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DIE
PHILOSOPHIE DER ARABER
IM IX. l'ND X. JAHRHUNDERT N. CHR.
AUS DER
THEOLOGIE DES ARISTOTELES, DEN ABHANDLUNGEN
ALFARABIS UND DEN SCHRIFTEN DER LAUTERN BRÜDER
HERAUSGEGEBEN UND ÜBERSETZT
VON
DR. FRIEDRICH DIETERICI
PROFESSOR AN DER UNIVERSITÄT BERLIN
SECHSTES BUCH
DIE PROPAEDEUTIK.
BERLIN
E. S. MITTLER & SOHN.
Die
Propaedeutik der Araber
im
zehnten Jahrhundert
von
Dr. Friedrich Dieterici,
Professor an der Universität' zu Berlin.
Jg£ MiGäAELS COLLEGE
Wjiim THE INSTITUTE OF umm mm
V 10 ELMSLEY FLApg
* TORQNTO 6, CAWAOA
CANAOA,
Mit einer Karte und zwei Schrifttafeln.
-<^<^c^^^c^-
Berlin, 1865.
Druck und Verlag von E. S. Mittler und Sohn.
(Koeh-Strasse 69.)
1HE INSTITUTE OF MEDIAEVAL STUDIO
10 ELMSLEY PLAO€
TOHONTO 5, CA*4ADA,
OCT2 41931
Herrn
Julius Mohl
Mitglied des Instituts von Frankreich.
In Dankbarkeit gewidmet
vom Verfasser.
Vorwort.
-Uie folgenden Blätter sollen die propädeutischen Stu-
dien der Araber im X. Jahrh. n. Chr., wie dieselben von
dem Philosophen-Orden der Lautern Brüder getrieben wur-
den, darstellen, und liefert somit dieses Buch eine Fortsetzung
zu meinen früheren Arbeiten über diese Schule *). Es sind
die Abhandlungen über Arithmetik, Geometrie, Astronomie,
(Astrologie) Geographie, Musik und die Relation, welche
von diesen Philosophen speciell als die propädeutischen Stu-
dien (arrijadhijjat) bezeichnet und in den ersten sechs Tracta-
ten niedergelegt sind.
Die freie Wissenschaft, welche von dem streng or-
thodoxen Muslim gehasst und verfolgt ward, wurde im
Osten von den Secten und in wohl geordneten Verbrüde-
rungen sorgsam gepflegt, um durch sie und in ihr eine Waffe
und eine Stütze gegen die krassen Lehren einer Religion zu
haben, welche in der strengen Fassung von der Vorherbe-
stimmung Gottes einen jeden Keim sittlicher und geistiger
Entwicklung erdrückte. In diesem Streben suchten die Lau-
*) Cf. Streit zwischen Thier und Mensch. Berlin 1858. Die Natur-
ansehauung der Araber im X. Jahrh. 1881.
745
.BIOS
IV
tern Brüder das ganze Bereich des Wissens, wie dasselbe
im X. Jalirh. von den Arabern, damals dem gebildetsten
Volk der Welt, beherrscht wurde, in 51 Abhandlungen zu
umfassen und stellten sie die mathematischen Wissenschaf-
ten allen anderen Wissenschaften als Grundlage und Ein-
leitung vorauf.
Nachdem durch das unsterbliche Verdienst de Sacy's
und den rastlosen Eifer seiner Schüler die arabische Philo-
logie aufhörte nur eine dienende Magd hebräischer Sprach-
wissenschaft zu sein und als eine selbstständige danach
strebte eine bestimmte Fase der Culturgeschichte zu reprä-
sentiren, tritt an die Vertreter dieses Studiums immer mehr
die Aufgabe, die Stufe der Cultur, welche die Araber im
Mittelalter einnahmen, darzulegen, um so auch ihrerseits
einige Bausteine zum Aufbau der allgemeinen Culturge-
schichte herbei zu tragen.
Schon ein Blick auf diese Abhandlungen wird genügen,
die Araber als ein Culturvolk zu erkennen. Sie hegten mit
aller Sorgfalt die auf sie gekommenen Schätze des Wissens,
sie suchten dieselben zu beherrschen und mit selbstständigem
Geist zu entwickeln. Sie haben im Gebiete des Geistes ge-
rungen und gekämpft, und fügen sich als ein Ring in die
Kette der Culturvölker. Das wird immer klarer werden, je
mehr die Finsterniss sich lichtet, die das Mittelalter deckt,
und je mehr die Schwierigkeiten schwinden, die der Bear-
beitung einer fast unbekannten Literatur entgegenstehen.
Die nach Stoffen geordnete Encyklopädie der Lautern
Brüder giebt ein klares Bild von dem Gesamnitumfang des
Wissens, im Ganzen sowohl als in seinen einzelnen Theilen,
und kennzeichnet den Stand der allgemeinen Bildung im Osten
in jenem Jahrhunderte. Man lernte von den griechischen
Meistern, welche Jahrtausende hindurch die Lehrer der Welt
waren, wie Ptolemäus, oder noch jetzt es sind wie Euklid.
Nicht allein die aristotelische Philosophie, als deren Wie-
derbeleber die Araber im Mittelalter auftreten, sondern auch
die neoplatonische Philosophie ist von diesem Orden mit
allem Eifer studirt worden. Gerade die neoplatonische Gei-
stesrichtung versprach diesen, die Einheit Gottes festhalten-
den arabischen Philosophen, eine bessere Lösung der Räthsel,
als die realistische Philosophie des Aristoteles. Das wunder-
bare Wesen der Zahl und die die Zahl behandelnde Wissen-
schaft erschienen ihnen als das schon fertige Gerüst den
Aufbau der Wissenschaften daran zu versuchen. Die erste
Reihe bis zur Vier enthielt ihnen die geistige Welt und be-
gann von da die Sinnenwelt. Auf die Vier und damit zu-
sammenhängend auf die Acht, den Körper, ist ihre Theorie
begründet. Deshalb heissen diese Studien bei ihnen die
propädeutischen für die Wissenschaft xare^ox^v d. i. für die
Philosophie.
Der gelehrte Verfasser der akademischen Abhandlung
über al Ghazzali, Berlin 1858, Professor Dr. Gosche spricht
pag. 242 diesem Philosophen einen Einfluss auf die geistige
Entwicklung der Araber ab, welchen er dagegen dem Pan-
theisten al Ghazzali im vollsten Maasse zutheilt. An sich
wäre die Philosophie al Ghazzalis schon ohne solche Vor-
gänger, wie die Lautern Brüder, unmöglich; die schroffsten
Consequenzen eines Systems werden erst gezogen, nachdem
die Versuche sich mit der Religion zu versöhnen, fehlge-
schlagen sind.
In keinem muhammedanischen Kopfe wird bei dem
strengen Monotheismus der unpersönliche Allgott sofort ge-
boren; es bedarf bestimmter Voraussetzungen zu diesem
VI
Todtensprung. Dass aber al Ghazzali selbst keineswegs so
unabhängig von diesen Philosophen ist, hat der um die orien-
talische Bibliographie so sehr verdiente Dr. Steinschneider
nachgewiesen. AI Ghazzali citirt sowohl selbst diese Schule,
(cf. Schmölders essai 24) als auch schreibt er sie aus, und
ist in dem al Kistas al mustakim ein Stück (pag. 155 — 58
der Naturanschauung) vom Ghazzali entnommen. *)
Dass al Magriti diese Abhandlungen so bald (er starb
heisst es anno 1007) nach Spanien, dem Griechenland des
Mittelalters brachte, beweist die grosse Wichtigkeit dieser
Schule, denn ohne die Zusammenfassung aller Wissenschaf-
ten, wie es diese Schule that, hätte nimmer die grosse gei-
stige Entwicklung unter den Muhammedanern , Juden und
Christen Spaniens stattfinden können; eine Entwicklung, die
ihren befruchtenden Einfluss mit aller Macht auf die mittel-
alterliche Bildung ausübte. Gewöhnlich theilt man dem ge-
bildeten Italien allein die Rolle zu, die Bildung des germa-
nischen und gallischen Geistes geleitet zu haben. Rom
überflutete diese Völker mit der Religion, und von der katho-
lischen Religion, ihren Priestern und Mönchen wurden die
Barbaren zunächst geschult. Die Verbindung der italischen
Bildung mit der Naturkraft der Germanen bedingte den
Fortschritt des Mittelalters. Man mag diesen Strom des
Geistes den romano-germanischen nennen und wer kann
seine Bedeutung leugnen. Aber diese Strömung allein würde
nimmer das Wieder-Erblühen der Wissenschaft in der neuen
Akademie bewirkt haben, denn sie wäre nimmer aus der
*) Deutsche morgenländische Gesellschaft. XVIII. 169.
Cf. Steinschneider zur pseudepigraphischen Literatur S. 36, im Allge-
meinen cf. Bibliographie 1859, 91.
VII
neoplatonischen mystischen Weltanschauung herausgekommen.
Doch vereinte sich mit ihr ein anderer Strom des Geistes,
den man den graeco-arabischen nennen mag. Den wilden
Horden des Krieges folgte die here Gestalt der Bildung vom
Osten zum Westen und fand in Spanien ihre Pflege. Von
Byzanz ging der Rest griechischer Bildung zu den Syrern,
von den Syrern zu den Arabern über, mit ihnen zog sie nach
Spanien, um von Muhamedanern, Juden und Christen ge-
hegt, mit neuem Glanz vom Westen her die Schatten der
Unbildung zu verscheuchen.
Die Wiederbelebung der aristotelischen Philosophie durch
Averroes und die Kommentatoren des Aristoteles wäre un-
denkbar ohne die vorhergegangene Durcharbeitung der neo-
platonischen Philosophie, doch die Araber erhoben sich viel
früher aus den Banden gewagter Mystik und wandten sich
mehr der nüchternen aristotelischen Forschung zu. Ein
Ibn Buschd (Averroes) konnte nimmermehr ohne Vorgänger
sein und die Kommentatoren des Aristoteles bei den Arabern
hätten auf Sand gebaut, wenn ihr Volk nicht philosophisch
angeregt und geschult gewesen wäre, so dass es in der
Philosophie die Lösung aller Fragen suchte.
Ueber die Art und Weise, in welcher ich die Studien
dieser Schule einem grösseren Publikum vorführen möchte,
habe ich viel geschwankt. Lange schien es mir passend,
über einen jeden der Tractate wieder eine Abhandlung zu
schreiben, die, wie es bei dem jetzigen Stand der arabischen
Philologie nicht anders sein kann, aus aneinander gereihten
Excerpten bestanden haben würde. Bei dieser Art der Be-
handlung kann der Bearbeiter manche Schwierigkeit umgehn
und verliert die Darstellungsweise gar viel von der Steifheit,
die einer Uebertragung immer noch anhaftet. Dennoch stand
VIII
ich davon ab, denn bei der wissenschaftlichen Behandlung
einer Frage kommt es oft nicht sowohl auf das Was als
auf das Wie an und gewinnt die Schilderung einer Cultur-
stufe, wie sie aus diesen Abhandlungen hervorgeht, durch
eine Uebertragung bei weitem mehr, als die ungelenke Form
ihr Schaden that. Bei der grossen Menge neuer wissenschaft-
licher arabischer Termini, bei der grossen Schwierigkeit,
welche die Uebertragung unbekannter Stoffe dem Uebersetzer
machen, hoffe ich der Wissenschaft durch eine treue Ueber-
tragung den grössten Dienst zu thun; denn so wird es für
einen jeden Fachmann, der sich mit der Geschichte seiner
Wissenschaft befasst, möglich, das Manuscript selbst zu be-
nutzen. Die wissenschaftlichen Ausdrücke habe ich in einem
Anhang zusammengestellt und einige Anmerkungen folgen
lassen. Für die Geographie hat mein geehrter Freund,
Prof. Dr. Kiepert, mit seiner für eine jede wissenschaftliche
Frage stets bereiten Humanität und Aufopferung eine Karte
entworfen, und stand er bei der wissenschaftlichen Begrün-
dung der einzelnen Positionen mir zur Seite, um die Fort-
schritte der Araber im Gebiete der Geographie darzustellen.
Bei meiner Arbeit benutzte ich die Pariser Handschrift
1005, wovon ich eine Abschrift genommen hatte. Während
derselben lernte ich durch die Güte des Prof. Müller in
München noch eine Handschrift von allen Tractaten der
Lautern Brüder kennen und verglich dieselbe. Obwohl die
Münchener Handschrift erst in neuerer Zeit in Constantinopel
gefertigt ist und viele der Mängel solcher Copien hat, auch
bei ähnlichen Endworten ganze Stücke ausgelassen sind, ist
sie mir dennoch an manchen Stellen von Nutzen gewesen.
Ein viel älterer Codex der Gothaer Bibliothek hat nur ein-
zelne Tractate und auch diese mehr im Excerpt. Es wurden
IX
nämlich diese Abhandlungen bald nach ihrer Verbreitung in
kürzerer Fassung noch einmal bearbeitet und entstand davon
die persische Uebertragung , welche Prof. Dr. Gosche be-
nutzte. Auch dies giebt ein Zeugniss für die grosse Wich-
tigkeit dieser Schule ab.
Berlin, April 1865.
Fr. Dieterici.
Inhalts - Verzeichniss.
Seite
I. Arithmetik 1
II. Geometrie 23
LI. Astronomie (Astrologie) .» 46
Geographie (mit einer Karte und Tabellen) 86
V. Musik 100
TL Mathematische Relation 154
EL Verzeichniss der arabischen Ausdrücke 169
Anmerkungen 184
Arithmetik.
Die lautern Brüder, welche in ihren naturwissenschaft-
lichen Schriften meist den aristotelischen Grundzügen fol-
gen*), bekennen sich in dem ersten Theil ihrer Abhandlun-
gen vollständig als Neopythagoraeer und bezeichnen als die
eigentliche Grundlage ihres ganzen philosophischen Systems
die Lehre von der Zahl und den Eigenthümlichkeiten der-
selben. Sie begründen diesen Grundsatz also: die Lehr-
weise der lautern Brüder ist's, alle Wissenschaft von dem
Vorhandenen, also von den Substanzen und Accidensen, dem
Einfachen und Zusammengesetzten, theoretisch zu behandeln;
die Menge ihrer Gattungen, Arten und Unterarten zu er-
forschen und dann ihre jetzige Ordnung und Reihung, wie
dieselbe von dem einen Grunde ausging, zu erfassen, und
ferner, wie die Trennung des Vorhandenen aus dem einen
Grunde stattgefunden habe, durch arithmetische Beispiele
und geometrische Beweise festzustellen. [8] Die lautern Brüder
folgen darin den Pythagoraeischen Weisen. Aus diesem
Grunde ist es nöthig, die Abhandlung über die Arithmetik
allen andern Abhandlungen als Einleitung und Vorwort voran-
zustellen, um so den Weg für die zu ebnen, welche die
philosophischen Uebungswissenschaften (Propaedeutik) zu
erfassen streben.
Die Philosophie ist in ihrem Anfang die Liebe zu den
Wissenschaften; in ihrer Mitte die Kenntniss von dem
eigentlichen Werthe des Vorhandenen, so weit diese näm-
*) Cf. Dieterici, Naturwissenschaft und Naturanschauung der Araber ira
10. Jahrh. Berlin, Nicolai; 1861.
Dietoriei, aral>. Propaedeutik. \
— 2 —
lieh den Menschen möglich ist, und in ihrem Ende die der
Wissenschaft entsprechende Rede und Handlung.
Die Philosophie zerfällt in vier Arten: 1. die Uebungs-
(propädeutischen), 2. die logischen, 3. die naturwissenschaft-
lichen, 4. die theologischen Wissenschaften.
Die propaedeutischen Wissenschaften zerfallen in vier.
1. Arithmetik, 2. Geometrie, 3. Astronomie, 4. Musik.
Die Musik ist die Kenntniss von der Zusammensetzung
der Töne.
Die Astronomie ist die durch die im Buch Almagisti
erwähnten Beweise begründete Wissenschaft von den Sternen.
Die Geometrie ist die durch die im Buch des Euklid
gegebenen Beweise begründete Wissenschaft der Messkunst.
Die Arithmetik ist die Kenntniss von den Eigenthüm-
lichkeiten der Zahl und den denselben entsprechenden Be-
deutungen für das Vorhandene, wie solche Pythagoras und
Nikomachus erwähnten.
Diese lässt, als die erste Wissenschaft, sich am leich-
testen erfassen.
Die Worte führen auf Bedeutungen, denn die Worte
sind Namen und die Bedeutungen das Benannte.
Das weitumfassendste Wort ist „Ding." Das Ding ist
entweder eins oder mehr als eins.
Eins gebraucht man auf 2 Weisen, entweder in seiner
eigentlichen oder in seiner metaphorischen Bedeutung.
Eins im eigentlichen Sinne ist das Ding, das überhaupt
keine Theile hat; Eins im metaphorischen Sinne ist eine jede
Summe, die man Eins nennt; z. B. eine Zehn, ein Hun-
dert etc.
Die Eins ist Eins durch die Einheit, sowie das Schwarze
schwarz ist durch seine Schwärze.
Die Vielheit ist dagegen eine Summe von Einern, die
Erste ist zwei, dann drei, dann vier etc.
Die Vielheit zerfällt in 2 Arten; sie ist entweder Zahl
oder Gezähltes; zwischen Beiden ist der Unterschied, dass
— 3 -
die Zahl die Einheit von Formen der Dinge in der Seele
des Zählenden ist; das Gezählte aber die Dinge selbst sind.
Die Rechnung ist die Vereinigung von Zahlen und ihre
Trennung.
Die Zahl zerfällt in zwei Arten, in Ganze und in Brüche.
Die Eins, die ja vor der Zwei ist, ist die Wurzel und
der Anfang der Zahl; aus ihr wächst die ganze Zahl sowohl
als der Bruch hervor, und beide lösen sich zu ihr zurük-
kehrend auf. — Denn die ganze Zahl geht aus der Eins
durch Vermehrung, die Brüche aber aus derselben durch
Theilung hervor. Fügt man zur Eins Eins, so sagt man zu
dieser Summe Zwei etc. Die Auflösung zur Eins geht nach
dieser Analogie. Nimmt man von Zehn eins, bleibt 9; wirft
man davon eins ab, bleibt 8. Aber von der Eins kann man
nichts wegnehmen, denn sie hat durchaus keine Theile.
Die Brüche gehen aus der Eins in folgender Weise hervor. [9]
Reiht man die Zahlen nach ihrer natürlichen Reihenfolge 1,
2, 3, 4 und deutet man dann auf eins von einer jeden Summe
hin, so tritt dann klar hervor, wie sie aus der Eins hervor-
gehn. Deutet man auf Eins von der Summe zwei, so sagt
man von ihr, sie sei die Hälfte der Zwei; deutet man auf
Eins der Summe vier, so nennt man sie ein Viertheil, und
so fort bis zum Zehntheil. Dann sagt man bei Elf ein
Theil von Elfen. *) Ein Zwölftheil nennt man ein halbes
Sechstheil; bei Dreizehn sagt man ein Theil von Dreizehn;
ein Vierzehntheil heisst ein halbes Siebentheil, ein Funfzehn-
theil das Drittheil eines Fünftheils. Hiernach beurtheile
man alle Brüche, und also ist klar, dass die Zahl, die Ganze
und die Bruchzahl, von der Eins ausgehn und diese die
Quelle für alle sei.
Die ganzen Zahlen werden in vier Stufen «;eordnet:
Einer, Zehner, Hunderte, Tausende, so dass 12 einfache
Worte sie alle umfassen. Alle Zahlwörter sind entweder
von diesen abgeleitet, oder aus ihnen zusammengesetzt, z. B.
'"') Im Arabischen kann man nicht sprachlich ein Elftheil bilden, man
sagt einer von elf Theilen.
1*
_ 4 —
dreihundert, oder aus ihnen durch Wiederholung enstanden
(Tschrina aus aschara). Die 12 einfachen Worte wären 1 — 10,
Hundert und Tausend.
Die Anordnung der Zahl in vier Stufen beruht aber
nicht auf etwas Nothwendigem, der Natur der Zahl Anhaf-
tendem, wie dies davon gilt, dass die Zahl in Grade und
Ungrade, in Ganze und Brüche zerfällt, und auch davon,
dass eine von ihnen unter der andern steht; sondern dies ist
vielmehr etwas Gesetztes, was die Gelehrten willkürlich
einführten. Sie thaten dies, damit die Zahl den Stufen der
natürlichen Dinge entspräche, denn die Dinge der Natur
sind meist vierfach, so Kälte, Hitze, Feuchte und Trockniss;
die vier Elemente Feuer, Luft, Wasser, Erde, so die vier
Mischungen Blut, Speichel, Schwarz- und Gelbgalle; die
vier Jahreszeiten, die vier Himmelsgegenden, die vier Winde,
die vier Pole, Ostpunkt, Westpunkt, obere und untere Cul-
mination, die vier Produkte Mensch, Thier, Pflanze, Mineral.
Somit sind die meisten Dinge der Natur vierfach. Aus der
Fürsorge und der Weisheit des Schöpfers ging hervor, dass
die Dinge der Natur meist als vierfache auftreten, [10] damit die
Stufen der Naturdinge den Geistesdingen, die über der Natur
erhaben sind, entsprächen.
Die Dinge, die über der Natur als vier bestehen, sind
erstlich der Schöpfer , dann darunter die schaffende Allver-
nunft, dann darunter die himmlische Allseele, dann darunter
die Urmaterie. Alle diese Vier bestehen nicht in Körpern.
Der Schöpfer steht zu dem Vorhandenen in demselben
Verhältniss wie die Eins zu den Zahlen ; das Verhältniss der
Vernunft gleicht dem der Zwei, das der Seele dem der
Drei und das Verhältniss der Urmaterie dem der Vier zu
den Zahlen. Denn alle Zahlen: Einer, Zehner, Hunderte,
Tausende haben alle die Zahlen von der Eins bis zur Vier
als ihre Wurzeln. Alle übrigen Zahlen setzen sich aus ihnen
zusammen und wachsen aus ihnen hervor, so dass ihre Wur-
zel in diesen Vieren enthalten ist. (1+4=5. 2+4=6. 2-J-l
+4=7. 1+3+4=8. 2+3+4=9. 1+2+3+4=10.)
— 5 —
Fragt man, wie der Schöpfer die Dinge in der Vernunft
entstehen liess, wie er ihnen in der Seele Existenz verlieh,
wie er sie dann in der Materie formte, so überlege man
Folgendes.
Das erste Ding, was der Schöpfer entstehen hiess und
aus dem Lichte seiner Einheit neu hervorrief, war eine ein-
fache Substanz, die man „schaffende Vernunft" nennt. Dies
geschah so, wie er aus der Wiederholung der Eins die
Zwei hervorgehen liess. Dann schuf Gott aus dem Lichte der
Vernunft die himmlische Allseele, so wie er die drei dadurch
schuf, dass er die Eins zur Zwei hinzufügte. Dann schuf
er die Urmaterie aus der Bewegung der Seele, so wie er
die Vier dadurch hervorrief, dass er die Eins zur Drei fügte.
Dann schuf er die übrigen Geschöpfe aus der Ma-
terie; er ordnete sie durch die Vermittelung der Vernunft
und der Seele so wie er die übrigen Zahlen aus jenen Vieren
durch (Anlehnung) Hinzufügung entstehen liess, wie wir
dies oben in Beispielen dargethan haben.
Darin, dass die Zahl sich aus der Eins, die vor der
Zwei ist, zusammensetzen lässt und aus ihr hervorwächst,
liegt einer der deutlichsten Beweise für die Einheit des
Schöpfers; auch wird dadurch klar, wie er die Dinge aus
seinem Licht entstehen und sie hervorgehen liess. Wie näm-
lich die Eins, die vor der Zwei ist, wenn auch die Existenz
der Zahl von ihr aus sich bildet und daraus zusammengesetzt
wird, doch nicht von dem Zustand, in dem sie sich befindet, sich
ändert und nicht sich bessert, also ist's auch mit Gott. Ist
er es auch, welcher die Dinge aus dem Licht seiner
Einheit entstehen, hervorgehn und beginnen liess; beruht
gleich in ihm ihr Bestehen, Verbleiben, ihre Vollendung und
Vollkommenheit; so ändert er sich doch nicht aus der Ein-
heit, in der er war, bevor er sie entstehen und hervorgehen
liess. *) Also ist das Verhältniss des Schöpfers zu dem Vor-
handenen, wie das der Eins zur Zahl. Ferner wie die Eins,
die Wurzel der Zahl, ihr Anfang, die Erste und Letzte der-
*) Abhandlung von dein Anfang der Vernunft. Vgl. Abh. XXXI. D. M.
Ges. XV. 577.
— 6 —
selben ist, so ist auch Gott der Grund der Dinge, ihr Schaffer
und Schöpfer, ihr Former, Anfang und Ende derselben. [11]
Wie dann die Eins keine Theile und keine ihr Gleiche
unter den Zahlen hat, so kennt auch Gott alle Dinge, ihre
Endziele und ihre Qualitäten durch die Zahl; er umfasst sie
alle in der Zahl, er zählt sie als Grade und Ungrade, er
weiss das Wieviel und das Wie derselben.
Die meisten Völker haben nur vier Zahlstufen, aber die
Pythagoraeer, die Männer der Zahl, kennen 16 Stufen der-
selben 10,000,000,000,000,000 tausend tausend tausend tau-
send tausend.
Die Bruchzahlen haben viele Stufen, denn es giebt keine
ganze Zahl, die nicht einen, oder zwei, oder eine Anzahl
Theile hätte; so hat die 12: eine Hälfte, ein Drittheil, ein
Viertheil, ein Sechstheil und ein halbes Sechstheil.
Haben aber auch die Bruchzahlen viele Stufen und
Theile, die alle einer, über dem andern geordnet sind, so
umfassen doch 10 Worte sie alle; von diesen ist eins vag,
doch neun speciell und bestimmt. Von diesen Neun ist ein
Wort ursprünglich, nämlich das Wort Hälfte, und nicht ab-
geleitet wie Drittheil von Drei etc. bis Zehntheil. Das allge-
meine vage Wort ist „Theil", denn von einem Elftheil sagt
man ein Theil von Elfen; die übrigen Bruchzahlworte sind
diesen zehn Worten angeschlossen, so nennt man ein Zwölf-
theil ein halbes Sechstheil, ein Funfzehntheil ein Drittel
Fünftheil, ein Zwanzigtheil ein halbes Zehntheil etc.
Jede der zwei Zahlarten geht in der Vielheit bis in's
Unendliche; doch beginnt die ganze Zahl von der kleinsten
Menge, nämlich zwei, und geht zunehmend bis in's Unend-
liche. Die Bruchzahl aber beginnt von der grössten Menge,
nämlich der Hälfte, und geht in der Theilung bis in's Un-
endliche.
Beide sind also in Hinsicht ihres Anfangs begrenzt, in
ihrem Ende aber unbegrenzt.
— 7 —
Die Eigenthiiiiiliehkeiteii der Kahl.
Eigentümlichkeit bedeutet die dem Beschriebenen spe-
ciell zukommende Eigenschaft, so dass keine andere an der-
selben Theil hat.
Eigenthümlichkeit der Eins ist, dass sie die Wurzel
der Zahl ist und ihr Beginn; sie bildet alle Zahlen, Grade
und Ungrade, siehe darüber Oben.
Eigentümlichkeit der Zwei ist, dass sie überhaupt die erste
Zahl ist; sie bildet die Graden, doch nicht die Ungraden.
Eigenthümlichkeit der Drei ist, dass sie die erste Un-
grade ist; sie bildet ein Drittheil der Zahlen, einmal Un-
grade und einmal Grade.
Eigenthümlichkeit der Vier ist, dass sie das erste Qua-
drat ist.
Eigenthümlichkeit der Fünf ist, dass sie die erste Kreis-
zahl ist, sie heisst auch kugelig.
Eigenthümlichkeit der Sechs: sie ist die erste vollstän-
dige Zahl.
Eigenthümlichkeit der Sieben: sie ist die erste vollkom-
mene Zahl. (2X3-}-1.5 d. i. die erste Grade mal der ersten
Ungraden plus 1.)
Eigenthümlichkeit der Acht: sie ist die erste Würfelzahl,
sie heisst auch Körperzahl. (2X2X2.)
Eigenthümlichkeit der Neun: sie ist das erste ungrade
Quadrat und bildet die letzte Stufe der Einer.
Eigenthümlichkeit der Zehn: sie bildet die erste Stufe
der Zehner.
Eigenthümlichkeit der Elf: sie ist die erste stumme Zahl.*)
Eigenthümlichkeit der Zwölf: sie ist die erste Ueber-
schusszahl. [12]
Eigenthümlichkeit einer jeden Zahl ist, dass sie die
Hälfte ihrer beiden Grenzzahlen zusammengenommen ist;
addirt man die beiden Grenzzahlen, so sind sie doppelt so
*) Man sagt im Arabischen nicht der Elfte, sondern einer von elf Theilen.
Dies scheint die falsche Deutung des griechischen «QQqrog zu sein.
viel als jene. 5=4+6 3+7 2+8. Das gilt von allen Zah-
2 2 2~
len. Die Eins aber hat nur eine Grenzzahl, nämlich 2, und
sie ist die Hälfte davon, und jene 2 mal so viel als sie.
Die Vier nannten wir die erste Qnadratzahl, denn es ist
die Multiplikation der 2 mit sich. Jede Zahl heisst, wenn sie
mit sich multiplicirt wird, Wurzel, und die Summe *) Quadrat.
Sagen wir: die Fünf ist die erste Kreiszahl, so
heisst das, dass sie mit sich multiplicirt wieder zu ihrem
Wesen zurückkehrt; wird dann diese Summa wieder mit
sich multiplicirt, kehrt sie wieder zu ihrem Wesen zurück.
5X5=25. 25X25=625. 625X625=390625, so bewahrt die
5 stets sich selbst, und dasselbe thun ihre Produkte.
Die Sechs ist darin ähnlich der Fünf, doch haftet diese
Eigenschaft ihr nicht so an und währt nicht so wie dies bei
der Fünf der Fall ist. 6X6=36.
Vollständig heisst eine solche Zahl, deren Theile,
wenn sie addirt werden, sie selbst als Summe ergeben.
Sechs ist die erste derselben, die Hälfte ist Drei, Drittheil
ist Zwei, Sechstheil ist 1. 3+2+1=6. Diese Eigenschaft
hat keine Zahl vor ihr, aber einige nach ihr, wie 28, 492, 7128.
Die Sieben ist die vollkommene Zahl, denn sie vereinigt in
sich den Sinn aller Zahlen. Alle Zahlen sind grade oder
ungrade. Von den Graden giebt es eine erste und eine
zweite, und ebenso ist's mit den Ungraden.
Zwei ist die erste grade Zahl und Vier die zweite.
Drei die erste Ungrade, Fünf die zweite. Addirt man die
erste Grade zur zweiten Ungraden, oder die erste Ungrade
zur zweiten Graden, so entsteht 7. 2+5 oder 3-}- 4.
Ferner gilt von ihr, dass, wenn man die Eins, die Wur-
zel der Zahl, zu der Sechs, der vollständigen Zahl, addirt, dar-
aus 7 entsteht.
Diese Eigenthümlichkeit hat keine Zahl vor der Sieben,
und hat sie deren noch mehr, die später hervorgehoben wer-
den, wenn gezeigt wird, dass das Gezählte der Natur der
Zahl gemäss ist.
*) Für Summe und Produkt haben die Araber das Wort (igtimäc).
- 9 —
Acht heisst die Würfelzahl. Eine jede Zahl, die mit
sich multiplicirt wird, heisst Wurzel, ihr Produkt Quadrat;
multiplicirt man das Quadrat mit seiner Wurzel, so heisst
die Summe Würfel. Zwei, die erste Zahl, ergiebt mit sich
multiplicirt Vier als Quadrat, und Vier mal Zwei ergiebt
Acht. [13]
Körperzahl heisst die Acht, denn der Körper entsteht
aus zusammengehäuften Flächen, die Flächen aus einander
benachbarten Linien, die Linien aus aneinander gereihten
Punkten, wie dies in der Geometrie dargestellt wird. Die
kleinste Linie aber besteht aus zwei Punkten, die kleinste
Fläche aus zwei Linien, der kleinste Körper aus zwei Flächen.
So ergiebt sich aus diesen Vordersätzen, dass der kleinste
Körper aus 8 Theilen besteht. Der erste derselben ist die
Linie, diese besteht aus zwei Theilen; multiplicirt man die
Linie mit sich, so entsteht daraus die Fläche, das wären
vier Theile; und multiplicirt man die Fläche mit einer ihrer
Längen, so entsteht daraus die Tiefe. Somit besteht die
Summe des Körpers aus acht Theilen. Länge 2, Breite 2,
Tiefe 2. (2X2X2)
Neun ist die erste Ungrade, die ein Quadrat ist, denn
3X3=9. Weder 3 noch 5 noch 7 ist ein Quadrat.
Zehn bildet die erste Stufe der Zehner, ebenso wie die
Eins die erste Stufe der Einer bildet. Das bedarf keiner
weiteren Erklärung. Sie hat eine Eigenthümlichkeit, welche
der Eigenthümlichkeit der Eins gleicht; sie hat nur von
einer Seite eine Grenzzahl, nämlich Zwanzig. Von ihr ist
die Zehn die Hälfte, wie dies auch bei der Eins stattfindet,
die ja die Hälfte der Zwei ist.
Elf ist die erste stumme Zahl, denn sie hat keine aus-
sprechbaren Theile; man sagt einer von eilf Theilen, aber
nicht ein Elftheil cf. 13, 17, 19 etc.
Zwölf ist die erste Ueberschusszahl; denn ergeben die
Theile einer Zahl, wenn man sie summirt, mehr als sie selbst,
so heisst eine solche Zahl eine Ueberschusszahl. Zwölf ist
die erste derselben, ihre Hälfte =ü, ihr Drittheil =4, ihr
10 —
Viertheil =3, ihr Sechstheil =2 und ein halbes Sechstheil 1.
Diese Theile addirt ergeben 16, was ja mehr ist als 12.
Kurz, hiernach giebt es keine Zahl, die nicht eine Eigen-
thümlichkeit hätte, die ihr speciell und keiner anderen zu-
käme; doch unterlassen wir dieselben zu erwähnen.
Die Zahl zerfallt in zwei Theile, Ganze und Brüche.
Die Ganzen zerfallen wieder in zwei Theile, Grade und Un-
grade. Grade ist eine jede Zahl, die sich in zwei richtige
Hälften theilen lässt. Ungrad aber eine jede Zahl, die um
eins grösser oder kleiner ist, als die Grade. Die grade
Zahl wächst aus der Zwei durch Wiederholung hervor.
2, 4, 6, 8, 10.
Die graden Zahlen zerfallen in drei Arten: Grad-Grad,
Grad-Ungrad, Grad-Grad-Ungrad.
Grad-Grad ist eine jede Zahl, die sich in zwei richtige,
einander gleiche Hälften theilen lässt, dann ihre Hälfte im-
mer wieder in zwei Hälften, bis die Theilung bei der Eins
endet. 64, 32, 16, 8, 4, 2, 1.
Diese Zahl wächst aus der Zwei als ihrem Anfang
hervor, wie man immerfort in's Unbegrenzte eine Summe
mit zwei multipliciren mag. Wer sich das recht klar machen
will, der verdoppele die Felder des Schachbretts, denn nur
solche Zahlen, nämlich Grad-Grade, werden daraus her-
vorgehn.
Diese Zahlen haben noch andere Eigenthümlichkeiten,
die Nikomachus in seinem Buche weiter ausführt; davon sei
einiges hier erwähnt. Er sagt: [14] Ordnet man diese Zahlen
in ihrer natürlichen Reihenfolgen nämlich: 1, 2, 4, 8, 16, 32,
64, so ist's ihre Eigentümlichkeit , dass bei der Multipli-
cation der beiden Endzahlen miteinander dasselbe heraus-
kommt, als wenn man die Mittelzahl mit sich multiplicirt.
Dies gilt für den Fall, dass es nur eine Mittelzahl giebt;
giebt es aber zwei Mittelzahlen, so ist das Produkt der
beiden Endzahlen gleich dem Produkt der einen Mittelzahl
mit der andern multiplicirt, z. B. 64, (1, 2, 4, 8, 16, 32, 64).
— 11 —
64 ist die eine Endzahl und Eins die andere. Es giebt hier
nur eine Mittelzahl acht. Nun ist 1X64=2X32=4X16
=8X8. Fügt man zu dieser Reihe noch eine Stufe (128),
so ergiebt die Multiplikation der beiden Endzahlen mit ein-
ander dasselbe Produkt, als die beiden Mittelzahlen mit ein-
ander multiplicirt (8X16=128=1X128=2X64=4X32.
Die gradgraden Zahlen haben ferner die Eigentümlich-
keit, dass ihre Summe, wenn man sie bis zu irgend einem
Punkt hin addirt, immer um eins kleiner ist, als die Zahl,
zu der man gekommen. 1-f 2+4=8 - 1. 1+2+4+8=16—1.
1+2+4+8+16=32-1.
Grad-Ungrad ist eine jede Zahl, welche sich einmal in
zwei Hälften theilen lässt, aber in der Theilung nicht bis
zur Eins gelangt, so 6, 10, 14, 18, 22, 26; diese und ihres
gleichen lassen sich einmal theilen, doch kommen sie dann
nicht bis Eins. Diese Zahlen gehn aus der einmaligen
Multiplication einer jeden ungraden Zahl mit Zwei hervor.
Grad-Grad-Ungrad ist eine jede Zahl, welche sich öfter
als einmal in zwei Hälften theilen lässt, aber in der Thei-
lung nicht bis zur Eins gelangt, so 12, 20, 24, 28. Diese
Zahlen gehen daraus hervor, dass man die Grad-Ungraden
Zahlen einmal oder öfter mit zwei multiplicirt. Andere Eigen-
tümlichkeiten dieser Zahlen unterlassen wir hier anzuführen.
Die ungrade Zahl zerfällt in zwei Arten : Urungrad
(Primzahl) und Zusammengesetzt-Ungrad. Von Zusammen-
gesetzt-Ungraden giebt es zwei Arten, gemeinschaftliche
und gesonderte.
Urungrad ist jede Zahl, die durch keine andere Zahl
als Eins gebildet wird, so 3, 5, 7, 11, 13, 17, 19, 23 etc.
Eigentümlichkeit dieser Zahlen ist, dass sie keine an-
dere Theile hat, als solche, die nach ihr benannt sind. Drei
hat nur Drittheile, Fünf nur Fünftheile, Sieben nur Siebentel
(nicht Hälften etc.), so 11, 13, 17.
Ueberhaupt werden alle stummen Zahlen nur durch
Eins gebildet, denn der Name ihrer Theile wird von ihnen
abgeleitet.
— 12 —
Zusammengesetzt-Ungrad ist jede Zahl, welche ausser
durch die Eins noch durch eine andere Zahl gebildet wer-
den kann, so 9, 25, 49, 81. [15]
Gemeinschaftlich-Ungrad sind je zwei Zahlen, welche
ausser durch Eins noch durch eine andere Zahl gebildet
werden, so 9, 15, 21. Denn die Drei bildet sie alle, ebenso
werden 15, 25, 35 durch die Fünf gebildet.
Alle solche Zahlen heissen gemeinschaftliche in Bezie-
hung auf die Zahl, welche sie bildet.
Gesondert-Ungrad sind je zwei Zahlen, welche ausser
durch die Eins noch durch zwei andere Zahlen gebildet
werden, doch bildet die, so die eine schafft, nicht auch zu-
gleich die andere so 9 u. 25. Drei bildet die Neun als Zahl,
aber nicht die 25. Fünf bildet die 25 zur Zahl, aber nicht
die Neun. Diese und ähnliche Zahlen nennt man Ge-
sonderte.
Dasselbe gilt auch von je zwei ungraden Quadratzahlen.
Eigenthümlichkeit einer jeden ungraden Zahl, welche
es auch sei, ist die, dass, wenn man sie in irgend zwei Theile
theilt, stets der eine der zwei Theile eine grade und der
andere eine ungrade Zahl ist.
Eigenthümlichkeit der graden Zahl aber ist's, dass, wenn
man sie in zwei Theile theilt, ihre beiden Theile entweder
beide grade oder beide ungrade Zahlen sind.
Die Zahlen lassen sich in einer andern Beziehung in
drei Arten theilen: in vollständige-, Ueberschuss- und Man-
gelzahlen.
Vollständig ist eine jede Zahl, die, wenn man ihre
Theile summirt, selbst als Summe herauskommt. Vgl. 6=1
+2+3. 28=1+2+4+7+14, ferner 496, 7128. Von diesen
Zahlen findet man in einer jeden der Zahlenstufen nur eine:
Sechs unter den Einern, 28 unter den Zehnern, 496 unter
den Hunderten und 7128 unter den Tausenden.
Eine Ueberschusszahl ist eine jede Zahl, deren Theile
summirt eine grössere Summe als sie selbst ergeben, so 12,
20, 60, 72 u. dergl. Die Hälfte von Zwölf ist Sechs, das
— 13 —
Drittheil Vier, das Viertheil Drei, das Sechstheil Eins. Die
Summe dieser Theile ergäbe 16, das ist mehr als 12.
Mangelzahl nennt man dagegen eine solche, deren Theile,
wenn man sie summirt, weniger ergeben, als sie selbst; so 4,
8, 10 u. dergl. Zahlen.
Die Hälfte von acht ist Vier, die Hälfte davon Zwei,
das Achttheil Eins macht zusammen Sieben, die geringer als
Acht ist. Nach dieser Regel beurtheilt man alle Mangel-
zahlen.
In einer andern Beziehung kann man die Zahlen in
zwei Klassen theilen: in die einander entsprechenden und
nicht entsprechenden.
Sich entsprechend sind je zwei Zahlen, von denen die
Eine eine Ueberschuss- und die andere eine Mangelzahl ist,
so dass, wenn man die Theile der Ueberschusszahl summirt,
ihre Summe die Mangelzahl ergiebt; addirt man aber die
Theile der Mangelzahl, so sind sie in der Summa gleich
der Ueberschusszahl; so ist 220 eine Ueberschusszahl, 284
aber eine Mangelzahl; summirt man die Theile von 220, so
ergeben sie die Summe 284; [16] summirt man aber die Theile
der Mangelzahl, so ergeben sie 220. Diese Zahlen heissen
„sich entsprechend" doch giebt es ihrer nur wenige.
Eigenthümlichkeit der Zahl ist ferner, dass sie bis in's
Endlose Vervielfachung und Hinzufügung annimmt. Dies
geschieht auf fünf Arten :
a) nach der natürlichen Reihenfolge 1, 2, 3, 4, 5, 6 etc.
b) nach der Reihenfolge der Ungraden 1, 3, 5, 7, 9,
11 etc.
c) nach der Reihenfolge der Graden 1, 2, 4, 6, 8 etc.
d) im Wurf, wie es passt und wie man es in den Rech-
nungen findet.
e) durch die Multiplication.
Eine jede dieser Arten hat eine Anzahl von Eigentüm-
lichkeiten, über welche die Bücher der Arithmetik weitläu-
figer handeln; wir wollen davon etwas hier erwähnen.
_ 14 —
Eine Eigenthümlichkeit der natürlichen Reihenfolge ist's,
dass wenn man sie von Eins bis zu irgend einem Punkt
hin summirt, die Summe gleich dem Produkt ist, das
aus der Multiplication der Endzahl +1 mit ihrer Hälfte
hervorgeht. Fragt man: wieviel ergiebt die Addition von
1 — 10 in der natürlichen Folge, so ist die Regel, dass man
zu zehn eins hinzufügt und dann diese Zahl mit der Hälfte
voxi Zehn multiplicirt. 5X11=55. Dies gilt von dieser
Klasse als Regel.
Eigenthümlichkeit von der Reihenfolge der Graden 1,
2, 4, 6, 8, 10, 12 ist, dass die Summe immer eine ungrade
Zahl ist.
Ferner ist ihnen eigenthümlich, dass bei einer Summi-
rung derselben in der natürlichen Reihenfolge bis zu irgend
einem Punkte hin die Summa gleich ist dem Produkt, das
aus der Multiplication von der einen Hälfte dieser Endzahl
-|-1 mit der andern Hälfte herauskommt, doch muss man
zur Summe noch Eins hinzufügen. Sagt man : wieviel ergiebt
die Summirung der graden Zahlen von 1 — 10, so nimmt
man die Hälfte von Zehn +1=6 und multiplicirt sie mit
der andern Hälfte 5X6=30. Dann fügt man zu der ganzen
Summe 1=31. Dies gilt von allen graden Zahlen.
Eine Eigenthümlichkeit von der Reihe der ungraden
Zahlen ist die, dass, wenn man sie in ihrer natürlichen Folge
addirt, die Summe einmal eine Grade, das anderemal eine
Ungrade ergiebt; diese Summen sind alle Quadratzahlen,
von denen eine der andern folgt; 4, 9, 16, 25 und l-f-3,
1+3+5, 1+3+5+7.
Eine andere Eigenthümlichkeit der Reihe von ungraden
Zahlen ist die, dass, wenn man sie in ihrer natürlichen Rei-
henfolge von Eins bis zu irgend einer Zahl addirt, die
Summe gleich ist dem Quadrat der voll hergestellten Hälfte.
Fragt man: wieviel ergiebt 1 — 11 nach der Reihenfolge der
Ungraden, so nimmt man die Hälfte von 11 und stellt die-
selbe als voll her =6. Dann multiplicirt man dies mit sich.
6X6=36. Dies gilt von dieser Klasse, und kann man sich
danach richten.
— 15 -
Den Grundpfeiler der Rechnung bildet die Kenntniss
der Multiplication.
Multiplication ist die Vervielfachung einer von zwei
Zahlen um so viel als eine andere Einer hat. Fragt man:
wieviel ist 3X4, so heisst das, was ist die Summe von Drei
viermal genommen.
Die Zahl zerfiel, wie wir früher dargestellt haben, in Ganze
und Brüche; die Multiplication einer Zahl mit einer andern
zerfällt in zwei Arten, die einfache und zusammengesetzte.
Die einfache zerfällt wieder in drei Arten.
a) Ganze mit Ganzen 2X2. 3X4. 4X5 u. dergl.
b) Brüche mit Brüchen ^X1/** V4XV5 u. dergl.
c) Ganze mit Brüchen 2X1/s. 3XJA u. dergl.
Die zusammengesetzte Multiplication zerfällt ebenfalls
in drei Arten.
Ganze und Brüche mit Ganzen und Brüchen. 21/s'X4:1/5
u. dergl.
Ganze und Brüche mit Ganzen. 3Y4X5- [17]
Ganze und Brüche mit Brüchen. 2Y3XV7.
Die Multiplication der ganzen Zahlen zerfällt in vier
Stufen, die von Einern, Zehnern, Hunderten und Tausenden;
die Summe aber in zehn Arten.
a) Einer mit Einern, von denen einer Eins und zehn Zehn
ausmachen.
b) Einer mit Zehnern, von denen eins Zehn und zehn
Hundert ausmachen.
c) Einer mit Hundert, von denen eins Hundert und
zehn Tausend ausmachen.
d) Einer mit Tausend, von denen eins Tausend und
zehn Zehntausend ausmachen.
Das wären vier Capitel. Dann folgt die Multiplication
der Zehner mit Zehnern.
a) Zehner mit Zehnern, die einmalige ergiebt 100, die
zehnfache 1000.
b) Zehner mit Hunderten, die einmalige 1000, die zehn-
fache 10000.
c) Zehner mit Tausenden, die einmalige 10000, die zehn-
fache 100000.
— 16 -
Das wären drei Capitel.
Dann folgt die Multiplication der Hunderte mit Hundert.
a) Hunderte mit Hunderten. Die einmalige 10000, die
zehnfache 100000.
b) Hunderte mit Tausenden. Die einmalige 100000, die
zehnfache 1000000.
Das wären zwei Capitel.
Dann folgt die Multiplication der Tausend mit Tausend,
die einmalige 1000000, die zehnfache 10000000. Das ist ein
Capitel.
Ergiebt zusammen 10 Capitel.
Sinn der Worte Quadrat, Kubus und anderer,
so bei den Algebristen und Mathematikern gebräuch-
lich sind.
Multiplicirt man irgend eine Zahl mit irgend einer
andern, so nennt man das Produkt Viereckzahl. Sind
die beiden Zahlen einander gleich, so nennt man das Produkt,
Viereck-Quadrat-Zahl. Jene beiden Zahlen aber nennt man
die beiden Wurzeln dieser Zahl. 2X2=4. 3X3=9. 4X4
^=16. 4, 9, 16 sind Viereck-Quadratisch. 2, 3, 4 aber Wur-
zeln, 2 die von 4, 3 die von 9, "4 die von 16. Hiernach be-
handelt man alle Viereck-Quadrate und Wurzeln.
Wenn man irgend zwei verschiedene Zahlen eine mit
der andern multiplicirt, so heisst die Summe Viereckszahl
Unquadrat.
Die beiden Zahlen heissen Wurzeln derselben, auch
heissen sie die beiden Schenkel dieses Vierecks. Dies sind
Ausdrücke der Mathematiker 2X3, 3X4, 4X5 u. dergl.
Die jSummen solcher Zahlen oder das Pordukt der einen
mit der andern heissen Viereck-Unquadrat. Jede Viereck-
zahl Quadrat oder Unquadrat ergiebt, wenn sie mit irgend
einer Zahl multiplicirt wird, eine Summe, die man Körper-
zahl heisst. Ist die Viereckzahl ein Quadrat und wird das-
selbe mit seiner Wurzel multiplicirt, so heisst das Produkt
Körper- Würfelzahl. 4 ist eine Quadratzahl X2 ihrer Wurzel
ergiebt 8. Dasselbe gilt von der 9; es ist ein Viereck-
— 17 —
quadrat, mit seiner Wurzel 3 multiplicirt, ergiebt 27. Das-
selbe gilt von der IG. Dies ist ein Viereckquadrat, mit 4,
seiner Wurzel multiplicirt, ergiebt es 64.8,27,64 beissen Körper-
Würfelzahl. [18] Würfel heisst ein Körper, dessen Länge,
Breite, Tiefe einander gleich sind, er hat 6 viereckige ein-
ander gleiche Flächen mit gleichen und rechten Winkeln,
er hat 12 einander parallele, 8 Körper- und 24 Flach-
winkel.
Multiplicirt man das Viereck-Quadrat mit einer Zahl,
die kleiner ist, als ihre Wurzel, so nennt man das heraus-
kommende Produkt eine Quaderzahl. Der Körper des Qua-
der hat zwar einander gleiche Länge und Breite, doch ist
die Höhe geringer als beide; er hat sechs viereckige Flächen
mit je einander gleichen Schenkeln und rechten Winkeln, je-
doch sind zwei davon einander gegenüberliegend, 2 mit
einander gleichen Schenkeln und rechten Winkeln, und 4
länglich mit 12 Schenkeln, von denen je 2 einander parallel
sind. Er hat 8 Körper- oder 24 Flachwinkel.
Multiplicirt man eine Viereck-Quadratzahl mit einer Zahl,
die grösser ist als ihre Wurzel, so nennt man die daraus
hervorgehende Summe eine Brunnenkörperzahl, z. B. 4 ist
eine Quadratzahl X3, die ja grösser ist als ihre Wurzel
2,=12; ebenso 9X4=36; dies sind brunnenkörperliche Zah-
len. Denn ein Brunnenkörper ist ein solcher, dessen Höhe
grösser ist als seine Breite und Länge; er hat sechs vier-
eckige Flächen, wovon je zwei sich einander gegenüberstehn
und gleiche Schenkel und Winkel haben. Vier derselben
sind länglich, sie haben rechte Winkel und einander paral-
lele Schenkel. Er hat 12 Schenkel, je zwei einander pa-
rallel, er hat dann 8 Körper- und 24 Flachwinkel.
Multiplicirt man eine Viereck-Unquadratzahl mit ihrem
kleineren Schenkel, so heisst die Summe quaderkörperlich;
multiplicirt man sie aber mit ihrem grösseren Schenkel, so
i heisst sie brunnenkörperlich, z. B. 12 ist eine unquadratische
Viereckzahl, der eine ihrer beiden Schenkel ist drei, der an-
dere vier. Multiplicirt man 12 mit 3, = 36, so ist dies ein
Dicterici, arab, Propaedeutik. O
— 18 —
Quaderkörper; multiplicirt man 12 mit 4=48, so ist das ein
Brunnenkörper. Multiplicirt man aber zwölf mit einer Zahl,
die geringer als drei ist, so heisst die Summe tafelkörperlich.
Tafelkörper ist der, dessen Länge grösser ist, als
seine Breite, dessen Breite aber wieder grösser als seine
Tiefe ist; er hat 6 Flächen, von denen je zwei sich ein-
ander gegenüberstehn und einander gleich sind; auch hat
er 12 Schenkel, von denen je zwei einander parallel sind;
er hat 8 Körper- oder 24 Flachwinkel.
Eine jede Quadratzahl ergiebt, wenn man dazu die bei-
den Wurzeln plus Eins hinzufügt, eine Quadratzahl als Summe
9_j_6+l=16.
Jede Quadratzahl ferner, von der ihre beiden Wurzeln
minus eins abgezogen werden, ergiebt eine j Quadratzahl
als Rest (16-7=9. 25-9=16).
Multiplicirt man von je zwei (sich folgenden) Quadratzahlen
die Wurzel der Einen mit der Wurzel der Andern und fügt
man dazu ein Viertheil, so ist die Summe ein Quadrat. 2X3
=6+1/4=61/4, die Wurzel davon ist 2% Denn 21/2X21/2—25U
=6:/4. Das Beispiel bezieht sich auf 4 und 9.
Wenn man von zwei Quadratzahlen, die in der Reihen-
folge stehn, die Wurzel der Einen mit der Wurzel der An-
dern multiplicirt, so kommt eine Mittelzahl heraus, die
zwischen beiden in einem Verbindungsverhältniss (mittleren
Proportion) steht. Vgl. 4 und 9 aus 2 und 3. 2X3=6.
4:6 = 6:9. Nach dieser Regel behandele man sie alle. [19]
Sätze aus dem zweiten Buche des Euklid.
I. Theilt man von zwei Zahlen die eine in irgend wieviel
Theile und multiplicirt man dann die andere mit der ge-
theilten, so ist das Produkt beider gleich dem Produkt, das
aus der Multiplikation der nicht getheilten Zahl mit allen
Theilen der getheilten Zahl zusammen, Theil für Theil addirt
hervorgeht. Vgl. 10X15=10X7+10X3+10X5.
II. Theilt man irgend eine Zahl in irgend wieviel Theile
und multiplicirt man dann diese Zahl mit sich, so ist das
— 19 —
Produkt gleich der Multiplikation derselben mit allen ihren
Theilen 10=7+3. 10X10=10X7+10X3.
III. Theilt man eine Zahl in zwei Theile, so ergiebt
die Multiplikation dieser Zahl mit einem ihrer Theile das-
selbe Produkt, als wenn man diesen Theil der Zahl mit
sich und mit dem andern Theil der Zahl multiplicirt 10=7
+3. 10X7=7X7+3X7.
IV. Theilt man eine Zahl in zwei Theile, so ergiebt
die Multiplikation dieser Zahl mit sich dasselbe Produkt,
als wenn man jeden Theil mit sich multiplicirt und das
doppelte Produkt des einen Theils mit dem andern hinzu-
fügt 10=3+7. 10X10=7X7+3X3 +7X3 doppelt ge-
nommen; 49+9+42.
V. Theilt man eine Zahl in ihre beiden Hälften und
dann in zwei verschiedene Theile, multiplicirt man dann den
einen der zwei verschiedenen Theile mit dem andern und
erhebt man die Differenz eines der Theile und der Hälfte zum
Quadrat, so ist die Gesamintsumme gleich dem Quadrat der
Hälfte. 10=5+5 und =7+3. 7X3+4 (dem Quadrat der
Differenz zwischen 5 und 7 d. i. 2) =5X5.
VI. Halbirt man eine Zahl und fügt man dann zur
ganzen Zahl ein Plus hinzu, so ergiebt die Multiplikation
dieser Zahl und dieses Plus mit diesem Plus und die Hälfte
der Zahl zum Quadrat erhoben zusammen genommen das-
selbe Resultat als die Hälfte dieser Zahl mit dem Plus zum
Quadrat erhoben 10 (=2X5) +2. 12X2+52= (2+5)2=49.
VII. Theilt man eine Zahl in zwei Theile, so ergiebt
das Quadrat dieser Zahl plus dem Quadrat des einen Theils
zusammen dasselbe Resultat als die Multiplikation dieser Zahl
mit diesem Theil doppelt genommen plus dem Quadrat
des andern Theils.
10=7+3. 10X10+7X7=2X (10X7) +32=149.
VIII. Theilt man eine Zahl in zwei Theile und fügt
man dann zu der ganzen Zahl den einen der beiden Theile,
so ist diese Summe zum Quadrat erhoben, gleich der Mul-
tiplikation der Grundzahl ohne das Plus mit diesem Plus
vierfach genommen X dem Quadrat des anderen Theils.
— 20 —
10=7X3. 10+3 132=10X (3X4) 12+72. 13X13=169. [20.]
10X12=120+7X7=49.
IX. Theilt man eine Zahl in ihre beiden Hälften und
dann in zwei verschiedene Theile, so ist die Summe der
Quadrate dieser zwei verschiedenen Theile gleich der dop-
pelten Summe von dem Quadrat der Hälfte X dem Quadrat
der halben Differenz jener beiden Theile 10 = 7+3 = 5+5.
7X7_j_3X3= (52+22) X2. 58 = 29X2.
X. Theilt man eine Zahl in ihre Hälften und fügt man
dann zur Zahl ein Plus, so ist das Quadrat diese r Summe mit
dem Quadrat dieses Plus = der doppelten Summe vom
Quadrat der halben Grundzahl X dem Quadrat der halben
Grundzahl mit dem Plus 10+2 = 12. 12X12+ (2X2) = 148.
