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ßerausgegeben von
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PÜRCHÄSED FROM THE INCOME OF THE
SAMUEL MIEELER WYMÄN
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PÜRCHÄSED FROM THE INCOME OF THE
SAMUEL WHEELER WYMÄN
DIE THERAPIE
DER
WIENER SPEZIALÄRZTE
BEARBEITET VON DEN FACHÄRZTEN WIENS
HERAUSGEGEBEN
D^^ OTFRIED 0. FELLNER,
l'RAüEXARZr IN WIKN.
URBAN & SCHWARZENBERG
BERLIN WIEN
N., FRIEDRICHSTRASSE 106b I., MAXIMILIANSTRASSE 4
1908.
/i5d i^
Alle Bechte vorbehaltei
Published February 7, 1908. Privilege of Copyright in the United States reserved
under the Act approved March 3, 1905, by Urban & Schwarzenberg , Berlin.
VORWORT.
Suum cuique!
Die Therapie jeder einzelnen Erkrankung von
demjenigen Autor schildern zu lassen, welcher sich am
meisten mit der Erforschung dieses Kapitels befaßt
hat, ist der Grundzug dieses Werkchens, welches wir
hiemit der Öffentlichkeit übergeben. Der Herausgeber
hat sich alle Mühe genommen, einen Stab von Mit-
arbeitern um sich zu versammeln, welcher die besten
Namen der Wiener Schule umfaßt. Und so glaubt
er, daß es ihm wirklich gelungen ist, ein Büchlein
ins Leben zu rufen, welches für den Praktiker, aber
auch für den Spezialisten von großem Wert ist. Be-
sonders wichtige Kapitel wurden mehreren Herren zu-
geteilt, insbesondere wenn verschiedenei^ Ansichten zum
Ausdruck kommen sollten. Krankheiten- die ins Grenz-
gebiet des Internisten und ChiiPütg^ylallen , wurden
vom Standpunkt des Internisten und ,dfes Chirurgen be-
handelt. Dabei wurde Wert darW# gelegt, daß einer-
seits nicht allzusehr spezialisiert wird und der Zu-
sammenhang mit der übrigen Medizin nicht verloren
geht, daß aber andrerseits keine Schablone geschaffen
wird, und dies glaubten wir dadurch zu erreichen, daß
wir auf die Ätiologie und Symptomatologie näher ein-
gingen , wodurch eine individualisierende Therapie möglich
ist. Und so kamen, ohne unbescheiden sein zu wollen,
Einzelarbeiten zustande, welche in geradezu meister-
hafter Weise verfaßt sind.
Dem^Zuge der Zeit folgend, nimmt zwar das Spezia-
listentum einen breiten Raum in dem Büchlein ein.
Aber es ist nicht unsere Aufgabe, mit diesem Büchlein
IV VORWORT.
Spezialisten erziehen zu wollen, und deshalb wurde nicht
allzuselten der Hinweis darauf aufgenommen, daß in dem
einzelnen Fall spezialistische Behandlung notwendig ist.
Von der Behandlung durch die Naturheilkräfte ging
man allmählich zu der medikamentösen über, von dort zur
operativen, und nunmehr gewinnen die physikalischen
Heilmethoden wieder mehr ßaum. Deshalb wurde die
zweite Hälfte des Buches der ausführlichen Besprechung
der physikalischen Heilmethoden gewidmet, und wenn
nicht alle Zeichen trügen, wird in den späteren Auf-
lagen dieser Appendix bald zum Hauptwerke werden.
Einigen Stiefkindern in den therapeutischen Xach-
schlagebüchern sucht der Herausgeber volle Gleichbe-
rechtigung zu erkämpfen. Vor allem der ersten Hilfe
bei plötzlichen Unglücksfällen, insbesondere bei Ver-
giftungen, die unter den entsprechenden Schlagworten
aufgenommen wurden, dann den Komplikationen der
Schwangerschaft mit internen, Infektions- und chirur-
gischen Erkrankungen und schließlich der Frage des
Heiratsverbotes infolge von Erkrankungen , Kapitel,
von denen der Herausgeber annimmt, daß der Praktiker
ihrer häufig bedarf.
Besondere Sorgfalt wurde auf das Schlagwortver-
zeichnis am Ende des Büchleins verwendet, damit jeder
Leser auf den ersten Blick jene Stellen finden kann,
welche ihn interessieren. Es liegt im Wesen der Er-
krankungen, daß sie sich nicht unter einem einzigen
Schlagwort abhandeln lassen. Der freundliche Leser
möge daher stets das am Ende des Buches be-
findliche Verzeichnis der Schlagworte nach-
sehen.
So möge denn dieses Büchlein in die weite Welt
hinausfliegen und Kunde geben von den therapeutischen
Leistungen der Wiener Schule und mögen eventuelle
Kinderkrankheiten , die hoffentlich bald überwunden
werden, den Wert des Büchleins nicht allzusehr beein-
trächtigen !
Wien, im Januar 1908.
O. O. Fellfier.
Verzeichnis der Mitarbeiter.
Adler Ludwig, Assist, der I. geburtsh. Univ.-Klinik Gi/)iäkologie.
Braun Ludwig, Privatdozent Innere Medizin.
Bürger Oskar, LAssist. der I. geburtsh. Univ.-Klinik. Gebtirtshilfe.
Oharas Heinrich, kais. Rat, Ohefarzt der Wiener
freiw. Rettungsgesellschaft Unfalllieilhunde.
Ohiari Ottokar, Professor, Hofrat Laryngohgie.
Cristofoletti Robert, Assist, d. L geburtsh. Cniv.-
Klinik Gynäkologie.
Czyhlarz, Ernst v., Privatdozent Innere Medizin.
Ebstein Ludwig, emer. Assist, der lar^^ngol. Univ.-
Klinik Laryngologie.
Ehr mann Salomon, Primararzt, Professor .... Dermatologie. .
Erben SSiegmund, Privatdozent Xenropathologie.
Ewald Karl, Primararzt, Privatdozent Chirurgie.
Fasal Hugo, Assist, der Poliklinik Dertnatologie.
Fellner Bruno, Badearzt '. . . . Innere Medizin.
Fellner Leopold, kais. Rat, Badearzt Gynäkologie.
Fellner Otfried Otto, Frauenarzt Gynäkologie.
Fleischmann Karl, Primarius Gynäkologie.
Föderl Oskar, Primarius, Privatdozent Chirurgie.
Fr an kl Oskar, Frauenarzt, Redakteur der Gynäk.
Rundschau Gynäkologie.
Frey Hugo, Privatdozent Otologie.
Friedjung Josef, Kinderarzt Pädiatrie.
Friedländer Friedr. Ritt. v. Malheim, Primarius,
Privatdozent Chirurgie.
Frenz Emil, Professor Pädiatrie.
Frühwald Ferd., Professor Pädiatrie.
Glas Emil, emer. Assist, der laryngol. Univ.-Klinik Laryngologie.
Gnesda Maxim., Primarius Chirurgie.
Großmann Michael, Professor Laryngologie.
VI VERZEICHNIS DER MITARBEITER.
Grosz Siegfried, Privatdozent Dermatologie.
Hajek Markus, Privatdozent Laryngologie.
Halb an Josef, Privatdozent Gynäkologie.
Hammerschlag Albert, Privatdozent Innere Medizin.
Hanke Viktor, Privatdozent Ophthalmologie.
Haudek Max, Vorstand am I. ötf. Kinderkr. -Institut Orthopädie.
Hecht Adolf, Kinderarzt Pädiatrie.
Hirsch! Josef Adolf, Privatdozent Nevropathologie.
Hitschmann Eduard, emer. Assist, des AUgem.
Krankenhauses Innere Medizin.
Hitschmann Fritz, Privatdozent Gynäkologie.
Hitschmann Richard, emer. Assist, des Allgem.
Krankenhauses Ophthalmologie.
Hochsinger Karl, Privatdozent Pädiatrie.
Hof bau er Ludwig, emer. Assist, des Allgem. Kranken-
hauses Innere Medizin.
Jellinek S., Assist, des k. k. Krankenh. Wieden . Unfallheilkunde.
Jerusalem Max, Spezialarzt für Chirurgie . . . Chirurgie.
Jungmann Alfred, Adj. der Heilst, f. Lupuskranke Dermatologie.
Kahane Max, Spezialarzt für Chirurgie Innere Medizin.
Kahler Otto, Assist, der laryng. Univ.-Klinik . . . Laryngologie.
Klein Salomon, Professor Ophthalmologie.
Knöpfelmacher Wilhelm, Primarius, Privatdozent Pädiatrie.
Kornfeld Ferdinand Urologie.
Kos Chi er Hans, Privatdozent Laryngologie.
Latzko Wilhelm, Primarius, Privatdozent .... Gynäkologie.
Moser Paul, Primarius, Privatdozent Pädiatrie.
Neu mann Karl, Zahnarzt Stomatologie.
Neurath Rudolf, Vorst. am I. öif. Kinderkr.-Institut Pädiatrie.
Nobl Gabriel, Privatdozent Dermatologie.
Off er Theodor Robert Innere Medizin.
Ortner Norbert, Professor, Innsbruck Innere Medizin.
Pal Jakob, Primararzt, Professor Innere Medizin.
Peham Heinrich, Privatdozent, suppl. Vorstand der
II. geburtsh. Univ.-Klinik (rynäkologic.
Peters Hubert, Professor Gynäkologie.
Pick Alois, Professor Innere Medizin.
Pilcz Alexander, Primarius, Professor Psychiatrie.
Pineles Friedrich, Privatdozent Innere Medizin.
Pupovac Dominik, Primarius, Privatdozent . . . Chirurgie.
Raimann Emil, Privatdozent Neuropafliologie.
VERZEICHNIS DER MITARBEITER. VII
Redlich Emil, Professor Neuropathologie.
Reuß August Ritt. v. sen., Professor Ophthalmologie.
Sachs Moriz, Privatdozent Ophthalmologie,
Schauta Friedrich, Hof rat, Professor Gynäkologie.
Schlesinger Wilhelm, Privatdozent Innere Medizin.
Schnabel Isidor, Hofrat, Professor Ophthalmologie.
Schnitzler Julius, Primarius, Professor Chirurgie.
Schüller Artur, Privatdozent Neuropathologie.
SchüUer Hugo Urologie.
Schur Heinrich, Privatdozent Innere Medizin.
Singer Gustav, Primarius, Privatdozent Innere Medizin.
Sonnenfeld Emil , emer. Hausarzt der Heilanstalt
Alland Innere Medizin.
Spiegier Eduard, Professor Dermatologie.
Stern Hugo, Spezialarzt für Sprachstörungen . . Sprachstörungen.
Sternberg Julius, Abteilungsvorstand Chirurgie.
Sternberg Maximilian, k. k. Primararzt, Professor Innere Medizin.
Teleky Ludwig Innere Medizin.
Ulimann Karl, Privatdozent Dermatologie.
ünger Ludwig, Professor Pädiatrie.
Urbantschitsch Ernst Otiatrie.
Weil Moritz Rhinologie.
Weinberger Max., Assist, d. III. int. Univ.-Klinik . Innere Medizin.
Wink 1er Ferdinand, emer. Assist, der allgem. Poli-
klinik Inne/re Medizin.
Zeissl Max, Edl. v., Professor Derinatologie.
Zuckerkandl Otto, Primarius, Professor .... Urologie.
Zweig Walter, Spezialarzt für Magenkrankheiten . Inne/re Medizin.
I n t| a l,
•'•/
Seite
Vorwort III
Verzeichnis der Mitarbeiter V
1. Medikaineotöse und chirurgische Therapie 1
II. Die internen und chirargischen Komplikationen der
Schwangerschaft 341
III. HeiratsYerbot yom internen geburtshilflichen Stand-
punkt 349
IT. Physikalische Therapie:
1. Physikalische Therapie in der Augenheilkunde . . . 351
2. Behandlung der Augenkrankheiten mittelst Elektrizität 354
3. Physikalische Therapie der Hautkrankheiten .... 356
4. Physikalische Therapie der Muskel- und Sehnenerkran-
kungen 361
5. Physikalische Therapie der Gelenkerkrankungen . . . 363
6. Physikalische Therapie der Infektionskrankheiten . . 372
7. Hydrotherapie der Infektionskrankheiten der Kinder . 378
8. Die Behandlung der Sprachstörungen 379
9. Physikalische Therapie bei Krankheiten der Zirkula-
tionsorgane 387
10. Physikalische Therapie der Erkrankungen der Respi-
rationsorgane 398
11. Physikalische Therapie der Nervenkrankheiten . . . 413
12. Physikalische Therapie der Erkrankungen des weib-
lichen Genitale 425
13. Physikalisch-diätetische Therapie der Stoöwechselkrank-
heiten 439
Alphabetisches Verzeichnis der Krankheiten, Knrorte und
Behandlungsarten 453
Alphabetisches Verzeichnis der Medikamente 479
I. Medikamentöse und cMrurgisclie Therapie.
A.
Abortus. 1. Drohender Abortus. (Blutungen,
wehenartige Schmerzen, intermittierende Kreuzschmerzen, Ab-
gang von Fruchtwasser.) Therapie: Absolute Bettruhe, Eis-
beutel oder Dunstumschläge je nachdem, welches von beiden
die Patientin angenehmer empfindet. Suppositörien mit Codein.
phosphor. 0,06 2mal täglich. Keine Bäder, keine Scheiden-
^ülnngen. Darmentleerung durch Klysmen (Kamillen- oder
ßeifenwasser etc., kein Glyzerin).
Das Verlassen des Bettes ist erst erlaubt, wenn 2 — 3 Tage
alle verdächtigen Symptome geschwunden sind. Auch dann
noch große Vorsicht geboten. Speziell empfiehlt es sich, später
zur Zeit der fälligen Menstruationen, resp. schon 2 — 3 Tage
vorher (zur Zeit der prämenstruellen Kongestion) in den ersten
3 — 4 Monaten Bettruhe anzuordnen.
Besteht Lues, so ist nach dem Zessieren der bedroh-
lichen Erscheinungen eine Quecksilberkur, eventuell unter
gleichzeitiger Verabreichung von Jodkali vorzunehmen.
Ist die Blutung eine kontinuierliche, ohne daß der
Abortus in Gang kommt, so kann das Ei entweder unver-
sehrt weiterwachsen , oder es kann absterben und degene-
rieren (Mole). Im ersteren Falle kann so lange zugewartet
werden, als die Anämie keine bedrohliche ist. Versuch einer
vorsichtigen Tamponade gestattet, ist manchmal von Erfolg
begleitet. Ist die Anämie hochgradig, oder kanti die Diagnose
auf Fruchttod oder Mole sichergestellt werden, so ist die
Fellner, Therapie der Wiener Spezialftrzte. 1
2 ABORTUS.
Schwangerschaft zu unterbrechen. Dasselbe gilt, wenn Fieber
auftritt.
Artifizieller Abortus. In den ersten 10 — 12 Wochen
wird für 24 Stunden ein Laminariastift eingeführt. (Zunächst
Erweiterung der Zervix mit Hegarschen Stiften, bis der Lami-
nariastift passiert. Desinfektion des Laminariastiftes durch
Auskochen. Da er dadurch quillt, wird er hierauf in absoluten
Alkohol gelegt, bis er geschrumpft ist.) Nach 24 Stunden
Entfernung des Laminariastiftes* Die Zervix ist dann leicht
mit Hegarschen Stiften zu dilatieren, bis der Finger in die
Uterushöhle eindringen kann. Lösung des Eies. Entfernung
desselben mit einer Löffelzange. Kleinere Teile und Reste
können mit einer stumpfen Curette entfernt werden. Aus-
spülung der üterushöhle mit sterilem Wasser oder 2YoJger
Lysoformlösung, Tamponade mit Dermatolgaze, welche nach
24 Stunden entfernt wird. 5 — 6tägige Bettruhe. Nur in sehr
dringenden Fällen soll von der Einführung des Laminaria-
stiftes Abstand genommen und sofort nach Dilatation mit
He gar ausgeräumt werden. Ist nach 12 Wochen der Abortus
einzuleiten, so ist eine Bougie einzuführen. Ist dieselbe wir-
kungslos, Dilatation mit He gar, Einführung eines Barn es-
schen Kolpeurynters. Darauf Abwarten der spontanen Aus-
stoßung, nur in sehr dringenden Fällen manuelle Aus-
räumung.
2. Abortus im Gange. (Zervix für mehr als 1 Fin-
ger durchgängig, oder verkürzt, bei bestehender Wehen-
tätigkeit.)
Bettruhe. Bei starker Blutung Tamponade ; wenn wirkungs-
los, oder bei Fieber Ausräumung (s. o.).
3. Abortus incompletus. Wird die Plazenta länger
als 8 — 10 Stunden nach Ausstoßung der Frucht retiniert,
so soll sie digital gelöst und mit der Löffelzange entfernt
werden. Eventuell schon früher, wenn stärkere Blutung oder
Fieber besteht.
Sind Eireste zurückgeblieben, so sind dieselben zu ent-
fernen. Dilatation mit Hegarstiften , digitale Lösung oder
vorsichtige Anwendung stumpfer Curetten. Ausspülung etc.
wie oben.
Halban.
ABSCESSÜS FRIGIDÜS. — AKTINOMYKOSE. 3
Abscessus frigiduB. Die Therapie iBt bedingt
darch die Lokalisation des den Abszeß verarsachenden Herdes.
Bei zirkamskripter Knochenerkrankang (z. B. Caries costae)
ist die rationellste Therapie die Exstirpation der ganzen
Abszeßwandnng nnd die Entfernung des Knochenherdes im
•Gesunden. Vermeidet man hierbei die Eröffnung des Ab-
szesseSy so kann man tadellose prima intentio erzielen. Ist die
Knochenerkrankung derart, daß die Entfernung des Knochen-
herdes eine sehr eingreifende Operation wäre oder eine dau-
ernde Störung der Funktion des betreffenden Teiles herbei-
führen würde, so empfiehlt sich der Versuch der Punktion
und Entleerung des Abszesses mit einer Injektion von 10<^/o
Jodoformglyzerinlösung nach Billroth, welches Verfahren
mitunter bis zur Heilung öfters wiederholt werden muß. Bei
von Lymphdrüsen ausgehenden Abszessen ist die sicherste
Therapie die Exstirpation, nur wenn dieselbe nicht ausführ-
bar wäre, ist die Inzision und Exkochleation angezeigt. Daß
mit der Lokalbehandlung eine allgemeine vereint sein muß,
ist selbstverständlich. Gestatten es die Verhältnisse, so ist der
Gebrauch einer Kur in Jodbädern (Hall, Darkau) nach der
Operation sehr empfehlenswert. 8. auch Caries der Knochen.
Papovac.
Aktinomykose. Die Krankheit heilt in den leich-
testen Fällen von selbst, doch werden diese zumeist nicht
erkannt, da man erst wegen chronischen Verlaufes an die
Strahlenpilzerkrankung denkt, dann erst die bezeichnenden
Drüsen mit freiem Auge und dem Mikroskope sucht. Sind
auch viele Medikamente — Jodkalium intern gegeben oder
in das Infiltrat eingespritzt, ist am verbreitetsten — in Ge-
brauch, so erscheint uns immer, wenn die Krankheit lebens-
wichtige Gebiete (Schädelbasis, Mediastinum, retroperitonealer
Raum) bedroht, die Exkochleation geboten. Sie muß gründ-
lich, also in Narkose ausgeführt werden. Nachbehandlung,
Spülung und feuchter Verband mit Hj Og. Selten gelingt die
Ausrottung auf einmal, doch wird man nach der 2. oder
3. Auskratzung Herr der Krankheit. Nur die A. der Lunge
wird selten geheilt, auch die A. des Darmes (Blinddarmes)
gibt eine zweifelhafte Prognose, die A. des Halses hingegen
wird nur tödlich, wenn sie sich auf die Schädelbasis oder
ins Mediastinum verbreitet. Ewald.
1*
4 ALKOHOLISMUS. — ALOPECIA AßEATA.
Alkoholismud. Über die Therapie eini^ei" alkoho-
lischer Geistesstörangen vide die speziellen Abschüitte (Deli-
rittm tremens etc.). Gegen die dauefoden körperlichen u»d
psychischen Erscheinungen des Alkoholismus gibt es nur ein
Mittel, die dauernde Totalabstinenz, und zur wirksamen
Steuerung der Alkoholsucht können alle die alkoholgegneri-'
sehen Bestrebungen und Bewegungen nicht warm genug unter-
stützt werden. Speziell für den „geheilten" Trinker gibt es
nur eine Rettang, Anschluß an einen der Abstinenten-
yerbände, der ihm den erforderlichen moralischen Rückhalt
yerleiht. (Freilich muß leider zuge^an^en werden, daß bei
der vielfach ab origine degenerativen Natur der Gewohnheits-
sÄufer, der „Süchtigiön'*, auch bei günstigem Milieu die Hei-
lungsversuche oft recht unbefriedigende Resultate ergeben.)
Trinkerasyle sind, wo torhanden und sachgemäß geleitet,
selbstverständlich sehr zu empfehlen. Auch die Suggestiv-
therapie kann auf gute Erfolge zurückblicken. Medikamente
zur Heilung der Trunksucht gibt es nicht. (Es erscheinen
noch immer in der Tagespresse Anpreisungen solcher Ge-
heimmittel.) Pilcz.
Alopecia areata. Behandlung eventueller Nerven-
krankheiten. Lokalanwendung von irritierenden und anti-
parasitären Mitteln. Ausziehen der lockeren, den Herd be-
gk*enzend6n Haare oder Rasieren der Randzone^ Einreibung mit
Rp. Hydrarg, bichlor. corros. 0,2
Spir. vini Gallici 100,0.
DS. Zum Einreiben.
Abteibung der erkrankten Stellen mit Borstenpinsel. Massage.
Pinselungen töit Chrysarobin 3,0, Chloroform 30,0, Tifnctura
Jodi oder Tinct. Rusei. Anwendung des faradischen Pinsels.
Bei tnehreifen «erstreuten Krankheit&kei*den vollständige Epi-
lation des behaarten Kopfes mtttelst RöntgenstraMen. Finsen-
behandlung — therapeutisch sehr wirksam — - ist lang-
wierig und kostspielig. Beständiges Tragen einer Perücke ist
abzuraten. Vorsichtige Sonnenbestrahlung bis zum Auftreten
eines leichten Erythems! Lassarsehe Haarkur siehe unten.
A. furfu^ftcea sive pityrodest Waschungen mit Seife
odet Spirit. sapOd. kaiin. Bei starker Seborrhöe und Schuppen-
bilduBg Einreiben des Haarbodens nach dem Waschen mit
ALOPECIA ABEATA. — AMADEOSE. 6
Rp. Sulßir. praecip. 1,0
üng. simpl. 20,0.
DS, Abends den Haarboden einreiben.
Früh Einpinfielung des Haarbodens mit einem Alkoholikum oder
Ep. Resorcin 1,0
Spir. vini Gallici 150,0
Tinct. Chin. simpl. 10,0
Spir. Lavandul.,
Spir. Roamarini aa. 15,0.
DS. Mittelst Borstenpinsel Haarboden strichweise
durchzupinseln
oder Lassarscbe Haarknr (auch bei A. areata), bestehend
in täglichen Seifen wasch nngen, darauf Abspülang, Abtrock-
nung, Einreibang mit
Ep. Hydr. bichlor. corros. 0,5
Aq. destiil. 150,0
Glycerin,
Spir. Coloniens. aa. 50,0.
DS. Haarwaschwasser.
Darauf folgt Frottieren mit 2% ß-Naphtholspiritas und Ein-
Ölung mit Haaröl.
A. neuritiea ist das Grundleiden zu behandeln.
A. senilis und A. praematura sind therapeutisch nur
durch Behandlung des eventuellen Grundleidens der Kopf-
haut (Seborrhöe) und durch Reizmittel (siehe oben) zu be-
einflussen.
A. syphilitica heilt unter antiluetischer AUgemein-
behandlnng. Fasal.
Amaurose = Blindheit, schwarzer Star der früheren
Ärzte, keine Spur von Lichtempfindung. — I. Transitorisch.
II. Bleibend. — Ätiologie von I. Hysterie, Urämie, zu-
weilen auch profuse allgemeine Blutungen, speziell Hämatemesis,
Metrorrhagie. II. Sehnerven - Netzhautatrophie durch Tabes,
Syphilis, chronische Intoxikation, z. B. Alkohol, Nikotin etc.,
Glaukom, sämtliche Degenerativzustände des Bulbus, wie
Pbthjsis bulbi, Iridochprioiditis, Netzbantablösung etc.
Prophylaxe: entsprechend der Ätiologie; — empirisch
bewährt besondere im ersten Teil von II und bei Hfimat-
enesis sind subkutane Strychnininjektionen an den Schläfen,
6 AMAUROSE. — AMENORRHOE.
mit 1 mg anfangend und ansteigend bis zu 5 mg, auch inner-
lich Strychnin und andere derlei Präparate, auch Nitras
argenti.
Rp. Strychnini nitrici 0,1 oder Rp. Strychnini nitr. 0^20
Aq. deat. 10,00. Extr, etpulv. Liq, q. 8,
MDS. Zur Injektion, utf.pü. Nr. 100.
S. Tägl. 1-2-3 Pillen zu nehmen,
Rp. Tinct. nuc. vom, 5,00. oder Rp. Nitr, arg. 0,50
DS, Tägl. 1—2 Tropfen Extr, rad, Acori
zu nehmen. q, 8. ut, f. pil. Nr. 100.
S. Tägl. 1 Pille zu nehmen,
Therapie: Bei bereits eingetretener Amaurose nulla,
höchstens solatii causa dieselbe wie als Prophylaxis.
S. Klein (Bäringer).
AmenonrhÖB. Prophylaxe: Bei Vorhandensein starker
dysmenorrhoischer Beschwerden zur Zeit des Pubertätsein-
trittes Untersuchung durch einen Gynäkologen behufs Kon-
statierung etwaiger Gynatresien oder anderer Anomalien,
Ovarialtumoren.
Vorbauung gegen Chlorose resp. Bekämpfung derselben
im Beginn. Keine beengende Kleidung, Sorge für regelmäßigen
Stuhl; nicht zu lange sitzen, event. Unterbrechung des Schul-
besuches. Regelmäßige Spaziergänge in guter Luft. Vermeidung
psychischer Erregungen.
Verhütung von Mißbrauch mit Alkohol, Morphin —
Entziehungskuren — . Verhütung von Erkältungen, besonders
zur Menstruationszeit — keine nassen Füße, schützende Bein-
kleider bei kalter W^itterung, kein zu kaltes Wasser zu
Waschungen und Ausspritzungen der Geschlechtsorgane — .
Vermeidung plötzlicher klimatischer oder sozialer Veränderungen
in den Entwicklungsjahren.
Fettleibigkeit junger Mädchen zu bekämpfen.
Laktation: Schwächliche, stark herabgekommene Frauen
dürfen nicht stillen; bei Eintritt von Laktationskachexie
oder puerperaler Erkrankungen muß das Kind sofort abge-
setzt werden.
Genaue Hygiene während der Geburt und des Puer-
periums.
Sorgfältige Überwachung der Rekonvaleszenz nach akuten
Infektionskrankheiten, wie Typhus, Scharlach, Nephritis,
AMENORRHOE. 7
Tuberkulose. Aehtong bei Diabetes melit. und insipid., Myx-
ödem, M. Basedowii und Addisonii, Chorea minor, progressiver
Paralyse.
Therapie: Bei Gynatresia hym. oder vagin. breite
Inzision, langsame (!) Entleerung des Hämatokolpos und der
Hämatometra. Wenn auch Hämatosalpinx, dann Laparotomie.
Bei Ovarialtumoren Operation.
Die Therapie der durch schwere Organveränderungen
im Gefolge von puerperalen Erkrankungen entstandenen
Amenorrhoe ist meist erfolglos und tritt auch zurück hinter
der Behandlung dieser Erkrankungen selbst.
Bei Einwirkung psychischer Insulte, bei nervös erkrankten
oder belasteten Individuen (eingebildete Schwangerschaft)
Ausschaltung der ätiologischen Momente, psychische Therapie,
event. Internierung in Heilanstalten.
Mittel, welche eine Fluxion zu dem Genitale erzeugen
sollen : Protrahierte Fuß- und Sitzbäder mit Salzen und Laugen.
Heiße Vaginalduschen von 40® — 50^0, langsam steigend.
Lokale Blutentziehungen aus der Portio, Skarifikationen, Blut-
egel an die Portio. Vorsicht wegen Hineinkriechens dieser in
die Zervix. — Sondierungen des Uterus.
Massage nach Thure-Brandt mit Gymnastik und Kreuz-
beinklopfung.
Emenagoga: Acid. salicyl. oder Natrii salicyl. (2 bis
4^tägl.). Kalium hypermang. in Pillen (0,06 — 0,1, 4mal
tägl. 9). Aloe in Pillen oder Pill, aloetae ferratae (1 bis
6 pro die). Apiol in Gelatinkapseln (ä 0,002 — 0,0025, mehrm.
9 tägl.). Tumenol, 3mal tägl. 1 Kaffeel. durch 8 Tage (kräf-
tiges Korrigens beizumischen).
Gegen Chlorose: Außer den eingangs erwähnten hygieni-
schen Maßnahmen event. Liegekuren, Eisen in verschiedenen
Formen : Pill. Blaudii, Ferr. carb. und Perr. oxydat. sacchar.,
Ferratin, Ferratin mit Arsen (Solutio Fowleri, guttam unam
pro Pastille), steigend jeden 3. Tag um eine Pastille bis zu
6 — 9 Pastillen und ebenso fallend, oder Arsoferrin, ebenso
zu nehmen. Lecithin-Perdynamin , 2mal je 1 Kaffee- bis
Eßlöffel tägl. vor der Mahlzeit.
Trink- und Badekuren in Franzensbad, Levico, Guber-
quelle, Elster, Schwalbach, Pyrmont, St. Moritz; Landaufenthalt
in waldreichen Gegenden. Keine Seebäder!
8 AMENORRHOE. — AMENTIA.
Organotherapie: Ovarialtabletten (Richter, B. Wel-
come). Bei Mißbrauch von Alkohol oder Morphin: Ent-
ziehungskuren in dazu geeigneten Anstalten. Peters.
Amentia (akute halluzinatorische Verworren-
heit).
Entsprechend der toxisch-infektiösen Ätiologie möglichste
„Entgiftung" des Organismus und Verhütung neuerlicher
oder andauernder Intoxikationen.
Milchdiät, eventuell unter Heranziehung irgend eijjyes
Nährpräparates (Tropon, Hygiama, Plasmon) und Eisen-Arsen.
Im Anfange der Erkrankung hohe Kalomeldosen (bis 0*3
pro dosi); während der ganzen Dauer der Psychose energische
Bekämpfung jeglicher Obstipation; häufige Verabfolgung
von Darmantiseptika. (Intern Jodoform und Dermatol
in Pillen oder Pulver bis zu 1,0 pro die, die Saiizyl-
präparate, Menthol [in Gelatinekapseln mi t Ol . amygdalar .,
dreimal 0,1 Menthol]). Bei hartnäckiger Nahrungsverweigerung
subkutane Kochsalzinfusionen (zweimal täglich je 500 cw^
sterilisierte und auf Blnttemperatur erwärmte physiologische
(6 — 70/^0) Kochsalzlösung iji die Bauch- oder Rückenhaut).
Meist läßt sich die Sitophobie (Nahrungsverweigerung) durch
entsprechende laxative Therapie, durch Milchregime ujcul
Kochsalzinfusionen rasch bekämpfen. In hartnäckigen Fällen
(bei absoluter Absti^enz soll man nicht länger als höchstens
3 Tage zuwarten) muß man zur künstlichen Ernährung
mittelst der Sonden fütterung schreiten. (Länger dauernde
Nahrungsverweigerung begegnet man viel häufiger bei anderen
psychotischen Zustandsbildern, z. B. katatonem Stupor etc.,
als gerade bei Amentiakranken.)
Die Sondenfütterung wird jetzt allgemein nur per nares
vorgenommen. Ein biegsamer Kautschukschlauch wird, nach-
dem er eingeölt ist, durch das Nasenloch eingeführt und
langsam vorgeschoben. Der Schlauch gleitet längs der hinteren
Rachen wand bis zum Isthmus faucium, woselbst der Reiz des
Fremdkörpers einen Schlingreflex auslöst und den Schlauch
in die Speiseröhre weiterbefördert. Meist gestaltet sich die
Prozedur ungemein einfach. Den Kopf des Kranken fixiert
der Arzt selbst mit einem Arme. Zu achten ist auf zweierlei.
Manche Patienten erlangen eine gewisse Virtuosität darin.
AMENTIA.. 9
mit der Zunge den Schlauch abzufangen, der sich dann in
der >fundhöhle zu einem Knäuel zusammenballt und auf ein-
mal zwischen den Zahnreihen zum Vorschein kommt. In diesem
Falle heißt es eben Geduld haben. Bei sehr langsamem Vor-
gehen, wenn man darauf achtet, daß das Ende des ßchlaueheis
anfangs eben nur bis zur Höhe des Pharynxeinganges reicht,
wird notwendig ein Schlingakt reflektorisch ausgelöst. Ein
anderes ernsteres Vorkommnis ist, wenn der Schlauch in die
Trachea gelangt. Man merkt dies sofort an den krampfhaftea
Hustenstößen sowie an der veränderten Klangfarbe der Stimme
bei schreienden Kranken. Um ja sicher zu gehen, mag man
vor dem Eingießen der Nährflüssigkeit durch de« Schlauch
Luft einblasen lassen bei gleichzeitiger Auskultation deg
Magens oder vorher den Schlauch durch etwa eine halbe
Minute komprimieren. Das Herausziehen des Schlauches soll
mit mäßiger Schnelligkeit geschehen, wobei dieser auch fest
komprimiert werden muß, damit im Schlauch noch befind-
liche Flüssigkeitsreste nicht dem Kranken in die Luftwege
geraten.
Die einzuflößende Flüssigkeit sei lauwarm. Die Fütterung
wird zweckmäßig zweimal täglich vorgenommen, wobei der
Kranke für gewöhnlich jedesmal etwa 1 1 Milch, 3 Eier, und (bei
längerem Bestehen der Sitophobie) 10 — 14 dkg feinst ge-
schabten Fleisches, ein wenig Kochsalz und nach Bedarf auch
eines der gebräuchlichsten Nährpräparate (Plasmon etc.) er-
hält. Doch darf man die eben angegebene Flüssigkeitsmenge
nicht sofort geben , wenn man nach mehrtägiger Abstinenz
sich endlich zur erstmaligen Fütterung entschließen muß. Der
ausgehungerte Magen würde darauf nur mit Erbrechen rea-
gieren. Anfangs darf nur ein wenig (Vs — V4 0 Milch ge-
reicht werden (gelegentlich wird zuerst nur Wasser vertragen),
und nur allmählich gehe man bis zur früher angegebenen
täglichen Normalportion hinauf.
Wenn während der Sondenfütterong Erbrechen sich ein-
stellt, muß der Schlauch sofort entfernt und der Patient in
Seitenlage gebracht werden. Es sei hier auf zwei Momente
hingewiesen, die eine Quelle des lästigen und nicht unbedenk^
liehen Erbrechens bilden können. Einmal kommt es vor, daß
ein ungeübter Wärter, im Bestreben, 4en Patienten reeU;
fest zu halten, sich auf dessen Körper legt und so das Ab^
10 AMENTIA. — ANAEMIA PERNICIOSA.
dornen des Kranken drückt; einen anderen Grund wieder-
holten Erbrechens kann auch eine volle Blase bilden.
Einer kausalen Therapie kann auch sorgfältigste Mund-
pflege gerecht werden. Zuweilen bildet eine eiternde Zahn-
fistel eine Quelle fortgesetzter Infektion des Magendarmtraktes;
alse exakteste Zahnpflege, Extraktion kariöser Zähne etc.
Zur Bekämpfung der Schlaflosigkeit und psycho-
motorischen Erregung dienen die sub Manie erwähnten
medikamentösen und physikalischen Maßnahmen.
Bei Schwächezuständen Exzitantien^ eventuell Alkohol.
Pilcz.
Anaemia cerebri. Über die akute Gehirnanämie
durch Blutverlust vgl. unter Anaemia acuta. Vgl. ferner unter
Synkope.
Himanämie als Begleiterscheinung chronischer Anämie
vgl. dort.
Therapie: Horizontale Lage mit erhöhten Beinen,
Exzitantien , Wärme-, Sauerstoff- und Nahrungszufuhr sind
die Hauptbehelfe. Später Eisen. E. Hitschmann.
Anaemia perniciosa. GenaueätiologischeDiagnosen-
stellung. Bei Vorhandensein von Helminthen (Ankylostomen,
Bothriokephalus) Abtreibungskur. Wenn Ursache nicht eruier-
bar ist, Arsen.
Ep. Sol. ars. Fowleri
10—40 Tropfen pro die tägl, um 1 Tropfen steigend. 14 Tage
bei 40 Tropfen bleiben, dann langsam faUen,
oder besser intramuskuläre Atoxylinjektion :
Rp. Atoxyl 2,0
Äq. dest. 10,0.
S. Von 1 Teilstrich bis zu einer ganzen Spritze jeden
zweiten Tag langsam steigend und fallend.
Sorge für ausreichende Ernährung, Versuch mit lakto-
vegetabilischer Diät. Nach jeder Nahrungsaufnahme Salzsäure.
Rp. Äddi hydrochl. dil.
S. 25 Tropfen in einem Weinglas Wasser nach dem Essen.
oder Aeidoltabletten.
S. 2 Tabletten in einem Weinglas Wasser,
event. auch Anwendung der Nährpräparate Somatose, Sana-
togen etc. Schur.
ANGEB. LUXATION D. HÜFTGELENKES. — ANGIOM. H
Angeborene Luzation des Hüftgelenkes.
Anatomische Heilung: nur auf operativem Wege durch Repo-
sition des Kopfes in die Pfanne möglich.
a) Unblutige Reposition. Mögliehst frühe Vor-
nahme, sobald die Kinder gehen, rein gehalten werden
können und entsprechend kräftig sind. Obere Altersgrenze
im allgemeinen bei einseitiger Luxation das 10., bei doppel-
seitiger das 5. — 6. Jahr. Bei älteren Kindern läßt sich durch
die Operation manchmal noch ganz gutes funktionelles Resultat
erreichen; in diesen Fällen meist präparatorische Extensions-
behandlung notwendig. Nach erfolgter Reposition Fixation
des Beines in Gipsverband durch 3 — 8 Monate. Nachbe-
handlung mittelst Massage und Gymnastik.
b) Blutige Reposition nur indiziert, wenn unblutige
Reposition unmöglich; entweder Hoff a-Lorenzsche Operation
(Eröffnung des Gelenkes, Ausgrabung einer neuen Pfanne)
oder Arthrotomie (Eröffnung des Gelenkes, Beseitigung der
Repositionshindernisse in der geschrumpften Kapsel, unblutige
Reposition des Kopfes). Altersgrenze bei einseitiger Luxation
das 10. — 12., bei doppelseitiger das 7. — S.Lebensjahr.
Bei älteren Fällen einseitiger Luxation zur Korrektur
der Verkürzung und Beseitigung der Adduktion schräge Osteo-
tomie, bei doppelseitiger Luxation Pseudoarthrosenopera-
tion (Hoffa).
Bei inoperablen Fällen Besserung der Funktion durch
Massage und Gymnastik, Tragen eines Korsetts oder Becken-
gürtels mit Trochanterstütze möglich; eventuell Schienen-
hülsen apparat. H a a d e k.
Angiom. a) Hämangiom. Therapie: Ausschließlich
operativ. Indikationen meist sozialer (kosmetischer) Natur,
selten kausal (A. racemosum, in der Mundschleimhaut, am
Orificium urethrae bei Frauen, bei exzessivem Vi^achstum);
Operationstechnik vom Sitz der Geschwulst, Erreichbarkeit
der ernährenden Gefäße, Geschlecht der Patienten abhängig;
Stichelungen mit dem Galvano- oder Thermokauter, mit rauchen-
der Salpetersäure ; Ligatur der zuführenden Gefäße ; Exstirpation
mit Plastik. Injektionen von Alkohol, Karbolsäure unsicher.
b) Lymphangiom. Therapie: An der Zunge (Makro-
glossie) zumeist aussichtslos wegen Fortschreiten des Prozesses.
12 ANGIOM. — APHTHEN.
Am Skj'iMaim Heftpfl^sterkonpremon oder Bnspeosomn ans
Gummigewebe probieren. An den Extremitäten wenigstens
tagsüber mäßig komprimierende Einwicklung mit gewebten
Gummibinden (6 — 8 cm breit mit 20 — 30 Gummifäden, weich,
ohne Renversöe anzulegen) bei gleichzeitiger sorgfältiger Haut-
pflege zu versuchen. Operativ n^r einzuschreiten, wenn
schwerere Veränderungen der Haut und der Beweglichkeit
eingetreten. Erfolg des SUngriffs (Unterbindung und Exstirpa-
tion der größten zu- und abführenden Lymphgefäße an den
Grenzen der befallenen Gebiete) unsicher. j. Sternberg.
AnkylontOinft dmodenale. Zur Verhütung von
Endemien bei Erdarbeiten, Kanal- und Tunnelanlagen, auf
Ziegelfeldern, in Bergwerken ist Zuzug verdächtiger Arbeiter
fernzuhalten, resp. deren Fäzes von sachverständiger Seite
auf Eier zu untersuchen. Desinfizierbare Abortanlagen. V^-
bot der Defäkation außerhalb derselben. Reinlichkeit der
Hände etc. bei den Mahlzeiten. Abtötung der Larven und
Eier an Zimmerung und Wänden, Boden etc. des Bergwerks
durch Kalkmilch.
Therapie: Nach Jlntleerung des Darmes am Tag
vorher, morgens 10,0 — 15,0 Extr. filic. mar. aether. re<e.
parat, in Gelatinekapseln ä 1 — 2 ^, am besten in 2 Por-
tionen mit einer Zwischenzeit von 2 Stunden. Ein bis
zwei Stunden nach der 2. Portion Kalomel 0,2 oder ein
anderes Purgans (kein Rizinusöl!). Die Kur ist nur zu Hause
oder im Spital, nicht ambulatorisch durchführbar. Nach zir^a
6 Wochen kann sie bei neuerlichem Auftreten von Eiern
wiederholt werden. Als Zwischen- oder Nachkur Thymol 2,0
bis 10,0 pro die in 4 Dosen in Oblaten durch J/lngere Zeit, in
Kombination mit Rizinusöl.
Behandlung der chronischen Anämie mit Eisen, frischer
Luft, Fernbleiben aus der Grube. E. Hitschmann.
Aphthen» Behebung der etwa vorhandenen Dyspepsie.
Betupfen der Stellen mit
Ep. Arg, nitr.,
Äq. deatill. aa. 5.
Vorher Trockentupfen der betreffenden Stelle, um Zerfließen
des Schorfes zu veriiindern. Spiegier.
APOPLEXIE. — APPENDIZITIS. 13
Apojilezie. Prophylaktiseh: Yermeidang aUer Mo-
mente, die die ßpanliung im Gefäßsystem erhöhen. Regelung der
Dannentleerungen, eventuell milde Laxantien, s. auch Arterio-
sklerose.
Behandlung des Anfalles: Absolute Ruhe, Hoehlagerung
(Kühlkappe, Eisblase auf den Kopf), warme Einhüllung des
Körpers. Entleerung der Blase, eventuell auch des Darmes.
Beobachtung der Respiration und des Schluckaktes!
Bei Hochspannung ausgiebiger Aderlaß oder Blutegel
(3 — 5, auf der der Lähmung entgegengesetzten Seite hinter
dem Ohre).
Bei lange anhaltender Bewußtlosigkeit nötigenfalls Flüssig-
keitszufuhr (physiol. Salzlösung), auch Ernährung peif rectum.
Pal.
Appendizitis. Die chirurgische Therapie der A.
ist in ihrer Indikationsstellung abhängig nicht nur von der
speziellen Art der Erkrankung im einzelnen Fall, sondern
auch von dem Krankheitsstadium, in welchem der Chirurg
den an A. Erkrankten in Behandlung nimmt. Zunächst unter-
scheiden wir die Operation der A. während des Anfalles
von der Operation zwischen den einzelnen Anfällen,
resp. nach einem abgelaufenen Anfall (Oper, k froid, Intervall-
operation). Während des Anfalles ist die Operation unbe-
dingt anzuraten innerhalb der ersten 48 Stunden vom Beginne
des Aofalles an, da die Erfahrung gezeigt hat, daß die Ex-
stirpation des Wurmfortsatzes in diesem Stadium autsgezeich-
nete Resultate gibt, u. zw. selbst dann , wenn zur Zeit der
Operation schon relativ scWere Veränderungen bestehen. Die
Unmöglichkeit, auf Grund klinischer Untersuchungen im Ein-
zelfall das Vorhandensein solch schwerer Veränderungen aus-
schließen zu können, ist ein Grund mehr, kinerhalb der enrten
2 Tage bei einem ausgesprochenen Anfalle von A. die
sog. Frühoperation auszuführen. DieDiagnos^e in di^em
Stadium erfordert oft einen erfalirenen Chirurgen. Wird der
Chirurg erst später zu einer akuten A. zugezogen^ so hat
er sich verschieden zu herhalten, je nächdBm die Er-
scheinungen noch ztmehmende oder abklingende sind -~^ dabei
ist nicht das VerMt^ der Temperatur, sond^ifn vor allem
d^r Zustand des Dar«[ie» resp. seine Funk1ä<m nnd der klinisdie
G^samteindruek mafßg^ebend — ^ je nachdem eti eine zirkum-
14 APPENDIZITIS.
skripte Resistenz vorhanden ist oder nicht. Zunehmende Er-
scheinungen, Fehlen eines — event. vom Rektum aus — pal-
pablen Tumors lassen die Operation indiziert erscheinen,
während anderenfalls gewartet werden kann. Aber dieses
Warten setzt eine kontinuierliche Beobachtung durch den
Chirurgen voraus, um bei Änderung des ßymptomenkomplexes
eventuell sofort eingreifen zu können. Ist man durch un-
günstige Symptome: Meteorismus, Erbrechen, steigende
Pulsfrequenz im vorgerückten Stadium der A. zur Operation
gezwungen, so muß in der Art der Operation wieder indi-
vidualisierend vorgegangen werden. Kommt man auf ein gut
abgegrenztes, wohl stets Eiter enthaltendes Exsudat, so ent-
leert und drainiert man es; der Appendix soll, wenn er nicht
sehr leicht zugänglich ist, nicht um jeden Preis, d. h. unter
Lösung von Verklebungen und Herumsuchen in der Bauchhöhle
entfernt werden. Seine Exstirpation bleibt in solchen Fällen
einem zweiten Operationsakt — mindestens 2 Monate später
— vorbehalten. Je weiter vom Beginne der Erkrankung man
während des akuten Stadiums der A. operiert, um so weniger
ratsam wird in der Regel die gleichzeitige Exstirpation des
Wurmfortsatzes, und wenn man nach Ablauf der ersten Woche
beim Vorhandensein eines größeren, gut abgegrenzten
Abszesses zu dessen Eröffnung die sofortige Entfernung des
Appendix hinzufügt, so erscheint dies als eine unerlaubte Er-
höhung der Gefahr. Die recht seltenen Fälle multipler Abszesse
erfordern komplizierte Eingriffe, die hier nicht besprochen wer-
den können. Unbedingt indiziert ist die Exstirpation des
Appendix in jedemFalle, indem die Anamnese eine abge-
laufene Appendizitis außer Zweifel erscheinen läßt.
Die Rezidiven sind so häufig, in ihrem Charakter so unbe-
rechenbar, die Operation der A. k froid verhältnismäßig
so gefahrlos, daß an der Berechtigung dieser Indikation
nicht zu zweifeln ist. Auch wenn keine Beschwerden zurück-
geblieben sind und der objektive Befund ein negativer ist,
der Umstand, daß eine sichere A. vorhanden war, läßt die
Operation geboten erscheinen. Sind schon wiederholt Anfälle
von A. abgelaufen, so ist die Indikation zur Operation
eine noch offenkundigere. Ist ein wirklicher Anfall nie vor-
handen gewesen, hat der BLranke jedoch Beschwerden , welche
sich auf eine chronische (lalente, larvierte) A. beziehen lassen, so
APPENDIZITIS. — ARTERIOSKLEROSE. 15
ist die Indikation zur Appendektomie eine relative. Bedenkt
man jedoch, daß die 4urch chronische A. bedingten Beschwerden
interner Therapie meist unzugänglich sind, daß die Exstir-
pation des Wurmfortsatzes gleichzeitig die Möglichkeit einer
etwaigen gefährlichen Attacke aus der Welt schafft, so
kann an der Zweckmäßigkeit der Operation auch bei der
chronischen A. nicht gezweifelt werden.
Kurz resümiert stelle ich auf Grund meiner persönlichen, ca.
1500 Operationen wegen A. umfassenden Erfahrungen folgende
Indikationen auf: Unbedingt operiere man während des
Anfalles innerhalb der ersten 48 Stunden, ferner nach jedem
— auch nur einem einzigen — anamnestisch sichergestellten
Anfall, man empfehle die Operation bei der rein chronischen
(anfallsfreien) Fonn der A., man individualisiere aber streng
in der Indikationsstellung und in der Operations-
technik, wenn man den Anfall erst in vorgeschrittenerem
Stadium in Behandlung bekommt. Allerdings verlangt dieses
Individualisieren sehr große persönliche Erfahrung.
Schnitzler.
Arteriosklerose. Prophylaktisch: Vermeidung
psychischer und physischer Abnutzung, ferner von Infektionen
und Intoxikationen (Nikotin, Alkohol, metallische Gifte).
In Fällen ausgesprochener Erkrankung Schonung bei
möglichst gleichmäßiger Lebensführung. Vorwiegend lakto-
vegetabilische Kost, namentlich wenn Drucksteigerung nach-
weisbar. Die Darmtätigkeit ist tunlichst auf diätetischem Wege,
eventuell durch milde Abführmittel in Ordnung zu halten. Die
Flüssigkeitsaufnahme ist zu regulieren, bei Ödemen einzu-
schränken. Bewegung auf ebenem (nicht gepflastertem) Boden !
Medikation: Jod.
Rp. Kalii jodat.,
Natrii jodat. aa. 2,5
Aq. deat. 200,0.
S. 2—3mal täglich 1 Eßlöffel in Milch oder Wasser. Danehen
2mal täglich 1 Kaffeelöffel Natr. hydrocarb. in V, Olas Wasser.
Ferner Sajodin (3mal täglich 2 Pastillen zu 0,5), Jedipin 10%
(V2~2 Kaffeelöffel pro die, event. Jedipin 25^0? intramus-
kulär 20,0) oder Jothion äußerlich.
Bei Luetischen Jod lange Zeit ununterbrochen!
16 ARTERIOSKLEROSE. — ASCITES.
Gegen anhaltende Dracksteigernng Rahekur, Yersach
mit Milchregime. Bei paroxysmalen Drocksteigeningen Nitrite,
doch ist fortgesetzte Anwendung nicht zu empfehlen. (Natr.
nitros. 0,5—1,0: 150,0, 3—4 stttndl. 1 Eßlöffel u. dgL, 8.
Stenokardie.)
Versuch mit den sog. physiologischen Salzen (auch
Regenerol; Antisklerosin u. dgl.) zu empfehlen.
Gegen schmerzhafte Gefäßerscheinungen Diuretin oder
Theophyllin, natrio-aceticum (s. Stenokardie). Kleine Dosen
von Tct. strophanti (3 — 5 Tropfen nach M.Buch).
Bei Schlaflosigkeit abends laue Teilwaschungen , event.
Bfomnatrium (2,0), Veronal (0,3—0,75). Ortswechsel. Auf-
enthalt über 1000 m nicht zu empfehlen. pal.
Ascaris lumbricoides. Prophylaxe: Vernichtung
Abgegangener Würmer und eierhaltiger Fäzes von Mensch, Rind
und Schwein mittelst Verbrennung.
Therapie: Die Krankheit ist durch mikroskopischen
Nachweis der Eier in den Entleerungen leicht sicherzustellen,
die Heilung durch das Verschwinden der Eier. — Da« beste
Mittel Santonin in Verbindung mit Purgantien ; nie nüchtern
zu verabreichen.
Rp. Troehisci Santonini 0,025. oder Rp, Santonini 0,02—0,05
D. tat, dos. Nr. 10, Catomel, 0,03—0,05
S, 3—6 durch Sacch. 0,5.
mehrere Tage. Mfp, D, tat, dos. Nr. VI.
Für Kinder 1 im 2. Jahre, S. FrUk und abends
2 im 3.-4, Jahre, 3 später 1 Pulver,
durch mehrere Tage.
oder Rp. Santonini 0,1—0,2
Ol. Rieini 60,0.
MD8. Durch mehrere Tagt 3mal täglich 1 Eßlöffel.
Kinder: Sant, 0,3, Ol Rieini 25,0.
8, 1 Kinder- bis Eßlöffel morgens,
E. Hiisöhttiaiiii.
JLtditei. Dieses Symptom erfährt verschiedene Be-
batkdlung, je nachdem es a)s Teilerscheinun^ allgemeiner
Wassersucht kardialen oder nephritisebeii Ürsprangs, als
Folge einer Stauufig im Leber^ oder Pfortaderkreislattf ,~ als
ASCITES. — ASPHYXIE. 17
Folge eines Karzinoms in abdomine oder einer tuberkulösen
Peritonitis erkannt ist. (Vgl. die bezüglichen Stellen.) Zur
Stellung der Diagnose wie zur Therapie dient die Punetio
abdominis; zar Herstellung eines KoUateralkreislaufes bei
Ausfall der Pfortaderzirknlation Talmas Operation.
E. Hitschmann.
Asphyzie. AlIgemeineMaßregel n. Wegen drohender
Lebensgefanr darf die Zeit nicht mit leichten Reizmitteln ver-
geudet werden. Sofortige Einleitung der künstlichen Atmung
nach Sylvester, die durch längere Zeit (mehrere Stunden)
fortzusetzen ist; sehr zu empfehlen ist die gleichzeitige Zu-
führung von Sauerstoff. Lösung aller beengenden Kleidungs-
stücke (Kragen, Gürtel, Mieder etc.). Herzmassage (rhythmisches
Beklopfen der Herzgegend mit der flachen Hand), subkutane
Injektionen von Oleum camphoratum 1:10, Hautreize (Frottieren
mit Bürsten, Reiben und Beklatschen mit feuchten Tüchern,
kalte Bespritzungen). Intern: Analeptika (Kaffee, Tee,
Alkohol, Bals. vitae Hoffmanni), jedoch nur dann, wenn das
Bewußtsein wiedergekehrt, sonst Gefahr wegen Aspiration in
die Lungen.
Besondere Maßregeln. 1. A. durch Ertrinken und
Verschüttung. Nase, Mund und Rachen sind von einge-
drungenem Sand und Schlamm zu reinigen.
2. A. durch Erhängen und Erwürgen. Der Körper
muß beim Abschneiden gestützt werden, um ihn vor Ver-
letzungen durch Fall za bewahren.
3. A. durch stecken gebliebene Fremdkörper.
a) Im Schlund und Ösophagus. Extraktion durch couragiertes
Eindringen mit dem Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand,
wobei gleichzeitig der Zungengrund • heruntergedrückt wird,
oder bei tiefer steckenden Fremdkörpern Extraktion mit der
gebogenen Schlundzange; im Ösophagus stecken gebliebene
Münzen können mit dem Münzenfänger extrahiert werden;
Nahrungsmittel können mit der Ösophagussonde in den Magen
gestoßen werden, h) Im Larynx und in den Bronchien, Ex-
traktion durch Tracheotomie.
4. A. der Neugeborenen. Mund und Rachen sind mit
dem gekrümmten, umwickelten Zeigefinger vorsichtig von
Mekonium zu reinigen. Aspiration von eingedrungenem Frucht-
wasser mit dem elastischen oder Ballonkatheter. Künstliche
F e 1 1 n e r, Therapie der Wiener Spezialftrzte. 2
18 ASPHYXIE. — ASTHMA.
Respiration mittelst der Schulz sehen Schwingangen , Haut-
reize wie oben.
5. A. durch Einatmen irrespirabler Gase. (Siehe
Vergiftungen.) Oharas.
Asfhma. Differentialdiagnose: Zwischen bron-
chialem, kardialem, urämischem, diabetischem, hysterischem,
basedowischem durch Untersuchung von Sputum, Uhn, pneumo-
graphische Untersuchung.
Bei kardialem A. im Anfall: Aderlaß (150— 200cm»
Blut) oder eine Anzahl blutige Bchröpfköpfe, heiße Bürsten-
bäder, Morphium (subkutan). Nachher Digitalis zur Vermeidung
von Rezidiven:
Rp. Fidv. folldigital 1,5
Coff. natr. benz. 3,0
Pulv, r. Rheiy
Extr, Gentian, aa.
qu. s.f, pil. XXX..
S. Die ersten 5 Tage 3mal zwei FÜlen, die folgenden 10 Tage 2mal
zwei Pillen, eventuell die folgenden 10 Tage 2mal eine Pille,
Beim b r o n c h i al asthmatischen Anfall Morphium subkutan,
respektive Inhalation des Tu ck er scheu Geheimmittels (im
Beginn des Anfalles! Mittelst Nasenansatarohr einige
tiefe Inspirationen des durch rasches kräftiges Drücken auf
den Oummiballon zerstäubten Mittels durch die Nase, auf
jeder Nasenhälfte 3 — 5 Atemzüge). Selbes besteht aus:
Bp. Cocain, nitros, 1,0
Atropin nitros, 0,6
Glyzerin 32,0
Aqua Quantum satis ad 100.
Diese Inhalationen müssen bei den allerersten Anzeichen
begonnen werden, eventuell nach einer halben bis einer Stunde
Wiederholung. (Bei auftretendem Trockenheitsgefühl im Halse
sistieren!) Wenn zu spät begonnen wirkungslos. Im Anfall
zur Bekämpfung der Atemnot Förderung der in erster Linie
erschwerten Exspiration durch Unterstützung mittelst Appa-
rate. Hierfür eignet sich ganz besonders der 'Atmungsapparat
„Exspirator" (s. unten), welcher die Ausatmung (gegen-
über allen früher verwendeten Atmungsstühlen) nicht durch
Zusammendrücken des knöchernen Thorax, sondern durch
ASTHMA. — BAKTERIÜRIE* 19
Hochdrängen des exspiratorisch schlaffen Zwerchfelles, daher
viel wirksamer, automatisch besorgt und den Patienten über
Einsetzen und Dauer der In- und Exspirationsphase durch
Glockenzeichen belehrt.
Zwischen den Anfällen Behandlung der Bronchitis (In-
halationen mit Menthol, Mineralwässer) und zur Vermeidung
des im Anfall sich geltendmachenden Vol. pulmon. auct. Atem-
übungen mit Betonung der Exspiration durch Übungen
am Exspirator (siehe „Physikalische Behandlung der Atmungs-
organe"). Hofbauer.
Atelectasia palmonillli. Prophylaxe: Bei allen
länger dauernden fieberhaften Krankheiten öfteres Aufsetzen,
Bäder mit kühlen Nackenübergießungen.
Therapie: Bäder, Atemgymnastik. Wohl nur ausnahms-
weise Brechmittel. Lufteinblasungen sind nicht zu empfehlen.
V. Czyhiarz.
B.
Bakteriurie. Prophylaxe: Einschleppung von B. coli
in die Harnröhre und die Blase durch Instrumente kann
durch strenge Asepsis, vom Darm her (bei Kindern mit Darm-
katarrhen) durch sorgfältige Reinhaltung bei und nach der
Stuhlentleerung vermieden werden. Es überwiegen aber ätiolo-
gisch jene Bakteriurief ormen , bei denen B. coli vom Darm
oder vom weiblichen Genitale per contiguitatem gegen die
Blase überwandert, oder durch die Blutbahn den Nieren oder
der Blase zugeführt wird.
Therapie: Leichte, frische (passagere) B. aus exogener
Ursache (Instrumente, Verunreinigung vom Damme, Vulva)
heilen oft auf interne Theraphie : Trinken reichlichen Wassers
oder Mineralwassers, Salol, Natr. benz., ürotropin, Hel-
mitol, Hetralin, eventuell Spülungen mit Arg. nitr. -Lö-
sungen (Vi— iVoo), Kreolin, Lysoform, Salizyl (Vio— ViVo)-
Gegen die schweren chronischen Formen nebst in-
ternem Gebrauch von ürotropin 3mal täglich »/a 9 ^
Mineralwasser oder den anderen erwähnten internen Harn-
antisepticis : systematische Lokalbehandlung der Blase mittelst
Waschungen der entleerten Blase mit Sublimat (1 : 10.000),
2*
20 BAKTERIURIE. — BINDEHAÜTVEELETZÜNGEN.
besser Hydrarg. oxycyanat. 1:5000 bis 1:3000 oder Ein-
tropfnngen von 1 — 4 cm' eiaer Snblimatlösang 1 : 5000 (binnen
2—4 Wochen allmählich auf 1 :4000— 1 : 2000 steigend), oder
Hydrarg. oxycyanat., 1:2000—1:1000. Für Kinder:
Sublimat 1:8000—1:6000; Hydrarg. oxycyanat. 1:4000
bis 1:2000, 1cm» zur Eintropfung. F.Kornfeld.
Balanitis. Prophylaxe: Tägliches Reponieren der
Vorhaut und Seifenwaschung. Bei Neigung zu stärkerer Desqua-
mation Einfetten mit üng. acid. boric. Einlagen von hydro-
philer Gaze. Bei angeborener Phimose Ausspülung des Prä-
putialsackes mit iVoigör Lysollösung. Operative Behebung.
Therapie: 2 — 3mal täglich ein Gliedbad bei retra-
hiertem Präputium in
Rp. Lysol 10,0
Aq. deat, 100.
Ä Ein Kaffeelöffel auf ein Glas Wasser,
oder in l<*/oigen Lösungen von Acid. carbolic. , Lysoform,
Baktoform, Plumb. acet. bas. solut. etc. Nach dem Bade Auf-
streuungen von Dermatol, Xeroform, Isoform etc. und Einlage
von entsprechend imprägnierten Gazestreifchen. Bei B. erosiva
circinata und tiefer reichenden balanitischen Geschwüren nach
dem Bade Tuschieren der Läsionen mit ö^/oiger Solut. Cupr.
sulfuric. oder Acid. carbolic. conc. pur. (Spir. vin. sol.) und
Gazeeinlage. In hartnäckigen Fällen feuchte Einlagen, die
3 — 4mal des Tages gewechselt werden. Als solche dienen
mit Burow getränkte Xeroformgaze oder mit essigsaurer Ton-
erde durchfeuchtete hydrophile Gaze. Bei geringer Sekretion
und stärkerer Desquamation Salben einlagen von Vaselin, Zink-
oder Borsalbe. Bei luetischer Grundlage 10%ige Präzipitatsalbe
oder Kalomelstreupulver.
Bp. Calomelan,
Alum. plumos. aa. 20,0,
S. Streupulver,
Bei den symptomatischen Formen hat das ätiologische
Moment berücksichtigt zu werden. (Diabetes, Lues, ülc. ven.
Medikamente wie Antipyrin, Antifebrin, Chinin etc.)
Nobl.
BindehautverletEUngen. a) Fremdkörper. Nach
Umstülpen der Lider konstatiert man das Vorhandensein eine»
BINDEHAUTVEBLETZÜNGEN. 21
solchen, eventuell mit Lnpe nnd fokaler Belenehtang nnd
entfernt ihn mit nasser Watte oder einem Davielschen Löffel.
Findet man ihn nieht auf der Tarsalfiftche, untersucht man
genan den oberen Fomix (doppelte Umstttlpnng), die Gon-
jnnctiva bnlbi nnd die Kornea. Ist man sicher, daß kein
fremder Körper mehr vorhanden ist, wasche man den ganzen
Bindehantsack mit einer lanen Flüssigkeit dorch Irrigation
ans nnd träufle Kokain ein. Ähnliche Beschwerden wie Fremd-
körper können gegen den Bulbus gerichtete Zilien (Trichiasis,
in den Tränenpunkten stecken gebliebene Zilien) sowie Kon-
kretionen in den Meibom sehen Drüsen verursachen. Fremde
Körper in der Conj. bulbi lassen sich oft nur durch Exzision
des betreffenden Stückchens der Bindehaut entfernen. Fremd-
körper in der Kornea werden mit der Fremdkörpernadel
entfernt. Fluoresceltnfärbung kann darüber Aufschluß geben,
ob nicht Epithelverluste nach einem Corpus alienum vor-
handen sind. Es ist nicht zu vergessen, daß auch Bindehaut-
katarrhe das Fremdkörpergefühl vortäuschen.
h) Wunden in der Conj. bulbi können, wenn sie groß
sind, genäht werden; die meisten heilen anstandslos ohne
Naht, eventuell unter Verband. Reinhaltung mit Sublimat- oder
Borlösung. Zur Diagnose, wenn nötig, Flnoresceltn.
c) Verätzungen and Verbrennungen. Möglichst
rasche Entfernung der schädigenden Substanz, auf trockenem
Wege, durch Wasser, bei Kalk mit öl oder Milch; namentlich
bei letzterem sorgfältige Entfernung aller Reste auf jede
mögliche Weise. Kalte Umschläge, zur Milderung der Schmerzen
Kokain , zu möglichster Verhütung von Verwachsungen Ein-
träufelungen von Ol oder Einbringung von Salben (Rp. Airol.
oderAcid. bor. 0^50, Fetron. puriss. Liebreich 5,0, Aristol-
öl, Bayer & Komp., Elberfeld). Zur Orientierung über den
Umfang der Verätzung Fluoresceln.
Bp. Fluoresce'in 0,2
Natr. carbon. 0,9
Äq.dest. 10.
Einträufeln und nachher mit Wasser gut nachzu waschen.
Epithelverluste an der Kornea färben sich im allgemeinen
grün, an der Konjunktiva gelb. y. Renß.
22 BLASENSTEINE. -~ BLENNOREHOEA CONJ. ACUTA.
Blasensteine. Prophylaxe bei Neigung znr Steinbil-
düng sowie nach Operationen zur Verhütung der Wieder-
bildnng. Bei üraturie kohlenhydratarme Kost, reiehliche Znfnhr
von Vegetabilien und diuretischen Getränken von neutralisie-
render Wirkung. Natron-lithion haltige Säuerlinge, innerlich
Alkalien, Natrium phosphoricum, Lithion carb., Magn. boro-
citrica etc.
B;p. Natr. hicarh., oder Rp. Magn. horodtr. 60 jO
„ phoaph. aa. 45,0 Sacch. 100 fi
Lithii earb. 10,0. Ol. citri 1,0.
Messerspitzenweise zu nehmen. Messerspitzenweise zu nehmen.
Bei Neigung zur Bildung phosphatischer Konkretionen
innerlich Säuren : Borsäure, Benzoesäure, namentlich ürotropin
(1,5 pro die). Bei Cystinurie Regelung der Verdauung. Ist
die Blase insuffizient, besteht daneben ein katarrhalischer
Prozeß, so soll die Behandlung in erster Linie die Cystitis
beeinflussen und durch systematische Evakuation jede Harn-
stagnation hintanhalten.
Ist ein Konkrement nachgewiesen, so ist die Beseitigung
desselben angezeigt. Kleine Steine können aus sufflzienten
Blasen spontan ausgestoßen werden, bei muskulärer Schwäche
oder bei vorhandenem prostatischen Hindernisse bedarf es
der instrumenteilen Beseitigung. Am einfachsten durch Aus-
spülung der Blase mittelst großkalibrigem Metallkatheter.
Größere Steine bedürfen der operativen Beseitigung ent-
weder per vias naturales nach vorgängiger instrumenteller
Zermalmung (Lithotripsie, Litholapaxie) oder mit Hilfe eines
operativ geschaffenen Zuganges znr Blase (Steinschnitt). Die
Lithotripsie ist die Operation der Wahl ; sie hat zur Bedingung,
daß die Harnröhre wegsam, der Stein frei beweglich sei. So
wird der Schnitt nur bei den ganz großen Steinen, bei
Divertitel oder angewachsenen Steinen, bei Steinen um
Fremdkörper, endlich wo die Harnröhre durch unkorrigierbare
Verengung oder schwere Entzündung nicht wegsam ist, ange-
zeigt sein. Bei Kombination von Stein und Geschwülsten ist
ebenfalls die blutige Operation am Platze, o. Zuckerkandl.
Blennorrhoea OOnj. acuta, a) Adultorum. Eis-
umschläge, kontinuierliche Reinigung des Bindehautsackes
mit Lösung von Kai. hypermanganic. oder Sublimat (1 : 5000) ;
BLENN. CONJ. AC. — BLENN. D. TRÄNENSACKES. 23
sobald EitersekretioD eingetreten ist, zwei' (bis vier-) mal täg-
liches energisches Toschieren mit Sol. Argent. nitr. (2%);
eventuell Schlitznng der äußeren Kommissur behufs Entspan«
nung. Vermeidung jedes Ätzmittels bei kruppöser Auflagerung
oder diphtheritischer Einlagerung. Hermetischer Okklusiv-
verband des nicht erkrankten Auges. Anzuraten ist Aufnahme
der Kranken in eine Anstalt.
h) Neonatorum. Täglich einmaliges Tuschieren mit
20/0 Lapislösung, doch so, daß die ganze Fläche der Lidbinde-
haut bestrichen wird, also allenfalls eines Lides nach dem
andern; außerdem täglich 2 maliges Einträufeln von 10 — 20 Vo
ProtargoUösung.
Rp. Protargol 1
Aq. dest. 5,
F, sol, frigida et recent. parat.
Allwöchentlich zu erneuern.
V2 — Istttndliches Ausspülen der Augen mit dunkelrosen-
roter Lösung von Kai. hypermangan., je nach der Reichlichkeit
der Sekretion. Auf die Ansteckungsgefahr nachdrücklich
aufmerksam zu machen.
Bei besonders hartnäckiger Eitersekretion ist täglich
2maliges Tuschieren mit der Lapislösung oder Anwendung
des Lapis mitigatus (Kali nitr. 2, Arg. nitr. 1) zu empfehlen;
dabei ist mit CiNa-Lösung nachzuspülen.
Der Nachweis von Gonokokken kann prognostisch von
Wichtigkeit sein, im allgemeinen hat der bakterielle Befund
bisher keinen Einfluß auf das ärztiiche Ebmdeln.
Blenn. conj. chron. s. Trachom. y. Renß.
Blennonhöe dM TräneiuiaokM. Beseitigung der
Behinderung des Abflusses des Tränensaekinhaltes in die Nase,
zunächst durch spezialistische Behandlung eventuell vorhan-
dener Schleimhaut- oder Knochenaffektionen in der Nase und
Allgemeinbehaadlung, falls Lues, Tuberkulose oder Skrofulöse
vorliegt. Femer Erweiterung der meist vorhandenen Stenosen
im Tränennasenkanal durch regelmäßige Sondierung mittelst
Bowm an scher Sonden von zunehmendem Kaliber, wozu spezia-
listische Kennüiisse und Übung notwendig sind, weil hier sehr
leicht falsche Wege gebahnt werden können; mitunter ist
vorher die Schlitzung des unteren Tränenröhrchens mit dem
24 BLENN. D. TRÄNENSACKES. — BLEPHAEADENITIS.
Web er sehen Sichelmesser nach Kokaineinspritznng durch
den Tränenponkt erforderlich. Die Sondierung des Tränen-
nasenkanales kann von geübter Hand nach Kokain-Adre-
nalineingpritzang durch den Tränenpunkt fast schmerzlos aus-
geführt werden und soll solange gemacht werden, bis Bowm an-
Sonde V oder VI den Kanal passiert, was oft viele Wochen
dauert. Jeder Sondierung soll Durchspttlung des Tränensackes
mittelst der An eischen Spritze mit VaVoo Sublimat, l^/^o
bis 3^00 Hydrarg. oxycyanat., 1/4 Vo Argent. nitricum, 3<>/o Bor-
säurelösung nachfolgen. Der Patient soll mehrmals im Tage
den Tränensack durch Druck mit dem Finger entleeren. Die
Sondenbehandlung muß meist nach einiger Zeit wiederholt wer-
den. Bei kleinen Kindern ist die Sondierung kaum durchführbar,
und man muß sich auf fleißiges Ausdrücken beschränken. Be-
steht Atonie und starke Ektasie des Tränensackes oder
Obliteration des Tränennasenkanales, oder ist dem Patienten aus
äußeren Gründen eine genügend lange systematische Sonden-
knr nicht möglich, so muß die Exstirpation des Tränensackes
(es genügt meist Kokain- Adrenalinanästhesie) von spezialistischer
Hand gemacht werden, womit,' um das zurückbleibende Tränen-
träufeln zu beseitigen, gleich die Exstirpation der akzessorischen
Tränendrüse verbunden werden kann. r. Hitschmann.
Blepharadenitis. Ätiologie irgend ein Allge-
meinleiden, z. B. Skrofulöse oder irgend eine andere der-
artige Ernährungsstörung; sehr selten rein lokales Leiden,
durch äußere mechanisch-chemische Einwirkungen (Straßen-
kehrer) oder auch Exantheme der Gesichtshaut, wie Acne
vulgaris et rosacea, Eczema faciei und andere Dermatosen.
Prophylaxe: Behandlung der Skrofulöse und der
Bonstigen Allgemeinstörung, ebenso Behandlung des Haut-
leidens.
Lokale Therapie: Entfernung der ELrusten vermittelst
aseptischen Federkiels oder vermittelst in Sublimat getauchter
Baumwolle durch kräftiges Reiben ohne Rücksicht auf Blutung,
Abtrocknung der feuchten und blutenden Stellen bis zum
Stillstand der Blutung, Betupfung etwaiger ülzerationen mit
dem Lapisstifte oder Bestreichung des Lidrandes mit 3- bis
^Voiff^r Lapislösung. Beim Fehlen von Geschwüren oder
nach Ausheilung solcher: Waschen des Lidrandes mit Sublimat
— H
BLEPHARADENITIS. — BLEPHAROSPASMUS. 25
1 : 5000, hernach gelbe oder weiße Präzipitatsalbe, yerbunden
mit Massage des Lidrandes. In sehr hartnäckigen torpiden
Fl^llen Teerpinselung. Bei tylotischer Verdickung feuchte WÄrme
2mal täglich in Form von Kataplasmen nnd Heftpflaster
über Nacht.
Bp. Hydrarg, hichhr, corr, 0,02 oder (Für die bessere Fr<ixis.)
Äq, dest 100,00, Bp. Hydrarg, biMor. corr. 0,02
DS, Augenwaschwasser. Äq. dest, 100,0
Bp. Hydrarg. amm<mi\Morati 0,1 Coeaini muriat. 0,3
Vaselini älhi purissimi 8,00. Aq. laurocer. 5,00.
m. f. ungt. aphth. MDS. Augenwctsehwasser.
DS, Augenlidsalbe (weiße Salbe), Rp. Hydrarg. oxyd, flavi 0,1
Bp. Pic. liquid. 5,00. Vaselini flavi,
S. Zur Pinselung, Meinen Lanölini aa. 5,00
Pinsel dazu. m. f. ungt. ophth.
Bp. Emplastr. diachyl. comp., S. Augenlidsalbe
„ saponati aa. 5,00 (gelbe Salbe).
Tende supra linteum. Bp. Farin. semin. Uni 20,00.
S. Augenlidpflaster. S. Zu Umschlägen nach Be-
reitung eines Breies vermittelst
kochenden Wassers und Aus-
breitung des Breies auf Gaze.
S. Klein (Bäringer).
BlepharOSpaBmus* l. idiopathisch. 2. Symptomatisch.
— Ätiologie: Adl. Hysterie oder andere Neurosen. Ad 2.
Verschiedene Entzündungen des Auges, am häufigsten skro-
fulöse Augenentzündungen (Keratitis oder Conjonctiyitis
phlyctaenulosa).
Prophylaxe: Ad 1. Antinenralgika, Nervina, Tonika,
Hydrotherapie, Elektrisierung etc. Ad 2. Antiskrophulosa (Leber-
tran, Haller Wasser etc.); Aufenthalt in Bad Hall.
Therapie ad 1.
Rp. Natr. bromati 1^00
Dentur tales doses 10.
S, Täglich 1 Pulver in ^/, Glas Zuckerwasser gelöst,
langsam auszutrinken.
In seltenen Fällen: Neurotomia nervi supraorbitalis.
Ad 2. Energische Kokainisierung; zuweilen durch
Adrenalin zu unterstützen, Waschen der Augen 1 — 3mal
täglich mit Sublimat. Behandlung der etwaigen Keratitis oder
26 BLEPHAEOSPASMUS. — BLUTUNGEN.
sonstigen Entzündung; Schutz gegen Lichteinfall durch dunkle
BrUlen, Augenschirm, eventuell durch leichten, 1 — 2mal täglich
zu wechselnden Verband.
Rp. Cocaini muriat. 0,25
Aq. dest. 5,00,
MDS. Tägl, 2—3—4mal je 2—3 Tropfen in den Binde-
hautsack unter Schutz des Tränenpunktes einzuträufeln.
Tropf glas dazu.
(NB. Am besten durch den Arzt, nur im Notfalle durch Patienten
selbst oder dessen Angehörige.)
ßp. Solutio adrenalini oder ßp. Tonogeni Richter 1 : lOOO
anglicani 1 : 2000 lagenam originalem,
lagenam originalem, S, Täglich X — 2maljelbi8
S. Tägl. l—2mal je einen 2 Tropfen zu instülieren,
Tropfen zu instilUeren, Uiß. Hydr arg, bichlor,corr. 0^02
Im Winter: Aq. dest. 100,00
Rp. Ol, jecor, aselli 20,00. Cocaini muriat. 0,3
S, Tägl.'lEßl, voll zunehmen. Aq. laurocer, 5,00,
Kühl aufzubewahren. MDS. Augenwctschwasser,
Im Frühling und Herbst:
Rp. Ol. jecor. aselli
Mixt, gummös. 100,00
8. Tägl, 2Eßl, voll zu nehmen. Kühl aufzubewahren.
S. Klein (Bäringer).
Blutungen während der Schwangerschaft, Ge-
burt und im Wochenbette. In der 1. Hälfte der Schwanger-
schaft meist verursacht durch drohenden Abortus.
Differentialdiagnostische Ausschließung von Extrauterin-
gravidität. Solange Aussicht vorhanden, den Abortus aufzu-
halten, absolute Bettruhe, eventuell Opiate; unter keinen
Umständen ein Sekale- oder Ergotinpräparat. Kein Eis,
keine warmen Umschläge (thermischer Reiz, Wehen auslösend).
(Behandlung des Abortus siehe das betreffende Kapitel.) Bei
begründetem Verdacht auf Blasenmole (rasches Wachstum,
übernormale Ausdehnung und Spannung des Uterus, Schmerzen,
Blutungen, Nachweis von Bläschen) Einleitung der Geburt
darch Zervixtamponade. Bei heftiger B. Dilatation der Zervix
mit He gar sehen Stiften etwa bis Nr. 19, digitale Aus-
räumung (Vorsicht! Perforationsgefahr der verdünnten Uterus-
wand), nachher keine Ausspülung (Gefahr der Emboliel).
BLUTUNGEN. 27
Gleiche Therapie erfordern Hämatommole und
missed abortion, sofern B. aaftreten.
In der 2. Hälfte der Schwangerschaft sind die B. meist
bedingt dnrch abnormen Sitz der Plazenta oder vor-
zeitige Lösung derselben.
Ad 1. Zunächst exspektativ, Bettruhe. Sind Zeichen bereits
vorausgegangener oder bestehender Wehentätigkeit vorhanden,
Beendigung der Geburt behufs Blutstillung. Bei geschlossenem
Zervikalkanal Erweiterung mittelst He gar scher Stifte, Ein-
führung eines Hystreurynters innerhalb der Eihöhle nach
künstlichem Blasensprung. Bei genügender Erweiterung Wen-
dung nach Braxton-Hicks ohne angeschlossene Extraktion.
(Gefahr von Weichteil Verletzungen, neue Blatungsquelle. Er-
haltung des kindlichen Lebens in 2. Linie stehend.) Bei
Praevia partialis Eröffnung der Eihöhle durch die Eihäute
am Rande der Plazenta, bei centralis eventuell Perforation
der Plazenta selbst nötig. Bei tiefem Lateralsitz und Längs-
lage gentigt oft der künstliche Blasensprung allein.
Ad 2. Bei vorzeitiger Plazentalösung (Zeichen
innerer B., vermehrte Spannung, Fruchttod) möglichst rasche
Entbindung; bei noch . nicht vorbereiteten Gebnrtswegen
mittelst vaginalem Kaiserschnitt, bei vorhandener Erweiterung
Hystrenryse, Wendung, Extraktion. Verhütung von Atonie
in der Nachgeburtsperiode (s. u.).
In seltenen Fällen liegt die Ursache der B. während der
Schwangerschaft in malignem Tumor. Bei Karzinom der
Vagina, Portio oder Zervix Radikaloperation per vaginam
in den ersten Monaten, in späteren Stadien per laparotomiam.
In den letzten Wochen Abwarten zur Rettung des kindlichen
Lebens, dann vaginaler Kaiserschnitt.
Bei Ghorioepitheliom (Vaginalmetastasen) möglichst
radikale Operation, abdominelle Totalexstirpation.
Bei B. aus Varices der Vulva oder Vagina Kom-
pression dnrch Jodoformgazetamponade, falls diese erfolglos.
Umstechung.
Während und nach der Geburt treten B. entweder in-
folge von Verletzungen auf oder sie stammen aus der Pia-
zentarstelle.
Ad 1. Systematische Revision von außen nach innen.
B. aus Scheidenrissen der unteren Hälfte machen nur selten
28 BLUTUNGEN.
ein Eingreifen notwendig. Bei blutenden Zerreißungen in der
oberen Hälfte and des Scheidengewöibes Tamponade. Bei
Zervixrissen , wenn es die äaßeren Umstände nur halbwegs
erlanben, exakte Naht vom oberen Wandwinkel beginnend.
Uterasruptar. Prophylaxe! Bei bereits eingetretener
inkompletter Ruptur Tamponade der Rißstelle, des Uterus and
der Vagina. Bei kompletter Ruptur Laparotomie mit Naht
der Rißstelle, bei infizierten Fällen Totalexstirpation.
Ad 2. Bei Adhärenz der Plazenta Massage (Blasen-
entleerung), Anregung der Kontraktion; wenn fruchtlos,
Cr ed Äscher Handgriff zur Expression während einer Naeh-
geburtswehe. Erst nach vergeblichem Versuche dieser manuelle
Lösung. (Strenge Wahrung der Asepsis! Achtung auf die
richtige Schichte! Gefahr der Perforation!) Nachher heiße
Ausspülung des Uterus unter nicht zu hohem Drucke mit
verdünnten Lösungen. (Achtung auf die Verhinderung von
Lufteintritt!)
Bei Unmöglichkeit der Lösung infolge Verankerung
der Zotten in der Muskulatur selbst (Placenta accreta)
keine forcierten Versuche. Tamponade der Uterushöhe, even-
tuell Totalexstirpation.
Bei Retention der Plazenta infolge Kontraktur
des Muttermundes schonende Dilatation mit den Fingern, even-
tuell Narkose.
Bei atonischer B. nach Ausstoßung oder Entfernung
der Plazenta Ausschließung der Möglichkeit eines zurückge-
bliebenen Plazenta- oder Eihautrestes. (Genaue Besichtigung
von Plazenta und Eihäuten.) Zunächst Massage nach Ent-
leerung des im Uterus angesammelten Blutes durch Expression.
Wenn fruchtlos, subkutane Ergotininjektion.
Rp. Ergotini Bombellan oder Rp. Bernatziks ErgotinphioUn
lagenam origin, aa, TOO,
S. 1—3 Pravazache S. 1—2 Fravazsche
Spritzen, Spritzen,
Sodann heiße intrauterine Ausspülung (45 — 50<* C) mit
iVo^&^r Lysoformlösung unter gleichzeitiger Massage. Lassen
auch diese Mittel im Stich, dann Tamponade des Uteras.
Einstellen der Portio im Spekulum, Anhaken der vorderen
Muttermundslippe ; Hinaufschieben der Jodoformgaze (Isoform-
gaze) mittelst gekrümmter Tamponzange bis zum Fundus
BLUTUNGEN. 29
unter Kontrolle der 2. Hand von den Bauchdecken her.
Exakte Ausführung der Tamponade von größter Wichtigkeit.
Freilassen der Uternshörner oder des Fundus macht die
Tamponade unwirksam: Auch Zervikalhöhle und Vagina müssen
tamponiert werden. In besonders schweren Fällen von Atonie
muß die ganze Uterushöhle gleichsam plombiert werden, um
die B. dauernd zum Stehen bringen zu können. Nur im Not-
falle und nur von geübter Hand darf die Tamponade ohne
Spekulum und ohne Anhaken der Portio ausgeführt werden.
Die Hand wird in die Vagina, 2 Finger in den Zervikalkanal
eingeführt, die Gazestreifeu entlang der Hohlhand vorge-
schoben. (Gefahr von Perforation des Scheidengewölbes und
von Zervixrissen !) Unterstützung der Tamponade und Kontrolle
durch die außen aufgelegte 2. Hand, welche den Uterus über
die eingeführte Gaze gleichsam drüberstülpt.
Von anderen Mitteln noch zu erwähnen die Massage des
Uterus über der in das Kavum eingeführten Faust; Nieder-
binden des üterusfundus durch ein quer über das Abdomen
geschnürtes Tuch. Herabziehen der beiden Muttermundslippen
mit Kugelzangen. Anlegen von langen Klemmen an die seit-
lichen Scheidengewölbe (Gefahr der üreterquetschung!), keine
Injektionen mit Eisenchloridlösung. (Gefahr der tiefen Schorf-
bildung und Embolie!) In extremen Fällen vaginale üterus-
exstirpation.
Ist die B. zum Stehen gebracht, Ersatz des verlorenen
Blutes bei hochgradiger Anämie durch Kochsalzinfusionen
bis 1500^, Klysmen mit Wein und Kochsalz; Hochlagern
des Fußendes des Bettes, temporäre elastische Einwicklung
der unteren Extremitäten. Analeptika, Kognak, Äther, Wärme-
zufuhr.
Bei B.im Wochenbette, sofern dieselben nicht stark
und durch mangelhafte Involution bedingt sind, zunächst ex-
spektatives Verfahren. Reichliche Verabfolgung von Sekale.
Rp. Pulver. Secal, eomut. 6,0 oder Rp. Ergotin 3,0
Elaeosacchar. Oinnamom. Äqu. destill, 130,0
4,0, Syrup. Cinnamom. 20,0,
Dtvid. in pari, aequal. S. 28tÜndlich 1 Eßlöffel,
Nr, XX.
Da in Charta cerata,
S. 3—4Pidver täglich.
30 BLUTUNGEN. — BRONCfflALKATARRH D. KINDER.
Ruhelage^ eventuell heiße Vaginalsptilungen. Bei stärkerer
B. Verdacht auf Retention von Plazenta- oder Eihaut-
stücken (Plazentarpolyp), vorgichtiges Eingehen mit dem
Finger, Austastung der üterushöhle; Entfernung der Reste
womöglich mit dem Finger, möglichste Vermeidung der
stumpfen Curette; die scharfe Curette ist unbedingt wegen
der Gefahr der Perforation und der Verschleppung von In-
fektionskeimen in die Lymph- und Blutbahnen der Uterus-
wand zu verwerfen.
Bei Spätblutungen im Wocl^enbett bei bereits ge-
schlossenem Zervikalkanal vorsichtige Dilatation und Gurette-
ment mit stumpfer Curette. Möglichkeit eines Chorioepi-
thelioms! Genaue Untersuchung der curettierten Massen;
bei positivem Befunde Totalexstirpation des Uterus.
Bürger.
Broachialkatarrh der Kinder. Akut. Pro-
phylaxe: Kinder nicht küssen; jeden Schnupfen als Krankheit
strenge pflegen; keine unsinnigen Abhärtungen vornehmen;
den Verkehr mit katarrhalisch Erkrankten verhüten; Staub
und starke Zugluft vermeiden; im Winter nicht die Wob-
nungen überheizen, dabei zu trockene Luft vermeiden (Be-
feuchtungsvorrichtungen), Gebrauch von Kachelöfen, deren
Öffnungen nachts geschlossen sein müssen, wenn nicht geheizt
wird. Sonnige Kinderzimmer (nach Südosten) nicht im Par-
terre, nicht in einem Neubau; keine Teppiche oder wollene
Vorhänge etc., keine lebenden Tiere etc.
Therapie: Bettruhe, Untersuchung des Sekretes ; bei In-
fluenza Salipyrin oder Aspirin (0,1 — 0,25 Sstündlich, bis leichtes
Schwitzen eintritt), sonst Lindenblüten- oder Hollundertee.
Nur bei starkem Hustenreiz Codein (u. zw. bei Kindern unter
2 Jahren 0,005—0,01 in 100 Aq. kaffeelöffelweise stündlich,
bis starker Hustenreiz nachläßt; bei größeren Kindern 0,01
bis 0,02 Codein in Pulver 5 — östündlich). Verdampfen von
Kamillentee (eventuell Inhalieren von Kamillendämpfen). Bei
Fieber über 39° C (im After) Einpackung des Thorax mit
in 20gradigem (R) Wasser getränkten Tüchern, welche
Einpackungen nach 2 Stunden erneuert werden, wenn keine
Beruhigung eintritt.
Bei zähem Rasseln Selters- oder Emserwasser (warm,
mit oder ohne Milch, nach Belieben des Kindes), eventuell
BRONCHIALKATABßH ETO. — BRONCHITIDEN ETC. 31
Liquor, ammon. anis. gtt. X in 100,0 Aq. stündlich teelöffel-
weise, bis sich Lockerang zeigt; höchst selten Apomorphin
0,005 — 0,01 : 100,0 Aq. Sonst keine Medikamente , da sie
leicht Appetit and Verdauung beeinträchtigen, höchstens
nach einigen Tagen ein leichtes Abführmittel (Magnesia,
Purgen, Pulv. liquirit. comp. u. dgl.) d«8 verschluckten Se-
kretes wegen. Aufstebenlassen erst, wenn mindestens 2 fieber-
freie Tage waren. Ausgehenlassen luich weiteren . 2 Tagen,
wenn schöne Witterung ist. Strenge Überwachung noch sechs
Wochen lang. Vorzüglich ist Aufsuchen eines Höhenortes
(über 1000 t») , außer im Frühjahre. Jedenfalls ist es gut,
die nächsten 6 Wochen in einer gesunden Gegend zu ver-
bringen, wo keine Niederschläge, scharfe Winde oder Staub-
entwicklung ist. Desgleichen sind Schule etc. so länge als
möglich zu vermeiden.
Chronisch. Prophylaxe: Strenge Überwachung des
Bandes nach einer akuten Bronchitis, Sekretuntersuchung.
Therapie: Bei einfachem Katarrh Verhalten wie oben
in Rekonvaleszenz, so lange als der chronische Katarrh an-
hält, daher auch Schulbesuch ausgeschlossen. Bei noch vor-
handenen Influenzabasdllen Eucalyptol 3mal täglich 3 bis
10 Tropfen in 1 Likörglas Zuckerwasser (je nach Alter des
Kindes) und Aufenthalt in Höhenluft. Wenn Tuberkelbazillen
vorhanden oder wenn die Pir quetsche Ptobe Tuberkulose
nachweist, dann mindestens 2 Jahre lang die Großstadt meiden.
Im Winter oder Hochsommer Höhenort (St. Moritz, Tatra etc.),
im Frühjahr und Herbst südliches Klima, Meer, am besten
auf Schiff oder einer Insel. Kräftige Nahrung, Luft, Lieht.
Intern Kollargolpillen k 0,01 (Bmal tägUch 1—4 Stück;
Vorsicht wegen Argyrie) und bei sehlec^htem Appetit Nux
vomica oder Kreosot (Kreosot, Rhum, optim. aa. 1,0, Tct.
Gentian. 20,0, 3mal täglich 5 — 10 Tropfen in V2 Weinglas
Zuckerwasser). F r 0 n z.
Bronchitiden des Kindesalten. Die Bronchitis
ist eine sehr häufige Erkrankung, welche besonders bei Er-
kältungen, krassem Witterungswechsel, Staub, Wind, abnormer
Feuchtigkeit der Luft oder der Wohnräume auftritt. Sie ist
aber auch oft eine Begleit- oder Folgeerscheinung von Er-
krankungen der Nase und des Rachens; ferner sind rachiti-
32 BRONCHITIDEN DES KINDESALTERS.
sehe aqd skrof alöse Kinder zu Bronchitiden (meist chronischer
Natur) prädisponiert. Bei den akuten Infektionskrankheiten
sind stets die Bronchien mitbeteiligt. Befällt der Katarrh die
Trachea und die Hauptbronchien, so ist dies die leichteste
Form der Bronchitis, die sog. Tracheobronchitis. Kommt
es zur Affektion der kleineren und kleinsten Bronchialver-
zweignngen, sprechen wir von Bronchiolitis (Bronchitis
capillaris). Besonders häufig bei kleinen Kindern, prognostisch
ungünstig!
Zu Beginn der B. gewöhnlich Fieber. Diaphorese an-
gezeigt. Zu Schwitzkuren bei älteren Kindern empfehlenswert:
Mineralwässer (Gleichenberger, Selters, Emser), femer schweiße
treibende Teesorten (Flor, tiliae, sambuci aurant., spec. pecto-
rales) mit etwas Alkoholzusatz, heiße Limonade; am besten
gibt man dem Kinde eines der erwähnten Mittel mit Zusatz
von Aspirin, Natr. salicylic. , Salipyrin, Salol (soviel Dezi-
gramme, als das Kind Jahre zählt) und einen fest anliegen-
den Dnnstumschlag und läßt es dann 8 Stunden schwitzen.
Hierauf wischt man das Kind mit etwas verdünntem Essig-
wasser oder verdünntem Franzbranntwein ab und legt es, mit
vorgewärmter frischer Wäsche bekleidet, in ein ebenfalls gut
temperiertes zweites Bett. Bei besonders hohem Fieber emp-
fehlenswert: 1/4 — VgSttiödige Einpackangen oder 2 — 3mal
tägliche warme Bäder mit kühlen Übergießungen und nach-
folgender Einpackung.
Als Mittel zum Lösen des Sekretes außer der Diaphorese
die usuellen Expectorantia: Inf. Ipecacuanhae (0,15 bis
0,30 : 100), Inf. Polyg. Senegae (3,0—5,0—10,0 : 100),
Decoct. Chinae oder Althaeae mit Zusätzen von Liq. ammon.
anis. oder Natr. bicarbon., z. B. :
Rp. Inf. rad. Ipecacuanhae e 0,30 : 80
Liq. ammonii anisati gtis. XV.
Syrup. althaeae 20,0.
DS. Sstündlich 1 Kinderlöffel.
Bei besonders zähem Schleim (und guter Herzkraft):
Rp. Apomorphini 0,01—0,02
Aquae destülatae 100,0
Acidi muriatici diluti gtts. V.
DS. Stündlich 1 Kinderldffeh
BRONCHITIDEN DES KINDESALTERS. 33
Gegen den oft äußerst quälenden Hustenreiz Narkotika,
entweder in schleimigen Vehikeln oder in Verbindung mit
obigen Expektorantien, z. B. Codein. phosphor. oder muriatic,
von bmg — leg pro dosi, je nach dem Alter (4 — 12 Jahre);
Morphin, mur. 0,001 pro dosi dreimal täglich (Kinder über
drei Jahre); Dionin um 1mg mehr als Morphin; Tinctur.
opii 2 — 10 Tropfen pro die nach dem Alter des Kindes
oder Pulvis Doveri 0,01 — 0,02 pro dosi und Jahr des Kindes
oder Aq. laurocerasi, zweimal soviel Tropfen pro dosi, als
das Kind Jahre alt ist ; z. B. :
Rp. Inf. Polygalae Senegae oder Rp. Morphini muriatici Ofll
5,0:90,0 Mixturcte gummasae 80,0
Natr. hicarbonic, 0,5 Syrup. Senegae 20,0,
Codeini phosphorici 0,05 DS. 3mal tägl. 1 Kinderlöffel.
Syrup. simpl. 10,0.
DS. Sstündlich 1 Kinderlöffel.
Rp. Dionini 0,10
Aquae laurocerciai 10,0.
DS, 3—4mal täglich 5 Tropfen.
Bei Bronchiolitis keine Narkotika!
Wichtiger als alle Medikamente ist Sorge für reichliche
Lüftung des Krankenzimmers (drei- bis viermal täglich öffnen
der Fenster), Erzeugung von Feuchtigkeit durch Aufhängen
von nassen Tüchern (Inhalationsapparate). Während des Fiebers
Bettruhe, bei kleinen Kindern wegen der Gefahr der Lobulär-
pneumonien häufiger Lagewechsel, Sorge für leichten Stuhl
durch schwache Abführmittel oder Klysmen. Diät: Anfangs
(bei Fieber) leichte flüssige Kost, später äußerst kräftige und
reichliche Nahrung (Fett, Eier, Butter, Aspik, Gelees). Bei
Schwächezuständen Chaudeau und etwas Alkohol empfehlens-
wert! Bei Kollaps kleiner Kinder 1 — 2mal täglich Senf bäder
(eine Handvoll Senfmehl kräftig in das warme Bad ausdrücken)
oder Senf wasserein Wicklungen. Man verrührt ca. i/g kg Senf-
mehl mit einem Vs ^ warmen Wasser bis zum Aufsteigen des
scharfen Geruches in einer Schüssel, taucht dann ein großes
Leintuch in dieses Senfwasser ein, windet es aus, wickelt
das Kind ein und gibt eine wollene Decke darüber. Nach
einer Viertelstunde wäscht man das Kind mit warmem Wasser
ab und hüllt es in einen in laues Wasser getauchten Wickel
F e 1 1 n e r , Therapie der Wiener Spezialärzte. 3
34 BRONCfllTIÖBN D. KINDESALTERS. — BBOKCHITIS.
bis zur Schweifibildaüg (ea* 2 Btttnden). Bei seMir hohem Fieber
«etet mAü den Patient^ in ein Warmes &ttd mit kalten Über-
gießnngen. (Voi'ttbei'gehende Beharläehröte def Hättt.) Ferner
Kampfer als Emttlsion 0,5 : 100, 1— 28tüttölieh 1 Kaifeelöffel
oder 1,0:10,0 pro injeoUönd ödel»
Rj». öaniph&rae tritae O^Oö
Aeid. benaoit. 0^03
Puiv. güttim. 0,SO,
Dentur tal, doees Nr. X
DS. 2Hündli€h 1 Pulver,
Bei chronischem Bronchialkatarrh ist Laftveränderang :
'warmes Waldklima (Mittelgebirge) oder Seeklima (Grado,
Abbazia, Lnssinpiccolo, Porto Rose, Brioni) dringendst anzu-
raten, da auf Hebung des Allgemeinbefindens wegen der
imminenten Gefahr der Taberknlose besonders Gewicht gelegt
werden muß. Prfthwald.
Bronchitis. Prophylaxe: Vermeidung von Staub
und Rauch in Beruf und Sport, insbesondere wenn schon
leiehte Katarrhe bestehen, bei re^idiriei'endet' und chronischer
Bt'onehitlls. In Fabriken und 6ewei*ben mit Stahbentwicklting
Eindämtiidng der Staubinhalation durch tei^nische Vorkeh-
rungen (staubdichter Abschluß der Trommeln, Mühleii ütid
MQhlgftAge, Absaügung durch Exhaustoren voh Maschinen
und Arbeitstischen, Befeuchtung des bearbeiteten MateHals,
Tragen von Respiratoren bei vorübergehender unvermeidbarer
Staubentwicklung). Sorge für Freihaltnng der Nasenatmung
durch Beseitigung hypertrophischer Schwellkörper der Muscheln,
stenosierender Anomalien des Septums, hypertrophischer Rachen-
und ÖÄümentonsillen. Überhaupt Ist in jedem Falle von
reridlVieretider Bronchitis genauestens Nase^ Näsehrachenraum
und Nebenhöhle zu untersuchen, da viele Fälle ihren Ursprung
in latenten Erkrankungen dieser Ol^ane haben öder von
Solchen Vorgetäuscht werden. Abhärtung durch Hydrotherapie
bei jungen Leuten (Abwaschungen, Übergießungen, Abrei-
bungen, Duschen, Fluß- und Seebäder). Vermeidung von
Et^kältüngen bei älteren Leuten dütch Wotlwääche, Netsleibchen,
Galoschen, gleichinäßige Teinperieruhg aller Zimmer (Oasöfen
BßOKCaiTIS. 35
in Klosetts ütid VoJraiiümer). Wer mit InflüenBa- oder Grippe-
kranken za tan hat, wasche iBich nicht hur vor dem Essen,
sondern auch vor dem BchneüSfi^n.
Therapie: Bei akutel* ftebei*hafter Bronchitis
Bettruhe. Auch alte Leute macheü davon keine Ausnahme,
doch setze man siö läglich einige Zdt in einen Lehnsessel.
Bei gttt^m SBdtüÄd des Herz6hs diftphoretii^ch^S Verfahren mit
Elöpäekbngen (ttit^ht üh^t Gebühr attaeüdehüeh) und Trinken
heißen Lindenblüten-, Holländer- oder Eibischtetss. Bei trocke-
nem Hüsteil Entwicklung ton WäÄserdämßfeti im Zttomer,
aai befetöti dtti*ch Vördaiüpfuüg iti gi^oBeh Töpfen Über
Spirituskochei'n ^eiü deüatüHerter SpiHtüBl). Ihhalatidü töü
alkalisieheh Leitungen mittelst des Siegleschen Apparates:
Bp. Ifatr. Moral.,
Katr. tncarbonic, €w. i,50
Aq. laurocerasi 10,00
Äq. fontia 287,0.
MD Si Inhalation.
Ge^n den heftigen Hasteufdis iil der ersten Hälfte der
Nacht eine heiße Kl^tusbihde (ttieht «n engl)) dirüber Flanell-
oder Trikiotlfiibchenk Am frühen Morgen aür Expektoraitioti
des itioi Schlaf« atigesammelten Sekrets heißes Getränk: Bibisch-
tee, Brusttee, Carrageen, SelterswasBi^ oder Gleioheaberget*
Johannisquelle mit Milch. Tagsüber EiimlBio amygdalinä
stündL 1 Eaffe«toifeL Bdfort reichliche Stuhleulle^rung herbei-
führen durch Glyterin- dder Olklysma^ Pulv. liqttirit. compositus,
Bt. Germain tee, Tee Chambard^ Tamarinden- oder Sagrada-
PasüUen etc^ Narkotika nur gatiK ausnahmsweise^ bei Hernien,
bei Schwatigerett ) bei alten, eln)[)findlichtdti oder launischen
Leuten. Dauii nicht iü Pulvern, sohdern in Losung, alle
2 Stunden 1 Eßlöffel.
Bei Bähem S^^ret mit mühsamer Sxj^ekturation, Pfeifen
und SchAmireii ein SxpektoraAs, das bei älteren Lettten, bei
Kyphoskoliose y pleüritiscfaen Schwarten etc. von Anfang an
mit einem Kardiakum kombiniert wird. Zusats von Jodalkalten
zur Verdüssig^ng des Sekretes aweckiBäfiig, doch stets zuerst
nnr kleine Do«ls wegen nlöglicher Idiosynkrasie:
3*
36 BRONCHITIS.
Rp. Decoct. rad. polygalae senegae e 10^0
adaq.fontü 160 fi
Adde Tr. strophanti 1,0
Natr. jodat. 0,10
Syrup. rub, id. 28,0.
MDS. Stündi. 1 Eßlöffel
Am nächsten Tage Erhöhung des Jodnatriumzusatzes auf
1,0, wenn keine Intoleranz. Außerdem Prießnitzumschläge
und Kreuzbinden.
Bei kapillärer Bronchitis heißes Bad mit sehr rasch ausge-
führten kalten Übergießungen der Brust- oder der Nacken-
gegend aus kleinen Krügen. Sauerstoffinhalation.
Bei eitrigem Auswurfe Inhalationen von Terpentinöl mit
Ol. pini pnmilionis oder Ol. juniperi.
Bei längerer Dauer des Prozesses oder langsamer
Rekonvaleszenz Teilwaschungen mit IS^B, früh und abends,
auch mit Essig oder Alkohol. Bei pneumonischen Herden
siehe das entspr. Kapitel.
Chronische Bronchitis ist fast nie primärer Natur,
sondern beruht auf klinisch nicht nachweisbaren Bronchiek-
tasien oder auf Lungenzirrhose, pleuritischen Schwarten,
Thoraxmißbildnngen, Herzkrankheiten, chronischer Nephritis,
Potatorium, Tabak, insbesondere Zigarettenranchen , Staub-
beruf (auch die Fabrikanten leiden darunter!), rezidivierenden
Nasenpolypen, alten Naseneiterungen usw. Daher womöglich
Behandlung des Grundleidens.
; ; Bei manchen Fällen von Emphysem besser keine ^Lungen-
tbß^^pie^, sondern Behandlung des Herzmuskels: Ruhe- und
KiHbkmv GOg-Bäder, zeitweise Digitalis, Strophantns, Theo-
brominpräparate, Nauheim, Franzensbad.
Alle Patienten mit chronischer Bronchitis fühlen sich nach
reichlicher Entleerung des Sekretes am wohlsten. Daher früh-
morgens heißes Getränk (s.oben), Unterstützung der Expek-
toration durch Gurgeln mit Decoct. Senegae oder Decoct Quillajae.
Bei zähem. Sekret intern Decoct. Senegae mit Jodnatrium
oder Jodnatrium allein durch längere Zeit. (Ipecacuanha hat
kumulierende Wirkung und erzeugt Erbrechen nach mehr-
facher Wiederholung.) .
Bei eitrigem Sekret systematische Sanerstoffinhalätion mit
vorgeschalteter Waschflasche, die Wasser und Ol. terebinthinae
BRONCHITIS. — CAPUT OBSTIPüM. 37
(mit aromatischem öl als Gernchskorrigens) enthält. Innere
Darreichung von Balsamicis, am besten:
Rp. Terpenfinhydrat 1,0
Extr. tarcucad q: 8.
ut f. pilulae vigintL
S. 3^9 Pillen täglich.
Bei sehr heftigem Hustenreiz Zusatz von 0,10 Codein.
hydrochloric. zur Pillenmasse. Bei sehr reichlichem dünnen
Sekret wirkt Opium sekretionsbeschränkend. Abwechslung zwi-
schen austrocknenden und sekretionsfördernden Maßnahmen oft
sehr zweckmäßig. Systematische Inhalationskuren mit dem
Bu Hing- Apparat oder zerstäubter Sole in besonderen Inhala-
torien.
Wichtigste Theraifie der chronischen Bronchitis ist reine
Luft und Sonne. Kurorte sind: Hyöres, Cannes, Beaulieu,
Nizza (die höher gelegenen Teile sind vollkommen staubfrei),
Mentone, San Remo; die oberitalienischen Seen; Abbazia,
Sistiana, Ragusa; Meran (namentlich im Frühjahr); Reichen-
hall, Gleiohenberg, Luhatschowitz; Ems, Kissingen, die Ost-
Seebäder; Baden und Vöslau bei Wien; im Winter der Semme-
ring, Grindelwald, Adelboden; Ägypten (sehr trocken).
M. Sternberg.
• , , c:
Caput obstipnHly Schiefhals. Bei rheumatischem
Schiefhals Prießnitzumschläge , Massage , aktive , passive
und Widerstandsbewegungen. Bei Schief hals nach schmerz-
haften Drüsenschwellungen Umschläge. Differentialdiagnose
gegen Spondylitis cervicalis! Bei C. o. osseum (Spondylitis
cervicalis) Unterstützung des Kopfes durch eine Gips-, Leder-
krawatte oder H essin gscheExtensionsvorrichtung, am besten
in Verbindung mit einem Stützkorsett.
Beim traumatischen muskulären Schiefhals in
leichteren Fällen Korrektur der Deformität durch redressierende
Manipulationen, eventuell unblutige Dehnung des Kopfnickers
in Narkose, dann Verband in tiberkorrigierter Stellung, später
Halskrawatte. Bei größerer Verkürzung offene Durch-
schneidung des Kopf nickers 'und all^r sich spannenden Weich-
teile entweder am Ansatz von Stemum und Clavicula oder
98 CAPUT OBSTIPÜM. — CARCINOMA ÄBCTI.
am Proceai, mustoidepa ; hierauf Yerband iu ftberkamgierter
Stellung (8 c h a n z scher Wattererband). Naehbehandlimg mittelst
Massage und Gymnastik , iSo^pengion auf schiefer Ebene mit
Schiefstellung des Kopfes, Seltaii ist plastische Ver-
längerung oder partieUe {2x$tirpation des Eopfnickers
und der verkürzten Weicbteile nötig. Haudek.
Oaroinoma mammae. Therapie: Exstirpatlen der
ganzen Mammae samt dem Musculus peetoral., dessen sternal-
klaviknlare Portion bisweilen belassen werden darf, stets Aus-
räumung der ganzen Achselhöhle^ unter Umständen auch der
Supraklavikulargrube. Versieht in der Prognose bei supra-
klavikularen Drüsen; prognostisch ungünstig die Karzinome
im inneren oberen Quadranten der Mammae.
Inoperabel: 1. Das Carcinoma lenticulare — neben dem
Tumor der Mamma in der Haut zerstreute, linsengroDe, harte
Knötchen.
2. Infiltrierende Form des Oarcinema — Cancer en
cuirasse. Die Haut der Brust und Umgebung in mehr oder
minder ausgedehntem MaSe in härtliche, lederartige Platten um-
gewandelt.
3. Metastasen. Kneehen, insbesondere Wirbelsäule — :
Schmerzen wie bei Caries, schwinden aber auch in der Ruhe-
lage in der Regel nicht, höchat selten Auftreten einer Ky-
phose — , bei Becken- und langen Röhrenknochen Auftreibung,
Druckempfindlichkeit, Spont^nfraktur^a, Srgpi^ ip die Pleura-
höhle. Vergrößerung der Leber etc.
4. Avß knöchernen Thorax fixiertes Oarciiioma gewöhnlich
inoperabel, weil fast stets Metastasen nachweisbar.
5. Sehr ausgedehnte suprakla^iknlare Drüsenmetastasen.
ßei inoperablem Carcinoma Arsenkur, eventuell Röntgen-
bestrahlung, gegen Schmerzen mit Morphiniojektionen nicht
sparen! Kühle Verbände mit essigsaurer Tonerde werden
am besten yertragen un^ verhüten am ehesten Infektionen
bei fortschreitenden) Zerfs^ll des Nepplasniias. Bei starker
Jauchupg der exnlzerierten Tumoren ein Desodorans, z. 3.
Gipsteer, Gluto], bei Blutungen Kauterisation, wepn die Tampo-
nade allein nicht hilft. Gnead£^.
CaroiBOina reotL Die vorgeschrittene Operations-
teehnik gestattet selbst große und hochsitzende Geaehwülste
CARCINOMA ÄSOTI. — CARCINOMA YENTEICÜLI. 39
grflndUph, oh«^ übermäßige lieb©ö8ge|»hr (5^-2 5 Vo) w ©»t-
fernep. Inoperabel wird di^ Oeaehwalst, wenn sie auf die
Bli^e übergreift (gMrimg der Blaseoentleernng, Abgang vw
Darmgasen und Btolil mit dem Haroe) oder die retroperito-^
nealen Drüben infiltriert- Solange sie sich mit dem in ilire
Liebtwg eii^gefttbrten Finger a«{- nad ftbbewegen läßt^ gilt
sie als operabel^ md »war aneb dsvnn, wean ihr aher^r Rm&d
nieht erreicht werden k^^nn. Infiltration der hinteren Vaginiil-
wand )«t keia Grmnd gegen die Operation,
Di^ Operation wird in Narkose oder Lnmbalanästhesie
nach Resektion des Steißbeines oder eines Stückes vom Kreuz*
beine gemacht. Incontinentia alvi muß, wenn das Karzinom
3 oder mehr Zentimeter über dem After beginnt, durch die
Operation nicht hervorgerufen werden, w«il man dann rese-
zieren und den Sphinkter, wenn auch geschwächt, erhalten
kann. Meist bleibt aber durch Monate eine feine Kotfistel m
der Krenabejngegend zurUek. Mehrjährige Heilungen sind beim
Rektumkarzinom hiufig. Der Verlust des Steißbeines oder Kreuz-
beinstückes ist selbst für den (xebnrtsmechanismiis belanglos,
Ist das Karzinom inoperabel und setzt es andauernde
Stuhlveirstopfung mit größeren Beschwerden, sa führt man
die Kolotomie aus. Die Operation kann nnter Umständen
auch in Lokalanästhesie oder in Lumbalanästhesie gemacht
werden. I>er Stuhl tritt dann ausschließlich oder größten-
teils aus der am Bauche angelegten Fistel aus. In vi^en
Fällen wird ein so regelmäßiger Stuhlgang erzielt, daß die
Fistel wenig belästigt. Die DaimsoUeimhaut fällt aus der
Fistel öfte^ vor, so daß Binden oder Pelotten getragen
werden müssen. Ewald.
CarCWOma veBtrienli. Dia chirurgische Theraiue
des Magenkarzinoms kann eine radikale oder nur palliative sein.
Erstere — das Idealverfahren — strebt die Entfernung alles
krankhaften Gewebes an, letztere stellt sieh die Aufgabe,
unter gewissen Bedingungen bei Belassung des Karzinoms solche
Verhältnisse zu sehaffeu, daß zum mindesten der ganze Darm-
trakt zur Verarbeitung der Nahrung ausgenützt werden kann.
Diese Bedingungen sind aber gegeben von der Form und
dem Sitze des Karzinoms, je nachdem es den kardialen Teil,
die Gegend der kleinen Kurvatur oder den pylorischen
40 CARCINOMA VENTKICULI.
Teil des Magens befällt. Kommt es im letzteren Falle zur
Stenofiierang des Pylorns und Dilatation und motorischer In-
suffizienz, so besteht das palliative Verfahren in der Her-
stellung einer Kommunikation zwischen Magen und Darm —
Gastroenterostomie. Btrikturiert das Karzinom hingegen die
Kardia allein, so muß man sich mit einer Magenfistel - —
Gastrostomie — behelfen, während die Jejnnostomie in jenen
seltenen Fällen von infiltrierendem Mag«nkarzinom in Betracht
kommen kann, bei denen zwar der Magen die Speisen in
den Darm weiter zu bringen vermag, jedoch die Nahrungs-
aufnahme allein mit großen Schmerzen verbunden ist.
Die Indikation zur unbedingten chirurgischen Inter-
vention ist gegeben bei allen striktürierenden Formen des
Karzinoms, auch wenn keine Geschwulst gefühlt werden kann.
Die Operation besteht zunächst immer in einer Probelaparo-^
tomie, weil die Entscheidung, ob Resektion oder palliatives
Verfahren, erst bei genauester Inspektion des Tumors und
seiner Verbreiterung in der eröffneten Bauchhöhle möglich ist.
Fehlen Stenosenerscheinungen, tastet man aber deutlich einen
Tumor, so wird man sich zur Probeinzision nur dann ent-
schließen, wenn Aussicht auf radikale Entfernung des Kar-
zinoms vorhanden ist, das heißt bei freier, guter Verschieb-
lichkeit der Geschwulst und nicht nachweisbaren Metastasen —
Leber, Ascites, Netz - Peritonealmetastasen (Rektalunter-
suchung!) , retroperitoneale Drüsen, supraklavikulare Drüsen.
Fehlt auch der Tumor und stützt sich die Diagnose eines
Magenkarzinoms nur auf Magenbeschwerden, die chemische
Untersuchung des Mageninhaltes und die rasche Abnahme
des Körpergewichtes, so kann man nur in jenen Fällen eine
Probelaparotomie vornehmen, bei denen die Kachexie nicht
zu weit fortgeschritten ist. Diese Fälle sind jedoch in der
Regel für eine chirurgische Therapie ganz aussichtslos, weil
für die einzig in Frage kommende Radikaloperation das
Karzinom stets zu weit gediehen ist.
Bei Tumoren in der Pylorusgegend mit und ohne
Stenosen besch werden denke man stets auch an die Möglichkeit
von entzündlichen Prozessen , Ulcus ventriculi , Pericholecy-
stitis, ferner Vergrößerungen der Gallenblase durch Tumior
oder Steine , Pankreas-Kolon-Netzgeschwülste , Wanderniere.
Gnesda.
CARDIOPALMÜS. 41
CardiOpalmuS, Herzklopfen (Palpitationen).
BerücksichtigüDg der ursächlichen Grundkrankheit. Behandlung
der Erkrankungen des Herzens und der Gefäße (Klappen-
fehler und Erkrankungen des Myokards, Arteriosklerose, Aneu-
rysmen). Behandlung etwaiger Lungen-, Mediastinal- und Unter-
leibserkrankungen (beginnende Lungentuberkulose , Gallen-,
Nierensteine). Behandlung konstitutioneller Erkrankungen:
Anämie, Plethora, Fettleibigkeit, uratische Diathese. Behand-
lung der ursächlichen oder begleitenden Nervenerkrankungen
(Gehim-Rückenmarksleiden, Erkrankungen peripherer Nerven,
Druck auf den N. vagus durch Tumoren am Halse oder in
der Brusthöhle, Psychosen, Neurasthenie, Hysterie, Nervosität,
Morb. Basedow.) Behandlung der Menstruationsstörungen und
etwaiger Genitalleiden, Masturbation, Ooitus interrnptus, Ex-
zesse in venere. Verhütung und Behandlung ursächlicher Gift-
wirkung (Tabak, Kaffee, Alkoholika, Tee etc., Wurmleiden,
Magendarmstörungen, chronische Obstipation). Hämorrhoidale
Blutungen. Regelung der Ernährung und Lebensweise. Ver-
meidung übertriebener, z. B. sportlicher körperlicher Anstren-
gungen (Radfahren, Tennis, Ski, Bergtouren etc.) und an-
spannender Erregungen des Geistes und Gemütes, Sorge für
regelmäßige Stuhlentleerung und ausreichenden Schlaf.
Behandlung des Anfalls durch körperliche und
geistige Ruhe, oft in horizontaler oder sonst zweckentsl)re-
chender, z. B. halbsitzender, gut unterstützter oder aufrechter
Körperstellung. (Mitunter geringe Muskel bewegun gen gestattet.)
Lokale Kälteapplikation in der Herzgegend (vgl. physik. Ther.) :
Eisbeutel, Kühlapparate, Kühlkissen, Kühlschläuche, -blasen,
-flaschen, kalte Umschläge, mitunter Prießnitzumschläge dien-
licher. Bei schwerer Degeneration des Myokards sind Schläuche
mit durchfließendem, warmem Wasser (nach H eitler) zu ver-
suchen.
Bei gestörter Kompensation Cardiaca (Digitalis,
Strophantus, Koffein, Theobromin. natriosalicylic. , Digalen,
Digitalis-Dialysate Golaz, Strophantin u. a.), Herzstützen (nach
Abböe u. a.), außerhalb der Anfälle Kohlensäurebäder bei
leichteren Graden der Kreislaufstörung. Bei Herzschwäche
Excitantia (Koffein, Kampfer, Baldrianpräparate u. a.). Ab-
reiben der Haut mit Äther, Spiritus aethereus, Franzbrannt-
wein, Essig, Senfteige auf Brust und Waden, warme Hand-
42 CARPIOPALMÜS.
bftder mit reizenden Zualtsen^ heifie AhfeibQ99?A) cter Unter-
arme und üaterschenkel (vgL ptiyeik. Ther.).
Bei vollständig kompensierten Fehlem Umaolililge
mit Essigwaaaer, Alkobolum^ehllge (50^0 ^^^ diuHber); Men-
tbolspiritns 1 : 50. Einreibung mit CÜoroformöl (10^/q),
Spiritus campboratus, Bpiritns Binapi^.
Bei Herz- und Gelafineurdsen (Bomberg) Behimd-
luug der Neurose dureh leicbte methodisobe gymqiistiscbe
Übungen (Förderungs- oder Pendelbewegungen, Herz, Zander,
ygl. physik. Ther*)? iQäßigey aUm^Ueh gesteigerte Bewegung
im Freien, Terrainkuren in Sanatorien > in waldigen Gegen-
den mittlerer Höhe (80Q— lOOQm), indifferente und Koch-
8alirt;hermen, milde Teil- oder Ganzwaschungen, Fuß-, Hand-,
Sit»- und HalbbMer (35® — äO^C). Zusatz einer Abk:ochuug yon
Flor. GhamomilL, Weiaenkleie, Malz (1 — 2 Pf.), Ficbtennadel-
extrakt, Spec. aromat. 250 — 500^, Heublumen u. dgl, zu
Waschungen oder. Bädern; später kräftigere hydrotber« Mafi*
nahmen, elektrisobes Vierzellenbad (Schnee), Wecbselstrem-
bäder, leicbte Yibrationsmaasage des Rückens und der Extre-
mitäten (vgl. pbysik. Ther.). Galyanisatiou des Vagus. Medik.
Bisen, Eisenquellen, Arsen, Kakodylpräparate, Atoxyl, Arsen-
eisenwässer, Brom, Baldrian, Ohinapräparate. Digitalis und
Strophantus nur vorübergehend bei Bedarf. Versuch mit Anti-
neuralgika gestattet (Phenaeetin, Aspirin etc.). Morph, int. und
subk. als ultima ratio und mit großer Vorsicht; ebenso andere
Narkotika. (Extr. Beilad. und ^tr, Cann. ind. v. Bauer vor-
sichtig.) Im Aufalle Gocaini 0,01 — 0,02 D. Rosenbach
int., zu längerem Gebrauche Ergotin 0,05, 3 — 6 Pill. tgl.
A. Bosenbaeh.
Bp. Tinet. Valerian., oder Rp. Tinet. nervinotanic.
Spirit. Äether. Hog- Beaiusekeffii 20,0.
mann aa. 5,0, S. 2—3mal täglich 10 bis
S. 3mal täglich 10 bis 20 Tropfen auf Zucker,
20 Triefen. in Wein.
Ep. Jnfus. rad, Valerian. Rp. Sad. VäUrian. 15,0
e 15,0 ad 180,0 Flor. Aurant.,
Aetkeria acetie. 1,0 Foh Menth, piper.
Sgrup. Menth, 20,0. aa.10,0.
S. 28tündHch lEßläffel. 8. Tee. Früh und abends
1 Kaffeelöffel auf eine Tasse.
CARDIOPALMÜS. — OATABBHUa INTESTINALIS.
43
Bp. Solut. or^enic. F^ler. 3,Q oder
Tif^i, Auraniii ßa. tOfi,
S, änml täglich 10 Tmp/en.
Hp. Hßfn^ip, 0^0
Sßcehßri 0,40.
Mfp, 4m*. *€a. tha. iVr. XIJ
in cap», ßi»yUc.
8, Täglich ^ Pitlpcr z^ nehmen.
Bp. Nairii hromuH 6,Q
Atnmcm. hntmuH 4,ö
M. eapaoiigf.f.p, div. in do9, Nr* X
Z>. in ch^rt. eer^U
S, Früh und ßhcnd9 1 Pulver in
WaascTf nach dem Faeen,
Bp. Sffrnp, ÜQlae tompoi.
Meli lagen, magn.
S. 3mal tagl. 1 Kaffeetafel
nach der Mahl(pe%t.
Bp. Chinin. hydraMoric l,SiO
Pnlv.flaved, eart. Aurant. tfi,
Miete f. pulv. div* in p. ae^. X.
Z>. in Caps, an^yiac.
S. 2mal täglich 1 Pulver.
Bp. Ex$. Oannah, inäie. 0,12
Ohin. muriatU, 0,60
Post PaulUn. eorb. 2,0.
M^. div. in das aeq. VI.
D. ad Caps, amplae.
8. 2 Pulver tägl. zu nehmen.
Bp. Vahdal. eampherat. 10,0.
8. 10^ U Tropfen auf
Zueher oder in Wein,
2—3mal iäglieh.
Bp. S^lut. ar». FoHfUri5,0
Tinct. fprri pomati 10,0.
$1, 3mal täglieh ö bie
iO Trafen, nach den
Mahi^ien.
^p. Nafrii hydrokrom. ifi
Mixt, gummaa. ^80,0
Aqu. Ißuroceras. 3,0
StfTup. Aurant. 15,0.
8, ^stantmch 1 ^ßWel in
Waeeer, nach der Mahl-
zeit.
Bp. -Bröin^f». 10\ 100,0
2'-3mal tägl. 1 Kaffeelöffel
in wanoker Milch.
Bp. PiM. Bromleeiihin
Agfa 0,10. Nr. XXK.
S. Stnal tägl. 2 Pillen.
Bp. Wnin. hy4ro-
hnmie. 0,60
Sacehari 2,0.
M.f. div. in dos. aeq. VI.
ad capa. amylac.
8. 2 Pulver tägl. zu nehmen.
Bp. Tinct. eem. Strophant.,
Tinct. Valerian. aa. 5,0.
8. 3mal täglich 10 Tropfen.
Bp. Bemynal 0,25.
D. t. do8. in eapa. gelat. ad
aeat. orig. Nr. XXV.
8. 3mal täglich 1-^3 Perlen,
eteigend (nach dem Eaaen).
M. Weinberger.
Oatarrhiui inttstilialif. a) acatue. Je nach der
Äti ologie (Infekte, alimentäre ÜFsaohen, toxische und medika-
mentöse Noxen, Erkältung) wird die Behandlang* der kausalen
Indikation genügen müeaen. Vermeidung der Sohädlichkeit,
44 CATARRHUS INTESTINALIS.
respektive Zessieren von Medikationen. In der Regel ist im
Beginne Evaknation angezeigt: Kalomel 0,3 — 0,5 pro
dosi einmal (wenn nach mehreren Stunden kein entsprechender
Erfolg , dann salinische Abführmittel, Senna etc. [Merkurial-
stomatitis!] oder Rizinnsöl in Gelatinekapseln k 2,0 — 3,0
mehrere Stück oder 1 — 1 V, Eßlöffel in Bierschaum emulgiert).
Keine Pnrgantia bei Sepsis, Diplokokkeninfektionen. Günstig^e
Beeinflussung der Magenverdauung durch kleine Salzsäure-
gaben (mehrmals täglich 10 — 15 Tropfen Acid. muriat. dil.)
erwünscht. Ruhe, bei Fieber Waschungen, Wickel ; bei Kolik-
schmerz Prießnitzbinde um den Leib, Kamillensäckchen, The)*mo-
phorkompressen. Gegen Tenesmus Kodein, Dionin intern
oder in Suppositorien zu 0,015 — 0,03 pro dosi mehrmals
täglich. Nur bei starken Schmerzen, profusen Diarrhöen
Opium in Pulver, Tropfen, Suppositorien.
Gegen die Diarrhöen muß nicht immer sofort eingeschritten
werden. Medikamentös empfehlen sich Bismutpräparate
(Magisterium bismuthi, Bismuthum salicyl. in Dosen zu 0,5
bis 1,0 mehrmals täglich allein oder mit Opium kombiniert.
Meist kommt man mit diätetischen Maßnahmen aus. Schonung,
möglichst wenig Nahrung zu Beginn, Vermeidung kalter oder
kohlensäurehaltiger Getränke, Zucker, Fett, Gewürze, Salz,
Milch, Obst. Empfohlen: Schleimige Suppen (Reisschleim,
Gerstenschleim, Haferschleim), russischer Tee mit Heidelbeer-
geleezusatz (ungezuckert), verdünnter Rotwein, Tee mit Rot-
wein, 3tägiger Kefir, Kakao, dünne Schokoladen mit Kognak-
zusatz. Allmählich Einschleichen mit anderer Nahrung (Zwie-
back, gedörrt , Auflauf, gesottener Fisch , Kalbsbrieshaschee,
Hühnerpüree, weichgedünsteter, gestampfter Reis.
b) C. int. chronicus: Peststellung der Ätiologie und
des Sitzes, Dünndarm- oder Dickdarmkatarrh, gastrogene
Diarrhöe, Achylie, Prüfung der Magenfunktion , der Darm-
funktion durch die Schmidt sehe Probekost, Probesptilung
des Dickdarms. Bei schlechtem Ernährungszustand und langer
Dauer Bettruhe, Spitals- oder Sanatoriumsbehandlung, körper-
liche Schonung. Hydriatische Behandlung, bei starken Diar-
rhöen besonders kühle Sitzbäder bis zu 16® R, kalte Ab-
reibungen (vasomotorische Einflüsse, nervöse Diarrhöe!). Bei
Achylia gastrica große Dosen von Salzsäure . allein oder in
Kombination mit Pepsin, Acidolpepsintabletten.
CATARBHUS INTESTINALIS. 45
Das Ernährnngsschema richtet sich nach den früher auf-
gestellten Gesichtspunkten und muß schrittweise individnalisiert
werden. Am besten nach fortlaufender Kontrolle darch die
mikroskopische Stohlnntersnchnng. (Gut kauen! Gebiß unter-
suchen !) Bei Insuffizienz der Dünndarmverdauung Vermeidung
von Fleisch, respektive Fleisch nur in Püreef orm oder Hasches,
(Taube, Haselhuhn, Huhn, Rebhuhn, Kalbfleisch, mürbes Beef-
steakfleisch), Beschränkung von Fett, besonders in schwer
schmelzbarer Form , eventuell' Pflanzenfette empfohlen, all-
mähliche Aufbesserung der Ernährung, schrittweises Vor-
wärtsgehen je nach dem Stuhlbefunde. Allmähliche Belastung
mit Fett. Bei Gärung (Insuffizienz der Kohlehydratverdauung)
dextrinisierte Mehle, Nestle, Knfeke, MellinsFood, Thein-
hardts Kindernahrung, Hartensteins Leguminosenmehl,
Knorrs und Rademanns Präparate (Reisflocken, Hafer-
flocken etc.) , gedörrten Zwieback und Toast , kein Zucker
(Saccharin), Michaelis Eichelkakao, Milch meist schädlich,
zulässig die mit Pankreas vorverdaute Milch nach Prof. Back-
haus, oder mit Zusatz von Salizylsäure, Gerstenschleim, Kümmel
oder Teeblättern (aufgekocht), Kalkwasser, Pegnin.
Bei Dünndarmkatarrh und Insuffizienz der Magenver-
dauung Pankreontabletten 3 — 6 Stück pro Tag, adstrin-
giereude Mittel, wie Tannin, Tannalbin (1,5 — 3,0 pro die),
Bismut , Bismutose , zur Bekämpfung der Darmfäulnis Ichtho-
form, Ichthalbin, Menthol, z. B. :
Rp. Pankreon 2,5
Calc.phospharie. oder earbon.,
.Bismut aubnitr, oa. 7,5
Menthol 0,5.
Ad seatul.
Ä. Mehrmals täglich y^—2 Kaffeelöffel
(Gegen Diarrhöen and Flatulenz.)
Trinkkuren: Karlsbader Wasser bei Diarrhöe heiß,
bei Verstopfung kalt, eventuell mit Salzzusatz , Marienbader,
Kissinger Wasser, Lippspringe etc.
Gemischter Katarrh, respektive besonderes Vorwalten
des Dickdarmkatarrhs, erfordert neben Trinkkuren (Kochsalz-,
Glaubersalzquellen) lokale Behandlung der Kolitis mit me-
46 CATARRH. INTE8TIN. — CATARRH. VfiNTRIC. ETC.
thodisohen SpfllntigeD. Hohe Binläafe in Küieellboftdnlagre
(heifi bei Konstipftüoii) kühl bei Diarrhöe)^ Ekkoproee. Spül-
flü8sigkeiten : (Vs'^^Vi 0 pbydioltD^ische KoGiito]zlöstiiig>y
Argentatoln (i/^— i/^o/,), Pn,tairgol (V^—i/^ •/(>), Tannin (V*
biß V2Vo)7 Kalinm und Kinctim h.ypermattganica^ (0,5 \m
1,0:1000), Albargin Höchst (0^5:1000> Bei etarkena Te-
nesmas, Sdüeimabsondel^ng gtArktemehlklysmeü (bis zu V« 0?
Decoct Salep, Eibischtee, eventuell tnit KnsAtz von einifeu
Tropfen Tel. laadahi. Bei Verwaltender Konstipation: RisinUs-
emulsion im Klysma, heifie Olidinlftiife naefatsttbek*) am Möl*gen
Kamilieninfüs mit Natrium biearbonietuni Leichte Massage
des Diekdai^m«) Moor^ tind Thermöphotkompresdeni Bei Prok-
titis and Bigtnoiditis grannlosa und üloerosa (R^to-
Romanoskopie!) lokale Y^^&tfcung (2-^5 <^/e Argent nitrieum)
(Gonorrhöe! Dysentbriel)* O. Sitt^'^*-
(akuter und chronischer Mägenkatarrh).
a) akuter Magenkatarrh. ^Prophylaxe: Vermeidung
von Schädlichkeiten quantitativer und qualitativer Art in der
Nahrungsaufnahme.
Therapie: Diät. Ganz vorzügliche Dienste leistet beim,
akuten Magenkatarl*h 24stündiges Fasten, bei hochgradiger
Anorexie, Üblichkeit und Erbrechen hat es keinen Sinn,
Nahrungsaufoahme zu forcieren. Bei heftigem Durst: Limo-
nade, säuerliche Fruchtsäfte, kMne Mengen gektihlter Säuer-
linge: Gießhübler, Büiner» Bei Wiederkehr des Naiirungsbe-
dürfoisses zunächst leichte Kost: Schleimsuppen mit Ei-
dotter angerührt, feingewiegter magrer Schinken, ganz leichte
Mehlspeisen, Kompott, erst ailmählich gehe man zur gewohnten
Ernährung übori Bei akutem Magenkatarrh nach Alkohol-
exzessen („Katzenjammer^) ist gegen den Genuß des gebräuch-
lichen „sauren Herings^ oder ähnlicher Pikanterien nichts
einzuwenden, oft leisttdl bet diesen Zuständen der Genuß eines
Glases Ghampa^id]' fttte Dienste.
Entfernung schädlichen MägeniAhlalt^s nach
G^nufl verdotTbenei" odef sonst schädliche^ Speisen, sowie bei
qüantitätivei" ÜbeHiidung: des MbgehSi Diesem Postnlat ent-
spHcht die MagenattsWaschdng.
CATAKRHüS VENTEICÜLI ACUTUS UND CHROlfcaCtJS. 47
Dort, wt) Magenanßspüluni^ nicht durchführbar, rufe iääü
Erbrechen durch Kitzeln des GaameüB itilt eiüem f^edei'bart^
Trinken lauwarmen WAseers hei^ot-, (BVtBntuell
Rp. Äpomorphini hydrochlorici 0,1
Aq. destül 10 fl.
S. ^1^—1 Spritze (bei Kindern Vs ^priiz^) sühhutan^
Bei Fortdauer des Brechreizes nach Entfernung der
schädlichen Ingesta Blekämpfnng durch Darreichung von in
Eis gekühlten Säuerlingen öder SäueWichen Fruchtsäften, Auf-
forderung an den Patienten, eine Zeitlang sehr tief und
langsam einzuatmen — teflexaääiebeiide Wirkung reichlicher
Sauerstoffzufuhr.
Gegen üblen Geschmack im Munde: Ausspülung mit
Bp. Ttt. Btnzoe»^
Ttt, Sätankim aa. 10,0
Aq.fontis 500,0.
S. MimdtooBt^.
Gegen heftiges Sodbreiineii tind säüres Aufstoßet):
Giefihübler, Bilinei-, Vichy gflasweise, femer
Rp. Natrii hicarbon.,
Magnesiae uatae aa, 25,0.
S. Meeaerspitzweise in Wasser.
Gegen länger anhältende Anorexie Amara: Tausend-
güldenkraut, Enzian, Bittertee^ insbesondere aromatische Bitter-
mittel.
HJ). Tot thinae compos., oder Ep. Tct. ätmtt'aiß 30,0
Tot. cört. laürant. aa. 25,0. Tct. nuc. voih. 10,0.
Ä Sntat täglich 15—20 Tropfen S. Smal täglich 20 Tr6pfih mit
in Wwsitr vor den Mahlzeiten. Wasser vor dm Mahlzeiten.
Auch Salzsäure leistet als Btomachikum gute Dienste,
ßp. Aeid, hydroehloric. 2,0
Aq.f&nt^ 200y0i
S. 1 Eßlöffel vor den Mahlzeiten.
bei akutetti Magetikätfetrh auftt^tende Diäi»rhöe ist zu-
nächst nittht *tt bekämpfen, weil sife der Befreiung des Ver-
dätiungstrü^tes von schädlichen Inhaltßmasseii dient; Vrenn
nach einigen t^ägeü die Diäftrhöe nocli aüdauerl, einige Tropfen
48 CATARRHÜS VENTRICÜLI ACUTUS UND CHRONICUS.
Opiamtinktor. Bei Obstipation mildere Laxantien: Seidlitz-
pulver, Tct. Rhei aquosa (einige Eßlöffel), Bitterwasser.
Bei mit hohem Fieber einhergehendem Magenkatarrh, so-
genanntem „gastrischen Fieber" : Bettrnhe, strenge Diät (ge-
kochte Milch; £i, Bouillon), Eisumschläge auf den Kopf. Von
Medikamenten sogenannte Darmantiseptika : Menthol (in Gela-
tinekapseln k 0,2 g) 3mal täglich oder:
Ep. NatHi henzoici 8,0
Aq. fontis 200,0
Succ. citri 20,0.
' S. 28tündUch 1 Eßlöffel.
oder Bismatum salicylicum (2 — 4 g pro die), beziehungsweise
Kalomel (2 Dosen ä 0,25 g). Bei Herzkollaps: heißer schwarzer
Kaffee mit Kognak oder Rum, Glühwein, Injektionen von
lO^'/oigem Kampfer — Olivenöl (1 — 3 Pravazspritzen) , Ein-
schlagen in heiße Tücher.
h) Chronischer Magenkatarrh: Allgemeine Hy-
giene des Magens (zugleich Prophylaxe). Gut und
langsam kauen — bei defektem Gebiß künstlichen Ersatz
durchführen , sorgfältige Mund- und Zahnpflege ; der Bissen
muß gründlich eingespeichelt werden, die Temperatur der
Speisen und Getränke darf weder zu hoch, noch zu niedrig
sein. Saure, scharfe, starkgewürzte, fette, massive, gärende
Speisen sind verboten, ebenso jede Überladung des Magens.
Diätotherapie: Strenge Regelmäßigkeit hinsichtlich der
Zahl und des Intervalls der Mahlzeiten, leichte Abendmahlzeit,
spätestens 3 Stunden vor dem Schlafengehen. Kräftige, dabei
leicht verdauliche Kost. Eiweiß, Fette und Kohlehydrate müssen
in leicht assimilierbarer Form gereicht werden, schematische
Verordnungen sind zu vermeiden, der Diätzettel muß den
individuellen Verhältnissen angepaßt werden.
Verboten: Fettes oder faseriges Fleisch von alten Tieren,
Wildbret, fette Fische (Karpfen), geräucherte Fische, wenn
sehr fettreich , z. B. fette Bücklinge und Sprotten , harte
Eier, alte, harte und starke Zersetzung aufweisende Käse,
rohes Obst, Kartoffeln (und Leguminosen, außer in Püreeform),
frisches Brot, Zuckerwerk. Gestattet ist Fleisch von jungen
Tieren — Kalb, Huhn, Taube — am besten faschiert, von
Fischen am ehesten Hecht und Schill, gekochtes Kalbßhirn
CATABßHüS VENTRICÜLI ACUTUS UND CHRONICUS. 49
und Kalbsthymus , rohe oder weichgekochte Eier, Milch mit
Tapioka, Reisbrei, Aufläufe, Zwieback, Kompott, von Gemüsen
Spinat und Karotten. Als Getränk einwandfreies Quellwasser
oder Säuerlinge: Gießhübler, Krondorf er, Biliner in kleinen
Mengen. Alkoholgenuß möglichst einschränken, junge Biere,
Most, saure Weine sind jedenfalls »u verbieten. Kaffee ist nur
mit starkem Milchzusatz gestattet. Tee, welcher eine die
Magensekretion hemmende Wirkung ausübt, ist in Fällen mit
herabgesetzter Azidität zu verbieten, ebenso ist der Tabak-
genuß zu verbieten oder möglichst einzuschränken. Es gibt
Fälle, wo die Patienten ein ausgesprochenes Verlangen nach
Pikanterien, Sardellen, Kaviar, Wurstwerk zeigen; falls der
Zustand des Magens es gestattet, können in dieser Hin-
sicht einige Konzessionen gemacht werden. Die Wünsche der
Patienten hinsichtlich der Ernährung sollen, wenn ihre Be-
friedigung nicht ausgesprochen schädlich ist, bei der Zusammen-
stellung berücksichtigt werden. Allzugroße Monotonie und
Reizlosigkeit der Kost sind zu vermeiden, weil die Patienten
sonst leicht zur Übertretung der ärztlichen Vorschriften ver-
anlaßt werden.
Mechanische Therapie: Magenausspülung. Indi-
kationen : reichliche Schleimproduktion, Herabsetzung der mo-
torischen Magenfunktion, Stagnation, Gärung und Zersetzung
des Mageninhaltes. Spülung mit lauwarmem Wasser, bei reich-
licher Schleimproduktion Nachspülung mit l^/^iger Natrium
bicarbonicum-Lösung, bei abnormer Gärung mit 0,5%iger
Resorcinlösung. Die Ausspülung zur Entfernung von Schleim
wird am besten morgens, die zur Entfernung stagnierenden
Mageninhaltes abends vorgenommen. Bei stärker ausgesprochener
Atonie: Magendusche mit 0,6®/oiger Kochsalzlösung, Faradi-
sation und Massage, eventuell Vibrationsmassage der Magen-
gegend.
Behandlung mit Mineralwässern. Kochsalzquellen,
alkalische Quellen, alkalisch-salinische und alkalisch-muriatische
Quellen. Bei gesteigerter oder annähernd normaler Salzsäurepro-
duktion: Karlsbad, Marienbad, Neuenahr, bei verminderter
Salzsäuresekretion die Koc^salzqnellen von Wiesbaden, Hom-
burg, Kissingen, bei vermehrter Schleimsekretion alkalische
Quellen: Vichy, BiHn, Preblau, Gießhttbl, Selters. Die Trink-
kuren werden am bestep einmal im Jahre an Ort and BteMe
F e 1 1 n e r , Therapie der Wiener Spezialärste. 4
50 CATAERHUS VENTRICÜLI ACUTUS UND CHRONICUS.
gebraucht und im Frühjahr und Spätherbst durch häusliche
Trinkkuren von 4 — ßwöchentlicher Dauer ergänzt. Die inner-
halb der gegebenen Indikationen sehr wirksame Karlsbader
Kur erfordert bei sehr geschwächten und nervösen Patienten
Vorsicht. Nach Karlsbad eventuelle Nachkur im Salzkammer-
gut: Ischl, Gmunden, Aussee, im Herbst : Gries, Arco, Montreux.
Medikamentöse Therapie: Stomachica amara und
Digestiva, erstere vor den Mahlzeiten zu verabreichen, z. B. :
Rp. Vini condurango lOOyO. oder Rp. Tct. chinae compos.,
S. 1 Eßlöffel vor den MdM- Tct. cort. aurant. aa. 25,0,
Zeiten. S. 3mal täglich 15 bis
20 Tropfen in Wctsaer vor den
Mahlzeiten.
Rp. Addi hydrochlorici 2,0 oder Rp. Pepsini germanici,
Aq. fontis 200,0. Sacchari albi aa. 2,0
S. Je 1 Eßlöffel vor und nach Mfp. div. in dos. aeq. Nr. F.
der Mahlzeit. S. ^/^ Stunde vor der Mahlzeit
1 Pulver.
An die Darreichung von Salzsäure und Pepsin dürfen
keine zu großen Hoffnungen geknüpft werden, da sie keinen
vollwertigen Ersatz der herabgesetzten oder fehlenden Magen-
saftsekretion bieten.
Gegen Aufstoßen und Sodbrennen Alkalien:
Rp. Natrii bicarb.,
Magn. usttte cm. 40,0
PuJv. rad. Rhei 10,0.
S. Schachtelpulver; nach jeder MaMzeit eine Messerspitze
zu nehmen.
Bei gesteigerter Magengärung:
Rp. Resordni resublimati 2,0
Natrii bicarbon. 5,0
Aq. destül. 170,0
Syrup. cortic. aurant. 20,0.
S. 2stündlich 1 Eßlöffel
oder Menthol, Kreosot, Ichthyol in Gelatinekapseln k 0,2 g
mehrmals täglich. ^^foN M£}>-
Die wirksami^^ehandlung ^«^^(fiWjrechens besteht in
Magenausspülunjp:vGegen Magenschmer2i6p;^ leisten Prießnitz-
JUNIS 19)8 '■'
CATARRH. VENTR. ACUT. U. CHRON. — CHALAZION. 51
omscbläge die besten Dienste, oder Applikation eines kalten
Umschlages, darüber ein von warmem Wasser durchströmter
Schlauch. Nar im äußersten Notfall: Morphium, Kokain,
Orthoform.
Die Obstipation ist diätetisch: Kompott, Honig,
Sauermilch, Grahambrot und physikalisch: Faradisation, Massage
des Abdomens zu behandeln. Medikamentöse Laxantien: Tama-
rinden, Rheum, Cascara sollen jedenfalls nicht durch längere
Zeit angewendet werden , das gleiche gilt für Irrigationen.
Kahane.
Cavernitifl. Bei Cavemitis gonorrhoica Aussetzen jeder
Lokaltherapie der Gonorrhöe, Bettruhe, blande Diät, Sorge
für leichten Stuhl. Applikation von kalten Umschlägen, inner-
lich Sedativa (Brompräparate, Kampfer), eventuell Supposi-
torien mit Morphium, Extr. Belladonnae zur Hintanhaltung
der schmerzhaften, mit Deviation des Gliedes einhergehenden
Erektionen (Chorda venerea). Bereitet sich die eitrige Ein-
schmelzung des Infiltrates vor, wird man die Reifung des
Abszesses durch heiße Umschläge (Thermophor) beschleunigen,
schließlich den Abszeß eröffnen.
Bei drohender Harninfiltration Einlegen eines Verweil-
katheters. Nach narbiger Ausheilung eines periurethralen Ab-
szesses können die rückbleibende Deviation, Schmerzen bei
der Erektion eine weitere Behandlung erfordern. Als resorp-
tionsbef ordernde Mittel wären Jodkalisalbe, Ung. cinereum,
Ung. Credo zu versuchen, in zweiter Linie Thiosinamin extern
als Pflaster, subkutan 0,2 — 0,5cm' einer Ib^/^igen wässerigen
Lösung mit Zusatz von Glyzerin, jeden 2 — 3 Tag; von
gleicher Wirkung Fibrolysin (käuflich in sterilisierten Am-
pullen == 0'2cm^ Fibrolysin).
Die Cavernitis syphilitica als Teilerscheinung sonstiger
spezifischer Späterkrankungen erfordert eine Allgemeinbe-
handlung mit Quecksilber- und Jodpräparaten. Lokal zu emp-
fehlen: Applikation von grauem Pflaster (Marke Austria,
Dieterich-Helfenberg) , Einreibungen kleiner Mengen grauer
Salbe unter Massagebewegungen, Umschläge mit Sublimat
(1 : 10.000). ^ Grosz.
', ' ' t -^ .
Chal&sion. Ganz kleine Chatazien lasse man unbe-
handelt, denn sie stören nicht und schwinden oft von selbst.
I 4*
52 CHALAZION. — CHLOROSE.
Bei größeren kann man den meist erfolglosen Versach machen^
sie darch Massage mit 2% Acid. salicylic.-Salbe zur Resorption
zu bringen. Sonst: Inzision des Chalazions von der Binde-
hautseite her und Exkochleation mittelst eines kleinen
scharfen Löffelchens nach vorausgeschickter Anästhesierung
der Bindehaut durch Einträufelung von S^/q Gocainum muria-
ticum-Lösnng und Injektion einiger Tropfen der gleichen
Lösung mittelst Pravazspritze in das Ohalazion selbst eben-
falls von der Konjunktivalseite her. Verband ist unnötig, nur
Reinigung des Bindehautsackes mehrmals täglich durch In-
stillation von 37o Borsäurelösung. R. Hitschmann.
ChlorOfle. Bei schweren Fällen — maßgebend sind vor
allem die Herztätigkeit, Geräusche, Nonnensausen und der
Hämoglobingehalt des Blutes — absolute Bettruhe. Bei allen
Fällen gute Ernährung, vorzugsweise eisenhaltige Nahrungs-
mittel — Spinat, grüne Gemtise, Schwarzbrot. Sorge für
Stuhl, eventuell leichte Abführmittel (Pulv. liq. comp., Laxar
tivum vegetabile Tabloid 1 — 3 Tabl. tägl. etc.).
Hauptmedikament ist Eisen, und zwar vorzugsweise in
mineralischer Form. Pil. Blaudii 9 Tabl. täglich in 3 Portionen
nach oder mit dem Essen, eventuell auch in Form von
Tabloids und Bipalatinoids. Nur wenn diese nicht vertragen
werden in Form von Eisensomatose 10^ täglich, oder in
flüssiger Form als
Rp. Tinct. ferri AthenstaedU oder Rp. Tinct. ferri pomat,
lag. orig. Tinct chin. comp, aa,
S, 3 Kaffeelöffel bis 3Eßl, tägl. S. Smal tägl. 20 Tropfen
bis 1 Kaffeelöffel,
Weniger wirksam sind die organischen Eisenpräparate. Die
Hämoglobinpräparate, wie Sanguinal, 9 Pillen tägl. etc., oder
Fersan (3 Kaffeelöffel täglich) oder Ferratin 3 g täglich in
Pulverform.
Die Eisenkur soll 6 Wochen dauern, kann durch
Magenindisposition erschwert werden und muß dann abgekürzt
werden. Bei Verdauungsbeschwerden Acid. hydro chlor, dil.
25 Tropfen in einem Weinglas Wasser nach dem Essen.
Wird Eisen nicht vertragen oder führt die Eisenkur zu
keinem Ziel, ist besonders bei abgemagerten Kranken Arsen
CHLOROSE. — CHOLELITHIASIS. 53
indiziert in Form der Arseneisenwässer — Levico, Roncegno
2—8 Eßlöffel tägl., Gttberqnelle 4—12 Eßlöffel tägl. oder
der Sol. ars. Fowleri 6 — 20 Tropfen pro die steigend, in
Form des Arsoferrin 3 — 10 Tabletten tägl. steigend oder
der Pilul. asiaticae 1- — 3 Pillen tägl. steigend oder als Atoxyl-
injektionen wie bei perniziöser Anämie.
Als Kurorte kommen die zahlreichen Kurorte mit Eisen-
säuerlingen in Betracht: Franzensbad, Elster, Kudowa etc.,
event. auch Höhenklima bis zu 1000 w, Semmering etc.
Schur.
Cholelithiasifl. Häufig finden sich Steine lange oder
zeitlebens im latenten Stadium; die Blasenwand ist wenig
verändert, entzündliche Verwachsungen in der Nachbarschaft
fehlen, die Gallenwege sind frei; dem pathologischen Befunde
entsprechen die klinischen Erscheinungen : ohne Ikterus einher-
gehende leichte, durch temporären Cystikusverschluß bedingte
Schmerzanfälle, die klinisch auf Magenkatarrh, Ulcus, Wander-
niere, Darmkolik etc. bezogen werden können. Die Behandlung
dieser Fälle deckt sich im allgemeinen mit jener der in
Frage kommenden Fehldiagnosen.
Bei ausgebildeten Anfällen von Cholelithiasis soll zunächst
eine methodische medikamentöse Behandlung (Karlsbad etc.)
eingeleitet werden.
Läßt diese im Stich, so kommt das operative Verfahren
in Betracht, das verschieden sein kann, je nach dem jeweiligen
Zustand der Gallenblase und Gallenwege.
Findet sich bei der Operation eine nur wenig ver-
änderte Gallenblase im Stadium einer erstmaligen Cholecy-
stitis oder nach dem Abklingen derselben (verdickte Wand,
wenige oder fehlende Adhäsionen mit der Nachbarschaft, ein
oder mehrere große Steine bei den klinischen Symptomen
heftigen Schmerzes, mangelndem oder geringem Ikterus, keiner
oder geringer Leberintumeszenz), kann die Choleeystostomie
oder nach Ausräumung der Gallenblase die Cholecystotomie
mit folgender Naht in Frage kommen.
Im allgemeinen aber ist das souveräne Verfahren die
Cholecystektomie. So müssen wir diese nach den heutigen
Erfahrungen als das Normalverfahren betrachten bei allen
jenen Fällen von Cholelithiasis, bei welchen eine medikamentöse
Behandlung immer nur vorübergehenden Erfolg aufzuweisen
54 CHOLELITHIASIS.
hatte nnd die rezidivierenden Anfälle klinisch mit den Er-
scheinungen der Cholecystitis verbunden waren.
Bei der chronisch rezidivierenden Form der Cholecy-
stitis finden sich tiefgreifende Veränderungen : die Gallenblase
kann geschrumpft sein, breite flächenhafte Adhäsionen be-
stehen mit der Nachbarschaft, in der Gallenblase finden sich
neben schleimigem und eitrigem Exsudat oft nur kleine Steine,
der Cystikus ist verstopft oder durch die vorausgängigen Ent-
zündungen obliteriert. Klinisch: Schmerzhaf tigkeit , Wechsel
der Erscheinungen , oft negativer Palpationsbefund. Ikterus
selten oder fehlend. Diagnose oft schwierig, mitunter un-
möglich, da die Erscheinungen mitbeteiligter Nachbarorgane
in den Vordergrund treten können.
Therapie: Cystektomie, bei mechanischen Funktions-
störungen des Magens und Darmes infolge von Verwach-
sungen durch rezidivierende entzündliche Attacken Lösung der
Adhäsionen, eventuell Pyloroplastik oder Gastroenterostomie.
Aucb bei Hydropsie der Gallenblase (Cystikus durch Steine
wie durch ein Kugel ventil verschlossen oder infolge oben,
erwähnter Anfälle obliteriert, klinisch können Symptome auf
Cholelithiasis ganz fehlen, abgesehen von Magen-Darmbe-
schwerden und positivem Palpationsbefund) ist das beste Ver-
fahren Cystektomie (bei Cystikusverschluß durch Steine ohne
Obliteration auch Cystostomie und Cystotomie mit folgender
Naht).
Bei Empyem (klinisch Erscheinungen der Cholecystitis,
mehr lokaler Schmerz, kein Steinabgang, Abklingen der Ent-
zündung mit folgendem latenten Stadium oder Progression,
Perforativ-Peritonitis!) wird, solange die Entzündung die
Gallenblase nicht oder nur wenig überschritten hat, die Cy-
stektomie oder Cystostomie ausgeführt.
Bei Übergreifen auf Bauchdecken mit Abszeßbildung
Inzision — Drainage.
Die Perforations-Peritonitis wird nach den allgemeinen
Regeln dieser behandelt unter Berücksichtigung des Ausgangs-
punktes. Die Cystektomie ist deshalb das souveräne Verfahren,
da mit Cholelithiasis häufig Karzinom verbunden ist, das im Be-
ginn klinisch und mitunter auch intra operationem nicht
diagnostiziert werden kann.
CHOLELITHIASIS. 55
Bei akutem Gholedochusyerschluß durch Stein (typische
Kolik^ starker Ikterus, Erbrechen, mitunter Schüttelfrost) soll
zunächst Behandlung eingeleitet werden. Bei Cholangitis mit
septischem und pyämischem Charakter Drainage des Ductus
hepaticus.
Bei chronischem Choledochusverschluß durch Stein (Leber
vergrößert, Gallenblase gefüllt [Empyem] oder klein, ge-
schrumpft, Ikterus , Schmerz und Fieber wechselnd) ist Ver-
fahren verschieden, je nach Sitz des Steines: Choledocho-
Duodenostomie bei tiefem Sitz, Choledochotomie kombiniert
mit Cystektomie und Hepatikus-Drainage bei höherem Sitz des
Steines. (Durch Fistelbildung kann Stein in den Darm ein-
wandern und Spontanheilung eintreten.)
Bei chronischem Choledochusverschluß durch Pankreatitis
und Karzinom der Nachbarschaft (Intumeszenz der Leber,
Gallenblasentumor, starker Ikterus, Fieber, lokale Schmerzen ;
Koliken fehlen oder gering) kann die Cholecystenterostomie
bei Pankreatitis viel leisten, hingegen ist der Effekt gering
bei chronischem Verschluß durch Tumoren der Nachbarschaft;
symptomatische Behandlung. Föderl.
Cholelithiasis. Im akuten Anfalle Bettruhe, heißes
Bad, heiße Kataplasmen auf die Lebergegend, heiße Einlaufe
von Kamillentee (300 — 500 ^r). Morphin subkutan, allein oder
kombiniert mit Atropin. Bei leichteren Schmerzattacken Bella-
donna intern 0,01 — 0,03 pro- dosi, Senfpapier auf den Rücken,
wenn Meteorismus oder Okklusionserscheinungen vorhanden
(Gallensteinileus), Atropin oderEamydrin ^g — ^^9 subkutan.
Bei Fieber Cholangitis, ferner Perihepatitis, Cholecystitis
Kühlapparat, Salizylpräparate intern. Vorteilhaft auch perkutan.
