  Tropfen, 
Ep.  Solut.  arsenic.  Fowler.  5,0 
Aq.  Menth,  piperit.  10,0. 
S.  3mal  täglich  5  Tropfen. 
Ep.  Tahul,JodglidiniO,50. 
D.  tal.  dos.  Nr. XX 
(Orig. -Packung). 
S.  Täglich  4  Tabletten. 
Ep.  Tablett.  Ärsenferratin  0,25 
Nr.  50  (Orig. -Packung). 
S.  3mal  täglich  1  Tablette. 
Ep.  Lag.  Arsenferratose  250,0 
(Orig. -Packung). 
S.  3mal  täglich  1  Kaffeelöffel. 
Ep.  Haemoli  jodati  5,0 

succ.  liqu.  dep.  q.  s.  u.  f. 

pil.  Nr,  50, 
S.  3mal  täglich  1—2  Pillen 
nach  dem  Essen. 


Oblaten. 
Ep.  Chin,  glycerophosphoric.  (ferrocitric.)  0,60 
(oder:   Euchinin.  0,60) 
Sacchari  2,0. 

Mfp.  div.  in  dos.  aequ.  VI  ad  caps.  amylac. 
S.  2  Pulver  täglich  zu  nehmen. 

M.  Weinberger. 

Taenia    solimn,    Taenia    mediocanellata. 

Prophylaxe:    Vermeidung  des  Genießens  rohen  oder  halb- 
rohen Fleisches  von  Rindern  und  Schweinen.  Für  den  Träger 


286  TAENIA  SOLIÜM,  TAENIA  MEDIOCANELLATA. 

eines  Bandwnrmes  und  jeden,  der  damit  zu  tan  hat,  ist  größte 
Eeinlichkeit  (jedesmaliges  Waschen  nach  Berührung  von  Gliedern) 
zum  Schutze  vor  dem  Finnigwerden  (Cysticercus)  nötig. 

um  die  genannten  Tiere  vor  Infektion  zu  behüten^  sind 
Bandwürmer  resp.  einzelne  Glieder  nicht  einfach  wegzu- 
gießen —  wenn  Schweine  oder  Rinder  zu  den  Fäkalien  ge- 
langen können  — ,  sondern  zu  verbrennen. 

Therapie:  Die  Abtreibung  des  Bandwurmes  ist  als  eine 
angreifende  Kur  anzusehen,  daher  nur  bei  sonst  Gesunden 
gestattet;  im  hohen  Alter,  während  der  Gravidität,  in  den 
ersten  zwei  Lebensjahren  zu  unterlassen.  Die  Kur  ist  auch 
nur  dann  vorzunehmen,  wenn  Glieder  vorgewiesen  werden 
können;  eine  ambulatorische  Vornahme  der  Kur  ist  nicht 
empfehlenswert.  —  Der  Darm  soll  vor  Aufnahme  des  Wurm- 
mittels leer  sein.  Man  läßt  den  Patienten  von  5  ühr  nach- 
mittags tagsvorher  nichts  mehr  genießen  als  Suppe,  schwarzen 
Kaffee  und  etwas  Hering  oder  Krautsalat.  Nachmittags  oder 
abends  wird  ein  Drastikum  genommen  (1  Glas  Bitterwasser, 
Purgen  0,1 — 0,5,  Aquae  laxat.  50,0,  Kalomel  0,2 — 0,5). 

Früh  morgens  kann  schwarzer  Kaffee,  sonst  nichts  ge- 
nossen werden. 

Dann  nimmt  der  Kranke  von  Extract.  filic.  mar.  recenter 
parat.  8,0  (6,0 — 10,0)  in  Gelatinekapseln  k  2  g,  oder  in 
40  g  Sirup.  Im  Notfall  Einflößung  durch  den  Magenschlauch. 
Für  Kinder  3,0  im  3.  Jahr,  4,0  im  4.-5.  Jahr,  5,0  später. 
Gegen  Übelkeiten  Eis,  Limonade,  Tee  oder  schwarzer  Kaffee. 

Erst  nach  4  (2 — 6)  Stunden  —  dieses  Zeitlassen  zur  Wirk- 
samkeit das  Wichtigste!  —  wird  ein  Drastikum  genommen 
(vgl.  oben).  Kein  Rizinusöl  I  Auch  durch  Klistiere,  nie  durch 
Ziehen  an  herausragender  Gliederkette,  kann  das  Austreten 
des  Wurmes  gefördert  werden.  In  den  in  Wasser  auf- 
geschwemmten Entleerungen  ist  der  Kopf  genau  zu  suchen, 
da  erst  sein  Abgang  den  dauernden  Erfolg  der  Kur  sichert. 
Die  Kur  ist  frühestens  nach  ca.  6  Wochen  wiederholbar. 

Bp.  Extr.  fil.  mar,  aether.  rec.  parat, 

8,0  (6,0—10,0) 
Div,  in  dos,  4  (3—5), 
D.  ad  Caps,  gel. 
S,  In  Va  Stunde  zu  schlucken. 


TAENIA  .SOLIUM  ETC.  —  TETANIE.  287 

Rp.  Extr.  fil.  mar.  rec.  par.  8,0 
Syr,  simpl,  40,0, 
MDS,  In  7j  Stunde  auszutrinken  oder  durch  Magen- 
schlauch einzuffi^en. 

Ferner  wird  empfohlen : 

Rp.  Cort.  Punic.  granat.  50,0—100,0 

Macera.per  hör.  24  in  aq.  frigida  300,0 
Dein  coque  ad  cclat.  150,0. 
Adde  Syr.  cort,  aur.  20,0. 
S,  Im  Verlauf  */,  Stunde  auszutrinken  oder  mit  der  Schlund- 
sonde zu  applizieren. 
Bei  Nichtabgang  nach  1»/,  Stunden  1—2  Eßlöffel  Rizinusöl, 

Für  Kinder: 

Rp.  Semen  cucurb.  100,0—150,0, 
Enthülst  in  Vs  ^  W^asser  zur  Emulsion  verrieben. 

£.  Hitschmann. 

Tetanie.  Bei  allen  Arten  der  Tetanie  sind  allgemeine 
therapeutische  Maßnahmen  angezeigt.  Sie  bestehen  in  körper- 
licher und  geistiger  Ruhe,  Vermeidung  seelischer  Erregungen, 
Verbot  von  Alkohol,  Darreichung  von  Natr.  brom.  (2,0  bis 
4,0  tgl.),  warmen  Bädern.  Handelt  es  sich  um  mittelschwere 
oder  sehr  heftige,  das  Leben  bedrohende  Anfälle,  so  empfiehlt 
sich:  Bettruhe,  strenge  lakto vegetabilische  Kost,  heiße  Ein- 
packungen, protrahierte,  möglichst  warme  Bäder,  Chloralamid 
(Chi.  1,5,  Aq.  dest.  60,0  Syr..rub.  Id.  20,0  pro  die).  Morphin, 
mur.  insbesondere  gegen  die  Schmerzen,  Hyoscin.  hydrojod. 
(2— 3mal  tgl.  0,0005  intern  oder  subkutan),  Curarin  (0,002 
subkutan).  Die  interne  Verabfolgung  von  Schilddrüsen-  und 
Epithelkörperpräparaten  sowie  die  galvanische  Behandlung  sind 
ohne  Nutzen. 

Was  die  einzelnen  Formen  der  Tetanie  anbelangt,  so 
spielen  bei  der  Verhütung  der  Tetanie  nach  Strumektomie 
(Tetania  parathyreopriva)  alle  jene  Maßregeln  eine  Rolle, 
die  eine  Entfernung  oder  Läsion  der  Epithelkörperchen  (Neben- 
schilddrüsen) verhindern ,  d.  i.  Vermeidung  der  Exstirpation 
der  Epithelkörperchen,  Schonung  des  Rekurrens,  Vermeidung 
der  Unterbindung  beider  Arteriae  thyreoideae  inferior.  Kommt 


288  TETANIE.  —  TETANUS. 

es  nach  Strumektomie  zu  Tetanie,  so  ist  die  Implantation  von 
frischem,  bei  einer  Stramektomie  gewonnenen,  menschlichen 
Epithelkörpergewebe  anzustreben.  Bei  der  Arbeitertetanie  sind 
hygienische  Maßregeln  durchzuführen:  Verhütung  des  zu  engen 
Zusammenlebens  der  Arbeiter  in  den  Arbeits-  und  Wohnräumen, 
gründliche  und  häufige  Lüftung  der  Wohn-  und  Arbeits- 
stätten. Bei  der  chronischen,  rezidivierenden  Form  Wechsel 
des  Aufenthaltsortes  oder  des  Berufes.  Bei  der  Schwanger- 
schaftstetanie  Unterbrechung  der  Laktation,  in  schweren 
Fällen  Einleitung  der  Frühgeburt;  bei  der  chronischen  rezi- 
divierenden Form  Verhütung  einer  neuerlichen  Gravidität.  Bei 
der  Magentetanie  ist  der  Magenschlauch  wegen  Gefahr  der 
Auslösung  von  Krämpfen  nur  mit  großer  Vorsicht  zu  ver- 
wenden. Vor  der  Magenausspülung  (1^/q  Thymollösung)  sub- 
kutane Kochsalzinfusionen,  Wasser-  oder  Milchklysmen.  Er- 
weisen sich  diese  Maßnahmen  als  nutzlos,  so  muß  der  chirur- 
gische Eingriff  erwogen  werden.  F.  Pin el es. 

Totanus.  Prophylaxe:  Alle  mit  Schutt,  Erde,  Dün- 
ger etc.  verunreinigten  Wunden  sind  sobald  als  möglich  sorg- 
fältig zu  reinigen  und  zu  desinfizieren  —  Betupfung  mit  konzen- 
trierter Phenollösung,  1%  Sublimatalkohol,  eventuell  mit  dem 
Paquelin  auszuglühen.  Empfohlen  wird  prophylaktische  Injek- 
tion von  10  cm^  Behringsehem  Tetanusantitoxin. 

Therapie:  Spezifische  Behandlung  in  Form  sub- 
kutaner, in  besonders  schweren  Fällen  subduraler  Injektion 
von  5 — 10  cm^  des  Behringschen  Tetanusheilsernms.  Die 
Injektionen  werden  entsprechend  der  Schwere  des  Falles  nach 
Bedarf  wiederholt. 

Medikamentöse  Behandlung:  Narkotika  in  großen 
Dosen,  welche  bei  Tetanus  gut  vertragen  werden.  Chloral- 
bydrat  6 — 10  ^f  in  Mucilago  gummi  arab.  tagsüber  zu  ver- 
brauchen, Morphiuminjektionen  2 — 3  Pravazspritzen  mit 
0,01 — 0,02^  Morphium  pro  dosi,  Bromkalium  10:150, 
2stdl.  1  Eßlöffel.  Zur  Beruhigung  protrahierte  laue  Bäder 
(300  c,  8/^_i  Stunde  Dauer). 

Die  Ernährung  geschieht  —  da  der  furchtbare  Trismus 
die  Nahrungsaufnahme  auf  natürlichem  Wege  verhindert  — 
entweder  mit  Hilfe  einer  durch  die  Nase  eingeführten  Sonde 


TETANUS.  —  TONSILLABERKRANKUNGEN.  289 

oder  mit  Benützuixg  einer  vorhi^ndenen,  die  Einführang  eii^er 
Sonde  gestattenden  Zahnlücke,  eventuell  durch  Nährklysmen. 
Zur  Anregung  der  Diaphorese  Verabreichung  von 
Salizylpräparaten ,  z.  B.  Natrium  salicylicum  1  g  pro  dosi, 
6  g  pro  die.  Kahane. 

Tic  douloureux.  Bei  den  qualvollen  Formen  von 
einseitigem  Gesichtsschmerz  im  Bereich  des  ersten  oder  zweiten 
Trigeminusästes  unterlasse  man  es  nicht,  ehe  man  zu  einer 
Neurotomie  oder  Neurektomie  sehreitet,  folgendes  zu  versuchen : 
Man  kokainisiere  die  mittlere  Muschel  der  kranken  Seite, 
indem  man  ein  in  eine  10 — 20^/oige  Kokainlösung  ge- 
tauchtes Wattabäuschchen  auf  die  Muschel  legt  uud  dasselbe 
4--5  Minuten  liegen  läßt.  Nach  Entfernung  des  Wattabäusoh- 
chens  wird  die  nunmehr  unempfindliche  Muschel  ganz  ener- 
gisch galvanokaustisch  geätzt.  —  Bei  einem  etwaigen  Rezidiv 
wird  der  Eingriff  wiederholt.  M.  Großmann. 

TcnsiUarerkrdinkungen. 

I.  Tonsillarhypertrophie.  Cave:  Leukämische  Ton- 
sillen (schwere,  mitunter  tödliche  Blutungen),  Hämophilie, 
hämorrhagische  Diathese,  Arteriosklerose!  Bei  großen  Ton- 
sillen Tonsillotomie  mit  der  Guillotine  von  Fahnenstock- 
Mathieu,  bei  kleinen  Tonsillen  und  fibrösen  Formen  (Ver- 
kalkungen, Steinen)  Galvanokaustik  oder  Morcellement  mit  dem 
Emorcelleur  von  Gouguenheim  (Locheisenzange).  Winke 
zurTonsillotomie:  nur  bei  gutem  Licht  arbeiten  (am  besten 
mit  Stirnreflektor!).  Nicht  zu  viel  wegnehmen,  Tonsille  nicht 
aus  der  Nische  ziehen,  mediane  Haltung  der  Guillotine,  Achtung 
auf  die  Gaumenbögen.  Bei  Adhäsionen  vorherige  Lösung  der 
Verwachsungen !  Achtung  auf  die  Zweige  der  Tonsillarkapsel ! 
Wenn  Blutungen  nach  der  Tonsillotomie  auftreten,  sind 
folgende  Maßregeln  zu  ergreifen:  Völlige  Buhe  des  Patienten, 
Schlucken  von  Eispillen,  nicht  räuspern,  nicht  spucken!  Wenn 
die  Blutung  arteriell,  soll  das  Gefäß  mit  langem  P^an  gefaßt 
werden  und  abtorquiert  oder  unterbunden  werden.  Wenn 
parenchymatös,  Fingerkompression  des  Tonsillarstumpfes  (oder 
des  Gaumenbogens,  wenn  dort  der  Sitz  der  Blutung  ist)  oder 
Aufdrucken  eines  in  Adrenalin,  Alaun- Adrenalin  oder  Tonogen 
getauchten  Gazetampons.  Wenn  diese  Kompression  nichts  nützt, 

F  e  1 1  n  e  r,  Therapie  der  Wiener  Spezialärzte.  19 


290  TONSILLARERKRANKUNGEN. 

Galvanokauter  oder  Thermokauter.  Wenn  auch  dies  vergebens, 
Anwendung  des  Kompressoriums  von  Mikulicz-Stoerk;  eine 
Pelotte  wird  außen  aufgelegt  (Carotis)  die  zweite,  mit  Gaze 
umwickelte,  kommt  auf  den  Tonsillarstumpf  zu  liegen  (das 
Stoerksche  Instrument  hat  abnehmbare  Branchen).  Nicht  zu 
lange  liegen  lassen  (Nekrose!  Sepsis!).  Neuere  Verfahren  in 
verzweifelten  Fällen:  Methode  Heermann-Escat.  Vernähung 
der  Gaumenbögen  über  dem  Tonsillarstumpf  mit  und  ohne 
Einnähung  eines  Tampons.  Das  Verfahren  ist  sehr  schwierig 
und  womöglich  am  hängenden  Kopfe  durchzuführen.  (Ich  ver- 
wendete hierbei  einmal  die  von  Killian  zur  Schleimhautnaht 
bei  subperichondraler  Resektion  des  Septums  angegebene 
Nadel  mit  Erfolg.)  Verfahren  von  Henk  es,  auf  demselben 
Prinzipe  beruhend:  Anbringen  von  starken  Agraffen  in  den 
beiden  Gaumenbögen  mittelst  zangenförmigen  Klammerhalters. 
Als  ultimum  refagium  Unterbindung  der  Carotis  (in  einer  An- 
zahl von  Fällen  erfolglos  angewendet).  Bei  starker  Anämie: 
Kochsalzinfusionen!  Völlige  Ruhiglagerung! 
IL  Entzündungen   der  Tonsillen. 

a)  Angina  catarrhalis.  Halsumschläge.  Gargarismata. 
(I^Iq  Tanninlösung,  l^j^  Chlorkalilösung,  hypermangansaures 
Kalium).  Bei  mehr  fötiden  Prozessen  Hydrogenium  hyper- 
oxydatum  (6®/o — 15®/o).  Formaminttabletten. 

h)  Angina  ulcero-membranacea  (Vincent).  Mecha- 
nische Ablösung  der  Membranen.  Pinselungen  mit  Sublimat- 
alkohol. Wasserstoffsuperoxydgargarismata.  Wenn  Drüsen  ge- 
schwollen, Burow. 

c)  Angina  diphtheritica  siehe  Diphtherie. 

d)  Angina  phlegmonosa.  Wenn  der  Prozeß  noch  nicht 
reif,  warme  Gurgelungen  (Eibischwurzeltee),  Kataplasmen, 
Dunstumschläge.  Wenn  reif,  Inzision  meist  an  typischer  Stelle 
in  der  Mitte  zwischen  letztem  oberen  Molar  und  Basis  der 
Uvula  (Chiari).  Die  Inzision  kann  mit  einem  gedeckten 
Bistouri  gemacht  werden  oder,  was  besser  ist,  mit  einem 
feinen,  mit  gebogenem  Griff  versehenen  lanzettförmigen 
tenotomähnlichen  Instrument.  (Dieses  feine  Instrument  erweist 
sich  namentlich  bei  hochgradigem  Ankylostoma  «Is  sehr 
praktisch.)  Weitere  Behandlung:  Tägliches  Eröffnen  der 
wiederverklebenden  Inzisionsstelle  mittelst  Sonde  oder  Pinzette. 


TONSILLABERKRANKÜNGEN.  —  TRICHINOSIS.         291 

III.  Tuberkulose  der  Tonsilleu. 

Bei  kliDisch  primären  Formen  eventuell  Tonsillotomie. 
Bei  zirkumskripten  UJzerationen  galvanokaustischen  Tiefen- 
sti^  ßxkochleation  mit  nachträglicher  Milchsäure  Verätzung 
(50 — 80Yo)-  Bei  starker  Dysphagie  Orthoform-Morphininsuff- 
lation  (Morph.  hydroiAl.  1,0  (!)  auf  Sacchar.  lact.  10,0).  Even- 
tuell Kokainpinselungen  (lO^o)  oder  Mörphininhalationen 
(Morph,  hydrochl.  0,01  :  100,0)  oder  Kokaininhalationen 
(0,1  :  100,0).  Auch  Mentholölpinselungen  (10 — 20Vo)  manch- 
mal von  schmerzlindernder  Wirkung. 

IV.  Lues  tonsillarum. 

a)  Sklerose:  Pinselungen  mit  Sublimatalkohol.  Mit 
Allgemeinbehandlung  warten,  bis  das  Exanthem  aufgetreten 
ist.  TonsiDektomie  zwecklos!  Besondere  Vorsicht  der  Umgebung! 

h)  Sekundäre:  Ätzung  mit  konzentrierter  Lapislösung 
oder,  was  besser,  mit  Lapisstift.  (Rauchen  ist  völlig  zu  unter- 
sagen. Desgleichen  Potus!)  Bei  frischeren  Formen  auch  Jod- 
tinktur oder  Lugolsche  Lösung.  Die  Lokalbehandlung  muß 
strenge  mit  der  allgemeinen  durchgeführt  werden. 

c)  Tertiäre:  Auch  hier  ist  der  Lapis  das  souveräne 
Mittel.  Bei  schweren  ulzerösen  Syphiliden  das  stärkere  Zitt- 
m an n sehe  Dekokt  früh,  das  mildere  nachmittags  zu  nehmen. 
Oft  ist  Jod  und  Quecksilber  gleichzeitig  angewendet  von  aus- 
gezeichnetem Erfolg  begleitet.  Daneben  Mundwasser  mit  des- 
infizierender Wirkung. 

V.  Mykose  der  Tonsillen. 

Tonsillotomie.  Eventuell  Galvanokaustik.  Zerstörung  der 
Lakunen.  SchlitzungmittelstTonsiUenschlitzers !  Hartm  an  n  sehe 
Kugel  zum  Auspressen  der  Mykoseherde.  Von  Medikamenten 
10<*/o  alkoholische  Salizylsäure,  507o  Milchsäure  angezeigt. 
Manchmal  starkes  Rauchen  von  gutem  Erfolg  begleitet. 

E.  Glas. 

Triohinosis.  Prophylaxe:  Obligatorische  Fleisch- 
beschau, Vernichtung  infizierteP"  Tiere  sowie  der  Fäzes  von 
Trichinenträgern  durch  Verbrennen.  Abhalten  der  Schweine 
aus  der  Nähe  von  Abdeckereien,  Schlächtereien,  deren  Abfällen 
und  Spülwässern.  Die  Menschen  behüten  sich  am  sichersten 
vor  Trichinose  durch  die  Vorsicht,  nie  rohes  oder  halbrohes, 

19* 


292  TRICHINOSIS,  —  TUBARGRAVIDITÄT. 

sondern    nur   gar   gekochtes ,    intensiv   gepökeltes   oder    ge- 
räuchertes Schweinefleisch  zu  genießen. 

Therapie:  Sehr  selten  kommt  die  Magenausspülang 
nicht  zu  spät  Gründliche  Darmentleerung  ist  die  wichtigste 
Maßnahme: 

Kalomel  0,3 — 0,5  wiederholt;  Ol,  Riciu.  eßlöffelweise  bis 
zu  starker  AVirkung.   Das  Purgieren  in  den  ersten  Wochen 
zeitweise  zu  wiederholen.  Femer  Benzin  durch  mehrere  Tage 
innerlich  und  als  Klysma. 
Rp.  Benzin  6,0  oder  Rp.  Benzin  3—8,0 

Mucilag,  gumm.  arah.  25,0  Aq.  fontis  500,0, 

Succ.  Uquir.  8,0  .  DS.  Klysma, 

Aq.  menth.  pip,  120,0. 
MDS.  Umgeschüttelf.,  1-  bis 

2stündlich  1  Eßlöffel. 

Im  Verlauf  sind  protrahierte  warme  Bäder,  tonisierende 
Diät  und  symptomatische  Behandlung  der  Schlaflosigkeit, 
Schweiße  usw.  am  Platze.  E.  Hitschmann. 

Tubaripravidität.  Ätiologie:  Meist  vorausgegan- 
gene Entzündungen  in  den  Adnexen,  häufiger  bei  Mehr-  als 
Erstgebärenden. 

Symptome:  Ausbleiben  der  Menses,  Schwangerschafts- 
zeidien  (können  aber  beide  fehlen),  plötzlicher  Kollaps  mit 
geringer  Blutung  nach  außen;  leichte  Temperatursteigerang, 
Meteorismus;  schmerzhafter  Tumor  neben  oder  neben  und 
hinter  dem  Uterus. 

Differentialdiagnose:  Schwierig  (entzündliche  Schwel- 
lung nach  intrauterinem  jungen  Abortus),  bei  Tubarabort 
wiederholter  Kollaps  bei  wachsender  Hämatokele;  lauge  Zeit 
anhaltende  krampfartige  Schmerzen  (Tabenkeliken);  am  ge- 
fährlichsten Sitz  im  medialen  Tubenanteil;  ohne  voraosgehenda 
Symptome  plötzlich  hochgradige  Anämie  (Ruptur,  innere 
Blutung),  kein  Tumor  nachweisbar. 

Therapie:  In  der  Regel  operativ,  unbedingt  bei  plötz- 
licher Anämie;  Exstirpation  der  Tube  mit  Fruchtsack;  bei 
Hämatokelen  und  sicher  totem  Ei  auch  konservative  Behand- 
lung (Ruhe,  Tampons)  wie  bei  entzündlichen  Adnexerkran- 
kungen.  Feh  am. 


TÜBEBK^ÜL.  D.  BINDEH.  —  TÜBERKÜL.  D.  OEU      293 

Tuberkulose   der  Bindehaut.    Exzision^  Am- 

kratzen  und  Einstanbim^Q  wen  Jodoform.  y.  Rea  ß. 

Tuberkulose  der  Oelenke  (Tamor  albus).  Pro- 
phylaxe: BesoBdere  Vorsicht  bei  aili^  Verletzungen  Isi  der 
I^ähe  der  Gelenke  ^ei  «ehwftelilichen  oder  phthisiBcfaea  Indi- 
viduen. 

Therapie:  1,  Allgemeine.  Hebung  der  Widerstands- 
fähigkeit durch  Ernfi^hrfing;  medikamentöse  Einwirkungen 
(u.  a.  durch  r^elmäßige  Schmierseifeneinreibungen),  Solbäder 
(im  Salzkammergut:  Aussee,  Hallstadt,  Ischl,  Ebensee;  in 
Tirol:  Hall;  in  G^lisieii;  WieliczbA.,  Ivonicz^  Tmskawice; 
feri3ier  Reiehenhall,  Kissingen ^  Kreuznadi,  Salzbrunn,  Salz- 
^hlirf  etc.),  Jodsolbäder  (Bad  Hall,  Darkau,  Luhatschowitz, 
Lipik  u.  a^),  methodische  Bewegung  im  Freien  «inter  günstigen 
klimatischen  Verhältnissen ;  letztere  «ur  Verjsneidung  akiil;er  und 
chronischer  Bronchitide»^  wodurch  Misehinfefetionen  rein  bä- 
j&illärer  Loks^lprozesse  hert)eig^tihrt  Mterd^n.  Hierzu  besonders 
4ie  ö.ster reichische  (Grado,  ßistiana^  Brioni,  S^m  Pelagio, 
Abbazia,  Lussln,  B^gosa,  OastelnuoYo),  itaüenische  uhd  fran- 
zösische Mittelmeerk^ste ,  die  französische,  spanische  und 
Nordseektlste ,  w^jaiger  die  Ostsee  und  die  jnörcMiehe  Nord- 
seektiste  geeignet. 

2.  Lokale-  a)  Reiner  Knocken-  joder,  %novialftti>gtts 
(nicht  eitrige  Formen):  Frühzeitige  Immobilisation, 
.eventuell  nach  asepüseh«r  Punktion  bei  Hydrops,  in  Schienen 
«nd  Stärkebinden  oder  Gipsverband.  Bei  schmerzloser  Schweb 
liMig  Kompression  mit  Heftpflaster  oder  scIi wacher  Gummi- 
binde. An  den  unteren  Extremitäten  i^äter  Stützapparate. 
In  geeigneten  Fällen-  (bei  priÄiärem  Knpchenherd  oder  ge- 
ringer Schwellung,  günstiger  Reaktion  auf  Immobilisieruag) 
in  Narkose  aseptische  Injektionen  von  steriler  ö — 10%iger 
^odoform-Glyzerin-Aufschwemmung  in  den  Knochen,  bzw.  in 
.die  Schwellung  um  das  Gelenk  an  mehreren  Stellen;  bei  guter 
:Wirkung  nach  3 — 4  Wochen  zu  wiederholen.  Vorsichtige 
^tauungsbehandlung.  —  b)  Mischinfektionen  (eitrige  Formen) : 
P.alliative  Eingriffe  wie  Punktien  niit  Auswaschung  oder  Ein- 
gießen von  Jodoformglyzerin  und  Naht  niu*  diom,  wenn  sofort 
gilnstige  klimatische  Verhältnisse  ermöglicht  werden  können'. 
Sonst  sorgfältigste  Entfernung  alJesXranken,   Ein.- 


294     TÜBERK.  D.  GELENKE.  —  TÜBERK.  D.  KEHLKOPFES. 

führung  von  Jodoform  in  die  Wundhöhle.  Während  der  Heilang 
eventuell  Stauung.  In  vorgeschrittenen  Fällen  und  bei 
schlechtem  Allgemeinbefinden  die  Amputation  nicht  ver- 
zögern. •■ —  Nach  vollständiger  Heilung  der  Knochen-  und 
Gelenkprozesse  bei  Kontrakturen  und  Ankylosen  (s.  d.)  der 
großen  Gelenke  jedenfalls  Versuche  mit  den  Bier  sehen 
Mobilisationsapparaten,  in  leichteren  Fällen  mit  artikulierten 
Gipsverbänden  und  Korkkeilen,  nach  Spina  ventosa  auch 
Quecksilbermassage,  Bäder,  Widerstandsgymnastik. 

J.  Sternberg. 

Tuberkulose  des  Kehlkopfes.  Die  so  häufige, 
in  ca.  30<>/o  der  Fälle  von  Lungentuberkulose  vorhandene 
Tuberkulose  des  Kehlkopfes  erfordert  die  gleiche  Allgemein- 
behandlung wie  diese.  In  prophylaktischer  Beziehung  werden 
wir  außer  der  Behandlung  vorhandener  Nasen-Rachenkatarrhe 
durch  regelmäßige  Gargarismen,  am  besten  Jodkochsalz- 
lösungen (1:3:300),  sowie  zeitweise  Anwendung  von 
Narkoticis  oder  Expektorantien  vorzubeugen  trachten.  Bei 
bereits  bestehender  Infiltration  oder  Ulzeration  in  erster  Reihe 
Ruhigstellung  des  Kehlkopfes,  also  Verbot  von  Sprechen 
oder  Flüstersprache,  die  sieh  oft  glänzend  bewährt.  Eventuelle 
Wahl  eines  Kurortes  mit  mild  anregender,  feuchter  Luft 
(Gardasee,  Nervi,  Mentone,  Ajaccio),  femer  die  von  Sorgo  ein- 
geführte Sonnenlichtbehandlung,  die  von  dem  Kranken  selbst 
ausgeführt  werden  kann,  sowie  Insuf  Nationen  mit  Ort  ho  form, 
Jodol,  Boralaun.  Eine  direkte  Behandlung  ist  gewiß  nur 
für  ausgesuchte  Fälle  indiziert,  wo  es  sich  um  zirkumskripte 
Ulzerationen  oder  Infiltrate  handelt.  Hier  kämen  vorsichtige 
Ätzungen  mit  20<>/o — 80®/o  Michsäure  -oder  der  galvanokau- 
stische Tiefenstich  in  Betracht.  Zur  Gurette  werden  wir  nur 
selten  und  auf  ganz  bestimmte  Indikationen  hin  (Art  der 
Infiltration,  Schwere  des  Lungenbefundes,  Allgemeinzustand) 
greifen,  um  das  Setzen  von  großen  Wundflächen  zu  vermeiden, 
mit  Ausnahme  der  Fälle,  wo  uns  die  wachsende  laryngeale 
Dyspnoe  dazu  oder  sogar  zur  Tracheotomie  zwingt,  die  gute 
Erfolge  hat.  Gegen  die  Schmerzen,  die  dem  Kranken  oft  recht 
lästig  werden  und  namentlich  das  Schlucken  erschweren,  geben 
wir  Insufflationen  von  Antipyrin  (5  :  10,0  Saccharum), 
Pinselungen  mit  10%  Kokainlösung,  b^/^  Eucainlösung, 


TÜBERK.  D.  KEHLKOPFES.  —  TÜBERK.  D.  LUNGEN.     295 

oder  einen  Spray  von  Morphin  (0,5,  Zinc.  sulf.  5,0 :  250,0 
Wasser)  oder  Anästhesin.  E.  Sonnenfeld. 

Tuberkulose  der  Lungen.  Kein  Zweifel  kann 
darüber  obwalten,  daß  die  Tuberkulose  eine  heilbare 
Krankheit  ist,  und  daß  wir  mit  vieler  Berechtigung  einen 
therapeutischen  Erfolg  erwarten  dtlrfen,  wofern  wir  die 
Krankheit  in  ihren  Anfängen  in  die  Hand  bekommen. 
Hier  ist  das  Band ,  welches  die  Prophylaxe  mit  der  Thera- 
pie verbindet,  indem  für  gewisse  Anfangsfälle  schon  alle 
jene  prophylaktischen  Maßnahmen  genügen,  die  wir  zum 
Schutze  der  Gesunden  vor  Ansteckung  anwenden:  also  Er- 
höhung der  Widerstandskraft  des  Organismus  durch  Ab- 
härten, kalte  Waschungen,  Sorge  für  reichliche  Zufuhr 
reiner  Luft  in  Wohn-  und  Arbeitsstätten,  Kräftigung  des 
Körpers  durch  Regelung  der  Arbeitszeit  resp.  Erholungszeit, 
welche  mit  Aufenthalt  in  freier  Luft  und  mäßigen  sportlichen 
Übungen  verbunden  ist,  eventuell  ■ — wo  dies  möglich  ist  — 
Änderung  des  Berufes  oder  Änderung  des  Domizües.  Es  ist 
kein  Zweifel,  daß  solche  Maßnahmen,  ohne  im  bürgerlichen 
Leben  des  Betreffenden  eine  wesentliche  Änderung  zu  be- 
deuten, nicht  nur  prophylaktisch  wirksam  sind  gegenüber 
solchen,  die  eines  erhöhten  Schutzes  vor  der  Tuberkulose 
bedürfen,  sondern  auch  für  viele  Anfangsfälle  mit  leichten 
auskultatorischen  und  perkutorischen  Veränderungen  in  einer 
Spitze,  aber  gutem  Allgemeinbefinden  genügen,  um  die  so 
häufige  Selbstheilung  auszulösen,  resp.  zu  unterstützen.  Es 
genügt  dies  vollkommen  für  jene  Fälle,  welche  ohne  wesent- 
liche subjektiven  Beschwerden  bei  einer  gelegentlichen  Unter- 
suchung eine  Spitzentuberkulose  entdecken  lassen,  oder  auch 
bei  solchen,  die  zwar  subjektive  Beschwerden,  wie  Husten,  zeit- 
weiliges Stechen  oder  Auswurf  haben,  jedoch  mit  Rücksicht 
auf  das  vorgeschrittenere  Alter  und  auf  Grund  mehrerer 
Untersuchungen  einen  stationären  Charakter  erkennen  lassen. 
In  allen  anderen  Fällen  aber  heißt  es  in  erster  Reihe,  ein 
hygienisch-diätetisches  Verfahren  in  strengerem  Sinne  des 
Wortes  einleiten,  wie  ein  solches  nur  in  klimatischen  Stationen, 
oder  besser  in  geschlossenen  Heilstätten  durchzuführen 
möglich  ist,  wo  der  Kranke,  fernab  von  seinem  Berufe  und 
allen  Schädlichkeiten  desselben,  wie  seiner  gewohnten  Umge- 


296  TUBERKULOSE  DER  LUmEN. 

büng  ausschließlich  seiner  Kur  lebt.    Leider  besitzen  wir  in 
Österreich  noch  viel  zu  wenige  solcher  Anstalten^  und  macht 
sich    der  Mangel  solcher   für   den  Mittelstand  besonders    be- 
merkbar. Von  den  bestehenden  siüd  zu  nenne«  Äe  Sanatorien 
fflr    Bemittelte:    Grimmenstein    (700 wi   hoch),    Wienerwald 
(550  w),  Zakopane  (in  Galizien),  ferner  die  Volksheüstätten 
Alland  (mit   einem    Zahlstock   für   Bemittelte),    Hörgas    (bei 
Gratwein  in   Steiermark),    Tannwäld    (in   Böhmen).    Ferner 
mit   halbjährigem  Betrieb    Sanatorium  Gries    bei  Bozen    und 
St.  Pankratius    (in    Arco).    In    allen    diesen    Anstalten     ist 
es    am  besten  möglich,    das   hygienisch-diätetische  Veffahren 
durchzuführen  und  mit  einer  teils  spezifischen,  teils  medika- 
mentösen Therapie  zu  kombinieren.  Immerhin  läßt  sich  aber 
dieses  Verfahren  auch  bei  jenen  durchführen,  diie  aus  irgend 
welchen  Gründen    eine  Heilanstalt   nicht   aufsuchen    können, 
und  bei  der  nötigen  Energie  des  Arzties  sowie  Ausdauer  und 
Gewissenhaftigkeit  des  Patienten  erfolgreich  gestalten.  Dieses 
Verfahren  verfolgt  zwei  Ziele:  erstens  den  Kranken  zu  kräf- 
tigen resp.  seinen  Ernährungszustand  zu  heben,  zweitens  ihn 
abzuhärten  und  so  für  eventuelle  Schädlichkeiten  der  ^iküoft 
widerstandsfähiger   zu    machen.    Das   letztere   erreichen    wir 
durch  regelmäßige  Waschungen   von  Brust  und  Oberkörper, 
wobei  wir  mit  der  Tempisrätur  des  Waschwassers  ailmählieh 
fallen  und,  um  einen  größeren  Hautreiz  zu  erzielen  und  den 
so  lästigen  Nachtsehweiß   zu  bekämpfen ,    zum  Waschwasser 
Franzbranntwein    oder  Essig    zusetzen  lasseh.    Die  Eleidiing 
soll    durch    sukzessive  Gewöhnung    eine    zweckmäßige,    aber 
leichte  sein,  ebenso  die  Bedeckung  bei  Nacht.  Dazu  gewöhnen 
wir  den  Kranken ,  nachts  bei  offenen  Fenstern  zu  schlafen, 
sowie  Sorge  zu  tragen,    daß    er  sich  stets  in  gut  gelfilteten 
Räumen  aufhalte.    Alle  diese  Maßnahmen  £(ollen  aber  immer 
unter  Berücksichtigung    des    Allgemeinzustandes    sowie    der 
Jahreszeit,    in  der  sie   begonnen  werden,  durchgeführt  sein 
und  dürfen  untiör  keinen  Umständen  in  einseitiger,  schablonen- 
hafter Weise  verfolgt  werden.  So  hat  es  gewiß  keinen  Zweck, 
auf   dem  Grundsatz   des   Schlafens   bei   offenem  Fenster   zu 
bestehen  unter  ungünstigen  lokalen  Verhältnissen,  wie  dichtem 
Nebel,  namentlich   an    der  Peripherie  der  Großstadt  oder  in 
ihr  selbst.  Ebenso  ist  es  widersinnig,  bei  blutarmen,  fiebernden 
Kranken  die  Waschungen  konsequent  weiterführen  zu  wollen, 


TUBERKULOSE  DER  LUNGEN.  297 

wenn  uns  das  ünbehaglichkeitsgefühl  and  Frösteln  derselben 
sagt,  daß  wir  an  der  Grenze  angelangt  sind.  Ebendasselbe 
gilt  auch  von  dem  ersten  Teile  unserer  Aufgabe,  der  Kräfti- 
gung und  Hebung  des  ErnUhrungSKUstandes.  Nichts  ist  wider- 
sinniger, als  hier  den  Kranken  vor  eine  größere  Aufgabe 
zu  stellen,  als  er  zu  leisten  Imstande  ist,  und  ihm  eine 
Menge  von  Nahrung  aufzunötigen,  die  er  zu  seinem  Nutzen 
nicht  v^rw«rten  kann.  Besonders  das  maßlose  Trinken  von 
Milch  halte  ich  für  ganz  unzweckmäßig  und  habe  ich  noch 
nie  glänzende  Erfolge  davon  geseheiii>  WotBöglich  ist  darauf 
zu  sehen,  daß  der  Kranke  eine  gewählte,  gemischte  Kost 
(besonders  G^oräse,  M^lspeisen)  zu  sich  nehme,  ebenso  daß 
die  Ernährung  nach  defin  Grundsatze:  ,, häufig,  aber  wenig; 
vielerlei,  aber  nicht  viel"  erfolge.  Milch  erlaube  ich  höchstens 
bis  zu  1 — iVi^  i™  Tage^  durchschnittlich  nur  ^j^l  bei  son- 
stiger Nahrtingsaufnahme,  wobei  ich  darauf  achte,  daß  s^be 
über  den  Tag  auf  3^-^4  Portionen  verteilt  und  dann  stets 
langsam  getrunken  werde.  Früh  und  abends  lasse  ich  selbe 
mit  Selterswasser  gemischt  lauwarm  im  Bette  trinken,  um 
die  Wirkung  eines  leichten  Expektorans  zu  erzielen.  Wo  Mikh 
nidtt  oder  schleoht  vertragen  wird,  zumeist  bei  Leuten  mit 
Atonie  des  Magens,  bleibt  selbe  fort,  odw  wird  versuchsweise 
durch  Kefyr  odet  Kumys  ersetzt.  Wo  es  angängig  ist,  kann 
man  mit  gutem  Nutzen  eine  möglichst  fettreiche  Nahrung 
geben,  resp.  Fette  selbst  wie  Lebertran,  vielleicht  um  den 
unangenehmen  Geschmack  zu  verdecken  in  der  Formel: 

Rp.  Ol,  jecoris  aselli, 
Aq.  calcis  aa.  100,0 
Sacchari  0,1 
OL    menth.  pip.  gtts.  X. 
S.  davon  2—3  Eßlöffel 

Gegen  die  vernünftige  Verabreichung  von  Alkohol  ist 
gewiß  nichts  einzuwenden  mit  Ausnahme  der  Fälle,  die  nach 
Wein  stärkeren  Hustenreiz  haben  oder  zur  Tachykardie  neigen, 
oder  bei  denen  es  sich  aus  anderen  Gründen  verbietet  (Herz-, 
Nierenkranken).  Ja,  er  wird  in  vielen  Fällen  darniederliegenden 
Appetits  oder  bei  sehr  herabgekommenem  Ernährungszustand, 
bei  vollständiger  Anorexie  im  Verein  mit  Milch,  Eier,  Fleisch- 
brühe   unser  wesentlichstes  Nahrungsmittel  darstellen.    Bier, 


298  TUBERKULOSE  DER  LUNGEN. 

namentlich  das  malzfaältige  schwarze  Bier,  das  abends  gegeben 
wie  ein  leichtes  Hypnotikmn  wirkt,  gestatten  wir  ohne  weiteres. 
Daß  wir  uns  unter  gegebenen  Verhältnissen  die  Fülle  derNäluv 
Präparate  (Alboferrin,  Somatose,  Sanatogen,  Hygiama,  Paro, 
Lävulose ,  Laktomaltose  etc.)  zun  atze  machen,  ist  klar,  und 
hat  hier  jeder  nach  seinen  Erfahrungen  und  Neigungen  bei 
der  täglich  wachsenden  Menge  freien  Spielraum.  In  erster  Reihe 
aber  werden  wir  immer  bei  der  natürlichen,  gemischten  Er- 
nährung bleiben  and  verschlägt  es  meiner  Ansicht  nichts, 
wenn  man  bei  vorübergehender  leichter  Appetitlosigkeit  einen 
halben  oder  ganzen  Fasttag  einschaltet. 

Übergehend  auf  die  Tageseinteilung  des  Phthisikers,  kann 
man  analog  dem  Verfahren  in  den  Heilstätten  bei  den  soge- 
nannten Hausknren,  die  im  Sommer  überall,  im  Winter  in 
klimatischen  Stationen,  oder  aber  auch  in  günstig  gelegenen 
Orten  unserer  Breiten,  ja  sogar  an  der  Peripherie  der  Groß- 
stadt durchführbar  sind  —  dies  richtet  sich  immer  nach  dem 
einzelnen  Falle  — ,  die  Freiluftbehandlung  anwenden.  Dieselbe 
besteht  in  einem  dem  Falle  angepaßten  Wechsel  zwischen 
Ruhe  und  Bewegung.  Die  Liegekur  selbst  soll  an  einem 
der  Luft  und  Sonne  zugänglichen,  vor  dem  Winde  geschützten 
Orte  durchgeführt  werden,  sei  es  im  Freien  selbst,  oder  auf 
gedeckter  Veranda  oder  in  Fällen,  wo  dies  nicht  anders 
möglich,  in  einem  sonnseitigen  Zimmer  bei  offenem  Fenster. 
Dort  bleibt  der  Kranke  entsprechend,  aber  gewiß  nicht  zu 
warm  gehüllt ,  durch  3 — 4  Stunden ,  verteilt  über  den  Tag, 
liegen  mit  mäßig  erhöhtem  Oberkörper,  und  wird  angewiesen, 
ruhig,  gleichmäßig  bei  geschlossenem  Munde  zu  atmen.  Zwischen 
diese  Liegekuren  eingeschoben  sind  die  Spaziergänge,  welche 
in  gewisser  Beziehung  Terrainkuren  darstellen  sollen.  Man 
weist  also  den  Kranken  an,  die  Spaziergänge  langsam ,  .mit 
Ruhepausen  zu  machen,  die  allmählich  gekürzt  werden,  so 
daß  er  schließlich  l^g — ^  Standen  in  continuo  geht.  Zugleich 
werden  wir  durch  die  Wahl  der  Spaziergänge,  resp.  der  auf 
ihnen  zu  überwindenden  Steigungen,  die  wir  langsam  wachsen 
lassen,  eine  Art  Lungengymnastik  durchführen.  Als  Maßstab 
für  dieselbe  gilt,  abgesehen  vom  Allgemeinbefinden  (Fieber, 
Hämoptoe  sind  eine  Kontraindikation),  das  Moment ,  daß  bei 
diesen  Spaziergängen  nie  Herzklopfen,  Atembeschwerden  auf- 
treten dürfen,  und  pflege  ich  meine  Kranken  derart  zu  unter- 


TUBERKULOSE  DER  LUNGEN.  299 

weisen^  daß,  freie  Nasenatmung  vorausgesetzt,  das  Maximum 
erreicht  ist,  wenn  sie  durch  den  Mund  zu  atmen  gezwungen 
sind.  Dieser  Wechsel  zwischen  Bewegung  und  Liegekur,  der 
in  der  Mehrzahl  der  F&Ue  so  geordnet  ist,  daß  die  Kranken 
nach  Tische  1 — 2  Stunden  liegen ,  richtet  sich  selbstredend 
ganz  nach  dem  Allgemeinfinden  und  wird  bei  fortschreitender 
Besserung  eine  Verschiebung  zugunsten  der  Spaziergänge 
erfahren.  Mit  gutem  Erfolge  läßt  man  —  namentlich  bei 
den  Fällen,  die  auch  vormittags  längere  Zeit  Liegekur  halten 
müssen  —  vor  dem  Essen  eine  sogenannte  Lungengymnastik 
in  der  Dauer  von  ca.  10  Minuten  machen,  bestehend  in  tiefen 
In-  und  Exspirationen  bei  gleichzeitigem  Heben  und  Senken 
der  Arme,  Vor-  und  Rückwärtsbeugen  des  Oberkörpers,  oder, 
in  dazu  geeigneten  Fällen,  leichtem  Hanteln  und  Übungen 
am  Sandow  (Turnapparat,  bestehend  aus  einem  Gummiflaschen- 
zug,  der  am  Tttrstock  befestigt  ist  und  zwei  Handgriffe  hat). 
Bei  fortschreitender  Besserung  ist  dann  gegen  leichten 
Sport  (Tennis,  sehr  mäßiges  Rudern)  nichts  einzuwenden, 
wie  überhaupt  solcher  mäßig  betrieben,  auch  Schlittschuh- 
laufen, Rodeln  — ,  die  ja  durchwegs  im  Freien  sich  ab- 
spielen, einen  wesentlichen  Teil  der  Prophylaxe  bei  zur 
Tuberkulose  disponierten  Individuen  bilden,  wofern  die  Be- 
treffenden nur  eindringlich  vor  einem  zuviel  gewarnt  werden. 
Ich  weiß,  daß  manche  Autoren  für  die  absolute  Ruhe  der 
Lungenkranken  schwärmen ,  muß  jedoch ,  soweit  meine  Er- 
fahrungen reichen,  für  solche  teils  zerstreuende,  teils  kräfti- 
gende Arbeitsleistungen  schon  im  Interesse  des  psychischen 
Verhaltens,  das  eine  nicht  zu  unterschätzende  Rolle  spielt, 
eintreten.  Eben  dieses  ist  auch  die  Ursache,  warum  wir  oft 
genötigt  sind,  den  Aufenthaltsort  des  Phthisikers  zu  ändern, 
insbesonders  wo  wir  von  dem  Wechsel  einen  günstigen  Ein- 
fluß auf  den  Appetit  —  bei  nervöser  Anorexie  —  erwarten 
dürfen.  Es  ist  oft  geradezu  staunenswert,  wie  selbst  bei  vorge- 
schritteneren Fällen  der  Wechsel  der  Umgebung,  die  Neuheit 
der  Verhältnisse  auf  den  Kranken  stimulierend  einwirken,  zum 
großen  Teil  vielleicht  nur,  weil  er  am  neuen  Orte  neue  Hoff- 
nungen schöpft;  aber  unverkennbar  geht  der  oft  schon  recht 
verfahrene  Karren  ein  gut  Sttfck  weiter,  was,  wenn  auch 
für  den  praktischen  Erfolg  oft  belanglos,  schon  mit  Rücksicht 
auf  das  psychische  Verhalten  wertvoll  ist. 


300  TUBERKULOSE  DER  LUNGEN. 

Damit  ist  auch  die  Frage  gegeben,  wohin  schicken  wir 
Lungenkranke?  Wenn  es  auch  keinem  Zweifel  anteiiiegt,  daß 
kein  Klima  einen  spezifischen  Heüeinfiuß  auf  dieTubcar- 
kulose  besitzt,  und  wir  auch  in  unseren  Breiten,  ieils  in  An- 
stalten, teils  am  Lande  (Hauskuren)  ganz  gÄinstige  Erfolge 
Eia  erzielen  imstande  sind,  so  hat  sich  doch  die  Mehrzahl 
der  Fachmänner  in  den  letzten  Jahren  für  das  Höhenklima 
ausgesprochen,  4as  nur  bei  statk  anämischen  Kranken, 
schweren  Fällen  mit  fortschreitendem  Zerfall,  begleitenden 
Herz-  und  Gefäßerkrankungen  und  Neigungen  zur  Hämoptoe 
kontraindiziert  ist. 

Leider  besitzen  wir  in  Österreich  keine  «tnzige  Heil- 
stätte mit  vollem  Charakter  des  Hi^enklimas  wie  Davos 
—  Grimmenstein  liegt  mit  700  m  am  höchsten  — ,  da- 
gegen haben  wir  doch  eine  Menge  Stationen,  die  im  Somoier 
unter  ärztlicher  Leitung  stehen  —  was  für  solche  Kranke, 
wofei^n  sie-  nicht  dareh  frühere  Kuren  eingesdiult  sind,  von 
Wichtigkeit  ist  — ,  wie  ßulden  (2000  w),  Madonna  di  Garn- 
piglio  (1500  m),  Mendelpaß  (1300  w),  Gossensaß  (1000  m), 
Semmering  (1000  m)  u.  a. ,  die  aber  alle  sich  den  Besuch 
von  ausgesprochen  Tuberkulösen  lieber  verbeten  haben  wollen. 
Fälle,  die  eine  Konlraindikation  für  das  Hochgebirge  bilden, 
dann  namentlich  solche  mit  erethischem  Habitus,  wwden  ent- 
weder in  unserem  indifferenten  Niederungsklima  (Salzkammer- 
gut, Kärntner  Seen  oder  einem  beliebigen  Sommeraufenthalt 
in  den  Alpen)  behalten,  oder  aber,  namentlich  im  Herbst  und 
Frühjahre,  nach  Bozen,  Gries,  Meran  gesandt.  Diese  bilden 
dann  den  Übergang  zu  den  AYinterstationen  Arco,  Gardone- 
Eiviera,  Görz,  Lussinpiccolo  sowie  den  südlicheren,  bereits 
außerhalb  der  Monarchie  gelegenen  Orten.  NatttrUch  haben 
diese  Stationen,  namentlich  die  am  Meere  gelegenen,  je  nach 
den  einzelnen  klimatischen  Faktoren  (Wind)  verschiedene 
Wirkungen,  die  alle  berücksichtigt  werden  müssen,  sich  aber 
hier  nicht  des  weiteren  ausführen  lassen.  Was  die  Frage 
der  Meerfahrten  betrifft,  so  ist  selbe  teils  aus  technischen 
Gründen  (Sanatoriumschiffe,  Küstenfahrten)  noch  ungelöst. 
In  der  jetzigen  Form  eignete  sie  sich  wohl  nur  für  ab- 
geschlossene Tuberkulose  oder  Prophylaktiker,  und  für  diese 
haben  wir  weit  billigere  und  weniger  umständliche  Möglich- 
keiten. 


TUBERKULOSE  DER  LUKGEN.  301 

Zu  den  Heilfaktoren  allgemeiner  Natur  gehört  auch  eine 
mäßige  Anwendung  der  Hydrotherapie.  Abgesehen  von  den 
kalten  Waschungen  früh  und  abends,  die  der  Patient  selbst 
ausführt,  lassen  wir  eventuell  des  Morgens  im  Bette  kalte  Ab- 
reibungen mit  folgenden  Einpackungen  geben,  oder  aber  in 
Fällen  mit  komplizierender  Neurasthenie  Halbbäder  mit  mäßig 
kalten  Übergießungen  im  Rücken,  naehheriges  Einschlagen 
in  ein  nasses  Laken  von  der  Endtemperatur  des  Wassers,  Ab- 
klatschen, Abtrocknen  und  eine  Viertelstunde  ruhen.  Diese 
Bäder,  fallend  von  24<>R  bis  20o  resp.  IS«  R,  eignen  sich 
natürlich  nur  für  nicht  vorgeschrittene  Fälle.  Duschen  oder 
Boeh  angreifendere  Badeprozeduren  sind  womöglich  zu  ver- 
bieten. Günstigen  Einfluß,  namentlich  auf  den  Appetit,  sowie 
bei  Fällen  mit  skrofulösem  Charakter  (Drüsen),  also  nament- 
lich bei  Kindern,  sah  ich  von  folgender  Prozedur:  der  Kranke 
wird,  am  besten  abends,  mit  lichter  Schmierseife  am  ganzen 
Körper  —  Erwachsene  machen  Teileinreibungen  —  eingeseift, 
bleibt  eine  halbe  Stunde  zu  Bette  liegen,  wobei  die  Seife 
eintrocknet,  die  dann  im  lauwarmen  Bade  abgewaschen  wird. 

Übergehend  zur  speziellen  und  medikamentösen  Therapie, 
ist  es  auch  für  den  Fachmann  schwer,  sich  in  dieser  Fülle 
zurechtzufinden.  Was  hat  man  nicht  schon  alles  versucht,  dann 
wieder  verlassen  und  wieder  hervorgeholt!  Ich  glaube,  hier 
zeigt  sich  in  der  Beschränkung  der  Meister,  und  je  weniger 
wir  den  Kranken  von  Medikament  zu  Medikament  treiben, 
je  rigoroser  wir  jeden  ungünstigen  Einfluß  auf  den  Magen 
seitens  all  dieser  Mittel  beobachten,  der  oft  bei  fortgesetztem 
Gebrauch  auftritt,  um  so  wirkungsvoller  können  wir  den  Ein- 
fluß einer  zeitweiligen  medikamentösen  Therapie  gestalten. 
Obenan  steht  das  Kreosot  und  seine  Derivate,  die  wir  als 
Sirolin,  Sorisin,  Sulfosotsirup,  Sulfoguajakolsyrup 
(durchschnittlich  3mal  tgl.  1  Kaffeelöffel)  oder  als  Duotal 
(0,5—1,0,  3— 4  Pulver  tgl.)  oder  alsThiokol  (0,5—1,0  eben- 
so oft)  oder  als  Kreosotal  (2,0  in  caps.  gelat.  steigend 
von  3 — 6  Kapseln  täglich)  oder  als  PiU.  solveol.  Jasper 
(0,05,  4 — 10  Pillen  tgl.)  geben.  Desgleichen  die  Verbindungen 
von  Kreosot  (2 :  200)  oder  Kreosotal  (10 :  200,0)  oder 
Guajakol  (2:200)  und  Ol.  jecoris  aselli  (3mal  tgl. 
1  Eßlöffel).  Günstige  Erfolge  sah  ich  auch  von  folgender 
Mischung : 


302  TÜBEBKÜLÖSE  DER  LüNaEN. 

Bp.  Kre^aai  5,0 

Tct.  malatis  ferri, 
Sol.  arsen.  Fowl.  aa.  10 fi, 
DS.  Früh,  mittags,  abends  je  3 — 5  Tropfen  auf  Zucker  in  Oblaten, 
Überhaupt  spielte  die  Arsentherapie  in  der  Behandlang 
der  Tuberkulose  eine  große  Rolle  und  wurde  von  französischer 
Seite  warm  empfohlen  in  Form  von  subkutanen  Injektionen 
von  Natrium  kakodylieum  (0,1 — 0,2  pro  dosi).  Auch  die 
alte  italienische  Jodtherapie  —  bei  chirurgischer  Tuberkulose 
so  wertvoll  —  hat  sich  mir  in  einigen  Fällen  recht  gut  be- 
währt, und  zwar  Jodoform  (0,01  in  Pillen,  früh  und  abends 
je  2  Pillen).  Die  von  Landerer  eingeführte  Zimtsäure- 
behandlung verdient  trotz  mancher  gegnerischen  urteile 
immerhin  Beachtung,  namentlich  in  Fällen ,  die  stationär  ge- 
blieben oder  in  Besserung  begriffen  sind,  wo  dann  die  auf 
Zimtsäurebehandlung  eintretende  Hyperleukozjtose  zur  um- 
Wallung  und  Vernarbung  des  Herdes  beitragen  kann.  Man 
macht  von  der  l^/^igen  resp.  5®/oigen  Lösung  des  Natronsnizes 
(Natr.  cinnamyl.  0,1  :  10  Aqua  dest.)  intravenöse  Injek- 
tionen steigend  von  0,001  g.  Kontraindikation  oft  hohes  Fieber, 
Hämoptoen.  Hier  ist  auch  der  Platz,  von  den  Tuberkulin- 
injektionen  zu  reden,  die  trotz  anfänglichen  Mißtrauens 
sich  von  Jahr  zu  Jahr  Anhänger  erobern.  Als  diagnostisches 
Mittel,  als  das  sie  viel  galten,  in  bezug  auf  die  Lungentube]> 
kulose  kaum  zu  verwerten,  da  sie  nur  das  Vorhandensein 
der  Tuberkulose  im  Organismus  überhaupt  beweisen,  sind 
sie  bei  genauer  Indikationsstellung  und  exakter  Durchführung 
gewiß  ein  außerordentliches  therapeutisches  Mittel,  das,  wie 
Sahli  mit  Recht  sagt:  „durch  die  Möglichkeit  der 
Heranziehung  ganz  initialer  oder  sogar  tuberkulose- 
verdächtiger Fälle  eine  sehr  große  Zukunft  hat  und 
eine  ähnliche  segensreiche  Rolle  zu  spielen  berufen 
iet  wie  die  Kuhpockenimpfung  in  der  Bekämpfung 
der  Blattern'^.  Aber  auch  schwerere  Fälle,  in  denen 
monatelange  Beobachtung  das  Schwinden  der  entzündlichen 
Erscheinungen  in  der  Umgebung  des  Krankheitsherdes  fest- 
gestellt hat,  sind  nach  Roemisch  geeignet  für  eine  Tuber- 
kulinbehandlung,  wobei  eventuell  mit  dem  Präparate  gewech- 
selt werden  muß,  was  auch  Spengler  betont.  Es  ist  nach  ihm: 
„weniger  die  Wahl  des  Präparates  als  die  Sicherheit 


TUBERKULOSE  DER  LUNGEN.  303 

des  Arztes  in  der  Beherrschung  der  für  den  betref- 
fendenFall  notwendigen  individuellen  ßehandlungs- 
weise  die  Grundbedingung  für  den  Erfolg  der  Tuber- 
kulinbehandlung".  Von  den  gebräuchlichsten  Tuberkulinen 
sind  zu  nennen  das  Kochsche  Alt-Tuberkulin,  über  das  wir  die 
längste  Erfahrung  besitzen,  und  in  letzter  Zeit  das  Tuberkulin 
Beranek,  dessen  Verdünnungen  so  gewählt  sind,  daß  plötzlich« 
Sprünge  sicher  zu  vermeiden  sind.  Das  eine,  Kochsche,  wird 
von  einer  Stammlösung  0,01  :  10,0  Aq.  carboL  0,5  ^/o ,  die 
stets  wieder  frisch  bereitet  wird,  falls  ein  Niederschlag  ent- 
steht, und  dunkel  und  kühl  aufbewahrt  werden  soll,  mit  0,5<>/o 
Karbollösung  so  weiter  verdünnt,  daß  man  die  Injektionen  mit 
Vooo^^  beginnen  kann.  Das  Tuberkulin  Beranek  kommt 

A     A     A     A     A 
im  Handel  in  den  fertigen  Verdünnungen     äX   ^  Tä  ~q    ~r 

—  A  usw.    gebrauchsfertig   vor,    so    daß    man    bereits    mit 

A 
1  Teilstrich  der  Lösung  ^  beginnen  kann.    Man  steigt  mit 

der  Dosierung  langsam,  unter  Vermeidung  jeder  lokalen,  ja 
sogar  allgemeinen  Reaktion,  die  ein  Rückgehen  mit  der 
Dosierung  erfordert,  bis  zum  absoluten  Maximum  (bis  auf 
10 — 20 — 50  Milligramm  Alt-Tuberkulin,  oder  1  cm  der  stärksten 
Lösung  Beranek  H),  oder  besser  bis  zum  relativen  Maximum, 
d.  i.  der  Dosis,  die  eben  noch  ohne  Störung  vertragen  wird. 
Peinlichste  Asepsis  ist  Grundbedingung.  Die  Injektionstage 
werden  verschieden  3 — 5tägig  oder  in  längeren  Pausen  ge- 
wählt. Nach  Wochen  oder  Monaten  wird  die  Kur  wiederholt 
(Petruschkysche  Etappenbehandlung). 

Die  symptomatische  Therapie  anlangend,  bekämpfen  wir 
starken  trockenen  Husten  mit  den  üblichen  Narkotieis 
(Morphin,  Kodein,  Heroin,  Syr.  bromoformis  Rami), 
wenn  er  in  einer  Reizung  der  oberen  Luftwege  seine  Ursache 
hat,  oder  mit  Expektorantien  (Inhalation  von  Kochsalz, 
Selters,  Ol.  Terebinth.,  Juniperi,  Senegainfus),  falls 
zälier  Auswurf  die  Ursache  ist.  Günstig  wirkt  in  letzterem 
Falle  ein  Wickel  mit  Alkoholwasser  (1  :  3)  über  Nacht,  in 
bezug  auf  den  ersteren  die  nicht  unschwer  zu  lernende 
Hustendisziplin  (Leerschlucken,  möglichstes  Unterdrücken  des 
ersten  Hustenreizes). 


304  TUBERKULOSE  DER  LUNGEN. 

Das  Fieber   bekämpfen   wir  womöglich    durch    absolute 
Ruhe,  in  höheren  Graden  und  bei  Kranken,  bei  denen  durch 
zu    lange  fortgesetztes  Liegen   allerhand    nerröse  StöruDgen 
auftreten,  am  besten  mit  Pyramidon  (0,25  pro  dosi,  sehlack- 
weise  in  Wasser  gelöst  zur  Zeit  des  vermutlichen  Temperaturan- 
stieges), bei  stärkerer  Schweißbildnng  mit  kampfersaurem 
Pyramidon  (0,5 — 0,75  pro  dosi),  fernermit  Maretin  (0,1  pro 
dosi)  oder  Phenazetin  und  Lactophenin  (0,5).  Fiir  höhere 
Grade    von    Fieber   kommen   natürlich   kaJte   Packungen    in 
Anwendung.    Falls    der  so   lästige  Nachtschweiß  nicht  schon 
infolge  des  hygienisch-diätetischen  Regimes,  insbesonders  der 
abendlichen  Waschungen  und  leichten  Bedeckung  schwindet, 
was  meist  der  Fall  ist,  mag  man  Tct.  Salviae  oder  Gua- 
camphol  (0,5  pro  dosi),    ferner  Einpinselungen  mit  20% 
alkoholischer  Formaldehydlösung  oder  3 — 5^0  Chrom- 
säurelösung anwenden.    Für  die  hartnäckigsten  Fälle  bleibe 
Atropinumsulf.  (0,0005  pro  dos.  in  Pillen)  oder  das  weniger 
giftige  Eumydrin  (0,001  pro  dosi),  von  beiden  1 — 2  Pillen 
abends  in  Intervallen  reserviert. 

Bei  der  Hämoptoe  der  Lungenkranken  spielt  die  Be- 
ruhigung des  Kranken  resp.  seine  Erziehung  zur  Ruhe  die  Haupt- 
rolle, und  wir  werden  die  erste  Hämoptoe  benutzen,  um  für 
eventuell  kommende  vorzubauen.  Bei  leichteren  Graden  genügt 
es,  den  Kranken  mit  mäßig  erhöhtem  Oberkörper  die  Brost 
möglichst  frei  zu  lagern,  einen  Eisbeutel  oder  ßchrotsack  auf 
die  vermutlich  blutende  Seite  zu  placieren  und  eventuell  den 
Hustenreiz  mit  leichten  Narkoticis  zu  lindern,  am  besten  durch 
Morphin  (0,005),  durch  Plumbum  acet.  (0,01)  mehrmals 
täglich.  Bei  stärkeren  Blutungen  haben  sich  mir  Adrenalin 
(1 :  10000)  15 — 20  Tropfen  sehr  gut  bewährt,  ebenso  Styp- 
ticintabletten  k  0,05,  davon  5— 6  Tabletten  tägheh. 
Gelatine  (Gelatina  sterilisata  Merck)  besser  intern  (10 
bis  20  g  pro  die)  als  subkutan,  wegen  der  Schmerzen,  Tem- 
peratursteigerung,  Gefahr  von  Abszedierung  und  Tetanus, 
Auch  das  Abbinden  der  Extremitäten  mit  der  Martin  sehen 
Binde  kann  in  Frage  kommen.  Bei  abklingender  Blutang 
geben  wir  gerne  Ol.  Terebinth.  rect.  gtts.  VI.  in  caps. 
gelatinosis,  von  5  Kapseln  täglich  fallend.  Daß  wir  bei  Hftmo- 
ptoe  die  Kost  auf  kalte  Milch  beschränken  und  erst  all- 
mählich zu  festerer  Nahrung  zurückkehren,  versteht  sich  von 


TUBERKULOSE  DER  LUNGEN.  305 

selbst,  ebenso  wie  wir  den  Kranken  erst  nach  Schwinden 
jeder  Blatspnr  und  dann  auch  nur  vorsichtig  aufstehen 
lassen. 

Gegen  die  häufigen  Magendarmbeschwerden  kämpfen 
wir  mit  den  üblichen  Mitteln:  Stomacbica,  besonders  Extr. 
Chinae  Nanning  (10— 20 Tropfen),  oder  Orexintabletten 
(ä  0,2),  oder  aber  einem  Gläschen  Bitterschnaps  oder  Wismut 
zur  Hebung  der  Appetenz,  nicht  minder  durch  einen  einge- 
schobenen Fasttag;  Bitterwässer  (Apenta),  Purgentabletten,  Be- 
wegung, Bauchmassage  gegen  die  Obstipation;  bei  beiden  kann 
oft  ein  Klimawechsel  in  Betracht  kommen.  Gegen  die  Diarrhöen 
Opiate  oder  Ichtoform  (0,5  mehrmals  tgl.),  Ichthalbin 
(messerspitzweise),  ßtyrakoltabletten  k  lg  (3mal  tgl.) 
oder  die  Verbindung  beider.  Dabei  entsprechende  Regelung 
der  Diät,  Ersatz  der  Milch  durch  Kefyr  Nr.  III,  oder  Wegfall 
der  Milch  überhaupt,  Tragen  einer  Flanellbinde.  Bei  den 
höheren  Graden  von  Diarrhöe,  wo  selbe  durch  ülzerationen 
oder  amyloide  Degeneration  verursacht  ist,  sind  wir  wohl 
machtlos.  Immerhin  mag  man  Klistiere  mit  S^/qq  Acid.  lacti- 
cum-  oder  ö^oo  Argent. -nitr.  Lösung  mit  Zusatz  von 
Opiaten  versuchen. 

Was  die  so  häufigen  Rücken-  und  Brustschmerzen  be- 
trifft, so  geben  wir  —  abgesehen  von  der  Behandlung  einer 
eventuellen  Pleuritis  —  Einreibungen  mit  Extr.  Belladonna- 
Salbe  (2:  20)  oder  Mesotan  mit  Ol.  olivarum  aa.  (leicht 
einpinseln)  oder  Guajakol  2,0  auf  Tct.  Jodi  und  Glycerini 
aa.  10,0  (mit  Watte  verreiben),  sowie  spirituöse  Einreibungen 
(Contradol,  Bay-Rum  etc.).  Günstige  Erfolge,  auch  auf 
das  Allgemeinbefinden,  namentlich  bei  stärkerem  Hustenreiz 
sah  ich  von  Einreibungen  mit  Prävalidin  (tgl.  ein  Teil- 
strich der  Originaltube). 

Was  die  Therapie  im  Endstadium  betrifft,  so  beschränke 
sie  sich  auf  das  unumgänglich  Notwendige.  Nichts  ist  falscher, 
als  einem,  dem  nicht  mehr  zu  helfen  ist,  mit  allen  möglichen 
Mitteln  helfen  zu  wollen.  Hier  erlauben  wir  manches,  was 
wir  sonst  verbieten  müßten,  und  Täuschung  ist  hier  die  beste 
Medizin.  Bei  hochgradiger  Dyspnoe  wird  man  mitOxaphor, 
(10  :  150  Aq.  und  4,0  Aq.  laurocer.) ,  2  Eßlöffel  eventuell 
stündlich,  Erleichterung  schaffen.  Das  Beste  und  Letzte  bleibt 
jedoch  dann  das  Morphium.  E.  Sonnenfeld. 

F  ellner,  Therapie  der  Wiener  Spezialärzte.  20 


306     TUMOR.  D.  ZILIARKÖRPERS.  —  TÜSSIS  CONVULSIVA. 

Tumoren   des   Ziliarkörpers,    a)  Sarkome: 

Erscheinen  zunächst  nur  nach  Erweiterung  der  Pupille  und 
seitlicher  Durchleuchtung  als  graubraune  Buckel,  das  weitere 
Wachstum  erfolgt  gewöhnlich  durch  die  Iriswurzel  nach  vorne 
in  den  Kammerwinkel,  selten  flächenfönnig  entlang  der  Iris 
und  nach  hinten  in  die  Chorioidea. 

Therapie:  Sofortige  Enucleatio  bulbi,  wenn  sich  am 
enukleierten  Bulbus  jedoch  nur  die  geringsten  Spuren  eines 
Durchwucherns  durch  die  Sklera  (am  frühesten  entlang  der 
Züiargefäße)  zeigen,  ist  die  Exenteratio  orbitae  unbedingt 
erforderlich. 

h)  Gummen:  Ebenfalls  in  die  Kammerbucht,  selten 
entlang  der  vorderen  Züiargefäße  vordringend.  Gelbe,  zer- 
fallende Massen. 

Therapie:  Energische  antiluetische  Therapie,  sehr  vorteil- 
haft kombinierte  Quecksilber-  und  Jodmedikation,  z.  B.: 

Rp.  Hydrargyr.  bijodat.  0,1 — 0,2 
Kai,  jodat,  10,0 
Aq.dest.  ad  200,0. 
S.  3—4mal  täglich  1  Eßlöffel. 

Lokal:  Atropin,  warme  Umschläge,  Schutzbrillen. 

Bei  ausgedehnter  Zerstörung  der  Sklera  und  starker 
Iridozyklitis  ist,  wenn  die  antiluetische  Behandlung  nicht  bald 
deutliche  Rückbildung  zeitigt,  die  Enukleation  nötig. 

Hanke. 

Tussis  convulsiva  (Pertussis).  Prophylaxe: 

Am  wichtigsten  rechtzeitige  Trennung  der  erkrankten  von 
den  gesunden  Kindern.  Jedes  keuchhustenverdächtige  Kind 
ist  von  Schule,  Kindergarten,  Kinderspielplätzen  ferne  zu 
halten.  Nur  gut  konstituierte  Geschwister  können  ausnahmsweise 
der  Infektion  durch  erkrankte  Kinder  ausgesetzt  werden,  um 
nicht  nach  Jahr  und  Tag  wieder  die  Krankheit  ins  Hans  zu 
bekommen.  In  das  Gebiet  der  Prophylaxe  gehört  auch  der 
Schutz  vor  dem  Ausbruch  einer  Epidemie  bei  Ortswechsel  von 
Erkrankten,  sowie  bei  Aufnahme  eines  keuchhustenverdächtigen 
Kindes  ins  Krankenhaus  (Hausepidemie).  Nach  Ablauf  des 
Keuchhustens  sind  die  Wohnräume  gründlich  zu  desinfizieren. 
Therapie:  Eine  kausale  (Serum-)  Therapie  fehlt  bisher. 
Unentbehrlich  sind  hygienische  Maßnahmen,   möglichst  freie, 


TÜSSIS  CONVULSIVA.  307 

warme,  trockene,  wenig  bewegte  Luft  (Freiluftbehandlung), 
Vermeidung  von  Erkältungsgelegenheiten.  Luftwechsel  nützt 
nur,  insofern e  er  eine  Verbesserung  dieser  hygienischen  Fak- 
toren bedeutet.  In  der  rauhen  Jahreszeit  Zweizimmersystem! 
Ventilation  des  Schlafzimmers  ist  auch  i\achts  nötig.  Die 
Zimmertemperatur  soll  am  besten  nicht  unter  11 — 12**  gehen. 
Bettruhe  ist  bei  sehr  schwerem  Verlauf  und  bei  fieberhaften 
Komplikationen  nötig.  Die  Bekleidung  soll  Träger,  Schnüre, 
Riemen  möglichst  vermeiden.  Krümelige,  harte,  stark  riechende 
oder  schmeckende  Speisen  lösen  leicht  Paroxysmen  aus  und 
sind  wegzulassen.  Was  Konsistenz,  Reichlichkeit  und  Zahl  der 
Mahlzeiten  betrifft,  ist  zu  individualisieren. 

Die  in  Betracht  kommenden  Medikationen  entfalten  ent- 
weder einen  expektorierenden  oder  antizymotischen  oder  krampf- 
widrigen Einfluß.  Zur  Inhalation  wird  gerne  Karbolsäure  (Ya  his 
2  Vo  Spray),  Aqua  picea,  Ol.  Terebinthinae,  Lignosulfit,  Salizyl- 
säure (V2— 2%  Spray),  Thymol  (0,027o),  Benzol  (0,OlVo), 
Naphthalin,  Chloroform  (2 — 4  Tropfen  in  warmes  Wasser), 
Formalin  (Hygiealampe),  endlich  Zypressenöl  (10 — 15  Tropfen 
einer  20^/oigen  alkoholischen  Lösung  auf  das  Kopfpolster)  u.  a. 
verwendet. 

Im  katarrhalischen  Stadium  nützen  milde  Expektorantien : 

B,^.  Liq.  Ammonii  anisat,         oder     U^.  Inf.Senegaee3,0 — 5,0:80,0 
1,0 — 1,5  Liq.  Ammon.  anis.  1,0 — 1,5 

Mixt,  gummös.  100,0.  Syrup.  ad  100,0. 

MS.  2—3stündUch  1  Kaffee-  oder  Kinderlöffel. 
Bei  stärkerem  Hustenreiz  Antispasmodika,  Althaea^  kleinste 
Kodein-  oder  Morphindosen: 

Rp.  Codeini  0,03—0,05  oder     Bp.  Morphin,  hydrochlor.  0,03 

Saech.  1,0.  Aq.  lauroceraa.  10,0. 

M.  div,  in  dos.  aequ.  Nr.  X.  MDS.  5-rlO  Tropfen  (je  nach 

S,  2--3mal  täglich  1  Pulver.  dem  Alter)  2'-3mal  täglich. 

Mit  Erfolg  werden  das  Chinin  und  seine  Derivate  in  An- 
wendung gebracht:  Chinin  (sulfur.  0,05 — 0,07  im  ersten,  bis 
0,15  bis  zum  dritten  Jahre,  bis  0,25  später,  3mal  tägl.  1  Pulver), 
Aristochin  (3mal  täglich  soviel  Dezigramm  als  Jahre,  soviel 
Zentigramm  als  Monate  alt).  Die  Chinapräparate  werden  gerne 
durch  3  Tage  in  voller,  durch  6  Tage  in  halber  Dosis  ge- 
geben, dann  einige  Tage  ausgesetzt.  Auch  in  Suppositorien ! 

20* 


308       TÜSSIS  CONVULSIVA.  —  TYPHUS  ABDOMINALIS. 

Ähnlich  wirken  Antipyrin,  Tussol  (0,05 — 0,5  3mal  täglich), 
Citrophen,  Salipyrin,  Antispasmin  (1,0 :  Aq.  amygd.  dulc,  10,0, 
3 — 4mal  täglich  5—10  Tropfen),  Pertussin  (3 — 4  Kaffeelöffel 
täglich),  Koklussin  (10 — 25  Tropfen  mehrmals  täglich). 

Ausgesprochen  krampfwidrig  wirken  Belladonna  and  ihre 
Derivate  (bei  den  ersten  Intoxikationserscheinungen:  Schwindel, 
Halskratzen,  Mydriasis  aussetzen !),  u.  zw. : 

Pulvis  rad.  Bellad.  (0,1,  eventuell  mit  Chinin,  sulfur.  0,5, 
ßacch.  2,0,  auf  10  Pulver  verteilt,  2— 3mal  täglich  1  Pulver), 
Belladonnainfus  (0,5—1,0  auf  180,0,  2— 3sttindüch  1  Kinder- 
löffel), das  Extrakt  (0,02— 0,1  auf  Aq.  amygd.  dulc.  10,0, 
3stündlich  10  Tropfen  oder  3— 4stündlich  in  Pulvern  von  0,01). 

Sedativ  wirken  auch  Bromsalze  (1 — 3  g  pro  die),  Bromo- 
form  (3 — 7  Tropfen  3— 4mal  täglich),  Pluoroform  (2-  bis 
2^/2^/Qige  wässerige  Lösung  3 — 4mal  täglich  1  Kaffee-  oder 
Kinderlöffel),  Thymobromal  (3mal  täglich  15—20  Tropfen), 
Extr.  thymi  sacch.  (2—3  Löffel  täglich). 

Mit  den  Mitteln  muß  öfters  gewechselt  werden,  da  ihre 
Wirksamkeit  von  kurzer  Dauer  zu  sein  pflegt. 

Die  Behandlung  der  Komplikationen  des  Keuchhustens 
richtet  sich  nach  deren  Natur  (s.  d.).  Neurath. 

.  Tyloma  (Tylosis).  Berücksichtigung  schwielenbe- 
günstigender Krankheiten  wie  Psoriasis,  Liehen  ruber,  Ichthyo- 
sis, Ekzem,  Hyperhidrosis  und  deren  Therapie. 

Nachforschung,  ob  Arsen  intern  genommen  wurde  (Arsen- 
keratose).  Ätiologische  Therapie  der  durch  fortgesetzten  Druck 
entstandenen  Schwielen.  Die  häufigen  Druckschwielen  an  den 
Füßen  werden  oft  durch  bequeme  Schuhe  behoben.  Gewerbe- 
schwielen bei  Tischlern,  Schustern,  Schneidern  etc.  heilen  nach 
Sistieren  der  betreffenden  Arbeit.  Lokal:  Erweichung  der 
Schwielen  durch  warme  Bäder,  Verband  mit  Ung.  Diachyl. 
Hebr.,  Emplastr.  sapon.  salicyl.  (10 — 20<>/o),  Resorzinpflaster, 
Ätzung  mit  Kalilösung  (10 — 25%),  nachdem  früher  alle 
Rhagaden  geheilt  sind;  Bepinselung  mit  107o  Salizyl-KoUodium, 
Entfernung  der  Schwieleii  mit  Messer,  Feile  oder  Bimsstein. 