5X5+7X7 = 74X2 = 148.
Die Gelehrten stellen die Theorie der Zahlenkunde des-
halb vor die Theorie aller anderen Uebungswissenschaften,
weil diese Wissenschaft in einer jeden Seele der Kraft nach
begründet ist.
Der vernünftige Mensch braucht diese Wissenschaft nur
mit seiner blossen Denkkraft zu betrachten, ohne für sie
Beispiele aus einer andern Wissenschaft herzunehmen; da-
gegen werden von ihr die Beispiele für alle Lehr- und Lern-
gegenstände entlehnt.
Wenn wir in dieser Abhandlung Beispiele von den
Linien der Geometrie hernahmen, so geschah dies nur für
die Anfänger, bei denen die Denkkraft noch schwach ist;
der Einsichtsvolle und Scharfsinnige bedarf deren nicht.
Das Eine unserer Ziele, die wir bei dieser Abhand-
lung haben, haben wir vorn angegeben; das andere Ziel ist
das, auf die Seelenkunde aufmerksam zu machen und zur
Erkenntniss der Substanz der Seele anzutreiben.
Denn der Vernünftige weiss, wenn er die Zahlenkunde
betrachtet und über die Menge ihrer Gattungen, die Theilung
ihrer Arten und die Eigentümlichkeiten derselben nach7
denkt, dass diese Zahlen alle nur Accidensen sind, deren
wirkliches Vorhandensein und deren Bestand in der Seele
und nicht im Körper beruht, dass die Seele also eine
— 21 —
Substanz sei. Denn das Accidens hat nur Bestand in der
Substanz und wird nur an ihr befunden.
Die Weisen, Gelehrten haben, wenn sie die Uebungs-
wissenschaften behandeln und ihre Schüler zu denselben
antreiben, nur das dabei im Auge, dass sie von ihnen den
Weg und Uebergang zu den Naturwissenschaften gewinnen.
Bei den Naturwissenschaften ist dann das Ziel und die
Absicht die, dass man von ihnen Weg und Anfang zu den
theologischen Wissenschaften gewinne. Denn diese bilden
das höchste Ziel der Gelehrten und das Endziel, welches
sich aus den wahrhaften Erkenntnissen erhebt.
Die erste Stufe bei der Behandlung der Theologie ist
die Erkenntniss der Seele und ihrer eigentlichen Substanz;
dann die Forschung nach ihrem Anfang und ihrem Ur-
sprung, bevor sie sich dem Körper anhing.
Dann folgt die Frage, wohin sie nach der Trennung
vom Körper, dem Tode, zurückkehren werde; dann die For-
schung danach, wie die Guten belohnt werden und wie
sie in der Geister-, d. i. der zukünftigen Welt sein werden.
Es ist eine Anlage des Menschen, dass ihm nach der
Erkenntniss seines Herrn, der ihn schuf, herstellte, ihn un-
terhielt und gross zog, verlangt. Doch hat er keinen Weg,
seinen Herrn kennen zu lernen, ausser nach der Erkenntniss
seiner Seele. Daher heisst es in der Ueberlieferung: wer
sich erkennt, erkennt auch seinen Herrn, und wer am besten
sich erkennt, erkennt auch am besten seinen Herrn. [21.]
Demgemäss muss jeder Vernünftige nach der Kenntniss
seiner Seele und der Erkenntniss ihrer Substanz streben; er
muss sie wohl herstellen; so heisst es im Koran 9, 7: Bei der
Seele und dem, der sie herstellt und ihr Gottlosigkeit oder
Gottesfurcht eingab etc. und so noch viele Stellen im Koran.
Die Weisen und Philosophen vor dem Islam handelten über
die Kenntniss der Seele vor der Offenbarung des Koran,
so die Tora*) und das Evangelium. So oft sie nun mit den na-
türlichen Kräften ihrer Herzen danach forschten und
:) Das alte Testament.
- 22 —
mit den Schlüssen ihres Verstandes die Erkenntniss ihrer
Substanz zu fördern suchten, um das eigentliche Wesen
der Seelensubstanz darzuthun, trieb sie dies dazu, philo-
sophische Bücher zu schreiben, wie wir deren im Anfang
dieser Abhandlung gedachten.
Sie handelten darüber weitläufig, und viele erkannten
weder den Sinn noch das Ziel der Verfasser; sie wurden aus
einer Sprache in die andere übertragen und fehlerhaft und
verändert wiedergegeben. So blieb der Sinn derselben den
Betrachtenden verborgen, und ward es den Forschern schwer,
die Ziele der Schrift steller zu erkennen. Wir aber haben
den Kern ihres Sinnes aufgefasst und sie in der möglichst
kurzen und gedrungenen Fassung in 51 Abhandlungen
zusammengestellt.
Geometrie.
Die zweite Abhandlung der lautern Brüder behandelt
die Anfangsgründe der Mathematik; sie erklärt, was dieselbe
sei und wie viel Arten sie habe. Sie hat das Ziel, die Seelen
von dem sinnlich Wahrnehmbaren zu dem nur geistig Fass-
baren hinzuleiten und heisst „Geometrie".
Der Wissenschaften, welche die Philosophen hervor-
brachten und in denen sie ihre Schüler übten, giebt es vier
Gattungen: I. Die Uebungswissenschaften ; II. die logischen
Wissenschaften; III. die Naturwissenschaften; IV. die theo-
logischen Wissenschaften.
Die Uebungswissenschaften zerfallen wieder in vier Arten:
a. Die Arithmetik d. i. die Kenntniss der Zahl, der
Menge ihrer Arten und deren Eigentümlichkeiten. Den
Anfang dieser Wissenschaft bildet die Eins, welche vor der
Zwei ist.
b. Die Geometrie d. i. die Mathematik d. i. die Erkennt-
niss der Maasse für die Dinge mit Dimensionen. Sie behan-
delt, wie viel Arten derselben es gebe und deren Eigen-
tümlichkeiten. Den Anfang dieser Wissenschaft bildet der
Punkt, die Spitze der Linien.
c. Die Astronomie d. i. die Wissenschaft von den Ster-
nen oder die Kenntniss von der Zusammenfügung der Sphä-
ren, der Einzeichnung des Thierkreises, von der Zahl der
Sterne, ihrer Natur, und wie sie den Beginn des Seienden
beweisen. Den Anfang dieser Wissenschaft bildet die Sonne
und ihre Bewegung.
d. Die Musik d. i. die Kenntniss der Komposition
und der Beziehungen zwischen den Dingen mit verschiede-
— 24 —
nen Substanzen und einander entgegengesetzten Kräften. Den
Anfang dieser Wissenschaft bilde die Relation (die Be-
ziehungen der einander gleichen Mengen), dass 3:6 = 2:4.
[22] Die logischen Wissenschaften behandeln die Kennt-
niss von dem Sinn der vorhandenen Dinge, die in den Gedanken
der Seele geformt sind. Den Anfang bilden die Kate-
gorien.
Die Naturwissenschaften bestehen in der Erkenntniss
von den Substanzen der Körper und von den Accidensen,
die ihnen zustossen. Den Anfang dieser Wissenschaft bildet
Bewegung und Ruhe.
Die theologischen Wissenschaften bestehen in der Er-
kenntniss der blossen Formen, die von der Materie dieser
AVeit losgetrennt sind, dann in der Kenntniss von den Sub-
stanzen der Seele, von den Engeln, Seelen, Satanen, Genien,
dem Geist ohne Körper, denn die Körper haben drei Dimen-
sionen. Den Anfang dieser Wissenschaft bildet die Kenntniss
von der Substanz der Seele.
Für eine jede Art dieser Wissenschaften haben wir eine
Abhandlung wie als Einleitung oder Vorwort geschrieben.
Die erste die über die Zahl etc.
In dieser zweiten Abhandlung wollen wir den Ursprung
der Mathematik d. h. die drei Maasse, die Menge ihrer Arten
und deren Eigenthümlichkeiten angeben und hervorheben,
wie dieselben aus dem Punkt, der Spitze der Linie, hervor-
gehen. Denn der Punkt ist in der Mathematik das, was die
Eins, die ja vor der Zwei ist, in der Zahlenkunde ist.
Die Mathematik zerfällt in zwei Arten, in die sinnliche
und die geistige. Die sinnliche Mathematik besteht in der
Kenntniss der Maasse und deren Bedeutungen, wenn man
das Eine mit dem Andern in Beziehung setzt; sie werden
durch Gesicht und Tastsinn erfasst. Die geistige Mathematik
hingegen wird nur erkannt und verstanden. Mit dem Auge
sieht man die Linie, die Fläche und den Körper mit Dimen-
sionen, und ebenso Alles, was als Accidens ihnen zukömmt,
wie die Schwere zu dem tritt, was schwer ist. Dies wird nur
durch die Praxis erkannt, wogegen die Schwere etwas An-
- 25 -
deres ist als das Schwere. Der Maasse giebt es drei: Linien,
Flächen, Körper.
Die sinnliche Mathematik dringt in jedes Gewerk ein,
denn jeder Handwerker wendet, wenn er sein Werk ent-
wirft, ehe er es ausführt, eine Art Mathematik an. Die
geistige Mathematik ist aber die Erkenntniss der Dimen-
sionen, so wie auch die Erkenntniss davon, welche Bedeu-
tung ihnen zustösst, wenn man die eine derselben mit der
andern in Beziehung setzt. Sie formt sich in der Seele durch
den Gedanken. Es sind drei Arten: Länge, Breite, Tiefe.
Diese geistigen Dimensionen sind die Eigenschaften der sinn-
lichen Maasse. Die Linie ist eins der Maasse und hat nur
eine Eigenschaft, die Länge; die Fläche ist ein zweites Maass,
mit zwei Eigenschaften: die Länge und Breite; der Körper
ist ein drittes Maass, mit drei Eigenschaften: Länge, Breite,
Tiefe.
Die Behandlung der vom Körper abstrahirten Dimensio-
nen ist Werk der Philosophie.
Wir beginnen mit der Beschreibung der sinnlichen Ma-
thematik, denn sie" liegt dem Verständniss der Schüler
näher.
Die Wurzel der sinnlichen Linie, die ja eins der Maasse
ist, ist der Punkt.
Wir handelten davon schon in der Abhandlung über die
Zahl, denn die Eins ist die Wurzel der Zahl; so tritt auch,
wenn man den sinnlich fassbaren Punkt an einander reiht,
die vom Gesicht fassbare sinnliche Linie hervor.
Wir behaupten aber nicht, dass dieser Punkt derjenige
sei, der keine Theile hat, sondern nur der geistige Punkt
ist eben der, der keine Theile hat.
Ferner behaupten wir, dass die körperliche Linie der
Ursprung der Fläche sei, so wie der Punkt Ursprung der
Linie und die Eins Ursprung der Zwei, und wieder die Zwei
Ursprung aller graden Zahlen ist, wie wir vordem darthaten,
denn wenn die Linien sich ausbreiten, so tritt für das
Gesicht die Fläche hervor.
— 26 —
Endlich behaupten wir, dass d*e Mäche Ursprung des
Körpers sei, so wie die Linie Ursprung der Fläche und der
Punkt Ursprung der Linie, so wie auch die Eins Ursprung
der Zwei, [23] und Eins und Zwei der Ursprung der Zahl ist,
denn wenn von den Flächen eine über die andere sich häuft,
so tritt für das Gesicht die Tiefe des Körpers hervor.
Die Arten der Linien.
Die Linien zerfallen in drei Arten:
a. Die gerade, sie wird durch das Lineal gezogen.
b. Die Bogenlinie, sie wird durch den Zirkel gezogen.
c. Die krumme, sie wird aus beiden zusammengesetzt.
Die Beinamen der graden Linie.
Setzt man von den geraden Linien die eine mit der
andern in Beziehung, so sind sie einander gleich, oder ein-
ander parallel, oder einander berührend, oder einander be-
gegnend, oder sich einander schneidend.
Einander gleich sind solche, die eine Länge haben.
Einander parallel sind solche, die in einer Ebene auf
beiden Seiten immerfort fortgeführt, sich nie begegnen.
Einander begegnend sind solche, die sich auf einer der
beiden Seiten treffen und einen Winkel bilden.
Einander berührend sind solche, von denen die eine die
andere berührt, so dass zwei Winkel entstehen.
Einander schneidend sind solche, durch deren Schnitt-
punkte vier Winkel entstehen.
Die Namen der graden Linien.
Steht eine grade Linie auf einer andern im gleich-
massigen Stand, so nennt man die stehende Linie Säule und
die andere Basis. Lehnen sich zwei Linien zu einem Winkel
aneinander, so heissen sie die beiden Schenkel des Winkels.
Eine jede Linie, die einem Winkel gegenübersteht, heisst
Sehne dieses Winkels.
Die Linien, welche irgend eine Fläche begrenzen (wört-
lich ihr angelehnt werden), heissen Seiten dieser Fläche.
- 27 —
Jede Linie, welche von einem Winkel des Vierecks aus-
geht und zu einem andern hinführt, heisst Durchmesser (Dia-
gonale) dieses Vierecks.
Jede Linie, welche von dem Winkel eines Dreiecks aus-
geht und bis zu der ihr gegenüberliegenden Seite geht, dann
auf der gegenüberliegenden Linie im rechten Winkel steht,
heisst Steinfall (Loth) oder Säule ; die Linie aber, auf welche
der Steinfall stattfindet, heisst Basis.
Die Arteu der Winkel.
Die Winkel zerfallen in zwei Theile, in Flachwinkel
und Körperwinkel.
Flachwinkel sind solche , welche von zwei Linien die
nicht eine grade Linie bilden, umschrieben werden.
Körperwinkel sind solche, welche von drei Linien in
einem Winkel umschrieben werden; je zwei derselben bilden nie
eine grade Linie.
Der Flachwinkel zerfällt in Betreff der Linien in drei
Arten; er besteht entweder aus zwei geraden Linien, oder aus
zwei Bogenlinien, oder aus einer graden und einer Bogenlinie.
Die Winkel, welche von zwei graden Linien umschrie-
ben werden, zerfallen in Beziehung ihrer Eigenschaft in drei:
rechte, stumpfe und spitze.
Wenn eine gerade Linie auf einer andern gleichmässigen
Standes steht, so entstehen an ihren beiden Seiten zwei ein-
ander gleiche Winkel; ein jeder von ihnen heisst ein rechter
Winkel. Steht aber diese Linie im ungleichmässigen Stand,
so entstehen an ihren beiden Seiten zwei verschiedene Win-
kel, von denen der eine grösser ist als ein rechter, und der
heisst stumpf; der andere kleiner als der Rechte, und der
heisst spitz; ihre Summe ist gleich zwei Rechten, denn der
spitze Winkel ist um so viel kleiner, als der stumpfe grösser
ist als ein rechter. [24]
Die Bogeulinien.
zerfallen in vier Arten ; sie umschreiben entweder einen Kreis,
einen Halbkreis, mehr als einen Halbkreis oder ein Bogen-
stück kleiner als der Halbkreis.
— 28 —
Der Mittelpunkt des Kreises ist ein Punkt in der Mitte
des Kreises; alle Linien, die von ihm zum Umkreis gehen,
sind einander gleich.
Durchmesser des Kreises ist die gerade Linie, die
den Kreis in zwei Hälften schneidet und durch den Mittel-
punkt geht.
Sehne ist die gerade Linie, welche die zwei Enden
einer Bogenlinie verbindet. — Lehnt man einen Pfeil (irgend
wo) an den Bogen, so nennt man dies den verkehrten Ein-
schnitt; lehnt man ihn aber an die Mitte der Sehne und die
Mitte des Bogens, heisst man das den gleichmässigen Ein-
schnitt.
Parallele Bogenlinien sind solche, die nur einen Mittel-
punkt haben.
Sich schneidende Bogenlinien sind solche, deren Mittel-
punkte verschieden sind.
Sich berührende Bogenlinien sind die, von denen die
eine die andere von innen oder von aussen berührt, aber
nicht durchschneidet.
Der krummen Linien gedenken wir nicht weiter, denn
sie werden nicht angewandt.
Die Figur.
Die Figur ist eine Fläche, welche von einer oder meh-
reren Linien umschrieben wird. Der Kreis ist eine Figur,
welche nur von einer Linie umschrieben wird und im Innern
einen solchen Punkt hat, dass alle Linien, die von diesem
zu jener ausgehen , einander gleich sind. Halbkreis ist eine
Figur, welche von zwei Linien, einer Bogenlinie und einer
geraden, umschrieben wird.
Die Arten der Figuren mit graden Linien.
Die erste dieser Figuren ist das Dreieck; es wird von
drei Linien umschrieben und hat drei Winkel. Das Viereck
ist eine Figur, welche von vier Linien umschrieben wird
und vier Winkel hat. Das Fünfeck wird von fünf Linien
umschlossen und hat fünf Winkel. Das Sechseck wird von
— 29 —
sechs Linien gebildet und hat sechs Winkel, ebenso das
Siebeneck. Nach dieser Analogie nehmen die Figuren zu
so wie die Zahlen.
Die Linie wird vom Gesicht erfasst, sie besteht aus
aneinander gereihten Punkten. Die kleinste Linie besteht
aus zwei Punkten, dann aus drei, vier etc.; sie nimmt stets
um eins zu, wie die Zahl in der natürlichen Reihenfolge.
Die kleinste dreieckige Figur besteht aus drei Theilen,
dann aus sechs, dann aus zehn, dann aus fünfzehn. Nach
dieser Analogie nimmt es zu in der natürlichen Reihenfolge
der Zahlen. (3 6 10 15 21 28 36 45 55)
\ 3 4 56 78 9 10/
Das erste Viereck wird aus vier Theilen, dann aus neun,
dann aus sechszelm, dann aus fünfundzwanzig gebildet. Nach
dieser Analogie nehmen die Vierecke in der natürlichen
Folge der Einer zu, sie sind alle Quadrate. (4, 9, 16, 25,
36/49). [25].
Das Dreieck als Ursprung aller Figuren.
Das Dreieck ist der Ursprung aller Figuren mit geraden
Linien, so wie die Eins Ursprung aller Zahlen, der Punkt
Ursprung der Linie , die Linie Ursprung der Fläche und
die Fläche Ursprung des Körper ist.
Lehnt man ein Dreieck an ein anderes mit einer gleichen
Seite, entsteht aus beiden ein Viereck; lehnt man daran noch ein
gleiches Dreieck, entsteht ein Fünfeck; fügt man dazu noch
ein solches, entsteht ein Sechseck u. s. f. Nach dieser
Analogie entstehen die geradlinigen Figuren mit vielen
Winkeln, wenn man ein Dreieck zum andern fügt; sie neh-
men immerfort zu ohne Ende, so wie sich die Zahl von den
Einern aus mehrt, indem man stets Eins bis ins Unendliche
hinzufügt.
Also lassen sich die gradlinigen Figuren zusammensetzen ;
aus den Flächen lassen sich dann Körper, aus den Linien
Flächen und aus den Punkten Linien zusammenfügen. Ebenso
wie sich aus der Eins die Zahl zusammensetzen lässt; denn
der Punkt ist in der Messkunst wie die Eins in der Zahlen-
— 30 —
künde, und wie die Eins keine Theile hat, so hat auch der
ideelle Punkt keine Theile.
Die Flächen zerfallen ihrer Qualität nach in drei Arten:
ebene, gesenkte und gewölbte. Die ebenen sind wie die
Fläche der Tafel; gesenkte wie der Grund der Gefässe; ge-
wölbte wie die Decken der Thürme.
Von den Figuren nennt man auch die eine eiförmig,
andere neumondförmig, andere tannzapfenartig konisch, andere
mirobolanförmig, andere trommeiförmig, noch andere oliven-
förmig.
Die Körper.
• Die Flächen sind die Grenzen der Körper, die Grenzen
der Flächen sind Linien, die Grenzen der Linien Punkte,
denn eine jede Linie muss von einem Punkt ausgehen und
in eine andere auslaufen; jede Fläche muss in eine oder
mehrere Linien auslaufen, und jeder Körper in eine oder
mehrere Flächen.
Es giebt Körper, die von einer Fläche umschlossen
werden, nämlich die Kugel; andere werden von zwei Flächen
umschlossen, d. i. die Halbkugel, von diesen ist die eine
gewölbt, die andere ebenrund. Andere werden von drei
Flächen umschlossen, so die Viertelkugel. Andere werden
von vier dreieckigen Flächen umgrenzt, sie heissen die Feuer-
Figur; andere von fünf Flächen, andere von sechs vierecki-
gen Flächen und gehört hierher der Würfel, der quaderför-
mige, der brunnenförmige und der tafelförmige Körper. Würfel
ist der Körper, dessen Höhe gleich seiner Breite und dessen
Breite gleich seiner Tiefe ist; er hat sechs viereckige
Flächen mit einander gleichen Seiten und rechten Winkeln;
er hat acht Körperwinkel oder vierundzwanzig Flachwin-
kel, dann zwölf einander gleiche Seiten, je vier derselben
laufen einander parallel.
Quaderkörper ist ein solcher, dessen Länge und Breite
einander gleich sind, dessen Tiefe aber geringer ist; er hat
sechs viereckige Flächen, zwei davon sind weit, einander
gegenüberstehend, mit einander gleichen Seiten und rechten
— 31 —
Winkeln. Die vier anderen Flächen sind länglich, haben
einander gleiche Seiten und rechte Winkel. Er hat zwölf
Seiten, vier kurze, einander gleich und parallel, und acht
lange, einander gleich, von denen je vier einander parallel
laufen; er hat acht Körper-, d. i. vierundzwanzig Flach-
winkel. [26]
Brunnenkörper ist ein solcher, dessen Länge und Breite
zwar einander gleich, dessen Tiefe aber grösser ist als jene.
Er hat sechs viereckige Flächen, zwei davon stehen einan-
der gegenüber mit einander gleichen Seiten und rechten
Winkeln. Vier davon sind länglich, mit einander gleichen
Seiten und rechten Winkeln. Er hat zwölf Seiten; vier
davon sind lang, einander gleich und parallel, acht aber
kurz, einander gleich und parallel. Er hat acht Körper-
winkel d. i. vierundzwanzig Flachwinkel.
Tafelkörper ist ein solcher, dessen Länge grösser ist
als seine Breite, und dessen Breite grösser als seine Tiefe;
er hat sechs viereckige Flächen , zwei davon sind lang, sich
einander gegenüberstehend und einander gleich. Seine je
zwei sich gegenüberstehenden Seiten stehen rechtwinklig auf
einander; zwei andere Flächen sind lang, aber eng mit ein-
ander gleichen Seiten und rechten Winkeln; zwei andere
Flächen sind kurz und eng mit einander gleichen Seiten
und rechten Winkeln. Dieser Körper hat zwölf Seiten, vier
davon sind lang, vier aber kurz, und vier noch kürzer; er
hat acht Körperwinkel, d. h. vierundzwanzig Flachwinkel.
Kugelkörper ist derjenige, den nur eine Fläche um-
schliesst; in seinem Innern ist ein solcher Punkt, dass alle
Linien, die von ihm zu der Fläche der Kugel ausgehen,
einander gleich sind. Dieser Punkt heisst das Centrum der
Kugel. Wenn die Kugel sich dreht, so giebt es auf ihrer
Fläche zwei sich gegenüberstehende, ruhende Punkte, diese
heissen die Pole der Kugel. Verbindet man beide durch
eine gerade Linie, so geht diese Linie durch das Centrum
der Kugel; diese Linie heisst die Axe der Kugel.
Wir haben etwas von dem Ursprung der sinnlichen
Geometrie als Einleitung erwähnt und sagten, dass ein jeder
— 32 —
Werkmann dieser bei seiner Kunst bedürfe. Man wendet
nämlich die Geometrie beim Entwurf vor der Ausführung
an. Ein jeder Werkmann setzt Körper einen mit dem
andern zusammen und fügt sie aneinander. Er muss zuerst
den Raum bestimmen, an welchem Orte er es arbeite, und
dann die Zeit, zu welcher er die Arbeit beginne. Ferner
die Möglichkeit, ob er derselben fähig ist oder nicht, auch
mit welchem Geräth oder Werkzeug er es schaffen kann,
dann wie er es schaffe und die Theile desselben zusammen-
füge, dass es sich schicke und zusammensetzen lasse. Dies
thut die Geometrie, sie greift somit in alle Gewerke ein,
die ja in der Zusammensetzung der Körper eines mit dem
andern bestehen.
Viele Thiere schaffen von Natur schon Werke, dies ist
ihnen ohne Unterricht eingegeben, so die Bienen, die sich
Häuser schaffen; sie bauen Häuser in Stockwerken von runder
Gestalt, wie Schilde, eins über das andere; die Oeffnungen
der Häuser machen sie alle mit sechs Seiten und Winkeln.
Dies thun sie mit sicherer Weisheit, denn es ist die Eigen-
thümlichkeit dieser Figur, dass es weiter ist als das Viereck
und das Fünfeck. Auch bedecken sie die Löcher, bis
kein Zwischenraum zwischen ihnen ist, so dass die Luft
darin eindringen, den Honig verderben und ihn faulen machen
könnte.
So ist es auch mit der Spinne; sie webt ihr Netz in
den Winkeln der Häuser. Die Mauern sind für dasselbe
dann ein Schutzdach, dass nicht die Stürme es zerreissen
und seine Tracht vernichten. Fragt man wie sie spinnt, so
geschieht dies so, dass sie die Einschläge in geraden Linien
zieht, denn das ist leicht; die Fäden des Gewebes aber im
Rund, weil dies leicht zu machen.
Einige Menschen schaffen ganz neue Werke durch ihre
Naturanlage und die Schärfe ihres Geistes; die meisten
aber nehmen sie durch Zustimmung und Belehrung von
den Lehrern.
Die Wissenschaft der Geometrie dringt in alle Werke,
und besonders gilt das von der Messkunst. Sie ist eine
— 33 —
Kunst, deren die Arbeiter, Schreiber, Handwerker und Guts-
besitzer bei ihren Geschäften bedürfen, sei es die Steuern
einzunehmen, Kanäle zu graben, Posten einzurichten und der-
gleichen mehr.
Der Maasse, mit denen man in Irak die Ländereien
misst, giebt es fünf: 1) Seil; 2) Rohr, Ruthe; 3) Elle;
4) Faust; 5) Zoll, Finger.
Der Zoll hat die Dicke von sechs fest aneinander ge-
reihten Gerstenkörnern, so dass die Oberseite des einen
sich dicht an die Unterseite des andern anschliesst.
Die Faust hat 4 Zoll.
Die Elle hat 8 Faust = 32 Zoll.
Die Ruthe hat 6 Ellen = 48 Faust == 192 Zoll.
Das Seil hat 10 Ruthen = 60 Ellen = 480 Faust =
1920 Zoll.
Multiplicirt man diese Längenmaasse eins mit dem
andern, so gehn daraus Geviertmaasse hervor; summirt man
sie, kommen Feidmaasse heraus.
Ihre Berechnung ist folgende:
1 QZoll sind 36 Gerstenkörner in 6 gleichen Reihen
eng zusammengelegt.
1 DFaust = 16 DZoll.
1 DElle = 64 DFaust = 1024 aZoll.
1 DRuthe = 36 DEllen, 2304 DFaust, 36864 DZoll.
1 DSeil — 100 D Ruthen = 3600 Q Ellen, 230400
DFaust, 3686400 DZoll.
Das DSeil als Einheit gesetzt, heisst 1 Garib.
Vio Garib ist ein Kafiz (360 DEllen, 23040 DFaust,
368640 aZoll).
Vio Kafiz ist ein Aschir (36 DEllen, 2304 DFaust,
36864 aZoll).
Vio Aschir ist ein Tsaub (33/5 DElle, 2302/5 DFaust,
36862/5 DZoll).
Der Kafiz ist beinahe 19 X 19 Elle (361 oben 360).
Der Aschir entsteht aus der Multiplikation einer Ruthe
mit sich.
Dieterici, arab. Propaedeutik. 3
— 34 —
DerGarib entsteht aus der Multiplikation des Seils mit sich.
Der Kafiz entsteht aus der Multiplikation des Seils mit der
Ruthe; zehnfach genommen ergiebt dies den Garib.
Multiplicirt man das Seil mit der Elle, so ist die Summe
l2/s Aschir; 6 davon = 1 Kafiz.
Multiplicirt man das Seil mit der Faust, so ergiebt sich,
y6 _|_ y9 z±z 15/54 = 5/is eines Aschir, so dass 33/5 dieses
Maasses einen Aschir geben und je 36 desselben einen Kafiz. *)
Multiplicirt man Seil X Zoll**) = 1920 : 36864 = 1973/390
□ Zoll also etwa Y20 Aschir.
Die Ruthe mit sich multiplicirt ergiebt einen Aschir,
zehnmal genommen ein Kafiz 192 X 192 = 36864.
Die Ruthe mit der Elle multiplicirt ergiebt Ye Aschir
sechsmal genommen einen Aschir 192 X 36 = 6144 X 6 =
36864.
Die Ruthe mit der Faust multiplicirt ergiebt 7*8 Aschir
192 X 4 = 768 X 48 = 36864.
Die Ruthe mit dem Zoll multiplicirt ergiebt 85 mal ge-
nommen nahe zu 3/8 Aschir. 192 X 85 =2 16320. 1632%6864 =
85/l92; 84/l92 = 7S.
Elle mit Elle multiplicirt ergiebt 1/a von einem Neuntel
Aschir = 736, je 100 = 22/3 Aschir (genau 27/9) (32 X 32
=z 1024 : 36864 = 36.)
Dies wäre die Darlegung von den Maassen der Länge
und Breite. Die Maasse der Tiefe entstehen dann dadurch,
dass man Länge und Breite mit einander multiplicirt und
ihre Summe wieder mit der Tiefe vervielfältigt, da kommen
dann die Körper-Maas se heraus.
Wenn man Brunnen, Flüsse, Teiche, Graben, Kanäle
graben, oder Posten und Schleusen herrichten, oder Ge-
bäude begründen will, muss man die Geometrie anwenden.
In einem jeden Gewerk erfasst den Zweifel, der das-
selbe [28], ohne Mathematik zu verstehn unternimmt oder
) Die Rechnung ist ungenau, das Seil hat 1920 Zoll X 4 = 7680; der
Aschir = 36864 ^gfo
**) Die Handschrift ist durchaus corrumpirt, ist also ergänzt, die Be-
rechnung in Zahlen ist hinzugefügt.
- 35 -
nur mangelhafte Kenntniss davon hat und sich darum nicht
kümmert. Man erzählt, Jemand hätte von einem Mann ein
Stück Landes für 1000 Dirham gekauft, das 100 Ellen lang
und ebenso viel breit sei; darauf sprach der Verkäufer:
Nimm statt dessen zwei Stück, ein jedes 50 Ellen lang
und breit, und meinte, damit geschehe jenem sein Recht.
Sie stritten nun vor einem Richter, der nicht Mathematik
verstand, und dieser war irriger Weise derselben Ansicht,
dann aber stritten sie vor einem andern Richter, der der
Mathematik kundig war und der entschied, dass dies nur
die Hälfte seines Anrechts wäre.
Auch erzählt man, ein Mann dang einen andern, er sollte
ihm eine Grube vier Ellen lang, vier breit und vier tief, für
acht Dirham graben; der aber grub einen solchen zwei Ellen
lang, zwei breit und zwei tief und verlangte vier Dirham,
die Hälfte des Lohns. Sie stritten vor einem Mufti, der
nichts von der Mathematik verstand, und der urtheilte, dies
sei eben Recht. Darauf holten sie das Urtheil eines der
Mathematik Kundigen ein, und der entschied, sein Lohn sei
nur ein Dirham.
Einst fragte man einen Mann, der sich der Rechnung
belleissigte, sie aber nicht verstand, welches ist das Ver-
hältniss von 1000 X 1000. : 1000 X 1000 X 1000. Der sprach,
dies sind 2/s von jenem; doch der der Rechnung Kundige
sagte, es ist der 10 X 10 X 10te Theil Yiooo. So erfasst der
Zweifel jeden, der eine Kunst betreibt, ohne derselben ge-
wachsen zu sein.
Ein Mensch allein würde ein trübes Leben führen*); er
bedarf zur Annehmlichkeit des Lebens der verschiedensten
Arbeiten, deren ein Mensch allein nicht mächtig ist, denn
das Leben ist kurz und der Künste giebt es viele. Daher
kommen in einer jeden Stadt und einem jeden Dorfe viele
Menschen zusammen, dass einer dem andern beistehe. Die
einen treiben Gewerke, andere Handel, andere betreiben die
Bauten, andere sind mit der Leitung, noch andere mit den
*) Im Auszug mitgelheilt.
— 36 -
Wissenschaften und deren Lehre beschäftigt. Die Einen
sind Diener für die Bedürfnisse der Andern. Sie gleichen
hierin den Brüdern, die von einem Vater abstammen und
in einer Behausung sich in ihrem Leben beistehn. Gewicht
Maass, Preis, Lohn sind bei einer weisen Leitung wohl be-
stimmt, damit dies ein Antrieb für sie sei, eifrig ihr Werk
und ihre Kunst zu betreiben, da ein jeder nach dem Maass
seines Eifers Lohn empfängt.
Ebenso kann der Einzelne aus dieser Welt des Seins
und des Vergehens, aus dem Reiche der Versuchung und
Vergänglichkeit der Adamskinder nnr mit der Hülfe de)'
Brüder entkommen, um zu der Welt der Sphären, zu den in
der Weite des Himmels dem Erhabenen nahgestellten En-
geln zu gelangen.
„Es wird auf Kaiila wa Dimna die beiden Schakalen
hingewiesen, die bei gegenseitigem Beistand aus dem Netz
entkamen. Man nehme nur die [29] Gleichnisse her von
den Dingen dieser Welt, um auf die Dinge der andern Welt
hinzuweisen, so weit diese dem Verstand des Menschen
fassbar sind."
Die geistige Mathematik.
ist eines der Ziele für die Weisen, die in den theologischen
Wissenschaften fest und in den Uebungswissenschaften wohl
geübt sind. Man setzt die Mathematik hinter die Zahlen-
lehre, um die Schüler von dem sinnlich Wahrnehmbaren zu
den Kategorien und von den körperlichen Dingen zu den
geistigen überzuführen. Die Betrachtung der sinnlichen
Mathematik hilft zum Scharfblick in den praktischen Kün-
sten; die Betrachtung der geistigen Mathematik führt zum
Scharfblick in den geistigen Künsten, denn diese Wissen-
schaft ist eine von den Thoren, die zur Erkenntniss von der
Substanz der Seele führen. Diese Erkenntniss ist der Ur-
sprung der Wissenschaften, das Element der Weisheit und
die Wurzel der praktischen und theoretischen Künste.
Die geistige Linie ist als eine abstrakte nur zwischen
zwei Flächen sichtbar. Das ist die gemeinschaftliche Tren-
- 37 -
nungslinie zwischen der Sonne und der Finsterniss; wenn
weder Sonne noch Finsterniss ist, wird keine Linie ge-
schaut.. Die geistige Fläche wird als abstrakte nur
zwischen zwei Körpern geschaut, und dies ist z. B. die ge-
meinschaftliche Trennungslinie zwischen Oel und Wasser.
Der geistige Punkt wird in seiner Abstraktheit nur da
geschaut, wo die Linie in zwei Theile im Sinne getheilt
wird. Der Ort, auf den die Hindeutung fällt, ist dieser
Punkt,
Stellen wir uns die Bewegung dieses Punktes auf
einem Wege vor, so entsteht in unsrem Geist eine ideelle
grade Linie.
Stellt man sich aber die Bewegung dieser Linie in
andere Ebenen vor, als die ist, worin sie vorher war, so
entsteht in deinem Sinn ein ideeller Körper; hat er sechs
viereckige Flächen mit rechten Winkeln ; so ist er ein Würfel.
Die sinnliche Linie ist die geschriebene. Bei den Weisen
und Philosophen ist sie aber ein Körper, so klein er immer
sei; ebenso ist auch ein jeder Theil derselben ein Körper.
Nach Ansicht der Sophisten ist, wenn die Theile klein
sind und noch getheilt werden, nicht mehr ein jeder Theil der-
selben ein Körper, sondern sie nennen ihn dann eine blosse
Substanz ; so lange er nämlich die Theilung annimmt, heisst er
Körper; Substanz aber, wenn er die Theilung nicht mehr an-
nimmt, Die Philosophen aber behaupten das Gegentheil
davon.
Ist die Distance der Flächenbewegung geringer, als
die Distance der Linienbewegung, so entsteht daraus ein
Quaderkörper; ist aber die Distance der Flächenbewegung
grösser als jene, entsteht ein Brunnenkörper; ist sie ihr aber
gleich, entsteht ein Würfel.
Eine jede grade Linie, die in der Vorstellung bestimmt
ist, muss zwei Enden haben; dies sind ihre Spitzen und
heissen ideelle Punkte. Stellt man es sich vor, dass der
eine dieser zwei Punkte sich bewege, bis er zu dem Punkt, von
wo er ausging, zurückkehrt, und der andere ruhe, so ensteht
hierdurch eine ideelle Kreisfläche und ist der ruhende Punkt,
— 38 -
der Mittelpunkt des Kreises; der sich bewegende Punkt
lässt in deinen Gedanken durch ihre Bewegung die Peri-
pherie des Kreises entstehn.
Die erste Fläche, welche aus der Bewegung des Punktes
entstand, ist das Dreieck, dann der Viertelkreis, dann der
Halbkreis, dann der Kreis selbst. Stellt man sich die Bo-
genlinie vor, die den Halbkreis bildet, so ruhen die beiden
Spitzen ; bewegt sich aber diese Linie weiter, bis sie zu ihrem
Ausgangspunkt zurückkehrt, so entsteht in den Gedanken
durch ihre Bewegung eine Kreisfläche.
Es ist durch das bisher Erwähnte klar, dass die gei-
stige Mathematik die Betrachtung der drei Dimensionen
Länge, Breite und Tiefe, [30] frei von den Körpern der
Natur sei.
Diejenigen, welche die sinnliche Mathematik behandeln,
reissen, wenn sie darin geübt sind, und ihre Denkkraft er-
starkte, die drei Dimensionen von den drei Maassen Linie,
Fläche, Körper los; sie bilden sie ihren Seelen ein 'und
betrachten dieselben frei von der Materie. Hierbei wird
die Substanz ihrer Seelen für diese ihr eingebildeten Di-
mensionen wie die Materie und sie sind wie die Form. Sie
nennen dieselben Maasswerthe und verstehen darunter die
Dimensionen, sie können dadurch der Betrachtung der sinn-
lichen Mathematik entbehren.
Dann philosophiren sie darüber und geben von ihnen
Kunde, von ihren Gattungen, Arten, Unterarten; auch davon,
was für Bedeutung ihnen zukommt, wenn man eins mit
dem andern in Verbindung setzet. Sie sagen, die Linie ist
ein Werth mit einer Dimension, die Fläche einer mit zweien,
nämlich in der Idee , der Körper einer mit drei Dimen-
sionen.
Die grade Linie ist die kürzeste Verbindung zweier
Punkte. Der Punkt ist die Spitze der Linie. Die Bogen-
linie ist eine solche, bei der man unmöglich drei Punkte in
einer Richtung denken kann. Der Winkel ist die Berüh-
rung zweier Linien, die in nicht grader Richtung liegen. Figur
ist das, was von einer oder mehreren Linien umschrieben
- 39 —
wird. Kreis ist eine von einer Linie umschriebene Figur;
in ihrem Innern ist ein Punkt, von dem es gilt, dass alle
von ihm zu jener Umgebungslinie ausgehenden Linien ein-
ander gleich sind.
Dreieck ist eine Figur, die von drei Linien umschrieben
wird und drei Winkel hat, Viereck ist eine von vier Linien
umschriebene Figur, sie hat vier Winkel. Dieser Analogie
und diesen Beispielen gemäss behandeln sie die geometrischen
Figuren, ohne auf einen Naturkörper hinzuweisen.
Die meisten Menschen, welche die Wissenschaft der
Mathematik betrachten, meinen, die drei Dimensionen Länge,
Breite und Tiefe hätten eine Existenz und ein Bestehen
in ihrem Wesen. Sie wissen aber nicht, dass diese Existenz
eben nur die Substanz des Körpers ist, oder in der Substanz
der Seele liegt. Die Seele dient ihnen als Materie, und sind
sie in ihr wie Formen, wenn nämlich die Denkkraft sie von
den sinnlichen Dingen abstrahirt hat.
Das Hauptziel bei der Behandlung der Uebungswissen-
schaften ist nämlich das, dass die Seele der Lernenden sich
darin übe, die Formen der sinnlichen Dinge auf dem Wege
der Sinneskraft zu erfassen und sie durch die Denkkraft ihrem
Wesen einzubilden, so dass, wenn das Sinnlich-wahrnehmbare
aus der Bezeugung der Sinne geschwunden ist, die Grund-
züge bleiben. Diese lässt die Sinneskraft zur Vorstellungs-
kraft, die Vorstellungskraft zur Denkkraft und die Denk-
kraft zu der Gedächtniss-Kraft als der Seele eingeformte
gelangen.
Dann kann die Seele hierbei des Dienstes der Sinnes-
kräfte bei der Erfassung des Gewussten entbehren; sie be-
trachtet ihr Wesen und findet die Formen aller geistigen
Dinge in ihrer Substanz. Sie kann der Körper dann ent-
behren und stellt sich das Seiende vor.
[31] „Hierdurch wird die Seele frei, sie entgeht den
Banden der Natur und gelangt zu der geistigen und geist-
lichen Reinheit; dies ist das Endziel für die Bestrebungen
dieser Philosophen. u
— 40 —
Die geometrischen Figuren, ihre Unterarten mit besonderen Eigentüm-
lichkeiten, wir wir solche auch sthou bei den Zahlen hervorhoben.
Zunächst das Dreieck. Die Figur mit drei Seiten und
drei Winkeln. Es zerfällt in sieben Arten:
1. Gleichseitig mit spitzen Winkeln.
2. Spitzwinklig, gleichschenklig.
3. Spitzwinklig mit ungleichen Seiten.
4. Rechtwinklig, gleichschenklig.
5. Rechtwinklig mit ungleichen Seiten.
6. Stumpfwinklig, gleichschenklig.
7. Stumpfwinklig mit ungleichen Seiten.
Jedes einzelne dieser Dreiecke hat eine Eigenthüm-
lichkeit, die den andern fehlt. Dies ist im ersten Buch des
Euklid im ersten Abschnitt mit seinen Beweisen dargelegt.
Wir erwähnen hier nur die Eigenthümlichkeiten, die in ihrer
Weite sie alle umfassen.
I. Jedes Dreieck, wie es auch sei, muss zwei spitze
Winkel haben, der dritte kann spitz, recht, oder stumpf sein.
II. Die drei Winkel eines jeden Dreiecks sind zusam-
men zweien Rechten gleich.
III. Die längste Seite eines Dreiecks ist die Sehne des
grössten Winkels.
IV. Je zwei Seiten eines Dreiecks zusammengenommen
sind grösser als die Dritte.
V. Verlängert man die eine Seite eines Dreiecks, so ent-
steht ein Aussenwinkel, und dieser ist grösser als irgend ein
Winkel, der ihm gegenübersteht; er ist gleich den beiden ihm
gegenüberstehenden inneren Winkeln.
VI. Trifft der (Stein) Lothfall eines Dreiecks die Mitte
seiner Grundlage, so ist dieses Loth die Distanz dieses
Dreiecks.
VII. Bei einem rechtwinkligen Dreieck ist das Quadrat
der Sehne eines Winkels kleiner als das Quadrat der
Sehne des rechten Winkels. Das Quadrat der Sehne des
rechten Winkels ist gleich den beiden Quadraten der beiden
anderen Schenkel.
— 41 —
Bei einem spitzwinkligen Dreieck ist das Quadrat der
Sehne des spitzen Winkels kleiner als das Quadrat der bei-
den übrigen Schenkel und zwar um das Viereck, so gebildet
wird aus dem Schenkel, worauf das Loth fällt, mit dem dop-
pelten Stück vom Fallort des Lothes bis zum Winkel.
Bei einem stumpfwinkligen Dreieck ist das Quadrat der
Sehne des stumpfen Winkels grösser als das Quadrat der
beiden Schenkel und zwar um das Viereck, das aus einem
der Schenkel und dem doppelten Stück von ihm bis zum
Fallort des Perpendikels gebildet wird.
Das Viereck hat vier Seiten und vier Winkel; es
zerfällt in fünf Arten:
1. Das Viereck mit gleichen Seiten und rechten
Winkeln.
2. Das längliehe Viereck mit rechten Winkeln, je zwei
einander gegenüberstehende Seiten sind einander gleich.
3. Das verschobene Viereck mit gleichen Seiten, doch
verschiedenen Winkeln.
4. Das dem verschobenen ähnliche Viereck, in dem je
zwei einander gegenüberstehende Seiten gleich sind.
5. Das Viereck mit verschiedenen Seiten und Winkeln.
Jede dieser Figuren hat Eigenthümlichkeiten , deren
Ausführung zu weit führen möchte; wir erwähnen nur, was
ihnen allesammt eigenthümlich ist.
I. In einem jeden Viereck sind die vier Winkel vier
Rechten gleich.
II. Ein jedes Viereck lässt sich in zwei Dreiecke thei-
len ; fügt man dazu noch ein Dreieck, so entsteht ein Fünfeck.
Ein Fünfeck ist eine Figur, die von fünf Seiten um-
schlossen wird ; sie ist die erste der Figuren mit vielen gleichen
Winkeln und einander gleichen Seiten, von denen eine jede
von einem Kreise umschlossen werden, oder selbst einen Kreis
umschliessen kann.
Je mehr eine dieser vielwinkligen Figuren Winkel hat,
i desto grösser ist sie und umspannt eine weitere Dimension,
als die, welche weniger Winkel hat, wenn auch der sie um-
schreibende Kreis derselbe ist.
— 42 —
Multiplicirt man einen Perpendikel der Dreiecke des
Vielecks mit ihren Basen, so ergiebt dies den Inhalt (die
Dimension^ dieser vieleckigen Figur.
Dem gleichseitigen und gleichwinkligen Sechseck ist's
eigentümlich, dass eine jeder seiner Seiten gleich dem hal-
ben Durchmesser des ihn umgebenden Kreises ist.
Kurz es giebt keine Figur, die nicht eine oder eine An-
zahl von Eigenthümlichkeiten hätte. Wir unterlassen sie zu
erwähnen, um nicht weitschweifig zu werden. Den Eigen-
schaften des Sechsecks hat Euklid einen besonderen Abschnitt
in seinem Buche gewidmet.
Die Kreisfigur ist eine Fläche, welche von einer einzigen
Linie umgeben wird; ihr Mittelpunkt liegt in ihrer Mitte.
Alle ihre Durchmesser sind einander gleich. Sie hat einen
weiteren Umfang, als alle vielwinkligen Figuren mit gleich
langer Umfassungslinie.
Alle Figuren sind im Kreise der Kraft nach vorhanden.
Die Kugelgestalt ist ein von einer Fläche umgebener
Körper ; er theilt die Eigentümlichkeit des Kreises und steht
mit allen Körpern in demselben Verhältniss wie der Kreis
zu den anderen Flächen.
Die Eigenthümlichkeiten des Kreises werden im letzten
Abschnitt vom Buche des Euklid dargestellt.
Das Endziel der mathematischen Bücher des Euklid und
anderer ist, die Eigenthümlichkeiten der drei Maasse Linien,
Flächen und Körper und ihre eigentlichen Werthe darzustel-
len, sowie auch anzugeben, welche Beziehungen zwischen dem
einen zum andern stattfinden.
In der vorigen Abhandlung haben wir etwas von den
Eigenthümlichkeiten der Zahlen und in dieser etwas von den
Eigenthümlichkeiten der Figuren angegeben; jetzt wollen
wir etwas von den Eigenthümlichkeiten beider zusammen
hervorheben.
Verbindet man einige Zahleu und einige mathematische
Figuren mit einander, so gehen daraus andere Eigenthüm-
lichkeiten hervor, die eine jede einzelne derselben allein
nicht hat.
— 43
1. Schreibt man neun Zahlen in dieser neunfach ge-
formten Gestalt, so kommt, wie man auch immer zähle, die
Summe 15 heraus. (Figur 1.)
Fig. 1.
2 | 7 | 6
9 | 5 1
4 | 3 8
Schreibt man 16 in dieser Figur mit 16 Fächern, so
kommt, wie man auch immer zähle, 34 heraus. (Figur 2.)
Fig. 2.
4
14
15
1
9
7
6
12
5
11
10
! 8
16
2
3
13
3. Dasselbe gilt von 25; schreibt man sie in einer Form
mit 25 Fächern, so kann man zählen, wie man will, die
Summe ist 65. (Figur 3.)
Fig. 3.
21
3
4 !
12
25
15
17
6 !
19
1 8
10
24
13 !
2
1 16
18
7
20 1
9
1 11
1
14
22 !
23
0
4. Schreibt man 36 in dieser Form, so ist die Summe,
wie man auch immer zähle, 111. (Figur 4.)
Fig. 4.
11
22
32
5
23
18
25
16
7
30
13
20
27
6 !
35 ,
36 |
4 |
3
10
31
1
2
33
24
14
19
8
29
26
15
21
24
17
| 28
! 9
12
5. Schreibt man 49 in dieser Form mit 49 Fächern, so ist
die Summe, wie man immer zähle, 175.
Dasselbe gilt von 64, in einer Figur mit 64 Fächern, wie
man auch immer zähle, die Summe ergiebt stets 260.
— 44 -
Ebenso verhält es sich mit 81; so in einer Figur mi
81 Fächern niedergelegt, wie man auch immer zähle, die
Summe ist stets 369. *)
[34] Als Nutzen der Zahlenfigur in den neun Feldern wird
dann angegeben, dass, wenn man sie auf zwei irdene Scher-
ben, die das Wasser nicht begiesst, schreibt und sie vor!
einen mit Talk beworfenen Spiegel hängt, es sich dann trifft
dass der Mond in der neunten Station steht und mit dem
Herrn der neunten Station verbunden ist, die Nativitaet dies
erleichtert.**) Dies ist die Form. Hiernach verfahren die,
so Talismane aufstellen.
Es giebt nichts unter dem Vorhandenen, es werde in
den Uebungs- , Natur- und theologischen Wissenschaften be
handelt, es hätte denn eine Eigentümlichkeit, die den an-
deren fehlt; auch haben ihre Gesammtheiten Eigenthüm
lichkeiten, die den Einzelheiten abgehen. Dies gilt von
den Zahlen-Figuren und Formen, von Ort und Zeit, von
aromatischen (medicinischen) Pflanzen, von Speisen, Farben
Gerüchen, Tönen, von Wort und That, von Consonanten und
Vocalen. Verbindet man diese Dinge nach den Beziehungen
der Zusammensetzungen, so treten ihre Eigentümlichkeiten
und ihre Wirkungen hervor.
Die Richtigkeit unsrer Behauptung wird bewiesen durch
die Wirkungen der Heilmittel, Pflaster und Tränke, durch
die musikalischen Melodien und ihre Wirkung auf Leib und
Seele. Das ist keinem verständigen Philosophen verborgen,
und stellten wir etwas davon in der Abhandlung der Musik dar.
Die Betrachtung der sinnlichen Mathematik hilft
zum Scharfblick in den Gewerken ; die der geistigen
Mathematik giebt die Erkenntniss von den Eigentümlich-
keiten der Zahlen und Figuren, sie lässt die Eigenschaft
von den Einwirkungen der einzelnen Himmelskörper und der
musikalischen Töne auf die Seelen der Hörenden ersehen.
*) Es folgt pag. 34 die Beschreibung von Schachzügen, die bei ieei
gelassenem Schema unverständlich sind.
**) Zusatz : oder mit dem Herrn seines Hauses von der neunten Station.
- 45 —
Die Betrachtung, wie unsere Sinne ihre Objecte erfassen,
lasst erkennen, wie die vom Leibe getrennte Seele auf die
mit dem Körper in der Welt des Entstehens und Vergehens
verbundene Seele wirkt.
Somit liegt in der Wissenschaft der geistigen Mathematik
für die Betrachtenden ein Weg zur Erkenntniss der Seele,
so Gott hilft und leitet.
Die Astronomie- oder Sternkunde.
Die Sternkunde zerfällt in drei Arten.
a) Die Kenntniss von der Zusammenfügung der (Himmel-)
Sphären, von der Menge der Sterne, der Eintheilung der-
selben in Sternzeichen, von den Dimensionen, der Grösse
und Bewegung der Sterne und dergl. Dieser Theil der Stern-
kunde heisst die Wissenschaft der Himmelsform.
b) Die Kenntniss von den astronomischen Tafeln, sie
richtig herzustellen, dann die Zeitberechung zu bestimmen
u. dero-1.
c) Die Kenntniss davon, wie man durch den Umschwung
des Himmels, den Aufgang der Sternzeichen, und die Bewe-
gung der Sterne richtig auf das Seiende, noch bevor es unter
dem Mondkreis ist, schliesst. Diese Art heisst die Astrologie.
Von allen drei Arten der Sternkunde erwähnen wir hier
etwas als Anleitung für die Anfänger.
Die Grundzüge der Sternkunde bestehen in der Kenntniss
von drei Dingen: Sterne, Sphären und Sternzeichen,
Die Sterne sind kugelrunde leuchtende Körper. 1029
grosse Sterne werden von den Instrumenten erreicht. Sieben
davon heissen Wandelsterne; es sind Saturn, Jupiter, Mars,
die Sonne, die Venus, Merkur, Mond. Die andern heissen
Fixsterne. Ein jeder dieser sieben Wandelsterne hat eine
ihm specielle Sphäre.
Die Sphären sind durchsichtige hohle Kugelkörper; es
giebt deren neun, eine gefügt in das Innere der andern wie
die Ringe einer Zwiebel. Uns zunächst liegt die Sphäre des
Mondes. Dieselbe umgiebt die Luft von allen Seiten, wie die
Schale des Eies das Weisse desselben umgiebt.
- 47 —
Die Erde ist im Iunern der Luft wie das Gelbe im
Weissen des Eies.
Hinter der Mondsphäre ist die Sphäre des Merkur.
Dann folgt die der Venus, dahinter die derSonne; hinter der Son-
nejisphärc folgt die des Mars, dann die des Jupiter, darauf
die des Saturn. Hinter der Sphäre des Saturn folgt die der
Fixsterne und hinter der der Fixsterne folgt die Umge-
bungssphäre.
Die Umgebungssphäre ist in einem fortwährenden Um-
schwung wie ein Wasserrad; es kreist von Ost nach West
über der Erde und von West nach Ost unter der Erde.
Jeden Tag macht sie einen Umschwung, sie dreht mit sich
die übrigen Sphären und Sterne. (Vgl. den Koranspruch 21,
34 „Alles in einer Sphäre preist Gott").
Die Umgebungssphäre ist in zwölf Theile getheilt. Diese
gleichen den [36] Schnitten einer Melone. Ein jeder dieser
Theile heisst Sternzeichen. Dies sind ihre Namen: Widder,
Stier, Zwillinge, Krebs, Löwe, Aehre, Wage, Scorpion, Bo-
gen, Steinbock, (Wasserträger) Urne, Fisch. Ein jedes
Sternzeichen hat 30 Grad, macht zusammen 360 Grad. Jeder
Grad zerfällt in 60 Theile: Minuten, macht zusammen 21600
Minuten. Jede Minute zerfällt wieder in 60 Theile: Zwei-
theile; diese wieder in 60 Theile; Drittheile u. s. f. Vier-
theile, Fünftheile, Sechstheile.
Die Sternzeichen sind verschieden geartet, sowohl in
Hinsicht der Zahl, als der Eigenschaftsannahme. Wir heben
das Notwendigste hervor.
Die Zeit zerfällt in vier Theile: Frühling, Sommer,
Herbst, Winter; dann giebt es vier Seiten: Ost, West, Süd,
Nord. Ebenso giebt es vier Elemente: Feuer, Luft, Wasser,
Erde; dann giebt es vier Naturen: Hitze, Kälte, Trockniss,
Frische ; dann vier Mischungen : Gelb- und Schwarzgalle, Spei-
chel, Blut; dann vier Winde: Nord-, Süd-, Ost-, Westwind.
Von den zwölf Sternzeichen sind sechs nördlich und
i sechs südlich; sechs graden Aufgangs, sechs curvischen
l Aufgangs; sechs männlich, sechs weiblich; sechs täglich,
i sechs nächtlich ; sechs unter der Erde, sechs über derselben.
— 48 -
Sechs steigen auf bei Nacht und sechs bei Tage ; sechs stei-
gen auf, sechs sinken nieder: sechs sind rechts und sechs
sind links; sechs stehen seitens der Sonne und sechs seitens
des Mondes.
Die sechs nördlichen Sternzeichen sind Widder, Sti^r,
Zwillinge, Krebs, Löwe, Aehre.
Die sechs südlichen sind Waage, Scorpion, Bogen, Stein-
bock, Urne, Fisch,
Ist die Sonne in den nördlichen Sternzeichen so ist die
Nacht kürzer und der Tag länger; weilt sie in den südlichen,
so ist die Nacht länger und der Tag kürzer.
Grad aufgehend sind Krebs, Löwe, Aehre, Waage, Scor-
pion, Bogen. Ein jedes derselben steigt auf in mehr denn
zwei Stunden. Weilt die Sonne in einem dieser Sternzeichen,
so sinkt sie vom Norden zum Süden nieder und von der oberen
Abscisse zur unteren; die Nacht ist kürzer als der Tag.
Curvischen Aufgangs sind Steinbock, Urne, Fisch, Wid-
der, Stier, Zwillinge.
Ein jedes von ihnen steigt auf in weniger als zwei
Stunden. Weilt die Sonne in einem von ihnen, so steigt
sie auf von Süden nach Norden und von der unteren zur
oberen Abscisse. Der Tag ist kürzer als die Nacht.
Die sechs männlichen und täglichen sind Widder, Zwil-
linge, Löwe, Waage, Bogen, Urne.
Die sechs weiblichen und nächtlichen sind Stier, Krebs,
Aehre, Scorpion, Steinbock, Fisch.
