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Full text of "Das Kloster, weltlich und geistlich; meist aus der ältern deutschen Volks-, Wunder-, Curiositäten-, und vorzugsweise komischen Literatur"

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Das Kloſter. 


Weltlich und geiftlich. 


— — ——— 


Meiſt aus der ältern deutſchen 


Dolks-, Wunder-, Curioſitäten-, 
und vorzugsweiſe 


fomifchen Literatur. 


Zur Kultur- und Sittengeſchichte in Wort 


und Bild. 
Bon 
J. Scheible, 
} Behbnter Band: 


37 bis 40 Zelle. 


Stuttgart, 1348. 
Berlag des Deraußdgebers. 


Leipzigr Erpedition des Klofters. 




















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A⏑ — 


Johann Fiſchart's De 


Föhhatz, Weibertras, 


Ehezuchtbüchlein, 
Podagrammiſch Troſtbüchlein. 
ſammt 


zehen kleineren Schriften. 


€ 7 > 





Thomas Murner’s 
Vom Lutberifben Warren, 
Sirchendieb- und Ketzerkalender, 
und 
jigfyn Ey wider ihn: 
Karfthang ‚ J Munckud Leviathan u. ſ. w. 


Volãndig und wortgetreu u 
von By 


I. Scheible. „er | 





Mit A Lithogranhieen und 98 Holzſchnitten. 





Stuttgart, 1848. 
Derlag Des Herausgebers. 


— — 


Leipzig: Expedition des Kloſters. 


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Drud von Fr. Henne in Stuttaart. 


Inhalts-Derzeichniß. 


Siebenunddreißigfte Zelle: 
Seite 


Murner, Bon dem großen Lutherifchen Rarren . 3 
Murner, Kirchendieb: und Keßerfalender . . . 201 


Achtunddreifigite Zelle (Satyren wider Murner) : 


5. Sorlibene "RN, — —— 
II. Antwort dem Mara) 7 241 
IN. Ein fhöner Dialogus suien einem Pe 

und Schulte . . . . .» 301 
IV. DMurnarus Leviathan . . . a 


V. Sendbrief von der Mehkrankheit —— 
VI. Das hond zween Schweizerbauren gmacht 377 
VI. Luther, Auf des Königs zu England Läfter- 


fhrift . . . Fr 
Anhang: Zur Lebensgeſchichte Nurner’s WB RE - 
Reununddreißigfte Zelle: 
Fiſchart, Das philofophifch Ehzuchtbüdhlein . . 403 
Fiſchart, Podagrammiſch Trofibüchlen . . . . 642 
Fiſchart, Flöhhatz, Weiber . -» -» 2. . . 769 


Vierzigſte Zelle (Kleinere Schriften Fiſcharts) 
I. Die wunderlichfi Legend des vieredigten Hütleins 907 
II. Vorbericht von Urforung ıc. der Emblematen 939 


vI 


Seite 
II. Ein artliches Lob der Lauten - » 2... 948 
IV. Borwort und Reime zu T. Stimmer’s bibli- 
fihen Figuren . -» N > 
V. Zueignung ac. bei 5. Bodims — 1017 
Vi. Erklärung von Spottfiguren im Straßburger 
Münfter . . » re 
VI. Befchreibung des Tuuflreiiheh uhrwerks im 
Straßburger Münfer. - » » 2... .1031 
VII. 2ob-des.!andufl8 . >. 2 2. 0... 1038 
IX. Berzeichniß, wie die fpamifche Armada ıc. . 1047 
X. Befchreibung, welcher Geftalt die Bündniß der 
Städte Zürich, Bern und Straßburg ıc.. . 1122 
Anhang: Joh. Naß Erklärung der Spottfiguren 
im Straßburger Münfter, im Gegenfaß zu 
Fiſcharts Befchreibung derfelben .„ .„ - . 1178 





Berzeihniß der Lithograpbieen, und Anweifung, 
wohin fie einzubinden find, 


Seite 
1) Fiihart’s Bildni (aus Chr. Reusner’s Contra: 
facturbuch. 8. Straßburg 1587) dem Titel gegenüber 
2) Facfimile der Handſchrift Fiſchart's (Entnommen 
den drei Borblättern des in Fiſchart's Befis ge- 
wefenen Buches „Histoire de nostre temps ete.“ 
3 Vols, 8. 1566*), und nach der Reihenfolge 


mit 1. 1: 111, bezeichnet) . . -» » 403. 
3) Murner’s Bildnis (Aus Pfenniger’s Bert „Bel- 
vetieng berühmte Männer“) . . . 3 


4) Abbildung des Uhrwerfs im — Min- 
ſter (Aus dem Werfe von O. Schadaeus „Sum- 
mum Argentoratensium Templum.“ 4. Straß: 
2 A Fr 


*) Bon Profeffor und Oberbibliothefar A. Keller in Zübingen 
naher befhrieben im „‚Serapeum.*‘ 1847. Nro. 13, ver aud 
die Güte hatte, das Werk mir mitzutbeilen. 


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Siebenunddreißigfie Delle. 


— 


Thomas Murner’s 
Bon dem großen Iutberifchen Narren. 
(4. Straßburg 1522, mit 53 Holzſchnitten.) 
und 
Der Lutberifchen Evangelifchen Kir: 
chendieb: und Ketzerkalender. 





2 


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— ae Bon. 





Von dem 


groffen Luiherifchen Narren 


wie in Doctor Murner beichworen bat ıc. 


MVRNER, 
Sicut fecerunt mihi fie fect eig inde. 


Sch hab fie des genieffen Ion 
Wie fie mir haben vorgetbon 
Werden fie mein nit vergeflen 
Sp mwil ih inen beffer meſſen 
Wa fie fih mit eim wort me eigen 
Wil ih in baß den Eolben zeigen 
Entgegnen in fürt folder maſſen 
Das fie den narren rümen laffen. 


Gum priuilegin. 


Thomas murner der heiligen gefchrifft und beider 
rechten doctor, allen leſern difes buchs heil, vnd 
meinen früntlichen gruß. 


Sr erwirdigen erfamen frumen Iefer, geiftlich vnd welt: 
Th, welcher würden oder ſtatz ir feien. Sch hoff das 
euch befant fei, vnd des ein gantzes willen tragen, wie 
Martinus Luther zwei ding verftanden hat. Erftlich in 
onferm heiligen Grifilichen glauben vil dings zu ernüwern, 
des andern teils vil mißbrüch aller geiftlicheit fo er dan 
fürwent zu beiterung treiben, fieglic oder mit onfugen 
laß ich difer zeit beruimwen. Sp aber mit mir noch fil me 
andern folhe ernüwern in Griftlihem glauben nit gefals 
Ien haben, als die da vnſerer achtung wider got die hei: 
lige götliche geichrifft, auch wider alle recht, eroniden vnd 
erfarenheit weren, hab ich vermeint zu der fach dienen, 
vnd erfantnig der warheit mit eriftlicher meſſigkeit, mit 
vorbehaltung der eren und würden feiner perfonen in zu 
widerfeshten, lut etticher büchlin fo dan von mir wider 
in vögangen fein, zuletſt die fach erfeget zu gemeiner 
Griftenheit, einem coneilio, oder allen oberfeiten vnfers 
glaubens, in anjehung der red vnd widerred die warheit 
zu erfennen. Des andern teils mich alle zeit hoch prote— 
ftieret ond bezügt meiner meinung gang nichtz fei eincher— 
let mißbrüch zu verſprechen entfhuldigen oder zu beſchir— 
men, als der da wol weiß, daß die fach des heiligen 
glaubens mit feinen menschlichen brüchen oder mißbrücen 
fol verwidlet fein. So nun die fach vnſers glaubens vie 
gemein ceriftenheit betrifft, des ich (ob got wil) aud ein 
glid bin, hab ich vermeint in frafft meiner criftlichen frei- 
heit, mir auch gebür darzu zureden, het auch nimmerme 


5 


vertrüwet, das ich damit weder den luther noch iemans 
vff erden ſolt oder möcht beleidigt haben, ſunder alle 
meine lebtag nie anders glaubt noch gewüßt, dan das die 
warheit hoch widerfochten ie me an tag kumpt vnd ver— 
ftentlicher würt, allein dy vnwarheit fein widerred erlei- 
den mag, vff dz ir falfcheit nit an dz liecht kum. Solch 
mein widerfechten hat Martinus Luther in einem befun- 
dern buch wider mich verantwurt, ia wie die ſchelige Dido 
Enee in feinem abzug ein antwurt gab, vnd mein ſchrei— 
ben hoch in vblem empfangen vnd vffgenummen mit vil 
onwarhafftiger ſchmehung vnd fpötlicher verenderung meins 
vätterlihen namens, alfo das ich mich des zu im als ei— 
nem doctor vnd geiftlihen man vff erden nich minders 
verfehen het. Deßgleichen haben auch gethon on zweiftel 
im zu gefallen vnzeliche büchlinfchreiber, mit verborgnem 
namen, vnd mir fo vil fchand ond laſter in aller tütfchen 
nation zugelegt, mich für des babfts geiger vßgeben, ein 
faß vnd ein drachen vß mir gemacht, ein bruch in beide 
hend geben, gemalen behoblet, das ich fum glaub, Das 
ein glid an meinem leib fei, das fie nit gfofiert vnd be- 
ſchriben haben, mit anzögung aller meiner daten, fo ich ie 
begangen hab, feit ich in der wagen lag. Mein vnſchuld 
hoffnet ich darzutfun wa mir gebürt, aber difer gauckler 
zungen hab ich nit in meinem gwalt. Het auch vermeint, 
fie würden doch einmal felb daruon fton, fo haben fie 
erſt von nüwem angefangen, vnd mich für ein groſen 
mechtigen narren vßgeben, wol zu verfion, warn fie mich 
für ein mwißigen vßgeben, ire truder (mich zu verfauffen 2c.) 
lößten nit halb fo vil gelt vB mir. So nun in allem 
fpil ein münd fein muß, ob man in fhon darzu malen 
müft, ond ich augenſcheinlich merd, das ich in difem fpil 
vderfelbig münd fein muß, wolhin vff das fol fpil vnd 
Yutherifche gaudlerei 98 mangel eines münds nit vnder— 
wegen bleib, wie faft ich mich in dem handel gern weiß- 
lich erzögt het, wil ich eben derſelb Murnar oder nar fein, 
für den fie mich halten, vnd allen tütfchen vßgeſchriben 
haben, wil mein ampt, darzu fie mich verfügt haben, dapf- 
fer vertretten, in Frafft einer gegenwer, die mir von na— 
türlichem rechten als wol gebürt alg inen, mich mit vn— 


6 


befantem namen on alle warheit zu ſchmehen. Wil aber 
durch got vnd vnſer lieben frawen wegen, höher weiß ich 
niemans zu beſchweren oder zu ermanen, mengflih vnd 
iederman gebetten haben, das mir difes buch niemans zu 
leichtfertigfeit eracht ond vffnem, dan ich es felber wol 
weiß, daß es meinem flat ond meiner eren nit gebürt. 
Sp mich aber zu retung meiner eren weder got, die war- 
beit, noch bebftlich erfantnis, noch feiferlih edickt, noch 
des gangen römifchen reichs vßſpruch nit helffen mag oder 
fan, funder muß ober alles das alfo ein mechtiger grofer 
nar fein, ond des babſts geiger geachtet, wil ich mich ver 
zeit ond dem mardt vergleichen, vnd eben berfelbig groß 
mechtig nar fein, meinem ampt genug thun, vnd in der 
narrenfappen fagen, das mir funft zu gedenden vberbii- 
ben wer. Sch boff auch, das mein ber, der babft, feinem 
geiger noch wol zu Ionen hab, darumb ſetz ich alle wig 
ond vernunfft vff ein fchefftlin, dan fie mich ie mit ge- 
walt für ein narren haben wöllen, vnd greiff zu dem 
narrenfolben, wa ich ir iemans damit onjüberlichen treff, 
der bat fih gar nich& zu beflagen, dan wa fie mich het- 
ten laften bleiben als ich bin, weren fie des vnd anders 
mer von mir vertragen bliben. Es ift doch on des ein 
gemeiner fpruh, das man fein narren vbertreiben fol. 
Bit zuletft alle erwirdigen erſamen weifen, geiftlih vnd 
weltlibs ftaß, daß fie fih diſes buchs gar nid beladen 
noch annemen, dan es ift mit fürfaß v8 narrenweyß be- 
fchriben worden, niemans zu leßung, ſuuder allein den 
Jutberifchen nerrifchen affenbüchlin zu erfantnis, das fie in 
diſem buch Iernen ſich fpieglen, wie fie zu narrenwerd 
fo ongelert vnd vngeſchickt fein ꝛc. 


Wie die lutheriſchen ertznarren follen be- 
fhworen werden, 


Den halt ih für ein mweifen man 
Der zu zeit auch nerfchen fan 
Vnd fan ein faß fein mit geferven 
Das er ein menſch mög wider werden. 








PBnd ein nötlich reden fieren 
Das ich in allem meinem gedicht 


8 


Kein werfen man bie meine nicht 
Pd gar nit wil antaftet han 
Kein weiſen noch gelerten man 
Ich wil auch gar nit hie beſchweren 
Martinum luther ond jein leren 
Wil ich zu gröfern eren ſparen 
Allein wil ich Die groſen naren 
Hie beichweren und vertreiben 
Die alle zeit verborgen bleiben 
Vnd den luther nit verfton 
Mit ſchmachbüchlin vmbher gon 
Mit ſchelmenſtück die welt verblenden 
Vnd mit liegen ieden ſchenden 
Auch martin luthers groſe ſachen 
Zu affenſpil vnd bubendant 
Zum hüppenfaß vnd gauckel machen 
Warlich der gantzen welt zu ſchant 
Darin ſie wonend auch der ſtat 
Das man ſie alſo nerren lat 
Vnd keinem man zu hertzen gat 
Wan ſolches alſo gewonheit wer 
Were niemans ſicher ſeiner eer 
In der nehe ond in Der fere 
Sch Hab mich lange zeit gelitten 
Zu widerfchelten boch vermitten 
Jetz mil das wames bon den ritten 
Wider ſchmach vnd manche fehand 
Mit truck geſpreitet in dem land 
Sie haben mir ein karſthanſen gemacht 
Ein groſen narren herfür bracht 
Das erütz auch wider mich vßgeben 
Vil affenſpil gethon daneben 
Vnd warlich dapffer vmbgetriben 


9 


Es wer in wol halb sberblibere 
Es jolt ge nit dermaſſen gon 
So wölt ir ve nit daruon Ion 
Vnd hebt mir uff mein jchlechte leren 
Wie ich nit fin den narren beſchweren 
Ein ſchelmenzunfft darzu machen | 
Vnd fin funft nichg zu andern fachen 
Wolhin fan ich ſunſt nichtz vff erden 
Dan wie ein nar ſol beſchworen werden 
Vnd wie man ſchelmen ſol erkennen 
Ein ieden mit ſeinem namen nennen 
So wil ich mein meiſterſchafft 
Mit leib vnd gut vnd aller krafft 
Vnderſton an euch probieren 
Gon widertzdorff ſant Anſtet fieren 
Den pfeffer einmal gantz verrieren 
Den narrenkopff dermaß beſchweren 
Vnd euwere groſen narren leren 
Ir mögen euch nit me ietz mein erweren 
Wiewol das geſchicht mit groſem keichen 
Dan groſe narren nit gern weichen 
Ir ſein ſo hart derſelben beſeſſen 
Das ich mich des kum darff vermeſſen 
Doch ſo ir mir desgleich haben thon 
Mieſſen ir euch auch beſchweren lon 
Ja brech euch euwer hertz daruon 
So ir den glauben haben an mich 
Das ich das kün ſo meiſterlich 
Wer weiß der glaub möcht etwas ſchaffen 
Das euwere narren, euwere affen 
Einmal doch müſten von euch ſcheiden 
Das ir darnach mich nit me beleiden 
Wie ſich der ſchaub leidt vff dem dach 


10 


Alſo bab ich duldt eumere jach 
Doch jo ir das nit wöllen vermeiden 
Sp mag ich es yetzund nit me leiden 
Ich muß euch thun ein widerſtruß 
Dem gedult ift ie der boden vß 
Das thut Die büchs der hurlebuß 
Man trit vff einen wurm fo lang 
Bis das ſich Frümpt ein folcher jchlang 
Ein Eifelftern muß für vßtragen 
Man er zu berrlich würt gejchlagen 
Ich mil gejchweigen menjchlich blöt 
So man zu vil fie triben bet 
Man jol fein narren üben zu lang 
Vnd im zu vil thun vbertrang 
Site ichlagen mit dem folben darein 
Vnd mögen nit lang gedultig fein 
Ir haben die jachen vbertriben 
Vnd an den narrenfolben geriben 
Alle Ding Die haben ein maß 
Ma tiemans vbertritet das 
Dem jolt wol werden nimer bag 
Vff bören jei ein ieder gerift 
Ep der jehimpff am beiten ift 
Ir haben mir ein grojen narren gemacht 
Wiewol ich es für ein faßnacht acht 
Vnd hab mich jelbs nit höher gejchegt 
Dan für ein narren ber gejegt 
Den zoller ir darumb fragen ſolt 
Hab ich mich höher ye verzolt 
Dan für ein narren vßgeben 
Sp nemen mir mein närrijch leben 
Got geb machen euch ein pfeffer daran 
Mein narrem ich nit laſſen fan 


11 


So dieff haben ſie gewurtzlet an 
Ich wolt mich weißlich haben geſtalt 
So weren ir mir es mit gewalt 

Mit narrenbüchlin manigfalt 
Wöllen ir mich dan ye darzu zwingen 
Das ich muß narrenliedlin ſingen 
So wil ich thun ein groß verniegen 
An welchs ampt ir mich verfiegen 

Wiewol ir narren narren ſeind 
So werden wir gewonlich feind 
Allen denen, die es vnß ſagen 
Mit narrenkolben vmb vnß ſchlagen 
Alle die wir vmb vnß mögen treffen 
Man ſol kein narren ſtetz effen 
Mit liſt vnd ſüberlichen geferden 
Sol ein nar geübet werden 
Nun haben ir es geſagt iederman 
Wie das ich narren beſchweren kan 
Vnd darzu ſelb ein nar auch bin 
Damit ir mich vff diſen ſin 
Haben widerumb ermant 
Das ich mich beſchwerens vnderſtant 
Mein alte kunſt wil wider leren 
Wie man Die narren jol bejchmweren 
Vnd Haben den narren zornig gemacht 
Das er 98 grim hat berfür bracht 
Das er im fin nie bat gedacht 
Wil eumere narrenfolben beichriben 
Es wer mir funft wol vberbliben 
Hetten ir es nit vbertriben 
Wolher wir narren müfen zufamen 
In hundert tuſent narren namen 
Wie faft ir euch des narren ſchamen 


12 


Vnd haben mich hoch darfür gebetten 
Nichtz, nich ir müſen zu dem narren tretten 
Mil euch Die nerrifch fiſtel jtechen 
Solt euch Das nerriich hertz zerbrechen 
Alle eumere fründ ſollen das nit weren 
Sch wil euch den grofen narren beſchweren 
Vnd bit Durch got ietz iederman 
Ma ich Die fach greiff größlich an 
Vnd wer vnzüchtig mit den worten 
Vß zorn bie an etlichen orten 
Sp kit ich euch verftanden Das 
Mir narren ie nit fünnen baß 
Vnd Dörffen tbun in dem narrenfleid 
Das vnß junft wer von bergen leid 
Den acht ich für ein frumen man 
Der ſich des Küchlins nichtz nimpt an 
Ir mögen e8 wol denden vnd ermefjen 
Wa narren fein zufamen gefejlen 
Da ift Der zucht und eer vergeſſen 
er ſich DIS buchs wolt vnderwinden 
Der möcht wol Doppel narren finden 
Das im wird jchaden feinen Finden. 


[2] 
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ie der groß lutherifch nar mit faft hefftigen 
worten muß beſchworen werden ꝛc. 


Ich hab vor fierzehen ganger iaren 
Allein die kleinen närlin beſchworen 

Se wil eg an die buntriemen gan 

Mie ich die grofen beſchweren kan. 


Ich mag wol erſt von vnfal ſagen 
Das ich in meinen alten tagen 


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Von dem karren kum erſt in den wagen 
Ich meint mein beſchweren wer beſchehen 
Sp hab ich erſt zuletſt geſehen 
Ein groſen narren zugeriſt 
So groß der Criſtoffel in dem ſpittal iſt 
Der Dannocht lang iſt dreiſſig elen 
Solt ich ein narren vßerwelen 
So fünd ich doch kein ſtoltzern mer 
Der alſo für geſchlittet ber 


% 


14 


Vnd bet Das geficht mich nit betrogen 
Elff roß vnd narren haben daran gezogen 
Man ich ſie euch nant ir würden ſie Eennen 
Doch wil ich ir bie feinen nennen 
Ich ſchwer bei aller narren oren 
Das nie fein gröfere narren waren 
Sa wol wann ir fte fanten eben 
On eidt würden ir mir glauben geben 
Wan jte als gleich einem haſen weren 
Als grofen narren, würden ir hören 
Das ſie Die hund in Furger zeit 
Zerriffen betten mit der beut 
Mein leib und leben zittert darab 
Sobald ich ihn erſehen hab 
Den grofen ftolgen narren ziehen 
Ih fing an in ein windel fliehen 
Ja wol verfchloff mich bald beſeitz 
Vnd macht für mich das heilig crüß 
Wiewol wer fich vor narren jegt 
Der ftot fleiff, wie der wint da wegt 
Riefft an drei namen hoch mit fliß 
Narrabo, narrabis, narrabitis 
Sobald ich Dife namen drei 
Anriefft und die Luthery 
Da ward erfterdft mein her und gemüt 
Ih riefft bald o got behüt 
Mich vor diſem grojen narren 
Der da berfchlit vff dem karren 
Sobald fiel mir in meinen fin 
Das ich ein narrenbeichwerer bin 
Vnd hab vor auch bejchworen bie 
Wiewol jo grofen narren nie 
Der aljo jehlittet in dem ſchne 


15 


Sch ſprach in nomine Domine 
Coram nobis iuder curie 
Henßlin, grettus, conjtitutus 
Emit, vendit beck fututus 
Spie eſt bonorum fpecificatio 
In narribus narratio 
Stoßt an gecken Jecklins garten 
Die ſauw, der onder vff der karten 
Schab ir die hörner in kranckorum 
Eſt in framentis, fragmentorum 
Crucis, cretzis, exorciſmus 
Barbaralexis, ſoleociſmus 
Celantes, dabitis, friſeſomorum 
Scolaſticus, ſcolaſticorum 
Als ich die wörter alle geſprach 
Vnd mich der groß nar zornig ſach 
Faßt ich mein hertz in beide henden 
Der groß nar fieng ſich an zu wenden 
Alsbald er dis beſchweren hort 
Das angeſicht er gleich von mir kort 
Vnd mocht die ſtarcken wort nit hören 
Da fieng ich in erſt an beſchweren 
Spuwt in mein hend ond greiff in an 
Wie ich den narren beſchweren kan 
Stant ſtil vnd reck kein ader nit 
Du muſt mich hie beſcheiden mit 
Vnd nit hie weichen von der ſtat 
Mir ſagen wer dich gemachet hat 
Wer dein vatter, dein muter iſt 
Vnd warumb du gemacht biſt 
Auch warumb du biſt alſo groß 
Dasſelb du mich bald wiſſen loß 
Ich würd dich ſunſt gruſamer beſchweren 
So du dich wolteſt vor mir weren 


15 


Ich bab noch andere wörter me 
Ma ich Die ſprech es tber Dir we 
Vnd würdeft erfrieren in dem jchne. 


Warumb der groß nar in einem fehlitten ift 
vnbgefiert worden. 


Faren fhon in dem falten ſchne 
Das ir dem narren nit thüen we 
Er ift vil anderer narren ſchwanger 
Fiern in icon, vnd ftelt in an branger. 


— an gr 





17 


D we und o’mwe das ich He wardt 
Wie bejchwert man mich jo grufam Bart 
Bei bruder erberhart jeinem bart 
Narrabo, narrabis, narrabitis 
Jh muß fein fterben ift gewiß 
Oder alle ding verraten 
Ach yemer we der armen daten 
Das ich die wörter hab gehort 
Das ift ein Eleglicher mort 
D lieber narrenbejchwerer höre 
Durch got nit aljo hert befchwere 
Vnd wolt es Dich ie nit verdrieſſen 
So laß mich doch ietzund genieſſen 
Das alle deine fründ auch narren woren 
Wiewol du ir kein haſt beſchworen 
So biſtu ſelbs ein groſer nar 
Der du ietz biſt vnd bleibſt es in die har 
Was darff es diſes widerfechten 
Wir ſein doch beid von gleichen geſchlechten 
Mein vatter hieß Narration 
Mein muter Narrabuntza ſchon 
Die mich vff erden hat gemacht 
Ein gut gefel in den jehlitten bracht 
Vnd bin Dir fumen nit zu ſchand 
Ich bet gemeint du hetteſt mich kant 
Sobald ich Dir mein namen nant 
Ach Tiebiter vetter hör mein bit 
Bruch jolche harte wörter nit 
Ich zitter als mich der ritten jchit 
Ih wil dir e3 funft in früntfchafft jagen 
Dn alles befchweren ſelbs betagen 
Das du nit darffeft ein wörtlin Elagen 
Wie du mich haft ſehen vmbfüren 
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18 


Das ift Dir zu. gefallen gejchehen 
Ich hab Daran gang nichg gelogen 
Sie haben mich dir zu lieb vmbgezogen 
Ob du mich wolteft Eennen mer 
Das ich Doch deins geichlechg wer 
Vnd betteft ein bejundere freud daran 
Das ich jo höflich jchlitten Fan 
Das man dich auch bei mir ermant 
Wie nahe Der nar Dir wer verwant 
Sie haben mit diſen närfchen fachen 
Dich auch zu eim narren wöllen machen 
Vnd Das gethon vB zwo vrfachen 
Die erft Das fie Dir wolten weren 
Das du nit folteft den Luther beſchweren 
In geichrifften wider in bebarren 
Des machten ſie Dich zu einem narren 
Sch bin jelbs bei dem anjchlag geweſen 
Vnd wer dein büchlin würd lefen 
Das er jte hielt für narrenweſen 
Es haben es die Luthrifchen gethon 
Die niemand wöllen jchreiben lon 
Mider den Lutber bie off erden 
Er müſt junft auch zu eim narren werden 
Sie wünfchen glück vff des Luthers ht 
Er bab rechtlich oder nit 
Ich weiß noch me dan hundert man 
Die auch ein anfchlag haben getbon 
Sobald fich einer berfür treit 
Der nur ein wort von dem Luther jeit 
So wöllen jie noch ein gröfern narren 
Demielben füren vff einem Farren 
Sie wiſſen was der Luther ſchreibt 
Ma man red darwider treibt 


19 


Sp würd Der merertheil vernüt 
Ma e3 fem für erber lüt 
Vnd ma gefchehe ein widerred 
Das weife lüt fie horten bed 
Vnd möchten ſolchs ermefjen ſchon 
Zu boden würd der Luther gon 
Darumb ſie mit liſtigen ſachen 
Zu narren alle die wöllen machen 
Mit ſolchem fatzen herumbtreiben 
Das alle geſchrifften dot bleiben 
Das niemans merck den argen liſt 
Das Luthers ler ein buntſchuh iſt. 


Warumb der nar alſo groß ond geſchwollen 
ſei. | 


Es waren in dem troianifchen roß 
Das freilich auch was wundergroß 
Nie fo vil der Friechifchen man 
Als ich der narren in mir han. 


— 


Warumb ich aber bin ſo groß 
Muß ich dir ſagen text vnd gloß 
Ich bin vergebens nit geſchwollen 
Vil narren haben in mich gehollen 
Vnd ſein faſt vil in mir vergraben 
Die es kein namen wöllen haben 
Die alle ſein in mir verborgen 
Vnd ligen darin on alle ſorgen 
O got wan ſie doch wüßten das 
Wie ich ſo hart beſchworen was 
Sie würden ſich verſehen baß 
Sie ligen darin in groſer ruw 


20 


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So ich nit weiß wie ich im thu 
Sie haben mir truwet leib vnd leben 
So hab ich in die herberg geben 
Run iſt der wirt eins gaſtes got 
Verrat ich ſie jo iſt es ein ſpot 
So kan ich mich doch nit erweren 
Vor diſem gruſamlichen beſchweren 
Die wörter fein zu ſtarck im biß 
O narrabo, narrabis, narrabitis 





21 


Ein iedes allein mein berg zerbricht 
Der tüffel bat Die wörter erdicht 
Stein vnd krüter wörter frafft 
Von einer wüſten nafen jafft 
Gröffnen alle meifterichafft 
Ich glaub das diſe Drei flarde namen 
Alle narren brechten zufamen 
Die in himmel ond off erden 
Sein ond möchten yemer werden 
Wolhin jo mich Die wörter zwingen 
Das ich muß reden zu den Dingen 
Marumb ich bin jo groß gefchaffen 
Wil ich den fluch heruß herklaffen 
Sch jihe das befchweren nit wil felen 
Ich fan die narren nit me verbelen 
Vnd hab fo vil in mir der narren 
Me dan alle dörfer haben farren 
Ja me dan auch vor troy das roß 
‚Kriechen hat in feinem beſchloß 
Sie wundern ſich das ich bin groß 
Inwendig bin ich bodenloß 
&3 jein vil me der naren darin 
Dan zalen mögen menichlich fin 
Vnd warlich nur Die rechten knaben 
Die vil vfrur gemacht haben 
In der nüwen heiligen gefchrifft 
Vnd was den buntichub antrifft 
Vnd wie das ewangelium laut 
O groje narren in meiner haut 
Ja gröfer dan der gothart if 
Die wol zu dem kolben ſein gerift 
Vnd haben vil nüwer fünd und lift 
An den narrenkappen nichtz gebrift. 


22 


Der groß nar warnt den befchwerer vor den 
narren in feinem leib verborgen, 


Ach Tieber vetter jeitenmol 

Sch mich beſchweren leiden fol 
Vnd du mein! gemüß vnd jtammen bift 

Vnd dir auch nich an narheit brift 
Sp biftu mir jo gleich vff erden 

Als wolteftu ſelbs zu eim narren werden 
Des wil ich Dich geniefien Ion 

Vor allen Dingen warnen jchon 

Es ift vmb mich gar bald gethon 
Ich bin ein fehlechter nar geboren 

Wie alle deine vettern moren 

Darumb haft du mich gar bald befchworen 
Die aber inwendig figen 

Haben groje vernunfft vnd nerrifch wißen 
Ja wa du jte befchweren wolteft 

Vnd retteft nit wörter als du folteft 
Vnd jprecheft Dein ſegen nit mit geferden 

Du würdeft von inen gefchedigt werden 
Als je mit lift Dir vor haben gethon 

Da ſie dich haben malen Ion 
Recht wie ein fagen ift formiert 

Vnd mich zu lieb Dir ombgefiert 
Haben dich des babft3 geiger gemacht 

Darnad für ein Drachen geacht 
Den armen iudas von Dir gefungen 

Ja gnugſam vmb den Eolben gerungen 
Das crütz haben wider dich vßgeben 

Als fürteftu des thürden leben 
Gedenckſtu nit wie fie dir han 

So manch3 brieflin Fleibet an 


23 


Darin ſie haben gewendet für 

Wie ſant Franciſcus klag son dir 
Das du ein rot baretlin treiſt 

Ich glaub das du auch noch wol weiſt 
Das dich der doctor perſoniert 

Der puluer für die flöch vmbfiert 
So haben ſie dir auch zu ſchand 

Ein bruch dir gemalt in die hand 
Auch ſchmehlichen haben verwiſſen 

Wie du ein frawenhembd beſchiſſen 
Haſt, vnd ein wolffsmal gezuckt 

Wol ſibenmal herumbgebuckt 
Dasſelb ſol warlich der eeman 

Von eigner frawen gehört han 
Derſelbig groſen laſter ſchand 

Die ſie dir zugeleget hant 

Der iſt Doch vol alle ftet und land 
So haben jie dich auch thun verfchmwegen 

Mie du folt geheiffen bon ein nıegen 
Mariam zart ein from der eren 

Vnd wie du haft in deinen Ieren 
Zu Fryburg gepredigt iederman 

Das man den leib Chriſti lobeſan 
Als er von dem crütz was abgeftigen 

Kinder dem zaun folt laſſen ligen 
Als ein andern Doten feiben 

Alſo vil ſpötlins vß Dir treiben 
Wie du kündeſt vff den dechern gon 

Wiewol kein ziegel brech daruon 
So zögt der karſthanß dir wol an 

Wie ſie dich vben vnderſtan 

Zu ſchenden dich vor iederman 
Vnd wan ſie dir nit künnen ſtauwen 


24 


So haben fie Dir vil me getraumen 
Redeſtu dem Luther noch ein wort 
Sie wöllen e3 achten für ein mort 
Dich jehenden leſtern bie und dort 
Vnd wa du jehreibeft ein wörtlin mer 
Wider doctor Luthers ler 
Wöllen ſie Dir büchlin jo vil machen x 
Als zieglen ligen vff den dachen 
Vnd alle deine gliver bejchreiben 
Es müſt feins ongloftert bleiben 
Eie wolten es als vßlegen ſchon 
Was du dein lebtag He haſt getbon 
Es müft Dir alles fein verwiſſen 
Seit das du in Die wieg haft geichifien 
Das molten jte als berfür bringen 
Darumb ich warn Dich in den Dingen 
Das du dein bejchweren bindertreibit 
Vff das du vungeichent bleibſt 
Diejelben narren fein alle in mir 
Darumb gang müſig das rat ich Dir. 


Wie der befchiwerer nit ein meit vmb aller 
narren trauwen gibt. 


Ich mag Doch wol von wunder jagen 
Hat vch d'tüffel zufamentragen 
In meins lieben vettern magen 
Das ift ein grufamlicher fal 
Nie Fanftu fie verdaumen al 
O grofer nar und vetter mein 
Du jagft mir gnug vnd warnſt mich fein 
Kert ih an warnung mich und Bit 
Sp wer ich doch fein nar nit 


23 


Wir narren hören feinen rat 
"3a den vnß got auch felber dat 
Bei vnß bilfft weder warm noch Falt 
Wir fihiffen eim in das rathuß balt 
Wan wir narren wißig weren 
Mir onderlieffen ſolchs beſchweren 
Vnd fiengen beſſers an zu leren 
Das fie mir aber jchreiben ſtauwen 
Vnd mir vff weiter jchenden traumwen 
Fa entrumen vff megiger auwen 
Wie ich Die enten geftolen hab 
Vnd Eirfen brach von beumen ab 
Bnd das ich gieng an dem bettelſtab 
Das grömwet mich nit vmb ein hor 
Vnd fümert mich Doch auch nie vor 
Kit vmb ein neftelnadel zwor 
Man fie wöllen narren fein 
Vnd beichreiben alle fiich im rein 
Auch nerrifche Dorechte büchlin machen 
Vngeſaltzen ungebachen 
Die nit ein quintlin weißheit hant 
Vnd die vßſpreiten in dem landt 
Vnd wolten allein narren jein 
Da ſchlieg mir lieber der tüffel drein 
Ich laß mich nit fo leicht verfcheiben 
Bon meinem narrenfolben treiben 
Sch bin als wol ein nar als ſy 
Vnd mwont mir nit ein wiglin by 
Wer ich gejotten vnd gebraten 
Geröftet wie es möcht geraten 
Finden ir der weißheit nit ein meit 
Sol ſpeck jo gar fein wigen geit 
Er hat den ritten in der hüt 


26 


Solt ich ein nar vergebens ſein 

Sie wölten ſchwetzen bei dem wein 
Vnd ich folt figen wie ein ftum 

Ja wol feren mir das bletlin vmb 
Sch wil auch nerrifche fachen fchreiben 

Mein iunge narren herußtreiben 
Ich bin auch in der bruderfchafft 

Da man wenig wigen Elafft 

Vnſer weißheit gibt Fein ſafft 
So ietz die narren bücher machen 

So kan ich auch zu den ſachen 
Buch omb buch ich wil mich rechen 

Vnd ſie mit büchlin vberftechen 
Vnd fürcht fie gar nit vmb ein bar 

Nerriiche war vmb nerrifche war 
Narrenbuch vmb narrenbuch 

Ja malten jie mir noch ein Bruch 
Oder tufent in die band 

Darab ich nit den rufen wand 
Wan die büchlin fein befchriben 

Mer beſſer bet den narren triben 
Dem fol der Luther jein Dochter geben 

Ein narrenfappen auch daneben 
Und jol in riemen vor andern Doren 

Die ieund fein und Hemer woren 
Der fehanden Die fie mir zumeſſen 

Der wil ich gang vnd gar vergefien 
Es ift fein frumer man in dem land 

Der inen glaubt folchen tand 

Vnd ir erlogne Dichte fchand 
Es würt fich ſelbs zuletit erfinden 

Das es nit mag vff warheit gründen 
Wan fte die fachen baß bedechten 


27 


Die regel gut in allen rechten 
Das ieder frum geachtet fei 
Biß warhafftig werd bracht bei 
Das iemans jei ein folcher man 
Der gezogen werd dermaſſen an 
Vnd la als vnuerantwurt flan 
Ja als das fie mich haben gezogen 
Sch weiß Das alles ift erlogen 
Vnd offenlih Tügin haben fein ſchein 
Vnd wöllen onuerantwurt fein 
Möllen fie daran fein vernügen han 
Sp wil ich in zu dent rechten flan 
Bor. den birten off den felden 
Ja der der ſauw hiet in den melden 
Vnd molten ir mich weiter treiben 
Bei diſem erbieten nit lafjen bleiben 
So rieff man allen narren zufamen 
Ein ieden mit feinem rechten namen 
Dan wöllen wir raten wie wir thüen 
Einander mit dem kolben fchliegen 
Mer den gröften kolben bat 
Der kum von dem galgen vff Das rat 
Vnd je ſich da in das waſſerbad 
Wir narren ſtecken fein ander zil 
Dem der onß narren geweltigen wil 
On recht un wil mit gemalt vertreiben 
Vnd laßt un nit bei recht bleiben. 


Was narren dem grofen narren in dem haupt 
ſitzen vnd im faft we thun. 


Es fißen narren in meinem haupt 
Der tüffel hat in darin erlaubt 
Thun mir der plagen fo vil an 
Daß ich ſchier fterben muß daruan. 


28 





Ach got * ich es in himel yn 
Wil es dan ye beſchworen ſein 
Vnd hilfft auch weder guck noch gack 
So ſing ich nit den haberſack 
Ich ſag bei got als das ich weiß 
Treff an die kelber oder geiß 
Die narren mögen doch nichtz ſchweigen 
Was ſie nit ſagen das müfen ſie geigen 
Dan ſolt es ſein ein heimlicheit 


29 


Sie betten es dem narren nit gefeit 
Haben ſie mir dan gejagt Daruon 
Sp möllen fie es nit heimlich bon 
Ge das ich lit Die ftarden wort 
Bil Tieber Iit ich einen mort 
Ach liebſter vetter liebſter mad 
Sp du nit wilt ie lafjen nad 
Vnd zwingft mit worten mich jo hart 
Mer dan nie tüffel bezwungen wardt 
So fchnel bei got ich es alles ſampt 
Ma ieder nar bat feinen ftant 
Pf Das Du mögeit mit grojer wißen 
Ein ieden finden ma jte jigen 
Dan alle meine gliver wiß das wol 
Iſt iedes eigner narren vol 
In dem haupt damit man brucht wigen 
Dafelbit die glerten narren ſitzen 
Die vff den cantlen predigen fton 
Da fie den Lutber nit wöllen Ion 
Dan ſie feien im zu frum 
Er jag nichg Dan Das emangeliuni 
Vnd die warheit aller welt 
Got geb wen recht dasſelb gefelt 
Ir red on alle widerwer 
Sei nichg dan ewangeliſch Ier 
Ir ler jei 95 der heiligen geichrifft 
Wiewol fie under diſem gifft 
Suchen daS ein mort betrifft 
Vnd junft off erden nich& herfürziehen 
Alle andere Ieren Ehrifti fliehen 
Allein Die böjen reden fieren 
Damit man fol den buntfchu jchmieren 
Vnd ein fridſam Chriftlich gemein 


30 


Dumit vffrürig mecht allen 
Das allererft das ſie Dir predigen 
Iſt wie man fol den babit beichedigen 
Vnd wie verfton jol werden das 
Petre paſce oues meas 
Vß diſen wörtern werd geſchetzt 
Ob Chriſtus hab ein babſt erſetzt 
Den ſie abdilcken vnderſton 
Vermeinen jo würd vndergon 
Der babſt vnd hirt der Chriſtenheit 
Das würd den andern ſchäflin leit 
Dan wa der hirt geſchlagen würt 
Da künnen die ſchäflin niendert fürt 
Sie ziehen darnach auch herfür 
Warumb der babſt entzucket dir 
Des leibs Chriſti beid geſtalt 
Fleiſch vnd blut auch beiderfalt 
Als ob du ſoltſt verſton dabei 
Es geſchehe vß gantzer büberei 
Vß aller geiſtlicheiten haß 
Das ſie dir nit wolten günnen daß 
Vnd hat vß lift Die es aberlogen 
Vneriſtenlichen abgezogen 
Glaub mir das keiner das fürwent 
Das er dir gan das ſacrament 
Ich ſei mein lebtag nimer frum 
Iſt ein wort in dem ewangelium 
Damit ſie dir ein andacht mechten 
Wa ſie dasſelbig herfür brechten 
Sie ſagen dir kein götlich wort 
Sie rincklen es dan vff ſiben mort 
Vnd wie man ſol den buntſchuh ſchweitzen 
Mit rotem gumpſt ond eſſig beitzen 


1 


cu 


O guter ſchmutz die finger ſchlecken 

Das efjen gern Die nerrifchen geden 
Mit baumöl vnd mit anden ſchon 

Das er dir glat möcht hinab gon 
Die pfaffen münch die folchs predigen 

Die vnderſton allein zu jchedigen 
Ir oberfeit und mitgefellen 

Das jte in fein pfrun geben wöllen 

Vnd off ein ſeiden küſſin ftellen 
Vnd wöllen ſie damit bezwingen 

Mit herren krefften darzu tringen 
Das ſie in geben follen kragen 

Gelt wa ſie darnach weiter klagen 
Wan ir kaſten iſt gefült 

Vnd haben gnugſam zinß und gült 
Dan iſt das ewangelium recht 

Wol verſtanden glat ond ſchlecht 
Nim doch derſelben buben war 

Sein ſie andechtiger vmb ein har 
Vnd beſſern nit ir ödes leben 

So wil ich tuſent guldin geben 
Vnd ſüfftzen doch ſo manigfalt 

Wie dem eſel der ſack empfalt 
Nach dem heiligen ewangelium 

Vnd werden daruon nimer frum 
Allein wie liſtig mit geferden 

Der buntſchuh möcht gerincklet werden 
Dan achten ſie es für beſunder glück 

So in auch würd Daruon ein ftüd 
Alle ir ewangelifche ler 

Iſt wie man gang herumb ber fer 
Grund ond boden das jle krachen 

Vnd das wir bald feierabent machen 


32 


Das ewangelium recht serjton 
Klöfter, ftifft und land verlon 
Das in der tüffel bat erlaubt 
Sie ſitzen mir in meinem baupt 
Vnd thun mir alio wunder we 
Ach legen fie in dem bodenfee 
Ab möcht man fie mit bejchweren ftraffen 
So wolt ich baß mit rumen jchlaffen 
Ja ich vnd warlich iederman 
Die gröfte ſchuld haben jte Daran 
Sie fein warlih Die rechten knaben 
Vnd wöllen es Doch fein jchuld nit haben 
Es ift alles jampt das emangelium 
Damit ſie dermaß gangen vmb. 


Wer in des grofen narren defchen fißt. 


Mir fiten narren in der deſchen 

Die gern ir benvlin wolten weichen 
In gelt vnd anderer lüten gut 

Vnd füren mit ein freien mut. 


In meiner deſchen ſitzen narren 

Die off gut vnd gelt da barren 
Das fein befunderliche Fnaben 

Die gern ein ſackman wolten haben 
Ir bend in frembden gütern mefchen 

Die figen mir hie in der Dejchen 
Die haben ein eigens ewangelium 

Mie man ftifftung fer herumb 
Vnd die Hlöfter gang zerreiß 

Das predigen fte mit gantzem fleiß 
So mwöllen fie ir gelt vnd gut 

Vßteilen dan mit freiem mut 


33 





O guldin leben ferdenblut 
Ir emangelium weißt das vß 
Die ‚geiftlicheit von huß zu huß 
So allezeit im bettel gen 
Das Chriſtus ſelbs auch Hat gethon 


x. 3 


34 


Man fol dem babft zwo Fronen zuden 
Allein mit einer laſſen jchmuden 
O ſtarcke biß bungerige muden 

Vnd gentzlich abthun allen bracht 
Den vnſere biſchöff haben erdacht 

Ir zinß vnd gut in nemen al 
Damit ſie füren reichen ſchal 
Darzu abthun alle Cardinäl 

Dem babſt auch nemen als daneben 
Was Conſtantinus im hat geben 

Schlöſſer, ſtet vnd auch die landt 
Sol haben nit der geiſtlich ſtandt 

Wiewol das nit die meinung iſt 
So bruchen ſie doch diſen liſt 

Vnd ſagen wie ſie teilen wöllen 
Die geiſtlich zinß mit iren geſellen 

Zu dem erſten in den ſpittal geben 
Den maltzen auch daneben 

Vnd wie ſie ſich ſo hoch erbarmen 
Vber burger vnd hußarmen 

Witwen, weiſen auch damit 
Vnd wöllen doch betrachten nit 

Das ſie die berenhaut verkauffen 
Ee ſie mit iagen darumb lauffen 

Got wil es keim menſchen hie erlauben 
Das ſein zu ſtelen vnd zu rauben 

Warumb wolteſtu mir nemen das 
Das ich mit gutem recht beſaß 
Vnd mit rechtem titel was 

Ein deckmantel ſie erdichtet hond 
Vff das Die gemein das nit verſtond 

Sp muß es jein ein eriftlich ler 


39 


Ob es ſchon als erlogen wer 
Wan fte die güter alle nemen 
Vnd vff ein huffen legten zufemen 
So würd dem armen Das Ddaruon 
Als ſie in Böhen haben gethon 
Da auch der arm meint das im würd 
Bon geraubtem gut ein zimlich bürd 
Da nam e8 der reich vnd ließ den armen 
Sich im ellend gon erbarmen 
Ich bin nit alt noch dendt mir das 
Bor me ein folcher buntſchuh was 
Bf dem Hungersberg vereint 
Die jelber heiten auch vermeint 
Sie wolten geteilt haben das lant 
Wiewol ich fie uff Den rädern fand 
Einer was der Vlman genant 
Den die zu Bajel haben gericht 
Als billich was zu der gejchicht 
Dan teilen, nemen frembdes gut 
Vnd ftelen, rauben thet nie gut. 


Melde in des grofen narren bauch figen. 


Ich bin von grofen narren ſchwanger 
Wolt got fie flünden an dem branger 
Dver legen in dem mer 
Das ich ir Doch nur ledig wer. 


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O Tieber vetter warn du Doch wift 
Wavon mein bauch gefchmollen ift 

&3 würd dich groß wunder nemen 
Mas narren Darinnen ſeſſen zemen 


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Das ſo vil darin möchten bleiben 
Ach möchteſtu ſie mir herußtreiben 
So thetſtu mir ein dienſt daran 
Die leng ich ſie nit tragen kan 
Wiewol ich in der hoffnung bin 
Du werdeſt erdencken einen ſin 
Wie du ſie möchtſt heruß beſchwern 
Ich mag ſie gar nit me ernern 


37 


Du baft mich alio hart bejchworen 

Das ich verfchmegen wil Die doren 
Fünfftzehen fein ir al zufamen 

Wiewol ir feiner bat fein namen 
Es jein die recht dicken grojen 

Vnd heiffen die fünffgeh buntgnoſſen 
Ir ieder fürt ein befundere flag 

Wie man alle Ding gebejjern mag 
Ein regiment gemachet hand 

In allen der geiftlichen ſtand 
Vnd haben es bei eim quintlin ermeſſen 

Vnd oberal gang nich vergefjen 
Was zu guten jachen drit 

Das felt in vmb ein härlin nit 
Sie haben e8 als articuliert 

Wie man den grofen narren fiert 
Gin warmen anjchlag muß ich iehen 

Sreilich in der badſtuben beſchehen. 


Wie die budhgnofjen on alles befhweren gern 
jelber wöllen heruß gon. 


D Better Das verbiet mir got 
Das ich beichwer ein jolch rot 
Nur einen exorciſmum rei 
Der in ein mündpflin leids thet 
Ich wolt mir ee in Die zungen beifien 
Das ich mich wider jie wolt ſpreiſſen 
Vnd wolt mich gegen inen jperren 
Sie fein mir alle gnedig herren 
Vnd haben mich zu den eren bracht 
Dahin ich nimer het gedacht 


38 


Ich bin Durch irs fürdern kumen 
Das mich der babſt bat angenumen 
Fur jeinen geiger zu dem ampt 
Haben ſie mir geholffen allefampt 
Marumb wolt ih ondanckbar jein 
Das ich befchwür die herren mein 
Vnd fliegt in zu was leids das wer 
Das ich fie Brecht beſchworen ber 
Ich wil fie funft wol berußbringen 
Mit meinem geigen vnd fingen 
Vnd wil in fingen alſo ſchon 
Das ſie gern zu mir heruß gon 
Mein ftim bat fo ein ſüſſen thon 
Ich darff ſie Darzu nit bejchweren 
Bald ſie den narren geigen hören 
So bleiben fie warlich nit dunden 
Ja weren jie mit feinen gebunden 
Es jein wol als nerrifch Funden. 


Der erſt buntgenof. 


Ein klegliche Hag an den Chriftlichen Feifer Karolum daß 
er fih nit laß böfe criften verfüren. 


Seh bin ich meifter geiger bie 
Ich hab dich vor verlaſſen nie 
Mas wolt ich ie ernümwern dan 
Ich ſcham mich nichtz zun narren ftan 
Dan ich hab es vormals me gethan 
Wer einen narren fchuldig wer 
Vnd ftelt man mich dan im da ber 
Der mich dan wolt verwerffen hyn 
Der wolt leicht nit bezalet fon 
Doch wil ich meinen ſtand beweren 


39 


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Gnug on alles narrenbefchmeren 
Got geb wer jich doch rumpff darab 


t mich an der linden 


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Ee das man mich ie darumb bat 


Den erften jtand ich billich hab 
Das man es nit bat baß ver 


Ich 
Verdr 


Der nit ein hirten leren kan 


Dan das man den Tertu 


40 


Vnſerm keiſer hat gegeben 
Das er in Fünftreich Iert leben 
So ift er auch der geichrifft nit Gericht 
Damit man flifft und klöſter bricht 
Kan auch nit das ewangelium 
Damit man e3 alles fert herumb 
Vnd mwürff es off ein huffen zufamen 
In aller tufent tüffel namen 
Es thut mir we in meinen oren 
Ja würjer dan ich wer bejchworen 
Das der bettelmünd ein ftant 
Het bei feiferlicher bant 
Vnd beicht dem bettelmünch darzu 
Sch geb Darfür mein beſte Eu 
Das er ein andern beichter hat 
Den bochgelerten Karolitat 
Der künt im doch die fach bejchreiben 
Wie weihwaſſer möcht in frafft bleiben 
Damit er tüffel mög vertreiben 
Vnd wie die pfaffen jollen weiben 
Vnd anders wie man Sillich fol 
Dan weihwaſſer dient dem feifer wol 
Wa er zu trinden bet fein mein 
Das er weihwaſſer jchludfet yn 
Mächt im fein euglin lauter und fein 
Er jol billich berfür werden gezogen 
Dan wir fein geweſen alle betrogen 
Vnd hat es fein pfaff me weiben funt 
Sp haben ſie es vnß auch nie gegunt 
Biß das der Farolftat ift kumen 
Der bat erft rechten funt vernumen 
Wie man weihwaffer jegnen föl 
Darumb der Feifer im billich wöl 


41 


Ja fleg an der feiten haben 
Vnd wan er reit jol diſer traben 
Wan mir der feifer folgen wolt 
Als er dan warlich billich jolt 
Wolt ich im einen zögen an 
Der wol latinifch reden Fan 
Das er on alle widerftreb 
Ein gelerten guten jchulmeifter geb 
So fint er in latinifcher geichrifft 
Mie man die Flöfter und die flifft 
Vnd Damit die befchornen buben 
‚Sieden ſolt in braunen ruben - 
Dan fie fein feigt und darzu que 
Sp geben jte ſunſt fein andern fped 
Die fegbetler und Die gugelfrigen 
Die ir fappen dahinden jpigen 
Vnd allenthalben lauffen bligen 
Ih gün dem keiſer aller eer 
Man er off onſer feiten wer 
Das wir den blunder in die flamen 
Mürffen in ein feier zufamen 
35h hab im das gnugſam geraten 
Thut ers ich ſchenck im ein jchweinin braten 
Daruff mag im ein trund geraten 
Das riet ich im ee fie mich batten. 


Der ander buntgenoß. 

Bon dem faften ver rl. tag vor Oftern vnd andern, wie 
damit io yemerlich würt beichwert dz Chriftenlich fold. 
Jh hört auch zu Difem fpil 

So man zu dans ovnß geigen wil 
Dan ich hab etwas für mich genumen 





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Man es würt zn demſelben kumen 
So hab ich ein guten tagen gethon 
Darzu von allen narren lon 
Das faſten ich wil dilcken ab 
Mein guter gromen ſtarb darab 
Ich hab des groß erfarenheit 
So man dem roß kein futer leit 
Vnd gibt dem armen vil zu faſten 
Vnd laßt ſie in lerer kripffen naſchen 


43 


So nimpt es ab, am leib verfelt 
Das man im leib alle rippen zelt 
Solt dan ein menfch nit nemen ab 
So offt ein fihe verfchwint darab 
Die faften muß fein abgethon 
Ein yßner ochs fturb daruon 
Solt dan ein fleiſchig menſch nit ſterben 
Von langem faſten auch verderben 
Faſten vil beſchwerden mit im treit 
Vnd thut ſer we der criſtenheit 
So ſein auch vil ſchwanger buren 
Die ietz vff oſtereyer huren 
Solt man in den faſten gebieten 
So möchten ſie es doch nit vßbrieten 
Wa hetten wir dan iunge hennen 
Zu den oſtern vff den dennen 
Was dorffen wir den babſt drumb fragen 
— Sp wir gern eſſen in den kragen 
Vnd Friglet un im leib der magen 
Vnd folten erſt gen Rom drumb lauffen 
Eyer, Butter ond keß Hnfauffen 
Ge das wir wider femen dan 
Des hungers fieren wir daruan 
Warumb laufft der wolff auch nit dar 
Sp er ein ſchaff frißt vß der char 
Dover biener vß dem kaſten 
Vnd frißt folch fleiſch auch in D’faften 
Sol ein wolff me freiheit han 
Dan ein frumer criſtenman 
Das Fan ich warlich nit verſtan 
Der babft gebiet e8 den mwölffen vor 
Man fie das halten bei einem hor 
So wöllen wir dan got Ion walten 


44 


Vnd wöllen auch die faſten halten 
Sol ich milch auch keß vnd eyer 

Faſant, rephiener vnd die reyer 
Kauffen wa ſie kumen zuſemen 

Sp wil ichs off den fleiſchmarckt nemen 
Vnd ſelber mir von den beurin kauffen 

Nit erſt darumb gen Rom lauffen 
Ee das ein man gen Rom drumb laufft 

So bat ers off dem fleiſchmarckt kaufft 
Darumb gib ich ein trümen rat 

Mer vormals ie gefajtet hat 

Der ſtel jih ber an mein flat 
Laß faften fürt den ritten bon 

Ein tüffel ſiarb einmal daruon. 


Der drit buntgnof. 


Ein ermanung aller criften, daß fie fih erbarmen vber 
die Hofterfraumen. 


Ih bin der drit der hie wol ziert 
Vnd diſen narrenreyen fiert 
Ih bin felber bie Dörfft euch nit jegen 
Bon aller Eloiterframen wegen 
Dan das berumbbuden tbut 
Me dan ein iundfreumlicher mut 
Mas jollen fie gefangen ligen 
Als die ſaw in einer fligen 
In eignem fchmalg aljo verderben 
Dil beffer wer es man ließ fie gerben 
Mas darff man jte aljo ſchlieſſen yn 
Das leder wil Doch gegerbt fein 
Ein jemlich pfar jucht iren lon 
Vnd wil nit onbefungen fton 





Der zu dem hirten gefprochen hat 
Ach Lieber Hirt mas zeiheſtu Doch 

Die armen ſchäflin in dem loch 
Vnd zwingft fie in den engen ftal 

Sie werden daruon krempffig al 
Laß ſie ſich Doch einmal ergon 

Das jie ſich Doch nit lam ſton 
Ih red es von meinetwegen nit 


46 


Für arme jchäflin ich Dich Bit 
Alfo erbarmen mich die armen find 
Die in den klöſtern beſchloſſen ſind 
Laſſen fie Doch einmal vmb jich jehen 
Vnd diſe welt einmal erjpeben 
Ob ſie irs fugs ein finden möchten 
Mit dem fte liebe Einder brechten 
Laſſen fie doch einmal rumplieren 
Das poiteriorum auch complieren 
Gen blumers vnd gen baden fteren 
Die muter würt in ſunſt erfrieren 
Ab got erlöß die armen Find 
Die vnſers fleifch vnd Klug jind 
Ich red das als von irentwegen 
Sunft wolt ich nit ein ſchnel drumb fregen 
Wan fie ſchon alle in dem Iuder legen \ 
Wan ſie den bie vß verumplet haben 
Mit den iungen frifchen fnaben 
Mag man jie dan wider lon 
- Wie vor in ires Elofter gen 
Sie dienen got vil baß im orden 
Wan fie der welt fein mied worden 
Vnd laßt in ire freie wal 
Das jie fein vnbezwungen al 
Ich bab es doch vormals me gehört 
Mer eine freie wal begert 
Dem gibt man fie zu Nürenberg 
Wie er wil ſchlecht oder zwerg 
So haben fie auch Chriftlich freiheit 
In dem tauff inen zugejeit 
Warumb wolt man jie dan bezwingen 
Alſo in dem kloſter laſſen fingen 
Darumb ich dritter buntgenoß jag 


47 


Von irentwegen bitter Elag 
Das man in doch gün Die frödt 
Vnd thü Das bald nit lenger beidt. 


Der fierd buntgnoß. 


Bon dem langen verdrüffigen gefhrei, das die geiftlichen, 
münd, pfaffen vnd nunnen die fiben tagzeit heiffen. 


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Ich wil mich ſelbs hieher ftellen 
Zu diſen meinen guten gefellen 
Die jchlaffen lang, nüt beiten möllen 
Ich wil der pfaffen lang gebet 
Das in der babſt gebotten het 
Das man nent Die vbel zeit 
Darzu man jo vil gloden leit 
Mir wöllen dasjelbig fingen blörren 
Vnd das murmlen nit me hören 
Es iſt doch alles on verftant 
Vnd ein fait vnleidlichs bant 
Damit der babſt ſie hat bezwungen 
Vff langs gebet ſo hart gedrungen 
Ab, ab, thun mir ein ſtrich dardurch 
Als groß der acker hat ein furch 
Das iederman das ſehen kan 
Das ich es abgelöſchet han 
Es hindert vnß an andern ſachen 
Die wir ſunſt möchten nützlich machen 
Strauben oder küchlin bachen 
Es hat doch Chriſtus ſelbs der hort 
Vf erd gemacht ein kurtzes wort 
Zange bratwürft und jenff darzu 
Gott geb was langes betten thu 
Nach der füle am bet ein ru 
Ge das wir beiten ond Da fißen 
So möcht doch einer ein Föffel ſchnitzen 
Oper junft die badſtub ynhitzen 
Darumb ir münch ond auch ir pfaffen 
Laſſen ab Das gebet vnd eumer Flaffen 
Es müft ein fchlechter tüffel fein 
Dem eumer gebet ein jel nem bin 
Sein fie in dem bimelreich Damit 


+ 49 


Mas dörffen fie dan eumer bit 

In der heilen gilt es nit 
Wer hat die criften das gelört 

Das got eumer gebet da oben hört 
Es ift hinuff wol tufent meilen 

Wie Fan er hören euwer heilen 
Meinen ir das er folche oren hab 

Die ſich erſtrecken biß herab 
So weren kein eſel in dem land 

Die gröſer lenger oren hand 
Warumb erhört er euwer bit 

Er kent doch euwere genß nit 
So fieren ir wol ein ſolchs leben 

Wan er ſchon wolt off bitten geben 
So dörfft es nit vil weiters fregen 

Er thet es nit von euwert wegen 

Verflucht alles was ir ſegen 

Ja wölten ir ſcheinen, würd er regnen 
Ich wil verzeihen friſch vnd frei 

Vff alle euwere betterei 

Das er mir nur nit ſchedlich ſei 
Wan ich mein ſeel vffgeben hab 

So gon durch got nit vff mein grab 
Ich wil darumb euch geben golt 

Das ir darab bleiben ſolt. 


Der fünfft buntgnoß. 
Ein ermanung zu aller oberfeit tütfcher nation, das fie 
den predigftul reformieren. 


Ich fihe wol das ich recht Bin kumen 
Zu diſen weifen vnd frumen 

Das ich auch etwas bring herfier 

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Wie man die cangel reformier 

Das man nichh Dan gottes wort predig 
Mit böfer ler fein criften jchedig 

Der pfaff fol nit me von dem tüffel jagen 
Dver vber fein gejelichafft Elagen 

Das bellifch feier mas hat er gethon 
Das wir in aljo jehelten Ion 

Den tüffel dörffen ir vnß nit verbieten 
Wan wir un möchten vor euch bieten 


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Wir wolten etwa als die frumen 
Mit dem tüffel naber fumen 
Ir ſollen vnß nit me predigen- al 
Wa onſere genß flon in dem ftal 
Wir wöllen fie wol felber finden 
Ir Dörffen jie ung alſo nit verfünden 
Dffenlich off der cangel ſton 
Bnd jagen wa ir es haben gelon 
Ir haben vil von der hellen gefagt 
Vnd lange iar von dem fegfeur Flagt 
Mie Das fie fein ie warm ieh kalt 
Zanklepffen jchne den 'manigfalt 
Wie onſere feier bie vff erden 
Durch ir feier möcht gelöfcht werden 
Bad haben fo offenlich lügin gethon 
Das man das ieg facht an verfton 
Dan jol zu hart fein rietlin biegen 
Es ifi ein fundere Zunft zu liegen 
Das es geheb jei vnd nit rin 
Liegen bat ein befundern fin‘ 
Ir retten wol anders zu den fachen 
Dan muß jte Dannocht leidlich macher 
Das erber lüt drin mögen bleiben 
&3 jei von mannen oder weiben 
Die beitelmünch jollen nit me fagen 
Wie man fep jol herzu tragen 
Man fol auch nit me am fontag ſton 
Vnd arme buren bannen lon 
Der ban thut armen lüten we 
Ah wan er leg in dem bodeniee 
So geben die buren tufent pfunt 
Das er leg tufent meil im grunt 
Vnd wer in wider berfür brecht 


52 


Das er bei im da vnden flecht 
Man fol nichts off der canslen leren 

Dan was man gern wil hören 
Mie man Der reichen gelt und gut 

Bald teilen wöl mit freiem mut 
Hel ab, tüffel ab und fegfeüer ab 

Das fich der arm man fröw darab 
So er in firchen gar mit leid 

Das er wider heruß gang mit freid 
Man wir das gut geteilt haben 

Das er dan auch mög bern traben 
Vff hoben roſſen füchſin ſchauben 
Die guldin vB den ſecken klauben. 


Der ſechſt buntgnoß. 


Wie man der bettelmünch predigen ſol beſſern vnd MT 
mieren. 


Ich mag wol von grofem glück fagen 
Das got mich bat zu euch getragen 
Das aller gangen criltien gemein 
Zu ftatten fumen wir allein 
Vnd ieder ein artikel mach 
Der dienende fei zu diſer fach 
Als die zmölff botten haben gethon 
Da fie vffbrachten den glauben fron 
So weiß ich ein gar feheblich Ding 
Mann man dasjelbig bindertring 
So würd e3 zu vil gutem Fumen 
Vnd alle eriftenmenfchen frumen 
Ich mein die münch nit ie gemein 
Die betlermünch nen ich allein 
Das man jie lernt rechte geberden 


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Wie der eſel bricht die 
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Ein ſchrecken in die weiber 
Sie ſolten hübſchlich red geberden 


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Die ſtimen regierten nach der kürtz 


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Vnd ziehen v 


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Im Elojter fol ein örtlin fein 
Da fie die tauben fieren yn 
Da fie rieffen Ion wie ſie mwöllen 
Bor denfelben tauben gefellen 
Den Scotus jollen fie nit melden 
Gr hört zu den wölffen in melden 
Aquinas Thomas Lyrus auch 
Sie gehören zufamen in den rauch 
Da wöllen wir ſie röften vnd bachen 
Vnd ein pfeffer an fle machen 
Sie jollen nit me allegieren 
Vnd ire lerer berfür fieren 
Vnd mit der nafen berfür ziehen 
Das criftlich ewangelium fliehen 
Sie habens allein drumb gethon 
Wan fie mit dem ſack vmbgon 
Als fie Dan betlen allen tack 
Der dunder fchlag inen in den fad 
Das fte Die beiten keß drein nemen 
Vnd luter weißbrot tragen zujemen 
Gott geb in den ritten in den ſack 
Das beſt weißbrot das man mag 
In der gantzen ſtat vffitellen 
Dasjelb fie allzeit haben wöllen 
Freien rückenbrot ins tüffeld namen 
So ir euch des betlen nit fehamen 
Die liebe der gmein fie damit gwinnen 
Das ſie als füß, im predigen fünnen 
Darumb wil ich ſie nit me laffen 
Predigen dan mit Difer maſſen 
Das niemans hab Fein gfallen drab 
Vnd ſie das fleglin werff hinab. 


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Der ſübent buntgnoß. 
Von dem vnnützen koſten der gelegt würt von dem ge— 


benden, dreiſigſten vnd iar— 


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Man Gut in warheit mir gefeit 


Wie ir das ort mir haben bereit 
Darumb bin ich zu den gejellen kumen 


Vnd hab dis örtlin yngenumen 


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Sch wil die rechten grolfen bringen 

Die Dienftlich jein zu vnſern Dingen 
Des wil ich mein artikel jagen 

Sp man eind menfchen dot wil Elage: 
Sp! niemäns folgen mit den fründen 

Mit man, frawen und iren finden 
Kein jibenden, dreifjigft, tartag halten 

Es was nit gewonlich bei den alten 
Wafür ift ſolchs affenſpil 

Die pfaffen haben doch ſunſt zu vil 
Von vnß criſten ſo wir leben 

Sollen wir dot erſt me geben 
Ja ein groſen ſtrick an den hals 

Wan ſie das nemen wolten als 
Es iſt doch vormals me geſeit 

Ir betten nit ein har für treit 
So kumpt ietzund kein gut geſel 

Der wie vor für in die hel 
Es iſt ein loch dardurch geſtochen 

So hat ſie Chriſtus ſelbs zerbrochen 
Noch in das fegfeüer auch darzu 

Das ließ ich gelten mein gbliempte ku 
Ich hab es doch vormals abgthon 

Ein ſtrich da hindurch laſſen gon 
So wil ich geben euch ein ler 

Das ir euch förchten dörffen nit mer 
Vor dem tüffel vnd ſeinen geſellen 

Vnd allem das da iſt in der hellen 
Wan man taufft onſere kind 

So lugen das ir behutſam ſind 
Laſſen euch den pfaffen nit beraten 

Zu diſer groſen nerriſchen daten 
Das ir dem tüffel ab ſolt ſagen 


97 


Vnd zugfagte feintfchafft zu im tragen 
Was bat er euch Doch leids gethon 
Das ir mit im in feden fon 
Alle weil er vnß nit vor abjeit 
So laffen den tüffel vnbeleit 
So haben wir fein erlangtes recht 
Das folche feintichafft mit im Brecht 
Die guldin bul vnß Das verbüt 
Lang ber jeit keiſer Karolus zeit 
MWöllen ir dann feintjchafft zu ihm vben 
So er ſich gern wolt zu euch lieben 
Müfen ir den pfaffen geben das gelt 
"Das er den tüffel zufriden ſtelt 
Eibenden, dreifigften vnd iartagen 
Vnd vil pfennig zu opffer tragen 
Sch hab der jachen wol gaht 
Sie bon mit dem tüffel ein bunt gemacht 
Vnd halten in für den beften frünt 
Darumb fie alfo gufel feint 
Des jagen dem tüffel nit me ab 
Mie ich euch Das erflert hab 
Vnd dörfft von Doten nich me geben 
Schatzung weder von dem eben, 


Der acht buntgnoß. 


Wie not es fei die Ding gemeinem man tütfch bichriben 
werden. 
Wan ich nit wer im Difer zal 
Sp weren die narren bie nit al 
Mer wolt dan fagen aller gemein 
MWarumb wir jehriben tütſch allein 
Oder anders ſprach vnd nit latein 


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Zunft fo wir tütfch büchlin Tchreiben 
Die trudfer Das mit gewin vertreiben 
Vnd füllen ire ſeckel Damit 
Dasselb vnß Dan Fan ichaden nit 
Auch künnen wir mit tütjcher ſprach 
Bnierm ſpot bag fumen nad 
Vnd andere fehreiber auch verachten 
Als da wir den Farfthanfen machten 
Vnd Doctor Murner gar verlachten 
So jein der tütjchen wörter fo vil 
Der fich keins latinifchen lafjen wil 
Mie fünten wir Murmaum latinifchen 
Ja groje feifel vnd Die binfchen 
Ja als groß als onſer efjigfrug 
Der Eleinen weren nit gnug 
Ja aller folcher ſchreiber fug 
Das -wort ſchmutzkolb und bippenbub 
Vnd auch darzu ein beichorne rub 
Vnd andere wörter dergleichen mer 
Die tütjchen jprachen bringen ber 
Die laſſen ſich gar Tatinifchen nit 
EDarumb wir fehreiben tütfch Damit 
Vnd haben Das darumb gethon 
Das iede dorffmetz ein mög hon 
Vnd onſern büchlin die wir lon 
Den nüwen criſten zu gut vfgon 
Vnd das ſie vnß auch leren kennen 
Vnd wiſſen ir zwölff botten zu nennen 
Vnd vff den ſtuben bei dem wein 
Vnſer auch gedencken fein 
Wie wir buntſchuchs genoſſen hant 
Beſchriben ein nüwen criſtenſtant 
Auch haben wir das mit hohen ſinnen 


60 


Den fransofen nit wöllen günnen 

Mer es latyn jie würden es innen 
Darumb ich Das zur tütſch befchreib 

Das es im tütichen land bleib 
Ab wer es im ſawtrog bejchriben 

Das es bei den fchweinen wer bliben 
So wer der ſpan ond zwitracht nit 

In der leng vnd in der mit 

Nach der narren bruch vnd fl. 


Der ir. buntgnoß. 


Ein ernftlihe Hag aller goßfordhtfamen münd vnd nun 
nen, das man fie erlöß von den enderiftlichen beiwonern. 


Die münch vnd nunnen bon mich giant 
Darumb ich ynnim diſen ftant 
Das ich in mög zu bilff kumen 
Den armen finden vnd den frumen 
Sie jein Doch vnſer fleifch vnd blut 
Darumb man in billich hilff thut 
Das ſie auch beiten guten mut 
Ir jeben das fie ſchier hungers fterben 
Mit grojem faften jeer verderben 
Das ſie fum haben das brot im huß 
Die von wangen ftechen in daugen vB 
Sp fan man al ir rip erzelen 
Mie meitichwein Die wir meßgen wollen 
Sie erbarmen mich die armen kind 
Das ſie jo vnbekleidet ſind 
Sie ſein ſo nackent vnd ſo bloß 
Vnd iſt ir armut alſo groß 
Das ieder nit me haben kan 
Dan zehen mentel tregt er an 


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Die man Die heiten auch gern weib 

So haben die nunnen ftolge leib 
Mas haben jte alle beid getbon 

Das ſie Die fröden müfen lon 

Da alle welt entipringt daruon 
Darumb hab ich fte beriefft zufemen 

Das alle münch_ follen weiber nemen 
Vnd die Elofterframen man 

Sp wöllen wir in zu brutlaufft gon 

Opffren vnd flüren was wir bon 
Sie wolten auch gern allefamen ' 

Wa andere eriften kemen zufamen 
Vff den ftuben bei dem mein 

Gern und früntlich bei vnß fein 
Mas jollen jte in Elöftern ligen 

Wie die ſüw thun in der fligen 
Got ſchend denſelben allefang 

Bil beſſer ift eS fie gon zum Dang 
Vnd belffen ung ein reyen jpringen 

Vnd ein bübjches liedlin fingen 
Gen fant Arbogaft faren hyn 

In weiſſen eren geftrichen fyn 
Sp genieſſen wir Doch irer freid 

Ach ziehen in ab das nunnenkleidt 

Vnd lugen Doch was fie dunden dreit 
Behalten ſie duß, ia ift ſie ſchon 

Die alten laſſen in das kloſter gon. 


Der x. buntgnoß. 


Rüwe ftatuten die Pfitacus gebracht bat vß dem land Wol- 
faria reformierung des geiftlichen ſtands. 


O Junckfraw adelbeit mit der Iuten 
Jh bring euch alle nüwe ftatuten 











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Fröwen euch ir frumen nümen criſten 
Wan ir gemeinlich alle wißten 
Das ich hie bin zu guten tagen 
Ir würden mir got wilfum jagen 
Ich wil Die geiftlichen reformieren 
Das ſie ein anders weſen fieren 
In der firchen vor allen Dingen 
Sol niemans betten oder fingen 


: 64 


Als das die pfaffen haben gethon 
Das wöllen wir als vnderlon 
Vnd etwas bejiers thun Dan Das 
Wie heppen art gebelmet was 
Darumb ich Bit verfton mich bag 
Der eriftlich glaub gibt vnß fridt 
Den wöllen wir verfchmahen nit 
Mit ber vnd beiden benden nemen 
Vnd alle büchjen tragen zufemen 
Verichmelgen und glodfen daruß machen 
Die müſſen bangen under den dachen 
In den kirchen vmb und vmben 
Das ſie dapffer ynher brumen 
Sp wöllen wir lüten under den dachen 
Das vnß Die lenden müſen frachen 
Das jein die beiten criſtenlüt 
Die da haben das beit gelüt 
Und under den glocken haben den fern 
Mir narren lüten ondas gern 
So manchs menfch zur Eirchen wil gon 
- Das fol ein eigne jchellen bon 
Darnach wir auch das haben mwöllen 
Das der priefter bang vol jchellen 
Als vor zeiten Aaron hat 
Sobald er ober altar gat 
So jollen weiber und die man 
Alle glocken ziehen dapffer an 
Lüten, Tüten dritbalb ſtund 
Vß andacht und von bergen grundt 
Der jol vnß fein ein geiftlih man 
Der am lengiten lüten fan 
Vff das fein mangel ſei am lüten 
Vnd jchellen gnug zu allen ziten 


65 


Sol man dem adel hoch verbieten 
Das jte fich ewig darfür bieten 
Kein federfpil Eein fchel anhencken 
Die ſchellen alle zum kirchen fchenden 
Vnd auch die fehellen Elein und groß 
Die in dem fihlitten bon die roß 
Mer in feinem letſten end 
Schellen macht im teftament 
Zu der firchen zu dem thon 
Dem fol man zwölf ftund lüten Ion 
Damit jei er begangen jchon. 


Der ri. buntgnoß. 


Ein nüme ordenung weltliche ſtands die Pfitacus ange: 
zögt hat in wolffaria befchriben. 


Mas Dörffen wir Der oberfeit 
Dem babſt vnd keiſer fein bereit 
Haben wir ein regiment geftert 
Die geiftlicheit alle reformiert 
Vnd ir geiftlichd recht verbrant 
Mir fünnen auch weltlichen ftant 
Heformieren ordenung machen 
Vnd Dörffen des keiſers nit zu Difer jachen 
Doch lag ſich niemans des verfton 
Das wir den feifer nit wöllen bon 
Wir Dörffen in nit vbergeben 
On offenlichen widerftreben 
Zu groß ift vnß fein gemalt und macht 
Er Hat vnß bald ein kolben bracht 
Den xr. narren nit möchten tragen 
Darumb hüt euch von im zu Elagen 
Doch wöllen wir ftatuten fehreiben 
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Die heimlich under vnß bleiben 
Darnach der gang weltlich fat 

Zu leben vnd regieren bat 
Den babit und alle cardinäl 

Die pfaffen vnd der münch zaf 

Die jollen wir verwerffen al 
Mas fte gebieten das werffen bin 

Man ſchiß in wol ins hertz hinyn 
Jede pfar vnd iede gemein 


67 


Ein pfaffen haben fol allein 
Den jollen fie erwölen al 
Welcher in am baſten gefal 
Derfelb fol dan ein priefter fein 
Darumb geben im ein eefram fein 
Vnd jo vil zing vnd fo vil gült 
Bis er jein magen bat erfült 
Darzu geben im ein caplon 
Wa er in kranckheit würd ſton 
Das dan in folchem fal vnd Ding 
Derielb der frawen cappel beſing 
Dan die cappel mil kirchweih bon 
Vnd mag nit on ein bejinger fton 
Vnd wie ein iedes Dorff ein pfar 
Alſo hab ein iedes dorff ein far 
Pie zu den hirten zu den fügen 
Sol der caplon fich darzu fiegen 
Ma nit im Dorff eeweiber weren 
Vnd würden fein darzu begeren 
Sol er darzu verbumden ſyn 
Das er den farrenzing bring yn 
Vnd fein ampt faft mol verſehe 
Das von meibern fein Elag beichehe 
Gott Hat euch ſelbs darzu beichaffen 
Das ir fein pfaffen vnd auch affen 
Bon got haben ir ein jolch freiheit 
In dem tauff euch zugefeit 
Vnd wie der pfaff in feinem ftant 
Und die füg ein farren hant 
Alfo erwelt ein eber fein 
Der euch befteig eumere ſchwein 
Dem fol fein menjch nit reden drein. 


63 
- Der xij. buntgnoß. 


Ein früntliche antwurt aller gogförchtigen in dem tütfchen 
land vff die iämerliche Flag der ordenßlüt an fie gethon. 


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Ich zmölffter buchgnoß hab verftanden 
Das Fleglich gefchrei ift vorbanden 
Von münchen nunnen allen beiden 
Mie man die armen tbut beleiben 
Vnd günt in nit zu rumplieren 


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69 


Den farren im Dorff zu weid fieren 
Vnd wil die zarten hertlich halten 
Mit vil ftatuten manigfalten 
Des wöllen wir iren groſen Flagen 
Ein tröftlich früntlih antwurt jagen 
Sie mögen vB dem orden gon 
Das jollen fie in nit weren lon 
Der brotkorb und ein feglin wein 
Die follen in fteß nachgon fein 
Sie jeien weiber oder man 
Die vß den klöſtern wöllen gan 


>, Solch ordnung man gemacht het 


Die land, Die dörffer vnd Die ftet 
Wa münch ond nunnen lauffen 98 

Vnd fumen für eins burgers huß 
Sol er v5 feinem bug hin gon 

Vnd fie darin wonen lon 
Der ſchultheiß vnd all oberfeit 

Die follen inen fein bereit 
Maluaſeir ond reinfal geben 

Das fie verlafien haben ir leben 
Vnd follen inen ſtruben bachen 

Vnd fröliche wirtſchafft machen 
Dan ſie ſein alle dot geweſen 

Die vom dot ſein wider geneſen 
Von doten ſein zum leben geſprungen 

Vnd nach der narrenkap gerungen 
Darumb geb in iederman gelt 

Das ſie von daten in die welt 
Nach langem ſterben wider kumen 

Ach ſein got wilkum ir frumen 
Wir fröwen onß von gantzem hertzen 

Das ir erledigt ſein des ſchmertzen 


70 


Jetz mögen ir euch wol Ion blaw ferken 
Vnd mögen ie mit guter rumen 

Zu euch fegen vnd mit fugen 
Gretlin, fetterlin und elmeiben 

Das euch das Elofter nit ließ treiben 
Es was vorhin jo hoch verbolen 

Als wan das gretlin wer geftolen 
Nun laßt fich ftro vnd ſemlich war 

In fchuben nit verbergen gar 
So ir nun weltlich priefter find 

On kutten nim der klöſter Find 
Co lugt vnd ſetzt ein magt in das huß 

Vnd lebt als wol in freyem ſuß 
Als andere weltlich priefter leben 

Mit mägten in den freiden fchmeben 
Lugen nur das ir behutiam find 

Kein nemen die da hab den grind 

Denfelben bin ich von hertzen find. 


Der xiij. buntgnoß. 
Ein zuverficht vnd ermanung an gemeine eidgnoſchafft das 
ſie helffen hanthaben die nüwen criſten, ſo der künig von 
Portugal erſt erfunden hat. 


Sol ich dis örtlin hie verſton 

So facht mir an d'ſchimpff vergon 
Es dunckt mich ie es geb kein ſafft 

Zu ſchimpffen mit d' eidgnoſchafft 
Darumb laß ich ſie got bewaren 

Vnd wil ſie zu gröfern eren ſparen 
Dan das ich ſie wolt rieffen an 

Zu helffen mir in dorheit ſtan 
Ich hoff die lieben vnd die frumen 





Die wiffen wol maher ſie kumen 
Der babjt, die pfaffheit facrament 
Vnd alles was wir criften hent 
Mamit wir groß gefilgten doren 
Solten frefftig werden befchoren 
Darumb wil ich der frumen lüt 
Zu onſerm narrenfolben nüt 
Doch fein mein vatter wol befant 
Zwen redli man im ſchweitzerlant 


12 


O lebten fte Doch noch vff erder 

Die möchten vnß behilflich werden 
Ja, in der ein der geiftlicheit 

Der ander wer der welt bereit 
Doctor greiff ift der ein 

Der ander ritter peter allein 
Derfelbig doctor bet es am ariff 

Wa ieder faß im narrenfchiff 
Vnd funt am puls ond griffen jagen 

Wie lang ein nar möcht oren trage 
Vnd auch fein kolben in der welt 

Daran fein Zunft auch nimer felt 
O Iebt derſelbig gelert man 

Sp würd er dapffer bei vnß ſtan 
Mit feinem predigen feiner leren 

Vnd was Die nüwen criften weren 
Desgleichen ritter peter frei 

Wer leicham gut zur lutberei 
Dan er was eins ritterd wert 

Vnd bhaupt Die fach ung mit dem jchwert 
Das zuckt er bald und ſcheiß ind jcheid 

Dan er eins ritters eren treit 
D lebt er noch zu diſer ſtund 

Er wer vnß gut zu diſem bund 

Nun gnad im got dort in Dem grund 
Noch ift mir einer wol bekant 

Doch ift er nit vom fchweißerlant 
Derielb thet vnß auch beiftant 

Vly von ftauffen ift er genant 
Wiewol er ungeichaffen was 

Vnd faft mager verfton mich baß 
Noch was er frifch darzu gejunt 

Vnd bilff ons Dapffer alle ftund 


73 


Das difer bunt nit gang zu grunt 
Hank wörnher von anorſperg hat noch ein 
Heißt auch Vly doch ift er klein 
Derſelb auch nit böß her weß 
Doch ißt der dapffer man kein keß. 


Der xiiij. buntgnoß. 


Von anzögung ſpötlicher dienſt, fo wir ietz den heiligen 
beweiſen. 


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74 


Sch wil ietz von den heiligen fagen 
Von irem leben in iren tagen 
Mamit wir fie dan follen eren 
Das wil ich gemeine criften leren 
Wa ir Füpffern heiligen findt 
Diefelben nit zu eren jindt 
Die regel hat mir nie gefelt 
Küpffern ſeelmeß Eüpffern gelt 
Doch hülgne heiligen ert ich gern 
Man ir zwölfftufent fuder wern 
So nem ich ſie für Grenholg an 
Vnd ließ Die fteinen heiligen ftan 
Bil heiligen thun vnß criften we 
Kein heiligen fol man faften me 
Kan er junft nit heilig fein 
Dan das er mir verbiet den wein 
Vnd mir das brot zuckt v5 dem mund 
Als ob ich wer ein fchäfferbund 
Darumb lob ich doch fant Martyn 
Der gibt vnß feißte genf zum wyn 
Was mwöllen wir in difen fachen 
Mit den trurigen heiligen machen 
Als aberlin fam in der faften 
Wiewol er ung fült den Faften 
Noch macht er vnß ein Ieren buch 
Vnd lert un Fragen und den fchluch 
Etlich heiligen tag ich findt 
Die auch nit wol gefegt findt 
Mit namen Die im winter kumen 
Die haben wir in fumer genumen 
Das wir nit in der grofen Eelten 
Mieſten ir in froft entgelten 
Die nothelffer wil ich nit verwerffen 


75 


Der wir in nöten wol bedörffen 
Sch mein die man bat machen Ion 

Mit golt und filber zu Kirchen ton 
Sie thun vnß criften wol Beiftant 

Ja wan wir fie vermünget hant 
Derjelben dörffen wir alle gar 

Im feel baß dan off dem altar 
Sie fein gar gut in eren zu halten 

Man glüf ond vnfal mwolten fpalten 
Das_wir ein griff nach in theten 

Vff Das wir müntz ond guldin betten 
Wil dan fant mendel als er fol 

Alle onjer jchäflin hieten mol 
Sollen wir im loblich erlich fingen 

Das wir fein birten dörffen Dingen 
Sp hiet vnß Anthonius der fchmein 

Big ſie gemeftet werden fein 
Vnd vnß feißt werden on die klyen 

Vil baß dan ſie im ſtal ligen 
Welche vnß gnedig ſein 

Den wöllen wir auch ſein nit feint 
Doch der wir ſchaden müſen hon 

Den wöllen wir ongeert lon. 


Der xv. buntgnoß. 


Allen criſtgleubigen menſchen ein heilfame warnung, dz fie 
ſich hieten vor nüwen ſchedlichen leren. 


Bil nüwer ler fein offgeſtanden 
In den ſtetten vnd vff den landen 
Darumb ich her zu euch bin kumen 
Das ich doch warnt alle frumen 
Vnd euch ernſtlich wolt verbieten 


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Das ir euch vor denſelben hieten 
Erſtlich laſſen euch bereden nit 

Wa iemans hincken ynher trit 
Das er hinckende ſo wol gieng her 

Als wan er dan nit hinckend wer 
Auch das ein altes wames ſo ſchon 

Möcht als ein nüws wol anſton 
Vnd das ein bock ſei on ein bart 

Es iſt wider die natürlich art 


77 


Vnd auch ein alte ſchüer on müß 
Vnd ein iunger bub on. lüß 

Laßt euch durch got nit darzu bringen 
Das ir glaubten diſen Dingen 

Ma iemans fürwant folche Ier 
Wie duß ein guldiner eſel wer 

Den wolt man fieren in Die ftat 
Beileib geben darzu feinen rat 

Behüten euch als ir billich ſolt 
Laſſen euch nit bewegen das golt 

Es ift nit gewohnheit merden das 
Das man ein ejel ynher lag 

Man er noch einmal quldin wer 
Hieten euch vor folcher ler 

Ir ſollen vff ſteiffem grunt bebarren 
Wer euch wolt machen zu eim narren 

Da lugen bei euwerm leib vnd leben 
Das ir der red kein glauben geben 

Nun wer doch einer wol ein nar 
Der ſolchs wolt glauben zwar 

Bleiben ſteiff vff euwerm ewangelium 
Was nit darin ſtat, geben nichtz darum 

Ir ſollen kein geſchrifften halten mer 
Dan nur ewangeliſche ler 

Was nit darin geſchriben ſtat 
Dasſelbig als kein glauben hat 

Ich warn euch hie mit hoher bit 
Brieff vnd ſigel glauben nit 

Was in der kauflüt bücher iſt 
Demſelben allem an warbheit brift 

Laſſen ſolchs für alle tüffel ftan 
Allein die geichrifften lobeſan 

Die und die ewangeliften jehreiben 


78 


Die ſollen in ir Erafft bleiben 
Doch nur allein an folchem ort 
Damit wit ftifften einen mort 
Dem ewangelium auch vil brift 
Ja wa es nit vffrierig ift | 
Vnd Hilft vnß ſtifft vnd Flöfter brechen 
Daſelbſt ſolt ir vnß dardurch ſtechen 
Ir ſollen euch niendert an me keren 
Dan was die nüwen criften leren 
Mir werden vnß bald fterefer meren 
Der vnſer fiert achttufent wagen 
Der mag von guter war wol fagen. 


Warumb bruder Veit vnd alle lantzknecht 
dem lutheriſchen bunt nit helffen wöllen. 


Ich armes blütlin Tauff daher 
Vß Franckreich von pontero wer 
Von dem rungefal mit eim ftücd brot 
Vnd hab gehört von einer not 
Die ietz im tütjchen land vffgot 
Hoch angeklagt vom Lutherer 
Mie einen bunt beriefft er 
Vnd laßt ein grofen lerm anfchlagen 
Mas ſpieß und flangen mögen tragen 
Das fol als lauffen zu der wer 
Mit gefchüg und auch mit gankem ber 
Das bab ich in Frandreich vernumen 
Darumb ich bin zu rettung kumen 
Mit grofer eil mein vatterland 
So iſt e8 nur ein münchesdant 
Er riefft vnß allen befftig zfamen 
Und gibt der Tegerftat fein namen 


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Man ich mich dan gern ftellen wolt 

So gibt ver lufig münch fein ſolt 
Sch bin vergebens hergerant 

Ih wolt das in go& marter fehant 

VBVund alle die nach mir haben gejant 

Sog iudas jo ich es als erfar 

Vnd des münchs bunt nim war 
So müfen fie fich felber fchamen 

Das fie nit melden ire namen 


80 


Das ift fein redlich manlich dat 
Die man verborgenlich begat 
Got iudas vnd fier elament. 
Ich wolt das ein der tüffel ſchent 
Der ein bunt darff heben an 
Beriefft darzu jo manchen man 
Vnd mil desſelb Fein namen han 
Weiß nieman wer Die fehbelmen feint 
Vnd jein darzu dem keiſer feint 
Vnd dem gangen römifchen reich 
Darzu den ftetten allen gleich 
Als ich es hab in eim brieff gelefen 
Der zu wurms ift gemacht gewefen 
Man ich wider das reich dienen wolt 
Ih wolt wol haben zehen jolt 
Das verbiet mir got off erden 
Das ich erft ſolt zum jchelmen werden 
Vnd wider mein erboren reich 
In kriegen ſolt erheben meich 
Gotz marter und gotz iudas beidt 
Es fol den fchelmen werden leidt 
Das ſie dem frumen iungen man 
Der erft zu reichien fahet an 
Vnd bat darzu aljo vil find 
Mit vffrur alſo leſtig find 
Vnd der tür das gelauben mir 
Darzu vnß ligt hart vor der thür 
Wolt gotz iudas das es. gejchehe 
Vnd ich fie vberziehen jehe 
Ich wolt on folt mich an im rechen 
Die bößwicht belffen alle erftechen 
Cie haben weder macht noch fterd 
Vnd trofien nach mit lumpenwerck 


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Mer inen bilfft der bat fein breiß 
Dan halt es nur für narrenweiß 
Wie münch und nunnen follen mweiben 
Vnd nit me in den Elöftern bleiben 

Vnd wie die buren follen faiten 
Die hüner brüten vff dem kaſten 
Vnd wie die pfaffen follen fingen 
Die betlermünch Fein keß me bringen 
Wir lantzknecht achten nich Der Dingen 
Vnd tütjche büchlin auch ſchreib ab 
Das iede burenmeß eins hab 
Bnd wie man fol die gloden lüten 
Ein pfarrer jegen zu rechten zeiten 
Die heiligen v8 den firchen werffen 
Das wir jte nit me bitten dörffen 
In nöten nit me rieffen an 
Das thut fein frum noch redlich man 
Ich fan der heiligen manglen nit 
Mariam ond jant Jörg Damit 
Vnd jant Jacob auch darzu 
Got geb Doch wie ein anderer thu 
Die rieff ich in mein nöten an 
So e3 mir faft würd vbel gan 
Darumb mag ich fie nit verlan 
Noch fein der andern heiligen mer 
Die bruch ich fo ich ſchwer 
Sant veltin ynd fant fürin beid 
Sant veit fein Dang mit anderm leid 
Sant huprecht und cornelius auch 
Sant deng mit feier vnd auch mit rauch 
Vnd gotz marter auch Damit 
Die heiligen mag ich lafien nit 
Gotz iudas wabei wolt ich ſchweren 
x. 6 


82 


Man du mir wolteft Die heiligen weren 
So möcht ich mich Doch nit erneren 
Man e3 mir. junft gat oberzwerg 
Mie man fchmwert am Eocheriperg 
Götz byl, götz hinſch, götz red, götz kröß 
Die flüch thu ich wan ich bin böß 
Der red mac ich ein ſolichs end 
Alleweil ſie ich nit nennen wend 
Molt ich das fie gotz marter jchent 
Alle Die dem münd gon einen drit 
Dan er gar nit guten jolt git 
Wolt got das fie Der ritte ſchit 
In der leng vnd in der mit 
Doch als vff höfenlichen ſit. 


Der erſt reiffig. 
Wer nit Lutherifch wil fein, dem fol man feinen namen 
fpötlich vnd verechtlich verendern. 


Es würt offt groß vnd vngeheüer 
Vß Eleinen funden ein groß feüer 
Alfo iſt es auch mit Difem bunt 
Darin jo mancher criften kunt 
Das ir iegund fünffgehen jindt 
Miewol ir etlich bon den grint 
Das jchat in nichg an iren eren 
Got ſei es gelobt er wil jich meren 
Für keiſer fürften vnd den berren 
Mir bon zu fuß fein mangel dran 
Doch müfen wir zum fußfolf han 
Ein reifigen züg der reit mit 
Des wir doch fünnen manglen nit 
Sp mir nun ift vil guß bejchehen 


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As ir in Dem karſthanſen jehen 
Vnd wie jie mich vereret hant 

In allem gangen tütſchem lant 
Da ſie mir gaben eine bruch 

In meine hend vff einem buch 
Der eer wil ich ſie geniefien Ion 

Vnd wil an diſes örtlin fton 
Das man zu roß vnd auch zu fuß 


84 


Den gangen bunt fait fürchten muß 
Der xvi. buntgnoß bie bin ich 

Vnd reit euch zu jo troftenlich 
Darumb wil ich mein gſatz auch geben 

Wie wir den finden widerftreben 
Als mein gefellen. auch bon getbon 

Erſtlich wil ich euch wiſſen fon 
Dan es mich zum erjten dundt gut 

Wer wider vnſere meinung thut 
Das wir demfelben aljo weren 

Sein namen im fpötlich verferen 
Sit er babit jo fprecht mit lift 

Wie das er heiß Der enderift 
Romanenſes romanijten 

Gickus gefus in ſie gefiſten 
Curtiſani curtiſorus 

Damit vertreiben wirs zum thor vß 
Den murner murnar ond ein katzen 

Mir mwöllen in zu dot mit fagen 
Der rölling hörtz nit gern villicht 

Man man zu im du nar jpricht 
Vnd fein im ficher gifftig ſtimen 

Das er daruon gewint Das Frimen 
Sein es biſchöff vnd prelaten 

Sp nennen ſie apoſtataten 

Die prieſtereſel vnd ölgötzen 

Den würtz der ley deſt ringer ſcheben 
Vnd ſo wir ſie wöln widerfechten 

Ein grimmen zan den tempelknechten 
Den gugelbuben gleißner zögen 

Vnd müfen vnß ir fnü vor neigen 
Als wir Dem murnar bon gethon 

Den wir murnarrus fchreiben Ion 


85 


In alle wirteshüfer Dar 
Für murmer genennet bon murnar 
Die fchulen paris, Teuen, Eöllen 
Mir eſelßköpffer nennen wöllen 
Vnd Doctor ecken für ein geden 
In folchem bad ift Das Die leden 
D guter ſchmutz die finger ſchlecken 
Dan-müfen te jich warlich jchamen 
Se man ires vatterd namen 
Alfo verendert in ein ſpot 
Vnd fie dermaſſen nennen lot 
Damit wöln wir te fchellig machen 
Vnd wir Durch einen keßkorb lachen 
Das ift der beite griff vff erden 
Dan fie alſo geſpötlet werden 
In irem namen mit geferden 
Man fies verjprechen wöllen jchon 
Sp wifjens nit werd bat gethon 
Vnd müfen dan in fchanden fton 
Bon allem widerfprechen Ion 
Eon bon wir dan das ſpil gewunnen 
Mie fuer milch Die da ift zerrunnen 
Alsdan gat onfer bunt vnß für 
In dem huß ond vor der thür. 


Der ander reiflig. 


Das allein die Lutheriſchen dz ewangelium vnd die war- 
heit Ieren, ond funft die gan& welt mit lügin vmbgat. 


Nun bat mich got doch wol erfrörnt 
Das mir ift von dem bunt gefeit 
Der ieh vffgat wie gegenhoffen 
Das beſſeret ſich vmb ein bachoffen 

















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In bundert und fiertzehen iaren 

Den ein burger bei den tboren 
Geftoffen Hat vß feinem huß 

Für Die flat zur muren vß 
So in Difem kunt nun find 

Alſo mancher muter find 
Doctores ritter redlich lüt 

Sp wil ich mich ietz ſumen müt 
Vnd wil auch behilflich fein den Dingen 


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87 


Das wird mit gewalt hie Durchtringen 
Mein roß ift ylend mit der Dat 
Ja wie der bunt auch bald vffgat 
Die andern bon ſich nit genant 
Das iſt fein eer vnd me ein ſchant 
Ich wil mich nennen dapfferlich 
Anthoni hurri der bin ich 
Befantlich bin ich bergeftelt 
Zu Augipurg fent mich alle welt 
Das wir nun vonſere find bag jchenden 
Vnd den gemeinen man verblenden 
Sp riemen euch auch vmb vnd vmb 
Wie wir das ewangelium 
Vnd allein Die warheit jagen 
Vnd alle andern lügen tragen 
Wie ſie on geichrifft Die welt betriegen 
Vnd alles das fte jagen liegen 
Rieffen ſtetz vnd hört fie nim - 
Schrift, Ichrifft mit luter ftim 
Götlich gefchrifft und heilige gefchrifft 
Vnd was der felen heil antrifft 
Suchen wir jo manigfalt 
Wie dem ejel der ſack empfalt 
Mit dem ewangelium vnd der warheit 
Vnd was die heiligen gefchrifften feit 
Man wir und beriemen Der 
Alsdan würt fürgon bnfer ler 
Laßt euch befümern nit damit 
Obſchon die geichrifft Das meldet nit 
Noch dannoch jags on alle jchand 
Wie Das es warlich Dinnen ftand 
Zu leid muß es in Dinnen fton 
Ja wan in brech der buch Daruon 


88 


Man ſie dan fragen wa es flat 
So jagt es ftand im weiſſen blat 
Gon ſuchtz in aller tüffel namen 
Wer luthers iſt muß ſich nit ſchamen 
Zu riemen ſich der heiligen geſchrifft 
Vnd was die narrenkap betrifft 
Wer wolt doch diſen bunt annemen 
Wan er zu liegen ſich müſt ſchemen 
Die criſtlich freiheit tregtz vff ir 
Zu liegen ſei erlaubet dir 
Iſts den türcken vnd den heiden 
Erlaubt zu liegen inen beiden 
Vnd wer ung armen criſten geroten 
Ein criſtlich lügin gar verboten 
Sp würd der criſtlich glaub abgon 
Vnd niemans me jich teuffen Ion 
Darumb das vnſere facrament 
Beleiben biß der welt zu end 
So jei zu liegen erlaubt iederman 
Sp mwürt die luthery beſtan. 


Der drit reiffig. 
Das man fhmahbühlin mit onbefanten namen on alle 
warheit laß vßgon wider alle die nit Intherifch wöllen fein. 


Ih bin Cuntz fuder ſeht mich an 
Zu Augipurg kent mich iederman 
Wa mir berfumpt der fuer nam 
Wißt das er mir von tugent fam 
Ich bin Fein fucker nit erboren 
Wiewol fie mich bon vßerkoren 
Vnd iren rechten namen geben 
Das bat getbon mein adlich® leben 


89 


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Vnd mein ritterliche dat 


Darumb zu augſpurg mich der rat 


Hat an ir rathuß laſſen malen 


Das ich bekant möcht ſein euch alln 


Nun wil ich ietz meiner ritter 


ſchafft 


ie geben krafft 


n diſem bunt h 
Als die ſich redlich weren wöllen 


3 
Vnd wil mich manlich hieher ftellen 


90 


Mit andern frumen buntzgeſellen 
Vnd wil auch geben meinen rat 

Der mich am beſten bedunckt hat 
Vnd was ich rat zu guten enden 

Das darff ich ſelb thun mit den henden 
Darumb ſo achten alleſant $ 

Wa iemans thet on widerftant 
So riefft im vß ſo thür den wein 

Legt er ſchon kein in keller ein 
Vnd facht in an zu libillieren 

Vil böſer ſtück doch nit probieren 
Vnd alles das er ie hat gethon 

Das ſolt ir im dryn ſchreiben lon 
Das menglich kum alſo zu wiſſen 

Seit Das er hat in die wiegen gſchiſſen 
Eröffnen al fein böſen dück 

Heimlich verborgen vnd zurück 

Vnd achtens für kein ſchelmenſtück 
Dan ſo der keiſer iſt mit yn 

Vnd alle biſchöff an dem ryn 
Deßgleichen alle churfürſten gemein 

Vnd auch die reichſtet nit allein 
Sunder auch vil künigreich 

So werden wir in nimer gleich 
Dan mit ſolchen boſſen reiſſen 

Das wir verborgenlich ſie beiſſen 
Vnd alles böſes von in ſagen 

Vnd ob es falſch wer dannocht klagen 
Hon ſie aber gutz gethon 

Das ſolt ir vngemeldet lon 
Vnd das gut in böß verkeren 

Was geltz, wir werden ſie dan leren 
Man muß das duch wol alſo ferben 





37 


53 möcht junft an der farb verderben 
Dann wil dem bunt got belffen nit 
So helff der tüffel ung Damit 
Molten münch ond pfaffen gemein 
Sp arojes gut haben allein 
Nüt, nüt es bleibt in kum Die efchen 
Wir wöln Die hend in guldin wejchen. 


Der lumpentroß. 


Wer futherifch wil fein, ver muß mit lügen vnd lumpen— 
werd mit ven troß off land faren. 


Sp onſer bunt ift alſo groß 

Das wir zu fuß und auch zu roß 
Mögen vnſere find beiton 

Noch müjen wir ein troßzüg bon 
Der vnß erleichter unferer mie 

Vnd trag vnß onjere lumpen bie 
Damit wir fürdern onſere jterf 

So man vnß vnſer lumpenwerck 
Naher füret alſo gefliſſen 

Ja lumpen die da ſein beſchiſſen 
Ich mags wol mit der warheit ſagen 

Das der im lumpen laßt nachtragen 
Der da ift jo jchmechlich frum 

Das er mit lumpenwerck gat vmb 
Vnd mit lügen gat off land 

Im ond allen ung zu ſchand 
Das man im glaubt jo vberzwergf 

Mit lügen vnd mit lumpenwerck 
Mer in einem ftüf lügt an 

Der bag im andern me getban 

Vnd Fan nit von der gemonbeit fan 





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Doch das ir mich verſtanden baß 
Vnd ich mit warheit ſage das 
So iſt es aller welt befant 
Das ir zu wittenberg habt verbrant 
Das geiſtlich recht vnd habt darneben 
Der daten dreiſig vrſach geben 
Erſtlich wie darinnen ſtant 
Das die bäbſt geredet hant 
Wie ſie die gottes gebot nit bindt 


93 


Zu halten auch nit jchuldig ſindt 
Vnd iſt erdichtet vnd erlogen 

Dan ir habtz vß den fingern geſogen 
Zum andern wendſtu felſchlich für 

Die heilige geſchrifft vnd endreſts mir 
Darin ſant peter radet fein 

Der oberkeit gehorſam zu ſein 
Sein wörter luten nit alſo 

Wie dan du die fürwendeſt do 

Vnd driſcht ein leres haberſtro 
Zum dritten ſagſtu das onbillich 

Wie der babſt vergleichet ſich 
Der ſonnen die da lüchtet ſchon 

Sol drumb das gantz recht vndergon 

Obſchon der keifer wer der mon 
Bringſt darnach auch vff den ban 

Der babſt Der ſei nit vnderthan 
Den conciliis bereit 

Vnd ouch gemeiner criſtenheit 
Vnd diſer reden ſei die buß 

Das bäbſtlich recht verbrennen muß 
Zögft an wie er mit follem gwalt 

Alle recht in jenem bergen halt 
Vnd nenft ein ort darin es ftand 

Wiewol wir Damit funden ‚hand 
Legſt im darnach ein lafter zu 

Das nimer gut den criften thu 
Wie das er ſag in feim decret 

Wan jchon der babft der boßheit bet 
Alſo vil das er om zal 

Zum tüffel fürt Die criften al 
Sol er dannocht nit hie vff erden 

Bon feinem gemalt entjegt werden 


94 


Ja wan alle rechten das gedenden 
Ein heſſin Fe mil ich Dir fchenden » 
Auch wie er fei des reichs ein erb | 
Damit das keiſerthum verderb 
Des lumpenwercks iſt alfo vil 
Das ich fein nit_me dencken wil 
Mas Hat Dich Doch der nöten an 
Das du diſe lügin haft gethan 
In aller tüffel namen ſuch N 
Es ftat doch nit alio im buch 
Doch lumpenwerck ift euch kein fchand 
Damit ir trojien vber land 
Vnd liegt was ir gejagt band 
Es itat eim frumen man nit wol 
So man im beifcht Der lügen zol 
Wa lügin lauffen allermeift 
Da ift bei got fein beiliger geift 
Der beilig geift fumpt nit dahin 
Da doch fein frumer man mil- fin 
Wölt ir die gang welt reformieren 
- DBnd mölt den lügentroß vmbfieren 
So züct mit euch fein redlich man 
Griftlich fach wil fein lügin han. 


Des bunds hauptman. 


Der ift zu onferm hauptman gut 
Der mit freuenlihem mut 

Dem babſt ond feifer greifft in bart 
Vnd funft off erden niemans fpart. 


Sp vnß der groß nar bat berbract 
Zu fuß ond roß mit folcher macht 
Das wird der gangen weiten melt 









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(Euther) 
Streit vermügen in dem felt 
Lıfferen vnd ein jchlachten geben 
So müjen wir auch ieß Daneben 
Hauptman, fendrich, lietenant 
Profoß und weibel bon zur hant 
So ih nun niemand wiſſen fan 
Dem diſe fach ligt berter an 
Inbrünftiger iſt in diſen ſachen 
Den wir zum hauptman ſolten machen 


96 


Dan den luther jelb vff erden 
Sp muß er vnſer hauptman werden 
Dan er darzu iſt wol bereit 
Vnd hat die kut ſelbs hingeleit 
Vnd wil nit me im kloſter betten 
So kan er gſchmeidig ynhar tretten 
Vnd kan die menſchen adhortieren 
Das ſie den bunt mit eren fieren 
Auch kan er mit ſein büchlin machen 
Das manchem würt die ſchwarten krachen 
Vnd darff den babſt ſelbs greiffen an 
Mit dem keiſer thun in ban 
Auch die pfaffen mit ſeim ſchwetzen 
Darff er von ampt ond eren ſetzen 
So darff er alle biſchöff ſchenden 
Vnd die cardinäl anwenden 
Vnd ſie alle heiſſen weit mulaffen 
Darzu die münch vnd auch die pfaffen 
Schelmen, buben, lecker nennen 
Vnd dem babſt ſein recht verbrennen 
Darumb er ſich hat on not 
Höher vffgeſetzt dan got 
Was dörfft er für got vffhin blitzen 
Warumb bleib er nit onden jigen 
Da ander heiligen figen zamen 
In hundert tufent rüffel namen 
Darumb zuft er im ab zwo kron 
Vnd bat im nur die Eleineft gelon 
Auch bat den babſt in gotte$ namen 
Darzu die menfchen allefamen 
Die bei dem babjt auch wöllen fton 
In vngnaden gottes gethon 
Sp nun der Feifer bei im flat 


97 


Vnd den babſt befchirmpt Hat 
So darf er in auch greiffen an 
Mit feinem zorn und jeinem ban 
Darumb ift er ein dapffer han 
Vnd ift vnß ein guter hauptman 
Marumb wolt er nit hauptman fein 
Sp er darff greiffen in bart hinein 
Vnd hat abthon Die ſacrament 
Damit der babſt vnß hat geblent 
Wan got im nit entrunnen wer 
In himel geſtigen alſo fer 
Er het in ſelber griffen an 
Der grim zinck vnd dapffer man. 


Das fußfenlin. 


Hie flügt das ewangeliſch fan 
Wer criſtlich ift ond wil daran 
Vnd liebet ewangelifch ler 
Der lauf zu diſem fenlin ber. 
> 


So nun das fpil nit mag zergon 

Es muß ein münch darneben jton 

Den wir zum bauptman genumen bon 
Drü fenlin muß ich vffwerffen 

Die wir faft wol im bunt bderffen 
Dem fußfolck eins, ond eins den rofjen 

- Das drit wir geben onſern trofien 
Das erft ift vnſer ewangelium 

Wie man flifftung würffet vmb 
Vnd die Elöfter gar zerbricht 

Dan wir der meſſen dörffen nicht 
Sp wir ombs ewangelium fechten 
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Mit allem bunt und den fußfnechten 
Doch nur wa es ung fleglich ift 

Vnd auch zu vffrur iſt gerift 
Es ftat nit din got geb got grieß 

Das man dem babit küß feine fieß 
Vnd er vfftrag Drei guldin fron 

Wir mwöllen im fum ein vfflon 
Sp dunckt mich auch es fei nit recht 


99. 


Das ein babft ftreit oder fecht 
Ja onſer bunt gang nich zulat 

Mas nit im ewangelium ftat 
Alles das wir fchuldig jind 

Vnd in der duchlüt bücheren findt 
Das jein zu bezalen nit gerift 

So es nit im ewangelium ift 
Der iſt fürwar fein rechter crift 

Der nit mit diſem fenlin wift 
Das ewangelium ligt ung an 

Wie es der groß nar zöget dan. 


Das reiſſig fenlin. 


Zu bergen faflen die freiheit 
Dan fie ift vnß im tauff zugefeit. 


Eriftliche freiheit ift das fan 
Das wir den rütern geben an 
Wie Der Luther gefchriben hat 
Zu .babilonien in der flat 
Sein wir alle gfangen gweſen 
Biß wir Durch luthern jein genefen 
Der onß erlögt hat vB banden 
Vnd freiheit geben zu Den handen 
Got Dank dem frumen erbern man 
Das wir iefund in freiheit ſtan 
Vnd dörffen weder beichten, betten 
Dergleich nit me zu kirchen tretten 
Dapffer feiern wenig faſten 
Am morgen in dem betlin raſten 
Kein meſſen horen noch frü vffiton 
Dan er fein gut werd me wil how 


100 


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Allein das wir fteiff glauben al 
Das criftus berg vnd alle dal 
Hat gleich gemacht für on verbienet 
Vnd mit got vnß gar verfünet 

Ich wil glauben was er mil 
Co ſtarck vnd fteiff fo wenig vil 
Das mir nur eriftlich freiheit gebei 
Vnd aller guten werd ſei frei 


101 


Depgleih am morgen mög lang jchlaffen 
Vnd niemand hinfürt mich dörff ftraffen 
- Wem ift die freiheit als vnmer 
Der vß gefendnis nit beger 
drei zu fein bie frei bie frei 
Verſpricht vnß Martins lutherei 
Darzu gelen birjenbrei. 


Das troßfenlin. 


Wes liegen niemans fan verfion 
Der muß zu difen fenlin gon. 


Sch ſihe wol das fein eerliche fachen 
Das wir ein folchen Bunt bie machen 
Mit criſtlicher freibeit gangen vmb 
Vnd dem heiligen ewangelium 
Das -droßfenlin laß ich fliegen 
Das niemans darff darunden liegen 
Dasſelb ich euch die warheit nen 
Dan ich den luther alſo ken 
Das er in aller criſtenheit 
Kein lügin ſchreibt noch iemans ſeit 
Vnd alle die da lutheriſch ſindt 
Den lügen ſein von hertzen findt 
Doch iſt die ſach nit alſo ſchon 
Wan on geferd an dem fürgon 
On mein willen on mein wiſſen 
So ich nit für mich ſehe gefliſſen 
Vnß etwa zwölff ſeck oder zehen 
Von lügen füllen die wir lehen 
Bon vnſern nachburen vnſern fründen 
Vnd iemans die würd bei vnß finden 





Das jol für vbel niemans bon 
Wie fünnen wir on lügen fton 
Wir liegen vß der heiligen gejchrifft 
Vnd fünnen zilen das man trifft 
Vnd ſich des niemans bie fan widern 
Vnd fünnen vnfere lügen fidern 
Schleiffen, gletten vnd ballieren 
Die gröften lügen wol glofieren 
Das niemans jolichs merden fan 
Darumb wir alzeit war wöln han. 


103 


Klag der gemeinen riften das die drü fen- 
fin die lutheriſchen geftolen haben. 


Her ber frifch dran criftliche gemein 
Den waren glauben bat allein 
Der gröffer huff der ceriftenbeit 
Das eriftlich baner billich treit 
Der eriften ein folch groje zal 
Im feifertbfum und vberal 
In fo vil manchem fünigreich 
Die narren jein vnß niendert gleich 
Iſts gleublich was ung eriftus lert 
Wa zwen er son im reden hört 
Wil er der drit man bei in fton 
MWarumb wolt er dan fo verlon 
Ein jolchen huffen in fein eren 
Verſamlet ond criftlicher leren 
Solt ſie ſo manches ewigs iar 
In irthum haben laſſen zwar 
Vnd erſt in onſern letſten tagen 
Die warheit zwenen dreien ſagen 
Das wer von criſto hoch zu klagen 
Das er verließ ein ſolche gemein 
Vnd ſtelt zu dreien ſich allein 
Verließ ein ſolchen huffen gar 
Vnd ſtelt ſich zu den narren dar 
Wie kan ich das im glauben halten 
Das haupt von ſeinen glidern ſpalten 
Sp nun die gemeine eriftenheit 
Die gliver jein als paulus feit 
Wie kan das haupt der reiche criſt 
Der alzeit bei den glidern ift 
So lange iar verlaffen bon 


104 


Sein arme glid in irthum ſton 
Ich glaub die heilige eriftlich gemein 
Den artikel halt ich rem 
Ja wie ich den geſchworen hab 
Dem fand ich nimer ewig ab 
Mit hertz, mit hant und auch mit mund 
Berjprich ich get mein eid und bunt 
Im leben bie vnd Dort im grunt 
Bedenckt ir eriften eumern eidt 
Das ir zu gemeiner criftenbeit 
In dem tauff geſchworen hant 
Nun Iugt thun ein trümen ftant 
Vnd weicht nit. ala frum erber leut 
Es gilt Fein reimen von der heut 
Es gilt die feel Das himelreich 
Zu difem dort auch ewiglich 
Ach retten eumere facrament 
Darin ir glaubt vnd hoffnung bent 
Die jo böflich fein gefchent 
Vnd mit den fiefen fein zertretten 
Als ob ſie gottes gnad nit betten. 


Das baner der warheit. 


Die baner die fie laſſen fliegen 
Wöln fte mit lift euch mit betrieger: 
Das erft das fte der warheit nennen 
Dasjelb wir baß dan fie erfennen 
Vnd haben fünffgebenhundert tar 
Dasjelb getragen hoch embar 
Mit aller warheit hergetragen 
Got geb doch was drei Feger ſagen 
Ob dis vnd das eim marbeit ſei 


105 


Griftlichen oder ketzerei 
Das hat die frum criftenheit 

Mit grojem koſten vil arbeit 
Alles wol und recht erfant 

Gegeben trümlich zu der hant 
Vnd bat euch warlich nit betrogen 

Vff diſe fund auch nichtz erlogen 

Vß got ond nit den fingern gejogen 
Der warheit baner ift beliben 

Dn alle lügen hoch beſchriben 
Bon den lerern vB der gemein 

Vnd nit von dreien erſt allein 
Mas vnſere lerer bejchriben hant 

Warhafftig hon wir das erkant 
Vnuß ſol als billich geglaubt werden 

Als zwenen dreien mit geferden 
Sol man zwenen glauben geben 

So glaubt man billicher daneben 
So vil tuſent criſtenman 

Die nie kein menſch erzelen kan 
Darumb laß dich ir liſt nit ſchedigen 

Wa du die lügner hörteſt predigen 
Die warheit ſag ich dir 

Würff in das criſtlich baner für 
Vnd ſag ich glaub die criſtlich gemein 

Vnd halt für warheit das allein 
Was mir erkent die criſtenheit 

Vnd nit was ieder prediger ſeit 
Die gemein hat zu erkennen das 

Was warheit oder lügen was 
Was antrifft die gantze gemein 

Das fol nit handlen einer allen 
Die eriften das für warheit hant 


106 


Was gemeine criften bon erfant 
Vnd nit was einer infunderheit 

Für ein warheit predigt feit 
Es jein freuel böſewicht 

Die irer eren achten nicht 
Vnd nemen ſich zu erkennen an 

Das vor die gange gemein bat than 
Der warheit baner ift der gemein 

Das ſie in eren tregt allen 
Wer das offwürfft infunderbeit 

Thut wider eer, fein pflicht vnd eidt 
Wa du nun hört von warheit jagen 

Da foltu bald und ernftlich fragen | 
Ob das Die gemeine criftenbeit 

Auch für ein warheit halt ond feit 
Halt ſie es dan für warbeit nit 

So weich som jelben jehneller drit * 
Und lauff dem grofen huffen zu 

Da finditu jicherheit und rum 
Dan billicy mir zubanden ftat 

Wie es dem merern buffen gat 

Den criftus nimerme verlat. 


Das ewangelifch baner. 


Das ander baner das jle tragen 
Da muß ich fieren Bitter Elagen 
Het in off erd fein menjch empfolben 
Sie hons der criftengemein geftolen 
Die heilig gemeine criftenheit ° 
Hat vnß vff erd allein geſeit 
Vnd gelernet ire kind 
Welches die ewangelien ſind 


107 


Ja wan ir feins beſchriben wer 

Sp blib dannocht eriftus ler 
In lebendigen Büchern bejchriben 

Vnd wer in vonjern bergen bliben 
Des ſie vnß felſchlich wöln berauben 

Der criſtlich gemeinen nit glauben 
Der iederman glaubet baß 

Da noch fein emangelium was 
Beichriben von den ewangeliſten 

Glaubten doch Die gememen criften 
Mas fie die botten crifti lerten 

Vnd von iren mündern hörten 
Das ift alſo gehalten bliben 

Da noch fein buch nit was gejchriben 
Noch glaubt man gemeiner criſtenheit 

Mas jle von erifto lernt vnd feit 
Biß ſie nachgond angenumen bat 

Die ewangelifch beichribne dat 
Diefelbig lieblich frölich mer 

Bon got gefant von himel ber 
Die bon ſie an jo manchem ort 

Gerindlet wol off tufent mort 
Vnd zerren daruß den verjtant 

Den onſere gemein nie bat erkant 
Mer fan das ewangely fron 

Im grunt vff erden baß verſton 
Den die frum vnd criftlich gemein 

Die weder lügt noch trügt Fein 
Darumb wa du mir zögit ein ſpan 

Den wil ich an Die gemein lan 
Mas mir Die gemein erfent Darin 

Das fei der ewangelijch jin 
Das nim ich für ein warheit an 


108 


Vnd wil bei irem vrteil ſtan 
Die criftenbeit hat nie gebunden 
So mil e8 mich nit ficher bedunden 
Das ich weich von der eriftenbeit 
Vnd hör was mir ein eingiger jeit 
Die gemein Die mir vor hat gegeben 
Das heilig ewangelifch leben 
Vnd mich bericht on argen lift 
Welches das ewangelium ift 
Die thut mir das auch wol befant 
Welches ſei der recht verftant 
Den wil ich von der gemein gern hören 
Vnd nit erft von eim weber leren 
Der me verwürt vff einen tag 
Dan ich mein lebtag jehlichten mag 
Ich jag es noch, Habs vor auch gefeit 
Mein lerer ift die criftenheit 
Vnd laß mich fein eingigen man 
Bringen vff ein andern plan 
Das ewangelium fürwar 
It me dan fünffgehenhundert iar 
Geweſen bei der ganten gemein 
Die ſolchs baner tregt allein 
Wem jte dasjelb nit bat empfolben 
Der bat es wifjenlich geftolen. 


Das baner der freiheit. 


Yun Fum ich auch das drit zu jagen 
Das ſie vnß meinen vorzutragen 

Griftlicher freibeit jte Das nennen 
Das wir vil baß dan ſie erfennen 

Sie Flagen ſich mit grojen meren 


109 


Als ob fie hart gefangen weren 
Sie molten gern in freiheit reifen 
Wider oberfeiten jpreiffen 
Vnd jelber handlen irs gefallen 
Dasſelb gefiel den narren allen 
Das in fein boßheit würd vergolten 
Vnd theten alles das ſie mwolten 
Ließ man den Finden iren willen 
Man künt fie bald von weinen ftillen 
Sie werffen hin all menjchengebot 
»Bnd bon fein obern me dan got 
On got wöln jte fein herren bon 
Dan fie in folcher hoffnung flon 
Er würd fie alles machen Ion 
Vnd in weren nit ein meit 
Vff erden hie in diſer zeit 
Es ift vor me verfianden worden 
Wie diſe freiheit bringt ein orden 
Man der och5 verwürfft Das ioch 
Vnd Das ro fein fumat noch 
Vnd der buer laufft von dem pflug 
Sp geichehe dem adfern nit gnug 
Ja wan ir in der freiheit weren 
Die ir fo felfchlich ietz begeren 
Sp dunckt mich ie es wer nit gut 
Vnd watten Iengeft in dem blut 
Doch jeht euch für und treffens zil 
Ih glaub das got nit leiden mil. 


Wer dem grofen narren in ven fohuhen fißet. 


Fünfftzehen knecht vnd drei zu roß 
Mit ſolchem lumpenwerck ond troß 
Iſt fürwar nit gnug zum ſtreit 
Wir müſen haben me der lüt. 


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Non her mein vetter ſag mir an 

Hie ſein noch vil zu wenig man 
Darumb ſag mir iſt iemans mer 

In dir verborgen ſag in her 
Dan wa du dich des wolteſt ſperen 

So müſt ich dich noch baß beſchweren 
Thu mit lieb was ich dich bit 

So darff ich dich hie peinigen nit 


1118 


Ich förcht ſolt ich Dich befchweren me 

Dein ber& würd brechen Dir von we 
Sag den tüffel berug mit willen 

So bringftu mich zu rum vnd ftillen 
Vnd bilffit Dir jelber auch 95 not 

Das du von befchweren ſterbſt nit Dot 
Du muft mir Furt abjagen das 

Dan es bedüten muß etwas 
Warumb tregftu an einem bein 

Ein ftiffel vnd am andern fein 
Sunder einen buntſchuh groß 

Das man den jchendel Dir ſicht bloß 
Buntſchuh ftiffel hört nit zufamen 

Das fint muß bon ein andern namen 
Es ift eim ftechzüg gar unglich 

Der ſich zufamenrindlet nicht 
Spar nur den atbem vnd jag har 

Ge ich Dir vber Die nafen far 

Vnd beſchwer den tüffel vßher gar 
Nun jum Dich nit ond ſags heruß 

Ee das ich kum mit burlebup 
Das ift der böft fluch vff erden 

Damit vff erd mag beichworen werden 

Nun hüt dich kum ich mit geferden. 


Der groß nar. 


Ach temerliche not vff erden 

Muß ich erft me beichworen werden 
Das facht mich hoch an verbriefjen 

Mag ich dan gar des nit geniefien 
Das wir Doch beide vettern jindt 

Mir thet fo we vff erd fein findt 


112 


Als du mir thuft ond biſt mein fründt 
Der tüffel darff der früntjchafft dein 

Wolt got das du legſt in dem rein 

Vnd ſchwimſt ins niderland dahin 
Du fragt vnd fragjt recht wie ein Find - 

Als wißftu gar nit wer fie find 
Du biſt als jchlechter dumer ft 

Das dich der einfaltig ritten jihit 
Als kündſtu nit gang drü erzelen 

Vnd beteft für die lieben ſelen 
Vnd bift rotunder dan ein bolg 

Auch beſchißner dan das galgenholg 
Hab ich nit gnug thon meiner eren 

Das ich mich hab lon dapffer hören 
Welch in meim leib verborgen ligen 

Das ich dasſelb nit hab verfchwigen 
ALU die verraten in mein magen 

Muß ich Dir erft auch weiter fagen 
Mer in jchuben ligt vergraben 

Es fein dannocht zwen rechter knaben 
Mes züchjtu mir Die ſchu nit vß 

Vnd rupffit ſie mit dem bar heruß 
Such ſie jelbs was fragitu mich 

Doch wil das felber jagen ich 
Das du nit aber trümelt für 

Die Ienden baß zu gürten mir 
Vnd noch baß dermaß befchweren 

Auch wölleſt mich baß geigen leren 
Lern den tüffel in dem hertz 

Ich mag nim leiden ſolchen ſchmertz 
Vnd mich noch baß beſchweren lon 

Ich ſtirb bei got zu dot daruon 
Ich wolt ee ſagen alles das 


113 


Was ie in mir verborgen was 
Guck in meinen ftiffel ein 
Da findſtu bruder  ftiffelein 
Das jihwarzbrun münchlin bei mein eidt 
Das gejungen bat von bruder veit 
Das ein augujtiner was 
Wiewol Der nar gefelt im baß 
Vnd bat fein Eütlin vßgeſchwenckt 
Bnd-an einen baum gebendt 
Vnd laufft iegunder rumplieren 
Wil mit der welt fürt trumphieren 
Ach lieber vetter laß in gen 
So fingt er Dir ein liedlin ſchon 
Als er dem luther hat gethon 
Süß in bruder veiten thon 
Er hat ein ſtimlin nach der kürtz 
Wie ein eſel bricht die fürtz 
Ir müſen dannocht ſenger han 
So nim dasſelbig münchlin an 
So ſingt es dir ein liedlin dran 
Würt ſtetz bei dir ſein vnd vmen 
Es darff nit me gen Eßlingen kumen 
Nit das es etwas hat gethan 
Allein das es wol ſingen kan 
Vnd hat daſelbſt zu hoch gegeckt 
Ein ſieche kindbetterin erſchreckt 
Hon ſie verbotten im die ſtat 
Das er nit hübſchlich geſungen hat 
Dasſelb im nit ein herlin ſchat 
Es müſt ſunſt ſeinen orden fieren 
So laufft es lieber bubelieren 
Vnd hofft es wöl ſich bald nit ſchemen 
Zu der ee ein iunckfraw nemen 
8 


114 


Die welt mit lieben finden meren 
Wie Dan der Iutber das fan weren 
Jh hab ſchon vff ein ort geleit 
Nüme müng darzu bereit 
Die ich gaben wil dem frumen 
Vnd mil im vff Die hochzeit Fumen 
Es ift ein böflichs menlin zart 
Vnd bat ein adeliche art 
Sch bit hab in in funderer acht 
Es bat Dir doch ein büchlin gemacht 
Gefungen dir in ſüſem thon 
Das joltu in genteflen Ton 
In dem buntichu juchen mir 
Grofe narren züchs berfür 
Die-dife vffrur bon erdacht 
Vnd den buren weiß gemacht 
Darzu bericht die gange gemein 
Sp iedem möcht der werden ein 
Der mol gerincklet wer gegürt 
Der würd fein mangel haben fürt 
Dan wer ein folchen buntichu bat 
Demfelben nit mer vbel gat 
Vnd bat fein mangel me vff erden 
Wer nur ein ftüf daruon mag werden 
Dan wer in legt in waſſer ein 
Sp würt das waſſer Inter wein 
Legt er in dan bin vff das forn 
Mürt hüt ein fefter tufent morn 
Alfo meret fich als gut 
Mas nur der buntjchu rieren thut 
Iſt das nit den armen gut 
Vnd der armen eriftengemein 
Die noch weder forn noch wein 


415 


Hat im bug und muß verderben 
Darumb fol ieder vmb ein werben 
Oder vff Das minft Dir werd 
Ein rincken daruon mit geferd 
Doch möchtjt den riemen vberkumen 
Das würd Dir ewig bringen frumen 
er nur vom buntichu den riemen find 
Derfelb würt reich er fein kind 
Sie bon auch ein in fchluraffenlant 
Darumb jte jo gut leben hant 
Da ift Iebfuchen iede want. 


Wer durch ein ſtarcken firup vnd trand ver 
unbefant vnd verborgen Karſthanß ift erfun- 
den worden, 


Je ſolt man alle glocden füten 

Zu diſen freidenreichen zeiten 
In aller welt zu diſen fachen 

Jaa groſe frödenfeier machen 

Das durch argnei vnd lift 

Der gelen karſthanß funden ift 
Der vor ift vnbekant gemejen 

Es ift wol fo ein lieblichs leſen 
Im manglet nit me dan ein man 

Wan er fein reden hat getban 

Der doch im fieng zu lachen an 
Oder andern gebüt zu lacher. 

Er fans wol alio ſchimpflich machen 
Sa wüßt der feifer wer er wer 

Er müft im fein ein grofer ber 

Er fagt wol aljo hübſche mer 
Alle bücher die da fein vff erben 


116 


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E 
EIS 


G 


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Sollen nach dem formiert werden 
Ach wer fein buch ein model fein 

Das man alle bücher güß Darein 
Oder wan es ein müterlin wer 

Das es der tungen mer brecht ber 
Sch balt vil druff bei meinem eid 

Darumb iſts mir von bergen leid 
Das ich in in dem hindern fant 

Er jolt bon ein eerlichern ftant 


117 


Dan den narren in Den magen 

Das er nit leicht möcht in veriagen 

Vnd binden 95 der maſſen fragen 
Puch der grpien fchand vff erden 

Das karſthanß fol gefchiffen werden 
Der edel Dichter-mit feinem buch 

Sol lauffen durch des narren bruch 
Sch bin ein Fa und hab fein fin 

Darumb ich groß mit worten bin 
Hetten jie mich Ion ein menfchen bleiben 

Ih wolt die großen wort nit treiben 
O vetter liebiter Vetter mein 

On zorn fan ich nit mit Dir fein 
Das du dem karſthanß nit Daneben 

Ein edlern ſitz doch hetteſt geben 
Vnd hetſt Doch gebrucht gröfere wigen 

Dan das du in Miet im hindern fißen 
Du möchtſt in Doch genieffen Ion 

Des jchreibens das er hat gethon. 


Der groß nar. 


Ach Tieber vetter zürm Doch nit 
Vnd bör beicheit Durch meine Bit 
Er ift bei andern narren geſeſſen 
Ich Hab fein warlich nit vergeflen 
Doch was im gelagt jolche redt 
Mie Das man in gefuchet het 
Vnd hat ein gebot vßlaſſen gon 
Wer ſchmachbüchlin hat truden Ion 
Colt nemen jeinen Ion daruon 
Wie es ſtot ins keiſers rechten 
On alle vßred und widerfechten 


118 


Sol er vom galgen vff Das rad 
Nun wer e8 iemer vnd iemer ſchad 
Das ein jolch Eunftreicher man 
Solt vff dent rad bei dem galgen ftan 
Er bat doch warlich wol betracht 
Vnd aller welt ein freid gemacht 
Das mancher hat jein bauch zerlacht 
Alsbald er böret diſe mer 
Wie Das der feifer zornig wer 
Molt er da ylends nim beharren 
Bei den andern grojen narren 
Vnd hat ſich in mein ars verborgen 
Alſo behüt vor allen forgen 
Er ſitzt Dannocht vil wörmer din 
Dan fürt man in zum galgen bin 
Vnd geb im da ein meyenbad | 
Von dem galgen vff das rad 
Das er fich fürbaß des folt fchamen 
Schmachbüchlin unbefanter namen 
Mit lügen nit mer lieg vßgon 
Als fie zum dickernmal bon gethon 
Hetjtu in nit heruß vertriben 
Er wer noch lenger din bliben 
Ach allerliebfter vetter mein 
Laß in doch jchlieffen wider drein 
Er würt dirs nit vndandbar jein 
Einmal jchig ich in ſunſt in rein. 


Wie zuletft noch zwen giefenheingen, das fein 
. doppelnarren, vB dem grofen narren getrudt 
werden. 


Ach got wie nimpg fo grofes feichen 
Ee das die giefenheingen weichen 


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Es bag uff erd fein man nie Fint 
Mas doch gickenheintzen jint 

Es fein gar feißte narrenqued 
Vnd bon gemurglet in dem ſpeck 
Der gelten nün ein Dubentred 

Man fie dem grofen narren ſeſſen 
In den hoſen in den bejien 

Sp würff er jie bin mit dem Fleidt 
Das fie im nit me brechten leidt 


120 


Stecken fie dan in dem magen 
Sp möcht ers hinden vßhin tragen 
Vnd werden ledig ſchon vnd fein 
Wan er fie gefchiffen bet in rein 
Wan fie dan ſeſſen in den bar | 
Sp möcht mans fehneiden abher zwar 
Nun bon fie gemwurglet in dem ſpeck 
Lon ſich nit treiben bald hinwegk 
Man muß fie Frefftiglich vßdrotten 
Dan jte nit weichen von gebotten 
Und Ion fich kurtzab nit beichweren 
Noch mit ſchimpff noch erniten leren 
Der gickenheintzen weiß ich ein 
Der bat arm füß und Tante bein 
Und Das podragra darzu 
Auch weder tag noch nacht Fein ru 
Kan auch weder fiten noch gon 
Das zipperlin gibt im den Ion 
Was er vff erd ie hat getbon 
Noch darff er fich des riemen frei 
Das er im bimel gemefen fei 
Mit jant franeifcen hab geret 
Mie das er im befolben bet 
Vnd im gefieret wunder Elagen 
Wie er mir ernftlich das fol jagen 
Das ich fein rot baret fol tragen 
Es thü im oben we im magen 
Wie Fan ich glauben folche redt 
Sch jihe das er dort ligt im bet 
Vnd fan nit ftelgen oder gen 
In wil das podagra nit lon 
Vnd meint ich fol im glauben das 
Wie er im himel gewefen was 


121 


Vnd hat mit fant franciß geret 

Vnd ſcheißt mit vrlob Dort ins bet 
D gickenheintzen lieben lappen 

Meint ir alſo ins muß zu dappen 
Das ir mit ſolchen lutenley 

Vnd vngeſaltzenen habernbrey 
Wolten eim verdienten man 

Sein baretlin greiffen an 

Ir theten wol noch me daran 
Lauff wider vff zu ſant franciſſen 

Vnd ſprich der bot hab ſich beſchiſſen 

Haſt mirs baretlin wol verwiſſen 
Lauff vffhin bald hab kein verdrieſſen 

Du biſt doch ſunſt gerad in fieſſen 
Vnd ſag im, lig im etwas an 

Das er das ſelber mich erman 
Keim gickenheintzen daruon ſag 

Der, weder gon noch lauffen mag. 


Die prennarren. 


Ab got wie fißen in den oren 
Sp grofe narren vnd doren. 


Das jein mir freilich groje doren 
Die Darumb ſitzen in den oren 
Das ſie nit hören wöllen das 
Was te vff erd geleret was 
Mas ie Die gemeine criftenbeit 
Geredet bat und auch gejeit 
Das alle heiligen bon gelert 
Das bon jte alles nit gebört 
Sein fünfftzehenhundert ganger ior 
Dem narren geſeſſen in dem or 


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Vnd ſein ſo lang zeit daub geweſen 
On ietz ſo ſie die büchlin leſen 
Wie nach diſem vnſerm leben 
Kein fegfeüer ſei den ſunden geben 
Wie onß nit nütz der heiligen bit 
Dan jte ung oben hören nit 
Vnd wie die meh Fein opffer ift 
Auch wie den pfaffen vil gebrift 


123 


Vnd wie man bütle jacrament 
- Das wir fum andertbalbs me bent 
Vnd wie die beicht gang glatter yn 
Man te gefchebe bei gutem wein 
Vnd ſeit ein gut gefel feinem gejellen 
Wie wir binfürt baß ſünden wöllen 
Auch Telbs einander abjoluieren 
Mit affenichmalg die kelen ſchmieren 
Sie hören alle den Luther fon 
Ja wer er tufent meil von yn 
Vnd bören nit in irer ftat 
Man man Dafelbft gepredigt bat 
Sie hören hinder den ofen wißblen 
Mas zwen gieenheingen lißblen 
Vnd hören nit was alles reich 
Die ſtet vnd fürjten alle gleich 
Darzu der feifer auch damit 
Gebüt das hörens alles nit 
Sie fein als daub am jelben ort 
Das ſie da hören nit .ein wort 
Doc hören jte in allen jachen 
Nie man ſackman gern mwolt machen 
Die klöſter brechen das ſie Erachen 
Das nennt man lutberifch küchlin bachen 
Vnd hawen drein das Balken biegen 
Ja in die jpalt den buntjchu fiegen 
Das muß gejchehen nur mit liegen 
Dan wer die warheit hören lat 
Der laßt eim ieden was er hat 
Vnd bist mit got vnd auch mit recht 
Wer weiß ir wert ein zit villecht 
Einmal auch hören nach der ern 
Das ir auch nit wert hören gern 


124 


Wie ir ieh auch nit hören welt 

Dan alles das euch gern gefelt 
Alfo würt got zu feiner zeit 

Auch hören was euch vnfal geit 
Wie ir mit dauben oren mefjen 

Gleichs fol euch werden nit vergeſſen 
Man mürt euch leren alfo nerren 

Vnd eumere oren baß vffiperren. 


Dem hauptman fchweren. 


Sp mid der bunt hat hergeftelt 
Vnd für ein hauptman erwelt 
Erforvdert alle billicheit 
Das ir dem hauptman thut den cidt. 

Wa vor zeiten Frieg fein gefein 

Hon jte gefchworen dinget ein 
Kirchenklufen nit zerbrechen 

Die priefterfchafft auch nit erftechen 
Vnd die kirchen nit berauben 

Zu eer dem criftenlichen glauben 
Dan jolichs als goßzierden ſindt 

Vnd tollen frei fein vor dem findt 
Nun wil es nim bon Ddifen fin 

Der Eirchen jchonen bringt nit gewin 
Als ſchlagen drein ond reiffens nider 

Das man fte nit me bam wider 
Kein ftein da vff dem andern bleib 

Sp ſchonen auch feins priefters leib 
Die würmneft wöllen wir zerftören 

Ir feinen dan den Luther hören 
Die pfaffengaß möllen wir erlöfen 

Das würt em balgen ond ein fröfen 





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126 


Der würt vnß gurglen füß hinyn 
Wolan lugt eben zu der fachen 

Man möchte euch ein benedicite machen 
Das ir fein würden wenig lachen 
Der got lebt noch im bimelreich 

Der allen hat verbotten gleich 
Das iederman fich des folt fehemen 

On reiht Des andern gut zu nemen 
Wölt ir die firhen dan zerreifjen 

Die jo mit grofen erniten fleifjen 
Euwere elter bon erbumen 

Gedenden mein e8 würt euch rümen 
Fart bin, farn bin betracht Das end 

Vnd lugt das ir euch ſelbs nit chend 
Doch wan ir mwolten folgen mir 

Ir ließt den luther vor der thür 
Nun haben ir in yngelaſſen 

Vnd halten mit im wenig maffen 
Habt für ein hauptman in ermelt 

Es ftot ein ding biß das es felt 
Vnd warn der wagen brichet hin 

Sp fein der reder fier gefin 
Der luther ift ein zornig man 

Würt euch verfieren glaubt daran 
On zorn ond neidt fer hauptmanfchafft 

Sp bleibts in.eren vnd in Erafft 
Hitzig köpff vnd gehe daten 

Die hören warlich in kein rat 
Es gehört ein küler kopff darzu 

Das recht ein hauptman kriegen thu 
Das ir al nit betrachtet habt 

Das kloſter vberlebt den abt 
Der buntſchu ſein noch me geweſen 


129. 


Man ift alzeit vor in genefen 
Dan jolcher bunt wer got ein leit 
In ſtetten aller erberfeit 
Man aber in dem reich in ftetten 
Kein erberfeit in redten beiten 
Die burgerfchafft mit fampt den fürften 
Vnd ir euch das getröften dürften 
Das got im himel wer geftorben 
Vnd alles recht im grunt verdorben 
Dan wil ich glauben wer e8 zeit 
Alfo mit zorn ond auch mit neit 
Mit dem buntjchu berfürbrechen 
Durch brieff vnd figel meſſer ftechen 
Vnd den tüffel gar zerbrechen 
Mit dem buntjchu euch zu neren 
Dem Tutherifchen hauptman jchweren 
Vff das ewangelium 
Wa man bletter föret vmb 
Das man alzeit ein buntſchu findt 
Die gefchrifft ein ieder lejen Eindt 
Mit ſtarcken rincken wer verriglet 
Vnd mit dem buntichu auch verjiglet 
Ah got thun den buntſchu hinweg 
Er Hört den buren in den tref. 


Ein lermen vffſchlagen. 
Hört Hört ie iederman 
Wer mit dem Iuther wil daran 
Der greiff die fachen dapffer an 
Vnd fum her in die ordnung flan. 
Schlag off fchlag vff mit beiden trumen 
Laß Durch alle berg vnd deler brumen 
Vff das wir al zufamenfumen 


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Zujamenfumen guten fug 
Da ung al E£eifer vnd al fürften 
Nimerme angreiffen dürften 
Mir wöllen wol daryn beharren 
Schlieff ieder in den grofen narren 
Ma er vor herußkumen ift 
Da jchlieff er wider yn mit hift 
Die in dem bauch gefeffen find 
Die jchlieffen wider drein gefchwind 
Die andern ichlieffen in Die oren 
Die vor auch Din geſeſſen mworen 
Doch nem Das feiner in den jin 
Das er zum hindern jchlieff hinin 
Dan vnſer karſthanß ghört dahin 
Der iſt vorhin auch dyn geſeſſen 
Darnach lugt das ir nit vergeſſen 
Wer nit ein beſundern ſitz möcht han 
Der mag wol in den buntſchu gan 
Der ſitz enthalt wol iederman 
Den ſtiffel nem auch niemans ein 
Dan brüder ſtiflin gehört darein 
Vnſer münchlin muß rum han 
Vff das es büchlin ſchreiben kan 
Buntſchubüchlin, ſtiffelbüchlin mit 
Darumb ſolt ir in irren nit 
Der nar iſt wol ſo groß mit geferden 
Das wir al din verborgen werden 
Darin ſucht vnß kein menſch vff erden 
Es nimpt noch tuſent menſchen wunder 
Vorab die weiſen al beſunder 
Das man ein ſolch groß offrur macht 
Damit die oberfeit veracht 
Keifer, fürften, babft verlacht 


130 


Cie mwöllen ein concilium han 
Vnd bon Fein blatz zu zögen am 
Berieffen Dannocht iederman 
Vnd wiſſen jelber nit wahin 
Ma mittel, end, wa 98, wa in 
Sie rieffen aller welt zufamen 
Vnd gen der legerjtat fein namen 
Vnd bon nit me dan ein gut jchlog 
Das iſt der liebe nar jo groß 
Vnd bon ſunſt weder ftod noch Huf 
Das jie behülffen- ſich daruß 
Mit trumen alle welt berieffen 
In den grojen narren zu jchlieffen 
Ich förcht ſie werden ſich verdieffen 
Sie raten münchen vnd den nunnen 
Alſo Dorecht vnbeſunnen 
Vß den klöſtern zu lauffen gar 
Vnd ſagen nit wahin wahar 
Wan ſie dan vß den klöſtern kumen 
Bewegt vß den lutheriſchen trumen 
Vnd fragen nach dem groſen hauffen 
Dem ſie erweckt zu wöllen lauffen 
So lauffen ſie al vberzwerg 
Biß das ſie kumen gen wittenberg 
Zu irem hauptman der da ſtot 
Hon ſie gelt ſo gibt er brot 
Vnd ſitzt der wirt da vor dem huß 
Hon ſie nit gelt ſo treibt er ſie vß 
So kumen ſie dan heim vnd weinen 
Mit den ſchwachen mieden beinen 
Vnd ſagen wie ſie ſein betrogen 
Es ſei ein dant vnd als erlogen 
Was man von dem luther ſeit 


131 


Bon jeiner leer und geiftlicheit 
Er trag ein gulvin fragenhembd 
Vnd wie er auch tag und nacht jchlempt 
Seins ordens halt auch Fein flatuten 
Kün zwiden bag vff feiner luten 
Darzu ein tenor darin fingen 
Gar ſchon in emangelifchen 
Noch laſſen fie Die trumen ſchlagen 
Mit luter ſtim dem babft zu jagen 
Das er den bebftenlichen ftant 
Den die tüffel erdichtet hant 
Schnel und ylens fol verlon 
Vnd auch zu in in narren fion 
Zertretten fein dreifaltig kron 
Desgleich Die münch vnd auch die pfaffen 
Die jollen werden und auch jchaffen 
Verlaſſen prieiterfchafft ond ampt 
Desgleich die biſchöff allefampt 
Vnd reißen Darzu alle gemein 
Das fie der herren achten fein 
Sie wöln machen reformation 
Die ewig mög in werden fton 
Dan was in fünffgehenhundert ioren 
Je gefab gemachet woren 
Das bon gethon Die narren doren 
Sie wiſſen ieg den rechten brant 
Mie man regieren jol die lant 
Vnd den criftenlichen ftant 
Sie wiſſen ieß die rechten griff 
Ma ieder fit im narrenjchiff 
nd Die rechten ſtraſſen find 
Ob ſchon einer wer blind 
Das er es dannocht het am griff 
Ma ieder in den narren ſchliff. 


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Wie der luther den buntihuch fehmiert, das er den einfal- 
tigen menichen angenem bleib. 