Rp. Add. salicyl. 3,0
Sapon. kaiin. alhi 25,0
Ol oliv, 5,0,
S. Salbe, 2—3mal täglich in die Lehergegend einzureiben,
oder Rheumasan etc;
Wenn hohes Fieber, septische Symptome, Schüttelfröste
Aspirin intern, Wasserbehandlung, bei Komplikationen, drohen-
dem Durchbruch eines Gallenblasenempyems, Choledochusver-
schluß etc. operative Behandlung, s. o*
56 CHOLELITHIASIS. — CHOREA.
Bei chronischer Gallensteinkrankheit Prophylaxe,
Vermeidung von Alkohol, Gewürzen, Senf, Überernährung,
Beschränkung des Genusses sehr fetter und sehr süßer Speisen,
bei uratischer Diathese und Fettsucht entsprechendes Regime.
Häufige kleine Mahlzeiten, entsprechende Flüssigkeitszufuhr.
Bei Männern Riemen und Säbelgurt verbieten, bei Frauen
Korsett, bei Ptosen Verordnung einer Leibbinde. Im Latenz-
stadium neben Diät wenigstens zweimal jährlich durch mehrere
Wochen Trinkkuren, Karlsbader, Vichy (Grande Grille), Kis-
singer, Wiesbadener Wasser.
Besonders empfohlen sei die Kombination von Mineral-
wasser und Ölkuren. Man nehme morgens nüchtern von 1 bis
5 Eßlöffeln feinstes Provenceröl, vorher Spülung des Mundes
mit Spiritus menthae pip. oder Kognak, unmittelbar nach dem
öl warmes Karlsbader Wasser. Annähernd dieselbe Dosis am
Nachmittag, eventuell 100 — 150 g öl pro Tag. Durchsieben
der Stühle, Untersuchung auf Sand und Konkremente. (Keine
Verwechslung mit Seifen!) Statt Öl- k<)nnen auch Butterkuren
gemacht werden. Ennatrol, gallensaure Salze wirken stein-
treibend. Ich gebe:
Rp. Natrii choleinic. (taurochoUc.) 2^0
Pulv. et extr. liquir, qu. s. ut f. pü. Nr. XX.
DS. 4 — 6 Pillen im Tage zu nehmen.
Dabei Purgantien, besonders Rheum, Cholelysin (Stro-
schein) 4 — 6 Pastillen pro Tag.
Trinkkuren müssen wenigstens zweimal des Jahres ge-
macht werden. Dazwischen empfehle ich einen Tee von
Rp. Herb, equisetiy
Herb, dbsynthii aa. 20,0.
S. Tee (1 Eßlöffel auf 1 Teeachale Wassers aufzukochen).
Morgens und abends 1 Tasse.
Im Latenzstadium Sorge für entsprechende Körperbe-
wegung, Bergsteigen,. Behandlung der Obstipation.
G. Singer.
Chorea. Vermeidung von geistiger Anstrengung und
Gemütserregungen; selbst in leichten Fällen Verbot des Schul-
besuches, Isolierung von den übrigen Familienmitgliedern. Auf-
enthalt im Freien, täglich lauwarme Bäder. Viel Bettruhe,
fleischarme Kost , reichliche Milchnahrung , Vermeidung von
CHOREA. -^ CHORIOIDITIS. 57
Alkohol, Tee und Kaffee. Innerlich Arsen und Eisen (Häm-
albumin, Jodeisensyrnp).
Rp. lAq. arsenical. Fowleri 5,0
Aq. Menthae piperit. 15,0.
MDS. 2mal täglich nach der Mahlzeit 5—20 Tropfen (allmählich
steigend).
In schweren Fällen absolute Bettruhe, eventuelle Ver-
wendung von Polsterbetten zur Vermeidung von Abschürfungen
und Verletzungen. Innerlich Aspirin (0,3 — 0,5 mehrmals täglich).
Beruhigungsmittel: Einpackungen, Natrium bromatum. Schlaf-
mittel: Klysmen mit Chloralhydrat. Milchdiät. Kalte Umschläge
auf Herz und Kopf.
Ob Injektionen von Streptokokkenserum Heilung herbei-
zuführen imstande sind, müssen erst klinische Untersuchungen
feststellen . A.Schüller.
Chorioiditis. Sehr mannigfaltig in klinischer Er-
scheinungsform.
Ätiologie: Hohe Myopie (lokales Leiden) ; allgemeine,
meistens veraltete Syphilis, Diabetes und andere konstitutionelle
Erkrankungen.
Prophylaxe: Nur bei hoher Myopie möglich. Augen-
schonung, eventuell auch absolute Augenruhe.
Therapie: Augenruhe, dunkles Schutzglas, methodische
Finsterkur unter fachmännischer Leitung, innerlich Solventia,
Jod- und Merkurpräptgrate , Inunktionskur, Schwitzkur, Auf-
enthalt und Kur in Marienbad, in Jod-, Schwefel- oder Koch-
salzthermalkurorten (Hall , Darkau , Wiesbaden , Baden bei
Wien etc.). Lokal: Subkonjunktivale Injektionen von Sublimat
(1 dmg pro Injektion), Kochsalz (5 — 6 — lOYo^&e Lösung)
oder Hydrargyrum oxycyanatum.
Rp. Natr.jodati 5,00 oder Rp. Merc. bijod, rubri 0,5
Aq. dest. 150,00 Sacch. albi 5,00.
Si/r. cort. aur. lOfiO. M. f.pulv. div. in dos. aeq.
MDS. Täglich 1 Eßlöffel voll Nr. 10.
zu nehmen. D. in caps. amyl.
S, Täglich 1 Pulver zu nehmen.
58
CHORIOIDITIS. — CIRRHOSIS HEPATIS.
Rp. Mereur. hijodati ruhri Oß
Sacch. (Uhi 5,00.
M.f.pulv. div. in dos. aeq.
Nr. 10.
D, in Caps. amyl.
S. Täglich 1 Pulver zunehmen.
Rp. Acid. sulf. dil. 2,5
Sah amari 25,00.
Aq. dest. 200,00
MDS. Täglich 1 Eßlöffel voll in
1 Glase Wasser langsam CU ^w
1 Stunde lang) auszutrinken.
Rp. Hydr. Hehl. corr. 0,005
Cocain, mur. 0,10
Aq. dest. 10,00.
MDS, Injektion; 2 Teilstriche
'der Pravazschen Spritze unter
die Bindehaut, zwischen diese
und den Tenonschen Baum zu
injizieren l—2mal in d. Woche.
Rp. Natr. chlor. 1,00
Cocain, mur. 0,10
Aq. dest. 20,00.
MDS. 5^/^ige Lösung;
Va Pravazsche Spritze zu inji-
zieren, subkonjunktival 1 — 3mal
in der Woche.
Rp. Merc. hijod. rubri 0,7
Sacch. albi 5,00.
M,f. pulv. div. in dos. aeq,
Nr, 10.
DS. Täglich 1 Pulver zu nehmen.
Rp. Pilocarp. muriat. 0,20
Aq. dest. 20,00.
MDS. P/oige Lösung; davon
V, Pravazsche Spritze = 5 mg
Pilocarpin auf einmal, dann
eventuell allmäMich aufsteigend
am Arme subkutan zu inji-
zieren.
Rp. Hydr. oxycyanat. 0,005
Cocain, muriat. 0,10
Aq. dest. 10,00.
MDS. SubkonjunkHvale Injek-
tion wie Sublimat.
Rp. Nair. chlorati 1,5
Cocain, mur. 0,1
Aq. dest. 20,00.
MDS. 7^U^Uige Lösung;
*/j Spritze auf einmal.
Rp. Natr. chlor. 2,00
Cocain, mur. 0,15
Aq.dest. 20,00.
S. lO^l^ige Lösung; Ya Spritze zu injizieren.
S. Klein (Bäringer).
Cirrhosis hepatis. Prophylaxe: Vermeiclnng des
Alkohol- (namentlich Branntwein-) Mißbrauches, der Infektion
mit Lues, Malaria, der Vergiftung mit Phosphor ; rechtzeitige
Behandlung, eventuell Operation chronischer Gallenstauung.
CmRHOSIS HEPATIS. — COLICA FLATÜLENTA. 59
Therapie: a) Alkoholisch e Cirrhose : Alkoholabstinenz,
lakto-vegetabilische, respektive Diät wie bei Catarrhus intest,
(s. dort). In frühen Stadien Karlsbader oder Marienbader Kuren.
Bei Auftreten von Ascites Purgantien, Versuch mit Diureticis :
Theocin. natr. acet. 3,0, Aq. dest. 300,0. 4 Eßlöffel täglich ;
Diuretin 5,0 in Pulvern oder mit Aq. dest., Aq. menth. pip.
aa. 50,0; Kalomel 0,1—0,2, 3mal täglich durch 3 Tage (Mund-
pflege!), auch Kai. acetic, Species diureticae.
Bei höhergradigem Ascites aseptische Punktion. Zu ver-
suchen auch die Kardiaka (Digitalis, Koffein), da zuweilen
Herzinsuffizienz Mitursache der Wassersucht. Bei Rezidiven
des Ascites die Operation nach Talma (Annähung von
Netz, Milz an die Bauchwand) sehr empfehlenswert; diese
Operation auch bei Frühblutungen aus Magen oder Öso-
phagus, auch bei noch großer Leber und vor Auftreten von
Ascites. Ein Versuch mit Jodkali gerechtfertigt.
b) Die syphilitische Cirrhose: kombinierte Quecksilber-
und Jodbehandlung. Diese Mittel bestätigen ex juvantibus auch
unerwarteterweise die Ätiologie Syphilis.
c) Die Stauungscirrhose : Regelung der Zirkulation durch
Kardiaka, Diuretika etc. (vgl. unter Herzinsuffizienz). Bei länger
dauernder, mehr auf das Pfortadergebiet beschränkter Wasser-
sucht Punctio abdominis. Versuch mit Talmas Operation in
vereinzelten geeigneten Fällen.
d) Die biliäre Cirrhose : wird als Folge chronischer
Gallenstauung der Therapie der Cholelithiasis (vgl. dort), zu-
mal der chirurgischen anheimfallen.
e) Die sogenannte hypertrophische Cirrhose (Cirrhose
hypertrophique avec ictöre) verlangt neben diätetischer Für-
sorge einen Versuch mit der ßacharj in sehen Kur: Ca-
lomel ä 0,02 — 0,05, 4 — 5mal täglich; unter sorgfältiger
Mundpflege 3 — 4 Tage lang mit ebenso langen Intervallen, im
ganzen zirka 4 Wochen. E. Hitschmann.
Colica flatulenta. im akuten Schmerzstadium Ka-
millensäckchen, heiße Kataplasmen, hohe Einlaufe mit heißen
Kamill eninfusen, intern heiße Aufgüsse von Species chamo-
millae oder
60 COLICA FLATÜLENTA. — COLLAPS.
Rp. Fructtis carvif
Fructus foeniculif
Flor, chamofnill.)
Fol. menth.pip. ua,, pp. aequ.
8. Tee.
Warme Sitzbäder. Bei NeiguDg zu Windkolik Vermeidung
gasbildender Nahrung, Blumenkohl, Hülsenfrüchte, Schwarz-
brot, Hefespeisen, kohlensäurehaltige Getränke, Kaffee, bast-
reiche Obstsorten. Rettiche, Gurken, rohes Obst, janges Bier,
Most, Apfelwein verboten; Kohlehydrate beschränken!
Die meist der Windkolik zugrunde liegende chronische
Obstipation erfordert eine entsprechende Behandlung (s. d.).
Bei Neigung zur Flatulenz gebe ich:
Rp. Magnesiaperhydrol, oder Rp. Pastill, carbon. recenter
Natrii bicarb. aa. 7,5 calefact. Nr. XX.
Menthol 0,3. obduc.fol. argent.
S. Speisepulver. Mehrmals S. 2—3 Tabletten im Jage zu
täglich 1-^2 Messerspitzen zu nehmen,
nehmen.
Hernien, Nabelbrüche, epigastrische Hernien, Ptosen
erfordern Berücksichtigung. Gr. Singer.
GoUaps. Allgemeine Therapie: Subkutane Injek-
tionen von Oleum camphoratum, oder Kampferäther 1:10,
Herzmassage und Erschütterung des Herzens durch rhythmische
Beklopfnngen der Herzgegend mit der flachen Hand.
Bei Blässe und Kälte des Körpers: Einhüllungen in warme
Decken und Frottieren mit warmen Tüchern. Intern bei vor-
handenem Bewußtsein Analeptika (warmen Tee, Kaffee, Grog,
Tinctura Valeriana cum Spirit. aether.). Bei Bewußtlosigkeit
Klysmen von schwarzem Kaffee, von warmer Kochsalzlösung.
Asphyktisches Stadium siehe Asphyxie,
Besondere Maßregeln. C. infolge von Hyper-
pyrexie: Kalte Umschläge und Abwaschungen, kühle (20°)
Bäder mit kalten Übergießungen. Intern oder per Klysma
Chinin, Antipyrin.
C. infolge akuter Anämie: Autotransfnsion durch
abwechselndes Einwickeln der oberen und unteren Extremi-
täten, subkutane oder intravenöse Infusion von physiologischer
COLLAPS. — COMBÜSTIO. 61
KocbsalzlösuDg; Kochsalzklysmen. Intern Analeptika und flüssige
Nährmittel (Milch etc.).
C. infolge von Herzmuskelinsnffizienz:
Rp. Tinct. digitalis 0,5
'Tinct, strophanti 3,0
Tinct. Valeriana aether. 10,0,
S. Mehrmals täglich 15 Tropfen.
Oharas.
Combustio. Prophylaxe: Vorsicht beim Hantieren
mit Benzin, Petroleum, Spiritus; bei Gasgeruch kein offenes
Licht anzünden. Wenn die Kleider Feuer fangen, nicht flüchten,
Sonden am Boden wälzen , Flammen mit Kotzen u. dgl. er-
sticken.
Therapie: Beim Entkleiden Vorsicht wegen Verletzung
der Haut, die Kleidungsstücke, wo sie an die Haut ankleben,
umschneiden.
Bei ausgedehnten Brandwunden reichliche Flüssigkeit
reichen, leichten russischen Tee, Wasser mit etwas Wein ver-
dünnt. Werden die gereichten Flüssigkeiten erbrochen, dann
Kochsalzlösung per Klysma. Bei heftigen Schmerzen eine sub-
kutane Morphiuminjektion (1 — 2 cg). Bei Collaps siehe diesen.
Brandwunden 1. Grades behandelt man am besten,
entweder mit Umschlägen von verdünntem Liquor Burowi
(1:10) oder Bestreichen mit Borlanolin und Bepudem mit
Amylum, darüber trockenen Gazeverband.
Bei Brandwunden 2. und 3. Grades werden mit
sterilisierten Instrumenten die Blasen aufgeschnitten, hängende
Kleider und Hautfetzen entfernt und hierauf ein trockener
aseptischer Verband angelegt. Am besten eignen sich hierfür
Wismutbinden , die sogenannten Bardelebenschen Brand-
binden, welche um die Brandwunde gewickelt werden, darüber
wird sterile Gaze oder Br uns sehe Watte in dicker Lage ge-
geben und das Ganze mittelst Mullbinde befestigt. Der Ver-
band kann längere Zeit liegen bleiben, bis Sekrete durch-
sickern, dann werden nur die Gaze- oder Wattelagen ge-
wechselt. Oharas.
Combnttio. Zur ersten Hilfe Verband mit der be-
währten Stahl sehen Brandsalbe.
62 COMBUSTIO. — COMEDONEN.
Ep. Aq. calcia
^, , . r ««• partes
Ol. ohvar. '
)
S. Vor dem Gehrauche kräftig aufschütteln
oder Verband mit der Bardel eben sehen Wismutbinde. Sind
die Binden durch später eingetrocknetes Sekret steif, Ent-
fernung im lauen Bad und Ersatz. Ist die Überhäutung im
Gange, Verband mit
Bp. Axung. benzoata 100,0
Acid. borac. 2,00.
S. MesserrÜchendich auf grobe Leinwand streichen.
Bei Verbrennungen 2. Grades werden die Brandblasen,
so weit als durch Anstechen möglich, ihres Inhaltes entleert,
die Blasendecken aber nicht abgetragen.
Bei Verbrennungen 3. Grades leistet im Granulations-
stadium zur Bekämpfung der Garo luxurians statt des höchst
schmerzvollen Tuschierens mit Lapis folgendes Verfahren
oft vorzügliche Dienste : Auf die Caro luxurians werden Streifen
aus weißer Gaze in 4facher Lage von etwa Fingerbreite
gelegt, die sich dachziegelförmig decken und vorher in
l'^/oiger Borsäurelösung getränkt worden waren. Die Streifen
werden, wo tunlich, zirkulär gelegt und leicht angezogen.
Darüber kommt ein Umschlag aus einer dicken Lage weißer
Gaze, die in eine ebensolche Lösung getränkt wird. Darüber
Verband. Die äußere Kompresse wird so oft gewechselt als
nötig ist, damit sie nicht austrockne, die innere Lage nur
alle 24 Stunden gewechselt und bei Wechsel der äußeren
Lage mit dem Irrigator mit l^/oiger Borsäurelösung leicht
abgespült. Unter diesem Verfahren flacht in einigen Tagen
die Garo luxurians ab und es tritt Überhäutung ein.
Die Fälle von ausgebreiteter Verbrennung, welche mit
Erbrechen, Collaps, Sinken der Körpertemperatur usw. ein-
hergehen, können angesichts ihrer Hoffnungslosigkeit lediglich
symptomatisch behandelt werden.
Bei ausgebreiteten Verbrennungen wo tunlich Wasser-
bett. Sonst im Stadium der Sekretion häufige laue Bäder.
Spiegler.
Comedonen. Ausquetschen der Comedonen mittelst
Comedonenquetschers. Ausquetschen mit den Fingern ist zu
vermeiden, da leicht Follikulitiden entstehen. Zur Vermin-
COMEDONEN. — CONGELATIO. 63
deruDg der übergroßen Fettsekretion und um die Follikel-
mündangen von den sie verstopfenden Hörn- and Fettmassen
zu befreien, 3 — 4mal täglich Seifenwaschungen allein oder
in Verbindung mit feinem Toilettesand. Dampfbäder. Ab-
reibungen mit Spirit. vini dilut. oder mit
Rp. Aeid. salicyl. Ifl oder Bp. Bismuth, auhnitr. 3,0
(Reaordn 1,0) Spirit. vini GalUd,
Glycerin 10,0 Spirit. Coloniens, cta. 70,0
Spir, vini Gällici ad 100,0. Spirit. Rosmarini 10,0.
DS. Zum Betupfen des DS. Aufschütteln. Zum Ein-
Gesichtes. reihen des Gesichts.
Anwendung des sogenannten chinesischen Teintpapieres, um
durch wiederholtes Abwischen mit dem fettsaagenden Stoff
das mit Staub etc. verunreinigte Talgdrüsensekret 2u ent-
fernen. Wenn Chlorose oder Anämie vorhanden, ätiologische
Behandlung. Aufenthalt in staubigen Lokalen oder Gegenden
begünstigt Comedonenbildung. Auf regelmäßige Verdauung
achten.
Bei stärkerer Intensität sind Schwefel- und Sublimat-
präparate und andere Mittel wie bei Acne vulg. (siehe dort)
indiziert. Fasal.
Condylomata aooominata. Mechanische Ent-
fernung mittelst scharfen Löffels. Alle anderen Methoden sind
minder gut. Spiegler.
Congelatio. (Frostbeulen.) Im entzündlichen Stadium
Umschläge mit L. Burowii, sonst Wechselbäder mit anschließen-
der Massage. Verbinden mit
Sacchari satumi 5,0
Axung. henzoat. 50,0
Bei torpiden Geschwüren nach 3gradiger Erfrierung:
Bepinseln mit
A^'kelm.V'^- '^'OO-
Bei Eintreten kühlerer Witterung sofort warme Hand-
schuhe. Da es sich zumeist um anämische junge Leute
handelt, innerlich Eisen- und Arsenpräparate. Spiegler.
64 CONJ. AESTIVALIS ETC. — CONJ. CATARRHALIS.
Conjunotivitis aestivalis, Sommerkoiüiu^-
tivitis, Frühjahrskatarrh kann nur symptomxtigch
behandelt werden. Bei Bchleimsekretion Behandlung des
Katarphs; Nebennierenpräparate; Acid. acet. gutt. unam, Aq.
dest. 10 — 15. Graue Brillen, Vermeidung von Hitze und
Sonnenlicht, Domizilwechsel und Höhenklima. v. Reuß.
Conjunctivitis oatarrhalis. Bei akutem Katarrh
mit Beteiligung der Conjunct. bulbi (Ophthalmia catarrhalis),
wenn das Allgemeinbefinden gestört ist, Aufenthalt im
Zimmer. Solange die Sekretion nur wässerig ist, paßt ex-
spektatives Verhalten, Waschen mit Borsäurelösung 3 : 100,
oder Sublimat 1 : 5000 , wenn nötig Purgantien. Sobald die
Sekretion schleimigeitrig ist, täglich einmaliges Tuschieren
mit 2% Sol. Argent. nitr.; Protargol, Albargin, Sophol u. dgl.
üönnen gebraucht werden, sind aber weniger wirksam. „Kalte"
km schlage am besten zu vermeiden.
Auch bei akutem Katarrh milderen Grades führt Tu-
schierung mit Lapislösung am schnellsten zum Ziele. Später,
sowie bei geringgradigen Formen, ebenso bei ehroniscbem
Katarrh ist das Collyr. adstring. luteum allen anderen Mitteln
vorzuziehen. (Vorschrift der Ed. VHI Pharmacop. Austriac, :
Ammon. chlorat. 2, Zinc. sulf. 5, Aq. dest. 890, Camphorae 2,
Sol. in Spir. vin. dil. 100, Crocit. 1, Digere per 24 hör. saepius
agitando et filtra.) Unverdünnt anzuwenden, nur ausnahms-
weise bei sehr sensiblen Personen mit etwas Aq. dest. zu
verdünnen. Es ist wie alle Oollyrien morgeas und mittags
(nicht abends) mit einem Tropfröhrchen in reichlicher Menge
auf die Bindehaut des herabgezogenen Unterlides einzuträufeln,
worauf die Augen einige Male geöffnet und geschlossen
werden, dann erst werden sie abgetrocknet. Ziemlich gleich-
wertig ist Rp. Zinc. sulf. 0,2, Aq. dest. 50, Spir. vin. dil. 2;
milder wirkt Rp. Zinc. sulf. 0,1 , Sol. Acid. bor. 3% 50,
Spir. vin. dil. 1. Noch schwächer ist Rp. Natr. borac. 0,5,
Aq. dest. 60, Spir. vin. dil. 1. Es ist beliebt, etwas Aq. Lauro-
cerasi zuzusetzen, natürlich ist das überflüssig.
Seltener gebraucht man Lösungen von Alum. crud.
0,4 — 0,8 : 100 (od^r Tuschierung mit einem Alaunstift),
von Cupr. sulfur. 0,1 : 100, von Plumb. acetic. 0,1 bis 0,5 : 100.
CONJ. CATAEEHALIS. — CONJ. EKZEMATOSA. 65
Nach lange fortgesetztem Gebrauche eines Mittels tritt
Angewöhnang ein; es ist dann dnrch einige Zeit ein anderes,
wenn auch weniger wirksames anzuwenden, oder jede Medi-
kation auszusetzen.
Bei Catarrhus siccus ist vor dem Einschlafen eine Salbe
mittelst eines Salbenstäbchens in den Bindehautsack einzu-
bringen. Zu empfehlen ist Rp. Acid. boric. 0,5, Fetron. puriss.
Liebreich 5. Etwa vorhandene Blepharitis ist gleichzeitig zu
behandeln. Einseitige Blepharitis oder Conj. cat. chron. muß
den Verdacht auf Blennorrh. sacc. lacr. wachrufen.
Bei jedem Katarrh ist Aufenthalt in reiner Luft zu emp-
fehlen, zu vermeiden sind Wind, Staub, Rauch (namentlich
Tabakrauch), Aufenthalt in menschenüberfüUten Räumen,
strahlende Wärme (Lampen, Kochherde), Arbeiten bei künst-
lichem Licht, spätes Schlafengehen, Nachtwachen. Geistige
Getränke in mäßiger Menge sind gestattet; für regelmäßigen
Stuhlgang ist Sorge zu tragen. v. Reuß.
Conjunctivitis orouposa und diphtheritica.
Sobald die Diagnose Diphtheritis bakteriologisch sichergestellt
ist, muß Serumbehandlung eingeleitet werden.
Lokal beschränkt man sich auf Reinigung mit 1 : 5000
Sublimatlösung, was man auch bei den kruppösen Formen
tut, welche nicht die Bedeutung der Diphtheritis haben;
die Membranbildung verschwindet auch ohne Behandlung.
Streng kontraindiziert sind Kaustika. Bei festhaftenden Mem-
branen kann man feuchtwarme Umschläge machen oder mit
S'^/o Perhydrol einpinseln; sehr gut bewähren sich manchmal
reichliche Einstaubungen von Chinin, muriat.
Daneben die ziemlich machtlose Therapie eventueller
Keratitis, die bei C. crouposa aber selten ist.
Im nachfolgenden katarrhalischen Stadium Behandlung
des Katarrhs. v. Reuß.
Conjunctivitis (und Keratitis) ekzematosa.
Kalomelinspersion, täglich einmal und vom Arzte selbst vor-
zunehmen ; gleichzeitiger Gebrauch von Jod ist zu vermeiden.
Statt des Kalomels auch Salbe von Hydrarg. oxyd. flav., die
mit einem Salben Stäbchen in den Bindehautsack eingebracht
wird, was auch von Laienhand geschehen kann. Die beste
Verschrei bu ngs weise ist :
Fellner, Therapie der Wiener Spezialftrzte. 5
66 CONJ. EKZEMATOSA. — CONJ. GRANULOSA.
Rp. Ungt. Hydrarg. oxyd.flav.
multiform 10^/q (Schweissinger) Ifi
Fetron. puriss. Liebreich 4,0 — 5,0.
Bei Infiltrationen in der Kornea (progressiven Geschwüren)
sind Reizmittel zu vermeiden. Wenn keine Iritis (Hypopyam !)
vorhanden ist, träufelt man Eserinlösung ein (am besten als
Eserinöl, einer Lösung von Eserin. pur. in Ol. olivar. optim.
perfecte sterilisat. 0,5 oder 0,3 ®/o) und bringt in den Binde-
hautsack eine Airolsalbe:
Rp. Airol 0,5
Fetron. pur. Liebreich 5,0
oder statt letzterer Ol. aristol. 10<*/o (Bayer & Comp.,
Elberfeld).
Man kann aber auch die allgemeiner geübte Therapie
einleiten: Einträufelung von Atropin. salizyl. 0,5:100 oder
Scopolamin. hydrobrom. 0,1:100.
Ist Iritis vorhanden oder zu befürchten, oder kann die
Eserinbehandlung nicht tiberwacht werden, sind die Mydriatika
stets am Platze.
Daneben Einstaubungen von Jodoform, Xeroform, Ortho-
form u. dgl.
Verband nur bei stark eitrig infiltrierten Geschwüren,
wenn die anderen Maßnahmen im Stiche lassen. Im allge-
meinen ist er bei Gonj. ekzematosa direkt kontraindiziert.
Bei Keratitis fascicularis eventuell Skarifikation des Gefäß-
bändchens, auch Galvanokauter (wie überhaupt bei progres-
siven Geschwüren).
Bei starker schleimigeitriger Sekretion sind Tannin-
in spersionen zu empfehlen.
Wegen Schmerz und Lichtscheu Faradisation (vide
Elektrische Behandlung von Augenentzündungen).
Kräftige Nahrung, gute Luft, trockene Wohnung. Be-
handlung jeglicher vorhandener Gesundheitsstörung (speziell
Skrofulöse, Tuberkulose, Chlorose, Verdauungsstörungen etc.)
V. Reuß.
Conjunctivitis granulosa, Trachom. So lang
Sekretion vorhanden ist, Tuschierung mit 2®/oiger Lapislösung,
nachher Bestreichen der ganzen Lidbindehant (auch des retro-
tarsalen Teiles!) mit einem gut geglätteten Kristalle von
CONJ. GBAIJÜLOSA. — COXA VABA. 67
Cuprum sulfuricum. Dieser Therapie ist vorzuziehen das
der he Abreihen der Bindehaut mit einem in eine 1^/ooige
Sublimatlösung eingetauchten Wattebauschen. Bei starker Ver-
dickung des Lides durch Trachomkörner Ausdrücken mit der
K n app sehen Rollzange. Pannus alteriert diese Behandlung nicht,
ebensowenig ein Ulcus corneae. Nur bei großer Schmerzhaftigkeit
infolge kornealer Prozesse Atropin und Aussetzen der Reizmittel,
Faradisation. Bei hartnäckigem Pannus Jequiritol (Merck).
Maßnahmen gegen Weiterverbreitung der Krankheit, speziell
getrennter Gebrauch von Handtüchern, Waschbecken, Sack-
tüchern ; Belehrung des Kranken und seiner Umgebung. Folge-
zustände an den Lidern (Trichiasis, Ektropium) bedürfen opera-
tiver Eingriffe ; bei vereinzelten Wimpern kann Epilation oder
Elektrolyse genügen, v. Reuß.
Contrakturen, Siehe physikalische Therapie der
Gelenkerkrankungen.
Coryza der Säuglinge. Prophylaxe: Tunlichste
Vermeidung jeden Kontaktes mit Personen, die an Influenza
und anderen infektiösen Erkrankungen der Respirationsorgane
leiden.
Vernünftige Haltung des Kindes in bezug auf Luftgenuß,
Baden etc.
Therapie: Stets an Lues hereditaria und an Löffler-
bazilleninfektion denken. Bei letzterem Verdacht bakterio-
logische Untersuchung.
Sorge für reine feuchte Luft. Mit Vorsicht weiter baden.
Einatmen von 10 Tropfen Ol. Pini Pumilionis aus einem
Topf heißen Wassers, der in der Nähe des Kindes aufge-
stellt wird.
Reinigung der Nasengänge mit in Borlanolin getränkten
Wattebäuschchen.
Einlage von Wattebäuschehen mit Adrenalin 1 : 1000
vor den Mahlzeiten, um das Saugen zu ermöglichen.
Eventuell Instillation von einigen Tropfen von
Rp. Menthol 0,1
Oh Paraffini 10,0. H e c h t.
Coxa vara. Wenn Knochenweichheit Ursache, ent-
sprechende Allgemeinbehandlung. Ruhe, permanente Extension,
5*
68 COXA VARA. — COXITIS.
Massage, Abdaktionsgymnastik ; entsprechende Gipsverbände
oder Schienenhülsenapparat. Bei stärkerer Addaktionsstellung,
die bedeutende Gehstörnng verarsacht, lineare, am besten
schiefe sabtrochantere Osteotomie. Haadek.
Coxitis. Die Therapie der Coxitis ist entweder darauf
gerichtet, die spontane Ansheilang zu erleichtern, indem
sie den Schmerz bekämpft, das kranke Gelenk in eine die
Funktion des Beines ermöglichende Stellung bringt und erhält,
oder die Krankheit direkt durch operative Eingriffe zu besei-
tigen. Die Indikationsgrenzen der konservativen und der
radikalen Therapie sind derzeit noch keine fixen, besonders
bei der tuberkulösen Coxitis. Nur die akute osteomyeli-
tische Hüftgeleukentzündung fällt zweifellos ins Gebiet der
operativen Chirurgie; bei den anderen Formen der nicht
tuberkulösen Hüftgelenkentzündung gelten meist die konser-
vativen Grundsätze.
Bei allen Formen von Coxitis ist das souveräne Mittel
zur Bekämpfung des Schmerzes die Extensionsbehandlung;
da durch sie auch die Stellung des kontrakten Gelenkes auf
die schonendste Weise günstig beeinflußt wird, ist sie überhaupt
eines der wichtigsten Mittel der Coxitistherapie. Sie bewirkt
auch eine Immobilisierung des Gelenkes; da sie aber exakt
nur bei horizontaler Rückenlage durchführbar ist, verbietet
sich bei chronischen Fällen ihre Anwendung während der
ganzen Dauer der Erkrankung. Die Immobilisierung des
richtig gestellten nnd relativ schmerzlos gewordenen Ge-
lenkes muß dem Kontentivverband, bei ausheilendem
Prozeß dem Hülsenapparate überlassen werden. Beide
gestatten die Benützung des kranken Beines und mit-
hin die Ausnützung eines der wichtigsten Kurbehelfe, der
frischen Luft.
Geringe Grade von Kontraktur erfordern keine anderen
Maßnahmen, als durch Fixation des Gelenkes eine Ver-
schlechterung der Stellung zu verhindern. Höhere Grade sind
oft noch durch Extension zu beseitigen; vor Korrektur in
Narkose ist dringend zu warnen , auch wenn sie noch so
schonend vorgenommen wird. Selbst scheinbar ausgeheilte
Prozesse reagieren oft auf eine mechanische Insultierung
des Gelenkes. Starre Kontrakturen läßt man besser unberührt
COXITIS. — CYCLITIS. 69
und macht sie nach vollständiger Ausheilung der Krankheit
durch subtrochantere Osteotomie unschädlich.
Haben sich Abszesse gebildet, so werden sie mit Punktion
und Einspritzung von 10 — 20<^/o Emulsion von Jodoform in
Glyzerin behandelt; in Fisteln wird dieselbe Mischung einge-
spritzt oder ein Jodoformstäbchen eingeführt und dieser Vorgang
nach Bedarf wiederholt.
Günstig wirkt manchmal auch die Einführung und
Belassung eines dünnen Lapisstiftes in die Fistel, doch ist
das Verfahren recht schmerzhaft.
Von Spaltung und Exkoehleation von coxitischen Abszes-
sen und Fisteln sieht man nur Gutes, wenn akute Entzündungs-
erscheinungen den Eintritt einer Mischinfektion oder Eiter-
verhaltung anzeigen.
Alle erwähnten Hilfsmittel der Therapie werden mächtig
gefördert durch Licht, Luft und Ernährung, denen vom
Beginne der Behandlung die größte Aufmerksamkeit zu schenken
ist. Sind die sozialen Verhältnisse des Kranken derart, daß
er ein Seebad oder ein Jodbad für längere Zeit aufsuchen
kann, dann werden die schönsten Erfolge erzielt.
Die Indikationen und die Technik der radikalen Therapie
(Resektion) haben ausschließlich spezialistisches Interesse.
Friedländer.
Cyolitis: sehr selten allein ohne gleichzeitige Iritis.
Therapie: Dunkle Schutzbrille, heiße feuchte Umschläge
oder kleiner Thermophor Bmal täglich eine Stunde ; bei stärkeren
Reizerscheinungen Atropin 0,1/10 (imal täglich) oder Atropin
(0,1) + Dionin (1,0) : 10 Aq. — Resorbentien : Schwitzkuren (mit
Salizyl, Aspirin, Novaspirin), Jodpräparate (Kai. jodat.
5—10/200, 2 Eßlöffel täglich; Sajodin 3—6 Pastillen zu
0,5 pro die).
Bei hartnäckigem Verlaufe subkonjunktivale Injektionen
von Kochsalz 5 — 10°/o jeden 2. Tag eine Pravazsche Spritze.
(Zur Vermeidung der mitunter starken Schmerzen nach
der Injektion empfiehlt es sich , zunächst ca. 8 Zehntel der
Spritze mit Kochsalzlösung und hierauf die letzten 2 Zehntel
mit Kokainlösung zu füllen.)
Sehr wichtig ist gleichzeitig die Regelung der Verdauung
und des Stuhlganges; blande Diät, Laxantia, u. zw. zunächst
Kalomel oder 2 g Guajakolkarbonat pro die, hierauf systematisch
70 CYCLITIS. — CYSTITIS.
Purgen oder Bitterwasser resp. Bittersalz, auch Laxatol-, resp.
sogen. Kleeweinsche oder v. Baschsche Pillen. —
Eventuelle kausale Anämie, Lues, Rheumatismus, Skro-
fulöse sind natürlich gleichzeitig für sich zu behandeln.
Hanke.
Cystitis. Der Indicatio causalis gemäß sind nach
Möglichkeit die Ursachen der C. zu beseitigen : Erweiterung
oder Spaltung von Strikturen, Entfernung von Steinen, Fremd-
körpern, Tumoren, tuberkulösen und eiternden Nieren, regel-
mäßige Evakuation der Blase bei Harnretention etc.
Fernhaltung der Infektion der Blase durch rigorose
Asepsis bei instrumenteller Behandlung der Urethra und der
Blase, Verhütung der Verschleppung pathogener Keime bei
Hamröhrenspülungen, Reinigung des Genitales bei Frauen etc.
I. Akute C: Solange heftige Reizerscheinungen (Schmer-
zen, Harndrang) bestehen, ist keine lokale Behandlung anzu-
wenden (außer dort, wo es sich um gleichzeitige Harnretention
handelt) ; man verordne Bettruhe, Applikation von Wärme (in
der Form von Umschlägen, Thermophor, Halb- oder Sitzbädern),
blande Diät (am besten lediglich Milch und Milchspeisen).
Strenge untersagt sind Alkoholika, alle scharfen Gewürze
oder Speisen (Käse, Rettig, Sellerie usw.). Innerlich Harn-
antiseptika, u.zw. bei saurem Harne 3mal täglich 0,5 bis
1,0 Hexamethylentetramin (ürotropin) oder Helmitol, bei
alkalischem Harne ebensoviel Salol oder Natrium salicylicum.
Bei gonorrhoischer C. außerdem Oleum ligni Santali oder
Gonosan.
Bei heftiger Dysurie und quälendem Harndrang Nar-
kotika, Morphium oder Extr. Belladonnae in Form von
Zäpfchen, auch Mikroklysmen mit Antipyrin 1,0, Aq. destill. 10,0.
Dadurch wird nicht nur die Schmerzhaftigkeit herabgesetzt,
sondern auch die Blase durch Verminderung der Zahl der
Kontraktionen relativ ruhiggestellt. Als Getränk verordne
man Mineralwässer (Preblauer , Gießhtibler , Wildunger W.).
Sie sind ebenso wie Diluentien (s. u.) bei heftigem Harn-
drange zu vermeiden, weil sie die Zahl der Miktionen ver-
mehren.
Die lokale Behandlung beginnt erst einige Tage nach
Ablauf der Reizerscheinungen, wenn im Harne weiterhin Eiter
enthalten ist. Sie besteht in Waschungen der Blase mit
CYSTITIS. 71
nicht oder wenig reizenden antieeptischen Lösungen : Bor-
lösung 3Voj Hydrargyrum oxycyanatum 1,0:4000,0; bei
stärkerem Eitergehalt nach der Waschung jeden 2. Tag In-
stillation von 5 cm^ IO^/qI^qt Jodoformölemulsion.
IL Chronische C: Regime, Diät, Bäder wie bei der
akuten G. Exazerbationen im Verlauf einer chronischen 0.
sind wie akute C. zu behandeln. Innerlich fortgesetzte Dar-
reichung von Urotropin bei saurem, Salol oder Natr. salicyl.
bei alkalischem Harne ; diluierender Tee, u. zw. :
Rp. Herha Herniariae, oder Rp. Folia BuccOj
Folia uvae ursi aä. 1. Folia uoae ursi aa,
DS. Täglich 3 Schalen. DS. Täglich 3 Schalen.
Außerdem täglich je nach Intensität des Prozesses 1 — 3mal
Blasenwaschungen (die solange fortgesetzt werden müssen, bis
die Spülflüssigkeit rein zurückströmt) mit Seiger Borlösung,
Hydrargyrum oxycyanat. , Kalium hypermang. , bei längerer
Dauer jeden 2. Tag nach Reinspülung der Blase eine Waschung
mit 100 — 500 cm^ einer Lösung von Argentum nitricum
1,0:4000,0; bei starker Infektiosität, besonders bei starker
Bakteriurie Anwendung von Sublimatlösung 1,0:10000,0;
ist der Harn stark jauchig, jeden 2. Tag nach der Waschung
Instillation von 10 cm^ Jodoformölemulsion (lO^/o). Bei hart-
näckigen Formen Spülungen mit Perhydrol oder Tct. jodi
(20—30 Tropfen auf 500 Wasser).
Bei schweren hartnäckigen Entzündungen, die sich trotz
dieser Behandlung nicht bessern, besonders bei wiederholt auf-
tretenden Fiebererscheinungen, bei Trabekel- oder Divertikel-
blase Einlegen eines Verweilkatheters, außerdem regel-
mäßige Spülungen. Der Katheter muß aseptisch versorgt und
mindestens jeden 2. Tag gewechselt werden.
Bei C. colli et Trigoni der Frauen Instillationen mit
Argentum nitr. 1,0:10,0—100,0.
Tuberkulöse C. ist immer sekundär; es muß daher
festgestellt werden, ob der Ausgangspunkt in den Nieren
(siehe Nierentuberkulose) oder in den Genitalorganen liegt.
Sie heilt immer erst nach Eliminierung des ursprünglichen
Infektionsherdes aus. Symptomatische Behandlung wie bei
chronischer C, außerdem Instillationen von
72 CYSTITIS. — DARMBLUTUNG.
Bp. Guajacoli
Jodoformi
Olei olivarum
oder von 4Voiger Karbollösung unter entsprechenden Kautelen.
Bei einzelnen Formen der C. (Schrumpfblasen, inkru-
stierenden ulzerösen Cystytiden etc.) sind operative Eingriffe
indiziert. H. Schüller.
D.
Dakryozystitis. Zu Beginn dreistündlich zu wech-
selnde Dunstumschläge mit Liquor Burowi (1:10 Aqua), falls
nicht zu große Schmerzen häufiges Ausdrücken des Tränen-
sackes und Durchspülung mit desinfizierenden Lösungen
(cfr. Tränensackblennorrhöe). Nicht sondieren! Kommt es zur
Abszedierung: Spaltung des Tränensackes nach Petit, Aus-
spülung des Eiters, Offenhaltung der Wunde durch täglich
einzuführenden, in Liquor Burowi getauchten Gazestreifen, bis
die entzündlichen Erscheinungen geschwunden und das Sekret
nicht mehr eitrig ist. Hierauf muß erst noch die ursächliche
Tränensackblennorrhöe und Striktur des Tränennasenkanales
behandelt werden, weil sich sonst die D. wiederholt; die
Tränensackwunde schließt sich dann von selbst. Berücksich-
tigung von Nasenleiden! R. Hitschmann.
Darmblutung. Prophylaxe: Die Verhinderung
«iner D. wird meist vergeblich sein, da dieselbe den Menschen
mitten in der besten Gesundheit befällt.
Therapie: Absolute körperliche Ruhe, Bettruhe mit
Vermeidung jeder stärkeren Erregung, lauten Sprechens etc.
Die Nahrungsaufnahme wird für 48 Stunden sistiert. Später
eine ähnliche diätetische Behandlung wie beim Ulcus ventri-
culi (s. dieses) einzuschlagen.
Um den Darm ruhig zu stellen, gibt man
Rp. Tinct. opii simpl. 20j0. oder . Rp. Morph, muriat. 0,1
DS. 30—40 Tropfen in Atropin. sulfiir. 0,01
zwei Dosen. Aq. dest. 10,0.
MDS. 1 — 2 Pravazsche Spritzen
zu injizieren.
DAEMBLUTÜNG. — DARMKATAREHE D. SÄUGLINGE. 73
Rp. Ergotin. Bombeion,
Äqu. dest <m$. 0,5.
MDS. 1 Pravazsche Spritze zu injizieren.
Gelatine, AdreDalin, Secal. coro, siehe Hämatemesis.
Innerlich gibt man:
Rp. Extr. fluid, hydrast. oder Rp. Extr, Hamamelid. virgin.
eanadens. 30,0, fluid. 50,0.
DS. 3mal täglich 20 bis DS. Mehrmals täglich V, bis
30 Tropfen. 1 Teelöffel.
Bei CoUaps und Anämie: Einschlagen des Patienten
in heiße Tücher, Wänneflaschen, Frottieren der Herzgegend,
subkutane Injektionen von Kampfer und Kochsalzlösung etc.
Bei länger dauernden kleinen D.:
Rp. Bismuth. subnitric. 50,0. oder Rp. Bismuth. ^-Naphtholie. 5,0
D8. 3mal täglich 1 Kaffee- Calcar. carbon.,
löffel. Calcar. phosphor. aa. 25,0.
MDS. 4mal täglich 1 Kaffee-
löffel.
W.Zweig.
Darmkatarrhe der Säuglinge. I. Flaschen-
kinder.
a) Dyspeptischer Katarrh. Prophylaktisch:
Rationelle Diätetik mit 7, 6, 5 Trinkmahlzeiten je nach
dem Alter, einwandfreie Provenienz der Kuhmilch, Sterili-
sierung derselben (Soxhletapparate), Reinlichkeit aller Uten-
silien, Wohnungshygiene, reichliche Zufuhr frischer Luft. —
Die Behandlung selbst hat zwei Indikationen zu erfüllen:
Den angestauten Magendarminhalt, resp. die abnormen Ver-
dauungsprodukte zu entfernen und die neuerliche Entstehung
solcher zu verhüten. Der ersten Indikation wird durch eine
Magen- oder Darmausspülung mit körperwarmen Flüssigkeiten
(physiolog. Kochsalzlösung, Resorcinlößung 0^10: 500,
Borsäurelösung 2,50: 500) oder durch ein Abführmittel (Kalo-
mel in 4 — 5 Dosen ä 0,03 — 0,05 zweistündlich, Ol. Ricini
zweistündlich 1 Kinderlöffel 4 — 5mal), der zweiten durch
Regelung der Diät entsprochen. Die letztere besteht in Ent-
ziehung der bisherigen Nahrung, indem dem Kinde an Stelle
dieser ein schwacher Teeaufgnß in derselben Menge und den-
selben Intervallen wie die frühere Milchnahrung, 24 oder
74 DARMKATARRHE DER SÄUGLINGE.
selbst 48 Stunden lang, resp. so lange gereicht wird, bis der
sogenannte Hungerstuhl erscheint. Die weitere Ernährung ist
alsdann nach folgenden Grundsätzen za regeln: Besteht die
Erkrankung erst kurze Zeit, so setzt man dem dünnen Tee-
aufguß Vj oder besser ^g sterilisierte Milch von einwand-
freier Beschaffenheit zu und verabreicht als Trinkmahlzeit
eine kleinere Menge als bisher (60 — 100 g je nach dem
Alter) in 3 — 4stündlichen Pausen, indem man allmählich
mit dem Milchzusatz auf ^g? Va ^^^ mehr steigt und auch
die Menge der Trinkportion erhöht. Besteht die Erkrankung
länger, so empfiehlt es sich , vorerst noch eine Mehlsuppe aus
Soxhlets Nährzucker (6— 10%), Nestlömehl (4— 5Vo),
Theinhardt (4— 5o/o), Kufeke (4— 5Vo) 2, 4, ev. 6 Tage
lang zu verabreichen und erst dann der Mehlsuppe reine
Milch in langsam steigender Menge zuzusetzen. Handelt es
sich aber um sehr junge, wenige Wochen alte Säuglinge,
die Mehlnahrung nicht oder schlecht vertragen, so passen
sehr verdünnte Milchmischungen Q-j^ — Vb Milch), Biederts
Rahmmischungeu; peptonisierte Milch nach Backhaus oder
Voltmer, eventuell verdünnte Liebigsche Sappe und Malz-
suppe so lange, bis die gewöhnlichen Milchmischungen wieder
vertragen werden. — Weitere Medikamente sind in der Regel
entbehrlich, gleichmäßiges Warmhalten der Kinder erfor-
derlich.
h) Akuter Dünndarmkatarrh. Zumeist eine Stei-
gerung des vorhin besprochenen Zustandes mit Allgemein-
erscheinungen (Fieber, Intoxikation) und besonders häufig
unter dem Einfluß, der Sommerwärme. Diätetische Behand-
lung: Zunächst einige Tage lang Ruhestellung des Darmes
durch dünnen Teeaufguß mit Zusatz von Saccharin (l Tablette
ä 0,05) statt des Zuckers in Sstündlichen Pausen. Bei
gleichzeitigem Erbrechen eine Magenspülung. Haben die
spritzenden Stühle aufgehört, kommen einfache Mehlsuppen
abwechselnd mit der Teediät zur Anwendung. Die reinen
Mehlarten (Hafer-, Reis- und Gerstenmehl) sind den dextri-
nisierten vorzuziehen. Konsistenz und Menge der Mehlsuppe
wie bei a). Hat sich der Darm beruhigt, vorsichtiger Über-
gang zur Milchnahrung, zunächst durch Zusatz von Molke
1 — 2 Tage lang, sodann von kleinen Mengen (1 — 2 Eßlöffel)
reiner, sterilisierter Milch 2 — 3mal täglich zum Teeanfguß,
DABMKATAßRHE DER SÄUGLINGE. 75
allmählich mit dem Zusatz und der Einzelportion steigend.
Werden Mehlsuppen anfangs nicht vertragen, ist Eierwasser
(1 Htihnereiweiß auf Va ^ körperwarmen Zuckerwassers) zu
versuchen. Wenn möglich Brnstnahrung.
Medikamentöse Behandlung: In frischen Fällen und
bei Anwesenheit septischer Stoffe im Magendarmkanal Jod-
tinktur (3mal täglich 1 Tropfen in Zuckerwasser einen Tag
lang), sodann Adstringentien: Tann igen oder Tannalbin
(0,3 — 0,5 und mehr 3 — 4mal täglich in den Teeanfguß
einrühren), Plumb. acetic. (0,5 : 100 Aq. 3 — 4mal täglich
1 Kinderlöffel), Argent. nitric. (0,10:100 Aq. ebenso),
Aq. Calcis (10 — 20%? ebenso). Gegen die Allgemeinsym-
ptome symptomatisch, eventuell analeptisch und stimulierend.
Sorgfältige Pflege!
c) Cholera infantum (Summer complaint). Die Be-
handlung dieser in der heißen Jahreszelt nicht selten kata-
strophenartig hereinbrechenden Erkrankung der Säuglinge,
zumal wenn sie bereits mit den Formen a) und h) behaftet
sind, erfordert die ganze Umsicht und Energie des Arztes.
Diätetische und medikamentöse Maßnahmen sind aussichtslos^
solange der Zustand dauert ! Hingegen sind zwei Indikationen
strikte und ungesäumt zu erfüllen: einmal die durch die
Wasserverluste bedingte Eindicknng des Blutes hintanzuhalten,
das andere Mal die erlahmende Herzkraft zu beleben. Der
ersten Indikation wird durch subkutane Infusionen von
künstlichem Serum entsprochen (Hypodermoklyse), indem
unter aseptischen Kautelen 100 — 150 cm' einer 0,9Voig6ö
sterilisierten Lösung von Natr. bicarbon. oder von Natr.
chlor at. körperwarm in die seitliche Bauch- oder Thoraxhaut
zweimal täglich infundiert werden. Die zweite Indikation er-
fordert Analeptika, am besten in Form subkutaner Injek-
tionen von Ol. camphoratnm 3 — 4mal täglich eine Pravaz-
spritze. Daneben bei kühlem Körper heiße Senfbäder 5 bis
10 Minuten lang, bis die Haut sich rötet, oder Einwicklungen
mit in warmes Senfmehlwasser getauchten Tüchern und
trockenwarmer Umhüllung 15 — 20 Minuten lang, darauf ein
laues Bad. Beide Prozeduren nur einmal täglich! Bei hohem
Fieber an deren Stelle kühle Einwicklungen (150R). Außer-
ordentlich quälend ist der enorme Durst der Kinder, zu dessen
Linderung, wenn das Erbrechen aufgehört hat, noch am
76 DABMKATARBHE DER SlüGLINGE.
besten kfihler Tee sieh eignet. Große Vorsicht und Sorgfalt
ist der Emähmng zozawenden^ wenn die nnmittelbare Lebens-
gefahr beseitigt nnd die profusen Durchfälle aufgehört haben.
M an beginne mit den kleinsten Mengen mit Tee Terdttnnter
Milch, nnd erst wenn diese einen ganzen Tag lang Tertragen
werden, sind ganz allmählich größere Mengen zoznffihren.
Erst jetzt beruhigende Medikamente:
Rp. Inf. ChamomOl. ßOfi
Resorein. regubl. Merck 0,10
Tinet. op. simpl. guttam.
MDS. Mündlich 1 KinderJöfel.
Im fibrigen sei bezflglich der Ernährung auf das unter h)
Gesagte verwiesen.
d) Enteritis follicularis. Prophylaktisch gründ-
liche Behandlung der dyspeptischen und einfachen DarmkatarrhOy
deren längere Andauer leicht zur Ansiedelung von Entzündungs-
erregem in die Schleimhautfollikel des Dickdarms fuhrt Die
diätetische Behandlung beginnt auch hier mit Teediät 1 bis
2 Tage lang. Alsdann Liebigsche Suppe, die täglich zweimal
frisch bereitet, erfahrungsgemäß als das beste Diätetikum in dieser
Krankheit für Flaschenkinder gilt. Die Suppe wird in der Menge
von 150 — 200^ yierstundlich gereicht und bei ganz jungen
Säuglingen mit V4, Vs ^^ zur Hälfte mit Wasser verdünnt.
Fast die gleichen Erfolge erzielt man mit der im Haushalt
leichter herzustellenden Kell ersehen Malzsuppe, einer Modi-
fikation der Liebig sehen, die in derselben Weise verab-
reicht wird. Stößt die Bereitung dieser Suppen nach der
Originalvorschrift auf Schwierigkeiten, so kann das Soxhl etsche
Liebigsuppenpulver an deren Stelle treten. Nur ausnahms-
weise werden diese Suppen nicht vertragen; alsdann zögere
man nicht lange (versuche eventuell Buttermilch), sondern
trachte das Kind an die Frauenbrust zu bringen, die das
sicherste Mittel ist, um einen Säugling von der follikulären
Enteritis rasch genesen zu machen. Wirksam unterstützt wird
die diätetische Behandlung durch die medikamentöse. In
frischen Fällen empfiehlt es sich, den Darm mit einigen kleinen
Dosen Ol. Ricini (3 — 4mal tgl. 1 Kaffeelöffel) zu entleeren.
Alsdann passen Adstringentien, namentlich Chin. tannicum
(0,25— 0,50 3mal tgl.), Paulinia sorbilis (0,50 3mal tgl.),
DARMKATARRHE DER SÄUGLINGE. ^^
Bismuthum salicyl. (0,10 — 0,25 3mal tgl.). Gegen den
Tenesmns gleichzeitig kleine Stärkemehlklysmen (lOOcm^ mit
1 Tropfen Opiumtinktnr nnmittelbar nach einer Entleerung
nnd 1 — 2mal tgl.). Zieht sich die Krankheit länger hin, so
sind körperwarme Einlaufe von Liq. alnmin. acetici
(2,50 — 5,0: 500 Aq.) oder von Acid. tannicum (2,50 bis
5,0 : 500 Aq.) mittelst Nölatonkatheter in den Dickdarm am
Platze. Auf den Unterleib Prießnitzsche Umschläge mit Flanell-
umhüllung Ssttlndlich. Die Behandlung der Folgezustände:
Anämie, Rachitis, Drüsenschwellnngen etc. nach entsprechenden
Regeln.
6) Chronische Formen. Die Behandlung dieser Zustände,
die Wochen- und monatelang sich hinziehen, bald besser, bald
schlimmer werden, ohne daß schwerere Allgemeinsymptome
(Fieber, Collapse) oder Tenesmus hinzutreten, wo aber das
Körpergewicht stille steht oder fortschreitend absinkt, gehört
zu den schwierigsten Aufgaben. Gelingt es nicht, die richtige
Ernährung für das Kind zu finden und den Stillstand des
Körpergewichtes aufzuhalten, so kommt es zu fortschreitender
Abnahme desselben bis zu extremen Graden und zu jenem
Zustand, den man als Pädatrophie (Athrepsie) bezeichnet.
Die Hauptaufgabe besteht darin, das Kind wieder zu dauernder
Zunahme zu bringen. Drei Ernährungsarten, als Surrogate der
Frauenmilch, stehen derzeit im Vordergrunde: die Liebigsche
Suppe, resp. die Kellersche Malzsuppe, die Buttermilch
und die Biedertschen Rahmmischungen, die je nach dem
individuellen Fall, resp. nach der Art der bisherigen Er-
nährung in Anwendung kommen. Man wird etwa folgender-
maßen verfahren und bei der Aufstellung der Nahrungs-
bilanz etwa 100 Kalorien pro Kilo Kind und Tag berechnen.
Zunächst Teediät einige Tage lang bis zum Hungerstuhl.
Alsdann und bei Kindern, deren bisherige Nahrung nicht
allzuviel Amylazeen enthielt, dünne Mehlsuppen (3 — 4Vo) aus
einem der früher erwähnten dextrinisierten Kindermehle (Nähr-
wert einer 6^/q Abkochung etwa 200 Kalorien pro Liter) in
6 oder 5 Mahlzeiten je nach dem Alter. Hat sich der Darm
beruhigt, die Entleerungen gebessert, was zumeist der Fall,
so können einfache Milchmischungen versucht werden mit
Vsj V2» Vs Milch (Nährwert rund 300, resp. 400, resp. 500
Kalorien pro Liter). Zeigt das Körpergewicht keine Zunahme,
78 DARMKATARRHE DER SÄUGLINGE.
60 gebt man za der Liebig scheu oder Eellerscben Malzsappe
(Nährwert etwa 800 Kalorien pro Liter) oder zur Batter-
milch (Nährwert etwa 700 Kalorien pro Liter) über. Beide
ErnähroDgsarten , namentlich die Battermilch, haben häufig
ausgezeichneten Erfolg^ können wochen- und monatelang fort-
gesetzt werden und diese Kategorie der Säuglinge bis tiber
das erste Lebensjahr hinaus gebracht werden. Eine zweite
Kategorie von Säuglingen ist diejenige, die mit dem sog.
Mehlnährschaden behaftet, d.h. durch einseitige Ernährung
mit Mehlabkochungen erkrankt und atrophisch geworden sind.
Für diese passen die fettreichen Rahmmischungen Biederts
(auch als Rahmkonserve oder Ramogen im Handel) oder die
Gärtnersche Fettmilch, mit denen man die Kinder für
einige Zeit zum Gedeihen bringen und nach und nach zu
den reinen Kuhmilchmischungen überführen kann. Endlieh
kommen Fälle vor, die weder bei den Malzsuppen, noch
bei Buttermilch, noch auch bei den Rahmmischungen gedeihen.
Hier gelingt es mitunter, die Kinder mit den peptonisierten
Milchen nach Backhaus und Voltmer einige Zeit fortzu-
bringen und sie dann an die einfachen Kuhmilchmischungen
zu gewöhnen. Bei allen den genannten Kategorien sind Rück-
fälle, resp. plötzliche Gewichtsabstürze nicht selten und man
muß dann wieder von vorne anfangen, um die Schäden zu
reparieren. Tadellose Herstellung der oberwähnten Surrogate
nach der Originalvorschrift und einwandfreie Beschaffenheit
der Kuhmilch sind selbstverständliche Voraussetzungen. Große
Sorgfalt ist der allgemeinen Wartung und Pflege zuzuwenden,
die Kinder müssen warm gehalten, resp. vor Abkühlung ge-
schützt (nur zweimal wöchentlich gebadet) und peinlich rein
gehalten werden. Besondere Aufmerksamkeit erfordert die
häufige Furunkulose (Asepsis bei der Eröffnung). Die medi-
kamentöse Behandlung ist in der Regel entbehrlich. Rückfälle,
Collapse etc. sind nach den früher angegebenen Grundsätzen
zu behandeln.
n. Brustkinder.
Wesentlich einfacher gestaltet sich die B e h a n d 1 u n g der
dyspeptischen und sonstigen D. bei Säuglingen an der Mutter*
oder Ammenbrust, abgesehen davon, daß diese Störungen hier
ungleich seltener aufzutreten pflegen. Die häufigste Störung
DARMKAT. D. SÄUGL. — DARMKRANKfl. D. SÄUGL. 79
sind die dyspeptiscbeu Katarrhe, wo als ätiologischer Faktor
zunächst die Überfütterung, respektive die unregelmäßige
Verabreichung der Brust in Betracht kommt. Die Behandlung
besteht in Entleerung des Darmes durch eine einmalige Dosis
Kalomel oder Rizinusöl und gleichzeitige strenge Regelung
der Mahlzeiten, die in 4 — 5stündigen Pausen zu verabfolgen
sind ; namentlich des Nachts entziehe man dem Kinde die
Brustnahrung und reiche statt dieser etwas versüßten Tee-
aufguß. Sind die dyspeptischen Störungen in quantitativen
oder qualitativen Veränderungen der Milchsekretion begründet,
wie sie durch Änderung der äußeren Verhältnisse, bei Ein-
stellung einer Amme, die Menstruation und Gemütsbewegungen
der Stillenden vorübergehend auftreten und wobei die Menge
der Mich sich entweder vermindert oder kolostrale Beschaffenheit
annimmt, so ersetzt man das Defizit in der Tagesmenge durch
eine einmalige Kuhmilchmahlzeit oder eine Kindermehlsuppe,
nimmt eventuell einen Ammenwechsel vor, wenn die Störung
sich nicht rasch ausgleicht, oder leitet die Entwöhnung ein,
wenn die Milchsekretion gänzlich versiegt. Störungen durch
Übergang von giftigen Stoffen in die Milch (Alkohol) er-
fordern die Entleerung des Darmes und Aussetzen der Brust-
nahrung, bis der normale Zustand der Stillenden sich her-
gestellt hat. Die seltenen, bisher noch nicht aufgeklärten
Fälle, wo Säuglinge durch die Frauenmilch selbst, trotz wieder-
holten Ammenwechsels, dyspeptisch werden und nicht gedeihen,
machen die Entwöhnung notwendig. Die sonstigen durch In-
fektion, Erkältungen, die Sommerhitze bedingten Darmstörungen
können gelegentlich auch bei Brustkindern auftreten ; der Ver-
lauf ist hier viel milder und die Abheilung erfolgt durch die
besprochenen Maßnahmen weitaus leichter als bei den Flaschen-
kindern. L. Unger.
Darmkrankheiten der Säuglinge. Akute
Dyspepsie der Brustkinder. Prophylaxe: Regelmäßiges
Sstündiges Anlegen, Reinigung der Brust. Vermeidung gröbster
Zellulose in der Kostform der Ernährerin. (Gurken etc.)
Sonst „Ammendiät" unnötig.
Therapie: 4stündige Mahlzeiten durch 1 — 2 Tage und
Beschränkung der Trinkzeit bei zu hastigem Trinken.
80 DABMKBANKHEITEN DER SÄUGLINGE.
Bei Leibschmerzen: KamillenteeirrigatioD, warme Kata-
plasmen, Massage des Abdomen bei gleichzeitigem Einführen
nnd Liegenlassen eines weichen Darmrohrs^ auch
Rp. Äq. Menthae pip.,
Aq. Foeniculiy
Aq. earminativa aa, 20,0,
Aq. destül ad 100 fi
Syrup. simpU 10,0.
DS. 28tündlick 1 KmderlöffeL
eventnell Aussetzen der Brustemährung durch 1 Tag. Nur lichter,
wenig gesüßter russischer Tee erlaubt. Kalomel 0,005 — 0,02,
2 — 3 Pulver, die in Sstündigen Intervallen bis zum Auftreten
der typischen Kalomelstühle verabfolgt werden, auch
Rp. Acid. hydroMor. dilut. 0,4
Resorcin. purissim. 0,1
Aq. destül. 70,0.
DS. 28tündlich 1 Kinderlöffel.
Chronische Dyspepsie der Brustkinder. Akute D.
nicht vernachlässigen. Erforschung der Ursachen (Zukost,
unregelmäßige Ernährung, unreinliche Pflege !). Trinkmengen
kontrollieren , eine Viertelstunde vor der Mahlzeit 1 Kinder-
löffel einer V2 Voige» Salzsäure oder 1 — 2 Eßlöffel holländischer
Milch (Buttermilch). Nur selten besteht die Indikation zu
Ammen Wechsel, noch seltener die abzusetzen.
Akute Dyspepsie der Kuhmilchkinder. Teetag,
Kalomel 0,005 — 0,02, Sstündlich; in schwereren Fällen stets
auch Magenspülung mit lauwarmer Karlsbader Salzlösung
(V2V0) ^^^ Darmspülung.
Bei schweren enteritischen Erscheinungen (reichlicher
Schleimsekretion) vom 2. Tag an Tannigen, Tannalbin
3mal täglich 0,25, Magiet. Bismuthi 2,0:70,0, 2stündlich
einen Kinderlöffel.
Bei stürmischer Peristaltik, solange keine Gefahr des
CoUapses besteht, auch Tct. Opii bei sehr vorsichtiger An-
wendung, z. B.
Rp. Tct. Ratanhiae gutt. XV
Tct. Opii simpl. gutt. 1
Aq. destül. 90,0
Syrup. simpl. 10,0.
DS. 28tündlich 1 Kinderlöffel.
DAEMKRANKH. D. SÄUGL. — DEFLÜV. CAPILLOR. 81
Bei Neigung zu Gollaps sehr warme Bäder, eventaell
mit 8enfzasatz, Liq. AmmoD. anisatag gntt. X : 70,0, 28ttindlich
1 Kinderlöffel, Kampferinjektion.
Bei Sommerdiarrhöe mit Austrocknungserscheinnngen
(eingesunkene Fontanelle uew.) Infusion physiologischer Koch-
salzlösung bis zu 200 cmK
Riickkehr zur Ernährung in der Rekonvaleszenz mit
größter Vorsicht. Eiklarzuckerwasser, verdünnte Milchmi-
schungen (mit schleimigen Zusätzen, mit Kufekemehl Wasser-
suppen), ferner Liebigsche Suppe, Kellersche Milchmalzsuppe,
holländische Milch, Backhausmilch, Biederts Rahmgemenge.
Präzise Indikationen sind nicht zu geben. Das Sicherste bleibt
die Beschaffung der natürlichen Ernährung.
Chronische Dyspepsie der Kuhmilchkinder.
Wenn irgend möglich Beschaffung von Brustnahrung; even-
tuell rohe lebenswarme Ziegenmilch, sonst Versuche mit
Kellerscher Milchmalzsnppe, holländischer Milch, pasteurisierter
Milch, Backhausmilch und Mischungen von Milch und Kindermehl-
wasser (Kufeke, Nestlö, Theinhardt, Hygiama etc.). ^/z^o^S^
Salzsäure, eine Viertelstunde vor der Mahlzeit 1 Kinderlöffel.
Bei seit der Geburt andauerndem Erbrochen und
Obstipation denke man auch an angeborene Pylorusstenose,
bei Obstipation an die Hirschsprungsche Krankheit.
Obstipierte Brustkinder sind meist unterernährt.
Zukost oder Ammeuwechsel indiziert.
Bei künstlicher Ernährung und Obstipation ver-
suche man durch Milchzuckerzusatz den Stuhlgang zu be-
fördern, eventuell holländische Milch, Milchmalzsuppe.
Von Abführmitteln Ol. Ricini 1 Kaffeelöffel oder Magnes.
carbon. c. Rheo 1 Messerspitze. Hecht.
Deflavium capillorum. Sorgfältige Berücksichti-
gung des Allgemeinzustandes, Behandlung allfällig bestehender
Anämie, Chlorose, Lues, Affektionen des Nervensystems
(Alopecia neurotica).
Von den verschiedenen Allgemeinerkrankungen (Typhus,
Scharlach, Erysipel etc.) und wohldefinierten Hauterkrankungen
(Herpes tonsurans, Favus, Lupus erythematodes u. a.),
welche zu Haarausfall führen können, kann hier abgesehen
werden und speziell nur Rücksicht genommen werden auf
Fei In er, Therapie der Wiener SpezialÄrzte. Q
82 DEFLUVIUM CAPILLORUM. — DELIRIUM TREMENS.
die a) angeborene Haarlosigkeit, h) die Alopecia praematura,
c) die seborrhoische Alopecia (A. seborrhoica, furfuracea,
pityrodes), d) die Alopecia areata (Area Celsi).
ad a) Ist einer therapeutischen Beeinflussung nicht zugänglich.
h) Verordnung sorgfältiger Haarpflege, Vermeidung scharfer
Bürsten und Kämme. Schädlich wirkt nach unserer Ansicht
das allzu häufig geübte Waschen des Kopfes, ferner die
nicht selten vorhandene tibermäßige Schweißsekretion.
Gegen die letztere verordnen wir spirituöse Einreibungen
mit Zusatz von Sublimat (0,1 : 100), Resorcin (1 — 2%)?
Teer und Teerpräparate, mit nachfolgender Einfettung.
c) Siehe bei Seborrhöe.
d) Gebrauch von Reizmitteln wie:
T. cantharidum 10 — 15y
T. capsici annuif
T. nucts vomic. aa. 15,
Ol. rtcini 10,
Aq. coloniens. 200.
T. cantharidum auch in Salbenform (5 — 10^/ q), allein
und in Kombination mit Chininum muriat. (2 — 5<^/o), Schwefel.
Femer Essigsäure nach der Formel:
Acid. acetic. glac,
Chloroformiij
A q. destül. aa. 10. (B e s n i e r. )
Pyrogallol 10Vo> Chrysarobin (10— SOVoige Salben, und
als Salbenstift nach der Formel:
Chryaarohin 2,
Adijp. lanai^ 3,
Cerae alb. 5. (Unna.)
Karbolsäure in Verdünnung (ö^o) und als Acid. carbol.
liquefact. zur Erzeugung eines oberflächlichen Schorfes, der
sich nach einigen Tagen abstößt.
Endlich Galvanisation, Faradisation , Finsenlicht, Eisen-
bogenlicht und Kromayerlampe. Grosz.
Delirium tremens (Säuferwahnsinn). Schlaf-
mittel erscheinen ganz nutzlos, ja einige derselben, wie
Chloralhydrat (Blutdruck!) oder Opiate (Obstipation!)
geradezu kontraindiziert.
DELIRIUM TREMENS. — DEMENTIA PRAECOX. 83
Die meisten unkomplizierten Delirien gelangen bei rein
exspektativer Therapie unter entsprechender Überwachung
zur Heilung. — Milchdiät und Laxantien sehr empfeh-
lenswert. — Bei drohender Herzschwäche (der Puls wird
klein, frequent, unregelmäßig, kalte Schweiße treten auf,
die Kranken nehmen Rückenlage ein und delirieren dabei
lebhaft fort) Stimulation mit Alkohol (Kognak etc.), der
sonst in der Behandlung des Delirium tremens völlig über-
flüssig ist, bei Herzschwäche aber erfahrungsgemäß den
Vorzug vor anderen Excitantien, wie Kampfer, Strophantus etc.
verdient. Pilcz.
Dementia senilis (Alters blöd sinn). Die Behand-
lung kann natürlich nur eine rein symptomatische sein, und
zwar erfordert als hauptsächlichstes Symptom die hartnäckige
Insomnie dieser Patienten Abhilfe.
Gerade bei Senildementen leistet oft eine kleine Dosis
Alkohol (Bier, Wein) ganz ausgezeichnete Dienste. Bezüglich
der Schlafmittel s. str. muß bemerkt werden, daß Chloralhydrat
sich nicht empfiehlt (Neigung zu Dekubitusbildung, schlechte
Herztätigkeit) ; auch das sonst so bewährte und ungefährliche
Veronal und Malonal vertragen die Altersblödsinnigen er-
fahrungsgemäß schlecht.
Wo es sich nicht um die eigentliche Presbyophrenie, son-
dern mehr um eine arteriosklerotische Hirndegeneration
handelt, gibt man mit mehr minder gutem Erfolg Jodkali
und die (Natterschen) Antisklerosintabletten (bis 3X2
Stück). Alkohol wirkt bei derartigen Fällen nicht
günstig.
Sorgfältige Überwachung, namentlich nachts, versteht
sich von selbst. Pilcz.
Dementia praecox. Die Behandlung kann leider im
großen und ganzen nur eine rein symptomatologische sein,
wobei die in der Psychiatrie allgemein bewährten und an-
gewendeten Maßnahmen in Betracht kommen (Bekämpfung
der Erregungszustände durch protrahierte Bäder und Hypnotika
und Sedativa, möglichste Heranziehung zu Beschäftigung etc.).
In vereinzelten Fällen (jugendliche Individuen mit akut
einsetzenden psychotischen Symptomen betreffend) bewirkt
oft eine vorsichtige Thyreoidinmedikation (1 Tablette pro
6*
84 DEMENTIA PRAECOX. — DIPHTHERIA PHARYNGIS.
die) in Verbindung mit Eisen- und Arsentherapie* weit-
gehende, einer Heilung nahekommende Besserungen und Still-
stände. In Fällen mit kurz vorausgegangener syphilitischer
Infektion ist eine spezifische Behandlung um so indizierter,
als zuweilen auch das psychotische Zustandsbild auf Hg und
JK auffallend günstig beeinflußt wird, ja zur Heilung ge-
langen kann. Pilcz.
Diphtheria pharyngis. Prophylaxe: Isolierung
der Kranken, Immunisierung der Gefährdeten, besonders der
Kinder unter 2 Jahren mit 250 Einheiten hochwertigen Anti-
toxins. Bei bösartigen (septischen) Formen auch für ältere
Kinder und jugendliche Pflegerinnen obligat; sonst genügt
hier die tägliche Überwachung. Diphtheriekranke Mutter kann
das immunisierte Brustkind fortstillen. Achtung auf jeden hart-
näckigen Schnupfen bei Kindern ! Der Kuß auf den Mund bei
Kindern zu unterlassen.
Therapie: Bettruhe. Gut gelüftetes, helles, nicht über
18^0 temperiertes Krankenzimmer ohne Teppiche und Vor-
hänge. Wenn möglich wasch bare Holzmöbel. Eimer mit Lysol-
lösung gefüllt zur Aufnahme der gebrauchten Wäsche für
24 Stunden. Zweites Bett oder Di van im Krankenzimmer, um
das Krankenbett lüften und umbetten zu können. Regelmäßige
Tenjperaturmessungen notieren lassen, wenigstens 2mal täglich,
bei Kindern im Rektum. Tägliche Waschung der Hände und
des Gesichtes mit lauwarmem Wasser und Seife. Bäder mit
Abkühlung bei höherem Fieber, dagegen äußerste Schonung
der Kräfte, Enthaltung jeder entbehrlichen Bewegung bei
den geringsten Anzeichen einer Myokarditis. (S. diese!) Stuhl
täglich, wenn nötig Nachhilfe mit Wassereinläufen oder Califig-
syrup, je nach dem Alter 1 Kaffeelöffel bis Eßlöffel (in 5 bis
6 Stunden tritt meist die Wirkung ein). Kost flüssig und
breiig, kalt oder lauwarm, vor allem Milch in jeder Form
und Zubereitung, Milchspeisen mit Zucker oder Schokolade
bestreut, Fruchsäfte und -breie, Fruchteis. Dick eingekochte
Suppen mit Ei, rohes Eidotter mit Zucker verrührt. Bei Vor-
liebe auch etwas breiiges Gemüse. Viel trinken lassen! Limo-
* Ferratin, Hommels Haematogen, Solut. arsenical. Fowleri
5,0 : 10,0 Aq. cionam. (Dreimal 3 — 10 Tropfen , täglich um 1 Tropfen
steigen.)
DIPHTHERIA PHARYNGIS. — DYSENTERIE. 85
nade, HimbeerwasBer , Mineralwässer, gutes Quellwasser. —
Kausale Therapie: SerumiDJektion je früher, auch in zweifel-
haften Fällen. Am 1. Krankheitstage und in leichten Fällen
genügen 1000 Einheiten. Sonst 1500 — 8000 Einheiten , in
schweren Fällen auch wiederholt nach Intervall von 24 Stunden.
Injektionsstelle am Unterbauch oder Oberschenkel, Verschluß
mit 1 Tropfen lO^/oigem Jodoformkollodium. — Sympto-
matische Therapie: Ourgeln mit einer antiseptischen Lösung
(Acid. boric, Kai. hypermang. etc.) alle 2 Stunden, ferner vor
und nach jeder Mahlzeit. Bei ganz jungen Kindern oder zur
Kräftesparung Ausspritzen mit einer Stempelspritze in sitzender
Stellung bei vorgeneigtem Kopfe oder im Bette in S^tenlage.
Bei stärkerer Beteiligung der regionären Lymphdrüsen Prießnitz-
umschläge 28tündlleh ; bei starker peiiadenitischer Infiltration
Eiskrawatte. Medikamente entbehrlich. Urin kontrollieren. Bei
neuerlichem Temperaturanstieg denke an Ohr, Lymphdrüsen,
Serumkrankheit! (Siehe diese Kapitel!) Bei wiederholtem
Erbrechen, Blässe, Durchfällen Achtung auf das Herz! (Siehe
Myokarditis!) Bei starker Infiltration des Gaumensegels sei
auf Lähmung gefaßt! (Siehe diese!) Aufstehen, wenn der
Rachen gereinigt und der Status internus intakt ist.
J. Friedjung.
Dipsomailie. Versuche, durch Strychninmedikation etc.
die Dipsomanie heilen zu wollen, gehören wohl so ziemlich
der Vergangenheit an. Zumeist bleibt bei der Unwidersteh-
lichkeit des Triebes nur die Internierung das einzige Mittel,
um schwersten Exzessen vorzubeugen. Zuweilen, bei sehr
ausgesprochenem und längerem Prodromalstadium, vermag
eine präventive Bromkur (8,0 — 10,0) unter gleichzeitiger
Bettbehandlung den Anfall hinauszuschieben oder ganz sein
Eintreten zu verhindern. In Fällen, in welchen diese Pro-
dromalerscheinungen mit lebhaften Angst- oder anderen
quälenden Unlnstgeftthlen einhergehen, erweisen sich manchmal
präventive Morphininjektionen sehr wirksam, um den
dipsomanen Anfall zu unterdrücken. Pilcz.
Dysenterie. Prophylaxe: Bei herrschender Epidemie
vorsichtige Kost, Vermeidung von rohem Obst, Salat, Gurken etc.,
man hüte sich vor dem Gebrauch infizierter Aborte.
86
DYSENTERIE. — DYSMENORRHÖE.
Therapie: Der Patient muß absolute Bettruhe innehalten,
heiße Umschläge in Form von Thermophoren auf das Abdomen.
Diät besteht in Schleimsuppen, Tee mit Rotwein, Wasser-
kakao. Gegen den Durst häufiges Mundspülen mit Sodawasser.
Innerlich gebe man:
Rp. Bismuih. ß-naphtholic. 1,0
Extr. opii aqu. 0,03.
Mfp. tal. dos. Nr. XX.
DS. 3 Pulver innerhalb 3 Stunden zu nehmen.
Außerdem:
Rp. Deeoet. gelatin, alb. puriss. oder Rp. Inf. rad. Ipecacuanh.
e 0,5:180,0
e. 15,0:180,0
Syr. cort. aurant. 20,0.
MDS. Stündlich 1 Eßlöffel.
Tinct. opii simpl. 1,0
Syr. Älthaeae 20,0.
MDS. 2stündlich 1 Eßlöffel,
Gegen Tenesmen:
Rp. Extr. opii aqu, 0fi3
Butyr. Cacao 2,0.
Mf. supposit. anal.
DS. 3fnal täglich 1 Zäpfchen.
oder Rp. Morph, muriat. 0,02
Extr. helladonn. 0,01
Butyr. Cacao 2,0.
Mf. supposit.
DS. 3mal täglich 1 Zäpfchen.
Bei Darmblutungen siehe dieses . Kapitel. Vorzüglich
wirken Klistiere. Man gibt folgende Mischung:
Rp. Decoct. Salep. 200,0 oder Rp. Jodoform. 50
Amyl.,
Bismuth. subnitr. aa. 10,0.
MDS. Lauwarm gut durchge-
schüttelt in das Bekium ein-
laufen lassen.
Mucilag. gumm. arabic.
1000,0.
MDS. Davon ^j^l lauwarm in
Knieellenbogenlage einlaufen
lassen und vorsichtig ins Kolon
hinaufmassieren. Nach 10 Mi-
nuten läßt man das Jodoform
durch 2 Wasserklistiere heraus-
spülen.
W.Zweig.
Dysmenorrhöe. Die Behandlung der D. muß, da
diese nur ein Symptom einer bestehenden Erkrankung ist,
zuerst auf die Beseitigung des Grundttbels gerichtet sein, je
nachdem es sich um eine mechanische, entzündliche oder nervöse
DYSMENOREHÖE. — DYSPEPSIE. 87
Form handelt. Nicht zu vernachlässigen ist die Prophylaxe
durch vernünftige Hygiene der normalen Menstruation.
Bei Stenose der Zervix oder bei hochgradiger Anteflexio
wird die Erweiterung der Zervix notwendig sein. Bei Stenose
des äußeren Muttermundes käme die Diszission in Betracht^
bei Stenose des inneren Muttermundes oder bei Anteflexio
Dilatation mittelst Bougies oder Sonden, eventuell Galvanisa-
tion des Uterus (wöchentlich eine Sitzung). Bei Metritis
chronica Blutentziehung an der Portio durch Skarifikationen.
Handelt es sich um chronische Entzündungsprozesse, Endo-
metritis, Erkrankungen an den Adnexen, so sind diese ent-
sprechend zu behandeln.
Durch Lageveränderungen des Uterus bedingte D. ist
durch Pessartherapie oder durch Operation zu beseitigen.
Bei den nervösen Fällen kann natürlich nur eine All-
gemeinbehandlung nebst einer symptomatischen Therapie am
Platze sein, manchmal bringt Ruhe und Wärme (Thermophor)
Erleichterung, in anderen Fällen wird dauernde Bettruhe
während der Periode nicht vertragen. Opium und Morphin
selbst in großen Dosen vermögen wenig auszurichten. Hingegen
leisten gute Dienste Antipyrin per Klysma (2,0 g) oder in
Form von subkutanen Injektionen (0,5 g\ Apiol, morgens und
abends je eine Kapsel k 0,0025 ^, Cerium oxalicum (0,3
stündlich), Pyramiden, Eumenol usw.
Bei der sogenannten nasalen D. ist die Kokainbepin-
selong der unteren Nasenmuschel und des Tuberculum septi
zu empfehlen. Cristofoletti.
Dyspepsie, a) Akute Dyspepsie. An eine Pro-
phylaxe als Schutz gegen eine akute Dyspepsie ist nicht
zu denken, da sich in vielen Fällen die mit der Nahrung
zugeführten Schädlichkeiten unserer Kenntnis entziehen. Die
einzige uns zu Gebote stehende Prophylaxe ist Vor-
sicht.
Therapie: Liegt die Ursache der Erkrankung in dem
Genüsse infektiöser und toxischer Substanzen, so ist für die
rasche Entfernung dieser ans dem Magen zu sorgen j daher
ist eine gründliche Magenauswaschung allen anderen Hilfs-
mitteln zur Evakuation des Magens, wie z. B. der Darreichung
von Brechmitteln vorzuziehen.
88 DYSPEPSIE.
Völlige Entziehung der Nahrungsmittel auf 20 — 24 Stun-
den, oder wo diese auf Widerstand stößt ^ eine äußerst be-
schränkte Zufuhr (Tee^ Bouillon, bei Schwächetuständen
Bchwarzen Kaffee). Sollten bis dahin die Erscheinungen :
belegte Zunge, Üblichkeiten, Erbrechen, nicht nachgelassen
baben, soll die Magenauswaschung wiederholt werden und
kann ohne Schädigung noch weitere 24 Stunden die Nahrungs-
zufuhr sistiert bleiben. Nach Ablauf dieser Zeit stellt sich
gewöhnlieh von selbst Eßlust ein und sind die Begleiter-
scheinungen der akuten Dyspepsie geschwunden.
Gegen Sodbrennen und saures Aufstoßen eine Messer-
spitze bis 1 Kaffeelöffel Natrii bicarbonici oder Magnesiae
ustae oder Magnesii perhydroli.
Das Erbrechen ist nach der Auswaschung gewöhnlich
behoben , wenn nicht , so lasse man kleine Eisstückchen
schlucken oder schluckweise eisgekühltes Sodawasser nehmen.
Ist die Dyspepsie mit Obstipation oder mit Diarrhöen
verbunden, sind diese zu bekämpfen (siehe diese).
b) Chronische Dyspepsie. Auch hier ist die eva-
kuierende Behandlang durch Magenausspülung, die am besten
entweder 6 Stunden nach den Hauptmahlzeiten oder morgens
vor der Nahrungszufuhr ansgefflhrt wird, gewöhnlich von
Erfolgen begleitet, besonders in jenen Fällen, in welchen
reichliche Schleimansammlungen vorhanden sind oder durch
Stagnation des Mageninhaltes es zu abnormen Gärungen
kommt.
Zusatz von Natrium bicarbonicum , Karlsbader oder
Emser Wasser zum Spülwasser befördern die Loslösung von
Schleim von den Magenwänden.
Die Hauptsache bleibt eine sorgfältige diätetische Be-
handlung , bei welcher vor allem auf die Schonung des er-
krankten Organes Rücksicht genommen werden muß. Den
Vorzug verdient eine fast ausschließliche Milchdiät, die aber
häufig wegen des Widerstrebens der Patienten in ihrer Durch-
führung auf Schwierigkeit stößt. Auch sollen häufige Mahl-
zeiten in kleinen Portionen angeordnet werden.
In den Fällen, welche mit abnormer Gärung verban-
den sind, ist die Zufuhr kohlebydratreicher Speisen zu ver-
meiden und einer stickstoffreiehen Nahrung mit gleichzeitiger
genügender Fettzufuhr der Vorzug zu gebeu.
DYSPEPSIE. — EIERSTOCKERKRANKUNGEN. 89
Neben der diätetischen Behandlong sind Trinkkuren
zu empfehlen, and zwar kommen die alkalischen, die alkalisch-
mineralischen , die alkalisch-salinischen und die Kochsalz-
wässer in Betracht (Karlsbad, Marienbad, Ems, Kis-
singen etc.). Diese Trinkkaren werden am besten an der
Quelle selbst durchgeführt, doch ergeben oft za Hause ge-
machte Trinkkuren ganz günstige Erfolge.
Die medikamentöse Behandlung:
Rp. Argenti nitrici 0,3 oder Rp. Bismuthi saUeylici,
Aquae destül. 300,0. Natrii hicarboniti aa. 25,0.
S, 3mal fäglieh vor der MaM- S. 2mal täglich Va Stunde nach
zeit ein Eßlöffel. den Hauptmahlzeiten.
Offer.
Dysphag^ie. Bei Schmerzen ist die lokale Applika-
tion schmerzstillender Medikamente angezeigt, entweder Ein-
blasungen von Morphiumpulver (mit Zusatz von etwas Bis-
muthura subnitricum) oder Bepinselung des Schlundes mit
10— 2ÖVoiger Kokainlösung.
Ist die Dysphagie durch entzündliche Prozesse im Öso-
phagus bedingt, so empfiehlt sieh, solange keine mechanische
Behinderung des Schluckaktes vorliegt (Regurgitation), eisge-
kühlte Milch, Gefrorenes in kleinen, schluckweiaen Portionen
zu geben. Besteht jedoch ein mechanisches Hindernis, so
erübrigt nur eine Rektalernährung (siehe diese). Offer.
E.
Eochymoma sttboonjunotivale. Ein Teelöffel
von Spir. Lavandalae , Spir. Rosmarini od. dgl. auf 1 Tasse
Wasser zu Umschlägen, falls eine Ordination nicht umgangen
werden kann. Am besten Vermeidung jeder Therapie. Bei
alten Leuten, besonders bei öfteren Blutungen, Diät der
Arteriosklerose; die Familienangehörigen auf Möglichkeit
einer zerebralen Blutung aufmerksam machen. y. Reuß.
Eierstookerkrankungen. D escens us o v arü.
Die Ovarien liegen- tief im Douglas , sind meist vergrößert
durch Hyperämie oder Entzündung. Manchmal genügt zur
Behebung der Beschwerden ein Pessar. Mißlingt dieser Ver-
90 EIERSTOCKERKRANKUNGEN.
such, kommt die Pelvifixur oder die Exstirpation auf abdomi-
nalem oder vaginalem Wege in Betracht.
Hernia ovarii. Radikaloperation der Hernie (am
häufigsten Inguinalhernie) und Reposition des Ovars, wenn
es gesund, Exstirpation respektive Resektion desselben, wenn
es krank ist,
Haematoma ovarii (Follikelhämatom). Ruhe, Resor-
bentia. Bei Ruptur des Hämatoms und Erscheinungen akuter
Anämie Eröffnung der Bauchhöhle und Exstirpation des Ovarium
respektive Resektion.
Oophoritis. Prophylaxe: Schonung bei der Menstrua-
tion , Vermeidung sexueller Überreizung, Prophylaxe der
Gonorrhöe, der puerperalen und jeder anderen Wund-
infektion.
Therapie: a) der akuten Oophoritis, Bettruhe^
Antiphlogose, Narkotika. Vermeidung jedweder Lokaltherapie.
Ovarialabszesse (meist von einer Pyosalpinx nicht zu unter-
scheiden) nur bei dringendster Anzeige chirurgisch einzu-
greifen. Inzision von der Scheide bei tief im Douglas adhär.
Ovar.; Exstirpation nur im äußersten Notfalle;
h) der chronischen Oophoritis. Symptomatisch leisten
Heiß Wasserirrigationen (mittelst der Pincusschen Birne), der
Bauer sehe Thermogenapparat , Thermophor , Heißluftbe-
handlung gute Dienste. Scheidentampons mit 10%igem Ich-
thyol- oder Thigenolglyzerin getränkt ; bei starken Schmerzen
5<>/oiges Chloralhydratglyzerin und warme Scheidenspülungen
mit einem Infus von Fol. cocae (1 — 2 Kaffeelöffel zu 1 Z
Wasser). Bäder.
Bei vorwiegend perioophoritischen Verwachsungen (wenn
Eiter oder Tuberkulose sicher auszuschließen) Massage, Be-
lastung.
Bei ausbleibendem Erfolge operative Therapie. Sind die
Adhäsionen nicht zu fest, zu ausgedehnt und adhärieren die
Ovarien nahe den üteruskanten oder tief im Douglas, Kolpo-
köliotomie mit nachfolgender Lösung der Adhäsionen und
Exstirpation respektive Resektion der Ovarien.
Bei schweren Veränderungen, hochsitzenden und festen
Adhäsionen Laparotomie und Radikaloperation, wenn auch
der Uterus krank ist, sonst bloß Exstirpation der Tuben mit
Resektion der Tubenecken des Uterus.
EIERSTOCKERKRANKÜNGEN. 91
Liegen die Adnexe nahe dem Uterus tief im Becken:
vaginale Radikaloperation.
Tuberkulose der Ovarien. Wenn die Tuberkulose
auf die inneren Genitalien beschränkt ist und keine Gegen-
anzeige vom Allgemeinzustand besteht, chirurgische Therapie,
sonst symptomatisch.
Neubildungen der Ovarien. Da klinische Retentions-
geschwülste (Follikelcysten, Cystoma serös, simpl. , Corpus
luteum-Cysten) von wirklichen Neubildungen nicht zu diflferen-
zieren sind , soll jeder diagnostizierte Ovarialtumor operativ
entfernt werden.
Die Punktion einer Ovarialcyste ist nur zulässig, wenn
bei großen Beschwerden die Kranke die Radikaloperation
verweigert, oder wenn hochgradige Dyspnoe dazu zwingt,
bevor die Operation ausgeführt werden kann.
Gut bewegliche, unverdächtige Tumoren ohne ötieltorsion
können mittelst Kolpoköliotomie operiert werden. Alle anderen
sind abdominal anzugreifen.
Bei malignen Tumoren soll, wenn sie gestielt sind, das
Corpus uteri, wenn sie interligamentär entwickelt sind, der
ganze Uterus samt Parametrium mitentfernt werden.
Bei malignem oder verdächtigem Tumor der einen Seite
soll stets das zweite, anscheinend noch nicht erkrankte Ovarium
exstirpiert werden.
Resektion des Ovariums ist nur beim Vorhandensein
von Follikelhämatomen, Follikelcysten und kleinen, scharf
gegen das gesunde Ovarialgewebe abgesetzten Dermoidcysten
zulässig. Erscheinungen der Stieltorsion oder der Cystenruptur
zwingen zur Operation ohne Aufschub.
In der Schwangerschaft nachgewiesene Ovarialtumoren
sind sofort zu beseitigen. Während der Geburt im Becken
liegende Ovarialtumoren versuche man zu reponieren (in
Sims scher Seiten- oder in Knieellenbogenlage); mißlingt die
Reposition, dann muß die Exstirpation eventuell nach Voraus-
schickung des Kaiserschnittes folgen.
Im Wochenbette erkannte Neubildungen der Ovarien
beläßt man bis zum Ablaufe des Wochenbetts.
Ovarialschwan gerschaft siehe bei Extrauterin-
schwangerschaft.
K. Fleischmann.
92 EKLAMPSFA GRAVIDARUM. — EKLAMPSIA INFANT.
EklampBia gravidarum (Nephritis gravidarum).
Da die Eklampsie zumeist auf ein länger dauerndes Stadtum
einer Nephritis gravidarum folgt, ist es Pflicht jedes Arztes,
in der Schwangerschaft stets den Harn zu untersuchen.
Findet sich eine Nephritis , so setze man die Frau auf ab-
solute Milchdiät, und erst wenn diese nebst Schwitzbädern
u. dgl. zu keinem Erfolge führt, beendige man die Schwanger-
schaft. Treten eklamptische Anfälle in geringer Zahl auf,
so - begnüge man sich gleichfalls mit der Milchdiät , sorge
für Stuhl, verordne heiße Einpackungen oder Schwitzbäder,
Klysmen mit 2 g Chloralhydrat und Morphium subkutan in
Dosen ä 0,01 in mehreren Wiederholungen. Man wische
den Mund häufig aus und lege den Oberkörper hoch. Die
Zunge ist durch einen mit Gaze umwickelten Spatel, welcher
zwischen die Zähne eingeführt wird, zu schützen. Häufen
sich die Anfalle, dann ist die Schwangerschaft bzw, die
Geburt in tiefster Narkose zu beendigen. Bei vollständig
unvorbereiteter Zervix und großer Gefahr führe man die
Sectio caesarea vaginalis aus. Ist der Muttermund bereits
einigermaßen eröffnet, so lege man den Kolpeurynter ein und
erweitere den Muttermund durch Zug und Gewichtsanhängung.
Geht die Geburt noch immer nicht rasch genug vorwärts,
kann man die Sectio caesarea vaginalis anschließen , sonst
Wendung und Extraktion, oder falls der Kopf rasch genug
eintritt, Zange. In frühen Monaten der Schwangerschaft ist
bei bestehender Nephritis, wenn die interne Medikation nicht
rasch zum Ziele führt, selbstverständlich auch bei den sel-
tenen Fällen von Eklampsie die Schwangerschaft zu beendigen:
Einlegen einer Bougie oder Tamponade. Amaurose und Ambly-
opie sowie weitere Komplikation mit Nephritis chronica, Vitium
und Tuberkulose erfordern Beendigung der Schwangerscliaft.
Im Wochenbett ist zunächst insbesondere bei eklamp-
tischen Psychosen auf Plazentarreste zu fahnden und sind
diese zu entfernen. Ist der Puls gespannt, so führe man
eine Venaesectio aus und infundiere 200^ physiologischer
Kochsalzlösung. Auch hier kann man es mit Schwitzkuren,
Klysmen versuchen. 0. 0. Fellner.
EklampBia infantum.Prophylaxe: Siehe Tetanie!
Richtige Säuglingsdiätetik. Bei fieberhaften Erkrankungen
EKLAMPSIA INFANTUM. — EKZEM. 93
Achtung auf unvermitteltes Stillwerden, Blässe, beginnenden
Strabismus.
Therapie: Rasche Orientierung über Ursache. Bei Fieber
entweder warmes Bad mit kalten Übergießungen oder mit
naßkaltem Frottierhandtuch rotreiben und dann kalte Ein-
packungen in Intervallen von 5 — 30 Minuten steigend. Wenn
diese Maßnahmen versagen oder bei Zerebralerkrankungen
Narkose mit Äther oder Chloroform. Für weitere Anfälle Chloral-
hydrat im Klysma, gewärmt:
Rp. Chloral. hydrat. 0,5—1,0
Mucüag, gummi arab. 50,0,
S. Die Hälfte für 1 Klysma.
Auch innerlich 2°/oi^6 Lösung in Mixt, gummös., zwei-
stündlich 1 Kaffee- bis Kinderlöffel. Bei Atemstillstand (La-
ryngospasmus, Apnoe) Schlagen mit nassen kalten Tüchern,
Anspritzen mit kaltem Wasser, Hervorziehen der Zungen-
wurzel mit dem Zeigefinger. Bei Übererregbarkeitskrämpfen P :
Rp. Phosphor. 0,01
Ol. jecor. asell. oder amygdal. 100,0.
■8. 1^2 Kaffeelöffel täglich.
Stets auch kausale Therapie, wo möglich. Zahnkrämpfe
— ein Ammenmärchen. J. Friedjung.
Ekzem. Die Behandlung hat in erster Keihe das
ursächliche, bei E. aus inneren Ursachen auch die dis-
ponierenden Momente zum Angriffspunkte zu wählen (Skro-
fulöse, Tuberkulose, Diabetes, Gicht, Anämie, Dyspepsie,
chronische Obstipation, andere Darmleiden, Nephritis usw.).
Wichtig erscheint in vielen Fällen die Regelung der Diät,
Einschränkung des Alkoholgenusses, Bauchmassage, Karls-
bader oder Marienbader Kuren.
Die Behandlung des E. zerfällt in eine
innere und lokale, letztere besonders bei artifiziellem E.
In vielen Fällen führt die Kombination dieser inneren Be-
handlung mit gleichzeitig lokaler zum Ziel, oft sind wir bei
Unkenntnis des ätiologischen Momentes auf eine rein symptoma-
tische angewiesen, die sich dann dem jeweiligen klinischen resp.
pathologisch-anatomischen Bilde streng anzupassen hat.
Die lokale Behandlung akuter E. besteht in
erster Linie in der Fernhaltung der sie hervorrufenden Schäd-
94 EKZEM.
lichkeiteD (Wasser, Seife, energisch wirkende Medikamente,
Fette, stagnierende Sekrete, Reibung etc.). Borken und Krusten
werden am besten durch einen Verband mit öl oder Salbe
(Borsalbe) erweicht, mit Benzin oder Öl entfernt. (Aether
sulfuric. reizt!)
Das Ekzema erythematosum acutum erfordert
kühlende Umschläge (Liquor Burowii 1 : 6), aber nur so-
lange das Epithel nicht gequollen ist, oder oft mit Erfolg bloß
den Kühlschlauch, Einpudern mit Reismehl oder Zinkpuder.
Beim akuten papulösen und vesikulösen E.
kommen wir in der Regel mit der beim erythematösen in
Anwendung gebrachten Therapie aus, bei frischen papulösen
Acid. salicylic. 1,5% in Alkohol 50 — 60Vo? nur wenn diese
Form einen subkutanen Charakter annimmt, so empfiehlt es
sich, eine Resorcin-Zinksalhe (Resorcin 1,0, Lanolin 20,0,
Zinc. oxyd., Vaselin. aa. 5,0. S. Salbe) anzuwenden. In torpiden
Fällen wird man einen 5 — 6tägigen Einreibungszyklus mit
ünguent. Wilkins. sulfurat. (2mal tägl.) vornehmen und je
nach Bedarf wiederholen, als Nachbehandlung Zinkpaste und
Puder oder Lenigaliöl 1% ^^^ Zinkpaste sine acido salicyl.
Das akute nässende und krustöse E. wird be-
sonders bei Pustelbildung mit 2^/q Resorcinumschlägen be-
handelt, bei starker Krustenbildung oder bei diffuser Aus-
breitung des nässenden E. ist ein Salben verband mit Bor-
salbe vorzuziehen (Acid. boric, Glycerin. aa. 2,5, Lanolin,
Vaselin. aa. 12,5, oder Zinköl: Ol. oliv. 60, Oxyd. Zinc. 40),
dann wird die Behandlung mit austrocknenden Pasten (Zinkpaste)
oder (bei sehr mäßiger Sekretion !) mit Puder zu Ende geführt.
Bei Dishidrosis palmae et plantae: Öffnen der Blasen,
oder 107o Borsalbe, zum Schiasse Teereinpinselungen,
Zinkpaste.
Hat das nässende E. einen subakuten oder
chronischen Charakter angenommen, z. B. bei Varizen
am Unterschenkel, so muß man zu energischeren Mitteln
greifen. Tuschierung mit 10 — 20^0 Lapislösung und nach-
heriger Verband mit Borlanolin bringen nach einiger Zeit
die nässende Fläche zur Überhäutung, man kann dann mit
einem milden Teerpräparat, 5 — lO^o-A-uthrasolsalbe, die Heilung
herbeiführen. Allerdings darf die Behandlung des ursäch-
lichen Momentes, z. B. der Varizen am Unterschenkel, nicht
EKZEM. 95
außer acht gelassen werden. (Trikotschlauchbinde, Opera-
tion.)
Bei ganz torpidem, chronischem, nässendem E.
wenden wir ebenso wie beim chronischen vesikulösen E.
den Einreibungszyklus mit üngt. Wilkinsoni an.
Die Behandlung des Ekzema impetiginosum pustu-
losum wird zunächst durch Umschläge mit 2% Re so rein,
dann mit lO^/o Borsalbenverband eingeleitet und ausnahmsweise
mit 3% weißer Präzipitatsalbe zu Ende geftlhrt.
Das Ekzema squamosum subacutum et chro-
nicum beansprucht im Anfang eine erweichende Salbe
(lO^/o Borsalbe), später kann in vorsichtiger Weise Teer,
1 — 107o Ol. Rusci mit Zinkpaste, oder Ol. Rusci
und darüber lO^o Borsalbe angewendet werden. In hart-
näckigen Fällen kann mitUnguent. Wilkinsoni begonnen
werden und dann milde Salben oder Pasten. Bei starkem
Juckreiz kann man auch mit Erfolg Bestrahlungen mit
Üviol(10 — 15 Minuten) vornehmen. Bei Teerapplikation
Urin untersuchen! Albuminurie kontraindiziert die Teerbe-
handlung.
E., die mit starker Verdickung der Hornschichte
einhergehen (Ekzema tyloticum), werden am geeignetsten
mit Auflegen eines 15 — 20^/q Salizylseifenpflasters behandelt,
dann mit Teerpräparaten (Ol. Rusci mit Borsalbe), zum
Schlüsse nur Borsalbe. Einfetten der Haut.
Die Behandlung des seborrhoischen E. er-
fordert bei starkem Nässen 2 ^/o Reso rein, umschlage, bei
starker Borkenbildung Borsalbe, dann Resorcinschwefel-
salbe (Resorcin., Flor, sulfur. aa. 2,5 Vaselin 45,0).
Eine besondere Besprechung verdienen noch
folgende Ekzemformen:
E. des Capillitium: Entfernung von Borken mit
ölhaube (Frauenhaare nicht schneiden!), dann 10% Bor-
salbe, eventuell Resorcinschwefelsalbe.
Schuppende, trockene Ekzeme der Kopfhaut:
lO^/o Borsalbe, nachher T eerpräparate (Ol. Rusci, Ol.Fagi).
Ekzema e pediculis: 5% Naphtholöl, dann Bor-
oder 3% weiße Präzipitatsalbe.
E. des Gesichtes: 10% Borsalbe oder Zink-
paste (bei seborr. E. : Resorcinschwefelsalbe)
96 EKZEM.
oder aach Anthragol- oder Lenigallolzinkpaste (event.
interne oder rhinolog. Behandlang).
Periorale und Lippenekzemo: Nach Gebranch von
Mundwässern, Zahntinkturen, Speicheln ; Verband mit 1 0 Vo Bor-
salbe besonders abends, Tuschierung mit 10 — 20®/o Lapis-
lösung.
E. der Augenlidränder: 2 — 3Vo weiße Prä-
zipitatsalbe.
Handekzeme (Gewerbeekzeme): Verband mit Bor-
salbe (event. Lassars Zinkpaste), bei starkem Nässen
oder Pustelbildung 2o/oRe8orcinumschläge, dannl^/oLeni-
gallol- oder 2 — 4Yo -A.nthrasolzinkpaste, nachher Pin-
selungen mit Ol. Rusci + 01. Oliv., oder Ol. Rusci allein,
in hartnäckigen Fällen bei starkem Nässen Tuschierung mit
10 — 20Yo Argent. nitric- Lösung.
E. im Beginne der Lichenifikation: Intern
Levurinose (3 Kaffeelöffel tägl.) oder Pulv. radic. Rhei,
Sacchar. lact. aa. abends 1 Messerspitze zu nehmen.
Extern: bei Nässen 2% Resorcinumschläge, sonst Resor-
cinzinksalbe oder Teerverbindungen (Anthrasol-Leni-
gallolzinkpaste, Ol. Rusci), Karlsbader Mühlbrunnen!
E. des Unterschenkels: Siehe oben.
Skrotal-Analekzeme: intern Rheum, Regulierung
der Diät, besonders der Darmstörung. Bauchmassage. Karls-
bader-, Marienbader Kuren. Extern: Resorcin-Zink-
paste, Borsalbe, nachher Anthrasolpaste, bei stark nässendem
Ekzem lO^/o Borsalbe, in torpiden Fällen 10 — 20o/o Lapis-
lösung, dann Borsalbe.
E. an der Vulva: Behandlung des Fluor, der
Gonorrhöe, Diabetes, stets ist nach dem Grundleiden zu
fahnden. Verband mit Borsalbe, Resorcin-Zinksalbe , Puder.
Ekzema Intertrigo: Trockenhalten durch nicht reizende
Streupulver, Zinkpaste; bei akuten Formen: Resorcin-Zink-
salbe, bei chronischen Formen: Lenigallol- oder Anthrasol-
zinkpaste.
Mammaekzeme: Borsalbe, Zinkpaste, dann Teerpräpa-
rate. Wilkinsonsalbe.
Akutes Schweißekzem: Betupfen mit l,5<*/o Sälizyl-
alkohol (80 — öO^o)? nachher Einstauben mit Reismehl.
[EKZEM, 97 .
Universelle KiHderekzeme (autotoxische
Formen): Resorcin-Zinksalbe oder Lassars Zinkpaste oder
Borsalbe. Interne Behandlung! Dyspepsie! Diarrhöen!
E. der Arthritiker oder Diabetiker: interne
Behandlung; Resorcin-Zinksalbe , dann Teerpräparate, bei
trockenen Formen mit Rhagaden : Lapispinselungen , Salizyl-
Seifenpflaster.
Postskabiöse E.: Lassars Zinkpaste, Keismehl.
Dermatitis nach Insolation: Lassars Zinkpaste,
Salizylalkohol.
Dermatitis mercurialis: Lassars Zinkpaste, Keismehl,
Salizylalkohol.
" Röntgendermatitis: Borsalbe, Lassars Zinkpaste.
Ehrmann.
Eksem. Prophylaxe: Mangelhafte oder übertriebene
Hautpflege kann den Oberflächenkatarrh provozieren. Bei Säug-
lingen ist auf die sorgfältigste Entfernung der durchnäßten
Windeln, Abtrocknen der Genitokruralfurchen und Perianal-
gegend zu achten. Ausgiebiger Gebrauch von Streupulvern.
Keine Kautschukeinlagen ! Bekämpfung der meist vorhandenen
Seborrhöe der Kopfhaut durch häufige Seifenwaschung und
Applikation von ölhauben. Der Kopf wird mit Wattebauschen
belegt , die mit Ol. olivar. getränkt sind. Darüber kommt
eine aus impermeablem Stoflf verfertigte, eng anschließende
Haube (Billroth- oder Mosetigbattist, Wachstaffet). Die Ölum-
schläge sind alle 12 Stunden zu erneuem. Zu vermeiden ist
der Gebrauch von ätzenden Seifen, von nicht fachärztlich ver-
ordneten Haarfärbemitteln und Mundwässern. Bei Manipu-
lation mit Säuren und Alkalien, Farbstoffen, Fettsäuren, Salzen,
verschiedenen Beizen hat nach erfolgter Reinigung eine Ein-
fettung stattzufinden. Terpentin als Reinigungsmittel ist zu
verbieten. Bei spezifisch empfindlichen Individuen keine Jodo-
formapplikation. Bei übermäßiger Schweißabsonderung häufige
Waschungen und Pudergebranch.
Therapie: Akute lokalisierte vesikulöse E. sind teils
mit oft zu wechselnden kühlenden Umschlägen, teils mit
Puder zu behandeln. Mit Ausnahme der Kopfhaut haben in
der Regel Waschungen mit oder ohne Sdfenanwendnng zu
unterbleiben. Die Umschläge werden gemacht mit
F e 1 1 n e r, Therapie der Wiener Spezi alärzte. 7
98 BKZEM.
Bp. i^t^nid. acet bcM. 2^0 oder Bp. Besardn, 10 ft
Alum. entd. 5,0 Aq. d^U 500,0,
Aq. dgsi. 500,0. S. Zu UtMchiägen.
S, Mit 2^4faeher Wasser-
menge verdünnt zu Um"
seUägen.
Als Streupulver sind zn verwenden Amylam orys., Alum.
plumos. oder mit Zinc. oxyd. kombinierte Puder wie :
Bp. Zinc. oxyd. 40,0 oder Bp. Amtß.,
Tcdc. venet.j Zine. oxyd.,
Amyl. aa. 80,0. Alum. plumos. aa. 50,0
S. Streupulver. Add. salicyl. 2,0.
oder Bp. Bismuth. subnitric.,
Zinc. oxyd. aa. 20,0
Alum. plumos. 140,0.
S. Zum Einstauben.
Nicht über allzu große Körperflächen ausgedehnte
schuppende erythematöse Varietäten sind bei Waschungen
respektive beim Betupfen mit Spirituosen Lösungen und nach-
träglichem Einpudern dem RückgaAge zugänglich.
Je nach dem Entzündungsgrade sind alkoholische Lö-
sungen von 1 — 3®/oigem Acid. carbolic. , Salizyl , Menthol,
Anthrasol etc. anzuwenden. Das subakute, nässende E. des
Körpers ist am besten mit Pasten verbänden zu beherrschen.
Allen voran steht die Zinkpasta, etwa nach der Formel:
^p. 2^nc. oxydati, o^er ^p. Zinc. ox^Qti,
Alum. plumos. a<i. 25,0 Alum. plimaa.,
Vaselin. americ.flav, 50,0. Lanolin,,
Ä Pasta, Vaselin. «a, 25,0.
Bei beginneodem Ersatz d^s Epithel« ujad nur mehr ge-
ringfügiger Exsudation ist ein Zusatz von t^e -^^^d* ^'
eylieum an den Pasten sullUuiig. Im sub^kuten StAcUm« k^m
auch das Sapolan die Fettbeimenguug ersetzen.
Bp. Zinc. oxyd.,
Alum. plumos. o«* ^5,0
SapaUkn 50,0.
S. Pasta.
Die Pasten werden dick aufgetragen und mit Streupuhrer
an die Haut fixiert. Ein Ersatz hat stets nur an den nässenden
EKZKM. 99
Stollen und an solchen Kegionen xa erfolgen ^ wo eine Ab-
lösung des BelHgeg atattgefanden bat. Das krostöse E. der
Kopfbmit muß mit erweichenden, die Loslöanng der Auflage-
rangen bewirkenden ölen und Salben behandelt werden. Wieder-
holtes Einfetten mit:
Bp. Oh olimr. 100 fi oder Rp. Vng, Add, baric.
Äeid. aalieyl. 3,0. (e. Vaselin),
8, AufgesehütteU in den H($ar-
hoden einzureiben.
oder Rp. Hydrarg. praedp. älh.,
Mägist. Bismuthi cm. 2,5
Vaselin. americ. alh. 50,0.
S. Salbe.
Bei seborrhoischer Grundlage :
Vi!<^. SHif.praedp. 2,50-^5,0 odfx Vi.p. Stdf, ^t^blitn. 5,0
Vaselin. 50,0. ' J^esofdn. 2fi0
VaseUn. 50,0.
Die Salbenbehändlnng wird mit Waschungen koBl»Biert.
Zu einer Waschung werden 50,0 Bpirlt. saponat. kaiin. ver-
wendet. Btait des Seifengeistes kann auch lO^^oig^ Anthrasol-
seife (Hell) verwendet werden. Nach der Waschung ist so-
fort die Einfettung vorsunehmen.
Krustöse Veränderungen im Bereiche des Gesichts er-
heischen besonders im Säuglingsalter die Larvenapplikation.
Die Verbände sind messerrück^ndick zu belegen mit
Rp. Ung. diaehyl. sine oder Rp. Ung, Vaselin. plumbic.
m. lavand. 100,0. 100,0.
oder Rp. Vng. diaehyl.,
Vaselin. aa. 50,0.
Diese Salben beeinflussen auch anfs günstigste die haofig
an den Händen nnd Füßen auftretenden tylotisehen, mit
ßchwielenbildong einhergebenden Gkzemformen. Mit gleich
günstigem Effekt wird bei dieser Art gleichwie bei umschrie-
benen, chronischen, hyperplastischen Entzündungsherden das
tOVoiffe Emplajytrum saponat« salieyU (Aecieiikq^) angewendet.
Sine Steigerung der mazerierenden Ginwirknng emelt das
auf Kanteehuk gestriehene Präpi^rat von Beiersdorf in
Bambnrg«
7*
100 EKZEM, — E1£PHYSEMA PULMONUM.
Bei derben, hartnäckigen Infiltraten, wie solche sich
gerne am Nacken, den Handrücken, Schenkelbeagen etc. fest-
setzen, hat der Pflasteranwendung energisches Waschen mit
Schmierseife voranzagehen. Eine Qnellnng nnd Abstoßung
der verhornten Oberhaut ist aach mit Kaatschakyerb&nden
(Fingerlinge, Handschuhe, Binden) za erreichen. Bei rhaga-
dierten E. der Körperöffnungen (Nase, Mundwinkel, After)
appliziere man nach Lapistuschierung der Rhagaden , üng.
Zinc. Wilsoni oder
Bp. Aeid. borte.,
Ol.olivar. aa, 3,0
Lanolin, 30,0,
S. Salbe.
Das chronische diffuse E. ist meist ohne Teeranwendung
nicht zu völligem Rückgang zu bringen. Als bestes Teer-
präparat ist Anthrasol (Knoll) zu empfehlen. In Salben^
ölen oder Pasten inkorporiert.
Rp. Oleum Sesam. 80,0 oder Rp. Anihrctsol. 5,0,
Anthrwol. 20,0, Vaselin. amerie, aa, 50,0.
S. Mit Borstenpinsel aufzur S, Salbe,
tragen,
oder Rp. Zinc, oxyd.,
Tale, venet, aa, 10,0
Vasüin. 20,0
Anthrasol, 2,0''4,0.
S, Pasta.
Das farblose Teerpräparat kann auch mit Schwefel,
tlesorcin, Schmierseife in Salben zur Anwendung kommen.
Bei symptomatischem E. ist in erster Linie das Grundleiden
zu berücksichtigen (Skrofulöse, Tuberkulose, hamsaure Dia-
these, Diabetes etc.). Als innerliche, die Therapie unter-
stützende Mittel kommen Lebertran, Eisen- und Arsenpräpa-
rate, Trinkkuren etp. in Anbetracht. Skrofulöse E. reagieren
im übrigen auch prompt auf die lokale Anwendung von
gereinigtem Lebertran. Nobl.
Emphysema pulmonum. Prophylaxe: Das
Lungenemphysem entsteht überall dort, wo längere Zeit hin-
durch Atemnot vorherrscht (chronische Bronchitis, Pleu-
ritis etc.), deshalb, weil hierbei lediglich die Inspiration ver-
EMPHYSEMA PULMONUM. 101
tieft wird, die Exspiration hingegen nicht nnr nicht' vertieft,
sondern im Gegenteil sogar weniger stark yor sich geht als
bei ruhiger Atmung. Nur die Einatmung kann leicht durch
verstärkte Willensimpulse vertieft werden, weil nur sie nor-
maiiter durch Huskelaktion bewerkstelligt wird , die Exspi-
ration hingegen, weil normaliter durch elastische Kräfte be-
sorgt, kann durch Willensimpuls nicht verstärkt werden;
daher wird bei Kurzatmigkeit nur die Inspiration vertieft,
die Lungen werden übermäßig inspiratorisch gebläht, haben
aber exspiratorisch nicht Zeit, diesen vermehrten Luftge-
haltes sich zu entledigen. Daher Belehrung des Patienten
über zweckmäßige Atemvertiefung durch entsprechende
Übungen (siehe Therapie), ferner Abhärtung zum Zwecke
verminderter Gelegenheit für Erkältungskrankheiten (Bron-
chitis, Pleuritis etc.) mittelst Sonnen- und Luftbäder (Hy-
drotherapie nur sehr vorsichtig 1 nur laue Bäder, Bürsten-
bäder).
Therapie: Da die Annäherung der knöchernen Thorax-
wände an das Zentrum schwer möglich und wenig effektvoll
ist, muß die Steigerung der Exspiration durch Hinauftreiben
des exspiratorisch erschlafften Zwerchfelles geschehen. Um
demselben respiratorische Exkursionsmöglichkeit zu schaffen,
Sorge für regelmäßig ausgiebigen Stuhl und Verhinderung
von starker Gasentwicklung. Zu diesem Zwecke Einschrän-
kung der gekochten Mehlspeisen (Vegetabilien zu bevorzugen).
Sorge für Zerkleinerung der Fleischspeisen. Abends min-
destens eine Stunde vor dem Schlafengehen das Nachtmahl
(der Hochstand des Zwerchfells hindert den Patienten am
Atmen, daher die nächtliche Orthopnoe). Vor dem Schlafen-
gehen ein Kaffelöffel von
Bp. Menthol pulv. 1,0
Sulf. trit. 10,0
Pulv, Liquir. comp. 20,0.
S, 1 Kaffeelöffel voll vor dem Schlafengehen.
Behufs Vertiefung der Exspiration Hochtreiben des
exspiratorisch erschlafften Zwerchfelles durch Bauchatmung
und Verlängerung der Exspirationsphase dadurch,
daß man entweder den Patienten, während er 1, 2, 3 zählt,
inspirieren und während er 4, 5, 6, 7 zählt, exspirieren läßt.
Leichter und besser wird dieser Zweck erreicht bei Ver-
102 EMPHYS. PÜLMON. — EMPYEM D. HIöHMORSHÖHLE.
Wendung des ^Exspirator^ (siehe Physikalische Therapie
der RespirationsorgAne). Derselbe lehrt den PatienteA mit
demBliaeh atmen, indem ein mittelst Ourt stm Bauch
befestigtes Luftpolster wfthrend der Expiration gegen den
Bauch hineingetrieben wird, das Zwerchfell hochtreibt und
den Patienten von 4em Nutzen einer solchen Atemwetse übef^
zeugt. Dadurch; dafi an dem Apparat das Verhältnis
zwischen In« und Exspiration so eingerichtet ist^
daß die Exspiration eineinhalbmal so lang dauert
als die Inspiratian^ und außerdem durch ein Glocken^
seichen der Patient wahrend jeder Ausatmung daran ge-
mahnt wird, wie lange er die Ausatmung fortsetzen
muß, wird einerseits während jeder solchen Sittsung sehr viel
Luft aus der geblähten Lunge ohne jede Anstrengung aus^
getrieben, und andrerseits der Patient gelehrt ^ wie er auch
außerhalb der Sitzung atmen muß.
Außerdem symptomatische Behandlung der insuffizientea
Herztätigkeit (Digitalis, Roflfein), der eventuellen Bronchitis
(Inhalation^ Mineralwässer) etc. Hofbauer.
Empyem der Highmonlitflile« im akuten Sta-
dium ist jede lokale Behandlung, insbesondere jedwede Nasen-
ausspulung zu unterlassen. Die Chancen der Spontanheilung
werden dadurch nur vermindert und kaum jemals erhöht.
Beim chronischen Empyem, verbunden mit Kopfiichmeri
und Schwindel, Geruchsalterationen und Halluzinationen 4tc«
mache man folgende Operation: Lippe und Mundwinkel der
kranken Seite werden durch entsprechende stumpfe Haken
abgezogen. Die Gingiva des Oberkiefers mit in Sublimat
oder Lysollösung getauchten Wattabäuschchen gereinigt und
soweit wie möglich desinfiziert. Mittelst Pravaz scher Spritze
wird sodann eine 5^/oige Kokainlösung, welcher einige Tropfen
Adrenalin beigegeben wurde (2 — 3 Spritzen), in die Gingiva
und subperiostal eingespritzt. Hierauf fflhrt man parallel mit
der Lippenfalte des kranken Oberkiefers einen bis auf den
Knochen reichenden Schnitt. Der obere Wundlappen wird
mittelst Raspatorium vom Knochen abgelöst und die Highmors»
höhle in der Fossa canina möglichst tief, am besten durch
ein Trepan eröffnet. Man spritzt sodann 1 — 2 Pravazspritzen
einer 5 — 10^/oigen Kokainlösung in die Kieferhöhle, welche
EMPYEM D. HIGHMORSHÖHLE. ~ ENDOKARDITIS. 103
nach erfolgter AnAsthesierung mit einem scharfen Löffel von
allen geschwellten Weichteilen su befreien ist. Hierauf Ans-
spritznng ond Reinigung der geöffneten Hdhle mit ein^
0^5— l^OVooigOB Bnblimatlöstttigi Sorgf<iges Austupfen mit
sterilisierter Watta und weitere Trockenlegung durch Äthe^-
spray. Zum Schlufi wird die so gareinigte und trooken gelegte
Höhle mit sterilisiertem Paraffin ausgegossen, di^ Wunde mit
Catgnt vereinigt. M. Gfroßmann.
Endokarditis. Prophylaxe: Bekämpfung der (fami-
liären) Disposition zu Rheumatismen durch abhärtende, kräf-
tigende und diätetische Maßnahmen (Aero-Hydrotherapie,
Gymnastik, vegetarische Kost), allgemeine und spezielle
hygienische Vorschriften^ Bekämpfung der Geschlechtskrank-
heiten, sorgfältige Mundpflege (Tonsillen -Eingangspforte),
energische Salizylbehandlung bestehender rheumatischer (vor
allem Gelenk-) Affektionen» Schwangerschaftsdiätetik.
Therapie: Weglassung der Salizylpräparate ; Dar-
reichung von Alkalien , Liq. Kalii acetici bis 80 g pro die,
Cremor tartari und Tartarus depuratus 5 — 10 — 15 — 30^ in
Wasser oder Zuckerwasser, Natr. bicarb. intern oder im
Klysma, Natrium phosphoricum und citricum 2 — 5 g p. dos.
mehrmals täglich, 200 — 300 cm^ alkalischer Säuerlinge
(Vichy, Lipik, Neuenahr, Fachingen), alkalisch-muriatischer
Wässer (Gleichenberg, Luhatschowitz , Selters, Ems) und
alkalisch-salinischer Säuerlinge (Karlsbad, Marienbad, Fran-
zensbad , Bilin , Rohitsch , Elster) ; sämtliche Wässer kalt.
Liquor acidus Hallen , m^rmals täglich 5 — 10 Tropfen in
Zuckerwasser.
Strengste Bettruhe, Sorge für leichten Stahlgang, Eis^
beutel auf die Herzgegend oder Kühlschiaüch mit andauern-
dem Durchlauf (20 — 12 — 4®C, je nach der Reaktion des
Kranken), täglich 2 — 3mal je zwei Stunden lang. Bei Er-
scheinungen von Herzinsuffizienz kleine Digitalisdosen, am
besten in Verbindung mit Chinin oder Chininkoffein; z. B.
Rp. Pulv. fol, Digitalis 0,1 oder Rp. Digalen 15,0
Chinin, muriat, 0^2. SoL Coffein, natr, benz. 10^ U
MDS. Täglich 1—2 Pulver. lOfi.
MDS. 2—3mal tgl. 15 Tropfen,
Eventuell Strophantus und dessen Präparate.
104 ENDOKABDITIS. — ENDOMETRITIS.
Bettrahe noch 3 — 4 Wochen lang von dem Erscheinen
der letzten Temperatarsteigerang an gerechnet (0,1 — 0,2<*
über 37® gelten bereits als Erhöhung der Körpertemperatur).
Mehrere Tage vor, dem Aufstehen erst passive, dann aktive
Bewegungsübnngen (der Extremitäten) im Bette, zuletzt gegen
leichten Widerstand. Erstes Aufstehen nach der zweiten
Tagesmahlzeit für wenige Minuten, genaue Kontrolle von
Puls und Temperatur! Nach Ablauf einer Woche tagsüber
außer Bett. Je nach Jahreszeit und Witterung erster Aus-
gang respektive Ausfahrt. Vorübungen für das Treppen-
steigen in Form leichter Zimmergymnastik, später vorsichtig
graduierte mechanotherapeutische und hydrotherapeutische
Maßnahmen, nach zwei bis drei Monaten Kohlensäurebäder
im Hause (Quaglio, Sandow, Sedlitzky) oder in Franzens-
bad, Marienbad, Nauheim, respektive in entsprechend gelei-
teten Heilanstalten. Erholungsreise im ersten Jahre: Seeklima,
im zweiten : mittleres, sonniges Gebirgsklima. Gegen Sehmerzen,
Schlaflosigkeit, hohes Fieber eventuell die notwendigen Sympto-
matika, zumal bei stenokardischen Schmerzen die Theobromin-
präparate ; anämischen Individuen während der Rekonvaleszenz
Fe- und Arsen präparate (Atoxyl). Bei septischer E. ist ein
Versuch mit Unguentum Credo oder RoUargol jedenfalls
gerechtfertigt; ebenso eventuell die Serumtherapie.
L. BrauD.,
Endometritis. Die septische puerperale E. siehe puer-
perale Erkrankungen.
Die nicht puerperalen Erkrankungen der Uterusschleim-
hant werden noch immer als E. zusammengefaßt; der ana-
tomischen Grundlage entsprechend teilt man sie am besten
ein; in I. entzündliche, IL hypoplastische Veränderungen.
I. a) Akute E.; sie ist vorwiegend gonorrhoischer
Natur. Die beste Behandlung ist, den Uterus vollständig in
Ruhe zu lassen und sich auf Sitzbäder und Scheidenspü-
lungen zu beschränken. Ätzende oder desinfizierende Mittel
schädigen nur das Oewebe und stören die Reaktionsvor-
gänge. Das viele Manipulieren um das Genitale ist nur ge-
eignet, die Infektion künstlich weiter zu tragen. Empfehlens-
wert ist Bettruhe und besondere Schonung während der
Menses.
ENDOMETRITIS. 105
Bestehen Schmerzen^ dann Bettrahe und kleine Gaben
Opinm, oft wiederholt^ am besten zweistündlich 10 Tropfen
Tinct. opii (Fritsch).
Nor bei hohem Fieber und reichlichem übelriechenden
Eiter empfiehlt es sich, den Uterus auszuspülen und Jodoform-
stftbchen einzulegen; doch dürfte dazu bei der akuten
E. nur sehr selten Gelegenheit gegeben sein.
b) Chronische E. Beschränkt sich die Erkrankung
zurzeit auf die Zervix, so wird die zervikale Erkrankung
der Schleimhaut allein behandelt. Ist der Muttermund nicht
leicht durchgängig, so empfiehlt es sich (Fritsch, Wyder u.a.),
den Muttermund zu diszindieren. Geätzt wird am besten
mit 1 — 10®/o Arg. nitric-Lösung, sowie init schwächeren
und stärkeren Chlorzinklösungen. Die Ätzungen müssen nach
Absonderung des Ätzschorfes so oft wiederholt werden, bis
die katarrhalischen Erscheinungen verschwinden.
Bei der chronischen E. corporis schickt man am besten
der Behandlung die Dilatation des inneren Muttermundes durch
Laminaria voraus. Dann Applikation von l^/o Arg. nitric.
oder Argentamin oder 1 — 3^0 Ichthyollösung. Daran schließen
sich einmal täglich unter niedrigem Drucke vorgenommene
Spülungen mit l^/oo Sublimat.
Bei chronischer torpider. E. empfehlen sich stärkere
Ätzungen mit 10 — 20% Arg. nitr. und besonders mit
20 — 500/q Formalin. Appliziert werden diese Mittel am besten
mittelst Sonden Playfair-Sänger-Menge, die mit Watte ar-
miert sind und in die betreffende Flüssigkeit getaucht werden.
Doch sollen zwischen den einzelnen Ätzungen Pausen von zirka
8 Tagen liegen; sie dürfen nicht zu oft wiederholt werden.
Es bleibt für diese Behandlung Voraussetzung, dafi
die Adnexe frei sind; ist dies nicht der Fall, dann siehe
Adnexer krankungen .
Treten im Verlaufe desaszendierenden Prozesses Blutungen
auf, so reicht man:
Rp. Ergotin, bis depur, 15,0 oder Rp. Pulv. Secal. com. 3,0
PiUv. rad, althtteaey Maeoaaech. Cinnam, 2,0
Pidv. Liquir, aa. 2,0^ M. f, p, Div, in dos X.
Caeao sine oleo q. s. ut. f. S, 3 Pulver täglich,
pil Nr. a
8. Jeden Morgen w. Abend je 3 Pillen,
106 ENDOMETRITIS. — ENURESIS.
Am beBten in KlyBrnenform, täglich durch 8 Tage
vor der au erwartenden Blutung :
Rp. Ergotin. dialys. 5,0
Äqüae 35fi
AdvL sälicyL 0,1
Glffcerihi 10,0,
S. Ein Kaffeelöffel auf 2 Eßlöffel watvnM Wägers mittust Ballon^
spritze nach der Deftikutwn eU verabreidUH,
Ferner wird empfohlen:
Rp. Ext. fluid, Hydrästis canad, 20,0.
S. 3mal täglich 15 gtt.
Kann durch Wochen hindurch täglich genommen werden
und empfiehlt sich besonders dort, wo die Blutungen zu un-
regelmäßig auftreten, um rechtzeitig Ergotinklysmengaben
geben zu können.
Ferner
Rp. Styptidn (Merck) 0^05
Eine Phiole.
S. 3mal täglich 2 Pastillen.
Ferner kommen in Anwendung heiße und kalte vaginale
Duschen, Eisbeutel auf den Bauch üsw.
II. Hypopiasia endometrii glandttlaris. Hier ist
mit Ättsutigen und lokalen medikamentösen Behandlungeii
nicht viel auszurichten. 8iiid die Beschwerden, vorwiegend
Blutungen, heftig, so ist es am besten, nach gestellter
Diagnose eine Ausschabung der Mucosa uteri vorzunehmen.
Es wird die Portio im Spekulum eingestellt, mit Kugel •
Zangen gefaßt und herabgezogen, der Zervikalkanal , wenn
er enge ist, mit Hegarstiften dilatiert, und zwar bei NulHparen
bis Nr. 8> bei Frauen, die geboren haben, bis Nr* 10.
Dann wird die Schleimhaut mittelst Kürette ausgeschabt. Aufi-
epfllung des Uterus mittelst Uteruskatheters ; ein dünner
Jodoformgazestreifen wird in Uterus und Vagina eingeführt
und nach 24 Stunden entfernt.
Handelt es sich um rezidivierende Fälle, so wird nach
der Ausschabung noch eine Ätzung vorgenommen.
F. Hitschmann.
Enuresis. Ursachen beheben wie: Cystitis (Urotropin
0,15 — 0,50 in Lösung, je nach Alter des Kindes), Lithiasis,
SNÜRESIS. - EMDIDYMITIS GONORRHOICA. 107
Phtmosis (sttttieist ^nügt nnblntige Dilatation), Balanitis
(Desinfektion mit lichter Lösung von übermangansaurem
Kalt nnd Anwendung 3<^/oiger Eokainsalbe)) Onanie (Kokain-
salbe und psychische Therapie unter Anwendung faradisoher
Ströme), Hysterie, Neurasthenie (insbesondere bei Mittel-
sehtilem^ teils infolge nenröser Belastung, zumeist aber her-
vorgerufen durch die unhygienisohe Art des Mittelschul-
studinms, welches durch langes 8itzen in sohlechter Luft und
anstrengendes Studium zu Hause zu viel der für die körper-
liche Eh^twhskiung dringend notwendigen Zeit wegnimmt).
Therapie: Viel Bewegung im Freien, vorsichtige
milde AbhartUn^sprozeduren, abends wenig trinken, Fara-
disation der Blasengegend mit ziemlich starken Strömen
mittelst Pinsbl (aber n^r immer, wenn vergangene Kaeht
Bettnässen gewesen).
Intern: Syr. ferr. hypophosph. Fellowi 10 — 30 gtt.
abends, in jeder Woche 2 Tage pausieren. Fronz.
Epididymitis gonorrhoica erfordert in ihrem
akuten, häufig mit Fieber einhergehenden Stadium unbedingt
Bettruhe, hohe und ruhige Lage des Skrotum durch unter-
breiten einer Kompresse, Dunstumschlage mit kaltem Wasser
— keine Bisumschläge — oder Thermophorkompressen,
oder die später zu verordnende Jodsalbentherapie. Für regel-
mäßigen Stuhl, Fieberdiät ist stets Sorge zu tragen, gegen
die spannenden and ziehenden Schmerzen sind Narkotika in
Form von Suppositorien oft unerläßlich. Häufige Pollutionen
werden am besten durch Brom-Lupulinpulver bekämpft (Natri
bromati 10,0 — 15,0, Camphor. ras. , Lnpulin aa. 0,5 — 1,5.
Mf. pulvis. Div. in dos. X. Da ad chart. ceratam. S. Frflh und
abends 1 Pulver) oder Bromnatrium allein, auch einen spira-
ligen Schlauch mit zirkulierendem kalten Wasser um das
Membrum (Leiterscher Kühlapparat).
Überraschend günstige Resultate gibt die Punktion des
erkrankten Nebenhodens an mehreren Stellen, rasches Nach-
lassen der spannenden Schmerzen sowie der Schwellung. Ent-
wickelt sich im Verlaufe der akuten E. gon. eine Hydro*
cele testis, so ist, wenn sich die Resorption der Flüssigkeit
verzögeH, eine Punktion derselben unter chirurgischen Kau-
telen angezeigt. Ebenso erfordert die wenn auch seltene Ver-
108 EPIDIDYMITIS GONORRHOICA. — EPILEPSIE.
eiterung des Nebenhodens an einer oder mehreren Stellen
eine Inzision, nm dem Eiter den nötigen Abfluß zu ver-
schaffen. Unbedingt geboten ist in diesem Stadium das Ans-
setzen jeglicher Lokalbehandlung einer noch bestehenden
Urethritis.
Sind die akat-entzündlichen Erscheinaugen vorüber, so
verordnen wir das Tragen eines gut sitzenden Suspensorioms
(Langleber t). Die Donstumschlftge mit Wasser oder ver-
dünntem Liqu. Barowi (1 : 10,0) sind weiter fortzusetzen and
2 — 3mal täglich zu wechseln. Fernhaitang aller Schädlich-
keiten, wie Koitus, übermäßige Bewegung, Pollutionen.
Zur rascheren Resorption der Infiltrate wird mit gutem
Erfolge eine Salbe m der Zusammensetzung von Jodi puri 0,3,
Kali jodati 3,0, Axungio porci (Vaselin) 30,0 angewendet,
eventuell gleichzeitig 1 — 2 g Jodkali innerlich verordnet. Dabei
können, wenn ein wasserdichter Stoff die Salbe deckt, warme
Umschläge fortgesetzt werden.
Besondere Aufmerksamkeit verdient die gleichzeitige Defe-
rentitis und eventuell die E. intraingninalis, sowie die
E. subcruralis, die leicht mit einem Bubp verwechselt werden
können, während eine E. perinealis eine Gowperitis, einen
periurethralen Abszeß vortäuschen kann.
Nach Heilung der E. gon. ist es wichtig, stets die noch be-
stehende Urethritis posterior, eventuell Prostatitis catarrhalis
einer Behandlung zu unterziehen. Ehrmann.
Epilepsie. Prophylaxe: Heirats verbot für Epilep-
tiker. Bei Alkoholintoleranz absolutes. Verbot geistiger Ge-
tränke.
Therapie: Kausal, wenn Anhaltspunkte für Gehirn-
affektionen (Tumor, Cysticerkus, Lues); bei Schädel- oder
peripheren Narben, wenn sogenannte Reflexepilepsie wahr-
scheinlich, chirurgische Behandlung der Narbe. Bei genuiner E.
im Anfalle : weicher Knebel zwischen die Zahnreihen, Lagerung
des Krampf enden auf Decken und Polster, Entfernung be-
engender Kleider. Im Status epilepticns mittelst Nasenschlauches
einzugießen: Natr. bromat. 5,0: Aq. fönt. 100,0, kann binnen
24 Stunden wiederholt werden , ebenso wie Amylenhydrat
5,0 : Aq. fönt. 100,0 , oder Reinigungsklistier , darauf ein
Klysma von
EPILEPSIE. — EPILEPTISCHE PSYCHOSEN. 109
Bp. CMoral, Hydrat. 6,0 (!)
MueH, Oummi\Acaeiaef
Aq.font. aa. 75,0,
S. Die eine, eventuell nach einigen Stunden die 2, Hälfte
zum Klistier,
Behandlung des Epileptikers in der anfallsfreien Zeit:
Einschrftnkang des Fleisehgennsses , dafür mehr grüne und
Wurzelgemüse, Obst, kein Alkohol, Sorge für regelmäßigen
und reichlichen Stuhl, Vermeidung geistiger oder körper-
licher Anstrengung, von Exzessen jeder Art, von Insolation,
zn kaltem Wasser (keine Schwimmb&der!). Bei gleichzeitiger
ehlorotischer Blntbeschaffenheit Eisenarsentherapie.
Systematische Brombehandlnng : 3,0 — 4,0 — 6,0 g Natr.
brom. pro die in einer reichlichen Menge Wassers gelöst,
nur auf vollen Magen zu nehmen. Die Dosis muß so groß
gewählt werden, daß sie noch vertragen wird, die Anfälle
womöglich aber ganz beseitigt. Im Falle dies gelingt — bei
schwerer E. ist nur eine Milderung des Leidens möglich — ,
darf erst nach 6 Monaten mit der Bromdosis etwas herunter-
gegangen werden und keinesfalls eher als ein Jahr nach
dem letzten Anfalle mit der Medikation ausgesetzt werden^
Gregen eventuelle Bromintoleranz: Hautpflege, Sol. Fowler in
mittleren bis großen Dosen. Oder man gibt das Brom in or-
ganischer Bindung als Bromipin SSVsVo ^fi — ^2,0 — 20,0 g
pro die. Unterstützend leichte Hydrotherapie, unter guter
Aufsicht Halbbäder 24— 22<», Abklatschungen von 20®. Even-
tualbehandlung: Atropin. sulfur. 0,0005 — 0,0015 pro die
steigend und wieder fallend, Achtung auf Intoxikationser-
scheinungen. Schwere progressive Fälle von E., die zu Geistes-
störung führen, bedürfen der Irrenanstaltspflege.
Raimann.
Bpileptisolie Psychosen. Gegen die einmal aus-
gebrochenen epileptischen Geistesstörungen (psychische Äqui-
valente, postparoxysmale Dämmerzustände etc.) erweist sich
die Therapie wirkungslos. Rein symptomatisch kommt manch-
mal bei heftiger psychomotorischer Erregung das Hyoszin
(vide sub Manie) in Betracht.
Die Behandlung kann sich nur gegen das Grundleiden
richten ; mit der Bekämpfung der Anfälle bekämpft man auch
die epileptischen Geistesstörungen. Also vor allem Brom
110 ?;niiEPTISCPi; ?SyCH09EN. - EPIOTAXIS,
(entweder in Form der Bromalkalien öder des teuren
Bromipin^, welch letsteres den gpoßen Vorzug hat, keine
Bromakne nach sich zu ziehen), Atropin. sulfuric. (ä 0,001
in RUen); ahaolute AlkoholahatineHE ist conditio sine
qua non. Gerade hei der Epilepsie und ihren Psych, sei man
auch gitets anf die Hüglißhkeit eiaer reflektorisofaen Ge-
nes e^^ bedacht und i^uf die daritiia sich ergeh^den tbera-
p^utißohen (z. 8, opwatiyeii) M^ßnahmea (vide mh perio-
dische P.). Der sogenannteBi OpiQmhromkur sind nach ooserea
Erfahrungen nicht nur keine Brfolge Dacbziarübiiie»^ sie muß
8[0gar als gefährlich betrachtet werden.
Die GeflLbrlichk^it der Kranken mit e. P. erheischt au*
meist ihre Anstaltainternierung. Pilcz.
Epi»tazi9« Prophylaxe: Venneidung aostreogender
Bewegungen, besonders solcher mit Tomdbergebeugtem Kopie«
Verbot des Bohreps in der Nase, de« Alkohols und Tabaks,
des Tragens enger Krägen> Vermeidung von Obstipation,
Behandlung der kausalen Blut-, Hera-, Lungen-, Lebei> und
Nierenkrankheiten,
Therapie: Ein einlacher Wattetampon , kegelförmig,
{est gedreht und kräftig in die NaseBöflfnnng gestopft, genügt
in der Mehrzahl der Fälle (Septumblutungen aus der ]^ie»sel-
hachschen Stelle). Eventuell zugleich Andrücke» des Nasen-
flügels gegen das 8eptum. Aufrecht sitzen, den Kopf leiobt
nach vorne geneigt, tief atmen. Pen Hals beengende Kleidimgs*
stücke sind tn entfernen. Manchmal wird der Tampon besser
aus Eisencbloridwatte oder Penghawar angefertigt. ÄtiUng
der blutenden Stelle (Kokainanästhesie) mit TrichloresaigsäiMre
oder Chromsänre, dem Lapiflßtitte, deai galyaneliauatiischen
Brenner, allenfalls mit einer glühenden Stricknadel. Einblasen
ven Tannin , rein oder mt Dermatol geonselkt oder auch
Ferripyrin, Sieht man die Untende Stelle nicht, oder spritzt
eine Arterie, ist oft vordere Tamponade nötige mil übieretn^
andergesehichteten Oazestreifen, die aweekmäüig am »entraie«
Ende mit Knoten versehen werden, die dann alle ausannaen
*10 Teilsti^che des lOVoigen Bromipin- Merck tntajflrecheD
1,76 BromkaU.
i^Eine sehr deutliehe und stereotype „Anra^ vermag <^ eisen
Fingeneig absngeben, in welchor Eiohtiuig ^ Reizqaeße xn taolken iit.
EPISTAXIS. — EPULIS. Hl
die Ghoane obtttriereo. Man fixiere die bereits eingeführten
Btreifen gut mit dem Nasenspiegel; damit sie nieht dnreh
die nachfolgenden nach hinten gedr&ngt werden und dann
in den Rachen hinabhängen. Dermatolgaae stillt die Blutung
am besten, wird aber oft sehen am zweiten Tage übelrieohend,
während Vioformgaze anoh 4 Tage und länger gernohlos
bleibt. Übrigens muß bemerkt werden, daß viele Kranke,
besonders mit Arteriosklerose nnd M. Brigftii sich nuch
stärkerem Nasenbluten oft lange Zeit hindurch auffallend
wohl fohlen.
Bei parenchymatösen Blutungen aus Tumoren oder bei
Leukämie, auch bei Hämophilie wirkt 15 — 20**/oige warme
sterilisierte Gelatinelösung Yor^ügUeh, Entweder werden die
Tampons damit getränkt, oder sie wird, während der Kranke
mit eiuem ch-Laut tief und kräftig ein- and amatmet, bei
leicht nach rückwärts gelegtem Kopfe in die Nase gegossen
und einige Minuten darin gelassen, kann sog^o: in der Nase
erstarren. Als letztes Mittel Bellocqsche Tamponade nach
den bekanntea Regele. Man führe zwei Fäden aus der N^se
und knüpfe sie nach Aus^topf ung der Nasenhöhle über einen
Yprderen Tampon. Beim Einführen schütze mm mit zwei
Fingern der linken Hand den weichen Gaumen vor dem
Einschneiden der Seidenfäden. Nqr im äußersten Notfälle
anzuwenden wegen imminenter Gefahr der Otitis media.
Bei stärkeren postoperativen Blutungen sofort vordere
Tamponade, eventuell mit Gelatine oder vorher Pinselung
mit Adrenalin (nicht Kokain!). M. Weil.
Epitheliom. Sicherste Therapie: Exstirpation mög-
liehet weit im Gesunden. Bei den sur Lymphdrttsenerkrankung
fahrenden Krebsen (Lippenkrebs) ist stets die rationelle Aus-
räumung des entsprechenden L3rmpbdr0seiig6bletes vorsii-
nehmen. Bei ausgedehnten £« des Oesiehtes, nach deren Bx-
stirpation Bubstanaverluste resultieren würden, deren Deckung
kein entsprechendes kosmetisches Resultat geben würde, emp-
fiehlt sich die Röntgenbehandlung, die in solchen Fällen oft
noch sehr günstige Erfolge erdelt. Pupovac.
Bpiilia« Der. vom AlToolarrande, gewöhnlieh zwischen
zwei Zähnen aasgehende, gestielte, lappige, weilig sn ülze-
112 EPULIS. — ERYTHEMA MULTIFORME.
ration neigende Tnmor maß mit dem Alveolarrande entfernt
werden, zn welchem Behnfe die dem Geschwolststiele benach-
barten Zähne zn opfern sind. Einfache Abtragung der Ge-
schwulst und Ätzung der Schnittfläche ist nicht rätlich, da
sie vor Rezidiv nicht schützt , ja das Wachstum der Ge-
schwulst sogar beschleunigen kann. Friedländer.
Erosionen. (Kein Geschwür, sondern Substitution des
normalen Plattenepithels der Portio durch zylindrisches Zervix-
epithel.) Behandlung des durch Endometritis corporis oder
cervicis bedingten Fluors (siehe daselbst). Adstringierende
Scheidenspülungen.
Rp. Äcid. aalicyl. 30,0
Alkohol 7ö7o 300,0,
S. 2 Eßlöffel voll auf einen Irrigator. Täglich im Liegen eine
Ausspülung.
Außerdem lokale Bäder der Portio in Adstringentien. im
Röhrenspekulum Acet. pyrolign. crud. (jeden 2. Tag), lOvoige
Argent. nitr. - Lösung. 10 — SO^oige Formalihlösung durch
1 — 5 Minuten alle 3 — 5 Tage, oder Touschieren der Portio
mit Jodtinktur jeden 2. Tag, mit dem Lapisstift alle 3 bis
4 Tage.
In schwereren Fällen Ätzung mit
Bp . Zinc. chlorat., oder Rp. Acid. nitric. fumans,
Äq,font. aa. 50,0.
S, Alle 8 Tage.
(Die Umgebung schützen!) Die Ätzungen erst wiederholen,
bis der erste Ätzschorf sich abgestoßen hat! Oder Ätzen mit
dem Thermokauter, danach leichte Drainage mit Dermatolgaze.
In hartnäckigen Fällen Operation (Schleimhautexzision
oder Portioamputation) , in allen verdächtigen Fällen auf
Malignität (Unebenheit, starke Blutungen, Morschheit des Ge-
webes) fahnden! Probeexzision (!) mit nachfolgender Tamponade
der Vagina und mikroskopische Untersuchung. Adler.
Erythema multiforme. Gegen das Jucken Ein-
tupfen mit Alkohol.
Rp. Spir, vin. gdtt. 200,00 oder statt Besorcin : Add. salieyU
Besordni 1,00. oder Menthol. 1,00,
ERYTHEMA MULTIFORME. — FAZIALISLÄHMUNG. H3
Bei gleichzeitigen rheumatischen Beschwerden innerlich
galizylpräparate.
Bei Erythema nodosum lokal Umschläge mit verdünntem
L. Bnrowii. Sp i e gl e r.
F.
Fasialulähmung. Die Therapie der zentralen F«,
die nur ein Symptom einer Hirnkrankheit darstellt, fällt mit
der Therapie des zentralen Leidens zusammen.
Die peripherische F. ist charakterisiert durch Befallen-
sein aller Äste. Sie präsentiert sich als Begleiterscheinung
von Tumoren (selten), bei Syphilis durch periostitische Pro-
zesse veranlaßt, bei Ohrenleiden, bei Polyneuritis multiplex,
zumeist ohne Komplikation als sogenannte rheumatische F.
Während bei Tumor, Obrenkrankheiten, Polyneuritis, Syphilis
die entsprechende Behandlung der Grundkrankheit einzuleiten
ist, haben wir für die rheumatische F. folgende
Therapie: Anfangs antirbeumatische Medikation;
Rp. Agpirini
Tal dos. dent. XII.
S. 3 Pulver täglich in Lindenblütentee
und Galvanisation : Kathode hinter dem Ohr auf den Fazialis-
stamm, Anode im Nacken oder an anderer indifferenter
Stelle (Brust) : 2 — 4 Milliampere Strom einschleichen lassen.
4 Minuten.
Bei starkem Lagophthalmus Verkleinerung der Lidspalte
durch einen Heftpflasterstreifen seitlich vom Auge.
Später nach 10 — 14tägigem Bestände der Lähmung
keine interne Therapie mehr. Bewegung der gelähmten Musku-
latur mit der elektrischen Stromart, mit welcher der Muskel
bei der geringsten Stromstärke bewegt werden kann: faradisch
bei normaler, Kathode bei mittelschwerer, Anode bei schwerer
Lähmung. Die andere Elektrode wird an eine indifferente
Stelle appliziert. Einfaches Streichen mit breiterer Knopfelek-
trode über das Fa^ialißgeWet , eventuell Vibrationsmassage.
Gymaastik mit dem Shortschen Häkchen (Häkchen in den
Mundwinkeln, Gummischlinge an die Ohrmuschel).
¥ e 1 1 n e r, Therapie der Wiener Spezialärzte. 3
114 FAZIALISLÄHMUNG. — FISTÜLA ANI.
Bei nicht ausheilenden Lähmungen (Fehlen der elek-
trischen Erregbarkeit ist kein Index für die mangelhafte
Heilung, da die verloren gegangene elektrische Erregbarkeit
erst nach Wiedererlangung der Funktion zurückkehrt) even-
tuell chirurgische Therapie, Vernähung des Fazialis mit dem
Akzessorius oder Hypoglossus oder Glossopharyngeus. Diese
Anastomosierung ist häufig von häßlichen Mitbewegungen
gefolgt, weshalb die chirurgische Therapie wohl überlegt
werden soll. Hirschl.
Favus. Eine sachgemäß durchgeführte Behandlung mit
Röntgenstrahlen ist allen anderen Methoden so weitaus über-
legen, daß nur diese genannt sei. Spiegier.
Fissura ani. Bei geringen Beschwerden und Sehmerzen,
die nur zeitweise nach hartem Stuhle auftreten und kurz
dauern, genügt die Applikation von Ichthyol in Substanz
nach vorheriger Anästhesierung der kranken Stellen mit
10% Kokainglyzerin.
Bei schwereren Fällen, wo jede Stuhlentleerung von
langdauernden heftigen Schmerzen und von Sphinkterkrampf
gefolgt ist, muß energischer vorgegangen werden.
Es kommt dann die Verschor fung des Geschwüres
mit dem Thermokauter, die Dehnung oder Durch-
schneidung des Sphinkters in Betracht. Die Inkontinenz ist
auch nach beiden letztgenannten Verfahren nur vorüber-
gehend, doch ist die Prozedur so schmerzhaft, daß sie Narkose
oder Lumbalanästhesie erfordern. Nur bei sehr guter Technik
genügt Infiltrationsanästhesie.
Die Nachbehandlung nach der Operation ist einfach;
ein bis zwei Tage ist Opium zu geben, nach dem Stuhl
wird ein Sitzbad verabreicht. Manchmal treten im Verlaufe
der Ausheilung wieder leichte Fissurbeschwerden auf, welche
keine besondere Behandlung erfordern, da sie spontan
verschwinden. Friedländer.
Fistula ani. Prophylaxe: Gründliche Behandlung
bestehender Hämorrhoiden (s. d.) und Analfissuren (s. d.),
frühzeitige Eröfl'nung sich bildender periproktaler Eiterherde.
Konstante Überwachung und Regelung des Stuhlganges;
Klysmen und Irrigationen wegen der lokalen Reizung
FISTÜLA ANI. — FLUOR ALBUS. 115
weoiger empfehlenswert, eher mit Hilfe der Nahrung (Ge-
mfise, Pürees, Simonsbrot) oder Laxantien, z. B. Baschs
Marienbadei* Tabletten, Kl eeweins Pillen, Barbers Cascara-
Sagradapastillen , Pnrgen (Phenolphthalein). Besondere Vor-
sicht bei tuberkulösen und diabetischen Individuen. Auch
beachtenswert die Entstehung aus Gummen, Steißbeinkaries,
Weichteilfungas der Umgebung, Abszessen der Urethra,
Prostata, Bartholinischen Drüsen ohne primäre Anal-
erkrankung.
Therapie: Nach exakter (meist nur in Narkose voll-
ständig möglicher) Untersuchung in den einfachen
Fällen (ohne Verzweigungen des Kanals) Spaltung des
Fistelganges und nachfolgende Behandlung des entstande-
nen fläehenhaften Geschwürs mit Ätzmitteln. Z. B. tägliche
Waschung mit 10% Hydrogenium hyperoxydatum nach
der Stnhlentleerung, eventuell Rektalspülnng , nnd Sitzbad,
später 1 — 3% Argentum nitricnm-Salbe, oder jeden 2. Tag
Einpinselung mit Tinctura jodi nach der gleichen Reinigung
— alles im Mastdarmspekulum vom Arzt auszuführen. In
allen komplizierten Fällen gründliche Exstirpation der
Fistel samt Nebengängen und Narben mit primärer Naht
der ganzen Wunde. j. st«rnberg.
Fluor albus. Bierhefebehandlung. Ich verwende
ganz frische Bierhefe, welche ich nach Ausspülung der
Scheide mit warmem sterilen Wasser mittelst Spritze und
Spekulum in die Scheide einspritze. Hierauf Einlegen eines
mit Bierhefe gefüllten Gelatinesnppositoriums und eines in
Bierhefe getauchten Tampons. Der Tampon wird am
nächsten Tage entfernt, hierauf neuerliche Behandlung.
Schwindet der Ausfluß nicht rasch , so ist dies ein Zeichen,
daß die Entzündung über den untersten Teil der Zervix
hinaufreicht. In diesen Fällen sauge man das Sekret mittelst
eines mit einem Schlauche versehenen und einem Glasfenster
verschlossenen Spekulums an oder lege einen Tag vor der
Behandlung einen Jodoformgazestreifen ein und ätze hierauf mit
einer mit Watta umwickelten Sang ersehen Sonde, welche
in 50«/oiges Chlorzink oder in 257oigen Karbolalkohol ge-
taucht ist, und lasse diese Sonde 10 Minuten lang liegen.
Die Patientin muß dann durch eine halbe Stunde in Beob-
8»
116 FLUOß ALBUS. — 6AN6RAENA PULMONUM.
acbtung bleiben. Wiederholung der Ätzung naeh 14 Tagen.
In sehr hartnäckigen Fällen kratze man den Ctems aus,
ätze mit Jodtinktur and wiederhole diese Ätanng am 4. Tage
nnd einige Male später. Ätanng und Aoskratzong ist kontra-
indiziert, wenn Schwellongen der Adnexe vorhanden sind.
0.0. Pellner.
FunmoullU. Prophylaxe: Haotpflege, besonders
im Sommer, ab und zn Waschungen mit verdünntem Beifea-
geist. Bei Famncalosis diabetica oder Inetica Behandlang:
des Grondlddens.
Therapie: Im Anfangsstadinm bei derbw Infiltration
am besten heiße Umschläge (Thermophor) oder heiße lokale
Bäder; bei starken Schmelzen, Lymphangoitis, Fieber aas*
giebige Inzision (jedoch kein Kreazsehnittl). Später Ent*
femnng des erweichten Pfropfes, B i ersehe Saugbehandlong
täglich 15^—20 Minuten, feuchter Verbaiid. Kleine Gesichts-
fumnkeln bei täglicher Applikation des Sangglases am besten
nnverbunden lassen.
Bei messerscheuen Patienten binn auch im Stadium der
derben Infiltration konservativ behandelt werden , zumal bei
Sitz an Extremitäten, und zwar durch Stauung mit der
Gummibinde, möglichst weit zentralwärts vom Herde täglich
10 — 12 Stunden. Selbst wenn Lymphangitis besteht , gelingt
auf diese Weise oft die Lokalisation des Prozesses bis zur
Erweichung und spontanen Perforation ohne allzu große Be-
schwerden; dann Sangbehandlung.
Bei großen derben Furunkeln an Nacken und Rumpf
am besten Strahlenschnitt (Gersuny) im Ätberrausch, d.h.
mehrere strahlenförmig auseinandergehende Inzisionen ani
Rande vom Infiltrierten ins Gesunde, von da aus Unter*
minierung des Herdes mit der Drainzange, Durchziehen von
Gazestreifen. Täglich zu wechselnder, feuchter Verband, Ent-
fernung der Streifen nach 1—2 Tagen, dann Sangbehandlang.
Jerusalem.
G.
OMigraMia pidmonimi. Inhalation von Terpentin*
öl oder Inhalation von Karbolsäure (A^/^ige Lösung, weleho
bei Anwendung eines Dampfzerstäubers durch den beigOi-
GANGRAENA PULMONUM. — GASTRALGIE. 117
mischten Wasserdampf etwa auf die H&lfte verdünnt wird,
3 — 4 mal täglich anzuwenden ; wenn der Harn dunkel ge-
färbt wird, aufiäeteen).