Die sechs, welche bei Tage aufgehn, sind die sechs
Sternzeichen, von dem, in welchem die Sonne weilt, bis
zum siebenten Zeichen davon.
Die sechs, welche bei Nacht aufgehn, sind die vom sie-
benten Zeichen bis zu dem, [37] in welchem die Sonne ist.
Die sechs auf der Seite der Sonne sind die vom Löwen
bis zum Steinbock.
Die sechs auf der Seite des Mondes sind die von der
Urne bis zum Krebs.
In einer anderen Beziehung zerfallen die Sternzei-
chen in:
— 49 —
a) Frühlingliche; sie steigen im Norden auf, wenn der
Tag länger ist, als die Nacht; es sind ihrer drei: Widder,
Stier, Zwillinge.
b) Sommerliche; sie steigen vom Norden nieder, wenn
die Nacht viel kürzer ist, als der Tag; es sind ihrer drei:
Krebs, Löwe, Aehre.
c) Herbstliche; sie steigen im Süden nieder, wenn die
Nacht den Tag überwiegt; es sind ihrer drei: Wage, Scor-
pion, Bogen.
d) Winterliche, steigen auf im Süden, wenn der Tag
viel kürzer ist, als die Nacht. Steinbock, Urne, Fisch.
Noch in einer anderen Beziehung zerfallen diese Stern-
zeichen in vier Theile:
1. Die Dreifachen, so feurig, heiss, trocken, östlich
und von einer Natur sind: Widder, Löwe, Bogen.
2. Die Dreifachen so staubartig, kalt, trocken, südlich,
und von einer Natur sind: Stier, Aehre, Steinbock.
3. Die Dreifachen so luftartig, heiss, feucht, westlich,
und von einer Natur sind: Zwillinge, Wage, Urne.
4. Die Dreifachen so wasserartig, kalt, feucht, nörd-
lich und von einer Natur sind: Krebs, Scorpion, Fisch.
In anderer Beziehung zerfallen diese Sternzeichen in
drei Theile:
Vier von ihnen sind wandelbarer Zeit: Widder, Krebs,
Wage, Steinbock.
Vier von ihnen sind feststehender Zeit: Stier, Löwe,
Scorpion, Urne.
Vier von ihnen sind doppelter Körper (glücklich und
unglücklich): Zwillinge, Aehre, Bogen, Fisch.
Es ist klar, dass, wenn es der Sternzeichen mehr oder
weniger als zwölf gäbe, die Theilung in der erwähnten Weise
nicht durchginge ; demnach sind es in nothwendiger Folge
der Weisheit zwölf, denn der Schöpfer thut nur das Wei-
seste und Sicherste.
Der Herr schuf die Sphären in kugliger Gestalt, denn
dies ist die vortrefflichste aller Gestalten, sie ist die
weiteste, leidet am wenigsten Beschädigung und ist am
Dieterlci. arab. Propaedeutik. 4
— 50 —
schnellsten in der Bewegung, ihr Mittelpunkt liegt gerade
in der Mitte, und sind ihre Durchmesser einander gleich.
Eine einzige Fläche umschliesst sie, und ein anderer Körper
berührt sie immer nur an einem Punkt. Diese Eigenschaften
finden sich an keiner anderen Gestalt, als an dieser. Auch
setzte Gott ihre Bewegung als die kreisförmige, denn diese
ist die vortrefflichste aller Bewegungen.
Die zwölf Sternzeichen vertheilen sich zwischen diese
Sterne, nämlich die sieben Wandelsterne, in verschie-
denen Weisen, sie machen in denselben in der verschieden-
sten Beziehung Theilung und (Grenz-) Linien, so Haus
(Glück) und Schaden; untere und obere Abscisse, Aufstieg
und Niederstieg. Dann gehört hieher die Herrschaft der
Dreifachen, die der Grenzen und die der Anfänge; die Herr-
schaft der Knotenpunkte (Haupt und Schweif des Drachens),
die Herrschaft der Zwölf [38], dann die Herrschaft der
Pfeilorte und andere. Die Wandelsterne sind wie der Geist,
und die Sternzeichen wie der Leib.
Haus und Schaden.
Der Löwe ist das Haus der Sonne, der Krebs das des Mon-
des, die Zwillinge und die Aehre sind die beiden Häuser des
Mercur; Stier und Wage die der Venus; der Widder und
Scorpion sind die des Mars; Fisch und Bogen die des Ju-
piter; Steinbock und Urne die des Saturn. Ein jeder dieser
Sterne hat ein Haus von Seiten der Sonne und eins von
Seiten des Mondes. Der Schaden eines jeden Sterns ist
seinem Haus grad gegenüberstehend. Von diesen Sternen
sind die Einen in den Häusern der Anderen. Bestimmte
(Himmels-) Oerter sind der Hochstieg und der Niederstieg,
die obere und die untere Abscisse, das Haupt und der
Schwanz des Drachens.
Nähere Erklärung: Hochstieg ist die herrlichste Stelle
der Sterne im Himmelsrund; ihr Niederstieg das Gegentheil.
Obere Abscisse ist der höchste Ort des Sternes im
Himmelsrund, und die untere Abscisse das Gegentheil davon.
Hochstieg der Sonne ist im Widder, dem Haus des
— 51 —
Mars; ihre obere Abscisse in den Zwillingen, dem Haus des
Mercur. Hochstieg des Saturn ist in der Wage, dem Haus der
Venus; seine obere Abscisse in dem Bogen, dem Haus des
Jupiter. Sein Knotenpunkt ist in dem Krebs, dem Haus des
Mondes. Knotenpunkt ist der Durchschnitt der Sonnenbahn
durch die Sternbahn. Dies findet, wenn die Sonne durch die
Sternzeichen geht, an zwei Punkten statt; der eine ist der
Kopf des Drachens, der andere der Schweif desselben. Wenn
der Saturn durch die Sternzeichen geht, so durchschneidet
sein Lauf sechs Sternzeichen rechts von der Sonnenbahn, dann
geht er über zu der anderen Seite und durchwandelt die
sechs Sternzeichen links von der Sonnenbahn. So schneiden
sich die beiden Bahnen an zwei Orten, von denen der eine
der Kopf, der andere der Schweif des Drachens heisst.
Ein jeder der fünf Wandelsterne hat den Durchschnitts-
punkt wie der Saturn ; dies ist in den astronomischen Tafeln
erwähnt. In den Tabellen ist der Durchschnittspunkt des
Mondes angegeben; die beiden Durch schnittspunkte heissen
auch die beiden Knoten. Sie werden nur kurz in den Ta-
bellen behandelt, denn sie werden übertragen auf die Stern-
zeichen und Grade. Sie haben einen Wandel wie die Sterne
und haben auch dieselbe Bedeutung wie jene.
Kommen Sonne und Mond in einer Zeit bei einem dieser
beiden Knoten in einem Sternzeichen und in einem Grade
zusammen, so verfinstert sich die Sonne. Dies geschieht nur
am Ende eines Monats, denn der Mond wandelt dem Ort
der Sonne gegenüber in Sternzeichen und Graden, so dass
er das Licht der Sonne vor unseren Blicken hindert; wir
sehen sie verdunkelt (eigentlich defect), so wie ein Stück
einer Wolke es vor unseren Blicken verhüllt. [39]
Dies findet somit statt, wenn er unserem Auge und auch
der Sonne gegenüber vorüberzieht.
Steht die Sonne bei einem der beiden Knoten und kommt
der Mond zum anderen, wird der Mond verfinstert. Eine
Mondfinsterniss findet nur in der Mitte des Monats statt,
denn der Mond ist in der Mitte des Monats in dem Stern-
zeichen, welches dem Sternzeichen, in welchem sich die Sonne
4*
— 52 —
befindet, gerade gegenüber steht. Dann steht die Erde in
der Mitte, so dass das Licht der Sonne gehindert wird, den
Mond zu erleuchten, dann sieht man den Mond verfinstert,
da er nicht an sich Licht hat, sondern sein Licht von der
Sonne nimmt.
Der Hochstieg der Sonne ist im Widder, und ihre obere
Abscisse im Orion- (Zwillinge); ihr Drachenkopf im Bogen.
Der Hochstieg des Jupiter ist im Krebs, seine obere
Abscisse in der Aehre, sein Drachenkopf im Orion.
Der Hochstieg des Mars ist im Steinbock, seine obere
Abscisse im Löwen, sein Drachenkopf im Widder.
Der Hochstieg der Venus ist im Fisch, ihre obere Ab-
scisse im Orion, ihr Drachenkopf im Stier.
Der Hochstieg des Mercur ist in der Aehre, ihre obere
Abscisse in der Wage, der Drachenkopf im Widder.
Der Hochstieg des Mondes ist im Stier, seine obere
Abscisse bewegt sich in den Sternzeichen hin und her. Dies
wird aus Tabellen und astronomischen Tafeln klar.
Dem Hochstieg eines jeden Sternes gegenüber steht der
Niederstieg desselben, im siebenten Zeichen davon, dem
Grade des Hochstiegs grad entsprechend ; der oberen Abscisse
gegenüber steht die untere Abscisse, und dem Kopf des
Drachens grade gegenüber ist die Stelle des Drachenschweifs,
im siebenten Sternzeichen davon.
Die Herrschaft der Dreifachen, ihre Anfänge und ihre Grenzen.
Von den Wandelsternen hat einer mit den Häusern des
andern Gemeinschaft. Ferner haben sie in jenen Theilungen;
diese heissen Anfänge, auch haben sie in ihnen Linien, die
die Grenzen heissen.
Erklärung: Die drei Sternzeichen von einer Natur heissen
die Dreifachen, (wie oben schon gesagt ist.) Die Leitung der
drei Sternzeichen heisst Herrschaft. Die Dreifachen führen auf
drei Lebensdauern der Geborenen. Die drei Feuerherren
sind am Tage Sonne und dann Jupiter; in der Nacht erst
Jupiter und dann die Sonne; ihr Genoss bei Tag und bei
der Nacht ist der Saturn. Die drei Erdherren sind am Tage
— 53 —
Venus und dann der Mond; in der Nacht der Mond und
dann die Venus; ihr Genoss ist bei Tag und bei der Nacht
der Mars.
Die drei Luftherren sind am Tage Saturn, dann der
Mercur; in der Nacht Mercur, dann der Saturn; ihr Ge-
noss bei Tag und bei der Nacht Jupiter.
Die drei Wasserherren sind am Tage Venus und dann
Mars, in der Nacht Mars und dann Venus, ihr Genoss bei
Tag und bei der Nacht ist der Mond.
Die Herren der Anfange. [40]
Jedes der zwölf Sternzeichen zerfallt in drei Drittheile,
und jedes Drittheil in zehn Grade; sie heissen Anfänge in
Bezug auf einen Wandelstern, der dann der Herr des An-
fangs heisst; es wird durch denselben die Form des Gebor-
nen und das Aeussere der Dinge angegeben.
Nähere Erklärung: Die ersten zehn Grade des Widders
sind Anfang des Mars, die zweiten Anfang der Sonne, die
letzten Anfang der Venus.
Vom Sternzeichen Stier sind die ersten zehn Grade
Anfang des Mercur, die zweiten des Mondes, die letzten des
Saturn.
Vom Sternzeichen Orion sind die ersten zehn Grade
Anfang des Jupiter, die zweiten zehn Grade die des Mars,
die letzten zehn die der Sonne.
Nach dieser Analogie geht es bis zum Ende des Fisches;
je zehn Grade gehören einem Stern an, nach der Folge der
Sphären.
Die Grenzen und ihre Herren.
Ein jedes dieser Sternzeichen zerfällt in fünf Theile von
verschiedenen Graden, der kleinste Theil hat zwei Grade,
der grösste zwölf. Ein jeder dieser Theile heisst Grenze,
und wird derselbe auf einen der fünf Wandelsterne bezogen,
der Herr der Grenze heisst. Durch denselben wird der Cha-
- 54 —
rakter des Gebornen angezeigt, doch hat weder Sonne noch
Mond darin Antheil.
Sie zu berechnen haben wir einen Kreis gezogen und je
zwei Buchstaben geschrieben, den ersten für den Namen
des Herrn der Grenze, den zweiten als Nummer des Grades
desselben. Ebenso für die Berechnung der Anfange, ein
Buchstabe zeigt den Herrn derselben an, und der andere den
wievielten Grad des Anfangs. Zeichen des Saturn (zuchal oder
kaiwan) ist kaf, des Jupiter (muschtari) mim, des Mars
(mirrich oder bahram) ba, der Sonne (schams) ist sin, des
Mondes (qamar) ist kof, der Venus (zuhra) ze, des Mercur
(cutarid) Ajin. Der weiteste Kreis enthält die Berechnung der
Grenzen je zwei Buchstaben, der mittlere Kreis die Berech-
nung der Anfänge, der kleine Kreis die Namen der Stern-
zeichen.*)
Die Wandelsterne.
Zwei der Wandelsterne sind die beiden Leuchtenden:
Sonne und Mond. Zwei derselben sind die beiden Glück:
Venus und Jupiter. Zwei derselben sind die beiden Unglück:
Saturn und Mars. Einer ist gemischter Natur, nämlich Mercur,
ebenso die beiden Knotenpunkte Kopf und Schweif.
Ihre Natur.
Sonne: männlich, täglich, heiss, trocken, leuchtend Glück.
Saturn: kalt, trocken, männlich, täglich, Unglück.
Venus : kalt, feucht, weiblich, nächtlich, Glück.
Mercur: zart, gemischter Neigung, Glück mit Glück,
Unglück mit Unglück.
Mars: heiss, trocken, weiblich, nächtlich, Unglück.
Jupiter: heiss, feucht, männlich täglich, Glück.
Mond : kalt, feucht, weiblich, nächtlich, leuchtend, Glück.
Das Haupt des Drachens gleich Jupiter. Der Schweif
gleich Saturn.
) Leider fehlt die Figur, wofür Raum gelassen.
— 55 -
Ihr Lieht.
[41] Das Licht der Sonne ist 15 Grad vor ihr und eben-
soviel hinter ihr.
Das Licht des Mondes ist 12 Grad vor ihm und eben-
soviel hinter ihm.
Das Licht des Saturn und Jupiter ist 9 Grad vor ihnen
und ebensoviel hinter ihnen.
Das Licht des Mars ist 8 Grad vor ihm und ebensoviel
hinter ihm.
Das Licht der Venus und des Mercur eines jeden ist
7 Grad vor ihnen und ebensoviel hinter ihnen.
Was toiii Tag und von der Naeht ihnen angehört.
Nacht und Tag und die Stunden beider sind zwischen
die 7 Wandelsterne vertheilt.
lste Stunde vom ersten Tag (Sonntag) und dem fünften
(Donnerstag) Nacht gehören der Sonne.
lste Stunde vom zweiten Tag (Montag) und Freitags
Nacht gehört dem Monde.
lste Stunde vom 3. Tag, Dienstag, und Sonnabend Nacht
gehört dem Mars an.
lste Stuude vom 4. Tag, Mittwoch, und Sonntag Nacht ge-
hört dem Mercur an.
lste Stunde vom 5. Tag, Donnerstag, und Montag Nacht
gehört dem Jupiter.
lste Stunde vom 6. Tag, Freitag, und Dienstag Nacht ge-
hört der Venus.
lste Stunde vom 7. Tag, Sonnabend, und Mittwoch Nacht
gehört dem Saturn.
Die übrigen Stunden der Nacht und des Tages sind
zwischen diese Sterne nach der Reihenfolge ihrer Sphären
vertheilt. Die erste Stunde vom Sonntag gehört der Sonne,
die zweite der Venus, da ihre Sphäre unter der der Sonne
ist; die dritte dem Mercur, dessen Sphäre unter der der
Venus liegt; die vierte dem Monde, dessen Sphäre unter der
— 56 —
des Mercur folgt; die fünfte dem Saturn, die sechste dem
Jupiter, die siebente dem Mars, die achte der Sonne, die
neunte der Venus, die zehnte dem Mercur, die elfte dem
Monde, die zwölfte dem. Saturn. So werden alle Stunden
des Tages und der Nacht berechnet, man fängt von der
ersten Stunde nach der Reihenfolge ihrer Sphären an, wie
wir darthaten.
Die Zahlen, welche diesen Sternen angehören.
Einem jeden dieser Wandelsterne wohnt eine Hinwei-
sung auf bestimmte Zahlen von Jahren, Monaten, Tagen und
Stunden bei. Durch sie wird die Menge der Lebensjahre
für das Geborene angegeben, so wie auch die Dauer, wie
lange die Wesen in der Welt des Entstehens und Vergehens
weilen angedeutet wird.*)
Der Umschwung des Himmels und Theilung seiner Viertel.
Der Umgebungskreis schwingt immerfort um, wie ein
Wasserrad; er kreist von Ost nach West über und von
West nach Ost unter der Erde.
So ist denn stets die Hälfte des Himmels, 6 Sternzei-
chen, 180 Grad, über der Erde. Diese heisst die Rechte und
die andere Hälfte .6 Sternzeichen 180 Grad unter der Erde,
sie heisst die Linke. So oft nun ein Grad vom Ostpunkt
aufsteigt, geht seinesgleichen im Westpunkt vom siebenten
Sternzeichen unter; so gehen denn stets 6 Sternzeichen bei
Tage und sechs bei Nacht auf.
Es ist stets ein Grad im östlichen Horizont, ein anderer
seines gleichen im westlichen, ein anderer steht gerade in
der Mitte des Himmels, dieser heisst Pflock des Zehnten
und ein anderer seines gleichen ist herabgesunken unter die
Erde und heisst Pflock des Vierten [42]. Es ist somit der
Himmel stets in vier Viertel, ein jedes zu 90° getheilt.
*) Es sind hier 5 Zeilen im Manuscript leer gelassen.
— 57 —
Vom Ostpunkt bis zum Pflock des Himmels sind 90
Grad; diese heissen das in die Luft aufsteigende östliche
Viertheil. Vom Pflock des Himmels bis zum Westpunkt
sind 90 Grad, diese heissen das herabsinkende Westviertheil.
Vom Westpunkt bis zum Pflock der Erde sind 90 Grad;
sie heissen das in die Finsterniss sinkende Südviertel. Vom
Pflock der Erde bis zum Ostpunkt sind 90 Grad; sie heissen
das aufsteigende Nordviertheil.
Der Umschwung der Sonne durch die Sternzeichen, die Veränderungen
der Jahrcsyiertel.
Die Sonne kreist durch die 12 Sternzeichen in je 365Y4
Tage einmal; sie weilt in einem jeden Sternzeichen 30 Tage
4- einen Bruch und in einem jeden Grade einen Tag und
eine Nacht -(- einen Bruch; sie ist bei Tag über, bei Nacht
unter der Erde. Sie steigt im Sommer hoch in der Luft
durch die nördlichen Sternzeichen und kommt dem Zenit
unserer Häupter nah.
Aber im Winter ist sie in den südlichen Sternzeichen
und steht niedrig in der Luft, sie ist fern vom Zenit unse-
rer Häupter. In ihrer oberen Abscisse erhebt sie sich hoch
im Himmel und ist von der Erde fern, aber in ihrer unteren
Abscisse sinkt sie nieder am Himmel und kommt sie der
Erde näher. *)
Eintritt der Sonne in die Viertel des Himmels.
Tritt die Sonne in den ersten Grad vom Sternzeichen
Widder, ist Tag und Nacht gleich, das Klima (die Zeit)
gemässigt, es wendet sich der Winter und beginnt der Früh-
ling. Die Luft ist lieblich, es weht der Frühlingswind, es
schmilzt der Schnee. Die Wasser fliessen in den Rinnsalen,
die Ströme dehnen sich, die Quellen sprudeln, es sprosst das
Gras, die Saat wird lang, es wächst das Kraut, es glänzen
Blüthen und Blätter an den Bäumen, die Blumen öffnen sich,
*) Es gehören zu diesem Abschnitt zwei Figuren, die aber nicht ausge-
führt sind.
— 58 —
das Antlitz der Erde wird grün. Die Thiere gebären, ihre
Euter sind milchreich. Die Jungen erstehen und sie breiten
sich aus über das Angesicht der Erde. Die Erde treibt ihre
Zierde hervor und ist geschmückt. Die Menschen freuen
sich und wünschen sich Glück. Die Welt gleicht einer jun-
gen Maid, die sich schmückt und erglänzt für die Schauenden.
Eintritt des Sommers.
Gelangt die Sonne zum Ende der Zwillinge und zum
Anfang des Krebses, erreicht die Länge des Tages und die
Kürze der Nacht ihre höchste Höhe. Dann beginnt der
Tag abzunehmen, der Frühling wendet sich und es tritt der
Sommer ein. Die Hitze wird stark, und die Luft warm, es
weht der Samum. Die Wasser schwinden, die Halme wer-
den trocken, [43] die Körner fest, es zeitigt die Ernte, die
Früchte kommen zur Reife, die Thiere werden fett, die Kraft
der Körper wird stark, die Erde giebt reiche Frucht und
wird die Fülle gross, reichlich fliessen die Gaben der Güte,
die Menschen sind froh, es ist ja, als wäre die Welt eine
reiche spendende Braut.
Eintritt des Herbstes.
Kommt die Sonne zum Ende der Aehre und zum An-
fang der Wage, so ist zum zweiten Mal Tag und Nacht
gleich, es beginnt die Nacht zuzunehmen über den Tag, der -
Sommer wendet sich fort und es beginnt der Herbst. Die
Luft wird kalt, es weht der Nordwind, das Klima verändert
sich, die Flüsse werden trocken, die Quellen versiegen, die
Baumblätter werden gelb, die Früchte werden gepflückt.
Man tritt die Tennen und sammelt das Korn, das Grün
verschwindet, das Antlitz der Erde ist staubig und die Thiere
werden mager, das Gewürm verkriecht sich, die Vögel und
das Wild wenden sich wärmeren Strichen zu, die Menschen
sammeln Speise für den Winter, die Welt gleicht einer Altern-
den, von der sich die Tage der Jugend abwandten.
- 59 —
Eintritt des Hinters.
Kommt die Sonne zum Ende des Bogens und Anfang
des Steinbocks, so erreicht die Länge der Nacht ihre
höchste Höhe, es beginnt von da der Tag zuzunehmen.
Der Herbst wendet sich fort, der Winter tritt ein, die Kälte
wird stark, die Luft wird dick, es fallen die Blätter der
Bäume ab, es sterben die meisten Thiere, oder kriechen ein
in das Innere der Erde. Die Kraft der Körper wird schwach,
und das Antlitz der Erde vom Schmucke bloss, Wolken ent-
stehen, der Feuchtigkeit wird viel, die Luft dunkel und
finster das Antlitz der Erde, die Zeit ist alt und ist der
Mensch gehindert, sich zu tummeln, es ist als würde die
Welt alt und hinfällig und wäre der Tod ihr nah.
Kommt aber die Sonne zum Ende des Fisches und zum
Anfang des Widders, so wird die Zeit wieder wie das Jahr
vorher. Das ist so die Weise und also ist die Bestimmung
des Herrlichen Erhabenen.
Inischwung des Saturn durch die Sternzeichen und seine Lage
zur Sonne.
Der Saturn kreist durch die 12 Sternzeichen in beinahe
30 Jahren einmal, er weilt in einem jeden Sternzeichen
2*/2 Jahr, in einem jeden Grade einen Monat und in einer
jeden Minute 12 Stunden. In jedem Jahre steht er mit der
Sonne einmal in Opposition, wenn die Sonne im 7ten Grad von
ihm ist, sie stehtj 2 mal mit ihm im Viertheil; und zwar einmal
gen Rechts und einmal gen Links. Ferner steht der Saturn
mit der Sonne in Conjunction, einmal dann, wenn er mit ihr
in einem Sternzeichen und in einem Grade ist, dann über-
schreitet ihn die Sonne und erscheint dann der Saturn nach
20 Tagen im Osten am Morgen vor dem Sonnenaufgang.
Dann läuft der Saturn von der Zeit, in der er sich von der
Sonne trennte, bis dass er wieder mit ihr in Conjunction
tritt 381 Tage; davon läuft er 123 Tage gerade gen Osten,
134 rückkehrend und 124 Tage gerade gen Westen. So ist
— 60 —
die Weise beider in einem jeden Jahre. Nach der Bestii
mung des Herrlichen Wissenden.
Umschwung des Jupiter durch die Sternzeichen und seine Lage
zur Sonne.
Der Jupiter kreist durch die 12 Sternzeichen in beinah
12 Jahren einmal; er weilt in einem jeden Sternzeichen ei
Jahr und in je 2*/2 Graden einen Monat, in je 5 Minute
einen Tag und eine Nacht. — Mit ihm steht die Sonne i
Opposition in einem jeden Jahre einmal, wenn sie im 7te
Sternzeichen von ihm ist. Sie steht von ihm im Vierthe
zweimal, einmal rechts und einmal links; ferner steht de
Jupiter mit der Sonne in jedem Jahre einmal in Conjunctior
wenn er mit ihr in einem Sternzeichen und in einem Grad
ist. Dann geht die Sonne an [44] ihm vorüber und es er
scheint der Jupiter nach 20 Tagen im Osten am Morge:
vor dem Aufgang. Der Jupiter geht von der Zeit, in de
sich die Sonne von ihm trennt, bis zu der Zeit, wo er sie
mit ihr wieder verbindet, 399 Tage, nämlich 144 Tage geradez
gen Ost, 111 Tage rückkehrend und 144 Tage geradez
gen West und so immerfort. *)
Umschwung des Mars durch die Sternzeichen, seine Lage zur Sonne.
Der Mars kreist durch den Himmel in beinahe 2 Jahre
weniger beinah einen Monat; er weilt in jedem Sternzeiche
etwa 45 Tage, einmal etwas mehr, und einmal etwas wenige]
Er steht in einem jeden Grade 1 Tag und einen Tagtheil; kehl
er zurück zum Sternzeichen, verweilt er darin etwa 6 Monate
etwas mehr oder weniger. Die Sonne steht in diesem Zeit
räum einmal mit ihm in Opposition, wenn er rückkehrt vor
7ten Sternzeichen, sie steht im Viertheil von ihm, einms
rechts und einmal links. Ebenso steht sie einmal mit ihr
in dieser Zeit in Conjunction, wenn sie mit ihm in einer
*) Im ursprünglichen Manuscript waren Figuren dazu angegeben, in de
Pariser fehlen dieselben, die durch leergelassene Stellen angedeutet sind.
— 61 —
Steinzeichen und in einem Grade weilt. Dann schreitet über
ihn die Sonne hin, und wandelt der Mars unter den Strahlen
der Sonne zwei Monate, (so dass er nicht gesehen wird.)
Dann erscheint derselbe am Morgen im Osten vor dem Auf-
gang der Sonne zwei Monate. Es wandelt der Mars von
der Zeit, wo sich die Sonne von ihm trennte bis sie sich
wiederum mit ihm verbindet 858 Tage. 325 Tage gerade
östlich, 78 Tage rückkehrend, 455 Tage gerade westlich, das
ist seine Weise.
Umschwung der Venus durch den Himmel und ihre Lage zur Sonne.
Die Venus kreist durch die Sternzeichen wie die Sonne,
nur dass sie einmal den Lauf beeilt und der Sonne zuvor-
I kommt und ein ander Mal im Laufe zögert und zurückbleibt,
dann ist sie hinter ihr. So trennt sie sich einmal von ihr
tals rückkehrend, ein andermal geradeaus gehend. Wenn sie
i sich von der Sonne in rückgängiger Bewegung trennt , er-
I scheint sie nach fünf Tagen aufgehend von Osten am Mor-
tgen, bevor die Sonne aufgeht. Man sieht sie gegen Ende
tder Nacht acht Monate aufgehen, dann nennt man sie öst-
lich. Darauf beeilt sie ihren Lauf und hängt der Sonne an
und läuft unter ihren Strahlen drei Monate. Man sieht sie
nicht, dann erscheint sie am Abend im Westen nach Unter-
gang der Sonne. Man sieht sie acht Monate im Anfang
der Nacht untergehen, sie heisst dann westlich.
Von der Zeit, in der sich die Venus als geradeaus ge-
hende von der Sonne trennt, bis sie sich zum zweitenmale
mit ihr verbindet, sind es 578 Tage, von diesen geht sie
50 Tage rückgängig und die anderen Tage geradeaus ge-
hend, sie ist höchstens 48 Grad vor und ebensoviel hinter
der Sonne.
Inischwung des Mercur durch den Himmel und seine Lage
zur Sonne.
Der Mercur verhält sich zur Sonne wie die Venus.
Doch gebraucht er von der Zeit, wo sich die Sonne von ihm,
— 62 —
da er geradeaus geht, trennt, bis zur Zeit, in der er sie
wieder in demselben Zustand mit ihr verbindet 125 Tag«
Von diesen ist er 22 Tage rückgängig, die anderen geht €
geradeaus. [45]
Er ist höchstens 27 Grad vor oder hinter der Sonn«
Er kehrt in jedem Jahre dreimal zurück, er entflamn
sechsmal, er erscheint dreimal im Osten und dreimal ii
Westen.
Umschwung des Mondes durch den Himmel und seine Lage
zur Sonne.
Der Mond kreist durch die Sternzeichen in jedem arg
bischen Jahre zwölfmal, er weilt in jedem Sternzeiche
21/z Tag, in jeder Station einen Tag und eine Nacht, i
jedem Grade nahezu 2 Stunden. Er steht mit der Sonn
in einem jeden Monat einmal in der Opposition, und ii
Viertheil zweimal, einmal rechts und einmal links, und stel
mit ihr allmonatlich einmal in Conjunction. Er wird dan
zwei Tage nicht gesehen, darauf erscheint er im Westei
nachdem die Sonne untergegangen ist, als Neumond, dan
nimmt er jede Nacht an Licht um (1/2 Siebentheil) J/i4 zi
hat am 14ten Vollicht, bis dass er dann im anderen The
des Monats abnimmt.
Der Mond und seine Stationen.
Der Mond hat in den Sternzeichen 28 Stationen,
sagt Gott (im Koran 36, 39). Dem Monde haben wir Stj
tionen bestimmt, bis er wiederkehrt wie der alte Palnc
zweig (wieder ausschlägt).
In je drei Sternzeichen sind 7 Stationen, in einem jede
Sternzeichen 21/s Stationen. Dies sind ihre Namen:
1) scharatan, die zwei Widderhörner,
2) butain, Widderbauch,
3) tsurajja, die Plejaden,
4) dabaran, Stierauge,
5) hakca, 3 Sterne im Orionhaupt,
6) hanca, fünf Sterne in der linken Orionschulter,
— 63 —
7) dsira, Arm, zwei Sterne über den Zwillingen.
Dies sind die Mondstationen des Frühlings.
8) natsra, Nüstern des Löwen,
9) tarf, das Auge des Löwen,
10) gabha, Stirn des Löwen,
11) zubra, Widerrist des Löwen,
12) sarfa, Wendung, Herz des Löwen,
13) awwa, Hund, 5 Sterne in der Jungfrau,
14) simak, Schlüsselbein, Aehrenspitze.
Dies sind die Mondstationen des Sommers.
15) ghafr (Bauch) #>, c, k, im Fuss der Jungfrau,
16) zubana, Fühlhörner des Scorpion,
17) iklil, Krone,
18) kalb, Herz im Scorpion,
19) schaula, Schwanz des Scorpion,
20) na«im Strauss, im Körper des Pegasus,
21) balda, Stadt und Ort, wo kein Sternbild zu sehen.
Dies sind die Mondstationen des Herbstes.
22) sadu-d-dsabichi (Glück des Schlächters) im Steinbock,
23) sadu-l-bul«a, Glück (des Schlundes),
24) s«du-s-sucud, Doppelglück =■ ß £ im Wasserträger
c. im Schwanz des Steinbocks,
25) sadu-1-akhbija, Glück d. Zelte y £ n iq im Wasser-
träger,
26) farghu-d-dalwi al mukaddami, vordere Henkel der
Urne,
27) farghu-d-dalwi al muakhari, hintere Henkel der Urne,
28) batnu-1-huti, Bauch des Fisches.
Dies sind die Stationen des Winters.
Die 12 Sternzeichen.
1) Der Widder ist das Haus deo Mars, Hochpunct der
Sonne, Tiefpunct des Saturn. Schaden der Venus. Dies
Sternzeichen ist tagartig, östlich, männlich, wandelbar, Natur
der Gelbgalle, es ist frühlingsartig. Tritt die Sonne in den
— 64 —
ersten Grad desselben, ist Tag und Nachtgleiche, der Ta,
beginnt zu- und die Nacht abzunehmen. Dies währt 3 Mo
nate == 90 Tage. Er hat 3 Anfänge und 5 Grenzen.
2) Der Stier ist das Haus der Venus, Hochpunkt de
Mondes. Schaden des Mars. Dies Sternzeichen ist erd
artig, nächtlich, südlich, fest, frühlingsartig, die Natur de
Schwarzgalle, er hat 3 Anfänge und 5 Grenzen.
3) Orion ist das Haus des Mercur, Hochpunkt des
Kopfes, Tiefpunkt des Schweifes der Drachen. Schaden de
Jupiter. Dieses Sternzeichen ist luftartig, männlich, tagartig
westlich, frühlingsartig, blutartig, mit zwei Körpern. A
seinem Ende erlangt die Taglänge ihre höchste Höhe un
ist die Nacht sehr kurz. Es hat 3 Anfänge und 5 Grenzen
4) Krebs ist Haus des Mondes, Hochpunkt des Jupiter
Tiefpunkt des Mars. Schaden des Saturn. Dies Sternzei
chen ist wasserartig, weiblich, nächtlich, verkehrt, sommerlic
und speichelartig. Im Anfange desselben beginnt die Nach
zu- und der Tag abzunehmen. Dies währt 90 Tage, er ha
3 Anfänge und 5 Grenzen.
5) Löwe ist das Haus der Sonne, ist weder Hoch- nocl
Tiefpunkt. Schaden des Saturn. Dies Sternzeichen is
feuerartig, männlich, tagartig, östlich, sommerlich, fest
Seine Natur ist die der Gelbgalle, es hat 3 Anfänge und
Grenzen.
6) Die Aehre ist das Haus des Mercur, ist Hoch- unc
Tiefpunkt der Venus (im Manusc. ihr Hoch- und Tiefpunkt i
die Venus), sie ist der Schaden des Jupiter. Dies Sternzeich
ist erdartig, nächtlich, weiblich, südlich, sommerlich und h
2 Körper. Ihre Natur ist die der Schwarzgalle. An ihre
Ende ist Tag und Nacht zum zweitenmal einander glei
Es hat 3 Anfänge und 5 Grenzen. *)
8) Der Scorpion ist das Haus des Mars, ist Tiefpun
des Mondes und Schaden der Venus. Dies Sternzeichen i
wasserartig, nächtlich, weiblich, herbstlich, nördlich, speich
artig. Er hat 3 Anfänge und 5 Grenzen.
"') Leider ist das Sternzeichen die Wage ausgelassen.
— 65 —
9) Der Bogen ist das Haus des Jupiter. Hochpunkt
des Drachenschweifes , Tiefpunkt des Drachenhauptes und
Schaden des Mercur. [46] Dieses Sternzeichen ist feuer-
artig, männlich, tagartig und hat 2 Körper; es ist herbstlich.
Seine Natur ist die Gelbgalle, an seinem Ende ist die Nacht
am längsten und der Tag am kürzesten. Er hat 3 Anfänge
und 5 Grenzen.
10) Der Steinbock ist das Haus des Saturn, Hochpunkt
des Mars, Tiefpunkt des Jupiter, Schaden des Mondes. Die-
ses Sternzeichen ist erdartig, nächtlich, wandelbar. Seine
Natur ist die Schwarzgalle, es ist winterlich, südlich. Im
Anfang desselben beginnt der Tag zu- und die Nacht abzu-
nehmen; dies geschieht drei Monate hindurch. Er hat 3
Anfänge und 5 Grenzen.
11) Die Urne ist das Haus des Saturn, es fällt in ihr
weder der Hoch- noch der Tiefpunkt eines Gestirns, doch
ist sie der Schaden der Sonne. Dies Sternzeichen ist luft-
artig, männlich, tagartig, westlich, fest, winterlich, blut-
artig, hat 3 Anfänge und 5 Grenzen.
12) Der Fisch ist Haus des Jupiter, Hochpunkt der
Venus, Tiefpunkt des Mercur, sowie der Schaden desselben.
Dieses Sternzeichen ist wasserartig, weiblich, nächtlich, nörd-
lich, speichelartig. Am Ende desselben ist Tag und Nacht
einander gleich, dann tritt die Sonne in den Anfang des
1 Widders und beginnt die Zeit von Neuem, wie beim Beginn
! der Welt. Also ist die Bestimmung des Herrlichen.
Die Wandelsterne laufen durch die 12 Sternzeichen mit
i verschiedenen Bewegungen, wie wir dies vorher darthaten.
Oefter kommen zwei, drei, vier, fünf, sechs oder auch alle
sieben in einem Sternzeichen zusammen. Treffen zwei derselben
in einem und demselben Grade des Sternzeichens zusam-
men, so sagt man, sie sind beide in Conjunction. Zu den
meisten Zeiten sind sie in den Sternzeichen von einander
getrennt. Man erkennt ihre Oerter in den Graden der Stern-
zeichen, auch ob sie getrennt sind oder zusammen kommen,
aus der Tabelle und astronomischen Tafeln.
Wird ein Kind geboren oder entsteht ein Ding, so muss
Dieterici. arab, Propädeutik. 5
— 66 —
nothwendig in diesem Augenblick irgend ein Grad von dem
östlichen Horizont aufsteigen.
I. Von diesem bis zum vollendeten dreissigsten Grad
heissen die aufsteigenden Grade: Haus des Lebens. Es ist
gleich, ob diese dreissig Grade einem oder zwei Sternzeichen
angehören.
II. Vom vollendeten 30sten bis vollendetem 60sten
Grad heisst: Haus des Besitzes.
III. Bis zum vollendeten 90sten Grad heisst: Haus der
Brüder.
IV. Bis zum vollendeten 120sten Grad heisst: Haus
der Väter.
V. Bis zum vollendeten 150sten Grad heisst: Haus dei
Kinder.
VI. Bis zum vollendeten 180sten Grad heisst: Haus
der Krankheit.
VII. Bis zum vollendeten 210ten Grad ist es das Haus
der Gatten.
VIII. Bis zum vollendeten 240sten Grad ist es das
Haus des Todes.
IX. Bis zum vollendeten 270sten Grad ist es das Haus
der Wanderer.
X. Bis zum vollendeten 300sten Grad ist es das Haus
des Herrschers.
XI. Bis zum vollendeten 330sten Grad ist es das Haus
der Hoffnung.
XII. Bis zum vollendeten 360sten Grad ist es das Haus
der Feinde.
Ein jedes dieser Häuser und die Andeutungen derselb<
führen auf eine Menge von Dingen. Wir unterlassen
dieselben hier hervorzuheben, da sie in den Büchern d<
Astrologie angegeben sind.
„Nach diesem kurzen Abriss der Astronomie und Astrc
logie folgt die Ausbeutung dieser Wissenschaft für die m;
stischen Tendenzen dieser Verbrüderung."
Die Betrachtung der Sterne und Sphären, ihrer Bew<
gungen, Grösse und Eigentümlichkeiten erregt in der See]
— 67 —
die Sehnsucht, zu den Sternen aufzusteigen. Dies könne
natürlich nicht in diesen schweren, dichten Körpern gesche-
hen, sondern nur von der Seele, die vom Körper gelöst und
nicht durch schlechte Handlung, falsche [47] Ansichten,
Thorheit und schlechten Charakter verderbt ist. Dieser Auf-
stieg ist dann aber in einem Augenblick, zeitlos. Die Seele
ist da, wohin ihr Streben und ihre Liebe geht, so wie die
Seele des Liebenden dort weilt, wo der Geliebte ist.
Liebt dagegen die Seele diese sinnliche Welt und diesen
sinnlichen Leib mit seinen Begierden, sehnt sie sich nicht
zum Aufstieg in jene Sphärenwelt, es eröffnen sich ihr
dann nicht die Thore des Himmels, sie bleibt in der Welt
der Gegensätze unter dem Mondkreis, im Grunde dieser wan-
delbaren, aus Gegensätzen bestehenden Körper, die einmal
vom Entstehen zum Vergehen und ein andermal vom Ver-
gehen zum Entstehen sich wandeln.
Hierfür werden folgende Koranstellen angeführt: 4, 59:
So oft ihre Haut reift, geben wir ihnen an der Stelle der-
selben eine andere , auf dass sie die Strafe kosten. — 78,
23: Sie weilen in der Hölle Zeitläufe, so lange Himmel und
Erde währt, kosten sie weder Kühlung noch Trank.
In der Ueberlieferung vom Propheten heisst es: das
Paradies ist in dem Himmel, aber das Feuer auf der Erde.
Als Lehre der alten Weisheit wird der Spruch ange-
führt: Wer es vermag, seinen Körper abzustreifen, der
Sinne sich zu entäussern, und die Zuflüsterungen zu be-
schwichtigen , der steigt zum Himmelskreis des Orion auf,
das ist der beste Lohn.
Ptolemäus liebte die Astronomie; er machte die Mathe-
matik zu einer Leiter, auf der er zum Himmelskreis anstieg;
dort mass er die Sphären, ihre Dimensionen, die Sterne
und ihre Grösse. Dies buchte er dann im Almagist. Dieser
Aufstieg geschah natürlich mit der Seele , nicht mit dem
Leibe.
Von Hermes dem dreifachen in der Weisheit (trismegistos),
und dies ist der Prophet Idris, wird berichtet, er sei zur
Sphäre des Saturn aufgestiegen, und sei mit ihm dreissig
5»
— 68 —
Jahre umgeschwungen, bis er alle Zustände des (Himmels
als Zeuge schaute, dann sei er herabgestiegen und hätte
den Menschen die Astronomie verkündet. Zum Beleg hier-
für wird die Koranstelle 19, 58 angeführt: Wir erhoben ihn
(den Idris) auf eine hohe Stelle.
Aristoteles sagt in seinem Buche „Theologumena" in
räthselhafter Weise: Ich war bisweilen allein mit meiner
Seele; ich streifte meinen Körper ab, und ward wie eine
blosse Substanz ohne Körper; da trat ich ein in mein eigent-
liches Wesen und aus allen Dingen heraus; ich sah in mei-
nem Wesen solche Schönheit und solchen Glanz, dass ich
darüber verwundert und bestürzt war. Denn wisse, ich
war ein Theil von den Theilen der Welt, jedoch einer der
vortrefflichsten und erhabensten.
Pythagoras sagt in seinem goldnen Brief (Testament):
Wenn du thust, was ich dir sage, o Johannes, so trennst
du dich von diesem Körper, dass du in der Luft weilest,
dann schwebst du hin und her, kehrst aber nicht zum
Menschthum zurück und nimmst den Tod nicht an.
Der Messias sprach zu den Aposteln in einem seiner
Testamente: Wenn du diesen Bau verlassest, so stehe ich
in der Luft zur Rechten vom Throne meines Yaters, und
ich bin bei euch, wohin ihr auch gehet; ihr seid nicht von
mir geschieden, auf dass ihr mit mir einst im Himmel-
reich seid.
Der Prophet sagt in einer Anrede an seine Genossen:
Ich stehe für euch auf dem Szirat, denn ihr werdet morgen
zur Grube niedersteigen, dann stelle ich euch mir nah
am Tage der Auferstehung. Wer also aus der Welt tritt,
wie ich euch verlasse, der soll sich nicht ändern noch ver-
wandeln nach mir.
Diese Berichte und Aussprüche beweisen das Bestehen
der Seele, nachdem sie den Körper verlassen.
„Demgemäss folgen Ermahnungen, nach der Reinheit der
Seele deshalb zu streben. [48] Diesen Werth, den die Astro-
nomie für die Mystik hat, heben diese Philosophen des-
halb besonders hervor, weil die meisten Astronomen über
— 69 —
die Religion und die Geheimnisse der Propheten Zweifel
hegen."
Es liege, so behauptet diese Schule, darin, dass es
gerade neun Himmelsstufen (Sphären) gebe, dass der Stern-
zeichen gerade zwölf seien, dass es der Wandelsterne sieben
und der Mondstationen 28 gebe, eine ganz besondere Weisheit«
Denn dies sei also, damit nach der Lehre des Pythagoras
die vorhandenen Dinge den Eigenthümlichkeiten der Zahl
entsprechen. Die pythagoräische Schule stellte es ja auf,
dass eine jede Zahl eine Eigenthümlichkeit habe, die den
anderen Zahlen fehle, und von den vorhandenen Dingen
eine jede Art durch eine bestimmte Zahl begrenzt werde.
Sie sagen: die vorhandenen Dinge entsprechen der Natur
und den Eigenthümlichkeiten der Zahl. Wer daher die
Natur der Zahl, ihre Arten und die Eigenthümlichkeiten
dieser letzteren kenne, dem wäre die sichere Weisheit
offenbar.
7 Wandelsterne giebt es, denn 7 ist die erste vollkom-
mene Zahl (2 X 3 -\- 1 = 7) ; 9 Sphären giebt es, weil 9 die
erste ungerade Quadratzahl ist (3 X 3 = 9); 12 Sternzeichen
giebt es, weil 12 die erste übervolle Zahl ist (3 X 4=12);
28 Mondstationen giebt es, weil 28 die erste vollständige
Zahl ist (7X4= 28). Also sind sie nach göttlicher Weis-
heit auf diese Zahlen beschränkt.
Von den sieben Wandelsternen sind 2 Lichter, 2 glück-
lich, 2 unglücklich, 1 gemischter Deutung [49].
Von den zwölf Sternzeichen sind 4 wandelbar, 4 fest-
stehend, 4 doppelkörperlich.
Darin, dass die beiden Knoten (Kopf und Schweif des
Drachen) in ihrer Mitte liegen, liegt noch eine besondere
Weisheit. Dies weist darauf hin, dass ein Theil der vor-
handenen Dinge offenbar, klar, den Sinnen nicht verborgen,
der andere Theil dagegen verborgen, geheim, den Sinnen
unerfassbar ist.
Offenbar und klar sind die Substanzen der Körper und
deren Accidensen. Verborgen und geheim sind die Sub-
stanzen der Seele und ihre Zustände. Offenbar und klar
— 70 —
sind auch die Dinge dieser Welt. Verborgen und dem Ver-
stände der meisten verhüllt sind die Dinge der anderen
Welt. Gott bestimmte, dass das Offenbare, Klare auf das
Verborgene und Geheime hinweise.
Von der Sonne und dem Mond ist der Mond ein Hin-
weis auf die Dinge dieser Welt, auf ihre Zustände und Be-
wohner, wie sie ab- und zunehmen, wie sie sich ändern
und hinschwinden. Dagegen deutet das andere Licht, die
Sonne, auf die Dinge der andern Welt, auf den Zustand
ihrer Bewohner, ihre Vollendung und Vollkommenheit, ihr
Licht und ihre Strahlen.
Von den beiden Glückssternen, dem Jupiter und der
Venus, zeigt der Eine, die Venus, das Glück der Kinder
dieser Welt an; beherrscht sie die Geburtsstunde, deutet
dies auf ein lieblich Leben, Speis und Trank, Geschlechts-
umgang und Geburten. Wer solches hat, gehört zu den
Glücklichen dieser Welt.
Der Jupiter dagegen kündet das Glück der Kinder jener
Welt an; beherrscht er die Geburtsstunde, deutet dies auf
gesunde Natur, rechten Glauben, Aufrichtigkeit, Enthalt-
samkeit, wahre Gottesfurcht; wer also sich befindet, gehört
zu den Glücklichen der anderen Welt.
Von den beiden Unglückssternen, Saturn und Mars, ist
der Saturn der Ungiücksstern für die Kinder der Welt; be-
herrscht er die Geburtsstunde, so deutet dies auf Elend,
Unglück, Unfruchtbarkeit, Krankheit, Unfall in den Ge-
schäften. Der, welchen solches trifft, gehört zu den Un-
glücklichen dieser Welt.
Der Mars ist dagegen der Ungiücksstern für die Kinder i
der andern Welt; beherrscht er die Geburtsstunde, deutet er
die Uebel der Unrechtschaffenheit, Schändlichkeit, Mord,
Diebstahl, Verderben an. Wer also thut in dieser Welt, gehört
zu den Unglücklichen in der anderen Welt.
Bei demjenigen, dessen Geburtsstunde vom Jupiter und
der Venus beherrscht wird, weist das Doppelglück auf das
Glück in dieser und in jener Welt hin. Wessen Geburts-
stunde aber vom Saturn und Mars beherrscht wird, bei dem
— 71 —
deutet das Doppelunglück auf das Unglück in dieser und in
jener Welt hin.
Der Mercur ist gemischt, Glück und Unglück; er deutet
auf die Dinge in dieser und in jener Welt hin und beweist,
dass Eins mit dem Andern zusammenhängt.
Von den Sternzeichen sind die einen wandelbar und
deuten sie auf die Wandelung in den Zuständen von den
Kindern dieser Welt: die andern sind fest, sie deuten auf
den Bestand von den Zuständen der Kinder der anderen
Welt. Die Sternzeichen mit zwei Körpern beweisen den
Zusammenhang von den Dingen dieser Welt mit denen der
anderen Welt.
Man sagt, der Aufgang der Welt sei der Krebs;
dies ist ein wandelbares Sternzeichen, und ebenso die Pflöcke
(die Cardinalpunkte) desselben.
Die beiden Knoten d. i. der Kopf und der Schweif des
Drachen, sind weder zwei Sterne noch zwei Körper, son-
dern zwei verborgene Dinge, wie wir das darstellten. Sie bewe-
gen sich aber durch die Sternzeichen, [50] so wie die Sterne
sich bewegen; sie deuten auch ebenso wie die Sterne auf
Seiendes hin. Der Kopf des Drachen hat die Bedeutung
der Glückssterne, der Schweif die der Unglückssterne ; beide
sind verborgenen Wesens und sichtbarer Wirkung. Diese
Eigenschaft derselben beweist, dass es in der Welt Seelen
giebt, deren Wesen zwar verborgen, doch deren Wirkungen
sichtbar sind. Das sind die geistigen Wesen, nämlich die
Gattungen der Engel, die Stämme der Genien und die
Sehaaren des Teufels. Die Gattungen der Engel sind vor-
treffliche Seelen, die mit der Erhaltung der Welt und der
guten Stellvertretung in derselben betraut sind. Sie waren
einst mit Körpern begabt, dann aber läuterten sie sich, wur-
den einsichtig; sie trennten sich von ihren Körpern und be-
standen in ihrem Wesen allein; so entkamen sie (der sinn-
lichen Welt) und schweiften umher in der Weite der Sphä-
ren und der Ausdehnung des Himmels. Sie sind glücklich,
froh, heiter und in Lust, so lange Himmel und Erde be-
stehen.
— 72 —
Die Efrit unter den Genien und die widerspenstigen
Satan sind schlechte verdorbene Seelen, die einst mit Körper
begabt waren, dann aber von ihrem Körper sich trennten,
doch ohne Einsicht und ungeläutert; sie blieben blind, die
Wahrheit zu sehen, taub, das Rechte zu hören, stumm, ohne
sinnige Rede über die feinen Bedeutungen. Sie schweifen
umher in den Finsternissen des Meers der Materie, und
tauchen in den Grund der finstern, mit drei Dimensionen be-
gabten Dinge d. i. der Körperwelt und sinken nieder in den
Tiefgrund des Orkus. „So oft ihre Haut reift im Unglück,
geben wir ihnen dafür eine andere, das ist also mit ihnen,
so lange Himmel und Erde bestehen." — Sie weilen dort Zeit-
läufe und empfinden nicht die Frische des Hauchs aus der
Geisterwelt, noch kosten sie die Lust vom Trank der Er-
kenntniss, also bleibt es bis zum Tag der Heimsuchung.
Sichtbare Wirkungen vom Kopf und Schweif des Drachen
sind die Verfinsterungen der beiden (grossen) Lichter, denn
jene beiden sind die sichersten Ursachen der Mond- und
Sonnenfinsterniss. Die göttliche Weisheit bestimmte die Ver-
finsterung der zwei grossen Lichter, damit aller Verdacht
und Zweifel aus dem Herz der Zweifelnden weiche, dass
jene zwei Götter wären; denn wären sie zwei Götter, würden
sie sich nicht verfinstern lassen. Dies Unheil (die Verfinste-
rung) trifft die beiden herrlichsten Lichtkörper durch zwei
verborgene Ursachen, und deutet dies darauf hin, dass die
grösste Versuchung vom Satan den Propheten zustosse, denn
die Propheten sind die Sonne und der Mond der Menschen-
kinder. Dass dies also sich verhalte, beweist die Erzählung
vom Iblis mit Adam dem Menschenvater, da er ihn aus dem
Paradies brachte. Dann wie er mit Noah in der Arche fuhr
und dann, dass er eine Wurfmaschine herstellte, den Abra
ham ins Feuer zu werfen. Auch des Teufels Zuflüsterun
an Mose ist dafür Beweis, da er zu ihm sprach: „Vielleic
ist doch das Wort, welches du hörst, nicht ein Wort vo
dem Herrn der Welt." Da sprach Mose: Herr, ich blick
auf dich. Der Herr aber sprach: führwahr, nicht siehst
9
— 73 —
mich (Kor. 7, 139). Dasselbe beweisen die Erzählungen von
dem Messias, Zacharias, Johannes und anderen.
Wir heben dies hervor, denn die meisten Astronomen
bezweifeln die zukünftige Welt und haben wirre Vorstellun-
gen über die Satzungen der Religion; sie kennen die Ge-
heimnisse des Prophetenthums nicht, verleugnen die Abrech-
nung und Heimsuchung. Doch wir beweisen ihnen die Wahr-
heit von dem, was sie leugnen. Das ist ja überhaupt das
Ziel unsrer Abhandlungen (den Zwiespalt zwischen Glauben
und Wissen aufzuheben). [51]
Werth der Astrologie.
Ueber die Wahrheit und den eigentlichen Werth der
Astrologie haben die Gelehrten verschiedene Ansichten.
Die Einen meinen: Die Himmelskörper geben Hindeu-
tungen auf das, was in dieser Welt sein werde, bevor es ist.
Die Zweiten meinen: Sie übten That und Einwirkung
zugleich mit ihrer Hindeutung aus.
Die Dritten leugnen eine jede That-, Einwirkungs- oder
Hindeutungskraft derselben, die Sterne seien vielmehr wie
das Feste und das Todte.
Die Astrologen, sie kennen die Hindeutungen durch
die sorgfältige instrumentale Beobachtung der Bewegung und
Einwirkung der Sterne. Sie betrachten dieselben, über-
legen dann ihre Zustände, dann forschen sie nach dem
Wandel der Sterne im Lauf der Tage, Monde und Jahre,
wie solcher bei Volk auf Volk, Zeitlauf nach Zeitlauf, statt-
fand. Sobald sie etwas davon erfassen, stellen sie dies in
ihren Büchern fest.
Die, welche dies leugnen, gehören zu den Skeptikern;
sie unterlassen es, diese Wissenschaft zu betrachten, und
denken nicht daran, die Zustände der Sphären, deren ein-
zelne Körper, die Bewegung und den Umschwung derselben
sich zu überlegen; sie kümmern sich nicht darum, danach
zu forschen, noch auch den Wandel derselben zu beschauen.
Sie wissen nichts davon und verleugnen es; sie sind Gegner
der Vertreter dieser Wissenschaft und binden mit ihnen in
— 74 —
Zank und Hass an. — Die endlich, welche behaupten, die
Sterne übten Kraft und Einfluss auf das, was unter dem
Mondkreis ist, aus, die erkennen dies auf einem andern Wege
als dem der Astrologen; durch eine strengere Forschung
und genauere Ueberlegung. Dies ist der Weg der geistigen,
(mystischen) Philosophen, und der Seelenwissenschaft, (Psycho-
logie), der Gottesstärkung und des Beistandes des Herrn.
Wir wollen davon etwas hervorheben, um die, welche die Phi-
losophie lieben und nach ihr begehren, wohl zu leiten.
Die Sterne des Himmels sind Engel Gottes und himm-
lische Könige; Gott hat sie geschaffen, seine Welt zu pfle-
gen, seine Creaturen zu regieren und seine Geschöpfe zu
leiten. Sie sind die Stellvertreter Gottes in den Sphären,
wie die Könige Stellvertreter Gottes auf der Erde sind, um
die Diener Gottes in bester Weise zu leiten. In dieser Weise
verhält es sich mit den Entscheidungen der Sterne auf das
unter dem Mondkreis Befindliche; sie üben feine Kräfte und
eine so zarte Wirkung aus, dass die meisten Menschen sie
nicht erkennen, so wie thörichte junge Leute die kluge Lei-
tung der Könige nicht recht verstehen. Nur den Vernünf-
tigen und tiefer Eindringenden ist dies klar, wie den Philo-
sophen und den von Gott erleuchteten Theologen.
Wie die Kräfte der einzelnen Körper in der
Hochwelt zu den einzelnen Kräften der Niederwelt, '
der Welt des Entstehens und Vergehens gelangen. [52]
Der Ausdruck „Welt" bedeutet alle vorhandenen Körper
mit den daran hängenden Eigenschaften. Sie alle bilden eine
Welt, wie eine Stadt und ein Thier. Alle Körper zerfallen
nun in zwei Theile, nämlich in die Welt der Sphären und
die Welt der vier Elemente: Feuer, Luft, Wasser, Erde,
d. h. die Welt des Entstehens und Vergehens. Die äusserste
Grenze der Sphärenwelt beginnt von der äussersten Oberfläche
der Umgebungssphäre bis zur äussersten Tiefe des Aethe]
kreises, das heisst bis zum Mondkreis, da wo er an die Li
grenzt.
Die Grenze der Elementenwelt geht von der Grun<
fläche der Mondsphäre bis zum Mittelpunkt der Erde.
— 75 —
Die eine der zwei Welten heisst die Hoch weit, die
andere die Tiefwelt. Denn „hoch" ist das, was dem Um*
gebungskreis nahe liegt, und „tiefu ist das, was dem Mittel-
punkt zu liegt.