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as ung fein mangel möcht bejchehen 


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Ich wolt mein heer gern wol verſehen 
Co fürcht ich da 


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133 


Laſſen fieren zu in not 
Darumb hab ich ein fund erdacht 

Ein grofen buntjchu mit mir bracht 
Derjelb würt vß al wol erneren 

Den on auch nieman fan entweren 
Vnd ob er jchon ruch leder ift 

So mag er werden zugerift 
Vnd jo gefchmieret alfo glat 

Das er ein ſchons geſchmecklin hat 
Ja wie der mufcatelferwein 

Als ſüß gat er zur gurgel ein 
Kein honig ift jo ſüß vff erden 

Vnd mag fein zuder nimer werden 
Alſo ſüß zu aller frift 

Ja wan er wol ift zugerift 
Vnd io feißt geſchmieret wol 

Dan ſchmackt er wie ein pfaffenkol 
Es ſchmackt kein negelblum ſo gut 

Als ein geſchmierter buntſchu thut 
Wan man wil ſo iſt er wein 

Darnach man etwas ſchmiert drein 
Schmiert man hünertreck darneben 

So ſchmackt er wie die hüner eben 
Genßmilch ond ir grüner treck 

Vnd drei finger breit mit ſpeck 
Hamelszotten affenſchmaltz 

Ein becher mit geweichtem ſaltz 
Wan die ſtück ſein zuſamengriben 

Mit ſchmieren in den buntſchu triben 
So thut er wie das wiltpret ſchmackt 

Als onß der luther ſchreibt vnd ſagt 
Dan wa der buntſchu nit mit gferden 

Wa geſchmiert bereit möcht werden 


134 


So ſchmeckt er reiht wie tüffelstreck 
Das ieder lief vom bunt hinwegk 
Vnd nem doch weder gelt noch golt 
Das er der ſpeiß verfuchen folt 
Darumb facht man in an zu fehmieren 
Vnd jagen wie man wöl regieren 
Baß Dan vor ie ward regiert 
Dan hab ein ellends weſen gefiert 
Auch jei der arm man gar verdorben 
Vnd von hungeränot geftorben 
Vnd ſei befchwert iederman 
Das niemand das erleiden Fan 
Die zöl Die müfen ab am rein 
Vnd al beichwerden von dem mein 
Sp würt es leichtlich darzu kumen 
Ein maß würt vmb ein baller genumen 
Schatzgelt, betgelt, ftüer und macht 
Fronen, zinſen als verlacht 
Vnd fol fein buer fein gült me geben 
Den pfaffen, berren merden eben 
Dan ceriftus hat vnß al gefreit 
Das niemand gült dem andern geit 
Wir fein al pfaffen edelman 
Vnd fehen niemans weiters an 
Wir wöln einmal auch felbs regieren 
Wie das vnß dundt den buntjchu jehmieren 
Vnd haben einen guten mut 
Mit der reichen fargen gut 
Mir fein Doch al eins vatters Eind 
Das wir auch gleich al erben find 
Mir wöln eins mit einander teilen 
Vnd wie die fagen mit müſen geilen 
Wa dan mit folchem glatten ſchmer 


135 


Der buntichu ſüß gefalbet wer 
So weſſert dem gemeinen man 
Das mul ond auch Die zung daruan 
Vnd wolt vil lieber ein buntjchu freſſen 
Dan des beiten wiltpreg efjen 
Mer er nit gefchmiert fo werd vmbſuſt 
Vnd bet fein menfch darzu geluft 
Das fchmieren macht in aljo gut 
Das mir der mund fo weflern thut 
Man er alfo geichmieret ift 
Sp fumpt der luther dan mit liſt 
Vnd bat erft rechten affenfchmer 
Vnd weiß vorhin al ir beger 
Auch facht erft an und fchmiert in baß 
Vß einem alten bütelfag 
Mie das ond dis als götlich jet 
Vnd ein ieder menfch jei frei 
In dem Heiligen tauff worden 
Sei bubenteding mit den orden 
Man jol die flöfter al zerftören 
Vnd Hff den boden gar vmbkören 
Darzu vffblündern alle fifft 
Vnd fie vermeiden als ein gifft 
Es jein hurhüſer allefampt 
Damit das her er in erflampt 
Es ftand im ewangelium 
Das man fie fere al herum 
So dörffen jie fein gült me geben 
Mas Ddörffen wir das münchiſch leben 
Mir fünnen alle jelber beiten 
Vnd warn und gluft zu kirchen Dretten 
Sie bon die wahrheit vnß verichwigen 
Vnd laſſen under den benden ligen 


136 


So fünnen wir einander leren 

Mas Ddörffen wir ir predig hören 
Meß Halten ift abgötterei 

Sagt an wa e3 gefchriben ſei 
Das man opffer in der meß 

Vnd des tefiameng vergeg 
Das criftus bat zuleg gelon 

Am nachtmal mit den tüngern thon 
Als nichs, thun vnß den blunder ab 

Lug ieder das er ſchühung hab 
Pon den fiben jarramenten 

Es fein alfamen nur blaw enter 
Das die pfaffen bon erdacht 

Damit jte gelt bon herußbracht 
Sol ich mein find nur teuffen lon 

So ift es vmb das gelt getbon 
Beicht ich dan fo heiſcht man gelt 

Die meſſen mir auch nit gefelt 
Firmen, ſalben was das ift 

Sit alles vff den ſeckel gerifi 

Nichtz anderd dan der pfaffen lift 
Man die jarrament nit weren 

Sp dörfften fie fein gelt begeren 
Sant Anthoni heiſcht ein ſuw 

Gib du mir und mangel du 
Es iſt als nich& der heiligen bit 

Sie helffen doch on gelt vnß mit 
Das fegfeüer möllen wir verwerffen 

So weiß ich das wir nim bedörffen 
Für onſerer elter jelen bitten 

Sie bon doch nichtz darin erlitten 
Gr macht den buntfcdyu jo vol ſchmer 

As ob er luter zucker wer 


137 


Das ieder hat darzu beger 
Den buntjchu lieber eſſen wolt 
Dan das er jchiltlüg ſchlucken jolt. 


Des bunds erfter angriff. 


Sp wir doch ie der meinung find 
Der kirchen ond der pfaften find 

Sp mwöllen wir zuerfi vmbkören 
Kirchen kluſen al zerfiören. 





138 


Vnſer hauptman luther lert 
Wer ein kirchen gantz zerſtört 
Der hat ſo vil des guten gethon 
Als ſo ein huerhuß würd zergon 
Dan onß Das ewangelium ſeit 
Das die gantze eriſtenheit 
Kein ander prieſterthum nit kent 
Dan das er innerlichen nent 
Das iſt das wir im hertzen hant 
Auch ſein kein kirchen vnß bekant 
Dan die wir al im hertzen tragen 
Got geb doch was die pfaffen ſagen 
Sie richtens als in iren kragen 
Was helffen mich die ſtein vnd wend 
Die ſie dahin erbuwen hend 
Darin die buren zu opffer gend 
Im iar einmal ein kirchweihe halten 
Götzen an die wend maleten 
Vnd wie die narrenglocken lüten 
Zu den erdichten ſiben ziten 
Das alles ſamen iſt erdicht | 
On gelt fing er fein noten nicht 
Sol er dan predigen gottes ler 
Sp fpricht er bringt mir opffers mer 
Das meine magt ond meine find 
Deft bag im huß verfehen jind 
Vnd onß der fperf werd mit dem fpind 
In Eirchen jollen zamen kumen 
Die heiligen ceriften und Die frumen 
So bant er mich mit brieffen druß 
Dertreibt mich vß dem gotteshuß 
Darin er mich berieffen folt 
Ja wan er gottes wort halten wolt 


139 


Darumb jo ftürmpt ond greiffen an 
Laßt nit ein fein an Firchen flan 
Reißt den blunder gar darnider 
Das niemans jle mög bumwen wider 
Doch lugt off kelch off filber golt 
Das würt vnß dienen für den ſolt 
Mas verfeuflih ift nempt an 
Die muren laßt zum zeichen fan 
Das man ewig gedend daran 
Mir bon ein guten fturm gethon 
Ich hab im windel Funden fton 
Zwei jtlberin bruftbild vnd zwo hend 
Diejelben wir vßbüten wend 
Mer diſe büt würt jehen an 
Der mwürt dabei gar bald verfian 
Mas Diefelben knecht gewinnen 
Die mit onjinnigen jinnen 
Sich des groſen mutwils fleiffen 
Die kirchen kluſen bie zerreifien 
Sr habt ein jchönen fturm gethon 
Sit Das Die reformation 
Wart ein klein euch würt der Ion. 


Der ander ſturm. 


Wolher, wolder fein al gerift 

So vn$ der erft ſturm geraten ift 
Zum andern gat es an die fefte 

Ja die ich acht die allerbefte. 


Das ſchloß wir angreiffen wellen 
Mit jturm erobern lieben gjellen 
Darin hat gefliehet alles land 
Was burger ond Die buren band 





Golt und jilber korn und mein 
Das bon fie alles gefiert drein 
Wan wir die feftin möchten gewinnen 

Als ir dan manlich ftürmen fünnen 
Vnd woltend mutlich greiffen an 

Den fturm onß belffen hie beftan 
So wolt ich geben düppel jolt 

Acht guldin iedem fnecht in golt 
Vnd alles gut in ſackman geben 





141 


On das der fnecht gewint darneben 
Das müſt in allesfampt bleiben 
Ja iren finden iren weiben 
Dan würden ſie in reichtum ſton 
Ja nimerme zum bettel gon 
Ach lieben fnecht nun achten nicht 
Das niemand zu onß berußfticht 
Vnd vff den muren niemans ift 
Sie thun es alles vff ein Mit 
Das ſie jo ftil jein vff Der feit 
Die fogel werden vnß im neft 
Vnd halten ſich gar fteiff ond ſtil 
Iſt niemans der ſich wagen wil 
Dem wil ich tuſent guldin geben 
Der hinyn ſteig vnd lug vnß eben 
Was doch für ein folck din iſt 
Wie ſie zu ſtürmen ſein geriſt 
Hie bin ich hauptman ſprach hanß miſt 
Ich wil mein leben dapffer wagen 
Wie ſie gerüſt ſein alles ſagen 
Her büchſenſchützen leiter an 
Ir ſollen zu der porten ſtan 
Mas ich euch heiß Das vnderſton 
Vnd lugt das ir daruon nit lon 
Ich ſihe Fein menſchen in der feit 
Die fogel fein al vß dem neſt 
Ein ſuw ligt dort Die ift die heit 
Ich bin ab in das ſchloß geitiegen 
Ein jum find ich da in der ftigen 
Sunſt ift bie weder menjch noch fihe 
Das ich im gangen jchloß erſihe 
Din ift auch weder brot noch wein 
Vnd nit ein bar geflöhet Drein 


142 


AU Hoffnung und al guter won 
Der wil un bie verfallen ſchon 
Mir foltens haben baß befunnen 
Wir bon ein grobe ſuw gemunnen 
Es ift ein jchand wa man das feit 
Das wir den fleig bon angeleit 
Vnd rnit me erfriegen fünnen 
Dan ein arme ſuw geminnen 
Doch iſt das beit da nit vergeffen 
Das wir doch Eotfleifch hon zu efien. 


Der drit flurm. 
Sein vnß zwen ſtürm geraten nit 
Wer weiß der drit gerat villicht 
Vnſer gröfter fint ift darin 
D heiten wir den mit gewin. 


Ir frumen buntgnoffen hörn mir zu 
Der klagen die ich billich thu 
Ernitliche brieff Die jein mir kumen 
Vß denen ich hab mol vernumen 

Das der murnar vnd murmaum 
Die grofe feißte beckerſauw 
In die feftin bat getbon 
Diejelb vnß gern gewinnen lon 
Als wolt er damit zögen an 
Der krafftloß vnd omechtig man 
Das onſer jach ftch nit würd fügen 
Nur zuletit ein ſaw bintrügen 
Mas der bößwicht fan ervenden 
Dem luther ſchanden anzubenden 
Da jumpt er fich nit nacht vnd mg 
Das in der blix das wetter ſchlag 


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Der meineidig eerloß man 

Hat ſich in ein ſtarck ſchloß gethan 
Verbolwerckt und verriglet hart 

Vnd zu der mweren nich gefpart 
Mas nur der luther jagt und jchreibt 

Sein geſpöt vnd iuff daruß treibt 
Künnen wir in nit bezwingen 

Ep würt ung nimerme gelingen 

Er hindert ung in allen Dingen 


144 


Der tüffel bat in laſſen werden 
Geboren eben vff der erden 
Zu Difer zeit und diſem bunt 
Ach leg er tujent meil im grunt 
Mein lieben fründ ich euch erman 
Das ir bie greiffen ernftlih an 
Man wir.den find erobert hant 
Dan nimpt erft vnſer bunt beitant 
Hie lugt das ir al3 man beitat 
Dan er ich nit erfchreden lat 
Mir haben allen funt ond lift 
Dem entendieb vor zugerift 
Schmachbüchlin gefchriben aller bab 
Der bößwicht rumpfft ſich nit darab 
Mir bon ein Drachen vß im gemacht 
Vnd ein karſthanſen berfürbracht 
Das hat der leichnam als verlacht 
Je me wir zornig bon gefchriben 
Das wir in damit bindertriben 
Vnd er vnß diſem bunt nit ſchied 
So ſingt er vnß daran ein lied 
Wiewol im ſolchs hat vergolten 
Bruder ſtiffel vnd geſcholten 
Das hat er vber den lincken zan 
Wie ein wolff geſehen an 
Vnd die zen gebleckt daruan 
Der ſeeloß vnd der krafftloß man 
Wir hon darnach ein liſt erdacht 
Vnd ein fabel herfürbracht 
Wie eins burgers weib zu nacht 
Hab ſich zu im ins kloſter gemacht 
Mit irer magt ſei zu im gangen 
Die hab er ſibenmal empfangen 


145 


In einer nacht berumb ber buckt 
Vnd eins wolffs mal da verichludt 
Als nun die magt mit irer framen 
Daheim im huß Das hembd wolt ichawen 
Solt die fraw geiprochen ban 
Kum magt ſihe mir Das hembd Doch an 
Ich babs dem münch daheim verwiſſen 
Wie hat er mir das hembd beſchiſſen 
Diſe fabel vnd dien dant 
Dem münd in allem tütjchen lant 
Hon wir erdichtet im zu ſchant 
Mir meinten daS mit Difer redt 
Der münch fich gar verlauffen het 
Mer v5 dem land gelauffen bald 
Oder in einen weiten wald 
Oder fich het ertrenckt im jee 
Das in fein menjch ſeh nimerme 
Da lacht der rölling vnß daran 
Vnd nam das für groß eren an 
Das er wer jo ein dapffer man 
Vnd ließ ſichs nit ein har verdriejjen 
Er meint er würd fein hoch genieſſen 
Die weib erwegt mit diſen gferden 
Würden im erſt günftig werden 
Verſpot vnß erſt mit lechlen ſchweigen 
Vnd bodt vnß dran ein welſche feigen 
Alsbald er wolt nit daruff geben 
Da bedachten wir ein fund daneben 
Ein katzenkopff vß im zu machen 
Da fieng er erſt recht an zu lachen 
Vnd ſprach er eß gern blutte müß 
So lieff ſein kopff auch ſunſt vol lüß 
Vnd danckt onß Dis kopffs gar eben 
10 


x 


146. 


Das im eim fagenkopff ward geber 
Darnach bon wir den grofen narren 
Vmbgefieret in dem farren 
Im zu ſchanden und zu jchmach 
Co nimpt ers für ein eben jach 
Vnd macht ung diſes büchlin dran 
Das in got fihend den öden man 
Der bößwicht wil nit lutheriſch fein. 
Verſpottet ung in narrenfchein. 
Vnd treibt vß vnß ein affenfpif 
Darumb ich mümlich raten wil 
Das wir vnſer leib und leben 
Un diſen ſturm mit ernften geben 
Mas wir vermügen gut vnd eer 
Zu diſem fturm ein ieder fer 
Vff das wir diſen feint verfellen 
Thun das bet ir liben geſellen 
Al die den buntfchu retten wöllen 
Man diſer feint zu ſcheitern gat 
Glauben mir der bunt beftat 
Dan allevieweil der münch bleibt 
Vnd ſolch geipöt bie vß vnß treibt 
So went er von vnß manchen man 
Das vnſer bunt nit mag beſtan 
So lang ſo kurtz laßt er nit ab 
Als lang ich in erkennet hab 
Ich wolt dem tüffel ee abgwinnen 
Dan ſeinen böſen liſtigen ſinnen. 


a Te 0 ur 26 2 

Murnar, murnar find ich Dich Do 
Des bin ich von bergen fro 
Dan ich ietz in der keffig han 


147 


Den fogel der nit weichen kan 
Kenjtu mich auch daß ich bin der 

Den man nent den lutherer 
Dem alle welt glauben git 

Vnd niemans widerredet nit 
Mas ich nur fchreib Das nimpt man an 

Das niemans widerjprechen fan 
Ich hab gerichtet off ein bunt 

Dem nie fein menſch an figen Eunt 
Alſo ſtarck und alſo groß 

Warlich zu fuß vnd auch zu roß 
Dörffer ſchlöſſer vnd die ſtet 

Vnd was da weer vnd muren het 
Das hat ſich allesſampt ergeben 

Vnd wöln nun fürbaß lutheriſch leben 
Allein thuſtu ein widerſtant 

Wider alle ſtet vnd landt 

Vnd bringſt dich ſelber auch zu ſchandt 
Vnd haſt doch weder ruck noch macht 

Zu liffern vnſerm bunt ein ſchlacht 
Beſchlüßſt allein dich in den muren 
Laß doch dein leben dich beduren 
Dan wiltu nit das ſchloß vffgeben 

So gilt es dir fürwar dein leben 
Darumb ſo merck mein wort gar eben 
Gib vff das ſchloß das rat ich Dir 

Ee das wir ftürmen ziehen für 
Vnd grojen koſten vff Dich wenden 

Dih vnd als dein geichlecht zu ſchenden 
Dan müfen wir ein fturm angon 

So fumpjtu warlich nit daruon 
Es muß als jterben meib und find 

Al die im jchlog Din bei dir ſiud 


148 


Vnd du must ſelb geedert werden 
Nackent ligen vff der erden 

Darumb biß Dir srl gnediger dan 
Das du ſolchs Dörffteit onderitam. 


Murnern 


Lother, Lother biftu fro 
Das du mich findeft bie alſo 
Du ſoltſt wol thun ein finden hie 
Das dich nit beſſert vor noch ie 
Haſtu mich in der keffig dan 
So lug darzu greiffs weißlich an 
Das ich dir nit entlauffen kan 
Du tröweſt mir vil vnd wilt mich haben 
Mit fürtzen müſt man mich begraben 
Man ich von deinem treuwen jtürb 
Vnd mit jchelten erft verdürb 
Verachteſt ons, ſchlechſt vnß den muff 
Mir tragen doch Fein fchlever vff 
Du würdſt mit namen bon zu fchaffen 
Darumb jo laß Dein wort ond Flaffen 
Laß dein kunckel bei dem bert 
Es gilt ie greiffen zu dem fchwert 
Dem bunt ond alle die e8 mit dir bant 
Wie Diefelben fein befant 
Das willen menichen und Die lant 
Wan fie dan kumen alle zamen 
So bat ir feiner eer noch namen 
Vnd fein fo eerlich nit betagt 
Das einer feinen namen jagt 
Vnd machen büchlir off dem Tant 
Die weder erüg noch namen hant 
Das acht ich für ein fchelmendant 


149 _ 


Co bon ir vor nit vil gemunnen 
Da ir To jchellig vnbeſunnen 
An der firch ein fturm bon thon 
Allein das heilthum Habt daruon 
Was dasjelb ift für ein gewin 
Das legen v5 mit Elugem jin 
Der fan nit vil gemunnen hon 
Der efel, narren tregt daruon 
Ir Habt nit vil der eer eriagen 
Als ir Die ſuw habt dannen tragen 
Darumb wil ih gang nit verzagen 
Ich hab ein gröfern bunt bereit 
Die gang vnd gemeine cerijtenheit 
Die glaub ich wie mir Das betagt 
Vnd der artikel klarlich jagt 
Es ftot nit Din Das weiß ich wol 
Das ich dem lutherer glauben jol 
Diejelbig gemein hat vbergeben 
Mir das jchloß zu bieten eben 
Das wil ich thun zu aller ſtund 
So lang mein athem gat vom mund 
Nun trog dich bald mach Dich daruon 
Sch laß ein jchlangen vff Dich gon 
Von deren du latyn oßlerſt 
Das du die bein gen himel kerſt. 


2.2.1405 


Gib frid murmam ond ſchüß noch nit 
Hör noch ein wort vmb früntlich bit 
Das wil ich Dir zu gutem jagen 
Vnd Dich des rechten grunds betagen 
Die ſchmachbüchlin die ſie bandt 
Vßgeſpreitet in dem landt 


150 


Dir zu nachteil und zu fchandt 
Berborgenlih on allen namen 
Des jollen ſie ſich billich ſchamen 
Sie haben kein dienſt mir dran gethon 
Ach hetten ſie das vnderlon 
Mer vunfer eer deſt gröſer ſchon 
Sie hon mit iren büchlin gmacht 
Das mancher frumer vnß veracht 
Vnd halt den gantzen bunt für nüt 
Vnd das wir ſeien fumpenlüt 
Nun haben wir fein fchuld daran 
Das fie dir jchmach bewiſſen ban 
Sch fan Dir auch nit vnrecht geben 
Das du dichs Flagft darneben 
Vnd zürneſt billich ober das 
Mit lügin Dir bewilfen mas 
Doch laß dasſelbig ietzund ſtan 
Vnd ſihe die andern bei vnß an 
Vnd was wir hie für fenlin han 
Bei diſem bunt auch eriftus ſtat 
Der un m nöten nit verlat 
Die eriftlich warheit iſt auch bie 
Die vnß verlaffen bat noch nie 
Griftlich freiheit Das ewangelium 
Würt gehalten vmb vnd vmb 
Dieſelben ſoltu ſehen an 
Vnd nit wer dir hat ſchmach gethan 
Darumb eracht die ſach der friſt 
Wie ſie doch an ir ſelber iſt 
Gib vff das ſchloß hie vnbezwungen 
Ee das Du darzu wüuürſt getrungen 
Thuſtu das ſo iſts mit heil 
Du tregſt ſunſt hie dein leben feil 


151 : 


Ermeß den handel biſtu weiß 
Vnd bruch zu leben gröfern fleig 
Es gilt Dir nit ein riemen zwar 
Sunder den leib und haut und bar. 
Darumb jo nim dein bejfer war. 


Murner 


Es gilt ießunder wörtlin nit 

Doch vmb gethone früntlich Bit 
Gib ich ein kurtze antwurt Dir 

Vff ſolchs das du balteit für 
Mit den jchmachbüchlin allenfant 

Die vßgeſpreitet jein im lant 

Mir zu ſchmach vnd auch zu fehant 
Es ift geichehen ligt am tag 

Das niemans jolchs löcknen mag 
Wan e8 euch ſchon leidt allen wer 

Damit hab ich Fein widerfer 

Meins lebens vnd auch meiner eer 
Darumb gib ich ein furgen bicheit 

Was ir mir habt getbon zu leit 
Das wil ich euch mit gleicher mafjen 

Nichtz an der pfannen kleben laſſen 
Man ich euch wol bezalet hab 

Vnd mölt euch nachgonds halten ab 
Dan wil ich mich lon gierlich finden 

Befriden laſſen mider frinden 
Das aber criſtus bei euch ftant 

Wie ir dasjelb geredet hant 
Verlaß fein gange criſtenheit 

Vnd hab euch beiftant zugefeit 
Das wil ich kurtzab glauben nit 

Darzu hilfft weder flehe noch bit 


152 


Ich wenck mich darab nit ein drit 
Das ir der warbeit euch beriemen 
Vnd eumern bandel feljchlich bliemen 

Mit dem emangelium 
Das balt ich für ein bubentrum 

Die eriftlich freiheit Die ir begeren 

Die iſt das ir gern ledig weren 

Zing und gült und zol zu geben 
Got geb wa wer ein criftlichs leben 

Darumb fur ab bie wenig wort 
Luther züch ab von diſem ort 

Sch ſend Dir junft ein botten dar 
Das du nit kumpſt me jchwegen bar. 


Eutb er 


Hor noch eins wolg dir gfellen 

So wolt ichs halten für den gejellen 
Ob wir etwas möchten raten 

Zu difer Eleglichen daten 
Das nit wir tütichen alfo machten 

Blut vergieffen findtlich jchlachten 
Vnd jelbs einander vmb wöln bringen 

Wer weiß got möcht in difen Dingen 
Villeicht ein ſolichs mittel finden 

Vnß zu nuß vnd vnſern finden 
Darumb wil ichs in halten für 

Vnd wider fumen ber zu dir. 


Murner 


Was iederman gutz reden fan 
Das wil ich gern mir jagen lan 
Gefelg mir dan jo nim ichs an 
Gefeltz mir nit jo lag ichs ftan 


153 


Doch ſoltu dis ie merken eben 
Dies Ichlog zu vbergeben 
Der frumen gemeinen eriftenheit 
Das jei Dir iegund vor gefeit 
Das ich Daruon fein wort wil hören 
Du würdſt michs auch nit anders leren 
Das ich verlafien folt Die gemein 
Vnd fon zu einem huffen Klein 
Dundt mich der gröften dorheit ein. 


Der luther zu dem bunt. 


Hort buntgnofjen guten fründt 

Ih hab geret mit onjerm findt 
Schimpff vnd ernit recht Bbeiderlei 

Was doch zuletjt jein meinung ſei 
In alle weg erfaren in 

Db er das ſchloß wöl geben hin 
Vnſerm bunt zu vnſern handen 

Dver werden darob zu jehanden 
In dem jchlog darumb verderben 

Dan er müß ficher darumb jterben 
Bald bat er mich bin heiſſen gon 

Dver er wöl ein jehlangen lon 
Vnd mit kardunen bald da grieſſen 

In ftüfen mich zhimel ſchiſſen 

Beid mit den haupten und den fielen # 
&3 iſt verloren was man Bit 

Grund und boden hilffet nit 

Das in der hertz iar ritten jebit 
Als ich in nit hab fünt bewegen 

Gieng ich im früntlich entgegen 
Ob er doch me vff gieten geb 

Dan vff zern er ung widerſtreb 


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Zu roß vnd fuß aljampt verlacht 


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Bruder veit. 


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Gotz marter wan ir da 


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155 


So fein ir jchlechte Friegglüt geſein 
Künt ir dasſelb nit denden fein 
Er hat doch nie fein not erlitten 
So kumen ir erjt in zu Bitten 
Er wer doch ein meineidig man 
Das er darumb wolt gon daruan 
Vnd lieg das jchlog on weren ſtan 
So bat er alles gnug daneben 
Daruon der menjch vff erd jol leben 
Koſten ſpeiß vnd guten wein 
Dabei der landßknecht gern wil ſein 
Da iſt kein mangel weder not 
So eß der münch kein rückenbrot 
Der roraff hat im die bretſtel geben 
Daruon mag er noch vil iar leben 
Pfawen wiltpret hat er gnug 
So iſt der münch ſunſt alſo klug 
Das er zu finden weiß ſein fug 
Wan irs beim liecht recht wölt bſchawen 
Ich nem die bretſtel vnd den pfawen 
Vnd ließ euch ſtürmen tag vnd nacht 
Mit allen krefften aller macht 
Der münch iſt wol ſo voller liſt 
Das er weiß wa ſein rucken iſt 
Darumb gib ich euch einen rat 
Das ir im früntlich entgegen gat 
Vnd im verheiſſen etlich gut 
Odb ir vmbkerten im den mut 
Vnd brechten in off vnſer ſeit 
Er gibt bei got vff bochen nüt 
Der tüffel ſteckt im in der hüt. 


156 
Ench en 


Ich weiß zwo meinung vor in allen 
Wan ſie euch wolten gefallen 
Die wolten wir im balten für 
Er wird jich geben glauben mir a 
Die erit das er wolt lutheriſch fein 
Vund vnß reden nichtz darein 
Was wir mechten ordenierten 
Vnd für ein lutheriſch weſen fierten 
So wolt ich im dabei daneben 
Mein dochter zu den eren geben 
Damit die früntſchafft würd geſterckt 
Dan ich hab wol von im gemerckt 
Was er von meiner dochter ſeit 
Ein guten willen zu ir treit 
Er hat ir kloſterbrötlin geſchickt 
Mit ſüſſen augen angeblickt 
Ein kloſterdentzlin hat er gethon 
Mit ir ein reyen gefieret ſchon 
Vnd ein iheſusgenglin gemacht 
Vber ein zan ſie angelacht 
Zu baden hat er ir gedacht 
Vnd ein löffelkörblin bracht 
Ich wil im die zwen punckten ſagen 
Von euwernwegen für in tragen. 


Wie der luther dem murner anmut Lutheriſch 
zu ſein, vnd das er wöl ſein dochter zu der ee 
nemen. 


Lutber 


Murner wa biftu kum berfür 
Zu reden bab ich bie mit Dir 


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Vnd hab den handel fürgeleit 
Dem gantzen bunt daruon geſeit 
Nach vnſerm beiden abſcheit 

Sie haben al beſchloſſen das 
Wiltu abſton feintlichem haß 

Vnd lutheriſch ſein off vnſer ſeiten 
Dem bunt zu hoff mit trüwen reiten 

So wöllen wir dir merck das eben 
Mein dochter zu den eren geben 


158 


Kein ſchönere ereatur vff erden 
Iſt nit ieh mag. nimer werden. 


Murner 


Berden blut Das fein gute mer 
Lieber luther fum baß zuber 
Das ich dein wörter al merd eben: - 
Wiltu mir dein Dochter geben 
Mer ich dot ich wolt erjt Ieben 
Jh mil von aller findtichafft fton 
Gen ron, gen oc, fant iacob gon: 
Das du mir gebjt dein Dochter fchon 
Vff diſer welt Die edel fron 
Doch das du mir das Dingeft ein 
Mie das ich auch ſol lutheriſch fein 
Das muftu mir bie baß betagen 
Was lutheriſch fein, von ſtücken ſagen 
Ich bin alzeit ein criſt geweſen 
Vnd hab die ordenung nit geleſen 
Was lutheriſch ſei das weiß ich nit 
Darumb ſag mir das als damit 
Es müſten fein gar wunderſachen 
Ich hülffs euch alleßſamen machen 
Was ir wölt wil ich vff erd 
Nur das mir euwer dochter werd 
Ich het an leib gut zugenumen 
Möcht ich das kleinet vberkumen 
Ah got wie füffg ich nach der ſtund 
Das ich erfüßt iren. roten mund 
Tuſent meil von bergen grund. 


Der lutberifch orden. 
So ich dich alfo willig find 


159 


Vnd deinen gunft zu meinem find: 
So wil ich dir bald geben ein 

ie du müſſeſt lutherifch fein 
Doch wil ichs in artikel jchreiben 

Das es mög mol vermerkt bleiben 

Beid von mannen vnd von weiben: 
Das iederman Dabei veritand 

Was wir für eim ordnung band 
Das ieder wiß Die lutherei 

Deiter. bag zu halten frei 
Erjtlich jol Das werden betracht 

Das der babſt werd gar veracht: 
Den der tüffel bat erdacht 

Vnd die biichöff al verlacht 
Mit allem prieiterlichen- ſtant 

Dan der tüffel jie erfant 
Der hat ir weſen zugerijt 

So ift der babſt ein entenerift 
Dan die genß im tütichen land 

Den babft ie nit ermölet band 
Das er drei Fronen tragen wil 

Er hat an einer nur zu vil 
Was er machet für gebot 

Der omechtig lefterlich abgot 
Vnd jendt zu halten das heruß 

Der groß vnd jchentlich priapus 
Das mwöllen wir mit fieſſen trettem 

Vnd meder faften, beichten, betten 
Sein recht das wöln wir nit erfennen 

Mit einem groien feier verbrennen 
Zum andern thun wir auch desgleich 

Dem keiſer mit Dem römifchen reich 
Ale fürften snd alle fiet 


160 


Vnd was der keiſer vmb jich bet 
Mas fie erkennen und gebieten 

Da jol ein ieder ſich vor bieten 
Al gebot die fie vnß machen 

Die follen wir in al verlachen 
Vff erd nichg halten was ſie jagen 

Vnd nit ein berlin darnach fragen 
Der criftlich glaub gibt vnß freiheit 

Zu erfennen bie fein oberfeit 
Mir fein im tauf al frei geboren 

Ge keiſer, fünig, fürften woren 
Zum dritten wer wil lutberifch jein 

Der acht der meſſen niendert fein 
Der tüffel bat Die meß erdicht 

Vnd beſſern vnß ein nadel nicht 
Meder im leben noch im Dot 

Ein iede meh ift ein abgot 
Vnd ift ein luter büberei 

Die haut ung abzuziehen frei 

Wider alle lutherei 
Die meh Fan auch fein opffer fein 

Tregt nur eins teftameng jchein 

Kein waſſer gehört in kelch zum wein 
Nit anders beichten folt ir mwellen 

Dan ein gut gel fein andern gſellen 
Firmung, ölung vnd die ee 

Ach legen: in dem bodenjee 

Das wir ſie ſehen nimmerme 
Mer gut Iutberiich fein begert 

Von allen jacramenten kert 

Wie vnß der luther hat gelert 
Klöfter und Die Eirchen brechen — 

Der heiligen bild mit meſſern flechen 


a a LLLLLLLLLLLULLULULLUUU UL ll 9— 


161 


Alle farrament enteren 

Den nunnen ire Elöfter weren 
Vnd die münch daruß zu treiben 

Das thü wer lutherifch wöl bleiben 
Mer off Tutherifch predigen fol 

Der jchelt die münch vnd pfaffen wol 
Vnd hüppenbub auch iederman 

Sp jiht man das er lutheriſch Fan 
Vnd die warheit Dapffer jagen 

Kein -frid fol er mit iemans tragen 
Mas die münch ie haben thon 

Das bring er wider vff den plon 
Vnd jag vil von ir vppigfeit 

Doch nichtz von irer erberkeit 
Das al ir tref in werd verwiſſen 

Den jte vff erd ie bon geſchiſſen 
Den fol ein ieder rütlen fchon 

Bf das er flindfen werd daruon 
Mas ie zu zwitracht was gerift 

Seit das der glaub offgangen ift 
Mit groſem ernſt was nivdergeleit 

Bon aller gemeinen criftenheit 
Das jol er wider herfürbringen 

Wee ift vnß mit fridfamen Dingen 
Das iſt der fin vnd vnſer mut 

Die hend zu weichen in dem blat 
Din zugon biß über Die, Fnei 

Das wer ein ftolge lutherei 
Die liegen ſolt er jchon bliemen 

Vnd Doc der warheit ſtetz riemen 
Das wir allein Die warheit jagen 

Sunft alle welt lügin feil tragen 
Wan wir dan fihon auch lügen drein 
K 11 


162 


So muß es dannocht warheit feir 
Vnd das ewangelium 

Ja wer es ſchon ein bubentrum 
Doch folt ir ſchweigen allefant 

Das wir ein buntjchu bei vnß hant 
Der pfaffen güter al verbeuten 
In ſchneller eil bei vnſern zeiten 
Da mwürt vnß gelt mit fampt dem gelt 

Der pfaffengag ſolchs nit gefelt 
Man wir die bifchöff bon gedempt 

Vnd ir güter bon verfchlempt 
So würd es an die ftet erft gon 

Der Fauffman muß ſich budfen Ion 

Als wir zu prag bon auch getbon 
Da wir erjchlagen bon den rat 

Genumen was der fauffman bat 
Als geblindert vffgeriben 

Das nit ein löffelforb ift bliben 
Doch wil ichs in der fum als fagen 

Vnd zun orten zamen fchlagen 

Dan das wir noch im bergen tragen 
Das ift der recht grol ift gewiß 

Der dem die augen beid vßbiß 
Mer me guß bat dan wir 

Iſt vnſer meinung vnd begir 
Dasſelb zu nemen ale end als 

Vnd in greiffen bei dem hals 
Vß feinem gut ein ſackman machen 

Die hüſer reiffen mit den dachen 
Das vom feier die balden Frachen 

Das fein allfampt Lutherifche ſachen 
Und fei mir Das jetzund das end 

Das dife ordnung gar vollend 


163 


Ale ding zu feren vmb 
Dan ift das ewangelium 
Gar volfumen mit jeim orden 
Alſo jein wir al lutheriſch worden 
Wer fein augen hat verfert 
Vom rad zum galgen vßhin fert 
Geichiffen bat in tauf ein Find 
Derſelb ift vnſers bunds ein fründ 
Mergenfinder ſeinds genant 
Das ift der lutheriſch ſtant 
Den wir zu halten im willen band 
Da darffs nit vil zu metten gon 
Oder tagzeit fingen Ion 
Nun hab ichs murnar Dir geleit 
Mas ovnſer orden pff im treit 
Wiltu nach difer regel leben 
Sp Wil ich Dir mein Dochter geben 
Nun merk Das wol snd antwurt eben. 


Murner 


Botz leichnam das fein fröliche mer 
Der orden ift mir nit zu ſchwer 
Sein die artikel eumer orden 
Sp wer ich Iengft ein apt Din worden 
Ee das ich müßt vom luther zu jagen 
Hab ich den orden gedultig tragen 
Darumb nim ich den orden an 
Den ich vor auch getragen han 
Het ich Die meinung gewüßt vorab 
Ich bet mich nit geſperret drab 
Ich meint war einer lutheriſch würd 
Der müft tragen ein ſchwere bürd 
Vnd der apoſtlen Ieben fieren 


164 


Vnd nit den grofen buntſchu ſchmieren 
Müſt mie ſant peter barfuß gon 
Vnd ewangelifch predigen. ſchon 
Nichtz dan luter mwarbeit jagen 
Vnd Ichiltlüg in dem bufen tragen 
Ein jolchen ſtarcken glauben han 
- Der gar fein gut werd nimet an 
Vnd müſt fein leben befiern zwar 
Nach eriftus leren leben gar 
Vnd tragen ein ruch herin Eleit 
In aller zucht und geiftlicheit 
So aber das die meinung iſt 
Das man liegen fol mit It 
Vnd dannocht jich der warbeit riemen 
Böſe ſtück mit erifto bliemen 
Die ftifft ond Flöfter keren vmb 
Al jagt das ewangelium 
Auch ceriftlich freiheit wenden für 
Küffen mich vnd ftelen mir 
Wolten gern das mein berauben 
Mit grojem, ſtarckem, dickem glauben 
Vnd ein grofen buntjchu werfen 
Vnd doch mit geiftlicheit bedecken 
Zögen mic ein Fleinen floch 
Vnd lauffen fie den ochſen noch 
Und balten für gen Eöln zu gen 
Vnd lauffen fie gen babilon 
O das ift mir ein eben Ding 
Vnd zu halten gar gering 
Es hat mein luther gur fein gefpan 
Den orden nim ich dapffer an 
Das mir nur werd die dochter Dein 
Wil ich der beft im orden fein 


165 

Vnd folt der tüffel fchlagen drein 
Darumb züch ab gang wolbedacht 

Die brutlaufft ift jchen hie gemacht 
Hie ift mein wil und als mein gemiet 

Fleiſch und bein mit allem bliet 

Nach Deiner ſchönen dochter wiet 
Laß mir fie an ein feniter fton 

In der nacht bei hellem mon 

Sp mil ich ir hoffieren ſchon. 

LS uiber 


O Murner lieber Dochterman 

Ich fihe Dich für gefcheider an 
Dan Das Du Das verjtandeit nit 

Das ein fchald bie lauffet mit 
Mas biftu Doch für ein iurift 

Vnd haft die regel nit gewiſt 
Das vil me ligt an der dat 

Dan wie man das geredet Hat 
Wort jein wort Der dat nim acht 

Zum eriten vnier leben betracht 
Sichſtu dan ein beſſern ſich 

Der mir nachfolgt ond hört mich 
Darumb mit tugent zier fein leben 

Ein heßnen keß wil ich Dir geben. 
Nim Deren leben eben acht 

Die ſich doch lutheriſch bon gemacht 
Sp würdſtu mit den augen fchawen 

Das jte nit fünnen gang verdawen 
Den buntſchu den fie bon verfchludt 

Mit lederrincken gar verzuckt 
Noch ſchreiens mort in heiligkeit 

Die ewangelifche freiheit 


166 


Hie ſüſſen ewangeliſchen wein 
Der laufft als muſcateller ein 

So ir der dochter hoffieren wöllen 
Ich wil dirs an ein fenſter ſtellen 

Daſelbſt lug dein heil da ſchaff 
Vnd mac dich hurtig wie ein aff. 


Wie der murnar des luthers dochter hof— 
fieret, 


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AG mein liebfte adelheit 


167 


Lugt das Die luten fein bereit 


Wir wöln hoffieren bei 
Vnd heimlich zuſam 


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Vff einer jeiten folt ir zwicken 

So mil ich mich zu fingen ſchicken 
Dasselbig alles gar nichg ſchat 

Das eumer lut ein jeiten hat 
Mir wöln me mit einr feiten brumen 

Dan jchlüg man jechs und zwentzig trumen 
Nun Schlagen dapffer zu den Dingen 

So wil ich das Sparnößly fingen. 

Sapbhicum. 


Adlich iſt ſy 
Von ſinnen fry 
Sparnößly 
Vnd tugendtrich 

Berd hoffelich 
Sparnößly 
Redgebig ſchon 
Leibs wolgethon 
Sparnößly 
In meinem hertzen. 
Die tuſent ſchon 
Kan ynher gon 
Sparnößly 
Wie man im kat 
Vff holtzſchu gat 
Sparnößly 
Vnd höflich drit 
Beſcheißt ſich nit 
Sparnößlin 


Wie pfawenſchwantzen. 


Seht wie ſie ſtot 

Ir mündlin rot 
Sparnößly 

Am fenſterbret 

Gelechlet het 
Sparnößlin 

Vnd ſchmutzlet fein 

An monesſchein 
Sparnößly 

Am fenſter oben. 


Ir edler geiſt 

Wie ruben —fleiſch 
Sparnößly 

Vnd ſchmackt ſo wol 

Wie pfaffenkol 
Sparnößly 

Als kotfleiſch thut 

Ir edler mut 
Sparnößlin 

Wie brone ruben. 


168 


Wie die brutlaufft mit freiden gehalten 
ward. 


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Luther 
Non lieber murner guter frindt 
Vnd dochterman meins lieben Find 
Ich wünsch dir glück ond jelifeit 
Got wöl euch behüten alle beid 


169 


Vor allem vnfal und vor leid 
Der behüt euch beid in allen fachen 
Das ir vil hübſcher finder machen 
Vnd jehen eumere finder furt 
Zange zeit in die fierd geburt 
So du nun auch bift Iutberifch worden 
Vnd vonſerm vnd eelichen orden 
Vnd wir die ee warlich nit hent 
Noch halten für ein ſacrament 
Dan ſie von got kein zeichen hat 
Vnß gegeben oder gnadt 
Vnd auch die heiden eelich ſind 
Desgleich von anfang ich find 
Ja dieſer welt al menſchen hant 
Gebaret in eelichem ſtant 
Darumb im nüwen teſtament 
Es nit mag ſein ein ſacrament 
Dörfft ir auch nit zu kirchen gon 
Oder euch einweihen lon 
Got weicht ee lüt der pfaff thutz nit 
Bereiten hochzeit hie damit 
Das wir zu diſch mit freiden eſſen 
Vnd alles onſers leids vergeſſen 
Ich hab al pfaffenfrawen geladen 
Die werden kumen vnß on ſchaden 
Darzu die pfaffen werden kumen 
Die da hon weiber genumen 
Her Andres auch von karleſtat 
Der auch ein weib genumen hat 
Die halt im glauben hör ich ſagen 
Wie langer pfeffer döwt im magen 
Sie ſeh nöt vmbſich vberzwerg 
Doch vff der ſchul zu wittenberg 


170 


Ob fie ſehe ein ftudenten an 
Lieber vif dent markt vmbgan 
Dan den andern was ligt dran 
Es ift dem leyen nit vergeſſen 
Ja würden ſie auch mit vnß effen 
Als wir vielleicht in auch bon thon 
. So ift ung erft bezalt der Ion 
Auch alle beginen lad ich ber 
Dan ir regel ift in zu ſchwer 
AL Elofterfrawen auch damit 
Die in den klöſtern bleiben nit 
Vnd mwöllen ſich auch bucken Ion 
Die lad ich al hieher zu ſton 
Darzu mit aller geiftlicheit 
Die von in werffen ires kleit 
Darumb mein liebiter dDochterman 
Du würdſt ein groje wirtfchafft han 
Koch nur gnug richt dapffer an. 


Murner 


Sein mir got wilfum ber ir frumen 
Al die mir zu eren fein Eumen 
Sein noch ein mal got wilfum jchon 
Das ir mich haben nit verlon 
Und fein mir kumen zu den freiden 

Wir mwöllen nit von binnen jcheiden 
Dan balten vor ein guten mut 

Als man dan off der Hochzeit thut 
Trincken dapffer jchenden ein 

Hie jol fein mangel jein an mein 
Koſt vnd mas man efien fol 

Iſt vberfluß vnd alles vol 
Got jeis gelobt freumt euch darab 


171 


Das ich die flund erlebet hab 
Das wir nunnen, münch ond pfaffen 
Das fürtuch mögen vbergaffen 
Ich mein dasſelbig fürtuch ſchon 
Das alle ding macht vndergon 
Vnd kans darzu wider vffrichten 
Als verwurren wider richten 
Wir dorfftens vor nit ſehen an 
» Miewol wir ietz ſelb ſpinnen dran 
Juh heya ho wir münch vnd nunnen 
Hon das fürtuch ſchon gewunnen 
Vnd dörffen ietz auch weiber nemen 
Des wir vorhin vnß muſten ſchemen 
Jetz iſts aber zu den eren 
Nun danck got meins ſchwehers leren 
Der diſe ſach hat gefangen an 
Das widerbracht vnß off den plan 
Vnd wir eefrawen mögen han 
Der krufftloß babſt Ealirtas 
Der vnß beraubt vormal das 
Hat onß genumen groſe freid 
Die gretlin vnder dem fürtuch treit 
Was nützt vnß die ful küſcheit 
Vil beſſer iſts zu bet bereit 
Nun eßt ond trincken lieben frindt 
Zu freiden hie des luthers kindt 
Zun eren hie der edlen kron 
Es muß als ſampt mit freid zergon 
Ich wil euch hie kein mangel lon 
Eßt den pfeffer er iſt gut 
Macht ſchmutzig finger verdenblut 
Es iſt nit ſchlecht gewürtz fürwar 
Von calicuten kam ſie har. 


172 
Eeu heex. 


Ach lieber ſun alle ding ſton wol 
Wie das vff einer brutlaufft ſol 
Es nimpt ſie aber alle wunder 
Von dem ſchwartzen pfeffer beſunder 
Das er alſo iſt verdeckt 
Vnd wiſſen nit was dinen ſteckt 
Wan ſie das beiſſen hon im ſin 
So hangt es in den zenen din 
Vnd mögens weder brechen beiſſen 
Noch mit den zenen auch zerreiſſen 
Es iſt doch weder fleiſch noch krut 
Ich halt es ſei ein tüffels hut 
Es iſt wol alſo zeh im mund 
Das niemans das zerküwen kund 
Sie hons wie ſtorcken gſchluckt hinab 
Das ich ein wunder hab darab. 


Murner. 


Ha ba babt ir verfucht Die ſpeiß 

Ein bruch verfchluft im mandelreiß 
So bin ich ietz gerochen wol 

Das ir vff Difem grojen mol 
Diejelbig bruch gefrefien bant 

Die ir mir doch in allem lant 
Vff ein buch bon truden lon 

Vnd zun benden geben ſchon 
Der vpfeffer fol mich rümen nit 

Noch Das gemwürk alsſampt damit 
Das nur die bruch gefreflen ift 

Dan jte ift billich zugerift 
Difer gemein vnd Difer rot 

Die mit der brüch mich bon verfpot 


173 


Ü i en 
üſt wol ich würds nit vergeff 
ie —* bruch vnd bendel freſſen. 


zeit gedantzet 
ie vff des murners hochz 
* ward. 


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 Murner 


r meiner koſt geeflen hat j 
— das ſie im deſt minder ſchat 





174 


Der üb fich hie mit dantzen vil 
Dan ich ein fpilfram jeßen wil 

Die me vff einer feiten greifft 
Dan des Feifers ſpilman pfeifft 

Es ward fein meifter nie fo gut 
Der adelbeiten das vorthut 
Vff einer jeiten machen mut. 


Luther 


Mein lieber murner fahe Das an 
Sp wöllen wir dan hernach gan 
Vnd frölich fein zu allen Dingen 
Dapffer lauffen weiblich fpringen 
Nim mein dochter vnd fahr Kin 
Der erſt dang ift mwarlich din 
Doch zühe dein fut ab das du biſt 
Zu dem dangen baß gerift 
Sch hab doch auch mein kut hingeleit 
Zu dangen hindert münichskleit. 


Murner. 


Ich weiß nit ob ichs wagen darff 
Die prediger fein mir ietz zu ſcharf 
Ih bab vor me zu Krutlauff dangt 
Vnd den Eocherfperger geſchwantzt 
Darzu den grofen dran ran ran 
Den ich frölich ſpringen kan 
Bald bon fie fich geergert dran 
Und ift bald vff der Fangel gewefen 
Der mir leuiten bat gelefen 
Münd du folt gar nit Dangen 
Sp offenlich vmbher ſchwantzen 
Dein orden wils nit leiden 


175 


Zu lauffen mit den weiber 
Ich muß dich warlich ftraffen 

Vnd Dir dasſelbig jagen 
Es wil dir nit gebüren 

Es jein weltliche jachen 
Die Dir nit zugehören 

Sch wil Dich trüwlich warnen 
Vt quid vides feftueam in oculo fatris tur! 

et trabem in oculo tuo non cernis ftulte 
Solt ich den dang dan fahen an 

Sp brecht ich wider vff den blan 
Das vorhin gantz vergeſſen wer 

Vnd würd mich wider fchelten er 
Mit jo vilen und jo vilen 

Das würd mich vbel fehmirgen den 
Die kut abziehen wer mir jchand 

In der ftat vnd vff dem land 
Du baft Die dein gezogen ab 

Das mancher ſich hat ergert drab 
Vnd fol mir ein erempel fein 

Das ich mein Fut nit würff Dahein. 


— 


Ich muß doch lachen vff mein eid 
Das dir das dantzen hat erleid 
Ein prediger off der cangel ſton 
Der nur gepredigt hat daruon 
Er hat villeicht ſunſt nichtz geſtudiert 
Die uacht daruor gerumpliert 
Vnd ſelbs villeicht ein dantz gefiert 
Er hat nit alzeit ſeidin geſpunnen 
Wie faſt er haft die münch vnd nunnen 
Laß Dich das ſchwetzen hindern nit 


176 


dar bin, far bin boflicher drit 
Der kutten halb bag gar fein jpan 
Laß den tüffel allen ftan 
Du weiſt doch wol daß alle orden 
Dom tüffel fein erdichtet morden. 


Murner 


Muß es dan ie gerumplet fein 
So far doch ber mein Eetterlein 
Schlag off, ſchlag vff liebe adelbeit 
Vnd mach ong mit der luten freidt 
Kum ber du jchön vnd wolgeboren 
Sch dang mit dir den denteloren 
Vnd geb vmbS predigen nit ein heller 
Den paduaner, mweftermweller _ 
Es ift jo gut ind bel geiprungen 
Als mit rütjchen drein gerungen. 


Wie der murner des luthers dochter vßſchlug, 
darumb Das fie den erbgrindt bet. 


Murner. 


Woloff nun an du tuſentſchon 
Mir wöllen ieg zu bet hingon 
Vnd diſes dantzen laſſen fton 
Sie werden lang bei dem wein bleiben 
Ee ſie die bruch gar abhin treiben 
Sie hon noch lang zu ſchlucken dran 
Mit wein zu flöſſen abhin gan 
Wir beide wöllen gon zu bet 
Wie das die ee dann off ir het 
Leg du dich nider ſchüh nit drab 
Den ſchleier thu vom haupt herab 


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Mir müfen doch zum letſten zamen. 
Des luthers Dochter. 
Ah Tiebfter hußwirt lieber man 
Wolſtu mirs nit für vbel han 


Ich wolt dir etwas offenbaren 
Das nie fein menfih ie mocht erfaren 


Hör lieber man mein höchfter frindt 
X. 12 


178 


Vnd ſchüh nit drab ich hab den grindt 
Dritbalb finger di fürwar 

Mir ift gebachen drein das bar 

Das ich allein Dir offenbar 
Das du dasſelb nit weiter jagjt 

Vßgebſt von mir vnd iemans klagſt 
Wan ich dir funft boldfelig Fin 

So jchlag den grind dir vß dem fin 
Vnd bring mich nit der welt zu ſpot 

Bit ich Dich vmb den werden got. 


Murner 


Wol oß in tufent tüffel nanıen 

Die onß bie beid ie, trugen zamen 
Du öde münchähur oder ſack 

Wol oß das dich der dunner ſchlack 
Biſtu des luthers ſchönes kindt 

Vnd haſt ein ſolchen wieſten grindt 
Das die kamer ſtinckt daruon 

Vnd darfſt mir auch zu bet hergon 
Wol vß, wol vß mach dich hin fer 

Das ich dich ſehe nimermer 
Wa ich dich find muß ich dirs ſagen 

Ich wolt al lenden dir abſchlagen 
Du öder wuſt murmeierin 

Du grintbutz nim dirs nit in ſin 
Dein lebtag an mein ſeit zu ligen 

Leg dich zun ſuwen in die ſtigen. 


ER — — 


Sag an Murnar was machſtu da 
Das du mein dochter ſchlecht alſo 
Vnd treibſt ſie alſo ſchentlich vß 


479 


Mit ftreichen fchelten v8 dem huß 
Man hat mich vor gewarnt vor dir 

Ein folchen lon würdftu geben mir 
Du baft gefchent all mein fründ 

Die mir zun eren kumen find 
Ein bruch im pfeffer gen zu eſſen 

Ich mein der tüffel hab Dich befeffen 
eg fchlechftu mir mein find hindan 

Vor aller welt vnd iederman. 


Murner. 


Laß mich mit lieb das rat ich dir 
Vnd halt mir nit dein Dochter für 
Ih wird funft fein dein ewig findt 
Der vnflat hat doch jolchen grindt 
Mer Das nur jchmadft das im gejchwindt 
Der tüffel hol Dich mit dem Findt 
So haftu gelernet auch noch me 
Kein jaerament ſoll fein Die ee 
Iſt es dann fein facrament 
So hab ich Dich Doch nit geichent 
Eich mögen huren buben jiheiden 
Man das gefellet inen beiden 
Wan mich das facrament nit bindt 
So jchiß ich Dir wol vff dein kindt 
Der wüſte wuft hat Doch den grindt 
Dicker dan ein ſuw bat ſpindt 
Ja dicker dan ein mor hat ſpeck 
Nim den wuſt beb Dich hinweg. 


180 


Wie der [uther on alle farrament fierben 
wil. 


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Eu cher 
O Murner mein die fund ift kumen 
Das ich mein tag bab eingenumen 
Hie endt fich gotz barmbergifeit 
Sein rechtlich8 ortail ift bereit 


151 


Meins lebens ift nit me off erden 

Es muß iegund geftorben werden 
Das allergrufampft ift der dot 

Menichlichem gichlecht die gröfte not 
Sp ich mich nun entjeg darab 

Ma ich Dich ie erzürnet hab 
Iſt mein höchſte bit an Dich 

Mir das verzeihen gnedigklich 
Darzu an meinem letſten end 

Mit deinen troft nit von mir mend 
Des bit ich got im himmelreich 

Das er dir ſolchs mit lon vergleich. 


Murner 


Mer ift off erden der nit hat 
Mitleiden jo es vbel gat 
Sp nun dir kumpt dy letite not 
Vnd Dich dein geift vf erd verlot 
So verzeihe dir auch got 
Vnd ich verzeihe dirs alles jandt 
Mas ir nur ie begangen handt 
Dasjelbig als verzigen ift 
Durch den lieben reichen eriſt 
Das er mir auch mein find verzeibe 
Vnd vätterliche gnad verleihe 
So du aber begerft damit 
Das ich in troft verlag Dich nit 
So jei meins troſts der anefang 
Dich zu fumen hie nit lang 
Dein fünd zu beichten rat ich Dir 
Es kumpt Dir wol ia folgftu mir 
Du baft ein widermwertigfeit 
Gerüftet off Der criſtenheit 


182 


Das laß dir fein von hertzen leidt 
So rat ich Dir zum andernmol 

Dich off den weg zu ſpeiſen wol 
Pit dem heiligen facrament 

Das got dir geb ein feligs endt 
Dir günnen wöl das himelbrot 

Zu für und hilff vß aller not 
Zum dritten lug und felbs erwöl 

Das ſacrament und heiligs öl 
Das du in krafft der dreier ding 

Von binnen fareft leicht vnd ring 
Kein andern troft Fan ich dir gebem 

Am fetften end in difem leben 
Und weitern troft erwart von got 

Den er dir geb nach diefer not. 


Luther 


Got wöl dir dancken ewigklich 
Das du in dem erleichtreft mich 
Vnd al mein Ybeldat laßt ligen 
Ja dir gethon haft gar verzigen 
Das ich fol aber beichten mit 
Thu ich off diſer erden nit 
Die pfaffen den man beichtet bie 
Die bat doch got erftifftet nie 
Irem prieftertfum der tüffel hat 
Vff diſer erden geben ftat 
Derjelb bat es auch als ervicht 
Darumb ich inen beichte nicht 
Doch wil ich got mein fünd verichen 
Der würt mir ſie wol oberjehen 
Wan ſie mir fein von hertzen leid 
Durch fein gruntloß barmhertzigkeit 


183 


Das heilig brot vnd facrament 

Das wil ich nit an meinem ent 
Das eumere priefter geopffert hent 

Dan ich haltz nur für ein teftament 
Die ölung die du mir wilt geben 

Die nim ich nit, Dan merk mich eben 
Das ift fein jacrament fürmar 

Jetz Difer zeit und was nit vor 
Der pfaffen geit vnd mucheret 

Die bon die ding erftifftet frei 
Vff das in iren ſeckel kum 

Alle güter omb vnd vmb 

Sp machen fie fein menjchen frum. 


Murner. 


Es gilt warlich nit Ddifputieren 
Bon facramenten reden fieren 
Der dot ift bie gib kurtzen bſcheidt 
Iſt e8 Dir von bergen leit 
Die vffrur in der criſtenheit 
Vnd zwitracht Die du haft gemacht 
Sprich ia und nein bie kurtz bedacht 
Wiltu dan beichten zu dent Dot 
Begerft das ſacramentiſch brot 
Vnd die ölung auch darzu 
Sp wil ih lugen das ichs thu 
Darin Die gemein criftenheit 
Ir Hoffnung jest vnd feligfeit 
Als von crifto jelbs erftifft 
Lut der heiligen gotz gefchrifft 
Woltſtu Diefelben nit erkennen 
Vnd fchiedft on Die facrament von dennen 
Vnd meinft du woltft ie nit bedörffen. 


184 


Ich wolt dich in ein ſcheißhuß werffen 
Und mit luter dreck begraben 

Da andere feiben ligen vergraben 
Das möcht ich thun mit bilficheit 

So dir dein fünd nit weren leit 
Vorab das du die facrament 

Haft abgetbon darzu gejchent 

Darin wir vnſer hoffnung bent 
Doch rieff Die muter gottes an 

Das ſie Dir wöl iegund beiſtan 

Es wil doch an ein fcheiden gan. 


Leer. 


Kurbab ich fcheid von diſer welt 
Der ſacrament mir feins gefelt 
Die du mir oben haft erzelt 

Ih balt nich druff vnd wil ir nit 
Mariam auch darzu nit bit 

Sie ift ein menfch als andere fint 
Ob fie Schon auch ift gottes frint 

Als andere heiligen allefant 
Was fünnen fie mir thun beiftant 

Ich Een fein heiligen me dan got 
Daruff nim ich iegund mein dot 
Nim ber mein feel in diſer not 

Alde far bin du öde welt 
Bei got erboff ich widergelt. 

Murmner. 

Es muß billich gefcheiden merden 
Wie ein menſch bie lebt vff erden 

Der luther bat fein andere freit 
Dan die fridfam criftenbeit 

In ein jolchen zwitracht bringen 


155 


Nun bat er Ion der böſen Dingen 
Als ins ſcheißhuß mit dem man 

Der fein ſacrament wil han 

Vnd fart vngleubig bie von dan 
Ins ſcheißhuß hört ein folcher Feib 

Dem nie fein boßheit vberbleib. 


Wie dem luther fein leibfal mit einem ka— 
gengefihrei begangen mwürt. 





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186 


Des luthers leren zögt mir an 

Mie das die meß fein frucht fol Ban 
In dem dot und in dem Ieben 

Vnd helff im fegfeur nit Daneben 
Allein bilfft ſie dem der ſie halt 

Dan fie hab junft gang fein gemalt 
Vnd jei Fein gut werd auch darzu 

Darzu on nüß das man ſie thu 
Sie ſei allein ein teftament | 

Wie faft ſie Die opffern went 
Vnd ſie doch ift Fein opffer nit 

Sp helff ſie auch niemans damit 
Es jei alsjampt ein bubendant 

Das ſie die doten begangen hant 
Vff iren ſeckel zugerift 

Was iartag und der leibfal ift 

Sibenden, dreiſſigſt ſei ein lift 
Darumb kan ichs nit baß ermeſſen 

Meins ſchwehers wil ich nit vergeſſen 
In ſeinem dot in lon beſingen 

Alle katzen zamen bringen 
So ſie mich hon zur katzen gmacht 

So hon die menſchen mein kein acht 
Vnd kerten ſich an katzen nit 

Wan ich ſie ſchon hoch darumb bit 
Vff meins ſchwehers leibfal gon 

Bei katzen würden ſie nit ſton 

Vnd würden mich zun eren lon 
Das wer mir dan ein groſe ſchand 

In der ſtat vnd vff dem land 
Darumb ir katzen kumpt her ſpringen 

Wir wöllen bie ein leibfal ſingen 

Das allen katzen rum würt bringen 


187 


Wan ich anfah fo fingt mir noch 

Vnd lugen fingen nit zu hoch 
Halten guten melodey 

Das es nit werd ein faßengeichren 
Kumpt ir fagen ſchwartz und graum 

Vnd fingen mauw vnd aber mauw 
Mauw, mauw, ſingen har 

Der murmauw vnd der murnar 
Meuwe, meuwe, der tenor 

Mauw ond mauw der bag fürwor 
Wan ich nit ein katze wer 

Wie künt ich alſo mauwen her 
Ich kan ietzunder erſt erkennen 

Warumb ſie mich den murmauw nennen 
Das ich kan alſo mauwen ſchon 

Mein ſchweher hie beſingen lon 

Mit katzen im das leibfal begon 
Weren kein katzen hie damit 

Der luther würd begangen nit 
Darnach er hat im leben gerungen 

Alſo würt er im dot beſungen 
Warlichen wie die grebnis iſt 

Alſo iſt auch das geſang geriſt 
Darnach er lang gefochten hat 

Das hat im dot hie funden ſtat. 


Wie der groß nar kranck iſt, vnd in der 
murner tröſtet. 


Murner. 
Ach got im bimelreich der not 
Mein liebſter ve tter ligt am dot 
Vnd iſt faſt kranck als man mir ſeit 





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an er mir ſtürb es wer mir leid 


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Er was 


Sobald der nar mir gat 


off erden mein höchſte freid 


zu grund 


So hab ich nimer frölich ſtund 


Ichzwil in ſuchen als ein frünt 


Ob ich im tröſtlich helffen künt 


Mein lieber vetter grüß dich got 


was iſt dir not 


gluſt dich doch, was wiltu hon 


— 


Wie gat es dir 


— 
Was 


189 


Sag mirs ich wil Dich nimer Ton 
Colt es mich tufent guldin geftan 
Sp wil ichs alles wenden an. 


Kar. 


Jetz ſihe ich Das du biſt ein frind 
Sp ich dich in mein nöten find 
Das fein die beiten fründ vff erden 
Die in nöten funden werden 
Du haft mich alfo hart beſchworen 
Vmb den fopff und vmb Die oren 
Mit jo grufamlichen morten 
Un meinem leib an allen orten 
Er jucht jo eigentlich mein glider 
Das ich fein bin erlegen nider 
Ih muß fein fterben warlich an 
Vnd bin ein vnbehilflich man 
Ich fan mich weder heben legen 
Vnd nit ein glid am leib me regen 
Ach beitel mir Doch ein ftardfe begein 
Doch das fie muß ein iundfram jein 
Nit jo ich wen fte bietet mir 
Das ſie duß bült vor der thür. 


Murner. 


Ach vetter Das fein Dorechte wort 
Vnd hören nit an diſes ort 

Du ſolt deiner felen heil betrachten 
Vnd irer iundfrawfchafft nit achten 

Sie fein doch iundframen al zwar 
Das felet dir nit vmb ein har 

Sie bon doch die drei glüpten thon 
Vnd halten ire küſcheit ſchon 


190 


Ir bat nie fein darmider gethon 
Darumb wil ich Dir ein beftellen 

Vnd welche du wilt vß in ermelen 
Die fol dich heben legen nider 

Vnd vff erheben jegen wider, 


Nar. 


Es gefelt mir wol ſuch ein begein 
Doch dz ſie müß ein iunckfraw ſein 
Bei got und heilgen ich ſcheiß ſunſt drein. 


Murner 


Mereftu mir ieß nit befant 
Für ein narren vnd verwant 
So wolt ich von dir fein gerant- 
Ich bit Dich Doch nun hör mich wol 
Ich wil dirs fagen noch ein mol 
Das ſie warlich al iundframen find 
Die lieben Eüfchen reinen Find 
Wiewol ir etlich bon den grind 
Das ſchat in an der küſcheit nyt 
Dan Eüfcheit in Dem bergen Ipt: 


Nar. 


Du truweſt in wol mein lieber frind 
Darumb das ſie deins ordens ſind 
Ich ſihe wol das die iungen ſchon 
In die pfaffenheuſer gon 
Vnd wöchliche holen ire mol 
Ich gedenck bei got man gerb ſie wol 
Der pfaff iſt jung vnd die begyn 
Warumb lon ſie fein alten un 
Die müſen heim beſchloſſen ſein 


191 


Darnach fein erlich burger mer 

Die allein vmb gottes eer 
Die iungen laden auch zu gaft 

Sch lob es wol ond Doch nit faft- 
Dan fie fein eelich frawen haben 

Ich denck das fie Die beginen ſchaben 
Solcher malzeit bon fie vil 

Doch wan man fie zun Franden wil 
So krimen ſie fich wie ein fchlang 

Dan jte nit gern thun diſen gang 
Die franden mögen nit me gerben 

Darumb ſie laſſen te verderben 
Mer es aber zu eim gefunten 

Gar bald fte fich dar ſchicken funten 
Vnd des guten weinlind trinden 

Das ſie jingen wie die finden 

Vnd mit den öglin Tieblich winden 
Das dient nit zu der iundframfchafft 

Vnd wan mans briet es geb fein jafft. 


Murner. 


Ah got du ligft da in dem bet 
Vnd treibſt ein ſolch vnnützlich red 
Du biſt ſo ſchwach dz du wilt ſterben 
Vnd ſagſt noch von beginen gerben 
Vnd wie man ſchabet in die hüt 
Das dienet zu dem ſterben nüt 
Doch ſo du haſt ein argen won 
Darumb daß ſie zun pfaffen gon 
Vnd zu manchem reichen man 
Der kein eelich fraw kan han 
Nur den iungen gibt ein mol 
Die alten gibt dem tüffel zol 


192 


Es müß ein binden fein dahinder 
Vnd jein Doch warlich frume finder 
Doch das du laßſt die fantafei 
Un deinem dot die gaucflerei 
So mil ich dir ein iundfram geben 
Die dein wartet bietet eben 
Ich weiß das ſie ein iundfram ift 
Vnd ir an füfcheit nich gebrift 
Sie iſt alt acht vnd ſibtzig tar 
Ein iundfram dannocht das ift war. 


Nar. 
Sit ſie jo lang ein iunckfraw gſein 
Vnd darzu auch ia ein begein 
So hat fte freilich gehabt fein mol 
Bei burgern und bei praffenfol 
Ach liber vetter ſag on ſcham 
Wer ift fie Doch, wie heigt ir nam. 


Murner 
Junckfraw bebnegel heißt die ſchon 
Junckfraw on allen argen won 
Vnd kan an einem krucklin gon 
Sie iſt wol in eim heer geweſen 
Doch iſt ſie vor in allen geneſen 
Vnd hat ir iunckfrawſchafft behalten 
Vor den iungen und den alten 
Sie ift ein iunckfraw in der geburt 
Wiewol fte offt geicholten wurt 
Sie jei auch under den gebern gefein 
Vnd trinck gern guten fielen wein. 


Nar. 
O we und o we ich wil ir nit 


193 


Ab Taf ſie daß das ift mein Bit 
Es ift ein vnfridſames weib 
Der tüffel ſteckt ir in dem leib 
Wa ſie iſt kumpt niemans fürt 
Ich mein das ſie die welt verwürt 
Sie greinet grannet wie die ſchwein 
Die gern am gatter weren ein 
Alsbald ſie kumpt ins nunnenhuß 
So iſt dem frid der boden vß 
Ach lieber vetter laß ſie duß 
Sie heißt die andern huren al 
Vnd iſt ein ſolche böſe gal 
Vnd riempt ſich irer iunckfrawſchafft 
Die doch nit geb ein quintlin ſafft 
Sie iſt auch worden lutheriſch fein 
Die alte zierlich keiſerein 
Vnd hat eim lutheriſchen pfaffen 
Einen langen rock geſchaffen 
Den ſie im erbetlet hat 
Allenthalben in der ſtat 
Das er ſolt al beginen ſchedigen 
Von irer iunckfrawſchafft ſolt predigen 
Vnd ir leib ſo gantz noch wer 
Wie ein fiſcherberren her 
Ich wil ir nit noch kein begin 
Alde, alde ich far dahin 
Laß dir mein leib befolhen ſin. 


Murner 


Nun gnad dir got mein liebter frünt 
Ich far da andere narren jint. 


+94 


Wie der groß nar mit allen erm zu der 
erden beftediget ward. 


D), 


— 


N; 


||] 





Zu leid und zw der folgen gan 


Wan ein erenman bie ftirbt 
Der hie nach ampt vnd eren wirbt 


Tugent fol bie bon den Ion 
Von got empfangen werden fchon 


195 


Darumb ich bit ie alle frund 

Die dem narren verfründet find 
Das ſie den helffen mir vergraben 

Mer den narren lieb wil haben 
Vnd wer auch felber ift ein nar 

Oder nerrifche hoffen dar 
Reiſſen mit feiner eignen hant 

Derjelb ber zu dem narren ſtant 

Al die dem narren fein verwant 
Vnd mit arbeit vnd mit mie 

Am narren bon gezogen bie 
Vmbgefaren mit dem nurren 

In der feltin vmbher Earren 
Vnd jein erfroren in Dem jchne 

Mie thet der nar in aljo we 
Wie faft Die roß die arbeit daten 

Noch halffens dem narren von ſtaten 
Ir ieder trug fein narren dar 

Etlich zwengig dreiſſig tar 

Mit narren famen gejchlittet har 
In den baupten in der hüt 

Vnd jihat der nar inen dannocht nüt 
Hon ſie geipeißt von iungen. tagen 

Vnd müſen in noch lenger tragen 
Geiſtlich, mweltlich allefamen 

Des narren fol fich feiner ſchamen 
Ach helffen in zur erden befteten 

Dan ir desgleichen auch gern beten 
Man dan ir narren fart Daruon 

Sp würt man euch zur folgen gen 
Mer bie nit wil zur grebnis gon 

Der muß ein luter Funtjchafft bon 
Vnd brieff vnd jigel legen yn 


pP 


196 


Das er fein nar wöl nimer fpr 
Vnd vor auch nit gemefen fei 

Dan ift er difer folgen frei 
Doch nemen wir fein ſiglen an 

Dan das der luther felb bat gthan 
Dan wir und das zu im verfeben 

Gr werd mit ftglen nimer geben 
Langjam fumen wol bebören 

Mer des narren ſich wil mwören 
Mer fich des nit ermeren fan 

Der fol zu des narren folgen gan 
Er bat vnß Doch ein freid gemacht 

Das mancher hat fein bauch zerlacht 
Darumb ein ieder freiden hab 

Sein vettern tragen belff zu grab 
Vnd ſprech mit grofer innigfeit 

Nun geb dir got die ewig freit 
Vnd wöl dir auch den bimel geben 

Darin die gröften narren leben. 


Wie omb des grofen narren erb ein zand 
und friegen ward. 


Nun hören al des narren frünt 
Die im am nechiten verwant ſint 
Ich ſag euch allen vnuerbolen 
Gr bat mir feine güter beuolben 
Das ich fol teftamentarien fein 
Sein gut vAteilen ſchon vnd fein 
Mer im am nechiten verfründet wer 
Sein erbfal fol erlangen er 
Doch ift es als verſiglet ſchon 
Wie er mir dasjelb bat verlon 


197 





— —d 





Der luther meint er erb da wol 
Als ein nechſter fründ dan ſol 
Dan er hab ſich gar wol erzeigt 
Wie er dem narren ſei geneigt 
Vnd ſchlag im nach in aller art 
Zum narren gehören nichtz geſpart 
Sein büchlin zögens vnß wol an 
Das er auch redlich narren kan 
Vnd meint er ſei der nechſte frünt 


198 


Bil neber dan al ander ſint 
kun fumpt der karſthanß auch zu mir 
Vnd balt mir auch jein büchlin für 
Vnd Spricht es jet jo wol gemacht 
Das alle welt des hab gelacht 
Vnd jet din aller welt befant 
Das er am nechiten jei vermant 
Sp fumpt der buer auch mit dem fchlegel 
Vnd luthers bang mit feinem fegel 
Darzu mit inen der ſtudens 
Der in der karſthanß briet die gens 
So fumpt der vnflat mit dem Drachen 
Vnd wil jich auch ein fründ bie machen 
Darzu auch der Dichter auch Daneben 
Der wider mich das crütz hat geben 
Als fieret ich des türdfen leben 
Die mwöllen al bie erben ſein 
Vnd zögen mir das an ein fchein 
Schöne büchlin ein narrendant 
Die jte mir gejchrieben bant 
Damit dem narren fein verwant 
Am nechiten ort am nechiten glid 
Gin ieder meint es fel im nit 
So wil ich geben meinen rat 
So ieder mut zu erben bat 
Vnd iſt Das erb ein jchlechte hab 
Nichtz anders dan ein narrenfah 
So jchlagen euch darumb mit gemalt 
Wem das erb da beim bin falt 
Vnd der ſterckſt im ſchlagen ift 
Dem ſei die narrenfap gerift 
Der nem jte beim vnd ner fich wol 
Vnd bruch die fappen wie er fol 


u > 


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199 


Doch wan das recht folt für jich gon 
Solt ich die fap für allen bon 
Dan mir dis buch bie kuntſchafft git 

Ein fründ zu fein des nechſten glid 
Vnd mir der nar auch ift verwant 

Got geb was amder gejchriben hant 
Mürd ich von diſem erb geftoffen 
Verdrüß es mich jeer vß der maſſen 
Sie haben geſchriben was ſie wellen 

Noch haben in die nerriſchen gſellen 
Kein ſolchen narren vmbgefiert 

Vnd höflich damit hoffiert 
Ja wan ſie mich nit ſehen an 

Vnd für den gröſten narren han 
Sie hetten in nit fieren Ion 

Vnd mir zun eren Das gethon 
Sp ich nun folche Funtichafft hab 

Die mir den erbfal ſpricht nit ab 
Sp erfordert das Die billicheit 

Das man mir die fappen geit 
Doc ſetz ich Das zu iederman 

Mer Die narrenfap fol han 
Ih hab mein beſts darzu gethan 

Got geb reiht was ein ieder fan. ıc, 


200 


Berantwurtung den mader diß büchlins, fiot zum teil 
in der vorred, wie fie im den groſen narren zu fpot vmb— 
gefürt 2c. Aber funder verantwurt er, dag fie in gezigen, 
antreffende ein perfon, das fie dan in vil hundert büchlin 
of in vß bon laflen gon, on ire namen, des vermeint er 
ein ietlicher fchuldig fei fein eer zu retten. Des bat er 
mir auch zugelagt, das dis büchlin niemans fol fehmeben, 
funder in der narrenfapen vßgon. Vff ſolchs hab ich Jo— 
hannes Grieninger das angenumen, fo ich mich auch tru— 
dens muß erneren, vnd mein handel ifl, von mir getrudt 
niemand zu lieb noch zu leid vff Freitag nach fant Luci 
vnd Dtilientag. In dem tar nah ver geburt Chriſti 

onfers lieben herren. Zaufent fünffhundert zwei vnd 
zwentzig. 


Der 


Luterifhen Evangeliſchen 


Zirdendieb- und Keberkalender. 


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So man zalt nach Der geburt Chriſti MDdrru if 
%. Sontagbuochſtab. Ih Thomas Murner doctor hab 
ein lafjbrief und ein Kalender gejechen (got mieß es 
erbarmen) , den folt einer Doctor Johan Kop gemacht 
haben, ift ohn Zweifel des erlofen diebſchen Zwing- 
linsbuben tandt und Dichtung. Darin eritlich die chrift- 
lichen Drter einer frommen lobl. und uralten Eidgno— 
Schaft Iuzern, Uri, Schwyz, underwalten, Zug, friburg, 
Solothurn und die frommen chriftlichen Wallifer, de— 
nen ich von wegen chriftlicher Vereinigung meiner gnä— 
digen gönftigen Serren der %. Herrichaft luzern, ein 
armer Diener bin, Predifant und verfünder des Worts 
Gots, nad) dem waren rechten verſtand der gangen 
gemeinen Ghriftenheit, und ein unterhirt, hüeter und 
verfechter der obgenannten chriftl. Schäflein des waren 
Dberhürten, meines gnädigen lieben herren und vat- 
terö, berren hugen Bifchof zu Konftanz. Darin ich, 
jte in einer Figur beklagt find ires libs und lebens, 
eren und Gut, von megen der geziegenen Abgötte- 
rey Deut xiii. in vers. si audieris unwüſſenheit 
der Erfenntnig des verfündten lichts und gepredigfen 
beil3 und Warheit von Ehrifto Jeſu unferm herren 
getan und Irrtum aller unjern Vorfahren: als ob 
Chriſtus Jeſus unfer herr aller Ehriften in 1500 Ja— 
ren fein Erlöfer were, ſonder jy als Abgötterer alle 
verdamt wären, mit verwerfung der heiligen Des nü— 
wen Teftaments, aller Wunderwerf, durch Die riche 
band Gottes mit inen beſchehen, Zu Beitätigung un— 


204 


jered alten waren ungezwifleten Chriftlichen Glaubens, 
als ob ſie von dem Tüfel befchenen wären, und dur 
Verhenkniß Gots uns verfieren, dem Tüfel jolchen groj- 
jen Gewalt geben bat zu tbun, das allein Got müg- 
lich ift. Des wir uns (vorab in der Zit fine vät- 
terlichen beimfuchens) zu der grundlofen Barmberzig- 
keit Gots hut noch nymer me verjechen wellen, mit 
Darfegung nit allein der frommen und ußerwelten des 
alten TeftamentS und weniger des nümen, fonder auch 
großer Dieb, ſchelmen, Bößwicht, leker und Buben, 
welcher Leben und Thaten Die Bibel jelber unfrum— 
met, verdammt und ftrafet. Als da find Gain ein 
Mörder, Berfabe ein Sur, Saphyra ein lugnerin, Ju— 
das ein xii Bott, der Chriftum im Garten küßt, Si— 
mon ein zauberer, Serodes ein Blutvergiefer der un- 
mündigen Kindly, und darum, fo ich das erlebt ha, 
das jchelmen follen für Gotsfründ im Kalender fin, 
und Bößwicht, die beil. Gotsgebärerin Maria, mit 
fammt den Märteren Got3 aus Gedechtnuß der Men— 
jchen und dem Kalender verdrungen baben: Ya fo 
gelt es mir auch aljo, und ſige mir billich was inen 
recht, auch ein Kalender zu machen aller Keber, Die 
je die Chrijtenheit angefochten band, in alten und ge= 
genwertigen Ziten, meinen chriftlichen Schäflinnen zur 
Warnung, ſich vor den Wölfen darin erjezt zu hüe— 
ten; den als lang ſy underftand Ketzer und Bößwicht 
zu pflanzen, al® lang will ich nimmer mehr aufhö— 
ren, die fromen Chriften vor ihnen zu warnen, das 
ih vor Gott und Pflichten meines Amts und em— 
vfangener Geren ſchuldig bin zn thun, auch mit dar- 
fegung einer figur, die die Kirchendieb wol mögen 
verfton, wohin ſy Ghriftus mit dent geftolenen Gut 
beriefe, und Moyſes mit jinen zwei Gebotten: du folft 


205 

nit ftelen: du folt Feines fremden Guts begeren. das 
aber Zwingli in Berfon und. .namen da henkt, ift das 
Die urjach, das er den xii orten einer loblich Eidrgnop- 
Ichaft, mich beflagend zugefchriben bat, den begangenen 
Kirchendiebftal zu verantworten, wie es ein landjchaz 
ſyge, feinem Herren verfallen, zeiget aber fein Gejchrift 
an, das im gebüre fchazgraben in fremden Kiften. Auch 
das ich auf ihn hab wollen bringen in Fraft göttli- 
cher umd menschlicher Rechten, zu Baden uf der diſ— 
putation, das er ein viergigmal meineidiger,, ehrlofer, 
diebſcher Bößwicht ift, ein verleugneter Chriſt, und 
Berfierer der armen Chriftenlüt, mit aufgebung eines 
Geleits und richterlichen fpruch zu erwarten, von den 
zii Ratsbotten einer loblichen Eidgnoßſchaft über min 
2ib und Leben, wo ich Das uf den Zmingli mitbrecht 
wie recht, und wie wol ich ihm gegünt hab find Gleits 
jich zu bruchen , noch dennoch ift der Erloß Bößwicht 
ußbeliben, und was ich mich zu Baden begeben und 
erbotten hab, laut des ingelegten Septers miner eig- 
nen Sandichrift, den die rii Ratsbotten der xii Orter 
miner I. Eidgnoßjchaft in der Kirchen vor jederman 
empfangen, das erbüt und begib mich noch. Erftlich 
auf den Zwingly zu erhalten, daS er und alle bie 
feiner thätlich folgen und das in Kraft des Evange- 
ums, Gotsworts, der Wahrheit oder Gerechtigkeit 
mwellent geton haben, meineidig, Erloß und unfromme 
Bößwicht find, mit denen Fein frummer Erenmann 
fol weder zu thun noch zu jchaffen han. Wil aber 
wie allmegen damit protestieret, ein ehrſammen 
wyſen Ratt der lob. Statt Zürich unangetaftet haben, 
mit ſamt allen frummen alten Züricheren, und wem 
diefer Handel und Kirchendiebital nit gefallt. 

Zu dem andern und wo der erloß diebſch Bößwicht 


206 


der Zwingly das zu Verantwurten je nit wollt erſchi— 
nen, als er bisher getbon hat, jo erbütt ich mich erſt— 
lich den zii Orten, wo Sy das an mich begeren, oder 
jedem infunderbeit und mit Namen dem erfammen wei— 
fen Meifter und Rätt beider lobl. Ratten DBajel und 
Zürich, minen gnädigen lieben Herren gefchriftlich iren 
Gnaden anzuzeigen, gnugfammen Bricht zu geben, das 
dem mit dem Zwingly alfo ſeye wie obftat, und der 
Haußſchein, der fi) oecolompadius nennet, zu Ba- 
den auf der Disputation, als eim verlogner Mann 
vor einer gmeinen Eidgnofchaft erfchienen ift, und einer 
frummen edlen Statt Bafel auch gegen der gemeinen 
Chriſtenheit ein lugenhafter Schänder Marie der Mut- 
ter Gottes. Dießes alles zu tun und bewijen, bewegt 
mich ein groß herzlich Mittleiden der armen Chriſten, 
Die diße zween Grzbübifchen, Kegzerifchen leder und 
Schelmen, on alles Gottswort, on alle Warheit, on 
alle Gefchrift mit iren erlofen lügen verfieret haben, 
ja auch um Seel, lib, Gere und Guot bracht: Zu 
Dem andern ein Gegenmeere zu tbuon für Die chrift- 
lichen Orter, die diße zween Schoͤlmshalßt underſtönd 
um lib, Eere und Gut zu bringen, mit Biechlin, Ka— 
lenderen, liedlin und anderen mehr böſen Stucken. 
Zum dritten, das ſy ein ſchändtlichs, läſterlichs liedlin 
von der Disputation zu Baden gehalten, geſungen 
hant, und laßent die Bößwicht niemans ruow noch 
Friden: Aa. ſo habens dieſen Kalender inen für den 
Singerlon, und ſimmer boz wunden, ſingen mir die 
Keiben nur ein Stücklin mehr einicherlei liedlins, ich 
geſchweig ein ganz liedly, fo will ich inen ein Wiß 
darüber machen, das ſy ſolten wellen, hetten dafür gewei— 
net, mich und ander fromm Chriſtenlütt zu ruowe und Fri— 
den gelaßen, und mit der Disputation zu Baden gehalten. 


207 


ie man die Zeichen verfton fol. 


Diefes Zeichen beveut Gut fielen den 
Praffen und Münden. Deüt. x Galgibus 
in hangis Krayorum nagere beinis. 


7) 

* Dieſes Zeichen bedeüt gut Klöſter und 
Kirchen brennen, als zu yttingen geſche— 
hen iſt. 


Dieb Zeichen bedeüt gut Gott, Marie und 
allen Gotsheiligen übel reden und ſchänden, 
wie der Käzer Hußichein gethan hat. 













Dieb Zeichen bevent gut, ver Todten heiligen 
®/ Greber zerbrechen, als S. Eelix und Regula be 


ſchehen ift. 


) Diß Zeichen bedeut gut Kloſterfrauen und 
| Sott ergebne Juncfrauwen ehlide Huren zu 
‚maden. O gut in Scorpion. 


Dis Zeichen bevüt gut Kuttlen und Blut: 
wärft auf den Charfrytag kochen, und jung 
Säuw auf ven Palmtag freßen. D ir luren 


208 


Dießes Zeichen bedeut aus Meßgwänderen 
den Huren Gölderlin und nadelbein, auch Se: 
dely zu machen. Ziert ein ganzen Dantz. 


: Die Zeichen bevüt gut Schmachbiechlein on 
namen zu maden, wie die Evangelifche dieb 
jest acht jahr gethan haben. 

Diefes Zeichen beveut gut den Pfaffen und 
mönden ir Zins und Gülten fehlen, darum 
er nie fein baller geben bat. 

Diefes Zeichen bedeüt gut, Kelch, Monftran- 
zen, Rauchfaß, Ereuz und andere filberne Gotte- 
zierden Kirchen fielen. 

—⸗ 
Dieſes Zeichen bedeüt gut Fleiſchfreßen am 

Frytag Samſtag und an andern verbottenen 

und verbanneten Tagen. 

AR Diefes Zeichen beveut gut Kiften fägen, 
in Klöftern, Zellen und ver Dfaffen heufer. 





209 





ni ' Dieb Zeichen beveüt gut Teftament nit hal 
‚ten, und Brief und Sigel bewahren mie die 
U Evangefifche Dieben und fhölmen thünd. 


O 
x Diefes Zeichen bedeüt gut hölzerne und ſtei— 
nerne Bild zu brechen, und die goldene und 
filberne gefangen nemmen. 
Diefes Zeichen bevüt gut arbeiten auf den 
Sontag und andre verbottne Tagen und füren 
‚auf Bruder fritichen Tag. 


Diefes Zeichen bedüt gut ein Beden: 
brod machen aus dem Heil. Sacrament 
N) des libs und Bluts Chrifii umferes 
Herren. 


Ga Diefes Zeichen beveut gut Münz ſchla— 
gen aus Kelhen, Monftranzen,, Ereuzen, 
Rauchfaßen und andren filbernen Kirchge- 

ſchirr. 


Dieſes Zeichen bedeut gut ſchäze graben in 
den Sacriſtyen, als ulrich Zwingly der Kirchen— 





dieb lernet. 


— 14 


210 


Diefes Zeichen bedeüt Gut den geiftlichen 
und Kirchen das ire nemmen. 


7 


Diefes Zeichen beveut gut dem Pabft auf 
die 3 Kronen fcheißen, auch der Oberfeit und 
die Altar Chrifti. 


Nix 


Diefes Zeichen beveut gut Kirchen, 
Altar und Klöfter, zerreißen, brechen 
und zerzehren: o lichnam gut und ußer: 
welt. 


\ 


Diefes Zeichen beveut gut den Pfaften und 
Mönchen eelihe Hurren zu ver Ee geben: 
als der Zwingly eine hat. 


& 


Diefes Zeichen beveüt gut Glübde Gott dem 
Herren und allen Heiligen gethon, bredden und 
nit halten. 


—— * Dieß Zeichen bedüt gut ſtiften zu Mord 


und Blut vergießen der armen Pauren. O 
—E 7) ihr onmächtige eerlofe Mörder. \ 


| Dr Dieß Zeichen bevüt gut fein Geredtigfeit 
achten auf Erden. Dixite, justitiam , et non 


9 


contemnere Divos. 


211 


Diefes Zeichen beveut gut meineydig zu wer- 
den, an Gott, ver beilgen Eprifilichen Kirchen 
und an aller Oberfeit. 





Käzer brennen, und im Rauch zu dem Tü— 


* Dieſes Zeichen bedeüt gut Evangeliſche 
z fel ſchicken. 


sSewn’e® 


1. Zudas der Chriftum im Garten küßt. 

vi. Martinus lutherus ein Kezer und ausgelofener Münch. 

ir. Manicheus ein unflat. 

ri. Nero ein Wüeterid. 

rüj. Berſabea ein Hur und Bulerin. 

rv. Schaftianus ein Hofmeifter, etwa ein Barfüßer, aber 
jegt ein Batter Zacharie, wiewol vil guter Ge- 
fellen des N. Teftaments daran gezimmert haben. 

rir. Neftorius ein Scelmenhals. 

sr. Ulrich Zwingly ein Kirchendieb, und ein ſtolzer Fei- 
gen freier in der heiligen Schrift, ein Geiger des 
heil. Evangeliens, und ein lautenfchlaher des A. 
und R. Zeft. und Magister artiam in Thologia. 

xxvi. Pellican ein lutheriſch pößli und das laurellelin in 
der Evangeliſterey. 

xxx. ulrich Studer der bei verlurſt finer Pfründen ift 
Evangeliſch worden. 


Hornung. 


rii. Johanns Huß, ver Doctor Eden bat, er folt im 
ven Belz tapfer wäſchen, aber fonft am ib nüt 
thun. i 

xrv. Dominicus Zyli, der das amt zu predigen den al- 
ten Weibern von einem leyichen Radt von St. Gal- 
lien empfangen hat. 


212 
Mer; 


Bi. Baltbafar Doctor ein Widertäufer und Bürger im 
Wellenberg. 

x. Arius ein Zertrenner der Chriftenheit. 

ır. Julianus ein Keiſer vnd apostata Chriſtl. Glaubens. 

xxviij. Flora ein Römerin und ein große dicke vnd vier— 
eckete Hut. 


yir il 


e. Simon der die geiftlih Güter um Zitlih Gut Faufen 
wolt, wie jeßt die Evangelifhen das Kirden Gut 
mit fünf Diebsnäglen faufen. 

rrii. Nicolaus der fiben diacon, einer von den ri Bot: 
ten erwelt, der fein Frau in ver Gmein brucden 
ließ und um ein Zins verlice. 


Mey. 


ii. SKarolftadius, der aus dem hochw. Sacrament des wa: 
ren lidbs und Bluts Chriſti Jeſu ein Bekenbrodt ge- 
macht bat, hät er doch des widerrüft, aber nit von 
Herzen, funder aus liebe finer Frauen, die gern 
wider in Sachſen wer gfin. 

vi. Smmely der ariftotelifh Diiputierer und: Kämifeger 
der Disputation zu Baden gebalten. 

r. Helwidius ein Schänver der ewigen Jungfraufbaft 
Mariä. 

xiii. Cham ver fin Batter verfpottet. 

xx. Herodes ein Mörder der unmündigen und unſchul— 
digen Kindlein. _ 

rri. Sabellius ein landichelm. 

xxiii. Gain ein Mörver fines Bruders. 

xxx. Wiflef ver aus dem Grab gezogen verbrendt ware. 


Bradmonat. 


d. Matbeus Kesler ein Feigenfad und ein Boftilerer der 
luthery und ein Karftbans des Evangeliong. 


213 


xii. Jufli ein hudelumper, und ein aus ver Masten gol- 
dener Difputierer. 
Pelicanus ein obfervantifcher abtrinniger Kezer und ein 
apostata in dreyen fpraden. 


Seumon. 


viii. Blaarer ein Münch von Alpersbach ein verfünder 
des nüwen lichts und Prediger des Worts, und 
niit anders den des Worts und ein Diener des ver- 
logenen nüw ausgerißenen und zerzerten Evan: 
gelions. 

Die findung der Evangeliſchen Brief zu Wettin— 
gen an dem Far zu Baden im Ergeüw. 


Dugfimon. 


iii. Zertullianus, der da glaubte, das der böfen Men: 
schen Seelen in Züfel verenderet werden. 

rir. Die Fahrt von Niklaus haufen, da ein trummen— 
Schlager aud das lutheriſch Gottswort verfünvet hat. 


Herbfimonat. 


iiij. Berchtoldus ein augserwehlter Stillfihweiger feines 
Glaubens, fo do im das fin herrichaft fchon gebott, 
ließ er im das Mul dennoch nit ufbrecden, den fin 
Meinung war mit den Stummen und nit mit ven 
redenden zu Baden diſputieren. 

ri. Heliodorus ein Tempelberauber. 

xv. Bovillus oder Dedsli ein himmel und Erdrich rü— 
fen und Buchbreger. 

xviii. Oecolompadius, den etlih Niklaus Bader nennen, 
etlich lek uns im Bad, etlib Hußſchin ein Doktor 
ver Transsubstantiation ver Dilputation zu Ba— 
ven, ein Schender Marie, ein Bekenbrodtbacher und 
ein lugner der Chriftenpeit. 

xx. DMiconius ein Geisfüßer, und ein Iefer der alten 
Wyber und Begynen und ver fihwangern Frauen. 


214 


Winmon. 


x. Leo ein Jud, und ein Evangeliſcher Sadpfeifer des 
nüwen ZTeftaments. 

ri. Peirus Kunz, ein Hinterlapper, der auf ver Diſpu⸗ 
tation krank ward, das er nit dörfte diſputieren. 

xxx. Herwerly von Schafhauſen, der do alles wolt glau— 
ben was gmein Eidtgnoßen erkannten. 


Wintermon. 


i. Aller ſchölmen, leker, Buben, Boßwicht und Kezer Tag, 
die auf Erden je kommen fint, und die Chriſtenheit 
widerfochten bant. 


Wolffmon. 


iti. Auf difen Tag fol man gevehtnuß halten des Be: 
fenbrodts und des Nactmahlegen vor dem Mor: 
gen-Imbis, und das thun aus hölzernen Zieger- 
ſchüßlen. 

xiij. Auf dieſen Tag ſoll man den Pundtſchuh verdecken 
und verbliemen mit dem Gottswort, der Warheit 
der heilgen ſchrift, und ſoll dennoch ein ehrloſer 
Pundtſchuh bliben, wie faſt ſy es mit großem lü— 
gen verklügen. 

Finſternuß der Sonnen, das iſt der Eeren und Wür— 
den Geiſtl. Stadts, die gar verblichen und verduncklet iſt. 
Gott erlüchte fie wider. 

Finſternuß des Monds, das iſt Vergeßung der Gerech— 
tigkeit des weltlichen Stadts dadurch ſy mit dethlicher un— 
gerechtigkeit, eerloß werden: Gott geb inen das zu er— 
kennen. 


Diſſer Kalender iſt evuig guot Vuinter vnd 
ſummer tag und nacht io vuie er iſt 
ich bit 
zuletſt alle leſer, das ſy mir diſen Brief zu keiner 
Leichtfertigkeit erachten, ich bett in by Glauben wol 


215 


unterlagen, und von Seren gern, aber Die omechtigen 
erlojen Dieb londt mir fein Ruw noch raft mit jchmach- 
biechlin, laßbriefen, liedlin, und jo ſy nun nit anders 
wellen,, und niemand zufriden laßen, jo weiß ich iv 
auch zu flupfen do ſy Fizlig ſint, lond jy mir miters 
fein Ruw, was ich dan thun wurd, das wurd menf- 
Tich jehen in dem ganzen Römfchen Rich deutſcher Na- 
- tion; damit behiet und bewahre Gott alle frommen 
Chriſtenlüt, vor allen denen, jo in dißem Kalender 
verzeichnet jint, und allen die inen anhangen in irer 
leere, dann ſy alle font Omechtig eerloß Bößwicht, 
Dieb, leker, Schelmen, diebbuben für Fanty tauti quanti, 
darum wil ich inen des rechten fin vor den rii Ort— 
ten einer frommen löbl. Eidtgnogichaft. getrudt und 
bichen Durch mich Thomam Murner barfußer ordeng, 
Doctor der heiligen Schrift und beider Rechten, Pfar— 
rer in der Ehriftenlichen Stadt Luzern. Samftag nach 
Agatha in dem Jar MDrrvij. 













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Adtunddreißigfie Delle. 


Satyren wider Murner. 





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I 


Karſt ans 3 


Die fünff verfonen, fo ein gefprech onder innen fi 
verloufft, wirftu in nochgenden ſchrifften vermerken, fampt 
der meinung darin gefuht. Nemlich das vbel ſtodt eim 
geiftlichen vnd vil gelerten man (noch fyner achtung) fich 
mißbruchen ſyns titels vnd wyrden, dodurch in geftalt eins 
ſchaffs wölffiſch dück geſpürt, im titel brüverlicher erma- 
nung offenlih ſchmechung vnnd lefterung, durch mittel ver: 
nünfftiger vrſachen, vaft vßlendig dorecht leren geben, in 
befhirmung bäpftlicher oberfeit, die durch zu vil nerrifch 
byſpil, vnd heipnifch anzeigen zu grund feren, vnd das 
grofieft das diſer vnwiſſendt gemalt theologus, wil den 
riftenlichen glouben vff zitlich, liblich, fürſtenthum, vnnd 
heidniſch herſchafft gründen, darin ficheren, vnnd befeſtigen, 
doch vß eigner vnwiſſenheit geurſacht, im ſolichs torechts 
fürnemen, das ſo ers in geſchrifft eröffnet, vnder ſynem 
namen vß geb, im ſollichs zu uerwiſſen, ouch ſyn klein 
der gotlichen geſchrifft verſtand zu ſpot reichen möcht, doch 
wo im gelung ein anfang wyters rum, ond ſchanckung 
zu erlangen, deshalb ſynen namen verhalten, fich vnder 
den weſen (noch Hit eines ſpruchworts: latet anguis in 
herba) geſchickt, wartend was im das vogelgeflügt anzei- 
gen wol, was im latin gered vnd geichriben ift, von dem 
bochgelerten gotlichen Martino Luthero, das hat difer hei: 
lig mitt mit glicher ſprach (fort villih iyn groß kunſt 
mocht nüt gnug vßgeſchollen fyn), fonder dütſch angefoch— 
ten, domit im nit ſo luter ſyne vnwiſſenbeit zu verwiſſen 
fom, vnd eigner rum, vnd ſchanckung, ſapt dem nyd ge— 
merckt wurdt, doch vß den wercken wird etwan der menſch 


erkend, mag im ouch geſchehen zu ſyner zit. 


*) In Quart, ohne Ort und Jahreszahl. 


Diß findt die fünff, jo vnter innen felbs ein ge- 
ſprech vnd red halten. Murner, Karfthans, 
Studens, Luther, Mercurius. 


Morner. murmamw, murmaw, murner, murmaw. Karft- 
hans. lofen lofen. Studens. Batter, was ifts. karſthans. 
Singt man, over ſchryt man. Studens, horeft nitt das 
es faßen ſyndt. Karfihans. es ſchrydt eben als ein menid. 
Murner, murmamw, murmam, murmamw, pfhi, pfbi, aume, 
aumwe. Studens, es fyndt Faßen. Karſthans. es ift ein 
felgam gefang, yeß ift es frivfam, yes ſchrydt es aume, 
yeg pfuchetes wie ein fchlang. Studens, es ıft ver faßen 
gefang alſo. Karſthans. ift das thier als dag gefang, fo 
ifts on zwifel ein trügenlich thier, es ſy recht eyn Faß 
oder ein rölling. Stuvdens. Ein fa (als die naturlichen 
meifter fagen) bat einen glatten palg, lind tapen, man: 
gerley farb, geneigt fih an die lüdt zu ftrichen, vnd gern 
omb den hals den herren vnd frowen riechen, Tigt gern 
den fromwen vff den ſchoſſen. Karfihans. fo fagen die pu- 
ren im dorff ander eygenfchafft ouh von katzen, nemlich 
bat ein Faß lang fcharff negel vnter den linden tapen ver: 
borgen, do fy fragt, fo lot fy gern bar wo fy ift, wan 
ſölichs katzenhar eim menfchen infompt, macht es fpeien 
vnd foßen, bat ouch ougen den wolffen glih, doch der 
ihaldhafftifeit, das die im tag verborgen fyndt, aber in 
der nacht fiht mans. Duc let fy mit der zungen, vnd 
mit den hinveren füſſen fo Fragen fy. Ouch fagt man, 
eyn Faß fyg der nün böfen würm einer wan im fon her 
etwas leids thut, fo gang ſy bin vnd led ſy eyn krot, 
ouch zerbiß, vnnd alfo mit vergifften maul vnd zungen, 


221 


in angeromener alten früntfchafft des ftrihen vnnd leden 
tert iy flyß an den herren zu vergiftten vnnd verderben, 
wo ſy im nit zufomen mag, wendet fih dem finde in 
der wagen zu ſchaden vnnd verderben. Schloſen fagen 
fyn nit gut müferin. Mercurind. periculofus catus. Stu: 
dens. Batter ſölich eigenihafften mögen die fagen ouch 
ban. Karſthans. Gang wirff mit feinen zu inen, das 
fy ver hender müß würgen, was vngemach enſtod von 
difen falichen wurm. Studens. Ich gang. Murner. mur— 
mam, murrr. Pihy. Studens. O vatter was grülichen - 
thier, es ift nitt recht eyn Faß, ficht doch einer glich, vnnd 
wurd ye grofler vnd groſſer, ift graufarb, hatt einen fel- 
Kamen kopff, van fo fchmudt es fih, dan thüt es fih vff, 
fom fih von wunder. Karfifans. Wo ift myn pfiegel. 
Mereurius. myſterium ef. Karfibans. Iſts im minfter. 
Mereurius. Metaphicofiseft. Karfihans. Iſts meer. Mer: 
eurius. ftulte, metaplaimus. Karſthans. Was jagt diter. 
Studens. er fagt es ſyg ein verendrung des lib geicheben. 
Karfiband. wie mag das ſyn. DMercurius. Jouis ſenten— 
tia. Sic leus er monado porcus, hine canis rodens ſyn— 
cera queuis. Karſthans. Sun was redet diſer. Studens. 
er fagt es fy mer gefchehen. Karfihans, was vngehüren 
felgamen thier, hieher bald den pflegel. Mercurius, noli 
mon erperire vltra. Studens. nit nit vatter es ift eyn 
menſch. SKarfibans, es ift ein tüfel, das geficht felt nit. 
Studens. O vatter gang necher darzu ond ſich mit flyß. 
Karſthans. Ah got es iſt eyn geyſtlich man. Murnar. 
Fa geiſtlich vnnd mer van geiſtlich, ich bin menſchlich vnd 
geiſtlich. Karſthans. ich habs nit gewißt. Murnar. ich 
wil dichs leren wiſſen, du ſolt lichter den tüffel beleidiget 
han. Mercurius. Opera ſpiritus patent. Karſthans. Lie— 
ber herr, yr müſſen vnß dorfflüten verzichen, wir wiſſen 
nitt wie ein ſölich geiſtlich man ſol gehalten werden, han 
nitt gewüßt, das ir vff den techern vmblieffen, vnd ab— 
weg ſuchen, geiftlich lüt ſollen by nachtzit in klöſteren ſyn 
vnd betten, vnd meıten fingen. Mercurius, obſtant nun— 
dine muſarum. Karſthans. was? gatt er muſen. Mur: 
ner, du filtz görſt ouch in myn gouchmatten. Studens. 
Vatter biß züchtig. Karſthans. Ich hör wol, ir gan mit 


222 


geüh vmb. Murner, loß fpotten ligen findefi nüt dz 
meint. Mercurius. certe habitu alteniifimum. Karfthans, 
ich boff yr fiend ein frommer geiftlicher ber. Murner, ich 
bin ver tüffel vff dyn kopff. Mercurius, affinis. Studens, 
ey vatter du folt nit mit ſölichen Hochen lüten reven, machſt 
ſy zornig. Karſthans, wie Fan afo eyn geiftlicher her ein 
tüffel fon? ber got behüt, wie ift ver man fo zornig, ‚hat 
eben das geficht, vas ich in der nacht fach do er afo mä— 
wet. Murner, dz dich der ritt gefchennd als purng, du 
muft gan Rom vdangen, was baftu mich zerechtfertigen, 
ficheftu mit wer ich bin. Mercurius, magnus nebulo. Karft- 
hans. Lieber ber, wie heiſſen yr. Murner, frag ven ſtu— 
venten. Studens. O vatter es ift ein groſſer man, ic 
bab fon titel gelefen. Er ift ein poet, der mit einem lor— 
bonenfrang gekrondt ift, vnd ift doctor in beiden rechten, 
ond ift doctor in ver heiligen geichrifit. Vber das ift er 
ein gefryter ordensman, beifiet Thomas murner von ſtraß— 
burg. Karſthans. bab ichs recht verftanden, fo ift er ein 
planet mit lorbonen vnd ein dochter im reden, vnd ein 
meifter im ftifft. Mercurius, equidem, wie ift er ein ge= 
fryter ordensman ? das er den orden nit belt over wie? 
Studend. Neyn, er ift alſo gefryt, das gnug ift, warn 
er die kutten anhatt fo mans fiht. Karſthans. Ich hör 
wol, der orden ligt allein an der futten, mag darneben 
wol ein bub ſyn. Mercurius. defacto. Studens, mag ouch 
durch alle landt ziehen in fryheit ſyns ordens, etwan die 
futten abziehen, vnd an eim ſpieß tragen, mit abgefchit- 
ten zerteilten hoſen, den degen im katzbalck, mag ouch ver: 
Heydet in die lupunaria gon. Mercurius, quotidiana. 
Murner, ib fich wol wo es hinvß wil, domine notarıe 
coram nobis, et his tribus teftibus. Mercuriug, feilicet. 
fraus mendacium (hypocrifis) proteftor veritatem iam dic: 
tam in meam perfonam, das üch podshovden fchenden vnd 
plenden, was bant ir eim geifilihen man ſyn beligfeit vß 
zu ſchryen, in der gemein lieb vnnd werdt zu machen, 
meynen ir das folihs nieman wis van ir? Mercurius, 
das fues mündel eins hübſts parnöfel ein gefiel. Studens, 
olim hec. SKarfihans. was? wil er ons ölen, fo wellen 
wir im nach vnd mit ſtecken fchmieren. Murnar. du bifi 


223 


ein gouch. Karfihans. onnd du ouch. Mercurius. bona 
mercamina. Studens. Batter verred dich nitt, wan er 
ift ein Juriſt. Karſthans. mag wol fyn eyn kalter Ehrift, 
oder ift er eyn kiſt? Mercurius. vere cifta nequitie. Karft- 
hans. was fagt der aber? Studens. er fyg ein weltwiß 
man. Murnar. dofür foltu mid han. Karſthans. fo iſt 
nott das ir gefryt ſynd, vff das üch des ordens regel ni 
hinrer, wan im Flofter geifilih, vnd in der welt fiftig 
ze feyn, mag nit by einander fion. Murnar. Incompati— 
bilia auctoritate pape vniri poflunt. Karſthans. was li— 
gen ir vbel? Murnar. du purrenfloß, iniuftum eft ot mo— 
nachis vperantibus, ferui eorum ocio torpeant. diftinc. 
liiij. c. abbati. Iterum vitium eft indignis fecreta vul- 
gare. diftine. rliij. c. ft. Karſthans. Ja warlich finden 
yr vom fecret, will glouben das ir vil ſchißhüſer dur— 
louffen find do yr noch eyn fag waren. Murnar. nag 
fyn. Karfibans. Is myn ouch aſo. Mercuriug. condi- 
menta. Karſthans. Iofen wer klopfft fo an derthür. Stu- 
dens. O vatter, es ift doctor Luther. Mercurius. 9a, 
diiponentia fata. Murnar. fo der fompt, ift myn zuuil 
bie, laß mid binden v8. Karfibans. ih hab myn tag ge— 
bort ein krey fyg gern by der anderen. Murnar. er ift 
eyn böfe krey, kreyt böß ding. Mercurius. optima pfiti- 
cus iſte. Karſthans. warumb verbergen ir üch vor im, 
ich hör vil guts vom Luther jagen, das er ein from chri— 
fienman ſyg. Murnar. vermeld mich nit hie, er ift eyn 
feßer, ond ich hab mich vnterſchriben, vas ich in für ein 
feger wifen wil. Karſthans. warumb diſputiren ir mit mit 
im perfonlich als doctor geügküs thon hatt zu lipfig. Stu: 
dens. Ja vatter doctor Ef, alg etlich Tagen bat nit: vil 
eren noch fyg eriagt am Luther. Murnar. coniuro ie 
adofefcens, obmutefcas. Stuvdens. modo. Karfthans. er 
hat doch dermaſſen gefchryen ond gefochten das faft nie- 
man vor im zu red hatt mogen fomen. Duch ift er ſyn 
frand worden (do er alſo im fandt facht) vnd heiten et- 
lih von lyptzig im nit fo ein bewerten meifter geichidt 
zu ar&nen, gloub ver eticum, ſambt dem innern nyd za= 
men betten ims hertz abtrudt. Studens. was ifts für ein 
arg geweien. Karfihans. wan ich das hochgericht Halt im 


224 


dorf, an myns iunderen flatt, etwan ſo ſchickt ich ouch 
nab im. Studens. mir nüf des arget. Dub hatt der 
bapft dem Eden fünffhundert vucaten für fon arbeit ge- 
ben, vnd wan der gegius den Luther het überwunden 
(als er vonder ift gelegen) wolt er ein camal mit den 
breiten hüten v8 im haben gemadt. Murnar. Hoff mir 
fol ouch eyn feder von difer böfen freyen werden. Karft- 
bans. Fr vermeinen villiht ouch fünffhundert ducaten zu 
erichmarogen wie gegius. Murnar. Auarus gratiofius 
aurum intuetur quam folem. diftinc. rloij. c. fitut. Karft- 
bans. ih hör woll üch gelerten ift mer vmbs gelt vnd 
rum der welte, dan vmb die warheit vnnd ere gots. Mur: 
nar. Mendicat infelir in plateis clericus. diftine. reiif- 
c. Diaconi. Mercurius. eadem diftinc. propter auarictam 
facerdotum fepe odia confurgunt. Murnar. Occultum 
vulgo. Karſthans. der luther fombt. Murnar. adi. Karft- 
bans. heben ber laſſen vnß mit im erfpradhen. Murnar. 
ib vnd myn gefell haben fchrifftlich im eyn mufter zemen 
plaſen, dorin wirt der Luther woll merden, mworan erß 
gefreifen bett, das ims ver tüffel in hals gefegnen müß. 
Karfthans, do behüte in gott trülich vor, wie ſyndt ir 
eyn felgam geiftlihb man, thun nüt van fluchen, ſchelten, 
toben, vnnd den lüten böfes wünfchen. Studens, domine 
doctor procedite. Murnar. So ih gutes im fon bon, 
antrüftet mich der tropff, ja er würt wol fon irtung da— 
rvß verfton. Karfibans. te fo bliben bie fo ir im gefchri- 
ben band fo fend er üch wol. Murner. mir nit, das ih 
vil mit im difputier, wiewoll mit fpißworten (fo ih in 
mynen groffen büchern gelernet han) ic nit vnderligen 
boftt, aber er wil mer durd das euargelium, vnd pau— 
lum, vnd des alten dings, alle ding bewert haben, darvff 
ih mich nüt vill gelegt hab, wan es alt heydniſch werd 
ift, wer es aber ver nüw handt, als do fyn die gouch— 
matten, narrenbefchweren, vnd ſchelmzunfft, vnd dergli- 
hen theology wolt im das helmly nitt lang vergünnen. 
Mercurius. nunquid gloriofus theologus? Auch hab ich 
myn namen nit darin geichriben, vff das er nit wiß das 
ichs tbon hab. Karfibans, fo ir fo ein hocfpigiger man 
find off die nüm manier, ſtünd üch woll, das ir im üwe— 


225 


ren namen nitt heiten verhalten, ouch vff dz, dz die an: 
dern gelerten lüt üwer fharff, reß hyrne erfanten, vnd 
künfftigen ſyg in üch erhofften. Mercurius, mendacia et 
ſcandala. Murner, es hat nit not, wiewol myn nam nit 
dorin ſtot, noch myns gſellen, ſo kummen wir doch heim— 
lich zu vnſern guten geſellen (Mercurius. fiue zizanie), 
ſölich vnſer liſt vnd wißheit in eim or gerund, ins hertz 
vnter der roſen geredt. Ouch hab ich myne ſprichwort ſo 
geſchicklich darin geſchickt, das eyn lichtuerſtendiger (ſo 
mich in aller welt hat hören predigen) wol mercken kan, 
wo das ſaltz her flüßt, nit vß eim ſchlechten haffen, hab 
nitt on vrſach den gnedigen herren zu firaßburg mich ſo— 
lichs gethon Haben, in gheim anzeigt, in hoffnung, groß 
eer vnd fchandung dodurch zu erlangen. Mercurius. pyra= 
mid. gemivis. Murnar. wie meynfi gfel. Karſthans. Fa 
mum mum. Murner. in did. Stuvens. durch die ada— 
gia erafmi. Murner. neyn, ich hab als woll Adagia vnd 
ſprüchwörtlin als Erafmus hat, ja il fcherpffer vnd koſt— 
liher. Eraſmus hat zufamen geleöne matery, vß alten 
hyſtorien vnd poeten, welich von tugenden vnd dapfferfeit 
fagen. Ich aber hab mir felbs den rum vnd lob behal- 
ten, das ich nit vß frömbden rünßlen waſſer endlechen, 
ſonder myns brunnen mich erſettigen. Karſthans. lieber 
her murner, ſagen mir doch auch von üwern ſprüchwor— 
ten. Murner. das iſt eins, haſt nit myn gens geſechen. 
Karſthans. das iſt ſchlecht wißheit von eym ſolichen geler— 
ten man. Murner. es iſt ſo ſchlecht, das ich eyn gantze 
faſten teglich dovon gnug zu predigen hatt, zu Friburg 
im prißgow, wiewol faſt nieman darzu kam. Karſthans. 
als ich hör ſo hatt Eraſmus vil geſchickter reden dan ir 
üwer red iſt nit dan von genſen, geüchen, ſchelmen, kei⸗—⸗ 
ben. Mercurius. corualia. Murner. du haſt ein rechten 
namen. Karſthans, wann ich dir den namen vß mynem 
gouchbuch geben han, verſtaſt nitt was heimlicher wißheit 
vnnd geiſtlicher ſynn die wörter vff im tragen. Studens. 
Vatter doctor Luther wart. Murner. gang zum grüniger 
dem trucker vnd heiß dir zwey büchlin geben, das erſt 
hat ein ſolichen titel, von dem bapſtum, das iſt von der 
höchſten oberkeit chriſtlichs glouben, wider doctor marti— 


— 15 


226 


num Luther, ein köſtlichs, o ein wolgründets büchlin, durch 
gotliche warheit. Mercurius. per plana mendacia. Das 
ander büchlin hatt difen titel. Ein chriſtliche vnnd brüder- 
Iihe ermanung zu dem bochgelerten doctor martino Lu— 
ther, Auguftiner ordeng, zu Wittenberg, von der heiligen 
meß 2c. diß zwey büchlin laß dir Iefen, hör zu, fo wirftu 
erft erlernen wer ich bin, ob ich noch (wiewoll diefelb natur 
noch gang in mir ift) eyn Faß oder rölling ſyg, oder ein 
ehriftenlicher Terer, a di bon an, der Luther vertribt mid): 
Karſthans. amen. Studens. bene veniat nobis dominus 
doctor Martinug Lutherus. Luther. par huic domui. Karft- 
hans. D her Luther ſynd vns wilgfomen, was bring 
üb in diß land. Luther. Die einfalt des tütſchen volds. 
Karſthans. wie das? Luther. dag die tütfchen fo Heyne 
verftands fund, was man inen verfpilt vnd dantet, das 
glouben fy glich, fynnen im nit wyters nach, domit wer: 
ven ſy vil betrogen, vnd von den vßlendern veripottet. 
Karſthans. dovon weyß ich nitt, wer thut folihs, vnſer 
fürften ond herren ? Luther. neyn oder gar wenig. Karft- 
bang. ich weiß nitt, aber es hatt lang in mir gedodert, 
man werff etwan den gemeinen man über das feil, lieber 
ber geben mir des eyn anzeigen. Studens. vatter, er ift 
der man, dovon doctor Murner gefagt hatt, wie er ein 
ketzer ſygg, vnnd ſy im bann. Karſthans. O ber fynd ir 
im bann, vnnd ein ketzer, fo heben üch bald hinvoß, wo 
iſt myn pflegel? Luther. Myn fründ, hat nit myn wider— 
ſächer der Murner in ſym büchlin geſchriben, das Feiner 
parthy zu glouben ſy, vor vnd ee dan die ſach erfunden 
vnd mit recht vßgeſchryen iſt? Warumb gibſtu dan im 
ale parthyſchen) glouben, vnd mir nit, fo noch ein fry 
concilium nüt darüber erkant hat. Studens. vatter gang 
ſyn müffig, ich halts mit dem Murner. Karſthans. laß 
vor ſyne bücher überbören. Luther. fo thuen fowoll vmb 
gottes vnnd der warbeit willen, hören vnd leſen mpne 
bücer ouch in glichen fliß, als myner fond bücher, vnd 
fein teil angefehen, funder Iuter vnd bloß vie warhait 
vnd vernunfft, dan fo vrteilen zwüſchen mir vnd allen 
mynen finden. Mercurins. äquum. Stuvens. noli 08 
ponere in fcenum. Karſthans. fun du folt es bas wyflen 


228 


dan ich (fo ich vil gelt am dich gehendt hab, off der ho: 
chen fhul zu Cöln) dz der gut her martin luther ein bil- 
liche fach vnd meinung vor im helt, beid parthien vor 
vnd ee verhoren, dan vrieilen over verdampnen. Studeng. 
‚vo vatter, du haft burenregel, nitt alſo, ih hab zu Cöl— 
| len anders gehort von vettern fant dominici vnd doctern, 
ja von einem ver heiffet Hochſtratus, ift ein Feßermeifter. 
Mercurius. herefiarha. Karſthans. was? ift ein monftrang 
ein feßermeifter. Studens. du verftoft übel, bift des latins 
nit geübt, ja verfelbig hochſtrat jagt, es fy nit gut, noch 
fiher mitt folchen lüten zu difputieren, noch auvieng zu 
geben, noch recht volgen laſſen, wan fy zu glert font, vnd 
die feßermeifter offt zu fchanden gemacht haben. Alfo thet 
Johannes huß, alfo ver gefhmwind Hieronymus zu Eoft: 
nig, het man fy laflen zu antwort fomen, fy hetten das 
gang Coneilium gefchendt, aber das füer fam zu aller 
bilff, alfo in difen jaren doctor reüchlin, ver groß ſchmach 
ond nachteil den fegermeiftern zugefügt hat, das er mit 
recht erfant ift zu fpir als gerecht vnnd vffrichtig in ſy— 
nem lernen, vond heiten die geiftlichen vettern predigers 
orden, nütt fo groß hilff irem feßermeiftern thon, mit vil 
fhandungen vnnd treüung des bapfis, das ver bapft den 
ſententz gon Rom hatt zogen, vnd do mitt onmwillen ab 
erfant, was meynft dz inen ſchand vnd fihaden do erſtan— 
den wer. Witers was wunder ift gefchehen in diſem zwen— 
zigiſten iar zu Meng, do fam eyn Iegat von Rom do— 
‚hin, verfhuf das man folt des Luthers bücher ofrenlich 
verbrennen, do yderman am platz fund, vnd wartet ver 
geſchicht, do fragt ver hender ob vorteil vnd recht geben 
bett, das man die bücher folt verbrennen, do nieman. im 
‚des ein warheit Fond fagen, fich der nachgültig menſch 
wolt nit richten vnd gieng hinweg. O was groſſer ſchand 
vnd ſchmach ward do dem legaten bewyſen, vnd wolt er 
nit mit ſchanden gar geſton, müſt er den hencker laſſen 
überreden mit liften vnnd gaben, vff den andern tag das 
er by zwey oder vier büchlin verbrant. Sch hatt vermeynp, 
E folt nüt wyters gefragt han, angefehen des bapfts le— 
gaten, vnd ernſtlich befelh, vnd der Feßermeifter ampt. 
Mercurius. docta ruſticitas germanorum. Karſthans. mie 


228 


meinft dan, wan es darzu fomen welt, das allein ver 
gmwalt recht wer, Ja wan der bapft einen goud von Rom 
fchidt mitt gemalt, ja fach mir den, verpren difen, ſchmir 
mon pflegel wurd fih regen. Studens. O vatter, du 
meynft es ſyg mitt des bapfid gemalt ald vmb eynes 
vogts im dorff (als du bift) ver nit eins halm breit hand» 
let (mit willen) anders dan mit recht, vnnd erfantnus 
foner ombfißer, weliche all arob puren ſyn, vermeynen 
warn fo anders vrteilten dan Flag, antwurt ond kuntſchafft 
gibt, fy weren des tüfels, der ding nit bim bapft, ſunder 
zu vill malen. Sie volumus, fic iubemus, oportet, fuf- 
fieit viciſſe. Karſthans. ift er dan der allerheiliget an 
gots frat, vnd laflet fo grym die lüt tödten, was im ge— 
felt muß recht fon, ift er an gots flat, fol er ouch erzey— 
gen götliche werd, alß gerechtifeit, wyßheit, Liebe, Funft, 
gedultideit, heilickeit. Studens. was plapaft almeg dyn 
tand, was fol ein völly des gewalts wann man in nitt 
brucen fol, wilt ſted vff dem Euangelio ligen, das man 
ven puren jagt, heift nitt gemadt. Wereft vu ouch zu 
Cöllen vnnd Löuen vff den hochen ſchulen geftanden, do 
gelert lüt ſynd, vnnd hetteſt das geiſtlich recht geleſen, 
vnd Guayetarium, fylueftrum (Mercurius. magiſtrum por: 
corum) de prierio, in ſym groſſem buch, faſt gut nach 
mittag, den Ecken, vnd was des dings iſt, du würſt gantz 
andereſt, das du yetz für groß ſünd achteſt, wurd woßheit 
vnnd dapfferkeyt, der bapft hat volfomen gewalt. (Mer— 
curius. ſuper pediculos) gatt drinnen vmb wie er will, 
fol nieman fragen, warumb duſtu diß oder das. Karſt— 
hans. lieber fun, diewill du fo gelert bift worden, ſag 
mir, bat ein ichaffner mer gemwalt van im fon ber geben 
bat. Ich als ein pur, ach neyn, wan ein fürft ſym ampt— 
man einen gwalt (ja gmeinen gwalt) verlicht, iſt dom 
alweg des fürften meinung, das folicher gwalt fich mit 
witer erftrefen fol van zu ere dem fürften, vnd nüß dem 
land, wo ein amptman die purger fihinden tede on ſchuld, 
oder die güter im felber zu eygen maden wolt, oder das 
land einem fyrer fynd übergeben, will nitt glouben das 
der fürft folichs geftattet, oder dermaſſen den gwalt im 
verlihen Hab. Nun hat Epriftus an fynen iungern will 


= 


aelert, wie fy fon follen, was fy thun follen, wovor fe 
ſich hüten follen, was ir ampt fon fol, ond ſolichs ift im 
euangelio verfchriben. Do ich by vnſern ziten fih vnier 
bäpſt vnd biſchoff, To ſynd fy glich das widerfpil, nitt 
anders dan weren fy beiden. Studens. O vatter, du bift 
ein pfaffenfynd, ir buren find alweg den pfaffen gefer. 
Karſthans. es ligt am tag. Studens. noli 08 ponere in 
fcenum. ſy halten das euangelium. . Karfibans. es ſynd 
eben by vier zilen im gangen euangelio, die halten fy fo 
ftard, das fy im vil zu vil thon. Studens. das will ic 
gern hören. Karfthans. die erft zill (fo du. hilff mir, ich 
fan nit wol latin) du bift petrus, vnd vff den fant peter 
würd ich buen myn kilchen. Mercurius. O das ift ein 
foftliche zill, treat vill nuß, die ander zil, weyd myne 
ichaff, die dryt zill was ſy ch jagen das thuen, die vierd 
zill, wer üch veracht, der veracht mid. Studens. wie 
meinft aber weren die vier zilen nit, was wer vnſer ding. 
Karſthans. die vier zilen haben will eyn anver meinung, 
dan ir vnß fürgeben, die gang welt gat yes mit den vier 
zilen vmb. Studens. die vier zilen fyn vie heimlichen 
ſtück des Chriftliben gloubens, vie doctor Murner fagt 
verbotten ſyn zu rütlen vnnd erforfchen. Karfihans. wie 
vatter Martin? was fagen ir darzu, fo ih vnd myn 
ſchloderentz (wie heift ſtudent) afo fechten miteinander. Lu: 
ber. was am lichten tag ligt, darff nitt vas man mit 
einer fergen darzu lücht, es ift felbs Luther qnug. Vmb 
diſer vier zilen willen bin ich in angft ond not fomen, 
wan wer die vier zilen rechtuertigen wil, ver hat ven 
hals verloren. Karft. nitt alfo lieber herr, c$ gebord mer 
darzu, ich hab etlih büchlin fo ir gemacht haben, hören 
Iefen, vnnd wan ich hinverfich oder furfih gedench, fo ift 
es eben die warheit. Luther. die warbeyt bringt mid in 
nott, dag ich nynder ſicher bin. Karfthans. lieber her Zu: 
ıder. Schreiben in vnſer fprach zu dütſch die gotlich war: 
heit, off das wir einfeltigen leyen vuch mögen leſen, doc 
Das es war fyg, vnd im der heiligen geichrifft verfaflet, 
alsdan nachent all üwer fchriben gut anzeigen gibt, vnd 
laffen vnß forgen, ob wir üch erretten von gwalt des 
bapfis, vnd der breiten hutentrager, es fy dan vas vnß 


230 


gutt füſt, ſchwerd, harniſch vnnd Hällbarten, fampt gutem 
geſchütz nitt helffen mag. Tütſchland bat vor alter bar 
noch (von gots gnaden) den priß gmeinlich behalten, es 


ſy welliſch oder frantzofiſch, haben ſich vnſer rüchen kopff 


müſſen vffs wenigſt entſytzen, wo kem wir dohin, wer das 
heylig euangelium recht lernet, ven wolt der bapft mit 
gwalt verderben, mitt de dings, wo ift myn pflegel ? 
Studens. Inſanit. Mercurius. feruet infticia. Lutber. 
nitt lieber fründt, es fol von mynetwegen nieman fechten, 
noch todichlagen, warn Chriftus ſolichs hett wellen, er hett 
wol zwelff legion zu hilf vermögen der engel, noch alle 
zwölff botten folichs nüt begert hant, funver gepultig vmb 

der marbeit willen , den tod vnd marter gelitten. Ich 
far witers mögen beider parthien meinung lefen, vnd das 
nügeft taruß lefen vnd nemen, got fy mit uch allen. Kartt- 
Hans. lieber her got bewar üch alzit. D fun das ift will 
ein befcheioner her, den der Murner. Studens. Batter 
gang in ader. Karſthans. es ift vetz winterszit, nichts 
nußlihs im feld ze bandlen. Nimm des dortor Murners 
erft büchlin vnd liß mir darinnen, domit ich ver frommen 
lüt leer ouch vernem. Studens. fo merd eben vff. Karſt— 
bang. heb an. Studens. viß ift das buch von dem bäp— 
ftum, das ift von der höchſten oberfeit chriſtenlichs glou— 
bens, wider doctor Martinum Luther. Karftbans. der titel 
gefelt mir mitt, wie halt das buch ift. Stuvdens. wie das? 
Mercurius. bonum aucupium. Karſthans. do bevundt 
mid, das Chriftus fyg die höchfte oberfeit des hriftlichen 
gloubens, diewil er der einig geipong over prütigam ift 
ond fein ander, vnd die fpong oder brud feinen anvern 
man erfent, funft wer fy vnrein vnd rungelet, nit ein 
reine gipong. Ouch ift die fpon& nit mißhellig mitt irem 
prütigam, aber mit dem bapftum ift fp machen alweg 
myShellig, was eins wil des ander nit. Stem, die fpon& 
it geiftlich diſſer Romifchen, ift lieblih vnd weltlid. Stu: 
dens. bat dich der ritt ouch gelert gemacht? Iofen mır 
ouch. Man leügnet nit das Chriftus Jeſus das oberft 
boupt vnd do recht geipong iſt. Aber er hat ein Iyblich 
boupt noch im verordnet vff erden, dem gwalt geben. 
Karſthans. was varff er eyns Ipblichen houpts, fo fin 


- 


231 


ſpontz geifilih iſt? Studens. dorumb diewil die ſpontz 
noch nit gang entlediget ift, ſunders teglich fih mußt und 
ziert zu der hochzit, vnd die fründt des geipong durd ven 
iyb vil enzogen werden, von der frölichen ſtim des prü- 
tigams zu boren, ift billih dem Iyb nad, ouch eyn liblich 
houpt vff ertrich noch Chriſto zu fon, wellichs die form 
der dienftbarfeit vnd euangelifchen ler, wie chriſtus vr 
erden gefürt (nit wie yeß im hymmell) hatt, verfyer füran, 
dodurch das Iyblich houpt etwas ververblifeit ven ſchaffen 
bewiß, bilfflih die fynlifeit zu temmen, das ver geift yz 
mer vnd mer geledigt werd dur die gnad Jeſu Chrint 
onfers herren. Mercurius. D Hi vbi funt. Karſthans. 
noch verbindt diß dyn vernunfftig anfehen nit das ein 
lyblich houpt deßhalben not fy. Gibs zu das nüg vnd 
gut fy geiftlich Inblich oberfeit zu haben, diewil aber Chri— 
ſtus mer dan eynen zu ſolchem ampt berufft hatt, max 
fant Peter nitt alleyn das oberft houpt ſyn, funder vıe 
andern Apoftel mit im glih, vnd yeg die biſchoff an ır 
flat, wan das, fo Chriſtus inen hatt empfolchen, hatt eyn 
yeglicher mögen fich des gebruchen vnd üben, alsvan des 
offenlih in den gefchichten der apoftlen ftot, on intrag 
eins apoftel gegen dem anderen, nit als ye& vie bäpit, 
cardinäl, bifchoff, prelaten, pfaffen, fich halten gegen ein: 
ander, glich wie vil hechten in eim wier do alweg der ge- 
waltiger den fchwechern frift, vnd dempt biß das fy na— 
cent all gfreſſen, vnd dem grofeften im magen zuſamen 
fomen, das do ein wolffſtück ift in chriſtlicher ſenfftmü— 
tifeit. Darumb die vier zilen obbeftimbt faft argwönig 
von inen vns an tag gelegt werden. Studens. ey wie 
lang ligftu im titel des. büchlins. Karſthans. was ift vil 
fefen onnd nit verfian, mus dennoch ein einfeltiger Icy 
etwan fragen. Mercurius. odioſiſſimum pontifiei. Stu: 
dene. Zum erften gibt doctor Luther fer orſachen, das 
das bapftumb durch gottes verbendnus vnß zu einer firaff 
gegeben ſy. Karſthans. laß hören, ee wird daruff kom— 
men, fo zeigt das büchlin an ein hoche anflagung von 
dem Luther gethon, nemlih das in hriftlicher kirchen et- 
was fol mit liebkofen geredt werden, oder mit lügen, warn 
Chriſtus vnſer lügnen nit bevarff, vff ſoliche anflagung 


232 


antwort der Hochgelert Murner in ver heiligen gefchrifft 
doctor, das er fon Iebtag fein man (vßgenomen Lucia— 
num) von fynen warbafftigen reden gelefen bab, over vn— 
der allen fihriberen erfunden hab, der fich höcher verkin- 
get, vnd berumet hatt die warheit zu reden, dan doctor 
Luther ꝛc. Karſthans. ey ey ey, bet ich gewiffet das mur— 
maw fo ein man, vil rumens, wenig darbınder wer ge- 
wesen, het mich nit enthalten mögen, myn pflegel wer im 
vff ven faE gelegt. Stuvdens. Warumb lieber vatter. 
Karftbans. do firh ich, das er ein gauchmacher ift, der nit 
vil in der heiligen gefchrifft gelefen oder verſtanden hatt. 
Studens. er ift doch doctor in theologia. Karfthans. ja 
in narrogia. Studens. du ie got menfch fy worden, 
over verglichen, wan die theologen die ding al durchgrün— 
den, vnnd by eim nadelfpig durcneüfent. Karſthans. will 
glouben fy felen vennocht zu malen by eim pureniprung. 
Studeng. o nein vatter, wan e8 als in warbeiten vnd 
beichlus reden vnwidertriblich dur ſy verfaffet ift. Karft: 
bans. warumb ſyn fy dan fo wivderwertig felbs in allen 
Dingen. Studens. fuffteit. Karſthans. alfo heift mon fhwin- 
fpieg, du fagft mir aber nit die heimlichen ftüd des glou— 
bens, fo doctor Murner über ven Luther triumphiert. 
Studens. das ift ein heimlich ftüd des gloubens, der bapft 
zu Rom vnnd ſyn berfchafft wie er vfffommen ift, vnd fo 
vill land vnnd Jüt überfomen (Mercurius. per phas et 
nephas) bat, wie er allen gwalt chrifti off erden hat, was 
er thut ift als recht, wann ver heilig geift in nüt laft 
irren noch vnrecht thun. tem das by verlierung des 
hymels eyn yeglich mensch dem bapft onterworffen ift. Item 
das fein menfb by eyner todſünd glouben fol, dz ver 
bapft ein vierteil ftund in einer todfünd fy. Stem, das 
der bapft allein ver heiligen gefchrifft rechten fonn vnd 
meinung vßlegen fol. Item, das der bapft ordenlichen 
vollen gewalt nıt allein vff ertrih, ouch im fegfüer hat. 
Karſthans. Hör hör des gloubens will zu vill werven, 
myn glouben der belt der artidel gar feinen inim. Stu: 
dens. es fyn noch mer glouben, Athanafius bat ouch ven 
glouben vil witleüffiger befchriben dan du in betteft. Karft 
bang. hat er ein andern glouben dan ih. Studens. neyn, 


u EEE NE 


233 


ift eben berfelb dan dz die heilig drifaltifeit in den ver: 
fonen Iuterer vßgeſprochen werden, vnd die menfchwerdung 
chriſti. Karſthans. jagt er aber ouch vons Murners heim: 
lichen glouben ? Studens. neyn. Karſthans. was, iſt mer 
ein glouben vorhanden. Studens. ja, ſo im concilio ni— 
ceno beſchriben iſt, den fingt man all funtag in der dorff⸗ 
kilchen. Karſthans. verfelb ift will Tenger dan myner, der- 
felb Helt villicht ſolich heimlich ſtück in im. Studens. neyn, 
er ift wie ver glouben von Athanafia befchriben ıft, dan 
mit etlichen worten anderſt oßgeiprocen. Karfthans. mo 
ift dan des Murners glouben ? do wiltu nit herfür. Stu: 
deng. ey es ſyn artidel ond meynung der lerer vnd doc— 
toren, ſo ſy nach vnd nach erfunden haben, als iſt ſant 
Thomas prediger ordens, vnnd al noch im des ordens 
haltend obgemelte ſtück mit dem für, vnd ſunſt als ſcotus, 
vnd des dinge. Karſthans. hör woll wan man alſo ma— 
chen will, werden zu leſten der artickel des gloubens ein 
groß buch voll. Mercurius. de facto. warumb hat vnſer 
her ſo ein einfaltigen ſchlechten glouben vffgeſetz, daran 
er ſich genügen lat, ich wils mit im halten, will by mym 
alten purenglouben bliben, es fem bald darzu, das ich 
in einen yeglichen draum eines vollen münichs gliouben 
mußt, nit des dings , der from doctor Martin Luther le 
ret noch recht, laſſet den glouben off Ehrifto bliben, do— 
mit off. Studens. nach dyner püriichen meinung ſo wur: 
ven ftiel off bend büpffen. Karfthang. wie vem. Stuten“ 
doctor Murner fagt in ſym büdlin, man fol die ding 
vngerütlet lan, wan es vffrür wider die oberfeit bring. 
Karſthans. es ift mein meinung nit, das man ber ober: 
feıt wiverftan, noch die durchächten foll, es mag fich aber 
ein oberfeit fo grob vnd vnuerfchambt fing gwalts miß- 
brucen, das ſolichs zuſtad, ſchand, vnnd wider all ver: 
nunfft, fich ſelbs offenlich anklagt, meinſt nit ob ſich gebü— 
ren mög, das ſolichem ſchedlichem gwalt radt thon mög 
werden. Studens. ja wo man recht ordnung helt, ir bu— 
ren aber habend nit vernunfft in ſolichem. Karſthans. lie— 
ber ſun, was ordnung hielt ſant Pauls, do er für den 
biſchoff gefencklich bracht, vnnd do vß geheiß des biſchoffs 
an ſyn backen geſchlagen ward, antwort paulus dem bi— 


234 


hof, jchlach Dich gott, Du gewiſſende wand, wie was er 
do fo vnzüchtig gegen fyner oberfeit ? Studens. was meynit 
das paulus mit der gewifenten wand gemeint hab. Karft: 
bans. ich acht er hab vermeint das difer bifchoff nit funft 
vnd gerechtifeit gehabt, funder nach ſyner finlideit ven 
gemalt gebrucht hab, deshalb paulus in fing mißbruchs 
bald des vrteil gots erinnert hab, dodurch anzeigt dz ein 
bapfi, biſchoff, wo der nit mer hatt dan allein ven titel 
der oberfeit, das der nit anders fy dan ein fehin ond kun— 
terfee. Studens. gnug. du plüperft inhin mweift felbs nit 
was. Karftbans. noch eins fo mich ein folich gewiſſet ober- 
feyt verfiert, bin ich nit als wol verfiert ond verdorben, 
fambd ich mich felbs verderbt? Nach dem wort drifti, fo 
ein blind den andern fiert, fallen fy beid in die gruben 2 
Studens. hey vatter, ich wolt du wereft wißiger, heift 
den bapft vnd bifchoff blindenfierer, das ift wider ten 
glouben doctor Murners. Karfibans. wider was glouben 
redet Chriftus Matthei am. xv. do Chriftus mitt der ober: 
feit der iuden redet, vnd nemlich von der übertretung ver 
gefaß, fo ir elteren, wyfen, raboni, vnd fürften der prie- 
fter vffgelagt hatten, welich gefaß die guten Apoftel über: 
traten. Sprach Chriſtus, warumb vnd übertreten ir die 
gebott gottes, durch üwer eigen ordnung vnnd ftatut 2c. 
ond hernach ftot gefchriben, verlaffen fy (vermeind er vie 
inden mit iren tradidition vnd vffſatzung) wan fy find 
blind (das ift vnwiſſen) vnd blindenfierer, fo ein blind 
dem andern blinden den weg wifet, fallen fy beid in die 
gruben. Studens. du folt den bapft ond bifchoff nit ſtraf— 
fen noch rechtuertigen, was fy dir fagen das foltu thon. 
Karſthans. fo follen fy das euangelium vnnd geſchrifft in 
frefften laffen, nit mit iren fulen gefchweg ringern, vnd 
von rechten verftand dringen mit gwalt, wan durch die 
geichrifft erfent man on felen alzit, ob folich oberfeit recht 
regier oder nit, wan die gefchrifft ift der recht houptbrieff, 
jo Chriftus vnß verlaffen hatt, darnach fih die chriften- 
beit richten fol, als noch eim richtichit vnd zuvor der bapft 
vnnd bifhoff, follen durch dife prillen alle ding vrteilen 
ond fechen, neben difen prillen follen weder fehen noch 
hören, Ja fol ich einmal trüßlich reden, über vnnd vſſer— 


235 


thalb der goilichen geichrifft hatt werer bapft noch biſchoff 
fein gewalt, als wenig als ein flein. Studens. du bringit 
vnß in not, laß ein ding ein ding fyn. Karſthans. to 
liß fürbas möcht liden es wer fchier 08. Studens. es ſyn 
vill nebenwort, gefelt es dir fo wil ich die fürderlichen 
puncten lefen, voruß etwas leren magft. Karſthans. mad 
an. Studens. fagt doctor Murner wyter alfo, es ift nie 
man alfo vnfinnig, ver nitt verftand wo das hin diene, 
fo die ontertonen die oberfeyt rechtuertigen, mwohar inen 
der gewalt fum. Karfihans. ver rerhtuertigung bab ich ein 
Hein vorgelagt myn gut bedunden, fo aber, Murnar ſagt 
man mög woll gevdenden wohin es diene. Ich Hoff zu 
gutem, wan villmals oberfeit gerechtuertiget ift worten, 
vnd vilmals zu gutem erichoften, mie offt meinft das by 
onfern ziten, künig, feifer, bifchoff, bapft, irs fürnemen 
gehindert werden, durch ir rädt, regenten, perlament, wi— 
deriprehung der gemeinen, vnd dodurch vil blut behalten, 
das funft vergoffen wurd, hatt ein gemein zu Rom ven 
bochuertigen fünig Tarquinium nit vßgiagt, was het er 
böfer ftüd volbracht, das domit geweret wart, was meinft 
das des her&ogen von wirtembergs vnterihon fliß vnd bit 
anfert haben, das ir houpt gefund wurd, in laffen erma- 
nen, vnterwiſen groffer beſchwert (fo er off ſyn ftett ver: 
faßung thet) durch herren, fürften, durch Marimilianum 
den gütigen fürften vnd feifer, was halfis, hör wol, man 
foll das houpt laſſen jmer frender werden, vnnd wütig, 
die vnſchuldigen laffen ermorden, benden dur fyn eigen 
hend, meftfelifch ritterfchafft triben, bac, fombt es? das 
ir gelerten wan ir difputiren, alweg aneinander beſchul— 
digen, eyner zwing die gefchrifft, der ander verftat ſy nit, 
als der Hans geggius dem Luther zugelegt zu Iypfig, vnd 
yeß das grau vngehür thier abermal eiget. Mercurius. 
Pharıfeus hypocrita nomen eius. So ich der beichulvi- 
gung in feiner fprach fo vil erhort hab, ift die latiniſch 
ſprach fo trügenlih, fol man das heilig euangelium vnd 
geichrifft nit darin verwandlet han, vnnd ir pfaffen, fo 
yr fo lang darzu gefchwigen haben, vnß arm eynfeltig 
leyen in folicher vnwiſſenheit dadurch laſſen komen, bis 
yes doctor martin Luther fomen, er hat ein rechten na: 


236 


men Luther, wann er will üch groffen pfaffen zu will fü: 
tern, will glouben (als der mönig Murmaw ouch Flagt) 
ir lieffens lieber im trieben bliben. Mercurius. ertafis. 
Studens. ein vnwyſer möcht mer fragen dann der bapft 
felbs Fond verantworten. Karſthans. ho? ver bapft if 
doch der allerbeiligeft, fo ift er ouch der allergelerteft, er 
find mirs bald fagen. Mercurius. igne. Studens. du 
verfündeft dich vaft mit folichen fragen. Mercurius. fri: 
cando cancrum. Karſthans. ich red doch ſyn eer das er 
beilig vnd gelert fyg, bat dor vnſer her geiprocden zu 
fant Peter ond andern zwölff botten, ir find das falg des 
erfribs, yr find das liecht ver welt. Studens. das folt 
du vnd Die puren wol empfinden, wan ir den jebenden, 
ond zins, vnd fchulden nitt by ziten zalten, ob ſy falg 
weren oder nit. Karſthans. Syn fy fein ander falg dan 
als du fageft, wer gut, das fy by den andern meer ſaltz 
zu tieffifcht im grund legen, wan fy falgen (nemlih vil 
vß inen) die armen lüt vermaflen, das mer barmhergi- 
keit in der hell funden wirt. Wan ift das buch vögeleien, 
ih bin vrtrützig, fo an onnüßen Dingen ? Studens. witer 
gibt der Murnar ein hüpfche inleitung v8 gefchichten, nit 
allein vß gotlichen biechern, ſunder vß aller erfarenheit 
der menſchen, das ein foldhe pollicei ond regiment mitt 
der vile zu gubernieren nie bat mögen die Ienge befton 
c. gibt des anzeigung durch die Römer die erftlich mitt 
der gemein zu regierung vnderſtanden, kam es erfilic 
vff die fünig, dan vff die ratsherren, darnach vff die Fey: 
fer, alfo das alwegen von der vile off einen kam ꝛc. woll- 
ermeffenlih v8 allen byftorien, wo die oberfeyt des glou- 
bens yetz ab were, vnd die gemein ir folchen gwalt felb 
freuelich beimzüge, die leng ouch nit befton wurd, funder 
nach menichlicher art, notturfft vnd gelegenheit wider vff 
einen fallen würd ac. Karſthans. bör hör macheſt mic 
daub. Studens. hör die heiligen geſchrifft. Mercärius. 
titum liuium. Karſthans. ja wol tigfum tegfum, wil der 
Murner vnfern chrifilihen glouben gründen in glichnus 
meniclicher tovechter geichichten,, deren irtung fein mas 
geichepfft mag werden, vermeint in glihnus wo ein landt 
nit einen fünig oder fürften hatt, möcht vas land nit be: 


237 


Ron. Alfo wo der glouben nit ein oberfeit vnd ein houpt 
het, möcht der gloub in der gemein nitt lang beiton. Lo— 
fen du daube ſchellige murmaw, du falfcher rölling. Ich 
fag, wo ver gloub nitt ein houpt hett, möcht er nitt al- 
lein nit lang befton, funder es wer fein gloub, wan der 
gloub, fol er fpn, fo muß er gericht ſyn gegen etwas, 
das man glouben fol. Aber das fo man gloubet in red: 
ter chriftenheit, ift weder bapft, biſchoff noch feier, funder 
Chriſtus Zeus, der lebendig fun gottes, der ift diſſer fels, 
daruff chriftlicher gloub rumet, ver ift das lebendig houpt, 
von welchem ver chriftlih gloub flüfet on mängel, on 
welchs houpt, differ gloub nit wirt angefangen noch vol: 
bradt. Witer, ver gloub ift ein wirdfung des heiligen 
geiſts, in vnſer felen, gatt den Iyb nit an, wan der Iyb 
für fich felbs nit nüß ift, nor ſchedlich, wan er alzit wi— 
ver die feel ftritet, varumb darff onfer hriftenlicher gloub 
feyns Iyblichen hHoupts, fo es ein geiftlih ving ift. Der 
bapft gibt mir fein glouben, mag mir aber wol ergernus 
im glouben geben, gibt mir ouch fein gotliche lieb, noch 
götliche hoffnung. Sodan in diffen drien ftüden, die chri— 
ftenlich firch (fo do ift ein gemeinfchafft aller heiligen, dz 
ift aller vßerwelten criften) in einen geiftlichen Iyb ze: 
famen vereinet wirt, muß von not wegen diſſer Iyb fo er 
geiftlich ift, im heiligen geift ouch ein geiftlich houpt ha— 
ben, vnd nit ein liblichs houpt, als vie fagen vff den tä— 
ern murmawen, dz houpt ift der vßerwelt Tieblich prü— 
tigam Chriſtus Jeſus, viffer lib aller vßerwelter heiligen, 
die ſchön fpong, on runglen vnd maden. Wan der bapft 
des houpt wer, vnd ſyne cardinäl, vnnd biſchoff, vnd mü— 
nich der lyb, hilff hergot was wüſten lüfigen grynd, et— 
wan für ein houpt regieret, was manig platern vnd kre— 
tzen, an vil orten des lybs funden wurd, Job gang ſchlof— 
fen in allen ſynen platern vnd geſchweren. Studens. du 
fagft das ſeltzamiſt ding, loß was der Murner ſagt. Karſt— 
hans. heb aſo, biſt nit am end, wan ich nymer mag hö— 
ren. Studens. ſchier am end der vorred des erften bleilins. 
Karſthans. bo He he ſyn fo vil onnüß geihweg an einem 
plat, was ift erft fo man hinin fem, ich hab des Murners 
funft gnug erfaren, mie dieff er in der heiligen geſchrifft 


238 


fih gerümet hatt. Wil glouben er gang in der gefchrifft 
vmb als er thon hat in fynen biechlin zum Karolo vnd 
dütſchem adel do er vnderſtund die dry muren (fo doctor 
Luther vmbgeworffen hatt) wider vffzuricten, do fan er 
den guten Luther nit gnug fchenden vnnd im verwiſſen 
wie er das wörtlin corpus nit recht gevütichet hab, dag 
corpus ein Iyb bei, funder corpus heiß eyn verfamlung, 
bab ih in allen fproden fo fih zum latin ziehen gefragt, 
“ fo wirt es zum tütfchen allenthalb ein Iyb geheiſſen, vnd 
membrum ein glid, doch nah murners latin heiſſet cor- 
pus vill Röck, membrum ein ſchnider, gibt murner dem 
armen luther ein ripftos, fo er des tütfchen fin vrſach 
gibt, wan wir nit warlich eyn rechter Iyb mit rifto find, 
ſonder ein verglichter lib, villicht mit friven an eyn taffel 
gemalt, bat ſant paul villiht bim win geredt, zu denen 
von Ephefijs am erften capitel, do er ſpricht (werftandt 
gott der vatter): Er bat in gegeben, das houpt über alle 
verfamlung, welihs ſyn Iyb vnd ſyn volfomenheit ift. bie 
zeücht Paulus Murners tütſch wider hinverfih in den Iyb, 
jo er fpribt, alle verfamlung fy fun Iyb (alsvan doctor 
Martinus Luther getütfchet bet), das aber Murner frid 
geb, fo ftot in dem ſpruch corpus vnnd eccleſia, vnnd 
wirt ecclefta interpretiert, das ſy ſpg corpus drifti, Doc 
muß ich doctor Murner einen zügen ouch bringen, das 
dem alfo fyg. Sagt Gregorius in moralibus. xxxv. ca= 
pite. ir. Spridt er alfo, wan driftus ond die kilchen ift 
ein boupt vnd lib, ein perfon. Vnd über den propbeten 
Ezechielem Omelia. xv. die riftlih kilch ift eyn fubftang 
mit chriſto irem houpt, iſt nun die chriſtlich kilch ein ſub— 
ſtantz, ein perſon mit chriſto, wo blibt der verglicht lyb, 
meint villicht eüſſerlich hend vnd fieß, der alten wyber 
fleſchen. Aber do Murner den einfaltigen Luther falſch in 
der geſchrifft erfunden hat, bat fich Luther überſehen grob: 
lich. fo Luther durch die geſchrifft anzeigt dz wir all prie— 
fter, pfaffen, vnd pfeffin ſynd nemlich in ver erften Epi- 
ftel fant peters am andern capitel, do er alfo anzeüct 
fprechend, yr ſeyd ein küniglich priftertbum, vnd ein prie— 
fterlich künigrich, zeigt ouch ver luther des wyter kunt— 
ſchafft an, ſo im buch der heimlichen offenbaren an vill 


239 


orten ſtot luter gefchriben, nemlih am erften capitel, vnd 
am fünfften capitel mit vßtruckten worten. So wüſcht 
myn Murnar herfür mit fym gouchgloben, vnnd ſchwigt 
der anzeigten capitel gang, überhüpfft die fry darvff ber 
Luther fon fundament anzeigt, vnnd nympt ein ander ca- 
pitel, darın nitt die ſprüch ſtond geichriben als vff das 
drit capitel. j. Pet. Sr follent all einmütig fon im glou: 
ben, do zeücht der gouchmeifter den kloben, do ſchried er 
grüßlich das weder wort, vill noch wenig do fand, fo 
folich priefterfchafft anzeigt. Darumb abermal wel er all 
welt vor doctor Luther gewarnet haben, wie er in der 
geſchrifft falſch vmbgang 2c. lieber Murner, nymb di 
jelb an viffem ort by der nafen, will achten dir flind der 
arten lichnam übel. Meinft vas ich nitt recht hab beficht 
dyn biechlin vnd doctor Luthers biechlin, fo yr beid vem 
adel zugefchriben hand, vnd leg die Epiftolas petri dar: 
zwifchen für ein richter, wirt dir ein fenteng des du Dich 
billih vor biverlüten fhamen müft, das du dem guten 
man Luthero ſyn eer ond chriftenlihen lümbden vor al 
ler welt abftileft wider got vnd die warheit, biftu ein 
Juriſt, folteftu des wißiger fon geweſen, will geſchwigen 
ein theologus, Ierneft ander lüt ir narren zu erfennen, 
wo ſynd dyne bliben, wo ift myn pflegel. Stuvens. ich 
bin ouch verdroffen worden, wie gefelt er dir? gelt er 
bat pfil im focer. Karſthans. ja lüß in der futten. Stu: 
deos. fag dir, er ift ein gefchidt man. Karfthans. das 
wiſſen die, die mit im zu fchiden haben, got bebyet mich 
vor im. Studens. er geb einen guten bichtuatter, hat vil 
erfaren. Mercurius. fterquilinia meretricum. Karftbans. 
gibt ouch ein guten henfelin. Mercurius. confummatum. 
Stuvens. wiltu das ander biedhlin von der chriftenlichen 
ond brüderlichen ermanung, gegen dem Luther, von der 
me ouch hören? Karfihbans. vB eim blat hab ich wol 
verftanden, was brüverlicher lieb er im hertzen hat, mil 
glouben hets der from Martin Luther am hals, wurt im 
Murners lieb das her abſtoſſen. Mercurius. cauftice. 
Stuvdens. o vatter, er gibt im einen boden titel, vnd 
bebt züchtig an zu reden. Karfihans. es ift ein böfe katz 
die vornen leckt vnd binden fragt. Mercurius, ad circu— 


€ 240 

fum. Studens. ift er vormals eyn faß over rölling ge 
weien, aber ye& nymer. Karſthans. das falb jchlecht ſyner 
muter gern nad. Studens. noch ift er nymmer eyn faß. 
Karſthans. hey wilt mich lieb haben mitt ver katzen, an 
galgen mit ver fagen. Studens. ja mitt der fagen, aber 
. nit mit dem Murner. Karſthans. bey, es ſy katz, mur: 
mam oder rölling, laflen mich wyters mit den Dingen vn— 
befümmert. Iſt er fo gelert, gang er gen wittenderg, zu 
doctor Martin Luther, wie EE von fpıgen thon bat, der 
fan im antworten. Mercurius. nequam querit angulum. 
Karſthans. Ja er hatt om zwiffel eyn gyfftigen angel, al: 
di, ih far dohin. Mercurius. dij fecundent. Studens. 
Bterque valeat. 