Per 08 Plüfiäb. acet. 0,03—0,06 zweistündlich. Gegen
den Husten Morphium«
Chirurgische Eingriffe, wenn die Lökalieation des Herdes
möglich, indiziert. Besonders günstige Chancen bei gleich-
zeitig bestehendem Empyem. y. Ceyhlar«.
Oastralgie (Oastrodynie^ Kärdialgie, Mageii
krampf). In schwereren Fällen zunächst kurze, diätetische
Buhekur zur Heilung etwaiger latenter Ulcera ventrieuli
(Leubes Kostordiiung). Milch, Fleischbrühe mit Dottern,
Fleisch- und Albumosenpräparaten , Fleischgelee« Bettruhe.
Warme Umschläge (Breiumschläge oder Thermophorkom
pressen) bei Tag, Prieflnitzumschläge bei Nacht. Tr^n
Ulkussymptome hervor^ strenge Ulkusknr. Berücksichtigung
etwaiger organischer Magenerkrankung (Carcinoma ventriculi,
Gastritis). Behandlung einer häufig zugrunde liegenden Cbole-
lithiasis (Pankreassteine I)» In Betracht zu ziehen wegen
chirurgischer Behandlung Verwaohsungeü zwischen Magen
und Leber, Hernia lineae albae, akute und chronische Appen-
dizitis. Behandlung etwaiger Genitalleiden, Sperniatorrhöe,
Därmparasiten, allgemeiner Neurosen, organischer Nerven-
krankheiten (antisyphilitische Behandlung und Jod bei tabischen
Krisen)^ Intoxikationen (Tabak, Quecksilber, Blei), Infek-
tionskrankheiten (Malaria), konstitutioneller Leiden (Anämien,
harnsaure Diathese, Basedow u. a.), Arteriosklerose* Bei
Gastro- und Nephroptose gut sitzende Bandagen aus Lein-
wand oder Gummistoff. Kräftigung der Magenmuskulatur
durch Faradisation und Banchmassage. Mechanische Behand-
lung der Nephroptose nach Thure Brandt.
Bei Hyperazidität diätetische Behandlung mit leicht ver-
daulichen Speisen, gemischter Diät, Magenspülungen mit al-
kalischen Wässern (Penzoldt), alkalische Säuerlinge und
Karlsbader Trinkkuren. Allgemeinbehandlung einer etwaigen
nervösen Disposition.
Zur Bekämpfung der Anfälle warme Umschläge
(heiße Tücher^ Kataplasmen, Thermophorkompressen) ; Sina-
pismen (Senfpapier, Charta sinapisata); Linimente (Linim.
118 GASTRALGIE.
ammoniat., L. ammoniato-camphorat., L. saponato-camphorat.,
Spiritus aethereus Hoflfmanni 10 — 30 gtts. m. t. auf Zucker,
in Zackerwasser oder Teeaufguß , Tinct. Valerian. aether. 5
bis 20 gtts., 3— 5m. t., Tinct. Valerian. 20—30 gtts., 3— 5m. t.,
Rad. Valerian., Valyl., Validol 3m. t. 10 gtts., Menthol, Spir.
Menth, piperit. 10 — 30 gtts., 3 — 5m. t., Rotul. Menth, pip.,
Aq. chloroformiata oder bromoformiata l®/oo (Ortner),
1 Kaffeelöffel bis 1 Eßlöffel 3— 5m. t., Antineuralgika (Phe-
nacetin n. a.), Kokain, Orthoform, Anästhesin. Galvanisation
des Magens (Leube, Anode ins Epigastrium, Kathode aaf
die Wirbelsäule 5 — 10 Minuten oder mit Einführung der
Kathode oder Anode im weichen Magenschlauch, Faradisation
der Magengegend (Oser). In geeigneten Fällen Berieselung
der Magenschleimhaut mit warmem Wasser (38 — 44® C) oder
warmem, kohlensäurehaltigem Wasser (Kochsalzlösung ein
Kaffeelöffel: 1 Liter, Chloroformwasser 3—10:1000, Pen-
zoldt). Bei sehr heftigen Schmerzen Narkotika: Morphin,
Kodein, Dionin int. oder subk., diese oder Extr. opii , Extr.
belladonn. int. oder in supposit.
Bei geringeren Graden von nervöser Gastralgie, oft in
der Form einer Hyperästhesie der Magenwand, Hebung der
Ernährung und des Allgemeinbefindens. Behandlung des
nervösen Grundleidens. Milde hydrotherapeutische Prozeduren
(Abreibungen Abklatschungen, Sitzbäder, Halbbäder, Fluß-,
Seebäder), allgemeine und lokale elektrische Behandlung (all-
gemeine Faradisation, elektrische Bäder), allgemeine und
lokale Massage (vgl. physik. Ther.). Wechsel des Aufenthaltes,
Höhenklima, Seebäder, psychische Behandlung. Kräftigende,
leicht verdauliche, gemischte Diät, in geeigneten Fällen Mast-
kuren. In schweren Fällen Anstaltsbehandlung.
Bp. Tinct, Valerian., oder Rp. Anaesthesin-Drag^es ä 0,02
Tinct. Äurantii aa. 5,0. scat. orig.
S, 3mal täglich 10 Tropfen. S. Bis 10 Stück im Tage zu nehm,
Rp. Validol. p. 10,0. Bp. Morph, muriatic. 0,01
S, 3mal täglich 10 Tropfen. (oder: Extr. beUadonn, 0,02)
Rp. Menthol. 1,0 hutyr.deCitcaoetohq.a.u.f.
Solve in Spirit. vin. 20,0 suppositor. d. tal. dos. Nr. 6
Aq. destÜlaU 150,0 ad eh. cerat.
Syrup. simpl. 20,0. D8. 1 Zäpfchen anzuwenden.
S. 28tündlich 1 Eßlöffel. Ne repetatur!
GASTRALGIE.
119
Bp. Morph. hydroMoric. 0,10 oder
Äq. desHllat. 10 fl
D. in vitro hene dauso.
S. In usum proprium , zur
subhut. Injektion.
Bp. Morph. hydroMoric. 0,03
(Bismuth. subnitric. 1,20)
Sacchari,
Natr. hydroearb. aa. 2,0
m. f. pulv. div. in dos.
aequ. VI.
D. in caps. amylac.
S. Ein Puloer bei Sehmerz,
eventuell nach 3 Stunden noch
1 Pulver. Ne repetatur!
Bp. Extr. Belladonn. 0,06
Natr. hydroearb. 3,0
m.f.p. div. in do aequ. VI.
D. in eaps. amylac.
S.2—3 Puloer im Tage zu
nehmen. Ne repetatur!
Bp. Decoet. eort. Chinae
e 10,0:180,0
Acid. hydrochlorie. 1,0
Syrup.Cortic. Aurant. 20,0.
MDS. 2stündlich 1 Eßlöffel.
Bp. Orexin. tannie. 0,30
d. tal. dos. Nr. X in caps.
amylac.
S, Früh 10 Uhr in Fleisch-
brühe, eventuell noch einmal
Nachmittag in Milch 5 Tage
hintereinander, dann nach
Pause noch einmal.
Bp. Tinet. Valerian. aether.,
Tinct. Gentian. aa. 5,0
Tinet. Opii simpl. 1,0
Olei Menth, pip. gtts. IV.
DS. 3mal täglich 10 Tropf en.
Bp. Infus, rad. Valerian. e 15,0
ad 180,0
Adde Natr. hydrobrom. 4,0
Syrup. Bubi Idaei 20,0,
S. 2stündlieh 1 Eßlöffel.
Bp. Menthol 1,0
Tinet. nuc. vomie. 1,0
Tinet. Chinae eompos.,
Tinet. Calam. aromatie.
aa. 5,0.
S. 3mal täglich 5—15 Tropfen
in 1 Eßlöffel Wasser.
Bp. Aq. Chloroform,,
Aq. Melissae aa: 100,0
Syrup. simpl. 30,0,
D, in vitro bene elauso.
S. 3mal täglich 1 Kaffee- bis
Eßlöffel. (Im Dunkeln aufzube-
wahren.) Ne repetatur!
Bp. Phenacetin. 0,30
Natr. bromati 0,40
m. f. p. D. tal. dos, VI
Ad eaps. amylac.
S. Ein Pulver, eventuell nach
3 Stunden noch 1 Pulver.
Bp. Morph, hydrochlorie. 0,05
Tinct. Aurantii eortie. 10,0,
D, in vitro bene elauso.
S. 3mal täglich 15—20 Tropfen,
(Im Dunkeln aufzubewahren.)
Ne repetatur!
Bp. Dionin. 0,20
Aq. amygd. amar. 10,0.
DS. 3mal täglich 10 Tropfen,
Ne repetatur!
Bp. Acid. hydrochlorie. 1,50
Aq. lauroceras, 3,0
Mixt, gummös. 180,0
Syrup. Aurant. 15,0.
S. 2stündlieh 1 Eßlöffel.
120 GASTRALGIE. — GEBURTSLEIT. B. ENG. BECKEN.
Ep. Extr. Chinae Nanwing lag. oder Rp. OreociMdbUiUn ä 0,25
orig. Nr. X oder
S. 3mal .täglich 20 Tropfen Orexin- Schokoladetablett,
bis 1 Kaffeelöffel in Wein. ä 0,25 Nr. XX in Ort-
Bp. Amtesthesin Ritsert 0,25 . ginalharton.
d. tal. dos. No. X in caps. S. wie oben,
amyh Bp. Valyh,
S. 2—3mal täglich 1 Pulver Olei olivar. aa. 0,125
vor der Mahlzeit. d. tal, dos. in caps. gelat.
Nr. 50 (25) (lag. orig.).
8. 3mal täglich 2 Stück.
M. Weinberger.
Oeburtsleitung beim eng^n Becken. ^.All-
gemeines. Nicht jedes Becken mit verengten äußeren Maßen
und Verkürzung der Konjugata ist ein enges Becken im
geburtshilflichen Sinne. Erst die genaue Abschätzung alleir
Eigentümlichkeiten des betreffenden Falles gibt darüber Auf-
schluß. Daher vor allem nicht schematisieren. Das oberste
Prinzip für die meisten Fälle lautet: abwarten. Insbesondere
bei Erstgebärenden kann Spontangeburt erfolgen, wo man
sie nicht erwartet hätte. Bei Mehrgebärenden genaue Be-
rücksichtigung der vorausgegangenen Geburtsleitungen und
ihrer Resultate. Das Interesse von Mutter und Kind sind
in gleiche Linie zu stellen; nur wo das Interesse des Kin-
des nur unter Gefahr für die Mutter gewahrt werden könnte,
muß ersteres zurückstehen. Möglichste Einschränkung aller
prophylaktischen Maßnahmen (prophylaktische Wendung,
künstliche Frühgeburt, hohe Zange). Die prophylaktische
Wendung kommt für Fälle von einfach plattem Becken
und einer C. v. von 8 — 8V2 <^ ^^^ Betracht. Sie ist nur bei
Mehrgebärenden rationell und auch hier möglichst einzu-
schränken wegen schlechter Resultate für die Kinder und
als ein immerhin auch für die Mutter nicht gleichgültiger
Eingriff. Die künstliche Frühgeburt, ebenfalls nur für
Mehrgebärende in Betracht kommend, ist in der 34. bis
36. Woche (je nach dem Grade der Beckenverengüng) ein-
zuleiten: in Fällen von einfach plattem Becken bei einer
C. V. von 7V2 — 8V2 <^^j ^ei allgemein verengtem Beoken bei
einer C. v. von 8 — 9 cm. Auch sie gibt schlechte Resultate für
die Kinder (Lebensschwäche, Schädigung bei den eventuell
ÖEBUBTSLEITÜNG BEIM ENGEN BBCKEN. 121
notwendig werdenden entbindenden Eingriffen^ Schwierig-
keiten bei der Ernährung und dem Fortbringen der Kinder)
and ist ans diesem Grunde, sowie wegen der Unsicherheit
einer prompten Wirkung der Methoden auf ein Minimum
einsäschränken. Als beste Methoden sind zu erwähnen: das
Einlegen einer elastischen Boügie mit Unterstützung derselben
durch Tamponade der Vagina; der künstliche Eihautstieb;
die Tamponade der Zervikalhöhle mit Jodoformgaze; das
EinfKlhren eines intrauterinen Ballons. Alle diese Manipu-
lationen selbstverständlich unter extremster Wahrung der
Asepsis.
B, Spezielles. Bei Verengerungen bis herab zu einer
C. V» von 9 cm erfolgt in über 95^0 ^«r Fälle Spontan-
geburt. Hier kommt höchstens der Ausgangsforzeps bei ein*
getretener Indikation oder eine Erweiterung der untersten
weichen Geburtswege bei zu großem Widerstand derselben
in Betracht. Auch bei einer C. v. zwischen 9 — %cm ist
die Spontangeburt — nicht übergroße Rinder vorausgesetzt —
das Wahrscheinlichere. Daher exspektatives Verfahren, wenn
nicht Komplikationen eintreten, die eine rasdhe Beendigung
der Geburt dringend notwendig erscheinen lassen. Tritt
Nabelschnurvorfall ein, so ist beim allgemein gleichmäßig
verengten Becken zunächst die Reposition zu versuchen.
Mißlingt diese sowie in allen Fällen von rachitischem Becken
und noch hoch stehendem Schädel, ist die kottibiniei'te Wen-
dung auf das Beckenende auszuführen. Keine Extraktion
anschließen, wenn nicht dringende Indikation zur sofortigen
Geburtsbeendigung vorhanden ist.
Bei Dehnung des unteren Uterinsegmentes and hoch-
stehendem Schädel vorsichtiger Versuch mit der Aehsen-
zugzange. (Bei I-paris besonders gefährlich wegen der Wahr-
scheinlichkeit größerer Weichteilverletzungen.) Wünscht die
Frau ein lebendes Kind und die genaue, längere Beobach-
tang des Gebnrtsfalles sowie die Berücksichtigung der
früheren Geburten lassen eine Spontangeburt als nicht mög-
lich erscheinen, dann subkutane Hebosteotgmie mit Abwarten
der Spontangebnrt, wenn Abwarten erlaubt, sonst anschließende
Gebnrtsbeendigung (Forzeps oder Wendung nach den jewei-
ligen Bedingungen). Nur wenn es die äußeren Umstände
nicht erlauben und die Frau ausdrücklich die Einwilligung
1 22 GEBÜRTSLEIT. B. ENG. BECK. — GENU VALGUM ETC.
zum Eingriff verweigert, ebenso bei septisch infizierten Ge-
bärenden Rraniotomie.
Bei einer C. v. von 8 — 7 cm kann ebenfalls noch die
Spontangeburt erfolgen, wenn sie auch nicht wahrscheinlicli
ist. Auch hier wird man zunächst exspektativ verfahren
können. Adaptiert sich der Schädel trotz längerer Wehen-
tätigkeit nicht, dann subkutane Hebosteotomie und Abwarten
der Spontangeburt. Bei eintretender Indikation zur Oeburts-
beendigung Wendung oder Forzeps.
Als Koukurrenzoperation der Hebosteotomie kommt in
diesen Fällen (C. v. zwischen 8 — 7 cm) die Sectio caesarea
in Frage. Bei einer Verengerung unter 7 cm ist diese allein
angezeigt, wenn die Bedingungen hierzu (Asepsis, Einwilli-
gung der Frau) vorhanden sind.
Bei einer C. v. unter 6^/2 cm Sectio caesarea aus ab-
soluter Indikation; bei infiziertem Oenitalkanal mit supra-
vaginaler Amputation oder Totalexstirpation.
Die Kraniotomie kommt in Anwendung bei engem
Becken und abgestorbener Frucht als die für die Mutter
relativ schonendste operative Entbindungsmethode. Bei leben-
dem Kinde nur dort, wo die Sectio caesarea relativa
wegen nicht garantierter Asepsis oder Verweigerung der
Einwilligung seitens der Frau kontraindiziert erscheint, wobei
jedoch nur die höheren Grade von Beckenverengerung (7 bis
6^2 cm G. V.) in erster Linie die Indikation abgeben werden,
während bei leichteren Graden die Hebosteotomie in Betracht
kommt (siehe oben). Bürger.
Qehörgtakg, Erkrankungen des, siehe Otitis
externa. H. Frey.
Genu valgum und varum. Bei Kindern Allgemein-
behandlung der Rachitis. Bis zum 4. oder 5. Jahr in leichten
Fällen oft Spontanheilung; Massage und Gymnastik, Vor-
nahme täglicher Redressionen im Sinne der Korrektur der
Deformität. Beelysche Nachtschiene, Plattfußeinlagen. Bei
hochgradigerer Deformität Anwendung redressierender
Schienen (Thomas sehe Schienen) oder eines Hessingsehen
Apparates mit redressierendem Kniezug. Noch besser manuelles
oder instrumentelles Redressement der Deformität, eventuell
GENU VALGUM UND VARÜM. — GLAUKOM. 123
in Narkose und Anlegung eines Gipsverbandes für 6 bis
8 Wochen; bei hochgradiger Deformität Redressement in
Etappen. Bei älteren Kindern Osteoklase; sind die Knochen
schon sklerisiert (nach Rachitis) ^ lineare Osteotomie des
Femur, eventnell der Tibia und Fibula; bei Adoleszenten
und älteren Individuen lineare Osteotomie. Haudek.
Glaukom. Wenn das G. mit kurzdauernden Anfällen
beginnt, zwischen denen längere Pausen scheinbar normalen
Zustandes liegen, so empfiehlt sich der Versuch, die Wieder-
kehr solcher Anfälle bzw. den Fortschritt des G. durch
regelmäßige Einträufelung von 1^/oiger Pilokarpinlösung zu
verhüten. Man bringe täglich morgens und abends je einen
Tropfen l^/oiger Pilokarpinlösung in das befallene Auge und
setze diese Behandlung so lange fort, als die Sehschärfe und
das Gesichtsfeld normal, das Aussehen der Papille normal
ist. Ob diese drei Bedingungen für die Fortsetzung der Pilo-
karpinbehandlung noch gegeben seien, müssen sorgfältige
Untersuchungen, die mindestens einmal im Monate vorge-
nommen werden, kontrollieren. Solange sie vereint vorhanden
sind, werde die medikamentöse Behandlung beibehalten, fällt
aber eine von ihnen weg, verändert sich das Aussehen der
Papille, während Sehschärfe und Gesichtsfeld normal bleiben,
oder sinkt die Sehschärfe, ohne daß das Aussehen der Pa-
pille sich in erkennbarer Weise ändert, so ist die Indikation
für die Glaukomoperation gegeben. Ebenso besteht die Indi-
kation zur Glaukomoperation, wenn beim Eintritt des Kran-
ken in die Behandlung bereits eine unzweifelhaft glauko-
matöse Veränderung der Papille gesehen wird oder ein Anfall
besteht, der durch wiederholte Einträufelungen von l®/oiger
Pilokarpinlösung nicht gelöst werden kann, d. h. wenn das
Auge hart, die Pupille weit, die Hornhaut und das Kammer-
wasser trüb bleibt, trotzdem durch 24 — 48 Stunden in Zeit-
abständen von 2 — 3 Stunden Pilokarpin eingebracht worden
ist. Wenn durch den geschilderten Zustand des Auges die
Notwendigkeit der Glaukomoperation festgestellt ist, so soll
die Operation auch ohne Verzug ausgeführt werden. Jeder
Aufschub kann unansgl eichbare Nachteile bringen. Durch
die Spezies der Glaukomform erleidet diese Regel keine Ein-
schränkung, d. h. die Operation ist ebenso durch sogenanntes
124 GLAUKOM. — G0NITI8.
Glancomä simplex als dnrch sogetianDteg chroDisoh- oder
akut - entsandliches G« dringend geboten, wenn die früher
erwähnten Bedingungen gegeben sind«
Die aas^nführende Operation ist die Iridektomie. Das
auszuschneidende Irisstück sei, wie es v. Graefe gelehrt
hat. breit und reiche vom Puplllarrartd bis zum Ursprungs-
rand der Iris. Die Operation werde in der Regel in Nar-
kose ausgeführt. Bleibt der erwartete Erfolg aus oder geht
er nach Monaten oder Jahren verloren, so werde dem aus-
geschnittenen iHsstück gegenüber ein zweites Irisstüek aus-
geschnitten. Besteht in einem Auge, das durch G. seit
längerer Zeit vollständig erblindet ist, heftiger Schtaerz, so
versuche man ihm durch 5 — 6mal im Tage wiederholte Ein-
träufelung von l<*/oiger Morphinlösung und kontinuierliche
Applikation warmer Umschläge (Thermophor, eventuell Um-
schläge mit warmem Brei äüs Farina semin. Lini) Hilfe zu
schaffen. Gelingt dies nicht und ist die Iris noch relativ
gut erhalten, so versuche man die Iridektomie. Ist aber die
Iris desorganisiert, so enukleire man das Auge.
Bei Sekundärglaukom durch vordere oder durch hin-
tere Synechien ist die Iridektomie, bei Sekundärglaukom
durch Quellung oder Verschiebung der Linse die Extraktion
der Linse , bei Sekundärglaukom durch intraokuläre Ge-
schwulst die Enukleation des Auges auszuführen.
Schnabel.
Gonitis« Prophylaxe: Behandlung des Grundleidens
— Lues, uratische Diathese, Rheumatismus, Gonorrhöe^
Tuberkulose«
Therapie: a) G. traumatioa: Stauung mittelst Gttmmi-
binde am Oberschenkel, vorzügliches schmerzstillendes Mittel ;
daneben Dtinsttimschläge, Massage; so bald als möglich Her-
umgehen mit elastischer Einwicklung oder Kniekappe. Bei
HftmarthroR Stauung lange fortsetzen, um Vereiterting des
Blutergusses vorzubeugen; passive Bewegungen, Massage.
Bei Pjarthros Punktion des Gelenkes mit doppelläufigem
Troikart, Durchspülen mit steriler, physiologischer Koehsalz-
lösung ; Drainage bei nachfolgender Stauungsbehandlung
überflüssig; beizeiten aktive und passive Bewegungen, um
Verwachsungen der Gelenkflächen vorzubeugen.
GONITIS. — GONORRHÖE BEIM WEIBE. 125
b) 6. rheumatica : Beliandlong des Orupdleiden» (b. Rbeu-
matiBinns), lokal Maesage, Qeißluftbader, Bp&ter bydriatiBcbe
Kuren. Droht. der Pro«eß ^ur Aokyloße zu führen, neben
MftBfiage Btanung, Moor- und Fangobader, orthopädische
Behandlung (großer JSaugapparat nach Bier uad Klapp).
c) G. gonorrhoica: Hier ist Stauung ein souveränoB
Mittel, Gun^mibinde, täglich 10—20 Stunden liegen lassen !
Sonst wie G. rbeumatiea.
Bei großen serösen Grgtlssen, die der physikalischen
Therapie nicht weichen, Punktion, und z^ar am besten an der
Stelle der größten Vorwölbung unter Schleich scher Anästhesie
eine kurze Inzision durch die Haut, dann Einstich mit dem
Troikart, Ablassen der Flüssigkeit , Verschluß der Öffnung
mit einer Michelschen Wundklammer. Fixationsverband für
3— 4 Tage, mit welchem Patient herumgehen kann; dann
elastische Einwicklung, Massage, Jerusalem.
Oonorrhöa beim Woib^p Das Grundprinzip jeder
GonorrhöebebandluQg ist gleichzeitige Behandlung der Erkran-
kung der Urethra und der Z^vvix, ferner Enthaltung von
Alkohol, scharfen Speisen und des Koitus. Stets gleioh-
iseitige Bebaodlung des Mannes!
1. Urethritis. Eine akute Urethritis wird in den ersten
Tagen womöglich nicht behandelt, Ruhe, Kulte. Sind die
stärksten Reizsymptome vorüber, Ausdrücken des Eiters aus
der Urethra, Durcfaspülung mittelst doppelläufigen Katheters
mit Kalium hypermanganicum-LösuÄg von VsVoo beginnend
und bis auf g^oo steigend. Jedesmalige Nachspülung mit
4Voiger Borsäure, Liegt eine Cystitis vor, so führe man
nach dieser Pnrchspülnng den Katbeter in die Blase, spüle
die Blase mit 4%iger Borsäure aus und benutze hierzu
iOim^ bei akuten Prozessen, sonst 100 — 200 cm«; hierauf
spritist man in die Blase und, den Katbeter zurückziehend,
in den Blasenbals und in die Urethra ProtargoUösung von
2 — lO^^/o steigend ein. Danach Einlegen eines Stäbchens:
Bp. DermatoU,
Tannini aa. Ojl
Eueaini 0,01
Buiyri Caoao, q, 8. ut /. bacüli tenues
urethrales. D. tat, Nr. X.
12ft GONORRHÖE BEIM WEIBE.
Statt des Protargols kann man auch Ichtargan oder
Largin verwenden und empfiehlt es sich, mit den Mitteln
zu wechseln, falls die Heilang. nicht vorwärts schreitet. Er-
zeugt das Protargol Schmerzen, so setze man einem Gramm
Protargol 0,1 — 0,3 Alypin. nitricnm zu. Man behandle im
Anfang täglich, später jeden zweiten Tag. Die Behandlung
ist abgeschlossen, wenn der Urin klar und frei von gono-
kokkenhaltigen Fäden ist und bei Besichtigung der Urethra
mit dem von Fell n er modifizierten Siegeischen Trichter
die Schleimhaut vollkommen blaß und frei von entzündeten
Stellen ist und nach Alkohol und Koitus keine Verschlech-
terung eintritt. Bleiben Reizungszustände zurück, so ge-
nügen mitunter Spülungen mit Borsäure oder Einspritzungen
mit der ülzm an n sehen Lösung, um diese zum Schwinden
zu bringen. In chronischen Fällen ist die gleiche Behand-
lung angezeigt, doch kann man da leicht mit stärkeren
Lösungen beginnen. Mitunter müssen besonders entzünd-
liche Stellen mit dem Gystoskop oder dem Trichter aufge-
sucht und mit Lapislösung geätzt werden. In sehr hart-
näckigen Fällen empfehlen manche Autoren die Auskratzung.
Von inneren Mitteln leistet das billige Natrium salicylicum
(4mal täglich 1 — 1^1 %g in einem Glas Wasser gelöst und
nach den Mahlzeiten getrunken) recht Gutes.
2. Paraurethrale Abszesse. Man drücke sie aus, son-
diere die Gänge, spritze sie mit Borsäure durch und wische
sie mit Jodtinktur aus oder spritze 10%ige Lapislösung
ein. Führt dies nicht zum Ziele, oder sind die Abszesse
größer, so spalte man die Gänge, kratze den Grund mit
dem scharfen Löffel aus und verätze mit dem Lapisstift
oder dem Glüheisen. Noch größere Abszesse schäle man aus.
3. Bartholinitis. Man kann es mit dem Aufsetzen einer
Saugglocke nach Ausführung einer kleinen Inzision versuchen.
Besser ist es, den Abszeß durch kreuzweise Inzision unter
Adralginanästhesie zu spalten, den Eiter auszudrücken, mit
Wasserstoffsuperoxyd (2<>/oig) auszuspülen und ein Streifchen
einzulegen, das man in den nächsten Tagen nach abermaliger
Durchspülung wechselt. Ein feuchter Verband mit essig-
saurer Tonerde ist zu empfehlen.
4. Vulvovaginitis kleiner Mädchen. Ausspülung der
Scheide mit einer schwachen Sublimat- oder Protargollösung
GONORRHÖE BEIM WEIBE. — HÄMATEMESIS. 127
and Einlegen der oben erwähnten ürethralstäbchen in die
Vagina. Bei älteren Mädchen ist unbedingt Zervix und
Urethra mitznbehandeln.
5. Bezüglich der Vulvovaginitis Erwachsener und
der Endometritis siehe Endometritis und Fluor.
8. Bezüglich der Salpingo-Oophoritis siehe Krankheiten
der Eierstöcke.
7. Rektalgonorrhöe. Spülungen mit einer schwachen
Protargollösung und Einlegen von Suppositorien mit 0,1 Ar-
gentum nitricum.
8. Abortivbehandlung. Große Vorsicht!!! Spülungen
der Harnröhre und der Vagina mit 5 — 10<*/oigem Protargol
und Einlegen einer 20^/oigen Formangaze in die Vagina und
den untersten Teil der Zervix. Bei stärkerer Schmerzhaftig-
keit nicht durchführbar.
9. Im Wochenbett besteht die Behandlung in längerer
Bettruhe, bis alle Schmerzhaftigkeit geschwunden ist. Ätzungen
und Spülungen des Uterus sind zu unterlassen, doch hat
die Bierhefebehandlung recht guten Erfolg. Die Behandlung
gonorrhoischer Adnexe im Wochenbett ist dieselbe wie außer-
halb desselben. 0. 0. Fell n er.
H.
HämatemeMB. Prophylaxe: Bei bestehender Super-
azidität Vermeidung von sauren, gewürzten, heißen Speisen
und Getränken, bei konstatiertem Ulkus Achtung vor Stoß
und Druck (Mieder!) der Magengegend.
Therapie: Absolute Bettruhe, Immobilisierung des
Körpers auch beim Urin- und Stuhllassen. In den ersten
48 Stunden Verbot jeder Nahrungsaufnahme, selbst Eisstücke
zu untersagen. Auf den Magen kann man einen Eisbeutel
auflegen, jedoch niemals heiße Umschläge!
Gegen die Blutung gibt man innerlich:
ßp. DeeoetGelatin.alb.purias, oder Rp. Solut. adrenalin. Clin
15,0-20,0 ad 200,0 (1 : 1000) 5,0.
Elaeosacchar. citri 50,0. DS. 3mal täglich 10 Tropfen.
MDS. Vor dem Gebrauch zu
erwärmen. Alle 1—2 Stunden
1 Eßlöffel voll.
128 HlMATEMESIS. — HlMOPTOS.
Zu sabkutanen Injektionen yerwendet man:
Rp. Extr. secal. eornut. dialya, oder Rp. Ergotin. dialys. Bombe-
Ift Ion 0,5
Aq. destülat, 8,0 in tut. sUriliaat. {Ber-
Äcid. carbol. 0,08. natzik).
MDS. 1 -- 2 Pravazsche Spritzen DS. Den Inhält einer Tube zu
subkutan zu injizieren, injizieren.
Rp. Gelatin. sterilisat, Merck 10^ /q.
DS. Ein Origindlröhrchen ä 40 cm* nach
sorgfältiger Desinfektion der Injektions-
stelle und Erwärmen der Gelatine auf
38^ C zu injizieren.
Bei starken Schmerzen:
Rp. Morph, muriat. 0,1 oder Rp. Codein. phosphor. 0,3
Atropin* 8ulfur. 0,01 4q, destülat. 10,0.
Aq, desttllat. 10,0. DS, 1 Frav<*Mche Spritze zu
DS. 1 Pravazsche Spritze zu injizieren.
injizieren.
oder :
Rp. Codein muriat. 0,03
Extr. beUadonnae 0,01
Butyr. Cacao 2,0.
Mf. supposit. anal. tcU. dos. Nr. X,
DS. Täglich 2—3 Zäpfchen*
W. Zweig.
Hämoptoe. Bei einer Blutung in den Atmuugsorganen
kommen im allgemeinen folgende Maßnahmen in Betracht :
Strenge Bottruhe, Vermeidung psychischer Aufregung oder
körperlicher An^trenguQg , eindringliche psychische Be-
ruhigung des Kranken, Verbot des Sprechens, Unterlassung
jeder genaueren ärztlichen Untersuchung. Ist kein Arznei-
mittel bei der Hand, so läßt man den Kranken 1 — 2 Kaffee-
löffel Kochsalz oder Dispillen schlucken. Die Wirkung des
Eisbeateis ist sehr problematisch, .am zweckmäßigsten legt
man ihn ^ur Beruhigung der häufig sehr erregten Herztätig-
keit für Stunden auf die Herzgegend. Pas größte Augen-
merk richtet man auf die Bekämpfuug des Hustenreizea;
bei geringfügigen Blutungen wird zu diesem Behufe Co de in
(0,06 — 0,12 pro die), bei stärkeren Blutungen Morphin.
HÄMOPTOE. 129
mariat. (per os oder subkutan 0,01 — 0,04 pro die) ge-
reicht. Als Hämostatikum versucht man Gelatine (sub-
kutane Injektion von je 200 cfw^ einer sorgfältigst sterili-
sierten Lösung von Gelatin. alb. 10,0 , Natr. chlorat. 3,5,
Aq. destillat. 500,0). Vollkommen nutzlos sind verschiedene
andere Hämostyptika, wie: Liquor ferri sesquichlor., Plumbum
aceticum, Extr. Hamamel. virginic, Extr. Hydrastid. Canadens.
und Adrenalin (intern verabreicht). Der Gebrauch von Er-
gotin ist kontraindiziert, da dieses Mittel den Blut-
druck im Lungenkreislauf steigert. Als Nahrung dienen in Eis
gekühlte süße oder saure Milch, Milchspeisen, Suppen, Eier.
Alkoholika und Exzitantia sind verboten. Man sorgt für
leichten Stuhlgang (1 Kaffeelöffel Pulv. Liquiritiae composit.
oder 2 Eßlöffel Aq. laxat. Viennensis).
Bei sehr reichlichen oder sich wiederholenden Blutungen
ist mitunter das Abbinden der Extremitäten von gün-
stigem Erfolg. Die Oberarme und Oberschenkel werden in
ihrer Mitte mit Tüchern oder Flanellbinden behufs Kom-
pression der Venen umschnürt, so daß die peripheren Ar-
terienpulse noch zu fühlen sind. Nach V2 "*" Vi Stunden werden
die Binden entfernt. Dieses Verfahren vermindert den venösen
Zufluß zum Herzen und bewirkt eine Herabsetzung des Blut-
druckes im Aortensystem. Ist die Blutung eine sehr reich-
liche, 60 erscheint es auch angezeigt, den Kranken eine mehr
sitzende Stellung einnehmen zu lassen, wodurch die Atmung
und Herausbeförderung des Auswurfes erleichtert wird. Bei
allgemeinem Gollaps versucht man in höchst vorsichtiger
Weise Exzitantien (Wein, Kampfer) und Kochsalzinfusionen.
Bei Herzkranken mit hämorrhagischem Infarkt
empfiehlt sich der vorsichtige Gebrauch von Digitalis (täg-
lich etwa 0,2 — 0,3 Pulv. folior. Digitalis) nur im Falle aus-
gesprochener Herzschwäche mit frequentem, unregelmäßigem
und kleinem Puls. Bei genügend kräftiger Herztätigkeit ist
dagegen die Darreichung der Digitalis wegen Gefahr von
Loslösung lockerer Thrombenmassen und neuerlicher Infar-
zierung der Lunge nicht angezeigt.
Die hysterische H. wird mit psychischer Behandlung
(Ablenkung der Aufmerksamkeit des Kranken, kräftige
Wachsuggestion) und beruhigenden Mitteln (Brom, Baldrian,
Kodein) bekämpft. F. Pineles.
F e 11 n er, Therapie der Wiener Spezialärzte. 9
130 HÄMORRHOIDALKNOTEN. — HÄMORRHOIDEN.
Hämorrhoidalknoten. Prophylaxe: VermeidaB^
jeder anhaltenden Zirkulationsstörang im Abdomen y also
regelmäßige Bewegang^ strenge Regelung des Stahlganges ;
bei Frauen außerdem Qebrauch vernünftiger Mieder, wäh-
rend der Gravidität von guten Bauchbinden. Bei gleichzei-
tigen Abdominalerkrankuiigen mit Ereislaufshemmungen be-
sondere Sorgfalt für die Stuhlentleerung, Da in 40% der
Fälle Heredität, Belehrung der Eltern!
Therapie: Leere, nur während der Defäkation sich
füllende Knoten können ohne spezielle Behandlung bleiben,
wenn für täglichen breiigen bis weichen Stuhl (ohne Drän<
gen beim Absetzen!) gesorgt wird, wofür lieber Laxantien als
Klysmen oder Irrigationen zu empfehlen. Permanent ge-
füllte, sonst indolente Knoten wegen der allmählichen Deh-
nung und Usur der Decken der Hadikaloperation unterziehen.
Schmerzhaft geschwellte Knoten, welche stets einen
Thrombus enthalten, sind in Lokalanästhesie zu spalten
und zu entleeren. Alle anderen Formen (stark prolabierte,
ulzerierte, mit Fissuren, sowie alle blutenden) sofort zur
Radikaloperation bringen! Diese besteht in der gründlichen
Zerstörung der ganzen Knoten mit dem Thermokauter nebst
perkutaner Thrombosierung der sichtbaren größeren Venen
um die Analöffnung mit dem Spitzbrenner in Narkose. Die
Exstirpation eignet sich nur für seltene ausgewählte Fälle;
die Injektionen mit Alkohol, Karbolsäure etc. sind unsicher.
J. Sternberg.
Hämorrhoiden. Ein großer Teil der Beschwerden
der mit H. Behafteten ist auf das chronische Ekzem der
Analhaut zurückzuführen. Das hierdurch provozierte Jucken
läßt sich am besten durch Salbenbehandlung beseitigen.
Rp. Calomelanos 0,20 oder Rp. Unguent. Zymoidini lO^j^
Extract. Opii, 10,0
„ Bellad. aa, 0j02 Lanolini,
Unguent. simpl. 20,00. Viiselini aa. 10,0.
Daneben ist sorgfältige Reinigung des Afters nach jedem
Stuhl, am besten mit Sitzbad oder feuchtem weichen Leinen-
lappen nötig.
Bei Einklemmung äußerer oder vorgefallener innerer
Knoten darf die Entleerung des Knotens durch Druck nur
HÄMORRHOIDEN. — HALLUZINOSE D. TRINKER. 131
dann versucht werden, wenn sicher noch keine Thrombose
eingetreten ist. Der heftige Schmerz erfordert oft Narkotika ;
lokal wird Applikation von Kälte (Psych rophor), manch*
mal auch von Hitze oder die Wirknng von Stuhlzäpfchen
mit Opium oder Belladonna angenehm empfunden. Auch
leichte Beckenhochlagerung ist anzuraten.
Der Vorfall von Knoten ist keine unbedingt« Indi-
kation zur Operation. Man schreite zu dieser erst, wenn die
Regelung des Stuhles (am besten durch Klysmen oder
Massage des Kolon) und die systematische Kompression
der Knoten durch Hantelpessare erfolglos geblieben sind
oder wenn Neigung zu Fissurbildung zwischen den Knoten
besteht (vgl Fissura ani).
Die Blutung soll auch bei geringer Intensität nicht un-
beachtet bleiben , wenn sie sich regelmässig durch längere
Zeit zeigt; oft steht sie dauernd, wenn der die.H. beglei-
tende Mastdarmkatarrh und der durch sie bedingte
Tenesmus durch adstringierende Darmsptilungen (Tannin ,
Alaun 1 — 3®/o) oder durch Ichthyolinstillation (am besten
Ichth. purum 1,0 — 2,0 jeden 2. Tag) und durch Beseitigung
der Koprostase abklingt.
Heftigere Blutungen erfordern unbedingt chirurgische
Intervention, Tamponade der Ampulle unter Leitung eines
Spekulum, ümstechung oder Paquelinisierung der bluten-
den Stelle.
Erst bei Fehlschlagen der konservativen Behandlung
ist zur Ausrottung der Knoten (Kauterisation, Abbindnng,
Exstirpation) zu schreiten. Friedländer.
Halluz valgUB, Ballen. Tragen gut passender
Schuhe (s. Plattfuß). Anbandagieren der Zehe mittelst Heft-
pflasterstreifen auf ein etwa 1 — l^l^em breites, mit Filz
übernähtes Stahlschi enchen, das plantarwärts längs des ganzen
inneren Fußrandes verläuft. In hochgradigen Fällen Keil-
resektion aus Metatarsnsköpfchen , eventuell Resektion
des Gelenkes. Haudek.
HaUusinoge der Trinker (akuter Alkohol-
Wldinsillll). Im Gegensatze zum Säuferwahnsinn, bei wel-
chem nach unseren Erfahrungen das Opium kontraindiziert
9*
132 HALLUZINOSE DER TRINKER. — HEMIKRANIE.
erscheint, erheischt hier der heftige Angstaflfekt zuweilen
die Anwendung des Opiums wie bei der Angstmelancholie -
Im übrigen natürlich absolute Alkoholabstinenz. Die Kranken
sind fast ausnahmslos einer Internierung in einer geschlosse-
nen Anstalt bedürftig. Pilcz.
Hemikranie. In den Fällen, wo wir die Ursache
des Leidens, sei es in Krankheiten der Nase oder ihrer
Nebenhöhlen, nachzuweisen in der Lage sind, muß selbst-
verständlich in erster Reihe der Indicatio causalis entsprochen
werden. In jenen Fällen, wo die Ursache der Hemikranie
nicht festzustellen ist, kokainisiere man mit einer 10- bis
^O^o^g^n Lösung die mittlere Muschel der kranken Seite
und ätze sie sodann ganz energisch galvanokaustisch. Der-
selbe Eingriff soll auf der gesunden Seite nur dann vorge-
nommen werden, wenn die mittlere Muschel hier mehr ge-
schwellt vorgefunden wird als auf der kranken Seite.
M. Großmann.
Hemikranie. Für die Therapie ist die genuine oder
hereditäre Migräne zu scheiden von der syphilogenen Mi-
gräne, die 8 — 15 Jahre nach syphilitischer Infektion ein
Prodrom der Tabes und progressiven Paralyse ist, aber
häufig auch isoliert auftritt. Die genuine Migräne zeigt
fast immer gleichartige Vererbung, indem in der Familie
immer mehrer.e Migränekranke vorkommen ; die Zeit der Ent-
wicklung der Erkrankung ist die Pubertät, im Klimax
schwindet die H. , zumindest macht sie im höheren Alter
geringere Beschwerden.
Therapie der genuinen Migräne: Alkoholabsti -
nenz. Regelung des Stuhlganges der meist obstipierten Kran-
ken. Sind die Kranken anämisch, Arsenbehandlung, Atoxyl-
injektionen durch 6 — 8 Wochen.
Therapie des Anfalls:
Rp. Pastae Guaranae 0,5 oder Rp. Pyramidoni 0,5
Theini puri 0,2 Theini puri 0,2
Cocaini hydrochlorici 0,015. Cocaini hydrochloriet 0,015.
Mfp. Tal. dos. dent. VI. M/p. Tal. dos. dent. VI.
S. Anfallsweise 1 Pulver. S. Anfallsweise 1 Pulver.
HEMIKEANIE. — HORDEOLUM. 133
Rp. Migraenini 1,0. oder Rp. Natrii bromati 20,0
Tal. dos. VI. Sol. ars. Fowleri 3,0
S. An/alhweise 1 Pulver. Aq. destülat. 300,0.
MDS. 4 Tage vor, während und
4 Tage nach dem Unwohlsein
(wenn die Menses mit dem Mi-
gräneanfall zusammenfallen)
frühy mittags und abends je ein
Eßlöffel in ein Glas Zucker wasser.
Bei hartnäckiger schwerer Krankheit Wechsel des Auf-
enthalts, Höhenklima; Wechsel der Ernährung: Milchkur,
vegetarische Ernährung; Sonnenbäder, Luftbäder.
Bei syphilogener Migräne prophylaktische Maß-
nahmen : Einschränkung geistiger Arbeit , Vermeidung zu
kalter und zu warmer Bäder, gute Ernährung bei Vermei-
dung der Alkoholika, endlich antisyphilitische Behandlung
mit Quecksilber. Nach der Quecksilberbehandlung Jodtherapife.
Rp. Natrii jodati 20,0
Aq. destillat. 300,0.
S. Früh, mittags und abends je 1 Eßlöffel
in ein Glas lauer Milch.
Überdies können die bei der genuinen Migräne empfoh-
len en Zephalalgika verwendet werden. Hirsch 1.
Heufiebor. Prophylaxe: Aufenthalt an grasfreien
Orten im Frühjahr.
Therapie : Seereisen , Seebadaufenthalt , Kaltwasser-
kuren. Lokale Behandlung der Nase. Die Anwendung von
Pollantin hat manchmal Erfolg. v. Czyhlarz.
Hordeolum. Im Anfange dreistündlich zu wechselnde
Dunstumschläge mit Wasser oder Liquor Burowi 1 : 10, um
die harte Infiltration in Eiterung überzuführen. Wird diese
unter der Haut oder Bindehaut als gelblicher Punkt sicht-
bar: Eröffnung des kleinen Abszesses durch einen senkrecht
auf den Lidrand verlaufenden kleinen Einschnitt. Behand-
lung eventuell vorhandener Blepharitis, Anämie oder
Chlorose, bei welchen Zuständen Wiederholung häufig ist.
R. Hitschmann.
134 HORNHAUTNAßBEN. — HYDROKELE.
Hoirnhautnarben. l. Bei jungen, noch aufheHnn^-
fähigen Narben Massage mit Hydrarg. praecip. alb. (Schweis-
singer) 0,1 — 0,2 oder Hydrarg. pp. ilav. (Schweissinger) 0,1
oder Dionin 0,2 — 0,5 auf 10,0 Vaselin flav. mit einem stumpfen
Giasstäbchen in den Bindehautsack streichen und mit dem
Finger durchs Lid durch sanft verreiben (Hg-Salben ver-
meiden, wenn Jod innerlich genommen wird). Vaporisation
mit Rochsalzlösungen lO^^/o, Sublimatlösungen 1 : 5000 bis
1 : 2000.
2. Bei dichten, alten, nicht ektatischen, nicht fistelnden
Narben: Tätowierung, eventuell in Verbindung mit „optischer"
Iridektomie. Zarte, nicht entstellende Narben sollen auch
tätowiert werden, wenn hiervon Besserung des Sehvermögens
2tt erwarten ist. (Um dies zu ermitteln, anästhesiere man
vorerst die Hornhaut, forme aus schwarzem Florpapier ein
Fleckchen von der Größe der Horuhautnarbe; dann bedecke
man diese mit dem Papierstückchen und prüfe jetzt das
Sehvermögen; mit einem stumpfen Stäbchen kann man das
Papiersttickchen abwechselnd auf die Narbe bringen oder
zur Seite schieben und so den optischen Effekt der Täto-
wierung im voraus abschätzen.)
3. Bei fistelnden, ektatischen, mit der Iris verwachsenen
Narben: Trepanation der erkrankten Kornea mit nachfolgen-
der Exzision der adbärenten Iris und Deckung des Substanz -
Verlustes mit Kaninchenkornea oder mit Bindehaut (das ver-
wendbarste Material zu Transplantationen — Menschen -
kornea — wird nur an größeren Augenstationen gelegentlich
durch Enukleation geeigneter Augäpfel verfagbar).
Sachs.
Hydrokele. Die Hydrokele kleiner Kinder erfordert
an und für sich keine Therapie, da sie gewöhnlich spontan
verschwindet; nur große Hydrokelen haben insoferne eine
Bedeutung, als sie fast immer mit einer Hernie kombiniert
sind, wenn sich auch diese klinisch nicht immer nachweisen
läßt. Die operative Therapie dieser Hydrokelen deckt sich
mit der der Hernien.
Die Hydrokele des Erwachsenen ist durch Punktion nur
vorübergehend zu beseitigen; der Sack füllt sich nach der Punk-
tion in immer kürzeren Intervallen. Daher ist bei gesunden
Menschen, die dem sonst nötigen Tragen eines Suspensoriums
HYDROKELE. — HYPERHIDROSIS LOCALIS. 135
entgehen wollen, eine radikalere Therapie am Platze, und
zwar besonders die Exstirpation der Hydrokele. Die anderen
Methoden (Injektion von Jodtinktur, Spaltung und Tam-
ponade des Sackes) sind nicht gleich verläßlich.
Friedländer.
Hyperhidrosis localis (Achselhöhle, Flachhand,
Fußsohle). Abreibungen mit:
Rp. Formalin 5,0
Spir. vini dilut. IQOft.
DS. Einreibung. Gift.
oder mit Alaun- oder Sodalösung, mit Decoct. cort. quercus
(50,0 auf 1 Liter), Tannin-Alkohol (Acid. tannici 1,0, Spir,
vini dilut. 150,0). Nach dem Verdunsten der Flüssigkeit
häufiges Einstauben mit Vasenol-Sanitäts-Puder (3®/o Formalin
enthaltend). Andere bisweilen nützende Streupulver sind:
Acid. salicyl. 5,0, Tale, venet. ad 100,0, Tannoform, Der-
matol. Puder muß besonders zwischen die Zehen und in
Hautfalten eingestreut werden Beim Fußschweiß sind die
Füße 2mal täglich kalt abzureiben. 2mal täglich Strümpfe
wechseln. In die Strümpfe Puder streuen. Bei Pinselungen mit
5%iger wässeriger Chromsäurelösung und Formalin müssen
zuerst alle Rhagaden und offenen Stellen geheilt werden.
Bei höherem Grad Behandlung nach Hebra: Sorgfältiger,
täglich gewechselter Salben verband mit üng. Diachyl.
1 — 2 Wochen lang, bis die Oberhaut sich, abstoßt. Bei jeder
Behandlung des Schweißfußes muß neue Beschuhung genommen
werden. Schuhe oft wechseln und mit Streupulver einstreuen.
Bei Achselhöhlenschweiß sind die Schweißblätter wegzulassen
und mit Puder bestaubte Watteeinlagen häufig zu wechseln.
Bei Hand- und Fußschweiß Massage und Bäder zur Hebung
der Zirkulation.
H. universalis. Kausale Therapie bei Tuberkulose,
Anämie, Chlorose, Adipositas.
Intern : Agaricin 0,005 pro dosi 2 — 3mal täglich oder
Atropin 0,001 pro dosi 2mal täglich. Lokal sind hydro-
therapeutische Maßnahmen, Abreibungen mit alkoholischen
Flüssigkeiten, Fssigwasser zu versuchen. Häufiger Wechsel
schweißsaugender Leibwäsche (Wolle). Fasal.
136 HYPERTRICHOSIS. — HYSTERISCHE PSYCHOSEN.
Hypertrichosis. Am empfehlenswertesten ist Epi-
lation mittelst Elektrolyse (siehe Mechanotherapie). Nachteile
der Methode sind die mühsame und langwierige, bei Arzt
und Patient viel Geduld erfordernde Behandlung. Zirka
i/g — 1/2 <^er epilierten Haare wachsen nach. Epilation mittelst
Röntgenstrahlen ist derzeit wegen der häufig nach langer
Zeit auftretenden Röntgensc^häden nicht zu empfehlen. Die
chemischen Depilatorien wirken nur vorübergehend und ver-
ursachen oft Reizung. Solche Depilatorien sind das Rusma
Turcorum (Auripigment, Amyl. aa. 2,0, Calcar. viv. 15,0),
das mit warmem Wasser zu einem Brei verrührt wird. Die
Boettgersche Paste (Schwefel-Kalzium- Paste) hat den Vorteil,
daß sie gebrauchsfertig aus der Apotheke bezogen werden
kann. Die Paste wird mittelst Spatels auf die betreffende Stelle
aufgestrichen, bleibt zirka 10 Minuten liegen und wird dann
mit einem Spatel oder einer Karte abgeschabt; darauf wird
die Stelle gewaschen und mit einer indifferenten Salbe (der
Reizwirkung wegen) eingerieben. Fasal.
Hysterie. Prophylaxe: Heirats verbot für Hyste-
rische. Bekämpfung der Krankheitsdisposition von frühester
Kindheit an durch erzieherische Maßnahmen, hysterischer
Erscheinungen im Kindesalter durch Umgebungswechsel und
entschiedenes Auftreten. Psychotherapie, aber weder Hypnose
noch das sogenannte kathartische Verfahren. Der Indivi-
dualität angepaßter Kurplan. Man kann entweder dem Glauben
der Hysterischen entgegenkommen und sie gesund werden
lassen auf die von ihnen gewünschte Weise oder man schafft
die Krankheit weg, indem man sie nicht anerkennt. Anfälle
irgendwelcher Art ebenso zu behandeln durch starke schmerz-
hafte Hautreize (kaltes Wasser, farad. Strom) oder durch
Nichtbeachtung. Ärztliche Autorität muß erworbeu und fest-
gehalten werden; es heilt nicht die Arznei, sondern der
Arzt. Nur bei greifbaren körperlichen Störungen, Chlo
rose u. dgl. Arzneibehandlung nach den Regeln der Klinik.
Für Bemittelte Sanatorium oft nicht zu umgehen. Geistes-
störungen bei Proletariern erfordern Irrenanstalt.
Raimann.
Hysterische Psychosen. SpeziBka gegen die hy-
sterischen Geistesstörungen gibt es nicht oder, wenn man
HYSTERISCHE PSYCHOSEN. — ICTERUS. 137
will, unzählige. Die Behandlung muß sich gegen das Grund-
leiden richten, wobei die Psychotherapie in allererster
Linie, eigentlich ausschließlich in Betracht kommt. Gegen
hysterische Dämmerzustände bewährt sich oft der fara-
dische Pinsel von augenblicklichem, wenn auch meist
wenig nachhaltigem Erfolge. Zu warnen ist vor einer ge-
wissen gynäkologischen Polypragmasie und vor der Anwen-
dung von Narkoticis (speziell Morphin und Kokain, da die
Gefahr der Züchtung, bzw. des Manifest werdens einer „Sucht"
besteht). Das Wichtigste ist, wie gesagt , eine streng indi-
vidualisierende Psychotherapie, wie sie sich freilich oft nur
in eigenen Anstalten , bei Versetzung der Kranken in ein
fremdes Milieu mit Erfolg durchfahren läßt. Pilcz.
I.
Ichthyosis. Tägliche, in schwereren Fällen pro-
trahierte Bäder. Nach dem Bad Applikation von irgend einem
indifferenten Fett. Spiegier.
Icterus. Die Behandlung desselben ist in erster Linie
eine diätetische. Wir lassen den Kranken in den ersten
Tagen Milch, Tee, Milchspeisen nehmen, gehen dann zu
Mehlspeisen, Kompotten und leichtem Gemüse über. Fleisch
und Alkohol werden, solange der Harn noch Gallenfarbstoflf
enthält , zweckmäßig vermieden ; desgleichen sind Fette zu
vermeiden.
Die medikamentöse Therapie erstreckt sich auf die Dar-
reichung von Alkalien, eventuell auch auf die Darreichung
von salizylsaurem Natron. Wir geben dasselbe in Verbin-
dung mit Natr. hydrocarb. in folgender Mischung:
Bp. Natr, aälicyl. 5,0
Natr. hydrocarb. 25,0.
MDS. 3 — imal tägh 1 große Messerspitze
voll nach dem Essen in Wasser zu nehmen.
Auch der Gebrauch des Karlsbader Wassers leistet bei
. I. catarrhalis gute Dienste. Wir lassen 1 — 2 mal täglich
0,2 1 warm nehmen, das erste Glas morgens nüchtern, etwa
8/4 Stunde vor dem Frühstück, das zweite entweder 1 Stunde
138 ICTERUS. — ILEUS.
vor dem Mittagmahle oder aach nachmittags. Bei unge-
nügendem Stuhlgang wird dem Karlsbader Wasser Karls-
badersalz zugesetzt. Die Behandlung der StahlverstopfuDg;
ist eine der wichtigsten Aufgaben der Therapie bei I. catar-
rhalis. Wir können entweder durch Klysmen oder durch
Abfahrmittel, Rheum oder Magnesia Stuhlentleerung her-
beiführen. Es ist zu bemerken, daß dem Klysma von ver-
schiedener Seite auch eine galletreibende Wirkung zugfe-
schrieben wurde. Da Ikterische leicht ermüden, ist Schonung
und Ruhe angezeigt, bei schweren Fällen Bettruhe geboten.
Pick.
Idiotie und Imbezillität. Je nach der so außer-
ordentlich verschiedenen Ätiologie kann auch die Therapie
keine einheitliche sein.
Medikamentöse Maßnahmen kommen nur in Betracht
beim Kretinismus (Schilddrdsentherapie, Vg ^^s
1 Tablette, höchstens vorübergehend IY2 — 2 täglich, höhere
Dosen wirken schädlich! Durch viele Monate, eventuell
dauernd fortgeben. Dazu Unterricht, Heilpädagogik) und
bei gewissen Formen von Hydrokephalie, welche auf
hereditär luetischer Basis zustande kommen. In derartigen
Fällen sah man von einer speziftschen Therapie, speziell
Jodkalimedikation, zuweilen sehr befriedigende Erfolge.
In allen übrigen Fällen kann die Behaudlnng nur in
einer planmäßigen, fachlich detailliert ausgebauten Heil-
pädagogik bestehen (Schulen und Institute für Schwach-
sinnige). Die Versuche, den Schwachsinn durch chirurgische
Eingriffe (Schädeltrepanation — Kraniektomie) heilen zu
wollen, haben glücklicherweise nur mehr historisches Inter-
esse. Auf bessere Ergebnisse kann die chirurgische Be-
handlung der Hydrokephalie zurückblicken, ohne daß
freilich dadurch gleichzeitig auch die psychischen Defektzn-
stände beeinflußt werden könnten; wiederholt ausgeführte
Lumbalpunktionen und Punktion der Ventrikel, ver-
bunden mit intrakranieller Drainage, erzielten in recht
schweren Fällen erhebliche Besserungen. Pilcz.
Heus (akuter Darmverschluß). Ätiologie und Pro-,
phylaxe: Strenge Kontrolle der Darmfanktionen bei vor-
handener Unregelmäßigkeit aus irgend einer Ursache: Her-
ILEUS. — IMPETIGO CONTAGIOSA. 139
nien, stenosierende Darmkrankheiteii (Narben nach Ulzera-
tionen , Tamoren) , Gallenblasenerkrankangen , chronische
Perityphlitis , Genitalaffektionen (Pyosalpinx , Perimetritis,
Ovaria!- und Uterustnmoren , Prostatitis) , peritoneale Adhä-
sionen mit rezidivierenden Inkarzerationen (Invagination,
Volvnlns) n. ä.
Therapie: Beim echten, akuten, absoluten Darm Ver-
schluß mit Meteorismns, Erbreehen und Collaps ausschließ-
lich operativ. Der KraRke ist sofort derart zu versorgen,
daß jederzeit der Eingriff vorgenommen werden kann. Vor-
her darf mit Versuchen zur Darmentleernng als (interne)
Behandlung keine Zeit verloren werden. Als Linderungs-
mittel gegen die quälendsten Erscheinungen sind Magenaus-
spülungen und Irrigationen (mit 8/4 — 1 Yj l Wasser von 30"» C,
eventaell mit 2% Kochsalz oder 3% Glyzerin oder Seife
bis zur schwachen Trübung) gegen den Brechreiz und Stuhl-
draog, subkutane Kochsalzinfusionen gegen den Durst, heiße
Bäder (mit vorsichtiger Taxis bei inkarzerierten Hernien)
und Äther- oder Ätbylchloridspray aufs Abdomen gegen die
Schmerzen sehr am Platze. Jede Nahrungszufuhr per
OS einstellen, dagegen warme Alkoholklysmen (Spir. rectif.,
Wasser aa. 50,00, Tinct. opii spl. gtt. 5), eventuell einfachste
Nährklysmen (SOcm^ Milch, 20 cm» Wein, 1 Ei, 5 Tropfen
Opiamtinktur, erwärmt unter Znsatz von 1 Eßlöffel Reis-
mehl). — Zur Erleichterung der Operation durch Darmruhe
und kräftigenden Schlaf sogleich nach Sicherung der Dia-
gnose Opium (Suppositorien von Opium purum 0,05^ — 0,10^)
und Atropin (subkutane Injektion von 0,001 —0,002 g, bei
guter Wirkung — Nachlassen des Meteorismus, Besserung der
Herztätigkeit — Wiederholung mit größeren Dosen, 0,003 g).
Bei peritonitischem I. und postoperativem „Pseudo-
ileus" sofort Physostigminum salicylicum (subkutane Injek-
tion von 0,001^, eveptuell wiederholt) versuchen.
J. Sternberg.
Impetigo contagiosa. Bei ausgebreiteter Krusten-
bildung Verband mit üng. Diachyli Hebra; bei geringer
Krustenbildung gentigt Einfetten mit dieser oder irgend einer
anderen Salbe, außerdem aber die Krankheitsherde zweimal
täglich mit Seife und lauem Wasser waschen und dann die
Salben frisch applizieren. Spiegler.
140 IMPOTENZ.
Impotons (I. coenndi, nieht I. generandi oder Steri-
lität), also die Herabsetzung der Manneskraft ond der Erek-
tioDsfähigkeit, des Orgasmus nnd der geschlechtlichen Sinn-
lichkeit (Libido) ist je nach der Art der vorwaltcDden
Symptome resp. Defekte sehr verschieden zo beorteilen.
Achtang auf angeborene Frigidität, psychische Impotenz durch
persönliche Abneigung oder sexuelle Reizlosigkeit; krasse
Disproportionalität der Genitalien, Schlaffheit nnd Defekte
der weiblichen Genitalien, Prolapse, Vaginismus, Kraurosis.
Alle diese Defekte können zeitweilig gebessert, den Koitus
befriedigender, genuß- und erfolgreicher machen, oft sind sie
unheilbar.
Die relative (nervöse) 1. jfingerer, meist neurasthe-
nischer oder abnorm veranlagter Individuen wird am besten
durch eine ätiologische nnd zugleich prophylaktische The-
rapie geheilt oder gebessert. Wegräumung depaszierender,
koDSumierender Momente, wie Masturbation, geistige Onanie,
Aversion vom anderen Geschlecht durch Suggestivbehand-
luug, Pädagogik. Begleit- oder Folgezustände der Neui*-
asthenie, wie Myasthenie, Atonie, Gewichtsreduktion, Agryp-
nie, Phobien, spinale, zerebrale Asthenien und Irritationen,
Kephalalgien, Viszeral- oder Gefäßschmerzen , Dyspepsien,
Herzzustände sind, wenn vorhanden, stets vorerst zu behan-
deln. Sparsamer Koitus, nie ohne Libido (s. Kapitel Neur-
asthenia sexualis).
Bei der idiopathischen I. älterer, geschlechtsreifer Indi-
viduen mit gut entwickelten Genitalien und kräftigen Hoden
resp. Menstruation ohne bekannte oder manifeste Ursachen
ist ein anregendes, die Geschlechtsdrüsen nnd Nervenzentra
reizendes Regime zeitweilig am Platze nnd oft von Erfolg.
Kräftigere Kost oder auch Nahrnngswechsel, viel Sport und
Bewegung in freier Luft, Mittelgebirge. iNordseebäder, Ga-
stein, Moorbäder, Eisenquellen, Seereisen. Lokal auch kalte
Sitzbäder des Morgens, Hydrotherapie mit erregenden Pro-
zeduren. Aktive Hyperämisierung der Genitaldrflsen und des
Penis durch Abschnürung mit elastischen Bändern durch
10 — 15 Minuten in Absätzen. Vibrationsmassage der Pro-
stata , CO2 - Duschen oder Faradisation von Perineum,
Penis, Prostata. Psychische Therapie und gesellschaftliche
Anregung. — Wenig empfehlenswert sind alle Thermal-
IMPOTENZ. — INSOMNIA. 141
prozedureo, aus diesem Grunde auch elektrische Zweizellen-
bäder oder Faradisation des Caput gallinaceum (Infektions-
möglichkeit oder Epididymitis).. — Bei Priapismus und Ver-
ringerung des Orgasmus Achtung auf Diabetes als Ursache.
Bei Nephritis chronica Vorsicht im Koitus wegen Nei-
gung zur Apoplexie und bei Fettsucht Behandlung des
Grundleidens.
Bei älteren gesunden Männern ist der Gebrauch von
mechanischen Apparaten, Erektor, Akkumulator Gassens
unschädlich, behindert mitunter das Wollustgefühl bei beiden
Teilen. — Medikamentös ist Kantharidin schädlich, Tincturae
Capsici oder Yohimbin von geringem Werte. Letzteres in
Pastillen ä 0,2 B — 4 Stück oder in subkutaner Injektion
0,2 pro dosi mitunter auch bei Neurasthenikern von vor-
übergehendem Erfolg.
Von Wert sind mitunter die verschiedenen Lezithin-,
Glyzerin-, Phosphorsäurepräparate in Pillen oder subkutanen
Injektionen in Ölemulsionen. Auch das Muirazethin (Extr.
Muirae Panamae), ebenfalls in Pillen, Kronen- Apotheke
Waldheim in Wien. Der Nutzen des Sperminum Pohl, der
Brown-S6quardschen Hodensaftinjektionen oder anderer
organotherapeutischer Präparate ist noch nicht außer Zweifel.
Besondere Formen der L liegen in Psychopathien oder
Perversitäten des Geschlechtslebens, so in Fetischismus,
Sadismus, Masochiemus, Päderastie, sind meist unheilbar
oder nur durch psychische (Suggestiv-) Behandlung zu
beeinflussen.
Mechanische I. durch Beseitigung der Hindernisse,
Tumoren, Hydrokele , Phimosis , Conglobatio praeputii , Ek-
zema glandis, Deviatio membri, Induratio plastica corp.
cavernosi (Karlsbader Kur), wird oft durch chirurgische
oder sonstige Lokaltherapie beseitigt. Uli mann.
lüBOmilia. Vermeidung aller Sinnesreize (ruhiges,
kühles, dunkles Zimmer oder gleichmäßiges Geräusch, z. B.
das eines Wasserfalles). Mäßige Füllung des Magens. Ver-
meidung abendlicher geistiger Anstrengung (Lektüre); zu-
weilen wirkt abendliche Zerstreuung (Theater) eher günstig.
Gegen nervöse Schlaflosigkeit wendet man physikalisch-
therapeutische Prozeduren an (s. physikalische Therapie der
142 INSOMNIA. — INTEBTBIGO.
Nervenkrankheiten). Schlaflosigkeit bei akuten eehmerz-
haften Krankheiten bekämpft mau mit Morphium.
Von den eigentlichen Hypnoticis verwendet man in den
leichtesten Fällen Natrium bromatum (2 — 8^) oder Hedoual
(2 g) ; auch können Bromural-Tabletten (l — 2 Stück) Ter-
sucht werden.
In schweren Fällen bewährt sich am besten Paraldehyd
(5 g mit Wasser verdünnt), Chloralhydrat (3 g^ eventuell im
Klysma), Veronal (1—1,5 g), Trional (1,0), Sulfonal (1,5),
Amylenhydrat (4,0^ mit Syrup).
Rp. Hedonal 6fi oder Bp. CMoral. Hydrat. 3,0
Spirii.vini dÜut., Mixt, gummös.,
Syrup. cinnamanii cu». 30,0. Syrup. Aurant. aa. 15/).
Ol. Carvi aether. gtt. II. DS. Abends 1—2 Eßlöffel.
DS. Abends 1 Eßlöffel. Schüller.
Interkostalneoralg^. Nach Ausschluß von Knochen -
erkrankung (Wirbel- oder Rippenerkrankung) scheiden wir
behufs kausaler Therapie die nach Lues sieh entwickelnde
Interkostalneuralgie (Prodrom der Tabes in manchen Fällen)
von der genuinen.
Therapie: Bekämpfung der Obstipation.
Rp. Cdlomelanos 0,3
Pulv. et extr. liqu. q. s.
u. fiant pilulae 111.
S. Morgens um 8, 9 u. 10 Uhr Je eine Pille.
Nachmittags, wenn kein Stuhl erfolgt, hohe Eingießung.
Nachher durch mehrere Tage Pulv. liqu. composit.
Antinenralgika : Pyramidon 0,5; Migraenin 1,0; Anti-
pyrin 0,7; Phenacetin 0,5; Aspirin 3mal 1,0 etc. Galvani-
sation: Anode auf die Schmerzpunkte, breite Kathode an
indifferente Stelle (Stemum); 3 M.-A.; 5 Min. Faradisation :
Starke Ströme (Rollenabstand 60 mm), Pinsel auf die Schmerz-
punkte, Striche bis zum starken Erröten der Haut.
Bei syphilogener Erkrankung Hg-Therapie; später Jod-
natrium Sg pro die. Hirschl.
iBtertrigO. Wenn auf Basis von Herpes tonsurans,
durch 3 Tage Ung. sulfur. Wilkinsonii aufs dünnste anwenden.
INTERTRIGO. — IRITIS, IRIDOCYCLITIS. 143
zwischen die Hantfalten, um ReibüDg zu vermeideD^ weiße
Gaze Qud auf diese Puder. Im Anschlüsse daran durch einige
Tage Zinkpaste in gleicher Weise:
Rp. Zinc. oxyd. \ ^^ ^
Vaselßav. 20,0.
Bei akuten nicht mykotischen Formen gentigt Trennung
der Flächen durch weiße Gaze und Puder, eventuell etwas
Zinkpaste.
Bei den nicht mykotischen Formen: Verband mit üng.
Diachyli.
Namentlich bei chronisch inveterierten Formen:
. £p. Anthrarobini 5,00
Ter. benzoes 20,00.
S. 3 Tage nacheinander so dünn als möglich einpinseln.
Der Turnus wird nach Bedarf wiederholt. Spiegler.
Iritis, Iridocyclitls. Ätiologie: Lues acquis. et
heredit.; Skrofulöse, Tuberkulose, Rheumatismus, Gonorrhöe,
akute Infektionskrankheiten, Diabetes, Trauma, Autointoxi-
kationen (efaronische Obstipation), idiopathisch, sympathisch.
Therapie: Vor allem Behandlung des Grundleidens
(vgl. auch Cyclitis). Läßt sich ein solches nicht mit Sicher-
heit konstatieren, dann sind besonders bei chronischen Formen
probatorische Alt-Tuberkulin -Injektionen angezeigt (von 1 bis
auf 5, selbst 10 mg steigend, 1 — 3mal in Intervallen von drei
Tagen unter die Armhaut, Temperaturkontroilel antiseptisches
Vorgeben II — an der E^nstichstelle dlirfen keine Reiz- oder
Entzttndungserscheinungen auftreten , wohl aber spricht
Bxazerbation der Entzündung am Auge für tuberkulösen
Ursprung). Bei sicher festgestellter tuberkulöser Iritis resp.
Iridocyclitls wird mit Vorteil die systematische Behandlung
mit subkutanen Neutuberkulin-Injektionen angewendet. Man
beginnt mit Vßoo ^^^^ Tuberkulin, gelöst in 9 Wasser und
1 Glyzerin , und injiziert jeden 2. Tag in steigender Dosis,
VßOO, VSOO— ^V500 ; ^VßOO, '^500—^^^500, *°V500 — "VöOO- —
Tritt nach einer Injektion Temperatursteigerung über 38 ^
ein, so sistiert man bis zum Eintreten normaler Temperatur
und beginnt dann mit der letzten, bereits angewendeten Dosis.
144 IRITIS, IRIDOCYCLITIS.
Symptomatisch: Mydriatika (l^/o Atropin, 1% Scopo-
lamin. hydrobrom, , ev. trockenes Atropin nach oder ohne
vorhergegangener Eokainisierung [Vorsicht!! Tränensack
durch Druck mittelst Tampon verschließen, sitzende Stellung;
nach 10 Min. schneuzen lassen]. Sehr vorteilhaft ist die gleich-
zeitige resorptionsbeschleunigende und schmerzstillende Ein-
staubung von Dioninpulver (schwächer wirkt es in 10 — 20®/oig®r
Lösung, in diesem Falle eventuell mit Atropin [1%] ^^ einer
Lösung zu kombinieren). Bei Kindern empfiehlt sich statt
wässeriger Lösung eine Atropin- resp. Atropin - Dioninsalbe
— oder Gelatinetabloids.
Die Dosierung der Mydriatika hat sich nach dem Zustande
der Iris zu richten und ist eine möglichste Erweiterung der
Pupille anzustreben. — Zu häufiges (2 — 3mal täglich genfigt)
Einträufeln ist nutzlos und höchstens schädlich (Atropin-
katarrh , Vergiftungserscheinungen). Ist es gelungen , die
Pupille ausgiebig zu erweitern und bestehende Synechien
soweit als möglich zu zerreißen oder zu dehnen, und ist
gleichzeitig ein Nachlassen der Entzündungserscheinungen
bemerkbar, dann beschränke man den Gebrauch der Mydriatika
auf das zur Erhaltung der Mydriasis notwendige Maß. Bei
alten Leuten hüte man sich wegen Gefahr eines ev. Glankoni-
ausbruches überhaupt vor zu langer Anwendung der Mydriatika.
Ebenso ist sie bei Druck Steigerung im Verlaufe der Iritis
sofort einzustellen; dann gebe man Dionin allein.
Nächst der Mydriatika ist Schutz beider Augen vor
Licht, ferner Ruhe, häufige Applikation feuchter Wärme, Ab-
führmittel anzuwenden. Bei starker Blutüberfüllung des Bulbus
und der Lider ist Blutentziehung (Blutegel, Heurteloups in
der Schläfengegend) empfehlenswert. Ebenso eine starke
Schwitzkur, soweit es der Allgemeinzustand des Patienten
resp. das Grundleiden gestatten. Gegen starke Schmerzen
wirkt außer Dionin und feuchtwarmen Umschlägen Elektri-
sierung des Bulbus, und zw^ir:
1. Konstanter Strom: Maximal 2,5 M.A. durch 3 bis
6 Minuten, in Form der hydroelektrischen Angenbadewanne,
die mit warmer, 1 — 2o/oiger salizylsaurer Lithionlösung oder
Kochsalzlösung gefüllt ist. Es kann auch die v. Reußsche
Augenelektrode dii*ekt auf das (geschlossene) Auge gelegt und
mit der Anode verbunden werden.
IRITIS, lEIDOCYCLITIS. 145
2. Faradischer Strom: Applikation in Form der
Augenelektrode, die mit unterlegter feuchter Watte durch
eine elastische Guiiimihinde über dem Auge fixiert und mit
dem einen Leitungsdraht verbunden wird; den anderen Pol
hält der Patient in der Hand.
Eine andere Anwendungsweise ist die sogenannte „fara-
disehe Hand^': Patient hält einen, der Arzt den anderen Pol
in der Hand und schließt durch Auflegen seiner zweiten
angefeuchteten Hand auf das geschlossene kranke Auge den
Strom.
Nach Ablauf der Entzündung sind die Folgezustände
zu bekämpfen:
Hintere Synechien erfordern, wenn sehr zahlreich
oder gar ringförmig (Seclusio pupillae), eine Iridektomie.
Diese Operation wird im akuten Stadium nur selten und
dann nur im Falle äußerster Not (unbekämpfbare Druck-
steigernng) ausgeführt. Bei chronischer Iritis kann sie jedoch
auch aus rein therapeutischen Gründen angewendet werden.
Oeclnsio pupillae (d. i. Exsndatmembran in der Pu-
pille) erfordert nur bei beträchtlicher Dicke aus optischen
Gründen eine Iridektomie (resp. bei gleichzeitiger Aphakia
eine Iridotomie).
Seclusio pupillae (ringförmige hintere Synechie,
buckeiförmige Vertreibung der Iris) indiziert dringendst eine
Iridektomie, bei sehr geringer Vorderkammertiefe resp. auf-
gehobener Kammer die Transfixion der Iris.
Glaskörpertrübungen: Zu ihrer Aufhellung, die
nur in frischen Fällen Aussicht auf Erfolg hat, verwendet
man, wenn keine sonstige Kontrainkation besteht, Schwitz-
kuren (Salizyl, Aspirin, Heißlnftbäder, Dampfkastenbäder).
Als weitere resorptionsbefördemde Mittel kommen hier
zur Anwendung:
Subkonjunktivale Injektionen von 5 — 10<>/oiger Kochsalz-
lösung (vgl. Cyclitis).
„ „ „ Bp. Jodi puri 0fll—0fl2
Kai jodat. 2,0
Aq. destiU. SOfi,
DS, Jeden 2,-3, Tag
Vj — ^ Spritze.
F e 1 1 n e r, Therapie der Wiener Spesialärzte. 10
146 IRITIS, IRIDOCYCLITIS. — ISCHIAS.
Sübkonjunktivale Injektionen von 10®/o Jodipin (jeden 2. bis
3. Tag Va Spritze).
Sympathische Iridocyclitis (Prodromalstadium:
Lichtscheu, rasche Ermüdung bei der Nahearbeit [Akkom-
modationsschwäche], selten Schmerzen). Ausbruch selten vor
der 4. Woche nach der Verletzung des anderen Aages. Das
Wichtigste ist die Prophylaxe : Augen mit ausgedehnten Ver-
letzungen des Ciliarkörpers , Bulbi mit Fremdkörpern im
Innern, die nicht zu entfernen sind, oder solche mit spontan
rezidivierenden Iridocyclitiden und periodischen Schmerzen
sind am besten zu entfernen, wenigstens genau zu über-
wachen resp. den betreffenden Kranken die Gefahren der
sympathischen Ophthalmie sowie ihre Vorläufer eindringlichst
zu schildern, um sie so zum rechtzeitigen Aufsuchen ärzt-
licher Hilfe anzuhalten.
Die Enukleation des primär erkrankten Auges ist nnr
dann kontraindiziert, wenn es noch einen brauchbaren Rest
von Sehvermögen besitzt resp. einen solchen durch eine
Operation gewinnen kann. Mit der Ausführung dieses Ein-
griffes (Iridektomie , Extraktion einer traumatischen Kata-
rakt etc.) warte man jedoch möglichst lange und nehme sie
erst nach vorausgegangenem, längerem, absolut reizfreiem
Intervall vor. Hanke.
Ischias. Behandlung etwaiger Erkrankungen der
Beckenorgane, des Hüftgelenkes oder allgemeiner StoflT-
wechselstörungen (Diabetes, Gicht). Bei frischen Fällen Ruhe-
lage, eventuell unter Verwendung von Stützapparaten (Gips-
hose), feuchte Einpackungen, Heißluftkasten, Blutegel an der
Haut entlang des Nervenstammes, Vesikantien, Schröpf köpfe.
Injektionen von Alkohol (70^0» 1 — 2 cm') in der Nähe des
Nervenstammes. Innerlich: 2 — 3 mal täglich Pyramiden
(ö*5 g), Aspirin (1 ^), Natrium salicylicum (1 g\ Chinin.
Abführmittel (französische Tamarinden, Feigensirup, Purgen-
Tabletten, Sesamölklysmen). Falls der Schmerz bei Ruhelage
größer ist als bei Bewegung, Versuch mit Streichmassage entlang
des Nervenstammes, unblutige Nervendehnung, Gymnastik.
In protrahiert verlaufenden Fällen ausgiebige Anwendung
der physikalischen Heilmethoden, Elektrisation, warme Bäder,
Sand-, Moor-, Schlamm- und Schwefelbäder, Massage.
ISCHIAS. — KEHLKOPFKATARRH. 147
Empfehlang der südlichen Kurorte während des Winters
(Meran, Riviera, Ägypten), der Wild- und Schwefelbäder
(Baden bei Wien, Pistyän, Böhm.-Teplitz , Gastein, Ragaz,
Wildbad) im Sommer. A. Schtiller.
K.
Kehlkopfkatarrh. Die leichte akute Laryn-
gitis katarrhalis heilt bei Schonung der Stimme und
Vermeidung von rauher, kalter Luft, von trockener Hitze,
von jähem Temperaturwechsel, von Staub und Rauch, von
starken geistigen Getränken und Gewürzen binnen wenigen
Tagen ab; höchstens kann man Gleichenberger Konstantin -
quelle, zur Hälfte mit warmer Milch gemischt, des Morgens
ein Glas voll trinken lassen.
Die heftigere akute Laryngitis katarrhalis,
welche sich durch starke Heiserkeit, Hustenreiz, Hitze und
Stechen im Kehlkopf, manchmal mit leichter Temperatur-
steigerung verbunden, kenntlich macht, ist zu bekämpfen
durch vollständiges Schweigen nebst den oben erwähnten
Vorsichtsmaßregeln. Außerdem hat man leichte Narkotika,
Morphium, Kodein oder bei Kontraindikation gegen diese
Extractum Hyosciami 0,02 pro dosi anzuordnen. Manchmal
gelingt es durch eine energische Schwitzkur (Lindenblütentee,
Aspirin) , den Anfall zu kupieren. Zur Inhalation empfiehlt
sich am meisten:
Rp. Emulsionis olei vaselini e 10 fl ad 600 fl
Natr, bicarbonid Sfl
Olei menth. piperit. gtt. V.
MDS, Vor dem Gebrauch zu schütteln. Mit dem Richardsonschen
Zerstäuber 4 mal des Tages bei leerem Magen durch 4—5 Minuten
inhalieren.
Der Arzt selbst hat den Patienten zu instruieren, daß
er bei weit geöffnetem Munde und stark heruntergedrückter
Zunge (eventuell mit einem Löffelstiel) 30mal in der Minute
sehr kräftig in- und exspiriert und dabei fortwährend den
Spray auf die Uvula richtet. Dadurch wird der Spray bis
in den Kehlkopf und in die Luftröhre gezogeij und erzeugt
10*
148 KEHLKOPFKATARRH.
dort heftigen Hustenreiz. Dieser Reiz ist das Zeichen der
gelungenen Inhalation.
Zur öfteren Befeuchtung kann man auch Inhalation von
Wasserdämpfen verwenden. Auf das dampfende Wasser gieße
man einen Kaffeelöffel von:
Rp. Spir, vini düuti 100 fl
Jq. Laurocerasi 10,0.
MDS. Ein Kafieelö-ffel auf dampfendes Weisser zur Inhalation.
Einblasungen oder Pinselungen des Kehlkopfes sind In-
der Regel nachteilig; nur die seltenen katarrhalischen Ge-
schwüre, die öfters noch den Ablauf des akuten Katarrhs
überdauern, bedürfen meistens der Einblasungen mit Tannini
puri lOjOO, Codeini mur. 2,00, 1 — 2mal täglich oder der
Pinselungen mit 2 — 5®/o Kokainlösungen oder mit 2 — 10®/©
Lapislösungen Imal täglich bis zu ihrer Heilung.
Der heftige akute Katarrh führt bei Kindern nicht
so selten zu Anfällen von Pseudokrupp. Hier hilft am
meisten die sehr starke Befeuchtung des Zimmers durch
Verdampfen von Wasser. Ältere Kinder läßt man zweck-
mäßig V2 Vo alkalische Lösungen inhalieren. Bei ganz kleinen
Kindern beseitigt oft Brechreiz den stenotischen Anfall
(Kitzeln im Rachen, eventuell ein leichtes Brechmittel).
Der sogenannte schwere akute Larynxkatarrh
ist eine phlegmonöse Entzündung infektiösen Charakters und
bedarf antiphlogistischer Behandlung, meistens auch intra-
laryngealer chirurgischer Eingriffe, als Skarifikationen von
Ödemen, Inzisionen von Abszessen und phlegmonösen Eiter-
herden, gelegentlich sogar der Tracheotomie.
Die leichte chronische Laryngitis katarrhalis
läßt sich oft heilen durch Beseitigung jener Schädlichkeiten,
denen sie ihren Ursprung verdankt. Es ist also übermäßiges
Sprechen, namentlich Schreien, Singen und Kommandieren,
dann der Aufenthalt in staubigen, überhitzten Lokalen, der
übermäßige Gebrauch von Alkoholicis und Tabak (insbesondere
das Rauchen von Zigaretten) zu verbieten; außerdem sind
jene Leiden zu beseitigen, welche eine Stauung in den oberen
Luftwegen bedingen, wenn das überhaupt möglich ist. Schöne
Erfolge kann man bei aligemeiner Trägheit des Stoffwechsels,
bei Anämie, bei Fettleibigkeit, wenn sie Ursache des Katarrhes
KEHLKOPFKATARRH. — KERATITIS PARENCHYM. I49
sind, durch die entsprechen den diätetischen Vorschriften oder
durch Kurgebrauch in Marienbad oder Franzensbad erzielen.
Bei stärkerer chronischer Laryngitis katar*
rhalis bleibt nur nebst der oben erwähnten Allgemeinbehand-
lung die lokale Therapie über. Es sind zunächst die sehr
häufig begleitenden Katarrhe der Nase und des Rachens zu
beseitigen. Man muß die Einatmung durch die Nase (durch
Operation von Hypertrophien der Nasenmuschel, von Devia-
tionen und Auswüchsen der Nasenscheidewand, von Polypen,
von adenoiden Vegetationen und vergrößerten Gaumenmandeln)
herstellen, ferner hat man die Rhinitis atrophica mit Borken-
bildnng energisch und andauernd zu behandeln.
Gegen die trockene Laryngitis ist die öftere In-
halation von Sollösungen in Inhalationskammern besonders
wirksam. Ersetzt kann dieselbe werden durch Inhalation von
VsVo Balz- oder Sodalösung mit dem Sie gl eschen oder
Bullingschen Apparat oder mit einem Richardsonschen
Spray. Sie ist immer 3 — 4 mal täglich vorzunehmen. Bei sehr
reichlicher Schleimabsonderung oder starker Hyperämie sind
Inhalationen mit 1 Vo Tanninlösung anzuwenden und außer-
dem täglich Ijnal Einblasungen von Alaun oder Tannin.
Stärkere Hypertrophien der Gewebe erheischen Pinse-
Inngen mit 2 — 10% Lapislösung täglich Imal. Bei der ersten
Pinselnng sei man vorsichtig, weil leicht Glottiskrampf eintritt.
Hartnäckige Verdickungen sind durch streng lokalisierte
Ätzungen mit Argentum nitricum in Substanz, eventuell mit
dem Galvanokauter zu beseitigen. Sänge rknötchen von
sehr geringer Prominenz verschwinden oft durch Schonung
der Stimme; Ätzungen sind dabei selten angezeigt; Exstir-
pation nur mit großer Vorsicht bei deutlich hervorragenden
Knötchen vorzunehmen. Pachydermische Wucherungen
an den Processus vocalcs erfordern selten laryngo-chirurgische
Eingriffe. Subglottische Wülste, welche bei Katarrh sehr
selten vorkommen, werden mit der Tubage behandelt.
0. Chiari.
Keratitis parenchymatosa. Therapie: Behand>
lung des Grundleidens (es ist besonders auf Lues hereditaria
und Tuberkulose zu achten).
Lokale Therapie: Im progressiven Stadium feucht-
warme resp. heiße Umschläge (Augenthermophor). Mydriatika:
150 KERATITIS PARENCHYMATOSA. — KLüMPFüSS.
Atropin 1 — 3mal täglich. Wegen der durch längere Zeit er-
forderlichen Anwendung Gefahr der Atropinintoxikation ! Dann
Ersatzmittel nehmen: Skopolamin l^'/o, Eumydrin 2 — 3®/o-
Gegen die Lichtscheu: Aufenthalt in halbverdunkelten Räumen,
dunkle Schutzbrille, Augenschirm. — Bei starken Schmerzen :
Lokale Blutentziehung (4 — 6 Blutegel oder trockene Schröpf-
köpfe in der Schläfengegend applizieren) ; bei interkun*enter
Drucksteigerung Punktion der vorderen Kammer. Im regres-
siven Stadium: s. Hornhantnarben. Sachs.
Klumpfuß, Pes varus. Angeborener Klump-
fuß. Beginn der Behandlung möglichst bald nach der
Geburt. In leichteren Fällen redressierende Manipulationen,
sonst manuelle Redression (bei Kindern bis zu 5 Monaten ohne
Narkose) in 1 — 3 Etappen mit nachfolgendem Redressions-
verband. Am besten Finck-0 et tin gen scher Verband: Fixa-
tion bei rechtwinklig abgebogenem Knie. Dorsal- und Plantar-
seite des Fußes, Außenseite des Unterschenkels, unteres Drittel
des Oberschenkels außen und oben mit Klebeflüssigkeit:
Rp. Terehinth. venet. 15,
Colaph. 28,
MasHch 12,
Besin. alh. 8,
Spirit. 90yQ 180,
Äeiher. 20, filtrat
bestreichen. Die Bindentonren werden vom Dorsum des Fußes
über die Sohle nach außen, unter kräftigem Zug außen am
Unterschenkel in die Höhe, über die obere Fläche des Ober-
schenkels nach innen und das Knie hinten kreuzend wieder
nach der Außenseite des Unterschenkels geführt. Verband
anfangs nach je 3 — 5 Tagen gewechselt mit kurzen verband-
freien Intervallen; später blfeibt der Verband bis zu 14 Tagen.
Zur Nachbehandlung redressierender Gummizug für die Nacht;
am Tage Schuhe mit außen erhöhter Sohle. — Sonst An-
wendung von Klumpfußapparaten ) die besten sind Schienen-
hülsenapparate.
Vom 9. Lebeusmonat an modellierendes Redresse-
ment mit nachfolgender Tenotomie der Achillessehne in
Narkose — bei älteren Patienten in Etappen — , Gipsverband.
Blutige Operationen nur selten indiziert: PhelpsscheOpe-
KLUMPFUSS. — LABYEINTHERKßANKUNGEN. 151
ratioD , Exstirpation des Talus , Keilresektion aas dem
Tarsus.
Paralytischer Klumpfuß. In leichteren Fällen Mas-
sage, Gymnastik, Tragen eines Schienenhülsenapparates mit
elastischen Zügen; sonst Sehnentransplantation nach
vorausgeschicktem Redressement der Deformität. Bei
vollständiger Lähmung Arthrodese des Fußgelenkes.
Haadek.
Kontusion. Therapie: Bei frischen Fällen früh-
zeitig leichte Massage und feuchte Kompressivverbände. Nach
Ablauf der Schmerzhaftigkeit energische Massage und aktive
und passive Bewegungen des betreffenden Teiles. Bei Contusio
thoracis Cingulum thoracis und feuchte Umschläge, wenn
heftige Schmerzen auftreten, Eisbeutel und Morphin. Bei
Contusio abdominis ohne nachweisbare Verletzung der inneren
Organe Bettruhe, Kühlapparat und schmerzstillende Mittel.
Pupovac.
KorsakofflOhe Psychose, in den selteneren Fällen
auf luetischer Basis spezifische Behandlung.
Bei der Mehrheit der Fälle (alkoholischer Genese)
Therapie: Sorge für regelmäßigen Stuhl, Darmantiseptik,
Milchdiät (wenigstens in den ersten Wochen), absolute Alko-
holabstinenz. Sorgfältige Überwachung der Herztätigkeit
(Möglichkeit einer Vagusneuritis) und im Bedarfsfalle Car-
diaca und Excitantia. Bettbehandlung meist erforderlich.
Pilcz.
K3rphose. Beim runden Rücken orthopädische Be-
handlung: Kräftigung der Rückenmuskeln durch Massage und
Gymnastik; aktive und passive Redression; in schwereren
Fällen Korsett.
Rachitische Kyphose: All gern einbehandlung der
Rachitis, Rückenmassage, Lagerung mit Lordosierang des
Rückens, Gipsbett.
Bei paralytischer Kyphose, Alterskyphose Stütz-
korsett. Haudek.
L.
Labyrintherkrankungen. Bei akuten Fällen,
wenn nicht durch Bestehen einer Eiterung ein operativer
152 LABYEINTHERKRANKUNGEN. — LEPRA.
Eingriff indiziert ist, Kälteapplikation auf den Kopf, warme
Fußbäder, Blutegel am Warzen fortsatz , Regelung der Diät,
intern Broiupräparate oder:
Rp. Chinin, hisulf. 2,5
Ergotin. 0,1
Sa<xh. lad. 2,5.
M. Div. in dos. Nr. XX.
DS. 1—2 Pulver täglich.
In chronischen Fällen : Intern Jodpräparate in den üblichen
Dosen, dann subkutane Injektionen von:.
Rp. Pilocarpini hydrochlor. 0,1
Aq. dest, 10,0.
MDS. V4 ^*5 ^ Spritze täglich subkutan zu injizieren.
Galvanisation mit sehr schwachen Strömen (1 — 3 M.-A.).
Vibrationsmassage des Gehörganges und der Umgebung des
Ohres. Behandlung etwa vorhandener Grnndleiden, als Stoflf-
wechselstörungen, Arteriosklerose, Lues etc.'; diätetische und
klimatische Kuren. H. Frey.
Lepra. Am wichtigsten ist die Propliylaxe (Isolierung,
Leproserien, Quarantäne), womit eine allmähliche Ausrottung
dieser Erkrankung erhofft werden kann. Die Lepra ist fast
stets unheilbar.
Symptomatische Behandlung kann Milderung hervorrufen.
Von spezifischen Mitteln, deren Wirkungsweise jedenfalls als
sehr unsicher zu bezeichnen ist, seien erwähnt das Chaul-
raoograöl (Ol. gynocardiae) und der Gurjunbalsam (Balsamum
Dypterocarpi) intern in Tropfenform, auch extern in täg-
lichen Einreibungen von 2,0 — 3,0 g.
Auch Arsen (Natrium kakodylicnm in täglichen In-
jektionen) wird empfohlen, ferner Merkurialarsen , Kreosot,
Salizylpräparate, Ichthyol. Von Jod wurde Verschlimmerung
wiederholt beobachtet.
Bei milderen Formen von Lepra anaesthetica ist durch
hydriatische Prozeduren und Allgemeinregime mitunter Still-
stand zu erreichen.
Bei Lepra tuberosa handelt es sich darum, die einzelnen
Knoten zur Involution zu bringen, was durch Resorbentia
LEPRA. — LICHEN RUBER PLANUS. 153
(Salizylseifenpflaster, Ungt. Plumbi oxydati), Schälmethoden mit
NaphtholschwefelpaBteu, Resorcinlösangen etc. gelingen kann.
In gewissen Stadien des Mutilationsprozesses sind chirur-
gische Maßnahmen unvermeidlich. Jangmann.
Leuk&mie. Zwischen Myelämie, Lymphämie und
wahrer Pseudoleukämie besteht in therapeutischer Beziehung
kein Unterschied. Zunächst Röntgenstrahlenbehandlung, gleich-
zeitig Arsen am besten in Form von Atoxylinjektionen.
Rp. Aioxyl 2,0.
Aq. dest, 10 fi,
S. Langsam bis auf eine Spritze jeden 2. Tag steigen,
dann wieder fallen.
Sonst symptomatische Behandlung, roborierende Diät, gegen
Fieber am besten Chinin. Höhenklima wegen eventueller
Blutungen kontraindiziert.
Bei der unter der Form der Pseudoleukämie verlaufenden
Tuberkulose des • lymphatischen Apparates — Versuch einer
Tuberkulinkur (am besten mit PTO Höchst.) Schur.
Liehen pilaris. Möglichst häufige Bäder mit Seifen-
waschung (Sandseifen) und nachträglicher Fettapplikation.
Liehen scrophulosorum. Roborierende Diät und
ebensolche Medikamente. Äußerlich Lebertran.
Rp. Zinci oxyd,,
Tald Veneti aa. 2'5.
Ol. jecor. aseU. qu. s. f. pasta mollis.
Sofern es die Jahreszeit gestattet, auch innerlich Lebertran.
Uehen ruber planus. Das einzige gegen den
Prozeß selbst wirksame Medikament ist Arsen, sei es als
Liquor Fowleri innerlich oder in Form von Injektionen.
Minder empfehlenswert wegen der Uns]<eherbeit der Resorption
sind die asiatischen Pillen. Außerdem werden mit Vorteil
laue Bäder verwendet werden, gegen das Jucken Eintupfen
mit einer der bereits erwähnten* alkoholischen Flüssigkeiten
oder mit Tct. Rusci. In Fällen, die gegen Arsen refraktär
sind, bewirkt vegetarische Diät oft überraschende Besserung.
* Siehe Erythema multiforme.
154 LICHEN RUBER PLANUS. — LUPUS ERYTHEMAT.
Liehen ruber acaminatas. Dieselbe Therapie wie
bei Liehen ruber planus. Die Krankheit ist in der Regel
außerordentlich hartnäckig. Bei universellem Befallensein
Kautschnkgewand. S piegler.
Lues des Kehlkopfs. Bei einer bloßen Rötung —
bei dem syph. Katarrh — genügt die allgemeine Behandlung
und man kann von einer lokalen Therapie absehen. Bei
Geschwüren, welche von exulzerierenden Papeln oder zer-
fallenden gummösen Geschwülsten entstehen, trachte man
frühzeitig nach vorausgehender Kokainisierung in energischer
Weise galvanokaustisch zu ätzen. Durch kein anderes Mittel
wird der lokale Prozeß mit gleicher Sicherheit begrenzt.
Diese Ätzungen sind nach Bedarf 1 — 2mal wöchentlich zu
wiederholen. In der Zwischenzeit sollen Pinselungen mit
Ol. cinerei oder Einblasungen von Isoform vorgenommen
werden. Letztere zwei Mittel werden auch bei der Perichon-
dritis syphilitica gute Dienste leisten. Hierbei darf die all-
gemeine Behandlung nicht vernachlässigt werden. Eine große
Tendenz zum ulzerösen Zerfall bei geringem Heilungstrieb
hat als untrügliches Zeichen einer bestehenden Dyskrasie als
Kontraindikation gegen eine Fortsetzung der Allgemein-
behandlung zu gelten. M. Groß mann.
Lupus eiythematOBUB. Da die Erkrankung fast
stets bei unterernährten resp. anämischen Individuen vor-
kommt, ist diesem Umstände stets durch Hebung des All-
gemeinregimes Rechnung zu tragen.
Arsenpräparate, insbesondere die arsenhaltigen
Mineralwässer (Guberquelle, Levico, Roncegno) werden
vorteilhafterweise verordnet.
Eine sichere Prognose in der Therapie des Lupus ery-
thematosus ist kaum möglich ; die Wirkung der zahlreichen
bekannten Methoden, von denen viele in ausgezeichneter
Weise zu verwenden sind, ist eine sehr individuelle.
Im wesentlichen handelt es sich hierbei um Schälmittel,
wobei man stets auf den Schutz des gesunden Gewebes einer-
seits zu achten hat, andrerseits vor allzu tiefgreifenden
Wirkungen sich hüten möge.
In milderen Fällen erreicht man durch Betupfen mit
Alkohol absolutus, Sublimatkollodium (1 : 10), Re-
LUPUS ERYTHEMATOSUS. — LUPUS VULGARIS. 155
sorcinalkohol (5®/o) oder Schwefelspiritirs (10%),
was sehr lange fortgesetzt werden kann, Erfolge.
Ist starke Infiltration oder dicke Schappenauflagerung
vorhanden, so gebrauche man Resorbentia wie Empiastrum
cinerenm, Emplastram saponatosalicylicam (10%).
Bei reichlicherer Gef^ßbildnng Skarifikation.
Tritt die seborrhoische Komponente im Krankheitsbilde
hervor, so ist Schwefel am Platze (z. B. in Form einer
10%igen Snlfar-Präzipitat-Zinkpaste). Eine äußerst wirk-
same, für den Kranken jedoch beschwerliche Methode ist
die von Holländer inaugurierte Chininjodkur (Bmal
täglich k 0*5 Chininum bimuriaticum intern, 10 Minuten
später externe Applikation von Jodtinktur; eine Woche Kur,
eine Woche Pause, längere Zeit fortzusetzen).
Bei zirknmskripteren Herden erzielt man gute Erfolge
durch Betupfen mit Resorcinalkobol aa. oder mit Acidum
carbolicum liquefactum, mittelst eines Holzstäbchens auf-
zutragen ; sobald sich ein pergamentartiger Schorf gebildet
hat, einige Tage unterbrechen.
Bei der Forme ^xe des Lupus erythematosus ist die
Finsenbehandlung das souveräne Verfahren.
Röntgentherapie kann zu Verschlimmerung führen
und ist daher als gewagt zu bezeichnen.
Radiumapplikation in sehr mäßigen Dosen unter-
halb der Reaktionsgrenze mitunter von günstigem Einflüsse.
In sehr hartnäckigen Fällen Anwendung von strahlender
Hitze, sei es mit dem Paquelin, sei es als Heißluft, wobei
jedoch nur oberflächlichste Verschorfung angestrebt werden
darf, da der Lupuis erythematosus selbst wohl zu narbiger
Atrophie, nicht aber zu tieferer Narbenbildung führt.
Gegen restierende Narben Schminke. Jungmann.
Lupus vulgaris. Zunächst Untersuchung, ob außer
der Hauterkrankung ein schwerer allgemein tuberkulöser
Prozeß vorhanden ist. Sollte dies der Fall sein, so kann
man sich mit entsprechender Pflege des Hautleidens be-
gnügen und hat auf die Allgemeintuberkulose das Haupt-
gewicht zu legen (Ernährungstherapie, Seeklima etc.).
Aber auch in jedem andern Falle von llupus vulgaris
ist dem Allgemeinregime hervorragende Beachtung zu schenken.
156 LUPUS VULGARIS.
Wir unterscheiden radikale Heilmethoden des Lupas
vulgaris und unterstützende Verfahren.
a) Radikalmethoden. Die radikale Exstir-
p a t i 0 n zirkumskripter Herde, d. h. solcher, bei welchen eine
Abgrenzung im gesunden Gewebe sowohl in der Flächen-
ais auch in der Tiefendimension möglich ist, ist das sicherste
und rascheste Verfahren und führt, wenn sachgemäß an-
gewendet, fast stets zur Dauerheilung. Der Defekt nach Ex-
stirpation kann geschlossen werden durch Naht, gestielte
Lappen, Krauselappen, Thierschplastik. Diese Methode, natürlich
nur von kunstgeübter und erfahrener Seite ausführbar, ergibt
ausgezeichnete kosmetische Resultate. Sie kann sowohl im
Gesichte als auch am Stamme und den Extremitäten angewendet
werden und ist auch bei einer größeren Anzahl von Herden
am Platze. Narkose ist nicht notwendig, Schleichanästesie.
Zahllose Fälle, bei welchen die Bedingungen für die
Exstirpation fehlen, insbesondere also solche, bei welchen
auch Schleimhautbeteilignng vorhanden , sind durch exakte
Finsenbehandlung heilbar. Bedingung zu Erfolgen ist
nebst gleichzeitiger Mukosabehandlung höchste Genauigkeit
und Konsequenz bei dieser schwierigen und langdauernden
Methode. Ein nur halbwegs entsprechender Ersatz für die
Original-Finsenlampe (zur Behandlung von 4 Personen) resp.
Finsen-Reynlampe (zur Einzelbehandlung) ist bisher trotz
vieler, mitunter marktschreierischen Anpreisungen nicht zu-
tage gefördert worden.
Die lange Dauer, die Kostspieligkeit des Verfahrens,
die Notwendigkeit einer sorgfältigen speziellen Ausbildung
der Ärzte und Pflegerschaft — alles kein Gegenargument,
da man ja den Kranken tatsächlich heilen kann — verweisen
die Finseninstallation in eigens dafür eingerichtete In-
stitute.
h) Unterstützende Mittel. Zur Vorbehandlung
hypertrophischer oder ulzeröser oder mit Skrophuloderma
kombinierter Fälle ist die Röntgenbehandlung zu er-
wähnen. Mäßige Dosen, schwache Reaktionen. Dauerheilungen
werden nur ausnahmsweise erzielt, doch gelangt man bei
richtiger Indikationsstellung zu guten Besserungsresultaten.
Allzulang fortgesetzt führt Röntgenbehandlung zu kosmetischen
Verunstaltungen und beeinträchtigt spätere Finscntherapie.
LUPUS VULGARIS. — LYMPHOMA MALIGNUM.. 157
Pyrogallus, unentbehrliches Mittel zur Vorbehandlung
ulzeröser Formen für spätere Lichttherapie (einige Tage als
10®/o Salbe, dann indifferente Salben oder als 2®/o Pyrogallus-
salbe durch längere Zeit hindurch).
Res 0 rein in Form von 50®/o alkoholischen Lösungen
oder 30®/o Salben längere Zeit als Vorbehandlung bei tumiden
Formen anzuraten. Andere Ätzmittel sind fast durchaus ent-
behrlich.
Der Paquelin dient als Spitzbrenner zur Zerstörung
einzelner tiefsitzender Knötchen, wobei weit im gesunden
Gewebe gearbeitet werden soll. Zur Versehorfung zusammen-
hängender Lupusinfiltrate sollte er nicht angewendet werden,
weil er zu schweren verunstaltenden Narben führt, ohne Sicher-
heit zu bieten, daß in der Tiefe, in der Narbe eingebettet,
Lupusreste zurückbleiben, gegen welche irgend eine spätere
Therapie machtlos ist. Das gleiche gilt von dem vielgeübten,
grausamen und schmerzhaften Verfahren mit dem Lapisstiffc.
Die Exkoehleationsmethode ist nicht empfehlens-
wert, da die Entfernung alles Krankhaften höchst unwahr-
scheinlich, hingegen gerade durch diese Therapie Inokulation
in der Peripherie einzutreten pflegt und auch Allgemein-
propagation von Tuberkulose beobachtet wurde.
Holländers Heißluftverfahren führt in schweren
Fällen zu Besserungen, ist auch als Vorbehandlung für spätere
Finsentherapie verwendbar, doch ist Narkose notwendig.
Findet daher nur ausnahmsweise Indikation.^
Der wichtigste Grundsatz in der Lupustherapie ist, so-
lange es möglich ist, den Kranken so rasch e&
angeht den Radikalmethoden zuzuführen. Principiis
obstal Jungmann.
Lymphoma mallg^um. Arsenbehandlung. So
lutio Fowleri intern
Kp. Solut, arsenie, Fowleri,
Aq. desHll, aterüis, aa. lofi,
S. Anfänglich 3mal iägh 3 Tropfen in Weisser nach den
Mahlzeiten, dann jeden Tag um 1 Tropfen pro dosi steigen
bis 3mal tägl. 20 Tropfen, nach einigen Tagen mit der
Dosis sukzessive bis zur Anfangsdosis herabpehen. Ein-
wöchentliche Pause und neuer Turnus.
158 LYMPHOMA MALIGNUM. — MAGENATONIE.
oder subkutane Injektion von Solntio arseniealiB Fowleri
(1 auf 2 T. Wasser), V4 — V2 Pravazsche Spritze, oder
Natrium kakodylicum, bzw. Atoxyl. (0,2 — 1 cm^ einer 20 ®/oigen
Lösung), ferner arsenhaltige Mineralwässer: Roneegno, Levico.
Bei jeder Form der Arsenbehandlung mit kleinen Dosen
beginnen und allmählich mit der Dosis steigen. Beim Auf-
treten von Intoleranzerscheinungeu — Magenschmerzen,
Parästhesien — rasch mit der Dosis heruntergehen und
dann so lange aussetzen , bis die Intoleranzphänomene voll-
ständig geschwunden sind. Sauerstoffinhalation, äußer-
lich Umschläge mit Haller Jodwasser.
Organotherapie: Milz- oder Lymphdrüsentabletten ä
0-25 g, 2—6 Stück täglich.
Physikalische Therapie: Röntgenbestrahlung. Haut-
schutz der behandelten Stelle mit Stanniol, Schutz der Um-
gebung durch Bedeckung mit 2 mm dicken Bleiplatten. Ab-
stand der Antikathode von der Haut 25 cm. Härtere
Röhre. Bei längerer Dauer der Einzelbestrahlungen Einhal-
tung entsprechender Intervalle. Erster Turnus 6 Bestrahlungen
k 6 Minuten. Eahane.
M.
Magenatonie. Die Therapie der Magenatonie ist
eine medikamentöse, physikalische und diätetische. Was die
medikamentöse Therapie anbelangt, so leisten Antifermen-
tativa im allgemeinen gute Dienste.
Wir verabreichen:
Rp. Creosot, earbon. Ojl
Dent. tal. dos. ad capa. gelat. Nr, XXX.
DS. 3mal tgh 1 — 2 Stück gleich nach dem Essen zu nehmen.
Ebenso wirksam ist Ammonium fiulfoichthyolienm.
Rp. Ämmonii sufaichth. 0,1.
Dent. tal. dos. ad. caps. gelat. Nr. XX.
DS. 3mäl tyl. 1 Stück nach dem Essen zu nehmen.
oder Menthol:
Rp. Menthol 0,05
Natr. hydrocarh. 0^5
MFP. Dent. tal. dos. ad caps. amylae. Nr. XX.
DS. 3mal tgl. 1 Pulver nach dem Essen zu nehmen.
MAGENATONIE. 159
Id jenen Fällen der Magenatonie, die mit starker Säure-
bildung verbunden sind, geben wir
Rp. Menthol 0,5
Natr. hydrocarb.j
Magn. ust. aa. 15fi,
MDS. Messerspitzweise nach dem Essen in Oblate zu nehmen.
Was die physikalischen Behandlungsmethoden anbelangt,
so empfiehlt sich vor allem die Massage, da diese in erster
Linie die motorische Funktion des Darmes günstig beeinflußt,
und weil sie andrerseits den Tonus der Bauchmuskulatur
kräftigt. Das gleiche bewirkt die Gymnastik, und zwar vor
allem die Rumpfgymnastik. Wir lassen unter andern folgende
zwei Übungen machen :
1. Das Erheben des Oberkörpers aus der horizontalen
Lage mit unter den Kopf gelegten Häuden; eine Übung, die
je nach dem Eräftezustande öfters zu wiederholen ist. Falls
die Patienten zu schwach sind, diese Übung allein auszuführen,
so muß man die Füße des Patienten durch leichten Druck
fixieren. Später lernen es die Patienten, diese Übung ohne
Beihilfe auszuführen.
2. Die zweite Übung besteht darin , daß der Patient
auf einer festen horizontalen Unterlage liegt und die Beine
im Knie gestreckt gleichzeitig aus der Horizontalen in die
Vertikale erhebt, dann wieder senkt, wieder erhebt und dies
einige Male wiederholt, ohne die Unterlage mit den Fersen
zu berühren.
Auch die Faradisation der Magengegend ist zu emp-
fehlen. Wir verwenden dieselbe in Form der faradischen
Rolle: Eine 10 cm lange und b cm breite Elektrode wird
auf das Hypogastrium aufgelegt und die andere, als Massier-
rolle armierte Elektrode kräftig über das Abdomen gestrichen;
oder in folgender Weise : Zwei ganz gleich große Elektroden
von 10 cm Länge und b cm Breite mit Griffen werden die
eine über dem linken Hypochondrium, die andere über der
Magengegend aufgelegt^ dann wird die sekundäre Rolle des
Induktionsapparates rasch hin und her bewegt, der primären
genähert und von derselben entfernt, wodurch man kräftige
Kontraktionen und Erschlaffungen der Bauchwandungen erhält.
Dann wechselt man die Stellen, legt die Elektroden an an-
160 MAGENATONIE. — MAGENKARZINOM.
deren Partien des Abdomens an und verfährt in gleicher
Weise.
In diätetischer Beziehung geben wir bei schweren moto-
rischen Insuffizienzen der breiigen Kost den Vorzug. Bei
leichteren Fällen gemischte Kost mit Ausschluß von blähenden
und schwer verdaulichen Speisen.
Die Fltissigkeitszufuhr muß nicht gänzlich untersagt
werden, man hat nur darauf zu achten, daß die Patienten
den Magen nicht auf einmal mit großen Flüssigkeitsmengen
füllen.
Bei höhergradiger Hyperästhesie gegen Flüssigkeit wird,
wenn die Patienten feste Nahrung ganz gut vertragen, da-
gegen Flüssigkeit erbrechen, Flüssigkeit per rectum ein-
geführt, um der Wasserverarmung des Organismus entgegen-
zuarbeiten. Pick.
Blageilkarziliom. l. Operative Behandlung: Bei
allen Magenkarzinomen mit motorischer Insuffizienz des Magens
und Stagnation des Mageninhaltes (also in erster Linie bei
den Pyloruskarzinomen) ist ein Eingriff indiziert, vorausgesetzt,
daß die Kranken nicht zu entkräftet sind und die Neubil-
dung nicht auf die große Kurvatur übergegriffen hat. Ist
eine Kadikaloperation nicht mehr möglich, so kann durch
eine Gastroenteroanastomose bedeutende Besserung erzielt
werden. Bei M. mit normaler Mobilität nur operieren, wenn
der Tumor beweglich ist und keine Metastasen nachweisbar
sind. Ob Radikaloperation .möglich, läßt sich erst nach Er-
öffnung der Bauchhöhle entscheiden.
2. Bei nicht operablen Karzinomen anfangs Diät wie
bei Achylie, also nur leicht verdauliches Fleisch (Fisch,
faschiertes Huhn oder Kalbfleisch), dicke Suppen (Grieß,
Sago, Hafermehl, Quaker oats etc.), Pürees von Hülsen-
früchten, Kartoffeln und Gemüsen, leichte Mehlspeisen. Fett
ist zu vermeiden; Gewürze, pikante Zutaten, Fleischextrakt
oder Püree zweckmäßig. Bei weiter vorgeschrittenen Fällen
alles erlauben, was keine stärkeren Beschwerden verursacht.
Nährklysmen unbedingt zu verwerfen, dagegen sind rektale
Eingießungen von lauwarmer physiologischer KochsalzK^sung
gegen den Durst, besonders bei Ektasie, sehr wertvoll. Intern
Stomachika, z. B. :
MAGENKABZINOM. — MALARIA. 161
Rp. Uxtr. fluid. Cort, Con- oder: Rp. Cort. Condurango 100 fi.
durango 10 fi. S. 1 Kaffeelöffel in Vs ^ Wasser
S. 3mal täglich 10 Tropfen in 10 Stunden mazerieren, dann
Wasser nach der Mahlzeit. aufkochen und abseihen. Im
Laufe des Tages zu trinken.
Bei stärkeren Übelkeiten:
Rp. Resorcin 1,0
Aq. Menthae pip.,
Aq. destill. aa. 50,0,
S, Nach der Mahlzeit 1 Eßlöffel voll.
Bei Schmerzen und stärkerem Erbrechen Morphin,
anfangs intern oder in Snppositorien, später in allmählich
steigender Dosis snbkntan. Magenwaschungen bei Stagnation
des Mageninhaltes versuchen, jedoch nur fortsetzen, wenn
sie den Kranken wesentlich Erleichterang bringen.
Hammerschlag.
Malaria. I. Spezifische Behandlung: Man verabr
reicht Chinin per os in Lösung^ in Pulvern, in Pillen, Tabletten.
Wegen des schlechten Geschmackes ist die Verwendung der
Lösung wenig üblich.
Bei den intermittierenden Fiebern verabreiche man 5,
4 oder 3 Stunden vor dem Anfalle je 0,3 — 0,5 g Chininum
hydrochloricum per os. Man gibt diese Dosen auch noch
einige Tage nach Ausbleiben der Anfälle. Es empfiehlt sich
nach einer Woche, um das Wiederauftreten der Anfälle zu
verhindern, die Medikation in der gleichen Weise zu wieder-
holen.
Bei den kontinuierlichen Fiebern gibt man 2,0^
binnen 2 — 4 Standen, nach weiteren je 12 Stunden je 1,0^.
Auch nach erfolgtem Fieberabfall noch nach je 24 Standen
durch eine Woche je 1 g. Häufige Wiederholung von Chinin-
gaben auch in den nächsten Wochen, da diese Fieber be-
sonders hartnäckig rezidivieren.
Bei Fiebern mit schweren oder perniziösen Sym:
ptomen sind die subkutanen und intravenösen Chinindar-
reichungen zu empfehlen. Je 1<7 subkutan, alle 6 Stunden
wiederholen^ so lange der schwere Zustand anhält. ;
Bei Schwarzwasserfieber ist es von höchster Wichtigkeit
zu konstatieren , ob es sich um echtes Schwarzwasserfieber
(Nachweis von Plasmodien) oder um eine Hämoglobjnarie,
Fellner, Therapie^der Wiener Spezialärzte. 11
162 MALAEIA. — MANIA.
die bloß auf einer ChiDiniDtoxikation beruht, handelt. Im
ersteren Falle Chinindarreiehung.
Unter Umständen kommt neben der Darreichung von
Chinin per os auch die per rectum in Betracht (vorher muß
ein Reinigungsklystier appliziert werden):
Rp. Chinini hydrochlorici 1,0
Aquae 200,0
Tct. opii spl. gtta. X,
S. Für 2 Klystiere.
Manche Leute haben eine große Idiosynkrasie gegen
Chinin (vorübergehende Taubheit, Sehstörungen, Schwindel,
Ohrensausen, Bewußtlosigkeit, Urtikaria, Purpura haemor-
rhagica, Hämaturie).
Außer Chinia kommen uochCinchonidin undEuchinin
in Betracht, man gibt sie in doppelt so großen Dosen als
das Chinin.
IL Symptomatische Behandlung: Bettruhe, kalte
Einpackungen, bei schweren Fällen Exzitantien^ bei hart-
näckigen Rezidiven Klimawechsel.
Bei chronischer M. und Kachexie: Gesundes Klima,
kräftige Ernährung, Eisen, Arsen, hydropathische Be-
handlung. V. Czyhlarz.
Mania. Auch in den leichteren Fällen erscheint ob
der Reizbarkeit, der gesteigerten Geiiuß- und Verschwendungs-
sucht der Patienten etc. die Anstaltsinternierung ratsam. Bei
halbwegs schwereren ergibt sich diese Notwendigkeit ob der
beträchtlichen psychomotorischen Erregung von selbst. Die
Therapie, welche zumeist nur symptomatisch sein kann (vide
aber sub „Period. Psychosen"), hat als Hauptaufgabe die Be-
kämpfung der Schlaflosigkeit und der motorischen Unruhe
(Bewegungsdrang, Tobsucht). Beiden Indikationen entsprechen
eine Reihe von Medikamenten und gewisse physikalische Kur-
methoden. Von ersteren seien als verläßlich aufgezählt:
1. Chloralhydrat, 1,0 — 2,0 in reichlichem, einhüllen-
dem Vehikel (Mucilag. gummi acaciae), intern oder per Klysma
(vide sub Paralys. progr.). Kontraindiziert bei Erkran-
kungen des Herzfleisches, bei Fiebernden (ferner bei
Alkoboldeliranten, senil Dementen und Bettlägerigen). Wird
MANIA. 163
Chloral einige Zeit genommeD, so darf kein Alkohol genossen
werden.
2. Amylenhydrat. 2,0 — 4,0 in Wasser, Bier, Wein.*
Fltissig.
3. Paraldehyd 5,0—10,0. Das ungeföhrlichste Mittel,
auch für lange fortgesetzten Gebrauch geeignet. Einziger
Nachteil kaum korrigierbarer, eigentümlicher Geschmack (am
besten mit viel Syrup. cortic. aurant., oder in Bier und Wein
zu nehmen; viele Kranke trinken es übrigens willig auch
in starker wässeriger Verdünnung) und ein eigenartiger Ge-
ruch, der sich auch der Exhalationsluft mitteilt. — Flüssig.
4. Veronal 0,5 — 1,0, Pulver. Kontraindiziert bei senilen
und arteriosklerotischen Individuen.
5. Malonal, angeblich mit Veronal identisch, nach
unseren Erfahrungen aber speziell für Paralytiker entschieden
toxischer.
6. Hedonal 2,0, Pulver (teuer).
7. Isopral (weniger verläßlich) 0,5, kommt auch in
Drageeform in den Handel und wird in dieser Form gerne
auch von heiklen Kranken genommen.
1 — 7 wirken rasch, d. h. bald nach der Einverleibung;
die Wirkung verflüchtigt sich bald, 1 — 7 haben keine post-
ponierenden, kumulativen Wirkungen.
Bei den folgenden 3 Präparaten tritt der Erfolg erst
etwa 2 Stunden nach der Einnahme des Mittels ein, hält aber
viel länger an ; die Kranken erscheinen noch am nächsten
Tage ein wenig schlummersüchtig, eine bei entsprechender
Vorsicht gerade für manische Erregungszustände nicht un-
erwünschte Nebenerscheinung.
8. Snlfonal (völlig geschmackloses Pulver) 1,0 (nicht
in Lösungen verschreiben, da bei gewöhnlicher Temperatur
nahezu unlöslich). Bei längerem Gebrauche tödliche Ver-
giftungen (!) durch kumulierende Wirkung. Soll daher
nicht länger als höchstens 8 Tage in continuo gegeben werden ;
gleichzdtig Darreichung von Laxantien.
Ähnlich wirken (auch der Gefährlichkeit nach)
9. Trional,
10. Tetronal.
* Hier ist von Schlafmitteln überhaupt die Rede; Alkohol ist
speziell bei Manien kontraindiziert.
11*
164 MANU..— MASTITIS.
Nicht als Schlafmittel, aber als Spezifikum gegen mo-
torische Unruhe bewährt sich das Hyoscinnm muriat. und
das ihm nahestehende Scopolamin. hydrobromicum.
Injektionen von 0,0005 — 0,001 erzengen rasch eine der
Cnrare-Intoxikation analoge Wirkung, daher z. B. bei Trans-
porten Manischer sehr geeignet. — Eontraindiziert bei Herz-
kranken.
Die Brompräparate leisten gerade bei manischen Er-
regungszuständen relativ wenig, am ehesten noch in Ver-
bindung mit Kampfer und Lupulin bei besonders gesteigerter
sexueller Erregung.
Ein ausgezeichnetes, beruhigendes und schlafmachendes
Mittel müssen die protrahierten lauwarmen Bäder
genannt werden. Wannenbäder von etwa 26® R., in welchen
die Patienten stundenlang verweilen; während des Bades muß
der Kopf mit kalten Bauschen bedeckt werden. Ein recht
zweckmäßiges Surrogat fttr diese protrahierten Bäder sind
feuchtwarme Wickelungen. Ein Leinen in Wasser von
Zimmertemperatur getaucht, wird um den Stamm und die
Gliedmaßen des Kranken geschlagen, darüber eine Decke.
In dieser Wickelung verbleiben die Patienten auch 1 bis
3 Stunden.
Kontraindiziert bei Fiebernden und Herzkranken.
Alkohol bei manischen Erregungszuständen verboten.
Die dauernde Bettbehandlung kann nicht warm genug
empfohlen werden; auch bei der Manie sollen äußere Reize
möglichst ferngehalten werden; häufig erweist sich die Sepa-
rierung der Kranken sehr wohltätig und beruhigend.
Pilcz.
BEastitiB. Prophylaxe: Man trachte die Bildung von
Rissen, Schrunden und insbesondere Borken zu vermeiden.
Zu diesem Zwecke ist es vor allem notwendig, schon in der
Schwangerschaft der Ausbildung der Warzen die größte
Aufmerksamkeit zu schenken. Man ziehe mit gut gewaschenen
Daumen und Zeigefinger die Warzen etwa lOmal im Tage
vor. Außerdem empfiehlt es sich, die Brüste täglich mit
mildem Seifenschaum zu waschen. Ist Neigung zu Schrunden-
bildung vorhanden, so pinsle man in den letzten 2 Wochen
der Schwangerschaft Warzen und Warzenhof mit
MASTITIS. — MELANCHOLIE. 165
Rp. Tincturae gallarum amar.y
Tincturae Batanhiae aa. lOjO
Aquae destill. 20,0.
Treten während des Stillens Sehranden und Borken
auf, so ist es am besten, auf dieser Seite durch ein paar Tage
das Stillen einzustellen und die Schrunden mit Jodtinktur
zu behandeln. Vor jedem Trinken soll man, falls kleine Risse
vorhanden sind, aber auch sonst die Brust mit abgekochtem
Wasser gut reinigen und ebenso den Mund des Kindes.
Treten die ersten Zeichen der Entzündung ein, so lege
man sofort eine große, die ganze Mamma umfassende Saug-
glocke an, schalte nach je 5 Minuten Saugbehandlung eine Pause
von je 3 Minuten ein, die Sitzung dauere 25 — 30 Minuten,
Und dies wiederhole man Tag für Tag. Mitunter gelingt es,
so die Entstehung einer Mastitis zu kupieren. In der übrigen
Zeit binde man die Brüste hoch und lege Umschläge mit
essigsaurer Tonerde auf. Es ist nicht immer notwendig,
selbst nach der Entwicklung von kleineren Abszessen das
Kind abzusetzen. Sind bereits kleinere oder größere Abszesse
da, so mache man einen kleinen Einschnitt und lege dann
die Saugglocke an. Seit der Anwendung dieser Methode sind
größere Inzisionen überflüssig geworden. o. 0. Fellner.
Melancholie. Einen Fall von M. in Familienpüege
zu bebandeln, muß wegen der eminenten Selbstmord-
gefäbrlichkeit derartiger Kranker immer als sehr gewagt
erscheinen^ Strengste, im buchstäblichen Sinne des Wortes
kontinuierliehe Überwachung ist eine conditio sine qua noii,
namentlich auch in der Rekonvaleszenz. Diese Beaufsichtigung
läßt sich am ehesten noch bei dauernder Bettbehandlung
der Patienten durchführen. (Hände müssen sichtbar sein!
Die Kranken können sich unter der Decke Schaden zufügen.)
Es entspricht die Bettbehandlung gleichzeitig einer anderen
Indikation, möglichster Ruhe. In leichteren Fällen kann man
die Kranken in den Nachmittags- und Abendstunden, in
welchen erfahrungsgemäß meist ein gewisser Nachlaß der
psychotischen Erscheinungen sich einstellt, ein wenig auf-
stehen lassen. Wichtig ist femer möglichste Fernhaltung
äußerer Reize. Aufheiterungsversuche, „Zerstreuungen" etc.
sind nicht nur vergeblich, sondern geradezu schädlich. Über-
166 MELANCHOLIE. — MENINGITIS EITRIGE.
wachoDg der NahrongsanfDahme (meist besteht Widerwille
gegen Speisen, oft wahnhaft bedingt), kleine, aber öfter8
wiederholte Mahlzeiten (zuweilen ist Sondenffitterung nötig),
besondere Sorge für regelmäßige Stnhlentleerang.
Gegen die Schlaflosigkeit die üblichen Mittel. Wo
aber neben der einfach tranrigen Verstimmung auch ein An gst-
af fekt besteht, versagen die Hypnotika selbst in den größten
Dosen. Da erweist sich allein sicher wirkend das Opium
und seine Derivate. Die energische Bekämpfung des
Angstaffektes ist nicht nur wegen der Qualen der Patienten
absolut geboten, sondern namentlich darum, weil die Selbst-
mordgefahr der Kranken durch die ängstliche Erregung be-
deutend gesteigert wird, dieselben im Angstparoxysmus auch
für die Umgebung sehr gefahrlich werden können. Wegen
der meist hartnäckigen Obstipation der Melancholischen kom-
biniert man am besten das Opium mit einem Laxans, z. B.:
Rp. Extr. opii aquosi 2,0
,y radic. rhei,
Pulv. radic. rhei aa.,
8. qu. f. pü. Nr. C.
DS. Dreimal täglich 2 — 5 Pillen zu nehmen.
Wo die Annahme der Pillen verweigert wird, muß man
zur Pravazspritze greifen. (Extr. opii aquos., Morphin nur
bei besonders heftiger Angst.) Oft muß man neben dem Opiat
noch eines der eigentlichen Hypnotika geben. Pilcz.
Meningitis eitrig^e. Behandlung eines etwaigen
primären entzündlichen oder eitrigen Krankheitsherdes im
Mittelohr (Otitis media suppurativa), im Auge oder in der
Orbita, in der Nase und deren Nebenhöhlen, im Pharynx,
in der Kopfhaut (Erysipel, traumatische Verletzungen des
Schädels, Nenbildangen, Gummen, Tuberkel), von den Zähnen
her, am Halse und Nacken (Bindegewebe und Drüsen), in
der Haut und im subkutanen Gewebe des Körpers, in den
serösen Höhlen, in den Gelenken. Eröffnung des primären
Eiterherdes und, wenn möglich, Desinfektion der Meningen.
Antiseptische Behandlung der Nasenhöhle und Mundhöhle
durch Gurgelungen (Kai. hypermang. l%o)' Prophylaktische
und therapeutische antiseptische Reinigung und Versorgung
jeder äußeren Kopfverletzung. m. Weinberger.
MENINGITIS CEREBROSPINALIS EPIDEMICA. 167
Meningitis cerebrospinalis epidemica. Strenge
Handhabung aller Maßregeln zur Isolierung und Desibfektion
besonders der Auswurfstoffe , des Harnes und Stuhles, der
Wäsche, namentlich der Schnupftücher, Kleider und der
während der Krankheit benützten sonstigen Effekten. Prophy-
laktische Gurgelungen der Mnndracbenhöhle und Spülungen
der Nase mit Kai. hypermang. (iVoo)? Odol. Einträufelung
von unverdünnter Pyocyanase (5 — 20 gtts.) in jedes Nasenloch,
bei Erwachsenen l — 2 cm^ mit Spray-Apparat (Escherich).
Luftige, ruhige, verdunkelte Räume, peinliche Reinlichkeit
und große Sorgfalt in der Pflege des Kranken. (Dekubitns!)
Kräftige, anfangs flüssige Nahrung, wenn nötig durch Sonde
oder Klysma. Die spezifische Behandlung mit Meningo-
kokkenser um steht noch in den ersten Anfängen. (Vorschrift:
Intralumbale Injektion von 20 cm^ nach Entleerung von
30 — 40 cm^ Exsudat durch Lumbalpunktion; oder subkutane
Injektion; bei steigender Temperatur zu wiederholen.)
Int. Natr. salicylic. 0,50, 2 — 3mal täglich. (Dosen-
bestimmung bei Kindern — , n=: Anzahl der Jahre, nach
V 0 g 1.) Bei fortschreitender Entzün düng Einreibungen mit grauer
Salbe längs der Wirbelsäule (Applikationsstelle wechseln!) oder
nach Art einer Schmierkur; bei Kindern besser mit Hydrarg.
CO 11 0 id. Einreibungen von Argen t. colloidale. Innerlich,
aber nicht gleichzeitig mit Quecksilber, Versuch mit Jod-
natrium. Jodoformsalbe im Nacken und an den Schläfen.
Bei zunehmender Drucksteigerung Lumbalpunktion, wenn
nötig in 8 Tagen zu wiederholen. Symptomatische Bekämpfung
des Fiebers durch Abwaschungen mit kaltem Wasser oder
Essigwasser 1 : 4. Phenacetin, Lactophenin, Cbinin. Gegen
den Kopfschmerz und die allgemeinen Erscheinungen
Blutegel am Proc. mastoid (l) oder an den Hinterkopf, längs
der Wirbelsäule (2). Bei kräftigen Erwachsenen trockene
oder blutige Schröpfköpfe am Nacken und Rücken. Kälte
(Eisblasen oder Kühlscbläuche) auf den Kopf und längs der
Wirbelsäule, auch kalte Begießungen an diesen Stellen.
Warme Bäder (von 35^0, jeden Tag um 1^ höher bis
40^0, 5— 10 Min,, im Bade kräftig frottieren. Kälte auf
den Kopf), hernach schweißtreibende Einwicklung, Laxantia
(Klystiere mit kaltem Wasser, Kalomel). Gegen die Unruhe,
168
MENINGITIS CEREBROSPINALIS EPIDEMICA.
Schlaflosigkeit nnd Konvulsionen wanne Einpackungen und
Narkotika (Morphium, Opium, Chloral, Brom). Gegen das
Erbrechen Eis, eisgekühltes Sodawasser, kohlensaures Wasser,
kalte Umschläge auf die Mageugegend, Morphium. Bei Herz-
schwäche Exzitantien, Kampfer, Moschus, Wein, Kognak.
Im Resorptionsstadium steigende, kräftige Ernährung, Jod-
natrium intern oder extern, Jodeisen syrup (Henschen);
warme Bäder, einige Wochen nach erfolgter Entfieberung
Elektrizität und Massage etc. Behandlung des Ohres und
Auges.
oder Rp.
Rp. Phenacetin.j
Natr, aalicylic. aa. 0,25
Coffein, p, 0,02.
M,f,p. d, tal, dos. Vlin eaps,
amylac. Früh und abends
je 1 Pulver.
Rp. Hydrargyr, cölloid.
0,10—0,20
Lanolin, 1,0—2,0.
D, tal. dos. Nr. V.
S. 1 Päckchen einzureihen.
Rp. Natr. jodat,,
Natr, bromat, aa. 1,0
Mixt, gummös. 150,0
Syr, simpl. 10,0,
S: Sstündlich 1 Kaffeelöffel.
Rp. Morph, hydrochl. 0,01
Butyr. de Caeao et ol. q. s,
utf. suppos. d. tal. dos. Nr, VIi
ad eh. cerat.
DS. Intal im Tage 1 Zäpfchen
anzuwenden, für Ertuachsene!
Calomel.
0,005— 0,01— 0,02-0,05
Saech. lact. 0,30,
M, f. p, d. tal. dos. X.
8. 3— 4 Pulver täglich.
Rp. Ünguent. Credi lylO.
D. tal. dos. IV.
S. Je 1 Päckchen an 2 Abenden
hintereinander einzureiben.
Rp. Camphor. subt. 0,50
Mucil. Gumm. arab, 20,0
etdde aq. destillat. 100,0.
S. Zu 2 KlysHeren
(für Erwachsene).
Rp. Morph, hydrochl. 0,01
Decoct. amylac. 30,0.
S, Lauwarm in den Mastdarm
einzugießen, für Erwachsene!
Ne repetatur!
Ne repetatur!
Mit Vorsicht r Rp. Chloralhydrat
für Erwachsene 1,0-2,0
„ Kleine 0,50
Mucilag. Salep. 10 fi
Aq. destillat. ad 30,0,
S, Lauwarm in den Mastdarm einzugießen,
Ne repetatur! M. Weinberger.
MENINGITIS TUBERCULOSA. — METßOIttlHAGIE. 169
Meningitis tuberculosa. Prophylaktisch allgemeine
Behandlung einer tuberkulösen Disposition. Verhütung tuber-
kulöser Infektion. Besondere Fürsorge und Schonung hereditär
beanlagter oder sonst schwächlicher Kinder und Erwachsener.
Sorgfältige Behandlung etwaiger Ohreiterung, chronischer
Entzündungen der Nasen- und Rachenschleimhant (namentlich
bei Skrofulösen), hypertrophischer Tonsillen und adenoider
Vegetationen, tuberkulöser Lymphdrüsen oder sonstiger tuber-
kulöser Herde der Haut und Knochen.
Die Behandlung der ausgebrochenen Meningitis stimmt
mit jener der anderen Formen überein. Als „Spezifika^^ werden
verwendet: Jodoformsalbe (1:5) im Nacken, Proc. mastoid.,
Schläfen und Phosphor intern (Henscheri).
Bei Zeichen zunehmender Drucksteigerung Lumbal-
punktion. Tuberkulin ist kontraindiziert.
Rp. Phosphor. 0,01
Olei olivar. (oder: amygd. dule.) 20,0
Aq. deatill, 80,0
Mucüag. Gumm. arahic,
Syrup. simpl. aa. 15,0.
M. f. etnulsio.
■S. Wohl umgeschüttelt täglich 3mäl 1 Kaffeelöffel.
(In dunklem und kühlem Räume aufzubewahren.)
Rp. Syrup. ferr. jodat. 25,0
Syrup. simpl. 50,0
Aq. destillat. 180,0.
S. 3mal täglich 1 Eßlöffel.
M. Weinberger.
Menstruelles Irresein (Psychosis periodioa
menstmalis). Hohe Bromdosen (6 — lO'O pro die) einige
Tage vor dem Eintritte der Menstruation gegeben, verbunden
mit Bettruhe, vermögen den zu erwartenden psychotischen
Anfall häufig zu unterdrücken. Während der Psychose erst
verabfolgt, ist das Brom wirkungslos. Lokale Behandlung
irgend eines gynäkologischen Befundes ist in derartigen
Fällen quoad psychosin meist wirkungslos (häufig mangelt
ja auch irgend eine lokale Aflfektion vollständig). Pilcz.
Metrorrhagie (Hyperplasia endömetrii). Niemals
ordinieren ohne innere Untersuchung! Vorerst muß
170 METRORRHAGIE.
maii sieh d^yon überzeagen, ob die Blatung tateächlieh ans der
Gabärmntter kommt, oder nicht aus einem geplatzten Varix-
knpten der Sebeide oder des Vorhofes. Ferner achte man
auf Gravidität bzw. Abortus. (Siehe Abortus und Blutangen
während der Schwangerschaft.) Ebenso schließe man ein
Karzinom aus. (Anamnese: Alter der Patientin, Ernährungs
zustand. Bei unentschiedener Diagnose , selbst bei dem gering-
sten Verdachte auf Karzinom Probecurettement.) Bei Blutungen
nach Gravidität oder einem Abortus Rücksichtnahme auf
Chprioepitheliom !
I. Allgemeinerkrankungen: Herz-, Lungen-, Leber-,
Nieren-, Blutgei^ßerkrankungen und Fettsucht können die
Ursache sein und sind dementsprechend zu behandeln. Bei
Herzkrankheiten kann eine Digitalislösung die Blutung rasch
zum Stillstand bringen. Besteht Lungentuberkulose, so ist
vor allem der Allgemeinzustand zu heben und ein Guajakol-
oder Kreosotpräparat zu verabreichen. (S. Tuberkulose.)
Hier umgehe man, wenn irgend möglich, die Auskratzung.
Arteriosklerose ist nicht selten die Ursache der Blutung.
Auch hier leistet die Auskratzung sehr wenig und kommt
es vor allem darauf an, der Arteriosklerose entgegenzu-
arbeiten. Darreichung von Antisklerosintabletten etc. Selbst-
verständlich strenges Regime! Anämie und Sklerose sind
zumeist nicht die Ursache, sondern die Folgezustände, die
letztere vor allem der Begleitzustand einer Veränderung der
Ovarialsekretion. Es hat daher die Eisenbehandlung nur
einen geringen Wert. Man hebe den Allgemeinznstand.
IL Chronische Vergiftungen mit Kaffee, Tee, Al-
kohol etc. Verbot dieser Genußmittel.
III. Sportliche Übertreibungen, Coitus interruptus, Onanie,
Verkehr mit impotentem Manne sind weitere Ursachen, denen
nach Möglichkeit entgegengearbeitet werden muß.
IV. Ursachen am Genitale: Erkrankungen der Ovarien,
bzw. Alteration der ovariellen Sekretion. Hier ist unter Um-
ständen, welche auch sonst die Exstirpation der Ovarien
rechtfertigen, diese vorzunehmen. Oder man verordne Schild-
drüsentabletten.
Handelt es sich um Blutungen bei einem Myom, und
ist man noch weit entfernt vom Klimakterium, dann tritt
die Operation des Myoms in ihre Rechte. Nahe dem Klimak-
METRORRHAGIE. 171
terium versucht man es mit den weiter unten angegebenen
Maßregeln.
Die Blutungen können ferner auf einem Polypen beruhen ,
dieser ist abzutragen und eine Auskratzung anzuschließen.
Sonst kann die Ursache der Blutungen in uns noch nicht
näher bekannten Veränderungen der Eierstocksekretion oder
in einer Hypertrophie des Endometriums beruhen.
Ist die Blutung nicht allzu stark, so versuche man es
mit Darreichung von Stypticintabletten (3mal täglich 2 Sttlck)
oder
Rp. Ergotini 5,0 oder Rp. Extract. Hydrant, canad.,
Glycerini lOfi Extr.Goasyp.herhAnspiss.y
Aquae dest. 85,0 Eiptr. Hamamel. virg. fluid.
Aeidi acUieyl. Oyl. aa. 10,0.
S, 1 Eßlöffel mit 2 Löffel lauen S. Mehrst. 10 Tropfen.
Wassers mittelst Ballons in
den Mastdarm.
Reicht dies nicht aus, so kann man heiße Ausspülungen
der Scheide 2- bis 3mal täglich verordnen oder rektale Ein-
gießungen mit Y2 — ^ ^ Milch (mehrere in kui*zer Zeit) oder
mit 48® 0 heißem Wasser unter Zusatz von 2 g Ohlor-
kalzinm. Lagerung auf heiße Sandsäcke. In Fällen, wo
der Muttermund genügend weit ist, hilft mitunter auch das
Auswischen der Gebärmutter mit einer Adrenalinlösung, even-
tuell subkutane Einspritzung derselben Lösung. Führt dies
alles zu keinem Resultat, ferner bei starken, häufig wieder-
kehrenden Blutungen, kann man versuchsweise eine Aus-
kratzung vornehmen. Sie hat nur in den Fällen vollen Er-
folg, wo tatsächlich eine Hypertrophie des Endometriums
besteht. Liegt die Ursache aber im Eierstock, was wir derzeit
noch nicht zu unterscheiden in der Lage sind, so hat die
Auskratzung wenig oder gar kein Resultat. Vielleicht wirkt
in diesen Fällen eine zweckmäßige Organotherapie (Dar-
reichung von Schilddrüsentabletten), die Therapie der Zukunft.
Bestrahlung der Eierstöcke ist in neuerer Zeit mit Erfolg
angewandt worden. In diesen Fällen , aber auch in jenen
von Hypertrophie, da insbesondere nach Auskratzung, ist
die Balneotherapie zweckentsprechend. (Siehe Balneotherapie.)
Die Vaporisation führt man besser nur dort aus, wo
man nahe dem Klimakterium ist. Und um sicher zu sein,
172 METRORRHAGIE. — MITTELOHRKATARRH CHRON.
ja das ganze Kavüm zu veröden, ist eine einige Tage vorher
vorzunehmende Auskratzung empfehlenswert. In verzweifelten
Fällen bleibt nichts anderes als die operative Sterilisation
über. Vielleicht wird diese mit der Zeit durch die Röntgen-
therapie verdrängt werden.
Beachtenswert ist außerdem die Metrorrhagie bei Ver-
lagerung des Uterus. Hier hilft mitunter das bloße Aufrichten
des Uterus und Einlegen eines Pessars, in der Mehrzahl
der Fälle ist aber noch eine Auskratzung notwendig, welcher
man in zweckentsprechender Weise die vaginale Fixation
anschließt. 0. Ö. F el In er.
BEittelohrkatarrh ohronisclier. I. Prophylaxe
und Hygiene. Da sich der chronische Mittelohrkatarrh mit-
unter aus akut-katarrhalischen Äffektionen der Paukenhöhle
entwickeln kann, wird man stets darauf Bedacht zu nehmen
haben, die akute Form vollkommen zur Ausheilung zu bringen.
Hier stehen die einfache Luftdusehe („Politzersches Ver-
fahren") und der Katheteriamus der Ohrtrompete an erster
Stelle ; bei hartnäckigeren Formen allenfalls die weiter unten
angeführten Behandlungsmethoden gegen den chronischen
Katarrh.
Da der letztere von dem Zustande des Nasen-Rachen-
raumes abhängt, wird man diesem sein besonderes Augen-
merk zuzuwenden haben. Vor allem ist jedes Atmungs-
hindemis- vollständig zu beseitigen: bestehende adenoide
Vegetationen sowie stark hypertrophische Gaumentonsillen sind
zu entfemen, desgleichen hypertrophische hintere Enden der
unteren Nasenmuschelu ; ist die untere Nasenmuschel in ihrer
ganzen Länge hyperplastisch, so hat ein Stück der Schleim-
haut mit der Schere abgetragen zu werden; kranke Schleim-
hautpartien der. Nase oder des oberen Pharynx werden
tuschiert (mit 3— lO^/o Lapis, 5— 10% lehthargan, 1— 2Vo
Jodglyzerin, 1 — 5<^/o Mentholvaselinöl etc.), auch allabendliche
Nasendurchspülungen können vorteilhaft wirken ! Hierfür eignet
sich u. a. besonders : ,
Rp. Säl. maris 10,0
Natr. bicarb. 5,0.
M.f. pulvis.
S. 1 kleine Messerspitze voll auf 1 Nasenschiffchen voll Wasser.
, MITTELOHRKATARRH CHRONISCHER. 173
Beim Schneuzakt darf keine za große Gewalt angewandt
werden ; stets wird nar eine Seite verschlossen und aus der
anderen wird das Sekret vor^chtig ausgeblasen. — Stark
gewürzte, übermäßig sauere Speisen und stark alkoholische
Getränke sind ganz zu vermeiden, das Rauchen ist möglichst
einzuschränken, besonders das Zigarettenrauchen; für regel-
mäßigen und ausgiebigen Stuhl ist Sorge zu tragen.
IL Therapie. In den leichtesten Fällen genügen Luft-
einblasungen in die Paukenhöhle mittelst „Politzer sehen
Verfahrens" oder Katheters. Genügen diese nicht, nehme
man die Bougierung der Tube vor, u. zw. mittelst geknöpfter
Zelluloidbougies (Yß — */« w^); die Bougie wird in der Ohr-
trompete SYgCm weit vorgeschoben, so daß sicher der Isthmus
erreicht wird; hier kann die Bougie 1 — 15 Minuten (und
event. noch länger) liegen bleiben. Hierauf kann eine Luft-
einblasung vorgenommen werden. Statt einfacher Luft ver-
wendet man auch mit Vorteil Einblasung von Dämpfen, z. B.
von Salmiak oder lO^o Kampferäther. Nachher darf sich
der Pat. einige Minuten lang nicht schneuzen.
Energischer wirkt häufig die Massage. Diese betrifft:
1. das äußere Ohr und dessen Umgebung (entweder manuell
oder maschinell mittelst Elektromotors) ; — 2. die Ohr-
trompete, u. zw. a) als „Vibriationsmassage der Tube"
(äußere Massage bei eingeführter Bougie), h) als „Friktions-
massage des Tubenisthmus" (sehr rasch wiederholte
Durchführung der Bqugie durch den Isthmus entweder mit
der Hand oder mit elektromotorischem Exzenterhandstück und
Bougiefixator), oder endlich c) als Massage des Tuben-
ostium (das Ost. phar. tub. wird mittelst eines Wattetampon-
trägers, der mit eventuell medikamentös [z. B. 5<*/o Lapis]
befeuchteter Watte armiert ist, mit der Hand oder maschinell
massiert). — 3. Das Trommelfell und die Gehörknöchelchen:
Pneumomassage, Lucaesche Drucksondenmassage.
Sehr wirksam ist ferner die Behandlung mit Elektri-
zität, u. zw, 1. als Faradisation (Induktionsstrom) besonders
gegen die subjektiven Erscheinungen; — 2. als Galvanisation
(konstanter Strom) mit äußerer oder innerer Anordnung der
Elektroden. Bei ersterer kommen Ströme von 1 — 5 M. A.,
5^-^10 Minuten lang, bei letzterer („katalytisches Verfahren")
0,1— 1,0 M. A., 5 — 60 Minuten lang, in Verwendung. Ein-
174 MITTELOHRKATAßRH CHRON. — MORBILLI.
und Ausschleichen ist dringend erforderlich; — 3. als Fran-
klinisation (Reibeelektrizität). Letztere wirkt zuweilen bei
nervöser Veranlagung günstig.
In den Fällen, in denen die Herabsetzung der Bchwin-
gungsfähigkeit der Gehörknöchelchen durch narbig verändertes
Bindegewebe herbeigeführt ist, sind Fibrolysin-Injektionen zu
versuchen.
Rp. Fibrolysin (Merck) ampuUae ä 2,3
Seat. orig. (X Amp.)
Die Injektionen werden am besten subkutan (Oberarm,
Oberschenkel, Rücken) oder intramuskulär (Glutäalmuskulatnr)
gemacht. Man beginnt mit einer Dosis von 0,4 cm* und steigt
entsprechend rasch (womöglich nach 3 — 4 Injektionen) auf
die volle Dosis von 2,3 cm^. Am besten 3mal wöchentlich;
10 — 40 Injektionen. Bei Reizerscheinungen entsprechend
geringer. Außerdem stets energische lokale Behandlung.
Bei otosklerotischem Prozeß und Mittelohraflfektionen auf
luetischer Basis können Injektionen von
Rp. Pilocarpini hydroMor. 0,1 — 0,2
Äq. deat. 10,0
versucht werden. Man steigt vorsichtig von 1 — 7 bis eventuell
10 Teilstriche einer Pravaz sehen Spritze. Unmittelbar nach
der Einspritzung hat der Patient durch einige Stunden (bis
nach vollendetem Schweißausbruch) gut zugedeckt im Bett zu
liegen. Da die Pilokarpinkur Anforderungen an die Kräfte
des Patienten stellt, muß sich die Häufigkeit der Einspritzungen
nach diesen richten (2 — 6mal die Woche).
£. Urbantschitsch.
Morbilli« Prophylaxe. Vom Standpunkt der öffent-
lichen Hygiene ist es geboten, masernkranke und verdäch-
tige Kinder und deren Geschwister vom Kontakt mit Ge-
sunden, also vor allem von der Schule, Kindergarten, allge-
meinen Krankensälen fernzuhalten. Die häusliche Prophylaxe
wird schon aus dem Grunde nicht schematisieren , als die
Masern in Städten eine schwer zu umgehende Krankheit des
Kindesalters sind, für gesunde, ältere Kinder fast ungefährlioh
sind und eine rechtzeitige Isolierung bei der schon im Pro-
dromalstadium infektiösen Krankheit schwer möglich ist.
Nur schwächliche, chronisch Kranke und Kinder unter
MORBILLI. — MORBUS BASEDOWIL 175
2 Jahren sind möglichst zu isolieren. Ays Vorsicht ist die
Isolation bis in die Rekonvaleszenz der Erkrankten ausza-
dehnen.
Therapie; Bei unkompliziertem Verlauf hygienisch-
diätetisch. Bettruhe vom Prodromal- bis ins Rekonvaleszenz-
stadium (3 — 4 Wochen). Fleißige Lüftung des auf 15o tem-
perierten Erankenraums, leichte Verdunkelung, Wärm ung der
Wäsche vor dem Wäschewechsel, Pflege von Mund und Nase,
leichte Diät. Die Komplikationen sind mit den ihnen zu-
kommenden Maßnahmen zu behandeln. Neurath.
Morbus Addisonii. Ungeachtet der großen Fort-
schritte auf dem Gebiete der Blutdrüsenerkrankungeu bietet
die Behandlung des Addison bisher keine günstigen Aus-
sichten dar und beschränkt sich im wesentlichen auf sym-
ptomatische Maßnahmen.
Körperliche und geistige Ruhe (Bettruhe, Landaufenthalt,
Seereise) tun den adynamischen Kranken sehr wohl. Kräftige,
möglichst reichliche Kost. Erfrischend wirken laue Bäder
(35— 320C) und Solbäder. Intern verordnet man Tonika
(Arsen , Eisen , Chinin , Nux vomica). Gegen die Magener-
scheinungen empfiehlt sich Salzsäure (12 Tropfen nach dem
Essen in 1/2 Glas Wasser). Die stomachale Darreichung von
Nebennierensubstanz (Suprarenal gland. „Tabloid" von Bur-
ronghs, Wellcome & Co. in London zu 0,3; tgl. 3 — 6 Tablet-
ten oder das aus chromaffiner Substanz dargestellte Para-
ganglin nach Prof. Vassale, tgl. 3mal je 15 Tropfen) soll
bisweilen Besserung des Befindens zur Folge haben. Grawitz
empfiehlt Verabreichung von Salzsäure, Behandlung des
Magens mit fortgesetzten Kochsalzspülnugen und vegetabilische
Kost. F. Pineles.
Morbus Basedowii. in prophylaktischer Beziehung
ist die Tatsache zu bedenkep, daß mitunter die Jodbehand-
lung einer Struma zu Basedow führt (deshalb besondere Vor-
sieht bei Strumen in Basedow-Familien und bei hereditären,
nicht endemischen Strumen).
Im allgemeinen ist körperliche und geistige Ruhe von
großem Nutzen. (Entfernung des Kranken aus der Familie,
176 MORBUS BASEDOWII.
Aufenthalt auf dem Lande oder in einer Krankenanstalt.)
Sehr günstig wirkt Gebirgsaufenthalt bis 1000 Meter Seehöhe
(Semmering, Aussee, St. Blasien, Pustertal) ; im Winter auch
Meran, bisweilen soll eine Badekur in Nauheim, Franzensbad
oder Pyrmont von Erfolg sein. Milde hydrotherapeutische
Maßnahmen (Einpackungen , Abreibungen , laue Halbbäder).
Als Tonika kommen in Betracht : Arsen und Chinin (Chinin,
ferro-citric. 3mal tgl. je 0,3—0,5). Reichliche Kost (viel
Milch, Milchkakao, Milchspeisen, Butter). Als Unterstützungs-
mittel dient Protylin (Phosphoreiweißverbindung) 3mal tgl.
1 Kaffelöffel in Suppe, Milch, Breien. Auch Protylin. bromat.
3mal tgl. 2,0. Zur Beruhigung der Herztätigkeit und des
Nervensystems verordne man: Natr. brom. 3,0 — 5,0 tgl., Natr.
phosphoric. 3 — 4mal tgl. 2,0 in Wasser gelöst, Convallaria
(Infus. Convall. majal. 10,0 : 200,0 2stdl. 1 Eßlöffel), Eis-
beutel auf die Herzgegend, Tragen einer Herzflasche bei
Herzinsuffizienz, Digitalis, Strophantus. Die elektrische Be-
handlung wird vielfach gerühmt, am meisten die durch Monate
fortgesetzte Galvanisation des Sympathikus (Kathode zwischen
Wirbelsäule und Ünterkieferwinkel, Anode auf den Nacken;
Stromstärke 2 — 3 Milliamperes. Dauer jeder Sitzung 5 bis
10 Minuten). Gegen die Durchfälle nützt am ehesten: Brom,
Colombo (Decoct. räd. Colombo 5,0—10,0:200, tgl. 4 bis
5 Eßlöffel), Opium. Gegen die lästigen Schweiße versucht man
hydrotherapeutische Maßnahmen, Waschungen mit Essig,
Franzbranntwein, Kölner Wasser, Atropin. Bei hochgradigem
Exophthalmus Schutzbrillen (eventuell Blepharoraphie).
In den letzten Jahren kommt die Serumtherapie beim
B. in Anwendung. Am häufigsten wird das nach dem Vor-
schlage von Moebius von E. Merck in Darmstadt hergestellte
Antithyreoidin (Blutserum entkropfter Ziegen) verabreicht.
Man gibt hiervon täglich 20 — 50 Tropfen nach dem Essen
in etwas Himbeersaftwasser. Manche empfehlen die Milch
entkropfter Ziegen, andere wiederum Rodagen (ein aus der
Milch entkropfter Ziegen gewonnenes Präparat) tgl. 3 — 4:mal
je 2,0. Auch soll die innerliche Darreichung von Tbymus-
tabletten (tgl. 3—5 Tabletten) und Ovarialtabletten (tgl. 3—5)
bisweilen von Erfolg begleitet sein.
Eine umsichtige Röntgenbestrahlung der Struma führt
bisweilen zur Verkleinerung des Organs und zur Besserung
MORBUS BASEDOWII. — MORBUS BRIGTHTII. 17 7
de8 Befindens; insbesondere erfährt das Körpergewicht eine
Zunahme.
Bei den chronisch verlaufenden und den schwereren, aller
internen Behandlung trotzenden Fällen ist nach den Ergebnissen
der chirurgischen Erfahrung der gemäß unseren gegenwärtigen
Anschauungen bezüglich der Pathogenese des B. vollkommen
begründete operative Eingriff (partielle Strumektomie
mit Unterbindung der Arterien) indiziert. Er bringt häufig
dauernde Besserung, mitunter auch Heilung. Die chirurgischen
Erfolge nach Durchschneidung des Halssympathikus und Re-
sektion der Ganglien sind nicht vielversprechend.
F.Pineles.
Morbus Brightii. Vor allem diätetische Behandlung.
Sowohl bei Ödemen als auch bei Auftreten leichterer oder
schwererer urämischer Erscheinungen salzarme Kost (vor
allem Vermeidung von Pleischsuppe), nicht zu viel Eiweiß,
also : wenig Fleisch ; zwischen Rindfleisch und anderen Fleisch-
sorten besteht jedoch kein Unterschied, eher ist das Rind-
fleisch vorzuziehen, weil es gekocht genossen wird. Die salz-
arme Kost wird symptomatologisch außer durch Ödeme auch
durch hohen Blutdruck indiziert. Dieser wird durch die Be-
handlung erniedrigt. Die Verwendung von Bädern, Anregung
der Nieren-, Herz- und Hauttätigkeit wie bei der akuten
Nephritis (siehe die^e), ebenso die Behandlung der Ödeme
und Urämie. Wenn keine Krankheitserscheinungen (Nieren-
insuffizienzerscheinungen) vorhanden sind, einfache, gemißchte
Kost mit Vermeidung von Gewürzen und alkoholischen Ge-
tränken. Auch ein Übermaß der Wasserzufuhr ist zu ver-
meiden; die Wassereinfuhr muß sich der durch Messung
kontrollierten Wasserausfuhr anpassen.
Verhütung von Verkühlungen (Kleidung, trockenes warmes
Klima , im Winter eventuell Ägypten , im Sommer Südtirol,
Kärntner Seen). Sorge für Stuhlgang.
Die Pubertätsalbuminurie (orthostatische Albuminurie)
bedarf keiner besonderen Nierenbehandlung, dagegen robo-
rierendes Regime, eventuell Arsen.
Rp. Tinct. arsenie. Fowleri
Aq. dest. aa.
S, 15—45 Tropfen täglich (täglich um 1 Tropfen pro die steigend.)
Schur.
F e 11 n er, Therapie der Wiener Spezialärzte. 12
178 MORBUS MACUL. WERLHOFII. — MORPHINISMUS.
Morbus maoulosus Werlhofii. Hygieoisch-
diätetiscbe Behandlung: Rahe, frische Luft, kräftige,
dabei leicht verdauliche Ernährung — grüne Gemüse, Obst,
Fruchtsäfte, Haut- und Mundpflege (kühle Bäder, Waschungen
mit Spirituosen Lösungen). — Zur Mundpflege:
Rp. Tinct. Benzoea,
Tinct. Ratanhiae aa. 25.
S. 1 Eßlöffel auf ^/^ Liter lauwarmen Wassers zum Ausspülen.
Medikamentöse Therapie: Chinarinde, Eisen.