Fasal. 

Typhus  abdominalis.  Prophylaxe :  Bei  herrschen- 
den Epidemien  darf  nur  gekochtes  Wasser  genossen  werden, 
alle  Speisen,  Milch,  Gemüse  etc.  sind  zu  kochen.  Bei  Haus- 


TYPHUS  ABDOMINALIS.  309 

epidemien  sind  die  Aborte  und  Kanäle  gründlich  za  des- 
infizieren. Typhaskranke  müssen  nicht  unbedingt  isoliert 
werden,  doch  müssen  Fäzes,  Harn,  Wäsche  etc.  energisch 
desinfiziert  werden. 

Therapie :  Das  Krankenzimmer  muß  oft  gelüftet  werden. 
Die  Temperatur  betrage  18°  C.  Die  Bettunterlagen  sollen  glatt 
und  ohne  Falten  sein.  Der  Patient  muß  häufig  seine  Lage 
wechseln,  um  Dekubitus  und  Atelektase  der  Lungen  zu 
verhüten.  Die  Haut  muß  mit  Franzbranntwein  oft  gewaschen 
werden.  Man  sorge  für  häufiges  Mund  reinigen  mit  folgendem 
Mundwasser: 

Rp.  Tinct.  ratanhiae, 

Tinct.  benzoes  aa.  20,0. 
MDS.  1  Kaffeelöffel  auf  1  Glas  Wasser. 

Bei  Bewußtlosigkeit  beachte  man  den  Füllungszustand 
der  Blase,  eventuell  unter  peinlicher  Asepsis  katheterisieren. 
Die  Ernährung  sei  bloß  auf  Flüssigkeiten  beschränkt 
(Milch,  Suppe,  Wein).  Später  in  der  Rekonvaleszenz:  Essence 
of  beef  (teelöf fei  weise,  eisgekühlt),  Aspik,  Eidotter  mit  Zucker 
verrührt. 

Das  Fieber  wird  nur  bekämpft,  wenn  die  Achselhöhlen- 
temperatur 39**  erreicht.  Das  Beste  leistet  die  Bäderbehand- 
lung und  die  Einpackungen  (siehe  phys.  Therapie).  Ist 
diese  Therapie  aus  äußeren  Gründen  nicht  anwendbar,  dann 
werden  Antipyretika  angewendet: 

Kp.  Chinin,  muriat.  0,5. 
DS.  4mal  täglich  1  Pulver 
oder 

Bp.  Antipyrin.p 
Phenacetin.j 
Pyramidon.  aa.  0,3. 
M/p.  tal.  dos.  Nr.  XX. 
DS.  3  Pulver  täglich.  ^ 

Alle  Antiseptika  (Salol,  ß-Naphthol,  Menthol  etc.)  sind 
meist  wirkungslos.  Das  früher  so  beliebte  Kalomel  perhorres- 
ziere  ich  wegen  der  Gefahr  der  Stomatitis. 

Gegen  allgemeine  Unruhe  und  Schlaflosigkeit  gibt 
man  kalte  Umschläge  auf  den  Kopf,  eventr.ol1: 


310  TYPHUS  ABDOMINALIS.  —  ÜLCERA. 

ßp.  Morph,  hydro chlor.  0,1 
Aq.  dest.  10,0. 

MDS.  Injektion. 

Gegen  Kollaps:  Glühwein,  Champagner,  Kaffee  oder: 

Bp.  Coffein.  natrio-saUcyl.  2,0 
Aq.  dest.  10,0. 
MDS.  2stündlich  1  Spritze  zu  injizieren 

oder 

Rp.   Camphor.  Ifi 
Ol.  olivar.  5,0. 
MDS.  Alle  2  Stunden  2 — 3  Spi'itzen  zu  injizieren. 

Gegen  Darmblutung  siehe  dieses  Kapitel. 
Bei  Diarrhöen  gebe  man: 

Rp.  Bismuth.  ß-naphtholic.  0,5 
Extr,  opii  aqiios.  0,01. 
Mfp.  DS.  3mal  täglich  1  Pulver. 

Bei  Obstipation  verabfolge  man  Klysmen  von  250  g 
Olivenöl. 

Gegen  Bronchitis: 

Rp.  Inf.  rad.  Ipeeacuanhae  e  1,0: 180,0 
Liquor,  ammon.  anisat.  3,0 
Syr.  Althaeae  20,0. 

MDS.  Stündlich  1  Eßlöffel. 

BeiDekubitus  sorgfältiges  Einreiben  mit  Kampferspiritus 
und  Borlanolin.  Verbinden  mit  Perubalsam  (1 :  30)  ist  sehr 
zweckmäßig. 

Die  Rekonvaleszenz  ist  sorgfältig  zu  überwachen.  In 
den  ersten  8  Tagen  nach  der  Entfieberung  bloß  flüssige  Kost, 
später  Biskuit,  Grießbrei,  Reisbrei.  Nach  14  Tagen  geschabtes 
Fleisch.  Erst  3  Wochen  nach  der  Entfieberung  lasse  man  die 
Kranken  aufstehen.  W.Zweig. 

U. 

Ulcera.  Die  Therapie  richtet  sich  nach  der  Ätiologie 
des  Ulkus.  Bei  luetischen  Prozessen  antiluetische  Kur  und 
Behandlung  der  ülcera  mit  Salbenverbänden  (rote  Präzipitat- 


ÜLCERA.  —  IJLCERA  PHARYNGIS.  311 

salbe  und  ünguentum  cinereum).  Bei  tuberkulösen  Geschwüren 
womöglich  Exzision  im  Gesunden  und  Vereinigung  der  Wunde 
durch  die  Naht.  Ist  die  Exstirpation  wegen  zu  großer  Aus- 
dehnung des  Prozesses  nicht  möglich,  so  empfiehlt  sich  die 
Exkochleation  mit  nachfolgender  Verschorfung  mit  dem  Ferrum 
candens.  Bei  Ulcus  traumaticum  Desinfektion  und  Verband 
mit  essigsaurer  Tonerde  bis  zur  Reinigung  des  Ulkus,  sodann 
Salbenverbände  (Argentum  nitricum,  Zink).  Bei  Ulcus  väricosum 
cruris  zunächst  Hebung  der  Zirkulationsverhältnisse  durch  Hori- 
zontallagerung und  Kompressionsverbände,  bei  Ulcus  gangrae- 
nosum antiseptisch  wirkende  Verbände  (essigsaure  Tonerde  bis 
zur  Reinigung,  sodann  Salbenverbände).  Bei  Ulcus  callosum  cir- 
culare  kommt  die  Amputation  in  Frage.  Bei  ausgedehnten  Ulcera 
cruris  Beschleunigung  der  Überhäutung  durch  Thierschsche 
Transplantationen.  Zur  Prophylaxe  bei  bestehenden  Varizen 
Tragen  einer  komprimierenden  Trikotschlauchbinde  und  sorg- 
fältigste Desinfektion  jeder  eingetretenen  Verletzung. 

Pnpovac. 

Ulcera  pharyngls.  l.  Bei  traumatischen  oder  im 
Verlaufe  akuter  Entzündungen  aufgetretenen  Ulzerationen  Ein- 
blasen  von  Orthof orm.  Bei  starker  Dysphagie  Kokainin stillation 
(5 — 10%)  oder  Insufflation  von  Morphin  (1,0 :  10,0  Sacch.  lact.). 
Auch  Alypinpinselungen  wesentlich  schmerzlindernd.  Bei  Herpes 
pharyngis,  wenn  mit  starker  Dysphagie  verbunden: 

Rp.  Cocain  mur., 

Morph,  mur.  aa.  0,01 
Amyl.  tritic,  0,3, 
In  einem  halben  Glas  Wasser  (Brei)  vor  dem  Essen  zu  nehmen. 
(Sacher.) 

2.  Tuberkulöse  Geschwüre.  Milchsäureätzungen 
(10— 80Vo),  Mentholölinstillationen  (10— 20Vo),  Orthoform- 
Morphininsufflationen,  Kokainpinselungen  (lO^o)?  t>ei  zirkum- 
skripten Galvanokaustik.  Bei  starker  Dysphagie  den  Kokain- 
morphinbrei (8  ach  er). 

3.  Luetische  Geschwüre  (siehe  auch  Lues  tonsillae). 
Bei  phagedänischen  Prozessen  Hydrogenium  hyperoxydatum 
(6 — 20%).  Lapisätzungen.  Sublimatalkoholgargarismata: 


312  ULCERA  PHARYNGIS.  —  ULCUS  CORNEAE. 

Ep.  Mercur.  eublim.  corros.  0,1 
Spir,  vin., 

Aq.  destill  aa.  150 fi. 
DS,  Ein  Teelöffel  auf  1  Glas  Wasser  zum  Ourgeln, 

Bei  tertiären,  mit  Sequestrierung  einhergehenden  Prozessen 
baldmöglichste  Entfernung  des  Sequesters.  E.  Glas. 

Ulcus  corneae.  Therapie:  Instillation  von  Atro- 
pin  1®/q  oder  Skopolamin  1®/q,  Verband,  heiße  Umschlag 
(mit  Burowlösung  8 — lOfach  verdünnt  oder  Alsol  3 — 5®/o); 
Inspersion  von  Jodoform,  feinst  verteilt,  oder  von  Bismuth. 
tribromphenylic. ;  bei  serpiginösen  Formen  (Hypopyon-Keratitis) 
Kauterisation  des  progressiven  Randes,  Spaltung  des  Geschwürs 
mit  Eröffnung  der  vorderen  Kammer,  subkonjunktivale  In- 
jektionen von  10%iger  Kochsalzlösung  1  cm^  oder  Sublimat 
1—2  wm»  (1 :  1000)  oder  Hydrarg.  oxycyanat.  (1 :  5000) 
^l^mm^y  Einbringen  von  Atropinjodoformsalben  (Atrop.  sulf. 
0,1,  Jodoform  0,3 ,  Vasel.  flav.  10,0)  in  den  Bindehantsack. 

Wenn  Perforation  droht:  Bettruhe,  leichter  Druck- 
verband; bei  Vorwölbung  des  Geschwürsgrundes:  Punktion 
desselben.  Bei  perforierten  Geschwüren,  um  Irisvorfall  zu  ver- 
meiden :  reichlich  Atropin  —  wenn  sie  zentral  liegen ;  Pilo- 
karpin  bei  Perforation  randständiger  Geschwüre,  wofern  nicht 
gleichzeitig  vorhandene  Iritis  die  Anwendung  von  Mioticis 
kontraindiziert.  Etwa  vorgefallene  Iris  frühzeitig  exzidieren,  den 
Substanzverlust  der  Hornhaut  eventuell  mit  Bindehaut  decken. 

Wenn  gleichzeitig  Konjunktivitis  vorhanden: 
Tuschieren  der  Bindehaut  mit  2®/oiger  Lapislösung  (Nach- 
spülen mit  2  o/oiger  Kochsalzlösung)  oder  5®/oiger  Protargol- 
lösung  (recenter  et  frigid,  parat.).  Argentamin  3^0?  1™»^  täglich, 
bei  Blennorrh.  conj.  (s.  d.)  2mal  täglich. 

Bei  gleichzeitig  vorhandener  Blennorrhoea  sacc. 
1  a  cry  m.  (besonders  häufig  bei  Hypopyon-Keratitis) :  Exstirpation 
des  Sackes  oder,  wenn  dies  nicht  sogleich  durchführbar  ist, 
tägliches  Ausspülen  des  Sackes  mit  ^/iVo^g^^^  Lapislösung  oder 
Sublimatlösung  (1  :  2500)  oder  Verschluß  der  Tränenpunkte 
durch  Kauterisation. 

Bei  Keratitis  neuro-paral.  oder  Lagophthalmus 
(infolge  Fazialisparese  oder  bei  Soporösen)  Verband  mit 
Borvaselin-Leinwandläppchen. 


ULCUS  CORNEAE.  —  ULCUS  VENEREÜM.  313 

Bei  ülcQS  corneae  scrofulos.  Behandlung  der  meist 
gleichzeitig  vorhandenen  Hautaffektionen,  der  Zahnkaries,  der 
Pedikulosis.  Sachs. 

Ulcus  venereum.  Bei  beginnenden  kleinen  singalären 
oder  multiplen  Ulcera  ven.  (mollia)  abortive  Ätzung  mit  Acid. 
carbol.  liquefactum  und  Wiederholung  des  Verfahrens  jeden 
Tag  oder  2.  Tag  bis  zur  Reinigung  der  Geschwüre.  Dazwischen 
antiseptischer  Deckverband  mit  Jodoform-,  Xeroform-,  Airol-, 
Sublimatgaze  oder  bei  intensiver  Schorfbildung  mit  feuchtem 
Sublimat-  (lVoo)>  Resorcinwasserverband  (!%)•  Böi  fistulösem, 
sinuösem  Bau  des  Geschwürsbodens  chirurgisches  Evidement, 
Exkochleation  unter  lokaler  Anästhesie  mit  nachfolgender 
Karbolätzung  und  Jodoformverband.  Bei  großen,  flächenhaften, 
atonischen,  phagedänischen,  gangränösen  Ulcera  und  eleviertem, 
d.i.  luxurierend wucherndem  Geschwürsboden  Applikation  kon- 
stanter feuchter  Wärme  von  41<^  C,  an  der  Haut  gemessen  mit 
dem  konstanten  regulierbaren  Wärmeapparat  Hydrothermo* 
regulator  (transportabel)  oder  Welanders-Berlien  Hydro- 
thermostat  durch  1^2 — 2  Tage  (beide  bei  den  Firmen  Rohr- 
beck oder  Leiter  in  Wien  oder  Hauptn  er  in  Berlin  erhältlich) 
bis  zur  Avirulisierung,  Reinigung  der  Ulcera.  Hierauf  asep- 
tischer Wundverband.  Bei  torpidem  Verlaufe  auch  Hyperämi- 
siernng  durch  Saugglas,  ausgenommen  bei  Ohaneres  mixtes 
(Syphilis),  dort  Sublimat-  öder  Kupferwasserverband  oder 
graues  Pflaster.  Spezifische  Allgemeinbehandlung.  AUes  hier 
Gesagte  gilt  auch  für  U.  v.  an  der  Portio ,  in  der  Urethral- 
mündung  u.  ven.  Analfissuren!  auch  für  das  Ulcus  extra^ 
genitale. 

Adenitis  (Bubo)  ex  ulc.  ven.  Prophylaxe:  Möglichste 
Ruhe  bei  beginnenden  subjektiven  Beschwerden.  Vermeidung 
aller  schorfbildenden  Ätzungen  peripherer  Ulzerationen  oder 
virulenter  Erosionen  mit  Cuprum  oder  Lapis  in  Substanz 
oder  sehr  konzentrierten  Lösungen.  Vorsichtige  Abweichung 
der  Krusten  von  der  peripheren  Ulcera. 

Therapie:  Auf  beginnende  Adenitis  bei  Ulcera  venerea 
(mollia)  Eisbeutel!  Ruhe!  Wo  bereits  Rötung  der  deckenden 
Haut  ausgesprochen  oder  Erweichung  merkbar  ist,  Dunst  oder 
heiße  Kataplasmen;  bei  kleinen  Erweichungsherden  frühzeitige 
kleine  Inzision.  Auswaschung  mit  1^/oiger  Lapislösung,  nach- 


314  ULCUS  VENEEEUM. 

heriger  aseptischer  Okklusiv verband  Jeden  2.  Tag  bis  zum  Ver- 
siegen des  Sekretes.  Wenn  trotzdem  Zerfall,  breitere  Öffnung 
der  Punktionswunde  und  Ausätzung  der  Wundhöhle  mit  Acid. 
carbol.  liquef actum,   Jodoform-,    Xeroformgaze,    Tamponade. 
Bei  trotzdem  immer  noch  fortschreitender  ulzeröser  Schmelzung 
der  Wundränder :  Wärmebehandlung  nach  W  elander-üllmann 
mit  Hydrothermoregulator  durch  36 — 48  Stunden   granz 
oder  fast  kontinuierlich.   Zu  diesem  Zwecke  wird  die  Höhle 
nach  Tunlichkeit  egalisiert,  d.  i.  in   ein  glattes  Eavnm  ver- 
wandelt durch  Abtragung  von  Brücken,  sinuösen  Gängen,  and 
mit  feuchter  Watte  gleichmäßig  dünn  ausgelegt,  hierauf  wird 
ein  Bleirohrkonvolut  oder  eine   sonst  passende  Thermode    in 
den   Heißwasserstrom   eingeschaltet   und   mit   etwas  feuchter 
Watte  bedeckt  in  die  Höhle  gelegt,  dann  die  ganze  Gegend  mit 
Billrothbattist  und  Bindenverband  gegen  Wärme-  und  Feuchtig- 
koitsverlnst  soweit  abgeschlossen,  daß  nur  die  Schläuche  für 
Zu-  und  Abfluß  ohne  Knickung  zur  Wunde  führen  können.  — 
Nach  Reinigung,    Avirulisierung  der  Höhle  aseptischer   oder 
antiseptischer  Verband  bis  zum  völligen  Verschluß  der  Höhle. 

Bei  strumöser  Adenitis  Erweichung  der  derben  und 
tieferen  Infiltrationen  durch  Wärmebehandlung,  heiße  Um- 
schläge, heißen  Leinsamenbrei  in  Eisbeuteln  oder  auch  durch 
Hyperämisierung  mit  Hilfe  der  Bier-Klappschen  Saug- 
therapie, Passende  Sauggläser!  1 — 2mal  täglich  10  bis 
15  Minuten.  Erweichungsherde  werden  vorerst  resp.  auch  zeit- 
weilig im  weiteren  Verlaufe  geöffnet!  Nicht  zu  stark  sangen. 
Es  sollen  möglichst  keine  oder  nur  geringe  Sugillationen  im 
Gewebe  entstehen.  Sehr  gute  Resultate  ergibt  die  zeitliche  Auf- 
einanderfolge von  aktiver  (Wärme)  und  passiver  (Saugung) 
Hyperämisierung. 

Bei  älteren  narbigen  Prozessen:  Chirurgische  Frei- 
legung der  derben,  narbigen  Partien  und  partielle  vorsichtige 
Exstirpation  derselben  bei  möglichster  Schonung  und  mit  Be- 
lassung nicht  zerfallener  Drüsen  oder  Reste  solcher.  Letztere 
werden,  wenn  nur  wenig  verändert,  auch  auf  dem  Wege 
künstlicher  Hyperämie  durch  Saugung  zur  Norm  gebracht.  — 
Winkel-  oder  fistulöse  Gänge  sind  mit  Acid.  carbol.  liquefactum 
auszuätzen. 

Einfache  septische  (akute)  Adenitis.  Ebenfalls 
Saugbehandlung  nach  Bier -Klapp. 


ULCUS  VENEREÜM.  —  ULCUS  VENTRICULI.     315 

Dasselbe  bei  ausgesprochener  tuberkulöser  Adenitis 
(Lymphomen),  selbst  bei  konstatierter  tuberkulöser  Dyskrasie 
des  Individuums.  Im  Falle  hartnäckiger  Rezidive  eventuell 
chirurgisches  Evidement  oder  Exstirpation  der  verkästen  und 
schwieligen  Kapsel-  und  Drüsenreste.  —  Vorher  auch  Ver- 
suche zur  Resorption  mittelst  öfterer  Injektionen  von  sterili- 
sierter lOVoi^er  Jodofonnglyzerinmischung  in  das  Zentrum  der 
Drüsenpakete. 

Erweichende  Skleradenitis  oder  gummöse  Adenitis 
der  Luetiker  sind  wie  strumöse  oder  einfache  Adenitis  zu 
behandeln.  K.  Ullmann. 

Ulcus  venerum.  Ätzung  des  Geschwürs  mit  Acid. 
carbol.  liquef actum,  nachher  Bestreuen  mit  Jodoform  oder 
einem  der  Ersatzmittel  (Europhen,  Airol,  Xeroform,  Vioform). 

Sehr  zweckmäßig  ist  auch  die  Ätzung  mit  Eupfersulfat 
(Cupr.  sulfur.  5:15  Aq.)  durch  Auflegen  von  Wattebäusch- 
chen, die  mit  der  Lösung  getränkt  sind. 

Auch  wiederholte  Vereisung  des  Geschwürs  mit  Äthyl- 
chloridspray, Hitzebehandlung  (der  Paquelinbrenner  wird  auf 
die  Distanz  von  etwa  3  cm  dem  Geschwür  genähert)  ver- 
mögen die  Reinigung  des  Geschwürs  herbeizuführen. 

Unna  vereist  das  Geschwür  und  trägt  es  dann  mit  dem 
Rasiermesser  flach  ab. 

Ist  es  durch  eines  der  vorerwähnten  Verfahren  gelungen, 
das  progrediente  Geschwür  in  einen  rein  granulierenden  ßub- 
stanzverlnst  umzuwandeln,  dann  führt  die  Weiterbehandlung 
unter  einem  ßalbenverband  (Lapissalbe,  Protargolsalbe  etc.) 
gewöhnlich  rasch  zu  prompter  Vernarbung.  s.  Grosz. 

Ulcus  ventriouli.  Die  Therapie  des  Ulcus  ventriculi 
hat  einerseits  die  Heilung  des  Defektes,  andrerseits  die  Herab- 
setzung der  häufig  noch  bestehenden  Hypersekretion  anzu- 
streben. Der  erstgenannte  Zweck  wird  durch  die  zumeist 
übliche  Anwendung  des  Magisterium  Bismuthi  angestrebt.  Man 
gebe  dasselbe  in  Dosen  von  0,5  :  1,5  g  vor  den  Mahlzeiten. 
Bemerkenswert  ist,  daß  durch  Verabreichung  großer  Dosen 
schwere  Vergiftungserscheinungen  hervorgerufen  werden 
können.  Zu  empfehlen  ist  auch  die  Darreichung  von  Bis- 
mutose,  3mal  täglich  eine  große  Messerspitze  voll  in  Wasser 


316  ULCUS  VENTRICÜLI. 

aufgeschüttelt,  vor  dem  Essen  zu  nehmen.  Bestehen  Zeichen 
von  Hypersekretion ,  so  gebe  man  Natr.  hydrocarbonic.  und 
Magn.  ust.  aa.  partes  aequales  1 — 2  Stunden  nach  dem  Essen, 
eventuell  sofort  bei  Beginn  des  durch  die  Säure  hervor- 
gerufenen Gefühls  von  Brennen  im  Magen. 

Auch  wenn  es  sich  um  ein  nicht  blutendes  Ulcus 
handelt,  soll,  wo  immer  es  möglich  ist,  der  Patient  durch 
längere  Zeit  liegen. 

Bei  Magenblutung  gebe  man  Gelatine. 

Bp.   Gelat.  purissimae  lOyO 

Aq.  destill.  160,0 

Syr.  ruh.  Idaei  30fl 

M.  Deinde  sterüisetur! 

LS.  stündlich  1  Eßlöffel  davon  zu  nehmen. 

Man  kann  dieses  Mittel  entweder  in  flüssiger  Form 
nehmen  lassen,  oder  wenn  dies  dem  Patienten  widersteht,  als 
Gelee,  zu  welchem  diese  Flüssigkeit  erstarrt,  wenn  sie  in 
eisgekühltes  Wasser  gebracht  wird.  Auch  subkutane  Ergotin- 
injektionen  werden  mitunter  angewendet.  Auf  die  Magen- 
gegend werden  kalte  Umschläge  oder  eine  leicht  gefüllte 
Eisblase  appliziert;  bei  nicht  blutendem  Ulcus  wirken  warme 
oder  feuchtwarme  Umschläge    in    der   Regel  schmerzstillend. 

Bei  diesem  wird  die  Diät  von  der  Milch-  und  breiigen 
Kost  allmählich  zur  gemischten  fortschreiten.  Zweckmäßig 
lasse  man  das  Fleisch  längere  Zeit  hindurch  in  fein  zerhacktem 
Zustand  reichen,  auch  die  Gemüse  durch  längere  Zeit  in  fein 
gewiegtem  Zustand. 

Nach  erfolgter  Blutung  wird  es  von  der  Intensität  und 
der  eventuellen  Wiederholung  derselben  abhängen,  wie  lange 
wir  den  Patienten  abstinieren  lassen.  Während  dieser  Zeit 
suchen  wir  durch  Nährklistiere  den  Patienten  bei  Kräften 
zu  erhalten.  Im  allgemeinen  lassen  wir  den  Patienten  am 
Tage  der  Blutung  ohne  Nahrung.  Gegen  den  Durst  ver- 
abreiche man  eisgekühltes  Wasser  kaffeelöffelweise,  am 
nächsten  Tag  eßlöffelweise  eisgekühlte  Milch,  steigert  den 
nächsten  Tag  allmählich  die  Dosis  und  läßt  nach  der 
Empfehlung  von  Lenhartz  rohe  Eier  mit  Zucker  abgequirlt, 
auf  Eis  gekühlt,  nehmen.  Vorteilhaft  ist  es  auch,  Aspik 
nehmen    zu   lassen.    Nach  Verlauf  von   einer   Woche   geben 


ULCUS  VENTRICULI.  317 

^wir  gestoßenen  Reis  in  der  Milch,  später  Grieß  in  die  Milch, 
auch  etwas  Butter;  dieselbe  kann  zunächst,  wie  Senator 
empfiehlt,  in  kleinen  Kügelchen,  welche  auf  Eis  gekühlt 
li^er^en,  geschluckt  werden.  Später  streiche  man  die  Butter 
auf  dünne  Schnitten  Weißbrot.  In  weiterer  Folge  wird  all- 
mählich mit  der  Speisezufuhr  gestiegen,  wobei  immer  darauf 
zu  achten  ist,  daß  die  Nahrung  in  fein  verteiltem,  nicht 
reizendem  Zustand  dem  Kranken  verabreicht  werde.    Pick. 

Ulcus  ventriculi.  Nur  Komplikationen,  Folge- 
zustände des  U.  V.  oder  Erfolglosigkeit  konsequent 
durchgeführter  interner  Therapie  berechtigen  die  chirur- 
gische Therapie  des  U.  v.  Unbedingt  indiziert  ist  die 
Operation  bei  narbiger  Stenose  des  Pylorus  nach  ü.  v. 
Lange  anhaltende  resp.  oft  rezidivierende  Blutungen 
lassen  die  Operation  geboten  erscheinen.  Perforation  des 
U.  V.  in  die  freie  Bauchhöhle  stellt  eine  absolute  Indi- 
kation zur  Operation  dar.  Kailöse  Veränderungen  um 
das  ü.  V.  mit  heftigen  Schmerzen,  Abmagerung  etc. 
erfordern  bei  erfolgloser  diätetischer  Behandlung  die 
Operation. 

Als  Operationen  kommen  in  Betracht:  1.  die  Exstir- 
pation  des  U.  v.,  2.  die  Gastroenterostomie,  3.  die 
Jejunostomie.  Die  Exstirpation  des  U.  v.  soll  nur  dann 
ausgeführt  werden,  wenn  der  Eingriff  keine  besonderen 
Schwierigkeiten  bietet.  Die  Hauptmethode  ist  die  Gastroen- 
terostomie, die  speziell  bei  narbiger  Stenose  nach  ü.  v. 
ihre  unbestrittenste  Indikation  findet.  Die  Jejunostomie 
hat  beim  ü.  v.  dann  zu  erfolgen,  wenn  entweder  der  Kranke 
zu  herabgekommen  ist,  um  irgend  einen  größeren  Eingriff 
auszuhalten,  oder  wenn  eine  Gastroenterostomie  erfolg- 
los ausgeführt  ist.  Erfolg  verspricht  die  Operation  bei 
ü.  V.  vor  allem  dann,  wenn  mechanische  Störungen  vor- 
liegen ,  also  bei  Pylorusstenosen  mit  Dilatation  des  Magens. 
Auch  bei  wiederholten  kleinen  Blutungen  ist  die  Operation 
nicht  aussichtslos.  Endlich  werden  die  Schmerzen  zumeist  durch 
die  Operation  günstig  beeinflußt.  Wenig  Aussicht  bietet  die  Ope- 
ration bei  einmaligen  schweren,  zu  akuter  Anämie  führenden 
Blutungen.  Während  in  einer  Reihe  von  Fällen  die  Exstirpation 
des  ü.  V.  oder  die  Gastroenterostomie  von  dauerndem  Erfolg 


318   ULCUS  VENTRIC.  —  UNFÄLLE  D.  ELEKTRIZITÄT. 

begleitet  ist,  stellen  sich  in  anderen  Fällen,  und  zwar  nach 
jeder  dieser  Operationsmethoden  Rezidive  ein.  So  wenig 
wir  bisher  eine  sichere  Erklärung  für  die  Wirksamkeit  der 
Operation  in  so  vielen  Fällen  haben,  ebensowenig  besitzen 
wir  bisher  Kenntnis  zur  Unterscheidung  jener  Fälle,  in 
welchen  die  Operation  Aussicht  auf  Dauererfolg  bietet,  von  den 
für  den  Chirurgen  undankbaren  Fällen,  in  denen  entweder  ein 
Rezidiv  des  ü.  v.  oder  ein  nach  der  Gastroenterostomie  auf- 
tretendes peptisches  Ulcus  jejuni  den  Erfolg  vernichtet. 
Daraus  ergibt  sich  die  Lehre,  mit  der  Ausftthrang  der 
Operation  beim  U.  v.  zurückhaltend  zu  sein  und  dieselbe 
nur  unter  Einhaltung  der  oben  erwähnten  Indikattonen 
auszuführen.  Als  Methoden  bevorzuge  ich:  bei  U.  v.  am 
Pylorus  die  Gastroenterostomie,  bei  U.  v.  an  der  kleinen 
Kurvatur  die  Exstirpation  des  U.,  bei  multiplem  U.  sowie 
bei  Rezidiven  nach  Operation  wegen  U.  v.  die  Jejunostomie. 

J.  Schnitzler. 

Unfälle  durch  Elektrizität.  ProphylaxerStrenfr« 
Durchführung  der  allgemein  geltenden  Sicherheitsvorschriften, 
entsprechende  Belehrung  der  in  elektrischen  Betrieben  beschäf- 
tigten Arbeiter,  Aufklärung  der  heranwachsenden  Jugend  und 
der  breiten  Volksmassen  über  die  Entstehung  und  Verhütung 
von  elektrischen  Unfällen. 

Therapie:  Ist  der  Verunglückte  noch  im  Stromkreis 
eingeschaltet,  so  muß  der  Retter  bei  eventuellen  Befreiungs- 
versuchen zunächst  auf  eigene  Isolation  bedacht  sein;  behufs 
Isolation  stelle  man  sich  auf  schlecht  leitende  Gegenstände, 
wie  Holz,  Decken,  Kleider  etc.  und  trachte  auch,  die  Hände 
durch  Handschuhe  u.  dgl.  zu  isolieren.  —  Ein  im  Stromkreis 
eingeschalteter  Monteur  hatte  die  Geistesgegenwart,  vom  Boden 
aufzuspringen  und  sich  derart  —  Unterbrechung  des  Erd- 
schlusses —  selbst  zu  befreien.  —  Die  gestörte  Herz-  und  Lun- 
gentätigkeit ist  durch  künstliche  Atmung,  Herzmassage,  Venae- 
sectio,  Injektionen  von  Kampfer  und  Adrenalin  zu  bekämpfen. 
Bei  der  künstlichen  Atmung  ist  peinlich  darauf  zu  achten, 
daß  die  Atembewegungen  nicht  zu  brüsk  ausgeführt  und  daß 
kein  Mageninhalt  in  die  Luftwege  hineingepumpt  werde! 
Während  der  Venaesectio  ist  mit  der  künstlichen  Atmung  zu 
unterbrechen.  Gefahr  der  Luftembolie! 


UNFÄLLE  D.  ELEKTRIZITÄT.  -  UBETHRALTRIPPER.     3 1 9 

Kehrt  das  Bewußtseiu  nicht  rasch  wieder,  so  ist  lege 
artis  die  Lumbalpunktion  auszuführen. 

In  verzweifelten  Fällen  versuche  man  eine  neuerliche 
Einwirkung  des  tödlichen  Stromes;  Elektrodenanordnung: 
Herz-Rektum;  die  Rektunielektrode  ist  mit  kochsalzgetränkter 
Gaze  zu  umwickeln. 

Bei  allen  diesen  Operationen  ist  der  Verunglückte  hori- 
zontal, mit  etwas  erhöhtem  Kopf  zu  lagern. 

Die  Geretteten  sind  die  ersten  Tage  womöglich  zur  Bett- 
ruhe zu  verhalten,  blande  Diät,  laue,  protrahierte  Bäder,  Regelung 
der  Stuhl-  und  Harntätigkeit;  Überwachung  wegen  eventueller 
vorübergehender  leichterer  oder  schwererer  Sinnesverwirrungen. 
Gegen  Aufregungszustände  die  gewöhnlichen  Sedativa  und  Eis- 
beutel auf  Kopf  und  Herz.  Bezüglich  der  übrigen  Erscheinungen 
symptomatische  Therapie. 

Die  äußeren  Verletzungen  sind  mögliehst  konservativ  zu 
behandeln,  wobei  3<>/o  Borvaselin  und  Umschläge  von  Dermatol- 
gaze  (mit  verdünnter  Burowlösung  befeuchtet)  gute  Dienste 
leisten. 

Bei  den  sogenannten  Spätformen  (z.B.  sekundäre  Dege- 
nerationen etc.)  kommen  die  Regeln  der  allgemeinen  Therapie 
in  Betracht.  S.  Jellinek. 

ürethraltripper.  Zur  Feststellung  der  Diagnose  und 
Konstatierung  der  fortschreitenden  Heilung  des  Tripperprozesses 
ist  die  wiederholte  Untersuchung  des  Harnröhrensekretes  auf 
Gonokokken  notwendig. 

Der  Nachweis  derselben  geschieht  am  besten  durch  die 
Gram  sehe  Färbung,  und  zwar:  Verstreichen  des  Sekretes  auf 
einem  Deckgläschen  oder  Objektträger,  Lufttrocknen  und 
dann  2 — 3mal  durch  die  Flamme  ziehen;  hierauf  durch  fünf 
Minuten  Färbung  mit  Gentianaviolett  (in  einer  Eprouvette 
eine  Fingerkuppe  Anilin  mit  der  20fachen  Menge  Wasser  gut 
durchschütteln,  dann  durch  einen  Glastrichter  mit  feuchtem 
Filtrierpapier  filtrieren  und  so  viel  Gentianaviolett  zusetzen, 
bis  ein  Metallhäutchen  darauf  entsteht);  nach  den  5  Minuten 
gibt  man  auf  das  Präparat  Lugo Ische  Lösung  (Jod  1,0, 
Jodkai.  2,0,  Aq.  300).  2  Minuten;  dann  Entfärben  mit  abso- 
lutem Alkohol,  solange  noch  blaue  Schleier  aufsteigen,  dann 
Waschen    mit  Wasser    und    schließlich    mit    Karbol-Fuchsin 


320  UEETHRALTßlPPEB. 

(1  Minute)  nachfärben.  Neuerlich  Waschen  und  Trocknen 
und  1  Tropfen  Zedernöl  und  Immersion.  Diplokokken  mit 
einander  zugewendeten  abgeplatteten  Seiten ,  kaffeebohnen- 
artig, gramnegativ  (durch  Nachfärben  mit  Fuchsin  er- 
scheinen die  Gonokokken  rot). 

Ebenso  wichtig  wie  eine  rationeUe  Therapie  ist  die  strenge 
Einhaltung  der  Diät,  d.  h.  Vermeidung  aller  freie  Kohlensäure 
haltigen  Getränke,  aller  Nahrungs-  und  Genußmittel,  welche 
die  Harnsekretion  vermehren,  wie  Spargel,  Sellerie,  schwarzer 
Kaffee  usw. ;  forcierte  Bewegungen  aller  Art,  wie  Reiten, 
Turnen,  Radfahren  u.  a.  sind  zu  unterlassen,  und  am  das 
Entstehen  einer  Hodenentzündung  nach  Tunlichkeit  zu  ver- 
hindern, lege  man  ein  Suspensorinm  mit  Schenkelriemen  an. 

Wenn  das  Membram  virile  nicht  stark  geschwellt  ist,  kein 
ödem  des  Präputiums  und  keine  Entzündung  der  Penislymph- 
gefäße  besteht,  wenn  das  Sekret  nicht  blutig  gefärbt  ist,  be- 
ginne man  sofort  mit  der  lokalen  Behandlung  des  Trippers. 
Sind  jedoch  die  eben  erwähnten  starken  Entzündungserschei- 
nungen vorhanden,  so  beschränke  man  sich  zunächst  auf  kalte 
oder  warme  Umschläge,  welche  beide  entzündungswidrig  wirken. 

Die  Behandlung  des  Trippers  kann  eine  direkte  oder 
indirekte  sein.  Die  erstere  besteht  in  Injektionen  in  die 
Harnröhre,  die  letztere  in  der  Verabreichung  balsamischer 
Mittel.  Zu  Injektionen  eignen  sich  am  besten  Kali  hyper- 
manganicum  und  die  verschiedenen  Silberpräparate,  wie  Prot- 
argol,  Albargin,  Largin,  Ichthargan  usw.  Man  injiziert  (un- 
mittelbar nach  dem  Harnen)  mit  einer  gut  gehenden,  an  ihrem 
Ende  konisch  z  alaufenden  Tripperspritze  4 — 5malin  24  Stunden. 
Nach  der  Injektion  wasche  sich  der  Patient  jedesmal  die  Hände, 
um  das  Trippersekret  nicht  in  die  Augen  zu  bringen,  um  die 
Beschmutzung  der  Wäsche  zu  verhüten,  lege  man  zwischen 
Eichel  und  Vorhaut  in  2<>/oiges  Bleiwasser  getauchte  Gaze- 
bäuschchen ein;  fehlt  das  Präputium,  so  befestige  man  den 
kleinen  Verband  mit  einer  lose  angelegten  Kalikotbinde. 

Von  Injektionsflüssigkeiten  verwende  ich: 

Kp.  Kali  hypermang.  0,05-^0,15:300  Aq,f,  dest, 
oder 

Rp.  Protargol.  0,5—1,0 
M'f'frig.  200,0 

oder 


ÜBETHRALTRIPPER.  321 

ßp.  Protargol.  0,5— Ifi 
Glycerin,  pur,  2fi 
Sol,  natr.  chlor.  (0,6^^)  200 flO 
oder 

Ep.  Albargin  0,1—0,15:200  Aq.  f.  dest. 

Wenn  die  Sekretion  abgenommen  hat  and  diese  Mittel 
noch  nicht  zur  Heilung  geführt  haben,  spritze  man  eine  der 
nachfolgenden  Lösungen  ein: 

Rp.  Zinc.  sulfur,  0,8—0,5—1,0  auf  200 
Aq.  f,  dest. 
oder 

Rp.  Bismuth,  subnitric,  5:200  Äq,f,  dest. 
oder 

Ep.  Sulfat,  Zinc,  1,00 

Plumb,  acet,  has,  sol,  2,00, 

Tinct.  CaUchu, 

Tinct,  Laudan.  crocat.  aa,  8,00 

Aq,f,  destül,  820,00, 

S.  Eicordache  Schüttelniixtur, 
Diese  depothaltigen  Flüssigkeiten  eignen  sich  besonders 
für  jene  TripperfftUe,  bei  welchen  sich  auch  in  der  2,  Harn- 
portion Fäden  finden.  Der  der  injizierten  Flüssigkeit  im  Mittel- 
fleisch entgegentretende  Widerstand  darf  nie  gewaltsam  über- 
wunden werden. 

Sehr  rasches  Schwinden  d^  reichlichen  Sekretion  kann 
durch  Massen  Spülungen  nach  Jan  et  erzielt  werden,  deren 
Voniahme  aber  nur  Tom  Arzt  erfolgen  darf.  Sie  geschieht  am 
zweckmäßigsten  einmal  täglich,  u.  zw.  mit  der  Mayok  sehen 
Röhre  oder  mit  einer  Wundspritze,  an  deren  Ende  man  ein 
Stück  eines  Jaques-Patentkatheters  befestigt,  unter  mäßigem 
Druck  läßt  man  ^j — 1  ^  einer  sehwachen  Kali  hypermangan- 
Lösung  oder  Lapislösung  (1  :  3000—2000)  oder  Salpeter- 
säure (1 :  3000)  durch  die  Harnröhre  durchfließen.  Hierbei 
darf  kein  nennenswerter  Schmerz  auftreten.  Vorsicht  und 
Zartheit  bei  der  Manipulation  sind  dringend  geboten,  weil 
unter  zu  starkem  Druck  ausgeführte  Massenspülungen  Ver- 
aolassung  zu  periurethralen  Abszessen ,  Prostatitis  und  Epi- 
didymilis  geben  können.  Auch  sollen  die  Injektionsfiü^sig- 
keiten  nur  leichtes  Prickeln,  nie  intensives  Brennen  hervor- 
Fufen. 

F  el  1  n  e  r,  Therapie  der  Wiener  Special&rzte.  21 


322  URETHRALTRIPPEE. 

Zar  Beseitigung  des  sogenannten  postgonorrhoischen 
Katarrhs  eignen  sich  die  früher  erwähnten  Metallsalze,  oder 
auch  Alum.  crud.  4  :  200  Aq.  oder  Liquor  ferr.  sesqaichl.  Sei. 
gtt.  20 :  200  Wasser.  Bei  dieser  Flüssigkeit  sieht  man  bei 
Individuen  mit  sehr  empfindlicher  Schleimhaut  nicht  selten 
größere  Lamellen  sich  abstoßen  (Urethritis  membranacea).  In 
diesem  Falle  wechsle  man  mit  der  Injektionsflüssigkeit  and  lasse 
Acetat.  Zinc.  0,6  :  200  oder  Acetat.  plumb.  bas.-sol.  1,50  :  200 
2 — 3mal  täglich  injizieren.  Allmählich  verringere  man  die  Zahl 
der  Injektionen  auf  2 — Imal  täglich  und  höre  mit  den  In- 
jektionen ganz  auf,  sobald  die  Fäden  geschwunden  sind. 

Indirekte  Behandlung.  Zu  dieser  eignen  sich  die 
verschiedenen  Balsamika.  Das  Wirksame  hierbei  ist  die  dnrch 
die  Nieren  auf  dem  Wege  aus  der  Blase  in  die  Harnröhre  ge- 
langende Harzsäure.  Dieselbe  wird  nachgewiesen  durch  Zusatz 
von  Salpetersäure,  wobei  ein  opaleszierender  Ring  entsteht. 
Dieser  löst  sich  zum  Unterschied  von  Eiweiß  durch  Zusatz 
von  Alkohol,  Ammoniak  und  deren  Karbonaten.  Unter  den 
gebräuchlichen  Balsamicis  sind  zu  nennen:  Kopaivabalsam, 
peruanischer  Balsam,  ferner  Terpentin  und  Santalöl, 
u.zw.  bloß  ostindisches;  in  Tropfenform  (3mal  täglich 
je  15 — 20  Tropfen  nach  dem  Essen)  oder  in  Kapseln  k  0,2, 
10 — 12  Stück  täglich.  Sehr  gute  Resultate  sieht  man  bei  Ver- 
abreichung von  Gonosan  (Riedel)  (9 — 10  Kapseln  täglich). 
Dieses  bewirkt  rasches  Aufhören  der  schmerzhaften  Erek- 
tionen, raschere  Abnahme  der  Sekretion.  Terpentin  (nicht 
so  gut  vom  Magen  vertragen)  wird  am  besten  verschrieben: 

Rp.  Extr.  aeth,  cubebar., 

Spir,  Terehinthin.  aa.  10,0 
Pulv.  Magn.  ust.  qu.  s.  utf.  Pil,  Nr.  200. 
S.  3  Pillen  täglich. 

Verabreichung  der  Balsamika  allein  führt  nur  selten  zun 
Ziele,  dagegen  ist  kombinierte  direkte  und  indirekte  Behand- 
lung zu  empfehlen. 

Langdauernde  Tripper  erfordern  Instillationen  mit  dem 
Ultzmann-  oder  Gyon sehen  Instillator  von  3 — 4  Tropfen 
2<*/oiger  Lapislösung  (Vorsicht!)  oder  Irrigationen  der  hinterän 
Harnröhre  mit  Lapis  (1 :  3000 — 900)  mittelst  elastischem  Ka- 
theter und  Wundspritze.  Schließlich  kommt  auch  Sondenbehand- 


ÜRETHRALTRIPPER.  323 

lung  in  Betracht,  um  die  sogenannten  Strikturen  weiten  Ka- 
libers zu  beseitigen.  Vom  Gebrauch  der  verschiedenen  Dehn- 
apparate ist  entschieden  abzuraten.  Lange  erfolglos  behandelte 
Tripper  finden  oft  Heilung  durch  eine  Karlsbader  Kur. 

Ehekonsens.  Wenn  bei  Bestand  von JFäden  im  Harn  häufig 
wiederholte  mikroskopische  Untersuchung  nach  Gram  keine 
Gonokokken  nachwies,  und  wenn  nach  vorausgegangener  künst- 
licher Irritation  der  Harnröhre  (Verabreichung  von  alkohol- 
haltigen und  moussierenden  Getränken  und  Einspritzung  stärker 
reizender  Lösungen)  das  reichlicher  gewordene  Sekret  sich 
weder  mikroskopisch  noch  kulturell  als  gonokokken- 
führend  erwies,  dann,  aber  auch  nur  dann  darf  die  Heirat 
gestattet  werden. 

Komplikationen  des  Trippers.  Periurethrale 
Abszesse  sowie  Abszesse  der  Cowperschen  Drüsen  und 
Entzündung  der  Schwellkörper  eventuell  mit  Knickung 
bei  Erektion  (Chorda  venerea)  erfordern  Aussetzen  der  Injektion, 
Applikation  kalter  Umschläge,  eventuell  Ung.  oder  Empl. 
cinereum.  Bei  deutlicher  Fluktuation  Inzision  unter  antiseptischen 
Kautelen. 

E p  i  d  i  d  7  m  i  t  i  s.  Ist  der  Samenstrang  nicht  entzündet,  und 
besteht  keine  akute  Hydrokele,  so  genügt  das  Anlegen  eines 
Zeissl-Horand  sehen  Suspensoriums.  Bei  Fieber,  Funikulitis 
und  Hydrokele  Bettruhe,  kalte  oder  warme  Überschläge  über 
den  hochgelagerten  Hodensack.  Regelung  des  Stuhls.  Zur 
Linderung  der  Schmerzen:  Einhüllen  des  Skrotums  in  eine 
Salbe,  bestehend  aus: 

Rp.  Plumb.  jodat.y 

Extr.  Belladonn.  aa.  5,00 
Alum.  crud.  3,00 
Ung.  stmpl.  80,00, 

Im  äußersten  Falle,  aber  wenn  irgend  möglich  zu  ver- 
meiden: Morphiuminjektion.  Quecksilbersalbe  wende  man 
wegen  der  oft  heftigen  Ekzeme  am  Hodensack  nie  an.  Bei 
heftigen  Schmerzen  infolge  akuter  Hydrokele  Punktion  der- 
selben. Rezidivierende  akute  Epididymitis  heilt  unter  Anwendung 
warmer  Bäder  und  konsequent  applizierter  feuchter  Wärme. 
Beiderseitige  Epididymitis  kann  Azoospermie  bedingen. 

Akute  Prostatitis.  Symptome:  Hohes  Fieber,  Schüttel- 
frost,   heftige    Schweißausbrüche,    Schmerzen   beim   Harnen, 

21* 


324  ÜRETHRALTRIPPEE. 

Fremdkörpergeftihl  im  Mastdärme.  Zuweilen  HarnverhaltuDg. 
Therapie:  Aussetzen  der  Lokalbehandlung,  Bettruhe,  Appli- 
kation kalter  oder  feuchtwarmer  Umschläge,  eventuell  des  Arz- 
berger  (ins  Rektum)  mit  kaltem  oder  warmem  Wasser  oder 
kleine  Eisstücke  in  einem  Kondom  ins  Rektum  einschieben. 
Zur  Linderung  der  Sehmerzen  Applikation  von  Belladonna- 
(0,02)  oder  Morphium-  (0,01)  Suppositorien  ins  Rektum.  Bei 
Abszeßbildung,  wenn  nicht  spontane  Entleerung  erfolgt,  even- 
tuell Inzision,  bei  sehr  großem  Abszeß  Ablösung  der  vorderen 
Rektalwand  in  Steinschnittlage  und  Inzision  (Narkose). 

Chronische  Prostatitis.  Bei  Harndrang,  häufiger  und 
schmerzhafter  Harnentleerung  vorsichtige  Steinsondenbehand- 
lung; vom  Mastdarm  aus  vorsichtige  Prostatamassage  mit 
entsprechenden  Instrumenten  (Feleki)  oder  besser  mit  dem 
Finger.  Irrigationen  mit  heißem  oder  warmem  Wasser  mittelst 
Arzberger .  Ichthyol-  (0,2)  und  Belladonna-  (0,0 1  pro  Stück)  Suppo- 
sitorien. Eisenpräparate  innerlich.  Untersuchung  des  Prostata- 
sekretes! Wenn  gonokokkenh altig,  vorsichtige  Instillationen 
mit  nicht  zu  konzentrierten  Argent,  nitric.-Lösungen. 

Spermatocystitis.  Selten,  im  Anschluß  an  Nebenhoden-, 
Samenstrang-  und  Vorsteherdrtisenentzündung.  Symptome  ähn- 
lich wie  bei  akuter  Protastitis,  schmerzhafte  blutige  Pollutionen. 
Entleerung  von  Samenbläschensekret  in  Form  von  Sagokörnern. 
Therapie:  Kalte  Umschläge  auf  das  Perineum,  Arzberger, 
Opiate,  Kokaininstillationen  in  die  hintere  Harnröhre.  Rege- 
lung des  Stuhls.  Bei  Abszedierung  chirurgische  Behandlung 
(Rektumablösung  nach  S^gond-Dittel  öder  Perinealschnitt 
nach  Zuckerkandl  und  Inzision). 

Akute  Cystitis.  Symptome:  Harndrang,  blutiger  Harn 
zum  Schlüsse  des  Harnaktes,  trübe  1.  und  2.  Portion,  zu- 
weilen Fieber  und  Schmerzen  in  der  Blasengegend.  Therapie: 
Aussetzen  der  Injektionen,  Bettruhe,  Milchdiät,  feuchtwarme 
Überschläge  auf  die  Blasengegend,  bei  starkem  Harndrang 
Belladonna-  oder  Morphiumsuppositorien  oder  innerlich: 

ßp.  Camphor,  ras., 

Extr,  cannab.  Indic,  aa.  0,15. 
Sacchar.  3,0 
div.  in  dos,  Nr.  X. 
S,  4  Pulver  täglich. 


ÜEETHEALTRIPPER.  —  URETHRITIS  NON  GONORRH.  325 

Außerdem  Herb.  Herniar.  5—6  Tassen  täglich.  Salol, 
salizylsaures  Natron  3mal  täglich  je  1,00.  Acetopyrin  3mal 
ä  0,5.  (Salol  aussetzen,  wenn  Harn  olivgrün  oder  Schlafsucht 
eintritt!)  Bei  stärkerer  Blutung  Styptoltabletten ,  Eisen  oder 
Ergotin  innerlich,  u.  zw.: 

Rp.  Liquor  ferr.  sesquichlor,  soL  1,50 
Syr,  Bub.  id.  20 fi. 
Äq,  f.  200. 
ö-^ßmal  tffl,  je  1  Kaffeelöffel. 
oder 

Rp.  Ergotin  IfiO 

Laudani  pur.  0,10 
Sacch.  2,00. 
Mfp.  Div.  in  dos.  Nr.  5.  Jede  3.  Stunde  1  Pulver, 

Wenn  nach  4 — 5  Tagen  die  Blutung  nicht  steht.  Ein- 
legen eines  Verweilkatheters  für  24  Stunden. 

Bei  chronischer  Cystitis  verabreiche  man  alkalische 
Säuerlinge,  Herniara-Tee  in  größeren  Mengen,  ürogosan 
(Richter)  (6 — 9  Kapseln  täglich),  Blasenspülungen  mit  Kali 
hypermang.,  Borsäure,  Argent.  nitric,  Salpetersäure  (1 :  3000 
bis  2000)  und  ürotropin,  Helmitol,  Hetralin,  Salol,  Salipyrin, 
Aspirin,  innerlich  Karlsbader  Trinkkur. 

Tripperrheumatismus.  Salol.  Natr.  salicyl.  Ruhig- 
stellung der  Gelenke,  im  übrigen   gewöhnliche  Behandlung. 

Venerische  Papillome.  Exkochleation,  Paquelin,  Be- 
tupfen mit  Eisenchlorid  und  nach  Schrumpfung  Abkratzen, 
dann  Resorcinwassernmschläge. 

Lymphgefäß-  und  -knotenentzündung.  Umschläge 
mit  essigsaurer  Tonerde,  Einreiben  mit  kleinen  Quantitäten 
grauer  Salbe,  Sistieren  der  Injektionen.  Bei  Vereiterung  chirur- 
gische Behandlung.  v.  Zeissl. 

Urethritis  non  gonorrhoica.  Idiopathische 
venerische  Form  bei  Erwachsenen.  Meist  nach  Koitus  oder 
nach  geschlechtlicher  starker  Aufregung  ohne  Befriedigung 
von  der  Prostata  ausgehend.  Autoinfektion  von  der  Prostata 
oder  Urethra  her.  Pseudodiphtheriebazillen  oft  als  konstante 
Befunde  im  eitrig-schleimigen  Sekret;  fraglich,  ob  auch  die 
Erreger.    Therapie:    Karbolwasserinjektionen    Va    ^^^  ^Vo> 


326  ÜRETHBITIS  NON  GONORBH.  —  ÜTEEUSCABCINOM. 

ßesorciü Wasser  2  —3^0  ^^^  besser  als  Jan  et- Spülungen  oder 
Sublimat  Waschungen  der  Harnröhre.  Auch  Acidum  nitricom 
V2V00  oder  Acid.  lacticum  ^/z^/o  wurde  als  Injektionsmittel 
empfohlen.  Hartnäckig.  Deszendierende  Urethritis  bei  Lithiasis 
vesicae,  Nephrolithiasis,  Autoinfektion  vom  Darme  her,  Koli- 
bazillen.  Streptokokkenurethritis  oft  bei  Kindern  neben  Cy- 
stitis  septica.  Innerlich  ürotropin  1,0 — 2,0  auf  2  —3  Dosen 
verteilt  pro  die,  ebenso  Hetralin,  Helmitol  in  gleicher 
Dosis;  Kindern  die  Hälfte. 

Urethritis  als  Folge  von  Onanie,  Polypenbildung  der 
Urethra  oder  nach  Trauma  schwindet  spontan  nach  Besei- 
tigung der  Ursachen. 

Abseits  davon  steht  die  häufige  Urethritis  postgo- 
norrhoica  und  die  seltene  venerische  Urethritis  infolge  von 
Ulc.  vener.,  syph.  Papeln  auf  der.Urethralschleimhaut. 

K.  Ullmann. 

üteruscarcinom.  Die  Therapie  des  Uteruskrebses 
ist  eine  ausschließlich  operative.  Die  radikale  Entfernung 
des  Krebses  kann  dann  erfolgen,  wenn  man  überallhin  noch 
im  Gesunden  zu  operieren  imstande  ist;  doch  ist  die  Be- 
urteilung dieser  Tatsache  sehr  schwierig,  selbst  während 
der  Operation  unmöglich  und  meist  erst  nach  Jahren  nach 
dem  Dauerresultate  erkennbar.  Die  Grenzen  der  Operabilität 
bei  Üteruscarcinom  sind  in  neuerer  Zeit  wesentlich  erweitert 
worden.  Währenddem  früher  von  100  Fällen  etwa  14  operiert 
wurden,  beträgt  die  Operabilität  jetzt  zwischen  40 — 60®/©- 
Das  Ergriffensein  der  Parametrien ,  die  Erkrankung  der 
regionären  Drüsen  und  des  Scheidenrohres  bilden  heute  keine 
Grenze  mehr  für  die  radikale  Operation.  Einige  operieren 
auch  Fälle,  in  denen  selbst  Blase  und  Ureteren  mitergriffen 
sind,  was  technisch  wohl  möglich  ist,  aber  doch  wegen  der 
schlechten  Resultate  nicht  empfehlenswert  erscheint. 

In  bezüg  auf  die  Frage,  ob  die  Drüsen  bei  Carcinom 
des  Uteras  mit  zu  entfernen  sind,  ist  eine  Einigkeit  noch 
nicht  erreicht.  In  zirka  einem  Drittel  der  Fälle  sind  die 
operativ  zugänglichen  Drüsen  krebsig  infiltriert.  In  den 
meisten  dieser  Fälle  sind  aber  auch  die  höher  gelegenen, 
operativ  nicht  mehr  zugänglichen  Drüsen  bereits  erkrankt, 
was  aus  anatomischen  Untersuchungen  und  aus  der  Tatsache 
hervorgeht,    daß    derartigen    Operationen    fast    ausnahmslos 


UTERÜSCARGINOM.  —  VAGINISMUS.  327 

Rezidive  folgen.*  Trotz  der  weiten  Ausdehnung  der  Opera- 
tion ist  dank  der  hochausgebildeten  Technik  nnd  der  strengen 
Asepsis  die  Mortalität  heute  nicht  höher  als  bei  der  früheren 
einfachen  Uterusexstirpation.  Sie  beträgt  etwa  lO^/o.  Dabei 
sind  nach    5  Jahren  noch  40—60^0   <ier  Fälle   rezidivfrei. 

Als  die  wichtigsten  Operationswege  sind  zu  bezeichnen 
der  vaginale  und  der  abdominale  Weg,  Jeder  derselben  hat 
seine  Vorzöge  und  Gefahren.  Auf  dem  vaginalen  Weg  gelingt 
es  sicher,  das  Scheidenrohr  bis  zum  Introitus  mit  zu  entfernen ; 
auch  die  Parametrien  können  in  großer  Ausdehnung  mit 
entfernt  werden.  Dagegen  ist  die  Entfernung  erkrankter 
Drtisen  auf  diesem  Wege  ausgeschlossen. 

Den  abdominalen  Weg  betreten  hauptsächlich  die  An- 
hänger der  Drüsenentfernung;  doch  ist  hier  die  Gefahr  der 
Infektion  ans  dem  meist  bakterieuhaltigen  Gewebe  eine  größere 
als  auf  dem  vaginalen  Wege.  Es  bleibt  der  Zukunft  vor- 
behalten, die  präzise  Indikationsstellung  ftlr  jeden  dieser 
Wege  aufzustellen. 

Bei  inoperablen  Fällen  oder  bei  Rezidiven  handelt  es 
sich  um  die  Beherrschung  der  Blutung,  der  Jauchung  und 
der  Schmerzen.  Gegen  die  Blutung  wird  gründliche  Aus- 
löffelung  des  lockeren,  zerfallenden  Gewebes  und  trockene 
Nachbehandlung  mit  Jodoform  nnd  Kohlenpulver  aa.  zu 
empfehlen  sein.  Nach  einer  gewissen  Zeit  kann  die  Exkoch- 
leation  wiederholt  werden,  die  Nachbehandlung  darf  aber 
nicht  ausgesetzt  werden.  Es  gelingt  auf  diese  Weise,  solche 
ELranke  noch  jahrelang  am  Leben  zu  erhalten,  ja  selbst 
durch  Verkleinerung  des  Carcinomtrichters  den  Schein  einer 
Heilung  vorzutäuschen.  Gegen  die  Schmerzen  sind  Narkotika 
in  Anwendung  zu  bringen.  Scbauta. 


V. 


Vaginismus.  Ist  das  Hymen  straff  und  hoch,  dann 
iuzidiere  man  nach  beiden  Seiten  nnd  erweitere  sukzessive 
durch  Einführung  immer  größerer  Spekula  oder  Hegarstifte. 
Liegt  eine  Fissur  vor,  so  ist  diese  mit  Lapis  oder  Jodtinktur 
zu    behandeln.    Zumeist    liegt    der    Grund    in    einer    unge- 


328  VAGINISMÜS.  —  VARIOLA. 

schickten ;  daher  schmerzhaften  Ausftihrung  des  ersten  Koitus- 
Versuches.    Man    empfehle    der    Frau    geringe    Beckenhoeh- 
lagernng   darch   Unterlegen   eines   Kissens  nnd  belehre  den 
Mann  dahin,   daß    er   die  Klitorisgegend   oder  die  yiellei^t 
erodierte   Gegend   des   Frennlums   nach   Möglichkeit    meide. 
Mitunter    liegt    eine    alte   Gonorrhöe   bzw.   ein    Fluor    dem 
Leiden  zugrunde.    Entsprechende    Behandlung.    Nicht   selteu 
ist   der  V.  Teilerscheinung   der  Hysterie   und   ist  in  diesem 
Falle   nebst   der   entsprechenden   Behandlung   dieses  Leidens 
eine   sukzessive    Erweiterung    ded    Sch^deneinganges    (siehe 
oben)   oder  in   sehr  verzweifelten    Fällen   die  Dehnung  der 
Scheide  bzw.  der  Muskeln   in   der  Narkose   durch  Einsetzen 
beider  Daumen  und  brüske  Erweiterung  auszuführen.    Diese 
Behandlung  ist   auch   in   allen  jenen   Fällen   angezeigt,   die 
anderer  Ätiologie  sind,   und  in    welchen   die   entsprechende 
Therapie   ohne   Erfolg   blieb.    Bei  jeder  Behandlung  ist  zu- 
nächst der  Koitus  für  einige  Zeit  zu  verbieten. 

0.  0.  Pellner. 

Variola.  Prophylaktisch  ist  die  Vakzination 
(Impfung)  eine  in  ihrer  Art  einzig  dastehende  und  unent- 
behrliche Maßnahme.  Der  humanisierten  Lymphe  (i.  e.  die 
Übertragung  der  Kuhpocken  vom  Tier  auf  den  Menschen  uad 
Weiterimpfung  von  Mensch  zu  Mensch)  ist  die  animaHschey 
vom  Kalb  produzierte  Pockenlymphe  vorzuziehen,  da  so  die 
Übertragung  von  Krankheiten  (Lues,  Tuberkulose)  ver- 
mieden wird.  Die  Vakzination  bedeutet  einen  artifizieUen, 
abortiven,  abgeschwächten  Ablauf  der  Krankheit  nnd  die 
Produktion  von  ßchutzkörpern ,  die  für  eine  begrenzte  Zeit 
—  zirka  10  Jahre  —  Immunität  oder  wenigstens  gesteigerte 
Resistenz  gegen  Blattern  bewirken.  Die  Erstimpfung  soll  in 
den  ersten  Lebensmonaten,  bei  Bestehen  einer  Blattern- 
epidemie  baldigst  nach  der  Geburt,  vorgenommen  werden. 
Schwächende  Krankheiten,  mit  Juckreiz  einhergehende,  daher 
die  Autoinokulation  verursachende  Hautaffektioi>en,  bestehende 
Tuberkulose  (wegen  Gefahr  einer  durch  die  Impfung  er- 
zeugten Miliartuberkulose)  kontraindizieren  temporär  die  Vak- 
zination. Impfstellen  sind  gewöhnlich  die  den  Deltoides  be- 
deckenden Hautpartien  der  Oberarme,  doch  kana  auch  eine 
andere  Region  (Oberschenkel)  gewählt  werden. 


VARIOLA.  —  VERGIFTUNGEN.  329 

Man  setet  nach  aseptischer  Reinigung  der  Stellen  mittelst 
(rerschiedeh  geformter)  Lanzetten  mehrere  (z.  B.  an  jedem 
Arm  zwei  oder  an  einem  drei)  oberflächlichliche,  die  Hornscbicht 
durchsetzende^  möglichst  nicht  blutende,  zirka  Y2  ^^^  ^  ^^ 
lange  Schnitte,  oder  schabt  die  Epidermis  einfach  ab  and  be- 
schickt die  so  gesetzten  Läsionen  mit  der  Lymphe,  die  in 
luftdicht  verschlossenen  Röhrchen  von  staatlichen  (oder  pri- 
vaten) Impfgewinnnngsanstalten  bezogen  werden  kann.  Die 
Impfstellen  werden  am  besten  bedeckt  gehalten,  entweder 
mittelst  steriler  Gaze  und  Heftpflasterstreifen  oder  nach 
anderen  wechselnden  Verfahren  (Tegmin,  Impfverband).  Das 
Bad  ist  bis  zum  Schwinden  des  Fiebers  und  bis  zur  Ein- 
trocknung der  Pusteln  (zirka  10. — 12.  Tag)  auszusetzen. 
Haftet  die  Impfung  nicht,  so  empfiehlt  sich  die  Wieder- 
holung derselben. 

Ungefähr  nach  zehn  Jahren  soll  jedes  Individuum  zum 
zweitenmal  geimpft  (revakziniert.)  werden.  Auch  nach  Ablauf 
des   zweiten   Dezenniums   ist  eine  Revakzination   am   Platze. 

Bei  stärkerer  Reaktion  empfehlen  sich  Umschläge  mit 
essigsaurer  Tonerde  oder  Alkohol. 

Die  Therapie  der  V.  ist  eine  rein  symptomatische! 

Neurath. 

Vergiftungen.  Diagnose:  Plötzlich  und  akut  ein- 
setzende Erscheinungen  des  Magendarmtraktes  oder  des 
Zentralnervensystems;  oft  sind  noch  Giftreste  vorhanden,  die 
auf  Geruch  und  Reaktion  zu  prfifeu  sind.  Bei  ätzenden 
Giften  sind  an  den  Mundwinkeln,  an  den  Schleimhäuten  der 
Lippen  und  der  Mundhöhle  verschiedenfarbige  Verätzungen 
wahrzunehmen,  so  bei  Schwefelsäure  braune,  bei  Salpetersäure 
gelbe,  bei  Salzsäure,  Karbolshure  weiße,  bei  Lauge  rötlich 
aufgeqcM)llene  Ätzschorfe.  Auch  die  Größe  und  Reaktion  der 
Piipillen  sind  genau  zu  beachten.  Geruch  aus  dem  Munde, 
Beschaffenheit  und  Geruch  des  Erbrochenen  werden  oft  über 
die  Art  des  Giftes  Aufklärung  geben. 

Die  Therapie  der  akuten  Vergiftung  muß  mehreren 
Indikationen  genügen.  Zunächst  bei  ätzenden  Giften  durch 
Darreichung  von  verdünnenden  und  einhüllenden  Mitteln  die 
deletäre  Giftwirkung  einschränken.  Wir  geben  daher  bei 
Vergiftungen  mit  ätzenden  Säuren  und  Alkalien  viel  Flüssig- 
keit, Milch,  Eiweißlösnngen,  Gummi  arabicum,  Schleimsuppen, 


330  VERGIFTUNGEN. 

fette  öle  a.  dgl.  (Milch  und  öle  bei  Phosphor,  Kanthariden 
und  Knpfersalzen  wegen  leichter  Löslichkeit  derselben  kontra- 
indiziert!) 

Eine  weitere  Indikation  ist  die  möglichst  rasche  Ent- 
fernung des  Giftes  aus  dem  Magen.  Man  erreicht  dies  am 
schnellsten  und  sichersten  durch  die  Applikation  der  Magen- 
pumpe. Ferner  dienen  diesem  Zwecke  auch  reichlicher  Genuß 
von  lauwarmem  Wasser,  schleimigen  Lösungen  und  öligen 
Emulsionen,  Kitzeln  des  Sehlundes  und  des  weichen  Gaumens 
mit  dem  Finger  oder  Federbart  und  schließlich  Brech- 
mittel, wie:  Tartarus  stibiatus  0,2:5,0  Aqua  die  Hälfte  auf 
einmal;  Pulv.  Rad.  Ipecacuanh.  1*0,  Tart.  stib.  0,05;  Zinc.  sulf. 
1:100  Aqua  die  Hälfte  auf  einmal;  Gupr.  sulf.  1:40  Aqua 
1 — 2  Eßlöffel,  endlich  Apotnorphin.  sulf.  subkutan  0,005  bis 
0,01  pro  dosi. 

Der  Gebrauch  der  Magenpumpe  und  der  Brechmittel 
ist  kontraindiziert  bei  stark  ätzenden  Giften  (Lange,  Schwefel- 
säure u.  dgl.),  bei  welchen  rasch  starke  Verätzungen  des 
Magens  und  Schlundes  eintreten.  (Gefahr  der  Perforation  des 
Magens  oder  des  Ösophagus!) 

Als  weitere  Indikation  gilt  die  chemische  Beeinflussung 
(Neutralisation,  Zersetzung,  Bildung  unlöslicher  Verbindungen) 
des  genommenen  Giftes,  die  eigentlichen  Antidota.  Wir  geben 
daher  bei  Vergiftungen  mit  Ätzalkalien  zur  Neutralisation 
verdünnte  Säuren  (Weinsäure,  Essig,  Zitronensäure);  bei  Ver- 
giftungen mit  Säuren  schwache  Basen  wie  Magnesia  usta, 
Natrium  bicarb..  Kreide,  Asche,  gestoßene  Eierschalen,  von 
der  Wand  abgeschabten  Kalk;  femer  bei  Vergiftungen  mit 
Oxalsäure,  Kleesalz,  Karbolsäurer,  Lysol:  als  Fällungsmittel 
Syrap.  calcis;  bei  allen  Vergiftungen  mit  Pflanzenalkaloiden 
(Morphium,  Strychnin,  Atropin,  Hyosciamus  etc.),  dann  auch 
bei  giftigen  Pilzen  sowie  bei  Brechweinstein  und  Zinksalzen 
geben  wir  Gerbstoffe  als  Fällungsmittel,  und  zwar  Acidum 
tannicum  0,2  pro  dosi,  femer  Tee,  Kaffee,  Eichenrinde; 
bei  Vergiftungen  mit  Argent.  nitricum:  Kochsalzlösung,  bei 
Blei*  und  Barytyergiftungen:  Glanber-  oder  Bittersalz;  bei 
Phosphorvergiftungen:  Cnprum  sulf. -Lösung  (2%)  oder 
Magnesia  usta  in  Aqua;  bei  Arsenvergiftnngen  das  unter 
dem  Namen  Antidotum  Arsenici  albi  bekannte  frisch  gefällte 
Eisenoxydhydrat  oder  Magnesia  usta    in  Aqua;   bei  den  ver- 


VERGIFTUNGEN.  —  VEBEÜCA.  331 

schiedenen  Vergiftangen  mit  Metallsalzen  (Quecksilber,  Knpfer, 
Zinn,  Gold  etc.)  frisch  gefälltes  Schwefeleisen  and  Eiweiß- 
lösnngen.  Wir  haben  ferner  eine  geringe  Zahl  von  Anttdota, 
die  wir  als  physiologische  Gegengifte  bezeichnen,  indem  sie 
sich  gegenseitig  in  ihrer  Giftwirknng  aufheben.  Als  solche 
sind  zu  nennen :  das  Morphium  gegen  Atropin  und  umgekehrt, 
femer  das  Atropin  gegen  Muskarin  und  Pilokarpin;  in  diese 
Gruppe  wäre  noch  Ghloralhydrat  1 — 2  Gramm,  oder  in  Klysma 
5  Gramm  als  Gegenmittel  bei  Btrychninvergiftung  zu  nennen. 

Eine  weitere  Indikation  ist  die  symptomatische,  das  ist 
die  Bekämpfung  der  hervorstechenden  Symptome,  so  bei 
heftigen  Schmerzen  nach  ätzenden  Giften  Eisbeutel  am  Hals 
und  Magengegend,  Eispillen  innerlich,  unter  Umständen  auch 
subkutane  Morphiuminjektion;  bei  Kollaps  und  Asphyxie, 
siehe  diese.  Gegen  Erregungszustände,  Krämpfe,  werden 
Narkotika  (Ghloralhydrat  und  selbst  Chloroform-Narkose)  in 
Anwendung  gebracht. 

Von  dem  obigen  Schema  abweichend,  sind  zu  nennen  die 
Vergiftungen  mit  irrespirablen  Gasen  (Leuchtgas,  Gruben- 
gas, Kohlenoxyd  usw.).  Vorsicht  beim  Eindringen  in  den 
mit  Gas  erfüllten  Raum,  wegen  eigener  Gefährdung,  zunächst 
für  Ventilation  des  Raumes  Sorge  tragen  (Einschlagen  der 
Fenster,  Erzeugung  von  Zugluft),  rascheste  Entfernung  des 
Bewußtlosen  aus  dem  Raum,  womöglich  ins  Freie,  energische 
künstliehe  Atmung  nach  Sylvester  durch  längere  Zeit  fort- 
gesetzt in  Verbindung  mit  Zufuhr  von  Sauerstoff.  Bei  Kohlen- 
oxyd- und  Leuchtgas-Vergiftungen  wird  die  Venaesectio 
(Ablassung  von  zirka  200  Gramm  Blut)  mit  nachfolgender 
subkutaner  Transfusion  von  Vs  ^is  1  Liter  0,6%  Kochsalz- 
lösung mit  ausgezeichnetem  Erfolge  angewendet. 

Bei  Vergiftungen  durch  Schlangenbiß:  ümschnürung 
oberhalb  der  Wunde.  Die  Wunde  ausbluten  lassen;  Aus- 
saugen der  Wunde  (cave  auf  intakte  Schleimhaut  der  Lippen 
und  Mundhöhle!)  oder  noch  besser  trockene  Schröpfköpfe;  ' 
Auswaschen  der  Wunde  mit  Salmiakgeist,  Ausbrennen  der- 
selben mit  dem  Glüheisen;  intern  in  kurzen  Intervallen 
starker  Alkohol  (Kognak  u.  dgl.).  Charas. 

Vorruca.  Exkochleation  mit  scharfem  Löffel  mit  darauf- 
folgender Lapisierung  oder  Betupfen  mit  dem  Paquelin.  Bei 


332  VERRUCA.  —  VITIUM  CORDIS. 

weichen  Warzen  Elektrolyse  (siehe  Mechanotherapie  der  Haat- 
krankheiten);  Ätzungen  mit  ranchender  Salpetersäure,  Trichlor- 
essigsäure,  Milchsäure  müssen  vorsichtig  (nicht  im  Gesicht) 
vorgenommen  werden,  da  tiefere  Narben  entstehen  können. 
Salizyl-  und  Resorclnpflaster  ntitzen  bisweilen.  Bei  den  zahl- 
reich vorhandenen  Verrucae  planae  juveniles  bewirkt 
manchmal  Arsen  intern  (bei  Erwachsenen  täglich  bis  zu 
15  Tropfen  der  SoL  Fowleri)  völliges  Verschwinden  derselben. 
Treten  sie  in  umschriebenen  Herden  auf,  ist  eine  Schälkur 
(siehe  Akne  vulg.)  angezeigt.  Fasal. 

VortigO«  Behandlung  eines  etwaigen  GrundleideDS : 
bei  Erkrankungen  des  Magens  und  Darms  Regelung  der 
Diät,  insbesondere  Sorge  für  Stuhl  (Trinkkuren);  bei  Krank- 
heiten des  Herzens  und  der  Gefäße  (Arteriosklerose)  Verord- 
nung von  Digitalis ,  Strophantus ,  Jodnatrium  (täglich  '/^  g)y 
Nitroglyzerin,  Ergotin.  Beseitigung  etwaiger  Sehstörungen, 
eines  Nasen-  und  Ohrenleidens  (Moniere  scher  Schwindel). 
Symptomatisch  wendet  man  Bromsalze,  Phenazetin,  Chinin, 
Belladonna  an.  Verbot  geistiger  Getränke  und  des  Rauchens. 
Über  Behandlung  des  neurasthenischen  Schwindels  siehe  auch 
physikalische  Therapie  der  Nervenkrankheiten.  A.  Schüller. 

Vitium  COrdis,  Myokarditis.  Im  Stadium  der 
Kompensation:  Vermeidung  jeder  zu  Atemnot  oder  Hent- 
klopfen  führenden  Bewegung.  Wechsel  des  Berufes,  wenn 
er  die  Leistung  des  Herzens  störend  in  Anspruch  nimmt. 
Bei  Rheumatikern  der  Rezidive  vorbeugen.  (Sorgfältige  Be- 
handlung der  Angina,  rechtzeitige  Salizylgaben.  Vorsicht  bei 
Infektionskrankheiten.) 

Gute  Ernährung  durch  gemischte,  nicht  blähende  Kost, 
Milch.  Übermäßige  Flüssigkeitszufuhr  und  kopiöse  Mahl- 
zeiten sind  zu  vermeiden.  Leichte  alkoholische  Getränke 
in  mäßiger  Menge  unter  Umständen  statthaft,  ebenso  Kaffee 
und  Tee  in  schwachen  Aufgüssen,  wenn  sich  nachher  keine 
Herzbeschwerden  einstellen. 

Das  Rauchen  ist  womöglich  abzustellen,  auch  das  Rauchen 
sog.  nikotinfreier  Zigarren.  Für  tägliche  Stuhlentleerung  ist 
Sorge  zu  tragen. 


VITIUM  CORDIS.  333 

Ermüdende  Badeprozedurea  vermeiden.  Kohlensäurebäder 
nicht  unbedingt  nötig.  Trinkkuren  von  abführenden  oder 
kohlensäurehaltigen  Wässern  sind  zu  unterlassen,  insofern  sie 
niftht  aus  besonderen  Gründen  erforderlich  sind.  Wenn  die 
äußeren  Verhältnisse  des  Kranken  es  wünschenswert  erscheinen 
lassen,  ferner  bei  Beteiligung  der  Luftwege,  nervösen  Reiz- 
erscheinungen etc.  ist  entsprechender  klimatisch  günstiger 
Ort  aufzusuchen,  doch  darf  die  Reise  nicht  zu  Anstrengungen 
oder  Aufregungen  Anlaß  geben. 

Interkurrente  Krankheiten  sind  unter  spezieller  Berück- 
sichtigung der  Leistungsfähigkeit  des  Herzens  zu  behandeln. 

Bei  gestörter  Kompensation  bedarf  das  Herz  abso- 
luter Schonung  (physische  und  psychische  Ruhe).  Strenge 
Bettruhe  nur  bei  den  höheren  Graden  der  Kreislaufstörung 
mit  anhaltender  Dyspnoe  und  Btauungserscheinnngen ,  auch 
dann,  wenn  bereits  die  geringsten  Anstrengungen  Dyspnoe 
bedingen.  Hochlagerung!  Wird  Bettruhe  nicht  ertragen,  so 
Lagerung  im  bequemen  Lehnsessel. 

Bettruhe  und  Regelung  der  Flüssigkeitszufuhr  beseitigen 
oftmals  beginnende  Störungen  vollständig.  Medikation:  Fol. 
Digitalis  als  Infus  (0,5 — 1,5  ad  Col.  150,0  pro  die).  Nur 
deutsche  Digitalis  (Schwarzwälder,  Harzer  D.)  ist  zu  empfehlen. 
Zweckmäßiger  als  das  Infus  hat  sich  mir  in  jahrelangem 
Gebrauch  Extr.  fluid.  Digitalis  von  Parke  Davis  &  Co.  er- 
wiesen (1  Tropfen  =  0,05  Fol.  Digit.),  Einzelgaben  5  bis 
12  Tropfen  1 — 3mal  täglich.  Seine  Wirkung  ist  meist  über- 
raschend prompt  (selten  Verdaunagsstörungfin,  gelegentlich 
Diarrhöen).  Es  kann  auch  lange  Zeit  gegeben  werdeoi.  Bei 
Angewöhnung  größere  Gaben. 