Der Murnar ift nit allein in dem fpill 

Zu Straßburg ich noch zwen nennen wil. 
Der ſchulmeiſter Iheronymus genant 

Vnd doctor Peter offm fit predicant. 


11. 


Antwort 


dem Murnar vff ſeine frag, Ob der künig 
von Engellant ein lügner ſey, oder der göt— 
lich doctor Martinus Luter *). 


A. Cur Précepit vobis deus vt non commederitis ex 
omni ligno paradisi. Nequaque morte moriemini, Seit 
enim deus q. in quocunque die commederitis ex eo 
aperietur occuli vestri et eritis sicut dij, scientes bo- 
num et malum, 


Psalmus 51. 


B. Quid gloriaris in malicia qui potens es iniquitate. 
Tota die in iusticiam cogitauit lingua tua, fecisti, 
dolum, 

Dilexisti maliciam lingua dolosa, propterea deus de- 

struet te in finem. 
Euellet et emigrabit radicem tuam de terra uiuen- 
tium, 


C. Maledictus es inter omnia animantia et bestjas 
terre Super pectus tuum gradieris, et terram comme- 
des cunctis diebus uite tue, Imimieicias ponam inter 
te et mulierem, et semen tuum et semen illius. Ipsa 
eonteret caput tuum et tu insidiaberis calcaneo eius. 


Numeri 22 


Orietur stella ex lacob, et consurget uirga de is- 
rael, et percutiet duces moab. 


“, Sp Duarf. 


Ks 16 


242 


Ser e8 iſt zeit zu thon, fie haben werwunft dein gefaß. 





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243 


Iheſus Eriftus hat almegen heymlich junger, ob fie ſchon 
im fleyich gegen den juden, Tirannen, mwüterichen ond rem 
oberften etwas forchtfam geweſen, doch in liebe eines mul: 
ten bergen, in Erifto gefin, gehabt. Dero was Joſeph 
von Armathia, auch Nicodemus, der by vnd in ver nacht 
zu Criſto fan, au funft viel geweien. Solt dan vnſer 
lieber her vnd meifter Iheſus Eriftug, nit auch haben viel 
beimlicher junger, wiewoll leyder (im fleyich erichroden) 
nitt volfomen, doch fleiffig bitter, milters bergen, der be- 
gerender volfomenheit, vnder welche ich arme elende cratur 
gotteg, jät in dißen finfter zeyt vnd by der nacht fomen 
zu Erifto, ob ich villeicht als ich hoff mög vnderwiſen wer: 
den, vnd den andern fagen vnd anzeygen dz wort das da 
fleyfib ift worden. Vnd ich der alfergeringft, So heben 
doch die Fleinen Fündlein an den benden an ze gen, vnd 
wie offt fie vauon fallen, lernen fie wieder an denfelbigen 
vffſten, biß dz ir zarte gliver erftarden, vnd zuletft vff den: 
felbigen benden (varan fie haben angehebt zu geen) ftard 
ond fteiff ſitzen vnd rugen, wo fie der arbeit müdt werven. 
Deßhalb fih jder zu ver flarden band, welche nymer mag 
erwegt werden, das fie nit ombfall. Die freftigen Euan— 
gelta, ond wort gotes ften fiet. In eternum domine ver- 
bum tuum permanet,. Her vein wort bleiben ewig im 
hiemel, obichon alle ding veralt ond zerzert oder zerbrochen 
werden. Celi et terra transibunt, verba autem domini 
non transibunt. 

Dieweil es aber finften ift in der welt ond nacht, darff 
feiner vem andern die warbeit fagen, man hörts nit gern, 
fo dörffens die gewaltigen biſchoff auch nit wol thon, vnd 
haben heymlich radt. Ne forte tumultus fieret in po- 
pule. Kan ich mich nitt befchemmen over verwerffen (als 
etlih die da vermeinen groß gelert für ander leüt geſehen 
fin) mit den kleinen ſchemeln vnnd ftüllin zum band rü- 
gen, vnd lernen vffiten, die gemeinlich onder ven benden 
fien, ond darzu geboren. Vnd was die find ſchon bytag 
nit dörffen thon vor vatter vnd mutter, fo geen fie doch 
nit müflig fo es finfter ift, ob der vatter in das fchon 
verbeüt. BE dem veracht ich gar nit doctor Luters bücher 
zu legen, vnd an difem Heinen fchemel lerne hin vnnd 


244 


ger rütfchen, wo fie ein ftaffel feint zu der band, und die 
wort gottes wyßen zu finden. Bnd folt jter darin leſen 
(nit als vie fie für kindiſch verachten vnd dunden ſich ſtarck 
fein, vnd fünden weder vff flülen noch an benden geen, 
vnd gar by nach auch ſchier mit vff ebengr erven). Aber 
anfchlege, dunden, meynung vnd am grachentuch get viel 
ab. Wz von got, glaub, lieb, vnd hoffnung geichriben 
wer, folt jverman gern lefen, wer weiß wo gnad von got 
erlangt würde, das wir auch joch mit den letften möchten 
berbyfomen. So wir bißher vff einer weyß gelebt hond 
der vntraw, vnnd lont vnß allein vß Luters bücher, fordt 
gottes, vnd brüverlih trum lernen, dieweil wirs nit vB 
den Euangeliis gelernt haben. 

Es fhmadt aber vnſern jundern nit, fie nemen als das 
man in geb, ond thet, aber fie thun niemand neüft verge: 
bens. Ich meyn nit allein die geyftlichen, fonnder fie all 
die da ſchuldhafftig fien, vnd villeicht vermeinen, fie kennen 
den Luter, vnd fven auch Luters fo fie werlich in nit fen: 
nen vnd nit von jm fin. Wir feint all Erifti aber viel 
warlich leyder wegt von Criſto, fennen Eriftum nit aber 
berümen fich, vnd etlich wöllen narren bleiben wie fie feint 
vnd fagen Paulus lere fie alfo. Manete in vocatione, 
quia vocati estis. a er lert das erft wort darvor. Ir 
folt halten die gebot gottes, vnd darin bleiben, dan ir 
fiet darzu berufft. Lieben brüder, fehent an wozu ir be: 
ruft fient. Dan eg fint nitt viel wißen nach dem fleyich, 
nit viel mechtigen, nit viel Edelen, Aber was narheit if 
der welt, bat got erwelt, dz er damit zu ſchanden mac 
vnd betrübe, die wyßen, von got hat erwelet die ſchwachen 
ding, das er gefchende die flarden vnd mechtigen, end hat 
erwelet die vnadeliche vnd verfchmelichen ding, das er 
damit betrige vnnd ſchende die hoffart ver edelen, das fein 
fleyich fih foll gloriern onnd vberheben. Darumb ift ge: 
fohriben Abd. 1. Ich würd ververben die weyßheit ver 
weyßen, vnd ven gemalt der geweltigen würd ich verftof: 
fen. Wo ift der wyßer ? wo ift ein fchrifftwifer doctor 
oder ein gelerter jchreiber ? wo ift der die gang welt will 
durchforfchen oder fuchen ? und wo ift der, der die gang 
welt ond lantfchafft, und alle zöll wil zu eygen bon ? Hat 


245 


fie nit got all zu narren gemacht? Jch bit och in vem 
heren, dag ir wirdig vnd billih wandert in der beruffung, 
in welcher ir berufft fient mit aller demütikeit vnd aller 
fenfftmütifeit,, mit gedult vnd friden , miteinander in der 
liebe, Sient forgfeltig zu behalten die eynifeit des geyfts, 
in den banden des friven, Als ir dann berufft fient ein 
leyb vnnd eyn geyſt in einer hoffnung euwer beruffung. 
Ein her, ein glaub, ein tauff, ein got, vnd vatter aller, 
welcher ober all, ond durch all, vnd in uns all. 

Das mwürftu durch den apoftel bericht, das du allein zu 
der liebe, gottes ere, gebot, vnd glori gottes berufft biſt. 
Nit zu großem pracht, nit zu Fürftlihem Avdelichem over 
amptlichem thun des fleyichs hoffartt, geytz, vnmilte, one 
traw, oder fchantlicher wort, als er fagt. Ir follent nit 
verfurt oder abgefert werden von adelicher tugent, milte, 
fried, güte ꝛc. Dann die böfe fchandtliche geiprech zerfiö- 
ren gute fitten. Ir folt vfferwachen gerecht, ond follent 
nit funden, Aber ich fürdt das ver ſchlang (als er euam 
bat verfurt) werd mit feiner liftigfeit auch zerftören euwer 
vernunfft, ond werd abgehauwen von ver einfeltifeit, die 
da ift in Criſto Iheſu. Darumb fo bleiben in der beruf: 
fung, in welcher jr berufft fint. Iſt doch Iheremias blei— 
ben by Godolia, welcher vann groß mechtig hat gemadt 
den heren. 

Alßo foltu nu wiſſen fo du berufft bift zu ver liebe got- 
tes ond deins nechften menfchen dem zu dienen. So würt 
got nit fragen, ob du ein obieruanger fieft, oder vff dem 
efel geritten fieft oder off hoben pferden. Würt auch nit 
fragen, ob du ein barfüſſer fieft oder ein fünig von En- 
gelland, Sonder er würt fagen: Rede rationem villica- 
tionis tue. D. Luter heyßt dich auch nit vß dinem clofter 
gen, er heißt dich auch nit dinen bleyben, er heift dich auch 
nit ein fraw nemen over on bleiben, er beift dich aber 
got dienen, darzu du ond ein jver berufft ift zur felikeit. 
Vnd warum wolftu dann luters bücher verbrenen, verbie- 
ten, ond nit Iefen, So doch der Paulus vng heyſſet vnd 
foriht. Ir follent nit verbrenen oder verbieten die ge- 
ſchrifft. Die propheten folt ir nit verfchmahen. Aber alle 
ding folt jr probiern, vnd wz gut ift das behalten, ent: 
ziehend vch von aller bößen geftalt, 


246 


Welche von groffen glübden und eyden fagen, die ver: 
ften doctor Luters gefchrifft nit. Dan wir haben des Act. 
5. man fol got mer geborfam fein dan den menfchen. Da- 
rumb verbitten etlich die bücher, die ander verbreneng, 
etlich wellen fie nit leßen. Darzu etlich clofterrüden dar: 
wider fohreiben, vnd vff den Fangeln dawider ſchreyen vnd 
fingen, neiman fol fie fauffen, over vrteilen, biß zu er: 
fantlicher vätragung des ends der öberften concilijs, vnd 
fprechen (gleyd als beiten fie das warbafftig vrteyl erfant 
vnd in von der gemein beuolhen wer vEzufprechen) fie 
feien ketzeriſch, vnd ſagen es fey die neüw ketzerey. Wie 
funden doch foliche vntruwe biffende hund, und clofterrüden 
folihs (fo es in gar nit beuolhen ift) Fegerifch vrteilen, 
vnd vßruffen, vnd jemittes ander leütten verbitten, vnd 
beuelhen das vrteil der gemein heym zu ſetzen, als weren 
fie Die gantz gemein? Dabey ſpürt man wol, das fie 
bayft und feyßer vnd das wütißhör gleich als mitt einan— 
der gern fin wolten, vnd fie kündens mit der warbheit nit 
für fegerifch halten, dan fie wüſſen nit ob es gut oder 
böß ſy, dann fie habens nit gelefen. Vnnd fel alfo ein 
gleichniß, Wie fan ein armer bauwer fagen, vnd dag vr— 
teil fellen, Man fol ven münden nit vill wyn geben, dan 
fie haben ven feller vorbin voller wyns me dan fie getrin= 
den mögen, Vnnd ift nit jm feller geweßt over hat die 
vollen faß nit gefehen? wie möcht einer mit warbeit fa- 
gen, es fin vil frauwen in dem clofter, fo er nit mebe 
van zwo oder drey hat gefehen in ver kirchen durch das 
furtduch oder mittel thur hinin fchlieffen ? Wie möcht auch 
einer furwar fagen, die barfüffer nemen oder heben fein 
gelt (De verborum significatione Exivi.), fo fie doch zu 
zeitten die öberften in tüchlın vB dem buffen oder grofien 
ermeln zihen ? vnd zeigeng aber nit eym yglichen. 


Deshalb fag ich, das, das du noch nit fuwar folt fa= 
gen, doctor Luter fey ein feger, es fey dann ein götlich 
vorteil gefchehen, dan du haft fine bücher nit gelefen. Es 
dundt dich aber, fprichftu, warn du alfo dunden wölſt, fo 
dörffftus woll etwan gar naß machen, vnd mit dem wil 
etwan eyner ein naß Enab bleiben, ver funft wol truden 


247 

würd. Ja wan er genegt wer mit dem waſſer da Johan. 
von geichriben ftet. Dieweil vu aber meinft vnd meneft, 
to fag ich vnd hör, vnd verften den Luter, dz er gern fin- 
gen wolt vnnd ſchir ein fiim bat, wie der adler fin lied: 
lein fingt. Derfelbig künigs over Feyiersfogel, vnnd fihft 
wol wekhen fietten vnnd fleden mit dem Adler bezeichnet 
fint, vnd fine gefang vernemen. Diefelbigen fint zufriven, 
firser, on frieg, dörffen auc mitt viel neuwer zöll, vfffa- 
Kung, vnd neumwer ordenung geben vnd geleben, fonver fie 
bleiben bey dem alten tribut, den fie billiy dem keyßer 
irem berren ſchuldig fin zu geben, daran er ſich benügt, 
vnnd tft jnen alle ding frey. 

Vnd ip hort doctor Luters ſtim gar bey, wie den Ade- 
ler fingen: Quod natus est ex carne, caro est. et quod 
natus est ex spiritu, spiritus est Aber etlich die fingen 
nitt gar AlBo gleih, er fchreyt auch, got ift warbafft, 
welchen got geſant hat, der redt die wort gottes. Wie: 
derumb, welcher von der erven ift, der revet von der er: 
ven. Vnd ©. Johan. Iſt ver adeler, des öberſten key— 
ers vnd künigs wappen thurners genoß, dan die figur 
fehen wir in dem keyßerlichen wappen, und zeigt vns Ecce. 
Aynus dei qui tollit peccata mundi. Ecce spiritus in 
specie. An welder flat, fleden over dorff dißer aveler 
des keyßers wappen recht angenigelt würt. Dafelbft Ichafft 
der fünig von franfenrih von Engellant gar nüft mit 
jren zufeüffern vnd goßlefterer vngotzforchtigen irdifchen 
landtzknechten. Sonder er macht fie all zufriven, einhel- 
lig liebhaber, vnd ift alle ving vnd creatur fry. Sonder 
wil auch genedig vnd barmbergig annemen finen tribut, 
den wir fchuldig fint, fo wir mit fleyß geben lieb, glaub 
vnd hoffen. 

Nu vermerd die geichrifftt, fo Jobannes, au Luter 
fohreibt im geyft, Tan vie fag Go. fint allein wort got- 
tes, vnd iſt das wort fleyich worden, vnnd das wort ift 
got, vnnd was jm annfang bey got, vnnd got iſt das 
wort, vnd alle ving fint gemacht durch in, vnd on in ifi 
nichts gemacht, das aber gemadt ift in jm, wz das leben, 
ond dag leben was ein liebt der menſchen, vnd das liecht 
leücht in den finfterniffen, vnnd die finfterniffen haben fin 


248 


nit begriffen. Der geyft macht lebendig, vnnd das fleyfch 
tödt. Nu wige alle fchrifft im geyſt, vnd erfen die war: 
beit, dag Ieben vnd den todt gegen einander. Wege dein 
corper vnnd dein fele, got on» den teüffel, die lügen vnd 
die warbeit, die hell vnd das hiemelreih, den fünig von 
Engellant vnd den Criſtlichen doctor Yuter, vnd erfuche 
das recht vrteil, dan fo magftu rett ſehen vnd erfennen 
dein fchreyen, vnd doctor Luterg fingen. Dan das fleyich 
ift allweg mider die felen, die belle wider dz finfterniß, 
die barfuffer wider die prediger, die münd wider die gange 
welt, Welche wider jre clöfter vnd bettelſeck fint oder thun, 
vnd ift jet nit zu wundern, dann ein reich ift wiver das 
ander, das geyſtlich wirer das weltlich, das weltlich wider 
das geyſtlich, der vatter wider das find, der her wider 
den knecht. 

Woher mödtftu (als du fagft ich wil mol nüßers Ießen) 
befiers thon, fo du nit die euangelia ond bibel ließeſt? 
Nu fage ich, es ift mir müger ich leße doctor Luters bu— 
eber, dan ven dietrih von bern, oder job den Pogium, 
wo ich nit bibel Iefen wolt. Legere et non intelligere, 
est nigligere, Catho. Vnnd fo jrs verftunden, würden 
ir nit vß frauwiſchem zorn vnd neid ein folich freuel, vn— 
war vrteil väblarren. Vsque quo patientur hoc scan- 
dulum ? Exo. x. vsque quo non vaultis subijei mihi ? 
Vnnd ide hefftiger vnd mee Moyſes mit dem künig Pha— 
raon in egipten redt, je herter ſein hertz verhert ward. Da 
Criſtus Iheſus mit den biſchoffen, ſchreibern, gleiſſner vnd 
phariſeiern redt, je gedultig er wz, je hefftiger fie wüterich 
waren, vnd verwunderten ſich ſeiner weyßheit. Je mer 
er fie den weg zum vatter in das recht erblandt wiße, 
noch viel mer ſchrüwen fie Crüßigen Crucifige Erucifige. 
Paulus als er vil von got redt, da hieß in der biichoff 
Ananias vffs maul fchlaben. Aber paulus ſprach zu jm: 
D du fhwarge wand, mit einer wyße vberwyßt, got würt 
Dieb Schlagen. Er fagt den Atthemenfern fie bettent an 
das fie nit wüflen was fie anbetten, da verfpottent etlich 
inen vnnd fpraden. Du pringft vns nüwe ding in vn— 
fer oren. 

So ver geiftlih doctor fie wyßet zu dem adlerſchilt, fa- 


249 


gen fie du blöſt vns nieß was nüwes in vnſer oren, et 
lich veripotten inen. Wo aber denfelbigen Enticriftiichen 
aber ein nümes in iren orenfchellel gehendt würt, das 
einer fprech, welcher ir ketzer geicholten babt, doctor Lu— 
tern, deſſelben bücer fint heilthum. Da Tut mit allen 
gloden zu hauff, das ift vngehort ven enteriftiichen, wie 
dem ? haben fie doch ir tag nie gehört oder gefchen ein 
folihen Theologischen babft, ver fouil Cardinel, referuaten 
end diſpenſatz abgethon hat als der frum Adrian ? welches 
mandem viel ducaten ſchadet, dannoch müflen fie es Icy: 
den, wiewol mit ongedult. Ach fo leyden das au ein 
flein wylgen, va will ib baß dauon reden vnd ten ent- 
eriftiichen allein, ven bösen, welche vngunſt in fih vermei— 
nen zu Senden, Db vielleicht etwan einer vonder jnen ge- 
reigt wurd, den adler zu lefen ond verften, damit fie furt- 
ber ir fegerifch vrteil (om obergangen radt) lang vfiziehen 
wurden. 

Martinus Luter weyß clarlich, das dapffer vßgeſchrien 
ift, in die gange welt von Criſto vnßerm lieben beren 
vnd got geredt. Der knecht ift nit gröſſer dann fin her, 
vnd der bot ift auch nit mer, dan der, ver in geiant hat. 
Aber ein jver würt volfomen, wan er ift als fin meifter, 
das zeige ih nit varumb an, als ob jemant vermeint (wie 
villeicht die enticriftifchen gloriern) als geb es doctor Mar: 
tin (jo ih gejagt bon wider die romaniften fin bücher 
fyent heyltum) ein findlin eing wolgefelligen lobe. So 
wir doch beiten. Non nobis domine non nobis, sed 
nomini tuo da gloria. Gehelget werd dein nam. Son: 
der darumb vas ich ſag, die geſchrifft ıft nit Doctor Lu— 
ters, fonder allein feines geyſts. Iſt aber fin geyft göt- 
lich (als ich darfür Hab) wz in dem wort (als oben ge: 
melt) gemacht ift, was das leben, vnnd das leben was 
ein liecht der menfchen, vnd das liecht Juchtet in der fin 
fierniß. Nu fo mag des Martinus cörper nüft thon over 
vollenpringen dan er ift finfter. Sonder fon gevft der 
in jm wirdt, fcalt onnd leßet, dan er ift ein bel ewig 
liebt fing fleyfchigen zergenglichen cörpere. Darum fane 
ih ewig, das fon liecht geyft vnd fele würt ewig fin in 
hiemel oder in der hell, wiewol man ftirbt in ver hellen, 


250 


man mag und Fan aber ewig nit fterben. Sf dan fin 
liecht vnd fel over gevft 08 aot vnd von got gemamt. 
Gene. Inspiravit in faciem ejus, spiraculum vite. So 
fint auch fine fchrifft on zwepfel götlich vnnd geyſtlich, 
dan nieman iſt, der da thut die crafft in meynem namen, 
vnd mög zu band von mir vbelrevden, jr ſolts in nit ver— 
bietten. Nemo in spirita dei loquens, dicit anathema 
iesu. Sr folts nit verbitten, dan welcher nit wider vch 
ift, ver ift fur oh. Vmb dießer ſprüch millen, folt ir 
euwers zornigen nyds vnd mweybifchen vffblafens geſchwey— 
gen. So aber je die ſchergen (bey dem Caypha Anna 
Herode vnd Pilato) in grimmer begird wyter ſchreyen 
wolten Crucifige crucifige, Ketzer ketzer. Sollent fie wiſ— 
ſen das Criſtus ſagt: Non occides. Ir folt nieman vr: 
teilen das ir nit geurteilt werden, jr ſolt nit verdamen 
das ir nit verdampt werden, vnd follen nit deßhalb ver: 
zweyfeln, dann der zorn gottes ift darumb fomen wider 
die mißtraumwe finder. Dieweil doch geichriben ift. Luce. 

Videbam Sathanum sieut fulgor de celo eadentem. 
Nembt war fo ver teüffel vom biemel verftoffen iſt, vnd 
die romaniften vom wort Crifti, bon ich vch geben gewalt 
onderzufretten ven ſchlangen vnd feorpion, all trawen, 
vnnd vber alle crafft des feindg, vnd würt vch nit ſcha— 
ven werden. Aber furwar in dem folt jr vch nit frau: 
wen, wan die geyſt werden vch vnderworffen. Aber freu: 
went vch, das euwer namen gefchriben fint in ven hiemeln. 

Als dan viel ſchwetzen vnd frag fint, wil ih vB vriab 
(wo ich genugfam wer) der warbeit beyſten, ond geneigt 
dem Murnar vnd feinen dichtern (Modici fidel quid du- 
bitastis). wie er fehrifftlih pflegt alweg onvern füſſen lie: 
gen, vB ver jchrifft antworten vff feine harte frag. 


Des Murnars frag. 


Ob der Künig von Engellant ein lügnert ſey. 
Oder Doctor Martinus Luter. 
Sta paulisper (Murnar) iuxta holocastum tuum, donec 


videaw si forte oecurrat mihi dominus et quod- 
cuuque imperauerit loquar tibi. 


251 


‘Non est deus quasi homo, vt mentiatur, nec filius 


hominis vt muttetur. 


Veritas liberabit eum. 








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Scrutare seripturas et uide. 


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GE 77/2022), 
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Oder Doctor Luter. 


Antwort vff die hohe vnd ſchwere frag des in beyden 
gewiß ein ſorgliche hohe ſchwere frag. 


rechten gelerten Doctor Murnars. 


Engellant ein lügner ſy. 


252 


fie von einem hochgelerten doctor in beyden rechten ge: 
fragt if. Vnd wan es von der hoben fchul feme, vie 
noch zwo ftaffeln höher wer, fo wer es dannoch hoch ge— 
nug. Darzu in zweyen rechten ein doctor, darumb ift es 
ein hohe frag. Zum andern ift es ein forglie frag, dan 
forglih ift e8 zu reden von Fünigen das einer villeicht 
nit in ongnaden fall, und haben nit gern, das man in 
etwas vnerlichs rede oder zulege, dadurch einer in groffe 
firaff fem. Dan vie fünig baben viel fnecht vnd cledftein, 
welche möchten einen vnbilliy verliegen. 

Zum dritten ift ein fchwere frag, fo er fprict von En: 
gellant ein weits land vnerfettigts land, vnd ein vntruw 
böß arm kriegiſch land, va ich noch nie hinfommen bin, 
allein dz ich alſo hab daruon gelefen. Doch dz doctor 
Murnar finer fchweren fantafien, anligens vnd vernunfft 
(der da wenig ift) jm gedicht nit blödt werd jo antwort 
ich jm, mit vrlaub rüfchpelt vch wems not thü. 

Erftlih fo muß man anfehen ein warhafftigen Künig, 
fo mag man ein vnwarbafftigen dargegen erfennen. Dan 
fo er fragt von ? das ift nit bey over jn Engellant, ein 
landt der Engel. Es ift ons Criſtlichen menfchen allen 
war, funth vnd wiſſen, auch der gangen welt, das fo wir 
warhafftig vnd in aller warheit reden, fo befinden wirg, 
vnd fage in guter warbeit, dz ich auch bezüg mit leyb 
feel vnd gut, einen gewaltigen, almechtigen edelen, erli— 
chen vnd warhafftigen fünig in Engellant Gott vatter jone 
ond heiligen geyft, ein ewigen vntödtlichen gerechten Künig, 
der biemel, der erden vnd ver hellen, welchem alle creatur 
in biemel, alle geichöpff off erden, alle verdampten in der 
bellen onvertenig dienen müffen. Welcher ftard, warhaff: 
tig Eönig in dem land der Engel, fih vor nieman fordt, 
noch entießet, weder vor dem teüffel noch vor dem Mur: 
nar, weder vor dem entchrift noch vorm romanift weder 
vor dem Eden noch dem boden. Aber all müflen fie im 
werden vnderthon, fih vor jm ewig freümwen, furchten, 
entfegen vnd erzittern. Er ift warbafftig, redt, jagt, vnd 
verfündt vns alle warbeit. Er verwürfft auch von jm 
vnd von fynem Engelifchen land alle lugen, ſchannd, la- 
fier, fund, boßheit, trug, vnd vnwarheit, vnd ift dag ge- 


253: 


wißlich war, dan fin Engelland vnd fine geborfame vn— 
derthon fint frivfich gerügig fiher, frey on alle beſchwer— 
niß. Daß erzeigt er ons als bey finem wappen vnd Ad— 
ler, fo er fagt, Alle vie da befhmwert fint, vnd in. arbeit 
fomment zu mir ond ich wurd vch wirerumb ganß frey 
machen. 

Ego sum via, veritas, et vita, Ich bin ver weg, 
warbeit, ond leben. BE dem ſpruch ift fein ander weg 
in Engellant, dan got, vnnd welder nit den weg get (in 
Got) ver mag nit fomen in engellant. Ich bin vie war: 
beit, was nit got ift dz ift ytel lügen vnwarheit, vnnd 
welcher nit 98 got ift, der fan nit reden rechte warheit 
von got, vnd, vom land der engel. Ich bin Das leben 
on got ift fein leben, got ift das leben, vnd was nit v3 
got iſt, dz ift der fort. Als vnßer leyb ift vß ver erven, 
darum ift der fleyichig leyb tourt. (Formavit hominem 
igit. ex limo terre) Die fel aber ift v8 got, darum iii 
fie das leben. Et inspiravit in faciem ejus spiraculum 
vite, Et quod factum est in ipso, vita erat. Vnd dz 
eben was ein liecht der menschen, vnd das liecht leuchtet 
in ver finſterniß. Er ift der weg, warbeit vnnd leben, 
der da. recht weyflet die warhafftigen menichen, vnd leüch— 
tet in das engeliih ewig land in vie ewig warbeit, vnd 
ewig vnzergendlich frötih Ieben. Als Criſtus warhafft 
bezügt. Nieman fompt zu dem vatter, dann durch mic, 
ven weg der warbeit. Ich fag vch die warbeit. 

Pilatus hat wol gehört, ond weiß aub noch wol, vas 
diſer warhafftig ſtarck künig vber all kunig, ber vber all 
berichafft, vor jm als vor einem falichen vrteilfprecher ae: 
redt, befannt, onnd geiprocden hat, ih bin varumb fomen 
in diffe welt, das ich gezeügniß gebe ver warheit vnnd 
bin darzu geborn worten, ovnd ein jver der da ift vB ver 
warheit, der hört meine ſtim. Dz es war fo fo ſprach 
der pilatus zu im. Da. Quid est veritas? Was ıft vie 
warbeit. 

Murnar Hörftu nun dz der fönig in engellant warhaff: 
tig ift, vnd fein Lügner, ift ver lügen nimer holt worden 
noch geweſen, Wiltu aber zu dißem Fünig in fin fry fiber 
lan» der engel, oder auch zu finem ewigen vatter? ſo 


254 


muftu nit ein lügenman fin noch mit falfchen bullen und 
fantaften vmbgen. Solt nit liegen triegen over ſchmehen. 
Wiltu aber die warbeit fagen, vnd in ver warbeit fin, - 
fo bör des engeliihen fünigs wort, vnnd volge men, lob 
in, ere in, lieb in, glaub in jun, hoff zu jm vnd in im 
ond zu feinem andern pryße jm fine wort vß, verfünpig, 
lere fie, fage die warheit in die gange welt. Er faat 
ein yglicher welmer hört mein flim, ift v6 ver warheıt 
mein ſchöflin hören meine ftim vnd kennen mid. 

Herwiderum fo du nit würdeſt mein ftim bören, fin wort 
eren vnd wolteft reden die vnwarheit, lügen, welche van 
dich zum dickernmal nerriſch anfiht, So möchſtu mit dei: 
ner langen futten nit in engellant, Sonver zum teüffel 
von engellant, in abgrund ver hellen (da dich got vor 
wil bebüten vnd vns all) fallen, in die vſſer finfterniß, 
da nüft ift dan zwibeliuppen, fuwer mild fuppen, vnd 
falt erweyſſen. 

Keiner mag jm widerfteen, dan der ftard fonig, got 
ewiger bere, bat mit ver warbheit die bel beftritten. Er 
fpricht, welcher mich lieb bat, der behelt meine reve. Ob 
ir werden bleiben in mir vnd meine wort werden in vch 
bleiben, will vnd begert alleın dz wir warbafftig beharren 
in feinem waren wort. Er begert nitt den todt des fun- 
vers, fonder noch viel me das er begert werde, vnd lebe. 
Dan er fagt nit, welcder ein futten anlegt, over welder 
zerichnitten Schuch antragen, dan wan die vägefchnitten 
ſchühen möchten einen from, warbafftig vnd felig machen. 
So würden warlich die verlaufen landsknecht gang from 
nut iren außgeichnitten fchuchen, dz doch ver arm from 
bauwer faum glaubt. 

Aber er fagt. Der hat mich lieb, welcher mein rede 
bevelt nit in ein fiften, over off dem fehand in ver ver 
ſchloſſen biebel, da ſpinweppen vffgewachſen fint, vnd wiſſe, 
welcher von den euangelien vnd wort Criſti fleücht oder 
erſchrickt, derſelb iſt nit warhafft, welche Criſto vnnd ſei— 
nem götlichen worten wirdig fint dieſelbigen fint alle lü— 
genbafft, wie ver entchriſt ſelber, vnd fin geyſt des ent— 
chrifts, welcher van jtzt lange zeit vff erden regiert bat, 
dan wenig warheit, hat man in dißer welt geipurt von 


255 . 


vielen jungen vnd alten groffen vnd Fleinen, ond if alſo 
probiert, das ver möchtig fünig in engellant gantz vnd 
ewig warbafftig iſt. 

Das aber Criftus ein geyftlicher fünig der engel ift, vnd 
des ewigen rychs, hat er geiagt: Regnum meum non 
est de hoc mundo, Myn rych ift nit von difer welt. 
Wan myn reich were von dißer welt, fo würden furwar 
meine diener firiten, dz ich den juden nitt gegeben würd, 
nu aber ift mein roch nit von binden. Pilatus beftigets, 
darumb fo biftu ein künig? Iheſus, du ſagſts, wan ich 
bin ein fünig. Die juten ritter fohergen geben auch ge- 
zugneß. Ave rex iudeorum. Gegrüßt ſyſtu ein fünig 
der juden, ein iglicher der fih macht ein fünig rert wider 
den feißer Pilatus. Nembt war, eumwer fünig. Ich würd 
eumwern fünig crüßigen. Pilatus hatt nit allein geredt, 
fonder geichriben. Hebreiih, Greciih, vnd Latiniſch, das 
jverman fol leſen, Ibeſus Nazarenus ein fünig ver juden. 
Vnd Murnar nym war, wz geichriben ift von dem fünig 
in engellant , dz ift geichriben, vnd würſtus nit andere 
machen. Wir haben me geſchriben Mathei, von den drYyen 
fünigen, die haben ven lügenhafften, mordifchen wöüterich 
Tirannen vnd künig Herodes gefragt. Wo ift der fünig 
der juden ver da geborn iſt? wan wir baben feinen fter- 
nen gefeben in orient, vnd mir fomen jnen anzubettien. 
Dise dry fünig Caſpar, Balthazar, Melchior, haben von 
weyten ber geſucht ven warbafftigen fünig im engellant. 
Aber etlich lügenhafft münd, mögen nit hören doctor Zu: 
tern von im fagen oder reden, ich geichweig das fie von 
weyttem zu jm, oder gegen jm lieften. Ja fie weren ebe 
vor jaren gein rom gelaufen, getrumt doch der fünig He— 
rodes zu Sherufalem, auch nitt feinen biichoffen vnd doc— 
torn, da fie jm anzeigten, wo der künig der juden geborn 
wer. Vnd er berufft ebe heymlich vie drey fünig, das er 
von in lernte, die zeyt des lutern vnnd bellen fternen den 
fie vff dem berg faus beiten gefeben, vnd in balaam ver 
prophet anzeigt. Dieter warer fünig vnd got, ift nitt 
als ver menſch, der da lügenhafft ſp, aud nitf als ein 
fon des menſchen, das er wandelmütig fey. 

Dißen engelifpen könig ein her aller heren, ein -fünig 


256 


aller fünig, ein fünig der hiemel, gewaltig im hiemel, er: 
den, vnd heil, ein gebietert der engel, menfchen vnnd teüf- 
feln, Murnar foltu nitt denen fünig von engellant fürd- 
ten vnd dem allein dienen, wie dan Moyfes dem vrieil, 
mit den mennern difes Ichaldhafftigen geſchlechts, vnd würt 
fie verdamen, dan fie ift von wyte dar vnd von end ver 
ivelt fomen gein Jherufalem, als fie hat gehört vnnd ge= 
glaubt der weyßheit Salomonis. Aber ir gleißner weſchent 
allein die fchüffel, oder far vEwendig, aber ewer hertz in— 
wendig, vnnd gedand ift voller raub, fchaldeit, vnkeüſch, 
zorn, zanck, lügen, vnd neyd. 

Nar vnd thor, welcher das vßwendig hat gemacht, derſelbig 
got hat warlich auch das inwendig gemacht. Sorbona 
der egiptiſch apffel bym roten meer wachſend, ſchinet vſſen 
bubich vnnd inwendig fin fie voller afchen, wie vie bößen 
evchöpffel fcheinen, vifen gut inwendig aber fint fie voller 
wünfter fchimlecdbter muden. Ja wol weren fie fantaften 
welche einen erlichen künig folge gab geben, Dan er 
würd zu inen fprechen. We oc gleißner, jo ir alle kru— 
ter vnnd die ruten (fnoblach nefpel vnnd binetſch) verze- 
bend, aber ir hapt die ware vrteil vnd lieb gotes verlaj- 
fen, vnnd acdtend nit der barmhergigfeit des glaubeng. 
Ja ir achtend mer eumer futten (drü gelübven) vnd jag 
vch das ware vrieil, die lieb gottes muß man thon, vnd 
nit laſſen. We och gleißner, fo ir liebent die -öberfien 
oder erften Ierftul vnnd feß im eumern finagogen (Cloftern 
gardian prior koch Ffeller) vnd dz man vch gruß vff der 
galten. We och, die da aufwendig gleiffen , ald gemalte 
dotengreber gewyft, inwendig fint fie voller dotenbein aller 
geftand, lügen vnd zorn, die fchinent vßwendig den men— 
her als gerecht, vnd inwendig fint fie voller gleißnery 
vnd ſchalckheit ala zückent wölff. 

O natergezucht wie werden ir fliehen von dem helliſchen 
vrteil 2 Ein jurift, gefaßgelerter legiſperitus ſprach zu Erie 
fto, du ſchmechſt ung, fo du diß fagft. Aber Iheſus fprad. 
Bund wee och gefaßgelerten, ir befchiwerent die menſchen 
mit bürven oder beſchwerniß, vie fie nit tragen mögen, 
ond rürent nit an die bürden mit einem euwer finger 
(papiften gartianiften romaniften) We vch, fo ir der pro— 


/ 
| 
| 
| 


257 


pheten greber baumend, vnd euwer vetter haben viefel- 
ben getodt. Furwar ir gebt gezeügnis, fo ir willen darzu 
geben, den werden eumerer vetter, dan furwar,fie haben 
fie gedöt, vnd ir erheben vnd buwen jre grebern (poten 
erheben vnd helgen drauß machen, da etwan ein wolffs— 
zan in filber gefaßt ift den fationierer) Hierum hat die 
weißheit goties geſprochen. Sch würd zu denfelbigen fehi- 
den vie propheten vnd botten aber auß denen fo fodten 
vnd durchechten fie, das von dißem geſchlecht (römifchen 
bifchoffen richtdoctor vnd gefagftiffter) erforft werde, das 
blut aller propheten, welches vergoſſen ift von anfang der 
welt. tem von dem geichlecht fint mee propheien vnnd 
apofteln getödt und durcdecht worden. Als dan Doctor 
martin Luter auch ein apoftel Erifti mit finen büchern jst 
durch echt würt ketzeriſch, allein von ven öberften geſatz— 
gelerten vnnd gefasftifftern, Doctorn, Cardinelen, Biſchof⸗ 
fen, öberfien, münchen, ond iuriften, wie vwch gefaßgeler- 
ten (Dfficial, Bicari, Eurtifan, juriftend welche haben hin- 
wedgenomen vnnd verborgen den fchlüffel ver götlichen 
funft, ond fient "felbs nit ingangen vnd die da wolten 
ingen, haben ir verhindert vnd wöllent dannoch (wirdiger 
here bochgelerter) rabi genant fin. Sr aber folt mit rabt 
(meifter) genant werden, dan einer ift eumer meifter, aber 
ır all fint brüvder. Ir folt och feinen vatter nennen, dan 
einer ift eumwer vatter ver im hiemel if. Sr ſolt au 
nit gebeiffen fin Magistri nostri, dan einer iſt euwer mei— 
ſter Iheſus Eriftus, vnnd welder vonder vch der gröft 
(Babft Cardinal Biſchoff ꝛc.) ift, der würt euwer diener 
fein, vnd welcher fih würt erhöhen, der wirt ernivert. 
Wee aber vch ſchreiber ond gleißner fo ir beicplieffen das 
reich der hiemel vor den menſchen (interdict, bann, ſuſpen⸗ 
dieren, die Luteriſch bucher leſen ꝛc.) ir gend nit hinein, 
vnnd verhindern die da ingen, welchen in Luteriſch bücher 
of Eriftum vnnd die heiligen euangelia gemwifen werden. 


Pharifei, Gleißner vnnd fohreiber, we och, ir frefien 
vnnd verfohlinden die hüßer der witwe vnnd weſen, vnnd 
habt lange (Münchiſch) gebet, vmb das fo werden ir en- 
pfahen weytter vrteyl. We euch fchreiber pharifei vnnd 
Ipocrite, fo ir die erden vnd mere vmbgen (fpaciren) das 


x, 17 


258 


ir machent ein vffſamelung fo es gemacht wirt, fo achtent 
ir in einen fon des hellifchen füwers zwifach, danir (bet: 
telmund), we vch blindenfürer, die da fagen, welcher fhwert . 
bym tempel, ift nüft, Welcher aber ſchwert by dem golt 
des tempels, ift fhuldiger. O ir thoren vnd blinden, wz 
ift gröffer, das gold, oder tempel der da heiliget dz golt? 
Welcher fchwert by fant Beltin oder einem helgen, fo 
glaubt man jm, aber welcher da ſchwert by got, oder by 
dem wort gottes dem glaubt man. nit. Hütend oder ver: 
ſecht och vor den fchrifftgelerten, welcher in langen weiflen 
Heidern inbergen, vnd vor den menfchen gegrüßt wollen 
werden, vnd in der finagogen die erften lerſtül befigen 
«juriften judices aduocati) vnd oben am tifch, welche ver— 
fchlinden die hußer der mwitwe, vonder dem ſchein eins 
langen gebets die werden entpfangen ein hefftiger vrieil. 
Dauon Pau. zu den phil. 3. Biel fint vnd wandern, die 
ich vch did hab angezeigt, nu aber weynendt fag. ich, fie 
fint findt des crüß erifti, die verderbung wirt ir end ſin 
vnd der buch (Quorum deus venter est) ift ir abgot, jr 
ere ift mit ſchanden, die da irdifch verften, aber unter wan— 
del ift in hiemelen, zu erbetten den feligmacher vnßern her 
ren jheſum Eriftum. 

Quem Johannes predieabat. Darum hütent och vor 
ven falfchen propheten vie da zu vch fomen in frhaaffsklei- 
dern (münchsfutten) inwendig feint es zückend wolf. BE 
iren früchten werden ir fie erfennen, dan fie mögen nit 
ablefen die winber von den ftechenden dornen, vnd die 
füffen feygen von den rumwen difteln. Alto auch ein ygli- 
er guter baum, macht gute frucht, vnd ein jver bößer 
baum pringt böße frucht ꝛc Nit ein yglicher der da fpricht 
ber der, wirt ingen in dz reich der hiemel, fonder der da 
tbut den willen meynes vatters der da ift im biemel, der 
wirt ingen in das reich der himel, viel werden fagen zu 
mir in den tag Her ber, wir haben in deinem namen. 
viel getbon, geweyßſagt, gebrediget, gelert (ablas vnnd 
banbrieff verfünt, vnßer conuentbrüder vnd clofter promo— 
viert) onnd in deinem namen viel (gewalt) gethon. So 
wil ich dan denen veriehen, das er vch hat nymer gekant. 
Hierumb fo wychent wyt von mir die da thüen die fhald- 


257 ’ 
get: D ir gleißner warumb vbertretten die gebot goites 
vmb euwers gefag willen ? " 

Recht hat Eſaias von vch gefagt , das vold eret mich 
mit: feinen lefftzen, aber ir herßen ift weit von mir. Ber- 
gebens eren fie mich ſo fie leren gefaß vnd menſchenge⸗ 
bot, Darumb fo wirt die weißheit von den wyßen ver: 
derben, vnd der verſtant irer wyßheit wärt verborgen. 
Wol habent iv die gebot gottes crafftloß gemacht das fie 
eumwer gefeß halten canones clöſtergelübd, Offentlich redts 
der geyſt. In den letſten tagen werden etlich vom glaus 
ben fallen, vnd werben anlangen ven geyſt des jrſals, 
vnnd werden reden lügen, vnnd lere der teüffeln, ig der 
ckutten) gleißnery, vnd werden haben hart gebrante (das 
em wagen mit heü durdfür) weyte confeieng, vnd ver: 
bieten die Ee vnd die fpeiße, welche got den glaubigen 
mit dandkiagung zu eſſen geſchaffen hat. Item, jr aller 
liebften,, ich erweck eumwer aller reunft gemüt, dz ir ver 
worten von den heilgen propheten vnd appofteln, der ge: 
bot vnßers lieben heren ond feligmaders (jo id vor ge: 
fagt hab) ingedend fient. Dann es werden fomen in der 
letſten tagen verfpotter, wandeln in beirigung nad irem 
begeren vnd werden fagen, wo ift die verheyflung oder 
feine zukunfft ? (Zafa wan fumpt der jungft tag, es ift 
no lang darzu) Der her würt warlich nitt verlengern 
fine verheifung, als etlih vermeinen es fy noch fang dar, 
gebultig und gewaltig verzücht der her, dz er wil nieman 
verdampt werden, fonvder das fie al wiederum zu Erifto- 
onferm beren gefert werden mit bußwirdfung, dan der tag 
des heren würt fomen als der diep. O Murnar lyß au 
das zweyt capitel Petri 2: 

Solide harten berßen haben die heiligen appofteln wol 
erfant, das fie in dißer zeit fin würden, dieweil fie al 
dauon fchriben, als Judas, onns vor jnen warnen, dad 
wir allein tröftlich fliehen folfen zu dem wort gottes die 
aller ficherſt friheit. O jr allerliebfien, in den let,ien ta- 
gen“ werden komen betriger,, die da wandeln in den fün- 
den, nach jrer begird. Die fing, welche fich felber von 

den andern ſcheiden gepfilih, vnd haben feinen geyft (das 
fin murmler, ſchwetzer, ir mund redt die hoffart) Aber o 


260 


ir allerfiebften, ir folt vch felbs vff vnßern Heiligen glau- 
ben bauwen, betten im heilgen geift, halten vch in ver 
liebe gottes, zu erbietten die barmhergifeit vnßers lieben 
beren Iheſu Erifti in dem ewigen leben, Vnd firaffent 
diefelbigen verdampten, vnd machent fie felig, vnd züdent 
fie vom ewigen füwer. Erit enim tempus, cum sanam 
doctrinam non sustinebunt. Sie wollen des götlichen 
doctor Luters Eriftliche lere nit leiden, fie fagen es ſey 
giftt onderm hunig, fo man die warheit fagt, fo muß es 
den groffen föpffen gifft fein, dan vasfelbig gifft heyßt zu 
latin, Volumus, Mandamus, Interdieimus, Excoricamus. 
Sonder fie büffen oder floffen ire oren zufamen denen 
meiftern (Barfuffern, Eden, Boden) die jnen fißeln und 
reißen zu irer begirven. Sie keren aber ire oren von 
der warheit, onnd wenden fih zu den fabulen, fantaften- 
werd ſchmorotzlery. Wz fagt dan Paulus? Dz folt ir 
vor allen dingen wiſſen, In den letfien tagen werden fin 
geuerliche, ſchedliche, und ververbliche zeit, van es werden 
geysig, vbermütig menſchen fin hoffertig, vnd werden fi 
felber lieb bon, goßglefterer, jren eltern vngehorfam, vn- 
dandbar, boßhafftig, on lieb, on friven, Iefterer, vnſtet, Tü- 
genhaftt, onmilt, vngütig, verreter, widerfpenftig, groß 
dunden, vnd me liebhaber der wollüft, dan liebhaber go— 
tes, vnd werden haben ein geftalter gelübt, des teüffels, 
aber fie verlaugnen fine crafft, vnd die foltu vermeiven, 
wan es fien auß inen die fohlieffen in die heüfer, vnnd 
ziehen die fraumlin ann, welche beichwert find mit fünden, 
onnd werden gefurt in mangerley begirden, vnd weychen 
allweg ab, vnd fomen nymer zu der waren funft ver 
warbeit, als dan Samnes vnd Mambre, welh Moyfi wi: 
verfochten haben, alfo widerſten die auch ver warbeit, 
ond fint menschen eins zerzerten gemüts, verworffen am 
glauben. Aber fie werden weyter nit fchaffen over fur: 
gang bon, dan ir thorheit würt offenbar allen menſchen— 
das mat das war liecht daby wir fie erfennen fur vch, 
das vch nieman verfür, dan viel werden fomen in mei- 
nen namen vnd fpreden: Ego sum Christus, vnd ver— 
füren viel. Dann es wirt fin ein voldf wider das ander 
Und ein reych wider Tas ander, vnd es werden peftileng 


261 


ond hunger vnd erdbidden durch die ſtett ꝛc. Solche firit 
onnd meynung der ftreit gefhehen alle tag, ſo der Murnar 
ift wider Doctor Luter, doctor Luter ift wider dem ent: 
chrift, ond je einer wider den andern vnd wilyglicher ein 
befonder opinion vnd meinung haben, ich weyß aber fein 
befiere dan doctor Luter uns furfagt die warheyt vnd es 
ift fein meynung oder opinion, dan eg mer funft ein jwey- 
fel daran, wer wenet oderzmeinet, derfelbig ftet in zwepf⸗ 
el, Darum fo ift doctor Luter nit in zweyfel, meynung 
oder opini. Sonder in der warheit dan erredf die wort 
der warheit, vnd lert ons (dieweil mir. all geladen vnnd 
berufft fien zu dem großen nachtmal zu fomen, das fo 
wir den gangen tag vnrügig fin geweft im arbeit, biß, 
froft, Hunger 2c.)-zu guter rugen, freibeit vnd ficherbeit 
fomen mögen, eſſen, trinden zu erfettigen vnßer begierd 
anitt dem brot vnd fleyfch, das ift mit dem fon gottes. 
Filius est verbum Et verbum caro factum, ſo er fpridt. 
Panis quem ego dabo, caro mea est. vnd der menſch 
lebt nit allein im brot, ſonder er lebt von eym yglichen 
wort dz außget von dem mundt gotes, Deßhalb ift das 
wort gotes das groß nachtmol, woll genent. 

Die hoffertigen nemen fib an ein folichen medtigen 
fünig der engel vnd von feinem groſſen nachtmol Götli- 
chen wort entſchuldigen. Hör Murnar, Yglicher fpricht zu 
Doctor Luter, ih bon ein dorff faufft das muß ich beſe— 
sen. O verfluchte baffart wie it Jucifer in feiner hoffart 
die for ver engel befehen wo jeman hübfcher, höher gröſ— 
fer ond erlicher wer. So er aber einem hübicher und mec— 
tigern hat geliehen im Chor ver ergengel genant Michael. 
Sp bald hat er mit jm gezangt. Alfo das michael jagt, 
Moyfes wer hubicher dan er, da verlor luci’er feinen na— 
men vmb boffart willen, welchen er ewig nymer mag be: 
tomen. Dan er bub an got zu leſtern (ein art ver hof— 
fart) da fagts Michael finem heren vnnd ſprach: Img. 
tibi deus. Alßo baldt wardt er von engelichem land ver: 
triben mit allen finen engeln vnd anhang. 

Darum lieber Murnar laß demütig von deiner folichen 
boffart, damit du vmblauffft von eym Chor zum andern, 
ist ſchier nieman me mit jchriben dan die barfuffer von 


262 


firaßberg bis in engellant zu ſchauwen wo einer wer der 
Gübfcher ober dich were, vnd wan du ſchon faft lang mıt 
dinem engel ſchribſt und vmlauffſt, fo ift doc doctor Lu— 
ter hübſcher dan du, wiltu aber nit vffhörn vnd dz wort 
gottes darum vnderſten nidertilgen got Ieftern, fo ſag ich 
dir Das mir werden vnßerm allergnedigſten bern fagen: 
Img. tibi, et angelis tuis deus, dan welde predigen 
tollen nit von den blaen enten jagen, fo es bie gili das 
ewig leben, den geyſt vnnd die fele. Griftus Spricht der 
hoffertig wirt vögetriben von dem reich ver hiemel wel- 
cher fich erhöhet derfelbig wirt ernidert. Ein demütig menich 
bleibt gern daheym gott zu dienen. Aber vie hoffartigen 
fauffen vff alle kirwy, rychßtagen, pompiſch Ichen vnd ver 
Be brachtiſch wollen idem gleich verſetzen jr biſtum, clö— 
er ꝛc. 

So ſagt aber der geytzig, Ich hon funff ioch ochſen 
kaufft muß die probiern, welche gülden ſchwer genug fin, 
die fie gein rom ſchicken funff prebenden zu kauffen, welche 
keß gut fin die ſie ſamlen. Deßhalb künden fie nit leßen 
heilige bücher verſten jm geyſt. Ja müglicher iſts das 
ein Kemelthier durch ein nadelör ſchlieff dan das ein ry— 
cher gang in dz reych der hiemel. Non potestis deo ser- 
vire et mammone. Es get gar ſeltzam zu biß einer vff 
den wilden figenbaum fompt als zacheus. Dinicie siafflu- 
unt nolite cor apponere, ve qui coniungitis domum 
ad domum, et agrum agro copulatis. Wan alle lafter 
alt werden fo iungt fich erft die gytifeit. Petrus hat ver- 
laſſen fiſch vnd garn, hat Criſto nachgeuolgt. 

Ich hon ein frauwen genomen, darum ſo mag ich nit 
fomen ſpricht der vnlauter menſch. Ich halt auch fur groß 
fund vnd ift wider die gebot gottes, wan- ein pfaff over 
müncd ein fraw oder ein non ein man nympt dieweil dz 
euangelium Tut, ich bon ein fraw genomen. Dann da 
‚Das heidenifch framwlin wer verfteinet worden, wo jm Cri⸗ 
ſtus nit wer genidig geweſt, vmb dz es einen man geno— 
men hei. Deshalb iſt myn meinung beſſer fie nemen fein 
me fonder laß inen eewiber geben nach inhalt ver fchrifft 
sermebeln wie got Ade zupracht euam. Da Eriftus von 
redt: Ab finitio autem non fuit sie. Qui pont capere 


263. 


eapiat. Kanftu mit, küſch fein fo magftu dich vermelen, 
Quia non omnes capiunt, sed quibus datum est. Nu 
befehe jder wie vil ebrüch wider gots gebot geichicht welchs 
fo gemein ift dz nit viel dauon zu fagen gebürt, dan es 
wil-fihier ere fin fo ein man ſin weib- verleurt oder der 
man vom wib laufft, wie groffen ernft möcht einer erfen- 
nen, das folche vnruwige lüt fleyß heiten zum wort gottes. 

Gang bald in die gaß vnd firaß die armen vnd fran- 
den, blinden vnd lamen für herin vnd gang in die weg 
vnd hinder die zün vnd zwing fie inzugen das mein hauß 
erfüllt werd. Ich fag och das nieman der (hoffertigen 
geitigen onmilter) menner die beruft fin würt verfuchen 
mein nachtmal, aber diße armen ellende papiften, wibiſch 
zornive, doctor Lutern anfinden vnnd haſſen (mit zorn ond 
nid) gans frand im wort goties, vnd allein in jren fed- 
ten mit mutwillen vberich fin in der firaßgaffen (wie der 
bößen zornigen vnnd neidigen weiber art) dem Luter ven 
wyn außruffen, ir hertz möcht in funft brechen, fprechen 
myn geuatter hat mich erzürnt ich bin jm als find einer 
ſpinnen, du ſolts aber nit von mir ſagen, vnd ruffen ſol— 
hen genßmarck ſelber an der kantzeln auß ein ketzer ſchel— 
ten zum höchſten, als wer feiner bößer menſch dan doctor 
Luter welcher doch vnnder ons der allerbeſt. Wo aber 
diefelbigen fih heimlich inn götlicher fchrifft bedacht nit 
felbs vff den fangeln fich erzörnt heiten, fo het man nit 
erfarn den groffen nid ond haß der münch vnd itzt wer: 
den fie mit dem wort gottes vff ir maull gefchlagen. Die 
zornigen heiſſen auch billih arm, dan fie verliegen am 
geriecht viel guts Iyb ond fel. Sie werden aud nit on 
rechts erlaffen, fo fie jverman ſchmehen, dan der war rich: 
ter fpriht: Du muft rechnung geben von einem yalichen 
müfligenden wort. Sr habt gehört Exodi vnd Deütro. 
das den alten gefagt if du folt nit voten, du folt nit 
falfch gezügniß geben, und Mathei. welcher zornig ift finem 
bruder, ver würt ſchuldig dem vrteil, vnd welcher ſpricht 
racha (ein, außgelauffner münd) ver würt ein ſchuldner 
‚dem radt dz got Sich bevend dich zu firaften. Welcher 
fpricht fatue (feger) der würt fein verfallen dem hellifchen 
ewigen füwer, ir folt nit vrteiln, das iv mit geurteilt 


264 


werden, ir folt nit verdamen das ir nit verdampt werden. 
Spricht got Mihi vindietam: Ich will alle ding vrieiln, 
was nempt dan ir obferuanger vch am zu vrieilen vnd 
brenet Luters bücher. Die zornigen werden bald arm 
bon mangel des wort gots vnd nidig fin im felben wort 
frand krafftloß, durftig nymer reich over gefunt, fie en: 
pfangen dann geſunde ardny, die wort ſo ich zu och ge 
redt bon fin geyft ond leben. Aber es fin etlich vB och 
die nit glauben. 

Tradheit vnd freffery mögen die geichrifft nit wol fe- 
ben vnd fih darin arbeiten, dan fie fin blind vnd lam, 


liegen hinder den zelnen vnnd vff der gaffen hindern mu-⸗ 


iwern die fulen freffigen deygen brüder. Quorum deus 
venter est. wie einem trunden mentchen die augem bre: 
en, wie gefchriben ift. Ne uideant. Dauid, Sie haben 
augen vnd werden nit fehen, vnd fo fie es ſehen, werden 
fie es nit feben, vnd fo fie hören, verften fie es nit Ber 
uor wz fo zuſeüfft vallen hinder die zein vnd zellen, die 
wend mit dem kopff ond wandern blindlich im finftern, 
wie die nachtülen ir augen zerzerren, ſchlafferig im jrem 
dormitorio, Wie fünden dan fie wiſſen des Luters bücher 
zu vermaleidien die fie verichlaften, in der blinpheit nit 
anfehen, von den ſieben todtſund, fiodnar fprad ver her, 
der Son ift das wort gottes, vnd welcher neben den weg 
felt,, ſo fompt der teüffel ond nimpt das wort von iren 
bergen, dz fie nit glauben ond felig werden, Vnnd was 
vff die (hoffertigen, zornige) harten fleine bergen felt, ba= 
ben fein wurgel, dan etwan glauben fie ven Luter, vnd 
wang nit als nach jrem willen Taut fo wicden fie vnd 
verachtens. Was aber in die thorn fompt vonder die vn— 
feufchen, gesgigen, freffigen,, vß forgfelt, reichtum vnd 
woluft irs fulen lebens erfteden fie es, Movies fagt, Du 
folt dich nit neigen weder zur rechten hand, noch zur lins 
den band, ſonder ir folt gen den weg, welchen och got 
euwer ber geboten bat und fy oh wol. Der her ſpricht 
auch zu der fohar, Ob jeman fompt zu mir vnd nit haf— 
fet fin vatter, mutter, hußfraw, finder, bruder, fehwefter, 
ond auch fich felbs, hoffart, gyttikeit, vnkeüſch, zorn, nid, 
fullery, tragfeit, mag nit fin myn junglig.. Vnd welder 


265. 


nit tregt fein crütz, und fompt mir nah, mag nit myn 
junglig fein. Nu fihe, wo die hoffart din vatter ſy, das 
ertrich oder geytifeit din mutter 2c. Darum ſoltu fie hai- 
fen. Nieman mag (got vnd den teüffel) zweyen heren 
dienen, eintweder hat ven ein, got lieb, vnd haflet ven 
andern (teuffel), dan er ift ein vater aller boffart, mer 
mag fich ſelbs gewaltig eins ellenbogen lang machen, der 
da nüft anderſt ift, van das heuw, das man in badöfen 
ſtöſſet vnnd zu nicht würt ond verget vnd allein got er: 
fordert die fell, welche got dem cörper zu eym licht hat 
angezündt, zu erlüchten den finftern cörper vß erden er— 
ſchaffen, welchs liecht alwegen fin glaft hatt vnd enpfacht 
von got. Als der Mon finen fohein von der Sonnen, 
als wir haben Johannis. Fch bin ein liecht der welt, das 
da erleuchtet alle menschen fomen in dife welt, vnd ir 
fient myne frund, fo ir thon werden das ich och gebiet, 
ist heyß ich och nit knecht, fonder frund, van der knecht 
weiß nit was fin ber thut, jch nenne aber vch fründ, dan 
ih bon och alle ding geoffenbart, die ich von mynem vat— 
ter gebört bon, jr habt mich nit außerwelt, ich bon vch 
außerwelt, das ir hingend vnd frucht pringendt vnd eumwer 
frucht bleib vff, fo ir werden bitten den vater in meinem 
namen würt er vch alles geben, dz gebiet ih och dz ir 
einander lieb haben. 

Es fanten die öberften, Bapft, Cardinal, papiſten vnd 
romaniſten von der oberften feyierlichen flat Rom, vie 
biichoften , priefter vnd leuiten vnd die waren auß ven 
gleiönerm, gein wormbs zu doctor Martinum Luthern, 
vnnd fragten inen, wer biftu, vnd er hat befant vnd nit 
verlaugent, Ich bin nit Eriftus, was biftu van, helias, 
er fagt nein, biftu aber ein prophet, er antwort nein. 
Wer biftu aber, das wir fünden antwort geben den grof- 
fen beren vnd romaniften, vie ons gefandt haben, vnd 
wüſtu wer wir weren, fo grofie berliche Eardinales, Eur: 
tifan vnd Biſchoffen, du mwürdefi reden was wir mwolten 
ond gern hörten, vnd gebft uns nit fo fenffte teidung, 
bfibft nitt off dDinem fürnemen. (Mar.) Ich fag do ein- 
feltig die warheit, fo Eriftus myn got gelert bat vnd 
beimlich red ich nichts, ſondern das ſich jverman zu dem 


266 


götlichen wort fere vnd was mich gott bat heiffen reden 
verfünd ich vch die warbeit, warumb glaubt ir mir nit, 
onnd warn ich ſchon redt das ir germ hörten, fo wert es 
nit lang, ir würden mir fiend, vnd in fünfftiger zeit vil- 
feicht ein Kalte fuppen geben, vnd fo ich .weyß, dag Abra- 
ham in verfuhniß ift erfunden worden. warhafftig. Als 
Mathiathias anzeigt, ift er gerecht gemant vor got. Da: 


Hereditate posidiamus Deus meus pone illos ut rotam et 
sanctuarium dei. sieut stipulam ante faciem uenti. 














—— —— 







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niel ift in finer einfeltifeit auch erlößt worden von den 
Lewen. Helias bat begirlich got nachgeuolgt vnd das ge: 
ſatz gottes faft lieb gehabt, ıft er wivderumb in hiemel en: 


267 


pfangen. Ananias, Azarias vnd Mifael haben geglaubt 
onnd fin erlößt worden von der flamen des feumwers. Alfo 
gevendent ir durch geichlecht und im gefchleht, vnnd fo 
van ich hab lieb onnd begird das wortt gottes allen men: 
ſchon in ir hertzen inzuleiben, wurd ih mit gof von 
allem zorn vnnd fuwer aller romaniften entlediget, ob 
fchön meyner bücher viel verbrent ‚werden. Dann alle 
die da hoffen in das wort gotes werden ewig nit gefchent. 
Als Dauid. D her ih hab gehofft im did, ewig würd 
ich nymer geichent. Vnd varımb folt ir och nitt werden 
forchten von ven worten ves fundigen mand, dan die 
glori der menichen ift nüſt kadt vnd würm, hut wirt er 
erhöht, morgen wirt er nit gefunden, dan er ift gefert 
in fin erden vnd fine gedechtniß ift vergangen. 

Ob ir romaniften all wolten anhangen ven bepftlichen 
bullen, Citation, Paris, Cölen mit Ariftotile probiren, fo 
wil ich doch allein vie gefab des heren fürderm vnd nit 
verlaffen vnd wider vch bifchoffen die warheit mit dem 
götlihen wort (got ſy vns genedig) probiern vnd war- 
hafftig beweren, wil ee fterben in myner einfaltigen war: 
beit, ich werd dann mit götlicher fchrifft beſſer vnderwiſſen. 
Aber hiemel vnd erden würt vber mich gezeüge, dz ir mid 
verdampt vnſchuldig, vnd wil och fagen wer ich bin, dz 
ir mögen antworten die vch gefant haben. 

Ich bin ein ſtym in der wünftung (is zergendlichen 
ertrich, darin dz thuwer wort Erifii mit menichen, jagen; 
diſteln onnd dornen verftedt ift), van das ertrich gebürt 
diſteln vnd vorn. Das waſſer gebürt forg, angft, trübfal 
vnnd geuerlich tödt. Das feüwer gebürt dvürrung, theü— 
werung, hunger vnnd mangel. Darumb, fo fehrey ich 
bereytten den weg des heren fine fußtrit machent gerecht 
vnnd wirdent buß, das reych der hiemel ift nahe, Der 
her fompt ond ift neher van ir glaubt haben, deßhalb if 
zeit vffzuſten vom ſchlaff. 

O wan du nit heteſt feyßerlich geleit, din warheit folt 
dich nit Helffen, wir wolten die barfüßer zu bilff nemen, 
vnd mit dir difputiren [M.], wz darffs die warheit vieler 
diſputatz, Ich wolt och gern mit dem wort goted, zu 
‚got dem heren tragen oder pringen, fo dan gefchriben ift. 


268 


D finder gutes pringent dem heren, pringent dem heren 
die bodsfinver, pringent dem beren die glori ond ere, 
pringent die glori finem namen. Anbettend den heren in 
finem heiligen hoff. Die ftim des beren vber die wafler 
2c. der ber wirt geben die frafft finem vold, der her würt 
fegen fin vold im frid, dan er thut inwonen die findflüs 
vnd er ein füng. wirt fißen ewiglich, vnd fine ſtim ift in 
der grofſſmechtikeit wie dauid zeigt. 

Biftu nit Criſtus, auch nit belias oder prophet, was 
predigft du, was fhreibftu vnd fagft yon facrament des 
beyligen tauffs. [M.) Ich zeüge vch an die aröfte Frafft 
des heyligen tauffs. Aber vnnder och habt ir auch bibliſch 
bücher, die ir nitt anfehen oder verften wollent, noch da— 
in lernen erheben vnd furdern in der Chriftenheit. Das 
wort gottes, welchs nah mir vnnd nach mynem: fterben 
befffig gepredigt würt vnd von mir gepredigt ift, des ich 
nit wirdig bin ein Fleins vindlin ander vfflößen,: dann 
mie cd von got gefeßt ift, ond ir noch vnwirdiger mit 
‚ eumwern flatuten ondertruden. Aber das ir begird darzu 
haben, ift not zu erfüllen alle gerectifeit. Dann das 
wort gottes hat die würffichuffel im finer handt vnd feger 
fine ſchwern zu famelen den wyſſen. Aber die fpreumwer 
(ver menfhen böß fortail, gefaß vnd wenung) wirt er 
verbrennen mit dem vnzergenglichen vnd vnleftlichen fu: 
wer, mit dem bißigen wort gotes, wer wolt och funft 
zeigen zu fliehen von zufunfftigen zorn gotes, Darum fo 
wirdend fohuldige vnd wirdige frucht der peniteng vnd 
busfertifeit, vnd nit fprechent, Der bapft ift onfer vater 
dan ih fag, vch gott ift mechtig, vß den ftinen künden 
erweden, die art ift an die würßel des baums geießt, 
vnd das wort gottes ift gefeßt an die wurßel, die men: 
fwenfagung zu uerbaumwen, Welche fchrifft nitt frucht pringt, 
fol vögerut vnd ins feuwer geworffen werden, nit dz Die 
obferuanger myn bucher brennen ond etlich boden ſchulen, 
dan fie pringen der Griftenheit me nüß der felen, dan die 
Iugenbafften banbrieff. 

Die weltlichen ritter fragten Johannen den tauffer, was 
werden aber mir thon. Da gab er inen vißes gefaß, nicht 
weiters dan was von got geſetzt ift und gebotten, das folt 


269 


ir thon. Nieman folt ir quetfhen, ſchmach thon, vnge- 
vechtifeit zufügen, falfch betrieglich verclagen mit worten 
beſchweren, vnrecht thon noch Schwach nembt nit fchend 
darum, vnd feyt benügig euwer folts. 

Ein laſter ver quetfhung ift, So ein amptman macht 
erhelt oder leßt wfffteigen ond erwachfen den vnderthonen 
beſchwerniß oder mit pinigung abzwingt, abzeucht, herauß: 
pringt, etw; von den vnderthonen oder menichen durch 
fort. AB da fien nüwe vfffaß, zoll, vngelt, fhaßung, 
vogelweid, faßnachthüner, oſtereyer ꝛc. vnd desgleichen 
viel. Oder warn ein amptman nitt thon will finen vn— 
derthonen das er ſchuldig iſt, man ſchenke over geb jm 
dan dem armen als dem reichen nit byſteet oder furhilfft 
beſchirmen, vertretten. So fie doch jerlichen ſolt haben 
von jren heren, darum dan die vnderthon ir bedt 
vnd ſteümer thün jerlich dem heren. Auch wo fie tringen 
oder herauß pringen vber den geſetzten lonn herauß reyi- 
ſen. Als fornen faren hinnachen ſcheißhußfegen, ſtellmi— 
ſten, ſo der arm auß forcht den amptman thon müſt des 
fie fih in zeitten nit ſchemen, ſpiel over kegelſcholder, vff— 
zuheben vnnd allein die dienſt gern haben da viel geſchenckt 
würt. Das etwan nüw vſſſatz erwachſen, das iſt nider— 
truckung oder quetſchung. Darumb wirckent bußfertig vnd 
glaubent dem heiligen Euangelio, vnnd halten die gebott 
gottes, bereutten vch zu dem wort gottes, nembt war das 
lemlin gottes nimpt hinweck die ſünd der welt. Selig iſt 
der nit in jm geſchendt würdt. 

Nu was fiet ir außgangen in die wüftung (gein wormbs) 
zu ſehen Doctor Luter in von finer lere tringen mit fort 
onnd gewalt, als ein toer von dem wind bewegt. Fur— 
war es lest fih nit bewegen. Oder waß find ir außgann: 
gen in zu ſehen ob er auch mit fiven befleyt fey. Als ir 
mit gulvden geziert ins fonigs hoff, Warlih doctor Luter 
wil nit mit weichen (biftum Cardinalhüt, noch in ir hu— 
Ber zu Rom) befleit fin. Oder was zmwepfelt jr zu fe 
ben (in wormbs) ein propheten, fo gejchriben if. Efate. 
Deine furiien fin vnglaubig gefellen der vieberey, fie ba- 
ben all lieb vie gaben, vnd handeln allein vff widergelten. 
Darum bat in got gefant zu predigen den blinden das 


270 


liecht, den gefangenen zu verfündigen die eriößung sc. Da: 
rumb fo würt eumwer gold vnd filber hinauß geworffen, 
vnd würt zu fadt, vnd mag vch nit erlößen in dem tag 
Des zorns vnd grom des beren, fo die angft vnnd not 
fomen würt, werden ir heyſchen fried, vnnd es würt nit 
jried fein. Darumb fo feht an mozu ir berufft fin ‚dan 
es fint nit viel wißen nad dem fleyich, Auch, nitt viel edel 
nach dem fleyich nit viel mechtigen. Vnd hat gott. erweit 
Die warbeit der welt, das er fhende die wißen, und was 
ſchwach ift der welt, das ev chende, die mechtigen gewal- 
tig ttarden damit, Vnd bat. auch gott außerwelt waß in 
der welt vnadelich vnd verſchmecht ıft, das er damit ſchende 
vnd alle ding, die da fin, das da nit alßo glorieren würd 
alles fleyih in finem- angeficht , dann euwer onnüßer yp⸗ 
piger fund friffet vmb fih, Hympt wie der frebs vnnd 
eumer onmweißheit würt offenbar. 


Doctor Martin Luters bücher fin beiltumk 
vnnd er ift ein gottliher doctor, 


Sp wir anſchauwen der Ieben Beiligen gebein fprechen 
wir, das ift heiltum Sanct Peters, Sanct Niclaufen, Sanct 
Marting ꝛc. vnnd heyßt darumb heyltumb, das- diefelbigen 
lieben heyligen vnnd Merteler dem wort Chriſti geglaubt 
haben, vnd daſſelbig war wort verkündigt, gepredigt, an— 
dere menſchen darzu gereptzt, berufft zu der warheyt, da— 
rum ſchmach erlitten biß in tod. Vnd ſo ſie vns vnd viel 
menſchen gedüngt mit iren Criſtlichen leren fruch zu prin— 
gen in Criſto Iheſo unserm heyl vnd feligmader. Darum 
nent man ir gebein nach heiltung. Welch ein acker mit 
feißtem miſt düngt pringt gute frucht vnnd ein weingart 
viel wein. Man ſpricht dz bapſtum, furſtenthum, biſtum, 
ein thüng des bapſts, furften, biſchoffen, das fie feyſt wer: 
ven, Stard, Frefitig, fo die thung (die vnderthon) viel 
gelts, bett und zinß geben, das fie das bag mechtig heren 
fin, Dahn wo folihe thung mitt gefchee, fo weren fie nit 
fo groß beren vnd mechtig, vB den möcht man auch wol 
jagen, Clöftertfum, fo doch vie clöſterhengſt oder münd 


271 


gemeinlich groß feyfk baden bon, alfo werden fie‘ gevüngt. 

Dieweil ons aber der götlich doctor Luter mit feiner 
götlichen und eriftlichen ſchrifft vnderweißet dünget, vnnd 
vnßer gemüt vnd hertz bauwet, hackt, das wir feyßt vnd 
ſtarck, krefftig ſollen werden jm wort gotes, in der liebe, 
glauben vnd hoffnung, in Criſto Iheſu vnßerm ewigen 
deyl nit anderſt weiſt, nit anderſt von vns begert, dann 
allein gott vnßerm heyl anhangen, viel vnnd gute frucht 
pringen. Deßhalb ſo fin ſine bücher heiltung, dz iſt ein 
thung des heyls. Dan bißher it man nit fo fleyifig in 
euangelijs vnnd der heiligen gefehrifft angehangt, als jet 
vnd further geſchicht. Darumb, das er ven ader vnnd 
weingart (die menfchen) mit feifte erifilicher wort gedüngt 
bat. Dauid redt, Bon der frucht des traides, des meins 
vnd fins ölls find fie gemanichfeltiget, in dem fried, in 
im felb8 würd ich ſchlaffen vnd rugen, wan ber du haft 
mich geſetzt funderlich in die hoffnung. 

Ein götlicher doctor ift er, dieweil got genent hat die 
menfchengötter, zu denen die red gottes gefchehen, ift vnnd 
mag die fchrifft nit zertrent werden. Sch hon gefagt, ir 
fiet götter onnd fone des öberfen all. Nym war in hon 
Dich beftelt zu eyım gott, Pharnonis des fünigs ond Araon 
din bruder würt fin din prophet, du würft reden zu jm 
alle ding, die ich dir gebiet, vnnd der würt reden zum 
fünig pharaonen, das er die finder jſrael laß von finer 
erden. Alßo redet der götlich doctor Luther zum Aaron 
finen bruder dem bapft, die ding, welche jm got gebeüt, 
dz er, der bapft, diefelbige rede zum Fünig und feyßer, das 
er die fünder Criſti auß der gefendniß vnd beſchwerung 
(»arin fie ang mit geyfilich vnd weltlich oberfeiten gepi- 
nigt fin) willig frey zihen laß, got zu opffern, befonnver 
das wort gottes laß verfcheinen vor allen menſchen vff- 
ſatzung. So wir doch haben ein got, ein tauff, ein glau- 
ben, ein Eriftum vnßer heyl, wer möcht dan nit fagen, 
Luters ſchrifft ift Heiltum, befonder fo er darreicht vns 
ermanet der ſyße fiym got des almechtigen vatters, die 
da dönet zu und, das wir enpfangen das wort, fo er 
ipriht: Das ift mein allerliebfter fon, in vem ich gang 
wolgefallen hon, digen hörend. Vnd got vater allein wil, 


272 


das wir in hören, Ipsum audite. So varff man gar 
feins glofierns. Hörend Criftum Jefum, den fon gottes, 
er fagts vnd vergeffet der alten rede. Penitet me fecisse 
hominem. Es rüet mid, das ich den menfchen gemacht 
bon, dißer rede wil er fenfftmütig vergeflen, fo wir finen 
eingebornen liebften fon hören, vnßer heyl, lieben, glau- 
ben vnd hoffen. Criſtus fpricht auch felber, wer oren hot 
zu hören, der hör. Alle vie da arbeiten vnd befchwert 
fient fomment zu mir ond ich würt euch erquiden, welche 
glauben in mich vnnd die glauben in got, vnnd welcher 
mich fit, ver ficht auch mein vater, vnd wer mich lieb 
bat, zü dem werden wir fomen vnd vnßer wonung by 
im bon. 

Alßo wil doctor Luter fein ander fchrifft Haben, au 
fein gloß noch correlarium oder argument annemen dan 
Criſtum welde fehrifft gnugfam on allen zufaß, lauter 
ond Har, hell erleucht iſt mit dem ewigen waren liecht 
das ons Johannes auch anzeigt hat ond nieman mag oder 
fan befier ler geben, geb alle fchul alle meiſter fchreiber 
Pariß Cöln x. vnd auch meyn lieber meinfter Murnar 
ſchrib ſag verdam wie fie wöllen iſt alles falſch wo fie 
nit Criſtum vnd fine wort annemen vnd laſſen vorgon 
vnd mag wol heiltung genent ſin ſo er vns enbut das 
beyl vnßern erlößer Criſtum Jeſum in dißer angſthafftig en 
zeit des gethönes der erſchröcklichen findflut, wie zu noe 
zyten got wol vergeſſen der alten vnlidlichen rede Amen. 

Kein gröffer ift nie erfianden vonder den finder der frau: 
wen dan Johannes baptifta ver tauffer. Siche eins grof- 
fen bifchofs fon, der fo groß vnd beilig ift von zacdaria - 
geborn (jo unsere regenten ven eelihen ftand verbietten) 
ond verfelbig Johanes gute ler anzeigt den weg des heyls 
des lemlin gotes, vnd welcher der Minor ift im reich ver 
hiemel der ift gröffer dan Zohannes vnd von den tagen 
Johanis ves tauffers biß nu lidet das rich ver hiemel 
gewalt, vnd fie rauben dz mit macht, dan alle propheten 
vnd gefaß haben gewiflagt biß zu Zohannem. Nu möch— 
ten wir wol fagen, doctor Luter ift der Johanes, davon 
geichriben ift, Nym war ich fen mynen engel vnd würt 
bereitien den weg dor meinem angeficht. 


273 


Deshalb ift doctor Luter ein engel ver grofi vnnd ver 
Ffeinft in eem reich ver hiemel als Eriftus jagt. Nembt 
war das reych der biemel ift vnder oc, in welchem reich 
doetor Luter der gröft bewert iff, dan er würt von ven 
allergröften, babft, Biichoffen Eardinalen Apten vnd vica- 
rien der münchen angefochten mee van andere engel vnd 
iBigen propheten von teuffeln vnd müterichen befriegt, vnd 
geben groß prebenven darum das er nit vff erden were, 
aber ehe muß hiemel vnd erden vergen ehe ein fpiglin vom 
geſatz vallen würd, wie viel fie Luterd bücher verbieten 
ond in durcechten, ſelig fin die durchechtung leiden vmb 
der gerehtigfeit willen. Ließ aber nur dapffer Luters bü- 
cher du bift nit meyneidig, fonder deine gemweltige fien 
e3 jelber an got meyneidig, dan die. Iere ift mit Luteri, 
fonder Erifit ond gottes felbs wort wie Eriftus zu finem 
hiemelifiben vatter redet. Ich bon den menſchen dinen 
namen: jelbs geoffenbaret die du mir zu gezügniß von der 
welt geben haft, fie waren din vnd du haft mir fie geben 
vnd haben behalten myne rede, Nu erkennen fie das du 
mir alle ding geben haft, und die wort die du mir geben 
haft, bon ich ınen geben vnd fie habens angenomen vnd 
haben erfant warhafftig dz ich von dir bin außgangen, 
vnd haben geglaubt dz du mich gefant haſt. Batter ich 
bitt für fie, ich bitt nit fur die welt, fonder fur diefelbigen, 
die du mir geben haft, dan fie fin din ond alle ınyne fin 
din vnd alle vine fin myn. Heiliger vatter, behalt fie in 
dinem namen die du mir geben haft vas fie fin eins als 
van wir. Do ich bey jnen:was, behielt ich fie in dinem 
namen und hon fie behüt vnd ift Feiner auß inen verlorn, 
tan der fon der verderblifeit. Ich hon in geben dine rede, 
vnd die welt_hat fie gehaflet, dan fie fint nit von der 
welt als van ich nicht bin von der welt, ich bit nit das 
du fie hinnembft von der welt, fonnder das du fie behüt- 
teft vor den bößen, fie fin nit von der welt und ich bin 
nit von der welt, Mac fie heilig in der warheit, din 
rede iſt Die warbeit, als du mich haſt geſant im die 
welt, alfo bon ic fie gefant im die welt, vnd ich hei— 
ige mic felbs vor inen, vnnd das fie geheiligt fin in 
der warheit. Aber ih bit nitt allein fur fie, fonnder 


= 18 


274 


auch fur diefelbigen die da glaubig werden dur ire wort 
in mich das fie all eins fin als du vatter in mir vnd ich 
in dir, vnd das fie in vns eins fin, das die welt glaub 
das du mich gefant haft vnnd die Harheit diedu mir haft 
geben die bon ich inen geben, das fie eins fin als wir 
eins fin, ich in jnen vnd du in mir, das die welt erfen 
das du mich haft gefandt. O geredter vatter dic welt 
bat dich nit erfent, ich erfen dich aber vnd diße erfennen 
das du mich gefant haft, ond bon dinen namen jinen of: 
fenbar gemacht, vnd ich offenbar in das in jnen die licbe fy, 
mit welcher du mich haft lieb gehabt, vnd das ich ſy in jnen. 

Db ir wolten doctor Lutern anngmen. Er ift Helias 
ven da Gott hat in die welt gefandt, So faget ir er fcy 
ein feger. Dan ein iglich mensch mit gott vergottet würt 
durch volfomenheit des glaubens in klarheit, fo Erifius 
fagt. Die Harheit die du mir geben haft han ich inen 
geben, das fie eins find als mir eins findt, Vnd Paulus 
jagt. So wir mit offenbarem angefiht anſchauwen vie 
glori des deren, fo werden wir geformiert in diefelbige 
bildniß von der clarheit in die clarheit als von dem geyſt 
des heren. Auß diefem ift genugfam bewert, das Doctor 
Martin Luter ein bott, vnd ein Criſtlicher warhaffter Ie- 
rer ift welchen got erwelet hat vns zu uerfündigen den 
fon gottes vnd widerzupringen (das götlich wort) das 
verloren was vfferweden in der Chriftenbeit, vnnd fine 
wort fin nit eins der da ein teüffel hat, der tüffel mag 
auch nit die blinde augen des entchriſts vnd papiften ge: 
feben machen, ir fehen auch das ir nichts an jm fcheften.. 

Er hat verblend euwer augen, vnd hat verbert eumer 
berßen. das ır nit fehen mit den augen vnd nit verſten 
mit dem bergen ond befert werden vnnd er vch geſund 
mache dan die fchuld ift eumwer, Wir bedörffen auch keins 
bapft concifium noch ver Cardinal münden oder bifhoff 
redt, Dan allein eins geiftlichen conciliums darin der hei- 
lig geyft felbs in der mwarbeit mit Erifio fin würt, on 
zweifel, fo würt erfunden bald ein grüutlich felig vrteil 
ond warheit götlicher fhrifft das doctor Luters bücher ty- 
rannifch verbrent fin vom entchrift, Grumbt doc Iucifer 
mit finen engeln belzebub aſtaroth ꝛc. vnnd gefelihafft do 


273 - 


Sanct Michael ſinem heren ſagt Lucifers gygifeit vnd im 
Sriftus fin, huß vnd hoff zerftieß, Solt dan nicht der ent— 
chriſt mit finen tüffeln zornig grumen das jm ein lauter 
‚engel in fin ftarden hoff reit vngeladen. 

Die fhrifft fagt viel von fieben, Johanes fehreibt den 
fieben engeln ver fieben kirchen. Nach fieben tagen hat 
die woch ein end. So find fünfftaufent jar vor ver ge— 
burt Erifti, vnnd jät nach der geburt Criſti eintaufent 
funffdundert vnd rriij. jar verfchinen, alfo das wir fin 
ın dem fibenvden alter, vie Ietfte zeit nit mee künfftigs mag 
man in fehrifften finden. Hierumb wan die fünffhundert 
jar vols vergen fo fin fibentaufent vergangen, wan dan 
ver fag verget fo bat die woch ein end vnd dieweil es 
ift in den letſten tagen davon alle propheten ond geichrifft 
tagen, Vnd ver entchrift fomen ift das viel zeichen vnd 
mwunderzeichen geſchehen vnd fert der jungft tag daher, er 
ift hie, vnd kompt bald, er ift vor der thür, Der entchriſt 
it geborn, Die fu fragt wu wu, die geyß fagt jm beitel- 
ſack im bettelfad, zu Rom, Hat nit ein bapftin Johanna 
geborn vnd ift ir leib zerfprungen wie man lang gefagt 
bat, der entchrift fol in der grofien ftatt babilonia geborn 
werden von einem alten weyb, ond ir leib Tolzerfpringen 
es darft da nit viel vBlegen fchon ver entchrift ift geborn, 
der jungft tag ift hie mit gewalt vnd neber dan wir ver- 
meinten, Darumb fo wachent dan ir wüſſent nit in wel— 
her fund auch eumer her der fon des menfchen fomen 
würt, vnd ſient bereit. 

Der öberſt priefter Giſchoff) fragt Iheſum, du bift Eri- 
ſtus ein fon gotes des beneveiten, Jeſus hat befant vnd 
gefagt ich bins vnd ir werdendt jehen den fon des men— 
ichen fißen zu der gerechten bantt des almechtigen gottes, 
vnd fomen mit den wolden des hiemels, Iſt das war fo 
der entchrift gewaltig fomen ift wie die ſchrifft lang geſagt 
bat. Bund aud der fon des menschen warhafflig fomen 
wirt, ond die Schrift nitt leügt. So muß er warlich ein 
vorlauften (S. Johanſen den tauffer) widerum haben vnd 
vor jm fenden clarlich, einen der lauter iſt in ber götli— 
chen warbeit. Das ift doctor Martin Luter dan fin nam 
zeigt clarheit vnd Fünfftige warheit an, als ein engel, der 


276 


Criſtenheit von got gefant ver jm vorgang zu bereiten 
den wege des heren wie Ejaias jagt. Man hat lang ge: 
fagt, Enoch, Helias, onnd Johannes, hab got gefürt in 
das paradeis, das fie nit geftorben fin, wan ver entchrift. 
tom, follen dife dry auch wider fomen die menfchen bym 
glauben zu behalten das fie der entchrift nit verfür. Vnd 
va Sohannes baptifta fommen was, fragten di juden biftu 
Helias, biſtu Eriftug, biftu ein prophet, vnd aber da Je— 
fus fommen was, fragten vie gleißner biftu Iheremias, 
biftu helias, biftu Zohannes,/ vnd der her fragte fine jun 
gern, wen fprechen die menfchen der da ſy den Son des 
menichen. Vund fie haben geiprocen, etlich ſagten Johannem 
ven tauffern, etlich heliam, etlich Zheremiam. Aber die gleiß— 
ner vnd faßgelerten haben verfchmecht den radt gottes in 
in felbs, ond fin nit von jm getaufft worden, Sprad der 
her die menschen diſes geichlechts fin gleich den kindern 
die da fißen in der gaflen vnd ſchwetzen mit einander vnd 
iprechen, wir haben vch gefungen vnnd gepfiffen vnd ix 
habt nit getangt, wir haben och trurig geclagt vnnd ir 
habt nit geweinet. Aber Johannis der tauffer der hat 
fein brott geilen vnd hat fein win getrunden; vnd ir fa- 
get er hab ein tüffel, Bnd der fon des menſchen ift ku— 
men, der ißet vnnd trindt, vnnd ir fprechendt, Dießer 
mensch ift ein freffer onnd winßüffer ein frund der offnen 
funder vnd der fundern vnd ift gerecht gemacht die wiß— 
heit von allen iren funen. 

Aldo thun die romaniften auch dem Luter, etlih fagen 
er fy ein feger vnd fy ver futien find worden, etlich fa- 
gen er bab ein teüffel by jm, vnd fy ein famaritan, etlich 
fagen er fy ein verlugter crift vnd hab ein bößen geyft, 
wie fan man im aber thon vnnd jvem glißnar fin mul 
verfioffen. Haben doch die öberften bifchofen wider Eriftum 
gethon vnd dem volck verbotten das fie nit folten jm nach— 
uolgen biß fie es hindennacdh nit me weren möchten vnd 
kündten, dan es waren viel heimlicher jungern die Erifto 
anhingen vnd der warbeit wie igt zur zeit aud. 

Lieber Murnar wie muft vch verfiodten narren, gott 
einen von todt vfferweden ver vch geuiel, hat nitt Criſtus 
geſagt, fie haben Moyfen vnd die propheten by in, wan 


277 

fie diefelbigen nit hören, fo werden fie noch weniger hö— 
ren die, welche vom todt vfferffünten. Darumb hab ic 
oben gefagt, doctor Luter ift Moyfes, welcher die wort 
gottes fo in got geheiffen hat finem bruder Aaron verfün- 
digen, das ers dem fünig Pharo fag vnnd das criftenvold 
fry ‘werd von aller queftung, in egipten allein got zudie 
nen. Derfelbig Moyfes oder Luter ift got von got zu 
eim got gemadt. Er ift Enoch den ver her hinwedgeno- 
men hat, ond er mit gott gewandert, vnnd nu wiverfompt. 
Er ift freilich Helias der off einem füren wagen mit dem \ 
wind vffgefaren ift in hiemel. Sa er ift Johanes ver 
vorlauffer der vorbot des beren, der tauffer der ons recht 
fagt vom heyligen tauff, ond fchriet ober oh. O nater: 
gezug wer wirt och zeigen fliehen vor dem fünfftigenzorn, 
darumb fo wirdent würdige frucht der buß, das reich der 
hiemel nehert fih, onnd nit fagent vnder vch, ver bapft 
iſt vnßer der allerheiligft vatter. Dan ich fag vch gott 
ift volmechtig von denn fleinnen erweden finnder Abrabe, 
wie volmehtig mag er doctor Lutern zu einem propheten 
ons vfferweden in dißer mwünftung, dißer finfter erben, 
ond des dundellen babftung, fo doch Efatas fihreit, Ein 
ftumme des - fehreienden in der wunftung, bereitten den 
weg des heren ond die fußtrit vnßers got machent gerecht 
in der eynnode, Ein yglich dall würt erhöcht vnd ein jder 
berg oder bühel würt genidert. 

Wz vermag doctor Luters ſtym anderß dan das wir 
die fußtrit, weg, wort Erifti heiliger euangelien recht vnd 
warhafft gen follen lefen vnd verften, dan vie zeit ift er: 
füllet wirdent buß glaubet dem euangelio, oder warum 
sandent ir ond friegent das ir fagent, ich bin pauli, ich 
bin Gephe, ich bin Luteri, wer fin fie, Diener des heren 
vem fie geglaubt haben. Doctor Luter pflantzt baumet, 
zadert feine vifeipuli, Earelfiat, Melancton ıc. weſſern ond 
machen fucht das es grün werdt heinrich roſchach. Gott 
gibt das es vffwachſt vnd frucht geb, vnd wer da pflangt, 
fewt weſſert vnnd feüchtiget fin eins, Aber iglicher würt 
enpfangen nach finer belonung , wir fien behilffer gottes, 
bummeifter ir fiet der ader vnd bumgütter der weingart. 

So nu Luter bumwet ader vnd pflangt den gotesbum, 


% 


2785 
onnd Criſtlich kirch fines heren, ift die lere nit fin, ift die 
ere nit fin, fonder des knecht vnd diener er ift (Erifti) 
Daßhalb wolt ir crıfto ere bemweifen vnnd lob, fo legen: 
die bücher Doctor Luters mit grofiem® fleyß, ernft, lieb, 


fob, begirven, dan fie fien nit fin fonder Euangelifch, gute - 


bottichafft von dem Euangelifchen fünig, Ob es ſchon nit 
geuall ven bapftiichen , biſchoffen, ſchribern, gleißner juri- 
fperitus doctorum der bullen zu Pariß. 

Erifius jagt, wer vch hört der hört mich, vnd wer vch 
verſchmecht der verichmecht mich, wer aber mich verſchmecht 
der veracht den der mich gefant hat, myn hiemelifchen 
vatter, Nembt war ih bon och geben gewalt zu tretten 
off die ſchlangen (O Aleander wo ift din gewalt) vnd vff 
die Storpiones (D Emßer vnnd Pariß) vnnd vff alle 
krafft des findts (O Entchriſt wie krefftig iſt din Cälln 
vnd leuon ſchulmeiſter) vnd wirt vch nit ſchaden. Aber 
in dem ſolt ir vch nit frauwen, wan die geyſt werden 
vch gehorſam vnderworffen fin. Aber freuwend vch das 
euwer namen fin geſchriben in hiemeln. 

O herr Vatter hiemels vnnd erden ich bekenn Dir das 
diße ding du vor den weltweißen verborgen haſt, vnd vor 
den klug, weißen Paruoſen biſchoffen vnd iren vicarien 
vnd reten, vnnd haſt es den kleinen kindern geoffenbart. 
Ja hiemeliſcher vatter, es bat alßo vor dir gefallen, vnd 
welcher ſchendet oder ſchmehet einen vß dißen kleinen kind— 
lein die in mich glauben, Iſt wirdig ein mülſtein an ſei— 
nen halß gehengt vnd in meresgrundt verſenckt, dan wel— 
cher mich bekent, vor dißem ſundigen ſchalckhafftigen ge— 
ſchlecht, den würt der Sonn des menſchen mit dem heili— 
gen euangelien bekennen ſo er komen würt in die glori 
fines vatters. 

Mercken ir Romaniſten wo man nitt beſſers ann vch 
verhofft wert ir vor langeſt wirdig geweſt der mülſtein, 
dan witer ſolt ir den vnderthon Luters bücher nit verbie— 
ten, dan nieman iſt der da etwas frafft thüe in dem na— 
men Criſti, vnnd Criſto vbel rede, dan welcher nit wider 
och ift der ift fur Sch, vnd fo Luter mit vch dran ift vnd 
bielft och gern felig werden, ift er nitt wider och, fo ir 
Lutern nit hören, fo hörent ir auch nit Eriftum, ob ioch 


A Vo⏑ÄDÄ 


279. 


Sriftus perfonlich felbs widerum fommen würd, ir wir: 
len in che wider crüßigen. Erfarent vnd lernent grünt: 
lich die fohrifft in den ir vermeinen das ewig Ieben zu 


bon. 

Es fin (Luter und fine Eriftliche iunger) die da gezeug: 
niß geben von mir, fpricht Eriftug, vnd ir wolt nit fo= . 
men zu mir, dz ir das leben haben, die clarbeit enpfang 
ich nitt von den menfchen, aber ich bon vch gefent vas ir 
nit habent die lieb gottes in och, Ich bin fomen in dem 
namen mynes hiemeliſchen vatterd vnd habt mich nit an⸗ 
genomen, Wann ein ander fommen würd in finem na- 
men den werden ir annemen. 

Wie möchten ir Lutern enpfangen fo ir groß pomp vnd 
glori von einander enpfahen, Die große biftum grofie ftenv. 
Offieia facultet. Vnd vie glori die allein von got if 
fuchent ir nit, Sch folt nit zweifeln das ich vch angeben 
werd, myn vatter Moyfes ift ver euch angibt in den ir 
boffent. Sp ir glauben werden dem Moyfi (Lutero) wür- 
den ir on zweyfel auch mir glauben, Dan er hatt von 
mir gefchriben, fo ir aber nit finer ſchrifft glauben, mie 
glaubt ir van mynen worten, ovnd fo ir nit Lutero glau— 
bent wie glaubent ir dan- den euangelijs, fo ir fiet all 
lügenhafft, dan ein jver der da ift auß ver warheit der 
hört mein fiym. Ob ver her ift got fo folget im nad, 
ift aber baal (ver babft) got fo folgent demfelben. 

Ob aber ir Luterum darum wolten frhmehen fo er ei: 
nen den bock nent den andern heingen, laßts vch nit ir: 
ren im glauben oder folts jm auch nit verferen. Dat 
doch Criſtus die bifhoffen vnd doctor pharifeier ond gleiß- 
ner genent, vnd da diefelbigen gleißner vnd juden wolten 
Eriftum bogen vnd ſprachen. Mach dich bald hinweck 
von vns dan der künig herodes will dich döten. Da nampt 
in Iheſus ein fuchs den künig vnd ſprach, gent hien ſa— 
gent dem fuchs, nym war ich trib oß die teüffel vnd mach 
volkomen die geſuntheit hut vnd morgen, vnd im dritten 
tag verderb ich, Dan hut vnd morgen, vnd den andern 
tag muß ich wandern, dan es verfocht nit den propheten 
todten vßerthalb Iheruſalem. O Iheruſalem jheruſalem, 
welche die propheten todtſchlechſt vnd verſteinigſt die zu 


230 


dir gefant werden, wie oft hab ich gewolt dine finder 
verfamlen (in den concilijs) zu gleicherweiß, der vogel fin 
iungen oder neft vonder die federn, vnd haft nit gewolt, 
nem war eumwer wirt vch verlaffen wunft, ond ich fag vch 
ir werdent mich nit fehen fo lang er fommen werd vnd 
das ir fprechent, Selig ift der, der da kompt in dem na— 
men des beren. . Luce 13. 

Allen vnd jden Eriftenmenfchen fol man furlefen. Sa 
mebe furften bnd heren die heilge geichrifft, da fint jver 
wie er fich balten fol vnd bedarff nit menſchlichs offſatz, 
verbietung, weltlihs noch (io etlich nennen) geiftlichs recht, 
es ift alle volmegtig in heilger geſchrifft gefchriben vnnd 
in den worten Criſti. Ich gib dem keißer was dem keiſer 
zuftet ond gib got was got des heren ift, Darzu allen 
furften, heren vnd rittern auch allen. menichen gefagt. Hab 
got lieb 98 allen dinen Frefften in ganger diner felen, in 
allem dinem gemüt, vnd das ander gebot ift dem gleich. 


Hab dinen nechſten menschen als lieb, als dich felber, in. 


diſen zweien gebotten hangt das gang gefaß vnd die pro- 
pheten. Darin bat got weder geiftlich noch weltlich, noch 
feißer , fünig, furftien, edelman, amptman, noch fauhirt 
aufgefchloffen oder preuilegiert von dißen gebotten gefriet, 
wie dan vnßere romaniften in viel Dingen vom bopft ge: 
friet, Die amptleüt Schultis vor andern burgern in vie: 
lem fronen vnd arbeit gefriet vnd ‚preuilegirt werden. 

D wie ein enger, fehmaler weg ift zu dem ewigen le— 
ben vnnd wenig gen jnen. Aber gang weyt vnd breyt 
ift der weg zur bellen ond viel menſchen gen venfelbigen, 
wie bat der fintfelig menfch off dem ader des heren mit 
den ratten vnd vnfraut den weyſſen fogar wünft gemacht 
(Hoc genus demoniorum non eijeit nisi jeiunio et 
oratio). Der weyſſen würt nymer erfubert vnnd das pa- 
piftenvolf herauß gar gelegen, fie beiten dan im Luters 
bücher vnd faften der groffen abfengen. Sathanas mag 
nitt weren, ir reich würt zerfiört ond fein ftein off dem 
andern bleiben. Sr tempel würt nivderfallen, O Sherufas 
lem wan du auch heteft erfant jtz in dem tag der zufriden 
geben ift, aber von dinen augen verborgen, vnd dine find 
werden dich engftigen, dich ond dine finder vmbgeben mit 


—— 


— > ln u u ne 


8* iR 


281 


eym tal, alenthalben werben fie dich zerfireiwen, darum das 
du nit erfennen wilt die genedige zit diner heymſuchung. 


:  Domine quando hec erunt. 





Dies domini sicut fur in nocte veniet, 


HEre wan würt dz gefchehen, das du komen mwürft ond 
die welt zerget das der jungft tag kompt, wz zeychen wer: 
den wird wiffen. Sn dem buch ver appoftelgifchten jm 
erften capitel. Haben die junger Eriftum gefragt albo. 
Her würftu in der zeyt widerumb feßen das reich gottes 
jirael. Aber ver her hat zu in gefagt, jr folt nit willen 
die zeit ond augenblid, welche der vatter hat gefeßt in 
feinen gewalt, fonder jr follent entpfangen in och die krafft 
des vberfomenden heifigen geyſts, vnd jr werden myn zu: 

, 


282 


gen in Iheruſalem end in aller gangen jurfcheit vnd 
famaria vnd bis zu end ver welt, Solhs haben wir auch 
Luce, Das die gleyßner den heren gefragt haben. Wan 
würt fomen das reich gottes, Criftus-hat den juden ge- 
antwort. Dz reich gottes wirt nit fommen mit liplichem 
vffmerfung oder liplichem gefiht. Sie werden auch rit 
ſprechen, nym war hie noch fiehe da, Aber nempt war, 
das reich gottes ift onnder eh, vnnd er hatt gefagt zu 
finen jungern, Vch iſt gegeben zu wiflen die verborgene 
geyftliche güter vnnd heimlicheit des gottes, Aber den an: 
dern jol mans verfundigen in gleichniß vnd byzeichen, vff 
das, die cs werden feben, nit ſehen, vnd die es innerli- 
den verften nit verften. 

Dan es werden fomen die tag, wan ir begerendt zu 
fehen ein fon des menichen, vnd ir werdent mit fehen 
vnd fie werdent vch jagen, Siehe hie, fiehe da, fo folt ir 
nit gen, noch nadhuolgen, dan als der tunderblitz glaſt 
onderm hiemel, in denen dingen die vnderm himel fin 
fchinet, alfo wirt fin ver fon des menſchen in finem tag. 
Über erfilih muß ver viel leiden vnd verworffen werden 
von dißem gefchleht, Vnd alß da gefchehen ift in tagen 
Noe, aldo würt geichehen in’ ven tagen des ſons des men: 
fhen. Sie aſſen vnd trancken, vnd vermehelten fich, hiel— 
ten hochzeyt biß vff den tag, da Noe in die arch gangen 
it, vnd iſt der fintfluß komen vnd hat fie all erdrenckt, 
Vnndals auch gefcheben ift in den tagen Lott. Sie warn 
eſſen vnd trinden, fauffen vnd verfauffen, pflangen vnd 
warn bumwen. Aber in ven tag da Lot ift vßgengen von 
Sodomis hat es geregent fuwer vnd ſchwebel vom hiemel 
vnd hat fie al verderbt. Aldo wurt es auch fin an dem 
tag, fo ter fon des menſchen geofenbart würt, in der 
ftund, welcher fin würt oben im hauß vnderm tach vnd 
fin gefhir vas oder fübel Heinet ac., in finem huß wurt 
er nit hinab gen etwas holen, vnd welcher vff dem ader 
ift würt auch nit hinverfich widerferen. Sey ingedend ver 
bußiraumwen Lot, die hinderfich hat gefehen, Ein jver der 
ſuchen wurt fin fel gefunt zu machen, der würt fie verlie: 
ren vnd welcher die verlieren würt, würt fie lebendig ma— 
hen. Darum fo ift not alwegen zu betten vnd nit vffzu: 


283 


Hören dan ein arme witfraw was im der fiat, die kam 
zu einem richter in der flat ver fort got nit, fo eret er 
auch fein menichen, vie witfraw fprach zu jm, O richter, 
rehen mid von mynem widerfacher ond der richter hats 
nit gewolt thon lange zit biß darnach, Hat er'gefprocen 
zu jm felber, vnd ob ich got mit forcht vnnd die menſch 
nit ſchwhe. Wan fo ift doch diße witfraw mir befümer: 
niß, ich wurd fie rechen das fie nit am jungften tag fom 
vnd erwürg mid. Horent was fpricht ver fchaldkhafftig 
richter. 

Aber got würt nit thon rach finer außerwelten,, die va 
werden den fag vnnd nacht zu jm fohreien, dan er würt 
gedult Haben in inen, vnnd ih fag vch, baldt würt er 
thon werden ram deren fchaldhafftigen. Meinſtu aber wan 
. er fomen werd, das er den glauben finde in der erden, 
fehent vch fur das ir nit verfürt werden, dan viel werden 
in meinem namen fomen, vnd ſprechen, ich bin Erifius 
vnd hatt fich die zeit genehert, ir folt inen nitt nachgen, 
ond fie werden viel verfürn, dan ir werden hören krieg 
vnd opiniones vnd verlaufft, nit werdent betrübt, diß muß 
zum erfien geſchehen, aber iſt noch fein end. Es würt 
vffften ein vold wider das ander, ein reich wider das an- 
der, groffe efobivem werden durch die ftet peftileng vnd 
hunger, vnd dz fin die erften anfang des ſchmertzen. Aber 
vor denen Dingen allen werden fie vch infuren in trieb- 
fal, vnd gewalt anlegen durchechten, vnnd in jrem radt 
finagogen anlangen vnd werden och tödten und ir wer— 
det fin ein haß aller voldern, vnd werden gefuert fur die 
fünig vnd furmwefer werden ir ſteen vor in vmb meins 
namen willen, ovnd ein Eleins hörlin von euwerm haupt 
würt nitt eriwegen, dißs würt och aber gefchehen zu einer 
zugnis, dan viel werden gefchendt und werden einander 
anlangen fur gericht, ond werden vndereinander haß ha— 
ben, viel falicher propheten werden vffften, vnd werden 
viel verfüren, wan vie ſchalckheit würt vberhant nemen, 
fo würt die liebe viler menfchen verlefchen vnd falt wer: 
den, welcher aber biß zum end in der lieb verharren würt, 
der würt felig, und das euangelium wirt gepredigt in ver 
gangen welt zu gezugniß allen völdern, van wirt fomen 


284 


bie verberbung, vnnd fo ir fehen werden den vnwillen der 
sroftlofen vnd die verlaffen troftung Mathei, die von Da: 
niel gefagt if. Vnd es würt jn dem tempel grußlich vn— 
menichlicheit fin der zerfiorung biß zum end zerſtört. O 
ir romaniften, das mürt fin erfehrodliche ververbung euwern 
ftatuten,, welcher ließt, der wird es verften, vnnd welch 
fin in judea, die werden zun bergen fliehen, vnd welcher 
würt fin oben jm huß vnderm tab, der würt nit herab 
gen etwz zu bolen in ſym huß, vnd welcher im ader, würt 
nit widerferen fin rod zu holen, we aber den groffen 
ihwangeren vnd ernerern in denen tagen. Bittend aber 
das eumwer fliehen nitt werdt jm winter oder Sabath, 
Dan fo wurdt ein ſolche groffe trübfal, welche nit, ift ge: 
weft von anfang der welt biß ißt, oder nit fin wurd onnd 
es ſy dann das gefurgt wurden diefelbigen tag, fo wurt 
alles fleyich nit behalten. Aber vmb ver vBerwelten wil- 
len werden diefelben tag fur gemadt, wer och dan wurt 
fagen, nym war, bie ift Eriftus, oder da, To glaubens 
nit, dan falſche criften werden offften, vnd propheten, falſche 
doctor, vnd werden groffe zeichen geben vnd wunderwerd, 
bevdutniß, alßo mag es gefchehen, das auch die außerwel- 
ten ingefurt werden in jrfal, nempt war, ich habs vd 
vor gefagt, ond darum, ob fie och wurden ſagen, fihe in 
der wünftung ift Eriftus, gent nit binuß, fehent in den 
elöftern, glaubents nit, Aber als ein mwetterlich vßget von 
orient vnd fehinet biß in occident. Alto würt auch fin die 
zufunfft des Sonn des menfchen, vnnd allenthalben wo 
da fin wurt ein lib, da werden fih auch zufamen famlen 
die adler. Aber bald nad ver trubfal, deren tagen würt 
die Son verdundelt vnd der Mon würt nitt geben fin 
liecht, vnd die fternen vallen vom hiemel. 


285 


Sol contenebrabit. Luna non dabit splendorem 
2 sunm., R 





Erit pressura gentium per confusione sonitus maris 
et fluctuum, 


Es werden zeichen fin in der Sonnen, im mon, vnnd 
in den fiernen, vnnd vff eririch würt fin ein trudung der 
völder von wegen der vermifhung oder fchentlichen orde— 
nung, geno8 zufamen witterung des mörs vnd der flüf- 
fen, erden die menfchen indörren vor fort und war— 
tung dero ding, fo vber den gangen ombfreiß der welt 
fomen werden, wan die frefft der biemel werden bewegt, 
vnnd alsvann werden fie ſehen den fon des menſchen 
fomen in den wolden mit groffem gewalt onnd maieftat, 
io aber diße ding werden anfahen zu. gefchehen, fo ſehent 
vmb vch vnd hebent vff eumere haubter, dan euwer erlö- 
fung nehert fih, davon jagt Johel der prophet. 


286 


D jr aliuetter, die eltiften höret zu, iſt folihs auch 
gefcheben in euwern tagen oder by euwern altuettern, vnd 
ſags je einer dem annvern, das tft in vnfern tagen, was 
Die wübel vber hatt laſſen bleiben, das friffet der beu- 
ſchreck, vnd das vberig ift vorm beüfchreden werfchlembt 
der feffer, vnd was vorn feffer bleibt verderbt der rofl. 
D ir vrunden menfchen wachend v8 dem fehlaff off, hu: 
lend vnnd mweinend ir all die da den wein zufauffen in 
der trundenbeit,, wan er ift vor euwerm mund verdorben, 
onnd ein vnzalbarlich ftard vold ftigt vff ober myn ert- 
rich, vnd bat Tewenzen vnd hat myn wingarten wünft 
gemadt, vnd die figenbaum blot geichelet das die eft fin 
wis worden, Das opffer vom huß des beren ift verdorben, 
Die pricfter, Diener des beren haben geweinet, die Jandt- 
ſchafft iſt verwunſt, das ertrich hat fich beclagt dan der 
weyſſen ift verwunft, Der wyn ift zu ſchandt gemacht. 
D ir alten ombgürtent och, vnnd weynend, ir Diener des 
altars, bülendt, geend in ir Diener meyns gotts vnd wei: 
nend, So ir ligend im fad, dan das opffer ift verdorben 
von dem huß euwers gotts. Heiliget die faften, beruffent 
die Schar, verfamelt alle alten in das huß euwers gots. 
Schreient zum beren A a a des tags wan der‘ tag des 
deren ift nahe vnnd fompt als die zerfiörung von dem 
mechtigen, in irem eygen kadt fin verdorben, das fih dan, 
es iſt inen feid wein. Der dundel tag der finfterniß ver 
wolden, nebel, vnnd mwingbrut ift nabe vnnd fing gleichen 
ift nit geweft vom anfang, vnnd wurt aud fing gleichen 
nymer vor feynem angeficht erzittert die erden, die bie- 
mel find bewegt. Die Son vnd Mon feyn dundel wor— 
den vnd die fternen haben enzogen iren ſchein vnd der 
ber hat geben fine fiym vor ver ſchar wann fine gezelt fin 
faft viel vnnd flard, das fie volpringen fine wort, vnnd 
groß ift der tag des beren vnnd faft grußlih, vnd wer 
wurt in liven, Befert och mit einander zu mir in gans 
zen eumwern bergen, in faften, weinen, hulen vnnd befchni« 
det euwer berg vnd nit eumwer kleid vnd fert och zu got 
euwerm beren, dan er ift fenfftmüthig, barmberkig, gedul- 
tig, miltgeb, vieler barmbergifeit vber die bößheit frolo— 
dend vnnd freumendt och in gott euwerm heren vnd fur: 


237 


ten nit die.thier dißer Iandtfchafft. Dan gott euwer her 
bat och geben ein doctoren der gerechtifeit, würdt machen 
von biemel abfteigen ein morgen= vnd abentregen, wie 
in anfang vnd werden euwer ſchuwern erfullet mit frucht, 
vnd die felter mit win vnd ol, vnd will oh widerumb 
geben waß die heüſchreck, wübel, feffer, zwifalter vnd rofl 
oder erdflö abgeffen haben, myn ſterck die ih in vch ge— 
jandt bon ift groß vnd würt myn vold ewig nymer ge: 
fhendt, vnd ih würd geben wunderwerd jm hiemel vnd 
vff erden, das blut vnd feuwer vnd ven geftand des 
raus. Die fon würt gefert in finfternis vnnd der Mon 
in biut. Ee der groß vnnd greüßlich tag des heren fomen 
würt, vnnd es würt fin ein Yglicher der da an würt ruf: 
fen den namen des heren der würt felig. Dan in Syon 
vnd in Sherufalem würt die felifeit fin als der her ge— 
fagt, vberließ den propheten gar Eſaiam im 13. und 14. 

Hulent dan der tag des heren ift bie, vnd von dem 
beren fompt die zerfiörung vnd der her des grofien heres 
bat gebotten der ritterfchafft des Friegs zu fommen weytt 
von der erden, Der ber von der höhe des hiemel vnd 
vaien fineg grim, das’ er zerftör alles ertrich vmb des 
willen werden alle gemalt zertrent werden vnd ein yglich 
ber& des menfchen würt Frafftloß, gepinigt, vnd zerſchla— 
gen, vnd werden haben ftechlich pin vnd fihmergen liden 
als we haben zu der geburt. Nym war ver tag des he— 
ren würt fomen grußlich vnd voller vnwürſch, zorn vnd 
grym zu feßen das ertrich in eynode, vnd zu verderben 
die funder der erden. Dan die fternen des hiemels vnd 
ir ſchein geben nit jre licht. Die Son ift verdundelt in 
jvem vffgang, vnd der Mon fheint nitt mitt finem liecht, 
vnd ich würt heymfuchen vie bogen vff erden, vnd jre 
fchaldheit wider die onmilten, vnnd würt machen vffhören 
die hoffart der vnchriftlichen, und ich würd demütigen den 
obermut der mechtigen vnd ein jver der alfo erfunden würt 
der würt getödt vnnd yglicher der vbertreflih ift, würt 
vallen mitt dem fohwert. Vnnd nym das byfpil wider den 
fünig von babilpn, wie die onrechte ſchatzung hat vffge- 
dort vnd ver tribut ift abgeftelt. Der ber hat zerfihlagen 
den gemwalt der wüterichen vnd die rutten der geweltigen, 


288 


die geſchlagen Hat dz vold vnbarmhertzig in vnwürſch gif: 
tiger plagen, damit fie vnderworffen baden dz vold in 
grime und arüßlich verfolgt. 

Die papiften bon getbon wie die doctores bifchoffen, 
furften der priefter, fchreiber ond gleißnar zu Sherufalem, 
Da fie der fünig Heroves fragt, wo Criftus folt geborn 
werden, Da zeigten fie jm die fohrifft, ſprachen, zu Bet- 
ehem jude, dan die fehrifft wißt es vß, Du betlehem jm 
judifchen land, du bift nymer die wenigft vnder ven fur: 
ften judea, von dir würt außgen ein berßog , ver da re 
gier myn vol jfrael. Da ward der fünig berodes zornig 
vnd ließ die kindlin döten, dieweil die öberſten bifchoften 
die ſchrifft oben Hin geleſen heiten, Aber den rechten ker— 
nen grundt vnd verſtandt der fehrifft verichwigen fie dem 
künig das hinnach volget: Vnnd fin außgang ift von an- 
fang von den tagen der ewigfeit, vnnd heiten fie dem 
fünig diße ewigen tagen erclert des ftarden gots vß Efaia, 
wie Balaam dem Balac fagt. So wer villeiht Herodes 
zufriven geftanden. 

Alßo haben vnßer furften der prifter, principes ſacerdo— 
tum, in ir decretal gefeßt. Die figur Gene. Du folt wii: 
fen das got in das firmament des biemels gemadt hat 
zwey groffer liecht. Dz grofier das es furſchein im tag, 
ond das Heiner das es fur ſy der nacht, vnd fie beve fin 
oroß, aber das erft ift gröffer, Zu dem firmament des 
biemels, dz ift zu der gemein criftlich kirch, bat got die 
zwey große licht, dz ift, zwo wirdigfeit bifhoffliche gewalt 
vnnd kunigliche macht vffgefeßt, Aber das da vorift den 
geiftlihen tagen ift gröffer, aber den fleyichlichen ift klei— 
ner, wie dan ift onderfcheit onder der fonnen vnd mon. 
Aldo würt erfent under bifchoffen vnd fünigen, vnd da= 
felbft fagt die gloß. Inter solem et Lunam, So das 
ertrih ift fibenmal gröffer dan der mon, vnd die fonne 
achtmal gröfler dan die erden. So volget drauß das ver 
biſchoffs gewalt ift vier vnd fibengigmal gröffer dan der 
fünigs wirds, wie fie dan auch von den zweyen fchwerten 
geichriben bon. In extra commu. de ma. et obe. vmam 
sanctam. Der verſtet dag gottes wort nit recht, welcher 
fengnet das das weltlih ſchwert Sant Peter nit geben 








273 


fy, fo er gefprocden hat, ſteck dz ſchwert in die ſcheiden. 
Aber die fünig, fürften vnd ruter follen das brauchen nad 
jrem willen over gefallen vnd zur gedult des priefters ar. 
Vnd das meltlich ſchwert und gemalt fol dem geyſtlichen 
onderworffen fin. Darauf ift erwachſen, das fünig vnd 
furfien, ruter 2c., den weltlichen gewalt brauchen nad 
jrem willen vnd mwolgefallen, das man allen tag ein nüwe 
ſatzung vffricht biß ver arm gang beraubt würt, 98 dißen 
obgeſagten fprüchen befihe wie die welt geiftlich vnd welt 
lich fo Criſtlich, götlich und brüverlich regiert würt, Alß 
den groffen in irn fad geb wie das wort gottes fag, 
Darumb fo fin die furften ver priefter vnnd die weltlichen 
furften vnd fünig durch ire doctores feribe verfurt, dan 
fie haben das beft in ver geichrifft verfchwigen, Nemlich 
das got hat geſprochen, Es werden liechter in dem fir— 
mament des hiemels vnd die vnterſcheiden den tag vnd 
die nacht, vnd fin zu zeichen vnd ver zeitten vnd tagen 
vnd faren, das fie lüchten in dem firmament des hiemels 
vnd erleüchten die erven. Sp wir nu die zwey liechter 
bieher ziehen, Das groß ver bapft, das klein ver Feifer, 
fo merd vff dan es voldt naher ond es ift alßo geſche— 
hen. Got hat gemacht zwey groifer liechter, dz groß liecht 
das furgang den tag vnd das klein liecht, das es furluchte 
der nacht, vnd flellas, vnnd hat fie geftellet in vas firma- 
ment des hiemels, vas fie luchten vber vie erden, vnd 
furfin dem tag vnnd der nacht, vnd das fie ombteilten 
das liecht vnd die finfterniß. 


Vmb kurtz willen der zeit wil ichs inen by dißer figur 
laffen bleiben, Dz groß liecht, die geiftlichen furften, bapft, 
biſchoff, Cardinal. Dz Eleiner licht, weltliche furſten, kei— 
Ber, fünig graue fürer oder hertzog, edelman, ampiman, 
nu wollen wir fehen jm erften paſſ, den die romaniften 
haben jm vecretal gefchwigen, hat got geiprechen. Es 
. werden liechter in dem firmantent des hiemels, by diem 
wort liechter, meinet er auch die fiernen, warumb haben 
dan fie nit auch jns decretal fternen gefegt, wz follen 
diße liechter, fon, mon, fiernen thon, fie follen vmbteylen 
den tag vnd die nacht, bapft, künig vnd fernen, priefter, 
jollen vmbteylen den tag, die ware götliche gefchrifft, ges 

x. 19 


274 


bot vnd warheit, teilen in die nacht biß fie auch erlucht 
würt die weltlichen mit gelerten, warhafftigen doctorn, 
vnd follen die nacht, die vngelerten, vngotzforchtigen, zor= 
nigen, lugenhafftigen, weltgeygigen menfchen ombteilen ven 
tag, den gelerten, woarhafftigen predigen, dz diefelbigen 
die da fin in der nacht, auch zu luter hellen tag der göt— 
lichen ſchrifft vnd warbeit fomen mögen, vnd gefehen felig 
zu werden, ond die liechter und fiernen, bapft, fünig, prie— 
fer oder war criften follen fin in zeichen oder wunder: 
werd zu aller zit, tagen vnd jaren lüchten in dem firma- 
ment des biemels, dz ıft in eriftlicher firchen vnd erlüchten 
die erden, dz ift die irdischen menfchen. Darum bat got 
gemacht zwey groffe liecht, den bapft, dz er jm waren 
liebt (Ego sum lux mundi.) mit Erifto erleüchte den tag, 
die heilige geichrifft, die gebot und wort gottes ercleren 
finen Cardinalen, bifchoffen, prieftern vnd ein vorgenger 
were, So fomen fie mit ſchatzung geylen vnd nagen, me— 
geln vnd bratten. 

Keifer, fünig, furften, dz klein Tiecht folten auch gelerte 
doctores vmteilen iren onderthonen ongelerten, dz diefel- 
bigen furften vnd edel auch leuchten in dem firmament 
des hiemels der warhafftigen doctorn vor aller welt mit 
wunderwerdf zu. aller zeit jaren vnd tagen, ja fie geben 
(dz groß ond Hein Tiecht) nit men pfründen hinzulihen 
den fernen, welche in folen belffen lüchten in dem firma: 
ment, fondern feßen Heine finder daher vmb gunft, gaben 
fhende, vnd dienft willen nit vmb gotes willen, Wo man 
bit vmb ein pfrund geyſtlich oder weltlih bifchoffen vnd 
furften, fo ſprechen ire hoffmeifter ond radt, myn ber muß 
die fine damit verfehen, die jm auch gedient haben, vnd 
fegen dan finder daher vngelert, noch nit priefter vnd 
wachſen dan daby vff, würt einer zu eym fpiler, der an- 
der zu eim hurer, der drit zu eim friger, der virt zu eim 
frietsbuben ꝛc., fo hat dan der ber hinweck geben die jm 
widergolten haben, wz belonung haben fie davon, fo wurt 
werlich der criften glaub die heilig geichrifft wol erlucht. 
Sp fie ftellen die nacht zu der naht, fo muß wol dz 
groß Tiecht finen glaft verließen, Sagt man doch, zwen 
hund fin eins hafen todt. Aldo auch zwo naht. So die 


273. 


welt vorhin. sngoßfurdtig ift, nit mit einem waren fter: 
nen erlucht, vnd das groß liecht auch finen fchein verdun— 
delt hat, darzu die ding vnd götlih ampter mit vngeler— 
ten finder will vErichten, fo muß es wol finfter vndern 
benden fin, wie dan die Cortifan auch jarlich, einer dryffig 
gulden, funffgig gulden, hundert gulden, vnd nad viel 
mee abfeng vnd referuat hat, vnd kompt nymer dahin der 
nacht ein predig zu erluchten, es fin die hollerkuntzen in 
der Schwer, vnd die hußen nit verluntichen beſchuden fie 
vmbs mefl, ja fie bevundlen das ertrich. 

Fiant luminaria in firmamento coeli. Liechter werden 
in dem firmament des hiemels, Son, Mon, Stern fin 
als Kiechter, bapft, künig vnd feribe, vnd follen teilen den 
tag, die heilige gefchrifft, Euangelia, die bibel, die wort 
Erifti, gebot gottes vnd die naht. Menſchen gebot, bapft, 
biſchoffs, bull citatz, welche vffſatz vnd gebot zerteilen von 
gotlichen gebot, Etlih finfterniß beſchwerniß abgethon, das 
fie allein leuchten in dem firmament des hiemels mit got- 
tes forcht in gebot gottes in der heiligen geichrifft Liebe 
gots vnnd des nechſten, der armen vnnderthon, nit mit 
wütery nümer vffgefegten flatuten, gaben, fohenden, zo0l- 
fen, türnen, blocden, hauwen, ftechen, friegen, die armen 
lüt verderben an leib, fel ond gut, wie die ampleüt ge: 
neigt, Aldo lüchten fie it wie juvas, wz in nit mag wer: 
den in ir feel. Eriftug® het ein amptman, der wz rider, 
ond het mee gelts dan Eriftus der her felber onnd dies 
weil er vermeint, er trüg die burden mee vff finem halß 
dan ein ander junger, So wolt er den feel auch an hal 
yenden, das man fünt erfennen, dz er viel geicheftt vB: 
richt vor den andern, Aldo hangt er zuletfi die bürven 
gar an hals, biß er fin geichefft all vBriecht. Darum fagt 
ver tert (Et illuminent terram) ond fie follen erlüchten die 
erden, mit götlicher, gepftlicher, andechtiger, feliger, erift: 
licher, milter, warhafftiger, regieren die vnnderthonen zu 
gotsforcht anhalten, ſtets alle zeit, ftund, alle tag, jar, 
welcher die gebot gotes vberging, demſelbigen folten fie 
anligen, das er willig gehorfam wer vnd junge finder 
varzu anhalten, das fie es in jugent Ierten vnd nit (mie 
in der gloß, Extra com. ftet) ir ſchwert nach jrem willen 


276 


bruchen zu der ſchindery vnnd geytz. Dan die zwey ſchwert 
Sant Peters haben jetzt die ſchinder kaufft, die heut mit 
abzuziehen. O du elende Criſtenheit, wie biſtu ſo gar zu 
einem ſchelmen worden, wie fin wir ſo lang in der fin— 
ſterniß geſeſſen, wie thut vns das war liecht ſo wee vnd 
ſeltzam in vnßern augen, die das liecht nit gewont haben, 
Aldo haben fie das ertrich erlucht. 

Es iſt geſchehen, got hat zwey groſſe liechter gemacht 
(ih will ist Criſto glauben er ſpricht, Ich bin das liecht 
der welt) Aber das groß von der papiften meinung fchrei: 
ben, Der bapft, das er vorging dem tag, Er folt der hei- 
Ligen geichrifft vorgen vnd erleüchten wie Criſtus, wer 
ven haupt der eriftenheit vnnd eriftlich kirch nachging, dz 
er nit irvt, nit ziweyfelt er würt felig, Vnd das Hein liecht 
fünig oder feyßer, das er vorging in der heiligen geichrifft, 
der nacht finen weltlichen furften vnd rittern der welt, Du 
bift der furft gottes by vns vnd nieman foll dir verbitten 
dz du vergrabeft din voten in vnber vßerwelte greber, Ja 
künig ein furft gottes Fein menfch ſol dir werennocd ver: 
bieten dine doten die du haft, allein fchelmen ver weltli- 
hen vfffaß foltu vergraben in vnßer vßerwelt grab der 
waren eriftlichen kirchen, heiligen fchrifften darin wir ewig 
rugen vnnd zufriven fin von aller anfechtung. Gang dem 
volE vor, nym din amptlüt mit vir vnd nym die ruft in 
dine hand vnd ſchlag ven felgen (Eriftum die heilge ge- 
ſchrifft) vnd fo würt das waſſer darflüffen das das vold 
trind. Myn angefiht würt dir vorgen, vnd ich würd 
dir rug geben vnd nym war die flat ift by mir, vnd du 
folt ften off dem felßen, pnd warn myn glori würt furgen, 
fo wil ich dich feßen in dz loch des felßen. 

Vnnd Sternen (bifhoff, doctor, pfaffen, priefter, furften, 
grauen, ritter, edel, vogt, amptlüt, ſchultis ꝛc.) vnd hatt fie 
gefegt in das firmament des hiemels, Das (die zwey groffen 
Ttechter vnd fternen) luchten ober das ertrich vnd vorgingen 
dem tag, der heiligen gefchrifft vnd der nacht iren finfteren vnd 
beihwerniß vnd abteilten,, diniderent, vnnderſcheit heiten 
vnnd wuften dem Tiecht des gottswort, vnnd die finfterniß 
jrer wüterg, wucher, vnd geyb. Darumb hat ung Gott 
bieber in mit dißs paradiß ver Tuftberfeit gefegt Ein holtz 


7 


vnnd baum des Iebens , die heilig geſchrifft ſuslich zu eſ— 
fen, Vnnd ein baum der meißheit guts vnnd boB, vnnd 
ons menfchen darin gefeßt das wir follen pflangen allein 
das paridiß der molluftperfeit onnd das wir das wol ver- 
bütten vnnd follen effen von allem hol des paradis waß 
wir darin finden, Aldo mögen wir aud am fritag fleyſch 
effen mit danckſagung onn alle diſpenſatz, das wiltpredt 
onnd amßel on aller evelen vergunnung. Alle ding fin 
gutt erfchaffen den gutten, alle ding fin gutt den heiligen. 
Also alle ding fin böß ven bößen von anfang erihaften, 
onnd es fin geyit Die erfchaffen fin zum rad, das Tuer, 
bagel, hungertodt, lewen over wolffszen, Scorpion, ſchlan⸗ 
gen fin erichafften zu eym fpigigen ſcharpffen zweyſchneyden 
ſchwert zu pringen vnnd vertilgen die bösen vnmilten, 
welche dan eflen von dem verbotten hold. Dan ver her 
hatt ein hytzig kunſtreich vnnd glüwendig ſchwert gejegt 
vor das paradißs zu verhütten das lebendig holtz. 

So hör ich wol der keißer furſten edel vnd amptleut 
müſten auch nu die geyſtlich geſchrifft leßen, fie haben doch 
zu ſchaffen mit den kriegen, vnnd rechnung zu hören vnd 
fnplica von iren amptleütten das an iren gefellen nit ab— 
gang an zollen, bett, in jren ſalbücher fo funven fie auch 
nichts in Luters fachen handeln vor vnfrid vnd andern 
ſachen, dan man hat viel zu fchaffen biß man wider gelt 
oberfompt, dz fie zu worms verthon haben. Ah got dz 
fin redlich teiving, worum ftet dan geichrieben. Et illu- 
minent terram et divident lucem ac tenebras, et po- 
suit hominem , et custodieret paradisum voluptatis. 
Ich fan nit anderft fchegen dz ire doctores halten ein ſo— 
lihen pomp, herlifeit. magnificeng fur dz paridiß der wul⸗ 
Iufperfeit, got hats nit al8o gemeint, Deshalb follen ire 
Dortores noch me Iernen von doctor Lutern was da ſy 
dz paradiß voller luſparkeit das zu pflangen zu erlücten 
ond erteilen. Gott hat geiproden zu Moyfi, Wan du 
ein ſchwere zweifele ſach fur dir als vorm richter ſichſt, 
zwiichen blut vnd bfut, ein ſach vnd vrſach die vflegifeit 
ond nit vfleßig, und würſtu fehen das gerecht orteil under 
Deiner porten verwandelt werden mit worten (wie dan ein 
groſſe fach zwiichen blut vnd blutvſſetz vnd Luters bücher 


278 


nit vſſetzig) dz vrteil mit worten verwandelt ift, einer 
fpricht feger der ander vond ich (Non sedueit turbam) fon- 
der prediget die warbeit, So fand vff (o Moyſes von vis 
ner bapft ftatuten, Et aceingere gladio petentissime,) 
vnd fiig off zu der flat (der heiligen gefchrifft) welche 
gott din her hat im vßerwelt, fom dan zu den prieftern 
des leuitengeſchlechts welche dir haben das recht warhafft 
vrteil geurteilt, vnd alles das fie fagen werden das thüe 
fo fie vorfin der fiat vie der ber vnd got erwelt hat, 
ond fo fie dich werden leren das geſatz gotes, fo foltu 
jrem vrieil nah werden volgen, fo foltu dich dan nit 
werden neigen zu der rechten fytien noch zur linden ſy— 
ten, wie ich oben gefagt bab von dem baum im paravıd 
zu wiſſen guts vnd böß, foltu nit eflen, du ſtirbſt anderft. 
Welcher aber würt boffertig fin, vnd würt nitt gehorfam 
fin des priefters gewalt ver dißer zeit dienet got dinem 
deren, Derielbig menſch fol vß dem geſatz des riechters 
fierben, onnd fol hinweck nemen das böß von Sfrael, So 
dan das vold folches bort, fo würt es ſich furcdhten, das 
feiner fich darnach weiter in der hoffart vffblaß. 

Alßbald du dann bift ingangen in das ertcich (der wort 
Criſti beiliger gefchrifft) welch dir got din her geben würt 
vnd das du fie befigefi vnnd woneſt in der flat, vnd würft 
fprechen, Jch würdt vnnder mir feßen oder nach mir beftel- 
len ein fünig wie dan alle berfchafften könig haben, fo 
foltu den fünig erwelen den got din here erwelt hat von 
der zal diner brüder vnd du vermagft feinen menfchen 
—— volcks zu künig machen welcher nit din bru— 
der ſy. 

Wan der künig nu beſtelt vnd geſetzt iſt, So ſoll er 
nitt viel pferd haben vnd ſol das volck auch nit wider in 
egipten füren (da mir leider nach nit gar drauß gefurt 
ſin) erlüchterung der zäl der ruteri beſonder ſo der her 
vch gebotten hat das ir nymerme durch denſelbigen weg 
wider umkeren. Er ſoll nit haben viell wiber Eboſtlich 
frauwenzimmer) welche fin gemüt anreygen fol auch nit 
haben onmefßliche hüffen filber vnd golts (Dificile est di- 
vitem intrare regnum coelorum.) vnd ein femeltier oder 
fi in ein müßloch, Dan got hat das nit vergebens geredt 


279 


er wil das arm vold nit alßo vmb geld gepinigt haben 
er het es funft wol in egipten gelaflen. 

Nachdem aber der künig fißen würt in dem fünigftuf 
fines reihs, So fol er im beichriben werden, dan im buch 
Deutrono. des andern gefaß Elleaddaberim, Das fol er 
vmweltzen tag vnd nadt, darin fefen vnd ein eremplar 
onnd form nemen, von den prieftern leuitengeichlechts, vnd 
fol das bub by jm haben vnd mit jm vnd folldas leßen 
in allen tagen fins lebens, das er lerne forchten got fi: 
nen beren, vnd die wort vnd gebot die im gejaß geboiten 
fin zu behütten vnd beſchirmen vnnd zu halten, Sin herg 
foll auch nitt in hoffart erhebt werden vber fine brüper. 
Er foll auch fih nit neigen vff die recht fiten nach vff die 
lindten feyten, off das er regnier lange zeit ond fine fin- 
der vber firael. 

Diße heilge Schrift folten Eünig, furften, onnd ampleüt 
fefen Deutro. Euan. ꝛc. fo willen jre Doctores feribe Cor. 
1. #. Der her fpricht, Du haft vor dir das gut vnd das 
666 das leben ond den todt, Darum fo erwele dir das 
leben vnd das du lebeſt, dan er ift dein leben, Aber fic 
volgen iren zauberern, vnd fagen inen von dem fhentli- 
chen abgot Beelphegor id est Deuorans os, pellis supe- 
rius, Ein bößer abgot der fich felber in die zungen vnd 
feffgen biffet, ond ift mit einer hut vberzogen. Alßo ha— 
ben fie fih lang in die zungen gebiffen jren eigen finder 
ond jnen ftrid gemacht vſſwendig die hut fheint gladt fin 
onnd inwendig gar nichts wert, vß dem ift die heilig ge: 
ſchrifft gang verfchlunden, Das ift euwer weißheit vnnd 
verftand vor dem volck das jrs wolten gern als in eumwer 
hut verfchlunden, Ein yglicher fchlag dot fine nechiten 
welche fin angehangt dem abgot beeiphegor, Darum fo 
haben fie mit dem ſchwert gedöt den Balaam ven fon 
beor. Aber vie falfhen propheten over ein dichter der 
traum over fchlaff fol todtgeichlagen werden, wann fie 
geredt haben das fie och von got euwerm herren abgezo- 
gen hon. 

Sp die menfchengefagen haben vberhandt genomen, ift 
die prophetica war vnd nu geichehen. Die Son (der bapft) 
it verdundelt vnd gan die götlich gefchrifft, verdundelt 


280 


finfter worden, mit bley vnd Bullen verhengt und befin- 
fiert. Die fon wendt fih in finfterniß jren gefagen, vnd 
der Mon (feißer) würt gewendt in blut ee ver grußlich 
groß tag des heren kompt. Nu ift der Mon in blut ge- 
fert fo man teglich ficht mit blutuergiffen, todtfchlagen, 
friegen, wer bat folich zeit je erlebt. Aber der weltlich 
gewalt vnd geyftlich, Iuchten dannoch nad hell, Dan die 
geyitlih fon verichußt (die nit gelt geben) vff ven fangeln 
mit brennen liechter, Vnnd der weltlih (Mon) gewalt, 
brantichagt vnd verbrent die armen criftenlüt, das fie nit 
golt geben vnd fin die prophecy erfullet, fein her oder 
edel noch knecht will vmb gotßwillen barmbergig fin vmb 
eing dorffs eins zolld willen, ond ift geichrieben, pfal. Ero. 
vnd Leui. Domini est terra et plenitudo ejus. Das ert- 
vie ift gottes, ond ir fiet buwer over myne bummeifter, 
die fon iſt ſchwartz worden als ein aicherfad, der mon ift 
gang miteinander vberal worden als das blut, vnd die 
fternen fin vom biemel gefallen off das ertrih, Die doe— 
tores feribe principes facerdotum priefter, vogt, amptleüt, 
fhultis fin vom biemel götlicher warheit geuallen vff das 
ertrih, Hoff die armen man ligen fie gang, dan in der 
erden ift nivertrudung des volds vmb ver vnordentlichen 
müßbrauch vnd betriglicheit des getons Des meres vnd der 
fluß den dürrenden menschen vß fort jrer pein vnd ge: 
bot fo fie furzelen vnd v8 erbeitung die da fommen wer: 
den der gantzen welt, dan fie hoffen vie erlößung vB egip- 
ten zufünfftig fin. 

Die evellüt haben vor zeitten felb mit jren fnechten vnd 
pferden zu aderbum gangen vnd fich der eren nit befchemt 
vnd fin gotsfurdtig geweit, wo man jr bedurfft fo waren 
jre gute roß fchon gefüttert zu der arbeit dan fomen fie 
zu boff geritten mit jren züchtigen knechten welche dan vff 
ire jundern warten mitt fleyß vnnd der pferd nit alßo 
fchlembten vnd dempten vnd zufoften bis ir erfamen jun: 
dern bereit waren, behilten jre taglon den bruchten fie zu 
notturfft nutzlich, Auch wan ir iunder afß oder trand fo 
warten fie fleyfiig dem erfamen edelman dienen mit hoher 
ſchamheit vnd nit mit jm eflen oder trinden bevorfft, dan 
was er finem knecht in getrumniß zuftalt biß fie wider 


281 


heim komen möchten in ire huße# arbeiten fie aber gotli— 
cher fort fleyſſig biß fie ire finder zu tugenden des go— 
tesdienſt erzogen nit mit miffiggon. 