Rp. Decoct. cortic. ehinae e 10,0 ad 200,0
Addi muriat. gtts. XV
Syr. cortic. aurant. 20,0.
S. 2stündUch 1 Eßlöffel.
Rp. Tct. nervino-tonic. Bestuscheffi 20,0.
S. 2m al täglich 10 Tropfen in Weisser oder Wein.
Gegen die Blutungen Ergotin:
Rp. Ergotini puri 2,0
Äq. destill. 150 fi
Aq. laurocer. 5,0
Syr. moror. 20,0.
DS. 2stündlich 1 Eßlöffel. Kahane
Morphinismus. Prophylaxe: .Man beschränke die
Morphiumverordnung auf jene Fälle, wo sie nicht umgangen
werden kann, versehe Morphium rezepte dort, wo der Verdacht
des Mißbrauches besteht, mit dem Vermerk „ne repetatur^.
Therapie: Die rationelle Behandlung besteht in der
Entziehung des Morphiums, welche in erfolgreicher Weise
nur in gut geleiteten Anstalten durchführbar ist. Die außer-
ordentlich qualvollen Abstinenzerscheinungen werden am besten
vermieden, wenn man das Morphium nicht plötzlich entzieht,
sondern mit der Dosis sukzessive heruntergeht. Bei Patienten,
welche eine größere Anzahl von Spritzen tagsüber verbrauchen,
kann man zunächst versuchen, die Anzahl der Injektionen zu
restringieren und bei den einzelnen Injektionen nur sehr
geringe Morphiummengen zu applizieren, auch den Versuch
der Injektion reinen Wassers machen. Am Abend wäre zu
Beginn der Kur noch die Verabreichung einer etwas größeren
Dosis gestattet. Durch Beschränkung der Anzahl der Injek-
MORPHINISMUS. — MYELITIS. * 179
tionen und sukzessive Herabsetzung der Dosen kann die Eot*
Ziehung ohne schwere Abstinenzerscheinungen erreicht werden.
In neuerer Zeit hat man auch versucht, das Morphium durch
verwandte Narkotika von milderer Wirkung, Kodein, Dionin,
Peronin zu ersetzen, doch ist die Gefahr einer Gewöhnung an
diese nicht ganz unschuldigen Ersatzmittel gegeben. Während
der Entziehungskur ist für reichliche Ernährung, wozu auch
die Darreichung alkoholischer Getränke in mäßigen Mengen
gerechnet wird, sowie Tonisierang des Organismus durch
Hydrotherapie, allgemeine Massage und Faradisation Sorge
zu tragen. Ebenso ist auch die psychische Beeinflussung und
die entsprechende Beschäftigung von Wichtigkeit. Allen Indi-
kationen vermag nur die Anstaltstherapie zu entsprechen.
Gegen die furchtbar qualvollen Abstinenzsymptome, welche
im Laufe von Entziehungskuren auftreten, erweist sich nur
die Anwendung von Morphium als wirksam, doch kommt
man bei Kranken, die sich in der Entziehungskur befinden,
mit kleineren Dosen aus. Vorübergehende Kollapszustände
werden mit Exzitantien: heißer, starker, schwarzer Kaffee,
Kognak, Glühwein, Kampfer subkutan behandelt. Die aus
der Anstalt entlassenen Morphinisten bedürfen noch weiterer
sorgfältiger ärztlicher Überwachung. Kahane.
Mydriasis« l. Bei spastischer M. Berücksichtigung
der zugrunde liegenden zerebralen Reizzustände, Migräne und
Sympathikus-Reizung.
2. Bei paralytischer M. Behandlung der zugrunde
liegenden Tabes, Gehimlues, progressiven Paralyse, Auto-
intoxikation und Vergiftung mit Fäulnisgiften, Atropinprä-
paraten, Tollkirschen. Nach Diphtherie und Influenza all-
gemein roborierendes Regime. Lokal Pilocarpinum muriaticum
l^/o Lösung, täglich 1 — 2mal einen Tropfen zu instillieren.
3. Bezüglich der traumatischen M. (bei Contusio bulbi,
Sphinktereinrissen) vgl. Verletzungen des Auges.
R. Hits oh mann.
Myelitis. Im akuten Stadium Sorge für passende
Lagerung im Bett (Luftpolster, Wasserkissen), Vermeidung
von Bewegungen und Erschütterungen (eventuell Gipsbett),
sorgsame Pflege (Hautreinigung, Urin- und Stuhlentleerung).
12*
180 MYELITIS. — MYOMA UTERI.
Ableitendes Verfahren entlang der Wirbelsäule mittelst
Rückenschlauches, Vesikantien, Jodpinselangen. Einleitung
eines diaphoretischen und purgrierenden Verfahrens. Innerlich
Natrium salicylicum, Aspirin, Chinin; Quecksilber- und Jodkur.
Blande Diät. Im weiteren Verlauf Elektrizität, Massage, Bäder,
Gymnastik (s. physik. Ther. d. Nervenkrankheiten). Innerlich
Argentum nitricum, Strychnin. A. Schüller.
MyOIUA uteri. Hauptsymptom Blutungen, und zwar
profuse Menorrhagien, häufige Wiederkehr der Menses, schließ-
lich atypische Blutungen, Fluor, Schmerzen (Achtung auf
Blasensymptome).
Therapie: Bei stationär bleibender Größe, nicht be-
drohlichen Blutungen, Fehlen von Schmerzen konservative
Behandlung; Bekämpfung der Blutung durch Styptika:
Rp. Tincturae urticae Divinae 50,0,
DS. 3mal tgl. 15 Tropfen, durch 6 — 8 Wochen zu nehmen;
oder
ßp. Tablett. Stypticini 0,05.
D. Lagena originalis.
S. 3—4 Tabletten täglich.
Zur Zeit der Menses Ergotinpräparate :
Rp. Pulveris secalis comuti 0,5.
2—3mal täglich ein Pulver.
oder
Rp. Pulv. secalis corn.,
Extracti secalis com. aa. 5,0
Massae pilul. q. s. u. f.
pilulae Nr, L,
circumdentur solv, argent.
S. 3—4 Pillen täglich.
eignen sich zu längerem Gebrauch an Stelle der Ergotin-
klysmen.
In der Nähe des Klimakteriums in erster Linie konser-
vative Behandlung, doch genaue Berücksichtigung der Größen-
zunahme, bei rasch wachsenden Tumoren wegen Verdacht
auf Malignität operative Behandlung.
Operation: Bei Myomen unterhalb des Nabels in der
Regel vaginal, sonst und besonders bei Verdacht anf Ma-
MYOMA UTERI. — NABELKRANKHEITEN. 181
lignität oder Komplikation mit Adnexen oder Darm Lapa-
rotomie, bei jnngen Individuen und entsprechendem Sitz (sab-
mukös, snbserös) und solitärem Tumor Enukleation mit
Erhaltung des Uterus. Peham.
Myzödematöses Irresein. Die Psychosen auf dem
Boden des Hypo- bzw. Athyreoidismus der Erwachsenen
heilen rasch und sicher unter entsprechender kausaler The-
rapie, d.h. auf Schilddrüsenftitterung (1 — 2 Tabletten
täglich); in manchen Fällen beobachtet man sogar Dauer-
heilungen auch nach Aussetzen der spezifischen Medikation.
Pilcz.
N.
NäbelkraDkheiten. Prophylaxe: Absolute Asepsis
beim Unterbinden und Abtragen der Nabelschnur. Trockener,
aseptischer Verband der Nabel wunde, eventuell mit Dermatol,
Xeroform. Liegenlassen des Verbandes durch mehrere Tage
bis zum Abfall des Nabelschnurrestes. Die Neugeborenen
werden nur am 1. Tage und dann erst wieder nach Abfall
der Nabelschnur gebadet.
Therapie: a) Beim Sphacelus (feuchter Brand):
Abtragen des Strangrestes mit Thermo- oder Galvanokauter
und Verband mit antiseptischen Pulvern.
h) Excoriatio und Ekzema umbilici: Pinseln mit
Argentum nitricum in 1 — 5 <*/oiger Lösung, Verband mit Salben,
Borvaseline 2%? Dermatolsalbe 5 — 10<^/o, Lassarscher Paste
(bei Ekzem) oder mit Aqua Plumbi 10,0, Aqua destill. 30,0
oder mit Liquor Burowi, 8fach verdünnt.
c) Ulcus umbilici: Verätzen mit dem Lapisstift oder
Verschorfen mit dem Thermo- oder Galvanokauter.
d) Omphalitis: Umschläge mit Sfach verdünnter essig-
saurer Tonerde, Spaltung der Phlegmone längs der einge-
führten Hohlsonde, sobald Abszedierung eingetreten ist.
e) Arteriitis und Phlebitis umbilicalis: Ttrockene
antiseptische Verbände oder feuchte oder Borvaselineverbände,
täglich 1 — 2mal zu wechseln.
f) Nabelgangran: Zerstörung des Gewebes weit in
das Gesunde hinein mittelst Kaustik.
182 NABELKRANKHEITEN. — NASENBLÜTEN.
g) Fungus umbilici (Sarkomphalus, Nabelschwamm):
Pinseln des Geschwülstchens mit Lapisstift oder Abbinden
des gestielten Sarkomphalus mittelst Ligatur, woran das
Abtragen mit der Schere (nach dem Ligieren) geknüpft
werden kann.
h) Nabelblutung: Behandlung der Grundkrankheit
(Lues? Sepsis?). Blutung aus dem Nabelstrange: Anlegung
einer Ligatur mit dicker Seite oder mit dünnem Drainrohr.
Blutung aus dem Nabelstrange: Betupfen der Wunde mit
Adrenalin (1:1000); Auflegen von Eisenchloridwatte,
eventuell Um stech ung des Nabels, Kompression der Nabel -
wunde. Subkutane Injektion von absolut steriler Gelatine-
lösung (z. B. Marke Merck) in der Menge von 10^-20 cm^,
Knöpfelmacher.
Nasenbluten. Bei Nasenbluten aus konstitutioneller
Ursache (Hämophilie, Skorbut, Morbus maculosas' etc.) ist
die Therapie vor allem eine allgemeine. Zumeist hat das
Nasenbluten einen lokalen Grund und tritt in zweierlei
Formen auf:
1. Das habituelle Nasenbluten. Dieses beruht auf
einer blutenden Stelle (Varix oder verletzte Schleimhaut an der
Pars anterior septi). Bei dieser Form des Nasenblutens muß
man zwei Stadien unterscheiden: a) das Stadium der Blutung,
h) das Stadium , wo ein nicht blutendes Intervall vorliegt.
Im Stadium der Blutung soll ein Tampon in die vor-
dere Nase gelegt und der Tampon durch Druck auf
beide seitliche Teile der Nase fest an das Septum ange-
drückt werden. Hierdurch gelingt es in den meisten Fällen,
der Blutung Herr zu werden. Dieser Tampon soll nach
1 2 — 24 Stunden, in Fällen von intensiver Blutung auch erst
nach dem dritten Tage durch Ausspülung erweicht und vor-
sichtig entfernt werden. Hierauf muß die blutende Stelle
mit dem Nasenspiegel und mittelst künstlich in die Nasenhöhle
reflektierten Lichtes aufiiesucht werden, um geätzt zu werden.
Vorerst muß man indes beliufs Anästhesicrung einen in 20%
Kokain (nebst einigen Tropfen Adrenalin 1 : 100) getauchten
Tampon an die zu ätzende Stelle anpressen. Die Ätzung
wird am besten mittelst einer an eine Sonde angeschmolzenen
Chromsäureperle , oder mittelst des Galvanokauters , oder
mit einer Trichloressigsäureperle ausgeführt. Einige Tage nach
NASENBLUTEN. — NEBENHÖHLENEITERUNGEN. 183
der ÄtzuDg soll der Kranke fleißig seine Nasenschleimhaut
mittelst Tampons beölen, damit die infolge der reaktiven Ent-
zündung entstehenden Borken nicht neue Verletzungen her-
beiführen.
2. Bei Blutungen nach ausgeführten Operationen tritt
die zirkumskripte Tamponade in ihre Rechte. Der Tampon
muß diesfalls so appliziert werden, daß er jeweilig auf die
blutende Stelle fest angedrückt wird.
Bei sehr intensiven Blutungen, deren Provenienz zu-
vörderst nicht zu entdecken ist, als auch bei durch ope-
rative Eingriffe gesetzten Blutungen , welche durch die
vordere Tamponade nicht gestillt werden können , soll
die hintere Tamponade angewendet werden. Diese besteht
aus einem vielfach gefalteten und auf den Umfang der be-
treffenden Choane zugeschnittenen Gazebündel, welches mittelst
der Bellocqschcn Röhre oder mittelst eines Nölatonkatheters
von der Mundhöhle aus in die Choane hineingezogen wird. Bei
gleichzeitiger Tamponade von vorne her, wird der nasale
Faden um eine Gazewicke gebunden , damit der Tampon
nicht nach rückwärts in die Choane sinken kann. Die Zeit der
Entfernung einer derartigen Tamponade hängt von indi-
viduellen Umständen ab, sie kann nach 24 Stunden, eventuell
auch erst nach 3 — 5 Tagen notwendig werden. Hajek.
Nebenhöhleneiterungen. Bei akuten Eiterungen
Herstellung eines günstigen Eiterabfliisses durch Kokainisierung
oder Adrenalinisierung der mittleren Muschel, nur bei
Kieferhöhleneiterungen manchmal Ausspülung vom Ostium
maxillare oder nach Punktion vom unteren Nasengang
nötig.
Bei chronischen Eiterungen konservative Behandlung.
Ausspülung von der natürlichen oder einer künstlich ange-
legten Öffnung mit sterilisiertem lauwarmen Wasser, 1% Bor-
säurelösuDg, 0,5<^/o Wasserstoffsuperoxydiösung, bei starker
Jauchung Kaliumpermanganat in lichtrosa Lösung, ist dies
ohne Erfolg, Versuch mit adstringierenden Flüssigkeiten,
0,1^0 Zinc. sulfur. , 0,1 — ö^/o Argent. nitric. oder radikale
Behandlung, breite Eröffnung der erkrankten Höhle und Ent-
fernung der pathologisch veränderten Schleimhaut.
Spezielle Behandlung.
1 84 NEBENHÖHLENEITERUNGEN.
I.Kieferhöhle. Konservative Methoden: Ausspülung vom
Ostium maxillare, eventuell vom Patienten selbst zu erlernen.
Anlegung einer Öffnung im unteren Nasengang nach par-
tieller Resektion der unteren Muschel (Mikulicz, Krause),
oder in der Fossa canina (Küster); Anbohrung vom Alveolar-
fortsatz, am besten von der Alveole des zweiten Prämolar- oder
ersten Molarzahnes nur bei Antritiden dentalen Ursprungs.
Radikaloperation nach Luc Caldwell: Breite Eröffnung
von der Fossa canina, Auskratzung der erkrankten Schleim-
haut, Anlegung einer Öffnung in den unteren Nasengang
nach partieller Resektion der unteren Muschel, Tamponade
der Höhle, Verschluß der Öffiiung in der Fossa canina durch
Schleimhautnähte. Entfernung des Tampons nach 8 Tagen
durch die Nase.
2. Stirnhöhle. Ausspülung durch den Ductus nasofron-
talis. Ist diese auch nach Resektion des vorderen Endes der
mittleren Muschel nicht möglich, Trepanation nach Schnitt in
der Augenbraue, Sondierung des Duktus von oben. Einlegen
eine Drainrohres. Primäre Naht des Hautschnittes. Bei großen
Höhlen mit Septen, stark veränderter polypöser Schleim-
haut Radikaloperation nach Killian: Schnitt in der Augen-
braue vom medialen Winkel in schönem Bogen nach unten
auf den Processus nasofrontalis verlängert. Entfernung der
ganzen vorderen und der unteren Wand der Stirnhöhle
unter Schonung des Margo supraorbitalis als zirka 1 cm breite
Spange. Das Periost der Spange darf nicht verletzt werden,
da sonst Nekrose eintritt. Anlegung einer breiten Kommuni-
kation mit der Nase durch Ausräumung der Siebbeinzellen
nach Resektion des Processus nasofrontalis. Die Trochlea
kann abgelöst werden (Hajek), Doppelbilder verschwinden
nach kurzer Zeit.
3. Siebbein. Abtragung der mittleren Muschel. Ent-
fernung von Polypen, Eröffnung der erkrankten Zellen
mit Haken und Grün waldscher Zange/ Exkochleation.
Bei manifesten Eiterungen (Durchbruch nach außen)
oder stürmischen Erscheinungen (hohes Fieber, meningeale
Symptome) Eröffnung des Siebbeines durch Abtragung des
Processus nasofrontalis oder der Lamina papyracea.
4. Keilbein. Ausspülung durch das Ostium sphenoidale
nach Abtragung der mittleren Muschel, unter Berücksichti-
NEBENHÖHLENEITERUNGEN. 1 85
gang der Zucker kan dl sehen Linie (Spina nasalis anterior,
Mitte des freien Randes der mittleren Muschel) auch ohne
Muschelresektion ausführbar, eventuell Erweiterung der na-
türlichen Öffnung mittelst Haken und Stanze und Exkoeb-
leation der Schleimhaut. Kahler.
Nebenhöhleneiterungen. Prophylaxe: Iden-
tisch mit der Therapie und Prophylaxe der akuten und
chronischen Rhinitis; für die Kieferhöhle allenfalls auch sorg-
same Pflege der oberen Backen- und Stoekzähne.
Therapie: Akute Katarrhe: In erster Linie exspektativ.
Zimmer- oder Bettruhe, Verbot von Alkohol und Tabak.
Warme Getränke. Intern Aspirin 0,5 oder Pyramiden 0,3,
oder Salipyrin 1,0, nach meinen Erfahrungen am besten
Antifebrin 0,25 mit Sacch. aa. 2 — 3mal täglich. Lokal
Adrenalin-Kokain zur Ab^chwellung der Mukosa der Ostien
und Ermöglichung des Abflusses des gestauten Sekrets.
Eventuell Versuch der Sondierung und Ausspülung der ein-
zelnen Nebenhöhlen mit 1 %iger warmer Kochsalzlösung (wirkt
oft ausgezeichnet, erfordert aber ganz besondere spezialistische
Übung). Bei sehr heftigen Schmerzen, äußerer Schwellung
Punktion der Kieferhöhle durch den unteren Nasengang,
partielle Resektion der mittleren Muschel.
Chronische Katarrhe: In erster Linie regelmäßige Reini-
gung der einzelnen erkrankten Nebenhöhlen durch täglich
1 — 2malige Spülung mit warmer l<>/oiger Kochsalzlösung,
manchmal mit Zusatz von Kali hypermang. oder Wasserstoff-
superoxyd. Die Kranken erlernen sehr oft, die großen Neben-
höhlen durch die natürlichen Öffnungen selbst auszuspülen.
Eventuell müssen künstliche Öffnungen angelegt oder die
natürlichen erweitert werden. Für die Kieferhöhle empfehle
ich seit jeher nur die Eröffnung vom unteren Nasengange aus
und widerrate die Anbohrung vom Alveolarfortsatz und noch
mehr die von der Fossa canina aus. Man sieht so oft nach
Jahren noch vollständige Heilung eintreten; zuweilen muß
man mit Einspritzungen von 2% steigend bis zu 20 Vo Lapis-
lösung nachhelfen. Die Radikaloperationen möchte ich nur auf
die allerschlimmsten Fälle beschränkt wissen; es wird jetzt
vielfach Mißbrauch mit ihnen getrieben. Ebenso widerrate ich
die Anwendung der Saugtherapie sowohl bei akuten als bei
186 NEBENHÖHLENEITERÜNGEN. — NEPHRITIS.
chronischen Nebenhöhleneiterungen wegen der imminenten
Gefahr der Otitis media. M. Weil.
Nephritis. Akute Nephritis: Behandlung der Grund
krankheit, absolute Bettruhe, vorwiegend aber nicht aus-
scliließlich flüssige Kost mit geringem Eiweißgehalt; vor allem
Milchdiät, Milchbrei, leichte Mehlspeisen. — Keine Alkoholika.
Anregung der Diurese durch Getränke , alkalische Säuer-
linge (Gießhübler, Krondorfer), Limonade, Tee oder dureh
Medikamente, vor allem Theobrominum und Theophylin.
Rp. ITieohromini Natrii acetici (Agurini) 0^5,
D, in Caps, amyl.
S. 3—4mal täglich je 2 Pulver,
oder gelöst :
Rp. Theobromini Natrii acetici (Agurini) 3,0—4,0
Aq. petrosellina 180,0
Sgr. cort. aurant. 20, 1.
S. Den Tag über zu verbrauchen,
oder
Rp. Theobromini pur. 0,3.
D. in Caps. amyl.
S. 4—6 Pulver täglich,
eventuell bei schlechter Herzaktion in Kombination mit
Pulv. fol. Digitalis.
Rp. Theobromini pur. 0,3
Pulv. fol. Digitalis 0,05—0,08,
D. in Caps. amyl.
3—4 Pulver täglich, nur einige Tage bis zum Eintritt der Digitalis-
wirkung,
oder
Rp. Theocini Natrii acetici 0,5,
D. in Caps, amyl,
,S. 3 Pulver täglich (wird vom Magen oft schlecht vertragen).
Auch die anderen Diuretika können versucht werden.
Diuretin ist wegen des Salizylgehaltes nicht so empfehlens-
wert wie die anderen Theobrominpräparate , dagegen kann
Kai. aceticum 15 ad 180 28tündlich 1 Eßlöifel oder Kalii
bitartarici 10 g pro die in Pulverform verwendet werden.
Tannin hat auf die Nierenentzündung keinen Einfluß. Bei
NEPHRITIS. — NBPHROLITHIASIS. 187
Nierenblutangen sind die blatstlllenden Mittel indiziert: Seeale
cornutum (Infus secalis cornuti 10,0 : 150,0, 28tündlich
1 Eßlöffel) oder Stypticintabletten k 0,05 5—6 Tabletten
täglich oder Extr. hamamelidis virgin. fluidi 3 — 4 Teelöffel
täglich, daneben Gelatin in Klysmen:
Rp. Gelatinae 10 fl
Aq. dest. 200,0
• Natr, chlorati 1,0.
S. 4 Klysmen zu 60 cm^ täglich 2—3 Tage zu gehrauchen. Vor dem
Gehrauch durch Erwärmen verflüssigen!
Anregung der Hauttätigkeit durch warme Bäder
(30 — 31® Reaumur), bei urämischen Erscheinungen Schwitz-
bäder mittelst Trockenkasten bei gleichzeitiger Zufuhr größerer
Fltissigkeitsmengen, bei schwereren Erscheinungen mit Zusatz
von größeren Mengen Natr. bicarb. (10 — 20 g pro die),
eventuell ausgiebiger Aderlaß, 300 — 500 cm. Gegen die
Ödeme Bäder, mit Vorsicht (cave uraemiam!) Schwitz-
prozeduren mit normaler Fltissigkeitsaufnahme, salzarme
Kost, eventuell Skarifikation (aseptischer Verband!).
Bei Larynxödem kann eventuelle Skarifikation der Epi-
glottis und der aryepiglottischen Falten oder Tracheotomie
indiziert sein.
Gegen Lungenödem
Ep. Plumhi acetici 0,05
Sacchari 0,3.
S. Stündlich 1 Pulver his zum N^teMaß 4er Er^eheim^ngen.
Bei Anurie (vor allem bei toxischer Nephritis, Sublimat-
nephritis) kann, wenn sie mehrere Tage besteht, Entkapselung
einer Niere oder Nephrotomie versucht werden.
Chronische Nephritis siehe Morbus Brightii. Schur.
Nephrolithiäsis. Vermeidung einer fleischreichen
Diät. Bewegung. Warme Bäder. Karlsbader Wasser, Wil-
dungen, Salzbrunn.
Während des Anfalles Bettruhe, warme Umschläge,
eventuell warmes Bad. Morphium subkutan.
Bei Eiterbildung Operation. v. Czyhlarz.
Nephrolithiäsis. Prophylaxe: Gichtdiät bei Per-
sonen aus Familien , bei denen Gicht oder Nierensteine vor-
1 88 NEPHROt^ITHIASIS.
kommen. Sorgfältige Behandlung aller Erkrankungen der
Harnröhre, Blase und der infektiösen Pyelitiden.
Therapie: Im Anfalle von Nierensteinkolik heiße
Umschläge oder Thermophor auf die Nierengegend, heißes
Bad. Klysmen von warmem öl oder mit einer Ahkochung
von Spec. emollient. Manchmal hilft Beckenhochlagerung
(„auf den Kopf stellen"). Bei großen Schmerzen sind Narkotika
nicht zu umgehen: Zum ölklysma Zusatz von 2,0 Ol. hyo-
scyami, zum Decoct. spec. emollient. 20 Tropfen Tr. opii simpl.
Oder ein Suppositorium mit 0,01 Extract. belladonnae. Wenn
kein Erbrechen, innerlich Decoct. semin. lini 10:179 mit
Tr. opii benzoic. 1,0 und Syr. aurantior 20,0. Eventuell
Morphininjektion.
Bei andauerndem dumpfen Schmerz systematische
ölklysmen , schottische Dusche, Moorbäder, Moorumschläge,
Trinkkur.
Bei Abgang von rundlichem Harnsäure-Grieß Gicht-
diät (s. dieselbe), reichliches Trinken von Orangenblüten-
oder Birkenblättertee oder der bei Gicht tiblichen Mineral-
wässer. Zweimal wöchentlich, eventuell öfter, eine Messerspitze
von Calcium carbonicum, mit etwas Pulv. liq. composit. und
einem Elaeosaccharum ad scatulam verschrieben.
Bei spitzen Harnsäurekonkrementen Glyzerin mit
Zitronensaft kaffeelöffelweise. In den beiden letzten Fällen
Badekuren in Karlsbad, Marienbad (Rudolfsquelle), Preblau,
Wildungen, Wiesbaden etc.
Bei Phosphatsteinen reichliches Teetrinken, Behand-
lung der Cysto-Pyelitis (s. dieselbe). Keine alkalischen Mineral-
wässer.
Bei Blutungen Bettruhe und lokale Kälteanwendung.
Die üblichen inneren blutstillenden Mittel sind wirkungslos,
am besten noch Decoct. semin. lini wie oben.
Bei Anurie durch Steineinklemmung Versuch mit
üreterenkatheterismus (auch der gesunden Seite, weil reflek-
torische Anurie reflektorisch beseitigt werden kann), üretero-
tomie, Pyelotomie.
Die Operation der Nierensteine ist außerdem noch
indiziert bei zahlreichen qualvollen Koliken, sehr starken
Blutungen, eitriger Pyelitis mit Fieber u. a.
NEPHROLITflIASIS. — NEURALGIA TRIGEMINI. 189
Man übersehe bei NiereDsand und kleinen Nierensteinen
nicht einen gleichzeitig vorhandenen großen Blasenstein.
M. Sternberg.
Neuralgia trigemini. Untersuchung des Auges,
der Zähne, der Gesichts- und Kieferknochen, der Nase und
Untersuchung auf Syphilis. Bei positivem Befunde entsprechende
Behandlung.
Bei negativem Befund : Roborierende Behandlung, Ruhe,
Mastkur, leichte Kaltwasserbehandlung (bei Morphinisten
Vorsicht mit Morphiurainjektionen).
Elektrische Therapie : a) Faradisation mit starken Strömen
(Rollenabstand 60 fwm) ; Knopfelektrode oder Pinsel auf den
Schmerzpunkt, breite Platten elektrode auf da,s Sternum. —
Besser h) Galvanisation: Anode breit auf die sehmerzende
Stelle, Kathode breiter auf eine indifferente Stelle (Nacken,
Sternum): Strom einschleichen lassen, 2 — 3 Vg Milliampere,
bis 5 Minuten, dann ausschleichen.
Habituelle Obstipation energisch behandeln (Kalomel,
nachher Pulv. liqu. comp., Bauchmassage, Faradisation des
Abdomens etc.), eventuell auch Erzielung starker Diarrhöe
durch einige Tage.
Interne Therapie: a) Bei akuten Fällen.
Rp. AspMni Ifi Rp. Chinini hisülf. 0,2
Tal. dos. XI I. Pyramidoni 0,3.
S. 3—5 Pulver täglich. Mfp. Tal dos. dent. VI.
* S. Morgens und abends 1 Pulver,
b) Bei ehronischen Fällen:
Rp. Aconitini 0,006 Rp. Äconitini nitrici
milUgramm. sex. TabloidsB, W. C. ä 0,0001
P. et Extr. liquir. Nr. XXV.
q. s, M. /. püulae XXX. S. Bis 5 Tabloids täglich.
S. 3 Pillen täglich.
Erst nach Ortswechsel und Wechsel der Art der Ernäh-
rung (Milchdiät, vegetarische Lebensweise) chirurgische The-
rapie: Injektion in die Nervenabschnitte (Wasser, Schleich,
Alkohol, Osmiumsäure) ; eventuell Durchschneidung des kranken
Trigeminnsastes mit Resektion eines Stückes. Selten ist die
Indikation zur Exstirpation des Gasserschen Ganglions
gegeben. Hirschl.
190 NEUEASTHENIE.
Neurasthenie. Prophylaxe: Bekämpfung der
Masturbation durch rationelle Erziehung, Abhärtung, Sport,
Anhalten zu geregelter Tätigkeit, einfache Ernährung. Fern-
haltung schädlicher Reize.
Psychische Therapie: Interesse für die Beschwerden
des Patienten, Geduld, nachdrückliche Betonung, daß die
Krankheit rein funktionell und heilbar ist. Nachdrückliche
Bekämpfung der Furcht vor Tabes und Paralyse. Hebung
des Vertrauens in die Sexualfunktion.
Medikamentöse Therapie: Brompräparate, Nervino-
tonika; die Brompräparate sind nur dort indiziert, wo es
gilt, Zustände von Irritation, Unruhe und Angst, wie sie
manchmal ganz akut auftreten, zu bekämpfen. Man läßt
2 g Bromnatrium, am besten in Milch gelöst, abends vor
dem Schlafengehen nehmen. Von Nerventonicis leisten die
Glyzerophosphate, Sperminpräparate, Baldrianpräparate sowie
die aus einer Kombination neurotonischer Mittel hergestellten
Präparate: Syrupus Hypophosphites Fellow^s und Syrupus
Colae compositus öfter gute Dienste.
Man verwendet:
Rp. Natrii glyzerinophosphor. 25,0
Aq. destill, f
Äq. naphete aa. 50^0
Syr. cortic. aurant. 20,0.
S. 3mal täglich 1 Kaffeelöffel in Wasser.
Rp. Essentiae Spermini Poehl 20,0.
S. 3mal täglich 20 Tropfen (oder auch jeden 2. Tag eine Spritze
[1 cm^J einer 2^/^ Sperminlösung subhutan).
Rp. Validoli 20,0.
S, 3mal täglich 10—15 Tropfen auf Zucker,
Rp. Syrup. Colae compos, lagenam,
S. 3mal täglich 1 Kaffeelöffel.
Hygienisch-diätetische Therapie: Von besonderer
Wichtigkeit. Bei kräftigen Neurasthenikern Einschränkung
übermäßigen Fleischgenusses, lakto-vegetabilische Diät. Bei
stark abgemagerten Patienten : reichliche Nahrungszufohr,
namentlich Fette und Kohlehydrate: Milch, Rahm, Butter,
Mehlspeisen, Zucker, daneben Bettruhe, allgemeine Massage
und Faradisation (Mastkur). Möglichste Einschränkung oder.
NEURASTHENIE. 191
wo erreichbar, vollständiges Verbot des Alkohol-, Tee-, KafFee-
and Tabakgenasses.
Wichtig ist die Arbeitsdiät. Bei akuter, mit starker
Erregung und gleichzeitiger Schwäche einhergehender Neur-
asthenie am besten absolute Bettruhe, dort, wo ein wirklich
schwerer, erschöpfender Beruf ausgeübt wird und hochgradige
Beschwerden bestehen, muß für eine Zeit der Ausübung des
Berufes entsagt werden. Kräftige Neurastheniker, die keinen
schweren Beruf haben, sind zur Arbeit anzuhalten. Bei nicht
zu schweren Fällen Sportübungen, die mit reichlichem Auf-
enthalt in freier Luft verbunden sind, ratsam. Bei sehr ge-
schwächten Nenrasthenikern kann die Ruhekur mit reichlichem
Genuß frischer Luft verbunden werden. — Freiliegekuren.
Physikalische Therapie ist neben der hygienisch-
diätetischen Behandlung von großer Wichtigkeit, doch muß
individualisierend vorgegangen werden.
Hydrotherapie: Kühle und laue Prozeduren: Halb-
bäder mit Übergießungen (Beginn mit 26<> C), bei hochgradiger
Exzitation protrahierte laue Bäder (30<> C, V* — ^ Stunde),
Duschen, Abreibungen, Einpackungen.
Elektrotherapie: Allgemeine Faradisa tion , Galvani-
sation der Wirbelsäule, Anode auf die Hals-, Kathode auf
die Lenden Wirbelsäule, 1 — l^/a Milliampere, 5 Minuten,
3 Sitzungen wöchentlich.
Allgemeine und lokale d'Arsonvalisation,
namentlich bei Schlaflosigkeit und sexueller Neurasthenie
indiziert.
Massage: Manuelle und Vibrationsmassage; Massage
des Gesamtkörpers, namentlich als Bestandteil der Mastkur,
Massage des Abdomens zur Behandlung der Obstipation,
Vibrationsmassage der Lendengegend bei sexueller Neur-
asthenie; Heilgymnastik.
Klimatotherapie: Im Sommer: waldige Mittelgebirgs-
gegend: Salzkammergut, Ostseebäder, im Herbst: Arco, Gries,
Venedig, im Winter: Palermo, Malta, Kairo.
Die Vorteile der hygienisch - diätetischen und physi-
kalischen Therapie werden den Patienten am besten in gut
geleiteten, auch klinjatisch günstig situierten Heilanstalten
zugänglich gemacht. Objekte spezieller Behandlung bilden
bei der Neurasthenie: Schlaflosigkeit, Obstipation, Neur-
192 NEURASTHENIE.
asthenia cordis und sexuelle Impotenz. Die Schlaflosigkeit
soll vorwiegend mit den Mitteln der hygienisch- diätetischen
und physikalischen Therapie behandelt werden. Abendmahlzeit
soll leicht sein und einige Stunden vor dem Schlafengehen
genommen werden. Gut ventiliertes, kühles Schlafzimmer^
Fernhaltung von Licht- und Schallreizen, vor dem Schlafen-
gehen lauwarmes Fußbad (30 — 32<» 15 Minuten), wonach
der Patient mit nicht ganz abgetrockneten Füßen sich in
das Bett begibt. Versuch mit Bromnatrium (2 — 3 g in Milch
vor dem Schlafengehen), erst wenn sich dieses als nutzlos
erweist, Darreichung von Schlafmitteln, z. B. Trional (1 — 1,5 g\
Veronal (0,5 — 0,75 g), Dormiol (0,5 — 1,0 g), Paraldehyd
(3 — 4 g). Die Schlafmittel sollen jedenfalls nicht zu lange
verabreicht werden.
Zur Behandlung der Obstipation sind diätetische und
physikalische Maßnahmen heranzuziehen: Sauermilch, Obst,
Honig, Kompott bzw. Faradisation und Massage des Ab-
domens. Von medikamentösen Abführmitteln sind, wenn ihre
Anwendung nicht umgangen werden kann, die leichteren —
Tamarinden, Rheum, Pulv. Liquiritiae compos. — und auch
diese nur für kurze Zeit zu verwenden.
Gegen die in Form von Herzpalpitationen auftretende
Neurasthenia cordis: Kälteapplikation auf die Herzgegend,
Ruhe, bei stärkeren Attacken Strophantus mit Morphium.
Rp. Morphii muriat. 0fi4
Tct, Strophanti,
Aq, lauroeerasi aa, 10,0.
S. Beim Eintreten des Anfalls 20 Tropfen auf Zucker, Im Bedarfs-
fälle wird die Dosis nach 10 Minuten wiederholt.
Die sexuelle (relative) Impotenz erfordert vor allem
psychische Behandlung. — Hinweis auf die Heilbarkeit des
Leidens, Betonung, daß die Potenz nicht völlig geschwunden
ist und nur einer Nachhilfe bedarf. Die Anwendung einer
suggestiv wirkenden Medikation ist hier durchaus gerecht-
fertigt.
Man verwendet z. B. :
Rp. Tct. Castorei,
Tct. Vanillae aa. 15,0.
S. Im Bedarfsfalle 10—15 Tropfen auf Zucker zu nehmen.
NEURASTHENIE. — NEURITIS OPTICA. 193
Das in neuester Zeit empfohlene Yoldmbin (Vorsicht
wegen möglicher Kollapserscheinungen) wird in Tabletten
ä 0,005 g, 1 — 3mal täglich gegeben. Bei reizbarer Schwäche
der Sexualinnervation systematische Anwendung der Kühl-
sonde Psychrophor. Bei gehäuften Pollutionen und hoch-
gradiger Spermatorrhöe Ätzung des Caput gallinaginis. Gute
Dienste leistet Elektrotherapie, Galvanisation: Kathode
auf das Kreuzbein, Anode labil auf Hoden, Perinealgegend,
Innenfläche der Oberschenkel (2 — 3 Milliampere 5 Minuten),
lokale d'Arsonvalisation der Lendengegend mit Funken-
entladung, ferner Vibrationsmassage der Lendenwirbelsäule.
Der Sexualneurastheniker soll allen die Libido anregenden
Reizen aus dem Wege gehen; wenn aber wirkliche Libido
vorhanden ist, diese ohne Zögern auf natürlichem Wege be-
friedigen. Kahane.
Neuritis optica. L intraocularis (Papillitis,
Stauungspapille). Die Therapie ist aussichtsreich nur dort, wo
sich die Grnudkrankheit beeinflussen läßt. Hierbei kommen
in Betracht : Gehimleiden (Meningitis tuberculosa, gummosa,
cerebrospinalis epidemica, ex otitide, Tumor cerebri, Tumor
der Hypophysis, Thrombose der Hirnsinus, Hydrokephalus,
Haemorrhagia cerebri), Orbitalerkrankungen, kachektische Zu-
stände, Laktation, schwere Anämien, Chlorose, Skrofulöse,
Lues, akute Infektionskrankheiten, Erkältung, Bleiintoxikation,
entzündliche Erkrankungen der Keilbein-, Kiefer-, Stirn- und
Siebbeinhöhlen, kongenitale Anlage (hereditär), Periostitis im
Canalis opticus, Trauma der Schädelbasis, Diabetes, Nephritis,
Leukämie. Außer eventueller Therapie des Grundleidens:
Schonung der Augen, Schutz vor greller Beleuchtung durch
Aufenthalt in mäßig verdunkeltem Zimmer oder Tragen
dunkler Schutzbrillen, bisweilen Blutentziehung an der Schläfe
oder hinter dem Ohre, Schwitzkuren, Jodnatron, Schmierkur
(auch wenn keine Lues nachweisbar), bei beginnender Atrophie
subkutane Injektionen 2 — 3mal wöchentlich, 0,005—0,01
Strychninum nitricum pro dosi, abwechselnd in jede Schläfe.
II. retrobulbaris. Hier ist die Therapie aussichts-
reicher: Strengste Enthaltung von Alkohol und Tabak in
jeder Form, falls deren Gebrauch, wie zumeist, das Leiden
hervorriefen, Berücksichtigung von Intoxikation mit Blei und
Fellnor, Therapie der Wiener Spezi alärzte. 13
194 NEURITIS OPTICA. — OBESITAS.
Schwefelkohlenstoff, Untersuchung auf Diabetes, Lues und
multiple Sklerose, endlich Behandlung eventueller Nebenhöhlen-
empyeme. Im ttbrigen Tragen von Schutzbrillen, Schonung
der Augen, Strychnininjektionen, energische Schwitzkuren,
Jodnatron. B. Hitschmann.
Nierentuberkulose. Da die Quelle der Infektion
wie ihre genauen Wege nicht bekannt sind, da oft hereditär nicht
belastete Individuen erkranken, so ist eine wirksame Prophy-
laxe nicht möglich. Wie bei jeder örtlichen Tuberkulose, ist
die Entfernung der tuberkulös erkrankten Niere zur Zeit
das einzig wirksame Mittel der Therapie. Jede nachgewiesene
eitrige tuberkulöse Niere soll entfernt werden. Dazu ist es
nötig festzustellen, daß eine zweite aseptische funktionierende
. Niere vorhanden ist , was durch üreterenkatheterismus ge-
wöhnlich möglich ist.
Nach Nierenexstirpation müssen die oft vorhandenen
Blasenveränderungen lange Zeit hindurch örtlich behandelt
werden. Eines der als Spezifika gegen Tuberkulose emp-
fohlenen Sera kann ebenfalls nach Entfernung der Niere
zur Bekämpfung der etwa noch latenten Tuberkulose in
systematischer Kur verwendet werden. Auch der Aufenthalt
in milden Klimaten , an der See , Diätkuren zur Erzielung
von Gewichtszunahme werden nach Entfernung der kranken
Niere vorteilhaft verwendet. 0. Zuckerkandl.
0.
Obesitas. Beschränkung der Zufuhr von Fett und
Kohlehydraten, wobei auf die individuellen Verhältnisse
Rücksicht zu nehmen ist, führt in kurzer Zeit zu ansehnlichen
Abnahmen des Körpergewichtes. Dabei muß auf die Arbeits-
leistung respektive auf das Verhältnis derselben zur Nahrungs-
zufuhr ein sorgsames Augenmerk gerichtet werden, denn sonst
wird die erzielte Körpergewichtsabnahme durch hinzutretende
nervöse Störungen in bezug auf das Wohlbefinden zu einem
zweischneidigen Erfolge. Folgende Speiseordnung mag als
Grundform für eine Diät bei Fettleibigkeit dienen.
OBESITAS. — OBSTIPATIO ALVI. 195
I. Frühstück: 1 Tasse Tee (löOciw», ohne Zucker)
mit Saccharin od. dgl. gesüßt, mit Zitrone, 25^ Weißbrot.
Mittags: 11.0^ gebratenes oder gekochtes Fleisch,
50^ Gemüse oder 100 g Salat (mit 1 Kaffeelöffel öl), 50^ Apfel
oder Birnen oder Aprikosen oder Pfirsich.
4 Uhr: 1 Tasse Tee (150 cwt») mit Saccharin od. dgl.
gesüßt, mit Zitrone, 26 g Weißbrot.
AJ[>ends: 80^ gebratenes oder gekochtes Fleisch,
50^ Gemüse, 50^ Obst, 10^ mageren Käse.
Zar Unterstützung der Arbeitsleistung sind die Hilfsmittel
der physikalischen Therapie in Anwendung zu bringen (s. d.).
Offer.
Obstipatio alvi. Bei vorübergehender Konstipation
Abführmittel, u. zw. die salinischen in Form von Bitterwässern :
Hunyadi, Apenta, Sardschütz, Saratica, 1 — 2 Weingläser voll,
am besten nüchtern am Morgen. Zur raschen Wirkung eignen
sich Kalomel mit Jalappa, Seidlitzpulver, Rizinusöl (siehe
Catarrhus intestin.), Frangula.
Rp. Dct Cort. frangulae U— 30 fi : 200,0
Syr. aurani. 15 fi.
S. 1—3 Eßlöffel
oder : -
Rp. Pulv. liquirit. comp. 25,0.
S. Abends ^j^—l Kaffeelöffel voll zu nehmen.
Ein gutes Präparat ist das Hhamninum liquidum (Stein-
bach), kaffee- bis teelöffel weise zu nehmen. Karlsbader Brause-
pulver, Cascara sagrada als Extraktum kaffeelöffel weise oder
in Pastillen (lange Dauer der Wirkung, abends zu nehmen).
Cascarine Leprince, Phenolphtalein (Purgen) etc. Rheum. Ich
gebe folgende Kombination:
Rp. Pulv. rad. Rhei,
Fulv. liquirit. cps. aa. 5,0
Extr. hyosciami 0,15
Natrii hicarhon. 10,0 ad scatul.
S. Abends ^1^—1 Kaffeelöffel zu nehmen.
Magnesia - Limonade , Magnesia citrica effervescens
(Achtung auf Ileus, Peritonitis, Okklusion!). Bei habitueller
chronischer Stuhlverstopfung zunächst allgemeine Behandlung
(Neurosen, Hysterien, Chlorosen, Bewegungsmangel). Bei
13*
196 OBSTIPATIO ALVI.
Abmagerung und Unterernährung, Dislokation der Bauch-
eingeweide, Mastkuren, mechanische Behandlung. Für die
Enteroptosen empfiehlt sich nebst Hebung der Ernährung
Anlegung entsprechender Bauchbinden, Reformkleidung bei
Frauen, mit Bauchbinde kombinierte Korsetts, Massage und
Heilgymnastik (s. w. u.!). Bei Erschöpfung, geistiger Über-
müdung Liege- und Rahekuren, bei symptomatischer Obsti-
pation (Genitalerkrankungen) Behandlung der letzteren. In
allen Fällen gewöhne man die Kranken, zu einer bestimmten
Zeit das Klosett aufzusuchen. Unterscheidung der atonischen
von der spastischen Form der Konstipation. Bei der ersteren,
weit häufigeren, Bekämpfung der bereits oben genannten
allgemeinen Momente. Bei Erschlaffung der Banchdecken
kommt neben der roborierenden Enteroptosen - Behandlung
Massage und Heilgymnastik in Betracht, am besten durch
einen geschulten Arzt ; eventuell kann der Patient versuchen,
sich selbst mit einer mit Schrot gefüllten Kugel den Leib zu
massieren, Zimmergymnastik. Zur Unterstützung der Massage
Faradisation mit der Massierrolle. Bei mangelhafter Inner-
vation des Rektums (Torpor recti) Galvanisation mit der
Ewaldsehen Schlauchelektrode (Anode in das Rektum, Ka-
thode auf verschiedene Stellen des Dickdarmes), Vi^rations-
massage des Abdomens.
Der gewohnheitsmäßige Gebrauch der Abführmittel ist
soviel als möglich zu bekämpfen, nur in Ausnahmsfällen ver-
ordne ich Abführmittel, sondern trachte durch ein diätetisches
Regime in Kombination mit mechanischen Hilfen funktionelle
Reize für den Darm beizustellen.
Bei atonischer Form muß die Behandlung darauf aus-
gehen, dem Darm die Fähigkeit der Verarbeitung und Loko-
motion seines Inhaltes in einer bestimmten Zeitperiode, die
prompte Einstellung des Stuhlreizes durch Übung und Training
allmählich wiederzugeben. Hierzu genügt eine Methode allein
in der Regel nicht, meist muß eine Kombination der in dem
entsprechenden Falle richtig ausgewählten diätetischen und
mechanischen Hilfsmittel zum Ziele führen. Zur Unterstützung
sind besonders hydriatische Prozeduren empfohlen. Lauwarme
Bäder, schottische Dusche auf das Abdomen etc. Einen Haupt-
faktor bei der Behandlung bilden die diätetischen Methoden.
Oft genügt bei Städtern, die gewohnt sind, sich einseitig zu
OBSTIPATIO ALVI. 197
ernährcD, eine entsprechende Sorge für ein gemischtes Menü.
Bevorzugung von Gemüse, Obstsorten und Kompott. Bei der
Diät kommen als stuhlfördernde Nahrungsmittel in Betracht:
schlackenbildendes Gemüse, Kraut, Kohl, Salate, derbe Mehl-
speisen, Schwarzbrot, Schrotbrot, Pumpernickel, Obst. Doch
kann auf die Dauer ohne mechanische und medikamentöse
Nachhilfe ein solches Kostregime von vielen Kranken nicht
vertragen werden (Flatulenz, Meteorismus). Sehr süße, zucker-
reiche Speisen (Milchsäuregärung), Rahm, saure Milch, ein-
tägiger Kefir, Laktomaltose, Milchzucker (2—3 Eßlöffel im
Tage an Stelle des andern Zuckers), Malz in Form von
Extractum maltiriccum, Kandol (teelöffelweise der Milch zu-
gesetzt), Malzbier, Apfelwein und Apfel-Champagner, saure
Früchte und Kompotte, Marmeladen, Jam, Prünellen, Pflaumen,
Südfrüchte, Feigen (Erregung der Darmmuskularis durch die
Kerne), Leinsamen, Milchkaffee gehören zu den stuhl-
befördernden und diätetischen Mitteln. Die Wirkung beruht
meist neben der mechanischen, die Peristaltik anregenden
Wirkung auf vermehrter Säurebildung in den unteren Darm-
partien. Bedeutender Fettgehalt der Nahrung (Butter) ist
oft sehr wichtig.
Diätschema bei Obstipation : Morgens nüchtern 300 g
Rohitscher Styriaquelle oder ein Glas warmes Biliner Wasser.
Frühstück: Kaffee mit Milchzucker oder Kandol-Kakao stark
gesüßt, Schrotbrot, Butter, Honig oder Marmelade. 2. Früh-
stück: 300 — 400 g saure Milch, Kefir, Laktomaltose (bei guter
Ernährung Obst). Mittags: wenig Suppe, Vorspeise Hering,
Sardellen, gekochtes oder gebratenes Rindfleisch, Kalbfleisch,
Hühner, Fisch, vielerlei Gemüse, mit Rahm eingebrannt oder auf
französische Art gesotten und mit Butter zubereitet, Kartoffel-
brei (mit Rahm- und Butterzusatz), Reis, Kompotte, derbe
Mehlspeisen, Butter, weicher Käse und Obst, Schrotbrot
oder Pumpernickel, als Getränk Mineralwässer oder Apfelsaft
(Ceres) mit Biliner Wasser. Nachmittags: Saure Milch oder
Kakao wie oben. Abends Fisch, Huhu, Gemüse, Kompott,
3 mal wöchentlich Hafergrütze oder Milchspeise, Butter und
Käse. Vor dem Schlafengehen: eine Orangeade mit Milch-
zucker gesüßt. Prießnitzbinde um den Leib mit verdünntem
Franzbranntwein und Wasser getränkt. Bei starken Atonien,
Dislokationen des Dickdarmes empfiehlt es sich, zu Beginn
198 OBSTIPATIO ALVI.
neben anderen Methoden direkte Waschungen des Dickdarmes
in Knieellbogenlage vorzunehmen. Man verwende hierzu
Rizinusölemulsion mit Kamillentee, physiologische Kochsalz-
lösungen. Zur Desinfektion Va — ^Voo Tymollösungen, heiße,
40 — 45<* C, s. Catarrhus intestin.
Bei habitueller Obstipation mit Vorteil heiße ölklystiere,
am Abend V* ^ — ^^^ 9 heißes Oleum sesami mit Zusatz von
2 Eßlöffel lOo/o Bromipin, (Die Nacht über zu behalten;
Durchzug ins Bett, Tampon in den After!) Am Morgen
Nachwaschen mit 1 — 1^2 ^ Kamillentee mit Znsatz von
1 — 2 Eßlöffel Natron bicarbonicum. Zur Unterstützung am
Beginn, um gewissermaßen den Darm einzustellen, leichte
Ekkoprotika, Rheum in Form von Pastillen oder in folgender
Mischung :
Rp. Pulv. rad. Rheij
Magnes. carh. aa. ö,0
Menthol 1,0
Natri hicarhon, 10,0 ad scatul,
S. 3mal täglich 1 — 2 Messerspitzen nach der Mahlzeit
in Oblaten zu nehmen.
Bei starker Flatulenz. Darmfänlnis und Antointoxikations-
symptomen Ichthoform.
Rp. Pulv, rad, Rhei,
Ichthoform aa. 5,0
Siilfur. depur.y
Magnes. carh, aa, 2,5
Menthol 1,10
Natr. hicarh. 8,0.
Mfp. div. in Dos. aequ. ponder, 0,75, d. in capsul, amylac.
S. 6 Kapseln täglich (nach der Mahlzeit).
Mit Vorteil wird zur Darmdesiufektion das von mir
empfohlene Menthol in folgender Form verwendet:
Rp. Menthol 0,05
Ol. oliv, oder Sacch. lad. 0,25.
D. tal. dos. in capsul. gelatin. (amylac).
S. 3 — 6 Kapseln im Tage zu nehmen.
Bei Darmlähmung nach Operationen, Peritonitis, Physo-
stiscmin.
OBSTIPATIO AI. VI. — OESOPHAGUS-STRIKTUREN. 199
Ep. Physostigmin. salicylic. Ofll
Äq. destill. 10,0,
S. ^/^ — 1 Pravazsche Spritze subkutan.
Besonders wertvoll sind methodische Übungen, Zimmer-
gymnastik, Zandern, Radfahren, Reiten, Schwimmen. Leicht
anregend wirkt der Tabak, welcher im Übermaße Koliken
und ebenso wie das Blei spastische Obstipation erzeugt.
Bei dieser Form müssen irritierende Ursachen (Oxyuris,
Fissuren etc.) ausgeschlossen werden. Bei rein spastischer
Obstipation Ruhe, auch geistig, Wärme, schlackenreiche,
säurebildende Diät, strenge Vermeidung von Abftlhrmitteln
und mechanisch erregenden Prozeduren, Souverän sind die
Belladonna-Präparate, intern.
Rp. Extr. helladonni 0^3
Pulv. et extr. Uquir. qu. s. utf. pH. Nr. XX,
S. 2 Pillen täglich.
oder in Suppositorien :
Rp. Fxtr. helladonnae 0,015
tal. dos. Nr. Xtl
f. suppositoria.
S. Margots und abends 1 Zäpfchen.
Rp. Eumydrin 0,0005
tal. dos. Nr. XIl
f. suppositoria.
S. 2 Zäpfchen täglich.
Heiße ölklystiere mit Zusatz von Oleum hyoscyami oder
Oleum papaveris und die von mir empfohlene Methode der
Bougierungsbehandlung, vor welcher man zweckmäßig
das Rektum durch Einführung eines Anästhesinsuppositoriums
unempfindlicher macht.
Bei Ileus spasticus Atropininjektionen. G. Singer.
OesophagUS-Strikturen. Gutartige Strikturen.
Die durch Verätzungen entstandenen Strikturen bleiben bei
mittelgradigen Fällen der lange geübten Sondenbehandlung
vorbehalten. Tägliche Sondierung mit zylindrischen oder
konischen Sonden in laugsam zunehmendem Zeitausmaß (10 Min.
bis IV2 Stunden) und langsamem Ansteigen der Bougiestärke.
Bei bereits toleranten Patienten ist die Einführung einer
200 OESOPHAGl S-STRIKTUREN. - ORBITA, ERKRANK. D.
stärkeren Sonde in der zweiten halben Stunde vorzunehmen.
Die Behandlung führt je nach dem Grade der Verätzung
in mehreren Wochen bis Monaten zum Ziel. Nachbehandlung
(1 — 2mal wöchentlich) vom Patienten selbst durch viele
Monate durchzuführen.
Sehr enge Strikturen sind im ösophagoskop mit Hilfe
von eingeführten Laminariastiften oder mit über Mandrin
gespannten Drainrohren zur Bougiebehandlung vorzubereiten.
Bei den ungünstigsten mehrsitzigen Strikturen kommen die
verschiedenen Verfahren nach Gastrostomie in Anwendung
(Dilatation „ohne Ende" etc.). In Strikturen stecken gebliebene
Fremdkörper sind nur mittelst ösophagoskop anzugehen.
Spastische Strikturen sind mit dicken und zugleich
schweren Sonden (mit Schrot oder Quecksilber gefüllt) zu
behandeln.
Maligne Strikturen können geraume Zeit mit Bougie-
behandlung für eine halbwegs genügende Ernährung offen
erhalten werden. Der Gebrauch konischer Sonden ist nur
sehr Geübten anzuraten. Bei entzündlicher Schwellung nach
Bougierung Morphium und 3 — 4 Tage Rektalernährung. Mit
der Ausführung der Gastrostomie ist nicht zu lange zu zögern.
Ebstein.
Okulomotoriuslähmung. Zumeist Symptom eines
zentralen Leidens: Hirntumor, Hirnblutung; Prodrom der
Tabes oder progressiven Paralyse. — Selten sogenannte rheu-
matische Okulomotoriuslähinung.
Anfangs antirheumatische Therapie (Aspirin, Natrium
salicylicum 3mal 1 g täglich) ; Faradisation mit einer Knopf-
elektrode um das kranke Auge herumstreichend (schwache
Ströme).
Bei vorhergegangener syphilitischer Infektion Hg-Kur,
längere Zeit fortgesetzt; später Jodnatrium. Hirse hl.
Orbita, Erkrankungen der. Periostitis des
Orbitalrandes. Ätiologie: Trauma, Lues (hered., acquisit.),
Tuberkulose.
Therapie bei traumatischer Periostitis: Kalte Umschläge
mit Bleiwasser oder Liq. Burowii (1 : 5 — 10 Aq.), zur Beförde-
rung der Resorption lokal graue Salbe — bei offenen Wunden
ORBITA, EEKRANKUNGEN DER. 201
antiseptische Versorgung derselben, sekundäre Naht. Glatt-
randige, nicht infizierte Wunden werden primär genäht.
Therapie bei syphilitischer Periostitis : Antiluetische
Behandlung.
Therapie bei Caries tbc: Allgemeinregime, lokal:
Dnnstumschläge mit Wasser oder verdünntem Liq. Burowii
(1 : 5 — 10); bei bevorstehendem Durchbruch des kalten Ab-
szesses: Inzision, Jodoformdrainage ; bei Fisteln: Exzisiou
der Granulationen und Schwarten, Exkochleation bis ins Gesunde ;
später, wenn kein Nachschub, Plastik zur Vermeidung von
Ektropium.
Abszeß des Orbitalrandes; Inzision in horizontaler
Richtung (nach Rasierung der Augenbrauen und Reinigung des
Operationsfeldes) parallel dem Augenbrauenbogen unter der
Geschwulstkuppe, Tamponade, Drainage. Dauert die Eiterung
fort, so ist Verdacht auf Sequester. Ist dieser lose, so muß
er entfernt werden, wenn nicht, wird die Abszeßhöhle bis zur
Abstoßung desselben offen gehalten.
Cellulitis orbitalis (Tenonitis); Phlegmone orbi-
tae. Ätiologie: Verletzungen mit Infektion; fortgepflanzt von
den Nebenhöhlen der Nase (rhinol. Untersuchung!); fortge-
pflanzt von der umgebenden Haut: Erysipel, Anthrax; fort-
gepflanzt von den Knochen : Perlost, maxillae , orbitae ; me-
tastatisch: Pyämie, Sepsis, Typhus, Skarlatina, Variola, Me-
ningitis.
Die Therapie dieser Erkrankungen besteht in Anwen-
dung feuchtwarmer Umschläge mit Wasser oder verdünnter
essigsaurer Tonerde, die entweder eine Resorption bewirken
oder zur Abszedierung führen. In diesem Falle ist durch
tiefe Inzisionen dem Eiter Abfluß zu verschaffen, wodurch
auch die Schmerzen sofort verringert werden. Die Dislokation
des protrundierten Bulbus gibt Anhaltspunkte über die Lage
des Abszesses und die Inzisionsstelle. — Die Spitze des Bistouris
ist stets gegen die Spitze der Orbita zu richten. Hierauf
Drainage, feuchter Verband mit essigsaurer Tonerde. Bei
Fortdauer der Eiterung in der Tiefe liegt Verdacht auf einen
Sequester resp., wenn ein Trauma vorherging , auf die
Möglichkeit eines Fremdkörpers in der Orbita vor, dann
ist nach Erweiterung der Wunde der Sequester oder Fremd-
körper zu entfernen. Die Lage eines eventuellen Fremdkörpers
202 ORBITA, ERKRANKUNGEN DER. — ORBITALABSZESS.
oder Knochensplitters ist durch Röntgenuntersuchung festzu-
stellen.
Gegen die Schmerzen müssen Narkotika, eventuell Blut-
entziehung, Stauung angewendet werden.
Sind diese entzündlichen Erkrankungen der Orbita mit
Entzündungen des Bulbus (Iritis, Keratitis, Neuritis etc.) ver-
bunden, so müssen diese Komplikationen selbstverständlich
der für sie nötigen Therapie zugeführt werden.
Haemorrhagia orbitae, Emphysema orbitae. Ätio-
logie: traumatisch, plötzlich entstanden (Emphysem oft durch
Schneuzen, Niesen , Pressen beim Stuhlgang, Heben schwerer
Lasten etc.).
Therapie: Druckverband bei Hämorrhagie feucht, bei
Emphysem trocken. Vermeidung körperlicher Anstrengungen
und plötzlicher Blutdrucksteigerung (vgl. Ätiologie) , La-
xantia. — Das Emphysem ist nach einigen Tagen beseitigt,
die Resorption der Hämorrhagie dauert länger; ist der Ex-
ophthalmus so stark, daß Lidschluß nicht vollständig mög-
lich, so provisorische Vernähung der Lidspalte.
Exophthalmus pulsans (=:Aneurysma art. venös, des
Sin . cavemos.). Therapie: Methodische Kompression der Carotis
täglich solange als erträglich — wenn erfolglos: Ligatur
der gleichseitigen Carotis oder beider Carotiden.
Tumoren der Orbita. Die wichtigsten sind: Meningo-
kele: (unverschieblich, am Knochen festsitzend, oft die Lücke
in diesem fühlbar, komprimierbar, dabei zuweilen Hirndruck-
symptome, spontane pulsatorische und respiratorische Schwan-
kungen. Therapie: nihil. Man hüte sich vor Exstirpation.
— Angiome, Sarkome, Osteome: Operative Entfernung
der Geschwülste, mit oder ohne Schonung des Bulbus je
nach Sitz, Ausdehnung und Natur der Geschwulst. Bei An-
giomen elektrolytische Punktur. Hanke.
Orbitalabszeß (retrobulbäre Phlegmone). Berück-
sichtigung der Ätiologie: Fremdkörper, infizierte Wunden in
der Umgebung, Empyeme des Siebbeinlabyrinths , der Stim-
und Kieferhöhle, Erysipel und Anthrax der Lider, Periostitis,
eitrige Thrombose des Sinus cavernosus, Aktinomykose etc.
Zunächst heiße Umschläge oder Verband mit Liquor Burowii;
kommt es zur Abszedierung, so muß der Abszeß, dessen Lage
ORBITALABSZESS. — OSTEOMALAZIE. 203
aus der Eicbtang, nach welcher der Bulbus verdrängt ist^
gefolgert wird, durch eine tiefe luzision mittelst Spitzbistouri
eröffnet werden, wobei Sehnerv und Augenmuskeln und -nerven
nach Möglichkeit zu schonen sind. Hierauf Drainage und
feuchter (ßurow) Verband. Erregen fortdauernde Eiterung
Verdacht auf Anwesenheit eines Fremdkörpers oder Sequesters,
so sind diese nach Erweiterung der Wunde aufzusuchen
(Röntgenuntersuchung) und zu entfernen. Die weitere Be-
handlung erfolgt nach den allgemeinen chirurgischen Regeln.
Besteht hochgradiger Exophthalmus, so ist Austrocknung
der Hornhaut wegen Unbedecktseins durch die Lider zu
befürchten und muß durch Vereinigung der aneinander ge-
zogenen Lider mittelst Pflasters, oder Bedecken mit Bor- oder
Jodoformsalbenflecken verhütet werden, jedenfalls aber muß
die Hornhaut zum Zwecke rechtzeitiger Behandlung eventuell
entstehender Keratitis e lagophtalmo oder Keratitis neuro-
paralytika (Zerstörung der Trigeminusäste in der Orbita)
täglich besichtigt werden. R. Hitschmann.
Osteomalazie. Zwei souveräne Mittel beherrschen die
Therapie: Phosphor und Kastration. Im allgemeinen kommt
man mit Phosphor sicher aus. Phosphorverbindungen und
Kalksalze sind wertlos. Das Medikament muß Monate, selbst
1 — 2 Jahre lang ununterbrochen genommen werden.
Rp. Phosphor 008!
Ol.jecor. asell. 100' 0
Chloroform, gutt. X,
S, Täglich ein Kaffeelöffel.
Zur Unterstützung Steinsalzbäder, Schaffung günstiger
hygienischer Verhältnisse. Keine feuchten Wohnungen! Ver-
meidung weiterer Schwangerschaften! Sehr günstig wirkt
unter Umständen Übernahme in Spitalspflege.
Kastration kommt in der Regel nur als Gelegenheits-
operation (bei gleichzeitigem Kaiserschnitt, bei Salpingo-
Myomotomie etc.) in Betracht; ausnahmsweise dann, wenn
die Phosphorbehandlung versagen sollte, oder wenn rasch
aufeinanderfolgende Schwangerschaften den Erfolg einer
internen Therapie verhindern.
Besteht Gravidität, so kann gelegentlich bei besonders
hochgradigen Beschwerden — ohne Beziehung auf even-
204 OSTEOMALAZIE. — OTITIS EXTERNA.
tuelle Beckenverengerung — künstliche Frühgeburt, selbst
Einleitung des Abortus in Frage kommen. Letztgenannte
Operation ist bei hochgradiger Beckenenge sehr schwierig.
Im allgemeinen beschränke man sich auch während
der Schwangerschaft auf interne Behandlung und richte sich
eventuell nach den für das enge Becken gültigen geburts-
hilflichen Kegeln. Bei sehr dehnbarem Becken prophylak-
tische Wendung und Extraktion. Frühgeburt gibt bei osteo-
malazisch verengtem Becken sehr schlechte Resultate für das
Kind. Bei höheren Graden der Beckenverengerung womöglich
Porrooperation wegen der gleichzeitigen kurativen Wirkung.
Im Puerperium Phosphortherapie. Nicht stillen!
Latzko.
Otitis externa. Entzündung des äußeren Gehörgangs.
In akuten Fällen: Einlegen von Gazestreifen mit Liquor Bu-
rowii (5 — 6mal verdünnt) oder mit
Rp. Aeid. carhol. 0^5 oder Rp. Anaesthesini Ritsert 2,0
Glyceririi 10,0. Ol. olivarum 20fl
BS, Karholglyzerin. Aeid. carbol, liquefact.
gtt. X.
DS. Äußerlich.
Darüber feuchtwarmen Verband, Breiumschlag oder Thermo-
phorkompresse. eventuell auch lokale Heißluftapplikation.
Bei umschriebener Infiltration Inzision und nachherige
Anwendung der erstgenannten Therapie. Nach Ablauf
der EntztinduDgserscheinungen Austupfen mit Sublimat-
spiritus (iVoo) ^^^ Anwendung eines Liniments:
Rp. Hydrargyri praecipitati oder Betupfen mit
alhi 0,3 Rp. Aeid. picrinici 1,0
Vasenoli liquidi 30,0. Aq. dest. 100,0.
MDS. Äußerlieh. MOS. Gift!
In chronischen Fällen :
Reinigung des Gehörgangs durch Austupfen mit
20/oiger Lysollösung (Lysoformlösung), Applikation von 8ubli-
matspiritus lo/oo) Betupfen mit 5 — lO^/oigeo Argent. nitric-
Lösungen, Tamponade mit Xeroformgaze oder weißer Gaze,
getränkt mit einem l^/oigen Präzipitat- oder V«Voi&cn Pro-
targolliniment. H. Frey.
OXYURIS VERMICULARIS. — OZAENA. 205
Oxyuris vermioularis, Prophylaxe der Selbst-
infektion mit Eiern: größte Reinlichkeit der Aftergegend,
der dort kratzenden Hände. Kurze Nägel. Der Patient soll
eigene Speisegeräte haben, allein schlafen , um nicht andere
zu infizieren.
Therapie: Die Kur ist wochen: , ja monatelang fort-
zusetzen! Schon Purgieren dezimiert die Würmer, das beste
Mittel sind aber allabendliche Klysmen mit Wasser, Koch-
salzlösung oder Seifenabkochuno^ (Sapon. medic. 6 — 10 , Aq.
fönt. 1000). Mit diesen pflegen reichlich Würmer abzugehen ;
Gegen das Jucken kann man Ung. einer, um den After ein-
reiben. (Auch Knoblauchabkoehungen werden zu Klysmen
verwendet: 100^ frische, zerschnittene Knoblauchzehen in
11/2 1 Wasser bis auf 1 Z eingekocht; für Kinder nur wenige
Zehen einzukochen.) Kombination mit Santonin-Behandlung
(vgl. unter Ascaris). E. Hitschmann.
Ozaena. Unter 0. verstehen heute die Rhinologen
jene chronische, allmählig zur Atrophie der Schleimhaut und
des Knochengerüstes führende Krankheit, in deren Gefolge
es zu massenhaften, leicht sich zersetzenden Borken von
äußerst fötidem Geruch kommt.
Da es der Therapie keineswegs gelingen kann, eine dege-
nerierte atrophische Schleimhaut zur Norm zurückzubringen,
kann ihre Aufgabe nur darin bestehen, die vorhandenen
Symptome zu mildern, durch Behandlung der Schleimhaut
die Sekretion letzterer umzustimmen, d. i. flüssiger zu ge-
stalten, wodurch dann wieder die Stagnation des Sekrets
hintangehalten wird. Es sind vorzugsweise folgende thera-
peutische Maßnahmen üblich:
1. Systematische Ausspülung beider Nasenhöhlen mit ver-
schiedenen Lösungen. Am beliebtesten sind die alkalischen Lö-
sungen, also eine etwa 10<^/oige Natrium bicarbönicum- Lösung
mit etwas Znsatz von Kochsalz. Die zur Ausspülung ange-
wandte B'lüssigkeit soll beiläufig 35® C haben und mittelst
des Irrigators zur Anwendung gelangen. Bei Menschen^ in
deren Tuba Eustachi! leicht Flüssigkeit hineingelangt, darf
die Nase nicht ausgespült werden.
2. Eine viel wirksamere Methode als die Ausspülung
ist die Gottsteinsche Tamponade. Diese besteht darin, daß
206 OZAENA.
man an die mit Borken belegten Nasenwände Wattetampons
recht intensiv andrückt nnd 12 — 24 Stunden in der Nasen-
höhle läßt. Durch Druck auf die Borken wird die Schleim-
haut zu einer flüssigeren Sekretion angeregt« wodurch die
festhaftenden Borken leichter zu entfernen sind. Da der
fötide Geruch hauptsächlich durch Stagnation der Borken
hervorgerufen wird, ist die erörterte Tamponade das pro-
bateste Mittel, um den häßlichen Geruch wegzubringen.
3. Während die Ausspülung und die Gott st einsehe
Tamponade die Entfernung des borkigen Sekretes zum Zwecke
haben, ist die Massage eines der gewöhnlichsten Mittel,
um die degenerierte Schleimhaut hyperämisch zu gestalten,
wodurch die Sekretion flüssiger gemacht wird. Die Massage
wird mittelst einer mit Watta armierten Sonde entweder so
ausgeführt, daß die Schleimhaut der Länge nach bestrichen
wird, oder es wird die Vibrationsmassage — diese entweder
mit der Hand oder mittelst des durch den Elektromotor
betriebenen Massageapparates — appliziert.
Über den Wert der Massage gehen die Ansichten ziemlich
weit auseinander. Die Massage geschieht des weiteren in
der Weise, daß das mit Watta eingewickelte Ende der Sonde
mit verschiedenen Medikamenten, gewöhnlich mit solchen
von salbenartiger Konsistenz, eingefettet wird.
4. Als ein die Sekretion der Nasenschleimhaut intensiv
umstimmendes Mittel ist die Elektrolyse angegeben worden.
Es wird an verschiedenen Stellen der Schleimhaut entweder
mittelst der am negativen Pol liegenden Nadel oder mit
Doppelnadeln ein Strom von etwa 30 Milliampere Stärke
während 5 Minuten durchgeleitet. Diese Prozedur wird des
öfteren in mehrtägigen Intervallen wiederholt, wonach zu-
"weilen die Schleimhautsekretion eine auffallend flüssige wird.
Diese Abänderung der Sekretion dauert leider niemals längere
Zeit an, sie ist nur die Folge der nach der elektrolytischen
Ätzung folgenden entzündlichen Reaktion der Nasenschleimhaut.
Nach Ablauf der letzteren stellt sich wieder die alte borkige
Sekretion mit Stauung und Zersetzung ein.
5. Als das radikalste Mittel gilt in jüngster Zeit die
Einverleibung von Paraffinprothesen in die Submukosa, wo-
durch die infolge der Atrophie yeit gewordenen Nasenhöhlen
verengt werden. Andrerseits soll die sekretorische Um-
OZAENA. 207
Btimmang der Nasenschleimhaut von bleibender Dauer sein.
Allem Anscheine nach ist diese Therapie nach den Er-
fahrungen der letzten Jahre einigermaßen Erfolg verheißend.
Doch ist es noch fraglich, ob der Erfolg ein dauernder
sein wird.
Es ist nicht zu vergessen, daß die Sekretionsquelle bei
der 0. nicht gleichmäßig von der ganzen Nasenschleimhaut
geliefert wird. In einer relativ häufigen Anzahl der Fälle
wird das Sekret von einzelnen Nebenhöhlen geliefert. Ins-
besondere das Siebbeinlabyrinth und die Keilbeinhöhle par-
tizipieren des öfteren an der Sekretion. Es ist nun selbst-
verständlich, daß in besagten Fällen nach der Behandlung der
gesamten Schleimhaut auch noch eine lokale, gegen die Er-
krankung der Nebenhöhle gerichtete Behandlung erfolgen muß.
Hajek.
'Ozaena. In allen Fällen, wo eine Knochenerkrankung
— in der Regel Caries syphilitica — vorliegt, hat bloß eine
Reinigung der Nase durch Ausspülung mit einer lauwarmen
Lösung von Kali hypermanganicum 2— 3mal des Tags statt-
zufinden, und sobald der erkrankte Knochen beweglich ge-
worden, ist seine Entfernung anzustreben, womit auch die
Ozaena als solche in der Regel geheilt erscheint. — Ebenso
ist durch Beseitigung etwaiger Fremdkörper, an die wir
namentlich bei jugendlichen Individuen und insbesondere beim
einseitigen Prozeß stets zu denken haben, die weitere
Heilung bald spontan vollendet. — Bei den anderweitigen
genuinen Formen und auch bei der Ozaena syphilitica lasse
man täglich 3mal vorerst mit lauwarmem Wasser die Borken
und das jauchige Sekret unter Zuhilfenahme eines zirka 1 Liter
Flüssigkeit fassenden Irrigateurs entfernen. Nach gründlicher
Reinigung lege man in jede Nasenhälfte je einen ziemlich großen,
mit einer 20°/oigen wässerigen Ichthyollösung imprägnierten
Wattetampon, der nach einer Stunde entfernt werden kann. —
Einen sicheren und bleibenden Erfolg erzielt man durch
Röntgenbehandlung. Auch hier muß jedesmal eine gründ-
liche Reinigung vorausgehen. Bei Anwendung der X-Strahlen
Bollen nur harte Röhren gebraucht werden. Das Gesicht
des Kranken wird durch eine Kautschukplatte oder einen
Bleitriohter geschützt. In der durch ein geeignetes Ge-
stell fixierten Schutzvorrichtung ist eine öö'nung angebracht,
208 OZAENA. — PANNUS.
welche nicht größer zu sein braucht als der Umfang des
Nasentrichters, den der Kranke in seine vordere Nasenöffnung
einführt. Es wird erst die eine, dann die andere Hälfte der
Nase, u. zw. je 10 — 15 Minuten dem , Einfluß der Röntgen-
strahlen exponiert. Die Behandlung, welche im Beginn täg-
lich vorgenommen werden muß, nimmt viele Monate in An-
spruch. Bei fortgeschrittener Heilung braucht man bloß
1 — 2mal wöchentlich, später noch seltener das Röntgen ver-
fahren anzuwenden, um jede Spur eines Rezidivs zu verhüten.
M. Großmann.
P.
Panaritium. Prophylaxe: Reinlichkeit, sofortige
Behandhing kleiner Verletzungen.
Therapie: Bei P. cutaneum Abtragung der 'abge-
hobenen Hautblase, Verband mit Seiger Borsalbe, noch besser
trocken mit Xeroformpulver oder Bardel ebenscher Wis-
mutbinde.
Bei P. phlegmonosum und tendineum frühzeitig aus-
giebige Inzision, dann Applikation des Bier sehen Saugglases
täglich 20—30 Minuten, heiße Handbäder.
Wenn Sehnen oder Sehnenscheiden erkrankt sind, nach
der Inzision Stauung mit der Gummibinde am Oberarm,
täglich 15 — 20 Stunden, frühzeitig Bewegungsübungen.
Keine Drainage oder Tamponade der Inzisionsöffnung !
Bei P. osseum Entfernung des Sequesters, sobald der-
selbe gelöst ist. Jerusalem.
Pannus. Entfernung der bisweilen zugrunde liegen-
den langdauernden mechanischen Reize (Trichiasis) , Be-
handlung der ekzematösen oder trachomatösen Konjunktivitis.
Bei frischem Pannus Massage mit
Ep. Hydrarg. praecipit. flavi pultiform,
(sec. Dr, Schweissinger) 0^1—0^5
Vasel. flavi puriss. 10,0.
M. exactiss. f. ung,
S. Mittelst Glassiähchens in das Auge zu bringen und mit
den Augenlidern zu verreiben
oder mit
PANNUS. — PAEALYSIS PROGRESSIVA. 209
Rp. Cwprt sulfuric. 0,05—0^0
Ung. glycerini c. amylo 10,0,
Weniger schmerzhaft ist
Rp. Cupri citrici O^ö-^tfi
Vng, glycerini c. amylo 10,0.
Sehr dicker traehomatöser Pannus kann selbst mit dem
Alaun- oder Kupferstift vorsichtig tuschiert werden. Bei
sehr hartnäckigem Pannus Peritomie oder Periektomie, d. h.
zirkuläre Umschneidnng oder Exzision eines schmalen Ringes
aus der Bindehaut rund um den Limbus. Bei altem, narbi-
gem Pannus: Massage mit 5 — 10<*/o gelber Präzipitatsalbe
(auch mit Zusatz von Dionin 5^/o). Die bei sonst aussichts-
losen Fällen von Pannus oft noch wirksame Behandlung mit
Jequirityinfus oder in neuerer Form mit Jequiritol
möge dem Spezialisten tiberlassen werden, da stürmische
Erscheinungen auftreten können.
Warnung! Bei Anwendung der gelben Präzipitatsalbe
darf intern kein Jodpräparat genommen werden, weil das
durch die Tränendrüse reichlich abgesonderte Jod sich mit
dem Quecksilber der Salbe zu dem die Bindehaut stark
ätzenden Jodquecksilber verbindet. R. Hitschmann.
Paralysis progressiva. Trotz des ursächlichen
Zusammenhanges zwischen einer vorausgegangenen syphili-
tischen Aflfektion und dem paralytischen Prozesse erweist
sich eine antiluetische Kur zumeist wirkungslos. In verein-
zelten Fällen aber, wo das Intervall zwischen der venerischen
Aflfektion und den ersten Anzeichen der Gehimerkrankung
ausnahmsweise ein relativ kurzes ist, können durch eine
vorsichtige, aber energische, eventuell mehrmals wiederholte
spezifische Kur sehr scliöne Erfolge erzielt werden.
(Inunktionskur, Sublimatinjektionen, oder Hydrargyr. oxydnlat.
tannic. intern in Pillen k 0,03; Jodkali, 2,0 pro die).
Eine forcierte Kaltwasserkur ist geradezu kon-
traindiziert.
Versuche, die von der Erfahrungstatsache ausgehen, daß
fieberhafte, körperliche Krankheiten bei Paralytikern erstaun-
lich weitgehende und anhaltende Stillstände und Remissionen
herbeiführen können, wurden neuerdings mit Tuberculinum
Kochii angestellt und sind, namentlich bei ganz initialen
F e 1 1 n e r , Therapie der Wiener Spezialärzte. 14
210 PARALYSIS PROGRESSIVA.
Fällen, auf das wärmste anzuraten. Zur Verwendung kommt
eine 10^/oige Lösung von Alt-Tubereulin (n Teile Tuber-
kulin, 4 n Teile Glyzerin, 5 n Teile Aq. destilL). Injektion
jeden zweiten Tag von 0,01 steigend bis 0,3 — 0,5, je nach
der fieberhaften Reaktion. Bei eintretender Hyperpyrexie
(die ja erstrebt wird) Antipyretika nicht nötig; einfache
Bettruhe, kalte Bausehen oder Eis auf den Kopf, Laxantien.
Die Sorge für regelmäßigen Stuhlgang muß überhaupt
während der ganzen Daner der Paralyse besonders im Auge
behalten werden. Koprostase erzeugt bei den Kranken leicht
die berüchtigten schwächenden und lebensgefährlichen Pseudo-
dysenterien und scheint auch eine wichtige Rolle bei den
epileptiformen Anfällen der Paralytiker zu spielen. Die Kost
sei reichlich, aber reizlos; Alkohol in jeder Form und
Quantität kontraindizierl.
Bei den epileptiformen Anfällen, welche leicht zu dem
lebensgefährlichen Status epilepticus führen können. Eis
oder Leiterscher Kühlapparat auf den Kopf, energische
Ableitung auf den Darm (Kalomel intern, Klysma). Lassen
die Anfälle daraufhin nicht rasch nach, so muß Chloral-
hydrat (3,0 pro dosi) oder Amylenhydrat (4,0 — 5,0 pro
dosi) verabfolgt werden, stets in reichlich schleimigem Vehikel
(etwa auf 1,0 des Präparates 50,0 Flüssigkeit, z. B. Mucilag.
gummi acaciae und Aq. fontis aa.); am besten per Klysma^
wobei das Wartepersonal anzuweisen ist, einige Zeit nach
der Applikation des Mittels digital die Analöffhung des
Kranken zu verschließen, um ein Herauspressen des Medi-
kamentes zu verhindern. Auch subkutane Kochsalzinfusionen
haben sich in derartigen Fällen recht bewährt.
Die in späteren Stadien der Paralyse häufig vorkom-
menden Blasen Störungen erheischen besondere Beaufsich-
tigung. Oft sind dieselben lediglich psychisch bedingt,
durch die Demenz, die Unaufmerksamkeit der Kranken. In
derartigen Fällen gelingt es überraschend leicht, durch ent-
sprechendes Zureden, durch Darreichung der Urinflasche etc.
den Patienten zur Miktion zu veranlassen. In vielen anderen
Fällen handelt es sich um Störungen im nervösen Blasenmecha-
nismus. Dort, wo eine Hinterstrangsaffektion vorliegt (Fehlen
der Achilles- und Patellarreflexe) , ist die Urinverhaltung
durch eine'Detrusorschwäche bedingt; da kann man die
PARALYSIS PROGRESSIVA. 211
Blase durch einen leichten stetigen Druck auf die Rauchwand,
zu beiden Seiten der Recti abdominis (ähnlieh dem Credo sehen
Handgriffe zur Expression der Plazenta) vollständig entleeren.
Diese Prozedur wäre aber sehr bedenklich in Fällen, in
welchen eine tonische Kontraktion des Sphincter vesicae
besteht. Dies ist der Fall bei Affektionen des Seitenstranges
(Steigerung der Sehnenreflexe, eventuell Patellar- und Fußklo-
nus). In Fällen letzterer Art läßt sich der Spannungszustand des
Blasenverschlußapparates oft durch ein protrahiertes warmes
Bad beheben, oder es erfolgt eine Erschlaffung des Blasen-
sphinkters gleichzeitig mit der Relaxation des Mastdarmschließ-
muskels. Nach einem hohen Eingüsse geht oft mit den Skybala
gleichzeitig auch der Urin ab. Erst wenn alle diese Maß-
nahmen nicht zum Ziele führen, entschließe man sich zum
Katheterismus. (Am besten mit den weichen Nölatons. Pein-
lichste Asepsis versteht sich von selbst.) In jedem Falle, in
welchem man katheterisieren mußte, gebe man intern durch
einige Zeit Uro tropin (3.0 pro die), wodurch die Gefahr
einer Cystitis noch bedeutend verringert wird.
Psychomotorische Erregung und Schlaflosigkeit
werden nach den üblichen Regeln bekämpft, wobei nur zu
erwähnen ist, daß sich das Chi oralhyd rat gerade bei Para-
lytikern wegen seiner blutdruckherabsetzenden Wirkung
(Dekubitus!) weniger empfiehlt. Auch gegenüber dem
Malonal schienen mir speziell diese Kranken besonders emp-
findlich zu sein.
Der Dekubitus (Druckbrand) ist in den Terminalstadien
der Paralyse eine sehr häufige Erscheinung, welche, sobald
sie aufgetreten, oft nur schwer zu bekämpfen ist, dagegen durch
entsprechende prophylaktische Maßnahmen meist verhütet
werden kann.
Vor allem tadellos bereitete Lagerstätte (Hemd, Lein*
tuch usw. glatt, faltenlos, Überreste der Mahlzeit sorgfältig
zu entfernen; namentlich achte man auf die stacheligen Brot-
krumen), öfterer Lagewechsel der Kranken. Nichts begünstigt
ferner das Auftreten des Dekubitus so sehr wie das Naß-
liegen der Kranken. Es empfiehlt sich, das Gesäß und die
angrenzenden Partien ein wenig einzufetten (etwa mit Bor-
vaseltn), um eine stärkere Mazeration der Haut durch Flüs-
sigkeit zu vermeiden.
14*
212 PARALYSIS PROGRESSIVA. — PARAPHIMOSIS.
Die PrädilektioDSStellen für die Druckbraudbildan^
(Kreuzbein, Sitzknorreu, Fersenhöcker, Schulterblätter usw.)
müssen fleißig besichtigt und, sobald die Haut sich verdächtig
zu röten beginnt, hohl gelegt werden (Luftpolster); als ganz
zweckmäßig bewähren sich Waschungen derartiger Stellen
mit Spirituosen Mischungen; hat sich trotz aller Vorsichts-
maßregeln doch einmal ein Dekubitus entwickelt, so erfolgt
die Behandlung natürlich nach allgemeinen chirurgischen
Grundsätzen.
Ein großer Teil der Kranken kann bei entsprechenden
äußeren Bedingungen in häuslicher Pflege behandelt werden.
Bei manischen Zustandsbildern freilich wird sich zumeist
die Anstaltsinternierung als notwendig erweisen. Die möglichst
frühzeitige Entmündigung ist in jedem Falle angezeigt.
Pilcz.
Paranoia (chronische Verrücktheit). Die The-
rapie hat hier leider nicht einmal in symptomatologischer
Hinsicht einen Angrifispunkt. — Möglichste Ablenkung der
Patienten durch Arbeit und Zerstreuung. — Die Frage nach
der Notwendigkeit einer Anstaltsinternierung muß strenge
individuell, je nach der Reaktion der Kranken auf ihre
Wahnideen und ihrem Naturell auch in gesunden Tagen
beantwortet werden. Pilcz.
Paraphimosis. Prophylaxe: Bei relativer Phimose
und wiederholter Einschnürung des zurückgezogenen Prä-
putiums ist die erweiternde Vorhautplastik das beste Vor-
beugungsmittel.
Therapie: Bei kurzem Bestände und mäßigem ödem der
Glans gelingt ohne weiteres die Reposition. Verdrängung des
Ödems durch Kompression der Glans, Fixation des ein-
schnürenden Ringes mit Daumen und Zeigefinger der linken
Hand. Mit der recliten Hand wird die infolge des Druckes
abgeschwollene Eichel durch den schnürenden Ring zurück-
gedrängt. Bei derberer Schwellung der Eichel und beginnender
Gangrän des einschnürenden Ringes wird man nach Vor-
behandlung mit Blei wassernmsch lägen und entsprechenden
Kompressionsversuchen der geschwellten Glans und Vorhaut
immer noch die Reposition durch bimanuelle Retraktion er-
reichen. Zeige- und Mittelfinger ziehen die eingeschnürte
PARAPHIMOSIS. — PAROTITIS. 213
Vorhantleiste nach vorne (schmerzhaft). Die Daumen drücken
die Eichel entgegen. Bei drei- und mehrtägiger Paraphimose
wird unter Lokalanästhesie (Kokain S^/^,, Alypin 2o/o,
Novokain 2%) der mit der Hohlsonde unterfahrene, den
Sulkus einschnürende Vorhautsaum am Dorsum durchschnitten
und die erweiterte Vorhaut reponiert. Bei organisiertem,
resp. plastischem ödem gelingt auch nach Behebung der
Einschnürung das Zurückschieben nicht und hat eine metho-
dische Bindenkompres$ion die Resorption zu unterstützen.
Bei symptomatischer Paraphimose (ülcera venerea, Syphilis)
stellt sich nach Beseitigung der entzündlichen Infiltrate die
freie Beweglichkeit der Vorhaut wieder ein. Nobl.
Parotitis, in bezug auf die symptomatische Form
bei infektiösen und anderen fieberhaften Krankheiten prophy-
laktisch und therapeutisch sorgfältige Mundpflege (wasser-
feuchte Leinwandläppchen, Glyzerin, Borglyzerin [1 : 5] für
die Zunge; häufiges Trinken, Mundwässer; Lanolin, Gerat,
cetacei rubr., üng. emolliens für die Lippen),
In bezug auf die epidemische Form prophylaktische
Maßregeln zur Isolierung der Erkrankten (Eß- und Trink-
gefäße!) bis zur völligen Heilung (mindestens 3 Wochen) und
zum Schutze der Gesunden (namentlich schwächlicher Kinder).
Anzeigepflicht. Desinfektion. Prophylaktische und thera-
peutische fleißige Gurgelungen (Kai. hypermang. VaVoo)» ^^s
in die Rekonvaleszenz hinein. Bettruhe durch mindestens
8 — 9 Tage, weiterhin Aufenthalt im Zimmer bei milder,
flüssiger Kost, wenn nötig durch Glasrohr und geregelter Stuhl-
entleerung. Einreibungen mit warmem Olivenöl, Einpackungen
mit gefetteter Watta; Kataplasmen; Prießnitzumschläge; Ver-
band mit essigsaurer Tonerde; 1 — 2mal täglich Einreibungen
mit 5<>/o Guajakolsalbe, darüber Guttaperchapapier und Binde
(Schottmüller). Behandlung etwaiger Entzündung des Hodens
(Hochlagerung, Watte verband), der Ovarien (Prießnitz-
umschläge), der Mamma, der Gl. submaxill. und subling., der
Tränendrüse und Thyreoidea. Berücksichtigung etwaiger
Albuminurie oder anderer Organerkrankung und sachgemäße
Behandhing. Bei begleitender oder nachfolgender Erkrankung
der Ohren oder Augen entsprechende Therapie. Bei zögernder
Resorption Einreibungen mit üng. Kalii jodati. Behandlung
214
PAROTITIS. — PEDICÜLI.
etwaiger zurückbleibender LymphdrüsenaDSchwellungen. Im
Falle von Suppnration, welche bei der sekundären P.
häufiger, bei der epidemischen überaus selten vorkommt,
Inzision mit Schonung des N. facialis.
Rp. Guajacol. Ifi
Vaselin. 20,0.
M,f. ung, S. Salbe,
Rp. EsQtr, Belladonnae 0,60
Ung. aimpl. 30,0.
S, Salbe.
Rp. Ammon. sulfoichthyol. 2,0
Aq, deatillat. 50,0.
S. Zum Einpinseln.
Rp. Jodoform 1,0
Ung. emoll. 30,0.
S. Salbe.
oder Rp. Guajacol. 1,0
Olei olivar. 20,0.
S. Zum Einpinseln.
Rp. Ammon. sulfoichthyoL 1,0
Lanolin.,
Vaselin. aa, 10,0.
S. Salbe.
Rp. Ichthyolvasogen. tf^o ^^f^-
S. Äußerlieh, zum Einreiben.
Rp. Jodoformvasogen.
^5^0 30,0.
S. Äußerlich, aufzupinseln.
Rp. J^aßalan. 50,0.
S. Salbe.
Rp. Kala jodati 1,0
Jodi puri 0,05
Ung. emoll. 25,0.
S. Salbe.
Rp. Thymol. 0,20
Tinct. Eucalypti 10,0
Ol. menth. pip, gtts. X
Spiritus ad 100.
MDS. 1 Kaffee- bis 1 Eßlöffel in 1 Glas Wasser zu lösen,
bis dasselbe getrübt wird (v. Ziemssen).
M. Weinberger.
Pediculi; Therapie. Pediculi capitis: Wichtiger
als die Wahl des Medikaments ist die exakte Art der Appli-
kation. Um den Hals sind nasse Tücher zu legen, worauf die
zusammengehaltenen, aufgelösten Haare resp. der Haarboden
mit dem Medikament reichlich getränkt und eingerieben
werden. Hierauf wird der Kopf für 12 Stunden in nasse
Tücher resp. in eine Gummihaube gehüllt. Sodann wieder-
holtes Waschen mit Spirit. saponat. kaiin. Als Medikamente
dienen :
PEDICÜLI. 215
Ep. Ol. petrae, oder Bp. Hydrarg. bichlor, corrosiv. 0,5
Ol, olivar. aa. 100,0. Glycerini 200,0.
S.für 2 Einreibungen. S. an 2 Abenden zu verwenden,
Rp. Balsam. Peruvian,,
Ol. olivar, aa. 100,0,
S.Haaröl.
Dem gleichen Zwecke dienen auch Salbenapplikationen
bei nur mäßigem Grad des Übels. Die Salbe wird in
größerer Menge gründlichst in den Haarboden eingerieben,
sowie die von Nissen beklebten Haare mit derselben frottiert.
Es genttgt eine 3 — 4tägige Applikation, um eine gründ-
liche Abtötung von Läusen und Nissen zu erzielen. Den
Vorzug verdient:
Bp. Hydrarg. praecip, alb, lOyO
Fetron (Liebreich) 100,0.
S. Salbe,
Bei komplizierendem Ekzem der Kopfhaut, des Nackens
und Gesichts, bei Drüsenschwellungen, Konjunktival- und
Hornhautprozessen sind an die Beseitigung des kausalen
Momentes die jeweils angezeigten Maßnahmen anzuschließen.
Die Loslösung der fest an den Haaren klebenden Nisse ist
durch fleißiges Kämmen mit engem, in Essigwasser getauchtem
Staubkamm zu erreichen.
Pediculi pubis: Alle befallenen Stellen (Mens,
Schenkeln, Brust, Achselhöhlen!) sind gründlichst einzu-
reiben mit
Bp. Hydrarg, praecip. alb. 5,0
Vaselin. 50,0.
Die behandelten Stellen werden eingepudert. (Alum.
plumos.) Nach 2 — 3maliger Anwendung der Salbe ein Bad.
Ekzematöse Residuen und Follikulitiden heilen nach einer
Nachbehandlung mit Vaselin , Ung. Zinci. oxyd. , Ung. acid.
boric. etc. in kürzester Zeit aus.
Pediculi vestimentorum: Die von den Läusen durch-
setzten Wäsche- und Kleidungsstücke sind der Dampfsterili-
sation zuzuführen. Die Exkoriationen, Impetigines und Ab-
szesse, welche als ££fekt des Kratzens zu betrachten sind,
werden nach den allgemein gültigen Leitsätzen behandelt.
Nobl.
216 PEMPHIGUS VULGARIS. — PERIKARDITIS.
Pemphigus vulgaris. Roborierende Diät nnd Eiseu-
arsenpräparate. Bäder. Stomachika.
Entleerung des Blaseninhaltes ohne Abtragung der
Blasendecke. Bei begleitenden entzündlichen Erythemen Um-
schläge mit verdünntem L. Burowii.
Verbände mit 1 — 2®/oiger Borsalbe, mit Zinkpasta.
Rp. Zinci oxydatij
Talci veneti aa. 25,00
Vaselini fl. 50fi0,
M. leniter terendo f. pctsta.
Zur rascheren Überhäutung der epithellosen Stellen eignet
sich sehr gut Schwefelzinkpasta:
Rp. Zinci oxydati,
Talci Veneti,
Sulfur. praecip. aa. 20,00
Vaselini fl. 60,00.
Möglichst hänfige Bäder mit Znsatz einer Abkochung
von 1 — 2 hg Eichenrinde, ferner Teerbäder.
Bei Aflfektion der Schleimhäute Mundspülungen mit einem
Infus von
Rp. Fol. Cocae 100,00.
Hiervon wird etwa so viel, als zwischen 4 Fingern ge-
nommen werden kann, zu ^g Liter Tee verwendet. Vor dem
Essen Betupfen der betreffenden Schleimhautstellen mit
Rp. Lind, gummös. 10,00
Cocain, mur. 0,10, S p i e g 1 e r.
Pemphigus foliaceus. Die Therapie ist die gleiche
wie beim F. vulgaris. Spiegler.
Pemphigus vegetans. Die Therapie ist die gleiche
wie beim F. vulgaris. Spiegler.
Perikarditis. Frophylaxe: S. bei Endokarditis.
Therapie: Ausgiebige Digitalisdarreichung, auch wenn Er-
scheinungen von Herzinsuffizienz fehlen (die verstärkte Herz-
tätigkeit kann die mechanische Behinderung der Herzbewegung
besser überwinden, die Entstehung von Adhäsionen vielleicht
eher verhindern. Chronische Digitalistherapie: Lange Zeit
PERIKARDITIS. — PERI- UND PARAMETRITIS. 217
fortgesetzte Darreichung kleiner Gaben, am besten mit Koffein
oder Diuretin (behufs besserer Füllung der Koronargefäße,
Herabsetzung des Gefäßtonus, besserer Ernährung des Herz-
muskels.)
Rp. Pulv. foUor. Diffitalis 0,05
Coffein, natr. henz. 0,025
Extr. Rhei 0,1
Natr. bicarb. 0,5.
M/p. Täglich 2 Pulver; 4 — 6 Wochen lang zu gehrauchen.
Ebenso kommen Digalen und Digitalis-Dialysat. mit Koffein,
die verschiedenen Strophantuspräparate in lange fortgesetzten
kleinen Dosen und auch kleine Kampferdosen in Betracht, z. B.
Rp. Oxaphor. 15,0.
S. 2mal tgl. 15 — 25 Tropfen in verdünntem Kognak oder Wein.
Sorge für leichten Stuhlgang, Ktihlapparat (s. Endo-
karditis), Vesikatoren, Bekämpfung der Schlaflosigkeit (Brom,
Veronal, Morphium), kräftige (nicht blähende) stiekstoffreiche
Kost: Eier, Kaviar, Fleischsaft, Milch etc., bei Fiebernden
Alkohol. Hartnäckige Exsudate erfordern Salizylmedikation
und gleichzeitige Darreichung von Alkalien. Bei bestehender
Indikation (bes. vitalis) nach vorheriger Probepunktion Ent-
leerung mit scheidenförmigem Curschmann sehen Troikart
— zumeist wohl im 4. oder 5. Interkostalraum in der linken
Mammillarlinie — , bei eitriger P, Inzision des Perikardiums.
In bezug auf das Verhalten während und nach der
Rekonvaleszenz s. bei Endokarditis. — Bei Obliterationen
und Synechienbildungen kommt eventuell die Kardiolyse in
Betracht. („Arch. f. kl. Chir.", Bd. 71, H. 1.) L. Braun.
Peri- und Parametritis. Seitdem die Gynäkologie
die Errungenschaften der physikalischen Therapie erkennen
und schätzen gelernt hat, ist ein ganz auffallender Rtlck-
gang in der Häufigkeit der operativen Behandlung der Peri-
und Parametritis zu konstatieren. Dennoch können wir der
chirurgischen Therapie nicht entraten. Sie ist strikte indiziert
in allen jenen Fällen, wo — nach vorangegangener kon-
servativer Therapie oder bald nach Beginn der ärztlichen
Beobachtung — eitrige Einschmelzung des Exsudates er-
folgt. Dieselbe markiert sich durch hochgradige Schmerzen,
Weicherwerden des zuvor harten Infiltrates (sei es an
218 PERI- U. PARAMETRITIS. — PERIOD. PSYCHOSEN.
einer zirkumskripteD Stelle oder in toto); Lokalisation des
besonders intensiven Schmerzes bei Druck auf die er-
weichte Partie, eventuell durch Nachweis von Fluktuation,
kontinuierliches Fieber, Leukozytose des Blutes. Insbesondere
die auf puerperaler Basis entstandenen Exsudate neigen zur
eitrigen Ein Schmelzung. Die Inzision wird nahe dem Pou-
partschen Bande oder von der Scheide her ausgeführt. —
Da die konservative Therapie nahezu gänzlich mit der physi-
kalischen zusammenfällt, sei diesbezüglich auf das Kapitel
„Physikalische Therapie der Adnexerkrankungen" hingewiesen.
0. Prankl.
Periodische Psychosen. (Zirkuläres Irresein,
periodische Manie etc.) In der tiberwiegenden Mehrheit
der Fälle ist die Therapie rein symptomatisch und richtet
sich durchaus nach dem konkreten Zustandsbilde (vide sab
Manie, Melancholie etc.). Nur in vereinzelten Fällen, wobei
sehr markante stereotype Prodromalerscheinungen der psy-
chotischen Phase vorausgehen, konnte man durch eine prä-
ventive Bromtherapie (wie beim menstruellen Irresein,
(vide d.) die Psychose kupieren.
In einer kleinen Reihe von periodisch auftretenden
psychopathischen Zustandsbildern aber kann die Therapie
eine kausale sein. Gewisse Fälle sind nämlich reflektorisch
bedingt, d. h. werden durch irgend eine periphere reizabgebende
Affektion ausgelöst. Die Zustandsbilder dieser reflektorischen
periodischen Psychosen sind recht mannigfach (Angstmelan-
cholie, Mania gravis, delirante Verworrenheitszustände etc.).
Die Therapie muß auf Beseitigung der betreffenden Reiz-
quelle gerichtet sein und ist meistens eine operative
(Exstirpation von Ohr-, Nasen-, üteruspolypen, Exzision eines
Narbenneuromes, Entfernung eines auf ein Nervenstämmchen
drückenden Knochensplitters, Trepanation bei Depressions-
frakturen etc.). Auch eine medikamentöse Therapie kann
hier schöne Erfolge erzielen. [Beseitigung einer Malarianeur-
algie durch Arsen-Chininmedikation , Morphininjektion bei
einem neuralgischen Anfalle, Dysphrenia neuralgica u. dgl.)].
Über eine reflektorisch-periodische Psychose vjxx iifixk*^ die
menstruellen Geistesstörungen, vide den betreffenden Absatz.
Pilcz.
PERIOST. A. KIEFER. — PERIOST. E CARIE DENTIUM. 219
Periostitis am Kiefer, i. P. acuta simplex.
Therapie: Gegen Dolores vorsichtiges Vordringen mit
feiner Nervennadel durch die Kavität (bei gefülltem Zahne
nach Trepanierung) in den Nervkanal bis zum Foramen
apicale, hierdurch Abzug schaffen für Sekrete an der Wurzel-
spitze. Hierauf Drainage des Kanals mit Xeroformfaden.
Schafft dies nicht genügend rasch Erleichterung, Appli-
kation von Hitze (Auflegen von in heißer Milch gekochter
Feigen zwischen Zahnfleisch und Wange, fortwährendes
Wechseln der Stücke durch mehrere Stunden), hierdurch Be-
schleunigung der Abszeß- resp. Fistelbildung.
Auch Skarifikation des Zahnfleisches, Jod, Akonittinktur,
Kamillenteespülungen schaffen Erleichterung.
Nach Ablauf der Entzündung: Wurzelbehandlung (wie
nach Nervextraktion) , gegebenenfalls Fistel behandlung :
Durchspritzen von 2®/o Karbolsäurelösung oder anderer leicht
desinfizierender Lösungen mittelst Abszeßspritze (für zahnärzt-
liche Zwecke) vom Wurzelkanale aus durch die Fistelöffnung.
2. P. acuta purulenta, mit vollkommener Vereiterung
der Wurzel und Alveole, Lockerung des Zahnes.
Therapie: Extraktion.
3. P. durch Artikulationsstörungen a) aus arti-
fiziellen Ursachen (zu hohe Plomben, Kronen, Brücken).
Therapie: Herstellung richtiger Artikulation durch
Abschleifen der Plombe, Krone, Brücke. Nebstbei Jodtinktur,
Tanninpinselnug , Kamillenteespülnngen.
b) Durch allmählich enstandene abnorme Stellung eines
oder mehrerer Zähne.
Therapie: Analog der vorhergehenden.
4. P. als Begleiterscheinung von Allgemeinerkran-
kungen (Rheumatismus; Gicht, Influenza, häufiger Gravidität,
Malaria).
Therapie muß sich gegen das Grundleiden richten.
Daneben Jod, Akonittinktur, Tanninpinselung , Kamillentee-
Spülungen. K. Neumann.
Periostitis e carie dentium. Therapie: Bei
weit vorgeschrittener Zahnkaries Extraktion des Zahnes und
Inzision bereits bestehender Abszesse, eventuell in Narkose
oder unter Lokalanästhesie. Ist Aussicht vorhanden, den
220 PERIOSTITIS E CARIE DENTIUM. — PERITONITIS.
Zahn noch zn erhalten, so beschränkt sich die Therapie aus-
schließlich auf die Inzision der Abszesse; der betreffende
Zahn ist nach Ablaaf der Entzündnngserscheinungen der
zahnärztlichen Behandlung zu überweisen. Pupovac.
Peritonitis.
a) Akute F.
Absolute Bettruhe notwendig. Um den Darm ruhig zu
stellen, gibt man:
Rp. Extr. opii aquos. 0,03
Extr, belladon, 0,01
Sacchar. 0,3.
Mfp. 2—3stündlieh 1 Pulver .
Gegen den Singultus läßt man Eispillen schlacken,
welche man mit 3 — 4 Tropfen. Chloroform betropfen läßt,
die Diät sei eine ausschließlich flüssige (Milch, Tee, Kaffee,
Schleimsuppen, Essence of beef, Wein, Limonade).
Gegen die Schmerzen macht man heiße Umschläge, Ein-
reibungen mit Chloroform öl, oder man gibt einen Eis-
beutel.
Gegen Erbrechen, besonders das fäkulente Erbrechen
sind Magenausspülungen sehr wirksam.
Gegen hohes Fieber (über 39<^ C) gibt man:
Rp. Chinin, sulfur. Ifi
Aq. fontis 100 fi.
MDS. Ertcärmt in das Bektum zu injizieren.
Gegen den Meteorismus Einlegen eines Darmrohres
in das Rektum, außerdem:
Rp. Ärgent. colloidal. Ifl
Aq. destill. 100 fi.
MDS. Erwärmt in das Rektum einlaufen lassen.
oder
Rp. ünguent. Credi 10 fi.
DS. Morgens und abends je 2 g auf die Bauchhaut einzureiben.
In jedem Falle von F. ist die möglichst baldige opera-
tive Behandlung angezeigt.
PERITONITIS. — PERNIONES. 221
b) Chronische P.
Die Entfernung des Exsudates gelingt am ehesten durch
Punktion. Gleichzeitig ist für kräftige Ernährung zur Er-
haltung der Körperkräfte zu sorgen. Ableitung auf den Darm
durch salinische Mineralwässer (Apenta, Friedrichshaller
Wasser), Einreibungen der Bauchhaut mit Kali seife jeden
Morgen oder Jod salbe.
Rp. Kai. jodat. 5,0 oder Rp. Jod. pur. 0,5
Jod. pur. 0,5 OL olivar. 30,0.
Vaselin, 5,0. MDS. Einreihung.
DS. Zum Einreiben
Solbäder, Moorumschläge sind zur Aufsaugung des
Exsudates wichtig. Bei tuberkulöser, chronischer P. leistet
oft die einfache, chirurgische Eröffnung der Bauch-
höhle mit Ablassen des Exsudates Vorzügliches.
Innerlich gibt man:
Rp. Gujacolcarbonat 6,0
Ol, jecor. aselli 180,0.
MDS. 4 Eßlöffel täglich.
Besondere Bedeutung besitzt die hygienisch-diätetische
Therapie durch Hebung des allgemeinen Ernährungszustandes.
W. Zweig.
Perniones. Personen, welche zu Erfrierungen neigen,
müssen schon bei Beginn der kälteren Jahreszeit warme Hand-
schuhe (Wollhandschuhe, keine 61ac6!) und warme bequeme
Schuhe tragen. (Vermeidung jeglichen Schuhdruckes und
der Nässe.) Füße sind täglich mit Seife zu waschen. Durch
leichte Massage und Abreibungen mit Abkochungen von Nuß-
blättern oder Eichenrinde ist für genügende Zirkulation in
der Haut zu sorgen. Offene Stellen müssen zuerst durch
Salben- (l<^/o Lapis) oder Heftpflasterverbände geheilt werden.
Wechselwarme Bäder (siehe Mechanotherapie) heben den
Tonus der Gefäße. Lokal werden zahlreiche Einpinselungen
angewepdet : Kollodium, Filmogen, Traumaticin allein oder mit
Ichthyol (lO^/o) oder mit Jod (Jod. pur. 0,3, CoUod. 30,0),
Tinctura Jodi, Jodglyzerin, 20^0 Salpetersäure mit darauf-
folgendem Salbenverband, Perubalsam, Kampfer.
222 PERNIONES. — PES VALGUS.
Rp. Camphor 5,0
Ol. Terebinth, 20,0.
S, Gegen Frostbeulen (Ewald).
Salbenverbände mit üng. Diachyl. Hebr. oder mit Plumb.
acet.bas. (10% Salbe). Kompressivverbände mit Heftpflastern
werden zur Erzielung rascherer Anämisierung angelegt. Von
größter Wichtigkeit ist die Allgemeinbehandlung bei den
meistens anämischen, chlorotischen Patienten. Fasal.
Pes valgus (Plattfuß).
a) Angeborener P.: Stellungskorrektur durch re-
dressierende Manipulationen oder modellierendes Redressement,
hierauf Fi nck-Oettin gen scher Bindenverband (siehe Klump-
fuß) oder bei älteren Kindern Gipsverband.
b) Statischer P. Prophylaxe: Tragen zweckmäßigen
Schuhwerks, Schuhe sollen an der Innenseite am längsten,
vorne breit und ein ballig (für jeden Fuß nach eigenem
Leisten gearbeitet), der Absatz soll mittelhoch und breit sein.
Bei Berufswahl Rücksichtnahme auf Körperkonstitution ; Ver-
meidung des Stehens und Gehens mit nach auswärts gesetzten
Füßen.
Behandlung: Kräftigung des Organismus, Behebung
einer abnormen Weichheit des Skeletts (Phosphor, Arsen),
Kräftigung der Muskulatur an der Innen- und Vorderseite
des Unterschenkels durch Massage und Gymnastik (Wider-
standsbewegungen zur Kräftigung der Supinatoren, gym-
nastische und Gehübungen mit einwärts gesetzten Füßen).
Tragen rationeller Plattfuß-Einlagen, das sind nach
Ruß- oder Gipsabdruck des Fußes angefertigte Metalleinlagen
(ich verwende Aluminium-Magnesiumlegierung); sie sollen die
ganze Fiäche des Fußes unterstützen, von der Ferse bis an
die Metatarsenköpfchen reichen, der Fußwölbung entsprechend
gewölbt sein und schräg nach außen abfallen. Keilförmige
Einlagen aus Leder, Gummi, Kork sind unzweckmäßig! Sehr
gut auch Zelluloid-Stahldrahteinlagen.
Bei hochgradigerem Platt- oder Knickfuß Plattfußapparate.
Bei fixiertem P. Mobilisierung durch modellierendes Re-
dressement, für 3 Wochen Gipsverband, dann Massage, Gym-
nastik und Plattfuß-Einlagen. .
PES VALGüS. — PHIMOSIS. 223
Bei kontraktem P. fenchtwarme Einwicklungen, Hoch-
lagerung, heiße Seifenbäder, Massage, eventnell Injektion von
0,02 — 0,05 einer ö^/oigen Kokainlösnng in das Talo-Navikular-
gelenk. Bei hochgradigem, veraltetem P. eventuell blutige Ope-
ration (Keilresektion aus Talo-Navikulargelenk, lineare Durch-
meißelung von Tibia und Fibula oberhalb Sprunggelenk,
schiefe Durchtrennung des Calcaneus.
Beim paralytischen P. in leichteren Fällen Massage
und Gymnastik, Plattfuß-Einlage, eventuell Stützapparat mit
redressierenden Zügen. In schwereren Fällen nach Redresse-
ment Sehnentransplantation. In schwersten Fällen
Arthrodesen des Talokruralgelenkes. Haudek.
Phimosis. Prophylaxe; Reinhaltung des Vorhaut-
sackes. Tägliche Reposition des Präputiums und Seifen-
waschung. Bei Neigung zum Smegmaansatz Gliedbäder in
l<*/oigen LT^sungen von Antisepticis (Lysol, Karbol, Lysoform,
Baktoform). Einstauben von Eichel und innerer Vorhautlamelle
mit Bismut. snbgallic. und Alnm. plumos. aa. Einlage von
Gazeläppchen.
Therapie; Bei symptomatischer Phimose infolge von
Blennorrhoe, Ulcera venerea und Syphilis Behandlung der
Grundleiden und wiederholte Ausspülung der stagnierenden
Sekrete aus dem Vorhautsack. Die Irrigation wird 3 — 4mal
täglich mit der Tripperspritze vorgenommen, wobei zur
gründlichen Reinigung die Aufblähung des Sackes erforderlieh
ist. Neben den geläufigen antiseptischen Lösungen (P/oig)
kann 1% Liquor plumbi acetici verwendet werden.
Bei stärkeren Inflammationserscheinungen Umschläge mit
Liqu. Burowii und Massenspüluug mittelst Irrigator und rück-
läufigem Doppelansatz (Nobl). Bei Balanoposthitis werden
die Spülungen mit konzentrierteren Lösungen ausgeführt und
feuchte und antiseptische Gazestreifen mittelst Meißelsonde
in den Vorhautsack gestopft. Ist die Phimose auf infiltrative
Vorgänge des Integuments (Oedema indurativum) zurückzu-
führen — Pfiastereinwicklun^ des Gliedes (Emplastr. hydrarg.
Aesculap), Sklerosen, Papeln und di£fuse Infiltrate des Vorhaut-
sackes erfordern die Einlage von Salbenstreifen (lOVo Hydrarg.
praecip., 20% Kalomeisalbe, 50% üng. einer.).
224 PHIMOSIS. — PITYRIASIS ROSEA GIBERT.
Die operative Eröffnung des . Yorhantsackes hat bei
gangränösen Geschwüren, bei Entleerung jauchig stinkenden,
blutig tingierten Eiters aus dem aufgetriebenen, violettrot
verfärbten Präputium unbedingt zu erfolgen. Der von fach-
männisch geübter Hand auszuführende Eingriff wird sieh je
nach dem Befund im eröffneten Vorhautsack auf die Dorsal-
inzision zu beschränken oder auf die Zirkumzision zu erstrecken
haben. Die kongenitale Phimose ist stets auf operativem Wege
zu beheben, wobei das meist sehr kurze, straffe Frenulum mit
zu resezieren ist (Vorhautplastik nach Schi off er). Nobl.
Phlebitis. Therapie: Absolute Ruhestellung der
erkrankten Extremität, feuchte Einpackungen mit verdünnter
essigsaurer Tonerde, Vermeidung jeglicher Bewegung wegen
Gefahr der Embolie. Bei Abszedierung Inzision der Abszesse.
Bei Ablauf der Entzündungserscheinungen Kompressiv verbände
zur Beseitigung der Folgen der Stauung. Pupovac.
Phlegmone, im Beginn bei entsprechender Lokalisation
Anwendung der Bi ersehen Stauungshyperämie. Bei nachweis-
barer Abszedierung Stichinzision der Abszesse, Absaugung des
Eiters nach Bier mit Fortsetzung der Bi ersehen Stauung.
Nach der Versiegung der eitrigen Sekretion möglichst früh-
zeitiger Beginn aktiver und passiver Bewegungen zur Ver-
hütung funktioneller Störungen. Pupovac.
Pityriasis rosea Gibert. An 4— 8 Abenden hinter-
einander (eventuell 2mal täglich) wird mit Sapo viridis der
ganze Körper außer Hals und Gesicht mit der nassen Hand-
fläche bis zur Schaumbildung eingerieben. Wenn die Haut
leicht gerötet, trocken, faltig wird, hört man mit den Ein-
reibungen auf und wartet unter Puderbehandlung die darauf-
folgende Absehuppung ab. Erst dann wird ein Bad genommen.
Da bei der Schmierseifenbehandlung bisweilen Reizerscheinungen
auftreten, können die Einreibungen auch mit Ung. sulfur.
Wilkins. vorgenommen werden. Nicht so rasch wirken Schwefel
oder Naphthol in 5^/o Salben (mit Lassar scher Paste als
Salbengrundlage) oder Eintupfnngen mit 2 — 3^0 Resorcin-
Alkohol. Im Anfangsstadium, wenn nur vereinzelte Herde
vorhanden sind, sind Einpinselungen mit Tinct. Jödi erfolg-
reich.
PITYRIASIS ROSEA GIBERT. — PLEURITIS EXSUD. 225
P. lichenoides chronica. Seifenwasch angen, stellen-
weise Behandlung mit Chrysarobin und Pyrogallus wie bei
Psoriasis. Einfetten mit Schwefel-Naphthol- und anderen Salben
ohne großen Erfolg.
P. rubra pilaris s. Liehen ruber acuminatus.
P. rubra Hebra. Allgemeine roborierende Behandlung.
Intern Arsen, Karbolsäure, Lebertran. Lokal Salben zur Lin-
derung der Spannung, Unguentum simplex, Pasta Lassari etc.
Bäder mit nachfolgendem Einfetten oder Einölen (mit Leber-
tran).
P. versicolor. Dieselben Mittel wie bei P. rosea. An-
gezeigt sind mildere Prozeduren, so 5<^/o Schwefelzinkpaste,
3<^/o Resorcinalkohol, Schwefelpuder, z. B.:
Rp. Sulfur. praeclp. 10 fi
Amyl. oryz,y
Tale, venet. aa, 45,0
Ol. Neroli gtts, V.
DS, Streupulver.
Behandlung muß zur Verhütung von Rezidiven lange
fortgesetzt werden.
P. capitis 8. Seborrhoe.
Fasal.
Pleuritis exsudativa. Bei einem rezenten Exsudate
wäre die einmalige Anwendung eines Emplastrum canthari-
datum (1 Stück von 10 — 15 cm Länge und 10 — 12 cm Breite)
empfehlenswert, wobei dasselbe bis längstens 9 — 10 Stunden
liegen gelassen wird.
Bei einer serösen Pleuritis sind die Diuretika am Platze,
u. zw. in erster Linie des Natrium salicylicum (6 — 10^ pro die)
oder seine Substituenten, das Aspirin, Salophen, ferner Digi-
talis , Koffein , Theobromin , Agurin , Theocin je nach dem
einzelnem Falle. Lokal Prießnitzsche Umschläge. — Ent-
haltung vom Trinken, nur Milch kann man in beliebigen
Mengen gestatten. Eine sorgfältige Regelung der Darmtätig-
keit ist notwendig.
Indikationen für die Thorakozentese.
L Bei größeren beiderseitigen Exsudaten.
IL Bei mittleren einseitigen, wenn das Exsudat keine
Neigung zur Resorption zeigt oder sogar fortschreitet (obere
F e 1 1 n e r, Therapi e der Wi an er Spesialärztc . 1 5
. 226 PLEURITIS EXSUDATIVA. — PLEURITIS.
Exsudatgrenze bis zur IV. — III. Rippe vorne, Mitte der
Skapula rückwärts). Man führt Thorakozentese nach län-
gerem Bestände des Exsudates aus, spätestens aber nach
5 — 6 Wochen, da sich sonst die Lunge nur mehr mangelhaft
entfaltet.
III. Bei abgesackten Exsudaten mit starken Ver-
drängungserscheinungen (P. mediastinalis , P. interlobularis).
IV. Bei sekundären Exsudaten , wenn sie im Vereine
mit dem Grundleiden starke Beschwerden erzeugen. (Karzioom
und Sarkom der Pleura.)
V. Indicatio vitalis bei Pleuritis acutissima mit
rapid aufsteigendem Exsudate, starker Atemnot und Verdrän-
gungserscheinungen, Cyanose, Herzschwäche.
Technik: Die Thorakozentese wird am besten in
halbliegender Stellung ausgeführt. Nach vorausgegangener
Probepunktion (sorgfältige Desinfektion der Haut!) sticht
man die Nadel des Aspirationsapparates (Potain) möglichst
tief (V. — VI. Interkostalraum) in der Mitte zwischen vorderer
Axillarlinie und Mamillarlinie oder in der vorderen Axillar-
linie selbst ein.
Man entleert durchschnittlich 1500 — IßOO cm^ auf ein-
mal. Danach Darreichung von Diuretika; Prießnitzumschlag.
Sind die Entzündungserscheinungen vorüber, so beginnt
man mit der Atmungsgymnastik.
Bei freien oder auch abgesackten eitrigen Exsudaten
Heberdrainage nach Bülau oder Rippenresektion.
Ortner.
Pleuritis (fibrinosa acuta). Bettruhe; gegen die
Schmerzen Derivantien (Blutegel 5 — 10 Stück), Senfpflaster,
Senfteig, schmerzstillende Einreibungen (Chloroformöl, Spir.
camphoratus) :
Rp. Mentholi 0,5—1,0
Cocaini mur. 0,3
Vasel.flav. 30,0.
S. Äußerlich.
Femer Kampfervasogen. Kompressionsverband mit Heft-
pflasterstreifen, Prießnitz- oder heiße Umschläge, bei sehr
starken Schmerzen lokal Morphiuminjektion. Eine diaphore-
tische Therapie hat oft auch bei Pleuritis fibrinosa einen
PLEUEITIS. — PNEUMONIA CROUPOSA. 227
erheblichen Vorteil. Schweißtreibende Tees, heiße Bäder mit
nachfolgender trockener Einpackang in heiße Leintücher.
Natr. salicylicnm oder Aspirin, Salophen. .
Sobald es die Schmerzen zulassen und die frischen
Entzündangserscheinungen vorüber sind, Atmungsgymnastik,
u. zw. liegt der Patient auf der gesunden Seite und inspiriert
kräftig 20 — 30mal hintereinander mehrmals täglich.
Ortner.
Pneumonia crouposa. Bei einem regelmäßigen
Verlaufe der kruppösen Pneumonie ist jede medikamentöse
Therapie entbehrlich. Man sorgt bloß für eine sorgfältige
Mundpflege, gute Ventilation des Krankenzimmers, kräftige
flüssige Nahrung.
Empfehlenswert ist eine reichliche Zufuhr von Flüssig-
keiten (Milch, Mineralwässer, Fruchtsäfte). Stellen sich aber
Zeichen von Herzinsuffizienz ein, so ist am besten Digitalis
am Platze (als Infus , Pulver oder Digalen), eventuell mit
Koffein kombiniert. Traut man dem Herzmuskel von Anfang
nicht ganz, so verabreichen wir gleich im Beginne der Er-
krankung Digitalis in kleineren Dosen. Von schwererem
Alkohol (Portwein, ungarische Rotweine, Bordeaux, Sherry,
Schaumweine) machen wir .nur dann Gebrauch , wenn sich
Symptome von Herzermüdung bemerkbar machen.
Bei akutem Herzkollaps Äther subkutan, dem man
Kampfer nachfolgen läßt, gleichzeitig warme Einwicklungeu
der unteren Extremitäten und Reiben derselben mit Spiri-
tuosen Flüssigkeiten. Zur Entlastung des Herzens tut bei
plethorischen, kräftigen Indiduen mit stark schlagenden,
hüpfenden Karotiden, gedunsenem und gerötetem Gesichte
eine Venaesektion oder Venaepunktion (200 — 250 cm' Blut)
gute Dienste. — Bei akutem entzündlichen ödem und rapider
Progredienz mit starker Dyspnoe sind Senfmehleinpackungen
oder heiße Senfwasserumschläge , wobei dieselben bis zur
deutlichen Rötung der Haut liegen bleiben (20 — 30 Min.),
anzuraten. Starke Pleuraschmerzen bekämpft man am besten
mit Injektionen von kleinen Morphiumdosen an der schmerz-
haften Stelle (0,005 pro dosi, 0,02 pro die), außerdem
stehen uns Derivantien, Eisbeutel oder heiße Umschläge,
ferner die Applikation von Blutegel zu Gebote.
15*
228 PNEÜMONIA CROÜPOSA.
Einer alten Regel folgend , verabreichen wir anch bei
einem typischen Verlaufe einen Tag vor der zu erwartenden
Krisis (also am 4. oder 6. Tage):
Rp. Infus, radic, polygalae senegae
6,0—10,0: 180,0
Liquor ammon. anis. 1,0 — 1,5
Vini stihiaH 10,0—15,0.
MDS, 28tündl. 1 Eßlöffel.
oder Pyrenol (3,0^ pro die).
Bei starker Dyspnoe und Cyanose Sauerstoffinhalationen.
Bei starken Delirien Narkotika, Eisbeutel am Kopfe.
HydriatischeProzedurenrBeieinerContinua von 39,5^
bis 40" und mangelhafter Expektoration verordnet man Bäder
von einer Temperatur von 32®, welche eventuell durch all-
mähliches Zugießen von kaltem Wasser bis auf 27 — 24® C
herabgesetzt wird. Die Dauer der Bäder ist von 10 Min. ^durch-
schnittlich. Wiederholung des Bades, wenn die Temperatur
wieder 39,5® C erreicht hat. Es ist selbstverständlich, daß
beim Bade der Arzt anwesend sein muß. Kontraindiziert sind
die Bäder bei Zeichen von Herzinsuffizienz, ferner bei alten
und herabgekommenen Kranken. Statt der Bäder wendet
man in der Praxis häufiger Stammumschläge an, dieselben
werden alle 3 — 5 — 10 Minuten gewechselt, bis die Temperatur
mindestens auf 39® C gesunken ist; danach wird der Kranke
rasch abgetrocknet und in ein vorerwärmtes Bett gebracht.
Serumtherapie: Die Behandlung der Pneumonie mit-
telst Römers Serum ist zurzeit noch sehr unverläßlich,
ist aber bei schweren Pneumonien immerhin zu versuchen;
man injiziert 20 — 40 cm^ subkutan, die Injektion wird even-
tuell wiederholt.
Bei der Potatorenpneumonie ist eine reichliche Zufuhr
von Alkohol nicht zu unterlassen.
Bronchopneumonie. Auch für die Bronchopneumonie
ist als wichtiges therapeutisches Agens die Wasserbehandlung
anzuführen. Wir wenden am liebsten Thoraxumschläge an,
u. zw. mit Wassertemperatureu von 10 — 15® C. Das Tuch
wird je nach der Höhe der Fiebersteigerung, die wir herab-
zusetzen wünschen, mehr oder minder kräftig ausgerungen.
Über das nasse Tuch kommt Billrothbattist , dann eine
fixierende Binde. Die Umschläge werden alle 20 — 30 Minuten
PNEÜMONIA CROUPOSA. 229
wiederholt. Bei Greisen vermeiden wir dagegen wegen der
häufig bestehenden Arteriosklerose und Schwäche des Herz-
muskels jede kalte Prodezur. Selbstverständlich ist es, daß
man von jeder hydriatischen Prozedur absehen muß, falls
Cyanose und Kälte der distalen Körperteile, sonach abnorm
niedrige Temperatur besteht. Bei oberflächlicher Atmung,
mangelhaftem Gasaustausche in den Lungen eignet sich am
besten zur Kräftigung und Vertiefung der Atmung die
Applikation eines etwa 1 cm dicken Strahles recht kalten,
selbst eiskalten Wassers auf die Hinterhauptgegend, entspre-
chend der Medulla oblongata. Derartige Strahlenbespritzungen
werden , je in der Dauer von wenigen Sekunden , mit bloß
sekundenlangen Zeitintervallen 5 — lOmal wiederholt. Stagniert
die Hautzirkulation bei einem Kranken, so kann man immerhin
eine kurz dauernde heiße Einpackung von zirka 40gradigem
Wasser und konsekutive Hautabreibung, der man eine recht
kalte, Ya — 1 Minute dauernde Abreibung folgen läßt, anordnen.
Empfehlenswert ist die Anwendung heißer Bäder (39 — 40^0),
deren Temperatur durch Zugabe heißen Wassers bis auf 44® C
erhöht wird. Der Kranke verbleibt in einem solchen Bade,
nach vorausgegangener kalter Waschung von Schädel , Ge-
sicht und Präkordialgegend sowie Bedeckung des Kopfes
mit Eisbeutel, ca. 15 — 20 Minuten. Danach wird der Patient ins
Bett gebracht und kräftig frottiert. Man läßt innerhalb
24 Stunden 2 oder 3 solcher Bäder gebrauchen ; Wiederholung,
wenn die Temperatur 39,5<^C tlbersehritten hat; Kontra-
indikation bei Herz- und Niereninsuffizienz sowie bei Arterio-
sklerose. Wegen der Überbürdung des Herzens beider Broncho-
pneumonie sind wir für den frühzeitigen Beginn einer Alkohol-
therapie (Weinsuppen, Tee und Rum, Kognak, starke Weine);
bei Kindern nach Comby
ßp. Tct colae 2,0
Vini malac,
Aquae destill. aa. 40,0
Syr. flor. aurant, 20,0.
DS, stündl, 1 Kaffeelöffel.
Beliebt ist die sogenannte Stokessche Mischung.
Sorge für die Erhaltung einer feuchten Zimmertempe-
ratur. Tunlichste Vermeidung von Narkoticis. Beim Sinken
230 PNEUMONIA CROÜPOSA. — POLLUTIONEN.
der Herzkraft Kardiotonika. Verabreichen von Expektorantia
(Radix ipecac., Euporphio, Apomorphin, Pyrenol). Saaerstoff-
inhalationen bei CyanoBe, Dyspnoe, demnach starker Einengung
der respiratorischen Oberfläche. Ortner.
Poliomyelitis acuta (spinale Kinderlähmung).
Im fieberhaften Stadium Diaphorese (Einpackungen, Salizyl-
Präparate), eventuell einige Blutegel längs der Wirbelsäule.
Nach Schwinden des Fiebers absolute Bettruhe, besonders
Schonung der betroffenen Muskeln, Vermeidung aller kräftigen
Aktionen der Bauchpresse, das Kind darf »ich nicht aufsetzen,
soll nicht stark husten, soll leichten Stuhl haben.
Die bleibenden Lähmungen sind mit Massage, Elektri-
zität und Gymnastik zu behandeln. Die leicht streichenden,
später knetenden Aktionen erhöhen die Blütversorgnng der
Muskeln. Der galvanische Strom ist dem faradischen vorzu-
ziehen, eventuell haben beide zu alternieren. Die Anode
kommt auf die zu treffende Muskulatur, die Kathode auf den
Rücken. Gymnastisch wirksam ist von kleinen zu größeren
Leistungen steigende aktive Muskeltätigkeit, Übung der pare-
tischen, Steigerung der Leistungsfähigkeit der auxiliaren
Muskeln. Bei gewissen Muskellähmungen leistet Sehnen- oder
Muskeltransplantation Ersprießliches. Nearatb.
PoUutioneil. Gehäufte oder sich unregelmäßig ohne
äußere geschlechtliche Reizung wiederholende, unfreiwillige
Samenabgänge. Gegen nächtliche Pollutionen Geschlechtsreifer
und bei kräftiger Ejakulation und Orgasmus ohne nachträgliche
Schwächung, Rticken- und Lendenschmerzen bloß Hygiene.
Beseitigung sexueller psychischer oder körperlicher Reize,
Lektüre, Alkohol, Gewtlrze, Umgang mit Dirnen, starker
Mahlzeiten zum Abendessen, Reiten, Radfahren, heißer Bett-
decken, Federbettunterlagen, Stuhlverstopfung etc. Sedativa,
Bromsalze.
Bei Adoleszenten und Knaben resp. Mädchen Achtung
auf Masturbation oder geistige Onanie. Stetige Belehrung
ohne Strafen. Hygiene der Nahrung, Kleidung, des Schlafes,
kein Tee, Kaffee, Gewürze, Rauchen. Leichte Hydro-
therapie, lauwarme oder kühle Sitzbäder des Morgens, abends
POLLUTIONEN. — POSTGONORRHOISCHE ZUSTÄNDE. 23 1
nicht. Kühlsonde. Nicht am Rücken liegen. Zeitlich nacht-
mahlen nnd aufstehen.
Innerlich
Rp. Brom 10,0
Aq.fontia 250 fi
Ergotin 3fi.
DS. 2 Löffel um 7 und 9 Uhr abends.
Besser als
Rp. Lupulin recentis 1,0 ^
Camphorae rasae 0,1
Natr. bromat. 10,0.
Div. in Dos. Nr. X.
S. Abends 1 Pulver,
oder
Rp. Camphorae monobromatae,
Antipyrrhini aa, 0,2.
DS. Vor dem Schlafengehen 1 — 2 Pulver.
Besondere Vorsorge bei schlaffen Pollutionen oder Tages-
pollationen mit geringem oder fehlendem Orgasmus und ge-
ringer Ejakulation als Zeichen großer Muskelschwäche. Dort
Anstaltsbehandlung. Freiluftkuren. Schwimm- und Flußbäder.
Bei Anämie Fisen , Arsenwässer. Passive Widerstandsbewe-
gungen der Bauch-, Lenden-, Oberschenkelmuskulatur nach
Thure Brandt. Mäßiger Sport zur Muskelkräftigung , viel
Spazierengehen ohne Übermüdung. Geistige Ablenkung und
Suggestivtherapie bei schweren Neurasthenien.
Koitus nur in der ersten leichten Gruppe gestattet, bei
sehr reizbaren auch geboten, bei sehr neurasthenischen Indi-
viduen verboten, ebenso Heiraten.
Pollutionen ini Verlaufe der akuten oder chronischen
Gonorrhöe durch Reizung des Colliculus verlangen zeitweise
ausgiebige Sedativa. Brom, Antipyretika, Belladonna, daneben
Sonden, Kühlsonden, bei sehr chronischen Fällen auch Mast-
darmkühlung durch Arzberger. Uli mann.
Postgonorrhoische Zustände.
1. Katarrh, Filamentbildung epithelialerNatur.
Desquamativkatarrh der Urethra. Bei stärkerer Sekretion
oder Filamentbildung, aber negativem Gonokokkenbefund und
232 POSTGON. ZUSTÄNDE. — PROSTATAHYPERTROPflIE.
nur sehr vereinzelten Leukozyten zeitweilige Ausspülung der
Urethra anterior oder posterior mittelst Janets hohen Druck-
sptllungen mit leichtem Kali (1 : 5000) oder Silberlösung
(1:5000 — 3000). Injektionen in die vordere Harnröhre mit
Hydr. oxyeyanatum 0,05 : 250,0. Bei starkem Bakterien-
gehalt ürotropin 0,5, 2 — 3 Pastillen, ebenso Hetralin,
Helm i toi, Injektion von Decoct. bacc. vacc. Myrtillos
e 25 — 50 ad 250,0. Untersagen der Ehe bei Heirats-
kändidaten vor wiederholten Untersuchungen mit negativem
Gonokokkenbefund.
2. Harnträufeln postmiktioneller fallender Tropfen.
Kalte Sitz-, Schwimm-, Flußbäder, Faradisation der Urethra
posterior, falls noch Prostata Veränderungen bestehen, Massage,
Arzberger, Wechsel warm. Innerlich Nnx vomica in Pillen.
Widerstandsgymnastik der Oberschenkelmuskulatur.
3. Schwielen der Urethra siehe „Strikturen".
4. Neuralgien im Gebiete des Plexus spermaticus
internus oder von der Prostata ausgehend: Behandlung der
Schwielen in der Prostata, Hydrotherapie, Schwitzprozeduren,
Thermalbäder, Fangopackungen, Untersuchung, eventuell Be-
handlung von Striktui'en. UUmann.
^Prostatahypertrophie. im ersten Stadium sollen
Schädlichkeiten von den Kranken ferngehalten werden, die
die Prostatakongestion steigern. Wichtig sind: ein einfaches
nach der Uhr geregeltes Leben, entsprechende Bewegung,
laue Bäder, wie die Regulierung des Stuhles. Im ersten
Stadium soll jeder ärztliche Eingriff unterlassen werden.
Kuren in Wildbädern werden gerne verordnet.
Tritt akute Harnverhaltung auf, so soll, ehe die Blase
^ibermäßig voll wird, mit dem Katheter (N61aton, Mercier)
^er Harn entleert werden. Bei akuter Retention und großen
•Schwierigkeiten der Einführung empfiehlt sich die Einlegung
"eines Verweilkatheters.
Neben der Evakuationsbehandlung sind Abführmittel,
laue Vollbäder, Prostatamassage nicht unangezeigt. Bei
chronischer Harnretention, kompletter wie inkompletter, stehen
wir vor der Frage: Katheterleben oder radikale Operation.
Ist der Katheterismus nur in größeren Intervallen nötig, be-
stehen keine Komplikationen mit entzündlichen Erkrankungen,
PROSTATAHYPERTROPHIE. — PRURIGO. 233
80 wird man den Katheterismns empfehlen. Ist die Passage
schwierig, blutet die Prostata bei jeder Berührung, machen
Schmerzen und Tenesmen die oftmalige Wiederholung des
Katheterismus nötig, wird die Operation das empfehlens-
wertere Verfahren sein, ebenso dort, wo die Hamretention
mit Harnstein kompliziert ist.
Bei Prostatikern im dritten Stadium mit gastro-intesti-
nalen Symptomen der Urämie und tiberdehnter Blase wird
in erster Linie der intravesikale Druck durch methodische
Evakuation herabzusetzen sein. Anfänglich wird in Intervallen
die Blase mittelst Katheters entlastet, dann entleert, so oft
als nötig, damit nicht die Spannung in der Blase wieder zur
alten Höhe komme. Bisweilen ist dazu die Drainage der
Blase durch Verweil katheter nötig (Vorsicht bei brüsker Ent-
leerung der Blase, wegen profuser Blutungen). Ist die Intoxi-
kation überwunden, so tritt auch in diesen Fällen die Frage
der Operation in den Vordergrund. Als Radikalmethode gilt
die totale Entfernung der Prostata (suprapubisch-transvesikal
oder perineal). Die Operation ist in einem Intervall der Ruhe
auszuführen; die heftige akute Retention, eine Cystitis muß
abgeklungen sein, die chronische Urämie muß gewichen sein,
ehe an die Entfernung der Prostata geschritten werden kann.
0. Zackerkandl.
Prurigo. Zur Erweichung der verdickten Haut dienen
prolongierte Bäder (1 — 2 Stundeo), nasse Einwicklungen
mit darauffolgenden Salbeneinreibungen , Seifenwaschungen
(Schwefelseifen). Dem Bade kann man 150^ Kali-Schwefel-
leber oder Solutio Vlemingkx zusetzen. Auch nach dem Bad ist
der Körper mit Salbe einzureiben. Von den medikamentösen
Mitteln sind Schwefel, Teer und Naphthol als wirksamste
zu nennen:
Rp. Sulfur. praecip. (ß-Naphthol) 2,0
üng. spl. 40,0.
Mfu, S, Dünn einreiben.
oder Rp. Zinc, oxyd.,
Tale, venet, aa. 10,0
Vasel. flav. 20,0
OL Busci 4,0.
Mfu. DS. Dünn einreiben.
234 PRURIGO. — PRURITUS.
Vorteilhaft wirken anch Sapolansalben wie:
Rp. Fast. Zinci Laasari 40,0
Sapolan. flav. 20,0
OLParaffini 5,0.
Mfu. DS. Salbe dünn einreiben.
oder Lebertransalben mit Teer, wie:
Rp. Zinci oxyd,,
Tale, venet. aa. 10,0
Ol.jecor. Aselli,
Ol, Busci aa. p. aeq.
qu, 8. utf. pasta mollia,
S. Nach dem Bade dünn einreiben.
Bei sehr starkem Juckreiz und Ekzem empfehlen sich
Einreibungstouren mit üng. sulf. Wilkins. Es wird 3 Abende
hintereinander mit Wilkinson und die 8 folgenden Abende
mit La SS arscher Paste eingerieben. Ekzeme als Begleit- und
Folgeerscheinungen sind entsprechend (s. Ekzem) zu behandeln.
Intern ist auf reizlose Kost, Regelung der Diät und Ver-
dauung zu achten. Bei schlecht genährten, pruriginösen Kindern
gebe man intern Arsenik, Phosphor, Lebertran. Injektionen
mit 1^/oigem Pilokarpin erzielen vorübergehende Besserung.
Oft werden Pruriginöse nur durch günstigere hygienische
Verhältnisse, durch den bloßen Aufenthalt im Krankenhause
oder durch Landaufenthalt ohne besondere Therapie bedeutend
gebessert. Fasal.
Pruritus. Genaueste Erforschung und Berücksichti-
gung eventueller ätiologischer Momente : Jahreszeit (häufiges
Auftreten von Jacken im Winter), Greisenalter, AUgemein-
erkrankungen, Nervenerkrankungen, Diabetes, Icterus, Ver-
dauungsstörungen , Gravidität, Genitalerkrankungen der
Frauen, Hämorrhoiden. Regelung der Diät, Reizlose, manch-
mal rein vegetarische Kost, Karlsbader oder Marienbader
Trinkkuren , Luftveränderung. Äußerlich wirkt bisweilen
Hydrotherapie (Bäder, Einpackungen, kalte Duschen) Be-
tupfen mit alkoholischen und ätherischen Flüssigkeiten
Rp. Resorcin 1,0
(Acid. aal.)
(Äcid, carb.)
Spir. vini. dilut. 100,0.
PRUKITUS. — PRURITUS VULVAE. 235
Teer in Form von Teerbädern oder in Salben, Tinktur oder
öl (s. Ekzem), Ghloralhydrat, Menthol in Spirituosen Lösungen,
Salben mit Ghloralhydrat (5Vo), Bromokoll (10— 20o/o) oder
Kokain (2 — 3<^/o), Tinct. Benzoes. Beim Pruritis vulvae et
vaginae Sitzbäder. Vaginalspülungen mit Wasser (heiße
Spülungen) oder mit Tannin-, Alaun-, Zinklösungen, Tam-
pons mit einer dieser Lösungen oder Opiumsuppositorien.
Oft nützt die Anwendung der Wi nt er nitz sehen Eühlappa-
rate bei Pruritus vaginae et ani. Intern helfen zur Unter-
drückung des Juckreizes während der Nacht bisweilen Brom,
Antipyrin, Salizylpäparate. Fasal.
Pruritus vulvae. Behandlung der ursächlichen Er-
krankung: Diabetes (deshalb in jedem Fall von Pruritus
Untersuchung des Urins auf Zucker I), durch Katarrhe oder
Neoplasmen verursachter Ausflüsse und des durch diese er-
zeugten Ekzems der äußeren Genitalien. Vermeidung der
Benetzung ; Pinselung der juckenden Stellen mit Ol. Rusci
(unverdünnt). Bestreichen mit Unguent. diachyli.
Bei essentiellem Pruritus ohne nachweisbare Hautver-
änderung Kräftigung des Nervensystems nach allgemein
physikalischen Grundsätzen. Oft wird man Schlafmittel nicht
entbehren können
Rp. Kai. hromat.f
Natr. hromcU.f
Amwon.bromat. aa, 5,0
Chloralhydrat 5ft
Morphii, muriat. 0,03
Atropini 0,005
Aq.fontis 200,0.
DS. Abends 1—2 Eßlöffel.
Darreichung von Ovarialtabletten :
Bp. Oophorin (Landau) 0,3—0,5.
S. Täglich 3—5 Tabletten.
Ferner lokal 2mal tägliche Waschungen mit Ichthyol-
oder Thigenolseife, lauwarme Sitzbäder 1 — 2mal täglich.
Abstumpfung der Hautempfindlichkeit durch tägliche
Waschungen mit l<>/ooiger Sublimatlösung oder 3 — b^/oiger
Karbolsäure; Pinseln mit lO'^/oiger Argen t. nitrio.-Lösung.
Kann auch längere Zeit ge-
nommen werden, ohne den Er-
folg zu verlieren und auf
den Magen zu wirken.
236 PRURITUS VULVAE. — PSORIASIS VULGARIS.
Gute Dienste leistet manchmal tägliche Pinselang mit
Rp. Mesotan 10,0 \ Nicht einreiben, nur
Ol. olivar. 20 fi. J leicht aufpinseln.
Wird nicht immer vertragen, bei empfindlicher Haut nur
Rp. Mesotan 5,0
OL olivar, 20,0
oder Bestreichen mit Salben
Rj^. Solut, Adrenalini hydrochlor, (1:1000) 2,0—10,0
Lanolini,
Vaselini aa. 10^0
oder Rp. Cocaini 0,5 oder ß-Eucain 2,0
Menthol 0,2
Ol, olivar. 2,0
Lanolin,
Vaselin aa. 10,0.
Manchmal hilft Vereisung mit Ätherspray oder Chloräthyl-
spray (täglich).
In sehr hartnäckigen Fällen oberflächliche Kauterisation
oder Exzision der erkrankten Hautpartien. L.Adler.
Psoriasis vulgaris. Ein Radikalheilmittel dieser
Erkrankung kennen wir leider bisher nicht, doch gibt es
zahlreiche ausgezeichnete symptomatische Methoden, mit
welchen man mitunter rasch , nicht selten aber auch nach
langer, aufmerksamer Pflege Nachschübe beseitigen kann.
Allgemein wirkende Mittel wie Arsen und Jod haben
wohl nur eine unterstützende Bedeutung. Das Arsen wird
am besten intern als reine Solutio Fowleri oder in Form von
subkutanen Injektionen (z. B. Natrium kakodylicum 2,0 bis
4,0 ; 10,0 Aq. jeden zweiten Tag eine Pravazspritze) appli-
ziert. Das Jod ist als Jodnatrium oder in Form von Jodipin-
injektionen empfehlenswert. Thyreoidpräparate , bekanntlich
ebenfalls jodhaltig, erheischen große Vorsicht.
Die externe Therapie ist a) pharmakodynamischer, h) phy-
sikalischer Natur.
a) Die Hauptmittel sind: Chrysarobin als 1 — lOVo'&ö
Salbe oder noch besser in Traumaticin- oder Chloroform-
PSORIASIS VULGARIS. 237
lösung. Anwendnng bei zirkumskripten Herden. Vorsicht
für die Augen, Achtung auf Nierenreizung. Das Chrysarobin
ist scharf zirkumskript auf den Herd aufzutragen. Nach
auftretender Entzündung aussetzen, eventuell Wiederholung.
Gleichzeitige Anwendung von Bädern abzuraten. Wäsche
leidet. Pyrogallus als 2 — 5®/oige Salbe bei ausgedehnteren
Fällen mit dem Borstenpinsel auftragen, 6 Tage nacheinander,
dann Bad. Mehrmalige Wiederholung. ürinkontroUe.
Teer: Am besten als Tinctura oder Oleum Rusci, von
milderer Wirkung.
Präzipitatsalbe: 2 — 5®/o in chronischeren Fällen,
insbesondere bei magerer Psoriasis, ist ein ausgezeichnet mild
wirkendes Mittel, das Monate hindurch unschädlich angewendet
werden kann, speziell sich bei Psoriasis der behaarten
Kopfhaut empfiehlt.
Bei schweren, hartnäckigen Psoriasisplaques ist ein
drastisches Verfahren die Anwendung der Dreuwschen Salbe:
Rp. Acid. aalicyl. lOfi
Chrysarohini,
Ol. Rusci aa. 20,0
Sapon. virid.,
Adip, lanae. aa. 25,0,
Gleiche Applikation wie bei Pyrogallus.
Vorbedingung jeder dieser Methoden ist Entfernung von
dicken Schuppen, teils durch Seifenbäder, teils durch Appli-
kationen von Salizylseifenpflastern etc.
b) Die Röntgentherapie ist in jedem etwas schwe-
reren Falle empfehlenswert, hat den Vorzug, den Patienten
die unangenehmen Salben-Prozeduren zu ersparen. Wichtig
ist jedoch genaue spezialistische Erfahrung. Die Psoriasis
verträgt nur schwache Dosen (2 H können in einmonatlichen
Intervallen mehrmals appliziert werden).
üviollicht pflegt mitunter günstig zu wirken. Schwere
Lichtreaktionen sind zu vermeiden. Sonnenbäder empfeh-
lenswert. Mildes hydriatisches Verfahren (protrahierte
Bäder, wechselwarme Duschen) von günstigem Einflüsse.
Medikamentöse Bäder mit Teer, Schwefel.
Bei Arthritikern und Diabetikern gleichzeitige Karls-
bader Kur. A. Jungmann.
238 PTERYGIUM. — PÜERPERALPROZESS.
Pterygium, Flttgelfell. Kann nur operativ be-
handelt werden. Man löst es mit einem Lanzenmesser von
der Hornhant ab nnd schneidet es samt einem Stück Binde-
hant weg, so daß eine rhombische Wunde entsteht, die mit
1 bis 2 Nähten geschlossen wird. Kleine und stationäre
Flügelfelle kann man unberührt lassen. y. Reuß.
Puerperalprozeß (Wochenbettfieber). Prophy-
laxe: Strenge subjektive Antisepsis bei Untersuchungen und
Eingriffen in Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett.
Prinzip der Noninfektion, d.h. Anwendung von Gummihand-
schuhen bei allen Berührungen septischen Materials. Ein-
schränkung der inneren Untersuchung und geburtshilflichen
Operationen, besonders der Plazentalösung. Reinigung
und Desinfektion der äußeren Geschlechtsteile I Keine prophy-
laktischen Scheidenspülungen!
Therapie; Jedes Fieber im Wochenbett, für das ein
anderer Anlaß nicht mit Bestimmtheit erkannt wird, muß
als Wochenbettfieber angesehen werden. Keine intrauterine
Untersuchung ohne strenge Indikation, wie Blutung, Über-
zeugung vom Zurückgebliebensein von größeren Nachgeburts-
teilen. Nachgeburtsreste spielen bei der Entstehung des
Wochenbettfiebers eine äußerst geringe Rolle — wenigstens
gegen Ende der Schwangerschaft. Daher manuelle oder
instrumenteile Ausräumung der Gebärmutterhöhle nur in
den ersten Schwangerschaftsmonaten 1 Später ist jeder intra-
uterine Eingriff behufs Bekämpfung der septischen Endo-
metritis, wie Curettement, intrauterine Spülung, Einlegen von
Jodoformstiften, in der Regel nicht nur wertlos, sondern
direkt schädlich durch Verschleppung von Keimeo. Eine
Ausnahme machen nur Fäulnisprozesse.
Oberstes Prinzip: Genitale in Ruhe lassen 1 ülcera puer-
peralia heilen von selbst, wenn die septische Endometritis
abheilt. Sehr wichtig sind möglichst gute Ernährung und hydria-
tische Prozeduren zur Herabsetzung hoher Temperaturen.
Zu Beginn der Erkrankung Versuch mit subkutaner An-
wendung von Antistreptokokkenserum. Von Paltauf-Serum
werden 100 g auf Körpertemperatur erwärmt und unter die
Bauchhaut gespritzt; die Injektion wird höchstens einmal
wiederholt.
PÜERPEBALPROZESS. — RACHITIS. 239
Die intravenöse Injektion von 5 — 10 g 1 — 2'^/oiger
KollargolIÖBung ist manchmal von gnter Wirkung, aber ge-
legentlicli von schweren, an Lungenembolie erinnernden
Erscheinungen begleitet. Kollargolklysmen und Einreibung
von Unguentum Cred^ sind wertlos.
Die interne Alkoholtherapie ist verlassen.
Bimanuelle Untersuchung behufs Aufsuchens lokaler
Herde! (Metrophlebitis, perimetritische Abszesse, Parametritis).
Jeder Eiterherd ist sofort zu eliminieren durch Inzision von
der Scheide oder vom Bauch aus. Puerperale Peritonitis er-
fordert sofortige Operation : Laparotomie, Kochsalzwaschung,
Drainage !
Solange der Infektionsprozeß im wesentlichen auf den
Uterus beschränkt ist, kann unter Umständen die Exstirpation
des Organs in Erwägung gezogen werden. Bei puerperaler
Pyämie, gekennzeichnet durch Häufung von Schüttelfrösten,
Unterbindung der abführenden Venen! Eventuell Ausschaltung
des utero-vaginalen Venenplexus per vaginam« Latzko.
Pustula maligna. Injektion von 5% Karbolsäure
in die Umgebung des Herdes V2 ^^ ^^^ demselben und auch
voneinander entfernt; 5 — 6 Tropfen auf jeden Einstich zu
injizieren, darüber trockenen Verband. Pupovac.
R.
Bachitis. l. Prophylaxe: Die Verhütung der
Rachitis erfordert möglichst reichlichen Luftgenuß schon vom
frühen Säuglingsalter angefangen, denn die Rachitis entsteht
unter dem Einflüsse der Luftverderbnis in geschlossenen Wohn-
räumen. Sehr reichliches Lüften der Zimmer — auch zur Winters-
zeit — und tägliches Hinaustragen der Säuglinge in die frische
Luft vom 4. Lebensmonate angefangen, auch bei etwas kühlerer
Außentemperatur, ist dringend notwendig. Da bei Brustkindern
die Rachitis nie zu hohen Graden ausartet, ist die Brustnahrung
in gewissem Sinne ein Verhütungsmittel von schweren Graden
der englischen Krankheit.
240 RACHITIS.
Im 2. Lebensjahre ist zu gemischter Ernährung mit Fleisch-
brühe, feingeschabtem Fleisch und grtlnem Gemüse überzu-
gehen.
2. Therapie, o^ Medikamentöse Behandlung : Das
souveräne Mittel ist der im Jahre 1883 von Kassowitz ein-
geführte Phosphor, welcher in der täglichen Dosis von V2 ^9
eine lokale Hemmung der Hyperämie an den Knochenknorpel-
grenzen bewirkt. Am besten verordnet man den Phosphor in
öl gelöst, wobei darauf zu sehen ist, daß in den Apotheken
eine 2Yoig6 Phosphor-Mandelöllösung vorrätig gehalten wird,
welche als Stammlösung zur Bereitung der nachstehend auf-
gezählten Phosphoröl-Rezepte zu dienen hat.
Rp. Phosphori 0,01 oder Bp. Phosphori Oftl
Ol, jec. aselli 100 fi Lipanin 100,0.
Advitr.flav, S. Täglich 1 Kaffeelöffel.
S. Täglich 1 Kaffeelöffel. Bp. Phosphori 0,01
Rp. Phosphori 0,01 Ol. jec, aselli 30 fi
Ol, jec, afelli 100 fi Pulv, gumm, arab.,
Saccharini 0,05 Sacchari aa. 15,0
Ol. citri gits, duas. Aq. dest. 40,0,
S. Täglich 1 Kaffeelöffel, S, Täglich 1 Kaffeelöffel,
Bp. Phosphori 0,01 Bp. Phosphori 0,01
Ol. amygd. dülc, 10 fi Ol, amygd, dülc. 10,0
Pulv, gumm, arab., Ol, cort, aur, gits, V,
Syr. simpl. aa. 15,0 S. 3mal täglich 3 Tropfen
Aq. dest, 60,0. in Milch.
S, Täglich 1 Kaffeelöffel.
Am besten wird das Phosphoröl vormittags unmittelbar
vor der zweiten Mahlzeit des Kindes dargereicht.
Für größere Kinder existieren noch Phosphorschoko-
lade-Tabletten, welche ^/^ mg Phosphor enthalten (täglich
1 Bonbon in Milch zerdrückt zu nehmen).
Der Phosphor wirkt in den angegebenen Anwendungs-
formen sowohl konsolidierend auf die weichen Knochen, als
auch insbesondere heilend auf die schweren nervösen Störungen,
die Spasmophilie der rachitischen Kinder. Speziell der Stimm-
ritzenkrampf wird oft in überraschend kurzer Zeit voll-
ständig beseitigt. Die Phosphorbehandlung muß bis zur voll-
ständigen Konsolidierung des Knochensystems, V4 — 1 Jahr
RACHITIS. 241
l&ngy konsequent fortgesetzt werden. Vergiftungen sind bei
richtiger Znbereitang und Anwendung des Medikamentes un-
denkbar.
Gegenüber der Phosphorbehandlung müssen sich alle
anderen Heilmittel mit einer Nebenrolle bescheiden. Auch der
früher vielfach gerühmte einfache Lebertran kann kaum
mehr in Betracht kommen. Auch Jod- und Eisenpräparate
perhorreszieren wir, noch mehr aber die jeder theoretischen
Begründung entbehrenden Ealkpräparate, den phosphor-
sauren Kalk mit einbezogen.
b) Physikalische und klimatische Behandlungs-
methoden:
Salz- und Solbäder aus Steinsalz, Halleiner, Kreuznacher
oder Staßfurter Salz hergestellt, ^/^ kg auf ein 30 / hältiges
Bad, sind schon im Säuglingsalter anzuwenden. Noch zweck-
mäßiger ist die Verbindung von Solbädern mit dem Genuß
von frischer Bergluft, also Aufenthalt in alpinen oder sub-
alpinen Solbädern (Aussee, Ischl, Ebensee, Reichenhall,
Berchtesgaden , Kreuznach, Suderode, Salzungen usw.). Die
Menge der anzuwendenden Sole hängt von der Konzentration
derselben ab und ist in den einzelnen Badeorten eine ver-
schiedene. Ein Bäderzyklus umfaßt 20 Bäder. Nach 2 Badetagen
immer ein Ruhetag. Badetemperatur 29 — 30 ^ C, 10 Minuten
Dauer. Der Zyklus kann 2 — 3mal, immer nach 4wöchent-
licher Pause wiederholt werden. Auch Sandbäder, namentlich
der Aufenthalt am Meeresstrande in Verbindung mit Sand- und
Sonnenbädern wirkt vorzüglich. Grado, Abbazzia, Lovrana,
Porterose, Lido bei Venedig, dann die Ostseebäder Herings-
dorf, Binz und Saßnitz auf Rügen, Misdroy, Albeck, dann
von Nordseebädern Norderney, Blankenberghe, Zandvort, Ost-
ende sind für ältere Kinder zu empfehlen.