Im  übrigen  lüs  Ersatzmittel  Tinct.  strophanti  (1 :  10  der 
österr.Pharmak.,  Einzelgabe  5 — 20  Tr.).  Auch  die  Tinct.  stro- 
phanti  von  P.  D.  &  Co.  (1 :  20)  ist  sehr  verläßlich  (10  Trop- 
fen =  0,25  Semen  Str.,  Einzelgabe  10—30  Tropfen). 

In  schweren  Fällen  von  Herzinsuffizienz,  insbesondere 
bei  Versagen  des  rechten  Herzens  das  Digitoxin  von  Merck 
(0,0005  pro  dosi). 

Rp.  Digitoxin  M^rek  0,01 
Spir,  pini  du,  5,0 
Aq,  destiU.  15,0 
S,  Injektion. 


334  VITIUM  COBDIS. 

Davon  1  cm^  per  rectum ,  in  dringenden  Fällen  intra- 
muskolär. 

Weniger  verläßlich  ist  das  Digalen,  nur  für  die  snbka- 
tane  oder  intravenöse  Applikation  zu  empfehlen  (Dosis 
1—3  cm8). 

Als  nnterstützende  Mittel  kommen  Koffein  (C.  natriobenzoic. 
0,1 — 0,2  intern  oder  subkutan  1 — 3mal  täglich);  eventuell 
schwarzer  Kaffee,  jedoch  nur  in  Kombination  mit  Digitalis 
oder  Strophantus  in  Betracht,  ferner  Kampfer  (Ol.  camphorat. 
1 — 5  cm»,  eventuell  mit  Aether.  sulf .  1 — 2  Spritzen  subkutan). 

Kleine  Chiningabjen  (0,1 — 0,2,  1 — 2mal  täglich),  ins- 
besondere aber  Morphin  (0,005 — 0,01,  mehrmals  täglich), 
wirken  bei  chronischer  Insuffizienz  oft  ganz  vorzüglich. 

Vorsicht  ist  bei  extrasystolischen  Arhythmien  geboten.  Hier 
sind  Kombination  der  Digitalis  mit  Belladonna  oder  Atropin 
oder  Morphin  zu  empfehlen.  Bei  AUorhythmie  sind  Kardiaka 
gefährlich  und  meist  ganz  unnötig. 

Bei  kardialer  Dyspnoe:  1,0  Oxykampfer,  Morphin,  Heroin, 
mur.  (0,005  pro  dosi). 

Ep.  Oxaphor  (•=■  öO^j^  Oxykampfer), 
Cognac  aa.  10,0 
Syr.  cort.  aurant.  30,0 
Aq,  destill,  ad  150,0. 

S.  Einzelgahe  2  Eßlöffel, 

Bei  Lungenödem:  Plumb.  acetic.  (0,05 — 0,1  pro  dosi 
oder  von  0,3  :  80  Aq.  dest.  1 — 2  Eßlöffel),  eventuell  bei  hoch- 
gradiger Cyanose  Aderlaß. 

Bei  Herzklopfen:  Kühle  Umschläge  auf  die  Herzgegend, 
Kühlapparat.  —  Medikamentös:  Bromnatrium,  Morphin,  Va- 
lerian  u.  dgl. 

Bei  Stauungserscheinungen  vor  allem  die  Diurese  an- 
regen, am  besten  durch  Theobrominpräparate  (Th.  natrio- 
salicylicum  =  Diuretin  oderTh.  natrioacetic.  =  Agnrin  etc.)  Das 
Diuretin  ist  in  den  Nachmittags*  und  Abendstunden  zu  reichen 
in  Dosen  von  0,5 — 1,0  in  entsprechenden  Abständen,  3 — 5  g. 
Auch  nach  Ablauf  der  Stauung  empfiehlt  es  sich,  den  Kranken 
wöchentlich  1 — 2mal  1 — 2  g  Diuretin  zu  geben.  Auch  Theo- 
phyllin (=  Theocin,  Th.  natrioaceticum,  am  besten  3mal  täglich 
0,25 — 0,5  vormittags)  ist  sehr  wirksam. 


>. 


VITIUM  CORDIS.  —  VULNUS  CONTÜSUM.  335 

Nach  Theophyllin  kommt  es  häufig  zu  gastrischen  Reiz- 
erscheinangen,  auch  allgemeinen  nervösen  Beschwerden  (da- 
gegen 0,01  Extr.  Belladonn.).  Die  Diuretika  sind  nie  auf 
leerem  Magen  zu  verahreichen !  Am  zweckmäßigsten  nach  Milch 
oder  in  Milch. 

Überraschende  Erfolge  erzielt  man  in  verzweifelten  Fällen 
mitunter  durch  Kalomel  (3 — 4mal  0,20  —  eventuell  mit  Opium 
0,01  durch  3 — 4  Tage.  Mundpflege!)  —  erzeugt  oft  profuse 
Flüssigkeitsabfuhr.  Allmähliche  Steigerung  der  Diurese  ist  vor- 
zuziehen. 

Weniger  verläßlich  in  der  Wirkung  sind:  große  Dosen 
Milchzucker  (bis  100,0  pro  die),  Harnstoff  (Urea  pura 
20 — 30,0 :  200,0  Aq.  pro  die),  die  pflanzlichen  Diuretika 
(Betula  alba,  Juniperus  etc.). 

Wichtig:  Regelung  der  Flässigkeitsauf nähme.  Die  Aus- 
schaltung aller  Flüssigkeiten  mit  Ausnahme  der  Milch  oft  sehr 
wirksam,  ebenso  kochsalzarme  Kost. 

Bei  Hydrothorax  und  Aszites  ist  die  Punktion  bald  aus- 
zuführen, bei  hochgradigem  Anasarka  sind  die  So uthey sehen 
oder  Curschmannschen  Kanülen  anzuwenden,  im  NotfaUe 
kleine,  oberflächliche  Einschnitte  an  den  Unterschenkeln  zu 
machen.  (Sorgfältige  Reinigung  der  Haut!  Täglicher  Ver- 
bandwechsel. Der  Kranke  ist  möglichst  sitzend  zu  halten.) 

Diät:  Schwer  verdauliche  Speisen,  kohlensäurehaltige 
Getränke  sowie  überhaupt  Überfüllung  des  Magendarmtraktes 
sind  zu  vermeiden.  Alkoholische  Getränke  sind  nur  in  ge- 
ringen Mengen  und  nur  die  leichtesten  Sorten  zu  gestatten. 
In  schweren  Fällen  ist  eine  genaue  Kontrolle  der  Nahrung 
(gemischte  Kost)  erforderlich,  die  Flüssigkeit  zeitweilig  auf 
Milch  zu  beschränken,  eventuell  reine  Milchdiät  zu  versuchen. 
Alkohol  nur  als  Exzitans  bei  Herzschwäche. 

Sorgfältige  Ordnung  der  Stuhlentleerung. 

Siehe  auch  Arteriosklerose.  Pal. 

Siehe  physikalische  Therapie  der  Herzkrankheiten! 

Vnlnus  COntusum.  Therapie:  Desinfektion,  Aus- 
legung der  Wunde  mit  aseptischer  Gaze  und  steriler  trockener 
Verband.  Vor  Naht  ist  mit  Rücksicht  auf  die  gequetschten 
Wundränder  zu  warnen.  Pupovac. 


336  VÜLNUS  SCISSUM.  —  WEHENSCHWÄCHE. 

Vulnus  SCissum.  Therapie:  Desinfektion  der 
Wunde  und  Vereinigung  der  durehtrennten  Gebilde  durch 
exakte  Naht,  Bei  Sehnenverletzungen  am  besten  die  Naht 
nach  Lange,  die  möglichst  frühzeitige  Bewegungen  gestattet 
und  dadurch  den  funktionellen  Erfolg  sichert.       Pupovac. 


W. 

Wellenschwäche  —  Atonia  Uteri.  Prophylaxe: 
Vernünftige  Beeinflussung  des  Frauenlebens,  besonders  zur 
Zeit  der  Pubertät,  seitens  des  Hausarztes  und  rechtzeitige 
Behandlung  eventueller  EntwicklungsstQrungen. 

Korrekte  Hygiene  der  Schwangerschaft.  Genaue  Differen- 
tialdiagnose zwischen  Schwangerschaftswehen  und  wirklichen. 
Genaue  Untersuchung  der  Gebärenden  zu  Anfang  der  Gebart, 
insbesondere  auch  des  Beckens.  Vermeidung  von  psychischen 
Insulten  während  und  vor  Eintritt  der  Geburt.  Rechtzeitige 
Behandlang  von  neurasthenischen  Erscheinungen  bei  Graviden. 
Beachtung  eines  eventuell  vorhandenen  Hängebauches.  Ver- 
hinderung der  Überfüllung  der  Abdominalorgane,  also  Sorge 
für  regelmäßige  Darm-  und  Blasenentleerungen.  Wenn  möglich 
Verhütung  des  vorzeitigen  Blasensprunges,  soweit  ftufiere 
Momente  dabei  in  Betracht  kommen. 

Für  die  3.  Geburtsperlode:  Verabreichung  von  £k*gotin 
subkutan  unmittelbar  nach  Austritt  der  Frucht  nach  protra- 
hiertem Partvs  und  sekuMdären  Emritdnngssymptomen  des 
Uterus. 

Therapie:  1.  Eröffnungsperiode:  Viel  Bewegung; 
möglichst  spät  ins  Bett;  oftmaliger  Lagewechsel.  Heitere 
Umgebung,  Zerstreuung  und  stimulierende  psychische  Ein- 
wirkung seitens  des  Geburtshelfers.  Entleerung  des  Darmes. 
Warme  Vollbäder  (28« — 30<*  R).  Wenn  keine  Bademöglichkeit, 
heiße  Umschläge  auf  das  Abdomen. 

Elektrische  Schröpfköpfe  auf  die  Brüste  (6—7  M.  A.). 
Massage  des  Uterusfundus.  Eventuell  mit  Vorsicht  heiße  Scheiden- 
duschen —  50«  C.  Loslösung  der  stehenden  Blase  von  dem 
unteren  Uterussegmente.  Künstlicher  Blasensprung  im  richtigen 
Momente  (bei  Erstgebärenden  höchstens  bei  einem  Orificiam 
von  8  cm)y  bei  Hydramnios  oder  nicht  fest  im  Becken  fixiertem 


WEHENSCHWÄCHE.  337 

Schädel  Vorsicht  wegen  Schnurvorfalles.  Kr  ist  eil  er  sches  Kom- 
pressions- und  Expressionsverfahren.  Bei  dringender  Indikation 
zur  Geburtsbesehleunigung  Metreuryse,  eventuell  mit  elastischem 
Zug,  oder  blutige  rasche  Erweiterung  des  Orificiums.  Achtung 
auf  regelmäßige  Entleerung  der  Blase,  wenn  spontan  unmög- 
lich mit  N^laton-  oder  englischem  Katheter. 

Innerlich  Ohinini  sulfurici  0,25  pro  dosi  2 — 3mal.  Zu- 
führung von  stärkenden  Flüssigkeiten  —  Warnung  vor  zu 
früher  Verwendung  großer  Champagnermengen.  Bei  Ermüdungs- 
symptomen des  Uterus  Morphin  subkutan  0,01 — 0,02. 

Bei  starker  Gasblähung  des  Darmes  Kamillen-  oder 
Fenchel wasser-Klysmen.  Vermeidung  überflüssigen,  oftmaligen, 
inneren  Untersuchens. 

2.  Austreibungsperiode:  Anleitung  zur  richtigen  Ver- 
arbeitung der  Wehen.  Anbringung  von  Zug  und  Stützen  am 
Geburtsbett.  Psychisch  beruhigende  Einwirkung  auf  die  Ge- 
bärende. Verarbeiten  der  Wehen  in  verschiedenen  Stellungen, 
auch  im  Stehen  oder  Knien  (Vorsicht  wegen  Sturzgeburt  bei 
Mehrgebärenden).  Möglichst  lange  exspektatives  Vorgehen. 
Es  kann  meist  2 — 3  Stunden  nach  dem  Verstreichen  des 
Orificiums  gewartet  werden,  wenn  nicht  von  selten  des  Eies 
eine  dringende  Indikation  eintritt.  Hinaufbinden  eines  Hänge- 
bauches. Modifizierter  Kristellerscher Handgriff.  Vorsichtiger 
Gebrauch  einiger  Züge  Chloroform  bei  zu  schmerzhaften 
Wehen.  Hinterdammgriff  von  Rit gen.  Wenn  alles  vergeblich, 
vollständiger  Stillstand  der  Geburt  oder  unüberwindliche 
Hindernisse,  nicht  vollständige  Erschöpfung  abwarten,  sondern 
bei  gegebenen  Bedingungen  künstliche  Beendigung  der  Geburt. 

3.  Plazentarperiode:  Richtige  Leitung  derselben, 
abwartende  Methode.  Kein  unnötiges  Reiben  und  Kneten  des 
Uterus  gleich  nach  Austritt  der  Frucht. 

Wenn  Blutung  genaue  Untersuchung,  ob  wegen  Atonie 
oder  aus  Verletzungen.  Genaue  Revision  der  Vulva  (Risse 
um  Klitoris  und  Harnröhrenmündung!)  der  Vagina  und  nach 
operativen  Entbindungen  der  Cervix.  Wenn  Verletzungen,  Naht 
oder  Umstechungen.  In  der  Cervix  Achtung  auf  den  Ureter ! 
Wenn  Atonie  die  Ursache,  dann  rasches  und  methodisches 
Einsetzen  des  Credo  sehen  Verfahrens.  Entleerung  der  Harn- 
blase! Subkutan  —  auch  schon  vor  Austritt  der  Plazenta 
Ergotin  in  die  tiefe  Muskulatur  der  Nates  —  Ergotin  Bom- 

F  e  1  In  e  r ,  Therapie  der  Wiener  Spezialärzte .  22 


338  WEHENSCHWÄCHE. 

bellon  1 — 3  Spritzen^  Secacornin-Roche  1  Spritze.  Expression 
der  Placenta.  Wenn  vergeblich,  Narkose  und  neuerlicher  Ex- 
pressionsversach  (gelingt  jetzt  hänfig).  Erst  wenn  aach  dies 
vergeblich,  dann  unter  den  strengsten  aseptischen  Kauteien 
manuelle  Plazentalösung. 

4.  Atonie  post  partum:  Genaue  Untersuchung,  ob 
Placenta  und  Eisack  ganz  und  genaue  Differentialdiagnose, 
ob  Blutung  aus  Verletzungen  oder  Atonie  oder  Retention  von 
Placentar-  oder  Eihautresten.  Piacentarreste  sind  sofort  ma- 
nuell zu  entfernen,  Eihautreste  nur,  wenn  die  Blutung  dazu 
zwingt,  da  sie  auch  unter  Ergotinwirkung  im  Laufe  der 
ersten  Woche  des  Puerperiums  meist  schadlos  spontan  ab- 
gehen. Bei  jeder  Blutung  p.  part.  sogleich  Ergotin  sub- 
kutan und  Seeale  in  Pulvern  —  0,3  pro  dosi  bis  8  Pulver.  — 
Bei  reiner  Atonie  und  nach  Ausräumung  des  Uterus  Heiß- 
wasser- und  Eiswasser-Irrigationen  desselben.  Kräftige  und 
laugdauernde  Massage,  auch  Vibrationsmassage  längs  der 
hinteren  Uterusfläche  bis  in  den  Douglas.  Eventuell  bimanuell, 
eine  Hand  in  der  Vagina  oder  selbst  über  der  Faust  im 
Uterus.  Dabei  Kompression  desselben  zwischen  beiden  Händen 
selbst  durch  mehrere  Stunden.  Intrauterine  Tamponade  — 
lieber  früh  als  zu  spät  —  mit  Jodoform,  Xeroform,  Rena- 
glandingaze  —  handbreite  Streifen  aus  Schlitzkartons  — ,  vor- 
herige Desinfektion  der  Scheide.  Entfernung  der  Koagula 
aus  dem  Uterus.  Behufs  Uterustamponade  Einstellung  der 
Portio  mit  Rinnenspiegeln  und  Anhaken  beider  Labien.  Die 
Tamponade  ist  bis  an  den  Fundus  und  den  ganzen  Uterus  prall 
ausfüllend  auszuführen.  Eisbeutel  auf  den  Bauch.  Excitantien. 
Reichliche  Flüssigkeit,  Alkohol,  Kaffee,  Milch,  per  os  oder 
per  rectum.  Physiologische  Kochsalzlösung  (subkutane  Infusion 
oder  per  rectum),  Äther,  Kampfer  subkutan,  Bindeneinwicke- 
lung der  Beine.  Tieflageruug  des  Kopfes,  Hochstellung  des 
Fußendes  des  Bettes.  Zufuhr  von  Wärme  zur  oberen  Körper- 
hälfte. Ist  die  Tamponade  durchgeblutet  —  selten  wenn 
korrekt  ausgeführt  — ,  Erneuerung  derselben.  Als  ultima  ratio 
Exstirpation  des  puerperalen  Uterus  —  wohl  nur  meist  auf 
Kliniken  und  Spitälern  möglich. 

Von  mancher  Seite  Inversion  und  Abschnürung  des  inver- 
tierten Uterus  empfohlen.  Bei  drohender  Herzparalyse  Massage 
des  Herzens.  Faradisierung  desselben.  Künstliche  Respiration. 

Peters. 


ZAHNSCHMERZEN.  339 

z. 

Zahnschmerzen.  Die  in  den  Interessenkreis  des 
praktischen  Arztes  fallende  Behandlung  der  Zahnschmerzen 
kann  sich  nur  auf  erste  Hilfe  (gegen  Dolor)  beschränken. 
Dann  Überweisung  an  den  Zahnarzt.  Zur  Klage  über 
Zahnschmerzen  führen: 

1.  Pulpitis  acuta  simplex  aut  purulenta.  Therapie: 
Gegen  Dolor:  Mit  konzentrierter  Karbolsäure  getränktes 
Wattebäuschchen  für  mehrere  Minuten  in  die  Kavität  ein- 
legen (Schutz  der  Gingiva  durch  eingelegte  Mundserviette). 
Sind  periostitische  Begleiterscheinungen  vorhanden  —  Appli- 
kation von  Jod,  Akonittinktur,  Kamillenteespülungen. 

2.  Pulpitis  traumatica.  Therapie:  Gegen  die  be- 
gleitenden periostalen  Erscheinungen  gerichtet  (Jod,  Akonit, 
Kamillentee). 

3.  Karies  und  Schwinden  des  Zahnschmelzes.  Therapie: 
Wiederholte  Applikation  von  pulverisiertem  Lapis  oder  starker 
Lapislösung  auf  die  defekte  Stelle  unter  Schutz  der  Gingiva 
mittelst  Mundservietten  (darauffolgend  Nachwaschen  mit  Jod 
zur  Entfernung  der  Lapisverfärbung).  Überweisung  in  zahn- 
ärztliche Behandlung. 

4.  Alveolarpyorrhöe.  Therapie:  Symptomatisch:  Ent- 
fernung des  Zahnsteines  mit  Zahnsteininstrumenten.  Zur  Lösung 
des  Zahnsteines  an  der  Wurzel  —  Auswaschen  der  Zahn- 
fleischtaschen mit  5%  Salzsäure,  Nachwaschen  mit  doppelt- 
kohlensaurem Natron.  Massage  des  Zahnfleisches  mit  Adstrin- 
gentien  (Tannin).  Ausspritzen  der  Zahnzwischenräume  mit 
H2O2.  In  der  Folge  Therapie  entsprechend  der  Ätiologie. 
Bei  konstitutionellen  Erkrankungen  Therapie  des 
Grundleidens  (Gicht,  Diabetes,  Chlorose,  Anämie,  Skorbut). 
Bei  Artikulationsstörungen  Herstellung  der  richtigen  Arti- 
kulation (Abschleifen  der  Zahnhöcker).  Bei  Überlastung  der 
Zähne  (Zusammenpressen  der  Zähne  im  Schlafe,  bei  ange- 
strengter geistiger  Arbeit)  —  Tragen  von  „Aufbißkappen" 
namentlich  in  der  Nacht  (Karoly). 

5.  Retinierte  Zähne.  Therapie:  Nach  Feststellung 
der  Diagnose  mittelst  Röntgenbildes  —  operative  Entfernung 
des  retinierten  Zahnes. 

22* 


340  ZAHNSCHMERZEN.  —  ZEHENDEVIATIONEN. 

6.  Erschwerter  Durchbruch  der  Zähne  (namentlich 
Weisheitszähne).  Therapie:  Gegen  Dolor  —  adstringierende 
Mittel  (Tannin,  Alaun,  Jod).  Ferner  Spülungen  mit  Kali 
chloricum  oder  Kamillentee.  Beim  Weisheitszahn  bildet 
häufig  ein  von  rückwärts  überhängender  Gingivalappen  eine 
Zahnfleischtasche,  in  der  es  zur  Vergärung  von  Speiseresten 
und  zur  Infektion  kommt.  Therapie:  Ausspritzen  der  Tasche 
mit  lauem  Wasser,  leichtdesinfizierenden  Lösungen.  Entfernung 
des  Lappens  auf  operativem  oder  chemischem  Wege.  (Wieder- 
holte Ätzung  mit  Acidum  trichloraceticum.)  Schwere  Eiterung 
indiziert  Extraktion.  Zu  Klagen  über  Zahnschmerzen  geben 
irrtümlich  Anlaß : 

7.  Fremdkörper  (Kümmelkorn,  Zahnstocherspitzen)  ein- 
getrieben zwischen  Zahnfleisch  und  Zahn.  Therapie:  Ent- 
fernung des  Fremdkörpers  (Jod,  Tannin). 

8.  Aphthen. 

9.  Trigeminusneuralgie. 

10.  Entzündungen     des   Antrum    Highmori.    Therapie: 
Siehe  die  entsprechenden  Kapitel  dieses  Buches. 

Karl  Neamann. 

Zehende viatiLonen ,  Hammerzelie.  Passendes 
Schuhwerk;  Redressement  der  Zehen  mittelst  plantarwärts 
angelegter  Filzstahlschienchen,  Heftpflasterstreifen  oder  eines 
in  Achtertouren  um  Zehe  und  Fuß  geschlungenen  breiten 
Wildlederbändchens.  Heranziehen  der  Zehen  gegen  Einschub- 
sohlen. In  schweren  Fällen  operative  Behandlung:  Teno- 
tomie  der  gespannten  Sehnen,  Resektion  des  Metatarso- 
Phalangealgelenkes,  eventuell  Exartikulation  der  Zehe. 

Handek. 


IL  Die  internen  nnd  chirurgischen  Kompli- 
kationen der  Schwangerschaft.* 

A.  Nerven-  und  Gehimkrankheiten. 

1.  Polyneuritis  gravidarum.  Hier  ist  die 
Schwangerschaft  zu  beendigen,  wenn  schwere  Symptome 
auftreten. 

2.  Chorea  gravidarum.  Da  die  Geburt  einen  sehr 
schweren  EinfluiS  ausübt,  soll  die  Schwangerschaft  in  den 
letzten  Monaten  nicht  künstlich  beendigt  werden,  außer  in 
sehr  schweren  Fällen,  wo  man  sich  nicht  anders  mehr  zu 
helfen  weiß.  In  leichteren  Fällen  beendige  man  die  Schwan- 
gerschaft, falls  die  interne  Therapie  keine  Besserung  ergibt, 
und  halte  sich  vor  Augen,  daß  der  künstliche  Abort  eine 
bessere  Prognose  gibt  als  die  künstliche  Frühgeburt. 

3.  Tetanie.  Nur  in  sehr  schweren  Fälle«  ist  die 
Schwangerschaft  zu  beendigen. 

4.  Gehirnerkrankungen.  Bei  Tumoren,  die  voraus- 
sichtlich rasch  zum  Tode  führen,  kommt  die  Einleitung  der 
Frühgeburt  zur  Rettung  des  kindlichen  Lebens  in  Betracht, 
doch  muß  jede  Aussicht  auf  Rettung  des  mütterlichen  Lebens 
geschwunden  sein  und  selbstverständlich  die  Lebensfähigkeit 
des  Kindes  feststehen.  Bei  Gehirnblutungen  ist  alles  zu  ver- 
meiden, was  die  Geburt  herbeiführen  könote.  Die  Behand- 
lang  ist   dieselbe  wie  außerhalb  der  Schwangerschaft.    Erst 


*  Nach  0.  0.  Fellner,  Die  Beziehungen  innerer  Krankheiten  zu 
Schwangerschaft  etc.  Deuticke,  1903. 


342  KOMPLIKATIONEN  DER  SCHWANGERSCHAFT. 

in   der  Agone    kommt   eventuell    die   Einleitung   der    Früh- 
geburt zur  Rettung  des  kindlichen  Lebens  in  Betracht. 

5.  Geisteskrankheiten,  Durch  eine  vorzeitige  Be- 
endigung der  Schwangerschaft  ist  es  niemals  gelungen,  eine 
einwandfreie  Graviditätspsychose  rasch  zur  Heilung  zu  bringen. 
Bei  Gefahr  des  Selbstmordes  ist  die  Unterbringung  in  eine 
Anstalt,  nicht  die  Beendigung  der  Schwangerschaft  anzu- 
raten. Bei  zunehmender  Erschöpfung  kann  der  Abortus  ein- 
geleitet werden,  wenn  die  Lebensfähigkeit  der  Frucht  soweit 
liegt,  daß  die  Patientin  diesen  Zeitpunkt  nicht  erleben  dürfte. 
Von  den  Psychosen  sind  Aufregungszustände  wohl  zu  unter- 
scheiden, bei  welchen  eine  suggestive  Therapie,  mitunter 
das  Versprechen,  die  Schwangerschaft  zu  beendigen,  hilft. 
Die  Puerperalpsychose  erfordert  genaue  Nachschau  nach 
eventuellen  Ursachen,  wie  Resten  von  Placenta,  Gervixrissen, 
Narben.  Diese  sind  zu  entfernen. 

6.  Erkrankungen«  des  Rückenmarkes.  Sie  erfordern 
keinerlei  Therapie.  Zu  beachten  ist,  daß  die  Geburt  zumeist 
schmerzlos  verläuft. 

7.  Epilepsie.  Die  Seltenheit  schwerer  Komplikationen 
einerseits,  andrerseits  die  Beobachtung,  daß  gerade  das 
Wochenbett  das  gefährliche  Stadium  ist,  gibt  uns  nicht  das 
Recht,  die  Schwangerschaft  zu  beendigen.  Nur  wenn  sieb 
die  Anfälle  sehr  häufen,  darf  daran  gedacht  werden. 

8.  Hysterie.  Die  künstliche  Frühgeburt  würde  hier 
die  Zahl  der  Anfälle  vielleicht  vermindern,  aber  die  Prognose 
der  Hysterie  sehr  verschlechtern. 

B.  Krankheiten  der  Sinnesorgane. 

Von  ihnen  kommt  nur  die  Amblyopie,  die  Amaurose, 
die  zunehmende  Sehnervenatrophie  in  Betracht.  Sie  erfordern 
Beendigung  der  Schwao gerschaft. 

C.  Krankheiten  der  Bespirationsorgane. 

Bei  Pneumonie  und  Pleuritis  ist  die  künstliche  Früh- 
geburt kontraindiziert,  man  vermeide  alles,  was  die  Geburt 
herbeiführen  könnte,  setze  die  Temperatur  durch  Anwendung 
von  Kälte  herab. 


KOMPLIKATIONEN  DER  SCHWANGERSCHAFT.  343 

Bei  schweren  Fällen  von  Tuberkulose  haben  wir  die 
Pflicht,  die  Schwangerschaft  in  den  ersten  Monaten  zu  be- 
endigen. Leichtere  Fälle  in  der  zweiten  Hälfte  der  Schwanger- 
schaft können  gleichfalls,  wenn  das  Kind  bereits  lebensfähig 
ist  und  wir  uns  durch  das  Aufhören  der  Schwangerschaft 
eine  größere  Zngänglichkeit  für  die  interne  Medikation  ver- 
sprechen, die  Indikation  zum  operativen  Eingriff  abgeben. 
Nehmen  leichte  Fälle  von  Tuberkulose  in  der  ersten  Hälfte 
der  Schwangerschaft  derart  zu,  daß  wir  es  am  normalen 
Ende  voraussichtlich  mit  einem  schweren  Falle  zu  tun  haben, 
so  empfiehlt  es  sich,  ohne  Rücksieht  auf  das  kindliche  Leben 
die  Schwangerschaft  zu  beendigen,  ebenso  wenn  sich  in  einer 
vorhergehenden  Schwangerschaft  eine  wesentliche  Verschlech- 
terung des  Lungenbefundes  ergeben  hat.  In  sehr  schweren 
Fällen  kann  man,  um  das  Leben  des  Kindes  zu  erhalten 
und  die  Möglichkeit  der  intrauterinen  Übertragung  zu  ver- 
ringern, bei  Lebensgefahr  der  Frucht  die  Schwangerschaft 
beendigen.  Man  muß  sich  aber  dessen  bewußt  sein,  daß  man 
hierdurch  wahrscheinlich  das  Leben  der  Mutter  abkürzt. 

Bei  Kehlkopftuberkulose  beendige  man  in  der  ersten 
Hälfte  der  Schwangerschaft  diese  stets.  Bei  schwereren  Fällen 
in  den  späteren  Monaten  unterlasse  man  es,  höchstens  käme 
die  Operation  zur  Rettung  des  kindlichen  Lebens  in  den 
beiden  letzten  Monaten  in  Betracht.  Mit  der  Tracheotomio 
warte  man  nicht  allzulange. 

Bei  Miliartuberkulose  ist  mit  Rücksicht  auf  die  Aus- 
sichtslosigkeit der  Erhaltung  des  mütterlichen  Lebens,  sobald 
das  Kind  lebensfähig  ist,  die  künstliche  Frühgeburt  ein- 
zuleiten. 

D.  Herzkrankheiten. 

Von  diesen  ist  nur  die  Mitralstenose  gefährlich.  Sonst 
entscheidet  ausschließlich  die  Schwere  des  Befundes,  ins- 
besondere die  Beschaffenheit  des  Herzmuskels.  Bei  kompen- 
sierten Vitien  ist  nur  dann  die  Schwangerschaft  zu  beendigen, 
wenn  die  Patientin  in  der  früheren  Schwangerschaft  am 
Tode  lag.  Bei  nicht  kompensierten  nur  dann  sofort,  wenn 
die  interne  Therapie  aussichtslos  wäre.  Es  ist  aber  sonst 
stets  die  interne  Therapie  zu  versuchen  und  erst  dann  nach 


:-i44:  KOMPLIKATIONEN  DER  SCHWANGERSCHAFT. 

erfolgter  Besserung  eventuell  die  Schwangerschaft  zu  be- 
endigen. Bei  Lungenödem  und  wenn  der  Tod  unmittelbar 
bevorsteht,  ist  der  Blasenstich  von  Vorteil.  Bei  Gefahr  des 
Kollapses  ist  er  unbedingt  zu  meiden.  Bei  der  Geburt  soU 
man  bei  nicht  kompensiertem  Herzfehler  mit  der  Zange  nicht 
allzulange  warten.  Extraktion  nach  Wendung  sowie  Sectio 
caesarea  involvieren  eine  große  Gefahr. 

E.  Krankheiten  der  Terdauungsorgane. 

1.  Ptyalismus.  Kauterisation  einer  eventuellen  Erosion, 
Aufrichtung  eines  retroflektierten  Uterus,  Duboisin,  Atropin, 
Jodkali  sind  mitunter  von  Erfolg.  Kommt  die  Patientin  stark 
herunter,  so  muß  man  die  Schwangerschaft  beendigen. 

2.  Hämatemesis.  Bei  sehr  lebensgefährlichen  Blutungen 
könnte  die  Beendigung  der  Schwangerschaft  zur  Rettung 
des  kindlichen  Lebens  in  Betracht  kommen. 

3.  Appendicitis.  Siehe  Chirurgie  in  der  Schwanger- 
schaft. 

4.  Peritonitis.  Einleitung  der  Frühgeburt  ist  nicht 
angezeigt. 

5.  Leberkrankheiten.  Icterus  gravidarum.  Bei 
schweren  Symptomen  mit  Fieber,  Petechien,  Verkleinerung 
der  Leber  ist  sofort  die  Schwangerschaft  zu  beendigen.  In 
leichteren  Fällen  wende  man  die  gleiche  Therapie  wie  sonst 
bei  Icterus  an. 

Leberkarzinom  kann  bei  hochgradiger  Kachexie  Anlaß 
zur  künstlichen  Frühgeburt  sein.  Cholelithiasis  siehe  chirur- 
gische Komplikationen. 

F,  Nierenerkrankungen. 

Hinsichtlich  der  Albuminurie  und  Eklampsie  siehe  vorne. 
Bei  chronischer  Nephritis  ist  die  Schwangerschaft  zu  be- 
endigen,  sobald  das  Kind  lebensfähig  ist  oder  schwerere 
Allgemeinstörungen  auftreten.  Bei  Pyelonephritis  wird  man 
zunächst  interne  Mittel  versuchen,  bzw.  Instillationen  in  das 
Nierenbecken  vornehmen,  und  erst  wenn  diese  Therapie  fehl- 
schlägt, die  Schwangerschaft  beendigen. 


KOMPLIKATIONEN  DER  SCHWANGERSCHAFT.  345 

6.  Blutkrankheiten. 

Bei  Dicht  allzu  schwerer  Erkraokang  an  Leukämie 
soll  man  mit  der  Einleitung  der  Frühgeburt  bis  zur  vollen 
Lebensfähigkeit  des  Kindes  warten.  Bei  der  Aussichtslosigkeit 
der  Fälle  von  perniciöser  Anämie  und  der  Gefährlich- 
keit der  Geburt  darf  man  höchstens  im  Interesse  des  kind- 
lichen Lebens  die  Frühgeburt  einleiten.  Bei  stärkeren  Blutungen 
und  progredienter  Anämie  wird  man  sich  auch  bei  Morbus 
maculosus  Werlhofii  zur  Einleitung  der  Frühgeburt  ent- 
schließen müssen,  desgleichen  bei  hochgradig  kachektischen 
Individuen  zum  Abortus. 

Morbus  Basedowii.  Sie  erfordert  in  der  Schwan- 
gerschaft keine  außergewöhnliche  Therapie.  Bei  Struma 
unter  der  Geburt  mache  man  rechtzeitig  die  Tracheotomie. 
Im  übrigen  siehe  chirurgische  Komplikationen  der  Schwan- 
gerschaft. 

H.  Stoffwechaelkrankheiten. 

Siehe  vorne. 

I.  Infektionskrankheiten. 

Bei  Typhus  kann  die  künstliche  Beendigung  der  Schwan- 
gerschaft nur  in  den  ersten  Tagen  von  Nutzen  sein,  sonst 
vermeide  man  alles,  was  die  Geburt  herbeiführen  könnte. 
Bei  den  übrigen  Infektionskrankheiten  ist  die  Beendigung 
der  Schwangerschaft  kontraindiziert  und  bei  vielen  jeder 
intrauterine  Eingriff  gefährlich.  Bei  Blattern  ist  eine  neuer- 
liche Impfung  im  Interesse  der  Mutter  und  des  Kindes 
gelegen. 

Auch  bei  Rheumatismus  ist  die  Einleitung  der  Früh- 
geburt zu  verwerfen. 

K,  Chirurgische  Erkrankungen  der  Schwangerschaft. 

Extragenitale  exakt  durchgeführte  Operationen  führen 
nur  dann  zur  Schwangerschaftsbeendigung,  wenn  das  Wehen - 
Zentrum  an  und  für  sich  schon  erregt  ist. 


346  KOMPLIKATIONEN  DER  SCHWANGERSCHAFT. 

Die  Struma  erfordert  in  der  Schwangerschaft  öfters 
die  Stmmektomie.  Unter  der  Geburt  warte  man  nicht  allzu 
lange  mit  der  Tracheotomie. 

Eröffnung  von  Lungen-  und  Pleuraabszessen  soll 
möglichst  früh  durchgeführt  werden.  Die  Prognose  ist  um  so 
besser,  ein  je  längerer  Zeitraum  zwischen  Operation  und 
Geburt  liegt. 

Skarifikationen  soll  man  möglichst  in  der  Zeit 
ausführen,  in  welcher  die  Gebartsarbeit  und  die  Herzschwäche 
des  Wochenbettes  für  die  Frau  nicht  gefährlich  sind,  denn 
Skarifikationen  genügen  mitunter,  um  die  Beendigung  der 
Schwangerschaft  herbeizuführen.  Bösartige  Erkrankungen  der 
Mamma  sind  wie  außerhalb  der  Schwangerschaft  zu  behan- 
deln. Bei  katarrhalischer  Entzündung  des  Wurmfortsatzes 
operiere  man  ohne  Rücksicht  auf  die  Gravidität,  ja,  man  gehe 
in  der  Indlkationsstellung  radikaler  als  sonst  vor.  Ist  Eiter 
vorhanden  und  besteht  die  Gefahr  einer  Perforation,  ist  ferner 
das  Kind  lebend  und  keine  Wehentätigkeit  da,  dann  operiere 
man  gleichfalls,  wenn  möglich  radikal,  ohne  Rücksicht  auf 
die  Schwangerschaft.  Inzisionen  sind  möglichst  zu  vermeiden, 
insbesondere  wenn  die  Geburt  droht.  Ist  das  Kind  tot,  oder 
ist  eine  nennenswerte  Wehentätigkeit  nachweisbar,  dann 
empfiehlt  es  sich,  der  Radikaloperation  die  Entleerung  des 
Uterus  voranzuschicken.  Dies  tue  man  bei  sicher  gesundem 
Peritoneum  auf  dem  Wege  des  vaginalen  Kaiserschnittes. 
Sonst  ist  die  forcierte  Entbindung  auf  anderem  Wege  vor- 
zuziehen. 

Bösartige  Erkrankungen  des  Magendarmtraktes  erfor- 
dern vor  der  Radikaloperation  die  Entleerung  des  Uterus.  Bei 
Ileus  empfiehlt  es  sich,  an  die  Exstirpation  des  Darmstttckes 
den  Kaiserschnitt  anzuschließen.  Hernien  sind  wie  sonst  zu 
operieren.  Ebenso  auch  Hämorrhoidalknoten  ohne  Furcht 
vor  einer  vorzeitigen  Beendigung  der  Schwangerschaft.  Die  Indi- 
kation zur  Eröffnung  der  Gallenblase,  welche  sonst  besteht, 
gilt  auch  in  der  Schwangerschaft.  Ja,  es  wäre  wichtig,  in 
derselben  die  Indikation  zur  Operation  früher  zu  stellen  als 
sonst.  Insbesondere  das  Vorhandensein  von  Eiter  indiziert 
sofortige  Operation.  Das  gleiche  gilt  von  Tumoren  und 
Abszessen  der  Leber.  Echinokokkus  erfordert  die  Ausschälnng 
des  Sackes  und  nicht  Inzision  oder  Punktion.  Eventuell  wäre 


KOMPLIKATIONEN  DER  SCHWANGERSCHAFT.  347 

die  Porrooperation  in  Betracht  zu  ziehen,  falls  berechtigte 
Fnrcht  besteht,  es  könnte  gleich  nach  der  Operation  die 
Gebart  stattfinden.  Dies  trifft  insbesondere  bei  Kachexie  zu 
oder  wenn  die  Cysten  bis  an  das  Genitale  heranreichen.  Bei 
atrophischer  Leberzirrhose  tritt  in  den  ersten  Monaten 
der  Schwangerschaft  bei  aussichtsloser  Erkranknng  der  Matter 
die  Punktion  in  ihre  Rechte  und  nur  bei  drohendem  Abortus 
wird  man  sie  zunächst  unterlassen.  In  der  zweiten  Hälfte 
der  Schwangerschaft  wird  man  bei  leichteren  Fällen  die 
Punktion  vorziehen,  in  schwereren  Fällen  eventuell  die  Schwan- 
gerschaft beendigen.  Die  Talmasche  Operation  ist  wie  sonst 
indiziert,  eventuell  vorherige  Beendigung  der  Schwanger- 
schaft. 

Für  die  Operation  von  Nierensteinen  gelten  die 
gleichen  Indikationen  wie  außerhalb  der  Schwangerschaft. 
Eiter  im  Nierenbecken  indiziert  bei  Erfolglosigkeit  der  inter- 
nen Therapie  Beendigung  der  Schwangerschaft.  Nur  sehr  stür- 
mische Erscheinungen  erfordern  eine  Operation. 

Die  Behandlung  einer  Erosion  der  Cervix  in  der  Schwan- 
gerschaft, ja  selbst  Amputation  der  Portio  können  un- 
gescheut  ausgeführt  werden.  Myome  sind  in  der  Schwan- 
gerschaft im  allgemeinen  nur  dann  zu  entfernen,  wenn  sie 
ein  Geburtshindernis  darstellen.  Doch  bleiben  sie  wegen  der 
schweren  Blutversorgung  besser  unberührt.  Mitunter  werden 
auch  Myome  in  der  Schwangerschaft  behufs  Erhaltung  der- 
selben operiert.  Unter  der  Geburt  wird  man  zunächst  die 
Myome  zu  reponieren  versuchen,  eventuell  in  der  Narkose; 
wenn  dies  nicht  möglich  ist,  führe  man  bei  lebendem  Kind 
die  Sectio  caesarea  mit  nachfolgender  entsprechender  Myom- 
operation, also  eventuell  Totalexstirpation  oder  supravaginale 
Amputation  des  Uterus  aus.  Bei  totem  Kind  versuche  man 
es  eventuell  mit  der  Perforation  und  führe  nachher  die  entspre- 
chende Myomoperation  aus.  Die  Retroflexion  des  graviden 
Uterus  erfordert  in  den  ersten  Monaten  Aufrichtung  eventuell 
in  Narkose  und  Einlegen  eines  Pessars,  das  bis  in  die  zweite 
Hälfte  der  Schwangerschaft  getragen  wird.  Die  Reposition 
kann  durch  Einlegen  eines  Quecksilberkolpeurynters  erleich- 
tert werden.  Gelingt  die  Reposition  nicht  und  bestehen  In- 
karzerationserscheinungen,  so  erfordert  zunächst  die  Füllung 
der  Blase  langsame   Entleerung    mittelst   Katheters.    Hierauf 


348  KOMPLIKATIONEN  DER  SCHWANGERSCHAFT. 

Laparotomie,  Aufrichtung  des  Uterus  und  eventuelle  An- 
nähung  desselben.  Als  Notoperation  kommt  der  Blasenstieh 
in  Betracht.  Bei  Blasengangrän  ist  die  Sectio  alta  indiziert. 
Jede  Ovarial Cyste  ist  in  der  Schwangerschaft  sofort 
zu  operieren.  Bei  kleinen  Cysten  im  Douglas  und  in  frühen 
Monaten  der  Schwangerschaft  kommt  die  Colpotomia  posterior 
in  Betracht.  Sonst  ist  die  Laparotomie  indiziert.  Unter  der 
Geburt  wird  man  eine  Cyste  zunächst  zu  reponieren  ver- 
suchen, eventuell  in  Narkose.  Gelingt  dies  nicht,  so  ist  auch 
bei  totem  Kinde  die  Laparotomie  angezeigt,  da  bei  Extraktion 
des  perforierten  Kindes  die  Cyste  leicht  platzen  könnte.  An 
die  Laparotomie  schließt  man  die  Sectio  caesarea  an,  um 
die  frischen  Nähte  durch  die  Geburt  nicht  allzu  sehr  zq 
belasten,  falls  sich  die  Geburt  nicht  rasch  mit  der  Zange 
beendigen  läßt.  Im  Wochenbett  ist  gleichfalls  jede  Cyste 
sofort  zu  entfernen.  0.0.  Fellner. 


III.  Heiratsverbot   Yom  internen  geburtshilf- 
lichen  Standpunkt. 

Alle  aussichtslosen  Erkrankungen  verbieten  natürlich  das 
Heiraten.  Alte  Gehirnblutungen  und  einmal  überstandene 
Geisteskrankheiten,  Rückenmarkskrankheiten,  Epilepsie  und 
Hysterie  geben  kein  allgemeines  Heiratsverbot.  Tuberkulose 
der  Lunge  verbietet  nur  in  schwereren  Fällen  vom  geburts- 
hilflichen Standpunkte  aus  unbedingt  das  Heiraten.  Bei  leich- 
teren Fällen  erlaube  man  es  nur  dann,  wenn  sich  seit  einigen 
Jahren  kein  Rezidiv  gezeigt  hatte.  Kehlkopftuberkulose 
verbietet  das  Heiraten.  Bei  Herzfehler  ist  nur  bei  Kompen- 
sationsstörungen die  Ehe  zu  verbieten,  ausgenommen  die 
Mitralstenose,  die  ein  absolutes  Eheverbot  involviert.  Blut- 
brechen indiziert  kein  Verbot.  Appendicitis  erfordert  die 
Operation,  aber  nicht  ein  Heiratsverbot.  Chronische  Nephritis 
verbietet  das  Heiraten.  Ebenso  lienale  Leukämie.  Basedow- 
sche Krankheit  und  Struma  lassen  die  Ehe  zu.  Diabetes  ver- 
bietet, sie,  ebenso  ovarielle  Osteom^lacie.  Alle  Erkrankungen, 
welche  das  Heiraten  gestatten,  erfordern  natürlich  eine  sorg- 
same Überwachung  in  der  Schwangerschaft. 

Eine  zweite  Gruppe  von  Heiratsverboten  umfaßt  jene 
Frauen ,  welche  bereits  in  einer  Schwangerschaft  eine  Er- 
krankung oder  die  Verschlechterung  einer  solchen  durch- 
gemacht haben.  Polyneuritis  gravidarum  und  Tetanie  invol- 
vieren kein  Heiratsverbot.  Die  Chorea  nur  dann,  wenn  die 
Erkrankung  eine  schwere  war.  Ebenso  auch  die  Epilepsie, 
die  Lungentuberkulose  und  der  Herzfehler.  Trat  die  Lungen- 
tuberkulose in  der  Schwangerschaft  zum  erstenmal  auf,  dann 


350    HEIRATSVERBOT  V.  INT.  GEBÜRTSH.  STANDPUNKT. 

ist  eine  weitere  Schwängerung  hintanzuhalten.  Ptyalismns, 
Icterus  gravidarum,  Nephritis  gravidarum,  Hämaturie,  Pyelo- 
nephritis und  Eklampsie  erfordern  kein  Heiratsverbot.  Wohl 
aber  jene  Fälle  von  Basedowscher  Erkrankung,  die  zu 
schweren  Komplikationen  geführt  haben.  Schwangerschafts- 
osteomalacie  kontraindiziert  eine  weitere  Befruchtung.  Als 
bestes  und  sicherstes  antikonzeptionelles  Mittel  ist  das  Ein- 
legen eines  Mensingapessars  zu  empfehlen,  doch  muß  es 
vom  Arzte  selbst  eingelegt  und  alle  14  Tage  gewechselt 
werden.  Die  Patientin  hat  sich  täglich  mit  einer  schwach 
antiseptischen  Flüssigkeit  auszuspülen.  Besteht  ein  Ausfluß, 
so  ist  dieser  zunächst  zu  beseitigen.  o.  0.  Fellner. 


IV.  Physikalische  Therapie. 

1.  Physikalische  Therapie  in  der  Augenheilkunde. 

1.  Die  Massage.  Der  vornehniste  und  auch  prak- 
tikabelste Repräsentant  der  physikalischen  Heilmethoden  ist 
die  Massage.  —  Indikationen:  Entzündliche  Erkrankungen 
der  Augenlider,  der  Hornhaut  (Pannus  etc.),  der  Bindehaut, 
besonders  hypertrophierende  Formen  (Trachom,  wuchernder 
chronischer  Katarrh)  der  Sklera  und  des  Tränensackes,  all  dies 
von  meistens  chronischem  Verlaufe,  bei  reizungs-  und  sekre- 
tionsfreiem Zustande;  auch  blutige  Suffusionen  der  Lider  und 
der  Bindehaut,  manche  Formen  von  Glaukom,  nachdem  Iri- 
dektomie  ohne  genügenden  Erfolg  gemacht  wurde  oder  bei 
Operationsanmöglichkeit  und  Kontraindikation;  ferner  um 
quellende  Linsen  (Diszission)  rascher  zur  Resorption  zu 
bringen;  Embolie  der  Zentralarterie  der  Netzhaut,  Glas- 
körpertrübungen; intraokulare  Hämorrhagien. 

Ausführung:  Bei  Erkrankungen  der  Schutzorgane 
(Tränensack,  Lider)  unterscheidet  sich  die  Massagemanipulation 
nicht  von  der  an  beliebigen  anderen  Körperstellen  geübten; 
sie  kann  kräftig  und  anhaltend  sein.  Bei  Massage  des  Bulbus 
selber  wird  Daumen  oder  Zeigefinger  auf  den  Augapfel  durch 
die  geschlossenen  Lider  hindurch  aufgelegt,  durch  Bewegungen 
des  Fingers  das  Lid  unter  sanfter  Reibung  verschoben.  Der 
Augapfel  soll  dabei  nur  mäßigen  Druck  erfahren  und  keines- 
falls Schmerzen  empfinden.  Die  Massage  darf  hierbei  keine 
Schmerzen  erzeugen.  An  sich  schmerzhafte  entzündliche  Zu- 
stände sind  von  der  Massagebehandlung  ausgeschlossen.  Eine 
Ausnahme  bilden  Glaukom  schmerzen,  welche  durch  Massage 
häufig  leicht  zu  beseitigen  sind.  Die  Reibebewegungen  erfolgen 


352  PHYSIKALISCHE  THERAPIE. 

in  radiärer  Richtung  (oben -unten  oder  rechts-links) ,  oder  in 
zirkulärer,  die  Kornea  umkreisender  Richtung,  diese  bei  irre- 
gulärer oder  kreisförmiger  Ablagerung  der  zu  beseitigenden 
Produkte,  jene  bei  ihrer  radiären  Anordnung  (z.  B.  in  der 
Lidspalte),  wie  es  bei  Episkleritis  so  häufig  ist.  Die  Reibungen 
erfolgen  entweder  ohne  weitere  Hilfsmittel  oder  unter  gleich- 
zeitiger Benutzung  von  eingestreuten  oder  anders  in  die  Lid- 
spalte gebrachten  Medikamenten  (Kalomel,  Quecksilber- 
salben etc.).  Die  Dauer  der  Reibung  beträgt  ^/j  bis  1  bis 
2  Minuten,  selten  mehr. 

Auch  die  sogenannte  Keiningsche  Abreibung  bei 
Trachom  ist  eine  Art  Massage.  Hierbei  wird  mit  einem  in 
Sublimatlösung  (1:2000,  1:1000)  getauchten  Baumwoll- 
bausch die  trachomatöse  Lidbindehaut  ziemlich  derb^  zuweilen 
selbst  bis  zu  leicht  blutiger  Färbung  des  Bausches  gerieben, 
1/4 — Y2  Minute  lang. 

Eine  noch  andere  Form  von  Reibung  entsteht,  indem 
man  das  Ende  eines  schaufeiförmig  abgeplatteten  oder  auch 
eines  zylindrischen  und  abgerundeten  Glasstabes  zwischen 
Lid  und  Bulbus  schiebt  und  dann  jenes  über  diesem  rasch 
hin  und  her  bewegt,  hauptsächlich  wegen  Trachom. 

Eine  besondere  Art  der  Massagebehandlung  ist  die 
^ Vibrationsmassage'',  bei  welcher  der  Bulbus  durch  sanftes, 
aber  sehr  rasches  und  daher  sehr  häufiges  Anschlagen  eines 
kugelförmigen  Körpers  aus  Elfenbein  oder  Metall  gleichsam 
erschüttert  wird.  Leider  zeigen  die  hierfür  verwendeten 
Apparate  noch  große  ünvoUkommenheiten.  Die  Vibrations- 
massage ist  speziell  bei  tiefliegenden  Krankheitsprodukten, 
(wie  Glaskörpertrübungen,  Netzhautembolie ,  intraokularen 
Hämorrhagien  etc.)  indiziert. 

Physiologische  Wirkung:  Durch  die  Massage  werden 
die  angehäuften  Exsudate  und  organisierten  Entzündungs- 
produkte zerrieben  (zerteilt)  und  direkt  in  die  Offnungen 
der  für  die  Flüssigkeitsaufsaugung  bestimmten  Bahnen  hin- 
eingedrückt. Außerdem  erfolgt  ein  auf  das  vasomotorische 
Nervensystem  ausgeübter  Reiz.  Nach  der  Massage  wird  nicht 
selten  geringere  Spannung  (Weichheit)  des  Augapfels  beobachtet. 

Kontraindiziert  ist  die  Massage  bei  akut-entzünd- 
lichen und  bei  schmerzhaften  Entzündungen  im  allgemeinen 
(Iritis,  Zyklitis  usw.). 


PHYSIKALISCHE  THERAPIE.  353 

2.  Der  Drttekyerbaild«  IndiEiert  bei  ödematösea,  bei 
blntigen,  bei  hypertrophierendön  AnsehwelltiDgen  der  Lider, 
auch  der  Konjunktiva  und  gleichzeitig  fehleüdef  Sekretion 
(Elephantiasis  palpebralis)  in  Verbindoibg  mit  Massage  oder 
fttr  sich  allein,  bei  Netzhantablösnng^  verbunden  mit  absoluter 
Körperrnhe,    bei    Yerletzongen    und    operativen    Eingriffen. 

3.  Die  orthopädisehe  Mnnkelfibatig.  Erfolg  durch 
Fassen  des  erkrankten  Aagenmaskels  (z«  B«  Abddcens)  ver- 
mittelst einer  Fixierpinzette  und  gewaltsames  Hin-  und  Her- 
be wegen  des  Angapfels  an  dieser  Handhabe  5— 6mal  im 
Sinne  der  physiologischeh  Aktion  des  kranken  Muskels.  Vor- 
herige Kokainisierung.  —  Indikation:  Augenmuskellähmung 
im  späteren  bzw.  im  letzten  Stadium. 

4.  Balneo-  und  Klimatotherapie  in  der  Augen- 
heilkunde«    Indikationen    und    Kontraindikationen: 

I.  Lokale  Leiden: 

a)  Chronische  Bindehauterkrankungen  (Trachom, 
chronischer  Katarrh) :  Höhenluft,  Alpenklima  (Semmering, 
St.  Moritz).  Meidung  von  Niederungen,  des  Meeres, 
speziell  der  Adria. 

h)  Hohe  Myopie  und  Folgezustände:  Waldluft,  Mittel- 
gebirge, lösende  Wässer  (Marienbad).  Meidung  des 
offenen  Meeres. 

II.  Von  Allgemeinstörungen  abhängige  Augen- 
leiden: 

a)  Skrofulöse  Augenentiftündung,  Conjunctivitis  et  Kera- 
titis phlyctaenulosa,  eczematosa,  auch  parenchymatosa, 
auch  Blepharadenitis:  Jod-  und  Solbäder  (Hall,  Darkau, 
Lipik,  Ischl),  Seebäder,  Meeresklima  (Adriaküste, 
Rovigno,  Grado  etc.),  Schwefelbäder  (Baden  bei  Wien), 
warme  Stißwasserseen  (Pörtschach  am  Wörthersee). 

h)  Syphilitische  Augenerkrankungen,  Keratitis  parenchyma- 
tosa aller  Formen,  Iritis,  Iridozyklitis,  Iridochorioiditis, 
ChorioretiÄitiöj  Augenmuskellähmungen  etc.:  Jod-,  Schwe- 
fel-, Kochsalzbäder  (Hall,  Darkau,  Lipik,  Baden  bei  Wien, 
Aachen,  Wiesbaden,  Kreuznach,  Pöstyen  in  ütigarn);  als 
Nachkur:  Hydrotherapie  (Kaltenleulgeben  etc.). 

IT  e  1 1  n  e  r,  Therapie  der  Wiener  Spezialärzte.  23 


354  PHYSIKALISCHE  THERAPIE. 

c)  Diabetes,  Gicht,  harnsaare  Diathese,  Nierenerkrankuagen, 
chronischer  Morbus  Brightii,  Malariakachexie  etc.  (Retinitis 
albnminarica,  diabetica,  Glaskörperopazitäten,  Cataracta 
diabetica  etc.) :  Karlsbad,  Vichy,  Hohitsch. 

d)  Von  Anämie,  Hysterie,  üterinleiden  u.  dgl.  abhängige 
Augenleiden  (Akkommodationsstörnngen) :  Eisenbäder 
(Franzensbad),  Hydrotherapie,  Nordsee,  Höhenluft. 

e)  Von  Verdauungs-  und  Stoffwechselstörungen  abhängige 
Augenleiden  (Flimmerskotom,  üvealerkranknngen  durch 
Autointoxikation):  Karlsbad,  Marienbad,  Franzensbad, 
Rohitsch  etc.,  Hydrotherapie,  Seebäder,  Nordsee  (Ostende). 

f)  Vergiftungszustände,  Intoxikationsamblyopien  (Alkohol, 
Tabak  etc.):  Tonisierende  Luft,  Höhenluft,  Hydrotherapie, 
Nordsee,  neben  Abstinenz  und  subkutanen  Strychnin- 
injektionen. 

g)  Erholungs-  und  Nachkuren  nach  Augenoperationen: 
Höhenluft,  Alpenklima;  bei  sehr  Geschwächten  und 
Herzleidenden :  Niederungen  (Sftßwasserseen,  Adriaktiste). 

h)  Von  Gefäßerkrankungen  abhängige  Augenleiden  (durch 
Arteriosklerose,  Netzhautblutungen,  Glaukom):  Niede- 
rungen, Meeresküste.  Meidung  des  offenen  Meeres. 

i)  Sehnerven-  und  Netzhautleiden  ohne  bestimmte  Ätiologie: 
Lösende  Kuren,  Waldgegend,  Mittelgebirge  (Marienbad), 
Meidung  des  offenen  Meeres.  S.  Klein  (Bäringer). 

2.  Behandlung  der  Augenkrankheiten  mittelst 
Elektrizität. 

Es  gelangt  entweder  der  galvanische  oder  der  fara- 
dische Strom  zur  Verwendung.  Der  galvanischeist  nur 
bei  Skleritis  (Episkleritis)  angezeigt.  Eine  Elektrode  besteht 
aus  einer  kleinen,  ovalen  Platinplatte,  die  mit  Ausnahme 
der  vorderen  Fläche  samt  dem .  Stiele  durch  einen  Über- 
zug von  Hartkautschuk  isoliert  ist ,  der  Stiel  besitzt  Blei- 
stiftdicke und  hat  eine  Unterbrechnngs Vorrichtung,  Die  Platte 
wird  nach  vorausgegangener  Kokainisierung  direkt  auf 
den  skleritischen  Knoten  aufgesetzt.  Die  andere  Elektrode 
wird  an  einer  beliebigen  Körperstelle  appliziert,  am  besten 


PHYSIKALISCHE  THERAPIE.  355 

ist  eine  sogenannte  Schwammhülse  zu  verwenden ,  die  mit 
der  Hand  gefaßt  wird.  Stromstärke  1  M.  A.,  Sitzungsdauer 
1  Minute.  Im  Beginn  der  Behandlung  und  bei  empfindlichen 
Personen  Anode  auf  das  Auge;  später  die  Kathode.  Jeden 
zweiten  Tag  eine  Sitzung. 

Der  faradische  Strom  wird  entweder  als  „elektrische 
Hand"  angewendet  oder  durch  eine  aufgebundene  Elektrode.  Im 
ersten  Falle  nehmen  der  Kranke  und  der  Arzt  je  eine  Elek- 
trode (am  besten  „Schwammhülse")  in  die  Hand,  die  andere 
Hand  legt  der  letztere  (ohne  Fingerringe)  flach  auf  das  ge- 
schlossene Auge  (eventuell  auf  beide  Augen)  des  Kranken 
und  verstärkt  den  Strom  bis  an  die  Grenze  des  Angenehmen. 
Sitzungsdauer  3 — 5  Minuten  bei  Kindern  und  sehr  sensiblen 
und  ängstlichen  Patienten.  Vorzuziehen  ist  die  protrahierte 
Faradlsation.  Auf  das  geschlossene  Auge  kommt  eine  dicke 
Schicht  nasser  Watte,  darauf  eine  Reu  ß sehe  Augenelektrode 
(bei  Reiniger,  Gebbert  &  Schall),  bestehend  aus  einer 
ovalen,  flachgewölbten  Schale  aus  Metallblech,  die  mit  einem 
Stoffe  überzogen  ist  und  auf  der  konvexen  Seite  die  Klemm- 
schraube für  die  Leitungsschnur  trägt.  Mittelst  Bändchen 
wird  die  Elektrode  wie  ein  Monokular  am  Kopfe  befestigt. 
Die  andere  Elektrode  (Schwamm hülse)  faßt  der  Kranke  mit 
der  Hand.  Der  Strom  wird  so  stark  genommen,  als  er  dem 
Kranken  nicht  unangenehm  ist,  die  Stärke  kann  von  diesem 
selbst  während  der  Sitzung  reguliert  werden.  Dauer  derselben 
im  allgemeinen  1/4 — ^j^  Stunden,  aber  auch  länger  und  be- 
liebig oft  in  24  Stunden. 

Indiziert  ist  die  Faradlsation  bei  alten  entzündlichen 
Affektionen  der  Hornhaut,  der  Sklera,  des  Uvealtraktes,  bei 
schmerzhaften,  erblindeten  Augen;  vor  allem  wegen  der 
Schmerzen.  Besonders  also  bei  Iritis  und  Iridozyklitis,  bei 
Keratitis,  bei  Pseudoskleritis  (Episcleritis  periodica  fugax),  bei 
Skleritis  diffuser  Natur  ohne  deutliche  umschriebene  Herde 
und  in  Ausnahmsfällen,  wo  die  Galvanisation  nicht  gestattet 
wird;  ferner  in  zur  Enukleation  geeigneten  Fällen  von 
Glaukoma  absolntum,  Linsenluxation ,  Exitus  iridocyclitidis 
ohne  drohende  sympathische  Affektion  usw.  Milderung  der 
Schmerzen  ist  mit  Sicherheit  zu  erwarten,  bei  Wiedereintritt 
derselben  wird  abermals  faradisiert,  weshalb  es  vorteilhaft 
ist,  wenn    der  Kranke   einen  Apparat  im  Hause  hat.    Vor- 

23* 


356  PHYSIKALISCHE  THERAPIE. 

ztiglich  wirkt  der  faradische  Strom  auf  die  Lichtschea  bei 
ekzeixiat()8eQ  ErkrankuDgen ,  besonders  wenn  der  objektive 
Befand  den  Grad  der  Lichtschea  nicht  rechtfertigt.  Bei 
Iridozyklitis  wird  oft  der  Krankfaeitsprozeß  selbst  günstig 
beeinflußt.  v.  Beafi. 

3.  Physikalische  Therapie  der  Hautkrankheiten. 

Balneo-  and  Hydrotherapie.  Umschläge  bei  Ery- 
sipel und  akuten  Dermatitiden,  zahlreichen  exazerbierenden 
Ehernen.  Umschlag  darf  auf  der  fiaat  nicht  eintrocknen; 
zu  jedem  Umschlag  muß  frische  weiße  Gaze  genommen 
werden.  In  manchen  Fällen  schafft  Umschlag  mit  Kühl- 
apparat kombiniert  Erleichterung.  Kurze  Bäder  werden 
verordnet  nach  Abschluß  bestimmter  Behandlungen,  z.  B. 
nach  einer  Skabies-^  Herpes  tonsurans  maculosus-Kur.  Von 
großem  therapeutischen  Wert  sind  kurze  Bäder  mit  Beifen- 
waschungen  bei  Impetigo  contagiosa.  Prolongierte  warme 
Bäder  (durch  regelmäßigen  Warmwasserzufluß  auf  der  Tempe- 
ratur  von  24 — 26^  zu  erhalten)  sind  dort  indiziert,  wo  eine 
erweichende  mazerierende  Wirkung  eraelt  werden  soll  und 
sekundäre  Krankheitsprodukte  (insbesondere  Behuppen)  zu 
beseitigen  sind,  wie  bei  Psoriasis,  Ichthyosis,  Sklerodermie, 
Prurigo,  manchen  chronischen  Ekzemen.  Das  kontinuierliche 
Hebrasche  Wasserbett  bedeutet  bei  ausgedehnten  Babstanz- 
verlusten  und  Verbrennungen,  Pemphigus,  ulzerösen  Prozessen 
für  viele  Kranke  eine  große  Erleichterung  durch  Befreiung 
von  dem  qualvollen  Verbandwechsel.  Durch  den  wohltätigen 
Einfluß  auf  die  Sekretions-  und  Innervation&verhältnisse  der 
Haut  bilden  Bäder  und  leichte  hydrotherapeutische  Proseduren 
bei  Hyperhidrosis,  Anhidrosis,  Seborrhöe  ein  wirksames  unter- 
stützendes Moment.  Bei  Hyperhidrosis  manuum  sind  weehsel- 
warme  Handbäder  von  Erfolg.  Bei  Pruritus  senilis  und  Pruritus 
vulvae  versuche  man  laue  Vollbäder  (zirka  15  Minuten).  See- 
bäder nützen  bei  Hautaffektionen,  die  mit  Chlorose,  Anämie, 
Skrofulöse  ursächlichen  Zusammenhang  haben,  bei  manchen 
Fällen  von  Urticaria  chronica  und  bei  Hautaffektionen 
nervöser  Art. 

Bei  lokalen  Formen  des  Pruritus  nützen  oft  der  Kühlappa- 
rat von  Arzberger  oder  Winternitz,  bei  Pruritus  vaginae 


PHYSIKALISCHE  THERAPIE.  357 

heiße  Irrigationen.  Bei  Prnrigoformen,  chronischen  infiltrierten 
Ekaemen,  manchen  PsoriagisfäÜen  wirken  Ein  Wicklungen  in 
nasse  Tücher  erweichend  und  juckenlindernd.  Auch  bei  aus- 
gedehnten Verbrennungen,  Pemphigus  etc.  sind  Ein  Wicklungen 
in  nasse  Tücher  zu  empfehlen.  Man  unterlasse  es  nicht, 
jeden  Patienten  nach  der  ersten  hydriatischen  Prozedur  zu 
kontrollleren  (individuelle  Empfindlichkeit  der  Haut  gegen 
Wasser).  Bei  Akne  und  Komedonen  wird  Dampfdusche  mit 
Erfolg  angewendet.  (Mediz.  Bäder  siehe  spez.  Teil.)  Feuchte 
Wärme  in  länger  dauernder  Applikation  nützt  bei  Furunkeln, 
Sycosis  parasitaria.  (In  der  Form  von  Brei-Leinsam enum- 
sehlägen  oder  dureh  Auflegen  des  Thermophors  auf  feuchte 
Kompressen,  letzteres  wegen  der  größeren  Schwere  oft  un- 
angenehm.) 

Thermotherapie  in  engerem  Sinne  umfaßt  die  Behand- 
lung der  ülcera  mollia  oder  gangränöser  Geschwüre  des 
Penis  durch  lange  dauernde  hohe  Temperaturen  über  40<», 
indem  nach  Welander  durch  ein  Röhrensystem,  das  dem 
Gliede  anliegt,  Wasser  von  konstanter  Temperatur  durchfließt. 
Notwendig  ist  täglich  eine  mehrstündige  Behandlung.  Nach 
Audry  wird  der  glühende  Paquelin  durch  zirka  10  Sekunden 
in  unmittelbare  Nähe  des  Ulcus  molle  gebracht,  ohne  dasselbe 
zu  berühren.  Die  Holländersche  Behandlung  besteht  darin, 
daß  an  einem  Paquelin  eine  Heißluftleitung  angebracht  ist. 
Der  Heißluftbrenner  kann  durch  Fingerdruck  in  einen  ge- 
wöhnlichen Paquelin  verwandelt  werden;  gibt  bei  Lupus 
vulgaris,  Angiomen,  ülcera  gangraenosa  gute  Resultate.  Durch 
Heißluftbehandlnng  und  Applikation  hoher  Temperatur  mittelst 
dazu  konstruierter  Apparate  (Dllmann)  werden  phagedänische 
Geschwüre  sehr  günstig  beeinflußt;  bei  Infiltrationen  ver- 
schiedener Art  wird  eine  resorptionsbefördernde  Wirkung 
erzielt. 

Massage.  Massage  nützt  bei  allen  mit  Stauung  einher- 
gehenden Hautkrankheiten,  bei  Perniones  und  chronischen 
Infiltraten  der  Haut,  manchen  chronischen  Ekzemen,  roten, 
durch  Stase  veranlaßten  Händen,  Acne  indurata,  bei  Elephan- 
tiasis arabum  durch  teilweise  Rückbildung  des  hyper- 
plastiscben  Gewebes,  beim  chronischen  Ulcus  cruris  mit 
kailösen  Geschwürsrändem  (kontraindiziert  ist  die  Massage 
bei  Phlebitis  und   bei  starken  Varikositäten:   Vorbehandlung 


358  PHYSIKALISCHE  THERAPIE. 

durch  Umschläge  und  Bettruhe).  Bei  Sklerodermie  muß  die 
Massage  in  Verbindung  mit  warmen  Bädern  von  einem 
Fachmann  in  der  Weise  vorgenommen  werden,  daß  jede 
einzelne  Stelle  durch  die  nahe  aneinander  befindlichen  Daumen 
bearbeitet  wird.  Auch  in  manchen  Fällen  von  Prurigo  und 
Alopecia  areata  sind  günstige  Erfolge  nach  Massage  beob- 
achtet worden.  Viel  angewendet  wird  die  Gesichtsmassage  in 
der  Kosmetik:  bei  Acne  vulgaris,  rosacea,  insbesondere  aber 
als  Schönheitsmittel,  um  der  Gesichtshaut  die  Frische  zu  er- 
halten und  sie  vor  frühem  Welken  zu  bewahren.  Die 
Massage  muß  fachgemäß  ausgeübt  werden*  Selbstmassage  ist 
nicht  empfehlenswert.  Am  zweckmäßigsten  ist  die  Massage, 
die  manuell  unter  Rücksichtnahme  auf  die  Gesicbtsmuskelu 
und  Drüsenausführungsgänge  ausgeführt  wird.  (Streichen, 
Kneten,  Walken  der  Haut).  Bisweilen  sind  zur  zeitweisen 
Selbstmassage  im  Notfalle  die  kleinen  hierzu  verfertigten 
Kugelröllchen  (peinlich  sauber  zu  halten!)  verwendbar.  Zur 
Vibrationsmassage  dienen  kleine  Apparate  mit  Motor.  Keine 
angepriesenen  Kosmetika  zur  Massage  anwenden!  (Vaselin 
oder  Lanolin.)  Dauer  der  Massage  zirka  10  Minuten. 

Die  Bier  sehe  Stauung  wird  mit  verschieden  geformten 
Gläsern,  die  an  ihrem  engeren  Ende  einen  Gummiballon 
tragen,  in  der  Weise  vorgenommen,  daß  nach  dem  Zu- 
sammendrücken des  Ballons  das  Glas  auf  die  betreffende 
Körperstelle  aufgesetzt  und  durch  Entfaltung  des  elastischen 
Ballons  die  Saugwirkung  ausgeübt  wird.  Die  Stauungs-  und 
Saugtherapie  wird  zweckmäßig  bei  Furunkeln,  Abszessen, 
einkämmerigen  Bubonen  angewendet,  bei  denen  nach  spon- 
taner Eröffnung  oder  nach  Punktion  die  Entleerung  des 
Eiters  rascher  und  gründlicher  erfolgt. 

Elektrotherapie.  Bei  den  mit  Nervenerkrankungen 
einhergehenden  Hautkrankheiten  wird  die  Elektrizität  mit 
wechselndem  therapeutischen  Erfolg  angewendet;  so  wird 
bei  Neuralgien  nach  Herpes  zoster,  bei  Raynaud  scher 
Krankheit  (Galvanisation  des  Rückenmarkes)  der  konstante 
Strom  empfohlen.  Nasenröte  wird  bisweilen  durch  konstanten 
Strom  (2 — 3  Milliampere)  gebessert.  Fälle  von  Alopecia 
areata  zeigen  oft  Besserung  nach  Anwendung  des  faradischen 
Stromes.  Die  elektrostatische  Behandlung  wird  empfohlen  ins- 
besondere bei    Seborrhoea   congestiva,   Erythemen,  Stauungs- 


PHYSIKALISCHE  THERAPIE.  359 

hypeiämien,  wie  Stauungsröte  der  Nase  und  der  Ohren, 
entzündlichen  Ödemen,  akuten  Ekzemen  (Winkle r).  Arson- 
valisation  wird  bei  manchen  Hauterkrankungen  wegen  seiner 
juckenlindernden  Wirkung  angewendet  (Freund,  Ehrmann). 
Ein  unentbehrliches  Hilfsmittel  der  Dermatologie  ist  die  Elek- 
trolyse, die  zur  Epilation  bei  Hypertrichosis  vielfach  An- 
wendung findet.  Das  Verfahren  ist  mühsam  und  erfordert 
Übung.  Notwendig  ist  dazu  konstanter  Strom  (Batterie  oder 
Straßenstrom,  Gleichstrom)  mit  Rheostaten  und  Galvanometer. 
In  jedes  Haar  wird  genau  in  der  Wachstumsrichtung  eine 
feine  Nadel,  mit  dem  negativen  Pol  verbunden,  eingestochen. 
Stromstärke  zirka  1  Milliampere.  Dauer  zirka  30  Sekunden, 
je  nach  der  Stärke  des  Haares  und  der  individuellen  Empfind- 
lichkeit der  Haut.  Kleine  Tumoren,  Warzen,  Pigmentmäler, 
Angiome,  Gefäßmale  werden  sehr  zweckmäßig  durch  Elek- 
trolyse zerstört  (Einstechen  der  Nadel  des  negativen  Poles 
an  einigen  Stellen  der  Basis  der  zu  zerstörenden  kleinen 
Geschwulst,  Stromstärke  zirka  2 — 3  Milliampere,  Dauer 
1 — 2  Minuten).  Galvanokaustik  findet  dieselbe  Anwendung 
wie  der  Paquelin,  hat  den  großen  Vorteil,  daß  man  mit  dem 
kalten  Messer  oder  mit  der  kalten  Nadel  bis  zu  der  be- 
treffenden Stelle  herangehen  kann  und  dann  erst  das  Platin 
glühend  macht.  Bei  infiltrierten  Furunkeln  mittlerer  Größe 
fühlt  Patient  nach  Punktion  mit  dem  Stiftbrenner  große  Er- 
leichterung. 

Lichtbehandlung.  Direktes  Sonnenlicht  beeinflußt 
Alopecia  areata,  manche  Fälle  von  flachem  Hautkrebs  günstig. 
Die  Behandlung  mit  konzentriertem  chemischen  Licht  geschieht 
mit  dem  Fiusenapparat.  Statt  des  Sonnenlichtes  kann  elek- 
trisches Licht  verwendet  werden.  Von  einer  starken  Licht- 
quelle (Bogenlampe)  aus  gehen  durch  ein  Röhren-  und 
Linsensystem  Strahlen.  Die  mit  Wasser  gekühlte  letzte  Linse 
wird  auf  die  zu  belichtende  Stelle  angedrückt.  Jede  Sitzung 
dauert  eine  Stunde,  während  welcher  nur  der  zirka  kronen- 
stückgroße,  von  der  Linse  bedeckte  Herd  belichtet  wird. 
Behandlung  ist  schmerzlos,  jedoch  sehr  langwierig.  Aus- 
gedehntere Herde  brauchen  Monate  bis  zur  Heilung.  Haupt- 
indikation für  Finsenbehandlung  ist  der  radikal  nicht 
operable  Lupus  vulgaris.  Die  therapeutischen  Erfolge  sind 
in    bezug    auf    Heilung    und   kosmetischen   Effekt   sehr    be- 


360  PHYSIKALISCHE  THERAPIE. 

friedigend,  Behandlung  wird  wegen  Kostepieligkeit  und 
Kompliziertheit  der  Apparate  in  InBtitnten  durchgeführt 
(Wien,  Lupusheilßtätte,  Prof.  Lang).  Bei  hartnäckigen  Fällen 
von  Alopecia  areata  ist  Finsenbebandlung  empfehlengwert. 
Für  den  praktische»  Ar?t  eignet  eieb  die  weniger  kompli- 
zierte und  kostspielige  Fii^^on-Reyn-Lainp^  und  insbesondere  die 
Quarzlampe,  in  welcher  Qnecksilberdampf  durch  elektrischen 
Strom  zur  glut  gebracht  wird.  Die  Quarzlampe  yerlangt  keine 
eigene  Installation.  Betrieb  infolge  geriQgeren  Stromverbrauches 
nicht  teuer.  Es  werden  entweder  aus  der  Entfernung  große 
Flächen  bestrahlt  oder  das  Lichtfenster  wird  unmittelbar  auf  die 
betreffende  Hautstelle  angedrückt.  Die  Indikation  für  die  Be- 
handlung sind  außer  Lupus  vulgaris,  Lupus  erythematodes, 
Naeyi  vasculosi,  Teleangiektasien.  Von  Finse»  stammt  auch 
die  Rotlichtbehandlung  der  Variola,  (Die  Vereiterung  der 
Bläschen  bleibt  aus,  wenn  die  chemischen  Lichtstrahlen  von 
den  Kranken  abgehalten  werden.) 

Röntgentherapie.  Die  Behandlung  mit  Röntgen- 
strahlen möge  nur  speziell  ausgebildeten  Röntgenologen 
übergeben  werden.  Die  kosmetische  Epilation  mit  Röntgen- 
strahlen ist  wegen  der  bisweilen  nach  langer  Zeit  auf- 
tretenden Gefäßektasien  und  Atrophien  nicht  empfehlenswert, 
wird  von  vielen  Röntgenologen  mit  Recht  abgelehnt.  Glän- 
zende therapeutische  Erfolge  zeigt  das  Röntgenisieren  bei 
Favus  und  Herpes  tonsurans  des  behaarten  Kopfes  sowie 
bei  hartnäckigen  Fällen  von  Sykosis.  Weiter  sind  der  Röntgen- 
behandlung zuzuweisen  Hautepitheliome,  Pagets  Disease, 
Sarcoma  idiopathicum  haemorrhagicum,  Mykosis,  Fälle  von 
Tuberculosis  cutis.  Bei  Lupus  vulgaris  ist  die  Fineenbehand- 
lung  vorzuziehen. 

Nicht  konstant  sind  die  Erfolge  bei  Alopecia  areata 
und  Lupus  erythematodes. 

Radiumtherapie.  Das  Radium  wird  in  einer  Kapsel 
eingeschlossen  auf  die  betreffende  Hantstelle  aufgelegt.  Be- 
schaffung von  Radium  derzeit  noch  schwierig,  (Hoher 
Preis.)  Nach  verschieden  langer  Inkubation  (oft  einige  Tage) 
tritt  leicht  entzündliche  Reaktion  ein.  Gute  Erfolge  wurden 
mit .  Radiambehandlung  erreicht  beim  flachen  Haotkrebs, 
Warzen,  Naevus  teleangiectodes,  bei  Angiomen, 

H.  Fasal. 


PHYSIKALISCHE  THERAPIE.  361 

4.  Physikalische  Therapie  der  Muskel-  und  Sehnen- 
erkrankungen. 

Akute  Entzündungsprozesse  erfordern  in  erster  Linie 
Ruhelage,  medikamentöse,  eventuell  operative  Therapie.  Doch 
kommen  physikulische  Behandlungsmethoden  als  Prophylaxe 
gegen  Folgezustände  (Kontrakturen)  auch  hier  bereits  in 
Betracht. 