Aber in vnßern zeitten befchemen fih vie edelen der 
eren vnd berümen fich fchandt vnd after mit vngotzfurch— 
tiger onzuchtiger rede, jre rofß ſten jm ftal habern freſſen 
mit grofjem vonfoften fo der arm man dieſelbigen groffen 
fulen frefligen fchelmen ziehen vnd erneren muß vnnd ſche— 
men fich ver edelman knecht vnd roß, zu ader faren over 
mögen aber fonft nit ſchaffen, allein ift hinder etlichen 
viel onnuß gebler gefchrei freien vnd ſuffen vnd fulfeit, 
ond wie der junder, al6o fin knecht vnd roß, Sol man 
dan mit den viel guts vßrichten der fin huß felber nitt 
weyß zu regniern, wie wolten fie dan den andern gut 
erempel lernen, So man riten muß fo fißen die knecht 
fin etwan voll wins haben zugefoffen einander gepradt 
oder fchlefft aber das jm die augen gebroden fin, So flu— 
hen fie van vnd martern, vnd leiden, Sp darff der evel- 
man nit ein füßlin fagen van er weiß mol wie finem 
fnecht ift wie jm geftert was do er mit finem heren riten 
folt da het er ven linden fporn an ven rechten fuß ge— 
tbon vnd den ein hentſchuch verlorn, vnd was noch nit 
gar ingeneftelt fo ift die reiß dan zu bald vnd muß ver 
ber vff finen knecht warten, rum gefert vnd desgleigen, 
verſtens felber baß dan ichs gefagen mag, vnd wo ſolich 
evellüt hinfomen , fo muflen ire knecht oben zu tifch an 
feiner fitten erfullt werden mit jm fchlemmen vnd brafien 
vnd zufauffen ein tag vnd alle tag vol, Es muß je jman 
fin ver es bezal, dann fie fin nit fo reich das fie ond ire 
knecht vnnd pferd fo prachtiſch vßkomen mögen, Es müf- 
fen ie gaben ſchencken vnd helfuchen folihs zumegen brin- 
gen biß ver arm vollen verderbt dan nit viel goßfordt 
oder haltung ver gebot goteg, ift bey in ſonder gytz vnd 
vbermut gots ſchuwen hoffart ſchamper rede fchandtwort ıc. 

So nu got anzeigt iſt oben, der künig ſoll nit viel 
weiber haben auch nit viel roß, was bedarff man dan 

ſouil der fulen freſſigen ſtalbuben vnd jaghund da man 
woll arm ellend lüt mit in nötten hielff, ſo verſchlemet 
das vnnütz hoffgeſin, vnd wöllen darzu groß lon haben 


282 


vas fie teglih vol fin fre heren vff fie gewart bon, go? 
geleftert ond geflucht bon vnnd bübery getriben, Muß ie 
ter arım arbeitielig man diße all erneren, womit anders 
dan mit nüwer vffiagung, nüwen zöllen vnd vngelt, das 
feinen namen bat bett iſts gebetten over vB bitt, Warum 
wil mans fur ein recht bon over geb im andere namen, 
Die heren weren gut zu erneren wan ſolch onnuß huß— 
gefin, fo viel fuller Hund vnd treger pferd mit weren, ich 
geichmweig, des vnnützen vnuernünfftigen feelloßen volds, 
der jeger vnd narren die weder gott loben nach danden, 
heilig zeit noch tag eren weder got noch die welt vnnd 
man livet das fie jo treflich vbel ſchweren, Nimpt mid 
wunder von got vnd ift geichriben (Ignorantia non ex- 
eusant peccatum) Das feello8 volck würt am jungften 
tag fein entihuldigung haben mit jren jundern dan fie 
wiſſen dz fie gots gebot fchmehen vnnd fluchen, Sp wüſ— 
fen ir heren das jrs gern bapt, Kan man die narren rey— 
gen das fie fchmeben, fo möcht man fie auch warlih wol 
leren das fie eg nymer theten fonvder got lobten, Darumb 
fo würt nieman entichuldigt werden vor got am letfien 
end vnd jungften erichrodlichen gericht, van es ift nieman 
entjehuldigt oder gefreidt vorm todt, Aldo nach weniger 
vorm vrteil gottes, dan der nar ftirbt fo müflen die weiſ— 
fen fterben, vnd wan man fie gutts Ieret, jo gemonten 
fie auch got lieben. 

ALS die fon verdundelt ift vnd verlorn hat iren fehein, 
Also noch viel men ift der mon in blut gefert vnd gang 
ſchweiſſig, dan wie viel büberey by tag geichicht, fo man 
fiecht no viel men gefchehen in der nacht das man nicht 
ficht, vnd fih nieman furdt, Wie ein gute ftrenge refor: 
maß der römifch hoff bevarff mit feinem hoffgeſin vnd 
geoftlichen onvertbonen, nad viel ein hartere vnnd heffti— 
ger reformaß bevarff der weltlich hoff mit finem adel, Emecht 
vnd vnderthon, Dan dieweil der hoff mit fo vielroß, hund, 
frauwenzimmer, ftalfnecht, möfliggens volds vngotzfurchtig, 
narren vnnd jegern vberladen ift vnnd der arm man deß— 
halb großlich fih beclagt vnnd beichwert ift, wie viel fin 
dan ver fuchenmeinfter, fenger, feller, trometer, fadpfeiffer, 
die dan io leihnam wol vß der winlageln pfeiffen fünven, 


283 


Die haben gutten adem das fie wol weidelich pfeiffen, O 
fie thuns gern vnd fin fo gefliffen vff ven dienft, dag ır 
bören dörffens fie es nit beiffen fie kündes felber gans 
wol vnd berblafen fih biß fein win me in dem faß oder 
in der fadpfeiffen me if. Sa wol fadpfuffen da etwan 
die heren nit von willen vnnd alßo darnach eiwan dem 
heren by nacht wunftlich boffieren mit jrem pfeifen, fie ha: 
ben funft nit weitters zu ſchaffen dan vff ven dienſt war: 
ten. Wan die reformaß geichee das ganger fried wer, 
wie octauianus macht vff erden vnd nit vmb eing zunſte— 
den willen ein frieg erhub, dan etwan folich buben zu— 
wegen pringen, fo bevorfft man folicher fadpfeifter vnd 
winfauffer gar nit, fonder fie muften auch fchaffen das der 
arm man nit fo groß befchwert wurd, Aber es ıft als der 
öberften ichult ond wurt am jungften iag die arme wit 
fraw ober fie fchreien. 

Es was ein feifer der gebot das jverman gotsfurchtig 
wer vnd bruverliche Tieb hielt die gebot gottes feiner dem 
andern vnrecht thon folt noch fielen, vnd gebot das jver- 
man fine gaden tag vnd nacht nit folt beichließen, ſonder 
vfflon vnd jverman jolt frum fin, Algo das alle hanvt- 
werger in finem land fiet vnd dorff goltichmit, ſchneider, 
beck ꝛc. off lieften fien, vnnd ver feyßer ließ gelt vff vıe 
firaffen legen vnd in die weg zetteln, wer da furging ver 
folts ligen laſſen das nit fin wer vnnd nit dahin gelegt 
heit Und wo jeman etwas vffhub vnnd hinwecktrug, ver 
ftandt in finer vngnaden vnd het den Fopff verloren, Alßo 
das iverman in gangem finem land from was, O wo «8 
auch by vns were folt eine goltichmit oder hantwerd fin 
huß nachts nitt mit vier oder funff riegel veriperren dz 
vnuß beffgefin des fünigs dorffs felber ftelen, zu ſchanden 
pringen vnd verwunften vnd dannoch vermeinen es were 
im fuglich recht vnd gewaltig. pfud. 

Es was aber wider ein fünig in einem andern land 
der hielt fin land vnſauber mit rauben, ftelen, rütery, vn— 
trum, jharmüß, feel fchutteln ꝛc. das fein traw weder 
ondern burgern noch anderen fonver vnfried, Das fam 
dem keißer fur, er fehidt nach dem fünig zu jm zu fomen, 
fine botten warden angerent, vnd wz nieman fidher over 


284 


from, Do er mit eym höre zug zum feißer Fam, enpfing 
er in erlih fiber friedlich dorfft keins geleyts in finem 
land, Da er nu wider heym ritten folt, gab im ver Fey: 
Ser ein gewalt zu, alfo erlih wie eyn funig geleiten jm 
keiſerthum (wiewol ers nit bedorfft dan man was vberadl 
fiber ond from) Da aber der Fünig in fin land fam vnd 
nu wolt in fin fiat reitten, Da fingen des keiſers diener 
gewaltg demielben fünig fin vold vnd nöttigten fie dz fie 
müften jren eygen fünig fangen, vnd widerum alßo ge: 
fangen zum feyßer pringen, dafur mocht in fin landtichafft 
nit erretten, was geſchach, Der feyfer ſprach, du bift ein 
fünig geweien, vnd ich höre wie man gang vnfrivlic, 
onficher raubifch vnd vnfromklich dibiſch in deinem lande 
leb, jver vbermutig wie er will, Nu fo ſoltu es gewert 
bon, dan du bıft in meynem land gewefen ond haft gefe- 
ben vnd gehört, wie myne hantwerger ire gaven by ver 
nacht haben ficher vffen ſten on alle forg. Du haſt gelt 
in den gaflen vnd weg gefeben ficher liegen, dz nieman 
bat vörffen ſtelen, Alto folteft du din land auch fiher 
fromlich regiert bon, Vnd dieweil du es nit getbon baft, 
fonder alfo din Tand vnd lut vntruw, vnfrom vnd diebß— 
lich gehalten vnnd vbel regiert, So haben dich dine knecht 
vnnd volck (den du in zeit des friden gewert folt haben) 
felber gefangen vnd geraubt vnd darum fo muß din vold 
ftierben vnd du nymer regiern noch fünig fin, vnd wil 
din land vnd lüt einem andern geben ver fie wider zu 
gutem friven vnd fromfeit ziebe vnd regir. 

Das folten alle fünig vnd furften bevdenden vnd folgen, 
Damit fie wol regirten in friden frumfeit vnd gotes dien- 
fen. Dan verfelbig feißer bet einen richter der gab «in 
falfch vrteil, da nanı er in vom richterfiul vnd ließ den 
onwarbafftigen richter fchinden lebendig fine hut abziehen, 
ond fpannen vber denfelbigen richter ſtul vnd faßte finen 
fon auff fing vaters but vnnd fiul darin er faliıh vrteil 
geben het, das der fon daby folt lernen vnd gedenden al: 
wegen recht warhafftigen vrieilen vnd jvem fin recht fpre- 

"en vnnd thon. O wo man foliches anfing zu thon, wie 
würd fo mander richter fich beferen lernen gotsfurdtig 
fin, das nit folche ſtraff vber inen ging, van es get jel- 


285 


Sam etwan zu, wie das fprichtwort fagt, die recht fin 
fymwel, vnd gen ievden berg hinab (obern armen) dan 
binuff (vbern rien) Quod justum est judicate, qui ju- 
dieatis terram, ve qui justificatis impium pro muneri- 
bus, et justictiam justi auferatis ab eo, 

Die krafft ver hiemel werden bewegt (die warbhafftigen 
haben mitleiven) dan fo werden fie fehen den fon ves 
menfchen (vie heilig ware götlihe gefchrifft vnd wort Erifti 
die euangelia) fomen mit groffer macht, gewalt ond maieftat in 
eim wolden in furhaltung was menfchengefaß forglich wet- 
terwolden fin darab fich jverman entſetzt, erfhridt, vnd 
man fro ond ficher ift wan die grußlichen, firit, Frieg, wol- 
den vergen, Sp aber die ding anheben zu geichehen, das 
ein funig ift wider den andern, ein reich (der babft) wi- 
der (Luter) das ander, frieg, vffrur, vfflauff, burger in 
ftetten, dorffen, ein nachbaur, ein betler wider den ander, 
die finnd wider ir elter, magt vnnd fnecht wider jrn mei- 
fter, der man wider fin fraw, vnd ift [uciper der teüffel 
gang abgebonden vnnd vß der hellen gelafien der etwan 
gefangen ift geweſen, vnd nieman fehaften wil. Darum 
fo muß folgen der hunger, wie man fiecht in friegern in 
den frommen langfnechten die dem armen das fin fielen 
brennen ꝛc. Qui parce seminat, parce et metet. Do 
fompt dan hernach die peftileng flerben vnnd ververben, 
ond fo alle boßheit erwachfen ift bym bapft der (Ductor 
noster) vnßer verfurer if. Darumb fo würt er geheif: 
fen der entchrit. So alle ſchalckeit erwachſen fin, würt 
vffften ver vnſchamhafftig künig, Dan es fin lügen ebrud, 
diepftal, todtfchleg, raub, geytz, vnd hoffart. Die fchald- 
heit ift vberfluß, vnd die liebe vieler menschen ift kalt wor: 
den, welchs vnſer altuatter fchantlih ift geweien, haben 
wir fur erlich ding betrigery mit fauffen vnnd verfauffen, 
Sie fruwen fih fo fie fhantlih thun, berümen fich. 

Sf nit der jungft tag nahe, fo fan ich nit in ver fchrifft 
baß neher finden noch by ven bößen menfchen, So wir 
haben Theffa. Es fom dan vor zerftörung des römifchen 
gewalts (die römifhen buben Cortifan) veriagt werden 
vnd würt zeteilen in zehen teil ift genug zehen Cardinel 
darff nit men, fiben vnd triſſig Et habebat cornua da- 


2836 


cem. So mwürt geoffenbart (dur doctor Luter Ille ini- 
quis antieristus.) der papiften fehaldeit vnd bübery, den 
on&er ber Iheſus (die heiligen euangelia Verbum caro 
faetum est) todtgefhlagen würt mit dem- heiligen geyft 
fines munds scilicet spiritu, mit dem atem, oris Luteri, 
id est, sui dei lesu eristi. Quia apparuit dns. os asine 
et loceuta est. Dan Luter bat fie gefchlagen mit dem 
mund des fcharpffen ſchwert gotes, Das mögen die hipo- 
erifi gleißnar nit ladyen das fie folten gorßerfrumwen, Aber 
fie fagen die lügen, als die falichen propheten. 

Hebent vff euwere haupter zu got vnnd fehwerent an 
das heilig euangelium dan euwer erloßung würt fich ne: 
bern, wan der figenbaum ſüſſe figen vnd frudt gibt, fo 
wüſt ir das der fommer bie ift. Alto auch fo ir fehent 
dife ding, fo das heilig euangelium geprediget würt, folt 
ir wiſſen, das das reich der hiemel ift gang nahe, furwar 
fage ich vch das menfchlih oder papiftengeichlecht verget 
nitt biß das alle ding geicheben werden, fie veriagt vnd 
das euangelium geprediget, Diemel vnd erden (die guten 
vnd bößen menfchen) vergen, fterben von dißem jamertal, 
aber meine wort zergen ewig nymmer. 

Ob du mwilt fo gaffeft du den jungften tag, Thü dein 
augen vff, fo ſichſtu ven jungften tag, vnnd heb deine au: 
gen in (gott Batter Son vnnd heiligen geyft) die hohe 
berg mit Dauid, So jwürt dir groffe bielff fommen von 
dem berren, das dich die fon nit brennen würt (der bapft 
mit brennen liechter verſchiſſen) nob der Mon durd die 
nacht, die Frieger verderblich fumwer inlegen vB gebeiß der 
weltlihen, Mon, wütery, Dan Dauid fpridt. O Son 
ond Mon vnd alle fiernen vnd das liecht Iobent den her— 
ren, die fünig der erden vnd alle völder, die furften vnd 
alle richter over vrteiler der erden lobent den namen des 
heren, dan fin nam ift allein erhöcht. 

Nu furfehen fih die gleißner pharifei vnnd ipoerift in 
den fchaaffsfleivern mit den langen groffen, weyſſen, gra= 
wen vnnd ſchwartzen kutten, welde auch Luters bücher ver: 
brent haben, Die heilig gefprifft zeigt diefelben wol an, 
fie fin zückend wölff inwendig falſch vßwendig gliffen als 
forbona, Arsfigeln haben fine wolichmedent rvojenbletter 


287° 


an dem hagdorn, hübfch rott aufwendig, aber inwendig 
ift es fteinnecht barig onn allen geibmad. Diße gleißner 
nemen vßerlich von der gefchrifft Die liebliche wolſchmackent 
rofenbletter, aber ver fern vnd fomen in jrm bergen ift 
nit geyfflich, wiewol vie ſchwartzen bere viel honig vß den 
fußhunvertfeltigen roffen brechen den zarten binlin dag 
honig vertropften, Der ſcharpff angel wil fie begreiffen, 
onnd der adlar würt vberfliegen die wiſſe reyer vnd ficher 
fin vor jrem fchmeigen, damit fie nit me fo viel lebendi- 
ger fiſch verfehlinden, Man liegt Sant Jacob hab Herma- 
gines zauberbücer tieff in das waſſer verjendt, darumb 
das der rau, wo ers verbrent heit, vielleicht ven glau— 
bigen geichat het, Solihs haben vie obieruanger nit be: 
dacht fonder haben Luters bücher verbrent, varumb fo würt 
der rauch ir noc viel in die augen biffen, dan fie betten 
wol vasfelbig hol eripart oder aber feften darbey ge- 
bratten. ‚ 

Es iſt ein fenffter todt warn man den bößen verfiodten 
„die warheit fagt, Alle ding fin ven guten gebenediet, vnd 
alle ding den bößen malediet, Dan fie fagen doctor Luter 
vermüfche gifft onder das honig, das ift war, er zevgt 
vnns an bey den worten gottes ond beiliger geſchrifft bo- 
nig, Der gleifner ware fchaldeit gifft vnd menſchengeſatz, 
vauor wir ons wol acht vnd warnemen follen, wz bonig 
oder gifft fy, Nu fo wil ich fie ermanen by dauid als er 
ven fünig Saul flöhe da waren im alle vmbſeſſe find vnd 
verrieten in allenthalben. Alßo thun die münch jpoerifi 
au, fo doctor Luter den bapft geflohen bat vnd zu Erifto 
in die freiheit gegangen, fo fin die vmbſeſſen jm all find 
ond verraten in allenthalben vff den fangeln vnd vorm 
künig geiftlihen onnd weltlihen. Aldo macht Dauid di: 
fen vfalın. 57. 

Ob ir furwar redent die gerechtikeit, fo vrteilent auch 
recht. Aber warn ir, D ir fün der menſchen, wirdt die 
boßheit jm hertzen, fo fegen eumwer hend zufamen, die vn— 
gerecbtifeit in der erden, Die funder fin gefrembt von 
dem liebe, fie haben geirt von dem bauch vnd redten fal- 
ſche ding, Der grim ift in nach ver gleichniß des ſchlan— 
gen als des taubenven gifftishlangen vnnd verfiopffend ire 


283 


orn, welche nit erhören will des beichwerers fiym und des 
zauberers, der da mwißlich beichwert, Got würt zerfnitfchen 
in jrem mundt die zen, der her würt zerbrechen die bad- 
zen des Iewen, fie werden zu nichten als das hinlauffend 
wafler, er bat finen bogen gefpannen biß fie werden ge- 
frendt, Sie werden hingenomen als das wachs, das da 
flüßt. Das fuwer ift vber fie gefallen vnd haben nit ge: 
feden die fonnen, Ee dan euwer dorn den hagenpufch ver: 
namen, als die Iebendigen, alßo wurt er fie verwunften 
in den zorn, der gerecht würt erfraumwet, fo er fehen würt 
die rad, Er würt fin hend wachen in dem blut des fun- 
ders, vnd der menich-würt ſprechen ob vie furcht fy dem 
gerechten, furwar, got ift je der fie vrieilt in der erden. 

Dauid zeigt wol an die gerechtifeit vnd mechtifeit gots, 
dz er den grummen verftopfften fchlangen under den dor— 
nen jre zen vnd haupt zerfchlagen will, als er dan vor 
getbon bat, Alß verjelbig ſchlang gifft vßgoß, ob ir aber 
vermeinen, das doctor Luter fchribe honig vnd güfft, fo 
ledet doch das füeß herauß vnd laffet das ander (nit gifft,. 
fonder das vch ſunſt nit wil ſchmacken, fo er die warheit 
die ir nıtt gern bapt fchreibt ) fteen wie es ſteet, ſprach 
vo pilatus. (Quod seripsi seripsi.) Mit vem hat Bi: 
latus die find criſti wollen anzeigen zum glauben onnd 
bezügen, das Eriftus gottes fon fy, vnd er vnſchuldig des 
todts, jo er dz volck nit verfurt, fonnder zu dem rechten 
waren glauben, als er fpricht, Dißer ift vnſchuldig des 
todts, ir wollent eumwern öberften fünig erüßigen, Darum 
fo hab ich vch genugfam und recht geichriben, vnd was 
ich geichriben bon ift geichriben , das er ift Iheſus Naza— 
renus, ein fünig der juden, darumb fo darffs feiner me 
glofiern, dan ich bon in verhört, noch befind ich die war: 
heit an im vnd ir habent in vnſchuldig gefrüßigt, wir— 
dent bus, darum laffent in fry ledig vnd nembt barabam 
ten morder hinweck. 

Alßo der meinung hat doctor Luter vnßers lieben heren 
iheſu Criſti ſelbs wort gehort (Qui sequiitur in me, non 
ambulat in tenibris) vnd verhört dieſelbigen, zeigt er 
vns an, das er iſt vnſer warhafftiger richter, warer gott, 
ven wir allzeit ewig loben vnd eren ſollen, vnnd ſchuldig 


289 


fin mit hochem fleyß, das er ſich vnſer erbarm vnd wir 
durch in heilig fin vnd werden, dan es ift alles volfomen 
geichriben von jm, Denfelbigen Jeſum (Verba mea que 
loquor,, vita et spiritus sunt), den pring vnnd fure in 
hinuß zu och, hörent fine wort ſelber, fehent an den ge: 
freügigten menfhen, den gefrönten fünig, ven erhöchten 
got, fine wort fin warhafftig, krefftig vnd lebendig. Wir 
bevörffen keins gebots me, Feiner ferten, feins gejaß, das 
fundament ift gefeßt, man bedarff feins anders grunds 
ver Schriften, er ift dz haupt der eriftlichen kirchen, Der 
tert (den er gemacht hat) bevarff feiner gloßen, weder 
durh die philofophi nach areftote. glofiert werden. Er ifi 
von jm felber warhafftig ftarf genug, alle ding zu be— 
weren, die warheit vnd vie lügen, Over ift der nitt war 
bafftig , ver zu Pilato gefprocden hat, Ich bin darum in 
viße welt geborn vnd fomen, das ich geb gezügniß ver 
warheit, vnd weitter, Jch bin ver weg, das leben, vnd 
die warheit, vnd mwiderum, Wan ich och die warheit fag, 
warum glaubt ir mir nit, welcher mich lieb hat ver be— 
beit myne red ond ift vß gott. 


Wz wollen wir viel mit betler, brieffen, bulfen, biy 
oder wachs, opinion vnd meinung bezügen, fo doch diße 
warheit vnd gezügniß genugfam ift, van es ift auch ge- 
fohriben (In ore duorum aut trium testium, pibi qui 
interficietur. Nemo ete.) Hör da fien fine wort lauter, 
Es fin dry jm hiemel, die zügen fin vißer warheit, dz iſt 
got vatter, fon, vnd heilger geift, Bund off erden au 
dry, das ertrich, füer ond waſſer. Gent allein den weg, 
fo die euangelifchen anzeigen vond zugniß geben (ich bin 
der weg), folgt mir nad, bereyten ven weg des heren, 
fagt Zohan. bapti. Ich bin das Ieben, wz wolt ir dan 
mit den todten menichen beiweren, As Decan, Areſto. 
Tho. welches leben da fagt, On mid) mögt ir nüft thon, 
Ich bin vie warheit, wz flehen ir dan vnd fuchent die 
‚ fügen, wz laufen ir hin ond ber, komen zu mir alle die 
da arbeiten ond beſchwert fin, ich würd och erquiden, fe- 
fig machen, ich wil vch Ieren warheit fagen. Alto lieber 
Murnar, findeft du alhie dz nyman mwarhafftig if dan 
got Criſtus Jeſus, vnd was nit v8 got ift, dz ift eytel 

x. 20 


290 


fügen. Darum fo hetteftu wol deine frag erfpart, als du 
frageft, Ob ver fünig von engellant ein fügner fy, mas 
dienen folche fragen bieber, weiftu aber etwas von füni- 
gen zu fagen, wer fie fin, fo wolt ich gern hören, ob 
könig Carolus vnßer genediger Feißer von dem geichlecht 
Melüfine were, welcher mir das fagen möcht, vff den wolt 
ich halten, als der auch etwas von ven menfchen fünigen 
wüft, wiewol es nit bieber dient, fo zeig ich doch an dz 
du beßers fragen möchſt, Vnd du haft dißmal antwort 
genug, hör vf von dinem fragen, fo darff nieman ant— 
worten. Dz du aber nitt darffeft alles allein fragen, So 
will ich dich auch einft fragen. 

Wan fundiget ein efel am allermeinften in gevdanden. 
Dver wan hoffet er am meinften vffs futer. Antwort. 
Wan er ein vollen fad trecht vnd ficht, fo fundiget er in 
gedanden, dz er begert vnd gedendt, D betteft du auch 
ein gut weich, warm futer vB disem vollen fad, vnd 
wan du allein by jm wereft, vnd vor dir leg, du wolf 
dich aud voll drauß freſſen, Dan fo hoffet er vffs futer, 
wo jm auch etwas vß demfelben fad werden möcht, Wie 
etlih münch auch thun, die weichen keß von dem fad ef: 
fen, wan man es nit fit. Aber wan ein efel ein pro- 
pheten trecht, fo fundiget er nit in gedanden, als fo er 
ſeck trecht. Es ift auch erlogen das fprichwort, fo man 
fagt, Du erſchrickſt wie ein efel, dem ein ſack entpfelt. 
Sie erichreden nitt all, dan fie mepnen, man woll in fus 
ter geben, daruß wo die fe enpfallen, Aber etlich erfchre- 
den jeß vbel, dag fie furdten, die fe werden in entpfal- 
len vnnd haben groffe forg, deßhalb folten fie gra werden. 

Sp die efel aber ein propheten tragen, fo fin fie frey 
on alle forg vnd meynen, er fit ab vnd vff waner woll, 
vnd fün fih Beben vas er nit fall, Das haben mwir wol 
gefeben, das der efel om alle forg ware, da der war pro- 
ybet gein Iheruſalem reidt, und on fund zu gedenden 
eng futer, dam die diener apoftel beten fie nit gefpeifet 
ond geziert. Imposuerunt super eum uestimenta eius. ' 
Cognouit bos possorem suum. Das rint hat erfant finen 
beren, vnnd der efel die Frupffen fines beren. Vnnd Ba— 
laam fin efel auch gefutert het. Et strata asina. Aber 


291 


er Shlugen nach demfelbigen futer, vmb das der eſel nit 
wolt zur rechten fitten noch zur linden gen, dan er wolt 
in der mit off dem engen weg bleiben. Der prophet was 
zornig worden, hat auch freifich ein mündsfutten ange: 
bapt. Aldo Murnar foltu ein gut erempel von dem eiel 
nemen, der auch etw; hat fünden reden vnd fragen. Quid 
feci tibi Cur pereutis me, Warumb nenftu doctor Luter 
ein lügner, was hat er dir gethon, warum fihlechftu mit 
diner fauft fine fiten, vnd war du das fehwert heift, du 
wolft in fchlaben. Aber ich radt dir, rite du vff diſem 
diemütigen efel (doctor Luter), welcher did im rechten 
engen weg (der heiligen geichrifft) wil tragen zu dem 
fünig, vnd neig dich nit zur rechten fitten (das du Luters 
fieft, das er dich felig mach), gang auch nit zu der linden 
fitten (dz du nit bapftiich fieft vnd glaubft er mad did 
felig). Sonder den rechten weg der felifeit foltu gen in 
Ehrifto den engen fchlechten weg, vnd gang nur ſchnur— 
ichlehts hin, fo darfeſtu nit viel fragens, Der weg ift 
gemacht gut vnd gerecht, ond zeichen oder bilvftef genug 
darin geſetzt vnd bevarff nit weiter zugniß oder zügens, 
Dan Eriftus hat die bilvhüßer, Speculatores, wechter ge- 
fegt, welde dir fagen, da beb an zu gen biß du zum 
endt Fomft, gang fein andern weg, nur ſchlechts fur, gang 
nit off die recht handt, gang auch nit off die Linde band, 
fonder bfeib nur mitten jm weg ſchlechts fur in Erifto. 

Sp du aber die wechter (doctor Luter vnd fine mitbrü- 
der) nit mwilt anfehen vnnd glauben, fo fie dir den weg 
warhafftig zeigen, würftu nad weniger glauben dinen 
fchreibern, ob fie ſchon vom todt wider vffſftunden, Summa 
fummarum, got wil gar fein zufaß bon. Consumatum 
est. Es ift alles volfomen, der weg ift gan eben geble- 
fiert, welcher den get, der ftrucht mit, er felt nit, er ver: 
fingt nit, ond es ift jm fein jchreiber oder doctor noch 
weg gleich, es würt auch feiner ein beffern weg macen 
(oder todt leiden) als er gelitten und gemadt hot. Deß— 
halb glaub ich dz der aller Eriftlich doctor Luter, vns 
weyße allein off dißen weg, diße wort, fohrifft, warheit, 
weg, leben und gebot, die mir follen hören vnd nachuol⸗ 
gen vnd mweißet ung recht, dan Eriftus fagt, Ich bin ein 


292 


guter hirt, ich ſetze myne fel fur myne fchefflin, vnd kenn 
myne fchefflin, vnnd myne fchefflin fennen auch mich, vnd 
hören myne flim, vnd fennen myne fiim, Aber der tag: 
loner nit, vnd wer mid Tieb bat behelt myne rev, vnd 
wo zwen in mynem namen byeinander ſten oder verfamelt 
fin, da bin ih mitten vnder inen, Wir werden vnßer 
wonung by jm haben, ir folt au nit furdten vie ſchelt— 
wort der menſchen vnnd nit werden erfchreden ir lefte- 
rung, Sch bins, vor mir iſt fein got geweit, vnd würt 
feiner nah mir. Sch bins, jch bin ver her vnnd ift fein 
felifeit on mid. Oder wüft ir nitt das die fchaldhafftigen 
nitt werden befißen das reich gottes, Vnd ir müſſet all 
vor den richterfiul Criſti, dz ein iglicher fag mit feym 
leyb was er gethon hat guts oder böß. Ir aber fiet ver 
tempel des Febendigen gottes, vnd ich würd in jnen wo— 
nen, vnd würt vnder jnen wandern, vnd ich würd ir got 
fin, ond fie werden mein außermwelt vold fin. 

Du folt dinen nechften menſchen, als lieb haben als 
dich felb, das ift dem erften gleich, in difen zweyen hangt 
das gang geſatz vnd die propheten, was du begerft das 
man dir thü, das thun dinem nechften, vnd was du nit 
gern baft, das thun dinem nachpurn aud nit. Du folt 
barmbergig fin als din hiemelfcher vatter, Du folt nie: 
man vrieilen. 

Suma fumarum, gott ift dein vatter, dein her, dein 
meifter, dein haupt, din allerliebften frund hab in Tieb, 
glaub in in, hoff in in, halt fine gebot, eer finen heili— 
gen namen mit worten, werden vnd gevanden vnd hab 
deinen nechften menichen Tieb, ich gebiet vch, dz ir ein 
ander lieb haben, als ich och Lieb hon, Alfo fol jder den 
anndern nuße fin vnd mit ſchedlich, wie leider die gange 
welt voller fehaden vnd vntraw find ift vmb guts willen 
geb got, vin vater, her meifter, beſt frund, haupt, werd 
geſchmecht oder verfpot, vnnd alle flet vnd ſeckten fint gan$ 
nuft wert, nüß, fonder lugenhafft von oben an biß vnden 
08 got helft vns. 

Die romaniften fagen, doctor Luter fy ein bub, Alto 
das auch ſchier die einfeltigen außerwelten, tvan es mög: 
lich wer verfurt werden von denen. Ob er ſchon ein bub 


293 


wer (alß die Iugenhaften giftigen Schlangen, Ecce ego 
polluam sanctuarium meum superbiam impij uestri) 
vßlallen ond ichs nymer glaub, So redt er doch vnd ver: 
kunt vns criftliche ding in form vnd geftalt der wort crifti 
felber, O ir Heinmütigen, welcher vonder och bat in zu 
eym buben gemadt, ir fiet jm fient das er nit ein bub 
wil werden, wie ir fiet, got weiß wol wer der ift, der fo 
treffenlich wider die rote hur zu babilon redt, vnd wider 
diefelbigen, die criſti wort mit dem arefto. befreftigen. 

Iſt doch got felb ftarf genug, der mit feiner weißheit 
vnd warem wort allein den lucifer von hiemel geworffen 
bat vnd mit finem waren wort allein die hei zerftört on 
alle menſchliche hilft. Solt er dan nit die romaniften zer- 
Hören, allein mit finem waren wort, das er des arefio« 
telis oders thome noch des fchulmeifters zu pariß darzu 
bedarff zu ſinem wort ond ſtreit, dan er würt ſolcher 
ſchul vnd locaten am jungſten tag auch nit mit jren groß 
fen fappen bevorften, Sonder fo es doch felbs zwitrechtig 
sin ond ire fohrifft wider einander, Dan ſolche fchrifft vnd 
menfchen naturlich meifter frhreiben ond fagen. Wir men: 
ſchen follen einander lieb bon, dan die natur vermaas 
ond befinden vnd fehen das an den vnuernunfftigen thie— 
ren, das jdes geichlecht hat finggleichen Tieb, Iſt ein gut 
vermanung von den naturlichen meinftern, Iſi. Pi, Ari. 
Aber fie geichweigen etlih, got din vatter ond her hat 
dirs gebotten, Sonder zeigen die ſchwein, fB eins gefchreiet 
wurt laufen jm die andern zu hilf. Die hund fien ein- 
anter by zu bilff, die henn befchirmbt jre jungen vnd 
funft viel naturlihg guts dings. Aber got Criftus vonder 
Kieber her ift krefftiger dann ſolche ding, prechten zwei: 
feln, opinion, aberglauben, abgottery, vnd ift diße natur- 
Jih probirung wider fib felbs, das wollen wir fehen 
Vnum simile diligit sibi simile. 

Nit follen die groſſen fternenfeher viel götlich ewig wort 
glofiern mit zergendlichen, dan got hat felb fine wort 
volkomen Frefftig gemacht vnnd gefproden, das fie all ge: 
nugjam (onn alle zufag) war fin, Ee muß Hiemel vnnd 
erden zergen, als er fpriht, Myne wort zergen nymmer, 
Der din wort bleibt ewig in hiemel vnd vff erden. Wan 


294 


ein ſchwein gefchreit würt komen jm die ander zu Hilf sc. 
So fie aber ober den narten zufamen fomen, mit einan— 
der efien wollen, fo beyiien vnd ftoffen fie einander gy— 
tziglichen vntrw von der fpeiß. Da fehen wir wie gar 
fin die götlihen wort befien werden ewig, wo wir fie 
mit menfchendant begloßen wolten. Alßo auch vie hund 
hüner, ob diße ſprüch jm erfien etwas guten ſcheins ge- 
ben wurden, fie doch jm andern nit beften, Dan ver got, 
der vns gebotten bat einander lieb bon, hat ung au 
gebeiffen einanter traw vond holt fin, nit ligen, nit fielen, 
nit rauben, nit tödten, byfen oder zürnen. Darumb ift 
folihs eytel fanthaſy krefftig furwenden vnnd die wort 
Eriftt verblennen, als weren fie nit flard genug, dann 
wo es not ift geweft, naturlich erempel zu geben, fo bat 
Eriftus vnſer got felbs gethon, volfomen vnnd gefegt. 
AB das heilig Euangelium von dem fomen der in die 
vorn, fein, weg, vnnd gut ertrich gefallen ıft (das gotes 
wort), das Ieße, betrachts, nyms zu dir, es pringt hun- 
vertfeltige frucht in gedult, vnd das rych ver hiemel ift 
glih einem reichen man, der hat ein groß nachtmal be— 
reit vnd viel geladen. Aber vil fin berufft vnd wenig 
oßerwelt. Vnd folicher erempel gnugßam hat got geredt, 
dz die fohrifft wol gnugfam probiert if. Dauid hat nuft 
witer darzu Funden fegen. Paulus auch nitt. Dan ny= 
man mag anderft flellen ein funvdament dan gefeßt tft 
ond ob jeman anderfi fagen würd dan vns Criftus ge- 
fagt hat, ſy verfludt. 

Es möht aber etwan ein Sophift (Mamalus) iprechen, 
die naturlichen meinfter fegen allein das beft auß der na— 
tur der thier, daruß die menßlich natur bewegt fol wer— 
ven zu gutem. Antwort. Welchen menfchen vie gnaden 
vnd geyft gottes nitt bewegt zum gutten, der würt ewig 
böß bleiben , onnd welcher fih nit beffert von dem feben- 
digen doctor Luters fchreiben, der da götliche wortt fchreibt, 
Denfelben bößen menſchen würt warlich der todt Ptolo— 
meus, bayft Leo, nach Zulius beferen von finer verftodten 
boßheit, Haftu nie gehort, das man fagt, Du bift frylich 
von natur ein böß vntrw, gptzig menfch, fo nu die natur 
ver menschen alweg in boßheit geneigt, Iſt nit winter, 


295 


das die papifien dem wort gottes vnd Lutero widerig fin, 
ond heiltung bücher verbrennen vnuernünfftig vnd nit wolt 
entpfangen die frefftige fpeiß vnd trand, die doctor Luter 
mit och teylen wil nach finem vermögen, fo feherret ir in 
mit fuffen Hinderfich wie die henne, ond beiffen in in fine 
Heilge hend, mie vie wütende freffige hund den jungen 
finden thun, fo fie inen auch geben wollen. Darpmb fo 
iſts nit gut, dag man nem das brot ond gebs den bunten. 

Das aber die wort Crifti on allen zufaß Frefftig war 
fy, hatt got noch vier gezügen. Ein engel, ein vogel, ein 
fewen und ein rint. Die vier euangeliften, da Ezediel 
fagt, Sglicher hats vier flügel, fver hat vier angeficht, 
vnd mil crittus feinen bon zu zügen, dan fine jungern 
vnd fagt, Fr werdent gezügniß geben von mir, Darum 
gibt der götlih doctor Martin Luter, ih vnd alle junger 
erifti genugfam gezugnis, was gezügniß, die gezeügniß, 
Dz die wort gottes, die wort Erifti fing eingebornen 
fons, den er haut geborn hat vnd in demfelbigen wort 
vnd Iheſu ein gang mwolgefallen hat, allein krefftig war 
ond Tebendig fin, onn allen zufaß oder witer bewerung, 
Dan er hatt fie bewert, da der vatter fprach (Ipsum au- 
dite) vnd der fon (Venite ad me omnes) quia consu- 
matum est. Dan diße wort fint mit funff blutiger infigel 
befigelt, mit guter, geweifler, warhafftiger kuntſchafft, welche 
zügen am jungften gericht nymer verworffen werden mö— 
gen, Ee müft darum hiemel ond erden verftörf werden, 
ond ift dz der recht nechft, gleich fuber weg zur felifeit, 
Da doctor Luter off der wart fteet vnd zeigt vns mit 
dem finger vnd fpricht, Jlent Hier zu ond gent den weg 
ichlechts nit weichent zur rechten handt auch nitt zur lin— 
den, fonver ven fhlechten, engen, waren weg, da Paulus 
offbliben ift, dan va er zur linden handt gen wolt, va 
zeigt jm Erifius den weg vnd fprah (Darum est tibı 
vt recaleitres stimulo), Quia magis oportet obedire 
deo quis hominibus, Iniquitatem et contradictiorem 
uide in eiuitate. 


296 


CGoncelufio 


Lieben brüder, wüſſent, got ift warhafftig vnd gerecht, 
es iſt aber vnmüglich das got Tieg, Darumb ift es er- 
fchrofenlih infallen in den gewalt vnd hende des lebendi— 
gen gots, Lont vch got hertzlichen vber alle ding lieb fin 
ond biibent by im, weichent nit ab weder vff die recht 
noch vff die linden bant, dan er hat uns gewarnt. Hü— 
ten vch das villeiht eumer ber& nit werdt betrogen vnd 
frembde götter anbett. Dan alle ding fin och gebenediet 
ond alles das eumer her begert das efjent vor dem he— 
zen. Nieman fol vch werden vrteilen im fpeiß ond trand, 
aber hütten och, dz ir got nit verlaffent, wan er hat in 
aller eumwer befißung fein ander teil. O ir blöden men- 
fchen, hört den heilgen geyſt, Hört vff vbels thon, vnd 
lernent wol thon, dz nit kom vber vch der fluch, ſo ge— 
ſchriben iſt. Ezech. Gent hin durch die gantze ſtat, durch— 
echt fie, ſchlahent fie darnider alt vnd jung. Aber vber 
allen denen, ſo ir werdent ſehen das zeichen Thaw ſo— 
lent ir nit werden tödten vnd hebent an mynem heiligen 
öberſten tempel an, vnd ich würd wider vergelten jm weg 
ober ir haupt, vnd würd hinwecknemen das ſtinen her 
von jrem fleifh ond würd in geben ein flepichig berg, dag 
fie in meinen gebotten wandern vnd myne ware vrteil 
balten vnd thun, vnd ich würd inen geben ein her& vnd 
ein numwen geyft in ir gliver, dz fie fin myn vold vnd 
ich ir got. 

Her got du bift warbafft onnd gerecht, vor dir mag 
fein onmilter beften. Gib genad vns zu fliehen onder din 
bandt zu dinem wort. Her din wort ift ſeltzam in den 
oren vieller menfchen, Dz vold ift verbert, es verbrüßt 
zu hören die propheten, Her es ift fchlefferig, es murmelt 
vnd ift ftardhelfig. Her dine wort gefalen nit in jren 
oren vnnd verclagt dine propheten fur den vnweiſſen rich: 
tern, was du heift reden das verladhten fie, vnnd verbie- 
ten treuwen, neiden, haſſen, vnnd haben lieb die falfchen 
propheten, welche in fagen, das fie gern hören mit men» 
fohenfaßung erfunden. O her fende dine gnad vnnd din 


297 


ewigs wort in die oren unters hertzen, O erfchrodlicher 
got, ich bit du wolleft halten dine barmbergifeit mit allen 
liebhabern diner gebott, wir haben geſundiget vnd vie 
ongererhtifeit getbon vnd fin abgewichen von dinen heili- 
gen gebotten, Wir fin ongehorfam geweßt dinen prophe— 
ten, die in dinem namen geret haben, vnßern fünigen ond 
furften onfern altuettern ond allem wolf ver erden. O 
ber by dir ift die gerechtifeit, by vns die fund, vnnd find 
abgewihen von dir vnnd haben nit gehört vie ftim ding 
vberwelten liebften fons vnßers heren Iheſu Ehrifti, das 
wir wanderten in dinem gefaß, das er ons hat geiegt 
durch fine knecht, wir haben vbergangan din gebot vnnd 
haben nit gehört dine fim, darumb fo fompt das böß 
alles ober vnns, noch haben wir nit gebetten din ange: 
fiht, das wir miderferten, O ber vonder got gib gnad 
das wir betrachten die warheit vnd verlaffen die boßheit 
ond fund, D her du bift gerecht in allen dinen werden, 
ich bit, theil mit vns dine gnad vnd barmbergifeit, ver: 
zeihe ung, vnd wend von vns din grimen zorn vnd erhör 
nu das gebet diner fnecht, neig din orn zu vns armen 
vnd thu off dine barmhergigen augen vnd fihe vnßer zers 
ftörung, dan vnſer gebott fpreiten wir vß zu diner grunt- 
Ioßen barmbergifeit, erhör vns, verfchon ons, beſchirm 
ung, vermerd vns, vnd thue vns gnad, dan wir ruffen 
an dinen heiligen namen vnd befennen vnßere ſchwer fund, 
Her gott erhör vnßer gebet, dan du haft gefprocden, vu 
wolleft nit den todt des funders, ſonder me, das er be- 
fert werd ond leb, Auch in welder ftund fich der ſunder 
erſüfftz, wolleft jm der fund nymer gedenden. O her gib 
ung barmpergifeit vnd alle die benediung, dan wir glau— 
ben, lieben, hoffen, onnd bitten dich, du woleſt ung fen- 
den din ewigs wort, das din nam in ung gehelget werd 
jmer ond ewig Amen. 

Got weiß aller menfchen ber vnd namen, ob fon 
mynen namen die Romaniften nit feben, fol fib nyman 
verwundern, ich bin ein heymlicher junger Crifti, So 
feht alleyn myn hertz, das ich got fur och bit vnd alle 
welt das ons got wol genedig fin. fine wort in ons freff- 
tig werden, damit wir all mögen fin lob vnnd er prißen 


298 


(das wol got) vnnd ift diß feinem menschen zuwider ge: 
macht, aber allein angezeigt, wie e8 gar felgam vnd vn— 
warbafftig onrecht zuget in der welt, das die gebot gotes 
veralt fin in der gangen Erifienheit, vnd der Dietrich von 
bern me gelefen worven ift, dan die bibel, Darumb io _ 
laſſent uns fißen allein off den felfen der Eriftlichen kir— 
ben, welcher ift das recht haupt, weg, warbeit ond Leben, 
Iheſus Eriftus, vonder got, heyl vnd feligmader. Dem 
fy Lob, ere vnd dand ewig Amen. 

Welcher vermeint hie von jm geret fy, bit ih, dag er 
gar nitt zürnen woll, ſonder er fere fih willig zu Criſto 
vnnßerm beyl ond Halt darfur ſolchs als in guier Erifi: 
licher meynung geſchriben ſy, das wir anfangen gott lie— 
ben vnd vnßern nechſten wie vns von got gebotten ift, 
vnd dan alßo fleiffig bebarren biß ins endt, dag es alßo 
fy, So nym daruff diße Epiftel von Crifto Iheſu, ven 
gekrützigten, unserm got, allen finen lieben jungern on» 
dienern heymgeſchickt. T 


Der fendtbrieff Iheſu Criſti 


des worts gotes vnd Son Marie finen liebften Dienern 
ſy bey! vnnd felifeyt Amen. 


Iheſus ein bifhoff und altuatter, Ber vater vnd ein 
mitbruder Aller Diener gotes, allen vnd jden vßerwelten 
vnd liebſten kindern, Sünen vnd döchtern, fy das götlice, . 
ewige heyl vnd felige benediung. Aller libften finder, Das 
felig gefaß ond regel euwers heiligen ordeng, welchs ge- 
fa gott myn biemelifher vatter vnd ich vnd der heilig 
geyit von erften genedig haben in eumere bergen geiegt 
vnnd gepflanget. Alto befeftigen mir och diefelbigen vñ 
gotliher gewalt vnd almechtifeit vnd vß myner gnaden 
gegenmwurtifeit beftetigen mir vch dieſelbigen it vnuer— 
bruchlih, zu welchen gefaßen vnd gebotten infuren wir 
vch mit guten erempel ond faßen die alßo ift (Du ſolt 
lieb bon got dinen beren, v8 gangem dinem bergen, vB 
gangem dinem gemüt vnd ganger Diner fele, vnd auß al- 
ler Diner krefften, das ift das allergröft vnd das erſt ge: 


299 





Puer natus est nobis, et filius datus est nobis, 


bot. Aber das ander ift dem gleih, Du folt lieb haben 
dinen nechſten menschen alß dich jelb. In den zweyen ge— 
botten hangt das gantz gefaß vnd propheten) willig zu 
halten. Bnd alle die digen gebotten vnd gefaßen werden 
nachuolgen, ſy eweger frid vber fie vnnd die barmhergi- 
keit. Darumb To zimbt fih gar feinem menſchen viße vn— 
Ber jchrifft ver gebotien iniegung, beftetigung vnnd befe: 
fligung vfflößen oder Freuelich wiperig fin. Ob jm aber 
einicher folches zu uerfudhen furnemen wurd, da wider zu 
tbon, Derielbig fol wiffen, das er würd infallen in myne 
vngnaden vnd zorn des almechtigen gots. Geben in dem 
jrdiſchen paradeiß von erichöpfftung ver welt, vff fritag 
bapftum myn ewiger biſchoffs vnd priefters jm ewigen 
jar, beftetiget ond befigelt an dem heiligen Farfreytag au 


309 


dem olberg mit mynem Ffoftbarlih vnd rofenfarben blut 
in dem jar von erfhöpffung der welt, Fünfftaufent zwey: 
hundert vnd vriffig dry jar. 

Doctor Martin Luter vnd ein Criftlicher Terer, junger 
Criſti weiß wol das weltlich Iob vnnd glori ift wie vas 
wafler binflüffet (Sieut umbra pretereunt) vnd der men- 
fhen gedächtniß vergeet mit dem glodentbon. Darumb fo 
werden nitt megnen ir papiften das im wolgefal von jm 
(onder berglichen erfrewt er fi bören in ung, von vnd 
mit got) zu reden, befonder fo fin allerliebiter ber Jeſus 
fagt: Lieben fonlin, ich fag oh fürwar, Der knecht ift 
nit größer dan fin her, noch vber finen heren, Der bot ift 
auch nitt ober den, der in gefant hatt, So ir das werden 
wüften, fo werden ir felig wan ir das thon werden, Ich 
fag vchs nit von in allen, ich weiß, welche ich bon auß— 
erwelt. Darumb fo ift der bapft nit vber Eriftum, wie 
hat er dan fine wort vBzulegen nach finem wolgeuallen. 
Doctor Luter ein bot vnd junger des beren ift aud nit 
gröffer, dz man fagen mög, dz ift Luters lere, Sonder 
es ift Chriftus Iere, Criftus wort. Aber Criſtus weiß wol, 
welche er außerwelt hatt, dan er hatt nit von allen Ro- 
maniften gefagt, Sonder diefelbigen hat er erwelt, die da 
hülen vnd weinen, aber die welt fraumwet fib. Gr wer: 
dent aber trurig und eumer betrübniß wurdt geferdt in 
grofe freüd, welche nymer würt von vns genommen. 


AMEN. 


* 


Lößent Ablas vnd gnad, welcher das wort gottes 
lieb hat. 


Datum Ex Mithilena insula. Anno. xxiij. 


301 


III, 


Hin fchöner dialogus 
Bud gefprech zwifchen aim Pfarrer vnd aim Schult- 
bayß, betreffend allen übel Stand der gayitlicen. 
Vnd böß handlung der weltlihen. Alles mit 
geysigfayt beladen ıc. *) 


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”) In Duart, mit einem Holzſchnitt. 


302 


Schulthayß] herr Pfarrer bona dies ſynd wilkum ins 
wirghauß woher Freücht ir, wz fagt ir newer mär, was 
veß verhanden ift, Sagt mir etwa da bit ich euch vmb. 
Pfarrer] Fieber Schultyayß ich kum erft von Hagnaw vnd 
bab vil felßfamer mär gehört, befonnver fagt man vil vom 
Türden, auch vom ber&og von Geller wie jm ver fünig 
von Frandreyh wol wöll, auch vil vom welichland zii: 
fben bapft vnd mantaw, ond vergleih vil. [Schulthaiß] 
was hört ir dan vom Luther So yeb zu Worms giwefen 
ift. [Pfarrer] was gat mi ter münid an, Er ift ain 
feßer, er redt vnd fohreibt widern glauben, warlich er wirt 
fein Ion fonden. den er verdient hat, vnd alle die jm an- 
bangent. [Schulthayß]) warum herr Pfarrer, nun bat er 
doch gut vnd Eriftenlih ding gelert vnd gefchriben, das 
dem glauben nicht abnymbt, er macht jun mol gut, vnnd 
vergründt all fein gefchrifft in rechtem glauben, vnd auf 
fant Pauls Ier, ond fiert ons auß vil firiden die vns die 
gayftlichen lang her gelegt bond, vmb gelts vnd guts wil- 
Ien, darzu bat er vns erſt ain gutten rechten verftand inn 
dem hailigen gebett des vatter ünfer geleert, das er in 
aim büechlin, fo ſchön erflert hat, des fich ain yetlich Chri— 
ftenmenfch freumen fol, wär es lißt, als mir ed dann mein 
ſchuler fo gar hübſch gelefen bat, darzu hatt er vnß aud 
leeren recht vnd grüntlich beychten, mitt aim furgen ſchö— 
nen begriff, vnd vns auß vil yrfal entleviget, vnnd das 
gebot gots vil ringer angezaygt, das ir pfaffen all vnns 
vorbin fo gar ſchwär gemacht hondt ꝛc. [Pfarrer] wie 
fann das fein, was von dem Bapft vnnd von den feinen 
vorfaren gemacht ift, ift gutt vnnd gerecht, was aber Lu: 
ther fchreibt ift wider die criftenlich Firch, vnd wider die 
gayftlichen recht. [Schultyayß] wer ift die Eriftenlich kirch. 
[Pfarrer] habt ir eg mit offt von mir an der predig ghört 
der bapft onnd feine Cardinäl all biſchoff vnnd prelaten. 
[Schultbayß} folt dan der bapft vnd dißer anhang die Eri- 
ſtenlich Firch fein das glaub ich nit, So fagt man er feß 
ſelbs das gaiftlih recht, dz mag er machen wie er will, 
ich forg es fand wenig auß dem gefaß gotts darinn, Als 
ih dann hör daheym von meinem fehuler der mir die pau— 
ren mit freyven an der wend auffichreybt, dann wann die 


303 


eriftenlih Eirh allain an jm vnd feinem anhang ſtünd, 
Sp het wir armen Criften ain verloren fpyl, fan ver 
bapft vnd diefelbigen nit auch jrren vnd fünren, So man 
on des mit vil guts von inn fagt, was foll ih dan guts 
von in gedenden, hört ir nit wz Doctor Martin Luther 
von in allen fchreybt, was groffer böffer ſtuck ſy handlen 
vnd thund zu rom, mit pfründen Fauffen vnd verfauften, 
taufchen, verwechßlen, darvon nemen, vnd nit befißen, noch 
verdienen, vnd des dings vil, wie ſy auch durch die fa- 
fien vnd allezeyt flayich eſſen, vnd vns alle ding verbietent, 
vnd wie fy mit fchantlihen dingen überlavden ſeynt ꝛc. dar: 
zu ift all ir ding auff dz gellt, von ons mit hauffen zu 
fordern gericht. Zu difem allem fo fich ich hie im teütſch— 
land von den bey uns mwonent auch nit vil guis, vann 
dz fie mit groffer berfchafft vnd fylli der pfründen vil vn— 
nug bradts halten, mit groffem gebreng ver Flayder, von 
allerlay fort, ſeyden röck, vnd überigem gwandt, und klay— 
nat, von gold, vnd anderem gezyerdt, wie die weltlichen 
fürften vnd grauffen thund, das follent vnſer prelatten fel- 
trager vnd fürbitter fein, fy befümmert nit wie Paul zu 
ven Römern am rij. fpricht, fierent gut wandel vor got 
vnd vor den menschen ꝛc. Vnd daz ichs baß beftät, ſo 
bin ich vetz am Oſtertag zu Straßburg geweſen, da ſach 
ich ain gebrengck vnd hoffart vnder den pfaffen in der kir— 
chen, vnd auff der ſtraß, vnd wenig andacht darbey, das 
mich erbarmet das ſy ſo vil rendt vnd gült ſo übel ver— 
zerent, Sy haben vil knecht ſchreyber vnd buben das in 
dient vnd nachgat, on das ſy in iren höffen nörent von 
liederlichen weyber, kuppler vnd ſchalckßnarren, deßgleych, 
vil überiger roß, vil der hund, federſpyl, das iſt jr libe— 
rey, vnd bücher, darin ſtudiern ſy, fürwar ſpotlich iſt es 
zu ſagen, vnnd zu dem allem ſo fleyſſent ſy ſich ſo groß 
täglichs gen Rom, vmb preleturen, Pfarren, vnd dergleych, 
alls wellens ewigklich leben, auch begabt man vetz künder 
in der wyegen, vnd rotzig buben mit groſſen pfründen, 
Dieſelbigen nympt man in der jugent ſo kain vernunft 
da iſt, entzuckt ſy gott dem herren, vnd ſchenckt fy dem 
teüffel, Warum geſchichts aber, jr eltern brüder vnd freind 
nörent ſy mit in, haben ain auff vnd zureytten, vnd gond 


304 


zu in, allio werdent die goßgaben verzert, vnd wan ichs 
reden bevörfft, fo thund fy all mit inn den bettel freſſen, 
Daſelbſt foll ver ainer fo vil verdiennen, von fyli der 
pfründen groſſen goßgaben, darhinver weder funft, ver: 
ftand, Bund kain geihidlihayt noch andacht if, damit 
dann die abgftorbnen ftiffter getröft und gegen got erbet- 
ten, oder die armen menfchen geſpeyßt folten werden, nur 
allain betrachtung zu wolluft in allem übel ꝛe. Merdent 
darnach auf vie myndern pfaffen als Bicarier, Eaplön, 
helffer oder Pfarrer, auf den Stifften, oder funft, was 
erberfayt vnd andacht bey etlichen vnd der merer tayl fih 
balten tdu, im firden oder auff ven firaffen, Desgeleych 
ir funft vnnd geihidlihayt, Dann wz fo inn ven firchen 
thund, es ſey auf Stifften, pfarren, oder in Höftern Das 
geihycht allain durch betrachtung des geytz, man fyndt 
yeg wol etlichen pfaften in ainer firdhen, wann er ain 
altar zu ainer mes thut beraytten, So berayt er mer dan 
ain ſtundt daran, vnd macht ain gebrengf vor, als wöl 
er gaugflen. Befonnder auch ſo beklaydt vnd zyerdt er 
die hültzin vnd gemalte gößen auff dem altar, vmb geyg 
willen, damit diefelbigen von ainfeltigem vol angebeiten 
vnd geerdt werden, Das dann gott hoch verbeüt dur 
ven prophetten Baruch am vj. Capittel. Da ſpricht got 
die füllent werden geſchöndt, Die ſölch hültzin gemalte, 
Oder filberin bilonuß anbetten, Auch verbeüt gott föllichs 
dem vold nit zu offenbaren, Für, oder neben got, anzu: 
beiten, over faine liechter orer laternen fürzufenden, Aber 
yes die pfaffen vnd münich vie laſſens alls durchhin gan, 
vnd raygen daz volck darzu, allain von des fchantlichen 
geyg willen. Säch ainer auff, in Flöftern wie ſy mitt aim 
bauffen zedel zu verfünden auf die fangel fiond, Vnd wiſ— 
fen daz es wider got ift, Beſunder wo es ven bößen geytz 
anirifft, Wo aber fölliches anträff die werd der barmher— 
gigfait, Die menfher für ainander zu’ bitten, Over für 
die armen zu erneren dag wer ain gut: werd, Dann warn 
ſöllich prediger fleyſſig betrachtten thätten vnd bielten die 
dailig weyßſagung Malachie am andern Eapitel, Da fpricht 
der herr D ir priefter ob ir nit wölt geben glory meinem 
namen. Sch würd euch verfluhen ewer gefengungen, 


305 


Wann die Ieffgen des priefters behüettent die weyßhait, 
dann ain föllicher ift ain engel des herren, Aber ir ſeind 
gewychen von dem weg, vnd haben manigen geergert in 
der Ee, jr habt eyttel gemacht das gelüpt Leui. ꝛc. Söl— 
ichs if fain betrachtung bey euch, Dann warn ain fölli— 
cher den halß fürftredt, Es fey kirweich oder funft, fo ficht 
er fih vmb wie ain vogler, dem die vogel einſytzen ſöl— 
Ient, oder gat vor vmb, von aim zum anndern als wol 
er zum dantz laden, ob jm jendert zu opffern werd, 
oder hat etwan zwayen oder dreyen ain meß veriprocen, 
nymbt von yedem gelt, als fey die meß allain, fein ver— 
nympt er dann ain prefeng in der kirch fo laufft er inn 
for. hinzu, ſtelt fih in aiı ſtul, vnd krümbt fih wie ain 
fadtpfeyffer, treibt nicht dann vnnütz geſchwetz, nymbt die 
prefeng ein, Vnd fprech der feel nit ain vatteronnfer nad, 
Wyrfft fich vmb, lauft zur kirchthür hinauß, den nechiten 
ſeim hauß zu, fo kumpt jm fein köchin entgegen, die bes 
focht jm den prunen im fedel, fo hat er darnach der kir— 
hen gnug, Denn fo ftelt er fih für die fromläden, da 
ftudiert er alle menfchen auß, wer auff vnd nydergat, oder 
feßt fih ainer ing weinhauß wo er ſeins fugs findt, da 
fernt er rechnen ond münß kennen auff der fartten over 
wirffel, leut-man dann zu vigilg, frägt es nit viel, fo 
bleibt er fißen, trägt e8 aber etwas guis, So laufft er 
fluchs in die firchen wie ain wolff in ſchaffftal, Sobald 
er die preſenß ergreifft, fo zapfft er fich bald wider dar: 
uon, den nächſten wider zu feinen funden, den bringt er 
ain neüs geltlin, da betet er die vigilg felb viert. Sigt 
darnach füllt fi) biß mitternadht, das man jn haymfüe- 
ren muß, am morgen fiht er wie ain abgeftochner falbe- 
fopff, if dann funft ain ander fo erber, der ſöllichs nit 
thut, vnnd bleybt daheym, fo hat er funft fein kirchtag 
mit feiner gertraudten, die ift ber im hauß, gat zu fir- 
chen vnd firaß her brangen, ale ob fy mein fram richtes 
rin fey, wär fy nit fendt der hats für erber, fo fy ſchon 
daruor vill ſtäl durchloffen hatt, vie ift geſchickt zu gaiſtli— 
hait, der pfründ gut vnd gült zu uerzeren, föliche iſt dann 
ewer aller arbeit, ſchaw dann ainer wie jr fo erber ains 
tayls geflaypt daher gend, mit außgeſchnytten ſchuchen 


x. 21 


306 


vnd lappetten baretten wie die langfnecht, meer will ich 
euch fagen, als ich fürtlich von geichäfft wegen zu Worms 
geweien bin, da hab ich vil felgamer wunder gefeben, 
mit groffem gebreng der gaiftlichen, deßgleih von vnzim— 
lichem frefien, ond zu trinden an jren böfen, dz mic 
warlih zu grob gedaudt, fo hab ich gehört das die Ro- 
mer fo da gelegen find, die gang faften, fleyſch geilen ha— 
bent, ond gebiettend Doch vns zu faften, vnd Ol, vnd an— 
ders efien, warumb ift es ons verbotten, das wir es ains 
tayls mit gelt von inn fauffen müſſend, alfo macht man 
vnns zu narren, folihs vnd dergeleichen treybent petz die 
gaiftlichen. Sol das die Chriftenlich kirch fein, fo haben 
wir ain felgame fir überfummen. Diß alls firafft der 
Luther, warlich meins bedundens recht vnd wol. [Pfarrer] 
Ad lieber Schulthaiß jr thunt jm zu vil, jr fölt nit alfo 
reden, jr verfiond es nit, man hatt eich etwan auß nepd 
alfo von jnen gefagt, fo glaubt jr leychtlich. LSchulthaiß) 
Wie maint ir ob ich zu bald gelaub, fo fragend den fru: 
men pafhguilum von Rom, wie es dafelbft zugang, vnd 
herr Vlrich von Hutten denfelbigen glaub ich wol, au 
wayßt der Symon bei mol darvon zu fagen, wann er 
es dörffte thun, vnd er nit des bapfis Diener wär. So 
bab ich ſölichs yeg zu Worms felbs gefehen, So wayß 
ih woll wie e8 zu Straßburg vnd Speyr auff bayden 
ſtyfften zugat, So hör ich es ſey auff andern ftifften überal 
auch alfo, Das nit wunder wer dz ſp vns mit jrem bö- 
fen leben aberglaubig machten. [Pfarrer] Bnd wann im 
gleych alfo wer fo hond ir, oder fain lay ſy om fülde 
zu firafen, Dan got fprict Mattheij am xxiij. Capitel. 
Ir ſölt nit nach iren werden, befunvder nach jren worten 
thun. (Schulthayß] Sol ſy niemant firaffen, mein ſchu— 
ler fagt mir nähermals, Es fiand Matheij am xviij. ge: 
ſchriben, fündet over irret dein bruder, fo ftraff im; nimpt 
ers nit an, So nym no zwen zu dir, hilffts nit verklag 
in vor der gemayn, Straft doch fant Pauls Petrum ad 
gallatad am andren Cap. As ain jrrigen ıc. Dann 
wan ewer leer fain nuß ift, vnd dz ir andere ding fagent 
dann bie recht gotsleer ift, Bnd vns vil an die gotsler 
wend benden, wem foll man dann volgen, dann als ich 


307 


son meim ſchuler beriht bin, So flat Mathei am fünf: 
ten, nit ain fpygli ains buchflaben foll zu dem gebot gots 
zu oder abgon, over gethon werden, mer in Appocalipfi, 
ftat am letſten Gapitel, Der ift fälig der da bebüt die 
wort der weyflagung diß buche. [Pfarrer] eylieber Schult- 
bayß, der fchüler verftats nit, Laßt inn nach parttegen gon, 
Wyoſſent ir nit das dife vnſer obern vnnd gaiſtlichen nit 
zu ftraffen feind, Vnnd haben den gewalt von got, Fra= 
gend ewern fihuler ob er nit woß was Paul zu den Rö— 
mern, am xiij. fagt, wer dem gwalt wiverftat, Der wider: 
ftat got x. [Schulthayß)] lieber fagts volhin auf, Stat 
nit hernach, Der gewalt trägt das waffen nit vmbſunſt, 
Da maint er das ſchwert des weltlichen gewalts, aud 
mer flat hernach venfelbigen gebt auch den zing, oder den 
zol, oder die eer, oder wen maint ir den gott oder fant 
Pauls anders gemaynt hab. [Pfarrer] ven bapft, Eardi- 
nal all Bifchoff Prelaten vnd Pfarrer, Vrſach das ir ung 
ſchuldig feind zu opffern zehenden zu geben, beychtgelt, 
tauffgelt Sacramentgelt Vnd des mer on not bie zu fa- 
gen. (Schulthayß) Barum bat dan gott der herr gefpro: 
chen, do feine junger fragtent welcher under in der merer 
folt fein, Do gab er in antwurt, Welcher der merer wol 
fein der foll der andern aller diener fein, Er wolt jn fais 
nen infunderhait ernennen, Er bie ſy al geleych predi- 
gen, aufflößen, vnd bynden ıc. Sch wayß woll das ir pil 
begerend, auch nement, vnd haben wend, daz weder recht 
noch zymlich ift, Woher ift man eüch follihs alles fhul- 
dig, dz man eüch fol fo vil brot und wein, ſchmaltz, mel, 
vnd ayer, vnd gelt opffern, Das ir mit ewern bolftermu- 
men verfrefient, Wyßt ir auch das fülihes opffer ain al 
muflen ift, Vnnd wo die menfchen auß andacht, on bezwun— 
gen dz herdryegent, Sp hört es armen leütten, Vnd nit 
euch, wie dann bey der erften kirchen der brauch geweſen 
ift, So habt irs zu eüch gezogen, fo fumpt ir mit dem 
zehenden, Da mwölt ir ons gar mit fehynden, es fey von 
forn, Allerlay trayd, kelber, ymmen, fchaff, oder lemmer, 
ops, vnd alles, nichts kann vor eüch aufffummen, Wa— 
rumb foderent ir nit auch von newgeborne künder, So 
möchten wir zukummen, ſo hulfft ir vns auch dieſelbigen 


- 


308 


erzeychen, Dann was viejelbigen ſöllend eſſen, Müß wir 
eüch geben, zaygt mir an, Wo hats gott eüch alfo zu ge- 
ben beuolben, vnnd darzu fo doch ir funft in allen dingen 
frey welt fein feinem weltlichen gewalt nichts zu geben, 
euch benügt nit fo ir fehon im etlichen reichsftetten fleür- 
frey, wacht, vnd vmb gelt frey, vnd wol verwardt fit, 
ir woltendt gern grund vnd boden türn vnd thor darzu 
haben, Wolt doch got der herr auch dem weltlichen gewalt 
auff erdtrich vnderthänig fein, Do er zu Petro fagi, gang 
ans mör, den erften fiih den du facheft, Da fynft ain 
pfening bey, den gib für mich vnd dich, ser hat nit gehapf⸗— 
fen den prieftern over gleichöner geben, Er maintven fay: 
fer vnd weltlich gewalt, Mer fo Hör ich von meim ſchuler, 
dann was ich red fumpt auß meim ſchuler, Ich fan weder 
fihreyben no leßen, Derfelb fpricht, Es fand Mathei am 
x. Eapitel. Got Spricht zu den Appofleln, vnd zu eich 
vfaffen allen, predigent des hymelreichs zunabung, haylens 
die franden, erfüdent die todten, rainigend die auffeßigen, 
vergeben habt irs enpfangen, vergeben folt ird aufgeben, 
nit wölt befigen gold oder filber, mer muß ich eüch wey— 
ter von gwalt fragen nach ewerm gedunden, welche may: 
nent ir die den rechten gwalt tragent, die gayftlichen oder 
weltlichen. [Pfarrer] die gaiftlichen tragent jn, Dann warn 
man ons nit gibt dz ons zugehört, Daruon ir vns nit 
reden mwerdt, So habent wir ven rechten gewalt des bans. 
(Schulthayß] foll daz ewer ſchwert over waffen fein, Wa 
rumb wört ir nit dem ZQTürden mit ewerem ſchwert fo 
nem er nit fo vil Eriftenlicher land ein, Sch frag eich 
wer ift die recht oberfeit, bapft over fayfer. [Pfarrer] Der 
babft, vann er fol den fayfer frönen, Vnd ver fayfer den 
bapft nit. [Schulthayß] folt darum der bapft ob dem kay— 
fer fein, Da fag ich nayn zu, fo wer offt ain Pfarrer 
gewaltig über fein lehen herr 2c. ver pfarr, Dan die kron 
ghört gott zu als ain yetlich kirchenhayltum oder klainat, 
Vnd ift der bapft gottes ond der firchen diener ond knecht, 
Alſo fein all pfaffen vnſer diener, So mir etwas von 
der firchen begeren vmb gotted ordnung vnd notturfft wil— 
len, Vnd follent jr vns dz vmbfunft geben, wie ir vor 
gehört hond, Dann folt ain pfarrer ob ons im dorff fein, 


“ 


309, 

So müßten wir jm rayttung vmb alle ding thon, Bund 
nichts on in bendlen da wirt lanng nichts aus, Ich wird 
auch bericht von meim ſchuler dz da geſchriben fand Pe: 
tri. die erſt Epiftel das andere Capittel, jr feind alle ain 
Zünigliche priefterfchafft, feind vnderthenig aller menschlichen 
geſchöpfft, vmb gots willen, Es ſy dem Fünig. Als dem 
vorgeer, es ſy den Hergogen als den gefanndten von 
jm, Dann es ift der will gots, warumb bat er nit nad 
ewer maynung giproden, dem bapft als dem vorgeer, 
Vnd den Legatten onnd Bifchoffen, ald den gelandten, er 
‚hat ewer nye gedacht, Fr fomment offt, So nyemandt 
nach eüch ſchickt, da hört man wol, daz der fayfer mer 
ift, dann der bapft, Mein fchuler fagt es ftandt Pauls zu 
den Römer, diererft Epiftel das rij. Capitel, Fr folt gut 
wandel fyeren, Vnd forbildt, nit alfain vor got befunver 
auch vor den menfhen, Eüch nitt gleychen difer welt ꝛc. 
Wo wirdt ſöllichs gehalten, jr vermayntt des Fayfers vnd 
aller welt gewalt bey euch auch habs, Zwar ich fi nit 
anderft vann das jr ſchon darnach greyfft, vnnd wollhalbs 
bey eüch habt, jr richtent all frieg, blutvergiefien, ond all 
bader auff, bey Eayfer, fünig, fürften vnd herrn, jr müßt 
in allem fpil fein, was maynt jr das ewer gewalt ond 
ampt fey, warn jr es recht halten wolt Es ſey Bapft 
Cardinäl, bifchoff, prelaten, vnd pfarrer, vnd alle gayſtlich 
vmb ewere pfrüenden zu verdienen, Das eüch als ain al— 

muſen geſtyfft vnd verordnet iſt, Nichts anders dann ernft- 
lich vnd andächtigklich betten. Vnnd predigen, vnd eüch 
allain mit gott vnd der geſchrift gots nacharbaytten, Maynt 
jr man geb eüchs von Ewers hübſchen harß willen. Pfar— 
rer] Run wz gat eüch dann in der kirchen ab, Wir ha— 
ben täglich meß, So helt man in all ſtyfften die ſiben 
zeyt ordenlich, So werdt ir allezeyt verſehen mit den Sa—⸗ 
eramenten, mit predigen, Mit tauffen, Vnd was ir von 
beſincknus bevürfft. [(Schulthayß)] Wie werd wir verfehen, 
It habt vor gehört das irs vmbſunſt thon folt, So habt 
ir überal groß zynß, Vnd gült, darauff gefest, Vnd fan 
euch nyemandt erfüllen, Dann fo yemandt etwan aines 
feinr verwandten oder funft, Zu befingen laſſen wyll, es 
fey mit vigill, befindnus, Sybent Dreyßgaſt, oder Jartäg, 


310 


wz des if, So habt ir ain follih wochenmardt daraus 
gemacht Mit dem auffichlag es fey auff dife vorgemelte 
ftud, oder auffwachs, glodengelt, Vnd mas des ift mit 
fampt dem opffer dz manider armer faum zu bezallen 
fouil bat, Vnd fein haußradt oder fu im flal darumb ver: 
fauffen vnd verfegen muß 20. Solt ir dann ain franden 
dz haylig Sacrament oder die hayligen öllung zu hauß 
tragen, So habt ir fouil auffichleg Darauff- gemacht, ee 
dann ir ain pfening aim armen nachlyeßt, ir triegt im 
ee ain pfandt auß dem hauß, Das hayßt die fchäffle trew⸗ 
lich verfeben, Wve gelöbt ir fo fhon des beuelh Erifti. 
Petri. die erft Epiftel, Das Jetft Capitel, Syerend die härd 
gets, die da ift onder euch, für Sehent fy, nit bezwun— 
gelich, aber williflih nach got, Nit vmb willen ains ſchnö— 
den gewyns 20. Auch fo merdt jr darbey das ir vns in 
der beycht nit beichweren vnnd über vnſer gemwyfine nitt 
ergraben folt, Bon euch felber, Das dann vaft ewer brauch) 
ift. [Pfarrer] lieber Schulthayß es hat gar fain geſtaldt 
föllih red von euch fölt Fainer vmb fein arbayt nichts ha— 
ben, Wo wolt wir von Ieben. [(Schulthayß) Vom Cor: 
pus der pfrüenvden. [Pfarrer] Wie kann peglicher vom 
Corpus gnug haben, Dan findt der mertayl pfrüend die 
groß abzynß müſſen geben dem rechten Pfarrer zu Rom, 
Straßburg, oder anderswo, Wa fy dann jr wonung ha 
ben, wann die rechten Pfarrer feind nit all zu prieſter 

geweicht, fy hond nur ain ſchein Paulus zu Thimotheo. 
ij. Epiftel iij. Capittel ꝛc. Auch fo haben ain tayl weib 
ond find, So ſeind ain tayl fo vnglert, Das fy nit ain 
Dominus vobifcum finden verfion, So feind ain tail 
der Cardinäl vnd bifchoff Famerdiener. [Schulthaiß] Wer 
leycht dann föllihen gößen die pfründen. [Pfarrer] Der 
bapft vnnd die Cardinel, ond ander Bifchoff vnd Prelatten, 
vnd warum nit. [Schulthayß] Ja nun merd ich erft wan⸗ 
nenher die überig fchagung hie vorgemeldt entfpringt, Dan 
wie jm fey, das es nur über die armen, zu ſchinnden er: 
dacht ſey, Iſt das war das man die pfründen füllichen 
Stodnarren leycht die fy nit verdienent oder verdienen 
fünden, Bil weger werß ed wurd ainer ain ſchafhyrt, dan 
ain feelverjorger, Dann Eriftus hat nit vmbſunſt zu Petro 


311 


gfprochen dreymal, petre haftu mich Lieb fo waydne meine 
fchäflein, wann er die liebe nit hat, Die petrus hat ge- 
Habt zu dem herren, vnd mit gelert ift, fo ift es verlorn, 
fo wayß ih ain gutte artzney darzu, Welcher nichts fan, 
ond nit gſchickt zu priefter if, dem nem man die pfründen 
ond jag inn auf dem land, oder zwing in zu arbaytien, 
Bnd funft welliher mer dann ain pfryend hat, dem nem 
ſy ain Landtfürft, oder herr, vnd tayl fy vnder arm ge= 
lert pfaffen, Bund laß fürbaß kain auff ain pfryend zu 
Rom beiechnen, Vnnd verleychents die Fürften fürohin 
felbs, Sp werden die armen leüt freyer, Vnd vnbefchägt, 
Dann es flat manicher ölgötz auff die fangel, vnd wil 
den Luther mit feinen guten bücher außrichten, ond ver- 
maint er woll mit feinem klaffen ons all erichreden wong 
Luthers Teer zu fallen, der dem frummen Luther nit künd 
ain fhuchrüemen aufflöfen an feiner leer, ond wöllent dans 
nocht ettlich Letzelltiat hayſſen, das ift ain brot weder ſaur 
noch füeß, vmb den kindlinßtag ift es werd. Vnd etlich 
gut Magifter im weynglaß, zwar ſy gewinnend mit viel 
an föllichen predigen, dann wann man darnach auff den 
pläßen oder in den bödern zufamenfumpt, vnd fölihs von 
jun zu red wirdt, So fpricht man’, ey, wie hat firh difer 
Pfarrer oder yener Münch fo waydelich vmb vie narren- 
fappen geriffen, alfo fumpt er groſſe funft an tag, da ge: 
windt er dann groffen gunft vnd lob, dann er maint io 
im nyemant in der firhen mwiderfpricht, fo fand fein ſach 
wol, wann er aber im weinhauß auf dem blaß oder im 
bad darbey wär, fo horte er gut fprolfen. [Pfarrer] Ach 
lieber Schulthayß Sr trevbend felgame wort, warumb wolt 
man vns vnſern lang hergebracten brauch ſchwechen, Das 
wöll gott nit, Der ketzeriſch Münch der Luther, oder Yes 
mandts fol8 darzu nit bringen. [Schultbays] Wie hayst 
ir jnn ain fäßer. Da laßt warlih von, oder bey dem 
har in dem hoff vmbzogen, Das fag ich eich zu, er if 
frumb vnd gerecht, thut nichts vmb gelt. Dat im doc 
ver bapft ain biftum mwöllen geben, das er nit mer wider 
inn fchreyb, das hat er nit wöllen thon, Will ee arm fein, 
ee das er die warheit gots wol verlafien. [Pfarrer] Ich 
fag eüch lieber Schulthayß thund gmach, Ich bin ain ge: 


312 


weycht man, vergächt euch nit. [ſchulthayß) Was gat 
mic ewr weyhe an, jr Pfaffen bochend allweg auff ewer 
weyhe, und haben vnß bißher offt groß geplagt, fo-ai- 
ner ain pfaffen ain wenig gefchlagen bat, fo bat er mit 
groffer müe vnd fhwärem Foftung kaum mögen von 
eüch kommen , jr habt ung geplagt vnd genött, mit dem 
bann, ſchawt aber, gebt ons vrſach mit mutwillen, als 
nor offt gefcheben ift, ob ir vns meer mügt mit dembann 
alfo erfchreden, wir wiffend yeß auch was ver bann ift. 
Dann wann etwar ain böfer pfaff ainem fo groß. vrfach 
geben hat, darumb er zu tod gefchlagen ift, fo habt ir 
Sntterdidt gehalten, vnd von ains todten böfen pfaffen 
wegen vil gutter fäliger meflen vnderlaſſen gon, vnd 
habt ons bißher mit ewern Faradtores alfo erfchredt, als 
ob jr böffer Chriſten föllend fein als wir, vnd vie haylig- 
fait der Chriftenlichen kirchen allain ann eüch lyg, nun 
warumb acht jr nit auch bob, wann funft ainEhriften- 
menſch zu thod gefchlagen worden ift, darzu wär heilt über 
die pfaffen jnttervict, die imm krieg erfchlagen onderfchof- 
fen werdent, jr gebt offt fo groffe vrſach darzu, mit bo- 
fen wortten vnd werden, aud mitt mutwill zu nacht auff 
ver ftraß oder gaflen, mit vnzucht, mit geplärr, mit wer: 

kerten Elaydung, over weer, daz eB offt billich  geichehen 
ſollt, ond fo jr dann il ewr bailigfait fo vil ſchätzt, fo 
folt ir nit ſouil mutwill, mit böfen worten vnd werden 
treyben, vnd vns nit vrfach zu feuntichaft an eüch geben, 
maynt jr nit ob wir auch als gut Ehriften feyend als jr, 
habt jr vor gehört, das got ſpricht das ander Eapittel 
Petre, jr find alle ain künigklichen priefterfchaft, er fün- 
dert kain Epriftenmenihen auß. Auch fagt mir mein ſchü— 
Ier, das da ftand, Paul zu den Ephefiern am vierten Ca— 
rit. Sind forgfam zu behüten die ainigfait des gaifts, 
in dem band des frids, ain leyb, ain geyft, ain herr, ain 
glaub, ain tauff, ain gott, wan vnfer yetlichem ift die 
gnad nach der maß vnd gab Ehrifti geben ꝛc. Da merdt 
auf Pfarrer, er fündert Ffain von dem andern, Bnd macht 
auch Fainen hayliger denn den andern, er übe es dann 
mit rechtem glauben vnnd gutten werden, auch fagt jr 
der Lutther fey ain feger. So fag ih, jr feind den mes 


313 


rertayl felb feßer, das war ſey, So predigend jr vns 
nichts rechts , dann menfchentäding Aus Arifioteles vnd 
dergleih haydnifche bücher. Wann ir fhon das Euange- 
lium ain wenig überlauffent, fo ift die überig predig var: 
nad, Bon firshtagen verfünden, von bannbrieffen, vnd 
zehenden zu famlen, Vnd an die firdenbaw zu geben, die 
vor fo vol feind, Vnnd wie man nit für got mit Teren 
benden fol kommen, Was feind aber diefelbigen gaben, 
die got maynt, ver glaub, hofnung vnd liebe, Darauf 
wölt jr gelt ond opffer maden, Auch weyter fo fumpt 
dann etwan ain bettelmünd, der madt ons ain plamär 
vor von felgam hayltumb vnnd groſſem applas, Da helfft 
ir dann zu, Dann eüch wirt ewer tayl aud darvon, da 
fhyndt man ons vmb gelt, käs vnd flachs, alfo müß 
mir arm fein, Bolgent aber mir die pauren ainmal, fo 
wöl wir ſy zum dorff außjagen, das inn die ſeck enpfal- 
Ient, das ons Fainer mer darein fompt, Dann fy Iyegend 
was: fy pns vorfagendt, Sy fagent oft, wann es jm 
Zentonofelle ſtünd, fo wer es fpotlih gnug, Darzu, wer 
waißt wz fy in vnſern heüfer fuchent, wenn wir bauren 
nit dahaim feind, Darumb ich aber fprih, das jr meer 
ketzeriſch ſeind, dann Chriſtlicher werd vol, So fag id 
auch, das jr vns offt ond der mertail von dingen här: 
fagt, vnnd dasſelb an das Euangelium vnd goßwort an: 
henckt, das gar nit darzu gehört, vnd widerwertig ift, 
ond hör auch von meim ſchuler fagen, das va flannd 
Matthei. am fünfften Capittel. wie vor gemellt ift, nit 
ain fpiglin von aim bucftaben fol von dem geſatz gots, 
nit ab over zu gon, dedgleichen fagt er das in Deutro- 
nomi. am rroiij. Capitel ftand. Sr folt eich nit von dem 
geſatz gots wenden, weder zu der gerechten over zu ber 
glinden, meer das auch ftand Paulus ad gallattes im er: 
fien Gapitel, ob ain engel von himel fem, ver anders 
leeret dann die leer Ehrifii, das fol verflucht fein, meer 
weitter. Ezedielis. am xviij. Cap., welcher behüet mein 
gebot, vnd berewet fein fünd, vnd heilt die werd ver 
barmhersigfait, der wirt nit fierben des ewigen todts ıc. 
Des dings ift vil, das föllihs als ih von meim ſchuler 
höre angezaigt mwirdt, vnnd auch fo hör ich fagen, dag 


314: 


do fand Eſaie. am rrir. Capitel, Das gut der herr des 
menſchen gefeg neben feinem gefaß nit haben will, des— 
geleihen auch Jheremie. am. xvij. Da vermaledeyt got 
alle die von feiner leer auff menfchengefes fich verlaffendt. 
Sölichs alles nembt zu ber&en, lieber Pfarrer, vnd brau— 
chen nur das Euangelium vnd die gutten leer, die daran 
bangendt, vnnd nit weytter, vnd laßt den frummen Doc- 
tor Yutber, der dann ſöllich mißbrauch, ſchynderey vnd men— 
ſchengeſatz, Das jr all predigent, fürohin ongeſcholten, 
wölt jr anderfi gut bauren haben. [Pfarrer] lieber Schult- 
hayß. So ver Luther allain den bapft mit ven gaiftlicen 
für fih genommen hat, Warumb nympt er auch nit für 
fih, Eüch weltlichen, ir ſächt das alle boßhait under eüch 
auffgetanden ift, Bon erft von der rauberey, auff der 
firaß da if niemant ſicher, Für daz ander, fo ift alle 
vnordnung in allen ämpter der herichafften vnd alle her: 
tigfayt über arm leüt von eüch allen, Pfleger, Bögten, 
Amptleütten, Schulthapß over Wayblen, wenn ain baur 
ain freuel verfelt, oder der herfchafft die gült nit auff yede 
fund raycht, fo ſchynden jr inn mit dem rechten, over 
blöden vnd turnen inn, fodann ain baur abftirbt, er fey 
wie arm er wöll, Er hab verlaffen vil oder wenig kün— 
ver. So feind ir oder alle gewaltig amptleüt hie, vnd 
nement den fal mit gewalt, Vnd befunver ver herſchafft 
das böſt roß, vnd eich Amptleütten den böften rod, vnd 
wann nitt mer da wär, ſo laſſent jr nichts dahynden, 
ond folt fhon weyb vnd find zum bettel fommen, Vnd 
fain ader vou jnen gebauwen werden, Wa ftät dasfelb 
geichriben. [(Schulthayß] lieber Pfarrer. Das ift ain ans 
der ding, Sy fygendt auff ver berihafft, grund vnd bo— 
den, Bund muß man ſy pſchützen vnd ſchyrmen, vnd mit 
tryb vnd trab, vnd holß fürfehen, und wann ‚wetter oder 
prunft jm etwann ſchaden thut, fo thut im die berichaft 
ain ablaffung der gült, Das thond ir nit, ir lyeßt nit 
an baller nach, fainem armen, ob er ſchon auff der gaf- 
fen müßt ligen, Pfarrer, ich muß euch auch mer fagen, 
desgleychen ſecht in fläten wz myßbrauch ift in allen hend— 
fen, mit faufleütten bößer war, flainen gewycht, kurtzer 
elen, Bud des dings vil, desgleychen ift betrug in allen 


315 


handiwercken, darvon fül zu fagen wär, es bebörfft allair 
ains groſſen buchs, So vil groß falichait zu fchreiben, ye— 
der fieygt auff geytifayt, kain treü vnd glaub ift unver 
in, auch ift betrug mit effen, trinden, von den mans 
fauffen muß, die würt felfchendt den wein mit allerlay 
gemächt, mit waffer vnd andern bößen fiufen, das brot 
ıft Hain, das zeemüß vermifcht, dz gewürß over fpeßerey 
ift geferbt ond vermängt, kainer bleybt von dem andern 
vnbetrogen. Auch mer fo feind die bauren foller bößer 
fift, mit wz fy zu mardt fierent, es fey forn, gerften, ha— 
bern, darin vil onflat, ſtab, treffts, wyden, ratten, faſt 
onlauter, deßgeleychen hol, auffen ſchön geladen, innen 
faul, krum vnd furg, auch mer wie dz ho und firo, fo 
fpotlich beirogenlich geladen ift, es fchluff ain ku hindurch, 
auffen hatts ain Schein, innen ift moßig ond ryettig, bringt 
einer dann ayer, fo ſeinds halber faul, ftyndend, dedge: 
leychen von Ops, pyrn, öpffel, Hain ftaynig, faul, hagel- 
ſchlechtig, Wie ſöllichs geihicht von diem allem vnd gibts 
doch all für gerecht vnd gut mit ver zall hin, Iſts nit 
auch fünd, ifts nit auch geytz. Spricht nit Paul zu Thy: 
motheo. am. vi. Capitel: Es fol nyemant neid, krieg, 
gotsleſtrung in im haben, Vnd ſoll nyemant reychtumb, 
geytzigkayt fuhen, Wer das thut fölt in den firid des 
teüffels. [Schultbays] Sr Habt vil gemeldt, damitt die 
wellt befchwert ift, Yedoch ift die geygigfait von erfi bey 
eüch auffgeftanden, vnd befonder da Chriſtus der herr die 
gelerten auß dem tempel mit der gayßel tryb, als fy die 
tauben verfaufiten,, die man in wider opffern mußt, vnd 
wie die wechßler gelt außlifent den armen, Damit fy on 
gab nit auß dem tempel fülten gon, Dafelb ift ewer opffer 
vnd emwer geyttigfait herfommen, Die jr no in der fir- 
hen vermaynt zu haben, Das als wider gott ift, vnnd 
will alfo fegen, wir ſeind alle ain leyb, gaiftlich vnd welt- 
lih. Erifius ift onfer haubt im himel, fo ift der bapft 
ond jr all ver gayftlichait nach mit predigen, beiten, Sa- 
crament raychen, des haupts Fnecht vnnd diener, Sodann 
der ganntz leyb frand ift, vnd daz haupts dienner von 
der vernunfft fummen, So muß man ver vernunfft zum 
erftien helffen vnd fy ertzneyen, fo werden die gelyder auch 


316 


darnach gefund, darumb hatt Doctor Luther an euch an- 
gefangen, dann ir follten die lerer fein, Vnd mir die vol- 
ger als Matheij. am xxiij. Eapitel fiat. So Iegt ir ons 
wie dafelb flat die burde mit hauffen auff den rugfen, vnd 
ryerent irs mit ewer band nit an, darzu fo hauffet vnd 
meret fich ewer geittigfait, ain tag vnd alltag, wann ſchon 
ain menfch in der wochen ſtyrbt, fo befingt ir in nit biß 
an feyrtag, fo villeüt zum opffer fumpt in allen vörffern, 
Auch wanır zway in aim dorff mit todt abgond, fo be: 
fingent ir nit mit ainander, funder nad ainander als 
von des opfferd wegenn, Auch ift ain follicher auffichlag 
in den dörffern, mit dem opffer mit mel, wein, ayer, 
ſchmaltz, Das fürt dem mefimer, das gebört meim herr 
Pfarrer, daher fumpts, das die pfaffen nit fünnen erfült 
werden, daz macht des Pfarrers putan, die muß vil 
mel vnd fhmalg diß jar haben, Darvon der arm paurs— 
man maynt, es müß alfo geopffert werden, Sp dann ir 
onnfer felforger folten fein, onnd nitt geſchicht. Als nad 
bericht meins fchullers gefchriben ftat Petri die. ij. Epi— 
ftel, das if. Eapitel. Es werden fummen falfıh propheten, 
lugenhafftig maifter, vnd einfieren falfcher leer der ver- 
damnuß, vnd habent geirrt ꝛc. So wöl wir glider mit 
fleyß dem haupt helffen von erften. Vnd ewer feelforg 
tragen, womit aber. Wir wollen die Fürften vnd her— 
fhbafften bitten, vnd inn darzu helffen, das man eüch die 
überigen pfründen wider näm. Sch muß berfürtretien 
vmb gotes eer, vnd namen willen auff mich laven feünt— 
fhafft aller menfhen, wie Chriſtus ſprach zu feinen jun— 
gern. Es werden eüch feynd fein vmb meins namens wil— 
Ion alle menſchen. Hye müflen wir vatter, muter vnd 
die böften freünd erzürnen. Die müffen wir, wie ich vor 
auch gemelt hab, ainem nit mer laſſen, oder geben dann 
Das er ain rechte zymliche narung hab, Sp bürfft jr kai— 
ner befhwernuß wartten, von überiger böfer weyber, die 
eüch abziehent, vnnd eüch zu nacht ungeichlaffen legen, 
mit vnruw des friegs vnd haders, forg vnd angft, für 
weyb ond find zu ernören, auch für überflüffigkait, überig 
ftard ſpeyß vnd trank. Damit jr mit fainer frandhait, 
potogram oder anderm überfallen werdent, Sp dann fol 


317 


lichs geſchech, fo möcht jr der firden rümwig außwarten, 
Mit beiten, predigen, ftudieren, mettin, preym, terg, fert, 
nun, veſper, complet. Vnd alles rübig zu volbringen, 
Alfo wurd ir an leyb vnd feel rübig vnd gefund. Vnnd 
fo fölich gute ar&ney an euch frucht breit, fo wurd vnns 
darnach ewer leer baß zu bergen gon, fo wölt wir ung 
treülich nach euch böffern, Inn fölihem wurdt jr inn all: 

weg entſchuldiget ꝛc. Wie gfiel eich fölich felforg. [Pfar.] 
Ich fag eüch alfo, jr feind nit gweicht darzu, vnd Hört 
euch nit zu, vns zu firaffen, der bapft vnd die bifchoft, 
vnd maniger gelerter prelat, vnd Pfarrer habent ſouil 
geſtudiert, in allen gutten bücher vnd geſchrifften, das ſy 
vnnd wir all woll wiſſendt was wir thun ſöllenn, ſyder 
aber ewer neyd allſo in die gaiſtlichen gewachſen iſt. Vnd 
ver ſchantlich Münch mit ſeim ketzeriſchen ſchreyben eüch 
zu lieb darzu kumbt, fo maint ir, jr, wölt vnns all freſ— 
fen. (Schulthayß] Ich ſag eüch Pfarter, hörent auff von 
diſer ketzerey zu ſagen, oder warlich jr werdt übel geſtrafft, 
ich ſag eüch nit mer, jr ſagt von groſſen ſtraychen vnnd 
fünften, jo der Bapſt vnd jr all künt vnd gelernt habt, 
warumb hand jr dann nit Doctor Luther mit diſputieren 
yes zu Worms überwunden, da er follihs vor mengkli— 
chem begert hat, vnd feiner bücher beſtendig geweßt, vnd 
wo follihs geichehen wär, Hatt er fich ſelbs wöllen in 
die firaff begeben, vnd all fein ding widerrüffen. Es hat 
aber niemant an inn gewölt, habt in alfo wider haym 
laffen ziehen, wie feind jr fo gleert, wie jr eüch berümpt, 
darumb berürfft jr nit fagen, das wir vergeben neyd zu 
eüch tragent, dann allain vmb ewer fpotlich onmwefen, grofs 
fen geys vns zu fohinden. Vnd vpnergründte leer vns 
vor zu fagen auch böß erempel. So jr vnns verfüerent, 
darumb freylich wol war ift, das Eapitel Paulus zu Thy-- 
motheo imm ij. vnd iij. Gapitel. Sy haben ain ſcheyn 
ains gayftlichen lebens, Vnd lernent ye mer vnd kumment 
nit zu ver warhayt. Was fagt jr darzu, herr Pfarrer. 
Ich fag nichts darzu, wann es alfo ift, als jr fagt, das 
der Luther zu Worms erfchynen ift, Vnnd fein ding alſo 
verantwurt, vnd bey feiner gefchrifft alfo beleyben will, 
vnd die alfo zu probieren fih erbeüt, vnd jmm ed nye 


318 


mant mwiderfechten fan, fo will ih au für nyemant mer 
fechten, wie eg aim andern gang, fo gang es mir aud. 
Ich will aud durch ſöllichs füurohin defter meer von imm 
balten. Ich will eüch auch bitten, lieber Schulthapyß. Vnd 
al jr nachpauren, hab ich ‘zu vil geredt, vnd wiverfochten 
jr wölt mirs verzeyhen, dann ich fan mit difem wol mer: 
den, vas der Luther vil gelerter ift, dann der Bapft, Car— 
dinäl, Biſchoff, Prelaten, Doctores, Pfarrer vnd pfaffen. 
So ſunſt verhanden ſeind, dann was ich da thon hab mit 
widerpart halten, darzu hat mich doctor Murnar zu Straß: 
burg gebracht, der bat fich offt vil berümbt, vnd gefchri- 
ten wider den bochgelertten Doctor Lutter, fo er aber 
nit gen Worms ift fommen, darzu auch Doctor Ef von 
Ingelſtat, der fih auch mit feiner bull vil beryempt bat, 
Vnd befunder, fo hab ich gebört daz dißer Ef mit Doe— 
tor Luther zu Leypba gedifputiert hab, vnd ain grofie 
ſaw daruon gefragen, Yedoch was er zu leypßig mit fpott 
gelitten, bat er zu Newburg ob Ingelftat mit fchöner hoff: 
zucht wider gebeflerdt, do er die groffen funft fand, dz 
er die heüßer dafelbft mit dem Fafter abmeflen wolt, Vnd 
vnderſtund fih zu lernen auff dem kopff zu gon, darzu 
bat der Karſthans den Murner auch fpöttlih gnug auß— 
geriht, vnd bat jm auch recht getbon, va dißer Rolling 
fih auch vnderftanden bat, ven Luther zu ftraffen, on 
funft vnd vernunfft, den ich glaub er wer beffer zu aim 
bengelprediger, dann die hailig alchrift zu wiverfechten, 
Dann er hat es vor wol bewert, Befunder da er für fir 


nam, band auß feiner boden, ſcharpffen, fynnigen fpecus 


laß der welt, zu fehöner andacht und vnderweyßung, ber: 
fürgebrabt bat, Die hoch ergründten. leer, mit namen 
die narrenpfchwerung, die fhelmenzunfft, ver gretb mille: 
rin jartag, Auch den vlenfpyegel, vnd andre fehöne büchle mer, 
Darin er freylich wenig auß der bybli aligierdt, fo hat er 
auch mit vil, weder kriechiſch noch kaldeyſcher ſprach darzu 
gbraucht, ich rechen woll, Er hab fülche hoche ſpytzige kunſt zu 
Freyburg im faulen beig erfchnapt, vedoch fingt er nach feine 
ſchnabels ardt, So dann der bapft fein firch vnd hailigkait, zu 
befhyrmen an die tapffern leüt bendt, varumb So will ich 
dem frummen Luther auch zufallen, vnd will auftife blodrer 


319 


all nichts mer halten, Wil mih aud fürbaß auff fein Ier 
gang legen, vnd euch vorgon als ain trewer hirt, Dann 
ich hör es ſeyent funft wil gelerter Teüt auf feiner feyten, 
befonder Dort. Erafmus Rotterdam der gefhrifft ain ſtar— 
fer egftain, vesgeleych doctor Andreas Karolftat ain Fron 
der hailigen geichrifft, auch Decolampadius, vnd der no 
vil mer ꝛc. Dann id vernym, dife hochgelerten menner 
baben den rechten fern der guten bücher, in Yebung, krie— 
chiſch, hebraiſch, Iateinifch, vnd vileycht kaldeyſch, auß den 
allen die dann bey kurtzen jaren herfürkummen ſeind. Lygt 
als ich hör der recht ſchatz der hailigen geſchrifft, Darum 
laßt mich fürbaß ewer Pfarrer ſein ſo will ich eüch thon 
wz euch lieb iſt, Dann ich hab mir lang gedacht als wir 
pfaffen vns halten thond, Got der wurd es etwan endern 
dz es an tag kem, Vnd wir geſtrafft wurden. [Schulthayß] 
lieber herr. [Pfarrer] Ir hond gleych war ih hab dar— 
für die zeyt ſey ſchon verhanden, Warlich hat ſöllich übel 
weſen, vnd böße ordnung vnd regiment, bey den groſſen 
häptern, Die ſich gayſtlich nennendt, woll iiij. C. jar ge— 
werdt, dz wir all vnd vnſer altfoderen, die langen zeyt 
ber, hinder euch allen, des gaiftlihen hauffens betryeglich 
gefangen gewefen feind vnnd alls ih auch dann bericht 
bin von meim fchuller, das da fand, Actuum am vij. Ca. 
ſpricht got der herr zu Abraham, dein ſun wirt ein woner 
in aim frömden land Vnd fy werdent fp vnderwerffen dem 
dienſt vnd ſy übel halten iiijc. jar vnd den leüten den ſy 
dienent die vrtayl ich ſpricht der hert ꝛc. Wien maint 
jr den got gemaynt hab. Da merckt auff, Alſo feind wir 
onuerftändigen, warlich ewer diener bezwungelich, die lange 
zeyt her gefangen geweſſen, vnd was wir, Vnd all vnſer 
vorfodern mit vnnſerm bluttigen ſchwayß lanng her bert: 
tigklich erfragt habend, iſt fchyer als, mit ewern Iyften, 
von ons zu euch kumen, jr hond ſchon drey zypffel am 
pett, Vnd wann gott der herr, vnd der frum Luther len— 
ger geſchlaffen vnd zugefehen heitend, So het ir den vier⸗— 
ten zypfel auch gar bald überfumen, jr hand ye flard dar- 
nach gegriffen, ond noch reyßt ir euch, Vnd ift ons nott 
dz wir inn vaft halt daz er vns nit entwyſch, Dann jr 
bond den goliter fo hart vom vns übergezogen, Das wir 


320 


ſchier erfroren feind, es ift zept das mir au wider er: 
warmen, daz vrtail goß iſt eüch, vnd ons allen wol zu 
fürchten, darumb lieber herr Pfarrer, So hond ir ſchon 
ain gutte‘ Chriftenlih monunng vor eüch, Wöllendt vie 
anderen nit, Dem rechten wäg nah, fo fchawent was 
jnen darnach fumm ꝛc. auf ſöllichs So drindent lieber 
berr „Pfarrer da mit vnns allen, Bud fey alles ab vnd 
verzügen, Vnd geb vnns gott glüd ı. Vnnd zu aim 
gutten mut wellen wir am Suntag all mit eüch zu morgen 
eſſen. [Pfarrer] dz gelt wol lieben nachbauren ꝛc. Alfo ſchied 
yeder ab, vnd haim in fein hauß, Vnd ver Pfarrer auch, 
der ward alfo zechfrey gehalttene. UMEN. 


IV. 


Murnarus Leniatban 
Vulgo dietus Geltnar, oder Genf- Prediger. 


Murnarus, qui et Schönhenselin, 
oder Schmußfolb, de fe ipfo. 


Si nugae, et fastus, faciunt quem relligiosum,  * 
Sum bonus, et magnus, relligiosus ego, 


Raphaelis Musaei in gratiam Martini Lutheri, et 
Hutteni, propugnatorum Christianae et Germanicae 
libertatis, 
ad Osores Epistola. 


Ipse est rex super vniuersos filios superbiae. 


Vietor Syon incend 


De naribus 


* 


tans. 


ia 1ac 


Sternutatio eius splendor ignis, et oculi eius ut palpebrae dilueuli. De ore eius lampades procedunt sicu' 


ie > U 0 2 0 nn 


Ecce spes eius frustrabitur eum, et uidentibus eunctis praeeipitabitur. In medium oris eius quis intrabitt 


tedae ignis 


Si non aliquid nocuissem jam mortuus essem, 
Cor eius indurabitur quasi lapis, et stringetur quasi malleorum incus, cum appraehenderit eum gladius, 


subsistere non poterit, necque hasta necque thorax. 








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258 5 Draco iste quem formasti ad illudendum ei. 
SE 8 Behemot stringens caudam quasi cedrum, nerul testlcularis eius perplexi sunt. Sub umbra 
2334 dormit, in secreto calami, et in locis humentibus. Non parcetur ei uerbis potentibus, et ad 
re depraecandum composita, | 
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339 


Draco magnus et rufus , aceusator Fratrum nostro- 
rum, cui datum est os loquens magna, et blasphemias, 
et aperuit os suum in conuitia ad deum , ut conuitiis 
affıceret nomen eius, et tabernaculum eius, et eos g. 
in caelo habitant, Et est datum illi bellum facere 
cum sanctis, et uincere eos, et adorabunt eum g. in- 
habitant terram,, quorum non secripta nota in libro 
uitae, 


MVRNARVS LEVIATHAN. INTERLOCV- 
TORES. MVRNAR. WEDDELVS, L. 
PHRISIVS. PLVTVS. 


MVRNAR. Weddele, Weddele, Weddele, quando 
quidem nunc omines dulcia sectant lucra, quaeruntque 
vt absumant, absumunt vt requirant, et solus celebris 
est qui diues est, agedum, quid censes quo ditemur 
etiam et nos? Adeo ne semper inopes, bianti rictu, 
nos nostram prospiciemus miseriam 2? WED. Thesau- 
rus mihi in lingua situs, vt quaestui habeam loqui 
melioribus. Tu vero cum hac arte polleas plurimum, 
miror cur inopiam quereris? MVRNAR. Verba mihi 
sunt quamplurima, verum huiusmodi quomodo erume- 
nam infartient? quid auro cum nugis? Quin videas 
nullos egere magis, quam vanidicos illos. WEDDELE. 
Miserum istue profecto. Poterit quis eo adhibere pe- 
cunias vbi non oporteat, vt hunc etiam necessarium 
sit perire, si quis heluet frequenter, fueritque promus 
magis quam condus, ereber quoque in voluptatibus sit, 


auf scortulum aliquod foueat clam? Mirum tibi vide- 


tur si is vacuos habuerit loculos? MVR, Per Rada- 
manthum Weddele, raro hoe ago. malo quodam ac 
pessimo omine euenit, fortunae noto fortasse, WED. 
Vt Pessimo quaeso ? An nom Monachi omnes pertusos 
habent saccos, et Charybdes existunt quaedam bono- 
rum omnium? Genus hominum hiulcum. et insatiabile, 
quibus et hoc genuinum est, vt quo sint ditiores, hoc 
magis ac magis egeanf, aurum sitientes, vt Pactolz 


340 


harena. ac non magis inexplebiles, quam hoe Danaidum 
dolium,. Quo vno. ac solo hallucinatus est Salomon 
sapientissimus. vt qui inter quatuor insatiabilia. Men- 
dicantes Fratres non annumerauit. MVRNAR. Nihil 
prob Christe, nihil abest a me magis quam auarus vi 
siem. interim illi quales sint, non multum mea inter- 
est. Tenue mihi domi salinum , fuliginosa et angu- 
sta domi lucernula, qua nocte lucubro nugaturus te- 
mere quippiam in Lutherum, et cantharus, quem ad- 
modum Sileno, vnus, attrita ansa. in reliquum nihil 
nisi pulices, et subter lecticam eymices. WED. Quor- 
sum ergo aftinent aurei, quos nuper a Grunnigero 
mercede accoeperas, libellos vt cuderes in Lutherum. 
sed et nummuli sacrificiorum, et quae abradis hine 
inde caseolos colligens apud incolentes rus? Age, 
quo tandem profundis haec omnia? MVR. Ha, quo 
profunderem ? quid nam hoc quaeris? Tu cedo, quid 
faeiundum quo plura adipiscar? Si quidem necessum 
est habere.. WEDDELE. De me quidem nihil mirum, 
qui lucris inbio, cui vxor est insolentissima, et liberi 
sunt, si praeter ius ac phas pecunia mulctauerim agri- 
colas. idque libellis, et instrumentis,, codicillis, et si 
quae sunt aliae iureperitorum fraudes, quibus stultis 
hominibus imponunt. Tu cum monachus sis, et idem 
Minuoritanus, quid tantopere amas pecuniam? Num ve- 
reris, ne cum cucullo malus quidam Astarothus te 
tollat, ut male tibi propitium facias tuum Franeiscum ? 

MVRNAR. &0 K0DGKUS cum bis commentis, non sum 
ego eius factionis. Dij perdant hypocritas, nulli rei 
plus student quam pecuniae, nulla voluptate se oblec- 
tant magis. Idem pecuniae contactus qui et foemina- 
rum. Ad foeminas vt acriter cercopissant, ita et ad 
nummorum contactum, non aliam ob causam quam 
quod sibimet sie constituerunt piaculum esse contingere. 
Nitimur autem in vetitum semper, cupimusque negata, 
Alioqui vnde illis sedecim millia florenorum , quos 
anno ab hinc quarto Ro. soluerunt Pontifici, quo sibi 
Iiceret habere Prouincialem? Tantum cum opum et 
iuitiarum studio , etiam ambitio illos pessidet. Sed 


341 


babendum est (vt dixi) quocungue modo, quidlibet, 
vel quantumlibet, si inuncandum etiam mihi sit quip- 
piam. Nihil enim boni suadet paupertas. Argentum, 
et anima, et sanguis est mortalibus. Hoc qui caret, 
nec sibi parauit sedulo, viuus hie inter mortuos am- 
bulat. Peeuniae vir ego, et diuitias somnians, vt My- 
eillus ille apud Lueianum pauper. WEDDELE. Dij 
tibi tuam dent mentem Murnare, sed quis te fascina- 
uit, vt aurum tantopere cupias, immo nee aurum tan- 
tum , sed et puellas? Liceat enim mihi dicere quod 
vidi, Ferijs diui loannis Euangelistse, indutus podere, 
et omnibus quae ad sacrifieium spectant vestimentis 
sacris , propter Dalmatieam quam vocant, ita sacris 
ornatus 7790 TÜV uvsnoiov discedebas, ingressusque 
eulinam singulas puellas capillitio vellieabas, cum 
multo astantium cachinno, deinde sacrificabas.. MVR- 
NAR. Non reuera Weddele, sed tempori inseruiebam, 
quod eius diei consuetudo sic habet. WED. Quid va- 
nissime, ad hoc tempori inseruiebas quod facere turpe 
fuerat, quouis etiam tempore? Quale hoc sacrifiecium 
dij boni? Qualis hie Cupidinis sacerdos? MVR. tuo 
more loquaculus es, mitte has nugas, si quid eximium 
est aut splendidum, si quid venustum hominibus, abs- 
te venit, o regina pecunia, quis te mihi iunget vxo- 
rem ? vbi te obtineam ? O si, vt in Danaae quondam, 
ita et in meum nune sinum prolabaris aureus lupiter. 
O sı. mensibus octo cacare mihi liceat in auri mon- 
tibus? WED. Quin et famam prostitueres et religio- 
nem , vt video, pecuniae causa? MVR. Ah famam, 
omnis res, virtus, fama, decus, divina humanaque pul- 
ehris diuitijs parant, quas qui confixerit, ille clarus 
erit, fortis, iustus, sapiens etiam rex. et quiequid vo- 
let. hoc veluti virtute paratum est. WED Nihil ergo 
quod magis nunc tibi consultum sciam, quam vt correp- 
tis armis, Hymestum adeas, illie expugnaturus formi- 
cas auri cusiodes, accipiesque quantum voles, Vel si 
eitra negocium ditari velis, munijs te ingeras audiendi 
eonfessiones, maxime vero mulier cularum diuitum. 
quas si blanditijs demulseris, simul atque illas terrue- 


342 


ris de inferni ac purgatorij supplieiis, venditis etiam 
atque emensis indulgentiarum modijs ducentis, diei 
non potest quam futurae sint ad nugas tuas largissimae. 
MVR. Hui baratrum deiieiant Lutherum Superi, qui 
eas nundinas nobis amputauit, tragulam iniecit hoc 
astutissimus, eius artis et belie peritus. Sapiunt proh 
dolor. WED. Haud tam sapiunt quam multo plures de- 
sipiant, superstitiosum est, ceredulum foeminarum ge- 
nus, Sunt tum, si hoc non successerit, vestales virgi- 
nes, quibus si pater praeficereris, non vsque adeo rem 
stultam es assequutus. Sunt enim praepingues et bene 
curata cute, proinde et optime nummatae, et fortasse 
melius mutoniatae. MV. Non bonum mihi ereditur. Scis 
qualem me gesserim duum Guardianatum administrarem, 
vt multo plura mihi restabant soluenda aeris alieni 
contracti, quam stipendiorum atque reddituum summa 
fuerat. Nibil non egi in hoc munere furis ac infide- 
Jissimi dispensatoris officio dignum, porro cum re Mo- 
nialium, tute scis qualis sim, quam lubrieus, non Mo- 
nachus, perfecto, sed hoc, instructus supelleetili mi- 
nime vulgari. W. Hoc in emolumentum erit religio- 
nis, si Nonnas ipse pergignas, et monachas, iam enim 
omnes refugiunt cuculla. Sub haec etiam immodice 
obstreperus, idonusque in vulgi concionibus de anse- 
ribus nobis aliquid edisseres. MVR. Si de anseribus 
contio sit habenda, promptulus sum quidem, verum 
iam omnes satiati sunt meis nugis, pleni sunt, nau- 
seant, horrent execrantur, deuouent, et cum semel tan- 
tum anserum fecerim mentionem, anser haberi coepi, 
vt anserem me rident, atque exibilant, reducis mihi in 
mentem multas tragoedias, quas vbique locorum ac 
gentium moui meis declamationibus. WED. O ridiculo- 
sissime Murnare, ne me fraudes his gerris, nihil mihi 
gratis feceris vnquam. MV. Haeret palato lingua, adeo 
me sitis premit aspera nummorum, sed ausculta pau- 
lisper. Primum a Francofordia pulsus sum magno cum 
dedecore, cum Wigando Hessio praedicatorij ordinis, 
diuae virginis temeratori, cuius exilii causam ideirco 
non refero, quod hanc iam multis annis tenes. Ea 


343 


seditione exeitata, veni Argentoratum , vbi negotium 
feci viris probis et optimis, docto Sebastiano Brantto, 
et lacobo Wimphelingo, nee non et toti cohorfi huic 
eohaerenti, doctis inquam qui tum florebant Argentorati, 
quod vel inuitus cogor asserere. Vteumque tamen, 
subactus sum atque prostratus non sine magno meo 
malo. Extant de ea tragoediae plures epistolae eru- 
ditorum, et Germanicae libertatis defensio Jacobi Wim- 
phelingi, quibus multis retro saeculis seietur qualis 
fuerit Murnarus. Coactus sum ius meum concedere 
aduersarijs, quod tamen nullum fuerat, etsi quod erat, 
prophanissimum certe, et excogitatum. 'Deiectus ita- 
que perueni Friburgum, illie contumeliose quaedam 
protuli in Christum, et sanetam dei parentem Mariam. 
De Christo aiebam in haec verba. 

Do man in'nun het vom crüß gethon , do Fundten fie 
den Schelmen nit begraben, dan die nacht fiel zuher, vnd 
wart die zeit zu fur. Auh waß es das ver Gabath 
anfienge, vnd fie des geſetz halber in nit begraben dorff— 
ten, was folten fie dan thun. Do giengen fie dar, vnd 
warfien den Schelmen über den zaun, ond lieſſen in li— 
gen, indem do fam er hinweg, mwift niemanf nie wohin. 
et caetera his similia. Virginem autem vocaui, ein Me- 
tzen, oder ein Madunnen, vocabulo quodam inusitato, 
et non minus etiam turpi. Quo factum, ut eo loci 
haereticus sim pronuneiatus, quod Christum non crede- 
rem fuisse sepultum, Tametsi eam opinionem et in 
hane diem: non deposuerim, nee cessurus cuique, quod 
ipsum et puleherrime, imo stolidissime innui in postre- 
mo meo libello quem seripsi ad Germaniae proceres, 
contra Lutherum. In hoc egregie commentor, non 
esse proditum in sacris literis tum precipue in euan- 
gelio, Christum esse sepultum , licet non diffidam ar- 
ticulum esse fidei. Profligatus itaque a Friburgo, con- 
cessi Treuerim,, et tum me coepit stimulare inuidia, 
pruriebatque lingua, ut et ibi aliquod struerem incen- 
dium. Auxerunt audatiam istie insignia et pileus re- 
ceptus. Illico ostendi qualis eram, et quid nescio ma- 
chinatus fuerim in spurios et in Canonicos Treueren- 


344 


ses, iussus sum abire tandem , atque ıd citissime,, in 
Mosae amnem uelim epotare. Huie calamitati aceessit 
proxime contumelia quam in te Weddelum admisi Ar- 
gentorati, cum soluissem a Basilea. Scis quam tunc 
adfabre depinxerim te hominem sycophantam, nuga- 
cem, adulatorem, uitiligatorem, detractorem, gulosum, 
sectantem epulas, iniuriosum. Quae cum omnia sint ue- 
rissima, et uel pueris etiam nota Argentorati, et uel 
ob hoc maxime, quod necdum palinodiam cecinerim, 
tamen me excommunicabas, tradebasque Sathanae, ut 
rursum binc profugere sim compulsus. WEDDELE. 
Quaeso te, ne sit tibi graue, quod tam celebrem tuam 
confessionem atque uerba tua tibi interturbo. Vbi nam 
agebas locorum, fum e toto orbe proseriptus, non in 
exilium tantum, necque in insulas, sed etiam usque ad 
tartarum ? MVRNAR. Bononiam abii, istic, atque in 
aliis quibasdam Italiae urbibus commorabar. Tandem: 
Venetias abii, ubi in procinetu fuisset, ut in Patriar- 
cham fuissem suffeetus, nisi cocceycem illum prodidis- 
sent mercatores quidam Argentinensium, qui me no- 
uerant. Quin et ipse quoque Murnar umquo porrige- 
ret auriculas simulque faceret tinnitum tintinnabulis 
morionum. Ephebiam tamen adeptus sum, atque sub- 
rogatus paedagogus ijuuenum quorundam, quos, vt mea 
ferebat Minerua erassissima, docui quae nunque ipse 
didiceram, quae et ipse non adprobe callebam, barba- 
rus ex triuio, doctor sed indoctus, miro tamen super- 
eilio. Nemo enim aliquando tam impudens, vel inep- 
tus habitus est magister, qui discipulos non inuenerit 
similes sibi, multoque pars maior est milesias fabulas 
reuoluentium, quam Platonis libros, aut doctissimi Eras- 
mi. Vetus testamentum Grumnii Corocottae, et Por- 
celli vsque in hane diem apud plures obtinuit. Fretus 
tamen multitudine, atque stultis fautoribus, qui inge- 
nio et eruditione valebam ne tressem quidem. At cum 
hie quoque facinus quoddam admisissem, simulata cor-- 
puseuli imbecillitate, quod neque aerem neque cibos 
ferre possem, rursum redii Argentoratum. WEDDELE. 
Interea sacrificabas etiam, atque rem operabaris diui- 


345 


nam? MVR. Hah, diuinam? Quotidie ad stipem, quae 
est ibidem largissima. Quodsi quis mibi denunciabat, 
excommunicatum esse me, negabam constantissime. 
Negabam quoque, aliquid mibi tecum esse negotii. 
WED. Tam amplam habebas conscientiam? MVRNAR. 
Ea mihi amplissima. WEDDELE, Redi ergo ad fa- 
bulam. MVRNAR. Quid inguam ? Queror me nummis 
destitutum , proinde artificii restare nihil, quo sitim 
hanc praeferuidam et immodicam extinguam. Omnis 
iacta alea est, nihil non tentatum. WEDDELE. Pone 
obseero hane auaritiam. Nam dubio procul ex cogi- 
tantia hie est hoc malum. MVRNARVS. At ex qua- 
cunque tandem causa, nihil iucundius profeeto illud 
contingere quod adeo enitet, moctuque eminet eximie 
vnum caeteras supra opes, quod gloriam quoque addit 
et decus,. aurum inque Weddele Dedolatissime. in hoc 
ego proram constitui et puppim. Et quid hoc non 
facerem, in tam pulcherrima creatura ? Quid tu cum 
putidis atque male olentibus ferceulis et missibus, om- 
nia coquorum passus ludibria, quos si quis cominus 
spectet, quam foedo, quanqgue suspecto sint coagulati 
lenorinio , vel solo spectaculo, satur abscedat. Atque 
vtinam meliores tantummodo epulas sectareris, et non 
etiam fabas, et holuscula, coenas Diogenicas, modo do- 
mi non conuiueris cum vxore Burcardo. Et, quod 
dietu foedius est, quibus paulo ante maledicebas, cum 
his paulo post momentum symposium ingrederis, quis- 
quis sit ille hospes, tantum vt ligurias atque palati 
tui saties pruritum. WED. Non isthoe tibi adeo vi- 
deatur absurdum. Sum enim causidieus, quibus simul 
et inuidere licet, et amare non aliter quam amantibus 
meretriculis et scortis, Si quando igitur lautum at- 
que opiparum obtigerit conujujum, tam ero bardus, 
vt ob homuneuli alicuius iram, meum ego genium 
fraudauero. Bene tecum actum est, quod monachus, 
maior alioqui praedo affuturus, quam unquam aliquem 
tulerit Germania. MVRNAR. Nosti Aromatarium il- 
lum contraetis contortisque digitulis? WED. Peru- 
niosum illum Christianorum foeneratorem ? MVR. 


346 


Eum ipsum aiunt, assiduo colligendi, coaceruandi- 
que usu, eam incurrisse torturam. Atille quam mi- 
ser, qui nunque ad satietatem Tantali more neque 
edit, neque bibit, praeparcus, regiis stipatus opi- 
bus. Huic quid aurum? WED. Isthaee alia res 
est Murnarc. Consularis est, multos post se re- 
licturus haeredes qui illius sperant mortem. Tu 
cum semel abdicaueris hoc saeculum,, id cucullo 
hoc prae se ferente, orbus peris totus cum diui- 
tiarum aceruo. lIniquum certe inhiare perditissi- 
mae pecuniae, quae malorum omnium est causa, 
quae tot habet sese concomitantia uitia, idolola- 
triam, elationem, uwecordiam, iactantiam, molliciem, 
uiolentiam, caecitatem, tyrannidem, dolum, atque 
alia similia, quibus qui fuerit irretitus, de illius 
actum est salute, eritque facilius multo camelum 
per foramen acus, quam eum intrare in regnum 
caelorum. MVRNAR. Audin? Alteri cantaueris 
hanc cantilenam, saepius audiuimus huiusmodi. 
WEDDELE. Quid igitur? Morionis uice uis ut 
illudatur tibi apud prinecipem aliquem? Nam et ego 
sie me talem insimulo histrionem. Irridet me quis, 
nihil indignor, sed et ultro arrideo. Quicquid di- 
cunt homines , laudo, id rursum si negant, laudo, 
id quoque negat quis, nego, ait, aio. Is quaestus 
est nunc multo uberrimus, somnia quae in te ha- 
bes eo tendunt, ne quis uirum te existimet uel 
probum, uel sapientem. Primo nomen, deinde cu- 
cullus, postremo mores, unum deest tantummodo, 
auriculas asini quo tibi appingamus, excidamusque 
testiculos, tutius ut praeficiaris eunuchus, mulier- 
culis in gynecaeo, libere tum atque impune dices 
faciesque omnia, Esopi patina lautissima citra cu- 
ram, citra laborem, pecunia ex quaestu gesticulati- 
onum inimicarum copiosissima.. MVRNAR. Bona 
uerba Weddele. Testiculos nequaque, ne mihi con- 
tigeris eum thesaurum. Stultum est amare com- 
pedes suas tametsi aureas. Nolo esse tale bythi- 
nicum mancipium, et perinde ut simia trunco re- 


347 


uinctus ‚derisui esse omnibus. Garrulus sum, et 
uagus, nullius rei magis impatiens quam tranquil- 
litatis. Singuli uici discurrendi quotidie. Nullibi 
minus sumque in monasterio. Quanto magis si in 
huiusmodi aliquam caueam me incluserit, non pos- 
sem sustinere. Accedunt mores inciuiles, lubrica 
lingua, quod nihil queat dissimulare. Si non statim 
omnia processerint ex animi sententia, statim au- 
riculas protendo asininas. Praeterea quod de asino 
proditur Esopico, rustice nimis et importune ad- 
blandienti suo domino, id mihi admodum est pro- 
cliue, fuitque semper. Et gestus illi chironomo- 
rum aulicorum non aliter mihi conueniunt quam 
porco. Adeo enim uita inconstans, et lubricus ani- 
mus, et fumi mendaciorum non sufficiunt,, ut nisi 
et gesticulationes adhibeantur et ioei, uidelicet ut 
numeris undique in os confluentibus, et salibus ni- 
hil etiam discrepantibus uel resonantibus quippiam 
in urbanis, ridiculosissime explodat qui hoc nesci- 
‚uerit. Optarim potius meis copiis diues, ubi maior 
commoditas, minus inesset periculi. WEDDELE. 
Ad hoc ne Croesi quidem talenta tibi sufficerent 
crediderim, uel asinus ille Apuleii aureus, si nihil 
etiam aliud tibi cacet quam aurum. Non uideo quid 
ultra religquum sit, quam ut Plutum euoces auri 
deum ab inferis, qui thesaurum quempiam humi 
defossum tibi pandat,‚vel vt deus est largissimus, 
pariter ‘et humanissimus, artem doceat, quo fiamus 
ambo diuites. Haec extrema consultio. MVR. Per 
anserem,quid hoc audio? quaeque frustraaniliter mul- 
ta blacterauimus? Est hic L. Phrisius Ariolus, et 
magus, qui pro duobus assibus etiam animam ha- 
bet venalem. En hic Blaphardus, quem si viderit, 
ter centum nobis euocabit daemonia abdrco. Age- 
dum, eamus. Nesciebam tam facile mihi aurum 
prouenturum, mox hoc vespere bellaria parabimus 
gulae authoramenta. Proh quid non hoc dudum 
venit in mentem ? eamus. WEDDELE. Sitam cer- 
tum hoc habes, mirum quod seipsum non ditatille, 


343 


quin videas hunc ex diurna stipe sustentari lotii 
inspectandi, miserum tristemque semper, qui nulla 
se audet explere voluptate, nullibi proinde potest 
consistere homo, Empusa magis varius. MVR.Ist- 
hoc nihil ad te, quae illius conditio est, quin ea- 
mus tandem. WED. Non acquiescet proh Chri- 
ste, quod monachus manes vis consulere verebitur- 
que, ne hunc in periculum aduoces, cum hoc citra 
periculum fieri non possit. MVRNAR. Noui Symo- 
nem, et Symon me, Aix0g Alzov. Luthero mastix 
est etiam, fortasseque nennihil de Lutheri rebus 
respondebit ex tripode. WEDDELE. Is est qui nu- 
per in Lutherum inuexit turpissimo et eodem in- 
fulsissimo libello, cui nomen praescribitur. Defen- 
sio necromantiae , artis illius nugacissimae et im- 
piissimae. MVR. Tace, vir est rei medicae belle 
peritus. WED. Hui doctorculus ille, quorum si 
quinquaginta tres posueris in aequilibrio, vix ve- 
niunt pondere teruncii. MVR. Vt nanus ridet na- 
num, loripes loripedem? WED. Atque ita etiam 
submurmurant eruditi. MVR. Necdum legisti vt 
audio, quanta illic congerit homo copiosissimus, 
tam plenus huiusmodi centonibus, ut asinus bom- 
bis et crepitibus, ex Macrobio, Plinio, Aristotele, 
Theophrasto, et caeteris philosophiae summatibus, 
ex quo etiam gallinacei lactis haustum tibi possis 
polliceri. WED. Ah philosophis, quos ne per som- 
nium quidem inspexit, vel exsuctis forte ex decima 
lacuna. Sunt enim omnia frigidissima, atque non 
aliter cohaerent quam arena sine calce, nullae rei 
quadrant minusque defensioni necromantiae, vel 
Astrologiae, vt pulcherrime simulque doctissime 
edisserit duodecim libris, ille cuius nunque inter- 
ibit memoria doctissimus et eloquentissimus Mi- 
randulanus comes lJoannes Picus. Risum continere 
non potui, alioqui indoctus, cum viderem hunc 
FEuangelica quaedam, eo detorquere, vt Christum 
probaret assertorem Astrologiae. Mirum quod non 
omnes lapides, et in parietibus trabes hunc con- 


349 


clament haereticum, qui eo venit amentiae, vt scrip- 
turas, quae prohibent huic stultitiae fidamus, tam 
prophano ore flectere audet in partem contrariam. 
O delirum. O indoctissimum. Nunquid culex ele- 
phantem? Homuncio ille, qui vix vltra primas pro- 
gressus sit literas, audet impugnare doctissimum 
virum, cui totus applaudit orbis. MVR. Weddele, 
Weddele, ne quid nimis, ne dialogo quopiam tibi 
illudat hoc poetaster. WED. Iah, vt illum de allio 
et coepis? MVR. Audin ? tace eamus. WED. Tu 
prior hoiem appellito. MVR. Salue peritissime 
astrologorım. Quid nam hoc portenti, striata frons 
et. uultus ille matutinus, quod quaeso indicii. 
PHRUI. Modo Saturni hora, qui tam truciter ac tor- 
uiter me inspectat, prospiciens ex angulo quo- 
piam. Sed quid uobis Summanum illum euocabo, 
caecum, et uno claudicante pede? quem scio id la- 
turum grauissime, et iam altero coepit laborare 
podagra. MVR. lesus Christus, archanum nosti hoc 
nostrum institutum ? PHRISIVS. Nihil hic cum 
lesu nobis, obtice nomen hoc, aut abi. Sciebam 
anteque fores pulsasses, hac inspecta figura. Sed 
et nuper quando cum puellis in xenodochio ioca- 
baris, ego uidi. MVR. lesus 7 lesus 7 Iesus 7. 
PHRI. Audin, ut nihil nobis hie cum lesu ? WED- 
DELE. Pessimus nebulo, cum hoc sacratissimum 
nomen nunque habeat in ore, sitque praeposterus 
Christianus, hic tantum profert, ubi non est adhi- 
bendum, assuetus alioqui iurare Rhadamantum vel 
louem statorem lapideum, siue vt hoc anno incoe- 
pit, per anserem Socraticum. MVRNAR, Adeo ne 
quaeso inhumaniter? PHRI. Nihil mihi tibi opus 
est, ne obturbaueris hoc nomen. Haee ego saeua 
Pluto referam immania dicta. In promptu .erat, 
quo mihi spiritum hunc propulisses familiarem, 
quem gesto in annulo. MVRNAR. Per Plutum igi- 
tur te nunc appello, vel si mauis, Leuiatham, aut 
Astarothum. PHRI. Prospere veneris loquacissime 
Murnare. Verum tu Weddele, quid mibi male di- 


350 


cebas, susurriens quaedam de meis versiculis- 
WED. Permaffoy, nesciebam tam eruditum te esse, 
qui cum Necromantia calleas etiam poesim. PHRI. 
Sed et Ebriussum, et graeculus. Vidistin aliquando 
dictionarium vocabulorum medicinalium, quam multa 
huic insint Hebraica? WED. Meum haec transcen- 
dunt acumen, audiui tamen mussantes hinc inde 
studiosos quosdam eius linguae, qui id iurabant 
sanctissime, ne vnam dictionem, aut Hebraicam 
esse, aut probe etiam scriptam, siue quae easher- 
bulas significaret quas tu e regione annotaueras. 
PHRI. Quod te Dii perdant, ludaee perfidissime, 
verbum conduxeram mercede, qui mihi iuxta He- 
braeorum idioma explicaret dictiones medicinales, 
verum is vt video, pro is herbis nescio quid aliud 
subscripsit.. MVR. Hac causa nunc non adueni- 
mus vt libros tuos censeremus, quos ego quidem, 
vt sum pingui iudicio, probo vehementer, sed ma- 
gis vt diuites nos faceres. PHRI. Hah, hah, hah, 
qualibus diuieiis quaeso? MVR. Ludis tu quidem 
nos, sed age Plutum illum nobis reduc diuitiarum 
numen. PHRI. Plutum? quasi,tam facile sit exci- 
tare manes. MVR. tibi id facillimum est. PHRI. 
At vobis timeo, qui numquam interfuistis huiusmodi 
diris, et deuotionibus, multa obseruanda sunt. Et 
vnum video vobis deesse, quo maxime ad hoc ne- 
gotium est opus, nempe silentium, et taciturnita- 
tem, quin et castos esse oportet, ne quis hac nocte 
cum muliere rem habuerit. Deinde et lotos aqua 
fluminis, raso etiam vtroque barbitio, ani et oris. | 
MVR. Quid si suauiolum dederim puellulis in xe- 
nodochio? PHRI. Modo nihil sequutum sit foe- 
dius, nihil obest. MVR. En iam tui sumus, expiato 
nos, vti par est, ei artificio fidem praestamus. Ego. 
me exuo cucullo, tu adfer quae necessaria sunt. 
Weddele aqua me profundito, forpice obiter dera- 
sis pilis, ego te expiabo vicissim. Os depile est, 
anum arrigo, prospicee. WED. Vide ne oppedas. 
MVR. Vniones pedo et thus. WED. Noduli pilis 


351 


intertexti, vniones sunt? M. Etiam gustato, h- 
quaefacti in ore corrigunt anhelitum. WED. Per- 
acta sunt omnia, iam me quoque lustrato. PH.Ac- 
cedite iam, videte vt sitis magis muti quam pisces. 
Circulum circumscribo. Elil, astaroth, nethanu- 
caan, Schebach al elohim, Seolnathan, zemorechah, 
Booooacnathem, saphtem, phasiphsim, dionsim, 


huh hodih. 


Abreth. 





Boo 
Behal 


WED. Animus mihi in pedes decidit Murnare. 
M. At ego concacaui foeminalia, stillant per genua 
floces, ole tu. WED. Pfuch, vt pessime olet. M. 
Metus mihi sensum abstulit, non olfacio, vix sum 
apud me. PHRI. Quid cornicamiae sycophantae ? 
silete..e. Mwumilouiah, leliel, hakianiah, seehiah, ma- 
nadel, labaniah ;, zohoel,, kanakiah. Agite, quanam 


352 


specie vultis vt veniat Plutus? MVR. Hogostra- 
tico amictus cucullo. PHRI. Tris mirii nathenii 
chamach banoth thamoth mitigos vemakatergot, ve 
colem omedim vehorhimbeor, raimeareh, ve al har- 
kia col elil lilah nathenii. WED. Occidi, attat at- 
tatat. MVR. lesus Nazarenus rex ludaeorum. Lu- 
cas, Marcus, loannes, Mathaeus. Sancte Francisce 
ora, pro me. PHRI. Tacete virorum euiratissimi, 
mollissimi, foemiuiri, tacete, ne moueritis vos ex- 
tra circulum, iam adest in tonitruo et fulmine. MVR. 
ui u UV 0. MV — —* uU UV uU uw w. 
PLV. Nequissime hypocrita, quid me pellis e mea 
requie? Quis tu es? Quid mihi es? Cur mea tibi? 
Vorabo te per meum sceptrum. Eho tu Charon, 
harpaginem hunc comprehendito, leuato sursum ne- 
bulonem. PHRI. Muniah anlostoos dorios heliates 
phagor. Persta virilit Murnare, libere proloquitor 
nunc si quid cum illo voles.. M. Obsecramus te 
mi Plute, impertire nobis quippiam tuarum opum. 
P. Non sunt vohis nugacissimi impostores expeten- 
dae opes, sed laborandum est manibus, quem ad- 
modum caeteris. M. Adeo non sumus superstitiosi, 
vt gratissima tua munera despiciamus, Plute deo- 
rum opulentissime. Quis enim hoc ageret, nisi 
mente captus, nisi q. penitus exosam habuerit hanc 
vitam. Flectere quaesumus, et quinque sestertia 
profunde aureorum, aut latentem quempiam ostenta 
thesaurum, ah ah ditissime atque et aurce Plute. 
P.Noui haec ingenia mellita, quae vna manu panem 
ostentant, altera lapidem celant, quae omnia menti- 
mia quorum omnes vestium flocci mendacia sunt, 
Cohibite vos. Meis ne diuitijs, facinoribus viris 
patronus ego ero? M. Per sanctos, per te quoque 
Plutum auri figulum, nihil abutemur. P. Tu 
Weddele quid censes. W. Aureos montes vt lar- 
giaris. P. Vos uero qualem mihi gratiam retalia- 
bitis? MVRNAR. Te here Plute vt numen cole- 
mus, summam salutem in auro atque opibus tollo- 
cabimus, et si quae sunt alia beneficia quae a di- 


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393 


uitibus remetiuntur tibi. Quid enim aliud tibi 
praestaremus, quam vt suspiciamus te deum aureum 
atque locupletissimum? Tute enim auro non indi- 
ges, delectaris vero mortalium votis et laudibus. 
PLVT. Placatus sum, dandum est ad tam grandes 
postulationes aliquid. Verum nihil mecum attuli 
nummorum , urgente me atque acriter impeilente 
necromantico hoc. Thesaurum monstrabo recondi- 
tum, docebo et Gnathonicam, et imposturas, quae 
ambos vos reddent locupletissimos. Illud vero cum 
primis erit necessarium, non eritis posthac homi- 
nes, desinetis quoque esse mortales, et timere 
deum. Quamobrem te Murnare in draconem trans- 
formo, idque tui erit officii, pestifero et exitiali 
tuo halitu incessere Lutheriana. Stilo etiam quo 
vteris libris scribundis, aconito exacuato pestilen- 
tissimo, vt longe lateque inficiat plurimos, verbis 
tamen lenociniis quibusdam obtectis, vt cum lepore 
imbibant venenum simplices. Linguam porrige. 
Attrahe. Infecta est, et veneno tincta, vt in con- 
eionibus quoque virus respergas. Paulo Apostolo 
notam inures, qui Theologus non fuerit. Macula- 
bis et Christi Euangelium hoc tam nocenti halitu. 
In summa, nihil spirabis nisivenena, vt quicunque 
viderit, vel audierit, loquentem aut scriptitantem, 
animo moriatur. MVR. quin potius ex veneno au- 
rum face, quo hiis omnibus minime sit opus. PL. 
Quaestus hie erit vberrimus. Addam et ego gra- 
tiam calamo, vt quiduis optaueris, habeas ex Grun- 
nigero Typographo. MVR. Ah quid barbarus ille 
mihi largiatur, animo quidem scatens ampullis,, at 
vero Codro pauperior? Qui liberis et vxori etiam 
animam debet, qui ne obolum habet quidem quo 
restim emat, quem ita deglubui hactenus, vt haud 
multum habiturus sit lucri e meis n@niis. PLVT. 
Adiiciam et auri massas aliquot hoc Charonte. 
WED. Hui, vt acuminatam et prolixam caudam tra- 
bis? PHAI. Caue ne ictum tibi impingat. PLVT. 
Weddele, tu porcus esto Anthonianus. Domi coe- 


x. 23 


354 


nabis nunquam. Si quae tragemata olfeceris, illic 
ingeres te. Nemo te excludet, tum ob canas setas 
in capite, tum maxime ob meum beneficium. Vo- 
lutaberis autem in coeno, quae porcorum est na- 
tura, id est in alienis peccatis. Si quid a bonis 
viris perperam admissum fuerit, hoc oletum pro- 
tinus tu vorabis, trıbulabisque, vt quam maxime pu- 
teat, et multorum pedor ille inficiat nares. Sic fiet, 
vt nunquam epulae meliores tibi sint defuturae, 
qui Lutheromastigum, qui mendaciorum sunt per- 
eupidi, maxima est multitudo, noui semper cupien- 
tium expiscari a te aliquid, mordicus te trahent, 
et si non traxerint data opera te intrudes, velin 
pedibus vel in ore stercoris nonnihil allato in con- 
uiuium, musti vice, quo suffitum facias recumben- 
tibus, maxime vero porco illo Acarnanio tecum 
conuiuante, qui hiis epulis saginatur tantummodo. 
MVR. Pfuch, pfuch, oleta, ego vorarem male olen- 
tia? WED. Stulte, quauis ambrosia mihi hic cibus 
gratior est, multoque sapidior etiam 070g 7T908 
Avgan. Non intelligis mysterium? rovlew, Tou- 
sew, TovSev, Tovlev, rovSev. PHRI. Nolim 
mihi Plute, hunc suem hospitem esse, qui siliquas 
non edit. MVRNAR. Jam et thesaurum monstrato 
Plute. PLVT. Thesaurum reperies Phrysie ad ra- 
dices montis Otiliani, illuc concedite pariter. Est 
autem locus subter ilicem patulam, sub qua quon- 
dam habitauerunt Druydes incolae eius loci, prae- 
missis ante preculis et exorcismis tuis. Quin et 
manes illic uidebitis obambulantes igneis globis. 
Ipse ex utroque laboro pede, abeundum quoque, 
quoniam me praestolantur Aeacus, et Rhadaman- 
tus, iudieijs ferendis apud inferos. Relegato me 
iam necromantice. PHRI. Helij samasai Gelonitros 
gedehanay, ysara mana clomiud anostoos donos, 
Agite exeamus antequam porta claudatur. MVRN, 
Sine abluam prius concacatum foeminale. PHRI. 
Nequaquam, pellicij uice subministrabit caldorem. 
Siquidem gelu imminet hac nocte horrendum, quod 
ipsum diuinor ex luna suboriente. WED. Somnum 


399 


ne capiemus hac nocte? PHRI. Non. MVR.O elsa, 
elsa, elsa mi. PHRI. Saltant hic laruae in agris, 
ignei globi, quos dixit Plutus. Isthic locus est. 
JImpinge ligonem rustice quadrate Murnare. Tu 
accensa tene lJuminaria Weddele. PHRI. Quam ma- 
gis idoneus esses ad aratrum et defodienda uineta, 
quam ad sacerdotium. Sed prominet hic cauda, 
praepeditque. MVR, Ridetis me miserum. PHRI. 
Impinge fortiter. Hui. Cessa. Auscultate. Sacrum 
est, ei mysterium artis neomanticae, ne quis effo- 
diendis thesauris loquatur, quoad leuatus sit sub 
diuum, peractaque sint omnia. Ego preculas lego. 
PRursum impinge ligonem. Cede huc, descendam 
ego in spelaeum. WED. Io, lo Pythij aurifodina, 
et Midae opes, fulget aurum, quin et striniolum 
adlaeuam. O mortalium omnium foelicissimos nos. 
rovleıw, ToVSeıv, toulew. Ho hoh Murnare. 
Stercora sunt equina et bouina. MVRNAR. Heu 
miserum, miserum me, perij male perditus, Plute 
deceptor fraudulentissime. Excrucior aurum tam 
subito mihi ereptum ex faucibus. PHRI. Num id 
praemonebam, ne quis obganniret, vel interturba- 
ret sermone fossionem? lam hoc auro fruimini 
precio loquacitati digne. Abi in malum exitium 
immundissime porce. Tua haec noxa est. I nunc, 
et stercoribus tuis vescere, vtnunquam impingues- 
cas spurcissime. MVR. Abi in rem malam, alioqui 
et caput tibi contundam ligone, quod te Charon 
arripiat, hom, hom, hom. PHRI Punge cum cauda 
huic. WED. Recipio me in vrbem, sentietis post- 
hac qualem incessueritis porcum. Excommunicabo 
quoque te, atque animaduortam in te foetidissime 
Leuiathan en altera vice. En abeo, vale astrologe. 
MVR. Ah ah perditissimus ego mortalium omnium 
in terra, quid vltra opus mihi est vita? Animo, 
genioque meo fraudatus sum. Quo me vortam. 
PHRI. Factum est hoc vestrum, quod tamen infee- 
tum reddi non potest. Ad officium inuitaris aPluto 
tibi iniunctum, vt sacras doctrinas calumnieris, ob- 
sistasque plurimum, quo caeci permaneant Germa- 


356 


ni, caecique caeco famulentur Pluto , caeterisque 
superstitionibus. Non enim sine causa Plutus hoc 
voluit, Leuiathan vt sies, ac non potius epopa, vel 
asinus. MVR. Boni consulam oportet meam con- 
ditionem. Verum age, gratulantur ne, et patroci- 
nantur sidera coelestia his munijs? PH. Nihil est 
quod astra consulas, in re tam aperta, immo et. ne- 
cessaria. Quis melior impostor ad id delegari po- 
tuerat, vel ex centum etiam milıbus Italorum ? 
quamque et fata plurimum prosint, si arriserint, 
quemadmodum somniant Chaldaei. Quod si cupis 
scire horoscopum, edicito annum, mensem, diem- 
que quo editus es, ne per latum quidem vnguem 
tibi defecero.. MVR. Ni mea fallat opinio , quarta 
luna natus sum, anno 1475. Mense duodecimo, 
hora Sexta pomeridiana. PHRI. At non hic suspi- 
candum, sed sciendum est. M. Ita me quondam 
edocuere ambo parentes. PHRI. Sede hie, vt trac- 
tem mecum numeros. 


Et fulius ton 





397 


Iam audi quid tibi polliceantur astra. Influentia 
quae tum erat’sic habebat. Signum ascendens asi- 
nus, domus Lunae, exaltatio Saturni, casus louis. 
Dominus ascendentis, Luna. Oppositum ascenden- 
tis, porcus. Asinus signum frigidum, nocturnum, 
occidentale, mobile, terrenum, melancholicum, tro- 
picum. 


Signum oppositum. Signum ascendens. 





Vaticinium Astrologi. 


Quae si excutiamus quid significent, indicant ho- 
minem stupidum, bardum, vecordem, iudicij cras- 
sissimi, hircissantem, et (quemadmodum aiunt) e 
terra, vel quercu natum, moribus incultum, inci- 
uilem, inurbanum, linguam habentem petulantissi- 
mam, immane quoque insanientem si quid accide- 
sit aduersi. Dominus ascendentis, vagum indicat, 
mutabilem, Protheum, Lunaticum, egregium poto- 
rem, surdum, frigidum, hebetem, tumidum, infla- 
tum, bene battulatum. 

Coniunctio Saturni cum Luna, seditiosum, inui- 
dum, infidelem , obsistentem pietati, resistentem 
doctrinis sanis, contumeliosum, blasphemum in 

- quaedam sacra, quod significat (vt mihi videtur) 


398 
in Paulum et in Euangelium Christi, his enim quid 
sacratius? adprobe linguatum, versipellem, teme- 
rarium. 

Hoc est e caelo iudicium, tute scis probe ne te 
pinxerim tuis coloribus. MVRNAR. Ad perpendi- 
culum usque. PHRI. Nec diuerticulum dolis. Oper- 
ta quae fuere, aperta sunt, omnis res palam est. 
MVR. Verum necdum dixisti, propitia habeam astra, 
nec ne? PHRI. Hoc toties tibi obstrepam ? fauen- 
tissima, tantum mentire, impone, excita seditiones, 
in Lutherum te armato, auri aucupaberis quantum 
voles. MVR. Quid si pro Luthero quoque scri- 
bam, dummodo nummos corradam ? (Quid item si 
eum auro etiam pugnos et sannas? Aut aliquis vi- 
cissim mihi oppedet Lutheranorum? PHRI. Aleae 
id committendum est, standumque tesseris et sorti. 
Inclinant astra, non liberant, nisi quod audentes 
interdum fortuna iuuat, quae si etiam nouerca 
fuerit, arriseritque sinistre, mortuo tamen erit 
memorabile ob malefacta perire. Quiinsigni aliquo 
flagitio peritat, non interit. Jmmortalis est fama 
pessima, atque en tum viuit, cum esse credideris 
mortuam. Obrepit dies, abeundum mihi, aegris lo- 
tia vtinspectem. MVRNAR. Heus tu, diuexat men- 
tem ambitio quaedam , coepiscopatum, vel suffra- 
ganeatum vt ambiam, fatorum est ne etiam hic fa- 
stus? PHRI. Nequaquam, Episcopus non eris, pro- 
hibente id ascendentis opposito, influit enim pro 
asinario, et mulione, et carbonario, huiusmodi si 
ambiueris, prosperaberis quidem. Necquicque est 
quod speres ab Romano Pontifice, qui nuper etiam 
vacuos remisit Eccium et Hogostratum, donatis 
forte nonnullis, sed indigna tam emeritis impostu- 
ris. MVRN. At de hoc ego plane auream spem 
mihi concoeperam. PHRI. Nihbil minus. MVRN, 
Quid autem si summas manus mihi deosculaturus 
sis aliquando? et dicturus, To» 11200» daxrukon 
Erteivag, OD TS Esıv 6 dpyerrivov E7CLOR0TEOS. 
PHRI. Apagesis, quam caudatus tum eris? dignus 


399 


ewi et nomen imponemus caudato. Sed dij meliora 
prouideant, ne nobis ficulneus contingat Episcopus. 
Quid sui cum aureo cireulo in naribus? MVRB. 
Vade ergo infidelissime mathematice, somnus mihi 
obrepit, obdormiam hie subtus quercum, donec ad- 
ueniat meridies. 