Das, was über dem Himmel ist, das ist die Ordnung
der Allseele, deren Kräfte in alle Körper und in alle Welten
dringen, vom Umgebungskreis bis zum Mittelpunkt der
Erde.
Die Kraft der Allseele, welche der Welt zudringt, ist
zunächst in den vorzüglichsten Leuchtkörpern, d. h. den
Fixsternen und dann in den Wandelsternen, danach in den
vier Elementen unter ihnen und den aus ihnen entstandenen
Einzelkörpern, Mineral, Pflanze und Thier, eingedrungen. Denn
die Kraft der Allseele emanirt auf die All- und Theilkörper
zusammen, so wie das Licht der Sonne und Sterne die
Luft durchdringt und ihr Strahlenwurf bis zum Mittelpunkt
der Erde geht.
Die Wandelsterne steigen einmal in ihren Bewegungen
zu der höchsten Höhe ihrer Sphäre und ihrer oberen Ab-
scisse auf, sie nahen sich den vorzüglichsten Einzelkörpern,
den Fixsternen, und nehmen von da Licht, Erguss und
Kräfte. Ein andermal steigen sie nieder zur untern Abscisse,
sie nahen sich dabei der Welt des Entstehens und Ver-
gehens, und führen dabei diese Ergüsse und Kräfte den
anderen Einzelkörpern zu, eben so wie die Kraft der Thier-
seele ins Gehirn und durch Vermittlung der Nerven zu allen
Theilen des Körpers gelangt *).
Gelangen nämlich diese Kräfte und Ergüsse mit ihren
Strahlen zu dieser Welt, durchdringen sie zuerst die vier
Elemente, Feuer, Luft, Wasser, Erde. Dies ist dann
Grund, dass das Seiende, Mineral, Pflanze, Thier entstehe.
Ihre verschiedenen Gattungen und Arten entstehen den ver-
schiedenen Himmelskörpern, Orten und Zeiten gemäss. Die
*) Die Abhandlung von dem sinnlieh Wahrnehmbaren; es jsl die spater
folgende Abhandlung in der früheren eitirt. Offenbar entstanden alle diese
Abhandlungen gleichzeitig wie bei uns die Encyklopädien.
— 76 —
Grenze ihrer Menge, die Arten ihrer Einzelwesen und die
verschiedenen Eigenschaften kennt nur Gott, der sie schuf,
hervorgehen Hess und sie nach seinem Willen formte.
Wie Glück und Unglück des Seienden entsteht.
Die Umgebungssphäre dreht sich immerfort wie ein Rad
von Osten nach Westen, und dann von West nach Ost,
ebenso bewegen sich die Sterne immerfort nach der Folge
der Sternzeichen, wie dies in den astronomischen Tafeln und
in den Tabellen dargethan ist. Ebenso sind auch alle Dinge
an Entstehen und Vergehen gebunden, sie kommen davon
weder bei Tage noch bei der Nacht, weder des Winters
noch des Sommers los. — Wenn es sich aber zu einer Zeit
trifft, dass die Wandelsterne in ihrer oberen Abscisse [53] in
ihrer Strahlkraft, in ihren Häusern (Sternzeichen) und in
ihren Grenzen sind, und der eine zum andern in dem vor-
trefflichsten Verhältniss, dem sogenannten musikalischen d. i.
Hälfte, Drittheil, Viertheil, Achttheil stehe, dann hierbei
diese Kräfte von der Allseele hervordringen und durch
Vermittelung der Sterne zu dieser niederen Welt unter
dem Mondkreis gelangen, so entstehen durch diese Mittel-
ursachen (die Wandelsterne) Dinge, die in der besten
Mischung, der reinsten Natur und vortrefflichsten Reihung
sind. Sie beginnen, nehmen zu, werden vollendet und voll-
kommen, und gelangen in dem, wonach sie streben, zur
höchsten Vollkommenheit und zum weitesten Ziel; diese Zu-
stände und Verhältnisse und was in ihnen entsteht, nennt
man glückliche und gute.
Ist aber die Haltung des Himmels, und sind die Oerter
der Sterne in umgekehrter Weise , erreichen jene Dinge
nicht ihre höchste Vollendung, das nennt man Unglück des
Himmels und Ursach der Uebel. Dies liegt nicht in der
Grundabsicht, sondern in zutreffenden Mittelursachen; vgl. die
Abhandlung über Ansichten und Lehrweisen im Kapitel über
Grund- und Mittelursachen der Uebel.
77 —
I rsachcn der verschiedenen Einwirkungen der Sterne auf die
vergehenden ftiuge uuter dem Hondkreis.
Die Strahlung der Steine auf die Luft und der Wurf
ihrer Strahlen auf den Mittelpunkt der Erde geschieht nach
einer Regel, aber die Annahme der dieselben Empfangenden
ist nicht eine, sondern nach der Verschiedenheit ihrer Sub-
stanzen verschieden.
Wenn die Sonne vom Ostpunkt erglänzt, erleuchtet sie
mit ihrem Licht die Luft, vom Reflex ihrer Strahlen wird
die Oberfläche der Erde warm (cf. die Abhandlung von den
Wirkungen der Höhe); der Lehm wird trocken, der Schnee
schmilzt, das Wachs wird weich, die Frucht reift, das Fleisch
wird stinkend, die Kleider der Walker weiss, doch ihr Ant-
litz dunkel; es reflectiren die Strahlen von den polirten
Flächen wie vom Angesicht des Spiegels. Dagegen dringt
der Strahl in die durchsichtigen Körper ein wie in Glas,
Beryll und reines Wasser. Das Licht der Blicke wird bei
den meisten Thieren stark, bei anderen aber, wie bei der
Eule, den Fledermäusen, den Milben u. dergl. schwach,
so findet die verschiedenartigste Einwirkung bei den ver-
schiedenen Substanzen, der verschiedenen Zusammensetzung
und Mischung und den verschiedenen Annahmen gemäss
statt, während die Strahlung doch nur eine ist. Ebenso ist
auch die Annahme der Sterneinwirkung bei den Menschen
verschieden.
Ist z. B. der Himmel zu einer Zeit in seiner belobten
Glücksgestalt, in den glücklichen Zuständen der Sterne und
wird dann in derselben eine Anzahl von Geschöpfen und Men-
schen geboren, so sind dennoch die Einen Königs- und Häupt-
lingskinder, andere Kinder von Präfekten, Kaufleuten und
Wohlhabenden, noch andere Kinder von Armen, Elenden
und Arbeitern; somit nehmen sie das Glück des Himmels
doch nicht in einer Weise auf, sondern ein jeder seiner
Stellung gemäss. Die Kinder der Arbeiter erreichen beim
Glück der Zustände die Stufe von Kaufleuten und Wohl-
habenden, die der Kaufleute die der Häuptlings- und Kö-
— 78 -
nigskinder, und die Prinzen erheben sich bei der Annahme des
Himmelsglücks zum Königsthron. [54] Stehen sie im Unglück
des Himmels, gehen sie des Throns verlustig und sinken
alle die Erwähnten zu einer niedrigeren Stufe herab.
Ferner: Fällt eine Anzahl von Geburten in einen Hoch-
stern und zu einer Zeit, doch in verschiedenen Ländern vor,
und führt dann die Haltung des Himmels darauf, dass sie
Dichter und Redner werden, dass die Einen in den ara-
bischen, andere in nabatäischen, noch andere in armenischen
Ländern erstehen, so differiren jene doch in der Annahme
des Glücks. Der Araber nimmt am raschesten an, wegen
der Eigenthüinlichkeit seines Landes, die Nabatäer weniger
und die Armenier noch weniger rasch. So differiren die
Einflüsse der Sterne auf das Seiende. Dies ist in den astro-
logischen Büchern weiter ausgeführt.
Die Wandelsterne sind in ihren ihnen eigentümlichen
Sphären den verschiedensten Zuständen unterworfen; einmal
laufen sie schnell, ein andermal zögern sie in ihrer Bewe-
gung; sie stehen still, gehen geradeaus oder rückwärts; sie
erheben sich zur oberen oder sinken zur unteren Abscisse.
Ferner sind sie in der Neigung, oder gehen zur Breite, oder
gelangen zum Knoten und dergleichen Verschiedenheiten
mehr. — Sie haben ferner in den Sternzeichen Abtheilungen
und Abschnitte, so die Häuser und die Schäden, die Höhen
und Tiefen, die Dreifachen, die Grenzen, die Lichtstätten
und dergleichen. Ferner sind einige den andern zugewandt,
mit ihnen vereinigt und verbunden , dann abgewandt ; sie
gehen auf und unter, stehen in den vier Cardinalpunkten
oder nahe dabei, oder weichen von ihnen ab und derglei-
chen mehr, wie solches in den Büchern der Astrologie steht
und wir es oben hervorhoben.
Der Lauf der Wandelsterne geht an Sternzeichen hin,
doch ist er von verschiedener Bewegung. Bisweilen kom-
men zwei derselben, drei, vier, fünf, sechs, oder alle in
einem Sternzeichen zusammen, doch geschieht das selten
einmal in langen Zeiten. In den meisten Zeiten sind sie
durch Sternzeichen, und die Grade derselben von einander
- 79 —
getrennt. Man lernt ihre Stellung zu den Sternzeichen, den
Graden und Minuten, aus den Aufstellungen und den astro-
nomischen Tafeln für jede Zeit und jede Stunde kennen.
Die Sonne gleicht unter den Sternen dem Könige, die
andern Wandelsterne sind seine Helfer und seine Truppen.
Der Mond ist der Vezir der Sonne und ihr Verbündeter.
Der Mercur gleich dem Schreiber, der Mars ist ihr Feldherr.
Der Jupiter ist der Richter, der Saturn der Schatzmeister dersel-
ben. Die Venus ist den Mädchen und Dienern zu vergleichen.
Die Sphären gleichen den Climaten der Erde, die Stern-
zeichen den Kreisen und Strichen, die Anfänge und Grenzen
derselben sind den Städten, die Grade den Dörfern, die
Minuten den Haltpunkten und Märkten in den Städten zu
vergleichen. Die halben Minuten sind wie die Herbergen
in den Haltestätten und die Läden auf den Märkten.
Die Sterne sind in ihren Sternzeichen wie der Geist in
dem Körper.
Der Stern in seinem Haus gleicht dem Mann in seiner
Stadt und Familie.
Der Stern auf seiner Höhe gleicht dem Mann in seiner
Macht und Herrschaft.
Der Stern in den Dreifachen gleicht dem Mann in seiner
Stätte, seinem Laden, seinem Geschäft.
Der Stern in seinem Anfang ist der Mann in seiner
Kleidung, seinem Schmuck.
Der Stern in seiner Grenze gleicht dem Mann in seiner
Natur und seiner Anlage.
Der Stern auf seiner Oberabscisse gleicht dem Mann
auf seiner höchsten Stufe.
Der Stern im obern Lauf ist der Mann in seinem Com-
fort unter Genossen und Freunden.
Der Stern in seinem Schaden gleicht dem Unglücklichen,
Zurückkommenden.
Der Stern in seiner nicht guten Lage gleicht dem Mann
in unsicherer Stellung.
Der Stern in einem ihm nicht zukommenden Stern-
zeichen gleicht dem fremden Mann in fremder Stadt. [55]
— 80 —
Der Stern in seinem Sinken gleicht dem geringen, nie-
drigen Mann.
Der Stern in seiner Unterabscisse gleicht dem Mann in
verächtlicher Lage, der von seiner Stufe niedersinkt.
Der Stern unter der Strahlung gleicht dem gefangenen
Mann, der verflammende Stern dem Kranken, der stehende
dem in seinem Geschäft verwirrten, der rückkehrende Stern
dem widerspenstigen, widerstrebenden, der schnelllaufende
dem rüstigen, gesunden Mann, der langsame dem schwachen
mit schwindender Kraft. — Der Stern in seinem Aufgang
ist dem frischen Mann, der Stern in seinem Untergang ist
dem altersschwachen zu vergleichen.
Der zugewandte Stern ist Bild des begehrenden, seinem
Bedürfniss nachgehenden; der abgewandte gleicht dem, der
seine Begierde befriedigt hat.
Zwei mit einander verbundene Sterne gleichen zwei
Freunden unter den Menschen.
Der Stern im Pflock (Cardinalpunkt) ist wie der Mann,
der des ihm erstehenden Geschicks gewärtig ist.
Der vom Cardinalpunkt abweichende Stern gleicht dem
sich Verbergenden, Abwartenden; der weichende gleicht dem
Dahingehenden und Schwindenden.
Der Stern im Aufgang ist wie das zur Erscheinung Ge-
borene oder das ins Sein Tretende.
Im zweiten Sternzeichen ist es wie der, welcher er-
wartet, was sein wird.
Im dritten gleicht er dem, der da geht, die Brüder zu
finden.
Im vierten gleicht der Stern dem Mann im Hause seiner
Väter oder dem Ding in seiner Grube (Mine, wo es ur-
sprünglich gefunden wird).
Im fünften gleicht der Stern dem Mann, der zum Handel
sich gerüstet, und über das, so er hofft, fröhlich ist.
Im sechsten gleicht der Stern dem, der scheu flieht und
ermüdet ist.
Im siebenten ist der Stern wie ein Mann, der zum
Kampf und Krieg hervortritt.
— 81 —
Im achten Sternzeichen ist der Stern wie der furcht-
same, ängstliche Mann.
Im neunten Zeichen gleicht er dem Reisenden, der fern
von seiner Heimath ist und seinem Gebiete fernsteht.
Im zehnten Zeichen gleicht der Stern dem Mann in
seinem Thun, in dem ihm bekannten und bestimmten Gebiet.
Im elften dem Mann, der liebt, übereinstimmt und zu-
geneigt ist.
Im zwölften Zeichen gleicht der Stern dem Mann, der
gefangen, nicht gern an jenem Orte weilt, und die Stätte, in
der er sich befindet, hasset.
Wenn ein Stern mit einem andern Stern in einem Grad
des Himmels geht (d. h. sich deckt), sagt man, sie sind beide
verbunden. Geht aber der eine bei dem andern vorbei, so sagt
man, er wandte sich fort. Erreicht der eine den andern, so
sagt man, er hat sich mit ihm vereinigt. — Die Vereinigung
geschieht bisweilen mit der Verbindung und der Ent-
sprechung, wenn nämlich zwischen beiden 60 Grad sind
d. h. ein Sechstheil des Himmelskreises, oder 90 Grad d. h.
ein Viertheil desselben, oder 120 Grad d. h. ein Drittheil,
oder 180 Grad d. h. die Hälfte des Himmelsrundes.
Entsprechen sich zwei Sterne im Sechstheil des Him-
mels d. h. bis 60 Grad, gleichen sie zwei Männern, die sich
aus irgend einer Ursache gegenseitig lieben; entsprechen sie
sich im Dritttheil d. h. bei 120 Grad, gleichen sie zwei
Männern, die in Natur und Charakter mit einander überein-
stimmen. Entsprechen sie sich im Viertheil d. h. bei 90 Grad,
so gleichen sie zwei Männern, die mit einander rechten,
so dass ein Jeder die Sache für sich beansprucht. Ent-
sprechen sie sich in der Opposition d. i. bei 180 Grad,
so gleichen sie zwei Männern, die mit einander streiten oder
zwei Genossen, die gegen einander gieren. Es geht hieraus
hervor, dass die gegenseitige Entsprechung der Sterne des
einen mit dem andern an sieben Punkten in den Graden des
Himmels stattfindet. (60, 90, 120, 180, 240, 270, 300) Ihre
Entsprechung ist der Gegenwurf ihrer Strahlen.
Dieterici, arab. Propaedeutik. Q
— 82 —
Die Sterne werfen ihre Strahlen nach allen Graden den
Himmels, sie erleuchten dieselben und füllen sie mit Lieh
und Glanz aus, wie die Fackel alle Theile eines Kreises er-
leuchtet und mit Licht erfüllt.
Die Astronomen heben aber nur 7 Punkte davon hervor
um die Thaten und Einwirkungen der Sterne auf dies»
Welt von diesen [56] bekannten Graden, von denen stet
einer mit dem anderen in Relation steht, kund zu thun.
Die Thaten der Sterne und ihre Einwirkungen auf dies-
Welt sind ihrem Verhältniss zur Erde gemäss, nämlich j
nach Verhältniss ihres Körpers zum Erdkörper und ihre)
Distancen zum Mittelpunct der Erde oder im Verhältnis
ihrer Bewegungen der des Einen zu der des Andern.
Von diesem Verhältniss heben wir etwas in der Abhanc
lung über die Musik hervor.
Der Astrolog behauptet nicht die Kenntniss von der
Verborgenen zu haben, obwohl viele Menschen meinen, daß
die Astrologie sich die Kenntniss des Verborgenen vindicir
doch ists nicht so, wie sie meinen. Denn die Kenntniss voi
Verborgenen zu haben, hiesse, dass man das, was sein werd
ohne Andeutung, ohne eine Grund- oder Mittelursache wiss
Das kann aber keiner der Schöpfung wissen, weder ei
Astrolog, noch ein Wahrsager, noch ein Prophet, noch e:
Engel. Nur Gott allein kann es wissen.
Alles, was der Mensch weiss, zerfällt in drei Arten.
1) Das, was war, vollendet und vorbei ist in der vei
gangenen Zeit.
2) Das, was vorhanden ist in der Gegenwart.
3) Das, was sicher sein wird in der Zukunft.
Der Mensch hat zu diesen drei Arten des Wissens
Wege:
1. Hören und Kundthun für das, was vorübergeg
gen ist.
2. Die sinnliche Wahrnehmung für das Gegenwärti
Vorhandene.
3. Die Hinführung auf das in der Zukunft Seiende.
Dieser dritte Weg des Erkennens ist der feinste
— 83 —
subtilste und zerfällt in mehrere Arten. Er findet statt durch
die Sterne, durch Ahnung, Omen, durch Wahrsagung, durch
Nachdenken, Gesichte, Ueberlegung; dann durch Traumausle-
gung, Gedanken, Offenbarung und Inspiration.
Dies Letztere ist das herrlichste und findet in der herr-
lichsten und erhabensten Weise statt. Es wird nicht er-
worben, sondern es ist ein Geschenk Gottes, an wen er will.
Die Sternkunde dagegen wird von dem Menschen er-
worben, er gewinnt sie durch Abmühung, Studium, durch
Fleiss in der Wissenschaft und Eifer. Dasselbe gilt auch
von der Ahnungsdeutung, vom Omen, der Einsicht in den
Büchern, vom Calcul, von der Wahrsagekunst, vom Schluss
aus äusseren Anzeichen, vom Wissen, Traumdeutung und
dergleichen.
Bei allen diesen bedarf der Mensch der Belehrung, der
Betrachtung, des Nachdenkens, der Anschauung und des
Schlusses. In dieser Art von Wissenschaft sucht eine der-
selben die andere zu übertreffen und jeder Einzelne eignet
sich etwas speciell davon an.
Das Seiende, auf das die Astrologen sich hinführen
lassen, zerfällt in 7 Arten.
1. Religionen und Zeitwechsel. Darauf deuten die
grossen Conjunctionen, welche in je 1000 Jahren nahezu
einmal stattfinden.
2. Uebertragung des Königreiches von einem Befehls-
haber auf einen andern, von einem Volk, einer Stadt, von
einer Familie auf eine andere. Auf diese und ihr Erstehen
weisen die Conjunctionen hin, die nahezu in je 240 Jahren
einmal stattfinden.
3. Die Veränderung der Personen auf dem Thron des
Königreichs und die Kämpfe und Spaltungen, welche dadurch
hervorgerufen werden. Darauf leiten die Conjunctionen,
welche etwa in je 20 Jahren einmal stattfinden.
4. Das Seiende, was jährlich neu ersteht: billige und
theure Zeit, Trockniss und Feuchte, Tag und Nacht, Ver-
derben und Pest, Tod bei Mensch und Thier, Regenmangel,
Krankheit und Seuchen, und Gesundheit. Auf das Entstehen
6*
— 84 —
von dergleichen führt die Erklärung von den Jahren dei
Welt, wie solche die Tabellen jährlich bezeichnen.
5. Das Erstehen der Tage, Monat für Monat; Tag füi
Tag. Darauf leiten die Zeiten der Conjunction und Oppo
sition, wie dies die Tafeln bestimmen.
6. Die Entscheidungen der Geburtsstunden für einer
jeden [57] einzelnen Menschen. Sie sind nach der Gestalt des
Himmels und der Stellung der Sterne, wie solche beim Grund-
anfang ihrer Geburt stattfand, bestimmt.
7. Die Hindeutungen auf das Verborgene, das Gut^j
und Schlechte. Die Enthüllung des Geheimen und Deutung
der Fragen. Auf sie wird durch den Aufgangsstern in der Zei
der Frage und dessen, wonach gefragt wird, hingewiesen.
Es liegt kein Heil für einen jeden Menschen darin, dasi
er das Seiende, bevor es ist, wisse. Das würde das Lebei
trüben, ihm Sorge machen und ihm Furcht und Trauer, unc
Unglück, noch bevor dasselbe eintrifft, bringen.
Die Weisen beschäftigen sich daher mit diesen Wissen
Schäften, um ihre Seelen zu üben und sich selbst zu genü-
gen, und nehmen diese Wissenschaft zu Hülfe, um zu dem
was über derselben erhaben ist, sich zu erheben.
Der wahrhaft Vernünftige hat aus dieser Wissenschaf
den Vortheil, dass er aus der Sorglosigkeit und der Thor
heit erwache, das wahre Wesen des Vorhandenen erkenne
das Zukünftige erspähe, um sich dadurch über diese Wel
zu erheben. Dafür wird als ein Spruch des Prophetei
angeführt: Für den, der sich der Welt enthält, wiegt leich
das Unglück und Kor. 57, 23. Damit ihr euch nicht betrüb
über das, was euch entging, noch euch dessen freuet, wa
euch zukommt."
„Als Nutzen der Sternkunde wird hervorgehoben, das,
man sich auf die Zukunft vorbereiten und sich davor dadurcl
hüten könne, dass man manche Unternehmung unterlässt
Auch kann man bevorstehende Uebel, durch Gebet und De
muth, durch Reue und Gaben verhüten und dies sei da
herrlichste Ziel und das erhabenste Gesetz."
- 85 -
Mose hatte seinem Volke Israel das Testament gegeben
und gesagt: Bewahrt die Gesetze der Tora, die mir Gott
offenbarte und thut ihre Gebote. Gott hört dann euer Ge-
bet, erleichtert euren Mangel, giebt reiche Fülle euren Lan-
den, giebt euch der Güter und der Kinder viel und hält von
euch fern den geheimen Hass eurer Feinde. Fürchtet ihr
die Geschicke der Tage und das Unglück der Zeit, so be-
reuet vor Gott aufrichtig, bittet ihn um Verzeihung [58],
betet zu ihm, fastet und seid aufrichtig im Geheimen und
auch öffentlich. Ruft ihn an in Furcht und Demuth, dass er
von euch das Uebel, wovor ihr euch fürchtet, abwende und
die Versuchungen und Uebel der Welt, so wie die Geschicke
von euch nehme. Aehnlich war 'das Gebot Jesu an die
Apostel und Muhammeds an sein Volk. Die Rechts- und
Traditionsgelehrten, sowie die Ergebenen und Gottgeweihten
verwehren es sich, mit der Sternkunde zu befassen, denn dies
sei ein Theil der Philosophie, welche den Jünglingen und Kna-
ben verwehrt sei. Ein jeder, der die Religion und das Ge-
setz, so viel ihm nöthig, nicht kennt dem frommt das Studium
oder das Unterlassen derselben nichts. Wer aber der Ge-
setzes-Kenntniss sich befleissigt, die Religion und den Nomos
recht treibt, dem schadet die Betrachtung der Philosophie
nicht, sie unterstützt ihn vielmehr zur wahren Behandlung
der Religion.
IV. Geographie,
Die vierte Abhandlung d. 1. Br. ist der Geographie ge-
widmet, d. h. sie behandelt den Zustand der Erde und wie
sie geformt ist, auch den Grund, warum die Erde im Mittel-
punkt der Welt steht.
Die Behandlung dieser Wissenschaft ist nöthig, damit
man erkenne, dass, wenn auch unser Körper aus irdischen
Stoffen sei, doch die Seele sich sehne, in die Spährenwelt
aufzusteigen etc.
Zuerst müsse man der Eigenschaft der Erde gedenken
ihrer 6 Seiten und wie sie in der Luft stehen könne.
Die Seiten sind Osten, Westen, Süden, Norden, Oben
und Unten.
Osten ist, wo die Sonne aufgeht; Westen, wo sie unter-
geht.
Süden ist der Umkreis des Hundssternes, Norden da,
wo der Steinbock, (Polarstern) und die beiden Kälber kreisen.
Oben ist dem Himmel nah und Unten heisst dem Erd-
ball nah.
Die Erde ist ein Rundkörper, so wie eine Kugel, sie steht
in der Luft mit all ihren Bergen, Meeren etc. Die Luft
umgiebt sie von allen Seiten, im Ost und West, im Süd und
Nord, von dieser und jener Seite.
Die Erde ist von dem Himmel an allen Seiten gleic
weit ab.
— 87 —
Der grösste Kreis auf der Erdoberfläche ist 20400 Mei-
len, 6800 Parasangen. Der Durchmesser dieses Kreises, d. h.
der Erddurchmesser ist nahezu 6501 Meilen, 2167 Para-
sangen.
Der Mittelpunkt der Erde ist ein in der Tiefe in der
Mitte des Durchmessers liegender, doch nur vermutheter
Punkt. Er liegt von der sichtbaren Oberfläche der Erde und
der Oberfläche des Wassers von allen Seiten gleich weit ent-
fernt, da die Erde mit allem, was auf ihr ist, eine Kugel
bildet.
Kein Theil von der Oberfläche der Erde auf irgend
einer Seite ist tief zu nennen, wie viele in der Betrachtung
ungeübte Menschen wähnen, denn sie meinen, dass der unserer
Stelle gegenüber liegende Theil der Erdoberfläche der untere
Theil derselben sei und auch die Luft, welche ihn auf dieser
Seite umgiebt, unten liege. Dasselbe gelte von der halben Sphäre
des Mondes, auch von den anderen Sphärenhälften liege die eine
tiefer als die andere, so dass die tiefste der Tiefen dort der
äusserste Umgebungskreis sei. Doch ist derselbe grade die
Höchste der Höhen. Wenn man sich übt in den Wissen-
schaften der Mathematik, so sieht man ein, dass sich die
Sache gerade umgekehrt verhält, als jene meinen. Das Nie-
drigste der Erde ist ein in der Tiefe derselben, auf der Mitte
ihres Durchmessers gedachter Punkt, der der Mittelpunkt
der Welt heisst. Tief ist das im Innern, diesem Mittel-
punkte Naheliegende, von welcher Seite der Erde es auch
sei. Der Mittelpunkt der Erde ist das Allertiefste. Aber die
sichtbare Oberfläche, die die Luft berührt, und die Ober-
fläche der Meere ist Oben, und die umgebende Luft ist auch
von allen Seiten über der Erde. Die Sphäre des Mondes
ist über der Luft. Dann ist die Sphäre des Mercur darüber
und so die anderen Sphären, eine über der anderen, bis zur
9ten Sphäre, welche über alle und die Höchste der Höhen
ist. Ihr gegenüber liegt der Mittelpunkt der Erde, die
Tiefste der Tiefen.
Wo nur immer der Mensch auf der Oberfläche der Erde
steht, im Osten, Westen, Süden, Norden, auf dieser oder jener
— 88 —
Seite, ist seine Sohle immer über der Erde, und sein Kopf
gen Oben, dem Himmel zu, seine Füsse aber unten an der
Erde; er sieht vom Himmel nur die Hälfte, die andere
Hälfte aber verbirgt ihm der Bogen der Erde. Begiebt sich
der Mensch von diesem Orte zu einem anderen, so erscheint
ihm vom Himmel ein Stück, was ihm auf der anderen Stelle
verborgen war.
Je 19 Parasangen nennt man einen Grad, jede Para-
sange ist 3 Meilen, jede Meile 4000 Ellen, jede Elle 6 Faust
(pag. 33, 8 Faust), jede Faust 4 Finger, jeder Finger
6 Gerstenkörner.
Der Grund, warum die Erde in der Mitte der Luft steht.
Ueber den Grund, weshalb die Erde in der Mitte der
Luft stehe, gelten 4 Aussprüche.
1. Der Himmel zieht die Erde von allen Seiten gleich-
massig an, deshalb muss sie in der Mitte stehen, weil die
Anziehungskraft von allen Seiten gleich ist.
2. Er stösst sie mit gleichen Kräften ab, deshalb muss
die Erde in der Mitte bleiben.
3. Der Mittelpunkt zieht alle Erdtheile von allen
Seiten zur Mitte. Denn weil der Erdmittelpunkt zugleich
der Mittelpunkt des Alls ist, ist er der Magnet der Schwere.
Da nun die Theile der Erde schwer sind, lassen sie sich
zum Mittelpunkt ziehen. Es kommt ein Theil dem anderen
zuvor und gelangt zum Mittelpunkt. Dann stehen die übri-
gen Theile um diesen Punkt herum. Denn ein jeder Theil
von ihnen will zum Mittelpunkt gelangen. Aus diesem
Grunde ist die Erde mit allen ihren Theilen eine Kugel,
da sich alle Theile gleichmässig um den Mittelpunkt grup-
piren.
Da ferner die Wassertheilchen leichter sind als die Erd-
theilchen, steht das Wasser über der Erde, und da die Luft-
theile leichter sind als die Wassertheile, ist die Luft über
dem Wasser. Endlich, da die Feuertheile leichter sind als
die Lufttheile, sind sie in der Hohe dem Mondkreis zunächst.
— 89 —
4. Es lässt sich der Stand der Erde mitten in der Luft
daraus erklären, dass ein jedes Ding einen ihm speziell zu-
kommenden, für ihn passenden Ort hat. Gott setzte für
einen jeden Allkörper, d. h. Feuer, Luft, Wasser, Erde, einen
speziellen Ort, als den für ihn passendsten, fest. Also hat ja
auch der Mond, der Merkur, die Venus, die Sonne, der Mars,
der Jupiter, der Saturn, eine ihnen spezielle Stelle im Himmel
(eine Sphäre). Er bleibt darin, während die Sphäre mit ihm
aufschwingt.
Beschreibung der Erde und ihre Eintheilung in Viertel.
Von dem Umfang der Erde ist die Hälfte von dem
grossen Umgebungsmeer bedeckt, die andere Hälfte ist da-
von enthüllt.
Die Erde gleicht einem Ei, dessen eine Hälfte ins Wasser
getaucht ist, während die andere Hälfte daraus hervortaucht.
Von dieser Hälfte ist wiederum eine Hälfte wüst, nämlich das,
was südlich vom Aequator liegt; die andere Hälfte dagegen
das bewohnte Viertheil, ist das, was nördlich vom Aequator
liegt.
Der Aequator ist eine nur ideelle Linie. Sie beginnt
von Ost nach West, unter dem Kreis vom Anfang des Stern-
zeichens Widder. Nacht und Tag sind stets auf dieser Linie
einander gleich. Von den beiden Polen steht dort der süd-
liche immer fest im Horizonte, am Kreise des Kanopus, der
andere ebenso im Norden, nahe dem Steinbock.
Beschreibung des bewohnten Viertheils.
In dem bewohnten nördlichen Viertheil der Erde giebt
es 7 grosse Meere, und in jedem Meere eine Anzahl Inseln.
Jede dieser Inseln ist 20 — 100, auch 1000 Parasangen gross.
Hier liegt das Meer von Rum (Griechenland) mit etwa
50 Inseln; dann das Meer von Sikalia mit etwa 30 Inseln,
dann das Meer von Gurgan mit etwa 5, (M. 50) das von
— 90 —
Kolzuin mit etwa 15 Inseln *), das von Persien mit 7, das
von Sind und Hind (Indien) mit etwa 1000 Inseln, endlich
das von Sin (China) mit etwa 200 Inseln.
In diesem Viertheil liegen auch 15 kleinere Meere, und
jedes derselben ist von 20 — 200, bis 1000 Parasangen gross;
einige sind süss, andere bitter.
Das Meer des Westens, das von (rog und Magog, das
von Zang, das grüne Meer und das Umgebungsmeer, liegen
ausserhalb des bewohnten Viertheils. Alle diese Meere sind
Abzweigungen und Kanäle vom Umgebungsmeer und sie alle
sind salzig.
Auf dem bewohnten Viertheil sind dann an 200 Gebirge.
Ein jedes derselben hat eine Länge von 20 — 100, auch 1000 Pa-
rasangen. Einige davon gehen von Osten nach Westen, andere
von Westen nach Osten, noch andere von Norden nach Süden,
oder von Süden nach Norden. Noch andere schrägen diese
Richtung. Dann giebt es hier etwa 240 Flüsse, sie fliessen von
den Bergen und münden im Meere, auch in Sümpfen oder Tei-
chen. Sie bewässern bei ihrem Durchgang Städte, Dörfer und
Marschen, und was dann von ihren Wassern übrig bleibt, er-
giesst sich in das Meer, und vermischt sich mit dem Meerwasser.
Darauf wird es zu Dunst, steigt in die Luft auf; es verdich-
ten sich daraus Nebelwolken, und treiben die Winde diesel-
ben zu den Spitzen der Berge, und in die trockenen Land-
striche ; dort fallen sie als Regen nieder und laufen in ihren
Rinnsalen und Strömen ab. Sie kehren zu den Meeren von den
Höhen wieder zurück. Also ist ihre Weise im Winter und
Sommer.
Das ist die Bestimmung des Herrlichen, Weisen.
In dem bewohnten Viertheil giebt es 7 Klimate. Sie
enthalten an 17,000 grössere Städte, die etwa von 1000 Kö-
nigen beherrscht werden.
Dies gilt von einem Viertheil des Erdumfanges. M
den anderen drei Viertheilen verhält es sich anders.
Die Abtheilungen der 7 Klimate schneiden das b
*) Pariser Codex 10 Inseln.
— 91 —
wohnte Viertheil wie ausgebreitete Teppiche. Ihre Länge
geht von Osten nach Westen, und ihre Breite von Süden
nach Norden. Sie haben verschiedene Länge und Breite;
das längste und breiteste ist aber das erste Klima.
Die Länge desselben von Osten nach Westen ist etwa
3000 Parasangen. Die Breite von Süden nach Norden 150
Parasangen. Das kürzeste derselben an Länge und Breite
wäre das 7te Klima. Dasselbe ist von Osten nach Westen
etwa 1500 Parasangen lang, und von Süden aus etwa 70 Pa-
rasangen breit. Die übrigen Klimate liegen an Länge und
Breite dazwischen. Also ist ihre Form.
Diese 7 Klimate sind nicht von der Natur gegebene
Eintheilungen ; sie sind nur ideelle Linien, welche die alten
Könige, die das bewohnte Viertheil durchzogen, setzten. Dies
thaten sie, damit man die Grenzen der Städte, Reiche und
Strassen kenne. Solche sind Feridun a Ibtini, *) die Himja-
ritischen Herrscher, Suleiman der Sohn Davids der Israelit,
Alexander der Grieche, Ardaschir Babakan der Perser.
Bei den anderen drei Viertheilen hinderten hohe Berge
und schwierige Wege, wogende Meere, der starke Wechsel
des Klimas von der Hitze zur Kälte, und die Finsterniss die
Bereisung. Dies ist besonders im Norden, unter dem Kreis
des Steinbocks, der Fall. Denn dort ist es sehr kalt. Sechs
Monat ist dort Winter und fortwährend Nacht, und ist die
Luft dort sehr finster, das Wasser gerinnt durch die zu grosse
Kälte, und geht Thier und Pflanze unter.
Dieser Stätte gegenüber im Süden beim Kreis des Kano-
puus ist es 6 Monate Sommer. Die Luft ist heiss und wird
zum glühenden Feuer. Es verbrennt dort Thier und Pflanze
vor zu grosser Hitze; man kann dort weder wohnen noch
wandeln.
Im Westen verhindert das Umgebungsmeer die Reise
dorthin, weil die Wogen dort aneinander schlagen, und es
so sehr finster ist. Im Osten ist man durch hohe Berge
verhindert zu wandern. Somit sind die Menschen auf das
') Im Manuscript heisst dieser Herrscher stets IVabatli, der Nabataeer.
- 92 -
bewohnte Viertheil der Erde beschränkt, und wissen sie nichts
von den übrigen drei Viertheilen.
Die Erde ist mit allem, was auf ihr ist, Bergen und Meeren,
in Beziehung auf die Weite der Sphären, nur wie der Punkt
im Kreis. Denn im Himmel befinden sich 1029 Sterne, von
denen der kleinste 18 mal so gross als die Erde, und die
grösseren 107mal so gross sind. Wegen der grossen Entfer-
nung und der Weite der Sphären sieht man sie aber wie Perlen
ausgestreut auf einem dunklen Teppich.
Bedenkt der Mensch die Grösse des Alls, so wird ihm die
Weisheit des Schöpfers klar, und er erwacht aus dem Schlum-
mer der Thorheit.
„Der Hinblick auf die herrliche Schöpfung wird diesen
moralisirenden Philosophen Anlass zur Ermahnung: Die An-
schauung der Welt müsse dem nach Weisheit strebenden ein
Antrieb zu seiner Vorbereitung für den Himmel sein, wo-
gegen der sinnliche Mensch einem thörichten Wanderer gleiche,
der in die herrliche Stadt eines mächtigen Herrschers kam.
Alles Schöne und Herrliche erblickt dort sein Auge, aber er
greift nur nach den bereiteten Speisen und Getränken; er
übernimmt sich, und verlässt seiner unbewusst und trunken
die Stadt, ohne etwas von der wahren Schönheit derselben
wahrzunehmen."
Die Grenzen der 7 Klimata
werden nach den Stunden des Tages und dem Plus zwischen
ihnen berechnet. Steht die Sonne im Anfang des Stern-
zeichens „Widder" ist Tag und Nacht in diesen Klimaten
einander gleich. Durchwandert dann die Sonne die Grade
von den Sternzeichen Widder, Stier und Zwillinge werden
die Stunden des Tages eines jeden Klimas verschieden, so
dass, wenn sie zum Ende der Zwillinge und zum Anfang des
Krebses kommt, der Tag in der Mitte des ersten Klimas 13,
des zweiten 1372, des dritten 14, des vierten 14J/2 Stunden
lang ist.
In der Mitte des fünften Klimas ist er 15 Stunden, in der
Mitte des sechsten Klima 15 V* und in der Mitte des siebenten
— 93 -
Klimas grade 1(5 Stunden. An den Orten unter, der Breite
von 66 bis 90 Grad ist es die ganzen 24 Stunden Tag.
Dies näher auszuführen, würde zu weit führen ; es ist im
Almagist dargethan.
Länge eines Ortes oder einer Stadt ist ihre Entfernung
vom äussersten Punkt des Westens, Breite bedeutet ihre Ent-
fernung vom Aequator.
Aequator ist der Ort, wo Nacht und Tag stets einander
gleich sind.
Eine jede Stadt auf dem Aequator hätte 0 Breite, und
eine Stadt im äussersten Westen hätte 0 Länge. Vom
äussersten Westen bis zum äussersten Osten sind 180 Grad;
ein jeder Grad ist 19 Parasangen gross, und eine jede Stadt,
deren Länge 90 Grad ist, liegt in der Mitte zwischen Ost
und West. Eine Stadt mit höheren Längengraden liegt näher
gen Osten, eine solche mit geringeren Längengraden liegt
näher an Westen.
Von je 2 Städten liegt die mit grösserer Länge und
Breite näher an Osten und Norden, als die andere. Die
Differenz zwischen beiden in der Breite ist nahezu bei jedem
Grade 19 Parasangen. Bei den Längengraden ist aber ihre
Differenz verschieden. Auf dem Aequator ist ein jeder Grad
in der Länge 19 Parasangen, im ersten Klima 17 Parasangen,
im zweiten 15, im dritten 13, im vierten 10, im fünften 7,
im sechsten 5, im siebenten aber nur 3 Parasangen.
Städte ausser den sieben Klimaten sind alle die, welche
vom 12ten Grade nördlicher Breite nach dem Aequator zu lie-
gen. Die erste davon wäre die, welche dem Osten nahe liegt.
Die Städte des ersten Klimas gehören dem Saturn an,
die Länge dieses Klimas geht von Ost nach West 9000 Meilen
= 3000 Parasangen, seine Breite reicht von Süd nach Nord
440 Meilen r= etwa 146 Parasangen. Ihre erste Grenze
ist in der Nähe des Aequators, da wo die Polhöhe (d. h. die
Erhebung des Nordpols des Himmels über den Horizont)
13 Grad ist. Denn die ersten 13 Grad liegen ausserhalb des
bewohnten Viertels. Die Stunden seines längsten Tages sind
— 94 —
12 -{- y/i ~\- Y^. Die Mitte dieses Klimas ist da, wo die Pol-
höhe 162/3 Grad über dem Horizont steht. Der längste Tag
zählt hier nicht mehr als 13 Stunden.
Die Südgrenze des zweiten Klimas ist da, wo die Pol-
höhe über dem Horizont 20 Y2 Grad ist, der längste Tag
währt da 13y4 Stunden. In diesem Klima giebt es etwa
20 hohe Berge, die 20-100 — 1000 Parasangen lang sind.
Auch giebt es hier 30 (G. 80) Flüsse, 20 - 100 — 1000 Para-
sangen lang. Es enthält etwa 50 grössere Städte. Die Nord-
grenze dieses Klimas beginnt im Osten, nördlich von der
Insel Jaqut (Java?), geht über die Distrikte des (südlichen)
(pin (China), dann nördlich von den Strichen Serendib's
(Ceylon), durchschneidet die Mitte der Districte von Hind
(Indien), so wie die Mitte der Striche von Sind. Sie geht
dann durch das persische Meer südlich von den Strichen
Omans, geht mitten durch die Districte von Schihr, schneidet
Jemen mitten durch, geht dann durch das Meer von Qolzum,
geht mitten durch Habesch (Abessinien), durchschneidet den
Nil von Egypten, läuft dann über Nubien und mitten durch
das Land der Berber und das der Libyer *), geht dann
südlich von dem Lande Maritana (Mauretanien) und läuft im
Meere des Westens aus. Die meisten Leute in den Land
strichen dieses Klimas sind alle schwarz. Gott weiss es.
Die Städte dieses Klimas liegen alle zwischen dem 13.—
20. Grad nördlicher Breite, und die östlichste derselben ist
die erste.
Das zweite Klima gehört dem Jupiter an. Seine Länge
ist von Ost nach West 8,600**) Meilen, seine Breite vor
Süd nach Nord 400 Meilen. Seine Südgrenze, die an das
Klima des Saturn reicht, ist da, wo die Polhöhe über dem
Horizont 2OV2 Grad ist. Sein längster Tag zählt 13Y2 Stunde.
Die Mitte ist da, wo der Nordpol 24° 6' hoch steht, Hiei
*) Im Manuscript, das besonders in den Namen fehlerhaft ist, steht
bula, nach den arabischen Buchstaben liegt die Conjectur al-lubi wohl ns
•*) Fehlerhaft im Manuscript 7600. (G. 9600).
— 95 —
dauert der längste Tag 131/« Stunden. Die zweite (Nord-)
Grenze ist da, wo die Polhöhe über dem Nordpunkt 27 V*
Grad erreicht; hier dauert der Tag 1372 -}" lA Stunde. In
diesem Klima giebt es etwa 17 lange Gebirge und ebensoviel
lange Flüsse, es enthält etwa 50 grössere bekannte Städte.
Die nördliche Grenzlinie des zweiten Klimas beginnt im
Osten , geht mitten durch die Districte von Cin und nördlich
bei denen von Serendib vorüber, geht dann durch die nörd-
lichen Bezirke Indiens, zieht vorüber bei den Districten
[Qandahars , geht mitten durch Kabul *)], nördlich von Sind
und nördlich**) von den Strichen von Makran. Diese Grenz-
linie schneidet dann das persische Meer, geht über die Striche
Oman's, geht mitten durch die Districte Arabiens, schneidet
das Meer von Qolzum, geht dann nördlich von Habesch und
südlich von der Sa'ide (Ober-Egypten) , sie schneidet den
Nil dort, geht dann mitten durch die Striche von Barqa und
Afriqa, nördlich von den Berberstaaten und südlich von
Qairuwan, geht dann mitten durch Maritana (Mauretanien)
und endet im Westmeer. Die meisten Einwohner dieses
Klimas haben eine vom röthlichen zum schwarzen über-
gehende Farbe. Gott weiss es. — Von den Städten in diesem
Klima ist die erste die dem Osten am nächsten liegende
äusserste Stadt Chinas.
Das dritte Klima ist das des Mars, es ist von Ost nach
West 8,200 Meilen lang und von Süd nach Nord 350 Meilen
breit, es geht von 2772° bis zu 3372°, seine Mitte ist da,
wo die Polhöhe über dem Horizont 30 -|- 72 + V5 C/io) Grad ist.
Der längste Tag dieses Klimas dauert gerade 14 Stunden, dies
Klima enthält 33 lange Gebirge, 22 Flüsse und 128 grössere
bekannte Städte. Die Grenzlinie dieses Klimas beginnt im
*) Die in Klammern eingeschlossenen Worte stehen zwar im Text, doch
sind sie offenbar ans Versehn der Schreiber, welche diese Angaben von
der Karte abschrieben und von einein Klima sich in das andere verirrten,
entstanden. Ebenso hat cod. Goth.
"'*) Das Manuscript hat südlich ein Versehn derselben Art, wenn man
nicht für Makrän, Karmaii lesen will.
— 96 —
Osten, geht nördlich von China, südlich von Jadjudj und
Madjudj , nördlich über Indien und südlich von den tür-
kischen Districten, dann mitten durch Kabul und über die
Striche von Qandahar [und die von Makran], dann südlich
von den Strichen Sedjistans, mitten durch Kerrnan, durch-
schneidet Persien am Meere, geht über die Striche Iraq's
im Süden [geht südlich vorüber von Dijarbekr] und nördlich
von Arabien, dann geht diese Grenzlinie mitten durch Scham
(Syrien) und über Aegypten durch Alexandria, mitten durch
Marmariqi, mitten durch Qasija, mitten durch Qairuwan,
mitten durch Tandja und endet im Westmeer, die meisten
Bewohner dieser Districte sind roth. — Zu diesem Klima
gehören alle Städte von 27° 30' bis 33° 30' nördlicher
Breite.
Das vierte Klima hat eine Breite von Ost nach West
von 7,800 Meilen, seine Breite beträgt von Süd nach Nord
350 Meilen, es reicht von 33° 30' bis zu 39°. Die Polhöhe
(der Mitte des Klimas) 36° 50'. Der längste Tag dauert
14Y2 Stunden. In diesem Klima giebt es 25 Berge, 22 grosse
Flüsse und etwa 212 grosse bekannte Städte. Das Klima
beginnt vom Osten, geht nördlich von China, und südlich
von Jadjudj und Madjudj, geht dann durch das südliche
Turk und nördliche Indien durch Tokharistan, geht nördlich
von Balkh und Bamian, geht dann [nördlich von Makran],
geht mitten durch Sedjistan [und Kerman], dann durch
Persien und die Districte Khuzistan, dann mitten durch Iraq
und mitten durch Diar-Rebi'a und Diar-Bekr, dann geht sie
südlich von Thughr (Cilicien) und nördlich von Syrien.
Diese Linie durchschneidet dann mitten das Meer von Rum
und die Insel von Qibris (Cypern), geht im Meer nördlich
von Aegypten und Alexandria, geht dann bei der Insel Si-
qälia und nördlich von Marmariqi und Qasija und Qairuan
und Tandja vorüber, und endet im Westmeer. Die meisten
Bewohner dieser Districte haben eine Farbe zwischen roth
und weiss. Dies Klima ist das der Propheten und Weise
es liegt in der Mitte und hat 3 Klimata im Süden und 3 i
Norden. Auch hat es bei der Sonnentheilung am meist
— 97 —
Licht. Die Bewohner dieses Klimas haben die beste Anlage
und den besten Charakter. Nach ihnen kommen dann die
Bewohner der 2 Seiten -Klima des dritten und fünften. Die
Bewohner der andern Klimata stehen in ihrer Anlage diesen
bei weitem nach, denn ihre Brust ist hässlich und ihre Natur
wild, wie dies bei den Zandj und Abessiniern und den meisten
Völkern des zweiten, des sechsten und siebenten Klimas
stattfindet, so bei den Jadjudj und Madjudj, Bulgaren, Sla-
ven und anderen. Die Städte des vierten Klimas liegen
zwischen 33° 30' bis 39°.
Das fünfte Klima gehört der Venus an, es ist von Ost
nach West 7,400 Meilen lang und von Süd nach Nord 255
Meilen breit, es reicht vom 39° bis zum 43 Y2.0 In der Mitte
ist die Polhöhe 41 Y30 und der längste Tag dauert gerade
15 Stunden, es hat etwa 30 Berge und 15 Flüsse und zählt
etwa 200 bekannte grosse Städte. Im Osten beginnt die
Grenze mitten im Lande Jadjudj und Madjudj; dann geht
sie mitten durch die Türken, durch Ferghana [und Isbidjab],
dann mitten durch Soghd und Mawar-en-nahr , sie schneidet
den Djihon, geht mitten durch Khorasan, [nördlich von
Sedjistan und Kerman], geht nördlich von Persien mitten
durch Rai und Mahan, nördlich von Iraq, südlich von Azer-
bidjan, mitten durch Arminia, nördlich von Thughr, dann
mitten durch Rum (Klein -Asien), durchschneidet dort den
Kanal von Konstantinopel, geht nördlich durchs Meer von
Rum (mittelländische Meer), und mitten durch Rumija (Ita-
lien) , geht nördlich vom Tempel der Venus *), mitten durch
Andalusien und verläuft im Westmeer. Die meisten Be-
wohner dieser Landstriche sind weiss. Die Städte desselben
liegen zwischen 39 und 43° 30'.
Das sechste Klima gehört dem Merkur, es ist von Ost
nach West 7000 Meilen lang und von Süd nach Nord 220**)
Meilen breit, es reicht von 43 Y2 — 47 Y40. In seiner Mitte
*) Der Venushafen am Ostende der Pyrenäen, jetzt Port Vendres.
**) Par. 200, Goth. 220, Münch. 210, richtig 214.
Dieterioi, arab. Propaedeutik. 7
— 98 —
beträgt die Polhöhe über dem Horizont 45 ° 30', sein längster
Tag dauert V&xfe Stunden. In diesem Klima giebt's 22 lange
Berge, 32 lange Ströme und 70 grosse Städte; die Grenz-
linie läuft nördlich von Jadjudj und Madjudj , dann südlich
von Sistan und Taghazghaz, geht dann mitten durch Khaqan,
südlich von Kaimak, nördlich von Isbidjab, Soghd und Ma-
war-en-nahr; die Grenzlinie geht dann mitten durch Kharizm,
nördlich von Djordjan und Taberistan und geht mitten durch
die Striche von Azerbidjan, dann mitten durch Armenien
und Malatia, nördlich vom Meere Filistin, dann nördlich von
Konstantinopel, mitten durch Makedunia [mitten durch das
nördliche Afrika] , es geht . südlich durch das Meer von Si-
qalia, nördlich vom Tempel der Venus und endet im West-
meer. Die meisten Bewohner dieses Klimas sind röthlich
weiss, auch weiss; hierher gehört jede Stadt mit der Breite
von 43°, 30 — 47° 15'.
Das siebente Klima gehört dem Mond an, es ist von
Ost nach West 6,600 Meilen lang und von Süd nach Nord
185 Meilen lang, es reicht von 47° 15' bis zu ÖO1^0. Die
Mitte ist da, wo die Polhöhe über dem Horizont 482/3° ist,
der längste Tag ist gerade 16 Stunden. In diesem Klima
giebt's etwa 10 Gebirge, 40 lange Flüsse und etwa 22 grössere
Städte.
Die Grenze beginnt im Osten, nördlich (msc. südlich)
von Jadjudj und Madjudj, geht dann südlich von Sistan.
dann geht sie durch die Striche Ghorghor (M. Thugr), durcl
die von Kaimak, dann südlich von Allan, nördlich von:
Meere Djordjan und der Striche von Khalnadj (Knalidj), dam
über Djilan, das Thor der Thore (mitten im Kaukasus), mittel"
durch das Meer Bontus, südlich von Burdjun, nördlich von Ma-
qedunia südlich vom Meere der Slaven und dann südlich voi
der Insel Alba (Albion?) und verläuft ins Westmeer. Di<
meisten Bewohner dieser Striche sind röthlich weiss, all*
Städte zwischen 47, 15 bis 50° gehören hierher.
„Die Abhandlung stellt nun dar, wie die Menschen ii
diesen verschiedenen Klimaten in Sprache, Farbe, Charakter
Sitten und Gewohnheiten, in ihren Werken und Arbeitei
I
— 99 -
verschieden wären, ebenso wie auch die Thiere, Pflanzen und
Minerale in Gestalt, Geschmack, Farbe und Geruch von ein-
ander abwichen. Der Grund hiervon liege in der Verschie-
denheit der Luft und Landstriche, in der Süsse und Salzig-
keit des Wassers, und alles dies hänge wieder von den
Sternzeichen (den 12 Zeichen des Thierkreises) mit ihren
Graden, wenn sie über die Striche dieser Länder aufgingen,
ab, und ihr Aufgang stehe im Verhältnisse zu den Ueber-
a-än^en der Gestirne durch den Zenith dieser Landesstriche,
ÖD '
wie denn auch der Strahlenwurf der Gestirne, der von den
Himmelspunkten (Nord, Süd, Ost, West) auf diese Stätten
stattfinde, dies bewirke.
Ein alter König hätte einst alle Stätte des bewohnten
Viertels zählen lassen und mehr denn 17,000 Städte wären
o-ezählt worden. Die Zahl der Städte nehme aber zu und ab,
nach der Constellation der Gestirne, je nachdem sie zum
Glück oder Unglück der Welt stattfand."
7*
V. Musik.
Wir haben in zwei Abhandlungen die Kunstwerke gei-
stiger Wissenschaft, d. h. die Gattungen der Wissenschaften
hervorgehoben, und ebenso der leiblichen Künste gedacht,
indem wir angaben, worin eine jede Kunst der beiden be-
ruhe, wie viel Arten sie habe und was das von ihnen ange-
strebte Ziel sei [71]. Wir wollen jetzt in dieser Abhand-
lung die Musik, die aus Körper und Geist zusammen gebil-
dete Kunst, behandeln. Dies ist nun die Kunst der Com-
position, die in der Erkenntniss der Relation beruht, doch
keine Unterweisung in Gesang und Spiel, wenn wir auch
dergleichen mit erwähnen.
Alle Künste werden mit den beiden Händen ausgeübt,
denn die für dieselben gesetzten Stoffe sind eben nur Natur-
körper, und das durch sie hervorgebrachte sind körperliche
Gestaltungen. Die Musikkunst allein macht davon eine Aus-
nähme, denn der dazu gesetzte Stoff ist nur geistige Sub-
stanz, nämlich die Seele der Hörer und die Einwirkungen
auf dieselben.
Die Weisen der Musik sind Laute und Töne, die auf
die Seele denselben Eindruck machen, wie die Künste der
Künstler auf die ihrer Kunst gesetzten Stoffe hervorbringen,
denn diese Melodien und Töne bewegen die Seele zu schwerer
— 101 —
Arbeit und mühevoller Kunst, auch erheitern sie dieselben
und stärken ihren Entschluss zu dem für die Körper an-
strengenden und ermüdenden Werk. Als Beispiel dienen
die ermuthigenden Kampfgesänge und der Preis der Helden,
cf. „War ich von Masen's Stamm, so nahmen mir mein Vieh.
Die Findelkindes Kinder von Dhuhl ben Schaiban nie."
Dann zur Erregung und Entflammung des Zorns den
geheimen Hass anzufachen, so: „Gedenket des Schlachtfelds
von Husein und Zaid und des an der Seite von Mihras
(Mörser, Felsen) Erschlagnen.
Es giebt Gesänge, die Feindschaft, und andere, die
Freundschaft anzuregen.
Zwei Männer, deren Hass beim Gelage entbrannte, waren
durch die Musik besänftigt und zu Freunden umgewandelt
worden.
Es giebt Weisen und Töne, welche die Seele aus einem
Zustande in einen andern versetzen und ihre Natur von
einem Gegentheil ins andere umwandeln. Einst war eine
Gesellschaft von Musikern bei einem grossen Oberhaupt ver-
sammelt, der ordnete ihre Reihen nach ihrer Tüchtigkeit.
Darauf [72] trat ein Mann in abgenutzten Kleidern ein, und den
erhob jener über alle anderen, was alle verwunderte und
erzürnte. Aber der Vorsteher bat jenen Mann, sie etwas
hören zu lassen, worauf er Hölzer herausholte, sie zusam-
menfugte und mit Saiten überspannte, die er dann zu rühren
begann. Er brachte alle Versammelte zum Lachen wegen
der Lust und Freude, die er in ihre Seelen senkte. Darauf
änderte er die Saiten und bewegte sie in andrer Weise. Er
brachte durch die Zartheit seiner Weisen alle zum Weinen
und zur Trauer. Wiederum änderte er die Saiten und wiegte
alle in Schlummer, worauf er still und unerkannt entwich.
Deshalb gebraucht man die Musik, einmal beim Freuden-
und Festgelag, bei Hochzeiten und Gelagen, dann aber
wieder bei Trauer-, Unglücks- und Todesfällen. Sie wird
in den Häusern des Gottesdienstes, bei Festen, auf Märkten,
auf den Stationen und bei Reisen zur Erholung und bei Abmat-
tung, in den Gesellschaften der Könige, und dann wieder auf
— 102 —
Marktorten angewandt; man sieht sie von Männern, Weiber
und Kindern ausgeübt.