Rachitischen Säuglingen ist ein Gebirgsaufenthalt zwischen
700 — 800 m Seehöhe entsprechend, während Kinder jenseits
der ersten Lebensjahre auch in Höhen orten bis zu 1800 m
sich ausgezeichnet erholen.
c) Symptomatologische Behandlung:
Einzelne besondere Symptome müssen berücksichtigt
werden. Die Verkrümmungen fallen in das Gebiet der ortho-
pädischen Chirurgie. Vor dem 6. Lebensjahre sind chirurgische
F e 1 1 n e r, Therapie der Wiener Speeialfirzte. 1 G
242 RACHITIS. — RANÜLA.
Eingriffe in der Regel nicht notwendig. Das Liegen der Kinder
auf flacher Unterlage und das Einhängen in die Rauchfn fi-
sche Schwebe verhütet und bekämpft die Kyphose, während
ein abwechselndes Tragenlassen der Kinder auf beiden Armen
der Wartepersonen die seitlichen Verkrümmungen hintanhält.
Der Epsteinsche Schaukelstuhl ist eine zweckmäßige Vor-
richtung zur Verhütung von Rückgratsverkrümmungen.
Die Appetitlosigkeit rachitischer Kinder erfordert eine
besonders sorgfältige Pflege und Diät. Solche Kinder sind
2mal täglich mit lauem Wasser zu baden und im Bade ab-
zureiben. Die Anzahl der Mahlzeiten ist zu verringern, die
dargereichten Speisen müssen leicht verdaulich sein. Feine
Fleischhaschees und Gemüsepürees sollen täglich einmal gereicht
werden. Sonst sind Milch, Milchspeisen und Fleischbrühe zu
verordnen. Als Stomachikum empfehlen wir besonders Salz-
säure nach folgender Verschreibungsform :
Rp. Acid. hydrochlor. d. p, 0,5
Aq. dest. 100,0
Syr. aurant. 20,0,
S. 2stündlich 1 Kaffeelöffel.
Hochsinger.
Baohitisohe Deformitäten. Vor allem Allge-
meinbehandlung der Rachitis; es erfolgt häufig mit Heilung
der Rachitis spontaner Ausgleich. Bei hochgradigeren
Deformitäten junger Kinder oft manuelle Redression möglich
mit nachfolgendem Schienen- oder Gipsverband; bei Persistenz
der Deformität über das 6. Lebensjahr operative Korrektur
durch Osteoklase oder Osteotomie. Haudek.
Ranula. Die Heilung kann nur durch Operation her-
beigeführt werden. Punktion hat nur vorübergehenden Erfolg,
ebenso Jodinjektion. Kappt man die Geschwulst im größten
Durchmesser und näht nun die Schleimhaut des Mundes und
die Auskleidung des zurückbleibenden Cystenteiles entlang der
Wundlinie zusammen, so kann Dauerheilang eintreten. Manch-
mal sieht man aber daneben oder im Grunde der zurück-
bleibenden Cystenhälfte Rezidive aufgehen, die man wieder
so behandelt.
Die im Diaphragma oris gelegenen Dermoidcysten, welche
die Zunge heben, aber nicht bläulich durchscheinend sind,
RANÜLA. — RETROFLEXIO UTERI GRAVIDI. 243
werden fälschlich auch R. genanDt. Sie lassen sich leicht vom
Munde ans exstirpieren, sogar noch dann, wenn sie von außen
auffallen. Rezidiven treten nicht ein. Die Operation ist geboten
weil Sprach- und Schluckstörung auftritt und Vereiterung droht.
Ewald.
Ben mobilis. Therapie: Bei leichten Fällen Leib
binden (u. zw. die nach Teufel, Philipp oder v. Klaess),
eventuell dauernde Bettruhe und Mastkur. In schweren Fällen
Nephrorraphie nach der Methode von Büdinger. Ist gleich
zeitig ein schwerer hysterischer Symptomenkomplex vorhanden
so ist vor der Ausführung der Operation zu warnen, da die
Erfahrung lehrt, daß in diesen Fällen durch die Operation
keine Besserung erzielt' wird. Pupovac.
Betroflexio uteri gravidi. Aufrichtung des Uterus,
eventuell in der Narkose und Einlegen eines Ringes, welcher
bis zum 5. Monate zu tragen bzw. auszuwechseln ist. Gelingt
die Aufrichtung nicht leicht, ist also der Uterus fixiert, so
lege man einen Kolpeurynter ein, welcher mit Lysol oder
besser Quecksilber zu füllen ist und, eventuell unterbrochen
durch Ruhepausen, auch einige Tage liegen bleiben kann.
Die Reposition ist unter allen Umständen wegen der Gefahr
der Incarceration auszuführen. Ist es bereits zur Incarcera-
tion gekommen, so ist zunächst, falls nicht schwere Blutungen
bestehen, die Blase langsam mitteist Katheters zu entleeren.
Man verwende einen weichen Gummikatheter, der unter der
Führung des in der Scheide eingelegten Fingers vorzuschieben
ist. Nur in sehr dringenden Fällen kann man, falls die Ein-
führung des Katheters unmöglich ist, den Uterus punktieren ;
sonst ist die Aufrichtung des Uterus eventuell durch eine
Operation anzustreben. Man mache die Laparotomie, löse
oder durchtrenne die Adhäsionen, richte den Uterus auf und
fixiere ihn. Mitunter folgt auf die Operation die Frühgeburt.
Doch ist dies nicht häufig der Fall. Den Kaiserschnitt oder
die Amputation des Uterus anzuschließen halte ich bei dem
fieberhaften Zustande nicht für angezeigt. Auf die Operation
zu verzichten und das Kind durch vorzeitige Entbindung zu
opfern ist nur dann gerechtfertigt, wenn aus irgend einem
Grunde die Laparotomie nicht ausführbar ist.
16*
244 RETROFL. UT. GRAV. — RHEÜMAT. ART. ü. MüSC.
Ist die Katheterisation nicht möglich und die Blutung
aus der Blase eine lebensbedrohliche, so eröffne man die
Blase von der Scheide ans. 0.0. Fellner.
BheumatlBmus articulorom u. masoulomm.
Im aknten Anfalle EinwickluD^gen der affizierten Gelenke
mitPrießnitzbinden, verdünntem Alkohol, Menthol-Franzbrannt-
wein, verdünnter Burowscher Lösung. Innerlich Natrium
salicylicum in Y2 — Igrammigen Dosen mehrmals des Tages,
in Oblatenkapseln oder in Milch. Statt dessen auchSalophen
und Salipyrin, Aspirin, bei starker Schmerzhaftigkeit Pyra-
midonum salicylicum, 0,5 — 1,0 (mehrmals täglich), Novaspirin.
Wenn Salizylpräparate per os nicht vertragen werden,
Klysmen.
Rp. Natrii salicyl, 1,0 — 2,0
Aq, destül. 10,00—150,0
S. 2 — 3mal tgl. zum Kly stier
oder perkutan
Rp. Äcid, salicyl. 3,0
Fetron Liebreich puriss, 30,0
Ol. terebinth. gtts. IL
Bei schlechter Herzaktion, Beteiligung des Myokards
(Pulsbeschaffenheit!), Albuminurie, Nephritis, Vorsieht mit
Salizylpräparaten, eventuell aussetzen.
Die Komplikationen des akuten Gelenkrheumatismus
verlangen gesonderte Behandlung, s. d.
Eine sehr günstige Wirkung bei verschleppten Fällen —
es muß bei lenteszierendem Verlauf wiederholt mit den Prä-
paraten gewechselt werden — sieht man vom Indoform
(2 — 3 g pro die), mitunter bei starken Schmerzen Maretin
0,2—0,30, 2— 3mal täglich (Vorsicht, Icterus, Aldehyd-Reak-
tion !). Bei hohem, septischem Fieber Chinin, ferner gebe ich
mit Vorteil Silberpräparate, u. zw. Credösche Salbe auf
die affizierten Gelenke, eventuell in Kombinationen mit
Alkoholumschlägen .
Femer Collargol.
Rp. Collargol 0,5—1,0
Aq. deatill, 160,0,
S, 1^2mal tgl, per rectum einzuspritzen.
RHEUMATISMUS ARTICULORUM U. MUSCULORUM. 245
Die Einreibungen mit Credo scher Salbe (2 — 3 g pro
Tag) an Stelle der Collargol-Klysmen als Allgemeinbehandlang,
bei viszeralen Komplikationen anch lokal, z. B. in die Herz-
gegend bei Perikarditis einzureiben.
Besondere Aufmerksamkeit ist dem Znstande der Raehen-
organe zu schenken (Angina, Tonsillarabszeß). Wenn der
Verlauf sehr hartnäckig, durch die bisher genannten Mittel
nicht zu beeinflussen ist, habe ich oft von Jod, intern und extern
gereicht, Nutzen gesehen. (Gicht, Gonorrhöe). Besonders wichtig
ist, wenn die Entzündang sich in einem Gelenke festsetzt,
die Immobilisierung desselben. (Lagerung, Pappendeckel-
schienen, Blaubindenverband).
Der chronische Gelenk- und Muskelrheumatismus ver-
langt, wenn ab und zu Temperaturerhöhungen auftreten,
Bettruhe, sonst körperliche Schonung, Vermeidung von Kälte
und Feuchtigkeit, Verbot feuchter Wohnungen oder, des Auf-
enthaltes in der Nähe des Wassers. Zur Resorption hart-
näckiger Exsudate warme Prozeduren, Schwefelbäder, besonders
Pistyan , Herkulesbad, Trenczin-Teplitz, Baden bei Wien etc.
Künstliche Schwefelbäder im Hause.
Rp. Kalii sulfurati pro balneo 250 — 300 g.
Für ein warmes Bad {Holz wanne!).
Nach dem Bade Ruhe, Transspiration, Massage.
Die Mechanotherapie tritt bei fast allen Formen
in den Vordergrund. Am zweckmäßigsten kombiniert mit
warmen Prozeduren. Heißluftbäder, allgemeine und lokale
Fangopackungen, Packungen mit Pistyaner Schwefelschlamm,
Franzensbader Moorerde usw.
Bei chronischem Verlauf werden oft zweckmäßig Moor-
bäder (Franzensbad, Marienbad) verordnet. Heiße Sandbäder.
Bei allgemeinen rheumatischen Schmerzen mit großem
Nutzen Sonnenbäder.
Dampfkasten, Glühlichtbäder mit nachfolgenden, abhär-
tenden Prozeduren. Solbäder, Ischl, Hallein, Porto Rose etc.,
im Hause mit Sedlitzkys Sole-Tabletten. Radioaktive Ther-
men (Gastein).
Bei allen hartnäckigen chronischen Fällen, besonders
wenn das Hervorgehen aus einem akuten Rheumatismus nicht
sichergestellt ist, Suche nach allgemeinen Ursachen (Tuber-
kulose, uratische, oxalnrische Diathese, Anämie, Syphilis).
246 RHEUMATISMUS ARTIG, ü. MUSC. ~ RHINOPHYMA.
Häufig sind Trinkkuren (Karlsbad, Marienbad, Tarasp)
in Kombination mit der Badebehandlnng von Nutzen. Bei
chronischem Muskeirheumatismus mit Schwielenbildung Massage,
Duschemassage in Aix -les-Bains, bei unklaren Myalgien
Suche nach Diabetes. Wenn starke Schmerzen
Rp. Monotal (Bayer) 20fi
OL lavandul, gtt. S,
S. Einzupinseln.
oder Rheumasan, Chloroform-Kampfer- Vasogen, Chloral-Kamp-
fer, Chloral-Menthol, Elimaus Embrokation etc.
Bei inveterierten Fällen Winteraufenthalt im Süden,
Aufsuchen trockener, warmer Orte, Vorsicht in der Kleidung.
G. Singer.
. Bhinophyma (Acne vulgaris und rosacea).
Regulierung der Diät. Behebung der eventuell vorhandenen
Obstipation durch Massage oder milde Abführmittel. Unter diesen
zu bevorzugen:
Rp. P. liquir, compos. 100,00.
*S. Vor dem Schlafengehen 1 Kaffeelöffel voll nehmen und 1 Glas
Wasser nachtrinken.
Lokal Schwefelpräparate.
Rp. Sulfur. praecip.,
Glycerini aa. 4fi0
Aq. Rosar. 100,00.
Etwas von der kräftig aufgeschüttelten Mixtur auf die
Hohlhand nehmen und im Gesicht leicht einreiben oder den
Bodensatz direkt anwenden. Untertags Waschungen mit alko-
holischer Flüssigkeit mittelst Watte (Spir. vin. gall., Spir.
Colonens. etc.).
Bereits ausgebildete Aknepusteln werden mit der Vi-
dal sehen Nadel eröffnet. Namentlich bei den tiefliegenden
Akneknoten bewährt sich Applikation von Collempl. Hydrarg.
vortrefflich.
RHINOPHYMA. — RHINITIS. 247
In schweren Fällen Schälkaren. Tagespaste:
Rp. ß'Naphthol.lOfiO
Sulfur. praecip. 40,00
Vaselini,
Sapon. virid. aa. 25,00,
S. Bleibt 7* — ^ Stunde liegen, dann trocken abgewischt und hierauf
eingepudert oder Ung. Zinci Wilsonii appliziert,
Nachtsalbe :
Rp. Resorcini 10,00— 20,00
Axung. benzoat.,
oder Vasel. aa, 100,00.
Bei aasgebreiteter Akne des Rückens Einpinseln mit:
Rp. Solutio Vletningkx 50,00
mit Borstenpinsel.
Bei Acne rosacea aaßer den erwähnten Maßnahmen:
Skarifikation oder noch besser Stichelang nach Lassar mit
Elektromotor mit der vielfachen Panktiemadel.
Spiegier.
Rhinitis, o^ Akate Kh. Prophylaxe: Vermeidang
von Erkältung und Infektionsgelegenheiten. Abhärtung durch
Kaltwasserkur. Vermeidang der Einatmung reizender Sub-
stanzen oder Gerüche (Heuschnupfen, Eisenbahnschnupfen).
Therapie: Hauptsächlich exspektativ- diätetisch. Bei
schönem Wetter frische Luft, bei schlechtem Zimmer-, bei
Fieber auch Bettruhe. Warme Getränke, manchmal auch Anti-
pyretika in kleinen Dosen. Verbot von Alkohol und Tabak.
Bei großen lokalen Beschwerden gegen die Trockenheit Spray
(nicht Irrigation) von l^o Kochsalz-, Salmiak- oder Soda-
lösung, gegen quälende Verstopfung der Nase mit Zusatz von
etwas Adrenalin (Kokain verboten). Gegen heftigen Niesreiz
Orthüform 3 — 4mal täglich hoch in die Nase zu blasen. Ver-
meidang gewaltsamen Schneuzens wegen Gefahr der Otitis
media. Im eitrigen Stadium Pinselungen mit 1 — 2^/q Lapis-
lösung.
h) Chronische Rh. Bei Trockenheit oder dicklicher Se-
kretion Spray (am besten der nach Fraenkel-Alt) mit
schwacher Kochsalz-, Soda- oder Boraxlösung. Pinselangen
248 RHINITIS. — SATÜBNISMUS.
mit 2 — 3®/oiger Lapislösung jeden 2. — 3. Tag. Bei Krusten-
bildung Einlegen Yon Wattetampons mit 2^0 Menthol-Yaselinöl
oder Jodglyzerin (Jodi puri 0,3, Kali jodati 1,0, Glycerini 50,0),
bei üblem Geruch vorher reichliche Spülung mit lauer l®/oiger
Kochsalzlösung 2 — 3mal täglich. Bei leichteren Formen genügt
täglich einmalige Einblasung von Natr. sozojodol., Acid.
borici aa. oder besser:
Rp. Alumin, ctceto-tartar.,
Acid. borici,
Sacch. lactis aa, 5,0
Menthol 0,1,
Mfp, DS, Nasenpulver
mit einem schlauchförmigen Blaserohr sehr leicht selbst ein-
zublasen. Hypertrophische Schleimhaut flach zu ätzen (am
besten mit Trichloressigsäure, vorher Kokain), eventuell mit
dem galvanokaustischen Brenner zu furchen. Starke Hyper-
trophien werden am besten sofort abgetragen (ich bediene mich
dabei fast ausschließlich der kalten Stahldrahtschlinge ohne
Lokalanästhesie), nachher Tamponade für 24 — 48 Stunden.
M. Weil.
S.
Satumismus. Gegen die häufigste Form der Blei-
vergiftung, dieColica saturnina, werden am besten Bella-
donna-Präparate und eventuell auch -Opiate im Verein mit
Abführmitteln angewandt.
Rp. Extract, ßelladonnae fol, 0,2
Pulv, et. extr, liquirit. q. s, u, f. pill. Nr. X.
DS, 3—4 Pillen täglich,
in schweren Fällen:
Rp. Extr. ßelladonnae fol.
Extr. opii aa. 0,2
Pulv, et extr, liquirit. q. s, u. f, pill. Nr. X,
DS. .3 Pillen täglich.
In den schwersten Fällen kann — wenn man den
Patienten täglich mehrmals zu sehen Gelegenheit hat —
SATÜRNISMUS. 249
bis zur Maxiraaldosis von Extract. Belladonnae (0,2 pro die)
bei Kombination von Extract. Belladonnae und opii bis zu
aa. 0,1 pro die gegeben werden, doch ist auf die individuell
sehr verschiedene Empfindlichkeit gegen Belladonna und die
ersten Anzeichen einer Belladonnavergiftung (Erweiterung der
Pupillen, Gefühl von Trockenheit im Halse) zu achten.
Auch Morphin- und Atropininjektionen (i/g — 1 ^9 pro
dosi) können zur Anwendung gelangen. Daneben sind Klystiere
mit Balzwasser oder einem Aufguß von Folia Sennae, eventuell
Seifenklystiere anzuwenden, oder intern Aq. laxativa, eventuell
magistraliter als Tee.
Rp. Fol. Sennae 15fl
Mann, com.,
Magn. eulf. aa. 10 fi.
DS. Tee (Portion für 1—2 Tage),
am besten Ol. Ricini in heißer Milch gegeben, täglich 2 — 3 Dosen
ä 50 g. Belladonnapillen und Abführmittel — natürlich in
geringer Dosis — sind, auch wenn die Schmerzen bereits
nachgelassen haben und Stuhl bereits erfolgt ist, noch durch
2 — 3 Tage weiter zu geben.
Außer dem bisher Angeführten sind anzuwenden: heiße
Umschläge auf den Bauch, lauwarme Bäder; gegen den Brech-
reiz Eispillen. Als Nahrung nur Milch (eventuell eisgekühlt)
löffelweise.
Nach Ablauf des Anfalles allmählich vorsichtige Rück-
kehr zur normalen Diät — häufig wird Pleisch besonders
schwer vertragen — und strengste Vermeidung von Diät-
fehlern. Sorge für regelmäßigen Stuhl.
Zur Zeit des Auftretens der nach einem Kolikanfall
nicht seltenen Albuminurie: absolute Milchdiät, Weglassen
aller die Nieren reizenden Abführmittel (Senna, Magn. sulf ur. !).
Für länger fortbestehende Beschwerden von Seite des
Magens Stomachika, Salzsäure; schließlich Karlsbader Kur.
Ferner Behandlung des bestehenden allgemeinen Satur-
nismus:
Rp. Kal.(Natr.)jodatilOfi
Aq.font. ad 200,0.
DS. 2—3 Eßlöffel täglich.
250 SATUBNISMüS.
Das Jodpräparat entweder je 1 Eßlöffel nach den Haupt-
mahlzeiten, oder die gesamte Tagesdosis morgens, nüchtern,
eine Stande vor dem Frühstück in Yg Crlas Milch genommen.
Roborierende Diät, bei gutem Kräftezustand Schwitz-
bäder; von manchen Seiten Schwefelbäder (Badener Kor)
empfohlen.
Zar Behebung des Bleisaumes Zahnpflege. Entfernung
des Zahnsteines. Pinseln des Zahnfleisches mit adstringierenden
Zahntinkturen.
Rückkehr zur Bleiarbeit womöglich erst nach Verschwinden
aller Krankheitssymptome (mit Ausnahme des Bleisaumes).
Nach Ablauf der Kolik — auch wenn Patient beschwerde-
frei — noch mindestens 8tägige Arbeitspause (sonst rasches
Rezidiv !).
Bei Erscheinungen von Seite des Cerebrum (Encephalo-
pathia saturnina), Cephalalgie, Schwindel, Aufgeregtheit, Hallu-
zinationen, epileptiformen Anfällen heiße Einpackungen, wenn
es der Zustand erlaubt. Dampf kästen oder Schwitzbäder. Milch-
diät (Hebung der Diaphorese und Diurese), Abführmittel. Brom-
präparate in großen Dosen, am besten mit Jodpräparaten
kombiniert.
Rp. Natr.jodat.,
Natr, bromat. aa. lOfi
Aq.font. ad 200,0,
DS. 3 Eßlöffel täglich.
Auch nach Ablauf der Erscheinungen länger dauernde odei
womöglich dauernde (in praxi stets sehr schwer erreichbar!)
Enthaltung von Bleiarbeit. Keinesfalls Rückkehr zu derselben,
solange noch Erscheinungen von Seite des Nervensystems
(erhebliche Steigerung der Patellarref lexe !) vorhanden.
Die übrigen durch Intoxicatio saturnina hervorgerufenen
Symptomenkomplexe erfordern die gebräuchliche symptomatische
Behandlung: bei Bleilähmung Anwendung des galvanischen,
später faradischen Stromes und Massage; Bleigicht Salizyl-
präparate; Nephritis chronica Regelung der Diät. Eine Zeit-
lang Milchdiät — doch ist daneben stets das Grundleiden
zu berücksichtigen und dasselbe so weit als möglich durch
die oben angegebenen Mittel zu beeinflussen.
L. Teleky.
SCHMERZBEHANDLUNG IN D. NEUROPATHOLOGIE. 251
SohmerzbehandlunginderNeuropathologie.
Akroparästhesie (Schmerz and morgeDdliches Brennen
in den Fingerspitzen) wird symptomatisch 1. durch faradi-
sche Pinselung der Fingerspitzen (täglich 1 — 3 Minuten,
schmerzhafte Stromstärke) oder Auflegen der Finger auf die
Anode eines galvanischen Stromes (Plattenelektrode, 1 — 2 MA.,
täglich 2 — 4 Minuten) behandelt; 2. durch überheiße
Handbäder (zeitlich morgens und im Laufe des Vormittags,
10 Minuten, 32o R).
Daneben hat man das ursächliche Leiden zu suchen und
beim Ausfall der Ovarienfunktion Ovarintabletten (Wochen
hindurch 2 — 4 täglich), bei vorhandener Vergiftung (Diabetes,
Tetanie, Alkohol, Blei) oder Infektion (Diphtheritis, chronischer
Gelenkrheumatismus in Arm- und Fingergelenken) die gang-
baren Maßnahmen zu treffen. Bei Akroparästhesie nur einer
Seite ist eine beginnende zerebrale Störung zu vermuten und
Kälte an der kontralateralen Schädelhälfte anzuwenden. Bei
schmerzhaften Akroparästhesien in der linken Hand können
Veränderungen an den Goronararterien die Ursache sein:
täglich 3 — 4mal Diaretin 0,5 (darauf stets heißen Tee), in
späteren Wochen kann man bei guter Wirkung auf 1 bis
2 Pulver herabgehen; bei anfalls weisem Auftreten nützt In-
halation von 2 Tropfen Amylnitrit. Zur Nachbehandlung dient
Jodnatrium 1,0 pro die.
Bei Schmerzen im Bein wird es sich am häufigsten um
Ischias handeln; diese wird anfänglich durch möglichste Ruhe,
Erhaltung der etwa bestehenden Körperverbiegung und Appli-
kation von Wärme behandelt: am wirksamsten finde ich 2mal
täglich warme Sitzbäder (^/g Stunde lang) mit nachfolgender
trockener Umhflllung der gebadeten Partie (bei Bettruhe durch
V2 — 1 Stunde). Nur bei nächtlicher Steigerung der Schmerzen
ein Anodynum (Antifebrin 0,5 oder Antipyrin 1,0 oder
Phenacetin 0,8 oder Pyramiden 0,5; sind die angeführten
Mittel und Dosen unzulänglich, so vermengt man diese Dosis
mit Morphium 0,005).
Nach einer Woche beginnt die faradische Pinselung
entlang dem Nerven (täglich 2 — 3 Minuten , schmerzhafter
Strom). Ist nach 3 Wochen keine Besserung eingetreten, so
kommen die Galvanisation (Anode als Platte armiert, stabil
252 SCHMERZBEHANDLUNG IN D, NEUROPATHOLOGIE.
auf die einzelnen SchmerasteUen , 2 — 3 MA*, 3 — 5 Minuten)
und thermische Prozeduren an die Reihe: Heißluft (V* bis
8/4 Stunde) oder Wannenbäder (20—30 Minuten mit Nach-
schwitzen von 1/4 — V2 Stunde) oder Dampfbäder (10 bis
15 Minuten lang, wiederholt von kalten Duschen unterbrochen)
oder Dampf kastenbäd er oder Fangoeinpackungen oder schot-
tische Duschen mit darauffolgendem Halbbad. Eine andere
Form der Wärmeapplikation besteht in ^g — Isttindiger Be-
sonnung des Rückens und der Beine, die mit einer kurzen
kalten Waschung abschließt. In chronischen Fällen wird
der Kranke angewiesen, die Stelle des spontanen Schmer-
zes (1- oder 2mal täglich durch 1/4 Stunde) mit einem belie-
bigen Liniment zu frottieren und die behandelte Stelle für
eine Stunde trocken einzubinden.
Hat man nach Monaten noch keinen Erfolg aufzuweisen,
dann ist Pistyaner oder Badener Kur für 3 — 4 Wochen an-
gezeigt, oder der Arzt massiert die Druckpunkte mit sanfter
Petrissage (eventuell darauffolgender Vibration). Bei persi-
stierender Ischias verwende ich Bier sehe Saugapparate an der
Austrittsstelle und im Bereiche der Nervenwurzeln des 4. bis
5. Lendenwirbels (täglich 1 Stunde lang, 1 — 2 Wochen) oder
Gegenreize an den genannten Stellen (Senfpapier, Alkobol-
verband, Kantharidenpflaster 12 Stunden mit darauffolgender
Applikation von üng. Mezerei 1 — 2 Wochen hindurch) oder
Einpackung des ganzen Körpers (18® R V2 — 1 Stunde täglich).
Manchmal bewährt es sich, die Austrittsstelle am Foramen
ischiaticum (1 — 2 Wochen hindurch , täglich mehrere Stunden
lang) mit einem Schrotbeutel, 1 — 2 hg^ zu belasten. Die Wohnung
muß gegen Westen oder Süden gerichtet sein, wenn
möglich nicht im Parterre liegen. Vom Aufenthalt im Glebirge
oder an der Meeresküste ist abzuraten, windgeschützte Gegend,
frei von Niederschlägen, sonniges Flachland oder breites Tal
bind für die Kranken vorteilhaft.*
Andere Ursachen für lokalisierten Beinschmerz sind
Meralgla, Achillodynie und Arteriosklerose. Die
* Die Injektionen mit steriler Luft, Sohle ich scher Lösung oder
Alkohol haben sich in den schweren Fällen nicht bewährt. Passive
Nervendehnnng oder Heilgymnastik haben nur sehr selten eine Heil-
wirknng; dasselbe gilt vom Einnehmen des Salizyl und Jodnatron.
SCHMERZBEHANDLUNG IN D. NEÜROPATHOLOGIE. 253
Meralgia (schmerzhafte Parästhesien an der Außenseite des
Oberschenkels) verlangt Schonnng des betreffenden Beins,
indem das andere zumeist als Standbein verwendet wird.
Täglich kalte Waschung der Bchmerzstelle , 3mal wöchent-
lich Anode stabil durch 3 — 5 Minuten. Auch Alkoholverband.
Belten trifft man als Grund für die Meralgia Plattfuß oder
Diabetes.
Die Achillodynie und Tarsalgie wird mit Massage,
heißen Fußbädern und nachfolgenden Jodeinreibungen (8 bis
10 Wochen) behandelt, worauf bei Erfolglosigkeit ein chirur-
gischer Eingriff gerechtfertigt ist.
Der durch Sklerose der Muskelarterien erzeugte Schmerz
beim Gehen (intermittierendes Hinken) wird durch wochen-
langes Liegen, warme Bäder und Jodglyzerineinreibungen (1 ®/o),
innerlich Jodnatron behandelt. Diuretin ist unwirksam.
Gesiehtsschmerz (zentraler Tic douloureux) verlangt
3mal täglich Thermophor, möglichste Einschränkung des
Redens, nur breiige oder flüssige Speisen (lauwarm !), täglich
wässerige Stühle, schwellende Faradisation an den Schmerzstellen
(1 bis 2 Minuten täglich), 1 Woche lang Methylenblau (c. Pulv.
nucis moscati aa. 0,1 ad capsul. amyl., 1 — 2 Kapseln täglich).
Bleibt dieses Verfahren nach einer Woche ohne Wirkung, ver-
sucht man Aconitin. cryst. (nur das französische Präparat !).
Man läßt mit einer weichen Pillenmasse (Tragant, Sacch. lact.,
Glyzerin aa.) Pillen machen, welche 0,0003 Aconitin enthalten,
und beginnt mit 2 Pillen täglich. Solange nicht Kältegefühl
und Prickeln am ganzen Körper sich zeigt, darf man jeden
2. Tag um eine Pille steigen bis zu 10 Pillen. Man soll
alhnählich die toxische Wirkung (Parästhesien am ganzen
Körper) erreichen ; mit derselben fällt auch die Schmerzstil-
lung zusammen. Ist dies erreicht, bleibt die Dosis 1 — 2 Wochen
dieselbe und wird dann allmählich vermindert. Wenn man
mit 10 Pillen keinen schmerzstillenden Effekt erzielt hat, ist
die weitere Medikation einzustellen. Auch Karbolpillen (k 0,05,
2 — 6mal täglich) sind zu versuchen ; Schokoladeüberzug oder
ein stark riechendes Konspergenz ist anzuraten. Blieb der
Sehmerz nach 2 — 3 Wochen noch unbeeinflußt, so nützen
nur kalte Waschungen i. 1. doloris (3mal täglich durch
mehrere Minuten) und innerlich ein Jodbromgemenge (Jod-
natron 1,0, Bromnatron 4,0—6,0 einmal täglich in Va Liter
254 SCHMEEZBEHANDLUNG IN D. NEÜROPATHOLOGIE.
Wasser). Bei Fettleibigen wird gleichzeitig eine Oertelkur oder
ausschließlich vegetarische Diät eingeleitet , bei Herabgekom-
menen Mast mit Fett und Zucker. Dieses Verfahren wird
4 — 6 Wochen fortgesetzt, erst dann käme der chirurgische
Eingriff zur Erwägung.
Schmerz bei Hysterie und Neurasthenie. Der Kopf-
druck wird durch lokale Kälteanwendnng günstig beeinflaßt,
ebenso durch festes Umbinden des Kopfes, Vermindenmg der
Berufstätigkeit, Aufenthalt in ruhiger Umgebung, Hochgebirge
und Meeresufer. Wärme, Lärm, Gerüche, schlechte Luft,
seelische Inanspruchnahme sind zu vermeiden. Milde fara-
dische Striche an den Schläfen oder Durchleitung eines gal-
vanischen Stromes von einer Schläfe zur anderen (1 MA.,
2 — 3 Minuten unter Ein- . und Ausschleichen) jeden 2. Tag
sind in jedem Falle heranzuziehen. Findet man an der Schläfen-
linie oder an den Nackenlinien des Hinterhaupiknochens
druckempfindliche Stellen, so sind diese täglich 5 — 10 Minuten
zu kneten (6 — 8 Wochen lang). Hervorzuheben ist für den
Kopfdruck der Wert reichlicher Mahlzeit mit Zwischenmahl-
zeiten (selbst bei Fettleibigen) und täglicher dünner Stuhl-
entleerungen. Wirkt das alles nicht, so erreicht man durch
vollkommene Abstinenz von Berufstätigkeit und Aufenthalt
in einem Sanatorium (6 — 8 Wochen lang) mit Gebranch
kurzer kühler Allgemeinprozeduren sichere Besserung.
Rückenschmerz wird durch Aufklärung des Kranken
(nach umständlicher Untersuchung) und tägliche galvanische
Behandlung (labiles Streichen 2 — 3 MA., 3 — 5 Minuten) oder
faradische Pinselung des Rückens mit daranschließender Kalt-
waschung der Genitalien (5 Minuten) geheilt. Bleibt der Er-
folg nach 1 — 2 Monaten aus, so geht man zu Halbbädern,
Kohlensäurebädern (25® R, 10 Minuten), prolongierter Nacht-
ruhe, geschlechtlicher Temperenz über.
Hat man anders lokalisierte Schmerzen, so werden
dieselben lokal behandelt: mit trockener Wärme, Belastung
durch Schrotbeutel (1 — 2 kg\ schwellendem faradischen Strom,
stabiler Anode, Einreibung riechender Linimente, Massage
durch den Arzt, reizenden Umschlägen oder mittelst eines
Anodynums (2 — 3mäl tägl.). Auch kann man in die betref-
fende Stelle 50 Funken einer Influenzmaschine einschlagen
lassen. Hier bleibt der Erfolg selten aus.
SCHMEßZBEHANDLüNG IN D. NEÜEOPATHOLOGIE. 255
Bei vagierenden Schmerzen ist lokale Behandlung nicht
angezeigt, dafür aber kurze laue Bäder und reichliches Trinken
von Flüssigkeit (z. B. eine Lösung der Trunecekschen Salze:
Sal physiolog., 2nial täglich 1 Kaffeelöffel auf V2 Liter Wasser).
Auch Klimawechsel ist bei diesem sehr hartnäckigen Symptom
anzuraten.
Kopfschmerz auf Grund einer Supraorbitalneuralgie
heilt innerhalb 8 Tagen: beim Einsetzen der Schmerzen in
den Vormittagsstunden ein Nervinum (Antifebrin oder Pyra-
miden 0,5), abends heißen Tee zum Schwitzen und an
3 aufeinander folgenden Tagen schwellenden faradischen Strom
am Supraorbitalpunkt (1/2 — 1 Minute)^ Dauert der Schmerz
länger und ist Fieber vorhanden, so fällt die Behandlung
ins Operationsgebiet der Rhinologen.
Bei Migräne, die seit der Pubertätszeit in Anfällen
wiederkehrt: genaue Untersuchung der Augen auf Störung
der Akkommodation oder Refraktion, auf Glaukom und Iritis.
Fällt das Ergebnis negativ aus, so versucht man 1 Monat
lang Mästung und diätetische Regulierung des Stuhls. Blieben
diese Maßnahmen ohne Wirkung auf die Anfälle, so sind
tägliche Bromdosen vor dem Schlafengehen (mit 3,0 beginnend)
durch 1 Jahr und länger das empfehlenswerteste Mittel. Im
Beginn der Kur mildert man den einzelnen Anfall durch
künstlichen Schweißausbruch (Thermophor i. 1. doloris und
gleichzeitig eine Tasse heißen Tees).
Die erst im mittleren Lebensalter einsetzenden migräne-
ähnlichen Anfälle sind meist Folge von organischen Verände-
rungen im Gehirn (hauptsächlich Lues, Metalues) und können
nicht sicher bekämpft werden; der einzelne Anfall wird durch
kalte Umschläge und Nervina .gemildert.
Der bei chronischer Vergiftung auftretende Kopfschmerz
weicht bei Aufenthalt in freier Luft und Schwitzprozeduren;
folgende Gifte sind in Betracht zu ziehen: Autointoxikation
bei schwerer Stuhlverstopfnng, Urämie, Diabetes, Blei, Zink,
Kohlenoxyd (bei Heizern und Köchen), Alkohol, Nikotin.
Die bei Arteriosklerose und organischen Hirnerkrankungen
auftretenden Kopfschmerzen werden durch Applikation von
kalten Umschlägen oder Kühlapparat erträglich; bei konge-
stiven Zuständen im Schädel haben mitunter kalte Umschläge
am Hals und Nacken Erfolg. Vorübergehenden Effekt erzielen
256 SCHMERZBEHANDLUNG IN D. NEÜROPATHOLOGIE.
auch 6 — 12 Blutegel. Bei Hirntumor wirken wiederholte
Spinalpunktionen (mit Entleerung nur geringer Mengen)
schmerzstillend. Der nach Mittelohreiterung auftretende Hinter-
hauptschmerz wird operativ behandelt (nicht lange zuwarten !).
Erenzschmerz der Arbeiter (Lendenzerrung) : trockene
Wärme (Thermophor 3mal täglich 1 Stunde) oder Bier sehe
Saugung (täglich 1 Stunde i. 1. doloris). Vor dem Schlafen-
gehen ein Anodynum. Dauert der Schmerz länger als 1 Woche,
wird die Schmerzstelle täglich faradisiert (starkier Strom) oder
mit anderen Gegenreizeu (Senfpapier, Alkoholumschlag, Empl.
oxycroceum) bedacht oder der Heißluftbehandlung zugeführt.
Zur Nachbehandlung eignet sich 2mal täglich Rumpfgymnastik.
Steckt dahinter Spondylitis, chronische Meningitis spinalis,
ein Kektumkarzinom (Schmerz in der Sakralgegend) oder
Perimetritis (Schmerz in der Sakralgegend), gelten andere
Verfahren.
Nervöser Magenschmerz (falls Cholelithiasis , Appen-
dizitis, Ulcus oder Carcinoma ventriculi vorher ausgeschlossen
werden können) : diätetische Maßnahmen (häufige Mahlzeiten,
viel Butter, Speck und Sardinen, vornehmlich Fleischkost,
indes jegliche Form der Amylacea und Gewürze einzuschränken
oder zu vermeiden ist; kein Kaffee oder Tee, kein Alkohol),
Natron bicarbonicum oder ein analoges Speisepulver (Y2 Stunde
vor und IV2 Stunden nach den Mahlzeiten). Auf nüchternem
Magen laues Karlsbader Wasser. Nach den Hauptmahlzeiten
1 Stunde liegen. Im Anfall 5 — 10 Tropfen Menthol (1,0 ad
Spir. 10,0), wenn das nicht wirkt, Morphium 0,01.
Neuritis, wenn sie akut und fieberhaft verläuft: absolute
Bettruhe und Nervina (vgl. Ischias), 2 Pulver in einstttndiger
Zwischenzeit vormittags und 2. Pulver gegen Abend. Bei der
chronischen Polyneuritis wird täglich warm gebadet (20 bis
80 Minuten) , darauf folgt eine trockene Einpackung der
affizierten Körperteile (1 Stunde); man kann Steinsalz oder
Meersalz (2 — 4 kg) zusetzen. 3mal wöchentlich faradische
Pinselung (2 — 5 Minuten) , bis die Haut davon intensiv ge-
rötet ist. Für die Nachtruhe ein stark wirkendes Nervinum.
Bei protrahiertem Verlauf tun vegetarische Diät, Massage
mit anschließender feuchter Einpaekung (18®R, V2 — 1 Stunde),
Thermen (Baden, Pistyan, Gastein, Teplitz) gut. In veralteten
Fällen versucht man spirituöse Einreibungen, Sonnenbäder
SCHMERZBEHANDLÜNG IN D. NEUROPATHOLOGIE. 257
(V2 — 1 Stunde) mit darauffolgendem lauen Bad oder kurzem
kalten Bad (2—3 Minuten).
Schmerz bei organischen Teränderungen am Zentral-
nervensystem ; o^ T a b e s (lanzinierende Schmerzen, Gürtelgef ühl,
Rückenschmerz): an erster Stelle Pyramiden (0,3 — 0,5 mehr-
mals täglich), Aspirin (1,0) oder andere Anodina (vgl. Ischias)
werden erst dann herangezogen. Abends eine feuchte Ein-
packnng beider Beine (16® R, 1 Stunde). Bei diesem chroni-
schen Leiden darf auch die faradische Pinselung des Rückens
und der Beine (3mal wöchentlich 4 — 5 Minuten, schmerzhafte
Stromstärke) nicht unversucht bleiben ; dieselbe soll 6 Wochen
durchgeführt werden, um nach einer Pause von 1 Monat
wiederholt zu werden. Im Anfall nützt manchmal über-
warmes Fußbad (34<>R, 10 Minuten) oder kaltes Fußbad
(2 — 3 Minuten unter beständigem Frottieren der eingetauchten
Füße). Südliches, windstilles, gleichmäßiges Klima (Meran!)
macht die Schmerzen seltener. Auch können Gasteiner
Bäder nützen, ebenso (als ultimum refugium) eine Schmier-
kur (4 Wochen).
h) Bei Kompressionsmyelitis (Spondylitis, Neuge-
bilde der Wirbelsäule oder Tumor intrameduUaris) absolute
Bettruhe (wenn möglich Seitenlagerung) und den größten
Teil des Tages Kühlapparat i. 1. morbi; späterhin Gipsbett
und Gipsmieder. Vorübergehenden Erfolg erzielen 8 — 12 Blut-
egel. Rückhaltsloser Gebrauch von Anodynis und Morphium
(vgl. die Anwendungsformen bei Ischias und fieberhafter
Neuritis).
c) Chronische Meningitis spinalis: Jodnatrium
(1 — 3,0 pro die), Schmierkur.
d) Die Schmerzen bei Tetanie werden durch warme
Handbäder (3mal tgl. 5— 10 Minuten, 32<^R) oder Wannen-
bäder (tgl. einmal 28<^R, 30 Minuten) und Bromnatron 2mal
tgl. 3,0) erträglich.
e) Schmerz bei Syringomyelie: Kühlapparat an dem
festgestellten Segment, Versuch mit Röntgenbehandlung,
Anodyna.
f) Die Schmerzen bei Paralysis agitans weichen keinem
Verfahren und führen zum chronischen Morphinismus.
Erben.
Fellner, Therapie der Wiener Spezialärzte. 17
258 SCHNELL. FINGER. — SCHWANGERSCHAFTSERBR.
Schnellender Finger. Meist genügt Anwendung
fenchtwarmer Umschläge^ Massage, Friktion des Gelenkes und
der Sehnenscheiden, Bewegangsttbangen; bei Gicht, Rhenma-
tismos entsprechende Allgemeinbehandinng.Bei schwereren
Fällen operative Entfernung der pathologischen Ursache
(Sehnenverdicknng, Neubildung der Sehnonscheide, Exostose).
Haadek.
Schreibkrampf, Klavierspielerkrampf, Be-
schäftigungsneurosen. Aussetzen der berufsmäßigen
Arbeit; beim B. muß auch jeder Schreibversuch unterlassen
werden! Massage sämtlicher Muskeln von Hand und Arm
bis zur Schulter, Streichung der Nerven von Schulter gegen
Finger hin, Vibriation des Plexus brachialis oberhalb der
Clavicula. Galvanisation mit mäßig starkem Strom (+ Elek-
trode in den Nacken, — Elektrode stabil oberhalb der Cla-
vicula, dann mit Rolle den ganzen Arm streichend). Gymnastik :
Manuelle Widerstandsbewegungen and aktive Bewegungen mit
sämtlichen Muskeln von Fingern bis Schulter. Massage und
Gymnastik am besten zeitlich getrennt. Leichte hydriatische
Kur. Im weiteren Verlaufe der Behandlung methodische
Schreibübungen; Schreiben mit Bleistift, weicher Feder. Ge-
brauch von eigens konstruierten Federhaltern (B um scher
oder Guth scher Federhalter) oder Stütz Vorrichtungen (Nuß-
bau msches Brasselett, Zabludowskischer Apparat. Bei
anderen Beschäftigungsneurosen mechanische Behandlang in
gleicher Weise durchzuführen. Haudek.
Schwangerschaftserbrechen. Bei geringem
Schwangerschaftserbrechen in den ersten Monaten mache man
die Frau auf das Physiologische des Vorganges aufmerksam
und vertröste sie auf das baldige Aufhören in den folgenden
Monaten. Es empfiehlt sich, das Frühstück — am besten kalte
Milch — liegend im Bette einzunehmen und einige Zeit nachher
liegen zu bleiben. Bei stärkerem und über das 3. Monat hinaus-
reichenden Erbrechen innere Untersuchung. Liegt eine Retro-
flexio vor, so richte man den Uterus aaf, sonst bringe man
die Patientin aus ihrer Umgebung, verbiete jeden Besuch,
was sich nur in einer Heilanstalt durchführen läßt, lasse die
Frau womöglich ganz horizontal liegen und liegend eisgekühlte
Milch löffelweise eingeben. Suggestive Therapie, insbesondere
SCHWANGERSCHAFTSERBRECHEN. -^ SEBORRHOEA. 259
bestimmtes Versprechen^ daß nunmehr die Milch gehalten
werden würde, daß man allmählich zu anderer Nahrung über-
gehen kann usw., ist dringend geboten. Von den inneren
Mitteln (Cerinum oxydul. 0,3, Orexinum basicum 0,8) ist
wenig zu erwarten. Magenausspülungen haben mitunter gerade
angünstigen Einfluß. Ziemlich günstig wirkt wie bei allen
Graviditätstoxikosen Jodkali, mitunter hat man auch von
Bchilddrüsentabletten guten Erfolg.
Kommt die Patientin stark herunter, hält sie gar keine
Nahrung, dann muß die Schwangerschaft beendigt werden.
Bei geeigneter Therapie, insbesondere Anstaltsbehandlung,
wird sich aber dieser Fall sehr selten ereignen.
0. 0. Fellner.
Seborrhoea.
d) B* oleosa. Ablösen der fettigen Schuppen mit öl
(Ol. olivarum, Ol. jec. Aselli etc.) oder Salbenverbänden (üng.
diachyl. Hebrae , Borsalbe). Hernach Gebrauch von Schwefel-
salben (5 — lOVo), Teer-Ichthyolsalben.
In milderen Fällen genügen Waschungen mit alkalischen
Seifen (Krankenheiler Jodsodaseife, Schwefelseifen) und nach-
folgende Einreibungen spirituöser Lösungen von Acid. salicyl.
(1 — 2^0)) Resorcin, Tannin etc.
h) S. sicca, besonders am behaarten Kopf, an den
Augenbrauen, an der Haut des Gesichtes, soweit es bebartet
ist, lokalisiert.
Viel verwendet, häufig von Nutzen ist die Lassar sehe
Haarkur. Dieselbe besteht aus den folgenden Prozeduren:
1. Entfettung und Reinigung des Haarbodens mit
Hebraschem Seifengeist oder Teerseife. Nach Abtrocknung
des Haares Einreiben des Haarbodens mit
2. Rp. SoXuU hydrary, bichl. corr. 0,5 : 160,
Glyeerini,
Spirit. vin, aa. 50.
3. Frottieren des Haarbodens mit
Rp. ß-NaphthoU 0,25—0,5
Alhoh. absolut. 200.
4. Einölen mit
Rp. Acid. salicyl. 2,
T. henzoes 3,
Ol. olivarum nd 100.
17*
260 SEBORRHOEA. — SKABIES.
Von großem Nützen ist die Applikation des Schwefels,
gewöhnlich als ßchwefelsalbe, z. B. nach der Un naschen
Formel:
Rp. Sulfur. praecip. 5 — 10,
Ol. Cacao 15,
Ol. amygd. 30,
Ol. hergamott. gtts. nonnull.
oder in Kombination mit Resorcin 2^/q.
Ferner spirituöse Lösungen von Teer und Teerpräparaten
(Anthrasol, Liq. carbon. detergens anglic), Teerseifen (Pittylen-
kaliseife, Scheerings flüssige Teerseife). Das viel verwendete
Captol hat mich fast regelmäßig im Stiche gelassen.
S. Grosz.
Singultus. Entfernung der etwaigen Ursache: also
Beseitigung der Affektionen des Magens, des Uterus, Prostata,
Gallen- und Nierensteine.
Faradische Reizung der Haut in der Höhe des Zwerch-
felles. Galvanisation des Nervus phrenicus, Senfteig auf die
Magengegend. In schweren Fällen Narkotika. Bei Hysterischen
Valeriana und Asa foetida und vor allem psychische Be-
handlung. V. Czyhlarz.
Skabies. Der ganze Körper außer Hals und Gesicht
wird einmal mit Unguent. sulfur. Wilkins. (Salbe hat un-
angenehmen Geruch und verdirbt die Wäsche) oder mit Unguent.
Naphtholi compos. Kaposi (mit Zusatz^von ca. 10®/o Flor, sulfur.)
dünn eingerieben. Insbesondere genau sind einzureiben : Hände,
Finger, Zwischenfingerfalten, Handgelenke, Ellbogen an der
Streckseite, Achselfalten, Brustwarzen, Nabel, Bauch, Gesäß,
Glied und Hodensack, der innere Fußrand. Nach der Ein-
reibung wird der Kranke eingepudert, 3 — 4 Tage später wird
ein kurzes Bad genommen. Bei begleitendem Ekzem muß das-
selbe erst mit Lassar scher Paste, Diachyl.-Pf lästern etc. (siehe
Ekzem) behandelt werden, bevor gebadet wird. Die leichten
Reizerscheinungen, die oft nach der Einreibung auftreten und
die selbst Jucken erregen, dürfen nicht zur wiederholten Kur
verleiten. Äußere Reize, wie Schwitzen, beengende Kleidung,
sind während und nach der Kur zu vermeiden. Unguent.
Naphtholi compos. ist wegen der bisweilen auftretenden Nieren-
SKABIES. — SKARLATINA. 261
reizungen bei Kindern unter 4 Jahren nicht anzuwenden.
Andere Krätzemittel sind: lO^/o Epikarinsalben ; in leichten
Fällen Balsam, peruvian. pur. oder Peruolcreme oder Styrax
in ca. 20%igen Baiben.
Rp. Styr. Uquid.f oder Rp. Styr, liquid,,
Balsam, peruv.j Flor, sulfur.,
Ol, olivar. aa. 33,0. Cret. alh. aa. 10,0
DS. Salbe gegen Krätze. Sap, vit*id.,
Axung. porc. aa, 20,0.
DS. Salbe gegen Krätze (Weinberg),
Diese Salben werden durchschnittlich 2mal dünn ein-
gerieben. Nachbehandlung wie oben.
Die französische Schnellkur besteht /in 10 — 20 Minuten
langer Einreibung mit Sapo viridis, darauf halbstündiges Bad
mit Seifenwaschung und Abreibung. Nach dem Trocknen
Applikation der Hardy sehen Salbe, die nach 24 Stunden
abgewaschen wird:
Rp. Flor, sulfur, 1,00
Kai. carbon, 6fi
Axung, porc. 60,0,
M, f. u, D. S, Hardysche Salbe.
Fasal.
Skarlatina. Prophylaxe: Sofortige strengste Isolie-
rung des Patienten und seiner Pflegepersonen, eventuell dessen
Abgabe in ein Krankenhaus. Falls andere Kinder in der
Familie, so müssen dieselben 2 Wochen vom Tage der Isolierung
an von der Schule etc. ferngehalten und unter ärztliche Kon-
trolle gestellt werden. Eß- und Trinkgeschirre des Patienten
sind separat zu reinigen, das Krankenzimmer ist möglichst
staubfrei zu halten; zu achten ist auf tägliches Aufwaschen
des Fußbodens mit 2<*/oiger Lysollösung, häufiges Wechseln
von Bett- und Krankenwäsche, dieselbe komme unmittelbar
nach Gebrauch in 2®/oige Lysol- oder ö^oige Karbollösung
und soll hernach ausgekocht werden. — Kleider sind durch
Dampf oder Formalin zu desinfizieren, Ledersachen nur durch
Formalindämpfe oder 5®/oiges Karbolwasser. Die Spielsachen
des Patienten sind zu verbrennen. Der Kranke soll fleißig
grugeln, öfters Hände und Gesicht reinigen und durch 6, besser
8 Wochen isoliert bleiben. Der Arzt vermeide alles, wodurch
262 SKARLATINA.
eine Verschlepp ang der Krankheitskeime begünstigt werden
könnte.
Therapie: Das Wichtigste ist eine gewissenhafte Pflege,
sonst Bettruhe (bei unkomplizierter Scharlacherkrankang)
durch 4 Wochen in geräumigem, gut ventiliertem Kranken-
zimmer; Temperatur daselbst 15^ R. — Vorsicht vor Er-
kältung. Temperaturmessung und Harnuntersuchung sind
während der ersten 4 Wochen nicht zu unterlassen. Sorge
für tägliche Stuhlentleerung. Die Diät während der Fieber-
periode bestehe womöglich aus Milch, Gerstenkaffee, Tee,
Milchkakao, Fruchtsäfte; nach Abfall des Fiebers kommen für
die ersten 4 Wochen der Erkrankung in Betracht: Milch-
speisen, Weißbrot, leichte Mehlspeisen (womöglich ohne Eier-
zusatz), Butter, Hobig, nicht blähende Gemüsearten sowohl
im frischen wie im gedörrten Zustande, Dunstobst, Apfel-
püree oder gebratene Äpfel, falsche Suppen ohne Gewürze
und mit geringem Salzgehalt.
Verboten ist während dieser Zeit: Fleischsuppe, Fleisch
in jeder Form, Eier, Spargel, Petersilie, rohes Obst, alkohol-
haltige Getränke.
Bei schwerem Verlaufe und anscheinend ungünstiger
Prognose : Injektion von Scharlachsernm so früh als möglich.
Serummenge 100 — 200 ctn^ Injektionsstelle ist am zweck-
mäßigsten die gut gereinigte Bauchhaut, man vermeide wegen
Infektionsgefahr und Schmerzen mehr als eine Einstichstelle.
Hauptbedingung bei der Seruminjektion ist strengste Asepsis ;
Bei hohem Fieber reichliche Zufuhr von Flüssigkeiten
und kühle Packungen (18 — 22<> R); kühle Bäder sollen unter-
bleiben, interne Antipyretika sind zwecklos. Die Herzschwäche
bei schweren Fällen muß sofort energisch bekämpft werden:
Exzitantien in großen Dosen, selbst Alkoholika sind da im
Anfangsstadinm ausnahmsweise und reichlich anzuwenden.
Intern und subkutan gebrauche man ferner Digitalis respekt.
Digalen 0,15—0,3 pro die, Coffein, natr. salicyl. 0,3 — 0,5
pro die, offizinelles Kampferöl subkutan 3 — 6 Pravazspritzen
täglich.
Die Angina scarlatinosa behandle man durch fleißiges
Gurgeln mit 27o Wasserstoffsuperoxyd, 37o Borwasser etc.
oder noch besser durch häufiges Besprayen des hinteren
Rachenabschnittes mit obigen Lösungen.
SKARLATINA. — SKOLIOSE. 263
DrüsenschwelluDgen sind durch warme Kataplasmen^
5 — lO^/oigö Jod- oder Ichthyolsalben, falls Vereiterung auf-
tritt, möglichst bald durch Inzision zu behandeln.
Gegen die Rhinitis versuche manr die Einführung von
2®/oiger gelber Präzipitatsalbe oder 37oigcr Borvaseline mittelst
kleiner Wattetampons in die Nasenöffnungen.
Bei Otitis suppurativa möglichst frühzeitige Para-
zentese.
Gegen Scharlachrheumatismus: Aspirin 0,25 — 0,5
mehrmals täglich, Einpackung der Gelenke (Liquor. Burrowii
1 :.5 Aq.).
Bei Nephritis: Einhaltung der früher erwähnten Diät,
strenge Bettruhe, bei Schmerzen warme Prießnitzumschläge
in der Nierengegend.
Tritt Urämie auf: Blutentziehnng. Am einfachsten er-
folgt dies durch Anlegen von 4 — 6 Blutegeln in der Gegend
der Warzenfortsätze oder durch Venaesectio, wobei man etwa
100 cm^ Blut abfließen läßt. Die Venaesectio hat den Vorteil
der Asepsis und der besseren Kontrolle über die Blutung.
An die Blutentnahme schließe man eine subkutane In-
fusion mit physiologischer Kochsalzlösung (100 — 150 cm^) an.
Moser.
Skoliose (Rückgratverkrümmung). Prophylaxe:
Kräftigung des Organismus durch entsprechende Ernährung
und körperliche Erziehung, besonders nach schwereren Er-
krankungen. Vermeidung und Bekämpfung der Gelegenheits^
Ursachen: in den ersten Lebensjahren bei schwächlichen
Kindern zu frühes Aufsetzen und ständiges Herumtragen auf
demselben Arm, Führen an derselben Hand. Solche Kinder
sollen möglichst lange horizontal liegen, am besten auf flacher
Roßhaarmatratze mit flachem Kopfkissen (auch für die späteren
Lebensjahre zu empfehlen!).
Kräftigung gegen Strapazen des Schulbesuches ; allgemeine
Kräftigung des Körpers durch Gymnastik, Schwimmen, Schlitt-
schuhlaufen, Vermeidung von körperlicher und geistiger Über-
bürdung, während der Schulzeit zahlreiche Erholungspausen,
Anwendung richtig gebauter Schulbänke (Höhe des Sitzes */?>
Breite Yb der Körperlänge; verschiebliche Pultplatte bei
Neigung von 15® zur Herstellung der negativen „Distanz'^ beim
Schreiben und Lesen, reklinierte Sitzlehne), Anwendung der
264 SKOLIOSE. — SKORBUT.
Steilschrift; Überwachung dnrch 8chnlärzte. Tragen der Schul-
mappen auf dem Rücken.
Behandlung: AUgemeinbehandiung zur Kräftigung des
Organismus wie bei Prophylaxe; Maßnahmen gegen spezielle
veranlassende Ursachen (Rachitis, Anämie, Chlorose, Kurz-
sichtigkeit). Unterbrechung oder Einschränkung des Schul-
besuches und der sitzenden Beschäftigung.
Einleitung einer speziellen orthopädischen Behandlang
schon bei geringeren Graden! Gymnastik, Massage desRückens^
manuelle Redression und Mobilisierung der Verkrümmung. Selbst-
redressionsübungen ; am zweckmäßigsten ist Durchführung einer
speziellen Behandlung in orthopädischem Institut. Bei schwereren
Skoliosen außerdem Anlegung eines exakten orthopädischen
Korsetts (Hessingsches Korsett) und für die Nacht erentuell
Gipsbett; ist eine rationelle orthopädische Behandlung nicht
möglich, ist für die Zeit des Schulbesuches das Tragen eines
Korsetts zur Korrektur der Haltung auch schon bei leichteren
Skoliosen mit beginnender Torsion zu empfehlen. Bei
schweren Skoliosen unbedingt Korsett, eventuell Redressement
im Gipsverband nach vorausgeschickter Mobilisierung.
Haadek.
Skorbut. Hygienisch-diätetische Behandlung:
Reichlicher Genuß frischer Luft, zweckmäßige Ernährung,
Gemütserheiterung. In der Ernährung ist Abwechslung und
reichliche Zufuhr frischer Pflanzenkost von Wichtigkeit —
neben Fleisch, Fett und Kohlehydraten frische grüne Gemüse
(Kresse, Sauerampfer, Löffelkraut), frisches Obst, namentlich
säuerliche Beeren, als Getränk Obstmost, Limonade, Bier,
Kefir, Kumys. Empfohlen wird auch die Darreichung von
Bierhefe, mehrmals täglich 1 Kaffeelöffel.
Medikamentöse Therapie: Chinarinde, Eisen, Arsen,
Jodpräparate.
Rp. Decoct. cortic, Chinae e 10 fi ad 200,0
Acid. muriat. gtts, XV
Syrup. cortic. aurant. 20,0.
S. 2stündlich 1 Eßlöffel.
Rp. Tct. nervinotonic. Bestuscheffii 20,0.
S. 2mal täglich 10 Tropfen in Wasser oder Wein.
Gegen die hämorrhagische Diathese Ergotin.
SKORBUT. — SKROFULÖSE. 265
Rp. 'Ergotini puri 2,0
Aq, destilL 150 fi
Aq. lauroceras. 5,0
Syrup, moror, 20 fi.
S, 28tündlich 1 Eßlöffel.
Gegen die Zahnf leisehaf f ektion Bepinselang mit
Tct. Myrrhae, Tct. Ratanhiae^ Tct. Gallaram aa.^ AasspUlangen
mit 2*^/oiger Tanninlösang. Geschwüre werden mit dem Lapis-
stift geätzt, schmerzhafte Muskelinfiltration mit Einreibungen
von Chloroformin, Olei oliv. aa. behandelt. Bei hochgradiger
Anämie im Gefolge hämorrhagischer Exsudate in den serösen
Höhlen Infusion von 200 — 250 cm^ körperwarmer 0,77oiger
Kochsalzlösung, Exzitantien : Wein, starker Kaffee, Kampfer-
injektionen.
Hautpflege: Kühle Bäder, Duschen, Waschungen mit
verdünnten Spirituosen Lösungen (Franzbranntwein, Eau de
Cologne). Kahane.
Skrofolose. Prophylaxe: deckt sich mit Tuber-
kulose. (Siehe diese!) Besondere Achtsamkeit auf Kinder
8krofulo- tuberkulöser Eltern. Vorsicht bei der Wahl der
Ammen, Pflegepersonen, Lehrer! Verhütung der „Schmier-
infektion^ bei Kriechlingen durch erhöhte Reinhaltung der
Hände, hürdenähnliche waschbare Gehschulen. Rechtzeitige
Behandlung des Nasenrachenraumes, seborrhoischer Ekzeme.
(Siehe diese Artikel!)
Therapie: Möglichst viel reine Luft, Sonne, systematische
t)berernährnng. Wahl des Ortes: Zur Not jeder sonnige, luftige
Landort. Besonders zu empfehlen für erethische Form wald-
reiches Mittelgebirgsklima, z. B. Salzkammergut, Semmering,
für torpide Form Nordsee (Wyk), Adria (cave malariam!).
In der Mitte steht die waldreiche Ostsee, auch die großen
Kärntner Seen. Spezifisch Jodbäder wie Hall, Darkau. Sol-
bäder oder warme Seewasserbäder 3mal wöchentlich. Wichtig
auch Winteraufenthalt: Seeküste oder sonnige Hochtäler (Daves).
ÜberernähruQg, auch bei Fiebernden. Besondere Rücksicht
auf den Geschmack der Patienten. Milch und Milchspeisen in
jeder Form, Butter, Eier, Käse, Fleisch, daneben auch süße
Mehlspeisen, Obst, Gemüse, Kompott. Regelmäßige Körper-
gewichtsbestimmung und 3mal täglich Temperaturmessung. —
266 SKKOFÜLOSE. — SONNENSTICH U. HITZSCHLAG.
Schmierseif enbehandlung. 1 Kaffee- bis Eßlöffel je nach der
Körpergröße täglich wie bei Hg-Schmierkur abends 3 Minuten
verreiben und früh abwaschen. Am Beginn die Empfindlichkeit
der Haut prüfen: am 1. Tag läßt man die Seife 5 Minuten
stehen, steigt . täglich , wenn keine stärkere entzündliche Re-
aktion erfolgt, eventuell mit Yaselin aa., um 5 Minuten bis
auf 30. Dann kann man schon die ganze Nacht aushalten.
2 Monate fortsetzen! — Lebertran allein oder mit Kreosotal:
ßp. Creosotali Sfi—6fl
OL jecor.asell. 100,0
Saccharin Oflö,
Ä 3 Kaffeelöffel täglich, (Achtung auf Karholharn!)
Ebenso Sirolin oder Sorisin 3 Kaffee- bis Kinderlöffel
täglich. Bei hervorstechender Anämie und guter Magenfunktion
Syrnp. ferr. jodat., 3mal täglich 5 — 10 Tropfen nach den
Mahlzeiten. Bei starker Anorexie Tct. Chinae comp. ^/^ Stunde
vor den Hauptmahlzeiten 10 Tropfen bis V2 Kaffeelöffel in
Zuckerwasser. — Chronische Drtisenschwellungen, namentlich
am Halse, täglich abends mit ^^j^x^em Jodvasogen 5 Minuten
sanft einreiben. 2mal täglich Nasenspülung mit Haller Jod-
wasser. Therapie spezieller skrofulöser Organerkrankungen
siehe die betreffenden Artikel! Vermeide gleichzeitige An-
wendung von J und Hg! (Ätzwirkung). J. K. Friedjung.
Sonnenfttich und Hitsschlag (Insolation).
Prophylaxe: Leichte, schattenspendende Kopfbekleidung^
leichte, poröse und weite Kleider, bei Märschen und an-
strengender Körperarbeit Lüftung aller beengenden Kleidungs-
stücke, reichliche Flüssigkeitszufuhr, zeitweilige Ruhepansen
im Schatten.
Therapie: Rasche Unterbringung an einem kühlen,
schattigen Orte, Entfernung der Kleider, kühles Bad mit
kalten Begießungen, kalte Umschläge auf Kopf, Brust und
Nacken. — Bei erhaltenem Bewußtsein: reichliche Zufuhr
von Getränken, Wasser, Tee, Kaffee; bei Bewußtlosigkeit:
per Klysma Transfusion einer 0,6o/oigen Kochsalzlösung. —
Bei eintretender Asphyxie und Kollaps: energische und lang
fortgesetzte künstliche Atmung nach Sylvester, sowie Ana-
leptika, subkutane Kampfer- und Ätherinjektionen, intern:
SONNENSTICH ü. HITZSCHL. — SPEEMATORRHÖE. 267
Tinct. Valeriana aether., Balsam vit. Hofm., Wasser mit Wein,
Kognak oder Rum versetzt. Oharas.
Soor der Säuglinge. Prophylaxe: Bei Brast-
kindern Reinhalten der Brustwarzen. Reinigang vor dem
Anlegen, eventuell auch Benetzen mit 3®/oiger Boraxlösung.
Mundpflege des Brustkindes unnötig. Beim Flaschenkind Aus-
kochen der Saughütchen, eventuell zarte Reinigung mit steriler,
in 20/Qige Boraxlösung getauchter Gaze oder Gebrauch des
von Escherich empfohlenen Borsäureschnullers einmal des
Tags, Aus sterilisierter Watte und Gaze wird ein kleiner
Lutscher gefertigt, der folgende Mischung enthält:
Rp. Acid. borte. 20,0
Sacchan 0,1.
Therapie: Regelung der Ernährung. Gebrauch des
Borsäureschnullers mehrmals des Tags. Eventuell Tuschieren
mit l^/piger Lapislösung. A.F.Hecht.
Spenuatorrhöe, d. l. kontinuierlicher oder bei ver-
schiedenen Anlässen unwillkürlicher Abgang von Genitalsekret
beim Manne. Leichtester Grad die Urorrhoea ex libidine,
meist bloß Drüsensekrete (Schleim) der Urethra vermischt
mit etwas Spermaflüssigkeit. Vermeidung geschlechtlicher
Erregung ohne Befriedigung. Kalte Waschungen, kühle Sitz-
bäder. Defäkationsspermatorrhöe bei älteren, gut potenten Män-
nern bedeutungslos, meist Prostatorrhoe, regelmäßiger Koitus,
Sorge für leichten Stuhl; bei jüngeren Leuten Abstellung von
Masturbation und Sinnlichkeit. Kühle Sitzbäder, Kühlsonden,
Kühlung der Prostata durch Einlaufe mit Arzberger. Das-
selbe stets bei Miktionsspermatorrhöe. Untersuchung auf Phos-
phaturie! Bei Herabkommen und Anämie auch Vibrations-
massage der Prostata.
Eisenpräparate mit oder ohne Arsen, Ergotin, bei ge-
steigerten Sehnenreflexen und Spinalirritation Brom, Nux
vomica. In schweren Fällen auch Faradisation des Caput
gallinaceum. Zweiter Pol an der Lendenwirbelsäule oder
rektal neben die Prostatata. Moorbäder, Luftkuren, schwedi-
sche Widerstandsgymnastik der Unterleib- und Schenkelmus-
kulatur, nicht Radfahren oder Reiten! Sonstiger Sport mäßigen
268 SPERMATORRHÖE. — SPONDYLITIS TÜBERCULOSA.
Grades erlaubt und geboten. Diät je nach Ernährangsznstand
mit Aasschlnß reizender Speisen und Getränke (siehe Pollu*
tionen). Bei vorhandenen Tripperresten im Bleiche der ür.
posterior (Reizangsspermatorrhöe) Beseitigung durch Lokal-
therapie, Sedativa, Brom, Antipyrin, Belladonna.
Ullmann.
Spina bifida. Therapie: Bei sonst gesunden und
kräftigen Kindern, bei welchen anderweitige Mißbildungen
und Lähmungserscheinungen fehlen, ist die rationellste The-
rapie der plastische Verschluß nach Bayer. — Hydrocephalus,
schwere , irreparable Mißbildungen , schwere Lähmungen
schließen die Operation ans. Bei den zur Operation nicht
geeigneten Fällen Schutz der Infektion der Meningen durch
antiseptische Maßnahmen (Salbenverbände, Punktion bei dro-
hender Berstung etc.). Pupovac.
Spitzfuß, Pesequinus. In leichteren Fällen wird
durch Massage, Gymnastik, redressierende Maßnahmen, even-
tuell durch Tragen eines Schienenhtilsenapparates mit dorsalen
sich kreuzenden Gummizügen (von Vorfuß zum Unterschenkel)
die Spannung der Wadenmuskulatur tiberwunden. In schwe-
reren Fällen Tenotomie der Achillessehne, Redresse-
ment des Spitzfußes, für 4 — 6 Wochen Gipsverband, Nach-
behandlung (Massage, Gymnastik, Elektrizität).
Beim paralytischen Spitzfuß Massage, Gymnastik,
elektrische Behandlung, Schienenhtilsenapparat, in schwereren
Fällen Sehnentransplantation. Haudek.
Spondylitis tuberculosa (Wirbelentzündung).
Allgemeinbehandlung: Kräftigung des Körpers durch
gute Ernährung, Besserung der hygienischen Verhältnisse,
Landaufenthalt, Solbäder (2 — 3 pro Woche), langdauernder
Aufenthalt an der See. Sehr zu empfehlen Schmierseifen-
behandlnng: 2 — 3mal wöchentlich werden je 30^ Sapo kalinus
venal. auf Rücken und Oberschenkel durch 15 — 20 Minuten
bis zum völligen Eindringen in die Haut verrieben; nach
Einwirkung durch 20—30 Minuten wird die Seife mitSchwamm
und warmem Wasser abgewaschen. Innerlich Lebertran mit
Phosphor oder Kreosotal.
SPONDYLITIS TUBEECULOSA. — STENOKARDIE. 269
Die mechanische Behandlung bezweckt Entlastung
und Fixation der Wirbelsäule. Im floriden Stadium und
bei großen Schmers&en^ besonders aber4)ei kleinen Kindern
dauernde Lagerung im Gipsbett, l^ei Sitz der Erkrankung
im unteren Teile der Wirbelsäule im Reklinationsgipsbett,
bei Sitz der Erkrankung im oberen Teil im Extensionsgips-
bett. Bei Auftreten von Krämpfen Gipsbett mit permanenter
Extension verbinden.
Nach Ablauf des floriden Stadiums Entlastung und
Fixation der Wirbelsäule im Korsett: Gipskorsett (am besten
als unabnehmbares), Zelluloid-, Lederkorsett. Das beste ist das
Hessingsche Korsett (Stoffkorsett mit Stahlbügeln und Stütz-
vorrichtung). Bei Sitz der Erkrankung im oberen Dorsal-
oder im Zervikalteil der Wirbelsäule muß das Korsett mit
einer Kopfstütze verbunden werden.
Ausgleichung oder Abflachung eines schon ausgebildeten,
aber noch nicht fixierten Gibbus durch modifiziertes Calot-
sches Verfahren oder steigende Lordosierung im Gipsbett.
Bei Senkungsabszessen Punktion und Injektion von
Jodoformglyzerin. Inzision nur bei lebensgefährlichen Erschei-
nungen, drohendem Darchbruch, bei andauerndem hohen
Fieber und bei Fortbestehen des Abszesses nach Ausheilung
des Wirbelleidens indiziert.
Bei Lähmungserscheinungen Behandlung im Gips-
bett oder Korsett, eventuell in Verbindung mit permanenter
Extension an den Beinen (besonders wenn schmerzhafte
Muskelspasmen vorhanden); Schienenhülsenapparat.
Handek.
Stenokardie, in der anfallsfreien Zeit Vermeidung
aller psychischen Erregungen und physischer Anstrengungen.
Das Rauchen und der sexuelle Verkehr ist zu verbieten,
Alkohol, Kaffee, Tee einzuschränken. Sorgfältige Überwachung
der Nahrungsaufnahme und Entleerungen. Womöglich wieder-
holte kleinere Mahlzeiten, zeitweilig laktovegetabilische Diät.
Abkühlung der Haut, auch lokale Einwirkung von Kälte-
reizen (intern and extern) lösen oft Anfälle aus!
Bei Nacht Hochlagerung!
Intern: Theobrominpräparate (Diuretin 3X0,5 — 1,0 in
späten Nachmittagsstunden, z. B. 5, 7, 9 lAr) , auch Theo-
phylinum natrio-aceticum (1 — 3mal 0,3 — 0,4 vormittags in
270 STENOKARDIE. — STEÜMA.
Zuckerwasse;* oder Milch). Insbesondere bei luetischen Indi-
viduen Jodpräparate (Jodkalium und Natrium, Jedipin, Sajodin)
lange Zeit hindurch entsprechend 1 — 2,0 Jod pro die. Auch
Natr. rhodanat. 1,0 — 3,0 : Aq. dest. 150,0 pro die (zwei-
stündlich 1 Eßlöffel) hat sich mir wiederholt als wirksam er-
wiesen.
Kohlensäurebäder wirken oft nachteilig.
Die Behandlung des Anfalles ist abhängig von seinen
Komponenten.
Bei Hochspannung (pressorische Gefäßkrise) Herab-
setzung des Blutdruckes (heiße Handbäder, warme Umschläge,
Packung).
In leichteren Anfällen Valerianpräparate (Tinktur, Validol,
Valofin u. dgl.).
Bei sehr hoher Spannung im Anfall: Vorsichtige Inhalation
von Amylnitrit (3 — 5 Tropfen) (Araylnitrit ist in Glasphiolen
erhältlich oder Rp. Amylen. nitros., Bpir. foenic. aa. 5,0 ad
lag. epistom. vitr. claus.), oder Nitroglyzerin intern (in 1%
aJkoh. Lösung 2 — 4 Tropfen 1 — 3mai täglich) , oder Tri-
nitrintabletten von B. W. & Co., Erythroltetranitrat (Pillen
zu 0,005—0,01).
Bei heftigen Schmerzen Morphin intern in kleinen Gaben.
Morphin hebt jedoch den Anfall oft nicht auf, der Kranke
geht trotz Morphin zugrunde. Bei subkutaner Anwendung
empfiehlt es sich. Morphin (0,01 — 0,02) mit Atropin (0,0005
bis 0,001 pro dosi) oder Eumydrin (0,001) zu kombinieren.
Bei Häufung der Anfälle sind die Nitrite auch durch
einige Zeit zu geben. In solchen Fällen: Kalii nitric. 5,0,
Natr. nitros, 1,0 auf Aq. dest. 150,0— 200,0, S. 3— 4mal
tgl. 1 Eßlöffel oder Kalii nitric. 48,0, Natr. nitros. 2,0, MDS.
1 Messerspitze in 1 Glas Wasser, tagsüber auszutrinken
(Lauder-Brunton).
Bei Herzschwäche Digitalis (Extr. fluid. Digitalis
P^ D. & Co.) oder Strophantus in kleinen Gaben, am besten
in Kombination mit Diuretin oder Koffein, eventuell Kampfer
(1 — 5 cm^ subkut.), Äther (1 — 2 cm^ subkut). Pal.
Struma. Prophylaxe: Verbot des Genusses von
ungekochtem Trinkwasser in endemischen Kropf gegenden
(insbesondere Meidung der „Kropfbrunnen"), Vermeidung
STRUMA. 271
schwerer körperlicher Arbeit, Verhütung häufiger Schwanger-
schaften.
Die interne Behandlung der S. besteht vornehmlich in
der Anwendung von Jod. Sie kommt in erster Linie bei
parenchymatösen S. und Kolloidstrumen in Betracht; fibröse
S. werden nie und Cystenkröpfe nur selten durch sie be-
einflußt. Am zweckmäßigsten ist die innerliche Darreichung
des Jod in kleinen Dosen — behufs Vermeidung von Jodismus
(Schnupfen, Bronchialkatarrh, Unruhe, Zittern, Herzklopfen,
Zunahme der Pulsfrequenz, Durchfälle, Abmagerung, Appetit-
losigkeit, gestörter Schlaf). Für gewöhnlich genügt Natr.
jodat. 0,2 — 0,3 für 2 Tage (am besten Natr. jodati 4,0—6,0,
Aq. destill. 300,0. Jeden 2. Tag 1 Eßlöffel in V2 Glas Milch
oder Wasser verdünnt nach dem Mittagessen zu nehmen). Bei
den weicheren parenchymatösen Kröpfen jüngerer Individuen
mehrwöchentliche Behandlung unter beständiger Kontrolle des
Allgemeinbefindens und des Pulses; nach 2 — 4wöchentlicher
Pause neuerliche mebrwöchentliche Behandlung im Falle des
Ausbleibens eines Erfolges. Bei den konsistenteren, länger
bestehenden Kröpfen 4 — 6wöchentliche Behandlung, die ge-
gebenenfalls nach 2 — 3 wöchentlicher Pause wiederholt wird.
Im allgemeinen hängt die Dauer der Behandlung ab: vom
Alter des Patienten, von der Größe und Konsistenz des Kropfes
und von der Dauer des Leidens. Vorzüge der innerlichen Jod-
therapie: genaue Dosierung, raschere und intensivere Wirk-
samkeit. Deswegen ausschließliche Anwendung dieses internen
Verfahrens bei ^ Kompressionserscheinungen der S.
Die äußerliche Jodtherapie wird für die leichteren
Formen des Kropfes und für jene Fälle empfohlen, wo wegen
Gefahr eines Jodismus eine geringere und langsamere Re-
sorption des Jod erwünscht ist. Unter allen Umständen hat
sie aber den großen Nachteil der ungenaueren Dosierung. Am
zweckmäßigsten verwendet man bei ihr die gewöhnliche Jod-
kalisalbe (Jodi puri 0,3, Kai. jodati 3,0, Vaselin. flavi 30,0).
Kräftiges Einreiben der Halsgegend (nach vorausgegangener
Reinigung mit Seife) mit 3,0—4,0 g Salbe. Tägliche Ein-
reibungen durch 14 Tage. Nach 2 wöchentlicher Pause —
wenn nötig — Wiederholung. Bei den derberen Kröpfen
4 wöchentlicher Zyklus, 2 — 3 wöchentliche Pause, hierauf
Wiederholung.
272 STRUMA. — SYCOSIS VULGARIS.
Die Jodtherapie ist kontraindiziert bei der Basedowstnima
und muß mit großer Vorsicht bei 8. in Basedow-Familien und
bei hereditären, nicht endemischen 8. gehandhabt werden.
Sie ist ferner nicht am Platze bei den während der Schwanger-
schaft auftretenden Vergrößerungen der Schilddrüse, die oft
durch physiologische Vorgänge begründet sind und nach der
Schwangerschaft spontan zurückgehen.
Schilddrüsentabletten (1 — 3 täglich), Aiodintabletten
(2 — 4 täglich), Jodothyrin (0,5 — 2,0 täglich) haben zwar
eine ähnliche Wirkung wie Jod, zeigen aber bisweilen sehr
unangenehme Nebenerscheinungen, versagen manchmal voll-
ständig und führen nie zu einer vollkommenen Rückbildung
des Kropfes, so daß der Jodtherapie der unbedingte Vorzug
gebürt. Eine vorsichtige Röntgenbehandlung bewirkt in ein-
zelnen Fällen eine Verkleinerung der 8.
Schlägt die Jodtherapie fehl, so ist es — falls die In-
dikation hierzu vorliegt — die Aufgabe des Chirurgen, durch
parenchymatöse Injektionen oder durch den operativen Ein-
griff Heilung zu schaffen. F. Pin el es.
Strama. Bei 8. parenchymatosa zunächst Versuch
der Organtherapie (Thyreoidtabletten). Führt dieselbe nicht
zum Ziel, so tritt die operative Behandlung in ihre Rechte. Die-
selbe besteht in partieller Exstirpation bzw. Resektion und
ist in der Art der Ausführung wesentlich beeinflußt durch
folgende Momente: 1. Sitz einer eventuellen Kompressions-
stenose der Trachea (ermittelt durch Tracheoskppie (Röntgeno-
graphie). 2. Entsprechende Schonung der Epithelkörperchen.
3. Beurteilung des zu erreichenden kosmetischen Effektes.
Bei 8. colloides operative Behandlung, u. zw. Resektion
bzw. Enukleation unter denselben Gesichtspunkten wie oben.
Bei 8. cystica und fötalem Adenom Enukleation.
Bei 8. maligna (wenn noch möglich) Exstirpation und
Entfernung der regionären Lymphdrüsen. Bei inoperablen
Fällen Röntgenbehandlung. Pupovac.
Sycosis vulgaris. Wenn Borken und Krusten vor-
handen sind, müssen dieselben erst durch Salben- oder öl-
verbände erweicht werden. Darauf wird täglich mit Seife ge-
waschen und rasiert; nach dem Rasieren werden bei stärkeren
SYCOSIS VULGARIS. — SYPHILIS. 273
Entzündungserscheinungen Umschläge mit verdünntem Liquor
Burowi oder l<*/oigem Resorcinwasser gemacht. Sonst wird
mit verschiedenen Salben eingerieben: Schwefelsalbe (Sulfor.
praecip. 1,0, Ung. spl. 20), Verband mit üng. Diachyl. oder
Salizylseifenpflaster. Einreibungen mit der Brookschen Salbe:
Rp. Hydrarg, olein. (5^/^) 28,0
Vaselini flav. 14,0
Zinc, oxyd.,
Amyl. aa. Ifl
Ichthyol Ifl
Acid, salicyl. 2,0.
DS. Bfooksche Salbe.
Bei stärkerer Pustelbildung werden eventuell in Ver-
bindung mit dem Rasieren jeden 2. — 3. Tag die Haare epiliert
(in der Richtung des Wachstums der Haare). In ganz chronischen,
jeder anderen Behandlung trotzenden Fällen wird oft durch vor-
sichtige Röntgenbehandlung Heilung erzielt. Bei der S. subnasalis
ist die Nase zu untersuchen und eine eventuelle Nasenbehandlung
einzuleiten.
8. parasitaria. Beifenwaschungen, heiße Breiumschläge.
Eventuell Epilation der Haare aus den Krankheitsherden mit
oder ohne Elektrolyse. Sublimat-Einpinselungen (1%)? üng.
sulfur. Wilkins. Fasal.
Syphilis. A, Lokale Behandlung der S.
Behandlung der Sklerose.
I. Ohne Komplikationen.
Rp. Collempl. Hydrarg. */io w-
Das Pflaster ist 2mal täglich zu wechseln. Wo es nötig
ist, wird das Pflaster durch eine Binde fixiert.
Bei stärkerer Sekretion der Sklerose statt des
Pflasters zunächst:
Rp. P. Calomelanos 5,00,
S. Mit Haarpinsel aufs dünnste bestreuen.
Eine möglichst geringe Menge des Pulvers wird mit Haar-
pinsel aufgestreut, darüber etwas sterile Gaze. Erneuerung
3 — 4mal täglich nach vorausgegangenem Gliedbad. Bei Schmerz-
haftigkeit des Primäraffektes (ziemlich selten, zumeist nur bei
sehr empfindlichen Personen):
Fellner, Therapie der Wiener Spezialärzte. lg
274 SYPHILIS.
Rp. P, CalomelanoSf
Anaesthesini aa. 2,50.
S, Mit Haarpinsel aufs dünnste bestreuen,
II. Mit Komplikationen.
1. Phagedänische Sklerose.
Mit Acid. carbol. liquefact. p. betupfen.
Man nehme ein dünnes Holzstäbchen, umwickle es mit
ganz wenig Watte, tauche es in die Karbolsäure und betapfe
die Stelle, namentlich die Randpartien. Darüber sterile weiße
Gaze. Wenn nötig, das Verfahren wiederholen.
2. Die Sklerose ist durch das phimotische Prä-
putium unzugänglich.
Wo tunlich, Zirkumzision (nicht Dorsalinzision) und gleich-
zeitige Abtragung des Geschwüres, wenn der Sitz desselben
es ermöglicht.
Ist die Operation untunlich:
a) Man lege um das Integumentum penis in der Höhe
der Sklerose einen fingerbreiten Streifen von
CoUempL Hydrarg. 7io ^'
Mit schmaler Binde zu fixieren.
h) Man schiebe in den Präputialsack einen Streifen mit
Ung, Hydrarg, 20,00
beschickter weißer Gaze.
Die Gaze wird 2mal täglich gewechselt, die alte Salbe
vorher gut ausgewischt, unter dieser Behandlung wird die
durch das Geschwür bedingte Phimosis bald behoben und die
Behandlung kann offen fortgesetzt werden.
Bei starker Sekretion : Ausspülen des Präputialsackes
mittelst Wundspritze oder Irrigators mit einem kleinen Drain-
röhrchen mit
Rp. Ädd, horac, 5,00^10,00 oder Rp. Kai. hypermäng, 0,05
Äq, destill. 500,00. Äq, destül. 500,00,
Bei schmerzhafter Schwellung der Inguinaldrüsen: Appli-
kation von
Collempl, Hydrarg.
auf die Drüse. Vorher Rasieren.
SYPHILIS. 275
Trotz all dieser Maßnahmen kommt es öfters vor, daß
der Primäraffekt erst mit Einleitung der Allgemeinbehandlung
schwindet.
Ist das Exanthem auch im Gesicht aufgetreten, was von
den Kranken sehr peinlich empfunden wird, neben der All-
gemeinbehandlung nachts Einpudern des Gesichtes mit:
Rp. P. TaUi Veneti,
Calomelanos aa, 10,00,
S. Fuder,
Hierdurch gehen diese Lokalerscheinungen sehr rasch
zurück.
Dasselbe bei den breiten Kondylomen ad anum mit
weißer Gaze (nicht Watte!).
Lokale Behandlung der Gummen.
Applikation von Collempl. Hydrarg. auf den Krankheits-
herd und Verband darüber.
Bei torpiden exulzerierten Gummen:
Einpinseln mit Rp. Aq. Chlori rec. parat, und Einstreuen
mit Kalomel. 8mal täglich abspülen und Aq. Chlori + Kalomel
frisch applizieren.
Bei Hohlgeschwüren: Weiße Gaze mit üng. Hydrarg. be-
strichen einführen.
Daneben je nach umständen Allgemeinbehandlung mit
Jod und Hg.
Allgemeinbehandlung.
Dem Beginn der Kur geht eine Harnuntersuchung voraus.
Im exanthematischen Stadium trotz aller gegenteiligen Em-
pfehlungen Einreibungskar. Der große, durch Injektionen
nicht erreichbare Vorteil der Einreibungen liegt darin, daß
neben der Allgemeinbehandlung auch die Lokalbehandlung
der auf der Haut lokalisierten Byphilisprodukte erreicht wird.
Nur bei Personen mit ichthyotischer Haut ist sie unwirksam.
Zyklen von 6 Tagen, am 7. Tag Bad und Pause. Nach der
Einreibung reichlich Einstauben mit P. Talci Veneti 100,00.
Bei abnorm starker Behaarung Rasieren.
Mundpflege: Vor Beginn der Kur Instandsetzung der
Zähne. Während der Kur: Putzen der Zähne nach jeder
Mahlzeit.
18*
276 SYPHILIS.
Rp. P. dentrif. Mi 100,00.
S. Zahnpulver.
An Stelle des giftigen Kai. chlor. Mundspülen mit
Rp. Natr. hiborac. 5,00
Aq. fonU 500,0,
Papeln der Mundschleimhaut tuschieren mit
Rp. Arg. nur. 2,00
Aq. destill. 8,00.
Vorher die betreffende Stelle trocken tupfen, um Zer-
fließen des Schorfes zu verhindern.
Bei Neigung zu Papeln der Mundschleimhaut unbe-
dingtes Rauchverbot.
Im Spätstadium bei torpider ulzeröser Syphilis sowie bei
intestinaler Syphilis neben sonstiger lokaler und allgemeiner
Behandlung das leider in unverdiente Vergessenheit geratende
Rp. Decoct. ZitUnannii fortius 250,00—300,00
1 Stunde vor dem Frühstück warm zu trinken
und
Rp. Decoct. Zittmannii mitius 250,00—300,00
zwischen 4 — 5 Uhr nachmittags kalt zu trinken.
Man unterbricht, wenn mehr als 6 Stühle täglich auf-
treten.
Aus Ersparungsrücksichten kann in der kühleren Jahres-
zeit die Dosis für 2 Tage auf einmal bereitet werden.
Bei S. der Leber außerdem ein entsprechend großes Stück
CollempL Hydrarg. V2 w
auf die Lebergegend. Es kann 2 Tage liegen bleiben. Ent-
fernung mit Benzin.
Es gibt Syphilisfälle, die jeder spezifischen Kur gegen-
über absolut refraktär sind. Für solche eignen sich oft voi^
züglich Entziehungskuren nach Art von Lindewiese.
Behandlung mit Injektionen.
Unter den zahllosen zur Injektion empfohlenen Hg-Präpa-
raten seien für die Praxis folgende als besonders bewährt
hervorgehoben:
Rp. Hydrarg, salicyl, 1,00
Taraffini liquidi 10,00.
Jeden 5, Tag eine Injektion ad nates intramuskulär zu machen,
wenn nötig, in größeren Zwischenzeiten,
oder
SYPHILIS. 277
Rp. Hydrarg. hivhl. corros.,
Natr. chlorat. aa. 0,20
Aq. destilL 20,00,
Täglich eine Injektion.
Rp. Hydrarg. hichl. corros.
Natr. chlor, aa. 0,40
Aq. destill. 20,00.
S. Jeden 2. Tag eine Injektion machen.
Hat man Ursache, sehr rasch eine größere Menge Hg
dem Organismus einzuverleiben, so eignen sich hierzu vor-
züglich die 5®/o Sublimatinjektionen nach Lukasiewicz.
Rp. M. hichl. corros.,
Natr. chlor, aa. 1,00
Aq. destill. 20,00.
Wöchentlich eine Injektion wie oben.
Von Injektionen mit Oleum cinereum sei trotz warmer
Empfehlung dieses Mittels in jüngster Zeit wegen seiner
tückischen Wirkungen dringend abgeraten.
Innerliche Behandlung.
Von dieser wird man als minder verläßlich nur dann
Gebrauch machen, wenn aus irgendwelchen Gründen Ein-
reibungen und Injektionen untunlich sind.
Noch am besten eignen sich hierzu die R i c o r d sehen
Pülen :
Rp. Protojod. Hydrarg.,
Extr. Lact aar. aa. 1,00
Laudani puri 0,25
Extr. et ptUv. rad. Acori qu. s. f. pil, Nr. 50.
S. Früh und abends je 1 Pille zu nehmen.
Bäderbehandlung.
Sublimatbäder werden zur Allgemeinbehandlung selten
genommen, indes können sie bei ulzeröser 8., wobei der Re-
sorption des Hg bessere Bedingungen geboten sind, vorteilhaft
verwendet werden.
278 SYPHILIS.
Rp. 3f. bichlor. corros.,
Natr, chlor, aa, lOfiO
Aq. fönt. 300,00.
S. Zusatz für 1 Bad (in Uolzwanne zu nehmen).
Jodbehandlung.
Das Jod entfaltet seine ausgesprochen spezifische Wirkung
lediglich bei den Spätformen der 8., während es in der
8ekandärperiode keine augenfälligen Wirkungen hat. Allen
neueren, für den inneren Gebrauch bestimmten Jodmitteln
überlegen ist das Jodkali:
Rp. Kai. jodati 5,00
Aq. fönt.* 200,00.
S. 3 Eßlöffel täglich.
Bei Personen, die gegen den Geschmack des Mittels
empfindlich sind, in Milch oder Sodawasser zu nehmen. Bei
Jodschnupfen aussetzen, eventuell die Gabe auf 2 Eßlöffel
täglich herabsetzen.
Daß einige neuere Jodpräparate weniger leicht Jodismns
erzeugen, beruht teils darauf, daß sie weitaus jodärmer sind
als Jodkali oder Jodnatrium, teils darauf, daß außerdem diese
geringe Jodmenge in einer der Entfaltung der Jodwirkung
ungünstigen Form gebunden ist.
Bei empfindlicheren Personen kann statt Jodkali auch das
um etwas weniger wirksame Jodnatrium genommen werden.
Außer bei Spätformen wird das Jod durch etwa 4 Wochen
vorteilhaft im Anschlüsse an merkurielle Behandlungen gegeben
werden.
Dauer der Behandlung.
Hierfür läßt sich ein Schema natürlich nicht aufstellen.
Maßgebend werden individuelle Verhältnisse und Krankheits-
verlauf sein. Im allgemeinen betrage sie 3 Jahre, u. zw.
halbjährig je eine Kur; die Hauptkur sei eine Inunktionskur,
die 2. kann auch eine Injektionskur sein. Nach jeder Hg- Kur
gebe man durch 4 Wochen Jodkali.
Behandlung von Graviden.
Eine mit Lues behaftete Gravide mache unbedingt, sobald
die Gravidität festgestellt ist, eine Schmierkur.
*) Schmeckt mit Aq. fönt, weniger anangenehm als mit Aq. destill.
SYPHILIS. — SYPHILIS, ANGEBORENE. 279
Außerdem soll nachRiehl während der ganzen Schwanger-
schaft im Interesse der Frucht täglich ein Suppositorium nach-
folgender Zusammensetzung in die Vagina unter Leitung des
Spekulums eingeführt werden:
Rp. Ung, Eydrarg, 1,00
Butyr. Cacao q. 8. f. suppos. vagin.
Syphilis congenita.
Die kongenitale S. der Säuglinge wird am besten durch
innerliche Darreichung von Protojoduretum Hydrarg. behandelt.
Rp. Protojoduretum Hydrarg. OfiO
Sacch, lad. q. 8. f. pulv. Nr. 50.
S. 2 — 3 Pulver auf 1 Kaffeelöffel mit Milch täglich zu nehmen.
Ein Turnus dauert 4 Wochen. Bei Eintreten von
Diarrhöe aufhören.
Ferner :
Rp. Calomelanos vapore bisdepurati 0^50
Sacch. lad. q. s. f. pulv. Nr. 50,
S. Wie oben.
Spiegler.
Syphilis, angeborene, l. Prophylaxe. Feststel-
lung des Gesundsheitszustandes der Ehekandidaten. Bestand
Lues beim Manne, ist die Eheschließung erst zuzulassen, wenn
die Infektion mindestens 4 Jahre zurückliegt, derselbe 3 Jahre
lang systematisch behandelt wurde und mindestens ein halbes
Jahr vollständig symptomenfrei geblieben ist. Bei Ehen mit
syphilitischen Kindern und gesunder Mutter, aber vormals
syphilitischem Vater, ist der letztere energisch zu behandeln,
worauf die spätere Nachkommenschaft aller Wahrscheinlich-
keit nach syphilisfrei sein wird. Sind Vater und Mutter infi-
ziert, so sind beide zu merkurialisieren. Infizierte Mütter
sollen während der Schwangerschaft mit lokaler Applikation
von Vaginalkugeln nach folgendem Rezept behandelt werden:
Rp. Ung. einer. 1,0
Butyr, de Cacao 1,0—2,0
fiant boli vaginales.
Dent, tal. Nr, XXX.
S. tgl. 1 Kugel einzuführen. (Riehl.)
280 SYPHILIS, ANGEBORENE.
2. Syphilis und Säuglingsernährung.o; Ernährung
durch die Mutter. Wenn die Mutter multipara ist, ist der
syphilitische Säugling an die Brust zu legen, auch wenn
die Mutter syphilisfrei ist , da dieselbe durch die wiederholte
Schwangerschaft mit einer syphilitischen Frucht einen hohen
Grad von Immunität gegen Syphilis erworben hat (Colles-
sches Gesetz). Hingegen sollen luetische Neugeborene ge-
sunder erstgebärender Mütter künstlich genährt werden.
Wenn das Neugeborene syphilisfrei, die Mutter aber rezent
syphilitisch ist, kann das Kind ohne Gefahr an der Brust
gestillt werden, dabei ist die Mutter zu merkurialisieren. In
beiden Fällen ist den Müttern möglichste Reinlichkeit und
Zurückhaltung von Liebkosungen des Säuglings anzuraten.
h) Ammenfrage. Kinder mit angeborener Lues dürfen
nicht an die Brust einer fremden Amme gelegt werden,
doch kann zu gesund geborenen Sprößlingen syphilitischer
Aszendenten, deren Infektion weit zurückliegt, eine Amme
genommen werden, wobei sorgfältig darüber zu wachen ist,
daß das Kind bei dem Ausbruche der ersten verdächtigen
Symptome ungesäumt abgestillt und merkuriell behandelt wird.
3. Behandlung der angeborenen Syphilis, a) An-
geborene Frühsyphilis. Nur Neugeborene mit manifesten
Luessymptomen, als welche nicht bloß Haut-, sondern auch
Nasen-, Knochen- und Eingeweideaffektionen in Betracht
kommen, sind zu behandeln, nicht aber gesund geborene
Kinder syphilitischer Aszendenten. Erst wenn Luessymptome
auftreten — dann aber ungesäumt — , ist die Therapie ein-
zuleiten. Nur Quecksilber-, keine reinen Jodpräparate sind
zu empfehlen. Wir verschreiben fast ausschließlich:
Rp. Protojod. Hydrarg. 0,10
Pulv. gummös, 5,0
in dos. 10—15.
S. 3 Pulver täglich.
Wir behandeln die Kinder mit 3 solchen, in etwas Milch
zu verrührenden Dosen pro Tag bis. zum vollständigen Ver-
schwinden jeglicher Luessymptome, worauf wir noch je
14 Tage lang 2 und 1 Pulver pro die anwenden. Bei aus-
gebreiteten, namentlich nässenden und krustösen Hautaffek-
tionen wenden wir nebstbei Sublimatbäder an (1 g auf 20 Liter
SYPHILIS, ANGEBORENE. 281
Badewasser in Holzwanne), welche wir täglich 10 — 15 Minuten
lang einwirken lassen.
Einreibnngskuren sind bei Säuglingen wegen fast
immer vorhandener periostaler Knochenaffektionen nicht emp-
fehlenswert. Subkutane Quecksilberbehandlung hat
keinen Vorzug vor der inneren, kann aber versucht werden.
Rp. Sublimat 0fl2
Solut. Natr, chlorat. physiolog. 10,0.
S. Eine halbe Spritze jeden 2. Tag intramuskulär zu injizieren.
Besondere Mundpflege ist bei Säuglingen tiberflüssig.
Bei Sublimatenteritis (blutige Stühle) ist die Behandlung zu
unterbrechen.
Gegen den syphilitischen Schnupfen der Säuglinge
Einblasung von folgendem Pulver:
Rp. Calomelf Zinci oxyd. aa. 5fi
Amyli 50,0
S. Einblasung.
Überdies Anwendung von Wattetampons mit 6^/q roter
Präzipitatsalbe , welche abwechslungs weise je eine Stunde in
einem der beiden Nasenlöcher belassen werden. Gegen inten-
sive Verstopfung der Nase Einträufelung von Adrenalinlösung,
1 :5000, bei starker Naseneiterung Einträufelung von 5<*/o
PerhydroUösung.
Nässende Kondylome sind mit Kalomelpulver zu bestreuen,
darauf Verband mit in 5^0 Kochsalzlösung getauchter Gaze
zu applizieren. Trockene Kondylome, Ulzerationen und
Knochenauf treibungen sind mit Collemplastrum cinereum zu
bedecken, Schleimhautplaques mit YgProzentiger Sublimat-
lösung einzutupfen.
b) Behandlung der Syphilisrezidiven in der
ersten Kindheit.
Obenan steht die E i n r e i b u n g s k u r, am besten — wegen
der Reizlosigkeit des Präparates — mit Hydrargyrum colloi-
dale (Werler) nach folgendem Rezept:
Rp. Hydrarg. colloid. Werler 1,0
Lanolin. 30,0
Div. in pari. aeq. X.
S, tgl. 1 Päckchen zur Einreibung.
282 SYPHILIS, ANGEBORENE.
Aach Merkaro creme 1^ pro Einreibung ist für die
Kinderpraxis sehr empfehlenswert. Beide Präparate sind in
3 — 5" Minuten voüständTg m die Haut verrieT)en.
Für Kinder empfiehlt sich folgendes auf 10 Tage aus-
gedehntes Schema der Einreibungskur:
1. Tag linke Brustseite, 2. Tag rechte Brustseite, 3. Tag
linke Bauchseite, 4. Tag rechte Bauchseite, 5. Tag Innenfläche
des rechten Oberschenkels, 6. Tag Innenfläche des linken
Oberschenkels, 7. Tag rechte Wade, 8. Tag linke Wade,
9. Tag rechter Arm, 10. Tag linker Arm.
Die Einreibungskur ist bis zum Schwinden der Syphilis-
symptome fortzusetzen,, dann soll noch durch 2 — 3 Wochen
Protojoduret (s. oben) gegeben werden. Bei Affektion des
Zentralnervensystems ist die Schmierkur mit Jodbehandlang
zu verbinden:
Rp. Natr, jodati 3,0
Aq, dest. 100,0
S. 3mal tgl. einen Kaffeelöffel in gesüßte Milch,
Die chronisch-intermittierende Behandlung, welche nach
A. Fourniers Angabe bei erworbener Syphilis allgemeine Ver-
breitung gefunden hat, eignet sich nicht zur Behandlung
der angeborenen Lues. Hier gilt der Lehrsatz: Ohne Lues-
symptome keine spezifische Therapie.
c) Behandlung der Syphilis tarda. Obenan Jod-
behandln ng. Man gibt so viel Dezigramm Jodnatrium pro
Tag als das Kind Jahre zählt. (Anwendungsweise wie oben.)
Bei Affektionen des Nervensystems, des Seh- und Hör-
apparates gleichzeitig Einreibungs- oder Injektionskur.
Bei Syphilis tarda kommt überdies die Sorge für all-
gemeine Maßnahmen zur Kräftigung des Gesamtorganismus
der fast immer kachektischen Kinder in Betracht. Nach Be-
endigung der spezifischen Kur erweist sich der Gebrauch
arsenhaltiger Mittel (Solut. Fowleri, Roncegno-, Levico- oder
Guberwasser) sehr zweckmüßig. Auch sind, wo die Verhält-
nisse es gestatten, jod- oder arsenhaltige Heilquellen zu
Trink- und Badekuren zu empfehlen, so Hall in Oberöster-
reich, Darkau in Schlesien , Tölz in Bayern , Kreuznach in
Westpreußen u. a. m.
Hochsinger.
TABES DORSALIS. 283
T.
Tabes dorsalis. Therapie: In Frtihstadien, ins-
besondere bei vorausgegangener, mangelhaft behandelter
Lnes oder atypischen Symptomen, milde Qnecksilberkur
(20 — 30 Einreibungen k 2,0 Ung. einer, oder Resorcin-
quecksilber 33®/o)- Zeitweilig Jodmedikation (2 bis
3 Wochen 2,0 g Jodnatrium oder 3,0 g Sajodin). Früher sehr
beliebt Ergotin (0,3 pro die), Argent. nitr.
Rp. Argent, nitr, 0,3
Argill. alh, q. s. f, pill. 30.
S, 1—3 Stück täglich,
statt dessen auch ünguentum Cred^ 2,0, 20 Einreibungen
(Achtung auf Argyrie).
Allgemeinbehandlung: Vermeidung von Überanstren-
gung, Durchnässung, Erkältungen. Bei herabgekommenem Er-
nährungszustand reichliche Ernährung, Freiluftliegekur. Zeit-
weilig Verabreichung von Roborantien, Eisen, China, z. B.:
Rp. Ferri lactici 3,0
Extr. chinae aquos. 5fl
Extr. nuc. vom. 0,5
Extr. gentianae q, s. f. pill. 100.
S, 1—2 Pillen nach den Mahlzeiten.
Atoxylinjektionen (jeden 2. Tag Injektion von 0,1 bis
0,2 Atoxyl, 20 Injektionen).
Spermin (Essentia Spermini Poehl 2mal täglich 20 Tropfen).
Von großem Nutzen sind die physikalischen Heil-
methoden (s. d.), abwechselnd und periodenweise angewendet,
u. zw. Galvanisation der MeduUa spinalis, faradische Pin-
selung der Beine nach Rumpf f, leichte Hydrotherapie (laue
Halbbäder, Kohlensäurebäder), im Sommer Kuren in Thermal-
bädern (indifferente Thermen, Solbäder, kohlensaure und
Schwefelbäder). Badetemperaturen nicht über 33® C,
leichte Massage und Gymnastik, im ataktischen Stadium
Frenkelsche Übungstherapie.
Gegen die lanzinierenden Schmerzen: Lokale hydro-
pathische Prozeduren, Elektrizität, Äthylchlorid, Nervina (Pyra-
284 TABES DOßS. — TACHYKARDIE, PAROXYSMALE.
midon 0,3 — 0,5, Aspirin 0,5 — 1,0, Phenazetin 0,5, Anti-
febrin 0,25, allenfalls in Kombination mit Dionin und Kodein).
Gegen die Magenkrisen: Eispillen, Kälte- oder Wärme-
applikation auf den Magen, Senfpapier, innerlich Pyramiden
mit Dionin, Kokain oder Anästhesin, allenfalls in KJysmen-
form, im Notfalle Morphininjektionen 0,02 und darüber.
Behandlung der Blasenbeschwerden: Ektovesikale
Galvanisation oder Faradisation der Blase, bei Cystitis Kathe-
terisation und Blasensptilung. e. Redlich.
Tachykardie, paroxysmale. Behandlung einer
etwaigen ursächlichen Grundkrankheit des Herzens, der Gefäße
oder der anderen Organe (vgl. Cardiopalmus), Infektionen,
Intoxikationen, Anämie, Dyspepsie, Genitalleiden, nervöser
Veranlagung, Verhütung physischer und psychischer Über-
anstrengung oder einer verursachenden Schädlichkeit (Tabak,
Alkohol, Kaffee, Tee).
Im Anfalle Röckenlage mit erhöhtem Oberkörper
(vgl. Cardiopalmus), Kälte auf die Herzgegend, flüssige oder
leicht verdauliche Kost, kleine Schlucke kaltes Wasser, Eis-
stückchen, psychische Beruhigung. Zur Kupierung des An-
falls, besonders im Beginne zu versuchen: tiefes Atmen mit
möglichst langem Einhalten der Atmung auf der Höhe der
Inspiration, mehrmals hintereinander (A. Hoff mann), ge-
preßte Exspirationen (Krehl), Niederhocken auf den Boden
mit eingezogenen Beinen, Kniebeuge (A. Ho ff mann), Tief-
lagerung des Kopfes bei erhöhtem Oberkörper (Rosenstein),
Druck auf den Magen und starkes Pressen des Leibes mit
hinaufgezogenen Oberschenkeln (A. Ho ff mann), leichte Bauch-
massage, Vibrationsmassage des Thorax und Rückens, Massage
und Klopfungen des Rückens, Kompression des N. vagus oder
der Carotis am Halse (abwechselnd auf beiden Seiten) von
vorne nach hinten gegen die Wirbelsäule, durch eine bis
mehrere Minuten. Medikamentös (vgl. Cardiopalmus) Koffein,
Chinin, Strophantus, Valeriana, Brom, Belladonna, Amylnitrit,
Nitroglyzerin, in schweren Anfällen Morphium, bei Herz-
schwäche Exzitantien (Alkohol, Koffein, Kampfer), bei längerer
Daner Kardiaka.
Nach den Anfällen Jodnatrium, mitunter Kardiaka
eine Zeitlang angezeigt. Nervina (Arsen, Brom, Ergotin u. a.).
TACHYKARDIE,PAROXYSM. — TAENIA SOLIUM ETC. 285
Körperliche und geistige Ruhe und Allgemeinbehandlung.
Leicht verdauirche Nahrung. Mäßige körperliche Bewegung
ohne Überanstrengung (keine Sporte, Bergsteigen, Radfahren,
keine zu kalten oder heißen Bäder, Vorsicht in sexualibus).
Kühle Abreibungen. Kohlensäurebäder, bei Anämischen Stahl-
quellen. Mittlere Höhen im Gebirge bis 1100 m. Vorsichtige
Übungsbehandlung des Herzmuskels (schwedische Gymnastik,
Terrainkuren).
Ep. Extr. belladonn. 0,05
Chinin, muriatic. 0,60
Acid. tartaric. 0,50
Pulv. liquirit, 2,0.
Mfp. div. in dos, aeq. VI
ad caps. amylac,
S. Täglich 2 Pulver.
Ep. Infus, Rad, Valerian.
e 10,0 ad 180,0
adde solut. arsenic. Fowler,
gtts, VI
Syrup. Bub. Idaei 15,0.
S, 2stündlich 1 Eßlöffel.
Ep. Syrup. hypophosph. Fdlow
lag. orig,
S, l—2mal täglich V, Kaffee-
löffel in Wasser während oder
vor der Mahlzeit.
Ep. Uaemoli hromati 0,50.
D. tal. dos. XX.
S, 3mal täglich 1 Pulver in
oder Ep. Tinct, Valerian. 15,0
Camphor. trit. 5,0.
S. 3mal täglich 10—20 Tropfen,
Ep. Solut. arsenic. Fowler. 5,0
Aq. Menth, piperit. 10,0.
S. 3mal täglich 5 Tropfen.
Ep. Tahul,JodglidiniO,50.
D. tal. dos. Nr. XX
(Orig. -Packung).
S. Täglich 4 Tabletten.
Ep. Tablett. Ärsenferratin 0,25
Nr. 50 (Orig. -Packung).
S. 3mal täglich 1 Tablette.
Ep. Lag. Arsenferratose 250,0
(Orig. -Packung).
S. 3mal täglich 1 Kaffeelöffel.
Ep. Haemoli jodati 5,0
succ. liqu. dep. q. s. u. f.
pil. Nr, 50,
S. 3mal täglich 1—2 Pillen
nach dem Essen.
Oblaten.
Ep. Chin, glycerophosphoric. (ferrocitric.) 0,60
(oder: Euchinin. 0,60)
Sacchari 2,0.
Mfp. div. in dos. aequ. VI ad caps. amylac.
S. 2 Pulver täglich zu nehmen.
M. Weinberger.
Taenia solimn, Taenia mediocanellata.
Prophylaxe: Vermeidung des Genießens rohen oder halb-
rohen Fleisches von Rindern und Schweinen. Für den Träger
286 TAENIA SOLIÜM, TAENIA MEDIOCANELLATA.
eines Bandwnrmes und jeden, der damit zu tan hat, ist größte
Eeinlichkeit (jedesmaliges Waschen nach Berührung von Gliedern)
zum Schutze vor dem Finnigwerden (Cysticercus) nötig.
um die genannten Tiere vor Infektion zu behüten^ sind
Bandwürmer resp. einzelne Glieder nicht einfach wegzu-
gießen — wenn Schweine oder Rinder zu den Fäkalien ge-
langen können — , sondern zu verbrennen.
Therapie: Die Abtreibung des Bandwurmes ist als eine
angreifende Kur anzusehen, daher nur bei sonst Gesunden
gestattet; im hohen Alter, während der Gravidität, in den
ersten zwei Lebensjahren zu unterlassen. Die Kur ist auch
nur dann vorzunehmen, wenn Glieder vorgewiesen werden
können; eine ambulatorische Vornahme der Kur ist nicht
empfehlenswert. — Der Darm soll vor Aufnahme des Wurm-
mittels leer sein. Man läßt den Patienten von 5 ühr nach-
mittags tagsvorher nichts mehr genießen als Suppe, schwarzen
Kaffee und etwas Hering oder Krautsalat. Nachmittags oder
abends wird ein Drastikum genommen (1 Glas Bitterwasser,
Purgen 0,1 — 0,5, Aquae laxat. 50,0, Kalomel 0,2 — 0,5).
Früh morgens kann schwarzer Kaffee, sonst nichts ge-
nossen werden.
Dann nimmt der Kranke von Extract. filic. mar. recenter
parat. 8,0 (6,0 — 10,0) in Gelatinekapseln k 2 g, oder in
40 g Sirup. Im Notfall Einflößung durch den Magenschlauch.
Für Kinder 3,0 im 3. Jahr, 4,0 im 4.-5. Jahr, 5,0 später.
Gegen Übelkeiten Eis, Limonade, Tee oder schwarzer Kaffee.
Erst nach 4 (2 — 6) Stunden — dieses Zeitlassen zur Wirk-
samkeit das Wichtigste! — wird ein Drastikum genommen
(vgl. oben). Kein Rizinusöl I Auch durch Klistiere, nie durch
Ziehen an herausragender Gliederkette, kann das Austreten
des Wurmes gefördert werden. In den in Wasser auf-
geschwemmten Entleerungen ist der Kopf genau zu suchen,
da erst sein Abgang den dauernden Erfolg der Kur sichert.
Die Kur ist frühestens nach ca. 6 Wochen wiederholbar.
Bp. Extr. fil. mar, aether. rec. parat,
8,0 (6,0—10,0)
Div, in dos, 4 (3—5),
D. ad Caps, gel.
S, In Va Stunde zu schlucken.
TAENIA .SOLIUM ETC. — TETANIE. 287
Rp. Extr. fil. mar. rec. par. 8,0
Syr, simpl, 40,0,
MDS, In 7j Stunde auszutrinken oder durch Magen-
schlauch einzuffi^en.
Ferner wird empfohlen :
Rp. Cort. Punic. granat. 50,0—100,0
Macera.per hör. 24 in aq. frigida 300,0
Dein coque ad cclat. 150,0.
Adde Syr. cort, aur. 20,0.
S, Im Verlauf */, Stunde auszutrinken oder mit der Schlund-
sonde zu applizieren.
Bei Nichtabgang nach 1»/, Stunden 1—2 Eßlöffel Rizinusöl,
Für Kinder:
Rp. Semen cucurb. 100,0—150,0,
Enthülst in Vs ^ W^asser zur Emulsion verrieben.
£. Hitschmann.
Tetanie. Bei allen Arten der Tetanie sind allgemeine
therapeutische Maßnahmen angezeigt. Sie bestehen in körper-
licher und geistiger Ruhe, Vermeidung seelischer Erregungen,
Verbot von Alkohol, Darreichung von Natr. brom. (2,0 bis
4,0 tgl.), warmen Bädern. Handelt es sich um mittelschwere
oder sehr heftige, das Leben bedrohende Anfälle, so empfiehlt
sich: Bettruhe, strenge lakto vegetabilische Kost, heiße Ein-
packungen, protrahierte, möglichst warme Bäder, Chloralamid
(Chi. 1,5, Aq. dest. 60,0 Syr..rub. Id. 20,0 pro die). Morphin,
mur. insbesondere gegen die Schmerzen, Hyoscin. hydrojod.
(2— 3mal tgl. 0,0005 intern oder subkutan), Curarin (0,002
subkutan). Die interne Verabfolgung von Schilddrüsen- und
Epithelkörperpräparaten sowie die galvanische Behandlung sind
ohne Nutzen.
Was die einzelnen Formen der Tetanie anbelangt, so
spielen bei der Verhütung der Tetanie nach Strumektomie
(Tetania parathyreopriva) alle jene Maßregeln eine Rolle,
die eine Entfernung oder Läsion der Epithelkörperchen (Neben-
schilddrüsen) verhindern , d. i. Vermeidung der Exstirpation
der Epithelkörperchen, Schonung des Rekurrens, Vermeidung
der Unterbindung beider Arteriae thyreoideae inferior. Kommt
288 TETANIE. — TETANUS.
es nach Strumektomie zu Tetanie, so ist die Implantation von
frischem, bei einer Stramektomie gewonnenen, menschlichen
Epithelkörpergewebe anzustreben. Bei der Arbeitertetanie sind
hygienische Maßregeln durchzuführen: Verhütung des zu engen
Zusammenlebens der Arbeiter in den Arbeits- und Wohnräumen,
gründliche und häufige Lüftung der Wohn- und Arbeits-
stätten. Bei der chronischen, rezidivierenden Form Wechsel
des Aufenthaltsortes oder des Berufes. Bei der Schwanger-
schaftstetanie Unterbrechung der Laktation, in schweren
Fällen Einleitung der Frühgeburt; bei der chronischen rezi-
divierenden Form Verhütung einer neuerlichen Gravidität. Bei
der Magentetanie ist der Magenschlauch wegen Gefahr der
Auslösung von Krämpfen nur mit großer Vorsicht zu ver-
wenden. Vor der Magenausspülung (1^/q Thymollösung) sub-
kutane Kochsalzinfusionen, Wasser- oder Milchklysmen. Er-
weisen sich diese Maßnahmen als nutzlos, so muß der chirur-
gische Eingriff erwogen werden. F. Pin el es.
Totanus. Prophylaxe: Alle mit Schutt, Erde, Dün-
ger etc. verunreinigten Wunden sind sobald als möglich sorg-
fältig zu reinigen und zu desinfizieren — Betupfung mit konzen-
trierter Phenollösung, 1% Sublimatalkohol, eventuell mit dem
Paquelin auszuglühen. Empfohlen wird prophylaktische Injek-
tion von 10 cm^ Behringsehem Tetanusantitoxin.
Therapie: Spezifische Behandlung in Form sub-
kutaner, in besonders schweren Fällen subduraler Injektion
von 5 — 10 cm^ des Behringschen Tetanusheilsernms. Die
Injektionen werden entsprechend der Schwere des Falles nach
Bedarf wiederholt.
Medikamentöse Behandlung: Narkotika in großen
Dosen, welche bei Tetanus gut vertragen werden. Chloral-
bydrat 6 — 10 ^f in Mucilago gummi arab. tagsüber zu ver-
brauchen, Morphiuminjektionen 2 — 3 Pravazspritzen mit
0,01 — 0,02^ Morphium pro dosi, Bromkalium 10:150,
2stdl. 1 Eßlöffel. Zur Beruhigung protrahierte laue Bäder
(300 c, 8/^_i Stunde Dauer).
Die Ernährung geschieht — da der furchtbare Trismus
die Nahrungsaufnahme auf natürlichem Wege verhindert —
entweder mit Hilfe einer durch die Nase eingeführten Sonde
TETANUS. — TONSILLABERKRANKUNGEN. 289
oder mit Benützuixg einer vorhi^ndenen, die Einführang eii^er
Sonde gestattenden Zahnlücke, eventuell durch Nährklysmen.
Zur Anregung der Diaphorese Verabreichung von
Salizylpräparaten , z. B. Natrium salicylicum 1 g pro dosi,
6 g pro die. Kahane.
Tic douloureux. Bei den qualvollen Formen von
einseitigem Gesichtsschmerz im Bereich des ersten oder zweiten
Trigeminusästes unterlasse man es nicht, ehe man zu einer
Neurotomie oder Neurektomie sehreitet, folgendes zu versuchen :
Man kokainisiere die mittlere Muschel der kranken Seite,
indem man ein in eine 10 — 20^/oige Kokainlösung ge-
tauchtes Wattabäuschchen auf die Muschel legt uud dasselbe
4--5 Minuten liegen läßt. Nach Entfernung des Wattabäusoh-
chens wird die nunmehr unempfindliche Muschel ganz ener-
gisch galvanokaustisch geätzt. — Bei einem etwaigen Rezidiv
wird der Eingriff wiederholt. M. Großmann.
TcnsiUarerkrdinkungen.
I. Tonsillarhypertrophie. Cave: Leukämische Ton-
sillen (schwere, mitunter tödliche Blutungen), Hämophilie,
hämorrhagische Diathese, Arteriosklerose! Bei großen Ton-
sillen Tonsillotomie mit der Guillotine von Fahnenstock-
Mathieu, bei kleinen Tonsillen und fibrösen Formen (Ver-
kalkungen, Steinen) Galvanokaustik oder Morcellement mit dem
Emorcelleur von Gouguenheim (Locheisenzange). Winke
zurTonsillotomie: nur bei gutem Licht arbeiten (am besten
mit Stirnreflektor!). Nicht zu viel wegnehmen, Tonsille nicht
aus der Nische ziehen, mediane Haltung der Guillotine, Achtung
auf die Gaumenbögen. Bei Adhäsionen vorherige Lösung der
Verwachsungen ! Achtung auf die Zweige der Tonsillarkapsel !
Wenn Blutungen nach der Tonsillotomie auftreten, sind
folgende Maßregeln zu ergreifen: Völlige Buhe des Patienten,
Schlucken von Eispillen, nicht räuspern, nicht spucken! Wenn
die Blutung arteriell, soll das Gefäß mit langem P^an gefaßt
werden und abtorquiert oder unterbunden werden. Wenn
parenchymatös, Fingerkompression des Tonsillarstumpfes (oder
des Gaumenbogens, wenn dort der Sitz der Blutung ist) oder
Aufdrucken eines in Adrenalin, Alaun- Adrenalin oder Tonogen
getauchten Gazetampons. Wenn diese Kompression nichts nützt,
F e 1 1 n e r, Therapie der Wiener Spezialärzte. 19
290 TONSILLARERKRANKUNGEN.
Galvanokauter oder Thermokauter. Wenn auch dies vergebens,
Anwendung des Kompressoriums von Mikulicz-Stoerk; eine
Pelotte wird außen aufgelegt (Carotis) die zweite, mit Gaze
umwickelte, kommt auf den Tonsillarstumpf zu liegen (das
Stoerksche Instrument hat abnehmbare Branchen). Nicht zu
lange liegen lassen (Nekrose! Sepsis!). Neuere Verfahren in
verzweifelten Fällen: Methode Heermann-Escat. Vernähung
der Gaumenbögen über dem Tonsillarstumpf mit und ohne
Einnähung eines Tampons. Das Verfahren ist sehr schwierig
und womöglich am hängenden Kopfe durchzuführen. (Ich ver-
wendete hierbei einmal die von Killian zur Schleimhautnaht
bei subperichondraler Resektion des Septums angegebene
Nadel mit Erfolg.) Verfahren von Henk es, auf demselben
Prinzipe beruhend: Anbringen von starken Agraffen in den
beiden Gaumenbögen mittelst zangenförmigen Klammerhalters.
Als ultimum refagium Unterbindung der Carotis (in einer An-
zahl von Fällen erfolglos angewendet). Bei starker Anämie:
Kochsalzinfusionen! Völlige Ruhiglagerung!
IL Entzündungen der Tonsillen.
a) Angina catarrhalis. Halsumschläge. Gargarismata.
(I^Iq Tanninlösung, l^j^ Chlorkalilösung, hypermangansaures
Kalium). Bei mehr fötiden Prozessen Hydrogenium hyper-
oxydatum (6®/o — 15®/o). Formaminttabletten.
h) Angina ulcero-membranacea (Vincent). Mecha-
nische Ablösung der Membranen. Pinselungen mit Sublimat-
alkohol. Wasserstoffsuperoxydgargarismata. Wenn Drüsen ge-
schwollen, Burow.
c) Angina diphtheritica siehe Diphtherie.
d) Angina phlegmonosa. Wenn der Prozeß noch nicht
reif, warme Gurgelungen (Eibischwurzeltee), Kataplasmen,
Dunstumschläge. Wenn reif, Inzision meist an typischer Stelle
in der Mitte zwischen letztem oberen Molar und Basis der
Uvula (Chiari). Die Inzision kann mit einem gedeckten
Bistouri gemacht werden oder, was besser ist, mit einem
feinen, mit gebogenem Griff versehenen lanzettförmigen
tenotomähnlichen Instrument. (Dieses feine Instrument erweist
sich namentlich bei hochgradigem Ankylostoma «Is sehr
praktisch.) Weitere Behandlung: Tägliches Eröffnen der
wiederverklebenden Inzisionsstelle mittelst Sonde oder Pinzette.
TONSILLABERKRANKÜNGEN. — TRICHINOSIS. 291
III. Tuberkulose der Tonsilleu.
Bei kliDisch primären Formen eventuell Tonsillotomie.
Bei zirkumskripten UJzerationen galvanokaustischen Tiefen-
sti^ ßxkochleation mit nachträglicher Milchsäure Verätzung
(50 — 80Yo)- Bei starker Dysphagie Orthoform-Morphininsuff-
lation (Morph. hydroiAl. 1,0 (!) auf Sacchar. lact. 10,0). Even-
tuell Kokainpinselungen (lO^o) oder Mörphininhalationen
(Morph, hydrochl. 0,01 : 100,0) oder Kokaininhalationen
(0,1 : 100,0). Auch Mentholölpinselungen (10 — 20Vo) manch-
mal von schmerzlindernder Wirkung.
IV. Lues tonsillarum.
a) Sklerose: Pinselungen mit Sublimatalkohol. Mit
Allgemeinbehandlung warten, bis das Exanthem aufgetreten
ist. TonsiDektomie zwecklos! Besondere Vorsicht der Umgebung!
h) Sekundäre: Ätzung mit konzentrierter Lapislösung
oder, was besser, mit Lapisstift. (Rauchen ist völlig zu unter-
sagen. Desgleichen Potus!) Bei frischeren Formen auch Jod-
tinktur oder Lugolsche Lösung. Die Lokalbehandlung muß
strenge mit der allgemeinen durchgeführt werden.
c) Tertiäre: Auch hier ist der Lapis das souveräne
Mittel. Bei schweren ulzerösen Syphiliden das stärkere Zitt-
m an n sehe Dekokt früh, das mildere nachmittags zu nehmen.
Oft ist Jod und Quecksilber gleichzeitig angewendet von aus-
gezeichnetem Erfolg begleitet. Daneben Mundwasser mit des-
infizierender Wirkung.
V. Mykose der Tonsillen.
Tonsillotomie. Eventuell Galvanokaustik. Zerstörung der
Lakunen. SchlitzungmittelstTonsiUenschlitzers ! Hartm an n sehe
Kugel zum Auspressen der Mykoseherde. Von Medikamenten
10<*/o alkoholische Salizylsäure, 507o Milchsäure angezeigt.
Manchmal starkes Rauchen von gutem Erfolg begleitet.
E. Glas.
Triohinosis. Prophylaxe: Obligatorische Fleisch-
beschau, Vernichtung infizierteP" Tiere sowie der Fäzes von
Trichinenträgern durch Verbrennen. Abhalten der Schweine
aus der Nähe von Abdeckereien, Schlächtereien, deren Abfällen
und Spülwässern. Die Menschen behüten sich am sichersten
vor Trichinose durch die Vorsicht, nie rohes oder halbrohes,
19*
292 TRICHINOSIS, — TUBARGRAVIDITÄT.
sondern nur gar gekochtes , intensiv gepökeltes oder ge-
räuchertes Schweinefleisch zu genießen.
Therapie: Sehr selten kommt die Magenausspülang
nicht zu spät Gründliche Darmentleerung ist die wichtigste
Maßnahme:
Kalomel 0,3 — 0,5 wiederholt; Ol, Riciu. eßlöffelweise bis
zu starker AVirkung. Das Purgieren in den ersten Wochen
zeitweise zu wiederholen. Femer Benzin durch mehrere Tage
innerlich und als Klysma.
Rp. Benzin 6,0 oder Rp. Benzin 3—8,0
Mucilag, gumm. arah. 25,0 Aq. fontis 500,0,
Succ. Uquir. 8,0 . DS. Klysma,
Aq. menth. pip, 120,0.
MDS. Umgeschüttelf., 1- bis
2stündlich 1 Eßlöffel.
Im Verlauf sind protrahierte warme Bäder, tonisierende
Diät und symptomatische Behandlung der Schlaflosigkeit,
Schweiße usw. am Platze. E. Hitschmann.
Tubaripravidität. Ätiologie: Meist vorausgegan-
gene Entzündungen in den Adnexen, häufiger bei Mehr- als
Erstgebärenden.
Symptome: Ausbleiben der Menses, Schwangerschafts-
zeidien (können aber beide fehlen), plötzlicher Kollaps mit
geringer Blutung nach außen; leichte Temperatursteigerang,
Meteorismus; schmerzhafter Tumor neben oder neben und
hinter dem Uterus.
Differentialdiagnose: Schwierig (entzündliche Schwel-
lung nach intrauterinem jungen Abortus), bei Tubarabort
wiederholter Kollaps bei wachsender Hämatokele; lauge Zeit
anhaltende krampfartige Schmerzen (Tabenkeliken); am ge-
fährlichsten Sitz im medialen Tubenanteil; ohne voraosgehenda
Symptome plötzlich hochgradige Anämie (Ruptur, innere
Blutung), kein Tumor nachweisbar.
Therapie: In der Regel operativ, unbedingt bei plötz-
licher Anämie; Exstirpation der Tube mit Fruchtsack; bei
Hämatokelen und sicher totem Ei auch konservative Behand-
lung (Ruhe, Tampons) wie bei entzündlichen Adnexerkran-
kungen. Feh am.
TÜBEBK^ÜL. D. BINDEH. — TÜBERKÜL. D. OEU 293
Tuberkulose der Bindehaut. Exzision^ Am-
kratzen und Einstanbim^Q wen Jodoform. y. Rea ß.
Tuberkulose der Oelenke (Tamor albus). Pro-
phylaxe: BesoBdere Vorsicht bei aili^ Verletzungen Isi der
I^ähe der Gelenke ^ei «ehwftelilichen oder phthisiBcfaea Indi-
viduen.
Therapie: 1, Allgemeine. Hebung der Widerstands-
fähigkeit durch Ernfi^hrfing; medikamentöse Einwirkungen
(u. a. durch r^elmäßige Schmierseifeneinreibungen), Solbäder
(im Salzkammergut: Aussee, Hallstadt, Ischl, Ebensee; in
Tirol: Hall; in G^lisieii; WieliczbA., Ivonicz^ Tmskawice;
feri3ier Reiehenhall, Kissingen ^ Kreuznadi, Salzbrunn, Salz-
^hlirf etc.), Jodsolbäder (Bad Hall, Darkau, Luhatschowitz,
Lipik u. a^), methodische Bewegung im Freien «inter günstigen
klimatischen Verhältnissen ; letztere «ur Verjsneidung akiil;er und
chronischer Bronchitide»^ wodurch Misehinfefetionen rein bä-
j&illärer Loks^lprozesse hert)eig^tihrt Mterd^n. Hierzu besonders
4ie ö.ster reichische (Grado, ßistiana^ Brioni, S^m Pelagio,
Abbazia, Lussln, B^gosa, OastelnuoYo), itaüenische uhd fran-
zösische Mittelmeerk^ste , die französische, spanische und
Nordseektlste , w^jaiger die Ostsee und die jnörcMiehe Nord-
seektiste geeignet.
2. Lokale- a) Reiner Knocken- joder, %novialftti>gtts
(nicht eitrige Formen): Frühzeitige Immobilisation,
.eventuell nach asepüseh«r Punktion bei Hydrops, in Schienen
«nd Stärkebinden oder Gipsverband. Bei schmerzloser Schweb
liMig Kompression mit Heftpflaster oder scIi wacher Gummi-
binde. An den unteren Extremitäten i^äter Stützapparate.
In geeigneten Fällen- (bei priÄiärem Knpchenherd oder ge-
ringer Schwellung, günstiger Reaktion auf Immobilisieruag)
in Narkose aseptische Injektionen von steriler ö — 10%iger
^odoform-Glyzerin-Aufschwemmung in den Knochen, bzw. in
.die Schwellung um das Gelenk an mehreren Stellen; bei guter
:Wirkung nach 3 — 4 Wochen zu wiederholen. Vorsichtige
^tauungsbehandlung. — b) Mischinfektionen (eitrige Formen) :
P.alliative Eingriffe wie Punktien niit Auswaschung oder Ein-
gießen von Jodoformglyzerin und Naht niu* diom, wenn sofort
gilnstige klimatische Verhältnisse ermöglicht werden können'.
Sonst sorgfältigste Entfernung alJesXranken, Ein.-
294 TÜBERK. D. GELENKE. — TÜBERK. D. KEHLKOPFES.
führung von Jodoform in die Wundhöhle. Während der Heilang
eventuell Stauung. In vorgeschrittenen Fällen und bei
schlechtem Allgemeinbefinden die Amputation nicht ver-
zögern. •■ — Nach vollständiger Heilung der Knochen- und
Gelenkprozesse bei Kontrakturen und Ankylosen (s. d.) der
großen Gelenke jedenfalls Versuche mit den Bier sehen
Mobilisationsapparaten, in leichteren Fällen mit artikulierten
Gipsverbänden und Korkkeilen, nach Spina ventosa auch
Quecksilbermassage, Bäder, Widerstandsgymnastik.
J. Sternberg.
Tuberkulose des Kehlkopfes. Die so häufige,
in ca. 30<>/o der Fälle von Lungentuberkulose vorhandene
Tuberkulose des Kehlkopfes erfordert die gleiche Allgemein-
behandlung wie diese. In prophylaktischer Beziehung werden
wir außer der Behandlung vorhandener Nasen-Rachenkatarrhe
durch regelmäßige Gargarismen, am besten Jodkochsalz-
lösungen (1:3:300), sowie zeitweise Anwendung von
Narkoticis oder Expektorantien vorzubeugen trachten. Bei
bereits bestehender Infiltration oder Ulzeration in erster Reihe
Ruhigstellung des Kehlkopfes, also Verbot von Sprechen
oder Flüstersprache, die sieh oft glänzend bewährt. Eventuelle
Wahl eines Kurortes mit mild anregender, feuchter Luft
(Gardasee, Nervi, Mentone, Ajaccio), femer die von Sorgo ein-
geführte Sonnenlichtbehandlung, die von dem Kranken selbst
ausgeführt werden kann, sowie Insuf Nationen mit Ort ho form,
Jodol, Boralaun. Eine direkte Behandlung ist gewiß nur
für ausgesuchte Fälle indiziert, wo es sich um zirkumskripte
Ulzerationen oder Infiltrate handelt. Hier kämen vorsichtige
Ätzungen mit 20<>/o — 80®/o Michsäure -oder der galvanokau-
stische Tiefenstich in Betracht. Zur Gurette werden wir nur
selten und auf ganz bestimmte Indikationen hin (Art der
Infiltration, Schwere des Lungenbefundes, Allgemeinzustand)
greifen, um das Setzen von großen Wundflächen zu vermeiden,
mit Ausnahme der Fälle, wo uns die wachsende laryngeale
Dyspnoe dazu oder sogar zur Tracheotomie zwingt, die gute
Erfolge hat. Gegen die Schmerzen, die dem Kranken oft recht
lästig werden und namentlich das Schlucken erschweren, geben
wir Insufflationen von Antipyrin (5 : 10,0 Saccharum),
Pinselungen mit 10% Kokainlösung, b^/^ Eucainlösung,
TÜBERK. D. KEHLKOPFES. — TÜBERK. D. LUNGEN. 295
oder einen Spray von Morphin (0,5, Zinc. sulf. 5,0 : 250,0
Wasser) oder Anästhesin. E. Sonnenfeld.
Tuberkulose der Lungen. Kein Zweifel kann
darüber obwalten, daß die Tuberkulose eine heilbare
Krankheit ist, und daß wir mit vieler Berechtigung einen
therapeutischen Erfolg erwarten dtlrfen, wofern wir die
Krankheit in ihren Anfängen in die Hand bekommen.
Hier ist das Band , welches die Prophylaxe mit der Thera-
pie verbindet, indem für gewisse Anfangsfälle schon alle
jene prophylaktischen Maßnahmen genügen, die wir zum
Schutze der Gesunden vor Ansteckung anwenden: also Er-
höhung der Widerstandskraft des Organismus durch Ab-
härten, kalte Waschungen, Sorge für reichliche Zufuhr
reiner Luft in Wohn- und Arbeitsstätten, Kräftigung des
Körpers durch Regelung der Arbeitszeit resp. Erholungszeit,
welche mit Aufenthalt in freier Luft und mäßigen sportlichen
Übungen verbunden ist, eventuell ■ — wo dies möglich ist —
Änderung des Berufes oder Änderung des Domizües. Es ist
kein Zweifel, daß solche Maßnahmen, ohne im bürgerlichen
Leben des Betreffenden eine wesentliche Änderung zu be-
deuten, nicht nur prophylaktisch wirksam sind gegenüber
solchen, die eines erhöhten Schutzes vor der Tuberkulose
bedürfen, sondern auch für viele Anfangsfälle mit leichten
auskultatorischen und perkutorischen Veränderungen in einer
Spitze, aber gutem Allgemeinbefinden genügen, um die so
häufige Selbstheilung auszulösen, resp. zu unterstützen. Es
genügt dies vollkommen für jene Fälle, welche ohne wesent-
liche subjektiven Beschwerden bei einer gelegentlichen Unter-
suchung eine Spitzentuberkulose entdecken lassen, oder auch
bei solchen, die zwar subjektive Beschwerden, wie Husten, zeit-
weiliges Stechen oder Auswurf haben, jedoch mit Rücksicht
auf das vorgeschrittenere Alter und auf Grund mehrerer
Untersuchungen einen stationären Charakter erkennen lassen.
In allen anderen Fällen aber heißt es in erster Reihe, ein
hygienisch-diätetisches Verfahren in strengerem Sinne des
Wortes einleiten, wie ein solches nur in klimatischen Stationen,
oder besser in geschlossenen Heilstätten durchzuführen
möglich ist, wo der Kranke, fernab von seinem Berufe und
allen Schädlichkeiten desselben, wie seiner gewohnten Umge-
296 TUBERKULOSE DER LUmEN.
büng ausschließlich seiner Kur lebt. Leider besitzen wir in
Österreich noch viel zu wenige solcher Anstalten^ und macht
sich der Mangel solcher für den Mittelstand besonders be-
merkbar. Von den bestehenden siüd zu nenne« Äe Sanatorien
fflr Bemittelte: Grimmenstein (700 wi hoch), Wienerwald
(550 w), Zakopane (in Galizien), ferner die Volksheüstätten
Alland (mit einem Zahlstock für Bemittelte), Hörgas (bei
Gratwein in Steiermark), Tannwäld (in Böhmen). Ferner
mit halbjährigem Betrieb Sanatorium Gries bei Bozen und
St. Pankratius (in Arco). In allen diesen Anstalten ist
es am besten möglich, das hygienisch-diätetische Veffahren
durchzuführen und mit einer teils spezifischen, teils medika-
mentösen Therapie zu kombinieren. Immerhin läßt sich aber
dieses Verfahren auch bei jenen durchführen, diie aus irgend
welchen Gründen eine Heilanstalt nicht aufsuchen können,
und bei der nötigen Energie des Arzties sowie Ausdauer und
Gewissenhaftigkeit des Patienten erfolgreich gestalten. Dieses
Verfahren verfolgt zwei Ziele: erstens den Kranken zu kräf-
tigen resp. seinen Ernährungszustand zu heben, zweitens ihn
abzuhärten und so für eventuelle Schädlichkeiten der ^iküoft
widerstandsfähiger zu machen. Das letztere erreichen wir
durch regelmäßige Waschungen von Brust und Oberkörper,
wobei wir mit der Tempisrätur des Waschwassers ailmählieh
fallen und, um einen größeren Hautreiz zu erzielen und den
so lästigen Nachtsehweiß zu bekämpfen , zum Waschwasser
Franzbranntwein oder Essig zusetzen lasseh. Die Eleidiing
soll durch sukzessive Gewöhnung eine zweckmäßige, aber
leichte sein, ebenso die Bedeckung bei Nacht. Dazu gewöhnen
wir den Kranken , nachts bei offenen Fenstern zu schlafen,
sowie Sorge zu tragen, daß er sich stets in gut gelfilteten
Räumen aufhalte. Alle diese Maßnahmen £(ollen aber immer
unter Berücksichtigung des Allgemeinzustandes sowie der
Jahreszeit, in der sie begonnen werden, durchgeführt sein
und dürfen untiör keinen Umständen in einseitiger, schablonen-
hafter Weise verfolgt werden. So hat es gewiß keinen Zweck,
auf dem Grundsatz des Schlafens bei offenem Fenster zu
bestehen unter ungünstigen lokalen Verhältnissen, wie dichtem
Nebel, namentlich an der Peripherie der Großstadt oder in
ihr selbst. Ebenso ist es widersinnig, bei blutarmen, fiebernden
Kranken die Waschungen konsequent weiterführen zu wollen,
TUBERKULOSE DER LUNGEN. 297
wenn uns das ünbehaglichkeitsgefühl and Frösteln derselben
sagt, daß wir an der Grenze angelangt sind. Ebendasselbe
gilt auch von dem ersten Teile unserer Aufgabe, der Kräfti-
gung und Hebung des ErnUhrungSKUstandes. Nichts ist wider-
sinniger, als hier den Kranken vor eine größere Aufgabe
zu stellen, als er zu leisten Imstande ist, und ihm eine
Menge von Nahrung aufzunötigen, die er zu seinem Nutzen
nicht v^rw«rten kann. Besonders das maßlose Trinken von
Milch halte ich für ganz unzweckmäßig und habe ich noch
nie glänzende Erfolge davon geseheiii> WotBöglich ist darauf
zu sehen, daß der Kranke eine gewählte, gemischte Kost
(besonders G^oräse, M^lspeisen) zu sich nehme, ebenso daß
die Ernährung nach defin Grundsatze: ,, häufig, aber wenig;
vielerlei, aber nicht viel" erfolge. Milch erlaube ich höchstens
bis zu 1 — iVi^ i™ Tage^ durchschnittlich nur ^j^l bei son-
stiger Nahrtingsaufnahme, wobei ich darauf achte, daß s^be
über den Tag auf 3^-^4 Portionen verteilt und dann stets
langsam getrunken werde. Früh und abends lasse ich selbe
mit Selterswasser gemischt lauwarm im Bette trinken, um
die Wirkung eines leichten Expektorans zu erzielen. Wo Mikh
nidtt oder schleoht vertragen wird, zumeist bei Leuten mit
Atonie des Magens, bleibt selbe fort, odw wird versuchsweise
durch Kefyr odet Kumys ersetzt. Wo es angängig ist, kann
man mit gutem Nutzen eine möglichst fettreiche Nahrung
geben, resp. Fette selbst wie Lebertran, vielleicht um den
unangenehmen Geschmack zu verdecken in der Formel:
Rp. Ol, jecoris aselli,
Aq. calcis aa. 100,0
Sacchari 0,1
OL menth. pip. gtts. X.
S. davon 2—3 Eßlöffel
Gegen die vernünftige Verabreichung von Alkohol ist
gewiß nichts einzuwenden mit Ausnahme der Fälle, die nach
Wein stärkeren Hustenreiz haben oder zur Tachykardie neigen,
oder bei denen es sich aus anderen Gründen verbietet (Herz-,
Nierenkranken). Ja, er wird in vielen Fällen darniederliegenden
Appetits oder bei sehr herabgekommenem Ernährungszustand,
bei vollständiger Anorexie im Verein mit Milch, Eier, Fleisch-
brühe unser wesentlichstes Nahrungsmittel darstellen. Bier,
298 TUBERKULOSE DER LUNGEN.
namentlich das malzfaältige schwarze Bier, das abends gegeben
wie ein leichtes Hypnotikmn wirkt, gestatten wir ohne weiteres.
Daß wir uns unter gegebenen Verhältnissen die Fülle derNäluv
Präparate (Alboferrin, Somatose, Sanatogen, Hygiama, Paro,
Lävulose , Laktomaltose etc.) zun atze machen, ist klar, und
hat hier jeder nach seinen Erfahrungen und Neigungen bei
der täglich wachsenden Menge freien Spielraum. In erster Reihe
aber werden wir immer bei der natürlichen, gemischten Er-
nährung bleiben and verschlägt es meiner Ansicht nichts,
wenn man bei vorübergehender leichter Appetitlosigkeit einen
halben oder ganzen Fasttag einschaltet.
Übergehend auf die Tageseinteilung des Phthisikers, kann
man analog dem Verfahren in den Heilstätten bei den soge-
nannten Hausknren, die im Sommer überall, im Winter in
klimatischen Stationen, oder aber auch in günstig gelegenen
Orten unserer Breiten, ja sogar an der Peripherie der Groß-
stadt durchführbar sind — dies richtet sich immer nach dem
einzelnen Falle — , die Freiluftbehandlung anwenden. Dieselbe
besteht in einem dem Falle angepaßten Wechsel zwischen
Ruhe und Bewegung. Die Liegekur selbst soll an einem
der Luft und Sonne zugänglichen, vor dem Winde geschützten
Orte durchgeführt werden, sei es im Freien selbst, oder auf
gedeckter Veranda oder in Fällen, wo dies nicht anders
möglich, in einem sonnseitigen Zimmer bei offenem Fenster.
Dort bleibt der Kranke entsprechend, aber gewiß nicht zu
warm gehüllt , durch 3 — 4 Stunden , verteilt über den Tag,
liegen mit mäßig erhöhtem Oberkörper, und wird angewiesen,
ruhig, gleichmäßig bei geschlossenem Munde zu atmen. Zwischen
diese Liegekuren eingeschoben sind die Spaziergänge, welche
in gewisser Beziehung Terrainkuren darstellen sollen. Man
weist also den Kranken an, die Spaziergänge langsam , .mit
Ruhepausen zu machen, die allmählich gekürzt werden, so
daß er schließlich l^g — ^ Standen in continuo geht. Zugleich
werden wir durch die Wahl der Spaziergänge, resp. der auf
ihnen zu überwindenden Steigungen, die wir langsam wachsen
lassen, eine Art Lungengymnastik durchführen. Als Maßstab
für dieselbe gilt, abgesehen vom Allgemeinbefinden (Fieber,
Hämoptoe sind eine Kontraindikation), das Moment , daß bei
diesen Spaziergängen nie Herzklopfen, Atembeschwerden auf-
treten dürfen, und pflege ich meine Kranken derart zu unter-
TUBERKULOSE DER LUNGEN. 299
weisen^ daß, freie Nasenatmung vorausgesetzt, das Maximum
erreicht ist, wenn sie durch den Mund zu atmen gezwungen
sind. Dieser Wechsel zwischen Bewegung und Liegekur, der
in der Mehrzahl der F&Ue so geordnet ist, daß die Kranken
nach Tische 1 — 2 Stunden liegen , richtet sich selbstredend
ganz nach dem Allgemeinfinden und wird bei fortschreitender
Besserung eine Verschiebung zugunsten der Spaziergänge
erfahren. Mit gutem Erfolge läßt man — namentlich bei
den Fällen, die auch vormittags längere Zeit Liegekur halten
müssen — vor dem Essen eine sogenannte Lungengymnastik
in der Dauer von ca. 10 Minuten machen, bestehend in tiefen
In- und Exspirationen bei gleichzeitigem Heben und Senken
der Arme, Vor- und Rückwärtsbeugen des Oberkörpers, oder,
in dazu geeigneten Fällen, leichtem Hanteln und Übungen
am Sandow (Turnapparat, bestehend aus einem Gummiflaschen-
zug, der am Tttrstock befestigt ist und zwei Handgriffe hat).
Bei fortschreitender Besserung ist dann gegen leichten
Sport (Tennis, sehr mäßiges Rudern) nichts einzuwenden,
wie überhaupt solcher mäßig betrieben, auch Schlittschuh-
laufen, Rodeln — , die ja durchwegs im Freien sich ab-
spielen, einen wesentlichen Teil der Prophylaxe bei zur
Tuberkulose disponierten Individuen bilden, wofern die Be-
treffenden nur eindringlich vor einem zuviel gewarnt werden.
Ich weiß, daß manche Autoren für die absolute Ruhe der
Lungenkranken schwärmen , muß jedoch , soweit meine Er-
fahrungen reichen, für solche teils zerstreuende, teils kräfti-
gende Arbeitsleistungen schon im Interesse des psychischen
Verhaltens, das eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt,
eintreten. Eben dieses ist auch die Ursache, warum wir oft
genötigt sind, den Aufenthaltsort des Phthisikers zu ändern,
insbesonders wo wir von dem Wechsel einen günstigen Ein-
fluß auf den Appetit — bei nervöser Anorexie — erwarten
dürfen. Es ist oft geradezu staunenswert, wie selbst bei vorge-
schritteneren Fällen der Wechsel der Umgebung, die Neuheit
der Verhältnisse auf den Kranken stimulierend einwirken, zum
großen Teil vielleicht nur, weil er am neuen Orte neue Hoff-
nungen schöpft; aber unverkennbar geht der oft schon recht
verfahrene Karren ein gut Sttfck weiter, was, wenn auch
für den praktischen Erfolg oft belanglos, schon mit Rücksicht
auf das psychische Verhalten wertvoll ist.
300 TUBERKULOSE DER LUNGEN.
Damit ist auch die Frage gegeben, wohin schicken wir
Lungenkranke? Wenn es auch keinem Zweifel anteiiiegt, daß
kein Klima einen spezifischen Heüeinfiuß auf dieTubcar-
kulose besitzt, und wir auch in unseren Breiten, ieils in An-
stalten, teils am Lande (Hauskuren) ganz gÄinstige Erfolge
Eia erzielen imstande sind, so hat sich doch die Mehrzahl
der Fachmänner in den letzten Jahren für das Höhenklima
ausgesprochen, 4as nur bei statk anämischen Kranken,
schweren Fällen mit fortschreitendem Zerfall, begleitenden
Herz- und Gefäßerkrankungen und Neigungen zur Hämoptoe
kontraindiziert ist.
Leider besitzen wir in Österreich keine «tnzige Heil-
stätte mit vollem Charakter des Hi^enklimas wie Davos
— Grimmenstein liegt mit 700 m am höchsten — , da-
gegen haben wir doch eine Menge Stationen, die im Somoier
unter ärztlicher Leitung stehen — was für solche Kranke,
wofei^n sie- nicht dareh frühere Kuren eingesdiult sind, von
Wichtigkeit ist — , wie ßulden (2000 w), Madonna di Garn-
piglio (1500 m), Mendelpaß (1300 w), Gossensaß (1000 m),
Semmering (1000 m) u. a. , die aber alle sich den Besuch
von ausgesprochen Tuberkulösen lieber verbeten haben wollen.
Fälle, die eine Konlraindikation für das Hochgebirge bilden,
dann namentlich solche mit erethischem Habitus, wwden ent-
weder in unserem indifferenten Niederungsklima (Salzkammer-
gut, Kärntner Seen oder einem beliebigen Sommeraufenthalt
in den Alpen) behalten, oder aber, namentlich im Herbst und
Frühjahre, nach Bozen, Gries, Meran gesandt. Diese bilden
dann den Übergang zu den AYinterstationen Arco, Gardone-
Eiviera, Görz, Lussinpiccolo sowie den südlicheren, bereits
außerhalb der Monarchie gelegenen Orten. NatttrUch haben
diese Stationen, namentlich die am Meere gelegenen, je nach
den einzelnen klimatischen Faktoren (Wind) verschiedene
Wirkungen, die alle berücksichtigt werden müssen, sich aber
hier nicht des weiteren ausführen lassen. Was die Frage
der Meerfahrten betrifft, so ist selbe teils aus technischen
Gründen (Sanatoriumschiffe, Küstenfahrten) noch ungelöst.
In der jetzigen Form eignete sie sich wohl nur für ab-
geschlossene Tuberkulose oder Prophylaktiker, und für diese
haben wir weit billigere und weniger umständliche Möglich-
keiten.
TUBERKULOSE DER LUKGEN. 301
Zu den Heilfaktoren allgemeiner Natur gehört auch eine
mäßige Anwendung der Hydrotherapie. Abgesehen von den
kalten Waschungen früh und abends, die der Patient selbst
ausführt, lassen wir eventuell des Morgens im Bette kalte Ab-
reibungen mit folgenden Einpackungen geben, oder aber in
Fällen mit komplizierender Neurasthenie Halbbäder mit mäßig
kalten Übergießungen im Rücken, naehheriges Einschlagen
in ein nasses Laken von der Endtemperatur des Wassers, Ab-
klatschen, Abtrocknen und eine Viertelstunde ruhen. Diese
Bäder, fallend von 24<>R bis 20o resp. IS« R, eignen sich
natürlich nur für nicht vorgeschrittene Fälle. Duschen oder
Boeh angreifendere Badeprozeduren sind womöglich zu ver-
bieten. Günstigen Einfluß, namentlich auf den Appetit, sowie
bei Fällen mit skrofulösem Charakter (Drüsen), also nament-
lich bei Kindern, sah ich von folgender Prozedur: der Kranke
wird, am besten abends, mit lichter Schmierseife am ganzen
Körper — Erwachsene machen Teileinreibungen — eingeseift,
bleibt eine halbe Stunde zu Bette liegen, wobei die Seife
eintrocknet, die dann im lauwarmen Bade abgewaschen wird.
Übergehend zur speziellen und medikamentösen Therapie,
ist es auch für den Fachmann schwer, sich in dieser Fülle
zurechtzufinden. Was hat man nicht schon alles versucht, dann
wieder verlassen und wieder hervorgeholt! Ich glaube, hier
zeigt sich in der Beschränkung der Meister, und je weniger
wir den Kranken von Medikament zu Medikament treiben,
je rigoroser wir jeden ungünstigen Einfluß auf den Magen
seitens all dieser Mittel beobachten, der oft bei fortgesetztem
Gebrauch auftritt, um so wirkungsvoller können wir den Ein-
fluß einer zeitweiligen medikamentösen Therapie gestalten.
Obenan steht das Kreosot und seine Derivate, die wir als
Sirolin, Sorisin, Sulfosotsirup, Sulfoguajakolsyrup
(durchschnittlich 3mal tgl. 1 Kaffeelöffel) oder als Duotal
(0,5—1,0, 3— 4 Pulver tgl.) oder alsThiokol (0,5—1,0 eben-
so oft) oder als Kreosotal (2,0 in caps. gelat. steigend
von 3 — 6 Kapseln täglich) oder als PiU. solveol. Jasper
(0,05, 4 — 10 Pillen tgl.) geben. Desgleichen die Verbindungen
von Kreosot (2 : 200) oder Kreosotal (10 : 200,0) oder
Guajakol (2:200) und Ol. jecoris aselli (3mal tgl.
1 Eßlöffel). Günstige Erfolge sah ich auch von folgender
Mischung :
302 TÜBEBKÜLÖSE DER LüNaEN.
Bp. Kre^aai 5,0
Tct. malatis ferri,
Sol. arsen. Fowl. aa. 10 fi,
DS. Früh, mittags, abends je 3 — 5 Tropfen auf Zucker in Oblaten,
Überhaupt spielte die Arsentherapie in der Behandlang
der Tuberkulose eine große Rolle und wurde von französischer
Seite warm empfohlen in Form von subkutanen Injektionen
von Natrium kakodylieum (0,1 — 0,2 pro dosi). Auch die
alte italienische Jodtherapie — bei chirurgischer Tuberkulose
so wertvoll — hat sich mir in einigen Fällen recht gut be-
währt, und zwar Jodoform (0,01 in Pillen, früh und abends
je 2 Pillen). Die von Landerer eingeführte Zimtsäure-
behandlung verdient trotz mancher gegnerischen urteile
immerhin Beachtung, namentlich in Fällen , die stationär ge-
blieben oder in Besserung begriffen sind, wo dann die auf
Zimtsäurebehandlung eintretende Hyperleukozjtose zur um-
Wallung und Vernarbung des Herdes beitragen kann. Man
macht von der l^/^igen resp. 5®/oigen Lösung des Natronsnizes
(Natr. cinnamyl. 0,1 : 10 Aqua dest.) intravenöse Injek-
tionen steigend von 0,001 g. Kontraindikation oft hohes Fieber,
Hämoptoen. Hier ist auch der Platz, von den Tuberkulin-
injektionen zu reden, die trotz anfänglichen Mißtrauens
sich von Jahr zu Jahr Anhänger erobern. Als diagnostisches
Mittel, als das sie viel galten, in bezug auf die Lungentube]>
kulose kaum zu verwerten, da sie nur das Vorhandensein
der Tuberkulose im Organismus überhaupt beweisen, sind
sie bei genauer Indikationsstellung und exakter Durchführung
gewiß ein außerordentliches therapeutisches Mittel, das, wie
Sahli mit Recht sagt: „durch die Möglichkeit der
Heranziehung ganz initialer oder sogar tuberkulose-
verdächtiger Fälle eine sehr große Zukunft hat und
eine ähnliche segensreiche Rolle zu spielen berufen
iet wie die Kuhpockenimpfung in der Bekämpfung
der Blattern'^. Aber auch schwerere Fälle, in denen
monatelange Beobachtung das Schwinden der entzündlichen
Erscheinungen in der Umgebung des Krankheitsherdes fest-
gestellt hat, sind nach Roemisch geeignet für eine Tuber-
kulinbehandlung, wobei eventuell mit dem Präparate gewech-
selt werden muß, was auch Spengler betont. Es ist nach ihm:
„weniger die Wahl des Präparates als die Sicherheit
TUBERKULOSE DER LUNGEN. 303
des Arztes in der Beherrschung der für den betref-
fendenFall notwendigen individuellen ßehandlungs-
weise die Grundbedingung für den Erfolg der Tuber-
kulinbehandlung". Von den gebräuchlichsten Tuberkulinen
sind zu nennen das Kochsche Alt-Tuberkulin, über das wir die
längste Erfahrung besitzen, und in letzter Zeit das Tuberkulin
Beranek, dessen Verdünnungen so gewählt sind, daß plötzlich«
Sprünge sicher zu vermeiden sind. Das eine, Kochsche, wird
von einer Stammlösung 0,01 : 10,0 Aq. carboL 0,5 ^/o , die
stets wieder frisch bereitet wird, falls ein Niederschlag ent-
steht, und dunkel und kühl aufbewahrt werden soll, mit 0,5<>/o
Karbollösung so weiter verdünnt, daß man die Injektionen mit
Vooo^^ beginnen kann. Das Tuberkulin Beranek kommt
A A A A A
im Handel in den fertigen Verdünnungen äX ^ Tä ~q ~r
— A usw. gebrauchsfertig vor, so daß man bereits mit
A
1 Teilstrich der Lösung ^ beginnen kann. Man steigt mit
der Dosierung langsam, unter Vermeidung jeder lokalen, ja
sogar allgemeinen Reaktion, die ein Rückgehen mit der
Dosierung erfordert, bis zum absoluten Maximum (bis auf
10 — 20 — 50 Milligramm Alt-Tuberkulin, oder 1 cm der stärksten
Lösung Beranek H), oder besser bis zum relativen Maximum,
d. i. der Dosis, die eben noch ohne Störung vertragen wird.