Vincet veritas, suumque obtinebit fulgorem, volentibus nolenti- 
bus vniuersis filijs huius saeeuli, 





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360 


Si quis adorauerit hanc bestiam et imaginem 
eius, et acceperit caracterem in fronte sua, aut in 
manu sua, et hic bibet de vino irae dei, quod mix- 
tum est mero, in calice irae ipsius. Et crueiabitur 
igne et sulphure, in conspectu angelorum sancto- 
rum, et ante conspectum agni, et fumus tormen- 
torum eorum ascendet in saecula saeculorum. 


CHRISTIANAE LIBERTATI OSORIBUS 
UNIVERSIS. S. 


Adeste quicunque veritatis, et Euangelii Christi 
hostes, adeste, spectate miseros ac deploratos illos 
Lutheromastigas, Thomam Murnar et Weddelum 
causidicum. Ante paucos dies homines fuere, nunc 
vero praestigio quodam quod sibimet constitue- 
runt, daemonis cuiusdam opera et incantamentis, 
cui nomenPlutus, vnus in draconem, alius in por- 
cum versus est. Quos ideo in palam exponimus 
vobis omnibus, vt pbst hoc metum ineutiat, ne et 
vos quandoque transformemini in bestias,, tutum 
enim non est, veritati resistere, et in leges diui- 
nas diu impie agere, impune non edit, faciant vos 
cautus aliena pericula, qua nihil prosperatum est, 
quiequid hactenus a quibusdam friuole tentatum 
est contra Lutherum. Eccius dedolatus, et cum hoe 
excisus est. Leus verpus in porcum, caeteri om- 
nes prostrati sunt. Et per Christum bene res ha- 
bet, dum iuxta veterum opinionem Pythagoricorum, 
in bestias migrant hominum animae, et de corpore 
in corpus, modo non semel via tota praecludas 
transformandi se, gladio nimirum et seditione va- 
stante omnia, Periculum subest, nisi quantotius 
resipueritis. Non prophana est quam contemnitis 
doctrina, sed coelestis, sed Euangelica. Si recipi- 
tis consilium, bene est. Sin minus, nos quoquein 
interitu vestro ridebimus, dicemusque vobis illud 
Fuangelicum. Cantauimus vobis, et non saltastis. 
Compertum est, in hanc diem, neminem erudito- 


361 


‘rum, ac bonorum virorum se opposuisse Luthero, 


nisi tantum crassos, indoctos homines, corruptos 
mente, et ventri deditos, quorum finis erit secun- 
dum opera eorum. Etiam satis didiecimus , quales 
se praebuerint in eorum disputationibus. Monachi 
et Theologistae repulsi sunt. Nihil reliquum est, 
quam vt spurios et infames homines, quin nunc 
lotrices et balneatrices videamus colluctari in hac 
harena, qui et accinxerunt se vt audiuimus. Me- 
ditantur enim, quomodo articulis Hussio falso im- 
positis, Luthero laqueum iniiciant. Sed frustra 
iacitur rete ante oculos pennatorum. Et hi vt fa- 
ciunt alijs, ita continget eis vicissim. Appetunt 
enim infames esse. Quinquaginta sumus, iurati in 
huiusmodi spurios, et vanidicos, et si nos non suf- 
ficimus , implorabimus et amicorum opem. De 
Murnaro hoc obiter praefamur, nunquam nos odis- 
se hominem, qui cum illo Basileae, Francofordiae, 
Treueris, amicissime viximus aliquin, blasphemiam 
autem detestamur, qua domini nostrilesu Christi, 
et diui Pauli Euangelica documenta conatus est 
eontemerare. Ad nostram iniuriam ne murmurare- 
mus quidem, verum in Christi blasphemia, ne pa- 
tri etiam parcimus, etmatri, etfratribus, quiidem 
et spiritum nobis suum largietur,, vt filii iniquita- 
tis non opponant nocere nobis. Dies enim domini 
aduersum omnem superbum et arrogantem, et ad- 
uersum omnes naues Tharsis, quae sunt naues 
persecutorum Euangclicae doctrinae. 


Valete vt meriti. 


362 


V. 
Sendbrieff, 
Von der Meſſzkraukheit, 


vnd jrem letſten willen, dem Bapſt zukommen*). 


Der Cardinal zum Bapſt. 
Allerheiligeſter Vatter, ich hab ein Epiſtel auß Teütſch 
landenn empfangen, aber grauſamlicher erſchrockenlicher ding 
ift für mein vernunft nie kommen, gebe die zerſtörung Je: 
rufalems ichlaaffen. 
Bapſt. 


Was iſts, triffts dz gantz Erdtrich an, ſonderbar leüt, 

oder geht es über ein gemeinen ſtand? 
Cardinal. 

Es trifft den beſten, ſterckſten, vnnd trifft den ſtein an 
im fundament, darauff die gantze Pfaffheit gebauwen iſt. 
Bapſt. 

Nun walt ſein Gott, es iſt die Meſſz, dz armbroſt iſt 
lang geſpannen gſtanden, ſobald es laßt, ſo find wir all 
gſchoſſen. 

Cardinal. 

Ja Herr, ir habts errathen, ich bin erſchrocken, daß mir 
die zän Hapffen. 

Bapit, 


Wie ſtebts aber vmb ſp, it nicht noch hoffnung guts 
rahts zefinden, es ift nüt bofers dann ablan: dann wo 
man ons den ſchämel entzudte, fo lägen wir all auff dem 
boden. 


*) «Bon Niclaus Manu. 8. s Leta, 


363 


Gardinal. 
Ich bin gantz erſtummet ovnd erihroden, Radtend jr, 
dann ich hab weder vernunfft noch athem. 
Bapft 


Mas ıft der onfal, oder in was geftalt leydet die Meſſz 
not ? 






Gardinal, 

\ Sp ift anflagt, verleümbvet, außgerüfft vnd verferien, 

ſy fey ein betriegender geltfauß, ein greümwel, Gottsleftrung 

ond die gröſt abgötterey, fo ye erwachien, feyt daß die erd 

\ geftanven eye, vnd ift zu bejorgeun, man werde jr dem 

‚Eyd von fnechten geben. 

Bapſt. 

Iſt es aber gewüß waar, oder nur ein ſchreckböttli? 
Cardinal. 

Es iſt als gwüß, als ver tod allem yrrdiſchen läben. 

Bapſt. 

Das iſt erſchrockenlicher zu hören, dann der erdbidem 

deß nachts, vnd grauſamer zu ſähen dann die finſternuß 

zu mittemtag. 

| Gardinal. 


Sa Herr, fein zyffer möchte den fchaden fürbilven, fon= 
‚dern fo ſy ir ſchon für Recht gebotten haben. 


Bapit. 

Vnnd wär find aber vnſer Meflz miderfäcer, Juden, 
Türcken, oder Heyven, in denen ſich ſölicher fräfel erregt ? 
Gardinal. 

Es iſt das Nachtmal Chriſti ver hauptfächer, vnd feine 
‚ beyfiänter, die jo ven Ehriften Tauff empfangen haben, 
hochgeleert onnd vngeleert Pfaffen onnd Leyen, vnd deren 
vil on zal. 
Bapſt. 

Das iſt erbärmklicher vnd ſchädlicher dann die verderbung 
Sodoma vnd Gomorra vom helliſchenn feür, yetz rünnt 
vnſer Schiff an allen orten. 


364 


Gardinal. 
Ja Herr, ich fort es helff Fein verftopffen, wir haben 
gegenwind, vnnd find ong alle ruder zerbrocen. 


Bapft. 

Vnd wär ift aber für ein Richter angerüfft, over für: 
geichlagen ? 

Gardinal. 

Das find fünffjehen Epiftel der zwölff Botten, die ge- 
fhicbt der Apoſtlen, ond ob die Mefiz nit gichtig vnd an— 
red wölte ſeyn jrer anſprach, fo wollen ſy alle guten Pro 
pbeten zu zeügen fiellen, vnd vertröften ſich ftard auf die 
Epiftel zu den Hebreeren, auch fol das alt Teftament ob: 
mann ſeyn. 

Bapſt. 


Das fröwt mich eben, wie den ſtültzer der hoppentantz, 
da wurdend wir als vil an gwünnen, als einer der ein 
meſſer am feür will wetzen. Die Richter find parteyeich, 
end von anfang allweg wider ons: ſy wurden vnſer Meſſz 
gleych als giund ſeyn, als dem Künig Pharao dz Rot 
meer: möchten wirs aber für den außſpruch der geiſtlichen 
Recht bringen, fo wär der fach geradten vnnd ſchon ge⸗ 
holffen. 

Cardinal. 

Das iſt ſchon verſähen, vnd ein verlorne red, dann bey 
dem volck iſt nichts vnwerders, argwöniger vnd verleümb— 
ter denn die Geiſtlichen Recht, ja ſy haltens ſchnöder dann 
dz brätt hinden am gemeinen ſprachhauß, da die baurenn 
die vnſauberen zollen über abwerffen. 


Bap 

Ich weiß noch ein —— auflucht, wir wöllen dapfer, 
redlih, handfeſt vnd trutzlich leüt anrüffen, die es den 
klägeren abſchröcken mit tröuworten vnd ſtreichen, vnnd 
dieſelbigen bereden, die kläger ſeyen die ergeſten kätzer, ſo 
die wält ve getragen hab, fy wöllen Chriſtum von allen 
eeren ftoffen, verlaugnen Gottes allmäctigfeit, ſchmähend 
die wirdig muter Gotts, all heiligen vnnd Engel, lernen, 


man fol nichts guts thun, al Dberfeit außtilcken, vnnd 


365 





niemand dz fein geben: man muß ſp aber vorhin wol 
mit gelt falben: denn werdend fy folind, dz man ein rofiz: 
eyſen in ſy ſchwätzte. 

Cardinal. 

Sölt dz mögen helffen, ſo wär nichts verſaumpt, auch 
Hein foft geipart, wir hands verfuht, vnd zwar nit on 
mercklichen koſten bftellt, Hans Streyh den bart, Kung 
Sihe fur, Claus fluch übel, Rüdy Tröwer, Bli bob den 
tiſch, Hemmi geltrap, die auch jr beſts gethon, aber nichts 
‚mer geichafft hand, dann hettind fy dieweyl zum Rägen- 
‚bogen gworfien. 


. 






















Bapſt. 
Vnd wie kumpt das? das hett ich mit gemeint. 


Gardinal 
Ja fy find nit all bftellt die faur fehen, die widerpart 
‚fans au, vnd gadt hie nach dem gemeinen ſprüchwort, 
‚Einer bocet, ver ander gibt nichts drum. Dz iſt aber 
dz allerböſt, der armen troftlofen Meſſz, als ſy gfähen 
Hat, daß von jr gewichen find jre pundsgnoffen, begrebv, 
dritten, fibenvden, preybaift. jarzeyt, fammt dem opfer, biß- 
här darzu getragen, hat fy den handel fo ſchwär zu her: 
gen gefaflet, daß fie tödtlich Frand ligt, vnd ift jrs läbens 
wenig hoffnung, aber größlih zu beforgen, ob ſy ſchon 
‚nit für gericht fomme, iy fterb funft ab. 
Bapft. 

Lieber meinft du nitt, ob jr mit einer badenfart zu hel- 
‚fen wäre, Blutigenn angft, foft waß wölle. 


Gardinal 
Ya ich mein es hab foftet, es ift vergebens, wir hands 
ſchon verfucht, aber ſy für fräßig dar, vnd reüdig wider 
\dannen, fo ift vaft wüft außgfchlagen, aber nüt geheilet: 
Es find fither erft groſſe löcher in fy gefallen, ond hat 
Etifam den ſchwinenden fiechtag überfommen, fich eben ge- 
beſſeret wie der beltz vom wäſchen. 


Bapft. 
Ich wil ſy dem mweitberumpten arget Doctor Johann 


366 
Runder befelhen, vnd jhm Doctor Heyoho zugeben ver 


Apotegfer. 
Gardinal. 

Habenn wir fo vil verbadet, fo laßt ons recht den ko— 
ften auch dran waagen, vnnd glüf waltenn, gebt jnen 
nit mer dann .ein hauffen ſchmär inn die büchfen, dann 
fy müffen vil verfalben. 


Als nun die zween obbenempten der Meſſz zu 
belften bejtellt, waren ſy fleyifig, vnd handleten 
wie jr werden vermerden, 


Doctor Rundegf befah jr den barn, greyff die pulßader 
onnd ſprach: Die Meſſz it ſchwach, fy ift etwan vnder 
den weyßgerbern geweien, die haben jr die ripp zerftoffen, 
vnd ift jr ein groß geihwär am Canon gewachfen. 


Doctor Heyoho Apoteder. 

Es ift ein alter febavden, fy bat den gepräften an die 
Wält bracht, vnd ift von anfang jrer geburt nie gefund 
tnwendig geweien, wie fchön fy von auſſen gliffen hat, 
es find vil berümpter ar&et daran zu ſchanden worden, 
darumb ift ons not guts ratbs vnd fleyß anzefeeren, möch— 
ten wir jr ein aufenthalt geben, fo wäre vnſer faum feißt, 
es wurd vns den ginen Ionen. Darumb Herr Doctor, 
fo sylend ſchnäll mit eumwer funft, fo hab ich hie allerley 
confect, Römiſche ſtuck, gewürg vnd freüter, die jr wüſſen, 
mit pracht, wältweyſer klugheit, zu temperieren nach Ari— 
ſtoteliſcher weyß vnd Sophiſtiſcher art. Thunt den rugken 
darbinder, ich will mich auch nit ſparen, mir iſt ſchmär 
von Rom geſchickt, damit wil ich falben, es muß gehn, 
end wärs als rauch als ein ygel. 


Doctor Rundege. 

So wol här wir wollen von faben rathen, Erftlich wil 
mich anſähen, die Meß fey in eim bößen zeychen, namlıd 
im Scorpion empfangen, im Krebs vnd ſchwynenden Mon 
aeboren, es regiert ſy auch ver wandelmütig vnnd bös 
Planet Mars, vnd zwar fy hat ob ven abheben vättern 





367 


gehebt, die an jr gemacht haben, das zeigt an jr harn ge: 
ftalt ond wefen. Darumb wil vns not feyn, ond gebüren 
grofter forgfeltigfeit : dann ſy ift von mancherley naturen, 
fpecien vnd qualiteten zufamen gebläßt, yes warm, denn 
kalt, feucht onnd troden, onnd womit man eim bilfft, ver: 
derbt man das anter. 


Doctor Heyoho. 

Ja Herr Doctor, jr redend recht von der mwurßel diſer 
fach, es haben vil jr kunſt varan vnnüglich verichliftenn, 
ich beforg, wir gewünnen aud als vil eeren an difer ar: 
beit, als der honig im ſpraachhaus fucet, deß Ion find 
bſchiſſen händ. 


Doctor Rundegk. 

Run find wir imm bad, Gott geb wir ſchwitzen oder 
nicht, darumb erforderet die not ein furgen rath, dann 
tiefer Meſſz tod ift vnſer aller peftileng, ja ein verzeerend 
feür, welchs außtrodnet den luftigenn brunnen, auß dem 
da fleüßt onfer gemachſam, feißt, verfichert, ond überflüffig 


läben. 
Münch Agrift. 
Herr biß gelobt, die Meſſz fat an ſchwitzenn, ich hoff 
es wölle beſſer vmb fy werten. 


Hug jchneepfeffer. 
Fa ja fy beiferet fih, wie ein zwentzigjärig roflz, der 
fh an ver Sonnen, vnnd das forn im hagel, es ift ver 
todſchweyß, als gwüß als Gott Jäbt. 


Dortor Rundegf. 
‚ Mir ift ein guter zufal fommen, es vermags die natur, 
| daß die Löwen jre jungen tod gebären, vnd demnach mit 
ſtarckem gefchrey läbendig vnd Fräfftig machen. Nun if 
die Mefiz ein geichöpfft von dem Römifchen ftul geboren, 
darumb wend wir vnns mit ſtarckem geichrey der Römi— 
ſchen Kirchen darüber fielen, mit groſſen worten , freffti- 
| ger flimm ver vätter, leerer vnnd Concilien, vnd fy aud 
widerumb erweden, junft ift weder hoffnung noch zufluct, 
‚ aber vaz mittel wirt helffen, nun nun, frhrey Doctor ſchrey, 
eins ſtäten ſchreyens. 


368 


Doctor Heyoho. 

Sch förcht, wir werden ee heifer vnnd müd, dann die 
Meſſz gefund vnd läbendig, vns wirt aathems gepräften, 
doch wag ichs zu verfuchen. 

Doctor Schreyegk. 

Wir müffen andere ſchreyer auch beftellen, es wär funft 
über vnſer maacht, vnd diefelbigen wol falben mit ham— 
meranden, fo gebt es glatt außhär. 

Doctor Heyoho. 

Wir habenn deß hbammerandens fo vil verfchmidet, daß 

ich möcht leydenn, die falbe were wider in der büchien. 
Doctor Schrehegk. 

Ey bo& marter ſeyt vnerfchrodenn, ich wil fchreyen daß 
alles erbidmet. 

Gottsfrid Schnevpdlufft. 

Sy foll wol mer frand, toub, onnd blöd erden von 
euwerm geichrey dann ftard vnd Jäben, jr gebt jren erft 
ein fürdernuß zum tod, folich töub hört nit zu den ſchwa— 
hen, dann jr natur vergleycht fi mer ven Hafen dann 
den Löuwen. 


Ye lenger fy fchryen, ye ſchwächer die Mefiz 
ward. 


Marti Bitterbühpli. 

Hörend auf ſchreyen inn Gottes namen, fähen jr nit, 
daß die Meſſz zeucht, fo verftehet ir euch nichts auffterben. 
Galli Shmollzan. 

Fürwar die Meſſz ift ſchwach, vnnd dem tod näher dan 
Schaffhauſen dem NReyn, fähend zu, wie zudt fy mıt ven 
achßlen, die augen find jr eyngefallen, ſy ift als bleich 
omb den jchnabel, vnd als rößleht vmb die baden, wie 
ein vnbachen weyßbrot, oder ein mwolgfotten ey, wie ift 
it die naß fo fpißig, vnnd gehn jr die naßbelg fo ſchnäll, 
ver pulß fchlebt jr nitt mer, dz ift ein böß zeychen, fy 
nimpt den gathem tieff, vnd mächtig furg, träfflich ſchnäll, 
ift voll topfleden, fy wirts nit lang treyben, die füß fine 
ir ſchon erfaltet. 


369 


Doctor Schreyegk. 
Wir wöllen einandern helffen, vnd ſy zum Fägfelr tra⸗ 
gen, ob ſy widerumb erwärmbt möcht werden. 


Ludy Mußkeſſel. 

Die bauren habenn das weychwaſſer dareyn gefhütt, 
ond das Fägfeür erlöfhet, vnd figend Münch, Bättler, 
ond Nunnen im rauch, daß jnen die augen überlauffeno, 
demnach find etlih fo fräfel gweien, dz fy in keſſel gſchiſ— 
fen haben. 

Hartman Neüneſel. 

Das iſt der Meſſz ein ſchädlicher todtſtich, dann vom 
dãgfeür hat ſy geläbt, wie der Viſch vom waſſer, das 
Was die recht alp vnnd weid, darauff ſy fo feißt worden 
iſt, nun mag ſy doch nicht läben, ob jr ſchon ſunſt nichts 
gebräſt, fo müßte fy hungers fterben. 


Doctor Heyoho. 

Wir wend fy zu den lieben heiligen verheiffen,, zu vn— 
fer lieben Frauwen bey den fiben Eichen, da iſt gar ein 
gnadreych bild. 

Niclaus Weleman. 

Da wurden jr gleych verſorgt, wie ein nackender mit 
dem winter: dann die häx fo dieſelb Walfart auß geheiß 
‚its bulens deß Teuffels verurfacht, hat man zu Bern ver: 
brennt, demnach die Cappell fampt haus ond hof zerftört, 
vnd find die wurmftichigen gößen verrudft, radten wohin ? 

Doctor Heyoho. 

Wär bat dz angericht, die bauren find aufgewifen, als 

gewüß Gott läbt, ich ſchmöcks. 


Vly Vberz werchs. 

Ich weyß wol, Chriſtus hats thon Maithei am ri. ca— 
pitel, da hat er jnenn gerüfft, vnd geſprochen: Kommend 
här zu mir alle die jr arbeiten vnnd beladen ſeyt, ich wil 
euch ruw geben. Sy hand auch geläſenn das Euangelium 
ſampt allen Epiſtlen, ſonders Johannem am erſten, vnd 
xvij. j. ij. Exodi am xx. cap. Eſaie am Iriij. Thimothei 
am ij. Joannis am xiiij. cap. Jeremie am xviij. vnd alle 
Palmen durchauß. 

RK. 24 


370 


Dortor Conradus Poppenträyer von Kolerftatt. 


Der teufel hat fy drüber tragen, ond fein muter, es 
thut nimmer gut, fo fy das wüſſend. 
Cuderly Näbelfapp. 

Last euch lingen jr Herren die arket, dann die meſſz 
ift Ye lenger ye ſchwecher, fy Fürblet vnd lurcket an der red. 
Doctor Schreyegk. 

° Herr Frümeffer bringend vns vnſern Herrgott, daß wir 
ſy verforgen. 
Frümeſſer. 
Herr Doctor, ich mag jn nit erlangen der Himmel iſt 
fein ftul, vnd die Erd fein fußſchämel, wie mörht ich jn 


erlupffen ? 
Doctor Schreyegf. 

Ich mein, du feyft voller Narren, dann der Summer 
Mugfen, bring vns vnſeren Herrgott, oder du muft gen 
Coſtentz auff die fcheyben,, bey dem Gott, den ich heütt 
gehebt vnd gelegt hab. 

Frümeſſer. 
Hand ir jn heütt gehebt, wo hand jr jn hingelegt? 
Doctor Schrevegf. 
Ich hab in gäffen, weiftus nun ? Zch hab jn gäffen. 
Frümeſſer. 

Ich mein, jr ſeyt völler fantaſten, dann ein zotteter hund 
flöch im Augſten, vnd vnfinniger dann die ſeüw die ſich 
Meer ertranckten, Math. am viij. cap. Habt jr in heütt 
gäffen, wo fol dann ich jn nemmen ? Lieber ja fchidet eins 
wägs nah dem wind, der euch fern das hütlin abwarf 
vnnd heißt mich gleyh auch S. Bernhartsberg zum Gold: 
ſchmid tragen, dz er jn in ein gulvin ring fafle, an ein 
finger zu fteden. Das find mir gut fachen. 

Doctor Heyoho. 

Nit oil gefpeyws vnd wenig framangens, nempt bie 
fhlüffel, onnd bringen ons auß dem Sacramentpeüßlin 
den zarten Fronleychnam Chrifti. 

drümeffer. 
Er fißt zu der gerechten feines vatterd im himmel, oder 





371 


onfere artiel des waaren Chriſtlichen glaubens, ja vie 

gang h. geichrifft müßt falſch jeyn. Er ift erflanden vnd 

ift nit hie, Luc. am xiiij. Greyffen jr aufhin, ond nemmen 

in abhär, ich bin jm zefurg, jr aber find groß Hanſen. 
Doctor Heyoho. 

Schnäll bring vnns du Caplan das heilig öl, die zeyt 
nahet fi. 

Gaplan. 

Sch merd wol, jr meinen das ol, daß man vom Biſchoff 
fauff hat, deß ift nit mer im büchßli, der Sigrift hat die 
ſchuch mit gefalbet. 

f Doctor Heyoho. 

Sp ift er im bann, da mag jm nieman vor ſeyn, er 
muß e8 theür gnug bezalen. 

Doctor Schreyegk. 

Schnäll bringend ein liecht, lauff zum beinhauß, bey 
den amplen, zünd an wunder bhend. 

Sirt Stich den nebel. 

Da ift weder feür noch liecht, ferken noch ampelen, jr 
folt fein nur nicht denden, es find diß jars ob den zehen- 
taufend meüß vnd ragen hungers tödt, vnd küchlet des 
Kirchherren Jungfraw nit halb als vil als vor vierjaren. 

Doctor Heyoho. 

So hör ih wol, man brennt ven lieben Seelen weder 
öl, anden, noch vnſchlit, vnd thut jnen nichts guts nad, 
dz Gott erbarm, warzu iſt es kommen, wär hat die jr— 
rung hie pflantzet, oder wz iſt die vrſach? 

Pauly Watt im Toum. 

Als der Römiſch verfprocden Applaß fo vil fchuldig was, 

ond gelten folt, daß er mit dem Schölmen vom Land 


mußt lauffen, hat er vor ond ee den nachtliechteren groſſe 


ding verheiffen, darumb find fy im nadzogen, aber iy 
werden alle eerlöfchen, ob ſy jn betretten, fonder fo fy 
nit zu fohubfteur vnd his vom Fägfeür haben. 
Burcky Repgelbett. 
Was darff man jr, der nachtliechter? Die todtenſchädel 
ſähen nichts, ſo tantzen die höltzinnen götzen nit, ſo hat 
Gott erſchaffen alle liechter, himmeliſch vnd yrdiſch, bey 


372 


im ift die ewig Farbeit, ond fein finfternuß, darumb ift 
es ein Heydniſche thorheit, im onderſtehn mit liechteren 
zu dienen. 

Doctor Thboman Katzenlied. 

Bringen ons doch ein wenig palmen, daß wir ein ge 
fägneten rauch machen für das böß gefpenft. 

Wolffgang Adleren. 

Die weyber haben vor vier jaren das fleifch mit geräucht, 

vnd fithär fein nimmermer laſſen befchmweeren. 
Doctor Leügegk. 

Wo nun auß, ſprach ver fuhs in ver fallen, vetz find 
wir im Meer on faiff vnd ruder, war fan küchlen on 
feür vnd anden, oder om fäderen fliegen ? es wär gleych 
als müglich das gang Meer an den Rägenbogen zu hen— 
fen wie ein bratwurft an ein fläden, daß es dürr vnnd 
trofen wurd, als difer meſſz äbelffen, fo ſy fchon verloren 
bat die rechten hertzadern, namlich das Fägfeür, welchs 
in feiner flucht mit im binwäggefürt hatt Begrebd, Drit: 
ten, Sibenden, Dreydgeft, Bigilg vnd Zarzeyt, fampt iren 
Opfferen, liecbtern, weychwaſſer, Sl vnd palmen. Nun 
rath Räter gut, wie wir onbrämt vom feilel fommen, es 
bilffi doch weder fchreyen noch falben. 

Doctor Heyoho. 

Solt fy ons vndern bänden fterben, fo wurd ung nüt 
für den arget Ion, darumb wil not feyn, ons von binnen 
zu fügen, ob fy dann in vnſerm abwefen flirbt, fo wöllen 
wir fprechen, ſy ſey ermördt. 

Doctor Schreyegk. 

Ich volg, jr habts errathen vnd wol troffen, hettend 
wir die hammeranckenſalb, ſo wir verſchmirbt haben, wi— 
der in der büchſen, wir wölten vnns ſelber mit ſalben, 
das iſt nun ein verlorne red, bringt eben als vil frucht, 
als vogelleim im pfeffer. Ich rath wir reyten von hinnen, 
vnd wer vns fragt, wie ſtehts vmb die meſſz, wöllen wir 
antworten, Wol wol, marter leydenn wol, ſy hatt geſtern 
ein vortantz mit dem Legaten. 


Doctor Leügegken knecht, Veyt oerzech den ſtifel. 
Botz marter Herr, wo wölt jr mit den ſeüwen allen 


373 


hin, die jr diß jar mit euch Heim bringen, man wirt ons 
für fürföuffer auffahen. 


Doctor Schrevyegf. 

Laßt meich vngefatzt, daß deich Sant Veltins arbeit be- 
ſteh, elbs buben, eich hab funft gnug das meich beirübt, 
mwolteft du meich erft gefpoyen ? 

Datum zu Bergkwafferwind, nebem Aubenofen, auff der 
zufunfft des Herren Nachtmals. M. D. KXviii. 


Die ordnung vnd letfter wil der Meſſz, io 
da die gank Pfarfheit gefäugt, erneert, vnd 
befchirmet hat wie ein muter ein Find. 


Zu wüſſen vnd Fund fey menklichem, dem dife geichrifft 
für augen, gehöre vnd verfantnuß kumpt, daß ich Meſſz 
betrachtet hab die vnſtäte diß läbens, vnd ven fchweynen: 
ven hinfal, abgangenden gebräften alfer jrrdiſchen Dingen, 
auch ſonderlich die ſtarcken wort Ehrifti, alfo Tautende : 
Ein yede pflantzung, die nit gepflanget hat mein himmli— 
fcher vatter, wirt außgreüt, ond in dz feür giworffen, vnd 
das man jm vergebens dienet, mit gebott vnd fagungen 
der menfchen. Dife wort werdend auch weder mir nod 
niemand fülen, ee wirt zerbrechen himmel ond erdtrich. 
So ih ſöllichs weiß, und dabey ſchmärtzlich befind, wie 
mir das Nachtmaal Eprifti zu hertzenn tringt, hab ich mich 
onder das joch des tods ergeben: dann vie befien artzet 
haben mich verlaflen, die mid zu Baden gar wol getrö- 
ftend : die anderen fo noch jr befies an mir verfuchenn, 
band alle hoffnung verlorenn, das befind ich an jrem thun 
ond lafien. 

Auff 23 fo hab ih mein Teftament, ordnung vnd Iet- 
fien willen beichloffen, angegeben, vnd mit der fäder ver— 
greyffen laſſen, vnd wil, dz mein anfehen durch niemand 
gemindert, gemert, noch in einigen wäg, weyß oder form 
verrudt oder geenvderet werde. Dem ift als hie nachuolgt: 

Zu dem vorderſten vnd des erften, fo verordne ich mein 
arme Seel jrem Götz vnd fohöpffer dem Bapft, von wel: 


374 


chem fo geborn und vßgangen ift, glych wie der Bafiliſt 
vom baneney. Mein leychnam fol bftattet werden under 
die augen ver gangen pfaffheit, fo tropfft mir das weych— 
wafler auf das grab on vnderlaß: dann fy werden mich 
treülich beweinen. Zu dem dritten, fo wil ich, dz mein 
jarzeyt vnd gedächtnuß zweymal im far begangen werde, 
das erft auf der Eſchenmitwuchen, am abend mit einem 
gſungenen ſpottlied zum ſchlaafftrunck, am morgen mit eim 
järlichen ſchauwſpil zu meiner gedächtnuß, mit dem bäſen 
über das grab. Dz ander jarzeyt auff den Oftermontag 
in Doctor kochs gartenheüßli auff dem hirſchengraben, mit 
etwas meiſteren zum brämbten mann. Demſelben Doctor 
naſengraf verordnen ich für ſein müy vnd arbeit min al— 
tarſtein zu einer feürſtat oder herdblatten. Denn wil ich 
daß Doctor Hans Schmid von Coſtentz, werde mein läder, 
darmit der altar bedeckt iſt, zu einem fürfäl in fein fchmit- 
ten, dann er hats höchlich vnd wol verdienet. Sodenn 
ift gänglich mein will vnd meinung, dz dem wolfchreyen: 
den Doctor _Eafen von Ingolſtat gefolge das öl in den 
amplen, fein kälen damit zefalben, die er durch meint wil- 
ten, rauch vnnd beifer gefchrien hat. Sodann die altar: 
fällen gib ich den feuwen, fo die bed Doctor Eck vnd 
Faber zu Baden, Speyr vnd andern orten mit difputieren 
gewunnen band, dz ſy der wolff nit effe: aber die Alben 
fol Doctor Eden allein zufommen, dz er den Previcanten 
zu Bern ein fittel drauf ſchneyd, dann fy ift weyt vnd 
lang, vnd der Predicant groß, breit vnd did. Ich wil 
auch, daB dem Doctor Lempen die zwen liechtftöd gelangen, 
dz er defter baß in die gfchrifft mög fähen. Denn fo 
wil ich, daß dem Doctor Murnar werde dz weys tifchthuch 
auf dem altar, dz er feinen mäbdern en zeffen gebe, 
wenn fy jm die gauchmatten mäyen. 

Sodenn wil ih au zulafien, daß dem Hanfen Bud: 
ftabenn Schulmeifter zu Zofingen, meim funvderen2liebha= 
ber, d3 thuch fo der pfaff auff das haupt legt, genannt 
der humler, gelange, daß er fein kunſtregch Hirn damit 
beware. 

Dz fagenetli oder handzmwehel neben dem altar fol zu: 
geftellt werden dem, der dann ye zu zeyten mein jarzeyt 
verfünden wirt, daß er die augen mit trüdne. 


375 


Die Stol hab ich gegunnen Johannes Gyggis Gägges, 
ver hat vil Fleiner finden zu einem wiegenband. 

Den handfan fol man laffen werden dem Dechant von 
Zun, daß er die hofen mit bläße. Den Meſſachel fol man 
dem Weychbifhoff von Frivfingen überſchicken, dz er dem 
Winter veft baß mög widerftehn: dann er wirt funft für: 
hin nit vil meer gwünnen. 

So ift auch weyter mein guter wil, dz dem Balmeſel 
ver Heydiſch werdin für altar werd zu einem mantel, das 
er nit erfriere, fo er vom land wirt über dz Lampartifc) 
gebirg müſſen ſchweeren. 

Den gürtel zu der Alben verordnen ich der rumpelmet— 
tin, dz ſy jr plünderli damit zeſamen bind: dann ich ver— 
ſich mich wol, ſy werd auch müſſen wandlen. 

Die wandelkertzenſtangen hab ich verlaſſen des Biſchoffs 
von Coſtentz Güſeleſſer zu einem halbſpieß, wenn er den 
Hodenzinß eynzeücht von pfaffen. 

Das rouchfaſſz ſol man in den neüwen Spital thun, 
den böſen gſchmack in der bättlerſtuben zu vertreyben. 

Den Schafft vnd Trag gib ich zu ver kuchy daſelbſt. 

Kelch, Baten, Monſtrantz, Silber, vnd Gold, Creütz 
vnd bild, vnd alle kleynat, ſamat vnd ſeyden, rendt vnd 
gült, verlaß ich wältliche Regiment, vnd geb Gott den 
Müntzeren glück vnnd guten Weyn, dann ſy müſſen arbeit 
haben. 

Dz gweycht ſaltz, öl, Oſtertauff, gſägnet feür, kertzen 
vnd Palmen, die orenbeycht, vier Fronfaſten vnd andere 
zeyt der Bäpſtlichen hunger gebotten, ſol Doctor Lentzli 
mein kuchymeiſter wo hacken ſampt allen Jüdiſchen Cere— 
monien ond ein voreſſen vff mein begrebd drauß machen. 
Darzu das ofletengſchirr, dz gebenedeyet waſſer zun Pre— 
digern, auch den gſägneten weyn zun Barfüſſern: das 
fliegend fäderli zu Buren, ſampt ſant Battenwurm, ſol 
er, der obgedacht Naſengraf, in ein Pafteten machen. Was 
dann an der Begrebd überbleibt, das wirt ein recht na- 
türlich, warhaffts verlorens geben. 

Was dann den götzen bißhär zu zeychen jr Göttlichen 
frafft fürgebendet vnd geopffert ift, als kindswiegen, kru— 
den, vnd wächfin arm, fihendel vnd ander figuren, fol 


376 


alles zu einer Gallren, oder Sul gemacht werben, die 
wirt au keck vnd wol gfton, damit ich als der hauptſä— 
cher, vnd fy alle als mit frücht, famenbafft faligklich ab- 
ſcheiden, vnd an vnſer ſtatt gepflanget werde: Die recht, 
waar, Gottſälig, Gottseer, gemeiner frid, ruw vnd nutz. 
Das verleyhe Gott mit glücklichem aufwachs, ſäligen für- 
gang, vnd ewigen beſtand, Amen. 

Es ift in diſer ordnung fein rechtmäſſige ſtellung gebal- 
ten, vrſach, dz die Meſſz mit täglicher angft dermaſſen 
angefochten, dz nit ein wunder wär, ſy hette noch vnge— 
fohiflicher ding geredt ond angegeben. Darumb fol der 
fäler nit dem fchreyber, funder dem fräffigen graufamen 
tod zugelegt werden. 

Sp it aub noch vnuergabt dz wochwaſſerkeſſeli mit 
feim wadel, d3 möcht man Herren Rinolib zufommen af: 
fen, dz er den Ablaß mit beipreng, auff dz er jm niit 
verbrünn in der Sonnenhiß zu Weyhenachten. 

Pſalm. Terrij. 

Wie lang mwolt jr richten, onnd nemmend an die perfon 
tes Gottlofen. 

Nichtend dem armen ond weifen, vnd helffen dem dürff— 


tigen zuredt. 
Pſalm. lrxxij. 
Mein Gott, hilff mir auß der hand des Gottloſen, auß 
der hand des vnrechten vnd grauſamen. 


Matth. xxiij. 


So dann yemand zu euch ſagen wirt: Sihe, hie oder 


da iſt Chriſtus, ſo glaubends nit. 


377. 


VE? 
Das hond zwen ſchweytzer bauren gemadt. 


ürwar fy bond es wol betradt *). 


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9 


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III S 


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Der erſt Baur. 


Ewangeliften 


ündifter vnnd bochgelertfter 


fiet allertiefgr 


üe 
Müller, vein müly zu malen auß den vier 


eyeſt gegr 


S 
9) 


”) Fliegendes Blatt 1521. 


378 


mit fampt den auferwelten vaß Paulo zu malen ift an: 
gelaffen, auf welcher müle dz allerzarteft heilfam vnd ho— 
nigſüſſeſt mel, d' götlichen warhait, zu ainem troft Ehri- 
Renlichen vold, teglihen malt. Darauß das allerbeit 
brot gebachen? Jedoch verdampter geytz, durch einblafung 
Satbane, fölih mel nit für honigſüß, Sunver alg biter 
gallen erfent wirt? In hoffnung vnfer fchöpffer, werde 
mit feinen götlihen gnaden, gedachttem Müller, welchen 
ih acht für den andren Danielem als ain waren Prophe— 
ten auß dem (ongezwepflet) der hailig gaift redt? bey- 
ftand thun, damit das füß mel in fcherpffe feiner vernunfft 
gebeutlet, Durch die onuerftendigen blinnden, tolfen, ver: 
ftopfften, geytigen, vnnd hochfferttigen, So ſich achten ge: 
fert fein, Iren verferten blinthaiten verharrent nit gehin— 
vert, Sunder ons armen fünder föllich außerwelt geba= 
hen brot, dz Eriftus felb ift zu erfolgung ewiger Sälig: 
feit gedienen möge Amen. 


Der ander Paur. 
Einiger Got in ewigfait, 
ob, eer vnd dand fey dir gefeit. 
Der liebe fo vu zu ung haft 
ons in der wüſte nit verlaft. 
Alfo angefehen das wir 
darinn fo lang find gangen jrr 
Dadurch fummen in groffe not 
gibft vu vns yeß das bimelbrot 
Auch, als deinem volck Iſrahel, 
zu auffenthaltung vnfer feel 
Sendeſt du vns yeß dein gnad, 
dadurd dein müly aber gad 
Die fo lang ift geftanden lär, 
als ob ver Müller gftorben wär. 
Dann das mwailer der waren leer 
was von dem rechten weg faft veer 
Gerunnen, alfo lang byß das 
die Euangelifch warhait was 
An vil orten verichwigen gar, 
got, des haftu genommen war 


379 


Den grofien mangel giehen an, 

fo vein vold lang zeyt hat gethan, 
In difem land vil jar vnd tag 
nah Amos des Propheten fag. 

Als er an dem actenden fpricht, 
groſſer hunger wirt zugericht, 

Der wirt wären ain lange zeyt 
auf allem ertrich nach vnd weyt. 
Doch wirt es nit ain hunger fein 
dag mangel werd an brot vnd mein, 
Sunder meint er am felben ort 
allain den mangel des gots wort, 
Das man vnderſtat zu weren 

lang nieman bat laſſen leeren. 
Dadurch dann yetz alſo blind 

in rechtem glauben worden ſynd 
Wir all, das kom iſt zu bſchaiden 
ob wir Chriſten, oder Hayden 
Seind, doch hat Got die verſtentnuß 
viler menſchen erleücht in vnß 

Das fy in Harlicher ſehen, 

(dann vor hat mögen bichehen 

Da ver geytz die münd vnd pfaffen 
iren aignen nuß geleert hat ſchaffen 
Die fi rümen ſölcher eeren, 

das ſy zu dem reych des herren 
Habent den jchlüffel vnd den gwalt 
bat aber vmb ſy alfo ain gfalt. 
Sy hond nit wellen hinein gon, 
ander nit wellen darein Ion) 

Aber man fiht yeg offenbar 

jn vem Euangelio fürwar, 

Das anders gar nüt ift vann die 
frafft gottes, fo ons armen bie 
Ain hailſamkait aim yeden ift, 
welcher wil fein ain warer Ehrift 
Sol in dem Euangeli lernen, 

da Aindt man den rechten fernen, 
Got lieb zu haben fürbaß meer 


380 


dann teir finden in feiner leer 

Wie anäpdigflih er ons hat bedacht, 
die offnen finder nit verſchmacht. 
Wie offt ift er bey inen gieffen, 

mit jnen gefrunden vnd auch geflen, 
Ir fünd miltigflih nachgelon 

alfo das wir lernen verfton 

Die vily der gnaden fein, 

dis ift fein gange mainung gfein, 
Mit feiner güte vns zu jm 

zu ziehen, des verbör fein ftimm 

Da er fpridt, Wem vil nad wirt glon 
derielbig würt auch vil lieb bon. 

So aber rauber worden find - 
die mit liften fo gar geſchwind 
Beraubent vnſer feel vnd leyb, 

es ſey jung, alt, man, oder weyb, 
Die freye finger fein föllen 

hrifti des berren, die wöllen 

Spy machen jnen aigen knecht, 

mit gantzem gwalt on alles recht. 
Wie Pharo inn Egypten thet, 

der das volck hart betrucket het, 

Mit ſtrengen wercken ſchwer vnd groß 
vnzalbarlich über die maß. 

Alſo man auch jetz muß klagen 

die ſchwere burdy ſo wir tragen, 
Die ſy nit wellen anrüren 

mit ainem finger, ſunder füren 

Mit groſſem boch vns armen leüt, 
ſagent gebeüt wider gebeüt, 

Wart hie, wart dört, wart widerumb 
ain wenig hie wenig dört vmb. 
Dadurch ſy fich ſelbs geirret hand 
darumb iſt dem Propheten and. 

Die milch der armen ſchaffen freſſen, 
das feißt getödt vnd auch geeſſen 
Das mit der wollen ward verweyſt 
das ſchäfflein gots ward nit geſpeyſt. 


a RE re rn See ee DE EA Bar 


381 


nen folt wol fein befant 

das wir doch fchafflin feind genant, 
Kit ochien, vnd dabey leeren 

das ſy vns nit foltent bſchwären 
Mit kainem joch, funder Ion 
bleyben, wie Chriftus hat gethon. 
Das aber nit ift beicheben, 

dis ellend hat angefehen \ 
Got der herr, vnd zu ons gefant 
in die wüſty, das ift Teüutichland, 
Das die Römer nit mee betrachten, 
fihnöder dann ain wüefty achten 
Ain ſcheyterpuſchen angezünt 

vas ift fo ons nun würt verfündt 
Das Euangeli gerechtigflichen 
dur den übertreffenlichen 

Weyt berumpten, hochgelerten man 
eraßmum von NRotervam, 

Hat ons den weg recht auffgethon, 
das wir ficherlih mögen gon 

Zu der waren hayligen gichriftt. 
die alle ding weyt übertrifft, 

Nach leer ond frümmfait der alten 
difen pufch brünend behalten 

Doc nit verzert zu fainer frift, 
das ander nit beveüten if 

Dann das die geyfigen vnd die 
vngerechten vnderſtond ye 

In zu leſchen, mags doch nit ſein, 
dann er von Got hat ſeinen ſchein, 
Dis hat der hochgelert getrew 'man 
martinus Luther gefehen an, 

Vnd ift näher gangen hinzu 

dann kain toller Fantaft mög tbu, 
Die es nach menſchlichem verftand 
alles ſamen ermeſſen hand. 

Noch ſeind ander mee die leeren 
der ſtimm wir layen gern hären, 
Dann ſy reden die gottesſtimm 


382 


das hören feine ſchaff von jm 

Saft gern, vnd fennen jn wol, 

wie ain Chrift feinen birten fol 
Erfennen, das er warlich ift 

onfer getreümer hirt Iheſus Chriſt. 
Ich befenn auch fy, er felber fpricht 
meine ſchaff, vnd verfehmähens nicht 
Das hat Erafmus betracht 

fih eylents zu der müly gmacht, 
Das er zeytlich var ift Fommen, 

bat fih des malens angenommen 
Der hayligen gichrifft müllerfnecht 
fo vns das mel leer beütlen recht 
Mit feinen gichrifften manigfalt 
das es fein füllen gſchmack behalt. 
Das mwarer glaub ift gottes eer, 
doctor Luther der waren leer 

Ain Heroldt in difen fachen, 

hat fih angenommen zu baden, 
Das wafler zu dem mel gethon 

den taig wol in griffen gebon, 
Damit das war mel werd zu brot 
dadurd er fommen ift in not, 

Die Philiftiner woltent inn 

geren tödten, das hond ſy jm finn 
Die brunnen verworffen haben 

fo Abrahams knecht hond graben. 
(Das iſt der brunn darauß vns kund 
des Euangeliums rechter grund, 
Auß welchem doctor Luther nam 
das waſſer ſo zu ſeinem mel kam) 
Aber ſy werden ſchaffen neüt, 

es ſeind noch vil erber biderleüt, 
Wol mee dann fibentaufent man 
vie jr knüe nit gebogen han 

Bor Baal, dem Abgot der Hayden, 
bond ſy von Chriſto nie geicheyden 
Die auch jren mund aufftbon band 
zu ring vmb in dem Teutichen land 


383 


Das der bebel wie vor vnd Ee 

würt fauren Ye lenger vnd mee, 

Alfo das brot gebachen werd 

zu nuß vns armen bie auff erd. 

Das alfo ward brot ift das wort 

da Chriſtus fpricht an ainem ort, 

Der menſch lebt nit allain jm brot, 
funder das wort gots ift im not, 

Das fih auß gnaden meeret faft 

fy hond gehept Fain ru noch raft, 

Biß ſy den ſchatz funden haben 

den weder roft noch die ſchaben 
Berzeren mögen bie jm zeyt, 

den ader gſehen va er leyt 

O himlifcher böck vnd vnſer got 

wie weyt hat vns diße rot 

Verfüeret von deiner götlichen mülen 

o herr mir wellen kain andern erwölen 
Wenn dem man von deiner warhait durchächt 
ond kain marter vnd ſtraff darumb verſchmächt 
Dahin jn die hond vergraben 

die jn vor geſtolen haben. 

Genant Böck würt nit nachlon 

wie es jm yemer ſol ergon, 

Den ſchatz würt er herauß bringen, 
das die warhait für mög tringen 
Sölte er ſchon darumb geben 

was er bat, fein leyb vond leben. 

Dann fo fy den leyb nemen hin 
mögents ver feel nit ſchädlich ſeyn. 

Er wurd es alles wagen dran, 

in hoffnung got werds mit jm han. 
Karſthans feynen pflegel noch hat, 

der die haylig gſchrifft yeg auch verftat 
Welt man in beiriegen wie vor 

fo ift er fo ain grober thor, 

Er fohlüge mit dem pflegel drein, 

fölt joch feyn Studens eyner fein 
Gyltet gleich ob jm der gründ blut, 


384 


auch die vnnützen roten hut, 
Geytzig münd, ond reubig pfaffen 
wurdent all nücht vor im fchaffen, 
Als die wölff wurd ers veriagen 
doch follen wir nit verzagen. 

Den Almechtigen got ruffen an, 
ain gutte hoffnung zu jm han 

In darumb bitten allermayft 

das er ons fend ven haylgen gayft, 
Den er Vetro gegeben hat, 

da er in feiner gnaden bat 

Vmb das er hat verlegnet fein, 
alfo thu ons fein hilffe ſchein, 

So wir jn auch verleugnet band 
feiner worten fend vnbekant, 

Das er ons mit barmdergigfait 
anfehe, dadurch wir berait 
Seyend, nachzeuolgende jm 

als vnſers rechten Hirten ftimm, 
Das wir erfennen difen tag 

der vns zu heyl gedienen mag, 
Vmb das fein müly durch gezwang 
nit widerumb fo müffig gang, 
Sunder das dis hundiuß mel werd 
zu brot, dadurch wir hie auff er» 
Werden berait zu feinem reych, 
das er verhayſſet ewigkleych 
Abraham vnd feinem famen, 

das verleyeh ons allen, Amen. 


385 


VII. 


Auff des königs zu Engelland leſterſchrift 
titel, Mart. Luthers Antwort *). 


M. D. XXVII. 
Es iſt widder mich armen ſunder ein büchlin itzt aus— 


gangen zu dieſem newen iare, vnter dem namen des Kö— 
nigs zu Engelland ſampt meinem brieue, welchen ich ſo 


gar demütiglich an denſelbigen König hatte geſchrieben, 


dazu ich nicht on vrſach, auch nicht durch geringe leute 
ward bewegt. , Nu iſt das gewis vnd hat feinen zweyuel, 
das folh büchlin ver König felbs nicht hat gemacht, Vnd 
fol gan heimlich fein, wer es habe gemacht, Doc alio, 
das man den meifter greiffen folle ynn feinen worten, wer 
er fey. Er taftet auh an mit ſchmachworten mein büch— 
fin widder den freyen willen gefchrieben, welchs doch Erai: 
mus Roterdamus deſſelbigen fönigs befter freund einer hat 
muffen laſſen vngebiſſen, vnd auch noch fol vngebiſſen lai: 
fen, wiewol er mer funft vnd vernunfft ynn einem finger 
bat, denn der König zu Engelland mit allen feinen klüg— 
lingen, Vnd troß nicht alleine vem könige vnd Erafmo, 
fonvdern auch yhrem Gott ond allen teuffeln,, das fie mir 
dasfelbige büclin recht vnd redlich verlegen. Doch ib 
verdende den fönig warlich nicht, weil er fo viel Engelot: 
ten folchen gefellen ierlich gibt, das er auch widderumb 
yhrer kunſt, büberey ond heucheley wol brauche, vnd wünſche 
yhm, daß er fie möcht erfennen, was fie an yhm ſuchen. 
Engelloiten mügen wol Huge vnd fpracreiche leute ma— 
chen, wie Perfius fpricht, daß au die Elſter folten zulest 
wol reden lernen, wenn nur gellt furbanden were. 
Wolan ih wolte zu dem büdlin, aus groffem hohmut 


- wol fiille jchweigen, ond wie ich vber folchen gifftigen bü- 


chern pflege einen guten frölichen mut haben, wo mirnidt 
durch folh büchlin mein brieff (weis nicht durch wen es 
ift gefchehen) dahin gedeutet wurden, als hette ich Palino- 


*) Duart, ohne Drisangabe. 
x. 25 


386 


dian gepfiffen, Das ift, meine lere widderruffen, Das if 
mir gar ynn feinen weg zu leiden, Denn das gebet nicht 
an meine perfon (welche fol fchweigen vnd leiden) fondern 
meine lere (welche fol fehreyen vnd fchmeifien) Die gebe 
mir Gott nur feine gedult no fenfftmut , Die fage ich, 
Nein, Nein, Nein, weil ich eine ader regen fan, Es ver: 
drieffe König, Keifer, Fürften, Teufel vnd wen es wil. 


Hilff Gott, wie genaw ond mit gefhwinden griffen ſucht 
man mid. Bin ich nicht ein theurer edler man ? Ja frey: 
lich ynn taufent taren ift Faum ein edler blut geweien, denn 
ver Lutber, Wie fo? Rechne du felbft, Es find nu drey 
Bepfte geweien, fo viel Kardinal, Könige, Fürften, Bifchoue, 
Pfaffen, Münche, groffe banfen, gelerte ond die gantze 
welt, die allzumal an des Luthers blut verrebeter, mör— 
der, vnd bender find, odder yhe gerne wolten fein, Vnd 
der teuffel auch mit den feinen, Pfu dich, Sch bin meinem 
biut felbft feind, wenn ich dran dende, das ich folche her— 
liche, köſtliche hencker vnd mörder haben fol, Dem Türcki— 
ſchen Keiſer folte ſolche ehre widderfaren, nicht ſolchem ar: 
men bettler, ale ich bin. Aber weil fie es ia fein wollen, 
mus ich folche ehre leiden ond aus phrem zorn vnd wue— 
ten meins hertzens freude vnd fpiel machen, Diefe faſtnach 
würde mir fonft willeicht nicht freudenreich gnug fein, ich 
bette denn folche mechtige, bochgeborne, gelertelaruen vnd 
narren, die mir boffterten, Weis yhn auch furwar auff 
diesmal aus groffem armut Fein ander tranggelt zugeben, 
denn das ich bitte, fie woltens nur mehr machen. 


Demnach gan ichs zwar dem könige zu Engelland, dazu 
dem teufel auch faft wol, daß fie foldhe arme, elende bet- 
ler ober mir werden, vnd fi fo fliden müſſen, auff das 
fie an mir die löbliche ehre eriagen, das ifl, das ich fie 
fur meine flodnarren ond gödler habe, Sie wollens nicht 
anders haben, Denn fo war Gott lebt. welcher König od: 
der Furſt meinet, das fich der Luther fur yhm demütige 
der meinung, als rewe yhn feine lehre vnd habe unrecht 
geleret, vnd ſuche gnade, der betreugt ſich felbs weiblich, 
ond macht yhm felbs einen gulden trawm, da er eiteldred 
finden wird, fobald er auffwarht, Der Iere halben ift mir 


387 


niemand fo groß, Sch halte yhn fur eine wafferblafen ond 
noch geringer, da wird nicht anders aus. 

Ernfilich aber ift das die meinung, das ich bitte alle 
frumen berrn vnd freunde ynn Chriſto, den villeicht das 
narrenbuch des königes zu Engelland furfompt mit meinem 
brieue, Sie wolten fih ia nicht feren an den titel, ven 
fie mit groffem mutwillen drauff gedrudt haben, vnd nu 
ruffen vnd iauchtzen, Der Luther habe widderruffen, Das 
ruffen vnd taugen las man fie haben vnd treiben, wie 
bob vnd weit fie wollen, Denn binver groffem rhum ift 
allewege nichts, wie den Vapiften bisher an mirfo mans 
her rhum ift zu dreck worden. Aber das ich folt etwas 
ynn heimlichen brieuen widvderruffen, das ich mit offentli- 
hen fehrifften lere, ift nichts, Vnd folt ia gleublicher fein, 
das, wer ſich furchtet, viel mehr feine lere offentlich ſche— 
wet zu rhumen, vnd lieber heimlich dauon fchweget, Sch 
aber ia meine lere nu fo vil tar, freylid gnug habe öf- 
fentlich dargethan. Aber es find Fönigliche vnd furfiliche 
boffen, doch fo lam vnd loſe, das fie fich verfelbigen wol 
möchten fchemen. 

Denn fo toll bin ih, Gottlob, nicht gewefen, daß ich 
verboffet hette, mein brieff folte heymlich bleiben bey dem 
Könige alleine, darauf fie doch fich gantz verlaffen vnd 
meinen, fie habens troffen, Darumb ich mit allem vleig 
das verfomen babe, ynn demfelbigen brieue, das ich mit 
meiner demut nichts habe wollen meiner lere vergeben, 
Vnd liſe nur venfelbigen brieff, wo er recht gedrudt ift, 
findeftu nicht drynnen, das ich meine lere ausgenommen 
babe vnd furbehalten ynn folder demut gegen dem könige 
von Engelland, fo ſchilt mich denn frey einen böfewicht, 
verleuder, ond verrether Chrifti, Findeſtu es aber dryn- 
nen, fo richte du, was das fur gefellen find, die es dürf— 
fen Palinodia deuten, ich ſchreib einmal Hertzog Georgen 
auch einen demütigen brieff, Aber das ſtücklin mufte gleich: 
wol drinnen fein, das ich meiner Iere halben mich nicht 
fo demütigte. Mir nicht viel widderruffens odder demüti- 
gens der lere halben. 

Summa, meine Iere ift das heubtftüd, darauff ich troße, 
nicht alleine widder furften ond könige, fondern au wid: 


388 


der alle teufel, Vnd habe zwar fonft nichts mehr, das 
mein hertz erhelt, ſterckt, frölich vnd yhe Ienger yhe mehr 
trotziger macht. Das ander ſtuck, mein leben vnd perſon— 
lich weſen, weis ich zu guter maſſen ſelbs wol, das es 
ſundlich vnd keines trotzens iſt, Ich bin ein armer ſunder, 
vnd laſſe meine feinde eitel heiligen vnd Engel ſein, Wol 
yhn, fo fie es konnen erhalten, Nicht, das ich fur der welt 
vnd den vnchriſten ſolchs fein wil, ſondern fur Gott und 
feinen lieben Chriften, Fur der welt wil ih auch fromm 
fein vnd bins, fo feer, daß fie nicht werd follen fein, mir 
die ſchuchrymen auffzulöien, Sie follen mir auch mit ver 
warbeit nicht beybringen,, das ich fur der welt yemand 
zu nah lebe odder thu, wie ich wol will yhn beybringen. Kurß, 
Ich bin niemand zu demütig, vnd niemand zu hohemütig, 
gleihwie ©. Paulus fagt: Ich fan hochfertig fein vnd 
fan auch demütig fein, Ich Fan mangeln vnd fan au 
gnug haben. Deiner Iere halben bin ich teufel, feifer, kö— 
nig, furften ond aller welt, viel, viel, viel, zu ſtoltz, fteiff 
vnd hoffertig, Aber meines lebens halben bin ich au eim 
iglichen Finde demütig vnd onterworffen, Wer das nicht 
gewuſt bat, der höre es it. 

Demnab, da ich mich bereden lies, der könig zu En: 
gelland were vmbkeret und dem Euangelio geneigt worden, 
fur ich zu, vnd wolte meine perfon gegen feine perfon ent— 
fihuldigen, wie denn ein iglicher Chrift feiner perfon vnd 
werd halben fih fur den andern demütigen vnd gnade 
bitten fol, nach der lere ©. Pauli, Ein iglicher achte den 
andern höher denn fih, Vnd S. Jacobi, Befenne einer 
dem andern feine funde vnd bittet fur einander, Sch hette 
fonft widder difen noch Fein andern könig angeſehen. Was 
folt ich ven feyren vond vmb gnade bitten, den ich fur 
Gottes feind hette gehalten? Nu ich aber ven könig zu 
Engelland , feinem verdienft nah, da er mich fo gifftig 
angreift, widderumb auch wol angetaftet hatte, wolt ich 
mich der lere S. Pauli halten, mich) vemütigen vnd vmb 
gnade bitten, ald der mir nu ein ander man, denn zu: 
uor, gepredigt war, Dachts auch, Er wurde widderumb 
gegen mir auch alfp thun vnd Chrifiliche demut an mir 
auch erzeigen. Aber da ift fein ander gedanden, denn, ich 


389 


bin könig, fo ift ver monch ein beifer, Alfo Hab ich die 
demut dazumal verloren vnd bin betrogen, Dod mir on 
fhaden. Er fißt proben, der die betler mit denfelbigen 
augen anfihet, da er könige mit anfihet, vnd er thar wol 
fo fee fein, das er einen könig nicht anfehe, vnd fehe 
einen betler an. 

Es gehet mir aber warlich recht, und were unrecht, wo 
mirs anders gienge (wenn ich menfchlichen anichlegen folge) 
denn den Frebsgang nah, Mein lieber herr Doctor Ju: 
ſtus Sonas, lies mir feinen frieve mit anhalten, Ich folte 
Erafmum ia erlich angreiffen vnd demütiglih gegen yhn 
fohreiben, Domine doctor (fprach er) Ihr gleubt nicht, wie 
ein feiner venerabilis fener er if, Deßgleichen thet au 
(wol yhm) der feine menſch Wilhelm Nefenus, Ach wie 
zu Iobten mir die zween den Eraſmum, wie gar eitel En- 
gelifh ding muft ich hören und gleuben, wiewol mir die 
Apologia wider Stapulenfem viel anders fagt. Nu wie fein 
iſts gelungen ? Ich meine, Er habe une allen wol gedandt, 
fonderlih dem unfhuldigen, feinem gunftigen vnd freund- 
lichen Neſſeno, Doch ein weifer man fol fein Fleine thor— 
beit thun, Ste fonnen recht wueten (Sehe ich wol) wenn 
fie recht troffen werden, die fonft yderman gedult, fitti— 
deit vnd fenffte leren vnd auffrüden. 

Deffelbigen gleichen, mein gnediger herr König Ehrifti- 
ern, König zu Dennemard, macht mich guteri hoffnung fo 
vol, des königs zu Engelland halben, das ich gleich du— 
nete, Lies auch nicht ab mit worten ond fchrifften, ſchenckt 
mir fo vil guter wort ein, ich folte nur demütiglich ſchrei— 
ben, e8 wurde nuß ſchaffen ꝛc. bis ich dauon trunden 
ward und daumelte bey mir felbs alfo, Wer weis denn ? 
Es find des tages zwelff ftunden, wenn du eine gute 
ftunde treffen kündeſt ynn Gottes namen, und den könig 
zu Engelland gewinnen, werefiu es ia fchuldig zu thun, 
vnd wo es an dir folt feplen, theteftu funde, Sch armer 
trundenbold, fpeyet alfo den demütigen verloren brieff he- 
raus, den freffen nu die few, ond zureyffen mich, Vnd ich 
meinete doch es weren eitel heiligen, Sch babe leyder die 
sermanung Chrifti nicht gehalten, Matt, vij. das ich die 
perlen nicht fur die few wurffe, 


390 


Das ich mich fur Hertzog Georgen zu Sachſen aud io 
demütiget (Iſts werd dauon zu reden) Fam auch vaber, 
das grofie feine leute feiner landſeſſen mein gewiſſen er: 
feufften, mit groffen fodder vol vertröftung, als folts dem 
Euangelio fodverlich fein, das er bisher verfolget, Da fur 
ich daher, ein einfeltiger armer menſch, lies mich mein 
gemacht gewiſſen dringen, das ich ia nicht vrfach were, 
ſolchs ſchadens vnd hinderniß, Da traff ichs auch aus ver 
maſſen fein. Zu Augfpurg mufte ich mich auch demütigen, 
Da meinet der Cardinal, ich kröche zu freue, vnd rieff 
fchon, Fo, triumph. Zu Wormbs, ybemehr ich mich de— 
mütiget, yhe weniger draus ward, Töchts nicht, das ich 
mich auch alfo demütigt fur dem Churfurften zu Branden- 
burg ? odder was fchadets, ich widderrieffe auch auff die 
weife fur den Hertzogen zu Beyern vnd dem Er&hergogen 
Ferdinando ? Ich hoffe, es folt mir auch ein folche hofe- 
fuppen zu teil werden, Es hette mir leicht einer gepfyffen, 
ich hets gethan, Sp geichehe mir auch widderumb recht, 
das mir fo würde hbarabgegeben, Was fuche ich ruffichter 
aſſchenprödel zu Königs vnd furfien höfe ? Da ich doch weis, 
das ver teuffel obenan fißt vnd fein böhifter thron iſt? 
Ich wil den teuffel frum machen on feinen dand vnd Chri— 
ſtum bey yhm finden, So gibt er mir billich folden lohn, 
Komm widder lieber Luther, vnd fuhe noch eins Sohan- 
nen den teufer ynn der fünige höfen, da man weiche klei— 
der tregt, Ich mein, du wirft yhn finden. 

Ich bin ein fchaff vnd bleibe ein fchaff, das ich fo leicht— 
fih gleube, mich fo furen vnd Teyten laſſe, folchen iundern 
zu hofteren, ond nicht viel mehr meinem fynn folge, das, 
wo ich eim tyrannen odder hochgelerten einen flich geben 
bette, ond fie drumb zürneten, Ich vreyffig ftiche hinach 
gebe zur rewe vnd bufle, fo mwüften fie, wie ich widder— 
rieffe meine lere, Syntemal ich doch weis, das die tyran— 
nen nichts denn den armen madenfadf meinen leib, vnd 
die hochgelerten meine ere nemen können, welche doch funft 
fein augenblid mein find. Die welt wil nicht anders denn 
veracht vnd generret fein odder nerret fich felbs. 

Aber do, was ich des gethan habe, rewet mich nicht, 
weil ichs dem Euangelio zu dienft gethan habe, welchem 


391. 


ich wol mehr zu dienft thu vnd thun mil von Gotts ana: 
ven, Bnd frewe mich vber die mafle feer, das fo hertzlich 
guter einfeltiger meinunge von mir gefchehen ift, Vnd fo 
fohendlich vnd Iefterlih von der welt wırd angenommen, 
Denn das ift mir ein gewis zeichen, wie es Gott fo wol 
gefellet, ver es hie auff erden nicht wil haben vergolten, 
fondern recht wol (mie fih eim Chriftlichen werd gebürt) 
gerollt, geplagt, gecreußigt, Was von Gott fompt, dag 
mus alfo empfangen werden ynn der welt, Sein eigen 
fon ward auch alſo empfangen. Das vrieil fteht aber 
da, Wir verlieren nichts dran, fondern gewinnen alles, 
Sie gewinnen nichts dran, jondern verlieren alles, Ich 
habe das meine gethan, vnd bin onfchuldig an yhrem blut 
vnd verdamnig, Vnd wenns fund yhrer feelen on fohaden 
abgeben, wolt ich nicht Tiebers wunfchen, denn dag yder— 
man mit mir fo ombgienge wie diefe, denn das ift meine 
fpeife, vnd werde fett dauon, Vnd ich acht auch, das ich 
lengeft wie eine ſpynne verſchmacht were, wo mid die le- 
fiermeuler nicht fo fterdten vnd erhielten, Es heiſſt, Omnia 
evoperatur fpiritus in bonum electis, das ift fo viel ge- 
fagt, Meiner feinde zorn vnd wueten ift meine freude vnd 
wonne, Trotz das fie mirs weren odder verferen. 

Das alles nicht on vrſache, Denn fo wir gleuben, das 
onfer Derr Iheſus wird am iungften tage gericht halten 
ober ons alle, Wie fan elender menich fein denn der Lu— 
tber, fo er vnrecht hat vnd falfch leret? Solcher glaube 
vom gericht würde yhm gewislich nicht viel guter ſtunde 
laften, Widderumb, wie fan ein feliger menfch fein denn 
der Luther, fo er recht hat vnd Criſtlich leret? Solcher 
glaube vom gericht fan yhm nicht viel bofer ftunde laſſen, 
Weil nu das gewis ift, das entwedder der Luther odder 
fie müffen ewiglih ynn dem bellifchen fewr brennen vnd 
braten, müffen ia die frölich fein, die gewis find, das fie 
recht haben, vnd die erfchroden, fo vngewis find odder 
wiflen, das fie onrecht haben. Denn fo gemwis als Kain 
vnd Fuda ynn ver helle fein müſſen, fo gewis ifis auch 
als were es bereyt da, das der Luther odder feine feinde 
müſſen ynn der hellen fein, welche vnrecht haben, Da wird 
ia nicht anders aus, das weis ich furwar. Aber dauon 


392 


gnug, Denn man gleubt des nicht, Es ift zu hoch und 
zu ferne. 

Da bitt ih aber vmb Rat ond fage mir, wie fol id 
mi doch halten gegen ſolche köpffe? Schreibe ich ſcharff 
vnd bart, fo nympt man vrfache, meine lere zu verdamnen 
mit folcher farbe vnd ſchein, Ich fey ftol, hoffertig, beyſ⸗ 
fig vnd gedulig, Widderumb demütige ih mich, fo haben 
fie aber vrſache vnd fagen, Sch fliche, Sch fürchte mich, 
Sch heuchle, Es babe mich meine Iere gerewen und wid- 
derruffe. Es gebet mir eben wie Chriftus fagt Matth. ri. 
Pfeiffe ich, fo wollen fie nicht tangen, Klage ich, fo wol- 
len fie nicht trawren, Es find kletten vnd diſtelnköpffe, 
wie man fie wirfft, fo feren fie die ftacheln ober fich vnd 
vmb fich, vnd müflen ftehen, Nur yns beflifche fewr mit 
folgen blumen vnd frücdten, da gebören fie bin, Du edle 
orte welt, wie ein Tieblich niedlich bißlin biftu doch, Vn— 
feltg fen, dem nach dir hungert. Das wil ich aber thun, 
Meiner perfon vnd lebens halben wil ich mich demütigen 
fur yderman, auch fur eym finde, gnade vnd gunft bitten, 
fo fern fie dem euangelio nicht feind find, Denn fur mein 
(eben geburt mir nichts denn der hellen abgrund, das 
weis ich gemwislich, fo es geftrenge gericht wird. Aber meine 
ampts vnd lere halben, vnd fo fern mein Ieben verfelbi- 
gen glei ift, warte nur niemand feiner gedult noch de 
mut, fonderlich die tyrannen ond verfolger des Euangelif, 
Denn da follen fie mich für einen lebendigen beiligen hal: 
ten, da fol nicht anders aus werden, Wollen fie nicht, fo 
müffen fte, fo Jange ich dran hange, dazu mir Gott helfe, 
bis ans ende, fonft iſts verloren. % 

Sa wenn meine Iere fein andere feinde hette, venn den 
fönig zu Engelland, Hertzog Georgen, Bapft vnd yhre ges 
fellen, arme waflerblafen, wolt ich der fachen Iengeft mit 
eym ſtück vom Bateronfer geraten haben, Weil aber an: 
dere da find, acht ich folche feinde wie die iungen Niffe, 
welche ehe denn leuſe draus werden, ledige, dürre beige 
fein müflen. Ich aan aber vdenfelbigen Niffen die weil 
wol, das fie rhümen vnd fingen, Die fiten wir Niffe auff 
dem beubt des evdeleften thiers auff erden, ynn feinen ba: 
ren, find nicht gerings herfomens, Leufe find vnſer veter, 


393 


die grofien Rifen, die auch den Römifchen keiſer Sylla 
ertödtet haben vnd viel andere, was folt denn der bettler 
Luther gegen ons fein? Iſt war, Niffe ſeyt yhr, Leuſe 
ſeyt yhr aber noch nicht worden. Ach was ift doch die 
welt gegen Gott vnd Gotts wort? Ein Fleiner ftaub ift 
fie (fpricht. Jeſaia) das ift noch geringer denn Niſſe, Was 
it igt Pilatus, Herodes, Hannas, Caiphas gegen Ehrifto ? 
Was ift Nero, Domitianus, Marimilianus ? Was ift Ar: 
rius, Pelagius, Manicheus? Eben das, dag vnſer tyran- 
nen vnd hochgelerten bald auch werden follen, Vnd Chri— 
ſtus dennoch bleibe, Doch das befte hierynn fur fie vnd 
fur ons ift, das fie es nicht gleuben, Wo fie esgleubten, 
feme Chriftus zu folcher ehre, vnd fie zu folcher ſchande 
nymermehr. 

Aber was fol ich auff die Papiſten hinfürder fait zor— 
nig fein, welche meine offentlichen abgefagten feinde find, 
Vnd was fie an mir thun, das thun fie nad feindes recht, 
wie fihs gebürt. Aber das find mir allererft die recht: 
fchuldigen, meine zarten finder, meine brüderlin, meine 
gülden freundlin, die rottengeifter vnd ſchwermer, welcde 
(als mi dündt) wedder von Chrifto noh vom Euange— 
lio etwas dapffers heiten gewuſt, wo der Luther nit zu— 
uor hette geſchrieben, vnd freylih durch yhre Funft aus 
des Bapfts tyranney ynn ſolche freyheit und Tiecht fich 
fchwerlich heiten gewirdt, odder wo fie es hetten thun kun— 
den, heiten fie es doch nicht thurft angreyften noch wogen, 
Denn zu der zeit, da ich alleine ym kampff ftund, bullen 
ond bann, beide Bapfis und Keifers dazu aller Pariften 
anfechten Ieyven mufte, waren fie aus der maſſen füne, 
freydige, vnuerzagte helden, ftillzuichweygen, vnd mid al- 
feine ym ſchlam erbeyten zu laſſen, Nu mir aber Gott 
gnediglich geholffen hat, das ich mir vnd yhn ein wenig 
luft ond rawm gemadt habe, Vnd fie mir folten beyſte— 
ben vnd helffen vollend den fireit ausfuren, wie ich mich 
cuff fie verließ vnd vertröftet, fallen fie von binden zu 
ober mich armen wol gemarterten menfchen, vnd greyffen 
mich dazu gremlicher an denn die Papiften thun, Da mus 
ich ein newer Papift fein, Sie finde, die Chriftum recht 
predigen, Die Sacrament müſſen herhalten, die find nichts 


394 


denn merdjeichen worden, Damit man die Chriſten zeichet, 
wie man die fchaff mit rötelftein zeichet. 

Ev wie fein ftreite ich doch, Ich Liege zu felde widder 
die Papiften, vnd dende, meine brüderlin find hinder mir 
vnd helffen, fo zünden fie mir vieweil die ftad an, vnd 
morden alles was drynnen ift, Vnd rhümen dennoch da— 
zu, das folhs ein geringe ding fey, auh an den Sacra: 
ment nicht fo viel gelegen, darüber man nicht folle zan- 
den, geben vber die mas grofie, liebe, frieve, einideit, 
ond demut fur, Ja das fie nichts vergefien, preyfien fie 
fih felbs, wie groffe merterer fie find, vnd fo viel leiden 
müffen, auch vom Luther, Der Luther aber leide gar nichts, 
babe au den geift verloren, vnd gehet auff eitel rofen. 
Sch meine, das fey ein recht er&tüdflin, und das allerreyi- 
figeft ftüdlin, das mir der Ieydige teuffel bemweifen fonne. 
Ab auff ein ſolch bißlin folt eim ia ein trund fchmeden. 
Tod ift bitter, Aber das leben, welchs fol ſolche ftüde ſe— 
ben vnd leiden, ſolte ia nicht fo gar fuffe fein. Sch hette 
nicht gemeinet, dag ©. Pauln wort fo ernft weren vnd 
fo viel golten, da er von falfchen brüdern redet, Sch muſt 
es auch erfaren, was es fur ein freutlin were. 

Ich hatte bisher ſchier allerley verfucht vnd erlidten, 
Aber mein Abſalom, mein liebes find, das hatte jeinen 
vater Dauid noch nicht veriagt vnd gefchendet, Mein Ju: 
dag, der die tünger Ehrifti zuſcheucht vnd feinen herrn ver: 
rbiet, der hatte das feine noch nicht gethban an mir, Das 
ift nu auch ym werd, Gott fey gelobt, vnd feine gnade 
müſſe es walten, Wunder hatte mich, warumb mir vie 
vers ym Pialter fo gar nichts fchmeden mwolten, da er 
fpricht, Der meines brods aß, trat mich mit fuſſen, Vnd 
abermal, Du wareft mein gefelle, m:in pfleger vnd mein 
freund, Die wir freundlich miteinander waren ym geheym, 
wir mwandelten ym hauſe Gotts zu haufen. Wie faule 
weyden ſchmackten fie mir zu der zeit, Aber ich meine, ich 
babe köche kriegen, die fie mir gewürtzt, vnd zur galreden 
gefegt haben, das fie mir ſchmecken müſſen. Ach vas find 
vie allergüldefien freundlin, Heift das des menfchen haus: 
genoſſen werden, feine feinde fein? Warumb verftund ichs 
zunor nicht ? Sind das die few vnd hunde, die fih vmb— 


395 


feren vnd zureiffen ung, wenn wir heiligthum und perlen 
yhn furwerffen ? Herr Gott, wer wuft es? Do lieber iun- 
fer Luther, lerne ein andermal, was das heifft, Hüttet 
euch fur menſchen, Biftu ein Doctor, vnd mwilt ven teuffei 
faft wol fennen, vnd weiffeft das noch nicht ? 

Wolan al zufamen, wie yhr zufamen ſeyt vnd zuſamen 
gehört, Zeufel, Papiften vnd ſchwermer, auff einen hauf- 
fen, nur frifch an ven Luther, yhr Papiften von fornen 
ber, yhr fehwermer von hinten zu, yhr teuffel von allen 
enden dran, hebt, tagt, treibt getroft, Ihr habt das rechte 
wild fur euch, Wenn ver Luther ligt, fo feyt phr geneien, 
ond habt gewonnen, Sch fehe doch wol, das alles verlo- 
ren ift, Es hilfft fein fchelten, fein Ieren, fein vermanen, 
fein drewen, fein verheiſſen, fein bitten, fein flehen, fein 
gedult, fein demut, fein heuchlen, fein loden. Wie ichs 
verfuche wende vnd fere, fo gilts nit. Wolan fo gellte 
der Troß ynn Gottes namen, Wen es gerewet hat, ver 
las ab. Wer fih furchtet der fliehe. Mein ruckhalter ift 
mir flard ond gewis gnug, das weis ih. Ob mir frhon 
die gange welt anhienge ond widderumb abfiele, das if 
mir eben gleich, und dende, Iſt fie mir doch zuuor au 
nieht angehangen, da ich alleine war, Wer nicht will, ver 
lafi es, Wer nicht bleibt, der far gmer hin, Wer heit hie 
den andern, ſprach Roſt am halseifen ? Ich fan defte frö- 
licher leben vnd fterben, weil ich mit folchen gewiffen lebe 
vnd fterbe, das ih ia mit allem vleis hab ver welt zu 
yhrem beften gedienet, vnd die heilige fehrifft ond Gotts 
wort alfo an ven tag bradt, ald ynn taufent iaren nicht 
geweſen ift, Ich hab das meine gethan, Ewr blut fey auff 
ewrem eigen Eopff, vnd nicht ynn meinen henden. 

Sch bit aber vmb Gottes willen nad ein eynigs mal, 
Iſts euch möglich, fo feyt mit dem Luther onuerworren, 
Es ift werlich der Luther nicht, den yhr tagt, Ihr folt und 
müſſet vnd werdet des Luthers lere laſſen ftehen vnd blei- 
ben, wenn ewr gleich zehen welt auffeinander weren, Mein 
leib ift bald auffgeribben, Aber meine lere wird euch auff- 
reiben vnd auffrefien, Bnd zwar man folt ia ſchier fpüren, 
wes meine lere fey, weil fie fich bisher fo geweret bat, 
das noch Feiner hat yhr mügen abbrechen, vnd fur mans 


396 


chem ſtorm vnuerzagt und vnvberwunden ift blieben. Die 
fchwermer meinen wol, wenn fie den Luther vnter hetten, 
fo furen fie auff eitel wolden. Die papiften aber meinen, 
vnd ich gleub es fchier auch, Wo ver Luther nicht were, 
die ſchwermer folten- gar bald dünne werden vnd zu Joch 
friechen, Sie fteben warlih auff ſchwachen beinen, fo viel 
ich noch yhr fchrifft gelefen babe. 

Dis mein gefchweg wolt mir ein iglicher frumer menſch 
zu gut halten, vnd bevenden, das mirs not ift geweſen 
zu thun, Damit ein iglicher, den es gelüft, ein zeugnig 
habe von mir felbs, das ich meine lere nicht widderruffen 
babe noch mil, wie ich meine feinde aus vnd vmbtragen 
mit meinem brieue an den fünig von Engelland, fondern 
ſich des viel mehr verfehe zu mir, das ich yhe lenger, yhe 
fefter ond fterdfer werde (mit Gott gnaden) ynn meiner 
lere, weil beive, Papiften und Schwermer, ybe enger yhe 
mehr Iame, faule, loſe zoten fehreiben,, yhren yrthum zu 
ſchützen. Ob nu viel verfurt werden, So fey doch Gott 
gedandt, dag er bei feinem beufflin vnſer lere den fieg 
gibt, vnd ihene zu febanden macht, Fielen doch alle Juden 
von Chriſto, bis auff ein Heines heufflin, Vnd gang Afta 
von Paulo bis auff ein haus, Vnd gang Galatia dazu, 
Es ift wunder gnug vnd Gotts gnade, das acht menichen 
onn der findflut vnd drey menſchen zu Sodom blichen, 
Wir fonnen nicht mehr thun, wenn fie nicht wollen hö— 
ren, denn das wir befennen, wie wirs mit yhn nicht halten, 
Gott ſtercke und beware ung ynn feiner gnade. U MEN. 


Vittemberg. 


397 


Aubang. 


zur Lebensgefhihte Murners. ' 


Aus „von Balthafar Hiftorifhe Aufſchriften“ 8. Luzern 1778. 


Thomas Murner, des Barfüßerordens, Doktor der 
Gottesgelehrtheit und der beiden Rechten, auch einige Jahre 
Pfarrer der Stadt Luzern. Das ift der berühmte Mann, 

der zur Zeit der unglüdlichen Religionstrennung den Glau— 
ben ver fatbolifhen Kirche mit einer fih auszeichnenden 
Lebdaftigfeit, Gefchäftigfeit und Muth zu vertheivigen auf 
fih genommen, und zu einer ftandhaften Beibehaltung in 
diefen Gegenden nicht wenig beigetragen hat. Man legt 
ihm zwar von der Gegenfeite mehrere grobe beißende Sa- 
tyren und Schmähfchriften zur Laſt. Allein man muß nicht 
Jo faft den Doktor Murner als die damaligen höchſt ver- 
wirrten und feltiamen Zeitläufe befchuldigen, die um fo 
bitterer und gehäffiger waren, als jede Parthey ſich berech— 
tigt glaubte, die andere zu befrhimpfen, zu verfolgen und 
zu verwünſchen. Es ift nur allzubefannt, was für einen 
ſchmählich und Tächerlihen Anftrid man dem Glauben der 
Katholiken zu geben fih beeiferte. Murner wollte nicht 
ven Kürzern haben und bezahlte feine Glaubensgegner mit 
gleiher Münze. So unmwürdig derley Vertheidigungswaf— 
fen für die Heiligkeit der Religion fcheinen, fo nothwendig 
mögen fie doch damals, in Rüfficht diefer eben erwähnten 
Angriffe und der zu diefen Zeiten herrſchenden Dummpeit 
und Rauhigfeit ver Sitten geweſen feyn. Logif, Vernunft: 
ſchlüſſe, Sanftmuth, Beſcheidenheit hätten zu nichts gehol—⸗ 
fen. Die ſchwärmeriſche His wallte allzuftarf in vem Ge: 
blüte, und das Bolf, das in einer folchen großen Staats: 
und Religionsveränderung das wichtige enticheidende Werk: 
zeug war, mußte nah Maaßgabe feiner Berfiandskräften 
gleichſam finnlish auf diefe oder jene Seite gelodt, over 


398 


unbewegt im Glauben feiner Bäter beftärfet werden. Mur- 
ner war vorzüglich aufgelegt, dieſe alttheologiſche Rolle 
zu fpielen und das zu bewirken, da lauter Leben, Witz 
und Laune in feiner gefrhäftigen Seele ſchwebten. Er 
predigte nicht nur auf Kanzeln, fondern, je nach habendem 
Anlaß, auch auf öffentlichen Plägen, wo er ſich zuweilen 
eine Schaubühne errichten ließ ; er ſchrieb nicht nur, wie 
ſchon bemerft worden, verfchiedene theologifche und faty: 
rifche Abhandlungen, fondern, um feiner Feder und feinem 
Eifer einen noch größern Borfhub zu geben, legte er in 
feinem eigenen Haus eine Druderei an, deren Dienfte eben 
dahin gewidmet waren. Lange hatte man den Argwohn, 
die Geſpräche der Religionsvifputation in Baden feyen von 
ibm verfälfcht herausgegeben worten ; aber feitvem 1720 
die Driginalfhriften in einer Mauer des Schloffes zu Ba: 
ven entdeft worden, wurde man überzeuget, daß Murner 
fih nicht der mindeften Untreu fchuldig gemadt. Derley 
und mebrere Beichbuldigungen find diefem Gelehrten ſowohl 
in Altern, als noch in heutigen Zeiten *) häufig zu Theil 
worden, deren Werth oder Unwerth zu unterfuchen da nıcht 
der Ort ift. Phäders Denfipruh mag ihm, fowie vielen 
andern zum Schußmantel dienen : 


Kein fremdes Anfehn fey dir ein Gewicht, 
Dein Urtheil da, dorthin zu Ienfen. Denn 
Der Menſchen Eigenlieb, unendlich nad 
Dem eignen Bortheil felbft mit fich entzweit, 
Last von der Gunft zum Lob, vom Haſſe fi 
Zum Theil blenden, ver ift dir befannt, 
Den du aus eigner Erfahrung fennft. **) 


Grauer. 


Murner follte, zufolge des im Jahr 1529. zu Kappel 
errichteten erften Landsfrieden, vor dem eidsgenöfftichen 


J Man belefe unter andern Schriften Waldaus Nachrichten 
son Thomas Murners Leben. 8. Nürnberg 1775. 
“*) Opinione alterius ne quid ponderes; 
Ambitio namque etc, 


a 


399 


Recht in Baden erfcheinen, um ſich gegen die Klagen der 
Gefandten von Zürih und Bern zu verantworten; fand 
aber ratbfamer, fi in der Stille zu entfernen. Das mag 
die Sage erzeuget haben, er fey nahe bei Luzern ermor: 
det worden. Es ift im Gegentheil erwiefen, daß Murner 
noch einige Jahre in Niederdeutſchland gelebt und noch 
etweldhe mit fatyrifchem Salze vermifchte Schriften gegen 
die Reformatoren ans Licht gegeben. 



















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Heununddreißigfie Belle. 


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Johann Fiſchart's 


Ehezuchtbüchlein, Podagrammiſch 
Troſtbüchlein, Flohhatz. 


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Das Philoſophiſch 
Ehzuchtbüchlin. 


Oder, 


Des Berümteften vnd Hocherleuchteften Griechi— 
Ihen Philofopht, oder Natürliher Weißheyt er- 
fündigers vnd Lehrers Plutarchi Naturgefcheide 
Ehelihe Geſaz, oder VBernunftgemäfe Ehegebott, 
durch anmutige Fuftige Gleichnuſſen ganz Tieblich 
getractiret. 


Sammt defielbigen auch Gründlichen Bericht von ge 
bürlicher Ehrngemafer Kinderzucht. 

-s 

Darzu noch eyn ſchönes Geſpräch, von Klag des Ehe: 

ftandg, oder wie man eyn Ruhig Ehe gehaben mag, ge 
than worden. 

Alles aus Griechiſchem vnd Lateinifhem nun das erftmal inn 

Teutſche Sprad verwenvet 

3.86 M. 


3u Straßburg. 


M. D. LXXYVLIL, 


Dem Ehrnbaften und Wolachtbaren Herren Ib— 

ahim Herb, Burgern zu Straßburg, meinem gön— 

fiigen Herren, Freund, vnd vertrauten lieben 
Gevattern, 


Ehrenhaffter, Wolachtbarer Herr, Gonitiger lieber Ge— 
patter. E. U. ift zweifelson zu wiſſen, swie zu vnſerer 
zeit nu vilerley Ehbüchlin, fo von der Eheleut fchuldiger 
gebür handelen, inn Truck feien auskommen: Welder et: 
tiche ganz Theologifh, vnd H. Geſchrift gemäs, geichöpft 
fint aus onferer Chriſtlichen Philofophie: etliche mittelmä— 
fig, geftellt zum theyl aus Göttlicher Gefchrift grund (des 
ren fih die ware Gottergebene Chriften benügen) zum 
they! aus Vernünftlichen eingenaturten Lehren erholt, mit 
welchen fih die Naturgefolgige Kiuge Heyden beholfen. 

Wiewol nun folhe Hausbüchlin ſamtlich, allen ande: 
ren, von desgleichen geichäfft lautenden Büchern, billich 
weren vorzuziben, als die zu vnterweiſung der Ehver: 
wanten, nicht alleyn Natürliche, vnd Menfchlidem gemüt 
anmütige, fondern auch vbernatürliche Himliſche Mittel 
vnd Lehren baben zu hülf gezogen vnd genommen. 

Sp fpürt man nicht des weniger inn täglicher erfarung, 
das inn Menfchlichen Auferlichen händelen, nichts die leut 
alio fehr bewege, ermane, weife vnd Iehre, dan fo man 
fie inn jre evgene Natur oder Anartung füret, fie mit 
jrem angebornen vrtheyl vnd verftand vberzeuget, jren, 
wie man gemeynlich fpricht, die Hand im Sad ergreiffet, 
fie gleichfam mit jrer eygenen Hug-geachten vernunft vnd 
wehr Schlägt, vnd jnen jr Natürlich Liecht, darmit fie fich 
ſelbs alfo fehr kitzeln, unter der Multer herfür ziehet, vnd 


in ee 


405 


dermafen unter die Nafen hebet, das fie, es fei jnen lieb 
oder leyd, fich felbs darvon erfennen, vnd darob entweder 


erſchamen ond fih befferen, oder fih gänzlich aller finn 


und vernunft begeben vnd Auferen, ja verzweifelterweis 
aller Menſchlichkeyt abthun müfen. 

Difer Vrſach halben, zweiffelt mir nicht, das fonderlich 

difes Philoſophiſch Ehezuchtbüchlin des angenämer fein 
werde: dieweil es, zudem, das es mit naturgemäfen 
vnd Menfchlicher Bernunft anmütigen [ehren vmbgehet, 
auch vber diß, die gegenwärtige Bernunftgenäme vnd 
Naturverftändige Ehelihe Bnterweifungen auff zwo ſon— 
dere Juflige arten vnd manier hanvelt vnd ausfüret: als 
nämlich Gefazweis, vnd Gleihnusweis: deren das eyn 
feiner fürge halben ver gedächtnus wol befommet, das 
ander von wegen gemeyner verglichenen ſachen dem ver: 
fand wol vienet. 
Auch wird es von deswegen des meher ond höher ge- 
arbtet fein, weil es von eynem folchen fürtreflichen hohen 
Meyfter herfommet: nämlich dem Erfareneften, Belefene- 
fien vnd Gelehrtefien onter allen Griedifchen Philoſophis, 
benantlih dem Plutarcho: deſſen Bücher billih bei allen 
Gelehrten für eyn Weisheytſchaz verrufet fint. 

Es hat aber folder Plutarchiſchen Zractat etliche, vor 
vir oder fünf Jaren, der Hochgelehrt, mein gönftiger lie— 
ber 9. Schwager, Doctor 3. Fifhart G. Menzer, aus 
ermanung viler fürnemer Herren ond freund, bei welchen 
fein Vena vnd stylus des Zeutfchen vertirens inn ad: 
tung fommen, neben feiner weil, für luft vnd übung zu 
verteutichen angefangen: vorhabens, mit der zeit deflelbi- 
gen nußlichfte Opuscula alle zu vertofmetihen: darmit 
männiglich zu verfiehen zu geben, das wir Teutfchen, wa 
wir ons der müh nicht verdrüſen liefen, vnd onfere Sprach, 
wie wir billich aus liebe gegen dem Batterland thun fol- 
ten, excolirten , gleich fo wol, ja beſſer, als andere vn— 
vollfommene, gebettelte vnd ge’pättelte Sprachen, Eönten 
die herrliche Philofophifche Materias inn vnferer vnver— 
mengten, reynen ond für ſich felbs beftändigen Muter: 
ſprach auspringen. 

Demnach er aber folch werd anderer nötiger geſchäfft 


406 


halben nicht vollfüren mögen, vnd ich gleichwol gefehen, 
das alfbereyt die gegenwärtige zwen Tractatus, von Ehe: 
gefagen, vnd der Kinderzucht, dermafen verteutfchet wa— 
ren, das fie vilen-zu gefallen vnd Nuz möchten gereychen, 
bab ich treuer meynung angehalten, folche nicht zu vnter— 
trugen, oder geringächtlich hinzumerffen, fondern mir zu 
gonnen, fie inn Truck zu färtigen: vnd daffelb aus zwoen 
orſachen, erfilih hiedurch vilen an deren Hochbegabten 
yerfonen (wo er es je nit felber aus allerley vngelegen— 
best ausfüren könte) zu vertirung eynes folchen Töblichen 
werds, Mut vnd anleptung zu fhaffen: und nachfolgends 
darmit männiglihes ſtands Eheleuten zu jrer vnterwei— 
fung vnd wolfart zu dienen. 

Welchs er mir dan, nit alleyn aus Schwägerlicher ver: 
wantichaft, fonder auch von wegen ver lezten nun gedach— 
ten vrfach nicht bat abichlagen wollen: aber inn der er: 
fien angezogenen vrſach etwas bevendens gehabt: dem— 
nah fih heut allerley ernfthaftes difputirens vber dem 
Zeutichen transferiren erhebet vnd begibet. 

Seitepynmal etliche nit vngeſchickte leut, aber auff frem: 
den Rum zu vil verneygte, vnd darneben eygner Heymi- 
fher Ehr vneiferige fih finden, melde alles Zeutfches 
fhreiben von den guten Sinnreihen Künften, fo etwan 
von den Griechen vnd Latinern befchriben worden, ſchel— 
ten vnd ausplodern: Fürgebend, das man erſtlich var: 
durch die Künſt inn eyn Kleynarbtung pringe, vnd bei 
viln ärgernus anrichte. Welchs eben eyne beſorgung iſt, 
wie jener Römiſchen Gottsdienſt Rümling, ſo keyn Sprach⸗ 
wandelung der Heyl. Schrift zulaſen, förchtend, man möcht 
dieſelbige viler Wunderthaten vnd Geheymnusreden halb 
nicht gnug Heylig, glaub vnd ehrnwürdig halten, vnd 
damit zu manchen Ketzereien vrſach geben. 

Welche oberwitzige fürſorg doch, die Heyl. Evangeliſten, 
fo mit Göttlicher klugheyt erfüllet geweſen, nicht abgehal— 
ten hat, das ſie nit dasjenig, was ſelbs der Himliſch Tol⸗ 
meiſch des Buches mit den Siben Sigeln, nämlich Chri— 
ſtus, inn Spriſcher ſprach auff Erden verkündet vnd ge: 
redt hat, inn der damals gemeynſten Sprach der Heyden, 
nämlich Griechiſcher ſolten beſchriben vnd ausgepreytet ha— 





407 


ben. Desgleichen auch die Römer oder Latiner nit abge: 
ſchreckt, das fie der Apoftel Griechifche ſchriften nicht inn 
jre angeborne fprach vberfezten und gemeyn machten. So 
hat auch ver Heyl. Dieronymus von wegen folder für- 
wißiger gedanden vnd einred nicht onterlafen, die ganz 
9. Schrift inn feiner Muterfprah der Dalmatifchen over 
Sclavoniſchen auszupringen. 


Was dörfen uns dan dife ſchöne vnerbettene Fürfpre: 
then fremder War, vnd vernichtiger anheymifch gewachſſe— 
ner, die genommene vnd üungegebene ärgernus fürwerfen ? 
Sie wiſſen ja felbs den vunterfcheyd unter ärgernus geben 
ond nemmen. Die Weißheyt, fpricht Salomon, ift gemeyn, 
fie rufet auff der Gaſſen vnd den Scheydftraffen, aber vil 
verfiehen fie lez nach jrer Narrheyt, vnd halten fie für 
eyn Zhörin. Was fan da die Gerechte Weißheyt für eyn 
Närriſche boshaftige Sele, für vnreyne Sinn, für eyn 
leib der Sünden vnterworfen, ond, wie Paulus fagt, für 
Menfchen inn eyn verkehrten Sinn gegeben? Sie haben 
wol all Hertzen, aber nicht befchnittene Hergen : Sie ha— 
ben all Dren, aber nicht Oren zu hören: Es hörens wol 
vil, aber verwarens nit all. Derhalben lafen fie wol ven 
Reynen alles reyn pleiben. 


Wann jnen fo fehr an der ärgernug gelegen ift, wa: 
rumb lehren und leſen fie ſolche, wie fie fagen, gefärliche 
Künft inn den Schulen, ond Iegen fie den Kinderen vor 
ond aus? warumb Iehret man die Jugend diefelbige Spra- 
Shen, darinn fie felbs befchriben fint, das fie darnach die— 
felbige des freier inn den Hauptſprachen Iefen mögen ? 
warumb Iehret man fie die verzauberte Hechffenbüchs Pan- 
dorä, daraus alle Teufel ftüben follen, auffthun? warumb 
weifet man den Armen Polydectem, wie er des Derculis 
vermachten Köcher, darinn die todgiftliche pfeil fieden, fol 
aufprechen, welche jm darnach zu feim vwerterben inn den 
Fus fallen ? vnd lehrt fie, wie man fpricht, inn die äſchen 
ond den Rus blafen, das fie fich felbs darob plenden vnd 
bemafen? Soll dan das gift mehr Fraft haben, wann 
man es Zeutfch, dan fo man es Latinifh nennet? Sol 
eyn Latinifcher Schulſack wider das vergiften meh als eyn 


408 


Zeutfcher vermögen? vnd an den altersgeftandenen perfo- 
nen eber vnd mehr wirden als an der Jugend? 

Aber es ligt jnen hieran niht. Dan man mweys wol, 
das König Eyrus nicht deshalben die trundene knecht für 
dem Tiſch hat ombgaufelen vnd vnflätig fein lafen, das 
darumb auch die gäft zu ſolchen Trunfnen vnflätern wer: 
den folten: vnd jener Maler pflegt nit darumb feinen 
Lehrjungen eyn Vngeſchickt häßlich gemäl fürzuftellen 
ond zu befchreiben, das fie es nachmachen, fondern gänz- 
lich meiden folten? Sp weys zuvor eyn jeder, das er fi 
nit vor dem Namen Judas, fondern feines Heylands ney— 
gen ond entdecken folle. Sonder vilmehr ligt es jnen 
da, wie fie dan fich felber merden lafen, das fie inn ver- 
mummung fremder ſprach vnd Red, vor andern etwag 
mehr geachtet feien:! dieweil fie frei Sprechen, was gemeyn 
wird ſchlechtlich, das werd gemeynlich verächtlich. So hör 
ich wol, es Jigt jnen nur daran, das der Eynäugig vn— 
ter den Blinden der König bleibe. Iſt jnen dam jr engen 
ehr meher angelegen, dan ver gemeyn Nuz? verpfenvet. 
fie alfo ver Neid vnd ehrgeiz, das da fie den Bronnen 
der Hauptfpracen befiten, vnd aus ver quell ver Künft 
trinden, fie noch anderen die Bächlin darvon vergonnen? 

Wie fint fie fo forchtſam, das fie beforgen, die Bäd- 
lin werden jnen die quell engihen, oder den bronnen be- 
trüben vnd fehänden ? fo doch die Bächlin aus der quell 
jre auffenthaltung ziben: Wie fint fie fo blind, das fie 
meynen, difes fol eynen quellbronnen oder eynen Fluß 
verächtlich machen, wann er von vilen mag genoffen, vnd 
männiglich gemeyn vnd nuzlih werden? Difer vergonft 
zepgen keyn gelehrt, Kunfigefhidt und Weißheytgeneygt 
gemut an. 

Keyn wunder wer e8, das folchen vergönftigen, eygen— 
nugigen, vnd vor Kunft aufgeblafenen Kunden, die inn 
Gottes gaben fiolgiren, Gott der recht Vrſprünglich Aus- 
fpenver der Gaben, jnen vnd anderen zu eym wunder 
vnd erempel, jre Duell, die fie nicht gegraben, vnd gleich: 
wol drauf trogen, erfeygen und ertrodnen, vnd inn der 
Bächlin eym eyne quell angehen vnd entipringen liſe 
welches warlih, wo fie alfo fortfaren, mehr zu beforgen 


409, 


ift, als das die Künft inn Ländlicher Sprach folten ver: 
achtlich werden: Dieweil fie deſſen an den Magiichen Chal- 
deern, Hieroglyphiſchen Egyptiern vnd Cabaliſchen Juden: 
ja heut an den Toſcaniſchen Italiänern exempel ſehen. 

Ich möcht aber wol von diſen fremdgenaturten Land— 
ſprachſcheuen Wizling vernemmen, ob ſie auch ſagten, das 
die Römer oder Latiner, damals, als fie die Philoſophy 
ond allerley fünft aus der Griechifchen ſprach, darinn fie 
alleyn befchriben ftunden, inn die Latiniſche zogen, vnd 
allen jren Spradverwanten gemeyn machten, darumb dis 
felbige Künft verächtlih gemacht heiten? Sagen fie eg, 
fo fint fie erfilich wider ſich felber: angefehen, das fie 
darumb fo Hoch und herrlihs, wie billich, von den Be 
redtfien Römer Eicerone halten vnd rümen, dieweil er 
zum erfien alle gefchicklichfeyt und Weißheyt ver Griechen 
aus jrer Sprach inn die Latinifch verfezt und verwendet 
hat. Demnach fo widerweiſet fie die erfarung, das die 
iehrgeichieklichfeyt und Künft nie zu feyner zeit inn mehr 
achtung vnd plüh geftanden fint, als da fich allerley ges 
fhwinde gutgeartete Köpf und hohe leut vnter den Rö— 
mern bemüheten, mit ven Griechen gleichfam vmb die 
wett von den tieffinnigften Künften zu ſchreiben. Sagen 
fie es nit, was dörfen fie fih dan alfo grob an jrem 
Batterland vergeffen, welchs heutigs tags fo hochbegabt, 
ond an klugem verftand vnd Künftlicher erfindung allen 
andern Nationen vorzihet, ja mit dem glanz der ewigen 
Warheyt vnd Himlifcher Weißheyt erleuchtet ift, das fie 
es für tölpiſcher, ongefchicter, wilder, Barbarifcher vnd 
onmenfchlicher, als vie Römifche vnd Latinifche Heyden 
ſchätzen. Fa es auch jrer zier, die man jr anthun will, 
gedenfen zu berauben. 

Seiteynmal feyn gröfer zierd dem Batterland mag wi- 
derfaren, dann fo man feine Sprach übet, fchmudet, her: 
fürmutzet, auffnet vnd excoliret: wie folches ver inn Krie— 
gen vnd mwolredenheyt erfaren Held Cäſar bezeuget, mit 
dem, das er fagt, der Cicero hab mit vberfeßen der Grie- 
chiſchen lehr, Weißheyt vnd Künft, oder mit erweiterung 
vnd vermehrung der Nömifchen Sprach, gröfers, wunder: 
lichers vnd Rumiwürdigers gethan, als er mit Hörsmäch— 


410 


tiger erweiterung der grengen des Römifchen Reiche. Da: 
her fagt recht der von Latinifcher Wolredenheyt berümt 
Cardinal Bembus inn feinen Staliänifchen Prosis, darinn 
er von vbung vnd erweiterung der gemeynen Landfprach 
handelt, das diejenigen, welche alfo grofe forg, fleis vnd 
müh anwenden, auff eyne Sprach, die allbereyt erweitert, 
ond zum herrlichften auspalirt, vnd zum höchſten gebracht 
worten , gleich wie die Griechiſche vnd Latinifche ift, nur 
holz inn Wald, Sand zum Mör, und Waſſer inn Bron: 
nen tragen, oder, wie wir fprechen, füren Häfen gen Has 
genau, vnd Ruben gen Straßburg: Ga fie thun eben 
wie eyner, der inn eyner ferrgelegnen vnd verlafenen ge— 
gene grofe Palläſt aufs foftlihft und herrlichſt bauet, vnd 
er daheym inn feiner Statt inn eym baufälligen ſchnöden 
Huttlin wonet. 

Deshalben fo laßt vns nit mehr inn zirung des Bat- 
terlande fo vnachtſam fein, das wir mehr fremde als vn— 
fere eygene äcker baueten, vnd es mit liederlichen Stroen 
Hüttlin entfiellten: fondern laſet vnſer jeden forthin nad 
vermögen feiner im verlihenen gaben, neben den Grie: 
chiſchen vnd Latiniſchen Palläften, auch vnſere die zeit ber 
. ongeachtete Häufer ftattlih aufbauen, ja fo vil möglich, 
denfelbigen zubauen: fo werden wir erfaren, tag Gott, 
der inn allen Sprachen will gelobt fein, auch inn vnferer 
Sprach wird wunder wirden: wie er dan allbereyt mit 
der Theology hat erwifen, das man diefelbige fo veitlich, 
bell ond reyn als inn andern Spraden mag Iefen: Fan 
er das inn eynem, fo fan ers auch inn meherm. 

Aber was balt ich euch, Gönftiger Lieber Herr Gevat: 
ter, lang auf, mit diſem ftreit ver Sprachen, der wol 
weitläufiger ausfürung bedörfte: dan difes nur eyn ant— 
wort auf eyn Argument ift, deren fie doch mehr, aber 
fehr onfräftig zufammen leſen, welchen etwan zu anderer 
zeit foll geantwort werden: dieweil ich hie den modum 
praefationis nit vberfchreiten mus: Es ift mir ondas 
bierinn gangen, wie eym der mit eym lieben freund vber 
feld ziehet, vnd inn dem guten gefpräch fehir für dem 
ort, dahin fie wöllen, vbergeht. Dan im eingang hat ich 
mir fürgenommen, €, A, difes Ehebüchlin anzutragen vnd 


411 


zu commendiren, da ich nun auf den weg komm, hab 
ich beinah den scopum dedicationis vberſchritten: derhal— 
ben mus ih nun wie eyn vergeffener Gänger des ge: 
fhwinder wider zurudlaufen, vnd nah dem engen be: 
eriff difes Blättlins des Furzer abpreden. Aber €. 4. 
weys, das Plutarchus das vil wort treiben vnd die ge— 
fchweßigfevt von warer freundfchaft ausichlifet, weil es 
mehr zur fohmeychlerei, dan freundfchaftlicher treuhertzig— 
feyt dienst. So wir dan nun eyne merfliche zeit her 
eynander nit anders, als inn aller vertraulichfeyt, Tiebe 
vnd freundichaft erfant haben, will ich weder meine Euch 
erfante dandbarliche Treuherzigkeyt nunzumal mit vil wor: 
ten rümen, noch Euere vilfaltige mir bewifene gutthaten, 
vnd noch täglih vblihe freundfchaft weitläufig einfüren 
vnd preifen: fonder vilmehr beyde folhe durch vnaufhör— 
lichen freundlichen willen vnd treue Gevatterfchaft beftät- 
tigen vnd fortfeßen. Zu bezeugung deſſen will ich euch, 
Gönftiger Lieber Herr Gevatter, gegenwärtigs Ehe-Zudt: 
büchlin treulichfter meynung zugeichriben und dedicirt ha— 
ben: bittend, ſolchs nach Euerer gewonlichen freundlichfegt 
Gönftig auff und anzunemmen. Hiemit euch famt euerer 
geliebten Haußfrauen vnd Kindern inn des Allmächtigen 
ſchuz befehlend. Geben inn Strasburg, auf Letare, difes 
1573. Zar. — 
E. A.Dienſtwilliger Compere 


Bernhard Jobin. 


Des Fe und Weißhait erleuchteten Philoſophi 
Plutarchi 


Ehliche — und Geſaz. 


Den Neubeheurateten Ehfeuten, Pollian vnd Eurpdiche, 
wünſchet Plutarchus vil wolfart zuforderſt. 

Nachdem Euch baide, nach dieſes Lands Hailigem 

ſitt, Die Prieſterin der Göttin Eeres, nach gemainem 


412 


prauch inn Die Ehliche Beifchlaffammer bat eingefchlof- 
fen, vnd aljo darmit euch forthin Ehlich Bei ainander 
zu wonen verpflichtet, und Die Eh beſtättigt: Silte ich 
Darfür, mich mit gegenwärtigen wolgemainten jchreiben 
nichts ungefügtes, noch obgedachtem löblichen prauch 
wideriges fürzunenmen, jo ich Euch neben gewünſche— 
ter Wolfart, mit guten Nußlichen erinnerungen vnd 
lehren nun zumal vorginge. 

Ir wiſſet ongefärlich, daß die Gefangerfahrene, jrer 
Geſangweiſen aine, die fie auf den Inſtrumenten jpi- 
fen, nennen den Sippotborum, oder den Sengftiprung, 
als 06 damit Die Pferd aufgepracht würden, Die Stu— 
den zu bejpringen. 


Es befindet ſich aber, das die Philofophia oder Meis- 
beiterfantnus vnter vilen andern berlichen Anmeifungen, 
Darmit ſie Die leut pflegt zu tugendlichem wäſen auf- 
zupringen, auch aine von Ehlicher unterrichtung einhält, 
welche zwar nicht minder fleiffes, dan andere Weishait- 
lebrfame Stuf wol würdig: als aine folche, welche 
Diejenige, -jo ſich inn ftäter Einſamkait des lebens mit 
ainander zu betragen verglichen, Durch ſüſigkait jrer leh— 
ren dermaſen aufpringen, ja gleichlam erwaichen, er— 
ofen vnd bezauberen fan, Das fie gegen ainander 
Holdjeliger, Sanftmütiger und gefchlachter fich ergeben. 


Aug welcher vrſach dan ich bewegt worden, folcher 
Erinnerungen etliche der Fürnemeften, welche euch, als 
die inn lehrnus der Philoſophie auch grofen fleis zu— 
gepracht, on Das zum thail zuvor befant, nun zumal 
bie inn gewijje Articul vnd vergleichungen zuſammen 
zu tragen und kurz einzuzihen: damit aljo baides der 
gedächtnus zu Dinen, und euch jungen Ehleuten difel- 
bige, als ain wolgemaint Hochzeitgeſchenck oder Bräut- 


413° 


gab, und für ainen Klugmachenden Hausrat anzutra= 
gen und zu verebren. 

Beineben die Mufas andächtig bittend, Das ſie inn 
euerer Ehe der Ehmalterin und Huldgöttin Venus, 
ainen treuen beiftand laiften wollen, Demnach jnen, 
als Götlicher vnd Menfchlicher Elughait Förderin, nit 
minder gebüret, Die Ehen vnd das Häußlich weſen Durch 
PBernünftige Neden vnd gleichhälligkait der Weishait 
lehren recht zufammen zu ordenen vnd zu veimen, als 
jnen aezimmet, aine Lauten oder Cythar recht und wol 
zu ſtimmen und einzurichten. 

Dannenber Die Alten das Bid des Gefprächkünft- 
lichen Mereurij vil ond oft neben die Libmächtige Ber, 
nus pflegten zu jegen: anzuzaigen 

Das die ergezlichfait der Ehe 

Fürnämlich inn der Red ond gefprächfamfait ftehe 
Vnd das fain Ehe 
Nimmer mit luſt abgebe, 

Sie werd dan vnterhalten ſtät 

Mit guter ond mit Kluger Red. 


Sie ftelleten auch zu Difen zwaien bilderen noch 
hinzu die Bildnuffen der Anmütigen - Ööttinnen Der 
Gnadfeligfaiten oder Gratien, vnd der Sanft Tprächfa- 
men Begütigerin oder Suadela: zu bedeuten, Das Die 
Ehleut, diſes, jo fie von ainander begeren, holdſelig— 
Ich mit freuntlichen gütigen Worten, nicht mit pal- 
gen, pochen, troßen vnd zanden fordern und erlangen 
ſollen. 

Solon, der Geſatzgeber der Athener, befale, das jede 
Hochzeiterin, zufor ehe ſie dem Präutigam beiligt, ain 
Küttenapfel eſſe: on zweifel mit ſolchem geordneten 
prauch verſtehen zu geben, das gleich die erſte freund- 
liche verainigung foll anfangen mit füjtgfait vnd holb- 


414 


jeligfait de Munds, der Stimm vnd Worten, Ia 
aljo zu reden, auch mit liblichkait des Athams, vnd 
fich jolcher weis fortan volltredfen. 


Das gleich die erfte frenndlichkait, 
Sp mit Mund vnd Stimm wird berait, 

Soll füßer feyn als Küttenfaft, 

Vnd pleiben immerdar verbaft. 
Dann tie die erfien Red vnd küß 
Anfangen baides thails fehr ſüs, 

So ioll es pleiben vnverwent, 

Gleichwie die Kütt Rund ift on end. 
Solchs lehrt die Taub auch, das mans thır, 
Welche man gibt ver Benus zu, 

Dan eh den Tauber fie begrüfet 

Stäts fie in vor fihnäbelt vnd küſſet. 


Im Böotierland ift der prauch, Das auf den tag 
der Hochzeitbegängnus: wann man die Braut, mit dem 
Gälen Seuratichlaier, welch ain zaichen jrer vermä- 
fung ift, verhüllet, jo jest man jren auch ain Kränz- 
in von Wilden Spargen auf: diweil diſes kraut aine 
ſehr ſüſe frucht aus ſehr ftacheligen Dornen trägt. Alſo 
auch die Neu Ehgetraute, ob fie wol erftlich fich et— 
was vnholdſelig, fremd und beichwärlich erzaiget gegen 
jrem Neuen Ehwirt, welcher fie doch jolcher fremden 
weis halben weder fcheuet noch verfchmehet, thut ſie 
jm Doch nachgehender zeit ſehr ſüſe holdſelige beimo- 
nung, vnd wird mit der weil feine gefolgige zugethane 
Gehülfin. 

Wie ſehr die Wilde — ſticht 
Pringt fie doch herzlich füfe Frücht: 
Alſo wie ſehr die Neu vermählet 
Sich erſtlich etwas vngleich ſtellet, 
So wird fie mit der weil doch gütig 
Das fie mit dem Man wird aimmiütig. 


LU nn 


415 


Melche aber die erfte unmilligfaiten, zänklin und 
widerfinnifihe weifen der Jungfrauen nicht mögen ver— 
tragen vnd ausdulden, ſint nit vil geſcheider, dan die, 
welche von wegen herbes ſafts der erjten vnzeitigen 
Trauben, darumb ainem anderen Die nachfönftige zei- 
tige wolten lajen. 

Vnd hinwider gehet silen Neuverheuraten Frauen- 
bilderen, die ab jren Männern, von wegen erjter An— 
ſtös vnd Vnrichtigfaiten jo gar großes mißfallens ha— 
ben, wie dem, der nun der Imen ftich bet empfangen 
und ausgejtanden,, und gleichwol darüber aus vertruß 
den Honigraht, melchen er allberait inn der Sand hilt, 
hinwegwurfe. 

Wer iſt, der zeitig Ops wirft hin 

Weil das vnzeitig beiſſet jn? 

Alſo wer will ein Weib verſtoſen 
Die jr gleich erſtlich nicht kan moſen, 

Vnd mit der zeit doch wird geſchlacht, 

Das fie dem Man all fräude macht? 
Vnd der den Angel ſchon hat hin 
Was förcht er ſich meh for ver Bin? 

Das er darumb hinwerfen wolt 

Den Imenkorb, des Angels fold: 

Alfo die fhon den Man hat genommen, 
Vnd erfilich fie rauch an ift fommen, 

Aber daſſelb Hat überwunden, 

Bas wolt fie jgund erft zur flunden 
Da nun die füfe fraud geht an 
Bertrüffig werden aber dem Man? 

Dieweil fo füs nichts wachſſet hie 

Das nicht fei erfilich bitter frü: 

Bnd wer den Honig will erjagen 
Mus fih der Imenſtich verwagen. 

Dermwegen gänzlich inn angehender Eh von nöter 
thut, gleich erfimals fürnämlich dahin ich zu gemänen 
vnd anzuziben, das kain thail dem anderen zu etwas 


416 


vnwillens oder vertrüßlichkait vrſach und gelegenhait 
gebe. Aus betrachtung, Das Die gefchirr und gefäs, 
fo gar neulich aus gefunderten ſtücken fint zufamen- 
gefeget und geleimet worden, am erften jehr Teichtlich, 
auch aus jedem geringen anftos jtch mögen zerichäl- 
fen vnd von ainander zerthailen. Sinwider aber, wann 
nachgebends mit Der Zeit der Leim ftarf erhärtet, und 
Die zufammenfügung vnd verbaftung recht innainander 
wachjiet, man ſie faum darnach mit feur und Eifen 
fan von ainander pringen ond zertrennen. 


Allweil der Leim ift frifh am Holz 
Reißt man die Federn bald vom Bol: 
Wan aber verfelb nun eraltet 
Am Bolz, die Feder erft ftarf haltet. 
Alfo allweil die Eh ift neu 
Sf die Lib etwas zart vnd ſcheu: 
Welche warn man fie nicht ftäts ſchiret 
Das fie ein bftändigs Feur gebiret, 
So mag leicht Schlagen was darzu 
Das die Scheu Lib gebirt onrhu. 
Aber wann man fteif pleibt verbimden 
Bit man das raub hat überwunden, 
Sp trennet fie Fain onfall mebr, 
Dimweil die Lib ift gewurgelt fehr, 
Vnd fo erftarft, das fie ausſtehet 
Alles Wetter, waher e8 gebet, 
Gleich wie ein wolgmauert Haus verharret, 
Dran die Stain im Kalf fint erftarret. 
Darumb nur erftlich zfammen ghalten 
Das man fih fain onwill las fpalten, 
Sp wachſſen alsdan mit ver zeit 
. $r Hergen innainander beid, 
Ufo das man darnach befind 
Das fie zwen Leib eins Herßens fint:- 
Dan vil ding thut man mit der weil, 
Welchs man nicht thun kann in der eil. 


— — 


——— 


— — 


417 


Fa gleich wie Das feur fich inn dem Haſenhaar 
und am firo ond den Spreuern jehr leichtlich anzin- 
det, aber wan man jm nicht gleich matert zuftofet, 
die es aufpringen ond unterhalten, auch bald mwider- 
umb verlefchet, alio bat es auch ain geftalt mit der 
fibe der Neuverheurbateten perfonen, welche nur aus 
prunft der jugend, vnd von ſchöner geftalt des leibs 
ber pflegt zu entprennen vnd jich anzufpinnen: Dan 
difelbige fan man nimmermeher für taurbaft ond be— 
ftändig erfennen, jte hab dan alſo inn Das Herz ge 
mwurgelt, vnd es dermaſen eingenommen und bejeflen, 
das fie zu baiden jeiten auf gleiche anmutung, fitten, 
ainmütigfait vnd willen gegründet werde. 


Das Stroen feur erlefchet bald, 

Wann mans mit Holz nicht vnterhalt, 
Alfo die Jung neu lib bald Tefchet 
Wa fie ver Standmut nicht befeftet, 

Wann nidt die Jung Vnachtſamkait 

Recht laitet die Bedachtſamkait, 

Alfo das man wird ſo verfiändig 

Das man die erft lib macht beftändig 
Durch fräten Mut vond gleichen finn, 
Die, wie ain quell, on aufhör rinn. 


Das fiichen mit den DVergifteten Ludern gibt wol 
bald fiich, aber es verterbt fie auch, Das fie gefärlich 
zu eſſen werden. Gleicher mainung auch die Weiber, 
welche durch Libtränf, Bulgift ond zaubereifünftlin die 
Männer zu verſtricken vnterſtehen, vnd alſo vileicht 
jrer durch erbaizung vnd verleckerung der Wolluſt mäch— 
tig werden, verbeſſeren darumb jre gelegenhait nicht, 
ſondern machen, das ſie darnach jr lebenlang müſen 
mit Vnrichtigen, wetterläunigen vnd ſinnverruckten När- 
riſchen Ehgefärten behenget jein. 

— 27 


418 


Dan was haben der Königin Circe genuzt, gedinet 
oder für luſt geben Diejenigen, welche jte Durch zau— 
berei inn Hund vnd Ejel verwandelt, vnd inn Vn— 
menschliche Vihiſche vnd ganz vnanmütige art verferet 
bat? Sat nicht ſie, wimol ain vnverzauberte, vilmehr 
den Klugen Helden Blyffen, der ſich inn allem, vnd 
jonderlich auch gegen jren wußt fürftchtig vnd gefcheid- 
lich zu halten, übermäftg beftig gelibet? 

Derbalben mit difen Weibern, die vil Liber mwöllen 
Närrifchen oder alberen Männeren gebiten, als weijen 
verständigen geborchfamen, eben geichaffen ift, wie mit 
diſen, Die lieber plinde leut auf der ftrafen füren, als 
jebenden vnd des weges erfahrenen Menjchen folgen 
vnd nachgeben wöllen. 

Die Weiber fünnen nicht glauben, das die Königin 
Vaſiphä ainen Ochſſen lib gewonnen habe, diweil jte 
mit ainem jo mächtigen Reichen König Ehlich begabt 
ware: jo fie doch tägelich vor jren Augen etliche ſehen, 
die ſich mit jren Ernftbaften, ebrengefliffenen erbaren 
Männeren nicht wol betragen, aber mit Vnflätigen, 
gailen vnd vnzüchtigen Funden, gleichfam mit flinden- 
den Böden vnd Hunden, vil liber zubalten. 

Man findet Menjchen, die aljo ſchwach, plöd vnd 
jo obel geftaffirt jint, oder ſonſt aus zärtlichfait, jrer 
jo wol zu ſchon wiflen, das ſie nimmer auf Fain pferd 
ſich zu ſchwingen pflegen, jondern leren vnd gewänen 
deshalben jre Gäul auf die Knig nider zu fallen, vnd 
ſich zu dem faulen Vortail zu bucken. 

Alſo findet man auch Ehmänner, welche, wan ſie 
Reiche oder Edeler geburt Weiber bekommen, ſich da— 
rumb nicht befleiſſen, beſſerer vnd ehrwürdiger zu wer— 
den, ſonder ſich nur bemühen jre Frauen zu demüti— 
gen, zu ernideren vnd ſchnöderweis vnterwürflich zu 


419 


machen: Dermainend, das fie jrer jonft nicht fügelicher 
mächtig werden mögen, ſie haben fie Dan zuvor ganz 
ernidriget, und wie aine Dinftmagd forchtjam und jcheu 
gemachet. 

Sp es doch zimlicher wer, das gleich wie die wol- 
geftalte höhe vnd gröfe aines Pferds nicht zu entitel- 
len vnd zu ringeren ift: aljo auch des Weibs Würde 
vnd ſtand inn achtung gehalten, und an ainem jowol 
als dem anderen der zaum gebürlich geprauchet wirde. 


Wer hat nicht Iiber ain aufrechts Pferd 
Als ains, welchs allzeit knappt zur Erd, 
Vnd vor aim jeden ftain fich pudet, 
Vnd fheut wann man die fauft nur zudet? 
Alſo wer hat nicht liber ain Weib 
Welchs inn feim fand vnd mwäfen pleib 
Ehrfam, Freimutig vnd on fort, 
Welchs aus freiem willen gehorcht, 
As ains, welchs inn der Scheu mug leben 
Vnd fan fain willige fräud nicht geben. 
Vnd gleich wie difen recht geichicht, 
Die jr Pferd fo han abgericht 
Das fie fih buden, wann fie winfen, 
Das difelben darnach oft finfen 
Aus gewonheit auch vngewunken, 
Gleich wie jens Pferd, welchs ift gefunfen 
Mit feim Herren im Bad zu grund 
Da es das zaishen läz verftund. 
Alſo gihicht auch den Männern recht 
Die jr Frauen halten wie Knecht, 
Das jnen oft aus fort vnd ſcheuen 
Nichts wol verricht wird recht mit freuen. 
Es foll der Dan fein wie die Sonn 
Bnd die Frau foll fein wie der Mon, 
Die Sonn hat wol ein Hlärern fein, 
Doch hat der Mon gleichefalls vas fein, 
Vnd gleih wie nicht die Sonn zerftöret 
Dem Men fein Schein, ſonder ven mehret: 


420 


Alſo fol auch ein rechter Dan 
Seiner Männin jr ehr thun an, 

Diweil die ehr doch ift gemein, 

Wie auch das Gut frins hat allein: 
Vnd wa man nicht folh gmeinfchaft behalt, 
Vnd jedes Licht fein ſchein erhalt, 

Sp fan e8 gleich fo wenig beftohn 

Als wann die Sonn verftis den Mon, 

Oder der Mon verſtis die Sonn. 

Mir eben, das der Mon, je ferner er von der 
Sonnen fommet, je Elärer vnd ſcheinbarer wird, vnd 
hinwider minder Lichtes hat, vnd ich verbirget vnd 
vertunfelt, je näher er zu der Sonnen glanz nahet. 
Aber verftändige ehrengefliffene Weiber müfen hie das 
widerfpil tbun, und fich fürnämlicy bei vnd vmb jre 
Männer allain ſehen laſen, vnd wann derjelb nicht 
anmwäfend, fich dahaim einhalten und des haufes warten. 

Herodotus hat inn dem fall unrecht gejagt, Das 
an Weib die Scham und zucht mit dem hemd aus— 
zihe vnd hinlege. Dan welche erbar und züchtig. ift, 
die zihet erſt alsdan, wann jte die Elaider ableget, an- 
jtatt Derfelbigen, die Scham an, vnd wie man inn 
vnjerer Sprach fprüchwortsmweis jaget: 

Ein fromm Frau laßt wol jr Gewand 

Bor der Badftuben an der Wand, 

Aber fie zihet ein beflers an, 
Welchs fain Waffer abwäſchen fan 

Bon Schamlot, das ift zucht vnd ſcham, 

Das trägt fie hinein Tugendfam. 

Dan eins Weibs Leib dedt nicht der Sammet, 
Sonder vilmehr ein Klaid von Schamet. 


Vnd gewißlich befindet fich das allerfräftigit war- 
zaichen der Ehleut rechter libe zufammen fein, wan ſich 
je aind gegen dem anderen fchambaftig, züchtig vnd 
ebrerbitig erweiſet. 


421 


Zu gleicher weis, wie aladan, wan man zwen zu— 
jfanımenftinnmende thön böret, allzeit diſer thon, ver 
am ſtärkſten vnd größeften lautet, am verftäntlicheften 
ift, vnd anderen vortrift. Eben dergeftalt wird mol 
inn ainer rechtgeordeneten Haushaltung alles mit bai- 
der Ehgemächt bewilligung gleichhällig verrichtet. Aber 
doch triffet allezeit des Mans Rhat und That, als 
fräftiger und anjehlicher, dem Weiblichen zufaz vor, 
und wird jm Das mehrerthail was ausgerichtet wird, 
zugeichriben. 

Die Poeten melden, das etwan die Sonn inn aim 
Mettfampf dem ftarfen Nortwind ei obgelegen: und 
ſolchs mit Difer gelegenhait. Der Wind wolt Furz- 
umb mit gemaltfamem plafen, ainem, der ober feld 
zog, den Mantel nemmen, oder jne zwingen, Das er 
den Mantel von jm würfe, aber je ftrenger und gän- 
ger er wähete und wülte, je enger vnd ftrenger der 
anderer den Mantel an fich pfrenget und hilte: Zu- 
lezt als der Wind nichts erhalten mochte, vnd vnge— 
ichaffener fachen nachlajen mußte vnd abzoge, da that 
jich erft Die Sonn mit jren feurigen firaimen berfür, 
verjuchet allgemächlich je hail, und flach jo girig vnd 
hisig auf das arm angefochten Mäntelin, Das es der 
Wanderer, der wärm fich zu entfchütten, vor verdruß 
vnd mattlaidigfait hinweg warfe. Noch wolt die Sonn 
an folchem allberait errungenen Sig nicht gefättigt 
pleiben, jondern den noch ehrlicher und augenfcheinlicher 
zu erhalten, Hilt jte mit den hizſtichen alſo häftig und 
fräftig an, Das er den leibrod jamt dem Hembd aus— 
zoge vnd darauf inn ainen Schatten niderfafe. 

Auf eben jolche weis handelt auch der gröfer hauf 
der Weiber: dan wann fle jehen, das jnen jre Eh— 
vögt aus Mänlichem gewalt mit ernft den vberfluß, 


422 


mutmwill, Die atgenfinnigfait vnd anders begären zu 
weren, da wird jrer hartnäckigkait erft angebolfen, wis 
derftreben noch bäftiger, ſetzen erft den widerfinniichen 
fopf recht auf, und werden darzu, als ob ſie es wol 
befügt mweren, recht vnwirs vnd zornig darüber. Aber 
wan man jnen mit beichaidenbait zufommet, fie janf- 
tiglich mit glimpf binterfchleichet, jnen mit linden wor— 
ten jre vnweis ausredet, vnd wie man jpricht, mit 
vortail ainen vortail ablaufet, Da werden ſie erft ge— 
jchlachter, ergeben ſich ſelbs gutwillig, laſen nach, hal— 
ten mas, vnd leiden alles mit geduld. 
Derbalben fol ein Man fein wonen 
Mit vernunft beim Weib, vnd jr ſchonen 
Soll nicht ausrihten allg mit räube 
Sonder gelindlih vnd mit treue: 
Dann Räuhe machet doch nur ſcheue 
Vnd Scheue pringt alsdan vntreue, 
Alſo pringt Räuhe alsdan Reue 
Wann ſie ficht, wie fie nichts gedäue. 
Aber ſanftmut vnd gelindigkait 
Pringt willig treu, ſchaft willig Leut. 
Ein Man ſoll nicht ein Sturmwind ſein 
Der im Haus einsmals alls werf ein, 
Sonder prauchen der Sonnen wiz, 
Die allgmah wirdet durd jr Di. 
Soll nicht einsmals alles wölln temmen, 
Sonder allgmah das bös hinnemmen: 
Vnd wa die Kält nichts will erhalten 
Da fol die Wärm jr ftatt verwalten. 
Dan wo man alles nur will ffürmen 
Da tringt man die Leut fih zu fehirmen. 

Der ernfthaft Zuchtpfleger Cato hat bei den Röme— 
ren ainen des Raths entjeget, Dieweil er inn beifein 
der Tochter feine Frau gebalfet oder geküſſet Bette: 
Dis war mol je etwas zu fcharf: Gleichwol jo es 
ichantlich ftehen ſoll (wie es dan inn der warhait nicht 


423 


ehrbar ift) das man ainander inn anderer leut beimä- 
jen vmbfanget, Eüffet oder kützelet: wie vil jchantlicher 
vnd laidlicher mus es dan ftehen, vor leuten zanfen, 
ainander ausbolbipen vnd mit jcheltworten zufammen 
werfen. Desgleichen auch, wann man bejonder inn— 
gehaim mit dem Weib Furzmeilet und jcherget, vnd 
darnach on jcheuen vor jderman offenlich es jchiltet, 
verfluchet ond auf das ſchnödeſt ausrichtet. Kan man 
baimlich der libe pflegen, wie fan man ſich dan aljo 
grob vergefien, das man ungefcheuet offenlich ainander 
ftrafet, ſchmähet, jchilt vnd ainen jden fäl aufrupfet? 
Gleichwie ain Spigel, ob er ſchon mit Edelgeftain 
und Gold herlich verfeget vnd eingefaffet ift, nichts 
nuget, wan er nicht auch ainem, der jich darinn be— 
ſchauet, aigenlich nach den leben das Andliz vorftellet, 
austrucet vnd foripigelt: Alfo fan auch ain Weibs- 
bild, ob es gleich jehr reich were, ainem nicht nuz 
noch gefällig werden, wann es nicht feine fitten, art 
vnd weis, nach Des Mannes art und weis zu leben 
wais, anzuſchicken: 
Ein guldin Spigel nicht vil gilt 
Wann er nicht eim fein Gſicht anbild, 
Alſo ein Frau mit grofem Gelt 
Dem Man deshalben nicht gefällt, 
Wann er niht mag an ir erpliden 
Das fie ih inn fein weis thut fehiden, 
Vnd an jr, wie im Spigel fidht, 
Sein gut art, darnach fie fih richt. 
Dis mag den man allain erquiden 
Wann er fiht, fh fein Frau anſchicken 
Nach feiner anmut, weis vnd willen 
Das fie daſſelb pflegt zu erfüllen. 
Das Gold ift Kat, tod, tumm vnd flumm, 
Hat fain fraft on das Dailigtum, 
Das ift, wann mans nicht hailig prauchet 


424 


Iſts wie ein Rauchfaß, das nicht rauchet. 
Wann praucht man aber Reichtum hailig ? 
Sp man ifi Menfchen darmit gfällig, 

Vnd onter dem gulvenen fehein 

Last die Tugend forfcheinen fein. 

Was nuzt ein Plum, wann fie nicht riecht ? 
Was nuzt ein gulden Bild on Gſicht? 

Alſo was nuzt ein Weib, fo Neid 

Wann fie nicht liblich ift zugleich ? 

Warinn ftaht aber die Liblichfait ? 
Dirinn, das man fi ftäts berait 

Nach willen feines Manns zu leben 

Vnd alfo im ergeßung geben. 

Iſt es nit aljo? Der Spigel ift falſch und onnuz, 
der ein Angeficht, welches für fich jelbs fräudig vnd 
wader ift, nicht des minder darf vnluſtig vnd traurig 
ausweiten? Oder im gegenfpil einem langweiligen vn— 
luſtigen Fantaften, ein luftig lachend Angeficht fürfpi- 
geln? Zu gleicher weis iſt auch dis Weib nichts werd, 
ond ganz vnerleidlich, welches zur vnzeit, wann der 
Dan vileicht Furzweil fuchet, gang überzwerch, faur 
und ftörrig zur fachen pflegt zu ſehen: Vnd hinwider- 
umb, wann der Man ernfthafte jachen vor hat, kurz— 
weilen, lachen vnd mutmwill treiben will, 

Sicht faur, wann er mit jr gern fiherzt, 

Vnd ſcherzt, wanns jm nicht ift vmbs Herz. 

Dan das ein ift eim zeichen, das fie mit vorfaz be— 
geret vertrüßlich und beſchwärlich zu fein, Das ander, 
das fie aus verfchmähung nicht vil jres Ehwirts an- 
mut oder vnmut achte. 

So ſich doch vilmeher gezimmete, das gleichwie 
nach der Geometer oder Erdkraißmeſſer jag, die äuſerſte 
platte linien vnd superficies, oder die ploje aufli- 
gende vberſchwaif inn Eirculmäßigen Dingen, von jnen 
ſelbs jtch nicht wenden noch Ienden, fondern nach be— 


425 


wegung end regung eins Corpus, daran ſie haften, 
ich regen vnd legen: das alſo auch eine Ehfrau nicht 
jre aigene vnd bejondere anmutungen vnd naigungen 
bette, jondern fich gänzlich nach den geichäften, kurz— 
mweilen, gedanken, jaur vnd füsjehen des Mannes 
richtete. 


Vnd gleihfam wie der Schatten wer, 
Der nah dem Leib weicht hin ond her, 
Nun Hinterfih, nun fürfich gehet 

Bnd on den Leib kainswegs befiehet. 
Dan wo der Leib ſich nicht meh reget 
Da ift der Schatten nivergeleget, 

Sa wan der Leib fohon ift erleget 
Der Schatten fih noch bei in leget, 
Alſo ain Weib vem Man verhaft 
Soll ganz fein feiner aigenfchaft, 

Sa fein die Kraft, des was er fchaft, 
Vnd laids vnd fraud fein mittailhaft. 


Es finden fich Leut, ja gange Nationen, welche 
nicht leiden fünnen, das jre Weiber frei inn jrem bei- 
weſen ejjen und trinfen mögen, oder gaftmalige fräud 
zugleich mit genifen, Difelbige geben jnen alsdan durch 
folche entfremdung vrfach, ond lehren jte gleichfam, 
fich, wann fie allain jint, beſonder inngehaim zu fül- 
len und zu befröpfen: darmit ſie dan laider ain gro= 
jes thor zu anderen lafteren, Die aus der fülle fol- 
gen, aufthun. 

Gleich wie auch Dife, Die mit jren Weiberen nicht 
Iuftig vnd guter Ding fein mögen, noch fich beſonder 
mit jnen ergegen vnd erfurzweilen, oder jrer fräud jte 
thailhaftig machen, jnen dadurch aine anlaitung geben, 
jren luft anderswo verftolen zu juchen und zu büfen. 

Die Könige in Perfien, wann ſie jr täglich orden- 
lich Mal einnemmen, pflegen ſie jre Ebgemalin bei 


426 


inen an der Tafel zu ſitzen haben: aber wan ſie ſpi— 
len, jre fräud etwas zu vil leichtfärtig auslafen und 
fich vbertrincken wöllen, ſchicken fie jre Ehgeſipte von 
jnen inn jre Frauenzimmer, ynd laſen darfür jre Bei- 
fchläferin, Buldirnen, Sängerin, Dängzerin vnd andere 
leichfärtig geſindlin darzu berufen. 

Ob fie wol nun mit dem Vnerbaren Nebenbeifchlaf, 
ond mit der bnordentlichen Irunfenhait zu wüſt aus 
gebürlicher Ban fchreiten: ift Doch hieraus fein abzu= 
nemmen vnd zu ſehen, inn was ehren jte jre Ehver— 
mälete Frauen balten, inn dem, das jte Difelbige jrer 
Vnzucht vnd trunfener weiß nicht wollen thailhaftig 
machen, welches ſtuck dann für ich ſelbs wol rünlich 
iſt anzuziben. 

Dannender auf diſem grund vil gejchloffen haben, 
das deshalben ein Ehmeib nicht fo leichtlich Darüber 
zörnen noch vnwillig werden folt, wann e8 ſich begi- 
bet, Das an Bngebaltfamer Mutwilligr Man, der 
jeine Vngezämte begird nicht zu regiren wais, jich vis 
leicht mit feiner Bulerin oder ainer Magd nebenzu 
vergiffet, und wie man es fprüchwortämeis verglimpfet, 
ober das Böglin fehreitet: ſondern es vilmeher dahin 
verfteben, das es aus fonderer Ehlicher ſcham vnd aus 
hochachtung jres Ehlichen ſtands, den nicht zu miß— 
prauchen, geichehe, auf das er jren nicht mit feiner 
onordenlicher gailhait und gleichham trunfener vnmäſig— 
fait vertrüßlich were. 

Gleichwol wird jm ain Aufrechter bejcheidener Bi- 
derman, der fich feiner Ehlichen pflicht erinnert, dis 
nicht bald zu verbängung etwas mutwilliger freiheit 
einreden lafen: Sondern vilmehr bedacht fein, Das er 
nichts zu ſchmach feiner berlichen Vernunft und des 
höchjten Guts, der jn nit vergebens darmit begabt, 


427 


fürnemme, vnd inn alleweg dahin arbeiten, das er 
derielbigen Sinnbeberfcherin jverzeit das Regiment über 
Die fligende gelüft Geftändig erhalte: Zudem auch fein 
ehr vnd glimpf, ſamt feiner Kinder und nachfomme- 
nen Namen vnd mwolachtung, ond Die zerrütfung der 
haushaltung, jo aus folcher zaumverhängnus der be= 
gird folget, zu gemüt füren und beher&igen. Auch den 
ſpruch des Weishaitberumten Prodici erwegen: 

Das ein zwifache Lib verführt 

Vnd zu einer Bnfinnigfeit würd. 

Mann die Potentaten die Muſic beliben: geben fte 
dadurch anlas, das im gangen Weich, Land vnd Ge- 
bit vil gute Muſci entſtehen, gleichwie auch, wann jte 
die MWeisheitlehrige Künft vnd Sprachen Tib haben, vil 
Hochgelehrte leut aufpringen und erweden: vnd fo jte 
inn NRitterfpilen vnd Krigsvbungen jr fräud haben, 
vil jrer Vntertanen verraizen, das fte ſich auf gleiche 
leibsgeſchicklichkait vnd Ringfärtigfeit legen. 

Alſo ein Man, der allen fleis nur auf die leibs— 
pfleg und wolhaltung leget, gibt vrjach, Das fein Eh— 
baltin gleichergeftalt deſſen was zu ausbugung vnd 
ſchmuck des leibs Dienet, auch fleifig juchet. Ja wel— 
cher den Mollüften vnd dem Mutwillen ich ergibt, 
machet Das jte jich alsdan auch inn denſelben Boſſen 
ſchicket, vnd der geylheit und Vppigkeit nachgebet. 
Mann er aber Tugenden ond ehrlichen ſachen nach— 
henget, machet er gleichermaſen ſie auch Ehrengefliſſen, 
züchtig vnd Tugendhaft: vnd gehet endlich aller Ding, 
wie man inn vnſerer Tolmetſchungſprach ſaget. 

Ein feiner Man ziecht ein fein Weib, 

Vom Haupt ſchlägt die Kranckheyt inn leib: 
Daher die Alten han gewollt 
Das Feiner fein Weib nemmen folt, 


428 


Sm fei dan der PVerftand verlihen 

Ein Weib zu ziben vnd zu erzihen: 
Sa feiner fein Weib nemmen fol 
Er fönn dan Kinder ziben wol: 

Sonft nimmt mander ein Weib dahin 

Der wol bevörft, das man zieh in. 
Darumb vieweil Fein zucht vorhanden 
Herfchen Weiber vnd Kinder inn Landen. 


Ein Junge Frau aus Sparta von einem gefraget, 
ob fie jrem Man allbereyt Ehliche beimonung gethan 
bette? antwortet jm ſehr gefcheidlich, Nein, Ich jm 
nicht, jonder er mir. Diſes ift meines bedundend der 
Weg, wie fich ein ebrliches Weib, jo eine Sausmutter 
worden, inn dem Ehlichen geichäfft aegen den Man 
verhalten folle: Nämlich, das wann er jolches anfangt, 
ſie weder jm widerſtreben vnd ſich jm engiben, noch 
für ſich ſelbs anfangen ſolle. Inn betrachtung, daß 
diß eine, vnverſchamter Schandbulerin ärgerlicher ge— 
prauch iſt, vnd das ander eine Hochfärtige ſchmähe 
Frau anzeyget, in deren weder anmut noch holdſelig— 
keyt zu finden. 

Ein Frau ſoll nicht jre eygene freund haben vnd 
machen, ſonder an des Manns freunden ſich vernügen, 
ond diſelbige mit dem Mann jren gemeyn achten. So 
dan die Götter von Rechtswegen onter den freunden 
den gröften und förderſten plaß haben, und billich, wie 
man fpricht, Die Nächiten am Brett find: fo foll auch 
die Frau fein andere Götter noch Gottesdinft jren inn 
ehren zu halten fürnemmen, dan die jr Hauswirt jm 
bat erforen: und derwegen vor den ongegründeten für— 
wigigen Religionen vnd frembden aberglauben thüre 
ond thor zu ſperren. Cintemal feinem der Götter 
diſe Gottesdinft und Opfer, Die Das Weib verholen 
und verfiolen, vnwiſſend jres Manns thut, gefallen können. 





429 


Hie follt von der Religion 
Erwigen was lehrt Xenophon, 
Der fagt: Socrates hab gelehret 
Wie vnſer Vrtheil fei verfehret, 
Vnd feim derwegen hie ausfündlich 
Was Gott und Gottesvienft fei gründlid: 
Dieweil mandem ein ding ift ſchrecklich 
Welches dem andern nur ift gedlich: 
Manchem ift Sonn und Mon anfehlih 
Vil halten fie zu ehren ſchmehlich: 
Bil ehren Schlangen als Gotsheilig, 
Andere haltens für abfcheulich. 
Aber warn Gott felbfi ons verfündt 
Was er fei, vnd wie man jm dient, 
Sp dörft es nicht vil Hauben, ſchrauben, 
Man müßt im von jm felbft je glauben, 
Nun warn man dan fan pringen dar. 
Das Gott fih felbft macht offenbar: 
Sp mus man je demjelb anhangen 
Vnd da nicht weichen vmb ein ſpangen. 
Nun hat er fih gemacht gantz kündlich 
Durd) feinen eignen Son felbft mündlich, 
Vnd fchriftlih dur feins Sons Legaten: 
Was wii man dan erfi lang errhaten ? 
Bei difer fundichaft jeder pleib, 
Es glaubs ver Man oder das Weib: 
Das Gwiß je für das Vngewiß gehet, 
Die Warheit inn jr felbit beftehet, 
Es Hangen jr gleich inn jrn fachen 
Die Starden an, oder die Schwachen, 
Es hebt nit auf des Mans gebott 
Dis, welchs felbs hat gebotten Gott: 
Es iſt das Weib verpflicht fo wol 
Seim Schöpfer, als ver Man zumol 
Ja heit ver Man die Frau gefchaffen 
Sp heit er fie hierinn zu firafen: 
Nun hat fie Gott geichaffen eben 
Der hat jr einen Geyſt eingeben, 
Den mus fie jm auch nur allein 
Sammt gutem gewiffen Iifern rein 


430 


So vil als Gots ehr rein trift an 
Vnd drumb anfehen feinen Man. 
Auch wird fein Man der Gott hoch hak 
Seim Schöpfer greiffen inn fein gwalt: 
Sonft wird er feinen gwalt verliren 
Den jm fein Schöpfer gonnt zu füren. 

Der von Weishaitlehr Hochberümt Plato jchreibt, 
diſes ſeie eine glückjelige vnd wolgeordenete ftat und 
Gemeyn, da man dife ond dergleichen Eigennügige wort 
nicht böret. Difes ift mein, jenes ift Dein: dieweil 
ſolches eim zeichen ift, Das fich Dafelbs die Einwoner 
dermaſen burgerlich vnd freundlich vertragen, Das fie 
alle Ding, innfonderbeit die etwas antreffen vnd zu 
bedeiten haben, onter ſich, jo vil als jnen möglich, 
gemeyn balten. 

Noch vil billicher und mehr foll man diſe ftreitige 
und vorthailbaftige Reden aus der Chlichen Gemein- 
ichaft verbannen vnd unter Ehverhaften fein ftell fin- 
den laſen. 

Es jeie dan fo weit, als ferr die Arbet hierinn 
eine Auslegung finden möchten, welche fagen vnd hal- 
ten, das man die Straich, Die einem auf der linfen 
widerfaren, auf der Rechten ſeiten fülen jolle: das 
alſo auch eine Ehvertraute jreg Mannes vnfäll durch 
mittleiden empfinde vnd tragen belfe: vnd binmider 
der Man noch vil mehr des zuftands feines Weibs, 
als der anderen feiten feines Leib, fich annenme. 

Auf das gleich wie die Knöpf an ftrifen vnd fey— 
len des ftärder werden, wann die end daran oft inn- 
einander jtch flechten, und je ein theil inn Das ander 
ſich zihet: Alſo auch imn der Ehverfnipfung die ©e- 
meinjchaft der Ehverpflichten durch baides theils guten 
verſtand ſich innainander ſchicke, ftärde, verbinde und 
vnauflöslich vnter jich verknipfe: Damit je eins dem 


a üä⏑&— 


nr — 


431 


anderen von tag zu tag inn willfärtigfeit wolgemwölter 
und geneigter werde. 

Seiteinmal auch felber die Natur, inndem te eine 
vermifchung inn vnſerem Leib machet, vnd von eim 
vnd dem anderen theil nimmet vnd alles zuſammen 
menget, auch auf dergleichen gemeinjchaft vmbgehet: 
nämlich das alles dasjenige, was aus ſolcher Natür- 
licher vermengung entftebet, allen glideren zugleich ge= 
meyn werde. Auch folchergeftalt, das weder eins 
noch Das ander theil vnterjcheiden vnd abtheilen Fan, 
was eigentlich fein oder eins anderen feie. 