Jjeicbte  ßtrelchmassage^  mäßige  hydriatische  Prozeduren, 
Paradisation  sind  —  wo  es  sich  nicht  um  eiterige  Ent- 
zündungen handelt  —  schon  vom  Beginne  der  Erkrankung 
an  von  Nutzen. 

Insbesondere  gilt  dies  von  typischen,  lokalen  Myalgien 
wie  Lumbago.  An  Extremitäten  wird  man  mit  großem  Vor- 
teile Bier  sehe  Stauung  anwenden  (mehrere  Stunden  täglich), 
welche  durch  ihre  schmerzstillende  Wirkung  s^hr  frühzeitig 
passive,  auch  aktive  Bewegungen  gestattet  und  so  vielleicht 
das  beste  prophylaktische  Mittel  gegen  Kontrakturen  und 
Ankylosenbildnng  darstellt.  Sie  kommt  vornehmlich  bei  bak- 
teriellen Erkrankungen,  eventuell  im  Anschluß  an  Inzision 
in  Betracht. 

Die  eigentliche  Domäne  physikalischer  Therapie  jedoch 
sind  die  chronischen  Erkrankungen  der  Muskeln  und 
Sehnen,  in  erster  Linie  deren  Folgezustände,  die  Kon- 
trakturen. 

Eine  kurze  Einteilung  "derselben  wöge  hier  Platz  finden : 

1.  Narbenkontraktoren. 

2.  Desmogeae  (z.  B.  Dnpuytrensche)  Kontrakturen. 

3.  Myogene,  und  zwar: 

ß)  spontane  (habituelle  Klumpfußstellung  bei  Kinderu, 
Beugestellung  der  Finger  bei  manchen  Arbeitern); 

h)  symptomatische  (Rheumatismus,  Phlegmone,  Myosi- 
tis fibrosa,  Myositis  ossificans); 

c)  ischämische  (Verletzung  grqßer  Arterien,  au  enge 
Verbände  etc.). 

4.  Neurogene  (spastische,  paralytische,  reflektorische). 

5.  Arthrogene  (Schrumpfung  der  Muskeln  und  Bänder 
bei  Ankylosen). 


362  PHYSIKALISCHE  THEÄAPIE. 

Es  ist  klar,  daß  bei  all  diesen  Zuständen  außer  All- 
gemeinbehandlung (frische  Luft,  Bewegung,  See-,  Sol-, 
Schlammbäder  etc.)  die  Mechanotherapie  die  Hauptrolle 
spielen  muß.  Sie  wird  zweckmäßig  mit  rationeller  Hyperämie- 
behandlung kombinieii;. 

Kräftige  Massage  — Streichen,  Kneten,  Reiben^  Klopfen , 
Erschütterungen  — ,  eventuell  mit  elektrischem  Strom  kom- 
biniert (Faradomassage),  kommt  hier  in  erster  Linie  in 
Betracht.  In  neuerer  Zeit  ist  ein  handlicher,  leicht  trans- 
portabler Apparat  für  Vibrationsmassage  unter  dem  Namen 
Venivici  in  den  Handel  gebracht  worden,  der  oft  gute  Dienste 
leistet.  Von  größter  Wichtigkeit  sind  regelmäßige  gymnastische 
Übungen.  Hoffa  teilt  die  auszuführenden  Bewegungen  ein  in: 

1.  einfache: 
a)  aktive, 
h)  passive; 

2.  zusammengesetzte  (Widerstandsbewegungen): 
a)  konzentrische  (Verkürzungsbewegaugen), 
h)  exzentrische  (Verlängerungsbewegungen). 

Besser  als  von  Mensch  zu  Mensch  lassen  sich  solche 
Übungen  mit  Zander  sehen  und  ähnlichen  Apparaten  aus- 
führen; dieselben  haben  in  neuerer  Zeit  vielfache  Verbes- 
serungen erfahren,  so  daß  mit  ihrer  Hilfe  genaueste  Dosierung 
der  anzuwendenden  Kräfte  möglich  ist. 

Auch  der  Kruke nb er gsche  Pendelapparat  mag  hier 
erwähnt  werden,  obwohl  derselbe  sich  mehr  zur  Behandlung 
von  Ankylosen  und  von  Lähmungen  eignet. 

Neben  all  diesen  mehr  oder  minder  komplizierten 
Methoden  werden  einfache  redressierende  Manipulationen,  die 
meist  der  Patient  selbst  ausführen  kann,  fleißig  zu  üben  sein. 

Eine  äußerst  wirksame,  heute  fast  unentbehrlich  ge- 
wordene Unterstützung  und  Ergänzung  der  Mechanotherapie 
bildet  —  wie  bereits  erwähnt  —  die  Behandlung  mit  künst- 
licher Hyperämie.  Wir  benutzen  zu  diesem  Zwecke  protrahierte 
heiße  Bäder,  besser  Heißluft-,  Dampfkästen-,  elektrische  Licht- 
bäder etc.  (aktive  Hyperämie)  oder  täglich  mehrstündige 
Stauung  mit  der  Gummibinde  (passive  Hyperämie).  Am 
besten  ist  es,  wenn  diese  Behandlung  der  mechanischen  an- 


PHYSIKALISCHE .  THERAPIE.  36l> 

mittelbar  vorangebt,  die  sie  durch  ihre  auflösende,  resor- 
bierende und  vor  allem  schmerzstillende  Wirkung  wesentlich 
erleichtert. 

Besondere  Erwähnung  verdienen  die  großen  Bier-Klapp- 
schen  Saugapparate  für  orthopädische  Behandlung.  Bisher 
sind  solche  für  Hand-  und  Fingergelenke,  für  Ellbogen-  und 
Kniegelenk  und  somit  auch  für  die  diesen  Gelenken  ent- 
sprechenden Muskelgruppen  von  der  Firma  Eschbaum  in 
Bonn  konstruiert  worden.  Sie  vereinen  in  vortrefflicher  Weise 
die  beiden  Hauptforderungen  der  Kontraktarenbehandlung  — 
Hyperämie  und  redressierende  Manipulationen  — ,  indem  beides 
durch  Luftverdünnung  (Saugwirkung  mit  geschickt  ein- 
geschalteten Widerständen)  erreicht  wird. 

Überhaupt  gebtirt  Bier  das  unbestreitbare  große  Ver- 
dienst, die  gewaltige  Heilwirkung  künstlicher  Hyperämie 
zuerst  erkannt  und  in  ausgiebiger  Weise  verwendet  zu  haben. 
Es  ist  mit  großer  Freude  zu  begrüßen,  daß  seine  Methoden 
im  Begriffe  sind,  allgemeine  Verbreitung  zu  gewinnen. 

Trotz  der  zahlreichen  therapeutischen  Behelfe  und 
modernen  Verbesserungen  derselben  gestaltet  sich  die  Be- 
handlung von  Kontrakturen  der  Muskeln  und  Sehnen  meist 
recht  langwierig. 

Bei  richtiger  Sorgfalt  und  Geduld  jedoch  von  seiten  des 
Arztes  und  ■  des  Patienten  lassen  sich  auch  in  schweren  Fällen 
schöne  Erfolge  erzielen.  M.  Jerusalem. 

5.  Physikalische  Therapie  der  Gelenk- 
erkrankungen. 

A.  Akute  Gelenkerkrankungen. 

1.  Akuter  Gelenkrheumatismus.  Prophylaxe: 
Vermeidung  von  Erkältungen  (plötzliche  Abkühlung,  starke 
Durchnässung),  Schutz  gegen  Erkältung  durch  Tragen  wollener 
Unterkleider,  Abhärtung  gegen  Erkältungen  durch  systema- 
tische und  individuell  angepaßte  hydriatis che  Prozeduren; 
rechtzeitige   Behandlung   auch   leichter  Gelenkerkrankungen. 

Behandlung:  Neben  der  medikamentösen  Thera- 
pie physikalische  Maßnahmen,  hauptsächlich  hydro- 
therapeutische Prozeduren.    Bei  Ruhigstellung   der  Ge- 


364  PHYSIKALISCHE  THERAPIE. 

lenke Prießuitzamschläge, den  WinternitzsehenLongaetten- 
V  er  band.  (In  kaltes  Wasser  getanehte  Leinwandstücke  werden 
faltenlos  und  sich  dachziegelförmig  deckend  aaf  die  ge- 
schwollenen Gelenke  direkt  aaf  die  Hant  gelegt,  darüber 
wird  locker  ein  Stück  Flanell  oder  eine  Schicht  Watte  gelegt; 
durch  wiederholtes  Aufträufeln  von  kaltem  Wasser  wird  der 
Verband  feucht  und  kalt  erhalten  und  bleibt  stundenlang 
liegen.)  Wird  Kälte  nicht  vertragen,  Anwendung  eines  ruhig- 
stellenden Watteverbandes. 

Beim  Versagen  der  Salizyltherapie  und  bei  hyperpyre- 
tischen  Formen  Einpackungen  mit  Halbbädern  von  2  7  ^^  auf 
22«  sinkend. 

Nach  Schwinden  des  Fiebers  zur  Verminderung  der 
Qelenkschwellungen  und  Schmerzen  erregende  Umschläge, 
warme  Vollbäder  (von  36<>  langsam  auf  38<»  ansteigend,  von 
10 — 20  Minuten  Dauer),  bei  komplizierender  Herzaffektion 
Vorsicht,  eventuell  warme  Hand-  oder  Fußbäder,  Fango- 
einpackungen. In  diesem  Stadium  finden  auch  die  Biersche 
Stauung  (mehrere  Stunden  täglich)  und  die  Faradisation 
(Drosdorf-Winternitz)  der  affizierten  Gelenke  durch  je 
einige  Minuten  als  schmerzlindernd  Anwendung. 

Im  akuten  Stadium  des  Gelepkrheumatismus  sind 
Massage  und  Gymnastik  kontraindiziert,  sowohl  wegen  der 
hochgradigen  Scbmerzbaftigkeit  der  affizierten  Gelenke  als 
auch  wegen  Gefahr  einer  Verschlimmerung  des  Gelenk- 
prozesses und    weiterer  Verbreitung  der  Infektionsstoffe. 

Bei  Zurückbleiben  von  Residuen  des  akuten  Prozesses 
(Schmerzen,  Kapsel  verdickungen,  Gelenkschwellungen,  Kon- 
traktursteJlungen ,  Verwachsungen,  Muskelatrophie)  Anwen- 
dung von  Massage  und  Gymnastik,  sowie  der  verschiedenen, 
noch  beim  chronischen  Gelenkrheumatismus  zur  Besprechung 
kommenden  Maßnahmen. 

2.  Arthritis  gonorrhoica. 

a)  Lokale  Wärmebehandlung:  Prießnitzsche 
Umschläge,  heiße  Watteverbände  (ein  entsprechend  großes 
Wattestüek  wird  in  heißes  Wasser  getaucht  und  dann  soweit 
abgekühlt,  daß  die  Haut  die  Applikation  verträgt;  darüber 
wird  ein  den  Watteverband  allseits  überragendes,  an  den 
Rändern    gut   eingefettetes    Stück   Guttaperchapapier    gelegt 


PHYSIKALISCHE  THERAPIE.  365 

und  mittelst  Flanellbinden  möglichst  luftdicht  angewickelt. 
Dauer  der  Applikation  8 — 10  Stunden),  heiße  Breiumschläge, 
Hydrothermoregulator. 

h)  Biersche  Stauungsbehandlung:  Von  Beginn  der 
Erkrankung  an  täglich  von  2 — 3  Stunden  steigend  bis  zu 
5 — 12  Stunden  anzuwenden.  Berücksichtigung  individueller 
Verfiältnisse,  bei  empfindlichen  Individuen  kürzere  An- 
wendung. Die  Stauungsbinde  darf  nicht  jedesmal  an  derselben 
Stelle  angelegt  werden! 

Sowohl  lokale  Wärmebehandlung  als  Stauung  wirken 
schmerzstillend. 

Im  Beginne  der  Erkrankang  Buhigstellnng  der 
Gelenke,  erst  im  subakuten  Stadium  vorsichtige  Ausführung 
aktiver  und  passiver  Bewegungen,  bei  geringem  Fieber 
eventuell  im  heißen  Vollbade  (37 — 40°  C),  leichte  Massage 
kombiniert  mit  Heißluftbehandlung,  Fango-Moorumschläge. 
Im  weiteren  Verlaufe  energischere  Anwendung  der  Mechano- 
therapie  (siehe  chronischen  Gelenkrheumatismus). 

Beim  Hydrops  gonorrhoicus  komprimierende  Ver- 
bände, Heißluft)  vorsichtige  Massage  der  UmgebuDg  des  Ge- 
lenkes; Biersche  Stauung  meist  wirkungslos.  Bei  hartnäckiger 
Schwellung  Punktion. 

Bei   eitrigem    Gelenkerguß    chirurgische    Maßnahmen. 

3.  Gelenkentzündungen  im  Gefolge  Von  akuten 
Infektionskrankheiten  (ßhetimatoiderkrankuügen).  Be- 
handlung wie  beim  akuten  Gelenkrheumatismus,  Salizyl 
wirkungslos.  Nach  Abklingen  der  akuten  Entztindungs- 
erscheinungen  Behandlung  wie  beim  chronischen  Gelenk- 
rheumatismus, eventuell  chirurgisch-orthopädische  Maßnahmen. 
Bei  eitrigem  Gelenkerguß  chirurgische  Behandlung. 

4.  Arthritis  urica,  Gicht.  Vor  allem  Prophylaxe 
wichtig.  Zweckmäßige  Ernährung,  regelmäßige  Muskeltätig- 
keit, hydrotherapeutische  Prozeduren,  Thermalbadekuren. 

Bei  akutem  Gichtanfall  Ruhigstellttng,  Wärme,  Prießnitz- 
umschläge. 

5.  Gelenkerkrankungen  bei  Hämophilie  und 
hämorrhagischer  Diathese,  Ruhigstellung  des  Gelenkes, 
Kompressionsverbandv 


366  PHYSIKALISCHE  THERAPIE. 

B.  Chronische  Gelenkerkrankungen. 

1.  Subchronischer  und  chronischer  Gelenk- 
rheumatismus als  Folgeerscheinungen  des  akuten  Gelenk- 
rheumatismus oder  als  akut  beginnender  chronischer  Gelenk- 
rheumatismus. 

2,  Der  eigentlich«  chronische  Gelenkrheuma- 
tismus. 

Für  die  Prophylaxe  kommen  außer  den  schon  beim 
akuten  Gelenkrheumatismus  besprochenen  Maßnahmen  noch 
zweckmäßig  Thermal badekuren  in  Anwendung.  Bei  den  akut 
beginnenden  Formen  Verhütung  von  Kontrakturen  und 
sonstigen  Gelenkdeformitäten  durch  frühzeitigen 
Beginn  aktiver  und  passiver  Bewegungen. 

Behandlung:  a)  Lokale  Prozeduren. 

1.  Lokale  Wärmeprozeduren,  Im  subakuten  Stadium 
Prießnitzsche  Umschläge,  die  heißen  Watteverbände,  lokale 
Hand-  und  Fußbäder,  eventuell  mit  Zusatz  reizender  Mittel 
(Salz,  Franzbranntwein).  Heißluftbehandlung,  der  üllmann- 
sehe  Hydrothermoregulator,  Fango-  und  Moorumschläge:  die 
Umschläge  dienen  hauptsächlich  zur  Erweichung  und  Auf- 
lösung von  Exsudaten,  das  Heißluft-  und  das  gleichwirkende 
lokale  Gltihlichtbad  als  resorptionsbefördernd  und  schmerz- 
stillend. 

Lokale  Heißluftbehandlung  mittelst  der  Heißluft- 
apparate. Beginn  der  Behandlung  mit  Temperaturen  von 
60^ — 700,  allmählich  steigend  bis  höchstens  HO»  C;  Dauer 
25 — 45  Minuten.  Bei  Klagen  über  Brennen  in  der  Haut 
muß  die  Temperatur  herabgesetzt  werden,  da  sonst  leicht 
Verbrennungen  eintreten.  An  die  Heißluftapplikation  kurze 
kalte  Abwaschung  und  mechanische  Behandlung  anzu- 
schließen (siehe  unten!). 

Beim  chronischen  Gelenkrheumatismus  kommen  außer 
den  genannten  thermischen  Prozeduren  als  stärkere  lokale 
und  hyperämisierende  Reize  noch  Heißluft-  und  Dampf- 
duschen, letztere  auch  im  Wechsel  mit  kalter  Wasserstrahl- 
dusche (schottische  Dusche)  in  Anwendung. 

2.  Die  Biersche  Stauung.  Wirkt  schmerzstillend, 
daher  von  besonderem  Werte  für  die  Mobilisierung  der 
Gelenke,  außerdem  auch  auflösend  und  resorptionsbefördernd. 


PHYSIKALISCHE  THERAPIE.  367 

Indikationen:  Kürzere  Zeit  bestehende  chronische  Er- 
krankangen  mit  geringem  Gelenkerguß  an  den  distalen  Ge- 
lenken (Hand,  Faß,  Finger,  Zehen).  Am  Ellbogen-  und 
Kniegelenk  in  den  chronischen  Fällen  weniger  wirksam  als 
bei  akuten  Gelenkprozessen.  Vgl.  Arthritis  gonorrhoica. 

a)  Anwendungsdauer  anfangs  2 — 3  Standen,  später  bis 
zu  12  Standen;  bei  empfindlicheren  Individuen  kürzere  An- 
wendung! Nach  Abnahme  der  Binde  stets  Massage.  Bei 
stärkerer  Empfindlichkeit  des  Gelenkes  nur  Effleurage  der 
Umgebung  des  Gelenkes,  sonst  Massage  des  Gelenkes. 

Die  Biersche  Stauung  wird  durchschnittlich  4 — 6  Wochen 
täglich  angewendet. 

3.  Massage  und  Gymnastik. 

Anwendung  fast  stets  gemeinsam  mit  den  vorge- 
nannten Behandlungsmethoden,  am  besten  an  diese  an- 
schließend. In  frischeren  Fällen  bei  größerer  Empfindlichkeit 
des  Gelenkes  ist  große  Vorsicht  notwendig,  bei  fortschreitendem 
Nachlaß  der  Reizerscheinungen  kann  energischer  vorgegangen 
werden. 

Die  Massage  anfangs  nur  als  Effleurage  der  zentral- 
wärts  vom  erkrankten  Gelenk  liegenden  Partien  aus- 
zuführen; mit  Nachlaß  der  Schmerzen  wird  auch  das  Gelenk 
selbst  mit  einbezogen  und  die  Massage  allmählich  energischer 
gestaltet.  Stets  ist  auch  die  das  Gelenk  umgebende  Mus- 
kulatur zur  Behebung  der  Atrophien  zu  massieren. 

Die  Gymnastik  hat  zur  Verhütung  von  Gelenk- 
versteifungen möglichst  frühzeitig  einzusetzen;  Vorsicht,  um 
nicht  durch  zu  energische  Anwendung  den  Gelenkprozeß 
zu  steigern! 

Am  besten  lassen  sich  passive  und  aktive  Be- 
wegungen während  oder  im  Anschlüsse  an  thermische  Proze- 
duren ausführen ;  sehr  gute  Dienste  leistet  in  Fällen  größerer 
Schmerzhaftigkeit,  besonders  wenn  mehrere  Gelenke  affiziert 
sind,  das  warme  oder  heiße  Vollbad. 

Die  Bewegungen  sind  anfangs  als  passive,  und  zwar 
manuell  vorgenommene,  auszuführen;  an  diese  sind  dann 
allmählich  aktive  und  Widerstandsbewegungen  mit 
manuellem  Widerstand  anzuschließen;  sind  keine  besonderen 
Schmerzen  mehr  vorhanden,  so  kann  man  auch  Übungen  an 


368  PHYSIKALISCHE  THEBAPIE. 

Apparaten  ausführen  lassen  (Krnkenbergsche  Pendel- 
apparate, Zander  sehe,  Herzsche  Apparate).  Die  Behand- 
lung kann  desto  enetgiseher  sein,  je  getlnger  die  lokale 
Sehmerzhaftigkeit  ist.  In  der  behandlUngsffeien  Zeit  sollen 
die  Patienten  zu  möglichi^  ausgiebigem  Gebranche  ihrer  er- 
krankten Extremitäten  angehalten  werden.  Die  fortwährende 
Funktion  ist  sowohl  für  die  Erhaltung  der  gewonnenen  Be- 
weglichkeit als  zur  Vermeidung  weiterer  Atrophie  der  Mus- 
kulatur notwendig.  Dies  gilt  aueh  für  die  Bdiandlung  yob 
Kontrakturen. 

Haben  sich  im  Verlaufe  der  Erkrankung  Kontrak- 
turen oder  Adhäsionen  ausgebildet,  so  müssen  diese  durch 
vorsichtig  ausgeführte  passive  Bewegungen,  am  besten 
im  Anschlüsse  an  eine  Heißluft-  oder  Stauüngsbehandlung 
gelöst  werden.  Diese  Bewegungen  sollen  mit  kleinsten  Ex- 
kursionen beginnen  und  unter  Vermeidung  zu  großer  Ge- 
waltanwendung allmählich  an  Extensität  zunehmen.  Bei  Reiz- 
znstand des  Oelenkes  kann  maii  auch  noch  eine  Gewichts- 
extension oder  eine  kurze,  stundenweise  Fixation  in  einem 
leichten  Verbände  anschließen. 

Bei  Eintritt  stärkerer  Reaktionserscheifiungen  ist  die 
mechanische  Behandlung  für  einige  Tage  auszusetzen;  während 
dieser  Zeit  Wärme  und  Stauung,  eventuell  in  Verbindung  mit 
leichter  permanenter  Extension. 

Für  die  meehanisehe  Behandlung  respektive  Mobilisierung 
an  den  distalen  Gelenken  leisten  atich  die  Bierschen  Saug^ 
apparate  recht  gute  Dienste. 

Bei  hochgradigen  Kontrakturen  und  fibrösen  Anky- 
losen orthopädisch-chirurgische  Maßnahmen.  In  schonendster 
Weise  wirkt  eine  kräftige  permanente  Extension  oder 
Redression,  die  entweder  als  Gewichtsextension  oder  zweck- 
mäßiger mittelst  portativer  Apparate  (am  besten  Hessing- 
seher  Schienenhülsen  apparate)  ausgeführt  wird.  Bei  der  Apparat- 
behandlung allmähliche  Korrektur  der  Deformität  durch 
Anwendung  von  Federn  oder  elastischen  Zügen;  hierbei  wird 
am  ehesten  das  Wiederaufflackern  des  Gelenkpro^esses  ver- 
mieden. Mit  Apparatbehandlung  aber  auch  stets  Massage 
(Gelenk-  und  Muskelmassage)  zu  verbinden. 

In  schweren  Fällen  durch  gewaltsames  Redresse- 
ment    in    Narkose     Lösung    der    Verwachsungen,     hierauf 


PHYSIKALISCHE  THERAPIE.  369 

Fixationsverband  für  liöchstens  8 — 14  Tage  (Gefahr  der 
Wiederverwachsung!);  nach  Verbandabnahme  sofort  Massage- 
und  Gymnastikbehandlang. 

Bei  knöchernen  Ankylosen  in  funktionell  un- 
brauchbarer Stellung  Osteotomie,  eventuell  zur  Her- 
stellung eines  beweglichen  Gelenks  Resektion  mit  Inter- 
position  eines  Fettlappens. 

4.  Elektrotherapie.  Zur  ßchmerzstillung  sowohl  Fara- 
disation  (Drosdorf)  als  auch  Galvanisation  (6 — 8  M.  A. 
quer  durch  das  Gelenk  oder  eine  Elektrode  zentral,  die 
andere  auf  dem  Gelenk).  Außerdem  Anwendung  der  Elek- 
trotherapie neben  Massage  zur  Behandlung  der  Atrophie 
(Faradisation  mit  der  Rolle). 

h)  Allgemeinbehandlung.  Im  subakuten  Stadium 
leisten  bei  Befallensein  mehrerer  Gelenke  heiße  Vollbäder 
(eventuell  mit  Zusatz  reizender  Substanzen)  sehr  oft  gute 
Dienste;  auch  zur  Vornahme  von  passiven  Bewegungen  und 
Mobilisierungsversuchen.  Beachtung  der  Herztätigkeit!  Ferner 
Gebrauch  von  Sandbädern,  Dampfkasten-  und  Lichtbädern, 
Sonnenbädern.  Auch  hydroelektrische  (Vierzellenbad)  und  radio- 
aktive Bäder  von  Nutzen.  Im  chronischen  Stadium  des  Gelenk- 
rheumatismus neben  der  mechanischen  Behandlung  der  Gebrauch 
von  Thermen  —  indiflferenten ,  Kochsalz-  und  Schwefel- 
thermen  —  indiziert;  auch  Moor-  und  Schlammbäder  sind  zu 
empfehlen. 

3.  Arthritis  gonorrhoica  chronica.  Im  allge- 
meinen die  gleichen  Behandlungsmethoden  wie  beim  chronischen 
Gelenkrheumatismus;  besonders  die  lokalen  Heißluftbäder 
sind  ein  wertvolles  therapeutisches  Hilfsmittel.  Massage  und 
Gymnastik  sollen  den  Wärmeprozeduren  auch  hier  unmittelbar 
folgen;  solange  noch  Reste  der  Gonorrhöe  vorhanden 
sind,  ist  bei  der  Massage  des  Gelenkes  Vorsicht  notwendig! 

4.  Arthritis  deformans.  Ähnliche  Behandlung  wie 
beim  chronischen  Gelenkrheumatismus.  Bei  Schmerzen  und 
Schwellung  Anwendung  von  lokalen  Wärmeapplikationen,  be- 
sonders Heißluftbädern,  doch  sind  zu  hohe  Temperaturen  zu 
vermeiden.  Stauungsbehandlung  meist ohneErfolg!  Wichtig 
vom  Anfang  an  Massage,  Gymnastik  und  Elektrizität  (Kräf- 
tigung der  Muskulatur,  Mobilisation  der  Gelenke  und  Ver- 
hütung von  Verwachsungen,    Abschleifung    der  Gelenkenden 

F  e  1 1  n  e  r,  Therapie  der  Wiener  Spezialärzte.  24 


370  PHYSIKALISCHE  THERAPIE. 

durch  fleißige  Bewegang).  Daneben  Thermalbadekaren,  Licht- 
bäder, Sandbäder. 

Bei  starken  Schmerzen  vorübergehende  Ruhig- 
Stellung;  hierbei  ist  auf  die  Stellung  des  Gelenkes 
zu  achten,  damit  eine  etwaige  Fixation  des  Gelenkes  in 
einer  für  die  Funktion  günstigen  Stellung  erfolgt.  Bei  Arthritis 
def.  der  unteren  Extremitäten,  besonders  der  Hüfte  (Malum 
coxae  senile)  ist  bei  gleichzeitiger  Massage-  und  Gymnastik- 
behandlung das  Tragen  von  entlastenden  Schienen- 
hülsenapparaten  zu  empfehlen,  da  hierbei  durch  Distrak- 
tion  der  Gelenkenden  der  andauernde  Reiz  des  Gelenkes 
behoben  und  so  das  Fortschreiten  des  Gelenkprozesses  auf- 
gehalten wird. 

Bei  hochgradiger  Gelenkdeformierung  und  Funktions- 
behinderung eventuell  chirurgische  Eingriffe  (Osteotomie, 
Resektion). 

Bei  Arthritis  deformans  und  ankylosierender 
Entzündung  der  Wirbelsäule  Therapie  ziemlich  machtlos. 
In  beginnenden  und  noch  nicht  zu  weit  vorgeschrittenen 
Fällen  Wärmeapplikation  (Heißluftkasten,  elektrisches 
Lichtbad,  Thermalbadekuren)  in  Verbindung  mit  Massage 
des  Rückens  und  Gymnastik,  zweckmäßig  auch  in  Ver- 
bindung mit  einem  Stützkorsett. 

5.  Gicht.  Bei  der  chronischen  Gicht  kommen  neben 
einer  entsprechenden  Diät  in  Anwendung:  Wärme,  und 
zwar  sowohl  in  Form  allgemeiner  Anwendungen  (Heißluft, 
elektrisches  Lichtbad,  heiße  Bäder,  38 — 40®,  nicht  zu  hohe 
Temperaturen!),  Thermalbäder  (indifferente Kochsalz-  und 
Schwefelthermen)  als  auch  lokaler  Applikation  besonders 
zur  Behandlung  der  Tophi.  Für  die  Lokalbehandlung  weiterhin 
Massage-  und  Gymnastikbehandlung  der  Gelenke  und 
Gelenkschwellungen. 

6.  Nervöse  Gelenkerkrankungen.  Bei  den  Ge- 
lenkneurosen neben  Allgemeinbehandlung  der  Hysterie 
und  Neurasthenie  Lokalmassage,  Gymnastik,  Elektrizität;  in 
schwereren  Fällen  bei  großer  Schmerzhaftigkeit  manchmal  für 
kurze  Zeit  Anlegung  eines  fixierenden  Verbandes  oder  Tragen 
eines  Schienenhülsenapparates  indiziert. 

Bei  den  nervösen  Arthropathien  (Tabes,  Syringo- 
myelie)    zur   Verhütung   fortschreitender    Deformierung    des 


PHYSIKALISCHE  THERAPIE.  371 

GeleDkes  frühzeitige  Anwendung  entlastender  Schienen- 
hülsenapparate.  Bei  Gelenkschwellung  leicht  kompri- 
mierender Verband;  lokale  Wärmeapplikation  zuweilen  günstig 
wirkend. 

7.  Tuberkulöse  Gelenkentzündungen.  Vor  allem 
Ruhigstellnng  des  erkrankten  Gelenkes;  an  den  unteren 
Extremitäten  kommt  noch  Entlastung  und  eventuelle 
Extension  hinzu.  Am  besten  ambulante  Behandlung 
mittelst  portativer  Stützapparate  (Hessingsche  Schienen- 
hülsenapparate). 

Daneben  Allgemein behandlung,  Jod-  und  Moor- 
bäder, am  besten  unbeschränkter  Aufenthalt  am  Meer  (See- 
hospiz). 

Für  die  lokale  Behandlung  des  Fungus  leistet  die 
Biersche  Stauung  an  den  distalen  Gelenken  (Hand,  Ell- 
bogen, Fuß  und  Knie)  täglich  durch  1 — 4  Stunden  sehr 
gute  Dienste.  Bei  Hydrops  tuberculosus  Punktion  und 
Jodoform-Glyzerinbehandlung;  diese  eventuell  auch  bei  Fungus. 

Bei  schon  ausgebildeten  Kontrakturen  oder  fehler- 
haften Gelenkstellungen  Korrektur  durch  orthopädische 
Behandlung  (bei  Coxitis  Dollin gersches  Verfahren,  all- 
mähliche Korrektur  im  Schienenhülsenapparat;  bei  Knie- 
kontrakturen  Anwendung  von  Schienenhülsenapparat  mit 
federnder  Schlägerklinge);  forciertes  Redressement  wegen 
Gefahr  eines  Rezidivs  kontraindiziert!  Bei  Ankylosen 
in  fehlerhafter  Stellung  chirurgischer  EingriflF:  Osteoto- 
mie, eventuell  Resektion. 

C.  Traumatische  Gelenkerkrankungen. 

Bei  frischen  Gelenkverletzungen  außer  sonstiger 
lokaler,  eventuell  chirurgischer  Behandlung  zur  Verhütung 
von  Gelenkversteifungen  und  Atrophie  der  umgebenden  Mus- 
kulatur möglichst  frühzeitige  Anwendung  der  Massage 
und  Gymnastik. 

Bei  posttraumatischen  Kontrakturen  mechanische 
Behandlung  mittelst  Massage,  aktiver,  passiver  und  Wider- 
standsgymnastik, sowohl  manuell  als  an  Apparaten  zweck- 
mäßig in  Verbindung  mit  thermischen  Prozeduren  (besonders 
Heißluftbehandlung)  und  auch  Stauung.  Täglich  wiederholtes 

24* 


372  PHYSIKALISCHE  THERAPIE. 

manuelles  Redressement  und  Anwendung  von  permanent 
wirkenden  redressierenden  Apparaten  (siehe  chronischer  Ge- 
lenkrheumatismus). M.  Haadek. 

6.  Die  physikalische  Therapie  der  Infektions- 
krankheiten. 

Die  physikalische  Therapie  der  akuten  Infektions- 
krankheiten ist  zunächst  hydriatischer  Natur.  Die 
Wasserbehandlung  genügt  nicht  nur  symptomatischen,  sondern 
auch  kausalen  Indikationen  und  entfaltet  Wirkungen,  die 
sowohl  in  der  Beeinflussung  der  Fieberkurve  wie  in  dem 
Gesamtverlaufe  der  Erkrankung  zutage  treten.  Es  muß  als 
Prinzip  der  Behandlung  akuter  Infektionskrankheiten  aus- 
gesprochen werden,  daß  die  medikamentöse  Antipyrese  weit- 
aus gegenüber  der  hydriatischen  Behandlung  zurücksteht, 
und  daß  wir  auf  Grund  der  klinischen  Erfahrungen  die 
hydriatische  Therapie  der  akuten  Infektionen  in  den  Vorder- 
grund stellen  müssen. 

Daneben  dürfen  aber  die  sonstigen  Methoden  der  physi- 
kalischen Therapie,  insonderheit  alle  jene  Maßnahmen,  welche 
sich  auf  die  Wahl  der  Diät  und  die  Krankenpflege  beziehen, 
nicht  vernachlässigt  werden;  denn  in  ihrer  sorgsamen  Be- 
achtung liegt  ein  guter  Teil  des  Erfolges. 

Das  Fehlen  der  Regulationsvorgänge  für  den  Wärme- 
haushalt des  Organismus,  der  an  einer  akuten  fieberhaften 
Infektionskrankheit  leidet,  verlangt  zunächst  Methoden,  welche 
die  im  Fieber  gesteigerte  Oxydation  und  damit  die  Wärme- 
produktion herabsetzen;  ferner  müssen  Methoden  gewählt 
werden,  welche  die  äußere  Haut  im  Sinne  der  Vermehrung 
der  Wärmeabgabe  beeinflussen,  indem  sie  einerseits  den 
Organismus  zu  vermehrter  Wärmeabgabe  veranlassen  und 
anderseits  die  Wärmeabgabe  an  die  umgebenden  Medien 
erleichtern. 

Zu  diesem  Zwecke  benützen  wir  alle  jene  physikalischen 
Faktoren,  welche  die  Aufnahmsfähigkeit  der  umgebenden 
Medien  für  Wärme  steigern;  wir  sorgen  für  einen  ent- 
sprechenden Feuchtigkeitsgehalt  der  Luft  durch  Verdunstungs- 
apparate und  Luf taufeuchter,  weil  die  Wärmekapazität  der 
feuchten   Luft   erheblich    größer   ist   als   die  der  trockenen; 


PHYSIKALISCHE  THERAPIE.  373 

wir  verwenden  Ventilationsvorrichtungen,  damit  immer  neue 
Luftmengeu  mit  dem  wärmeabgebenden  Organismus  in  Ver- 
bindung kommen,  weil  die  bewegte  Luft  ein  größeres  Ab- 
ktihlungsvermögen  entfaltet  als  die  ruhige  Luft,  und  wir 
wenden  endlich  unser  Augenmerk  auf  zweckmäßige  Kleidung 
und  zweckmäßige  Lagerung  der  Kranken. 

Zur  Vermehrung  der  Wärmeabgabe  selbst  bemühen  wir 
uns,  die  Schweißsekretion  zu  vermehren,  damit  größere 
Mengen  von  Schweiß  auf  der  Haut  verdunsten.  Neben  dem 
Vorteil,  daß  durch  die  vermehrte  Verdampfung  von  Flüssig- 
keit, auf  der  Haut  größere  Mengen  von  Wärme  gebunden 
werden  und  daß  dadurch  eine  Steigerung  der  Wärmeabgabe 
möglieh  wird,  hat  die  Vermehrung  der  Schweißsekretion 
noch  den  Vorteil,  daß  Toxine  aus  dem  Organismus  abge- 
führt werden  und  dadurch  gleichzeitig  in  kausaler  Hinsicht 
zweckmäßige  Arbeit  geleistet  wird. 

Den  mächtigsten  Einfluß  im  Sinne  der  Wärmeentziehung 
haben  freilich  die  eigentlichen  hydriatischen  Methoden,  welche 
einen  unmittelbaren  Kontakt  des  erkrankten  Organismus  mit 
dem  kühlen  Medium  veranlassen  und  dadurch  eine  starke 
Wärmeentziehung  herbeiführen.  Hierher  gehören  die  kalten 
Bäder,  die  kalten  Umschläge  und  die  kalten  Einwicklungen. 
Zum  Unterschiede  von  diesen  hydriatischen  Methoden,  welche 
die  Verwendung  des  Kältereizes  zum  Zwecke  haben,  be- 
nützen wir  unter  gewissen  Umständen,  namentlich  bei  Neigung 
ZQ  Herzschwäche,  gerne  den  Heißwasserreiz  und  erzielen 
damit,  wie  etwa  bei  der  Behandlung  von  Zerebrospinalmenin- 
gitis,  bei  Cholera  und  nicht  selten  in  der  Behandlung  von  In- 
fektionskrankheiten bei  Kindern,  sehr  befriedigende  Resultate. 

Die  Kenntnis  der  Erregbarkeit  der  Hautgefäße 
ist  für  jeden  einzelnen  Fall  von  großer  Wichtigkeit;  unsere 
Maßnahmen  richten  sich  in  erster  Linie  nach  der  BeschaflFenheit 
der  Hautvasomotoren.  Es  ist  deshalb  notwendig^  sich  vor 
Einleitung  der  hydriatischen  Behandlung  von  ihrer  Erreg- 
barkeit zu  überzeugen;  eine  gesteigerte  Erregbarkeit,  wie 
sie  bei  Typhus,  bei  Pneumonie  und  bei  Malaria  in  der 
Regel  zu  finden  ist,  macht  andere  Maßnahmen  nötig  als  eine 
Lähmung  der  Vasomotoren,  wie  wir  sie  bei  Scarlatina  und 
Morbillen  finden.  Die  Prüfung  der  vasomotorischen  Erreg- 
barkeit erfolgt  am  besten  mittelst  einer  einfachen  Waschung 


374  PHYSIKALISCBGE  THERAPIE. 

einzelner  Körperteile,  indem  man  die  betreflfende  Körper- 
partie mit  einem  in  kaltes  Wasser  getauchten  Tuch  einhüllt, 
auf  dem  Tuche  naß  abreibt,  dann  trocken  reibt  und  gut 
bedeckt.  Man  behandelt  zunächst  die  oberen  Extremitäten, 
dann  Brust  und  Bauch,  darauf  den  Racken  und  endlich  die 
unteren  Extremitäten.  Von  dem  Aussehen  der  Haut  nach 
dieser  Prozedur  hängt  die  Wahl  der  hydriatischen  Maß- 
nahmen ab.  Bleibt  die  Haut  anämisch,  so  verwendet  man 
längere  wärmere  Bäder  (22 — 24<^  C)  mit  kräftigen  Ab- 
reibungen während  derselben;  zeigt  die  Haut  eine  cyanotiscfae 
Verfärbung,  der  Livedo  annularis  entsprechend,  so  sind 
Stammumschläge  und  flüchtige  kalte  Waschungen  des  ganzen 
Körpers  indiziert.  Wird  die  Haut  gleichmäßig  rot,  so  genügt 
die  Verwendung  von  Halbbädern. 

Selbstverständlich  darf  der  fiebernde  Kranke  nicht  selbst 
ins  Bad  steigen;  er  muß  ins  Bad  gebracht  und  wieder  aus 
der  Wanne  herausgehoben  werden.  Beim  Halbbade,  das 
bei  den  fieberhaften  Infektionskrankheiten  zumeist  in  An- 
wendung kommt,  reicht  das  Wasser  bis  zur  Nabelhöhe  des 
Badenden;  auf  dem  Kopfe  befindet  sich  ein  in  kaltes  Wasser 
getauchtes  Tuch,  der  Hals  und  die  Brust  werden  mit  Wasser 
benetzt  und  der  Kranke  so  gelagert,  daß  er  zunächst  eine 
sitzende  Stellung  einnimmt;  der  Badediener  übergießt  Kopf, 
Rücken  und  Schultern  mit  dem  Badewasser,  während  zur 
gleichen  Zeit  entweder  durch  den  Kranken  selbst  oder  durch 
einen  zweiten  Badediener  Brust,  Arme  und  Gesicht  mit  dem 
Wasser  abgerieben  werden.  Das  Wasser  soll  dabei  etwa 
22 — 23^  C  zeigen.  Nach  einer  Minute  wird  der  Kranke 
zurückgelegt,  so  daß  er  eine  mehr  horizontale  Lage  einnimmt, 
und  an  der  Brust,  dem  Bauch,  den  Armen  und  den  Beinen 
partienweise  abgerieben,  dann  mit  einem  etwas  kühleren 
Wasser  (durch  Zuschütten  von  kaltem  Wasser  wird  die 
Temperatur  des  Badewassers  um  1 — 2®  C  herabgesetzt) 
Übergossen  und  wieder  gut  abgerieben.  Die  Dauer  des 
Bades  soll  im  Anfang  4 — 5  Minuten  dauern;  nach  8  bis 
4  Bädern  verlängert  man  die  Dauer  der  Bäder  allmählich  auf 
10 — 15  Minuten.  Bei  Eintritt  von  Kollaps  muß  das  Bad 
unterbrochen  werden;  bei  Frostgefühl  bleibt  der  Kranke  im 
Bade  und  wird  während  der  ganzen  Dauer  des  Bades  intensiv 
Übergossen  und  abgerieben ,  bis  das  Frostgefühl  verschwunden 


PHYSIKALISCHE  THERAPIE.  375 

ist;  sollte  ein  zweiter  Frost  während  des  Bades  auftreten, 
so  muß  das  Bad  gleichfalls  sofort  beendet  werden. 

Nach  dem  Bade  wird  der  Kranke  für  eine  Stunde  un- 
abgetrocknet  in  ein  Leintuch  eingeschlagen  und  gut  zuge- 
deckt ins  Bett  gebracht;  durch  das  Nachdunsten  wird  die 
Wärmeabgabe  vermehrt. 

Bei  Benommenheit  des  Kranken  ist  es  zweckmäßig,  vor 
dem  Schlüsse  des  Halbbades  aus  einer  Höhe  von  einem 
Meter  kaltes  Wasser  auf  den  Kopf  zu  gießen. 

Die  Bäder  werden  vier-  bis  sechsmal  täglich  wieder- 
holt, auch  in  der  Nacht  müssen  bei  schwereren  Fällen  ein  bis 
zwei  Halbbäder  gegeben  werden. 

Bei  leichteren  Fällen  genügt  es,  zwei-  bis  dreimal  im 
Tage  ein  Bad  zu  verabreichen;  am  zweckmäßigsten  wählt 
man  dann  die  Remissionsperiode  der  Tagesschwankungen, 
also  die  Zeit  von  7  Uhr  abends  bis  7  Uhr  morgens  und 
die  Mittagsstunden  von  12 — 2  ühr. 

Bei  längerer  Fieberbehandlung  werden  die  gehäuften 
Halbbäder  teilweise  durch  andere  Prozeduren  unterbrochen; 
am  besten  ist  es,  an  Stelle  einzelner  Halbbäder  kalte  Ein- 
wicklungenzu  setzen;  drei  unmittelbar  aufeinander  folgende 
Einwicklungen  mit  kaltem  Wasser,  die  erste  in  der  Dauer 
von  5 — 10  Minuten,  die  zweite  in  der  Dauer  von  Ya  S^^^<^®? 
die  dritte  in  der  Dauer  von  einer  Stunde,  mit  nachfolgender 
kräftiger  Abreibung  gentigen  gewöhnlich  zum  Ersatz  eines 
Halbbades.  Die  Einwicklung  wird  in  der  Weise  vorbereitet, 
daß  eine  breite  wollene  Decke  auf  das  Bett  und  darauf  ein 
großes,  in  kaltes  Wasser  getauchtes  Leintuch  gelegt  wird. 
Der  Kranke  legt  sich,  nach  vorhergegangener  trockener 
Abreibung  der  Füße  und  nach  Waschung  des  Kopfes  und 
Gesichtes  mit  kaltem  Wasser,  auf  das  nasse  Leintuch  und 
wird  darin  so  eingesehlagen,  daß  es  überall  dem  Körper 
glatt  anliegt  und  daß  sich  zwischen  zwei  aneinanderliegenden 
Hautflächen  eine  Leinwandlage  befindet.  Die  Wolldecke 
wird  hierauf  um  die  Leinwanddecke  sorgfältig  herumge- 
schlagen ,  so  daß  sie  besonders  am  Halse  gut  abschließt  und 
der  wie  in  einen  Wickel  gehüllte  Kranke  mit  Federbetten 
bedeckt  ist. 

Eine  andere  Prozedur,  die  das  Halbbad  mit  gutem  Er- 
folge vertreten  kann,  ist  das  allmählich  abgekühlte  Bad. 


376  PHYSIKALISCHE  THERAPIE. 

Der  Kranke  liegt  im  Bade  mit  etwas  erhöhtem  Oberkörper 
in  halbliegender  Stellung,  so  daß  das  Wasser  an  die  Brust- 
warzen reicht.  Die  Temperatur  des  Wassers  wird  zn  Anfang 
des  Bades  um  etwa  5^C  niedriger  als  die  Körpertemperatur 
gewählt  und  innerhalb  einer  Viertelstunde  allmählich  durch 
Zufluß  von  kaltem  Wasser  auf  22®  C  vermindert;  während 
der  ganzen  Badedaner,  die  etwa  eine  halbe  Stunde  betragen 
soll,  muß  der  ganze  Körper  leicht  frottiert  und  mit  dem 
Badewasser  abgespült  werden.  Der  Kopf  und  der  Rücken 
werden  dabei  mehrmals  mit  Wasser  von  15^0  begossen.  Wenn 
trotz  des  Frottierens  lebhaftes  Frösteln  auftritt,  wird  das 
Bad  abgebrochen,  der  Kranke  in  das  vorher  erwärmte  Bett 
gebracht  und  gut  zugedeckt. 

Eine  sehr  empfehlenswerte  weitere  Methode  zum  Ersatz 
einzelner  Halbbäder  ist  die  Verabreichung  kohlen&aurer 
Bäder;  die  Badetemperatur  beträgt  24 — 260C,  die  Bade- 
zeit 10  Minuten;  der  von  der  Kohlensäure  ausgeübte  Haut- 
reiz ermöglicht  es,  die  Abkühlung  des  Badewassers  zu  unter- 
lassen. Während  des  Bades  muß  für  Zufuhr  frischer  Luft, 
eventuell  durch  Zufächeln  gesorgt  werden,  da  sonst  manchmal 
Schwindel  und  Kopfschmerz  auftreten.  Nach  dem  Bade 
wird  der  Kranke  ins  Bett  gebracht  und  bleibt  ohne  Ein- 
wicklung  ruhig  liegen. 

Bei  Neigung  zu  Kollaps,  bei  der,  wie  oben  erwähnt, 
die  hier  angeführten  Prozeduren  kontraindiziert  sind,  macht 
man  von  warmenBädern  Gebrauch ;  man  beginnt  mit  einer 
Wassertemperatur  von  S2^  G  und  steigert  sie  auf  38<^C;  auf 
jedes  Bad  folgt  eine  feuchtwarme  Einwicklung,  die  drei 
Stunden  liegen  bleibt;  diese  Prozedur  wird  alle  drei  Stunden 
wiederholt. 

Die  Maßnahmen  der  Therapie  dürfen  sich  aber  nicht 
auf  diese  hydriatischen  Methoden  beschränken,  sie  müssen 
sich  auch  gegen  die  Folgen  der  Oxydationssteigerung  und 
gegen  die  Konsumption  von  Eiweiß  und  Fett  unter  dem 
Einflüsse  der  Infektion  richten.  Die  therapeutische  Über- 
legung muß  auch  darauf  Rücksicht  nehmen,  daß  der  Or- 
ganismus nicht  nur  seine  eigene  Körpersubstanz  aufzehrt, 
sondern  auch  darauf,  daß  die  Sekretion  der  Verdauungssäfte 
wesentlich  gestört,  die  Resorption  im  Darmtrakte  vermindert 
und    die  Assimilation    der  Nahrung   stark   beeinträchtigt   ist. 


PHYSIKALISCHE  THERAPIE.  377 

Die  Diätotherapie  hat  demnach  bei  den  akuten  Infek- 
tionskrankheiten zwei  Indikationen  zu  genügen,  dem  durch  die 
Protoplasmavergiftung  bedingten  Eiweiß  verloste  entgegenzu- 
arbeiten und  die  infolge  der  ungenügenden  Nahrungsaufnahme 
eintretende  Inanition  hintanzuhalten.  Die  Nahrung  muß 
flüssig  oder  halbflüssig,  der  Brennwert  der  Nahrungsstoflfe 
im  Verhältnisse  zu  Gewicht  und  Menge  sehr  groß  sein,  und 
alle  jene  Nahrungsmaterialien,  die  leicht  abnormer  Gärung 
verfallen,  müssen  vermieden  werden,  damit  nicht  neue 
Intoxikationsherde  geschaflfen  werden. 

Die  bei  den  fieberhaften  Infektionskrankheiten  auf- 
tretenden Wasserverluste  fordern  eine  reichliche  Wasser- 
zufuhr; neben  dem  Ersätze  der  fehlenden  Flüssigkeit  hat 
die  Flüssigkeitzufuhr  noch  den  Zweck,  die  Ausscheidung  der 
im  Blute  zirkulierenden  Protoplasmagifte  zu  fördern. 

Die  Nahrung  darf  nur  in  kleinen  Mengen,  etwa  alle 
drei  Stunden  gereicht  werden  und  muß  niedrig  temperiert 
sein;  die  Suppen  müssen  lau  und  die  Getränke  kühl  sein; 
nur  bei  Schwächezuständen  sind  heiße  Alkoholika  erlaubt. 

Der  Pflege  des  Mundes  muß  besondere  Sorgfalt  zuge- 
wendet werden,  eventuell  muß  man  die  Säuberung  des 
Mundes   mittelst  weicher  Leinenläppchen   vornehmen   lassen. 

Bei  den  chronischen  fieberhaften  Infektions- 
krankheiten liegen  die  Indikationen  ziemlich  anders.  Die 
Temperaturerhöhung  ist  geringer,  die  Remissionen  des  Fiebers 
dauern  länger,  die  Verdauungssäfte  werden  besser  sezerniert, 
die  Leistung  des  Verdauungstraktes  hinsichtlich  Resorption 
und  Assimilation  ist  größer,  und  der.  Verbrauch  des  eigenen 
Eiweiß-  und  Fettbestandes  ist  vermindert.  Von  hydriatischen 
Methoden  kommen  als  tonisierende  Methoden  zumeist  Teil- 
waschungen und  Abreibungen  in  Betracht;  da  nun  der 
Reiz  bei  Anwendung  der  Kontrastwirkungen  weitab  liegender 
Temperaturen  am  stärksten  ist,  so  empfiehlt  es  sich,  den 
Reiz  einer  Teilwaschung  oder  einer  Abreibung  durch  einen 
vorhergehenden  Wärmereiz  zu  steigern;  am  besten  eignet 
sich  dazu  ein  Dampfkastenbad  von  25  Minuten  Dauer  und  eine 
feuchte  Einpackung  von  30 — 40  Minuten;  in  vielen  Fällen 
genügen  auch  trockene  Abreibungen  als  Vorprozedur  vor 
der  Teilwaschung.  Die  Temperatur  des  Wassers,  das  zur 
Teilwaschung    oder    zur    Abreibung    verwendet    wird,    soll 


378  PHYSIKALISCHE  THEEAPIE. 

15®  C  nicht  übersteigen;  man  sieht  oft,  daß  Anämische  bei 
Verwendung  von  warmem  Wasser  zur  Abreibung  ziemlieh 
lange  frieren  und  sich  auch  nachher  nur  schwer  erwärmen. 

Der  Indikation  der  Wärmeentziehung  entsprechen  auch 
die  bei  chronischen  fieberhaften  Infektionskrankheiten  ver- 
wendeten Regenduschen  mit  Wasser  von  10 — 15®  C  in 
der  Dauer  von  2 — 3  Minuten;  will  man  höher  temperiertes 
Wasser  benutzen,  so  muß  mau  den  zu  geringen  thermischen 
Reiz  mit  einem  starken  mechanischen  Reize  verbinden,  indem 
man  den  Wasserdruck  der  Regendusehe  erhöht. 

Der  Brennwert  der  Nahrung,  der  sich  bei  den  akuten 
Infektionskrankheiten  nur  nach  dem  Kalorieubedürfnis  des 
Organismus  richtete,  muß  bei  den  chronischen  Infektions- 
krankheiten dieses  Bedürfnis  übersteigen  und  auch  auf  den 
Stoflfanbau  Rücksicht  nehmen;  man  muß  deshalb  eine  Über- 
ernährung mit  Eiweiß  und  Fett  einführen. 

In  manchen  Fällen  kann  man  sich  zur  Hebung  der 
Ernährung  mit  gutem  Erfolge  der  elektrischen  Behandlung 
mittelst  der  Hochfrequenzströme  bedienen;  man  sieht 
unter  dieser  Behandlung,  daß  sich  der  Appetit  hebt,  die  Ver- 
dauung erleichtert  und  die  Widerstandsfähigkeit  des  Organimus 
erhöht  wird.  Am  besten  eignet  sich  dazu  die  Auto- 
konduktion nach  d'Arsonval,  bei  welcher  sich  der  Körper 
im  Innern  eines  Solenoids  befindet  und  von  induzierten  Strömen 
durchflössen  wird,  die  in  ihrer  Frequenz  den  Strömen  des 
Solenoids  gleichstehen.  F.  Winkler. 


7.  Hydrotherapie  der  Infektionskrankheiten  der 
Eänder. 

1.  Zur  Antipyrese.  Bei  Temperatur  über  39®  Stamm- 
umschläge mit  Wasser  von  24®  C  3mal  durch  Y,  Stunde 
oder  Bad  von  35— 32®  C  auf  30—28®  abgekühlt  durch 
5 — 10  Minuten,  frottieren!  1/4  Stunde  vorher  eventuell  3 — 5  g 
Kognak  in  etwas  Milch,  nicht  mehr  als  2 — 3  Bäder  im  Tag. 

2.  Zur  Bekämpfung  des  Kollapses  sowie  zur 
Anregung  tiefer  Respirationen  (Expektoration)  bei 
Bronchopneumonien  Bad  von  35 — 32®  C  mit  wieder- 
holten   kurzen    Nackengtissen    von    brunnenkaltem    Wasser. 


PHYSIKALISCHE  THERAPIE.  379 

3.  Dnnstumscbläge  mit  abgestandenem  Wasser, 
3 — östündig  zu  wechseln,  Applikation  um  den  Hals,  Brust, 
Bauch.  Im  Prodromalstadium  akuter  Exantheme  vermeidet 
man  im  allgemeinen  hydropathische  Prozeduren;  doch  ist  das 
Bestehen  eines  Exanthems  durchaus  keine  unbedingte  Kontra- 
indikation. Ausgezeichnete  Wirkung  von  Bädern  mit  kühlen 
Übergießungen  bei  Masernpneumonien.  Lauwarme  protrahierte 
Bäder  bei  Scharlach  mit  Nephritis  wirken  vorzüglich  diuretisch . 
Im  allgemeinen  sind  die  Prozeduren  um  so  milder  zu  ge- 
stalten, je  jünger  das  Kind  ist;  bei  Säuglingen  sehr  vor- 
sichtige Wärmeentziehung,  sonst  Kollaps!  Hecht. 

8.  Die  Behandlung  der  Sprachstörungen. 

Einteilung  der  Sprachstörungen  in  periphere  und 
zentrale.  Zu  den  ersteren  gehören  die  Sprachstörungen 
infolge  von  Taubheit  oder  Schwerhörigkeit,  ferner  die 
verschiedenen  Arten  von  Stammeln  und  Näseln.  Die 
zentralen  teilt  man  in  organische  zentrale  (amnestische, 
motorische  und  sensorische  Aphasie)  und  funktionelle  zen- 
trale Sprachstörungen  —  hierher  gehört  das  Stotter«  und 
Poltern  —  ein.  Eine  besondere  Stelle  nimmt  die  Sprach- 
störung ein,  die  wir  mit  dem  Namen  Hörstummheit  be- 
zeichnen. 

Bevor  ich  auf  das  Wesen  und  die  Behandlung  der 
Sprachstörungen  eingehe,  will  ich  besonders  betonen,  daß 
ich  dieselben  an  dieser  Stelle  nur  ganz  kurz  besprechen 
will,  aber  doch  so  weit,  um  dem  praktischen  Arzte  auch  in 
diesem  Fache  wenigstens  die  wichtigsten  Gesichtspunkte 
der  Therapie  vor  Augen  zu  führen. 

Die  eigentliche  Behandlang  dieser  Affektionen,  die  nebst 
guter  Beobachtungsgabe  unendliche  Geduld  und  Mühe 
seitens  des  behandelnden  Arztes  erfordert,  wird  wohl  in  den 
meisten  Fällen  nur  ein  speziell  damit  sich  beschäftigender 
Kollege  durchführen  können. 

Die  Tanbstammheit  (Surdo-Mutitas).  Die  Diagnose 
ist  leicht,  wenn  das  Fehlen  des  Gehörs  diagnostiziert  ist. 
Differentialdiagnose  gegenüber  der  Hörstummheit  (s.  d.) 
und  idiotischer  Stummheit.   Besonders  wenn  die  Idiotie 


380  PHYSIKALISCHE  THERAPIE. 

nicht  sehr  ausgeprägt  ist,  manchmal  schwer;  nur  durch 
längere  persönliche  Beobachtung  zu  bestimmen. 

Behandlung.  Nach  der  sogenannten  ;,  deutschen 
Methode".  Keine  Zeichen-  und  Gebärdensprache,  sondern  die 
Lautsprache  durch  Absehenlernen  gewinnen.  (Beobach- 
tung bzw.  Kombination  der  Lippen-,  Wangeur  und  ünter- 
kieferbewegungen.)  Die  Perzeption  durch  das  Auge  wird 
unterstützt  durch  Ausbildung  des  Gefühls.  Prognose:  Sehr  gut. 
Die  Patienten  gewinnen  in  3  bis  6  Jahren  eine  vollständig 
lautreine  Sprache,  die  durch  weitere  Behandlung  auch  mo- 
dulationsfähig wird.  In  Fällen,  wo  ein  normales  Gehör  vor- 
handen war,  aber  nach  und  nach  schwand,  z.  B.  bei  der 
Otosklerose,  kann  man  durch  dieselbe  Therapie  in  wenigen 
Monaten  das  Ziel  erreichen.  Dort,  wo  deutliche  Hörreste 
vorhanden  sind  (bei  geringgradigerer  Schwerhörigkeit),  kann 
man  durch  methodische  Hörübungen  das  Gehör  für 
Wort-,  ja  auch  für  Satzgehör  bessern. 

Das  Stammeln  (Blaesitas,  Psellismus)..  Irrtümlich  meist 
als  eine  leichtere  Art  von  Stottern  bezeichnet;  mit  diesem 
hat  es  aber  gar  nichts  gemein.  Unter  Stammeln  ver- 
stehen wir  die  mangelhafte  Aussprache  oder  das 
Fehlen  eines  oder  mehrerer  Laute,  z.  B.  fehlerhafte  Aus- 
sprache des  s  =  Sigmatismus,  Gammagismus  =  die  des  k, 
Lambdazismus  =  die  des  1,  Rhotazismus  =  die  des  r  etc. 
Ursachen:  Verspätete  Sprachenentwicklung,  eine  gewisse  Un- 
geschicklichkeit der  Sprach  Werkzeuge,  Zahndefekte,  Zahnmiß- 
bildungen, abnorm  hoher  Gaumen  (adenoide  Vegetationen)  etc. 

Sigmatismus:  1.  interdentalis  (Lispeln,  Anstoßen). 
Das  s,  z  und  x  wird  so  gebildet,  daß  die  Zungenspitze  zwischen 
die  Zähne  gesteckt  wird  oder  gegen  dieselben  anstößt; 

2.  lateralis  (Hölzeln).  Der  Luftstrom  tritt  seitwärts 
aus  dem  Munde  heraus: 

3.  stridans  (Zischen).    Bildung  eines  sehr  scharfen  s; 

4.  nasalis.  Der  Luftstrom  entweicht  bei  der  s-Bildung 
durch  die  Nase. 

In  ähnlicher  Weise  werden  auch  die  anderen  Formen 
von  Stammeln  eingeteilt.  Ein  sehr  häufiger  Fehler  ist  auch 
der  Paragammazismus:  Statt  k  wird  t,  statt  g  —  d  ge- 
sprochen, z.  B.  statt  Kaffee  —  Taffee  etc. 


PHYSIKALISCHE  THERAPIE.  381 

Behandlung:  Auf  rein  physiologischem  Wege, 
d.  h.  ich  bilde  jeden  einzelnen  Laut  bzw.  den  zu  korrigie- 
renden in  derselben  Weise,  wie  er  normal  sein  soll. 

Als  Hilfsmittel  bedienen  wir  uns  kleiner  Sonden,  die 
man  sich  für  jeden  Fall  speziell  anfertigt;  mit  diesen  regu- 
lieren wir  die  fehlerhafte  Lage  der  Zunge,  korrigieren 
die  Richtung  der  den  Laut  bildenden  Atmungsluft  etc. 
Prognose:  Sehr  gut.  Dauer  der  Behandlung:  Je  nach  dem 
Falle,  einige  Tage  bis  einige  Wochen. 

Das  Näseln  (Rhinolalia) : 

1.  clausa  (verstopftes); 

2.  aperta  (offenes). 

Ad  1.  Hervorgerufen  durch  Geschwülste  in  der  Nase, 
Polypen,  Hypertrophien  der  Muscheln,  durch  starke  adenoide 
Vegetationen  etc.  Die  Sprache  klingt  „tot",  wie  bei  einem 
starken  Schnupfen. 

Therapie:  Solche  Fälle  gehören  in  die  chirurgische 
Behandlung  eines  Rhinologen.  Meist  stellt  sich  nach 
erfolgter  Operation  eine  normale  Sprache  ein;  wo  dies 
nicht  der  Fall  ist,  sprachärztliche  Behandlung,  systematische 
Einübung  einer  hellen  Lautbildung,  „Ton  nach  vorne  brin- 
gen" etc. 

Ad  2.  Rhinolalia  aperta,  infolge  von  Lähmungen  des 
Gaumens  (nach  Diphtherie,  zentraler  Natur),  ferner  bei  er- 
worbenen und  angeborenen  Gaumendefekten. 

Die  Sprache  klingt  stark  offen  näselnd,  dabei  besteht 
undeutliche  und  mangelhafte  Aussprache  der  einzelnen 
Laute  (Stammeln). 

Behandlung:  Bei  den  erworbenen  Gaumendefekten 
(durch  ülzerationen,  Traumen  etc.)  stellt  sich  meist  bald 
post  operationem  eine  gute  Sprache  ein.  Das  Näseln  nach 
Diphtherie  soll,  wenn  es  nicht  sehr  bald  verschwindet, 
möglichst  bald  behandelt  werden,  ehe  noch  das  Näseln  zur 
Gewohnheit  geworden  ist.  Behandlung  so  wie  bei  Gaumen- 
defekten. Vorbedingung  zur  Behandlung  der  letzteren  ist 
entweder  die  Anlegung  eines  gut  sitzenden  Obturators  oder 
die  Uranostaphylorrhaphie.  Selbst  auch  die  mit  vor- 
züglichem Erfolge  durchgeführte  Operation  gibt  puncto 
Sprache  meist  ein  nicht  befriedigendes  Resultat,  es  muß  das- 


382  PHYSIKALISCHE  THERAPIE. 

selbe  durch  sprachärztliche  Behandlung  vervollkommnet 
werden.  Diese  besteht  in  Btimmübungen,  eine  Art  Muskel- 
gynniastik,  wobei  die  kräftigen  Muskelkontraktionen  des 
Larynx  auf  die  hintere  Rachenwand  (Ausbildung  des 
sogenannten  Passavantschen  Wulstes)  und  von  hier 
aus  weiter  auf  die  Muskeln  des  neugebildeten  Gaumensegels 
oder,  falls  nicht  operiert  wurde,  auf  die  den  Obturator  um- 
schließenden Moskelpartien  tibertragen  werden.  Dazu  kommt 
die  Massage  des  Gaumensegels  (mit  einem  Handobta- 
rator  nach  Gutzmann),  Anwendung  des  elektrischen  Stromes, 
dem  vorliegenden  Falle  angepaßte  Sprechübungen  etc.  Be- 
handlungsdauer meist  mehrere  Monate.  Prognose  günstig, 
es  gelingt,  die  Sprache  wesentlich  zu  bessern.  In  Fällen, 
wo  das  neugebildete  Velnm  möglichst  weit  nach  hinten 
reicht  und  seine  sowie  die  Beweglichkeit  der  hinteren 
Bachenwand  möglichst  groß  ist,  bzw.  ein  angelegter  Obturator 
mit  der  hinteren  Bachenwand  einen  dichten  Abschluß  bildet, 
gelingt  es,  die  Sprache  zu  einer  vollständig  normalen 
zu  gestalten. 

Aphasie  (amnestische,  motorische,  sensorische). 

Die  Behandlung  der  verschiedenen  Arten  von  Aphasien 
gibt  eine  viel  bessere  Prognose,  als  im  allgemeinen  ge- 
glaubt wird.  Fälle,  die  selbst  mehrere  Jahre  (5 — 10  Jahre) 
sprachlich  unverändert  blieben,  können  durch  eine  syste- 
matische, monatelang  durchgeführte  sprachliche  Behandlung 
vorzügliche  Erfolge  aufweisen.  Freilich  erfordert  eine  der- 
artige Behandlung  seitens  des  Patienten  und  des  Arztes 
unendliche  Geduld  und  Ausdauer.  Neben  den  sonstigen  thera- 
peutischen Maßnahmen,  die  der  behandelnde  Arzt  je  nach 
der  Ätiologie  des  Falles  (Embolie,  Apoplexie  etc.)  in  An- 
wendung bringt^  machen  wir  bei  der  amnestischen  Apha- 
sie methodische  Übungen  im  Festhalten  der  Worte;  wir  be- 
ginnen mit  einzelnen  Silben  und  gehen  erst  dann  zu  Worten 
über.  Die  Worte  müssen  stets  vor  dem  Spiegel  geübt 
werden,  damit  die  Wortbewegungserinnerung  die 
mangelhafte  Wortklangerinnerung  unterstützt. 

Motorische  Aphasie.  Die  Methode,  die  hier  befolgt 
wird,  schließt  sich  an  die  Methode  des  Lautsprachunterrichtes 
bei  Taubstummen  an.  Wiederaufbau  der  Sprache.  Gleichzeitig 


PHYSIKALISCHE  THERAPIE.  383 

mit  diesen  methodischen  Artikalations-  und  Sprechübungen 
läßt  man  Scbreibübungen  mit  der  linken  Hand  vor- 
nehmen (Theorie,  daß  die  Schreibübungen  mit  der  linken 
Hand  die  rechte  Seite  des  Gehirns  befähigen,  für  die  arti- 
kulatorische  Tätigkeit  ein  neues  Sprachzentrum  rechts  leichter 
auszubilden).  Die  praktische  Beobachtung  zeigt,  daß  mit  der 
Zunahme  der  Schreibgeschicklicbkeit  gleichzeitig  die  Zunahme 
der  artikulatorischen  Geschicklichkeit  Hand  in  Hand  geht. 
Auch  wird  das  Gedächtnis  für  die  Laut  folge  unterstützt. 

Sensorische  Aphasie:  Vorübungen,  bestehend  in  einer 
Art  Gymnastik  der  Sprachwerkzenge  (Lippen-  und  Zungen- 
bewegungen). 

Da  die  Perzeption  des  Gesprochenen  mittelst  des  Wort- 
klangzentrums nicht  möglich  ist,  so  bilden  wir  ein  neues 
Perzeptionszentrum  aus:  das  Perzeptionszentrnm  für  die 
Wortbewegungen,  das  durch  das  Auge  vermittelt  wird.  Even- 
tueller Versuch  mit  Hörübungen. 

Das  Stottern  (Balbuties).  Wesen  und  Symptome: 
Es  ist  eine  spastische  Koordinationsneurose  mit  Auf- 
treten von  Krämpfen  (im  Beginne  oder  während  des 
Sprechens)  in  den  zur  Sprach produktion  nötigen  Muskel- 
gruppeu  (Atmungs-,  Stimm-,  Artikulationsmuskulatur).  Die 
Krämpfe  sind  tonisch  oder  klonisch.  Bei  allen  Stotterern 
Abnormitäten  der  Zwerchfellbewegung  beim  Sprechen  stets 
nachzuweisen  (mittelst  des  Marey sehen  Pneumographen), 
die  psychischen  Störungen  (Angst  vor  dem  Sprechen  —  das 
Stottern  erzeugt  die  Angst  und  die  Angst  erzeugt  wieder 
das  Stottern  — ,  Verlegenheit  etc.)  meist  sekundärer  Natur 
nur  bei  Erwachsenen.  Auftreten  von  sogenannten  Mit- 
bewegungen (Stirnrunzeln,  Augenzwinkern,  Bewegungen 
mit  Händen  und  Füßen  etc.),  teils  infolge  einer  gewissen 
Übertragung  der  Anstrengung  der  Sprachmnskulatur  auf 
andere  Muskeln,  teils  infolge  des  Bemühens,  den  Anstoß  bei 
der  Sprache  zu  überwinden.  Leichte  Ermüdbarkeit  und 
sonstige  Symptome  von  Neurasthenie.  Daneben  findet 
man  oft  Störungen  von  Seite  des  Darmes  (harten,  un- 
regelmäßigen Stuhl),  Behinderung  der  Nasenatmung 
(adenoide  Vegetationen,  Hypertrophie  etc.),  unruhiger 
Schlaf  usw.  Meist  tritt  es  im  Gespräche  mit  Höhergestellten  und 
Vorgesetzten  auf,  weniger  im  Familien-  und  Freundeskreise. 


384  PHYSIKALISCHE  THERAPIE. 

Beim  SingCD,  Fltistero  und  im  Rhythmus  tritt  Stottern 
stark  zurück  oder  verschwindet  ganz. 

Kein  Stotternfall  ist  dem  andern  gleich. 

Ursachen.  Wir  nehmen  (nach  Kussmaul)  eine  an- 
geborene, reizbare  Schwäche  der  gesamten  artikulatorischen 
Koordination  an.  —  In  etwa  der  Hälfte  der  Fälle  ist  die 
direkte  Ursache  unbekannt.  —  Oft  im  Anschluß  an  In- 
fektionskrankheiten, plötzlichen  Schreck,  Fall,  Schlag 
(aber  jedenfalls  seltener  als  angenommen  wird),  Alkohol- 
mißbrauch seitens  der  Eltern  und  der  Kinder,  Mastur- 
bation seitens  der  letzteren.  Eine  große  Rolle  spielt  die 
Nachahmung  (Familienmitglieder,  Schule  —  psychische 
Infektion).  Direkte  Erblichkeit  (das  stotternde  Kind  hat 
seine  stotternden  Verwandten  nie  gehört)  selten,  meist  handelt 
es  sich  um  eine  gewisse  Prädisposition,  zu  der  dann  die 
Nachahmung  hinzukam. 

Therapie  streng  individuell.  Durch  systematische 
Übung  der  normalen,  zum  guten  Sprechen  notwendigen  Muskel- 
bewegungen wird  die  richtige  Koordination,  i.  e.  das  richtige 
Zusammenwirken  aller  zum  Sprechen  notwendigen  Muskeln 
im  Sinne  einer  einheitlichen  Zweckerfüllung,  dem  Sprechen, 
erzielt.  Atemübungen,  Übungen  der  Stimm-  und  Artikulations- 
muskulatur (nach  Gutzmann).  Kein  mechanisches  Atmen 
und  Sprechen,  sondern  bewußtes  Atmen,  bewußtes 
Sprechen.  Ist  dieses  bewußte  richtige  Sprechen  „in  Fleisch 
und  Blut  übergegangen",  so  spricht  der  Patient  auch  un- 
bewußt gut,  er  ist  geheilt.  Daneben  darf  nie  an  die 
Allgemeinbehandlung  vergessen  werden.  Richtige  Diät 
(Bevorzugung  von  Vegetabilien),  Sorge  für  regelmäßigen  Stuhl, 
viel  Aufenthalt  in  freier  Lufr,  körperliche  Gymnastik,  reich- 
licher Schlaf,  eventuell  leichte  Kaltwasserbehandlung,  die  An- 
wendung des  elektrischen  Stromes,  Nervina  (Camphora  mono- 
bromata  3  X  0,5  etc.) ,  Arsenbehandluog,  chirurgische  Be- 
handlung gleichzeitiger  Nasen affektionen  (Polypen,  Hyper- 
trophie) und  in  seltenen,  hierzu  als  geeignet  erscheinenden 
Fällen  die  Hypnose;  diese  allein  gibt  keinen  Erfolg, 
nur  in  Verbindung  mit  den  anderen  therapeutischen  Maß- 
nahmen. Gewöhnliche  Suggestion  ohne  Hypnose  hat  oft 
sehr  guten  Erfolg.  Das  Lebensalter  des  Patienten  hat  keinen 


PHYSIKALISCHE  THEBAPIE.  385 

Einfluß  auf  die  Therapie  und  Prognose.  Rezidive  kommen 
vor,  wenn  man  sich  damit  begnügt,  die  Stotterer,  wenn  die 
Krämpfe  einigermaßen  tiberwunden  sind,  nach  wenigen  Tagen 
oder  Wochen  zu  entlassen.  Die  Übungstherapie  soll  womög- 
lich wenigstens  10 — 15  Wochen  durchgeführt  werden.  Die 
gesamte  Behandlung  wirkt  am  besten  in  solchen  Anstalten, 
wo  die  betreffenden  Patienten  auch  außerhalb  der  Ordination 
in  familiärer  Weise  sprachlich  überwacht  werden, 
und  man  Gelegenheit  hat,  sie  in  das  Sprechen  mit  Fremden 
(Hausgenossen,  Besuche,  Besorgung  von  Einkäufen  etc.)  förm- 
lich einzuführen.  Schwieriger  und  zeitraubender  ist  die  am- 
bulatorische Behandlung,  doch  zeitigt  auch  diese  vorzüg- 
liche Resultate.  Wenn  irgendwie  möglich,  soll  man  eine 
sprachliche  Eontrolle  bis  über  1 — 2  Jahre  ausdehnen.  Auf 
diese  Weise  kann  man  die  Zahl  der  Rückfalle  auf  wenige 
Prozent  (2 — 4)  einschränken. 

Das  Poltern  (Bruddeln).  Es  besteht  in  einer  Über- 
hastung der  Rede,  Verschlucken  von  Silben  und 
Worten,  die  Rede  wird  unverständlich,  oft  tritt  ein  Durch- 
einanderwerfen der  Silben  wie  beim  Silbenstolpern  auf, 
ja  sogar  momentane  Sprachlosigkeit. 

Die  Ursache  der  Affektion  liegt  in  der  Sprach- 
entwicklung selbst.  In  einer  gewissen  Periode  erzeugt  das 
Mißverhältnis  zwischen  Sprechinst  und  Geschicklichkeit  der 
Sprachmuskulatur  Poltern.  Therapie:  Ähnlich  wie  die  des 
Stotterns,  Anwendung  des  Spiegels  bei  der  Bildung  der 
einzelnen  Laute,  rhythmisches  silbenweises  Sprechen.  (Es 
.verschwindet  da  sehr  leicht  —  dadurch  Differentialdiagnose 
gegenüber  dem  Stottern.)  Eventuell  sonstige  Behandlung  der 
auch  oft  sonst  nervösen  Patienten.  Die  Prognose  ist  absolut 
günstig,  Behandlungsdauer  4  —  6  Wochen. 

Die  Hörstummheit  (Audi-Mntitas ,  auch  Alalia  idio- 
pathica  Coen,  Stummheit  ohne  Taubheit,  genannt).  Sie  kenn- 
zeichnet sich  dadurch,  daß  das  Kind  —  es  handelt  sich  nur 
um  Kinder  —  wohl  hört,  alles  versteht,  auch  auf- 
merksam auf  alles  lauscht,  aber  nicht  spricht.  (Da- 
durch unterscheidet  sie  sich  von  der  Taubstummheit  und 
der  idiotischen  Stnromheit.)  Solchen  Kindern  fehlt  die 
Lust  an  der  Nachahmung.   Bemerkenswert  ist,   daß  sie 

F  e  1 1  n  e  r,  Therapie  der  Wiener  Spezial&rzte.  25 


386  PHYSIKALISCHE  THERAPIE. 

auch  die  sonstigen  körperliehen  Bewegungen  schwer  und 
spät  erlernen.  Ursachen:  Erblichkeit  (die  Eltern  hör- 
stummer  Kinder  haben  ebenfalls  erst  spät  sprechen  gelernt). 
Auch  plötzlicher  Schrecken,  Furcht,  Verletzungen  (Schlag 
oder  Fall  auf  den  Kopf)  werden  als  Ursache  angegeben; 
ferner  frühzeitiger  Alkoholgenuß  seitens  der  Kinder, 
Inzucht  und  das  Vorhandensein  einer  großen  Raohen- 
mandel  (in  zirka  50 — 60^/o).  (Man  kann  wohl  da,  bei  dem 
nahen  Zusammenhäng  zwischen  den  Lymphgefäßen  des 
Rachens  und  der  Nase  und  denen  des  Gehirns,  eine 
Art  Stauung  als  die  Ursache  der  mangelnden  Nerren- 
erregung  vom  Klangzentrum  aus  zu  dem  motorischen  Sprach- 
zentrum annehmen.)  Therapie:  Warten  bis  zum  4.  Lebens- 
jahre. Nach  Entfernung  der  eventuell  vorhandenen  Rachen- 
mandel beginnt  man  mit  dem  Artikulationsnnterricht.  Syste- 
matischer Aufbau  der  Sprache.  Sonstige  allgemeine  Be- 
handlung. (Regelung  der  Diät,  des  Stuhles,  körperliche 
Gymnastik  etc.) 

Ich  möchte  diesen  Abschnitt  nicht  sehließen,  ohne  auch 
die  anderen  Sprachstörungen,  die  zur  Behandlung  gelangen, 
wenigstens  aufzuzählen:  Das  Silbenstolpern,  die  Bradylalie, 
Mogilalie,  Echolalie,  Akataphrasie,  Aphonia  spa- 
stica,  die  persistierende  eunuchoide  Fistelstimme,  die 
Sprachstörungen  bei  der  Idiotie  etc.  Auch  bei  allen  diesen, 
die  ja  zum  Teile  mit  schweren  organischen  Störungen  zu- 
sammenhängen, kann  man  durch  systematische  sprach- 
liche Behandlung  wenigstens  eine  Besserung  der 
Sprachproduktion  erzielen,  bei  einigen,  z.B.  bei  der  per- 
sistierenden Fistelstimme,  ein  vollkommen  tadelloses  Resultat* 

Eine  große  Rolle  spielt  auch  die  Prophylaxe.  Die 
meisten  Sprachaffektionen  entstehen  ja  in  der  Zeit  der 
Sprachentwicklung.  Man  achte  auf  die  Neigung  vieler  Kinder 
zum  hastigen  Sprechen  (die  Gedanken  eilen  der  noch  mangel- 
haften Sprechtätigkeit  voraus)  und  halte  sie  in  solchen 
Fällen  an,  langsam  und  ruhig,  Silbe  für  Silbe  zu 
sprechen.  Sehr  wichtig  ist  ferner  die  Fernhaltung 
schlechter  sprachlicher  Vorbilder  (Kindermädchen^ 
Spielkameraden  etc.),  man  spreche  den  Kindern  stets  klar 
und  deutlich  vor  —  ja  nicht  in  der  sogenannten  Ammen- 
sprache (z.  B.  Tomm  mein  sönes  Tindchen)  — ;  es  wird  auf 


PHYSIKALISCHE  THERAPIE.  387 

diese. Weise  gelingen,  viele  Fälle  von  Stottern,  Stammeln, 
Poltern  etc.  im  Keime  zu  ersticken. 