Peinlichste Asepsis ist Grundbedingung. Die Injektionstage
werden verschieden 3 — 5tägig oder in längeren Pausen ge-
wählt. Nach Wochen oder Monaten wird die Kur wiederholt
(Petruschkysche Etappenbehandlung).
Die symptomatische Therapie anlangend, bekämpfen wir
starken trockenen Husten mit den üblichen Narkotieis
(Morphin, Kodein, Heroin, Syr. bromoformis Rami),
wenn er in einer Reizung der oberen Luftwege seine Ursache
hat, oder mit Expektorantien (Inhalation von Kochsalz,
Selters, Ol. Terebinth., Juniperi, Senegainfus), falls
zälier Auswurf die Ursache ist. Günstig wirkt in letzterem
Falle ein Wickel mit Alkoholwasser (1 : 3) über Nacht, in
bezug auf den ersteren die nicht unschwer zu lernende
Hustendisziplin (Leerschlucken, möglichstes Unterdrücken des
ersten Hustenreizes).
304 TUBERKULOSE DER LUNGEN.
Das Fieber bekämpfen wir womöglich durch absolute
Ruhe, in höheren Graden und bei Kranken, bei denen durch
zu lange fortgesetztes Liegen allerhand nerröse StöruDgen
auftreten, am besten mit Pyramidon (0,25 pro dosi, sehlack-
weise in Wasser gelöst zur Zeit des vermutlichen Temperaturan-
stieges), bei stärkerer Schweißbildnng mit kampfersaurem
Pyramidon (0,5 — 0,75 pro dosi), fernermit Maretin (0,1 pro
dosi) oder Phenazetin und Lactophenin (0,5). Fiir höhere
Grade von Fieber kommen natürlich kaJte Packungen in
Anwendung. Falls der so lästige Nachtschweiß nicht schon
infolge des hygienisch-diätetischen Regimes, insbesonders der
abendlichen Waschungen und leichten Bedeckung schwindet,
was meist der Fall ist, mag man Tct. Salviae oder Gua-
camphol (0,5 pro dosi), ferner Einpinselungen mit 20%
alkoholischer Formaldehydlösung oder 3 — 5^0 Chrom-
säurelösung anwenden. Für die hartnäckigsten Fälle bleibe
Atropinumsulf. (0,0005 pro dos. in Pillen) oder das weniger
giftige Eumydrin (0,001 pro dosi), von beiden 1 — 2 Pillen
abends in Intervallen reserviert.
Bei der Hämoptoe der Lungenkranken spielt die Be-
ruhigung des Kranken resp. seine Erziehung zur Ruhe die Haupt-
rolle, und wir werden die erste Hämoptoe benutzen, um für
eventuell kommende vorzubauen. Bei leichteren Graden genügt
es, den Kranken mit mäßig erhöhtem Oberkörper die Brost
möglichst frei zu lagern, einen Eisbeutel oder ßchrotsack auf
die vermutlich blutende Seite zu placieren und eventuell den
Hustenreiz mit leichten Narkoticis zu lindern, am besten durch
Morphin (0,005), durch Plumbum acet. (0,01) mehrmals
täglich. Bei stärkeren Blutungen haben sich mir Adrenalin
(1 : 10000) 15 — 20 Tropfen sehr gut bewährt, ebenso Styp-
ticintabletten k 0,05, davon 5— 6 Tabletten tägheh.
Gelatine (Gelatina sterilisata Merck) besser intern (10
bis 20 g pro die) als subkutan, wegen der Schmerzen, Tem-
peratursteigerung, Gefahr von Abszedierung und Tetanus,
Auch das Abbinden der Extremitäten mit der Martin sehen
Binde kann in Frage kommen. Bei abklingender Blutang
geben wir gerne Ol. Terebinth. rect. gtts. VI. in caps.
gelatinosis, von 5 Kapseln täglich fallend. Daß wir bei Hftmo-
ptoe die Kost auf kalte Milch beschränken und erst all-
mählich zu festerer Nahrung zurückkehren, versteht sich von
TUBERKULOSE DER LUNGEN. 305
selbst, ebenso wie wir den Kranken erst nach Schwinden
jeder Blatspnr und dann auch nur vorsichtig aufstehen
lassen.
Gegen die häufigen Magendarmbeschwerden kämpfen
wir mit den üblichen Mitteln: Stomacbica, besonders Extr.
Chinae Nanning (10— 20 Tropfen), oder Orexintabletten
(ä 0,2), oder aber einem Gläschen Bitterschnaps oder Wismut
zur Hebung der Appetenz, nicht minder durch einen einge-
schobenen Fasttag; Bitterwässer (Apenta), Purgentabletten, Be-
wegung, Bauchmassage gegen die Obstipation; bei beiden kann
oft ein Klimawechsel in Betracht kommen. Gegen die Diarrhöen
Opiate oder Ichtoform (0,5 mehrmals tgl.), Ichthalbin
(messerspitzweise), ßtyrakoltabletten k lg (3mal tgl.)
oder die Verbindung beider. Dabei entsprechende Regelung
der Diät, Ersatz der Milch durch Kefyr Nr. III, oder Wegfall
der Milch überhaupt, Tragen einer Flanellbinde. Bei den
höheren Graden von Diarrhöe, wo selbe durch ülzerationen
oder amyloide Degeneration verursacht ist, sind wir wohl
machtlos. Immerhin mag man Klistiere mit S^/qq Acid. lacti-
cum- oder ö^oo Argent. -nitr. Lösung mit Zusatz von
Opiaten versuchen.
Was die so häufigen Rücken- und Brustschmerzen be-
trifft, so geben wir — abgesehen von der Behandlung einer
eventuellen Pleuritis — Einreibungen mit Extr. Belladonna-
Salbe (2: 20) oder Mesotan mit Ol. olivarum aa. (leicht
einpinseln) oder Guajakol 2,0 auf Tct. Jodi und Glycerini
aa. 10,0 (mit Watte verreiben), sowie spirituöse Einreibungen
(Contradol, Bay-Rum etc.). Günstige Erfolge, auch auf
das Allgemeinbefinden, namentlich bei stärkerem Hustenreiz
sah ich von Einreibungen mit Prävalidin (tgl. ein Teil-
strich der Originaltube).
Was die Therapie im Endstadium betrifft, so beschränke
sie sich auf das unumgänglich Notwendige. Nichts ist falscher,
als einem, dem nicht mehr zu helfen ist, mit allen möglichen
Mitteln helfen zu wollen. Hier erlauben wir manches, was
wir sonst verbieten müßten, und Täuschung ist hier die beste
Medizin. Bei hochgradiger Dyspnoe wird man mitOxaphor,
(10 : 150 Aq. und 4,0 Aq. laurocer.) , 2 Eßlöffel eventuell
stündlich, Erleichterung schaffen. Das Beste und Letzte bleibt
jedoch dann das Morphium. E. Sonnenfeld.
F ellner, Therapie der Wiener Spezialärzte. 20
306 TUMOR. D. ZILIARKÖRPERS. — TÜSSIS CONVULSIVA.
Tumoren des Ziliarkörpers, a) Sarkome:
Erscheinen zunächst nur nach Erweiterung der Pupille und
seitlicher Durchleuchtung als graubraune Buckel, das weitere
Wachstum erfolgt gewöhnlich durch die Iriswurzel nach vorne
in den Kammerwinkel, selten flächenfönnig entlang der Iris
und nach hinten in die Chorioidea.
Therapie: Sofortige Enucleatio bulbi, wenn sich am
enukleierten Bulbus jedoch nur die geringsten Spuren eines
Durchwucherns durch die Sklera (am frühesten entlang der
Züiargefäße) zeigen, ist die Exenteratio orbitae unbedingt
erforderlich.
h) Gummen: Ebenfalls in die Kammerbucht, selten
entlang der vorderen Züiargefäße vordringend. Gelbe, zer-
fallende Massen.
Therapie: Energische antiluetische Therapie, sehr vorteil-
haft kombinierte Quecksilber- und Jodmedikation, z. B.:
Rp. Hydrargyr. bijodat. 0,1 — 0,2
Kai, jodat, 10,0
Aq.dest. ad 200,0.
S. 3—4mal täglich 1 Eßlöffel.
Lokal: Atropin, warme Umschläge, Schutzbrillen.
Bei ausgedehnter Zerstörung der Sklera und starker
Iridozyklitis ist, wenn die antiluetische Behandlung nicht bald
deutliche Rückbildung zeitigt, die Enukleation nötig.
Hanke.
Tussis convulsiva (Pertussis). Prophylaxe:
Am wichtigsten rechtzeitige Trennung der erkrankten von
den gesunden Kindern. Jedes keuchhustenverdächtige Kind
ist von Schule, Kindergarten, Kinderspielplätzen ferne zu
halten. Nur gut konstituierte Geschwister können ausnahmsweise
der Infektion durch erkrankte Kinder ausgesetzt werden, um
nicht nach Jahr und Tag wieder die Krankheit ins Hans zu
bekommen. In das Gebiet der Prophylaxe gehört auch der
Schutz vor dem Ausbruch einer Epidemie bei Ortswechsel von
Erkrankten, sowie bei Aufnahme eines keuchhustenverdächtigen
Kindes ins Krankenhaus (Hausepidemie). Nach Ablauf des
Keuchhustens sind die Wohnräume gründlich zu desinfizieren.
Therapie: Eine kausale (Serum-) Therapie fehlt bisher.
Unentbehrlich sind hygienische Maßnahmen, möglichst freie,
TÜSSIS CONVULSIVA. 307
warme, trockene, wenig bewegte Luft (Freiluftbehandlung),
Vermeidung von Erkältungsgelegenheiten. Luftwechsel nützt
nur, insofern e er eine Verbesserung dieser hygienischen Fak-
toren bedeutet. In der rauhen Jahreszeit Zweizimmersystem!
Ventilation des Schlafzimmers ist auch i\achts nötig. Die
Zimmertemperatur soll am besten nicht unter 11 — 12** gehen.
Bettruhe ist bei sehr schwerem Verlauf und bei fieberhaften
Komplikationen nötig. Die Bekleidung soll Träger, Schnüre,
Riemen möglichst vermeiden. Krümelige, harte, stark riechende
oder schmeckende Speisen lösen leicht Paroxysmen aus und
sind wegzulassen. Was Konsistenz, Reichlichkeit und Zahl der
Mahlzeiten betrifft, ist zu individualisieren.
Die in Betracht kommenden Medikationen entfalten ent-
weder einen expektorierenden oder antizymotischen oder krampf-
widrigen Einfluß. Zur Inhalation wird gerne Karbolsäure (Ya his
2 Vo Spray), Aqua picea, Ol. Terebinthinae, Lignosulfit, Salizyl-
säure (V2— 2% Spray), Thymol (0,027o), Benzol (0,OlVo),
Naphthalin, Chloroform (2 — 4 Tropfen in warmes Wasser),
Formalin (Hygiealampe), endlich Zypressenöl (10 — 15 Tropfen
einer 20^/oigen alkoholischen Lösung auf das Kopfpolster) u. a.
verwendet.
Im katarrhalischen Stadium nützen milde Expektorantien :
B,^. Liq. Ammonii anisat, oder U^. Inf.Senegaee3,0 — 5,0:80,0
1,0 — 1,5 Liq. Ammon. anis. 1,0 — 1,5
Mixt, gummös. 100,0. Syrup. ad 100,0.
MS. 2—3stündUch 1 Kaffee- oder Kinderlöffel.
Bei stärkerem Hustenreiz Antispasmodika, Althaea^ kleinste
Kodein- oder Morphindosen:
Rp. Codeini 0,03—0,05 oder Bp. Morphin, hydrochlor. 0,03
Saech. 1,0. Aq. lauroceraa. 10,0.
M. div, in dos. aequ. Nr. X. MDS. 5-rlO Tropfen (je nach
S, 2--3mal täglich 1 Pulver. dem Alter) 2'-3mal täglich.
Mit Erfolg werden das Chinin und seine Derivate in An-
wendung gebracht: Chinin (sulfur. 0,05 — 0,07 im ersten, bis
0,15 bis zum dritten Jahre, bis 0,25 später, 3mal tägl. 1 Pulver),
Aristochin (3mal täglich soviel Dezigramm als Jahre, soviel
Zentigramm als Monate alt). Die Chinapräparate werden gerne
durch 3 Tage in voller, durch 6 Tage in halber Dosis ge-
geben, dann einige Tage ausgesetzt. Auch in Suppositorien !
20*
308 TÜSSIS CONVULSIVA. — TYPHUS ABDOMINALIS.
Ähnlich wirken Antipyrin, Tussol (0,05 — 0,5 3mal täglich),
Citrophen, Salipyrin, Antispasmin (1,0 : Aq. amygd. dulc, 10,0,
3 — 4mal täglich 5—10 Tropfen), Pertussin (3 — 4 Kaffeelöffel
täglich), Koklussin (10 — 25 Tropfen mehrmals täglich).
Ausgesprochen krampfwidrig wirken Belladonna and ihre
Derivate (bei den ersten Intoxikationserscheinungen: Schwindel,
Halskratzen, Mydriasis aussetzen !), u. zw. :
Pulvis rad. Bellad. (0,1, eventuell mit Chinin, sulfur. 0,5,
ßacch. 2,0, auf 10 Pulver verteilt, 2— 3mal täglich 1 Pulver),
Belladonnainfus (0,5—1,0 auf 180,0, 2— 3sttindüch 1 Kinder-
löffel), das Extrakt (0,02— 0,1 auf Aq. amygd. dulc. 10,0,
3stündlich 10 Tropfen oder 3— 4stündlich in Pulvern von 0,01).
Sedativ wirken auch Bromsalze (1 — 3 g pro die), Bromo-
form (3 — 7 Tropfen 3— 4mal täglich), Pluoroform (2- bis
2^/2^/Qige wässerige Lösung 3 — 4mal täglich 1 Kaffee- oder
Kinderlöffel), Thymobromal (3mal täglich 15—20 Tropfen),
Extr. thymi sacch. (2—3 Löffel täglich).
Mit den Mitteln muß öfters gewechselt werden, da ihre
Wirksamkeit von kurzer Dauer zu sein pflegt.
Die Behandlung der Komplikationen des Keuchhustens
richtet sich nach deren Natur (s. d.). Neurath.
. Tyloma (Tylosis). Berücksichtigung schwielenbe-
günstigender Krankheiten wie Psoriasis, Liehen ruber, Ichthyo-
sis, Ekzem, Hyperhidrosis und deren Therapie.
Nachforschung, ob Arsen intern genommen wurde (Arsen-
keratose). Ätiologische Therapie der durch fortgesetzten Druck
entstandenen Schwielen. Die häufigen Druckschwielen an den
Füßen werden oft durch bequeme Schuhe behoben. Gewerbe-
schwielen bei Tischlern, Schustern, Schneidern etc. heilen nach
Sistieren der betreffenden Arbeit. Lokal: Erweichung der
Schwielen durch warme Bäder, Verband mit Ung. Diachyl.
Hebr., Emplastr. sapon. salicyl. (10 — 20<>/o), Resorzinpflaster,
Ätzung mit Kalilösung (10 — 25%), nachdem früher alle
Rhagaden geheilt sind; Bepinselung mit 107o Salizyl-KoUodium,
Entfernung der Schwieleii mit Messer, Feile oder Bimsstein.
Fasal.
Typhus abdominalis. Prophylaxe : Bei herrschen-
den Epidemien darf nur gekochtes Wasser genossen werden,
alle Speisen, Milch, Gemüse etc. sind zu kochen. Bei Haus-
TYPHUS ABDOMINALIS. 309
epidemien sind die Aborte und Kanäle gründlich za des-
infizieren. Typhaskranke müssen nicht unbedingt isoliert
werden, doch müssen Fäzes, Harn, Wäsche etc. energisch
desinfiziert werden.
Therapie : Das Krankenzimmer muß oft gelüftet werden.
Die Temperatur betrage 18° C. Die Bettunterlagen sollen glatt
und ohne Falten sein. Der Patient muß häufig seine Lage
wechseln, um Dekubitus und Atelektase der Lungen zu
verhüten. Die Haut muß mit Franzbranntwein oft gewaschen
werden. Man sorge für häufiges Mund reinigen mit folgendem
Mundwasser:
Rp. Tinct. ratanhiae,
Tinct. benzoes aa. 20,0.
MDS. 1 Kaffeelöffel auf 1 Glas Wasser.
Bei Bewußtlosigkeit beachte man den Füllungszustand
der Blase, eventuell unter peinlicher Asepsis katheterisieren.
Die Ernährung sei bloß auf Flüssigkeiten beschränkt
(Milch, Suppe, Wein). Später in der Rekonvaleszenz: Essence
of beef (teelöf fei weise, eisgekühlt), Aspik, Eidotter mit Zucker
verrührt.
Das Fieber wird nur bekämpft, wenn die Achselhöhlen-
temperatur 39** erreicht. Das Beste leistet die Bäderbehand-
lung und die Einpackungen (siehe phys. Therapie). Ist
diese Therapie aus äußeren Gründen nicht anwendbar, dann
werden Antipyretika angewendet:
Kp. Chinin, muriat. 0,5.
DS. 4mal täglich 1 Pulver
oder
Bp. Antipyrin.p
Phenacetin.j
Pyramidon. aa. 0,3.
M/p. tal. dos. Nr. XX.
DS. 3 Pulver täglich. ^
Alle Antiseptika (Salol, ß-Naphthol, Menthol etc.) sind
meist wirkungslos. Das früher so beliebte Kalomel perhorres-
ziere ich wegen der Gefahr der Stomatitis.
Gegen allgemeine Unruhe und Schlaflosigkeit gibt
man kalte Umschläge auf den Kopf, eventr.ol1:
310 TYPHUS ABDOMINALIS. — ÜLCERA.
ßp. Morph, hydro chlor. 0,1
Aq. dest. 10,0.
MDS. Injektion.
Gegen Kollaps: Glühwein, Champagner, Kaffee oder:
Bp. Coffein. natrio-saUcyl. 2,0
Aq. dest. 10,0.
MDS. 2stündlich 1 Spritze zu injizieren
oder
Rp. Camphor. Ifi
Ol. olivar. 5,0.
MDS. Alle 2 Stunden 2 — 3 Spi'itzen zu injizieren.
Gegen Darmblutung siehe dieses Kapitel.
Bei Diarrhöen gebe man:
Rp. Bismuth. ß-naphtholic. 0,5
Extr, opii aqiios. 0,01.
Mfp. DS. 3mal täglich 1 Pulver.
Bei Obstipation verabfolge man Klysmen von 250 g
Olivenöl.
Gegen Bronchitis:
Rp. Inf. rad. Ipeeacuanhae e 1,0: 180,0
Liquor, ammon. anisat. 3,0
Syr. Althaeae 20,0.
MDS. Stündlich 1 Eßlöffel.
BeiDekubitus sorgfältiges Einreiben mit Kampferspiritus
und Borlanolin. Verbinden mit Perubalsam (1 : 30) ist sehr
zweckmäßig.
Die Rekonvaleszenz ist sorgfältig zu überwachen. In
den ersten 8 Tagen nach der Entfieberung bloß flüssige Kost,
später Biskuit, Grießbrei, Reisbrei. Nach 14 Tagen geschabtes
Fleisch. Erst 3 Wochen nach der Entfieberung lasse man die
Kranken aufstehen. W.Zweig.
U.
Ulcera. Die Therapie richtet sich nach der Ätiologie
des Ulkus. Bei luetischen Prozessen antiluetische Kur und
Behandlung der ülcera mit Salbenverbänden (rote Präzipitat-
ÜLCERA. — IJLCERA PHARYNGIS. 311
salbe und ünguentum cinereum). Bei tuberkulösen Geschwüren
womöglich Exzision im Gesunden und Vereinigung der Wunde
durch die Naht. Ist die Exstirpation wegen zu großer Aus-
dehnung des Prozesses nicht möglich, so empfiehlt sich die
Exkochleation mit nachfolgender Verschorfung mit dem Ferrum
candens. Bei Ulcus traumaticum Desinfektion und Verband
mit essigsaurer Tonerde bis zur Reinigung des Ulkus, sodann
Salbenverbände (Argentum nitricum, Zink). Bei Ulcus väricosum
cruris zunächst Hebung der Zirkulationsverhältnisse durch Hori-
zontallagerung und Kompressionsverbände, bei Ulcus gangrae-
nosum antiseptisch wirkende Verbände (essigsaure Tonerde bis
zur Reinigung, sodann Salbenverbände). Bei Ulcus callosum cir-
culare kommt die Amputation in Frage. Bei ausgedehnten Ulcera
cruris Beschleunigung der Überhäutung durch Thierschsche
Transplantationen. Zur Prophylaxe bei bestehenden Varizen
Tragen einer komprimierenden Trikotschlauchbinde und sorg-
fältigste Desinfektion jeder eingetretenen Verletzung.
Pnpovac.
Ulcera pharyngls. l. Bei traumatischen oder im
Verlaufe akuter Entzündungen aufgetretenen Ulzerationen Ein-
blasen von Orthof orm. Bei starker Dysphagie Kokainin stillation
(5 — 10%) oder Insufflation von Morphin (1,0 : 10,0 Sacch. lact.).
Auch Alypinpinselungen wesentlich schmerzlindernd. Bei Herpes
pharyngis, wenn mit starker Dysphagie verbunden:
Rp. Cocain mur.,
Morph, mur. aa. 0,01
Amyl. tritic, 0,3,
In einem halben Glas Wasser (Brei) vor dem Essen zu nehmen.
(Sacher.)
2. Tuberkulöse Geschwüre. Milchsäureätzungen
(10— 80Vo), Mentholölinstillationen (10— 20Vo), Orthoform-
Morphininsufflationen, Kokainpinselungen (lO^o)? t>ei zirkum-
skripten Galvanokaustik. Bei starker Dysphagie den Kokain-
morphinbrei (8 ach er).
3. Luetische Geschwüre (siehe auch Lues tonsillae).
Bei phagedänischen Prozessen Hydrogenium hyperoxydatum
(6 — 20%). Lapisätzungen. Sublimatalkoholgargarismata:
312 ULCERA PHARYNGIS. — ULCUS CORNEAE.
Ep. Mercur. eublim. corros. 0,1
Spir, vin.,
Aq. destill aa. 150 fi.
DS, Ein Teelöffel auf 1 Glas Wasser zum Ourgeln,
Bei tertiären, mit Sequestrierung einhergehenden Prozessen
baldmöglichste Entfernung des Sequesters. E. Glas.
Ulcus corneae. Therapie: Instillation von Atro-
pin 1®/q oder Skopolamin 1®/q, Verband, heiße Umschlag
(mit Burowlösung 8 — lOfach verdünnt oder Alsol 3 — 5®/o);
Inspersion von Jodoform, feinst verteilt, oder von Bismuth.
tribromphenylic. ; bei serpiginösen Formen (Hypopyon-Keratitis)
Kauterisation des progressiven Randes, Spaltung des Geschwürs
mit Eröffnung der vorderen Kammer, subkonjunktivale In-
jektionen von 10%iger Kochsalzlösung 1 cm^ oder Sublimat
1—2 wm» (1 : 1000) oder Hydrarg. oxycyanat. (1 : 5000)
^l^mm^y Einbringen von Atropinjodoformsalben (Atrop. sulf.
0,1, Jodoform 0,3 , Vasel. flav. 10,0) in den Bindehantsack.
Wenn Perforation droht: Bettruhe, leichter Druck-
verband; bei Vorwölbung des Geschwürsgrundes: Punktion
desselben. Bei perforierten Geschwüren, um Irisvorfall zu ver-
meiden : reichlich Atropin — wenn sie zentral liegen ; Pilo-
karpin bei Perforation randständiger Geschwüre, wofern nicht
gleichzeitig vorhandene Iritis die Anwendung von Mioticis
kontraindiziert. Etwa vorgefallene Iris frühzeitig exzidieren, den
Substanzverlust der Hornhaut eventuell mit Bindehaut decken.
Wenn gleichzeitig Konjunktivitis vorhanden:
Tuschieren der Bindehaut mit 2®/oiger Lapislösung (Nach-
spülen mit 2 o/oiger Kochsalzlösung) oder 5®/oiger Protargol-
lösung (recenter et frigid, parat.). Argentamin 3^0? 1™»^ täglich,
bei Blennorrh. conj. (s. d.) 2mal täglich.
Bei gleichzeitig vorhandener Blennorrhoea sacc.
1 a cry m. (besonders häufig bei Hypopyon-Keratitis) : Exstirpation
des Sackes oder, wenn dies nicht sogleich durchführbar ist,
tägliches Ausspülen des Sackes mit ^/iVo^g^^^ Lapislösung oder
Sublimatlösung (1 : 2500) oder Verschluß der Tränenpunkte
durch Kauterisation.
Bei Keratitis neuro-paral. oder Lagophthalmus
(infolge Fazialisparese oder bei Soporösen) Verband mit
Borvaselin-Leinwandläppchen.
ULCUS CORNEAE. — ULCUS VENEREÜM. 313
Bei ülcQS corneae scrofulos. Behandlung der meist
gleichzeitig vorhandenen Hautaffektionen, der Zahnkaries, der
Pedikulosis. Sachs.
Ulcus venereum. Bei beginnenden kleinen singalären
oder multiplen Ulcera ven. (mollia) abortive Ätzung mit Acid.
carbol. liquefactum und Wiederholung des Verfahrens jeden
Tag oder 2. Tag bis zur Reinigung der Geschwüre. Dazwischen
antiseptischer Deckverband mit Jodoform-, Xeroform-, Airol-,
Sublimatgaze oder bei intensiver Schorfbildung mit feuchtem
Sublimat- (lVoo)> Resorcinwasserverband (!%)• Böi fistulösem,
sinuösem Bau des Geschwürsbodens chirurgisches Evidement,
Exkochleation unter lokaler Anästhesie mit nachfolgender
Karbolätzung und Jodoformverband. Bei großen, flächenhaften,
atonischen, phagedänischen, gangränösen Ulcera und eleviertem,
d.i. luxurierend wucherndem Geschwürsboden Applikation kon-
stanter feuchter Wärme von 41<^ C, an der Haut gemessen mit
dem konstanten regulierbaren Wärmeapparat Hydrothermo*
regulator (transportabel) oder Welanders-Berlien Hydro-
thermostat durch 1^2 — 2 Tage (beide bei den Firmen Rohr-
beck oder Leiter in Wien oder Hauptn er in Berlin erhältlich)
bis zur Avirulisierung, Reinigung der Ulcera. Hierauf asep-
tischer Wundverband. Bei torpidem Verlaufe auch Hyperämi-
siernng durch Saugglas, ausgenommen bei Ohaneres mixtes
(Syphilis), dort Sublimat- öder Kupferwasserverband oder
graues Pflaster. Spezifische Allgemeinbehandlung. AUes hier
Gesagte gilt auch für U. v. an der Portio , in der Urethral-
mündung u. ven. Analfissuren! auch für das Ulcus extra^
genitale.
Adenitis (Bubo) ex ulc. ven. Prophylaxe: Möglichste
Ruhe bei beginnenden subjektiven Beschwerden. Vermeidung
aller schorfbildenden Ätzungen peripherer Ulzerationen oder
virulenter Erosionen mit Cuprum oder Lapis in Substanz
oder sehr konzentrierten Lösungen. Vorsichtige Abweichung
der Krusten von der peripheren Ulcera.
Therapie: Auf beginnende Adenitis bei Ulcera venerea
(mollia) Eisbeutel! Ruhe! Wo bereits Rötung der deckenden
Haut ausgesprochen oder Erweichung merkbar ist, Dunst oder
heiße Kataplasmen; bei kleinen Erweichungsherden frühzeitige
kleine Inzision. Auswaschung mit 1^/oiger Lapislösung, nach-
314 ULCUS VENEEEUM.
heriger aseptischer Okklusiv verband Jeden 2. Tag bis zum Ver-
siegen des Sekretes. Wenn trotzdem Zerfall, breitere Öffnung
der Punktionswunde und Ausätzung der Wundhöhle mit Acid.
carbol. liquef actum, Jodoform-, Xeroformgaze, Tamponade.
Bei trotzdem immer noch fortschreitender ulzeröser Schmelzung
der Wundränder : Wärmebehandlung nach W elander-üllmann
mit Hydrothermoregulator durch 36 — 48 Stunden granz
oder fast kontinuierlich. Zu diesem Zwecke wird die Höhle
nach Tunlichkeit egalisiert, d. i. in ein glattes Eavnm ver-
wandelt durch Abtragung von Brücken, sinuösen Gängen, and
mit feuchter Watte gleichmäßig dünn ausgelegt, hierauf wird
ein Bleirohrkonvolut oder eine sonst passende Thermode in
den Heißwasserstrom eingeschaltet und mit etwas feuchter
Watte bedeckt in die Höhle gelegt, dann die ganze Gegend mit
Billrothbattist und Bindenverband gegen Wärme- und Feuchtig-
koitsverlnst soweit abgeschlossen, daß nur die Schläuche für
Zu- und Abfluß ohne Knickung zur Wunde führen können. —
Nach Reinigung, Avirulisierung der Höhle aseptischer oder
antiseptischer Verband bis zum völligen Verschluß der Höhle.
Bei strumöser Adenitis Erweichung der derben und
tieferen Infiltrationen durch Wärmebehandlung, heiße Um-
schläge, heißen Leinsamenbrei in Eisbeuteln oder auch durch
Hyperämisierung mit Hilfe der Bier-Klappschen Saug-
therapie, Passende Sauggläser! 1 — 2mal täglich 10 bis
15 Minuten. Erweichungsherde werden vorerst resp. auch zeit-
weilig im weiteren Verlaufe geöffnet! Nicht zu stark sangen.
Es sollen möglichst keine oder nur geringe Sugillationen im
Gewebe entstehen. Sehr gute Resultate ergibt die zeitliche Auf-
einanderfolge von aktiver (Wärme) und passiver (Saugung)
Hyperämisierung.
Bei älteren narbigen Prozessen: Chirurgische Frei-
legung der derben, narbigen Partien und partielle vorsichtige
Exstirpation derselben bei möglichster Schonung und mit Be-
lassung nicht zerfallener Drüsen oder Reste solcher. Letztere
werden, wenn nur wenig verändert, auch auf dem Wege
künstlicher Hyperämie durch Saugung zur Norm gebracht. —
Winkel- oder fistulöse Gänge sind mit Acid. carbol. liquefactum
auszuätzen.
Einfache septische (akute) Adenitis. Ebenfalls
Saugbehandlung nach Bier -Klapp.
ULCUS VENEREÜM. — ULCUS VENTRICULI. 315
Dasselbe bei ausgesprochener tuberkulöser Adenitis
(Lymphomen), selbst bei konstatierter tuberkulöser Dyskrasie
des Individuums. Im Falle hartnäckiger Rezidive eventuell
chirurgisches Evidement oder Exstirpation der verkästen und
schwieligen Kapsel- und Drüsenreste. — Vorher auch Ver-
suche zur Resorption mittelst öfterer Injektionen von sterili-
sierter lOVoi^er Jodofonnglyzerinmischung in das Zentrum der
Drüsenpakete.
Erweichende Skleradenitis oder gummöse Adenitis
der Luetiker sind wie strumöse oder einfache Adenitis zu
behandeln. K. Ullmann.
Ulcus venerum. Ätzung des Geschwürs mit Acid.
carbol. liquef actum, nachher Bestreuen mit Jodoform oder
einem der Ersatzmittel (Europhen, Airol, Xeroform, Vioform).
Sehr zweckmäßig ist auch die Ätzung mit Eupfersulfat
(Cupr. sulfur. 5:15 Aq.) durch Auflegen von Wattebäusch-
chen, die mit der Lösung getränkt sind.
Auch wiederholte Vereisung des Geschwürs mit Äthyl-
chloridspray, Hitzebehandlung (der Paquelinbrenner wird auf
die Distanz von etwa 3 cm dem Geschwür genähert) ver-
mögen die Reinigung des Geschwürs herbeizuführen.
Unna vereist das Geschwür und trägt es dann mit dem
Rasiermesser flach ab.
Ist es durch eines der vorerwähnten Verfahren gelungen,
das progrediente Geschwür in einen rein granulierenden ßub-
stanzverlnst umzuwandeln, dann führt die Weiterbehandlung
unter einem ßalbenverband (Lapissalbe, Protargolsalbe etc.)
gewöhnlich rasch zu prompter Vernarbung. s. Grosz.
Ulcus ventriouli. Die Therapie des Ulcus ventriculi
hat einerseits die Heilung des Defektes, andrerseits die Herab-
setzung der häufig noch bestehenden Hypersekretion anzu-
streben. Der erstgenannte Zweck wird durch die zumeist
übliche Anwendung des Magisterium Bismuthi angestrebt. Man
gebe dasselbe in Dosen von 0,5 : 1,5 g vor den Mahlzeiten.
Bemerkenswert ist, daß durch Verabreichung großer Dosen
schwere Vergiftungserscheinungen hervorgerufen werden
können. Zu empfehlen ist auch die Darreichung von Bis-
mutose, 3mal täglich eine große Messerspitze voll in Wasser
316 ULCUS VENTRICÜLI.
aufgeschüttelt, vor dem Essen zu nehmen. Bestehen Zeichen
von Hypersekretion , so gebe man Natr. hydrocarbonic. und
Magn. ust. aa. partes aequales 1 — 2 Stunden nach dem Essen,
eventuell sofort bei Beginn des durch die Säure hervor-
gerufenen Gefühls von Brennen im Magen.
Auch wenn es sich um ein nicht blutendes Ulcus
handelt, soll, wo immer es möglich ist, der Patient durch
längere Zeit liegen.
Bei Magenblutung gebe man Gelatine.
Bp. Gelat. purissimae lOyO
Aq. destill. 160,0
Syr. ruh. Idaei 30fl
M. Deinde sterüisetur!
LS. stündlich 1 Eßlöffel davon zu nehmen.
Man kann dieses Mittel entweder in flüssiger Form
nehmen lassen, oder wenn dies dem Patienten widersteht, als
Gelee, zu welchem diese Flüssigkeit erstarrt, wenn sie in
eisgekühltes Wasser gebracht wird. Auch subkutane Ergotin-
injektionen werden mitunter angewendet. Auf die Magen-
gegend werden kalte Umschläge oder eine leicht gefüllte
Eisblase appliziert; bei nicht blutendem Ulcus wirken warme
oder feuchtwarme Umschläge in der Regel schmerzstillend.
Bei diesem wird die Diät von der Milch- und breiigen
Kost allmählich zur gemischten fortschreiten. Zweckmäßig
lasse man das Fleisch längere Zeit hindurch in fein zerhacktem
Zustand reichen, auch die Gemüse durch längere Zeit in fein
gewiegtem Zustand.
Nach erfolgter Blutung wird es von der Intensität und
der eventuellen Wiederholung derselben abhängen, wie lange
wir den Patienten abstinieren lassen. Während dieser Zeit
suchen wir durch Nährklistiere den Patienten bei Kräften
zu erhalten. Im allgemeinen lassen wir den Patienten am
Tage der Blutung ohne Nahrung. Gegen den Durst ver-
abreiche man eisgekühltes Wasser kaffeelöffelweise, am
nächsten Tag eßlöffelweise eisgekühlte Milch, steigert den
nächsten Tag allmählich die Dosis und läßt nach der
Empfehlung von Lenhartz rohe Eier mit Zucker abgequirlt,
auf Eis gekühlt, nehmen. Vorteilhaft ist es auch, Aspik
nehmen zu lassen. Nach Verlauf von einer Woche geben
ULCUS VENTRICULI. 317
^wir gestoßenen Reis in der Milch, später Grieß in die Milch,
auch etwas Butter; dieselbe kann zunächst, wie Senator
empfiehlt, in kleinen Kügelchen, welche auf Eis gekühlt
li^er^en, geschluckt werden. Später streiche man die Butter
auf dünne Schnitten Weißbrot. In weiterer Folge wird all-
mählich mit der Speisezufuhr gestiegen, wobei immer darauf
zu achten ist, daß die Nahrung in fein verteiltem, nicht
reizendem Zustand dem Kranken verabreicht werde. Pick.
Ulcus ventriculi. Nur Komplikationen, Folge-
zustände des U. V. oder Erfolglosigkeit konsequent
durchgeführter interner Therapie berechtigen die chirur-
gische Therapie des U. v. Unbedingt indiziert ist die
Operation bei narbiger Stenose des Pylorus nach ü. v.
Lange anhaltende resp. oft rezidivierende Blutungen
lassen die Operation geboten erscheinen. Perforation des
U. V. in die freie Bauchhöhle stellt eine absolute Indi-
kation zur Operation dar. Kailöse Veränderungen um
das ü. V. mit heftigen Schmerzen, Abmagerung etc.
erfordern bei erfolgloser diätetischer Behandlung die
Operation.
Als Operationen kommen in Betracht: 1. die Exstir-
pation des U. v., 2. die Gastroenterostomie, 3. die
Jejunostomie. Die Exstirpation des U. v. soll nur dann
ausgeführt werden, wenn der Eingriff keine besonderen
Schwierigkeiten bietet. Die Hauptmethode ist die Gastroen-
terostomie, die speziell bei narbiger Stenose nach ü. v.
ihre unbestrittenste Indikation findet. Die Jejunostomie
hat beim ü. v. dann zu erfolgen, wenn entweder der Kranke
zu herabgekommen ist, um irgend einen größeren Eingriff
auszuhalten, oder wenn eine Gastroenterostomie erfolg-
los ausgeführt ist. Erfolg verspricht die Operation bei
ü. V. vor allem dann, wenn mechanische Störungen vor-
liegen , also bei Pylorusstenosen mit Dilatation des Magens.
Auch bei wiederholten kleinen Blutungen ist die Operation
nicht aussichtslos. Endlich werden die Schmerzen zumeist durch
die Operation günstig beeinflußt. Wenig Aussicht bietet die Ope-
ration bei einmaligen schweren, zu akuter Anämie führenden
Blutungen. Während in einer Reihe von Fällen die Exstirpation
des ü. V. oder die Gastroenterostomie von dauerndem Erfolg
318 ULCUS VENTRIC. — UNFÄLLE D. ELEKTRIZITÄT.
begleitet ist, stellen sich in anderen Fällen, und zwar nach
jeder dieser Operationsmethoden Rezidive ein. So wenig
wir bisher eine sichere Erklärung für die Wirksamkeit der
Operation in so vielen Fällen haben, ebensowenig besitzen
wir bisher Kenntnis zur Unterscheidung jener Fälle, in
welchen die Operation Aussicht auf Dauererfolg bietet, von den
für den Chirurgen undankbaren Fällen, in denen entweder ein
Rezidiv des ü. v. oder ein nach der Gastroenterostomie auf-
tretendes peptisches Ulcus jejuni den Erfolg vernichtet.
Daraus ergibt sich die Lehre, mit der Ausftthrang der
Operation beim U. v. zurückhaltend zu sein und dieselbe
nur unter Einhaltung der oben erwähnten Indikattonen
auszuführen. Als Methoden bevorzuge ich: bei U. v. am
Pylorus die Gastroenterostomie, bei U. v. an der kleinen
Kurvatur die Exstirpation des U., bei multiplem U. sowie
bei Rezidiven nach Operation wegen U. v. die Jejunostomie.
J. Schnitzler.
Unfälle durch Elektrizität. ProphylaxerStrenfr«
Durchführung der allgemein geltenden Sicherheitsvorschriften,
entsprechende Belehrung der in elektrischen Betrieben beschäf-
tigten Arbeiter, Aufklärung der heranwachsenden Jugend und
der breiten Volksmassen über die Entstehung und Verhütung
von elektrischen Unfällen.
Therapie: Ist der Verunglückte noch im Stromkreis
eingeschaltet, so muß der Retter bei eventuellen Befreiungs-
versuchen zunächst auf eigene Isolation bedacht sein; behufs
Isolation stelle man sich auf schlecht leitende Gegenstände,
wie Holz, Decken, Kleider etc. und trachte auch, die Hände
durch Handschuhe u. dgl. zu isolieren. — Ein im Stromkreis
eingeschalteter Monteur hatte die Geistesgegenwart, vom Boden
aufzuspringen und sich derart — Unterbrechung des Erd-
schlusses — selbst zu befreien. — Die gestörte Herz- und Lun-
gentätigkeit ist durch künstliche Atmung, Herzmassage, Venae-
sectio, Injektionen von Kampfer und Adrenalin zu bekämpfen.
Bei der künstlichen Atmung ist peinlich darauf zu achten,
daß die Atembewegungen nicht zu brüsk ausgeführt und daß
kein Mageninhalt in die Luftwege hineingepumpt werde!
Während der Venaesectio ist mit der künstlichen Atmung zu
unterbrechen. Gefahr der Luftembolie!
UNFÄLLE D. ELEKTRIZITÄT. - UBETHRALTRIPPER. 3 1 9
Kehrt das Bewußtseiu nicht rasch wieder, so ist lege
artis die Lumbalpunktion auszuführen.
In verzweifelten Fällen versuche man eine neuerliche
Einwirkung des tödlichen Stromes; Elektrodenanordnung:
Herz-Rektum; die Rektunielektrode ist mit kochsalzgetränkter
Gaze zu umwickeln.
Bei allen diesen Operationen ist der Verunglückte hori-
zontal, mit etwas erhöhtem Kopf zu lagern.
Die Geretteten sind die ersten Tage womöglich zur Bett-
ruhe zu verhalten, blande Diät, laue, protrahierte Bäder, Regelung
der Stuhl- und Harntätigkeit; Überwachung wegen eventueller
vorübergehender leichterer oder schwererer Sinnesverwirrungen.
Gegen Aufregungszustände die gewöhnlichen Sedativa und Eis-
beutel auf Kopf und Herz. Bezüglich der übrigen Erscheinungen
symptomatische Therapie.
Die äußeren Verletzungen sind mögliehst konservativ zu
behandeln, wobei 3<>/o Borvaselin und Umschläge von Dermatol-
gaze (mit verdünnter Burowlösung befeuchtet) gute Dienste
leisten.
Bei den sogenannten Spätformen (z.B. sekundäre Dege-
nerationen etc.) kommen die Regeln der allgemeinen Therapie
in Betracht. S. Jellinek.
ürethraltripper. Zur Feststellung der Diagnose und
Konstatierung der fortschreitenden Heilung des Tripperprozesses
ist die wiederholte Untersuchung des Harnröhrensekretes auf
Gonokokken notwendig.
Der Nachweis derselben geschieht am besten durch die
Gram sehe Färbung, und zwar: Verstreichen des Sekretes auf
einem Deckgläschen oder Objektträger, Lufttrocknen und
dann 2 — 3mal durch die Flamme ziehen; hierauf durch fünf
Minuten Färbung mit Gentianaviolett (in einer Eprouvette
eine Fingerkuppe Anilin mit der 20fachen Menge Wasser gut
durchschütteln, dann durch einen Glastrichter mit feuchtem
Filtrierpapier filtrieren und so viel Gentianaviolett zusetzen,
bis ein Metallhäutchen darauf entsteht); nach den 5 Minuten
gibt man auf das Präparat Lugo Ische Lösung (Jod 1,0,
Jodkai. 2,0, Aq. 300). 2 Minuten; dann Entfärben mit abso-
lutem Alkohol, solange noch blaue Schleier aufsteigen, dann
Waschen mit Wasser und schließlich mit Karbol-Fuchsin
320 UEETHRALTßlPPEB.
(1 Minute) nachfärben. Neuerlich Waschen und Trocknen
und 1 Tropfen Zedernöl und Immersion. Diplokokken mit
einander zugewendeten abgeplatteten Seiten , kaffeebohnen-
artig, gramnegativ (durch Nachfärben mit Fuchsin er-
scheinen die Gonokokken rot).
Ebenso wichtig wie eine rationeUe Therapie ist die strenge
Einhaltung der Diät, d. h. Vermeidung aller freie Kohlensäure
haltigen Getränke, aller Nahrungs- und Genußmittel, welche
die Harnsekretion vermehren, wie Spargel, Sellerie, schwarzer
Kaffee usw. ; forcierte Bewegungen aller Art, wie Reiten,
Turnen, Radfahren u. a. sind zu unterlassen, und am das
Entstehen einer Hodenentzündung nach Tunlichkeit zu ver-
hindern, lege man ein Suspensorinm mit Schenkelriemen an.
Wenn das Membram virile nicht stark geschwellt ist, kein
ödem des Präputiums und keine Entzündung der Penislymph-
gefäße besteht, wenn das Sekret nicht blutig gefärbt ist, be-
ginne man sofort mit der lokalen Behandlung des Trippers.
Sind jedoch die eben erwähnten starken Entzündungserschei-
nungen vorhanden, so beschränke man sich zunächst auf kalte
oder warme Umschläge, welche beide entzündungswidrig wirken.
Die Behandlung des Trippers kann eine direkte oder
indirekte sein. Die erstere besteht in Injektionen in die
Harnröhre, die letztere in der Verabreichung balsamischer
Mittel. Zu Injektionen eignen sich am besten Kali hyper-
manganicum und die verschiedenen Silberpräparate, wie Prot-
argol, Albargin, Largin, Ichthargan usw. Man injiziert (un-
mittelbar nach dem Harnen) mit einer gut gehenden, an ihrem
Ende konisch z alaufenden Tripperspritze 4 — 5malin 24 Stunden.
Nach der Injektion wasche sich der Patient jedesmal die Hände,
um das Trippersekret nicht in die Augen zu bringen, um die
Beschmutzung der Wäsche zu verhüten, lege man zwischen
Eichel und Vorhaut in 2<>/oiges Bleiwasser getauchte Gaze-
bäuschchen ein; fehlt das Präputium, so befestige man den
kleinen Verband mit einer lose angelegten Kalikotbinde.
Von Injektionsflüssigkeiten verwende ich:
Kp. Kali hypermang. 0,05-^0,15:300 Aq,f, dest,
oder
Rp. Protargol. 0,5—1,0
M'f'frig. 200,0
oder
ÜBETHRALTRIPPER. 321
ßp. Protargol. 0,5— Ifi
Glycerin, pur, 2fi
Sol, natr. chlor. (0,6^^) 200 flO
oder
Ep. Albargin 0,1—0,15:200 Aq. f. dest.
Wenn die Sekretion abgenommen hat and diese Mittel
noch nicht zur Heilung geführt haben, spritze man eine der
nachfolgenden Lösungen ein:
Rp. Zinc. sulfur, 0,8—0,5—1,0 auf 200
Aq. f, dest.
oder
Rp. Bismuth, subnitric, 5:200 Äq,f, dest.
oder
Ep. Sulfat, Zinc, 1,00
Plumb, acet, has, sol, 2,00,
Tinct. CaUchu,
Tinct, Laudan. crocat. aa, 8,00
Aq,f, destül, 820,00,
S. Eicordache Schüttelniixtur,
Diese depothaltigen Flüssigkeiten eignen sich besonders
für jene TripperfftUe, bei welchen sich auch in der 2, Harn-
portion Fäden finden. Der der injizierten Flüssigkeit im Mittel-
fleisch entgegentretende Widerstand darf nie gewaltsam über-
wunden werden.
Sehr rasches Schwinden d^ reichlichen Sekretion kann
durch Massen Spülungen nach Jan et erzielt werden, deren
Voniahme aber nur Tom Arzt erfolgen darf. Sie geschieht am
zweckmäßigsten einmal täglich, u. zw. mit der Mayok sehen
Röhre oder mit einer Wundspritze, an deren Ende man ein
Stück eines Jaques-Patentkatheters befestigt, unter mäßigem
Druck läßt man ^j — 1 ^ einer sehwachen Kali hypermangan-
Lösung oder Lapislösung (1 : 3000—2000) oder Salpeter-
säure (1 : 3000) durch die Harnröhre durchfließen. Hierbei
darf kein nennenswerter Schmerz auftreten. Vorsicht und
Zartheit bei der Manipulation sind dringend geboten, weil
unter zu starkem Druck ausgeführte Massenspülungen Ver-
aolassung zu periurethralen Abszessen , Prostatitis und Epi-
didymilis geben können. Auch sollen die Injektionsfiü^sig-
keiten nur leichtes Prickeln, nie intensives Brennen hervor-
Fufen.
F el 1 n e r, Therapie der Wiener Special&rzte. 21
322 URETHRALTRIPPEE.
Zar Beseitigung des sogenannten postgonorrhoischen
Katarrhs eignen sich die früher erwähnten Metallsalze, oder
auch Alum. crud. 4 : 200 Aq. oder Liquor ferr. sesqaichl. Sei.
gtt. 20 : 200 Wasser. Bei dieser Flüssigkeit sieht man bei
Individuen mit sehr empfindlicher Schleimhaut nicht selten
größere Lamellen sich abstoßen (Urethritis membranacea). In
diesem Falle wechsle man mit der Injektionsflüssigkeit and lasse
Acetat. Zinc. 0,6 : 200 oder Acetat. plumb. bas.-sol. 1,50 : 200
2 — 3mal täglich injizieren. Allmählich verringere man die Zahl
der Injektionen auf 2 — Imal täglich und höre mit den In-
jektionen ganz auf, sobald die Fäden geschwunden sind.
Indirekte Behandlung. Zu dieser eignen sich die
verschiedenen Balsamika. Das Wirksame hierbei ist die dnrch
die Nieren auf dem Wege aus der Blase in die Harnröhre ge-
langende Harzsäure. Dieselbe wird nachgewiesen durch Zusatz
von Salpetersäure, wobei ein opaleszierender Ring entsteht.
Dieser löst sich zum Unterschied von Eiweiß durch Zusatz
von Alkohol, Ammoniak und deren Karbonaten. Unter den
gebräuchlichen Balsamicis sind zu nennen: Kopaivabalsam,
peruanischer Balsam, ferner Terpentin und Santalöl,
u.zw. bloß ostindisches; in Tropfenform (3mal täglich
je 15 — 20 Tropfen nach dem Essen) oder in Kapseln k 0,2,
10 — 12 Stück täglich. Sehr gute Resultate sieht man bei Ver-
abreichung von Gonosan (Riedel) (9 — 10 Kapseln täglich).
Dieses bewirkt rasches Aufhören der schmerzhaften Erek-
tionen, raschere Abnahme der Sekretion. Terpentin (nicht
so gut vom Magen vertragen) wird am besten verschrieben:
Rp. Extr. aeth, cubebar.,
Spir, Terehinthin. aa. 10,0
Pulv. Magn. ust. qu. s. utf. Pil, Nr. 200.
S. 3 Pillen täglich.
Verabreichung der Balsamika allein führt nur selten zun
Ziele, dagegen ist kombinierte direkte und indirekte Behand-
lung zu empfehlen.
Langdauernde Tripper erfordern Instillationen mit dem
Ultzmann- oder Gyon sehen Instillator von 3 — 4 Tropfen
2<*/oiger Lapislösung (Vorsicht!) oder Irrigationen der hinterän
Harnröhre mit Lapis (1 : 3000 — 900) mittelst elastischem Ka-
theter und Wundspritze. Schließlich kommt auch Sondenbehand-
ÜRETHRALTRIPPER. 323
lung in Betracht, um die sogenannten Strikturen weiten Ka-
libers zu beseitigen. Vom Gebrauch der verschiedenen Dehn-
apparate ist entschieden abzuraten. Lange erfolglos behandelte
Tripper finden oft Heilung durch eine Karlsbader Kur.
Ehekonsens. Wenn bei Bestand von JFäden im Harn häufig
wiederholte mikroskopische Untersuchung nach Gram keine
Gonokokken nachwies, und wenn nach vorausgegangener künst-
licher Irritation der Harnröhre (Verabreichung von alkohol-
haltigen und moussierenden Getränken und Einspritzung stärker
reizender Lösungen) das reichlicher gewordene Sekret sich
weder mikroskopisch noch kulturell als gonokokken-
führend erwies, dann, aber auch nur dann darf die Heirat
gestattet werden.
Komplikationen des Trippers. Periurethrale
Abszesse sowie Abszesse der Cowperschen Drüsen und
Entzündung der Schwellkörper eventuell mit Knickung
bei Erektion (Chorda venerea) erfordern Aussetzen der Injektion,
Applikation kalter Umschläge, eventuell Ung. oder Empl.
cinereum. Bei deutlicher Fluktuation Inzision unter antiseptischen
Kautelen.
E p i d i d 7 m i t i s. Ist der Samenstrang nicht entzündet, und
besteht keine akute Hydrokele, so genügt das Anlegen eines
Zeissl-Horand sehen Suspensoriums. Bei Fieber, Funikulitis
und Hydrokele Bettruhe, kalte oder warme Überschläge über
den hochgelagerten Hodensack. Regelung des Stuhls. Zur
Linderung der Schmerzen: Einhüllen des Skrotums in eine
Salbe, bestehend aus:
Rp. Plumb. jodat.y
Extr. Belladonn. aa. 5,00
Alum. crud. 3,00
Ung. stmpl. 80,00,
Im äußersten Falle, aber wenn irgend möglich zu ver-
meiden: Morphiuminjektion. Quecksilbersalbe wende man
wegen der oft heftigen Ekzeme am Hodensack nie an. Bei
heftigen Schmerzen infolge akuter Hydrokele Punktion der-
selben. Rezidivierende akute Epididymitis heilt unter Anwendung
warmer Bäder und konsequent applizierter feuchter Wärme.
Beiderseitige Epididymitis kann Azoospermie bedingen.
Akute Prostatitis. Symptome: Hohes Fieber, Schüttel-
frost, heftige Schweißausbrüche, Schmerzen beim Harnen,
21*
324 ÜRETHRALTRIPPEE.
Fremdkörpergeftihl im Mastdärme. Zuweilen HarnverhaltuDg.
Therapie: Aussetzen der Lokalbehandlung, Bettruhe, Appli-
kation kalter oder feuchtwarmer Umschläge, eventuell des Arz-
berger (ins Rektum) mit kaltem oder warmem Wasser oder
kleine Eisstücke in einem Kondom ins Rektum einschieben.
Zur Linderung der Sehmerzen Applikation von Belladonna-
(0,02) oder Morphium- (0,01) Suppositorien ins Rektum. Bei
Abszeßbildung, wenn nicht spontane Entleerung erfolgt, even-
tuell Inzision, bei sehr großem Abszeß Ablösung der vorderen
Rektalwand in Steinschnittlage und Inzision (Narkose).
Chronische Prostatitis. Bei Harndrang, häufiger und
schmerzhafter Harnentleerung vorsichtige Steinsondenbehand-
lung; vom Mastdarm aus vorsichtige Prostatamassage mit
entsprechenden Instrumenten (Feleki) oder besser mit dem
Finger. Irrigationen mit heißem oder warmem Wasser mittelst
Arzberger . Ichthyol- (0,2) und Belladonna- (0,0 1 pro Stück) Suppo-
sitorien. Eisenpräparate innerlich. Untersuchung des Prostata-
sekretes! Wenn gonokokkenh altig, vorsichtige Instillationen
mit nicht zu konzentrierten Argent, nitric.-Lösungen.
Spermatocystitis. Selten, im Anschluß an Nebenhoden-,
Samenstrang- und Vorsteherdrtisenentzündung. Symptome ähn-
lich wie bei akuter Protastitis, schmerzhafte blutige Pollutionen.
Entleerung von Samenbläschensekret in Form von Sagokörnern.
Therapie: Kalte Umschläge auf das Perineum, Arzberger,
Opiate, Kokaininstillationen in die hintere Harnröhre. Rege-
lung des Stuhls. Bei Abszedierung chirurgische Behandlung
(Rektumablösung nach S^gond-Dittel öder Perinealschnitt
nach Zuckerkandl und Inzision).
Akute Cystitis. Symptome: Harndrang, blutiger Harn
zum Schlüsse des Harnaktes, trübe 1. und 2. Portion, zu-
weilen Fieber und Schmerzen in der Blasengegend. Therapie:
Aussetzen der Injektionen, Bettruhe, Milchdiät, feuchtwarme
Überschläge auf die Blasengegend, bei starkem Harndrang
Belladonna- oder Morphiumsuppositorien oder innerlich:
ßp. Camphor, ras.,
Extr, cannab. Indic, aa. 0,15.
Sacchar. 3,0
div. in dos, Nr. X.
S, 4 Pulver täglich.
ÜEETHEALTRIPPER. — URETHRITIS NON GONORRH. 325
Außerdem Herb. Herniar. 5—6 Tassen täglich. Salol,
salizylsaures Natron 3mal täglich je 1,00. Acetopyrin 3mal
ä 0,5. (Salol aussetzen, wenn Harn olivgrün oder Schlafsucht
eintritt!) Bei stärkerer Blutung Styptoltabletten , Eisen oder
Ergotin innerlich, u. zw.:
Rp. Liquor ferr. sesquichlor, soL 1,50
Syr, Bub. id. 20 fi.
Äq, f. 200.
ö-^ßmal tffl, je 1 Kaffeelöffel.
oder
Rp. Ergotin IfiO
Laudani pur. 0,10
Sacch. 2,00.
Mfp. Div. in dos. Nr. 5. Jede 3. Stunde 1 Pulver,
Wenn nach 4 — 5 Tagen die Blutung nicht steht. Ein-
legen eines Verweilkatheters für 24 Stunden.
Bei chronischer Cystitis verabreiche man alkalische
Säuerlinge, Herniara-Tee in größeren Mengen, ürogosan
(Richter) (6 — 9 Kapseln täglich), Blasenspülungen mit Kali
hypermang., Borsäure, Argent. nitric, Salpetersäure (1 : 3000
bis 2000) und ürotropin, Helmitol, Hetralin, Salol, Salipyrin,
Aspirin, innerlich Karlsbader Trinkkur.
Tripperrheumatismus. Salol. Natr. salicyl. Ruhig-
stellung der Gelenke, im übrigen gewöhnliche Behandlung.
Venerische Papillome. Exkochleation, Paquelin, Be-
tupfen mit Eisenchlorid und nach Schrumpfung Abkratzen,
dann Resorcinwassernmschläge.
Lymphgefäß- und -knotenentzündung. Umschläge
mit essigsaurer Tonerde, Einreiben mit kleinen Quantitäten
grauer Salbe, Sistieren der Injektionen. Bei Vereiterung chirur-
gische Behandlung. v. Zeissl.
Urethritis non gonorrhoica. Idiopathische
venerische Form bei Erwachsenen. Meist nach Koitus oder
nach geschlechtlicher starker Aufregung ohne Befriedigung
von der Prostata ausgehend. Autoinfektion von der Prostata
oder Urethra her. Pseudodiphtheriebazillen oft als konstante
Befunde im eitrig-schleimigen Sekret; fraglich, ob auch die
Erreger. Therapie: Karbolwasserinjektionen Va ^^^ ^Vo>
326 ÜRETHBITIS NON GONORBH. — ÜTEEUSCABCINOM.
ßesorciü Wasser 2 —3^0 ^^^ besser als Jan et- Spülungen oder
Sublimat Waschungen der Harnröhre. Auch Acidum nitricom
V2V00 oder Acid. lacticum ^/z^/o wurde als Injektionsmittel
empfohlen. Hartnäckig. Deszendierende Urethritis bei Lithiasis
vesicae, Nephrolithiasis, Autoinfektion vom Darme her, Koli-
bazillen. Streptokokkenurethritis oft bei Kindern neben Cy-
stitis septica. Innerlich ürotropin 1,0 — 2,0 auf 2 —3 Dosen
verteilt pro die, ebenso Hetralin, Helmitol in gleicher
Dosis; Kindern die Hälfte.
Urethritis als Folge von Onanie, Polypenbildung der
Urethra oder nach Trauma schwindet spontan nach Besei-
tigung der Ursachen.
Abseits davon steht die häufige Urethritis postgo-
norrhoica und die seltene venerische Urethritis infolge von
Ulc. vener., syph. Papeln auf der.Urethralschleimhaut.
K. Ullmann.
üteruscarcinom. Die Therapie des Uteruskrebses
ist eine ausschließlich operative. Die radikale Entfernung
des Krebses kann dann erfolgen, wenn man überallhin noch
im Gesunden zu operieren imstande ist; doch ist die Be-
urteilung dieser Tatsache sehr schwierig, selbst während
der Operation unmöglich und meist erst nach Jahren nach
dem Dauerresultate erkennbar. Die Grenzen der Operabilität
bei Üteruscarcinom sind in neuerer Zeit wesentlich erweitert
worden. Währenddem früher von 100 Fällen etwa 14 operiert
wurden, beträgt die Operabilität jetzt zwischen 40 — 60®/©-
Das Ergriffensein der Parametrien , die Erkrankung der
regionären Drüsen und des Scheidenrohres bilden heute keine
Grenze mehr für die radikale Operation. Einige operieren
auch Fälle, in denen selbst Blase und Ureteren mitergriffen
sind, was technisch wohl möglich ist, aber doch wegen der
schlechten Resultate nicht empfehlenswert erscheint.
In bezüg auf die Frage, ob die Drüsen bei Carcinom
des Uteras mit zu entfernen sind, ist eine Einigkeit noch
nicht erreicht. In zirka einem Drittel der Fälle sind die
operativ zugänglichen Drüsen krebsig infiltriert. In den
meisten dieser Fälle sind aber auch die höher gelegenen,
operativ nicht mehr zugänglichen Drüsen bereits erkrankt,
was aus anatomischen Untersuchungen und aus der Tatsache
hervorgeht, daß derartigen Operationen fast ausnahmslos
UTERÜSCARGINOM. — VAGINISMUS. 327
Rezidive folgen.* Trotz der weiten Ausdehnung der Opera-
tion ist dank der hochausgebildeten Technik nnd der strengen
Asepsis die Mortalität heute nicht höher als bei der früheren
einfachen Uterusexstirpation. Sie beträgt etwa lO^/o. Dabei
sind nach 5 Jahren noch 40—60^0 <ier Fälle rezidivfrei.
Als die wichtigsten Operationswege sind zu bezeichnen
der vaginale und der abdominale Weg, Jeder derselben hat
seine Vorzöge und Gefahren. Auf dem vaginalen Weg gelingt
es sicher, das Scheidenrohr bis zum Introitus mit zu entfernen ;
auch die Parametrien können in großer Ausdehnung mit
entfernt werden. Dagegen ist die Entfernung erkrankter
Drtisen auf diesem Wege ausgeschlossen.
Den abdominalen Weg betreten hauptsächlich die An-
hänger der Drüsenentfernung; doch ist hier die Gefahr der
Infektion ans dem meist bakterieuhaltigen Gewebe eine größere
als auf dem vaginalen Wege. Es bleibt der Zukunft vor-
behalten, die präzise Indikationsstellung ftlr jeden dieser
Wege aufzustellen.
Bei inoperablen Fällen oder bei Rezidiven handelt es
sich um die Beherrschung der Blutung, der Jauchung und
der Schmerzen. Gegen die Blutung wird gründliche Aus-
löffelung des lockeren, zerfallenden Gewebes und trockene
Nachbehandlung mit Jodoform nnd Kohlenpulver aa. zu
empfehlen sein. Nach einer gewissen Zeit kann die Exkoch-
leation wiederholt werden, die Nachbehandlung darf aber
nicht ausgesetzt werden. Es gelingt auf diese Weise, solche
ELranke noch jahrelang am Leben zu erhalten, ja selbst
durch Verkleinerung des Carcinomtrichters den Schein einer
Heilung vorzutäuschen. Gegen die Schmerzen sind Narkotika
in Anwendung zu bringen. Scbauta.
V.
Vaginismus. Ist das Hymen straff und hoch, dann
iuzidiere man nach beiden Seiten nnd erweitere sukzessive
durch Einführung immer größerer Spekula oder Hegarstifte.
Liegt eine Fissur vor, so ist diese mit Lapis oder Jodtinktur
zu behandeln. Zumeist liegt der Grund in einer unge-
328 VAGINISMÜS. — VARIOLA.
schickten ; daher schmerzhaften Ausftihrung des ersten Koitus-
Versuches. Man empfehle der Frau geringe Beckenhoeh-
lagernng darch Unterlegen eines Kissens nnd belehre den
Mann dahin, daß er die Klitorisgegend oder die yiellei^t
erodierte Gegend des Frennlums nach Möglichkeit meide.
Mitunter liegt eine alte Gonorrhöe bzw. ein Fluor dem
Leiden zugrunde. Entsprechende Behandlung. Nicht selteu
ist der V. Teilerscheinung der Hysterie und ist in diesem
Falle nebst der entsprechenden Behandlung dieses Leidens
eine sukzessive Erweiterung ded Sch^deneinganges (siehe
oben) oder in sehr verzweifelten Fällen die Dehnung der
Scheide bzw. der Muskeln in der Narkose durch Einsetzen
beider Daumen und brüske Erweiterung auszuführen. Diese
Behandlung ist auch in allen jenen Fällen angezeigt, die
anderer Ätiologie sind, und in welchen die entsprechende
Therapie ohne Erfolg blieb. Bei jeder Behandlung ist zu-
nächst der Koitus für einige Zeit zu verbieten.
0. 0. Pellner.
Variola. Prophylaktisch ist die Vakzination
(Impfung) eine in ihrer Art einzig dastehende und unent-
behrliche Maßnahme. Der humanisierten Lymphe (i. e. die
Übertragung der Kuhpocken vom Tier auf den Menschen uad
Weiterimpfung von Mensch zu Mensch) ist die animaHschey
vom Kalb produzierte Pockenlymphe vorzuziehen, da so die
Übertragung von Krankheiten (Lues, Tuberkulose) ver-
mieden wird. Die Vakzination bedeutet einen artifizieUen,
abortiven, abgeschwächten Ablauf der Krankheit nnd die
Produktion von ßchutzkörpern , die für eine begrenzte Zeit
— zirka 10 Jahre — Immunität oder wenigstens gesteigerte
Resistenz gegen Blattern bewirken. Die Erstimpfung soll in
den ersten Lebensmonaten, bei Bestehen einer Blattern-
epidemie baldigst nach der Geburt, vorgenommen werden.
Schwächende Krankheiten, mit Juckreiz einhergehende, daher
die Autoinokulation verursachende Hautaffektioi>en, bestehende
Tuberkulose (wegen Gefahr einer durch die Impfung er-
zeugten Miliartuberkulose) kontraindizieren temporär die Vak-
zination. Impfstellen sind gewöhnlich die den Deltoides be-
deckenden Hautpartien der Oberarme, doch kana auch eine
andere Region (Oberschenkel) gewählt werden.
VARIOLA. — VERGIFTUNGEN. 329
Man setet nach aseptischer Reinigung der Stellen mittelst
(rerschiedeh geformter) Lanzetten mehrere (z. B. an jedem
Arm zwei oder an einem drei) oberflächlichliche, die Hornscbicht
durchsetzende^ möglichst nicht blutende, zirka Y2 ^^^ ^ ^^
lange Schnitte, oder schabt die Epidermis einfach ab and be-
schickt die so gesetzten Läsionen mit der Lymphe, die in
luftdicht verschlossenen Röhrchen von staatlichen (oder pri-
vaten) Impfgewinnnngsanstalten bezogen werden kann. Die
Impfstellen werden am besten bedeckt gehalten, entweder
mittelst steriler Gaze und Heftpflasterstreifen oder nach
anderen wechselnden Verfahren (Tegmin, Impfverband). Das
Bad ist bis zum Schwinden des Fiebers und bis zur Ein-
trocknung der Pusteln (zirka 10. — 12. Tag) auszusetzen.
Haftet die Impfung nicht, so empfiehlt sich die Wieder-
holung derselben.
Ungefähr nach zehn Jahren soll jedes Individuum zum
zweitenmal geimpft (revakziniert.) werden. Auch nach Ablauf
des zweiten Dezenniums ist eine Revakzination am Platze.
Bei stärkerer Reaktion empfehlen sich Umschläge mit
essigsaurer Tonerde oder Alkohol.
Die Therapie der V. ist eine rein symptomatische!
Neurath.
Vergiftungen. Diagnose: Plötzlich und akut ein-
setzende Erscheinungen des Magendarmtraktes oder des
Zentralnervensystems; oft sind noch Giftreste vorhanden, die
auf Geruch und Reaktion zu prfifeu sind. Bei ätzenden
Giften sind an den Mundwinkeln, an den Schleimhäuten der
Lippen und der Mundhöhle verschiedenfarbige Verätzungen
wahrzunehmen, so bei Schwefelsäure braune, bei Salpetersäure
gelbe, bei Salzsäure, Karbolshure weiße, bei Lauge rötlich
aufgeqcM)llene Ätzschorfe. Auch die Größe und Reaktion der
Piipillen sind genau zu beachten. Geruch aus dem Munde,
Beschaffenheit und Geruch des Erbrochenen werden oft über
die Art des Giftes Aufklärung geben.
Die Therapie der akuten Vergiftung muß mehreren
Indikationen genügen. Zunächst bei ätzenden Giften durch
Darreichung von verdünnenden und einhüllenden Mitteln die
deletäre Giftwirkung einschränken. Wir geben daher bei
Vergiftungen mit ätzenden Säuren und Alkalien viel Flüssig-
keit, Milch, Eiweißlösnngen, Gummi arabicum, Schleimsuppen,
330 VERGIFTUNGEN.
fette öle a. dgl. (Milch und öle bei Phosphor, Kanthariden
und Knpfersalzen wegen leichter Löslichkeit derselben kontra-
indiziert!)
Eine weitere Indikation ist die möglichst rasche Ent-
fernung des Giftes aus dem Magen. Man erreicht dies am
schnellsten und sichersten durch die Applikation der Magen-
pumpe. Ferner dienen diesem Zwecke auch reichlicher Genuß
von lauwarmem Wasser, schleimigen Lösungen und öligen
Emulsionen, Kitzeln des Sehlundes und des weichen Gaumens
mit dem Finger oder Federbart und schließlich Brech-
mittel, wie: Tartarus stibiatus 0,2:5,0 Aqua die Hälfte auf
einmal; Pulv. Rad. Ipecacuanh. 1*0, Tart. stib. 0,05; Zinc. sulf.
1:100 Aqua die Hälfte auf einmal; Gupr. sulf. 1:40 Aqua
1 — 2 Eßlöffel, endlich Apotnorphin. sulf. subkutan 0,005 bis
0,01 pro dosi.
Der Gebrauch der Magenpumpe und der Brechmittel
ist kontraindiziert bei stark ätzenden Giften (Lange, Schwefel-
säure u. dgl.), bei welchen rasch starke Verätzungen des
Magens und Schlundes eintreten. (Gefahr der Perforation des
Magens oder des Ösophagus!)
Als weitere Indikation gilt die chemische Beeinflussung
(Neutralisation, Zersetzung, Bildung unlöslicher Verbindungen)
des genommenen Giftes, die eigentlichen Antidota. Wir geben
daher bei Vergiftungen mit Ätzalkalien zur Neutralisation
verdünnte Säuren (Weinsäure, Essig, Zitronensäure); bei Ver-
giftungen mit Säuren schwache Basen wie Magnesia usta,
Natrium bicarb.. Kreide, Asche, gestoßene Eierschalen, von
der Wand abgeschabten Kalk; femer bei Vergiftungen mit
Oxalsäure, Kleesalz, Karbolsäurer, Lysol: als Fällungsmittel
Syrap. calcis; bei allen Vergiftungen mit Pflanzenalkaloiden
(Morphium, Strychnin, Atropin, Hyosciamus etc.), dann auch
bei giftigen Pilzen sowie bei Brechweinstein und Zinksalzen
geben wir Gerbstoffe als Fällungsmittel, und zwar Acidum
tannicum 0,2 pro dosi, femer Tee, Kaffee, Eichenrinde;
bei Vergiftungen mit Argent. nitricum: Kochsalzlösung, bei
Blei* und Barytyergiftungen: Glanber- oder Bittersalz; bei
Phosphorvergiftungen: Cnprum sulf. -Lösung (2%) oder
Magnesia usta in Aqua; bei Arsenvergiftnngen das unter
dem Namen Antidotum Arsenici albi bekannte frisch gefällte
Eisenoxydhydrat oder Magnesia usta in Aqua; bei den ver-
VERGIFTUNGEN. — VEBEÜCA. 331
schiedenen Vergiftangen mit Metallsalzen (Quecksilber, Knpfer,
Zinn, Gold etc.) frisch gefälltes Schwefeleisen and Eiweiß-
lösnngen. Wir haben ferner eine geringe Zahl von Anttdota,
die wir als physiologische Gegengifte bezeichnen, indem sie
sich gegenseitig in ihrer Giftwirknng aufheben. Als solche
sind zu nennen : das Morphium gegen Atropin und umgekehrt,
femer das Atropin gegen Muskarin und Pilokarpin; in diese
Gruppe wäre noch Ghloralhydrat 1 — 2 Gramm, oder in Klysma
5 Gramm als Gegenmittel bei Btrychninvergiftung zu nennen.
Eine weitere Indikation ist die symptomatische, das ist
die Bekämpfung der hervorstechenden Symptome, so bei
heftigen Schmerzen nach ätzenden Giften Eisbeutel am Hals
und Magengegend, Eispillen innerlich, unter Umständen auch
subkutane Morphiuminjektion; bei Kollaps und Asphyxie,
siehe diese. Gegen Erregungszustände, Krämpfe, werden
Narkotika (Ghloralhydrat und selbst Chloroform-Narkose) in
Anwendung gebracht.
Von dem obigen Schema abweichend, sind zu nennen die
Vergiftungen mit irrespirablen Gasen (Leuchtgas, Gruben-
gas, Kohlenoxyd usw.). Vorsicht beim Eindringen in den
mit Gas erfüllten Raum, wegen eigener Gefährdung, zunächst
für Ventilation des Raumes Sorge tragen (Einschlagen der
Fenster, Erzeugung von Zugluft), rascheste Entfernung des
Bewußtlosen aus dem Raum, womöglich ins Freie, energische
künstliehe Atmung nach Sylvester durch längere Zeit fort-
gesetzt in Verbindung mit Zufuhr von Sauerstoff. Bei Kohlen-
oxyd- und Leuchtgas-Vergiftungen wird die Venaesectio
(Ablassung von zirka 200 Gramm Blut) mit nachfolgender
subkutaner Transfusion von Vs ^is 1 Liter 0,6% Kochsalz-
lösung mit ausgezeichnetem Erfolge angewendet.
Bei Vergiftungen durch Schlangenbiß: ümschnürung
oberhalb der Wunde. Die Wunde ausbluten lassen; Aus-
saugen der Wunde (cave auf intakte Schleimhaut der Lippen
und Mundhöhle!) oder noch besser trockene Schröpfköpfe; '
Auswaschen der Wunde mit Salmiakgeist, Ausbrennen der-
selben mit dem Glüheisen; intern in kurzen Intervallen
starker Alkohol (Kognak u. dgl.). Charas.
Vorruca. Exkochleation mit scharfem Löffel mit darauf-
folgender Lapisierung oder Betupfen mit dem Paquelin. Bei
332 VERRUCA. — VITIUM CORDIS.
weichen Warzen Elektrolyse (siehe Mechanotherapie der Haat-
krankheiten); Ätzungen mit ranchender Salpetersäure, Trichlor-
essigsäure, Milchsäure müssen vorsichtig (nicht im Gesicht)
vorgenommen werden, da tiefere Narben entstehen können.
Salizyl- und Resorclnpflaster ntitzen bisweilen. Bei den zahl-
reich vorhandenen Verrucae planae juveniles bewirkt
manchmal Arsen intern (bei Erwachsenen täglich bis zu
15 Tropfen der SoL Fowleri) völliges Verschwinden derselben.
Treten sie in umschriebenen Herden auf, ist eine Schälkur
(siehe Akne vulg.) angezeigt. Fasal.
VortigO« Behandlung eines etwaigen GrundleideDS :
bei Erkrankungen des Magens und Darms Regelung der
Diät, insbesondere Sorge für Stuhl (Trinkkuren); bei Krank-
heiten des Herzens und der Gefäße (Arteriosklerose) Verord-
nung von Digitalis , Strophantus , Jodnatrium (täglich '/^ g)y
Nitroglyzerin, Ergotin. Beseitigung etwaiger Sehstörungen,
eines Nasen- und Ohrenleidens (Moniere scher Schwindel).
Symptomatisch wendet man Bromsalze, Phenazetin, Chinin,
Belladonna an. Verbot geistiger Getränke und des Rauchens.
Über Behandlung des neurasthenischen Schwindels siehe auch
physikalische Therapie der Nervenkrankheiten. A. Schüller.
Vitium COrdis, Myokarditis. Im Stadium der
Kompensation: Vermeidung jeder zu Atemnot oder Hent-
klopfen führenden Bewegung. Wechsel des Berufes, wenn
er die Leistung des Herzens störend in Anspruch nimmt.
Bei Rheumatikern der Rezidive vorbeugen. (Sorgfältige Be-
handlung der Angina, rechtzeitige Salizylgaben. Vorsicht bei
Infektionskrankheiten.)
Gute Ernährung durch gemischte, nicht blähende Kost,
Milch. Übermäßige Flüssigkeitszufuhr und kopiöse Mahl-
zeiten sind zu vermeiden. Leichte alkoholische Getränke
in mäßiger Menge unter Umständen statthaft, ebenso Kaffee
und Tee in schwachen Aufgüssen, wenn sich nachher keine
Herzbeschwerden einstellen.
Das Rauchen ist womöglich abzustellen, auch das Rauchen
sog. nikotinfreier Zigarren. Für tägliche Stuhlentleerung ist
Sorge zu tragen.
VITIUM CORDIS. 333
Ermüdende Badeprozedurea vermeiden. Kohlensäurebäder
nicht unbedingt nötig. Trinkkuren von abführenden oder
kohlensäurehaltigen Wässern sind zu unterlassen, insofern sie
niftht aus besonderen Gründen erforderlich sind. Wenn die
äußeren Verhältnisse des Kranken es wünschenswert erscheinen
lassen, ferner bei Beteiligung der Luftwege, nervösen Reiz-
erscheinungen etc. ist entsprechender klimatisch günstiger
Ort aufzusuchen, doch darf die Reise nicht zu Anstrengungen
oder Aufregungen Anlaß geben.
Interkurrente Krankheiten sind unter spezieller Berück-
sichtigung der Leistungsfähigkeit des Herzens zu behandeln.
Bei gestörter Kompensation bedarf das Herz abso-
luter Schonung (physische und psychische Ruhe). Strenge
Bettruhe nur bei den höheren Graden der Kreislaufstörung
mit anhaltender Dyspnoe und Btauungserscheinnngen , auch
dann, wenn bereits die geringsten Anstrengungen Dyspnoe
bedingen. Hochlagerung! Wird Bettruhe nicht ertragen, so
Lagerung im bequemen Lehnsessel.
Bettruhe und Regelung der Flüssigkeitszufuhr beseitigen
oftmals beginnende Störungen vollständig. Medikation: Fol.
Digitalis als Infus (0,5 — 1,5 ad Col. 150,0 pro die). Nur
deutsche Digitalis (Schwarzwälder, Harzer D.) ist zu empfehlen.
Zweckmäßiger als das Infus hat sich mir in jahrelangem
Gebrauch Extr. fluid. Digitalis von Parke Davis & Co. er-
wiesen (1 Tropfen = 0,05 Fol. Digit.), Einzelgaben 5 bis
12 Tropfen 1 — 3mal täglich. Seine Wirkung ist meist über-
raschend prompt (selten Verdaunagsstörungfin, gelegentlich
Diarrhöen). Es kann auch lange Zeit gegeben werdeoi. Bei
Angewöhnung größere Gaben.
Im übrigen lüs Ersatzmittel Tinct. strophanti (1 : 10 der
österr.Pharmak., Einzelgabe 5 — 20 Tr.). Auch die Tinct. stro-
phanti von P. D. & Co. (1 : 20) ist sehr verläßlich (10 Trop-
fen = 0,25 Semen Str., Einzelgabe 10—30 Tropfen).
In schweren Fällen von Herzinsuffizienz, insbesondere
bei Versagen des rechten Herzens das Digitoxin von Merck
(0,0005 pro dosi).
Rp. Digitoxin M^rek 0,01
Spir, pini du, 5,0
Aq, destiU. 15,0
S, Injektion.
334 VITIUM COBDIS.
Davon 1 cm^ per rectum , in dringenden Fällen intra-
muskolär.
Weniger verläßlich ist das Digalen, nur für die snbka-
tane oder intravenöse Applikation zu empfehlen (Dosis
1—3 cm8).
Als nnterstützende Mittel kommen Koffein (C. natriobenzoic.
0,1 — 0,2 intern oder subkutan 1 — 3mal täglich); eventuell
schwarzer Kaffee, jedoch nur in Kombination mit Digitalis
oder Strophantus in Betracht, ferner Kampfer (Ol. camphorat.
1 — 5 cm», eventuell mit Aether. sulf . 1 — 2 Spritzen subkutan).
Kleine Chiningabjen (0,1 — 0,2, 1 — 2mal täglich), ins-
besondere aber Morphin (0,005 — 0,01, mehrmals täglich),
wirken bei chronischer Insuffizienz oft ganz vorzüglich.
Vorsicht ist bei extrasystolischen Arhythmien geboten. Hier
sind Kombination der Digitalis mit Belladonna oder Atropin
oder Morphin zu empfehlen. Bei AUorhythmie sind Kardiaka
gefährlich und meist ganz unnötig.
Bei kardialer Dyspnoe: 1,0 Oxykampfer, Morphin, Heroin,
mur. (0,005 pro dosi).
Ep. Oxaphor (•=■ öO^j^ Oxykampfer),
Cognac aa. 10,0
Syr. cort. aurant. 30,0
Aq, destill, ad 150,0.
S. Einzelgahe 2 Eßlöffel,
Bei Lungenödem: Plumb. acetic. (0,05 — 0,1 pro dosi
oder von 0,3 : 80 Aq. dest. 1 — 2 Eßlöffel), eventuell bei hoch-
gradiger Cyanose Aderlaß.
Bei Herzklopfen: Kühle Umschläge auf die Herzgegend,
Kühlapparat. — Medikamentös: Bromnatrium, Morphin, Va-
lerian u. dgl.
Bei Stauungserscheinungen vor allem die Diurese an-
regen, am besten durch Theobrominpräparate (Th. natrio-
salicylicum = Diuretin oderTh. natrioacetic. = Agnrin etc.) Das
Diuretin ist in den Nachmittags* und Abendstunden zu reichen
in Dosen von 0,5 — 1,0 in entsprechenden Abständen, 3 — 5 g.
Auch nach Ablauf der Stauung empfiehlt es sich, den Kranken
wöchentlich 1 — 2mal 1 — 2 g Diuretin zu geben. Auch Theo-
phyllin (= Theocin, Th. natrioaceticum, am besten 3mal täglich
0,25 — 0,5 vormittags) ist sehr wirksam.
>.
VITIUM CORDIS. — VULNUS CONTÜSUM. 335
Nach Theophyllin kommt es häufig zu gastrischen Reiz-
erscheinangen, auch allgemeinen nervösen Beschwerden (da-
gegen 0,01 Extr. Belladonn.). Die Diuretika sind nie auf
leerem Magen zu verahreichen ! Am zweckmäßigsten nach Milch
oder in Milch.
Überraschende Erfolge erzielt man in verzweifelten Fällen
mitunter durch Kalomel (3 — 4mal 0,20 — eventuell mit Opium
0,01 durch 3 — 4 Tage. Mundpflege!) — erzeugt oft profuse
Flüssigkeitsabfuhr. Allmähliche Steigerung der Diurese ist vor-
zuziehen.
Weniger verläßlich in der Wirkung sind: große Dosen
Milchzucker (bis 100,0 pro die), Harnstoff (Urea pura
20 — 30,0 : 200,0 Aq. pro die), die pflanzlichen Diuretika
(Betula alba, Juniperus etc.).
Wichtig: Regelung der Flässigkeitsauf nähme. Die Aus-
schaltung aller Flüssigkeiten mit Ausnahme der Milch oft sehr
wirksam, ebenso kochsalzarme Kost.
Bei Hydrothorax und Aszites ist die Punktion bald aus-
zuführen, bei hochgradigem Anasarka sind die So uthey sehen
oder Curschmannschen Kanülen anzuwenden, im NotfaUe
kleine, oberflächliche Einschnitte an den Unterschenkeln zu
machen. (Sorgfältige Reinigung der Haut! Täglicher Ver-
bandwechsel. Der Kranke ist möglichst sitzend zu halten.)
Diät: Schwer verdauliche Speisen, kohlensäurehaltige
Getränke sowie überhaupt Überfüllung des Magendarmtraktes
sind zu vermeiden. Alkoholische Getränke sind nur in ge-
ringen Mengen und nur die leichtesten Sorten zu gestatten.
In schweren Fällen ist eine genaue Kontrolle der Nahrung
(gemischte Kost) erforderlich, die Flüssigkeit zeitweilig auf
Milch zu beschränken, eventuell reine Milchdiät zu versuchen.
Alkohol nur als Exzitans bei Herzschwäche.
Sorgfältige Ordnung der Stuhlentleerung.
Siehe auch Arteriosklerose. Pal.
Siehe physikalische Therapie der Herzkrankheiten!
Vnlnus COntusum. Therapie: Desinfektion, Aus-
legung der Wunde mit aseptischer Gaze und steriler trockener
Verband. Vor Naht ist mit Rücksicht auf die gequetschten
Wundränder zu warnen. Pupovac.
336 VÜLNUS SCISSUM. — WEHENSCHWÄCHE.
Vulnus SCissum. Therapie: Desinfektion der
Wunde und Vereinigung der durehtrennten Gebilde durch
exakte Naht, Bei Sehnenverletzungen am besten die Naht
nach Lange, die möglichst frühzeitige Bewegungen gestattet
und dadurch den funktionellen Erfolg sichert. Pupovac.
W.
Wellenschwäche — Atonia Uteri. Prophylaxe:
Vernünftige Beeinflussung des Frauenlebens, besonders zur
Zeit der Pubertät, seitens des Hausarztes und rechtzeitige
Behandlung eventueller EntwicklungsstQrungen.
Korrekte Hygiene der Schwangerschaft. Genaue Differen-
tialdiagnose zwischen Schwangerschaftswehen und wirklichen.
Genaue Untersuchung der Gebärenden zu Anfang der Gebart,
insbesondere auch des Beckens. Vermeidung von psychischen
Insulten während und vor Eintritt der Geburt. Rechtzeitige
Behandlang von neurasthenischen Erscheinungen bei Graviden.
Beachtung eines eventuell vorhandenen Hängebauches. Ver-
hinderung der Überfüllung der Abdominalorgane, also Sorge
für regelmäßige Darm- und Blasenentleerungen. Wenn möglich
Verhütung des vorzeitigen Blasensprunges, soweit ftufiere
Momente dabei in Betracht kommen.
Für die 3. Geburtsperlode: Verabreichung von £k*gotin
subkutan unmittelbar nach Austritt der Frucht nach protra-
hiertem Partvs und sekuMdären Emritdnngssymptomen des
Uterus.
Therapie: 1. Eröffnungsperiode: Viel Bewegung;
möglichst spät ins Bett; oftmaliger Lagewechsel. Heitere
Umgebung, Zerstreuung und stimulierende psychische Ein-
wirkung seitens des Geburtshelfers. Entleerung des Darmes.
Warme Vollbäder (28« — 30<* R). Wenn keine Bademöglichkeit,
heiße Umschläge auf das Abdomen.
Elektrische Schröpfköpfe auf die Brüste (6—7 M. A.).
Massage des Uterusfundus. Eventuell mit Vorsicht heiße Scheiden-
duschen — 50« C. Loslösung der stehenden Blase von dem
unteren Uterussegmente. Künstlicher Blasensprung im richtigen
Momente (bei Erstgebärenden höchstens bei einem Orificiam
von 8 cm)y bei Hydramnios oder nicht fest im Becken fixiertem
WEHENSCHWÄCHE. 337
Schädel Vorsicht wegen Schnurvorfalles. Kr ist eil er sches Kom-
pressions- und Expressionsverfahren. Bei dringender Indikation
zur Geburtsbesehleunigung Metreuryse, eventuell mit elastischem
Zug, oder blutige rasche Erweiterung des Orificiums. Achtung
auf regelmäßige Entleerung der Blase, wenn spontan unmög-
lich mit N^laton- oder englischem Katheter.
Innerlich Ohinini sulfurici 0,25 pro dosi 2 — 3mal. Zu-
führung von stärkenden Flüssigkeiten — Warnung vor zu
früher Verwendung großer Champagnermengen. Bei Ermüdungs-
symptomen des Uterus Morphin subkutan 0,01 — 0,02.
Bei starker Gasblähung des Darmes Kamillen- oder
Fenchel wasser-Klysmen. Vermeidung überflüssigen, oftmaligen,
inneren Untersuchens.
2. Austreibungsperiode: Anleitung zur richtigen Ver-
arbeitung der Wehen. Anbringung von Zug und Stützen am
Geburtsbett. Psychisch beruhigende Einwirkung auf die Ge-
bärende. Verarbeiten der Wehen in verschiedenen Stellungen,
auch im Stehen oder Knien (Vorsicht wegen Sturzgeburt bei
Mehrgebärenden). Möglichst lange exspektatives Vorgehen.
Es kann meist 2 — 3 Stunden nach dem Verstreichen des
Orificiums gewartet werden, wenn nicht von selten des Eies
eine dringende Indikation eintritt. Hinaufbinden eines Hänge-
bauches. Modifizierter Kristellerscher Handgriff. Vorsichtiger
Gebrauch einiger Züge Chloroform bei zu schmerzhaften
Wehen. Hinterdammgriff von Rit gen. Wenn alles vergeblich,
vollständiger Stillstand der Geburt oder unüberwindliche
Hindernisse, nicht vollständige Erschöpfung abwarten, sondern
bei gegebenen Bedingungen künstliche Beendigung der Geburt.
3. Plazentarperiode: Richtige Leitung derselben,
abwartende Methode. Kein unnötiges Reiben und Kneten des
Uterus gleich nach Austritt der Frucht.
Wenn Blutung genaue Untersuchung, ob wegen Atonie
oder aus Verletzungen. Genaue Revision der Vulva (Risse
um Klitoris und Harnröhrenmündung!) der Vagina und nach
operativen Entbindungen der Cervix. Wenn Verletzungen, Naht
oder Umstechungen. In der Cervix Achtung auf den Ureter !
Wenn Atonie die Ursache, dann rasches und methodisches
Einsetzen des Credo sehen Verfahrens. Entleerung der Harn-
blase! Subkutan — auch schon vor Austritt der Plazenta
Ergotin in die tiefe Muskulatur der Nates — Ergotin Bom-
F e 1 In e r , Therapie der Wiener Spezialärzte . 22
338 WEHENSCHWÄCHE.
bellon 1 — 3 Spritzen^ Secacornin-Roche 1 Spritze. Expression
der Placenta. Wenn vergeblich, Narkose und neuerlicher Ex-
pressionsversach (gelingt jetzt hänfig). Erst wenn aach dies
vergeblich, dann unter den strengsten aseptischen Kauteien
manuelle Plazentalösung.
4. Atonie post partum: Genaue Untersuchung, ob
Placenta und Eisack ganz und genaue Differentialdiagnose,
ob Blutung aus Verletzungen oder Atonie oder Retention von
Placentar- oder Eihautresten. Piacentarreste sind sofort ma-
nuell zu entfernen, Eihautreste nur, wenn die Blutung dazu
zwingt, da sie auch unter Ergotinwirkung im Laufe der
ersten Woche des Puerperiums meist schadlos spontan ab-
gehen. Bei jeder Blutung p. part. sogleich Ergotin sub-
kutan und Seeale in Pulvern — 0,3 pro dosi bis 8 Pulver. —
Bei reiner Atonie und nach Ausräumung des Uterus Heiß-
wasser- und Eiswasser-Irrigationen desselben. Kräftige und
laugdauernde Massage, auch Vibrationsmassage längs der
hinteren Uterusfläche bis in den Douglas. Eventuell bimanuell,
eine Hand in der Vagina oder selbst über der Faust im
Uterus. Dabei Kompression desselben zwischen beiden Händen
selbst durch mehrere Stunden. Intrauterine Tamponade —
lieber früh als zu spät — mit Jodoform, Xeroform, Rena-
glandingaze — handbreite Streifen aus Schlitzkartons — , vor-
herige Desinfektion der Scheide. Entfernung der Koagula
aus dem Uterus. Behufs Uterustamponade Einstellung der
Portio mit Rinnenspiegeln und Anhaken beider Labien. Die
Tamponade ist bis an den Fundus und den ganzen Uterus prall
ausfüllend auszuführen. Eisbeutel auf den Bauch. Excitantien.
Reichliche Flüssigkeit, Alkohol, Kaffee, Milch, per os oder
per rectum. Physiologische Kochsalzlösung (subkutane Infusion
oder per rectum), Äther, Kampfer subkutan, Bindeneinwicke-
lung der Beine. Tieflageruug des Kopfes, Hochstellung des
Fußendes des Bettes. Zufuhr von Wärme zur oberen Körper-
hälfte. Ist die Tamponade durchgeblutet — selten wenn
korrekt ausgeführt — , Erneuerung derselben. Als ultima ratio
Exstirpation des puerperalen Uterus — wohl nur meist auf
Kliniken und Spitälern möglich.
Von mancher Seite Inversion und Abschnürung des inver-
tierten Uterus empfohlen. Bei drohender Herzparalyse Massage
des Herzens. Faradisierung desselben. Künstliche Respiration.
Peters.
ZAHNSCHMERZEN. 339
z.
Zahnschmerzen. Die in den Interessenkreis des
praktischen Arztes fallende Behandlung der Zahnschmerzen
kann sich nur auf erste Hilfe (gegen Dolor) beschränken.
Dann Überweisung an den Zahnarzt. Zur Klage über
Zahnschmerzen führen:
1. Pulpitis acuta simplex aut purulenta. Therapie:
Gegen Dolor: Mit konzentrierter Karbolsäure getränktes
Wattebäuschchen für mehrere Minuten in die Kavität ein-
legen (Schutz der Gingiva durch eingelegte Mundserviette).
Sind periostitische Begleiterscheinungen vorhanden — Appli-
kation von Jod, Akonittinktur, Kamillenteespülungen.
2. Pulpitis traumatica. Therapie: Gegen die be-
gleitenden periostalen Erscheinungen gerichtet (Jod, Akonit,
Kamillentee).
3. Karies und Schwinden des Zahnschmelzes. Therapie:
Wiederholte Applikation von pulverisiertem Lapis oder starker
Lapislösung auf die defekte Stelle unter Schutz der Gingiva
mittelst Mundservietten (darauffolgend Nachwaschen mit Jod
zur Entfernung der Lapisverfärbung). Überweisung in zahn-
ärztliche Behandlung.
4. Alveolarpyorrhöe. Therapie: Symptomatisch: Ent-
fernung des Zahnsteines mit Zahnsteininstrumenten. Zur Lösung
des Zahnsteines an der Wurzel — Auswaschen der Zahn-
fleischtaschen mit 5% Salzsäure, Nachwaschen mit doppelt-
kohlensaurem Natron. Massage des Zahnfleisches mit Adstrin-
gentien (Tannin). Ausspritzen der Zahnzwischenräume mit
H2O2. In der Folge Therapie entsprechend der Ätiologie.
Bei konstitutionellen Erkrankungen Therapie des
Grundleidens (Gicht, Diabetes, Chlorose, Anämie, Skorbut).
Bei Artikulationsstörungen Herstellung der richtigen Arti-
kulation (Abschleifen der Zahnhöcker). Bei Überlastung der
Zähne (Zusammenpressen der Zähne im Schlafe, bei ange-
strengter geistiger Arbeit) — Tragen von „Aufbißkappen"
namentlich in der Nacht (Karoly).
5. Retinierte Zähne. Therapie: Nach Feststellung
der Diagnose mittelst Röntgenbildes — operative Entfernung
des retinierten Zahnes.
22*
340 ZAHNSCHMERZEN. — ZEHENDEVIATIONEN.
6. Erschwerter Durchbruch der Zähne (namentlich
Weisheitszähne). Therapie: Gegen Dolor — adstringierende
Mittel (Tannin, Alaun, Jod). Ferner Spülungen mit Kali
chloricum oder Kamillentee. Beim Weisheitszahn bildet
häufig ein von rückwärts überhängender Gingivalappen eine
Zahnfleischtasche, in der es zur Vergärung von Speiseresten
und zur Infektion kommt. Therapie: Ausspritzen der Tasche
mit lauem Wasser, leichtdesinfizierenden Lösungen. Entfernung
des Lappens auf operativem oder chemischem Wege. (Wieder-
holte Ätzung mit Acidum trichloraceticum.) Schwere Eiterung
indiziert Extraktion. Zu Klagen über Zahnschmerzen geben
irrtümlich Anlaß :
7. Fremdkörper (Kümmelkorn, Zahnstocherspitzen) ein-
getrieben zwischen Zahnfleisch und Zahn. Therapie: Ent-
fernung des Fremdkörpers (Jod, Tannin).
8. Aphthen.
9. Trigeminusneuralgie.
10. Entzündungen des Antrum Highmori. Therapie:
Siehe die entsprechenden Kapitel dieses Buches.
Karl Neamann.
Zehende viatiLonen , Hammerzelie. Passendes
Schuhwerk; Redressement der Zehen mittelst plantarwärts
angelegter Filzstahlschienchen, Heftpflasterstreifen oder eines
in Achtertouren um Zehe und Fuß geschlungenen breiten
Wildlederbändchens. Heranziehen der Zehen gegen Einschub-
sohlen. In schweren Fällen operative Behandlung: Teno-
tomie der gespannten Sehnen, Resektion des Metatarso-
Phalangealgelenkes, eventuell Exartikulation der Zehe.
Handek.
IL Die internen nnd chirurgischen Kompli-
kationen der Schwangerschaft.*
A. Nerven- und Gehimkrankheiten.
1. Polyneuritis gravidarum. Hier ist die
Schwangerschaft zu beendigen, wenn schwere Symptome
auftreten.
2. Chorea gravidarum. Da die Geburt einen sehr
schweren EinfluiS ausübt, soll die Schwangerschaft in den
letzten Monaten nicht künstlich beendigt werden, außer in
sehr schweren Fällen, wo man sich nicht anders mehr zu
helfen weiß. In leichteren Fällen beendige man die Schwan-
gerschaft, falls die interne Therapie keine Besserung ergibt,
und halte sich vor Augen, daß der künstliche Abort eine
bessere Prognose gibt als die künstliche Frühgeburt.
3. Tetanie. Nur in sehr schweren Fälle« ist die
Schwangerschaft zu beendigen.
4. Gehirnerkrankungen. Bei Tumoren, die voraus-
sichtlich rasch zum Tode führen, kommt die Einleitung der
Frühgeburt zur Rettung des kindlichen Lebens in Betracht,
doch muß jede Aussicht auf Rettung des mütterlichen Lebens
geschwunden sein und selbstverständlich die Lebensfähigkeit
des Kindes feststehen. Bei Gehirnblutungen ist alles zu ver-
meiden, was die Geburt herbeiführen könote. Die Behand-
lang ist dieselbe wie außerhalb der Schwangerschaft. Erst
* Nach 0. 0. Fellner, Die Beziehungen innerer Krankheiten zu
Schwangerschaft etc. Deuticke, 1903.
342 KOMPLIKATIONEN DER SCHWANGERSCHAFT.
in der Agone kommt eventuell die Einleitung der Früh-
geburt zur Rettung des kindlichen Lebens in Betracht.
5. Geisteskrankheiten, Durch eine vorzeitige Be-
endigung der Schwangerschaft ist es niemals gelungen, eine
einwandfreie Graviditätspsychose rasch zur Heilung zu bringen.
Bei Gefahr des Selbstmordes ist die Unterbringung in eine
Anstalt, nicht die Beendigung der Schwangerschaft anzu-
raten. Bei zunehmender Erschöpfung kann der Abortus ein-
geleitet werden, wenn die Lebensfähigkeit der Frucht soweit
liegt, daß die Patientin diesen Zeitpunkt nicht erleben dürfte.
Von den Psychosen sind Aufregungszustände wohl zu unter-
scheiden, bei welchen eine suggestive Therapie, mitunter
das Versprechen, die Schwangerschaft zu beendigen, hilft.
Die Puerperalpsychose erfordert genaue Nachschau nach
eventuellen Ursachen, wie Resten von Placenta, Gervixrissen,
Narben. Diese sind zu entfernen.
6. Erkrankungen« des Rückenmarkes. Sie erfordern
keinerlei Therapie. Zu beachten ist, daß die Geburt zumeist
schmerzlos verläuft.
7. Epilepsie. Die Seltenheit schwerer Komplikationen
einerseits, andrerseits die Beobachtung, daß gerade das
Wochenbett das gefährliche Stadium ist, gibt uns nicht das
Recht, die Schwangerschaft zu beendigen. Nur wenn sieb
die Anfälle sehr häufen, darf daran gedacht werden.
8. Hysterie. Die künstliche Frühgeburt würde hier
die Zahl der Anfälle vielleicht vermindern, aber die Prognose
der Hysterie sehr verschlechtern.
B. Krankheiten der Sinnesorgane.
Von ihnen kommt nur die Amblyopie, die Amaurose,
die zunehmende Sehnervenatrophie in Betracht. Sie erfordern
Beendigung der Schwao gerschaft.
C. Krankheiten der Bespirationsorgane.
Bei Pneumonie und Pleuritis ist die künstliche Früh-
geburt kontraindiziert, man vermeide alles, was die Geburt
herbeiführen könnte, setze die Temperatur durch Anwendung
von Kälte herab.
KOMPLIKATIONEN DER SCHWANGERSCHAFT. 343
Bei schweren Fällen von Tuberkulose haben wir die
Pflicht, die Schwangerschaft in den ersten Monaten zu be-
endigen. Leichtere Fälle in der zweiten Hälfte der Schwanger-
schaft können gleichfalls, wenn das Kind bereits lebensfähig
ist und wir uns durch das Aufhören der Schwangerschaft
eine größere Zngänglichkeit für die interne Medikation ver-
sprechen, die Indikation zum operativen Eingriff abgeben.
Nehmen leichte Fälle von Tuberkulose in der ersten Hälfte
der Schwangerschaft derart zu, daß wir es am normalen
Ende voraussichtlich mit einem schweren Falle zu tun haben,
so empfiehlt es sich, ohne Rücksieht auf das kindliche Leben
die Schwangerschaft zu beendigen, ebenso wenn sich in einer
vorhergehenden Schwangerschaft eine wesentliche Verschlech-
terung des Lungenbefundes ergeben hat. In sehr schweren
Fällen kann man, um das Leben des Kindes zu erhalten
und die Möglichkeit der intrauterinen Übertragung zu ver-
ringern, bei Lebensgefahr der Frucht die Schwangerschaft
beendigen. Man muß sich aber dessen bewußt sein, daß man
hierdurch wahrscheinlich das Leben der Mutter abkürzt.
Bei Kehlkopftuberkulose beendige man in der ersten
Hälfte der Schwangerschaft diese stets. Bei schwereren Fällen
in den späteren Monaten unterlasse man es, höchstens käme
die Operation zur Rettung des kindlichen Lebens in den
beiden letzten Monaten in Betracht. Mit der Tracheotomio
warte man nicht allzulange.
Bei Miliartuberkulose ist mit Rücksicht auf die Aus-
sichtslosigkeit der Erhaltung des mütterlichen Lebens, sobald
das Kind lebensfähig ist, die künstliche Frühgeburt ein-
zuleiten.
D. Herzkrankheiten.
Von diesen ist nur die Mitralstenose gefährlich. Sonst
entscheidet ausschließlich die Schwere des Befundes, ins-
besondere die Beschaffenheit des Herzmuskels. Bei kompen-
sierten Vitien ist nur dann die Schwangerschaft zu beendigen,
wenn die Patientin in der früheren Schwangerschaft am
Tode lag. Bei nicht kompensierten nur dann sofort, wenn
die interne Therapie aussichtslos wäre. Es ist aber sonst
stets die interne Therapie zu versuchen und erst dann nach
:-i44: KOMPLIKATIONEN DER SCHWANGERSCHAFT.
erfolgter Besserung eventuell die Schwangerschaft zu be-
endigen. Bei Lungenödem und wenn der Tod unmittelbar
bevorsteht, ist der Blasenstich von Vorteil. Bei Gefahr des
Kollapses ist er unbedingt zu meiden. Bei der Geburt soU
man bei nicht kompensiertem Herzfehler mit der Zange nicht
allzulange warten. Extraktion nach Wendung sowie Sectio
caesarea involvieren eine große Gefahr.
E. Krankheiten der Terdauungsorgane.
1. Ptyalismus. Kauterisation einer eventuellen Erosion,
Aufrichtung eines retroflektierten Uterus, Duboisin, Atropin,
Jodkali sind mitunter von Erfolg. Kommt die Patientin stark
herunter, so muß man die Schwangerschaft beendigen.
2. Hämatemesis. Bei sehr lebensgefährlichen Blutungen
könnte die Beendigung der Schwangerschaft zur Rettung
des kindlichen Lebens in Betracht kommen.
3. Appendicitis. Siehe Chirurgie in der Schwanger-
schaft.
4. Peritonitis. Einleitung der Frühgeburt ist nicht
angezeigt.
5. Leberkrankheiten. Icterus gravidarum. Bei
schweren Symptomen mit Fieber, Petechien, Verkleinerung
der Leber ist sofort die Schwangerschaft zu beendigen. In
leichteren Fällen wende man die gleiche Therapie wie sonst
bei Icterus an.
Leberkarzinom kann bei hochgradiger Kachexie Anlaß
zur künstlichen Frühgeburt sein. Cholelithiasis siehe chirur-
gische Komplikationen.
F, Nierenerkrankungen.
Hinsichtlich der Albuminurie und Eklampsie siehe vorne.
Bei chronischer Nephritis ist die Schwangerschaft zu be-
endigen, sobald das Kind lebensfähig ist oder schwerere
Allgemeinstörungen auftreten. Bei Pyelonephritis wird man
zunächst interne Mittel versuchen, bzw. Instillationen in das
Nierenbecken vornehmen, und erst wenn diese Therapie fehl-
schlägt, die Schwangerschaft beendigen.
KOMPLIKATIONEN DER SCHWANGERSCHAFT. 345
6. Blutkrankheiten.
Bei Dicht allzu schwerer Erkraokang an Leukämie
soll man mit der Einleitung der Frühgeburt bis zur vollen
Lebensfähigkeit des Kindes warten. Bei der Aussichtslosigkeit
der Fälle von perniciöser Anämie und der Gefährlich-
keit der Geburt darf man höchstens im Interesse des kind-
lichen Lebens die Frühgeburt einleiten. Bei stärkeren Blutungen
und progredienter Anämie wird man sich auch bei Morbus
maculosus Werlhofii zur Einleitung der Frühgeburt ent-
schließen müssen, desgleichen bei hochgradig kachektischen
Individuen zum Abortus.
Morbus Basedowii. Sie erfordert in der Schwan-
gerschaft keine außergewöhnliche Therapie. Bei Struma
unter der Geburt mache man rechtzeitig die Tracheotomie.
Im übrigen siehe chirurgische Komplikationen der Schwan-
gerschaft.
H. Stoffwechaelkrankheiten.
Siehe vorne.
I. Infektionskrankheiten.
Bei Typhus kann die künstliche Beendigung der Schwan-
gerschaft nur in den ersten Tagen von Nutzen sein, sonst
vermeide man alles, was die Geburt herbeiführen könnte.
Bei den übrigen Infektionskrankheiten ist die Beendigung
der Schwangerschaft kontraindiziert und bei vielen jeder
intrauterine Eingriff gefährlich. Bei Blattern ist eine neuer-
liche Impfung im Interesse der Mutter und des Kindes
gelegen.
Auch bei Rheumatismus ist die Einleitung der Früh-
geburt zu verwerfen.
K, Chirurgische Erkrankungen der Schwangerschaft.
Extragenitale exakt durchgeführte Operationen führen
nur dann zur Schwangerschaftsbeendigung, wenn das Wehen -
Zentrum an und für sich schon erregt ist.
346 KOMPLIKATIONEN DER SCHWANGERSCHAFT.
Die Struma erfordert in der Schwangerschaft öfters
die Stmmektomie. Unter der Geburt warte man nicht allzu
lange mit der Tracheotomie.
Eröffnung von Lungen- und Pleuraabszessen soll
möglichst früh durchgeführt werden. Die Prognose ist um so
besser, ein je längerer Zeitraum zwischen Operation und
Geburt liegt.
Skarifikationen soll man möglichst in der Zeit
ausführen, in welcher die Gebartsarbeit und die Herzschwäche
des Wochenbettes für die Frau nicht gefährlich sind, denn
Skarifikationen genügen mitunter, um die Beendigung der
Schwangerschaft herbeizuführen. Bösartige Erkrankungen der
Mamma sind wie außerhalb der Schwangerschaft zu behan-
deln. Bei katarrhalischer Entzündung des Wurmfortsatzes
operiere man ohne Rücksicht auf die Gravidität, ja, man gehe
in der Indlkationsstellung radikaler als sonst vor. Ist Eiter
vorhanden und besteht die Gefahr einer Perforation, ist ferner
das Kind lebend und keine Wehentätigkeit da, dann operiere
man gleichfalls, wenn möglich radikal, ohne Rücksicht auf
die Schwangerschaft. Inzisionen sind möglichst zu vermeiden,
insbesondere wenn die Geburt droht. Ist das Kind tot, oder
ist eine nennenswerte Wehentätigkeit nachweisbar, dann
empfiehlt es sich, der Radikaloperation die Entleerung des
Uterus voranzuschicken. Dies tue man bei sicher gesundem
Peritoneum auf dem Wege des vaginalen Kaiserschnittes.
Sonst ist die forcierte Entbindung auf anderem Wege vor-
zuziehen.
Bösartige Erkrankungen des Magendarmtraktes erfor-
dern vor der Radikaloperation die Entleerung des Uterus. Bei
Ileus empfiehlt es sich, an die Exstirpation des Darmstttckes
den Kaiserschnitt anzuschließen. Hernien sind wie sonst zu
operieren. Ebenso auch Hämorrhoidalknoten ohne Furcht
vor einer vorzeitigen Beendigung der Schwangerschaft. Die Indi-
kation zur Eröffnung der Gallenblase, welche sonst besteht,
gilt auch in der Schwangerschaft. Ja, es wäre wichtig, in
derselben die Indikation zur Operation früher zu stellen als
sonst. Insbesondere das Vorhandensein von Eiter indiziert
sofortige Operation. Das gleiche gilt von Tumoren und
Abszessen der Leber. Echinokokkus erfordert die Ausschälnng
des Sackes und nicht Inzision oder Punktion. Eventuell wäre
KOMPLIKATIONEN DER SCHWANGERSCHAFT. 347
die Porrooperation in Betracht zu ziehen, falls berechtigte
Fnrcht besteht, es könnte gleich nach der Operation die
Gebart stattfinden. Dies trifft insbesondere bei Kachexie zu
oder wenn die Cysten bis an das Genitale heranreichen. Bei
atrophischer Leberzirrhose tritt in den ersten Monaten
der Schwangerschaft bei aussichtsloser Erkranknng der Matter
die Punktion in ihre Rechte und nur bei drohendem Abortus
wird man sie zunächst unterlassen. In der zweiten Hälfte
der Schwangerschaft wird man bei leichteren Fällen die
Punktion vorziehen, in schwereren Fällen eventuell die Schwan-
gerschaft beendigen. Die Talmasche Operation ist wie sonst
indiziert, eventuell vorherige Beendigung der Schwanger-
schaft.
Für die Operation von Nierensteinen gelten die
gleichen Indikationen wie außerhalb der Schwangerschaft.
Eiter im Nierenbecken indiziert bei Erfolglosigkeit der inter-
nen Therapie Beendigung der Schwangerschaft. Nur sehr stür-
mische Erscheinungen erfordern eine Operation.
Die Behandlung einer Erosion der Cervix in der Schwan-
gerschaft, ja selbst Amputation der Portio können un-
gescheut ausgeführt werden. Myome sind in der Schwan-
gerschaft im allgemeinen nur dann zu entfernen, wenn sie
ein Geburtshindernis darstellen. Doch bleiben sie wegen der
schweren Blutversorgung besser unberührt. Mitunter werden
auch Myome in der Schwangerschaft behufs Erhaltung der-
selben operiert. Unter der Geburt wird man zunächst die
Myome zu reponieren versuchen, eventuell in der Narkose;
wenn dies nicht möglich ist, führe man bei lebendem Kind
die Sectio caesarea mit nachfolgender entsprechender Myom-
operation, also eventuell Totalexstirpation oder supravaginale
Amputation des Uterus aus. Bei totem Kind versuche man
es eventuell mit der Perforation und führe nachher die entspre-
chende Myomoperation aus. Die Retroflexion des graviden
Uterus erfordert in den ersten Monaten Aufrichtung eventuell
in Narkose und Einlegen eines Pessars, das bis in die zweite
Hälfte der Schwangerschaft getragen wird. Die Reposition
kann durch Einlegen eines Quecksilberkolpeurynters erleich-
tert werden. Gelingt die Reposition nicht und bestehen In-
karzerationserscheinungen, so erfordert zunächst die Füllung
der Blase langsame Entleerung mittelst Katheters. Hierauf
348 KOMPLIKATIONEN DER SCHWANGERSCHAFT.
Laparotomie, Aufrichtung des Uterus und eventuelle An-
nähung desselben. Als Notoperation kommt der Blasenstieh
in Betracht. Bei Blasengangrän ist die Sectio alta indiziert.
Jede Ovarial Cyste ist in der Schwangerschaft sofort
zu operieren. Bei kleinen Cysten im Douglas und in frühen
Monaten der Schwangerschaft kommt die Colpotomia posterior
in Betracht. Sonst ist die Laparotomie indiziert. Unter der
Geburt wird man eine Cyste zunächst zu reponieren ver-
suchen, eventuell in Narkose. Gelingt dies nicht, so ist auch
bei totem Kinde die Laparotomie angezeigt, da bei Extraktion
des perforierten Kindes die Cyste leicht platzen könnte. An
die Laparotomie schließt man die Sectio caesarea an, um
die frischen Nähte durch die Geburt nicht allzu sehr zq
belasten, falls sich die Geburt nicht rasch mit der Zange
beendigen läßt. Im Wochenbett ist gleichfalls jede Cyste
sofort zu entfernen. 0.0. Fellner.
III. Heiratsverbot Yom internen geburtshilf-
lichen Standpunkt.
Alle aussichtslosen Erkrankungen verbieten natürlich das
Heiraten. Alte Gehirnblutungen und einmal überstandene
Geisteskrankheiten, Rückenmarkskrankheiten, Epilepsie und
Hysterie geben kein allgemeines Heiratsverbot. Tuberkulose
der Lunge verbietet nur in schwereren Fällen vom geburts-
hilflichen Standpunkte aus unbedingt das Heiraten. Bei leich-
teren Fällen erlaube man es nur dann, wenn sich seit einigen
Jahren kein Rezidiv gezeigt hatte. Kehlkopftuberkulose
verbietet das Heiraten. Bei Herzfehler ist nur bei Kompen-
sationsstörungen die Ehe zu verbieten, ausgenommen die
Mitralstenose, die ein absolutes Eheverbot involviert. Blut-
brechen indiziert kein Verbot. Appendicitis erfordert die
Operation, aber nicht ein Heiratsverbot. Chronische Nephritis
verbietet das Heiraten. Ebenso lienale Leukämie. Basedow-
sche Krankheit und Struma lassen die Ehe zu. Diabetes ver-
bietet, sie, ebenso ovarielle Osteom^lacie. Alle Erkrankungen,
welche das Heiraten gestatten, erfordern natürlich eine sorg-
same Überwachung in der Schwangerschaft.
Eine zweite Gruppe von Heiratsverboten umfaßt jene
Frauen , welche bereits in einer Schwangerschaft eine Er-
krankung oder die Verschlechterung einer solchen durch-
gemacht haben. Polyneuritis gravidarum und Tetanie invol-
vieren kein Heiratsverbot. Die Chorea nur dann, wenn die
Erkrankung eine schwere war. Ebenso auch die Epilepsie,
die Lungentuberkulose und der Herzfehler. Trat die Lungen-
tuberkulose in der Schwangerschaft zum erstenmal auf, dann
350 HEIRATSVERBOT V. INT. GEBÜRTSH. STANDPUNKT.
ist eine weitere Schwängerung hintanzuhalten. Ptyalismns,
Icterus gravidarum, Nephritis gravidarum, Hämaturie, Pyelo-
nephritis und Eklampsie erfordern kein Heiratsverbot. Wohl
aber jene Fälle von Basedowscher Erkrankung, die zu
schweren Komplikationen geführt haben. Schwangerschafts-
osteomalacie kontraindiziert eine weitere Befruchtung. Als
bestes und sicherstes antikonzeptionelles Mittel ist das Ein-
legen eines Mensingapessars zu empfehlen, doch muß es
vom Arzte selbst eingelegt und alle 14 Tage gewechselt
werden. Die Patientin hat sich täglich mit einer schwach
antiseptischen Flüssigkeit auszuspülen. Besteht ein Ausfluß,
so ist dieser zunächst zu beseitigen. o. 0. Fellner.
IV. Physikalische Therapie.
1. Physikalische Therapie in der Augenheilkunde.
1. Die Massage. Der vornehniste und auch prak-
tikabelste Repräsentant der physikalischen Heilmethoden ist
die Massage. — Indikationen: Entzündliche Erkrankungen
der Augenlider, der Hornhaut (Pannus etc.), der Bindehaut,
besonders hypertrophierende Formen (Trachom, wuchernder
chronischer Katarrh) der Sklera und des Tränensackes, all dies
von meistens chronischem Verlaufe, bei reizungs- und sekre-
tionsfreiem Zustande; auch blutige Suffusionen der Lider und
der Bindehaut, manche Formen von Glaukom, nachdem Iri-
dektomie ohne genügenden Erfolg gemacht wurde oder bei
Operationsanmöglichkeit und Kontraindikation; ferner um
quellende Linsen (Diszission) rascher zur Resorption zu
bringen; Embolie der Zentralarterie der Netzhaut, Glas-
körpertrübungen; intraokulare Hämorrhagien.
Ausführung: Bei Erkrankungen der Schutzorgane
(Tränensack, Lider) unterscheidet sich die Massagemanipulation
nicht von der an beliebigen anderen Körperstellen geübten;
sie kann kräftig und anhaltend sein. Bei Massage des Bulbus
selber wird Daumen oder Zeigefinger auf den Augapfel durch
die geschlossenen Lider hindurch aufgelegt, durch Bewegungen
des Fingers das Lid unter sanfter Reibung verschoben. Der
Augapfel soll dabei nur mäßigen Druck erfahren und keines-
falls Schmerzen empfinden. Die Massage darf hierbei keine
Schmerzen erzeugen. An sich schmerzhafte entzündliche Zu-
stände sind von der Massagebehandlung ausgeschlossen. Eine
Ausnahme bilden Glaukom schmerzen, welche durch Massage
häufig leicht zu beseitigen sind. Die Reibebewegungen erfolgen
352 PHYSIKALISCHE THERAPIE.
in radiärer Richtung (oben -unten oder rechts-links) , oder in
zirkulärer, die Kornea umkreisender Richtung, diese bei irre-
gulärer oder kreisförmiger Ablagerung der zu beseitigenden
Produkte, jene bei ihrer radiären Anordnung (z. B. in der
Lidspalte), wie es bei Episkleritis so häufig ist. Die Reibungen
erfolgen entweder ohne weitere Hilfsmittel oder unter gleich-
zeitiger Benutzung von eingestreuten oder anders in die Lid-
spalte gebrachten Medikamenten (Kalomel, Quecksilber-
salben etc.). Die Dauer der Reibung beträgt ^/j bis 1 bis
2 Minuten, selten mehr.
Auch die sogenannte Keiningsche Abreibung bei
Trachom ist eine Art Massage. Hierbei wird mit einem in
Sublimatlösung (1:2000, 1:1000) getauchten Baumwoll-
bausch die trachomatöse Lidbindehaut ziemlich derb^ zuweilen
selbst bis zu leicht blutiger Färbung des Bausches gerieben,
1/4 — Y2 Minute lang.
Eine noch andere Form von Reibung entsteht, indem
man das Ende eines schaufeiförmig abgeplatteten oder auch
eines zylindrischen und abgerundeten Glasstabes zwischen
Lid und Bulbus schiebt und dann jenes über diesem rasch
hin und her bewegt, hauptsächlich wegen Trachom.
Eine besondere Art der Massagebehandlung ist die
^ Vibrationsmassage'', bei welcher der Bulbus durch sanftes,
aber sehr rasches und daher sehr häufiges Anschlagen eines
kugelförmigen Körpers aus Elfenbein oder Metall gleichsam
erschüttert wird. Leider zeigen die hierfür verwendeten
Apparate noch große ünvoUkommenheiten. Die Vibrations-
massage ist speziell bei tiefliegenden Krankheitsprodukten,
(wie Glaskörpertrübungen, Netzhautembolie , intraokularen
Hämorrhagien etc.) indiziert.
Physiologische Wirkung: Durch die Massage werden
die angehäuften Exsudate und organisierten Entzündungs-
produkte zerrieben (zerteilt) und direkt in die Offnungen
der für die Flüssigkeitsaufsaugung bestimmten Bahnen hin-
eingedrückt. Außerdem erfolgt ein auf das vasomotorische
Nervensystem ausgeübter Reiz. Nach der Massage wird nicht
selten geringere Spannung (Weichheit) des Augapfels beobachtet.
Kontraindiziert ist die Massage bei akut-entzünd-
lichen und bei schmerzhaften Entzündungen im allgemeinen
(Iritis, Zyklitis usw.).
PHYSIKALISCHE THERAPIE. 353
2. Der Drttekyerbaild« IndiEiert bei ödematösea, bei
blntigen, bei hypertrophierendön AnsehwelltiDgen der Lider,
auch der Konjunktiva und gleichzeitig fehleüdef Sekretion
(Elephantiasis palpebralis) in Verbindoibg mit Massage oder
fttr sich allein, bei Netzhantablösnng^ verbunden mit absoluter
Körperrnhe, bei Yerletzongen und operativen Eingriffen.
3. Die orthopädisehe Mnnkelfibatig. Erfolg durch
Fassen des erkrankten Aagenmaskels (z« B« Abddcens) ver-
mittelst einer Fixierpinzette und gewaltsames Hin- und Her-
be wegen des Angapfels an dieser Handhabe 5— 6mal im
Sinne der physiologischeh Aktion des kranken Muskels. Vor-
herige Kokainisierung. — Indikation: Augenmuskellähmung
im späteren bzw. im letzten Stadium.
4. Balneo- und Klimatotherapie in der Augen-
heilkunde« Indikationen und Kontraindikationen:
I. Lokale Leiden:
a) Chronische Bindehauterkrankungen (Trachom,
chronischer Katarrh) : Höhenluft, Alpenklima (Semmering,
St. Moritz). Meidung von Niederungen, des Meeres,
speziell der Adria.
h) Hohe Myopie und Folgezustände: Waldluft, Mittel-
gebirge, lösende Wässer (Marienbad). Meidung des
offenen Meeres.
II. Von Allgemeinstörungen abhängige Augen-
leiden:
a) Skrofulöse Augenentiftündung, Conjunctivitis et Kera-
titis phlyctaenulosa, eczematosa, auch parenchymatosa,
auch Blepharadenitis: Jod- und Solbäder (Hall, Darkau,
Lipik, Ischl), Seebäder, Meeresklima (Adriaküste,
Rovigno, Grado etc.), Schwefelbäder (Baden bei Wien),
warme Stißwasserseen (Pörtschach am Wörthersee).
h) Syphilitische Augenerkrankungen, Keratitis parenchyma-
tosa aller Formen, Iritis, Iridozyklitis, Iridochorioiditis,
ChorioretiÄitiöj Augenmuskellähmungen etc.: Jod-, Schwe-
fel-, Kochsalzbäder (Hall, Darkau, Lipik, Baden bei Wien,
Aachen, Wiesbaden, Kreuznach, Pöstyen in ütigarn); als
Nachkur: Hydrotherapie (Kaltenleulgeben etc.).
IT e 1 1 n e r, Therapie der Wiener Spezialärzte. 23
354 PHYSIKALISCHE THERAPIE.
c) Diabetes, Gicht, harnsaare Diathese, Nierenerkrankuagen,
chronischer Morbus Brightii, Malariakachexie etc. (Retinitis
albnminarica, diabetica, Glaskörperopazitäten, Cataracta
diabetica etc.) : Karlsbad, Vichy, Hohitsch.
d) Von Anämie, Hysterie, üterinleiden u. dgl. abhängige
Augenleiden (Akkommodationsstörnngen) : Eisenbäder
(Franzensbad), Hydrotherapie, Nordsee, Höhenluft.
e) Von Verdauungs- und Stoffwechselstörungen abhängige
Augenleiden (Flimmerskotom, üvealerkranknngen durch
Autointoxikation): Karlsbad, Marienbad, Franzensbad,
Rohitsch etc., Hydrotherapie, Seebäder, Nordsee (Ostende).
f) Vergiftungszustände, Intoxikationsamblyopien (Alkohol,
Tabak etc.): Tonisierende Luft, Höhenluft, Hydrotherapie,
Nordsee, neben Abstinenz und subkutanen Strychnin-
injektionen.
g) Erholungs- und Nachkuren nach Augenoperationen:
Höhenluft, Alpenklima; bei sehr Geschwächten und
Herzleidenden : Niederungen (Sftßwasserseen, Adriaktiste).
h) Von Gefäßerkrankungen abhängige Augenleiden (durch
Arteriosklerose, Netzhautblutungen, Glaukom): Niede-
rungen, Meeresküste. Meidung des offenen Meeres.
i) Sehnerven- und Netzhautleiden ohne bestimmte Ätiologie:
Lösende Kuren, Waldgegend, Mittelgebirge (Marienbad),
Meidung des offenen Meeres. S. Klein (Bäringer).
2. Behandlung der Augenkrankheiten mittelst
Elektrizität.
Es gelangt entweder der galvanische oder der fara-
dische Strom zur Verwendung. Der galvanischeist nur
bei Skleritis (Episkleritis) angezeigt. Eine Elektrode besteht
aus einer kleinen, ovalen Platinplatte, die mit Ausnahme
der vorderen Fläche samt dem . Stiele durch einen Über-
zug von Hartkautschuk isoliert ist , der Stiel besitzt Blei-
stiftdicke und hat eine Unterbrechnngs Vorrichtung, Die Platte
wird nach vorausgegangener Kokainisierung direkt auf
den skleritischen Knoten aufgesetzt. Die andere Elektrode
wird an einer beliebigen Körperstelle appliziert, am besten
PHYSIKALISCHE THERAPIE. 355
ist eine sogenannte Schwammhülse zu verwenden , die mit
der Hand gefaßt wird. Stromstärke 1 M. A., Sitzungsdauer
1 Minute. Im Beginn der Behandlung und bei empfindlichen
Personen Anode auf das Auge; später die Kathode. Jeden
zweiten Tag eine Sitzung.
Der faradische Strom wird entweder als „elektrische
Hand" angewendet oder durch eine aufgebundene Elektrode. Im
ersten Falle nehmen der Kranke und der Arzt je eine Elek-
trode (am besten „Schwammhülse") in die Hand, die andere
Hand legt der letztere (ohne Fingerringe) flach auf das ge-
schlossene Auge (eventuell auf beide Augen) des Kranken
und verstärkt den Strom bis an die Grenze des Angenehmen.
Sitzungsdauer 3 — 5 Minuten bei Kindern und sehr sensiblen
und ängstlichen Patienten. Vorzuziehen ist die protrahierte
Faradlsation. Auf das geschlossene Auge kommt eine dicke
Schicht nasser Watte, darauf eine Reu ß sehe Augenelektrode
(bei Reiniger, Gebbert & Schall), bestehend aus einer
ovalen, flachgewölbten Schale aus Metallblech, die mit einem
Stoffe überzogen ist und auf der konvexen Seite die Klemm-
schraube für die Leitungsschnur trägt. Mittelst Bändchen
wird die Elektrode wie ein Monokular am Kopfe befestigt.
Die andere Elektrode (Schwamm hülse) faßt der Kranke mit
der Hand. Der Strom wird so stark genommen, als er dem
Kranken nicht unangenehm ist, die Stärke kann von diesem
selbst während der Sitzung reguliert werden. Dauer derselben
im allgemeinen 1/4 — ^j^ Stunden, aber auch länger und be-
liebig oft in 24 Stunden.
Indiziert ist die Faradlsation bei alten entzündlichen
Affektionen der Hornhaut, der Sklera, des Uvealtraktes, bei
schmerzhaften, erblindeten Augen; vor allem wegen der
Schmerzen. Besonders also bei Iritis und Iridozyklitis, bei
Keratitis, bei Pseudoskleritis (Episcleritis periodica fugax), bei
Skleritis diffuser Natur ohne deutliche umschriebene Herde
und in Ausnahmsfällen, wo die Galvanisation nicht gestattet
wird; ferner in zur Enukleation geeigneten Fällen von
Glaukoma absolntum, Linsenluxation , Exitus iridocyclitidis
ohne drohende sympathische Affektion usw. Milderung der
Schmerzen ist mit Sicherheit zu erwarten, bei Wiedereintritt
derselben wird abermals faradisiert, weshalb es vorteilhaft
ist, wenn der Kranke einen Apparat im Hause hat. Vor-
23*
356 PHYSIKALISCHE THERAPIE.
ztiglich wirkt der faradische Strom auf die Lichtschea bei
ekzeixiat()8eQ ErkrankuDgen , besonders wenn der objektive
Befand den Grad der Lichtschea nicht rechtfertigt. Bei
Iridozyklitis wird oft der Krankfaeitsprozeß selbst günstig
beeinflußt. v. Beafi.
3. Physikalische Therapie der Hautkrankheiten.
Balneo- and Hydrotherapie. Umschläge bei Ery-
sipel und akuten Dermatitiden, zahlreichen exazerbierenden
Ehernen. Umschlag darf auf der fiaat nicht eintrocknen;
zu jedem Umschlag muß frische weiße Gaze genommen
werden. In manchen Fällen schafft Umschlag mit Kühl-
apparat kombiniert Erleichterung. Kurze Bäder werden
verordnet nach Abschluß bestimmter Behandlungen, z. B.
nach einer Skabies-^ Herpes tonsurans maculosus-Kur. Von
großem therapeutischen Wert sind kurze Bäder mit Beifen-
waschungen bei Impetigo contagiosa. Prolongierte warme
Bäder (durch regelmäßigen Warmwasserzufluß auf der Tempe-
ratur von 24 — 26^ zu erhalten) sind dort indiziert, wo eine
erweichende mazerierende Wirkung eraelt werden soll und
sekundäre Krankheitsprodukte (insbesondere Behuppen) zu
beseitigen sind, wie bei Psoriasis, Ichthyosis, Sklerodermie,
Prurigo, manchen chronischen Ekzemen. Das kontinuierliche
Hebrasche Wasserbett bedeutet bei ausgedehnten Babstanz-
verlusten und Verbrennungen, Pemphigus, ulzerösen Prozessen
für viele Kranke eine große Erleichterung durch Befreiung
von dem qualvollen Verbandwechsel. Durch den wohltätigen
Einfluß auf die Sekretions- und Innervation&verhältnisse der
Haut bilden Bäder und leichte hydrotherapeutische Proseduren
bei Hyperhidrosis, Anhidrosis, Seborrhöe ein wirksames unter-
stützendes Moment. Bei Hyperhidrosis manuum sind weehsel-
warme Handbäder von Erfolg. Bei Pruritus senilis und Pruritus
vulvae versuche man laue Vollbäder (zirka 15 Minuten). See-
bäder nützen bei Hautaffektionen, die mit Chlorose, Anämie,
Skrofulöse ursächlichen Zusammenhang haben, bei manchen
Fällen von Urticaria chronica und bei Hautaffektionen
nervöser Art.
Bei lokalen Formen des Pruritus nützen oft der Kühlappa-
rat von Arzberger oder Winternitz, bei Pruritus vaginae
PHYSIKALISCHE THERAPIE. 357
heiße Irrigationen. Bei Prnrigoformen, chronischen infiltrierten
Ekaemen, manchen PsoriagisfäÜen wirken Ein Wicklungen in
nasse Tücher erweichend und juckenlindernd. Auch bei aus-
gedehnten Verbrennungen, Pemphigus etc. sind Ein Wicklungen
in nasse Tücher zu empfehlen. Man unterlasse es nicht,
jeden Patienten nach der ersten hydriatischen Prozedur zu
kontrollleren (individuelle Empfindlichkeit der Haut gegen
Wasser). Bei Akne und Komedonen wird Dampfdusche mit
Erfolg angewendet. (Mediz. Bäder siehe spez. Teil.) Feuchte
Wärme in länger dauernder Applikation nützt bei Furunkeln,
Sycosis parasitaria. (In der Form von Brei-Leinsam enum-
sehlägen oder dureh Auflegen des Thermophors auf feuchte
Kompressen, letzteres wegen der größeren Schwere oft un-
angenehm.)
Thermotherapie in engerem Sinne umfaßt die Behand-
lung der ülcera mollia oder gangränöser Geschwüre des
Penis durch lange dauernde hohe Temperaturen über 40<»,
indem nach Welander durch ein Röhrensystem, das dem
Gliede anliegt, Wasser von konstanter Temperatur durchfließt.
Notwendig ist täglich eine mehrstündige Behandlung. Nach
Audry wird der glühende Paquelin durch zirka 10 Sekunden
in unmittelbare Nähe des Ulcus molle gebracht, ohne dasselbe
zu berühren. Die Holländersche Behandlung besteht darin,
daß an einem Paquelin eine Heißluftleitung angebracht ist.
Der Heißluftbrenner kann durch Fingerdruck in einen ge-
wöhnlichen Paquelin verwandelt werden; gibt bei Lupus
vulgaris, Angiomen, ülcera gangraenosa gute Resultate. Durch
Heißluftbehandlnng und Applikation hoher Temperatur mittelst
dazu konstruierter Apparate (Dllmann) werden phagedänische
Geschwüre sehr günstig beeinflußt; bei Infiltrationen ver-
schiedener Art wird eine resorptionsbefördernde Wirkung
erzielt.
Massage. Massage nützt bei allen mit Stauung einher-
gehenden Hautkrankheiten, bei Perniones und chronischen
Infiltraten der Haut, manchen chronischen Ekzemen, roten,
durch Stase veranlaßten Händen, Acne indurata, bei Elephan-
tiasis arabum durch teilweise Rückbildung des hyper-
plastiscben Gewebes, beim chronischen Ulcus cruris mit
kailösen Geschwürsrändem (kontraindiziert ist die Massage
bei Phlebitis und bei starken Varikositäten: Vorbehandlung
358 PHYSIKALISCHE THERAPIE.
durch Umschläge und Bettruhe). Bei Sklerodermie muß die
Massage in Verbindung mit warmen Bädern von einem
Fachmann in der Weise vorgenommen werden, daß jede
einzelne Stelle durch die nahe aneinander befindlichen Daumen
bearbeitet wird. Auch in manchen Fällen von Prurigo und
Alopecia areata sind günstige Erfolge nach Massage beob-
achtet worden. Viel angewendet wird die Gesichtsmassage in
der Kosmetik: bei Acne vulgaris, rosacea, insbesondere aber
als Schönheitsmittel, um der Gesichtshaut die Frische zu er-
halten und sie vor frühem Welken zu bewahren. Die
Massage muß fachgemäß ausgeübt werden* Selbstmassage ist
nicht empfehlenswert. Am zweckmäßigsten ist die Massage,
die manuell unter Rücksichtnahme auf die Gesicbtsmuskelu
und Drüsenausführungsgänge ausgeführt wird. (Streichen,
Kneten, Walken der Haut). Bisweilen sind zur zeitweisen
Selbstmassage im Notfalle die kleinen hierzu verfertigten
Kugelröllchen (peinlich sauber zu halten!) verwendbar. Zur
Vibrationsmassage dienen kleine Apparate mit Motor. Keine
angepriesenen Kosmetika zur Massage anwenden! (Vaselin
oder Lanolin.) Dauer der Massage zirka 10 Minuten.
Die Bier sehe Stauung wird mit verschieden geformten
Gläsern, die an ihrem engeren Ende einen Gummiballon
tragen, in der Weise vorgenommen, daß nach dem Zu-
sammendrücken des Ballons das Glas auf die betreffende
Körperstelle aufgesetzt und durch Entfaltung des elastischen
Ballons die Saugwirkung ausgeübt wird. Die Stauungs- und
Saugtherapie wird zweckmäßig bei Furunkeln, Abszessen,
einkämmerigen Bubonen angewendet, bei denen nach spon-
taner Eröffnung oder nach Punktion die Entleerung des
Eiters rascher und gründlicher erfolgt.
Elektrotherapie. Bei den mit Nervenerkrankungen
einhergehenden Hautkrankheiten wird die Elektrizität mit
wechselndem therapeutischen Erfolg angewendet; so wird
bei Neuralgien nach Herpes zoster, bei Raynaud scher
Krankheit (Galvanisation des Rückenmarkes) der konstante
Strom empfohlen. Nasenröte wird bisweilen durch konstanten
Strom (2 — 3 Milliampere) gebessert. Fälle von Alopecia
areata zeigen oft Besserung nach Anwendung des faradischen
Stromes. Die elektrostatische Behandlung wird empfohlen ins-
besondere bei Seborrhoea congestiva, Erythemen, Stauungs-
PHYSIKALISCHE THERAPIE. 359
hypeiämien, wie Stauungsröte der Nase und der Ohren,
entzündlichen Ödemen, akuten Ekzemen (Winkle r). Arson-
valisation wird bei manchen Hauterkrankungen wegen seiner
juckenlindernden Wirkung angewendet (Freund, Ehrmann).
Ein unentbehrliches Hilfsmittel der Dermatologie ist die Elek-
trolyse, die zur Epilation bei Hypertrichosis vielfach An-
wendung findet. Das Verfahren ist mühsam und erfordert
Übung. Notwendig ist dazu konstanter Strom (Batterie oder
Straßenstrom, Gleichstrom) mit Rheostaten und Galvanometer.
In jedes Haar wird genau in der Wachstumsrichtung eine
feine Nadel, mit dem negativen Pol verbunden, eingestochen.
Stromstärke zirka 1 Milliampere. Dauer zirka 30 Sekunden,
je nach der Stärke des Haares und der individuellen Empfind-
lichkeit der Haut. Kleine Tumoren, Warzen, Pigmentmäler,
Angiome, Gefäßmale werden sehr zweckmäßig durch Elek-
trolyse zerstört (Einstechen der Nadel des negativen Poles
an einigen Stellen der Basis der zu zerstörenden kleinen
Geschwulst, Stromstärke zirka 2 — 3 Milliampere, Dauer
1 — 2 Minuten). Galvanokaustik findet dieselbe Anwendung
wie der Paquelin, hat den großen Vorteil, daß man mit dem
kalten Messer oder mit der kalten Nadel bis zu der be-
treffenden Stelle herangehen kann und dann erst das Platin
glühend macht. Bei infiltrierten Furunkeln mittlerer Größe
fühlt Patient nach Punktion mit dem Stiftbrenner große Er-
leichterung.
Lichtbehandlung. Direktes Sonnenlicht beeinflußt
Alopecia areata, manche Fälle von flachem Hautkrebs günstig.
Die Behandlung mit konzentriertem chemischen Licht geschieht
mit dem Fiusenapparat. Statt des Sonnenlichtes kann elek-
trisches Licht verwendet werden. Von einer starken Licht-
quelle (Bogenlampe) aus gehen durch ein Röhren- und
Linsensystem Strahlen. Die mit Wasser gekühlte letzte Linse
wird auf die zu belichtende Stelle angedrückt. Jede Sitzung
dauert eine Stunde, während welcher nur der zirka kronen-
stückgroße, von der Linse bedeckte Herd belichtet wird.
Behandlung ist schmerzlos, jedoch sehr langwierig. Aus-
gedehntere Herde brauchen Monate bis zur Heilung. Haupt-
indikation für Finsenbehandlung ist der radikal nicht
operable Lupus vulgaris. Die therapeutischen Erfolge sind
in bezug auf Heilung und kosmetischen Effekt sehr be-
360 PHYSIKALISCHE THERAPIE.
friedigend, Behandlung wird wegen Kostepieligkeit und
Kompliziertheit der Apparate in InBtitnten durchgeführt
(Wien, Lupusheilßtätte, Prof. Lang). Bei hartnäckigen Fällen
von Alopecia areata ist Finsenbebandlung empfehlengwert.
Für den praktische» Ar?t eignet eieb die weniger kompli-
zierte und kostspielige Fii^^on-Reyn-Lainp^ und insbesondere die
Quarzlampe, in welcher Qnecksilberdampf durch elektrischen
Strom zur glut gebracht wird. Die Quarzlampe yerlangt keine
eigene Installation. Betrieb infolge geriQgeren Stromverbrauches
nicht teuer. Es werden entweder aus der Entfernung große
Flächen bestrahlt oder das Lichtfenster wird unmittelbar auf die
betreffende Hautstelle angedrückt. Die Indikation für die Be-
handlung sind außer Lupus vulgaris, Lupus erythematodes,
Naeyi vasculosi, Teleangiektasien. Von Finse» stammt auch
die Rotlichtbehandlung der Variola, (Die Vereiterung der
Bläschen bleibt aus, wenn die chemischen Lichtstrahlen von
den Kranken abgehalten werden.)
Röntgentherapie. Die Behandlung mit Röntgen-
strahlen möge nur speziell ausgebildeten Röntgenologen
übergeben werden. Die kosmetische Epilation mit Röntgen-
strahlen ist wegen der bisweilen nach langer Zeit auf-
tretenden Gefäßektasien und Atrophien nicht empfehlenswert,
wird von vielen Röntgenologen mit Recht abgelehnt. Glän-
zende therapeutische Erfolge zeigt das Röntgenisieren bei
Favus und Herpes tonsurans des behaarten Kopfes sowie
bei hartnäckigen Fällen von Sykosis. Weiter sind der Röntgen-
behandlung zuzuweisen Hautepitheliome, Pagets Disease,
Sarcoma idiopathicum haemorrhagicum, Mykosis, Fälle von
Tuberculosis cutis. Bei Lupus vulgaris ist die Fineenbehand-
lung vorzuziehen.
Nicht konstant sind die Erfolge bei Alopecia areata
und Lupus erythematodes.
Radiumtherapie. Das Radium wird in einer Kapsel
eingeschlossen auf die betreffende Hantstelle aufgelegt. Be-
schaffung von Radium derzeit noch schwierig, (Hoher
Preis.) Nach verschieden langer Inkubation (oft einige Tage)
tritt leicht entzündliche Reaktion ein. Gute Erfolge wurden
mit . Radiambehandlung erreicht beim flachen Haotkrebs,
Warzen, Naevus teleangiectodes, bei Angiomen,
H. Fasal.
PHYSIKALISCHE THERAPIE. 361
4. Physikalische Therapie der Muskel- und Sehnen-
erkrankungen.
Akute Entzündungsprozesse erfordern in erster Linie
Ruhelage, medikamentöse, eventuell operative Therapie. Doch
kommen physikulische Behandlungsmethoden als Prophylaxe
gegen Folgezustände (Kontrakturen) auch hier bereits in
Betracht.
Jjeicbte ßtrelchmassage^ mäßige hydriatische Prozeduren,
Paradisation sind — wo es sich nicht um eiterige Ent-
zündungen handelt — schon vom Beginne der Erkrankung
an von Nutzen.
Insbesondere gilt dies von typischen, lokalen Myalgien
wie Lumbago. An Extremitäten wird man mit großem Vor-
teile Bier sehe Stauung anwenden (mehrere Stunden täglich),
welche durch ihre schmerzstillende Wirkung s^hr frühzeitig
passive, auch aktive Bewegungen gestattet und so vielleicht
das beste prophylaktische Mittel gegen Kontrakturen und
Ankylosenbildnng darstellt. Sie kommt vornehmlich bei bak-
teriellen Erkrankungen, eventuell im Anschluß an Inzision
in Betracht.
Die eigentliche Domäne physikalischer Therapie jedoch
sind die chronischen Erkrankungen der Muskeln und
Sehnen, in erster Linie deren Folgezustände, die Kon-
trakturen.
Eine kurze Einteilung "derselben wöge hier Platz finden :
1. Narbenkontraktoren.
2. Desmogeae (z. B. Dnpuytrensche) Kontrakturen.
3. Myogene, und zwar:
ß) spontane (habituelle Klumpfußstellung bei Kinderu,
Beugestellung der Finger bei manchen Arbeitern);
h) symptomatische (Rheumatismus, Phlegmone, Myosi-
tis fibrosa, Myositis ossificans);
c) ischämische (Verletzung grqßer Arterien, au enge
Verbände etc.).
4. Neurogene (spastische, paralytische, reflektorische).
5. Arthrogene (Schrumpfung der Muskeln und Bänder
bei Ankylosen).
362 PHYSIKALISCHE THEÄAPIE.
Es ist klar, daß bei all diesen Zuständen außer All-
gemeinbehandlung (frische Luft, Bewegung, See-, Sol-,
Schlammbäder etc.) die Mechanotherapie die Hauptrolle
spielen muß. Sie wird zweckmäßig mit rationeller Hyperämie-
behandlung kombinieii;.
Kräftige Massage — Streichen, Kneten, Reiben^ Klopfen ,
Erschütterungen — , eventuell mit elektrischem Strom kom-
biniert (Faradomassage), kommt hier in erster Linie in
Betracht. In neuerer Zeit ist ein handlicher, leicht trans-
portabler Apparat für Vibrationsmassage unter dem Namen
Venivici in den Handel gebracht worden, der oft gute Dienste
leistet. Von größter Wichtigkeit sind regelmäßige gymnastische
Übungen. Hoffa teilt die auszuführenden Bewegungen ein in:
1. einfache:
a) aktive,
h) passive;
2. zusammengesetzte (Widerstandsbewegungen):
a) konzentrische (Verkürzungsbewegaugen),
h) exzentrische (Verlängerungsbewegungen).
Besser als von Mensch zu Mensch lassen sich solche
Übungen mit Zander sehen und ähnlichen Apparaten aus-
führen; dieselben haben in neuerer Zeit vielfache Verbes-
serungen erfahren, so daß mit ihrer Hilfe genaueste Dosierung
der anzuwendenden Kräfte möglich ist.
Auch der Kruke nb er gsche Pendelapparat mag hier
erwähnt werden, obwohl derselbe sich mehr zur Behandlung
von Ankylosen und von Lähmungen eignet.
Neben all diesen mehr oder minder komplizierten
Methoden werden einfache redressierende Manipulationen, die
meist der Patient selbst ausführen kann, fleißig zu üben sein.
Eine äußerst wirksame, heute fast unentbehrlich ge-
wordene Unterstützung und Ergänzung der Mechanotherapie
bildet — wie bereits erwähnt — die Behandlung mit künst-
licher Hyperämie. Wir benutzen zu diesem Zwecke protrahierte
heiße Bäder, besser Heißluft-, Dampfkästen-, elektrische Licht-
bäder etc. (aktive Hyperämie) oder täglich mehrstündige
Stauung mit der Gummibinde (passive Hyperämie). Am
besten ist es, wenn diese Behandlung der mechanischen an-
PHYSIKALISCHE . THERAPIE. 36l>
mittelbar vorangebt, die sie durch ihre auflösende, resor-
bierende und vor allem schmerzstillende Wirkung wesentlich
erleichtert.
Besondere Erwähnung verdienen die großen Bier-Klapp-
schen Saugapparate für orthopädische Behandlung. Bisher
sind solche für Hand- und Fingergelenke, für Ellbogen- und
Kniegelenk und somit auch für die diesen Gelenken ent-
sprechenden Muskelgruppen von der Firma Eschbaum in
Bonn konstruiert worden. Sie vereinen in vortrefflicher Weise
die beiden Hauptforderungen der Kontraktarenbehandlung —
Hyperämie und redressierende Manipulationen — , indem beides
durch Luftverdünnung (Saugwirkung mit geschickt ein-
geschalteten Widerständen) erreicht wird.
Überhaupt gebtirt Bier das unbestreitbare große Ver-
dienst, die gewaltige Heilwirkung künstlicher Hyperämie
zuerst erkannt und in ausgiebiger Weise verwendet zu haben.
Es ist mit großer Freude zu begrüßen, daß seine Methoden
im Begriffe sind, allgemeine Verbreitung zu gewinnen.
Trotz der zahlreichen therapeutischen Behelfe und
modernen Verbesserungen derselben gestaltet sich die Be-
handlung von Kontrakturen der Muskeln und Sehnen meist
recht langwierig.
Bei richtiger Sorgfalt und Geduld jedoch von seiten des
Arztes und ■ des Patienten lassen sich auch in schweren Fällen
schöne Erfolge erzielen. M. Jerusalem.
5. Physikalische Therapie der Gelenk-
erkrankungen.
A. Akute Gelenkerkrankungen.
1. Akuter Gelenkrheumatismus. Prophylaxe:
Vermeidung von Erkältungen (plötzliche Abkühlung, starke
Durchnässung), Schutz gegen Erkältung durch Tragen wollener
Unterkleider, Abhärtung gegen Erkältungen durch systema-
tische und individuell angepaßte hydriatis che Prozeduren;
rechtzeitige Behandlung auch leichter Gelenkerkrankungen.
Behandlung: Neben der medikamentösen Thera-
pie physikalische Maßnahmen, hauptsächlich hydro-
therapeutische Prozeduren. Bei Ruhigstellung der Ge-
364 PHYSIKALISCHE THERAPIE.
lenke Prießuitzamschläge, den WinternitzsehenLongaetten-
V er band. (In kaltes Wasser getanehte Leinwandstücke werden
faltenlos und sich dachziegelförmig deckend aaf die ge-
schwollenen Gelenke direkt aaf die Hant gelegt, darüber
wird locker ein Stück Flanell oder eine Schicht Watte gelegt;
durch wiederholtes Aufträufeln von kaltem Wasser wird der
Verband feucht und kalt erhalten und bleibt stundenlang
liegen.) Wird Kälte nicht vertragen, Anwendung eines ruhig-
stellenden Watteverbandes.
Beim Versagen der Salizyltherapie und bei hyperpyre-
tischen Formen Einpackungen mit Halbbädern von 2 7 ^^ auf
22« sinkend.
Nach Schwinden des Fiebers zur Verminderung der
Qelenkschwellungen und Schmerzen erregende Umschläge,
warme Vollbäder (von 36<> langsam auf 38<» ansteigend, von
10 — 20 Minuten Dauer), bei komplizierender Herzaffektion
Vorsicht, eventuell warme Hand- oder Fußbäder, Fango-
einpackungen. In diesem Stadium finden auch die Biersche
Stauung (mehrere Stunden täglich) und die Faradisation
(Drosdorf-Winternitz) der affizierten Gelenke durch je
einige Minuten als schmerzlindernd Anwendung.
Im akuten Stadium des Gelepkrheumatismus sind
Massage und Gymnastik kontraindiziert, sowohl wegen der
hochgradigen Scbmerzbaftigkeit der affizierten Gelenke als
auch wegen Gefahr einer Verschlimmerung des Gelenk-
prozesses und weiterer Verbreitung der Infektionsstoffe.
Bei Zurückbleiben von Residuen des akuten Prozesses
(Schmerzen, Kapsel verdickungen, Gelenkschwellungen, Kon-
traktursteJlungen , Verwachsungen, Muskelatrophie) Anwen-
dung von Massage und Gymnastik, sowie der verschiedenen,
noch beim chronischen Gelenkrheumatismus zur Besprechung
kommenden Maßnahmen.
2. Arthritis gonorrhoica.
a) Lokale Wärmebehandlung: Prießnitzsche
Umschläge, heiße Watteverbände (ein entsprechend großes
Wattestüek wird in heißes Wasser getaucht und dann soweit
abgekühlt, daß die Haut die Applikation verträgt; darüber
wird ein den Watteverband allseits überragendes, an den
Rändern gut eingefettetes Stück Guttaperchapapier gelegt
PHYSIKALISCHE THERAPIE. 365
und mittelst Flanellbinden möglichst luftdicht angewickelt.
Dauer der Applikation 8 — 10 Stunden), heiße Breiumschläge,
Hydrothermoregulator.
h) Biersche Stauungsbehandlung: Von Beginn der
Erkrankung an täglich von 2 — 3 Stunden steigend bis zu
5 — 12 Stunden anzuwenden. Berücksichtigung individueller
Verfiältnisse, bei empfindlichen Individuen kürzere An-
wendung. Die Stauungsbinde darf nicht jedesmal an derselben
Stelle angelegt werden!
Sowohl lokale Wärmebehandlung als Stauung wirken
schmerzstillend.
Im Beginne der Erkrankang Buhigstellnng der
Gelenke, erst im subakuten Stadium vorsichtige Ausführung
aktiver und passiver Bewegungen, bei geringem Fieber
eventuell im heißen Vollbade (37 — 40° C), leichte Massage
kombiniert mit Heißluftbehandlung, Fango-Moorumschläge.
Im weiteren Verlaufe energischere Anwendung der Mechano-
therapie (siehe chronischen Gelenkrheumatismus).
Beim Hydrops gonorrhoicus komprimierende Ver-
bände, Heißluft) vorsichtige Massage der UmgebuDg des Ge-
lenkes; Biersche Stauung meist wirkungslos. Bei hartnäckiger
Schwellung Punktion.
Bei eitrigem Gelenkerguß chirurgische Maßnahmen.
3. Gelenkentzündungen im Gefolge Von akuten
Infektionskrankheiten (ßhetimatoiderkrankuügen). Be-
handlung wie beim akuten Gelenkrheumatismus, Salizyl
wirkungslos. Nach Abklingen der akuten Entztindungs-
erscheinungen Behandlung wie beim chronischen Gelenk-
rheumatismus, eventuell chirurgisch-orthopädische Maßnahmen.
Bei eitrigem Gelenkerguß chirurgische Behandlung.
4. Arthritis urica, Gicht. Vor allem Prophylaxe
wichtig. Zweckmäßige Ernährung, regelmäßige Muskeltätig-
keit, hydrotherapeutische Prozeduren, Thermalbadekuren.
Bei akutem Gichtanfall Ruhigstellttng, Wärme, Prießnitz-
umschläge.
5. Gelenkerkrankungen bei Hämophilie und
hämorrhagischer Diathese, Ruhigstellung des Gelenkes,
Kompressionsverbandv
366 PHYSIKALISCHE THERAPIE.
B. Chronische Gelenkerkrankungen.
1. Subchronischer und chronischer Gelenk-
rheumatismus als Folgeerscheinungen des akuten Gelenk-
rheumatismus oder als akut beginnender chronischer Gelenk-
rheumatismus.
2, Der eigentlich« chronische Gelenkrheuma-
tismus.
Für die Prophylaxe kommen außer den schon beim
akuten Gelenkrheumatismus besprochenen Maßnahmen noch
zweckmäßig Thermal badekuren in Anwendung. Bei den akut
beginnenden Formen Verhütung von Kontrakturen und
sonstigen Gelenkdeformitäten durch frühzeitigen
Beginn aktiver und passiver Bewegungen.
Behandlung: a) Lokale Prozeduren.
1. Lokale Wärmeprozeduren, Im subakuten Stadium
Prießnitzsche Umschläge, die heißen Watteverbände, lokale
Hand- und Fußbäder, eventuell mit Zusatz reizender Mittel
(Salz, Franzbranntwein). Heißluftbehandlung, der üllmann-
sehe Hydrothermoregulator, Fango- und Moorumschläge: die
Umschläge dienen hauptsächlich zur Erweichung und Auf-
lösung von Exsudaten, das Heißluft- und das gleichwirkende
lokale Gltihlichtbad als resorptionsbefördernd und schmerz-
stillend.
Lokale Heißluftbehandlung mittelst der Heißluft-
apparate. Beginn der Behandlung mit Temperaturen von
60^ — 700, allmählich steigend bis höchstens HO» C; Dauer
25 — 45 Minuten. Bei Klagen über Brennen in der Haut
muß die Temperatur herabgesetzt werden, da sonst leicht
Verbrennungen eintreten. An die Heißluftapplikation kurze
kalte Abwaschung und mechanische Behandlung anzu-
schließen (siehe unten!).
Beim chronischen Gelenkrheumatismus kommen außer
den genannten thermischen Prozeduren als stärkere lokale
und hyperämisierende Reize noch Heißluft- und Dampf-
duschen, letztere auch im Wechsel mit kalter Wasserstrahl-
dusche (schottische Dusche) in Anwendung.
2. Die Biersche Stauung. Wirkt schmerzstillend,
daher von besonderem Werte für die Mobilisierung der
Gelenke, außerdem auch auflösend und resorptionsbefördernd.