Dife vnd dergleichen Gemeinfchaft der Güter foll 
fürnämlich auch onter denen, die fich inn das Band 
der Eh mit einander einlafen, vunvortheilig beftehn: Das 
jte nämlich alle Hab vnd Güter zu einem gut, ale 
beiden gemein, machen ond erhalten: vnd Difes auch 
folcher vntrennlicher weis, das fie nicht ein theyl ei⸗ 
gentumlich für fich, das ander einem anderen angehö- 
rig erkennen vnd halten, fondern das alles, was jle 
vermögen, jr eigen, vnd nichts Des jren eines ande- 
ren feie. 

Innmaffen wie man den Wein mit mwafjer gemi- 
jchet, objchon mehr wafjer weder Wein darbei ift, nicht 
des minder Wein nennet: Gleicherweis ſoll jederzeit 
alles vermögen, haus vnd hof, und das gefchlecht ſamt 
der Haushaltung nach des Mannes Namen genant 
werden, ungeacht, Das etwa das Meib das gröfer theil 
zugebracht hat. 

Die befchraite ſchöne Helena war geligirig, und Pa— 
ris jr Buler der geilheit ergeben. Im gegentheil war 
Vliſſes geſcheid vnd Zug, und Benelope jein gemahel 
keuſch und züchtig. Aus diſen Brfachen war diſer lez— 
ter Ehe glücfelig vnd rümlich, und nachzuömen billich 


432 


angenem. Sener beider Heurhat aber bat den Grie— 
chen und andern Hülfverwandten fremden Nationen 
ein vnend, oder Abgrund, vnd aljo zu reden ein 
fumma fummarum alles vbels und vunglüds gebracht. 


Die Schön Helena war Geltgeißig 

Der ſchöne Paris war Geilreizig 
Sie lies die Reichtumb fih bewegen 
Er lis den Dolluft fih erregen: 

Das er fie raubt, fie lis fih rauben, 

Vnd brachen beide ehr ond glauben. 
Bann nun Geiz vnd Dolluftparkeit 
Zufammen Heurathen allbeid, 

Was für ein fhon Eh mus es geben? 

Gemwislih das armfeligft leben, 

Diweil der Geiz nicht ift zu füllen 
Vnd der Woluft ſich nicht laßt ftillen. 

Solchs nicht allein die beid erfaren, 

Die büßten was fie fohuldig waren: 
Sonder ganz Reich, fonft wol beftellt, 
Sa Aften ein theil der Welt, 

Musten jr beider auch entgelten, 

Vnd drob zu grund gehn famt jrn Helden. 
Seht da, hie fiht man je gar Härlich 
Wie fehr die Eh zugehn gefärlich, 

Die man nit auf die Thugend richt, 

Sonder auf Geiz vnd Wolluft fit, 

Da man die lafter nicht ermwiget, 
Sonder gleich bös zu böſem füget: 

Auch das nicht fei ein geringes dinge 

Darob zu grumd ein ganz Land ginge: 
Sonder das auch ein böfe Eh 
Thu nicht allein den böfen Wee, 

Sonder ganz Land vnd Stätt verfüre, 

Vnd freund vnd Nachbarſchaft verwirre: 
Solches erfährt man täglich noch, 
Wiewol man des nicht achtet doch, 

Das ein par böſes Ehvolk ſchaft 

Vnru der ganzen Nachbarſchaft, 


433 


Bon Nachbarn wachßt es inn die freuntichaft 
Die benget an fih ein ganz gemeinicaft, 
Bon dannen thuts inn die Gmein fommen, 
Wird alfo Statt ond Land eingnommen, 
Bis aller Jamer drauß entftehet, 
Vnd gleich wie dem Reich Troia gehet: 
Darumb nur fromm zu fromm gefellet 
So wird redt ein Ehhaltung bfiellet: 
Die fünnen alsvan wie Vlöſſes 
AT vnfell ausftehn guts gewiſſes: 
Fürnämlich aber der Man ſei 
Klug vnd verſtändig, die Frau treu, 
So wird die Eh ſampt Ehr vnd gut 
Erhalten, vnd ein Land behut. 

Ein fürnämer Römer bet nach Römiſchem Ehſcheid— 
lichem Rechten eine fchöne, reiche und ehrliche Junge 
Frau von fich ſcheyden laſen. Als jne nun darumb 
alle jeine freund häftig beſcholten und ftrafeten, bube 
er einen fus auf, zeiget jnen den Schub, ond fraget 
fie: Libe freund, faget mir, was fälet difem Schuh? 
ift er nicht ſchön? ift er nıt neu? vnd dannoch wais 
feiner vnter euch, wo er mich trudet. Sehet da, wa— 
rumb ein Weib weder auf jr gut, noch Seurahtgab, 
noch gefchlecht, noch jehön geitalt bauen joll, jondern 
vilmehr auf dijes, was dem Man am anmütigiten tft, 
ond jn zu dem nächften berüret. Als nämlich, das 
fie mit jrer beimonung, inn allen geberden, jitten, inn 
zutbätigfait, vnd inn aller weis ſich nicht widerſinniſch, 
murrifch, fremd, vertrüßlich, ſondern tag für tag an— 
mütiglich, holdielig, liblih, und nach des Mannes ge— 
legenheit gejchieflich verhalte. 

Dan zu gleicher weis, wie die Artzet diſelbige Fe— 
ber, die aus verborgenen vnbewußten vriachen vnd an= 
fängen allgemächlich mit langer weil entſtehen, für ge— 
färlicher vnd ſorglicher halten, weder diſe, Die aus of⸗ 

X. 28 


434 


fenbaren ſcheinbaren vrſachen jich eraigen. Alſo pfle— 
gen ſich auch zu zeiten zwiſchen Ehverwandten klein 
füge vnwillen, anſtös vnd tägliche zänklin zu erhalten, 
welche gleichwol mehrtheils leut nit achten noch war— 
nemmen, vnd Doch fie beide mehr von einander tren— 
nen, ond jnen den luft, welchen ſie billich inn jrer 
zumonung beifammen haben jolten, verlaiden und ver- 
bitteren, als alle andere, vileicht anjehenlichere zufäll 
ynd vrfachen thun möchten. 

Der König Philippus aus Macedonien, des Na- 
mensgrofen Aleranders Vatter, war einem Frauenbild 
aus TIheffalien (melcyes Land den Ruf von vilen Sechi= 
jen, Kräutlerin vnd Zaubererin hatte) ober die maſen 
ſehr hold, deshalben hilt man ſie für verdächtig, das 
jte es jm durch Bulgift oder zaubertranf zu ejjen oder 
zu trinden bett geben. Hierumb dan Die Königin 
Olympias, fein Gemal, auf ein zeit verjchafte, Das ſie 
diſes gedachte verfchraite Weib vnter handen befame. 
Als ſie es aber wol vnd genaue befichtiget vnd war— 
nam, wie fie zu dem, das jte jchön vnd geberbhulfam 
ware, auch im gejpräch nit vnhöflich und vngeſchickt, 
jondern ganz artlich, adelih vnd zur fach beſcheyden 
jich erzeigte, Iprach fe: Nun aus fur allen unfall mit 
diien Nach und jchmachreden, Die von Dir fint aus— 
gepreitet worden; dan ich ſihe nun wol, Das die ver- 
zauberung vnd Hulotränt inn Deiner perjon ſelbs ſte⸗ 
cken vnd mit vereinigt ſint. 

Hieraus dan abzunemmen, das einer Ehlichen ehr— 
lichen Frauen ſiarit⸗ kraft vnd beſtes Laufmirnach, 
welches des Mannes guten willen vnveränderlich erhal- 
ten mag, ſeie, fo fie difelbige mit guten jliten, mit 
freundlichfeit, Sanftmut und Thugenden zuwegen rich- 
tet vnd pringet, vnd fich befleifjet, inn ie ſelbs das 


— — — 


Bere 


435 


Heurahtgut, den Adel, das Huldluder, den liebzwang 
vnd Das je länger je lieberfraut, ja den huldreyzen— 
den Venusgürtel zu haben und zu beſitzen. 


Benus, die Ehmuter der Haiden, 
Die foll, die Eh nicht zu erlaiden 
Einen Gürtel erfunden haben 
Der het gros fraft ond Lieblich gaben 
Das er der Frauen fchaft genad 
Welche in bei vem Man vmbthat: 
Zu lehren, das fo fich begibet 
Das die Eh wird durch was betrübet, 
Die Frau durch füs Holofeligfait 
Die fie hat von Natur berait 
Den Man gleihfam mit gwalt fol gwinnen 
Vnd durch vas Ehband in verfünen 
Sie foll nicht trennen lan das band 
Darein fie fih einft bat befant: 
Sonter deſſelben ftats den Man 
Manen, fo er wolt aus ver Ban: 
5a erinnern allzeit ven Dan 
Des Bands, welchs fie trug damals an, 
Da fie eine Bräut-Jungfrau war 
Den er die erft Nacht auflößt gar, 
Auf das fie fih wolt forthin begeben 
Bnter feim Band ond Zoch zu leben, 
Ja feing meh hab fein eigen band, 
Sonder beid inn eim feien verbannt. 


Zu einer anderen zeit, als ebengedachter Königin 
Dlympiad angejfagt ward, Das ein Junger Hofman 
aus dem Frauenzimmer eine genommen bat, Die wol 
ſchön war, aber ein böjes gerucht hatte, ſprach fle: 
Ah Des armen gefellen, er mus gewiß nicht wißig 
fein, daS er eine mit den Augen allein zur Ehe nim— 
met, oder inn ſolchen weitbedenflichen fachen allein 
dem Geftcht glaubet, vnd jich den Augen zu gefallen 
verheurathet. 


436 


Dan durch vie Augen vnd das Gficht 
Wird wol die Lieb erft zugericht, 
Doch nad dem Augenmes allein 
Nimmt kein geſcheider nicht bald ein. 


Eintemal ſolche fachen nicht zum Augenluft, noch 
den fingeren zu gefallen fürzunemmen, wie font mol 
etlich pflegen, die an den Fingeren vnd zähen ausrech— 
nen, wie vil Heuratsguts jnen jre Frauen zupringen, 
onerforichet, ob jnen jre beimohnung wird ertäglich 
fein, vnd wie fie mit einander werden außfommen. 

Der anfänger aller Weisheitlehr, Socrates, bet im 
prauch, den Jungen leuten nicht zu mehren, das fie 
ſich im Spigel bejchauen möchten, fondern ermanet fie 
auch darzu, aus diſem bedenken, damit, fo jte jich von 
angejicht häßlich und vungeftalt befanden, ſie Difelbige 
vngeſtalt mit jchönen Tugenden vnd wolgeftalten er- 
baren geberden verbefferten: ſpürten ſie jtch aber jchön 
jein, Das fie diſelbige wolgeſtalt nicht mit lafteren ver- 
bönten, befudeleten und verongitalteten. 

Eben dife lehr möcht man auch einem Meibsbild 
einbilden, Das ſie, wann jte einen Spigel inn die 
Hand befommet, mit jr felber ein jolch gefpräch führte, 
jprecbend wann fte heßlich ift: Wie mer ich erft als- 
dan, wann ich noch darzu onzüchtig, arg vnd bös 
würde? mer fie ſchön: Mie vil ſchöner würde ich erſt 
alsdan jein, wann ich auch darzu inn fromfeit vnd 
zucht allzeit vorleuchtete? Dan einer häßlichen ift es 
ehrlicher, wann jte von wegen jres tugendlichen, freund— 
lichen und züchtigen wandels geliebet wird, vnd alſo 
durch thugendhafte Mittel Huld erlanget, dan wann 
jte fchlecht der binfälligen Schöngeftalt halben lieb vnd 
werd wird. 

Der Tyran oder Halsherſcher Dionyſius inn Siei— 


nn. 


Ben — — — — 


437 


lien jendet auf ein zeit des Lacedemonifchen Fürften 
Lyſanders Töchteren köſtliche ſchöne kleider und berliche 
geſchmeid: aber er, als ein ehrlicher Vater, wolt diſe 
geſchänk nicht annemmen, ſprechend: Mit diſem ſchmuck 
werden meine Töchter mehr geſchendet vnd ovngeſtalter, 
ale das es ſie vil ziren vnd ehren folte. Sa diſe 
verehrungen würden mir mehr onehr fchaffen, dan 
meinen Töchteren ehrlich vnd zirlich anftehen. 

Gleichwol hat vor diſem Lyſander, gleicher meinung 
auch Sophocles geredt, da er feßt: 

Ah Ellends Menih, der köſtlich ſchmuck 
Auch das Föftlichfte gulden ftud 

Sf dir fein ehr, fein Selenzird, 

Sonder ein ſchand ond leiblich bürd, 

Welchs vein gemüt befhwärt ond irrt, 

Vnd anders was gern draus gefchwirt. 

Fa, vil es für ein onfinn deiten 
Das man will wuft mit fat verkleiden. 
Dan wie Erates der Philoſophus fagt: 
So ift diß ein zird 
Welches auch zirt: 
Vnd das wird ein Ehr geacht 
Welches auch ehrlich macht. 

So mus derwegen diſes ein Frau ziren ond ehren, 
welches ſie zirlicher vnd ehrlicher macht. Solches kan 
aber nicht Das gold, ein Smaragd, das Edelgeſtain 
oder die Föftlich tunfelpraun purpurfarb thun: fonder 
vilmehr alles dig, was fte erbarer, züchtiger, geſchick— 
ter und eingezogener mag machen. 

Diejenige, welche Die Hochzeitpatronin vnd Ehtrutin 
Junoni jr gebürliches opfer thun (wie dan die Ehleut 
wolfäriger Eh halben oft zu thun pflegten) Die jehen 
gar eigenlich auf, das fte fein Gall mit andern ftu- 
fen von dem geopferten Thir ontermifcheten, fonderen 


438 


lößten es fleiftg ab, oder ſchnitten es aus vnd warfen 
e3 neben den Altar. 

Durch welche Geremoni derjenige, jo es am erjten 
eingefetet, bat zu verftehen geben wollen, das inn der 


Ch Kein Gall, das ift Fein Bitterfeit, Gallaufſtoſen, 


noch einiger giftzorn fein Tolle. 

Gleichwol nicht alſo, Das darumb ein Hausmutter 
nicht ſolt ernſthaft vnd zu jren ſachen etwas rauch 
ſein: ſondern alſo das diſe Räuhe gleich wie des 
Weins ſtärke vnd räuhe geſchaffen ſeie: namlich nuz— 
lich vnd angenem, nicht bitter vnd herb wie Aloes, 
Alepatie, Maurpfeffer vnd Katzentrauben, oder etwas 
anders vnangenemes aus der Apoteck. 

Der obgedacht Weishaitlehrer Plato, als er ver— 
merckt, das der Philoſophus Xenocrates, der ſich ſonſt 
einen frommen, Redlichen tugendhaften Man erwiſe, 
doch etwas räuher von ſitten, vnholdſeliger geberden, 
ſcharf vnd faſt vnanmütig were, ermanet er jn et— 
wan, er ſolt den Gratijs, das iſt, den Holdſeligkeiten 
vnd Anmutgöttin oft ſein opfer thun. Ich aber halte, 
das vilmehr einer thugendſamen Frauen gezimme vnd 
hoch vonnöten thue, diſe Holdſeligkeiten genädig zu 
erfaren, vnd ſie inn jrer Ehe zu ſtäten Gefärtin, Ge— 
laitsleuten vnd Rhatgeb zu haben, auch ſie nimmer— 
meher aus der acht kommen zu laſen, ſondern ſich 
befleiſſen, on vnterlas jre anmütige art vnd weis ge— 


gen dem Man wirklich zu erzeigen. Damit wie Me— 


trodorus jagt, 


Sie durch jr Holvfelig gebür 

Mit im Holdſeligs leben führ, 
Vnd Rhu verſchaffe inen baiven, 
Dan murriſch ſein thut alls erlaiden, 

Vnd die vertroſſen bſchwärlichkait 





439 


Auch diß, fo wol gthan ift, erfaid. 
Sie foll nieht vnter der zuct ſchein 
Dem Mann varumb vertrußlich fein, 

Noch durch anmutige ſachen 

Den man trüb vnd onluftiig machen: 
Inn ſumm nimmer fol fie gereuen 
Ein Ehrenweib zu fein mit treuen 

Vnd jrem Man bevor zu geben 

Mit bolvfeligem freundlichen leben. 


Dan gleichwie eine Die hauslich vnd ſparſam iſt, 
wol darneben auch reinlich, ſauber end pündlich jein 
fan: alfo mag eine wol zugleich jrem Hauswirt inn 
liebe geheym jein, vnd darneben jm mit ehrerbitigen 
lieb£ofen, boldfeligen  geberden, und lieblicher zuthätig- 
fait vorgehen. 

Inn Betrachtung, das gleichwie das vnflätig wüſt 
wäſen, einer Frauen Hausliche ſparſamkait verſtellet: 
alſo machet auch jre Murriſche, Holzpockiſche fremde 
weis, jre zucht vnd ſchame entweder vnſcheinbar, oder 
vnanmütig ond verhaſſet. 

Ja eine, die ſich vor oder zu jrem Man zu lachen, 
zu libelen oder ſonſt zutätig vnd luſtig zu erzeygen 
ſcheuet, aus ſorg, das man ſie vileicht für leichtfärtig, 
gail oder frech möchte ſchätzen, thut nicht anders, als 
wan ſie darumb ſtinken wolt, auf das man nicht 
maine, ſie prauchte biſam oder Salben: oder als wann 
ſie darumb ſich nicht wäſchen wolt, damit man ſie 
nicht verdächte, das ſie ſich anſtreiche. 

Wir ſehen doch, das die Poeten vnd groſe Redner, 
zu meiden die vertrüßlichkait, welche eine vbel geſtelle— 
tes, vnartiges vnd gemaines vngepalirtes Schreiben 
pflegt zu gebären, ſich bedächtlich befleiſſen, das ſie 
durch artlichkeyt ſchöner erfindung, verſtändlichkeit der 
ſtellung, eigenliche vorbildung der leut ſitten, vnd zur 


440 


fach bequemliche wolgegründte ſprüch, den läſer ond 
zubörer aufinunteren, loden, aufhalten, ergesen, lehren 
und einnemmen. 

Auf ebene weis wird auch ein verfländige Ehmuter 
recht tbun, wann fie alles, was nach vberflug, für- 
wiz vnd ehrvergefjenbait jehmadet, und furz, alle ar- 
ten vnd weilen, Die zu bulerifch vnd Hurerifch jcheinen, 
flihet vnd meidet: vnd aber doch darneben jren fleis 
darauf leget, das ſie jren Man mit fittlicher gebür 
ond wolgeſchickter Dienftlichkeit gewinne, vnd inn allen 
jren tägelichen freundlichfaiten, Holdſeligkeiten, jcherz 
vnd zuthätigfeit jne beides zu erbarem vnd auch lu— 
ftigem, ja ebrenfräudigem leben gewäne. 

Gleichwol wo vileicht eine von Natur zu vnbändig, 
onholdfelig, ernfthaft und rauch were, Die ganz vnd 
gar kein fräud noch Mut inn jr bätte, auch jnn kei— 
nen weg mit holdſeliger beimonung zu erluftigen vnd 
auf anmütiger weis zu pringen ftünde, da müßt es 
nicht des weniger inn difem fall der Mann gebultig 
tragen: vnd eben folcher billichkeit, wie Phokion fein, 
der dem Antipater, welcher eine zu vnerbare ond jei- 
nem ftand nicht wolgebürende fach begerte, antwortet: 
Du folt mich nicht zugleich für einen freund vnd einen 
fchmeichler geprauchen: das alfo auch er, der Man, 
von feinem erbaren ernfthaften Weib bei jich jelber 
fage: Es gezimmet fich nicht, das ich fie zugleich für 
eine Ehfrau vnd auch eine Bulerin halte und habe. 

Ein Rechter freund ift nur ein freund 
Zu fachen, welche erbar feind: 
Auch fein freund von dem andern begeret 
Was wider jn ift, vnd jn befchwäret. 
Aber ein Schmeichler zu gfallen thut 
Alles was man im nur zumutf. 
Alſo ein Ehgmal ift ein Gmal 


441 


Zu Erbarn fachen vberal, 

Zu fahen gemäs jrer zuct, 

Vnd was die Eh ganz nötig praudt. 
Aber ein gmein Mez ift gemein 
Zu allen handeln, wie die fein, 

Vnd willig fonderlich berait 

Zu furzweil ond leichtfartigfait, 
Welche ftuf fein Man fan begeren 
Bon feim Weib, on nachtheil der Ehren, 

Dn fo vil jr Natur erleid 

Zu Ehlicher ergezlichkeit. 


Die Weiber inn Egypten tragen nach Landsprauch 
feine jchub an den füſen, Damit fte folche weis, da— 
beim zu haus zu pleiben gewäne. Aber heutiges tags 
würden das mehrertheil vnſerer Weibsbilder erft als- 
dan nicht ausgehen wöllen: wann man jnen die pünd- 
liche enge pantoffelchen und Schühlin näme, oder jnen 
die Arm- ond halsgefchmaid, die perlin, die vilerlai 
Röck, Die purpurplaigen vnd Die ſammete oder ſonſt 
foftbare Schlaifen wolte abitriden. 


Der Agarener Weiber trugen 
Aufm Haupt ein Schudfol, mit den fugen, 
Erftlich fie zu erinnern wol 
Das ein Weib zu haus pleiben fol: 
Demnad, das man fie hiedurch man 
Das fie vem Man fint onterthan. 
Etlih es dahın veiten wollen 
Das fie es darumb tragen follen, 
Zu bezeugen, das jr Borfaren 
Bon der Magd Agar fommen waren: 
Aber ſolchs nicht wol gläublich if 
Diweil fie ftäts auf fondern lift 
Sih fhämten jrer Muter Namen 
Vnd drumb der Sara Nam annamen: 
Derhalben die zwo erften deitung 
Geben ons no die beft anleitung. 


442 


Die berümte Frau Theano, welche inn der Philo— 
ſophia vil herliche Schriften bat binterlafen, da jie 
auf ein zeit jren Rod anzog, ſah man jren vngefär 
ein they! des Arms blos, Darum dan einer, fo dar- 
bei ftund, jich nicht enthalten konnt, Das er nicht als— 
bald heraus fuhr vnd sprach: O wie ein ſchönes zar- 
tes ärmlin? Ei des liblichen lebhaften fleyſches? wie 
folt es einen erquiden, diweil es auch alfo das geſicht 
ergegt * Darauf antwortet ſie, die Frau Theano, be- 
bend: Sa gefell, e8 mag jun vileicht jo fein, Doch ſolt 
du wiffen, das e8 Fein gemein fleyſch jeye, und des— 
halben dir auch nicht gemaint. Difes haißt ein reche 
ter befcheyd von eim Tugendreichen Weib. 

Es foll aber nicht allein einer Chrlichen Frauen 
Arm nicht offen gemain fein, fondern auch nicht jr 
geſpräch vnd Ned. Sie ſoll gleich ſowol fich aus 
ſchamhafter zucht enthalten mit fremden zuſprachen, 
als vor fremden ſich vnzimlich zu entplöfen. 

Dan aus dem Gſpräch, aus Reden, Worten, 
Spürt man, wohin die Gmüter arten: 
Die Wort offenbaren gſchwind 
Was eine fei gefitt vnd gfinnt, 
Ja vie Reven finf eın anzeygung 
Des Gmüts gheimnus vnd innirfter neygung, 
Sie find die Schlüffel, fo aufſchliſen, 
Das Thor zum Herzen pnd gewiflen. 

Der berümt Bildhauer Phidias hat denen von Elis 
ein Bild der Chbegütigerin Venus, es zu offentlicher 
Schau aufzuftellen, künſtlich gehauen vnd zugerichtet: 
daſſelbig Bild ftund zu fonderer jinnreicher bedeitnus 
mit einem fus auf eim Schneckenhaus, oder einer 
Schiltkrottſchalen: anzumeifen, Das ein Weibsbild Schne- 
ckenmäſig zu Haus pleiben, vnd darzu fonderlich till 
vnd verfchwigen fein ſolle. 


443 


Sintemal jren nicht zu reden gebürt, dan entweder 
zu jrem Man, oder durch jren Man: Auch joll fie 
fich Difes nicht verdriefen lajen, dieweil ſie auf diſe 
weis durch Die zung vnd fürfprechung eines anderen, 
gleich wie ein Trommeter, anjehlicher reden mag. 


Es träget ein Schned für vnd für 
Wo fie hingeht jr Haus mit jr, 
Drumb meyntman, das vie leut von Schneden 
Han glehrnet häuſer bauen vnd deden: 
Alſo warn ein Frau mus gehn aug, 
Soil fie tragen im Sinn das Haus, 
Es nicht an einen Nagel benfen, 
Vnd wais nicht wie lang nicht heimdenken. 
Fa fie ſoll werben ftäts zu Haus 
Gleich wie ver Man mus werben draus: 
Welchs jr ein vnehr ift jo wenig 
Als im Binforb dem Fmenfönig, 
Welcher daheim pleibt ſtäts zu haus 
Vnd laßt die andern fligen aus. 
Man fihet ja, das nie fein fiih 
Auffer dem Waſſer pleibet friſch, 
Vnd das ein Schneck ſtirbt allemal 
Wann fie beraubet wird der Schal: 
Daher ſoll auch eim Weib ſein bang 
Wann fie mus aus dem Haus ſein lang 
Wiwol heut finden etlich fein 
Ein letzen weg, Schnecken zu ſein, 
Nämlich, das ſie die Köpf ſtäts ſtrecken 
Aus Fenſtern, Läden, wie die Schnecken, 
Von diſen pflegt man Teutſch zu ſagen 
Das ſie das haus an dem Hals tragen: 
Aber dis ſint gar lätze Schnecken 
Welche die Oren ſtäts ausſtrecken, 
Recht Schnecken thun ſolchs leichtlich nitt, 
Es ſei dan, das man lang drumb bitt. 
Auch thun es die gar grob verkehren 
Die langſam ſein von Schnecken lehren, 
Langſam vom Bett, Bad, Tanz ond Tiſch, 


444 


Vnd langſam fint zur Arbeit gerüft: 
Sp fie von Leib niht Schneden fein, 
Sonder von finn fein, ftünd jn fein: 
Sie folten darfür DIS erzeygen 
Das fie wie Schneden lehrnten fchmweigen. 
Dan wie die Schned gros Dren bat 
An der Stimm vnd der Zungen ftatt, 
Alſo fol ein Weib hören mehr 
Dan Reden, welchs jr i,t ein ehr. 
Wie die Schned if ver Wachteln feind 
Dieweil fie gar zu onfeufch feind: 
Alto fol auch ein Werbsbild flihen 
Alles was auf geylheit thut ziben. 
Die Schned haßt Raigers Fräfigfeit 
Alſo ein Weib vnmäfigkeit. 
Der Aff, weil er ift lächerlich, 
Scheuet die Schneden ſonderlich, 
Dieweil fie ernfthafts wandels fint, 
Alſo ift dem leichtfärtigen Gfind 
Vnd was vmbgeht mit Müfiggang, 
Bei ernftbaften Ehleuten bang. 
Die Schneden die Haidochſſen neivden, 
Weil fie die Häuslichfeit gar meiden, 
Vnd drum auch nicht der Imen fchonen, 
Vnd im zerfallnen Gmäur gern mwonen. 
Alfo fol auch ein Ehfrau meiden 
Was fie von hauslichkeit will fcheyden. 
Vnd gleich wie die Schneden zernagen 
Die Räben, wann fie vil wein tragen, 
Alſo fol auch ein Frauenbilo 
Dem Wein nicht fein zu gneigt vnd mild. 
Gleich wie das Schneckenhaus zerfällt 
Wann es die Schnef nit aufenthält, 
Alfo gebt auch zu grund dig haus, 
Wo das Weib pleibet vil daraus: 
Dan wann vom Häuslin kriecht die Schned 
So trägts ein jedes Kind hinwegk, 
Sa da niman fiedt inn dem Häuslin, 
Sah ich fpilen damit ein Mäuslin: 


445 


Alſo wo das Weib lang pleibt aus 
Wird das beft Vieh die faz und Maus. 
Wiwol man nie fein Haus weg trug 
Iſt doch ver Schneden ſchaden gnug, 
Wann man zertritt inn jrm abmefen 
Das rund gewelbt haus om genejen: 

Alto its eim Weib ſchadens gnug 
Wann fih im Haus fhidt eın Bnfug. 
Vnd gleih wie vie Schned praudt ir Haug 

Für einen Schilt inn allem ftraus, 
Alſo ſolls Haus vnd die Haushaltung 
Sein des Werbe zufluct, aufenthaltung : 
Dan auferbalb dem Hausgeleyt 
Dat man fein rechte ficherheyt. 
Gleichwol fol auh am Schneden lehren 
Ein Dan, wie er fein Weib foll ehren: 
Dan gleih wie die Schneden zerflifen 
Wann man fie thut mit Salz begifen, 
Alfo ver fein Weib zu rau halt 
Berterbt fie nur meh mit feim gwalt. 
Aber gleish wie vom Fendelfraut 
Den Schneden lindglatt wird die Haut, 
Alſo macht man vie Weiber [ind 
Wann man mit lindigfeit fie gwinnt. 
Seht, wie man allein bei eim Schneden 
So ſchöne Iehren fan außecken. 
Darumb that jener Bräutgam wol 
Welcher gab ſeiner Gſpons einmol 
Ein Gmalring, darauf ſtund erhaben 
Ein Schneckenhäuslin ſchön gegraben, 
Daran zu ſehen für vnd für 
Was fei ir Amt vnd Ehgebür. 


Will man es dan ſchon nicht von den gemtaineit 


Grund oder Sausfchnefen, fondern von den Schilt⸗ 
frotten verftehn: jo mögen nit des minder der mehr- 
theil obgefezter Gleichnuffen auch inn derjelbigen zu— 
treffen: Auch darneben etliche andere jchöne Hausliche 


446 


(ehren vnd Gleichnuffen von jrer art vud eigenjchaft 
gejchöpft werden. Als nämlich: 


Es hat einmal ein Froſch mitleiden 
Mit der Schiltfrot, das fie mußt leiden, 

Das fie die Schal, wie er maint, trudet, 

Vnd hets jr gern hinweggerudet. 

Dem antwort die Sıiltfrot: Du Thor, 
Eh mich entdeckſt, fo def dich vor: 

Wann du im Winter haft fein Schuz, 

Erfärft nicht, was vie Te wer nuz? 
Hätftu ein folch ſtark fiher tach, 

Sp dörfft nicht rufen inn der Lach 

Zum ſchrecken, das fih niman nahe 

Zu dir, vnd dich zur fpeis auffabe, 

Wilt alio mit gefchrey dich wehren, 
Daran fih nicht die Storfen kehren: 

Darumb las mir mein Schalenhaus 

Vnd pleib du inn der Lachen draus: 
Ein Haus ift ein gut fiherhait 
Ein zufluht baid zu fräud vnd laid: 

Es iſt feim baß als inn feim Haus, 

Bnd denkt drein, wann er ſchon ift draus: 
Es dundt jn, wann er drinnen fei 
Das er inn feiner Haut ftedt frei, 

Vnd wann er daraus ift geloffen, 

Das er aus feiner Haut fei gichloffen: 
Vnd fpürt das im ver luft daraus 
Nicht ift fo gſund als inn feim Haus. 

Inn feim Haus ift ein jedes frei, 

Auswendig verlafen, forchtſam, ſcheu. 
Marumb wainet ein Kindlin gleich 
Wann es von Muterleibe weit ? 

Darumb das es fih merdet blog, 

Bnd feiner Te vnd Häuslins los, _ 
Meinft das ein Aumäus inn dem Regen 
Berdrieß fih fhmuden vnd zu legen 

Dnter die Läublin oder Plätter 

Biß das fürober geht das Wetter? - 





a —— 


— ————— 


447 


Meynſt das ein Thir ſein Hül beſchwäre, 
Wann es jr, als ſeim Haus, thut ehre, 

Vnd fih vor dudt, eh es fohlieft drein? 

Kein: fonder ſolchs thut es allein, 
Dieweil von wegen ficherheyt 
Welche einem fein Haus berept, 

Billich das Haus man hält inn ehren: 

Dan wann oft nicht die Häuſer weren 
Wer es no vil onficherer mehr: 
Daher erftlich die leut zur wehr 

Wider die wilde leut vnd Thir 

Dan Häuſer bauen glehrnt von mir. 

Ja fie haben an mandem ort 
Da ih gar gros wachs wie ein prort 

Mein Schal genommen nach meim tod 

Bnd für ein Obtäch gpraudt zur Not. 
Fa Bögel haben auch begriffen 
Näfter zu bauen, drein zu fehliefen: 

Vnd der Virfüfig grofe Hauf 

Hat gworfen fhanz vnd Hülen auf, 
Sogar hat alles gleich erfant 
Wie nötig fei ver häuſer beftand: 

Bnd du wolſt mir vafjelb erleyven, 

Das ih von meim Daus blos jolt fcheyden. 
D Nein, das baus ein freiheit ift 
Macht eins keck, wie ven Dan fein Mit, 

Vnd wer inn feim haus einen ſchmächt 

Derfelb Natürlich freiheit ſchwächt: 
Darumb fein eigen freiheit haben 
Iſt gwiß ein nicht der gringfien gaben. 

Der eigen Herd, ift goldes werd, 

Wer nirgends wont, wird oft beichwärt : 
Wo fein Ta if, da ift erlaubt 
Den Bögeln im zu thun aufs Haupt. 

Sodan der Häufer fraft vnd macht 

Wird alfo hoch vnd vil geadt, 

Wie vil hoher fint die zu halten 
Die ſolche häuſer hie verwalten: 
Derhalben mich dis Ghäus nicht trudt, 


448 


Sonder mich vilmehr ehrt vnd ſchmuckt, 
Das man mich gar für Häuslich hält 
Vnd werd drumb zu der Venus gſtellt: 

Anzuzeygen, das eine Frau 

Im Haus fol fein, wie ich genau. 
Darumb fo halt dein goih du froic, 
Weil nichts auf Häuslichkeit verſtohſt, 

Wirſt auch kein Hausman jmmer geben 

Dan im Haus foll man ſtill fein leben: 
Bei Plauvderern wonet feine Wiz, 
Bei ſtillen bat fie jren fiz: 

Darumb ſpring inn dein Lach — 

Lach, das fie dir wird gar bald dürr. 


Hieher jr Weiber, allhie böret 
Wie weisfih ding vie Schiltfrot Ichret, 
Wie bo fie die Haushaltung ehret 
Vnd eud die fürnemft drinn erfläret, 
Wann jr im Haus ganz gfliffen vleibet, 
Vnd euch es gleichfam einverleibet. 
Welche wolt ih auch fhämen meh 
Zu fein ein Hausſchneck inn ver Eh? 
Weil das Haus wird fo hoch gepriien, 
Bad für die Höchſt freiheit erwifen, 
Ja für die gröfte Herlichfeit 
Vnd fiherbeit inn gfärlichfeit. 
Welche wolt nicht gern fein zu haus, 
So man von jr gibt rümlih aus 
Das auf jren das Haus beftand, 
Vnd das man fr vertraut den ftand 
Bnd den Hausſcepter vbergibet, 
Vnd das fie zur Hausfönigin belibet, 
Dan, wie man jagt, Ein Hausman bauet 


Nur auf ein Fromm Weib, vem man trauet, 


Aber auf fein Bnrätlih Frau, 
Da ift not, das der Man felbs fchau: 
Wie fan dan mehr ehr widerfaren 
Eim Weib, dan jo jm zu verwaren 
Vom Man vas Haug vertrauet wird, 
Vnd fie Hilft tragen des Manns bürd ? 


a ⏑ä— 


449 


Tun wölln wir auf die Gleihnus fommen 
Welche wir hatten fürgenommen. 
Gleihwie das gröft theil ift vertedet 
An ven Schiltkrotten vnd veritedet, 
Alto fol auch ein züchtig Frau 
Den leib nicht flellen auf die Schau, 
Sonder aus fham fie diß verhüll 
Was die Ratur lehrt halten fill, 
Dan die geberden vnd die Kleydung 
Sint des Sinns ond Gemüts anvdeitung. 
Gleichwie die Schiltkrott nicht beftehet 
Wann jr Haus vileicht ontergehet, 
Alfo fint Hausfrauen fein Hausfrauen 
Sonder Ausfraun, warn fie draus fohauen-. 
Wie die Sciltfrott onter der Schal 
Kan alles ausfiehn vberal, 
Alfo ift nirgend mehr ein Weib 
Sicher an Ehren, gut vnd leib, 
Als wann fie gwarfam pleibt zu haus, 
Drumb foll fie halten, das daraus 
Alle onficherheit ftäts fei, 
Vnd das allein jr Haus fei treu. 
Gleichwie vnter den Thiren all 
Die Schiltkrott hat die hailſamſt gall, 
Dermaſen das fie gift vertreibet 
Wo man darmit das gift nur reibet: 
Alfo fol eins Weibs zorn vnd gall 
Vnſchädlich fein zu jdem fall, 
Nur dienen zu heyl der Haushaltung, 
Vnd förderung des Gfinds verwaltung. 
Gleichwie die Schiltkrott ift geſchaffen 
Nicht inn die höh hoch ding zu gaffen: 
Alſo ſoll auch eins Weibs verſtand 
Nicht raichen vber jren ſtand, 
Soll, wie man inn eim Sprüchwort redt, 
Wie ein ſchwein für ſich ſehen ſtät, 
Das iſt, ſoll inn jr Haus nur ſehen, 
Vnd höher ſachen nicht ausſpähen: 
Auf das jr nicht auch alſo gehet 
29 


u 


450 


Gleichwie von jener Schiltkrott fehet, 
Welche verdros zu Friechen länger, 
Meint inn ver Luft wird fie vil gänger, 

Verhis derhalb, dem wer fie wolt 

An Himel tragen, grofen Sold: 

Die Perlin inn dem Noten Mör 

Welchs jrem gefchlecht zugehör. 

Da nam der Adler fie darauf 
Trug inn die Wolfen fie hoch auf, 

Begert demnach von jr den Lon, 

Welchen als fie nicht geben fan, 
Zertrud: er mit den klauwen fie, 
Sprechend, Nun fiirbft im Himel hie, 

Welchen du haft begert zu fehen: 

Alto mus der Fürwiz gefchehen. 
Seht, ſolch end hat der Schiltkrottflug, 
Drab ward ein andre Schiltfrott Hug: 

Dan als ein Das jr füs verlachet, 

Ob jr vom Jaufen nicht geſchwachet. 
Da antwort fie jm lachend fein, 

Ich lauf nicht, aber tritt herein. 

Der tritt ift anfehlicher weit 

Dan laufen, weldbs leichtfärtigs deit: 
Gehn hat wol fo vil ausgericht 
As laufen, wie man an euch fit, 

Die zu der fpeis man täglich fängt 

Vnd euch vie Ränk fehr grob verrenft : 
Bus aber thut man nicht betrüben, 

Weil man an vns fein Hund darf üben: 

Wie mander ift fürd zil geloffen 

Da e8 der Gänger baß bett troffen. 
Jedoch das ich dir nichts nachgebe, 

Vnd für ven Lauf das gebn erhebe, 

Sp magſts verfuchen es mit mir, 

Lauf du, vnd ich will zu gehn dir: 
Da wird man fehen wer da figet, 

Vnd waran die afehwindigfeit liget: 
Der Das mußt des ausbietens laden: 
O Mufhelprad, was woltftu machen? 


451 


But ifts, das ich nicht wie der Fuchs 
Hab einen Schwanz, du wirfts fonft flugs 
Dich wie der Krebs auch hengen dran, 
Das ih dich zum zil fchlendert dan, 
Lieber flicht did das Milz nicht au 
Wann alfo laufft mit praitem Bau: 
Gewißlich wirftu gar nicht wiſſen 
Mas für fraft ftedt inn difen fufen, 
Sch binn entflohen wol fehs Winden: 
Was woltftu dich dan vnterwinden ? 
Jedoch das ich dir werd zu willen 
Vnd dein Hochmut etwas zu flillen. 
Sp laßt ons einen Richter wehlen, 
Der zil ond lauf ons könn beftellen. 
Darauf ermwehlten fie den Fuchs, 
Als ontern Thirn das allerflugft: 
Welcher alsbald er het beftimmet 
Das ort, dahin zu laufen gzimmet, 
Da macht fie ſich gleich auf den weg 
Dn all verzug, eilt, ift nicht träg, 
Bor Rumgir fie all müh vergas 
Ruht nicht, fährt fort on vnterlas, 
Zieht nach die Lenden das fie fauchet, 
Biß fie das angfezt zil erfchleichet: 
Inndes aber fo fezt der Das 
Ein weil fih nider inn das gras, 
Bertrauet feinen füſen wol, 
Sagt, das die Schildtroll anhin troll, 
Er müs ein weil ein fohläflin thun: 
Als er ein weil bet gfchlafen nun, 
Da wacht er auf, will ehr einlegen, 
Vnd lauft was feine füs vermögen. 
Als er aber zum zil lauft fort 
Sicht er fein Sciltfrott ruhen dort: 
Sih ligſtu Schiltpoftläufer bie ? 
Solch fhand geichah feim Hafen nie: 
Werd ih von dir hie vberwunden 
Was foll mir gſchehen erft von Hunden, 
Gewißlich es nichts guts bedeit 


452 


Man fang mich morgen over heut. 

Wolan, was foll ich daraus machen, 

Sch mus mich fchämen für mein lachen ® 
Der fig ift dein, man mus dich preifen, 
Hei, das mich nicht die Hund zerreiffen. 

Hie lernet, das der ernfthaft fleis 

Hab vor leibsgichwindigfeit den preis, 
Vnd das der fleifig ernft meh thu 
Dan gihwindigfeit, fo ſchaft vnru: 

Es tft ein grofer ontericheyd 

In gſchwindigkeit ond Emfigfeit: 

Die Emfigfeit allzeit beftehet, 
Da die gichwindigfeit vergehet: 

AU Emfigfeit, die ift geſchwind, 

Doch Gihwinde drumb nicht Emfig fint. 
Die Gſchwindigkeit, die ift wol gut, 
Wann mit verftand man gihwind was thuf. 

Man fpürt aber, das Gſchwindigkeyt 

Oft mehr ift ein Dinderlichfeyt, 

Dieweil fie nicht ift gar bedachtſam 
Wie der, fo mit bedacht ift gmachſam: 

Die fleifige bedachtſamkeyt 

Vnd die Emfige gemachſamkeyt 
Bilmehr dan gſchwindigkeyt ausricht, 
Wie man hie an der Sciltkrott ficht, 

Die durch den fleis thut vberwinden 

Den allerichnelfften vnd geſchwinden, 

Der fih verlis auf feine füs 
Bnd den fig dem langfamen lie. 

Die Gſchwindigkeyt ift nicht geſchwind 

Wann fie nicht ift auf fleis gegründt: 
Aber dis ift ein Gſchwindigkeyt 
Da man verharrt inn Emfigfeyt: 

Zu vil gihmwind laufen madt nur müd, 

Aber ftät gehn, das hindert nit, 

Dan wan der laufend nun ift laß 

Pleibt noch der gehend inn feim paß, 
Vnd fommt noch vor eim Taufenden 
Bnd mit müh fih erſchnaufenden: 





453 


Vnd fo vil vorgeht das fiat Gmüt 
Dem leib, welcher fonft bald wirt müd, 
So vil hat Emfigfeit ond Fleis 
Meh dann leibsgichwinvigfeyt den preis. 


Seht, jr Weisbilder, diſe lehren 
Auch inn ein Haushaltung gehören, 
Dan wo bedarfs mehr Emfigfeyt 
Vnd forgfame gefliffenbeyt, 
Als inn eim Haus, welchs wol mag halfen 
Ein Imkorb vnd Hauf von Aumaifen: 
Dieweil man da lauft ab vnd zu, 
Lauft aus vnd ein, vnd bat fein Rhu, 
Gleichwie inn einer Hanvelsftatt 
Im Kaufhaus und am Krangeftad. 
Vnd ſolchs gſchicht nicht vmb preis ond Rum 
Als wann man wettlauft etwarumb, 
Sonder vmb des Lebens erhaltung 
Vnd der Nachkommenſchaft verwaltung. 


Darumb ſei fdes benügt an feinem 

Vnd las jm fremds nicht fchöner fcheinen: 
Iſt inn feim ftand fhon etwas beihmwärlich 
Denk es, das ſchwers thun ſei auch ehrlich 

Was waifl, was einen andren ftand 

Den gar gut Ichäzft, für Not beftand? 
Das fan vie Fabul wol bemwären 
Die ich iegunder will erklären. 


Ein Schiltkrot fah zu wie die Fröſch 
Inn eim Weirpful ban jr gewaſch 
Bnd wie fie fo ringfärtig waren, 
Schwummen wohin fie wolten faren, 
Sprangen wahin fie wolten geben, 
Vnd that in alles wol anfteben: 
Da fings an die Natur zu ftrafen 
Das fie ganz trag fie bet gefchaffen, 
Darzu fie mit eim laft beichwäret 
Der fie hindert, wabin fie fehret, 


454 


Het vnden einen trägen gang, 

Vnd oben thät ver laft jr trang. 
Als fie aber auch name war 
Wie Ael ond Schlangen famen dar, 

Welche die Lachjunghern verzudten, 

Auch Störk, die ganze Kröpf voll fchludten, 
Vnd das fie mochten wenden nitt 
Kein ftraichlin, würflin oder tritt, 

Da ward fie ergezt wiverumb, 

Sprad, O Hauslin, mein Heiligtum, 
Truck tapfer nur, ich trag dich gern, 
Forthin folt mich nicht meh befchwern. 

D wie vil beffer ift ver laft 

Darunder ih ganz fiber raft, 

Bnd wider gwalt mich thut verwaren, 
Dan fo vil tods gefahr ausharren ? 

Darumb foll keins fein Zoch verfchmehen 

Alles ift zu was guts angfeben: 

Was man oft fhäzt das allerbſchwärlichſt 
Das erweißt fih das allerbewärlichſt: 


Daher man von der Schneden meld, 
Das als gleih von anfang der Welt 
Jupiter jedes Thir gewäret 
Der gaben, die ein jedes begeret, 
Da bat die Schned jr nicht zu Verlagen, 
Das fie jr Haus möcht mit jr tragen: 
Drob wundern fih al Thir herumb, 
Deshalb fragt Jupiter fie drumb, 
Warumb fie dis doch thut begeren 
Welchs mit der weil fie möcht beihweren ? 
Da ſprach fie, Ich will lieber tragen 
Stäts ſolchen laft, und baß vertragen, 
Dan das ich nicht folt fönnen mögen 
Man mirs gefül vnd mir wer glegen 
Bon einem böfen Nachbarn zihen 
Vnd inn ein ander ort hinfliben. 
Hiemit fo fei genug erfläret { 
Was gleichnusweis die Schned vns lehret. 





455 


PBotentaten und Reiche leut, wann jie die Gelehr- 
ien ond Philofophos ehrlich und werd halten, ehren 
jte fich felber: Aber die Philoſophi, wann ſie jich zu 
den Reichen jchlagen und zufchmeichelen,, find fte den- 
jelbigen nit allein feine ehr, jonder entehren jich dar— 
mit felber. leichergeftalt find dife Weiber ehrenwerd, 
die ſich jren Männern vnterwürflich machen, welche 
aber nach der Oberberichung ftellen, denen fteht es 
il ungebürlicher und onehrlicher an, als den Män- 
nern, die jolche Maifterichaft gedulden. 

Gleichwol foll der Man der Serfihaft uber Das 
Weib jih nicht geprauchen wie über leibeigene Enecht, 
oder ober jonft jachen, Die er inn beſitzung bat, ſon— 
der ganz gleichermafen, wie Die Sele vber den leib 
herichet, nämlich inn gleicher libthat und Freundlichkeit 
gegen einander ſtehn, vnd inn gleichmäjiger naigung 
zufammen fimmen. 

Vnd zu eleicher wei, wie die Sele wol für Den 
feib forgen fan, und Doch defjelbigen gelüften und vn— 
ordenlichen begirden nichts nachhengen noch ergeben 
jein: Alſo fan auch ein Ehman wol vber das Weib 
herſchen, vnd jren doch anmütig, gefällig vnd unbe- 
ichwärlich fein. 

Die Bhilofoshi lehren, Das der greiflichen,, jichtba- 
ren vnd zufammengefügten Körper aus vilen ftuden, 
etliche zujammmm geordenet ſeien aus bnterfcheidenen 
ond abjonderlichen thailen, als ein Armada oder Schiff- 
macht, ein Feldhör. Etliche aus zufammengefezten 
flufen, da eines an dem anderen baftet, wie ein 
Haus, ein Schif. Etliche aus flüfen, Die vereinigt 
werden von geburt auf, vnd inn ein Natur mit ein- 
ander aufwachſſen und leben, als da jint alle leib der 
leiphaften vnd Selhaften Thir ond Menjchen. Welche 


456 


fünftliche austheilung, jo man ſie zu gegenmärtigern 
geichäfft will anziben, wie man dan wol mag, jo 
fan man gleicherweis jagen, das auch die Ehe, da 
fich zwey herzlich vntereinander lieb haben, jich eigen- 
lich diſem Körper, da die ſtück natürlid; vereinigt fint, 
vergleichen. Derjenigen Ehe aber, die fich von megen 
grojes Heurhatgut3 oder Kinderzeugung vermälen, dem 
zufammen gehaften und inn einander gefügtem Körper 
änlich ſeie. Vnd Difer, die allein den Beiſchlaf gemein 
haben, mit dem Corpus vberein kommet, das theilbar 
it, vnd leichtlih mag gefündert und getrennet werden: 
von welchen man warbaftig möcht jagen, das ſie bei- 
einander wonen, aber nicht miteinander leber. 

Nun aber gebürt ſich, das gleichwie nach der 
Phyſicorum oder Naturfündiger bemeifung, diſes fli— 
jende Körper, oder ware feuchtigfegten fint, welche 
ganz inn ganz fich inneinander vermengen: Das aljo 
auch diſes alsdan erft für ein Rechte Ehe zu halten 
jeie, da zwifchen den Ehleuten, leib, gut, freund vnd 
fipfchaft eins vnd gemein ift, vnd je eins mn das 
ander geflochten und vermenget wird. 

Dannenher die Römiſche Gefaz verbiten, Das die 
Ehgemächt zwifchen ſich Fein geſchänk noch vbergab 
thun ſollen: nur darumb, das jte nichts voneinander 
haben, jondern alles gemein unter fich jchägen folten. 

Sonſt hats im Gſaz auch dis bedenken, 
Warumb fie nichts einander fehenfen, 
Auf das die Eh ond lieb der gmüter 
Nicht werd erfauft vmb gelt vnd güter, 
Noch das dur lieb, wann fie fehr glüet, 
Eins dem andern fein gut engibet. 


Es war der prauch zu Lepti, eimer ftatt inn Aff- 
rica oder Barbari gelegen, das Die Braut des ande— 


457 


ren Morgens nach der Hochzeit zu der Schwiger vmb 
einen Hafen ſchickte: Denfelbigen pflegt alsdan die 
Schwiger abzufchlagen, fürgebend, Das jte feinen hette: 
Auf das aljo die Neue Hochzeiterin, jo ſie gleich erft- 
mals der Schwiger Stiefmutterherz erfüre, nachgehen- 
der zeit es des gedultiger trüge, wann ed etwas raus 
ber vnd widerwilliger zuginge. 
Dan die Stiefmüter vnd die Schwiger 
Thun wie die Heydniſche Götter der Kriger, 
Welhe wol wöllen fein verehret 
Vnd geben doch nichts, drumb man fie ehret. 
Dan man thut fie mehrtheils drumb betten 
Das fie das leben eim erretten, 
So fiht man doch das widerfpil 
Das jr Berehrer pleiben vil. 
Afo die Schwiger vnd Stiefmüter 
Ehrt man von wegen jrer güter, 
Aber man firht, das Fein mehr darben 
Als die fo reihe Schwiger erwarben: 
Dan fie wölln, das man fie nur ehr 
Aber wolln drumb nicht geben mehr, 
Sp wollen die Sonsfrauen dan 
Sr ehr nicht vmbſonſt han gethan, 
Daher fommt die Bneinigfait 
Die alfo weit nun ıft beichrait, 
Das man ganz Liver darvon dicht 
Bon alter Schwiger- Pelz ovnd gſchicht. 

Hierein ſoll jich ein Weib wiſſen zu richten, vnd 
bei zeiten allen vrſachen begegnen, Die etwas fürjchubs 
thun möchten, zu folchem gemwonlichem Schwigerlichem 
onmwillen, welcher nirgends anders woher ermachffet, 
ald aus eim Vnzeitigen eifer, welchen die Muter aus 
liebe zu dem Son, vnd des Sons freundlichfeit gegen 
jren, trägt vnd an fich nimmet. Welchem mit diſem 
einigen vortheil Fan begegnet werden, das Die Frau 
ſich dermaſen befleiffe, des Mannes huld vnd herz zu 


458 


gewinnen, das Doch folche Huld Die ſchuldige Eindliche 
neigung des Sones gegen der Muter nicht ringere, 
noch difelbige am ſich zu ziben begere. 

Es jcheint, als ob die Muter vnter jren Eindern 
gemeinlich mehr lieb auf Die Sön dan die Töchter 
verwenden, dieweil fie von Sönen mehr beiftands vnd 
troftes zu erfaren verhoffen: vnd im gegentheil jcheint, 
das die Väter jre Töchter inn liebe vorziben, als diſe, 
die mehr feiner hülf bedörftig. 

Vnd mag fein, Das vileicht aus ehrerbietung je 
eines gegen dem anderen will gefeben fein, meher lieb 
ond gutes willens gegen dem zu tragen, welchs dem 
anderen am änlichiten und gleichformigiten. So doch 
fonft unter denen, die einander werd vnd inn ehren 
zu balten jinnes, je eins vor dem andern ſich bemü- 
bet, dasjenige jo dem andern am anmütigften, auch 
iren gemein vnd wolgefällig zu machen: Jedoch mag 
fich vileicht bierinn etwas uuplöichete erhalten, darbei 
ichs dan jetzumal beruhen laſe. 

Gleichwol iſt diſes jederzeit für Ehgebürlich, vnd 
am Weib wol anſtändig gehalten worden, wann es ſich 
ermweifet, als ob es mehr auf neigung jres Mannes, 
dan auf jre eigene freundjchaft ſehe end acht habe, 
vnd Diielbige aller anderen befonderem willen vorzibe: 
Auch wo jr etwas layds oder beſchwärlichs widerfä— 
vet, fie jolches vil eher des Mannes dan jren vers 
wanten fürpringe. Dan gegen welchen wir uns vers 
traulich erweifen, denſelbigen gewinnen wir Darmit, 
jich auch binwiderumb gegen vns vertraulich zu ver 
halten, vnd gegen welchem wir vns freundlich vnd 
lieblich erzeigen, dem gewinnen wir. das Herz ab, vns 
gleichsfall3 freundlich zu fein und zu lieben. 


459 


Trauen, faget man, fchaffet frauen, _ 

Mistrauen macht auch für fih fchauen, 
Welchem man fich erzeygt vertraulich) 
Der ſchämt fih zu fein vnvertraulich: 

Auf den man ein vertrauen ftellt 

Der firht, das er auch treulich halt: 
Auf den man thut vertrauen feßen 
Mus jcheuen ſolch treu zu verlegen: 

Welchem man treulic fih vertrauet 

Derfelb auch auf vi wiverumb bauet: 
Die Lieb erwedt auch widerumb lieb, 
Gleich wie vnlieb die Lieb macht trüb. 

Wer fih gen eim freundlich erzeyat 

Der wird hinwider freundlich geneygt, 
Gleichwie ein Schneid die ander wetzet 
Alto ein Lieb die ander reyzet. 

Die Hauptleut des Jungen Königs Cyri, welcher 
wider feinen Bruder Artarerrem inn Berjien zoge, be- 
falen im jelbigen Zug den Griechifihen Kriegsleuten, 
die jm zu bülf zugezogen waren, das wann der Feind 
im fireit mit eim gejchrai fie anfühle, fie ganz ftill- 
ſchweigend jne empfingen: vnd binwiderumb wann Die 
Feind ſtillſchweigend an fte fegeten, Das ſie mit ein- 
mütigem hellem Feldgeſchrai jnen begegneten. 

Eben diſes prauches befleifien jich auch verftändige 
Frauen, das fie jren Männern, wann Die aus grimm 
toben vnd jchreien, zu ſchweigen vnd einzuhalten pfle— 
gen: vnd hinwider, jo die Männer aus Unmut jchmei- 
gen, das jte mit gelinder janftmut vnd tröftlichem 
gejpräch jte begütigen vnd ftillen: 


Wann er frhreiet, Sie nur ſchweiget, 
Schweigt er dan, Redt fe jn an, 

Iſt er grimmſinnig Iſt fie Külfinnig, 
Iſt er Vilgrimmig, Iſt fie ſtillſtimmig, 
Iſt er Stillgrimmig, Iſt ſie Troſtſtimmig, 


Iſt er Vngſtümmig, Iſt ſie kleinſtimmig, 


460 
Tobt er aus grimm, Sp weit fie im, 
Sf er mütig, So ift fie gütig, 
Mault er aus grimm, Redt fie ein im. 
Er ift die Sonn, Sie ift ver Mon, 
Sie ift die Nadıt, Er hat Tagsmadt, 
Mas nun von der Sonnen, Am tag ift verpronnen, 
Das kült die nadt, Durch des Mons madt: 
Alſo wird gſtillt, Auch was iſt wild: 
Sonſt gern geſchicht, Gleich wie man ſpricht, 
Zwen harte ſtain, Maln nimmer klain. 


Ein gſcheid Frau laßt den Man wol wüten: 
Aber darfür ſoll ſie fich hüten, 
Das fie in nicht lang maulen laſe, 
Sonder durch linde weis und mafe 
Vnd durch holdſelig freundlich gſpräch 
Bei zeiten jm den Mund aufprech. 


Der berümt Tragedifchreiber Euripides ſtrafet nicht 
onbillih inn der Tragedi von der Medea Diejenigen, 
welche zu den Panketen ond Zechen die Mufleifche In- 
ftrument geprauchen: Dan, wie er jchreibt: | 


Wer befler, das man die Muftc übet 

Wo man ift zornig oder betrübet, 
Auf das man dur jr mittel fill 
Die traurigfeit oder den Vnwill, | 

Als das man file praudh fo vnbſchaiden | 

Zu Malzeiten oder zu fräuden: | 
Diweil man alsdan vrſach gibt 
Das man inn Wolluft fich verlibt, | 

Sa gar darinn vertift, vergiffet, | 

Vnd den Mutwill nab vnmas büfet. j 
Dan wann man zu hoch ziecht die fraud 
Sp wird fie zur DVnfinnigfait: 

Die fraud aber fol man meh mafen 

Dan jr den zaum zu lang vil lafen. 


Alſo fan man auch von den Ehleuten fagen, Das 
jle inn dem fall lez daran jind, jo fie, wann ſie on 
das zuvor luftig fint, nur vmb Wolluft vnd geilheit 





461 

willen des beiichlafs pflegen: aber wann jtch ein zand 
oder Vnwill onter jnen erreget, ſich zu Bett ſcheyden 
ond befonder legen: vnd nit vilmehr die Liebpflegerin 
Venus, welche am beiten ſolchs obel abichaffen könte, 
zu hülf erfordern. Wie auch jolche Veneriſche kraft 
ond macht der Hocherleucht Voet Homerus angezeyget 
ond gelehrt bat, da er die Venerem einfüret, das fie 
aljo zu der Juno fpricht: 

Ich will jr beiver gros Vnwillen 

Durch freundlich ſcherz im Bett wol flillen, 


Sintemal im Ehlichen Bett 
AU zänk bald werden abgebett. 


Wiwol zwar das Weib allezeit vnd allenthalben 
die gelegenheiten , fo zu widermwillen vrſach geben mö- 
gen, ſehr meiden joll und flihen, vnd binmwider der 
Man auch feiner Frauen feine anlas darzu geben: 
So follen ſie doch innjonderheit allen vnwillen, ha— 
der, zanf und neid aus dem Ehbett weit verbannen, 
vnd Die ſchwell jrer Beifchlaffammer nicht laſen vber— 
fchreiten. 

Dan gleichwie jene Schwangere Frau, welche Die 
Kindswee voberfulen, zu denen, die jr darumb inn jr 
Bett helfen wolten, jaget: Was macht jr? mie folt 
mir das Bett von dem Wee können helfen, diweil 
ichs Doch inn dem bett befommen hab? Alſo befind 
jih, das die DVneinigfeiten, zanf und hader, jo ſich 
inn dem Bett anfpinnen und begeben, ſehr fchwerlich 
zu anderer zeit vnd ander&wo find zu ftillen vnd zu 
verfünen. 

Es jcheinet, ald ob die Hermione, des Königs Me- 
nelai Tochter, inn Der Tragedi des Euripidis recht 
geredt hab, da ſie jagt: 


462 


Der ab und zugang arger Frauen 
Han mich verterbt ſamt ehr vnd trauen. 

Aber ſolches träget ſich nicht fchlechtlich zu jver 
zeit zu, fondern erft, wan die vngerhatene Weiber als— 
dan einander bejuchen und verfuchen, wann fich vileicht 
ein vneinigkeit zwifchen den Ehleuten erhält: das alfe 
der Vnwillen, der zanf, eifer vnd neid, fo fie gegen 
den Männern gefaßt, den argen Vettelen nicht allein 
thür und thor, jonderen auch Die oren öffenet und 
einen zugang beraitet. 

Derbalben ſoll ein gefcheives Weib am meiften als— 
dan vor folchen Orenträgerin, Klappererin und Frid— 
jtörerin Die Dren zufperren, wann fte inn etwas vn— 
gleicheit und mipverftand mit dem Man jtehbet, Damit 
jie nicht feur zu feur ſchire. Vnd allzeit DIS wol ein- 
gebildet haben, was Philippus der König inn Mace— 
donien auf ein zeit faget zu etlichen feinen freunden, 
die jn wider die Griechen deshalben verhetzten, Diemeil 
fie jm vbel nachredeten, da er jnen doch vil guts 
gethan hette, fprechend: Molan, was ift es mehr? 
daraus möcht jr abnemmen, was ſie erſt thun wir- 
den, wann ich jnen böfes thete? 

Derwegen wann folche Bnglücftifterin zu euch Wei— 
ber kommen, vnd jagen: Wie fan euch euer Man jo 
onbillich thun, da jr jn doch fo lieb und werd habt, 
ond im euer Ch treulich haltet? jo antwortet jr: Ja 
liebe geſpilin, wie folt er erft mit mir umbgehn, wann 
ich jn anfing zu haſſen, und jm alles zu laid thete? 

Als auf ein zeit ein Herr feinen flüchtigen knecht 
antrafe, der jm vorlängft entloffen ware, und jm 
nacheilt, jn zu erbafchen: und der Fnecht inn ein arm— 
jelige Stampfmül oder Packerei, da man Die leibeigene 
leut zur ftraf wie Ejel pflegt anzufpannen, entflobe, 


463 


forach der Herr bei jm felber: Wie fein jechieft ſichs? 
ich bett Dich an keim end beſſer antreffen fünnen, als hie. 
Alſo ein Weib, welchs aus eifer cder jonft aus 
zorn vnd vorgangener Klapperei jich gedenfet von jrem 
Dan zu fchenden, vnd derhalben inn mwunderlichen ge— 
danfen verwirret ift, Toll ber je jelber jagen: Wie 
fönnt ich Deren, Die mich zu dem eifer pringet, grö— 
fer fräud jchaffen, dan wann ich mir jelber dis laid 
vnd diſe jchand anthäte, mit dem Man vneins were, 
mein Haus ond hab verlife, vnd das Ehlich Bett, 
darzu ich mich verpflicht, verläugnete? 
Dan man fagt, Die fih fcheyd vom Man 
Thut jr die gröfte fchand felbs an: 
Vnd die fih durch los klappern, ſchwetzen, 
Laßt gegen jrem Man verbhetzen, 
Die thut jr ſelbs im finger beiſſen, 
Ir Herz nagen vnd ehr beſchmeyſen. 


Die Athener pflegen gar ordenlich im Jar trei Hai— 
lige Ackerwerk zu begehn, das erſt inn der Inſul Sei— 
ros, zu gedächtnus des daſelbs erſtmals erfundenen 
Feldbauens vnd ſäyens: das ander an dem ort Raria 
genant: das dritt nahe bei der ſtatt, auf dem plaz, 
welches vom Joch der Ochſſen Buzygion heyſet, zu 
erinnerung der erſten daſelbs bejochten vnd eingeſpan— 
ten Ochſſen. So diſes mit der Feldarbeit ſo Ceremo— 
niſch zugeht, wie vil heyliger iſt die Eharbeit, vnd 
alſo zu reden, das Ehlich ackeren vnd ſäyen der Kin— 
der zu halten und ehrlich zu begehen. Dieweil 

Sp vil als hie der Menſch vorfrift 
Allem gſchöpf auf Erven gftift, 
So »il auch mehr gilt vnd vorgaht 
Hie allem Bau, der Kinderfaat. 


Dannenher der Weis Tragedifchreiber Sophocles jehr 


464 


fein vnd recht die Venerem die Fruchtbare Ehgöttin 
nennet. 

Darumb dan alle Ehleut fürnämlich nach folcher 
Ehlihen Fruchtbarkeit trachten ond ſich richten jollen, 
auch jolche mit bailiger hochachtung vnd forgfältigfeit 
fortfegen und vben, ond gang vnd gar aller vungebür- 
licher, verbottener Vermifchung müſig ftehen: auch ſon— 
derlich daſelbs nicht arferen noch ſäyen, da ſie nicht 
verhoften etwas fruchtbarlichs zu erbauen, oder wol- 
ten, das etwas fruchtbares fürfchöfle, oder da ſie fich 
jchämen müßten, vnd es verhälen vnd verftälen, wann 
vileicht eine frucht furfäme. 

Der Herlih Wolredner Gorgias thät inn vollem 
Dlympifchen Feft und Fräudenfpil ein ſchöne Red an 
die Griechen, Die fich daſelbs bin von allen enden 
verjammelet beiten, vnd ermanet ſie Darmit, Das ſie 
allzeit inn friden, einigfeit und gutem verftand gegene 
einander beitehn folten: Da ſaget einer vnter Dem 
Haufen, Melanthius genant, vberlaut zu jm: Difer 
benrühet jich hie mit gefchicften worten und den Fri- 
den offenlich einzureden und zu rahten, vnd er fan 
nicht beionder daheim fich felbs, feine Frau und Magd 
zu einigfeit bereden, vnd fint doch nur jren trei inn 
einem Haus. Dan Gorgias trug etwas liebe zu der 
Magd, daher jein Frau zu eifer bewegt ward, vnd 
lagen deshalben inn ftätem fifen vnd verweilen gegen- 
einander zu Feld. Darumb der, fo eine verjamlung 
oder etliche freund miteinander gedenckt zu vereinen, 
zuvor jein eigen Saushaltung fridlich vnd einträchtig 
beitellen und anordenen foll. Sintemal es ſich ge- 
meinlich begibt, Das man vil mehr des Mans vnrich- 
tige weis mit feim Weib zu leben, als des Weibs 
mängel pflegt auszufchreien und hoch anzuzihen. 





465 


Man jchreibt, das Die Kagen von dem ftarfen ge- 
ruch der Salben, oder anderem ſtarkſchmeckendem Ding 
rajend vnd mwütig werden: Alſo wann es jtch begebe, 
das auch ein Weib on Hauptwee oder betrübung jres 
Hirns, nicht wol vertragen noch leiden fönte, warn 
jr Man nah Bifam, oder fonft fremden falben und 
wafleren ſtarck ſchmackte, müßt er nicht gar ein Lez— 
fopf ſeyn, wann er ich deſſen nicht mäſigte, ſonder 
vmb eines jchlechten Wollüftlins vnd Nafenfügels wil- 
len ſie inn ein leiden brächte? 

Diemeil fich aber befindet, das die Frauen ab keim 
fremden geſchmack jo jehr, ald wann jr Männer mit 
anderen Dirnen zubalten, vnd nach fremdem Beilchlaf 
riechen, verwirrt, zornig und vnwirs werden: ift es 
warlich ein vnbillihs an den Männern, das ſie eines 
fchnellverfchmundenen Muthwills halben jolch hergen- 
leid vnd befümmernus jren Frauen mögen zufügen, 
ond nicht fo mähr aus Ehlicher jcham, von anderen 
Meibern onbehengt und vnbeſchlept, jre eigene Frauen 
inn Ehjchuldiger reinigfeit befuchen. Und zum min- 
deften thun, wie Diegenigen, jo zu den Imen nahen 
müſen, welche auch alsdan jrer eigener Weiber fich 
pflegen zu enthalten, Diemeil man meint, das Die Imen 
am meiften jolche vngehaltſame Beijchläfer und Buler 
haſſen. 

Wann die Imen verfolgen die, 
So Vnkeuſch fint, vnd bſuchen fie: 
Wie vil mehr wird ein Keuſch rain Weib 
Haſſen jrs Mans befleckten Leib, 
Den er beſchleppt hat mit Schläppiäden, 
Die in von feiner Ehfrau fohreden. 


Welche mit Elepjanten vmbgehen, die tragen nim- 
mer Fein weiſſes £leyd, vnd Die mit Ochſſen und Rin- 
— 30 


466 


dern vmbgehen, nimmer fein Rotes, dieweil folche Thier 
vor dergleichen farben jcheuen vnd wütend darvon 
werden. 

Sp jagt man auch von den Tigerthiren, Das fie, 
alsbald fie ein Trommen oder Paufen vmb fich ber- 
vmb jchlagen hören, gleich inn ein tobfucht gerhaten 
ond fich jelber vor vnſinnigkeit zerreiffen. _ 

Demnach Dan auch etliche Männer anzutreffen, wel- 
chen nicht zum beiten gefallt, ja jich oft darüber er— 
zörnen, wann ſie an jren Meiberen die Eöftliche ge— 
färbte, geftickte und prächtige kleider ſehen, Desgleichen 
auch andere, Die fein Saitenfpil, pfeiffen noch Orgel- 
wer vmb jich hören mögen. Was folt es den Frauen 
ſchaden oder jnen bejchwärlich fein, wann jte folcher 
gemelter ſtuck jtch entbilten, darmit te beides jre Män- 
ner nicht zu zorn bewegten, vnd auch jnen ſelbs fein 
Vnurhu schaften. 

Ein Junges Weib, jagt auf ein zeit zu dem Kö— 
nig Philippo inn Macedonien, der le nötigen wolt: 
Laßt mich zufriden, Gnädigſter Derr, wann man das 
Liecht auslejchet, jo ſint die Weiber all ainander gleich. 
Diſes Sprüchlin möcht man wol den Ehprecheren, Vn— 
feufchen vnd geplen leuten vorfingen, die ſich ein jede 
ungewonte fremde geftalt verfüren lafen. 

Gleichwol joll eine Erbare Matron, wann fich Das 
Liecht verlivet, darumb andern gemeinen frauen nicht 
gleich fein, fondern alsdan, wann man den leib nicht 
jthet, jre zucht, ſcham, Feufcheit, und die liebe vnd ge- 
nüge eines Mannes mehr herfürjcheinen laſen. 

Der Weigheitachtbar Plato ermanet die Alte Leut, 
das fie ih vor Jungen leuten vil ſchamhafter und 
erbarer dan vor anderen erzeugen folten, auf das jte 
beides damit die Alten Ierneten jnn ehren balten, vnd 


| 
| 





467 


fih auch befliffen, mit der zeit alſo erbar, anjehlic, 
vnd ehrwürdig zu werden. Inn betrachtung, das nim— 
mermehr daſelbs, wo die Betagten jich onverichamt 
berfürthun, den jungen eine Schame und Erbarkeit 
mag eingepflanget werden. 

Difer Lehr zu folgen foll auch der Mann nicht ver— 
gejfen, vnd nirgends mehr, dan bei feiner Ehvertrau— 
ten erbar jich ermeifen vnd ſie vor allen anderen per- 
jonen ehrwürdig halten: Bedenfend, Das nachden er 
ſich halt, werd jm feine Ehfammer entweder für eine 
Schul der Erbarfeit, keuſcheyt und zucht Dienen, oder 
zu einer Bubenfchul aller luſtſucht, Vnmäſigkeit, Geil— 
heyt und DBnfläterey werden. Dan melcer ſich inn 
diſen Wollüften ernietet, darvon er doch fein Weib ab- 
haltet, thut eben als wann er jte lehret wider zwen 
feind ftreiten, denen er doch fich allbereyt ergeben hat. 

Was demnach den fleis des ſchmucks belanget, da 
wolt ich, das jr Thugendliebende Eurydice fleiftg das— 
jenig leſen vnd inn gedachtnis behilten, was der Weis— 
heitlehrer Timorenes an die auch Thugendgeflifiene Ari— 
ſtillam gefchriben bat. 

Aber jr Weisheitgelehriamer Bolliane follt euch nim— 
mermehr inn ſinn nenımen, zu aedenden, das euer 
Weib von fürmwißiger zartlichkeit, köſtlichkeit und präch- 
tifchem weſen abjtehen werde, wann jte merdet, Das 
je jolchen vberfluß nicht auch inn anderen ſtucken haj- 
jet vnd fcheltet, ſondern vileicht luft habt, Eoften auf 
jlbere verguldte geichtrr, herlichen Hausraht, vnnütze 
gebäu, köſtlichen pferdzeug anzuwenden. 

Sintemal ſehr ſchwärlich dem Frauenzimmer der 
oberfluß und Die koſtbarkeit daſelbs zu wehren iſt, da 
man ſihet, das ſich die Männer ſelber des prachts vnd 
der vnnötlichkeit nicht mäſigen. 


468 


Dan wo der Man vil wendt auf pracht 
Da meint die Frau, fie habs auch macht. 

Vberdiß, Diemeil jr nun inn dem Alter ftebet, welchs 
die Philoſophiſche Weißheitfünft vnd Tugendlehren zu 
begreiffen vnd zu üben fähig vnd gefchieft ift, fo ziret 
eueren wandel ond fitten auch Damit, auf Das euerer 
guter gelebriamfeit wirfung Herfürjcheine. Auch jolchs 
des leichter inn das werd zu richten, ſo bandelt und 
mwandelt mit jolchen leuten, Die euch inn erbarer ge 
fchieflichfeit erempelsmweis koönnen vorgeben, und zu Tu— 
genden vorleuchten und dienen. 

Vnd was euer Neuverpflichtete Hausfrau belanget, 
jo jammelet ond traget jr zu, gleich wie eine Bien, 
alles was zu vermuten, das jr Dienftlich feie: tbeilet 
je jolches gern selber treulich und vnvergönſtig mit, 
vnd mit freundlichem geipräch redet jr täglich Die gute 
fprüch vnd lehren dermaſen boldielig vnd oftmals ein, 
das diſelbige jren nit allein gemeyn, ſondern jnen 
nacyzufommen auch angenem werden. Dan, wie jene 
bei dem Homero jaget: 

Du bift jr Bater ond jr Bruder, 
Ja bift anftatt der lieben Muter, 


Wie nun ein Muter jr Kind bericht 
Alſo auch du vein Ehfrau fhlict. 


Vnd gemwißlich ſteht es dem Man gar ehrlich und 
wol an, wann man das Meib zu jrem Mann fagen 
bört: Ir feit mein Lehrweiſer, mein Tugendlehrer und 
mein Meifter inn vnterweiſung Göttlicher vnd nuzli- 
cher lehr. Sintemal die erfantnus guter fünft, eine 
Adeliche hohe Frau fehr vil von vngeſchickten ſachen 
vnd vnnützen vbungen Fönnen abhalten. 

Dan einer Tugendergebenen Frauen wird gewiß das 





469 


dangen erleyden, wann ſie mit der Geometri oder Erd- 
mejjung und auszirflung des Weltfreyfes vmbgehet. 
Wann fie fihet wie ordenlich 
Recht inneinander ſchicken fich * 
Die Geſtirnzircul vmb die Erd: 
Da wird ſie denken: Sih, hie lehrt 
Die gros Welt ung als vie Hein Welt 
Wie man fib jr gleibmäftg hällt, 
Nämlich mit oronung, nicht alleyn 
Inn faden, fo tem Gmüt gemeyn, 
Sonder auch inn geicidten gberven, 
Das difelb nicht leichtfartig werden. 
Wie fan van wol das Tangen ſtehen, 
Da man faum wais wie man foll gehen ? 
Da man fo felfam fich verferet 
Als wer man inn dem Hirn betbörer ? 
Da auß dem ernft ein gipött man machet 
Bad vie ernfihaften Leut verlanet 2 
Darumb wird fie ven Tans ftäts flihen 
Vnd fih nah ven Lehrfünften zihen. 


Dergleichen wird auch eine, welche mit den fürtrefs 
lichen Tugendleren der Weisheitberümteften Scribenten 
Platonis vnd Kenophonti3 eingenommen ond gleichlam 
bejchworen worden, nimmermehr andere Zaubermerf und 
bejchwerungen (melche jonjt bei den Theſſaliſchen Wei— 
beren gemain) billichen, noch jich verfüren lafen. 

Ebenerweis wird ſie auch Die thorheit vnd unge 
jchieklichkeit derer Weiber verlachen, welche jich bereden 
lafen, das eine den Mon vom Himel zihen könne: 
jonderlich wann fie etwas inn erfantnus des Geſtirns 
Lauf erfaren ift, ond einmal gelejen oder vernommen 
bat, wie die Aganice, des Hegetors eines grofen Her— 
ten inn Theſſalien Tochter, als fie die Verurfachung 
der Finfternus (welche jich alsdan wann der Mon voll 
it vnd inn den chatten der Erden jich verbirget, pflegt 


470 


zu begeben) wol verftund, vnd zuvor wifjen Eondte, 
die Meiber des Landes betrogen vnd jnen einbildete, 
das jie den Mon vom Simel binmeg genommen babe. 

Es ift nie gehört worden, das ein Weib on beime- 
nung eines Mannes ein Find geboren hat? aber die 
bat man wol erfaren, das eine ein vngeſtalte Frucht 
vnd ein klumpen fleyiches, jo aus vertorbenen feuchtig- 
feiten im leib entftanden vnd Möle genennet wird, an 
tag fürgebracht babe. Gleicher mangel ift zu-verhü- 
ten, daS er nicht auch inn der Meiber gemüt 
ichlage, vnd gleichen gepräften inn jrem Herzen gebäre. 
Dan wann jte nicht andersmoher den Samen guter 
lehr empfangen vnd gleichjam Damit geſchwängert, durch 
jre Männer zu gutem vnterwiſen werden, fälet es jel- 
ten, das jte nicht vil jelfame fremde anſchläg, wider- 
finnische vnd vungeratene, vnd gleichſam mißburtige 
fürnenımen, oder jonft vilerley vnordenliche gelüft ge— 
baren vnd fürpringen. 

Ir aber Tugentfame Frau Eurydice, Eönt jm nicht 
befier tbun, Dan das jr euch on vnterlas inn den ſchö— 
nen Sprüchen und lehren Meifer und Ehrnergebener 
laut übet vnd allezeit im Mund füret diſe nußliche 
Reden, welche jr auch, da jr noch ein Jungfrau wa— 
ven, von ons oft gehört und gelehrt habt, nämlich das 
jr alles dahin richten follet, wie jr den Man erfräuen 
möcht, und von anderen Weiberen gelobt und hoch ge= 
acht werden, euerd eingezogenen wandel3 halben, vnd 
von wegen jauberer, srdenlicher, vnd Doch ehrlicher 
flevdung, darauf nicht vil koſten mit Fleinoten, ge= 
ſchmaid oder jonft ſchmuck, zu abpruch der Saushal- 
tung angewendt worden. 


Dan jr möcht wol erachten, das jr weder Difer 


reichen vnd Föftlichen Frauen perlin, oder jenes frem— 


471 


den Weibs Seidengewand, euch damit zu ziren, nicht 
fönt befommen, je wolt e8 dan auch auf das theu- 
teft bezalen. Aber den ſchmuck der Klugen Frauen 
Theano, des Brotini Ehweibs, die zird der Weifen 
‚rauen Gleobuline, des beſchreyten vnter den jiben 
Meilen Cleobuli Tochter, den wolſtand der Tugend— 
jcheinbaren Frauen Gorgo, des Spartifchen Königs 
Leonidas Gemals: desgleichen der Keufchen Frauen 
Timoclea, des Theogenis Schmefter, oder jener alten 
Elaudie der Römerin, oder des Römiſchen Hörfürftens 
Scipions Frauen Gornelien vnd anderer Tugendberüm- 
ten Srauen ſchmuck könnt jr vergebens vnd ombſonſt 
erlangen, vnd euch Damit dermaſen zirlich berfürftrei- 
chen, Das jr darvon all euer lebenlang beydes ehrlich 
ond glüdfjelig euer leben möcht vollfüren. 

Dan jo die Künftfiche vnd Weißheitgeübte Poetin 
Sapho, von wegen jrer artlicher ond finnreicher ftel- 
lung der Reimen vnd Bers, dermafen fün vnd mutig 
worden, das fte einer fürnemmen, Reichen ond jtatli- 
chen Frauen zu jrer zeit bat alſo dörfen jchreiben: 

Wiewol du biſt ein köſtlich Weib, 
Noch wirſt vom Tod verzeret: 

Da ligt dan dein Nam ſamt deim leib 
Im Grab on Rum zerftöret: 

Alsbald vom Tod wirft hingerifien 
Sp venfet niman deiner. 

Vnd wirft von niman nicht geprifen 
Mit vir bemüht fih keyner: 

Dieweil du dich nicht haft befliffen 
Die Röslin abzupreden, 

Die auf dem Kunftgebürg fürfchifen 
An den Pierifhen Bächen, 

Da Thugend plühet, ehr vnd zucht, 
Vnd daraus dan entfiehn 

Der Glehrten Rum, die fhönfte frucht, 
Darmit man Thugend krön. 


472 


Warumb folten jr nicht noch mutiger werden, euch 
fürzumerfen, vnd euer jelber euch zu rümen? angeje- 
ben, das jr nicht alleyn der Roſen ſeit mitthenlhaft 
worden, fondern auch an den früchten, Damit die Kunft- 
göttin oder Mufä, die Kunftgeflifiene und Weißheiter- 
gebene pflegen zu verehren, gemeyn ond they! habet. 

Ende der Plutarchiſchen Ebegebott. 


Zufag aus noch viler anderer Erleudten vnd 
Hochgelerter Perſonen Bücheren. 


Bon Ehgebürlichkegten. 


Der Weißheytkündige Peryſtion bei dem Stobäo 
lehrt, das man nirgends baß erkennen kan, ob eine 
Frau jren Ehgenoſſen inn treuen gemeyne, als wann 
ſie gern daheym pleibt, vnd ſich niendert frölicher dan 
zu haus erzeyget: dan wo ſie vil auswendig ſtecken 
ond ſich anderswo mutiger erweiſen wolte, wirdt ſie 
inn verdacht kommen, das jren entweder aus ſcheu 
oder verlaidung bang were, bei vnd vmb iren Man 
zu ſein, oder auſerhalb jres Hauſes etwas liebers ha— 
ben müßte, darumb ſie alſo jr eygen hauß haßte, 
welche beyde ſtück dan gewiſſe auflöſungen des Ehlichen 
bandes ſint. 

Man liſet inn den Legenden der Heyligen, das ein 
frommer Man inn der Einöde ſich ab dem Geſang 
eins Vogels dermaſſen vngläublich vergeſſen hab, das 
als er im hundert jar vnd etwas mehr zugehöret, 
gleichwol dabey gemeynet, er habe nur einen tag da— 
mit zugebracht. Als vngläublich nun dife gefchicht 


a nn 


—— nn — 


473 


(oder vilmeher gedicht) Tautet, jo gläublich und war— 
baft könnens verftändige Weiber machen, wann te 
durch vnablösliche holdſeligkeit, vnaufhörliche Ttebliche 
Reden, ſanfte fprach, färtige antwort, freundlichen be- 
ſcheyd, anmütigs geipräch, gelinde wort vnd ſittſame 
flimm, den Man gleichfam mit dem ſüſeſten Vogel— 
gefang aljo aufhaltet, daS jne der legte tag als der 
erſte fein bedundet. Vnd das ſolchs zu geichehen 
möglich jeye, gibt es die erfarung, das man noch täg- 
lih von etlichen Ehleuten höret jagen: Sehet, ich hab 
bey meiner Hausfrau felig ein fünfzig oder mehr Jar 
gewont, vnd ift mir das lezte Jar geweſen als ob 
ich noch, wie man jaget, im Küpmonat lebte. 

Man engenet der Ehpflichterin Venus die Meiffe 
Tauben vnd Schwanen zu, jrer anmütigen farb und 
fauberlichfent halben. Anzuzeigen, das ein Weibsbild 
ſoll aufrechtes, einfaltiges, reynes und Feufches ges 
müts, herzens, lebens vnd wandels jein. 


Wahin die Benus fih laßt tragen 
Da ziehen die Tauben ven Wagen, 
Auf das fie an derielbigen wanvel 
Sich fpigel, wie ein Weib recht banvel. 
Dan wie dDTauben meh fruchtbar find 
Dan andere Bögel, die man find, 
Vnd on vnterlas Aier legen 
Vnd jrer Jungen jehr wol pflegen: 
Alſo ſolln auch zur fructbarfeyt 
AU Ehen werden angeleyt, 
Das man nämlich Kinder gbäre, 
Vnd dieſelb ordenlich ernehre. 
Desgleih wie fih die Tauben küſſen 
Dft onter einander ganz geflifien: 
Alſo follen nah vifem praud 
Ehleut holdſelig leben au. 
Wie die Tauben gleich von der Schalen 


474 


"Sich paren, vnd fich thun zu Gmalen, 
Alſo zieh man von Jugend ſchlecht 
Die Meidlin zur Haushaltung recht. 
Wie das Garn ſcheuen ſehr die Tauben 
Auch Weidleut, Vogler, die fie rauben: 
Alſo ein Ehrlich Weib auch meid 
All ſtrick der argliſtigen leut 
Die jrer Ehr ond zucht nachſtellen, 
Oder fie ſonſt verfüren wöllen. 
Wie kein der andern Eh thut bſchamen 
Ob jrer vil ſchon wonen zſammen, 
Alſo ſolls auch ſtehn inn der Eh, 
Einen lieb han, vnd keinen meh, 
Gleich wie ein Taub niman verlezt 
Mit dem ſchnabel, wie ſehr mans hezt, 
Alſo ſoll mit dem Mund vnd ſchwetzen 
Das Weib auch niman nicht verletzen, 
Gleich wie die Taub ganz reinlich iſt, 
Vnd wirft aus jrem Neſt den Miſt, 
Alſo ſoll auch ein Weib voraus 
Reinlich vnd ſauber halten Haus. 
Noch andere Lehren auch noch weren 
Von der Tauben hie zu erklären, 
Aber diß iſt gnug angewiſen 
Eim Weib, welchs iſt Ehrngefliffen. 

Das die Venus Glattſiz oder die Wolgeſezte bei 
den Gedichtjinnigen Poeten genennet wird, hat nicht 
einen folchen leichtfärtigen anfang oder vrſach, wie et- 
liche davon jchreiben: das nämlich zwo Torftöchter ge- 
weien, deren jede Das fchönft formirt gefäs oder Po— 
iterior gewettet bat zu baben (meil joldhs inn demſel— 
bigen Land, gleich wie zu Göllen vnd inn Holland 
für ein wolftand geachtet ward) als jte nun der ſa— 
chen nit eins mochten werden, treffen ſie vungefärlich 
auf dem weg einen Jüngling an, den erbetten ſie zum 
Richter, welcher alsbald der älteren es zufprichet, und 
zugleich damit inn lieb gegen jr entzündet würd. Ge— 


479 


bet Darauf heym, jagt den handel feinem Bruder, der— 
felbig begert alsbald Die zwo. wolgejäßte Dirnen auch 
zu bejichtigen, zu erfaren, ob fein Bruder ein gut au— 
genmas habe, al3 er ſie nach feinem quadrangel rings 
berumb wol beichauet, Da gefalt jm der Jüngjten Siz— 
leder vil baß, vnd gewinnt fie gleich lieb. Gehen dem— 
nach nach allem heym, nemmen einander zu der Eh 
vnd werden mit einander alſo Neich, das ſie der Ve— 
nus einen Tempel baueten und denfelbigen der Schön- 
gefezten oder Wolbeſäßten Venus-Tempel nanten. 

Kein, folchen lächerlichen anfang fcheinet der Nam 
nicht zu haben, jondern das vilmehr jolcher Daher 
entitanden jeie, das einer Frauen wol gezimme vnd 
anſtande 

Daheym zu pleiben ond zu ſitzen 
Vnd nicht wie ein Waſſerſtelz zu plitzen. 

Dannenher jene Frau, einer, Die jr Das prait geſäs 
verwife, recht begegnete, fvrechend: Wann du jo gern 
zu haus bei der Kunfel ond bei den Kinderen ſäſeſt, 
ald gern Du bei dem Tanz ſteckeſt, oder ſonſt aus— 
jchwenfeft, wirdeft dich vmb meim prait loch nicht beiffen. 

Aus der vrfach jagt einmal eine Meichänerin einer 
Gölnifchen Krämerin, das dieweil die Cölnifche Frauen 
jres ausichweifens halben fein prait gefäß eriigen kön— 
nen, darumb müſen ſie mit dem gewand jnt belfen 
und es vmb den hindern mit Wülften ausfütern. 

Derbalben jenes Römiſchen Ratsherren Frau, Die 
Zueretia, jres ernitbaften Heimiſchen wäſens, haushü— 
tens vnd heimjigend halben ewigen Rum erlangt bat. 
Dan al3 der Jung Königsjon Tarquinius bei dem 
Mein mit jeim Schwager Collatin mettet, welcher das 
feinfte Weib hette, vnd Darauf ftraf aus dem Läger 
(welches nahe bei der Statt Rom war) den augen- 


476 


fchein einzunemmen vnd Die warheyt vnverſehens Der 
Meiber zu erfaren, heym ritten, befind der Königsfon 
fein Gemal mit anderen jren gefreundtin im ſaus und 
fchlamp leben ; der Gollatin aber jeine Frau Lueretiam 
unter den Mägden jißen vnd des ſpinnwerks auswar— 
ten. Welcher dem Gollatin zugejtandener preis den 
Tarquin dermafen bat verfchmähet, das er fich an jm 
zu rechen, vnerhörtes Mittels mit jchändung der Lu— 
eretien bat geprauchet. 

Der Griechifch Seribent Stobäus, der die jchönften 
fprüch aus den berlichiten Büchern bat zufammen ge= 
lefen, der fezt unter die Geſaz der Ehe dije meynung 
aus dem Euripide: Die Vernünftige Männer jollen 
gut achtung geben, das nicht allerley Weiber bey jren 
Ehfrauen on vntericheyd aus- vnd eingangen: dan 
manche fommet darumb Das ſie gelegenheyt des Hauß— 
baltens erfare, und es darnach austrage. Ein andere 
das ſie ein böfe Ehe mache. Etliche die jich vergriffen 
baben, wolten gern andere inn gleiches leiden füren: 
Bil befuchens jres ſonderen genifes vnd vortheils hal- 
ben. Das mebrertbenl aber prauchet vnnütz geſchwez, 
tragen zu Oren, richten die Leut aus, verhegen Nach— 
barn vnd gut freund inneiander: vnd jint oft Die ei= 
nige vrfach, Das es jo vbel inn der Haushaltung zu= 
gebet. Darumb ein Man feine Frau inn gemeynſchaft 
anderer Weiber fürfichtig vnd nicht fürmwigig fich zu 
halten joll gewänen. 

Vil Dögel lafen jre Weiblin daheym ben den Jun- 
gen im Neft pleiben, vnd fligen ſie nach jpeis im Feld 
omb. Alſo joll auch ein Man feiner Frauen diſe 
Hausgeſchäft, die ſie mol verrichten fan, zu verwalten 
vertrauen, vnd er notwendigerd fürbaben: ſoll nicht, 


477 


nie man faget, Die Erbien inn den Hafen zalen, oder 
Die Windelen zu wäſchen befeblen. 

Diemeil es daſelbs gar einer Hündiſchen und miß— 
trauigen gemeynſchaft gleich jihet, wo man allein al- 
les verieben will, ond nichts der geſchicklichkeyt des 
Meibs auch beimftellen. Ja es ift ärger dan Sun- 
diſch, inn betrachtung, Das zween Hund inn eim Haus 
wol vunverhindert ond zugleich fridlich vnd einmütig 
jre8 Herren bab vnd gut zu verwaren pflegen, da e3 
bei jolchen eigenjinnigen vnd vntüchtigen Eheleuten 
kaum gejcheben Fan. 

So doch jnen vil beſſer anftünde, das fie, wo ſie 
jrer vernunft je nicht folgen wolten, jich nach natür— 
licher gejcheidigfeit der Hüner bilten, vnter welchen, 
was der Dan auficharret, Die Henn erlifet, alfo was 
der Man inns Haus brächte und fchaffte, Das Weib 
verwarete. 

Aus Naumachio zihet gedachter Stobäus diſes Eh— 
geſaz an: Das Weib ſoll den Man nicht um ſa— 
chen fragen, die den Weiberen zu wiſſen nicht gebü— 
ren. Will aber der Man dich zu rhat nemmen, ſo 
hab fleißig auf ſein Wort acht, vnd gib langſam ant— 
wort. Reytze ond ermane jn auch nicht leichtlich zu 
etwas, das ers nach deinem gutbeduncken fürnemme, 
aus bedenken, daS das end mißlich iſt. 

Wiewol onder freunden trennung anrichten, ein vn— 
redlich, ja kaum Menſchlich ſtuck iſt. Jedoch laßt ge— 
dachter Author dem Weib inn eim ſondern fall zu, 
das ſie es wol thun möge. Nämlich, ſezt er, wann 
dein Man durch böſe geſelſchaft verführt wird, ſo lege 
Dich nicht mit jm ein, ſondern ſehe, wie du vneinig— 
keit vnter feinen gejellen anrichten mögeft. Welches 
gleich jomwol leichtlich zugehn Fan, als unter den Kols 


478 


chiſchen Krigsleuten, die aus den gefäyten Trachenzä— 
nen entfiunden, da Jaſon ein verzauberten Wackenſtein 
onter fie warfe, vnd fte Darauf gleich einander felbs 
binrichteten. Dan vnter böfer und hochfärtiger gejel- 
fchaft ift bald eine trennung anzuftiften, Dieweil ſie zu 
jrer bosheit onfürfichtig, eigennußig, mißtrauifch vnd 
vergönftig jint. Solches alles aber wird des beſſer 
einen fortgang vnd beitand haben, wann man einen 
fürfichtigen lieben freund vnter die gefelichaft fehiebet 
ond menget. 

Iſt das Weib übel erzogen vnd böſer art,. jo be— 
darf es wol bewarens: aber es bilft, ald wann man 
der Häuſchrecken hütet. Ift jte Dan wol erzogen, oder 
ziebet ſich felbs, jo Darf es nicht des verwarens, thut 
mans aber, jo gebts nach dem Sprüchwort: 

Wann man verbüt der Weiber ehr, 
Ermant man fie erft zur vnehr. 

Der Vogel denkt nit meh hinaus, 

Als wann er ſteckt im Bogelhaus: 
Wann man etwas faft fehr verfperret 
Alsdan es erit hinaus begeret. 

Sp tracht auch jver dis zu haben 

Was verborgen ift vnd vergraben. 

Wo nicht das Herz gewonnen wird, 
Berwart den Leib feyn Argushirt. 
Dan wo das Gmüt hinftellt vnd trat 

Da wird der Leib bald nachgebradt. 


Es ift ein gleiche gemwaltfame, wann der Mam übel 
feiner Herjchaft gepraucht, und wann ein vnverftendig 
Meib mwiderftrebet, dan der Man vermag vil mit der 
Hand, das Weib aber richtet Das jre durch Die Eltern 
ond freunde an. 

Man jagt gleihfam ſpotsweis von den etwas er= 
wachjienen Einderen: Es ift alt genug, es wird jein 





479 


Haus felbs wol finden. Aber inn dem fint etliche 
Meiber oft Kindifcher dan jre finder, das wann ſie 
einmal ausfommen, ſich alſo lang auswendig vergei- 
ten, das es bedörft, man zenget jnen mit fingeren 
das Daus, auf das fte auch widerumb heym gedächten. 

Darumb jagt Hyperidas: Es fey ein befier Zeuchen, 
wann die Leut von einer Frauen, Die ausgehet, fra= 
gen: Wer ift die? was bat fie für ein Mutter? dan 
wann fie fragen: Wellen iſt das Weib? 

Die Kluge ond Geſchickte Frau Theano, des Lehr: 
weiſen Pythagorä Jüngerin, auf ein zeit gefragt, wie 
jte verhoft einen rümlichen Namen zu befommen ? ant— 
wortet: Wann ich meines Hauſes vnd meiner Ebr 
warte. 

Die Weiber, jagt Euripides, jollen jich nicht beru- 
fen auf ein vungereimte weis, deren fie bey der Mus 
ter aus zu vil gelindigfeyt gewont, dan ſonſt wird 
jie beydes jr Muter zu jchanden pringen, vond jren 
ſelbs mit der Halsſtarrigen weis fein Ruhe jchaffen, 
fonder foll vilmehr an den Spruch gedenken: 

Weiſſe Kinder laffen vermitten 
Irer Eltern vngeſchickte fitten. 

Alſo ſoll auch ein Man, der ein Vngerhatene Frau 
bekommet, darumb nicht jr Natur anziben. 

Anheyms zu haus (jagt erfigemelter Syperidas) joll 
jich Das Weib dem Man zu lieb bugen vnd fchmuden. 
Dan den ichmuf, welchen fie aus dene Haus gehend 
anlegt, trägt fie nit von jres Mans, fondern anderer 
leut wegen. Doch joll jie mit der zird jpärlich und 
farg fein, gleichwie auch mit der Rede. 

Borgedachte Kluge Frau Theano ward gefragt, inn 
wie vil tagen das Weib nach dem Beifchlaf des Mans 
reyn würde, da antwortet fie: Des Ehmans Halb jehr 


480 


bald, aber vom fremden nimmermehr. Aus diſem 
ſchönen ſpruch fpürt man, wie heylig bei den Heyden 
das Ehbett fee gehalten worden, nämlich für vil rey- 
ner vnd benliger, als es heutigs tags von etlichen 
Gaift verführten, vermummten gleichänern, jo den Eh— 
ftand für einen fleifchlichen vnreynen ſtand verfehreien, 
geachtet wird. 

Als des Gelehrten und Hochgeachten Philonis Weib 
gefragt ward, warumb fte nicht gleich andern Weibern 
inn der Verfammlung, da jre Männer zugegen waren, 
ich gefchmudt vnd auögeftrichen bette? gab ſie zur 
antwort: Wo mein Man ift, da iſt mir meines Mans 
Tugend ond anjehen die beite zird. 

Die Junge Töchterlin, wann fte Die ſiben oder acht 
Jar errenchten, vnd die Eindheit nun ablegen wolten, 
opferten ſie der Venus Libitina jre Puppen, toden 
vnd fonft finderfpil. Damit die alten anzeygen wol- 
len, das man die Meydlin gleich von verftändigern Ja— 
ven an zu der Venus, das ift, zu der Ehe und Hauß— 
baltung anfüren, vnd Die Eindifche kurzweilen mit ernſt— 
bafter arbeyt vermechfjelen jolle. 

Sorrates pflegte zu jagen, die Männer follen der 
Statt geſaz gehorfam leyſten, aber Die Weiber der 
Mann willen thun. QUnd weiter fprach er: 

Es if des Weibs halb Seligfevt 
Des Manns Lieb vnd Holpfeligfeyt. 

Darumb foll der Spruch von den knechten Tautend, 
namlich das fürchten den fnechten jehr leicht jei zu 
gebieten, nicht auf die Weiber gezogen, Dieweil vil ein 
andere verwantſchaft, lieb vnd pfleg zwifchen Ehleuten 
beftehet, als zwifchen der Derichaft und eim Knecht. 

Der ſchönſt anftrich der Weiber ift die natürliche 
farb, welche die gefundhent anftreichet. Die geſund— 


481 


Gent aber wind erhalten mit mäfigfeyt und vbung: 
obung aber, Die nuzlich ift, findet man vil genug inn 
der Haushaltung an allerhand Hausarbeyt. Vnd die 
Schöne, welche durch arbenten zufällt, mag weder 
jchwais noch zehren jchänden. Auch verfpricht Nico— 
firatus den Hausmütern, die fich vil mit arbent trü- 
ben, das ſie daruon mehrtbeils ein fnäblin und jtarde 
frucht empfaben yund geberen werden. Zu dem, das 
fie auch jre Kinder durch je Erempel werden zur 
Hausgſchäftlichkeyt anſchicken, ermanen vnd reyzen. 
Dan man ſagt: 

An der Kinder weis 

Erkent man der Muter fleis. 

Man lißt von Candaule, dem König inn Lydien, 
Das demnach er ein ſchön liebes Gemahl hette, rümt 
ers täglich ſeiner ſchönen geſtalt halben bey männig— 
lich, vnbenügt der geheymnus ſeiner beſonderen fräud 
und Wolluſt, als ob die verſchwigenheyt, der Schöne 
einen abbruch brächte. Entlich auf das er ſolchem rü— 
men mehr glauben ſchaffet, zeygt er ſie auf ein zeit 
ſeinem wolvertrauten freund Gyge ganz nackend. Mit 
welcher that er beydes ſeinen freund zu dem Ehbruch 
ermant vnd zu eim feind gemacht, vnd auch ſolchs 
failtragens halben ſeins Weibs lieb gar von jm hat 
entfremdet. Dermaſen, das ſie mit dem Candaule der 
ſachen eins worden, jren Man zu erſchlagen, vnd ſich 
zu ſampt dem Reich jm zu vbergeben. Sehet hie, wie 
gefärlich es ſei, die heymlichkeiten der Eh zu offenbaren 
vnd böſe geſelſchaft inn ein Haus zu füren. 

Im ſchlaf vnd bett werden die Männer am meyſten 
betrogen, darumb ſoll ſich ein Man des abends vor 
glatten worten, vnd morgens vor zank ovnd geſchrey 
hüten. 

X. 31 


482 


Was dem Man nicht zuftehet nachzureden, das ge- 
bürt vil minder dem Weib zu hören. 

Ein jchmerzlih Ding iſt es (ſchreibt Menander), 
wann ein reicher Man feinen Erben im baus bat. 
Der Vater fan fein ‚gröfere fräud haben, als emen 
Weiſen Son zu eim Erben haben. Darumb jene Frau 
von Lackna, als ein jedes Weib jren ſchmuck und ge- 
zird wife vnd fürfpigelte, auf jre finder zeygte vnd 
ſprach: Dife find meine zird, vnd mir ein ewiger Rum, 
wann fie wol erzogen fint. 

Hierocles der Weis Seribent, als er von zal der 
finder ſchreibt, ſezt er: Es ift nichts der Ehe alio 
gemäs, als Kinderzeugung, welche fie aber aus geiz 
oder jorg der Armut gering achten, die jolten beden- 
fen, das Die Elteren an den Kindern nicht allein Sel- 
fer vnd jred alterd ernehrer, fondern auch aller zufäll 
mittheilbaftige erzeugen und gebären. Ja fie jehaffen 
nicht allein jnen ſelbs eine fteur vnd beiltand, ſondern 
auch jren eigenen Elteren eine fräud vnd aufenthal- 
tung. Sintemal die Kinderzeugung ſtäts natürlicher 
weis eine danfbarfeyt mit jr pringet. Dan jo vns 
etwas vor vnſerer Eltern abgang begegnet, befälen wir 
ite vnſeren finderen. Vnd wie Jöblich ſtehts Doch, 
wann der Anher von jeim Eniflin bei der hand ge- 
lentet wird, vnd alle ehrerbitung erfaret? 

Darumb wann wir uns befleifien Finder zu vber— 
kommen, erzeugen wir uns erftlich dandbar gegen vn— 
jeren Eltern, welchen wir an vnſer ftatt Junge ftüßen 
jves alters jchaffen, und demnach fint wir auch jrem 
willen vnd geheyß gehorfam. Dan alsbald fie zur 


Ehe jchritten, und etwas jres gleichen vorbatten an die 


Welt zu pringen,, da gedachten fie jr gefchlecht Durch 
ons jre abkömling zu erweitern, vnd Findsfind nach 


483 


jnen zu verlafen; auch forgten ſie, wie ſie uns ver— 
beurbaten und zur finderzucht gleichsfalls fürderten. 

Derbalben wann wir zur Eh gegriffen, und nach 
Ehlicher Kinvderzeugung geftellt haben, fo haben mir 
ein theyl vnſerer Eltern willen volbracht. Wa wird 
aber on bejondere vrfach vunterlafen, jo jchwächen wir 
nicht allein jren willen, ſonder bejchuldigen vnſer Va— 
ter und Muter, ald die nicht erbarlich mit jrem zu= 
ſammenheurhaten gethan betten. Ja ſchmähen vns 
ſelber, als ob wir aus vnbedacht vnſerer Eltern erzeugt 
weren: zudem das wir vns ſelber zuwider ſint, inn 
dem, das wir das leben lieb haben, vnd vns fränen, 
das wir von den Eltern zu dem leben gefördert wor— 
den, wir aber wollen nimans durch Ehliche kinderge— 
burt auch zum leben fördern. 

So iſt auch dis zu bedenken, das wir uns nicht 
allein Die Kinder zeugen, jonder auch denen, durch wel- 
cher hülf wir geboren fint, demnach den gefipten, vnd 
folgends fonjt anderen freunden, vnd endlich einer gan— 
gen Statt ond gemeyn. Dan gleich wie ein Hör 
ſtäts mus erjegt werden aus anderen frifchen perfonen, 
alfo auch eine Statt mit neuen burgeren. Wann 
aber eine Menfchliche verfammlung auf eine gewiſſe 
zeit angefehen were, das ſie Durch eines Menfchen alter 
fich endete, jo bett fie feine Nachfümmling von nöten. 
Dieweil fie aber auf viler Menfchen alter jich erfiredt, 
ond es alſo Gott gefallet, jo it one zweifel nicht ak 
lein auf die gegenwärtig, jondern auch Die Fönftig zeit 
zu fehen, damit das Vaterland nicht eröfet, ja der ganz 
Erdboden inn ein öde vnd verwüſtung gelegt werde. 
Darumb auch zu ſolchet mehrung Die burger anzuprin= 
gen, bat man inn etlichen ftätten fondere ehr den Kin— 


derzeugenden angethan Bnd gleichwie einer Des ge= 


484 


waltiger ift, der vil freund hat, alſo vermag auch der 
mit vilen Eindern begabt, mehr, als der feine oder wes 
nig bat, und ſolchs jo vil des mehr, als vil eim je 
den jeine Finder näher vnd berzlicher dan Die freund 
zugethan und verwant fint. Auch ſihet man täglich, 
wie ein jchöner proceß vnd fräud zu fchauen jeie, wann 
Dater oder Muter mit vilen ſönen ond töchtern be— 
leytet zur Kirchen oder Hochzeiten daher geben. 

Euripides jagt, die unfruchtbaren jind ellend, und 
bergegen die jo finder haben, nichts des glücklicher: 
dan gerbhaten die Kinder vbel, fo ift es der gröſte vn— 
fall. Gerabten jie wol, jo pringen jte beſchwerde, dan 
der Vater trägt jorg, Das jnen nichts arges widerfare. 

Phocilides jchreibt, das Weib jei aus treien arten 
der Thiren geartet. Vom Roß hats die thatigfeit und 
färtigfeit bin und ber zu laufen, desgleichen auch die 
ichöne geftalt. Von der Saue, Das es meder bös noch 
fromm ift: Vom Hund, das ſie murrifch vnd wider- 
billig it: Aber von der Imen, das fie mol haufen 
ond arbeyten fan: Aus difen allen foll einer die 
freundliche weblen, dann difelbige ift zu gewinnen vnd 
zu ziehen. 

Aber ein böſes Weib beichreibt Simonides alio: 
das jr Gemüt ſei erftlich gemacht aus einer Sau, Die 
anheyms alles vnordenlich im Fat lafet liget: fie aber 
ſizt inn gejchmirten kleyderen vngewaſchen, vnd wird 
feyßt. Zum andern hat ſie ein gut theil vom Fuchs, 
inn dem, das ſie argliſtiglich kan gut vnd bös ſein, 
ſich verkehren vnd ſtellen nach gelegenheit der zeit vnd 
leut. Zum dritten hat ſie auch etwas vom Hund er— 
langt, nach jrer Muter art bißig, fürwitzig, vnd wa— 
hin ſie lauft oder ſihet, bellet vnd ſchnurret ſie, ob 
ſie gleich niman ſihet: auch iſt fie weder mit güte noch 





485 


trauworten zu ftillen, wann man jr auch jchen Die 
zän einfchlüge, vnd ob man ſchon bei erbaren gäften 
fäfe, fo fahret fie mit jrem geſchrey fort: Ein ſolch 
Weib ift ein grofer laft, Fan nichts als müjtglich effen 
ond trinken, vnd wann e3 Ealt ift, binder dem Dfen 
jigen. Für jolchen vnarten hüten fich böſe Weiber, 
ond die veritändige Männer fliben fie. 

Erjtgedachter Seribent vergleichet auch verichlagene, 
ſchalckhafte Weiber dem Mör, welchs nun ftill, bald 
vngeſtümm ift. Dan bifweilen erzengen jte ſich frö— 
lich, alſo daS einer, der jte nicht baß erfent, für Das 
geichlachteft Weiblin haltet und lobet: zu anderer zeit 
werden ſie ganz vnleidlich und wütig mit reden, ges 
ficht und geberden, wie ein hund bei jeinen Jungen, 
wann man jm zu nahe gebet. Etliche aber ſint gleiche 
jam aus Eichen ond Ejeln gefchaffen, melche erſt ge= 
rabten, wann man jte mit gemalt darzu genötiget hat: 
darzwiſchen aber verfchluden fte vil des tags vnd nachts 
heimlich. 

Weiter jint etlich aus Wifeln gezeuget, an denen 
nichts hüpſches noch holdfeligs ift, vnd werden des 
Mannes bald vbertrugig. 

Etliche ſint gleichfam von müſigen Barrenhengiten 
erzogen, welche Die gemeine Sausarbeiten anzugreifen 
jtch jchämen, heben feinen löffel auf, würfen fein Fat 
hinaus, jigen nicht zu nah zum ofen, damit ſie nicht 
ruſig werden, lieben den Man nicht milliglich, jonder 
halb gezwungen: hinwider ſchmucken fie ſich, und lafjen 
jich jchmuden, wie ein langmönig Roß. Warlich ſol— 
cher art Frauen fint andern ein ſchöner anplick, aber 
ihädlich dem, der fie hat: er ſeie dan eine Hochgeborne 
perjon, denen mit folchem pracht wol ift. Wer aber 


486 


eine von Bimenart befommet, der ift glüdjelig und wird 
von Gott ſelbs begabet. 

Die fint gar leg daran, welche gar genau befchauen, 
das fein böfer Seller vnter dem grojen Heurhatgut 
jich verberge, welches doch vileicht nicht jr lebenlang 
bei einander pleibet. Aber nicht einmal die weiſe vnd 
fttten der rauen abſchätzen vnd betrachten, ob fte mit 
je wol ausfommen werden: da jte doch jr Iebenlang 
mit jren müfen bebaftet pleiben. 

Der von wegen Adels oder Reichtums ein bös Weib 
nimmet, der ift ein Thor, dan, jagt Euripides, es ift 
bejier, der Weis Man hab Eleines, weder grojes vbel 
im Haus. 

Wann das Weib verſtändig iſt, ſo ſei zufriden: 
wo nitt, was ſoll dir ein ſchöne, ſie ſeie dan guter 
ſitten? 

Ein reicher Man zu Sparta gab ſein Tochter eim 
armen geſellen, als jn nun die freund darumb anfu— 
ren, ſprach er: Ich will lieber einen Tochterman ha— 
ben, von dem ich hofnung hab, das er reich werde, 
weder das ich warten ſoll, das er erarme: dan gute 
ſitten ſint das beſt heurhatgut, das ein Haus erhalt. 

Liuia, des Kaiſers Auguſti Weib, als ſie vnſcham— 
haftige nackende Manner geſehen, hatt ſie geſagt: Ehr— 
lichen Matronen wolle gebüren, das ſie vnſchamhaftige 
Menſchen nicht anders anſchauen ſollen, dan als ge— 
ſchnizte vnd gemalte Bilder: Dan ein züchtiges keu— 
ſches Herz lieſſe ſich mit nichten vnſchambare vnd vn— 
züchtige zeychen und geberden bewegen. 

Wann ſich onwillen oder zänklin vnter Eheleuten 
zutragen, ſollen ſie nicht wie die Spächt vnd Wid— 
hopfen thun, die mit jrem geſchrey picken vnd hauen 
inn die bäum jre eigene Neſter ſampt den Jungen 


487 


verhaten, ſonder thun wie die Schlangen, Da Das 
Mänlin oder das Weiblin, welches fich vergreifet, im 
Waſſer fich abwäſchet ond ſich alſo verfünnet: Dan 
was ift dies für ein Viehiſche Widhopfenart, fein ey- 
gen Neſt beſchmeyſſen? 

Eines forchtſamen Mans Weib bekommt ein frechen 
Mund: darumb ſoll der Man nicht das erſt mal zu 
vil verhengen. 

Man ſpricht: Die Weiber prauchen liſt, die Män— 
ner die ſchärfe. Wan nun liſt obſigen ſolt, ſo müſten 
allenthalben die Weiber herſchen. 

Wie ein ſchädlich ding ſeie der Eifer oder argwon 
vnter Ehleuten, da eins dem anderen nicht trauet, ſon— 
der aus vbermäſiger lieb auf des andern aus- vnd 
eingang, tbun vnd lajen ſihet vnd lauret: das haben 
Die Poeten jehr fein mit Difer gejchicht vorgebilbet. 
Procris, eines Königs Tochter, meinte je Ehman Ge- 
phalus bulte eine andere: derhalben da er auf der 
Jagt war, fchliche ſie jm heymlich nach, zu fehen, was 
er fürhette. Da ſich nun difelbe inn einem Puſch 
oder gehölz verftefet, und jr Man folchen Busch ſich 
bewegen ſahe, hat er nicht anders vermutet, Dan es 
wer ein Wild darhinder verborgen, fchiejfet darauf hin— 
ein vnd triffet vnwiſſend jeine liebe Frau, das fie da 
auf dem Plaz für ein Wild pleibet. Darmit fie dan 
baben andeiten wollen, daS der Eifer Dermafen wild 
vnd wütig macht, das man jich Menſchen zu fein ver- 
giſſet. ine andere ftattliche Frau, als jte fich vmb 
gleicher vrfach willen denn Man aufzulauren im Wald 
verfterft gehabt, haben Die Dund in einer Tornheck für 
ein Wild zerrifien: wie Plutarchus meldet. 

Euripives jezt: Wann die Männer auf das Web 
oder ſpinnwerck jorg legten, vnd Die Weiber zu dem 


488 


Harniſch luft betten, und alfo jedes jtch feines Werks 
verzige, jo weren weder wir Männer noch Weiber et- 
was: aber wann ein jede bei feinem angebornen be- 
ruf pleibet, da mögen. fie beyde bei einander vnd Die 
Melt durch fie beftehn. 

Theognides fchreibt: Dem, alten Man füget fein 
Junge Frau, dieweil fte fich nicht mehr, wie ein Schiff, 
mit Rudern und Anfern der bejchaidenheyt regiren vnd 
balten laſet, jonder zerreiffet Aimen vnd ftrif, vnd 
lendet bei nacht oftmal3 an ein fremds geſtad an. 

Wiewol Eurivides an vilen enden die Meiber auf 
das äuſerſt jchändet, jo rhatet er Doch, Das man zeit— 
lich beurbaten joll: Dimeil ein junger Man grofe er 
gözlichkeit bat mit erwachjjenen kindern, vnd fan ſie 
bei jeim leben nach feiner gelegenbeyt verforgen. 

Menander: Der arm, der ein Reiche nimmet, nimmt 
fie nicht, jondern er ergibt jich jren: das heyßt als— 
dan fich verweiben, und nicht erweiben. 

Dan wo das Heuratbgut vberlengt 
Dajelbs Hin auch die Herſchaft fendt. 

Der alt Seribent Seftodus rhatet fein freund, Das 
er eine Jungfrau nemmen ſoll, dan difelbige könne 
er beſſer auf fein weiß weder ein alte abrichten. Auch 
lehrt er darbei: Wir trachten gemepnlich all nach ede= 
len Qunden vnd pferden, Die von guter art herkom— 
men: ond im nötigjten ftuf dem Weiber nemmen 
thun jren vil das widerſpil, achten nicht, ob fe ein 
böjes Weib oder böfer Elteren Tochter jnen zu Ge— 
mahlin erwehlen: jondern lajen jtch entweder den jchein 
der geftalt, oder Des gelts verplenden. 

Etliche nemmen Weiber mit vernunft, etliche wa— 
egns hinein, etliche treibet Die begirde Darzu. 

Dieje aber greifen es vernünftig an, die jres ſtands 


— — — u 


489 


gemäfe nemmen, nd auf diſe weis ewige Ehliche ei— 
nigfeit ftiften: Dan wie die Seytenipiler, nachdem fte 
Die rechte hauptſtimm haben begriffen, darnadı allererit 
Die mittelfte darnach richten, vnd ſolches oft widerho— 
Ien, auf das fein ftimm von der anderen abfalle: Alſo 
foll auch der, jo fich zu beweiben willens, alles nach 
der vernünftlichfeit und feinem vermögen flimmen vnd 
richten: Auch wann jchon etwas abginge, fich gleich- 
wol die müh nicht verdriefen lafien, oft das abgan- 
gen zu verbejieren, einzurichten vnd inn ein ordnung 
zu pringen. 

Melcher ein vngeſchaffen Weib hat und vil ausgehet, 
dem jagt man gleich nach, er gehe nicht nötlichfeit hal⸗ 
ben aus, jondern das er fein häßlich Weib fliehe. Hat 
einer dan ein ſchöne, vnd vil auswendig pleibt, Den 
fchilt man gleich ein gauch, darumb das er feiner 
Frauen zu wol traue: Aber jolche fazwort joll ſich 
ein vernünftiger Man nicht jrren laffen: dieweil folche 
Speyvögel, wann er ſchon zu haus plibe, gleich an« 
dere ſchmizwort, jein weis zu tadelen, fänden. 

Mas gibt der Adel oder der Reichtumb fördernus 
zur Kinderzucht? Nichts, darumb ſoll man fich ım 
verheurabten auch nicht daran vergaffen: Aber Die 
ſtuck Soll man anfehen, erftlih der Brautzucht fitten ’ 
und geberden, folgends des Vaters wäſen, nachgehends 
wie fich Die Muter inn der Eh verhalten, was jte für 
ordnung mit zucht der Kinder und Des gejinds hab 
fürgehabt, Demnach wie fie jr gut gewunnen haben: 
ond entlich joll er auch fein ſelbſt gelenheyt ermejjen. 

Mas Eleobulus von den Töchtern jagt, das fie 
aledan aus heurahtens zeit weren, wann fte altershalb 
Jungfrauen, aber vernunft balben Frauen weren: 
gleiches möcht man auch von ledigen Mannsperjonen 


490 


Tagen, das fie fich inn heurhat nit einfafen folten, fte 
wüßten ſich dan verftands halben Ehmäſig zu hatten. 
Pericles, ein Herzog zu Athen, als zugleich ein Rei- 
cher, jo vnerfaren, vnd ein armer jo ernfthafft vnd 
fleiftg ware vmb jeine Tochter warben, gab er fte dem 
Armen, fürgebend: das der, jo Neich fünt werden, 
beſſer were, dan der ſchon allbereyt inn Reichtumb 
fäfe. Dan es gehet nach dem Sprüchwort: 
Das gwunnen verliren die Neichen 
Die Armen das verlorn erichleichen. 

Demoeritus pflegt zu jagen, Das wer einen redlichen 
Tochterman vberfomme, der bet einen Son gefunden: 
Welcher aber einen böjen, der wer auch vmb jein 
Iochter fommen. 

Ehleut jollen einander fanftmütig vberſehen, geduls 
den, vnd je eine des andern bürde, fäl vnd mängel 
gütig tragen, und thun wie die Sirgen, welche, auf 
Das fie jamtlich ober das Mör fchwimmen, leget je 
einer feinen kopf dem andern auf feinen Ruden, wechi- 
felen auch zu zeiten ab, das der fürderft zum hinder— 
ften jchmimmet, vnd alfo je einer nach dem andern 
fortan rubet, biß ſie famtlich mit jolcher hülf uber das 
Mör kommen. Gleiche gefchieflichfeyt jagt man auch 
von den Böden, Wivdern und Gaifen, onter welchen, 
wann zwey einander auf eim jchmalen fteg befommen, 
vnd feins meh hinderſich fan, jo leget ſich Das ein 
nider, Das das ander vber es hinaus fpringe. 

Dann allzeit mus eine? das beit fein und weichen, 
darumb wann man Die Milterung vnd Mäftgung inn 
Ehlicher pflicht bat wöllen anzengen, bat man ein par 
Ehleut, die einander halfen, gemablet, deren der Man 
ein zaum vnd gebiß inn der einen fauft halt, anzu= 
zeugen, Das er mit bejcheydenheit fein Weib bändigen 


491 


und regiren jolle: das Weib aber belt den apfel der 
Holdſeligkeyt, oder eine ſüſe Kütten inn der einen 
band: anzudeiten, Das ſie lieblich, jcherzlich und freund- 
lich, gelinder, gejchlachter weis, füfer reden vnd gefol- 
giger art jein ſolle. Vnd doch greift der Man zu— 
gleich auch an den Apfel, vnd die Frau zugleich an 
den Zaum, anzumeifen, Das es zu beyden theylen gut- 
willig joll zugebn. 

Theodecte: Wann der Man das Weib anheyms 
inn fein Haus füret, fo nimmt er nicht allein, wie 
e3 den jchein hat, ein Weib, fonder er füret auch ne= 
ben jm hinein eintweder einen guten oder böjen Gaiſt. 

Euripides: Wer ein vongefchaffen Weib nimmt, Das 
reich ift, Der jchlafet nicht zum luftigiten, aber iſſet 
des beſſer. 

Es gehet ſchir allen Weiberen, wie den Stiefmüte- 
ren, Die von wegen etlicher allezeit müjen einen böjen 
glauben und Namen haben. Eo doch ein jeder Man, 
Teiner befonderen bejchwerd halben Die Weiber bejchul- 
Digt: vnd ermwiget binwiderumb nicht, was er auch 
guts inn der Eh emipfahet. Dan feine ift nie jo bös 
geweſen, jte hat dannoch jres franden Mans gewar— 
tet: Sintemal man jagt: 

Ein Weib glaubt leicht inn laidigen ſachen, 
Laßt ir eh als dem Kranfen gſchwachen. 

Anarandridas : Nimmt ein armer ein Reiches Weib, 
jo bat er fein Weib, fonder ein Herrin vnd Sieman, 
deren er für ein fnecht dienet. Nimmet er dan ein 
arme, fo wird er ein toppelter Knecht, mus jich vnd 
fie ernehren: Nimmt einer ein vnflätige, jo erlaidet ſie 
jm das haus vnd das leben. Nimmt einer ein jchöne, 
jo it jie eben jobald der Nachbarn, als jein eigen, 
oder machen jm alle jre geberden vil forgen: vnd 


492 


welchs Das wunderlichit ift, Do man jonft fräud vnd 
freundlichfeyt allenthalb beliebet, fo haßt er folche ſtück 
an jren, wo fie es erzeygt, es fer bei fremden oder 
bei jm: dan er gedenkt, fie erzeyg ſich gleichfalls ge— 
gen andern fo freundlich, wie gegen jm. 

Man findet oft leut, denen die köſtliche trachten 
nicht meh ſchmacken, vnd darfür an jchlechter und gro= 
ber koſt jren luft büſen: Alſo haben manche feine 
ebrliche Weiber, und hengen jich doch darneben an loſe 
Schlumpen: Denfelbigen gebet alsdan auch wie denen, 
die einer ſpeis vnd jrer verordnung gewont, vnd dar— 
bei gefund geweſen: darnach inn folcher foft und Diät 
eine plözliche änderung fürnemmen: dan Difelbige treis 
ben es gejunder geftalt darnach nicht jo lang, als 
fang ſie jr gewonheyt haben zu meiden angefangen. 

Euripides : Eim Ehman fint Weib ond Kind ein 
weites Neich genug. 

Eben difer Scribent meldet, das ein Meib, welches 
ſanft gelinde wort prauchet, am allermeyſten zu förch— 
ten ſeie. Aber Hippothous löfer Difes fein auf, ſpre— 
chend: Der betrug deren, Die vns lieben, yringet vns 
auch fräud vnd luft. 

Die Syartaner betten treierley trafen auf Weiber: 
nemmen geordenet. Die erite dem, der fein Weib nam: 
Die ander dem, der da ſpat freiet: Die lezte und ſchwä— 
reft dem, der ein böß Weib name. 

Der Siben Weifen einer, Pittacus, fragt einen, 
warumb er fein Weib näme: als jm nun derfelb ants 
wortet, darumb, Das man im fprüchwort jagt: 

Nimm ich ein ſchöne, fo wird fie gemeyn, 
Nimm ich cin heßliche, fo fchlaf ich alleyn, 
Vnd wird mir jr Beyiclaf 
Nur zur pein vnd Reuſtraf. 


493 


Darauf fagt der Weis Man: Keinswegs lieber 
freund, fonder fehr es vmb, 

Nimmt ein ſchön, wirds dir fein ſtraf noch pein 

Nimmft ein heßliche, fo wird fie dir nit gmeyn. 

Alſo fchlafft nimmer allein. 

Die nicht auf erbarfeyt des gemüts, fonder allein 
auf ein Elein flecklin am angeftcht ſehen, die küſſen die 
Roſen und riechen nicht dran. Dan jener jchreibt recht : 

Was nutzt die hüpſch vnd vberfchönet 
Wann ſie die vnfrombkeyt verhönet? 
Waiſt nicht, das die ſchön lieblich geſtalt 

Mit frombkeyt einen krieg ſtäts halt? 
Vnd das zugleich ſchön vnd fromm 
Selten zuſammen komm? 

Vnd das man ſchwärlich bewar vnd halt 

Darnach vil ſtelln, vnd welchs viln gfalt. 


Oder wie ein ander Sprüchwort laut: Schön leut 

haben vil ankrähens, vnd 
Schön leut ſint leicht erbittlich 
Dan Hofart macht fie kitzlich. 
Auch praucht einer diſe gleichnus: 
Wie an eim Bild iſt kein meh gnad 
Wann man den kopf abgſchlagen hat, 
Alſo wo nicht iſt zucht vnd ehr 
Da iſt keyne lieblichkeyt mehr. 

Es hett zu Athen eine beſchreyte gemeyne Dirn, 
die Löwin genant, zwen Manliche und ſtattliche Junge 
Bulen, die hilten oft inn jrem beiwäſen gefärliche 
rhatſchläg, wie ſie den Tyrannen jres Vaterlands Athen 
möchten aufreiben; als jnen nun das Wagſtück nicht 
angangen, hat der Tyrann die Löwin gefangen, vnd 
ſie auf das jämerlichſt biß auf den Tod gefoltert vnd 
gemartert, von jren die anſchläg der Verräterey zu 


494 


erfaren: aber ehe fie etwas bat mwöllen offenbaren, eh 
bat fie den Tod darob beftanden: Ja ift auch zu jrer 
treubergigen verſchwigenheyt und verſchwigener treuber- 
tzigkeyt alſo Löwenmütig und kün geweſen, das ſie 
die Zung im Mund zu ſtücken zerbiſſen, vnd ſie dem 
Tyrannen inn das angeſicht geſpien hat. Als nun 
nachgehends, da die ſtatt gefreiet war, die Gemeyn den 
beyden Jünglingen zu gedächtnus jres gewagten le— 
bens zu heyl des Vatterlands ein bild aufrichteten, 
hat ſie auch diſer Frauen vngläubliche verſchwigenheyt 
nicht wöllen vergeßlich laſen abgehen: dieweil es aber 
ſchimpflich geſtanden were, wann man eine gemeyne 
Metz vorbildlich hette ſollen aufſtellen, ſo haben ſie zu 
glimpflicher verehrung, nach jrem Namen aus Erz eine 
Löwin, die keyn zung hatte, laſen giſen, vnd zu ſtä— 
tem Rum jrer Zungmäßigung an offenem plaz auf— 
geſtellet. 

So ſolche Tugend der Redgehaltſamkeyt einer ge— 
meynen ehrverſchreyten Frauen alſo ehrlich vnd rüm— 
lich iſt angeſtanden: wie vil herlicher ond ſcheinbarli— 
cher wird es dan euch Ehlichen vnd ehrlichen Frauen, 
die ſich dem Man zu aller Tugend verlobt haben, an- 
fteben, jo jr nicht kr leibSgefärlichfeyten (darvor euch 
Gott bebüte), ſondern alleyn inn verſchweigung täge- 
licher euch vertrauter heymlichkeyt, und mit ftilljchmei- 
gen zu des Mans weis und geheys, euch Tugendlich 
ond ebrengemäs verhalten? D wie vil rube fönnten 
jr euch, euerem Ehvogt, For dem gangen Hausgeſind 
darmit fchaffen ? 

Weil ſchweigen felten hat geſchadet, 

Aber ſchwetzen vil vbel gerabtet. 
Vnd ihweigen grofen Frig oft ftillet 
Da fhwegen alle ding zerwälet. 


495 


Auch wie viler ſpeywort weren jr vberhaben, Die 
man jonft euerer ungehaltfamen zung halben ausftreyet, 
das man Spricht: Ir Habt Natergift auf der Zungen, 
zmwenfchneidend ſchwerter zwifchen den zänen, gall auf 
den läfzen, Schlangenfchwäng inn der Naſen, Scor— 
pionftich inn der Red, Baitlifcenplif inn den augen: 
Vnd Des man jagt: 

Dan hab nie feyn flumm Frau gefunden 

Wie nie feyn ſtummen vntern Dunven. 
Vnd, man flag fie drumb auf die fchaid 
Das eim jr ſchwerd nichts thu zu leyd. 

Solcher böfen nachred möchten jr mol vberhaben 

fein, wann jr den fchönen ſpruch bedächten : 
Berihwigen fein, 
Das iſt alleyn, 
Den frommen gmeyn: 
Darumb wer fromb will fein geacht 
Derfelb nah Stillſchwigenheyt tracht. 

Sp ift auch, wie die Poeten Elugjinnig Dichten, der 
Verſchwigenheyt ſchweſter die Schamhaftigkeyt, Daher 
man ſie mit verdeckten augen zu der Verſchwigenheyt 
gemalet hat. So dan zucht vnd ſcham die Weibsbil— 
der wol ziret, wie ſolt jnen nit auch das Stillſchwei— 
gen eine groſe ehr ſein? 

Diweil man aus Verſchwigenheyt 

Erkennet vie Schamhaftigkeyt. 

Vnter anderen ſtrafen, welche nach der Voeten ſinn— 
reicher meynung inn der Höllen ſint, ſoll auch diſe 
eine ſein, das diejenigen, ſo bei Häuslichen Weibern 
bie nicht wol gehaußt haben, dort müſen zu armſeli— 
gen Seyleren, die nacht und tag arbepten werden: 
‚welche Doch an aller jrer mühe nicht mehr gewinnen, 
dan Das alles jr Sail, welches fie aus friſchem zä— 


496 


bem Baſt on aufhör flechten und winden, eine diftel- 
fräjige Eielin, die binder jnen flehet, ſtäts wmerfättli- 
chermeis auffriſſet. 

Damit jte haben zu verſtehen geben wöllen, wie es 
bie inn diſer Welt inn vilen Haushaltungen zugehet: 
Nämlich, Das wann die Männer ſchon bäuslich, ge— 
ſchickt, arbestiam, karg vnd ſparſam fint: manchsmals 
doch die prächtige, mildreiche, köſtliche, faule, träge 
vnd nichtswürdige Weiber ſolchen erarbeyteten, erkarg— 
ten, geſparten vorrhat vnd ſchweys liderlich verprau— 
chen, verthun, abtragen, oder inn ſonſt vnnütze weg 
verwenden vnd verſchwenden. 

So jnen doch vilmehr gebürete, zu thun wie die 
Hennen, die nicht jedesmals alles, was der San für 
ſpeis auficharret, verfchluefen, jondern jm auch zu zei— 
ten fein theyl ſpeis vnd aufenthaltung pleiben laſen, 
vnd alſo den Hanen nicht obertreiben. 

Hinwiderumb aber haben gedachte Poeten auch dem 
Weib, welches bei eim Häuslichen Man fick nicht 
Hauslich erzeygt, auch feine ftrafe gefunden, nämlich 
das ſie dort on vnterlas das ſpinnwerck vnd weben, 
welches ſie bie gebagt, treiben mus, vnd gleichwol 
darbei nichts vorpringen, dieweil alles, was jte bei 
tag erfpunnen vnd erwebet hat, bei nacht Die Mäus 
gernagen vnd verzeren. 

Damit ſie auch haben zu verſtehen geben wollen, 
wie billich die vnhäusliche Männer, welche nit gut 
garn, wie man ſagt, hie haben ſpinnen wöllen, jr 
Seylträhen inn der Höllen treiben: Dazu fie dan alle 
zeit dis Klaglidlin fingen müfen: 

Ah, das nicht hie all Ehleut fint 
Vnd sehen vns hie träben, 
Sie würden fih beferen gſchwind 


n 


497 


Wann fie ons nur anfehen, 
Das wir bie trähen tag vnd nadt, 
Vnd mögen doch nichts gwinnen, 
Welchs der faul fräfig Eſel madt 
So frißt, was wir lang fpinnen: 
Da wird ein jedes bey jm fagen: 
O arbeyt on all ſcheu, 

Weil did Gott hat zu eim getragen 
Welchs Häuslich ift vnd freu: 
Dan wann du ſolt vnhäuslich ſein 
Vnd dein gſpan ſolt wol hauſen, 

So müſt dort ewig leiden pein 
Von Eſeln oder Mauſen. 

Sonſt bedeit auch dis gedicht mit dem Seylfräſigen 
Eſel diejenigen, welche den Huren anhengen, vnd ſie 
verzeren laſen, was zu beſſerem prauch ſolt angewen— 
det werden. 

Die, was fie inns Haus ſolten ſpinnen 
Anderen zu verthun gewinnen. 


Es gehet allen ledigen Mans- und Weibsperfonen, 
wann ſie zu etwas erwachſſenem alter kommen, wie 
dem Hereule, welcher, als er feine Manliche Jar er— 
reycht hatte, auf eine Wegſcheyd Fame, allda jne zwo 
rauen antrafen, deren die eine gar prächtig und mü— 
fig, Wolluft genant: die andere erbares wandels, Ar- 
beyt geheyſen, ware, welcher jed eine auf jren weg 
zu bereden gedachte. 

Dan wer ift der, welcher nit, jo er nun zu ver- 
ftäandigen Jaren kommen, mit diſen gedanken vmb— 
gange, wie er fein leben forthin vollfüren wölle: da 
jm dan alsbald zwen weg fürfommen, entweder jich 
auf muͤſiggang, faulfeyt, kurzweil vnd Hudelmans le— 
ben zu legen, oder wie Tugendhaften leuten gezimmet, 
mit ehren, müh ond arbeyt ſich auszupringen. 

=: 32 


498 


tun merfet ein jeder wol, das im Chlichen ftand 
mühſeligkeyt, trübfal, angſt, ſorg vollauf ift, darumb 
bedunket jne derſelbige weg zu dornig, gähbirgig vnd 
zu rauch ſein, wirde derhalben ſich gänzlich eh auf 
die ebene, luſtige waid vnd Plumreiche ſtraſen des 
vnehlichen vnverfangenen flands begeben: wann er 
nicht das ende vnd Dem zweck eines jeden wegs er- 
wigte, das nämlich zu oberft am gipfel des Arbeyt— 
gebirgs oder der Terra von Labore, Die Ewig Ehr, 
Rhu ond Seligkeyt beitünde, welche den arbeytſamen, 
ſtandhaften, vnerſchrockenen, aufſteigenden kämpfer vnd 
klemmer mit ſeinem Rumreyzenden plick on vnterlas 
alſo lang ermanet, erfriſchet vnd erquicket, biß ſie jne 
inn die arm der ewigen ergezlichkeyt vnd herlichkeyt 
endlich vmbfange. 

Hinwiderumb aber bedächte, das des andern vntu— 
gendlichen, müſigen, wolluſtbaren wegs end vnd be— 
ſchluß die Schand, ſchmach, ja der Tod ſelbs vnd 
die ewige vergeſſenheyt were. 

Derhalben alle Diejenigen für aberwitzige, vnbedacht— 
ſame, faule, zarte, kleynmütige, beſchwärliche vnd vn— 
nüße leut ſind zu achten, welche keyne andere vrſach 
jves enthaltens von der Eh haben, dan das ſie Die 
mühſeligkeyt, arbeyt und das Frenzjcheuen, welche Doch 
ware vbungen der Thugend, vnd die ban zu ewiger 
ehr und berlichfegt ſint. 

Darumd auch weder ein ehrlicher, aufrechter Eh— 
man, oder eine veritändige Ehfrau, nocy eine ledige 
perion, Die inn Die Eh gedendet, jich Die mancherley 
mutwillige fprüchlin, ſpeywort, fpottreden, oder der 
Eofchänder meynung darvon foll abjchreden lafen. 

Als wann fie kommen vnd jagen: Wer ſich ver— 
heuraht, fei nicht mehr frei. Wer mol leben will, 


499 

ond wel pleiben, der geh müſig, wann. andere weiben, 
Es ſei bejjer, Ehrlos vnd Ehlos fein als Ehlich, dan 
dem Ehrloſen ſchads nicht weiter, dan das er nicht 
mit ämptern beſchwärt wird, vber andere zu herſchen 
vnd zu gebieten: aber die jo Weiber nemmen, ſeien 
jrer ſelbs nicht mehr mächtig, vnd müſen fich vor 
fremden vnd ſchwächern ducken vnd ſchmucken. Zwen 
guter tag ſeien inn der Ehe, ond nicht meh, der ein 
die Hochzeit, der ander, wann das Weib ſtirbt. 

Item beſſer ſei, das Weib zu vergraben, weder nem— 
men vnd haben. Wer ein Frau will nemmen, der 
hat ein gut fürnemmen, thut er aber ein Traur be— 
kommen, ſo hat ers jm ſelbs erwölt vnd gnommen. 
Die Narung ſei wie gering ſie wöll, erhalt ſie doch 
wol ein eynigen leib. Es ſei nicht gering ein recht- 
ichaffen Weib zu befommen. Wer fürbat, ein Weib 
zu nemmen, den mus die Neu ankommen. 

Item Weiber nemmen fiogt einen mie die Peſtilenz 
an, aber dis ift das ärgſte dran, Das ſie einen nicht 
tödet gleich, jondern macht zur lebenden todenleich. 
Das Alter und das Weiben ſint gleiche ding, wir be= 
gerens beydes, und wann wird haben erleydets. Ein 
Meibsbild ändert gleich jr gemüt Lie erft nacht, wann 
jie verliert Die Jungfraufchaft. 

Desgleihen das ſolche Ehverächter und Heurhats— 
ächter auch weiſer ond gelehrter leut zeugnus einfü- 
ven: Als das Thales, da jn feine Mutter inn Man- 
barem alter ermant, ein Weib zu nemmen, geantwort 
bab: Es wer noch nicht zeit. Da fie jn nun ermant, 
als er älter ward, gejagt hab, es mer ober Die zeit. 
Desgleichen das Eurirides fingt: Die Ehen feien nur 
zu- errhaten, vnd wem jte geraten, der jei jelig: aber 
der Sei feliger, der nie feyn Weib name, 


506 


Item, das derſelb Spildichter Euripides (welcher Die 
Meiber nur auf dem Spilplag anfeindet, aber mie 
feine vil Finder anzeigten, im bett nahend befreundet) 
aefagt bat: Er fünn den Weibern nit feind genug 
fein, weil jte jrer bosheyt Feyn end machen: darumb 
foll man fte eintweder leren fromb werden, oder jn 
jte allzeit baffen lafen. Deögleichen das er anderswo 
jagt: Er haſſe das ganz Weiblich gefchlecht, auferhalh 
feiner Muter. Er wünſche böje Weiber feinen feinden. 
An Meibern fei feyn ehr zu erjagen. 

Item: Ein Weib das gelind gefchliffen Wort geb, 
jet am allermeyften zu fürchten. Alte Weiber leben 
nur böfer Wort halben. Wann ein Weib fterb, ſey 
ein zank minder auf Erden. Weiber jeien all ober 
einen leyſt gefpannet, vnd verthädiger all einander, 
ond welchs das vungereimteft, To beichügen die from— 
men die Böſen. Wann ein Weib geboren wird, fol- 
ten die Männer wennen. Für böfe Weiber feie keyn 
befier Arzeney weder der Tod. Wer ein bös Weib 
gewinnt, ijt ober Herculis ſtärk. Wann man ein Weib 
Weib fchilt, To fei fie genug geicholten. 

Ferner verhetzen fie Die Männer auch mit diſen Wor— 
ten: Ein Frau faufe jr mit jrm eignen gut einen 
Leibsherrn, der jr gebiete wie er will. Weiber fpin- 
nen aus wenig banf ein grofen faden, vnd aus eim 
ichädlin ein fchaden. Wann eine gen Simmel ficht, 
bab fie ein lugen erdicht. Weiber feien von Natur 
zu dem verachten geneygt. Wer eim Weib glaubt, ſei 
feiner finn beraubt. Es ſei gefärlicher, ein alts Weib 
zu erzörnen, weder einen Hund. Das etliche Männer 
bös find, das jaugen fie von den Weibern. 

Item, es fer fein Man, er hab ein Wolfszan, der 
beifie fich ftäts mit des Weibs Hundszan. Dies ey— 


501 


nige feie dem Weib zu glauben, das jr wee fey ge- 
weien: wann fie geftorben it. Wer ein Weib nimmt, 
der faßt feur inn buſen. Ein Plinder ſey derhalb 
glückhaft, das er keyn Weib jihet, aber vil glückhafter 
ein tauber Man, ver feyns höret. Eintweder jolten 
die Männer taub fein, oder die Weiber ftumm, fo 
wer die Welt on zanf vnd frumb. Weibern, Kindern 
vnd alten fei nicht wol zu dienen, dan ſie vergeſſen 
der wolthat bald. 

Item: das ſie höniſch sprechen: Narr nimm. ein 
Meib, jo Hat dein fräud ein end. Nimm ein Weib 
ond if darvon. Wer ein Weib nimmt, hat feine beſte 
tag gehabt: Hochzeit kurze fräud, langer vnluft. Inn 
ein Haus gehöret vil. ar. 

Vnd wer Fan alle diſe ſpottwort zu jchmach des 
Ehlichen ſtands erdacht, erzehlen? Aber wie vorgedacht, 
keyn verftändiger wird ſich ſolche Heydniſche Ehſchän— 
dung von dem Heyligen beruf vnd Göttlicher veror— 
denung laſen abſchrecken. Sonder vilmehr erwigen, 
was andere gelehrtere Heyden, die näher das Götlich 
Liecht der Natur erfolget, haben zu ermanung der Eh 
geſchriben. 

Als das nämlich Muſonius beweißt, das der Eh— 
ſtand zu vbung der Weisheyt vnd Tugend nit hinder— 
lich ſeie, dieweil auch die alteſten vnd weiſeſten Phi— 
loſophi, Pythagoras, Socrates vnd Crates inn der Eh 
gelebt haben. Ja Crates, wiewol er weder Haus noch 
Hof, noch Hausraht hatte, doch ein Weib genommen, 
vnd vnter eim offentlichen gewelb vnd ſchwebbogen 
gewont habe: wie vilmehr ſollen es dan andere, die 
beſſere gelegenheyt wiſſen, die Eh nicht verſchmehen? 

Sonderlich dieweil nichts alſo natürlich iſt als heu— 
rhaten. Dan warumb wolt ſonſt der Werkmeyſter des 


502 


Menſchen jn anfänglich gleichfam inn zueeverley abge: 
theylt, vnd mit zweyerley geburtglider Mänlich vnd 
Weiblich begabt. Darzu inn beyden eine häftige be— 
gird gegen einander eingepflanzet haben? Dan das 
ſein will geweßt, das beydes Geſchlecht einander ſoll 
beiwonen, yon gemeyner band ein leben anrichten: 
einander helfen vnd rahten, vnd Kinder ziben, das 
Menichlich geichlecht zu erhalten. 

Die Menfchliche anmut vergleichet jich einer Bienen, 
welche alleyn nicht leben mag, sonder ftirbet, jobald 
fie alleyn tft, darumb fuchet ſie ftäts ein gemeynſchafft, 
da fie inn gemeyn werde, trage vnd arbeyte, und nicht 
alfeyn für ſich, fondern auch andere forge. Waraus 
bejtebt aber Die gemeynſchaft anders, als aus vilen 
geichlechten vnd Haushaltungen? der gejchlecht anfang 
aber jind ja die beurabt: derhalben wer dem Menjchen 
die Eh entzihet, der tilget auch Die gefchlecht aus, Ja 
die ftatt, Die Gemeyn, das ganz Menjchlich gejchlecht, 
alle freundliche zufammenmwonung, einmütige vereini= 
gung, Nachbarlichen willen, DVätterliche fürforg, Mü— 
terliche berzlichfegt, Kindliche anmut, Gejchwifterliche 
liebe, Schwägerliche verwandfchaft, Häusliche Treu, 
gefellige Fundichaft, Tiebliche einigfeyt, und das einhäl- 
lig Regiment diſer Welt. Dan wo ift ein ordenlichs 
leben on die Eh? 

Wie Die Bienen des Menjchen halben gefchaffen jint, 
Alfo der Man vnd das Weib gemeyner geſelligkeyt 
vnd erhaltung der Gemeynd halben. Wie die Bienen 
nit alfeyn Sunge zeugen, ſonder auch die Waben md 
das Most, desgleichen auch das Wachs ypringen: Alfo 
zilen vil Ehleut nicht alleyn finder, ſondern bemüben 
fich auch etwas guts zufammen zu tragen,‘ welches 


503 
nicht alleyn zu erhaltung jrer gejelligen beimonung, 
jondern der ganzen Gemeynd diene. 

Wie Die jungen Bienen gleich mit an Die gemein- 
ſchaft vnd arbeyt anftehn müfen: Alſo zihen rechte 
Ehleut gleich jre Kinder an zu Ehlicher ——— 
das die Gemeyn daraus erbauet werde. 

Wie die Bienen keyne faule Hummelen vnter ſich 
leiden, Alſo inn einer Haushaltung mus es alles ernit- 
baft zugehn. 