Ich  brauche  wohl  erst  nicht  zu  betonen,  daß  die  Be- 
handlung der  Sprachstörungen  Sache  des  Arztes  und 
nicht  der  so  viel  herumreisenden  Kurpfuscher,  Routiniers  und 
„Wanderheillehrer"  und  sonstiger  Laien  ist,  die  den  Erfolg 
im  vorhinein  „garantieren",  schließlich  den  armen  Kranken 
mit  Kosten  und  Zeitverlust  ungebessert  entlassen  und,  was 
hauptsächlich  in  die  Wagschale  f^Ut,  um  eine  HoflFhung  ärmer, 
auf  die  er  oft  seine  ganze  Zukunft  baute. 

Die  Behandlung  jedes  Sprachleidens  soll  mög- 
lichst zeitlich  beginnen,  denn  je  später  die  Behand- 
lung einsetzt,  desto  mehr  tritt  zu  der  Affektion  als  solcher 
noch  die  Gewohnheit  als  altera  natura,  desto  schwieriger 
und  zeitraubender  ist  die  Behandlung.  H.Stern. 


9.  Die  physikalische  Therapie  bei  Krankheiten 
der  Zirkulationsorgane. 

Von  Dr.  Bruno  Fellner  jun.  (Franzensbad). 

1.  Aufgaben  and  Ziele  der  physikalischen  Therapie 
bei  Krankheiten  der  Ereislanforgane. 

Die  physikalische  Therapie  hat  die  medikamentöse  teils 
zu  ergänzen,  teils  abzulösen  und  zu  ersetzen.  Sie  hat  das 
Gleichgewicht  zwischen  Kraft  und  Last  herzustellen,  den 
Herzmuskel  zu  kräftigen  und  den  Widerstand  im  Gefäßsystem 
zu  regulieren. 

unser  „Blutmotor"  macht  ca.  4200  Umdrehungen  in 
der  Stunde,  erteilt  mit  jedem  Herzschlag  ca.  100^  Blut  eine 
Geschwindigkeit  von  Yg  m  und  überwindet  dabei  einen  Wider- 
stand von  ca.  150  mm  Hg-Druck,  Eine  einfache  Rechnung 
lehrt,  daß  das  kleine  Herz  die  kolossale  Arbeit  eines  Auf- 
zuges leistet,  der  einen  ca.  70  kg  schweren  Mann  in  20  Tagen 
den  Himalaja  hinaufziehen  könnte. 

Jede  Störung  in  diesem  Perpetuum  mobile,  sei  es  an 
den  Klappen,  im  Herzmuskel  selbst  oder  auch  im  Gefäß- 
schlauch  erfordert  eine  stark  vermehrte  Arbeit,  da  ist  es 
nun  die  Aufgabe  der  physikalischen  Therapie,  die  Störungen 
zu  beseitigen  oder  die  vermehrte  Arbeit  zu  erleichtern. 

25* 


388  PHYSIKALISCHE  THERAPIE, 

Ihr  Ziel  ist,  dnrch  Regelung  der  Ernährung  Fett  and 
Eiweiß,  durch  Gymnastik  und  Massage  Körper-  und  Herz- 
mnskulatar  in  das  richtige  Verhältnis  zu  bringen,  sie  kann 
durch  Regelung  der  Fltissigkeitszufuhr,  Trinkkuren  usw. 
einen  Einfluß  auf  die  Blutbeschaffenheit  ausüben,  dnrch  Bäder, 
insbesondere  Kohlensänrebäder ,  den  peripheren  Widerstand 
herabsetzen  und  das  Herz  zu  langsamen,  kräftigen  Kon- 
traktionen anregen.  Sie  soll  die  Kompensationsvorgänge 
begünstigen,  die  Gefäßspannnng  regulieren,  das  hydrostatische 
Gleichgewicht  im  Gefäßsystem  herstellen,  eine  abnorme  Blut- 
verteilung verbessern.  Sie  soll  dem  Herzen  neue  Nahrung, 
vermehrte  Blutzufuhr  gewähren,  sie  soll  dasselbe  unter  er- 
leichterten Arbeitsbedingungen  kräftigen.  Ernährung,  Übung 
und  Schonung  des  Herzens  sind  die  drei  Grundpfeiler  der 
physikalischen  Therapie. 

2.  Mittel  und  Wege  der  physikalischen  Therapie. 

Anwendung  von  Kälte  und  Wärme. 

Kalte  Kompressen  in  der  Herzgegend  aufgelegt,  wirken 
bei  Palpitationen,  Aufregungszuständen  aller  Art  beruhigend 
ein,  in  gleicher  Weise  wirken  kalte  Kopf  um  schlage  bei 
Blutandrang  zum  Kopf,  Schlaflosigkeit  usw.  günstig. 

Die  Eisblase  wird  in  ein  dreieckiges  Tuch  befeetigt 
auf  die  Herzgegend  gelegt.  Sie  ist  ein  souveränes  Mittel  bei 
akuter  Herzinsuffizienz,  insbesonders  bei  jagendem  Pulse,  sie 
ist  bei  akuter  Endo-,  Peri-  und  Myokarditis  sowie  bei  Herz- 
störungen  fiebernder  Kranker  unentbehrlich. 

Doch  werden  oft  Kühlapparate,  insbesonders  die 
Leiter  sehen  Kühlschlangen,  besser  als  die  Eisblase  ver- 
tragen. Sie  stellen  eine  gleichmäßigere  und  mildere  Kälte- 
applikation dar. 

Wärmeregulatoren.  Durch  die  Leiterschen  Schlan- 
gen und  durch  andere  aus  Blech  geformte  Regulatoren  kann 
auch  warmes  Wasser  von  15 — 30®  C  durchgeleitet  werden, 
dieselben  werden  ebenso  wie  die  Heißwassergummibeutel 
auf  die  Herzgegend  aufgelegt.  Wärme  wirkt  manchmal  bei 
starker  Herzinsuffizienz,  insbesonders  bei  Drucksteigerung 
(Hochdruckstauung)  günstiger  als  Kälte  ein  (Koronarsklerose). 


PHYSIKALISCHE  THERAPIE.  389 

Allgemeine  Regel.  Nach  Rosenbach  ist  Kälte  dort 
angezeigt,  wo  die  Diastole  wegen  schwacher  Organtätigkeit 
nngentigend  oder  die  nervöse  Erregbarkeit  stärker,  Wärme, 
wenn  die  Systole  wegen  geringer  Gewebsarbeit  nicht  kräftig. 

Schwitzprozediiren.  Allgemeine  nnr  ausnahmsweise 
und  mit  größter  Vorsicht.  Bei  starker  Wasserretention  am 
besten  Anwendung  der  bekannten  Phönix  k  air  chaud. 

Allgemeine  Wärmezufuhr.  Kühle,  blasse,  mit  Blut 
schlecht  versorgte  Körperteile  werden  bei  ungenügender 
Herztätigkeit  massiert,  mit  heißen  Tüchern  frottiert,  in  warme 
Bäder  getaucht.  Wärmeflaschen! 

Bäder  und  Waschungen. 

Kühle  Bäder  und  Allgemeinprozeduren  werden  wegen 
der  dabei  eintretenden  starken  Widerstandserhöhung  durch 
Gefäßkontraktion  bei  Herzkranken  wenig  empfohlen.  Am 
geeignetsten  sind  noch  kurze  laue  Abreibungen,  mit  kräf- 
tigem Frottieren  verbunden.  Bei  Herzneurosen  und  bei  starker 
nervöser  Erregung  sind  vorsichtig  kühle  Halbbäder  zu  geben. 

Warme  Bäder.  Bäder  von  24 — 26«  R  stellen  infolge 
der  im  Bade  eintretenden  Gefäßerweiterung  eine  schonende 
Prozedur  für  das  Herz  dar.  Therapeutisch  werden  sie  meist 
durch  die  COj-Bäder  von  derselben  Temperatur  ersetzt. 

Heiße  Bäder.  Bäder  über  24— 30»  R,  Schwitzbäder  etc. 
nur  mit  großer  Vorsicht  bei  Herzkranken  anwendbar. 

Moor-,  Schwefel-,  Fango-,  Schlammbäder  sind  bei 
Herzkranken  nur  mit  Temperaturen  unter  24 — 30®  und  nur 
als  Halbbäder  auch  dann  nur  sehr  vorsichtig  zu  versuchen. 
Günstig  ist  eine  Kombination  wie  die  Kohlensäure-Moor- 
bäder (am  Boden  fast  trockenes  heißes  Moor,  oben  Kohlen- 
säurebad) bei  Herzkranken  mit  Gelenkschmerzen,  Frauen- 
leiden etc. 

Natürliche  Kohlensäurebäder. 

Sie  sind  als  die  physikalische  Digitalis  anzusprechen. 

Indikationen.  Primäre  und  sekundäre  Herzmuskel- 
schwäche, Vitium  cordis  im  kompensierten  Stadium  oder  mit 
leichten  Kompensationsstörnngen,  Fettherz  und  Myokarditis. 


390  PHYSIKALISCHE  THERAPIE. 

Chronische  Herz-  und  GefMßneurose,  Basedow  und  Kropfherz, 
Arteriosklerose,  subjektive  Herzbeschwerden,  Fettleibigkeit, 
Blutarmut,  Herzstörungen  bei  Nephritis. 

Bedingungen  (Romberg).  Das  Herz  muß  einer  Mehr- 
arbeit fähig,  die  Bäder  müssen  gut  abstufbar  sein. 

Kontraindikationen.  Schwere  Kompensationsstörun- 
gen, starke  Ödeme  und  Ascites,  hochgradige  Dyspnoe  etc., 
schwere  Koronarsklerose,  akute  rezente  Entzündungsprozesse, 
Aneurysma,  Gefahr  von  Thrombose  und  Embolie. 

Geeignete  Bäder.  Die  zur  Bereitung  verwendeten 
Mineralquellen  müssen  reich  an  Kohlensäure  sein,  die  Berei- 
tungsvorrichtungen sowie  die  Verschiedenheit  der  Quellen  eine 
gute  Abstufung  der  Kohlensäuremenge  ermöglichen,  die  Ter- 
rainverhältnisse günstig,  die  Ärzte  und  das  Badepersonal 
geschult  sein. 

Als  solche  Herzkurorte  werden  (nach  Romberg)  beson- 
ders in  Deutschland  Nauheim,  in  Österreich  Franzensbad 
empfohlen.  Es  kommen  weiter  noch:  Oeynhanseo,  Kissingen^ 
Cudowa,  Marienbad  usw.  in  Betracht. 

Wirkung  der  COg-Bäder.  Im  Bade:  Starke  Erwei- 
terung der  Gefäße,  verlangsamter  kräftiger  Herzschlag  (Scho- 
nung und  Übung  des  Herzens),  ruhige  tiefere  Atmung,  Be- 
schleunigung der  Stromgeschwindigkeit  des  Blutes  und  des 
Zuflusses  zum  Herzen  (bessere  Ernährung  des  Herzmuskels). 
Der  Blutdruck  steigt  oder  fällt,  die  Pulsgröße  (Pulsdruck) 
nimmt  konstant  beträchtlich  zu,  die  Pulsfrequenz  ab.  Die  Wir- 
kung hängt  hauptsächlich  vom  Gehalt  an  COg  ab.  Jedes  COg- 
Bläschen  übt  einen  Wärmereiz  auf  die  Haut  aus ,  während 
das  Wasserbläschen  daneben  wegen  des  hohen  Indififerenz- 
punktes  einen  Kältereiz  ausübt.  Neben  dieser  thermischen 
Kontrastwirkung  ist  auch  ':eine  chemische  vorhanden.  Im  Bade 
meist  wohliges  Gefühl,  danach  bei  den  leichteren  Bädern  Er- 
regung, bei  den  schwereren  Ermattung. 

Baderegeln.  Man  steigt  stufenförmig  in  zirka  4  bis 
6  Wochen  von  den  schwächsten  bis  zu  den  stärksten  Bädern. 
Die  Abstufungen  werden  durch  stärkeren  COj-Gehalt  des 
Bades,  stärkeren  Solezusatz,  erniedrigte  Temperaturen 
(28 — 25®  R)  und  sukzessive  steigende  Badedauer  (8 — 18  Mi- 
nuten)   minutiös    dosiert.     Die    höchste    Stufe    Strombäder, 


PHYSIKALISCHE  THERAPIE.  391 

mit  ständiger  Erneuerung  der  CO2  durch  Zu-  und  Abfluß 
des  Wassers  während  des  Bades.  Anfangs  gibt  man  3,  später 
4 — 5  Bäder  wöchentlich.  Eine  richtige  Kur  ist  nur  an  Ort 
und  Stelle  unter  Leitung  des  geschulten  Badearztes  möglich. 

Kontrolle.  Kritische  Beurteilung  der  subjektiven  Be- 
schwerden der  Patienten  während  und  nach  dem  Bade,  Kon- 
trolle des  Pulses  (Sphygmographie  und  Sphygmomanometrie), 
bei  schweren  Fällen  Untersuchung  im  Bade.  Verfolgen  der 
Änderung  der  Herzdämpfung,  Töne,  Geräusche,  Funktions- 
prüfung des  Herzens  etc. 

Endeffekt.  Lebhaftes  Wohlbehagen  und  allgemeines 
Kräftigungsgefühl,  Beseitigung  leichter  Kompensationsstörun- 
gen, zahlreicher,  subjektiver  Beschwerden,  Verkleinerung  der 
Dilatation,  Verlangsamüng  und  Kräftigung  des  Pulses,  Regu- 
lierung des  Blutdrucks  und  der  Blut  Verteilung.  Kurz:  Spar- 
mittel für  die  Digitalifi. 

Künstliche  COg-Bäder.  Einziger,  wenn  auch  minder- 
wertiger Ersatz  für  natürliche  COg-Bäder,  bei  Kuren  zu  Hanse 
und  im  Winter.  Es  kommen  verschiedene  Bäderzusätze  zur 
Bereitung  im  Handel.  Die  gebräuchlichsten  von  Sandow, 
"Kopp  und  Joseph. 

Prinzip  der  Bereitung:  Natr.  bicarb.  und  Mutterlaugen- 
salz im  temperierten  Wasser  gelöst,  Salzsäure  längs  des 
Bodens  verteilt.  Zur  Abstufung  nimmt  man  gleiche  Teile 
HCl  und  Na  CO3  und  steigt  von  je  200—2000  g  an. 

In  Anstalten  eignen  sich  mehr  Apparate,  in  denen  die 
CO2  direkt  ins  Wasser  gepumpt  wird. 

Indikationen  u.  a.  siehe  natürliche  C02-Bäder. 

Indifferente  Thermen  werden  bei  gut  kompensierten 
Vitien  mit  rheumatischen  Aflfektionen  sowie  bei  Gefäßneurosen 
recht  gut  vertragen. 

Elektrische  Bäder. 

Es  werden  galvanische  und  faradische  Bäder,  ins- 
besonders  das  Schnöesche  Vierzellenbad  als  gefäß- 
tonsierend  und  die  Hauttätigkeit  anregend  empfohlen. 
Wechselstrombäder  (sinusoidale).  Faradische  Bäder,  bei 
welchen  der  Strom  während  des  Bades  kontinuierlich  ab- 
und  zuschwillt.   Ihre  Wirkung  noch  wenig  studiert,  scheint 


392  PHYSIKALISCHE  THERAPIE. 

außer  dem  Hautreiz  noch  in  einer  Erregung  der  Muskulatur 
zu  bestehen.  Ihr  Erfolg  steht  noch  sehr  in  Diskussion.  Sie 
werden  bei  Neurosen  und  mäßiger  Arteriosklerose  empfohlen. 
Immer  nur  bei  geringen  Störungen  der  Herztätigkeit! 

Sauerstoffbäder. 

Ozetbäder  nach  Saransohn.  300^  Natriumperborat 
und  30  g  Manganborat  führen  zur  Entwicklung  von  Sauer- 
stoff im  Bade.  Ähnliche  Wirkung  wie  die  der  freien  COg 
im  Bade,  jedoch  beispielsweise  keine  günstige  Beeinflussung 
des  Blutdrucks. 

Reichere  Erfahrungen  fehlen  noch. 

Trinkkuren. 

Vermehrte  Wasserzufuhr  ist  bei  Krankheiten  der  Zirku- 
latioDsorgane  nur*  in  besonderen  Fällen  (Eindickung  des  Blutes) 
gestattet.  Mineralwässer  sind  am  besten  als  Ersatz  der  ge- 
wöhnlichen Fltissigkeitszufuhr  anzuwenden.  In  gut  kompen- 
sierten Fällen  ist  aber  auch  von  übertriebener  Vorsicht 
abzuraten.  1 — 2  Glas  Mineralwasser  werden  meist  gut  ver- 
tragen. Empfehlenswert  ist  eine  genaue  Eontrolle  der  Flüssig- 
keitsmengen und  der  Harnausscheidung  (letztere  normaler- 
weise etwa  */ß  der  ersteren).  Kohlensäurereiche  Quellen 
müssen  ihres  COa-Gehaltes  durch  entsprechende  Vorrichtungen 
(Erwärmung  etc.)  beraubt  werden.  Die  Auswahl  des  Brunnens 
zu  einer  Trinkkur  richtet  sich  nach  den  verschiedenen 
Nebenerkrankungen  respektive  Symptomen.  Bei  Blutarmut 
Eisenwässer  (Schwalbach,  Pyrmont,  Franzensbader  Stahl- 
und  Neuquelle,  Marienbader  Ambrosius).  Bei  Fettleibig- 
keit, Obstipation,  Arteriosklerose  Marienbad  (Kreuz- 
brunnen), Franzensbad  (Wiesenquelle),  Kissingen;  bei  Stau- 
ungen im  Pfortaderkreislauf  Karlsbad,  Wiesbaden  etc.;  bei 
Katarrhen  der  Respirationsorgane  die  verschiedenen  Koch- 
salzquellen ,  auch  in  Form  von  Inhalationen  und  Gur- 
gelungen etc. 

Massage. 

Die  Hauptanwendungsform  der  Massage  bei  Erkrankungen 
der  Zirkulationsorgane  ist  die  Vibrationsmaasage  des 
Herzens. 


PHYSIKALISCHE  THERAPIE.  393 

Bei  akuter  Herzschwäche  insbesonders  in  der  Nar- 
kose wirken  Zitterbewegungen  und  Erschütterungen  in  der 
Herzgegend  manuell  oder  mit  den  bekannten  elastischen 
Klopfern  der  Vibrationsapparate  (elektrisch,  für  Handbetrieb 
„Venividivici")  sehr  günstig  (wahrscheinlich  reflektorisch) 
ein.  Bei  offenem  Thorax  kann  man  durch  entsprechende 
direkte  Erschütterung  des  Herzmuskels  den  drohenden  Exi- 
tus aufhalten.  Bei  chronischen  Herz-  und  Gefäßer- 
krankungen aller  Art  wirkt  Vibrationsmassage  der  Herz- 
gegend im  2.,  3.  und  4.  Interkostalraum,  durch  zirka  3  bis 
8  Minuten  angewendet,  ergänzt  durch  Beklopfungen  des 
Rückens  (Vagusreizung),  sowie  konstante  Erschütterungen 
besonders  druckempfindlicher  und  schmerzhafter  Punkte  am 
Brustbein  etc.  sehr  günstig  ein.  Der  Pols  wird  langsamer 
und  kräftiger,  die  Vibrationen  wirken  entschieden  tonisierend 
auf  den  Herzmuskel  ein,  beseitigen  verschiedene  nervöse 
Beschwerden  und  Schmerzanfälle  (nicht  bei  Angina  pectoris). 
Besondere  Indikation  bei  Neurosen,  Fettherz,  Arhythmie, 
Herzschwächezuständen  aller  Art.  Allgemeine  Körpermas- 
sage wird  zur  Erleichterung  der  Zirkulation  in  der  Peri- 
pherie mit  Vorteil  in  kurzen  nicht  zu  ermüdenden  Sitzungen 
anzuwenden  sein. 

Massage  des  Abdomens,  Vibrationsmassage  bei  Stau- 
ungen im  Pfortaderkreislauf,  mangelhafter  Verdauung;  bei 
Fettleibigkeit  entsprechende  Knetungen  und  Hackungen,  Mas- 
sage der  Bauchmuskeln  zur  Unterstützung  der  Atmung. 

Alle  Massageeingriffe  sind  stets  nur  unter  Kon- 
trolle des  subjektiven  Befindens,  des  objektiven  Befundes, 
Pulses  usw.,  außerdem  in  günstiger  Kombination  mit  gym- 
nastischen  Übungen  vorzunehmen. 

\ 
\  Gymnastik. 

Ähnlich  wieder  Skelettmuskel  kann  der  Herzmuskel 
bei  ausreichender  fei^nährung  und  Übung  erstarken.  Be- 
dingung dazu  ist,  daß  noch  genügend  arbeitsfähige  Muskel- 
substanz vorhanden  ist,  auch  ist  die  Gymnastik  nur  dort 
indiziert,  wo  das  Herz  gesteigerte  Arbeit  noch  leisten  kann 
und  auch  eine  beschleunigte  Blutströmung  keine  Gefahr 
bietet.    Der  übermüdete  Herzmuskel   bedarf  immer  zuerst 


394  PHYSIKALISCHE  THERAPIE. 

der  Schonung  (Bettruhe).  Kontraindiziert  ist  daher 
die  Gymnastik  bei  jeder  stärkeren  Herzinsuffizienz,  ins- 
besonders  bei  allen  Herzstörungen  nach  körperlichen  Über- 
anstrengungen und  nervösen  Erschöpfungen  (Gegensatz  zu 
COa-Bädern).  Ferner  bei  Koronarsklerose,  Aneurysma,  Endo- 
karditis etc.  Besondere  Indikationen  für  die  Gymnastik 
bieten  Fälle,  in  denen  die  Körpermuskeln  zurückgeblieben, 
so  bei  allgemeiner  Adipositas,  Plethora  und  bei  anämischen 
Patienten,  die  leicht  zu  Herzinsuffizienzerscheinungen  neigen. 
Vorteilhaft  wird  auch  mit  leichten  gymnastischen  Be- 
wegungen, in  Kombination  mit  Herzmassage  und  COa-Bädern, 
die  durch  Digitalis  kompensierte  leichte  Herzinsuffizienz 
respektive  die  Herzschwäche  nach  verschiedenen  Infektions- 
krankheiten beeinflußt.  Technik:  Entweder  manuell  (Schott) 
oder  mit  entsprechenden  Apparaten  (Zander,  Herz).  Man 
fängt  mit  leichten  passiven  Bewegungen  an  Armen  und 
Beinen  an  (Strecken,  Beugen,  Drehen,  Spreizen  etc.).  Der 
Patient  leistet  steigenden  Widerstand.  Daran  schließen  sich 
die  sogenannten  Pendelbewegungen  (Förderungsbeweguogen). 
Die  2.  Stufe,  dieselben  Bewegungen,  bei  welchen  der  Patient 
Widerstand  geleistet,  jetzt  aktiv  mit  steigendem  Widerstand 
des  Gymnasten.  Die  Atemgymnastik  nimmt  eine  besondere, 
souveräne  Stellung  ein.  Den  Abschluß  bilden  Erschütterungen 
einzelner  Körperteile  sowie  komplizierte  Körperübungen 
(Kniebeugen,  Ruderapp^ate  etc.).  Zu  warnen  ist  vor  den 
verschiedenen  „Systemen"  (Müllern,  Sandow  etc.). 

Regel.  Jede  Übung  im  Anfang  nicht  länger  als 
1  Minute,  später  2 — 5  Minuten,  jede  Aktion  synchron  mit 
der  Atmung.  Beobachtung  des  Patienten.  Keine  Ermüdung, 
kein  Blutandrang  zum  Kopfe  I  Bei  starker  Frequenzzunahme 
der  Pulse  sofort  aufhören!  Nur  langsam  ansteigen,  nie  durch 
die  Hand  etc.  die  Zirkulation  im  arbeitenden  Glied  be- 
hindern! 

Wirkung.  Die  Gefäße  des  arbeitenden  Muskels  erweitem 
sich,  es  wird  dem  Herzen  rhythmisch  eine  größere  Blutmenge 
zugeführt,  es  wird  besser  ernährt  und  zu  kräftigeren  Kon- 
traktionen angeregt.  (Der  systolische  Blutdruck  steigt,  der 
diastolische  sinkt.)  Die  Muskelsubstanz  kann  bei  verbesserter 
Ernährung  und  vermehrter  Arbeit  zunehmen. 


PHYSIKALISCHE  THERAPIE.  395 

Spezielle  Atemgymnastik. 

Bei  den  innigen  Beziehungen  zwischen  Respiration  und 
Zirkulation  ist  eine  kunstgerechte  Atemgymnastik  bei  Herz- 
kranken besonders  zu  empfehlen. 

Indikationen.  Besonders  bei  Störungen  im  Lungen- 
kreislauf, Dyspnoe,  aber  auch  sonst  als  leichteste  Form  der 
Gymnastik  „beim  ersten  Erwachen,  des  zur  Ruhe  verurteilten 
Herzmuskels"  (bei  Herzschwächezuständen  aller  Art). 

Technik.  Oertel  empfiehlt  exspiratorische  Kompression 
des  Thorax  (ähnlich  der  künstlichen  Atmung).  Empfehlens- 
wert tiefes  Atmen  in  Absätzen  (sakkadiert).  Apparate:  Zand  er- 
sehe Brnsterweiternngsapparate,  die  verschiedenen  „Gummi- 
systeme". Ganz  Hervorragendes  scheint  der  Bogheansche 
Atemstuhl  zu  leisten,  dem  eine  besonders  günstige  Beein- 
flussung des  Pulses,  des  Blutdruckes  und  der  Atmung,  be- 
sonders bei  Dyspnoe  und   hohem  Druck  nachgerühmt   wird. 

Die  Qualität  der  Atemluft  wird  durch  Terrain- 
kuren in  günstiger  Weise  beeinflußt  (siehe  daselbst). 

Apparate  und  Elektrizität. 

Abbösche  Herzstütze:  Bei  Schwächezuständen,  Schmer- 
zen in  der  Herzgegend  zu  empfehlen. 

Elektrische  Apparate:  Anwendung  des  faradischen 
Pinsels  bei  nervösem  Herzklopfen  und  Sternalschmerz,  bei 
Herzneurosen  etc.  Galvanisation  in  der  Jugulargegend. 

Sauerstoffinhalationen  haben  sehr  günstige  Wirkung 
bei  Cyanose,  Dyspnoe,  Lungenödem  (Einzeldosis  V2 — 1  Ballon, 
Maximaldosis  manchmal  8—10  Ballons  täglich). 

Terrainkuren. 

Das  besonders  von  Oertel  ausgebildete  Terrainkur- 
eystem  ist  als  Teilfaktor  einer  allgemeinen,  physikalischen 
Therapie  wohl  empfehlenswert. 

Indikationen  und  Eontraindikationen  wie  bei 
Gymnastik.  Besonders  eignen  sich  Fettleibige  und  Individuen, 
die  wenig  an  Muskeltätigkeit  gewöhnt  sind.  Auch  ist  eineTerrain- 
kur  nach  vollendeter  C02-Kur  als  Nachkur  empfehlenswert. 


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396  PHYSIKALISCHE  THERAPIE. 

Durchführung: 

I.  Horizontale      Wege  höchste  Steigung    »/loo» 
n.  sanftsteigende 

III.  steilere 

IV.  steile 
V.  Hochtouren. 

Man  beginnt  mit  I.  oder  II.  je  nach  Herz-  und  Muskel- 
kraft und  läßt  sukzessiv»  Tag  für  Tag  von  500 — 4000  m 
(durch  4 — 8  Wochen)  Weglänge  steigen.  Nach  100—300  m 
Pause  und  tiefes  Atemholen.  Bei  Müdigkeit  unterbrechen  und 
setzen.  Unter  strenger  Kontrolle  kann  gewöhnlich  erst  bei 
einer  2. oder  3.  Kur  zu  IH.  eventuell  IV.  übergegangen  werden. 
Weitere  Steigerungen  sowie  auch  oft  schon  IV.  tunlichst  zu 
vermeiden. 

Terrainkurorte:  Meran,  Aussee  (II. — V.),  Franzensbad, 
Nauheim  (I. — 11.),  Marienbad  (II. — IV,),  Semmering  (II. — V.). 

Klimatische  Verhältnisse. 

Milde  Seeluft,  Gebirgsluft  (Höhe  bis  800  m)  werden 
als  gönstig  gerühmt.  Entscheidend  ist  die  individuelle  Er- 
fahrung. 

Diät. 

Bei  Kompensationsstörungen  blande  Diät.  Jede 
Nahrungsaufnahme  erfordert  vermehrte  Arbeit  des  Herzens. 
Bei  kompensierten  Zuständen  wenig  reichliche,  oftmalige 
Mahlzeiten.  Man  vermeide  gleichzeitig  feste  Speisen  und  viel 
Fltlssigkeiten  zuzuführen.  Mäßigkeit  in  allem  erste  Regel. 
Milch,  souveränes  Mittel,  daneben  etwas  Malzkaffee,  Tee. 
Kaffee,  starker  Tee,  schwerer  Alkohol  sind  zu  vermeiden. 
Zu  guten  Zeiten  1 — 2  Glas  leichter  Rheinwein,  Bordeaux, 
Vöslauer  gestattet,  Bier  */io  ^  Pilsner.  Allzu  fette,  gewürzte 
und  blähende  Speisen  zu  vermeiden.  Die  sonstige  Diät  richtet 
sich  nach  der  bestehenden  Stoffwechselstörung  (siehe  daselbst). 
Bei  Wasserretention  kochsalzarme  Kost.  Flüssigkeitsbeschrftn- 
kungen  nicht  allgemein,  sondern  nur  bei  Hydrämie,  starker 
Fettsucht  etc.  Kontrolle  der  Zu-  und  Abfuhr  (siehe  Trink- 
kuren). 

Rauchen  einschränken :  1 — 2  leichte  Zigarren  Maximum. 


PHYSIKALISCHE  THERAPIE.  397 

Alphabetische  Übersichtstabelle. 

Akute  Herzschwäche:  Eisblase  Leiterscher  Ktihl- 
apparat,  Abb^sche  Herzstütze,  SaiierstoflFinhalationen,  Herz- 
massage,  Wärmezufuhr  an  den  Extremitäten. 

Aneurysma:  Eälteapplikation  gegen  die  Schmerzen, 
Gipsabgüsse  des  Aneurysma  mit  Eisstückchen  gefüllt  (Cursch- 
mann).  Galvanopunktur.    Keine  physikalischen    Prozeduren. 

Angina  pectoris:  Lauwarme  Umschläge,  Ben fteig,  vor- 
sichtige COg-Bäder,  keine  Gymnastik. 

Arteriosklerose:  Reizlose  Diät,  Milchkuren,  Eier, 
Gemüse,  wenig  Fleisch  (Huchard).  GOj-Bäder  nahe  der  In- 
differenzzone (33 — 35<^  C),  galvanische, Vierzellen-  und  Wechsel- 
strombäder, leichte  Abführwässer,  wenig  Gymnastik. 

Basedow  und  Kropfherz:  COg-Bäder,  Galvanisation 
des  Sympathikus,  Vibrationsmassage,  leichte  Kaltwasser- 
kuren. 

Dyspnoe  und  Stauungen  im  Lungenkreislauf: 
Sauerstoff,  Inhalationen,  Atemgymnastik  (Bogheanscher 
Atemstuhl),  Brustwickel. 

Endokarditis:  Bettruhe,  später  leichte  Gymnastik  und 
CGjj-Bäder,  Eisbeutel. 

Fettherz,  Herzinsuffizienz  Fettleibiger:  Ein- 
schränkung der  Fett-  und  Kohlehydratzufuhr,  Gymnastik, 
Terrainkur,  Massage,  C02-Bäder. 

Herzmuskelinsuffizienz:  Systematische^  individuelle 
Auswahl  aller  physikalischen  Behelfe. 

1.  Potatoren,  Bierherz  wie  Fettherz. 

2.  Sport-  und  idiopathische  Hypertrophie :  Schonung,  keine 
Gymnastik,  COg-Bäder,  Massage. 

3.  Bei  nervöser  Erregung:  siehe  Herzneurosen. 

Herz-  und  Gefäßneurosen:  Regelung  der  Diät,  Be- 
schränkung von  Alkohol,  Nikotin  etc.  Für  Schlaf  sorgen,  bei 
Übererregten  mit  kräftigem  Puls  indifferente  Thermen, 
Wechselstrombäder,  bei  schwachem  Puls  CO2 -Bäder.  Leichte 
Kaltwasserkur,  Vierzellenbäder,  Vibrationen. 

Myokarditis  und  Perikarditis  wie  Endokarditis. 

Ödeme,  Ascites:   Phönix,    Diät,  Wasserbeschränkung. 


398  PHYSIKALISCHE  THERAPIE. 

Tachycardie  paroxysmale:  Eisblase,  Vibrationen, 
Kompression  der  Jugulargegend,  COg-Bäder. 

B.  Fellner  jun. 

10.  Physikalische  Therapie   der  Erkrankungen  der 
Respirationsorgane. 

In  den  nachfolgenden  Zeilen  finden  lediglich  die  rein 
physikalischen  Methoden  Besprechung,  während  die  durch  me- 
dikamentöse Beeinflussung  wirkenden,  externen  Behandlnngs- 
weisen  im  L  Teil  dargelegt  wurden. 

Die  folgende  Darstellung  beschränkt  sich  entsprechend 
dem  Plane  des  Werkes  mit  Außerachtlassung  aller  allge- 
meinen Prozeduren  (wie  Abhärtungskuren ,  Licht-,  Luft- 
bäder etc.)  lediglich  auf  die  Beschreibung  der  für  die  Re- 
spirationsorgane spezifischen  mechanischen  Therapie. 

Die  krankhaften  Veränderungen  der  Lungen,  welche 
eine  aussichtsreiche  Behandlung  mittelst  physikalischer  Heil- 
faktoren versprechen,  lassen  sich  in  vier  große  Gruppen 
einteilen. 

Indikationen  der  physikalischen  Bespirations- 
therapie. 

I.  Übermäßiger  Gehalt  der  Lungen  an  Luft. 
Derselbe  betrifft  bald  die  ganze  Lunge  (Volumen  pulmo- 
num auctum  und  alveoläres  Lungenemphysem),  bald 
nur  einzelne  Lungenteile  (sekundäres,  kompensatorisches 
Emphysem,  gewöhnlich  bei  verminderter  Respirationsfähig- 
keit der  übrigen  Lungenteile  auftretend). 

II.  Verringerung  des  Luftgehaltes  in  einzelnen 
Lungen  Partien  (insbesondere  im  Verlaufe  und  nach  Ab- 
heilung der  Rippenfellentzündung  resp.  der  Lungenentzündung 
auftretend,  Atelektase). 

IIL  Das  Asthma.  Diese  häufige  Erkrankung  setzt  der 
rein  medikamentösen  Behandlung  hartnäckigsten  Widerstand 
entgegen.  Selbst  in  denjenigen  Fällen,  wo  es  gelingt,  durch 
Medikamente  den  Anfall  zu  kupieren,  bleibt  nach  demselben 
eine  Blähung  der  Lunge  zurück,  welche  bei  öfterer  Wieder- 


PHYSIKALISCHE  THERAPIE,  399 

holang  der  Anfälle  dem  Dauerzastande  des  Lungeuemphysems 
Platz  macht. 

IV.  Insuffizienz  der  Atmungstätigkeit.  Dieselbe 
ebnet  den  Boden  für  Erkrankungen  des  Lungenparenchyms 
und  erfordert  eine  sogenannte  Re^ducation  respiratoire  (wie 
die  Franzosen  diese  prophylaktische  Behandlungs weise  nennen). 

Um  die  Aussichten  würdigen  zu  können,  welche  eine 
mechanische  Behandlung  der  oben  genannten  Lungenverän- 
dernngen  für  sich  in  Anspruch  nehmen  kann^  ist  es  nötige 
kurz  auf  die  vorhandenen  aerodynamischen 

Grundlagen 

einzugehen.  Die  Lungenblähung  entsteht  im  Gefolge  zahl- 
reicher Gelegenheitsursachen,  deren  Zusammenfassung  uns 
einen  Einblick  in  die  Pathogenese  des  Volumen  pulmonum 
auetum  gewährt.  Nach  den  Zusammenstellungen  der  derzeit 
maßgebenden  Autoreu,  z.  B.  Hofmanns  (Nothnagels  Hand- 
buch der  speziellen  Pathologie  und  Therapie),  sind  als  Gelegen- 
heitsursachen für  die  Entstehung  dieser  Krankheit  als  festste- 
hend anzunehmen  nicht  bloß  organische  Erkrankungen  der  Luft- 
wege und  Pleuren  (Bronchitis,  Nasenerkrankungen,  Pleura- 
verwachsungen, Krupp,  Staubinhalation)  oder  funktionelle  Über- 
lastung derselben  (Singen,  Spielen  von  Blasinstrumenten,  Glas- 
und  Lötrobrblasen),  sondern  auch  Erkrankungen  des  Herzens 
und  der  großen  Blutgefäße  (Stenokardie,  Concretio  pericardii, 
Arteriosklerose,  Embolie  der  Arteria  pulmonalis),  ja  sogar 
Angstznstände  bei  Geisteskrankheiten. 

Ein  Blick  auf  diese  Reihe,  insbesondere  auf  das  letzte 
Glied  derselben  erweist  zweifellos,  daß  eine  organische  Er- 
krankung des  Respirationstraktes,  ja  sogar  eine  organische 
Erkrankung  überhaupt  für  das  Zustandekommen  der  Lungen- 
blähung gar  nicht  nötig  ist.  Das  einzige,  all  den  erwähnten 
Gelegenheitsnrsachen  gemeinsame  Moment  ist  Atemnot,  Luft- 
hunger  und  auf  den  ersten  Blick  scheint  ein  Zusammenhang 
desselben  mit  der  Entstehung  des  vermehrten  Luftgehaltes 
der  Lunge  unverständlich.  Aufgeklärt  wird  dieses  Verhalten 
durch  eine  in  der  allerjüngsten  Zeit  bekannt  gewordene 
Untersuchung  über  den  Einfluß  der  Atemnot  auf  die  Volums- 
veränderungen   der    Lunge,   welche  einen    ätiologischen   Zu- 


400  PHYSIKALISCHE  THERAPIE. 

sammenhang  zwischen  vertiefter  AtmuDg:  und  Lnngenblähnng 
nachweisen  konnte.  Hof  bau  er  und  Holzknecht  wiesen  näm- 
Hch  durch  radiologische  Untersuchung  nach,  daß  die  Atem- 
vertiefuug  mit  Hilfe  eines  ganz  eigentümlichen  Mechanismus 
zustande  kommt  (Holzknechts  Mitteilungen,  I.  Band, 
2.  Heft,  pag.  56  ff.).  In  beinahe  allen  Fällen  macht  sich  gemäß 
diesen  Untersuchungen  die  Vertiefung  der  Atmung  in  der 
Form  geltend,  daß  lediglich  die  Inspiration  vertieft  wird  (so 
daß  sich  also  bei  der  Inspiration  eine  wesentliche  und  weit- 
gehende Verstärkung  der  Atmung  einstellt),  während  eine 
solche  bei  der  Exspiration  fehlt.  Als  Ursache  dieses  eigen- 
tümlichen Verhaltens  ist  die  Verschiedenheit  der  beim  nor- 
malen Menschen  gewöhnlich  in  Aktion  befindlichen  Mechanis- 
men für  Inspiration  und  Exspiration  anzusehen.  Die  von 
elastischen  Kräften,  also  mit  Ausschluß  einer  durch  Willens- 
impuls ausgelösten  Muskelarbeit  besorgte  Ausatmung  ist  einer 
Steigerung  durch  Willensimpulse  nicht  leicht  fähig,  wohl  aber 
die  Einatmung,  welche  stetig  als  Folge  muskulärer  Aktion  an- 
zusehen ist,  mithin  unter  dem  direkten  Einfluß  der  Hirnrinde 
steht.  Wenn  daher  infolge  von  Atemnot  eine  Vertiefung  der 
Atmung  angeregt  wird,  so  wird  lediglich  die  Einatmung 
gesteigert,  die  Ausatmung  hingegen  nicht.  Infolge  dieser 
Inkongruenz  bleibt  ein  Teil  dieses  Plus  an  eingeatmeter  Luft 
in  den  Lungen  und  daher  entsteht  bei  Atemnot  die  Lungen- 
blähnng. 

Anfänglich  ist  diese  Veränderung  einer  Rückkehr  zu 
normalem  Verhalten  noch  fähig  (Volumen  pulmon.  auctum), 
späterhin  aber  werden  infolge  der  Dehnung  dauernde  Ver- 
änderungen in  den  anatomischen  Konstituentien  der  Lunge 
durch  die  Blähung  geschaffen  (Emphysem). 

Nun  ist  eine  kausale  Behandlung  dieser  Lungenblähung 
leicht  verständlich,  wenn  man  sich  erinnert,  daß  es  eine 
ganze  Reihe  von  auxiliären  Exspirationsmuskeln  gibt,  die 
nur  bei  Atemnot  vorerst  nicht  in  Anspruch  genommen  wer- 
den, weil  sie  bei  der  normalen  Atmung  nicht  zur  Ver-^ 
Wendung  gelangen.  Wenn  es  also  gelingt,  einerseits  die 
verstärkte  Einatmung  zu  dämpfen  und  andrerseits  die  Aus- 
atmung entsprechend  zu  verstärken ,  so  muß  voraussichtlich 
eine  ätiologische  Behandlung  der  Lungenblähung  wohl  mög- 
lich sein. 


PHYSIKALISCHE  THERAPIE.  401 

Die  Behandlung  wird  also: 

1 .  die  falsche  Art  der  tiefen  Einatmung  vermeiden  und 

2.  die  Mechanik  des  richtigen  Atmens  (Verstärkung  der 
Ausatmung)  lehren. 

Die  richtige  Proportion  zwischen  der  zu  tiefen  Ein- 
und  der  zu  flachen  Ausatmung  wird  schon  dadurch  angebahnt, 
daß  der  Patient  belehrt  wird,  die  Ausatmung  länger  währen 
zu  lassen  als  die  Einatmung.  Die  Verstärkung  der  Ausat- 
mung wird  am  zweckmäßigsten  erzielt  durch  Inanspruch- 
nahme der  Banchmuskulatur ,  welche  die  wirksamste  exspi- 
ratorische  Auxiliarkraft  darstellt.  Durch  ihre  Anspannung 
wird  der  Bauchinhalt  gegen  das  Diaphragma  getrieben, 
welches  während  der  Exspirationszeit  schlaff  ist ,  mithin 
keinen  Widerstand  leistet  und  tief  in  den  Thoraxraum  hin- 
eintritt. Dadurch  wird  am  wirksamsten  die  Exspiration 
unterstützt. 

Über  die  zweckmäßigste  Lage  der  Patienten  bei  diesen 
Übungen  belehrte  uns  der  Ausfall  einer  Untersuchungsreihe, 
die  radiologisch  feststellte,  daß  das  Zwerchfell  am  tiefsten 
beim  Sitzen  hernnterrückt,  weil  hierbei  die  Baucheingeweide 
am  meisten  sich  vom  Thorax  entfernen  können  (s.  Holz- 
knechts  Mitteilungen,  Verlag  6.  Fischer,  Jena,  Band  I, 
2.  Heft,  pag.  2  ff.).  Daher  wird  die  Exkursionsgrößo  des 
Zwerchfelles,  wenn  exspiratorisch  die  Bauch  decken  bei  aktiver 
abdominaler  Ausatmung  sich  kontrahieren,  möglichst  groß, 
weil  die  Baucheingeweide  das  Zwerchfell  stetig  gleich  hoch 
in  den  Thoraxraum  hineinpressen  (s.  Holzknechts  Mittei- 
lungen, 1.  c). 

Die  Verringerung  des  Luftgehaltes  einzelner 
Lungenteile  kommt  insbesondere  nach  Ablauf  pleuraler  Exsu- 
date an  den  vorher  von  der  Flüssigkeit  umspülten  Lungen- 
teilen zur  Beobachtung.  Früher  glaubte  man,  daß  die  Ver- 
ringerung des  Luftgehaltes  dortselbst  Folge  von  Kompression 
sei,  welch  letztere  das  pleurale  Exsudat  ausübe.  Im  Sinne 
dieser  Anschauung,  daß  der  auf  der  Außenfläche  der  Lunge 
lastende  Druck  von  Seite  des  Exudates  die  Luft  aus  den 
Lungenteilen  auspresse,  suchte  man  die  Wiederentfaltung  der 
Lunge  dadurch  anzuregen,  daß  man  verdichtete  Luft  den 
Patienten  einatmen  ließ,  von  der  Vorstellung  geleitet,  der 
vom    Trachealbaum    aus   einwirkende   vermehrte   Luftdruck 

F e  1 1  n  e  r,  Therapie  der  Wiener  Spezialärete.  26 


402  PHYSIKALISCHE  THERAPIE. 

werde  nunmehr  genügen,  um  den  an  der  Außenfläche  durch 
das  Exsudat  ausgeübten  Druck  zu  paralysieren.  Abgesehen 
davon,  daß  eine  solclie  Mehrbelastung  der  Innenfläche  der 
Alveolen  keineswegs  allgemein  als  unschädlich  betrachtet  wird, 
beruht  diese  Maßnahme  auf  nicht  ganz  richtigen  Prämissen. 
In  Wirklichkeit  wird  nämlich  diese  Verminderung  des  Luft- 
gehaltes lediglich  dadurch  herbeigeführt  (siehe  diesbezüglich : 
Hofbauer,  Zentralblatt  für  innere  Medizin,  1905,  Nr.  6  und  12 
und  1906,  Nr.  15),  daß  die  der  normalen  Lunge  innewohnende 
vitale  Retraktionskraft  der  Lunge  bestrebt  ist,  die  Lunge  auf 
den  vor  der  Geburt  innegehabten  Zustand  zurückzuführen, 
sie  zu  einer  luftleeren,  fleischartigen  Masse  zu  reduzieren. 
Beim  normalen  Menschen  kann  die  Lunge  diesem  ihr  inne- 
wohnenden Zuge  nicht  nachgeben,  weil  von  der  Trachea  ans 
auf  ihr  der  Luftdruck  lastet  und  sie  sich  daher  von  der 
inneren  Thoraxwand  nicht  ablösen  kann.  Wenn  aber,  wie  bei 
der  Pleuritis,  infolge  des  Eindringens  von  Flüssigkeit  in  den 
Pleuraraum,  der  Lunge  Gelegenheit  gegeben  wird,  sich  von 
der  inneren  Thoraxwand  zu  entfernen,  so  folgt  sie  dem  Be- 
streben der  vitalen  Retraktionskraft,  welche  die  Lunge  auf 
den  fötalen  Zustand  zurückzuführen  bestrebt  ist.  Die  Luft 
verschwindet  langsam  und  die  Lunge  kehrt  womöglich  auf 
den  atelektatischen  Zustand  zurück  dadurch,  daß  das  in  den 
Lungengefäßen  kreisende  Blut  nunmehr  die  im  Alveolus  vor- 
handene Luft  langsam  resorbieren  kann.  Kein  positiver  Druck 
ist  nötig,  um  die  Luft  aus  der  Lunge  verschwinden  zu  lassen, 
es  genügt  eine  Verminderung  des  negativen  Druckes  im 
Pleurasack.  Dies  erweisen  die  Tierversuche  Traube  s,  bei 
welchen  der  Brustkasten  des  Versuchtieres  in  weitem  Aus- 
maße eröffnet  wurde  und  in  wenigen  Stunden  eine  Umwand- 
lung des  Lungengewebes  in  eine  luftleere  Masse  erfolgte, 
trotzdem  von  beiden  Seiten  her  (Trachea  und  Pleura)  gleicher 
Druck,  der  Luftdruck,  herrschte. 

Dementsprechend  muß  es  möglich  sein,  die  Verringerung 
des  Luftgehaltes,  wie  sie  infolge  von  Pleuritis  auftritt,  da- 
durch zu  bekämpfen,  daß  die  Thoraxwand  durch  verstärkte 
Einatmung  lokal  weiter  entfernt  wird.  Es  wird  so  die  be- 
treffende Luugenpartie ,  die  von  der  inneren  Thoraxwand 
sich  nicht  entfernen  kann,  gezwungen,  mehr  Luft  in  sich  auf- 
zunehmen. 


PHYSIKALISCHE  THERAPIE.  403 

DementsprecbeDd  wird  die  BehandloDg  die  Steigerung 
der  Inspirationsgröße  an  den  betreffenden  Lungen- 
partien zum  Ziele  haben. 

Die  physikalische  Behandlung  des  Asthmas  muß  zwei 
Momente  im  Auge  behalten:  erstlieh  den  Umstand,  daß  im 
asthmatischen  Anfall  die  Ausatmung  erschwert  ist,  zweitens 
den,  daß  infolge  der  beim  asthmatischen  Anfall  auftretenden 
Atemnot  (auf  Grund  des  vorerwähnten  eigentümlichen  Mecha- 
nismus der  Atemvertiefung)  eine  Lungenblähung  sich  ein- 
stellt,  die  weiterhin  zu  Emphysembildung  führt. 

Dementsprechend  muß  der  Asthmatiker  belehrt  werden, 
seine  Ausatmung  zweckmäßig  und  richtig  zu  gestalten.  Er 
wird  dann  erstlich  im  Anfalle  der  erschwerten  Ausatmung 
beikommen  und  sich  der  Luft  während  der  Ausatmungszeit 
genügend  entledigen  und  zweitens  verhüten  lernen,  daß  in- 
folge eines  schlechten  Atmungsmeehanismus  nach  dem  An- 
falle noch  Lungenblähung  zurückbleibe,  die  ja  bei  öfterer 
Wiederholung  in  Emphysem,  also  ein  dauerndes  Leiden,  über- 
zugehen pflegt. 

Daß  die  Insuffizienz  der  Atmungstätigkeit  durch 
Übung  der  Respiration  und  entsprechende  Belehrung  über 
den  Mechanismus  derselben  gebessert  werden  kann,  braucht 
wohl  nicht  langatmig  auseinandergesetzt  zu  werden;  es  leuchtet 
dies  ohne  weiteres  ein. 

Für  die  Erreichung  des  im  vorausgehenden  angedeuteten 
Zieles  ist  es  notwendig,  die  Atmung  der  Lungen  resp.  ein- 
zelner Teile  derselben  bezüglich  ihrer  Respirationsfähigkeit 
so  zu  beeinflussen,  daß  sie  entweder 

a)  ihre  Atmungstätigkeit  in  toto  oder  aber 

b)  die  Atmung  gewisser  Lungenanteile  verstärken, 
respektive 

c)  die  Technik  ihrer  Atmung  verändern,  so  daß  die 
Inspiration  resp.  Exspiration  entweder  länger  dauert  oder 
stärker  durchgeführt  wird. 

Selbstredend  wird  es  oft  nötig  sein,  diese  verschiedenen 
Arten  der  Beeinflussung  miteinander  zu  vereinigen,  um  den 
angestrebten  Zweck  zu  erreichen.  Zu  diesem  Endziel  gelangen 
wir  bei  Verwendung  der  folgenden 


404  PHYSIKALISCHE  THERAPIE. 

Hilfsmittel: 

Die  Hilfsmittel,  welche  der  Förderung  der  Atmung 
dienen,  lassen  sich  in  verschiedene  Unterabteilungen  gruppieren. 
Die  erste  Gruppe  umfaßt  diejenigen  Maßnahmen,  welche  eine 
Änderung  der  Atmimg  erzielen  durch  entsprechende 

A.  Lagerung  des  Patienten, 

Infolge  des  Lagewechsels  des  Patienten  wird  seine  At- 
mung eine  wesentlich  geänderte.  Während  beim  Liegen  das 
Zwerchfell  durch  den  Druck  der  Bancheingeweide,  die  auf 
seiner  ünterfläche  lasten,  tief  in  den  Thorax  hineingetrieben 
wird,  rückt  dasselbe  beim  Stehen  und  noch  viel  mehr  beim 
Sitzen  wesentlich  tiefer  in  den  Bauchraum  hinab.  Durch 
diese  Stellungsänderung  des  Zwerchfells  wird  auch  eine  Al- 
teration seiner  respiratorischen  Beweglichkeit  in  weitem  Aus- 
maße hervorgerufen.  Im  Liegen  macht  bei  ruhiger  unbe- 
einflußter Atmung  das  Zwerchfell  weitaus  stärkere  respira- 
torische Lokomotionen  als  beim  Sitzen.  Diese  Änderung  der 
Exkursionsweite  ist  dadurch  bedingt,  daß  beim  Liegen  das 
exspiratorisch  durch  den  Druck  der  Baucheingeweide  hoch 
hinaufgetriebene  Zwerchfell  einen  weiten  Weg  zurücklegen 
muß,  um  bei  seiner  inspiratorischen  Verkürzung  in  die  Ebene 
seiner  Insertion  am  knöchernen  Thorax  zu  gelangen.  Beim 
Sitzen  hingegen  ist  schon  während  der  Exspiration  das 
Zwerchfell  dieser  Ebene  so  stark  angenähert,  daß  die  inspi- 
ratorische Verkürzung  seiner  Muskelfasern  eine  geringere 
Lokomotion  hervorruft  (siehe  diesbezüglich  Holzknecht, 
Mitteilungen,   Verlag  G.  Fischer,   I.  Band,  IL  Heft,    1.  Mit- 


Entsprechend  dieser  Differenz  ist  es  leicht  begreiflich, 
daß  beim  Liegen  die  basalen  Lungenpartien  mehr  gelüftet 
werden  als  beim  Sitzen,  daß  hingegen  der  dauernde  Luft- 
gehalt dieser  Lnngenpartien  im  Sitzen  und  Stehen  größer 
ist  als  beim  Liegen. 

Eine  ebenso  starke  Modifikation  der  respiratorischen 
Verhältnisse  der  basalen  Lungenpartien  wird  hervorgerufen 
durch  die  Seitenlagerung.  Infolge  derselben  wird  die  ex* 
gpiratorische  Exkursion  der  der  Unterlage  zugewendeten 
Brustseite  in  ihren  basalen  Partien  eine  wesentlich  gesteigerte. 


PHYSIKALISCHE  THERAPIE.  405 

die    der   abgewendeten    Lnngenseite   eine   wesentlich    herab- 


Fernerhin  sind  hier  die  Bemühungen  von  Leo  zu  er- 
wähnen, welcher  durch  Tieflagerung  der  oberen  Thorax- 
abschnitte bei  Hochlagerung  des  Beckens  eine  Art  passiver 
Staaung  in  den  Lungenspitzen  hervorrufen  will,  um  dadurch 
die  Tuberkulose  derselben  im  günstigen  Sinne  zu  beeinflussen. 


B,  Passive  Gymnastik. 

Hierher  gehören  alle  diejenigen  Kompressionsapparate, 
welche  dem  Zwecke  dienen,  den  vermehrten  Luftgehalt  der 
Lungen  beim  alveolären  Emphysem  durch  Druek  auf  den 
knöchernen  Thorax  zu  verringern.  Es  sind  dies  die  Atmungs- 
stühle von  Gerhardt,  Strümpell,  Schreiber,  Bog- 
hean  und  Steinhoff.  Dieselben  versuchen  ohne  aktive 
Mithilfe  der  Atmungsmuskulatur  gewissermaßen  wie  ein 
Zitronenquetscher  aus  der  Lunge  die  Luft  mechanisch  aus- 
zutreiben. 

Beim  letzterwähnten  Apparat  findet  sich  eine  Ver- 
einigung des  Prinzipes  der  Thoraxkompression  mit  dem  der 
pneumatischen  Kammern  respektive  pneumatischen  Apparate, 
von  welchen  der  Wal  den  bürg  sehe  der  gebräuchlichste  ist. 
Sie  leiden  allesamt  an  dem  Übelstand,  daß  der  Patient 
keinen  dauernden  Nutzen  von  deren  Anwendung  hat;  er 
lernt  nicht  seine  Atmung  verbessern  und  so  seine  Be- 
schwerden dauernd  verringern.  Dieser  Übelstand  wird  noch 
vergrößert  dadurch,  daß  der  angestrebte  Zweck  während 
der  Benützung  des  Apparates  nicht  entsprechend  erreicht,  durch 
denselben  eine  genügende  Luftaustreibung  nicht  erzielt  wird. 
Das  aber  ist  deshalb  nicht  möglich,  weil  alle  diese  Apparate 
am  knöchernen  Thorax  ansetzen.  Sie  versuchen,  die 
Lunge  dadurch  vom  übermäßigen  Luftgehalt  zu  befreien, 
daß  sie  das  Thorax volumen  durch  Kompression  verringern. 
Diesem  Endzweck  aber  setzen  leichtbegreiflicherweise  die 
knöchernen  Konstituentien  des  Brustkorbes  so  intensiven 
Widerstand  entgegen,  daß  eine  gefährliche  Steigerung  der 
angewandten  Kraft  nötig  wäre,  um  einen  genügend  großen 
Endeffekt  zu  erreichen. 


406  PHYSIKALISCHE  THERAPIE. 

Diesen  Übelständen  hilft  der  Apparat  „  E  xsp  ir  at o  r"  *  ent- 
sprechend ab.  Derselbe  verringert  den  Luftgehalt  der  Lange 
ebenfalls  durch  Verkleinerung  des  Thoraxvolumens ;  doch 
erzielt  er  dies  nicht  in  der  Art,  daß  er  den  knöchernen 
Thorax  zusammendrückt,  sondern  dadurch,  daß  er  das  weiche 
Zwerchfell  durch  Eindrücken  der  Bauchdecken  in  den  Thorax 
hinauftreibt.  Außerdem  hat  der  Patient  den  Nutzen,  daß 
er  nicht  nur  während  der  Zeit,  welche  er  in  dem  Apparat 
verbringt,  eine  stärkere  Entleerung  seiner  Lunge  erzielt, 
sondern  auch  auf  diesem  Wege  durch  Erfahrung  darüber 
belehrt  wird,  wie  er  sich  während  der  Zwischenzeit  und 
auch  späterhin  des  vermehrten  Luftgehaltes  der  Lunge 
zweckmäßig  entledigt.  Er  lernt  durch  Kontraktion  seiner 
Bauchdecken  den  gleichen  Zweck  erfüllen,  wie  es  der  Ap- 
parat durch  Eindrücken  der  Bauchdecken  erreicht.  Der 
Inhalt  des  Bauches  wird  gegen  das  exspiratorisch  erschlaffte 
Zwerchfell  gedrängt,  das  Zwerchfell  in  die  Höhe  getrieben 
und  dermaßen  durch  Verringerung  des  Thoraxinhaltes  die 
Luft  zweckmäßig  ausgetrieben.  Fernerhin  wird  der  Patient 
durch  das  am  Exspirator  angebrachte  Läutwerk  weiterhin 
über  die  Art  belehrt,  wie  er  aktiv  seine  Atmungstechnik 
ändern  müsse.  (Siehe  hierüber  Kapitel  „Aktive  Gymnastik^,) 

Während  alle  die  bisher  besprochenen  Apparate  sich 
bloß  mit  passiver  Beeinflussung  der  Exspiration  beschäftigen, 
geben  einzelne  Zanderapparate  auch  eine  Förderung  der  In- 
spiration durch  passive  Gymnastik,  indem  dieselben  passiv 
den  Thorax  weiten  helfen.  Sie  haben  den  Nachteil,  daß  der 
Patient  dabei  für  die  Dauer  nicht  lernt,  wie  er  seine  In- 
spiration dauernd  fördern  solle,  ein  Endzweck,  der  lediglich 
erreicht  wird  durch 

C,  Aktive  Gymnastik. 

Dieselbe  bezweckt  einerseits  eine  Vertiefung,  andrerseits 
eine  Umgestaltung  der  Atmung.    Schon  die 

Konzentration   der  Aufmerksamkeit 

auf  bestimmte  Phasen    der  Atmung,   wie  dies  beispielsweise 
Sänger   für   die    Behandlung    des    Asthmas   angibt,   gehört 

*  Auf  die  Beigabe  von  Abbildangen  maßte  auf  Wunsch  des 
Heransgebers  verzichtet  werden. 


PHYSIKALISCHE  THERAPIE.  407 

hierher.  Er  läßt  die  Patienten  während  der  Atmung  zählen 
und  erreicht  hierbei  eine  Verbesserung  der  Ausatmung  da- 
durch^ daß  er  die  Exspiration  solange  danern  iäßt,  als  der 
Patient  braucht,  um  drei  bis  vier  Zahlen  auszusprechen , 
die  Inspiration  aber  nur  solange^  als  die  Aufzählung  einer 
Zahl  in  Anspruch  nimmt. 

Bei  den  Apparaten  von  Criegern  und  Schreiber 
wird  die  aktive  Gymnastik  der  infolge  Erkrankungen  in- 
Buffizient  respirierenden  Lungenteile  dadurch  erzielt,  daß 
durch  Kompression  der  gesunden  Seite  die  Atmung  daselbst 
behindert  wird,  so  daß  der  Patient  gezwungen  wird,  die 
erkrankt    gewesene  Seite   stärker    in  Anspruch    zu  nehmen. 

Wirksamer  sind  die  ' 

Übungen 

am  Muskelstärkungsapparat,  insbesondere  am  Na uß sehen 
Apparat.  Hier  wird  je  nachdem,  welche  Übungen  der  Patient 
macht,  entweder  die  Inspiration  oder  die  Exspiration  in  toto 
wesentlich  gefördert,  oder  gewisse  Teile  der  Atmung  durch 
Übung  verbessert.  Zu  diesem  Endzweck  muß  während  der 
betreffenden  Atmungsphase  der  Patient  ein  Gewicht,  welches 
an  einem  Rollenzug  hängt,  heben  und  hierdurch  einen  dosier- 
baren Zug  überwinden  lernen,  welcher  die  Atembewegung  be- 
hindert. Es  arbeitet  dadurch  der  Patient  mit  verstärkter 
Energie  bei  der  Atmung  (aktive  Gymnastik  der  Respirations- 
muskulatur). Überaus  wirksam  sind  diese  Apparate  zur  Förde- 
rung der  abdominalen  Exspiration.  Indem  der  Patient  sich 
beugen  muß  und  dabei  den  Zug  eines  Gewichtes,  welches  dieser 
Bewegung  entgegenarbeitet,  überwinden  muß,  spannt  er  stärker 
seine  Bauchmuskeln  an  und  treibt  so  sein  Zwerchfell  höher 
in  den  Thoraxraum  hinein.  Ebenso  kann  die  einseitige 
Atmung  gefördert  werden.  Durch  Seitenstellung  und  Ziehen 
bloß  mit  einem  Arm  werden  bei  der  mit  Beugebewegungen 
nach  der  Seite  kombinierten  Muskelübung  nur  die  Respirations- 
muskeln der  einen  Seite  gefördert. 

Eine  direkte  und  genau  zu  kontrollierende  Modifikation 
der  Atmungsstärke  und  des  Atmungsrhythmus  garantiert 
die  Verwendung  des  „Exspirators"  respektive  des  „Pneumo- 
meters".  (Beide  vom  üniversitätsmechaniker  L.  Castagna, 
Wien,  angefertigt.) 


408  PHYSIKALISCHE  THERAPIE. 

Der  Exspirator  bewirkt,  wie  bereits  im  Kapital  „Passive 
Atmungsgymnastik"  erwähnt,  eine  passive  Förderung  der 
Atmung  dadurch,  daß  er  die  Bauchdecken  eindrückt,  da- 
durch den  Bauchiuhalt  nach  oben  und  so  das  erschlaffte 
Zwerchfell  in  den  Thoraxraum  drängt,  wodurch  eine  ver- 
stärkte Exspiration  erzielt  wird.  Außerdem  wirkt  er  aktiv 
gymnastisch  dadurch,  daß  ein  Laut  werk  an  dem  Apparat 
angebracht  ist,  welches  dann  zu  läuten  beginnt,  wenn  die 
Ausatmungsphase  beginnen,  und  solange  läutet,  als  die 
Phase  andauern  soll.  Der  Patient  lernt  also  auch  aktiv  seine 
Atmung  modifizieren,  in  dem  Sinne,  daß  er  auf  die  Ex- 
spiration mehr  Aufmerksamkeit,  mehr  Zeit  verwendet,  sie 
ausgiebiger  gestaltet.  Dadurch  wird  die  konsekutive  Blähung 
der  Lunge  bei  Atemnot  [verhindert,  welche  dadurch  be- 
gründet ist,  daß  die  Patienten  instinktiv  durch  tieferes 
Atemholen  ihrer  Atemnot  abzuhelfen  suchen.  Durch  die 
Übungen  am  Exspirator  lernt  der  Patient  seine  Atmung 
zweckmäßig  (durch  Betonung  der  Ausatmung)  umgestalten, 
die  Exspiration  durch  Hochtreiben  des  Diaphragmas  (Wir- 
kung des  „Kompressoriums"  des  Apparates)  und  längere 
Dauer  (bestimmt  durch  das  Läutwerk  des  Apparates)  ver- 
tiefen. Bei  den  aktiven  Exspirationsübungen  lernt  der 
Patient  das  Verhältnis  zwischen  Inspirations-  und  Exspirations- 
dauer  beachten  und  das  Zwerchfell  durch  eigene  Muskel- 
kraft (Kontraktion  der  Bauchmusknlatur)  hochtreiben,  bei 
den  aktiven  Inspirationsübungen  seine  Einatmungsmnskulatur 
entsprechend  innervieren. 

Um  die  Größe  und  die  Mechanik  der  Ein-  respektive 
Ausatmung  entsprechend  regulieren  zu  können,  ist  die  Ver- 
wendung des  „Pneumometers"  angezeigt.  Derselbe  gestattet 
•eine  Kontrolle  über  die  Größe  der  Atembewegungen  an 
der  zu  untersuchenden  Stelle  dadurch,  daß  der  auf  der  Brust 
ruhende  Stift  des  Apparates  mittelst  der  seinem  distalen 
Ende  aufsitzenden  Platte  zwei  Metallknöpfe  bewegt,  welche 
auf  einer  Skala  laufen.  Die  Distanz  der  beiden  Knöpfe 
zeigt  die  Größe  der  Atemexkursion  an.  Handelt  es  sich 
nun  darum,  die  Ein-  oder  Ausatmung  der  betreffenden 
Stelle  durch  aktive  Übungen  zu  vergrößern,  so  wird  der 
betreffende  Metallknopf  an  der  Skala  so  weit  als  nötig  vor- 
gerückt und  dann  mit  ihm  mittelst  der  Kontaktschraube  der 


PHYSIKALISCHE  THERAPIE.  409 

Draht  des  elektrischen  Läotwerkes  in  Verbindung  gesetzt. 
Das  Läutwerk  beginnt  nun  jedesmal  dann  zu  läuten,  wenn 
die  Platte  des  Pnenmometerstiftes  den  Kontakt  berührt,  also 
jedesmal  dann,  wenn  die  Ein-  respektive  die  Ausatmung 
bis  zu  dem  gewtlnschten  Grade  fortgeschritten  war. 

Der  Patient  muß  infolgedessen  so  lange  seine  Inspirations- 
respektive  Ezspirationsbemühungen  fortsetzen,  bis  das  Läut- 
werk erklingt  und  ihm  besagt,  daß  die  genügende  Bewegung 
der  betreffenden  Stelle  eingetreten  ist.  So  lernt  der  Patient 
seine  Atmung  so  einzurichten,  wie  man  es  wünscht,  ohne 
Unterstützung  einer  fremden  Kraft,  lediglich  durch  Be- 
nützung der  ihm  innewohnenden  Muskelkräfte.  Derart  wird 
durch  reine  Übungstherapie  (im  Gegensatz  zu  der  bislang 
gehandhabten  passiven  Gymnastik)  die  Einatmung  oder  aber 
die  Ausatmung  gesteigert,  der  Patient  lernt  die  ihm  inne- 
wohnenden Muskelkräfte  entsprechend  verwerten. 

Bei  der  in  diesen  Zeilen  kurz  skizzierten  Atmungs- 
gymnastik kommen  mithin  zur  Verwendung  bei 

Förderurig  der  Inspiration: 

1.  Alle  diejenigen  Apparate,  welche  wie  die  Zand er- 
sehen passiv  (durch  Hebung  der  Rippen)  eine  Förderung  der 
Atmung  hervorrufen. 

2.  Der  Pneumometer.  Der  Patient  wird  zu  meßbarer 
Steigerung  der  Einatmung  veranlaßt,  indem  ihm  die  Aufgabe 
gegeben  wird,  so  lange  einzuatmen,  bis  das  Glockenzeichen 
des  Pneumometers  erklingt. 

Daß  er  so  tief  atmen  kann,  davon  wird  er  dadurch 
tiberzeugt,  daß  er  selbst  bei  probe  weisem  tiefen  Einatmen 
den  Kontakt  (welcher  dann  durch  die  Platte  des  Pneumo- 
meterstiftes  berührt  werden  muß,  um  den  Stromkreis  zu 
schließen)  bis  zu  der  Höhe  hinaufgetrieben  hat,  welche  dann 
später  jedesmal  berührt  werden  muß.  Er  lernt  also  auf 
diesem  Wege  jedesmal  so  tief  einzuatmen,  als  er  es  bei 
Einstellung  des  Kontaktes  einmal  selbst  getan. 

Eine,  allerdings  nicht  dosierbare  Übung  der  Inspiration 
wird  auch  erzielt  durch  entsprechende  Verwendung  der 
Muskelstärker,  insbesonders  des  Nauß sehen  Systems.  Bei 
demselben  werden  die  Patienten  dadurch,  daß  sie  bei  ent- 
sprechenden Übungen  noch  den  Widerstand  eines  Gewichtes, 


410  PHYSIKALISCHE  THEBAPIE. 

welches  ihren  InspiratioDsmuskeln  entgegenarbeitet^  gelehrt, 
stärkere  Innervationsimpalse  an  ihre  Muskeln  abzugeben  und 
so  ihre  Atmungsmuskeln  zu  stärken. 

Förderung  der  Exspiration. 

Diese  Aufgabe  nimmt  ganz  besonders  häufig  die  Tätigkeit 
des  Arztes  in  Anspruch,  und  zwar  deshalb,  weil  sie  bei  all 
den  vielen  Patienten  zur  Anwendung  kommen  muß,  wo  sich 
infolge  Yon  Kurzatmigkeit  (gleichgültig  aus  welcher  Ursache) 
Lungenblähung  eingestellt  hat.  Wie  bereits  in  dem  Kapitel 
,, Grundlagen^  auseinandergesetzt  wurde,  entsteht  überall  dort, 
wo  Lufthunger  respektive  Kurzatmigkeit  den  Patienten 
quält,  nach  kurzer  Zeit  eine  Überfüllung  der  Lunge  mit 
Luft,  die  anfänglich  bloß  ein  Volumen  pulmonum  auctum 
darstellt  und  späterhin  einem  Emphysem  Platz  macht.  Diese 
Folgezustände  der  Atemnot  treten,  wie  oben  erwähnt,  des- 
halb ein,  weil  normaliter  lediglich  die  Einatmung  durch 
Muskelkraft  besorgt  wird,  bloß  sie  unter  dem  Einflüsse  der 
Hirnrinde  steht.  Bei  Kurzatmigkeit  wird  infolgedessen  ledig- 
lich sie  verstärkt,  während  die  normale  Ausatmung ,  welche 
durch  elastische  Kräfte  besorgt  wird,  mithin  dem  Willens- 
einfluß völlig  entrückt  ist,  keine  Vertiefung  erfährt.  Die 
Aufgabe  des  Arztes  besteht  in  solchen  Fällen  darin,  die 
Aufmerksamkeit  der  Patienten  auf  die  VervoUkommnung 
ihrer  Ausatmung  zu  lenken,  und  zwar  nach  folgenden  Prin- 
zipien : 

1.  muß  die  Aufmerksamkeit  des  Patienten  darauf  ge- 
richtet werden,  die  Exspiration  länger  dauern  zu  lassen; 

2.  muß  er  darüber  belehrt  werden,  welche  exspira- 
torischen  Hilfekräfte  er  am  wirksamsten  in  Aktion  setzen 
kann. 

Diese  Forderungen  werden  erfüllt  durch  Übungen  mittelst 
der  Apparate  Exspirator  und  Pneumometer.  Anfänglich  wird 
der  Exspirator  mit  Anwendung  des  Kompressoriums  zur  Ver- 
wendung  gelangen.    Der  Patient   lernt  durch  diese  Übung: 

1.  seiner  Ausatmung  Aufmerksamkeit  zu  schenken  und 
sie  längere  Zeit  andauern  zu  lassen,  dadurch,  daß  das  Läut- 
werk des  Exspirators  ihn  jedesmal  darüber  belehrt,  wie 
lange  die  Ausatmung  andauern  muß  (solange  nämlich,  als 
das  Läutwerk  klingt); 


PHYSIKALISCHE  THERAPIE.  411 

2.  lernt  der  Patient  die  richtige  Technik  der  auxiliären 
Aasatmung  in  der  Form,  daß  durch  das  Eompressorium 
während  der  Daaer  der  Ausatmung  die  Bauchdecken  ein- 
gedrückt werden.  Infolgedessen  wird  der  Bauchinhalt  gegen 
das  Zwerchfell  hinaufgedrängt;  dieses  während  der  Exspiration, 
völlig  schlaffe  Organ  giht  nach  und  so  wird  aus  der  Lunge 
durch  das  Hochtreten  des  Zwerchfells  maximal  viel  Luft 
ausgepumpt. 

Hat  der  Patient  dies  einsehen  gelernt,  dann  kann  das 
Kompressorium  forthleiben.  Er  braucht  nur  weiterhin  durch 
das  Läutwerk  des  Exspirators  daran  ermahnt  zu  werden, 
daß  die  Exspiration  länger  dauern  muß  als  die  Inspiration, 
und  lernt  das  Kompressoriam  durch  seine  Bauchmaskeln 
ersetzen. 

Um  seine  Bauchmuskelkontraktion,  die  bei  den  aktiven 
exspiratorischen  Übungen  das  Kompressorium  wirksam  ersetzt, 
entsprechend  zu  üben,  wird  durch  den  am  Bauche  angelegten 
Pneumometer  der  Patient  darüber  belehrt,  so  lange  seine 
Bauchmuskeln  zu  kontrahieren,  bis  dieselben  die  gewünschte 
maximale  Eontraktionsgröße  und  so  die  Hochtreibung  des 
Banchinhaltes  gegen  das  Zwerchfell  bewirkt  haben;  dann 
nämlich  beginnt  das  Laut  werk  des  Pneumometers  zu  läuten. 
Der  Eontakt  des  Pneumometers  war  ja  bei  einer  vorherigen, 
absichtlich  möglichst  tiefgestalteten  Einziehung  des  Bauches 
eingestellt  worden.  Der  Patient  hat  mithin  die  Überzeugung, 
daß  er  so  weit  seine  Bauchmuskeln  anstraffen  kann,  bis 
der  Pneumometer  die  Stellung  erreicht  hat,  bei  welcher  sein 
Läutwerk  erschallt. 

Anwendung. 

Die  eben  besprochenen  Mittel  werden  in  kurzer  Skiz- 
zierung bei  den  oben  erwähnten  Indikationen  in  folgender 
Weise  Verwendung  finden: 

I,  Vermehrung  des  Luftgehaltes. 

(Volumen  pulmonum  auctum,  Emphysem  respektive  pro- 
phylaktisch schon  bei  Vorhandensein  der  gewöhnlich  Lungen- 
biähung  hervorrufenden  pathogenetischen  Ursachen.)  Zuerst  Ex- 
spirator  mit  Einspannung  in  das  Eompressorium,   wobei  der 


412  PHYSIKALISCHE  THERAPIE. 

Patient  sitzt.  Der  Patient  lernt  abdominal  nnd  lange  exapi- 
rieren,  die  Inspiration  hingegen  nicht  übermäßig  aus- 
dehnen. 

Dann  Übungen  am  Exspirator  ohne  Einspannung  in  das 
Kompressorium.  Der  Patient  atmet  gemäß  der  bei  der  ersten 
Übungsreihe  gewonnenen  Belehrung  über  den  Vorteil  ab- 
dominaler Ausatmung  abdominal  und  wird  durch  das  Laut- 
werk  über  die  Dauer  der  Exspiration  und  ihr  Verhältnis 
zur  Inspirationsdauer  belehrt.  Später  pneumometrische  Föt- 
derung  der  abdominalen  Exspiration.  Der  Patient  muß  so 
lange  exspirieren,  bis  das  Läutwerk  erklingt. 

II.  Verringerung  des  Luftgehaltes. 

a)  Allgemeine :  Vertiefung  der  Atembewegungen  durch 
passive  und  aktive  Gymnastik,  Messung  der  erreichten  Re- 
spirationsbewegungen durch  den  Pneumometer  und  Steigerung 
derselben  durch  Einstellung  der  Knöpfe  derselben  und  den 
Auftrag,  so  tief  zu  atmen,  bis  das  Läutwerk  erklingt. 

b)  Partielle:  Je  nach  der  Lage  des  betreffenden  Ver- 
dichtungsherdes entsprechende  Lagerung,  femer  passive 
Gymnastik,  schließlich  aktive  Gymnastik  (Pneumometer). 

III.  Asthma. 

Im  Anfall:  Förderung  der  erschwerten  Exspiration 
durch  Einspannen  in  den  Exspirator  mit  Anwendung  des 
Kompressoriums,  wodurch  die  Ausatmung  passiv  gefördert 
wird. 

IjQ  der  Zwischenzeit :  Übung  der  Exspirationsverlängemng 
am  Läutwerk  des  Exspirators  ohne  Einspannung  in  das 
Kompressorium  (eventuell  pneumometrische  Förderung  der 
abdominalen  Atmung). 

IV.   Insuffizienz  der  Atemtätigkeit. 

Übungen  am  N au ß sehen  Apparat,  Messung  der  Atmongs- 
tätigkeit  am  Pneumometer  und  Förderung  der  Atmung  durch 
Einstellen  des  Pneumometers  und  die  Aufgabe,  so  lange  die 
In-  respektive  die  Exspiration  zu  fördern,  bis  das  Läutwerk 
erkJJngt-  L.  Hofbauer. 


PHYSIKALISCHE  THERAPIE.  413 

U.  Physikalische  Therapie  der  Nervenkrankheiten. 

DI^  Neben  den  relativ  spärlichen  medikamentös-diätetischen 
Mitteln  und  neben  den  nicht  allzahäufig  anwendbaren  chirur- 
gischen Maßnahmen  bieten  die  physikalischen  Heilmethoden, 
Bäder  und  Gymnastik,  .Elektrizität  und  Massage,  in  sachge- 
mäßer Weise  angewendet,  unentbehrliche  Behelfe  für  die 
Behandlung  von  organischen  Nervenkrankheiten 
und  von  Neurosen. 

A.  Organische  Nervenkrankheiten. 

Lähmungen,  Kontrakturen  und  Schmerzen,  die  häufigsten 
Symptome  organischer  Nervenkrankheiten,  geben  dankbare 
Objekte  ab  für  die  physikalische  Therapie. 