Eine jede Kunst wird von den Weisen hervorgebradb
und von den Leuten erlernt; dieselben sind ein Erbgut de
Weisen an das Volk und ein Vermächtniss von den Meister
an die Schüler. Auch die Musik ward also geschaffen un
den verschiedenen Zielen gemäss bearbeitet.
Die Leute der Culte wandten dieselbe bei Opfern, Aul
rufungen und dergleichen an, so David beim Herlesen de.
Psalmen.
Also thun die Christen in ihren Kirchen und die Muj
lim in den Moscheen; sie lesen mit lieblicher Modulatio
und Weise; dies geschieht, die Herzen zu erweichen und di
Seelen zu demüthigen, dass sie sich mit Gebot und Verb(
leiten lassen, ihre Sünden bereuen und zu Gott dadurch um:
kehren, dass sie die Satzungen der Culte beobachten.
Einer der Gründe, der die Weisen bewog, die Culte au:
zustellen und deren Satzungen zu erfüllen, ist der, dass ihne
aus dem Entscheid der Sterne Glück und Unglück scho
beim Anfang der Conjunctionen und dem Wandel der Ze
klar ward, wie: Theurung, Mangel, Pest, Uebel etc. E
suchten sie nun Mittel, das Uebel abzuwenden. Sie fände
nichts Eingreifenderes und nichts Nützlicheres, als die Satzui
gen der Culte aufzustellen, Gebet, Opfer, Anrufungen
Demuth, um durch Selbsterniedrigung, Weinen und Bitte
Gott zu bewegen, solches Unheil, so schon die Sterne en
schieden, abzuwenden; [73] sie wandten zu dem Ziel, die Me]
sehen zur wahren Reue zu führen, auf dass Gott ihnen ve
gebe und das Uebel abwende, den Trauergesang, besonde
bei Opfern, Anrufungen und Gebeten an.
Ebenso brachten sie eine andre Weise vor, den Heide]
sang, den wandten die Heerführer bei den Kämpfen ui
der Feldschlacht an, den Seelen Tapferkeit und Muth 5
gewinnen.
Eine andere Weise brauchten sie in den Krankenhä
sern zur Morgenzeit, den Schmerz der Krankheiten bei d
— 103 —
Leidenden zu lindern, ihre Gewalt zu brechen und sie von
vielen Uebeln zu heilen.
Eine andre Weise brauchten sie bei Unglücks-, Trauer-
uncl Todesfällen, die tröstete die Seelen, erleichterte den
Schmerz, besänftigte die Trauer.
Eine andere Weise wandte man bei schwerer Arbeit
und mühevollem Werke an; so thun die Lastträger und die
Bauleute, die Kahnschlepper und Bootsleute, um die Abmat-
tung ihrer Leiber und Abspannung ihrer Seelen dadurch
zu erleichtern.
Eine andre Weise wendet man zur Lust und Freude und
Erheiterung bei Hochzeitgelagen und Schmausereien an, die
ist in unsrer Zeit viel in Gebrauch.
Auch braucht man die Musik bei Thieren; so thun die
Treiber der Kameele, ihre Thiere auf der Reise und in
dunkler Nacht zutreiben, dass die Dromedare auf dem Marsch
lebhaft seien und die Lasten ihnen leichter werden.
Auch die Treiber von Kleinvieh, Rindern und von Pfer-
den zischen, wenn sie zum Tranke niedersteigen, dass jene
lüstern würden zum Trank des Wassers.
Einen andern Ton haben sie sie zum Besprung und zum
Harnen zu reizen.
Noch andere Töne haben sie beim Milchen, dass die
Milch reichlich fliesse.
Auch gebrauchen die Jäger der Gasellen, der Frankolin
und Katha und andere Vogelsteller Weisen in der dunklen
Nacht, dass die Thiere stehen bleiben und sich mit der Hand
greifen lassen.
Auch haben die Weiber für ihre Kinder noch andere
Weisen, sie beim Weinen zu beruhigen und sie einzuschlä-
fern.
Demnach ist klar, dass alle Völker die Musik verwen-
den und alle Creaturen, die Gehör haben, sich daran er-
götzen und ihre Einwirkung auf ihre geistigen Seelen fühlen,
gerade so wie die anderen Künste Wirkungen auf die leib-
lichen Stoffe ausüben.
— 104 —
Die Musik ist Werkzeug des Gesangs, der Gesang be-
steht in componirten Weisen, die Weisen sind auf einander
folgende Töne, und die Töne sind gewogene Laute. Laut
aber ist ein Stoss, der in der Luft dadurch entsteht, dass
zwei Körper einer an den andern zusammentreffen; (cf. das
Nähere in der Abhandlung der sinnlichen Wahrnehmung,)
davon müssen wir etwas hier hervorheben.
Wie die Hörkraft die Laute erfasse.
Die Laute zerfallen in zwei Arten, in thierische und
nichtthierische.
Die nichtthierischen wieder theilen sich in zwei Arten,
natürliche und instrumentale.
Natürliche sind solche, wie der Schall des Steins, des
Eisens, des Holzes, des Windes und andrer Körper, die keinen
Oden haben, also die Concreten. [74]
Instrumental aber ist der Schall der Trommel, der Po-
saune, der Blas- und Saiteninstrumente.
Die thierischen Laute zerfallen in zwei Arten, in Rede
und Nichtrede.
Nichtrede sind die Laute aller unvernünftigen Geschöpfe.
Rede sind die Laute der Menschen, sie zerfällt in zwei Ar-
ten, in sinngebende und nichtsinngebende, so Lachen, Wei-
nen, Schreien, kurz jeder Laut der buchstablos ist. Sinnge-
bend ist dagegen die Rede und sind die Worte, die aus Buch-
staben bestehen. Alle diese Laute sind stets nur ein Stoss, '
der in der Luft durch die Collision von Körpern entsteht.
Die Luft dringt, weil sie so fein und von leichter Sub-
stanz ist, auch ihre Theile sich so rasch bewegen durch alle
Körper. Stösst nun ein Körper an den andern, so wird die
Luft, die zwischen beiden ist, gehäuft, ihre Theile stossen '
aneinander und wogen nach allen Seiten hin, aus der Bewe-
gung entsteht eine Rundgestaltung diese erweitert sich, wie
die Flasche sich durch das Einblasen der Luft von dem
Glaser erweitert. Wenn diese Figur sich erweitert, wird
ihre Bewegung schwächer und wogt, bis sie ruht und schwindet.
— 105 —
Ist nun ein Mensch oder ein anderes Geschöpf mit
Ohren gegenwärtig und diesem Ort nah, so wogt diese
Luft in ihrer Bewegung und dringt in seine beiden Ohren,
sie gelangt zu den beiden Ohrhölen am Hintertheil des Ge-
hirns. Die dortige Luft wogt ebenfalls, und empfindet die
Hörkraft diese Bewegung und diese Veränderung.
Ein jeder Ton hat eine Weise, eine Form und eine
geistige Haltung, die dem eines anderen Tones entgegensteht
denn die Luft trägt wegen der Feinheit ihrer Substanz und
zarten Natur einen jeden Ton in seiner Haltung und Form
und erhält denselben, damit sich nicht einer mit dem andern
vermische und ihre Haltung verderbe, bis er zu dem äusser-
sten Ziel bei der Hörkraft anlange und diese ihn zu der
Vorstellungskraft gelangen lasse, dessen Sitz im Vordertheil
des Gehirns ist. Also ist die Bestimmung des Herrlichen,
Wissenden, der euch Ohr und Auge und Herz gab.
Wie die verschiedenen Arten von dein Zusaminenstoss des Körpers
des einen mit dein andern entstehen.
Je zwei Körper, welche sanft und leis zusammenstossen,
lassen keinen Ton hören, denn die Luft wird zwischen ihnen
nur ganz allmählich gehäuft und erzeugt keinen Ton. Der
Ton entsteht nur dann aus der Collision der Körper, wenn
ihr Zusammenstoss mit Gewalt und Schnelle geschieht, denn
die Luft wird hierbei plötzlich gestossen und wogt in ihrer
Bewegung schnell nach den sechs Seiten. Dann entsteht ein
Ton und wird derselbe, so wie wir darthaten, vernommen.
Stossen starke Körper an einander, ist ihr Ton stärker, denn
das Wogen der Luft ist stärker.
Werden zwei Körper von einer Substanz und einem
Werth und einer Gestalt zusammen geschlagen, so ist der
Ton beider einander gleich.
Ist der eine von ihnen hohler, ist sein Ton stärker, denn
| er stösst mehr Luft nach innen und aussen.
Die Töne der glatten Körper sind glatt, denn die zwischen
i ihnen und der Luft gemeinschaftlichen Flächen sind glatt.
— 106 —
Die Töne der rauhen Körper sind rauh, denn die zwischei
ihnen und der Luft gemeinschaftlichen Flächen sind rauh.
Die harten holen Körper, wie die Töpfe, Becher und
Krüge tönen lange Zeit, wenn sie angeschlagen werden,
denn der Ton wiederholt sich in ihren Höhlen und stösst
einmal nach dem anderenmal an, bis dass er zur Ruhe
kommt. Die, welche weiter sind, geben einen starken Ton,
denn sie stossen viel Luft nach aussen und innen.
Von den Posaunen haben die langen einen stärkeren
Ton, denn die in ihnen in Wogen versetzte Luft stösst, da
sie eine weitere Distance durchschreitet, oft an sie an. So
haben auch die grossen Thiere mit starken Lungen, langen
Kehlen, weiten Nasenlöchern und Mundwinkeln starke Töne,
denn sie ziehen viel Luft ein und entsenden dieselbe mit
Gewalt. [75] Durch das bisher Erwähnte ist klar, dass die
Stärke des Tones der Stärke des Tönenden, der Gewalt des
Zusammenstosses und der Fülle des Luftgewoges nach den
Richtungen hin entspricht. Der stärkste Ton ist der Schall
des Donners, und haben wir in der Abhandlung von den
Wirkungen in der Höhe die Ursache seiner Entstehung dar-
gethan.
Wir erwähnen hier nur das Notwendigste davon. Der
Grund seines Entstehens ist, dass zweierlei Dünste aus den
Meeren und den Steppen aufsteigen; sind sie hoch in der
Luft, vermischen sie sich, und umgiebt der feuchte Dunst den
trocknen Rauch, dann umfasst die Eiskälte die beiden Dünste,
den feuchten und den trockenen, es entzündet sich der
trockene Rauch, er entflammt im Innern des feuchten Dun-
stes und sucht einen Ausweg; es kommt der trockne Rauch
mit dem feuchten Dunst zusammen und presst ihn, dann er-
kracht der feuchte Dunst vor der Hitze dieses trocknen Rauchs,
wie die feuchten Dinge krachen, wenn das Feuer sie plötz-
lich umgiebt. Es entsteht hierdurch ein Stoss in der Luft,
und theilt sich derselbe nach allen Seiten mit..
Durch den Ausgang des trocknen Rauchs wird dann ein
Strahl erzeugt, welcher Blitz heisst, wie aus dem Rauch der
— 107 —
erlöschenden Fackel ein Strahl hervorgeht, wenn ihm ein
brennend Licht naht, worauf dieselbe erlischt.
Oefter zergeht etwas von diesem feuchten Hauch im
Innern der Wolke und wird Wind, der kreist umher im In-
nern der Wolke und Nebel; er sucht einen Ausgang, dann
hört man von ihm ein Sausen, wie es der Mensch in seinem
Bauche hört, wenn er aufgebläht ist. Darauf reisst die Wolke
mit einem Mal plötzlich auseinander und geht dieser Wind
hervor; man hört einen heulenden Ton, der Donnergekrach
genannt wird.*) So viel über die Ursache des Donners und
wie er entsteht.
Der Ton des Windes und die llrsaehe seiner Entstehung.
Der Wind ist nichts als ein Luftwogen gen Ost oder
West, gen Nord und Süd, gen Oben und Unten. Stösst er
bei seiner Bewegung und seinem Lauf auf Berge, Mauern,
Blumen, Pflanzen, und dringt er zwischen sie ein, so entstehen
daraus verschiedene Töne, Sausen, Geheul von verschiedener
Art, ein jedes der Grösse und Kleine der Körper, ihren
Gestaltungen und Hölungen gemäss. Der Ton währt lang,
weil die Substanz des Windes so fein und er seiner Natur
nach flüssig (elastisch) ist und er in alles eindringt. So ent-
stehen diese Töne der verschiedensten Art aus den bei den
Winden erwähnten Gründen gemäss.
Die Töne der mit Lungen begabten Thiere sind ver-
schieden geartet und von verschiedenen Weisen, der Länge
oder Kürze ihrer Hälse, auch der Weite ihrer Kehlen und
der Zusammensetzung ihres Schlundes gemäss. Sie richten
sich nach der Stärke ihrer Lufteinziehung und der Stärke
ihres Hauchausstosses aus ihrem Mund und Nasen.
Die Thiere ohne Lungen, wie Wespe, Heuschrecke, Grille
und dergleichen, bewegen die Luft mit ihren leichten schnel-
len Flügeln; daraus entstehen verschiedene Töne, wie sie
aus der Bewegung der Saiten einer Laute entstehn. Diese
fe) Naturanschauung der Araber pag. 82.
d
- 108 —
Töne sind verschieden geartet, je nach der Zartheit oder
Dicke, nach der Länge oder Kürze ihrer Flügel und der
Schnelle ihrer Bewegung.
Die stummen Thiere, wie Fisch, Krebs, Schildkröte un
dergleichen sind deshalb stumm, weil sie weder eine Lunge,
noch zwei Flügel haben, daher haben sie keine Töne. [76] Die
verschiedenen Töne der Metalle und Pflanzen, wie die des
Holzes, Eisens, des Erzes, des Glases, des Steines u. dergl.
sind der grossen Trockenheit und Härte, ihren Massen,
d. h. ihrer Grösse und Kleinheit, ihrer Länge und Kürze
ihrer Weite und Enge gemäss, so wie sie auch von ihren
verschiedenen Gestaltungen ihrer Hohlheit oder Wölbung und
dann von der Stärke des Zusammenstosses und sonstigen
Mittelursachen bedingt sind. Wir werden dies an seiner Stelle
darstellen.
Die verschiedenen Instrumente, welche man zur Tonbil-
dung sich wählte, als Trommel, Posaune, Dibdib, Pauke,
Sirtai, die Harfe, die Laute u. dergl., haben verschiedene
Töne je nach ihrer Gestaltung und Substanz, aus der sie ge-
nommen, nach ihrer Grösse und Kleine, nach ihrer Länge
und Kürze, nach der Weite ihres Bauchs (Resonnanzboden),
nach der Enge ihrer Löcher, der Zartheit oder Dicke ihrer
Saiten und je nach der verschiedenen Bewegung ihrer Spieler.
Was die Musik sei!
Musik sind wohlgefügte Weisen und geordnete Töne,
dies heisst Gesang. Der Gesang besteht in gefügten Weisen,
und die Weise besteht in geordneten Tönen. Die geord-
neten Töne entstehen durch aufeinander folgende Bewe-
gungen, zwischen denen sich hemmende Ruhen befinden.
Bewegung und Ruhe.
Die Bewegung ist die Uebertragung von einem Ort zu
einem andern, sie findet in zwei Zeitpunkten statt. Ruhe
ist das Gegentheil davon, nämlich der Stillstand am ersten
Ort in dem zweiten Zeitpunkt.
— 109 —
Die Bewegung zerfällt in zwei Arten, in die schnelle
und die langsame. Die schnelle ist eine solche, dass der mit
ihr sich Bewegende eine grosse Distanz in kurzer Zeit
durchmisst.
Langsam dagegen ist die Bewegung, in der der sich
Bewegende eine kleinere Entfernung in gerade derselben Zeit
zurücklegt.
Zwei Bewegungen werden nur dann als zwei gerechnet,
wenn zwischen beiden die Zeit einer Ruhe ist.
Die Ruhe ist der Stillstand des sich Bewegenden, der
am ersten Ort irgend eine Zeit, in der es möglich wäre, dass
er darin eine Bewegung machte, stattfindet.
Die Töne zerfallen in Hinsicht ihrer Qualität in acht
Arten, von denen sich je zwei, in Weise einer gegenseitigen
Beziehung gegenüberstehn ; sie sind stark, schwach; schnell,
langsam; fein, dick; schwer, (hell), leicht. Stark und schwach
gelten bei den Tönen und in Beziehung des Einen auf den
Andern, so ist's mit den Tönen der Pauke, die Töne der einen
bezogen auf die der Anderen. So verhält es sich mit dem Ton
der Pauke bei den Processionen (der Pilger-Oaravanen), der-
selbe ist stark in Beziehung zu den Pauken der Spötter im
Triumphzug, doch ist er schwach, wenn man ihn mit dem Ton
der Erzpauken vergleicht. Der Ton der Erzpauke dagegen
ist wieder schwach mit dem Donnergekrach verglichen. Die
Erzpauke ist eine grosse Trommel, die man in den Pässen
von Khorasan bei den Empörungen anschlägt und deren Ton
man Parasangen weit hört.
So bestimmt man die Stärke und Schwäche des Tons,
indem man den einen mit dem andern in Beziehung setzet.
Desgleichen spricht man von schnellen und langsamen
Tönen indem man den einen mit dem andern in Bezie-
hung setzet. Schnell sind die Töne, bei denen die Zeit
der Pausen zwischen den Anschlägen im Verhältniss zu den-
selben kurz ist. So sind die Schläge der Färberstäbe und
idie Hammerschläge der Schmiede schnell im Vergleich zu
den Schlägen der Blei- und Gipsarbeiter, und diese im Ver-
— 110 —
gleich mit jenen langsam; aber wiederum sind die letzteren
schnell im Vergleich mit den Schlägen der Schiffsruder.
So wird Schnelle und Langsamkeit nur durch die Be-
ziehung bestimmt.
Fein und dick sind ebenfalls nur die Töne der eine in
Beziehung zu dem andern; so sind die Anschläge der Discant-
saite im Vergleich zur zweiten, und die zweite im Vergleich
zur dritten, und die dritte im Vergleich zur vierten, der
Basssaite, fein. [77] Der Bass umgekehrt zu den anderen dick
und ebenso die anderen, die dritte und zweite, jede im Ver-
gleich zu den folgenden. So bestimmt man die Feinheit und
Dicke eines Tones durch das Verhältniss.
Ueber die Leichtheit (Helle) und Schwere eines Tones
haben wir im Anfang dieses Abschnitts gehandelt.
Die Töne zerfallen in Hinsicht auf ihre Menge in zwei
Arten: verbundene und getrennte.
Getrennt sind solche, zwischen deren Anschlägen eine
fühlbare Ruhe ist, so die Anschläge der Saiten, das Fallen
des Plectrums.
Verbunden sind dagegen die Töne der Rohrilöte und
Holzflöte, des Dibdib, die der Wasserräder und der Schöpf-
maschinen.
Die verbundenen Töne zerfallen in feine und dicke (volle).
Die Rohr- und Holzflöten mit grosser Hölung und weiten
Löchern haben vollere Töne, die mit einer engeren Hölung
und engeren Löchern haben feine Töne.
In anderer Beziehung haben die Löcher, je nachdem sie
dem Blasorte näher oder ferner liegen, einen feineren oder
volleren Ton.
Die Töne der Saiten, die an Dicke, Länge und Span-
nung einander gleich sind und mit einem und demselben
Anschlag angeschlagen werden, sind einander gleich. Sind
aber die beiden Saiten zwar in der Länge gleich, aber in
der Dicke verschieden, sind die Töne der dickeren Saite
dicker (voller), die der dünneren Saite feiner. Sind sie zwar
gleich in Länge und Dicke, doch verschieden in der Span-
nung sind die Töne der festergespannten feiner, die der loser-
gespannten voller.
— 111 —
Sind sie gleich in Dicke, Länge und Spannung, aber
verschieden angeschlagen, ist der Ton der stärker angeschla-
genen Saite höher im Ton.
Die (dünnen), feinen und vollen Töne stehen zwar ein-
ander entgegen; sind sie aber in einem Compositionsverhält-
niss lassen sie sich zusammensetzen, sich vermischen und
werden zu eins; sie ergeben eine messbare Melodie; die
Ohren finden sie lieblich, der Geist erfreut sich daran, und
wird die Seele heiter. Stehen sie aber nicht in einem solchen
Verhältniss, fliehen sie einander und differiren und lassen sie
sich nicht zusammenfügen; die Ohren finden dieselben nicht
angenehm, sie fliehen davor, die Seele verabscheut sie, und
sind sie dem Geist zuwider.
Die feinen Töne sind heiss, sie erwärmen die Gesammt-
Mischung des dicken Chylus und macht dieselben zart. Die
dicken Töne sind kalt, sie erfrischen die Gesammtmischung
des heiss trockenen Chylus.
Die gemässigten Töne zwischen den feinen und vollen
bewahren die Gesammtmischung des gemässigten Chylus in
seinem Zustand, damit er nicht aus der Mitte trete,
Die starken, heulenden, nicht sich entsprechenden Töne
verderben, wenn sie plötzlich mit einem Mal das Ohr treffen,
die Mischung, sie lassen dieselbe aus ihrem Gleichmass treten,
sie rufen den plötzlichen Tod hervor. Für sie giebt es ein Kunst-
Instrument, das heisst Arganin (Organon). Die alten Grie-
chen gebrauchten es bei den Kämpfen, sie erschreckten damit
die Seelen der Feinde. Sie verstopften den Bläsern dessel-
ben die Ohren.
Die Mischungen der Körper sind vielartig, und die Na-
turen der Thiere sind vielfacher Gattung. Einer jeden
Mischung und jeder Natur ähnelt eine Weise und hat eine
ihr passende Melodie, Gott allein der Herrliche kennt sie.
[78] Die Richtigkeit dieser Behauptung wird dadurch
bewiesen, dass ein jedes Volk Weisen und Melodien ange-
nehm findet und sich daran ergötzet, die andere weder lieb-
lich finden, noch sich daran erfreuen. Man denke nur an den
Cresang der Deilamiten, der Türken, der Araber, Armenier,
— 112 —
Aethiopier, Perser und Neugriechen. Diese Völker haben
verschiedene Zungen, Naturen, Charaktere und Gewohn-
heiten.
Wiederum findet man in einem Volke Stämme, welche
Weisen und Melodien lieblich finden und deren Seelen sich
daran ergötzen, welche kein andrer Stamm lieblich findet und
woran sich kein andrer erfreut.
Ebenso trifft man einzelne Menschen, die zu irgend einer
Zeit eine Weise lieblich finden und sich daran ergötzen, doch
zu einer anderen Zeit sie nicht hübsch finden, sie verab-
scheuen und davon Schmerz empfinden.
Ebenso ist ihr Urtheil bei Speisen, Getränken, Gerüchen,
bei Kleidern, bei Vergnügungen, bei Schmuck- und Schön-
heits-Dingen verschieden. Alles dies geht aus den verschie-
denen Mischungen der Natur, den verschiedenen Anlagen der
Körperzusammensetzung, den verschiedenen Arten und Zeiten
hervor; wie wir dies in der Abhandlung über die Naturan-
lagen hervorhoben.
Von der Menge der verschiedenen Tonweisen, die nur
Gott kennt, heben wir hier etwas hervor und handeln des-
halb über den Ursprung des Gesanges und die Grund-Me-
lodien, aus denen die andern sich zusammensetzen. Der
Gesang besteht aus Melodien, die Melodie aus Tönen, die
Töne aus Griffen und Anschlägen, der Ursprung von die-
sen allen ist Bewegung und Ruhe. Ebenso wie die Ge-
dichte aus Halbversen bestehen, die Halbverse aus Füssen,
die Füsse aus Stricken (zweiconsonantigen wie kad); Pflöcken
dreiconsonantigen) zwei bewegt und einer ruhend wie wakad; |
aus Abschnitten vierconsonantigen wie walakad.
Der Ursprung von diesen allen sind die ruhenden (vo-
callosen) und bewegten Buchstaben.
Das wird in den Büchern der Metrik durchgeführt.
Ebenso besteht ein jeder Satz aus Nominibus, Verbis
und Partikeln, und diese alle bestehen aus vocalisirten und
ruhenden Buchstaben, wie wir dies im Buche über die Logik
darstellten. Alle Aussprüche sind aus Sätzen zusammen-
— 113 —
gesetzt. Wer darin einen Einblick haben will, der muss sich
in der Grammatik und Metrik üben, wir haben davon so viel,
wie nöthig war, in den logischen Abhandlungen besprochen.
Der Ursprung der Metrik ist die Wägung der Dichtung
und deren Grundregeln. Die Grundregeln der Musik sind
denen der Metrik ähnlich. Die Metrik, die Wage der Dich-
tung, lässt das Gleichmässige (richtige) und das Defecte er-
kennen.
Es giebt acht Versschnitte in der arabischen Dichtung:
facülun, mafa'ihm, mutafäcilun, mustafcilun, fällätun, fäcilun,
mafcülätun, mafäcilun.
Diese sind aus drei Wurzeln entstanden, Strick (sabab),
Pflock (watad), Abschnitt (fazila).
Strick bedeutet zwei Buchstaben, von denen der eine
bewegt ist, der andere ruhet, so hal, bal u. dergl.
Pflock bedeutet drei Buchstaben, zwei bewegt und einer
ruhend, na'am, jali, adjal.
Abschnitt bedeutet vier Buchstaben, drei bewegt und
einer ruhend, galabtu, facaltu u. dergl.
Die Wurzel dieser drei ist ein ruhender und ein beweg;-
ter Buchstab,
Das sind die Grundregeln (canones) der Metrik und ihre
Wurzel.
Die canones des Gesangs und der Weisen haben auch
[drei Wurzeln.
a. Das Strick, die Bewegung eines Anschlags, dem eine
3ause folgt, tan-tan-, er wiederholt sich immer fort.
b. Pflock, zwei bewegte Anschläge und dann eine
3ause tanan tanan, er wiederholt sich immer fort.
c. Abschnitt, drei bewegte Anschläge und dann eine
Pause tananan.
Diese drei sind die Wurzel und Grundregel in Allem,
woraus Weisen, und Allem, was aus Weisen in irgend einer
Sprache zusammengestellt wird.
Setzt man von diesen drei Wurzeln je zwei zusammen
entstehen daraus neun Doppelklänge, also :
1. Ein Anschlag und dann zwei tan, tanan u. s. f.
Dieterici, arab. Propaedeutik. ö
— 114 —
2. Zwei Anschläge und dann einer tanan, tan, tanan,
tan u. s. f.
3. Ein Anschlag und dann drei tan, tananan u. s. f,
4. Drei Anschläge und dann einer tananan, tan.
5. Zwei Anschläge und wieder zwei tanan, tanan u. s. f.
6. Drei Anschläge und wieder drei tananan, tana-
nan u. s. f.
7. Zwei Ansehläge und dann drei tanan, tananan.
8. Drei Anschläge und dann zwei tananan, tanan u. s. f.
9. Ein Anschlag und eine Pause im Werth eines An
schlags ist die Grundsäule tan, tan, tan, tan.
Von den Dreiklängen giebt es zehn Fügungen,
tan, tanan, tananan 1. 2. 3. Anschl. tanan, tan, tananan 2. 1.3.
tan, tananan, tanan 1. 3. 2. tananan, tan, tanan 3. 1. 2.
tanan, tananan, tan 2. 3. 1. tan, tan, tananan 1. 1. 3.
tan, tananan, tan 1. 3. 1. tanan, tan, tanan 2. 1. 2.
tanan, tananan, tanan 2, 3. 2. tananan, tananan, tanan
3. 3. 2.
Somit giebt es drei Ein-, neun Zwei- und zehn Drei-
klänge, zusammen 22.
Die Compositionen derselben ergeben im arabischen
Gesang acht Arten:
Erstes Schwere und dessen Leichtes. Zweites Schwere
und dessen Leichtes. Ramal und dessen Leichtes. Hazadj
und dessen Leichtes.
Diese acht Gattungen sind die Wurzel und davon zwei-
gen sich alle Arten der Melodien ab und werden darauf be-
zogen, so wie sich von den acht Einschnitten die Uebrigen
in den Kreisen der Metern abzweigen.
Es war klar, dass alle Uebungswissenschaften aus vier
Principien sich ableiten Hessen.
Arithmetik. Die Zahl ging aus der Eins vor der Zwei
hervor.
Geometrie. Der Punkt, aus dem alle Körper entstan-
den, war gleich der Eins.
— 115 —
Astronomie. Die Sonne mit ihren Zuständen zu den Ster-
nen ist gleich der Eins in der Arithmetik und gleich dem
Punkt in der Geometrie.
Zahlverhältniss. Die Relation der Gleichung ist Wurzel
und Kanon der Wissenschaft und spielt dieselbe Rolle wie
die Eins in der Zahlenlehre.
In dieser Abhandlung zeigten wir nun, dass der Vocal
(Bewegung) gleich der Eins sei; der (Strick) Sabab tan gleich
der zwei; der Pflock, (watad) tanan gleich drei und der Ab-
schnitt (Tasila) gleich der Vier.
Alle anderen Weisen, Melodien und Gesänge sind aus
diesen zusammengesetzt, wie alle Zahlen Einer, Zehner, Hun-
derte und Tausende aus 4, 3, 2, 1 zusammengefügt werden.
In der Logik zeigen wir, dass die Substanz gleich Eins
sei, die andern neun Kategorien gleichen den neun Einern.
Vier davon stehen die den Uebrigen voran. Substanz, das
Wieviel, das Wie und die Relation; die andern sind aus
diesen zusammengesetzt.
In der Abhandlung über die Materie stellten wir dar,
der absolute Körper sei aus den Vieren: Substanz, Länge,
Breite und Tiefe entstanden, die andern werden aus dem
absoluten Körper erst gefügt.
In der Abhandlung der Anfänge wird hervorgehoben,
dass der Schöpfer zu den vorhandenen Dingen sich wie die
Eins zu den andern Zahlen verhalte [80]: Er die Eins; die
Vernunft die Zwei; die Seele die Drei; die Urmaterie
'die Vier; alle anderen Geschöpfe aber aus der Materie und
der Form beständen. Dasselbe geschieht in den andern Ab-
handlungen. Wir hatten hierbei stets das Ziel, die Einheit
des Schöpfers hervorzuheben.
Zwischen zwei Griffen einer Saite oder Anschlägen
eines Rohrs muss nothwendig eine lange oder kurze Pause sein.
Wie sich die Griffe der Saiten und die Anschläge auf-
einander folgen, so folgen auch einander die Pausen zwischen
i ihnen.
Die Zeit der Pausen kann der Zeit der Tonbewegung
gleich oder länger als diese sein, doch ist's nicht möglich, dass
8*
— 116 —
sie kürzer sei. Denn die Leute dieser Kunst stimmen darin
überein, dass die Zeit der Tonbewegung nicht länger sein
darf, als die Zeit der Ruhe von ihrer Gattung. Sind die Zeiten
der Ruhe den Zeiten der Bewegung in der Länge gleich,
kann in diese Zeit keine andere Ruhe fallen.
Diese Weise heisst die erste Säule, sie ist die erste
leichte, so dass es keine leichtere, als sie geben kann. Denn
fällt in diese Zeiten eine andere Tonbewegung, ist ihre Weise
verbunden mit einem Ton des vorhergehenden und des folgen-
den Griffes, und wird das Ganze ein verbundenes Getön.
Sind die Zeiten der Ruhe so lang, dass eine andere Be-
wegung darin fallen kann, so heisst diese Weise: die zweite
Säule und die zweite Leichte.
Sind die Zeiten dieser Pausen noch länger, dass zwei
Töne darin fallen können, nennt man diese Weise die erste
Schwere.
Währen sie noch länger, dass darin drei Bewegungen
fallen können, so heisst diese Weise die zweite Schwere.
Das ist, was die Regel und der Kanon erheischt, wie-
wohl die Sänger und Spieler, wie wir später darthun, unter
schwer und leicht etwas anderes verstehn. Sind die Zeiten
der Ruhe zwischen den Griffen und Anschlägen noch län-
ger, verlässt man damit die Wurzel, den Kanon und die
Regel der Musik, denn die vernehmende Hörkraft kann sie
weder erfassen noch unterscheiden; davon ist der Grund der,
dass die Töne nicht lange, sondern nur so lange in der Luft
weilen, bis das Gehör seinen Theil von dem Getön vernom-
men, dann aber verschwinden diese Töne in der sie bis zum
Ohr tragenden Luft.
Auch weilen die Töne nur so lange in den Ohren, bis
die vorstellende Kraft ihre Grundzüge erfasst, dann schwin-
det das Getön von den Ohren.
Ist nun die Zeit der Pause noch länger als dies Maass,
schwindet die erste Weise und ihr Getön aus den Ohren,
bevor die zweite in dasselbe einfällt, und [81] kann die Denk-
kraft bei der Länge der Zeit nicht mehr beide unterscheiden
und die Relation zwischen beiden wohl erkennen. Denn
— 117 —
die Fülle des Genusses liegt bei den Ohren in der Erkennt-
niss von dem Wieviel der Zeit zwischen zwei Weisen und
den Zeiten der Ruhe und der Bewegung in denselben.
Es verhält sich ebenso mit den andern sinnlichen Wahr-
nehmungen : die Sehkraft kann das Maas irgend einer Ent-
fernung zwischen dem Erblickten nur dann erkennen, wenn
es im Raum einander nah gestellt ist; steht es zu fern, so ist's
wie wenn das Gehörte durch die Zeiten getrennt ist und kann
die Sehkraft die Distance nicht erfassen und nur noch durch
die Maasse der Geometer, Thau, Rohr, Elle, Faust, Finger
sie bestimmen. Die wahrnehmende Hörkraft kann dann die
Töne nicht mehr erfassen, nur durch Instrumente kann man
dann den Ton noch beobachten, so durch Kelche, Züngel-
chen, Kähnchen, Astrolabe und ähnliche Instrumente. Stehen
aber die Töne einander nah, so erfasst sie das Gehör und
versteht sie zu unterscheiden, wie dies bei den Versfüssen
der Fall ist. Ein anderer Grund, dass die Pause nicht zu
lang sein darf, ist, dass die Form eines Tones, wenn derselbe
zur Hörkraft gelangt, nur die Zeit von drei ihr gleichen
Griffen mit je einer Pause weilt, so dass im ganzen acht
Tempo herauskommen.
Die Formung der Instrumente, ihre Kunst und ihre Herrichtung.
Die Meister bildeten viel Instrumente und Geräthe für
die musikalischen Weisen und die Melodien des Gesanges.
Sie haben eine verschiedene Gestalt und sind vielartig, so
Trommel, Pauke, Rohr-Flöte, Becken, Blasinstrumente, die
Schababat (Pfeifen), die syrischen Instrumente, die Zischer,
Schilbak, Schawaschil, Laute, Cymbel, Violine, die Macarif,
Organa und Harmonika.
Das vollendetste Instrument von der schönsten Wirkung
ist das Instrument „Laute." Dieselbe hat einen Leib, bei
dem Länge, Breite, Tiefe im erhabenen Verhältniss steht.
Länge zur Breite — 1 : 1/2. Breite zur Tiefe = 1 : 1fa.
Länge zur Tiefe = 1 : % [82]
Die Oberseite ist dünn, von hartem leichten Holz ge-
nommen, wrelches tönt, wenn man es anschlägt. Dann nimmt
— 118 —
man vier Saiten, von denen eine dicker ist, als die andere
und im vortrefflichsten Verhältniss steht.
Nämlich die Basssaite ist == der dritten Saite -[" V3 der-
selben.
Die dritte Saite ist ==z der zweiten Saite -f- 1/z derselben.
Die zweite Saite ist = der Diskant-Saite ~j- Ys der-
selben.
Die Basssaite hat 64 Seidenfädchen, die Dritte 48, die
zweite 36, die Diskantsaite 27.
Diese vier Saiten werden über die Oberfläche der Laute
gespannt.
Das untere Ende derselben im Kamm, das obere im
Windepunkt über dem Hals derselben. Die Länge der
Saiten ist einander gleich, aber in Beziehung auf ihre Dünne
und Dicke besteht das Verhältniss 64, 48, 36, 27.
Die Länge der Saite wird in vier gleiche Theile getheilt
und der Bund des kleinen Fingers bei dem drei Viertheil
beim Hals der Laute gelegt. Dann wird die Saite vom
oberen Ende in neun gleiche Theile getheilt und der Bund
des Zeigefingers auf das erste Neuntheil bei dem Hals der-
selben gelegt.
Dann theilt man wieder von dem Bund des Zeigefingers
an bis zum Kamm in neun gleiche Theile und wird der
Bund des (vierten) Ringfingers auf das nächste Neuntheil
gelegt, denn er liegt über dem kleinen Finger dem Bund
des Zeigefingers zu.
Dann theilt man die Länge der Saite von dem Bund
des kleinen Fingers der dem Kamm zuliegt in acht Theile,
dazu fügt man einen solchen (d. h. Ys), von dem, was von der
Saite oben bleibt und legt hier den Bund des Mittelfingers.
Dieser Bund liegt also zwischen dem Bund des Zeigefin-
gers und dem des Ringfingers. Dies ist die Herrichtung
der Laute, das Verhältniss der Saiten und die Stelle der
Bunde.
Die Stimmung der Saiten und die Erkenntniss ihrer Re-
lation zu einander geschieht auf folgende Weise.
— 119 —
Man dehnt die Diskantsaite und zieht sie so straff an,
als sie es erträgt, ohne zu zerspringen, dann dehnt man die
nächste Saite oberhalb des Diskants und zieht sie stark an,
man bindet dieselbe mit dem kleinen Finger und schlägt sie
bei der Freilassung der Diskantsaite an. Hört man ihre
Töne einander gleich, sind sie gut; wo nicht spannt man die
zweite stärker an oder lässt sie nach, bis beide einander
gleich sind und ihre Töne wie ein Ton erklingen. Darauf dehnt
man die dritte Saite, man bindet sie mit dem kleinen Finger
und schlägt sie, während man die zweite loslässt an, bis man
die Töne beider gleich wie einen Ton hört.
Dann dehnt man die Bass-Saite, bindet sie, und schlägt
sie mit dem Freilassen der dritten Saite an. Hört man die
Töne beider, wie einen Ton, sind sie im Gleichmass, und
ebenso alle Saiten in gleicher Weise.
Der Ton einer ungebundenen Saite steht zu dem Ton
derselben, wenn sie mit dem kleinen Finger gebunden ist,
wie 1 : 4/3 in Dicke und Schwere.
Der Ton einer jeden mit dem kleinen Finger gebundenen
Saite ist gerade gleich dem Ton der Ungebundenen unter ihr.
Der Ton einer ungebundenen Saite steht zu ihr, wenn
sie mit dem Zeigefinger gebunden ist, wie 1 zu 9/s.
Der Ton einer ungebundenen Saite steht zu dem Ton
der dritten unter ihr, wenn dieselbe mit dem Zeigefinger
gebunden ist, wie 2:1.
Der Ton der mit dem Zeigefinger gebundenen Saite steht
zu ihrem Ton, wenn sie mit dem Ringfinger gebunden ist, wie
1 : %, die mit dem Mittelfinger gebundene Saite steht zu der
mit dem kleinen Finger gebundenen Saite im Ton wie 1 : 9/s.
Kurz es giebt keine Saite oder Bund bei diesen Lauten,
es sei denn, der Ton habe einer zum Andern eine Relation,
doch die Eine davon ist vortrefflicher als die Andere. [83]
Eine der vortrefflichsten Relationen ist, dass ein Ton gerade
. gleich dem andern sei oder gleich ~|~ V25 V3? 1/h lfa* Sind die
! Saiten in dieser vortrefflichen Weise gestimmt und werden sie
in einander folgenden Bewegungen, die sich einander ent-
sprechen, gerührt, so entstehen auf einander folgende und
— 120 —
einander gleiche Töne: helle, spitze, leichte und dumpfe
dicke.
Setzt man verschiedene der vorerwähnten Tongänge
zusammen, so sind die dumpfen dicken Töne für die hellen,
leichten, wie Leiber und diese für jene wie Seelen, dann
wird die Eine mit der andern zu Eins, sie vermischen sich
und werden Melodien.
Die Anschläge der Saiten sind an der Stelle des Mun-
des, die entstehenden Töne entsprechen den Buchstaben,
die Weisen an der Stelle der Worte, die Melodie gleich den
Aussprachen, die tragende Luft hat die Stelle des Papiers.
An dem Sinn, der in diesen Tönen und Weisen für das
Ohr enthalten ist, ergötzt sich die Natur, es erfreut sich
der Geist und erheitern sich die Seelen. Die Bewegungen
und Pausen zwischen den Tönen sind Gewicht und Maass
für die Zeit derselben. Sie gleichen den Bewegungen der
Himmelskörper, so wie ja die Bewegung der Gestirne, die
einander verbundenen und entsprechenden Zonen, Gewicht
und Maass für die Zeitläufte sind. Wiegt man die Zeit in
den sich einander gleichen entsprechend ebenmässigen Ge-
wichten, so sind die Weisen derselben den Weisen der
Sphären und Sternbewegungen ähnlich und entsprechend.
Daher erinnern sich die Theilseelen in der Welt des
Entstehens und Vergehens bei diesen Tönen der Freuden
in der Sphärenwelt und der dortigen Seelenlust, sie wissen
und es ist ihnen klar, dass sie in den besten Zuständen der
lieblichsten Lust und in steter Freude dort lebten.
Die Weisen der Sphärenwelt sind reiner und lieblicher,
weil die Körper derselben schöner zusammengesetzt und von
besserer mehr symetrischer und reinerer Substanz sind auch
ihre Bewegungen schöner gereiht sind und sich besser in
ihrem Zusammenhang entsprechen.
Weiss nun die Theilseele in der Welt des Entstehens
und Vergehens von den Zuständen der Sphärenwelt und
kennt sie sicher ihren Werth, so sehnt sie sich dort hinauf-
zusteigen und ihresgleichen, den edlen Seelen aus der Ver-
gangenheit und den geschwundenen Völkern, zu begegnen.
— 121 -
Sagt man dagegen, der Himmel sei eine fünfte Natur
und seine Körper könnten weder Laute noch Töne haben,
so inuss man wissen, dass wenn auch der Himmel eine fünfte
Natur ist, er doch diesen Körpern und ihren Eigenschaften
nicht entgegengesetzt ist. Denn etwas von diesem Himmel
ist leuchtend, wie das Feuer, nämlich die Sterne, andres ist
durchsichtig wie Crystall, nämlich die Sphären, noch andres
glatt wie eine Spiegelfläche, nämlich der Mondkörper, noch
andres nimmt Finsterniss und Licht an, so die Mondsphären
und die des Merkur. Denn der Schatten der Erde reicht mit
seiner Pyramide nur bis zur Sphäre des Mercur.
Dies alles sind Eigenschaften der Naturkörper, doch
theilen sie die Himmelskörper mit ihnen — und ist somit
klar, dass wenn auch der Himmel die fünfte Natur ist, er
doch von den Naturkörpern in keiner ihrer Eigenschaften
abweicht, sondern nur dass der Eine von ihnen über dem An-
dern steht. Der Himmel ist weder warm, noch kalt, noch
feucht, sondern trocken und hart, noch härter als der Hyacinth,
reiner als die Luft, durchsichtiger als der Crystall, glätter
als die Spiegelfläche.
Von den Himmeln berührt einer den andern, es schallt
und tönt und klingt wie Erz und Eisen und sind diese Töne
entsprechend und zusammenstimmend in gemessenen Weisen,
wie bei den Tönen der Laute eine Entsprechung stattfindet. [84J
Brächten die Bewegungen der Himmelskörper keine
Töne hervor, noch Weisen, hätten ihre Bewohner keinen
Nutzen von der bei ihnen vorhandenen Hörkraft. Hätten
sie aber kein Gehör, würden sie taub, stumm, blind sein.
Dies ist aber der Zustand der concreten Dinge mangelhafter
Existenz.
So steht der Beweis und die Begründung nach philoso-
phischer Logik fest, dass die Leute des Himmels und die
Bewohner der Sphären, die Engel, als reine Diener des Herrn
hören, sehen, verstehen, wissen, lesen und Gott preisen, so-
wohl bei Tag als bei Nacht; sie sind nimmer lässig und ihre
— 122 -
Lobpreisungen sind liebliche Weisen, noch lieblicher, als
wenn David Psalmen sang und angenehmer, als die Weisen
der klarsten Laute in den hohen Divanen.
Wirft man dann noch ein, sie müssten dann auch Ge-
ruch, Geschmack und Tastsinn haben, so muss man erwi-
dern, die Thiere hätten diese drei Sinne, Speisen zu essen
und Getränke zu nehmen, das ihnen Nützliche vom Schäd-
lichen zu unterscheiden und ihren Körper vor der sie er-
tödtenden Hitze und Kälte zu bewahren. Die Himmelsleute
aber und Sphärenbewohner können diese Dinge entbehren, ihre
Nahrung ist Lobpreisung, ihr Trank Gottverehrung, ihre
Lieblingsspeise die Betrachtung, das Wissen und Erkennen
ist ihre Freude, Wonne und Lust.
Die Sphären und Sterne haben Töne und liebliche Wei-
sen, sie dienen zur Ergötzung der Allseele in den oberen
Sphären, die von erhabener Substanz ist, ebenso wie die
Musik hier die Theilseelen in der Welt des Entstehens und
Vergehens erfreut.
Es geht aus den bei den Weisen fesstehenden Grund-
sätzen hervor, 1. dass die zweiten, die verursachten, Dinge in
ihren Zuständen den Zuständen der Urdinge ähnlich sind,
die ja ihre Grundursache sind.
2. Die himmlischen Einzeldinge sind die Urgründe für
die Einzeldinge dieser Welt des Entstehens und Vergehens,
ebenso ist
3. Ihre Bewegung, Ursache für die Bewegung dieser
Dinge und die Bewegung der letzteren ist den Bewegungen
jener ähnlich, somit ist auch nöthig, dass die Töne dieser
Welt den Tönen jener ähnlich sind.
Ein Analogon hierfür sind die Spiele der Kinder, die
die Thaten der Väter und Mütter in ihren Spielen nachahmen,
ebenso wie die Schüler ihren Lehrern in ihren Künsten und
Werken gleichen.
Die meisten Gelehrten lehren, dass die himmlischen Ein-
zelerscheinungen und ihre wohlgereihten Bewegungen frü-
herer Existenz seien, als die Creaturen unter der Mond-
sphäre und deren Bewegungen; die Welt der Seelen war
— 123 —
früher vorhanden, als die Körperwelt. Cf. Abhandlung über
die Anfänge.
Da es nun in der Welt des Seins aneinander gereihte
Bewegungen giebt, denen Töne entsprechen, so muss es
auch in der Sphärenwelt gereihte miteinander [85] zusam-
menhängende und entsprechende Töne geben, die die Seelen
erfreuen und sie nach dem Höheren sehnsüchtig machen.
So regt sich ja in den Naturen der Kinder die Sehn-
sucht nach den Zuständen der Väter und Mütter und in den
Seelen der Schüler und Lernenden die Sehnsucht nach den
Zuständen der Lehrer ; das Volk sehnt sich verständig zu
werden, die Verständigen wollen sich zum Zustand (geisti-
ger) Könige erheben und diese wiederum den Zustand der Engel
erfassen; man sucht ihnen ähnlich zu werden, denn es gilt ja
für die Philosophie die Definition, sie sei das Aehnlichwer-
den Gottes soweit es dem Menschen möglich ist.
Es heisst von dem weisen Pythagoras, er hätte durch
die reine Substanz seiner Seele und die Einsicht seines Her-
zens die Bewegungen der Sphären vernommen; durch die
Güte seines Scharfsinns aber die Grundsätze der Musik
und die Weisen der Melodieen herausgebracht. Er war der
erste Gelehrte, welcher diese Wissenschaft behandelte und
dieses Geheimniss kundthat.
Dann folgten ihm Nikomachus, Ptolemaeus, Euklid und
Andere. Deshalb wenden die Weisen musikalische Töne und
Weisen in Tempeln und Gebetshäusern für die, so Gott sich
nahmen an. Es finden die traurigen und zarten Weisen be-
sonders bei Hartherzigen, bei den irrenden Seelen und thö-
richten Geistern ihre Anwendung, die sich sonst um die
Freuden der Geisterwelt und deren Lichtstätten nicht küm-
mern. Man hat Worte und Verse in Massen dazu gefügt,
um durch die Schiderungen von der Wonne der Geisterwelt,
von der Lust und Freude ihrer Bewohner ihnen danach
Sehnsucht einzuflössen.
Ebenso werden bei Saitenklängen die Feldzüge der
ersten Muslim und dazu herabgesandte Koranverse verlesen,
die Herzen zu erweichen und den Seelen für die Geisterwelt
— 124 —
und die Lieblichkeit des Paradieses Sehnsucht zu erwecken
Vgl. Kor. 9. 112. Gott erkaufte von den Gläubigen ihre
Seelen und ihren Besitz, dass ihnen das Paradies werde, sie
kämpfen auf dem Wege Gottes, sie tödten und werden ge
tödtet.
Auch sagen die Kämpfer der Muslim beim Treffen und
in der Schlacht Verse über die Schwarzäugigen her um durch
die Lieblichkeit der andern Welt, die Seelen nach dem Jen
seits begierig und zum Angriff tapfer zu machen. Ebenso
wird von den Gottesgelehrten die Musik in den Tempeln
und Gotteshäusern angewandt, die Seelen zu erweichen, sie
aus der Welt des Seins und Vergehens heraus zu reissenj
und nicht in das Meer der Materie versinken zu lassen. [86]
In den Gesetzen einiger Propheten ist der Gebrauch der
Musik verwehrt, weil die Menschen dieselbe in anderer
Weise zum Spiel und Ergötzung zur Anregung des Sinnge-
nusses und dergleichen verwenden. Vgl. Nehmt meinen Antheil
von der Lust und Wonne (des Jenseits), denn alles, das so
weit hinausläuft, entgeht uns doch; ferner: noch kam keiner
uns anzuzeigen, ob er im Paradies der Begnadigten oder in
der Hölle sässe.
Viele Leute meinen, wenn sie solche Verse hören, dass
es keine Wonne noch Lust gäbe, ausser eben die sinnliche
und dass das, was die Propheten von den Freuden des Pa-
radieses und die Gelehrten von der Wonne der Geisterwelt
erzählten, eitel Lüge sei. Aber der Glaube der Propheten
und die Ansichten der Gelehrten sind wahr und hatten die
Propheten bei der Feststellung ihrer Satzung und die Ge-
lehrten bei der Herrichtung ihrer Leistungen als das höchste
Ziel das im Auge, die Seelen von den Lüsten dieser Welt
zu befreien u. s. f.
Der Sinn der Tongänge und Melodie gelangt auf dem
Wege des Gehörs zur Erkenntniss der Seelen und die Grund-
züge des Sinnes, der in diesen Tongängen und Weisen nie-
dergelegt ist, bilden sich den Seelen ein. Dieselben können
dann des Getöns in der Luft entbehren, so wie man das
Geschriebene entbehren kann, wenn man den Sinn des-
— 125 —
sen, was geschrieben war, verstanden und dem Gedächtniss
eingeprägt hat.
Ebenso ist es mit den Theilseelen, bei denen, wenn sie
vollendet und vollkommen geworden und dann zum höchsten
Ziel in diesem Leibe gelangten, der Körper natürlichen oder zu-
fälligen Todes vergeht, die bisweilen aber auch Gott direct nahe
treten. [87] Diese Seelen treten dann aus dem Körper wie die
Perle aus der Muschel, das Kind aus dem Mutterschooss, das
Korn aus der Hülse, oder die Frucht aus der Schale hervor. Es
beginnt mit den Seelen etwas Neues (ein neues Leben), wie
auch mit jenen Dingen. Vgl. Kor. 56, 58. Wisst ihr etwa
was ihr ausgiesst (in den Mutterleib), schafft ihr oder sind
wir es, die da schaffen. Wir bestimmten dem und jenem
von Euch den Tod und kommt uns keiner zuvor, dass wir
an Eurer Stelle Euresgleichen setzen und wir Euch neu (in
einem Zustand), den ihr nicht kennt, hervorgehen lassen. —
Dasselbe gilt von den Thierseelen; es beginnt mit ihnen
nach der Schlachtung etwas Neues. Die Schlachtung der
Opferthiere geschieht nicht, um das Fleisch zu essen, son-
dern um die Seele von der Hölle der Welt des Bestehens
and Vergehens zu befreien und sie vom unvollkommenen
Zustand zu dem vollendeten und vollkommenen in der Form
les Menschen, die ja die vollkommenste von den Gestalten
mter dem Mondkreis ist und die letzte Stufe in der Hölle
ler Welt des Entstehens und Vergehens bildet, zu erheben.
Cf. die Abhandlung über die Lehre vom Tode).
Der Körper ist die Muschel, die Seele aber eine kost-
)are Perle, vernachlässige sie nicht, sie steht in hohem Werth
)ei ihrem Schöpfer.
Tritt die Seele reiner hervor und nimmt sie zu, so tritt
de ein in die Form der Engel, denn dies ist die Form, zu
ler die Seele in ihrer Vollendung gelangt.
Vgl. Kor. 32, 4. Der Engel des Todes, der mit euch be-
raut ward, wird euch hinnehmen, dann werdet ihr zu eurem
lerrn zurückkehren.
Der Todesengel ist der Annehmer der Geister und die
— 126 —
Hebeamme der Seelen, wie die Hebeamme des Leibes die
Kinder annimmt.
Eine jede Seele der Gläubigen hat in der Geisteswelt
zwei Eltern, wie auch die Körper zwei Eltern in der Kör-
perwelt haben, so sagte der Gesandte zu Ali: Ich und Du Ali,
wir sind die zwei Väter dieses Volks. Koran 22, 77. Er
bestimmte euch nicht Lasten, wie die Religion Abrahams that,
er nannte euch Muslim (Gottganzergebene). Dies sind na-
türlich geistige nicht leibliche Väter.
Die Musikverständigen beschränkten sich bei der Zahl
der Saiten der Laute auf vier. Nicht weniger und nicht
mehr, damit ihr Werk den Dingen der Natur unter dem
Mondkreis ähnlich sei und sie die Weisheit Gottes nach-
ahmten. Cf. die Arithmetik.
Die Diskantsaite ähnelt dem Element des Feuers, ihr
Ton gleicht der Hitze und Heftigkeit desselben.
Die zweite Saite ähnelt dem Element der Luft, ihr Ton
entspricht der Feuchtigkeit der Luft und deren Gelindigkeit.
Die dritte Saite ähnelt dem Element des Wassers, ihr
Ton ähnelt der Feuchtigkeit und Kühle desselben.
Die Basssaite ähnelt der Schwere und Dicke der Erde.
[88] Diese Eigenschaften gehören ihnen an, sie ent-
sprechen einander an sich, oder in Gemässheit der Einwir-
kungen ihrer Töne auf die Mischungen in den Naturen der
Hörer.
Der Ton der Diskantsaite stärkt die Mischung der Gelb-
galle und mehrt die Kraft und Wirkung derselben, sie steht
der Mischung des Speichels entgegen und (verfeinert) schwächt
denselben.
Der Ton der zweiten Saite stärkt die Mischung des
Bluts und mehrt die Kraft und Wirkung desselben. Die-
selbe steht der Mischung der Schwarzgalle entgegen, sie
hebt dieselbe auf und macht sie gelind.
Der Ton der dritten Saite stärkt die Mischung des Spei-
— 127 —
chels und mehrt die Kraft desselben, sie steht der Mischung
der Gelbgalle entgegen und bricht deren Schärfe.
Der Ton der Basssaite stärkt die Mischung der Schwarz-
galle, sie mehrt die Kraft und Wirkung derselben und steht
der Mischung des Blutes entgegen, dessen Wallen sie be-
ruhigt.
Bringt man diese Töne in Weisen, die ihnen entsprechen,
an und gebraucht man diese Weisen zu den Zeiten der
Nacht oder des Tages, deren Natur der Natur der mächti-
gen Krankheit und des zustossenden Siechthums entgegen-
steht, so beruhigen sie dieselben, sie brechen deren Gewalt
und erleichtern den Kranken die Schmerzen. Denn wenn
der Dinge, die sich in ihrer Natur ähneln, viel werden und
sie zusammenkommen, so wird ihr Thun stark und tritt ihre
Einwirkung hervor, bis dass sie die Gegensätze überwinden.
Die Leute kennen dergleichen bei den Kämpfen und
dem Streit.
Aus dem Wenigen, was wir von der Weisheit der Mu-
siker wissen, die ihre Kunst in den Krankenhäusern zu den
der Natur der Krankheiten, der Zufälligen und Grundursachen
derselben entgegenstehenden Stunden anwandten, geht ihre
Einsicht klar hervor, auch ist klar, warum sie sich auf vier
Saiten beschränkten und weder mehr noch weniger annah-
men.
Der Grund, weshalb die Musiker die Dicke einer jeden
Saite gleich der Saite unter ihr -j- xj% setzten, war auch,
dass sie dabei die Weisheit Gottes und die Wirkung, die
er durch seine Werke auf die Werke der Natur hervor-
brachte, nachahmten.
Die Gelehrten der Naturwissenschaft setzten fest, dass
von den Durchmessern der vier Elemente, Feuer, Luft, Was-
ser, Erde jeder einzelne gleich dem unter ihm -|- 1/z in der
Qualität, das heisst in ihrer Kraft und Dicke sei.
Sie sagen, der Durchmesser der Aetherzone, d. h. des
Feuers unter dem Mondkreis sei gleich dem Durchmesser
von der Eiskältezone -\- Ys derselben. Der Durchmesser
der Eiskältezone sei gleich dem Durchmesser von der Wind-
— 128 —
hauchzone + Y» derselben und der Durchmesser der Wind-
hauchzone gleich dem Durchmesser der Wasserzone -f- Y«
derselben, der Durchmesser der Wasserzone gleich dem
Durchmesser der Erdkugel -f- Ys derselben.
Die Bedeutung dieses Verhältnisses ist, dass die Sub-t
stanz des Feuers in der Feinheit gleich der Substanz der
Luft _L Ys derselben sei und die Substanz der Luft in der
Feinheit gleich der Substanz des Wassers -f- Ys desselben
und die Substanz des Wassers in der Feinheit gleich der
Substanz der Erde -\- 1/z derselben sei.