Schi, wie fen vns auch die Bienen die Häusliche 
zufammenmwonung mit jrem Grempel meifen, vnd vns 
vnſerer vnfreundlichkeyt gleichſam erinnern vnd firafen. 
Sonderlich aber ſoll das Weiblich geſchlecht, zu wel— 
chen dan von Natur die Bienen eine anmut pflegen 
zu tragen, vnd jm deshalben inn Maierhäuſern der 
Bienen gewarſame verwaltung vertrauet wird, ſich an 
jrem ernſt ſpigelen, das eine Frau gleichſam eine Kö— 
nigin im Imenkorb jres hauſes ſeie, welche mit an— 
ordenung aller arbeyt, fürſorg der ſpeis, vnd auſſen— 
dung des geſinds an die arbeyt, den Imenkorbkönig 
anmaſe. 

Das auch keyn geſchlecht, gemeynd oder ſtatt al— 
lain auf den Mannen on anhang des Weibs beſtehen— 
könne, erweiſet gleichsfalls die Natur. Dan wo iſt 
ein geſell dem anderen, ein bruder ſeim bruder, oder 
ein Son ſeinen Eltern ſo anmütig vnd angenem, als 
ein Ehverſipte ſeinem Ehgeliebten? Wo iſt ein ſolchs 
verlangen je eines nach dem andern, als wann eins 
der Ehleut das ander ein weil mus meiden? Welches 
gegenwärtigkeyt iſt ſo bequem, die traurigkeyt hinzu 
nemmen, oder die fräud zu mehren, oder den ſchmer— 
tzen zu linderen? Welchen ſolten auch alle ding mehr 


‚904 


gemesn jein, dan dem Man und Weib, die leib, jele 
und gut mit einander gemeyn haben? 

Pater und Muter Fönnen jnen nicht gröfer lieb 
von jren Eltern wünjchen, weder die vertrauete Ch- 
leut gegen einander erweifen. Ja es erjcheint aus den 
Hyſtorien, wie vil gröfer des Meibs liebe gegen dem 
Man, weder der Kinder gegen den Elteren feie. Als 
dem König Admeto inn Theſſalien von den Göttern 
gegönt ward, Das er zweyer Menjchen alter erleben 
möcht, wann er einen aus der freundichaft ftellet, der 
an feiner ftatt ftürbe: da haben feine Eltern, ob ſie 
mol ganz verlebt waren, für jn zu fterben fich ge= 
weygert: Aber feine Ehwürtin Alcefta, Die noch ganz 
Jung ware, war willig vnd geneygt, für jren Dan 
jtch inn Tod zu begeben. 

Hinwiderumb Iifet man auch gleiche treu, eynes 
Mans gegen dem Weib: dan der Rhatweis Iyberius 
Grachus zu Nom ermüfchet anf eyn zeit inn feim 
Haus zwo fchlangen, eyn Mänlin und Weiblin: da 
fragt er die Marfager, was das Wunder bedeit; Die 
antworten: Er oder fein Weib müfte fterben, jchluge 
er das Meiblin zu tod, jo wer e8 fein Weib, wo 
aber das Mänlin, jo müfte er dran. Da wolt Tybes 
rius lieber fterben, vnd life inn feim angeficht ſich 
ſelbs von der Schlangen vmbbringen. 

Als die Theſſaliſche Fürſtin Laodamia erfure, das 
je Ehman Proteſilaus vor Iroia erſchlagen ward, hat 
jie inn grofer traurigfegt begert, Das je nur zu et= 
was troſts jre® Herrn Geyſt ſehen möchte: als jr 
nun folch8 begegnet, vnd fie denjelben vmbfahen wöl— 
len, bat fie ob dem Geyſt den Geyſt aufgeben. 

Die Frau Julia, als jr jres Chgemald Pompej 
fleyd, vom Opfern mit Blut befprengt, heym geſchickt 


505 


ward, meynt ſie nit anders, Dan er wer tod, und ftarb 
gleich darob inn der Onmacht. 

Die Königin inn Garien hat vor lieb jtät3 ab jres 
geftorbenen Mans äfchen getrunden. Etliche Sparta= 
nijche Weiber haben durch verwechjlelung der kleyder 
jre Männer aus gefünglicher todsgefärlicher verſtri— 
fung gefüret. 

Die Königin Hipfieratea vnd Die Römerin Sulpi- 
tia jint jren Männern inn Manskleydern im Ellend 
nachgezogen. Eine Königin aus Gngelland hat jrem 
Gemal, der mit eym giftigen pfeil geichoflen war, vnd 
anderer geftalt nicht genefen font, das gift aus den 
wunden gejogen. Sind diſes nicht herliche Tugenden, 
die inn der Ehe berfürfcheinen: Inn welchem ftand 
koönnen ſchönere erzeygung der Weißheyt jeyn? 

Sit nicht Difer eyner ftatt, der freundichaft, oder 
eyner gemeyn fürträglicher, der das Hausgejind regi- 
vet, Kinder zeugt, vnd feine jtatt fördert, Dan der, jo 
eyn eynlitzig leben füret? weil das Hausgeſind eynes 
onverehlichten inn der mwarhent nur Eynhändig, eynes 
bemweibten aber ganz und volfommen iſt: fintemal et— 
was fürnems nicht fan erfant werden, es habe dan 
eynen fürnemmen oder oberen, vnd eynen minderen 
oder nideren. 

Eyn rechtes ordenliches leben zu füren, hat der 
Menjch zwey ftuf vonnöten: gleiches guten willeng, 
und der bülf der Blutfreund. Nichts ift aber, das 
mit dem anderen jo heftig mitleiden trägt, als das 
Meib, und nichts jo nahend gefreundet, als die Kind. 
Diſes bendes bringt die Eh: warumb jolt fie vns 
dan nit das allernuzlichit fein ? 

Nichts hat der Ehe jo egnen böfen ruf, vnd eyne 
beſchwarlichkeyt darein gbracht, ald dag, das man die 


06 


Ch nicht hat zur veregnigung vnd zufammenfügung 
gleicher eynmütiger bergen gepraucht, fondern entmeder 
zu eyner gewaltfamer zufammenfupplung eyns pars, 
da keyns des andern fund war, oder das eyn par 
aus vnbedacht und verplendung ploſer feböne, oder 
aus verleferung des grofen Seurahtguts, oder verlo- 
fung prünftiger begird: oder verreyzung vnd böſem 
raht ſint zufummen geloffen. Man foll aber, wie 
das Sprüchwort lautet: 

Bon vn’erer gepreglichkegt wegen 

Der fach keyn Tafter nicht zulegen. ' 

Ein Weib, wiewol es ſich nicht vil bekömmern folf, 
wie es auswendig zugange, doch den Mann mit Re— 
den zu ergetzen, vnd jm orſach zum geſpräch zu geben, 
mag ſie jn zu zeiten fragen, was er auſſerhalb gehört 
und geſehen babe, doch ſolches alles on fürwiz: Hin— 
widerumb aber ſoll ſie jm erzehlen, wie es inn der 
Haushaltung zugange. 

Eyn Hirt wird nicht lang Hirt vber das Viech 
pleiben, wann er die Herd abgehn, vnd ſich nicht 
mehren liſe. Alſo wirde nicht lang eyn Oberkeyt vnd 
ſtatt beſtehn, wann nicht die Vnterthanen durch Eh— 
liche mehrung ſtätt vnd Land beſezten. Darumb eyner 
Oberkeyt auch gezimmt, auf ſolche ſach gut achtung 
zu geben. 

Der inn der Ehe kinder zeuget, iſt nicht alleyn 
nuz, vnd beſchirmt ſein Vatterland bei leben, ſondern 
auch im Tod durch ſeine ſöne: ond iſt eyn ſonderer 
troſt, das man Die ewig erhaltung der Natur fürdert, 
vnd mit verlafung der Kinder und Findsfinder, Gott 
an jeine ftatt allzeit Diener vnd verehrer hinderlaft, 
ond fchafft, Das je eyns dem andern das leben, wie 
ein ftät brinnend licht mittheylet. 


307 


Andere freundichaften , geielfchaften, fundichaften, 
end gute nengungen fint gleich dem vilerley vnterevn- 
ander vermijchten getreyd: aber Die mifchung des Mans 
und Weibs, melche ganz durchaus gejchicht, ift wie 
Des Weins mit dem Waſſer: dan da fint Ba die 
güter, Finder, Sel ond leib. 

Die Ehlih Tieb ift auch der vrfach halb Die gröft, 
Das andere freundjchaften ich bigmweilen auch anderswo 
binneygen: In der Ehe aber wird alleyn auf den 
eynigen willen des Ehegenoſſen gejeben. Cintemal 
auch die Eltern gern zulafen, ja fie jegen jren Toch— 
termännern vnd Sonsfrauen dis eynig Zil für, Das 
te fleiß anfehren, jren Ehvertrauten zu gefallen, vnd 
jnen alle mögliche willfärigfeyt zu erzeygen. 

Sfeicherweiß wie eyner, Der nur eyn hand hat, trach— 
tet, wie er noch eyne befomme: oder wie eyn eynfü— 
jiger fich bemühet, wo er noch eynen fus erlange, vnd 
eynen bebülf zu jich fuche, Des färtiger fort zu kom— 
men. Alſo fuchet eyn verftändiger, Der feinen mangel 
vnd vngenugſamkeyt erfennet, eyn gehülfin: vnd wann 
ers erlanget, iſt er vmb vil vortheylhaftiger als eyn 
lediger. Dan die Ehe hat anftatt zweyer, vier augen, 
vnd anftatt zweyer händ, noch jo vil andere: wann 
fie dan Diefelben eynander bieten, thun ſie alle arbeyt 
des leichter: wird wann ſchon Das eyn müd wird, jo 
vertritt eS Das ander, ond machts aus. Hieraus ficht 
man, wie das Eehlicy band, welchs anftat eynes glids 
aus zweyen zufammen wächjjet, alles vil leichter als 
Eynſame vnd vngeparte perfonen Fan verrichten. 

Darumb wer da mesnt, Das leben werd Durch Die 
verehlichung bejchwärt, bat keyn ander rechnung, dan 
wan der Einfüftg nicht mehr füß an ſich nemmen 
wolt, wann er eyn ferren weg geben jolt: jo er doch 


08 


wüßt, Das er noch eynen an fich ziben möchte, der 
jm zur Not diente. Oder wann eyner, der mehr band 
bett, lagen wolt, jte binderten jne inn der arbent, fo 
er doch etliche möcht feiren lafen. 

Jemehr eyner ſich der Sausforg will entjchlagen, 
fo vilmebr bedarf er eyne Sausverwäferin, Die jn der 
Hausgeſchäft vnd jorg vberbebe, Damit er an notwen- 
Digerm nicht gehindert werde. Vnd fonderlich eyner, 
der eyne groje verwaltung hatt, der mus ſtäts an- 
heyms eyne Daushalterin haben, auf Das er auswen— 
Dig des gerubiger könne handelen vnd wandelen, oder 
auch etwas freier leben vnd vmbſpaciren. 

Melche die Ehleut dem Biber vergleichen, thun es 
on zweifel Difer vrfach halben: Dieweil daſſelb Thier 
halb Vieh und halb Fiſch ift, beydes zu waſſer vnd 
zu land lebig, beydes mit pfaten fornen vnd mit gäns— 
füfen binden verwart, vnd zu laufen vnd ſchwimmen 
gerüft: das alſo auch eyn par Ehevolf, wiewol es 
inn vngleiche gejtalt getheylt iſt, fich Doch eynen leib 
achten ſolle, welcher wol vnterfchidene ämpter prau— 
chet, die Doch zu unterhaltung eynes leibs dienen: Als 
wann das vordertheyl, der Man, die Narung des Lands 
fuchet, das ift, aufferbalb des Hauſes wirbt und han— 
delt: das ander theyl im Waſſer fich bebülfet, das ift, 
des Hauſes wartet, gefchicht folches alles gleichwol zu 
dienſt eynem leib. 

Der lang Bauch aber am Biber (dan der bauch 
iſt das gröft an jm) bedeitet die Haushaltung, da— 
rein vil gehöret, vnd darein man ſtäts vil zu beyder 
Ehgatten aufenthaltung tragen mus. 

Wie der Biber eyn feuchttrocken leben füret, alſo 
gehets zu zeiten auch den Ehleuten wol vnd ruhig, 


509 


zu zeiten rauch und trübe: gehet jn alſo trüblauter 
vnd lautertrüb. 

Die Ehleut follen auch von den Bibern lehrnen, das 

Vnvertroſſen vnd allgemad 
Werden verricht die ſchwärſten ſach. 

Dan die Biber laſſen ſich die müh nicht verdrieſen, 
das ſie etlich Nächt nacheynander eynes dicken baums 
halben auszihen, biß ſie jne allgemach vmbhauen vnd 
niderfällen: Alſo ſollen die Ehleut ernſthaft mit ar— 
beyten anhalten, ſo mögen ſie etwas erhalten, vnd 
was nicht geſchicht inn der eil, das geſchicht doch mit 
der weil. 

Das Geſind, die knecht vnd Mägd, welche man 
inn der Haußhaltung praucht, werden bedeitet durch 
die fremde Biber, die aus eym andern gebiet anderswo 
her verloffen ſind, dan ſolche prauchen die Biber, ſo 
vmb eyn Waſſer wonen, zur wunderlichen Boſſelarbeyt, 
wenden jn auf den Rucken, legen jm holz zwiſchen 
die beyn, und zihen jn bei dem ſchwanz wie eyn mas 
gen mit holz beladen heym, jre Näfter zu bauen: 
welche jie dan für das waſſer vnd den luft mit vilen 
gebinen machen: gleichwie auch die Ehleut jre Wo— 
nungen für Waffer und Wind verſehen. 

Die Föftliche Bibergeylin wollen wir nicht verglei= 
chen , fondern eynen jeden ſelbs appliciren lajen, die— 
weil allen wiſſend ift, wie nötig vnd viler vneynigfeyt 
veregnigerin das Mänlich Biberftuf inn der Eh feie. 
Sonft der Biber, welcher jm ſelbs aushauet, bebeitet 
einen Sausvater, der jm jelbs jchadet, vnd andern 
nichts nugt. 

Auch vnter den vngeheuren Thiren des Mörs, vor 
denen die Menfchen fcheuen, jpürt man Doch eyne 
feine ordenung der Ehlichen treu. Dan die Walfiſchin 


10 


trägt und ernehrt die Jungen erflich: wann fie aber 
etwas ermwachfien, und das Weiblin mit andern gebt, 
fo trägt fie das Mänlin allzeit im Maul, wann ſie 
ausjchwimmen. Daraus man lehren mag, wie Die 
ſorg der Kinder: unter Ehleuten joll abgetheylt wer— 
den: Nämlich Das man nit ftäts alle jorg vnd müh 
der Kinder auf dem Weib ſoll Ligen lafen, fondern 
e8 zu feiner zeit entjegen: Dan 

Dem Weib gzimmt gbären vnd faugen, 

Dem Man, das ziben, mehren vnd zeugen. 


Desgleichen ſihet man an Wallfifchen, wie eyn Man 
eyn ſchuzherr Des Weibs ond der Finder jein jolte. 
Dan wann die Walfiſch inn ftreit vnd auf Die beut 
ziehen, jo ziehet dag Mänlin voran, darnach die Söne, 
ond zu binderft dag Meiblin mit den Töchteren. 

Solche vergleibung der müh vnd treue ermedfet 
auch eyne jolche gleiche Tiebe gegen den Jungen, Das 
wann ftch der Jungen enns am Vfer im fand ver- 
jchiefet, Das es nicht von der ftätt kommen fan, jo 
nemmen die alten das maul voll waſſer, und fchiefen 
es jm alö eyn fluß entgegen, darmit jie es vom grund, 
darinn es behangen, ledigen. Inndes ſie aber jtch 
im ſtreit für die Jungen bemühen, werden ſie oft— 
mals durch geſchwindigkeyt der Fiſcher hindergangen, 
geſchoſſen, mit Anfern vnd hafen gehemmet vnd ge— 
fangen: allda man jnen dan jämerlich mit ächßten 
vnd beubelen Die Haut ober die Oren abziehet, vnd 
der treu lonet. 

Wiewol nun folche treu obel gerhatet, ſoll es Doch 
uns Menjchen, Die von Natur fürfichtiger fint, von 
beweifung Chlicher vnd Eindlicher treu nit abjchreden, 
jonder vilmeh inn betrachtung der nafürlichen vnge- 


511 


heuren ſcheuzlichkeyt diſer Ihir, vnd vnſerer angebor- 
ner anmütiger liblichkeyt darzu ermanen. 

Welche eyne Haushaltung eynem Schiff zu Mör 
vergleichen, die thun es warlich nicht onbedachtlich: 
Sintemal die Haushaltung nicht alleyn anſtös hat 
von Winden, das iſt, von mißgönſtigen neidiſchen leu— 
ten-, ond von wällen, das iſt von Armut ond dörf— 
tigkeyt, welche Das arme Ehſchiff Der Haushaltung 
arımjelig hin vnd wider zerftofen: fjondern wird auch 
angefochten von Mörwundern und Walftichen, Das ift, 
von den Laftern und Ehteufelen, welche inn dem Mör, 
das ift, der Welt bie herſchen: Als von Gifer, vney- 
nigkeyt, hader, unfall der Kinder, ungehorfam des ge— 
jinds, vnd anderer widerwärtigkeyt: 
dan Das jchreflich 'gros Mörmunder, der Sprügmall 
(jonft der Prieſter genant), das ift der vberfluß vnd 
die Wolluft, dan gleichwie derſelb Wallfiſch aus iei- 
nen zweyen Hören auf dem kopf jo lang baufenmeis 
wajler inn das Schiff ſprützt vnd giefet, biß ers er- 
jäufft: Alſo vberſchwämmt auch der Wolluftteufel aus 
den rören der geylheyt vnd des mutwilles Die Haus— 
haltung mit Salzwaſſer der geylheyt, frechest, ebbruch, 
pracht, ſtolz, verjchwendung, praſſen vnd fauffen, big 
er es zu fall pringet. 

Darumb, gleichwie man die Walfifch abwendet, wann 
man jnen läre fäſſer, darmit zu jpilen, vnd fich da— 
van zu vergeſſen fürwirffet: Alſo fol man allen vn— 
raht vnd was inn die Saushaltung nichts Dauget, 
darauß werfen, vnd es, wie man jagt, dem Teufel 
zum neuen Sar auffopferen. 

Zu gleichermeis auch, wie Die Walfiſch am meyſten 
Dies Ichiff anfechten, welches jich weit inn das tife 


512 


Mör binein waget, aber zu Difem, welchs ſich nabe 
bei dem Geftad haltet, nicht nahen fünnen: Alfo ha— 
ben keyne Saufbaltungen mehr anfechtung vom Eb- 
teufel, als die molvermögliche, reiche und prächtige, die 
fih inn vberfluß dermaſen vergefien vnd vertiefen, das 
fie inn allem mutwill ſich verwagen. Hinwiderumb 
aber jint keyne Saupbaltungen jicherer, weder die das 
mittel halten vnd inn der mäftgfeyt beſtehn pleiben. 

Diejenigen Philoſophi, welche Die Haußhaltungen 
den Sandelsichiffen, oder eyner Schiffart vergleichen 
(gleihwie auch inn unserer Ehriftlicher Philoſophia der 
Weis Salomon eyn Tugendfan Weib, darauf ſich 
jres Mans Herz verlajen darf, eyn Kaufmansichiff, 
das feine Narung von ferne pringet, nennet), die ha— 
ben defjelbigen nicht ongefüge vrfachen: Dann wie man 
zur Schiffart alle notturfft lang zuvor rüften und be 
tenten mus: alfo eb man ſich inn das Schiff der 
Haußhaltung begibet, gutes vnd fleigiges vorbedachts 
pflegen. 

Mie man, eb man einfiget, eyn gewiſſes ort vnd 
end fürnimmt, dahin man faren will, vnd gewifje wa— 
ren vorbat einzufaufen: Alſo foll man nicht auf ges 
rbatwol fich inn eyn Haußhaltung ftefen, und nicht 
wiſſen, wo aus wo an, jondern eyn gewiffen zweck 
fürbaben, wie vnd womit man jich ermehren will. 
Dan allweil man noch auff dem Land. ift, foll man 
rbat fihlagen : angefeben, das jo man mitten auf das 
Mör, das ift inn die Haußbaltung fommet, nicht wol 
on fpott und ſchaden Fan vmbkehren. 

Mie Die Vnfürſichtigkeyt des Patronen vber das 
Schiff nicht allen jm felbs , ſonder allen die im Schiff 
oder gemeyner jint, zu verterben gerabtet: Alfo ſcha— 
Det eyn Kausvatter, der liederlih zu feinen fachen 


513 
chut, nicht alleyn jm ſelbs, jonder pringet in ſchand 
ond jchaden alle Hausgenoſſen, Weib, find, gejind, 
freund, nachbarn, mitburger und eyn gantze gemeyn. 

Wie man von den Mörfarten ſprüchwortsweis jagt, 
das man dafelbs wol betten Iehrne, Alſo iſt es auch 
inn der Ehhaltung gefchaffen, Das Diefelbige gleichs- 
fall8 eyn rechts eiferiges Gebett ermedet, ja es gleich- 
fam heraußpreſſet, welches dan das beit gelübd vnd 
opffer ift, das man zu folchen gefärlichfegten thun Ean. 

Gleichwie fich die Schiffenden fräuen, wann ſie das 
fand vnd geftad erreychen: Alſo ergebt die Saufenden, 
wann ſie jr Vatterland vnd erblichen ſiz antreffen, 
nachdem fie villeicht gefchäft halben lang darvon jint 
aus geweſen. 

Auf denn Mör regirt alleun der Wind, inn der 
Haußhaltung Gott. Inn diſem Haußſchiff find Die 
Segel das Vertrauen auf Gottes gütig anwähen: 
Der Maſtbaum, daran die ſegel haften, iſt die Gött— 
liche Einſatzung der Ehe: Der Anker iſt die gläubige 
beſtändige Hofnung. Der Schiffzeug iſt der Haußrhat: 
Die Waren ſint alle hausliche vnterhaltung: Die 
Boßleut oder Schiffknecht das Haußgeſind: das Mör 
iſt die Welt, die Mörwellen ſint die mancherley hin— 
dernuſſen vnd anſtös, welche den Hausleuten, die ſich 
ehrlich begeren zu nehren, widerfaren. Das ab= vnd 
zulenden iſt das ab- vnd zulauffen: Das auß- und ein— 
laden iſt das ausgeben vnd einnemmen. Die Schiff— 
prüch ſint das verterben, ſo entweder aus verhengung 
des Winds Gottes, oder zur ſtraf des faulen böſen 
Segels des mißtrauens, oder aus liederlichkeyt geſche— 
hen: Daher kommt das ſprüchwort, das man ſagt, 
wann eyner vertirbt, er hab eyn Schiffpruch gelitten, 
oder ſei im ſchiff, oder hab böſen luft und Wind. 

X. 33 


14 


Die Senllenter am Maftbaum ift Das gut gemii- 
ien, das fänlin auf dem jegelbaum ift der troft Got- 
te8 , der Compaß jint die gebott Gottes. Das Steur- 
ruder ift der gehorſam: Das Heyligenbild, jo forn auf 
der ſpitz Des Schiffs ſteht, ift Die Forcht und ehr Got— 
te8. Der Vberlauff ift der Züchtige Wandel vnd Die 
Treu des geſinds. Die Mörräuber jint die Ehteufel 
vnd die Meidifche leut, Die fie wider diß Hauſſſchifflin 
verbeßen. 

Vnd inn fumma, wie die Injulen des Mörs, ja 
die halb Welt nicht bemont were, wann nicht Die 
Schiffart thäte? Alfo legen land vnd flätt öd, wann 
die Ehliche Haußhaltungen nicht weren. Vnd wie Das 
jchwimmen, dem der das Mör verfuchet, zur not wol 
befommet: Alſo befommet auch ehm inn der haus- 
haltung wol, wann eyner eyne redliche Eunft oder 
ſonſt gefchieflichfent begriffen bat, Darmit er fich bei 
freunden vnd feinden außreiſſe. Auch nicht onbillich 
vergleicht man die Haußhaltung der Schiffart, finte- 
mal je das erfie Haus, vnd die erfte haußhaltung 
inn vnd nach der Simdflut ift eyn Schiff vnd imn 
eym Schiff gemejen. 

Antiphon verwundert jich, wie jich etliche an dem 
Ehkreuz aljo ärgeren können, das ſie die Eh darumb 
ſchmähen: ſo man doch im Kämpfen Wettlauffen, 
Thurnieren, ſtechen ond allerley Ritterſpilen ſich die 
müh vnd müde, ſo darbei iſt, nicht verdrieſen laſet, 
das man darumb ſolche Ritterſpil ſolte als eyn vn— 
nütze vbung abgehn laſen oder verachten: ſonder man 
hälts für des Rümlicher, je ſchwerer fie eynen ankom— 
men: vnd ſolches nur von wegen eyns zeitlichen Rums, 
das man eyn weil gerümet werde: jo inn ber Eh, 
zu der Chr, die den Eheperfonen von Gott und Men- 


515 


fchen wibderfärt, auch der bejonder, oder, es befier zu 
bejchreiben, Der gemeyn Nuz, darinn Der bejonder be— 
griffen, eynen grofen vortheyl pringet. 

Als Ihemiftocles unter den zweyen Werbern, Die 
omb fein Tochter freieten, den ehrlichen und molgezog- 
nen dem Reichen vorzoge, fprach er: Im wer lieber 
eyn Man on gelt, dan Gelt on eyn Wan. 

Solon fagt: Dijes bedunfe jne das beft Haushal- 
ten jein, da keyn vnrecht gewonnen gut feie: oder 
feyn gut, Das mit böfem gewiſſen und glauben ver- 
wart wirde: oder da man nicht verzere, welches dar— 
nach gereue. Thales aber hilt für das beit, Da Der 
Herr gut rhue bette. Cleobulus aber: Wann der Herr 
mehr bett, Die jn liebten, dan die jn fürchten. Pitta- 
sus aber: da weder enn vberfluß wer, noch an der 
höchſten Notturft etwas zerrinne. 

Dan die weitläufigkeyt vnd der vberfluß inn eym 
Haug macht dDrumb nicht, Das Diejelbige haußhaltung 
beſſer ift, als Diejenige, Da eben genug zur Notwen— 
Digfeyt vorhanden ift. Gleichwie auch nicht eyn vber— 
aus weiter Schuh den Fus gänger oder beſſer macht, 
ob er jn wol vileicht möcht anfehlicher machen. 

Darumb ift Die erſt haußhaltung der eriten Men— 
ichen, darvon Heſiodus fchreibt, Das fie eyn Obtach 
gehabt, einen ftall für den ypflugochjien, einen hund 
ond eynen Danen, gleich ſowol eyn Haußhaltung ge- 
weſen, als des reichen Craſſt oder Luculli. 

Ja die Häuſer, die ſie inn Mitnächtigen Ländern 
auß gantzen Wallfiſchrippen aufrichten, vnd darein nach 
jrer bekömmlichkeyt eyn Rauchloch, eyn Kü- vnd Säu— 
ſtall, Thüren von Wallfiſchhäuten, eyn Hünerhaus, 
eyn Häringsſtang inn der Luft, vnd eyn ſtang für 
den Hanen, der je Dr ynd ſtundausrüfer if, anorde— 


516 


nen: Desgleichen die ombgeftürzte Schiff, Darunter et= 
liche Bölfer am Berfiichen Mör haußhalten, jint gleich 
ſowol behauſungen, als der prächtigit Pallaſt zu Ca— 
pua: ond können darunter gleich ſowol nach jrer ge— 
legenheyt, das Ampt eyns Haußvatters mit der Hauß— 
narung Kindermehrung vnd des Nachbaren verrichten, 
als der inn eym ſteynenen ausgehauenen vnd getäfel- 
ten Haus mit vilen Knechten vnd Mägden beſchleppt 
vnd behengt iſt. Gleichwie inn eyner kleynen Statt gleich 
ſo gut, oder villeicht beſſer Regiment, dann inn eyner 
weitbegriffenen Statt ſein kan. 

Es iſt ſich zu verwunderen diſer groben Männer 
vnart, Die jrer ſelber, das iſt, jrer eygnen leibsfrucht 
nicht meh ſchonen noch achten, dan das ſie etwan, jre 
gewonte grobheyt zu behaupten, vnd dem Weib nichts 
nachzugeben, jre Frauen bei jrem ſchwären ſchwange— 
ven leib, fremd, vnfreundlich, wild vnd vngeſchont 
halten, das ſie oft an jrer geburt mehr bekömmernuß 
dan fräud erleben. 

So ſie doch von jrem tägelich vor augen gehenden 
Vih meh freundlichkeyt, ich gſchweig Menſchlichkeyt fol— 
ten erlehrnen. Dan ſehen ſie nicht, wie den Geyſen, 
ſo ſie im Aprill oder Hirtenmonat Junge tragen, ſo 
wol bekomme, auch, das wunderlich iſt, zu leichterung 
vnd förderung jrer geburt ſehr diene, wann jnen die 
Geyshirten zur zeit jres tragens oder gebärens eyn 
ſüß vnd im Thal widerhallendens gutes Feldlidlin oder 
Weydgethön darauff aufpfeiffen? Ja augenſcheinlich 
ſpüren die Hirten, das nicht alleyn von ſolchem pfeif— 
fen die tragende Geyſen jr werffen leichter ankommet: 
ſondern auch die Junge Gitzlin ſchön geſtalter vnd 
wolgerhatener fallen. Das ich jetzund geſchweig, wie 
auch Die Hirtenpfeif vnd das Wendgefang den kran— 


917 
fen Genfen jr Falt wee benemme, ond fie von jrem 
gewonlichen Siechtag ermede und lädige. 

Sodan alleyn eyn Tieblicher fchall und thon alſo 
vil bei vnvernünftigem viech ausrichtet: Was ſolt erſt 
eyn freundlich geſpräch, welches dan vber alle Mufte 
iſt, oder ſonſt holdſelige erzeygungen, bei eym Men— 
ſchen, der von Natur zu freundlichkeyt geneigt, ja 
bei eym frauenbild, ſo gelinder milter weis gewont, 
ſonderlich inn jren höchſten beſchwärungen vnd Ge— 
burtsangſten vermögen? 

Wie hochfärtig auch eyn Geis von Natur ſeie, alſo 
das ſie ſich jrer geſchwindigkeyt vberhebt, vnd gern 
am höchſten ort ſtehet, Da ſte Das ander viech vber— 
ſehen mag: desgleichen wiewol ſie vnter anderer Herd 
allzeit den vorgang will haben, ſo demütigt ſie ſich 
doch, wann vnter der Herd eyn Bock vileicht iſt: dan 
alsdan laſet ſie dem Bock den vorgang gutwillig. Alſo 
ſolt auch manche hochtragende Frau, ob ſie ſchon ſich 
bei fremden jrer angebornen oder angenommenen Hoch— 
fart nicht maſen könte, doch wann jr Man zugegen 
were, ſich einhalten, vnd ſich nicht alleyn demſelbigen 
nicht vorzihen, ſondern auch ſich alſo ſanftmütig er— 
zeygen, das man ſpüren könte, das ſie den Man zu 
eym Haupt erkänte. Dan als ſpöttiſch es ſtehet, wann 
eyn Geys dem Bock vorgehet, ſo nachtheylig vnd ſchimpf— 
lich iſt es eyner Frauen, wan fie dem Man mit rah— 
ten, angeben vnd thun will vorgehen. 

Die tägeliche Sprüchwörter, ſo vnter den leuten 
vmbgehen, lehren auch fürſichtiglich inn die Eh zu 
ſchreiten, als wann ſie ſagen: Wer tantzen will, der 
ſehe wol zu, welche er bei der Sand nemme. Ch 
wigs, Dan wags. Such Deines gleichen, jo vbermeibft 
Dich nicht. Kalbfleyich und Rindfleyſch ſchicken fich 


518 . 


nimmer zufammen, jo wenig als eyn Junger vnd als 
ter Ochs, gleich inn eynem Silen zufammen gefoppelt, 
ziehen. Grüns vnd dürrs holz prennen nit, gleich inn 
eynem feur, Das grün jeud, das Dürr verfladert, ebe 
das grün recht: der biz empfindet. Darumb fan ich 
das Fünftlich ond Iehrreich Tanz-Liedlin, Das etwan ey— 
nem zu SHochzeitlichen friuden durch I. 8. G. M. 
gemacht worden, nicht vnterlaſen, bieher zu ſetzen: Die- 
weil e3 eben die erftgedachte lehr von gleichent Der 
Ehleut ſchön außftreichet: vnd ift inn dem thon des 
Allemant d’amour Tanz geftellet. 


I. Keyn gröfer freud 
Als wo zwei gleiche Herzen 
Eynander lieben beyd 
Keyn gröfer leyd 
Dan mit vndank ond ſchmertzen 
Lieb haben on beſcheyd. 
Dan gleich vnd gleich 
Geſellt ſich gleich 
Bngleih gepräuch 
Trennen eyn Reich. 
Derhalben wol 
Eyn jeder ſoll 
Seins gleichen jm erleſen 
Das auch die Lieb ſteh 
Dan bei vngleichem weſen 
Sint vngleich Sinn vnd Eh. 


II. Es ſchicken ſich 
Nicht gleich allerhand Blumen 
Zuſammen ordenlich 
Sonder man ſicht 
Das fein zuſammen kummen 
Die Gruch ond farb verpflicht. 
Dan ſo die eyn 
Solt riechen reyn 
Die ander ſein 


11. 


IV. 


519 


Stindend on fein. 
So fhändt je eyns 
Dem andern feing. 
Alfo ift mit der Bulſchaft 
Da mus eyn gleicheyt fein 
Bnd eyn anmut zur Hulvfchaft 
Sonft fommts nicht vbereyn. 


Dan wer ift der 
So eyn vngleih par Rinder 
Kan zwingen vngefär 
Das es daher 


Zieht gleich, keyns meh noch minder 


Dem will ich folgen fehr. 
Aber ich halt 
Das man nicht bald 
Find folchergftalt 
Eyn ders verwalt. 
Alſo ift au 
Inn lieb der praud 
Da ſpannt man nicht zufammen 
Zwey vngleih Derzen nur 
Sonder die zfammen famen 
Aus Anmut der Natur. 


Alsdan wird Teicht 
Als was fie in fürnemmen, 
Weil fih jr Gmüt vergleicht 
AU vnwill fleucht 
Thut keyns fichs andern ſchämen, 
Die Lieb all fäl verſtreicht. 
Vnd feyns rupft auff 
Dem andern den fauff 
Das es zu hauff 
Gezwungen lauf: 
Sonder fie feind 
Fridſam verfreundt 
Gedenden das fie beyve 
Gott fo zufammen fügt 


vl. 


vn. 


520 


Auß der Natur beſcheyde 
Welche dan nicht betrigt. 
Derhalben aus 
Was ſich nicht recht vereynet, 
Es macht ſonſt eng das Haus 
Aber voraus 
Sf eynigfeyt das Kleynet, 
Welchs macht vas man wol haußt. 
Dan wie folln fecht 
Zwey tangen recht 
Sp das eyn ſchlecht 
Nicht folgen möcht. 
Alſo wie fol 
Die Lieb ftehn wol, 
Sp das eyn fiht gen Rorten, 
Das ander fiht gen Weſt 
Wie Adler auf den Orten. 
Eyns ſchirt, das ander leicht. 
Aber wie füs 
Wo gleich Menſurlich tretten 
Zur Melovdei die Füs 
Dan je gewiß 
Der Tanz der if eyn Schätten 
Wie lieb vnd Eh fein müs. 
Das wie der gang 
Geht nah dem Klang 
Alſo on zwang 
Sr Herz auch gang 
Nah beyvder will 
Geftimmt inn fill. 
Wo dan fih eyns fo ftimmet 
Nachs andern Sinn vnd ſtimm 
Alsdan der ſprüch fi gzimmet 
Das was fich reimt fih rüm. 
Drumb hab ich mir 
Meins gleichen eyn erwehlet, 
So iſt die Blum vnd zir 
Vnd nur nach jr 
Mus ſein mein Herz geſtellet 


521 


Bon nun an für vnd für. 
Sie ift der Klang 
Nah dem ich gang 
Sie ift das Gefang 
Nah vem ich hang. 
Sie ift die Lieb 
Inn der ich Ieb. 
Sie ift mein Rhu vnd Friden 
Sn der ih rhu auf Erd 
D Gott, geb du eym jeven 
Das jm fein Eva werd. 

Sun jumma alle die Elfenden Ehe, jo beutigs ta- 
ges alle Nachbarfchaften, ftätt und Länder erfüllen, 
fommen alleyn Daher, Das nicht gleich und gleich zu— 
janımen fommen: nicht alleyn am gut, ſondern aller- 
meitt am Mut: Nach welcher gleichmütigfeyt meh zu 
jeben ift, als nach dem gut. Dan wo die Ehver- - 
pflichte gleichen ſinn vnd Mut haben, wird das gut 
bald gleich, vnd jehmelget inn der liebe, vnd inn gleich- 
gefinntem mut und gleichgefitteter weis, wie inn eynem 
Dfen zufammen. 

Dan wo gleich fint Sinn, fleyſch vnd Mut, 
Da wird vil ehr gemeyn das gut. 

Es jollen zwey nicht gleich aus eym fleyichlichen 
affeet vnd hiz eynander nemmen, vund jich jelbs inn 
fo langem Dienft vbereilen, ſonder 

Lang zuvor wol bevenden 

Was, fihb nimmer laßt wenden und Ienden, 
Vnd nicht wagen fo geringlic 
Was da ift onwiderpringlig. 

Dan diſes ift eyn Scheufauff 

Da man gibt feyn Reufauff. 

Darumb rhatet eyn Weifer man inn Erklärung 
jeiner Sprüchwörter, Das eyn par, welches Ehelichen 
willen zufammen trägt, vor eyn zeitlang vmb ein ans 


332 


der inn ehren, wie es gefein möcht, wonte, und eyns 
des anderen art vnd complerion erfündigte, ob es jm 
anmütig und wol ertreglich were. Sonſt jo man fo 
plindlich hinan gehet, als mög man eym Weib mor- 
gen wider vrlaub geben, und Dörffs nur vbernacht hal 
ten, jo fällt man offt alfo uber Den vortheyl, Das 
eyner eynen Wolff, oder jte eynen folchen Hund find, 
das inn acht tagen je eyns wolte, das ander were eyn 
Wolf und liefe zu holz: vnd finden fich Die fäl und 
mängel erit hauffenweis alle, jo das pferd gefaufft iſt, 
end nicht wider aus vnſerm ftall wie inn der Suden 
Synagog mag verfaufft werden. 

Wo Mut, ſinn vnd willen gleich ift, da wird das 
ander alles bald gleich: Das gefchicht aber gemeynlich, 
wann fie eyner art vnd anmutung, oder einer Jugent 
fin. Dan Jung vnd alt haben nicht eynen finn. 
Eym alten Dan ift eyn Junges Weib eyn tödlich 
gift. Keyn leichterer tod, dan eym alten Man eyn 
Jung Weib. Eyn ſchöne ift jm eyn heymliche jorg, 

Dan was jverman gefällt 
Vnd dem jeverman nadftellt 
Man ſehr ſchwärlich behällt. 

Eyn ſcheuzlicher Vnflat iſt jm die Hölliſch marter, 
vnd eyn anſehend leyd: vnd ſo diſes ſprüchwort war 
iſt: Der Ehlich ſtand fer keyn ſchleck: jo iſt er Doch 
fürnamlich eym ongleichen par ein rechtes Gifft. 

Dan eyn Cholericus, der hitzig vor der ſtirn iſt, 
verträgt ſich wenig mit eym koderigen Flegmatico, ein 
hitziger zorniger trunckener Man gegen einem kalten 
Rozfladen, noch ein langweiliger ſaurſehender Melan— 
cholicus mit eim frölichem kurzweiligem Sanguineo 
oder Venuskind: Da will das ein erfrüren, vnd zwey 
Bett ob haben, Das ander erſticken vnd nadfend ligen, 





523 


Das ein faurs, Das ander füfjes efien, Das eyn wey— 
nen, daS ander weinen: vnd zihen aljo widermwärtige 
Naturen, wo man fie zujammenfoppelt, gar bößlich 
inn eym Joch. Gleicheyt der Gemüter aber pringt 
mit jich allen Rhat, frid, freud, ehr vnd gut, vnd ein 
gemesnichafft nit alleyn der güter, jondern Des leibs, 
aljo das jte ein Leib, eyn fleiſch vnd Blur werden ge- 
nant. Die falih Welt aber jihet mit jrem Schalfs- 
aug nur auff Die gleicheyt der güter, Gott geb, wie 
Die gemüter zufammen ſtimmen: Daher gerhat e3 eben 
wie angefangen, ond ſteht wie es geht. 


Vber das ſprüchwort: Rhat nach der That, ſezt er: 


Nach der Hochzeit erfent man des Weibs bosheyt. Wann 
eine zurBubin wird, erfärts je Man am allerlegten. Die 
zeit gibt bejchend, und verrhat alle boshent. Vor Der 
Hochzeit iſt eitel vnd grofe lieb, da jint jie zu beyden 
theylen eitel Engel. Das Pferd ift ſchön vor dem 
Dan, der dendet nit weiter, Dan wie ers reuten, ſpren— 
gen, vnd zu ſeim luft nugen wöll: So er aber drauf 
fommt, vnd mit jporn anfticht, da erfinden ſich täg- 
lich neue tück, das ift vntreu, Das gehet nicht zum 
vortheyl, das ift ftättig, Das jchlägt und beint, diß 
laßt jich nit zäumen, das nicht bejchlagen, diß legt ſich 
im Wajjer nider, das gebet ober feynen baum, wann 
es vber keyne Bruck gebt. 

Gerad alſo gehets mit Weib vnd Man, eh ſie Hoch— 
zeit haben, da ſteht ſie wie ein Engel Gottes, kan 
nicht trei zelen, hat nie keyn waſſer betrübt, vnd erſcheint 
eitel Tugend: da fällt dan der Man plindlich vber 
den vortheyl. 

Deßgleichen waiß ſie auch nicht, wie Er gerhat, ſie 
mag leicht zehen fäl an jm finden, das er faul, hin— 
läſig, ein ſpiler, Saufer vnd hurer iſt, oder wild, frech, 


924 


polderifch, ein haderer, bei dem ſie nimmer keyn gute 
ftund noch tag bat. Das wirt alles erft nach der 
Hochzeit erfennet, jo Das pferd gefaufft, im ftall ftehet, 
mit dem geding, Das ers ewig am Barren ziehe, und 
feyns dem andern nimmer vrlaub gebe, Gott geb, wie 
e8 gerbat. Da erfind ſich jamer ober jamer: was 
für ein pfenning werd der Kaufer gefaufft bat, das 
mus er behalten, folt er dran erworgen. 

Vnd ift fürwar ein gewagt Ding, Das groß bittens, 
jorg, beſcheydenheyt und vrtheil bedörft, und not wer, 
das eyner ein Phyſicus wer, der aus der Phyſionomei 
all Tugend vnd gepreften abnemmen könte. Lobet 
ſchon der Nachbar das Pferdlin, jo bat ers auch nicht 
geritten, vnd waiß eben jo vil darumb, als der fo 
drumb feylt, wirbt vnd Faufen will, vnd hilft bie 
nichts, Dan fleiß vnd bitt zu Gott. Alſo erfennen 
wir alle Ding zu jpat nach der that. 

Wan der Befem verkehrt ift, ſiehet man erft, warzu 
er gedienet bat, vnd wie gut oder bös er gewejen. 
Gin heller wagt eyner nicht vmb ein Safen, er jchlägt 
vor dran, wie er Klinge; Aber das Weib fagt: Noli 
me tangere, fonder fauff on Flangere. 

Mie mißlich auch folche frevele liebe Junger oder 
onbedachtfamer leut gerbate, und wie wunderlich ſie 
werd bewärt, eh fie wird gewärt, bat der alt Philo- 
ſophus Euftachius inn der Hiſtori vom Iſmenio vnd 
der Iſmene genugfam angezeyget: Welche beyde ein- 
ander gleich erftmals nur von wegen gleiches Nanıens 
haben lieb gewonnen: gleich wie jener Die feine, die— 
weil fte vngefär inn feiner farb gefleydet ginge. 

Dan was bat gleicy des erften anplids, Die zarte 
ond jugendmutige Jungfrau Iſmene mehr zur lieb Des 
Jungen vnd der lieb unerfarenen Jünglings Iſmenij 


ee 


82%. 


verrenzet, Dan Das fie jne einsmals inn grojen wür— 
den vnd ehren gejehen hat, als man jn vor andern 
Jungen gejellen zu dem Järlichen Feſt Jouis nah 
prauch des Lands, für einen Verwäfer deſſelben Feftes, 
und gleichfam wie ein geloßten Niclaus Biſchoff hat 
mit groſer jolennitet vnd fräud der gangen ftatt auf 
eym Triumpfwagen, mit Lorberzweigen befrinzt, mit 
eym Olivenſtock befteptert, mit grünen zweigen, Rauch- 
werd, Blumen, fergen, gefang, Inftrumenten, fpringen 
vnd Dangen belaitet, hat berumb gefüret? Welche furz- 
weil, Jugendfräud, vnd gleichfam Eindifcher pracht, jrer, 
als auch eym Jungen Menſchen, hat alfo mol gefallen, 
Das er inn jren augen gleich Die jchönfte worden, eyne 
liebe auf jne geworfen, vnd alio 

Bei der vberflüffigen fräud 

Vnd mit der groien ergezlichfeyt 

Vnvermerckt die lieb eingelegt. 

Melche jie Dan noch mehr heftiger angezündt, da 
ſie gefehen, Das jren Das Los ond Glück, auch jolchen 
jchönen Jüngling vnd Statthalter des Feſtes, zu hauß, 
jeinen zuwarten, ſchicket. Vnd innfonderheyt das feur 
ſich alsdan gemehrt, da ſie jne gefehen mit gröfter 
ehrerbitung inn dem fchönften garten zu tijch jigen, 
auch Das jren von den Eltern das Tifchwarten und 
einjchenden ift befolen worden. 

Dan ſolches Tifchwarten hat ſie plözlich zu vortheyl 
ond entderfung jrer lieb gepraucht, den Iimenium vn— 
ter dem Einſchencken vnd vberreychung des Trinckge— 
ſchirrs gegrüßt, angelächelt, angeäugelt, angefeufzet, jm 
inn die oren geraumt, gewunden, Die füs getreiten, 
die finger getruckt, den Becher gezudt, ond andere hold⸗ 
jelige weifen vnd geberden geführt: auch zu abend vn— 
ter dem Zandgepräuchigem Füswäſchen jm die fihendel - 


526 


janftlich geriben, Die zähen getrudt, an den ferfien ge— 
fügelt, die füs gefüßt, vnd aljo hiemit jm als eim 
vnfündigen auf Cupidinis ſpil, gleich Tiebhafte gedan- 
fen erweckt, ond Das falte herz inn lieb erhigiget. 

Sehet da, mie jo plößlich vnd Teichtlich, Durch mut— 
willige und füßelige geberden, Diefe zwey Junge leut 
gegen ennnnder inn liebe gerabten. Solchs wird man- 
chem Furzweilig lächerlich fein anzuhören: Aber Der 
Tpott joll jm wol vergehen, wann er den bernach jich 
begebnen leydigen ernjt vnd ſchrecklichen fall bedendet, 
wie fie mit entfürung eynes Des anderen beydes, ſich 
vnd jre Elteren inn Not, jamer vnd bergenleyd haben 
gebracht, als ſie zur firaff von Gott ein lange zeit 
durch mancherley weiderwärtigfeyt zu Land und Mör, 
durch verzweiffelung, armut, dienſtbarkeyt und vnzälig 
angit ond Not ſint verfucht und Durchgelafen worden, 
alſo lang, biß ſie zulezt jre ongebür, frefele Jugend, 
onbedachtiame Tieb und plindes fürnemmen erfennen 
und befennen, vnd vor Gott vnd den Elteren demü— 
tigen müſen. 

Derbalben joll man fich befleiffen, eyne vorbedacht- 
jame, vnd meder ein fchnell anplagende noch eyne hin— 
fällige liebe zur vud inn die Eh zu pringen. 

Dan was bald anfällt, fällt bald ab 
Vnd Junge lieb ift farend Hab. 

Gleichwie inn allen rechtichaffenen Sandelungen und 
son allen waren Thugendbegabten leuten Die vir 
Haupt-Tugenden, Fürjichtigteyt, Gerechtigfeyt, Stärf 
oder Standmut, und Mäſigkeyt erfordert werden: Alſo 
werden fie auch inn eyner rechtbeftellten Haußhaltung, 
vnd bei rechten haußvättern und Haußmüteren er- 
benichet. 

Die Fürfichtigfeyt aber, oder die Weißheyt belangend, 


527 


pflegt man ſie folgender geftalt anzubilden, Das ſie eyn 
-guldene fron, verſezt mit den Föftlichjten gefteynen, Die 
ein glanz dem geftirn gleich gaben, auf hatte, und mit 
dem zeugfinger der Rechten Sand auf Das Haupt zengte, 
anzudeiten die Wonung der Wiz, und waran es jren 
am mebiten gelegen: Demnach inn der linden eyne Spär 
oder Himelszireul Hilte, als Die nicht mit jehnöden ver— 
achteten, nideren, närrifchen, ſondern hohen, wichtigen, 
ernfthaften ſachen vmbginge: Am vberigen leib aber 
war ſie jehlechtlich befleydet, anzuzeygen, Das aller jrer 
ſchmuck und zud am Saupt ige. 

Mer ift aber jo vnverftändig, der nicht erfenn, Das 
tolche fürfichtigfegt hoch inn eyner Saußhaltung von 
nöten thue? vnd Das man daſelbs den fopf, wie man 
fagt, wol zerprechen mus, mit fürforg vnd verjehung 
nicht geringer Ding, fonder der wolfart der ganten 
Häußlichen gemeynichafft, ja oft den Schlaf darumb 
prechen. Dan, wie Homerus jaget: 

Kein Weifer ond verfländiger Man 
Die ganze Nacht durch fchlafen fan. 
Wer aber ſchlaft dahin on forgen 
Der weys oft niht wahin am morgen. 

Da bemühet fich Die Tugendfame Haußmuter nad 
Salomonis jprüchen, tag vnd nacht: Sie ftehet Des 
Nachts auf, vnd gibt Futer jrem Haufe, ond eflen 
jren Dirnen: Sie denckt nach eym ader, vnd fauffet 
jn: Sie merdet, wie jr Sandel fromnen pringet, vnd 
fommet den Schaden vor. Sr Leucht verleichet Des 
Nachts nicht, darumb hat fie inn der Not die Not- 
turft. Sie fürchtet jres Haufes nicht für dem Schnee, 
dan ſie hat jr ganz haus mit zwifachen kleydern für- 
ſehen: Sie arbeyt, Das ſie verkaufen Fan. Sie ſchauet, 
wie es inn jrem Haufe zugehet, ond iſſet jr Brot nicht 


328 


mit faulfent. Darumb fommen jre Söne auff, vnd 
preifen jie jelig, vnd jr Man lobet jte. 

Ste gibt guten Rhat den freunden: widerpringet 
das verwarlofet, laſet ſich bald weilen, vnd begreifft 
bald ein Ding: gibt gute anordnung. Dan 

Aus Bnordnung und Vnrichtigkeyt 
Erfent man die Bnfürfichtigfent. 

Sie ontermeifet ganz weislich jre find, vnd regirt 
ganz Euglich jr geſind, warnet jen Hauswirt, ift nicht 
firutelig noch vermeſſen, fonder bedachtjam und ge— 
macjam: vnd inn jumma, inn allem halt jte jich 
fürjtchtig vnd nicht fürwißig. 

Die Gercchtigfent betreffend, bat man ſie gar ernft- 
baft, in eim Weiffen gewand, ober fich gegen Simmel 
ſehend, inn der Rechten eyne prinnende jadel, inn Der 
Xinden ein Wag baltend, angebildet: anzuzengen, das 
ſie on anjehen der perfon gleichmütig vnd tapfers ge= 
müts nur der Simlifchen Gerechtigfent nachjinne vnd 
nachöme, ond ein bejtändig gleichmäſig liecht der Welt 
jeie, on welches alle Welt inn Finfternus und verwü— 
fung müßt verterben. 

Heyſſen aber inn der Haußhaltung diſes nit Gerechte 
billiche jachen? wann die Hauffrau Gott gibt, was 
Gott gekürt, jne mit betten, anrufen vnd Gotisforcht 
verebret, dem Man willfärig ift, ſie beyde den Gefa- 
gen der Oberkeyt geborfamen, den Eltern ehrerbieten, 
die Kinder ziehen, nieman fchänden, ſchmähen noch 
außrichten, keym fein ehr abjchneiden, inn fremde ſa— 
chen ſich nicht mengen, des jren warten, den Hauß— 
friden ſchirmen, eynigkeyt unter ſich vnd dem Gefind 
dalten, gleicheyt im warnen vnd ftrafen halten, auff- 
recht im bandel, Fauffen vnd verfauffen jint, dem näch— 
fen guts thun, dem dörftigen helfen: epgennuz, wu— 


529 


her, rorkauf und geiz meiden, varechten gewinn haj- 

fen, feunen vbervortbeylen. * 
Halten für gwinn daſſelb vil ehr 
Was die Ehr, als das Gelt mehr. 

Thun groſes vnd verheyſen kleyns oder keyns, ſint 
dankbar, warhaft: treu gegen eynander, on vergonſt 
ond Neid: vnd inn ſumma, ſint inn allem gerecht, 
billich, ſchlecht vnd Auffrichtig, vnd nicht eygenrichtig. 

Die Stärke, Standmut oder Grosmütigkeyt betref— 
fend: bat man jte bei den alten mit frigsrüftung ver- 
wart, eym jchimmerenden Selm, ſtarckem jchilt, Junge 
fräulicher gurt vnd langem Spär bildlich vorgeftellet: 
anzumeifen, Das gleichwie einem flarken Menfchen, 
der mit guter rüftung ift verſehen, wol vmb die Bruft 
vnd das Haupt verwart, vnd mit Enthalfamfent ond 
Nüchterkeyt vmbgürtet, nicht wol etwas ift abzugewin- 
nen: Ufo jei es auch mit eym Menfchen aejchaffen, 
der jnnerlich mit ſtandmut ift gerüftet, mit fräudigem 
jinn behelmet, mit vnerſchrockenem Sergen beharnifcht, 
vnnd inn mäjtgung aller händel geübt: das gleichs- 
falls eunen ſolchen weder widermärtigs noch molfär= 
tigs möge vberwinden. 

Wo bedarf man aber mehr jolde Standhaftigfent 
vnd Fräudmutigkeyt, dan inn der Ehe? 

Da man das Saur oft mus verjüfen 
Bnd das Süs mit vem Säuren büfen. 

Da ift warlich bei jo mancherley kreuz von nöten, 
anftatt der Sphär ein Spär, das ift, keckmütiger wi— 
derftand vnd mehr, und anftatt eins fpigen fingers, oder 
der ſpitzfindigkeyt, ein breyter Schilt, Oder prenter Auden, 
das iſt, gedultige verharrung vnd außharrende gedult. 

Das man da fet einghaltfam inn freuden 
Vnd vnerſchrocken inn kreuz vnd leiden. 
x. 34 


330 


Luſtig zur arbeyt bei Gefundhent, getroft inn krank— 
bent, groshergig vnd flandhaft inn miderwärtigfent, 
onverdrofien zu ſchwären jachen, mutig wider Das vn— 
glüf, rauch wider die wolluft, hart wider die zartlich- 
fent, warfer wider Die faulfent, mundter wider Die 
trägheyt, arbentjam wider den müflggang: vnd inn 
ſumma in allem freudmutig aber nicht frechmutig. 

Was dan die Mäſigung berürt, hat man fte ganz 
ſchlecht vnd eunfaltig in SJungfrauengeftalt angebildet, 
bendes an kleydern vnd geberden, auf dem Haupt mit 
eim franz von allerdand Blumen, aufjerbalb der Ro— 
fen, dieweil Diefelben der Veneri verwandt fint: vnd 
war folcher franz mit jrem eygenen Saar vmbflochten, 
. wie die Bräut des Landes pflegten: auch bett fte Die 
Recht Hand auff die Bruft gelegt, vnd mit der Lin» 
cken bielte fie daS weiſſe dünne gewand an ſich, wi— 
der das ftürmend anmähen der Wind, fehrendet auch 
zum bebelff darwider Die füß, welche jonderlich vor 
andern Tugenden bejchucht waren. 

Welche angeftalt alle zu verfteben gabe, wie ſich 
inn jedem ftand, fonderlich aber im Eheftand, jo der 
gemeynſte, Mans- vnd Weibsperfonen, erbarlich, janft- 
mütig, züchtig, vnärgerlich, und ganz Jungfräulich inn 
worten, werden ond geberden, beſonders und vor den 
leuten balten vnd erzeugen follen, das jte ſich Der 
Venus-Roſen, das tft, der mutmilligen geylheit mäſi— 
gen, jich mit allerhand Blumen, das ift, allem, was 
nach Tugend ſchmacket und riechet und wol jtehet, zie— 
ren, vnd mit ſolchem von thugendgemengtem vnd er= 
barem geruch der leut lieb an jich ziehen. 

Desgleichen keynen pracht mit kleydern, baarflechten, 
püffen, ſchminken und ſchmucken erzeugen: jre Dergen, 
ſinn vnd gedanden verwaren, allen Sturmwinden der 


531 


Vnzucht, Schandparkeyt, Leichtfärtigfeyt und DBnerbar- 
feyt widerftehn und mehren, vnd inn ſumma mit er 
barem wandel beſchuhet ond angethan jein. 

Dan was für armfelige Ehe und Saußhaltungen 
weren Dije, Daraus gebannet weren zucht, ehr, ſanft— 
mut, demut, freundlichkeyt, holdſeligkeyt, miltigfent, 
Nüchterfeit, bejcheidenhent, feufchent, reinigkeyt, onjchuld, 
Scham, Ordnung, fleiß, Tparfamfent, verichwigenhent ? 
wann keyns dem anderen nachgebe, keyns ſich nad) 
dem andern mäftgte, fondern weren wild, flörrig, wi— 
derjpänftig, frech, unfreundlich, ſtolz, vbermütig, vn— 
holdſelig, vnbeſcheyden, vnkeuſch, unzüchtig, vnſcham— 
haft, vnordenlich, vnachtſam, ſorglos, zanckhafft, vn— 
höflich, vnhäuslich, verthunlich, verſchwendig, vngezämt 
jrer begirden vnd zorns, geſchwätzig, vertiefet inn vber⸗ 
fluß der ſpeis, des Hausrahts, der pfleg des leibs vnd 
aller Wolluſt? 

Darumb die gedachte vir Haupt-Tugenden billich 
inn eyner Haußhaltung nicht an den Wänden alleyn, 
ſonder inn der Ehvermälten hertzen ſolten vor- vnd 
eingebildet ſtehen, das ſie fürſichtig mit gutem beden— 
fen vnd Raht auffrichtig im handel, ſtandhaft im 
kreuz, mäſig in allem wandel weren. 

Callicrates: Eine Haußhaltung iſt eine verfreundte 
verſamlung, die ſich mit einander auszupringen ver— 
gleichet: vnd iſt zu vergleichen eynem geſtimmten Werck, 
da man wol vngleiche vnd widerwärtige ſtimmen auf— 
zihet, die doch alle zu eyner einhelligkeyt außſchlagen. 
Dan was iſt anders, das man einen Chor nennet, 
als eine verſamlung der Sänger oder Seytenſpiler, die 
alle auf ein ende ſehen, nämlich auf eyn gut gethön. 
Oder iſt wie eyne Schiffgeſelſchaft von vngleichen, Die 


532 


all auf eyn end ſehen, nämlich das Schiff recht zu 
leyten ond glücklich zu Schiffen. 

Dan eine Saufbaltung, welche eine verfamlung der 
verfreundten vnd zuſammen verloßten ift, findet jtch 
wol aus vngleichen perfonen zufammen, aber gibet 
famtlich auff die Saufmuter, als auff das rechte zile, 
jre achtung: vnd trachtet nach einhelligkeyt, Das ift 
gemeynem gut vnd auffenthaltung. 

Inn jumma, jede Saufbaltung bedarf trei Ding, 
wie ein Sentenipil, nämlich die zirlichfent, den liebli— 
chen Hang vnd das greiffen oder fpielen. Die zirlich- 
feut ift Die zurüftung alles deſſen, fo darzu gehört: 
dardurch Das Werck jelbs vnd Die gante ſchar, fo zus 
ſammen gehört, vollendet wird. Deſſelben ſtuck aber 
ſint zwey erſte vnd gröſte: nämlich der Menſch, vnd 
der zeug oder das ding, ſo geregiret wird vnd ſich 
prauchen laſet: Gleichwie auch des Thiers zwey theyl 
ſint, das erſte vnd gröſte, die Sele vnd der leibe: da 
jenes regirt vnd übet, diſes geregirt vnd gepraucht 
wird: gleichwie auch das leben ein angenommener 
Werkzeug iſt der Menſchlichen geferäfft: ver leib aber 
ein angeborner werfzeug vnd der Selen verfreumdt. 

Alfo fint im Menjchlichen gejchlecht etliche blutsfreund, 
etliche Gefreundte: Blutsfreund heyſen die aus eine 
ley Samen erzeuget fint: Die Gefreundte aber fint an— 
genommen aus vermäbhlung. Beyderley freund aber 
gehören inn eine rechte vollfommene Saußbaltung vnd 
zu förderung gefelliger Häußlichkeyt. Difes alles mus 
haben, die ed greiffen vnd regiven, und wie Die Seele 
vnd das leben den Menjchlichen leib aufenthalten, das 
fint nämlich Die Eheleut. 

Inn der Haußhaltung iſt viererleg Volk. Eins 
gebietet vnd berfchet, als der Haußvatter: Das ander 


933 
gehorfamet, als das Weib: Das dritt ift ein anmü— 
tige zugehülfe Des gefchlechts und des Haußgeſinds, 
als die Kind. Das vierte ift vnterthänig, als Enecht 
vnd Mägd. 

Peryction: Ein rechtichaffen Weib, Die des Mans 
recht pflegt, haltet nichts für jr eygenthumb, Tonder 
alles beyden gemeyn, libet jr Haußgeſind, will nit 
inn Eleydern, ſonder inn rechter Häuslichkeyt geſehen 
fein, ehret die freund, Die jr Man liebet, folget jres 
Mans guten gönnern: Die ift wie ein ſüs gefang, Das 
Die leut ergeget, vnd darab fich männiglich verwundert, 
ond welches vil herzulodet, ond den fremden vrſach 
gibt, je Haußhalten auch Darnach zu richten. 

Die Hermelin, Zobel, Frettel und Wifele, wie kleyn 
ond forchtjam ſie jint, noch haſſen fie Die forchtjamen, 
darumb verfolgen ſie alfo ſehr die Küniglin, Safen, 
Elend oder die Walpefel, welchen, wie gros die fint, 
fie an Die gurgel fpringen vnd jnen das Blut fo lang 
ausfaugen, biß fie niderfallen. 

Alſo thun auch etliche Menfterlofe Weiber, wann 
fie Die plöde Natur, zagheyt, vnachtfamfegt vnd Das 
Weibiſch Herz an jren Männern merden, wie liederlich 
fie der Serrichaft ond Haußverwaltung ſich annemmen, 
fo ermannet folches fie, wie forchtfam und fcheu fte 
fint, ſelbs nach der Meyfterfchaft und Dem jchwerd zu 
greiffen: Welches fie Dan gemeynlich vbel prauchen, 
ond werden Durch jr Saus-Tirannei den Männern 
jnen oft zu Nagwürmen, die jnen das Herz und le— 
ben abnagen. 

Derhalben ein Man gleich erfimals dem Weib inn 
diſem fall nicht zu vil einraumen ſoll, jondern allzeit 
den zaum bei binden behalten. Sonſt wo es jolche 
Waldeſel, oder vilmeh Hauseſel oberfehen, jo gehts, als 


534 


Wann eyn Rislin gwont in eyn Haus 
Sp beißt es gleich die Katzen aus, 
Weil es das Negiment vbereyn 
Bier die Mäus will han alleyn, 
Vnd erzörnt ih drumb das es flindt, 
Damit «8 fein Part von jm pringt. 

Perstion lebret, das alles lob ond fchelten des 
Hausrabts beftande auf treien puneten: auf dem vber— 
fommen, inn dem prauchen, vnd der Wart oder pfleg. 
Dan diſe fluf des Haußrahts jint am ärgſten, die 
man faum zumegen ypringt, oder nicht geringlich mö- 
gen erhalten werden. Hergegen was nicht theur an— 
fommet, das macht der geprauch des werder, vnd ift 
zum beften, wann es auch Teichtlich bewaret wird. 
Darumb erhebt die Notturft die hölzine und gewachſ— 
jene trindgejchirr, Daraus eben ſowol der durft zu 
leichen, als aus dem’ gold, vd vileicht beſſer, dieweil 
diefelbige des Trancks geſchmack nichts benemmen, jon- 
dern jm auch eyn bejieren geruch geben. 

Desgleichen werden auch von Naturgefolgigen vnd 
onprächtifchen leuten den guldinen vnd jilberen geſchir— 
ren fürgezogen die Irdinen vnd Eiferine gefäs, dan 
als vil jte jehlechter fint, jo vil geringlicher fint fie zu 
befommen, ond lafen fich mehr geprauchen, auch ob 
mans zum feur jtellet, und bedörfen jchlechter verwa— 
rung: jintemal dem geringfchägigen minder nachgeftel- 
let wird, als dem theuren, vnd gebet darzu weniger 
müh vnd weil auff jre reynigung, auspugung vnd 
fegen. 

Derbalben zu gleicher weis, wie eyn gering gültig 
Dferd, welches zu vilem geprauch Dienftlich fein mag, 
diſem fürzufegen ift, das vil koſtet, vnd meniger ift 
zu geprauchen: alfo hats auch mit dem Hausraht eyn 
geftalt, der wol ſchlecht ift, aber oft und zu vilem 


535 


nutzet. Aber gleichwie die Bnjinnigen Pas weis für 
jchwarz anjeben, aljo die thoren das müſig für nuz= 
lich, das vnnüz für ehrlich, und das theur für herrlich. 

Es befindt jich auch, das gemeymlich diejenigen, Die 
fich jolches prachts befleiffigen, müſig, zärtling und wie 
jr Hausrhat, nichts nuz vnd niman zu brauchen jint: 
Darumb wolt Beryetion liber Eranf, weder eyns wey— 
chen zärtlichen lebens fein: Dan die krankheyt jchadet 
alleyn dem leib, aber das zart müflg, weych und träg 
leben zerftörtS beydes, leib vnd Sele: das ein jchwächt 
nur den leib, Das ander das gemüt. 

Bber Dies gebirt auch die zartlichfent vil ungerechte 
bändel, vnd gibt fürfchub zum geiz. Bedacht, Das es 
nicht wol wöglich, das ein weycher zärtlicher Menjch 
nicht auch zerlich vnd verſchwendiſch ſeie, oder nicht 
gern vil verthät. Wer aber vil verthut, der muß ſe— 
ben, wie ers befomme: wer fich aber deſſen unterftehet, 
der mus notmwendiglich manche ungerechte händel, ſel— 
jame betrügliche ränf, gejchwinde practichen fürnemmen 
und oben, und ich ganz vnd gar Dem Geiz für Leib- 
ond Geleygen ergeben. 

Dan groje güter gewinnt man ſchwerlich 
Mit grechtigkeyt, aufrecht vnd ehrlich. 

Auch wird folcher Weibifcher vnd geizbeſeßner Menjch 
nimmer nicht von megen gemeynes Wolftands, oder 
ſeins Watterlands, oder jeiner freund, oder ſonſt billi- 
cher ſachen verwagen noch darſtrecken: Ja wird fich 
auch vmb Gott ond fein ehr nicht vil bemühen. 

Hieroeles will Die arbeyt inn der Haußhaltung ab- 
getheylt haben: das dem Man der Aderbau, das feld, 
das auswendig handelen vnd wandelen, das reyſen, 
die gerichtsfachen vnd jonft burgerliche geichäfft befo- 
len feien: Dem Weib aber daS fpinnen, weben, fos 


536 


hen, Kinder pflegen, tägliche ſpeis einfauffen, das 
Haus und den Haußrhat reinlich halten, inn abwäſen 
des Mans den Mägden und Fnechten befälen, was ab— 
gebet ergängen, was von getreud, frucht und Wein 
eingebracht wird, verforgen, Dafjelbig zur Notturft dar— 
tragen vnd ausipenden, und ſonſt aller Haußarbeyt fich 
annemmen. 

Doc ſollen fie alfo abgetbenlt fein, das darumb 
nicht jedes fih von Des andern Werk gänzlich für 
abgelöndert halte, dan es dem Weib nichts ſchaden 
wird, wann ſie ſchon auch bißweilen auff Das Feld 
ausgebet, den Knechten, Mägden vnd Tagwerckern vor- 
gebet, den grabenden ond yflanzenden jre Werkzeug 
darlanget, jnen zufpricht, machgebt, und eins Haus— 
Vaters ftatt vertritt. 

Vnd herwiderumb ſtehts auch dem Man wol an, 
auff Die Haußſorg achtung zu geben, bißweilen zu 
fragen, end zu zeiten zu jeben, was man fürhat vnd 
thut: Sonderlich aber, was den Weibern inn bäusli- 
chen fachen zu jchwär ift, zu verrichten. 

Der Tambirz bat ein föftlich gebürn für gifft und 
zu mancherley kranckheyten vnd fchäden, Das weys er 
auch an jm felbs, derhalben, wann man jn an feiner 
gemwonten Weyd lajet onangefochten, jo laſet er jolches, 
wann ers abgeftofen bat, auff der Stätt zur dankbar— 
keyt ligen, das es der Herr des grunds vnd bodens 
finden vnd nutzen mag: Wird er aber vom Grund— 
berren verfolgt vnd mit bunden gehest vnd gejagt, jo 
verbirgt er fein gebürn jo wunderbarlich, vnd lehrets 
auch feine Jungen alſo verbergen, das es nimmermehr 
zu finden ift. 

Gleicher geftalt handeln auch etliche Saußberren vn⸗ 
bejcheydenlich an jrem gejind, vnter melchen manchs— 


37 


mal3 eyner oder mehr ift, der mit feiner gejchicklich- 
keyt, fleis, kunſt, behendigkeyt, färtigkeyt, feinem Her— 
ren ſehr treu, nuzlich vnd dienſtlich iſt, wann er mer— 
cket, das es der Herr mit danck ond gegentreu im 
beſten erkennet. Wann er aber ſpürt, das keyne danck— 
barkeyt da zu erwarten, ſondern das er noch darumb 
gepocht, gepoltert vnd vbel gehalten wird, da verkehret 
er feine treue vnd geſchicklichkeyt inn eyne Bosheyt, 
vergrabet ſein pfündlin, damit er wucheren ſolt, vnd 
wird nichts rechtſchaffens mehr mit jm ausgericht: das 
macht die vnwilligkeyt, welche erregt die vndanckbar— 
keyt. Derhalben eyn Herr der lehre folgen ſollt, die 
im Haus-ABC ſteht: 
Sei alſo gütig gen deim Gfind 
Das man den Herren auch empfind. 
Halt gütlich, nicht zärtlich den knecht 
Das er nicht werd zum Jungherrn ſchlecht: 
Haft van eyn Diener, fo ift treu, 
Halt wol ob jm durch gegentreu, 
Das er dir noch vil treuer fer: 
Dan treu verichwind, warn mans halt fcheu. 
Dajelbs wird auch gelehrt, daS man einigfeyt vn— 
ter dem gejind erhalt, ond jte nicht mit eunander pal— 
gen vnd hadern laje: Sonft wirds gehn, wie mit den 
Mald-Ejelen oder Tam-Hirtzen, ond den Wölffen, wel- 
her, wann ſie inn jrem Wald der jachen eins weren, 
weder Jäger noch Hund möchten zufommen: Aber 
wann fie fich trennen vnd Die Fräſige Wölff jre Weyd— 
genofjen Die Tam-Hirz vunterftehn anzugreiffen, jo be— 
geben jich Diejelbigen inn den Vorteyl auff das Eis, 
da die Wölff mit jren klawen nicht wol ftand halten 
können, vnd halten allda auff dem Eys jo lang ey— 
nen rauben ftreit mit eunander, big Die Jäger mit den 
Hunden darzu kommen, ſie alſo vneyns, verwundt, 


538 


müd vnd abgemattet oberfallen, und den ftreit mit ers 
legung beydes theyls gröblich jchenden. 

Alſo begibt ſichs auch gemeynlich inn der Saufbal- 
tung, das wann ftch vneynigkeht vnter dem gefind er= 
balt, vngfär ein fremder oder einheymiſcher Fridenftö- 
rer jich darein jchlaget, vnd beyde theyl entweder vom 
dienft pringt, oder im vnverfünliche ungenad bei der 
Herrichafft pringt, ond fich darfür einjchlenfet: Oder 
der Herr darf wol felber der Jäger fein, vnd beydes 
then, jo zandet, aus dem haus begen: Diemeil er be- 
findet, das des gefinds zank alleyn vber jn gehet, inn- 
dem ſie jm feine gefchäft verfaumen, vnd je eins dem 
anderen zu trug nichts rechtichaffen verrichten will. 

Der Author der Sprüchwörter jet, es gebören all- 
weg zwey vngleiche zufammen, dan wann jte beyde 
faul weren, jo müjten ſie bungers fterben: Wann fie 
auch beyde zu gefchäfftig weren, fo würden fie all zu 
reich, vnd meynen es gepreche jnen nichts. Gott 
menget vnd wirft die Ehleut fo mwunderlich zufammen, 
das keyn Menfch richten oder verftehen fan. 

Der Ehſtand ift ein ftand des Glaubens vnd der 
Liebe: Dan bie lernet man Gott vertrauen inn jo vil 
fällen vnd anftöfen, jezt an jm ſelbs, bald am Weibe, 
jest an findern, gut vnd ehr. Der Man findet ſchwa— 
chent vnd franfen mut am Weibe, ſie zörnet leichtlich, 
mwänet jmmer, ſie werde verachtet und nicht genug ge= 
liebet: Da mus der Man nach der lieb art dem Weib 
weichen, vnd mit vernunft bei jr wonen. 

Herwiderumb das Weib findet oft einen jornigen, 
wunderlichen, felgamen Man, dern gibt Gott jo vil 
gnad, das fie ſanft vnd ftill ift, vnd fan dem Man 
weichen. Der Man ift oft vnachtſam auff Die Na- 
rung, das Weib ijt deſter fleiffiger. Das Weib frän- 


999 


det jmmer, der Man ift deiter gefunder, und fein ge- 
ſundbeyt erftatt des weibs kranckheyt: Des meibs 
franfheyt vbet hinwiderumb des Mans glauben, ge= 
dult vnd liebe: vnd ift alſo keyns dem anderen jchäd- 
lich, wo ſie den verftand haben, das ſie Gott zuſam— 
mengefügt hab, des willen jie erfennen vnd folgen 
follen. 

Darumb jagt man recht, der Ehftand ſei der hey- 
ligft orden: darinn wol dem Dan das Haupt zu fein 
befolen ift, aber darneben auch Die gröft arbent vnd 
mühſeligkeyt: Aber dem Weib wird befolen, gehorfam 
und vnterthan zu jein: Vnterthan fein aber, heyßt 
nicht alleyn dem Man ein fraut fochen, und das Haus 
verjorgen, jonder den Man halten, als den jr Gott 
gegeben bat, er fei weis oder ein Narr, arm oder 
reich: vnd im fall, Das offt ein Weib etwas befler 
wüßte, Eluger were, vnd ein fach bag verftünde, ſoll 
fie doch dem Man gehorfam fein vnd jr bedunfen fal- 
len lajien, und dem Man folgen. 

Man jagt: Ein feiner Man, zieh ein fein weib: 
das gibt Die erfarung täglich, Das ein liederlicher Dan 
das Weib mit der weil auch auf fein art ypringet. 
Vnd gehet wie der Dlaus in jeiner Hiſtori von den 
Hausſchlangen meldt, welche wiewol jte erftlich zam, 
vnſchädlich, freundlich, und im Haus wie eyn Hund 
gewarjam jint, vnd der Kinder fleißig hüten: doch zu= 
legt, wann aus farläjtgfeyt der Sausgenofien Das Haus 
verprinnet oder jonjt zu grund gebet, plözlich jre milte 
art inn eyn wilde ändern, gifft an jich nemmen, auff 
der verprenten Hofjtatt und in dem verfallenen gemäur 
jich eingraben vnd jedem, der herzu nabet, er ſeie von 
den gewejenen Haußgenoſſen, oder ſonſt Hirten, wis 
derftand thun vnd mit gifft ſie verfpeien vnd beftreiten. 


540 


Alſo bette auch mancher an feinem Weib eyne feine 
Saußbalterin, wann er jte durch jeine vnhäusliche weis, 
prafien, verichwenden, toben, wüten vnd ander lider- 
lichs vnd wildes weſen nit verterbte. Daraus dan 
nicht8 anders als haß, zanf und hader zwifchen bey- 
den mus erfolgen, vnd die Haußhaltung hernider ligen. 

Inn Sprüchwörtern ſtehet: Es gehöre vil zu eym 
frommen Weib oder Man. Die Meiber fint des be- 
redt, der brauch bat auch alſo eingewurgelt, das man 
fie fromm beugt, eyn Biderweib nennet, fie wollen 
auch aljo genennet vnd gejeben fein, wann ſie alleyn 
nicht wider ebr thun ond Durch den Ring jchlagen, 
Gott geb wie ſie jonft gegen dem Man vnd jren 
Nächſten ferien vnd ſich balten. Haben alfo nicht mehr 
dan eyn Sünd, vnd bedörfen nicht mebr dan eyner 
Tugend, das ſie fromm ſeien vnd gejcholten werden. 

Aber das Sprüchwort pricht diſe Regul ond fpricht: 
Das vil zu eim frommen Weib gehöre, ſowol alö zu 
em frommen Man. Ein frau ift nicht darumb fromm, 
das ſie eynen Man bat: Man bat allzeit deren from- 
men Weiber vil gefunden, von denen man nichts vn— 
eorlichs bat mögen jagen, haben aber darneben jre 
Männer alſo ſchnöd gehalten wie eyn fushader, fich 
jrer frommfest, jchöne, guts, ftammens, namens, 
freuntichaft vbernommen, das ſie den Man kaum werd 
geacht, das er bei jren an der Sonnen were gejeflen, 
darzu wild, zändifch, ongehorfam, faul, eyn böß maul, 
vnhaäußlich, vernajcht, weinfüchtig, jehaldhaftig, abges 
fürt, eiferig, vermegen vnd Gottlos, welchs jie wol fo 
bös macht, als Hurerei und Ehpruch. 

Eyne Schwalb pringt keyn Sommer, alſo eyn eyh— 
nig werk der Tugend, oder wann man eyne Sünd 
laſet, machet darumb nicht fromm. 


541 

Es gehört auch vil zu erm frommen Man, nit 
das er alleyn fein Eh nicht preche, keyn Dieb, mörder, 
Gottsläfterer vnd meyneidiger bub fei, und alſo gewi— 
fchet vnd geftrigelt vor der Welt Glasſchön ſeie, ſon— 
dern fein Weib wie fich ſelbs liebe, in nöten bebe, 
lege, für jte leiden vnd fterben wolt, möcht e3 jein: 
Item das er fridlich inn aller Gottsforcht mit jr hauſe, 
gern arbente, und feinem Haufe mit ehren beger vor— 
zuftehben: nicht fpile, nicht fauffe, liege, trüge, ftäle. 
Es ift auch nit genug, das er das Weib nicht jchlage, 
fonder keynen andern tuck vnd Brandmal an jm babe, 
damit er ſie wirfer fchlägt, dan mit der fauft. 

Er foll auch nicht alleyn gegen ſeim Weib ond ge- 
mahl, jonder gegen jederman bebülflich, Dienftlich, treu, 
fridlich, wolthätig, eun bider from Man fein, dem man 
feyn lafter vor der Welt mit warheyt mag auffheben, 
und keyn lug noch trug als enm Schelmen wider die 
Nafen ftofe, fonderen der auffrecht mit jderman gehan— 
delt, gewandelt, vnd nicht gethan, des er fich ſchämen 
darff: feines nächiten leib, weib, ehr und gut imn 
jeim ſinn nit begere, jonder am bejcherten ich benüge. 
Der auf ehr und einen guten Namen dende, züchtige 
finder, jo vil am jm ift, zihe: der im leiden gedultig, 
inn allen anftöfen feim Haus tröftlich feie: großmütig 
inn trübfal, ein mufter und fpigel ſeins gangen hau— 
ſes: ein Bruder ond ein flevfch ſeins Weibs und Näch- 
ften, ein treuer Vatter feiner finder, vnd aller dörfti— 
gen Rhatgeb und helffer: der nicht gähzornig fei, nicht 
polderifch, zändifh, mit dem niemand mag ausfon- 
men, nicht jchandliches gewinns begirig, fein geizwurm, 
jonder mild, barmhertzig, der fich guter ding fleyſſe, 
nüchtern, mäftg, gerecht, Oottfelig, demütig, nicht em 
bochtrabender geſchwollener Eſel, der vil von fich jelbs 


42 


balt, und menne, ſtül und bänck follen jm auffitehn, 
jih vor jm buden, zu fus fallen: fonder der die 
fchwachent feines Haufes, Die thorbent feines Weibs 
ond Finder tragen könne, mit jnen für gut habe, ob 
es gleich nicht alles jo eben gefchliffen und zu bolgen 
geträet ift. 

Alſo ſihet man nun, wie fchmwerlich ein volfomme- 
nes Weib zu jchnigelen und zu malen ſeie: Wann 
ein Weib alles an jr bett, das ein ehrenfromm Weib 
baben ſolt, nicht mit dem einen fus im bach ginge: 
Vnd aber allenn bochmütig gegen jren Man ftolzirte, 
dem man nicht aefolgig were (melchs doch jr fürnemft 
Ampt ift), fo wer fie kenn fromme Frau, Gott geb, 
wie ſie Die Welt halte und heyſe. 

Dan es int nicht alleyn leibshuren, fonder auch 
Weinhuren, Maulburen, abtragend burn, prachthuren, 
ebrdiebiich buren, die vnhäuslich, jrem Man nicht? zu 


that halten, nur gern zereten, gehn Bad giengen, vber= _ 


plüfjigen Hausraht hetten, täglich neue kleyder machten, 
alles an das loch bengten, ſich hochprächtig herfürſpiz— 
ten, pancket bilten, fpazireten, ausjchmwenften ꝛc. mit 
denen eyn Man verterben, vnd von Häuslichen ehren 
an Bettelftab gerabten mus. Es fint auch Holzböck, 
wilde vnfläter, Haushagel, Bettfchelmen, denen fenn 
gut wort aus dem Mund gebet, Die tag ond nacht 
fiefen, Elagen, maulen, greinen, zanden, wieehne Sau 
an eym gatter, vor Denen niemand keyn frid bat. 
Dan von freien Dingen wird das Erdrich unruhig: 
Wann eyn bettler zum Herrn wird, eym Narren zu 
wol ift, eyne Magd zur Frauen wird, und eyn feind- 
jeligs boshaftigs Weib Eblich wird: folches wird Bit- 
terer dann der Tod, und ift eyn geyſſel vnd feorpion. 

Aber hingegen ift fie recht fromm, wann fie zu jrer 


une 


5483 


Ehlichen Eeufchent iſt ſittig, lind, verfchwigen, fill, bes 
ſcheyden, mäjlg, nüchtern, Die feyns anderen Mans, 
vor liebe und treue gegen jrem Man, begert: Die jren 
fopff nimmer aufjez, ift geborfam, endlich jparfam vnd 
bäuslih, halt dem Man fein blut vnd ſchweyß zu 
rhat, er ift jr Keyſer ond König, ift ſchamhaft, züch- 
tig, beimpleibig, zirt jich ehrlich alleun jrem Man zu 
gefallen, bekleydet jich mit tugend vnd erbarfest: eh— 
et vnd hat jren Man vor augen, als jr Saupt, wie 
eyn Find den Vatter: ift in ehren dienftlich vnd wol— 
thätig gegen jedermann: heylet, befridet ond ftillet al- 
les mit jrer zung, raufchet nit daher wie eyn zerpro— 
cben jcbiff, oder eun wetter am Simel: bat mit dem 
Man ennen leib, eun gut, eynen ſeckel, eyn ſpeis, eyn 
ehr, eyn leben und tod. Wann das eyn geftorben ift, 
wolt das ander, es leg bei jm inn dem grab: if 
gleich jowol, ald vom Man gemeldt, beylig, demütig, 
gedultig inn leiden, rufet vnaufhörlich vnd ernitlich 
Gott an, zihet jr Finder zur forcht Gottes, ift leutſe— 
fig, ond ein recht Frau vnd Iron, die dem Man jein 
berz erfräut: Sie ift fein fron vnd ehr, jein langs 
leben, ift ein zir des Haufes, wie die Sonn am 
Himel. 

Die Prächtiſche, ſchalckhafte, verthunliche vnd vnbe— 
hülfliche Weiber vergleicht man dem ſcheuzlichen, vn— 
erſätlichen Grabthier, dem Vilfras oder Praſſerwolf: 
Dan gleichwie diſes thier alſo vilfräfig vnd vnerſätt— 
lich iſt, das wann es ſich ſchon ſo voll gefreſſen, das 
jm der Wanſt wie ein Trumm ſtrotzet vnd ſpannet, 
gleichwol noch hingeht vnd den bauch dermaſen zwi— 
ſchen zweyen bäumen, die gar eng bei einander ſtehn, 
ſtreyfet vnd zwinget, das der vberläſtig wuſt fornen 
vnd hinden wider von jm geht: vnd gleich darauf 


344 


widerumb, nachdem es jich leichter gemacht, zu dent 
verlafenen Aas fommet ond ſich abermal füllt, vnd 
ſolchs aneinander on vnterlas fortan treibt. 

Alſo it auch ein folch hochtragend, vnbenügig präche 
tig Weib ein rechter Abgrund, Strudel ond vnergründ— 
ficher Wirbel, jo Durch vnnützen pracht end aufplähen: 
den vbermut grofe güter, haus vnd hof verſchlucket 
vnd Ddurchpringet, und je mehr es auffwender, jo vil 
mebr begert zu verjchlingen. 

Diewveil ver Pracht feyn end nicht hat, 
Dan Täglich neuer pracht entftaht, 
Welcher den alten pracht vertringet: 
Vnd auff eyn neues gelt verfchlinget: 
Das heyst dan fogen recht die güter, 
Vnd ſich mit neuen füllen wider. 


Dijes aber gedeiet ſolchen Prachtichaben und Out: 
verſchlinderin zulezt, eben wie dem Praſſerwolff, wel— 
chen, inndem er ſich auff vorgedachte weis zwiſchen den 
bäumen entläret vnd leichtert, der Jäger hinderſchleichet, 
vnd mit dem geſchoß erleget: das alſo auch ſie inn 
jrem pracht zu grund gehn ond verterben. 

Desgleichen wie an dem Vilfras nichts ſaubers zu 
ſehen iſt, als das köſtlich fell vnd der ſchön belz, alſo 
iſt an ſolchen Prachtpuppen nichts ſchönes zu ſehen, 
als der äuſerlich glanz, Die Föftliche Elevdung vnd der 
fremde ſchmuck: welches doch eben ſo bald vertirbt als 
das Belzwerk von diſem Praſſerthier. 

Vnd wie das Thier fornen ein Katzenkopf, inn der 
mitten ein Wolfsmagen vnd hinden ein Fuchsſchwanz 
hat: Alſo hat ein hochfärtig prachtſtolz Weib auch 
treierley arten: als von der Katzen, das ſie gern ſchle— 
cket, bei der wärme vnd dem ſtubenofen gern ſteckt, 
ſich ſtreichelt, leckt, mutzt vnd butzt, ramlich vnd aus— 


45 


ſchweyfig ift, mit jrem eignen ſchatten ſpilt, ſich jelbs 
fügelt, nicht gern Die tapen nezt, Das ift, nicht gern 
arbeytet, liebet mehr das ort, Da fie erzogen, dan den 
Herren, jo im gegenipil der Hund mehr feinen Ser- 
ren liebet, als fein geburtsort: ift vergönftig, vuntreu, 
fräjig, leichtfärtig, gepl, mutwillig, hat ein giftig Hirn, 
ond in fumma ift den Menfchen zuwider. 

Bon dem Wolf bat ſie Die vorgemeld vnerfättlich- 
feyt mit prangen, verſchwenden, verthun, Item Die 
zäubig, Ichädlich, faul, fräftg, bartnädig art, hat all 
je ftärf in dem maul, bellet, hat faliche augen, haſſet 
die hund, das ift, die gewarfamfest vnd Häuslichkeyt, 
wird nit mild, ſie jei Dan ausgefüllt. 

Bon dem Fuchs hat ein prächtige Vettel, Die arg— 
Iıftigfent, betrug, bosheyt, fürwiz, niftet gern inn 
fremde Näfter, bellet vnd bäfftzet, ift nichts quts dran 
als der palg, Das ander ift weder zu jeden noch zu 
braten: darumb wie ein Fuchs geftregft erft nußt, aljo 
ein ſolch boshaft weib erft wann ſie ftirbt. 

Vnd wie die Vilfras gleichwie Die Kagen Die farb 
der augen ändern können, alſo haben auch Dife zarte 
Seurenftecherin vnd Ofenheymerin ein falich geitcht, 
welches jr falſch herz anzenget. 

Desgleichen wie diſes Thir Weiblin und Männlin 
zugleich ift, alfo wollen diſe hochmütige Mansverterbe- 
rin, Händlinklauberin vnd Faullenzerin zugleich Weib 
und Man fein, und jich der Meyſterſchafft unterziehen. 

Derbalben welchem Man zu rhaten ift, Der fliehe 
ſolche Prachtbutzen, wie den Brafjermolff der Leopard 
auch mach feinem tod aljo hafiet, Das wan fein Fell 
bei jeinem henget, es gleich Das haar verlieret. Gleich 
wie man von eim Man fagt, melden, nachdem er 

— 35 


546 


tod war, die Nas geſchweyſet bat, als jein bös Weib 
zu der Baar trat. 

Mie groies gefallen die Natur oder vilmehr Gott 
je Schöyffer an der Saufbaltung trage, jihet man 
daran, das er zu förderung vnd bequemlicher ausprin= 
gung derjelbigen, fonderes zames, geheymes vnd Häuß— 
liches Viech bat gegeben, welches mit allem ſeim ver- 
mögen beydes im leben und auch nach dem tod eim 
Haußvatter gern zu jeim prauch vnd dienſt vorftändig 
ond nuglich ift: Als inn mehrtheyls Landen gibt er 
Ochſſen, fü, pferd, Ejel, Säu, Geyſen, Schaaf und 
Lämmer, darvon die Haußbaltung jr hüll ynd füll 
mag gehaben. 

Ja was ift munderlichers, dan das an diſen enden 
da Ddesgleichen Viech nicht fürfommet, als inn den 
Eisfalten Mittnächtigen Länderen, Gott gleichwol aus 
gütiger fürfehbung zu erftattung defjelbigen, für Die 
Haußhaltung ein befonders, vns fremdes Viech, näm— 
lich die Reinger (wie man ſie nennet) hat gegeben, 
darvon deſſelben Landes Haußvätter gleich ſowol, als 
wir von vnſerem Viech zu jrer vnterhaltung haben 
vnd geniſen die Milch zu vilerley ſpeisbereytung, Mol— 
cken zu dem tranck, Fell zu der Kleydung, zu Bett— 
decken vnd Sätteln, die Senn oder Flachsader darvon 
anſtatt des Flachſſes, zu garn vnd thuch, die Beyne 
ond hörner zu jrem ſchuz, wehr, geſchoß, Bogen vnd 
Armproſten, Haar inn die Bankpfulwen, Fleiſch zu 
der ſpeis, vnd ſonſt durchs ganz leben zu reuten, fü— 
ren vnd faren. 

Wer nimmet nicht hierauß ab die groſe fürſorg der 
Natur für die Haußhäbigen? Vnd wer kan nun läug— 
nen, Das nicht innfonderheyt den Haußvätteren vnd 
Haußmütern zu lieb das gedachte Häusliche Viech ges 


947 


jchaffen feie? fie vnd jr gefind gleichfam darmit auff- 
zumuntern, vnd zu ernfthafter Häuslichkeyt inngemeyn 
zu ermanen? 

Wiewol die Häring für fich ſelbs bei nacht einen 
feurglangenden ſchein geben, auch jre augen wie feur 
nachts fchimmeren: noch fint fie jo närriich, das ſie 
an jrem eygenen Piecht nicht benügig, noch Darüber, 
wan man bei nacht ein Fackel oder Liecht inn Schif— 
fen auffteft oder ausftredt, zu ſolchem fchein haufen 
weis ſchwimmen vnd darüber gefangen werden. 

Eben aljo thun auch etliche, Die freien wöllen, Die 
für ſich ſelbs wol genug betten, ond entweder mit Hab 
vnd gut zuvor genugſam vond zimlich gejegnet und ver= 
jeben jint, oder ſonſt eine kunſt oder ehrliche Handti— 
rung, damit ſie ehr vnd gut gewinnen könten, gelehr- 
net haben: aber gleichwol folche gaben Gott3 vnan— 
gefehen, noch nach einem anderen betrüglichen jchein, 
das ift, grofem Heurahtgut ftellen, und wo man jnen 
nur gold vnd gelt ond einen ſchweren jedel weiſet, 
berzu ſchwimmen vnd ich darumb pfrengen vnd tren— 
gen, vnd alſo inn eine willige gefängnus vnd lebens- 
lange beträngnus begeben. 

Welche mutwillige Martyrer, Die ſich vorfäzlich und 
mutwilliglich inn ein färdfer vnd freuz fleden, billich 
keyn bedaurens werd fint, Diemweil ſie aus erfarung 
vnd anderer leut erempel gleich ſowol als die Häring 
willen folten, das ein fremder lufft, Das ift, fremdes 
gut, jr gifft vnd tod ſeie, dieweil fie eines nicht ſo— 
wol als das ander prauchen Dörffen, fonder ein ewi— 
ges verweilen da ift, wo eines jich zu vil gewalts ober 
des andern gut anmajet vnd annimmet. 

Sleicherweis ftehets auch mit diſen gefärlich, Die 
gewaltigere, als fie jint zur Eh begeren: dan es gebet 


948 


jnen, wie den Fiicheren im Nordwegijchen Mör, welche 
wann jie einen ftärdferen Fiſch dan ſie ſint (Tornbut 
oder Mörengel genant) mit dem angel fangen vnd 
aufiziehen wöllen, Darüber oft zu grand gehen vnd 
jchaden gewinnen, vnbebolffen das fie ſich mit ſeylern 
an das Schiff binden: fintemal wann der Fiſch er- 
zörnt, mir gewalt ziebet und zerret, Schiff end Man 
mit einander gehn mus. 

Ebenmäjtger onfall begegnet auch mehrtheils Denje- 
nigen Werbern vnd Sreiern, Die einen gröfern Vogel 
oder Sich, Dan jr Nez und Garn faſſen vnd tragen 
mag, begeren zu fangen: fintemal fie darob entweder 
zu ſchanden werden, oder das Nez, das luder und den 
angel, das it, den grojen Eoften vilfaltige mühe da— 
rob verlieren: Finden aljo für Mörengel, wie ſie die 
anjeben, eitel Mörteufel. 

Diemeil wir hie noch im Mör vmbſchweben, vnd 
en, das Die Welt dem Mör, ond die Haußhaltungen 
den Schiffarten verglichen, vnd vil gleichnuslehren von 
Mörfiſchen eingezogen haben, wollen wir auch noch 
eined oder Das ander erempel aus dem Mör berbolen. 

Vnd erftlih den Walfiſch Rauſchor oder Selfant- 
wall zur lehr anzihen, das nämlich an defjelbigen 
fall Die verprecher des Ehgelübdes fich ſtoſen folten: 
Dan wann gedachter Rauſchor ſich mit eim fremden 
MWeiblin der Balena oder Braunmallin hat vermijchet, 
jo wird er darnach alſo vnrichtig, Das jm das Mör 
zu eng wird, vnd durch bebülff feiner zän die höchiten 
Velen eriteiget: allda er dan aus Vnmut entweder 
jih herab ftürget, inn willens ſich tod zu füllen, oder 
entjchläfet vor Unmut alſo hart, Das er ganz vnem- 
piindlich da ligt: Welches jm dan gar vbel erſchieſet: 
Dieweil die Fiſcher alsbald vorhanden, - jne in folchem 


549 


tiefen jchlaf mit baden vnd ſeylern dermaſen hämmen, 
feffelen und Binden, vnd mit flennen jm den kopf zer— 
werfen, daS er jnen zur Fifcherbeut pleiben mus. 

Gleiche vnrichtigkeyt erfaren auch inn jren gewiſſen 
Die ftattlichen Hanfen (melche fonft nieman bie ftrafen 
darf), wann fie, wie fie es ſprüchwortsweis verglim— 
pfen, eim anderen fein Schäflin ſchären: dan ſie ent- 
weder damit in jrem nagenden gewiffen jich jelbs frän- 
Een vnd trafen, oder einem, den ſie nie vermeynt 
hetten, zur züchtigung inn Die Händ gerhaten: Sa 
wann fie fich nicht befferen, gar den Höllifchen Frei— 
beutern in die Elammer fommen. 

Zum anderen, gleichwie den hie oben gedachten Bil- 
fras Die Natur zur beſchamung der Menfchen, jich da— 
rab zu erlehrnen, bat geichaffen: Alfo hat jte auch 
omb gleiche vrſach willen fürgeftellt den greulichen 
Malfiih, Grabwall genant, melcher einen Wilden 
Schmeinsfopf, augen am bauch, vnd Trachenfüs hatt, 
nicht alleyn viler Menjchen art anzuzeggen vnd zu 
frafen: jondern innſonderheyt eine onordenliche böfe 
Haußhaltung vorzuipigeln, darinn das Saupt, das tft, 
Dan und Weib, ein Saufopf ift, das ift, faul, wüſt, 
onflätig, fchläferig, grunfig, fräjtg, faufig, da man 
nicht weiter jinnt, jorgt, noch gedendt, dan was für 
den füjen ligt vnd den wanſt füllet: allda hat warlich 
der Bauch Die augen, Ddieweil die augen im Saukopf 
nicht mehr jehet, dan fo vil fie der vnerfättlih Säu— 
magen mit jeim magengrummen erinnert: Da gehet 
zwar Die Saußhaltung auff Trachenfüfen, das ift, lauf— 
fet zum verterben. 

Dieweil wir dan dus Schiff nun ſehr offt mit der 
Haußhaltung verglichen haben, jo muß ich auch noch 
die Greuliche, zwey Hundert ſchuh lange Mörfchlang 


0 


darzu gleichnusmweis anwenden. Diefelbige, wan fie 
fich erzeyget und zu den Schiffen nahert, te vberhöhet, 
und zu zeiten einen Man aus dem Schiff erwilchet 
vnd vmbpringet, jo bedeitet es inn den nahe herumb— 
ligenden Königreichen groſe onruben, Krieg oder ſonſt 
gefärliche änderungen. Alſo warnet auch oft Gott das 
Sciflin der Saußbaltung, wann er es von gifftigen 
Meidiichen Teufelgebezten leuten laſet anfechten, das 
nämlih, wo man nicht fürjichtiger hauſet, groſe ge= 
färlichfeut der Haußhaltung vorftande: Welchen man 
alleon eben auff Dife weile, wie auff dem Mör, wider 
allerley vnvermeidliche Not Fan begegnen, nämlich mit 
gottesforcht und angſthaftem beiten. 

Zu gleicher meife, wie man inn Göttlichen vnd 
Menſchlichen Getagen verjeben ift, Das man auch ei- 
ner Tirannijchen Oberkeyt joll vunterthan fein. Eben 
Difes geſaz ſoll jm auch ein kluges Weib mit jrem 
ongefchlachten Man jelbs jegen:. und gedenden, Das 
auch eine ungerabtene Eh eine bejcherete Ehe feie. Da 
ift gut geborchen, da man eine lieb ond werd halt: 
wann der Man ein Man ift und feind Amts pflegt, 
die frau von berzen liebet: Welche Frau wolt jo ſtey— 
nin vnd lez jein, die ich nicht lieben life vnd eim 
folchen nicht geborchet, ja mit jm inn ein feur ginge? 

Man findet aber verkehrte Weiber und Männer, Die 
jich nicht lieben Iajen und des Mans dienft und liebe 
verachten und jren kopf auffiegen, inen jr weile alleyn 
lafien gefallen, Die nicht lufft vnb einen Man geben, 
noch nach jm aus verachtung ombjeben, ſie dörffen 
dan feiner bülff vnd Dienjts, fo nemmen jte den Fus— 
lumpen vom Galgen, wüjchen dan die Füs an jn vnd 
bengen jn wider dran. 

Alsdan fint fie gar gehorfam, wan man jte heyjet, 


551 


Das fie gern thun, vnd wan der Mm thut was fie 
wöllen, jo jint jie etwa befier dan fieben lauten. Wann 
man ſie aber beugt, Das dem Man oder Häusliche 
Nuz zu ehren vnd frommen Dienet, und wehret das 
jnen vbel anftehet, da ſehen fie, e8 ſolte ein Milch dar- 
son erfauren, prummen und grummen, wettern vnd 
Tondern, oder bengen ein Kümaul an und herab, es 
würfs jn einer mit eim ongebundenen par ftiffel herab. 

Solcher gehorſam ift unvernünftiger als des Viechs, 
dan die Pferd vnd Hund fint nicht des weniger jren 
Herren getreu, wann man jle fchon bigweilen hart 
hällt und jchlaget: diſe zarte Weiblin aber Dörften ei- 
nen gleich dem. Teufel zum Neuen jar fchenden, wan 
man jnen etwas, Das jnen Doch jelbs zu nuz kommet, 
onterfagt ond wehret: ond lieben unverftändiger dan 
Die Kinder, welche man ſchweyget, wann man jnen 
ein ſchlecklin zeyget: diſe aber jint zu zeiten inn etli- 
chen tagen nicht zu verfünen. 

Die nun alſo lieben vmb guts thun, Die heut dem 
Man guts thun, auf Das er morgen wieder fomm, 
Die thuns nur mit eim fehalfsaug, nicht vmb des Eh— 
fehöpfers willen, der jie zufammengefügt bat. Welche 
aber eim böfen Man gut3 thut unverdienter ſach, thuts 
lauter omb Gotts willen. angeſehen fein gebott vnd 
willen, der wird jr auch ein unvergänglichen Ion ge= 
ben. Was nun hierin dem Weib aufgelegt wird, das 
ift vilmehr dem Man gejagt, Das er, al3 ein verſtän— 
Diger und höher begabter, bei eim onverträglichen Weib 
vernünftiglich wone. 

Am Traeifchen Mör haben die Weiber des Lands 
von dem Rochen, eim Mörfiich, gelehrnet, wie vbel ei- 
ner Ehefrauen gezimme nach tödlichem abgang jres 
Chemans, eh er faum recht erfalter, ſich ſchnell zu 


52 


verheurhaten. Dan als ein Weib ſehen mußt, das 
die Mörhund jren Man, der jchmimmen wolt, vmb— 


brachten, und darbei warname, wie ein Koch, der dan 


von Natur dem Menfchen ſehr geneygt, berzu eilt und 
den Toden den Mörhunden abjagt: auch alle die tag, 
weil jie da verbarret, bei jm vnd vmb jn blibe, biß 
ober etliche tage, Da das Mör jich reyniget, und den 
toden auswurf: da erzehlet fie folche gefchicht Den an— 
dern Weibern: Welches Erempel jnen fo wol gefuhl, 
das ſie Darnach den prauch anfingen, ond allzeit bei 
jven geftorbenen Männern fo vil tag, als das Mör 
die toden bebaltet, fafen vnd meinten: auch den ley— 
digen abjchid des weniger aus gedächtnus kommen zu 
laſen, pflegten fie vir Monat nach einander alle tag 
etlich ftunden das grab zu bejuchen und es mit jren 
träbheren zu neßen. 

Im Sprüchwort jagt man: Die Hausehr ligt mehr 
am Weib, dan am Man. Vrſach: Der Man ges 
winne was er wöll, halt es das Weib nit zufammen 
ond haußt jm treulich, fo its vmbſonſt, alfo das der 
Man ons Weib nichts ift und fan: Er ift auch ons 
Meib nicht ganz, dan jm gebet ein beyn ab und 
mangelt jm ein Ripp. Wee dem, der alleyn ift, jo 
er fällt, hat er niemand, der jn auffbebt, fpricht Sa— 
lomon. Vnd Gott erfant ſelbs, das es nicht gut 
war, das der Menjch alleyn mere: derhalben jm dife 
Haußhalterin, gebülfin und gefellin aus feiner feiten 
gebrochen, und Das Beyn von vnferem gebeyn mit 
fleyſch bedeckt bat. 

Zudem ligt die Häußlich ehr auch inn dem mehr 
am Weib. Dan wo das Weib fromm iſt, ſo weys 
man, das alle jre Kinder ehlich ſint: iſt ſie ein Hur, 
jo zweiffelt man an allen, auch die des Ehemans ſint: 


553 
fo binmwider der Man der Frauen feyn fremden erben, 
wie fie jm, dem armen Guggud, fan zufchleichen. 

Man jagt auch im Sprüchwort: Beſſer ein alt 
Man vnd ein Jung Weib, dan ein alt Weib ond ein 
Junger giell. Die Eh ift omb einigkeyt willen an= 
geſehen: Einigkeyt aber fan nicht beſtehn, es mus dan 
gleich zugehn, mit alter, fttten, gemüt und gangem 
wandel. Ein alter Man fan mit eim Jungen Weib 
Kinder zeugen, weil man fpricht: Alt Männer vnd 
Junge Weiber ſint gewiſſe finder: Wann nun Da 
gefchicht, jo gemwinnet das Weib den Man lieb vmb 
der Kinder willen. 

Zudem fan ein Man, er jet Jung oder alt, das 
Meib nicht baß betrügen, dan jo man jnen alle jar 
ein find zurichtet, Darmit ſie jre zeit und den Figel 
vertreiben. Wo aber ein Junges Weib fein find hat 
mit eim alten Man, da gehts gefärlich zu. 

Ein Junger gefell aber, der ein alt Weib nimmet, 
hat keyn vrſach ſie zu lieben: jintemal keyn bofnung 
da ift einiger finder. Man jagt von freien Kauff- 
männern, Deren einer alt und grau war, ond dem fein 
Weib keyn gut thun wolt, jondern ſprach: 

Ich ſag es mit warheyt on ſpott, 
Ich wolt du Grawbart werſt bei Gott. 

Darumb entſchlos er gen Parys zu reuten, einen 
weiſen Meyſter rhat zu fragen, wie jne ſein Weib 
möcht lieb gewinnen. Da er auszohe, trafe er einen 
ſeiner geſellen an; da der hort, das er vmb guten 
raht gen Varis zohe, wolt er jm geſellſchafft leyſten, 
ſeitemal er auch ein Weib hett, bei deren er jrs bö— 
ſen mauls halben keyn ruhig ſtund bat, wolt derhal— 
ben auch rhats fragen. Diſe beyde ritten fort, kamen 
inn eins andern reichen Kaufmans Haus: Da diſer 


954 


hört, warumb Die zwen gen Parys rehſen wolten, 
fprach er: Er wolt mit jnen, den Meyfter zu fragen, 
ob e8 auch mit ehren möcht zugehn, das fein Weib 
all Sar ein Kind bette, und er käm Doch offt inn eim 
gangen Jar faum einmal zu jr. Sie famen gen Pa— 
rys, legten jre fragen für: Der Meyſter lacht und 
fprach zum erften: Wann er heym käm, folt er das 
Kind, jo inn jeim haus wer, Darumb fragen, das 
wird jn berichten, dan es wer jm fchmwärlich zu hel— 
fen. Zum andern fagt er: 

Inn deinem Haus ein Efel ftaht, 

Den frag vnd folg aud feinem Raht. 

Zu den dritten fprach er: Wann du heym kommſt, 
fo wird Dir begegnen ein Safe auff einer Wifen, dem 
werden vil Hund nachlauffen, den Safen frage, jo 
wird er Dich deiner frag berichten. 

Der Erfte wol zum Haufe fam, 
Die Frau fabe jn vbel an. 
Sie ſprach: kommſtu jez von Pareis ? 
Noch biftu aber graw vnd greiß. 

Er ſprach zum Kind, wie jm der Meyſter befo- 
ken bett. 

Das Kind fprah: So du frageft mid 
Mit warheyt ich beſcheyde dich, 

Wann du werft inn meiner gftalt 

Sp werftu weder greis noch alt, 
Dein Weib gonnt dir keyn gutes nicht, 
Weil fie dein Bart vnd Haar anfidt. 

Der ander Fam auch heym, vnd ward mit hadern 
und jihelten von jeiner Frauen empfangen. Er gebt 
zum Eſel nach des Meyſters befelh, fraget jn vmb 
raht. Der Ejel fügt: 

Schlügſtu dein Frau fo wol ald mic 
Sie würd gſchlacht, vnd erzörnt nie dich, 


959 


So du aber diE gar niet thuft, 
Den fpott zum ſchaden haben muft. 


Der dritt fibet den Hafen lauffen, ſchreiet jn an: 
Hör Häßlin hör. Der Haſe fagt auf fein frag aljo: 
Das ift ganz Teichtlih zu verftahn, 
Wann dein Frau flöhe andre Man, 
Als ich die Hund, wann fie mich jagen, 
Keyn find wird fie dir nimmer tragen. 

Hieraus jpüret man, Das fich Die ſchuldige Ehliche 
eynigkeyt bald trennet, wann Jung vnd alt, Dürr 
und grüns, jüs und faurs zufammen fommet. Dan 
was bie vous find dem alten Dan jagt, Das laſe jm 
vilmehr eyn alt Weib gefagt fein. Sintemal eyn al- 
ter ehrlicher Man eh zu lieben ift, weder eyn alts 
Weib. Dan die alte Weiber lajens nicht, fte zannen 
die Jungen Männer an, vnd haben jorg, ſie wenden 
jre liebe anders wohin: und wo ſie eyn wenig eynen 
argwon wider ſie jchöpfen, müfen jte täglich auf dem 
Brot ejjen, wie ſie von jnen zu ehren vnd gut fint 
fommen. Darumb wer freien will, der nemme feines 
gleichen, jo hat keyns dem andern nichts fürzumwerffen. 

Es bat eyn Poet in jeim jchreiben gefcherzet, es 
jeien nicht alleyn Spinnen zu Land, jondern auch 
inn Waſſern, welche man Mörfpinnen nennet: ja es 
ſeien auch Spinnen unter dem Menfchlichen gefchlecht, 
die er Zöpfipinnen heyſet: vnd verſtehet dardurch Die 
argliitige Srauenbild, welche er jonderlich diſer Mör- 
ſpinnenart vergleichet, Die man Volkuttel nennet, welche 
jih an die felfen ond fteyn anhengen, und eyns je- 
den ftenns farb annemen, damit fie die Mörfrebg, de— 
nen ſie jonderlich gehaß jint, vnd jonft andere fiſch 
betrüglich auffangen vnd frejien. Alſo können jich 
auch Die ſchalkhafte Weibsbilder zum fchein vor den 


536 


leuten, wie man nur will, ſtellen, allerlen leut art 
an fich nemmen, jnen nach jrem gefallen reden, recht 
geben, willfaren, Tiebfojen, Das jederman meynt, es 
feien Die befchendeneften Weiber, vnd jint Doch im 
grund rechte Zöpfipinnen, welche die Mansbilder be- 
trügen, fangen, jnen auffjesig jint, fte bindergeben, 
jnen beymlich abfragen, jte Hin vnd wider austragen, 
ausrichten, ſchmähen und fchelten. 

Solche jchlupferige Kuttelfiſch vnd Muräl mus man 
nur bämmen vnd flemmen, wie die Mörfrebs mit jren 
ferfechten fchären den langen Möral, wie jehr er ſich 
mit jeim ſelſamen Frummen winden gedendt auszu= 
winden. Dan den liftigen mus man fejlelen durch 
gegenlift. 

Vnter die Ehgefaz ſezen etliche auch, das man eym 
Weib nichts heymlichs jagen ſoll, dan fte können nicht 
jchweigen. Vnd jolches jchöpfen fte aus den trei leh— 
ren, Die der Thurnifch Cato feim Son am Todbett 
gabe: Nämlich fürs erſt folt er ſich inn keyns Serren 
Dienft begeben, der jein zu leib vnd gut mächtig were. 
Zum anderen feinem Weib nichts heymlichs vertrauen. 
Zum dritten, keynen vbeltbäter vom tode betten. 

Desgleichen bat auch der alt Weife Cato drei ding 
bereuet, erftlich, wo er jemals eym Weib fein heym— 
lichEeyt bette vertrauet. Zum andern, wann er ober 
wafjer gefchifft bette, dahin er wol zu fus auff trod- 
nem land bet fommen mögen, das ift, Das er jich bet 
inn gefahr begeben. Zum dritten, das er vil tag 
bat laſen hingehen, darinn er nichtd gutes gewirdt 
bette. 

Miewol nun fchweigen vnter den Weibern jelfam 
ift, wie an des Samſons bulfchaft zu ſehen, fo find 
man Doch auch Weiber, Die ſchweigen fünnen: wie bie 


997 


oben von der Löwin iſt erwiſen worden, Die jr eb die 
zung bat abgebifien, dan das fie gefchnaprt hette. Glei— 
ches Erempel lift man auch von Xenoerita, mit wel- 
cher bülf man den Tyrannen Ariftotimum zu Cum 
bat ertödet. 

Eyner, der eyn böjes Weib befam, fragt eynen al- 
ten Weifen Man, wie er fich gegen jeim Weihe hal 
ten joll, dan ſie thut zumeilen, das jm nit gefält: 
ja eben darumb, das es jm mit gefallen joll: ob er 
jm Rhate, das er jich darumb jchlag oder nit. Der 
Weiß Man jagt wie enn Weiler: Iſt ſie böß, fo hilfts 
nit, ift fie fromm, jo thut man jr onrecht. Der Weife 
ſchmähet dem fein Weib nicht, er lehrt jn auch nit, 
was er thun joll, alleyn er jezt die erfarung anftatt 
des gelages: jo thut man auch der frommfept vn— 
recht, wann man jte jchlägt, dan ſie verdienets nicht: 
Darunıb 

Gewinn deim Weib den Mut, 
Vnd fpar den Kindern die Aut. 
Wer eyn Weib Ichlägt 
Kleyn ehr darvon trägt, 
Wer an eyn Weib legt die Hand 
Schlägt fein eygen fchand, 
Weil er nicht baß bemweiien fan 
Als an eym armen Weib den Man. 

Dan jagt von Weibern ſchimpfsweis, welchs doc 
manche vngehobelte Männer mit der practic begeren 
zu erfaren: Das eyn Weib trei baut hab: Erftlich eun 
Hundshaut, dan wann man le jchiltet oder ftraft, 
bellen vnd päfzen ſie hinwider wie eyn Hund, Biff 
Veff. Die ander Haut ift eyn Säuhaut, da mus man 
iharf hauen, joll man hindurch hauen: wird fie aber 
getroffen, jo Fröchget fie wie eun Sau, Oh Od. Die 
dritt Haus ift eyn Menichenhaut, wer die trifft, der 


998 


bört ein jolch jtimm: Ach berzlieber Man, ich will ak 
les thun was dir lieb iſt. Zu Difer haut meynt der 
Intepres kommen wenig Männer, dan die Menfchen- 
baut ift jo dünn wie eyn Monplättlin, und wer fte 
rüret, der bat gemonnen. 

Sleicherweis ſpricht man auch: Böſen Weiberen 
fan niemand fteuren: weil fte das jchmerd im Maul 
füren. Vnd Salomon beftättigets, da er eyn zänckiſch 
Weib vergleicht eym flätigen triefen, wann es ſehr reg- 
net: wer jte auffhalt, der halt den Wind, vnd mill 
queckſilber zwifchen die finger faſſen. 

Darumb weil ©. Peter jolchs mußt, lehret er fie 
darfür zwo thugend: Die erſte heyßt Sanftmut, Die 
ander jtilles gesites fein. Er feget aber die zwo Tu— 
genden wider zwey after, Die den Weibern angeboren 
fint. Dan wo eyn Ehrenmeib ift, das der Man lieb 
bat, vnd nit gern wolt, das es unrecht zuging: vnd 
jihet gleichwol, das es vnrichtig im Haufe ftehet, das 
Geſind ift vntren, zerpricht vil, geſchicht vil fchaden 
hinden vnd fornen, die kan es nit laſen, ſie ſchilt, 
flucht vnd fichtet alles mit dem Maul aus, vnd mey— 
net, wo ſie es nicht thät, ſo thät ſie vbel dran: Nun 
iſt es war, zu eym Hausregiment gehört eyn ſchärpfe, 
aber S. Peter will, das die Chriſtliche Weiber ſollen 
ſanft ſein, das iſt, ſollen vil laſen für oren vnd au— 
gen gehen, durch die finger ſehen, nicht alles wöllen 
ſchnurgleich haben, nicht alles rechen, nicht vmb alle 
ding ſchelten vnd fluchen, ſonſt wird das geſind Haupt— 
ſcheue vnd achtet ſein nit: vnd ſagt man, es ſei eyn 
böſes Weib, es könne jr nieman zu dank ond recht 
thun. Vnd im fall, Das es die Hausmuter nicht al— 
les vbel gemeynet, ſonder will das geſind alſo inn der 
forcht vnd arbeyt behalten, jo Fan Doch Das grob ge— 


99 


find nicht anders richten, dan wie es ſihet vnd böret. 

Zum andern follen fie auch ftill im geyft fein: Dan 
wo eyn erbars frommes Biderweib ift, die ift allen 
ehrenreichen Weibern hold, vnd allen Schandjäfen vnd 
[uderpanern von bergen feind: dazu tringet ſie jr ehr. 
Fa jie ift jnen nit allesn feind, jondern ſie Fan jr 
ſelbs nicht maſen, das jte nicht heraus füre, fluchet 
ond fcheltet auff die Schlumpen, fan fie weder hören 
noch jehen, vnd gedendt jr in keynem guten. Solche 
Meiber aber jolten willen und gedenken: Kan ſie Gott 
unter dem Himel leiden und jeben, jo laſe ſie auch 
vor deiner thür füruber geben. Kommts Dan Darzu, 
das jte ober Dich gehet und Höher geachtet wird dan 
du, fo laje es Gott walten, ift dir Doch das Regi- 
ment ond Vrtheyl vber jie nit befohlen. Zudem weyſtu 
nicht, wie lang du fromm pleibeit: was te heut ift, 
fanftu morgen werden. 

Inn ſumma, ©. Peters lehr ift dahin gericht, das 
die Weiber ſanft ond ftill ſeien, Das ift Das ſchwerd 
nit im Maul füren, nit fein zur arbeyt faul, vnd 
gäng im Maul. Sie follen inn Gotts Namen ſchwei— 
gen vnd das Mauljchwerd einhalten: thun ſie es nit, 
jo müfen ſie leiden, Das jte inn Teufels Namen auf 
die Scheyd geichlagen werden: Wer fechten will, mus 
der ftreuch warten. Sanct Auguſtin rümt inn jeinen 
Beichtbüchern jener Muter Monica Tugend, inn Di- 
jem ſtuck, Das ſie Das ſchwerd im Maul nicht geführt 
babe, jo Doch jr Man Patrieius eyn gäbzorniger Man 
war, aljo das er wütet, wann jn fein zorn beftunde. 

Man warnet auch Die Weiber recht, Das jte fich vor 
dem erſten ſtreych hüten follen, dan jchlägt eyn Man 
eyn Weib eyn mal, jo jchläg erS mehr. Daher fteht 
im Ehipigel: 


60 


Hüt dich vor feinem erfien ſtreych, 

Er wird dir nimmer fonft fo weych 
Als er dir war, eh er das thet, 
Vnficherheyt dich van befteht: 

Man fibets an für Bubenleben 

Wan dfrauen aljo nach fireychen fireben. 


Mir haben da oben etliche Sprüchlin zu ſchmach 
dem Weiblichen gefchlecht erdacht, widerlegt, noch fom- 
wen andere von anderen auff die Ban, Die müfen wir 
gleichsfalls unmiderlegt nicht bingehn lafen. Als das 
©. Hieronymus, der dan jonft der Eh nicht fehr ge- 
wogen geweien, wider Die Ehlichen, jte zu fchreden, 
dife Sprüchwörter oder vilmehr Stichwörter gepraucht: 
Hui non litigat, coleebs est, wer nicht zandt, 
ift ledig, wer da lebt on Feib, bat feyn Weib. Wer 
on zand lebt, ift mit feym Weib befchleppt, und dem 
feyn Weib anbanat, Derjelb auch nicht zandt, nimmt 
eyn Weib, jo krigeſt vnruh auff dein Leib. Nimmft 
dan eyn Man, jo its vmb dein glüf getban. Dem 
ift Gott gnädig, welchen er erhalt ledig. Da ift Abu, 
da feyn weib kommt zu. Lediger ftand, find Rhu im 
Sand. O wie wol ond wee wird manchem inn der 
Ehe. Wen zu wol ift, der nemm eyn Weib. 

Sorg der Narung, angft vnd Not 
Sk im Haußhalten täglich Brot, 
Dafelbs geht man niver mit forgen 
Vnd fteht mit forgen auff am Morgen. 
Darumb wer fich nicht will bemühen 
Soll vor dem Thir, welchs zöpff hat, fliben. 


Sole frefele Reden alle finden zu vil nach Der 
Meltlichkeyt, Die nur den zeitlichen nuz vnd Wolluft 
betrachtet, und ſihet nicht auff Die einſatzung deſſen, 
der nichts böſes ſtifftet: und Der Dajjelbige, was vns 
fchwer und Bitter bedundet, Fan beydes zu vnſerm zeit- 


561 


lichen frommen vnd ewigem heyl, vnd zu ehren feines 
Namens verwenden: Wie wir dan täglich vor augen 
feben, was für heylige werf Gott durch Die Ehver— 
wanten perjonen ausrichtet: Vnd wie offt hören wir 
von den Ehverhaften, das ſie Gott und den ehrenleu- 
ten darumb dancken, die jnen inn diſen Stand geholf- 
fen vnd mit zöpfen angebunden haben? Dan jie wol 
andere Sprüchwörter jenen entgegen werffen fönnen, 
das Ledig leydig: vneh ift vngemah, alleyn ift vnſi— 
cher, wer ledig pleibt, erfreut jein Muter nitt, 
Mer da flibet den Rauch der Ehe 
Falt inn eyn Flamm vnd ärger wer: 
Mancher ven Regen flieht im Haus 
Bnd fallt darnach inn Bach daraus. 

Gott weys auch dem Ledigen fein kreuz zu finden, 
wann er jchon das Ehlich Freuz fliehet: Wir haben 
‚bie keyn Varadys: Doch jo man eyn Irdiſch VParadys 
hie ſuchen wolt, fänd mans eh inn der Eh, dan an— 
derswo, dieweil man daſelbs Weiblin vnd Mänlin ſihet, 
wie ſolchs auch erſtlich im rechten Varadis iſt gewe— 
ſen. Kinderzucht iſt das beit werckk. Vnd wann es 
ſolche ſpötter lang machen, ſo kan man ſie doch mit 
dem eynigen ſpruch beſchlagen, der dort vnter den ze— 
hen altern der Weiber ſteht, Nämlich 

All die, ſo je die Weiber ſcholten 

Vnd on dieſelben leben wolten: 
(Wie eyner dan ſchreibt on all ſcheuen 
Das ſie der Welt Notübel ſeien, 

Weil man on ſie nicht leben mag 

Vnd gleichwol fint dem Man eyn plag) 
Die mußten doch das Maul zuhalten 
Wann die leut jr Kindheyt jn vorftalten, 

Sie ermanten, wie fie wern erzogen, 

Zwar mit vil angſt, ſorg, müh vnd plogen. 

— 36 


>62 


Wer hei aber die grofte müh 

Mit jnen, dan die Weiber bie? 
Beydes mit ängſtlichem gebären 
Vnd auch mit forglihem ernehren? 

Derhalten man ſehr weislich hallt 

Das Muttermilch feyn Kind vergelt, 
Vnd das von wegen eynes Weibs, 
Nämlich der Muter, vnd jrs leibs, 

Jeder al Weiber hie fol ehren, 

Weil fie des Mans ehr heyſen, vnd feinen Namen 

mebren. 


Daber auch der Weiberfchänder Euripides inn offen— 
lichem Scaufpil aufrufen dorft, Das er fich jeiner 
Muter tod deshalben freuet, auff Das er alle Weiber 
möcht haſſen vngeſcheuet. Welcher dan auch jogar vn— 
bejchesden ift geweſen, das er auch Gott eyne andere 
weis die Welt zu mehren bat mwöllen fürfchreiben, da 
er jpricht: 

D Jupiter, warumb baft gichaften 
Die Weiber, vns darmit zu firafen ? 
Vnd Haft varmit eyn vrſach geben 
Zum Ebbruch, vnd vnruhigen leben: 
Du hetteſt doch wol ſchaffen mögen, 
Das nur die Männer allewegen 
Für ir opfer, das fie dir theten 
Den Menſchen Sam erkaufet hetten, 
Vnd alſo on das Weiblich gſchlecht 
Das Menſchlich gſchlecht erhalten ſchlecht. 


Sehet, inn was Gottsläſterung die ſpottſucht diſe 
Spötter verfüret: Aber alſo mus es gehn, das die 
Spötter zu ſpott vnd ſchanden müſen werden. Gleich— 
wie auch Dife nicht beſſers werd ſint, welche diſputirt 
baben, ob man eun Weib unter Die Bernünftige oder 
Vnvernünftige Thier ziben vnd rechnen joll: So ſie 
doch hiemit jre Viehiſche vnvernunft klärlich an tag 


563 


geben, Das ſie jr eygen fleyih für Vihiſch dörfen 
fchelten. 

Auh wann fte jchon alle Schmigwörter wider Die 
Meiber auff eynen bauffen jchütten, fan man es Doch 
alles mit diſem eynigen fürmort entſchuldigen, Das 
e8 nur von den böfen Weibern geredt vnd verſtanden 
werde. 

Als wan man reimt, es ift eyn fraut, heyßt mu- 
lier, davor hüt dich semper: vnd man D. Brand 
zeimt : 

Wann man die Weisheyt ganz aufgründet 

Auf Erd feyn bitterer fraut man findet 
Dan Weiber, dern Herz ift eyn garn 
Vnd ſtrick, darein vil Thoren fahrn: 

Dell vnd Fegteufel hat eyner gnug 

Wer mit einer ſolchen zeucht im pfiug. 


Item das Lacon gefragt, warumb er jo eyn Eleyn 
Meiblin genommen bet, geantwortet hat, vnter den 
obeln jeie das geringit vnd Eleyneft zu erwehlen. Vnd: 
das Weib ſei böfer, weder der allerärgfte Man, der das 
frömfte Weib nimmt, und: wann er bet zween leıb, 
jo wolt er dem eynen geben eun Weib, aber den leib, 
den er nun bat, mwolt er on Weiber bhalten glatt. 

Item Das etliche fprechen, lange Eleyder, Eure finn. 
Weiber jint weychmütig aber nicht weychgütig, ſchnell— 
redig vnd faulthätig. Weiben macht nit leihen. Sauf- 
fen und Weiben will jich nit wol leiben. Es meibt 
jm enner eben jo bald den Hals ab, als das er jn ab- 
faufft. Es iſt keyn fanfterer Tod, dan eym alten 
Man eyn Junges Weib. Die Alten erſticken bei den 
Jungen ond die Jungen erfriren bei den alten. Wer 
on Eh it, der will erfriren, mer darin ſteckt, der will 
erflifen. Es iſt keyn Man, er bat eyn Wolfszan, 


564 


end keyn Roß on eyn tuck, vnd kehn Meib on eyn 
Teuffel. Blind Man, arm Man, vil eyn armer Man, 
der ſein Weib nicht zwingen kan. Wer Hausfrid will 
haben, der thu, was die Frau will. 

Desgleichen legen ſie aus das ſprüchwort: Adam 
iß, das das Regiment der Weiber aus dem Paradys 
ber geerbet habe. Dan da die Schlang Hevam vber— 
redt hett, das ſie vom verbottenen baum aſe, ſei ſie 
bald zu Adam geloffen vnd hab trotzig geſagt: Adam 
iß. Da hab der Arm Adam müſen gehorſam ſein 
vnd eſſen, wolt er anders, wie ſie ſchimpfen, nicht ge— 
ſchlagen ſein. Daher es noch heutiges tags kommen 
ſoll, das die Männer thun müſen, was die Weiber 
wöllen, vnd ſei nicht mehr zu änderen, dieweil es im 
Paradis alſo eingeſetzet iſt. 

Item kommen ſie vnd ſagen: Nimm eyn Weib, ſo 
kommſt jr ab, vnd verſtehen es alſo, das wann man 
eyn kreuz vnd vnglück annemme vnd mit jm vereynet 
werde, ſo komme man ſein ab, ond ſei jetzt kreuz nim— 
mer kreuz. Dann eyner, der eyn böſes Weib hat, 
ond kennt ſie, weys ſich inn jren kopf zu richten, der 
wolt etwa nicht, das er eyn andere hette. Aber hos— 
heyt iſt eyn ſcherz gegen eyns Weibs bosheyt. Nar- 
ven, Weiber vnd Kinder laſen ſich nit lieben. Wein 
ond Meiber machen alle Welt zu Narren. . Schöne 
Weiber im haus, treibt je ſchöne ſtäts hinaus: Aber 
ongeichaffene Weiber hüten des Hauſes wol, ond hats 
nit jchöne kleyder an, jo thuts Des weniger ausgan. 
Con Weib, das fich gefcheid Dundet, ift eyn toppel 
Närrin. Wann man des liftlins ſpilet, jo darfſt key— 
nen an eyns Weibs ftatt ftellen. Die Weiber int 
mit alfo böſem Waffer gemäfchen, das die eynfaltigſte 
neunfaltig it: Wans an arglift gehet, fo ift keyne 


565 


keyn thor, ſondern gehet allen vor. Wann die Weis 
ber auff die Erd jehen, können jte gleich eyn betrug 
eriveben, aber inn nötigen nuzlichen Dingen können jte 
nicht3 rechts auff die Ban pringen. Beſſer des Mans 
boßheyt, dan der Frauen Faliche fromfegt. Weiber 
fönnen all eyn kunſt, Die heyßt Trug-geſpunſt. Weiber 
fint des Teuffels Elob, Damit er fahet, was nur auffiiget. 

Das ſolche Stichredlin, alle wie gedacht, auff böfe 
ongejchlachte Weiber angeſehen feien, ermweifen genug 
die Sprüchwörter, darmit fie es beichlifen. Nämlich, 
eyn frommes Weib ſei des lebens heyl, man finds 
aber jelten feyl. Noch find mans etwan, dan Gottes 
band ift nicht verfürzt. Item, es ift nicht mehr dan 
eyn bös Weib, meynt eyn jeder, er habs. Es ligt 
aber nicht am meynen, fondern am fein. Der meh— 
rer theyl Sprichwörter, wan man jle auff die böfe 
Männer verwendet, werden jte auch bei vilen zutref= 
fen. So mag diſen jpan allen der ſpruch Euripidis 
zulegen : 

Wer alle Weiber ſchmecht 
Der thut vilen vnrecht. 


Dieweil man vnter jnen find 
Die wol fo fromm als die Man fint. 


Die da halten, das vil ehe eyn ledige Tochter, dan 
eyne Witfrau , Die zuvor mit der Gomplerion anderer 
Männer bebengt, zu vermälen feie: geben diſe vrjach, 
Das man Die zarte Jugend eh gewänen und zur willie 
gen vnderthaͤnigkeyt Fan pringen, weder jo ſie zuvor 
eyns anderen art haben gewonet. Vnd ziben Darüber 
zum Erempel an den erfarnen Sestenipiler Timotheum, 
welcher, wan er eynen Jungen inn die lehr anname, 
zu fragen pflegte, ob er bei anderen vor etwas gelehr= 
net hette, jintemal jne ſchwärer anfame, eynem ein 


566 
i 

angenommene art und böfe gemonheyt abzugemänen 
dan von neuem zu lernen. Gleich alſo, jagten jte, 
werd auch mit den Witfrauen gefchaffen, das jnen 
die längſt eingemurzelte art nicht wol ſei auszunem- 
men: Diemweil jte zudem auch gemeynlich noch inn ge= 
dancken vnd lieb den erjten Man eingebildet haben, 
vnd vil vngelegenheyten mit alter ond kranckheyt mit 
unterlauffen. 

Eyn Junger gefell Fam zu der Siben Weifen ey— 
nem, Pittacus genant, der fragt jn Rahts, man trage 
jm zwei Weiber an, die eyn wer jm am gejchlecht ond 
Reichtumb aleich: Die andere obertreffe jne darinn weit, 
welche er nemmen folt? Der Weis Pittacus zeygt jm 
etliche Finder bei eynander vnd fprach: Sihe, dort ſichſt 
etlih Kinder, Die wollen mit eynander fechten, gebe 
zu jnen, jte werden Dir rabten. Der Jüngling ging 
bin: als aber die Finder vermesnten, er mwolt auch mit 
jnen ſpilen, vnd ſahen, Das er jnen an ftärde vnd 
gröje weit vberlegen war, fagten ſie zu jm: Ein je 
der nemm ſeins gleichen für ſich. Daraus verjtund 
der Jung Gefell genug, mit melcher er fich vermälen 
jolt. Daher fommt noch das Sprüchwort : Jeder fuch 
feins gleichen, jagen die Kinder im Spil. 

Der Fürft Locurgus bat inn feinen Gefagen den 
Spartanern gebotten, jın Töchtern feyn Seurahtgut 
zu geben, Damit jte jich mit Thugend vmb Tugend 
antrügen vnd verfaufften, vnd nicht von Reichtum 
wegen zur Eh begert werden. Dan die Reiche und 
böbers ftands zur Ehe nemmen, die erbeurahten vnd 
erlangen anftatt der freund jre Menfter vnd Serren. 
Vnd wann die Pfenning, fo Die laiter bedecken, bin- 
weg fommen, pleiben allesn die vntugenden, welche 
zuvor Die Reichtumb verbargen, vberig. 


567 


Vnter gleiches ftands, gefchlechts und Reichtumb joll 
man Die beiten auferlefen: dan jolches lehret euch Die 
Erd, darauff jr gebet, das wann ſchon guter Samen 
inn eyn Rauben vungejchlachten boden gejäyet wird, er 
Doch. ongefchmackte, nichts jollende frucht pringe: vnd 
Dargegen von eym wenig guten Samen, inn guten 
boden geworffen, die Frucht, fo Daraus wächſſet, ſüs 
und fräfftig werd. So gibts auch der täglich fauff, 
Das wir gleicher guter art pferd zufanımen lafen. Wie 
oil meh ift folchs eyn Vater mit findern zu thun ſchul— 
Dig, Das er fein nachfommenfchafft vnd gejchlecht veyn 
ond ehrengemäs erhalte. 

Bei den Römern ging Die vermälung folchergeitalt 
zu. Der Man fragt das Weib, ob ſie eyn Muter 
ond Frau des Hausgeſinds wolte fein: darzu antwor= 
tet fie dan Fa. Hinwider fragt auch die Frau den 
Man: Ob er jr Batter vnd Hausherr fein wolte? 
fobald er Ja jagt, gaben fie ennander darauff die 
Händ: Hiemit gewan die Frau jolchen plaz im Haus, 
als wann fie Die rechte Tochter und angeborne freun- 
din Defjelbigen gefchlechts und ſtammens were, auch zu 
gleichem Erb im abiterben des Mans fommen jolte. 
Darnach anftatt des Kirchengangs iſt Die Braut für 
des Breutgams Haus fommen vnd darvor ftill geitan- 
den, da bat man fie mit gewalt inn das Haus ge= 
zogen, Damit anzuzengen, das ſie mit vnwillen jr 
Sungfraufchaft verlüre. 

Folgends wan die Tochter dem Man vbergeben, jazt 
fie fich jrer Muter inn die Schos, darauß mußt fie 
der Breutgam mit gewalt reiffen: anzudeiten, das jte 
nun vilmehr des Mans ald der Eltern engen were. 
Darauff mußt die Braut feur vnd Waller berüren, 
die empfängnus, jo mit difen zmeyen Elementen gichicht 


368 


und zubereit wird, anzuzeygen, oder mie etliche jchrei- 
ben, dem Weib mit dem Waffer, welchs allen wuft 
abmwäfchet, Die Reynigkeyt des Hertzens fürzufpigelen: 
mit dem Feur, welchs alle böſe Mirturen vnd die Me- 
tall lautert, Die Treu, jo ſie zu halten jchuldig, an— 
zuzesgen. Man trug der Braut auch eyn Kundel 
oder Rocken mit flachs angelegt voranhin, zur vnter— 
weifung, das ſie nicht müftg jein ſolte, vnd was vn— 
gefärlich jr arbeyt fein werde. 

Der Poet Horatius jchreibt: Wan die Jaghund 
jung jint, jo gewänen jle die Jäger zu Hofe, halten 
jnen für eyn Hirzhaut, eynen Fuchs- oder Haſenpalg, 
daran lehren fie bellen, werden weydiſch vnd beiflig. 
Item eyn Gartner, wann er junge Reiß oder bäum— 
lin ſezt, ſteckt er eynen ſtecken darbei, das ſie ſtracks 
vnd gleich aufwachſſen: Harret er, biß es gros vnd 
alt wird, ſo pleibets ewig krumm. Item eyn Metzi— 
ger, will er fleyſch verwarn, das es nicht ſtinckend 
werd, ſonder fein friſch pleib, ſo mus ers ſaltzen, weils 
noch friſch iſt: harret er, biß es alt, riechend vnd ſtin— 
ckend wird: ſo iſt darnach alles ſaltzen daran verloren. 
Alſo ziehe man die Weiber, Kinder vnd das Geſind 
im erſten eingang, wie man ſie haben will. 

Dan laßt man erſtlich etwas zu, 
So meynt man, das man recht dran thu, 


Vnd prauchets darnach immerzu, 
Vngeacht, wen man vbels thu. 


Ende der Zugefazten Chgejaz. 


569 


Des aller Kunftweifeiten, vnd bei allen Gelehrten Hoch— 
geachten Griechifchen Philofophi, oder Weisheytergebes 
nen Lehrers Plutarchi, Herrlicher Iractat 


Bon der Kinderzuct, 


Nun laßt uns für Dismal zu bedenken füren, was 
von rechter auferziebung Redliches und freibürtiges 
ftands Finder, auch füglichen mitteln, fte zu Ehrenmä— 
figer und wolgejttteter gefchieklichkeyt anzufüren möchte 
zu reden fürfallen. Welches richtiger an= und auszu— 
pringen, bedundt mich gleich erſtmals zu den befümm- 
lichften von der Geburt jelber anzufangen fein. 

Iſt derwegen zuforderft hierin unfer Rhat, Das welche 
Eltern Rumwürdiger ond ehrenerlebter Kinder Vätter 
zu fein vnd heyſſen begeren, nicht gleich vnbedacht mit 
jedem bergeloffenen Weib, als da jind offen gemenne 
zuchterwegne Schandyrefin oder beſondere heymiſche 
Buldirnen, beimonung pflegen. Seiteinmal jolcher 
lajterhafte geburtsfledfen, jo entweder von Vater oder 
Muter berrüret, nimmermebhr zu feyner zeit ift außzu— 
tilgen: jonder gehet vnaufhörlich dem deshalb beſchreye— 
ten jein ganze lebenszeit jehmähelich nach, vnd gibt 
denen, Die ſie zu fihelten, verfpotten oder zu verkley— 
nern gedenken, beihändige anlas, folches Teichtlich zu 
volpringen: dannenher der Poet Euripides fein Weis- 
heyt inn dent mol ereuget, da er ſpricht: 

Wa niht gegründ wird wol ond recht 
Bon anfang ber bald eyn geichlecht, 
So müſens die Nachkömmling büfen, 
Das jn eyn fremd ſchuld wird verwifen, 


70 


Hat derbalben jolcher Ehrlichen molgeburt eyn auf- 
richtigeS freies gmüt, jo jtch weder jelber jeiner anfunft 
zu gedenken ſcham, noch andern zu melden ſcheu tra= 
gen darff, für enn hoben Schag zu rümen vnd zu 
fräuen: dermegen billich diejenige, welche nach vnnach— 
teyliger vnd vnvermeislicher finderzeugung ftellen, groſe 
achtung auf Diefelbige geben ſolten. Demnach e8 nim- 
mer fület, das es mit denen, die fich etmas mafuls 
oder Nachred jrer Vorfaren zu erinnern wiſſen, allen 
fräud vnd mut Darnider pflegte zu fchlagen. Vnd 
wie der Voet jehr recht jagt: 

So freh vnd mutig ift feyn Man 
Welchem der mut nicht fallt alsvan, 
Wann er gedenkt, vnd wird ermant, 
Des Vaters oder der Muter Schand. 


Gleichwie hingegen Diejenigen, fo fich von Ehren 
achtbaren Eltern ber geboren empfinden, gemeynlich 
biedurch mit etwas mutiger ond ftrebgiriger fräudig- 
feyt zu gefchlechtmäßiger Tugend bewegt vnd ange- 
triben werden. 

Daher man dan von Diophanto, des Themiftoclis 
Son, gehört bat, das er oft vnd daſſelb zu vilen ge- 
fagt, das, was jm gefällig, auch dem Volk von Athen 
nit vnangnen ſeie. Sintemal mas er wölle, die Mu- 
ter nicht widerfpreche, und was diſe Ipreche, das thue 
Themifiocles: Was aber dem Themiftocli gefall, Das 
liefen jnen die Athener nit wol mißfallen. 

Hierumb find auch Die Lacedemonier jrer grosmü- 
tigfent halben alles lobs billich würdig, das ſie jrem 
König Archidamo, der feiner hoheyt eyn Fräulin von 
£leuner geftalt zu vermälen nicht gejchenet, eyn benante 
geltjtraf auflegten, auſſ diſer vriach, das bejcheinlich er 
durch Dife that, jnen nit König, fondern Königlin 


571 


oder Königin zu zeugen vnd erblich zu Hinderlajen 
vorhabens. 
Darumb Eurivides thut ſchreiben, 
Wann er, da Gott für ſei, ſolt weiben: 
So wolt er Kinder zeugen lieber 
Aus dem haufen derjenigen Weiber, 
Die der täglichen Arbeyt warten 
Als aus den Müfigen vnd zarten. 
Dan da die Eltern hartlich leben 
Da pflegts auch ftard Kinder zu geben. 
Aber von zarten fommet zarts, 
Welchs nicht Fan ausftehn etwas harts. 

Solcher nun eritgedachter Warnung foll auch diſe 
(melcher Die, jo vor vns von dergleichen fach gejchri- 
ben, auch wargenonimen) gleich auf dem Fus nachfol- 
gen: Nämlich, das welche von wegen Kinderzeugung 
jren Weibern beimonung thun wöllen, ſolch geichäft 
gang nüchtern noch vunbemeinet, oder nach mäſigem 
trank vollzihen. Seitennmal die finder, jo gleich inn 
eriter fat von vollen trundenen Eltern erzilet werden, 
gemennlich gern zu Weingemogenen verjoffenen Trun— 
ckenpöltzen aufwachſen. Darumb Diogenes eynmal ey— 
nen ſinnverruckten Tollen Jüngling alſo anſprach vnd 
grüſet: O geſell, dein Vatter hat dich on zweifel inn 
trunckener weis geſäet, darumb wachſeſtu auch inn der- 
ſelben Pflantz auf, vnd das ſei alſo hiemit gleich zu 
anfang gnug von der Kinder geburt geredt. 

Nun folget von jrer auferziehung: Welche kurz zu 
begreiffen, mwöllen wir, was man ſonſt von allen an— 
deren fünften vnd mwolgegründten erfarnujen vnd wiſ— 
jenjchaften pflegt fürzutragen vnd zu reden, auch jegu- 
mal auf die tugend wenden: als nämlich das zu vole 
fommenlicher erlangung derſelbigen vnd aller gebürlis 
her übung trei fu notwendig müfen zufammentref- 


572 


fen, die Anartung oder matur, Die vernünftlichkent 
oder der verftand, vnd entlich der ftäte gebrauch, oder 
Die angemwänung. Durch die vernunft aber will ich Die 
erlehrnug vnd lehr, Durch Die gemonbent Die vnver— 
trüßliche vbung verftanden haben. Die Natur macht 
wol den anfang zur lehr, Die lehr ſchickt es folgends 
zu eynem fleis, Die fleiltg vbung bereut es demnach zu 
eyner vollentlichen gewonheyt: Wann jich aber gedachte 
ſtuck ſamenhaft zugleich inn eynander jchlifen, ypringt 
alsdan erjt folche vereynigung allenn die höchſte voll 
fommenbent. Vnd an welchem deren eynem es ſich 
erwindet, an demjelben mus gewißlich auch die Tugend 
mangelbaft und vnvolkommen erfcheinen. Diemeil die 
Natur on lehr ond züchtigung ift, fo vil als plinv: 
Die lehr on die Natur oder natürliche täuglichfent vn— 
färtig: die vbung aber on diſe beyde vnvolfommen. 

Dan gleichwie zu dem Feldbau erftlich eyn frucht- 
bare Erd, demnach eyn erfahrener Bauman, endlich 
auter erlejener famen erfordert wird: Alſo ſoll auch 
bie die Natur fich dem feldboden, der vnterweiſer dem 
Ackerman, die ſaat den lehren und onderrichtungen vers 
gleichen. Welche ſtuck jamtlich ich für gemwis behaupt 
baben wolt, das jte zugleich in deren von jederman 
alfo hoch verrümten leut, als des Pitagore, Socratis, 
Platonis und anderer, deren lob ewig vunvergehlich bes 
ſtaht, gemüt vnd feel verbaftlich zufanmen fommen 
und geflofien feien. Dem nun folche allefamt von 
Göttlicher güte gedeien, der ift gewis wol glüdjelig 
und von Gott geliebet. 

Ma aber enner vermennt, das darumb Die, jo nit 
von angeborner artlichfent meolgenaturet, jolche natür= 
liche preften, oder geringerung der Natur, nicht möch— 


tet etlicher maffen, wa fie zu der Thugend recht vn— 


3783 


terwifen und angehalten würden, erftattlih ergänzen 
vnd einpringen, der joll willen, das er ſeins Vrteyls 
weit fäle, ja vberal faft jrre. Angeſehen, das die 
Tugendgenengte gute Natur durch trägmütige hinläflige 
keyt verterblich verligen: die böfe aber durch lehrſame 
erzibung gebeiiert auffommen mag: Vnd auch das 
leicht von den vnachtſamen verwarlofet, Das ſchwär 
Bingegen durch ernitbaften fleis erlanget wir. 