PHYSIKALISCHE THERAPIE. 367
Indikationen: Kürzere Zeit bestehende chronische Er-
krankangen mit geringem Gelenkerguß an den distalen Ge-
lenken (Hand, Faß, Finger, Zehen). Am Ellbogen- und
Kniegelenk in den chronischen Fällen weniger wirksam als
bei akuten Gelenkprozessen. Vgl. Arthritis gonorrhoica.
a) Anwendungsdauer anfangs 2 — 3 Standen, später bis
zu 12 Standen; bei empfindlicheren Individuen kürzere An-
wendung! Nach Abnahme der Binde stets Massage. Bei
stärkerer Empfindlichkeit des Gelenkes nur Effleurage der
Umgebung des Gelenkes, sonst Massage des Gelenkes.
Die Biersche Stauung wird durchschnittlich 4 — 6 Wochen
täglich angewendet.
3. Massage und Gymnastik.
Anwendung fast stets gemeinsam mit den vorge-
nannten Behandlungsmethoden, am besten an diese an-
schließend. In frischeren Fällen bei größerer Empfindlichkeit
des Gelenkes ist große Vorsicht notwendig, bei fortschreitendem
Nachlaß der Reizerscheinungen kann energischer vorgegangen
werden.
Die Massage anfangs nur als Effleurage der zentral-
wärts vom erkrankten Gelenk liegenden Partien aus-
zuführen; mit Nachlaß der Schmerzen wird auch das Gelenk
selbst mit einbezogen und die Massage allmählich energischer
gestaltet. Stets ist auch die das Gelenk umgebende Mus-
kulatur zur Behebung der Atrophien zu massieren.
Die Gymnastik hat zur Verhütung von Gelenk-
versteifungen möglichst frühzeitig einzusetzen; Vorsicht, um
nicht durch zu energische Anwendung den Gelenkprozeß
zu steigern!
Am besten lassen sich passive und aktive Be-
wegungen während oder im Anschlüsse an thermische Proze-
duren ausführen ; sehr gute Dienste leistet in Fällen größerer
Schmerzhaftigkeit, besonders wenn mehrere Gelenke affiziert
sind, das warme oder heiße Vollbad.
Die Bewegungen sind anfangs als passive, und zwar
manuell vorgenommene, auszuführen; an diese sind dann
allmählich aktive und Widerstandsbewegungen mit
manuellem Widerstand anzuschließen; sind keine besonderen
Schmerzen mehr vorhanden, so kann man auch Übungen an
368 PHYSIKALISCHE THEBAPIE.
Apparaten ausführen lassen (Krnkenbergsche Pendel-
apparate, Zander sehe, Herzsche Apparate). Die Behand-
lung kann desto enetgiseher sein, je getlnger die lokale
Sehmerzhaftigkeit ist. In der behandlUngsffeien Zeit sollen
die Patienten zu möglichi^ ausgiebigem Gebranche ihrer er-
krankten Extremitäten angehalten werden. Die fortwährende
Funktion ist sowohl für die Erhaltung der gewonnenen Be-
weglichkeit als zur Vermeidung weiterer Atrophie der Mus-
kulatur notwendig. Dies gilt aueh für die Bdiandlung yob
Kontrakturen.
Haben sich im Verlaufe der Erkrankung Kontrak-
turen oder Adhäsionen ausgebildet, so müssen diese durch
vorsichtig ausgeführte passive Bewegungen, am besten
im Anschlüsse an eine Heißluft- oder Stauüngsbehandlung
gelöst werden. Diese Bewegungen sollen mit kleinsten Ex-
kursionen beginnen und unter Vermeidung zu großer Ge-
waltanwendung allmählich an Extensität zunehmen. Bei Reiz-
znstand des Oelenkes kann maii auch noch eine Gewichts-
extension oder eine kurze, stundenweise Fixation in einem
leichten Verbände anschließen.
Bei Eintritt stärkerer Reaktionserscheifiungen ist die
mechanische Behandlung für einige Tage auszusetzen; während
dieser Zeit Wärme und Stauung, eventuell in Verbindung mit
leichter permanenter Extension.
Für die meehanisehe Behandlung respektive Mobilisierung
an den distalen Gelenken leisten atich die Bierschen Saug^
apparate recht gute Dienste.
Bei hochgradigen Kontrakturen und fibrösen Anky-
losen orthopädisch-chirurgische Maßnahmen. In schonendster
Weise wirkt eine kräftige permanente Extension oder
Redression, die entweder als Gewichtsextension oder zweck-
mäßiger mittelst portativer Apparate (am besten Hessing-
seher Schienenhülsen apparate) ausgeführt wird. Bei der Apparat-
behandlung allmähliche Korrektur der Deformität durch
Anwendung von Federn oder elastischen Zügen; hierbei wird
am ehesten das Wiederaufflackern des Gelenkpro^esses ver-
mieden. Mit Apparatbehandlung aber auch stets Massage
(Gelenk- und Muskelmassage) zu verbinden.
In schweren Fällen durch gewaltsames Redresse-
ment in Narkose Lösung der Verwachsungen, hierauf
PHYSIKALISCHE THERAPIE. 369
Fixationsverband für liöchstens 8 — 14 Tage (Gefahr der
Wiederverwachsung!); nach Verbandabnahme sofort Massage-
und Gymnastikbehandlang.
Bei knöchernen Ankylosen in funktionell un-
brauchbarer Stellung Osteotomie, eventuell zur Her-
stellung eines beweglichen Gelenks Resektion mit Inter-
position eines Fettlappens.
4. Elektrotherapie. Zur ßchmerzstillung sowohl Fara-
disation (Drosdorf) als auch Galvanisation (6 — 8 M. A.
quer durch das Gelenk oder eine Elektrode zentral, die
andere auf dem Gelenk). Außerdem Anwendung der Elek-
trotherapie neben Massage zur Behandlung der Atrophie
(Faradisation mit der Rolle).
h) Allgemeinbehandlung. Im subakuten Stadium
leisten bei Befallensein mehrerer Gelenke heiße Vollbäder
(eventuell mit Zusatz reizender Substanzen) sehr oft gute
Dienste; auch zur Vornahme von passiven Bewegungen und
Mobilisierungsversuchen. Beachtung der Herztätigkeit! Ferner
Gebrauch von Sandbädern, Dampfkasten- und Lichtbädern,
Sonnenbädern. Auch hydroelektrische (Vierzellenbad) und radio-
aktive Bäder von Nutzen. Im chronischen Stadium des Gelenk-
rheumatismus neben der mechanischen Behandlung der Gebrauch
von Thermen — indiflferenten , Kochsalz- und Schwefel-
thermen — indiziert; auch Moor- und Schlammbäder sind zu
empfehlen.
3. Arthritis gonorrhoica chronica. Im allge-
meinen die gleichen Behandlungsmethoden wie beim chronischen
Gelenkrheumatismus; besonders die lokalen Heißluftbäder
sind ein wertvolles therapeutisches Hilfsmittel. Massage und
Gymnastik sollen den Wärmeprozeduren auch hier unmittelbar
folgen; solange noch Reste der Gonorrhöe vorhanden
sind, ist bei der Massage des Gelenkes Vorsicht notwendig!
4. Arthritis deformans. Ähnliche Behandlung wie
beim chronischen Gelenkrheumatismus. Bei Schmerzen und
Schwellung Anwendung von lokalen Wärmeapplikationen, be-
sonders Heißluftbädern, doch sind zu hohe Temperaturen zu
vermeiden. Stauungsbehandlung meist ohneErfolg! Wichtig
vom Anfang an Massage, Gymnastik und Elektrizität (Kräf-
tigung der Muskulatur, Mobilisation der Gelenke und Ver-
hütung von Verwachsungen, Abschleifung der Gelenkenden
F e 1 1 n e r, Therapie der Wiener Spezialärzte. 24
370 PHYSIKALISCHE THERAPIE.
durch fleißige Bewegang). Daneben Thermalbadekaren, Licht-
bäder, Sandbäder.
Bei starken Schmerzen vorübergehende Ruhig-
Stellung; hierbei ist auf die Stellung des Gelenkes
zu achten, damit eine etwaige Fixation des Gelenkes in
einer für die Funktion günstigen Stellung erfolgt. Bei Arthritis
def. der unteren Extremitäten, besonders der Hüfte (Malum
coxae senile) ist bei gleichzeitiger Massage- und Gymnastik-
behandlung das Tragen von entlastenden Schienen-
hülsenapparaten zu empfehlen, da hierbei durch Distrak-
tion der Gelenkenden der andauernde Reiz des Gelenkes
behoben und so das Fortschreiten des Gelenkprozesses auf-
gehalten wird.
Bei hochgradiger Gelenkdeformierung und Funktions-
behinderung eventuell chirurgische Eingriffe (Osteotomie,
Resektion).
Bei Arthritis deformans und ankylosierender
Entzündung der Wirbelsäule Therapie ziemlich machtlos.
In beginnenden und noch nicht zu weit vorgeschrittenen
Fällen Wärmeapplikation (Heißluftkasten, elektrisches
Lichtbad, Thermalbadekuren) in Verbindung mit Massage
des Rückens und Gymnastik, zweckmäßig auch in Ver-
bindung mit einem Stützkorsett.
5. Gicht. Bei der chronischen Gicht kommen neben
einer entsprechenden Diät in Anwendung: Wärme, und
zwar sowohl in Form allgemeiner Anwendungen (Heißluft,
elektrisches Lichtbad, heiße Bäder, 38 — 40®, nicht zu hohe
Temperaturen!), Thermalbäder (indifferente Kochsalz- und
Schwefelthermen) als auch lokaler Applikation besonders
zur Behandlung der Tophi. Für die Lokalbehandlung weiterhin
Massage- und Gymnastikbehandlung der Gelenke und
Gelenkschwellungen.
6. Nervöse Gelenkerkrankungen. Bei den Ge-
lenkneurosen neben Allgemeinbehandlung der Hysterie
und Neurasthenie Lokalmassage, Gymnastik, Elektrizität; in
schwereren Fällen bei großer Schmerzhaftigkeit manchmal für
kurze Zeit Anlegung eines fixierenden Verbandes oder Tragen
eines Schienenhülsenapparates indiziert.
Bei den nervösen Arthropathien (Tabes, Syringo-
myelie) zur Verhütung fortschreitender Deformierung des
PHYSIKALISCHE THERAPIE. 371
GeleDkes frühzeitige Anwendung entlastender Schienen-
hülsenapparate. Bei Gelenkschwellung leicht kompri-
mierender Verband; lokale Wärmeapplikation zuweilen günstig
wirkend.
7. Tuberkulöse Gelenkentzündungen. Vor allem
Ruhigstellnng des erkrankten Gelenkes; an den unteren
Extremitäten kommt noch Entlastung und eventuelle
Extension hinzu. Am besten ambulante Behandlung
mittelst portativer Stützapparate (Hessingsche Schienen-
hülsenapparate).
Daneben Allgemein behandlung, Jod- und Moor-
bäder, am besten unbeschränkter Aufenthalt am Meer (See-
hospiz).
Für die lokale Behandlung des Fungus leistet die
Biersche Stauung an den distalen Gelenken (Hand, Ell-
bogen, Fuß und Knie) täglich durch 1 — 4 Stunden sehr
gute Dienste. Bei Hydrops tuberculosus Punktion und
Jodoform-Glyzerinbehandlung; diese eventuell auch bei Fungus.
Bei schon ausgebildeten Kontrakturen oder fehler-
haften Gelenkstellungen Korrektur durch orthopädische
Behandlung (bei Coxitis Dollin gersches Verfahren, all-
mähliche Korrektur im Schienenhülsenapparat; bei Knie-
kontrakturen Anwendung von Schienenhülsenapparat mit
federnder Schlägerklinge); forciertes Redressement wegen
Gefahr eines Rezidivs kontraindiziert! Bei Ankylosen
in fehlerhafter Stellung chirurgischer EingriflF: Osteoto-
mie, eventuell Resektion.
C. Traumatische Gelenkerkrankungen.
Bei frischen Gelenkverletzungen außer sonstiger
lokaler, eventuell chirurgischer Behandlung zur Verhütung
von Gelenkversteifungen und Atrophie der umgebenden Mus-
kulatur möglichst frühzeitige Anwendung der Massage
und Gymnastik.
Bei posttraumatischen Kontrakturen mechanische
Behandlung mittelst Massage, aktiver, passiver und Wider-
standsgymnastik, sowohl manuell als an Apparaten zweck-
mäßig in Verbindung mit thermischen Prozeduren (besonders
Heißluftbehandlung) und auch Stauung. Täglich wiederholtes
24*
372 PHYSIKALISCHE THERAPIE.
manuelles Redressement und Anwendung von permanent
wirkenden redressierenden Apparaten (siehe chronischer Ge-
lenkrheumatismus). M. Haadek.
6. Die physikalische Therapie der Infektions-
krankheiten.
Die physikalische Therapie der akuten Infektions-
krankheiten ist zunächst hydriatischer Natur. Die
Wasserbehandlung genügt nicht nur symptomatischen, sondern
auch kausalen Indikationen und entfaltet Wirkungen, die
sowohl in der Beeinflussung der Fieberkurve wie in dem
Gesamtverlaufe der Erkrankung zutage treten. Es muß als
Prinzip der Behandlung akuter Infektionskrankheiten aus-
gesprochen werden, daß die medikamentöse Antipyrese weit-
aus gegenüber der hydriatischen Behandlung zurücksteht,
und daß wir auf Grund der klinischen Erfahrungen die
hydriatische Therapie der akuten Infektionen in den Vorder-
grund stellen müssen.
Daneben dürfen aber die sonstigen Methoden der physi-
kalischen Therapie, insonderheit alle jene Maßnahmen, welche
sich auf die Wahl der Diät und die Krankenpflege beziehen,
nicht vernachlässigt werden; denn in ihrer sorgsamen Be-
achtung liegt ein guter Teil des Erfolges.
Das Fehlen der Regulationsvorgänge für den Wärme-
haushalt des Organismus, der an einer akuten fieberhaften
Infektionskrankheit leidet, verlangt zunächst Methoden, welche
die im Fieber gesteigerte Oxydation und damit die Wärme-
produktion herabsetzen; ferner müssen Methoden gewählt
werden, welche die äußere Haut im Sinne der Vermehrung
der Wärmeabgabe beeinflussen, indem sie einerseits den
Organismus zu vermehrter Wärmeabgabe veranlassen und
anderseits die Wärmeabgabe an die umgebenden Medien
erleichtern.
Zu diesem Zwecke benützen wir alle jene physikalischen
Faktoren, welche die Aufnahmsfähigkeit der umgebenden
Medien für Wärme steigern; wir sorgen für einen ent-
sprechenden Feuchtigkeitsgehalt der Luft durch Verdunstungs-
apparate und Luf taufeuchter, weil die Wärmekapazität der
feuchten Luft erheblich größer ist als die der trockenen;
PHYSIKALISCHE THERAPIE. 373
wir verwenden Ventilationsvorrichtungen, damit immer neue
Luftmengeu mit dem wärmeabgebenden Organismus in Ver-
bindung kommen, weil die bewegte Luft ein größeres Ab-
ktihlungsvermögen entfaltet als die ruhige Luft, und wir
wenden endlich unser Augenmerk auf zweckmäßige Kleidung
und zweckmäßige Lagerung der Kranken.
Zur Vermehrung der Wärmeabgabe selbst bemühen wir
uns, die Schweißsekretion zu vermehren, damit größere
Mengen von Schweiß auf der Haut verdunsten. Neben dem
Vorteil, daß durch die vermehrte Verdampfung von Flüssig-
keit, auf der Haut größere Mengen von Wärme gebunden
werden und daß dadurch eine Steigerung der Wärmeabgabe
möglieh wird, hat die Vermehrung der Schweißsekretion
noch den Vorteil, daß Toxine aus dem Organismus abge-
führt werden und dadurch gleichzeitig in kausaler Hinsicht
zweckmäßige Arbeit geleistet wird.
Den mächtigsten Einfluß im Sinne der Wärmeentziehung
haben freilich die eigentlichen hydriatischen Methoden, welche
einen unmittelbaren Kontakt des erkrankten Organismus mit
dem kühlen Medium veranlassen und dadurch eine starke
Wärmeentziehung herbeiführen. Hierher gehören die kalten
Bäder, die kalten Umschläge und die kalten Einwicklungen.
Zum Unterschiede von diesen hydriatischen Methoden, welche
die Verwendung des Kältereizes zum Zwecke haben, be-
nützen wir unter gewissen Umständen, namentlich bei Neigung
ZQ Herzschwäche, gerne den Heißwasserreiz und erzielen
damit, wie etwa bei der Behandlung von Zerebrospinalmenin-
gitis, bei Cholera und nicht selten in der Behandlung von In-
fektionskrankheiten bei Kindern, sehr befriedigende Resultate.
Die Kenntnis der Erregbarkeit der Hautgefäße
ist für jeden einzelnen Fall von großer Wichtigkeit; unsere
Maßnahmen richten sich in erster Linie nach der BeschaflFenheit
der Hautvasomotoren. Es ist deshalb notwendig^ sich vor
Einleitung der hydriatischen Behandlung von ihrer Erreg-
barkeit zu überzeugen; eine gesteigerte Erregbarkeit, wie
sie bei Typhus, bei Pneumonie und bei Malaria in der
Regel zu finden ist, macht andere Maßnahmen nötig als eine
Lähmung der Vasomotoren, wie wir sie bei Scarlatina und
Morbillen finden. Die Prüfung der vasomotorischen Erreg-
barkeit erfolgt am besten mittelst einer einfachen Waschung
374 PHYSIKALISCBGE THERAPIE.
einzelner Körperteile, indem man die betreflfende Körper-
partie mit einem in kaltes Wasser getauchten Tuch einhüllt,
auf dem Tuche naß abreibt, dann trocken reibt und gut
bedeckt. Man behandelt zunächst die oberen Extremitäten,
dann Brust und Bauch, darauf den Racken und endlich die
unteren Extremitäten. Von dem Aussehen der Haut nach
dieser Prozedur hängt die Wahl der hydriatischen Maß-
nahmen ab. Bleibt die Haut anämisch, so verwendet man
längere wärmere Bäder (22 — 24<^ C) mit kräftigen Ab-
reibungen während derselben; zeigt die Haut eine cyanotiscfae
Verfärbung, der Livedo annularis entsprechend, so sind
Stammumschläge und flüchtige kalte Waschungen des ganzen
Körpers indiziert. Wird die Haut gleichmäßig rot, so genügt
die Verwendung von Halbbädern.
Selbstverständlich darf der fiebernde Kranke nicht selbst
ins Bad steigen; er muß ins Bad gebracht und wieder aus
der Wanne herausgehoben werden. Beim Halbbade, das
bei den fieberhaften Infektionskrankheiten zumeist in An-
wendung kommt, reicht das Wasser bis zur Nabelhöhe des
Badenden; auf dem Kopfe befindet sich ein in kaltes Wasser
getauchtes Tuch, der Hals und die Brust werden mit Wasser
benetzt und der Kranke so gelagert, daß er zunächst eine
sitzende Stellung einnimmt; der Badediener übergießt Kopf,
Rücken und Schultern mit dem Badewasser, während zur
gleichen Zeit entweder durch den Kranken selbst oder durch
einen zweiten Badediener Brust, Arme und Gesicht mit dem
Wasser abgerieben werden. Das Wasser soll dabei etwa
22 — 23^ C zeigen. Nach einer Minute wird der Kranke
zurückgelegt, so daß er eine mehr horizontale Lage einnimmt,
und an der Brust, dem Bauch, den Armen und den Beinen
partienweise abgerieben, dann mit einem etwas kühleren
Wasser (durch Zuschütten von kaltem Wasser wird die
Temperatur des Badewassers um 1 — 2® C herabgesetzt)
Übergossen und wieder gut abgerieben. Die Dauer des
Bades soll im Anfang 4 — 5 Minuten dauern; nach 8 bis
4 Bädern verlängert man die Dauer der Bäder allmählich auf
10 — 15 Minuten. Bei Eintritt von Kollaps muß das Bad
unterbrochen werden; bei Frostgefühl bleibt der Kranke im
Bade und wird während der ganzen Dauer des Bades intensiv
Übergossen und abgerieben , bis das Frostgefühl verschwunden
PHYSIKALISCHE THERAPIE. 375
ist; sollte ein zweiter Frost während des Bades auftreten,
so muß das Bad gleichfalls sofort beendet werden.
Nach dem Bade wird der Kranke für eine Stunde un-
abgetrocknet in ein Leintuch eingeschlagen und gut zuge-
deckt ins Bett gebracht; durch das Nachdunsten wird die
Wärmeabgabe vermehrt.
Bei Benommenheit des Kranken ist es zweckmäßig, vor
dem Schlüsse des Halbbades aus einer Höhe von einem
Meter kaltes Wasser auf den Kopf zu gießen.
Die Bäder werden vier- bis sechsmal täglich wieder-
holt, auch in der Nacht müssen bei schwereren Fällen ein bis
zwei Halbbäder gegeben werden.
Bei leichteren Fällen genügt es, zwei- bis dreimal im
Tage ein Bad zu verabreichen; am zweckmäßigsten wählt
man dann die Remissionsperiode der Tagesschwankungen,
also die Zeit von 7 Uhr abends bis 7 Uhr morgens und
die Mittagsstunden von 12 — 2 ühr.
Bei längerer Fieberbehandlung werden die gehäuften
Halbbäder teilweise durch andere Prozeduren unterbrochen;
am besten ist es, an Stelle einzelner Halbbäder kalte Ein-
wicklungenzu setzen; drei unmittelbar aufeinander folgende
Einwicklungen mit kaltem Wasser, die erste in der Dauer
von 5 — 10 Minuten, die zweite in der Dauer von Ya S^^^<^®?
die dritte in der Dauer von einer Stunde, mit nachfolgender
kräftiger Abreibung gentigen gewöhnlich zum Ersatz eines
Halbbades. Die Einwicklung wird in der Weise vorbereitet,
daß eine breite wollene Decke auf das Bett und darauf ein
großes, in kaltes Wasser getauchtes Leintuch gelegt wird.
Der Kranke legt sich, nach vorhergegangener trockener
Abreibung der Füße und nach Waschung des Kopfes und
Gesichtes mit kaltem Wasser, auf das nasse Leintuch und
wird darin so eingesehlagen, daß es überall dem Körper
glatt anliegt und daß sich zwischen zwei aneinanderliegenden
Hautflächen eine Leinwandlage befindet. Die Wolldecke
wird hierauf um die Leinwanddecke sorgfältig herumge-
schlagen , so daß sie besonders am Halse gut abschließt und
der wie in einen Wickel gehüllte Kranke mit Federbetten
bedeckt ist.
Eine andere Prozedur, die das Halbbad mit gutem Er-
folge vertreten kann, ist das allmählich abgekühlte Bad.
376 PHYSIKALISCHE THERAPIE.
Der Kranke liegt im Bade mit etwas erhöhtem Oberkörper
in halbliegender Stellung, so daß das Wasser an die Brust-
warzen reicht. Die Temperatur des Wassers wird zn Anfang
des Bades um etwa 5^C niedriger als die Körpertemperatur
gewählt und innerhalb einer Viertelstunde allmählich durch
Zufluß von kaltem Wasser auf 22® C vermindert; während
der ganzen Badedaner, die etwa eine halbe Stunde betragen
soll, muß der ganze Körper leicht frottiert und mit dem
Badewasser abgespült werden. Der Kopf und der Rücken
werden dabei mehrmals mit Wasser von 15^0 begossen. Wenn
trotz des Frottierens lebhaftes Frösteln auftritt, wird das
Bad abgebrochen, der Kranke in das vorher erwärmte Bett
gebracht und gut zugedeckt.
Eine sehr empfehlenswerte weitere Methode zum Ersatz
einzelner Halbbäder ist die Verabreichung kohlen&aurer
Bäder; die Badetemperatur beträgt 24 — 260C, die Bade-
zeit 10 Minuten; der von der Kohlensäure ausgeübte Haut-
reiz ermöglicht es, die Abkühlung des Badewassers zu unter-
lassen. Während des Bades muß für Zufuhr frischer Luft,
eventuell durch Zufächeln gesorgt werden, da sonst manchmal
Schwindel und Kopfschmerz auftreten. Nach dem Bade
wird der Kranke ins Bett gebracht und bleibt ohne Ein-
wicklung ruhig liegen.
Bei Neigung zu Kollaps, bei der, wie oben erwähnt,
die hier angeführten Prozeduren kontraindiziert sind, macht
man von warmenBädern Gebrauch ; man beginnt mit einer
Wassertemperatur von S2^ G und steigert sie auf 38<^C; auf
jedes Bad folgt eine feuchtwarme Einwicklung, die drei
Stunden liegen bleibt; diese Prozedur wird alle drei Stunden
wiederholt.
Die Maßnahmen der Therapie dürfen sich aber nicht
auf diese hydriatischen Methoden beschränken, sie müssen
sich auch gegen die Folgen der Oxydationssteigerung und
gegen die Konsumption von Eiweiß und Fett unter dem
Einflüsse der Infektion richten. Die therapeutische Über-
legung muß auch darauf Rücksicht nehmen, daß der Or-
ganismus nicht nur seine eigene Körpersubstanz aufzehrt,
sondern auch darauf, daß die Sekretion der Verdauungssäfte
wesentlich gestört, die Resorption im Darmtrakte vermindert
und die Assimilation der Nahrung stark beeinträchtigt ist.
PHYSIKALISCHE THERAPIE. 377
Die Diätotherapie hat demnach bei den akuten Infek-
tionskrankheiten zwei Indikationen zu genügen, dem durch die
Protoplasmavergiftung bedingten Eiweiß verloste entgegenzu-
arbeiten und die infolge der ungenügenden Nahrungsaufnahme
eintretende Inanition hintanzuhalten. Die Nahrung muß
flüssig oder halbflüssig, der Brennwert der Nahrungsstoflfe
im Verhältnisse zu Gewicht und Menge sehr groß sein, und
alle jene Nahrungsmaterialien, die leicht abnormer Gärung
verfallen, müssen vermieden werden, damit nicht neue
Intoxikationsherde geschaflfen werden.
Die bei den fieberhaften Infektionskrankheiten auf-
tretenden Wasserverluste fordern eine reichliche Wasser-
zufuhr; neben dem Ersätze der fehlenden Flüssigkeit hat
die Flüssigkeitzufuhr noch den Zweck, die Ausscheidung der
im Blute zirkulierenden Protoplasmagifte zu fördern.
Die Nahrung darf nur in kleinen Mengen, etwa alle
drei Stunden gereicht werden und muß niedrig temperiert
sein; die Suppen müssen lau und die Getränke kühl sein;
nur bei Schwächezuständen sind heiße Alkoholika erlaubt.
Der Pflege des Mundes muß besondere Sorgfalt zuge-
wendet werden, eventuell muß man die Säuberung des
Mundes mittelst weicher Leinenläppchen vornehmen lassen.
Bei den chronischen fieberhaften Infektions-
krankheiten liegen die Indikationen ziemlich anders. Die
Temperaturerhöhung ist geringer, die Remissionen des Fiebers
dauern länger, die Verdauungssäfte werden besser sezerniert,
die Leistung des Verdauungstraktes hinsichtlich Resorption
und Assimilation ist größer, und der. Verbrauch des eigenen
Eiweiß- und Fettbestandes ist vermindert. Von hydriatischen
Methoden kommen als tonisierende Methoden zumeist Teil-
waschungen und Abreibungen in Betracht; da nun der
Reiz bei Anwendung der Kontrastwirkungen weitab liegender
Temperaturen am stärksten ist, so empfiehlt es sich, den
Reiz einer Teilwaschung oder einer Abreibung durch einen
vorhergehenden Wärmereiz zu steigern; am besten eignet
sich dazu ein Dampfkastenbad von 25 Minuten Dauer und eine
feuchte Einpackung von 30 — 40 Minuten; in vielen Fällen
genügen auch trockene Abreibungen als Vorprozedur vor
der Teilwaschung. Die Temperatur des Wassers, das zur
Teilwaschung oder zur Abreibung verwendet wird, soll
378 PHYSIKALISCHE THEEAPIE.
15® C nicht übersteigen; man sieht oft, daß Anämische bei
Verwendung von warmem Wasser zur Abreibung ziemlieh
lange frieren und sich auch nachher nur schwer erwärmen.
Der Indikation der Wärmeentziehung entsprechen auch
die bei chronischen fieberhaften Infektionskrankheiten ver-
wendeten Regenduschen mit Wasser von 10 — 15® C in
der Dauer von 2 — 3 Minuten; will man höher temperiertes
Wasser benutzen, so muß mau den zu geringen thermischen
Reiz mit einem starken mechanischen Reize verbinden, indem
man den Wasserdruck der Regendusehe erhöht.
Der Brennwert der Nahrung, der sich bei den akuten
Infektionskrankheiten nur nach dem Kalorieubedürfnis des
Organismus richtete, muß bei den chronischen Infektions-
krankheiten dieses Bedürfnis übersteigen und auch auf den
Stoflfanbau Rücksicht nehmen; man muß deshalb eine Über-
ernährung mit Eiweiß und Fett einführen.
In manchen Fällen kann man sich zur Hebung der
Ernährung mit gutem Erfolge der elektrischen Behandlung
mittelst der Hochfrequenzströme bedienen; man sieht
unter dieser Behandlung, daß sich der Appetit hebt, die Ver-
dauung erleichtert und die Widerstandsfähigkeit des Organimus
erhöht wird. Am besten eignet sich dazu die Auto-
konduktion nach d'Arsonval, bei welcher sich der Körper
im Innern eines Solenoids befindet und von induzierten Strömen
durchflössen wird, die in ihrer Frequenz den Strömen des
Solenoids gleichstehen. F. Winkler.
7. Hydrotherapie der Infektionskrankheiten der
Eänder.
1. Zur Antipyrese. Bei Temperatur über 39® Stamm-
umschläge mit Wasser von 24® C 3mal durch Y, Stunde
oder Bad von 35— 32® C auf 30—28® abgekühlt durch
5 — 10 Minuten, frottieren! 1/4 Stunde vorher eventuell 3 — 5 g
Kognak in etwas Milch, nicht mehr als 2 — 3 Bäder im Tag.
2. Zur Bekämpfung des Kollapses sowie zur
Anregung tiefer Respirationen (Expektoration) bei
Bronchopneumonien Bad von 35 — 32® C mit wieder-
holten kurzen Nackengtissen von brunnenkaltem Wasser.
PHYSIKALISCHE THERAPIE. 379
3. Dnnstumscbläge mit abgestandenem Wasser,
3 — östündig zu wechseln, Applikation um den Hals, Brust,
Bauch. Im Prodromalstadium akuter Exantheme vermeidet
man im allgemeinen hydropathische Prozeduren; doch ist das
Bestehen eines Exanthems durchaus keine unbedingte Kontra-
indikation. Ausgezeichnete Wirkung von Bädern mit kühlen
Übergießungen bei Masernpneumonien. Lauwarme protrahierte
Bäder bei Scharlach mit Nephritis wirken vorzüglich diuretisch .
Im allgemeinen sind die Prozeduren um so milder zu ge-
stalten, je jünger das Kind ist; bei Säuglingen sehr vor-
sichtige Wärmeentziehung, sonst Kollaps! Hecht.
8. Die Behandlung der Sprachstörungen.
Einteilung der Sprachstörungen in periphere und
zentrale. Zu den ersteren gehören die Sprachstörungen
infolge von Taubheit oder Schwerhörigkeit, ferner die
verschiedenen Arten von Stammeln und Näseln. Die
zentralen teilt man in organische zentrale (amnestische,
motorische und sensorische Aphasie) und funktionelle zen-
trale Sprachstörungen — hierher gehört das Stotter« und
Poltern — ein. Eine besondere Stelle nimmt die Sprach-
störung ein, die wir mit dem Namen Hörstummheit be-
zeichnen.
Bevor ich auf das Wesen und die Behandlung der
Sprachstörungen eingehe, will ich besonders betonen, daß
ich dieselben an dieser Stelle nur ganz kurz besprechen
will, aber doch so weit, um dem praktischen Arzte auch in
diesem Fache wenigstens die wichtigsten Gesichtspunkte
der Therapie vor Augen zu führen.
Die eigentliche Behandlang dieser Affektionen, die nebst
guter Beobachtungsgabe unendliche Geduld und Mühe
seitens des behandelnden Arztes erfordert, wird wohl in den
meisten Fällen nur ein speziell damit sich beschäftigender
Kollege durchführen können.
Die Tanbstammheit (Surdo-Mutitas). Die Diagnose
ist leicht, wenn das Fehlen des Gehörs diagnostiziert ist.
Differentialdiagnose gegenüber der Hörstummheit (s. d.)
und idiotischer Stummheit. Besonders wenn die Idiotie
380 PHYSIKALISCHE THERAPIE.
nicht sehr ausgeprägt ist, manchmal schwer; nur durch
längere persönliche Beobachtung zu bestimmen.
Behandlung. Nach der sogenannten ;, deutschen
Methode". Keine Zeichen- und Gebärdensprache, sondern die
Lautsprache durch Absehenlernen gewinnen. (Beobach-
tung bzw. Kombination der Lippen-, Wangeur und ünter-
kieferbewegungen.) Die Perzeption durch das Auge wird
unterstützt durch Ausbildung des Gefühls. Prognose: Sehr gut.
Die Patienten gewinnen in 3 bis 6 Jahren eine vollständig
lautreine Sprache, die durch weitere Behandlung auch mo-
dulationsfähig wird. In Fällen, wo ein normales Gehör vor-
handen war, aber nach und nach schwand, z. B. bei der
Otosklerose, kann man durch dieselbe Therapie in wenigen
Monaten das Ziel erreichen. Dort, wo deutliche Hörreste
vorhanden sind (bei geringgradigerer Schwerhörigkeit), kann
man durch methodische Hörübungen das Gehör für
Wort-, ja auch für Satzgehör bessern.
Das Stammeln (Blaesitas, Psellismus).. Irrtümlich meist
als eine leichtere Art von Stottern bezeichnet; mit diesem
hat es aber gar nichts gemein. Unter Stammeln ver-
stehen wir die mangelhafte Aussprache oder das
Fehlen eines oder mehrerer Laute, z. B. fehlerhafte Aus-
sprache des s = Sigmatismus, Gammagismus = die des k,
Lambdazismus = die des 1, Rhotazismus = die des r etc.
Ursachen: Verspätete Sprachenentwicklung, eine gewisse Un-
geschicklichkeit der Sprach Werkzeuge, Zahndefekte, Zahnmiß-
bildungen, abnorm hoher Gaumen (adenoide Vegetationen) etc.
Sigmatismus: 1. interdentalis (Lispeln, Anstoßen).
Das s, z und x wird so gebildet, daß die Zungenspitze zwischen
die Zähne gesteckt wird oder gegen dieselben anstößt;
2. lateralis (Hölzeln). Der Luftstrom tritt seitwärts
aus dem Munde heraus:
3. stridans (Zischen). Bildung eines sehr scharfen s;
4. nasalis. Der Luftstrom entweicht bei der s-Bildung
durch die Nase.
In ähnlicher Weise werden auch die anderen Formen
von Stammeln eingeteilt. Ein sehr häufiger Fehler ist auch
der Paragammazismus: Statt k wird t, statt g — d ge-
sprochen, z. B. statt Kaffee — Taffee etc.
PHYSIKALISCHE THERAPIE. 381
Behandlung: Auf rein physiologischem Wege,
d. h. ich bilde jeden einzelnen Laut bzw. den zu korrigie-
renden in derselben Weise, wie er normal sein soll.
Als Hilfsmittel bedienen wir uns kleiner Sonden, die
man sich für jeden Fall speziell anfertigt; mit diesen regu-
lieren wir die fehlerhafte Lage der Zunge, korrigieren
die Richtung der den Laut bildenden Atmungsluft etc.
Prognose: Sehr gut. Dauer der Behandlung: Je nach dem
Falle, einige Tage bis einige Wochen.
Das Näseln (Rhinolalia) :
1. clausa (verstopftes);
2. aperta (offenes).
Ad 1. Hervorgerufen durch Geschwülste in der Nase,
Polypen, Hypertrophien der Muscheln, durch starke adenoide
Vegetationen etc. Die Sprache klingt „tot", wie bei einem
starken Schnupfen.
Therapie: Solche Fälle gehören in die chirurgische
Behandlung eines Rhinologen. Meist stellt sich nach
erfolgter Operation eine normale Sprache ein; wo dies
nicht der Fall ist, sprachärztliche Behandlung, systematische
Einübung einer hellen Lautbildung, „Ton nach vorne brin-
gen" etc.
Ad 2. Rhinolalia aperta, infolge von Lähmungen des
Gaumens (nach Diphtherie, zentraler Natur), ferner bei er-
worbenen und angeborenen Gaumendefekten.
Die Sprache klingt stark offen näselnd, dabei besteht
undeutliche und mangelhafte Aussprache der einzelnen
Laute (Stammeln).
Behandlung: Bei den erworbenen Gaumendefekten
(durch ülzerationen, Traumen etc.) stellt sich meist bald
post operationem eine gute Sprache ein. Das Näseln nach
Diphtherie soll, wenn es nicht sehr bald verschwindet,
möglichst bald behandelt werden, ehe noch das Näseln zur
Gewohnheit geworden ist. Behandlung so wie bei Gaumen-
defekten. Vorbedingung zur Behandlung der letzteren ist
entweder die Anlegung eines gut sitzenden Obturators oder
die Uranostaphylorrhaphie. Selbst auch die mit vor-
züglichem Erfolge durchgeführte Operation gibt puncto
Sprache meist ein nicht befriedigendes Resultat, es muß das-
382 PHYSIKALISCHE THERAPIE.
selbe durch sprachärztliche Behandlung vervollkommnet
werden. Diese besteht in Btimmübungen, eine Art Muskel-
gynniastik, wobei die kräftigen Muskelkontraktionen des
Larynx auf die hintere Rachenwand (Ausbildung des
sogenannten Passavantschen Wulstes) und von hier
aus weiter auf die Muskeln des neugebildeten Gaumensegels
oder, falls nicht operiert wurde, auf die den Obturator um-
schließenden Moskelpartien tibertragen werden. Dazu kommt
die Massage des Gaumensegels (mit einem Handobta-
rator nach Gutzmann), Anwendung des elektrischen Stromes,
dem vorliegenden Falle angepaßte Sprechübungen etc. Be-
handlungsdauer meist mehrere Monate. Prognose günstig,
es gelingt, die Sprache wesentlich zu bessern. In Fällen,
wo das neugebildete Velnm möglichst weit nach hinten
reicht und seine sowie die Beweglichkeit der hinteren
Bachenwand möglichst groß ist, bzw. ein angelegter Obturator
mit der hinteren Bachenwand einen dichten Abschluß bildet,
gelingt es, die Sprache zu einer vollständig normalen
zu gestalten.
Aphasie (amnestische, motorische, sensorische).
Die Behandlung der verschiedenen Arten von Aphasien
gibt eine viel bessere Prognose, als im allgemeinen ge-
glaubt wird. Fälle, die selbst mehrere Jahre (5 — 10 Jahre)
sprachlich unverändert blieben, können durch eine syste-
matische, monatelang durchgeführte sprachliche Behandlung
vorzügliche Erfolge aufweisen. Freilich erfordert eine der-
artige Behandlung seitens des Patienten und des Arztes
unendliche Geduld und Ausdauer. Neben den sonstigen thera-
peutischen Maßnahmen, die der behandelnde Arzt je nach
der Ätiologie des Falles (Embolie, Apoplexie etc.) in An-
wendung bringt^ machen wir bei der amnestischen Apha-
sie methodische Übungen im Festhalten der Worte; wir be-
ginnen mit einzelnen Silben und gehen erst dann zu Worten
über. Die Worte müssen stets vor dem Spiegel geübt
werden, damit die Wortbewegungserinnerung die
mangelhafte Wortklangerinnerung unterstützt.
Motorische Aphasie. Die Methode, die hier befolgt
wird, schließt sich an die Methode des Lautsprachunterrichtes
bei Taubstummen an. Wiederaufbau der Sprache. Gleichzeitig
PHYSIKALISCHE THERAPIE. 383
mit diesen methodischen Artikalations- und Sprechübungen
läßt man Scbreibübungen mit der linken Hand vor-
nehmen (Theorie, daß die Schreibübungen mit der linken
Hand die rechte Seite des Gehirns befähigen, für die arti-
kulatorische Tätigkeit ein neues Sprachzentrum rechts leichter
auszubilden). Die praktische Beobachtung zeigt, daß mit der
Zunahme der Schreibgeschicklicbkeit gleichzeitig die Zunahme
der artikulatorischen Geschicklichkeit Hand in Hand geht.
Auch wird das Gedächtnis für die Laut folge unterstützt.
Sensorische Aphasie: Vorübungen, bestehend in einer
Art Gymnastik der Sprachwerkzenge (Lippen- und Zungen-
bewegungen).
Da die Perzeption des Gesprochenen mittelst des Wort-
klangzentrums nicht möglich ist, so bilden wir ein neues
Perzeptionszentrum aus: das Perzeptionszentrnm für die
Wortbewegungen, das durch das Auge vermittelt wird. Even-
tueller Versuch mit Hörübungen.
Das Stottern (Balbuties). Wesen und Symptome:
Es ist eine spastische Koordinationsneurose mit Auf-
treten von Krämpfen (im Beginne oder während des
Sprechens) in den zur Sprach produktion nötigen Muskel-
gruppeu (Atmungs-, Stimm-, Artikulationsmuskulatur). Die
Krämpfe sind tonisch oder klonisch. Bei allen Stotterern
Abnormitäten der Zwerchfellbewegung beim Sprechen stets
nachzuweisen (mittelst des Marey sehen Pneumographen),
die psychischen Störungen (Angst vor dem Sprechen — das
Stottern erzeugt die Angst und die Angst erzeugt wieder
das Stottern — , Verlegenheit etc.) meist sekundärer Natur
nur bei Erwachsenen. Auftreten von sogenannten Mit-
bewegungen (Stirnrunzeln, Augenzwinkern, Bewegungen
mit Händen und Füßen etc.), teils infolge einer gewissen
Übertragung der Anstrengung der Sprachmnskulatur auf
andere Muskeln, teils infolge des Bemühens, den Anstoß bei
der Sprache zu überwinden. Leichte Ermüdbarkeit und
sonstige Symptome von Neurasthenie. Daneben findet
man oft Störungen von Seite des Darmes (harten, un-
regelmäßigen Stuhl), Behinderung der Nasenatmung
(adenoide Vegetationen, Hypertrophie etc.), unruhiger
Schlaf usw. Meist tritt es im Gespräche mit Höhergestellten und
Vorgesetzten auf, weniger im Familien- und Freundeskreise.
384 PHYSIKALISCHE THERAPIE.
Beim SingCD, Fltistero und im Rhythmus tritt Stottern
stark zurück oder verschwindet ganz.
Kein Stotternfall ist dem andern gleich.
Ursachen. Wir nehmen (nach Kussmaul) eine an-
geborene, reizbare Schwäche der gesamten artikulatorischen
Koordination an. — In etwa der Hälfte der Fälle ist die
direkte Ursache unbekannt. — Oft im Anschluß an In-
fektionskrankheiten, plötzlichen Schreck, Fall, Schlag
(aber jedenfalls seltener als angenommen wird), Alkohol-
mißbrauch seitens der Eltern und der Kinder, Mastur-
bation seitens der letzteren. Eine große Rolle spielt die
Nachahmung (Familienmitglieder, Schule — psychische
Infektion). Direkte Erblichkeit (das stotternde Kind hat
seine stotternden Verwandten nie gehört) selten, meist handelt
es sich um eine gewisse Prädisposition, zu der dann die
Nachahmung hinzukam.
Therapie streng individuell. Durch systematische
Übung der normalen, zum guten Sprechen notwendigen Muskel-
bewegungen wird die richtige Koordination, i. e. das richtige
Zusammenwirken aller zum Sprechen notwendigen Muskeln
im Sinne einer einheitlichen Zweckerfüllung, dem Sprechen,
erzielt. Atemübungen, Übungen der Stimm- und Artikulations-
muskulatur (nach Gutzmann). Kein mechanisches Atmen
und Sprechen, sondern bewußtes Atmen, bewußtes
Sprechen. Ist dieses bewußte richtige Sprechen „in Fleisch
und Blut übergegangen", so spricht der Patient auch un-
bewußt gut, er ist geheilt. Daneben darf nie an die
Allgemeinbehandlung vergessen werden. Richtige Diät
(Bevorzugung von Vegetabilien), Sorge für regelmäßigen Stuhl,
viel Aufenthalt in freier Lufr, körperliche Gymnastik, reich-
licher Schlaf, eventuell leichte Kaltwasserbehandlung, die An-
wendung des elektrischen Stromes, Nervina (Camphora mono-
bromata 3 X 0,5 etc.) , Arsenbehandluog, chirurgische Be-
handlung gleichzeitiger Nasen affektionen (Polypen, Hyper-
trophie) und in seltenen, hierzu als geeignet erscheinenden
Fällen die Hypnose; diese allein gibt keinen Erfolg,
nur in Verbindung mit den anderen therapeutischen Maß-
nahmen. Gewöhnliche Suggestion ohne Hypnose hat oft
sehr guten Erfolg. Das Lebensalter des Patienten hat keinen
PHYSIKALISCHE THEBAPIE. 385
Einfluß auf die Therapie und Prognose. Rezidive kommen
vor, wenn man sich damit begnügt, die Stotterer, wenn die
Krämpfe einigermaßen tiberwunden sind, nach wenigen Tagen
oder Wochen zu entlassen. Die Übungstherapie soll womög-
lich wenigstens 10 — 15 Wochen durchgeführt werden. Die
gesamte Behandlung wirkt am besten in solchen Anstalten,
wo die betreffenden Patienten auch außerhalb der Ordination
in familiärer Weise sprachlich überwacht werden,
und man Gelegenheit hat, sie in das Sprechen mit Fremden
(Hausgenossen, Besuche, Besorgung von Einkäufen etc.) förm-
lich einzuführen. Schwieriger und zeitraubender ist die am-
bulatorische Behandlung, doch zeitigt auch diese vorzüg-
liche Resultate. Wenn irgendwie möglich, soll man eine
sprachliche Eontrolle bis über 1 — 2 Jahre ausdehnen. Auf
diese Weise kann man die Zahl der Rückfalle auf wenige
Prozent (2 — 4) einschränken.
Das Poltern (Bruddeln). Es besteht in einer Über-
hastung der Rede, Verschlucken von Silben und
Worten, die Rede wird unverständlich, oft tritt ein Durch-
einanderwerfen der Silben wie beim Silbenstolpern auf,
ja sogar momentane Sprachlosigkeit.
Die Ursache der Affektion liegt in der Sprach-
entwicklung selbst. In einer gewissen Periode erzeugt das
Mißverhältnis zwischen Sprechinst und Geschicklichkeit der
Sprachmuskulatur Poltern. Therapie: Ähnlich wie die des
Stotterns, Anwendung des Spiegels bei der Bildung der
einzelnen Laute, rhythmisches silbenweises Sprechen. (Es
.verschwindet da sehr leicht — dadurch Differentialdiagnose
gegenüber dem Stottern.) Eventuell sonstige Behandlung der
auch oft sonst nervösen Patienten. Die Prognose ist absolut
günstig, Behandlungsdauer 4 — 6 Wochen.
Die Hörstummheit (Audi-Mntitas , auch Alalia idio-
pathica Coen, Stummheit ohne Taubheit, genannt). Sie kenn-
zeichnet sich dadurch, daß das Kind — es handelt sich nur
um Kinder — wohl hört, alles versteht, auch auf-
merksam auf alles lauscht, aber nicht spricht. (Da-
durch unterscheidet sie sich von der Taubstummheit und
der idiotischen Stnromheit.) Solchen Kindern fehlt die
Lust an der Nachahmung. Bemerkenswert ist, daß sie
F e 1 1 n e r, Therapie der Wiener Spezial&rzte. 25
386 PHYSIKALISCHE THERAPIE.
auch die sonstigen körperliehen Bewegungen schwer und
spät erlernen. Ursachen: Erblichkeit (die Eltern hör-
stummer Kinder haben ebenfalls erst spät sprechen gelernt).
Auch plötzlicher Schrecken, Furcht, Verletzungen (Schlag
oder Fall auf den Kopf) werden als Ursache angegeben;
ferner frühzeitiger Alkoholgenuß seitens der Kinder,
Inzucht und das Vorhandensein einer großen Raohen-
mandel (in zirka 50 — 60^/o). (Man kann wohl da, bei dem
nahen Zusammenhäng zwischen den Lymphgefäßen des
Rachens und der Nase und denen des Gehirns, eine
Art Stauung als die Ursache der mangelnden Nerren-
erregung vom Klangzentrum aus zu dem motorischen Sprach-
zentrum annehmen.) Therapie: Warten bis zum 4. Lebens-
jahre. Nach Entfernung der eventuell vorhandenen Rachen-
mandel beginnt man mit dem Artikulationsnnterricht. Syste-
matischer Aufbau der Sprache. Sonstige allgemeine Be-
handlung. (Regelung der Diät, des Stuhles, körperliche
Gymnastik etc.)
Ich möchte diesen Abschnitt nicht sehließen, ohne auch
die anderen Sprachstörungen, die zur Behandlung gelangen,
wenigstens aufzuzählen: Das Silbenstolpern, die Bradylalie,
Mogilalie, Echolalie, Akataphrasie, Aphonia spa-
stica, die persistierende eunuchoide Fistelstimme, die
Sprachstörungen bei der Idiotie etc. Auch bei allen diesen,
die ja zum Teile mit schweren organischen Störungen zu-
sammenhängen, kann man durch systematische sprach-
liche Behandlung wenigstens eine Besserung der
Sprachproduktion erzielen, bei einigen, z.B. bei der per-
sistierenden Fistelstimme, ein vollkommen tadelloses Resultat*
Eine große Rolle spielt auch die Prophylaxe. Die
meisten Sprachaffektionen entstehen ja in der Zeit der
Sprachentwicklung. Man achte auf die Neigung vieler Kinder
zum hastigen Sprechen (die Gedanken eilen der noch mangel-
haften Sprechtätigkeit voraus) und halte sie in solchen
Fällen an, langsam und ruhig, Silbe für Silbe zu
sprechen. Sehr wichtig ist ferner die Fernhaltung
schlechter sprachlicher Vorbilder (Kindermädchen^
Spielkameraden etc.), man spreche den Kindern stets klar
und deutlich vor — ja nicht in der sogenannten Ammen-
sprache (z. B. Tomm mein sönes Tindchen) — ; es wird auf
PHYSIKALISCHE THERAPIE. 387
diese. Weise gelingen, viele Fälle von Stottern, Stammeln,
Poltern etc. im Keime zu ersticken.
Ich brauche wohl erst nicht zu betonen, daß die Be-
handlung der Sprachstörungen Sache des Arztes und
nicht der so viel herumreisenden Kurpfuscher, Routiniers und
„Wanderheillehrer" und sonstiger Laien ist, die den Erfolg
im vorhinein „garantieren", schließlich den armen Kranken
mit Kosten und Zeitverlust ungebessert entlassen und, was
hauptsächlich in die Wagschale f^Ut, um eine HoflFhung ärmer,
auf die er oft seine ganze Zukunft baute.
Die Behandlung jedes Sprachleidens soll mög-
lichst zeitlich beginnen, denn je später die Behand-
lung einsetzt, desto mehr tritt zu der Affektion als solcher
noch die Gewohnheit als altera natura, desto schwieriger
und zeitraubender ist die Behandlung. H.Stern.
9. Die physikalische Therapie bei Krankheiten
der Zirkulationsorgane.
Von Dr. Bruno Fellner jun. (Franzensbad).
1. Aufgaben and Ziele der physikalischen Therapie
bei Krankheiten der Ereislanforgane.
Die physikalische Therapie hat die medikamentöse teils
zu ergänzen, teils abzulösen und zu ersetzen. Sie hat das
Gleichgewicht zwischen Kraft und Last herzustellen, den
Herzmuskel zu kräftigen und den Widerstand im Gefäßsystem
zu regulieren.
unser „Blutmotor" macht ca. 4200 Umdrehungen in
der Stunde, erteilt mit jedem Herzschlag ca. 100^ Blut eine
Geschwindigkeit von Yg m und überwindet dabei einen Wider-
stand von ca. 150 mm Hg-Druck, Eine einfache Rechnung
lehrt, daß das kleine Herz die kolossale Arbeit eines Auf-
zuges leistet, der einen ca. 70 kg schweren Mann in 20 Tagen
den Himalaja hinaufziehen könnte.
Jede Störung in diesem Perpetuum mobile, sei es an
den Klappen, im Herzmuskel selbst oder auch im Gefäß-
schlauch erfordert eine stark vermehrte Arbeit, da ist es
nun die Aufgabe der physikalischen Therapie, die Störungen
zu beseitigen oder die vermehrte Arbeit zu erleichtern.
25*
388 PHYSIKALISCHE THERAPIE,
Ihr Ziel ist, dnrch Regelung der Ernährung Fett and
Eiweiß, durch Gymnastik und Massage Körper- und Herz-
mnskulatar in das richtige Verhältnis zu bringen, sie kann
durch Regelung der Fltissigkeitszufuhr, Trinkkuren usw.
einen Einfluß auf die Blutbeschaffenheit ausüben, dnrch Bäder,
insbesondere Kohlensänrebäder , den peripheren Widerstand
herabsetzen und das Herz zu langsamen, kräftigen Kon-
traktionen anregen. Sie soll die Kompensationsvorgänge
begünstigen, die Gefäßspannnng regulieren, das hydrostatische
Gleichgewicht im Gefäßsystem herstellen, eine abnorme Blut-
verteilung verbessern. Sie soll dem Herzen neue Nahrung,
vermehrte Blutzufuhr gewähren, sie soll dasselbe unter er-
leichterten Arbeitsbedingungen kräftigen. Ernährung, Übung
und Schonung des Herzens sind die drei Grundpfeiler der
physikalischen Therapie.
2. Mittel und Wege der physikalischen Therapie.
Anwendung von Kälte und Wärme.
Kalte Kompressen in der Herzgegend aufgelegt, wirken
bei Palpitationen, Aufregungszuständen aller Art beruhigend
ein, in gleicher Weise wirken kalte Kopf um schlage bei
Blutandrang zum Kopf, Schlaflosigkeit usw. günstig.
Die Eisblase wird in ein dreieckiges Tuch befeetigt
auf die Herzgegend gelegt. Sie ist ein souveränes Mittel bei
akuter Herzinsuffizienz, insbesonders bei jagendem Pulse, sie
ist bei akuter Endo-, Peri- und Myokarditis sowie bei Herz-
störungen fiebernder Kranker unentbehrlich.
Doch werden oft Kühlapparate, insbesonders die
Leiter sehen Kühlschlangen, besser als die Eisblase ver-
tragen. Sie stellen eine gleichmäßigere und mildere Kälte-
applikation dar.
Wärmeregulatoren. Durch die Leiterschen Schlan-
gen und durch andere aus Blech geformte Regulatoren kann
auch warmes Wasser von 15 — 30® C durchgeleitet werden,
dieselben werden ebenso wie die Heißwassergummibeutel
auf die Herzgegend aufgelegt. Wärme wirkt manchmal bei
starker Herzinsuffizienz, insbesonders bei Drucksteigerung
(Hochdruckstauung) günstiger als Kälte ein (Koronarsklerose).
PHYSIKALISCHE THERAPIE. 389
Allgemeine Regel. Nach Rosenbach ist Kälte dort
angezeigt, wo die Diastole wegen schwacher Organtätigkeit
nngentigend oder die nervöse Erregbarkeit stärker, Wärme,
wenn die Systole wegen geringer Gewebsarbeit nicht kräftig.
Schwitzprozediiren. Allgemeine nnr ausnahmsweise
und mit größter Vorsicht. Bei starker Wasserretention am
besten Anwendung der bekannten Phönix k air chaud.
Allgemeine Wärmezufuhr. Kühle, blasse, mit Blut
schlecht versorgte Körperteile werden bei ungenügender
Herztätigkeit massiert, mit heißen Tüchern frottiert, in warme
Bäder getaucht. Wärmeflaschen!
Bäder und Waschungen.
Kühle Bäder und Allgemeinprozeduren werden wegen
der dabei eintretenden starken Widerstandserhöhung durch
Gefäßkontraktion bei Herzkranken wenig empfohlen. Am
geeignetsten sind noch kurze laue Abreibungen, mit kräf-
tigem Frottieren verbunden. Bei Herzneurosen und bei starker
nervöser Erregung sind vorsichtig kühle Halbbäder zu geben.
Warme Bäder. Bäder von 24 — 26« R stellen infolge
der im Bade eintretenden Gefäßerweiterung eine schonende
Prozedur für das Herz dar. Therapeutisch werden sie meist
durch die COj-Bäder von derselben Temperatur ersetzt.
Heiße Bäder. Bäder über 24— 30» R, Schwitzbäder etc.
nur mit großer Vorsicht bei Herzkranken anwendbar.
Moor-, Schwefel-, Fango-, Schlammbäder sind bei
Herzkranken nur mit Temperaturen unter 24 — 30® und nur
als Halbbäder auch dann nur sehr vorsichtig zu versuchen.
Günstig ist eine Kombination wie die Kohlensäure-Moor-
bäder (am Boden fast trockenes heißes Moor, oben Kohlen-
säurebad) bei Herzkranken mit Gelenkschmerzen, Frauen-
leiden etc.
Natürliche Kohlensäurebäder.
Sie sind als die physikalische Digitalis anzusprechen.
Indikationen. Primäre und sekundäre Herzmuskel-
schwäche, Vitium cordis im kompensierten Stadium oder mit
leichten Kompensationsstörnngen, Fettherz und Myokarditis.
390 PHYSIKALISCHE THERAPIE.
Chronische Herz- und GefMßneurose, Basedow und Kropfherz,
Arteriosklerose, subjektive Herzbeschwerden, Fettleibigkeit,
Blutarmut, Herzstörungen bei Nephritis.
Bedingungen (Romberg). Das Herz muß einer Mehr-
arbeit fähig, die Bäder müssen gut abstufbar sein.
Kontraindikationen. Schwere Kompensationsstörun-
gen, starke Ödeme und Ascites, hochgradige Dyspnoe etc.,
schwere Koronarsklerose, akute rezente Entzündungsprozesse,
Aneurysma, Gefahr von Thrombose und Embolie.
Geeignete Bäder. Die zur Bereitung verwendeten
Mineralquellen müssen reich an Kohlensäure sein, die Berei-
tungsvorrichtungen sowie die Verschiedenheit der Quellen eine
gute Abstufung der Kohlensäuremenge ermöglichen, die Ter-
rainverhältnisse günstig, die Ärzte und das Badepersonal
geschult sein.
Als solche Herzkurorte werden (nach Romberg) beson-
ders in Deutschland Nauheim, in Österreich Franzensbad
empfohlen. Es kommen weiter noch: Oeynhanseo, Kissingen^
Cudowa, Marienbad usw. in Betracht.
Wirkung der COg-Bäder. Im Bade: Starke Erwei-
terung der Gefäße, verlangsamter kräftiger Herzschlag (Scho-
nung und Übung des Herzens), ruhige tiefere Atmung, Be-
schleunigung der Stromgeschwindigkeit des Blutes und des
Zuflusses zum Herzen (bessere Ernährung des Herzmuskels).
Der Blutdruck steigt oder fällt, die Pulsgröße (Pulsdruck)
nimmt konstant beträchtlich zu, die Pulsfrequenz ab. Die Wir-
kung hängt hauptsächlich vom Gehalt an COg ab. Jedes COg-
Bläschen übt einen Wärmereiz auf die Haut aus , während
das Wasserbläschen daneben wegen des hohen Indififerenz-
punktes einen Kältereiz ausübt. Neben dieser thermischen
Kontrastwirkung ist auch ':eine chemische vorhanden. Im Bade
meist wohliges Gefühl, danach bei den leichteren Bädern Er-
regung, bei den schwereren Ermattung.
Baderegeln. Man steigt stufenförmig in zirka 4 bis
6 Wochen von den schwächsten bis zu den stärksten Bädern.
Die Abstufungen werden durch stärkeren COj-Gehalt des
Bades, stärkeren Solezusatz, erniedrigte Temperaturen
(28 — 25® R) und sukzessive steigende Badedauer (8 — 18 Mi-
nuten) minutiös dosiert. Die höchste Stufe Strombäder,
PHYSIKALISCHE THERAPIE. 391
mit ständiger Erneuerung der CO2 durch Zu- und Abfluß
des Wassers während des Bades. Anfangs gibt man 3, später
4 — 5 Bäder wöchentlich. Eine richtige Kur ist nur an Ort
und Stelle unter Leitung des geschulten Badearztes möglich.
Kontrolle. Kritische Beurteilung der subjektiven Be-
schwerden der Patienten während und nach dem Bade, Kon-
trolle des Pulses (Sphygmographie und Sphygmomanometrie),
bei schweren Fällen Untersuchung im Bade. Verfolgen der
Änderung der Herzdämpfung, Töne, Geräusche, Funktions-
prüfung des Herzens etc.
Endeffekt. Lebhaftes Wohlbehagen und allgemeines
Kräftigungsgefühl, Beseitigung leichter Kompensationsstörun-
gen, zahlreicher, subjektiver Beschwerden, Verkleinerung der
Dilatation, Verlangsamüng und Kräftigung des Pulses, Regu-
lierung des Blutdrucks und der Blut Verteilung. Kurz: Spar-
mittel für die Digitalifi.
Künstliche COg-Bäder. Einziger, wenn auch minder-
wertiger Ersatz für natürliche COg-Bäder, bei Kuren zu Hanse
und im Winter. Es kommen verschiedene Bäderzusätze zur
Bereitung im Handel. Die gebräuchlichsten von Sandow,
"Kopp und Joseph.
Prinzip der Bereitung: Natr. bicarb. und Mutterlaugen-
salz im temperierten Wasser gelöst, Salzsäure längs des
Bodens verteilt. Zur Abstufung nimmt man gleiche Teile
HCl und Na CO3 und steigt von je 200—2000 g an.
In Anstalten eignen sich mehr Apparate, in denen die
CO2 direkt ins Wasser gepumpt wird.
Indikationen u. a. siehe natürliche C02-Bäder.
Indifferente Thermen werden bei gut kompensierten
Vitien mit rheumatischen Aflfektionen sowie bei Gefäßneurosen
recht gut vertragen.
Elektrische Bäder.
Es werden galvanische und faradische Bäder, ins-
besonders das Schnöesche Vierzellenbad als gefäß-
tonsierend und die Hauttätigkeit anregend empfohlen.
Wechselstrombäder (sinusoidale). Faradische Bäder, bei
welchen der Strom während des Bades kontinuierlich ab-
und zuschwillt. Ihre Wirkung noch wenig studiert, scheint
392 PHYSIKALISCHE THERAPIE.
außer dem Hautreiz noch in einer Erregung der Muskulatur
zu bestehen. Ihr Erfolg steht noch sehr in Diskussion. Sie
werden bei Neurosen und mäßiger Arteriosklerose empfohlen.
Immer nur bei geringen Störungen der Herztätigkeit!
Sauerstoffbäder.
Ozetbäder nach Saransohn. 300^ Natriumperborat
und 30 g Manganborat führen zur Entwicklung von Sauer-
stoff im Bade. Ähnliche Wirkung wie die der freien COg
im Bade, jedoch beispielsweise keine günstige Beeinflussung
des Blutdrucks.
Reichere Erfahrungen fehlen noch.
Trinkkuren.
Vermehrte Wasserzufuhr ist bei Krankheiten der Zirku-
latioDsorgane nur* in besonderen Fällen (Eindickung des Blutes)
gestattet. Mineralwässer sind am besten als Ersatz der ge-
wöhnlichen Fltissigkeitszufuhr anzuwenden. In gut kompen-
sierten Fällen ist aber auch von übertriebener Vorsicht
abzuraten. 1 — 2 Glas Mineralwasser werden meist gut ver-
tragen. Empfehlenswert ist eine genaue Eontrolle der Flüssig-
keitsmengen und der Harnausscheidung (letztere normaler-
weise etwa */ß der ersteren). Kohlensäurereiche Quellen
müssen ihres COa-Gehaltes durch entsprechende Vorrichtungen
(Erwärmung etc.) beraubt werden. Die Auswahl des Brunnens
zu einer Trinkkur richtet sich nach den verschiedenen
Nebenerkrankungen respektive Symptomen. Bei Blutarmut
Eisenwässer (Schwalbach, Pyrmont, Franzensbader Stahl-
und Neuquelle, Marienbader Ambrosius). Bei Fettleibig-
keit, Obstipation, Arteriosklerose Marienbad (Kreuz-
brunnen), Franzensbad (Wiesenquelle), Kissingen; bei Stau-
ungen im Pfortaderkreislauf Karlsbad, Wiesbaden etc.; bei
Katarrhen der Respirationsorgane die verschiedenen Koch-
salzquellen , auch in Form von Inhalationen und Gur-
gelungen etc.
Massage.
Die Hauptanwendungsform der Massage bei Erkrankungen
der Zirkulationsorgane ist die Vibrationsmaasage des
Herzens.
PHYSIKALISCHE THERAPIE. 393
Bei akuter Herzschwäche insbesonders in der Nar-
kose wirken Zitterbewegungen und Erschütterungen in der
Herzgegend manuell oder mit den bekannten elastischen
Klopfern der Vibrationsapparate (elektrisch, für Handbetrieb
„Venividivici") sehr günstig (wahrscheinlich reflektorisch)
ein. Bei offenem Thorax kann man durch entsprechende
direkte Erschütterung des Herzmuskels den drohenden Exi-
tus aufhalten. Bei chronischen Herz- und Gefäßer-
krankungen aller Art wirkt Vibrationsmassage der Herz-
gegend im 2., 3. und 4. Interkostalraum, durch zirka 3 bis
8 Minuten angewendet, ergänzt durch Beklopfungen des
Rückens (Vagusreizung), sowie konstante Erschütterungen
besonders druckempfindlicher und schmerzhafter Punkte am
Brustbein etc. sehr günstig ein. Der Pols wird langsamer
und kräftiger, die Vibrationen wirken entschieden tonisierend
auf den Herzmuskel ein, beseitigen verschiedene nervöse
Beschwerden und Schmerzanfälle (nicht bei Angina pectoris).
Besondere Indikation bei Neurosen, Fettherz, Arhythmie,
Herzschwächezuständen aller Art. Allgemeine Körpermas-
sage wird zur Erleichterung der Zirkulation in der Peri-
pherie mit Vorteil in kurzen nicht zu ermüdenden Sitzungen
anzuwenden sein.
Massage des Abdomens, Vibrationsmassage bei Stau-
ungen im Pfortaderkreislauf, mangelhafter Verdauung; bei
Fettleibigkeit entsprechende Knetungen und Hackungen, Mas-
sage der Bauchmuskeln zur Unterstützung der Atmung.
Alle Massageeingriffe sind stets nur unter Kon-
trolle des subjektiven Befindens, des objektiven Befundes,
Pulses usw., außerdem in günstiger Kombination mit gym-
nastischen Übungen vorzunehmen.
\
\ Gymnastik.
Ähnlich wieder Skelettmuskel kann der Herzmuskel
bei ausreichender fei^nährung und Übung erstarken. Be-
dingung dazu ist, daß noch genügend arbeitsfähige Muskel-
substanz vorhanden ist, auch ist die Gymnastik nur dort
indiziert, wo das Herz gesteigerte Arbeit noch leisten kann
und auch eine beschleunigte Blutströmung keine Gefahr
bietet. Der übermüdete Herzmuskel bedarf immer zuerst
394 PHYSIKALISCHE THERAPIE.
der Schonung (Bettruhe). Kontraindiziert ist daher
die Gymnastik bei jeder stärkeren Herzinsuffizienz, ins-
besonders bei allen Herzstörungen nach körperlichen Über-
anstrengungen und nervösen Erschöpfungen (Gegensatz zu
COa-Bädern). Ferner bei Koronarsklerose, Aneurysma, Endo-
karditis etc. Besondere Indikationen für die Gymnastik
bieten Fälle, in denen die Körpermuskeln zurückgeblieben,
so bei allgemeiner Adipositas, Plethora und bei anämischen
Patienten, die leicht zu Herzinsuffizienzerscheinungen neigen.
Vorteilhaft wird auch mit leichten gymnastischen Be-
wegungen, in Kombination mit Herzmassage und COa-Bädern,
die durch Digitalis kompensierte leichte Herzinsuffizienz
respektive die Herzschwäche nach verschiedenen Infektions-
krankheiten beeinflußt. Technik: Entweder manuell (Schott)
oder mit entsprechenden Apparaten (Zander, Herz). Man
fängt mit leichten passiven Bewegungen an Armen und
Beinen an (Strecken, Beugen, Drehen, Spreizen etc.). Der
Patient leistet steigenden Widerstand. Daran schließen sich
die sogenannten Pendelbewegungen (Förderungsbeweguogen).
Die 2. Stufe, dieselben Bewegungen, bei welchen der Patient
Widerstand geleistet, jetzt aktiv mit steigendem Widerstand
des Gymnasten. Die Atemgymnastik nimmt eine besondere,
souveräne Stellung ein. Den Abschluß bilden Erschütterungen
einzelner Körperteile sowie komplizierte Körperübungen
(Kniebeugen, Ruderapp^ate etc.). Zu warnen ist vor den
verschiedenen „Systemen" (Müllern, Sandow etc.).
Regel. Jede Übung im Anfang nicht länger als
1 Minute, später 2 — 5 Minuten, jede Aktion synchron mit
der Atmung. Beobachtung des Patienten. Keine Ermüdung,
kein Blutandrang zum Kopfe I Bei starker Frequenzzunahme
der Pulse sofort aufhören! Nur langsam ansteigen, nie durch
die Hand etc. die Zirkulation im arbeitenden Glied be-
hindern!
Wirkung. Die Gefäße des arbeitenden Muskels erweitem
sich, es wird dem Herzen rhythmisch eine größere Blutmenge
zugeführt, es wird besser ernährt und zu kräftigeren Kon-
traktionen angeregt. (Der systolische Blutdruck steigt, der
diastolische sinkt.) Die Muskelsubstanz kann bei verbesserter
Ernährung und vermehrter Arbeit zunehmen.
PHYSIKALISCHE THERAPIE. 395
Spezielle Atemgymnastik.
Bei den innigen Beziehungen zwischen Respiration und
Zirkulation ist eine kunstgerechte Atemgymnastik bei Herz-
kranken besonders zu empfehlen.
Indikationen. Besonders bei Störungen im Lungen-
kreislauf, Dyspnoe, aber auch sonst als leichteste Form der
Gymnastik „beim ersten Erwachen, des zur Ruhe verurteilten
Herzmuskels" (bei Herzschwächezuständen aller Art).
Technik. Oertel empfiehlt exspiratorische Kompression
des Thorax (ähnlich der künstlichen Atmung). Empfehlens-
wert tiefes Atmen in Absätzen (sakkadiert). Apparate: Zand er-
sehe Brnsterweiternngsapparate, die verschiedenen „Gummi-
systeme". Ganz Hervorragendes scheint der Bogheansche
Atemstuhl zu leisten, dem eine besonders günstige Beein-
flussung des Pulses, des Blutdruckes und der Atmung, be-
sonders bei Dyspnoe und hohem Druck nachgerühmt wird.
Die Qualität der Atemluft wird durch Terrain-
kuren in günstiger Weise beeinflußt (siehe daselbst).
Apparate und Elektrizität.
Abbösche Herzstütze: Bei Schwächezuständen, Schmer-
zen in der Herzgegend zu empfehlen.
Elektrische Apparate: Anwendung des faradischen
Pinsels bei nervösem Herzklopfen und Sternalschmerz, bei
Herzneurosen etc. Galvanisation in der Jugulargegend.
Sauerstoffinhalationen haben sehr günstige Wirkung
bei Cyanose, Dyspnoe, Lungenödem (Einzeldosis V2 — 1 Ballon,
Maximaldosis manchmal 8—10 Ballons täglich).
Terrainkuren.
Das besonders von Oertel ausgebildete Terrainkur-
eystem ist als Teilfaktor einer allgemeinen, physikalischen
Therapie wohl empfehlenswert.
Indikationen und Eontraindikationen wie bei
Gymnastik. Besonders eignen sich Fettleibige und Individuen,
die wenig an Muskeltätigkeit gewöhnt sind. Auch ist eineTerrain-
kur nach vollendeter C02-Kur als Nachkur empfehlenswert.
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396 PHYSIKALISCHE THERAPIE.
Durchführung:
I. Horizontale Wege höchste Steigung »/loo»
n. sanftsteigende
III. steilere
IV. steile
V. Hochtouren.
Man beginnt mit I. oder II. je nach Herz- und Muskel-
kraft und läßt sukzessiv» Tag für Tag von 500 — 4000 m
(durch 4 — 8 Wochen) Weglänge steigen. Nach 100—300 m
Pause und tiefes Atemholen. Bei Müdigkeit unterbrechen und
setzen. Unter strenger Kontrolle kann gewöhnlich erst bei
einer 2. oder 3. Kur zu IH. eventuell IV. übergegangen werden.
Weitere Steigerungen sowie auch oft schon IV. tunlichst zu
vermeiden.
Terrainkurorte: Meran, Aussee (II. — V.), Franzensbad,
Nauheim (I. — 11.), Marienbad (II. — IV,), Semmering (II. — V.).
Klimatische Verhältnisse.
Milde Seeluft, Gebirgsluft (Höhe bis 800 m) werden
als gönstig gerühmt. Entscheidend ist die individuelle Er-
fahrung.
Diät.
Bei Kompensationsstörungen blande Diät. Jede
Nahrungsaufnahme erfordert vermehrte Arbeit des Herzens.
Bei kompensierten Zuständen wenig reichliche, oftmalige
Mahlzeiten. Man vermeide gleichzeitig feste Speisen und viel
Fltlssigkeiten zuzuführen. Mäßigkeit in allem erste Regel.
Milch, souveränes Mittel, daneben etwas Malzkaffee, Tee.
Kaffee, starker Tee, schwerer Alkohol sind zu vermeiden.
Zu guten Zeiten 1 — 2 Glas leichter Rheinwein, Bordeaux,
Vöslauer gestattet, Bier */io ^ Pilsner. Allzu fette, gewürzte
und blähende Speisen zu vermeiden. Die sonstige Diät richtet
sich nach der bestehenden Stoffwechselstörung (siehe daselbst).
Bei Wasserretention kochsalzarme Kost. Flüssigkeitsbeschrftn-
kungen nicht allgemein, sondern nur bei Hydrämie, starker
Fettsucht etc. Kontrolle der Zu- und Abfuhr (siehe Trink-
kuren).
Rauchen einschränken : 1 — 2 leichte Zigarren Maximum.
PHYSIKALISCHE THERAPIE. 397
Alphabetische Übersichtstabelle.
Akute Herzschwäche: Eisblase Leiterscher Ktihl-
apparat, Abb^sche Herzstütze, SaiierstoflFinhalationen, Herz-
massage, Wärmezufuhr an den Extremitäten.
Aneurysma: Eälteapplikation gegen die Schmerzen,
Gipsabgüsse des Aneurysma mit Eisstückchen gefüllt (Cursch-
mann). Galvanopunktur. Keine physikalischen Prozeduren.
Angina pectoris: Lauwarme Umschläge, Ben fteig, vor-
sichtige COg-Bäder, keine Gymnastik.
Arteriosklerose: Reizlose Diät, Milchkuren, Eier,
Gemüse, wenig Fleisch (Huchard). GOj-Bäder nahe der In-
differenzzone (33 — 35<^ C), galvanische, Vierzellen- und Wechsel-
strombäder, leichte Abführwässer, wenig Gymnastik.
Basedow und Kropfherz: COg-Bäder, Galvanisation
des Sympathikus, Vibrationsmassage, leichte Kaltwasser-
kuren.
Dyspnoe und Stauungen im Lungenkreislauf:
Sauerstoff, Inhalationen, Atemgymnastik (Bogheanscher
Atemstuhl), Brustwickel.
Endokarditis: Bettruhe, später leichte Gymnastik und
CGjj-Bäder, Eisbeutel.
Fettherz, Herzinsuffizienz Fettleibiger: Ein-
schränkung der Fett- und Kohlehydratzufuhr, Gymnastik,
Terrainkur, Massage, C02-Bäder.
Herzmuskelinsuffizienz: Systematische^ individuelle
Auswahl aller physikalischen Behelfe.
1. Potatoren, Bierherz wie Fettherz.
2. Sport- und idiopathische Hypertrophie : Schonung, keine
Gymnastik, COg-Bäder, Massage.
3. Bei nervöser Erregung: siehe Herzneurosen.
Herz- und Gefäßneurosen: Regelung der Diät, Be-
schränkung von Alkohol, Nikotin etc. Für Schlaf sorgen, bei
Übererregten mit kräftigem Puls indifferente Thermen,
Wechselstrombäder, bei schwachem Puls CO2 -Bäder. Leichte
Kaltwasserkur, Vierzellenbäder, Vibrationen.
Myokarditis und Perikarditis wie Endokarditis.
Ödeme, Ascites: Phönix, Diät, Wasserbeschränkung.
398 PHYSIKALISCHE THERAPIE.
Tachycardie paroxysmale: Eisblase, Vibrationen,
Kompression der Jugulargegend, COg-Bäder.
B. Fellner jun.
10. Physikalische Therapie der Erkrankungen der
Respirationsorgane.
In den nachfolgenden Zeilen finden lediglich die rein
physikalischen Methoden Besprechung, während die durch me-
dikamentöse Beeinflussung wirkenden, externen Behandlnngs-
weisen im L Teil dargelegt wurden.
Die folgende Darstellung beschränkt sich entsprechend
dem Plane des Werkes mit Außerachtlassung aller allge-
meinen Prozeduren (wie Abhärtungskuren , Licht-, Luft-
bäder etc.) lediglich auf die Beschreibung der für die Re-
spirationsorgane spezifischen mechanischen Therapie.
Die krankhaften Veränderungen der Lungen, welche
eine aussichtsreiche Behandlung mittelst physikalischer Heil-
faktoren versprechen, lassen sich in vier große Gruppen
einteilen.
Indikationen der physikalischen Bespirations-
therapie.
I. Übermäßiger Gehalt der Lungen an Luft.
Derselbe betrifft bald die ganze Lunge (Volumen pulmo-
num auctum und alveoläres Lungenemphysem), bald
nur einzelne Lungenteile (sekundäres, kompensatorisches
Emphysem, gewöhnlich bei verminderter Respirationsfähig-
keit der übrigen Lungenteile auftretend).
II. Verringerung des Luftgehaltes in einzelnen
Lungen Partien (insbesondere im Verlaufe und nach Ab-
heilung der Rippenfellentzündung resp. der Lungenentzündung
auftretend, Atelektase).
IIL Das Asthma. Diese häufige Erkrankung setzt der
rein medikamentösen Behandlung hartnäckigsten Widerstand
entgegen. Selbst in denjenigen Fällen, wo es gelingt, durch
Medikamente den Anfall zu kupieren, bleibt nach demselben
eine Blähung der Lunge zurück, welche bei öfterer Wieder-
PHYSIKALISCHE THERAPIE, 399
holang der Anfälle dem Dauerzastande des Lungeuemphysems
Platz macht.
IV. Insuffizienz der Atmungstätigkeit. Dieselbe
ebnet den Boden für Erkrankungen des Lungenparenchyms
und erfordert eine sogenannte Re^ducation respiratoire (wie
die Franzosen diese prophylaktische Behandlungs weise nennen).
Um die Aussichten würdigen zu können, welche eine
mechanische Behandlung der oben genannten Lungenverän-
dernngen für sich in Anspruch nehmen kann^ ist es nötige
kurz auf die vorhandenen aerodynamischen
Grundlagen
einzugehen. Die Lungenblähung entsteht im Gefolge zahl-
reicher Gelegenheitsursachen, deren Zusammenfassung uns
einen Einblick in die Pathogenese des Volumen pulmonum
auetum gewährt. Nach den Zusammenstellungen der derzeit
maßgebenden Autoreu, z. B. Hofmanns (Nothnagels Hand-
buch der speziellen Pathologie und Therapie), sind als Gelegen-
heitsursachen für die Entstehung dieser Krankheit als festste-
hend anzunehmen nicht bloß organische Erkrankungen der Luft-
wege und Pleuren (Bronchitis, Nasenerkrankungen, Pleura-
verwachsungen, Krupp, Staubinhalation) oder funktionelle Über-
lastung derselben (Singen, Spielen von Blasinstrumenten, Glas-
und Lötrobrblasen), sondern auch Erkrankungen des Herzens
und der großen Blutgefäße (Stenokardie, Concretio pericardii,
Arteriosklerose, Embolie der Arteria pulmonalis), ja sogar
Angstznstände bei Geisteskrankheiten.
Ein Blick auf diese Reihe, insbesondere auf das letzte
Glied derselben erweist zweifellos, daß eine organische Er-
krankung des Respirationstraktes, ja sogar eine organische
Erkrankung überhaupt für das Zustandekommen der Lungen-
blähung gar nicht nötig ist. Das einzige, all den erwähnten
Gelegenheitsnrsachen gemeinsame Moment ist Atemnot, Luft-
hunger und auf den ersten Blick scheint ein Zusammenhang
desselben mit der Entstehung des vermehrten Luftgehaltes
der Lunge unverständlich. Aufgeklärt wird dieses Verhalten
durch eine in der allerjüngsten Zeit bekannt gewordene
Untersuchung über den Einfluß der Atemnot auf die Volums-
veränderungen der Lunge, welche einen ätiologischen Zu-
400 PHYSIKALISCHE THERAPIE.
sammenhang zwischen vertiefter AtmuDg: und Lnngenblähnng
nachweisen konnte. Hof bau er und Holzknecht wiesen näm-
Hch durch radiologische Untersuchung nach, daß die Atem-
vertiefuug mit Hilfe eines ganz eigentümlichen Mechanismus
zustande kommt (Holzknechts Mitteilungen, I. Band,
2. Heft, pag. 56 ff.). In beinahe allen Fällen macht sich gemäß
diesen Untersuchungen die Vertiefung der Atmung in der
Form geltend, daß lediglich die Inspiration vertieft wird (so
daß sich also bei der Inspiration eine wesentliche und weit-
gehende Verstärkung der Atmung einstellt), während eine
solche bei der Exspiration fehlt. Als Ursache dieses eigen-
tümlichen Verhaltens ist die Verschiedenheit der beim nor-
malen Menschen gewöhnlich in Aktion befindlichen Mechanis-
men für Inspiration und Exspiration anzusehen. Die von
elastischen Kräften, also mit Ausschluß einer durch Willens-
impuls ausgelösten Muskelarbeit besorgte Ausatmung ist einer
Steigerung durch Willensimpulse nicht leicht fähig, wohl aber
die Einatmung, welche stetig als Folge muskulärer Aktion an-
zusehen ist, mithin unter dem direkten Einfluß der Hirnrinde
steht. Wenn daher infolge von Atemnot eine Vertiefung der
Atmung angeregt wird, so wird lediglich die Einatmung
gesteigert, die Ausatmung hingegen nicht. Infolge dieser
Inkongruenz bleibt ein Teil dieses Plus an eingeatmeter Luft
in den Lungen und daher entsteht bei Atemnot die Lungen-
blähnng.
Anfänglich ist diese Veränderung einer Rückkehr zu
normalem Verhalten noch fähig (Volumen pulmon. auctum),
späterhin aber werden infolge der Dehnung dauernde Ver-
änderungen in den anatomischen Konstituentien der Lunge
durch die Blähung geschaffen (Emphysem).
Nun ist eine kausale Behandlung dieser Lungenblähung
leicht verständlich, wenn man sich erinnert, daß es eine
ganze Reihe von auxiliären Exspirationsmuskeln gibt, die
nur bei Atemnot vorerst nicht in Anspruch genommen wer-
den, weil sie bei der normalen Atmung nicht zur Ver-^
Wendung gelangen. Wenn es also gelingt, einerseits die
verstärkte Einatmung zu dämpfen und andrerseits die Aus-
atmung entsprechend zu verstärken , so muß voraussichtlich
eine ätiologische Behandlung der Lungenblähung wohl mög-
lich sein.
PHYSIKALISCHE THERAPIE. 401
Die Behandlung wird also:
1 . die falsche Art der tiefen Einatmung vermeiden und
2. die Mechanik des richtigen Atmens (Verstärkung der
Ausatmung) lehren.
Die richtige Proportion zwischen der zu tiefen Ein-
und der zu flachen Ausatmung wird schon dadurch angebahnt,
daß der Patient belehrt wird, die Ausatmung länger währen
zu lassen als die Einatmung. Die Verstärkung der Ausat-
mung wird am zweckmäßigsten erzielt durch Inanspruch-
nahme der Banchmuskulatur , welche die wirksamste exspi-
ratorische Auxiliarkraft darstellt. Durch ihre Anspannung
wird der Bauchinhalt gegen das Diaphragma getrieben,
welches während der Exspirationszeit schlaff ist , mithin
keinen Widerstand leistet und tief in den Thoraxraum hin-
eintritt. Dadurch wird am wirksamsten die Exspiration
unterstützt.
Über die zweckmäßigste Lage der Patienten bei diesen
Übungen belehrte uns der Ausfall einer Untersuchungsreihe,
die radiologisch feststellte, daß das Zwerchfell am tiefsten
beim Sitzen hernnterrückt, weil hierbei die Baucheingeweide
am meisten sich vom Thorax entfernen können (s. Holz-
knechts Mitteilungen, Verlag 6. Fischer, Jena, Band I,
2. Heft, pag. 2 ff.). Daher wird die Exkursionsgrößo des
Zwerchfelles, wenn exspiratorisch die Bauch decken bei aktiver
abdominaler Ausatmung sich kontrahieren, möglichst groß,
weil die Baucheingeweide das Zwerchfell stetig gleich hoch
in den Thoraxraum hineinpressen (s. Holzknechts Mittei-
lungen, 1. c).
Die Verringerung des Luftgehaltes einzelner
Lungenteile kommt insbesondere nach Ablauf pleuraler Exsu-
date an den vorher von der Flüssigkeit umspülten Lungen-
teilen zur Beobachtung. Früher glaubte man, daß die Ver-
ringerung des Luftgehaltes dortselbst Folge von Kompression
sei, welch letztere das pleurale Exsudat ausübe. Im Sinne
dieser Anschauung, daß der auf der Außenfläche der Lunge
lastende Druck von Seite des Exudates die Luft aus den
Lungenteilen auspresse, suchte man die Wiederentfaltung der
Lunge dadurch anzuregen, daß man verdichtete Luft den
Patienten einatmen ließ, von der Vorstellung geleitet, der
vom Trachealbaum aus einwirkende vermehrte Luftdruck
F e 1 1 n e r, Therapie der Wiener Spezialärete. 26
402 PHYSIKALISCHE THERAPIE.
werde nunmehr genügen, um den an der Außenfläche durch
das Exsudat ausgeübten Druck zu paralysieren. Abgesehen
davon, daß eine solclie Mehrbelastung der Innenfläche der
Alveolen keineswegs allgemein als unschädlich betrachtet wird,
beruht diese Maßnahme auf nicht ganz richtigen Prämissen.
In Wirklichkeit wird nämlich diese Verminderung des Luft-
gehaltes lediglich dadurch herbeigeführt (siehe diesbezüglich :
Hofbauer, Zentralblatt für innere Medizin, 1905, Nr. 6 und 12
und 1906, Nr. 15), daß die der normalen Lunge innewohnende
vitale Retraktionskraft der Lunge bestrebt ist, die Lunge auf
den vor der Geburt innegehabten Zustand zurückzuführen,
sie zu einer luftleeren, fleischartigen Masse zu reduzieren.
Beim normalen Menschen kann die Lunge diesem ihr inne-
wohnenden Zuge nicht nachgeben, weil von der Trachea ans
auf ihr der Luftdruck lastet und sie sich daher von der
inneren Thoraxwand nicht ablösen kann. Wenn aber, wie bei
der Pleuritis, infolge des Eindringens von Flüssigkeit in den
Pleuraraum, der Lunge Gelegenheit gegeben wird, sich von
der inneren Thoraxwand zu entfernen, so folgt sie dem Be-
streben der vitalen Retraktionskraft, welche die Lunge auf
den fötalen Zustand zurückzuführen bestrebt ist. Die Luft
verschwindet langsam und die Lunge kehrt womöglich auf
den atelektatischen Zustand zurück dadurch, daß das in den
Lungengefäßen kreisende Blut nunmehr die im Alveolus vor-
handene Luft langsam resorbieren kann. Kein positiver Druck
ist nötig, um die Luft aus der Lunge verschwinden zu lassen,
es genügt eine Verminderung des negativen Druckes im
Pleurasack. Dies erweisen die Tierversuche Traube s, bei
welchen der Brustkasten des Versuchtieres in weitem Aus-
maße eröffnet wurde und in wenigen Stunden eine Umwand-
lung des Lungengewebes in eine luftleere Masse erfolgte,
trotzdem von beiden Seiten her (Trachea und Pleura) gleicher
Druck, der Luftdruck, herrschte.
Dementsprechend muß es möglich sein, die Verringerung
des Luftgehaltes, wie sie infolge von Pleuritis auftritt, da-
durch zu bekämpfen, daß die Thoraxwand durch verstärkte
Einatmung lokal weiter entfernt wird. Es wird so die be-
treffende Luugenpartie , die von der inneren Thoraxwand
sich nicht entfernen kann, gezwungen, mehr Luft in sich auf-
zunehmen.
PHYSIKALISCHE THERAPIE. 403
DementsprecbeDd wird die BehandloDg die Steigerung
der Inspirationsgröße an den betreffenden Lungen-
partien zum Ziele haben.
Die physikalische Behandlung des Asthmas muß zwei
Momente im Auge behalten: erstlieh den Umstand, daß im
asthmatischen Anfall die Ausatmung erschwert ist, zweitens
den, daß infolge der beim asthmatischen Anfall auftretenden
Atemnot (auf Grund des vorerwähnten eigentümlichen Mecha-
nismus der Atemvertiefung) eine Lungenblähung sich ein-
stellt, die weiterhin zu Emphysembildung führt.
Dementsprechend muß der Asthmatiker belehrt werden,
seine Ausatmung zweckmäßig und richtig zu gestalten. Er
wird dann erstlich im Anfalle der erschwerten Ausatmung
beikommen und sich der Luft während der Ausatmungszeit
genügend entledigen und zweitens verhüten lernen, daß in-
folge eines schlechten Atmungsmeehanismus nach dem An-
falle noch Lungenblähung zurückbleibe, die ja bei öfterer
Wiederholung in Emphysem, also ein dauerndes Leiden, über-
zugehen pflegt.
Daß die Insuffizienz der Atmungstätigkeit durch
Übung der Respiration und entsprechende Belehrung über
den Mechanismus derselben gebessert werden kann, braucht
wohl nicht langatmig auseinandergesetzt zu werden; es leuchtet
dies ohne weiteres ein.
Für die Erreichung des im vorausgehenden angedeuteten
Zieles ist es notwendig, die Atmung der Lungen resp. ein-
zelner Teile derselben bezüglich ihrer Respirationsfähigkeit
so zu beeinflussen, daß sie entweder
a) ihre Atmungstätigkeit in toto oder aber
b) die Atmung gewisser Lungenanteile verstärken,
respektive
c) die Technik ihrer Atmung verändern, so daß die
Inspiration resp. Exspiration entweder länger dauert oder
stärker durchgeführt wird.
Selbstredend wird es oft nötig sein, diese verschiedenen
Arten der Beeinflussung miteinander zu vereinigen, um den
angestrebten Zweck zu erreichen. Zu diesem Endziel gelangen
wir bei Verwendung der folgenden
404 PHYSIKALISCHE THERAPIE.
Hilfsmittel:
Die Hilfsmittel, welche der Förderung der Atmung
dienen, lassen sich in verschiedene Unterabteilungen gruppieren.
Die erste Gruppe umfaßt diejenigen Maßnahmen, welche eine
Änderung der Atmimg erzielen durch entsprechende
A. Lagerung des Patienten,
Infolge des Lagewechsels des Patienten wird seine At-
mung eine wesentlich geänderte. Während beim Liegen das
Zwerchfell durch den Druck der Bancheingeweide, die auf
seiner ünterfläche lasten, tief in den Thorax hineingetrieben
wird, rückt dasselbe beim Stehen und noch viel mehr beim
Sitzen wesentlich tiefer in den Bauchraum hinab. Durch
diese Stellungsänderung des Zwerchfells wird auch eine Al-
teration seiner respiratorischen Beweglichkeit in weitem Aus-
maße hervorgerufen. Im Liegen macht bei ruhiger unbe-
einflußter Atmung das Zwerchfell weitaus stärkere respira-
torische Lokomotionen als beim Sitzen. Diese Änderung der
Exkursionsweite ist dadurch bedingt, daß beim Liegen das
exspiratorisch durch den Druck der Baucheingeweide hoch
hinaufgetriebene Zwerchfell einen weiten Weg zurücklegen
muß, um bei seiner inspiratorischen Verkürzung in die Ebene
seiner Insertion am knöchernen Thorax zu gelangen. Beim
Sitzen hingegen ist schon während der Exspiration das
Zwerchfell dieser Ebene so stark angenähert, daß die inspi-
ratorische Verkürzung seiner Muskelfasern eine geringere
Lokomotion hervorruft (siehe diesbezüglich Holzknecht,
Mitteilungen, Verlag G. Fischer, I. Band, IL Heft, 1. Mit-
Entsprechend dieser Differenz ist es leicht begreiflich,
daß beim Liegen die basalen Lungenpartien mehr gelüftet
werden als beim Sitzen, daß hingegen der dauernde Luft-
gehalt dieser Lnngenpartien im Sitzen und Stehen größer
ist als beim Liegen.
Eine ebenso starke Modifikation der respiratorischen
Verhältnisse der basalen Lungenpartien wird hervorgerufen
durch die Seitenlagerung. Infolge derselben wird die ex*
gpiratorische Exkursion der der Unterlage zugewendeten
Brustseite in ihren basalen Partien eine wesentlich gesteigerte.
PHYSIKALISCHE THERAPIE. 405
die der abgewendeten Lnngenseite eine wesentlich herab-
Fernerhin sind hier die Bemühungen von Leo zu er-
wähnen, welcher durch Tieflagerung der oberen Thorax-
abschnitte bei Hochlagerung des Beckens eine Art passiver
Staaung in den Lungenspitzen hervorrufen will, um dadurch
die Tuberkulose derselben im günstigen Sinne zu beeinflussen.
B, Passive Gymnastik.
Hierher gehören alle diejenigen Kompressionsapparate,
welche dem Zwecke dienen, den vermehrten Luftgehalt der
Lungen beim alveolären Emphysem durch Druek auf den
knöchernen Thorax zu verringern. Es sind dies die Atmungs-
stühle von Gerhardt, Strümpell, Schreiber, Bog-
hean und Steinhoff. Dieselben versuchen ohne aktive
Mithilfe der Atmungsmuskulatur gewissermaßen wie ein
Zitronenquetscher aus der Lunge die Luft mechanisch aus-
zutreiben.
Beim letzterwähnten Apparat findet sich eine Ver-
einigung des Prinzipes der Thoraxkompression mit dem der
pneumatischen Kammern respektive pneumatischen Apparate,
von welchen der Wal den bürg sehe der gebräuchlichste ist.
Sie leiden allesamt an dem Übelstand, daß der Patient
keinen dauernden Nutzen von deren Anwendung hat; er
lernt nicht seine Atmung verbessern und so seine Be-
schwerden dauernd verringern. Dieser Übelstand wird noch
vergrößert dadurch, daß der angestrebte Zweck während
der Benützung des Apparates nicht entsprechend erreicht, durch
denselben eine genügende Luftaustreibung nicht erzielt wird.
Das aber ist deshalb nicht möglich, weil alle diese Apparate
am knöchernen Thorax ansetzen. Sie versuchen, die
Lunge dadurch vom übermäßigen Luftgehalt zu befreien,
daß sie das Thorax volumen durch Kompression verringern.
Diesem Endzweck aber setzen leichtbegreiflicherweise die
knöchernen Konstituentien des Brustkorbes so intensiven
Widerstand entgegen, daß eine gefährliche Steigerung der
angewandten Kraft nötig wäre, um einen genügend großen
Endeffekt zu erreichen.
406 PHYSIKALISCHE THERAPIE.
Diesen Übelständen hilft der Apparat „ E xsp ir at o r" * ent-
sprechend ab. Derselbe verringert den Luftgehalt der Lange
ebenfalls durch Verkleinerung des Thoraxvolumens ; doch
erzielt er dies nicht in der Art, daß er den knöchernen
Thorax zusammendrückt, sondern dadurch, daß er das weiche
Zwerchfell durch Eindrücken der Bauchdecken in den Thorax
hinauftreibt. Außerdem hat der Patient den Nutzen, daß
er nicht nur während der Zeit, welche er in dem Apparat
verbringt, eine stärkere Entleerung seiner Lunge erzielt,
sondern auch auf diesem Wege durch Erfahrung darüber
belehrt wird, wie er sich während der Zwischenzeit und
auch späterhin des vermehrten Luftgehaltes der Lunge
zweckmäßig entledigt. Er lernt durch Kontraktion seiner
Bauchdecken den gleichen Zweck erfüllen, wie es der Ap-
parat durch Eindrücken der Bauchdecken erreicht. Der
Inhalt des Bauches wird gegen das exspiratorisch erschlaffte
Zwerchfell gedrängt, das Zwerchfell in die Höhe getrieben
und dermaßen durch Verringerung des Thoraxinhaltes die
Luft zweckmäßig ausgetrieben. Fernerhin wird der Patient
durch das am Exspirator angebrachte Läutwerk weiterhin
über die Art belehrt, wie er aktiv seine Atmungstechnik
ändern müsse. (Siehe hierüber Kapitel „Aktive Gymnastik^,)
Während alle die bisher besprochenen Apparate sich
bloß mit passiver Beeinflussung der Exspiration beschäftigen,
geben einzelne Zanderapparate auch eine Förderung der In-
spiration durch passive Gymnastik, indem dieselben passiv
den Thorax weiten helfen. Sie haben den Nachteil, daß der
Patient dabei für die Dauer nicht lernt, wie er seine In-
spiration dauernd fördern solle, ein Endzweck, der lediglich
erreicht wird durch
C, Aktive Gymnastik.
Dieselbe bezweckt einerseits eine Vertiefung, andrerseits
eine Umgestaltung der Atmung. Schon die
Konzentration der Aufmerksamkeit
auf bestimmte Phasen der Atmung, wie dies beispielsweise
Sänger für die Behandlung des Asthmas angibt, gehört
* Auf die Beigabe von Abbildangen maßte auf Wunsch des
Heransgebers verzichtet werden.
PHYSIKALISCHE THERAPIE. 407
hierher. Er läßt die Patienten während der Atmung zählen
und erreicht hierbei eine Verbesserung der Ausatmung da-
durch^ daß er die Exspiration solange danern iäßt, als der
Patient braucht, um drei bis vier Zahlen auszusprechen ,
die Inspiration aber nur solange^ als die Aufzählung einer
Zahl in Anspruch nimmt.
Bei den Apparaten von Criegern und Schreiber
wird die aktive Gymnastik der infolge Erkrankungen in-
Buffizient respirierenden Lungenteile dadurch erzielt, daß
durch Kompression der gesunden Seite die Atmung daselbst
behindert wird, so daß der Patient gezwungen wird, die
erkrankt gewesene Seite stärker in Anspruch zu nehmen.
Wirksamer sind die '
Übungen
am Muskelstärkungsapparat, insbesondere am Na uß sehen
Apparat. Hier wird je nachdem, welche Übungen der Patient
macht, entweder die Inspiration oder die Exspiration in toto
wesentlich gefördert, oder gewisse Teile der Atmung durch
Übung verbessert. Zu diesem Endzweck muß während der
betreffenden Atmungsphase der Patient ein Gewicht, welches
an einem Rollenzug hängt, heben und hierdurch einen dosier-
baren Zug überwinden lernen, welcher die Atembewegung be-
hindert. Es arbeitet dadurch der Patient mit verstärkter
Energie bei der Atmung (aktive Gymnastik der Respirations-
muskulatur). Überaus wirksam sind diese Apparate zur Förde-
rung der abdominalen Exspiration. Indem der Patient sich
beugen muß und dabei den Zug eines Gewichtes, welches dieser
Bewegung entgegenarbeitet, überwinden muß, spannt er stärker
seine Bauchmuskeln an und treibt so sein Zwerchfell höher
in den Thoraxraum hinein. Ebenso kann die einseitige
Atmung gefördert werden. Durch Seitenstellung und Ziehen
bloß mit einem Arm werden bei der mit Beugebewegungen
nach der Seite kombinierten Muskelübung nur die Respirations-
muskeln der einen Seite gefördert.
Eine direkte und genau zu kontrollierende Modifikation
der Atmungsstärke und des Atmungsrhythmus garantiert
die Verwendung des „Exspirators" respektive des „Pneumo-
meters". (Beide vom üniversitätsmechaniker L. Castagna,
Wien, angefertigt.)
408 PHYSIKALISCHE THERAPIE.
Der Exspirator bewirkt, wie bereits im Kapital „Passive
Atmungsgymnastik" erwähnt, eine passive Förderung der
Atmung dadurch, daß er die Bauchdecken eindrückt, da-
durch den Bauchiuhalt nach oben und so das erschlaffte
Zwerchfell in den Thoraxraum drängt, wodurch eine ver-
stärkte Exspiration erzielt wird. Außerdem wirkt er aktiv
gymnastisch dadurch, daß ein Laut werk an dem Apparat
angebracht ist, welches dann zu läuten beginnt, wenn die
Ausatmungsphase beginnen, und solange läutet, als die
Phase andauern soll. Der Patient lernt also auch aktiv seine
Atmung modifizieren, in dem Sinne, daß er auf die Ex-
spiration mehr Aufmerksamkeit, mehr Zeit verwendet, sie
ausgiebiger gestaltet. Dadurch wird die konsekutive Blähung
der Lunge bei Atemnot [verhindert, welche dadurch be-
gründet ist, daß die Patienten instinktiv durch tieferes
Atemholen ihrer Atemnot abzuhelfen suchen. Durch die
Übungen am Exspirator lernt der Patient seine Atmung
zweckmäßig (durch Betonung der Ausatmung) umgestalten,
die Exspiration durch Hochtreiben des Diaphragmas (Wir-
kung des „Kompressoriums" des Apparates) und längere
Dauer (bestimmt durch das Läutwerk des Apparates) ver-
tiefen. Bei den aktiven Exspirationsübungen lernt der
Patient das Verhältnis zwischen Inspirations- und Exspirations-
dauer beachten und das Zwerchfell durch eigene Muskel-
kraft (Kontraktion der Bauchmusknlatur) hochtreiben, bei
den aktiven Inspirationsübungen seine Einatmungsmnskulatur
entsprechend innervieren.
Um die Größe und die Mechanik der Ein- respektive
Ausatmung entsprechend regulieren zu können, ist die Ver-
wendung des „Pneumometers" angezeigt. Derselbe gestattet
•eine Kontrolle über die Größe der Atembewegungen an
der zu untersuchenden Stelle dadurch, daß der auf der Brust
ruhende Stift des Apparates mittelst der seinem distalen
Ende aufsitzenden Platte zwei Metallknöpfe bewegt, welche
auf einer Skala laufen. Die Distanz der beiden Knöpfe
zeigt die Größe der Atemexkursion an. Handelt es sich
nun darum, die Ein- oder Ausatmung der betreffenden
Stelle durch aktive Übungen zu vergrößern, so wird der
betreffende Metallknopf an der Skala so weit als nötig vor-
gerückt und dann mit ihm mittelst der Kontaktschraube der
PHYSIKALISCHE THERAPIE. 409
Draht des elektrischen Läotwerkes in Verbindung gesetzt.
Das Läutwerk beginnt nun jedesmal dann zu läuten, wenn
die Platte des Pnenmometerstiftes den Kontakt berührt, also
jedesmal dann, wenn die Ein- respektive die Ausatmung
bis zu dem gewtlnschten Grade fortgeschritten war.
Der Patient muß infolgedessen so lange seine Inspirations-
respektive Ezspirationsbemühungen fortsetzen, bis das Läut-
werk erklingt und ihm besagt, daß die genügende Bewegung
der betreffenden Stelle eingetreten ist. So lernt der Patient
seine Atmung so einzurichten, wie man es wünscht, ohne
Unterstützung einer fremden Kraft, lediglich durch Be-
nützung der ihm innewohnenden Muskelkräfte. Derart wird
durch reine Übungstherapie (im Gegensatz zu der bislang
gehandhabten passiven Gymnastik) die Einatmung oder aber
die Ausatmung gesteigert, der Patient lernt die ihm inne-
wohnenden Muskelkräfte entsprechend verwerten.
Bei der in diesen Zeilen kurz skizzierten Atmungs-
gymnastik kommen mithin zur Verwendung bei
Förderurig der Inspiration:
1. Alle diejenigen Apparate, welche wie die Zand er-
sehen passiv (durch Hebung der Rippen) eine Förderung der
Atmung hervorrufen.
2. Der Pneumometer. Der Patient wird zu meßbarer
Steigerung der Einatmung veranlaßt, indem ihm die Aufgabe
gegeben wird, so lange einzuatmen, bis das Glockenzeichen
des Pneumometers erklingt.
Daß er so tief atmen kann, davon wird er dadurch
tiberzeugt, daß er selbst bei probe weisem tiefen Einatmen
den Kontakt (welcher dann durch die Platte des Pneumo-
meterstiftes berührt werden muß, um den Stromkreis zu
schließen) bis zu der Höhe hinaufgetrieben hat, welche dann
später jedesmal berührt werden muß. Er lernt also auf
diesem Wege jedesmal so tief einzuatmen, als er es bei
Einstellung des Kontaktes einmal selbst getan.
Eine, allerdings nicht dosierbare Übung der Inspiration
wird auch erzielt durch entsprechende Verwendung der
Muskelstärker, insbesonders des Nauß sehen Systems. Bei
demselben werden die Patienten dadurch, daß sie bei ent-
sprechenden Übungen noch den Widerstand eines Gewichtes,
410 PHYSIKALISCHE THEBAPIE.
welches ihren InspiratioDsmuskeln entgegenarbeitet^ gelehrt,
stärkere Innervationsimpalse an ihre Muskeln abzugeben und
so ihre Atmungsmuskeln zu stärken.
Förderung der Exspiration.
Diese Aufgabe nimmt ganz besonders häufig die Tätigkeit
des Arztes in Anspruch, und zwar deshalb, weil sie bei all
den vielen Patienten zur Anwendung kommen muß, wo sich
infolge Yon Kurzatmigkeit (gleichgültig aus welcher Ursache)
Lungenblähung eingestellt hat. Wie bereits in dem Kapitel
,, Grundlagen^ auseinandergesetzt wurde, entsteht überall dort,
wo Lufthunger respektive Kurzatmigkeit den Patienten
quält, nach kurzer Zeit eine Überfüllung der Lunge mit
Luft, die anfänglich bloß ein Volumen pulmonum auctum
darstellt und späterhin einem Emphysem Platz macht. Diese
Folgezustände der Atemnot treten, wie oben erwähnt, des-
halb ein, weil normaliter lediglich die Einatmung durch
Muskelkraft besorgt wird, bloß sie unter dem Einflüsse der
Hirnrinde steht. Bei Kurzatmigkeit wird infolgedessen ledig-
lich sie verstärkt, während die normale Ausatmung , welche
durch elastische Kräfte besorgt wird, mithin dem Willens-
einfluß völlig entrückt ist, keine Vertiefung erfährt. Die
Aufgabe des Arztes besteht in solchen Fällen darin, die
Aufmerksamkeit der Patienten auf die VervoUkommnung
ihrer Ausatmung zu lenken, und zwar nach folgenden Prin-
zipien :
1. muß die Aufmerksamkeit des Patienten darauf ge-
richtet werden, die Exspiration länger dauern zu lassen;
2. muß er darüber belehrt werden, welche exspira-
torischen Hilfekräfte er am wirksamsten in Aktion setzen
kann.
Diese Forderungen werden erfüllt durch Übungen mittelst
der Apparate Exspirator und Pneumometer. Anfänglich wird
der Exspirator mit Anwendung des Kompressoriums zur Ver-
wendung gelangen. Der Patient lernt durch diese Übung:
1. seiner Ausatmung Aufmerksamkeit zu schenken und
sie längere Zeit andauern zu lassen, dadurch, daß das Läut-
werk des Exspirators ihn jedesmal darüber belehrt, wie
lange die Ausatmung andauern muß (solange nämlich, als
das Läutwerk klingt);
PHYSIKALISCHE THERAPIE. 411
2. lernt der Patient die richtige Technik der auxiliären
Aasatmung in der Form, daß durch das Eompressorium
während der Daaer der Ausatmung die Bauchdecken ein-
gedrückt werden. Infolgedessen wird der Bauchinhalt gegen
das Zwerchfell hinaufgedrängt; dieses während der Exspiration,
völlig schlaffe Organ giht nach und so wird aus der Lunge
durch das Hochtreten des Zwerchfells maximal viel Luft
ausgepumpt.
Hat der Patient dies einsehen gelernt, dann kann das
Kompressorium forthleiben. Er braucht nur weiterhin durch
das Läutwerk des Exspirators daran ermahnt zu werden,
daß die Exspiration länger dauern muß als die Inspiration,
und lernt das Kompressoriam durch seine Bauchmaskeln
ersetzen.
Um seine Bauchmuskelkontraktion, die bei den aktiven
exspiratorischen Übungen das Kompressorium wirksam ersetzt,
entsprechend zu üben, wird durch den am Bauche angelegten
Pneumometer der Patient darüber belehrt, so lange seine
Bauchmuskeln zu kontrahieren, bis dieselben die gewünschte
maximale Eontraktionsgröße und so die Hochtreibung des
Banchinhaltes gegen das Zwerchfell bewirkt haben; dann
nämlich beginnt das Laut werk des Pneumometers zu läuten.
Der Eontakt des Pneumometers war ja bei einer vorherigen,
absichtlich möglichst tiefgestalteten Einziehung des Bauches
eingestellt worden. Der Patient hat mithin die Überzeugung,
daß er so weit seine Bauchmuskeln anstraffen kann, bis
der Pneumometer die Stellung erreicht hat, bei welcher sein
Läutwerk erschallt.
Anwendung.
Die eben besprochenen Mittel werden in kurzer Skiz-
zierung bei den oben erwähnten Indikationen in folgender
Weise Verwendung finden:
I, Vermehrung des Luftgehaltes.
(Volumen pulmonum auctum, Emphysem respektive pro-
phylaktisch schon bei Vorhandensein der gewöhnlich Lungen-
biähung hervorrufenden pathogenetischen Ursachen.) Zuerst Ex-
spirator mit Einspannung in das Eompressorium, wobei der
412 PHYSIKALISCHE THERAPIE.
Patient sitzt. Der Patient lernt abdominal nnd lange exapi-
rieren, die Inspiration hingegen nicht übermäßig aus-
dehnen.
Dann Übungen am Exspirator ohne Einspannung in das
Kompressorium. Der Patient atmet gemäß der bei der ersten
Übungsreihe gewonnenen Belehrung über den Vorteil ab-
dominaler Ausatmung abdominal und wird durch das Laut-
werk über die Dauer der Exspiration und ihr Verhältnis
zur Inspirationsdauer belehrt. Später pneumometrische Föt-
derung der abdominalen Exspiration. Der Patient muß so
lange exspirieren, bis das Läutwerk erklingt.
II. Verringerung des Luftgehaltes.
a) Allgemeine : Vertiefung der Atembewegungen durch
passive und aktive Gymnastik, Messung der erreichten Re-
spirationsbewegungen durch den Pneumometer und Steigerung
derselben durch Einstellung der Knöpfe derselben und den
Auftrag, so tief zu atmen, bis das Läutwerk erklingt.
b) Partielle: Je nach der Lage des betreffenden Ver-
dichtungsherdes entsprechende Lagerung, femer passive
Gymnastik, schließlich aktive Gymnastik (Pneumometer).
III. Asthma.
Im Anfall: Förderung der erschwerten Exspiration
durch Einspannen in den Exspirator mit Anwendung des
Kompressoriums, wodurch die Ausatmung passiv gefördert
wird.
IjQ der Zwischenzeit : Übung der Exspirationsverlängemng
am Läutwerk des Exspirators ohne Einspannung in das
Kompressorium (eventuell pneumometrische Förderung der
abdominalen Atmung).
IV. Insuffizienz der Atemtätigkeit.
Übungen am N au ß sehen Apparat, Messung der Atmongs-
tätigkeit am Pneumometer und Förderung der Atmung durch
Einstellen des Pneumometers und die Aufgabe, so lange die
In- respektive die Exspiration zu fördern, bis das Läutwerk
erkJJngt- L. Hofbauer.
PHYSIKALISCHE THERAPIE. 413
U. Physikalische Therapie der Nervenkrankheiten.
DI^ Neben den relativ spärlichen medikamentös-diätetischen
Mitteln und neben den nicht allzahäufig anwendbaren chirur-
gischen Maßnahmen bieten die physikalischen Heilmethoden,
Bäder und Gymnastik, .Elektrizität und Massage, in sachge-
mäßer Weise angewendet, unentbehrliche Behelfe für die
Behandlung von organischen Nervenkrankheiten
und von Neurosen.
A. Organische Nervenkrankheiten.
Lähmungen, Kontrakturen und Schmerzen, die häufigsten
Symptome organischer Nervenkrankheiten, geben dankbare
Objekte ab für die physikalische Therapie.
I. Bei allen schlaffen Lähmungen infolge von Er-
krankungen der peripheren Nerven (Mono- und Poly-
neuritis) und des Rückenmarkes (P o 1 i o m y e 1 i t i s) sind
nach Ablauf weniger Wochen seit Beginn der Erkrankung
alle jene Prozeduren strengstens indiziert, welche den ge-
lähmten Muskel vor Entartung zu bewahren, seinen Er-
nährungszustand günstig zu beeinflussen, Kontrakturen der
ungelähmten Muskelgruppen zu verhüten und die noch vor-
handenen Beweglichkeitsreste zu erhalten und zu vermehren
geeignet sind.
Man verordnet zunächst feuchte oder trockene Wärme,
wobei sich für lokale Anwendung Thermophore und Heiß-
luftkästen, für ausgedehntere Applikationen die auch im Bett
ausführbaren Dampfbäder eignen. Frühzeitig verwendet man
warme Wannenbäder, eventuell mit Zusatz von mineralischen
Substanzen (Steinsalz, Schwefelleber). Im Bade läßt man den
Patienten Bewegungsversuche mit den gelähmten Körperteilen
vornehmen.
Man beginnt auch bald mit Galvanisation (differente
Elektrode an den Reizpunkten der gelähmten Muskeln, Strom-
stärke 3 — 6 Milliamp., häafige Stromwendung) und mit
Vibrations- oder Streichmassage.
Bei Rückgang der Lähmung führt eine sehr energisch
vorgenommene Massage- und Oymnastikbehandlung selbst in
schweren Fällen oft überraschend schnell zu günstigem Er-
414 PHYSIKALISCHE THERAPIE.
folg. In diesem Stadium lasse man täglich die gelähmten
Mnskeln kräftig massieren und weise den Patienten an, 3- bis
4mal im Tage Turnübungen mit den geschwächten Körper-
teilen vorzunehmen. Kraftlose Bewegungen werden dabei
unterstützt entweder durch den Behandelnden oder durch
Equilibrierung des gelähmten Körperteiles mittelst Gewichts-
zuges oder durch die Mitwirkung der nicht gelähmten Körper-
teile des Patienten.
Sind die paretischen Muskeln bereits ohne die erwähnte
Unterstützung aktionsfähig, so kräftigt man sie durch Wider-
standsbewegungen (Hanteln, Turngeräte, Zanderapparate).
Durch fortdauernde sportliche Betätigung wird die Erreichung
normaler Muskelleistungen erstrebt.
Eine ähnliche Therapie empfiehlt sich gegenüber jenen
Lähmungs- und Schwächezuständen, welche durch Erkran-
kungen der Muskeln und Gelenke (Myositis, Arthritis)
hervorgerufen sind. Eine Ausnahme machen die primären
Muskelerkrankungen mit progredientem Verlauf (Myopa-
thien, Myasthenie). Von eingreifenderen Methoden muß
man hier vollkommen absehen und sich auf vorsichtige Streich-
massage, galvanisch-faradische Elektrisation, Franklinisation
und hydriatische Maßnahmen beschränken.
Im Laufe der Behandlung der schlafifen Lähmungen,
insbesondere aber bei Fehlen der Restitution muß zwecks
Verhütung fehlerhafter Stellungen (Kontrakturen) recht-
zeitig an die Verwendung von Bandagen und Stützapparaten
gedacht werden. Dieselben sollen derart konstruiert sein, daß
sie nicht bloß die Aktionsfähigkeit der nichtgelähmten Mus-
keln ungeschmälert lassen bzw. sogar verstärken, sondern
sie können auch durch Anbringung von Federn zum Ersatz
gelähmter Muskeln herangezogen werden.
Die in schlaffgelähmten Körperteilen zuweilen auftreten-
den Wachstumsstörungen trachtet man durch Anwen-
dung von Mineral- und Seebädern, Heißluftapplikation and
Bierscher Stauung zu verhüten.
Von Badeorten kommen für Kranke mit schlaffen Läh-
mungen die indifferenten, die Sol- und Schwefelthermen
(Gastein, Wiidbad, Baden-Baden, Pistyän) und Seebäder in
Betracht. —
PHYSIKALISCHE THERAPIE. 415
IL Die eben skizzierte physikalische Behandlungsmethode
der peripheren motorisehen Lähmungen ist sowohl bezüglich
der Klarheit ihrer Indikationsstellung als auch bezüglich
ihres Erfolges für den behandelnden Arzt außerordentlich
dankbar. Weitaus schwieriger gestaltet sich die Auswahl
wirksamer Methoden bei der physikalischen Behandlung der
Erkrankungen sensibler Nerven, insbesondere der
Neuralgien sowie der Mono- und Polyneuritiden.
Die am häufigsten zur Behandlung kommenden Formen sind
die Trigeminusneuralgie, die Brachialgie und die
Ischias. Hier kann ein relativ harmloser physikalisch-the-
rapeutischer Eingriff nicht bloß keine Besserung, sondern
sogar eine Verschlimmerung des Zustandes herbeiführen.
Man versucht stets zuerst die trockene Wärme (Ther-
mophor oder Heißluftkasten, bei deren Anwendung man
Druck und Belastung des erkrankten Körperteiles nach Mög-
lichkeit zu vermeiden hat) und Dunstumschläge. In ähnlicher
Weise wirken auch Moor- und Fangopackungen, indifferente
warme Wannenbäder, sowie Dampf- und warme Sand-y Sol-
und Schwefelbäder. In gewissen Fällen wirken kühle Proze-
duren in Form der L ei t ersehen Apparate oder Duschen
und Bäder günstig. Zuweilen hat die rasch wechselnde An-
wendung differenter Temperaturen, z. B. in Form der schot-
tischen Dusche, guten Erfolg. Die Elektrizität verwendet
man meist derart, daß man die erkrankten Nervengebiete
stabil mit der Anode (bei durchschnittlicher Stromstärke von
5 Milliamp.) behandelt, wobei man die Elektrode ziemlich
groß wählt und über den Schmerzpunkten aufsetzt in der
Dauer von 5 Minuten, oder aber man bedient sich des fara-
dischen Stromes, wobei man am besten eine Bestreichung der
erkrankten Partie mit dem faradischen Pinsel vornimmt. Als
Ableitungsverfahren empfehlen sich femer trockene und blu-
tige Schröpfungen, Vesikantien und Points de feu. Auch
Bi ersehe Stauung sowie die Bestrahlung mit Blaulieht oder
Röntgenlicht scheinen mitunter Schmerzstillung hervorzurufen;
eklatant ist die schmerzlindernde Wirkung der Röntgenstrah-
len bei Neuralgien, welche durch Druck seitens maligner
Tumoren verursacht sind.
Von großer Wichtigkeit ist die richtige Verwendung
meehano-therapeutischer Prozeduren bei der Behandlung der
416 PHYSIKALISCHE THERAPIE.
Nearitiden und Nearaigien. Im Beginne der Erkrankung ist
stets Ruhestellang des erkrankten Körperteiles in passender
Haltung ratsam. Zur Erzielung derselben sind zuweilen Fixa-
tions- und Stützapparate anzuwenden. In späteren Stadien
versucht man vorsichtige Massage und unblutige Nervendeh-
nung sowie passive Bewegungen und Gymnastik. Haben die-
selben einen günstigen Erfolg, so führt man sie in energi-
scher Weise aus; am meisten bewährt sich kräftige Streich-
massage entlang dem schmerzhaften Nerven, 2mal täglich
während weniger Minuten, und Zimmergymnastik.
In prophylaktischer Beziehung, d. h. zwecks Vermeidung
von Rezidiven bei Leuten, welche eine Disposition zur Er-
krankung an Neuralgien zeigen, ist die Wahl des Aufent-
haltsortes von Bedeutung. Trockene, warme, windstille Orte
in mittlerer Höhenlage werden von den Kranken am liebsten
aufgesucht. Auch mildes Seeklima wirkt günstig. Von Bade-
und Luftkurorten für Patienten mit Neuralgien kommen in
Betracht : Die Bäder der Ostsee, des Mittelmeeres, der Genfer
See, Meran, Baden bei Wien, Baden-Baden, Wiesbaden, Gastein,
Teplitz, Pistyän.
Der physikalischen Behandlung der Neuralgie analog ist
die der Migräne. Von lokalen Applikationen wirken zumeist
festes Einbinden des Kopfes und trockene warme Umschläge
am günstigsten. Auch Stauungsbinde am Halse kann ver-
sucht werden. Ruhelage und Fernhaitung aller Sinnesreize
sind von guter Wirkung. In klimato -therapeutischer Beziehung
sind Hochgebirge und die kräftigeren Seebäder (Nordsee)
empfehlenswert.
Von anderweitigen Anomalien der sensiblen Nerven
kommen für die physikalische Behandlung Anästhesien und
Parästhesien in Betracht. Die anästhetischen Haut- und
Schleimhautbezirke werden am besten mit kräftigen, fara-
disehen Reizen behandelt; auch kohlensaure Bäder scheinen
eine günstige Wirkung zu haben. Gegen Parästhesien
empfehlen sich warme oder wecfaselwarme Bäder, ferner Mas-
sage, Galvanisation und Faradisation der parästhetischen
Hautbezirke, bzw. der zugehörigen Nervengebiete.
III. Von großer Wichtigkeit ijst die physikalische Behand-
lung der spastischen Lä^hmungen, welche die häufigste
Form der zerebralen Lähmungen (Hemiplegie, Diplegie)
PHYSIKALISCHE THERAPIE. 417
darfitellen und zugleich ein sehr gewöhnliches Symptom der
Rückenmarkskrankheiten (multiple Sklerose, Myelitis,
Syringomyelie, spastische Spinalparalyse, Lateral-
sklerose) sind.
£ine sachkundige Anwendung der physikalischen Heil-
methoden ist bei den spastischen Lähmungen um so mehr indi-
ziert, als wir fast keine anderweitige Methode der thera-
peutischen Beeinflussung dieses Symptomes kennen. Die physi-
kalische Behandlung bezweckt erstens die Stellungskorrektur
der spastisch paretischen Glieder, zweitens die Herabsetzung
der Rigidität und der Reflexzuckungen, drittens die Besse-
rung der Paresen.
Die SteJlungskorrekturen werden durch passive Bewe-
gungen (eventuell unter Zuhilfenahme von Zanderapparaten)
oder chirurgische Eingriffe (Redressements, Tenotomien) er-
zielt und durch fixierende Verbände oder Apparate, welche
entweder dauernd oder periodisch, etwa bloß während der
Nacht, getragen werden, aufrechterhalten. Von allergrößter
Wichtigkeit bei der Behandlung schwerer Lähmungen ist die
Vermeidung von Dekubitus durch entsprechende Lagerung
auf Luftkissen, Wasserpölster, eventuell Wasserbett.
Zum Zweck der Herabsetzung der Rigidität verordnet
man am besten längerdauernde warme Wannenbäder (even-
tuell mit aromatischen oder mineralischen Zusätzen), Schlamm-
bäder oder Packungen (Dunstumschläge). Dieselben Proze-
duren mildem zugleich die lästigen Reflexzuckungen; ein emp-
fehlenswertes Mittel gegen diese letzteren stellt die gleich-
mäßige Belastung der gelähmten Körperteile mit feinem Sand
(natürliche und künstliche Sandbäder) dar.
Zum Zweck der Behebung der Parese verwendet man mit
großem Vorteil die Galvanisation und insbesondere die Fara-
disatioii, welch letztere man mit der Massierrolle vornimmt.
Gleichzeitig leitet man eine intensive Übungsbehandlung ein.
Der Patient wird energisch angehalten, oftmals am Tage
aktive Bewegungen der paretischen Körperteile vorzunehmen ;
unterstützend wirken dabei synchrone Mitbewegungen nicht-
gelähmter Körperteile oder Nachhilfe mit passiven Bewe-
gungen. Zweckmäßig ist es, derartige Bewegungsversuche im
warmen Bade ausführen zu lassen. Die eingreifenderen unter
den genannten physikalischen Behandlungsmethoden (Elek-
F e 1 1 n e r, Therapie der Wiener Spezialärzte. 27
418 PHYSIKALISCHE THERAPIE.
trisiernng, Massage, Gymnastik) werden erst dann vor-
genommen, wenn keine Indikation zar Rahestellang des
Körpers vorliegt, also nicht im akuten Stadiam oder bei Pro-
gression spastischer Hirn- nnd Rückenmarkslähmnngen.
Von Badeorten eignen sich fBr Kranke mit spastischen
Lähmungen: Solbäder, die indifferenten jod- und kochsalz-
haltigen Thermen (Salzkammergut, Ragaz, Bad Hall) und
Seebäder.
IV. Ein häufig physikalischen Behandlungsmethoden zu-
gängliches Symptom organischer Nervenkrankheiten stellen
motorische Reizerscheinungen (Krämpfe) dar. Die Indi-
kationen , welche dabei von der physikalischen Therapie zu
erfüllen sind, betreffen die Herabsetzung der Erregbarkeit des
Nervensystems (durch Abhaltung äußerer Reize) und die
Besserung der durch die motorischen Reizerseheinungen ge-
störten willkürlichen Bewegungen.
Die erstgenannte Indikation ist bei Behandlung der
Tetanie und des Tetanus am häufigsten zu erfüllen. Lau-
warme protrahierte Bäder und ableitende Verfahren am
Kopf und an der Wirbelsäule entsprechen dem gedaehten
Zweck.
Bei der Epilepsie und Chorea kommt außer der ge-
nannten Bäderbehandlung Sorge für Fernhaltung körperlicher
und geistiger Anstrengung in gesunder Umgebung (Land-
aufenthalt) in Betracht; besondere Aufmerksamkeit ist darauf
zu richten, daß durch die Krämpfe keine körperlichen Ver-
letzungen hervorgerufen werden (Gitterbett, Polsterbett).
Bei der Athetose und beim Tic ist es zuweilen not-
wendig, den abnormen Haltungen und Verzerrungen der
Körperteile durch Anlegen von Stützapparaten zu begegnen ;
nicht selten gelingt es durch Anlegen von Pelotten an be-
stimmte Druckpunkte, deren Berührung krampf hemmend wirkt,
die Reizerscheinungen zu mildern. Ähnliche Wirkung haben
zuweilen die galvanische und faradische Behandlung der er-
krankten Körperteile. Von besonderer Wichtigkeit bei Be-
handlung der letztgenannten Krampfformen sind gymnastische
Übungen, welche den Zweck haben, die störenden unwill-
kürlichen Bewegungen auszuschalten ; sie werden zweekmäßiger-
weise vor dem Spiegel ausgeführt, um stets der Kontrolle
des Auges zugänglich zu sein.
PHYSIKALISCHE THERAPIE. 419
V. Einer besonderen Bespreehung bedarf die Behandlung
der Koordinationsstörnngen bei willkürlichen Bewegun-
gen. Dieselben äußern sich am häufigsten in der als Ataxie
bezeichneten Form^ in Gestalt des Tremors oder der ab-
normen Mitbewegungen.
Das wirksamste Mittel zur Bekämpfung dieser Koordi-
nationsstörungen ist eine systematisch durchgeführte Übungs-
behandlung. Am häufigsten kommt dieselbe zur Anwendung
bei Behandlung der tabischen Ataxie. Das Wesen dieser
Behandlung besteht darin, den Verlust der normalerweise
die Bewegungen regulierenden oberfiächlichen und tiefen
Sensibilität durch Einübung neuer Bewegungskontrollen, vor
allem der durch den Gesichtsinn gegebenen, zu ersetzen. Mau
beginnt mit Einzelbewegungen der Beine im Liegen. Der
Patient muß anfangs unter Kontrolle der Augen, später ohne
dieselbe, Bewegungen einzelner, später mehrerer Gelenke
eines Beines bzw. gleichzeitig beider Beine ausfuhren. Man
geht dann über zur Einübung des Stehens, des Ganges in
der Ebene, des Aufstehens und Niederlegens, des Treppauf-
und Treppabsteigens. Bei all diesen Übungen muß anfangs
dem Patienten die Möglichkeit gegeben werden, durch Unter-
stützung der Arme (Gehschule, Barren, Krücken, Stöcke) die
Balance zu erhalten. Zur Erleichterung der Ausführung aller
Übungen kann das Ziel der angeordneten Bewegung auf dem
Fußboden markiert werden. Um den Patienten bei fehlendem
Ermüdungsgefühl vor schädigender Erschöpfung zu bewahren,
schaltet man häufige Ruhepausen ein. Auch die Ataxie der
oberen Extremitäten kann durch Einübung von Zielbewegun-
gen und feiner abgestuften Manipulationen gebessert werden.
Außer der Ataxie gibt es bei der Tabes eine Reihe an-
derer Symptome, die Veranlassung zur Anwendung physi-
kalischer Heilmethoden bieten. Gegen die lanzinierenden
Schmerzen erweisen sich lauwarme Bäder und milde hydro-
pathische Prozeduren recht wirksam ; warme und heiße Bäder
dagegen wirken nicht selten schädlich. Gegen die Anästhe-
sien und Parästhesien verwendet man lokale Galvanisation
oder Faradisation, ferner elektrische und kohlensaure Bäder.
Auch Verlängerung der Wirbelsäule durch Suspension de?
Kopfes auf schiefer Ebene oder durch starkes Vorwärtsneigen
des Rumpfes führt zuweilen Besserung der durch die Erkran-
27*
420 PHYSIKALISCHE THERAPIE.
kung der hinteren Rückenmarks wurzeln veranlaßten Symptome
herbei. Darob allgemeine Streichmassage sucht man den
Tonas und die Kraft der Muskulatur günstig zu beeinflussen.
Zur Hebung des die tabische Erkrankung so häufig beglei-
tenden mangelhaften Ernährungszustandes trägt Landaufent-
halt in gesundem, trockeuem, warmem, beständigem Klima
bei. Bei der Auswahl von Kurorten für Tabiker bevorzugt
man die in waldreicher Gegend im Mittelgebirge gelegenen
Nervensanatorien. Von speziellen Tabikeranstalten sei Hei-
den am Bodensee (Frenkels Ataxiebehandlung) erwähnt.
Die wärmeren Thermen sind ebenso wie die Seebäder zu
vermeiden. Gewöhnlich verordnet man die indifferenten Ther-
men, Solbäder, Moorbäder, Jodbäder, Kohlensäurebäder (Neu-
haus, Teplitz, Wiesbaden, Nauheim, Rehme-Oeynhausen, Bad
Hall, Lipik).
Unter den einer physikalischen Behandlung zugäng-
lichen Koordinationsstörungen seien noch die sogenannten
Beschäftigungsneurosen, das habituelle Zittern und die
Sprachstörungen erwähnt.
Die Beschäftigungsneurosen, deren häufigste Erschei-
nungsform der sogenannte Schreibkrampf darstellt, erfor-
dern in erster Linie eine mehrmonatliche Verzichtleistung
auf die Ausübung der schädigenden Beschäftigung. Eine
milde galvanische Behandlung, Streichmassage und Hydro-
therapie sind die am zweckmäßigsten anzuwendenden lokalen
Prozeduren. Von guter Wirkung sind auch Landaufenthalt,
insbesondere im Gebirge, und die Seektiste.
Bei habituellem (meist hereditärem) Tremor kann durch
Übungstherapie eine Verbesserung der feineren Bewegungen
erzielt werden; außerdem empfiehlt sich ein Versuch mit
elektrischer Behandlung.
Die verschiedenen Formen der Sprachstörungen
(Stammeln, Stottern und Aphasie) bieten ein dankbares Feld
für Übungstherapie. Bei der Behandlung des Stammlers
kommt es darauf an, ihn die richtigen Artikulationen zu
lehren, was durch deutliche Demonstration der Lippen-,
Kiefer- und Zungenbewegungen zur Erzeugung einzelner Vo-
kale und Konsonanten nebst klarer und lauter Intonation
erzielt wird; dabei ist es vorteilhaft, den Hauch der Exspi-
rationsluft dem Tastsinne der Hand des Stammlers fühlbar
PHYSIKALISCHE THERAPIE. 421
ZU machen und durch kleine Handgriffe die Artiknlations-
stellnngen des Stammlers zu korrigieren. Wenn die richtige
Hervorbringnng einzelner Laute gelingt^ schreitet man zur
Verbindung zweier und mehrerer Laute und schließlich
zur Verbindung von Silben zu Worten fort.
Eine ähnliche Methode wendet man gegenüber der
motorischen Aphasie an. Hier kann man zumeist durch
Assoziation des gesprochenen Lautes mit dem gelesenen oder
geschriebenen Buchstaben die Wiedergewinnung des sprach-
lichen Ausdruckes fördern.
Bei der Behandlung der sensorischen Aphasie trachtet
man den Verlust der Wortklangbilder durch Ablesen der
Sprach bewegungen vom Munde des Sprechers zu ersetzen.
Auch hier fördert man das Verständnis des Gesprochenen
durch Verbindung mit dem geschriebenen Wort.
Bei der Behandlung des Stotterns sind neben Artiku-
lationsübungen hauptsächlich Übungen im langsamen Sprechen
zu empfehlen, wobei man die Vokale stark dehnen läßt.
B. Neurosen.
Den weitesten Spielraum für die Anwendung physikali-
scher Heilmethoden gewähren die funktionellen Erkran-
kungen des Nervensystems, insbesondere die Neurasthenie
und Hysterie.
So vielgestaltig und wechselnd die Symptome der Neur-
asthenie sich darstellen, so sind es doch hauptsächlich
zwei Zustandsbilder, welche, fast in jedem Falle vorkommend,
die Allgemeinbehandlung mit physikalischen Heilmethoden
erheischen^ nämlich der Zustand gesteigerter Erregbarkeit
und der Zustand abnormer Erschöpfbarkeit und Ermüdung.
Gegenüber diesen Zuständen bewähren sich wohl stets am
besten die milden Wasserkuren. Gewöhnlich verordnet man
zunächst eine halbstündige Einpackung, der ein Halbbad von
25 — 20^ R angeschlossen wird. Zuweilen wirken protrahierte
warme Bäder, eventuell mit folgender kalter Übergießung,
lauwarme kohlensaure Bäder oder das fließende kalte Fluß-
bad besonders günstig auf das Allgemeinbefinden. Der Wasser-
behandlung fügt man mit Vorteil eine elektrische Behandlung
hinzu , entweder in Form des elektrischen Bades oder der
422 PHYSIKALISCHE THERAPIE.
allgemeinen Faradisation mit der Massierrolle; auch Arson-
valißation kann verdacht werden. Von nicht zu unter-
scbätzender Bedeutung sind gymnastische und sportliche
Übungen und die Borge für passende Beschäftigung (Hand-
Werksarbeiten, Spiele). Von Kurorten für Neurastbeniker
kommen die im Mittelgebirge und Hochgebirge liegenden
Sanatorien und Wasserbeilanstalten in erster Reihe in B^
tracht. Von günstiger Wirkung sind auch die Seebäder und
Seereisen.
Neben diesen durch den allgemeinen Zustand indizierten
Behandlungsmethoden sind zumeist noch spezielle, gegen be-
sonders sich aufdrängende Symptome gerichtete Kuren von-
nöten.
Bei stark reduzierter Ernährung empfiehlt sich eine
Mastkur mit Bettbehandlung.
Hartnäckige Schlaflosigkeit bekämpft man mit abend-
lichen hydropatischen Prozeduren in Form von lauen Bädern
mit kühlen Übergießungen, heißen Fußbädern, feuchten Ein-
paekungen, Umschlägen auf den Kopf und Wadeneinwick-
lungen. Auch Galvanisation des Kopfes und Bestreichung
desselben mit der faradischen Hand sind empfehlenswert.
Entsprechende geistige und körperliche Tätigkeit vor dem
Schlafengehen (Spaziergang, Theater) wirken zuweilen
günstig. Von großem Einfluß ist zumeist der Wechsel des
Aufenthaltes (Höhenluft, Seektiste).
Gegen den nervösen Kopfschmerz und die ander-
weitigen lästigen Sensationen im Bereiche des Kopfes
(Schwindel, Ohrensausen) bewähren sich von lokalen
Prozeduren: Massage der Kopfhaut in Form von Streichen,
Kneten und Vibration, Galvanisation und Faradisation, Appli-
kation des Leiter sehen Apparates, warmer, kühler oder
wechselwarmer Duschen, Umschläge, ableitendes Verfahren
in der Nackengegend (Senfteig) und Stauungsbinde um den
Hals. Von Wichtigkeit ist die Wahl eines geeigneten Luft-
kurortes (Waldgegend in mittlerer Höhe).
Die neurasthenischen Beschwerden von Seite des Herzens
(Herzklopfen, Präkordialangst) erfordern zumeist lokale Kälte-
anwendung (Herzschlauch am Abend), Galvanisation, Fara*
disation (mit sinusoidalem Strom) und Herzmassage.
PHYSIKALISCHE THERAPIE. 423
Bei neryöfleiD Asthma ist AtmiiDgsgymDafitik in Kom-
biBation mit anderweitigen gymnastischen Übungen von
günstigem Erfolg begleitet. Auch warme Bäder mit kalten
Übergießungen wirken günstig. Stets ist auch Wechsel des
Aufenthaltes zu empfehlen.
Die nervösen Verdauungsbeschwerden werden
durch hydropathische Prozeduren (Magenschlauch, Btamm-
umschlftge), Massage des Abdomens und Faradisation des-
selben (mit rasch an- und abschwellenden Strömen) günstig
beeinflußt.
Bei den Beschwerden der Nenrastheniker Ton Seite der
Sexual Sphäre (Pollutionen, Impotenz) verwendet man mit
gutem Erfolg kurzdauernde kühle Sitzbäder, wecbselwarme
Duschen der Gesäßgegend und galvanisch-faradische Behand-
lung der Sexnalorgane.
Der physikalischcD Therapie gebührt neben der Psycho-
therapie der wichtigste Platz bei der Behandlung der
Hysterie. So mannigfaltig die Symptome der Hysterie sich
darstellen , so einfach gestaltet sich das Prinzip ihrer Be-
kämpfung durch die physikalische Behandlungsmethode; es
handelt sich darum, einen suggestiven Einfluß hervorzurufen
oder zu verstärken. Eines der wichtigsten Mittel in dieser
Hinsicht stellt die Elektrizität dar. In Form des faradischen
Pinsels angewendet, ist sie imstande, rasch hysterische Emp-
ßndungsstörungen und Lähmungen zu beseitigen. Auf hystero-
gene Zonen appliziert, vermag der elektrische Strom Anfälle
zu kupieren. Auch gegen die Schmerzen und Anfälle der
Hysterischen wirken die verschiedenen Formen der Elek-
trizität (Franklinisation , Arsonvalisation , Galvanisation,
Faradisation, elektrische Bäder) günstig ein. Hydrotherapeu-
tische Prozeduren bewähren sich gleichfalls gegenüber
Schmerzen und Hyperästhesien; Auflegen eines Magneten
kann anästhetische und hyperästhetische Bezirke normal-
empfindlich machen.
Bei vasomotorischen und Sekretionsanomalien sowie bei
motorischen Schwäche- und Keizzuständen sind dieselben
Prozeduren am Platze. Gegen die letzteren verwendet man
ferner Massage und Gymnastik. Von großer Bedeutung ist
die Wahl einer passenden Beschäftigung und der Wechsel
424 PHYSIKALISCHE THERAPIE.
des Aufenthaltsortes samt der gewohnten Umgebung. Am vor-
teilhaftesten ist zumeist der Aufenthalt in Sanatorien. Ent-
sprechend der körperlichen Konstitution, den meist sehr
detaillierten 8ym- und Antipathien, bzw. Idiosynkrasien der
Hysterischen muß bei der Wahl des Ortes auf- Temperatur,
Windverhältnisse, Luftfeuchtigkeit und Höhe ebenso wie
auf Personen der Umgebung, die behandelnden Ärzte
und Möglichkeit von Zerstreuung Rücksicht genommen
werden.
Die physikalischen Behandlungsmethoden sind endlich ein
nicht zu unterschätzender Kurbehelf gegenüber der Hypo-
chondrie, den Angst- und Zwangsneurosen und bei
Psychosen. Insbesondere sind es die im Laufe der ge-
nannten Affektionen auftretenden Angst- und Unruhezustände,
die Depressions- und erethischen Zustände, welche durch
hydriatische Prozeduren in Form von Dauerbädern und
Einpackungen, eventuell in Kombination mit wochenlang
fortgesetzter Bettbehandlang günstig beeinflußt werden
können.
Bei der physikalischen Behandlung der Nervenkrank-
heifen kommen noch einige allgemeine Gesichtspunkte
in Betracht.
Bei allen, also nicht bloß bei den funktionellen Nerven-
krankheiten, ist die psychische Beeinflussung des Patienten
von allergrößter Wichtigkeit; durch optimistische Daretellung
des Krankheitsverlaufes muß der Arzt die Geduld und gute
Stimmung des Patienten aufrecht zu erhalten suchen. Die
einmal gewählte Behandlungsmethode darf einerseits nicht
unmotiviert verlassen, andrerseits nicht trotz Mangels eines
günstigen Erfolges zäh festgehalten werden. Für die Durch-
führung der verschiedenen physikalischen Behandlungs-
methoden sind in vielen Fällen (besonders bei Neurosen,
Psychosen, Alkohol , Morphium- und Kokainabstinenzkuren)
die entsprechend eingerichteten Sanatorien unentbehrlich.
Vielfach jedoch ist die häusliche oder ambulatorische Be-
handlung nicht bloß durchführbar, sondern mit Rücksicht
auf die Vermeidung einer schädlichen Beeinflussung durch
Mitpatienten sogar zweckmäßig.
A. Schüller.
PHYSIKALISCHE THERAPIE. 425
12. Physikalische Therapie der Erkrankungen des
weiblichen Grenitale.'^
1. Massage.
Sie wird mittelst zweier in die Vagina eingelegter
Finger und der auf das Abdomen aufgelegten Hand unter
Beobachtung aseptischer Vorsichtsmaßregeln ausgeführt. Strei-
chende und zirkeiförmige Bewegungen der äußeren Hand
unter Unterstützung der in die Vagina eingelegten Finger
sind die vorherrschenden Manipulationen. Während der
Menstruation ist es besser, die Massage zu unterbrechen. Die
Massage ist zu unterlassen, wenn stärkere Schmerzen vor-
handen sind j Fieber besteht und insbesondere durch die Blut-
körperchenzählung, durch andere Methoden oder aus anderen
Symptomen der Verdacht auf virulenten Eiter erweckt wird.
2. Heilgymnastik und Sport.
Hier kommt aktive und passive Bewegung in den Hüft-
und Kniegelenken in Betracht, und von sportlichen Be-
tätigungen insbesondere das Radfahren und Rudern. Die
Gymnastik ist zu widerraten, wenn Neigung zu Blutungen
besteht, ebenso auch der Sport, der außerdem bei Blut-
armut und in der Pubertät nur versuchsweise und unter
strenger ärztlicher Aufsicht ausgeführt werden darf. Selbst-
verständlich ist Sport und Gymnastik während der Periode
strengstens zu verbieten.
3, Pessartherapie.
Nach gründlicher Desinfektion der Scheide, und nur
wenn diese vollkommen intakt ist und kein Fluor besteht,
legt man nach Aufrichtung eines verlagerten Uterus oder
nach Reposition der vorgefallenen Scheidenwand den Ring
so ein, daß man die Dammuskulatur kräftig nach abwärts
drückt und den Ring derart schief hält, daß die Klitoris-
gegend nicht berührt wird. Liegt der Ring im hinteren
Scheidengewölbe, dann stellt man sein vorderes Ende so auf,
* Nach A. Foges und 0. 0. Fei In er, Physikalische Therapie
der weiblichen Sexualorgane. Enke, Leipzig 1907.
426 PHYSIKALISCHE THERAPIE.
daß dieses hinter die Symphyse zu liegen kommt. Ringe
«ollen nicht länger als vier Wochen getragen werden und
werden am besten nach der Periode gewechselt, wobei sich
der Arzt durch Untersuchung mit dem Spiegel von der
völligen Intaktheit der Scheide und dem Fehlen jeglichen
Ausflusses tiberzeugen soll. Liegen Verletzungen der Scheide
vor, so sind diese durch Tuschierung mit Jodtinktur oder
mit Lapislösung und Einlegen eines mit Dermatol und Tannin
bestreuten Tampons bis zur völligen Heilung zu behandeln.
Erst dann fähre man wieder einen Ring ein. Die Patientin
soll sich täglich eine Ausspülung mit einer schwach anti-
septischen Lösung machen.
4. Belastungstherapie.
Ein gut desinfizierter Kolpeurynter wird zusammen-
gefaltet, eingefettet und mittelst einer Kornzange bei Becken-
hochlagerung in die Vagina eingeführt. Mittelst eines Trichters
wird ein halbes bis ein Kilo Quecksilber in den Kolpeurynter
eingefüllt und hierauf der Schlauch mit einer Klemme ver-
schlossen. Auf die Stelle, welche belastet werden soll, wird
ein Sandsack aufgelegt.
5. Elektrotherapie.
Ihre Anwendung am Uterus ist nur möglich bei all-
mählicher Steigerung (Ein- und Ausschleichen) des Stromes,
lu den Uterus wird eine Sonde aus Aluminium eingelegt,
welche in Vagina und Zervix durch Hartgummiröhren isoliert
ist. Auf das Abdomen kommt eine Zinkblechplatte oder bei
sehr starken Strömen eine Tonelektrode. Strenge Asepsis!
Anwendung eines Rheostaten und Einschaltung eines Galvano-
meters. Anwendung des Stromes durch 4 — 5 Minuten 40 bis
50 M. A. Hierauf Ausspülung und Ruhelage durch eine
halbe Stunde. Anwendung: 1 — 2 mal wöchentlich.
6. Böntgenstrahlen.
Sitzungen von 2 — 15 Minuten 2 — 3mal wöchentlich.
7. Hydrotherapie.
Eisbeutel, Kühlapparate, Spülungen mit kaltem Wasser
unter Anwendung des Scheidenspülers nach Winternitz
PHYSIKALISCHE THERAPIE. 427
oder des Arzberg ersehen Mastdarmkühlers. Kalte Sitz-
bäder und sonstige hydrotherapeutische Prozeduren.
Warme Umschläge und Thermophore.
Um konstante Wärme auf das Genitale einwirken zu
lassen, verwendet man den Hydrothermoregulator nach
K. Ullmann oder den Heißwasserspülapparat nach Bauer.
Er besteht aus einem Kochapparat, unter welchem eine kleine
Kochkammer angebracht ist, aus welcher der Wasserdampf
in das Reservoir aufsteigt. Das heiße Wasser wird durch
den Schlauch und den in diesen eingeschalteten und in der
Scheide liegenden Kalorifer durchgeleitet. Heiße Scheiden-
Spülungen werden von den Frauen selbst im Bette liegend
bei einer Temperatur von bis 50® C ausgeführt. Schutz der
äußeren Haut mit Vaselin oder Verwendung eines eigenen
Spülspekulnms nach Stratz oder Walzer. Höhe des Irri-
gators verschieden, je nachdem es sich um besondere Wärme-
wirkung durch längere Zeit oder um mechanische Wirkung
handelt. Zusätze: Lysol oder übermangansaures Kali. Der
Ansatz ist auszukochen und in Lysol aufzubewahren. Spü-
lungen von selten des Arztes werden mittelst Spiegels aus-
geführt, wobei dieser vor- und rückwärts geschoben wird,
um alle Scheidenteile zu bespülen.
Sitzbäder von 36® C oder mehr werden in einer Sitz-
badewanne unmittelbar neben dem Bette genommen, worauf
man nach ^4 — YaS^^'^^'&^r Dauer noch naß ins Bett steigt
und sich dort mit einem Flanelltnch abtrocknet. Zusätze:
Mutterlaugensalz, Staßfurtersalz. (V/^kg auf ein Bad.)
Außerdem kann man noch warme Sandsäcke auf das Ab-
domen auch tagelang auflegen. Ebenso Moor- oder Fango-
umschläge. Ferner kommen noch warme Mastdarmeingießungen
in Betracht.
8. Heißlufttherapie.
Man verwendet hierzu entweder Kasten, welche innen
Glühlampen tragen (Kehr er) oder Apparate, welche mit
Spiritus geheizte Luft auf den unter einem Gestell liegenden
Körperteil leiten (Apparate von Hilzinger-Reiner). Über
das Gestell wird eine Wolldecke gebreitet, die möglichst
luftdicht abschließt. Temperaturen bis 85° C werden an-
428 PHYSIKALISCHE THERAPIE.
standslos ertragen. Man beheizt jeden Tag oder jeden
zweiten Tag je eine halbe bis eine Stunde.
9. Taporisation.
Je nachdem man den Dampf direkt auf die Uterus-
Schleimhaut einwirken läßt oder bloß die Wärme, indem
man den Dampf durch eine Sonde streichen läßt, spricht
man von Athmokausis und Zestokausis. Der durchlochte ütems-
katheter ist mit Holzfasern und Zervixteil zum Schutze des-
selben umgeben. Der in einem eigenen Apparat erzeugte
Dampf strömt entweder durch diesen Katheter wieder nach
außen oder durch die Fenster gegen die üterushöhle und
von dort aus durch ein Abflußrohr wieder nach außen. Die
Portio wird angehakt, die üterushöhle ausgewischt, even-
tuell nach vorheriger Dilatation, und hierauf die Sonde ein-
geführt. Durch langsames Vor- und Rückwärtsschieben kann
man die ganze üterusschleimhaut bestreichen. Nach 5 — 15 Se-
kunden sperrt man den Dampf ab und entfernt den Katheter.
Die Temperatur beträgt 110—1150.
Ob man Narkose anwenden soll oder nicht, darüber
sind die Autoren nicht ganz einig; nach der Behandlung läßt
man die Frau einige Tage im Bett liegen.
10. Saugtherapie.
Man verwendet hierzu eigene aus Glas gefertigte zylin-
derförmige Spekula, welche an irgend einer Endstelle mit
einer Luftpumpe verbunden sind. Die Einschaltung eines
Dreiweghahnes ist sehr zu empfehlen. Nach Ansaugung läßt
man den Apparat 5 Minuten liegen, unterbricht dann für
einige Minuten und wiederholt dies 4 — 6mal. Ein anderer
Saügapparat dient für den Uterus selbst und besteht aus
einem Katheter, mittelst welchem eine direkte Saugung im
Uterus ausgeführt wird. Mangels größerer klinischer Erfah-
rungen und mit Bücksicht auf einige theoretische Bedenken
kann die Methode noch nicht empfohlen werden.
Zur Behandlung der Mastitis verwendet man sehr große
Glocken. Die Anwendung geschieht in derselben Weise wie
bei der Portio. Dickes Bestreichen mit Vaselin ist behufs
luftdichten Abschlusses notwendig.
PHYSIKALISCHE THERAPIE. 429
Anwendung der physikalischen Therapie bei
den Erkrankungen des weiblichen Genitale.
I. Scheide.
Bei einer Bartholinitis kann man es mit Saugen ver-
snchen. Man verwende eine recht große Glocke und sänge
2mal täglich.
Bei Vorfall der Scheide gelingt es geübten Masseuren,
durch die Massage und durch die sogenannten Uteruslyftungen
Dauererfolge zu erzielen. Nach Aufrichtung des Uterus wird
die Zervix fixiert und ein Assistent führt einen Druck nach
innen und aufwärts aus. Er faßt hierauf den Uterus vorne
und etwas zur Seite und sucht ihn zu heben, soweit als es
die Patientin ohne Schmerzensäußerung verträgt. Hierauf
läßt er den Uterus wieder zurücksinken. Dies vollführt er
einige Male. Den Assistenten kann man dadurch ersparen,
daß man das vordere Scheidengewölbe gut tamponiert. Nach-
her wird die Dammuskulalur kräftig massiert und hierauf
folgen aktive und passive Bewegungen, welche die Stärkung
der Bauch- und Beckenmuskulatur zum Ziele haben. Bei
stärkeren Dammrissen ist die Operation vorzuziehen. Auch
sonst hat die Operation manche Vorteile gegenüber der lang-
wierigen und nicht immer aussichtsvollen Massagebehandlung,
wie aber andrerseits auch die Operation nicht immer zum
Ziele führt. Eine Massage der Dammuskulatur nach der
Operation ist sehr zu empfehlen.
Bei älteren Frauen, bei solchen, die sich zu einer
Operation nicht entschließen können, oder wo die Operation
aus irgend einem Grunde kontraindiziert ist, dann bei kleinen
Prolapsen kommt man mit der Pessartherapie recht gut aus,
vorausgesetzt, daß die Dammuskulatur halbwegs erhalten ist
und kein Ausfluß besteht.
Bei Reizungszuständen der Scheide, insbesondere bei sehr
schmerzhafter akuter Gonorrhöe kann die Anwendung von
Kälte in Form von Spülungen oder Kühlsonden recht schmerz-
lindernd wirken. Hinsichtlich des Ausflusses, der ja gewöhn-
lich aus dem Uterus stammt, siehe unten. Sowohl bei Ele-
phantiasis vulvae als auch bei Pruritus ist mitunter
430 PHYSIKALISCHE THERAPIE.
mit Erfolg BöntgeDtherapie oder Heißlaftbehandlong ange-
wandt worden.
II. Erkrankungen des Uterus.
Amenorrhoe. Obwohl sie zumeist nicht ihre Ursache im
Uterus hat, sei sie doch hier abgehandelt, da das objektive
Symptom häufig ein atrophischer Uterus ist. Nebst der allge-
meinen Therapie, die sich auf konstitutionelle Erkrankungen
bezieht, wird man es zunächst, falls es sich nicht um vir-
ginale Individuen handelt, mit der Massage des Uterus ver-
suchen. Man massiert den Uterus nur an der Rückseite
einige Male wöchentlich, spült die Scheide warm aus und
legt, falls die Atrophie entzündlichen Ursprunges ist, einen
Tampon ein (Ichthyol, siehe Endometritis), läßt die Patientin
recht warme Ausspülungen machen, wobei der Irrigator
niedrig zu hängen ist, und recht warme Sitzbäder nehmen.
Vor der Massage kann man eine Heißwasserspülung mit dem
Apparate von Bauer ausführen und ferner nach der Be-
handlung noch aktive und passive Bewegungen, insbesondere
im Hüft- und Kniegelenk. Hierauf Kreuzbeinklopfungen,
Erheben des Oberkörpers aus liegender Stellung gegen
Widerstand und Streckung des ganzen Körpers aus hockender
Stellung gleichfalls gegen Widerstand. Diese Übungen soll
die Patientin auch zu Hause früh und abends vornehmen.
Gymnastik und Sport ist unter den oben erwähnten Kautelen
zu empfehlen. Auch Saugtherapie, insbesondere vor den
Menses kann statt der Heißwasserspülungen versucht werden.
Wenn dies nichts hilft, empfehle man der Patientin eine Bade-
behandlung entweder in eisenhaltigen Wässern oder noch
besser in eisenhaltigem Moor. (Siehe Balneotherapie.)
Metrorrhagien. Sofern keine Myome, welche eine
Operation erheischen, vorliegen, ein Abortus vorhanden ist,
oder eine Verlagerung der Gebärmutter die Ursache ist, ver-
biete man der Patientin Gymnastik und Sport und kann ver-
suchsweise die stärkeren Blutungen durch eine täglich zwei-
mal vorzunehmende heiße Aussptiiung der Scheide oder bei
weiter Zervix durch eine vorsichtige Ausspülung des Uterus
mit heißer Lysollösung zu kupieren trachten. Auf die Aus-
gpttlnng folgt Tamponado der Seheide und eventuell des
Uterus. Auch Badebehandlung ist mitunter von Vorteil , be-
PHYSIKALISCHE THERAPIE. 431
sonders die Kombination einer Auskratzung mit nachfolgen-
der Moor- oder Solbadekur.