I.  Bei  allen  schlaffen  Lähmungen  infolge  von  Er- 
krankungen der  peripheren  Nerven  (Mono-  und  Poly- 
neuritis) und  des  Rückenmarkes  (P  o  1  i  o  m  y  e  1  i  t  i  s)  sind 
nach  Ablauf  weniger  Wochen  seit  Beginn  der  Erkrankung 
alle  jene  Prozeduren  strengstens  indiziert,  welche  den  ge- 
lähmten Muskel  vor  Entartung  zu  bewahren,  seinen  Er- 
nährungszustand günstig  zu  beeinflussen,  Kontrakturen  der 
ungelähmten  Muskelgruppen  zu  verhüten  und  die  noch  vor- 
handenen Beweglichkeitsreste  zu  erhalten  und  zu  vermehren 
geeignet  sind. 

Man  verordnet  zunächst  feuchte  oder  trockene  Wärme, 
wobei  sich  für  lokale  Anwendung  Thermophore  und  Heiß- 
luftkästen, für  ausgedehntere  Applikationen  die  auch  im  Bett 
ausführbaren  Dampfbäder  eignen.  Frühzeitig  verwendet  man 
warme  Wannenbäder,  eventuell  mit  Zusatz  von  mineralischen 
Substanzen  (Steinsalz,  Schwefelleber).  Im  Bade  läßt  man  den 
Patienten  Bewegungsversuche  mit  den  gelähmten  Körperteilen 
vornehmen. 

Man  beginnt  auch  bald  mit  Galvanisation  (differente 
Elektrode  an  den  Reizpunkten  der  gelähmten  Muskeln,  Strom- 
stärke 3 — 6  Milliamp.,  häafige  Stromwendung)  und  mit 
Vibrations-  oder  Streichmassage. 

Bei  Rückgang  der  Lähmung  führt  eine  sehr  energisch 
vorgenommene  Massage-  und  Oymnastikbehandlung  selbst  in 
schweren  Fällen  oft  überraschend  schnell  zu  günstigem  Er- 


414  PHYSIKALISCHE  THERAPIE. 

folg.  In  diesem  Stadium  lasse  man  täglich  die  gelähmten 
Mnskeln  kräftig  massieren  und  weise  den  Patienten  an,  3-  bis 
4mal  im  Tage  Turnübungen  mit  den  geschwächten  Körper- 
teilen vorzunehmen.  Kraftlose  Bewegungen  werden  dabei 
unterstützt  entweder  durch  den  Behandelnden  oder  durch 
Equilibrierung  des  gelähmten  Körperteiles  mittelst  Gewichts- 
zuges oder  durch  die  Mitwirkung  der  nicht  gelähmten  Körper- 
teile des  Patienten. 

Sind  die  paretischen  Muskeln  bereits  ohne  die  erwähnte 
Unterstützung  aktionsfähig,  so  kräftigt  man  sie  durch  Wider- 
standsbewegungen (Hanteln,  Turngeräte,  Zanderapparate). 
Durch  fortdauernde  sportliche  Betätigung  wird  die  Erreichung 
normaler  Muskelleistungen  erstrebt. 

Eine  ähnliche  Therapie  empfiehlt  sich  gegenüber  jenen 
Lähmungs-  und  Schwächezuständen,  welche  durch  Erkran- 
kungen der  Muskeln  und  Gelenke  (Myositis,  Arthritis) 
hervorgerufen  sind.  Eine  Ausnahme  machen  die  primären 
Muskelerkrankungen  mit  progredientem  Verlauf  (Myopa- 
thien, Myasthenie).  Von  eingreifenderen  Methoden  muß 
man  hier  vollkommen  absehen  und  sich  auf  vorsichtige  Streich- 
massage, galvanisch-faradische  Elektrisation,  Franklinisation 
und  hydriatische  Maßnahmen  beschränken. 

Im  Laufe  der  Behandlung  der  schlafifen  Lähmungen, 
insbesondere  aber  bei  Fehlen  der  Restitution  muß  zwecks 
Verhütung  fehlerhafter  Stellungen  (Kontrakturen)  recht- 
zeitig an  die  Verwendung  von  Bandagen  und  Stützapparaten 
gedacht  werden.  Dieselben  sollen  derart  konstruiert  sein,  daß 
sie  nicht  bloß  die  Aktionsfähigkeit  der  nichtgelähmten  Mus- 
keln ungeschmälert  lassen  bzw.  sogar  verstärken,  sondern 
sie  können  auch  durch  Anbringung  von  Federn  zum  Ersatz 
gelähmter  Muskeln  herangezogen  werden. 

Die  in  schlaffgelähmten  Körperteilen  zuweilen  auftreten- 
den Wachstumsstörungen  trachtet  man  durch  Anwen- 
dung von  Mineral-  und  Seebädern,  Heißluftapplikation  and 
Bierscher  Stauung  zu  verhüten. 

Von  Badeorten  kommen  für  Kranke  mit  schlaffen  Läh- 
mungen die  indifferenten,  die  Sol-  und  Schwefelthermen 
(Gastein,  Wiidbad,  Baden-Baden,  Pistyän)  und  Seebäder  in 
Betracht.  — 


PHYSIKALISCHE  THERAPIE.  415 

IL  Die  eben  skizzierte  physikalische  Behandlungsmethode 
der  peripheren  motorisehen  Lähmungen  ist  sowohl  bezüglich 
der  Klarheit  ihrer  Indikationsstellung  als  auch  bezüglich 
ihres  Erfolges  für  den  behandelnden  Arzt  außerordentlich 
dankbar.  Weitaus  schwieriger  gestaltet  sich  die  Auswahl 
wirksamer  Methoden  bei  der  physikalischen  Behandlung  der 
Erkrankungen  sensibler  Nerven,  insbesondere  der 
Neuralgien  sowie  der  Mono-  und  Polyneuritiden. 
Die  am  häufigsten  zur  Behandlung  kommenden  Formen  sind 
die  Trigeminusneuralgie,  die  Brachialgie  und  die 
Ischias.  Hier  kann  ein  relativ  harmloser  physikalisch-the- 
rapeutischer Eingriff  nicht  bloß  keine  Besserung,  sondern 
sogar  eine  Verschlimmerung  des  Zustandes  herbeiführen. 

Man  versucht  stets  zuerst  die  trockene  Wärme  (Ther- 
mophor oder  Heißluftkasten,  bei  deren  Anwendung  man 
Druck  und  Belastung  des  erkrankten  Körperteiles  nach  Mög- 
lichkeit zu  vermeiden  hat)  und  Dunstumschläge.  In  ähnlicher 
Weise  wirken  auch  Moor-  und  Fangopackungen,  indifferente 
warme  Wannenbäder,  sowie  Dampf-  und  warme  Sand-y  Sol- 
und  Schwefelbäder.  In  gewissen  Fällen  wirken  kühle  Proze- 
duren in  Form  der  L ei t ersehen  Apparate  oder  Duschen 
und  Bäder  günstig.  Zuweilen  hat  die  rasch  wechselnde  An- 
wendung differenter  Temperaturen,  z.  B.  in  Form  der  schot- 
tischen Dusche,  guten  Erfolg.  Die  Elektrizität  verwendet 
man  meist  derart,  daß  man  die  erkrankten  Nervengebiete 
stabil  mit  der  Anode  (bei  durchschnittlicher  Stromstärke  von 
5  Milliamp.)  behandelt,  wobei  man  die  Elektrode  ziemlich 
groß  wählt  und  über  den  Schmerzpunkten  aufsetzt  in  der 
Dauer  von  5  Minuten,  oder  aber  man  bedient  sich  des  fara- 
dischen Stromes,  wobei  man  am  besten  eine  Bestreichung  der 
erkrankten  Partie  mit  dem  faradischen  Pinsel  vornimmt.  Als 
Ableitungsverfahren  empfehlen  sich  femer  trockene  und  blu- 
tige Schröpfungen,  Vesikantien  und  Points  de  feu.  Auch 
Bi  ersehe  Stauung  sowie  die  Bestrahlung  mit  Blaulieht  oder 
Röntgenlicht  scheinen  mitunter  Schmerzstillung  hervorzurufen; 
eklatant  ist  die  schmerzlindernde  Wirkung  der  Röntgenstrah- 
len bei  Neuralgien,  welche  durch  Druck  seitens  maligner 
Tumoren  verursacht  sind. 

Von  großer  Wichtigkeit  ist  die  richtige  Verwendung 
meehano-therapeutischer  Prozeduren  bei  der  Behandlung  der 


416  PHYSIKALISCHE  THERAPIE. 

Nearitiden  und  Nearaigien.  Im  Beginne  der  Erkrankung  ist 
stets  Ruhestellang  des  erkrankten  Körperteiles  in  passender 
Haltung  ratsam.  Zur  Erzielung  derselben  sind  zuweilen  Fixa- 
tions-  und  Stützapparate  anzuwenden.  In  späteren  Stadien 
versucht  man  vorsichtige  Massage  und  unblutige  Nervendeh- 
nung sowie  passive  Bewegungen  und  Gymnastik.  Haben  die- 
selben einen  günstigen  Erfolg,  so  führt  man  sie  in  energi- 
scher Weise  aus;  am  meisten  bewährt  sich  kräftige  Streich- 
massage entlang  dem  schmerzhaften  Nerven,  2mal  täglich 
während  weniger  Minuten,  und  Zimmergymnastik. 

In  prophylaktischer  Beziehung,  d.  h.  zwecks  Vermeidung 
von  Rezidiven  bei  Leuten,  welche  eine  Disposition  zur  Er- 
krankung an  Neuralgien  zeigen,  ist  die  Wahl  des  Aufent- 
haltsortes von  Bedeutung.  Trockene,  warme,  windstille  Orte 
in  mittlerer  Höhenlage  werden  von  den  Kranken  am  liebsten 
aufgesucht.  Auch  mildes  Seeklima  wirkt  günstig.  Von  Bade- 
und  Luftkurorten  für  Patienten  mit  Neuralgien  kommen  in 
Betracht :  Die  Bäder  der  Ostsee,  des  Mittelmeeres,  der  Genfer 
See,  Meran,  Baden  bei  Wien,  Baden-Baden,  Wiesbaden,  Gastein, 
Teplitz,  Pistyän. 

Der  physikalischen  Behandlung  der  Neuralgie  analog  ist 
die  der  Migräne.  Von  lokalen  Applikationen  wirken  zumeist 
festes  Einbinden  des  Kopfes  und  trockene  warme  Umschläge 
am  günstigsten.  Auch  Stauungsbinde  am  Halse  kann  ver- 
sucht werden.  Ruhelage  und  Fernhaitung  aller  Sinnesreize 
sind  von  guter  Wirkung.  In  klimato -therapeutischer  Beziehung 
sind  Hochgebirge  und  die  kräftigeren  Seebäder  (Nordsee) 
empfehlenswert. 

Von  anderweitigen  Anomalien  der  sensiblen  Nerven 
kommen  für  die  physikalische  Behandlung  Anästhesien  und 
Parästhesien  in  Betracht.  Die  anästhetischen  Haut-  und 
Schleimhautbezirke  werden  am  besten  mit  kräftigen,  fara- 
disehen  Reizen  behandelt;  auch  kohlensaure  Bäder  scheinen 
eine  günstige  Wirkung  zu  haben.  Gegen  Parästhesien 
empfehlen  sich  warme  oder  wecfaselwarme  Bäder,  ferner  Mas- 
sage, Galvanisation  und  Faradisation  der  parästhetischen 
Hautbezirke,  bzw.  der  zugehörigen  Nervengebiete. 

III.  Von  großer  Wichtigkeit  ijst  die  physikalische  Behand- 
lung der  spastischen  Lä^hmungen,  welche  die  häufigste 
Form  der  zerebralen  Lähmungen  (Hemiplegie,  Diplegie) 


PHYSIKALISCHE  THERAPIE.  417 

darfitellen  und  zugleich  ein  sehr  gewöhnliches  Symptom  der 
Rückenmarkskrankheiten  (multiple  Sklerose,  Myelitis, 
Syringomyelie,  spastische  Spinalparalyse,  Lateral- 
sklerose) sind. 

£ine  sachkundige  Anwendung  der  physikalischen  Heil- 
methoden ist  bei  den  spastischen  Lähmungen  um  so  mehr  indi- 
ziert, als  wir  fast  keine  anderweitige  Methode  der  thera- 
peutischen Beeinflussung  dieses  Symptomes  kennen.  Die  physi- 
kalische Behandlung  bezweckt  erstens  die  Stellungskorrektur 
der  spastisch  paretischen  Glieder,  zweitens  die  Herabsetzung 
der  Rigidität  und  der  Reflexzuckungen,  drittens  die  Besse- 
rung der  Paresen. 

Die  SteJlungskorrekturen  werden  durch  passive  Bewe- 
gungen (eventuell  unter  Zuhilfenahme  von  Zanderapparaten) 
oder  chirurgische  Eingriffe  (Redressements,  Tenotomien)  er- 
zielt und  durch  fixierende  Verbände  oder  Apparate,  welche 
entweder  dauernd  oder  periodisch,  etwa  bloß  während  der 
Nacht,  getragen  werden,  aufrechterhalten.  Von  allergrößter 
Wichtigkeit  bei  der  Behandlung  schwerer  Lähmungen  ist  die 
Vermeidung  von  Dekubitus  durch  entsprechende  Lagerung 
auf  Luftkissen,  Wasserpölster,  eventuell  Wasserbett. 

Zum  Zweck  der  Herabsetzung  der  Rigidität  verordnet 
man  am  besten  längerdauernde  warme  Wannenbäder  (even- 
tuell mit  aromatischen  oder  mineralischen  Zusätzen),  Schlamm- 
bäder oder  Packungen  (Dunstumschläge).  Dieselben  Proze- 
duren mildem  zugleich  die  lästigen  Reflexzuckungen;  ein  emp- 
fehlenswertes Mittel  gegen  diese  letzteren  stellt  die  gleich- 
mäßige Belastung  der  gelähmten  Körperteile  mit  feinem  Sand 
(natürliche  und  künstliche  Sandbäder)  dar. 

Zum  Zweck  der  Behebung  der  Parese  verwendet  man  mit 
großem  Vorteil  die  Galvanisation  und  insbesondere  die  Fara- 
disatioii,  welch  letztere  man  mit  der  Massierrolle  vornimmt. 
Gleichzeitig  leitet  man  eine  intensive  Übungsbehandlung  ein. 
Der  Patient  wird  energisch  angehalten,  oftmals  am  Tage 
aktive  Bewegungen  der  paretischen  Körperteile  vorzunehmen ; 
unterstützend  wirken  dabei  synchrone  Mitbewegungen  nicht- 
gelähmter Körperteile  oder  Nachhilfe  mit  passiven  Bewe- 
gungen. Zweckmäßig  ist  es,  derartige  Bewegungsversuche  im 
warmen  Bade  ausführen  zu  lassen.  Die  eingreifenderen  unter 
den   genannten    physikalischen  Behandlungsmethoden    (Elek- 

F  e  1 1  n  e  r,  Therapie  der  Wiener  Spezialärzte.  27 


418  PHYSIKALISCHE  THERAPIE. 

trisiernng,  Massage,  Gymnastik)  werden  erst  dann  vor- 
genommen, wenn  keine  Indikation  zar  Rahestellang  des 
Körpers  vorliegt,  also  nicht  im  akuten  Stadiam  oder  bei  Pro- 
gression spastischer  Hirn-  nnd  Rückenmarkslähmnngen. 

Von  Badeorten  eignen  sich  fBr  Kranke  mit  spastischen 
Lähmungen:  Solbäder,  die  indifferenten  jod-  und  kochsalz- 
haltigen Thermen  (Salzkammergut,  Ragaz,  Bad  Hall)  und 
Seebäder. 

IV.  Ein  häufig  physikalischen  Behandlungsmethoden  zu- 
gängliches Symptom  organischer  Nervenkrankheiten  stellen 
motorische  Reizerscheinungen  (Krämpfe)  dar.  Die  Indi- 
kationen ,  welche  dabei  von  der  physikalischen  Therapie  zu 
erfüllen  sind,  betreffen  die  Herabsetzung  der  Erregbarkeit  des 
Nervensystems  (durch  Abhaltung  äußerer  Reize)  und  die 
Besserung  der  durch  die  motorischen  Reizerseheinungen  ge- 
störten willkürlichen  Bewegungen. 

Die  erstgenannte  Indikation  ist  bei  Behandlung  der 
Tetanie  und  des  Tetanus  am  häufigsten  zu  erfüllen.  Lau- 
warme protrahierte  Bäder  und  ableitende  Verfahren  am 
Kopf  und  an  der  Wirbelsäule  entsprechen  dem  gedaehten 
Zweck. 

Bei  der  Epilepsie  und  Chorea  kommt  außer  der  ge- 
nannten Bäderbehandlung  Sorge  für  Fernhaltung  körperlicher 
und  geistiger  Anstrengung  in  gesunder  Umgebung  (Land- 
aufenthalt) in  Betracht;  besondere  Aufmerksamkeit  ist  darauf 
zu  richten,  daß  durch  die  Krämpfe  keine  körperlichen  Ver- 
letzungen hervorgerufen  werden  (Gitterbett,  Polsterbett). 

Bei  der  Athetose  und  beim  Tic  ist  es  zuweilen  not- 
wendig, den  abnormen  Haltungen  und  Verzerrungen  der 
Körperteile  durch  Anlegen  von  Stützapparaten  zu  begegnen ; 
nicht  selten  gelingt  es  durch  Anlegen  von  Pelotten  an  be- 
stimmte Druckpunkte,  deren  Berührung  krampf  hemmend  wirkt, 
die  Reizerscheinungen  zu  mildern.  Ähnliche  Wirkung  haben 
zuweilen  die  galvanische  und  faradische  Behandlung  der  er- 
krankten Körperteile.  Von  besonderer  Wichtigkeit  bei  Be- 
handlung der  letztgenannten  Krampfformen  sind  gymnastische 
Übungen,  welche  den  Zweck  haben,  die  störenden  unwill- 
kürlichen Bewegungen  auszuschalten ;  sie  werden  zweekmäßiger- 
weise  vor  dem  Spiegel  ausgeführt,  um  stets  der  Kontrolle 
des  Auges  zugänglich  zu  sein. 


PHYSIKALISCHE  THERAPIE.  419 

V.  Einer  besonderen  Bespreehung  bedarf  die  Behandlung 
der  Koordinationsstörnngen  bei  willkürlichen  Bewegun- 
gen. Dieselben  äußern  sich  am  häufigsten  in  der  als  Ataxie 
bezeichneten  Form^  in  Gestalt  des  Tremors  oder  der  ab- 
normen Mitbewegungen. 

Das  wirksamste  Mittel  zur  Bekämpfung  dieser  Koordi- 
nationsstörungen ist  eine  systematisch  durchgeführte  Übungs- 
behandlung. Am  häufigsten  kommt  dieselbe  zur  Anwendung 
bei  Behandlung  der  tabischen  Ataxie.  Das  Wesen  dieser 
Behandlung  besteht  darin,  den  Verlust  der  normalerweise 
die  Bewegungen  regulierenden  oberfiächlichen  und  tiefen 
Sensibilität  durch  Einübung  neuer  Bewegungskontrollen,  vor 
allem  der  durch  den  Gesichtsinn  gegebenen,  zu  ersetzen.  Mau 
beginnt  mit  Einzelbewegungen  der  Beine  im  Liegen.  Der 
Patient  muß  anfangs  unter  Kontrolle  der  Augen,  später  ohne 
dieselbe,  Bewegungen  einzelner,  später  mehrerer  Gelenke 
eines  Beines  bzw.  gleichzeitig  beider  Beine  ausfuhren.  Man 
geht  dann  über  zur  Einübung  des  Stehens,  des  Ganges  in 
der  Ebene,  des  Aufstehens  und  Niederlegens,  des  Treppauf- 
und  Treppabsteigens.  Bei  all  diesen  Übungen  muß  anfangs 
dem  Patienten  die  Möglichkeit  gegeben  werden,  durch  Unter- 
stützung der  Arme  (Gehschule,  Barren,  Krücken,  Stöcke)  die 
Balance  zu  erhalten.  Zur  Erleichterung  der  Ausführung  aller 
Übungen  kann  das  Ziel  der  angeordneten  Bewegung  auf  dem 
Fußboden  markiert  werden.  Um  den  Patienten  bei  fehlendem 
Ermüdungsgefühl  vor  schädigender  Erschöpfung  zu  bewahren, 
schaltet  man  häufige  Ruhepausen  ein.  Auch  die  Ataxie  der 
oberen  Extremitäten  kann  durch  Einübung  von  Zielbewegun- 
gen und  feiner  abgestuften  Manipulationen  gebessert  werden. 

Außer  der  Ataxie  gibt  es  bei  der  Tabes  eine  Reihe  an- 
derer Symptome,  die  Veranlassung  zur  Anwendung  physi- 
kalischer Heilmethoden  bieten.  Gegen  die  lanzinierenden 
Schmerzen  erweisen  sich  lauwarme  Bäder  und  milde  hydro- 
pathische Prozeduren  recht  wirksam ;  warme  und  heiße  Bäder 
dagegen  wirken  nicht  selten  schädlich.  Gegen  die  Anästhe- 
sien und  Parästhesien  verwendet  man  lokale  Galvanisation 
oder  Faradisation,  ferner  elektrische  und  kohlensaure  Bäder. 
Auch  Verlängerung  der  Wirbelsäule  durch  Suspension  de? 
Kopfes  auf  schiefer  Ebene  oder  durch  starkes  Vorwärtsneigen 
des  Rumpfes  führt  zuweilen  Besserung  der  durch  die  Erkran- 

27* 


420  PHYSIKALISCHE  THERAPIE. 

kung  der  hinteren  Rückenmarks  wurzeln  veranlaßten  Symptome 
herbei.  Darob  allgemeine  Streichmassage  sucht  man  den 
Tonas  und  die  Kraft  der  Muskulatur  günstig  zu  beeinflussen. 
Zur  Hebung  des  die  tabische  Erkrankung  so  häufig  beglei- 
tenden mangelhaften  Ernährungszustandes  trägt  Landaufent- 
halt in  gesundem,  trockeuem,  warmem,  beständigem  Klima 
bei.  Bei  der  Auswahl  von  Kurorten  für  Tabiker  bevorzugt 
man  die  in  waldreicher  Gegend  im  Mittelgebirge  gelegenen 
Nervensanatorien.  Von  speziellen  Tabikeranstalten  sei  Hei- 
den am  Bodensee  (Frenkels  Ataxiebehandlung)  erwähnt. 
Die  wärmeren  Thermen  sind  ebenso  wie  die  Seebäder  zu 
vermeiden.  Gewöhnlich  verordnet  man  die  indifferenten  Ther- 
men, Solbäder,  Moorbäder,  Jodbäder,  Kohlensäurebäder  (Neu- 
haus, Teplitz,  Wiesbaden,  Nauheim,  Rehme-Oeynhausen,  Bad 
Hall,  Lipik). 

Unter  den  einer  physikalischen  Behandlung  zugäng- 
lichen Koordinationsstörungen  seien  noch  die  sogenannten 
Beschäftigungsneurosen,  das  habituelle  Zittern  und  die 
Sprachstörungen  erwähnt. 

Die  Beschäftigungsneurosen,  deren  häufigste  Erschei- 
nungsform der  sogenannte  Schreibkrampf  darstellt,  erfor- 
dern in  erster  Linie  eine  mehrmonatliche  Verzichtleistung 
auf  die  Ausübung  der  schädigenden  Beschäftigung.  Eine 
milde  galvanische  Behandlung,  Streichmassage  und  Hydro- 
therapie sind  die  am  zweckmäßigsten  anzuwendenden  lokalen 
Prozeduren.  Von  guter  Wirkung  sind  auch  Landaufenthalt, 
insbesondere  im  Gebirge,  und  die  Seektiste. 

Bei  habituellem  (meist  hereditärem)  Tremor  kann  durch 
Übungstherapie  eine  Verbesserung  der  feineren  Bewegungen 
erzielt  werden;  außerdem  empfiehlt  sich  ein  Versuch  mit 
elektrischer  Behandlung. 

Die  verschiedenen  Formen  der  Sprachstörungen 
(Stammeln,  Stottern  und  Aphasie)  bieten  ein  dankbares  Feld 
für  Übungstherapie.  Bei  der  Behandlung  des  Stammlers 
kommt  es  darauf  an,  ihn  die  richtigen  Artikulationen  zu 
lehren,  was  durch  deutliche  Demonstration  der  Lippen-, 
Kiefer-  und  Zungenbewegungen  zur  Erzeugung  einzelner  Vo- 
kale und  Konsonanten  nebst  klarer  und  lauter  Intonation 
erzielt  wird;  dabei  ist  es  vorteilhaft,  den  Hauch  der  Exspi- 
rationsluft  dem  Tastsinne  der  Hand  des  Stammlers   fühlbar 


PHYSIKALISCHE  THERAPIE.  421 

ZU  machen  und  durch  kleine  Handgriffe  die  Artiknlations- 
stellnngen  des  Stammlers  zu  korrigieren.  Wenn  die  richtige 
Hervorbringnng  einzelner  Laute  gelingt^  schreitet  man  zur 
Verbindung  zweier  und  mehrerer  Laute  und  schließlich 
zur  Verbindung  von  Silben  zu  Worten  fort. 

Eine  ähnliche  Methode  wendet  man  gegenüber  der 
motorischen  Aphasie  an.  Hier  kann  man  zumeist  durch 
Assoziation  des  gesprochenen  Lautes  mit  dem  gelesenen  oder 
geschriebenen  Buchstaben  die  Wiedergewinnung  des  sprach- 
lichen Ausdruckes  fördern. 

Bei  der  Behandlung  der  sensorischen  Aphasie  trachtet 
man  den  Verlust  der  Wortklangbilder  durch  Ablesen  der 
Sprach bewegungen  vom  Munde  des  Sprechers  zu  ersetzen. 
Auch  hier  fördert  man  das  Verständnis  des  Gesprochenen 
durch  Verbindung  mit  dem  geschriebenen  Wort. 

Bei  der  Behandlung  des  Stotterns  sind  neben  Artiku- 
lationsübungen hauptsächlich  Übungen  im  langsamen  Sprechen 
zu  empfehlen,  wobei  man  die  Vokale  stark  dehnen  läßt. 

B.  Neurosen. 

Den  weitesten  Spielraum  für  die  Anwendung  physikali- 
scher Heilmethoden  gewähren  die  funktionellen  Erkran- 
kungen des  Nervensystems,  insbesondere  die  Neurasthenie 
und  Hysterie. 

So  vielgestaltig  und  wechselnd  die  Symptome  der  Neur- 
asthenie sich  darstellen,  so  sind  es  doch  hauptsächlich 
zwei  Zustandsbilder,  welche,  fast  in  jedem  Falle  vorkommend, 
die  Allgemeinbehandlung  mit  physikalischen  Heilmethoden 
erheischen^  nämlich  der  Zustand  gesteigerter  Erregbarkeit 
und  der  Zustand  abnormer  Erschöpfbarkeit  und  Ermüdung. 
Gegenüber  diesen  Zuständen  bewähren  sich  wohl  stets  am 
besten  die  milden  Wasserkuren.  Gewöhnlich  verordnet  man 
zunächst  eine  halbstündige  Einpackung,  der  ein  Halbbad  von 
25 — 20^  R  angeschlossen  wird.  Zuweilen  wirken  protrahierte 
warme  Bäder,  eventuell  mit  folgender  kalter  Übergießung, 
lauwarme  kohlensaure  Bäder  oder  das  fließende  kalte  Fluß- 
bad besonders  günstig  auf  das  Allgemeinbefinden.  Der  Wasser- 
behandlung fügt  man  mit  Vorteil  eine  elektrische  Behandlung 
hinzu ,    entweder    in  Form  des  elektrischen  Bades  oder  der 


422  PHYSIKALISCHE  THERAPIE. 

allgemeinen  Faradisation  mit  der  Massierrolle;  auch  Arson- 
valißation  kann  verdacht  werden.  Von  nicht  zu  unter- 
scbätzender  Bedeutung  sind  gymnastische  und  sportliche 
Übungen  und  die  Borge  für  passende  Beschäftigung  (Hand- 
Werksarbeiten,  Spiele).  Von  Kurorten  für  Neurastbeniker 
kommen  die  im  Mittelgebirge  und  Hochgebirge  liegenden 
Sanatorien  und  Wasserbeilanstalten  in  erster  Reihe  in  B^ 
tracht.  Von  günstiger  Wirkung  sind  auch  die  Seebäder  und 
Seereisen. 

Neben  diesen  durch  den  allgemeinen  Zustand  indizierten 
Behandlungsmethoden  sind  zumeist  noch  spezielle,  gegen  be- 
sonders sich  aufdrängende  Symptome  gerichtete  Kuren  von- 
nöten. 

Bei  stark  reduzierter  Ernährung  empfiehlt  sich  eine 
Mastkur  mit  Bettbehandlung. 

Hartnäckige  Schlaflosigkeit  bekämpft  man  mit  abend- 
lichen hydropatischen  Prozeduren  in  Form  von  lauen  Bädern 
mit  kühlen  Übergießungen,  heißen  Fußbädern,  feuchten  Ein- 
paekungen,  Umschlägen  auf  den  Kopf  und  Wadeneinwick- 
lungen. Auch  Galvanisation  des  Kopfes  und  Bestreichung 
desselben  mit  der  faradischen  Hand  sind  empfehlenswert. 
Entsprechende  geistige  und  körperliche  Tätigkeit  vor  dem 
Schlafengehen  (Spaziergang,  Theater)  wirken  zuweilen 
günstig.  Von  großem  Einfluß  ist  zumeist  der  Wechsel  des 
Aufenthaltes  (Höhenluft,  Seektiste). 

Gegen  den  nervösen  Kopfschmerz  und  die  ander- 
weitigen lästigen  Sensationen  im  Bereiche  des  Kopfes 
(Schwindel,  Ohrensausen)  bewähren  sich  von  lokalen 
Prozeduren:  Massage  der  Kopfhaut  in  Form  von  Streichen, 
Kneten  und  Vibration,  Galvanisation  und  Faradisation,  Appli- 
kation des  Leiter  sehen  Apparates,  warmer,  kühler  oder 
wechselwarmer  Duschen,  Umschläge,  ableitendes  Verfahren 
in  der  Nackengegend  (Senfteig)  und  Stauungsbinde  um  den 
Hals.  Von  Wichtigkeit  ist  die  Wahl  eines  geeigneten  Luft- 
kurortes (Waldgegend  in  mittlerer  Höhe). 

Die  neurasthenischen  Beschwerden  von  Seite  des  Herzens 
(Herzklopfen,  Präkordialangst)  erfordern  zumeist  lokale  Kälte- 
anwendung  (Herzschlauch  am  Abend),  Galvanisation,  Fara* 
disation  (mit  sinusoidalem  Strom)  und  Herzmassage. 


PHYSIKALISCHE  THERAPIE.  423 

Bei  neryöfleiD  Asthma  ist  AtmiiDgsgymDafitik  in  Kom- 
biBation  mit  anderweitigen  gymnastischen  Übungen  von 
günstigem  Erfolg  begleitet.  Auch  warme  Bäder  mit  kalten 
Übergießungen  wirken  günstig.  Stets  ist  auch  Wechsel  des 
Aufenthaltes  zu  empfehlen. 

Die  nervösen  Verdauungsbeschwerden  werden 
durch  hydropathische  Prozeduren  (Magenschlauch,  Btamm- 
umschlftge),  Massage  des  Abdomens  und  Faradisation  des- 
selben (mit  rasch  an-  und  abschwellenden  Strömen)  günstig 
beeinflußt. 

Bei  den  Beschwerden  der  Nenrastheniker  Ton  Seite  der 
Sexual  Sphäre  (Pollutionen,  Impotenz)  verwendet  man  mit 
gutem  Erfolg  kurzdauernde  kühle  Sitzbäder,  wecbselwarme 
Duschen  der  Gesäßgegend  und  galvanisch-faradische  Behand- 
lung der  Sexnalorgane. 

Der  physikalischcD  Therapie  gebührt  neben  der  Psycho- 
therapie der  wichtigste  Platz  bei  der  Behandlung  der 
Hysterie.  So  mannigfaltig  die  Symptome  der  Hysterie  sich 
darstellen ,  so  einfach  gestaltet  sich  das  Prinzip  ihrer  Be- 
kämpfung durch  die  physikalische  Behandlungsmethode;  es 
handelt  sich  darum,  einen  suggestiven  Einfluß  hervorzurufen 
oder  zu  verstärken.  Eines  der  wichtigsten  Mittel  in  dieser 
Hinsicht  stellt  die  Elektrizität  dar.  In  Form  des  faradischen 
Pinsels  angewendet,  ist  sie  imstande,  rasch  hysterische  Emp- 
ßndungsstörungen  und  Lähmungen  zu  beseitigen.  Auf  hystero- 
gene  Zonen  appliziert,  vermag  der  elektrische  Strom  Anfälle 
zu  kupieren.  Auch  gegen  die  Schmerzen  und  Anfälle  der 
Hysterischen  wirken  die  verschiedenen  Formen  der  Elek- 
trizität (Franklinisation ,  Arsonvalisation ,  Galvanisation, 
Faradisation,  elektrische  Bäder)  günstig  ein.  Hydrotherapeu- 
tische Prozeduren  bewähren  sich  gleichfalls  gegenüber 
Schmerzen  und  Hyperästhesien;  Auflegen  eines  Magneten 
kann  anästhetische  und  hyperästhetische  Bezirke  normal- 
empfindlich  machen. 

Bei  vasomotorischen  und  Sekretionsanomalien  sowie  bei 
motorischen  Schwäche-  und  Keizzuständen  sind  dieselben 
Prozeduren  am  Platze.  Gegen  die  letzteren  verwendet  man 
ferner  Massage  und  Gymnastik.  Von  großer  Bedeutung  ist 
die  Wahl  einer  passenden  Beschäftigung    und    der  Wechsel 


424  PHYSIKALISCHE  THERAPIE. 

des  Aufenthaltsortes  samt  der  gewohnten  Umgebung.  Am  vor- 
teilhaftesten ist  zumeist  der  Aufenthalt  in  Sanatorien.  Ent- 
sprechend der  körperlichen  Konstitution,  den  meist  sehr 
detaillierten  8ym-  und  Antipathien,  bzw.  Idiosynkrasien  der 
Hysterischen  muß  bei  der  Wahl  des  Ortes  auf-  Temperatur, 
Windverhältnisse,  Luftfeuchtigkeit  und  Höhe  ebenso  wie 
auf  Personen  der  Umgebung,  die  behandelnden  Ärzte 
und  Möglichkeit  von  Zerstreuung  Rücksicht  genommen 
werden. 

Die  physikalischen  Behandlungsmethoden  sind  endlich  ein 
nicht  zu  unterschätzender  Kurbehelf  gegenüber  der  Hypo- 
chondrie, den  Angst-  und  Zwangsneurosen  und  bei 
Psychosen.  Insbesondere  sind  es  die  im  Laufe  der  ge- 
nannten Affektionen  auftretenden  Angst-  und  Unruhezustände, 
die  Depressions-  und  erethischen  Zustände,  welche  durch 
hydriatische  Prozeduren  in  Form  von  Dauerbädern  und 
Einpackungen,  eventuell  in  Kombination  mit  wochenlang 
fortgesetzter  Bettbehandlang  günstig  beeinflußt  werden 
können. 

Bei  der  physikalischen  Behandlung  der  Nervenkrank- 
heifen  kommen  noch  einige  allgemeine  Gesichtspunkte 
in  Betracht. 

Bei  allen,  also  nicht  bloß  bei  den  funktionellen  Nerven- 
krankheiten, ist  die  psychische  Beeinflussung  des  Patienten 
von  allergrößter  Wichtigkeit;  durch  optimistische  Daretellung 
des  Krankheitsverlaufes  muß  der  Arzt  die  Geduld  und  gute 
Stimmung  des  Patienten  aufrecht  zu  erhalten  suchen.  Die 
einmal  gewählte  Behandlungsmethode  darf  einerseits  nicht 
unmotiviert  verlassen,  andrerseits  nicht  trotz  Mangels  eines 
günstigen  Erfolges  zäh  festgehalten  werden.  Für  die  Durch- 
führung der  verschiedenen  physikalischen  Behandlungs- 
methoden sind  in  vielen  Fällen  (besonders  bei  Neurosen, 
Psychosen,  Alkohol ,  Morphium-  und  Kokainabstinenzkuren) 
die  entsprechend  eingerichteten  Sanatorien  unentbehrlich. 
Vielfach  jedoch  ist  die  häusliche  oder  ambulatorische  Be- 
handlung nicht  bloß  durchführbar,  sondern  mit  Rücksicht 
auf  die  Vermeidung  einer  schädlichen  Beeinflussung  durch 
Mitpatienten  sogar  zweckmäßig. 

A.  Schüller. 


PHYSIKALISCHE  THERAPIE.  425 

12.  Physikalische  Therapie  der  Erkrankungen  des 
weiblichen  Grenitale.'^ 

1.  Massage. 

Sie  wird  mittelst  zweier  in  die  Vagina  eingelegter 
Finger  und  der  auf  das  Abdomen  aufgelegten  Hand  unter 
Beobachtung  aseptischer  Vorsichtsmaßregeln  ausgeführt.  Strei- 
chende und  zirkeiförmige  Bewegungen  der  äußeren  Hand 
unter  Unterstützung  der  in  die  Vagina  eingelegten  Finger 
sind  die  vorherrschenden  Manipulationen.  Während  der 
Menstruation  ist  es  besser,  die  Massage  zu  unterbrechen.  Die 
Massage  ist  zu  unterlassen,  wenn  stärkere  Schmerzen  vor- 
handen sind  j  Fieber  besteht  und  insbesondere  durch  die  Blut- 
körperchenzählung, durch  andere  Methoden  oder  aus  anderen 
Symptomen  der  Verdacht  auf  virulenten  Eiter  erweckt  wird. 

2.  Heilgymnastik  und  Sport. 

Hier  kommt  aktive  und  passive  Bewegung  in  den  Hüft- 
und  Kniegelenken  in  Betracht,  und  von  sportlichen  Be- 
tätigungen insbesondere  das  Radfahren  und  Rudern.  Die 
Gymnastik  ist  zu  widerraten,  wenn  Neigung  zu  Blutungen 
besteht,  ebenso  auch  der  Sport,  der  außerdem  bei  Blut- 
armut und  in  der  Pubertät  nur  versuchsweise  und  unter 
strenger  ärztlicher  Aufsicht  ausgeführt  werden  darf.  Selbst- 
verständlich ist  Sport  und  Gymnastik  während  der  Periode 
strengstens  zu  verbieten. 

3,  Pessartherapie. 

Nach  gründlicher  Desinfektion  der  Scheide,  und  nur 
wenn  diese  vollkommen  intakt  ist  und  kein  Fluor  besteht, 
legt  man  nach  Aufrichtung  eines  verlagerten  Uterus  oder 
nach  Reposition  der  vorgefallenen  Scheidenwand  den  Ring 
so  ein,  daß  man  die  Dammuskulatur  kräftig  nach  abwärts 
drückt  und  den  Ring  derart  schief  hält,  daß  die  Klitoris- 
gegend nicht  berührt  wird.  Liegt  der  Ring  im  hinteren 
Scheidengewölbe,  dann  stellt  man  sein  vorderes  Ende  so  auf, 

*  Nach  A.  Foges  und  0.  0.  Fei  In  er,  Physikalische  Therapie 
der  weiblichen  Sexualorgane.    Enke,  Leipzig  1907. 


426  PHYSIKALISCHE  THERAPIE. 

daß  dieses  hinter  die  Symphyse  zu  liegen  kommt.  Ringe 
«ollen  nicht  länger  als  vier  Wochen  getragen  werden  und 
werden  am  besten  nach  der  Periode  gewechselt,  wobei  sich 
der  Arzt  durch  Untersuchung  mit  dem  Spiegel  von  der 
völligen  Intaktheit  der  Scheide  und  dem  Fehlen  jeglichen 
Ausflusses  tiberzeugen  soll.  Liegen  Verletzungen  der  Scheide 
vor,  so  sind  diese  durch  Tuschierung  mit  Jodtinktur  oder 
mit  Lapislösung  und  Einlegen  eines  mit  Dermatol  und  Tannin 
bestreuten  Tampons  bis  zur  völligen  Heilung  zu  behandeln. 
Erst  dann  fähre  man  wieder  einen  Ring  ein.  Die  Patientin 
soll  sich  täglich  eine  Ausspülung  mit  einer  schwach  anti- 
septischen Lösung  machen. 

4.  Belastungstherapie. 

Ein  gut  desinfizierter  Kolpeurynter  wird  zusammen- 
gefaltet, eingefettet  und  mittelst  einer  Kornzange  bei  Becken- 
hochlagerung in  die  Vagina  eingeführt.  Mittelst  eines  Trichters 
wird  ein  halbes  bis  ein  Kilo  Quecksilber  in  den  Kolpeurynter 
eingefüllt  und  hierauf  der  Schlauch  mit  einer  Klemme  ver- 
schlossen. Auf  die  Stelle,  welche  belastet  werden  soll,  wird 
ein  Sandsack  aufgelegt. 

5.  Elektrotherapie. 

Ihre  Anwendung  am  Uterus  ist  nur  möglich  bei  all- 
mählicher Steigerung  (Ein-  und  Ausschleichen)  des  Stromes, 
lu  den  Uterus  wird  eine  Sonde  aus  Aluminium  eingelegt, 
welche  in  Vagina  und  Zervix  durch  Hartgummiröhren  isoliert 
ist.  Auf  das  Abdomen  kommt  eine  Zinkblechplatte  oder  bei 
sehr  starken  Strömen  eine  Tonelektrode.  Strenge  Asepsis! 
Anwendung  eines  Rheostaten  und  Einschaltung  eines  Galvano- 
meters. Anwendung  des  Stromes  durch  4 — 5  Minuten  40  bis 
50  M.  A.  Hierauf  Ausspülung  und  Ruhelage  durch  eine 
halbe  Stunde.  Anwendung:   1 — 2 mal  wöchentlich. 

6.  Böntgenstrahlen. 

Sitzungen  von  2 — 15  Minuten  2 — 3mal  wöchentlich. 

7.  Hydrotherapie. 

Eisbeutel,  Kühlapparate,  Spülungen  mit  kaltem  Wasser 
unter   Anwendung    des    Scheidenspülers    nach    Winternitz 


PHYSIKALISCHE  THERAPIE.  427 

oder  des  Arzberg ersehen  Mastdarmkühlers.  Kalte  Sitz- 
bäder und  sonstige  hydrotherapeutische  Prozeduren. 

Warme  Umschläge  und  Thermophore. 

Um  konstante  Wärme  auf  das  Genitale  einwirken  zu 
lassen,  verwendet  man  den  Hydrothermoregulator  nach 
K.  Ullmann  oder  den  Heißwasserspülapparat  nach  Bauer. 
Er  besteht  aus  einem  Kochapparat,  unter  welchem  eine  kleine 
Kochkammer  angebracht  ist,  aus  welcher  der  Wasserdampf 
in  das  Reservoir  aufsteigt.  Das  heiße  Wasser  wird  durch 
den  Schlauch  und  den  in  diesen  eingeschalteten  und  in  der 
Scheide  liegenden  Kalorifer  durchgeleitet.  Heiße  Scheiden- 
Spülungen  werden  von  den  Frauen  selbst  im  Bette  liegend 
bei  einer  Temperatur  von  bis  50®  C  ausgeführt.  Schutz  der 
äußeren  Haut  mit  Vaselin  oder  Verwendung  eines  eigenen 
Spülspekulnms  nach  Stratz  oder  Walzer.  Höhe  des  Irri- 
gators verschieden,  je  nachdem  es  sich  um  besondere  Wärme- 
wirkung durch  längere  Zeit  oder  um  mechanische  Wirkung 
handelt.  Zusätze:  Lysol  oder  übermangansaures  Kali.  Der 
Ansatz  ist  auszukochen  und  in  Lysol  aufzubewahren.  Spü- 
lungen von  selten  des  Arztes  werden  mittelst  Spiegels  aus- 
geführt, wobei  dieser  vor-  und  rückwärts  geschoben  wird, 
um  alle  Scheidenteile  zu  bespülen. 

Sitzbäder  von  36®  C  oder  mehr  werden  in  einer  Sitz- 
badewanne unmittelbar  neben  dem  Bette  genommen,  worauf 
man  nach  ^4 — YaS^^'^^'&^r  Dauer  noch  naß  ins  Bett  steigt 
und  sich  dort  mit  einem  Flanelltnch  abtrocknet.  Zusätze: 
Mutterlaugensalz,  Staßfurtersalz.  (V/^kg  auf  ein  Bad.) 
Außerdem  kann  man  noch  warme  Sandsäcke  auf  das  Ab- 
domen auch  tagelang  auflegen.  Ebenso  Moor-  oder  Fango- 
umschläge. Ferner  kommen  noch  warme  Mastdarmeingießungen 
in  Betracht. 

8.  Heißlufttherapie. 

Man  verwendet  hierzu  entweder  Kasten,  welche  innen 
Glühlampen  tragen  (Kehr er)  oder  Apparate,  welche  mit 
Spiritus  geheizte  Luft  auf  den  unter  einem  Gestell  liegenden 
Körperteil  leiten  (Apparate  von  Hilzinger-Reiner).  Über 
das  Gestell  wird  eine  Wolldecke  gebreitet,  die  möglichst 
luftdicht   abschließt.    Temperaturen    bis    85°  C    werden   an- 


428  PHYSIKALISCHE  THERAPIE. 

standslos    ertragen.     Man    beheizt    jeden    Tag    oder    jeden 
zweiten  Tag  je  eine  halbe  bis  eine  Stunde. 

9.  Taporisation. 

Je  nachdem  man  den  Dampf  direkt  auf  die  Uterus- 
Schleimhaut  einwirken  läßt  oder  bloß  die  Wärme,  indem 
man  den  Dampf  durch  eine  Sonde  streichen  läßt,  spricht 
man  von  Athmokausis  und  Zestokausis.  Der  durchlochte  ütems- 
katheter  ist  mit  Holzfasern  und  Zervixteil  zum  Schutze  des- 
selben umgeben.  Der  in  einem  eigenen  Apparat  erzeugte 
Dampf  strömt  entweder  durch  diesen  Katheter  wieder  nach 
außen  oder  durch  die  Fenster  gegen  die  üterushöhle  und 
von  dort  aus  durch  ein  Abflußrohr  wieder  nach  außen.  Die 
Portio  wird  angehakt,  die  üterushöhle  ausgewischt,  even- 
tuell nach  vorheriger  Dilatation,  und  hierauf  die  Sonde  ein- 
geführt. Durch  langsames  Vor-  und  Rückwärtsschieben  kann 
man  die  ganze  üterusschleimhaut  bestreichen.  Nach  5 — 15  Se- 
kunden sperrt  man  den  Dampf  ab  und  entfernt  den  Katheter. 
Die  Temperatur  beträgt  110—1150. 

Ob  man  Narkose  anwenden  soll  oder  nicht,  darüber 
sind  die  Autoren  nicht  ganz  einig;  nach  der  Behandlung  läßt 
man  die  Frau  einige  Tage  im  Bett  liegen. 

10.  Saugtherapie. 

Man  verwendet  hierzu  eigene  aus  Glas  gefertigte  zylin- 
derförmige Spekula,  welche  an  irgend  einer  Endstelle  mit 
einer  Luftpumpe  verbunden  sind.  Die  Einschaltung  eines 
Dreiweghahnes  ist  sehr  zu  empfehlen.  Nach  Ansaugung  läßt 
man  den  Apparat  5  Minuten  liegen,  unterbricht  dann  für 
einige  Minuten  und  wiederholt  dies  4 — 6mal.  Ein  anderer 
Saügapparat  dient  für  den  Uterus  selbst  und  besteht  aus 
einem  Katheter,  mittelst  welchem  eine  direkte  Saugung  im 
Uterus  ausgeführt  wird.  Mangels  größerer  klinischer  Erfah- 
rungen und  mit  Bücksicht  auf  einige  theoretische  Bedenken 
kann  die  Methode  noch  nicht  empfohlen  werden. 

Zur  Behandlung  der  Mastitis  verwendet  man  sehr  große 
Glocken.  Die  Anwendung  geschieht  in  derselben  Weise  wie 
bei  der  Portio.  Dickes  Bestreichen  mit  Vaselin  ist  behufs 
luftdichten  Abschlusses  notwendig. 


PHYSIKALISCHE  THERAPIE.  429 

Anwendung  der  physikalischen  Therapie  bei 
den  Erkrankungen  des  weiblichen  Genitale. 

I.  Scheide. 

Bei  einer  Bartholinitis  kann  man  es  mit  Saugen  ver- 
snchen.  Man  verwende  eine  recht  große  Glocke  und  sänge 
2mal  täglich. 

Bei  Vorfall  der  Scheide  gelingt  es  geübten  Masseuren, 
durch  die  Massage  und  durch  die  sogenannten  Uteruslyftungen 
Dauererfolge  zu  erzielen.  Nach  Aufrichtung  des  Uterus  wird 
die  Zervix  fixiert  und  ein  Assistent  führt  einen  Druck  nach 
innen  und  aufwärts  aus.  Er  faßt  hierauf  den  Uterus  vorne 
und  etwas  zur  Seite  und  sucht  ihn  zu  heben,  soweit  als  es 
die  Patientin  ohne  Schmerzensäußerung  verträgt.  Hierauf 
läßt  er  den  Uterus  wieder  zurücksinken.  Dies  vollführt  er 
einige  Male.  Den  Assistenten  kann  man  dadurch  ersparen, 
daß  man  das  vordere  Scheidengewölbe  gut  tamponiert.  Nach- 
her wird  die  Dammuskulalur  kräftig  massiert  und  hierauf 
folgen  aktive  und  passive  Bewegungen,  welche  die  Stärkung 
der  Bauch-  und  Beckenmuskulatur  zum  Ziele  haben.  Bei 
stärkeren  Dammrissen  ist  die  Operation  vorzuziehen.  Auch 
sonst  hat  die  Operation  manche  Vorteile  gegenüber  der  lang- 
wierigen und  nicht  immer  aussichtsvollen  Massagebehandlung, 
wie  aber  andrerseits  auch  die  Operation  nicht  immer  zum 
Ziele  führt.  Eine  Massage  der  Dammuskulatur  nach  der 
Operation  ist  sehr  zu  empfehlen. 

Bei  älteren  Frauen,  bei  solchen,  die  sich  zu  einer 
Operation  nicht  entschließen  können,  oder  wo  die  Operation 
aus  irgend  einem  Grunde  kontraindiziert  ist,  dann  bei  kleinen 
Prolapsen  kommt  man  mit  der  Pessartherapie  recht  gut  aus, 
vorausgesetzt,  daß  die  Dammuskulatur  halbwegs  erhalten  ist 
und  kein  Ausfluß  besteht. 

Bei  Reizungszuständen  der  Scheide,  insbesondere  bei  sehr 
schmerzhafter  akuter  Gonorrhöe  kann  die  Anwendung  von 
Kälte  in  Form  von  Spülungen  oder  Kühlsonden  recht  schmerz- 
lindernd wirken.  Hinsichtlich  des  Ausflusses,  der  ja  gewöhn- 
lich aus  dem  Uterus  stammt,  siehe  unten.  Sowohl  bei  Ele- 
phantiasis vulvae   als   auch    bei  Pruritus    ist    mitunter 


430  PHYSIKALISCHE  THERAPIE. 

mit  Erfolg  BöntgeDtherapie    oder  Heißlaftbehandlong    ange- 
wandt worden. 

II.  Erkrankungen  des  Uterus. 

Amenorrhoe.  Obwohl  sie  zumeist  nicht  ihre  Ursache  im 
Uterus  hat,  sei  sie  doch  hier  abgehandelt,  da  das  objektive 
Symptom  häufig  ein  atrophischer  Uterus  ist.  Nebst  der  allge- 
meinen Therapie,  die  sich  auf  konstitutionelle  Erkrankungen 
bezieht,  wird  man  es  zunächst,  falls  es  sich  nicht  um  vir- 
ginale  Individuen  handelt,  mit  der  Massage  des  Uterus  ver- 
suchen. Man  massiert  den  Uterus  nur  an  der  Rückseite 
einige  Male  wöchentlich,  spült  die  Scheide  warm  aus  und 
legt,  falls  die  Atrophie  entzündlichen  Ursprunges  ist,  einen 
Tampon  ein  (Ichthyol,  siehe  Endometritis),  läßt  die  Patientin 
recht  warme  Ausspülungen  machen,  wobei  der  Irrigator 
niedrig  zu  hängen  ist,  und  recht  warme  Sitzbäder  nehmen. 
Vor  der  Massage  kann  man  eine  Heißwasserspülung  mit  dem 
Apparate  von  Bauer  ausführen  und  ferner  nach  der  Be- 
handlung noch  aktive  und  passive  Bewegungen,  insbesondere 
im  Hüft-  und  Kniegelenk.  Hierauf  Kreuzbeinklopfungen, 
Erheben  des  Oberkörpers  aus  liegender  Stellung  gegen 
Widerstand  und  Streckung  des  ganzen  Körpers  aus  hockender 
Stellung  gleichfalls  gegen  Widerstand.  Diese  Übungen  soll 
die  Patientin  auch  zu  Hause  früh  und  abends  vornehmen. 
Gymnastik  und  Sport  ist  unter  den  oben  erwähnten  Kautelen 
zu  empfehlen.  Auch  Saugtherapie,  insbesondere  vor  den 
Menses  kann  statt  der  Heißwasserspülungen  versucht  werden. 
Wenn  dies  nichts  hilft,  empfehle  man  der  Patientin  eine  Bade- 
behandlung entweder  in  eisenhaltigen  Wässern  oder  noch 
besser  in  eisenhaltigem  Moor.  (Siehe  Balneotherapie.) 

Metrorrhagien.  Sofern  keine  Myome,  welche  eine 
Operation  erheischen,  vorliegen,  ein  Abortus  vorhanden  ist, 
oder  eine  Verlagerung  der  Gebärmutter  die  Ursache  ist,  ver- 
biete man  der  Patientin  Gymnastik  und  Sport  und  kann  ver- 
suchsweise die  stärkeren  Blutungen  durch  eine  täglich  zwei- 
mal vorzunehmende  heiße  Aussptiiung  der  Scheide  oder  bei 
weiter  Zervix  durch  eine  vorsichtige  Ausspülung  des  Uterus 
mit  heißer  Lysollösung  zu  kupieren  trachten.  Auf  die  Aus- 
gpttlnng  folgt  Tamponado  der  Seheide  und  eventuell  des 
Uterus.  Auch  Badebehandlung  ist  mitunter    von  Vorteil ,  be- 


PHYSIKALISCHE  THERAPIE.  431 

sonders  die  Kombination  einer  Auskratzung  mit  nachfolgen- 
der Moor-  oder  Solbadekur. 

Sind  Myome  die  Ursache  der  Blutungen,  und  wird  die 
Operation  aus  irgend  einem  Grunde  nicht  unternommen, 
oder  handelt  es  sich  um  präklimakterische  Blutungen,  schließ- 
lieh auch  sonst,  falls  das  vorher  erwähnte  Verfahren  ohne 
Erfolg  ist,  wird  von  mancher  Seite  die  Vaporisation  ,  ins- 
besondere kurz  nach  einer  Auskratzung  empfohlen.  Da 
eine  partielle  Verwachsung  nachher  nicht  auszuschließen  ist, 
60  ist  es  besser,  die  Vaporisation  nur  in  solchen  Fällen 
vorzunehmen,  wo  man  nahe  der  Klimax  ist.  Bei  Blutungen 
infolge  von  Myomen  ist  mitunter  eine  zweckentsprechende 
Badebehandlnng  auch  von  Vorteil.  Neuestens  wird  die 
Röntgenbestrahlung  der  Ovarien  bei  Blutungen  infolge  von 
Myomen  empfohlen.  Man  bestrahlt  die  Ovarien  allwöchentlich 
einmal  vorsichtig  mit  geringen  Dosen  unter  Beschwerung 
und  Abdeckung  der  umgebenden  Partien.  Die  Zahl  der  Fälle 
ist  noch  zu  gering,  um  ein  abschließendes  Urteil  fällen  zu 
können. 

Die  Atrophie  und  Hyperinvolution  des  Uterus  wird  in 
gleicher  Weise  wie  die  Amenorrhoe,  deren  Symptom  sie  oft  ist, 
behandelt.  Femhaltung  der  Schädlichkeiten,  auf  denen  sie 
beruht,  also  eventuell  Absetzen  des  Kindes  ist  von  Wichtigkeit. 

Die  Retrof lexio- versio  uteri  bedarf  nur  einer  Behand- 
lung, wenn  sie  Symptome  macht.  Ist  der  Uterus  frei  beweglich, 
so  richtet  man  ihn  auf  und  legt  einen  Ring  ein.  Ist  er  fixiert, 
so  massiere  man  ihn  bzw.  den  Knickungswinkel,  ferner  die 
Verwachsungen  und  suche  den  Uterus  langsam  und  allmäh- 
lich aufzurichten.  Hierbei  unterstützen  Heißwasserbehandlnng, 
eventuell  eine  Badebehandlung,  heiße  Ausspülungen  und  Sitz- 
bäder in  bedeutender  Weise  die  Anfrichtungsversuche.  Bei 
sehr  festen  Verwachsungen  kann  man  auch  von  der  Belastung 
Gebrauch  machen.  Nach  jeder  Sitzung  lege  man  einen  Ichthyol- 
tampon ein.  Ist  der  Uterus  vollkommen  aufgerichtet  und  frei 
beweglich,  dann,  aber  nicht  früher,  lege  man  den  Ring  ein. 
Mit  dieser  Behandlangsmethode  konkurriert  stark  die  Ope- 
ration, da  sie  eine  raschere  Wiederherstellung  der  Arbeits- 
fähigkeit, keine  Steigerung  der  oft  vorhandenen  hysterischen 
Symptome  mit  sich  bringt  und  das  lästige  Tragen  des  Ringes 
ausschließt.  Hierzu  kommt,  daß  die  oft;  gleichzeitig  bestehende 


432  PHYSIKALISCHE  THERAPIE. 

Metritis  eine  Auskratzung,  also  ohnehin  eine  Narkose  not- 
wendig macht  und  ferner  nicht  selten  ein  Dammriß  besteht, 
der  gleichfalls  operativ  zu  schließen  ist.  Als  Operationsmethode 
empfiehlt  sich  die  Annähung  des  Uterus  an  die  Scheide, 
die  bei  richtiger  Wahl  des  Fixationspunktes  keine  Störungen 
bei  einer  weiteren  Entbindung  mit  sich  bringt.  Eine  Mittel- 
stellung nimmt  die  Aufrichtung  des  Uterus  in  der  Narkose 
mit  nachheriger  Einlegung  des  Ringes  ein.  Die  Operation  ist 
nicht  ganz  ungefährlich,  hat  den  Nachteil  der  Narkose,  ohne 
den  Vorteil  für  sich  zu  haben,  daß  ein  weiteres  Tragen  eines 
Ilinges  überflüssig  ist.  Leidet  eine  mit  Verlagerung  der  Ge- 
bärmutter behaftete  Frau  an  hysterischen  Besehwerden,  dann 
ist  noch  nachträglich  die  Hysterie  zu  behandeln. 

Die  Endometritis  und  Metritis  ist  gleichfalls  ein  dank- 
bares Objekt  für  die  physikalische  Therapie.  Der  vergrößerte 
Uterus  wird  massiert,  eventuell  ist  Badebehandlung  angezeigt. 
Ausspülungen,  Sitzbäder  mit  Zusätzen  unterstützen  die  ärzt- 
liche Therapie.  Wird  eine  Auskratzung  vorgenommen,  so 
ist  eine  unmittelbare  nachherige  Bäderbehandlung  sehr  von 
Vorteil.  Bestehen  sehr  starke  Blutungen,  so  kommt  eventuell 
die  Kombination  eines  Curettements  mit  einige  Tage  nach- 
her folgender  Vaporisation  in  Betracht.  Doch  ist  es  besser, 
dies  nur  nahe  dem  Klimakterium  auszuführen.  Bei  starkem 
Ausfluß  empfiehlt  es  sich,  vor  der  intrauterinen  Ätzung  das 
Sekret  auszusaugen.  Ausspülungen,  Sitzbäder  unterstützen  die 
Therapie. 

Myome  des  Uterus  sind  eigentlich,  wenn  überhaupt, 
operativ  anzugehen.  Von  der  elektrischen  Behandlung  hat 
man  wenig  Erfolge  gesehen.  Auch  die  Badebehandlung  leistet 
nicht  viel.  Immerhin  kann  man  es  mit  beiden  bei  Myomen 
nahe  dem  Klimakterium  versuchen.  Über  die  Behandlung 
der  Blutungen  siehe  oben.  Die  Röntgentherapie  verspricht 
recht  Gutes,  ist  aber  derzeit  für  die  Verallgemeinerung  noch 
nicht  reif.  0. 0.  Fellner. 


III.  Physikalische  Therapie  der  Adnexerkrankungen 
des  Weibes. 

Salpingo-Oophoritis.    Im  akuten  Stadium    ist   Bett- 
ruhe zu  fordern,    auch    sind    kühle   Applikationen   auf  das 


PHYSIKALISCHE  THERAPIE.  433 

Abdomen ,  bei  Anwesenheit  peritonealer  Reizerscheinungen  ist 
erentaell  der  Eisbeutel  von  Nutzen.  Narkotika  sind  oft  un- 
eotbehrlich;  die  Darmtätigkeit  ist  nicht  zu  vernachlässigen. 
Scheidensptilungen  sind  nur  bei  starkem  Fluor  angezeigt 
und  mit  Vorsicht  auszuführen.  Haben  Fieber  und  Schmerzen 
etwas  nachgelassen,  so  kann  man  erregende  Umschläge  appli- 
zieren und  25 — 20®  Sitzbäder  verordnen.  Auch  laue  Hegar- 
sche Mastdarmeinläufe  sind  von  Wert.  Die  eigentliche  Domäne 
der  physikalischen  Therapie  bildet  erst  das  dritte,  das 
chronische  Stadium.  Ist  das  Vorhandensein  eines  Eitersackes, 
eines  Pyovarium,  tuberkulöse  Prozesse  ausgeschlossen,  so 
beginnt  man  zunächst  mit  warmen  Scheidensptilungen,  appli- 
ziert Thermophore,  gibt  warme  Sitz-  und  Vollbäder.  Tritt 
keine  neuerliche  Temperatursteigerung  auf,  so  leitet  man 
die  Heißluftbehandlung  ein  und  schließt  jeder  Sitzung  eine 
vorsichtige  Massage  an.  Sind  die  Adnexe  im  Douglas  fixiert, 
so  kann  man  auch  von  endokolpischer  Belastung  Erfolg  er- 
hoffen. Dabei  muß  aber  stets  die  Körpertemperatur  beob- 
achtet und  der  Lokaibefund  verfolgt  werden;  tritt  eine  Ver- 
schlimmerung ein,  so  ist  zur  Therapie  des  subakuten 
Stadiums  zurückzukehren.  Ist  die  eitrige  Einschmelzung  un- 
aufhaltsam, so  wird  es  meist  zur  Operation  kommen.  Durch 
die  lauge  fortgesetzte,  kombinierte  physikalische  Therapie 
gelingt  es  fast  immer,  die  Schmerzen  wesentlich  zu  ver- 
ringern. Aber  auch  Adnextumoren  werden  gewiß  kleiner 
und  können  durch  eine  abschließende  Moorbadekur  in  ein 
Stadium  gebracht  werden,  welches  zwar  nicht  anatomisch, 
wohl  aber  klinisch  einer  Heilung  gleichkommt.  Daß  gleich- 
wohl viele  Fälle  dem  Messer  des  Operateurs  zufallen  müssen, 
ist  gewiß  zuzugeben. 

Descensus  ovariorum.  Sind  die  Ovarien  am  Knochen 
fixiert,  so  kann  man  durch  Quecksilberkolpeuryse  und  Massage 
nicht  selten  Lösung  erzielen.  Bei  Fehlen  akut  entzündlicher 
Erscheinungen  und  sicher  auszuschließenden  Eiteransamm- 
lungen kann  man  der  Massage  eine  thermische  Prozedur  vor- 
anschicken, sei  es,  daß  man  eine  prolongierte  heiße  Scheiden- 
spfllung  macht  oder  eine  40 — 45®  warme  Vaginalthermode 
einlegt. 

Bringt  eine  üterusdystopie  den  Deszensus  hervor,  so 
ist  jene   zu  beheben.    Viele   Fälle   von    Senkung    der   Eier- 

F  e  1 1  n  e  r,  TUerapie  der  Wiener  Spezjalärzte.  28 


434  PHYSIKALISCHE  THERAPIE. 

Stöcke,  Damentlich  bei  Vorhandensein  fester  Verwachsungen, 
sind  nur  operativ  heilbar. 

Ovarialneuralgie.  Warme  Bäder,  Thermophore, 
warme  Vaginalthermoden.  Auch  vagino-abdominale  Fara- 
disation  mit  dem  Spannnngsstrom  wird  empfohlen.  Ist  die 
Ovarialneuralgie  bloß  Symptom  einer  Neurasthenie  oder 
Hysterie,  so  ist  dieses  Grandleiden  zu  behandeln,  wobei  der 
hydroelektrischen  Bäder  stets  zu  gedenken  ist.  Von  Bädern 
bewähren  sich  die  Akratothermen  bestens.  Ist  die  Ovarialr 
neuralgie  Folge  chronischer  Eoprostase,  so  ist  eine  Trink- 
kur mit  Glaubersalzwässern  augezeigt. 

Hämatokele.  Zur  Beschleunigung  der  Resorption 
einer  vor  längerer  Zeit  entstandenen  Hämatokele  sind  warme 
Sitz-  und  Vollbäder,  Vaginalthermoden,  vorsichtige  Massage 
zu  empfehlen. 

Para-  und  Perimetritis.  Da  nicht  jede  Entzündung 
des  Beckenzellgewebes  und  Beckenbauchfelles  in  Eiterung 
übergeht,  ist  es  unsere  Aufgabe,  die  Resorption  durch 
chemische  und  physikalische  Agentien  zu  fördern,  was  nicht 
selten  von  Erfolg  gekrönt  ist.  Von  chemischen  Agentien 
ist  es  auch  heute  noch  das  schon  so  lange  in  Gebranch 
stehende  Glyzerin,  das  mittelst  Tampons  eingebracht,  zweifel- 
los resorptionsfördernd  wirkt.  Zusätze  von  Ichthyol  (5 — 10®/oi 
Chloralhydrat  bei  besonderer  Schm  erzhaftigkeit,  etwa  5"/oj 
Jodkali  10%  etc.)  sind  in  der  Praxis  kaum  zu  entbehren. 
Medikamentöse  Zusätze  zu  Spülflüssigkeiten  haben  allenfalls 
eine  Wirkung  auf  die  begleitende  Vulvovaginitis  oder  Endo- 
zervizitis,  auf  die  Peri-  und  Parametritis  jedoch  wirkt  gewiß 
bloß  der  thermische  Faktor  der  Vaginalspülung  ein.  Über 
die  operative  Therapie  wurde  bereits  früher  („Peri-  und 
Parametritis^^)  gesprochen;  daher  braucht  hier  bloß  die 
physikalische  Behandlung  gewürdigt  zu  werden. 

Das  akute  und  das  subakute  Stadium  wird  ebenso  be- 
handelt wie  die  gleichen  Stadien  der  Salpingo-Oophoritis. 
Das  chronische  Stadium  erfordert  eine  diverse  Behandlung 
je  nach  dem  anatomischen  Substrat :  der  Entzündung.  Bei 
ödem  des  Parametrium  bewährt  sich  Heißlnftbehandlnng, 
Massage,  intravaginale  Belastung.  Handelt  es  sich  um  ein 
Exsudat,  dessen  fieberhaftes  Stadium  vorüber  ist,  so  beginnt 
man  mit  Heißlufttherapie,    appliziert  allenfalls  (insbesonders 


PHYSIKALISCHE  THERAPIE.  436 

wenn  das  Exsodat  im  Donglas  sitzt)  1 — 2mal  täglich  heifle 
Seheidenspülnngen  (45 — 50®  C).  Dabei  ist  nach  den  bereits 
früher  geschilderten  Symptomen  aaf  eine  ev^entuell  ein- 
brechende Snppuration  zu  achten,  eventuell  die  Thermo- 
therapie  zu  unterbrechen.  Geht  die  Resorption  indes  unge- 
stört vor  sich,  so  kann  man  nach  1 — 2  Wochen  jeder  Heiß- 
luftsitzung eine  vorsichtige  Massage  anschließen.  Liegt  das 
Exsudat  im  Douglas,  so  kann  man  in tra vaginale,  liegt  es 
nahe  den  Bauchdecken,  so  kann  man  abdominal-integumen- 
täre  Belastung  anschließen.  In  späten  Stadien  der  Krankheit 
bewähren  sich  Sol-,  Moor-  und  Mutterlaugenbäder.  Tritt 
narbige  Schrumpfung  ein,  so  ist  nach  Voranschickung  warmer 
intravaginaler  Applikationsformen  (Spülung  mit  großen  Flüssig- 
keitsmengen, heiße  Vaginalthermoden  etc.)  vaginale  Manual- 
behandlung in  Form  der  Dehnungs-  und  Lösungsbewegungen 
am  Platze.  Die  Vibrationsmassage  ist  nur  für  sehr  alte, 
absolut  fieberfreie  Fälle  ohne  jegliche  akute  Entzündungs- 
erscheinungen mit  Vorsicht  verwendbar.  Badekuren  sind  in 
diesem  (aber  nur  in  diesem)  Stadium  mit  manueller  Dehnung 
und  Lösung  zu  verbinden.  Nebst  der  Lokalbehandlung  ist 
an  die  Hebung  der  Kräfte  zu  denken,  Reflexneurosen  und 
Sympathikusaffektionen  sind  diätetisch  und  physikalisch  zu 
behandeln.  0.  Frankl. 


IT.  Die  Balneotherapie  der  chronisehen  Fraaen- 
kranklLeiten. 

Unter  den  Maßnahmen,  welche  in  der  Behandlung  der 
chronisehen  Frauenkrankheiten  eine  hervorragende  Stelle 
einnehmen,  eählen  die  Heilquellen  und  die  Bäder.  Die  al- 
kalischen, alkalisch-salinischen,  die  Eisen-  und  Kochsalz- 
quellen als  Trinkkur  einerseits  und  die  Jod-  und  Solbäder, 
die  Stahl-  und  Moorbäder,  die  Seebäder  und  Kaltwasserkuren 
andrerseits  entfalten  bei  einer  größeren  Gruppe  chronischer 
Frauenkrankheiten  eine  sehr  günstige  Wirkung. 

Diese  Krankheiten  sind  folgende: 

L  Leukorrhoe.  Dieselbe  kann  durch  Anomalien  der 
Blutbildung  —  Anämie,  Chlorose  —  bedingt  sein.  In  diesem 
Falle  sind  die  Eisen  wässcr  innerlich   und    Stahl-  und  Moor- 

28* 


436  PHYSIKALISCHE  THERAPIE. 

bäder  indiziert:  Franzensbad,  Königs  wart  in  Böhmen,  Karls- 
brunn  in  Schlesien,  Krynica  in.  Galizien,  Szliacs  Paräd, 
Korytnicza,  Bartfeld  in  Ungarn,  Schwalbach,  Pyrmont,  Stehen 
in  Deotschland,  Kadowa,  Reinerz  in  Preaßisch-SchlesieD, 
Sankt  Moritz  im  Engadin,  Spaa  in  Belgien  etc. 

Auch  Eisen- Arsen  Wässer:  Levico,  Roncegno  in  Südtirol, 
Guberquelle  in  Bosnien. 

Ist  die  Leukorrhoe  durch  Skrofulöse  bedingt,  sind 
Kochsalzquellen,  Jod-  und  Solbäder,  Seebäder  angezeigt; 
Hall,  Kreuznach,  Kissingen,  Nauheim,  Oeynhausen,  Reichen- 
hall,   Ischl,    Gmunden,  Iwonic,  Darkau,  Ilidze,  Rhein felden. 

Ist  Kolpitis,  CerTicitis  oder  Endometritis  chronica  die 
Ursache,  sind  ebenfalls  die  Eisenquellen,  die  Stahl-  und 
Moorbäder,  aber  auch  die  alkalischen  und  alkalisch-muria- 
tischen  Quellen  angezeigt:  Ems,'  Vichy,  Luhatschowitz,  Szav- 
niza,  Lipik. 

II.  Metritis  chronica.  Wenn  hervorgegangen  ans 
einer  akuten  Entzündung  infolge  von  Erkältung  oder  nach 
einem  Puerperium,  oder  bedingt  durch. mangelhafte  Involution 
des  Uterus,  werden  Moorbäder  und  Stahlbäder^  und  bei  anä- 
mischen Personen  innerlich  Eisenwässer,  besonders  salinisehe 
Eisenwässer  (Franzensbad,  Marienbad,  Elster)  zur  Anregung 
der  Darmtätigkeit  am  Platze  sein.  Bei  pastösen  und  skrofu- 
lösen Individuen  oder  nach  Gonorrhöe  werden  Solbäder, 
Solthermen,  Jodbäder  angezeigt  sein.  Ist  aktive  oder  passive 
Hyperämie  die  Ursache  der  chronischen  Entzündung,  werden 
ebenfalls  Jod-  und  Solbäder  und  interne  salinische  Wässer 
oder  salinische  Eisenwässer  angezeigt  sein.  Bei  gleichzeitiger 
Endometritis  werden  nebst  den  angeführten  Bädern  Irrigationen 
mit  Kochsalzwässern,  Eisenwässern  zur  Anwendung  kommen, 
auch  wird  die  adstringierende  und  antimykotische  Wirkung 
der  Moorlösung  beim  Gebrauch  der  Moorbäder  günstig  auf 
den  Katarrh  der  Zervix  und  die  etwa  vorhandenen  Erosionen 
einwirken. 

Im  zweiten  Stadium,  beim  sogenannten  Infarkt,  werden 
Jod-  und  Solbäder,  Stahl-  und  Moorbäder  und  Moorumschläge 
angezeigt  sein. 

in.  Parametritis,  Perimetritis,  Oophoritis,  Sal- 
pingitis chronica,  chronische  Adnexentzündungen. 


PHYSIKALISCHE  THERAPIE.  437 

Hier  sind  dieselben  Bäder  und  Quellen  wie  bei  der  Metritis 
chronica  am  Platze^  daneben  kommen  Umschläge  mit  Mutter- 
langensalz,  Moornmschläge,  Moorpackung,  Fangobäder,  Fango- 
nmschlSge  nnd  heiße  Injektionen  zur  Anwendung.  Auch  in- 
differente Thermen  können  in  Anwendung  kommen :  Teplitz, 
Johannisbad,  Römerbad,  Tfiffer,  Neuhaus,  Ragaz-Pfäfers, 
Krapina-Töplitz,  Topusko,  Schlangenbad. 

IV.  Fibromyome  des  Uterus.  Wenn  dieselben  klein 
und  kein  rasches  Wachstum  vorhanden  ist,  kann  man  Jod- 
bäder und  Solbäder  versuchen  und  falls  Blutungen  oder 
Schmerzen  vorhanden,  so  Moorbäder  und  innerlich  ablei- 
tende Wässer:  salinische  Quellen  oder  salinische  Eisenwässer. 

V.  Lage  und  Gestaltveränderungen  des  Uterus. 
Bei  Anfeflexio  und  Anteversio  uteri  fixata,  bei  Retropositio, 
bedingt  durch  retrouterine  schrumpfende  Exsudate,  bei  Latero- 
versio  und  Lateroflexio  nach  parametri tischen  Prozessen  und 
Adnexentzündungen  und  endlich  bei  Retroversio-flexio  im- 
mobilis,  bedingt  durch  Parametritis  posterior  oder  anterior, 
sind  Bol-  und  Jodbäder,  Moorbäder,  Fangobäder  und  da- 
neben Umschläge  mit  Sole,  Moor  oder  Fango  angezeigt. 
Gleichzeitig  sind  zur  Regelung  der  Darmtätigkeit  und  der 
Zirkulation  in  den  Beckenorganen  salinische  Wässer,  sali- 
nische Eisenwässer  (Franzensbad,  Marienbad,  Elster)  in  An- 
wendung zu  bringen. 

Bei  Retroversio-flexio  uteri  mobilis,  welche  mit  Er- 
schlaffung des  Ligament-  und  Muskelapparates  einhergeht, 
sind  nach  Aufrichtung  des  Uterus  und  Fixierung  desselben 
mittelst  eines  Pessars,  zur  Kräftigung  der  Ligamente  und  der 
Muskeln  Stahl-  und  Moorbäder  und  innerlich  Eisenwässer 
angezeigt. 

.  VI.  Bei  Descensus  uteri,  Descensus  und  Prolapsus 
vaginae  geringeren  Grades  können  außer  Massage,  Gym- 
nastik und  elektrischer  Behandlung  balneotherapeutisch  Eisen- 
mineralmoorbäder mit  Nutzen  zur  Anwendung  kommen. 

Menstruations- Anomalien. 

a)  Amenorrhoe,  insoweit  sie  die  Folge  von  Anämie, 
Chlorose,   allgemeinen    Schwächezuständen  ist    oder   infolge 


438  PHYSIKALISCHE  THEBAPIE. 

mangelhafter  Entwicklung  des  Uterus  und  der  Ovarien  auf- 
tritt, oder  bei  verfrühter  Atrophie  des  Uterus,  bei  Suppresio 
mensium  eintritt,  in  allen  diesen  Fällen  werden  Eiden wässer, 
kräftige  Stablquellen ,  Stahl-  und  Moorbäder  und  überdies 
die  Kohlensäure-Gasbäder,  wie  sie  insbesonders  in  Franzens- 
bad und  Marienbad  zur  Anwendung  gelangen,  neben  Mas- 
sage und  Heilgymnastik  günstig  wirken.  Auch  Gebirgsklima 
und  Seebäder  sind  in  diesen  Fällen  von  Nutzen,  und  bei 
pastösen  fettleibigen  Mädchen  müssen  auflösende  Eisenwässer 
in  Anwendung  kommen,  demnach  Kuren  in  Franzensbad, 
Marienbad,  Elster. 

6y  Menorrhagie.  Ist  dieselbe  durch  chronische  Ent- 
zündung des  Uterus  und  seiner  Adnexe  bedingt,  so  werden 
dieselben  Quellen  und  Bäder  zur  Anwendung  kommen,  welche 
das  Grundleiden  erheischt.  Dasselbe  ist  der  Fall  bei  kleinen 
oder  mittelgroßen  Fibromyomen.  Ist  Anämie,  Chlorose,  Hämo- 
philie, Skorbut  die  Ursache,  so  werden  Eisenwässer,  Stahl- 
quellen und  Moorbäder  angezeigt  sein. 

c)  Dysmenorrhöe.  Bei  angeborener  Hypoplasie  des 
Uterus,  jedoch  funktionierenden  Ovarien  sind  Eisenwässer, 
Stahl-  und  Moorbäder,  Kohlensäuregasbäder  neben  allge- 
meiner Massage  und  Gymnastik  angezeigt.  Sind  entzündliche 
Zustände  des  Uterus  und  seiner  Adnexe,  des  Beckenperito- 
neums  oder  des  Beckenzellgewebes  die  Ursache,  so  eignen  sich 
Jodbäder,  Solbäder,  Thermalsolbäder,  Mooibäder,  heiße  In- 
jektionen und  Moorumschläge.  Ist  Anämie  oder  Chlorose  die 
Ursache,  so  Eisenwässer,  Stahlquellen  oder  ableitende  Quellen 
(salinische  Wässer  oder  salinische  Eisenwässer)  zur  Besei- 
tigung der  oft  vorhandenen  Darmatonie,  gleichzeitig  Stahl- 
und  Eisenmineralmoorbäder.  Bei  der  sogenannten  kongestiven 
Dysmenorrhöe  werden  ableitende  Kuren  mit  Kochsalzquellen, 
alkalisch-salinischen  Wässern,  Jod-  und  Solbäder  angezeigt 
Sein.  Besteht  gleichzeitig  Amenorrhoe,  so  muß  das  Grund- 
leiden berücksichtigt  werden,  die  daselbst  angegebene  Trink- 
und  Badekur  und  auch  die  Kohlensäure-Gasbäder  in  An- 
wendung gelangen,  besteht  eine  mechanische  Ursache,  so 
ist  natürlich  eine  mechanische  beziehungsweise  operative 
Behandlung  am  Platze. 