Man spannt die Diskantsaite, die dem Element des
Feuers ähnelt und deren Ton der Hitze und Schärfe des-
selben entspricht, unter alle Saiten und die Basssaite, die
dem Element der Erde entspricht, über alle Saiten und dann
die zweite dem Discant und die dritte dem Bass nah aus
zwei Gründen; 1) weil der Ton des Diskant scharf und
leicht ist und sich nach oben bewegt, der Ton des Basses
aber dick und schwer ist und sich nach unten bewegt. Dies
ist das passendste für die Verbindung und Vereinzelung
beider. Ebenso ist der Zustand der zweiten und dritten
Saite; 2) weil die Dicke der Diskantsaite sich zur Dicke
der zweiten Saite und diese wiederum sich zur Dicke der
dritten und die Dicke der dritten sich zu der Dicke der
Basssaite verhält, wie der Durchmesser der Erde zu dem des
Windhauchs und dieser wiederum sich ebenso zu der Zone der
Eiskälte und der Durchmesser der Eiskältezone sich ebenso
zu der des Aethers verhält. Deswegen spannt man sie in
dieser Zusammenfügung.
Die Musiker gebrauchen das Verhältniss des Achtels
bei den Tönen der Saiten und nicht das des Fünftheils,
Sechstheils und Siebentheils und theilen sie danach, weil
dies von der Acht abgeleitet ist und die Acht die erste
Würfelzahl ist (2X^X2). Die Sechs ist zwar die erste voll-
ständige Zahl [89] und sind auch die Körper mit sechs
Flächen die vortrefflichsten; aber ihr vor steht die Würfel-
zahl, wegen des einander Gleichen. (Cf. die Abhandlung
— 129 —
der Geometrie). Denn die Länge und Breite und Tiefe des
Würfels sind alle einander gleich, er hat sechs viereckige
Flächen, die alle einander gleich sind und acht Körper-
winkel alle einander gleich, er hat ferner zwölf einander
parallele und einander gleiche Schenkel, er hat 24 rechte
einander gleiche Winkel, die 24 entstehen aus der Multi-
plikation der Drei mit Acht.
Wir haben es ausgesprochen, dass ein jedes Werk, in
welchem die Gleichmässigkeit grösser ist, auch vortrefflicher
sei, auch hält man nicht die Kugelgestalt für gleichmässiger
:ds die Würfelgestalt. Deswegen sagt Euklid im letzten
Abschnitt seines Buchs, dass die Gestalt der Erde dem
Würfel ähnlicher sei und die Gestalt des Himmels den Kör-
pern mit zwölf Basen — Zwölfeck sehr ähnlich sei.
In der Abhandlung über die Astronomie hoben wir den
Vorzug der Kugelgestaltung und der Zahl Zwölf hervor.
Als Vorzug der Acht haben die Gelehrten der Propä-
deutik hervorgehoben, dass zwischen den Durchmessern der
meisten Sphären, dem der Erde und dem der Luft ein mu-
sikalisches Verhältniss stattfinde.
Ist nämlich die Hälfte des Erddurchmessers 8, ist die
Hälfte vom Durchmesser der Luftzone 9 ; der halbe Durch-
messer der Mondsphäre 12; der der Merkursphäre 13, der
der Venussphäre 16, der der Sonnensphäre 18, der der Mars-
sphäre 21 Y2, der der Jupitersphäre 24, der der Saturnsphäre
284/9, der der Fixsternsphäre 32.
Der Durchmesser der Mondsphäre steht zu dem der
Erde wie 1*/$ : 1 (24 : 16) und zu dem der Luftsphäre wie
Ly* : 1 (24 : 18).
Der Durchmesser der Venussphäre steht zu dem der
Erde wie 2 : 1 (32 : 16) und zu dem des Mondes wie 2 :
P/s (32 : 24).
Der Durchmesser der Sonnensphäre steht zu dem der
Luftsphäre wie 2 : 1 (36 : 18) zu dem der Erde wie 21/*
1 (36 : 16) und zu dem der Mondsphäre wie V/2 : 1 (36
24).
Der Durchmesser der Jupitersphäre steht zu dem der
Dieterici, arab. Propaedeutik. «J
— 130 —
Mondsphäre wie 2 : 1 (48 : 24) zu dem der Erde wie 3 : 1
(48 : 16) zu dem der Venussphäre wie P/2 : 1 (48 : 32).
Der Durchmesser der Fixsternsphäre steht zu dem den
Jupitersphäre wie P/4 : 1 (richtig P/s : 1. 64 : 48) zu den
der Venussphäre wie 2 : 1 (64 : 32) und zu der Sonnen-
sphäre wie l3/4 : 1 (64 : 36 ungenau 63 : 36) zum Monde
wie 23/4 : 1 und zur Erde wie 4:1.
Der Merkur, der Mars und der Saturn stehen ausser- j
halb dieses Verhältnisses und sagt man deshalb, dass sie«
Unglück bringend wären.
Ferner behaupten diese Gelehrten, es gäbe zwischen dei'
Grösse dieser Sternkörper, der des Einen zu der des An-
dern verschiedene, theils arithmetische, theils mathematische:
theils musikalische Verhältnisse, auch seien zwischen ihnei
und der Erde diese Verhältnisse vorhanden.
Die Einen derselben seien erhaben und vortrefflich, die an-:|
dern ständen darunter, doch würde uns dies hier zu weit führen,]
Aus dem bisher Erwähntem ist zur Genüge klar, das£f
der gesammte Weltkörper mit allen seinen Sphären und Ein-
zelerscheinungen, mit seinen Sternen und den vier Elemen-
ten, die Zusammenfüguno' des Einen mit dem andern nacl
diesem vorhererwähnten Verhältniss des Einen zum Anden
gemacht ist und dass der ganze Weltkörper sich wie eir.
Thier, ein Mensch oder eine Stadt verhalte und dass der.
der sie leitet, formt, fügt und setzt, der sie hervorgehen und
entstehen heisst, nur Einer und ohne Genossen sei. Das isl
ja das Ziel unsrer Abhandlung.
Die Vorzüglichkeit der Acht geht auch daraus hervor,
dass wenn man die vorhandenen Dinge beschaut und forschend
nach dem Grundprinzip der dem Verderben unterworfenen
Dinge fragt, man findet, dass die meisten der vorhandener]
Dinge zu Acht sich finden. So die Natur [90] von den
Elementen: heiss, kalt, feucht, trocken und dann das heiss-
feuchte, das kalt-trockene, das kalt-feuchte und warm-trockene,
zusammen acht. Das ist die Wurzel der vorhandenen Na-
turdinge und das Prinzip des dem Verderben Anheimfal-
lenden.
- 131 —
Betrachtet man ferner den Punkt und Gegenpunkt im
Himmel, so giebt es deren acht. Der Mittelpunkt, der Ge-
genüberstand, die zwei Drittheile, zwei Viertheile, die zwei
Sechstheile, zusammen acht. Diese Acht sind auch Mittel-
ursachen für das Vergängliche unter dem Monde,
Die 28 Buchstaben in der arabischen Sprache entspre-
chen den 28 Mondstationen; das Alphabet derselben (der
Mondstationen) besteht aus acht Buchstaben. Auf (a) Lam
(1) Fa (f) Ja (j) Mim (m) Nun (n) Dal (d) Wav (w). Die
Versmasse der arabischen Dichtung zerfallen auch in acht
Theile, d. h. die Versfüsse.
Von den Gattungen der Melodieen giebt es auch acht, wie
wir später darthun. Dann sagt man, der Embryo habe acht
Stufen und der Thronträger (Gottes) gebe es acht, auch
hätten die zwei Leuchten (Mond und Sonne) je sieben Stell-
vertreter. Den eigentlichen Sinn davon haben wir in der Ab-
handlung von der Heimsuchung und Auferstehung dargestellt.
Es giebt freilich viele Dinge als zweifache, dreifache,
vierfache, 5, 6, 7, 8, 9, 10 fache und so fort. Doch wollten
wir mit der Hervorhebung der Acht aus der Sorglosigkeit
erwecken und darthun, dass die, welche für die Sieben und
deren Vorzug auftraten, doch nur theilweis und nicht allge-
mein Recht hätten. Dasselbe gilt von denen, welche die
Zwei besonders hervorheben und für die Christen, welche
die Drei geltend machen, dann von den Vertretern der Natur-
wissenschaft, die für die Vier auftreten. Von den Khurramiten,
welche für die fünf und den Indern und den Kajjaliten,
welche für die Neun auftreten.
Dagegen haben die Lauteren Brüder eine allgemeine
Betrachtung und umfassen die Gesammtkenntniss.
Die Laute gehört nach der Menge ihrer Saiten, dem
Verhältniss ihrer Dicke und Dünne , der Menge ihrer
Bünde, der Art und Weise ihrer Spannung ; nach der Zahl
ihrer Töne und den Griffen ihrer Saiten zu den sichersten
Fügungen und schönsten Zusammensetzungen. Sie ist im
vortrefflichsten Verhältniss, weshalb sich die meisten Hörer
9*
— 132 —
daran ergötzen und die meisten Geister sie schön finden.
Man spielt sie in den Sitzungen der Könige und Häuptlinge.
Zu den bestgefügten und sichersten Werken gehört
auch die Kunst der Rede und der Aussprüche. Die klügste
Rede, die klarste eindringendste und beredteste ist die ge-
messene und gereimte. Die lieblichsten der gemessenen
Dichtungen sind die, in welchen keine Abweichung statt-
findet. Nicht durch Abweichung verkürzt sind solche Verse,
bei denen die ruhenden Buchstaben in ihrer Wägung den
bewegten entsprechen, so das Tawil, Madid und Basit. Denn
von diesen ist jedes aus acht Aufgängen zusammengesetzt
facülun, mafäcilun vier mal. Diese acht Füsse sind zusam-
mengefügt aus 12 Stricken (2 Buchstaben tan) und 8 Pflöcken
(3 Buchstaben tanan) zusammen 48 Buchstaben [91] d. i.
20 ruhende und 28 bewegte. Der Iialbvers hat 24 Buch-
staben, der halbe Halbvers, das Viertheil des Verses 12. Fünf
davon sind ruhend und sieben sind bewegt. Das Verhält-
niss der ruhenden Buchstaben zu den bewegten ist beim
Viertel- Vers ebenso wie bei dem Halbvers und dem ganzen
Vers. Dasselbe gilt vom Kamil und Wafir, jedes derselben
ist aus sechs Abschnitten zusammengesetzt mafäcilun 6 mal.
Das Verhältniss der ruhenden Buchstaben ist zu den
bewegten, beim Drittheil ebenso wie bei der Hälfte und bei
dem Ganzen.
So ist's auch bei einem jeden Vers der Gedichte, wenn
er frei von Zusammenziehung. n (Fehlern) ist, bei der Hälfte
bei dem Viertheil und dem Sechstheil. Das gleiche Ver-
hältniss herrscht bei den Zeiten zwischen ihnen. *)
Es geht aus alle dem hervor, dass die schönsten Werke
und sichersten Zusammenfügungen die sind, in denen die
Zusammensetzung der Theile und die Grundlagen ihres Baus
in dein vorzüglichsten Verhältniss stehen.
*) Dazu war eine Tabelle gegeben, wobei ha die bewegten und alif di<
ruhenden anzeigt;
— 133 -
„Als Beispiel für dies Verhältniss gilt dem Verfasser
vor allen die Schreibkunst, das schönste der Kunstwerke,
wodurch sich Vezire, Schreiber und Gebildete in den Di-
vanen der Herrscher besonders hervorthun; es wird die
arabische, persische, hebräische, griechische, indische Schrift
genannt. Nur Gott kenne die Zahl der Alphabete, er schuf
die Völker mit verschiedener Zunge, Farbe, Natur, Anlage,
Kunst und Kenntniss."
leber den Irsprung der Buchstaben und ihre Zusaiumenfiigung, ihre
Grosse und Verhältnisse.
Alle Buchstaben, für welche Sprache sie auch gesetzt
seien, welchem Volk sie angehören und mit welchem Rohr
sie auch geschrieben werden, haben als ihren Ursprung die
gerade Linie, den Durchmesser des Kreises und die Bogen-
linie, die Peripherie desselben; die anderen Buchstaben sind
daraus zusammengefügt. Cf. darüber schon die Geometrie.
Dies gelte besonders für das arabische Alphabet; geradlinig
sind alif, ba, ta, tha, andere bogenförmig dal, dhal. nun; re,
ze, fa, qaf, andere aus den beiden Grundformen zusammenge-
setzt wie die anderen Buchstaben. [92.] Dasselbe gilt von den
Schriftzügen der Zahlen bei den Völkern, den indischen,
syrischen, hebräischen, so auch griechischen und römischen.
„Die schönste Schrift und beste Zusammenstellung ist
die, in welcher die Maasse der Buchstaben, des einen zum andern
in dem vortrefflichen Verhältniss stehen. Von den Urtheilen
der Schreibkundigen hebt der Verfasser den Ausspruch des
Geometers Muharrir als Beweis, Regel und Kanon hervor;
der, welcher schön schreiben und recht schreiben will, muss
als Grundlage und Kanon für die arabische Schrift zuerst
das Alif von irgend einer Grösse wählen, er mache die Dicke
desselben der Länge entsprechend, d. h. Ys so stark, dann
lege er dieses Alif als Durchmesser eines Kreises und mache
auf demselben die übrigen Buchstaben der Länge des Alif
und Peripherie des Kreises entsprechend.
— 134 —
Ba, Ta, Tha, ihre Länge sei = der Länge des Alif, ihr
Kopf nach oben Ys.
Djim, Cha, Kha ihre Dehnung oben 1/^ Alif, ihr Bogen
nach unten — der Hälfte der Peripherie des Kreises, wofür
Alif der Durchmesser.
Dal Dhal = der Länge des Alif, wenn es gebogen wird.
Be, Ze — */4 von der Peripherie des Kreises, wofür
Alif der Durchmesser.
Sin, Schin, ihr Kopf nach oben 1/% Alif, ihre Dehnung
nach unten 1/% Peripherie des Kreises.
Sad, Dad, ihre Länge = der Länge des Alif, ihre
Oeffnung 1/s Alif, ihre Dehnung nach unten 1/2 Peripherie
des Kreises.
Ta, Tsa, ihre Länge e= Alif, ihre Oeffnung = 1/s Alif,
ihre Köpfe nach oben, so lang wie Alif.
Am Ghain , ihr Bogen oben 1/± Peripherie dieses
Kreises und ihre Biegung unten 1fa der Peripherie.
Fa Qaf so lang wie Alif nach vorn gedehnt, ihre Oeffnung
Vs Alif. Der (Ring) Kopf des Fa, Qaf, Waw, Mim, Ha
alle gleich 1/s Alif, wenn man es zum Kreis biegt. Die
Dehnung des Qaf nach unten = xj% Peripherie dieses Kreises.
Kaf, seine Dehnung nach vorn = der Länge des Alif,
seine Oeffnung s= xj% Alif. Sein Bruch nach oben */4 Alif.
Lam, seine Länge s= Alif, seine Dehnung nach vorn
V2 Alif.
Mim und Waw ist nach unten wie Re nnd Ze gebogen.
Nun, seine Biegung ist gleich der halben Peripherie
des Kreises, wovon Alif der Durchmesser ist.
Ja =: Dal, seine Dehnung nach hinten ist gleich der
Länge des Alif, seine Biegung nach unten ist gleieh der
halben Peripherie des Kreises.
Also entsprechen die Verhältnisse und die Grösse ihrer
Maasse an Länge und Breite den Grundregeln der Mathematik
und des vorzüglichen Verhältnisses. Im Uebrigen urtheilen die
Menschen über die schöne Schrift nach Satzungen, Gefällen
und Wahl, wobei Brauch und Gewohnheit in Rechnung kommt.
— 135 —
„Ueber die Qualität der Formen, die Linien der Figuren
und die Weise, wie man einen Buchstaben mit dem andern
nach Kegel und Brauch geuau zusammenstellt, giebt der Ver-
fasser in kurzer zusammenfassender Weise drei Aussprüche an,
wie solche nach geometrischen Grundregeln und philosophi-
scher Norm der kluge Mathematiker Muharrir aufstellte.
1) Die Formen aller Buchstaben, welchem Volk oder
welcher Sprache sie auch angehören und mit welcher Feder sie
auch geschrieben werden , müssen in irgend welchen Bogen
und Krümmungen stattfinden, davon ist nur das Alif in der
arabischen Schrift ausgenommen.
2) muss die Dicke der Buchstaben der Zartheit, irgend
wie entsprechen.
3) müssen bei der Zusammensetzung alle Winkel spitz
sein und zur Rundung passen.
Dies gehen die Schriftkundigen im Maass dieser Buch-
staben und ihrer Beziehungen einzeln durch, bei der Zusam-
menfügung und Zusammensetzung aber sind sie verschiedener
Ansicht und haben sie verschiedene Gründe, aber in Betreff
der Lehre von al Muharrir herrscht LTebereinstimmung.
Durch das bisher Erwähnte ist klar, dass die weisesten
Werke, die sichersten Fügungen und schönsten Zusammen-
stellungen die sind, deren Theile im vorzüglichsten Verhält-
niss stehn, das vorzüglichste Verhältniss ist 1; P/2, Ys, Y4? V8*
Dies wird auch durch die Form des Menschen und den
Bau seines Körpers bewiesen. Gott machte die Länge seines
Wuchses der Breite seines Rumpfes entsprechend, die Breite
seines Rumpfes entspricht der Tiefe der Höhlung.
Die Länge seiner Unterarme entspricht der Länge sei-
ner Unterschenkel und die Länge seiner Oberarme der Länge
seiner Oberschenkel; die Länge seines Halses aber der Länge
seiner Rückenseule; die Grösse seines Kopfes der Grösse
seines Rumpfes; die Rundung seines Gesichts der Weite
seiner Brust; die Form seiner Augen der Form seines Mun-
des; die Länge seiner Nase der Breite der beiden (Gesichts)
Seiten: die Grösse seiner Ohren dem Maasse seiner Wan-
gen; [94] die Länge seiner Finger der Länge seiner Zehen;
— 136 —
die Länge seiner Eingeweide entspricht der Länge der Venen
Die Majxenhöle der Grösse der Leber, das Maass des Her-
zens der Grösse seiner Lunge ; die Gestalt der Niere dei
Gestalt der Leber; die Weite der Kehle der Grösse de]
Lunge.
Die Länge und Dicke der Sehnen entspricht der Grösse
der Knochen, die Länge der Seiten und ihre Biegung den
Brustkasten und die Länge der Adern und ihre Weite ent
spricht den Distanzen des Körperdurchmessers. Also findei
man bei genauerer Ueberlegung, dass ein jedes Glied im
menschlichen Körper der Gesammtheit des Rumpfes in irgenc
einem Verhältniss entspricht und wiederum einem andern Gliec
des Körpers in einem andern Verhältniss. Recht eigentlich
kennt dies nur der erhabene Gott, der schuf und bildete, wie
und von welcher Beschaffenheit er wollte. Bleibt der Samen-
tropfen beim Einfall in den Mutterschoss und der Entwick-
lung Monat für Monat von den dort eintreffenden Schäden, voi
verderbter Mischung, veränderten Constitutionen, auch der
unglücklichen Himmelsfiguren frei und ist endlich sein Körper-
bau vollendet und seine Körpergestalt vollständig (cf. unsere
Abhandlung darüber), so ist bei dem gesund gebauten unc
vollständig ausgebildeten Kinde die Länge des Wuchses
gerade 8 seiner Spannen gross, gerade 2 Spannen von dei
Spitze der beiden Knieen bis zur untersten Sohle, 2 Span-
nen von der Spitze der beiden Kniee bis zur Taille, 2 Span
nen von der Taille bis zur Spitze seiner Brust und von dei
Spitze der Brust bis zum Scheitel des Kopfes 2 Spannen.
Oeffnet man seine beiden Hände und dehnt man sie nach
rechts und links, so wie der Vogel seine Fittiche öffnet, sc
findet man, dass die Entfernung von den Fingerspitzen dei
linken Hand bis zn denen der rechten 8 Spannen ist. Die
Hälfte davon beim Kehlkopf, das Viertheil beim Ellenbogen.
Streckt man die beiden Hände über den Kopf nach oben
und setzt man die Spitze des Zirkels auf seinen Nabel, spannt
man dann denselben bis zu den Fingerspitzen der Hand
und schlägt man denselben um bis zu den Zehenspitzen, sind
es gerade 10 Spannen, 1I± mehr als die Länge des Wuchses.
— 137 —
Die Länge des Gesichts ist von der Spitze des Kinns bis
zum Sprossort der Haare über dem Stirnknochen l1/^
Spanne. Zwischen den beiden Ohren ist die Entfernung l1/*
Spanne; die Länge der Nase */* Spanne; der Schlitz eines
jeden der beiden Augen 1/s Spanne; die Länge der Stirne
1/s von der Länge des Gesichts, der Schlitz des Mundes
und der beiden Lippen ist jedes — der Nase, die Länge
von jeder Sohle l1/^ Spanne.
Die Hand ist von der Spitze der Handwurzel bis zur
Spitze des Mittelfingers 1 Spanne, die Länge des Daumens
ist gleich der Länge des kleinen Fingers, die Spitze des
Ringfingers steht 1/s (wohl */*) Spanne über dem kleinen und
um eben so viel der Mittelfinger über dem Ringfinger und
über dem Zeigefinger.
Die Breite der Brust ist 2*/2 Spanne und die Weite
zwischen den beiden Brustwarzen 1 Spanne, zwischen dem
Nabel und dem Ende der Brust 1 Spanne, von der Spitze der
Brust bis zu dem Ende des Kehlkopfes eine Spanne, zwischen
den beiden Schultern liegen 2 Spannen.
Nach dieser Analogie und dieser Regel entsprechen
sich die Längen der Eingeweide, die Maasse des Bauchs, die
Adern des Körpers und die Sehnen, die an den Knochen
haften und ferner die Bänder der Glieder, eins dein andern
an Länge, Breite und Tiefe eben, so wie die sichtbaren
Glieder mit einander im Verhältniss stehn. Dasselbe [95]
gilt vom Bau aller Thiere, die mit entsprechenden Gliedern
versehen sind. Ebenso bilden einsichtige Künstler die Ge-
stalten, Bilder und Formen, eine der andern entsprechend,
sowohl in der Zusammensetzung als in den sich entsprechen-
den Maassen ahmen sie das Werk des Schöpfers nach. Darum
wird auch die Philosophie definirt, sie sei das Aehnlichwer-
den Gottes, so weit es dem Menschen möglich sei.
Durch dies Alles wird klar, dass die besten Werke, die
sichersten Zusammenfiigungen und schönsten Zusammenstel-
lungen die sind, deren Herstellung im vorzüglichsten Ver-
hältniss stattfindet und deren Theile in derselben Weise zu-
sammengesetzt sind.
— 138 —
Hierin liegt für jeden vernünftigen Denker der Schluss
und Analogie-Beweis, dass die Zusammenfügung der Sphä-
ren und ihrer Sterne, die Masse der Elemente und ihre Pro-
dukte, eins zum andern im vortrefflichsten Verhältniss steht.
Ebenso entsprechen sich die Distanzen der Sphären und
ihrer Sterne und sind sie im vortrefflichsten Verhältniss
gefügt.
Den sich entsprechenden Bewegungen gehören einander
entsprechende Tonweisen an, die musikalisch einander folgen
und lieblich sind, wie wir dies bei den Bewegungen der
Saiten der Laute und ihrer Töne darthaten.
Der Einsichtige erkennt bei näherer Ueberlegung, dass
die Welt einen weisen, einsichtsvollen Schöpfer hat, der
alles wohl zu fügen wusste, es schwinden ihm alle Zweifel,
die sonst in das Herz vieler Zweifler dringen. Er weiss
sicher, dass in den Bewegungen der Einzelkörper und den
Tönen derselben Lust und Wonne den Bewohnern derselben
schon hier entspringt, dabei sehnt sich seine Seele dort hinauf
zu steigen, sie zu hören und darauf zu schauen.
Also stieg die Seele des (Dreifachen) Hermes trime-
gistos in seiner Weisheit auf und schaute dies, er ist der
Prophet Idris cf. Koran 19, 58 „wir erhoben ihn zu einer
hohen Stätte."
Also hörte auch die Seele des Pythagoras, da sie von der
sinnlichen Begierde frei geworden und durch die ewigen
Gedanken, durch die Uebung in der Zahlenlehre, Geometrie
und Musik geläutert war, diese Sphärenmusik. So bemühe
dich, deine Seele zu läutern, sie aus dem Meer der Materie,
den Banden der Natur und der Knechtschaft sinnlicher Be-
gierde zu befreien und so wie die Weisen thaten und be-
schrieben, zu handeln; denn die Substanz deiner Seele ist
dieselbe, thu wie es in den Büchern der Propheten steht
und reinige deine Seele von allen schlechten Eigenschaften,
Thorheiten und aller Bosheit, denn diese hindern, dass sie
dort hinaufsteige, so sagt Gott:
Es werden ihnen nicht des Himmels Thore geöflhet, sie
— 139 —
gehen nicht in's Paradies ein, bis das ein Kameel durch das
Nadelöhr geht. Kor. 7, 38.
Die Substanz der Seele steigt aus den Sphären nieder
an dem Tage, wo der Saamentropfen einfällt und bleibt bis
zu dem Hingang dorthin in dem Tode, welcher ja die
Trennung vom Körper ist. Wie der Körper von Staub ist,
so kehrt auch der Leib dazu zurück.
Das Leben in der Welt gleicht für die verkörperten See-
len bis zur Zeit der Trennung, d. h. des Todes, dem Weilen
des Embryo im Mutterschooss vom Tage, da der Samen-
tropfen einfiel, bis zum Tage der Geburt.
Der Tod ist nichts als Trennung der Seele vom Körper
wrie die Geburt nichts [96] ist, als die Trennung des Embryo
vom Mutterschooss. Der Messias sagt: wer nicht zweimal
geboren wird, steigt nicht auf zum Himmelreich.
Gott spricht über die Paradiesbewohner : sie kosten keinen
Tod, als den ersten, (d. h. die Trennung der Seele vom Leibe,)
nach der vorhererwähnten Bestimmung; sie sind die Glück-
lichen, von denen Gott sagt: (7, 41) sie sprechen Preis sei
Gott, der uns hierher geführt; wir lassen uns nicht führen,
wenn Gott uns nicht leitet; schon haben die Propheten un-
seres Herrn die Wahrheit gebracht. Die Elenden sind aber
die, welche zur Welt zurückzukehren begehren, die sich
zum zweitenmal an den Leib hängen wollen , sie kosten
den Tod ein zweites Mal. So wird im Koran (40, 11) von
ihnen berichtet: O Herr, Du Messest uns ein zweites Mal
sterben und zum zweiten Mal leben, wir bekennen unsere
Sünden.
Die Grundregeln der arabischen Tonweisen.
Für den arabischen Gesang und dessen Melodieen giebt
es acht Grundregeln, die den Gattungen gleichen, von ihnen
: zweigen sich die andern ab und haben die Uebrigen darauf
Beziehung, so wie die Verse acht Einschnitte haben, aus
denen sich die andern Kreise der Masse und ihre Arten
fügen. Diese beziehen sich auf jene und werden danach gemessen.
— 140 —
Das ist in den Büchern der Metrik näher ausgeführt.
Von den acht Grundregeln der arabischen Musik ist die
erste das erste schwere, dann das leicht schwere, dann das
zweite Schwere, dann das Leichte, davon dann das Ramal, dann
das leichte Ramal, dann das leicht leichte und endlich das
Hazadj.
Diese acht sind wie die Gattungen, die andern aber sich
abzweigende Arten, die darauf zu beziehen sind.
a. Das erste Schwere besteht aus neun Anschlägen, wovon
drei sich einander folgen, der vierte aber allein steht, schwer ist
und ruht. Dann folgen fünf Anschläge; von denen ist der erste
(der Anfang) gefaltet (mit weggefallenem Buchstaben) cf. maf
-cü-lun-maf-mafä-fT-lun-maf. (8 mal tan) Dann kehrt die Cäsur
wieder und wiederholt sich immer fort, bis der Musiker
aufhört.
b. Das zweite Schwere besteht aus 11 Anschlägen; drei
davon folgen sich aufeinander, dann ein ruhender, dann ein
schwerer, dann 6 Anschläge, von denen im Anfang einer ge-
faltet maf-cü-lun, mafii, ma-fä-ci-lun, maf-cü (10 mal tan), dann
kehrt die Cäsur immerfort wieder.
c. Das erste Leichtschwere besteht aus 7 Anschlägen. 1
Zwei davon folgen sich und ist nicht die Zeit eines Anschlags
zwischen ihnen, dann ein einzelner schwerer Anschlag, dann
vier Anschläge einer im Anfang derselben gefaltet, wie ma-
fä-cil, mu-ta-fä-cil, tanan, tan, tananan, tan. Dann kehrt diese
Cäsur wieder und verdoppelt sich bis der Sänger aufhört.
Die Leute nennen jetzt diese Weise das Makhuri, es gleicht
dem Ruf der Ringeltaube kuku, ku, kukuku, ku.
d. Das zweite Leichtschwere. Drei sich einander fol-
gende Anschläge zwischen denen nicht die Zeit eines An-
schlags ist, jedoch zwischen je drei Anschlägen die Zeit
eines Anschlags failun, failun; es wiederholt sich immerfort
tananan, tananan, bis der Sänger aufhört.
e. Das Ramal ist das Umgekehrte von Makhuri. Sieben
Anschläge, wie jenes, doch zuerst ein einzelner schwerer,!
dann zwei sich folgende Anschläge, zwischen denen nichts
•i
I
»
k
— 141 —
die Zeit eines Anschlags ist, dann vier Anschläge, je zwei
davon sich einander folgend, zwischen ihnen liegt nicht die
Zeit eines Anschlags; cf. fä'ilun, mafäcilun, ähnlich dem Ruf
des Rebhuhns tan, tanan, tanan, tanan, ki, kiki, kiki, kiki. [97]
f. Das leichte Ramal. Drei Anschläge, die einander
folgen und bewegt sind, dann zwei sich folgende, zwischen
beiden die Zeit eines Anschlags, mutafä-cilun, tananan, tanan.
g. Das Leichtleichte sind zwei sich einander folgende
Anschläge, zwischen beiden liegt nicht die Zeit eines An-
schlags, jedoch liegt zwischen je zwei Anschlägen die Zeit
eines Anschlags, cf mafä-cilun, mafä-cilun, tanan, tanan, tanan,
tanan.
h. Das Hazadj ist ein ruhender und ein anderer leich-
terer Anschlag, zwischen beiden ist die Zeit eines Anschlags und
ebenso zwischen je zwei Anschlägen wie fall, fäcib. Diese acht
Gattungen sind die Wurzel und die Kanones des arabischen
Gesangs und seiner Weisen. Die nicht arabischen Gesänge,
wie die persischen, römischen, griechischen haben andere
Tongänge und Weisen, als diese, jedoch trotz der Menge
ihrer Gattungen und verschiedenen Arten gehen sie aus der
vor diesem Abschnitt erwähnten Wurzel und Kanon hervor.
Gott setzte in seiner Weisheit die dem Entstehen und
Vergehen unterworfenen Dinge der Natur mit ihren Mittel-
und den ihr Sein bestimmenden Grundursachen meist als
vierfache; dieselben sind zum Theil einander entgegengesetzt,
zum Theil einander ähnlich. Die sichere Kunst und Weisheit
davon ist nur ihm offenbar und heben wir etwas davon her-
vor. Zu den als vier bestehenden, offenbaren und klaren
Dingen gehören die vier Zeiten, die Jahreszeiten: Früh-
ling, Sommer, Herbst und Winter. Dem Frühling entsprechen
die Sternzeichen vom Anfang Widder bis Ende Zwilling.
Dem Frühling entspricht das östliche Viertheil des Himmels,
das bis zum Pflock des Himmels aufsteigt, ihm entspricht
im Monat das erste Viertheil von sieben Tagen im Anfang
des Monats. Von den Sternconjunctionen entspricht ihm
— 142 —
das linke Geviert, von den Elementen die Luft, von den
Naturen die Hitze und Feuchte, von den Seiten der Süden,
von den Winden der Rechte, von den Tagesviertheilen die
ersten sechs Stunden, von den Mischungen des Körpers das
Blut, von den Lebensaltern die Tage der Jugend, von den
Naturkräften die gährende, von den Kräften der Geschöpfe
die vorstellende und von den offenbaren Handlungen die
Freude, Wonne und Lust, von den Charakteren Güte, Edel-
muth und Gerechtigkeit.
Unter den sinnlich wahrnehmbaren Dingen entspricht
dem Frühling die zweite Saite und deren Ton, von den Weisen
der Diskant; bei der Rede und Dichtung das Lobgedicht;
von den Speisen das Süsse und unter den Farben die ge-
mässigten Tinten, wie die der Levkoie; von den Gerüchen der
der Galia moscata, des Veilchens und der Marolaine und
dergleichen milder Duft, kurz jeder gemässigte Geschmack,
Geruch und Farbe. Dem Sommer entspricht von den Him-
melsviertheilen der vom Himmelspflock zum Westen sich
senkende, von den Sternzeichen vom Anfang des Krebses
bis zum Ende der Aehre; von den Viertheilen des Monats
das zweite Viertel, sieben Tage, von den Sternconjunctionen
das was vom linken Geviert zum entgegengesetzten überführt,
von den Elementen das des Feuers, von den Naturen die
trockene Hitze, von den Seiten der Osten, von den Winden
der Euros, von den Tagviertheilen die sechs Stunden bis
zum Ende des Tags, von den Mischungen die Gelbgalle,
ven den Lebens viertheilen das Jünglingsalter; von den Na-
turen das Feuer (Licht), von den Kräften die ziehende, von
den Kräften der Geschöpfe die denkende Kraft, von den
geheimen Naturanlagen die Tapferkeit und Freigebigkeit und
von den offenbaren Handlungen die schnelle Bewegung, die
Kraft und Stärke; von dem Sinnlichwahrnehmbaren das ver-f
stärkte, wie die Töne der Diskantsaite, von den Weisen das
Makhuri und derartige. Von der Dichtung das Loblied auf
Pferde und Tapfere. Unter den Geschmäcken der scharfe, von
den Farben Gelb und Roth, von den Düften Moschus, Jasmin
u. dergl., kurz jeder warme trockene Duft, Geschmack, Farbe.
— 143 —
Dem Herbst entspricht von den Viertheilen des Him-
mels das, welches vom Pflock des Westens zum Pflock der
Erde hinabsinkt; von den Sternzeichen die vom Anfang der
Wage bis zum Ende des Bozens.
Von den Viertheilen des Monats entsprechen sieben Tage
die der Hälfte folgen; von den Sternconjunctionen die von
dem Oppositionspunkt bis zum rechten Geviert vorhandenen;
von den Elementen das der Erde, von den Naturen Kälte
und Trockniss, von den Seiten der Westen; von den Win-
den der Westwind; von den Tagviertheilen die sechs An-
fängsstunden in der Nacht; von den Mischungen die Schwarz-
galle; von den Lebensviertheilen das Mannesalter (34 — 50);
von den Naturkräften die haltende; von den Kräften der
Geschöpfe die behaltende; von den Naturanlagen die Ent-
haltsamkeit; von den sichtbaren Thaten die Geduld und
Festigkeit; von den sinnlich wahrnehmbaren Dingen ent-
sprechen dem Herbst die Töne der dritten Saite, von
den Weisen das Schwere u. dergl. ; von der Rede die Lob-
rede auf die Vernunft, Würde, Festigkeit und Beständigkeit;
von den Geschmäcken die Säuren, von den Farben das
Schwarze, Staubige u. dergl., von den Düften entsprechen
ihr die der Rose Aloe u, der^L, von den Hauchen der kalte
trockene.
Der Zeit des Winters entspricht von den Himmelsvier-
theilen das vom Pflock der Erde zum Ostpunkt aufsteigende;
von den Sternzeichen die vom Anfang des Steinbocks bis
zum Ende des Fisches, von den Viertheilen des Monats die
i letzten sieben Tage; von den Sternconjunctionen das rechte
I Geviert; von den Elementen das Wasser; von den Naturen
die Kälte und Feuchte; von den Seiten der Norden; von
den Winden der südliche; von den Tagviertheilen die letzte
I Hälfte der Nacht; von den Mischungen der Speichel; von
den Naturkräften die Stossende, von den Kräften der Ge-
schöpfe die Erinnernde; von der Naturanlage Milde und
Schonung: von den sichtbaren Handlungen die Leichtigkeit
im Schaffen und sicherer Verkehr; von dem sinnlich Wahr-
nehmbaren entsprechen ihm die Töne der Basssaite und von
— 144 —
den Weisen das Hazadj und Ramal; von den Reden und
Gedichten das Loblied auf Güte, Edelmuth, Gerechtigkeit
und gute Natur; von dem Geschmäcken der fette und lieb-
liche; von den Farben das Grüne; von den Düften der der
Narcisse, Veilchen und Nanufar u. dergl. ; kurz jede kalt-
feuchte Farbe, Geschmack und Duft.
In dieser Weise zerfallen die Zustände des in der Natur
Vorhandenen und die Eigenschaften des sinnlich wahrnehm-
baren Seienden in diese vier Abtheilungen, von denen eins
dem andern ähnlich, oder ihm entgegengesetzt ist. Cf. Koran
11, 49. Von jedem zwei Paare, ferner 96, 36: Preis sei
dem, der da schuf die Paare allesammt, sowohl von dem,
was die Erde sprossen lässt, als auch lebende Wesen und
auch von dem, das sie nicht kennen.
Verbindet man die sich einander ähnelnden Dinge nach
den Verhältnissen der Zusammensetzung, lassen sie sich ver-
binden und werden ihre Kräfte doppelt, es treten ihre Wir-
kungen an den Tag, sie überwiegen ihre Gegensätze und
besiegen das, was ihnen entgegensteht. Durch die Erkenn t-
niss derselben bringen die Gelehrten die die Krankheit hei-
lenden Mittel heraus, welche die Seuchen heilen, so die Te-
riake, Pflaster und Tränke, [99] wie solche den Aerzten be-
kannt und in ihren Büchern beschrieben sind.
Ebenso handeln die, welche Talismane machen, nachdem
sie die Naturen der Dinge, ihre Eigenthümlichkeiten, das
Wie ihrer Zusammenfügung und die Verhältnisse ihrer Com-
position erforschten. Ein Beispiel hiervon ist die Neunform
um die Nativität leicht zu erkennen. Jn derselben sind die
neun Zahlen für den neunten Monat der Schwangerschaft
und die neunte Stunde von dem Aufgangstern. Dann ist der
Herr des Aufgangs im neunten (Feld) oder der Herr des
Neunten im Aufgang. Oder es ist der Mond im neunten oder
verbunden mit einem Stern, der von ihm im neunten Felde
steht, und dergleichen mehr von den Neunten.
— 145 —
Gott gab seiner Weisheit gemäss einer jeden Gattung
des Vorhandenen einen für das, was sie zu erfassen hat,
besonderen Sinn, auch eine der Seelenkräfte, mit der
sie alles Wahrnehmbare ergreift und erkennt; sie thut dies
in einer bestimmten Weise und kann es nicht in einer andern
thun. Gott legte in eine jede Grundanlage einen erfassen-
den Sinn oder eine Wissenskraft, damit sie eine Freude an
der Erfassung ihrer sinnlichen Wahrnehmung habe, sie
sehnt sich nach derselben und sucht sie auf, dann wird sie
ihrer überdrüssig, wenn sie dieselbe eine Weile besass und
erholt sich an einer andern, die jener gleich geartet war. Das
ist bei den Leuten wohl bekannt in Speise und Trank, an
Kleidung und Geruch, an Schaustücken und Hörstücken.
Ein einsichtiger Musiker ist nur der, welcher, wenn er
weiss, dass die Hörer eine Weise überdrüssig haben, eine
andere ihr entgegengesetzte oder ihr ähnliche singt.
Der Uebergang von einer Weise zu einer andern und
die Uebertragung derselben auf jene kann nur auf eine von zwei
Arten geschehen. Entweder muss der Musiker aufhören und
schweigen, die Bünde und die Saiten durch Anziehen oder
Nachlassen stimmen und dann eine andere Weise beginnen,
oder er lässt die Sache, wie sie ist und geht von dieser
Weise zu einer ihr naheliegenden und ihr ähnlichen über.
Er überträgt vom Schweren auf das Leichte derselben oder
vom Leichten geht er zum Schweren desselben oder auf etwas
Naheliegendes über.
Will er z. B. vom Leichten des Ramal zum Makhuri
übergehn, muss er bei den zwei letzten Griffen des schweren
Ramal pausiren, einen Anschlag jenen folgen lassen und dann
! eine leichte wirkliche Pause machen; dann beginnt er von
Neuem mit dem Makhuri.
Aus der Einsicht des Musikers geht hervor, dass er Ge-
sänge mit bekannter Melodie, die einander ähnlich sind, mit ein-
< ander umkleide, so das Ramal und das Hazadj und die Lob-
i lieder, die vom Ruhm, Güte und Edelmuth handeln, mit den
bekannten ihm ähnlichen Gedichten bekannter Melodie in
Dieterici, arab. Propaedeutik. ^Q
— 146 —
Liedern, die die Tapferkeit, den Muth und die Lebendigkeit
im Makhuri und Hafif besingen, verbinde.
Nach seiner Einsicht gebraucht ferner der Musiker die
für Zeit und Umstände mit einander passenden und ein-
ander ähnlichen Melodieen, er stimmt beim Anruf der Trauer-
versammlungen und Trinkgelage die Weisen an, welche die
Naturen durch Güte, Edelsinn und Freigebigkeit stärken, so
das erste Schwere.
Dann lässt er erfreuende, erfrischende Weisen folgen,
wie Hazadj und Ramal und beim Tanz, Reigen, und Hände-
reichen das Makhuri und dergleichen beim Ende der Gesell-
schaft. Fürchtet er Trunkenheit, Streit und Härte, stimmt
er besänftigende und beruhigende, schläfrig und traurig klin-
gende Melodieen an.
Aussprüche der Philosophen über die Musik.
Es heisst, einst versammelten sich gelehrte Philosophen
auf den Ruf eines Königs und befahl derselbe, ihre Reden
aufzuschreiben.
Als der Musiker eine erfrischende Weise sang, thaten die
Gelehrten folgende Aussprüche: 1. Der Gesang hat eine Vorzüg-
lichkeit, die eine Wirkung offenbart, welche die Logik durch den
Schluss nicht hervorbringen kann; die Seele schafft ihn als
gemessene Weise, [100] hört diese dann die Natur des Menschen,
findet sie dieselbe lieblich, sie freut sich und ist in Wonne. So
höret denn die Kunde jener Seele und ihre Geheimrede. Man
entsagt der Natur und der Betrachtung wegen ihres Schmucks.
2. Hütet euch, wenn ihr die Musik vernehmet, dass sie
nicht die Begierden der Thier-Seele in euch den Banden
der Natur zu errege, dass sie euch nicht abbringe von den
Gesetzen der Rechtleitung und euch vom Verkehr mit der
erhabenen Seele abwende.
3. Die Musik erhebt die Seele ihren erhabenen Kräften
zu, zur Milde, Güte, Tapferkeit und Gerechtigkeit, zum Edel-
muth und Mitleid; sie beruhigt die Natur und regt nicht ihre
thierischen Leidenschaften auf.
— 147 —
4. Der einsichtige Musiker bewegt die Seele zur Vor-
züglichkeit und nimmt von ihr die Mängel.
5. Es heisst, einst hörte ein Philosoph den Gesang von
Reisenden, da sprach er zu seinem Schüler: lass uns zu die-
sem Musiker gehen, vielleicht giebt er uns eine erhabene
Form. Als sie aber näher kamen, hörte er ungemessene
Weise und einen unschönen Gesang, da sprach er zu seinem
Schüler: die Wahrsager behaupten die Stimme der Eule
deutet auf den Tod des Menschen; ist nun das richtig, so
bedeutet der Gesang dieses Musikers den Tod der Eule.
6. Obwohl die Musik kein Geschöpf ist, ist sie doch
beredter Rede, sie thut die Geheimnisse der Seele und das
Innerste der Herzen kund. Aber ihre Rede ist fremdartig
und bedarf des Auslegers, denn ihre Worte sind nur einfach,
und haben keine deutlichen Buchstaben.
7. Die Töne der Musik und ihre Weisen neigen sich
den Seelen zu, wenn sie auch nur einfach sind und nicht
unterscheidbare Buchstaben haben. Die Seelen nehmen diese
Weisen rasch an, weil zwischen beiden eine Aehnlichkeit
stattfindet, denn auch die Seelen sind nur einfache, geistige,
nicht zusammengesetzte Substanzen, so wie die Weisen der
Musik. Die Dinge aber einigen sich stets am meisten mit
dem, was ihnen ähnlich.
8. Der Musiker ist Dolmetsch der Musik und ihr Er-
klärer versteht er es wohl, die Sinne darzulegen, thut er die
Geheimnisse der Seele und das Innerste des Herzens kund;
geschieht dies nicht, ist der Defect von ihm geschehn.
9. Nur die erhabenen, von den Flecken der Sinnlich-
keit freien und von thierischen Begierden lauteren Seelen ver-
stehen die Bedeutung der Musik und die feine Deutung von
den innersten Geheimnissen.
10. Als der Schöpfer die Theilseelen den Theilkörpern
verband, legte er in ihre Grundanlagen die leiblichen Begier-
den. Er gab ihnen die Möglichkeit, die leibliche Lust in
den Tagen der Jugend zu erfassen, dann nahm er ihnen diese
in dem Greisenalter und befreite sie davon, sie auf die Lust,
die Freude und die Wonne der andern Welt hinzuleiten
10*
— 148 —
und sie darauf begierig zu machen. Wenn ihr nun die
Weisen der Musik hört, so betrachtet ihre Hindeutungen
auf die Seelenwelt. [101]
11. Ist die vernünftige Seele rein von sinnlicher Be-
gierde, bleibt sie keusch von den Lüsten der Natur und frei
vom Roste der Materie, dann singt sie in den Weisen der
Theilseelen und gedenket der geistigen, erhabenen Welt,,
zu der sie sich sehnt. Hört dann die Natur diese Weise,
zeigt sie der Seele den Schmuck ihrer Gestalten und den
Glanz ihrer Farben, dass sie sie zu sich zurückbringe; so
hütet euch vor der List der Natur und fallet nicht in ihr
Netz.
12. Gehör und Gesicht sind die edelsten, die erha-
bensten der fünf Sinne, die der Schöpfer dem Geschöpt
verlieh. Doch das Gesicht ist edler und gleicht dem Tage,
und das Gehör der Nacht. — Dem widersprach ein Andrer.
Das Gehör ist edler als das Gesicht, denn das Auge ist das
Mittel, das Sinnliche zu erfassen, es dient wie ein Sklave,
es zu erreichen. Dem Gehör wird das sinnlich Wahr-
nehmbare zugetragen, dass dies ihm wie einem König
diene.
13. Das Gesicht erreicht die Wahrnehmung nur auf
geradem Wege,doch das Gehör erfasst sie aus der Peripherie
des Kreises.
14. Die meisten Wahrnehmungen des Gesichts sind
leibliche, doch die des Gehörs sind alle geistig.
15. Die Seele erfasst durch das Gehör die Kunde von
dem, was in Raum und Zeit vor ihr verborgen ist, doch
durch das Gesicht erfasst sie nur das zeitlich Gegenwärtige.
16. Das Ohr unterscheidet feiner als das Auge, durch die
Güte seines Gefühls erkennt es die gemessene Rede und
die sich entsprechenden Weisen, auch den Unterschied zwi-
schen dem Wahren und dem Fehlerhaften, den Ausfall aus
der Cäsur und dem Gleichgewicht der Weise. Das Gesicht
aber irrt in den meisten seiner Wahrnehmungen, oft sieht
es das Grosse klein und das Kleine gross, das Nahe fern
— 149 —
und das Ferne nah, das Bewegte ruhend und das Ruhende
bewegt, das Gerade krumm und das Krumme gerade.
17. Da die Substanz der Seele den Zahlen und der Com-
position entspricht und ihr ähnlich ist, auch die Weisen der
Musik gemessen sind und die Zeiten und Bewegungen ihrer
Anschläge und die Pausen dazwischen sich einander ent-
sprechen, so empfinden die Naturen daran Lust, es freuen
sich daran die Geister und ergötzen sich daran die Seelen
wegen der Aehnlichkeit, der gegenseitigen Entsprechung und
gleichen Gattung. Dasselbe gilt von der Schönheit der Ge-
sichter und dem Schmuck der Natur, denn die Schön-
heiten der natürlichen Dinge entstehen daraus, dass sich
Formen entsprechen und ihre schönen Theile schön zusam-
mengesetzt werden.
18. Die Blicke der Schauenden richten sich auf die
schönen Antlitze, weil sie Spuren der Seelenwelt an sich tragen
und die gewöhnlichen Erscheinungen in dieser Welt nicht schön
sind, denn es treffen sie verhässlichende, entstellende Schä-
den, sei es in der ursprünglichen Fügung, sei es später.
Dies geht daraus hervor, dass die kleinen Gebornen zier-
licher an Gestalt und Form sind und feiner im Bau, denn
sie stehen ihrer Vollendung vom Schöpfer näher, dasselbe
gilt von dem, was man an schönen und glänzenden Kleidern
beim Anfang ihres Seins sieht, ehe Schäden aus dem Alter,
der Abnutzung und dem Verderben über sie kommen.
19. Die Blicke der Theilseelen sind auf die Schönhei-
ten aus Sehnsucht nach ihnen gerichtet, weil beide gleicher
Gattung sind, denn die Schönheiten dieser Welt rühren von
den Einwirkungen der himmlischen Allseele her.
20. Das Maass der Anschläge der Musik und das Ver-
hältniss zwischen ihnen, auch ihre lieblichen Weisen, zeigen
den Theilseelen an, dass die Bewegungen der Sphären und der
Sterne sich entsprechende lieblich gefügte Weisen haben. [102]
21. Wenn sich die Grundzüge des schönen Sinnlichen
den Theilseelen einbilden, so werden diese ähnlich und entspre-
chend der Allseele, sie sehnen sich ihr zu und wünschen ihr
anzuhängen. Trennt sie sich von dem Leibe, erhebt sie sich
— 150 —
zum Himmelreich und schliesst sich der erhabenen Versamm-
lung an, dann ist sie der Ewigkeit sicher und vor dem Ver-
gehen geschützt, sie empfindet die reine Lust des Lebens.
Da fragte Jemand, und was ist die höchste Versamm-
lung, und er antwortete: die Bewohner des Himmels und die
Insassen der Sphären. Jener sprach: wie haben sie denn
Gehör und Gesicht, und der Andere erwiederte:
Wenn in der Welt der Sphären und der Weite der
Himmel keiner wäre, der die wohl gereihte Bewegung sehen
und die herrlichen Einzelkörper schauen, noch die lieblichen
gemessenen Weisen hören könnte, so hätte die Weisheit
etwas Eitles, Unnützes geschaffen; es gehört aber zu den
Grundsätzen, die zwischen den Gelehrten fesstehn, dass die
Natur nichts Eitles und Unnützes schaffe.
22. Sind in der Weite der Sphären und den Himmels-
Breiten keine Geschöpfe noch Bewohner, so wäre derselbe
eine leere Wüste; wie ist's aber in der Weisheit des Schöp-
fers möglich, dass er die Weite dieser Sphären trotz der
Erhabenheit ihrer Substanzen als eine öde leere Wüste ohne
Creaturen lasse, - da er doch die finstern Gründe des salzi-
gen Meeres nicht leer liess, sondern in ihrem Grunde Gat-
tungen von Creaturen schuf, die vielerlei Fische, Seethiere
u. dergl. Auch liess er nicht die Substanz der zarten Luft
frei von den Gattungen der Vögel, die sie durchziehen, wie
die Fische und Seethiere durch die Wasser schwimmen.
Auch liess er nicht die Hügel, noch die unbebauten Stätten,
noch die trocknen Striche, noch sumpfige Dickichte, noch
feste Berge, ohne darin Raubthiere und Wild zu schaffen.
Auch liess Gott weder den finstern Schooss der Erde, noch
die verschiedenen Pflanzen, Keime, Früchte, ohne dass er
darin Gewürm und Kriecher schuf.
23. Die Gattungen der Geschöpfe dieser Welt sind
nur Umrisse und Gleichnisse für die Formen und Creaturen
in der Sphärenwelt und Himmelsweite, wie die Zeichnungen
und Bilder an den Flächen und Decken der Mauern Um- j
risse und Gleichnisse sind für die Formen dieser fleischlichen
Thiere. Die Geschöpfe aus Fleisch stehen zu diesen Ge-
— 151 —
schöpfen, deren Substanzen rein sind, in demselben Verhält-
niss, wie die gezeichneten und gemalten Figuren zu diesen
Thieren mit Fleisch und Blut.
24. Sind dort Geschöpfe ohne Gehör und Gesicht, ohne
Vernunft und Einsicht, ohne Rede und Unterscheidung, so
sind sie dann dumm, stumm und blind.
25. Haben sie aber Gehör und Gesicht, ohne dass es
dort Töne zu hören, noch Weisen zur Ergötzung gäbe, so
wäre ihr Gehör und Gesicht dann eitel und unnütz. Haben
sie aber weder Gehör noch Gesicht und hören sie und sehen
sie dennoch, so sind sie erhabener als die hier, weil ihre
Substanzen reiner, lichtvoller, durchsichtiger, vollkommner
und vollendeter sind.
26. Die hiesigen musikalischen Weisen sind den dor-
tigen ähnlich, wie man die Beobachtungsinstrumente Astro-
labe, Pingane*) und Ringformen den dortigen Gebilden
ähnlich schafft.
27. Wäre die sinnliche Wahrnehmung dort nicht erha-
bener und vortrefflicher als die hier, und könnten die Seelen
dorthin nicht gelangen, so wäre das Verlangen der Philo-
sophen nach der Geisteswelt zurückzukehren, so wie das
Verlangen der Propheten und ihre Sehnsucht nach der Lieb-
lichkeit des Paradieses eitel, blosse Meinung oder Lüge.
Wir nehmen zu Gott davor unsere Zuflucht.
28. Wähnt Jemand, oder meint einer, oder behauptet
ein Widersacher, dass das Paradies hinter den Sphären und
ausserhalb der Himmelsweiten sei, so antwortet man, wie
kann man dahin gelangen wollen, ohne zuerst zu dem Him-
melreich aufzusteigen und die Himmelsweiten zu durch-
messen.
29. Es heisst, wenn der Windhauch des Paradieses
am Morgen weht, bewegen sich die Bäume, es sind ihre
Zweige erschüttert und rauschen ihre Blätter, [103] dann
fallen ihre Früchte zerstreut, ab, ihre Blüthen glänzen und
ihre Wohlgerüche duften, man hört von ihnen Melodieen
*) Eine durchbrochene Schale die Zeit zu messen.
— 152 -
und Töne. Thäten die Weltbewohner nur einen Blick darauf,
würden sie das Leben dieser Welt nachdem nimmer lieb-
lich finden. Hierzu sollen wir wirken, uns daran erholen
und uns daran freuen, denn das ist besser, als was man
sammelt.
Die Philosophen nennen das Paradies die Geisterwelt.
Die Einwirkungen der Musik auf die Seele der Hören-
den ist verschieden geartet, auch ist die Lust der Seelen und
ihre Wonne an derselben verschieden gestaltet und von ein-
ander unterschieden. Alles dies findet je nach den Stufen der
Erkenntniss und ihrer Sehnsucht, die an das Schöne sich
gewöhnten, statt.
Hört eine Seele Beschreibungen von dem, was ihrer Sehn-
sucht entspricht und Tonweisen, die für ihre Liebe passen,
so ist sie heiter, freudig, sie ergötzt sich und empfindet
Wonne, je nachdem wie sie die Grundzüge ihrer Liebe sich
einbildet und wie sie ihre Liebe glaubt. — Oft befällt sie
Verlegenheit und Trauer, da sie nicht die Weise derselben
kennt, noch weiss, wie sie dahin strebe. So wird von einem
liebenden Sufi erzählt, dass er stets jemand rufen hörte : o du
beruhigte Seele kehre zu deinem Herrn zurück, zufrieden-
stellend und zufriedengestellt, das liess er sich wiederholen,
da sagte er, wie oft sagst du zu ihr: kehre zurück, wenn sie
doch nicht heimkehrt, noch sich heimsehnt; dann schrie er
auf und ward ohnmächtig bis sein Geist ausging.
Ein anderer hörte einen rufen, der sprach: was ist sein
Theil, wenn ihr lügt: sie sagten: seine Vergeltung ist die
Sehnsucht auf seiner Reise. Das liess er sich wiederholen
schrie auf und verschied.
Die Männer der Liebe (Sufis) meinen, der Sinn des Worts,
sein Lohn ist das, wonach er auf seiner Reise (Leben) sucht,
sei: der Liebende ist ein Theil des Geliebten, dieser ist der
auf der Reise ersehnte, d. h. die Form des Geliebten ist in
der Seele des Liebenden gebildet und die Grundzüge seiner
— 153 —
Gestalt sind dem Herzen desselben eingezeichnet und das
ist sein Lohn.
Siehst du nicht Bruder, wie er den Sinn des Worts
nach seiner Weise und seinem Ziele wandte, obwohl der
Sinn des Verses offenbar ist.
Ein anderer hörte jemand singen: es sprach der Ge-
sandte morgen besuchen wir (ihn), da sprach ich: weisst du
was du sackst? da that ihm die Rede, die Weise und die
Sehnsucht Zwang an und er begann es zu wiederholen und
setzte an die Stelle des Nun ein Ta; er sprach: morgen be-
suchst du (ihn), bis er aus zu grosser Freude, Lust und
Wonne ohnmächtig ward. Als er wieder zu sich kam, fragte
man ihn nach seiner Sehnsucht, da sprach er, der Pro-
phet sagte : die Bewohner des Paradieses besuchen ihren
Herrn täglich.