Sind Myome die Ursache der Blutungen, und wird die
Operation aus irgend einem Grunde nicht unternommen,
oder handelt es sich um präklimakterische Blutungen, schließ-
lieh auch sonst, falls das vorher erwähnte Verfahren ohne
Erfolg ist, wird von mancher Seite die Vaporisation , ins-
besondere kurz nach einer Auskratzung empfohlen. Da
eine partielle Verwachsung nachher nicht auszuschließen ist,
60 ist es besser, die Vaporisation nur in solchen Fällen
vorzunehmen, wo man nahe der Klimax ist. Bei Blutungen
infolge von Myomen ist mitunter eine zweckentsprechende
Badebehandlnng auch von Vorteil. Neuestens wird die
Röntgenbestrahlung der Ovarien bei Blutungen infolge von
Myomen empfohlen. Man bestrahlt die Ovarien allwöchentlich
einmal vorsichtig mit geringen Dosen unter Beschwerung
und Abdeckung der umgebenden Partien. Die Zahl der Fälle
ist noch zu gering, um ein abschließendes Urteil fällen zu
können.
Die Atrophie und Hyperinvolution des Uterus wird in
gleicher Weise wie die Amenorrhoe, deren Symptom sie oft ist,
behandelt. Femhaltung der Schädlichkeiten, auf denen sie
beruht, also eventuell Absetzen des Kindes ist von Wichtigkeit.
Die Retrof lexio- versio uteri bedarf nur einer Behand-
lung, wenn sie Symptome macht. Ist der Uterus frei beweglich,
so richtet man ihn auf und legt einen Ring ein. Ist er fixiert,
so massiere man ihn bzw. den Knickungswinkel, ferner die
Verwachsungen und suche den Uterus langsam und allmäh-
lich aufzurichten. Hierbei unterstützen Heißwasserbehandlnng,
eventuell eine Badebehandlung, heiße Ausspülungen und Sitz-
bäder in bedeutender Weise die Anfrichtungsversuche. Bei
sehr festen Verwachsungen kann man auch von der Belastung
Gebrauch machen. Nach jeder Sitzung lege man einen Ichthyol-
tampon ein. Ist der Uterus vollkommen aufgerichtet und frei
beweglich, dann, aber nicht früher, lege man den Ring ein.
Mit dieser Behandlangsmethode konkurriert stark die Ope-
ration, da sie eine raschere Wiederherstellung der Arbeits-
fähigkeit, keine Steigerung der oft vorhandenen hysterischen
Symptome mit sich bringt und das lästige Tragen des Ringes
ausschließt. Hierzu kommt, daß die oft; gleichzeitig bestehende
432 PHYSIKALISCHE THERAPIE.
Metritis eine Auskratzung, also ohnehin eine Narkose not-
wendig macht und ferner nicht selten ein Dammriß besteht,
der gleichfalls operativ zu schließen ist. Als Operationsmethode
empfiehlt sich die Annähung des Uterus an die Scheide,
die bei richtiger Wahl des Fixationspunktes keine Störungen
bei einer weiteren Entbindung mit sich bringt. Eine Mittel-
stellung nimmt die Aufrichtung des Uterus in der Narkose
mit nachheriger Einlegung des Ringes ein. Die Operation ist
nicht ganz ungefährlich, hat den Nachteil der Narkose, ohne
den Vorteil für sich zu haben, daß ein weiteres Tragen eines
Ilinges überflüssig ist. Leidet eine mit Verlagerung der Ge-
bärmutter behaftete Frau an hysterischen Besehwerden, dann
ist noch nachträglich die Hysterie zu behandeln.
Die Endometritis und Metritis ist gleichfalls ein dank-
bares Objekt für die physikalische Therapie. Der vergrößerte
Uterus wird massiert, eventuell ist Badebehandlung angezeigt.
Ausspülungen, Sitzbäder mit Zusätzen unterstützen die ärzt-
liche Therapie. Wird eine Auskratzung vorgenommen, so
ist eine unmittelbare nachherige Bäderbehandlung sehr von
Vorteil. Bestehen sehr starke Blutungen, so kommt eventuell
die Kombination eines Curettements mit einige Tage nach-
her folgender Vaporisation in Betracht. Doch ist es besser,
dies nur nahe dem Klimakterium auszuführen. Bei starkem
Ausfluß empfiehlt es sich, vor der intrauterinen Ätzung das
Sekret auszusaugen. Ausspülungen, Sitzbäder unterstützen die
Therapie.
Myome des Uterus sind eigentlich, wenn überhaupt,
operativ anzugehen. Von der elektrischen Behandlung hat
man wenig Erfolge gesehen. Auch die Badebehandlung leistet
nicht viel. Immerhin kann man es mit beiden bei Myomen
nahe dem Klimakterium versuchen. Über die Behandlung
der Blutungen siehe oben. Die Röntgentherapie verspricht
recht Gutes, ist aber derzeit für die Verallgemeinerung noch
nicht reif. 0. 0. Fellner.
III. Physikalische Therapie der Adnexerkrankungen
des Weibes.
Salpingo-Oophoritis. Im akuten Stadium ist Bett-
ruhe zu fordern, auch sind kühle Applikationen auf das
PHYSIKALISCHE THERAPIE. 433
Abdomen , bei Anwesenheit peritonealer Reizerscheinungen ist
erentaell der Eisbeutel von Nutzen. Narkotika sind oft un-
eotbehrlich; die Darmtätigkeit ist nicht zu vernachlässigen.
Scheidensptilungen sind nur bei starkem Fluor angezeigt
und mit Vorsicht auszuführen. Haben Fieber und Schmerzen
etwas nachgelassen, so kann man erregende Umschläge appli-
zieren und 25 — 20® Sitzbäder verordnen. Auch laue Hegar-
sche Mastdarmeinläufe sind von Wert. Die eigentliche Domäne
der physikalischen Therapie bildet erst das dritte, das
chronische Stadium. Ist das Vorhandensein eines Eitersackes,
eines Pyovarium, tuberkulöse Prozesse ausgeschlossen, so
beginnt man zunächst mit warmen Scheidensptilungen, appli-
ziert Thermophore, gibt warme Sitz- und Vollbäder. Tritt
keine neuerliche Temperatursteigerung auf, so leitet man
die Heißluftbehandlung ein und schließt jeder Sitzung eine
vorsichtige Massage an. Sind die Adnexe im Douglas fixiert,
so kann man auch von endokolpischer Belastung Erfolg er-
hoffen. Dabei muß aber stets die Körpertemperatur beob-
achtet und der Lokaibefund verfolgt werden; tritt eine Ver-
schlimmerung ein, so ist zur Therapie des subakuten
Stadiums zurückzukehren. Ist die eitrige Einschmelzung un-
aufhaltsam, so wird es meist zur Operation kommen. Durch
die lauge fortgesetzte, kombinierte physikalische Therapie
gelingt es fast immer, die Schmerzen wesentlich zu ver-
ringern. Aber auch Adnextumoren werden gewiß kleiner
und können durch eine abschließende Moorbadekur in ein
Stadium gebracht werden, welches zwar nicht anatomisch,
wohl aber klinisch einer Heilung gleichkommt. Daß gleich-
wohl viele Fälle dem Messer des Operateurs zufallen müssen,
ist gewiß zuzugeben.
Descensus ovariorum. Sind die Ovarien am Knochen
fixiert, so kann man durch Quecksilberkolpeuryse und Massage
nicht selten Lösung erzielen. Bei Fehlen akut entzündlicher
Erscheinungen und sicher auszuschließenden Eiteransamm-
lungen kann man der Massage eine thermische Prozedur vor-
anschicken, sei es, daß man eine prolongierte heiße Scheiden-
spfllung macht oder eine 40 — 45® warme Vaginalthermode
einlegt.
Bringt eine üterusdystopie den Deszensus hervor, so
ist jene zu beheben. Viele Fälle von Senkung der Eier-
F e 1 1 n e r, TUerapie der Wiener Spezjalärzte. 28
434 PHYSIKALISCHE THERAPIE.
Stöcke, Damentlich bei Vorhandensein fester Verwachsungen,
sind nur operativ heilbar.
Ovarialneuralgie. Warme Bäder, Thermophore,
warme Vaginalthermoden. Auch vagino-abdominale Fara-
disation mit dem Spannnngsstrom wird empfohlen. Ist die
Ovarialneuralgie bloß Symptom einer Neurasthenie oder
Hysterie, so ist dieses Grandleiden zu behandeln, wobei der
hydroelektrischen Bäder stets zu gedenken ist. Von Bädern
bewähren sich die Akratothermen bestens. Ist die Ovarialr
neuralgie Folge chronischer Eoprostase, so ist eine Trink-
kur mit Glaubersalzwässern augezeigt.
Hämatokele. Zur Beschleunigung der Resorption
einer vor längerer Zeit entstandenen Hämatokele sind warme
Sitz- und Vollbäder, Vaginalthermoden, vorsichtige Massage
zu empfehlen.
Para- und Perimetritis. Da nicht jede Entzündung
des Beckenzellgewebes und Beckenbauchfelles in Eiterung
übergeht, ist es unsere Aufgabe, die Resorption durch
chemische und physikalische Agentien zu fördern, was nicht
selten von Erfolg gekrönt ist. Von chemischen Agentien
ist es auch heute noch das schon so lange in Gebranch
stehende Glyzerin, das mittelst Tampons eingebracht, zweifel-
los resorptionsfördernd wirkt. Zusätze von Ichthyol (5 — 10®/oi
Chloralhydrat bei besonderer Schm erzhaftigkeit, etwa 5"/oj
Jodkali 10% etc.) sind in der Praxis kaum zu entbehren.
Medikamentöse Zusätze zu Spülflüssigkeiten haben allenfalls
eine Wirkung auf die begleitende Vulvovaginitis oder Endo-
zervizitis, auf die Peri- und Parametritis jedoch wirkt gewiß
bloß der thermische Faktor der Vaginalspülung ein. Über
die operative Therapie wurde bereits früher („Peri- und
Parametritis^^) gesprochen; daher braucht hier bloß die
physikalische Behandlung gewürdigt zu werden.
Das akute und das subakute Stadium wird ebenso be-
handelt wie die gleichen Stadien der Salpingo-Oophoritis.
Das chronische Stadium erfordert eine diverse Behandlung
je nach dem anatomischen Substrat : der Entzündung. Bei
ödem des Parametrium bewährt sich Heißlnftbehandlnng,
Massage, intravaginale Belastung. Handelt es sich um ein
Exsudat, dessen fieberhaftes Stadium vorüber ist, so beginnt
man mit Heißlufttherapie, appliziert allenfalls (insbesonders
PHYSIKALISCHE THERAPIE. 436
wenn das Exsodat im Donglas sitzt) 1 — 2mal täglich heifle
Seheidenspülnngen (45 — 50® C). Dabei ist nach den bereits
früher geschilderten Symptomen aaf eine ev^entuell ein-
brechende Snppuration zu achten, eventuell die Thermo-
therapie zu unterbrechen. Geht die Resorption indes unge-
stört vor sich, so kann man nach 1 — 2 Wochen jeder Heiß-
luftsitzung eine vorsichtige Massage anschließen. Liegt das
Exsudat im Douglas, so kann man in tra vaginale, liegt es
nahe den Bauchdecken, so kann man abdominal-integumen-
täre Belastung anschließen. In späten Stadien der Krankheit
bewähren sich Sol-, Moor- und Mutterlaugenbäder. Tritt
narbige Schrumpfung ein, so ist nach Voranschickung warmer
intravaginaler Applikationsformen (Spülung mit großen Flüssig-
keitsmengen, heiße Vaginalthermoden etc.) vaginale Manual-
behandlung in Form der Dehnungs- und Lösungsbewegungen
am Platze. Die Vibrationsmassage ist nur für sehr alte,
absolut fieberfreie Fälle ohne jegliche akute Entzündungs-
erscheinungen mit Vorsicht verwendbar. Badekuren sind in
diesem (aber nur in diesem) Stadium mit manueller Dehnung
und Lösung zu verbinden. Nebst der Lokalbehandlung ist
an die Hebung der Kräfte zu denken, Reflexneurosen und
Sympathikusaffektionen sind diätetisch und physikalisch zu
behandeln. 0. Frankl.
IT. Die Balneotherapie der chronisehen Fraaen-
kranklLeiten.
Unter den Maßnahmen, welche in der Behandlung der
chronisehen Frauenkrankheiten eine hervorragende Stelle
einnehmen, eählen die Heilquellen und die Bäder. Die al-
kalischen, alkalisch-salinischen, die Eisen- und Kochsalz-
quellen als Trinkkur einerseits und die Jod- und Solbäder,
die Stahl- und Moorbäder, die Seebäder und Kaltwasserkuren
andrerseits entfalten bei einer größeren Gruppe chronischer
Frauenkrankheiten eine sehr günstige Wirkung.
Diese Krankheiten sind folgende:
L Leukorrhoe. Dieselbe kann durch Anomalien der
Blutbildung — Anämie, Chlorose — bedingt sein. In diesem
Falle sind die Eisen wässcr innerlich und Stahl- und Moor-
28*
436 PHYSIKALISCHE THERAPIE.
bäder indiziert: Franzensbad, Königs wart in Böhmen, Karls-
brunn in Schlesien, Krynica in. Galizien, Szliacs Paräd,
Korytnicza, Bartfeld in Ungarn, Schwalbach, Pyrmont, Stehen
in Deotschland, Kadowa, Reinerz in Preaßisch-SchlesieD,
Sankt Moritz im Engadin, Spaa in Belgien etc.
Auch Eisen- Arsen Wässer: Levico, Roncegno in Südtirol,
Guberquelle in Bosnien.
Ist die Leukorrhoe durch Skrofulöse bedingt, sind
Kochsalzquellen, Jod- und Solbäder, Seebäder angezeigt;
Hall, Kreuznach, Kissingen, Nauheim, Oeynhausen, Reichen-
hall, Ischl, Gmunden, Iwonic, Darkau, Ilidze, Rhein felden.
Ist Kolpitis, CerTicitis oder Endometritis chronica die
Ursache, sind ebenfalls die Eisenquellen, die Stahl- und
Moorbäder, aber auch die alkalischen und alkalisch-muria-
tischen Quellen angezeigt: Ems,' Vichy, Luhatschowitz, Szav-
niza, Lipik.
II. Metritis chronica. Wenn hervorgegangen ans
einer akuten Entzündung infolge von Erkältung oder nach
einem Puerperium, oder bedingt durch. mangelhafte Involution
des Uterus, werden Moorbäder und Stahlbäder^ und bei anä-
mischen Personen innerlich Eisenwässer, besonders salinisehe
Eisenwässer (Franzensbad, Marienbad, Elster) zur Anregung
der Darmtätigkeit am Platze sein. Bei pastösen und skrofu-
lösen Individuen oder nach Gonorrhöe werden Solbäder,
Solthermen, Jodbäder angezeigt sein. Ist aktive oder passive
Hyperämie die Ursache der chronischen Entzündung, werden
ebenfalls Jod- und Solbäder und interne salinische Wässer
oder salinische Eisenwässer angezeigt sein. Bei gleichzeitiger
Endometritis werden nebst den angeführten Bädern Irrigationen
mit Kochsalzwässern, Eisenwässern zur Anwendung kommen,
auch wird die adstringierende und antimykotische Wirkung
der Moorlösung beim Gebrauch der Moorbäder günstig auf
den Katarrh der Zervix und die etwa vorhandenen Erosionen
einwirken.
Im zweiten Stadium, beim sogenannten Infarkt, werden
Jod- und Solbäder, Stahl- und Moorbäder und Moorumschläge
angezeigt sein.
in. Parametritis, Perimetritis, Oophoritis, Sal-
pingitis chronica, chronische Adnexentzündungen.
PHYSIKALISCHE THERAPIE. 437
Hier sind dieselben Bäder und Quellen wie bei der Metritis
chronica am Platze^ daneben kommen Umschläge mit Mutter-
langensalz, Moornmschläge, Moorpackung, Fangobäder, Fango-
nmschlSge nnd heiße Injektionen zur Anwendung. Auch in-
differente Thermen können in Anwendung kommen : Teplitz,
Johannisbad, Römerbad, Tfiffer, Neuhaus, Ragaz-Pfäfers,
Krapina-Töplitz, Topusko, Schlangenbad.
IV. Fibromyome des Uterus. Wenn dieselben klein
und kein rasches Wachstum vorhanden ist, kann man Jod-
bäder und Solbäder versuchen und falls Blutungen oder
Schmerzen vorhanden, so Moorbäder und innerlich ablei-
tende Wässer: salinische Quellen oder salinische Eisenwässer.
V. Lage und Gestaltveränderungen des Uterus.
Bei Anfeflexio und Anteversio uteri fixata, bei Retropositio,
bedingt durch retrouterine schrumpfende Exsudate, bei Latero-
versio und Lateroflexio nach parametri tischen Prozessen und
Adnexentzündungen und endlich bei Retroversio-flexio im-
mobilis, bedingt durch Parametritis posterior oder anterior,
sind Bol- und Jodbäder, Moorbäder, Fangobäder und da-
neben Umschläge mit Sole, Moor oder Fango angezeigt.
Gleichzeitig sind zur Regelung der Darmtätigkeit und der
Zirkulation in den Beckenorganen salinische Wässer, sali-
nische Eisenwässer (Franzensbad, Marienbad, Elster) in An-
wendung zu bringen.
Bei Retroversio-flexio uteri mobilis, welche mit Er-
schlaffung des Ligament- und Muskelapparates einhergeht,
sind nach Aufrichtung des Uterus und Fixierung desselben
mittelst eines Pessars, zur Kräftigung der Ligamente und der
Muskeln Stahl- und Moorbäder und innerlich Eisenwässer
angezeigt.
. VI. Bei Descensus uteri, Descensus und Prolapsus
vaginae geringeren Grades können außer Massage, Gym-
nastik und elektrischer Behandlung balneotherapeutisch Eisen-
mineralmoorbäder mit Nutzen zur Anwendung kommen.
Menstruations- Anomalien.
a) Amenorrhoe, insoweit sie die Folge von Anämie,
Chlorose, allgemeinen Schwächezuständen ist oder infolge
438 PHYSIKALISCHE THEBAPIE.
mangelhafter Entwicklung des Uterus und der Ovarien auf-
tritt, oder bei verfrühter Atrophie des Uterus, bei Suppresio
mensium eintritt, in allen diesen Fällen werden Eiden wässer,
kräftige Stablquellen , Stahl- und Moorbäder und überdies
die Kohlensäure-Gasbäder, wie sie insbesonders in Franzens-
bad und Marienbad zur Anwendung gelangen, neben Mas-
sage und Heilgymnastik günstig wirken. Auch Gebirgsklima
und Seebäder sind in diesen Fällen von Nutzen, und bei
pastösen fettleibigen Mädchen müssen auflösende Eisenwässer
in Anwendung kommen, demnach Kuren in Franzensbad,
Marienbad, Elster.
6y Menorrhagie. Ist dieselbe durch chronische Ent-
zündung des Uterus und seiner Adnexe bedingt, so werden
dieselben Quellen und Bäder zur Anwendung kommen, welche
das Grundleiden erheischt. Dasselbe ist der Fall bei kleinen
oder mittelgroßen Fibromyomen. Ist Anämie, Chlorose, Hämo-
philie, Skorbut die Ursache, so werden Eisenwässer, Stahl-
quellen und Moorbäder angezeigt sein.
c) Dysmenorrhöe. Bei angeborener Hypoplasie des
Uterus, jedoch funktionierenden Ovarien sind Eisenwässer,
Stahl- und Moorbäder, Kohlensäuregasbäder neben allge-
meiner Massage und Gymnastik angezeigt. Sind entzündliche
Zustände des Uterus und seiner Adnexe, des Beckenperito-
neums oder des Beckenzellgewebes die Ursache, so eignen sich
Jodbäder, Solbäder, Thermalsolbäder, Mooibäder, heiße In-
jektionen und Moorumschläge. Ist Anämie oder Chlorose die
Ursache, so Eisenwässer, Stahlquellen oder ableitende Quellen
(salinische Wässer oder salinische Eisenwässer) zur Besei-
tigung der oft vorhandenen Darmatonie, gleichzeitig Stahl-
und Eisenmineralmoorbäder. Bei der sogenannten kongestiven
Dysmenorrhöe werden ableitende Kuren mit Kochsalzquellen,
alkalisch-salinischen Wässern, Jod- und Solbäder angezeigt
Sein. Besteht gleichzeitig Amenorrhoe, so muß das Grund-
leiden berücksichtigt werden, die daselbst angegebene Trink-
und Badekur und auch die Kohlensäure-Gasbäder in An-
wendung gelangen, besteht eine mechanische Ursache, so
ist natürlich eine mechanische beziehungsweise operative
Behandlung am Platze.
VII. Sterilität. Ist dieselbe durch entzündliche Ver-
änderungen des Uterus und seiner Adnexe bedingt, werden
PHYSIKALISCHE THERAPIE. 439
jene balneotherapeatischen Behelfe zar Anwendung ge-
langen, welche das Grundleiden erheischt. Dasselbe ist der
Fall, wenn es sich um mangelhafte Entwicklung der Geni-
talien handelt, in welchem Falle Stahl bäder, Moorbäder und
Kohlensäure-Gasbäder zur Anwendung kommen. Besteht ein
mechanisches Hindernis, wird eine gynäkologische Behand-
lung nötig sein.
VIII. Neigung zu Abortus. Ist eine luetische Infek-
tion des Mannes oder der Frau die Ursache, wird nach vor-
ausgegangener antiluetischer Kur der Besuch eines Jod- oder
Solbades, oder eines der Schwefelbäder angezeigt sein : so
Aachen , Burtscheid , Baden bei Wien , Landek , Weilbach,
Nenndorf, Herkulesbad, Ilidie, Sobranz.
Ist mangelhafte Involution des Uterus, sind Schwäche-
zustände, Anämie, Chlorose die Ursache, sind Eisenwässer,
Stahl- und Moorbäder und auch Kaltwasserkuren sehr ge-
eignet. L. Fellner.
13. Physikalisch-diätetische Therapie der Stoff-
wechselkrankheiten.
■
A. Diabetes melitus. Die Behandlung des D. m. ist
vorwiegend diätetisch und beruht auf dem Prinzipe einer
Schonungsdiät für die dem Zuckerstoffwechsel vorstehenden
erkrankten Organe. Demnach sind Zucker und Bier (lösliche
Dextrine !) aus der Nahrung zu streichen ; Amylaceen* werden
im Prinzipe nach Maßgabe der Toleranz (Fehlen von Glyko-
surie), Eiweißkörper bloß in der auch sonst üblichen Menge
und der Rest der Kalorien als Fett (beste Butter) zugeführt.
Die amylaceenarmen „grünen Gemüse"** wichtig zur Erzielung
des Füllungsgefühles des Magens, als Fettträger und wegen
ihres Gehaltes an pflanzensauren Alkalien. Als Genußmittel
Kaffee (Fettträger), Tee, Obst.*** Genaue, dem einzelnen
* Alle mit Mehl zubereiteten Speisen, Reis, Grieß, Hülsenfrüchte,
Kartoffeln.
** Erlaubte Gemüse: Spinat, Kochsalat, Kraut, Karfiol, grüne
Fisolen, Kohl, alle Arten grüner Salat, Artischoken, grüner Spargel,
Tomaten, Stachys.
*** Im allgemeinen 70^ Apfel, Orange, "Walderdbeeren, Johannis-
beeren, Preißelbeeren.
440 PHYSIKALISCHE THERAPIE.
Falle angepaßte qualitative und quantitative (Wage!) Kost-
verordnung.
Im allgemeinen trachte man jeden Fall zuckerfrei zu
bekommen» da durch den smckerfreien Zustand die Toleranz
gegen Kohlehydrate erhöht wird (Naunyn),
Der Kranke erhält vorerst etwas reichlicher Eiweiß
(z. B. 2B0 — 280 g Fleisch , zubereitet gewogen , 3 — 4 Eier,
30—50 g Käse), 60 g Butter, 100 g Brot, 500 g Milch. Die
Kohlehydrate werden dann durch Beschränkung des Milch- und
Brotquantums allmählich entzogen, bis der Harn völlig zueker-
frei wird. Dabei bedient man sich zweckmäßig der kohle-
hydratärmeren, oft recht voluminösen „Diabetikerbrote*^.* Gleich-
zeitig wird das Fettquantum soweit erhöht, daß Verluste
des Körpergewichtes vermieden werden (regelmäßige Wä-
gungen!). Wird dabei noch immer Zucker ausgeschieden,
Herabsetzung der Eiweißzufuhr auf das Minimum (zirka 1,3 ^
Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht).
Noch restliche Zuckermengen (unter l<^/o) schwinden
oft dauernd nach einem „Hungertage" (bloß schwarzer Kaffee,
Bouillon, Bettruhe) oder nach einem Gemüsetage (das gleiche
und reichlich Gemüse). War der Kranke durch längere Zeit
zuckerfrei , so werden Amylaceen wieder in umgekehrter
Reihenfolge so lange zugelegt, als keine Zuckerausscheidung
erfolgt. Auch später noch gelegentliche Einschaltung von
strengeren Perioden (eventuell Gemüsetagen).
Die — früher überschätzte — Gefahr zu starker Säure-
bildung (Acidose, Koma) bei strenger Diät wird durch all-
mählichen Übergang und durch prophylaktische Darreichung
von Alkali (Natr. bicarb., 3—4 Kaffeelöffel täglich 1 Stunde
nach der Mahlzeit) wohl gebannt.
In gewissen Fällen wird die Entzuckorung auch durch
einseitige amylaceenhaltige Nahrung erzielt. Reine Milch-
kur (2— 3 Z Milch pro die), Haferkur (Brei von 250 ^f»
Haferflocken, 80—100^ Pflanzeneiweiß, 250—300 g Butter,
in 8 Portionen zu nehmen). Die Wirkung ist jedesmal indi-
viduell zu prüfen.
* Nach faUendem Kohlehydratgehalte: Grahambrot, Alenronat-
brot, Kleberbrot, Troponbrot, Lithonbrot, Mandelbrot.
PHYSIKALISCHE THERAPIE. 441
Diabetiker^heil^mittel sind sämtlich wertlos. Geringere
Zockermengen schwinden zumeist (jedoch selten dauernd)
nach Opimndarreichung.
Ep. Extract. Opii 0,12
Bol. alb. q. s.f.pilL Nr.XII.
S. Auf' und Absteigen von 3— 7 Pillen täglich.
Bei gewissen nervösen Formen entspricht Opinm der
Indicatio causalis. Sonst stillt es auch den quälenden Durst,
wo die diätetische Behandlung versagt (allerschwerste Fälle).
Bei Vortreten nervöser Symptome auch
Rp. Natr. bromat. 15,0
Tinct. valerian. 5fi
Sol. arsen. Fowleri 3,0
Aq. destillat. 200,0.
S. 3 Eßlöffel täglich in viel Flüssigkeit.
Bei Obstipation : Reichlich Gemüse, Einlaufe (auch öl) ;
statt Soda:
Rp. Bicarb. Sodae 20,0 oder Rp. Bicarb. Sodae 10,0
Magn. ustae 10,0 Magn. ustae,
Ol. menth. pip. gutt. X. Pulv. rad. Bhei aa. 5,0.
8. 3mal täglich 1 Kaffeelöffel S. Kaffeelöffelweise,
eine Stunde nach der Mahlzeit.
In manchen Fällen (leichtere Arteriosklerose, Katarrh
des Pankreasganges?) auffallende, fast spezifische Wirkung
der alkalisch-salinischen Quellen mit geringem Glaubersalz-
gehalte (Karlsbad, Rohitsch). Alkalische, mehr minder kohlen-
säurereiche Wässer (Fachingen, Vitaquelle, Vichy) als Tafel-
getränke und bei begleitender gichtischer Disposition. Alkalisch-
snlfatische Wässer mit höherem Glaubersalzgehalt (Marienbad,
Tarasp) bei begleitender Fettleibigkeit, Obstipation und höheren
Graden von Arteriosklerose.
Aktive Bewegung, soweit ohne Ermüdungsgefühl
möglich; allgemeine Körpermassage bei darniederliegender
Ernährung, sofeme sie gut vertragen wird.
442 PHYSIKALISCHE THERAPIE.
Laue indifferente Bäder zur Haatpflege^ milde hydria-
tische Prozeduren (Halbbilder mit Übergießungen) bei Vor-
treten nervöser Symptome; Solbäder bei begleitender Anämie;
G02-Bäder bei arteriosklerotischen Diabetikern (Marienbad,
Rohitsch, Tarasp, mit gleichzeitiger Trinkkur). Psychische
Schonung während strengerer Kurverordnungen.
Bei begleitender Fettsucht entsprechende Reduktion
der Fettzufuhr (vor Thyreoideapräparaten zu warnen!); bei
Resorptionsstörungen im Darme (Fettstühle) reichliche
Nahrungszufuhr und Pankreon.
Rp. Tablett. Pankreoni (Rhenania) ä 0,5.
S. 3 Tabletten täglich.
Bei Übergang in Nephritis Milchzulage (bis zu 1 Z
und mehr), soferne die Glykosurie dadurch nicht exzessiv
gesteigert wird.
Spezielle Komplikationen: Bei drohendem Koma
(charakteristischer Atmungstypus, Verdauungsstörungen) reine
Milchdiät, Steigerung der Alkalizufuhr auf 80 — 100 g Natr.
bic. pro die, Sorge [für Stuhl (Einlaufe), eventuell Koch-
salzinfusion.
Komplikationen seitens der Haut: Ekzeme, Pruritus,
Furunkel, schlecht heilende Wunden werden durch Entzuckerung
(Diät) gemeiniglich zur Heilung gebracht. Entzuckerung geht
zweckmäßig auch jedem größeren chirurgischen Eingriffe
voraus (Operationen am Auge etc.).
Bei Extremitätengangrän: Kurzer, energischer Ver-
such mit Entzuckerung. Bei weiterem Fortschreiten der Gangrän
(A rterien Verschluß I) rechtzeitige hohe Amputation. Gegen
die Schmerzen
Rp. Diuretini 0,5
Pyramidani 0,3,
8. 2— 3 Pulver täglich.
Bei Appetitlosigkeit wird die Durchfahrnng einer
strengen Diät oft unmöglich. Bisweilen ist sie durch Rttck-
sichtnahme auf begleitende Erkrankungen der Verdauungs-
organe (schlechte Zähne 1) zu beheben. Kleine Dosen von
Karlsbader Wasser (je 2 Eßlöffel V* Stunde vor jeder Mahl-
zeit). Häufig genügt auch Zureden.
PHYSIKALISCHE THERAPIE. 443
Prophylaxe: Bei Kindern aus belasteten Familien Über-
ftttternng zn vermeiden. Frühzeitige Gewöhnung an mäßige
Lebensweise und körperliche Übung (Sport!). Psychische
Diätetik. W. Schlesinger.
B. Diabetes insipidns. In den Fällen mit anatomischer
Ursache im Gehirne (Augenhintergrund!) ätiologische The-
rapie (Operation bei Hirntumor, Inunktionskur bei Hirn-
gumma). Sonst moral treatment, am besten in der Art,
daß man den Patienten ebenso häufig wie früher trinken
läßt, aber auffordert, die Menge des Getrunkenen sukzessive
zu beschränken. Diese Selbstzucht der Patienten wird durch
ein Journal, in welchem er Stunde und Menge der ge-
trunkenen Flüssigkeit verzeichnet, wirksam unterstützt. Bei
hysterischer Basis entsprechende Behandlung (Hydrothera-
pie etc.).
Medikamente wirken unsicher, zumeist nur vorüber-
gehend,
Bp. Natr. hrotnat 15,0
Tinct. Valer 5,0
Aq. dest. 200,0.
S. 3 Eßlöffel täglich.
Ep. Tablett. Fhenacetini composit.
Borrough Welcome db Co.
(Phenacetin 0,25, Coffeini 0,01).
S. 3—4 Tabletten täglich.
R^. :ßxtr. opii 0,12
Pulv. et Extr.liqu. q. 8. f. pill. Nr. XIl.
S. 1—7 Pillen täglich; von 2 zu 2 Tagen
um eine Pille auf- und absteigend.
C. Fettsucht. Die Ursache abnormen Fettansatzes ist
in vielen Fällen ein Mißverhältnis zwischen Größe der
Nahrungszufuhr und Muskeltäligkeit. Solche grobe Verstöße
gegen die Eroährungsgesetze, wie Überfütterung mit Sttßig-
kdten, übermäßige Alkoholzufuhr, insbesondere in der Form
von Bier, sitzende Lebensweise lassen sich oft ohne Mühe
anamnestisch erheben. Ihre Abstellung genügt dann schon,
utti namiiafte Reduktion des Körpergewichtes zu erzielen.
444 PHYSIKALISCHE THERAPIE.
Bei einer aDderen Reibe von Patienten sind die gemachten
Fehler allerdings weniger sinnfällig. Läßt man sie aber bei
ihrer gewohnten Lebensweise die Nahrungsaufnahme einen
Tag lang mit der Wage feststellen, so ergibt sich häufig
genug, daß sie unter Berücksichtigung der geleisteten Muskel-
arbeit entweder überhaupt etwas zu viel essen oder daß
wenigstens von bestimmten Nahrungsmitteln zu viel genossen
wird (z.B. sechs Stück Zucker im Kaffee), wobei zu berück-
sichtigen ist, daß auch ein an und für sich nicht sehr be-
deutendes Mißverhältnis zwischen Nahrung und Arbeit, wenn
für lange Zeiträume bestehend, zu allmählichem Fettansätze
führen muß (v. Noorden). Hier ist schon eine genaue Vor-
schrift der Nahrungszufuhr nach dem Gewichte notwendig, die
aber unter das physiologisch zuzubilligende Maß nicht herabzn-
gehen hat. Dabei ist eine einseitige Beschränkung bestimmter
Nahrungsmittel nicht notwendig. Wie groß allerdings die
Nahrungszufuhr im einzelnen Falle sein muß, ist nach den
allgemein gültigen Ernährangsgesetzen individuell festzu-
stellen. (Unter Berücksichtigung von Alter, Geschlecht, Größe
des Individuums zwischen 2000 — 2500 Kalorien.)
Eine letzte Gruppe von Fettleibigen betrifft die Fälle
von eigentlicher F., das sind Individuen, bei denen trotz
nicht sehr bedeutender Nahrungszufuhr, manchmal sogar bei
abnorm niedriger Nahrungszufuhr (z. B. 1500 Kalorien) das
Körpergewicht weiter konstant zunimmt. In vielen dieser
Fälle ist hereditäre Belastung (oft im allgemeineren Sinne
mit Stoffwechselkrankheiten überhaupt) nachzuweisen; bei
anderen handelte es sich ursprünglich bloß um Überernährung,
die aber später zur gleichen pathologischen Abänderung des
Stoffwechsels — also Körpergewichtszunahme schon bei nor-
maler oder unternormaler Nahrungszufuhr — führte. Die Zahl
solcher Fälle möchte ich als ziemlich groß bezeichnen; sie
bilden die Objekte für eigentliche Entfettungskuren.
Das erstrebenswerte Ziel solcher Kuren ist Reduktion
des Fettpolsters ohne wesentliche Verluste an Muskelsubstanz.
Demnach ist die Eiweißzufuhr nicht zu niedrig einzustellen
(80 — 120 g pro die). Dagegen sind Fette und Kohle-
hydrate unter das bisher genossene Maß herabzusetzen. Da
die Kohlehydrate den Fettansatz noch speziell zu fördern
scheinen, ist die vorzuschreibende Diät im wesentlichen eine
PHYSIKALISCHE THEEAPIE. 445
Fleischfettdiät , also sehr ähnlich der Diät der Diabetiker, je-
doch mit stärkerer Reduktion der Fettzufuhr und mit der im
Wesen begründeten etwas größeren Liberalität rücksichtlich
der Kohlehydrate. Die Liste der „verbotenen" Speisen und
der erlaubten Gemüse (vide S. 439 , Anm.) gilt demnach
auch für den Fettsüchtigen ; für die Gemüse eignet sich hier
indessen eher die englische Art der Zubereitung (Abkochen
in Salzwasser mit naehherigem Zusätze einer gewogenen Menge
von Butter, etwa 30^ für den ganzen Tag). Ihre Menge
sei reichlich, da sie auch die Aufgabe haben, das Gefühl
der Sättigung zu erzeugen.
Es wäre natürlich ganz verfehlt, einen allgemein gültigen
Speisezettel dort aufzustellen, wo weitgehendes Individuali-
sieren geboten ist. Der nun folgende Speisezettel ist darum
bloß als ein Beispiel aufzufassen. Danach gebe man einer
Frau von 165 cm Größe und 90 kg Körpergewicht zum
Frühstück: Tee mit etwas Milch und einem Stück Zucker.
Vormittags: 30 — 50 g kaltes Fleisch oder 1 — 2 Eier.
Mittags: Gemüsesuppe mit einem Ei, 100 — 120^ Fleisch
(zubereitet gewogen) mit Gemüse, 30^ Käse, Obst. Nach-
mittags: wie Frühstück. Abends: 100^ Fleisch mit Ge-
müse. Tagsüber 100^ Brot, 30 — 40 ^ Butter. Die Körper-
gewichtsabnahme soll im allgemeinen für die Woche nicht
mehr als V2 ^9 betragen (während der ersten Woche mag
sie größer sein). Dabei soll sich der Patient leichter, aber
auch kräftiger fühlen (eventuell Kontrolle mittelst Dynamo-
meters). Allzu rasche Körpergewichtsabnahme wird durch
Zulage von etwas Butter reguliert. Fehlt indessen jede Ab-
nahme, so werden die Kohlenhydrate noch weiter restringiert.
(Passender Ersatz durch die kohlenhydratarmen Diabetiker-
brote.) Dieses Beispiel eines diätetischen Heilplanes ist
individuell zu modifizieren, doch sei nochmals betont, daß
ein stärkeres Herabgehen unter das genannte Eiweißquantum
bedenklich erscheint.
Eine wesentliche Unterstützung der Kostverordnung bilden
aktive und passive Bewegung sowie allgemeine Massage.
Mit letzterer werde bald in jenen Fällen begonnen , wo gegen
stärkere Muskelanstrengung Kontraindikationen bestehen (in-
kompensierte Vitien). In Kombination mit diätetischer Behand-
lung scheint Massage die Entfettung zu begünstigen (stärkere
446 PHYSIKALISCHE THERAPIE.
Darchblntang der Haut?). Anscheinend gelingt es durch
ihre lokale Anwendung auch lokale Entfettung zu erzielen
(abnorme Fettpolster am Gesäß, den Hüften). Auch dürfte
sie das lästige und unschöne Entstehen schlaffer Hantsäcke
nach Pettschwund verhindern. Sie wird in dieser Hinsicht
passend mit Alkoholeinreibungen (Umschlägen) kombiniert.
Mit der energischeren aktiven Bewegung beginne man erst
nach 1 — 2 Wochen, sobald sich das Gefühl größerer Be-
weglichkeit einstellt. Am besten wirken zielbewußt und
energisch durchgeführte Märsche von 1 — 2 stündiger Daner
(nicht bequemes Spazierengehen!). Dann mag noch Wider-
standsgymnastik unter geeigneten äußeren Bedingungen hinzu-
genommen werden. Bei aller Muskelanstrengung soll dauernde
Übermüdung vermieden werden.
Trinkkuren (Marienbad, Tarasp) wirken, ohne gleich-
zeitige diätetische Behandlung, zumeist bloß vorübergehend.
Dagegen unterstützen sie die genannten Maßnahmen wirksam
und finden ihre besondere Indikation bei den mit „abdominaler
Plethora" und Arteriosklerose verbundenen Fällen. Das
Trinken von 1 — 2 Becher Kreuzbriinn zu Hause gute psy-
chische Unterstützung für die vorgeschriebene Bewegung.
Eigentliche Schwitzkuren (elektrische Bäder, Schwitz-
kasten, Einpackuugeift) wirken gleichfalls bloß unterstfitzend
und sind durchaus auf Fälle mit guter Herzaktion zu be-
schränken. Die rasche Wasserentziehung führt auch sonst
bisweilen zu unangenehmen Erscheinungen (Nephrolithiasia),
ladessen sind sie bei sehr torpiden Indinduen zu versuchen*
Indifferente kühle Bäder und Waschungen entsprechen dem
Gebote sorgfältiger Hautpflege (gleichzeitige Verwendung von
Streupulvern t), bei begleitenden gichtischen Erscheinungcm
Moorbäder, bei Arteriosklerose COj-Bäder.
Dort, wo hereditäre Belastung nachgewiesen ist und
wo die diätetisch -physikalische Behandlung allein nicht
zum Ziele führt, kommt die Anwendung von Thyreoidin-
präparaten in Betracht (Tablett. Thyreoidin. Borrough Wel-
come oder Merck, 3 mal täglich 1/2 — 1 Tablette). Genaue
Kontrolle von Harn, Puls und Muskelkraft. Das Eiweiß-
quantum der Nahrung ist während der Thyreoidindarreichang
etwas höher zu bemessen.
PHYSIKALISCHE THERAPIE. 447
Hat man durch das genannte Vorgehen eine Abnahme
des Körpergewichtes um 8 — 15 kg erreicht (je nach dem
Grade der Fettleibigkeit), so sistiere man die strengen Maß-
nahmen und begnüge sich mit einer Diät , bei der das Körper-
gewicht nicht wesentlich zunimmt. Da sich die Patienten
unterdessen an ausgiebigere Körperbewegung gewöhnt haben,
wird dies nunmehr auch bei etwas freierer Diät leichter er-
reicht. Bis zu einer neuerlichen Reduktion des Körpergewichtes
— soferne dieselbe noch indiziert erscheint — durch
energischeres Vorgeben lasse man lieber eine mehrmonat-
liche Pause vorübergehen. So werden unangenehme nervöse
Folgeerscheinungen der Entfettungskuren zumeist vermieden.
Die Schmerzen der Fettleibigen sind häufig Folge
schlechter Zirkulationsverhäitnisse und werden dann durch
Massage bekämpft. In anderen Fällen sind sie durch be-
gleitende arthritische Prozesse verursacht. Dann sind Moor-
bäder und Salizylpräparate am Platze.
Störungen der Geschlechtsfunktion (Amenorrhoe, Sterilität)
schwinden zumeist auf diätetische Behandlung. Sonst Thy-
reoidinpräparate und Ovarialtabletten (Moorbäder).
Prophylaktisch sind Kinder aus Familien, in denen
F. und andere Stoffwechselkrankheiten vorkommen, vor Über-
fütterung zu schützen. Andrerseits sind sie rechtzeitig an
ausgiebigen Gebrauch ihrer Muskeln zu gewöhnen (Sport).
D. Gicht, Typische Fälle von Gicht sind bei uns
ziemlich selten. Etwas häufiger finden sich Fälle von chroni-
schem Rheumatismus und von Arteriosklerose, bei denen ein
Zusammenhang mit Gicht wahrscheinlich gemacht werden
kann. Für einen solchen sprechen hereditäre Belastung mit
Stoffwechselkrankheiten in der Aszendenz, rheumatische Be-
schwerden, Nierenkoliken, dauernde Vermehrung der Harn-
säureausscheidung (unter Berücksichtigung der Diät); mit
einiger Vorsicht darf auch dauerndes Auftreten eines Sedi-
ments von freier Harnsäure verwertet werden. Dagegen ist
der Nachweis eines Sediments von harnsauren Salzen be-
deutungslos.
Bei der Behandlung ist nach chronischer Blei- und
Alkoholintoxikation als Ursache der Krankheit zu fahnden.
448 PHYSIKALISCHE THERAPIE.
Die Beseitigang der genannten Schädlichkeiten entspricht der
ätiologischen Therapie.
Abgesehen davon, wird auf bestimmte diätetische Vor-
schriften das Hauptgewicht gelegt. In erster Linie
sind nnkleinhaltige Nahrangsmittel als exogene Harnsäure-
bildner zu verbieten: Leber, Bries, Hirn, nicht ganz ausge-
gorenes Bier (Nuklein reichtum von Heferesten). Dagegen
enthalten Eier kein echtes Nuklein. Eine zweite Reihe von
Verboten betrifft die Extraktivstoffe: Konzentrierte Fleisch-
brühen, das Fleisch von älteren Tieren im gebratenen und
geschmorten Zustande. Zu bevorzugen ist das („weiße") Fleisch
der jungen Tiere, weil an und für sich arm an Extraktstoffen,
desgleichen das Fleisch von Fischen und jungem Geflügel und
vom Schweine sowie insbesondere gesottenes Fleisch (gleichgültig
ob „weiß" oder „schwarz"), weil es durch den Siedeprozeß
seiner Extraktivstoffe beraubt wurde. Drittens sind Magen-
und Darmkanal zu schonen, insbesondere vor zu weitgehenden
Gärungsvorgängen zu schützen. Darauf bezieht sich das Verbot
von zu sehr gewürzten und pikant zubereiteten, ebenso von mit
viel Fett zubereiteten Speisen : pikante Saucen, fette Kuchen,
scharfe Käse. Viertens sollen saure Speisen die Lösungs-
verhältnisse der Harnsäure ungünstig, umgekehrt grüne
Gemüse und Obst wegen ihres Gehaltes an pflanzensauren
Alkalien ihre Lösung günstig beeinflussen.
Der Quantität nach soll Überernährung vermieden
werden ; inbesondere soll sich der Eiweißumsatz an der unteren
Grenze des Normalen halten. Eigentliche Unterernährung ist
indessen bloß bei Kombination mit Fettsucht am Platze.
Danach würde sich der Speisezettel eines Gichtikers
beispielsweise folgendermaßen zusammensetzen:
Frühstück: Vi ^ Milch (eventuell auch Teeaufguß) mit
2 Eiern, Butter, Grahambrot (Zwieback).
Mittags: „Falsche" Suppe, 100—120^ Fleisch (vide
oben), dazu reichlich grüne Gemüse. Etwa 150^ leichte Mehl-
speise (Pudding, Auflauf, Biskuitspeisen , gesottene Mehl-
speisen).
Nachmittags: Milch oder Tee, Zwieback.
Abends: 100^ Fleisch mit Gemüse.
PHYSIKALISCHE THERAPIE. 449
Soll das Fleischeiweiß noch weiter eingeschränkt werden,
insbesondere bei stärkerer Mitbeteiligung der Niere, so werden
für das Fleisch passend Eier (lEi = 50^ Fleisch) und
Leguminosenmehle als Suppeneinlagen eingesetzt. Eventuell
kann zum zweiten Frühstück (statt des ausgiebigen ersten
Frühstücks) und statt der Abendfleischspeise je eine Milch-
speise eingesetzt werden. Als Getränke die alkalischen Tafel-
wässer (Fachinger Wasser, Vitaquelle, Salvatorwasser, Vichy).
Gichtiker sollen reichlich Bewegung im Freien machen.
Dazu eignen sich Märsche, Sport (Vorsicht gegen Durchnässung,
eventuell warme Unterwäsche!), Widerstandsgymnastik, bei
Fettleibigen auch allgemeine Massage.
Dies das allgemeine, dauernd fortzusetzende Regime. Der
akute Gichtanfall erfordert Ruhestellung des erkrankten
Gelenkes ; Wärmeapplikation (Breiumschlag , Thermophor),
doch werden von manchen Patienten die Eisblase und Umschläge
mit essigsaurer Tonerde besser vertragen. Versuch mit
Bier scher Stauung, Von Medikamenten die Salizylpräparate
(Aspirin, 3 — Qg täglich) und Kolchikumpräparate (Tinct.
Colchici, 3mal täglich 10 — 20 Tropfen); Liqueur de Laville,
Smal täglich einen Kaffeelöffel durch 3 Tage, dann 10 bis
15 Tage lang alle 2 , später alle 3 Tage einen halben
Kaffeelöffel.
Gegen die chronischen Gelenkaffektionen wird
— abgesehen von dem oben ausgeführten allgemeinen Regime
— medikamentös und physikalisch vorgegangen. In beiden
Fällen handelt es sich darum, Harnsäuredepots zur Lösung zu
bringen.
Hierher gehören die schon erwähnten einfach alkalischen
Tafelwässer. Außerdem eigentliche Trinkkuren vorwiegend
mit alkalischrsulfatischen Wässern : Karlsbad, Neuenahr,Tarasp,
Rohitsch. Ihre Anwendung entspricht auch der häufigen Mit-
beteiligung des Magendarmtraktes. In manchen Fällen (beson-
ders bei schwächlicheren Individuen) wirken die einfachen
Kochsalzwässer besser (Wiesbaden, Ems). Dagegen ist bei
torpiden Individuen, bei begleitender Fettsucht und Arterio-
sklerose der mehr glaubersalzhaltige Kreuzbrunn (Marienbad)
indiziert. Bei Vorherrschen von Affektionen der unteren Harn-
wege erdige Wässer (Wildungen, Contrexeville). .
F e 1 1 n e r, Therapie der Wiener Spezialttrzte . 29
450 PHYSIKALISCHE THERAPIE.
Als T>^us der harnsäurelösenden alkalireichen Medi-
kamente :
üricedin Stroschein, morgens 1 Kaffeelöffel auf 1 Glas
warmen Wassers (wirkt gleichzeitig stuhlfördernd).
Präparate der Chinasäure: Sidonal, Neu-Sidonal, Urol
in Tabletten zu 1^: 3 — 4 Tabletten täglich in Ya W6*i^gJ*se
warmen Wassers gelöst.
Rein diu retisch: Physiologisches Salz (ähnlich Rege-
nerol) 8^ in 1 / Wasser gelöst, tagsüber zu trinken.
Bei starkem Harnsäuresediment: Das Formaldehyd
abspaltende Urotropin, 2 — 3 g täglich, in V^^rammigen Tab-
letten (auch sonst als harnsäurelösendes Medikament zu
versuchen).
Bei Vortreten der Magen-Darmsymptome: Acid. muriat.
dilut., 3mal täglich 8 — 10 Tropfen (stark verdünnt) nach
der Mahlzeit.
Zur physikalischen Behandlung der erkrankten Gelenke
stehen zur Verfügung:
1. Massage; wenn kunstgerecht durchgeführt, kann
mit ihr auch bald nach dem akuten Anfalle begonnen
werden ;
2. lokale Hitzeeinwirkung; lokale elektrische Licht-
bäder, Heißluftapparate, Moor- und Schlammumschläge
(Fangopackungen) ;
3. Bi ersehe Stauung; eventuell die Kombination mit
lokaler Hitzeeinwirkung zu versuchen;
4. aktive und passive Bewegung;
5. allgemeine warme Bäder, die gleichzeitig die ge-
samte Oxydation der Harnsäure günstig beeinflussen sollen.
Am besten wirken zumeist die indifferenten Thermen mit
hohem Radiumgehalte (Gastein, Warmbad Villach), aber auch
Kochsalzbäder (Wiesbaden, Ischl etc.) und Schwefelbäder
(Baden bei Wien, Pistyan mit gleichzeitiger Schlammkur,
Aachen),
Heiße allgemeine Bäder und Schwitzkuren dürfen
nur bei krä/tigen Individuen angewendet werden und bergen
PHYSIKALISCHE THERAPIE. 451
die Gefahr der Nephrolithiasis durch zu bedeutende Wasser-
entziehuDg.
Prophylaxe: Kinder von Arthritikern sind vor allzu
tippiger Lebensweise nach jeder Richtung zu bewahren und
an vorwiegend vegetabilische Kost bei gleichzeitiger Muskel-
betätigung (Sport) zu gewöhnen. Heiraten von Blutsver-
wandten sind zu vermeiden.
E. Oxaluric. Oxalatsedimente sind häußg auch ohne
quantitative Vermehrung der normalen OxalsÄureaus-
scheidung (0,02 g) bloß Folge besonderer Alkaleszenzverhält-
nisse des Harnes, zumal bei hamsaurer Diathese. Die Therapie
richtet sich dann gegen diese (vorwiegend vegetabilische
Diät, Alkalien etc.). Schon gebildete Oxalatsteine sind wegen
ihrer Härte und Schwerlöslichkeit chirurgisch zu entfernen
(Cystotomie).
In den seltenen Fällen reiner Oxalurie dagegen ist
ihre Ausscheidung auf das 2 — Sfache vermehrt. Dabei wurden
psychische Depressionszustände und diffuse Schmerzen beob-
achtet. Gelegentlich Abwechseln mit Glykosurie (Diabetes,
alternans). Hier soll durch reine Fleischfettkost (Cantani)
oder wenigstens Ausschaltung des Zuckers, starke Beschrän-
kung der Kohlehydrate völliges Schwinden der Beschwerden
erzielt werden. Daneben werden Thermalbäder und alkalische
Wässer (Fachingen) empfohlen. w. Schlesinger.
Chirurgische Komplikationen des Diabetes. Pro-
phylaxe: Diabetestherapie, besonders sorgfältigste Hautpflege.
Therapie: Über Kratzeffekte bei Pruritis, Balanitis, Vulvitis,
oberflächliche lokale Hautgangrän s. d. Furunkel frühzeitig
eröffnen und exkochleieren , dann trocken mit Streupulvern
verbinden. Karbunkel und Phlegmonen in Äther- oder
Äthylchloridrausch ausgiebig eröffnen, drainieren, dann
feuchte Verbände (ohne starke Antiseptika) bis zur Ab-
stoßung der nekrotischen Partien, schließlich Streupulver und
Salben. Extremitätengangrän: a) Nicht entzündliche:
Anfangs Streupulver (sehr gut ist Argilla alba, eventuell
Xeroform, Derniatol; kein Amylum!) oder einfache Salben
29*
452 PHYSIKALISCHE THERAPIE.
(3 — 5®/o Borvaseline, 1% Salizylvaseline, 5^/o Zinkvaseline,
nicht Lanolin I), tägliche sorgfältigste trockene Reinigung
der Interdigitalfalten , mäßig erhöhte Lagerung der Ex-
tremität. Bäder nur in seltenen Fällen statthaft. Bei Port-
schreiten des Brandes eventuell Enukleation der Phalanx,
sonst Absetzen des Unterschenkels oder Oberschenkels in
sicher gesundem Gewebe mittelst einfachster Operation.
h) Nekrotisierend entzündliche: Sofortige Amputation
gleich möglichst hoch am Oberschenkel. — Bei
Azidose, wenn noch möglich, reichliche Alkalizufuhr. —
Ostitis petrosa (Mastoiditis diabetica): Sofortige Eröffnung
mit ausgiebiger Drainage. — Cataracta diabetica s. d.
J. Sternberg.
Druckfehlerberichtigung :
Auf pag. 119 bei Rezept: Decoct cort. Ohinae ist statt
Acid. hydrochloric. — Acid. hydrochloric. diluti zu lesen,
ebenso bei Rezept: Acid. hydrochloric.
Alphabetisches Verzeichnis
der Krankheiten, Knrorte und Behandlungs-
methoden.
Die Zahlen bedeuten die Seitenzahl. Fettgedrackte Zahlen zeigen an,
daß an der betreffenden Stelle das Kapitel vorwiegend behandelt ist.
Aachen 333, 439.
Abbazia 34, 37, 241, 293.
Abdominaltyphas 308,(Schwanger-
schaft) 345.
Abdominalverletzangen 151.
Abführen 43, 46. (Säuglinge)
73, 76.
Abnormer Sitz der Plazenta 27.
Abortivbehandlang der Gonorrhöe
127.
Abortus 1, 26, (Neigung zu) 439.
— arteflzieller 2.
— incompletus 2
— Einleitung 92, 243, 259, 288,
341.
Abscessus corneae 66.
— des Orbitalrandes 201.
— frigidus 8, 124, 293.
— snbperiostatis maxillae 219.
Abstinentenverband 4.
Abtreibungsknr 10, 286.
Achyllodynie 252.
Achsenzngzange 121.
Achylie 44.
Acne rosaeea 246, 357, 358
— vulgaris 240.
Adelboden 37.
Adenitis inguinalis 318, 358.
Aderhautentsfludung 57.
Addisonsche Krankheit 175.
Aderlaß 13, 18, 92, 187, 227,
263, 318, 331.
Adhärenz der Plazenta 28.
Adipositas 894, 442, 444.
Ägypten 37, 177.
Ägyptische Augenkrankheit 66,
351, 352.
Agrypnie 141, 142.
Akroparästhesien 251.
Aktinomykose 8.
Albuminurie 177, 249.
Alkoholismus acutus 4, (Wahnsinn)
131,
— chronicus 4.
Alkoholumschläge 42, 446.
Alopecia 4, 81, 358, 359.
Altersblödsinn 88.
Alttuberknlin 143.
Alveolarpyorrhöe 339.
Amaurose 5, 92. (Schwangerschaft)
342.
Amblyopie 92. (Schwangerschaft)
342, 354.
Amenorrhoea 6, 430, 437.
Amentia 8.
Ammenwahl 280.
54
ALPHABETISCHES VERZEICHNIS
Amygdalitia 289.
Anaemia (cerebri) 10. (akute)
7, 52, 60, 392.
— perniciosa 10. (Schwanger-
schaft) 345.
Anästhesie 416.
Analfissur 114.
Analfistel 114.
Anasarka 335.
Anelsche Spritze 24.
Aneurysma 397.
Angeborene Luxation des Hüft-
gelenkes 11, 68.
— Syphilis 279-
Angina 290.
— pectoris 270, 397.
— phlegmonosa 290.
— scarlatin. 262.
— syphilitica 276, 291.
— tonsillaris 290.
— ulcerosa membranacea 290.
Angioma 11.
Angstzustände 8, 218.
Ankylose 125, 361, 368.
Ankylostoma 10, 12.
Anoia s. Dementia.
Anorexie 46, 266, 299.
Anstoßen 380.
Anteflexio et Anteversio uteri
431.
Antikonzeptionelles Mittel 350.
Antistreptokokkensernm 238.
Anurie 187.
Apenta 221.
Aphakia 145.
Aphasie 582, 421.
Aphthen 12.
Apnoe 93.
Apoplexia cerebri 13. (Schwanger-
schaft) 341.
Appendicitis 13. (Schwanger-
schaft) 344, 346.
Appetitlosigkeit 442.
Arco 191.
Argentum nitricum- Vergiftung
330.
Arhythmie des Pulses 333, 389.
Arsenkeratose 308.
Arsenvergiftnng 330.
Arsonvalisation 121, 359, 378.
Arteriitis umbilic. 181.
Arteriosklerose 13, 253, 390.
Artikulationsübungen 383, 421,
423.
Arthritis 414.
— deformans 369.
— fungosa 124, 293, 371.
— gonorrhoica 125, 364, 369.
— urica 365, 370, 448.
Arthrodese 151, 223.
Arthropathien 370.
Arzbergerscher Apparat 231.
Ascaris lumbricoides 16.
Ascites 16, 59, 397.
Asphyxie 17, 187. (Schwanger-
schaft) 344, 395.
— der Neugebornen 17.
Asthma bronchiale 18, 398, 423.
— cardiale 18, 269, 397.
— uraemicnm 18.
Ataxie 419.
Atelektasia pulmonum 19, 398.
Atemgymnastik 19, 226, 299,
395, 405, 413, 418, 422-425.
Atemnot 227, 333, 395, s. auch
Asthma.
Atemstuhl 395.
Athetose 418.
Athmokausis 171, 428.
Atmungsapparat 18.
Atmung, künstliche 17, 266,
318.
Atonia uteri 28.
Atonie des Magens 49, 158.
— des Tränensackes 72.
Atrophie des Uterus 431.
Atrophia nervi optici (Schwanger-
schaft) 342.
Atropinvergiftnng 331.
Anfbißkappen 335.
Anfregungsznstände 49, 158.
Aufrichtung des Uterus
(Schwangerschaft) 243, 347.
431.
Aufstoßen 47.
Angenblennorrhöe 22, 23, 312.
Angenhöhlenerkranknngen 200.
Augentripper 22, 23, 312.
DER KRANKHEITEN, KURORTE ETC.
455
Angenkatarrh 351, 353, und
KoDjnDktivitis.
Angenkrankheit, ägyptische 66,
351, 352.
Angenmuskellähmung 200, 353.
Angenverband 353.
Anra bei Epilepsie 108.
Ansflnß 115.
Auskratzung der Gebärmntter-
sehleimhant 30, 106, 327.
Ausräumung der Gebärmutter
2 26 238
Aussee 176, 241, 293, 396.
Ausspritzung und Ausspülung der
Blase 19, 70, 125, 231, 319.
— der Gebärmutterhöhle 2, 26,
28, 30, 106, 238.
— des Gehörgangs 204.
— der Harnröhre 125, 319, 325.
— des Magens 46, 49, 73, 80,
88, 117. 139, 220, 291, 330.
— der Nase 172, 247.
— der Nebenhöhlen 182, 184.
— der Scheide 7, 90, 125, 171,
434, 435.
Austreibungsperiode 337.
Autotransfusion 60.
Baden bei Wien 37, 57, 146,
245, 250, 252, 256, 353, 415,
439.
Bäder 36, (Augenkrankheiten^ 353,
(Frauenkrankheiten) 435, s.
Hydrotherapie.
Backhausmilch 74.
Bakteriurie 19, 71.
Balanitis 20, 107.
Balanoposthitis 223.
Balbuties 383.
Ballen 131.
Balneotherapie (in der Augen-
heilkunde) 353, (Frauenkrank-
heiten) 435, (der Hautkrank-
heiten) 856.
Bandwurm 286.
Bardelebensche Brandbinde 61,
208.
Bartfinne 272, 360.
Bartholinitis 126, 429.
Basedowsche Krankheit 175,
(Schwangerschaft) 345, 390.
Bauchfellentzündung 220, (puer-
perale) 239, (Schwangerschaft)
SU.
Bauchtyphus 308, (Schwanger-
schaft) 345.
Bauch wunden 151.
Beaulieu 37.
Beckenenge 120.
Beckenmaße 120.
Beelysche Nachtschiene 122.
Beendigung der Geburt 27, 341.
— der Schwangerschaft künstl.
92, 243, 259, 288, 841,
Beinfraß 3, 124, 293.
Beinhautentzündung 219, (syphil.)
279.
Belastung 90, 426, 433, 434.
Bellocqsche Tamponade 111, 183.
Beschäftignogsneuroae 258, 420.
Bettpissen 106.
Biedertsches Rahmgemenge 74.
Bierhefebehandlnng 115.
Bierherz 397.
Bilin 49, 103.
Bindehaut, Erkrankungen der
s. Konjunktivitis.
Bindehautverletzungen 20.
Blaesitas 380.
Blasenausspülung 19. 70, 125,
231, 319.
Blasenblutung 22, 70, 319.
Blasengeschwulst 70.
Blasenkatarrh 70, 125, 324.
Blasenkrampf 70.
Blasenlähmung 211, 283, 370,419.
Blasenmole 26.
Blasensprengung 27.
Blasensteine 22.
Blattern 328, 360.
Blaulicht 415.
Bleichsucht 7, 52, 392.
Bleigicht 250.
Bleiintoxikation 248.
Bleilähmung 250.
Blennorrhoe beim Weibe 125,
(im Wochenbett) 127.
456
ALPHABETISCHES VERZEICHNIS
Blennorrhoea conjunctivae 22,
(neonatorum) 23« (saeci lacr.)
312.
Blennorrhoe des Tränensackes
23.
— des Kniegelenkes 125, 364,
369.
— rectl 125.
Blennorrhoe umbilici 181.
— urethrae 125, 319, (Ehever-
bot) 323.
Blennorrhoea vaginal. 115, 126.
— vulvae 115, 126.
Blepharadenitis 24, 133, 353.
Blepharitis 24, 133, 353.
Blepharospasmus 25.
Blepharotomie 24.
Blinddarmentzündung 13,(Schwan-
gerschaft) 344, 346.
Blindheit 5, 92, (Schwangerschaft)
342, 354.
BUtzschlag 318.
Blutarmut 7, 52, 60, 392.
Blutegel (an der Portio) 7, (am
Kopf) 13, (am Auge) 144. 146,
150, 152, 226, 256, 263.
Bluterbrechen 127, (Schwanger-
schaft) 344.
Blutfleckenkrankheit 178, 264,
(Schwangerschaft) 345.
Bluthamen 22, 70, 319.
Bluthusten 128, 304, 295, (Schwan-
gerschaft) 343, (Heiraten)
349.
Blutschwär 116, 358, (Diabetes)
443.
Blutungen aus dem Uterus 1,
(während der Schwangerschaft,
Geburt und im Wochenbett)
26, 169, 430, 438.
Blutung aus dem Darm 72, 85,
308.
— der Blase 22, 70, 319.
Bothriokephalus 10.
Bougierungsmethode 199.
Bowmansche Sonde 23.
Brandwunden 21, 61, 356.
Breiumschläge 117.
Brioni 34, 293.
Bromtherapie 218.
Bronchialkatarrh 30, 31, 34.
Bronchopneumonie 228, 378.
Brustdrüse (Krebs) 38, (Abszeß)
164.
Bubo 313, 358.
Bürstenbäder 18.
Butterknren 56.
Oalculi renales 187, (Schwanger-
schaft) 346.
Calotsches Verfahren 269.
Cannes 37.
Caput obstipum 37.
Carcinoma mammae 38.
— recti 38.
— uteri 326, (Schwangerschaft)
27, 346.
— ventriculi 39.
Cardialgia 117.
Cardiopalmus 41, 334.
Caries der Knochen 3, 124, 293,
(Zahnschmelz) 339.
— costarum 3.
— genu 124, 364, 369.
— vertebrarum 268.
Castelnuovo 293.
Cataracta diabet. 354.
Catarrhus bronchialis (Kinder) 30.
31, 32, 34.
— cervicis ut«ri 87, 104, (Fluor)
115, 432, 436.
— conjunctivae 22, 23, 64, 65,
66, 312, 353.
— intestinorum 12, 43, 45, (Säug-
linge) 73, 79. 87.
— laryngis acutus 147.
— — chronicus 148.
— narium 67, 172, 247, 263.
— oris 172.
— pharyngis 289.
— pulmonum vide Catarrhus
bronchialis.
— tracheae 289.
— urethrae (non gonor.) 231.
325.
— uteri 87, 104, (Fluor) 115, 238,
432, 435.
DER KRANKHEITEN, KÜRORTE ETC.
457
CatarrfauB vaginae 115, 126.
— rentricnli 46.
— vesicae 71, 125, 324.
— vulrae 115, 126.
Cavernen der Lniige 128, 295.
GavernitiB 51, 323.
Cellolitis orbitaliB 201.
CerebroBpinalmeningitiB 1 67 .
Ceruminalpfröpfe im Ohre 204.
Gerrikalkatarrh 87, 104, (Flnor)
115, 432, 436.
GeryixriBBe 337.
Gfaalazion 51.
Ghinirgie(in der Schwangerschaft)
346, (Diabetes) 452.
Ghloräthylspray 236.
Ghlorosis 7, 52, 392.
Gholangitis 55.
Gholedochotomie 55
Choiedochusverschlnfi 55-
Cholecystektomie 53.
Cholecystitis 53, 55.
Cholecystotomie 53.
Cholelithiasis 53, 55, (Schwanger-
schaft) 346.
Cholera infantum 75.
Chorda 51, 323.
Chorea gravidarum 341, 418.
— minor 56.
Chorioepitheliom 27, 30.
Chorioiditis 57.
Cilien, gegen den Bulbus gerichtete
21.
Cingulnm thoracis 151.
Circumcision 212.
Cirrhoäis hepatis 58, (Schwanger-
schaft) 346.
Clavns 308.
Colica 12, 44, 45, 60, 73, 79, 87,
(flatulenta)59, (satumina) 248,
249, ex nephrolithiasi 187.
— menstrualis 6, 86, 438.
CoUaps 60, 73, 80. 227, (Schwan-
gerschaft) 344, 378.
ColleBsches Gesetz 280.
Combastio 21, 61, 356.
Comedones 62.
CompensationsstÖrungen bei Herz-
fehlern 129, 333, (Schwanger-
schaft) 343, (Heiratsverbot)
349, (physikalische Behand-
lung) 389.
Condylomata acuminata 68.
Congelatio 68.
Conjunctiva, Fremdkörper 21,
Wunden 21, Verätzung und
Verbrennungen 21 , Epithel-
verlnste 21.
Conjunctivitis aestivalis 64.
— blennorrhoica 22, 23, 312.
— catarrhalis 64, 312.
— crouposa 65.
— diptheritica 65.
— eczematosa 65, 353.
— phlyctaenulosa 353.
— trachomatosa 66, 351, 352.
Contrakturen 67, 361, 368.
Contusio 335, (abdominis) 151,
(thoracis) 151, (Augen) 21.
Convulsiones 92, 108, 418.
Cor adiposum 394, 442, 444.
Comealabszeß 66, 134.
Cornealfistel 66, 134.
Comealgeschwür 66, 134.
Corpus in larynge 17.
— in oculo 20.
— in tractu respiratorio 17.
Coryza 67, 172, 205, 207, 247,
(syphil.) 207, (scarl.) 263.
Cowpersche Drüsen, Abszesse der
323.
Coxa vara 67.
Coxitis 11, 68.
Cred^scher Handgriff 28, 337.
Croup des Kehlkopfs 147.
— der Nase 67, 172, 205, 207.
— des Rachens 289.
Cyolitis 69, 352.
Cysten des Eierstocks 91,
(Schwangerschaft) 348.
Cystitis 71, 125, 324.
Cystospasmus 70.
Dakryocystitis 23, 24, 72, 351.
Dampfbäder 252.
Dampf der Lungen 36, 100,
398
458
ALPHABETISCHES VERZEICHNIS
Darkau 3, 57, 265, 282, 293,
353, 436.
Darmblutungen 72, 85, 308.
Darmerschlaffnng 51, 195, 198.
Darmgeschwüre 311.
Darmirrigation 46, 51, 86, 88,
139, 210, 288.
Darmkatarrh 12, 43, 45, (Säug-
ling) 73, 79. 87.
Darmlähmung 198.
Darmträgheit 51, 196, 198.
Darmverschluß 138, (Schwanger-
schaft) 346.
D'Arsonvalisation 121, 359, 378.
Davos 300.
Deciduom 27, 30.
Decubitus 211, 310, 442, 452.
Defluvium capill. 4, 81, 358,
359.
Deformitäten, räch it. 242.
Degeneration des Herzfleisches
332, 389.
Dehnung des unteren Uternsseg-
mentes 121.
— unblutige 2, 26, 27, 37, 87,
105, 328.
— des Sphinkter 114.
Delirium tremens 82.
Dementia paralytica 209.
— praecox 83.
— senilis 83.
Depression 167.
Dermatitis (Röntgen-) 96, 306.
Descensns ovarii 89, 433.
— uteri 429, 437.
Detrusor seh wache 211.
Diabetes insipidus 443.
— melitus (Heiratsverbot) 349.
439, (Chirurgie) 452.
Diät (bei Herzkrankheit) 396.
Diätetische Behandlung der Stoff-
wechselkrankheiten 439.
Diätotherapie (bei Infektions-
krankheiten) 378.
Diaphorese 32, 34, 230.
Diarrhöe 12, 43, 45, (Säuglings-)
73, 79, 87.
Diathese, hämorrhagische 178,
264, (Schwangerschaft) 345.
Diathesis urica 365, 370, 448.
Dickdarmkatarrh 12, 43, 45, 87.
Digitale Ausräumung s. Aus-
räumung.
Dilatation mit Hegarstiften 2,
26, 27, 37, 87, 105, 328.
Diphtherieantitoxin 84.
Diphtheritis conjunctivae 65.
— pharyngis 84. (Näseln nacb>
381.
Diplegie 416.
Discission 87, 105.
Dishidrosis palmae 94.
Drainage, intrakranielle 138.
Druckbrand 24, 310, 442, 452.
Druckverband bei Augenkrank-
heiten 353.
Dünndarmkatarrh 45, 74.
Dupuytrenscbe Kontrakturen 361.
Durchschneidung des Kopfnickers
37.
— des Sphinkters 114.
Durchspülung der Nebenhöhlen
182, 183.
Dysenterie 85.
Dysmenorrhöe 7, 86, 438.
Dyspepsie 12, 43, 73, 79, 87.
Dysphagie 89, 311.
Dyephrenia neuralg. 218.
Dyspnoe 227, 333, 395.
Dysurie 70.
Ebensee 241, 293.
Ecchymoma subconjunct. 89.
Echinokokken (Schwangerschaft)
346
Ehekonsens (bei Syphilis) 279,
(Gonorrhöe) 323, (vom internen
geburtshilflichen Standpunkt)
349.
Eicheltripper 20, 157.
Eierstockserkran knngen 89, 432,
436.
Eierstockscysten 91, (Schwanger-
schaft) 348.
Eierstockssenkung 89, 433.
Eierwasser 75.
Eihautreste 2, 30.
DER KRANKHEITEN, KURORTE ETC.
459
Einblasiing 148.
Eingießangen 46, 51, 55, 59, 86.
210, 288.
Einleitnng der Frühgeburt, Gebart
26, 92, 243, 259, 288, 341.
EinpackuDgen 82, 34, 57, 256,
309.
Eioreibungskur 193, 200, 209,
257, 275, 283.
Einspritzung in die Harnröhre
125, 319, 325.
— in das Mittelobr 204.
Eireste 2, 30.
Eisenbogen licht 82.
Eitervergiftung 44, 239.
Ekkoprose 46.
Eklampsia gravidarum 92.
— infantum 92.
Ektasie des Tränensackes 24.
Ekzema 93, 97, 356, (Nabel) 181,
(KoDJunktiva) 65, 353, (Ohr)
204.
Elektrizität, Unfälle durch 318.
Elektrische Bäder 118, 391, 423.
— Behandlung (an den Augen)
144, 354
Elektrolyse 67, 136, 216, 332,
358.
Elektrotherapie 191, 230, (Haut-
krankheiten) 358, (Gelenk-
erkrankung) 369, (Gynäkol.)
426.
Elephantiasis (palpebr.) 353, 357,
(vulvae) 429.
Elster 7, 53, 436, 438.
Embolie der Zentralarterie der
Netzhaut 351.
Emphysema orbitae 202.
Emphysema pulmonum 36, 100,
398.
Empyem der Gallenblase 54.
— der Highmorshöhle 102.
— der Nebenhöhlen 183, 185.
Ems 37, 89, 450.
Encephalopathia satumina 250.
Endokarditis 103, 397.
Endometritis 87, 104, (Fluor)
115, Metrorrhagien 432, 436.
— puerperalis 23 S.
Enges Becken, Geburt bei 120.
Englische Krankheit 239, 242,
(Geburt) 120, (Deformität) 242.
Enteritis 12, 43, 45, 73, 76, 80.
Enterocatarrhus 45, 74.
Enter optose 196.
Entfettungskur 444-
Entzündung der Aderhaut 57.
— des Bauchfells 220, (puerper.)
232, (Schwangerschaft) 345.
— der Beinhaut 219.
— der Bindehaut 22.
23, 64, 65, 312, 353.
— der Blasenschleimhaut 71,
125, 324.
— des Blinddarms 13 (Schwanger-
schaft) 344, 346.
— der Bronchialschleimhaut 30,
31, 34.
— der Brustdrüse 164.
— des Brustfells 225, 226,
(Schwangerschaft) 342, 401,
— der Corpora cavemosa 51,
323.
— der Darmschleimhaut 12, 43,
45, (Säuglinge) 73, 79. 87.
— des Eadocardiums 103, 397.
— der Gebärmutter 81, 104,
(Fluor) 115. 432, 436.
— des Gehörgangs 172.
— der Gehirnhaut 167.
— von Hämorrhoidalknoten 130.
— des Herzbeutels 216.
— der Hornhaut 65, 149, 312.
— des Hüftgelenks 11, 68.
— der Kehlkopfschleimhaut 147 .
— des Kniegelenks 124, 125,
364, 369.
— des Knochens 219.
— der Lederhaut 354.
— der Leistendrüsen 313, 358.
— der Lidranddrüsen 24, 133,
353.
— der Lunge 227, (Schwanger-
schaft) 342.
— der Lymphgefäße 116.
— der Mandeln 289.
— des Mastdarms 46.
— des Mittelohrs 172.
460
ALPHABETISCHES VERZEICHNIS
Entzündnng des Nabels 181.
— des Nebenhodens 107, 323.
— der Niere (gravid.) 92, 344,
(akute) 84, 186, (chron.) 177,
(Scharlach) 263.
— des Nierenbeckens 84,
(Schwangerschaft) 344.
— der Ohrmuschel 204.
— der Ohrspeicheldrüse 213.
— des Parametrinms 218, 434,
436.
— der Regenbogenhaut 64, 143,
352, 353, 355.
— des Bippenfells 225, 226,
(Schwangerschaft) 342. 401.
— des Bttckenmarks 179, 417.
— der Schwellkörper 51, 323.
— der Sehnenscheide 201.
— des Tränensacks 24, 72, 351.
— der Venen 116.
— der Vorsteherdrüse 323.
~ der Volva 115, 126.
— des Warzenfortsatzes 452.
— der Wirbelsäule 268.
— des Zahnfleisches 339.
— des Zahnnerven 339.
— der Zahnwurzelhaut 219.
— des Zellgewebes (orbitae) 201,
(retrobulb.) 202, 224, (Dia-
betes) 452.
Enukleation des Auges 125, 146,
306.
Enuresis nocturna 106.
Epididymitis 107, 823.
Epilation 67, 272, 359.
Epilepsie 108, (Schwangerschaft)
210. 342, (Heiratsverbot) 349.
418.
Epileptoide Psychosen 109.
Episkleritis 352, 354.
Epistazis 110, 182.
Epithel Verluste der Bindehaut 21.
Epithelioma 111.
Epityphlitis 13, (Schwangerschaft)
344, 346.
Epsteinscher Schaukelstuhl 242.
Epulis 111.
Erbgrind 114, 360.
Erbrechen 46, 220.
Erbrechen der Schwangeren 258.
Erektionen 51, 323.
Erfrierung 63.
Erhängen 17.
Ernährung, künstliche 8.
Erosionen an der Vaginalportion
112.
Eröffnung der Blase 242.
Ertrinken 17.
Erwürgen 17.
Erysipelas 356.
Erythema 112, 358.
Essentielle Kinderlähmung 280,
413.
Etappenbehandlung 308.
Excochleatio uteri 2, 26, 30,
106, 238, 327.
Excoriatio am Nabel 181.
Excoriationes papiUarum 164.
Exophthalmus pulsans 202, 203.
Expression nach KristeUer 337.
— der Plazenta 28, 337.
Exspirator 18, 102, 406.
Exstirpation der Mamma 38.
— der Ovarien 90.
— des Tränensackes 24.
— des Uterus 26, 29, 30.
— der Lymphgefäße 12.
Exsudatum paramentranum 218,
434 436.
— pleuriticum 225, 226, 401,
(Schwangerschaft) 342.
Extensionsbehandlung 11. 68,
368.
Extensionsvorrichtung 37.
Extraktion der Frucht 27.
Extrauteringravidität 292.
Fachingen 103, 452.
Facialislähmung 113.
Fallsucht 108, (Schwangerschaft)
342, (Heiratsverbot) 349. 418.
Fangobäder 125, 252, 437.
Faradisation 82, 107, 117, 136,
140, 142, 145, 189, 200, 232,
250, 251, 260, 267, 284, 362,
369, 395.
— am Auge 354.
i,DER KRANKHEITEN, KURORTE ETC.^
461
Faradisation des Ischiadicas 251.
— des Magens 49, 159.
— des Ohres 173.
Favas 114, 360.
Fehlgeburt 1, 26,439. (Einleitung)
92, 243, 259, 288, 341.
Fellnerscher Trichter 126.
Fettherz 332, 389.
Fettsucht 394, 442, 444.
Fibromyoma uteri 180, 431, 432,
437, (Schwangerschaft) 347.
Filzläuse 214.
Finck-Oettingenscher Bindenver-
band 222.
Finnen 246, 357, 358.
Finsenlicht 82, 155, 359.
Finsterkur 57.
Fischschuppenkrankheit 137, 356.
Fissura ani 114.
Fistnla ani 114.
— corneae 66, 134.
— gingivae 339.
Fixation des Gelenkes 68.
Flatulenz 60.
Flechte, nässende 93, 97, 356,
(Nabel) 181, (Konjunktiva) 65,
353.
Flecke der Hornhaut 66, 134.
Flecken von Masern 174, 349.
Flexiones uteri 431, 437, (grav.)
243, 437.
Flimmerskotom 354.
Flügelfell 238.
Fluor albus 115.
FluorescelTnfärbnng 21 .
Follikularentzüadung des Darmes
12, 43, 45, 73, 76, 80.
Fraisen 92.
Franzensbad 7, 36, 53, 103, 104,
176, 245, 353, 390, 392, 396,
435, 436, 437, 438.
Freiluftbehandlung 298.
Fremdkörper im Auge 20.
— in den Luftwegen 17.
— im Schlund 17.
Fressende Flechte 154, 357, 359.
Frostbeulen 63, 221, 357.
Frühgeburt, künstliche 120, 204,
341.
Frühjahrskatarrh 64.
Fungus des Kniegelenkes 293,
371.
— umbiculi 182.
Furunculus 116, 358, (Diabetes)
443.
Fußgeschwür 311.
Fnßschweiße 135.
Fütterung, künstliche bei Geistes-
kranken 165.
Qallenblasenempyem 34.
Gallensteine 53, 55, (Schwanger-
schaft) 346.
Galvanisation 251, 258, 283,
284.
— des Facialis 113.
— des Trigeminus 189.
— des Ischiadikus 251.
— des Ohres 152.
— des Sympathikus 176.
— des Uterus 87.
— des Vagus 42, (Phrenikus)
260, (Augenkrankheiten) 354,
(Gelenkerkrankungen) 369,
(Herz) 395» 413, (Nerven)
415, 422, 423, 424.
Galvanokauter 11, 154, 181, 182,
289, 290, 291.
Gangraena diabet. 442, 452.
— gingivae 334.
— pulmonum 116.
Gardone 300.
Gastein 140, 146, 245, 256, 257,
414, 415, 451.
Gastralgie 117.
Gastrocatarrhus 46.
tJastrodynie 117.
Gastroenteroanastomose 160.
Gastroenterostomie 40, 53, 317.
Gastrostomie 40, 201.
Gebärmutterausspülung 2, 26, 28,
30, 106, 238.
Gebärmutterberstung 28.
Gebärmutterblutung 1, (Schwan-
gerschaft) 26, 169, 430, 438.
GebärmutterentzünduDg 87, 104«
(Fluor) 115, 432, 436.
462
ALPHABETISCHES VERZEICHNIS
Gebärmnttergeschwalst 180, 431,
432, 437, (Schwang^erschaft)
347.
Gebärmutterkatarrh (Fluor) 115.
Gebärmutterknickung 431, 437,
(grav.) 243, 247.
Gebärmutterkrebs 326, (Schwan-
geräcbaft) 27, 346.
Gebärmuttervorfall 37, 429.
Geburt, Beendigung der 27.
— bei engem Becken 120.
— Komplikationen interne und
chirurgische der 341.
Gefäßgeschwulat 397.
Gehirnblutung 13, (Schwanger-
schaft) 341.
Gehirnerkrankungen und Schwan-
gerschaft 341.
Gehirnhautentzilndung,eitrige 166.
— epidemische 167, 257, 373.
— tuberkulöse 169.
Gehirntumoren (Schwangerschaft)
341.
Gehörgangsentzündung 204.
Geistesstörung epileptische 109.
— eklamptische 92.
— hysterische 136.
— Korsakoffsche 151.
— paralytische 209.
— periodische 218.
— und Schwangerschaft 342.
Gelbsucht 55, 137, (gravid.) 344.
Gelenkentzündung 369, 414.
Gelenkneurosen 370.
Gelenkrheumatismus 125, 244,
(Scharlach) 263.
Gelenkübungen 383. 421, 423.
Gelenk Wassersucht 371.
Genickstarre, epidemische 167,
257, 373.
Genu valgum und varum 122.
Gerstenkorn 183.
Geschwüre des Darms 311.
— der Hornhaut 312.
— des Magens 127, 315, 317.
— des Rachens 312.
— des Unterschenkels 311.
Gesichtsnervenlähmung 113.
Gesichtsrope 356.
Gesichtsschmerz 253.
Gicht 365, 370, 448.
Gießhübl 49, 70.
Gingivitis 334.
Gipsbett 151, 180, 269
Gipskrawatte 37.
Gipsmieder 257, 269.
Gipsverband 11. 123, 264.
Glaskörpertrübungen 145, 351.
Glaucoma 124, 351, 354.
Gleichenberg 32, 34, 37, 103, 148.
Glottiskrampf 240.
Glühlichtbäder 245.
Gneis 4, 259, 356, 358.
Goldene Ader 130, (Schwanger-
schaft) 346.
Gonitis 124, 125, 364, 369.
Gonorrhoea (Augen) 22, 23, 312,
(Scheide) 115 125, (Nabel)
181, (Harnröhre) 125, 319,
(Kniegelenk) 364, 369.
Gossensaß 300.
Gottsteinsche Tamponade 205.
Grado 34, 241, 293.
Graviditätspsychose 342.
Graviditas (tubaria) 292,s. Schwan-
gerschaft.
Gries bei Bozen 191, 295, 300.
Grieß (Harnsäure) 188.
Grimmenstein 295, 306.
Grindelwald 37.
Grüner Star 124, 351, 354.
Guberquelle 282.
Gummata 275, (Ziliarkörper) 306.
Gymnastik 113, 159, 196, 230,
263. (Gelenke) 367, (Her«)
393, (Lungen) 19, 226, 299,
395, 405, 413, 418, 422, 423,
424, (Frauenkrankheiten) 425.
Gynatresie 6.
Haarschwund 4, 81, 358, 359.
Hämangiom 11.
Hämarthros 124.
Hämatemesis 127, (Schwanger-
schaft) 344.
Hämatokele 433.
Hämatokolpos 7.
DER KRANKHEITEN, KURORTE ETC.
463
Haematoma ovarii 90.
Hämatometra 7.
Hämatommole 27.
HämatosalpiDx 7.
Haematuria 22, 70, 319.
Hämoptoe 128, 304, 295,
(Schwangerschaft) 343, (Hei-
ratsverbot) 349.
Haemorrhagia orbitae 202, 351.
— uteri 1, 26, 169, 430, 438,
(Schwangerschaft) 26.
Hämorrhagische Diathese 178,
264, (Schwangerschaft) 345.
Hämorrhoiden ISK)^ (Schwanger-
schaft) 346.
Haferknr 440.
Hall 3, 57, 265, 282, 293, 353,
418, 420, 436.
Halleiu 245.
Haller Wasser 25, 158.
Hallazinator. Verworrenheit 8,
218.
Hallnzinose der Trinker 131.
Hallox yalgiis 131.
Halsentzündung 290.
Halskrawatte 37.
Hammerzehe 340.
Handbäder 251.
Hantelpessare 131.
Hamblasenblutung 22, 70, 319.
Harnblasenkrampf 70.
Harnbläsenlähmung 283, 370, 419.
Harninfiltration 51.
Harnröhrenirr jgation 70, 125, 231,
319, 325.
Harnröhrenkatarrh 231, 325.
Hamröhrentripper 125, 319, (Ehe-
verbot) 323.
Harntränfeln 232.
Harnverhaltung 232.
Harter Schanker 311.
Häutige Bräune 147.
Heberdrainage 226.
Hebosteotomie 122.
Hefebehandlung 115.
Heftpflasterkompression des Ho-
dens 12.
Hegarstifte 2, 26, 27, 37, 87, 106,
Heilstättenbehandinng 295.
Heiratsverbot (Gonorrhöe) 232,
(Syphilis) 279, (vom internen
geburtshilflichen Standpunkte)
349.
Heißluftbehandlung 90, 125, 145,
146, 187, 246, 357. (Gelenke)
366, 369, 370, 371, 413, 414,
427, 433, 434.
Heißwasserirrigationen 90.
Heißwasserspülapparat 427.
Helminthen 10.
Hemikrania 132, 255, 416.
Hemiplegie 416.
Hepatikusdrainage 55.
Hereditäre Syphilis 279.
Herkulesbad 245, 439.
Hemia (Schwangerschaft) 346.
— ovarii 90.
Herpes tonsurans 142, 360.
Herzarhythmie 334.
Herzbeutelentzündung 216.
Herzfehler 129, (physikalische Be-
handlung der) 389, 333,
(Schwangerschaft) 343, (Hei-
ratsverbot) 349.
Herzklopfen 41, 334.
Herzkrampf 270, 379.
Herzmassage 17, 60, 392, 413,
415.
Herzmuskeliusuffizienz 61 , 227,
332, 389, 397.
Herzneurosen 389, 395.
Herzschwäche 41, 393.
Herzstützen 41, 395.
Hesslngscher Apparat 122, 263.
Heufieber 133.
Heuschnupfen 247.
Highmorshöhle, Empyem 102, 183,
185.
Hinken, intermittierendes 253.
Himdegeneration 83.
Hitzschlag 266.
Hodenentzündung 107, 323.
Hörgas 295.
Hörstummheit 379.
Hörübungen .380.
Homburg 49.
Hordeolum 133.
464
ALPHABETISCHES VERZEICHNIS
Hornhantabazeß 66.
Hornhantentzündang ^65, 149,
312.
Hornhaatßstel 66, 134.
Hornhaatflecke 66, 134.
Harnhaatgesohwür 66, 134.
Hornhautnarben 134.
Hornhauttrübungen 66.
Hfiftgelenkentzündnng 11, 68.
Hüftgelenk Verrenkung , angebo-
rene 11.
Hühnerauge 308.
Hülsenapparat 68.
Hydramnios 336.
Hydrarthrosia 371.
Hydrokele testia 107, 134.
— (akute) 323.
Hydrokephalus 138, 268.
Hydropsie der Gallenblase 54.
Hydrops 16, 59, 397.
— gonorrhoicus 365.
— arttculornm 371.
Hydrotherapie 34, 36, 42, 44, 60,
75, 83, 93, 103, 109, 118,
191, 137, 140, 144. 164, 228,
230, 232, 233. 234, 283, 300,
309, (Augenkrankheiten) 354,
(Hautkrankheiten) 356, (Ge-
lenke) 363, 369, 370, (Infek-
tionskrankheiten) 372, (Kin-
der) 378, (Zirkulationsorgane)
388, (Nervenkrankheiten) 418,
421, 422, 423, 424, (gynäko-
logische) 426, (Stoffwechsel-
krankheiten) 442.
Hydrothermoregulator 313, 427.
Hydrothorax 335.
Hyöres 37.
Hyperämisiernng, aktive 140.
Hyperaemesis gravidarum 258.
Hyperazidität 2, 117.
Hyperhidrosis 135^ 356.
Hyperinvolution des Uterus 431.
Hyperkinesis cordis 41, 256, 334,
392, 450.
Hyperpyrexie 60.
Hypersekretion 316.
Hypertrichosis 136.
Hypertrophia prostatae 232.
Hypertrophie des Endometriums
171, 430, 438.
— der Tonsillen 289.
Hypertrophische Rhinitis 67, 247.
Hypochondrie 424.
Hypopion-Keratitis 66, 312.
Hypoplasia endometrii 106.
Hysteria 136, (Schmerzen) 254,
(Schwangerschaft) 342, (Hei-
ratsverbot) 349. 421, 423.
Hysteuryse s. Kolpeuryse.
Hypodermoklyse 75.
Janetsche Darchspülnngen 232,
321, 325.
Ichthyosis 137, 356.
Idiotie 138.
Jeiunostomie 40, 317.
Ikterus 55, 187, (gravid.) 344.
Deotyphus 308, (Schwangerschaft)
345.
Ileus 138, (Schwangerschaft)
346.
Imbezillität 138.
Immobilisierung der Gelenke 244,
293.
Impetigo contagiosa 139, 356.
Impotentia 140, (neurasthenische)
192, 423.
Infarkt, hämorrhagischer 129.
Infektionskrankheiten, physika-
lische Therapie der 372.
Infiltration mit Harn 51.
Infusion, subkutane 8, 28, 60,
338.
Inhalation 34, 37, 116, 147, 291,
303.
Injektion bei Cystitis 19, 70, 125,
231, 319, 325.
— bei Tripper 125, 319, 325.
Inkarzeration des graviden Uterus
243.
Insolation 266.
Insomnia 141.
Interkostalneuralgie 142.
Intermittierendes 'Hinken 253.
Intertrigo oder Eczema Intertrigo
142.
DER KRA^^KHEITKN, KURORTE ETC.
465
Intestiiuilkatarrh 12, 43, (Säug-
liDge) 73, 79. 87.
Intcstinalgeachwüre 311.
Intrakranielle Draioage 138.
Intraaterine AnaepülaDg 2, 26, 28,
30, 106, 238.
Inunktionskiir s. Unguentum cine-
renm 57.
Jodbad 69.
JohanniBqaelle 34.
Iridektomie 125, 145.
Iridocykliti* 143, 353, 3öo.
Irisvorfall 312.
Iritis 66, 143, 352, 353, 355.
Irresein, menstrneiles 169.
— myxödematöses 181.
— anrkiüäres 218.
Irrigation des Blasenhalses 19,
70, 125, 231, .319.
— des Darmes 46, 51, 76, 88,
139, 210, 288.
— der Harnröhre 70, 125, 231,
319, 325.
— der Utemshöhle 2, 26, 28,
30, 106, 238.
— der Vagina 7, 90, 171, 434,
435.
Ischias 146, 251, 415, 436, 451.
Ischl 241, 245, 293, 353.
Juckblattern 233, 358.
Iwonicz 293.
Kairo 191.
Kaiserschnitt, vaginaler 27, 92.
Kalter Abszeß 3, 124, 293.
Karbolsäurevergiftnng 330.
Kardialgie 117.
Kardiolyse 217.
Kardiopalmus 41, 334.
Karies (des Zahnschmelzes) 339,
(Knochen) 3, 124, 293.
Karlsbad. 45^ 49, 53, 56, 59, 88,
96, 103, 117, 137, 187, 188,
234, 236, 392, 450.
Karzinom (and Schwangerschaft)
27, 346^ (Mamm«) 38^ (Magen)
39, (Rektum) 38, (Uterus) 326.
Kastration 219;
Katarrh der Bindehaut 22, 23,
64, 65, 66, 312, 353.
— der Blase 71, 125, 329.
— der Bronchien 30, 31, 32,
34.
— des Darmes 12, 43, 45, (Säug-
linge) 73, 79. 87.
— des Dünndarmes 45, 74.
— der Gebärmutter 87, 104,
(Fluor) 115. 236, 432, 435.
— des^ Gebärmutterhalses 87,
104, (Fluor) 115. 432, 436.
— der Harnröhre 231, 325.
— des Kehlkopfes 147, 148.
— des Magens 46.
— des Mittelohres 172.
— der Nase 67, 172, 247, 263.
— der Rachenschleimhaut 289.
— der Scheide 115, 126.
— der Vulva 115, 126.
Katheterisieren der Ohrtrompete
172,
Kauterisation 38, 344.
Kefirkur 44.
Keiningsehe Abreibung 352.
Kehlkopfcroup 147.
Kehlkopfkatarrh, akuter 147.
— chronischer 147.
Kehlkopfkrampf 240.
Kehlkopföyphilis 154.
Kehlkopftuberkulose 294,
(Schwangerschaft) 343,
(Heiratsverbot) 349.
Keilbeinabszeß 184.
Keilresektion des Metatarsusköpf-
chens 132.
' Kellersche Malzsnppe 76.
Kephalea 132, 255, 416.
Keratitis 65, 149; 312.
Keuchhusten 306.
Kieferabszeß 219.
Kieferhöhlenabszeß 184.
Kindbettfieber 238.
Kinderlähmung, spinale 230, 413.
Kindernährmehle 73, 79
Kissingc» 37, 45, 49, 56, 392,
436.
Klappenfehler des Herzens 129^
333, (Schwangerschaft) 343,
F e 11 n e r , Therapie der "Wiener Spezialärzte.
30
466
TALPHABETISCHES VERZEICHNIS
(Heiratsverbot) 349, (physi-
kalische Behandlung) B89.
Klavierspielerkramp! 258.
Klimatotherapie in der Augen-
heilkunde 353.
Klistiere 55, 59, 86, 210, 288.
Klumpfuß 150, 361.
Knappsche Rollzange 67.
Knickung der Gebärmutter 431,
437, (grav.) 243, 247.
Kniegelenkentzündnng 124, 364,
369.
Knoblauchabkochung 205.
Knochentuberkulose 3, 124, 293.
Knötchenflechte 153.
Kochsalzinfusionen 8, 28, 60, 338.
Königswart 436.
Kohlenoxydgasvergiftung 331.
Kohlensäurebäder 36, 41, 104,
254, 376, (Kohlensäuremoor-
bäder) 389. 416, 420, 438.
Kolik 12, 44, 55, 60, 73, 79, 87,
(Nierensteine) 188, (saturnina)
249.
Kollaps' 60, 73, 227, 344, 376.
Kolotomie 38.
Kolpeurynter (nach Barnes) 2,
(Quecksilber) 433, 434.
Kolpeuryse 27, 92.
Kolpitis 436.
Kolpoköliotomie 91.
Koma 442.
Kompressionsmyelitis 257.
Kompressionsverband 151.
Kondylome, breite 281, 275.
Konkremente der Blase 22.
Konkretionen in den Meibomschen
Drüsen 21.
Konstipation 196.
Kontentivverband 68.
Kontraktur 68, 361, 368, (Du-
puytren) 361.
Kontusion (Augen) 21, 151, 375.
Koordinationsstörungen 419.
Kopfläuse 214.
Kopfschmerz 132, 255, 422.
Koprostase 51, 195.
Koronarsklerose 13, 253, 290,
Korsakofsche Psychose 151.
Krampf der Blase 70.
— des Magens 117.
— des Mastdarms 44, 86, 136.
— der Scheide 326.
— der Stimmritze 240.
Krämpfe 92, 108, 418, (Magen
117.
Kraniotomie 122.
Krätze 260.
Krebs (Mamma) 38, (Rektum) 38,
(Uterus) 326, (Magen) 39,
(Schwangerschaft) 27, 346.
— der Gebärmutter 326.
Kretinismus 138.
Kreuzbinden 34, 36.
Kreuznach 241, 282, 353, 436.
Kreuzschmerzen 256.
Kromayerlampe 82.
Kropf 270, (Schwangerschaft) 345,
346.
Kropfherz 390.
Kruckenb ergscher Pendelapparat
362.
Kudowa 53, 436.
Ktthlsonde 231.
Kühlapparate 41, 388.
Künstliche Respiration 17, 266,
318.
Kufeke 74.
i Kupferrose 246, 357, 358.
Kurettement 2, 26, 30, 106, 238,
327.
Kyphose 151.
Iiabyrintherkrankungen 151.
Lactation 6, (Beendigung der) 288.
Lactationskachexie 6.
Lähmung (Spondylitis) 269. 414,
(Darm) 198.
— der Augenmuskel 200, 353.
— der Blase 211, 283, 370, 419.
— der Gesichtsnerven 113.
— des Ok^iomotorius 200.
Lähmungen, spastische 416.
Lagophthalmus 113, 312.
Laminar iastift 2.
Laryngitis acuta 147.
[DER KRANKHEITEN,|KURORTE ETC.]
467
Laryngitis chronica 148.^
Laryngospasmns 93.
Larynxödem 187.
Larynxstenose 147. i
Larynxsyphilia 154.1
Larynxttiiberkulose 294, (Schwan-
gerschaft) 343, (Heiratsver-
bot) 349.
Lateralsklerose 417.
Langen Vergiftung 330.
Läuse 214.
Lebercirrhose 58, (Schwanger-
$ Schaft) 346.
Leberkrankheiten (Schwanger-
schaft) 344.
Lebersyphilis 276.
Lederhantentziindiing 354.
Leibbinden 243.
Leistendrüsenentzündnng 313,
358.
Lepra 152.
Leubesche Kostordnnng 117.
Leuchtgasvergiftiing 331.
Leukämie 153, (Schwangerschaft)
345.
Leukorrhoe 435.
Levico 53, 154, 282, 436.
Liehen pilaris 153.
— ruber 153.
— scrophulosorum 153.
Lichtbehandlung (Hautkrankhei-
ten) 359. 369.
Lidranddrüsenentzttndnng 24, 133,
353.
Liebigsche Suppe 74, 76.
Liegekur 298.
Linsenlnxation 355.
Lipik 103, 353, 420, 436.
Lippspringe 45.
Lispeln 380.
Lithiasis 22.
Litholapaxie, Lithotripsie 22.
Lokalbehandlung von Syphilis 276.
Lordosierung, steigende 269.
Lösung, manuelle der Plazenta 28.
Lovrana 241.
Lues s. Syphilis.
Lufteinblasungen 19.
Luftleere der Lungen 19, 398.
Luhatsehowitz 37, lt)3, 436.
Lumbago 361.
Lumbalpunktion 138, 167.
Lungenatelektase 19, 398.
Lungenblutung 128, 304, 295,
(Schwangerschaft) 343, (Hei-
ratsverbot) 349.
Lungenbrand 116.
Lungenemphysem 36, 100, 398.
Lungenentzündung 227, (Schwan-
gerschaft) 342.
Lungengangrän 116.
Lungengymnastik 19, 226, 299,
395, 405, 413, 422-425.
Lungenkatarrh 30, 31, 34.
Lungenödem 17, 187, (Schwanger-
schaft) 344, 395.
Lungentuberkulose 128,295,304,
(Schwangerschaft) 343, (Hei-
ratsverbot) 349.
Lupus erythematosus 154, 357,
359.
Lussinpiccolo 34, 293.
Luxatio, angeborene des Hüft-
gelenkes 11.
— der Linse 355.
Lymphadenitis inguinalis 313,
358.
Lymphämie 153.
Lymphangioitis , Lymphgefäßent-
zündung 116.
Lymphangiom 11.
Lymphdrüsenabszeß, tuberkulöser
3.
Lymphdrüsentabletten 158.
Lymphoma 157.
Lysol Vergiftung 330.
Maculae corneae 66.
Madenwürmer 205.
Madonna di Campiglio 300.
Magenatonie 49, 158.
Magenausspülung 46, 49, 73, 80,
88, 117, 139, 220, 288, 291,
330.
Magenblutung 127, (Schwanger-
schaft) 344
Magendusche 49.
30*
468
ALPHABETISCHES YEBZEICHNIS
MageDgäruDg;, 50.
Magengeschwür 127, 315, 317.
MagenkarziDom 89, 160.
Magenkatarrh, akuter 46.
— chronischer 46.
Magenkrampf 117.
Magenschmerz 256.
Magenspülung 46, 49, 73, 80, 88,
117, 139, 220, 291, 330.
Makroglossie 11.
Malaria 161.
Malta 191.
Malum coxae senile 370.
Mamma, Krebs der 38.
Mandelentzündung 289.
Manie 162, (periodische) 218.
Marienbad 45, 49, 57, 59, 89, 96,
103, 104, 158, 234, 353, 392,
396, 437, 438, 442, 447.
Masern 174t^ 379.
Massage des Abdomens 117.
— allgemeine 37, 125, 134, 146,
151, 191, 196, 230, 258,
264.
— in der Augenheilkunde 351,
(Hautkrankheiten) 357, (des
Herzens) 17, 392, 413, 415,
(Muskeln und Sehnen) 361,
(Gelenke) 267, 370, 371, (Gau-
mensegel) 382, (gynäkol.) 425,
433, 434, 436, 449.
— des Ohres 173.
— der Nase 206.
— nach Thure-Brandt 7, 28, 90,
425—490.
Mastdarmentzündung 46.
Mastdarmfissnr 114.
Mastdarmfistel 114.
Mastdarmkrebs 38.
Mastdarmtripper 125.
Mastitis 164.
Mastkur 422.
Mastoiditis diabe.t. 452.
Mechanotherapie 245, 362, 415.
Mehlhund 267.
Mehlnährschäden 78.
Meibomsche Drüsen, Konkretionen
in den 21.
Melancholia 165.
Mendelpaß 300.
Meningitis cerebrospinalis 167,
(Schmerzen) 257, 373.
— purulenta 166.
— tuberculosa 169.
Meningokele 202.
Meningokokkenserum 167.
Menorrhagiae 438.
Mensingapessar 350.
Menstruationsanomalien 437.
Menstruelles Irresein 169.
Mentone 37.
Meralgie 253.
Meran 37, 146, 176, 300, 415.
Meteorismus 55, 220.
Metrakinesis 336.
Metreuryse 337.
Metritis chronica 87, 104, 115,
238, 432, 436.
Metrophlebitis 239.
Metrorrhagia 1 , (Schwanger-
schaft) 26. 169, 430, 438.
Migräne 132, 255, 416.
Milchdiät s. Milchkur.
Milchkur 8, 36, 57, 83, 88, 92,
151, 186, 259, 440.
Milchmalzsuppe 81..
Miliartuberkulose (Schwanger-
schaft) 343.
Milztabletten 158.
Misdroy 241.
Missed abortion 27.
Mitbewegungen 419.
Mitesser 62.
Mittelohrentzündung, eitrige 172.
Mittelohrkatarrh 172.
Mittelohrsklerose 174.
Mole 1, 27.
Moorbäder 125, 140, 146, 188,
221, 267, 369, 389. 420, 433,
434, 435, 436, 437, (Um-
schläge) 437, 447.
Morbilli 174, 349.
Morbus Addisonii 175.
— Basedowii 175, (Schwanger-
schaft) 345, 390.
— Brightii 18, 177,
— maculosus Werlhof ii 17?, 2^,
(Schwangerschaft) 345.
DER KRANKHEITEN, KURORTE ETC.
469
Morbus sacer 108, (Schwanger-
schaft; 342, (Heiratsverbot)
349, 418.
MorphiDismas 178.
Morphium verfi:iftung 330.
Morpiones 214.
Münzenfänger 17.
Multiple Sklerose 417.
Mumps 213.
Mundkatarrh 12.
Muskarin Vergiftung 331.
Muskelrhenmatismns 2M.
Mutterfraisen 92.
Myalgien 246, 361.
Mydriasis 179.
Myelämie 153.
Myelitis 179, 417.
Mykose der Tonsillen 291, 350.
Myokarditis 61, 227, 332, 389, 397.
Myoma uteri 180, (Schwanger-
schaft) 347, 431, 432.
Myopie 57, 353.
Myositis 414.
Myxödematöses Irresein 181.
Habelblutung 182.
Nabelbrand 181.
Nabelentzündung 181.
Nabelgangrän 181.
Nabelkrankheiten 181.
Nabel schnurvor fall 121.
Nabelschwamm 182.
Nackenübergießungen 19.
Nährklysmen 139, 316.
Näseln 381.
Nässende Flechte 93, 97, 356,
(Nabel) 181, (Conjunctivitis)
65, 353.
Nävus 360.
Nahrungsverweigernog 8.
Narben der Hornhaut 134.
Nasenaussptilung 172, 247.
Nasenbluten 110, 182.
ifräsengeschwüre 172.
Nasenmuskelhypertrophie 172.
Nasenkatarrh 67, 172, 205, 207,
247, (scarlat.) 26B, (syphil.)
207.
Naaenschleioahauthypertrophie
249.
Nasensyphilis 207.
Natronlithionhaltige Säuerlinge 22.
Nauheim 36, 104, 176, 390, 436.
Naußscher Apparat 407.
Nebenhodenentzündung 107, 323
Nebenhöhleneiterung 102, 183,
185.
Nephritis (gravidarum) 92, (akute)
84, (chronische) 177, (Schar-
lach) 263, (Schwangerschaft)
344.
Nephrolithiasis 187, (Schwanger-
schaft) 346.
Nephroptose 117.
Nephrorrhaphie 243.
Nephrotomie 187.
Nervendehnung 146, 415.
Nervenkrankheiten, physikalische
Therapie der 413.
Nervöser Gresichtsschmerz 253,
289, 418.
Nestlesches Kindermehl 74.
Netzhautatrophie 5.
Netzhautblutungen 354.
Neuenahr 49, 103, 450.
Neuralgia im Plexus spermat. 232,
414, 415.
— trigemini 189, 415.
Neurasthenia 190, (Schmerzen)
254. 421.
Neuritis (optica) 193, 256.
Neurosen 258, 370. 420, 421,
(Herzens) 389, 395.
Neurotomia (nervi supraorbitalis)
25, (trigemini) 289.
Neutuberkulin 143.
Nierenbeckenentzündung 84,
(Schwangerschaft) 444.
Nierenblutung 187, 188.
Nierenentzündung (chronische) 18,
177, (akute) 84, 186, (grav.)
92, 344, (Scharlach) 263.
Nierenexstirpation 194.
Nierensteine 187 , (Schwanger-
schaft) 346.
Nierentuberkulöse 194.
Nizza 37.
470
|L [ALPHABETISCHES VERZEICHNIS.
Noduli haemorrhoidales 130,
(SchwaDgerscbaft) 346.
Nonnensansen 52.
Norderney 241.
Nordsee 265, 416.
Obesitas 194.
Obstipatio alvi 51, 195.
Obturator 381.
Occlusio pupillae 145.
Odontalgia 339.
Oedema 177, 397.
— pulmonum 17, 187, (Scbwan-
gerschaft) 344, 395.
ölklysmen 188, 198.
Ölkuren 56.
Ölumschläge 97.
ÖRophagusBonde 17.
ösophagusstrikturen 199.
Ohrblutgeschwulst 204.
Ohrenekzem 204.
Ohrensausen 422.
Ohrmnschelentzündung 204.
Ohrpolypen 204.
Ohrspeicheldrüsenentzündung 213.
Oklusionserscheinungen 55.
Okknlomotoriuslähmung 200.
Omphalitis 181.
Oophoritis 90, 432, 436.
Operationen in der Schwanger-
schaft 345.
— bei Diabetes 452.
Ophthalmia catarrhalis 64.
Orbita, Erkrankungen der 200,
Orbitalabszefi 202.
Orthopädische Muskelübnngen 353
Orthostatische Albuminurie 177.
Osteoklasie 123, 242.
Osteomalazie 208 , (Heiratsver-
bot) 349.
Osteotomie 11, 68, 123, 242, 369,
370, 371.
Ostitis maxillae 219. .
Ostseebäder 37, 191.
Otitis catarrhalis 172.
— externa 204.
— media acuta 172.
— suppurativa 263.
Otosklerose 174. Ig
Ovarialnenralgie 434.
Ovarium (Cysten) 91, (Schwanger-
schaft) 348.
Oxalurie 451.
Oxyuris vermicularis 205.
Ozaena 67, 172, 205, 207, 247,
(syphUitica) 207, (scarl.) 263.
Ozetbäder 392.
Pachyderm. Wucherungen 149.
Pädatrophie 77.
Pagets Disease 360.
Palermo 191.
Palpitatio cordis 41.
Panaritium 208.
Pankreatitis 55.
Pannus 67, 208, 351.
Papeln 276
Papillome, vener. 325.
Paquelin 157, 315, 325, 357.
Paracentese des Trommelfells 263.
Parästhesie 251, 416.
Paraffinprothesen 206.
Paralysis progressiva 209.
Paralytische Geistesstörung 209.
— Kyphose 151.
— Mydriase 179.
— Plattfuß 222.
— Spitzfuß 268.
Parametritis 218, 434, 436.
Paranoia acuta 212.
Paraphimosis 212.
Paratyphlitis 13, (Schwanger-
schaft) 344, 846.
Paraurethrale Abszesse 126.
Paresis vesicae 283, 211, 870, 419.
Pargammazismus 380.
Parotitis 213.
Partus praematurua 120, 204, 841.
Pediouli 214.
Pelvifixur 90.
Pemphigus 216, 356.
Perforation des Ulcus ventr. 317.
— drohende bei Ulcus corneae 312.
Perforationsperitonitis 54.
Pericarditis 216.
Perichondritis laryngea syph. 154.
DER KRANKHEITEN, KURORTE ETC.
471
Perihepatitis 55.
Perimetritis 218, 239, 434, 436.
Periostitis maxillaris 219.
Periproktitis 46.
Peritomie, Periektomie 209.
Peritonitis 220, (puerper.) 239,
(Schwangerschaft) 344.
Periurethritis 51, 126, 323.
Perniziöse Anämie 10, (Schwan-
gerschaft) 345.
Perniones 63, 221, 357.
Pertussis 206.
Pes eqoinns 268.
— valgus 222.
— vams 150.
Pessartherapie 425.
Petrissage 252.
Petniscbkysche Etappenbehand-
Inng 303.
Phagedänische Geschwüre 274,
313, 357.
Pharyngitis 289.
Phimosis 20, 107, 223, 274.
Phlebitis (umbilic.) 181, 224.
Phlegmone (orbitae) 201, (retro-
bnlb.)202,224, (Diabetes) 452.
Phosphaturie 22, 188.
Phosphorveri^taiig 330.
Phthisis laryngis 294, (Schwan-
gerschaft) ^3, (Heiratsverbot)
349.
— pulmonum 128, 295, 304,
(Schwangerschaft) 343, (Hei-
ratsverbot) 349.
Pilokarpin Vergiftung 331.
Pilze, Vergiftungen durch 330.
Pinselnng, faradische 4.
Pistyan 147, 245, 252, 256, 414,
415, 451.
Pityriasis 224.
Placenta, abnormer Sitz der 27,
accreta 28, Vorzeitige Lösung
27.
— Adhärenz der 28, Manuelle
Lösung der 28, Polyp 30,
Expression 28, 337.
— praevia 27.
Placentareste 92.
Place ntaretention 28.
Placentarperiode 337.
Placentaverwachsung 28.
Plattfuß 222.
Plattfufieinlagen 222.
Plethora 394, 446.
Pleuritis 225, 226, (Schwanger-
schaft) 342, 401.
Pneumatischer Apparat von Wai-
denburg 405.
Pneumometer 409.
Pneumonia227, (Schwangerschaft)
342.
Pocken 328, 360.
Poliomyelitis anterior acuta 230,
413.
Politzers Verfahren 172.
Pollutiones 107, 230, 423.
Polyneuritis 256, (gravidarum)
341, 413, 415.
Polyp der Placenta 30.
— der Nase 248.
— des Uterus 171.
Porrooperation 204.
Portioamputation 112.
Porto Rose 34, 245.
Postgonorrhoische Zustände 231,
322.
Preblaii 49, 70, 188.
Presbyophrenie 83,
Priapismus 149.
Prießnitzscher Umschlag 36. 37,
44.
Primäraffekt, syphilitischer 273.
Probekost 44.
Probespttlung 44.
Processus puerperalis 238.
Proktitis 46.
Prolapsus uteri aut vaginae 429,
437.
Prophylaktische Wendung 120.
Prostatahypertrophie 232.
Prostatitis 323.
Prurigo 233, 358.
Pruritis analis 234, 356.
— cutaneus vulvae 235, 356, 429.
Psellismus 380.
Pseudarthrosenoperation 1 1 .
Pseudocroup 148.
Pseudoileus 139.
472
ALPHABETISCHES VERZEICHNIS.
PsendoleDkäniie 153.
Psoriasis 4, 236, 356.
Psychose (eklaropt.) 92, (epilep-
tiHche) 109, (hysterische) 136,
(^Korsakofsche) 151, (periodi-
sche) 218.
Psychotherapie 136. 137.
Pdychrophor 131, 193.
Pterygium 238.
Ptosen 56.
Ptyalismus 344.
Piibertätsalbuminurie 177.
Puerperalfieber 238.
Pueiperalpsychose 342.
Pulpitis 339.
Punctio abdominis 17, 221.
Punktion des Gelenkes 124.
— des Nebenhodens 107.
— des Perikards 217.
— des Uterus 242.
Pustula maligna 239.
Puster tal 176.
Pyämie 44. (puerp.^ 239.
Pyarthros 124.
Pyelonephritis 84, (Schwanger-
schaft) 344.
Pyloroplastik 54.
Pyloruskarzinom 159.
Pyovarium 433.
Pyrmont 7, 176, 392.
Pyrosis 47, 88.
Quarzlampe 360.
Quetschung (Augen) 21, 151, 335.
Quetschwunden 151, 335, (Augen)
21.
Bachenbräune-Diphtherilis 65, 84.
Rachenkatarrh 289.
Rachitis 239, 242, (Geburt) 120,
(Deformit.) 242.
Radium 155. 360.
ßagaz, 147, 418, 437.
Ragusa 37, 293.
Rahmgemenge, Biedertsches 74.
Ranula 242.
Rauchfoßache Schwebe 242.
Raynaudsche Krankheit 858.
-Rectalernährung 200.
Rectalgonorrhöe 127.
Redressement 122, 150, 212, 223,
264, 388.
Reflexzucknngen 417.
Regenbogenhautentzündimg 64,
143, 352, 353, 355.
Regenduschen 378.
Reichenhall 37, 293, 436.
Ren mobilis 243.
Reposition, unblutige 11, blutige
11.
Resektion des Orarium 91.
— des Trigeminus 189.
RespirationsorganerkrankuDgen
(physikalische Therapie der)
398.
Retentio placentae 27.
Retinierfce Zähne 339.
Retinitis (albnmin.) 354.
Retroflexio et retroversio uteri
431, 437.
— uteri gravidi 243, 347.
Rheumatismus articulorum 125,
244, (Scharlach) 263, (gonor-
rhoischer) 325, 363.
— musculorum 244.
Rhinitis 67, 172, 247, (scarlatin.)
263,
Rhinolalia 381.
Rhinophyma 246.
Rippenl&UentBündung 2S6,
(Schwangerschaft) 342 , 401 .
Rippenkaries 3.
Rippenresektion 226.
Risse des Zervix s. Zervixrisse.
Römers Seram 228.
Röntgenbestrahlung 38, 136, 153,
155, 158, 176, 207, 237, 257,
272, 273, 360, 415, 426.
Rohitsch 103, 147.
Roncegno 53, 154, 282, 436.
Botlaof 356.
BotllchtbehandluDg 360.
Rücken marken tzttnduDg 179, 417.
RUckenmarkschwiudsncht 257,
283, 370, 419.
Rückenschmerzen 254.
DER KRANKHEITEN, KÜRORTE ETC.
47a
RückgratverkrümniUQg 263.
Räckwärtsknickung und Neigung
der Gebärmutter 431, 437,
(grav'idii) 243, 347.
Ruhr 85.
Ruptura uteri 218.
Sacharjinsche Kur 59.
SängerknÖtchen 149.
SalpingoophoritiH 89, 432, 436.
Salzbrunn 187.
Salzkammergut 191, 2G5, 418.
Samenfluß 193, 230, 267.
Sanatoriumscbiffe 300.
Sandbäder 417.
San Remo 37.
Sarkome des Ziliarkörpers 306.
— idiopatbicum 360,
Sarkomphalus 182.
Saturnismus 248.
Sauerstoffinbaiationen 36 , 228,
395.
Sauerstoffbäder 392.
SäuferwahuHnn 82.
Saugbebandlung 116, 165, 208,
224, 252, 314, 428.
Scabies 260.
Scarlatina 262, 379.
Schanker, harter 311.
— weicher 313, 357.
Scharbock 264.
Scliarlach 261, 379.
Scharlachserum 261.
Scheidenausspülungen 7, 90, 171,
434, 435.
Scheidenkatarrh 115, 126.
Scheidenkrampf 326.
Scheidenkühler von Heitzmann-
Leiter 432.
ScheidenvoTfall 429, 437.
Scheintod von Neugeborenen 17.
Scherende Flechte 142, 360.
Schiefhals 37.
Schielen 93.
Schienellhälsen apparat 11, 370,
371.
Schlaflosigkeit 141, 422.
Schlaganfäll 13.
Schlangenbiß 331.
Schleimhauthypertropbie der Nase
248.
Scbleimhautinzision 112.
Schlitzen des Tränenröhrchens 23.
Schluchzen 220, 260.
Schmeerfluß 4, 259, 356, 358.
Schneesches Vierzellenbad 391.
Schmerzbehandlung in der Neuro-
patbologie 251.
Schmerzen in den Fingerspitzen
251.
Schmierkur 193, 200, 209, 257,
275. 283.
Schmierseifenbehandlung 266,
268, 295.
Schnellender Finger 258.
Schnittwunden 335.
Schnupfen 67, (syphilitischer) 205,
207, 247, 281, (Skarlatina)
263
Schottische Dusche 188.
Schreibkrampf 258, 420.
Schreibübuugen 383.
Schröpfköpfe 18.
Schrotbeutel 253, 254.
Schulzsche Schwingungen 18.
Schuppenflechte 4, 236, 356.
Schutzimpfung 328, 360.
Schwalbach 7, 392.
Schwangerschaft, interne und chir-
urgische Komplikationen der
340.
Schwangerschaftsbeendigung,
künstliche 241.
Seh wangerschaftser brechen 278.
Schwangerschaftsfraisen 92.
Schwangerschaft und Syphilis 278.
Schwefelsäure Vergütung 330.
Schweißabsonderung , vermehrte
135, 356.
Schwielen 308, (der Harnröhre)
232.
Schwindel 332, 422.
Schwindsucht s. Phthise.
— des Rückenmarks 257, 283,
370 419.
Schwitzkur 32, 92, 250, 339, 446.
Sklerose, multiple 417.
474
ALPHABETISCHES VERZEICHNIS
Seborrhoea 4, 259, 356, 358.
Seclusio pupillae 145.
Sectio caesarea s. Kaiserschnitt
27, 92.
Seebäder 34, 69, 133, 140, 414.
SehneDscheidenentzüodiiDg 201.
Sehneiitransplantation 151, 223,
268.
Sehnervenatropbie 5, 193.
Sehnerven Schwund (Schwanger-
schaft) 342.
Selterswasser 30, 32, 34, 103.
Semmering 37, 53. 176, 265,
300, 396.
Senfbäder 33, 75.
Senfpapier 55.
SenUer Blödsinn 83.
Senkung (des Eierstocks) 89, 433,
(Uterus) 429, 437, (Einge-
weide) 196.
Senknngsabszesse 269.
Septikämie 44, 239.
Siebbeuiabszeß 184.
Sigmatismiui 380.
Sigmoiditis 46.
Singultns 220, 260.
Sistiana 37,
Sitophobie 8.
Sitzbäder 44, 115, 130, 140, 230,
235, 251, 427.
Skarifikationen der Portio 7, 87,
(Schwangerschaft) 346.
Skarlatina 261.
Skleritis 354.
Sklerodermie 356, 358.
Sklerose 273, (Tonsillen) 291.
— der Arterien 13, 253, 290, 338.
Skoliose 268.
Skorbut 264.
Skrofulöse 265 , (Augenkrank-
heiten) 65, 353.
Sodbrennen 47, 87.
Solbäder 221, 245, 268.
Sommerkoninnktivitis 64.
Sondenftttternng 8.
Sondenkur 4, 322.
Sondierung (des Uterus) 7, (des
Ösophagus) 199, (des Tränen-
kanals) 23.
Sonnenstich 266, 359.
Sonnenbäder 245, 294, 369.
Soor 267.
Sopor 167.
Soxhlets Nährzucker 74, 76,
Spätblutungen 30.
Spaltung des Tränensackes 72.
Spasmus vesicae 70.
Spastische Lähmungen 416.
Spermatorrfaöe 193, 230, 267.
Sphacelus 181.
Spina bifida 268.
Spinale Kinderlähmung 230, 413.
Spinalparalyse 417.
Spitze Warzen 73.
Spitzfuß 268.
Spondylitis (cervicalis) 37,
(Schmerzen) 257, (tuberkulöse)
268.
Sprachstörungen, Behandlung der
379, 420.
Spray 247, 307.
Spulwürmer 16.
Stärkemehlklysmen 46.
Stammeln 380, 420.
Star, grttner 124, 351, 354.
>- tekwarzer 5.
Staßfurter Salz 240.
Status epUeptoides 108, 210, 342,
349, 418.
Stauungsbehandlung 116, 124, 208,
224, 293, (Hautkrankheiten)
358, 861, (Gelenke) 364, 366,
369, 370, 371, 414, 449.
Steinbildnng in der Blase 22.
— in der Niere 187, (Schwanger-
schaft) 346.
Steineinklemmung 188.
Steinschnitt 22.
Stenokardie 269, 397.
Stenose der Zenrix 87.
— des Tränennasenkanals 28.
— laryngis 147.
Stenosierung des Pylorus 40, 169.
Sterilität 140, 488.
Stichelung nach Lassar 247.
Stieltorsion der O^arienzysten 96.
Stimmritzenkrampf 240.
Stimhöhlenabszefi 184.
DER KRANKHEITEN, KURORTE ETC.
475
Stofffrechselk rankheiten , Thera-
pie der 439.
Stomatitis aphthosa 12.
Stottern 383, 421.
Strabismns 92.
Streptokokkensemm 57.
Strictara oesophagi 199.
— orethrae 323.
Strama 270 , (Schwaogerächaf t)
345 346.
Stramektomie 177. 272, 346.
Stryehninyergiftnng 330.
Stützkorsett 37.
Stohlyerstopfnng 51, 195.
Stommheit 380.
Stupor 8, 218.
Subglottische Wülste 149.
Südtirol 177.
Snpraorbitalnenralgie 255.
Snrdo-Mutitas 379.
Sycosis 272, 360.
Synechien 145, (Herzbeutel) 217.
Syphilis, angeborene 279.
— Eheverbot 279.
— gummosa 275.
— hereditaria 279.
— intestinalis 276.
— papulosa 276.
— tarda 282.
— ulcerosa 276.
— des Auges 353.
— des Kehlkopfs 154.
— der Leber 276.
— der Nase 207.
— der Schwangeren 278.
— der Tonsillen 291.
Syringomyelie (Schmerzen) 257.
370, 417.
Tabes dorsalis (Schmerzen) 257.
283, 370, 419.
Tachykardie, paroxysmale 284,
398.
Taenia 285.
Tätowierung der Hornhaut 134.
Talmaoperation 17, 59.
Tamponade (des Uterus) 128, (der
Zenrix s. Zervixtamponade) 38,
(der Nase) 110, 182, (intra-
uterine) 337.
Tarasp 437, 442, 450.
Tarsalgie 253.
Taubstammheit 379.
Teleangiektasien 360.
Tenesmus 44, 86, 131.
Tenonitis 201.
Tenotomie 268, 340.
Teplitz 147, 245, 256, 420, 437.
Terrainknren 42, 395.
Tetanie (Schmerzen) 257. 287,
418.
Tetanus neonatorum 288, 418.
Tetanusantitoxin 288.
Theinhardt 74.
Thermophor 44, 51, 70, 85, 87,
107, 116, 117, 188, 204, 253,
357, 413, 427, 433, 449.
Thermotherapie 357.
Thomassche Schiene 122.
Thorakozentese 225.
Thyroidin 138, 447.
Tic douloureux 253, 289, 418.
Tobsucht 8, 218.
Tölz 282.
TonsillarerkrankuDgen 289.
Tonsillitiä 289.
Tonsillotomie 289.
Torpor recti 196.
Totalexstirpation (des Uterus) 28,
29, 30, (der Prostata) 233.
Trabekelblase 71.
Tracheitis 289.
Tracheobronchitis 32.
Tracheoskopie 272.
Tracheotomie 148, 187, 346.
Trachoma 66, 351, 352.
Tränensack-Blennorrhöß 23.
Tränensackentzündung 24, 72,
Atonie, Ektasie, Dnrchspülung,
Sondierung, Exstirpation 24,
351.
Traumatische Gelenkerkrankun-
gen 371.
Tremor 419, 420.
Trepanation 134, 184, 218.
Trichiasis 21.
Trichinosis 291.
476
ALPHABETISCHES VERZEICHNIS.
Trigeminasneuralgie 189, 415.
Trinkeraayl 4.
Trinker, Hallnzinose der 131.
Trinkkuren (Herzkrankheiten)
392. 436, 446.
Tripper (Augen) 22, 23, 312,
(Kniegelenk) 125, 364, 369,
(Mastdarm) 125, (Nabel) 181,
(Harnröhre) 125, 319, (Scheide)
115, 126.
Tripperrheumatismus 325.
Trisrans 288.
Trübungen des Glaskörpers 145,
351.
— der Hornhaut 66.
Truskawice 243.
Tubargravidität 292.
Tuberkulin 143, 153, 209,
302.
Tuberkulose der Augenhöhle
201.
— des Bauchfelles 220.
— der Bindehaut 293.
— der Gehirnhaut 169.
— der Gelenke 293, 371.
— der Haut 360
— des Hüftgelenkes 11, 68.
— des Kehlkopfes 294, (Schwan-
gerschaft) 343, (Heirats verbot)
349.
— des Kniegelenkes 124.
— der Knochen 3, 124, 293.
— der Lungen 128, 295, 304,
(Schwangerschaft) 343, (Hei-
ratsverbot) 349.
— der Nieren 198.
— der Ovarien 91.
— der Tonsillen 29l.
Tüffer 437.
Tumor albtls 293.
■— der Orbita 202.
Tnssis convulsiva 306.
Tyloma (Tylosis) 308.
Tylotische Verdickung des Lid-
randes 25.
Typhlitis 13, (Schwangerschaft)
344, 346.
Typhus 308, (Schwangerschaft)
345.
Übergießungen 36.
Ulcera 310.
Ulcus tuberculosum 311.
— corneae 312.
— cruris 311-
— lueticum 311.
— molle 313, 357.
— phagedaenicum 274, 313, 356.
— pharyngis 312.
— puerperale 238.
— rotundum ventriculi 127, 315,
317.
— traumaticum 311.
— umbiculi 181.
— venereum 313.
Ultzmannscher Irrigationskathe-
ter 322.
Umbilikalgangrän 181.
Unfälle durch Elektrizität 318.
Unstillbares Schwangerschaftser-
brechen 258.
Unterbindung der Lymphgefäße
12.
Unterbrechung der Schwanger-
schaft siehe Beendigung der
Schwangerschaft.
Unterschenkelgeschwür 311.
Urämie 18, 177, 187, 233, 263.
Uranostaphylorrhapbie 381.
Uraturie 22.
Ureterenkatheter 188.
Ureterotomie 188.
Urethritis catarrhalis 231.
— gonorrhoica 125, 319.
— membranacea 322.
— non gonorrhoica 325.
Urininfiltration s. Harninfiltration.
Urolithiasis 22.
Urorrhoea 267.
Uterinsegment, Dehnung des 121.
Uterusblutungen 1, (Schwanger-
schaft) 26, 169, 430, 438.
Uteruscarcinom 326, (Schwanger-
schaft) 27, 346.
Uterasentzündung 87, iM, (Fluor)
115, 238, 432, 435.
üterusfibrom, -myom 180, 431,
432, 437, (Schwangerschaft)
347.
DER KRANKHEITEN, KURORTE ETC.
477
Uterusirrigalion 2, 26, 28, 30,
106, 238.
UternsknickoDg 431, 437.
üterusprolapa 429, 437.
Uterusrnptar 28.
Uviollicht 237.
Vaginalirrigationen 7, 90, 125,
171, 434, 435.
Vaginismus 326.
Vaginitis 115, 126.
Vakzination 328.
Vaporisation des Auges 134.
— des Uterus 171, 428.
Varicen am Unterschenkel 94.
Varices der Vulva 27.
Variola 328, 360.
Vasa nmbilicalia praevia 27.
Veitstanz 56, (Schwangerschaft)
34J, 418.
Venaesectio 13, 18, 92, 187, 227,
263, 318, 331.
Venedig 191.
Venenentzündung 116.
Venerische Papillome 325.
Verätzungen der Konjunktiva 21.
Verband am Auge 353.
Verbrennungen (der Konjunktiva)
21. 61, 356, s. Combustio.
Verengerung des Beckens 120.
— der Harnröhre 323.
— des Kehlkopfes 147.
— des Ösophagus 199.
— der Vorhaut 20, 107, 223,
274.
Vergiftung mit Blei 258.
— mit Phosphor 330, 380.
Vergiftungen 329.
Verkrümmung bei Rachitis 242.
— der Wirbelsäule 263.
Verletzungen 157.
— des Abdomens 151.
— der Bindehaut 20.
Vermehrte Schweißabsonderung
135, 356.
Verrenkung des Hüftgelenks, an-
geborene 11.
Verrucae 331.
Verrücktheit 212.
Verschüttung 17.
Verschwärung des Zahnfleisches
334.
Verstopfung 51, 195.
Vertigo 332, 422.
Verwach&ung der Placenta 28.
Verweilkatheter 51, 71.
Verworrenheit, akute halluzina-
torische 8, 218.
Vesikantien L46.
Vibrationmassage 42, 49, 140,
152, 393, 435.
Vicby 49, 56, 103, 352.
Vierzellenbad 42.
Vitium cordis 129, 333, (Schwan-
gerschaft) 343, (Heiratsverbot)
349, (physikalische Behand-
lung) 389.
Volumen pulmonum auctum 398.
Volvulus 138, (Schwangerschaft )
346.
Vöslau 37.
Vorfall der Gebärmutter 429, 437.
Vorhautverengerung 20, 107, 223,
274.
VorsteherdrüBcnentzündung 323.
Vorwärtsknickung und -Neigung
der Gebärmutter 431.
Vulnus combustum 21, 61, 356.
— contusum 151, 335, (Augen)
21.
— phagedaenicum 274, 313, 357.
— scissum 335.
Vulvitis, Vulvovaginitis 115, 126.
Wachstumsstörungen 414.
Wahnsinn, akuter 212.
— cirkulärer 218.
— halluzinatorischer 8, 218.
Wanderniere 243.
Warzen, spitze 63.
Waschungen der Blase 125, 231,
319.
Wasserbett 62, 356.
Wasaerbruch 107, 134.
Wassersucht 16, 59, 397, (Gelenk)
371.
Wattaverband 38.
478 ALPHAB. VERZEICH. D. KRANKH., KURORTE ETC.
Webersches Sichelmesser 24.
Wechselfieber 161.
Wechselstrombäder 42, 391.
VVechselwarme Bäder 221.
Wehenschwäche 336.
Weich teilquetschung 151, 335.
Weißer Fluß 115.
WenduDg 27, 120, 204.
Werlhofsche Krankheit 178, 264,
(Schwangerschaft) 345.
Widerstandsbewegungen 37.
Wieliczka 293.
Wiesbaden 49, 56, 57, 188, 353,
415, 420, 450, 451.
Wildungen 70, 187, 188.
Windkolik 60.
Wirbelentztindung 268.
Wirbelverkrümraung 263.
Wochenbettblutungen 26.
Wochenbettfieber 238.
Wollwäsche 34.
Wunden, phagedänische 274, 313,
357.
— septische 44, 239.
— der Augen 21.
— der Konjunktiva 21.
Wundrose 356.
Wundstarrkrampf 257, 287, 418.
Wurmfortsatz, Katarrh desselben
13, (Schwangerschaft) 344,
346.
Zahnfleischentzündung 339.
Zahnfleischfistel 339.
Zahnfleischskorbut 264.
Zahnfleischverschwärung 334,
Zahnretention 339.
Zahnschmelzkaries 339.
Zahnschmerz 339.
Zahnwurzelhautentzündung 219.
Zakopane 296.
Zandersche Apparate 362, 409,
417.
Zange 121.
Zehendeyiation 340.
Zeißl-Horandsches Suspensorium
323.
Zellgewebsentzündung (orbitae)
201, (retrobulbäre) 202, 224,
(Diabetes) 452.
Zervix risse 28.
Zervixtamponade 26.
Zestokausis 171, 428.
Ziegenmilch 81.
Ziliarkörper, Tumoren der 306.
Zimtsäurebehandlung 302.
Zirkuläres Irresein 218.
Zirkulationsorgane, physikalische
Therapie der 387.
Zirkumzision 224, 274.
Zittern 420.
Zuckerharnruhr 439, (Heiratsver-
bot) 349, (Chirurgie) 452.
Zwangsneurosen 424.
Zyklitis 69, 352.
Zysten des Eierstocks 91, (Schwan-
gerschaft) 348.
Zystikusverschluß 53.
Zystinurie 22.
Zystitis 71, 125, 324.
Alphabetisches Verzeichnis der Medikamente.
Die Zahlen bedeuten die Seitenzahl. Fettgedruckte Zahlen zeigen
an, daß das Medikament auf der betreffenden Seite rezeptaliter vor-
geschrieben ist.
Acetnm pyrolignosum crudum
112.
Acidolpepsin 44.
Acidoltabletten 20.
Acidnm acet. 82.
— benzoicum 22.
— boracicum sive boricum 21,
22, 24, 64, 65, 71, 73, 94,
100, 125, 183, 267, 274.
— carbolicum Inj. 11. 20, 72,
155, 204, 239, 307, 312, 325,
335.
— chromicum 135, 304.
— hydro chlor, s. mnriat.
— lacticum 291, 294, 305. 326,
332.
— muriaticura dilutum 10, 44,
47, 50, 52, 80, 119, 175, 335,
450.
— nitricum concentratum 323,
326.
— picrinic. 204.
— salicylicum 7, 52, 55, 63, 94,
99, 112, 259.
— sulfuricum dilut. 58.
— tannicum 77.
— trichloracet. 340.
Aconitinum 189, 253, 335.
Adrenalin 25, 26, 67, 127, 182,
184, 304.
Aether sulfuricus 227.
Agaricinura 136.
Agurin 225.
Aiodintabletten 272.
Airol 21, 66, 315.
Albargin 46, 64, 321.
Alboferrin 297.
Alkoholinjektionen 11.
Alaun 131.
Aloe 7.
Alnmen crudum 64.
Aluminium aceto-tartaricum 248.
Ammonium sulfoichtyolicum 158,
214.
Amylaether nitrosus 251, 270.
Amylenum hydratum 108, 142,
163.
Anaesthesin 118, 204, 274, 284,
294.
Anthrarobinum 143.
Antbrasol 94, 98, 100.
Antidotum arsen. albi 33Ö.
Antifebrinum 185, 251, 284.
Antipyrinum 60, 70, 87, 142, 251
308, 309.
Antisklerosin 16, 83, 170
480
ALPHABETISCHES VERZEICHNIS
Antispasmin 308.
Antitbyreoidin 176.
Apiol 7, 87.
Apomorphinam muriaticam 31, 32,
47.
Aqua Oalcis 62, 75.
— Chlori 275.
— Laurocerasi 33.
— Menth ae piperitae 80.
— Picis 307.
Argentamin 46, 105.
Argentum coUoidale 167, 220.
— nitriciim 6, 12, Splg. 19. 23,
24, 46, 63, 64, 66, 71, 75,
8», 105, 112. 115, 126, 127,
172, 180, 181, 183, 232, 236,
248, 283, 312.
Aristochin 307.
Aristolöl 21, 66.
Arsen f errat! n 285.
ArBenicuTO 10, 38, 42, 53, 176.
Arsoferrin 7, 53.
Aspirin 30, 32, 42, 55, 57, 69,
113, 142, 145, 146, 185, 189,
225, 257, 284, 450.
Atoxyl 10, 42, 53, 104, 132, 153.
158, 283.
Atropinnm suUaricnm 55, 66, 77,
69, 72. 109, 110, 136, 139,
143, 150, 270, 304, 306, 312,
331.
Axangio benzoata 62.
Buktoform 20.
Baldrianpräparate 41, 42, 190.
Balsamam pernvianum 215.
— vitae Hoffmanni 17.
Belladonna radix et folia 55, 131,
188, 199^ 214, 248, 285, 305,
308, 324.
Benzinnm 292.
Benzol 307.
Bicarb. Sodae 441.
Bipalatinoid ■ 52
BismotMe. 45, 316.
Bismnthum ß-Naphtholw. 73^ 300.
— 8alicylicum.44, 46, 48, 76^89.
— sabgallic. 223.
Bismutbum sabnitricum 63, 73,
86, 98, 321.
— tribromphenyl. 312.
Borax veneta 294.
Borlanolin 61.
Bornyval 43.
Borsäure s. Ac. boricnra.
Borvaselin 263.
Bromipin 43, lOÜ, 110, 198.
Bromlecitbin 43.
Bromnatrium 16, 25, 42, 48, 57,
85, 107, 108, 109, 133, 142,
169, 176, 190, 192, 231, 255,
287, 441, 443.
BromokoU 235.
Brumuraltabl. 142.
Brooksche Salbe 273.
Burowsche Lösung 273.
Calcaria cblorata 171.
Calcium carbonicum 188.
Galifigsyrup 84.
Calomel 8, 12, 20, 44, 48, 59,
69, 73, 80, 130, 142, 168, 278,
281, 292, 309, 335.
Campliora monobromata 231.
— trita 34, 41, 60, 168, 222,
309, 324.
Cannabis indica 48.
Carbolalkobol 115.
Cascara Sagrada 36, 115.
Cerinum oxalicnm 87.
— oxydat. 259.
Chaulmoograöl 152.
Chininjodkur 155.
Chininum bisnlfaricum 189.
— ferrocitriciim 176.
— glycerophospboricum 285.
— muriaticum 43, 60, 146, 152,
161, 167, 309, 334.
— snlfuricum 220, 284, 307, 337.
— taoaicujia 76.
Chioralamid 287.
Chloralum hydratum 57, 82, 90,
92, 93, 109, 142, 162, 168,
210, 211, 234, 288, 331.
Chloroforminm 42, 119, 220, 246>.
307.
DER MEDIKAMENTE.
481
Gholelysin 56.
Chromsäureperle 182.
ChrysarobiDum 4, 82, 225, 236,
237.
Ginchonidin 162.
Gocainam mnriaticnrn 26, 42,
132, 148, 218, 236, 284, 294.
Codeinum (Snppos.) 1. 30, 32, 33,
37, 44, 128, 147, 148, 179,
303, 307.
Cofleinnm citricnm 284.
— natrobenzoicam 18, 334.
— natrosalicylicum 261, 310.
Cola 43.
Collemplastrnm Hydrarg. 273,
274.
Collyrium adstringens lat. 64.
Golombo radix 176.
Gondnrango 50, 161.
Contradol 305.
Gonvallaria 176.
Cortex Frangulae 195.
— Ponic. granat. 287.
Cremor Tartarl 103.
CreoBotal 266.
Greosotnm 158.
Crurarin 287.
— citricum 209.
— sulfuric. 20, 64, 67, 209, 330.
Decoctum Chinae 119, 178, 264.
— Salep 46, 86.
— semin. lini 188.
— Zittmanni fortiu3 276, 291.
Dermatol 8, 20, 125.
Digalen 41, 103, 227, 261, 334.
Digitalis 18, 36, 41, 42, 103, 129,
223, 261, 332, 333.
— -Dialysate 41, 217.
Digitonin 333.
Dionin 33, 44, 69, 119, 134, 179.
Dipsomanie 85.
Diuretin 16, 59, 251, 269, 334,
442.
Dormiol 192.
Dowersche Pulver 33.
Duboisin 344.
Duotal 301.
Eibiscbtee 46.
Eichel kakao 45.
Eisen 10.
Eisenchlorid 111.
Eisensomatose 52.
Emplastrum Gantharidum ordi-
narium 225.
— cinerenm 155, 223.
— saponatam 155.
Emulsio amygdalina 35.
— olei vasel. 147.
Epikarinsalbe 260.
Ergotinum 26, 28, 29, 42, 73,
105, 106, 128, 171, 178, 264,
324, 338.
Erythroltetranitrat 270.
Eserinum snlforicum 66.
Essentia Spermini 190, 283.
Eucain 294.
Enchinin 162.
Eukalyptol 31.
Eumenol 87.
Enmydrin 55, 150, 199, 270, 304.
Eunatrol 56.
Europhen 315.
Extractum Belladonnae 42, 70,
119.
— Gannabis indicae 42.
— Chinae Naning 120, 305.
— Cubebarom 322.
— Filicis Maria aether. 12, 286.
— Hamameli 73.
— Hydrastis canadensis 73, 106,
171.
— Hyoscyami 147.
— Opii 220, 443.
— Taraxaci 37.
— Thymi sacchar. 308.
Farina sem. lini 25.
Feigensyrup 146.
Ferratin 7, 52, 84.
Ferrum lacticum 283.
Fersan 52.
Fibrolysin 51, 174.
Fichtennadel 42.
Filix mas s. Extr. filicis maris.
Filmogen 221.
F e 1 1 n e r, Therapie der Wiener Spezial&rzte.
31
482
ALPHABETISCHES VERZEICHNIS
Flores sambucci 32.
— suUuris 261.
— tiliae 32.
Flnoform 308.
Fluorescein 21.
Folia Bucco 71.
— Oocae 216.
Formalin 105, 112, 135, 304.
Formangaze 127.
Fructus carvi 60.
Famenol 7.
Oargarisma 294.
Gelatiu 86, 111, 127, 130, 187,
304, 816.
Gipston 38.
Glutol 38.
Glycerinum (Klysma) 35.
Gonosan 70, 322.
Graue Salbe s. Ungu. cinereum.
Guajakamphol 304.
Guajakol 72, 213, 214.
Guajakolkarbonat 69, 221, 305.
G überquelle 7.
Gurjnnbalsam 152.
Hämalbnmin 57.
Hämatogen 84.
Hämo! 42.
Haemol. brom. 285.
Hardysche Salbe 261.
Harten Steins L» gnminosenmehl 45.
Hedonal 142, 163.
Helmitol 19, 70, 232, 325, 326.
Herba equiseti 56.
Herniaria 71, 324.
Heroin 303.
Hetralin 19, 232, 325, 326.
Hollundertee 34.
Hydrargyrum animonii jod. 25.
— bichloratum corrosivum 4, 25,
26, 58, 215, 277.
— bijodatum rubrum 306.
— colloid. 167, 168, 281.
— oleinienm 273.
— oxycyanat. 19, 24, 57, 58, 71,
232, 312.
Hydrargyrum flavum 25, 65, 66.
— oxydul. 209.
— praecipitatum alb. 99, 204,
215, 263.
— praecipitatum flavum 134, 208.
— salicylicnm 276.
Hydrogenium hyperoxydatum 115,
290, 311.
Hygiama 8, 297.
Hyoscin 109, 164, 287.
Jalappa 195.
Ichthalbin 305.
Ichthargan 172.
Ichthyolum 50, 90, 105, 114,
131, 207, 214, 221, 324.
Ichthyolseife 235.
Ichtoform 305.
Jequiritol 67, 209.
Jequirity 209.
Infnd. chamomillae 76.
— fol. cocae 90.
— rad. Polygal. 228.
— rad. Valeriana« 42, 285.
Jod 108, 145, 221.
Jodeisensyrup 57.
Jodglydin 285.
Jodipin 15, 145, 270.
Jodglyzerin 172, 248.
Jodkalium 3. 15, 51, 59, 69, 83,
138, 209, 221, 256, 270, 278.
344.
Jodoformium (Glyzerininjekt.) 3.
8, 69, 71, 86, 269, 293, 302.
Jodoformsalbe 169.
Jodoformvasogen 214.
Jodol 294.
Jodothyrin 272.
Jothiou 15.
Ipekakuanha 32, 86, 310, 330.
Isoforra 20, 154.
Isopral 103.
Kakodylpräparate 42.
Kalium aceticum solutum 59,
186.
DER MEDIKAMENTE.
488
Kalinm bromatam 235, 288.
— cbloricnm 290.
— bypermaDganicain 7, 22, 23,
4Ö, 107, 125, 167, 183, 213,
232, 274, 320.
— jodatum s. Jodkaii.
— nitricam 270.
— salfaratnm 245.
Kalomel 8. Galomel.
Kamill enwasserklistiere 1, (Tee)
30, 55.
Kampferäther 173.
Karbolsäure s. Ac. carbol.
Kefir 297.
Kleeweinpillen 115.
Koffein 41, 225.
Kollargol 104, 239, 244.
Kollargolpillen 31.
Kopaiv baisam 322.
Kreolin 19.
Kreosot 31, 50, 301, 302.
Kreosotal 301.
Knfeke 45.
Kumys 295.
Laktomaltose 297.
Laktophenin 167, 304.
Lävulope 297.
Lapis 94
— baptistae 291.
— mitigatus 23.
Lassar sehe Haarkur 5, 259.
— Salizylpasta 181, 260.
— Schälpaftta 224.
— Zinkpasta 224, 234.
Laxatiynm veget. 52.
Lebertran s. Ol. jecoris.
Lecithin 7, 141.
Lenigallol 94.
Levurinose 96.
Lignosulphit 307.
Lindenblütentee 34.
Linimentum saponato - campho-
ratnm 117.
Liquor acidus Hallen 103.
— Alnm. acetici 77.
— ammonii anisatus 31, 80, 307.
— arsen. Fowleri 57.
I Liquor Burowi 61, 63, 72, 94,
I 133, 200, 204.
I — ferri sesquichlorati 224.
I — Fowleri 153.
I — Plumbi acet. 223.
I — Terrae foliatae 103.
I Lithium carbonicum 22.
I Lugolsche Lösung 291.
! Lupnlinum 107, 231.
Lysoform-Ausspülung 2, 19, 204.
Lysol 20, 204, 261.
Magisterinm Bismntbi 44, 80, 98,
315.
Magnesiaper hydroxyl 60, 88.
Magnesia usta 330.
Magnesium borocitricum 22.
— carbonicum 81.
— citricum 195.
I Malonal 83, 163.
Maretin 244, 304.
Mellins Food 45.
Mentholum 8, 42, 48, 50, 67,
101, 112, 118, 158, 172, 198,
226, 291.
Mentholvaselinöl 248.
Mercarium bijod. rubr. 57, 58.
Mercurocreme 282.
Mesotan 236, 305.
Methylenblau 253.
Migränin 133.
Monotal 246.
Morphium muriaticum 18, 33,
38, 55, 61, 70, 85, 86, 92,
119, 128, 147, 168, 291, 303,
304, 310.
Muiracethin 141.
Naftalan 214.
Naphthalinum 307.
Naphtholöl 95.
Naphtholum 5, 153, 224, 247, 259.
Natrium benzoicnm 19, 48.
— biboracicum 276.
— bicarbonicum 22, 47, 50, 88,
103; 187, 205.
— boracicnm 64.
31*
484
ALPHABETISCHES VERZEICHNIS
Natrium bromatum 8. Brom-
natrium.
— cacodyl. 152, 236, 302.
— chloratum 34, 58.
— cboleinic. 56.
— cinamyl. 302.
— glycerinopbospbor. 190.
— jodatum s. Jodkalium 36, 57,
138, 168, 193, 194, 200, 249,
250, 251, 257, 271, 282, 284.
-- nitrosum 16, 270.
— pbospboricum 22, 103.
— salicylicum 7. (SpüluDgen) 19.
32, 126, 137, 146, 167, 200,
225, 244, 324.
— taurocbolicnm 56.
Nebennierentabl. 175.
Nestl^präparate 45.
Nitras argenti 6.
Nitroglycerinum 270.
Novaspirin 69.
Nux vomica 31, 232.
Oleum campborat. 60, 75.
— cinereum 154, 277.
— jecoris Aselli 25, 26, 153, 297,
301.
— ligni Santali 70.
— Petrae 215.
— Pini pumil. 67.
— Ricini 73, 76, 81, 249.
— Rusci 95, 235.
— Santali ligni 322.
— Sesami 100.
Opium 37, 44, 48, 86, 441.
Orexin 119, 259, 305.
Ortboform 247, 294, 311.
Ovarialtabletten 8, 176. 235, 251.
Oxapbor 217, 305, 334.
Pankreon 45, 442.
Paraganglin 175.
Paraldebydum 163, 191.
Pasta Quaranae 132.
Pastilli carbon. 60.
Paulinia sorbilis 76.
Pegnin 45.
Pepsinnm germanicum 50.
Perdynamin 7.
Perbydrol 65, 71, 281.
Peronin 179.
PbenaceÜDum 42, 119, 142, 167,
251, 284, 304, 443.
Pbospborns 93, 169, 203, 240.
Pbysostigmin 139, 199.
Pilocarpinum rauriatium 58, 123,
152, 174, 179, 234.
Pilulae asiaticae 53.
— Blaudii 7, 52.
— Solveoli 301.
Pix liquida 25.
Plasmon 8.
Plumbum aceticum 20, 75, 98,
117, 187, 304, 334.
— jodatum 323.
PoUantin 133.
Polygala Senega 33, 36.
Präcipitatsalbe 25, 95.
Prävalidin 305.
Protargol 23, 46, 64, 125, 126,
312, 320.
Protargolliniroent 204.
Protojoduretum Hydrargyri 277,
280.
Protylin 176.
Palvis dentifricius 276.
— composituB 31, 35, 246.
— Liquiritiae 195.
— rad. Rbfti 96, 195. 198.
Pargen 31, 70, 115, 146
Puro 297.
Pyocyanase 167.
Pyramidon 132, 142, 146, 185,
244, 251. 257, 284, 304.
Pyrenol 228.
Pyrogallol 82, 157, 225, 237.
Qnillaja 36.
Rademanns Präparate 45.
Regenerol 16.
Resorcinum 4, 49, 50, 73, 82.
94, 98, 112, 155, 157, 161,
224, 234, 247, 259, 283, 326.
DER MEDIKAMENTE.
485
Rhenmasan 55, 246.
Bbenm cbinense 56.
Ricinus 44.
Ricordsche Pillen 277.
Rodagen 176.
Rnsma Tarcornm 136.
Baccharnm Satarni 63.
Sajodin 15, 69, 270, 283.
Sai p^ariB 172.
Salipyrin 30, 32, 185, 244.
Salizylalkohol 96.
Salolum 19, 32, 70, 324.
Salophen 244.
Sanatogen 10, 297.
Sangninal 52.
Santoninum 16.
Sapo Icalinns 268-
— viridis 224.
Schilddrüsentabl. 170, 181, 259,
270.
Scbwefelsalbe 259.
Schwefelspiritns 155.
Scopolamin. hydrobr. 66, 144, 150,
164, 312.
Secacornin 338
Seeale cornutom 26, 29, 105, 128,
180, 187.
Seidlitzpulver 48.
Semen cncarb. 287.
Senega 36, 307.
Senna 248.
Sidonal 450.
Sirolin 266, 301.
Solntio Adrenalini 236.
— Fowleri 10, 43, 53, 84. 109,
157, 236, 282, 332.
— hydrarg. 259.
— Ylemingkx 247.
Somatose 10, 297.
Sophol 64.
Sorisin 266, 301.
Species aromat. 22.
— dinret. 59.
— pectorales 32.
Sperminnm Poebl 141, 190.
Spiritus aetber. Hoffmann 118.
— campboratas 42, 226.
Spiritus Lavandulae 89.
— saponis Kaiinns 4.
— Sinapis 42.
— Vini Gallici 112, 139, 146,
148.
St. Germain-Tee 35.
Strophantin 41.
Stropbantns s. Tctr. Stropbantus.
Strycbninnm nitricum 6, 85, 180,
193.
Stypticin 106, 171, 180, 187,
304.
Styrakoltabl. 305.
Styrax liqnidus 261.
Sublimat 19, 22, 24, 25. 51, (sub-
konjunktiv. Injekt.) 57. 64, 65,
67, 82, 126, 134, 273, (Bäder)
278. 312.
— Gollodium 154.
Sulfognajakolsyrup 301.
Sulfonalnm 142, 163.
Sulfositsyrup 301.
Snlfur. praecipitatum sive Lac
Snlfuris 5, 09, 208, 225, 233,
246, 259, 273.
— sublimatum 99.
Syrnpns bromof. Rami 303.
— Calcis 330.
— ferri byposph. 107, 190, 285.
— Ferri jodati 169, 266.
— Kolae 190.
Tamarindus 35.
Tannalbin. 45, 75, 80.
Tannigen 75, 80.
Tanninum 45, 46, 66, 131, 148,
290.
Tartarus dep. 103
— Btib. 330.
Tee Ghambard 35.
Teerseife 235.
Terebinthina 150, 304, 322.
Terpentinhydrat 37.
Terpentinöl 116.
Tetronal 163.
Theinhardts Kindernahrung 45.
Theobromin 36, 41, 104, 186,
225.
486 ALPHABET. VERZEICHNIS DER MEDIKAMENTE.
TheociD. natr. äcet. 59, 186, 225,
269 334.
Theophyllin 16, 186, 334.
Thigenol 30.
Thiosinamio 51.
Thymolum 12, 214, 288, 307.
Thymustablelten 176.
Thyreoidin 83.
Tinctura amara 47.
— areen. Fowleri 177.
— Benzoöi 47, 178
— Cantharidum 82.
— Capsici 141.
~ Castorei 192.
— Chinae compos. 47, 50, 266.
— Colae 229.
— Colchici 449.
— Digitalis 61.
-- ferri Athen staedt. 52.
— fern pomati 52.
— Gallaram 165, 265.
— Jodina 71, 75, 112, 115, 335.
— Myrrhae 265
— neryitonica 42
— Opii benzoica 160.
— Opii simpl. 72, 77, 80, 105,
131. 139.
— Ratanhiae 80, 309.
— Rusci 153, 237.
Salviae 304.
— Strophanti 16, 36, 41, 42, 43,
192, 333.
— urticae 180.
— Valerianae 42, 60, 285.
Tonogen Richter 26.
Traninaticinum 221.
Trinitrintabletten 270.
Trional 142, 163, 192.
Tropoa 8.
Trnneceksche Salze 255.
Tuckersches Geheimmittel 18.
Ungaentara ac. borici 20.
— cinereum 51, 205, 223, 279,
283.
— Credo 51, 104, 220, 244. 283.
— Diachylon Hebra 99, 135, 139,
143, 222, 234, 273, 308.
— Hydrargyri ciueream 167, 279.
— Mezerei 252.
— Naphtholi compositiira 260.
— plumbi oxyd. 153.
— Vaselini plnmbicum 99.
— Wilkinsonii 94, 100, 142, 234,
260, 273.
— Zymoidini 130.
Uricedin 450.
Urogosan 324.
ürotropin 19, 22, 70, 211, 232,
324, 326, 450.
Valeriana 42, 118
Validol 43, 190, 270.
Valofin 270.
Valyl 120.
Vasenol-Sanitätspader 135.
Veronal 16, 83, 142, 192.
Wasserstoffsuperoxyd 3, 126,
262..
Xeroform 20, 208.
Yohimbin 141, 193.
Zincum chloratum 105, 112, 115.
— oxydatum 98, 100, 112, 142,
156, 215, 216, 233.
— sulfuricum 64, 183, 321.
Druck von Gottlieb Gistel & Cie. in Wien.
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