VII.  Sterilität.  Ist  dieselbe  durch  entzündliche  Ver- 
änderungen des  Uterus  und  seiner  Adnexe  bedingt,  werden 


PHYSIKALISCHE  THERAPIE.  439 

jene  balneotherapeatischen  Behelfe  zar  Anwendung  ge- 
langen, welche  das  Grundleiden  erheischt.  Dasselbe  ist  der 
Fall,  wenn  es  sich  um  mangelhafte  Entwicklung  der  Geni- 
talien handelt,  in  welchem  Falle  Stahl  bäder,  Moorbäder  und 
Kohlensäure-Gasbäder  zur  Anwendung  kommen.  Besteht  ein 
mechanisches  Hindernis,  wird  eine  gynäkologische  Behand- 
lung nötig  sein. 

VIII.  Neigung  zu  Abortus.  Ist  eine  luetische  Infek- 
tion des  Mannes  oder  der  Frau  die  Ursache,  wird  nach  vor- 
ausgegangener antiluetischer  Kur  der  Besuch  eines  Jod-  oder 
Solbades,  oder  eines  der  Schwefelbäder  angezeigt  sein :  so 
Aachen ,  Burtscheid ,  Baden  bei  Wien ,  Landek ,  Weilbach, 
Nenndorf,   Herkulesbad,  Ilidie,  Sobranz. 

Ist  mangelhafte  Involution  des  Uterus,  sind  Schwäche- 
zustände, Anämie,  Chlorose  die  Ursache,  sind  Eisenwässer, 
Stahl-  und  Moorbäder  und  auch  Kaltwasserkuren  sehr  ge- 
eignet. L.  Fellner. 


13.  Physikalisch-diätetische  Therapie  der  Stoff- 
wechselkrankheiten. 

■ 

A.  Diabetes  melitus.  Die  Behandlung  des  D.  m.  ist 
vorwiegend  diätetisch  und  beruht  auf  dem  Prinzipe  einer 
Schonungsdiät  für  die  dem  Zuckerstoffwechsel  vorstehenden 
erkrankten  Organe.  Demnach  sind  Zucker  und  Bier  (lösliche 
Dextrine !)  aus  der  Nahrung  zu  streichen ;  Amylaceen*  werden 
im  Prinzipe  nach  Maßgabe  der  Toleranz  (Fehlen  von  Glyko- 
surie),  Eiweißkörper  bloß  in  der  auch  sonst  üblichen  Menge 
und  der  Rest  der  Kalorien  als  Fett  (beste  Butter)  zugeführt. 
Die  amylaceenarmen  „grünen  Gemüse"**  wichtig  zur  Erzielung 
des  Füllungsgefühles  des  Magens,  als  Fettträger  und  wegen 
ihres  Gehaltes  an  pflanzensauren  Alkalien.  Als  Genußmittel 
Kaffee  (Fettträger),  Tee,  Obst.***  Genaue,  dem  einzelnen 

*  Alle  mit  Mehl  zubereiteten  Speisen,  Reis,  Grieß,  Hülsenfrüchte, 
Kartoffeln. 

**  Erlaubte  Gemüse:  Spinat,  Kochsalat,  Kraut,  Karfiol,  grüne 
Fisolen,  Kohl,  alle  Arten  grüner  Salat,  Artischoken,  grüner  Spargel, 
Tomaten,  Stachys. 

***  Im  allgemeinen  70^  Apfel,  Orange,  "Walderdbeeren,  Johannis- 
beeren, Preißelbeeren. 


440  PHYSIKALISCHE  THERAPIE. 

Falle  angepaßte  qualitative  und  quantitative  (Wage!)  Kost- 
verordnung. 

Im  allgemeinen  trachte  man  jeden  Fall  zuckerfrei  zu 
bekommen»  da  durch  den  smckerfreien  Zustand  die  Toleranz 
gegen  Kohlehydrate  erhöht  wird  (Naunyn), 

Der  Kranke  erhält  vorerst  etwas  reichlicher  Eiweiß 
(z.  B.  2B0 — 280  g  Fleisch ,  zubereitet  gewogen ,  3 — 4  Eier, 
30—50  g  Käse),  60  g  Butter,  100  g  Brot,  500  g  Milch.  Die 
Kohlehydrate  werden  dann  durch  Beschränkung  des  Milch-  und 
Brotquantums  allmählich  entzogen,  bis  der  Harn  völlig  zueker- 
frei  wird.  Dabei  bedient  man  sich  zweckmäßig  der  kohle- 
hydratärmeren, oft  recht  voluminösen  „Diabetikerbrote*^.*  Gleich- 
zeitig wird  das  Fettquantum  soweit  erhöht,  daß  Verluste 
des  Körpergewichtes  vermieden  werden  (regelmäßige  Wä- 
gungen!). Wird  dabei  noch  immer  Zucker  ausgeschieden, 
Herabsetzung  der  Eiweißzufuhr  auf  das  Minimum  (zirka  1,3  ^ 
Eiweiß  pro  Kilogramm  Körpergewicht). 

Noch  restliche  Zuckermengen  (unter  l<^/o)  schwinden 
oft  dauernd  nach  einem  „Hungertage"  (bloß  schwarzer  Kaffee, 
Bouillon,  Bettruhe)  oder  nach  einem  Gemüsetage  (das  gleiche 
und  reichlich  Gemüse).  War  der  Kranke  durch  längere  Zeit 
zuckerfrei ,  so  werden  Amylaceen  wieder  in  umgekehrter 
Reihenfolge  so  lange  zugelegt,  als  keine  Zuckerausscheidung 
erfolgt.  Auch  später  noch  gelegentliche  Einschaltung  von 
strengeren  Perioden  (eventuell  Gemüsetagen). 

Die  —  früher  überschätzte  —  Gefahr  zu  starker  Säure- 
bildung (Acidose,  Koma)  bei  strenger  Diät  wird  durch  all- 
mählichen Übergang  und  durch  prophylaktische  Darreichung 
von  Alkali  (Natr.  bicarb.,  3—4  Kaffeelöffel  täglich  1  Stunde 
nach  der  Mahlzeit)  wohl  gebannt. 

In  gewissen  Fällen  wird  die  Entzuckorung  auch  durch 
einseitige  amylaceenhaltige  Nahrung  erzielt.  Reine  Milch- 
kur (2— 3  Z  Milch  pro  die),  Haferkur  (Brei  von  250  ^f» 
Haferflocken,  80—100^  Pflanzeneiweiß,  250—300  g  Butter, 
in  8  Portionen  zu  nehmen).  Die  Wirkung  ist  jedesmal  indi- 
viduell zu  prüfen. 


*  Nach   faUendem    Kohlehydratgehalte:    Grahambrot,  Alenronat- 
brot,  Kleberbrot,  Troponbrot,  Lithonbrot,  Mandelbrot. 


PHYSIKALISCHE  THERAPIE.  441 

Diabetiker^heil^mittel  sind  sämtlich  wertlos.  Geringere 
Zockermengen  schwinden  zumeist  (jedoch  selten  dauernd) 
nach  Opimndarreichung. 

Ep.  Extract.  Opii  0,12 

Bol.  alb.  q.  s.f.pilL  Nr.XII. 
S.  Auf'  und  Absteigen  von  3— 7  Pillen  täglich. 

Bei  gewissen  nervösen  Formen  entspricht  Opinm  der 
Indicatio  causalis.  Sonst  stillt  es  auch  den  quälenden  Durst, 
wo  die  diätetische  Behandlung  versagt  (allerschwerste  Fälle). 

Bei  Vortreten  nervöser  Symptome  auch 

Rp.  Natr.  bromat.  15,0 
Tinct.  valerian.  5fi 
Sol.  arsen.  Fowleri  3,0 
Aq.  destillat.  200,0. 
S.  3  Eßlöffel  täglich  in  viel  Flüssigkeit. 

Bei  Obstipation :  Reichlich  Gemüse,  Einlaufe  (auch  öl) ; 
statt  Soda: 

Rp.  Bicarb.  Sodae  20,0  oder  Rp.  Bicarb.  Sodae  10,0 

Magn.  ustae  10,0  Magn.  ustae, 

Ol.  menth.  pip.  gutt.  X.  Pulv.  rad.  Bhei  aa.  5,0. 

8.  3mal  täglich  1  Kaffeelöffel  S.  Kaffeelöffelweise, 

eine  Stunde  nach  der  Mahlzeit. 

In  manchen  Fällen  (leichtere  Arteriosklerose,  Katarrh 
des  Pankreasganges?)  auffallende,  fast  spezifische  Wirkung 
der  alkalisch-salinischen  Quellen  mit  geringem  Glaubersalz- 
gehalte (Karlsbad,  Rohitsch).  Alkalische,  mehr  minder  kohlen- 
säurereiche Wässer  (Fachingen,  Vitaquelle,  Vichy)  als  Tafel- 
getränke und  bei  begleitender  gichtischer  Disposition.  Alkalisch- 
snlfatische  Wässer  mit  höherem  Glaubersalzgehalt  (Marienbad, 
Tarasp)  bei  begleitender  Fettleibigkeit,  Obstipation  und  höheren 
Graden  von  Arteriosklerose. 

Aktive  Bewegung,  soweit  ohne  Ermüdungsgefühl 
möglich;  allgemeine  Körpermassage  bei  darniederliegender 
Ernährung,  sofeme  sie  gut  vertragen  wird. 


442  PHYSIKALISCHE  THERAPIE. 

Laue  indifferente  Bäder  zur  Haatpflege^  milde  hydria- 
tische  Prozeduren  (Halbbilder  mit  Übergießungen)  bei  Vor- 
treten nervöser  Symptome;  Solbäder  bei  begleitender  Anämie; 
G02-Bäder  bei  arteriosklerotischen  Diabetikern  (Marienbad, 
Rohitsch,  Tarasp,  mit  gleichzeitiger  Trinkkur).  Psychische 
Schonung  während  strengerer  Kurverordnungen. 

Bei  begleitender  Fettsucht  entsprechende  Reduktion 
der  Fettzufuhr  (vor  Thyreoideapräparaten  zu  warnen!);  bei 
Resorptionsstörungen  im  Darme  (Fettstühle)  reichliche 
Nahrungszufuhr  und  Pankreon. 

Rp.  Tablett.  Pankreoni  (Rhenania)  ä  0,5. 
S.  3  Tabletten  täglich. 

Bei  Übergang  in  Nephritis  Milchzulage  (bis  zu  1  Z 
und  mehr),  soferne  die  Glykosurie  dadurch  nicht  exzessiv 
gesteigert  wird. 

Spezielle  Komplikationen:  Bei  drohendem  Koma 
(charakteristischer  Atmungstypus,  Verdauungsstörungen)  reine 
Milchdiät,  Steigerung  der  Alkalizufuhr  auf  80 — 100  g  Natr. 
bic.  pro  die,  Sorge  [für  Stuhl  (Einlaufe),  eventuell  Koch- 
salzinfusion. 

Komplikationen  seitens  der  Haut:  Ekzeme,  Pruritus, 
Furunkel,  schlecht  heilende  Wunden  werden  durch  Entzuckerung 
(Diät)  gemeiniglich  zur  Heilung  gebracht.  Entzuckerung  geht 
zweckmäßig  auch  jedem  größeren  chirurgischen  Eingriffe 
voraus  (Operationen  am  Auge  etc.). 

Bei  Extremitätengangrän:  Kurzer,  energischer  Ver- 
such mit  Entzuckerung.  Bei  weiterem  Fortschreiten  der  Gangrän 
(A rterien Verschluß I)  rechtzeitige  hohe  Amputation.  Gegen 
die  Schmerzen 

Rp.  Diuretini  0,5 

Pyramidani  0,3, 
8.  2— 3  Pulver  täglich. 

Bei  Appetitlosigkeit  wird  die  Durchfahrnng  einer 
strengen  Diät  oft  unmöglich.  Bisweilen  ist  sie  durch  Rttck- 
sichtnahme  auf  begleitende  Erkrankungen  der  Verdauungs- 
organe  (schlechte  Zähne  1)  zu  beheben.  Kleine  Dosen  von 
Karlsbader  Wasser  (je  2  Eßlöffel  V*  Stunde  vor  jeder  Mahl- 
zeit). Häufig  genügt  auch  Zureden. 


PHYSIKALISCHE  THERAPIE.  443 

Prophylaxe:  Bei  Kindern  aus  belasteten  Familien  Über- 
ftttternng  zn  vermeiden.  Frühzeitige  Gewöhnung  an  mäßige 
Lebensweise  und  körperliche  Übung  (Sport!).  Psychische 
Diätetik.  W.  Schlesinger. 

B.  Diabetes  insipidns.  In  den  Fällen  mit  anatomischer 
Ursache  im  Gehirne  (Augenhintergrund!)  ätiologische  The- 
rapie (Operation  bei  Hirntumor,  Inunktionskur  bei  Hirn- 
gumma).  Sonst  moral  treatment,  am  besten  in  der  Art, 
daß  man  den  Patienten  ebenso  häufig  wie  früher  trinken 
läßt,  aber  auffordert,  die  Menge  des  Getrunkenen  sukzessive 
zu  beschränken.  Diese  Selbstzucht  der  Patienten  wird  durch 
ein  Journal,  in  welchem  er  Stunde  und  Menge  der  ge- 
trunkenen Flüssigkeit  verzeichnet,  wirksam  unterstützt.  Bei 
hysterischer  Basis  entsprechende  Behandlung  (Hydrothera- 
pie etc.). 

Medikamente  wirken  unsicher,  zumeist  nur  vorüber- 
gehend, 

Bp.  Natr.  hrotnat  15,0 

Tinct.  Valer  5,0 

Aq.  dest.  200,0. 

S.  3  Eßlöffel  täglich. 

Ep.  Tablett.  Fhenacetini  composit. 
Borrough  Welcome  db  Co. 
(Phenacetin  0,25,  Coffeini  0,01). 
S.  3—4  Tabletten  täglich. 
R^.  :ßxtr.  opii  0,12 

Pulv.  et  Extr.liqu.  q.  8.  f.  pill.  Nr.  XIl. 
S.  1—7  Pillen  täglich;  von  2  zu  2  Tagen 
um  eine  Pille  auf-  und  absteigend. 

C.  Fettsucht.  Die  Ursache  abnormen  Fettansatzes  ist 
in  vielen  Fällen  ein  Mißverhältnis  zwischen  Größe  der 
Nahrungszufuhr  und  Muskeltäligkeit.  Solche  grobe  Verstöße 
gegen  die  Eroährungsgesetze,  wie  Überfütterung  mit  Sttßig- 
kdten,  übermäßige  Alkoholzufuhr,  insbesondere  in  der  Form 
von  Bier,  sitzende  Lebensweise  lassen  sich  oft  ohne  Mühe 
anamnestisch  erheben.  Ihre  Abstellung  genügt  dann  schon, 
utti   namiiafte   Reduktion   des  Körpergewichtes   zu   erzielen. 


444  PHYSIKALISCHE  THERAPIE. 

Bei  einer  aDderen  Reibe  von  Patienten  sind  die  gemachten 
Fehler  allerdings  weniger  sinnfällig.  Läßt  man  sie  aber  bei 
ihrer  gewohnten  Lebensweise  die  Nahrungsaufnahme  einen 
Tag  lang  mit  der  Wage  feststellen,  so  ergibt  sich  häufig 
genug,  daß  sie  unter  Berücksichtigung  der  geleisteten  Muskel- 
arbeit entweder  überhaupt  etwas  zu  viel  essen  oder  daß 
wenigstens  von  bestimmten  Nahrungsmitteln  zu  viel  genossen 
wird  (z.B.  sechs  Stück  Zucker  im  Kaffee),  wobei  zu  berück- 
sichtigen ist,  daß  auch  ein  an  und  für  sich  nicht  sehr  be- 
deutendes Mißverhältnis  zwischen  Nahrung  und  Arbeit,  wenn 
für  lange  Zeiträume  bestehend,  zu  allmählichem  Fettansätze 
führen  muß  (v.  Noorden).  Hier  ist  schon  eine  genaue  Vor- 
schrift der  Nahrungszufuhr  nach  dem  Gewichte  notwendig,  die 
aber  unter  das  physiologisch  zuzubilligende  Maß  nicht  herabzn- 
gehen  hat.  Dabei  ist  eine  einseitige  Beschränkung  bestimmter 
Nahrungsmittel  nicht  notwendig.  Wie  groß  allerdings  die 
Nahrungszufuhr  im  einzelnen  Falle  sein  muß,  ist  nach  den 
allgemein  gültigen  Ernährangsgesetzen  individuell  festzu- 
stellen. (Unter  Berücksichtigung  von  Alter,  Geschlecht,  Größe 
des  Individuums  zwischen  2000 — 2500  Kalorien.) 

Eine  letzte  Gruppe  von  Fettleibigen  betrifft  die  Fälle 
von  eigentlicher  F.,  das  sind  Individuen,  bei  denen  trotz 
nicht  sehr  bedeutender  Nahrungszufuhr,  manchmal  sogar  bei 
abnorm  niedriger  Nahrungszufuhr  (z.  B.  1500  Kalorien)  das 
Körpergewicht  weiter  konstant  zunimmt.  In  vielen  dieser 
Fälle  ist  hereditäre  Belastung  (oft  im  allgemeineren  Sinne 
mit  Stoffwechselkrankheiten  überhaupt)  nachzuweisen;  bei 
anderen  handelte  es  sich  ursprünglich  bloß  um  Überernährung, 
die  aber  später  zur  gleichen  pathologischen  Abänderung  des 
Stoffwechsels  —  also  Körpergewichtszunahme  schon  bei  nor- 
maler oder  unternormaler  Nahrungszufuhr  —  führte.  Die  Zahl 
solcher  Fälle  möchte  ich  als  ziemlich  groß  bezeichnen;  sie 
bilden  die  Objekte  für  eigentliche  Entfettungskuren. 

Das  erstrebenswerte  Ziel  solcher  Kuren  ist  Reduktion 
des  Fettpolsters  ohne  wesentliche  Verluste  an  Muskelsubstanz. 
Demnach  ist  die  Eiweißzufuhr  nicht  zu  niedrig  einzustellen 
(80 — 120  g  pro  die).  Dagegen  sind  Fette  und  Kohle- 
hydrate unter  das  bisher  genossene  Maß  herabzusetzen.  Da 
die  Kohlehydrate  den  Fettansatz  noch  speziell  zu  fördern 
scheinen,  ist  die  vorzuschreibende  Diät  im  wesentlichen  eine 


PHYSIKALISCHE  THEEAPIE.  445 

Fleischfettdiät ,  also  sehr  ähnlich  der  Diät  der  Diabetiker,  je- 
doch mit  stärkerer  Reduktion  der  Fettzufuhr  und  mit  der  im 
Wesen  begründeten  etwas  größeren  Liberalität  rücksichtlich 
der  Kohlehydrate.  Die  Liste  der  „verbotenen"  Speisen  und 
der  erlaubten  Gemüse  (vide  S.  439 ,  Anm.)  gilt  demnach 
auch  für  den  Fettsüchtigen ;  für  die  Gemüse  eignet  sich  hier 
indessen  eher  die  englische  Art  der  Zubereitung  (Abkochen 
in  Salzwasser  mit  naehherigem  Zusätze  einer  gewogenen  Menge 
von  Butter,  etwa  30^  für  den  ganzen  Tag).  Ihre  Menge 
sei  reichlich,  da  sie  auch  die  Aufgabe  haben,  das  Gefühl 
der  Sättigung  zu  erzeugen. 

Es  wäre  natürlich  ganz  verfehlt,  einen  allgemein  gültigen 
Speisezettel  dort  aufzustellen,  wo  weitgehendes  Individuali- 
sieren geboten  ist.  Der  nun  folgende  Speisezettel  ist  darum 
bloß  als  ein  Beispiel  aufzufassen.  Danach  gebe  man  einer 
Frau  von  165  cm  Größe  und  90  kg  Körpergewicht  zum 
Frühstück:  Tee  mit  etwas  Milch  und  einem  Stück  Zucker. 
Vormittags:  30 — 50  g  kaltes  Fleisch  oder  1  —  2  Eier. 
Mittags:  Gemüsesuppe  mit  einem  Ei,  100 — 120^  Fleisch 
(zubereitet  gewogen)  mit  Gemüse,  30^  Käse,  Obst.  Nach- 
mittags: wie  Frühstück.  Abends:  100^  Fleisch  mit  Ge- 
müse. Tagsüber  100^  Brot,  30 — 40  ^  Butter.  Die  Körper- 
gewichtsabnahme soll  im  allgemeinen  für  die  Woche  nicht 
mehr  als  V2  ^9  betragen  (während  der  ersten  Woche  mag 
sie  größer  sein).  Dabei  soll  sich  der  Patient  leichter,  aber 
auch  kräftiger  fühlen  (eventuell  Kontrolle  mittelst  Dynamo- 
meters). Allzu  rasche  Körpergewichtsabnahme  wird  durch 
Zulage  von  etwas  Butter  reguliert.  Fehlt  indessen  jede  Ab- 
nahme, so  werden  die  Kohlenhydrate  noch  weiter  restringiert. 
(Passender  Ersatz  durch  die  kohlenhydratarmen  Diabetiker- 
brote.) Dieses  Beispiel  eines  diätetischen  Heilplanes  ist 
individuell  zu  modifizieren,  doch  sei  nochmals  betont,  daß 
ein  stärkeres  Herabgehen  unter  das  genannte  Eiweißquantum 
bedenklich  erscheint. 

Eine  wesentliche  Unterstützung  der  Kostverordnung  bilden 
aktive  und  passive  Bewegung  sowie  allgemeine  Massage. 
Mit  letzterer  werde  bald  in  jenen  Fällen  begonnen ,  wo  gegen 
stärkere  Muskelanstrengung  Kontraindikationen  bestehen  (in- 
kompensierte Vitien).  In  Kombination  mit  diätetischer  Behand- 
lung scheint  Massage  die  Entfettung  zu  begünstigen  (stärkere 


446  PHYSIKALISCHE  THERAPIE. 

Darchblntang  der  Haut?).  Anscheinend  gelingt  es  durch 
ihre  lokale  Anwendung  auch  lokale  Entfettung  zu  erzielen 
(abnorme  Fettpolster  am  Gesäß,  den  Hüften).  Auch  dürfte 
sie  das  lästige  und  unschöne  Entstehen  schlaffer  Hantsäcke 
nach  Pettschwund  verhindern.  Sie  wird  in  dieser  Hinsicht 
passend  mit  Alkoholeinreibungen  (Umschlägen)  kombiniert. 
Mit  der  energischeren  aktiven  Bewegung  beginne  man  erst 
nach  1 — 2  Wochen,  sobald  sich  das  Gefühl  größerer  Be- 
weglichkeit einstellt.  Am  besten  wirken  zielbewußt  und 
energisch  durchgeführte  Märsche  von  1 — 2  stündiger  Daner 
(nicht  bequemes  Spazierengehen!).  Dann  mag  noch  Wider- 
standsgymnastik unter  geeigneten  äußeren  Bedingungen  hinzu- 
genommen werden.  Bei  aller  Muskelanstrengung  soll  dauernde 
Übermüdung  vermieden  werden. 

Trinkkuren  (Marienbad,  Tarasp)  wirken,  ohne  gleich- 
zeitige diätetische  Behandlung,  zumeist  bloß  vorübergehend. 
Dagegen  unterstützen  sie  die  genannten  Maßnahmen  wirksam 
und  finden  ihre  besondere  Indikation  bei  den  mit  „abdominaler 
Plethora"  und  Arteriosklerose  verbundenen  Fällen.  Das 
Trinken  von  1 — 2  Becher  Kreuzbriinn  zu  Hause  gute  psy- 
chische Unterstützung    für    die    vorgeschriebene    Bewegung. 

Eigentliche  Schwitzkuren  (elektrische  Bäder,  Schwitz- 
kasten, Einpackuugeift)  wirken  gleichfalls  bloß  unterstfitzend 
und  sind  durchaus  auf  Fälle  mit  guter  Herzaktion  zu  be- 
schränken. Die  rasche  Wasserentziehung  führt  auch  sonst 
bisweilen  zu  unangenehmen  Erscheinungen  (Nephrolithiasia), 
ladessen  sind  sie  bei  sehr  torpiden  Indinduen  zu  versuchen* 
Indifferente  kühle  Bäder  und  Waschungen  entsprechen  dem 
Gebote  sorgfältiger  Hautpflege  (gleichzeitige  Verwendung  von 
Streupulvern  t),  bei  begleitenden  gichtischen  Erscheinungcm 
Moorbäder,  bei  Arteriosklerose  COj-Bäder. 

Dort,  wo  hereditäre  Belastung  nachgewiesen  ist  und 
wo  die  diätetisch -physikalische  Behandlung  allein  nicht 
zum  Ziele  führt,  kommt  die  Anwendung  von  Thyreoidin- 
präparaten  in  Betracht  (Tablett.  Thyreoidin.  Borrough  Wel- 
come oder  Merck,  3 mal  täglich  1/2 — 1  Tablette).  Genaue 
Kontrolle  von  Harn,  Puls  und  Muskelkraft.  Das  Eiweiß- 
quantum der  Nahrung  ist  während  der  Thyreoidindarreichang 
etwas  höher  zu  bemessen. 


PHYSIKALISCHE  THERAPIE.  447 

Hat  man  durch  das  genannte  Vorgehen  eine  Abnahme 
des  Körpergewichtes  um  8 — 15  kg  erreicht  (je  nach  dem 
Grade  der  Fettleibigkeit),  so  sistiere  man  die  strengen  Maß- 
nahmen und  begnüge  sich  mit  einer  Diät ,  bei  der  das  Körper- 
gewicht nicht  wesentlich  zunimmt.  Da  sich  die  Patienten 
unterdessen  an  ausgiebigere  Körperbewegung  gewöhnt  haben, 
wird  dies  nunmehr  auch  bei  etwas  freierer  Diät  leichter  er- 
reicht. Bis  zu  einer  neuerlichen  Reduktion  des  Körpergewichtes 
—  soferne  dieselbe  noch  indiziert  erscheint  —  durch 
energischeres  Vorgeben  lasse  man  lieber  eine  mehrmonat- 
liche Pause  vorübergehen.  So  werden  unangenehme  nervöse 
Folgeerscheinungen  der  Entfettungskuren  zumeist  vermieden. 

Die  Schmerzen  der  Fettleibigen  sind  häufig  Folge 
schlechter  Zirkulationsverhäitnisse  und  werden  dann  durch 
Massage  bekämpft.  In  anderen  Fällen  sind  sie  durch  be- 
gleitende arthritische  Prozesse  verursacht.  Dann  sind  Moor- 
bäder und  Salizylpräparate  am  Platze. 

Störungen  der  Geschlechtsfunktion  (Amenorrhoe,  Sterilität) 
schwinden  zumeist  auf  diätetische  Behandlung.  Sonst  Thy- 
reoidinpräparate  und  Ovarialtabletten  (Moorbäder). 

Prophylaktisch  sind  Kinder  aus  Familien,  in  denen 
F.  und  andere  Stoffwechselkrankheiten  vorkommen,  vor  Über- 
fütterung zu  schützen.  Andrerseits  sind  sie  rechtzeitig  an 
ausgiebigen  Gebrauch  ihrer  Muskeln   zu   gewöhnen    (Sport). 


D.  Gicht,  Typische  Fälle  von  Gicht  sind  bei  uns 
ziemlich  selten.  Etwas  häufiger  finden  sich  Fälle  von  chroni- 
schem Rheumatismus  und  von  Arteriosklerose,  bei  denen  ein 
Zusammenhang  mit  Gicht  wahrscheinlich  gemacht  werden 
kann.  Für  einen  solchen  sprechen  hereditäre  Belastung  mit 
Stoffwechselkrankheiten  in  der  Aszendenz,  rheumatische  Be- 
schwerden, Nierenkoliken,  dauernde  Vermehrung  der  Harn- 
säureausscheidung (unter  Berücksichtigung  der  Diät);  mit 
einiger  Vorsicht  darf  auch  dauerndes  Auftreten  eines  Sedi- 
ments von  freier  Harnsäure  verwertet  werden.  Dagegen  ist 
der  Nachweis  eines  Sediments  von  harnsauren  Salzen  be- 
deutungslos. 

Bei  der  Behandlung  ist  nach  chronischer  Blei-  und 
Alkoholintoxikation  als  Ursache   der  Krankheit  zu   fahnden. 


448  PHYSIKALISCHE  THERAPIE. 

Die  Beseitigang  der  genannten  Schädlichkeiten  entspricht  der 
ätiologischen  Therapie. 

Abgesehen  davon,  wird  auf  bestimmte  diätetische  Vor- 
schriften das  Hauptgewicht  gelegt.  In  erster  Linie 
sind  nnkleinhaltige  Nahrangsmittel  als  exogene  Harnsäure- 
bildner zu  verbieten:  Leber,  Bries,  Hirn,  nicht  ganz  ausge- 
gorenes Bier  (Nuklein  reichtum  von  Heferesten).  Dagegen 
enthalten  Eier  kein  echtes  Nuklein.  Eine  zweite  Reihe  von 
Verboten  betrifft  die  Extraktivstoffe:  Konzentrierte  Fleisch- 
brühen, das  Fleisch  von  älteren  Tieren  im  gebratenen  und 
geschmorten  Zustande.  Zu  bevorzugen  ist  das  („weiße")  Fleisch 
der  jungen  Tiere,  weil  an  und  für  sich  arm  an  Extraktstoffen, 
desgleichen  das  Fleisch  von  Fischen  und  jungem  Geflügel  und 
vom  Schweine  sowie  insbesondere  gesottenes  Fleisch  (gleichgültig 
ob  „weiß"  oder  „schwarz"),  weil  es  durch  den  Siedeprozeß 
seiner  Extraktivstoffe  beraubt  wurde.  Drittens  sind  Magen- 
und  Darmkanal  zu  schonen,  insbesondere  vor  zu  weitgehenden 
Gärungsvorgängen  zu  schützen.  Darauf  bezieht  sich  das  Verbot 
von  zu  sehr  gewürzten  und  pikant  zubereiteten,  ebenso  von  mit 
viel  Fett  zubereiteten  Speisen :  pikante  Saucen,  fette  Kuchen, 
scharfe  Käse.  Viertens  sollen  saure  Speisen  die  Lösungs- 
verhältnisse der  Harnsäure  ungünstig,  umgekehrt  grüne 
Gemüse  und  Obst  wegen  ihres  Gehaltes  an  pflanzensauren 
Alkalien  ihre  Lösung  günstig  beeinflussen. 

Der  Quantität  nach  soll  Überernährung  vermieden 
werden ;  inbesondere  soll  sich  der  Eiweißumsatz  an  der  unteren 
Grenze  des  Normalen  halten.  Eigentliche  Unterernährung  ist 
indessen  bloß    bei  Kombination  mit  Fettsucht  am  Platze. 

Danach  würde  sich  der  Speisezettel  eines  Gichtikers 
beispielsweise  folgendermaßen  zusammensetzen: 

Frühstück:  Vi ^ Milch  (eventuell  auch  Teeaufguß)  mit 
2  Eiern,  Butter,  Grahambrot  (Zwieback). 

Mittags:  „Falsche"  Suppe,  100—120^  Fleisch  (vide 
oben),  dazu  reichlich  grüne  Gemüse.  Etwa  150^  leichte  Mehl- 
speise (Pudding,  Auflauf,  Biskuitspeisen ,  gesottene  Mehl- 
speisen). 

Nachmittags:  Milch  oder  Tee,  Zwieback. 

Abends:  100^  Fleisch  mit  Gemüse. 


PHYSIKALISCHE  THERAPIE.  449 

Soll  das  Fleischeiweiß  noch  weiter  eingeschränkt  werden, 
insbesondere  bei  stärkerer  Mitbeteiligung  der  Niere,  so  werden 
für  das  Fleisch  passend  Eier  (lEi  =  50^  Fleisch)  und 
Leguminosenmehle  als  Suppeneinlagen  eingesetzt.  Eventuell 
kann  zum  zweiten  Frühstück  (statt  des  ausgiebigen  ersten 
Frühstücks)  und  statt  der  Abendfleischspeise  je  eine  Milch- 
speise eingesetzt  werden.  Als  Getränke  die  alkalischen  Tafel- 
wässer (Fachinger  Wasser,  Vitaquelle,  Salvatorwasser,  Vichy). 

Gichtiker  sollen  reichlich  Bewegung  im  Freien  machen. 
Dazu  eignen  sich  Märsche,  Sport  (Vorsicht  gegen  Durchnässung, 
eventuell  warme  Unterwäsche!),  Widerstandsgymnastik,  bei 
Fettleibigen  auch  allgemeine  Massage. 

Dies  das  allgemeine,  dauernd  fortzusetzende  Regime.  Der 
akute  Gichtanfall  erfordert  Ruhestellung  des  erkrankten 
Gelenkes ;  Wärmeapplikation  (Breiumschlag ,  Thermophor), 
doch  werden  von  manchen  Patienten  die  Eisblase  und  Umschläge 
mit  essigsaurer  Tonerde  besser  vertragen.  Versuch  mit 
Bier  scher  Stauung,  Von  Medikamenten  die  Salizylpräparate 
(Aspirin,  3 — Qg  täglich)  und  Kolchikumpräparate  (Tinct. 
Colchici,  3mal  täglich  10 — 20  Tropfen);  Liqueur  de  Laville, 
Smal  täglich  einen  Kaffeelöffel  durch  3  Tage,  dann  10  bis 
15  Tage  lang  alle  2 ,  später  alle  3  Tage  einen  halben 
Kaffeelöffel. 

Gegen    die    chronischen    Gelenkaffektionen    wird 

—  abgesehen  von  dem  oben  ausgeführten  allgemeinen  Regime 

—  medikamentös  und  physikalisch  vorgegangen.  In  beiden 
Fällen  handelt  es  sich  darum,  Harnsäuredepots  zur  Lösung  zu 
bringen. 

Hierher  gehören  die  schon  erwähnten  einfach  alkalischen 
Tafelwässer.  Außerdem  eigentliche  Trinkkuren  vorwiegend 
mit  alkalischrsulfatischen  Wässern :  Karlsbad,  Neuenahr,Tarasp, 
Rohitsch.  Ihre  Anwendung  entspricht  auch  der  häufigen  Mit- 
beteiligung des  Magendarmtraktes.  In  manchen  Fällen  (beson- 
ders bei  schwächlicheren  Individuen)  wirken  die  einfachen 
Kochsalzwässer  besser  (Wiesbaden,  Ems).  Dagegen  ist  bei 
torpiden  Individuen,  bei  begleitender  Fettsucht  und  Arterio- 
sklerose der  mehr  glaubersalzhaltige  Kreuzbrunn  (Marienbad) 
indiziert.  Bei  Vorherrschen  von  Affektionen  der  unteren  Harn- 
wege erdige  Wässer  (Wildungen,  Contrexeville).  . 

F  e  1 1  n  e  r,  Therapie  der  Wiener  Spezialttrzte .  29 


450  PHYSIKALISCHE  THERAPIE. 

Als  T>^us  der  harnsäurelösenden  alkalireichen  Medi- 
kamente : 

üricedin  Stroschein,  morgens  1  Kaffeelöffel  auf  1  Glas 
warmen   Wassers  (wirkt  gleichzeitig  stuhlfördernd). 

Präparate  der  Chinasäure:  Sidonal,  Neu-Sidonal,  Urol 
in  Tabletten  zu  1^:  3 — 4  Tabletten  täglich  in  Ya  W6*i^gJ*se 
warmen  Wassers  gelöst. 

Rein  diu  retisch:  Physiologisches  Salz  (ähnlich  Rege- 
nerol)  8^  in   1  /  Wasser  gelöst,  tagsüber  zu  trinken. 

Bei  starkem  Harnsäuresediment:  Das  Formaldehyd 
abspaltende  Urotropin,  2 — 3  g  täglich,  in  V^^rammigen  Tab- 
letten (auch  sonst  als  harnsäurelösendes  Medikament  zu 
versuchen). 

Bei  Vortreten  der  Magen-Darmsymptome:  Acid.  muriat. 
dilut.,  3mal  täglich  8 — 10  Tropfen  (stark  verdünnt)  nach 
der  Mahlzeit. 

Zur  physikalischen  Behandlung  der  erkrankten  Gelenke 
stehen  zur  Verfügung: 

1.  Massage;  wenn  kunstgerecht  durchgeführt,  kann 
mit  ihr  auch  bald  nach  dem  akuten  Anfalle  begonnen 
werden ; 

2.  lokale  Hitzeeinwirkung;  lokale  elektrische  Licht- 
bäder, Heißluftapparate,  Moor-  und  Schlammumschläge 
(Fangopackungen) ; 

3.  Bi ersehe  Stauung;  eventuell  die  Kombination  mit 
lokaler  Hitzeeinwirkung  zu  versuchen; 

4.  aktive  und  passive  Bewegung; 

5.  allgemeine  warme  Bäder,  die  gleichzeitig  die  ge- 
samte Oxydation  der  Harnsäure  günstig  beeinflussen  sollen. 
Am  besten  wirken  zumeist  die  indifferenten  Thermen  mit 
hohem  Radiumgehalte  (Gastein,  Warmbad  Villach),  aber  auch 
Kochsalzbäder  (Wiesbaden,  Ischl  etc.)  und  Schwefelbäder 
(Baden  bei  Wien,  Pistyan  mit  gleichzeitiger  Schlammkur, 
Aachen), 

Heiße  allgemeine  Bäder  und  Schwitzkuren  dürfen 
nur  bei  krä/tigen  Individuen  angewendet  werden  und  bergen 


PHYSIKALISCHE  THERAPIE.  451 

die  Gefahr  der  Nephrolithiasis  durch  zu  bedeutende  Wasser- 
entziehuDg. 

Prophylaxe:  Kinder  von  Arthritikern  sind  vor  allzu 
tippiger  Lebensweise  nach  jeder  Richtung  zu  bewahren  und 
an  vorwiegend  vegetabilische  Kost  bei  gleichzeitiger  Muskel- 
betätigung (Sport)  zu  gewöhnen.  Heiraten  von  Blutsver- 
wandten sind  zu  vermeiden. 


E.  Oxaluric.  Oxalatsedimente  sind  häußg  auch  ohne 
quantitative  Vermehrung  der  normalen  OxalsÄureaus- 
scheidung  (0,02  g)  bloß  Folge  besonderer  Alkaleszenzverhält- 
nisse  des  Harnes,  zumal  bei  hamsaurer  Diathese.  Die  Therapie 
richtet  sich  dann  gegen  diese  (vorwiegend  vegetabilische 
Diät,  Alkalien  etc.).  Schon  gebildete  Oxalatsteine  sind  wegen 
ihrer  Härte  und  Schwerlöslichkeit  chirurgisch  zu  entfernen 
(Cystotomie). 

In  den  seltenen  Fällen  reiner  Oxalurie  dagegen  ist 
ihre  Ausscheidung  auf  das  2 — Sfache  vermehrt.  Dabei  wurden 
psychische  Depressionszustände  und  diffuse  Schmerzen  beob- 
achtet. Gelegentlich  Abwechseln  mit  Glykosurie  (Diabetes, 
alternans).  Hier  soll  durch  reine  Fleischfettkost  (Cantani) 
oder  wenigstens  Ausschaltung  des  Zuckers,  starke  Beschrän- 
kung der  Kohlehydrate  völliges  Schwinden  der  Beschwerden 
erzielt  werden.  Daneben  werden  Thermalbäder  und  alkalische 
Wässer  (Fachingen)  empfohlen.  w.  Schlesinger. 

Chirurgische  Komplikationen  des  Diabetes.  Pro- 
phylaxe: Diabetestherapie,  besonders  sorgfältigste  Hautpflege. 
Therapie:  Über  Kratzeffekte  bei  Pruritis,  Balanitis,  Vulvitis, 
oberflächliche  lokale  Hautgangrän  s.  d.  Furunkel  frühzeitig 
eröffnen  und   exkochleieren ,   dann  trocken  mit  Streupulvern 
verbinden.    Karbunkel  und  Phlegmonen  in  Äther-  oder 
Äthylchloridrausch    ausgiebig    eröffnen,    drainieren,    dann 
feuchte    Verbände    (ohne    starke   Antiseptika)    bis    zur   Ab- 
stoßung der  nekrotischen  Partien,  schließlich  Streupulver  und 
Salben.    Extremitätengangrän:    a)   Nicht  entzündliche: 
Anfangs   Streupulver    (sehr   gut   ist  Argilla  alba,    eventuell 
Xeroform,  Derniatol;  kein  Amylum!)  oder  einfache  Salben 

29* 


452  PHYSIKALISCHE  THERAPIE. 

(3 — 5®/o  Borvaseline,  1%  Salizylvaseline,  5^/o  Zinkvaseline, 
nicht  Lanolin  I),  tägliche  sorgfältigste  trockene  Reinigung 
der  Interdigitalfalten ,  mäßig  erhöhte  Lagerung  der  Ex- 
tremität. Bäder  nur  in  seltenen  Fällen  statthaft.  Bei  Port- 
schreiten des  Brandes  eventuell  Enukleation  der  Phalanx, 
sonst  Absetzen  des  Unterschenkels  oder  Oberschenkels  in 
sicher  gesundem  Gewebe  mittelst  einfachster  Operation. 
h)  Nekrotisierend  entzündliche:  Sofortige  Amputation 
gleich  möglichst  hoch  am  Oberschenkel.  —  Bei 
Azidose,  wenn  noch  möglich,  reichliche  Alkalizufuhr.  — 
Ostitis  petrosa  (Mastoiditis  diabetica):  Sofortige  Eröffnung 
mit  ausgiebiger  Drainage.  —  Cataracta  diabetica  s.  d. 

J.  Sternberg. 


Druckfehlerberichtigung : 

Auf  pag.  119  bei  Rezept:  Decoct  cort.  Ohinae  ist  statt 
Acid.  hydrochloric.  —  Acid.  hydrochloric.  diluti  zu  lesen, 
ebenso  bei  Rezept:  Acid.  hydrochloric. 


Alphabetisches  Verzeichnis 
der  Krankheiten,  Knrorte  und  Behandlungs- 
methoden. 

Die  Zahlen  bedeuten  die  Seitenzahl.  Fettgedrackte  Zahlen  zeigen  an, 
daß  an  der  betreffenden  Stelle  das  Kapitel  vorwiegend  behandelt  ist. 


Aachen  333,  439. 
Abbazia  34,  37,  241,  293. 
Abdominaltyphas  308,(Schwanger- 

schaft)  345. 
Abdominalverletzangen  151. 
Abführen  43,  46.  (Säuglinge) 

73,  76. 
Abnormer  Sitz  der  Plazenta  27. 
Abortivbehandlang  der  Gonorrhöe 

127. 
Abortus  1,  26,  (Neigung  zu)  439. 

—  arteflzieller  2. 

—  incompletus  2 

—  Einleitung  92,  243,  259,  288, 

341. 
Abscessus  corneae  66. 

—  des  Orbitalrandes  201. 

—  frigidus  8,  124,  293. 

—  snbperiostatis  maxillae  219. 
Abstinentenverband  4. 
Abtreibungsknr  10,  286. 
Achyllodynie  252. 
Achsenzngzange  121. 
Achylie  44. 

Acne  rosaeea  246,  357,  358 

—  vulgaris  240. 
Adelboden  37. 

Adenitis  inguinalis  318,  358. 


Aderhautentsfludung  57. 
Addisonsche  Krankheit  175. 
Aderlaß    13,   18,   92,    187,  227, 

263,  318,  331. 
Adhärenz  der  Plazenta  28. 
Adipositas  894,  442,  444. 
Ägypten  37,  177. 
Ägyptische  Augenkrankheit  66, 

351,  352. 
Agrypnie  141,  142. 
Akroparästhesien  251. 
Aktinomykose  8. 
Albuminurie  177,  249. 
Alkoholismus  acutus  4,  (Wahnsinn) 

131, 
—  chronicus  4. 
Alkoholumschläge  42,  446. 
Alopecia  4,  81,  358,  359. 
Altersblödsinn  88. 
Alttuberknlin  143. 
Alveolarpyorrhöe  339. 
Amaurose  5, 92.  (Schwangerschaft) 

342. 
Amblyopie  92.  (Schwangerschaft) 

342,  354. 
Amenorrhoea  6,  430,  437. 
Amentia  8. 
Ammenwahl  280. 


54 


ALPHABETISCHES  VERZEICHNIS 


Amygdalitia  289. 
Anaemia    (cerebri)     10.    (akute) 
7,  52,  60,  392. 

—  perniciosa  10.  (Schwanger- 
schaft) 345. 

Anästhesie  416. 
Analfissur  114. 
Analfistel  114. 
Anasarka  335. 
Anelsche  Spritze  24. 
Aneurysma  397. 

Angeborene    Luxation  des    Hüft- 
gelenkes 11,  68. 

—  Syphilis  279- 
Angina  290. 

—  pectoris  270,  397. 

—  phlegmonosa  290. 

—  scarlatin.  262. 

—  syphilitica  276,  291. 

—  tonsillaris  290. 

—  ulcerosa  membranacea  290. 
Angioma  11. 
Angstzustände  8,  218. 
Ankylose  125,  361,  368. 
Ankylostoma  10,  12. 

Anoia  s.  Dementia. 

Anorexie  46,  266,  299. 

Anstoßen  380. 

Anteflexio     et     Anteversio    uteri 
431. 

Antikonzeptionelles  Mittel  350. 

Antistreptokokkensernm  238. 

Anurie  187. 

Apenta  221. 

Aphakia  145. 

Aphasie  582,  421. 

Aphthen  12. 

Apnoe  93. 

Apoplexia  cerebri  13.  (Schwanger- 
schaft) 341. 

Appendicitis  13.  (Schwanger- 
schaft) 344,  346. 

Appetitlosigkeit  442. 

Arco  191. 

Argentum  nitricum- Vergiftung 
330. 

Arhythmie  des  Pulses  333,  389. 

Arsenkeratose  308. 

Arsenvergiftnng  330. 


Arsonvalisation  121,  359,  378. 
Arteriitis  umbilic.  181. 
Arteriosklerose  13,  253,  390. 
Artikulationsübungen  383,  421, 

423. 
Arthritis  414. 

—  deformans  369. 

—  fungosa  124,  293,  371. 

—  gonorrhoica  125,  364,  369. 

—  urica  365,  370,  448. 
Arthrodese  151,  223. 
Arthropathien  370. 
Arzbergerscher  Apparat  231. 
Ascaris  lumbricoides  16. 
Ascites  16,  59,  397. 
Asphyxie  17,  187.  (Schwanger- 
schaft) 344,  395. 

—  der  Neugebornen  17. 
Asthma  bronchiale  18,  398,  423. 

—  cardiale  18,  269,  397. 

—  uraemicnm  18. 
Ataxie  419. 

Atelektasia  pulmonum  19,  398. 
Atemgymnastik  19,  226,  299, 

395,  405,  413,  418,  422-425. 
Atemnot  227,  333,  395,  s.  auch 

Asthma. 
Atemstuhl  395. 
Athetose  418. 
Athmokausis  171,  428. 
Atmungsapparat  18. 
Atmung,     künstliche     17,     266, 

318. 
Atonia  uteri  28. 
Atonie  des  Magens  49,  158. 

—  des  Tränensackes  72. 
Atrophie  des  Uterus  431. 
Atrophia  nervi  optici  (Schwanger- 
schaft) 342. 

Atropinvergiftnng  331. 
Anfbißkappen  335. 
Anfregungsznstände  49,  158. 
Aufrichtung  des  Uterus 

(Schwangerschaft)  243,  347. 

431. 
Aufstoßen  47. 

Angenblennorrhöe  22,  23,  312. 
Angenhöhlenerkranknngen  200. 
Augentripper  22,  23,  312. 


DER  KRANKHEITEN,  KURORTE  ETC. 


455 


Angenkatarrh  351,  353,  und 

KoDjnDktivitis. 
Angenkrankheit,  ägyptische  66, 

351,  352. 
Angenmuskellähmung    200,    353. 
Angenverband  353. 
Anra  bei  Epilepsie  108. 
Ansflnß  115. 
Auskratzung  der  Gebärmntter- 

sehleimhant  30,  106,  327. 
Ausräumung  der  Gebärmutter 

2    26   238 
Aussee  176,  241,  293,  396. 
Ausspritzung  und  Ausspülung  der 

Blase  19,  70,  125,  231,  319. 

—  der  Gebärmutterhöhle  2,    26, 
28,  30,  106,  238. 

—  des  Gehörgangs  204. 

—  der  Harnröhre  125,  319,  325. 

—  des   Magens    46,  49,  73,  80, 
88,  117.  139,  220,  291,  330. 

—  der  Nase  172,  247. 

—  der  Nebenhöhlen  182,  184. 

—  der  Scheide  7,  90,  125,  171, 
434,  435. 

Austreibungsperiode  337. 
Autotransfusion  60. 


Baden    bei  Wien  37,  57,  146, 
245,  250,  252,  256,  353,  415, 
439. 

Bäder  36,  (Augenkrankheiten^  353, 
(Frauenkrankheiten)  435,  s. 
Hydrotherapie. 

Backhausmilch  74. 

Bakteriurie  19,  71. 

Balanitis  20,  107. 

Balanoposthitis  223. 

Balbuties  383. 

Ballen  131. 

Balneotherapie  (in  der  Augen- 
heilkunde) 353,  (Frauenkrank- 
heiten) 435,  (der  Hautkrank- 
heiten) 856. 

Bandwurm  286. 

Bardelebensche  Brandbinde  61, 
208. 

Bartfinne  272,  360. 


Bartholinitis  126,  429. 

Basedowsche  Krankheit  175, 
(Schwangerschaft)  345,  390. 

Bauchfellentzündung  220,  (puer- 
perale) 239,  (Schwangerschaft) 
SU. 

Bauchtyphus  308,  (Schwanger- 
schaft) 345. 

Bauch  wunden  151. 

Beaulieu  37. 

Beckenenge  120. 

Beckenmaße  120. 

Beelysche  Nachtschiene  122. 

Beendigung  der  Geburt   27,  341. 

—  der  Schwangerschaft  künstl. 
92,  243,  259,  288,  841, 

Beinfraß  3,  124,  293. 

Beinhautentzündung  219,  (syphil.) 
279. 

Belastung  90,  426,  433,  434. 

Bellocqsche  Tamponade  111,  183. 

Beschäftignogsneuroae   258,  420. 

Bettpissen  106. 

Biedertsches  Rahmgemenge  74. 

Bierhefebehandlnng  115. 

Bierherz  397. 

Bilin  49,  103. 

Bindehaut,  Erkrankungen  der 
s.  Konjunktivitis. 

Bindehautverletzungen  20. 

Blaesitas  380. 

Blasenausspülung  19.  70,  125, 
231,  319. 

Blasenblutung  22,  70,  319. 

Blasengeschwulst  70. 

Blasenkatarrh  70,  125,  324. 

Blasenkrampf  70. 

Blasenlähmung  211,  283, 370,419. 

Blasenmole  26. 

Blasensprengung  27. 

Blasensteine  22. 

Blattern  328,  360. 

Blaulicht  415. 

Bleichsucht  7,  52,  392. 

Bleigicht  250. 

Bleiintoxikation  248. 

Bleilähmung  250. 

Blennorrhoe  beim  Weibe  125, 
(im  Wochenbett)  127. 


456 


ALPHABETISCHES  VERZEICHNIS 


Blennorrhoea  conjunctivae  22, 
(neonatorum)  23«  (saeci  lacr.) 
312. 

Blennorrhoe  des  Tränensackes 
23. 

—  des  Kniegelenkes  125,  364, 
369. 

—  rectl  125. 
Blennorrhoe  umbilici  181. 

—  urethrae  125,  319,  (Ehever- 
bot) 323. 

Blennorrhoea  vaginal.  115,  126. 

—  vulvae  115,  126. 
Blepharadenitis  24,  133,  353. 
Blepharitis  24,  133,  353. 
Blepharospasmus  25. 
Blepharotomie  24. 
Blinddarmentzündung  13,(Schwan- 

gerschaft)  344,  346. 

Blindheit  5,  92,  (Schwangerschaft) 
342,  354. 

BUtzschlag  318. 

Blutarmut  7,  52,  60,  392. 

Blutegel  (an  der  Portio)  7,  (am 
Kopf)  13,  (am  Auge)  144.  146, 
150,  152,  226,  256,  263. 

Bluterbrechen  127,  (Schwanger- 
schaft) 344. 

Blutfleckenkrankheit   178,   264, 
(Schwangerschaft)  345. 

Bluthamen  22,  70,  319. 

Bluthusten  128, 304, 295,  (Schwan- 
gerschaft) 343,  (Heiraten) 
349. 

Blutschwär  116,  358,  (Diabetes) 
443. 

Blutungen  aus  dem  Uterus  1, 
(während  der  Schwangerschaft, 
Geburt  und  im  Wochenbett) 
26,  169,  430,  438. 

Blutung  aus  dem  Darm  72,  85, 
308. 

—  der  Blase  22,  70,  319. 
Bothriokephalus  10. 
Bougierungsmethode  199. 
Bowmansche  Sonde  23. 
Brandwunden  21,  61,  356. 
Breiumschläge  117. 
Brioni  34,  293. 


Bromtherapie  218. 
Bronchialkatarrh  30,  31,  34. 
Bronchopneumonie  228,  378. 
Brustdrüse  (Krebs)  38,    (Abszeß) 

164. 
Bubo  313,  358. 
Bürstenbäder  18. 
Butterknren  56. 


Oalculi  renales  187,  (Schwanger- 
schaft) 346. 
Calotsches  Verfahren  269. 
Cannes  37. 
Caput  obstipum  37. 
Carcinoma  mammae  38. 

—  recti  38. 

—  uteri  326,    (Schwangerschaft) 
27,  346. 

—  ventriculi  39. 
Cardialgia  117. 
Cardiopalmus  41,  334. 

Caries  der  Knochen  3,   124,  293, 
(Zahnschmelz)  339. 

—  costarum  3. 

—  genu  124,  364,  369. 

—  vertebrarum  268. 
Castelnuovo  293. 
Cataracta  diabet.  354. 
Catarrhus  bronchialis  (Kinder)  30. 

31,  32,  34. 

—  cervicis  ut«ri  87,  104,  (Fluor) 
115,  432,  436. 

—  conjunctivae  22,   23,  64,  65, 
66,  312,  353. 

—  intestinorum  12,  43,  45,  (Säug- 
linge) 73,  79.  87. 

—  laryngis  acutus  147. 

—  —  chronicus  148. 

—  narium  67,  172,  247,  263. 

—  oris  172. 

—  pharyngis  289. 

—  pulmonum    vide    Catarrhus 
bronchialis. 

—  tracheae  289. 

—  urethrae    (non  gonor.)  231. 
325. 

—  uteri  87, 104,  (Fluor)  115,  238, 
432,  435. 


DER  KRANKHEITEN,  KÜRORTE  ETC. 


457 


CatarrfauB  vaginae  115,  126. 

—  rentricnli  46. 

—  vesicae  71,  125,  324. 

—  vulrae  115,  126. 
Cavernen  der  Lniige  128,  295. 
GavernitiB  51,  323. 
Cellolitis  orbitaliB  201. 
CerebroBpinalmeningitiB  1 67 . 
Ceruminalpfröpfe  im  Ohre  204. 
Gerrikalkatarrh  87,  104,  (Flnor) 

115,  432,  436. 

GeryixriBBe  337. 

Gfaalazion  51. 

Ghinirgie(in  der  Schwangerschaft) 
346,  (Diabetes)  452. 

Ghloräthylspray  236. 

Ghlorosis  7,  52,  392. 

Gholangitis  55. 

Gholedochotomie  55 

Choiedochusverschlnfi  55- 

Cholecystektomie  53. 

Cholecystitis  53,  55. 

Cholecystotomie  53. 

Cholelithiasis  53,  55,  (Schwanger- 
schaft) 346. 

Cholera  infantum  75. 

Chorda  51,  323. 

Chorea  gravidarum  341,  418. 

—  minor  56. 
Chorioepitheliom  27,  30. 
Chorioiditis  57. 

Cilien,  gegen  den  Bulbus  gerichtete 
21. 

Cingulnm  thoracis  151. 

Circumcision  212. 

Cirrhoäis  hepatis  58,  (Schwanger- 
schaft) 346. 

Clavns  308. 

Colica  12,  44,  45,  60,  73,  79,  87, 
(flatulenta)59,  (satumina)  248, 
249,  ex  nephrolithiasi  187. 

—  menstrualis  6,  86,  438. 
CoUaps  60,  73,  80.  227,  (Schwan- 
gerschaft) 344,  378. 

ColleBsches  Gesetz  280. 
Combastio  21,  61,  356. 
Comedones  62. 

CompensationsstÖrungen  bei  Herz- 
fehlern 129,  333,  (Schwanger- 


schaft) 343,  (Heiratsverbot) 
349,  (physikalische  Behand- 
lung) 389. 

Condylomata  acuminata  68. 

Congelatio  68. 

Conjunctiva,   Fremdkörper  21, 
Wunden    21,    Verätzung   und 
Verbrennungen    21 ,    Epithel- 
verlnste  21. 

Conjunctivitis  aestivalis  64. 

—  blennorrhoica  22,  23,  312. 

—  catarrhalis  64,  312. 

—  crouposa  65. 

—  diptheritica  65. 

—  eczematosa  65,  353. 

—  phlyctaenulosa  353. 

—  trachomatosa  66,  351,  352. 
Contrakturen  67,  361,  368. 
Contusio   335,    (abdominis)    151, 

(thoracis)  151,  (Augen)  21. 
Convulsiones  92,  108,  418. 
Cor  adiposum  394,  442,  444. 
Comealabszeß  66,  134. 
Cornealfistel  66,  134. 
Comealgeschwür  66,  134. 
Corpus  in  larynge  17. 

—  in  oculo  20. 

—  in  tractu  respiratorio  17. 
Coryza  67,  172,  205,  207,  247, 

(syphil.)  207,  (scarl.)  263. 
Cowpersche  Drüsen,  Abszesse  der 

323. 
Coxa  vara  67. 
Coxitis  11,  68. 

Cred^scher  Handgriff  28,  337. 
Croup  des  Kehlkopfs  147. 

—  der  Nase  67,  172,  205,  207. 

—  des  Rachens  289. 
Cyolitis  69,  352. 
Cysten  des  Eierstocks  91, 

(Schwangerschaft)  348. 
Cystitis  71,  125,  324. 
Cystospasmus  70. 


Dakryocystitis  23,  24,  72,  351. 
Dampfbäder  252. 
Dampf    der    Lungen    36,     100, 
398 


458 


ALPHABETISCHES  VERZEICHNIS 


Darkau  3,  57,  265,  282,  293, 
353,  436. 

Darmblutungen  72,  85,  308. 

Darmerschlaffnng  51,  195,  198. 

Darmgeschwüre  311. 

Darmirrigation  46,  51,  86,  88, 
139,  210,  288. 

Darmkatarrh    12,  43,  45,  (Säug- 
ling) 73,  79.  87. 

Darmlähmung  198. 

Darmträgheit  51,  196,  198. 

Darmverschluß  138,   (Schwanger- 
schaft) 346. 

D'Arsonvalisation  121,  359,  378. 

Davos  300. 

Deciduom  27,  30. 

Decubitus  211,  310,  442,  452. 

Defluvium    capill.    4,    81,    358, 
359. 

Deformitäten,  räch  it.  242. 

Degeneration  des  Herzfleisches 
332,  389. 

Dehnung  des  unteren  Uternsseg- 
mentes  121. 

—  unblutige  2,  26,  27,  37,  87, 
105,  328. 

—  des  Sphinkter  114. 
Delirium  tremens  82. 
Dementia  paralytica  209. 

—  praecox  83. 

—  senilis  83. 
Depression  167. 
Dermatitis  (Röntgen-)  96,  306. 
Descensns  ovarii  89,  433. 

—  uteri  429,  437. 
Detrusor  seh  wache  211. 
Diabetes  insipidus  443. 

—  melitus  (Heiratsverbot)  349. 
439,  (Chirurgie)  452. 

Diät  (bei  Herzkrankheit)  396. 

Diätetische  Behandlung  der  Stoff- 
wechselkrankheiten 439. 

Diätotherapie  (bei  Infektions- 
krankheiten) 378. 

Diaphorese  32,  34,  230. 

Diarrhöe  12,  43,  45,  (Säuglings-) 
73,  79,  87. 

Diathese,  hämorrhagische  178, 
264,  (Schwangerschaft)  345. 


Diathesis  urica  365,  370,  448. 

Dickdarmkatarrh  12,  43,  45,  87. 

Digitale  Ausräumung  s.  Aus- 
räumung. 

Dilatation  mit  Hegarstiften  2, 
26,  27,  37,  87,  105,  328. 

Diphtherieantitoxin  84. 

Diphtheritis  conjunctivae  65. 

—  pharyngis  84.  (Näseln  nacb> 
381. 

Diplegie  416. 

Discission  87,  105. 

Dishidrosis  palmae  94. 

Drainage,  intrakranielle  138. 

Druckbrand  24,  310,  442,  452. 

Druckverband  bei  Augenkrank- 
heiten 353. 

Dünndarmkatarrh  45,  74. 

Dupuytrenscbe  Kontrakturen  361. 

Durchschneidung  des  Kopfnickers 
37. 

—  des  Sphinkters  114. 
Durchspülung  der  Nebenhöhlen 

182,  183. 
Dysenterie  85. 
Dysmenorrhöe  7,  86,  438. 
Dyspepsie  12,  43,  73,  79,  87. 
Dysphagie  89,  311. 
Dyephrenia  neuralg.  218. 
Dyspnoe  227,  333,  395. 
Dysurie  70. 


Ebensee  241,  293. 

Ecchymoma  subconjunct.  89. 

Echinokokken  (Schwangerschaft) 
346 

Ehekonsens  (bei  Syphilis)  279, 
(Gonorrhöe)  323,  (vom  internen 
geburtshilflichen  Standpunkt) 
349. 

Eicheltripper  20,  157. 

Eierstockserkran knngen  89,  432, 
436. 

Eierstockscysten  91,  (Schwanger- 
schaft) 348. 

Eierstockssenkung  89,  433. 

Eierwasser  75. 

Eihautreste  2,  30. 


DER  KRANKHEITEN,  KURORTE  ETC. 


459 


Einblasiing  148. 

Eingießangen  46,  51,  55,  59,  86. 

210,  288. 
Einleitnng  der  Frühgeburt,  Gebart 

26,  92,  243,  259,  288,  341. 
EinpackuDgen  82,  34,  57,  256, 

309. 
Eioreibungskur  193,  200,  209, 

257,  275,  283. 
Einspritzung  in  die  Harnröhre 

125,  319,  325. 

—  in  das  Mittelobr  204. 
Eireste  2,  30. 
Eisenbogen  licht  82. 
Eitervergiftung  44,  239. 
Ekkoprose  46. 
Eklampsia  gravidarum  92. 

—  infantum  92. 

Ektasie  des  Tränensackes  24. 
Ekzema  93,  97,  356,  (Nabel)  181, 

(KoDJunktiva)  65,  353,   (Ohr) 

204. 
Elektrizität,  Unfälle  durch  318. 
Elektrische  Bäder  118,  391,  423. 

—  Behandlung  (an  den  Augen) 
144,  354 

Elektrolyse  67,  136,  216,  332, 
358. 

Elektrotherapie  191,  230,  (Haut- 
krankheiten) 358,  (Gelenk- 
erkrankung) 369,  (Gynäkol.) 
426. 

Elephantiasis  (palpebr.)  353,  357, 
(vulvae)  429. 

Elster  7,  53,  436,  438. 

Embolie  der  Zentralarterie  der 
Netzhaut  351. 

Emphysema  orbitae  202. 

Emphysema  pulmonum  36,  100, 
398. 

Empyem  der  Gallenblase  54. 

—  der  Highmorshöhle  102. 

—  der  Nebenhöhlen  183,  185. 
Ems  37,  89,  450. 
Encephalopathia    satumina  250. 
Endokarditis  103,  397. 
Endometritis    87,  104,  (Fluor) 

115,  Metrorrhagien  432,  436. 

—  puerperalis  23  S. 


Enges  Becken,  Geburt  bei  120. 
Englische  Krankheit  239,  242, 

(Geburt)  120,  (Deformität)  242. 
Enteritis  12,  43,  45,  73,  76,  80. 
Enterocatarrhus  45,  74. 
Enter  optose  196. 
Entfettungskur  444- 
Entzündung  der  Aderhaut  57. 

—  des  Bauchfells  220,  (puerper.) 
232,  (Schwangerschaft)  345. 

—  der  Beinhaut  219. 

—  der  Bindehaut  22. 
23,  64,  65,  312,  353. 

—  der  Blasenschleimhaut  71, 
125,  324. 

—  des  Blinddarms  13  (Schwanger- 
schaft) 344,  346. 

—  der  Bronchialschleimhaut  30, 
31,  34. 

—  der  Brustdrüse  164. 

—  des  Brustfells  225,  226, 
(Schwangerschaft)  342,  401, 

—  der  Corpora  cavemosa  51, 
323. 

—  der  Darmschleimhaut  12,  43, 
45,  (Säuglinge)  73,  79.  87. 

—  des  Eadocardiums  103,  397. 

—  der  Gebärmutter  81,  104, 
(Fluor)  115.  432,  436. 

—  des  Gehörgangs  172. 

—  der  Gehirnhaut  167. 

—  von  Hämorrhoidalknoten  130. 

—  des  Herzbeutels  216. 

—  der  Hornhaut  65,  149,  312. 

—  des  Hüftgelenks  11,  68. 

—  der  Kehlkopfschleimhaut  147 . 

—  des  Kniegelenks  124,  125, 
364,  369. 

—  des  Knochens  219. 

—  der  Lederhaut  354. 

—  der  Leistendrüsen  313,  358. 

—  der  Lidranddrüsen  24,  133, 
353. 

—  der  Lunge  227,    (Schwanger- 
schaft) 342. 

—  der  Lymphgefäße  116. 

—  der  Mandeln  289. 

—  des  Mastdarms  46. 

—  des  Mittelohrs  172. 


460 


ALPHABETISCHES  VERZEICHNIS 


Entzündnng  des  Nabels  181. 

—  des  Nebenhodens  107,  323. 

—  der  Niere  (gravid.)  92,  344, 
(akute)  84,  186,  (chron.)  177, 
(Scharlach)  263. 

—  des  Nierenbeckens  84, 
(Schwangerschaft)  344. 

—  der  Ohrmuschel  204. 

—  der  Ohrspeicheldrüse  213. 

—  des  Parametrinms  218,  434, 
436. 

—  der  Regenbogenhaut  64,  143, 
352,  353,  355. 

—  des  Bippenfells  225,  226, 
(Schwangerschaft)  342.  401. 

—  des  Bttckenmarks  179,  417. 

—  der  Schwellkörper  51,  323. 

—  der  Sehnenscheide  201. 

—  des  Tränensacks  24,  72,  351. 

—  der  Venen  116. 

—  der  Vorsteherdrüse  323. 
~  der  Volva  115,  126. 

—  des  Warzenfortsatzes  452. 

—  der  Wirbelsäule  268. 

—  des  Zahnfleisches  339. 

—  des  Zahnnerven  339. 

—  der  Zahnwurzelhaut  219. 

—  des  Zellgewebes  (orbitae)  201, 
(retrobulb.)  202,  224,  (Dia- 
betes) 452. 

Enukleation  des  Auges  125,  146, 

306. 
Enuresis  nocturna  106. 
Epididymitis  107,  823. 
Epilation  67,  272,  359. 
Epilepsie  108,  (Schwangerschaft) 

210.  342,  (Heiratsverbot)  349. 

418. 
Epileptoide  Psychosen  109. 
Episkleritis  352,  354. 
Epistazis  110,  182. 
Epithel  Verluste  der  Bindehaut  21. 
Epithelioma  111. 
Epityphlitis  13,  (Schwangerschaft) 

344,  346. 
Epsteinscher  Schaukelstuhl  242. 
Epulis  111. 
Erbgrind  114,  360. 
Erbrechen  46,  220. 


Erbrechen  der  Schwangeren  258. 
Erektionen  51,  323. 
Erfrierung  63. 
Erhängen  17. 
Ernährung,  künstliche  8. 
Erosionen  an  der  Vaginalportion 

112. 
Eröffnung  der  Blase  242. 
Ertrinken  17. 
Erwürgen  17. 
Erysipelas  356. 
Erythema  112,  358. 
Essentielle  Kinderlähmung  280, 

413. 
Etappenbehandlung  308. 
Excochleatio    uteri  2,  26,  30, 

106,  238,  327. 
Excoriatio  am  Nabel  181. 
Excoriationes  papiUarum  164. 
Exophthalmus  pulsans  202,  203. 
Expression  nach  KristeUer  337. 

—  der  Plazenta  28,  337. 
Exspirator  18,  102,  406. 
Exstirpation  der  Mamma  38. 

—  der  Ovarien  90. 

—  des  Tränensackes  24. 

—  des  Uterus  26,  29,  30. 

—  der  Lymphgefäße  12. 
Exsudatum    paramentranum  218, 

434    436. 

—  pleuriticum  225,  226,  401, 
(Schwangerschaft)  342. 

Extensionsbehandlung  11.  68, 

368. 
Extensionsvorrichtung  37. 
Extraktion  der  Frucht  27. 
Extrauteringravidität  292. 


Fachingen  103,  452. 
Facialislähmung  113. 
Fallsucht  108,  (Schwangerschaft) 

342,  (Heiratsverbot)  349.  418. 
Fangobäder  125,  252,  437. 
Faradisation  82,    107,   117,  136, 

140,  142,  145, 189,  200,  232, 

250,  251,  260,  267,  284,  362, 

369,  395. 
—  am  Auge  354. 


i,DER  KRANKHEITEN,  KURORTE  ETC.^ 


461 


Faradisation  des  Ischiadicas  251. 

—  des  Magens  49,  159. 

—  des  Ohres  173. 
Favas  114,  360. 

Fehlgeburt  1,  26,439.  (Einleitung) 
92,  243,  259,  288,  341. 

Fellnerscher  Trichter  126. 

Fettherz  332,  389. 

Fettsucht  394,  442,  444. 

Fibromyoma  uteri  180,  431,  432, 
437,    (Schwangerschaft)   347. 

Filzläuse  214. 

Finck-Oettingenscher  Bindenver- 
band 222. 

Finnen  246,  357,  358. 

Finsenlicht  82,  155,  359. 

Finsterkur  57. 

Fischschuppenkrankheit  137,  356. 

Fissura  ani  114. 

Fistnla  ani  114. 

—  corneae  66,  134. 

—  gingivae  339. 
Fixation  des  Gelenkes  68. 
Flatulenz  60. 

Flechte,  nässende   93,   97,   356, 

(Nabel)  181,  (Konjunktiva)  65, 

353. 
Flecke  der  Hornhaut  66,  134. 
Flecken  von  Masern  174,  349. 
Flexiones  uteri  431,  437,  (grav.) 

243,  437. 
Flimmerskotom  354. 
Flügelfell  238. 
Fluor  albus  115. 
FluorescelTnfärbnng  21 . 
Follikularentzüadung  des  Darmes 

12,  43,  45,  73,  76,  80. 
Fraisen  92. 
Franzensbad  7,  36,  53,  103,  104, 

176,  245,  353,  390,  392,  396, 

435,  436,  437,  438. 
Freiluftbehandlung  298. 
Fremdkörper  im  Auge  20. 

—  in  den  Luftwegen  17. 

—  im  Schlund  17. 
Fressende  Flechte  154,  357,  359. 
Frostbeulen  63,  221,  357. 
Frühgeburt,  künstliche  120,  204, 

341. 


Frühjahrskatarrh  64. 

Fungus  des  Kniegelenkes  293, 
371. 

—  umbiculi  182. 

Furunculus  116,  358,  (Diabetes) 
443. 

Fußgeschwür  311. 

Fnßschweiße  135. 

Fütterung,  künstliche  bei  Geistes- 
kranken 165. 


Qallenblasenempyem  34. 

Gallensteine  53,  55,  (Schwanger- 
schaft) 346. 

Galvanisation  251,  258,  283, 
284. 

—  des  Facialis  113. 

—  des  Trigeminus  189. 

—  des  Ischiadikus  251. 

—  des  Ohres  152. 

—  des  Sympathikus  176. 

—  des  Uterus  87. 

—  des    Vagus  42,     (Phrenikus) 
260,  (Augenkrankheiten)  354, 
(Gelenkerkrankungen)     369, 
(Herz)    395»    413,    (Nerven) 
415,  422,  423,  424. 

Galvanokauter  11,  154,  181,  182, 

289,  290,  291. 
Gangraena  diabet.  442,  452. 

—  gingivae  334. 

—  pulmonum  116. 
Gardone  300. 

Gastein  140,  146,  245,  256,  257, 
414,  415,  451. 

Gastralgie  117. 

Gastrocatarrhus  46. 

tJastrodynie  117. 

Gastroenteroanastomose  160. 

Gastroenterostomie  40,  53,  317. 

Gastrostomie  40,  201. 

Gebärmutterausspülung  2,  26,  28, 
30,  106,  238. 

Gebärmutterberstung  28. 

Gebärmutterblutung  1,  (Schwan- 
gerschaft) 26,  169,  430,  438. 

GebärmutterentzünduDg  87,  104« 
(Fluor)  115,  432,  436. 


462 


ALPHABETISCHES  VERZEICHNIS 


Gebärmnttergeschwalst  180,  431, 

432,  437,    (Schwang^erschaft) 

347. 
Gebärmutterkatarrh  (Fluor)  115. 
Gebärmutterknickung    431,    437, 

(grav.)  243,  247. 
Gebärmutterkrebs  326,  (Schwan- 

geräcbaft)  27,  346. 
Gebärmuttervorfall  37,  429. 
Geburt,  Beendigung  der  27. 

—  bei  engem  Becken  120. 

—  Komplikationen  interne  und 
chirurgische  der  341. 

Gefäßgeschwulat  397. 

Gehirnblutung  13,  (Schwanger- 
schaft) 341. 

Gehirnerkrankungen  und  Schwan- 
gerschaft 341. 

Gehirnhautentzilndung,eitrige  166. 

—  epidemische  167,  257,  373. 

—  tuberkulöse  169. 
Gehirntumoren  (Schwangerschaft) 

341. 
Gehörgangsentzündung  204. 
Geistesstörung  epileptische  109. 

—  eklamptische  92. 

—  hysterische  136. 

—  Korsakoffsche  151. 

—  paralytische  209. 

—  periodische  218. 

—  und  Schwangerschaft  342. 
Gelbsucht  55,  137,  (gravid.)  344. 
Gelenkentzündung  369,  414. 
Gelenkneurosen  370. 
Gelenkrheumatismus    125,    244, 

(Scharlach)  263. 
Gelenkübungen  383.  421,  423. 
Gelenk  Wassersucht  371. 
Genickstarre,   epidemische    167, 

257,  373. 
Genu  valgum  und  varum  122. 
Gerstenkorn  183. 
Geschwüre  des  Darms  311. 

—  der  Hornhaut  312. 

—  des  Magens  127,  315,  317. 

—  des  Rachens  312. 

—  des  Unterschenkels  311. 
Gesichtsnervenlähmung  113. 
Gesichtsrope  356. 


Gesichtsschmerz  253. 

Gicht  365,  370,  448. 

Gießhübl  49,  70. 

Gingivitis  334. 

Gipsbett  151,  180,  269 

Gipskrawatte  37. 

Gipsmieder  257,  269. 

Gipsverband  11.  123,  264. 

Glaskörpertrübungen  145,  351. 

Glaucoma  124,  351,  354. 

Gleichenberg  32,  34, 37, 103, 148. 

Glottiskrampf  240. 

Glühlichtbäder  245. 

Gneis  4,  259,  356,  358. 

Goldene  Ader  130,  (Schwanger- 
schaft) 346. 

Gonitis  124,  125,  364,  369. 

Gonorrhoea  (Augen)  22,  23,  312, 
(Scheide)  115  125,  (Nabel) 
181,  (Harnröhre)  125,  319, 
(Kniegelenk)  364,  369. 

Gossensaß  300. 

Gottsteinsche  Tamponade  205. 

Grado  34,  241,  293. 

Graviditätspsychose  342. 

Graviditas  (tubaria)  292,s.  Schwan- 
gerschaft. 

Gries  bei  Bozen  191,  295,  300. 

Grieß  (Harnsäure)  188. 

Grimmenstein  295,  306. 

Grindelwald  37. 

Grüner  Star  124,  351,  354. 

Guberquelle  282. 

Gummata  275,  (Ziliarkörper)  306. 

Gymnastik  113,  159,  196,  230, 
263.  (Gelenke)  367,  (Her«) 
393,  (Lungen)  19,  226,  299, 
395,  405,  413,  418,  422,  423, 
424,  (Frauenkrankheiten)  425. 

Gynatresie  6. 


Haarschwund  4,  81,  358,  359. 
Hämangiom  11. 
Hämarthros  124. 
Hämatemesis  127,    (Schwanger- 
schaft) 344. 
Hämatokele  433. 
Hämatokolpos  7. 


DER  KRANKHEITEN,  KURORTE  ETC. 


463 


Haematoma  ovarii  90. 

Hämatometra  7. 

Hämatommole  27. 

HämatosalpiDx  7. 

Haematuria  22,  70,  319. 

Hämoptoe    128,   304,    295, 

(Schwangerschaft)  343,    (Hei- 
ratsverbot) 349. 

Haemorrhagia  orbitae  202,  351. 

—  uteri   1,   26,   169,   430,   438, 
(Schwangerschaft)  26. 

Hämorrhagische   Diathese    178, 
264,  (Schwangerschaft)  345. 

Hämorrhoiden  ISK)^   (Schwanger- 
schaft) 346. 

Haferknr  440. 

Hall  3,  57,  265,  282,   293,  353, 
418,  420,  436. 

Halleiu  245. 

Haller  Wasser  25,  158. 

Hallazinator.  Verworrenheit  8, 
218. 

Hallnzinose  der  Trinker  131. 

Hallox  yalgiis  131. 

Halsentzündung  290. 

Halskrawatte  37. 

Hammerzehe  340. 

Handbäder  251. 

Hantelpessare  131. 

Hamblasenblutung  22,  70,  319. 

Harnblasenkrampf  70. 

Harnbläsenlähmung  283,  370,  419. 

Harninfiltration  51. 

Harnröhrenirr jgation  70,  125,  231, 
319,  325. 

Harnröhrenkatarrh  231,  325. 

Hamröhrentripper  125,  319,  (Ehe- 
verbot) 323. 

Harntränfeln  232. 

Harnverhaltung  232. 