Es wird in der Ueberlieferung berichtet, dass die lieb-
lichste Wonne und die zarteste Melodie, so die Paradiesbe-
wohner hören, das Geheimgespräch mit Gott sei; ihr Gruss
ist am Tage, wo sie Gott finden; „Friede". Doch dann
ist ihr letzter Ruf: Preis Gott dem Herrn der Welten.
Es heisst, dass als Moses die Geheimrede seines Herrn
vernahm, ihn solche Freude, Lust und Wonne erfasste, dass
er sich nicht beherrschen konnte, so dass er froh ward und
modulirte und er nachher alle Melodieen, Weisen und Töne
geringschätzte.
VI. Die Relation in der Arithmetik, Geome-
trie und Compositionsiehre.
Relation ist einer von zwei Werthen, an einem anderen
bestimmt. Tritt die eine von zwei Zahlen in Beziehung zu
einer anderen, so müssen sie entweder einander gleich, oder
von einander verschieden sein. Sind sie einander gleich, so
heisst die Beziehung der einen zur andern das Verhältniss
der Gleichheit (Gleichung). Sind sie von einander ver-
schieden, muss die eine grösser und die andere kleiner sein.
Setzt man die kleinere in Verhältniss zur grösseren, so
heisst dies die Verschiedenheit der Kleineren. Man bezeichnet
dieselbe durch eine von den neun vorher erwähnten Zahlwörtern
d. h. Y2, V3, V4, Yö, Ye» 1hi V») 79> und deren Zusammen-
setzung, so sagt man ein halbes Sechstheil, ein drittel
Fünftheil u. dergl. Dies Verhältniss ist bei den Rechnern
bekannt, so das Verhältniss der Sechzig und anderer Zahlen.
Setzt man die grössere Zahl in Beziehung zur Kleinen,
so heisst dies die Verschiedenheit der Grössen. Die Be-
handlung und Besprechung dieses Verhältnisses gebührt den
Philosophen und nicht den Berechnern der Divane.
Dies Verhältniss zerfällt in fünf Arten und bezeichnet
man dieselben mit fünf Worten:
1. Verhältniss des Doppelt. 2. Des Gleich plus ein Theil.
3. Gleich plus Theile. 4. Doppelt plus ein Theil. 5. Doppelt
plus Theile.
Es kann nie eine grössere Zahl mit einer kleineren in
Beziehung treten, ohne dass eine dieser fünf Verhältnisse
eintrete.
— 155 —
Erklärung: Verhältniss des Doppelt ist die Beziehung
aller von der Zwei an in natürlicher Reihe folgenden Zahlen
zur Eins, so weit das immer geht.
Zwei ist das Doppelte der Eins, Drei das Dreidoppelt,
Vier das Vierdoppelt und so folgen alle Zahlen,
Verhältniss des Gleich plus ein Theil ist die Relation
aller Zahlen, die von der Zwei an in natürlicher Reihe sich
folgen, jede zu ihrer Genossin gestellt 3:2, 4:3, 5:4,
6 : 5 u. s. f., wenn man sie zu der um Eins ihr voraufge-
henden in Beziehung setzt, denn es geht aus diesem Verhält-
niss gleich plus ein Theil davon hervor.
Das Verhältniss des Gleich plus Theile ist die Beziehung
aller von der Drei aus anfangenden und sich in natürlicher
Reihe reihenden Zahlen, wenn man mit ihnen die Zahlen von
der Fünf an in der Reihenfolge der Ungraden, nicht in der
der Graden, in Beziehung setzt. 5 : 3, 7 : 4, 9 : 5, 11 : 6,
13 : 7 u. s. f. alle Zahlen.
Das Verhältniss des Doppelt plus ein Theil sind alle
Zahlen, die von der Zwei in natürlicher Reihe folgen, wenn
man damit alle Zahlen von der Fünf an in der Reihe der
Ungraden, nicht der Graden, [105] in Beziehung setzt. 5 : 2,
7 : 3, 9 : 4, 11 : 5 u. s. f. alle Zahlen.
Das Verhältniss des Doppelten plus Theile findet bei allen
Zahlen statt, die von der Drei in der natürlichen Reihe fol-
gen, wenn man damit alle Zahlen, die von der Acht an be-
ginnen, in der Reihenfolge um je drei, in Beziehung setzt.
8 : 3, 11 : 4, 14 : 5, 17 : 6 etc.
Es ist klar, dass wenn man von zwei verschiedenen
Zahlen die grössere mit der kleineren in Beziehung setzt,
Eins dieser fünf erwähnten Verhältnisse, also doppelt, gleich -|~
Theil, gleich -j- Theile, doppelt -|- Theil doppelt ~|- Theile
stattfindet.
Setzt man die kleinere nach dieser von uns angegebenen
Analogie und Anordnung in Beziehung zur Grösseren, so
fügen wir zu den fünf erwähnten Worten noch eins hinzu
nämlich: unter. Setzt man eins in Beziehung zu den andern
Zahlen, sagt man : unter, und zwar Doppelt.
— 156 —
Setzt man Zwei in Beziehung zur Drei, sagt man unter
gleich -f- Theil, desgleichen bei 3 : 4, 4 : 5.
So ist dies das Umgekehrte von dem im ersten Theil
erwähnten Verhältniss des Grösseren zum Kleineren, jede
in Beziehung auf ihre Genossin.
3 : 5, 4 : 7, 5 : 9 = Unter Gleich plus Theile;
2 : 5, 3 : 7, 4 : 9 = Unter Doppelt plus Theil;
3 : 8, 4 : 11, 5 : 14, 6 : 17 = Unter Doppelt plus Theile.
So muss das Verhältniss der Geringeren zur Grösseren
nothwendig eine von diesen Bedeutungen haben: Unter Dop-
pelt, Unter Gleich -f- Theil, Unter Gleieh -f- Theile, Unter
Doppelt -f Theil, Unter Doppelt + Theile.
Die Relation ist einer von zwei Werthen an einem
andern (bestimmt); sie zerfällt in drei Gattungen: a. in Hin-
sicht des Wieviel; b. in Hinsicht des Wie; c. in Hinsicht
beider. Die des Wieviel heisst die arithmetische, die des
Wie die geometrische, die beider zusammen heisst die der
Composition und der Musik.
Die arithmetische Relation ist die gleiche Differenz
zweier verschiedener Zahlen 1, 2, 3, 4 etc. Die Differenz
zwischen je zwei dieser Zahlen ist stets eins. Bei 2, 4, 6
8, 10, 12 etc. ist die Differenz zwischen zwei Zahlen stets
zwei und dasselbe gilt von 1, 3, 5, 7, 9, 11.
Nach dieser Analogie werden die übrigen arithmetischen
Verhältnisse begründet, man berechnet die gleiche Differenz
zwischen ihnen beiden.
Es ist die Eigenthümlichkeit dieser Relationen, dass
wenn man von irgend zwei Zahlen von jeder derselben die
Hälfte nimmt und diese addirt eine Mittelzahl zwischen den
beiden herauskommt, vgl. 3 und 4, 3/2 = l1^ 4/2 =r 2, 2 -(-
iy2 = 3J/2, 31/* ist nun xji mehr als drei und um 1^ weni-
ger als vier. Dies gilt von allen [106] arithmetischen Ver- 1
hältnissen.
Die geometrische Relation ist der Werth einer von
zwei verschiedenen Zahlen in Bezug auf eine dritte, so stehen
- 157 —
4, 6, 9 iu geometrischem Verhältuiss 4 : 6 = 6 : 9, 4 = */3
von 6 und 6 == 2/3 von 9 und ebenso umgekehrt 9:6 =
6 : 4, 9 = 172 der 6 und 6 = IV2 der 4.
8, 12, 18, 27 stehen in einer geometrischen Relation
nämlich: 8 = 2/3 von 12, 12 = 2/3 von 18, 18 = 2/3 von 27
und ebenso umgekehrt; 27 = IV2 mal 18, 18 = P/2 mal 12
und 12 = IY2 mal 8. Hiernach behandelt man die übrigen
geometrischen Relationen.
Sie zerfallen in zwei Gattungen, in zusammenhängende
und getrennte.
Zusammenhängend sind die eben erwähnten. Die Eigen-
thümlichkeit derselben ist, dass wenn drei Zahlen in einer
solchen Relation stehen und man die erste mit der dritten
multiplicirt, das Produkt — ist dem Produkt der mittleren,
mit sich multiplicirt (Quadrat) 4X9 = 6X6 (ac
= b2). Stehen aber vier Zahlen in solcher Relation, so er-
giebt die erste mal die vierte dasselbe Produkt, wie die
zweite mal die dritte a d = b c. Ein Beispiel von der ge-
trennten Relation wäre 4, 6, 8, 12; denn 4:6 = 8: 12,
8 = 2/3 von 12, aber 6 ist nicht 2/3 von 8, wohl aber 4 =
% von 6. Diese Relation und ihresgleichen heisst die Ge-
trennte. Es ist ihre Eigentümlichkeit, dass die Erste mal
der Vierten gleich ist der Zweiten mal der dritten. Eine
Eigenthümlichkeit der zusammenhängenden Relation ist, dass
die mittlere Grenze in ihr gemeinschaftlich ist, bei der ge-
trennten Relation ist die mittlere Grenze in ihr nicht gemein-
schaftlich.
Die Komposition-Relation ist aus der geometrischen und
arithmetischen zusammengesetzt, 1, 2, 3, 4, 5. 6; 6 heisst
die grosse Grenze; 3 die kleine Grenze, 4 die mittlere Grenze,
1 und 2 aber der Zuwachs zu den Grenzen. Der Zuwachs
zwischen 4 und 6 ist 2 und der zwischen 3 und 4 ist 1.
Die Relation der 2, des Zuwachses zwischen 6 und 4
zur 1, die ja der Zuwachs zwischen 4 und 3 ist, ist wie die
Relation der grossen Grenze 6 zu der kleinen Grenze 3.
(2:1 = 6:3).
— 1.58 —
Ebenso steht umgekehrt 3, die kleine Grenze, zu 6, der
grossen Grenze, wie 1 : 2 und in anderer Weise 1:2:3
= 2:4:6, ferner 1 : 2 = 2 : 4 = 3 : 6; das Umgekehrte'
6:3 = 4:2 = 2:1. Ferner 6:4 = 3:2 und umge-
kehrt 2:3 = 4:6.
So ist diese Relation zusammengesetzt aus der arithme-
tischen und geometrischen und aus beiden gefügt. Aus dieser
Relation geht die Composition der Tongänge und Weisen
hervor. [107]
Die zusammeiihäugende Relation.
Wenn irgend eine Zahl mit einer grösseren in Beziehung
tritt, so hat sie zu ihr irgend eine Relation, auch findet man,
dass eine kleinere schon zu der ersteren in derselben Rela-
tion stand.
10 : 100 = 1 : 10, denn 1 Zehner = 10 Einer wie 10
Zehner = 100.
10 : 90 = Vit : 10 (10/9 : 9%) 10 : 80 = l1/* : 10
(5A : 4%).
10 : 70 = l3/7 : 10 (10/7 : 70/t) 10 : 60 = l2/3 : 10
(5A : 3%).
10 : 50 = 2 : 10. 10 : 40 = 2y2 : 10 (5/2 : 2%).
10 : 30 = 3y8 : 10 (10/3 : 3%) 10 : 20 = 5 : 10.
Nach dieser Analogie beurtheilt man alle zusammenhän-
genden Relationen. Die Regel, diese Relation hervorgehen
zu lassen, ist, dass man diese (Grund-) Zahl mit sich mul-
tiplicire und das Produkt mit der grösseren Zahl theile,
was da herauskommt (der Quotient) ist die kleinere Zahl
dieser Relation: theilt man aber das Produkt mit der klei-
neren Zahl dieser Relation, geht die grössere der Relation
daraus hervor; sagt man z. B. finde eine! Zahl, die zur
Zehn in derselben Relation steht, wie 10 : 11, so multiplicire
man 10 'mit .sich und theile das Produkt (100) durch 11
(100/n) = 9Vn, 9Vn : 10 = 10 : 11, theilt man das Produkt
100 durch 9, kommt liy9 heraus; 10 : 9 = liy9 : 10.
Zu den Eigentümlichkeiten dieser Relation gehört, dass,
wenn zwei Zahlen bekannt sind, die dritte aber unbekannt
— 159 -
ist . man diese unbekannte aus den bekannten bestimmen
kann. Die Weise ist diese: man multiplicire eine der zwei
bekannten mit sich und dividire das Produkt durch die an-
dere, der Quotient ist die gesuchte unbekannte.
Sagt man: finde eine Zahl, die zur Zwei in derselben
Relation steht, wie 4 : 6 oder zu der die Vier in derselben
Relation steht, wie die 6 zur 4, so ist die Analogie in beiden
dieselbe, man multiplicirt 4 mit sich (16) und theilt dieses
Produkt durch 6 = 2% 22/3 (8/3) : 4 (12/3) = 4:6 und
umgekehrt 4 : 2a/a = 6:4.
Hebt man die Sechs hervor, thu mit ihr wie du mit der
Vier thatest und bleibt die Weise dieselbe 6X6 = 36, 36/4
= 9, 9 : 6 = 6 : 4 und umgekehrt 6:9=4:6. So
bringt man das Unbekannte in den geometrischen Relationen
durch das Bekannte heraus.
Dasselbe gilt von dem Unbekannten beim Handel, sei
es, dass es der Preis oder das Bepreiste sei, sagt man z. B.
Zehn, seine Relation zu Vier für wieviel. Man multiplicire
4 X 6 = 24 und theile das Produkt durch Zehn, was heraus-
kommt ist das Gesuchte 24/io 12/s.
Das Unbekannte ist einmal der Preis und ein andermal
das Bepreiste. Achte bei der Regel, dass nie der Preis mit
dem Preis, noch das Bepreiste mit dem Bepreisten multi-
plicirt werde, sondern der Preis mit dem Bepreisten, dies
ist's, was wir erklären wollten. [108]
Die gegenseitige Relation.
Gegenseitige Relation ist die Uebereinstimmung der
Zahlwerthe des einen zum andern. Zwei Zahlen können
höchstens durch drei sich entsprechende Zahlen bestimmt
werden. Bei drei solchen Zahlen ist der Werth der ersten
zur zweiten wie der der zweiten zur dritten und eben so
umgekehrt; denn die erste mal der dritten ist gleich der
Zweiten mit sich multiplicirt; bei 4, 6, 9 ist 4 X 9 = 6 X 6.
Sind von drei Zahlen, die mit einander in Relation
stehen, die beiden Grenzzahlen bekannt, die mittlere aber
— 160 —
unbekannt, wird aus dem Produkt dieser beiden die Wurzel
gezogen und ist diese die mittlere unbekannte 4V 9 = 36,
36 =a 6.
Ist eine der Grenzzahlen und die mittlere Zahl bekannt,
so multiplicirt man diese letztere mit sich und dividirt das
Produkt durch die bekannte Grenzzahl, der Quotient ist die
unbekannte Grenzzahl 36/4 = 9 36/g = 4.
Stehen vier Zahlen in einer Relation zu einander, so
zerfällt dieselbe in zwei Arten, a. Die Relation der Reihen-
folge, b. Die ausser der Reihenfolge. Bei der Relation in
Reihenfolge ist, steht die Erste zur Zweiten, wie die Zweite
zur Dritten, die Zweite zur Dritten wie die Dritte zur Vier-
ten, wie 2 : 4 =z 8 : 16*).
Stehen die vier Zahlen ausser der Reihenfolge in Rela-
tion, ist der Werth der Ersten zur Zweiten, wie der Werth
der Dritten zur Vierten, doch steht der Werth der Zweiten
zur Dritten nicht in dem Verhältniss wie 3 : 6 — 8 : 16.
Von je vier in Relation stehenden Zahlen sei es, dass
sie in der Reihenfolge oder ausser derselben stehen, ist die
Erste mal der Vierten = der Zweiten mal der Dritten (ad
= bc) 2 X 16 = 32, = 4 X 8 == 32, 3 X 16 = 48,
6X8= 48. Multiplicirt man die eine der Mittelzahlen
mit der andern und theilt man das Produkt durch die be-
kannte Grenzzahl, kommt die unbekannte Grenzzahl heraus.
«/3 = 16, 32/2 = 16.
Ist eine der Mittelzahlen unbekannt, die andere aber
bekannt, so multiplicirt man die eine Grenzzahl mit der an-
dern und dividirt die Summe durch die bekannte Mittelzahl,
der Quotient ist die unbekannte Mittelzahl 3 X 16 = 48 :
6 = 8, 2 X 16 = 32 : 8 = 4.
Sind von vier in Relation und Reihefolge stehenden Zah-
len zwei bekannt und zwei unbekannt, kann man die zwei Un-
bekannten durch die zwei Bekannten herausbringen, ist die
erste und zweite bekannt, multiplicirt man die zweite mit
*) Im Manuscript sind mit Buchstaben die Zahlen 2:4 — 3:5, was
offenbar falsch ist.
— 161 —
sich und theilt das Produkt durch die erste, der Quotient
ist die dritte 2 : 4 = 8 : 16, 4 X 4 = 16 : 2 c= 8.
Ist die Erste und Dritte bekannt, multiplicirt man die
Erste mit der Dritten und nimmt von der Summe die Wurzel,
dies ist die zweite Zahl, dann multiplicirt man die dritte
Zahl mit sich und theilt die Summe durch die Zweite, der
Quotient ist die Vierte.
2 X 8 = 16, V 16 = 4, 8 X 8 = 64, : 4 — 16.
Stehen vier Zahlen zwar in Relation aber nicht in Rei-
henfolge und sind uns zwei derselben bekannt, so kann man
die beiden Unbekannten nicht durch die beiden Bekannten
herausbringen, es sei denn, dass die Erste und Zweite bekannt
sind und die Zweite grösser ist, als die Erste, so dass man
die Zweite mit der Ersten theilen kann; so oft die Erste in
der Zweiten enthalten ist, ebenso oft ist auch die Dritte in
der Vierten enthalten. Ist aber die Erste grösser als die
Zweite, theilt man sie durch dieselbe, so oft nun die Zweite
in der Ersten enthalten ist, ebenso oft ist die Vierte in der
Dritten enthalten.
Umkehrung der Relation ist, dass man die Erste zur
Dritten gleich der Zweiten zur Vierten im Gleichrnaass und
Umkehr setze.
Anordnung der Relation ist, dass man die Erste zur
Ersten und Zweiten, wie die Relation des Dritten zur Drit-
ten und Vierten setze [109], a : a-f-b == c : c-|-d und eben
so ist's in der Umkehrung.
Vertretung und Zerlegung der Relation ist, dass man
den Rest von der Zweiten nach Abzug der Ersten zur Ersten
setze, wie die Relation der Vierten nach Abzug der Dritten
zur Dritten und ebenso umgekehrt (b-a) : a = (d-c) : c.
Die Vorzüge aus der Erkenutniss der arithmetischen, geometrischen
und musikalischen Relation.
Philosophen und Propheten stimmen darin überein, dass
1 Gott, der keinen Genossen und keinen ihm gleichen hat,
wahrhaft in jeder Beziehung sei. Aber alles ausser ihm,
Dieterici, arab. Propaedeutik.
— 162 —
alles Vorhandene ist vervielfältigt, zusammengesetzt und zu-
sammengefügt, denn da Gott die Körperwelt schaffen wollte,
ersann er zuerst zwei Wurzeln, nämlich die Materie und
die Form, dann schuf er aus ihnen den allgemeinen (abso-
luten) Körper und setzte er einige Körper, nämlich die Ele-
mente, nach den vier Naturen Wärme, Kälte, Feuchte, Trock-
niss. Die Elemente sind Wasser, Erde, Luft und Feuer.
Dann schuf er aus diesen Elementen Alles, was sich auf der
Erde befindet, Thier, Mineral und Pflanze.
Diese Elemente haben einander gegenüberstehende Kräfte,
einander ensgegengesetzte Naturen, verschiedene Formen und
von einander gesonderte Stätten, sie sind einander feindlich
und meiden einander. Sie werden nur durch die Zusammen-
stellung dessen, der sie zusammenstellt, verbunden. Geschieht
die Zusammenstellung aber nicht in Relation, vermischen sie
sich nicht, noch werden sie vereint.
Hierher gehören auch die Laute des musikalischen Ge-
sangs, denn die Klänge des Diskants sind zart und leicht,
die des Bass aber dick und schwer. Zart ist Gegensatz von
dick und leicht Gegensatz von schwer, beide sind von ein-
ander gesondert, einander ausweichend, sie kommen nicht
zusammen und lassen sich nur durch einen, der sie zusam-
menfügt und zusammensetzt, zusammenstellen.
Geschieht die Zusammenstellung nicht in der Relation,
vermischen sie sich nicht und werden nicht zu eins, das
Gehör findet beide nicht lieblich. Ist dies aber der Fall, so
lassen sie sich zusammenstellen und werden ein Klang, so
dass das Gehör sie nicht von einander scheidet, die Natur
sie lieblich findet und die Seele sich daran erfreut.
Dasselbe gilt von der gemessenen Rede, die, wenn sie
in der Relation steht, dein Ohr lieblicher ist, als reines Gold,
weil eben in den Maassen Relationen sind.
Man nehme z. B. das Maass Tavil, das besteht aus
48 Buchstaben, 28 bewegten und 20 ruhenden; die Relation
der ruhenden zu den bewegten ist das von fünf Siebenteln
(2%8 = 5/0- Dasselbe gilt vom Halbvers, das sind 24 Buch-
— 163 —
staben, 14 bewegte und 10 ruhende, desgleichen sind im
Viertelvers 7 Buchstaben bewegt und 5 ruhend.
Ferner, es ist dies Maass zusammengesetzt aus 12 Stricken
(2 Buchstaben wie tan), davon sind 12 bewegt und 12 ruhend
und aus 8 Pflocken (3 Buchstaben wie tanan), von denen
8 Buchstaben ruhend und IG Buchstaben bewegt sind. Nach
dieser Analogie sind alle ruhenden Buchstaben in jedem Vers,
nach welcher Weise er auch gehe, in Bezug auf die Beweg-
ten zu beurtheilen.
Ein Beispiel hierfür liefern auch die Buchstaben der
Schrift, sie sind von verschiedener Gestalt und von einander
gesonderten Formen, setzt man sie nach ihrem (ursprüng-
lichen) Werth und den einen zum andern in Relation, so ist
die Handschrift schön; stehen sie aber nicht in Relation zu
einander, ist die Handschrift schlecht. Wir haben die Re-
lation der Buchstaben des Einen zum Andern und wie sie
sein müssen in einer andern Abhandlung dargestellt (cf. die
Fünfte).
Dies beweisen auch die Farben der Maler, sie sind ver-
schiedener Art und entgegengesetzter Strahlung, so schwarz,
weiss, roth, gelb u. dergl., setzt man diese Farben, eine zur
andern in Relation, werden die Zeichnungen leuchtend und
schönstrahlend; stehen sie aber nicht in Relation zu einander
sind sie dunkel, unschön, schmutzig. In einem andern [110]
Tractat stellten wir dar, wie man diese Farben in Relation
zu einander bringen muss, damit dieselben schön werden.
Die Glieder und Gelenke geben ein neues Beispiel hier-
für, sie sind verschieden gestaltet, von gesonderten Anfängen.
Stehen ihre Maasse eins zum andern in Relation, sind die
Formen richtig, wahrhaft und angenehm, sind sie aber an-
ders, so sind sie hässlich, verwirrt und unangenehm der
Seele. Wir haben etwas davon hervorgehoben, wie das
Maass der Formen sein und ein Glied zum andern sich ver-
halten müsse
Auch die Heilpflanzen und Mittel geben hierfür ein
Beispiel; sie haben einander engegengesetzte Naturen und
verschiedenen Geschmack. Geruch und Farbe, setzt man sie
11*
— 164 —
in der Relation zusammen, haben die Heiltränke vielen
Nutzen, so die Teriake, Tränke, Pflaster u. dergl. Werden
sie nicht in Relation in ihren Gewichten zusammengefügt,
werden sie schädliches, tödtendes Gift. Deshalb wird in
den Büchern der Kunst erwähnt, dass die Heilpflanzen, wenn
man sie in Relation zusammen bringt und ordnet, heilsam ;
wenn sie aber nicht in Relation stehn, schädlich und nicht
heilsam sind.
Auch die Gegenstände der Kochkunst sind von verschie-
denem Geschmack, Art, Werth und Geruch. Setzt man nun
ihre Massen in den Kesseln in Relation, wenn man sie kocht,
ist das Gericht von gutem Geruch und lieblichem Geschmack,
wohl hergestellt; ist das nicht der Fall, verhält es sich um-
gekehrt.
Ebenso führt die Zusammensetzung der Metalle einen
Beweis hierfür, denn sie entstehen alle aus Quecksilber und
Schwefel, sind beide wohl vermischt und ihre Mengen in
Relation; kocht sie ferner die Grubenhitze in Gleichmässig-
keit und Ordnung, so verdickt sich in der Länge der Zeit
das Reingold daraus. Sind ihre Theile zwar in Relation, ist
aber die Grubenhitze zu gering sie gar zu kochen, entsteht
das feine Silber daraus. Ist der Schwefel zu heiss, trocknet er
die Feuchtigkeit des Quecksilbers auf und behält die Trocken-
heit die Oberhand, so wird es rothes Kupfer. Sind Queck-
silber und Schwefel dick und unrein, entsteht daraus das
Eisen. Ist des Queksilbers mehr, des Schwefels aber we-
niger und die Hitze mangelhaft, so nimmt die Kälte Ober-
hand, es entsteht Schwarzblei.
Nach dieser Analogie sind die Grubensubstanzen ver-
schieden je nach dem Maass von Quecksilber und Schwefel,
wenn ihre Mischungen in Relation sind oder sie in plus oder
minus zu einander stehen, ob die Kochhitze im Gleichgewicht
ist oder dieselbe im Uebermaass zu- oder abnimmt. Ebenso
sind die Gestalten der Thiere und Pflanzen, ihre Haltung,
ihre Farben, Geschmäcke und Gerüche, je nach ihrer Zusam-
mensetzung aus den Elemententheilen , denen des Feuers,
Wassers, der Luft und der Erde, verschieden, je nachdem
— 165 —
die Menge ihrer Theile und die Kräfte des einen zum andern
in Relation stehen.
Ebenso erstehen die Kinder, wenn das Quantum ihrer
Mischungen, aus denen ihre Körper gefügt werden, nämlich
Blut, Speichel, die Schwarz- und Gelbgalle im Anfang ihrer
Entstehung in der besten Relation stand und sie kein Zufall
traf, mit gesunden Körpern, starkem Bau und reiner Farbe.
Also bleiben, wenn das Maass ihrer Glieder eins zum andern
in der vorzüglichsten Relation ist, ihre Formen schön, ihre
Haltung lieblich und ihre Beschaffenheit lobenswerth. Ist
dem aber nicht so, werden ihre Körper verwirrt, ihre Ge-
stalten hässlich und ihre Beschaffenheit nicht lobenswerth. —
Ueberwiegt bei diesen letzteren in der Mischung der Körper
die Hitze, werden ihre Leiber gracil und ihre Farbe roth,
sie sind schnell in ihrer Bewegung und im Zorn, voller [HO]
Muth bis zur Unüberlegtheit und freigebig bis zur Verschwen-
dung. Diejenigen aber, in deren Körper die Kälte überwiegt,
sind langsamer Bewegung und weniger eifrig, sie haben
einen mehr gedrungenen Körper und sind von weisser Farbe,
sie sind nicht leichtsinnig, doch sehr ängstlich und sparsam.
Dies ist sicher und ist dies in den Büchern von der
Arzneikunde und der Physiognomie ausgeführt.
Wir wollten aus jeder Gattung der vorhandenen Dinge
ein Beispiel als einen Hinweis auf die Erhabenheit der Lehre
von der Relation, die in der Mnsik erkannt wird, geben.
Alle Künste bedürfen dieser Lehre, doch wird dieselbe spe-
ciell mit dem Namen der Musik, d. i. die Zusammenstellung
von Tönen und Weisen bezeichnet, weil die Beispiele der-
selben in ihr am klarsten liegen.
Die alten Philosophen brachten die Grundtöne und
Weisen aus der Kenntniss von den arithmetischen und geo-
metrischen Relationen heraus und da sie beide verbanden,
entstand ihnen die musikalische Relation, wie wir dies in
der Abhandlung über die Hervorbringung der Verhältnisse
darstellten. Die Astronomen und Philosophen erwähnen,
dassdie Glückssterne unter den Gestirnen wegen ihrer Sphären
- 166 —
und der Grösse ihrer Körper, so wie wegen ihrer schnellen
Bewegung zu den vier Elemeuten ein musikalisches Verhält-
niss hätten; diese Bewegungen gäben liebliche Melodien.
Den Unglückssternen unter den Gestirnen wohnen aber diese
Relationen nicht ein. Ebenso hatten die Häuser des Him-
mels, von denen eins dem andern entspricht, eine erhabene
Relation, die denen, die sich nicht einander entsprechen,
fehlt.
Die Häuser der Unglückssterne und ihre Sphären stehen
zu einander zwar im Verhältniss, doch die Häusser der
Glückssterne und ihre Sphären stehen zu einander in einer
erhabenen Relation; dasselbe findet weder zwischen ihnen
und den Unglückssternen, noch zwischen den Unglückssternen
unter einander statt.
Wegen der Erhabenheit der Wissenschaft von der Re-
lation und ihrem feinen Sinn handeln im Buch des Euklid
zwei Abschnitte mit Beispielen und Beweisen, von der Re-
lation ganz allein. Alle gemachten Dinge haben einander
entgegengesetzte Naturen, einander feindliche Kräfte und ver-
schiedene Gestalten; doch sind die festesten und sichersten
die, bei denen die Theile und Glieder nach der erhabensten
Relation zusammengesetzt sind.
Eine wunderbare Eigenschaft der Relation ist das, was
von Distance und Gewicht an Nutzen und Schäden hervor-
tritt, dem entspricht, was sich bei der Gross wage zeigt. Der
eine ihrer Arme ist lang und fern vom Hängpunkt, der andre
kurz und nah dabei. Hängt man an ihren langen Arm ein
klein Gewicht und an ihren kurzen ein grosses, so sind sie
einander gleich und entsprechen sie sich im Gewicht, weij
das Verhältniss des kleinen Gewichts zu dem schweren, der
Entfernung des kurzen Armes zu der Entfernung des langen
vom Hängepunkt entspricht.
Dasselbe tritt hervor bei dem Schatten der Personen
von gegenseitiger Relation, denn eine jede Person von gleich-
massigem Wuchs und geradem Stand hat denselben Schatten.
Das Verhältniss von der Schattenlänge dieser Personen
zu der Länge ihres Wuchses ist in jeder Beziehung wie der
- 167 —
Sinus der (Sonnen) Elevation dieser Zeit zu dem Sinus der
geraden vollen Ele\ation, das wissen die Geometer und die,
welche mit den astronomischen Tafeln sieh beschäftigen.
Dasselbe Verhältniss findet man, wenn man das Schwere
durch das Leichte zieht und etwas Bewegliches lange Zeit
durch ein schweres Gewicht bewegt. Dasselbe zeigt sich
auch bei den zarten Körpern auf dem Wasser; es ist ein
gegenseitiges Verhältniss zwischen ihrer Schwere und der Tiefe
ihrer Körper in dem Wasser. Denn bei einem jeden Körper,
der über dem Wasser erhaben ist, verdrängt das eingetauchte
Stück vom Wasser gerade das Maass seines Gewichts. Wenn
aber die eingetauchte Masse dieses Körpers nicht gerade das
Gewicht desselben an Wasser verdrängt, so versinkt dieser
Körper ins Wasser und ist er nicht darüber erhaben.
Umfasst dagegen der ins Wasser versenkte Theil des
Körpers gerade sein Gewicht an Wasser, versinkt er zwar
nicht in demselben, doch bleibt auch nichts von ihm aus
dem Wasser erhaben, es bleibt seine Fläche gerade an der
Wasserfläche.
Zwischen zwei auf dem Wasser schwimmenden Körpern
[112] entspricht das Verhältniss von der Weite des Ver-
senkten, des einen zum andern, gerade dem Verhältniss der
Schwere des einen zum andern.
Diese hier erwähnten Dinge kennt ein Jeder, der sich
mit der Kunst der Bewegungen beschäftigt oder die Mittel-
punkte von der Schwere, den Körpern und den Distanzen
kennt.
Gar manches Unbekannte wird durch die Kenntniss von
i der Relation bekannt. So tritt das gegenseitige Verhältniss
zwischen den Werthdingen und den für sie gesetzten Wer-
then hervor. Denn für jedes Ding wird nach Wiegung und
Maass, nach Elle und Zahl der Preis bestimmt und giebt es
zwischen dem geschätzten Ding und dem dafür bestimmten
Preis zwei Verhältnisse, eins das gerade und eins das umge-
kehrt, z. B. 10 für 6. Zehn ist das geschätzte Ding und 6
der für dasselbe bestimmte Preis. Zwischen beiden giebt es
zwei Verhältnisse, eins das gerade und das andere das Um-
— 168 —
gekehrte. 6 ist 10/2 -f~ Viotel von Zehn umgekehrt ist 10 i
6 -j~ V3 der Sechs. Fragt Jemand nach einem Preis von
etwas, wird es nothwendig durch 4 Maasse, von denen 3
bekannt und eins unbekannt ist, ausgesprochen, doch ist
zwischen je zweien dieser Werthe ein gerades und ein um-
gekehrtes Verhältniss.
Sagt man 10 für 6 wieviel für 4? so ist 10 ein bestimmter
Werth, ebenso 6 und 4, aber wieviel ein unbestimmter*);
wir sagen zwischen 6 und 10 herrscht eine doppelte Rela-
tion und ebenso zwischen 4 und dem unbekannten Wieviel.
Ebenso sind zwischen 10 und dein Unbekannten zwei Rela-
tionen und ebenso zwischen diesem und 6 zwei.
Erklärung: der unbekannte Werth (x) ist 62/3. Wir sagen
nämlich dies x — 2/s von 10 wie 4 = 2/s von 6 sind.
Zehn ist = x -j- 1/2 x wie 6 = 4 -f- 1/i von 4.
x = 4 -|- 2/3 von 4 wie 10 = 6 -f- 2/s von 6.
Umgekehrt 4 ist = 1/% x -\- 1/\o x wie 6 = V2 von 10
-f V10 von 10.
Dies zur Analogie genommen sind zwischen jedem Werth-
ding und seinem Werth 2 Verhältnisse, ein gerades und ein
umgekehrtes und wird das Unbekannte durch das Bekannte
erkannt. Dies geschieht dadurch, dass das eine Bekannte
mit dem andern Bekannten multiplicirt und die Summn durch
das dritte Bekannte getheilt wird, das, was herauskommt, ist
die gesuchte Unbekannte. 10 : 6 = x : 4. 4 X 10 = 62/3.
— "6
*) Für das unbekannte „Wieviel" setzen wir nach unserem Sprachge-
brauch x.
Verzeiclmifs der Ausdrücke.
Abhandlung JoL«» äüL«,
Ableitung; .äLsä*«!
Abmühung v_äJl£> wä-Jbo
Abnahme ...Loiü
Abrechnung v-jL**^
untere Abscisse . c*-a>
obere Abscisse _»^
Abschnitte (St.) x^ai} u, v^J
Abschnitt «laä*
Abschnitt (Metr.) XLols
abstract o.^*
abstreifen <cl3-
abweichen (St.) Jiy,
Abwendung (St.) ^»L^aii
abzweigen <~ Jl>
Accidens ija.c: \jc\^\
Ader ^.c
addiren *-*>
ein. ähnlich J^LiOOo
8. ändern .«du
Aequator ^X*/^i Jai>
Aether _o^
Aeufsere ^>lb
Anfang ^Sl+a ^iXa/)
Dieterici, arab Propacdeutik.
Anfang (St.) »j.>* &>$
anhangen / äJL*j
Anlagen m£Ls>\ / älr>
Anlage \Laz>
Anlehnung Zb\jto\
Annahme ^xä
Anordnung i_^u„j
Anschlag KcIäjJ 8Jü
anziehen s i^
Arithmetik ^WäJI Jix:
Art c «i (Gattung u^^>)
Unterart &a£>13» (joi^3»
Arzneikunde u^-b
Astrolog *^\Xx
Astrologie *L;v>^ Jlc. Bücher
s_^*.a
^
Astronomie ^c^>UJi JLc
astronomische Tafel 0L2
Auferstehung ICoIaäJI
Aufgang «.Jikw
auflösen j^Lsr!
aufsteigen (St.) tLftj.! cLäj
Ausführung J.4X
Ausspruch Jyi
; Axe BJüi , *.^
12
£Ö
— 170
Basis övXcla
Bafs ^*j
Bau J^aP
Bedeutung ^l*^ i^*-*
eigentliche Bedeutung KÄ>Jij=>
metaphorische Bedeutung SL^°
begehren ^^».,£0
Begierde bVg..£
Beginn L&JI.*
begrenzt SüLgi _j»3
Beipiel XJL£/o
— , arithm., 'zJd>\\c
Bekannt y*ykx*
Unbekannt J^^
Berührung y*UJ'
Beschriebene lJj-ao^
s. bessern ,i£?
Bestand ^oUä
Bestehen d. S. ^äaJI ^Läj
bestimmen .«Ai
Beurtheilung .IaXcJ
geometr. Beweis ^.*mAa£ q^-J
alg. Betrachtung JXH J3Ä.M
Bewegung »S j>
— , s. folg., %ji\yAA ol^y>
— , wohlgereihte, ol£=>,:>
CavQ
s. bewegend \,£-&a
Beziehung u*v.avJ. &aa*o. &aa*La/s
O . 7 • 7 ♦
Beziehung XiLtot
in Bezug auf iAac
Biegung y*ojÄj
Bogenlinien ju^kU J^.Li^
Bogenstück (j^iJiJi K*Ja3
Breite <j^,c
Brief, gold. &aa&3 &aao»,
Bruch B.av^ .j.^£=>
buchen ..^j^Xj
Buchstab
*>-?♦,-■=> L-5-S>
Bund der Finger -AaJLäi qIaavJ>,
iül.AA%oi -A^2ÄAJ)? ^.klAV^J)
Caesur cLäjj (Rythmus)
Character / cj\s> c.L.b
Chylus (j^^A^r)
Collision ^oLaäj
Concret BJ>U.>
Conjunction &j.liu XjLs rix^'
Conjunction pU.X:>!
Constitution „J^o
(^>
Cult jc-^ ut?^
Defect v^Ä^-jAvo
Dehnung Bc\./o
Dicke JaJ^c
Differenz OjLäj
differiren ,-*jLaj
Dimension iAxj oLjuI
eingebild. Dim. ö.j.Aail ^Lxj^i
Ding s.^
Diskant _j:
Distanze &>L*a/c X£L«wa
Doppelklang äjuLu X.+xi
Doppelkörperl. ..?jlXawJ> »,3
Drache (St.) ,0;j^>, u*!;> V"^
— 171
Dreieck ^JIjU
gleichschenklig M\jJLaJI ^»L^Ä/o
gleichseitig c^L&^H ^•LvsX^
ungleicbschenkl. jjvjiJLäM > äJL^:^
ungleichseitig ebbto^M \mjdji^
dreifache (St.) oLaJLaÜ (Trigon)
Dreiklang iüo'ÜS lv*xi
Drittheil KiiLi' ^^Jj^ii
Donnergekr. äüicLo
Dunst .L>]
Durchmesser Jaä
vT
durchschneiden
durchsichtig
C
)
LLät
ILÄXv O*-w./0
Ebene ^Lu*
ebenrund 5c\./) ^Ja**
Eigenschaft K&aj>
Eigenschaft spec. äuaÄ^U! Käa^JI
Eigenthümlichkeit ÄjköLj* U0^-^
Einer ob>l
zu eins werden 0>L>M
Einheit &jo!c\:>* &aXj
einfach Jb-o*o
Einleitung ^3-cXx
einzeln J>JU
verkehrter Einschnitt
\^> — *>_ > _•>
L
V»«wXjt.»l
gleichm. Einsehe ^o^äv*-^ s_^^>3-
Einsicht
-x«-p
Eintritt d. j*3>0
Eintritt in .Liä
Einwirkung 8_äsu
Einzelding {j^j<^^
Eiskälte
elastisch sein ...bL^
Elemente ^b .1 ^\ [^U (j^t
Elemente d. W. ^.XrL r*0*^
emaniren ...Li.**
Embryo (jv^^>
Endziel (_>?-£ &jl»p
Entfernung «A*j
entflammen ,*f,?>4 (verbrennen)
entgegengesetzt oLiaÄ/o
Entscheid ^L£s>^i 'iL&^a
entsprechen (St.) *kLo
geg. Entsprechung u«m«Lm
entstehen lassen cLxi>i
Entstehen Verg. oL**äJ^ O-*^
Entwurf ,jl\äj
Erde ^.i
— durchmesse!'
erfassen u5Lj>i
erforschen ^c ö*
Ergufs iji^s
Erhabenheit \^j-ä
Erkenntnifs Xi.x/0
erkrachen
Ersehnte
U^
^ .Li
JÜÜ
->
,.w»Jt/C
/W)
ersinnen c\
Erstehend öJ>Ls> ca>Iä>
ertragen JL*X>t
erweitern Äj>j\
Erwerb ^L^.JC5l
Erzpauke (j*j^
Existenz £y>}
Existenz verleihend oL>TJ
früherer Existenz öy^yW '***XöXa
mangelh. Existenz öy=>yl\ \jaSu
172 —
Feinheit XiliaJ
feststehend c^oij
Figur JjCä
Feuerfigur .Li JjC&
Kreisfigar ^XjJ^a ^ä
Fläche ^Ljw
ebene Fläche &Sim*a
gewölbte Fläche u^aä/o
gesenkte Fläche j&a
gehäufte Fläche X^ilyOo r>^«
geistige Fläche JJixJi ^L^JI
gemeinsch. Fläche (jdyCÄ* ^Lm
Finger (Zoll) g^of
Daumen ^oLgjl
Kl. Finger j*aXs>
Ringfinger ^aX^
Mittelfinger Jla^S
Zeigefinger aoL*y
einand. fliehen jUu
einand. folgen $£ $yi
n. d. Folge £^1 J^
Form JJ.+0 b^j-zo
Former
Formen
.AOXl
)*
/O«3
s. formen . *Jöj
erhabene Form Käj.^ b\j.*3
Form der Engel iüÄUi 8.^*»
F. d. Menschen kobwJ^i *.j*al\
brunnenförmig ,5-0
eiförmig ^XJ
L5
olivenförmig
quard erförmig ^J
tafelförmig Lc^-'
neumondförmig J>blp
trommeiförmig ^Jwax?
balonförmig „>\JuJlPi
blosse Form »Jy^0 »j^-0
Freilassung; . vbLbt
an ein. fügen ^^jS JS
Fünfeck
Gattung
fyf^.4.^-
i y+.<^Z>-
LS*J*$
geboren öjI^a
Geburtsstunde l\aJL/) S^k^A
gebunden ^c^aja
ungebunden / äJLLw
gefallen Kjy£>.x)
gefaltet ^ Ja*
gegenüber 31*?
s. gegenüberstehend JuU&xi
Gegenwart ^lü ^.i^Ji
geistig ^Lo^
geistig fafsb. ^äxa
Geheimrede äL>Uy«
Gehirn cloJ>
Vordertheil d. Geh. cLoJi ,.iAiu
Hintertheil d. Gehirns cUjJi r>y
geliebt uj»»*:^
gemischt ^iä*./!
gernäfsigt .jjüuw
gemeinschaftlich b^JCciwa
Geometrie X^iAÄ^ii +lc
Geräth &j t
- 173 —
gesetzt .*■*■?• r^\
Gestalt JjCü
körperliche Gestalt LiU«v.> ^S*&
Kugelgestalt ^JÜI jXäJI
Würfelgestalt wot.O JjC&J!
Gewerk :v*>.Ä/o
Gewicht tjLJCo
Gesang Ujc
gespannt o.l\^
gesucht < >«JlLivo
getrennt Jouä^o
glatt J^äo ^Lai
ein. gleich ^Lwüuc
Gleichgewicht gleich sein tLiUd
Gleichung ^Liod! x*a*j
gleichmäfsig •Xww«
gleicher Gattung K^iLr?^
Gleich maafe jljüdt!
Gleichnifs xSli*
Glückst. o».*.*, Jvxm
die 2 Glück ..Ujlw
Glück (Schaden ijl>») c^^
Grad iC>.0>
verschied. Grade _ .jJt oj.JlX^
grade ^aäX.*^:
grade Z ^
Grenze SüUi
Grenze (St.) JwV> l\s>
die grofse Grenze (Rel.) lX=1
die kleine Grenze JtjS$\ cVä»
die Mittelgrenze JaÄvj^li i\il
Griffe der Saite ijV^i cjI«JÜ
drubenhitze ...Jui^ »,L^>
Grund(ursach.) Sic
Mittelursach. ^^
Grundabsicht j^i J^oäÜ
Grundanlage ;<JL;>
Grundlage äiAclS
Grundmelodie ..tsi^l
O-
Grundprinzip jkaÄx:
Grundregel rM\ii*3
Grundsäule dy+c
Grundsatz ka\Xsla
Grundzug yty**. _^*.av,
Halbvers A ,^a
Hälfte ^Jlasj
3 13
.A.C.
i\AA.£
Hals (der Laute) / zj.
geistige Haltung a-uü
Handel jULoU*
handeln über ^.bCi*
Handwurzel c. ».^Jji , »J,
hart v^Lo
s. häufen ^j I J
Haus (St.)c^xj : ä^xil, JUi, öj3>^,
i-i:
J!
Hazadj — ;£
Heimsuchung c^jui!
Hermes c^Jliit ^j^aJP
Herrichtung d. L. J>*xi!
Herrschaft 1\.-o*j.
hervorgehen lassen „»L^äaJ
neu hervorrufen i-JiXai
Z
^
to\
hervorwachsen
y
/*0
— 174 —
Himmel *L^ = Sphäre i^ü
Himmelsform X-^if
Himmelsgegenden oU> orA
Himmelsglück y^Uiüi öw>Lä**
Himmelsstufen ol&*..b
Himmelskörper ^.^5 <jia^&
Hinführung j^cXÄ^J
hinschwinden , »Ls?
U
Hinzufügung &>Ik
Hochstieg Li~&
Höhe i^^v-
Höhe
lS^» H3;°
höchste ^ji J^ ^jj^-5
Höhlung y_jb k^
Holzflöte jüjj
w. Horizont Vj*^ ^-^
östl. Horizont . kJ&C! oisi
Umkreis des Hundssterns .it\/5
Instrument (astron.) l\aö.
Instrument jü |
mus. Instrumente: Js^b^^O, ^.jJ./o
&jlj, ^t-oj*, ioL-w, äiyyw^ ä.l&A^
Hörinstrumente: Schale X%z>Jo
Züngelchen (jv^Lä
Kähnchen ^»U,;
Astrolab ob) Jo*oJ
Kamm JaA/o
Kanon iMjilä
Kategorie XJj.sU
Kenntnifs Xi.jt.-3
Kern v__*J ws.:>
d. 7. Klimate X*A*Ji **JlifcM
Grenze d. Kl. *xJL£$i ^l\>
gemäfs. Kl. ...lo Ji JitAÄct
die 2 Knoten ...liWÄxJi
Komposition Oi^ib'
konisch ^.lyktaW J^^Ut
Körper *L*s>t p»*^, Py?" (*V
Rundkörper »»A/o *-***->>
absol. Körper oi^ii &»*4*
Allkörper XaKJ *L*.:>bli
Theilkörper Xj^ :il *L**«>bl i
Doppelkörper ^-jl\**c>- oi»<3
Kraft ^ßyi äyj
Naturkraft X^*A^Iiil Bj.jüi
gährende X*aöIP
vorstellende XJLj^UU
ziehende Xj<3 be-
denkende öJCä/0
j
haltende X£*vlo
behaltende Xias b>
stofsende Xxsta
erinnernde »iiÄxi
Sinneskraft x«*Iav^> 05.S
Anziehungskraft ^«Ail äyj
Abstofsungskraft eijJi öj.5
Denkkraft Sü-Xsü! äyüi
Hörkraft X-otfwJJ H^äii
Sehkraft 0./0L1 B*.s
Wissenskraft X-sbLt Bys
natürliche Kraft X^r..'i
Krankenhaus qIä^.Lo
175 —
Kreis H_jIj>
Kreis der Metrik [Jo^jm1\ r1^
ideale Kreisfl. ?.^P» j*1^0
Krümmung pUl^'J
Kubus irot£«
Kugel ä.£=>
kugelförmig ^cJji *^^il
Kunst ä.cLUo «jUao
leibliche pract. juJl^JI «oLUaii
2UJ
JL^w»^-
geistige, wiss. ^A^Axif xjLmoj!
c:
Kompositionsk. 01.JLJI K^U-o
Schreibkunst jüLäXJ! xcLUs
Kunst der Bewegung K_cl i_;o
etfJL
Lagen z. Sonne o^L^>
Länge ^S^b
"länglich J^Ljcw^c
Lauf ,.!>->■
Schnelllauf xo^
längs. L. plLwi
Laut o*..o
thierisch j^o>
natürlich x^>..b
instrumental j \
gewogener L. r\^\y^ Oyo
Laute öy*l>\
Lebensdauer +c
leibl. J,U\(*-5
leicht ^Äxär>
Leichtschwere J^SaJI <^Jl^s.^>
leicht Leichte ^-väi- ^^£3»
Lehrweise v^ÄA,*
Leitung xjlXj
leuchtend ^azw
d. 2. Leuchtend.
Licht .j.i
O
-aJ
Vollicht t%iN
Lichtstätten Ot-^j «i
Linie Jaü
grade L. ^*^fiXAv./o
Bogenlinie (j**.ä/o
krumme L. ^^\äs
benachb. Linien Bt^LspU Jbjiaj
ein. schneidend KaL>IäÄ/3
ein. berührend K^Uä/j
ein. parallel ;^Ä/>
ein. gleich ^ LawOc
ein. begegnend KaS^U/j
körperl. Linie ^v*JL JaÜ
ideelle Linie -*PjJ| Jaü
geist. L. l'Äxl\ Ja&
Lobgedicht ^o<-\.*
Logik / zkuA
Loch i«UÄi
Lufteinziehung äL&JUäaJ
Maafs .!(AÜa3
Maafswerthe &a^»Ln*^ nh^ä*
Zoll j^of
Faust KaSa's
Elle p^v3
Ruthe ujIj
17(3 —
Seil J^&i
Geviertmaafs rry*üo
Feldmaafs ,.,(j«5* uu.>
O^
SJ-
Tsaub u^2
Aschir -*,&j?
Kafiz -aä5
Maasse der Buchst. LJ»>r> -jOUu
Makhuri jjy.j.j>lo
Materie J^P
Urmaterie ^^H ij-VfrM
Mathematik K^viAaP
sinnl. Mathem. 'iu^J>- iowiA^pi
geist. Mathem. KJLääJ! iwA^i!
Mathematiker ..^.^lAx^/a
Meer <?.
grüne Meer .*ks>^I r^^
Umgebungsmeer Ja-^i r^if
Meer der Materien ij-kgil -sw
Meile tjLyo* (J^
Melodie, Weise 0'iAL ^^
Menge x^
Mefskunst &^mj A&
Metall jiAjw fy^
metrische Maafse (jr», -&
B. der Metrik (ji^ytJI v^
Minute &.äa$0
Mischung J^;>i JaJl^ (f^,
Mischung —\lx
Gesammtmischung ,i^L:>^l „\-a
Mittelurs. w**«
zutreffende xioJc ^L^J
Mittelpunkt -S \a
Modulation .^^\]Ci
Mond *'i
Stationen des Mondes ^äJi j-U/s
ÄJtßP, £**£> ci.v3. örü. L_2-i->
r
■**s Sku
Xi> XJ »..vi
i_ • » J '
Ä.AA^'^i A*a«, ,»c\äIJ aJi-XÜ C -5,
Multiplication v_j«to
Musik ju**»it = o^AobM v ä.-*ülj
Mutterleib ^^>\
Nativität %S$}
Natur £**>.b
trocken, feucht (j*oL ^.b.
kalt warm .L> v>.L
von Natur L*^b
Naturanlage j^Js
Naturforscher ,Ä*fb
nachlassen s\s>S
ein. nah &,j.Lää>
Neigung J^
Nerven vjtAact
Neunform «„wXo Jw&i
Niederstieg Jp^P
niedersteigen ipjucaiL J,t JzLLu^
Nomen ^.^vi
Norm (j^LxS
nothwendig t^^yto -*J
Oben <VjäJI
Oberfläche d.E. (j^/^l ^Li-w r^Lb
— 177 —
fe.1
►Aä£>
Oberseite x>»
Oeffnung ^03
Ohrhöhle A^*o
Opposition jJIjIäa)
Ordnung t-A-ö-J
Orgauon ^£Ü ,•**-,
speciell. Ort *+oyL\ *-**°j-*
Bestimmte Oerter isU^o^ *jo\j.a
ein. parallel jUä^
Parasange &^+, 3
Partikel l3->
Pauke J?~^ J**^3
Pause ÄÄ'i^
Peripherie d. Kr. öjL\JI Jj.*^
Pfeilort ^oL^wJi £-*°y*
Pole, Pflöcke JOj db^! {JÄc *j\j
*JLL> Vj^)
Pfl. d. Viert, gipi JO,
Pflock d. Zehnt. J&j& JoV
Pflanze ^>-o
Philosophie Ki^JLs
mystische Ph. aLoL^,
Pol »JÜt v_*Lä
Polhöhe (waLäÜ p^V
Physiognomie &jwI3
Plectrum ^La^äÜ
Plus öJ>Ij;
i. d. Praxis JotäJLi
Preis ^y+S
bepreist .•*+£*
Producte oli-X-o [0L0, ...olx/a,
Product (Zahl) iJLyo
Princip Juol
Propaedeutiker ^/toüjl
Punkt älaiü
ruhender Punkt &tfLw &Iaüi
ideeller P. tUläc xLäj
gereihte P. 'iUIiZXa Jaäi
vermutheter P. x*PjXo Kiaüi
geist. P. jüJIääJI jcLiäaÜ
Punkt im Himmel S^a
Gegenpunkt idjl&o
Drittheil \£kA&
Viertheil ««o J»
Sechstheil jj^olXmo*
Pyramide -bj*^
Pythagoräer ^^lIx^Jl
Quader ^J
Qualität K-JL»^
Quadrat s+>0<^
Quecksilber / £o :
Ramal ^a.
leichte R. JwoJi \mjuÄz>
Rechnung ujI**>
Rede / oJai
gemessene R. L«i^}j^
gereimte R. ^säa
Rede (logisch) / zLixa
Nichtrede x&h\j ^£.
Reihenfolge (d. Z.) ^iü
natürl. R. *.aaLJ\ -Ua^ii
R. der Graden L, :*ii aIü
R. der Ungraden oLs'it *Jjj
Reihen ^1 kvit
12*
178
Reihung ^ollai
Reihenfolge j^ji
i. d. Reihenfolge *.^.JJ ^s
rein ^-ä-o
Reflex y^bCxii
(J"u*
Ua
Regel
Rest äj Lo
Relation K.xavJ
arithm. Rel. iLOAs: tL^^i
geometr. Rel. iüy^iAÄP X^..**o'
musik. Rel. KaäjJIj xmmo
Relationen : q?.„ .»„/bqJ i £_>._**_i
£• i ir> i iA j i J i +, J»il i K-^w.i
■j*
iAj i ;j j * v_&x>s_j i Kx^^i
r
Relation x^Lx*
gegens. Rel. iwv**u_
Rohrflöte .Loja
Rückensäule .gM v^.*c
rückkehrend ^>-L
Ruhe q_j.^
Zeiten der R. ,~jX*Ji n^
Rumpf Xi:>
Rundung ,j»l\j, ö.ivAÄ**i
Saite .Ijji ,j'*
Diskant _iJi jV
zweite Seite . cvjts*
dritte Seite u^JliU
Bafs ^*~Ji JV
Samentropfen XiLii
Satz KLmvOj JoLwmQ
Satzung C.yiOyA
Säule 0^*_
Schaden zutr. &_>._ ola i
Schaffer / äJ L>
Schaffen oLs^.i
Schenkel , »Lw
U
Schenkel (W.) jLto
Schlitz / £.£
Schlufs X.^\aä3
Schöpfer _5jLJi
Schwefel v^vo.aS'
I. Schwere J^i J^ftÜi
II. Schwere J,lüi Js.A_iJi
Sechseck (j*«-Xj*wo
Sechstheil [j^m\^3
Seele ^ai
Thierseele iüü|*^j> y*J6
Menschseele aLuU*Jj \j*Äi
Allseele iudXJi y*JuJi
himml. Allseele XJLjCiJ
jCa^IäJ i
LT'
£_A
J)
Theilseele Äj^j» jj*sjLiji
verkörperte Seele 'ö(A*v^pU ^.si
Seelenwiss. &jöLw._J_i ^oJlxJi
Seidenfädchen ^*.*».i\
Seite «JOto c^Loi
Sein u. Vergehn oI**äJL Q^^i
Sehne
^
s. sehnen
sJiy
Siebeneck <c>.j*w«
Sinn
i^X/O
Cr C5"
sinngebend jta
:l_w
179 —
Sinn 1\avL>
Sinne:
bes. Sinn :<^,^^° l\*vL=s»
Skeptiker jjj^ J^t
Sonnentheilung jj^^ciJi xjwjj
Sonnenbahn y^^Ji /^b
auf Seite d. S. ^«-äül ;x> q-,
Sophist ^J&Oo
Spanne ^
Spannen Jc^i
Spannung ^p
speciell fj^ja^
Sphäre uS'^lil, u5üi
Umgebungssphärc J^x^i uSd*S\
Sphärenbewohner yibli^f ...IX*
Spitze ^J
Sprofsort c^i*
bteinfall (Lothf.) ^t Jaü**^
Stern £+:p v^O*"
St. zugewandt Jb\j
St. abgewandt o»ju2JU
geradeauslauf. St. aUl&cJ
rückwärtslauf. St. ^y>s
St. abweichend JoU
St. verbunden ,.,j;äxi
schnell -y*Ji *;»«*«
langsam -v*Jf ^aj
Fixstern SüoIj, c^oUS
Wandelst. »jL*»; J^y, (jFjX&l,
Sternzeichen ^ ^ J^ ^
>>^ O
.Lb.
lXav) . ftJuw^lW.
üt**J VjÄft, Ü*A L5^>,
Südlich ^lys*
Nördlich CXU^
graden Aufgang cjlLJt JUa&ü^/j
curv. Aufgang pjilaJI K>^jm
aufsteigend »AcLo
niedersteigend XlwLP
Aufgang d. Sternz. -^Jf £%^
Sternkunde ^^pJi JU
stillstehn v^jyj*
Stofs c _"i
Strahlung f3>1j&1
Strahlenwurf o(cl*.£Ji rJ^
Sternconjunct. xSLajl
Kreis des Steinbock ^J^P* JtX^
— Hundsstern J^*Jf JvXo
die 2 Kälber ..JwXsJ
Stoff = Materie
gesetzt. Stoff Xcj/öjli J^^Jt
leibl. Stoff iLoLfw^. i^£>
Strick (metr.) t^+j*
Studium (A^>
Stufe wOyO v^olyO
Substanz fys>-
einfache Ja-y^o fy^>-
geistige
LT
■>J ^
blosse Ou^° -£*>•
der Seele {J^Jul\ £,
Summe (Gesammtheit) iJU^.
Summe c.**^ •i"^
Tabelle ^+j>yü
— 180 —
e*j
astr. Tafel
Tafel £
Tafelkörperl. ^^-j^
Talisman xfwJLb
tauchen {jzyz
That JUSt Ja»
Theil ^>
Theilung ^^mSÜ
natürl. Theilung K-otA^b .»Löi
Thsilseele iujjil y^ÄJÜi
Theorie Jü
Tiefe ^Jt
Tiefgrund d. Orcus ».jjdi *JjL^
tiefste ^JLsL*Ji J*ä**I
Thier q^a>
thierisch j^^-
Thierkreis = Sternzeichen
Einzeichnung d. Thierkr. JajJa^'
Tinte cLaöJ
Thorheit äJL^>
Ton = Laut
Ton oUjü jUjü
Tonbildung cio^oj
feinere T. l\s>!
vollere T. JiUI
spitz, leicht. v_ äaä.5>, J>1>
dick, schwer JuJiS, -^uJ^
stark schwach -jJkaö, ^^-Jsä
rauh glatt (j^JUt rv"*£*
schnell längs. ^.Jm, fjif»
hohl <^j.z>-\
verbünd, getrennt JowaaJU, JgtaX*
heulend. Ton Jol£> o^ao
a. ein. folg. Töne ä-j^Oo oUü
geordn. Töne jlöJwq aUu
Trennung &5.1&*
Trennung (d. Zahlen) / &jJu
Trennungslinie Js.*as
gemischt k6jümi\ J.*2ftJf
übereinstimmen *Uji
Uebereinstimmung / &&9^2
Uebergang HS
Uebertragung JUiÄiJ
Umfassen &bL>i
Umkehrung d. Rel. x^*JÜJ v«dls
unendlich SüLgi ^ta
Unglückst. g^^* (lXxam) qLm^'
Ursache Xlc
Mittelursache u^mm
Urgrund ^| jUc
Urding ^^| &^r>U
verursacht. Ding jüjJl*If ö^.>^II
Ursprung d. W. *jJL*Ji ^t\>
Ursprung ii_\..y>
umherschweifen ^m
Umrifs &*+£,
umschliefsen (schreiben) \bls>\
Umschwung imI»^
unten ^ft^bH
unter c>.^
ursprünglich c^&yA
Unterscheidung i££+3
vag ^o(c
Vene
- 181 —
Veränderung jjs-ö
Verbindung JLasjI
Verbindung (St.) XJ.ÜU
verbleiben ^Läj
Verbum Joti
vereinen ^L^l
Vereinigung tüUaj!
Verfinsterung ^LvXi^ v-il**^i
Vergangenheit jüytoUl q^)*^
Verhältnifs x^w.5
Verbindung: äJU^ä^ xa^vo
umgekehrt. xavjXjw x*a*o
grade 'xjj.x^^a x>.*o
arithm. jLptAt K>/**.i
mathem. JCj^XaP ».+*»3
musik. iüJUvw^o &a*»J
Compos.verh. juduJlj K>-wi
erhabene Xij.^Ji jUwJÜi
Verhältnifs d. Achtels ^^Äli iC^*o
Vermehrung l\.j^'
s. vermischen _J;Äxi
Vermittlung Ja*^j
Vernunft Jüic
höchste Versammlung ^~J ^bU
Verschnitt j^äj! «iaiu
Versmaafse (j£^j£
versetzen J.&3
Vervielfachung ^ Ä.uuaÄJJ
vervielfältigt ^j^a
Vernunft JJixii
schaffende Allv. JUaJt JJÜt JJüdl
Verschiedenheit v-J^iÄi>!
der Gröfsen » kr>M ^^Ui>!
der Kl. j&jS*] ^J&ü>\
verschieden ^JilXs>
Vertretung Jojui'
Viereck *j ./o
längl. (Viereck) JuJaÄ*wwo
verschoben ,•*>>*«* eig. dick
Vielheit ü.'Z£==>
Viereckzahl «j ^o «3l\.c
ungerade .^tA^-xi &y>
Viertheil eLJ «j», ,%-£ .X-i,
bewohnte Viertheil ^.j.Si^l\ «j JJ
d. 3 Viertheil JÖittJI J^i
Vollkommenheit JU
Vollendung ^oU-j
Vorhandensein ^^-3,
Vorhandene üOj.z>j.* o^:>-j.x
Vorwort K/xAiU
Vorzug XLu&s
Wage
O'J
;a^
sinnl.Wahrnehmung^j^^K^*.^^5
Wahrsager ,-^^
Wahrsagek. SüL^iJi
Wandel J^j^rP \Jujoj
wandelbar x*.Iäavo
Was Lo, ä^^U
Weg uS^JL*
weilen jUlsl
Weite d. Sph. 43&M tUa
Werkzeug Bio!
Werth ^JÜU, jcXS «liXäf
182 —
eigentl. Werth / ;plÄ^> , 4^^>
Weise ,-»L=^ q^
beruhigend ...jCwwo
besänftigende ^JU
erfrischende Kj-Ia^o
erfreuende &.s>Jl*
einschläfernd ^o^JL/i
traurig machend q;^°
wohlgefügte, componirte v^)>jj.x>
Welt Jle
W. d. Körper ^U^M ^
Welt d. Seelen ^j^Äii! ^ilc
Körperwelt ^iUv*j> J'<c
Sphaerenwelt ysblj^i ^!c
Welt d. El. 0^i >k
Hoch weit ^Jl*Jt }Ir'j\
Niederwelt ^U.«Jt JLxii
Dinge dieser Welt LotXJI .j^o)
Dinge d. a. Welt Hj>3\ » j~*i
Mittelp. der Welt jJlxK jiyi
Wesen o^<3
wesenhaft JJ3
geist. Wesen .. ^uL>.,j
Wiederholung .ijCi -jio'
sich wiederholen OJ>-j
Wirkung B-xSti
sichtbare ä^Uail d1-*äLJi
d. Wieviel *5 '^-f.^
d. Wie v^ä«<J ^äj^
Winde g^ r^J [^> ;Jt^j
Windepunct ^g^JU
Winkel iCj^j LLj
rechter x*jiä ä*Jj»)
spitzer &>lp-
stumpfer &>juvq
Aul'senwinkel X:>-,li> &jy;
Innenwinkel XJLi>iy> ft-l^J
Körperwinkel x^v^i *gjiU3i
Flachwinkel x^\la**i! KjJJI
3
Wissenschaft ^ojJlfi JLc
d. logischen (Wissensch.) oI^äJoaÜ
d. Naturwissensch. oU*A>iaJ!
d.> psycholog. oLoL*.äaJJ
d. theologischen üL^^S
propaedeut. Wiss. oLytoü Jt
d. gewufsste oU^Ix/j
wogen j.?
Wölbung ua.^äj"
Wort ±Ul\ Ja&i
Wort Kjiy
Wurf _ JaS\
Würfel v-oi&o
Wurzel J^ot
W. d. Quadr. A>
Zahl OJ^c
ganze Zahl ^^
Bruchzahl .^..w^d
grade Zahl ^
ungrade Zahl 0-5
grad grad ^\ ^
grad ungrad O.äJI „»:
grad-grad-ungradj^i^ ^5jil ^
urungrad (Prinz) j^ Co
183 —
Quadratzahl ,.*A^ J>Ac
viereck. Quadratz. ,*A^A «.j./cOAt
Kreiszahl
^_5-i _sO 0«Ac
vollständige Zahl ^o'j J>Ae
vollkommene Z. Jwotf kXXe
Würfelzahl ^.xKxj OhA^
ungrade Quadratz. .^.(A^ öjs OiAc
stumme (Z.) *joi iX\x (taub, fest)
Ueberschufsz. JuU J>Ac
Körper würfelz.
X^ .**w»;> OcX—
Viereckz. *j ^o S<JS.c
Körperzahl ^..**s^>: 0*A^
Quaderz. ,^J J>u\c
ßrunnenkörperz. , c-o J>A.c
einand. entsprech. Z. j*JU>^a
gesonderte ^»Lx*
gemeinschaftliche [*$££**
zusammenhängend Jo^a^
Mangelzahl (joS'j J>A&
Grundzahl j^i ^XXjüi
Mittelzahl Ja^v^üo XVc
Grenzzahl jü^&b>
Endzahl ^_j.L>
geringere Z. J.äi
gröfsere Z. JÜ t
Genossin (Z.) «k*
gezählt J>.^\*^
Zeit 0Uj^, 0Uj, ja^, oiax5,
Zeitlauf ... ,5
<j >
Zeitwechsel ^»^ XJ»J>
feststehender Z. ...Lo J^ Uulj
wandelbarer Z. i^tc-ii £>1äJU
Zeitberechnung ^.jjjjdi ~L&Äam1
Zenith iocl**.*
Zerlegung J**juju
Ziel (j£>„&
höchste Ziel . cA/3 . -^Si
Zirkel ,l^.j
Erdzone (jb.^M vS
Wasserz. s~li) b*j
Windhauchz. lju*JJ1 ö„5
Aetherz. „*3^Ji HS
Eiskältez. _s.ji.aJi ä.i
Zukunft J^.jiÄ*m o^°i^
Zunahme öJ>L:
Zuwachs J^/toUj
Zusammenhang / iiixj*
Zusammenkommen eL*Ä>J
Zusamensetz. <^,+S S
• •• -^
sich zusammensetzen «^o .j
Zusammensetzung v^äjJIj
Zusammenstofs ^ciAas
Zusammenziehung ^_»Lr>;
Zuwendung; d. St. b"_bL/o
j
Zweitheil äUj'u'
— 184 —
Bemerkungen.
Pag. 1. Die Abhandlungen beginnen, wie alle Bücher der
Muhammedaner, mit allgemeinen Preisungen Gottes, die wir
weglassen.
Pag. 2. Die Eintheilung der Wissenschaften in propädeutische,
logische, naturwissenschaftliche und theologische ist später nicht
festgehalten worden, es bilden vielmehr die propädeutischen und
logischen die erste Abtheilung 1-13, die naturwissenschaftlichen
14-29 den zweiten, die psychologischen d. i. die Lehre von der Welt-
seele den dritten 30-40, und die theologischen 41-53 den vierten Ab-
schnitt. Vergl. die Aufzählung aller Abhandlungen in Thier und
Mensch pag. 221-36.
Durch die gleichzeitige Bearbeitung der einzelnen Abschnitte
durch verschiedene Gelehrte und durch eine spätere Anordnung die-
ser Encyclopädie läfst sich sowohl diese Differenz als auch die häu-
fige Wiederholung und Beziehung auf einander erklären.
Die hier citirten Werke: al- Magist (?/ fieyiairj avvta^ig) des
Ptolemäus und die Elemente des Euklid sind die Grundwerke der
mittelalterlichen Astronomie und der Geometrie. Von den Werken
des Nikomachus Gerasenus sind nur Fragmente bekannt. — Niko-
machus wird in die erste Hälfte des 2. Jahrh. p. Chr. gesetzt, da
er den Ptolemäus citirt und von dem Apulejus citirt wird. Frag-
mente des Nikomachus stehen in Photius Bibliothek, ed. K. K.
Becker p. 144, und in Theologumena Arithmeticae, ed. Astius, Lip-
siae 1817.
Pag. 7. Ueber die Eins (povdg) wird in den Theologumena
viel gehandelt, sie ist der Anfang der Zahl (aQXV äQi&pov) ohne
Voraussetzung (ßsaig). Alles ist aus der alles in der Möglichkeit
(övvafAig) enthaltenden Eins geordnet. Sie heifst die Form der For-
men eldog ei'dmv, sie sei göttlicher Natur (&siag qivaemg). Da die
Möglichkeit einer jeden Zahl in der Eins liege, wäre die Eins wirk-
lich die ideelle (votjrog) Zahl zwar nichts Wirkliches zeigend aber
alle im Geiste (xaz inivoiav) zugleich umfassend; sie heifst Gleich-
ungleich dQriontQiaaog.
— 185 —
Gott entspreche (icpaQpo&tv) der Einheit, behauptet Nikoma-
chus, die Materie aber hängen die Pythagoräer der Zwei an.
Die Zwei heifst die Gleiches zusammensetzende cvvzi&uaa iaa.
Sie sei weder ungrad noch grade (aQtiog) wenigstens nicht in der
Wirklichkeit, denn eine jede grade Zahl müsse sich in Gleiche und
Ungleiche (l'aa aal aviaa) zerlegen lassen, die Zwei lasse sich aber
in ungleiche Theile nicht zerlegen (pag. 11). Die Zwei trennte sich
zuerst von der Eins und heifse deshalb Wagnifs (rolfia) pag. 8.
Sie sei das Element von der Zusammenfügung aller Dinge, entge-
genstehend der Eins und verhalte sich zu ihr wie die Materie zur
Form.
Die Drei heifst die Erste Ungrade negiaoög, sie heifse auch bei
Einigen vollendet itleiog, als Anfang, Mitte und Ende bezeichnend.
Die Drei schaffe aus der Eins, Zwei und sich selbst die Sechs
nach der Zusammensetzung (xaTa cvv&eatv) , diefs sei die erste
Vollendete.
Die Vier wird die erste Quadratzahl genannt, sie wird auch in
dem Abschnitt über die Tetras (pag. 16-24) als reTQciywvov oder
tb ififiadov rij 7T£Qt[xerQ(p i'aov, die im Umfang gleiche Grundfläche
geheifsen (pag. 23). Im Uebrigen werden hier auch, wie in diesen
Abhandlungen, die meist vierfachen Dinge hervorgehoben: die vier
Elemente 670i%Eia: tivq äqQ vdcog yrj, ihre vier Kräfte (dvvdfieig: frey-
[XOV IpVftQOV vjqov SriQOv).
Die vier Cardinalpuncte des Himmels vtizq xogvqirjg, xaid ava-
roXrjv, 7ZQog og&dg vnb yrjv, nqbg dvaiv. - — Die vier Jahreszeiten,
die vier Alter u. dgl. m.
Die Fünf wird hier als Kugelzahl dargestellt und ist die Er-
klärung der Araber dafür dafs sie, mit sich multiplicirt, stets zu
ihrem Wesen zurückkehre. Sie heifst bei Nikomachus pag. 27 av-
y.hxcog xivi'iGaaa im Kreis bewegend. — Setzt man den Punct
(ariyfia) = 1, die Linie yQafifi.?} = 2, die Fläche minedog = 3,
die (kubischen) Körper (aregecofia) = 4, so ist die Fünf die ocpai-
Qtatj9 die kugelartige. — Der Eins, welche ja alle Zahlen ihrem
Wesen nach in sich enthält, werden diese Werthe in dieser Reihen-
folge zugetheilt.
Die Fünf wird mit besonderer Vorliebe betrachtet, sie umfasse
zuerst die Form der ganzen Zahl, d. i. die erste Grade und die
erste Ungrade (2 -+- 3). Der gleichschenkligen und gleichwinkligen
Figuren igotzXsvqov, icoywvov, Tetraeder, Hexaeder, Octaeder, Do-
dekaeder Ikosaeder giebt es fünf.
13
— 186 —
Dann werden die fünf Elemente, d. i. mit dem Aether hervor-
gehoben, 5 Mondphasen (28), 5 Kreise des Himmels und die Fünf
der Erde. Sie ist das Kentron (Mitte) der Zehn.
Die Sechs heifst die erste vollständige (r&etog) Zahl.
Die Sieben heifst die mutterlose dfi^rmg und jungfräuliche
(naQ&Fvog) von der Eins, sie wird ferner reXeaq) ogog, vollendend,
genannt.
Die Acht ist der Würfel in der That ivegyeia xvßog und ein-
zig innerhalb der Zehn Grad-grad ägriaxig ugriog.
Die Neun ist die gröfste der Einer und heifst nsgag dvv7Z8Q-
ßXqrov, auch heifst sie übervollendet STziTsXeiog , weil sie von der
vollendeten Zahl Drei entsteht.
Von der Apotheose der Zehn bei Py thagoräern , welche diese
Zahl als die Vollendung bald die Welt, bald den Himmel, das All
etc. nannten, ist bei den Arabern nichts geblieben, doch schliefsen
sie auch nicht mit der Zehn, sondern der Zwölf.
Die Elf wird als die Zahl mit unaussprechbaren Theilen be-
zeichnet, nach dieser Erklärung habe ich sie als stumme Zahl be-
zeichnet, assammu heifst aber fest und dann taub, eine Uebertragung
des griechischen cxQQtjrog, irrationalis liegt hier wohl zu Grunde.
Die Erklärung der Araber für diese Bezeichnung ist, da sie
nur aus ihrer Sprache hergenommen, ungenügend. Alle diese Zah-
len kommen unten als Urungrade, Primzahlen vor, mir möchte es
scheinen, dafs taube Zahl die Bezeichnung dafür wird und die Prim-
zahlen 3, 5, 7 nicht als solche hervorgehoben sind, weil dieselben
schon andere Bezeichnungen haben, nach ihrer Definition aber die
specielle Eigenschaft nur einer Zahl zukommen.
Die allgemeine Eigentümlichkeit aller Zahlen findet sich bei
Nikomachus p. 75, 1. 21, p. 10. Als Unterabtheilungen der Graden
werden hier (75, 1.28) dgridmg dgriov Grad-grad, Grad-ungrad.
lieber die Grad -grade Zahl cf. 1. I. 75, Abth. r\, über aQ7i07itQiGGog,
Grad-ungrad, p. 78 #, und neQiaadQ'ztog die Zahl, welche durch eine
Potenz von Zwei getheilt eine Ungrade ergiebt, wie 24, 12, 6, 3;
cf. 79 v.
Die Ungrade Zahl zerfällt in nguTov xal dovv&STOv und 8ev-
TSQOV XOU GVV&8TOV p. 82 ICC .
Mangelzahl ist iXXmrjg, p. 88 ie, Ueberschufszahl vTreQzeXijg,
p. 87 18. Dann handelt Nikomachus über die im/iogiog, die kleine
Zahl und einen Theil dazu in sich enthaltend, p. 95, das imtiegeg,
mehrere Theile dazu in sich enthaltend, das noXXanXccGimiiioQiov
— 187 —
mehrere Mal die Zahl und einen Theil dazu enthaltend, und das
7ToU.a7iXaate7iifiegrjg mehrere Mal die Zahl und mehrere Theile dazu
enthaltend.
Pag. 118 wird die Dreieckzahl zgiycovog, p. 119 die Viereck-
zahl Tergdywvog, p. 120 die Fünfeckzahl aevTciycovog und p. 121 die
i^dycovog u. s. f. behandelt. Pag. 127 ist von der iöonlevQog gleich-
seitigen und dem Würfel xvßog, und p. 129 von der ungleichseiti-
gen stEQOfirj'Atjg aQi&fiog die Rede und wird von p. 139 die dgiöfitj-
rixrj [isooTTjg die arithmetische Mitte betrachtet.
Pag. 16, 17. Die hier angegebenen Zahlen Viereck, Quadrat
und Unquadrat, Quader- und Brunnenkörperliche sind erst aus en-
ger Verbindung der Arithmetik und Geometrie hervorgegangen, und
kommen in der Geometrie wieder vor.
Pag. 18. Die hier citirten Sätze sind die arithmetische Dar-
stellung der Sätze des Euklid im zweiten Buch. Dasselbe enthält
14 Sätze. Satz 11 und 14 sind Aufgaben und Satz 12 und 13 sind
nur geometrisch ausgedrückt. Die anderen 10 Sätze finden sich hier
arithmetisch ausgedrückt.
I. 1 . Satz wäre mit Buchstaben ausgedrückt a (b -4- c -4- d . . .)
= ab -+- ac -+- ad . . .
II. 2. Satz ist ein besonderer Fall von 1.
III. 3. Satz aa -+- ba = (a -+- b) a, allgem. (a + Ä + c.,.)m
= am -f- bm -f- cm.
IV. 4. Satz 0 -f- by = a2 -h 62 H- lab.
V. 5. Satz b (2a — b) -h (a — by = a*.
VI. 6. Satz (man setze die Zahl = a und das Plus = b)
b(a+ b)-h(±ay = (iß-HÄ)1.
VII. 7. Satz (a -h by -+- 62 = a2 -f- 2b (a -+- b).
VIII. 8. Satz (2a -I- 6)a = 6* H- Aab -*- 4a2 = b2 -+- Aa (a + b).
ix. 9. Satz «2 + *• = 2 \{a -±±y + (^yj .
X. 10. Satz (2a + Ä)1 + i' = 2 [a2 H- (« -h by].
Geometrie.
Pag. 23. Dafs die Geometrie und ihre Schwesterwissenscbaf-
ten, die Arithmetik und Astronomie, von diesen Arabern zur Grund-
lage ihres Systems gemacht wird, ist in dem Lauf der Bildung bei
diesem Volk begründet. Es sind die mathematischen Wissenschaf-
13*
— 188 —
ten schon in aller Frühe von den Arabern gepflegt, und gab es
schon zur Zeit des Härün ar Raschid eine Uebersetzung des Euklid,
welche im Gegensatz zu der unter Mämün, der Mamunischen, die
Harunische hiefs. Unter al Mämün war man schon so weit in die-
sen Wissenschaften vorgeschritten, dafs man genauere Gradmessun-
gen vornehmen konnte. Ueber den Verlauf und die Entwickelung
dieser Wissenschaften und die grofse Zahl berühmter Mathematiker und
Astronomen vergleiche man Histoire des Mathematiques par J. F.
Montucla an VII, II, 1 p. 352 -414. Den grofsen Arbeiten der Ara-
ber über die Mathematik und Astronomie gegenüber, besonders im
Vergleich zu den Arbeiten des Täbit ibn Kurrah und Albattani sind
die hier behandelten Materien gering, doch müssen wir hierbei in's
Auge fassen, dafs wir eine populär gehaltene Philosophie vor uns
haben, welche nur auf das allgemein Bekannte ihr System stützten,
und sind diese Wissenschaften eben nur als Hülfswissenschaft für
das allgemeine Wissen herbeigezogen.
Bei allen hier behandelten Stoffen wird ein Hinblick auf die
Elemente des Euklid genügen. Die Entstehung der Linie, Fläche
des Körpers, aus dem Punkt ist eine gewöhnliche allbekannte An-
schauung. Die Definitionen sind aus dem Euklid genommen, der
ja auch das Dreieck als den Anfang aller Figuren zu Grunde legt.
Die pag. 30 angegebenen Figuren, wie eischalenförmig etc., müssen
z. Th. aus jener Gegend stammen, in der diese Abhandlungen ent-
standen. Die Bezeichnungen Quader-, Brunnen-, Tafelkörper, sind
offenbar mehr dem practischen Leben als den Begriffen entnommen,
und haben diese Philosophen in dem ihre ganze Denkweise schil-
dernden Märchen „Mensch und Thier", den Künstlern unter den
Tbieren, Biene und Spinne ganze Abschnitte geweiht.
Die der Geometrie anhängende Abhandlung über die Landmaafse
Iraks habe ich schon D. M. Ges. 1864 p. 69 mitgetheilt und darauf
hingewiesen, dafs dieselben indischen Ursprungs sind, wie mein ge-
lehrter Freund Prof. A. Weber behauptet. Die Maafse sind roh wegen
des ungenauen Grundmaafses und ist ihr System bei weitem nicht
mit dem feinen System der altsemitischen Maafse zu vergleichen,
die von Babylon aus durch die ganze alte Welt sich verbreiteten.
Cf. Böckh, Metrologie.
Die geistige Mathematik ist als philosophische Abstraction klar
und beweist, dafs der Verfasser das Wesen der Geometrie wohl
erfafst hat.
Die Nativitätsfiguren mit den verschiedenen Zahlreihen gingen
— 189 —
durch das ganze Mittelalter als Beweis von dem geheimnifsvollen
Werth der Zahl.
Astronomie.
In der Naturanschauung der Araber ist eine Abhandlung den
Sternen gewidmet, weshalb wir darauf verweisen. Die einzelnen
Stoffe werden einem Jeden, der sich auch nur ein wenig mit die-
sem Gegenstande beschäftigt hat, sofort klar werden, es ist das
ptolemäische System wieder dargestellt. Unsere Abhandlung ist,
jener der Naturanschauung gegenüber, nur in der Astrologie er-
weitert.
Auch für die Astrologie ist offenbar Ptolemäus die Quelle, des-
sen opus quadripartUvm de astrorum judiciis die Grundlage für den
astrologischen Wahn des Mittelalters hergiebt. In dem ersten Buch
wird der Thierkreis behandelt; im 2ten die Gestirne, welche an je-
ner Stelle eine Macht besitzen; im 3ten die Beschaffenheit dessen,
was angedeutet wird; im 4ten Schlufs auf die Zeit aus ihrer Mor-
gen- und Abendstellung zur Sonne.
In dem Buche von Pfaff, Astrologie, Nürnberg 1816, finden
wir die hier behandelten Stoffe wieder. Auch sind dort die Trigone
des Thierkreises (cf. die Dreifachen pag. 68) , wie auch die Häuser
der Gestirne, die Grenzen, ihr Schaden und Fall u. dgl. in Tabellen
wiedergegeben, wie dieselben aus dem Buch des Ptolemäus als ein
Weisheitscodex für das Unwifsbare durch die ganze Welt ihren
Rundlauf gemacht haben. — Wenn je ein Irrthum den Schein der
Wahrheit für sich hatte, so war es der der Astrologie. Den Ge-
stirnen wird eine Kraft zugeschrieben, wie ja die Kraft der Sonne
allen fühlbar ist, und ward der Himmel als das Bild des allgemei-
nen Lebens zur Stunde der Geburt betrachtet.
Der Ausdruck pag. 62 entflammt mufs heifsen verbrannt, d. h.
durch die Sonne verlöscht.
Leider kam mir das Buch von Pfaff zu spät in die Hand, sonst
würde ich manche Ausdrücke dem allgemeinen astrologischen Sprach-
gebrauch mehr conform gewählt haben.
Pag. 68. Ueber die apokryphisehe Schrift des Aristoteles, Theo-
logia, vergleiche man besonders Haneberg, die Theologie des Aristo-
teles, in den Abhandlungen der Münchener Akademie 1862 I. 1-12.
Der Titel ist in dem Pariser Manuscript Thalügijjät, also Theo-
— 190 —
logica. Das aus &eokoyia mifsverstandene Nomen relativum ist mit
dem Artikel ath-thalüdjijja gesetzt.
Geographie.
(Hierzu Karte und Facsimile der Tabellen.)
Die Geographie der Araber beruht im Allgemeinen ebenso wie
ihre Astrologie und Astronomie auf Ptolemäus, dessen Geographie
schon unter al Mämün, Anfang des 9. See. in's Arabische übertra-
gen wurde. Die Karte des Ptolemäus blieb für die geographischen
Anschauungen des Mittelalters und auch die der Araber mafsgebend.
Dennoch können wir nicht behaupten, dafs die Bearbeitung unseres
Arabers direct aus der ptolemäischen Karte entlehnt sei; ebenso-
wenig wie wir wegen der starken Corruption der Zahlen die be-
stimmte Quelle desselben unter den bekannnten arabischen Geogra-
phen nachweisen können. Die Positionsbestimmung einer Anzahl
wichtiger Orte von denen nur ein Theil mit Orten des Alterthums
in der ptolemäischen Karte zusammenfällt, ist Resultat einer zum
grofsen Theil ganz selbstständigen gelehrten Thätigkeit, welche wir
freilich unserem nur compilirenden Autor nicht zuschreiben dürfen.
Um die den Griechen mehr bekannten europäischen Länder hat sich
der Compilator wenig gekümmert. Aufserhalb Spaniens, das ja
einen Theil des Chalifenreichs bildete, und dessen nördlicher Grenz-
punet gegen die Franken, der Venushafen, daher auch genannt ist,
sehen wir nur die beiden Hauptstädte Rom und Constantinopel und
wenige Ländernamen. Es ist nicht einmal der schon damals im
Orient allbekannten Franken gedacht. Kleinasien, welches damals
zum oströmischen Reich gehörte, ist nur durch einen oder zwei
Namen repräsentirt. Von Cilicien und Armenien an östlich bis
Hind, südlich bis an den oberen Nil sind dagegen vorzugsweise die
Hauptstädte der Provinzen des Weltreichs der Araber aufgenom-
men. Wenn in diesen Gegenden, besonders in den Euphrat -Tigris
Ländern, die Lage der Hauptorte selbst im Verhältnifs zur ptole-
mäischen Karte richtiger bestimmt erscheint, so sind als die Quelle
dafür wohl die Gradmessungen des Chalifen Mämün anzuneh-
men. Besonders in Ostasien gehen aber die Angaben unseres Au-
tors weit über die Grenzen der arabischen Herrschaft hinaus und
wird es namentlich für Indien (Hind), dem im Westen auffallender
Weise auch Kabul und Kandahar zugerechnet werden, und das erst
im 11. See. von den Arabern erobert wurde, schwer die Angaben
I
— 191 —
zu veritieiren , da weder die Zahlen und Namen in beiden Hand-
schriften übereinstimmen, noch ähnliche bei andern arabischen Geo-
graphen erscheinen. Bei dem arabischen Meerbusen ist dagegen
durch die Längen von Mekka und Medina im Verhältnifs zu Aegyp-
ten und Palästina auf der einen, und zu San'a und Adeu auf der
anderen Seite eine gekrümmte Form des Meerbusens bedingt, wel-
che sich auch bei anderen arabischen Geographen findet und in der
Richtigkeit gegen die Form des Meerbusens bei Ptolemäus zurück-
steht.
Auch in China (Sin) hat unser Verfasser eine Anzahl von Orten
gekannt, deren Namen bis auf Asfitära sich bei keinem arabischen
Autor finden und wohl nur aus einer arabischen Bearbeitung des
Ptolemäus stammen können. Unter dieser Voraussetzung fanden
wir es gerechtfertigt bei dem Fehlen aller Specialangaben über die
hinterindischen Küsten uns in dem Kartenentwurf an die ungefäh-
ren Formen der ptolemäischen Karte zu halten.
In Betreff der Handschriften bemerken wir noch, dafs die Pariser
garnichts von diesen Daten hat, wohl aber die Gothaer No. 1076,
dies ist eine alte Handschrift, die aber nur einige Tractate enthält.
Offenbar war in derselben nur die erste Tafel wirklich ausgefüllt
und hat eine spätere doch auch alte Hand, die anderen Tabellen
die leer gelassen waren, ergänzt; das Klima III ist am Rande hin-
zugefügt. Die Münchener Handschrift ist in diesen Daten ganz be-
sonders lückenhaft; Zahlen zu schreiben ist einem unkundigen
Schreiber ganz besonders langweilig. So waren denn die Auspi-
cien für diese Karte nicht besonders günstig. Da die Positionsta-
belle in einer anderen Officin gedruckt wurde, war es mir möglich,
die Umschreibung der Deutschen morgenl. Gesellschaft anzuwenden;
ich habe diese Abhandlung schon einmal in der Zeitschrift für all-
gemeine Erdkunde, Berlin 1861, p. 40 - 57, bearbeitet.
Positionstafel der 7 Klimata.
G Gothaer, M Münchener Handschrift,
Andere zur Vergleichung angeführte Geographen:
R Rasmu-r-rub'i-l-ma'mür (ogiüfiög jijg oixovfAevqg) von Abu Gafar
Muhammad ibn Müsä al Härismi um 830,
F Ahmad ibn KatTr al Fargäni,
B Muhammad ibn Gäbir al Battäni, f um 900,
— 192 —
T Kitabu-t-Tuül wal 'Urüd des anonymen Färisi bei Abulfeda um
950 nach Reinaud, Abulfeda p. LXXXIX,
Y Abu-1-Hasan 'Ali ibn Yünis von Kahira, f 1008,
aus dem XI. Jahrh. nach d. Ihwän as Safä,
K Känün des Abu'r-Rihän Muhammad al Birüni, f 1039,
K Abu-1-Hasan ibn Labbän Kusiar al GUT, 1060-1100.
Südlich vom I. Klima. Tafel I.
Breite. Länge.
1 ) Theil Indiens G.
Tamaslr(?) in Hind. M. 11 G. 8 M. 120 G.; sinnlos M.
2) Insel Kerek in Sind 9 G. M. 1 10 od. 102 G.; sinnlos M.
3) Hadramaut(inYemenM.) ') 10G.M. 71G.,ebensoR.Y.; sinnl.M.
4) Stadt TIb in Sind2) 5 G. M. 75 G.; sinnlos M.
5) RaäwaG ) . „ , . ,. (11° 30'R. 11° 45'Y) 58 M.
RagäwaMS1" -blS6 > 11G.M. 65 G.
6) KarkühG) inHabige4) n G. (10° 35' Y.) 58 G.
Karkük M )
I. Klima 13- 20^ ° nördl. Br. Tafel II.
1) Stadt am Ende von Sin 18° 45'? G. M. 175° G.
M. 66° 30' sinnlos
2) Stadt auf einer Insel b. Sin 5) 36 G. 39 M. 172° G.
M. 66 sinnlos
') Da unter Ländernamen mit Längen- und Breitengraden regelmäfsig die
Hauptstädte verstanden werden, wird hier Hadramaut nicht verschieden sein
von der Stadt Sibäm, welches andere arabische Geographen R. Y. unter 12-^°
nördl. Br. setzen, wahrscheinlich ist also Jod. be zu lesen, welches besser zu
der Breite von Aden in Kl. I. pafst.
2) Die Bedeutung des Namens ebensowohl als die Position entspricht dem
ptolemäischen 'Apoj^axa dxpOTrjptov, welches freilich an der Ostküste Afrika's
und nicht in Indien liegt, und durch die ganze Breite des indischen Meeres da-
von getrennt wird, ist wohl Mifsverständnifs des Autors.
3) Nach R und Y in Zagäwa zu berichtigen, was im Sudan angegeben
wird. Die Angabe der Länge in M ist aus dem folgenden Artikel versetzt.
4) Kükü in Sudan bei Y.
5) Wohl dieselbe Insel, welche in der Beschreibung der Klimate Yäküt ge-
nannt wird, Mas'üdi (Reinaud, Abulfeda CCLXXXV) bezeichnet Serendib als
die Edelsteininsel, welches er in dem äufsersten Osten des Indischen Meeres ne-
ben China setzt. Aber bei Kusjär hat Serendib 5° 15' Br., 135° 15' L. Hier
ist bei der Breite, die ja nothwendig unter 20^- Grad sein mufs, offenbar Jod
für Lam zu lesen, also G. 16, M. 19.
193 —
3) Asfltär in Sin ■)
4) Bahüwa G. in Hind
Banüfa M.2)
5) Häsriin G. (fehlt in M.)
in Hind
6) Musta'lä G. in Sind
Masal(?) M.3)
7) 'Umän in Arabien
8) Ilmend in Sind
9) Stadt AhzT G. Ahn M.
am Meer
10) Zafär (im Land 'Umän
G. Tofäl in 'Ad. ? M.
Breite.
19 G.?
16^- beiPtol.
M. 17° 15'
entw. 14 od. 16
G. M.
49°15
wohl 15° 49'
16 G.
39° 45 M.
19° 15'? G.
8 M. sinnlos
18 G.
15 M.
15 G.
Länge.
160° 30' G.
M?
3 1 G. wohl 1 00 ausgelassen
125 M. aus dem folgenden
Artikel versetzt
125
100 oder 110? G.
8 M. sinnlos
84° 30' G.
??M.
105 G. M.
11) 'Aden in Yemen
12) San'ä in Yemen
13) Donkola im Lande
Nüba
14) Küs bei Keneh? «)
15) Reich Habesch
18 G. besser 13
15 M. (15 auch R.)
dieselb.Zahl.wieNo.10
13 oder 15 (13 R.)
15 G. (14i K.)
15G.14iK.14jK.
20G.M.
80 G. M.
64 G. (78° R.)
M. sinnlos
64 G. (75° R.)
58 M.
64 G. (63-t K.)
15 M. sinnlos
58 G. wohl 53 mit B. u.K.
M??
42 G. 44 M.
') Die unverständliche Gruppe entspricht wohl dem ptolem. 'Aa7r$apa ei-
ner der östlichsten Städte im Lande Sinae, die auch al-Fargänl in der Form
Asbitarä aufgenommen hat. In der Länge ist vielleicht 164 zu lesen, welches
bei der allgemeinen Reduction der ptolemäischen Längen um 10° der ptolemäi-
schen Position 175^° ziemlich entspricht. Die Lesart von M ist sinnlos.
2) Bei keinem der anderen arabischen Geographen aufzufinden. Der Lage
nach möglicherweise entsprechend dem IlaXoopa des Ptolemäus 11° 20' Br., 136°
40' L., — als Ueberfahrtshafen nach Sin wichtig, am SO. -Ende Indiens.
3) Vielleicht das ptolem. McusioXicc, doch pafst dazu nicht die Angabe des
Landes Sind.
4) Kus in der Nähe von Keneh würde nach Aegypten gehören, dann aber
in das folgende Klima fallen ; die Zahlen sind also irrig. Die Breite (Jod be) in
G = 12 kann wegen der Grenze nicht passen, Y giebt für Kus 2i] ". Die
Länge ist 50° in G, bei B und Y 55£°.
— 194 —
Breite. Länge.
16) Hauptstadt Garmi,
(rdgafia) 20 G. M. ( 19| al Kümi) 34 G.
17) Land Berber 19G. M. 26 G.
Klima II. 20± - 27£ nördl. Br. Tafel III.
1 ) Tagramä in Sin G. M. 25 G. 147 G.
2) Taüläin SlnG.M. ') 24°20'G. 118 G. rieht. (143)
3) Atrasa G. in Sin
Almawasa M. •") 24 G. 140 G.
4) Küli G. in Hind j 25 Q m wahrgch 130
Kün M.3) )
5) Eine Stadt an der Seite
eines Berges? 26 G. 151 G.
6) alMansGrain Sind4) 22 G. 24° 8' M. 108 G.; M.?
(26° 40' K. richtiger) K. 95
7)alJatrünG.) ebenda (28° 30'G.78° 30'M! 107 K.
al Bar ür M 5 ) ) am Meere ( richtiger 23 ° 30' K. Y.
8) al Marsal G. ) ^ ^ Q m &
arRasidie(?)M.^
8a) Dijär Bekr. M. wohl interpolirt, gehört nicht hierher.
1 ) Da die Correctur der Länge wegen des Folgenden nothwendig ist , er-
scheinen beide Städte in geringem Abstände nahe der Westgrenze von Sin ge-
gen Indien, d. i. (des Ganges) in fast derselben Lage, die auf der ptolemäischen
Karte Indiens Tooyfxa 22^° Br., 1524-° L. und TwaaAel 231 und 150° einneh-
men, so dafs das Zusammentreffen der Namen mit diesen zwei Gruppen nicht
zufällig scheint. — Einen dem zweiten Namen ähnliche Stadt kennt als Haupt-
stadt Chinas, ohne nähere Längenbestimmung, auch der Reisebericht eines christ-
lichen Mönches aus Nagran anno 987 bei Abu-1-farag, doch differiren die Les-
arten der Pariser Handschriften des Fihrist, Reinaud Abulfeda I, CDU Taguja und
bei Golius Tahüna.
2) Hierfür ist kein entspechender Name bei Ptolemäus.
3) Auffallend ist das Fehlen der bei den älteren Arabesn berühmten Haupt-
stadt Indiens Kanüg, doch liegt diese Form fern für eine Conjectur.
4) Lage am See Mansür, der den Namen der arabischen Stadt bewahrt hat,
bei Sihwan am unteren Indus.
5 ) Beides verschrieben aus alblrün in Sind zwischen Mansura und der Mün-
dung. Diese Stadt am Indus ist auch für Seeschiffe erreichbar , daher die Be-
zeichnung an dem Meere. Die Breitenbestimmung ist offenbar in G. Kaf gim
zu lesen, da 28 aufserhalb des Klimas liegt. Da der kurze Abstand von Man-
sura nicht so falsch geschätzt werden konnte, ist statt des unmöglichen Kaf sin.
Kaf ze zu lesen. M. ist ganz sinnlos. 92° 20' Y. 94° 30' K.
— 195
9) al Yamana in Higäz
Breite. Länge.
21° 30' G. M. 71 • 45' G., ebenso die
anderen arab. Geogr.
81°45'M.
10) at Tä'if in Yemen ») 21 • G. 21 • 20' M. 67 G. ' )
1 1 ) Mekka in Tehärna 21 ° G. 21 • 40' M a ) 67 G. a )
12) Yatrib Stadt des Pro-
25 G. 20 M.
pheten (Medina)
13) Ihmim in Said Misr
(Oberägypten)
14) Afrikija in Magrib
15) Land der Tawäll(?) 3)
27° 30' G.
26° 50R.Y.
26 G.
21 G.
65 G. 25 M. sinnlos
75° 30' G.statt 55° 30
wie R. Y. haben
34 G.
20 G.
III. Klima 27| - 33£ nördl. Br. Tafel IV.
1) Adbad G.
Adäbad M. in Sin 4)
2) Kandahar in Hind
3) Kabul in Hind
28° 30' G.
30 G. (30| Y.)
38° 8' M. vielleicht 33
20 G. verschr. für 30
28° Y.K. 33 °K.
4) Zarang in Segistän (M. ?) 32° 22' G.
5) TTz in Makrän 29 G.
6) Sirgän in Kirmän 30 G.
7) Siräz in Färis 32° 30 G.
8) al-Ahwäz in Hüsistän 32 G.
160 G.
110 G.
107° 40' M.
106° Y.
100 G.
HOB. Y., K. besser
94° 15' G.
92° 40' G.
83 G. (K. K.)
78° G. 5)
75 G.
9) al Basra in 'Irak
10) al Küfa in 'Irak
32G.(31 Y.K.) 74G.(Y.73alKümI75K.)
31 G.
31° 50' R. Y. 32 al Kumi 59° 30' 6)
') Die Minuten fehlen. Die Position würde sonst mit dem nahen Mekkah
zusammenfallen 68° 30' R.
2) Diese Bestimmungen sind bei allen arabischen Geographen übereinstim-
mend.
3) Ohne alle diakritischen Puncte, im Pariser Codex bülä. Der einzig
hierher passende Name des Alterthums wäre nach Ptolemäus ratxooXt'a vielleicht
getülä oder ketülä. M hat ganz sinnlos Beläd el Yünän (Griechenland).
4) Würde mit der ptolemäischen Position 'Aoefoaya 26° nördl. Br., 159] ° L.
nahe übereinstimmen.
5) Stimmt bei allen arabischen Geographen, ebenso No. 8.
6) Ist wohl zu lesen sin ta 69° 30', ebenso R. 60 Y.
— 196 —
Breite. Länge.
11) Dimisk in Säm 31° 30' G. 60 G.
33° 20' M. 70M.(60Y.K.59alKümI)
12) Beitu-1 Mukaddis (Jeru-
salem) in Filistin 29° 15' G. 56 G.
30° 8' M. 65 M.
(31°KumT32°R.Y.)
13) al Fustät in Misr (für al
Kustäs) 31 G.
31 B.290 55'R.Y. 34°40'G.statt54R.Y.
14) Iskanderie Batlamiüs,
J4Xs'£dvdQeia rirolepaiov 3 1 • 45' G. 52 G. (60 Ptol. 60£ B.
51° 20' R. Y.)
1 5) al Kairwän in Magrib 29 G.
(31° 40' Y.) 31° 45' G. (31° Y.)
16) Tanga in Magrib 36° G. 35 £ R.') 11° 30' G.
IV. Klima 33* - 39 nördl. Br. Tafel V.
1) Käsgar in Sin (fehlt M.) ? G. 44 K. ? G. (95° 25' K.)
2) Alt? nb.(?) G.
alwalb. M., in Turk2) 38 G. 104 G.
3) SamarkandinMawäran- 34° 30'G.39°M. 109, wohl 89G.R. Y.
nähr3)' 36° 30' Y.K.40R. 69°16'M.
r
4) Dailam in GIlänG. fehlt
inM.gehörthinterNo.10 38?(38° 10'Y.) ?G. 75° Y.
5) Balh in Horäsän wohl 33° 40'(lam gim) 88 ?G. wohl 103
wie K. (41 • K.) 1 08 al Kümi 1 1 6 B.
6) Herätin Horäsän nur M. Zahl fehlt (alKüm!36) 76° al Kümi
Marw.inHoräsännurG. 34°30'(38R.38°35'Y.) 84° 30' (85 R. Y.)
7) Nisäbür M. (richtiger als
Sür G.) in Horäsän 37 G. so für Nisäbür R.Y. 84° 30' (auch R. Y.
(89° al Kümi)
') Diese Position fällt aus dem Klima, vielleicht 32 lam be.
2) Der Name ist in beiden Mss. nicht sicher zu lesen und ein diesen Zü-
gen entsprechender sonst bekannter Name nicht zu ermitteln; sowohl And aräb,
welches wirklich im Turk-Lande liegt (36° Br., 94° 40' L. im Kanün), als das
schon im 9. Jahrh. dem Mas'üdi, wenigstens dem Namen nach bekannte Tibet,
scheint zu weit abzuliegen.
3) Da Samarkand speciell in Sogd liegt und eine Stadt von Sogd in Klima
V., also nördlicher als 39° angeführt wird, ist 39 vorzuziehen.
— 197 —
Breite. Länge.
#) Amul in Tabaristan 37°45'ebensod. Andern 20sinnlos (76° 20' R
77° 20' Y)
9) Gurgän 38° 30' G. R. 80G.80°45'R.Y.85K.
36° 50' M. K. 90° 8' M.
10) Räi in Färis 30° 45', wohl 35° 45' 75° ebenso d. Andern
11) Isfahän in Fans (fehlt M.) 34° 30' 74° 40'
(alKümi340R.Y.32°) die andern ebenso
12) Hamadän in Mahän 36 G. 73 G.
13) Bagdad in 'Irak 33 G. 70 G. Y.
33° 21'M. 33° 10'Y. 20B. 80° 8' M. 80 B.
14) alMösul inDiärrebfa 35° 30' G. Y. 69G. 68K. 61 Y. falsch
15) Halab in Säm 35° 30' G. 63 G.
50 M.! 75 M.!
16) Antäkie in Säm 35° 40' G. 61° 35' G.
35°30'M. 71°26'M.
17) Insel Kibris im Meere Rüm 38° G. 38 1. Nun ha 58 K.
17 a) Amüri'e in Rüm
(nur in M.)') 40° 8' 64° 8' »)
18) Sikilia in Magrib2) 35° G. 36° 48' G.2)
19) Andalus in Magrib 38° G. ? G.
(Kortoba) 38° 30' R. Y. 90° 20 R. Y.
V. Klima 39 - 43} nördl. Br. Tafel VI.
1) Land Yagüg und Magüg 43 G. 1. Kaf ai'n alif 171
(172° 30 Y.)
2) Land d. Hakan d. Turk 42 G. 150 G.
3) at Taräz im Lande der
Turk, fehlt in M. 40° 25G.(MIm.fürSad) 137 G.
4) Isbigäb in Sogd
(M. in Turk u. Sin !) 40G.(43° 30' K. 39° 55'K.) 88» 40' ? G.
89° 20' K.
4a) Härizm (nur in M.) ohne Ziffern.
') Dieser Name liefse wohl an Amorium in Kleinasien denken, das aber
erst später in den Selgukkischen Kriegen berühmt ward. Wegen der Nähe der
Insel Kibris ist daher wohl an das südliche Vorgebirge Kleinasiens 'Avepo6piov,
türk. Mamürie, zu denken, welches als Grenzpunkt der arabischen Herrschaft
an der Küste wichtig erscheinen mochte, nur gehört die angegebene Breite gar
; nicht in dieses Klima.
2) Diese Position gilt wohl für die arabische Hauptstadt Palermo.
198 —
5) Ardebil in Aderbaigan
6) (M. 9) Ablät (G. Hlät) in
Arminia
7) Malatle in Arminia
8) Mäkädünia (wohl Thessalonike)
9) Hauptstadt Rumi'a (Rom)
(der Name fehlt in G.)
10) Heikalu-z-Zuhra in Magrib
(Tempel d. Venu9 d. i. Port
Vendres) fehlt in M.
11) Bilad Kustäs? in Magrib G.
Tatäbä M.? •)
Breite.
Länge.
40 G.
73 G. Y.
39°30'G.
66° G.
39° 50' R. Y.
64° 50 R. Y.
39 G.
61 G. R. Y.
) ?
?
41° 30' G.
35° 24; G.
41° 50' M.
45° 27' M. falsch
43° 50' R.
(30° 30' R.)
43 G.
23° G.
42° 10' R.
19° 30' R. besser
VI. Klima 43| - 47° nördl. Br. Tafel VII.
Bei diesem und dem folgenden Klima sind die Zahlen in G. und M. bis auf
einen Artikel weggeblieben.
1) Yägug und Mägüg.
2) Land Sistän der Turk 2)
3) Katmän der Turk (Kaimäk?)
4) Hür in Turk, cf. V. 4a 42° 15' Y. K.
5) Insel im Meere Gorgan
6) Berdaa in Aderbaigän 42° B. 43° R.
7) Bäb el Abwäb
(Pafs des Kaukasus)
8) Malankar?, vielleicht
Balangar ?
9) Herkele G., HerkTle M.,
'HgdxXeia JJovrov
45° 8'M. 41° K.
wohl 43° 30'
46° 30' K.
47° 35' Y.
81°55'Y. K.
73° R. Y.
74° B.
85° 8' M. 66 K.
75°30'K.
53°25'Y.
1) Kortoba kann nicht gemeint sein, da es nach dem Zeugnifs der Araber
in das IV. nicht in dieses Klima gehört, der einzige westlich vom Venustempel
mögliche Name wäre Sarakosta, woraus dies wohl verderbt ist. Sarakosta liegt
nach Abulfeda 42^° 214'.
2) Ebenso im Text bei der Beschreibung der Klimata und dann oft mit
Segistän verwechselt, vielleicht ist ein Rest der ptolemäischen Sctxat, wovon der
Name Sotxaaxavrj = Segistän.
- 199 -
Breite. Länge.
10) Kostantinie in Rüm,
(Constantinopel) fehlt in M. 45° R. Y. 49° 50' R. Y.
11) Land Brhän? (Borgän? bei andern Arabern Borgün = Bur-
gund?).
12) Unlesbarer Name eine9 Landes, etwaFlakün? (BXd%ot, der By-
zantiner).
13) Land Shb? (Sirb = Serbien?) nur in M.
VII. Klima 47 - 5H0 nördl. Br.
1) Yagüg und Magüg
2) Land Allan der Turk 45° 40' K. 73° 30 K.
_ J Land Bulgar der Turk G.
( Land Tagazgaz ' )
4) Land Hrh G. Grh. M. Krim? in Rüm2)
5) Insel im westlichen Meer.
(Alba in der Bearbeitung der Klimate —u41ßiov, Ptolem.)
Die Musik.
Die Abhandlung über die Musik ist die am weitesten ange-
legte und enthält die meisten Stoffe. Die Tendenz der Abhand-
lung ist klar; das musikalische Verhältnifs, als die Verbindung des
arithmetischen und geometrischen, mufs in sich alle Vollkommen-
heit enthalten und ein vollkommenes musikalisches Instrument, wie
die Laute, mufs das schöne, die Welt beherrschende Verhältnifs
repräsentiren. Die enge Verbindung zwischen der arabischen Me-
trik und arabischen Musik liefs hier natürlich einen directen An-
schlufs an die griechischen Meister nicht zu, und ist deshalb hier
wohl keine Autorität angegeben.
Wir haben über die arabische Musik eine wichtige Arbeit von
Kiesewetter, der sich auf die Forschungen von Hammer Purgstall's
stützt. Dies Buch enthält das spätere seit al Farabi (starb um 950
') So mit Mas'üdi Istahri Kazwini , cf. Reinaud, Abulfeda, I. CCCLIII,
Wüstenfeld Kazwini II. 391, statt Tagargar.
2) Krim ist der einzige passende Name nördlich von Constantinopel im Be-
reich des römischen Reichs.
- 200 —
u. Z.) herrschende System der Musik. Dasselbe hält der gelehrte
Verfasser für verschieden von der ursprünglichen arabischen Musik,
welche in diesen Abhandlungen wiedergegeben sei (pag. 7, 8) " ).
Dennoch ist auch in dieser Abhandlung offenbar griechischer
Einflufs nicht zu verkennen, wie schon die ersten Abschnitte über
die Akustik wahrscheinlich machen.
Die Darstellung von der Laute, als dem Sinnbild der Welt-
ordnung, ist in der Pariser Handschrift defect, in der Münchener
freilich weiter, aber incorrect. Es giebt eine Abbildung der Laute
in der Musik der Araber pag. 21 und in Kosegarten's Einleitung
zum Kitab el agäni, auch sind in dem Buche von Kiesewetter
pag. 91 die grofse Anzahl der Instrumente angegeben, unter wel-
chen viele der hier erwähnten sich nicht finden, andere aber, wie
Dibdib (Debdebe pag. 93), bestätigt werden.
Ikä' habe ich mit Cäsur übertragen, die Uebersetzung Rhythmus
wäre vielleicht besser.
Dafs unter dem Begriff der Harmonie dann von allem mögli-
chen und auch von der arabischen Schrift die Rede ist, wird dem
Arabisten wohl angenehm, dem Nichtarabisten wohl nicht ganz un-
lieb sein. Der Araber ist nun einmal zu stolz auf seine Sprache,
die im Koran die Sprache Gottes ist, und durch die arabische Schrift
verherrlicht ward.
Der Anhang über den Werth der Musik beweist, wie hoch ge-
schätzt die Kunst der Musik bei den Arabern war.
Pag 131. Die Bevorzugung der einen oder der anderen Zahl
bei den verschiedenen Religionen, Secten und Völkern ist schwer
nachzuweisen. Dafs die Inder die Neun vorzogen, ist wohl eine
Hindeutung darauf, dafs sie 9 Planeten hatten, indem sie den Kopf
und Schweif des Drachen mitrechneten.
Die Christen, als die Dreieinigkeitsbekenner sind klar. Im
Schahristani werden die Angaben über die Cburramiten und Kajjali-
ten nicht bestätigt.
Pag. 1 17. Die hier vorkommenden Hörinstrumente sind mir
zum Theil ganz unerklärlich. Offenbar ist ihre Benennung von der
Form hergenommen, terdjehare, Flasche, scheint zu passen und
ebensowohl auch zawraq, Kähnchen. Schahin dagegen, das Zün-
gelchen der Wage, ist schon unverständlich, wie man aber Astro-
1 ) Cf. Die Musik der Araber , nach Originalquellen dargestellt von R. G.
Kiesewetter. Leipzig 1842.
— 201 -
labe zu Höhrinstrumenten rechnen kann, ist vollständig unerklär-
lich. In beiden Handschriften steht astrulat, fafst man dies als
Plural bliebe eine Gruppe wie astrula oder ustruia, doch auch dies
ist mir unerklärbar.
Die Relation.
Der Ausdruck „Nisbe" kann nicht gut anders als durch Rela-
tion übertragen werden, auch stimmt dazu die Definition, die Be-
stimmung eines Werthes an einem anderen. Gewöhnlich gebrau-
chen wir dafür Proportion, über welche in geometrischer Beziehung
Euklids Elemente Buch V. und VI. handeln. Doch hier in diesem
philosophischen Werke ist die mathematische Relation in ihrem gan-
zen Umfange in arithmetischer, geometrischer und musikalischer
Beziehung zu erfassen gesucht, und schliefst sie somit die ganze
Reihe der Propädeutik, indem sie auf die im ganzen Werk zu be-
weisende Harmonie des Alls hindeutet.
Verbesserungen.
pag. 6, Z. 7: das Wie, lies: das Was.
- 69, - 24: füge hinzu: dafs die vortrefflichen Dinge den vortrefflichen Zah-
len entsprechen.
- 57, - 17 streiche: und nördlich bis vorüber.
- 96, - 7 streiche die Worte in der Klammer.
- 96, - 23 streiche: durch Tokharistan.
- 98, - 8 füge nach Taberistan , Deilam , Gilan und das Meer von Taba-
ristan.
- 98, - 25 für Sistan lies: Segistan.
- 116, - 5 für Ruhe lies Bewegung.
- 120, - 11 für Aussprachen lies Aussprüchen.
Druck von E. S. Mittler und Sohn in Berlin, Kochstrafse No. 69.
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