Harter  Schanker  311. 

Häutige  Bräune  147. 

Heberdrainage  226. 

Hebosteotomie  122. 

Hefebehandlung  115. 

Heftpflasterkompression  des  Ho- 
dens 12. 

Hegarstifte  2,  26,  27,  37, 87,  106, 


Heilstättenbehandinng  295. 

Heiratsverbot  (Gonorrhöe)  232, 
(Syphilis)  279,  (vom  internen 
geburtshilflichen  Standpunkte) 
349. 

Heißluftbehandlung  90,  125,  145, 
146,  187,  246,  357.  (Gelenke) 
366,  369,  370,  371,  413,  414, 
427,  433,  434. 

Heißwasserirrigationen  90. 

Heißwasserspülapparat  427. 

Helminthen  10. 

Hemikrania  132,  255,  416. 

Hemiplegie  416. 

Hepatikusdrainage  55. 

Hereditäre  Syphilis  279. 

Herkulesbad  245,  439. 

Hemia  (Schwangerschaft)  346. 

—  ovarii  90. 

Herpes  tonsurans  142,  360. 

Herzarhythmie  334. 

Herzbeutelentzündung  216. 

Herzfehler  129,  (physikalische  Be- 
handlung der)  389,  333, 
(Schwangerschaft)  343,  (Hei- 
ratsverbot) 349. 

Herzklopfen  41,  334. 

Herzkrampf  270,  379. 

Herzmassage  17,  60,  392,  413, 
415. 

Herzmuskeliusuffizienz  61 ,  227, 
332,  389,  397. 

Herzneurosen  389,  395. 

Herzschwäche  41,  393. 

Herzstützen  41,  395. 

Hesslngscher  Apparat  122,   263. 

Heufieber  133. 

Heuschnupfen  247. 

Highmorshöhle,  Empyem  102, 183, 
185. 

Hinken,  intermittierendes  253. 

Himdegeneration  83. 

Hitzschlag  266. 

Hodenentzündung  107,  323. 

Hörgas  295. 

Hörstummheit  379. 

Hörübungen  .380. 

Homburg  49. 

Hordeolum  133. 


464 


ALPHABETISCHES  VERZEICHNIS 


Hornhantabazeß  66. 

Hornhantentzündang  ^65,  149, 
312. 

Hornhaatßstel  66,  134. 

Hornhaatflecke  66,  134. 

Harnhaatgesohwür  66,  134. 

Hornhautnarben  134. 

Hornhauttrübungen  66. 

Hfiftgelenkentzündnng  11,  68. 

Hüftgelenk  Verrenkung ,  angebo- 
rene 11. 

Hühnerauge  308. 

Hülsenapparat  68. 

Hydramnios  336. 

Hydrarthrosia  371. 

Hydrokele  testia  107,  134. 

—  (akute)  323. 
Hydrokephalus  138,  268. 
Hydropsie  der  Gallenblase  54. 
Hydrops  16,  59,  397. 

—  gonorrhoicus  365. 

—  arttculornm  371. 
Hydrotherapie  34,  36,  42,  44,  60, 

75,  83,  93,  103,  109,  118, 
191,  137,  140,  144.  164,  228, 
230,  232,  233.  234,  283,  300, 
309,  (Augenkrankheiten)  354, 
(Hautkrankheiten)  356,  (Ge- 
lenke) 363,  369,  370,  (Infek- 
tionskrankheiten) 372,  (Kin- 
der) 378,  (Zirkulationsorgane) 
388,  (Nervenkrankheiten)  418, 
421,  422,  423,  424,  (gynäko- 
logische) 426,  (Stoffwechsel- 
krankheiten) 442. 

Hydrothermoregulator  313,  427. 

Hydrothorax  335. 

Hyöres  37. 

Hyperämisiernng,  aktive  140. 

Hyperaemesis  gravidarum  258. 

Hyperazidität  2,  117. 

Hyperhidrosis  135^  356. 

Hyperinvolution  des  Uterus  431. 

Hyperkinesis  cordis  41,  256,  334, 
392,  450. 

Hyperpyrexie  60. 

Hypersekretion  316. 

Hypertrichosis  136. 

Hypertrophia  prostatae  232. 


Hypertrophie  des  Endometriums 
171,  430,  438. 

—  der  Tonsillen  289. 

Hypertrophische  Rhinitis  67,  247. 

Hypochondrie  424. 

Hypopion-Keratitis  66,  312. 

Hypoplasia  endometrii  106. 

Hysteria  136,  (Schmerzen)  254, 
(Schwangerschaft)  342,  (Hei- 
ratsverbot) 349.  421,  423. 

Hysteuryse  s.  Kolpeuryse. 

Hypodermoklyse  75. 


Janetsche  Darchspülnngen    232, 

321,  325. 
Ichthyosis  137,  356. 
Idiotie  138. 
Jeiunostomie  40,  317. 
Ikterus  55,  187,  (gravid.)  344. 
Deotyphus  308,  (Schwangerschaft) 

345. 
Ileus     138,      (Schwangerschaft) 

346. 
Imbezillität  138. 
Immobilisierung  der  Gelenke  244, 

293. 
Impetigo  contagiosa  139,  356. 
Impotentia  140,  (neurasthenische) 

192,  423. 
Infarkt,  hämorrhagischer  129. 
Infektionskrankheiten,     physika- 
lische Therapie  der  372. 
Infiltration  mit  Harn  51. 
Infusion,    subkutane  8,    28,    60, 

338. 
Inhalation  34,  37,  116,  147,  291, 

303. 
Injektion  bei  Cystitis  19,  70,  125, 

231,  319,  325. 
—  bei   Tripper  125,   319,   325. 
Inkarzeration  des  graviden  Uterus 

243. 
Insolation  266. 
Insomnia  141. 
Interkostalneuralgie  142. 
Intermittierendes 'Hinken  253. 
Intertrigo  oder  Eczema  Intertrigo 

142. 


DER  KRA^^KHEITKN,  KURORTE  ETC. 


465 


Intestiiuilkatarrh  12,  43,  (Säug- 

liDge)  73,  79.  87. 
Intcstinalgeachwüre  311. 
Intrakranielle  Draioage  138. 
Intraaterine  AnaepülaDg  2,  26, 28, 

30,  106,  238. 
Inunktionskiir  s.  Unguentum  cine- 

renm  57. 
Jodbad  69. 
JohanniBqaelle  34. 
Iridektomie  125,  145. 
Iridocykliti*  143,  353,  3öo. 
Irisvorfall  312. 
Iritis  66,  143,  352,  353,  355. 
Irresein,  menstrneiles  169. 

—  myxödematöses  181. 

—  anrkiüäres  218. 
Irrigation  des  Blasenhalses  19, 

70,  125,  231,  .319. 

—  des  Darmes  46,  51,  76,  88, 
139,  210,  288. 

—  der  Harnröhre    70,  125,  231, 
319,  325. 

—  der  Utemshöhle    2,    26,    28, 
30,  106,  238. 

—  der  Vagina    7,  90,  171,  434, 
435. 

Ischias  146,  251,  415,  436,  451. 
Ischl  241,  245,  293,  353. 
Juckblattern  233,  358. 
Iwonicz  293. 


Kairo  191. 

Kaiserschnitt,  vaginaler  27,  92. 

Kalter  Abszeß  3,  124,  293. 

Karbolsäurevergiftnng  330. 

Kardialgie  117. 

Kardiolyse  217. 

Kardiopalmus  41,  334. 

Karies  (des  Zahnschmelzes)  339, 

(Knochen)  3,  124,  293. 
Karlsbad.  45^  49,  53,  56,  59,  88, 

96,   103,  117,  137,  187,  188, 

234,  236,  392,  450. 
Karzinom  (and  Schwangerschaft) 

27,  346^  (Mamm«)  38^  (Magen) 

39,  (Rektum)  38,  (Uterus)  326. 
Kastration  219; 


Katarrh  der  Bindehaut  22,  23, 
64,  65,  66,  312,  353. 

—  der  Blase  71,  125,  329. 

—  der   Bronchien    30,    31,    32, 
34. 

—  des  Darmes  12,  43,  45,  (Säug- 
linge) 73,  79.  87. 

—  des  Dünndarmes  45,  74. 

—  der  Gebärmutter  87,  104, 
(Fluor)  115.  236,  432,  435. 

—  des^  Gebärmutterhalses  87, 
104,  (Fluor)  115.  432,  436. 

—  der  Harnröhre  231,  325. 

—  des  Kehlkopfes  147,  148. 

—  des  Magens  46. 

—  des  Mittelohres  172. 

—  der  Nase   67,  172,  247,  263. 

—  der  Rachenschleimhaut  289. 

—  der  Scheide  115,  126. 

—  der  Vulva  115,  126. 
Katheterisieren  der  Ohrtrompete 

172, 
Kauterisation  38,  344. 
Kefirkur  44. 

Keiningsehe  Abreibung  352. 
Kehlkopfcroup  147. 
Kehlkopfkatarrh,  akuter  147. 

—  chronischer  147. 
Kehlkopfkrampf  240. 
Kehlkopföyphilis  154. 
Kehlkopftuberkulose  294, 

(Schwangerschaft)  343, 

(Heiratsverbot)  349. 
Keilbeinabszeß  184. 
Keilresektion  des  Metatarsusköpf- 

chens  132. 
'  Kellersche  Malzsnppe  76. 
Kephalea  132,  255,  416. 
Keratitis  65,  149;  312. 
Keuchhusten  306. 
Kieferabszeß  219. 
Kieferhöhlenabszeß  184. 
Kindbettfieber  238. 
Kinderlähmung,  spinale  230,  413. 
Kindernährmehle  73,  79 
Kissingc»  37,  45,  49,   56,   392, 

436. 
Klappenfehler   des  Herzens  129^ 

333,    (Schwangerschaft)   343, 


F  e  11  n  e  r ,  Therapie  der  "Wiener  Spezialärzte. 


30 


466 


TALPHABETISCHES  VERZEICHNIS 


(Heiratsverbot)  349,  (physi- 
kalische Behandlung)  B89. 

Klavierspielerkramp!  258. 

Klimatotherapie  in  der  Augen- 
heilkunde 353. 

Klistiere  55,  59,  86,  210,  288. 

Klumpfuß  150,  361. 

Knappsche  Rollzange  67. 

Knickung  der  Gebärmutter  431, 
437,  (grav.)  243,  247. 

Kniegelenkentzündnng  124,  364, 
369. 

Knoblauchabkochung  205. 

Knochentuberkulose  3,  124,  293. 

Knötchenflechte  153. 

Kochsalzinfusionen  8,  28,  60,  338. 

Königswart  436. 

Kohlenoxydgasvergiftung  331. 

Kohlensäurebäder  36,  41,  104, 
254,  376,  (Kohlensäuremoor- 
bäder) 389.  416,  420,  438. 

Kolik  12,  44,  55,  60,  73,  79,  87, 
(Nierensteine)  188,  (saturnina) 
249. 

Kollaps'  60,  73,  227,  344,  376. 

Kolotomie  38. 

Kolpeurynter  (nach  Barnes)  2, 
(Quecksilber)  433,  434. 

Kolpeuryse  27,  92. 

Kolpitis  436. 

Kolpoköliotomie  91. 

Koma  442. 

Kompressionsmyelitis  257. 

Kompressionsverband  151. 

Kondylome,  breite  281,  275. 

Konkremente  der  Blase  22. 

Konkretionen  in  den  Meibomschen 
Drüsen  21. 

Konstipation  196. 

Kontentivverband  68. 

Kontraktur  68,  361,  368,  (Du- 
puytren) 361. 

Kontusion  (Augen)  21,  151,  375. 

Koordinationsstörungen  419. 

Kopfläuse  214. 

Kopfschmerz  132,  255,  422. 

Koprostase  51,  195. 

Koronarsklerose  13,  253,  290, 


Korsakofsche  Psychose  151. 
Krampf  der  Blase  70. 

—  des  Magens  117. 

—  des  Mastdarms  44,  86,  136. 

—  der  Scheide  326. 

—  der  Stimmritze  240. 
Krämpfe    92,  108,  418,    (Magen 

117. 

Kraniotomie  122. 

Krätze  260. 

Krebs  (Mamma)  38,  (Rektum)  38, 
(Uterus)  326,  (Magen)  39, 
(Schwangerschaft)  27,  346. 

—  der  Gebärmutter  326. 
Kretinismus  138. 
Kreuzbinden  34,  36. 
Kreuznach  241,  282,  353,  436. 
Kreuzschmerzen  256. 
Kromayerlampe  82. 

Kropf  270,  (Schwangerschaft)  345, 

346. 
Kropfherz  390. 
Kruckenb ergscher  Pendelapparat 

362. 
Kudowa  53,  436. 
Ktthlsonde  231. 
Kühlapparate  41,  388. 
Künstliche  Respiration    17,  266, 

318. 
Kufeke  74. 
i   Kupferrose  246,  357,  358. 
Kurettement  2,  26,  30,  106,  238, 

327. 
Kyphose  151. 


Iiabyrintherkrankungen  151. 
Lactation  6,  (Beendigung  der)  288. 
Lactationskachexie  6. 
Lähmung  (Spondylitis)  269.  414, 
(Darm)  198. 

—  der  Augenmuskel  200,  353. 

—  der  Blase  211,  283,  370,  419. 

—  der  Gesichtsnerven  113. 

—  des  Ok^iomotorius  200. 
Lähmungen,  spastische  416. 
Lagophthalmus  113,  312. 
Laminar iastift  2. 
Laryngitis  acuta  147. 


[DER  KRANKHEITEN,|KURORTE  ETC.] 


467 


Laryngitis  chronica  148.^ 

Laryngospasmns  93. 

Larynxödem  187. 

Larynxstenose  147.  i 

Larynxsyphilia  154.1 

Larynxttiiberkulose  294,  (Schwan- 
gerschaft) 343,  (Heiratsver- 
bot) 349. 

Lateralsklerose  417. 

Langen  Vergiftung  330. 

Läuse  214. 

Lebercirrhose  58,  (Schwanger- 
$  Schaft)  346. 

Leberkrankheiten  (Schwanger- 
schaft) 344. 

Lebersyphilis  276. 

Lederhantentziindiing  354. 

Leibbinden  243. 

Leistendrüsenentzündnng   313, 
358. 

Lepra  152. 

Leubesche  Kostordnnng  117. 

Leuchtgasvergiftiing  331. 

Leukämie  153,  (Schwangerschaft) 
345. 

Leukorrhoe  435. 

Levico  53,  154,  282,  436. 

Liehen  pilaris  153. 

—  ruber  153. 

—  scrophulosorum  153. 
Lichtbehandlung    (Hautkrankhei- 
ten) 359.  369. 

Lidranddrüsenentzttndnng  24, 133, 

353. 
Liebigsche  Suppe  74,  76. 
Liegekur  298. 
Linsenlnxation  355. 
Lipik  103,  353,  420,  436. 
Lippspringe  45. 
Lispeln  380. 
Lithiasis  22. 

Litholapaxie,  Lithotripsie  22. 
Lokalbehandlung  von  Syphilis  276. 
Lordosierung,  steigende  269. 
Lösung,  manuelle  der  Plazenta  28. 
Lovrana  241. 
Lues  s.  Syphilis. 
Lufteinblasungen  19. 
Luftleere  der  Lungen  19,  398. 


Luhatsehowitz  37,  lt)3,  436. 

Lumbago  361. 

Lumbalpunktion  138,  167. 

Lungenatelektase  19,  398. 

Lungenblutung  128,  304,  295, 
(Schwangerschaft)  343,  (Hei- 
ratsverbot) 349. 

Lungenbrand  116. 

Lungenemphysem   36,    100,  398. 

Lungenentzündung  227,  (Schwan- 
gerschaft) 342. 

Lungengangrän  116. 

Lungengymnastik  19,  226,  299, 
395,  405,  413,  422-425. 

Lungenkatarrh  30,  31,  34. 

Lungenödem  17, 187,  (Schwanger- 
schaft) 344,  395. 

Lungentuberkulose  128,295,304, 
(Schwangerschaft)  343,  (Hei- 
ratsverbot) 349. 

Lupus  erythematosus  154,  357, 
359. 

Lussinpiccolo  34,  293. 

Luxatio,  angeborene  des  Hüft- 
gelenkes 11. 

—  der  Linse  355. 

Lymphadenitis  inguinalis  313, 
358. 

Lymphämie  153. 

Lymphangioitis ,  Lymphgefäßent- 
zündung 116. 

Lymphangiom  11. 

Lymphdrüsenabszeß,  tuberkulöser 
3. 

Lymphdrüsentabletten  158. 

Lymphoma  157. 

Lysol  Vergiftung  330. 


Maculae  corneae  66. 

Madenwürmer  205. 

Madonna  di  Campiglio  300. 

Magenatonie  49,  158. 

Magenausspülung  46,  49,  73,  80, 
88,  117,  139,  220,  288,  291, 
330. 

Magenblutung  127,  (Schwanger- 
schaft) 344 

Magendusche  49. 

30* 


468 


ALPHABETISCHES  YEBZEICHNIS 


MageDgäruDg;,  50. 
Magengeschwür  127,  315,  317. 
MagenkarziDom  89,  160. 
Magenkatarrh,  akuter  46. 

—  chronischer  46. 
Magenkrampf  117. 
Magenschmerz  256. 
Magenspülung  46,  49,  73,  80,  88, 

117,  139,  220,  291,  330. 

Makroglossie  11. 

Malaria  161. 

Malta  191. 

Malum  coxae  senile  370. 

Mamma,  Krebs  der  38. 

Mandelentzündung  289. 

Manie  162,  (periodische)  218. 

Marienbad  45,  49,  57,  59,  89,  96, 
103,  104,  158,  234,  353,  392, 
396,  437,  438,  442,  447. 

Masern  174t^  379. 

Massage  des  Abdomens  117. 

—  allgemeine  37,  125,  134,  146, 
151,  191,  196,  230,  258, 
264. 

—  in  der  Augenheilkunde  351, 
(Hautkrankheiten)  357,  (des 
Herzens)  17,  392,  413,  415, 
(Muskeln  und  Sehnen)  361, 
(Gelenke)  267,  370,  371,  (Gau- 
mensegel) 382,  (gynäkol.)  425, 
433,  434,  436,  449. 

—  des  Ohres  173. 

—  der  Nase  206. 

—  nach  Thure-Brandt  7,  28,  90, 
425—490. 

Mastdarmentzündung  46. 
Mastdarmfissnr  114. 
Mastdarmfistel  114. 
Mastdarmkrebs  38. 
Mastdarmtripper  125. 
Mastitis  164. 
Mastkur  422. 
Mastoiditis  diabe.t.  452. 
Mechanotherapie  245,  362,  415. 
Mehlhund  267. 
Mehlnährschäden  78. 
Meibomsche  Drüsen,  Konkretionen 

in  den  21. 
Melancholia  165. 


Mendelpaß  300. 
Meningitis  cerebrospinalis  167, 
(Schmerzen)  257,  373. 

—  purulenta  166. 

—  tuberculosa  169. 
Meningokele  202. 
Meningokokkenserum  167. 
Menorrhagiae  438. 
Mensingapessar  350. 
Menstruationsanomalien  437. 
Menstruelles  Irresein  169. 
Mentone  37. 

Meralgie  253. 

Meran  37,  146,  176,  300,  415. 

Meteorismus  55,  220. 

Metrakinesis  336. 

Metreuryse  337. 

Metritis  chronica  87,  104,  115, 
238,  432,  436. 

Metrophlebitis  239. 

Metrorrhagia    1 ,    (Schwanger- 
schaft) 26.  169,  430,  438. 

Migräne  132,  255,  416. 

Milchdiät  s.  Milchkur. 

Milchkur  8,  36,  57,  83,  88,  92, 
151,  186,  259,  440. 

Milchmalzsuppe  81.. 

Miliartuberkulose    (Schwanger- 
schaft) 343. 

Milztabletten  158. 

Misdroy  241. 

Missed  abortion  27. 

Mitbewegungen  419. 

Mitesser  62. 

Mittelohrentzündung,  eitrige  172. 

Mittelohrkatarrh  172. 

Mittelohrsklerose  174. 

Mole  1,  27. 

Moorbäder  125,  140,  146,  188, 
221,  267,  369,  389.  420,  433, 
434,  435,  436,  437,  (Um- 
schläge) 437,  447. 

Morbilli  174,  349. 

Morbus  Addisonii  175. 

—  Basedowii  175,  (Schwanger- 
schaft) 345,  390. 

—  Brightii  18,  177, 

—  maculosus  Werlhof ii  17?,  2^, 
(Schwangerschaft)  345. 


DER  KRANKHEITEN,  KURORTE  ETC. 


469 


Morbus  sacer  108,  (Schwanger- 
schaft; 342,  (Heiratsverbot) 
349,  418. 

MorphiDismas  178. 

Morphium verfi:iftung  330. 

Morpiones  214. 

Münzenfänger  17. 

Multiple  Sklerose  417. 

Mumps  213. 

Mundkatarrh  12. 

Muskarin  Vergiftung  331. 

Muskelrhenmatismns  2M. 

Mutterfraisen  92. 

Myalgien  246,  361. 

Mydriasis  179. 

Myelämie  153. 

Myelitis  179,  417. 

Mykose  der  Tonsillen    291,  350. 

Myokarditis  61, 227, 332, 389,  397. 

Myoma  uteri  180,  (Schwanger- 
schaft) 347,  431,  432. 

Myopie  57,  353. 

Myositis  414. 

Myxödematöses  Irresein  181. 


Habelblutung  182. 
Nabelbrand  181. 
Nabelentzündung  181. 
Nabelgangrän  181. 
Nabelkrankheiten  181. 
Nabel  schnurvor  fall  121. 
Nabelschwamm  182. 
Nackenübergießungen  19. 
Nährklysmen  139,  316. 
Näseln  381. 
Nässende   Flechte  93,   97,   356, 

(Nabel)   181,    (Conjunctivitis) 

65,  353. 
Nävus  360. 

Nahrungsverweigernog  8. 
Narben  der  Hornhaut  134. 
Nasenaussptilung  172,  247. 
Nasenbluten  110,  182. 
ifräsengeschwüre  172. 
Nasenmuskelhypertrophie  172. 
Nasenkatarrh  67,  172,  205,  207, 

247,    (scarlat.)  26B,    (syphil.) 

207. 


Naaenschleioahauthypertrophie 
249. 

Nasensyphilis  207. 

Natronlithionhaltige  Säuerlinge  22. 

Nauheim  36,  104,  176,  390,  436. 

Naußscher  Apparat  407. 

Nebenhodenentzündung  107,  323 

Nebenhöhleneiterung    102,    183, 
185. 

Nephritis  (gravidarum)  92,  (akute) 
84,  (chronische)  177,  (Schar- 
lach) 263,  (Schwangerschaft) 
344. 

Nephrolithiasis  187,  (Schwanger- 
schaft) 346. 

Nephroptose  117. 

Nephrorrhaphie  243. 

Nephrotomie  187. 

Nervendehnung  146,  415. 

Nervenkrankheiten,  physikalische 
Therapie  der  413. 

Nervöser  Gresichtsschmerz  253, 
289,  418. 

Nestlesches  Kindermehl  74. 

Netzhautatrophie  5. 

Netzhautblutungen  354. 

Neuenahr  49,  103,  450. 

Neuralgia  im  Plexus  spermat.  232, 
414,  415. 

—  trigemini  189,  415. 

Neurasthenia  190,  (Schmerzen) 
254.  421. 

Neuritis  (optica)  193,  256. 

Neurosen  258,  370.  420,  421, 
(Herzens)  389,  395. 

Neurotomia  (nervi  supraorbitalis) 
25,  (trigemini)  289. 

Neutuberkulin  143. 

Nierenbeckenentzündung    84, 
(Schwangerschaft)  444. 

Nierenblutung  187,  188. 

Nierenentzündung  (chronische)  18, 
177,  (akute)  84,  186,  (grav.) 
92,  344,  (Scharlach)  263. 

Nierenexstirpation  194. 

Nierensteine  187 ,  (Schwanger- 
schaft) 346. 

Nierentuberkulöse  194. 

Nizza  37. 


470 


|L  [ALPHABETISCHES  VERZEICHNIS. 


Noduli    haemorrhoidales    130, 

(SchwaDgerscbaft)  346. 
Nonnensansen  52. 
Norderney  241. 
Nordsee  265,  416. 


Obesitas  194. 
Obstipatio  alvi  51,  195. 
Obturator  381. 
Occlusio  pupillae  145. 
Odontalgia  339. 
Oedema  177,  397. 

—  pulmonum  17,  187,   (Scbwan- 
gerschaft)  344,  395. 

ölklysmen  188,  198. 
Ölkuren  56. 
Ölumschläge  97. 
ÖRophagusBonde  17. 
ösophagusstrikturen  199. 
Ohrblutgeschwulst  204. 
Ohrenekzem  204. 
Ohrensausen  422. 
Ohrmnschelentzündung  204. 
Ohrpolypen  204. 

Ohrspeicheldrüsenentzündung  213. 
Oklusionserscheinungen  55. 
Okknlomotoriuslähmung  200. 
Omphalitis  181. 
Oophoritis  90,  432,  436. 
Operationen   in   der  Schwanger- 
schaft 345. 

—  bei  Diabetes  452. 
Ophthalmia  catarrhalis  64. 
Orbita,  Erkrankungen  der  200, 
Orbitalabszefi  202. 
Orthopädische  Muskelübnngen  353 
Orthostatische  Albuminurie  177. 
Osteoklasie  123,  242. 
Osteomalazie    208 ,    (Heiratsver- 

bot)  349. 
Osteotomie  11,  68,  123,  242,  369, 

370,  371. 
Ostitis  maxillae  219.      . 
Ostseebäder  37,  191. 
Otitis  catarrhalis  172. 

—  externa  204. 

—  media  acuta  172. 

—  suppurativa  263. 


Otosklerose  174.  Ig 

Ovarialnenralgie  434. 

Ovarium  (Cysten)  91,  (Schwanger- 
schaft) 348. 

Oxalurie  451. 

Oxyuris  vermicularis  205. 

Ozaena  67,  172,  205,  207,  247, 
(syphUitica)  207,  (scarl.)  263. 

Ozetbäder  392. 


Pachyderm.  Wucherungen  149. 
Pädatrophie  77. 
Pagets  Disease  360. 
Palermo  191. 
Palpitatio  cordis  41. 
Panaritium  208. 
Pankreatitis  55. 
Pannus  67,  208,  351. 
Papeln  276 
Papillome,  vener.  325. 
Paquelin  157,  315,  325,  357. 
Paracentese  des  Trommelfells  263. 
Parästhesie  251,  416. 
Paraffinprothesen  206. 
Paralysis  progressiva  209. 
Paralytische  Geistesstörung  209. 

—  Kyphose  151. 

—  Mydriase  179. 

—  Plattfuß  222. 

—  Spitzfuß  268. 
Parametritis  218,  434,  436. 
Paranoia  acuta  212. 
Paraphimosis  212. 
Paratyphlitis  13,  (Schwanger- 
schaft) 344,  846. 

Paraurethrale  Abszesse  126. 
Paresis  vesicae  283, 211, 870,  419. 
Pargammazismus  380. 
Parotitis  213. 

Partus  praematurua  120, 204, 841. 
Pediouli  214. 
Pelvifixur  90. 
Pemphigus  216,  356. 
Perforation  des  Ulcus  ventr.  317. 

—  drohende  bei  Ulcus  corneae  312. 
Perforationsperitonitis  54. 
Pericarditis  216. 
Perichondritis  laryngea  syph.  154. 


DER  KRANKHEITEN,  KURORTE  ETC. 


471 


Perihepatitis  55. 

Perimetritis  218,  239,  434,  436. 

Periostitis  maxillaris  219. 

Periproktitis  46. 

Peritomie,   Periektomie  209. 

Peritonitis  220,  (puerper.)  239, 
(Schwangerschaft)  344. 

Periurethritis  51,  126,  323. 

Perniziöse  Anämie  10,  (Schwan- 
gerschaft) 345. 

Perniones  63,  221,  357. 

Pertussis  206. 

Pes  eqoinns  268. 

—  valgus  222. 

—  vams  150. 
Pessartherapie  425. 
Petrissage  252. 
Petniscbkysche    Etappenbehand- 

Inng  303. 

Phagedänische  Geschwüre  274, 
313,  357. 

Pharyngitis  289. 

Phimosis  20,  107,  223,  274. 

Phlebitis  (umbilic.)  181,  224. 

Phlegmone  (orbitae)  201,  (retro- 
bnlb.)202,224,  (Diabetes)  452. 

Phosphaturie  22,  188. 

Phosphorveri^taiig  330. 

Phthisis  laryngis  294,  (Schwan- 
gerschaft) ^3,  (Heiratsverbot) 
349. 

—  pulmonum   128,   295,   304, 
(Schwangerschaft)  343,   (Hei- 
ratsverbot) 349. 

Pilokarpin Vergiftung  331. 
Pilze,  Vergiftungen  durch  330. 
Pinselnng,  faradische  4. 
Pistyan  147,  245,  252,  256,  414, 

415,  451. 
Pityriasis  224. 
Placenta,  abnormer  Sitz  der  27, 

accreta  28,  Vorzeitige  Lösung 

27. 

—  Adhärenz  der  28,  Manuelle 
Lösung  der  28,  Polyp  30, 
Expression  28,  337. 

—  praevia  27. 
Placentareste  92. 
Place ntaretention  28. 


Placentarperiode  337. 

Placentaverwachsung  28. 

Plattfuß  222. 

Plattfufieinlagen  222. 

Plethora  394,  446. 

Pleuritis  225,  226,   (Schwanger- 
schaft) 342,  401. 

Pneumatischer  Apparat  von  Wai- 
denburg 405. 

Pneumometer  409. 

Pneumonia227,  (Schwangerschaft) 
342. 

Pocken  328,  360. 

Poliomyelitis  anterior  acuta  230, 
413. 

Politzers  Verfahren  172. 

Pollutiones  107,  230,  423. 

Polyneuritis  256,  (gravidarum) 
341,  413,  415. 

Polyp  der  Placenta  30. 

—  der  Nase  248. 

—  des  Uterus  171. 
Porrooperation  204. 
Portioamputation  112. 
Porto  Rose  34,  245. 
Postgonorrhoische  Zustände  231, 

322. 
Preblaii  49,  70,  188. 
Presbyophrenie  83, 
Priapismus  149. 
Prießnitzscher   Umschlag  36.  37, 

44. 
Primäraffekt,  syphilitischer  273. 
Probekost  44. 
Probespttlung  44. 
Processus  puerperalis  238. 
Proktitis  46. 
Prolapsus  uteri  aut  vaginae  429, 

437. 
Prophylaktische  Wendung  120. 
Prostatahypertrophie  232. 
Prostatitis  323. 
Prurigo  233,  358. 
Pruritis  analis  234,  356. 

—  cutaneus  vulvae  235, 356, 429. 
Psellismus  380. 
Pseudarthrosenoperation  1 1 . 
Pseudocroup  148. 
Pseudoileus  139. 


472 


ALPHABETISCHES  VERZEICHNIS. 


PsendoleDkäniie  153. 

Psoriasis  4,  236,  356. 

Psychose  (eklaropt.)  92,  (epilep- 
tiHche)  109,  (hysterische)  136, 
(^Korsakofsche)  151,  (periodi- 
sche) 218. 

Psychotherapie  136.  137. 

Pdychrophor  131,  193. 

Pterygium  238. 

Ptosen  56. 

Ptyalismus  344. 

Piibertätsalbuminurie  177. 

Puerperalfieber  238. 

Pueiperalpsychose  342. 

Pulpitis  339. 

Punctio  abdominis  17,  221. 

Punktion  des  Gelenkes  124. 

—  des  Nebenhodens  107. 

—  des  Perikards  217. 

—  des  Uterus  242. 
Pustula  maligna  239. 
Puster  tal  176. 

Pyämie  44.  (puerp.^  239. 
Pyarthros  124. 

Pyelonephritis  84,   (Schwanger- 
schaft) 344. 
Pyloroplastik  54. 
Pyloruskarzinom  159. 
Pyovarium  433. 
Pyrmont  7,  176,  392. 
Pyrosis  47,  88. 


Quarzlampe  360. 
Quetschung  (Augen)  21,  151,  335. 
Quetschwunden  151,  335,  (Augen) 
21. 


Bachenbräune-Diphtherilis  65, 84. 

Rachenkatarrh  289. 

Rachitis  239,  242,  (Geburt)  120, 

(Deformit.)  242. 
Radium  155.  360. 
ßagaz,  147,  418,  437. 
Ragusa  37,  293. 
Rahmgemenge,  Biedertsches  74. 
Ranula  242. 
Rauchfoßache  Schwebe  242. 


Raynaudsche  Krankheit  858. 
-Rectalernährung  200. 
Rectalgonorrhöe  127. 
Redressement  122,  150,  212,  223, 

264,  388. 
Reflexzucknngen  417. 
Regenbogenhautentzündimg  64, 

143,  352,  353,  355. 
Regenduschen  378. 
Reichenhall  37,  293,  436. 
Ren  mobilis  243. 
Reposition,  unblutige  11,  blutige 

11. 
Resektion  des  Orarium  91. 

—  des  Trigeminus  189. 
RespirationsorganerkrankuDgen 

(physikalische  Therapie    der) 

398. 
Retentio  placentae  27. 
Retinierfce  Zähne  339. 
Retinitis  (albnmin.)  354. 
Retroflexio    et    retroversio    uteri 

431,  437. 

—  uteri  gravidi  243,  347. 
Rheumatismus    articulorum    125, 

244,  (Scharlach)  263,  (gonor- 
rhoischer) 325,  363. 

—  musculorum  244. 

Rhinitis  67,  172,  247,  (scarlatin.) 

263, 
Rhinolalia  381. 
Rhinophyma  246. 
Rippenl&UentBündung  2S6, 

(Schwangerschaft)  342 ,   401 . 
Rippenkaries  3. 
Rippenresektion  226. 
Risse  des  Zervix  s.  Zervixrisse. 
Römers  Seram  228. 
Röntgenbestrahlung  38,  136,  153, 

155,  158,  176,  207,  237,  257, 

272,  273,  360,  415,  426. 
Rohitsch  103,  147. 
Roncegno  53,  154,  282,  436. 
Botlaof  356. 
BotllchtbehandluDg  360. 
Rücken  marken  tzttnduDg  179,  417. 
RUckenmarkschwiudsncht  257, 

283,  370,  419. 
Rückenschmerzen  254. 


DER  KRANKHEITEN,  KÜRORTE  ETC. 


47a 


RückgratverkrümniUQg  263. 
Räckwärtsknickung  und  Neigung 

der    Gebärmutter    431,    437, 

(grav'idii)  243,  347. 
Ruhr  85. 
Ruptura  uteri  218. 


Sacharjinsche  Kur  59. 
SängerknÖtchen  149. 
SalpingoophoritiH  89,    432,   436. 
Salzbrunn  187. 

Salzkammergut  191,  2G5,  418. 
Samenfluß  193,  230,  267. 
Sanatoriumscbiffe  300. 
Sandbäder  417. 
San  Remo  37. 
Sarkome  des  Ziliarkörpers  306. 

—  idiopatbicum  360, 
Sarkomphalus  182. 
Saturnismus  248. 
Sauerstoffinbaiationen    36 ,    228, 

395. 
Sauerstoffbäder  392. 
SäuferwahuHnn  82. 
Saugbebandlung  116,   165,   208, 

224,  252,  314,  428. 
Scabies  260. 
Scarlatina  262,  379. 
Schanker,  harter  311. 

—  weicher  313,  357. 
Scharbock  264. 
Scliarlach  261,  379. 
Scharlachserum  261. 
Scheidenausspülungen  7,  90,  171, 

434,  435. 
Scheidenkatarrh  115,  126. 
Scheidenkrampf  326. 
Scheidenkühler   von   Heitzmann- 

Leiter  432. 
ScheidenvoTfall  429,  437. 
Scheintod  von  Neugeborenen  17. 
Scherende  Flechte  142,  360. 
Schiefhals  37. 
Schielen  93. 
Schienellhälsen apparat    11,    370, 

371. 
Schlaflosigkeit  141,  422. 
Schlaganfäll  13. 


Schlangenbiß  331. 
Schleimhauthypertropbie  der  Nase 

248. 
Scbleimhautinzision  112. 
Schlitzen  des  Tränenröhrchens  23. 
Schluchzen  220,  260. 
Schmeerfluß  4,  259,  356,  358. 
Schneesches    Vierzellenbad   391. 
Schmerzbehandlung  in  der  Neuro- 

patbologie  251. 
Schmerzen   in   den  Fingerspitzen 

251. 
Schmierkur  193,  200,  209,   257, 

275.  283. 
Schmierseifenbehandlung  266, 

268,  295. 
Schnellender  Finger  258. 
Schnittwunden  335. 
Schnupfen  67,  (syphilitischer)  205, 

207,    247,  281,    (Skarlatina) 

263 
Schottische  Dusche  188. 
Schreibkrampf  258,  420. 
Schreibübuugen  383. 
Schröpfköpfe  18. 
Schrotbeutel  253,  254. 
Schulzsche  Schwingungen  18. 
Schuppenflechte  4,  236,  356. 
Schutzimpfung  328,  360. 
Schwalbach  7,  392. 
Schwangerschaft,  interne  und  chir- 
urgische  Komplikationen  der 

340. 
Schwangerschaftsbeendigung, 

künstliche  241. 
Seh wangerschaftser brechen  278. 
Schwangerschaftsfraisen  92. 
Schwangerschaft  und  Syphilis  278. 
Schwefelsäure  Vergütung  330. 
Schweißabsonderung ,    vermehrte 

135,  356. 
Schwielen  308,   (der   Harnröhre) 

232. 
Schwindel  332,  422. 
Schwindsucht  s.  Phthise. 
—  des   Rückenmarks  257,    283, 

370   419. 
Schwitzkur  32,  92,  250,  339,  446. 
Sklerose,  multiple  417. 


474 


ALPHABETISCHES  VERZEICHNIS 


Seborrhoea  4,  259,  356,  358. 

Seclusio  pupillae  145. 

Sectio  caesarea  s.  Kaiserschnitt 
27,  92. 

Seebäder  34,  69,  133,  140,  414. 

SehneDscheidenentzüodiiDg  201. 

Sehneiitransplantation  151,  223, 
268. 

Sehnervenatropbie  5,  193. 

Sehnerven  Schwund  (Schwanger- 
schaft) 342. 

Selterswasser  30,  32,  34,  103. 

Semmering  37,  53.  176,  265, 
300,  396. 

Senfbäder  33,  75. 

Senfpapier  55. 

SenUer  Blödsinn  83. 

Senkung  (des  Eierstocks)  89,  433, 
(Uterus)  429,  437,  (Einge- 
weide) 196. 

Senknngsabszesse  269. 

Septikämie  44,  239. 

Siebbeuiabszeß  184. 

Sigmatismiui  380. 

Sigmoiditis  46. 

Singultns  220,  260. 

Sistiana  37, 

Sitophobie  8. 

Sitzbäder  44,  115,  130,  140,  230, 
235,  251,  427. 

Skarifikationen  der  Portio  7,  87, 
(Schwangerschaft)  346. 

Skarlatina  261. 

Skleritis  354. 

Sklerodermie  356,  358. 

Sklerose  273,  (Tonsillen)  291. 

—  der  Arterien  13,  253,  290,  338. 

Skoliose  268. 

Skorbut  264. 

Skrofulöse  265 ,  (Augenkrank- 
heiten) 65,  353. 

Sodbrennen  47,  87. 

Solbäder  221,  245,  268. 

Sommerkoninnktivitis  64. 

Sondenftttternng  8. 

Sondenkur  4,  322. 

Sondierung  (des  Uterus)  7,  (des 
Ösophagus)  199,  (des  Tränen- 
kanals) 23. 


Sonnenstich  266,  359. 

Sonnenbäder  245,  294,  369. 

Soor  267. 

Sopor  167. 

Soxhlets  Nährzucker  74,  76, 

Spätblutungen  30. 

Spaltung  des  Tränensackes  72. 

Spasmus  vesicae  70. 

Spastische  Lähmungen  416. 

Spermatorrfaöe  193,  230,  267. 

Sphacelus  181. 

Spina  bifida  268. 

Spinale  Kinderlähmung  230,  413. 

Spinalparalyse  417. 

Spitze  Warzen  73. 

Spitzfuß  268. 

Spondylitis  (cervicalis)  37, 

(Schmerzen)  257,  (tuberkulöse) 

268. 
Sprachstörungen,  Behandlung  der 

379,  420. 
Spray  247,  307. 
Spulwürmer  16. 
Stärkemehlklysmen  46. 
Stammeln  380,  420. 
Star,  grttner  124,  351,  354. 
>-  tekwarzer  5. 
Staßfurter  Salz  240. 
Status  epUeptoides  108,  210,  342, 

349,  418. 
Stauungsbehandlung  116, 124, 208, 

224,    293,  (Hautkrankheiten) 

358,  861,  (Gelenke)  364,  366, 

369,  370,  371,  414,  449. 
Steinbildnng  in  der  Blase  22. 

—  in  der  Niere  187,  (Schwanger- 
schaft) 346. 

Steineinklemmung  188. 
Steinschnitt  22. 
Stenokardie  269,  397. 
Stenose  der  Zenrix  87. 

—  des  Tränennasenkanals  28. 

—  laryngis  147. 

Stenosierung  des  Pylorus  40,  169. 
Sterilität  140,  488. 
Stichelung  nach  Lassar  247. 
Stieltorsion  der  O^arienzysten  96. 
Stimmritzenkrampf  240. 
Stimhöhlenabszefi  184. 


DER  KRANKHEITEN,  KURORTE  ETC. 


475 


Stofffrechselk rankheiten ,    Thera- 
pie der  439. 
Stomatitis  aphthosa  12. 
Stottern  383,  421. 
Strabismns  92. 
Streptokokkensemm  57. 
Strictara  oesophagi  199. 

—  orethrae  323. 

Strama    270 ,    (Schwaogerächaf t) 

345   346. 
Stramektomie  177.  272,  346. 
Stryehninyergiftnng  330. 
Stützkorsett  37. 
Stohlyerstopfnng  51,  195. 
Stommheit  380. 
Stupor  8,  218. 
Subglottische  Wülste  149. 
Südtirol  177. 

Snpraorbitalnenralgie  255. 
Snrdo-Mutitas  379. 
Sycosis  272,  360. 
Synechien  145,  (Herzbeutel)  217. 
Syphilis,  angeborene  279. 

—  Eheverbot  279. 

—  gummosa  275. 

—  hereditaria  279. 

—  intestinalis  276. 

—  papulosa  276. 

—  tarda  282. 

—  ulcerosa  276. 

—  des  Auges  353. 

—  des  Kehlkopfs  154. 

—  der  Leber  276. 

—  der  Nase  207. 

—  der  Schwangeren  278. 

—  der  Tonsillen  291. 
Syringomyelie    (Schmerzen)  257. 

370,  417. 


Tabes  dorsalis  (Schmerzen)  257. 

283,  370,  419. 
Tachykardie,  paroxysmale    284, 

398. 
Taenia  285. 

Tätowierung  der  Hornhaut  134. 
Talmaoperation  17,  59. 
Tamponade  (des  Uterus)  128,  (der 

Zenrix  s.  Zervixtamponade)  38, 


(der  Nase)  110,  182,  (intra- 
uterine) 337. 

Tarasp  437,  442,  450. 

Tarsalgie  253. 

Taubstammheit  379. 

Teleangiektasien  360. 

Tenesmus  44,  86,  131. 

Tenonitis  201. 

Tenotomie  268,  340. 

Teplitz  147,  245,  256,  420,  437. 

Terrainknren  42,  395. 

Tetanie  (Schmerzen)  257.  287, 
418. 

Tetanus  neonatorum  288,  418. 

Tetanusantitoxin  288. 

Theinhardt  74. 

Thermophor  44,  51,  70,  85,  87, 
107,  116,  117,  188,  204,  253, 
357,  413,  427,  433,  449. 

Thermotherapie  357. 

Thomassche  Schiene  122. 

Thorakozentese  225. 

Thyroidin  138,  447. 

Tic  douloureux  253,  289,  418. 

Tobsucht  8,  218. 

Tölz  282. 

TonsillarerkrankuDgen  289. 

Tonsillitiä  289. 

Tonsillotomie  289. 

Torpor  recti  196. 

Totalexstirpation  (des  Uterus)  28, 
29,  30,  (der  Prostata)  233. 

Trabekelblase  71. 

Tracheitis  289. 

Tracheobronchitis  32. 

Tracheoskopie  272. 

Tracheotomie  148,  187,  346. 

Trachoma  66,  351,  352. 

Tränensack-Blennorrhöß  23. 

Tränensackentzündung  24,  72, 
Atonie,  Ektasie,  Dnrchspülung, 
Sondierung,  Exstirpation  24, 
351. 

Traumatische  Gelenkerkrankun- 
gen 371. 

Tremor  419,  420. 

Trepanation  134,  184,  218. 

Trichiasis  21. 

Trichinosis  291. 


476 


ALPHABETISCHES  VERZEICHNIS. 


Trigeminasneuralgie  189,  415. 

Trinkeraayl  4. 

Trinker,  Hallnzinose  der  131. 

Trinkkuren    (Herzkrankheiten) 
392.  436,  446. 

Tripper  (Augen)  22,  23,  312, 
(Kniegelenk)  125,  364,  369, 
(Mastdarm)  125,  (Nabel)  181, 
(Harnröhre)  125, 319,  (Scheide) 
115,  126. 

Tripperrheumatismus  325. 

Trisrans   288. 

Trübungen  des  Glaskörpers  145, 
351. 

—  der  Hornhaut  66. 
Truskawice  243. 
Tubargravidität  292. 
Tuberkulin      143,      153,      209, 

302. 
Tuberkulose       der      Augenhöhle 
201. 

—  des  Bauchfelles  220. 

—  der  Bindehaut  293. 

—  der  Gehirnhaut  169. 

—  der  Gelenke  293,  371. 

—  der  Haut  360 

—  des  Hüftgelenkes  11,  68. 

—  des  Kehlkopfes  294,  (Schwan- 
gerschaft) 343,  (Heirats verbot) 
349. 

—  des  Kniegelenkes  124. 

—  der  Knochen  3,  124,  293. 

—  der  Lungen  128,  295,  304, 
(Schwangerschaft)  343,  (Hei- 
ratsverbot) 349. 

—  der  Nieren  198. 

—  der  Ovarien  91. 

—  der  Tonsillen  29l. 
Tüffer  437. 

Tumor  albtls  293. 

■—  der  Orbita  202. 

Tnssis  convulsiva  306. 

Tyloma  (Tylosis)  308. 

Tylotische  Verdickung  des  Lid- 
randes 25. 

Typhlitis  13,  (Schwangerschaft) 
344,  346. 

Typhus  308,  (Schwangerschaft) 
345. 


Übergießungen  36. 

Ulcera  310. 

Ulcus  tuberculosum  311. 

—  corneae  312. 

—  cruris  311- 

—  lueticum  311. 

—  molle  313,  357. 

—  phagedaenicum  274,  313,  356. 

—  pharyngis  312. 

—  puerperale  238. 

—  rotundum  ventriculi  127,  315, 
317. 

—  traumaticum  311. 

—  umbiculi  181. 

—  venereum  313. 
Ultzmannscher    Irrigationskathe- 
ter 322. 

Umbilikalgangrän  181. 

Unfälle  durch  Elektrizität  318. 

Unstillbares  Schwangerschaftser- 
brechen 258. 

Unterbindung  der  Lymphgefäße 
12. 

Unterbrechung  der  Schwanger- 
schaft siehe  Beendigung  der 
Schwangerschaft. 

Unterschenkelgeschwür  311. 

Urämie  18,  177,  187,  233,  263. 

Uranostaphylorrhapbie  381. 

Uraturie  22. 

Ureterenkatheter  188. 

Ureterotomie  188. 

Urethritis  catarrhalis  231. 

—  gonorrhoica  125,  319. 

—  membranacea  322. 

—  non  gonorrhoica  325. 
Urininfiltration  s.  Harninfiltration. 
Urolithiasis  22. 

Urorrhoea  267. 

Uterinsegment,  Dehnung  des  121. 

Uterusblutungen  1,  (Schwanger- 
schaft) 26,  169,  430,  438. 

Uteruscarcinom  326,  (Schwanger- 
schaft) 27,  346. 

Uterasentzündung  87,  iM,  (Fluor) 
115,  238,  432,  435. 

üterusfibrom,  -myom  180,  431, 
432,  437,  (Schwangerschaft) 
347. 


DER  KRANKHEITEN,  KURORTE  ETC. 


477 


Uterusirrigalion    2,    26,    28,   30, 

106,  238. 
UternsknickoDg  431,  437. 
üterusprolapa  429,  437. 
Uterusrnptar  28. 
Uviollicht  237. 

Vaginalirrigationen    7,    90,    125, 

171,  434,  435. 
Vaginismus  326. 
Vaginitis  115,  126. 
Vakzination  328. 
Vaporisation  des  Auges  134. 

—  des  Uterus  171,  428. 
Varicen  am  Unterschenkel  94. 
Varices  der  Vulva  27. 
Variola  328,  360. 

Vasa  nmbilicalia  praevia  27. 
Veitstanz   56,    (Schwangerschaft) 

34J,  418. 
Venaesectio  13,  18,  92,  187,  227, 

263,  318,  331. 
Venedig  191. 
Venenentzündung  116. 
Venerische  Papillome  325. 
Verätzungen  der  Konjunktiva  21. 
Verband  am  Auge  353. 
Verbrennungen  (der  Konjunktiva) 

21.  61,  356,  s.  Combustio. 
Verengerung  des  Beckens  120. 

—  der  Harnröhre  323. 

—  des  Kehlkopfes  147. 

—  des  Ösophagus  199. 

—  der    Vorhaut    20,    107,    223, 
274. 

Vergiftung  mit  Blei  258. 

—  mit  Phosphor  330,  380. 
Vergiftungen  329. 
Verkrümmung    bei  Rachitis  242. 

—  der  Wirbelsäule  263. 
Verletzungen  157. 

—  des  Abdomens  151. 

—  der  Bindehaut  20. 
Vermehrte     Schweißabsonderung 

135,  356. 

Verrenkung  des  Hüftgelenks,  an- 
geborene 11. 

Verrucae  331. 

Verrücktheit  212. 


Verschüttung  17. 

Verschwärung  des  Zahnfleisches 
334. 

Verstopfung  51,  195. 

Vertigo  332,  422. 

Verwach&ung  der  Placenta  28. 

Verweilkatheter  51,  71. 

Verworrenheit,  akute  halluzina- 
torische 8,  218. 

Vesikantien  L46. 

Vibrationmassage  42,  49,  140, 
152,  393,  435. 

Vicby  49,  56,  103,  352. 

Vierzellenbad  42. 

Vitium  cordis  129,  333,  (Schwan- 
gerschaft) 343,  (Heiratsverbot) 
349,  (physikalische  Behand- 
lung) 389. 

Volumen  pulmonum  auctum  398. 

Volvulus  138,  (Schwangerschaft ) 
346. 

Vöslau  37. 

Vorfall  der  Gebärmutter  429,  437. 

Vorhautverengerung  20, 107,  223, 
274. 

VorsteherdrüBcnentzündung  323. 

Vorwärtsknickung  und  -Neigung 
der  Gebärmutter  431. 

Vulnus  combustum  21,  61,  356. 

—  contusum  151,  335,  (Augen) 
21. 

—  phagedaenicum  274,  313,  357. 

—  scissum  335. 

Vulvitis,  Vulvovaginitis  115, 126. 


Wachstumsstörungen  414. 
Wahnsinn,  akuter  212. 

—  cirkulärer  218. 

—  halluzinatorischer  8,  218. 
Wanderniere  243. 
Warzen,  spitze  63. 
Waschungen  der  Blase  125,  231, 

319. 
Wasserbett  62,  356. 
Wasaerbruch  107,  134. 
Wassersucht  16,  59,  397,  (Gelenk) 

371. 
Wattaverband  38. 


478   ALPHAB.  VERZEICH.  D.  KRANKH.,  KURORTE  ETC. 


Webersches  Sichelmesser  24. 
Wechselfieber  161. 
Wechselstrombäder  42,  391. 
VVechselwarme  Bäder  221. 
Wehenschwäche  336. 
Weich teilquetschung  151,  335. 
Weißer  Fluß  115. 
WenduDg  27,  120,  204. 
Werlhofsche  Krankheit  178,  264, 

(Schwangerschaft)  345. 
Widerstandsbewegungen  37. 
Wieliczka  293. 
Wiesbaden  49,  56,  57,  188,  353, 

415,  420,  450,  451. 
Wildungen  70,  187,  188. 
Windkolik  60. 
Wirbelentztindung  268. 
Wirbelverkrümraung  263. 
Wochenbettblutungen  26. 
Wochenbettfieber  238. 
Wollwäsche  34. 
Wunden,  phagedänische  274,  313, 

357. 

—  septische  44,  239. 

—  der  Augen  21. 

—  der  Konjunktiva  21. 
Wundrose  356. 

Wundstarrkrampf  257,  287,  418. 
Wurmfortsatz,  Katarrh  desselben 

13,    (Schwangerschaft)    344, 
346. 

Zahnfleischentzündung  339. 
Zahnfleischfistel  339. 
Zahnfleischskorbut  264. 


Zahnfleischverschwärung  334, 

Zahnretention  339. 

Zahnschmelzkaries  339. 

Zahnschmerz  339. 

Zahnwurzelhautentzündung  219. 

Zakopane  296. 

Zandersche  Apparate  362,  409, 
417. 

Zange  121. 

Zehendeyiation  340. 

Zeißl-Horandsches  Suspensorium 
323. 

Zellgewebsentzündung  (orbitae) 
201,  (retrobulbäre)  202,  224, 
(Diabetes)  452. 

Zervix  risse  28. 

Zervixtamponade  26. 

Zestokausis  171,  428. 

Ziegenmilch  81. 

Ziliarkörper,  Tumoren  der  306. 

Zimtsäurebehandlung  302. 

Zirkuläres  Irresein  218. 

Zirkulationsorgane,  physikalische 
Therapie  der  387. 

Zirkumzision  224,  274. 

Zittern  420. 

Zuckerharnruhr  439,  (Heiratsver- 
bot) 349,  (Chirurgie)  452. 

Zwangsneurosen  424. 

Zyklitis  69,  352. 

Zysten  des  Eierstocks  91,  (Schwan- 
gerschaft) 348. 

Zystikusverschluß  53. 

Zystinurie  22. 

Zystitis  71,  125,  324. 


Alphabetisches  Verzeichnis  der  Medikamente. 

Die  Zahlen   bedeuten   die  Seitenzahl.     Fettgedruckte  Zahlen   zeigen 
an,  daß  das  Medikament  auf  der  betreffenden  Seite  rezeptaliter  vor- 
geschrieben ist. 


Acetnm     pyrolignosum     crudum 

112. 
Acidolpepsin  44. 
Acidoltabletten  20. 
Acidnm  acet.  82. 

—  benzoicum  22. 

—  boracicum  sive  boricum  21, 
22,  24,  64,  65,  71,  73,  94, 
100,  125,  183,  267,  274. 

—  carbolicum  Inj.  11.  20,  72, 
155,  204,  239,  307,  312,  325, 
335. 

—  chromicum  135,  304. 

—  hydro  chlor,  s.  mnriat. 

—  lacticum  291,  294,  305.  326, 
332. 

—  muriaticura  dilutum  10,  44, 
47,  50,  52,  80,  119,  175,  335, 
450. 

—  nitricum  concentratum    323, 
326. 

—  picrinic.  204. 

—  salicylicum  7,  52,  55,  63,  94, 
99,  112,  259. 

—  sulfuricum  dilut.  58. 

—  tannicum  77. 

—  trichloracet.  340. 
Aconitinum  189,  253,  335. 


Adrenalin    25,  26,  67,  127,  182, 

184,  304. 
Aether  sulfuricus  227. 
Agaricinura  136. 
Agurin  225. 
Aiodintabletten  272. 
Airol  21,  66,  315. 
Albargin  46,  64,  321. 
Alboferrin  297. 
Alkoholinjektionen  11. 
Alaun  131. 
Aloe  7. 

Alnmen  crudum  64. 
Aluminium  aceto-tartaricum  248. 
Ammonium  sulfoichtyolicum  158, 

214. 
Amylaether  nitrosus  251,  270. 
Amylenum    hydratum    108,    142, 

163. 
Anaesthesin  118,  204,  274,  284, 

294. 
Anthrarobinum  143. 
Antbrasol  94,  98,  100. 
Antidotum  arsen.  albi  33Ö. 
Antifebrinum  185,  251,  284. 
Antipyrinum  60,  70, 87,  142,  251 

308,  309. 
Antisklerosin  16,  83,  170 


480 


ALPHABETISCHES  VERZEICHNIS 


Antispasmin  308. 

Antitbyreoidin  176. 

Apiol  7,  87. 

Apomorphinam  muriaticam  31,  32, 

47. 
Aqua  Oalcis  62,  75. 

—  Chlori  275. 

—  Laurocerasi  33. 

—  Menth ae  piperitae  80. 

—  Picis  307. 
Argentamin  46,  105. 
Argentum  coUoidale  167,  220. 

—  nitriciim  6,  12,  Splg.  19.  23, 
24,  46,  63,  64,  66,  71,  75, 
8»,  105,  112.  115,  126,  127, 
172,  180,  181,  183,  232,  236, 
248,  283,  312. 

Aristochin  307. 

Aristolöl  21,  66. 

Arsen f errat! n  285. 

ArBenicuTO  10,  38,  42,  53,  176. 

Arsoferrin  7,  53. 

Aspirin  30,  32,  42,  55,  57,  69, 

113,  142,  145,  146,  185,  189, 

225,  257,  284,  450. 
Atoxyl  10,  42,  53,  104,  132,  153. 

158,  283. 
Atropinnm  suUaricnm  55,  66,  77, 

69,  72.  109,  110,  136,  139, 

143,  150,  270,  304,  306,  312, 

331. 
Axangio  benzoata  62. 


Buktoform  20. 

Baldrianpräparate  41,  42,  190. 
Balsamam  pernvianum  215. 

—  vitae  Hoffmanni  17. 
Belladonna  radix  et  folia  55,  131, 

188,  199^  214,  248,  285,  305, 

308,  324. 
Benzinnm  292. 
Benzol  307. 
Bicarb.  Sodae  441. 
Bipalatinoid  ■  52 
BismotMe.  45,  316. 
Bismnthum  ß-Naphtholw.  73^  300. 

—  8alicylicum.44, 46,  48,  76^89. 

—  sabgallic.  223. 


Bismutbum    sabnitricum  63,  73, 

86,  98,  321. 
—  tribromphenyl.  312. 
Borax  veneta  294. 
Borlanolin  61. 
Bornyval  43. 
Borsäure  s.  Ac.  boricnra. 
Borvaselin  263. 
Bromipin  43,  lOÜ,  110,  198. 
Bromlecitbin  43. 
Bromnatrium  16,  25,  42,  48,  57, 

85,  107,  108,  109,  133,  142, 

169,  176,  190,  192,  231,  255, 

287,  441,  443. 
BromokoU  235. 
Brumuraltabl.  142. 
Brooksche  Salbe  273. 
Burowsche  Lösung  273. 


Calcaria  cblorata  171. 
Calcium  carbonicum  188. 
Galifigsyrup  84. 
Calomel  8,   12,  20,  44,  48,  59, 

69,  73,  80, 130, 142, 168,  278, 

281,  292,  309,  335. 
Campliora  monobromata  231. 

—  trita  34,  41,  60,  168,  222, 
309,  324. 

Cannabis  indica  48. 
Carbolalkobol  115. 
Cascara  Sagrada  36,  115. 
Cerinum  oxalicnm  87. 

—  oxydat.  259. 
Chaulmoograöl  152. 
Chininjodkur  155. 
Chininum  bisnlfaricum  189. 

—  ferrocitriciim  176. 

—  glycerophospboricum  285. 

—  muriaticum  43,  60,  146,  152, 
161,  167,  309,  334. 

—  snlfuricum  220,  284,  307,  337. 

—  taoaicujia  76. 
Chioralamid  287. 

Chloralum  hydratum  57,  82,  90, 
92,  93,  109,  142,  162,  168, 
210,  211,  234,  288,  331. 

Chloroforminm  42, 119,  220,  246>. 
307. 


DER  MEDIKAMENTE. 


481 


Gholelysin  56. 
Chromsäureperle  182. 
ChrysarobiDum  4,  82,   225,  236, 

237. 
Ginchonidin   162. 
Gocainam    mnriaticnrn     26,     42, 

132,  148,  218,  236,  284,  294. 
Codeinum  (Snppos.)  1.  30,  32,  33, 

37,  44,  128,  147,  148,  179, 

303,  307. 
Cofleinnm  citricnm  284. 

—  natrobenzoicam  18,  334. 

—  natrosalicylicum  261,  310. 
Cola  43. 

Collemplastrnm     Hydrarg.      273, 

274. 
Collyrium  adstringens  lat.  64. 
Golombo  radix  176. 
Gondnrango  50,  161. 
Contradol  305. 
Gonvallaria  176. 
Cortex  Frangulae  195. 

—  Ponic.  granat.  287. 
Cremor  Tartarl  103. 
CreoBotal  266. 
Greosotnm  158. 
Crurarin  287. 

—  citricum  209. 

—  sulfuric.  20,  64,  67,  209,  330. 

Decoctum  Chinae  119,  178,  264. 

—  Salep  46,  86. 

—  semin.  lini  188. 

—  Zittmanni  fortiu3  276,  291. 
Dermatol  8,  20,  125. 

Digalen   41,  103,  227,  261,  334. 
Digitalis  18,  36,  41,  42, 103,  129, 
223,  261,  332,  333. 

—  -Dialysate  41,  217. 
Digitonin  333. 

Dionin  33,  44,  69, 119,  134,  179. 

Dipsomanie  85. 

Diuretin  16,  59,  251,  269,  334, 

442. 
Dormiol  192. 
Dowersche  Pulver  33. 
Duboisin  344. 
Duotal  301. 


Eibiscbtee  46. 
Eichel  kakao  45. 
Eisen  10. 
Eisenchlorid  111. 
Eisensomatose  52. 
Emplastrum     Gantharidum    ordi- 
narium  225. 

—  cinerenm  155,  223. 

—  saponatam  155. 
Emulsio  amygdalina  35. 

—  olei  vasel.  147. 
Epikarinsalbe  260. 
Ergotinum  26,  28,  29,   42,   73, 

105,  106,  128,  171,  178,  264, 

324,  338. 
Erythroltetranitrat  270. 
Eserinum  snlforicum  66. 
Essentia  Spermini  190,  283. 
Eucain  294. 
Enchinin  162. 
Eukalyptol  31. 
Eumenol  87. 

Enmydrin  55,  150, 199,  270,  304. 
Eunatrol  56. 
Europhen  315. 
Extractum    Belladonnae    42,    70, 

119. 

—  Gannabis  indicae  42. 

—  Chinae  Naning  120,  305. 

—  Cubebarom  322. 

—  Filicis  Maria  aether.  12,  286. 

—  Hamameli  73. 

—  Hydrastis  canadensis  73,  106, 
171. 

—  Hyoscyami  147. 

—  Opii  220,  443. 

—  Taraxaci  37. 

—  Thymi  sacchar.  308. 


Farina  sem.  lini  25. 

Feigensyrup  146. 

Ferratin  7,  52,  84. 

Ferrum  lacticum  283. 

Fersan  52. 

Fibrolysin  51,  174. 

Fichtennadel  42. 

Filix  mas  s.  Extr.  filicis  maris. 

Filmogen  221. 


F  e  1 1  n  e r,  Therapie  der  Wiener  Spezial&rzte. 


31 


482 


ALPHABETISCHES  VERZEICHNIS 


Flores  sambucci  32. 

—  suUuris  261. 

—  tiliae  32. 
Flnoform  308. 
Fluorescein  21. 
Folia  Bucco  71. 

—  Oocae  216. 

Formalin  105,  112,  135,  304. 
Formangaze  127. 
Fructus  carvi  60. 
Famenol  7. 


Oargarisma  294. 

Gelatiu  86,  111,  127,  130,  187, 

304,  816. 
Gipston  38. 
Glutol  38. 

Glycerinum  (Klysma)  35. 
Gonosan  70,  322. 
Graue  Salbe   s.  Ungu.  cinereum. 
Guajakamphol  304. 
Guajakol  72,  213,  214. 
Guajakolkarbonat  69,  221,  305. 
G  überquelle  7. 
Gurjnnbalsam  152. 


Hämalbnmin  57. 

Hämatogen  84. 

Hämo!  42. 

Haemol.  brom.  285. 

Hardysche  Salbe  261. 

Harten  Steins  L»  gnminosenmehl  45. 

Hedonal  142,  163. 

Helmitol  19,  70,  232,  325,  326. 

Herba  equiseti  56. 

Herniaria  71,  324. 

Heroin  303. 

Hetralin  19,  232,  325,  326. 

Hollundertee  34. 

Hydrargyrum  animonii  jod.  25. 

—  bichloratum  corrosivum  4,  25, 
26,  58,  215,  277. 

—  bijodatum  rubrum  306. 

—  colloid.  167,  168,  281. 

—  oleinienm  273. 

—  oxycyanat.  19,  24,  57,  58,  71, 
232,  312. 


Hydrargyrum  flavum  25,  65,  66. 

—  oxydul.  209. 

—  praecipitatum    alb.    99,    204, 
215,  263. 

—  praecipitatum  flavum  134, 208. 

—  salicylicnm  276. 
Hydrogenium  hyperoxydatum  115, 

290,  311. 
Hygiama  8,  297. 
Hyoscin  109,  164,  287. 


Jalappa  195. 

Ichthalbin  305. 

Ichthargan  172. 

Ichthyolum    50,    90,    105,    114, 

131,  207,  214,  221,  324. 
Ichthyolseife  235. 
Ichtoform  305. 
Jequiritol  67,  209. 
Jequirity  209. 
Infnd.  chamomillae  76. 

—  fol.  cocae  90. 

—  rad.  Polygal.  228. 

—  rad.  Valeriana«  42,  285. 
Jod  108,  145,  221. 
Jodeisensyrup  57. 
Jodglydin  285. 

Jodipin  15,  145,  270. 
Jodglyzerin  172,  248. 
Jodkalium  3. 15,  51,  59,  69,  83, 

138,  209,  221,  256,  270,  278. 

344. 
Jodoformium    (Glyzerininjekt.)  3. 

8,  69,  71,  86,  269,  293,  302. 
Jodoformsalbe  169. 
Jodoformvasogen  214. 
Jodol  294. 
Jodothyrin  272. 
Jothiou  15. 

Ipekakuanha  32,  86,  310,  330. 
Isoforra  20,  154. 
Isopral  103. 


Kakodylpräparate  42. 
Kalium     aceticum     solutum     59, 
186. 


DER  MEDIKAMENTE. 


488 


Kalinm  bromatam  235,  288. 

—  cbloricnm  290. 

—  bypermaDganicain  7,  22,  23, 
4Ö,  107,  125,  167,  183,  213, 
232,  274,  320. 

—  jodatum  s.  Jodkaii. 

—  nitricam  270. 

—  salfaratnm  245. 
Kalomel  8.  Galomel. 

Kamill enwasserklistiere  1,   (Tee) 

30,  55. 
Kampferäther  173. 
Karbolsäure  s.  Ac.  carbol. 
Kefir  297. 
Kleeweinpillen  115. 
Koffein  41,  225. 
Kollargol  104,  239,  244. 
Kollargolpillen  31. 
Kopaiv baisam  322. 
Kreolin  19. 

Kreosot  31,  50,  301,  302. 
Kreosotal  301. 
Knfeke  45. 
Kumys  295. 


Laktomaltose  297. 
Laktophenin  167,  304. 
Lävulope  297. 
Lapis  94 

—  baptistae  291. 

—  mitigatus  23. 

Lassar  sehe  Haarkur  5,  259. 

—  Salizylpasta  181,  260. 

—  Schälpaftta  224. 

—  Zinkpasta  224,  234. 
Laxatiynm  veget.  52. 
Lebertran  s.  Ol.  jecoris. 
Lecithin  7,  141. 
Lenigallol  94. 
Levurinose  96. 
Lignosulphit  307. 
Lindenblütentee  34. 
Linimentum    saponato  -  campho- 

ratnm  117. 
Liquor  acidus  Hallen  103. 

—  Alnm.  acetici  77. 

—  ammonii  anisatus  31,  80,  307. 

—  arsen.  Fowleri  57. 


I   Liquor  Burowi  61,    63,    72,  94, 

I         133,  200,  204. 

I   —  ferri  sesquichlorati  224. 

I    —  Fowleri  153. 

I    —  Plumbi  acet.  223. 

I    —  Terrae  foliatae  103. 

I   Lithium  carbonicum  22. 

I   Lugolsche  Lösung  291. 

!   Lupnlinum  107,  231. 

Lysoform-Ausspülung  2,  19,  204. 

Lysol  20,  204,  261. 


Magisterinm  Bismntbi  44,  80,  98, 

315. 
Magnesiaper hydroxyl  60,  88. 
Magnesia  usta  330. 
Magnesium  borocitricum  22. 

—  carbonicum  81. 

—  citricum  195. 

I   Malonal  83,  163. 
Maretin  244,  304. 
Mellins  Food  45. 
Mentholum   8,  42,    48,   50,  67, 

101,  112,  118,  158,  172, 198, 

226,  291. 
Mentholvaselinöl  248. 
Mercarium  bijod.  rubr.  57,  58. 
Mercurocreme  282. 
Mesotan  236,  305. 
Methylenblau  253. 
Migränin  133. 
Monotal  246. 
Morphium     muriaticum    18,    33, 

38,  55,  61,  70,  85,  86,  92, 

119,  128,  147,  168,  291,  303, 

304,  310. 
Muiracethin  141. 


Naftalan  214. 

Naphthalinum  307. 

Naphtholöl  95. 

Naphtholum  5,  153,  224, 247,  259. 

Natrium  benzoicnm  19,  48. 

—  biboracicum  276. 

—  bicarbonicum  22,  47,  50,  88, 
103;  187,  205. 

—  boracicnm  64. 

31* 


484 


ALPHABETISCHES  VERZEICHNIS 


Natrium  bromatum  8.  Brom- 
natrium. 

—  cacodyl.  152,  236,  302. 

—  chloratum  34,  58. 

—  cboleinic.  56. 

—  cinamyl.  302. 

—  glycerinopbospbor.  190. 

—  jodatum  s.  Jodkalium  36,  57, 
138,  168,  193,  194,  200,  249, 
250,   251,  257,  271,  282,  284. 

--  nitrosum  16,  270. 

—  pbospboricum  22,  103. 

—  salicylicum  7.  (SpüluDgen)  19. 
32,  126,  137,  146,  167,  200, 
225,  244,  324. 

—  taurocbolicnm  56. 
Nebennierentabl.  175. 
Nestl^präparate  45. 
Nitras  argenti  6. 
Nitroglycerinum  270. 
Novaspirin  69. 

Nux  vomica  31,  232. 

Oleum  campborat.  60,  75. 

—  cinereum  154,  277. 

—  jecoris  Aselli  25,  26, 153,  297, 
301. 

—  ligni  Santali  70. 

—  Petrae  215. 

—  Pini  pumil.  67. 

—  Ricini  73,  76,  81,  249. 

—  Rusci  95,  235. 

—  Santali  ligni  322. 

—  Sesami  100. 

Opium  37,  44,  48,  86,  441. 
Orexin  119,  259,  305. 
Ortboform  247,  294,  311. 
Ovarialtabletten  8,  176.  235,  251. 
Oxapbor  217,  305,  334. 


Pankreon  45,  442. 
Paraganglin  175. 
Paraldebydum  163,  191. 
Pasta  Quaranae  132. 
Pastilli  carbon.  60. 
Paulinia  sorbilis  76. 
Pegnin  45. 


Pepsinnm  germanicum  50. 

Perdynamin  7. 

Perbydrol  65,  71,  281. 

Peronin  179. 

PbenaceÜDum  42,  119,  142,  167, 

251,  284,  304,  443. 
Pbospborns  93,  169,  203,  240. 
Pbysostigmin  139,  199. 
Pilocarpinum  rauriatium  58,  123, 

152,  174,  179,  234. 
Pilulae  asiaticae  53. 

—  Blaudii  7,  52. 

—  Solveoli  301. 
Pix  liquida  25. 
Plasmon  8. 

Plumbum   aceticum    20,   75,  98, 
117,  187,  304,  334. 

—  jodatum  323. 
PoUantin  133. 
Polygala  Senega  33,  36. 
Präcipitatsalbe  25,  95. 
Prävalidin  305. 

Protargol  23,  46,  64,  125,  126, 

312,  320. 
Protargolliniroent  204. 
Protojoduretum    Hydrargyri  277, 

280. 
Protylin  176. 
Palvis  dentifricius  276. 

—  composituB  31,  35,  246. 

—  Liquiritiae  195. 

—  rad.  Rbfti  96,  195.  198. 
Pargen  31,  70,  115,  146 
Puro  297. 

Pyocyanase  167. 

Pyramidon  132,  142,   146,   185, 

244,  251.  257,  284,  304. 
Pyrenol  228. 
Pyrogallol  82,  157,  225,  237. 


Qnillaja  36. 


Rademanns  Präparate  45. 

Regenerol  16. 

Resorcinum  4,  49,  50,  73,  82. 
94,  98,  112,  155,  157,  161, 
224,  234,  247,  259,  283,  326. 


DER  MEDIKAMENTE. 


485 


Rhenmasan  55,  246. 
Bbenm  cbinense  56. 
Ricinus  44. 

Ricordsche  Pillen  277. 
Rodagen  176. 
Rnsma  Tarcornm  136. 


Baccharnm  Satarni  63. 
Sajodin  15,  69,  270,  283. 
Sai  p^ariB  172. 
Salipyrin  30,  32,  185,  244. 
Salizylalkohol  96. 
Salolum  19,  32,  70,  324. 
Salophen  244. 
Sanatogen  10,  297. 
Sangninal  52. 
Santoninum  16. 
Sapo  Icalinns  268- 

—  viridis  224. 
Schilddrüsentabl.    170,  181,  259, 

270. 
Scbwefelsalbe  259. 
Schwefelspiritns  155. 
Scopolamin.  hydrobr.  66, 144, 150, 

164,  312. 
Secacornin  338 
Seeale  cornutom  26,  29, 105, 128, 

180,  187. 
Seidlitzpulver  48. 
Semen  cncarb.  287. 
Senega  36,  307. 
Senna  248. 
Sidonal  450. 
Sirolin  266,  301. 
Solntio  Adrenalini  236. 

—  Fowleri  10,  43,  53,  84.  109, 
157,  236,  282,  332. 

—  hydrarg.  259. 

—  Ylemingkx  247. 
Somatose  10,  297. 
Sophol  64. 
Sorisin  266,  301. 
Species  aromat.  22. 

—  dinret.  59. 

—  pectorales  32. 
Sperminnm  Poebl  141,  190. 
Spiritus  aetber.  Hoffmann  118. 

—  campboratas  42,  226. 


Spiritus  Lavandulae  89. 

—  saponis  Kaiinns  4. 

—  Sinapis  42. 

—  Vini  Gallici  112,  139,  146, 
148. 

St.  Germain-Tee  35. 
Strophantin  41. 

Stropbantns  s.  Tctr.  Stropbantus. 
Strycbninnm  nitricum  6,  85,  180, 

193. 
Stypticin    106,    171,    180,    187, 

304. 
Styrakoltabl.  305. 
Styrax  liqnidus  261. 
Sublimat  19,  22,  24,  25.  51,  (sub- 

konjunktiv.  Injekt.)  57.  64,  65, 

67,  82,  126,  134,  273,  (Bäder) 

278.  312. 

—  Gollodium  154. 
Sulfognajakolsyrup  301. 
Sulfonalnm  142,  163. 
Sulfositsyrup  301. 

Snlfur.  praecipitatum  sive  Lac 
Snlfuris  5,  09,  208,  225,  233, 
246,  259,  273. 

—  sublimatum  99. 
Syrnpns  bromof.  Rami  303. 

—  Calcis  330. 

—  ferri  byposph.  107,  190,  285. 

—  Ferri  jodati  169,  266. 

—  Kolae  190. 


Tamarindus  35. 

Tannalbin.  45,  75,  80. 

Tannigen  75,  80. 

Tanninum  45,  46,  66,  131,  148, 

290. 
Tartarus  dep.  103 
—  Btib.  330. 
Tee  Ghambard  35. 
Teerseife  235. 
Terebinthina  150,  304,  322. 
Terpentinhydrat  37. 
Terpentinöl  116. 
Tetronal  163. 

Theinhardts  Kindernahrung  45. 
Theobromin  36,    41,    104,    186, 

225. 


486        ALPHABET.  VERZEICHNIS  DER  MEDIKAMENTE. 


TheociD.  natr.  äcet.  59,  186,  225, 

269   334. 
Theophyllin  16,  186,  334. 
Thigenol  30. 
Thiosinamio  51. 
Thymolum  12,  214,  288,  307. 
Thymustablelten  176. 
Thyreoidin  83. 
Tinctura  amara  47. 

—  areen.  Fowleri  177. 

—  Benzoöi  47,  178 

—  Cantharidum  82. 

—  Capsici  141. 
~  Castorei  192. 

—  Chinae  compos.   47,  50,  266. 

—  Colae  229. 

—  Colchici  449. 

—  Digitalis  61. 

--  ferri  Athen  staedt.  52. 

—  fern  pomati  52. 

—  Gallaram  165,  265. 

—  Jodina  71,  75,  112,  115,  335. 

—  Myrrhae  265 

—  neryitonica  42 

—  Opii  benzoica  160. 

—  Opii  simpl.  72,  77,  80,   105, 
131.  139. 

—  Ratanhiae  80,  309. 

—  Rusci  153,  237. 
Salviae  304. 

—  Strophanti  16,  36,  41,  42,  43, 
192,  333. 

—  urticae  180. 

—  Valerianae  42,  60,  285. 
Tonogen  Richter  26. 
Traninaticinum  221. 
Trinitrintabletten  270. 
Trional  142,  163,  192. 
Tropoa  8. 

Trnneceksche  Salze  255. 
Tuckersches  Geheimmittel  18. 


Ungaentara  ac.  borici  20. 

—  cinereum  51,  205,  223,  279, 
283. 

—  Credo  51,  104,  220,  244.  283. 

—  Diachylon  Hebra  99,  135,  139, 
143,  222,  234,  273,  308. 

—  Hydrargyri  ciueream  167,  279. 

—  Mezerei  252. 

—  Naphtholi  compositiira  260. 

—  plumbi  oxyd.  153. 

—  Vaselini  plnmbicum  99. 

—  Wilkinsonii  94,  100,  142,  234, 
260,  273. 

—  Zymoidini  130. 
Uricedin  450. 
Urogosan  324. 

ürotropin  19,  22,  70,  211,  232, 
324,  326,  450. 


Valeriana  42,  118 
Validol  43,  190,  270. 
Valofin  270. 
Valyl  120. 

Vasenol-Sanitätspader  135. 
Veronal  16,  83,  142,  192. 


Wasserstoffsuperoxyd     3,     126, 
262.. 


Xeroform  20,  208. 


Yohimbin  141,  193. 


Zincum  chloratum  105, 112,  115. 

—  oxydatum  98,  100,  112,  142, 
156,  215,  216,  233. 

—  sulfuricum  64,  183,  321. 


Druck  von  Gottlieb  Gistel  &  Cie.  in  Wien. 


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