Vnd zwar wie völlig, mächtig, förderlich und end- 
richtig Die emjige arbentiamfent ſeie, ift aus vilen 
täglichen vorgebenden gefcbichten befcheinlich: Demnach 
je Die mwafjertropfen eyn ſteyn aushölen, auch eifen vnd 
Stahel durch ftäte betaftung vnd behandlung abgenu- 
get verjchleifet. Desgleichen eyn Karrenrad, jo eyn— 
mal mit grofer mühe darzu gefrümmet und erbogen, 
ſchwerlich, wie man es auch angriffe, könte in fein 
erite gehabte jchlichtige geradigfest gebracht werden: 
wie dan auch die gebogene Gaucklerſtäb, bei den of- 
fentlichen Schaurüftern oder Spillenten gepräuchlich, 
zu fchlichten unmöglich. Alſo das fchlieglich dasjenig, 
fo durch arbeitiamen gemalt wider Die Natur zumeg 
gericht worden, mehrertheils Der natürlichen vermöglich- 
keyt vorzibet. 

Wie aber? mag alleyn Durch Dijes die krafft des 
fleiſſes erwiſen werden? Neyn, jondern durch noch vil 
anders vnzahliches. Als noch eynes zu gedenken, der 
Erdgrund für ftch jelbs mag gut fein, dannoch friſſet 
und erdiet er ſich, wo man jne baulos hält. Vnd 
je bejier er von art ift, je mehr verdirbt er durch 
vnbauachtſam ftillligen. Dargegen ift eyn anders 
Erdreich nur zu vil ongejchlacht ond rauch, dannoch 
wo es erbauet wird, pringet es alsbald herrliche jchöne 
frucht. Ja welche baum erfrummen vnd erwilden nicht 


974 


aus verwarlefung, und werden hinwider fruchtbar vnd 
ſchön Durch forgfältige wartung? Oder welcher leib 
ſtärcke mißrahten, ermatten ond verlieren ſich nicht durch 
vnübliche faulfent, vnordenlichen vberfluß, wolluftbar- 
liche zartlichfent vnd vngeſunde wartung. 

Hinwider, mer iſt je jo gar vnfräftiger Natur 
ond machtlofer geitalt geweſen, der nicht Durch vn— 
vertrojfene übung vnd fräudigen luft des kämpffens 
ehyne trefliche ſtärcke zuweg zu pringen vermocht hette? 
Desgleichen, welche Pferd ergeben ſich nicht zaumge- 
borbfam vnd zum vortbeyl jren Reutern, wann fte 
von Jungen Fülljaren aufrecht vnter Die fporen ges 
nommen vnd abgerichtet werden? Widerumb, welche 
gerahten nicht zu ftättigen, bartmäuligen, widerſpänni— 
gen vnd vnbändigen fchelmen, Die ungeitlich angehalten, 
beritten und, erdummelt werden ? 

Vnd mad dörfen wir ons vil deſſen vnd anders 
verwundern, ſo wir doch inn täglicher erfarung ſehen, 
das auch von den greulichſten vnd wildgenaturteſten 
Thiren vil durch mühſame arbeyt ſint zam vnd hand— 
lich beſänftiget worden. Daher der Theſſalier von ey— 
nem gefragt, welche vnder den Theſſaliern (welche ſonſt 
eyn grob wild volk war) die geheymeſten vnd leutſeli— 
geſten weren, recht geantwortet, diſe, die ſich des krigs 
haben abgethan, das iſt, die jre vnärtige Natur zu 
eyner geſchlachten art erzämt vnd beſänftiget haben. 

Derhalben, was iſt es von nötten, weitläufiger ſolchs 
zu erklären? Seiteynmal je eynes jden Menſchen 
gepräuchliche ſitten inn der angewänung ſtehen, vnd 
aus langwiriger gewonheyt angenommen werden. Dan— 
nenher der, ſo die ſittliche Tugenden angeſittete nen— 
net, nicht faſt jrren würde: Derwegen will ich nur 
epn eynig Erklärgleichnus oder Exempel zu diſer ſach 








575 


noch anzihen, und alsdan davon weiter wort zu trei- 
ben nachgeben : 

Lycurgus, der Lacedemonifche Gefagftifter, nam auff 
eyn zeit eyn par Hündlin enner zucht, zog Die mit 
fleis gar vungleicher weiß auf: Das eyn lies er zu al— 
lem fras, mutwill, zartlichfeyt und geylheyt vnartlich 
erwachlen: Das ander hielt er fireng zur Spur, dem 
jagen vnd Weydwerck an: Darnach auff eyn zeit, als 
die Lacedemonier feine Burger mit zimlicher meng auf 
den Rhatplaz jich zufammen funden, redet er ſie vun» 
gefärlich jolcher mag an: Sehr vil, jag ich euch, jr 
Männer und burger von Sparta, fördert vnd Diener 
zu warer empfängnus vond gebärung Der tugend, Die 
rechte gewänung, auferziehung, lehr vnd lebenszüchti— 
gung. Welches zu bemwären, will ich es euch alſo par 
nun auf der Stätt augenfcheinlich vorbilden und er= 
weilen. Zog darmit gleich Die zwen Junge hund her— 
für: vnd nachdem er eyn Suppenſchüſſel und lebendi— 
gen Hafen» inn Die Mitte gejezt, life er fie ledig: Als 
nun der eyn flugS dem Hafen nach, Der ander Dem 
Hafen oder Muskahr zugeeilet hette, und gleichwol Die 
acedemonier noch nit erjinnen mochten, was er mit 
dem ſchawſpil Difer hund gemeynete, oder wa binauß 
es gelangete, da jagt er, jte des zu berichten, mit we— 
nig worten zu jnen: Dije beide Hund, wie jr jte ge= 
jeben, jint wol von eynem Mänlein und Weiblin ge- 
mworfen, haben aber vnderjchidene zuchtpfleg und war— 
tung befommen, darumb dan der eyne eyn fraswanſt 
und plattenraumer, der ander eyn weydlicher Jaghund 
- ond waldſtäuber worden ift. 


Daher noch täglih es geichicht, 
Das man thut, nach vem man eyn zieht. 
Welpen man zu dem Zafen zieht 


376 


Der tendet nab dem Hafen nidt, 
Welchen man nah dem Hafen gwänet 
Derſelb nicht nah dem Hafen rennet. 

Welhen auffs Lotterbett man zihet 

Derfelb darnah die Strey ftäts flibet. 
Vnd den man gwänet inn das Stro 
Derfelb darnach das Bett ftäts flob: 

Belden man gwänt zum Kleienbrot 

Der ist auch härts, wann es thut not. 
Aber der nur gwont ift des weychen, 
Wird frand, wann mans im nit will weychen. 

Melden man an zur Arbeyt hallt 

Demfelb Arbeyt für furzweil gfällt, 
Welchen man zieht zum Müfiggang, 

Dem thut ein jedes fchweyslin bang: 

Darumb zur Arbeyt angezogen, 

Vnd erftlich gleich den Hals gebogen, 
So gwont man alsvan gleih von Jugend 
Des mühfamen rauhen Wegs zur Tugend. 


Vnd dis jet hiemit genug von lehrrichtiger gewä— 
nung vnd vngleicher Lebenszucht angedeitet. 

Nun ftebet ons folgends von Ernehrung etwas zu 
reden: Dabei DIS mein bedenken ift, das die Müter 
jre finder ſelbs ſäugen und an jren engenen yprüften 
däuen laſſen jollen. Dann, angefehen, das fte Die zu 
innerft, ond wie man jprüchmortsmweiß pflegt zu jagen, 
von furjchiefenden dünnzärtlichen nägelin auf grund- 
berzlich lieben, jnen nicht wol möglich ift, das ſie Die 
nicht auch mit vil gröferer anmutung vnd forgfeltiger 
achtſamkeyt mol jolten nehren. So hingegen der Säug- 
ammen lieb nur eyn entlänete, vndergelegte, dienſtbe— 
nöfigte vnd onnatürliche freundtlichfeyt ift, als die vmb 
verdingeten Lons willen fich holdſelig erenget. 

Was? onderweiſet nicht die Natur vns felber, das 
die Muter dasjenig, fo fie geboren, auch zu fäugen 
vnd zu nehren jchuldig, inndem, das fie Darumb ey- 


577 


nem jeden gebärenden Iebhaftigen wefen, die Narung 
der Milch hat zugetheylet: Ja fogar hat die allgemeyne 
Forſichtigkeyt inn diſem theyl jre hohe klugheyt an tag 
gegeben, das ſie auch auf den fall, wo das Weib 
Zwilling prächte, nit bat wöllen vergeſſen ſcheinen, 
ſonder derhalben dem ganzen Fräulichen geſchlecht zwo 
prüft verlihen, auf Das vnverhindert jedes der zweh— 
bürtigen jich an eynem befondern pronnen feiner na= 
rung vnd aufentbaltung möcht erholen. Und zugleich 
dadurch Die Müter den Findern mit zwifacher lib ge— 
neigter vnd zugethaner zu machen. Sa auch biemit 
den gefchwilteren ond Brüdern, Die aus eyner quellen 
trinden, mit dem tranck anmütigere ond herzlichere 
Tieb gegen eyander einzupflangen, vnd gleichſam ein— 
zuſtreichen vnd einzuträncken. 

Vnd warlich nit onbefugt, ſeit einmal die gleich— 
nehrlichfept, jo man mit eynander zuſampt auferfäus 
get wird, gleichfam eyn band ond verfirifung ver 
freundtlichen zuneygung, vnd der Leim, aljo erlaublich 
zu reden, jo ſie gutmillig zufammen beftet, iſt. Wie 
ſolchs an den Thieren befcheinlich, das fie, wo fie ven 
jren mitterzogenen abgezogen werden, nach vdenjelben 
ſehr eyn ſehnlich verlangen zu haben pflegen. 

Derwegen, wie gedacht, Die Müter fürnämlich dahin 
zu vermögen find, das jte jren leiblichen kindern, fo 
vil möglich, jre engene dazu verlihne pruftmilch nicht 
entzihen, jonder jnen vor andern jr von natur zu= 
fländig recht widerfaren laffen. Wo fte aber dis zu 
leyiten nicht vermöchten, entweder von wegen leib3ge- 
prechlichkeyt (melchs ſich leicht jchiefen mag) oder auß 
begirkichem luft, bald andere frifche Erben zu erheben, 
fo ift gleichwol inn auserlefener wahl und wolbedach— 
ter verordnung der Säugammen, auf das fürjichtigeft 

x. 37 


978 


zu verfaren: das man nicht gleich ſorgloslich enn jede 
aufftofende, jonder die Däuglichften und bejchendeneften 
annemme: Vnd nämlich Die fürs erft jitten halben 
Landgeborne oder derjelbigen fittlichfent feien. 

Dan zu gleicher geftalt, wie Die glider Des leibs, 
alsbald von Der geburt auf, den kinderen find geſchick— 
lich zu gewänen, zu jchlichten vnd zu lenden, auf das 
fie recht gerad vnd gleschig inn jre gebürliche form 
erwachlen, vnd keyne krümme noch ungejtalt gewinnen: 
Ebner mafen gebürt jich auch, von anfang gleich der 
onmündigen wolärtlichfent end jttten füglich zu formi— 
ren, zu mäjlgen vnd anzufchiden: Inn betrachtung, 
das Die Jugend, jrer zärte halben, leichtbigiger vnd 
lindgefchlachter, auch derhalben dem wenchen gemüt 
die lehr zutbätlicher, fäbiger und mit minderer müh 
epnzutruden if. Da im gegentheyl das erftarret vnd 
hart fehwärlich zu erwenchen, oder gar nimmer zurecht 
zu pringen ift. Dan gleichwie eyn Zeychen und Pit- 
fchter inn weych Wachs mus getrudt, alfo die Zucht- 
lehr inn eyn Kindlich herz gefiglet werden. 

Aus welcher vrſach mich bedunft, das der Kocher: 
feucht Plato inn dem ſehr mweislich Die Pflegammen er= 
mant, da er nicht eyn jedes Märlın den Eindern zu 
erzelen will geftatten, auf Das nicht jre vnſchuldige 
berzen gleich anfangs mit wanfinnigen narrenthädingen 
vnd fchadlichen leichtfertigkenten verderblich eingeweihet 
vnd verbeyzet werden. So rahtet auch der Poet Pho— 
cylides nicht vbel, da er meldet: 


Weil noch vnmündig find die Find 
Doch börn, was man fingt ond verfünd 
Das gut fie gleich zu lehren find. Oder 
Die Kinder follen mit den Jaren 
(eich gutes lehrnen vnd erfüren. 


379 


Demnach ift auch Difes nit vergeſſenlich dahinden zu 
Iaffen, dad man inn der beimonung difer Finder, welche 
man etwa zu Dienft der fäuglingen zugleich mit auf- 
erziehen laßt, eun genaue forfhung vnd wahl für- 
nemme. Alſo, das Diefelbigen erftlich gutartiger ©it- 
ten, folgends landläufiger ſprachen, auch folche Deitlich 
mit wolgelöfeter zungen auszusprechen färtig ſeien. 
Damit bejorglich ſie nit, wo ſie mit findern von frem- 
der vngepolirter fprachen und böfen fitten gemeunichafft 
vflegten, etwas jrer verferten weis an jich bengten. 
Dan dig alte gemenne fprüchwort nicht eyn vngefüge 
meynung einhalt, welches lautet: 

Wan ftäts beim bindenden pleibft vnd wonft, 
Allgemach zu knappen auch gemwonft. 

Wann ſie aber nun ferner zu ſolchem alter erwach— 
ſen, das ſie eynem Zuchtmeyſter ſollen vndergeben 
werden, allda will zwar, inn beſtellung derſelbigen, 
die gröſte ſorgfeltigkeyt erzeyget ſein, das wir nicht 
villeicht aus vnfürſichtigkeyt vnſere finder eunem vner— 
kanten, gedingnöttigten Bauchdiener, Sclaven vnd Lon— 
knecht, oder groben vngehöfelten Schellhirn oder leicht— 
fertigen köpfen vertrauen. 

Dan was kan doch lächerlicher, als diſe heut bei 
vilen widerſinnige weis vnd gewonheyt fürfallen, als 
Das die Eltern, fo jnen etwan fromme knecht gerah— 
ten, alsbald wiſſen, etliche zu dem Ackerbau täuglich 
zu bejtimmen, etliche jren handelſchifen vorzufegen, et— 
liche inn jre gewerbewaltungen oder Factoreien zu le— 
gen, etliche zu verſehung jrer haußhaltung zu ordnen, 
etliche zu jrem Wechfel und Geltlag zu gebrauchen, vnd 
tergleichen ennen jeden Dierer, nachdem fie jn geſchickt 
befunden, zu eym befondern gefchäft zu muſtern vnd 
auszufchiefen: Aber wo fie ynter Dem haufen etwan 


580 


eyn verfoffenen, fchlampnajchigen, vertbunigen und ganz 
vnnützen Funden antreffen, ſie jm feyn ander ämptkin, 
als die pfleg jrer Finder Fönnen oder wöllen aufben- 
een, da doch vilmehr der Zuchtmeifer eyn ausbund 
der frommen, vnd folches verftands, wie Phönir des 
Achillis Hofmeyſter fein folte. 


Welcher mit ſonderer geſchicklichkeyt 

Des Adillis anmutung leyt, 
Vnd jm nicht gleich wehrt vnd erleyd 
Wozu jn trug fein luft vnd fräud, 

Sonder mant jn, zu halten Mos, 

Sagt wie andern Vnmas erſchos, 
Entwänt in alfo mit der weil 
Bon feiner vnart, jo war geyl. 

Gab im biöweilen nad jm gringen 

Damit er möcht eyn gros auspringen. 
Lobt in aud, wann er lobswerd that 
Damit er mehr luft darzn hät, 

An andern er die Fal oft ichalt 

Deren er wußt an jm geftalt, 
Zu Iebrn, das jn nit ziren fan 
Was anderen ftehet vbel an. 

Er firaft auch nicht all lafter gleichlich, 

Wie viln Schultölpeln folhs ift präuchlich. 


Derwegen mus ich nun zumal die allerwichtigft und 
bauptfächlicheft Deren fachen, jo noch fürgetragen wor— 
den, zu bandlen antretten: das nämlich zuporderft den 
findern folche Zuchtlehrer jollen ausgangen werden, Bie 
onfträffliches lebens, vwnverleumdeter fitten vnd hoher 
erfarung feien. Dan die quell vnd wurzel aller Tu— 
“ gentlicher Erbarfeyt ift, wann man rechte auferzihung 
vnd gejchiefte vnderweiſung befonmet. 

Dan gleichwie Die verftändige Gartner den forfchi- 
fenden jprößling jre beitandftefen, jchlichtruten, grund- 
ſtäb, pfäl oder andere vnderftügung juchen und bei— 


581 


ftellen: Alfo onderfteuren die kluge Lehrweiſer die Ju— 
gend mit heylſamen vermanungen und Zuchtgefagen, 
da3 jre fetten inn tugendlicher Frafft erjtardet, recht 
aufwachſſen mögen. Sierumb wol billich etlich Eltern 
anzufpeien vnd ſehr zu fchelten jind, die, eher ſie jrer 
Sönlein zufönfftige lehrmeyſter erfündiget haben, diſel— 
bige etwan vnwiſſend, aus onjinn, zu zeiten aus vn— 
erfarenheyt, liederlichen und der fachen vnköndigen leu— 
ten behändigen. 

Wiewol nit fo fait lächerlich, Das hierinn, inn jo 
wichtigem gejchäfft, welches jte ſelbs berüret, etliche aus 
vnerfarenheyt gröblich verfälen, als vilmehr aus der 
weis üungereimet ift, Das noch jren nit wenig, auch 
nachdem ſie von denjenigen, jo der fachen eyn wiſſens 
tragen, vnd Die gelegenheyt siler, jo jich für Zuchte 
weifer ausgeben, aber dazu ganz vngeſchickt, zudem das 
fie boßhaft find, erfant haben, gewarnet werden, oder 
zu zeiten es ſelbs bag, als diſer der jte manet, der 
jachen erfaren: gleichwol deſſen vngeacht, ſolchen vnge— 
bachenen fräfling jre leibsfrucht inn befehl ſtellen: vil— 
leicht nur mit ſolcher ſchmeycheler glatten worten dazu 
beredet, oder den anhaltenden freunden zu gefallen: 
Welchs eben eyn ſach iſt, als wann eyner, der kranck, 
etwa eynem ſeiner guten freund zu gefallen, den Ar— 
tzet, ſo jm bewärlich wol aufhelffen könte, veracht, vnd 
epnen, der jn aus ovnerfarung inn die grub hinrichtet, 
erwehlet. Oder aus fürbit eyns freunds, den woler— 
kündigten Schifman, deſſen fleiß, treue vnd ſorgfeltig— 
keyt jm bekant, verlaſſet, vnd eynen nichts nutzen 
annimmet. 

Ach iſt es nicht Gott im Himel zu klagen, Das ey- 
ner eyn Vater heyſen will, und nicht des weniger jm 
mebr die huld feiner freund, als Die zucht feiner Fin- 


582 


der laßt angelegen fein? Colt nidyt Crates der Alte | 


weißbenterforfcher, auch noch heut genug billiche vrſach 
haben zu jagen, Das wo möglich were, er auf die 
höchite ſpitze der Statt fleigen, vnd darab vberlaut 
ausrufen möcht, o je menichen, die jr euch der Vers 
nunft anmafet, wo gedendet jr bin? allen fleis wens 
det jr an gros gelt und gut zu fammlen, aber der 


BI EEE RR 


finder, Denen jr es verlaſſen jollen, achten jr gar mes 


nig oder gar nichts. Zu diſem möcht ich wol diſes 
beilegen: D jr lesfinnige Vätter, jr thut eben wie 
euner, Der groß jorg auf den Schub legt, aber des 
fufes kleyn achtet. 

Ja etliche Elteren verfteigen fich inn Geitz, zufamt 
dem Kinderhaß, jo weit, das fie, vnbehertzigt deren 


wolfart, Damit ſie nur nit etwas gröfern Eoften müs 
fen aufmwenden, jrn Sönen ganz vngeſcheut nichtswür= | 


dige leut zu Zuchtmevfteren beitellen: Meynend, der 
fauff ſei ſehr wol getroffen, wan ſie nur Die vnge— 
ſchicklichkeyt wolfeyl anfommet. 

Derhalben Ariſtippus nicht vnſauberlich, ſondern gar 
höflich eynen ſolchen, von ſinn vnd Mut erſchöpften 
Vater, ſchimpflich traf, als er von jm gefragt, was 
er zu lon für die vnderrichtung ſeines Sons neme, 
hundert gulden beſcheydet, der Vater drauf ſaget: Wie? 
hundert gulden? bei dem Hercule, dz iſt doch vberaus 
vil geheyſchet, Dan ich Fan vmb die hundert wol ey— 
nen von der Galeen oder eynen gefangenen Fauffen. 
Bnd Ariftippus biezu antwortet: Es ift war, darnach 
baft du zwen Galeen oder galgenbuben. Nämlich dei— 
nen Son, ond den du erfaufen wirft. Vnd entlich, 
wie Fan Doch Das nicht eyn ungereimte jach heyſen, 
die Kinder ernftlich gewänen, das fie Die ſpeis, oder 
anders, was man jnen reycht, engentlich in die rechte 


83 


band faflen, vnd wann fie die lin nur darnach fire 
en, gleich darumb ftraffen: aber keyn fürjehung thun, 
Das ſie rechte vnd ehrenmäſige lehren vnd reden zu 
handen hetten end böreten. Jedoch flrafen ſich jolche 
Bneltern jelber: dan was entftehet difen munderjelfa= 
men Dättern hieraus, wann fie beydes alſo übel jre 
finder erfäuget, vnd noch ärger vnderrichtet, oder gar 
verwarlofet haben? Das wöllen wir fur anhören. 
Mann fie nun etwas höhers alters halben under Die 
zal der Männer, jo gemennlich al3 entwachjen, fich 
mehrer freiheyt geprauchen, gerechnet werden, da bricht 
die frucht der ſchönen zucht aus, vnd erfärt man, mie 
fie daS eingezogen, recht, heylſam vnd ordenlich leben 
beginnen anzufeinden, Dagegen ſich inn alle vnord— 
nung vnd leibbeengnende Schandluft verfenden vnd 
ftürgen, vnd endlich den Eltern die verfpätigt Nach- 
reue vmb erlafene zucht, auch oneryelfliche bekümernus 
vmb jr tägliche bubenſtuck vnd vnthaten pringen vnd 
verurfachen. 

Dan difer ongezogenen Kinder etliche fangen an, 
ond benden böje gefelichaft an jich von fchmeschleren, 
Brasfreunden ond fjchmorogern, eyn jchandliches, vn— 
redliches vnd verfluchtes gefind, eyn ‚war grundyerder- 
ben und giftjucht des Jungen bluts. Andere beiol- 
den oder vnderhalten inn Windeln mit grojem vnko— 
fen prächtige, onverträgliche und aufgeplajene Zatzen— 
bälg, und ſonſt fchanderbenzte leichtfärtige Frauen : Et— 
liche verfchwenden vnd jagen jr gut Durch Diegurgel: 
Andere werden Durch jre eingejogene vnd angezogene 
fafter gleichſam al3 von eyner Mörflute ab richtiger 
fart inn die grundfelfen vnd klippen der ſpilſucht, pret- 
ſpil, Zechen, jchlaftründ, Nachtdäntz, Mommereyen, und 


584 


allerley mutwilliges, geyles vnd leichtfärtiges leben 
verworfen. 

Ja e3 finden ſich, Die noch ſchrecklicher laſter zu vol- 
pringen fich nicht ſchämen, brechen Die Che, werden 
sor geylheyt vnd prunft nachtläufig, raſen als inn 
täglicher Faßnacht, und fiheuen ſich etwa nicht, eyn 
eyniges binfalliges verfüfet gelüftlin, mit Todsgefahr, 
zumegen zu pringen. Ja gar das leben geringer, vnd 
dem Tod leichter, ald Die meidung enner furgfigeligen 
fraud zu ſchätzen. Welche, wo ſie eynmal mit eym 
Mewhentiinnigen Philoſopho hetten gemeynſchafft pfle— 
gen, oder vnderwiſen werden mögen, wer nicht wohl 
möglich, das ſie ſolcher vndingen ſich vberwünden, ſon— 
der zu dem minſten des Diogenis lehr behalten hetten, 
welcher wol mit etwas zu fräveligen vnd frechwilligen 
worten, doch inn der that wahrhaftigen, ermanet, 
vnd ſpricht: Geh zu zeiten ind Hurenhaus, zu erlehr- 
nen, das Ehrliche fachen von vnerbaren, auch ergegung 
halben keynen vnderſcheyd tragen, und das der luft, 
welcher theur erfauft, dem fo vmb eyn geringes zu- 
megen gepracht wird, nichts vorzibe. Das ift, auf 
vnſerer jzund im tolmetjchen gepräuchlicher fprachart, 
ſprüchwortsweis zu erflären : 

Es fomm venfelben, der die Hol 

Rechtſchuldig wol verdienen wöll, 
Eben fo fhwer an inn feim werd, 
Als den, der den Dimel begert. 


Derhalben, alles zufammt befchlieslich zu begreifen, 
fprich ich (und man mag es wol Billicher für eyn 
Weis oder Vorfagung, ald eyne Vermanung halten) 
das zu verhütung alles vorgedachten vnraths, der ey— 
nig, fürnemmft, mittelft und endlicheft hauptzweck alleyn 
in fleiſiger Aufferziefung vnd Rechtmäftger vnderwei— 


585 


fung der Einder ſteht: Vnd das jolche ſtuck die eyn— 
zige zuträgliche fördernus vnd Dienftliche behelf, zu Der 
Thugend ond warer glüdjeligfeyt zu gereichen, jeien. 
Dan alle andere güter, wie fie Namen haben mögen, 
als Adel, Würde, Reichtumb, Geſundheyt, Schöne, 
Stärde, jind zu vil Irdiſch vnd leiblich, auch gering- 
fchägiger vnd nit jo gar fleiswürdig: Als die Adelich 
mwolgeburt, wiewol ſie herrlich vnd jchön, ift ſie Doch 
eyn vorerrungen gut vnſerer DVoreltern. Die Reiche 
tumb find wol Eöftlih und achtbar, aber des Glücks 
eygen: vnd allerlen plözlichem Glückfall unterwürflic. 
Eintemal der Fall fie oft den Habenden ab, vnd de— 
nen, jo es nicht verhoften, zumendet: Auch Das gro 
gelt und gut pflegt eyn zil für Die, jo nach den beu— 
telen jchifen, nach dem geltſack ftechen, die täſchen lä— 
ren, für die ſeckelabſchneider, bie Hausdieb, vungetreue 
fnecht, falſcher vnd lugener, heuchler und Schmenche- 


- Ier zu jein. Ja welchs das gröft ift, werden jle of- 


termalö den verruchteften leuten vnd ärgejten buben 
zu theyl. 

Dan wer da hat den frevelfien Mut 

Der fammelt on fcheu das gröfte gut. 

Die Herrlichfent oder Rhumwürde als anjehnlic, 
fo ungewig vnd wandelbar ift ſie. Die Schöne vnd 
mwolgeftalt, wer zu wünjchen, wann ſie nicht jo gar 
eyne kleyne zeit Daurhaft were. Die gefundheyt ift 
aller Ehren werd, aber leicht veränderlich, und verfeh- 
ret jich jchnell. 

Die Stärde wer zwar zu begeren und hochzuhalten, 
wo jte nicht jo jchlechtlich Durch kranckheyt vnd alter 
verdürbe. Alſo, das der jich feiner leibsvermögleichent 


berümet und vberhebt, weit des waren Vrtheyls rech- 


ter güter verfälet. 


86 


Dan was ift die Menfchliche Stärke zu rechenen 
gegen viler Thier, als der Elepbanten, Ochſen, Löen 
ond anderer leibsfräffte gehalten? So hingegen allen 
Die lehr vnd geſchicklichkeyt Dasjenig ift, welches inn 
ons vnfterklich und Göttlich verpleibet: Betrachtet, das 
inn Menjchlicher Natur und Anartung zwey fornemefte 
ftuf jint zu ſpüren, das Gemüt, oder der verftand, 
und Die Erſinnung, oder Gefprächigfent. Deren das 
verftandreich gemüt ober Die erfinnete Sprächlichkeyt 
berichet, Die Redſprächige Sinn dem vernünftlichen ver- 
fand vntertbänig gehorchſamet. Vnd diſe ſtück find 
dem vnſtäten glück nicht vnderwürflich, pleiben von 
aller verleumdung vnd nachred vnvernachtheylt, von 
Kranckheyt vnverdorben, vom alter vnverſehret. Dan 
alleyn Das Gemüt und der Verſtand, inn dem ſie er— 
alten, erjungen ſie. Vnd da ſonſt die länge der zeit 
alles anders ringert, mehret er doch dem Alter durch 
genaues warnemen ond erfaren fein vilerkantnus vnd 
wiſſenſchaft. Vnd wiewol der Krieg alles, wie eyn 
angeloffen Bergwaſſer hinreiſſet, verſchwämmet vnd zer— 
flözet: kan er doch nicht die lehr, kunſt vnd geſchick— 
lichkeyt entzucken noch hinnemmen, vnd, wie man im 
ſprüchwort ſagt, am Spies hinwegtragen. 

Derwegen beduncket mich wol gedenckwürdig des 
Weisheytlehrigen Philoſophi Stilponis von Megara 
antwort, als jne der König Demetrius nach zerfchley- 
fung feiner Geburtftatt, und leibengenung aller ein- 
wonenden burger, fraget: Ob er auch etwas verloren 
bette ? Nichts aus allem, faget: Seitennmal der Krieg 
die Thugend nicht beranbet, noch eynige Beut don jr 
erbolet, oder fie vonder dem geplünderten haufen am 
ſpies bintraget. 

dit welcher, wie es fich anjehn lafjet, auch des 


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987 


Socratis beſcheyd gleichhällig vberennitimmet. Dan, 
als jne, wie ich meyn, Gorgias fraget, was er von 
der Perſen, oder ſonſt eynem mächtigen König bilte, 
ond ob er nicht jne oder eyn andern des gewalts hal- 
ben glückhafft achtete, antwortet er: Wann er müßt, 
wie Thugendbegabt und wolerzogen Difer oder eyn an- 
derer König were, vnd ob fie auch mit lehr und weis— 
heyt verwart jeien. Damit zu verftehen gebend, das 
nach dem eyner Tugendhafft, auch Glückhafft zu Hal- 
ten, vnd das die MWolfärtigfent nicht inn glückſchwe— 
benden gütern, jondern inn dem, was von Weißheyt, 
Thugend ond gejchieflichfent herrüret, beftande. 

Zu gleicher weis aber, wie ich die Elteren ermanen 
thu, nichts fo fait allen acht zu haben vnd inn Das 
Werk zu richten, als Rechtbeſcheydene Kinderzucht: 
Alfo warne ich fie mwiderumb, genaue achtung zu ge— 
ben, dag Diefelbige vnärgerlich vnd aufrecht zugange, 
ond mit onverfälfcheter vnderweiſung bollrichtet werde: 
Auch die Sön auff das meiteft abhalten vor Diefer 
vnweis, vor den leuten jich jcheinlich zu ſtellen, oder 
jnen zu gefallen ſich leichtfärtig zu erzepgen, ond rhum 
des Gemeynen pöfeld zu juchen. 

Dan vilen wolgefallen 
Heydt ven Weifen mißfallen, 
Vnd dem Bold beifallen 
Heyßt von Weifen abfallen: Oder 
Jedermänniglichen fein gefällig 
Iſt den wenigern, als den Weifen vngfällig, 
Bnd dem Gemeynen Man vil angenem, 
Iſt dem Fleynen häuflin der Eugen vngenem. 


Deſſen gibt mir auch zeugnus der berümt Euripi- 
des mit dieſen worten: 


Schön wort zu treiben vor der Gmeyn 
Din ich zu DBngelehrt, 


3838 


Aber bei wenigen alleyn, 
Vnd meins gleichen geebrt. 

Dan vie beyn Werfen find die Glehrtſten 
Vnd bei in angeichen, 

Die find beim Bold die Vngelebrtfien, 
Weil fie fein weis verfchmeben: 

Vnd die bei Klugen gar nichts gelten, 
Vmb jr leichtfärtigfent, 

Die find beim Bold vie Rechte Helden, 
Dan fie thun feinen bſcheyd. 

Sonit, jo vil mein Vrtheyl belangt, hab ich je und 
je erfaren, Das welche jich nach gemennem lauf und 
dem pöfel richten, vnd ſich alleyn dem zufammengefto- 
benen abgeipuleten Volk alles zu augendienft, dand 
vnd gefallen zu reden, tbun vnd zu lajen, bemühen, 
gemesnlich jr leben in vnmas, luft ond dolluftbarfegt 
binpringen. Vnd warlich nicht onfüglich. Dan welche 
Dabin gerhaten, dag ſie ſich andere, fremde, Die der 
Erbarkeyt abgethan, zu erluftigen befleiffen, wie vil 
mehr werden jte vmb genler ergesung vnd erquickung 
jver felber alle gebübrlichfent und Nechtfüge bindanfe- 
gen vnd vberfchreiten : vnd aljo mehr der Süſigkeyt, 
ala der Mäſigkeyt, vnd mehr jren eygenen gelüften, 
als zuchtfolgiger Thugendmas nachhangen. 

Alſo vil bievon: zu was anderd mehr nuzliches 
aber wollen wir nun ferner die Jugend onderweiſen? 
oder zu was gutes jte anhalten und jnen einzubilden, 
anlestung vnd onderricht geben ? Es ift zwar fonft 
fein, nichts vergebenlich fürnemmen, vil minder leichte 
färtig, etwad reden oder bandelen. So vermag auch 
das Sprüchwort: Was ſchön ift, ſei auch ſchwer. 

Was ſchön iſt vnd bewärlich, 
Sei auch zu volpringen ſchwärlich. 


Aber innſonderheyt ſtehet es mit den Reden, welchs 


589 


onbedacht von der hand gleich gehet, jehr gefärlich und 
mißlich: demnach gemeynlich darbei nichts all forg- 
Ioje leichtichäfte und vnfräfte, die nicht an eynander 
banget, ift zu fpüren, auch folche jelten eynen fachge= 
mäjen ein= noch zimmlichen ausgang haben noch ge= 
winnen. Inn anfehung, das die, jo alfo auf gerhat— 
wol hinein plauderen, gemeynlich ſelbs nicht willen, 
woran ſie find, reden inn den luft, und jchmeben, wie 
man fagt, zwifchen Simel vnd Erden. Ja zu Difen 
vnd anderen meber fälen, die jolche Windredener, inne 
den fie aljo im vorlauf die wort fallen lafen, bege— 
ben, kommet auch noch diſer mangel hinzu, das fie 
dadurch zu vnnötigem vnd gefährlichem vberfluß der 
Wörter und eitelem gefchwez verleitet vnd getrungen 
werden. So hingegen der vorbedacht die Ned einhal= 
tet vnd nicht aufierhalb feiner mas vnd grenz lafet 
aus⸗ vnd vumbjchmeifen. 

Bon dem Bericle, dem Klugen und fürfichtigen Hör— 
fürer der Athener, ift ons fürfommen, wie es fich oit 
begeben, das er zu mehrmalen vber eyn fürfallend ae- 
ihäft, fein bedenken alsbald auff der jtätt zu erklären, 
von Volk jei berufet und ermanet worden, hab aber 
nie zu willen werden mollen: zur entjchuldigung fürs 
wenden, wie er für damals vngerüſt und der fachen 
vnbedacht zugegen feie. 

Gleicher geftalt Demoſthenes, melcher dies Perichs 
meynung vnd weis inn fürung des Negiments jehr 
eiferig nachgeömet, als fich Die Athener bei jm eynes 
bedenklichen falls halben gutes raths zu erholen beger- 
ten, ſchlug er es jnen ab, mit gleichen worten fürge— 
bend, ſich unberentet fein. 

Aber dis möcht eyner vileicht, als für die lange 
weil erdacht, und von keynem gemifjen Herrn, das e3 


90 


für Das fein ausgibt, oder es zeugnusweis beftättigt, 
fonder von börenjagen berfommend, und derhalben als 
vnbändig anfechten.. Derfelbig foll bingegen willen, 
das on Dis nun angezogen, eben gedachte mennung 
erſtbenanter Demofthenes genugfam inn der Anflage 
wider den Midian bewäret, und ſehr herrlich den nug 
der vorbedächtlichfest und zuvor wolerjinnten und vber= 
ſchlagenen Ned mit lob erbebet. Sintemal dis feine 
wort jind: Ich befenn zwar, fprechend, jr meine Ser- 
ven von Athen, das ich on vorbedacht hie nicht er— 
scheine: Will ich auch nicht inn abred fein: mich, fo 
vil mir thunlich geweien, diſe jegige Rede, zuvor mit 
fonderem fleis betracht, und mit müblıchem nachdenden 
verfaßt haben. Ich müßte auch gar beyllos fein, wann 
ich nicht thete, und da mir nun zumal fo vil beichwär- 
liches aufgelegen vnd noch beforglich aufligt, Das ich 
aus liederlichfent Dasjenige, fo mir zu meiner jachen 
anzupringen förderlich vnd Dienftlich, verwarloßlich wolt 
verfaumen ꝛc. 

Gleichwol zihe ich Difes nicht an, Damit entweder 
ganz vnd gar alle Redfärtigkeit, vnd Die Gab gleich 
auff den fall, on vorjeben etwas zum Handel nuzli— 
che3 vorzutragen, jrer wolachtung zu entjegen:  Dder 
den geprauch, das man jolche artlichfent gejchwinder 
Red ond antwort auf vnachtbare vnd der müh kaum 
würdige bändel ziehet, zu billichen. Sonder anzudei- 
ten, ſie als eyn Arzenei ſparſam vnd notwendig, vnd 
nicht für eyn tägliche ſättigungsſpeis zu vnzeiten zu 
geprauchen. 

Aber dis wolt ich darbei erinneren, das ich den 
Kinderen, zuvor, eher fie zu Manlichem verftand ge— 
langen, nicht wol geſtatten kan, ſich zu gewönen auf 
jedes fürfallendes redfertigen beſcheyd zu geben. Son— 


594 


dern erit, wann Die Redkünſtlichkeyt oder artlichfent 
zu reden, fammt jrer erfantnus und kräften gnugſam 
bei jnen eingemwurzelt, alsdan zur gelegenbeut, jo es 
Die zeit erfordert, etwas freier vnd ausgelafener von 
den jachen zu jprechen. 

Dan zu gleicher weis, wie Die, jo lang inn fejfeln 
vnd eifen verfirift gelegen und nachgebends ledig wor— 
den, von wegen langwiriges geprauches der eijenband, 
nicht wol gahn fönnen, fonder ſchier zu jedem tritt 
jchlupfen, finfen vnd binfen. Alſo auch Diejenige, 
welche jre zung lang eingezämet vnd verwaret gehal— 
ten, wann fte fchon etwan zu zeiten gefchwind zur ſach 
rhaten ond reden follen, fünnen ſie Doch jre lang ge- 
pflegte art der Redſparſamkeyt nicht jo gar vergeflen, 
das ſie nicht allzeit noch eyn angehencktes gemerd 
von voriger eingezogener vnd bedachtfamer weis zu re— 
den behielten. 

Das man aber den Unmannbaren, von allem aleich 
auf der ftätt ſprach zu halten, vngern geftattet, bat 
neben anderem auch diſes wolbedenden, Das es näm— 
lich zu äufferfter eitelthäding, lumpengeſchwez ond leicht- 
färtigen vnnützen reden pflegt anlas vnd vriach zu 
geben. 

Man jaget von eynem nicht fat Kunftreichen Ma— 
ler, der auff eyn zeit dem Berümten Apelli eyn bild 
gewifen, vnd Dabei zu verftehen gegeben, wie er fol 
ches erſt jezund von der hand inn eil gefärtiger habe. 
Dazu im Anelles geantwortet: Wann du mir es jchon 
nicht gejagt hetteft, könt ich es Doch an der arbeyt 
erkennen, das es nur zu vil gefchwind gemahlet, vnd 
rechtes eil- vnd firudelmerf were. Aber deſſen ver- 
wunder ich mich, Das Du nicht meher Desgleichen ge= 
mähles inn jolcher zeit ausgemacht habeft. 


592 


Derwegen, auf das wir widerumb zu vnferem an— 
Hefangenen vorhaben Eehren, gleichwie wir die Schaus 
fpielprächtig, vbertragieifch und bochtrabend angenoms 
mene weis zu reden verwerffen: Alfo rhaten wir im 
gegentheyl, die gar zu gering vnd niderträchtig weis 
auch zu meiden. Dan mie eyn zu vil aufgeplajene 
hochtragende Ned vunburgerlich, vnleutfelig, vnanmü— 
tig, frembd vnd vnangenem: alſo ift eyn zu vil er: 
feugerte, ausgedörrete vnd jchlechtfüge Red verächtlich, 
machtlos und vnwircklich. 

Vnd mie der Leib nicht alleyn gefund, fondern auch 
wol vermöglih: Alfo joll eyn Zung vnd Red nicht 
alleyn nicht ſchwach, matt vnd vnartig, fondern auch 
mächtig, fräftig und gefchäftig fein. Dan was fichers 
lich zugebet, das wird alleyn gelobet, was aber gefähr: 
lich, wird auch eyn vermunderung. 

Dan wag zugehet mit ficherheyt 

Das lobt man nur befunder: 

Was aber mit gefärlichkeyt, 
Das wird zu eynem wunder. 

Desgleichen Vrtheyl fäll ich auch von Artung des 
Gemüts vnd Herzens, welches fich meder zu frech, noch 
zu erjchlagen vnd erfchroden foll ermweilen. Dan jes 
ned, Das erft, zu eyner vnverſchame, das ander zur 
jchmählichen Dienftbarfent gereychet. Aber das allers 
Eönftlicheft und mühelicheft ift, Mas und Mittel inn 
allem zu treffen vnd halten. 

Vnd dieweil wir eben noch inn diſem Vornemmen 
von Vnderweifung der Kindern fehmeben, will ich gleich 
jegumal darvon, und auch der Gefprächlichkeyt vberal 
meine meynung entdeden. Nämlich das wir die, auf 
eyn fach verpflichte vnd verfangene Red, oder die Kleyn— 
erfarenhept von eynigem Sandel alleyn Ned zu treis 


— — — — 


— — 


O 00 


593 


ben, erftlich für eyn merdliches Warzeychen des Bas 
verftands vnd guter Künſt Vnwiſſenheyt halten: 
Demnach) auch folches nicht für lang heitändig erfen- 
nen, dieweil in ftäter vbung deſſelbigen eynigen ftuds, 
bald grojer Verdruß mus entjtehen vnd mit vnder— 
lauffen: nicht anders, als wann man allezeit eynes 
Gethöns Lied höret und treibe, da wird man deſſen 
gewiß bald eyn bejchwärd und genügen tragen: So 
im gegentbeyl die mancherlen Abwechijelung inn diſem 
und anderem, beydes das Gehör und Geſicht vil mag 
erquicken. 

Soll deshalben eyn Jüngling von Ehrlichen Elte— 
ren erboren, ſonderlich die ehrliche, gute, freie Künſt, 
die das gemüt zu allem geſchäfft vnterweiſen vnd vor— 
bereyten, vnd deshalben Encyclia heyſen, dieweil ſie 
zu allen fürnemmen behülflich, vnd wie inn eynem 
ring aneynander bangen, nicht vnerlehrnet noch vner— 
fündiget vbergehen, jondern zu dem minften, jie, als 
im Durchgang vnd vorlauf verfuchen vnd etwas ge- 
ſchmacks Davon jchöpffen vnd holen. Gintemal inn 
allem zu der vollkommenheyt zu gelangen, vnmög— 
lich ift. 

Fürnämlich aber foll fein fürnemefter fleis auf Die 
VPhiloſophei oder Natürliche Weishentlehr, ſich jelbs 
daraus zu erkennen, ergeben fein. Dan (auf das ich 
diſe meine meynung durch eyn zumäfige gleichnus er— 
klaäre) es ſtehet wol rhumlich, vil ftätt bejichtigen vnd 
erfündigen, aber am nuslichiten ift es, ſich inn der 
fürtreflichiten ond bekömlichſten wonhaft niderlajen. 

Mit welchem auch ſehr lustig des Philoſophi Bio- 
nis Furzweiliger ſpruch zuftimmet da er faget: Gleich— 
wie die Bulmerber der Beneloye, des ausmejenden 
Vliſſis gemahl, da jnen der frauen lieb nicht mocht 

— 38 


594 


gedeien, ficb mit jren Mägden beholffen: Alſo welche 
die Philoſophiſche Weisheyt nit mögen erlangen, ver— 
jchlifen gemeynlich folgends jre zeit inn anderen vn— 
achtſamen ond vil geringfügeren fünften. 


Derwegen man billich die Philoſophie oder Weis⸗ 


heyterkantnus, als für das haupt aller anderen wiſ— 
ſenſchafft vnd lehr, aufwirfet und ſetzet. 

Dan zu onderhaltung des leibs wolfart haben die 
Menſchen zwo kunſt erfunden, die Arzenei vnd leibs— 
obung, welche letzte man Gymnaſticen, das iſt, Kanıpf- 
kunſt nennet, vnd dienet zu ſtärckung vnd Ringfärti— 
gung eynes geſunden Leibes: Die erſte zur pfleg vnd 
widerpringung Der geſundheyt. Aber für anfechtung, 
befümmernus vnd veronrhuigung des gemüt3 ift al 
leyn Die eynige Philoſophie für eyn Arzenei dienftlich 
aufkommen. Angeſehen, das durch anleytung vnd zu— 
geſellung diſer zu erkennen gegeben wird, was ehrlich 
oder vnehrlich, billich oder vnbillich, vnd es ſumma— 
riſch zu begreiffen, was anzunemmen oder zu flihen: 
wie gegen den Göttern, gegen den Eltern, den betag— 
ten, den jungen, den geſatzen, den freunden, der Ober— 
keyt, den fremden, den kindern, den Weibern, den 
Knechten gebürlich zu verfaren vnd zu geleben. Näm— 
lich das man die Götter heylig würdigen: die Eltern 
ehren: Alte leut vor augen haben: den geſatzen ge— 
horchen, die freund lieben: den Frauen ehrenmäſig 
hulden: die kinderzucht werd halten: die knecht nicht 
hochmütigen: vnd welchs das höchſt, weder inn glück— 
färtigkeyt zu frechfräudig, noch inn vnfall zu kleyn— 
mütig vnd leydig: Weder inn wolluſt zart vnd weych, 
Vihiſch vnd ausgelaſen, noch inn zorn onleidlich, thier— 
wild vnd vnſinnig ſein ſoll. Welche ſtuck ich für Die 


595 


Serrlichite güter und frücht, aus der Philofophie ent- 
fpringend, fchäße. 

Inn betrachtung, das grosmütiglich vnd auffrecht 
jich des wolfärigen glücks wiſſen zu geprauchen, recht 
Männifch und eynes Mans gebür it: Sich aufjerhalb 
alles mißgönftes vnd Neides zu behelffen, eynes ſitti— 
gen und mäſigen Menfchens: Die Wolluftbarfeyt mit 
yernunft zu vberwinden, eines Meifen: Dem Zorn 
aber anzufigen kaum eynes jeden werd. 

Dije aber acht ich für volfonmen, melche das bur— 
gerlich leben und die verwaltung des Gemeynen Nu— 
ges können mit der Bhilofophiichen Weishentlehr ver= 
mengen, eynigen vnd mäſigen. Und folche werden, 
meines bedunfens zwener der böchiten güter theylhaff- 
tig: beyde des heyls des Gemennnuzlichen lebens vnd 
jtands, inndem ſie jich inn Statt» vnd Landregiment- 
liche Gefchäfft ſchicken und geprauchen lafen: vnd auch 
jrer eygenen Wolfart, inndem fie durch ftäte Erlehr- 
nus vnd vunvertroffenem obligen der Weishenternftlichen 
Bhilofophie jnen jelbs eyn rhuig ovnd jicher leben 
Ichaffen. Angeſehen, das Dreierley leben vonder den 
Menjchen jind, eynes jo inn handelung und vbung, 
Das ander jo inn nachjinnung vnd Betrachtung, Das 
dritt inn Wolluftbarer geniefung ftehet. Under wel- 
hen, wer dis letzſte erwehlet, vnd ergibt ſich Dadurch 
der Wolluſt inn ſchmähliche knechtſchafft ganz leibey- 
gen, ond wird von jinnen vnd kräften ganz erichlagen 
vnd elf, ja ganz Bihiſch, wüſt, hinläſig vnd kley— 
mütig. Wer aber in bloſer Schaubildung, nachgrün— 
dung vnd des Gemüts andacht alleyn ſchwebet, vnd 
dabei der Wirklichen vbung mangelet, wird nieman 
behilflich noch nutz. Gleichwie hinwider, wer dasje— 
nig, ſo er begriffen, erkant vnd ergründet, inn den 


596 


handel vnd inns werd zu richten wolgeneygt und ges 
fliffen ift, Daneben doch Der vorbetrachtung, grundfin- 
nung, oder der Philoſophie unbericht, gar vngeſchickt, 
grob vnd jrrig werden mus. 

Hierumb ſoll man, ſo vil es erichöpflich, fich vn— 
derwinden, beyde Die Gemennnuzliche händel vorzuba- 
ben, vnd auch, als vil es Der zeit leidlich, Die Philo— 
ſophie fleifjig zu ergründen. Mit jolcher mas ftunden 
etwan den Gemeynden vor die Herrliche Männer Pe— 
ricles, Archhtas von Tarent, Dion der Syracufaner, 
und Eyaminondas Der Thebaner: vnter welchen die 
beyde Lesternante Fürftehende Oberfentsperfonen des 
Platonis ganz geheyme freund vnd zugethane fchuler 
ſint geweſen. 

Vermeyn alſo hiemit genug von vnderricht der Kin— 
der inn guten Künſten anweiſung beſchehen, vnd nicht 
ferner die zeit damit zuzupringen ſein. Wa ich alleyn 
noch dis eynig hinzu ſetze, das es auch ſehr nutzlich, 
oder vilmeher nötig ſeie, der Alten herrliche ſchrifften, 
oder Weiſer leut bücher vnd werck emſiglich zu ſam— 
melen. Angeſehen, das es darmit, wie mit den Acker— 
leuten geſchaffen. Dan zu gleicher geſtalt, wie dieſel— 
bige ſich mit rüftung vnd werckzeug zu jrem Feldbau 
dienſtlich vorſehen, nicht alleyn darumb, das ſie es 
alleyn beſitzen vnd haben, ſondern auch das ſie es ge— 
prauchen vnd jnen nutz machen. Ebener maſen iſt 
auch der geprauch der Bücheren eyn warer Zeug vnd 
Vorrhat aller Lehr, Künſt vnd Kluggeſchicklichkeyt, 
dardurch ſie, als aus eyner Lebendigen quelle, allzeit 
jre Vnderhalt findet vnd erſchöpffet. 

So iſt diſem nach auch die Leibliche Vbung nicht 
dahinden zu laſen, ſondern man ſoll die Knaben zu 
den Ringmeyſteren, oder ſonſt ſolcher leibfärtigung vnd 


N — —— — — —— 


97 


Hurtigkeyt erfarenen, Die ſie ordenlich mit Mas er- 
gengen, außboſſelen, abrichten und bdeponieren mögen, 
ſchicken: beydes von megen rechtfüger geftaltung vnd 
artlicher wolſchickung, vnd auch Fräftiger erſtärckung 
der Glidern, jampt gefunder Wolſetzung des Leibe. 

Dan der Jugend frifche leibsvermöglichfegt ift Der 
grund eynes guten alters: Ja inn Jungen tagen wird 
durch erhaltung geſunder complerion vnd Fräftigung 
des leibs Das rechte Fundament zu eynem geruhigen 
alter gelegt. Und wie man zu Mör, wann es jchön 
ftill wetter ift, Dasjenig alles, jo wider Das vngewit— 
ter mag dienen ond aufhalten, joll vorberegten und zu— 
rüften: Alfo joll man auch inn der Jugend mit mä— 
figung, ſittſamkeyt vnd nüchterkeyt bei zeiten eyn be— 
helff vnd rucken wider des Alters beſchwärlichkeyt ſu— 
chen vnd verſchaffen: vnd bei blühenden Jaren durch 
eingezogen leben gleichſam eyn zerpfennig oder Fart— 
gelt dem Alter ſparen. 

Gleichwol ſoll man darbei alſo des leibs mühung 
vnd arbeyt zu mäſigen und einzuzihen wiſſen, Das nicht 
die Jugend davon erſchöpffet vnd gantz ausgetrocknet, 
zu ſtudirung nötiger ſtuck vnluſtig, verdroſſen vnd nach— 
läſig werde. Inn betrachtung das, wie Plato ſpricht, 
der ſchlaf vnd Die laßmüde ware feind der lehr vnd 
guter künſt erlehrnus ſind. 

Aber was verzihe ich lang, hievon ſprach zu hal— 
ten, laſet vns ebenſo mär vorgehabte ſach mit erze— 
lung der fürnemeſten ſtuck kurz abhandelen. Will des— 
halben noch diß hiemit erinnert haben, das die Jüng- 
ling nicht zu vnmänniſchen vnd leichtfügen, jondern 
jo fte je eyne leibsmäferung vorhaben, zu Kriegiichen 
obungen werden angelafen: als den ſpies zu ſchwin— 
gen, das jchäftlin zu fehiefen, den bogen zu ſpannen, 


398 


die pfeil und flitichen auf vnd an zu legen, zu jagen, 
vnd dergleichen Ritterfpil zu treiben. 

Diemweil neben anderem Rhum und Nutz, der aus 
folcher ernitlicher Ringfärtigung entftebet, auch im 
Krieg der Vbermundenen bab vnd güter, den Gigen- 
genden pflegen für Nittergaben, verehrungen und aus— 
beut vorgefeget und zugetheplet werden. Auch nim- 
mermebr diſer leib, jo binder dem Ofen und im fchat- 
ten ſtätes zartlich auferzogen, zu Friegen und Mafen- 
fürung kan eyne artlichfent oder geſchicklichkeyt gewinnen. 


Aber eyn Kriegeman dörr vnd gefund, 
Gerad von leib, bebend vnd rund. 
Inn kriegsſtucken erübt beſtandlich, 
Vnd feine wehr zu füren handlich, 
Der ſchlägt all kämpffer auff eyn ſeit, 
Was gegen jm ſich laßt inn ſtreit, 
Vnd kan der feind ſchlachtordnung trennen, 
Ir ſpiz durchbrechen vnd durchrennen. 


Hie möcht gleichwol eyner ſagen, was dis für eyn 
ſach ſeie, das da ich von rechtmäſiger Auferziehung 
ehrlicher vnd freigeborener kinder zu handelen verſpro— 
chen, gleichwol für die geringfüge und Armen vnder⸗ 
weiſung zu geben noch zur zeit vnderlaſen, vnd alleyn 
den Edelen vnd Reichen bericht vorgeſchriben hab. Dem 
iſt Die antwort bereyt: Das mir nichts jo ermünfch- 
lich, als das meine lehren jedermänniglichen, wes ftands 
der ift, nuß fein möchten. So aber vileicht etliche 
aus ehgener vnvermöglichkeyt vnd mangel jnen diſe 
meine vnderrichtungen nit nu& machen fönnen, die mö— 
gen das glüf vnd nit mich, der jederman wol zu 
rhaten gefinnet, anflagen. 

Jedoch jollen auch die Armen, fo vil jnen immer 
möglich, fich bemühen, jre finder zu dem beften vnd 
frömmlichften aufzuziehen. Wa fie es aber zu dem 





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höchſten vnd vollfommeneften zu pringen nicht ver- 
möchten, zu dem mindeften Doch auf die beſte wein, 
jo jnen zuftändig. 

Vnd dis hab ich alfo Damit wollen underlaufen 
lafen, auf das ich des füglicher Dasjenig, fo noch zu 
guter anmweifung Junger leut vberig, anhänge. 

Sag demnach alſo, Das Die finder zu geſchickter lehr 
mit mworten vnd ermanungen anzufüren, ond bei leib 
nit mit jireichen oder ſonſt ſchmählichen händelen, po— 
chen vnd polteren anzutreiben ſeien. Dan folche weis 
will jich vilmehr mit leibengenen knechten, als freige- 
mäfen perjonen fürzunemmen jchiefen. Zudem, das 
die folcher geftalt gehandelt, vom fchlagen nur vnem— 
pfindlicher zu erbärten vnd vnrichtiger zu erdauben pfle= 
gen: Alfo das jte nachgehends zum theyl aus fchmir- 
zung der ftreych, zum theyl aus jchmach, ab der ar- 
beyt, fo auf Das fludieren zu wenden, eyn fcheuen 
gewinnen. Da hingegen loben und fchelten, bei freies 
ftands Kindern vilmehr, als alles rasen, tretten, gey— 
felen, ftoffen end ftürmen mag verfahen. Jenes, Das 
lob zu gutem fie anzureyzen und zu locken, diſes, die 
fcheltwort som fchandlichem abzuftegben und zu fchreden. 

Doch ift allezeit dis ftrafen ond lobmanen, beſchey— 
denlich nach gelegenheyt, eynes vmb das ander abzu— 
wechjjelen vnd zu geprauchen: damit jo die Rumſtolze 
gemüter ſich wolten zu mutig erheben, jnen mit züch- 
tigung eyn ſcham eingejaget, und fo ſie verfchmählich 
zu kleynmütig erfchlagen, widerumb Durch lob auffer- 
muntert würden. Iſt aljo bierinn den Säugammen 
nachzufolgen: welche, wann fie die Kinder eyn meil 
haben wennen gemacht und fchreien lafen, bald wider- 
umb mit den Dütten ftillen. 

Gleichwol mus man fle nicht zu vnmäſig Ioben,, 


600 


damit fie deſſelbigen jtch nicht vberheben und erhoch— 
mütigen. Sintemal dejjen vnzeitiger geprauch eynen 
falten ernit, jorgloje binlas und eygenjinnig mutwill 
pflegt anzurichten. Auch ich wol Elteren erfaren, de— 
nen jr zu vil groje lieb zu minder warhafter lieb 
bat gedient. 

Vnd auff das man meine meynung hierinn erfolge, 
will ich es Durch eun Erempel Elärlicher zu verftehen - 
geben. Gag demnach aljo: es befind jich, das, inn— 
dem Die Elteren manchmal nur dahin jeben, wie jte 
jre Son inn allen jachen zu dem höchſten vnd erften 
vorzug mögen anbringen, dadurch gemennlich jre Sön 
mit aljo vnträglicher arbeyt beichwären, Das die ge= 
müter Dadurch verweldet binfallen, der ernſt erliget, 
und demnach jte jonft mit mühlicher befömmernus be- 
laden, oder durch vnvermögliche ſchwacheyt gehindert 
oder ſonſt verdrüffig werden, entlich ganz und gar feyn 
lehr mit ruhigem bergen einlafen, noch fallen. 

Dan gleichermafen, wie Die Kräuter vnd pflanzen 
mit zimmlichem waſſer ernebret, mit sberflüfjigem aber 
eritöcfet werden: Ebener geftalt wird das gemüt mit 
mäfiger arbeyt gemehret, mit vberbürdlicher erfäufet. 
Iſt derwegen gänzlich den jungen von den ftät obli— 
genden arbeyten eyne friftung, vnd alio erlaubtermeis 
zu reden, eyne luftfchöpfung zn gonnen: Inn beden- 
fung, das vnſer ganges leben inn Arbeyt und rhu 
getheylet ſtehet. Darumb dan auch nicht alleyn das 
Machen, jonder auch der jchlaf, nicht nur der Frieg, 
fonder auch Der frid, Das vngewitter gleich ſowol als 
das jchön wetter, vnd neben den Werck- auch die feir- 
tag jind geichaffen und erfunden. 

Ja das wir es inn eyner ſumm begreiffen, Die Rhu 
ift Das gewürz der Arbeyt ond eyne verfüjung, die ſie 


J 


601 


ſchmackhaft vnd angenem machet. Wie ſolches nicht 
alleyn an den lebhaften Thieren, ſondern auch den 
vnſeelhafften vnd vnempfindlichen Dingen beſcheinlich. 
Seiteynmal wir je die Corden vnd ſeyten an den 
Bogen, oder an Lauten ond Geigen ablaſſen, ſie dar— 
nach des füglicher widerumb zu ſpannen, zu richten 
ond auffzuziehen, vnd inngemeyn zu ſchlieſen, ſetz ich 
für gewiß, der Leib werd durch erfüllung vnd entlä— 
rung, das Gemüt aber durch arbeyt und rhu erhalten. 

Noch hat es andere Eltern, die auch nicht vil lo— 
bens werd feind, al3 diſe, welche nicht eynmal, nach- 
Dem ſie jre Son den Zucht» vnd Lehrmeiferen zur 
hand gegeben, was fie lehrneten, jelbs nachfrag und 
Verhör pflegten. Welches warlich eyn grojer fäl und 
obeljtand ift: Betracht, das Wätterlicher jorgfältigfent 
zuftünde, alle zeit vber etliche wenige tag, was Die 
Kinder an lehr und geſchicklichkeyt zunemmen, zu er— 
fündigen, vnd nicht alles dem gefallen des gelidlone- 
ten Mevfterd zu vertrauen. Angeſehen, das Dderjelbige 
gedingte, Dadurch wa er merdfete, das er jeines ange- 
nommenen ampts halben oft zur rechenichafft ftehen 
müßte, vil genaueren fleis inn züchtigung der Schul- 
jünger würde anwenden. Und hieher Dienet befräfti- 
gung halben jenes Stallmeyfters Sprüchwort jehr fein, 
welcher jaget: 

Nichts mäſt das Pferd mehr vnd machts daugen 
Als feines Herrn ſorgachtſam augen. 

Innſonderheyt aber ift der Jugend gedächtnus zu 
erüben vnd duch angewönung zu ftandhaftigen. Dan 
Diefelbe ift gleichlam eyn Gehalter und vorrhats-Kän— 
fterlin alles lehrenes vnd wiſſens. Derbalben haben 
Die Vralte Voeten ſehr fünftlich gedicht, Die Gedächt— 
nus oder Memori eyn Muter der Mufen oder Kunit- 


602 


göttin fein: anzuzengen, das nichts allerley kunſtge— 
ſchicklichkeyt ſolcher maſen gebäre, aufpringe vnd ver- 
mehre, als die Gedächtnus. 

Von deßwegen ſie dan auff beyderley weg, die kna— 
ben ſeien wie ſie wollen, entweder von Natürlicher 
mildgüte mit guter gedächtnus begabet, oder im gegen— 
theyl zu vil vergeſſen, wol fleiſſiger wartung vnd vbung 
von nöten hat. Dan diſergeſtalt wird man entweder 
eynes theyls angeartete volkommenheyt meher bekräff— 
tigen, oder des anderen mangel mit fleis erſtatten vnd 
verbeſſeren mögen. Vnd wie die erſten alle andere, 
alſo werden diſe letzte ſich ſelbs vbertreffen. Sintein— 
mal ſehr wol von dem Poeten Heſiodo geſagt wird: 

Das ſo man allzeit wenig trägt 
Zu wenig, vnd ſolchs oftmals pflegt, 
Wird auch eyn grofer hauf gelegt. 

So ſollen die Elteren auch dis wiſſen, das Die 
frafft der Gedächtnus im lehrnen erübt, nit alleyn zur 
lehr gefchieklichfeyt und kunſtlehrnus vorftändig, fondern 
auch zu allen anderen Menichlichen händelen vnd bur— 
gerlicyen geichäfften ſehr behilflich vnd fürderlich feie: 
Bedacht, daS Die erinnerung vorgangener gejchichten 
eyne vorbilpliche anlas geben, inn zufönfftigen fachen 
wol zu rbaten. 

Vberdis ſeind auch die Finder von jchandbaren vn— 
erbaren worten zu enthalten: Ceiteinmal die Reden, 
wie Democritus gedendt, eyn ſchatten vnd widerjchein 
der werd vnd thaten feind. 

Sodan joll man fie grusbar, redgeb und ſprach— 
fanft gegen männiglich zu fein, anmeifen. Dan nichts 
aljo bafwürdig, als deren vnholdſelige geberden, Die 
fich fo hoch ond werd, und andere jchmäh halten, Das 
fie den leuten kaum den Mund gonnen, ond grofe 


603 — 


bejchwärlichkent fich zu beiprechen, oder auch andere 
anzureden machen. 

Desgleichen merden fie auch viles vngonſtes obere 
haben jein, wann fie fich nicht zu ftreitig vnd eygen— 
finnig inn allen zmeifeligen fachen vnd fragen, die zu 
erörtern fürfallen, erzeugen, ſonder fich nach gelegenheyt 
jres Vortheyls und jiges wiffen zu begeben. Inn an- 
ſehen, Das es nicht alleun fein, etwas behaupten und 
erhalten fünnen, jondern auch, wa der Sig fchäplich, 
ſich wiffen vberwinden zu lafen. Demnach inn der 
warheyt auch eyn Cadmiſche Victori, als Die, jo zu 
Verluſt des figenden gelanget, für eynen fig verrümet 
if. Dazu ich dan den Weifen Euripidem für epnen 
genugjamen zeugen Fan anziehen, da er ſpricht: 

Wann mit eynander jren zwen 

Zu red eyner fach halben ftehn, 
Vnd der eyn zörnt, fo halt ich ven 
Der nachgibt on lang wiverftehn 
Für Fluger, vnd den andern bön. 

Was wir folgends noch ferner zu vnderricht der 
Jugend dienftlich, und nicht mit minderm als gedacht, 
jondern noch wol gröjerem fleis zu vollziehen achten, 
wollen wir auch nun vneingemengt bie nicht laſen. 
Vnd ift es nämlich Difes: Das fie jr leben nicht inn 
oberflug vnd zartlichkeyt binpringen, Desgleichen, das 
fie jre zung zämen, den zorn meyſteren vnd jrer händ 
mächtig feien. Welches jamptlich wie bochachtfam es 
zu halten, joll aus eynes jeden ſtuck bie eingeprachten 
exempeln jcheinbarer erfolgen. Vnd das wir son dem 
lezten anfangen, ift zu wiſſen, mie je vnd je anfeh- 
liche perfonen geweſen, welche, inndem fie an vnrecht- 
färtigen gewinn hand anzumerfen nicht gefcheuet, da— 
durch alle Ehr und Rhum jres vor lang wol zuges 


604 


yrachten lebens haben verjcherget: Als nämlich Gylip— 
pus von Sparta, welcher, dieweil er aus vngewaltſame 
feiner fäuft, Die geltfäf, jo im vertrauet, eröffnet bat, 
deshalben aus dem Land inn das Ellend ift verban— 
net worden. . 

So vil dan folgends den Zorn betrifft, ift es wol 
enne beſondere fürtreffliche thugend, von demfelbigen 
gang vnd gar vnangefochten fein: Ereyget jich aber 
allenn inn den Recht volfommen Weifen, gleichwie 
Socrates gewejen. Welcher, als jne eyn frecher und 
liederlicher Junger fund mit füfen trate, vnd folches 
jeine vmbſtehende alio beftig verdrüfen ſahe, Das fte 
auff jne verbittert, jm nacheilten, des ſinns jne für 
die Oberkeyt binzufchleufen, manet er fie ab, ſprechend: 
Was? jo mich eyn Eſel gejchlagen oder getretten 
bette, meynten jr auch, Das ich jne wider mit füjen 
ſtoſen jolte? 

Gleichwol ift es diſem Freveler nicht alſo vergebens 
hingangen, ſondern als jme jedermänniglich ſolche vn— 
that verwiſe, vnd täglich hören mußte, das ſie jne 
eynen beſchlagenen Eſel oder Fustretter ſchalten, hat 
er aus Vnmut jme ſelber das leben mit dem ſtrang 
genommen. 

Desgleichen als Ariſtophanes inn eyner Comödi, die 
er die Wolkenbeſchauung nennet, bei offentlichem Schau— 
ſpil allerley ſchmach wider den Socratem ausgoſſe, vnd 
jne, den Socratem, derhalben vnderdes, als man jne 
nach aller vngeſtalt alſo ſchumpfieret, ehner fraget: 
Verdrüſet dich dis nicht Socrates, das du dich alſo 
ausrichten höreſt? Gar nichts, antwortet er, dan es 
mich auf diſem ſchauplatz nicht anders beduncket, als 
wann ich in eynem freien Gaftmal für kurzweiligen 
luft geverieret wirde. 


605 


Gleiches hat fich auch mit dem Archyta von Tarent 
vnd Blatone zugetragen. Dan als der eyne aus dem 
krieg, darinn er eyn Oberſter geweſen, wider zu haus 
gekehret, vnd ſeine äcker vnachtſamkeyt halben inn vn— 
bau kommen ſein vermercket, hat er ſeinen Gültbau— 
ren, oder, wie etliche auslegen, ſeinen Einnemmer oder 
Schaffner herbei gefordert vnd jm geſaget: Wa ich 
nicht jetzumal zu zornhitzig were, ſolt vbel mit dir 
gefaren werden. 

Vnd Plato, als er auff eyn zeit wider eynen ſei— 
ner knecht, Der gang ſorglos und leckerhafft, entrüſt 
ware, ruft er feiner Schweſter ſon, den Speuſippo, 
vnd ſaget zu jm: Nemm du diſen buben hin vnd gey— 
ſel mir jn: dan ich bin gar zu zornig Dazu. 

Aber bie möcht mir eyner einmwenden, Das Dijes 
ſchwere vnerfolgige fachen fein. Das lag ich zmar 
zu: Nicht Des weniger ift nach folcher hocherleuchten 
Männer vorbild inn alle weg möglichiter kräfften zu 
onderfteben, dem vberſchuß des vnleidlichen, mütenden 
ond onſinnigen zorns abzuprechen. Dan wir auch mol 
inn anderen fachen jre trefliche erfarnus vnd thugend 
weit nicht errenchen: Jedoch Fünnen wir, als Weis— 
heytgeweihete Priefter, Heyligthumbweiſer vnd Sterzen- 
trager, ſolcher gleichſam Götterperſonen, jo jrer klug— 
best heylige verplibenſchafften fürzutragen ſchuldig, nicht 
vnderlaſen, jrer lehren vnd thaten nicht alleyn zu ge— 
dencken, ſondern wa wir jmmer mögen, nachzuſetzen. 

Die Zämung der Zungen betreffend (dan diſes al— 
leyn ſtehet noch aus vorgeſezten ſtucken auszufübren) 
ſo eyner vileicht dieſelbige für geringſchätzig vnd vnnö— 
tig hilte, der gebt inn erkantnus zimlicher gebür weit 
jr. Demnach gewiß, das eyn wol zeitig vnd gele— 
genheytmäſig ſchweigen eyne groſe Weisheyt vnd ges 


600 


ſcheidigkeyt iſt, die auch etwan höher als eyn Red zu 
halten. Vnd deshalben, acht ich, die Voralten die 
heylige Gottsdienſtliche geheymnuspräuch oder Gottge— 
heyme Weihceremonien eingeſazt haben: auf das, ſo 
man inn denſelbigen des ſtillſchweigens gewont, auch 
folgends ſolche Gottverehrliche forcht auff Menſchlicher 
heymlichkeyt getreue verſchweigung verwende. Dan 
ſchweigen hat nie keynen, aber Reden vberaus vil ge— 
rauen: vnd das verſchweigen laſet ſich allzeit mit der 
weil leichtlich ausſprechen, aber was eynmal geredet, 
nimmermehr hinderſich ziehen. 

Vnzahliche Erempel deren, die aus vngezäme der 
Zungen, inn jämmerlichen vnfall verftürget worden, 
fan ich mich gehört haben, erinnern. Aus welchen ich 
gleichwol alleyn eyns oder das ander, vorbildung und 
erklärung halben, bie will gedenden. 

AUS Ptolemeus, zugenant Vhiladelpb, oder Geſchwi— 
ſterlieb, eyn König inn Ggspten, jeine ſchweſter Arji 
noe jm vermälet, vnd bierumb Sotaded zu jm gejagt 
bette, wie er den jtachel inn eyn vnzimliches Loch ftiefe: 
bat er von ſolcher wort wegen durch langwirige ge= 
fängnus im kärcker verfaulen müfen, vnd alſo vmb 
jein vnzeitiges geſchwez würdige ftraf empfangen: Sol- 
chermafen, Das der, jo andere zum gelächter underftund 
zu bewegen, ſelbs eyne lange zeit hat müſen wennen. 

Gleich- vnd ebenmäftges bat auch jchier Theocritus, 
der Sophift oder Meisheytrümling,, geredt und gelit- 
ten, on Das es jm etwas herber und ſchwerer ausge- 
fchlagen. Dan als Alerander der Gros den Griechen 
eyn gebott aus Aften thate, jm zu ehren ſich auff 
jeine jtgbafte widerfunft aus dem Perſiſchen Zug mit 
Purpurfleydern gerüft zu machen, durch jrem beiftand 
aljo den Göttern vmb erlangten fig von den fremden 


607 


Nationen, eyn ftatliches danckbares opfer nach höchiter 
gebür vnd zirlichkent zu vollrichten: und deshalben be= 
regt, die Stätt vnd Länder yon haupt zu haupt, eyne 
nambafft geltiteur zufchofien: da Eont gedachter Theo— 
eritus folches nicht vnberedet lafen, jondern jagt vn— 
verholen, wie er wol etwan gezmeifelt habe, von dem, 
das der Höchjiverrumteft Poet Homerus die Purpur 
eynen Tod nennet, nun aber erfabr ers augenjchein- 
lich war geredet jein. Don welcher wort wegen er 
gleich des Keyſers Alerandri grofe ongnad vnd feind- 
jchafft auff fich hat geladen. Desgleichen als er auf 
eyne andere zeit dem König Antigono, jo Anderäugig, 
folchen gepreften Des eynen auges verächtlich vermile, 
bat er jne Dadurch zu onendlichem zorn erreget. Dan 
al3 eyner, Eutropion genant, eyn Kuchenmeyiter von 
ernanten König zu eynem anjeblichen befehl hoch ge= 
fördert und dabei eingedingt worden, den meherbeſtim— 
ten Theoeritum vmb rechnung jeiner Amptsverwaltung 
anzufordern, und er, der geweſen Kuchenmenfter, jol- 
chem nachzufommen, jne, den Theocritum, zu vilmalen 
deshalben begrüjet vnd erjuchet: da prach jm zulezt 
der Verdrug das vnbändig maul auf, Das er vnbe— 
ſcheyden herausfuhr vnd höniſch zu dem Eutropio ja- 
get: Sch merk wol, das du mich aljo rho, dem Bo- 
lyphemiſchen Cyclope wilt zu verzeren auftragen. Hie— 
mit beyden, Difem, Das er eyn Koch geweien, jenen, 
dem König, Das er einäugig wer, verweilend und auf- 
rudend: Darauf jan gleich Gutropion miderum mit 
worten bejchlug, furechend: Sp muft du warlich zuvor 
den fopf verlieren, vnd jolches Deines vnvermwarten 
mauls, vngebaltner zungen vnd vnſinnigen weis, noch 
redlich entgelten. Gieng darmit gleich zu dem König 
bin, sad pracht im alles, wie es verloffen, an; Wel- 


608 


er auf der ftätt hinſchicket vnd den Theoeritum ent 
baupten life. 

Vber nun erzebltes alles ift auch Die Iehrjugend, 
als zu dem beyligmürdigeften, Die marheyt zu jagen, 
zu gewönen.. Dan lügen, eyn ſchnödes knechtmäſigs 
Ding, vnd mol aller Menſchen bapmürdig, auch kaum 
an dem geringiten leibverpfiichten dienſtbuben leidlich ift. 

Vnd biemit will ich alſo alles dasjenig, jo biß 
bieber von Thugendzierlichkeyt vnd zuchtgebürlichkent 
der finder vorgetragen worden, frei und grundjäzlich 
aufferhalb allem zweifel eingepracht haben. 

Mas aber noch vberig anzupringen, befenn ich das— 
felbige bei mir etwas zweiffelig vnd vngleichiinnig noch 
zur zeit gefchaffen, auch derwegen mich gleichiam inn 
der wag ftehend, nun auf Dife, Dan eyn andere feit 
wandend, nit gänzlich entſchloſſen fein, welchen theyl 
ftandhaftiglich,, beiftändig zuzufallen. Dermajen, das 
ich ſehr im zmeifel ftande, ob es anzupringen oder ab- 
zulänen, zus oder widerzurbaten befömmlicher: Jedoch 
ift e8 zu wagen, vnd wollen den handel hiemit vn— 
deriteben zu erklären. 

Derfelbige ſtehet nun inn difer frag: Ob man Die 
Knabenhuldige oder liebbaber der Kinder, vmb fte zu 
wonen ond groje gemeynſchafft bei jnen zu juchen, 
geftatten, oder im gegenthegl vil meher von jnen ab- 
balten, ausjchliefen und alles zugangs entſchlagen foll. 
Dan fo ich etlicher Vätter mwiderfinnige eygenrichtigkeyt 
vnd rauhe vnholdſelige geberden, welcher der Huldigen 
aejellige gemeynfchafft jnen, aus forg jrer Kinder 
ſchmach vnerleidlich achten, zu mut füre: jcheue ich, 
mich deſſelbige an- vnd aufzupringen oder zu rhaten. 
Hingegen aber, fo ich bebergige des Socratis, Plato- 
nis, Xenophontis, Aeſchinis, Cebetis, vnd Difes gan- 


609 


gen anhangs, ond rings diſer hocherleuchten Männer, 
erjinnlich bevdenden, welche allefampt die Männliche 
lieb gebilliht und dadurch Die Jüngling zur Funftlehr- 
nus ond wolgeſchickter däuglichkeyt zum Regimentlichen 
wäſen, auch thugendhaften ehrbaren jitten angeführet 
vnd gewifen haben, werd ich meine meynung bald zu 
änderen beweget, vnd aus vermunderung derjelbigen 
Weißheytſcheinbaren leut jnen zu folgen verleytet. 
Seiteynmal auch diſen Euripides mit jeiner bezeugnus 
zufället, alſo jchreibend: 
Roh wird eyn ander lieb erhebet, 
Die nicht Teiblich vem leib nacfirebet: 
Sonder eym tugendhaften gmüte, 
Eym regnen herzen voller güte. 

So iſt auch des Platonis meynung, die zugleich 
onder der jchimpfergeglichen Ned auch etwas ernites 
einhalt, nicht zu vberhupfen, da er meldet, daS Denen, 
die ſich mannlich im ftreit gehalten, der fchönften ey- 
nen, jo jnen gefällig, zur Heymkunft zu küſſen erlaubt 
fein joll. 

Meyn derhalben, Das melche jnen alleyn die leib- 
fiche jchöne gefallen laſſen, abzutreiben, hinwider, Die 
das wolgeneygt gemüt ond eyne thugendhüpfche jeele 
belieben zuzulajien: Vnd aljo Die Thebaniich und Eli- 
diſch weis zu hulden, ond Difes, welches man inn 
Greta eyn Lieb-Raub heyiet, zu flihen, aber wie man 
es zu Sparta ond Athen halt, wol nachzufolgen jeie. 
Gleichwol wollen wir bierinn nieman nichts vorge— 
jchriben , jondern eynem jeden jein gutduncken vorbe- 
halten haben. 

Demnach ich aber nun genugjam von ordenlicher zierli- 
cher zucht der finder gehandelt, will ich gleich jegumal 
auch zu dem plühendem alter der Jüngeling fihreiten, 

— 39 


610 


I 


und davon oberal eyn wenig alleyn red pflegen. Dan 
gleichwie ich zu offtermalen die heylloſe einfürer Göfer 
gepräuch gefcholten: alfo Fan ich ſie auch jegumal fträf 
lich anzufaren nicht onderlafen: Nämlich folche, Die, 
nachden jte den Kindern Lehrmeyſter und Zuchtpfleger 
geordnet, nachgehends, jo die zu Jünglingen erwachen, 
denen den Zaum alles mutmwillens, wahin fie der vn— 
bändige luft antreibet, verbengen. Da doch im wider- 
Ipiel Dife mit vil mehrer jorgfältiger achtung und war— 
tung als die minderjärigen flünden zu mäjlgen. 

Dan wer wens nit, wie der Eindhent fäl gemenn- 
lich gering vnd leicht zu verbefieren, als nämlich jolche 
jeien, Die vileicht aus kleynachtung des zuchtmenfters 
oder jorglofer verrichtung und vngehorchſam auff des 
lehrweiſers geheys ber entitehn: Der ermwachfjenen Ju— 
gend lafterftucf aber mebrertheul8 zu bäftig, ſchädlich 
vnd ſchrecklich ſeien: Als da find onmäftger und vnab— 
läslicher jchlamp vnd fras, füllerei und trunckenheyt, 
abtrag jrer Eltern parfchafft, erbverfchwendung, ipil- 
jucht, tägliche vnd nächtliche zechen vnd jchlaftrund, 
feichtfärtige dänz, fasnachtrafen, balgen, verleibgaffung 
der Meydlin, lichtſcheue bulerei, ehpruch und andere 
ſchandthaten. 

Hierumb will ſich gänzlich ſolche jugendreyzende, 
ongeſtümme begirden zu feſſelen vnd einzuhalten ge— 
zimmen. Angeſehen, das dis jung friſch geplüt vnd 
Altersplüft der wolluſt ganz vngehaltſam und onmäch— 
tig: ja auf geylheyt ganz naturergeben und verbenzt 
it: Alfo Das fie wol eynes jcharfen gebifies und ftar- 
fen zäumes vnd zigels von nöten hat. Vnd zwar 
wer DIS fräudig alter nit mit aller macht binderhält 
vnd anziehet, gibt jm vnwiſſend aus Eleynachtfamfegt 


611 


beymilche anlas und Fünmütige freiheyt jich viler laſter 
zu ernieten vnd zu vnderſtehen. 

Derwegen jollen verftändige Eltern innjonderheyt 
vmb Diejelbige zeit genaue wacht halten vnd grofer 
fürfichtigfent fich geprauchen, Die junge Friſchling auf 
alle weis zu verhüten vnd innerhalb der Zuchtjchran- 
fen und thugendban abzurichten, mit lehren, trauen, 
abjchrefen, bitten, rhaten, manen, verheyſen, fürbil- 
dung viler Erempel, beyder deren, Die aus Süsliebe 
der Wolluft jich inn grojes vnglück und leyd verftür- 
Bet: vnd auch Difer, Die durch jr eingezogen gelüſtdem— 
mung eynen Rhumbaften Namen vnd ehrenberliches 
lob haben erichöpfet. 

Dan diſe zwey, Hoffnung der Rhümlichen Ehr vnd 
Forcht der jchandlichen fraff, jind die grundleg, Not- 
zeug vnd gleichlam Briprüngliche Element vnd erz 
ihaffungen aller Thugend. Seiteynmal jenes, Die Ver- 
tröftung des Preifes pflegt zu gutem Ehrenmäſigen 
Fürnemmen die Serbenfräudiger: Difes, bejorgung 
der ſchmach, zu böfen jcheltwürdigen Werden, die zu 
vollziehen, verzagter vnd träger zu machen. 

Inn alle weg aber will ſich gebüren, die Kinder 
von beimonung und gemeynichafft böfer leut abzuzie— 
ben: Dieweil jnen jonft onverfebenlich etwas vom Erb- 
gifft Derfelbigen boshent möcht anerben und nachhan- 
gen. Vnd diſes hat zwar auch zu verfiehen gegeben 
der älteft Weisheytlehrer Pythagoras durch feine ver- 
plümete Gebeymnuslehren: Welche, Diemeil ie nicht eyn 
geringes zu erlangung des böchiten gutes der Thugend 
vortragen, Fan ich jte bie einzuführen vnd zu erflären 
nicht vorvbergahn. Als nämlich, da er meldet: Nit 
verjuch, was eynen ſchwarzen ſchwanz hat: Verſtehet 
er, das man mit lafterbefudelten perſonen, Die von 


612 


boßheyt geichwärget, gantz dunckel und finfter find und 
inn der finiternus ſich behelfen vnd leben, nicht vmb— 
geben jolle. Weiter: Nicht oberjchreit die Wag: da— 
bei mennet er, der Gerechtigkeyt groje achtung zu ge— 
ben, vnd jre mas nit zu vbertretten fein. Folgends: 
Mit fiz auf dem Farchnab oder der Radwelge, verftebt 
fih ſo »il, als flibe die faulfeyt, auf das du Dich 
esrlih auspringen, vnd mit nötiger onderhalt zu 
Menichlichen leben und baufbaltung Ddienlich vorſehen 
mögeft. Herner: Nit mwerf allein band an, oder nit 
geb jedem leichtlich deine händ, ift fo vil gejagt, als: 
Nicht verlob, bepflicht und verfpreche dich leichtlich, oder 
gebe Deine Treu nicht Tleichtlich von dir. Desgleichen 
trag fernen engen ring: das ift, für eyn Vnverfan— 
gen frei leben, und verftricf Dich jelber inn keym Nez. 
Item, mit dem fchwerd fchire keyn feur: fteht auszu— 
legen, daS Die zornige vnd vnwillige nicht zu erregen 
end zu reyzen, fintemal es miglich, fonder deren grimm 
end vnmut vilmeher nachzugeben und zu weichen jeie. 
Nachgebends: Nag dir nicht jelbs Das Ser, da leh— 
ret er vnſer Gemüt vnd Serz mit angithafften ſorgen 
nicht zu peinigen. Demnach: Enthalt -dich Der Bo- 
nen, das ift, Treng vnd meng dich nicht inn gemey— 
ner Lande vnd Stattgejchäfft verwaltung, noch inn keyn 
Regiment. Dan vor alten zeiten ypfleget man inn 
Wal der Oberfeyt mit Bonen Die ftimmen zu geben 
end Das Los zu fallen. Nachfolgends: Werf Die jpeis 
inn keyne Brunzkachel: zu weiſen, wie eyne fehöne 
Red keynem verkehrten gemüt fei zu vertrauen, oder 
eyn gutes Geſpräch inn eyn böfes Herz auözugiefen 
Inn betrachtung, das Die Red eyne fpeis des Gemü- 
tes und Der Geelen ift: welche fpei3 der Menjchen 
bosheht pflegt zu veronrepnigen vnd mit jrer jchald- 


613 


Gent zu beichmenfen. Endlich warnet er auch neben 
anderen mehr, das wa man die Grengen oder das 
endliche Ziel eynmal erreychet, nicht wider vmkehren 
folle: Damit ondermeifend, fo der Tod vor der thür, 
und nun Das beichliesliche end des lebens vorhanden, 
man defielbigen mit gedult gutwillig auswarten, vnd 
fich Darumb nicht befümmerlich unmutigen folle. 

Aber widerumb zu onſerem erfeflenen vorhaben zu 
kehren, iprich ich, wie obgedacht, das Die unjchuldige 
bergen der Jugend von aller ärgerlichen gejelichafft, 
fchandbarer geipilichaft, vnd gänzlich allen verruchten 
böfen Menſchen, befonderlich den Schmenchlern abzu= 
halten ſtehe. Dan deſſen ich ſonſt oft vil Eltern war» 
nungsweiS zu erinnern pflegt, will ih auch allyie 
widerholet und verjichert haben, das keyn verfluchter, 
giftfuchterblicher art der Menſchen, und welches meher 
und ehe Die Jugend vndüchtige, vnd wie eyn ſturm— 
bagel niderfchmettere, als die zutüttler vnd Orenfrauer 
gefunden werd: Sintemal fie beydes die Eltern mit 
den Sönen inn grundverderben richten: vnd vnderdes 
fie fich jnen mit jren boniggefchmirten vnd ölgelinden 
worten föftlich zu rhaten annemmen, veräzen vnd ver= 
beyzen fie Die Durch das vunverhütlich vnd ſchwermeid— 
lich Aas der ſüſen Wolluft: und pringen jolcherge- 
ftalt zugleich des eynen alter vnd des andern jugend 
inn jänmerliches vngemach vnd gröfte armfeligkent. 
Dan ſecht da: die Reichen Eltern ermanen jre finder 
zur nüchterfeyt: Die Faugenftreicher zur Trunckenheyt: 
jene zu feujcher enthaltung: diſe zu ausgelafener gevl- 
beyt: jene zu hausgemäfer jparfamfept: diſe zu ver— 
thuniger unnüßer verjchwindung: jene zu arbeytfamer 
emſigkeyt: Dife Durch etliche Teichtfärtige wort zu trä= 
gem müftggang: jprechend: Was ift DIS vnſer ganges 


614 


leben anders, als nur eyn tüpflin vnd pünctlin der 
vorftehbenden zeit? Man muß Diefelbige, allemeil man 
jte bat, leben, nicht verleben: 
Der zeit geniefen 
Vnd nicht entniefen, 5 
Die zeit fein gemachlich geprauden, 
Nicht zu andern ſachen mißprauden. 

Mas darf man fich, forechen fte, vor des Waters 
traumorten bejorgen? Er ift ern alter beraffeler vnd 
aberwisiger kärnerbuz, gehört inn Die ander Welt, Der 
Tod ficht jm ſchon zu den augen heraus, ſpielt jm auf 
dem rufen: vberniorgen erwifchen wir jne etwan bei 
dem fus, vnd ketſchen jne hinaus zu dem alten hau— 
fen, jo fommen wir feiner aberwiz ab. 

Ja es finden fich unter diſen Buben, welche auch 
offentlich verſchamete Peken zufüren, oder, ſo ſie ver— 
heurhatet, jre Frauen vnd Töchter feyl tragen: Auch 
ſolches füglicher auszupringen, den Eltern heymlich ab— 
zutragen, vnd jnen etwan auf eynmal alles jr güt— 
lin, welches ſie lange zeit für eyne vnderhaltung vnd 
täglichen zeerpfenning jres vnvermöglichen alters ge— 
ſparet, hinzurauben anweiſen. Kurzumb diſe liebko— 
ſer ſind eyne rechte anzuſpeiende ſchelmenzunft, der 
ſchaumheuleriſcher freundſchaft, welcher nie erſchmackt 
hat, was vertraulich aufrecht ſtrafen vnd rhaten für 
holdſelige kraft bei vngefälſcheten freunden vermöge: 
Es ſind der Reichen ſchmeycheler, der armen verſchmä— 
her: das es eyn anſehen hat, als hetten ſie mit ſon— 
derem fleys, zu verfürung junger leut, die kunſt des 
Leirengeſangs gelehret, die jugendfreche hertzen, nach 
dem ſie ſpilen, zu bewegen: eyn recht hinderliſtig ge— 
ſind, auf den ſchein gerichtet, welches, wann der, des 
prot es iſſet, lächelet ond jchmollet, gleich jm zu ges 


615 


fallen, vor wagendem lachen das maul gar zerzerret: 
wann der, ſo jm das maulfuter reychet, frolocket, es 
vberlaut jauchzet: eyn heychliſch völcklin, eynes andern 
meynung vnderworfen, frembdes ſinns ganz herz vnd 
leib verpflicht, rechte baſtartſtücklin Menſchlichen lebens, 
oder vilmehr das vnmenſchliche falſch baſtartleben ſel— 
ber: vnd alſo zu reden, die Wechſelgeburt vnder den 
leuten, vnd fleiſchverbuzte Teufel, Tellerlecker, die nach 
neygung, wunſch und begeren, ja nach dem nicken vnd 
wincken der Reichen leben: von glückfall her wol frei 
geboren, eygenes willens aber gefangene Knecht, dabei 
doch dermaſen hochtragende Schmeckenprätlin, des ſie 
ſich geſchmähet ſein beduncken, wann man ſie nicht 
allzeit auf den händen, nach dem ſprüchwort, träget, 
ond inn ſchmählichem vberfluß, zärtlichkeyt vnd mü— 
ſiggang vergebens erziehet vnd meſtet. Alſo das wol 
eynem Vater, der vmb Wolerziehung ſeiner kinder ſorg— 
faͤltig eifert, hoch von nöten fein will, dis wüſt Räu— 
dig Vihe weit von ſeiner zucht vnd reynen herd zu 
verſtoſen. 

Desgleichen auch von jnen der ongerhatenen ovbel— 
geſitteten Mitſchuler geſellung abzuſchaffen, dan diſe 
auch die beſte gutartlichkeyt zu verkehren genug ver— 
möglich ſind. 

Diſe nun vnd alle andere oberklärte lehrmanungen 
ſind notwendig, nuz vnd gut: die folgende aber, die 
ich jetzumal anzupringen willens, menſchlich, vnd der 
billichfent gemäs. Nämlich, das natürlicher Anmutung 
nach, den Eltern nicht gezimmen will, gegen jren fin- 
dern jederzeit und vberaus zu hart vnd rauch zu ver- 
faren: jondern zu zeiten eynem jungen Menjchen et- 
was füles zu voberſehen, ſich erinnerend, wie ſie jre 


616 


jugend zugepracht, vnd Das fie auch diſes ficheren, 
forglofen vnd mutigen alters gemejen. 

Vnd gleichwie Die Arzet bittere Arzeneien mit füjen 
fäfften vermifchen, vnd aljo eynen weg erfunden ha— 
beu, Durch angeneme erlufti zugleich die wirdliche 
nuzbarkeyt forzujegen. Alſo gebürt auch den Eltern, 





den berben ernjt Der ſtraf mit janftmütiger gelinde zu | 


vermengen: vnd zumeilen der Jugend begeren den zaum 
fehiefen zu laſſen und nachzubengen, je dermeilen wi- 
der mit zaum ond zigel fireng anzuzihen: vnd innfon- 
derheyt jre mängel und fäl gedultmütig zu vertragen. 
Ma es aber nicht fein mag, fich gleichmol dahin zu 
gewänen, das jo man je zu zorn entzindet wird, der— 
jelbige auf das bäldeft Doch bei jnen ausfadelen vnd 
zerflatteren möge. Dieweil es leivlicher, eyn Vatter 
jei gähzornig, als jchwerzornig. 
Sei gähgrimmig vnd gähbrünnig, 
Doch darneben leichtverfünig, 
Als ſchwerlich zu erzörnen wol 
Vnd aub ſchwer zu verfönen doll. 

Betracht, das jolche vnvätterliche feindlichkent, erbit— 
terung vnd vmerbittlichfeyt nicht geringe anzeygung 
eynes Kindshafjes geben. 

Difem aber vorzufommen, ftünd eynem befchendenen 
vater wol an, jich anzunemmen, als ob er etliche kin— 
derfäl nicht mwarnemme: ſondern folche aus angemafe- 
tem gevpreften alter leut, denen gemennlich an gehör 
vnd geficht aus plödigfent vnd ſchwäche etwas abgebet, 
plinzelend vberſehen vnd daubelend vberbört habe: Alſo 
das ſie mit fleis etliche, jo ungebürlich vorgehet, mol 
ſehen, vnd gleichwol nicht jehen, etliches hören, und 
Doch nicht hören mollen. 

Vnſerer freund irtumb ond mißtritt können mir et- 


67 


wan wol vertragen, jolt e8 dan mwunderlich ftehen, 
onjerer finder mißgriff auch zu gedulden? Fürnämlich 
da mir auch oft der Enecht füllerei mögen vnberedet 
bingeben laſen. 

Derbalben bift du etwan lang zu zähgeb und Farg 
gegen deinem Son geweien, jo erzeug Dich auch eyn 
weil mildgeb ond Efoftfrei gegen jm. Biſt zu zeiten 
ober jne onwillig worden, eyn andermal verzeibe jm 
wider gutmwillig. Er hat Dich etwan durch hilf Deines 
hausgefindes hindergangen, vnderſchlag es und gewinn 
es deinem zorn ab. Sat eynmal dir hinderrucks etwas 
vertaufchet, etwan enn par Rinder aus dem Meyerhof 
verhandelt, fompt auff morgen, beut dir eynen guten 
tag, vnd ſtinckt noch ab nächtiger zech von wein, thue 
als wiſſeſt, noch merdfteft du es nicht. Er bat ſich 
berfür gemuzt, riechet von falben, kraftwaſſern oder 
biefam: ſchweig nur ftill dazu: Auf folche weis mag 
die mutfreche, geyle Jugend gedemmet vnd gezämet 
werden. 

Gleichwol wa etliche von art zu vil inn fleyichlichen 
gelüften erbenzt, des weniger auf frafen gehen wol— 
ten, da find alle weg zu verfuchen, jte auff das eheſt 
mit Ehlicher heurhat zu bändigen: Demnach jolches 
die ficherefte feſſelung iſt vnd Das beſte gebiß, melches 
man der Jugend kan einlegen. 

Ma es alsdan zu diſem vorhaben, die finder zu 
verehlichen, gelanget, foll man fleifjig auffieben, vnd 
jnen ſolche Weibsbilder austretten, Die nicht zu vil 
Edel von gefchlecht, noch vil Reicher von gut als ſie 
jeien. Tan ſehr meisltch von Alters ber gefaget wird: 

Nach dir felber dir eyne träbe, 
Das ift, veinsgleichen dir ausſpähe. 
Dieweil Die, fo höhere, als ſie ftch ſelbs fein em- 


618 


pfinden, nemmen, Dadurch nit folcher Weiber Männer, 
ſondern aus vnfürfichtigkent alleyn jres heymgeſteurten 
gelts vnd gutes leibengnete Enecht werden. 

Allen noch etliche wenige Erinnerungen ſtehn mir 
zu melden aus, wa ich Ibige bie hernach auf das 
fürzeft werd vbergangen haben, foll alsdan an diſe 
meine wolgemegnte Ermanungen eyn end gemacht fein. 

Vnd ift es nämlich Difes, Das vor allem auch Die 
Elteren behutſam jein follen, nichts mißzuthun, noch 
äraerlich zu fälen, fonder jich aller jrer zuftändiger ge- 
bür berleifien, vnd Damit zu lebhaften vnd Fräftigen 
vorbilden jren findern fich jelbs vorftellen, auf das 
Diefelbige auf jr Ieben, als inn eym klaren fpigel 
jhauend, von jchandlichen worten und werden wiſſen 
abzukehren. 

Sintemal diſe, welche jrer kinder vnthugenden ſtra— 
fen, vnd gleichwol inn eben dieſelbige laſter gerhaten, 
gedencken ſolten, das ſie vnder derſelbigen Namen ſich 
ſelbs ſchuldig machten vnd verdammten, ja das alle, 
welche alſo gar ärgerlich leben, jnen ſelber die frei— 
heyt, auch kaum den knechten, geſchweig den Sönen, 
getroſtlich einzureden vnd ſie zu ſtrafen, abſtricken vnd 
entzihen: On das ſie auch durch jr verruchtes Exem— 
pel der kinder Anweiſer vnd lehrer zu allen laſtern 
werden. Dan ma die alten jchamlos fein, da müſen 
notwendiglich Die jungen Die aller vnverſchamteſten 
werden. 

Derbalben joll man ſich inn allem dem, was zu 
zuchtmäjtger Einderziehung dienlich, keyn müde noch 
jleis dauren lafen, vnd darinn nach der Thugendhaf— 
ten Frauen Gurydice fich anſchicken: Welche, wiewol 
fie aus Syrien, vnd dermegen wol trippel Barbarifch 
geweſen: Nicht des minder, auf das ſie felbs jre Sön 


619 


füglicher onderrichten und Iehren möchte, nicht gefcheuet 
bat, in jrem bochbetagten alter die Schrifftgründ vnd 
gute künſt zu lehrnen vnd eyne lehrichulerin zu werden. 

Auch bezeuget ſolche jre ware herzliche Müterliche 
lieb gegen jren findern gnugjam Die zu= oder vber- 
fchrifft, welche jie den Kunftgöttlichen Muſis geheylig- 
engenet bat: welche inn jrm verftand alſo laut: 

Sr Mufe, jr funftförvderinn 
Witt mit was eyferigem finn, 
Euer Kunftgneygt Euryvice, 
Bürtig ber von Dierapole, 
Dis gegenwärtigs euch verehret, 
Weil jr fie jrs wunſch habt gewäret, 
Das eyn alt Muter viler jar 
Vnd viler Fleyner finder zwar, 
Zu lieb venfelb, fie wol zu ziehen, 
Anfieng jr alter zu bemühen 
Mit lehrnus, finnung vnd ergründung 
Der Schriftgründ, funft vnd Iehrerfindung. 
Sp nemt dis zum Dankzeychen an, 
Die jr mir vie recht fünftlih ban 
Dinzumweifen, das ih es fan. 

Das ſich aber nun oben gebandelte, ond alle vor- 
erzehlte Ermanungslehren ſamtlich zugleich inn vnd 
bei eynander jchliefen ond finden, ift meber eyn Wunſch 
als Kunftwerk: Jedoch den meheſten vnd fürnemften 
lehren nachzufegen, wird wol mühlich zugehn, vnd nit 
kleyne gejchieklichfent und wolfärtigfent erheyſchen: aber 
gleihwol den Menjchlichen fräften und Naturen ſie zu 
vollziehen, nicht widerwärtig noch vnmöglich fein. 


End ver Lehr von der Kinderzudt. 


620 


Eyn jchönes lehrhafts Gefpräch zweyer ungleicher Wei— 
ber, von jren Ehmannen: aus den Colloquijs 
Eraſmi verte 3 vnd genant 


Klag des Ehſtands. 


Roſemunda. Grimmhildin. 


Roſemunda. Gott grüs dich mein liebe Nachbarin 
Grimmhildin. Grimmhil. Hab danck meine liebſte Ro— 
ſemunda: Wie ſo hüpſch? Du bedunckeſt mich jetzund 
oil ſchöner dan ſonſt. Roſem. Muſtu mich dan alſo— 
bald mit eym ſpott empfahen? Aber ich hab das ge— 
ſpött wol gewont. Grimmhil. Neyn, warlich, ich ſpott 
nicht, du gefalleſt mir heut gar wol. Roſem. Vileicht 
machts mein Neuer Rod. Grimmh. Raht mehr, diß 
baft errahten, dan ich hab inn langer zeit nichts ſäu— 
berlicherö geieben: Sch halt, es ſei Englijch thuch. Ro— 
jem. Die wolle mag wol der art fein, aber auf Ve— 
nedifch iſt es geferbt. Grimm. Ei, wie eyn ſchön 
tuch, wie eyn lieblich farb, iſt linder dan ſeiden, von 
wannen kommet dir eyn ſolch köſtlich geſchenck? Roſ. 
Du frageſt thörlich, von wem ſolt eyner Ehefrauen 
ſolchs oder dergleichen gezimmen, dan von jrem Ehe— 
man. Grimm. O ſelige Roſemunda, ſei fro, das du 
eyn ſolchen Man vberkommen haſt, ich wolt das ich 
für mein Haußwirt eyn haußwiſch genommen het. 
Roſ. Wie dem? ich bit dich, iſt ſo bald der küßmo— 
nat vmb euch vergangen, ond fo böß zwiſchen euch 
worden: ich gedacht anderft nit, dan jr wolt im ans 


621 


fang eynander vor grojfer lieb freſſen. Grimmhil. 
Keyn guten tag Fan ich mehr bei jm haben: ſichſtu 
nicht, wie zerriffen ich bie ftehe, alio laßt mich der 
Laur inn zerrifienen lumpen vnd fegen daher gehn: 
oder ich leb nicht, wo ich mich nicht vilmal jchäme 
für die leut zu gehn, wann ich fihe, wie jo fein ehr— 
lich ander Ehmeiber (fo ärmer gejellen erheurat ha— 
ben) dahergehen. Roſ. Liebe Nachbarin, eyner from 
men frauen zier ligt nicht an der kleydung oder an 
eufjerlichem ſchmuck, vil weniger an der boffart (als 
Sant Beter lehret, ond ich jüngft inn der Predigt ge- 
bört hab), beſonder fteht inn reynem wandel, guten 
fitten vnd züchtigen geberden, vnd inn aufrichtigfent 
des Gemüts. Mir züchten zu reden, Die gemenne Mes 
gen und Bubin möllen beraußgeftrichen vnd von vi— 
len geſehen fein, aber wir, als frommen Chemeibern 
gebüret, laſſen uns billih an dem genügen, jo vns 
bejchert ift, dan wir fein hüpſch genug für eunen Wan, 
wir fint genug gefchmucdfet, wann wir eynem Man 
gefallen. Grimmh. Ja, wann mirs der mein mitlers 
weil nicht verfchwendet und das brot am maul ab» 
fehnitt. Gegen jeim Weib ift er gar farg, aber ſonſt 
verthut er vnnüzlich Das gut, Das ich jm zugebracdht 
hab, das Doch nicht wenig ift. Roſ. Womit verthut 
ers dan. Grimh. Was jn geluft, es ſey mit buben, 
praffen, ipielen vnd deßgleichen. R. Thu gmach. ©. 
Es helt ſich leyder alſo, iſt nit anders, wann ich ſei— 
ner zu abends lang wart, ſo kompt er mit vngeſtümm 
heym, aller eſſen keyns, den nechſten nidergelegen, 
ſchnarchet die gantze nacht, will des andern wuſtes ge— 
ſchweigen. R. Ey, far ſchon: man ſpricht: Welche 
frau jrn Man onderſteht zu beſchamen, die macht jr 
ſelbs eynen ſchandlichen Namen, ©. Wolt lieber ſter— 


622 


ken oder bei enner Sau ligen, Dan bei eym folchen 
Man. R. Fährt jm auch tapfer ober das Maul, 
wann er alio fommt: ©. Warumb nit? Der jehmei- 
nen belg verdients wol, er find keyn ftummen an mir. 
Roi. Was folget aber hernach? Grimm. Anfänglich 
ſchnurrt er graufam, inn meynung, mich zu oberböfern. 
Roſe. Schlägt er nicht zu? ©. Eynmal fälets nicht 
weit, das er mit der fauit dran wolt. AR. Hör eyns 
wunder. Gr. Er erwüſcht eyn ſtecken vnd rumort vmb 
ſich, als wolt er eyn fechtſpil anfahen. R. Förchſtu 
dir nit. G. Gar nicht, ſonder ich fieng eyn hertz vnd 
gedacht, es mus doch fein, vnd ergreiff eyn treibenni- 
gen ſtul, bet er mich berürt, ich meyn ich wolt jm 
gefempt haben. R. Was ift das für eyn neu friegs- 
sold, als zum Türcken zu, batteftu nicht zu diſem 
treibeynigen Schilt eyn Norden oder kunckel zur band, 
anftatt des jpiefes? Gr. Er würts mol empfunden 
baben, an wen er fich geleynet bet. R. Ach, meine 
liebe Grimmpildin, nit aljo. ©. Wie nicht alſo? Will 
er mich nit für ſein Weib, jo will ich jn nit für 
mein man haben. R. Sanct Paul Iehrnet ung wei- 
ber vil eyn beſſers, Das wir vnſern Chemänneren mit 
aller ebrerbietung jollen vorfommen vnd vnderthan 
fein. So hält Sanct Peter uns die fromm Sara zu 
eynem Grempel vnd jpiegel für, Die jren Mann Abra- 
ham eyn Serren genant hab. ©. Ja, ich habs auch 
gehört, was fpricht er aber Darnach weiter, jo mans 
plätlin vmbkehrt, Das auch die Männer jre Weiber lie- 
ben jollen, wie Ghriftus jein Geſpons, Die Heylig 
Chriſtlich Kirchen, wie nu? mwürt er feines ampts war— 
nemmen, ich will meines auch warten. R. Wolan, 
wie follen wir arme Weiber tun? Wo fich eyn Tach 
aljo weit einreift, das je eyns dem andern vberjehen 


623 


foll, jo ift es vil Gillicher, Das wir Weiber weichen. 
G. Was joll ih jn für mein Man halten, hält er 
mich faum für fein magd. Eyn Man ift nicht da— 
rumb eyn Man, das er fein Weib für eyn Sudel halt. 
R. Mein Grimmbildin, jag mir, wie gehet es weiter. 
G. Er ſchmecket den praten, vnd laßt fein nah. R. 
Aber du würft eyn Kauffman, gibit wort omb ftreich, 
und fareft mit dem zanden fort? ©. Warumb nicht. 
R. Was thut er dazu. ©. Zu zeiten thut er, als 
ichlaf er, vnderweilen lacht er, offt erwüfcht er eyn 
alte Lauten, bat faum Drei jeyten, vnd rumpelt und 
zumpelt darauff, jo ſehr er mag, Das mirs inn zänen 
weh thut, Damit er meines gejchreys nur abfomme. 
R. Das foll Dich freilich vbel verdriefien. Grim. Ja 
jreilich, ober Die majen. Ich ſchlüg oft gern mit al- 
Ien fäuften Ddrein, wann ich sil bet. Roſ. Wilt mir 
eynes verzeihen, was ich reden werd? G. Was darfs 
der wort, du haft bei mir mol eyns anderen macht. 
R. Desgleichen du, dan weyſt du, Das wir von ju— 
gend auff eynander gefennt haben. ©. Du baft war, 
ich hab keyn befier geivielin, dan Dich gehabt. Roſ. 
Es fei nun dein Man, wie er mwöll, fo bedenck, Das 
uns Weibern nicht erlaubt ift, zu wechßlen: wol bat 
man inn der alten Eh vor zeiten vmb unvermeidlich 
notwendig vrfach Die ſcheydung gefucht, es dient aber 
zu Difer fach nicht, er muß fein lebtag dein Man vnd 
du fein Weib fein, da hilft fein freuz für. ©. Gott 
‘geb der lauten die drüß, die uns inn folch recht ver- 
leibet hat. R. Alſo hat es Chriſto molgefallen. ©. 
Wie dem? R. Anders nit, vnd Darf nicht vil wort, 
inn ſumma nichts bejiers it, Dan dem Dan zu ge 
fallen leben, ond jo vil zimlich ſich ſeins willens hal— 
ten, dan eynigfeyt beitehet inn Dem, das eins des an- 


624 


dern fäl tragen helff: jeitesnmal niemand on mangel 
ift, wie wir täglich jehen, vnd man fpricht: Da würt 
Ehre auf. ©. Wer mir eyn folches müalich zu thun? 
Ro. Wir Werber wiffen auch nit allmegen der Män— 
ner jinn. Grim. Ich weyß fein nur zu vil, er hat 
eyn eygen Eopf, darf keyn zinß darauf geben, du haft 
gut machen, es gebet dir wol mit deinem. R. Gott 
lob, alle ding ftehen frivlich. ©. So verfiehe ich wol, 
je jeit anfangs auch etwas ftrittig geweſt. R. Es 
ift niche on, aber nie thätlicher zanck zwiſchen ons ent- 
ftanden, das macht, das irh Die mit ftillichweigen vnd 
oberjeben vorfommen bab, wir jind leyder alle brech— 
lıh, jo gefalt eym jeden fein weiß mol: vnd jo wir 
recht befennen, jo wollen wir Weiber alle oben auß 
ond nienden an, ond eyn jede eyn ſonder recht haben, 
das jollen wir bebergigen. G. Du vermanejt auf 
mein jünchin nit vnrecht. R. Hör, es begibt fi 
gmeynlich zwifchen jungem neuem Ehevolck, ehe eyns 
des andern gemüt erlebrnt, das jich vnwillen zwifchen 
eynander erhebt und zu eynem gezerr fompt, Dan Die 
lieb will erzandt fein. Bei leib wollft jolchs erftlich 
verhüten, dan wand eynmal angeht, vnd du Deines 
Mans vngonſt auff dich laden würdeft, io machft die 
jah, vnd flifet eyn Argwon nach dem anderen auß 
der meitterung. Demnach ift im anfang nichts nött- 
gers dan gutwilligkest, vnd vil vberiehen vnd nach- 
geben, die Durch gonft vnd verzeihung erhalten wird. 
Gri. Sag mir, mit was vrtheyl oder funit haftu dei 
nen Mann alſo gezämet? Roſ. Ich will dirs jagen, 
fo du anderft volgen wilt. ©. So vil müglich. Schau, 
den Dingen ift wol zu rahten, jo du ſelbs wilt, dan 
es iſt nit zulangſam, jr feit allbeyd noch jung, id) 
balt es jei noch nicht eyn jar von ewer hochzeit. Or. 





625 


Haft war. Roi. Wolan ich will dirs jagen inn ftill. 
Gr. Ey, e3 fei den mäufen gejagt. Roſem. Das war 
mein erfter fleiß, das ich meinem Man inn allen din- 
gen gutwillig volget, vnd vermeidet alles das, jo jn 
zu zorn reygen mocht, ich merdet auf feinen willen, 
vnd befliß mich alles guten, lieg mich nicht vil heyſ— 
fen: Wann dan mit jm zu bandlen war, das mußt 
ih wol, gleichfam wie man mit den wilden Thieren 
tun muß, bi man fie bändig machet, keyn gemalt 
richtet hie etwas auf. Gri. Eyn fol thier hab ich 
leyder auch in meynem hauß. R. Haftu nit gehört, 
der mit wilden Ochſen ond Elephanten vmbgehen will, 
der muß etliche farb, als rot und weis, meiden? des— 
gleichen folget auch eyn Camel allen farben, on ber 
weiffen: vnd weren derfelbigen Thierer noch vil mehr 
bieher zu zehlen, mit den man jeuberlich vnd alimpf- 
fich bandelen mus, biß man die Zaumrecht macht: To 
man nun alſo mit wilden Thieren flüngeln muß, wie 
oil mehr will end mit vnjern Männern (bei denen 
wir bleiben müſen) zu thun gebüren. Gr. Märgen 
wie mehr? R. Demnach bin ich fürferglich, das ich 
jne mit nichten verletz noch erzörn, fonder ſchmuck vnd 
druf mich wie eyn mäuslin. Gr. Wie ift dir dis 
müglich? Roſ. Ich verforg erjtlich Die gang haußhal— 
tung, das onſer aller recht ift, ich befleis mich das 
alle Ding, wie gering ſie feien, nach jeinem gefallen 
ftehen. Gri. Welche ding? Rof. Ich nimm war, mas 
 jm für fpeis täglich lieben, wie jte jm gefocht gefie- 
fen. Desgleichen mit betten und anderm. Gri. Wie 
fanft dus aber eyem thun, der nit daheym, jonder 
täglich trunden wer? Roſ. Frü wolt ich zu jme geben, 
und fo er traurig vnd nicht zeit were, jne anzufpre- 
chen, wolt ich jein beileib nicht fpotten, wie etliche 
— 40 


626 


Meiber pflegen, fonder ich wolt mich traurig und forg- 
fältig erzeygen. Wie eyn gerechter ſpiegel eym jeden 
fein geftalt weifet, alfo gebürt ſich eurer frommen 
Frauen, jres Mans gelegenheyt nachzuhalten, nicht jo 
er traurig, ‚Das fte frölich, oder jo er vnmutig, ſie 
engeftümm fete, jondern jte ſoll jne zu feiner zeit fein 
freundlich anfprechen, feinen zorn linderen, und allıwe- 
gen nachgeben, und was er begeret, inn der ftilfe ley— 
ften. Hett ich jm Dan etwas zu fagen, das molt ich 
gütlich und Fürslich thun, und zulezt Tächerlich anrey- 
gen. Gri. Sein wir je vnjelige Weiber, daS wir vn— 
jeren dermafen zornigen, trundenen , roßigen vnd Der- 
gleichen Männern fo vil oberſehen, und Doch allzeit 
enden ligen müfen. Roſem. Du redeft gleich, als 
dörften ſie von ons nichts leiden, meynſtu nit? Das 
jte auch vil gedult mit vns tragen müfen? Ja wei- 
ter, e8 Fan ftch bißmweilen fügen, das eyn frau auch 
in ernftlichen Dingen mit jrem Man reden mag. ©. 
Zu welcher zeit? R. Wann er nicht vnmüſig, nicht 
zornig, nicht wetterleunifch, noch bemweint it, alsdan 
magſtu jm dein anligen anzeygen, gütlich anfprechen, 
vnd freundlich bitten, daS er, inn dem oder jenem, 
feiner oder ander fach halben, beſſer einfehen thun 
wöll: jolche ermanung magftu fein ſchwangsweis er- 
zelen, zu zeiten mit Difem vorgeding, das er nit zör- 
nen foll, ob du jm jchon etwas ſcharpffs fageft, dan 
es gejchebe im beften, und jobald du jn ermanet haft, 
wolt ich bald bejchliefien, und etwas anders freundlich 
‚  bereinfüren: Es ift mein Grimhildin, der gröft man- 
gel an vns Weibern, jo wir an das fifen gerahten, 
fünnen wir nit aufhören. Gr. Man ſagts. R. Hör 
fortan, diß verhüt ich fürnämlich, das ich jhm in fremb- 
der leut beyſein nicht vil wort gebe, oder mich mit 


— 


627 


worten gegen jm einlaffe: bringe auch nicht vile mäd- 
ren noch £lagen beim: Geſchicht ſchon etwas zwilchen 
ons, jo find man allwegen raht, e8 were dann, Das 
etwas gar vnleidlichs vorgieng, da wer zeit, jo er jich 
nit an eind vermanen feret, daß mans anzeiget, aber 
nit jederman, jonder wie einer frommen Frawen ge= 
zimmet, folches jeinen Eltern vnd freunden vnd nicht 
den jhren anzutragen, doch dz fie fein glimpfflich Elag, 
vnd fie nicht verdacht werde, den Mann, jonder fein 
lafter zu haſſen, auch nit alles herauß laffen. Damit 
er bey fich erfenn, dz ſie jeiner böfflich verjchonen wöll 
onnd Die fach gegen jhm gut gemeine. Grimm. Es 
gehört ein Zeigeinerin zu Difen Dingen, die ſolchs thun 
möcht. Roſemun. Fürwar es würt nicht3 anders draus. 
Grimmhil. Du meinft vielleicht die gar verlafjene 
Meiber: Rojem. Ich weiß nicht, aber De wolt ich mich 
halten: du muft je bevenden, der Mann jey wie er 
wöll, jo muft jhn behalten, vnd Dich bey jm leiden, 
als man fingt: Saftu mich genommen, jo muftu mich 
behalten, x. Es ift dannoch leidlicher, dann ein an— 
dern jeins gleichen, dem du Doch zuletit auch muft 
oberſehen: mit vnſerm pochen gewinnen wir nicht viel, 
wir verderben nur Die jah: Es muß Doch zu zeiten 
eins von eim frembden was leiden, vnnd ein bißlein 
ober noth eſſen, warumb wolft dus nit von deinem 
Eheman leiden. Gr. Das Exempel vergleicht fich mei- 
nem Nickel nit. Roſemun. Hör noch eins. Sch bin 
befant mit eim Edelman, der eins guten weiens ift, 
der nam ein Jungfram von jechzeben jaren, die jr tag 
ben ihren Vatter auff dem land berbracht bet, wie 
dann der Adel gewont ift, villeicht des Wildprets und 
vogelns halb, er het ſie gern jm böfflich gezogen, fieng 
an ſie jchreiben ond lejen, ond ein wenig in der Mu— 


623 


ſica zu Ieren, vnnd wieſe fie an, das fie zu zeiten von 
der Predigt etwas merden, vnd dergleichen gute mo= 
res angreiffen folte: wem war Das newer ond vner- 
börter, dann der jungen Frawen, dann man bet jie 
anfangs auff nichts ſonders gewifen, bat bey jrs Vat- 
terd gejind eygenwillig gelebt, Die meinung wolt jhr 
jchlechts nit ſchmecken, jo ſie der Mann vermanet, 
fieng ſie an zu greinen, vnderweilen legt jte jich an 
dennen, vnd jchlug den hindern vnſanfft ernider, Furk- 
umb jte wer vil lieber im dorff gemeien, deß weſens 
trieb fte vil, biß der mann deß vberdrüffig ward. Er 
dacht, wie der fach zu rabten wer, nam jich an, ſpre— 
chend: Weiblein jchid dich, wir jind zu dem Schwäher 
geladen, mac Dich auff, dann es ift an der zeit vnd 
faum ein jpaciermeg. Daß gefiel jhr, ließ alles ligen 
vnd z0g mit jhm. Da jie nun dahin famen, ließ er 
jte bey jhrer Mutter ond ſchweſtern, und er vnd jein 
Schwäher ritten hegen, indem erzeblet er jm alle jach 
von jeiner Tochter, meldend: Lieber Schmwäher, ich wolt 
meinen, jr beiten mir ein Tochter geben, dz ich ein 
fräud von jr bette, jo bab ich leid von jr, dann ſie 
fan nichts dann zannen onnd fich jelber Klagen, ift jr 
auch nit zu mehren. Demnach bitt ich euch vmb ein 
raht, wie den Dingen zu thun mer? Der Schmäher 
antwort: Lieber Eyden, ich hab euch einmal ein Toch- 
ter geben, Die ift ewer, wöllen mort nicht belffen, fo 
braucht ewers rechten: keret jr mit eunem Eychen Fle— 
derwüſch fein ab. Der Eyden fprach: ich müßt wol, 
was darzu gehöret und was meiner freyheit zuſtünd: 
Ich wolt aber viel lieber, das jhr als ein Vatter ſolche 
vnweis ererer Tochter durch zimlichs ftraffen zuvor 
onterfünden, zu wenden vnd zu verbefjeren, ehe es zu 


rauhen mittelen gerhiete: DVilleicht möcht fie mehr auff | 


629 


ever Vätterliche zucht geben vnd ſich vor euch ſchä— 
men. Der Schmwäher verbiefje jhm folches zu verſu— 
chen und darmit allen fleig anzufehren. Nach zweven 
tagen, da er feine gelegenheit erfahe, nam er die Toch- 
ter beſonder auff ein ort, fieng an mit ernitlichem ge— 
jicht und ſcharpffen worten die fach nach einander zu 
erzehlen. Wie dz jte von geringem herkommen vnd 
vermögen were, Daß jte ſich deßhalben nit zu vberhe— 
ben habe: darzu fen fie weder ſchön noch holtielig, 
dz er auch vilmals beſorgt bett, er würde ſie nit Fön- 
nen dverforgen vnd zu ehren bringen: So habe ich 
Dannoch Dir (ſprach er) mit fonder müh ond arbeit 
einen jolchen Mann erworben vnd vertramet, Das aud) 
feine, Gott geb wie reich ond felig fte ſeye, einen 
befieren und feineren wünjchen vnd begeren würde, 
Diefes aber alles erfennejtu nicht, wie Vätterlich ich 
es mit dir gemeint hab, iſt Das dein Kindliche treme, 
Darmit Du mir meine ſorg vnnd trewe belonejt? Deß— 
gleichen bedenfft nicht, was redtlichen Tugendfamen 
Manns du habeft, deſſen Du deiner ungefchlachten weiß 
ond vungefchieflichkeit halben nicht werd biſt: Wann er 
nit jo freundlich, Tugendhafft und langmütig were, 
Tolt er Dich nicht onter den Mägden dulden, will ges 
ichmeigen für ein weib halten: vnnd du biſt noch jo 
onverftändig, grob vnd verwänt, dz du jm darffft wi- 
derbefftzen und widerbellen, oder Dich ſonſt gegen jhm 
gang thöricht, närriſch vnd letz fiellen. Vnd Damit 
ichs kürtz, Der Vatter ward dermaſſen entrüſtet, das 
er ſich kaum enthalten kont, dz er nicht darauff ge— 
ſchlagen hette: dann er iſt zu dergleichen ernſtlichen 
ſachen ein ſolcher anſehliche Mann, Das er keins 
Schönparts bedarff. Da dieſes die Tochter vernam, 
ward fie zum theyl auß forcht vnd ſcham, zum theyl 


630 


mit der warheit folcher mafjen überwunden, daß fie 
dent Vatter zun Füſſen fiele, bittend gang demütiglich, 
was gejchehen wer, jr zu verzeihen, jte wolt jich fort— 
bin gegen jrem Mann alfo gefölgig verhalten, das 
fein Elag mehr kommen folt; der Vatter verzeige jbr 
ſolchs, mit Difer Vätterlichen erbietung, was jte jtch 
fürder recht balten würde vnd ihrem Mann getrem 
fein, folt fte auch hinwider alle trem von jhm gewer— 
tig fein. Grimmhil. Was bat er aber darmit auf- 
gericht. Roſ. Eben diſes. Sie gieng bin vom Bat- 
ter in jre Kammer, da fand fie jren Mann allein, 
vor dem fiel fie auff die Knie vnd Sprach: Ach mein 
alferliebfter Haußwirt, ich hab bißher weder Dich noch 
nich erfant, und hab vil wider meine jehuldige Ehe— 
fiche geborfan gehandelt, das bitt ich, mir günitig 
von wegen vnſerer Ehelicher verpflichtung zu verzeihen: 
fortbin jolt du, ob Gott will, erfahren, dz ib gar 
ein anderer Menſch worden bin, ond dir im minften 
nıt wil zuwider noch vertrüßlich fein. Da vmpfleng 
er ſie, baljet und küſſet ſie, mit vermeldung, wo te 
lich jbrem erbieten nach bilte, würt fie es nimmer 
entgeltet. Grimmhil. Wie aber, hats auch ein be- 
ftandt gehabt? Roi. Ja billich in alle weg big an jhr 
ende, daß auch fein Haußgeſchäfft jo jchlecht vnd 
verächtlich war, das ſie nit willig vnnd mit luft 
thäte, wann ed der Mann biefe: vnnd er Faum den 
Mund aufftbate, jo war jte gleich bereut es zu ver— 
richten. Daraus ift eyn folcher guter will zmijchen 
benden erwachfien, das ſie für jren Mann kehnen Key- 
jer gemwünjchet bette: vnd danckt beydes Gott und den 
Eltern, die je zu eym folchen Haußwirt gefüget het— 
ten: ſprach auch oft, wo fte folchen Mann nicht bette, 
were jte das arbeytſeligſt Menjch auff Erprich. Grimm. 


En. A 


631 


Man findet jolcher Männer fo vil als der Weiſen 
Kappen. Roi. Wann e3 Dir nun nit vertrüßlich were, 
mwolt ich dir noch eyn Erempel erzehlen, darinnen der 
Man durch gejchieklichkeyt des Weibs ift gebejjert wor— 
den, welches furzlich inn diſer Statt gefihehen. Grimmh. 
Sch hab on das jegund nit vil zu thun, jo gefallt 
mir Das gejchwez auch vber Die mafen wol: wir wol- 
len vns darzu niderfegen. -KRojem. Eyner vom bel, 
fürnemes gejchlechts, vnd zimliches betagtes alters, 
pilegt nach Adelsprauch vmb feiner törfer eyns oft 
jein Weydwerck zu treiben: der geman mit der meil 
eyn Armes Baurenmeydlin lieb, dermafen, Das er 
manche Nacht aufien plib, nicht beym Fam, vnd all- 
weg zu wort batt und fürmendet, ob ſie jm doch 
möcht zu theyl werden. Sein Sausfrau aber, eyn 
Weib grofer frombfeyt, lieſe ſich bedunden, die ſach 
gieng nicht recht zu, machet jtch auf, kundſchaftet den 
Man aus, vnd fügt ſich eynmal in derjelbigen Bäu- 
rin Hütlin, erforjchet allen handel, wo er jchlif, wa— 
raus er trind, was man jm für ehr anthu, vnd wie 
man jn tractire: aber da war nichts ald pur lauter 
Armedei vorhanden, dan fte focheten mit wafler. Die 
gute ehrliche Frau fehrt widerumb heym, vnd fam 
inn vnbefanter weis, als des Mans jchmweiter von 
ſtundan wider, brachte eyn gut bett, etlichen Haus— 
raht ond ſilbergeſchirr, gabs der Bäurin, jamt etli- 
chem gelt, freundlich bittend, wann er wider im, Das 
ſie jms bejjer erbiete. Nach etlichen tagen, Da jn der 
Narr flach, fam er wider ond ſahe, wie alle Ding jo 
ehrlich, Täuberlich und luſtig waren, deßgleichen nach 
aller notturft mit Haußraht verieben, meynt ed wer 
Kirchweih im Torf, frage wo ſolchs berfim. Sie 
antworteten: Eyn ehrliche züchtige Frau, welche jm 


632 


verwandt, bett ſolches Darbracht und befohlen, mar 
jolt jne fürter, wann er käm, ehrlicher empfahen, vnd 
baß halten dan bisher. Von ftundan fiel jm inn finn, 
ſolches müßt fein Sauffrau getban haben. Die fart 
gereuet jn alsbald. Da er nun zu hauß Fam, fragt 
er, ob jie were da geweßt? Da fagt fie ja. Er fragt, 
aus was vrſach fie Doch den Haußraht dahin bett fü- 
ren lajen? Lieber Haußwirt (iprach fie) Du biſt guts 
lebens gemonet, fo hab ich gejeben, wie man dich fo 
obel allda empfangen vnd gehalten, darumb ließ ich 
nich bedunden, es ſtünde mir zu, dieweil es dir alſo 
in bergen ift, Das du Doch etwas lieblicher und beſ— 
jer gehalten würdeft. G. Ach wie eyn güttig fromb 
Weib ift Das, vil frommer als ich, ich wolt jm ehe 
für das Bett eyn büjchel Neſſeln oder Difteln darge— 
fegt vnd ondergeftreyt haben. R. Aber hör mie es 
ging: Der Man, da er gejehen jolche frombfeyt und 
gütigkeyt feines Weibs, bat er fich deſſen enthalten, 
was man jenfeit des Meyns thut: vnd fich Dabenm 
feines Weibs inn lieb vnd freündichafft beholffen. Des— 
gleichen thet Gilbert der Hollender, den kenneſt du 
auch. ©. Ja ich kenne jn wol. Roſ. Derjelb (mie 
du weyſt) nam inn feiner blüenden Jugend eyn alte 
Vettel. Gri. Er bat vileicht jr gut genommen, vnd 
nicht fie. R. Alſo ifts. Derſelbig ward jr leglich ab- 
hold, vnd gewan eyn ander Weib lieb, mit welcher 
er fich oft vnd vil anderswo ergeßet, vnd aje felten 
daheym. Was wolteft du aber bie dazu gethan ha— 
ben? G. Mas? Ich wolt jr inn die bar jein gefal- 
Ion, vnd meinen Man (mann er zu jr gangen wer) 
mit Kammerlaug bejchütt vnd gezwagt haben, auf das 
er alſo gefalbt auf die Bulſchafft zöge. R. Sie aber 
thät vil meiglicher und fürfichtiger: -Sie Iude das 


633 


Meiblin zu gaft inn jr hauß, ond empfieng ſie freunt- 
lich, vnd Darmit vervrſacht fie den Man, das er da— 
heym blieb, und ob er zu zeiten bei jr zu nachts aß, 
venejiret und het Affenſpyl, jo fante fie etwas guts 
zu efjen oder zu trinfen dar, vnd ließ jnen jagen, 
Das fie frölich ond guter ding fein folten, vnd wenig 
für vil rechnen. ©. Ich wolt Fieber fterben, Dan Das 
ih meines Manns fupplerin fein ſolt? Ro. Aber ber 
dencke du die fachen anders, ob du gleich fehr zörn- 
teft, jo geb er Doch nit drauf. War dig nicht vil bei- 
fer, dan daS fie mit jrem grimmigen zorn den Man 
von ſich gang abgemendt, und jr leben mit hader und 
zanck geendt hette? Es ift beſſer eyn ſchädlin, Dan eyn 
ſchad. Gri. Ich bekenne, daS es wol vnder zweyen 
böſen das beſte wer, aber ich könt es nit thun. Roſ. 
Eyns will ich noch ſagen, vnd damit von den Exem— 
peln ablaſſen: Allhie vnſer Nachbaur, eyn frommer 
vnſträflicher Mann, alleyn Das jm die laus bald ober 
die leber lauft, und Das er etwas gaͤhzornig iſt, der— 
jele jchlug auff eun zeit feine frau, eyn fromb ehr- 
lich Weib, ald man eyne finden möchte, da verbarg 
fie fich beumlih inn eyn Kämmerlein, weynet und 
Elaget allda jr herzleyd. Darnac ober eyn Fleyne weil 
ift Der Mann vngefährlich feiner gelegenheyt nach in 
die Kammer gangen, ond fie Darinn mweinend gefun- 
den. Was (fprach er) wenneftu bie und feufzeft wie 
Die Kinder pflegen? Da antwortet ſie weißlih: Was 
(Iprach ſie) ift Das nit beffer, Dan wann ich auf Der 
gaſſen vnd auf dem Marckt vil gefchrens Davon ma— 
chet, wie andere Weiber pflegen zu tbun? Mit fol- 
cher Ehfräulicher freündtlicher red bat fie jm Das Herz 
abgewonnen, Das er jr die Sand gab, vnd jr zufae 
get, er wolt forthin feyn Hand mebr an fie legen: 


634 


und thets auch. G. Ich Hab das auch an meinem 
Dan erlanget, aber mit ongleicher weiß. R. Es ift 
aber noch zwifchen euch eyn ewiger ftreit, vnd muft 
des meh haders haben, wann jchon der ftreych biſt 
vberhaben. © Was wilt du dan, das ich thun fol? 
R. Dor allem muſt du beymlich halten alls, was 
dein Man vonbillichs thut, und muft Dir fein gemüt 
verjönen mit freüntlichfegt, gedult und vnderthänigkeyt, 
Damit wirft du jn zulezt gar vberwinden, oder ja ge= 
wiglich vil frivlicher dan bißher mit jm leben. Gr. 
Er ift grimmiger vnd wilder, dan Das er mit eyniger 
woltbat mög verfönet vnd geitillet werden, er ift gar 
zu jchellig, wann jn die grillen ftechen. Ro. Ey nicht 
jage das, dan es ift keyn wild Thier jo grimmig, 
man fan es mit güte gezämen. Nicht zweiffel daran, 
verfuchs etliche Monat, vnd wo du nicht erfaren wirft, 
das ich Dir hierinnen recht gerahten, jo verweiſe mirs. 
Es jind etliche mängel und fäl, mit den mus man 
durch Die Finger ſehen vnd gedult haben. Aber das 
gebiete ich Dir vor allen Dingen, das du keyn gezänd 
anfabeft inn der Schlaffammer, oder im Bett, jonder 
febre fürnämlich biemit fleis an, das alle ding da lu- 
jtig vnd lieblich zugericht feien, dan jo diß ort, da— 
rinnen aller zand und hader joll geichlicht und gericht 
werden, mit zand vnd vnmut befleckt wirt, it alles 
mittel vnd weije der eynigkeyt, verfönens vnd fried- 
machens dahin. ES jind auch etliche Weiber jo vn— 
artig, Das ſie auch im beifchlafen und ehlichem werd 
Elagen, zanden und fiben, und Die fräud, Damit man 
den Männern allen widermut vnd vnluft vertreiben 
jolt, machen fie mit jren verdrießlichen groben ſitten 
gar bitter vnd ungut, verderben alfo das Recept vnd 
Die Urzenei, damit man den gebrechen helfen vnd rah— 


635 


sen jolt. ©. Das tft mir oft widerfadren, ond if 
mir nit felfam. R. Es ift keyn munder, wie jolt es 
anders fein? Dan wiewol eyn Frau allzeit verhüten 
ſoll, daS fie inn feynem ding dem Man zumider vnd 
verdrüßlich ei, fo foll ſie Doch fich des am meyiten 
befleifigen, das ſie fich inn dem fall gegen dem Man 
inn aller freuntlichfeyt und vnderthenigkeyt erzeyge vnd 
ergebe. Gri. Was? dem Man? Ich hab mit eynem 
jungen grasteufel zu ſchaffen. R. Ey laß ab zu 
jchmähen vnd jchelten. Es ift gemennlich onſer ſchuld, 
das die Männer bös find, vnd wir könnens oft wol 
verdienen vnd vrſach Dazu geben. Aber auf das ic 
wider zur fachen fomm, fo jagen die, jo vor zeiten 
der Boeten Fabeln gelefen, das Venus (melche fie eyn 
Göttin des Ehftands vnd der liebe machen) eynen Gür- 
tel habe, welchen Vulcanus aus grofier Kunft bereut, 
Darein er allerley Recept und Arzney, was zur liebe 
Dienet, gejchmidet, und darmit hab jte jtch vmbgürtet, 
wann ſie mit dem Man zu jchaffen wolt haben. ©. 
Mas ſagſt mir von Fabelmerf, wilt mich märlin leh— 
ren? Roi. War ifis, es fint fabuln, aber hör, was 
Die Fabul bedeut. ©. Sage an. R. Das nämlich, 
das eyn Frau allen fleig fürmenden mus, das jte im 
Ehlichen werk luftig vnd freuntlich jrem Man jet, 
damit die Ehliche lieb wider erbigigt und ermärmet, 
ond auß dem ſinn aller onmill und onluſt geichlagen 
werden. Gri. Aber wie möchten wir den gürtel be— 
fommen? vnd folcher jalben auch eyn lot oder zmey 
baben? R. Dan bedarf weder gift noch zauberei. Es 
ift keyn zauberei fräftiger, dan frombkeyt Der jttten, 
mit freündlichfeyt vermifcht. ©. Ich fan ſolchem Dan 
nicht ſchmeycheln oder gute wort geben. R. Es jtehet 
aber bei dir, Das er ablaß alſo, wie du ſagſt, lez zu 


636 


fein. Mann du Circes Kunſt könteſt, daS Du deinen 
Man Fönteft verwandlen inn eyn Sau oder inn eyn 
Bären, molteft du folches auch tbun? G. Ich wevß 
ed nicht. R. MWenftu es nicht? molteftu dan Tieber 
en Sau zum Man haben, Dan eynen Menjchen? 
Gri. Ich wolt lieber eynen Menfchen haben. R. Nun 
wolan, was wolteftu aber tbun, jo durch Circes Kunft 
fönteft aus eym trundnen Man ennen nüchteren ma= 
chen, aus eynem Echlemmer eynen fargen, Fündigen, 
aus eym vunbäuslichen, eyn häuflichen, aus eynem 
faulen trägen, eynen fleiſſigen, wolteſtu jolches nit 
tbun? G. Ja gewis ond eygentlich wolt ichs thun, 
wann ich hinder die kunſt käme. Aber woher hette 
ich diſe Kunſt? Roſemun. Du haſt diſe Kunſt bei 
dir, wenn du allen fleiß ankehrteſt, vnd gedächteſt, er 
mus dein Man ſein, du wölleſt oder wölleſt nicht, 
warmit du jn nun könteſt verbeſſern, wirſtu ſolches 
allermeyſt dir ſelbs gerhaten vnd gethan haben. Die 
gütigkeyt, die eyn Weib an jren Mann legt, kommt 
jr ſelbs zum beſten: es iſt nicht alles mit der ſchärf 
ausgericht, vnd das man im Haus murr wie ein al— 
ter kader. Du haſt alleyn dein Hertz vnd Augen auff 


ſeine mängel vnd Laſter gericht, dieſelben mehren dir— 


den vnwillen vnd haß gegen jm: vnd wilt jn eben 
darmit faſſen vnd ergreiffen, damit er nicht zu fahen 
iſt. Du ſolteſt billicher das ermeſſen ond betrachten, 
was guts an jm iſt, ond darbei jn lernen ergreiffen 
ond behalten. Ehe du jn genommen haſt, were es 
zeit geweſen, zu bedencken was mangels er an jm hett, 
nun iſts zu ſpat, das Hirtenhorn haſt verſchlafen: Hat 
er dir im geſicht gefallen, ſollſt auch die Oren ge— 
praucht haben, das gehört ond erlernet hetſt, wie er 
were. Man ſolt nit alleyn mit den Augen, ſondern 


637 


auch mit den Oren freien, nun aber iſts heylens vnd 
nit vermundens zeit. Gr. Wer bat je gehört, das 
eyn Fraw eynen Mann mit Den Oren nemme oder 
freie? R. Die nimmt eynen Mann mit den Augen, 
die nichts anders anjthet, dann des Leibes geftalt vnd 
ſchönheyt: mit den Oren aber nimmt die eynen Mann, 
die da weiſlich vnd fleifiglich auffmerkt, was guts 
oder böjes von jm gejagt wird, ond was er für eyn 
weis führe. ©. Du redeſt wol fein darron, es if 
aber nun zu ſpat. R. Es iſt nicht zu ſpat zu ler 
nen wie man ennen Mann verbejiern möge, guter 
rhat und gute that Fommt nimmer zu jpat. Zudem 
allem würde vil belffen, fo du bei im Kinder betteft. 
G. Ich babe Doch jchon. AR. Ei wann eb? G. Erſt 
heuer. R. Wie vil Monat ift es? G. Schier fiben. 
R. Ei was höre ich? Verneüweſt du uns den ſchertz 
mit eyner vnzeitigen früen geburt? du wirft zu Jaren 
vil Wiegen bedörffen. G. Awe neun, gar nicht. R. 
Alſo mus es ja fein, wo Du von der, zeit an rech— 
neft, da jr zujammen fommen ond Hochzeit gehalten 
habt. ©. Ja ich hielt gejpräch mit jm vor der Hoch— 
zeit. R. Werden dann von dem gefpräch Kinder ge- 
boren? ©. Fa er überfam mich eynmal allesn, end 
hub an mit mir zu jchergen vnd jchimpfen, vnd Eiglet 
mich vnter den Armen ond inn den Seiten, damit er 
mich zu lachen reuget, dann ich Fan das kitzlen auff 
den Knien nit erleiden, da fiel ich nider inns Bett, 
da fiel er auff mich, Füflet vnd trudfet mich, und weyß 
nicht, was er weiter on daS getyan hat. Aber nad 
wenig tagen begunt mir der Bauch aufzugeben. 
R. Ei gehe nun bin, vnd verfchmähe deinen Mann 
niebr, welcher, jo er mit ſchimpfen ond ſpilen fan Kin— 
der machen, was ſolt er dann thun, fo er den ernft 


633 


prauchte? ©. Ich glaub es fei jegt widerumb gefche- 
ben. R. En ja fo bör ich wol, ennem guten frucht- 
barn Acker ift eun guter Bauman zufommen. ©. Inn 
dem fall thut er mehr dan ich beger, er ift mir zu 
burtig. Ro. Dijes beklagen jich wenig Weiber. Habt 
je aber vor der zeit enns dem anderen Die Eh zuge- 
jagt? G. Ja wir hatten. R. So iſts deſter weniger 
fünd: Iſt das Eindlin ein Knäblin? G. Ja. R. Das 
wirt euch widerumb verennigen, wo du Dich alleyn 
eyn wenig darein fchiefen wilt. Was jagen doch an- 
der Leut von deinem Man, als feine mitgefellen vnd 
verwandten, mit welchen dein Man gemennjchaft bat? 
Gr. Sie jagen, er fei züchtiger geberden, gejellig, gü- 
tig, koſtfrei, und ein freund deren, jo jn lieben. Ro. 
Die Ding geben mir gute hoffnung, das er werde mit- 
ler zeit werden, wie wir jn haben mwöllen. Grim. 
Aber mir ift er alleyn folcher Man nicht. R. Erzeyg 
Du Dich gegen jm, wie ich dir geſagt habe, vnd wo 
er dir nicht eyn folcher wirt, wie den andern, jo bewie 
mich für Roſemunda eine Roftige, Ruſige Rozmunda. 
Warumb ſoltſt du auch nicht das bedenken, das er 
noch jung ift, dan ich acht, er fer noch nit ober jeine 
vir vnd zwenzig Jar, er weiß ja noch nit, mas es 
it, ein Sausvatter fein, jo darfſtu nicht gedenden, 
das du von jm gefchenden wirft. ©. Ab ich hab 
vilmal darnach gedacht. R. Wann dir aber jolche 
gedanden einfallen, jo betracht doch eritlich, wie gar 
ein ellends Ding es jet omb ein weib, das von dem 
Man geichenden iſt. Was foll ich vil jagen. Die al- 
lerhöchſte vnd föftlichite zier eines Weibs iſt, wann ſie 
jrem Man onderthänig vnd gehorſam iſt, alſo hats 
die Natur geordnet, vnd Gott wöllen haben, das eyn 
weib an jrem Man bleib, vnd jm vnderthänig fei inn 


639 


allem. Desgleichen gedend, das (welchs dan auch die 
warheyt ift) das er dein Man ift, vnd du vor Gott 
vnd der Welt keynen andern Fanft haben. Darnach 
betracht das kleyne Kindlin,. das euer bender fleyſch 
und Blut ift, was du damit thun wolleft? Nimmt 
du es mit dir, fo beraubſt deinen Man feins erbthenls 
vnd rechts : verlafeftu es dan, fo enteüſerſtu dich des— 
jenigen, welchs dir das liebſt auf erden ift. Zum lez— 
ten ſag mir: Haſtu nit etliche, die dir feind und auf- 
fegig fein? ©. Ich hab mein Stiefjchweiter, Desgleichen 
mein Schwiger, euns ſchlags, zwo hoſen eyns tuchs. 
R. Sind dieſelben dir ſehr vngönſtig? G. Sie möch— 
ten leiden, das mirs licht verloſchen wer. R. So ſehe 
zu, das du an fie gedenckſt, vnd laſe dirs eyn witzi— 
gung ſein: dan was möchteſtu denſelben angenämers 

thun, dan wann fie ſehen, das du dich von deinem | 
Man gejchenden betteft, vnd wereft eyn Witwe, ja 
mehr dan eyn Witwe, dan die Witwen dürfen wider 
freien. ©. Sch lob wol deinen guten raht, aber mich 
verdreüßt der täglichen müh und arbeyt. Roſemu. Ach 
bedenf doch, was grofer müh vnd arbent du haben 
müfjeft, ehe du diſen Papigey oder Sickuſt nur leh- 
reſt eyn wenig ſchwetzen, oder dein Aßelkindlin eyn 
wenig lallen? ©. Warlih vil. R. Vnd es verdreüßt 
dich, eyn wenig müh vnd arbeyt mit dem Mann zu 
haben, darmit du dein lebenlang deſter fridlicher le— 
beit? Wie vil arbent haben Die Leut, ehe fie eyn 
Pferd zämen vnd nach jrem gefallen gemänen? Vnd 
ons jolt verdrieffen, epn wenig müh vnd arbeyt, da— 
mit wir deiter TZugendfamere fridlichere Männer haben 
möchten. G. Was mwilt du dann, das ich armielig 
Weib thun joll? R. Ich Hab dirs vor gejagt: Hab 
ſorg, das alle Ding im hauß reyn ond jauber feien, 


640 


und Das nichts widerwärtigs da fei, Das deinen Man 
daraus treib. Erzeyg Dich gegen jm freüntlich, vnd 
gedenck jmmerdar der Ehrerbietung, Die eyn Weib dem 
Man zu tbun schuldig ift. Las keynen vnmut da fein: 
flihe allen zanf, ſei auch imn keynem weg vermwänt 
oder mutwillig: Desgleichen nit murrifch, ſtinckend oder 
enflätig, auch nicht zu vil geyl oder vnkeuſch: was 
du thuſt, das thu mit luft, vnd freimillig. Dein eſ— 
fen daheym ſei mol und luftig bereyt: wann du weyſt, 
wie ers gern ißt, jo koch es jm dan. Darneben ge- 
gen denen die er liebet und jm angenem fein, erzenge 
dich auch freundlich, vnd rede jnen gütlich zu, thu 
zu zeiten dein Ehrwort, lad Diefelbigen zu gaft, vnd 
jihe, Das alles richtig, fridlich vnd freundlich zugebe. 
Nicht Deiter weniger, ob jn zu zeiten der Nebenhänfel 
ſtäch, ond frölich were, fo erzeyg Dich jm zu gefallen 
auch etwas frölicher: Als jehlüge er auf ver Lauten, 
jo jinge jm Dazu, das ift, ſprachet er gern, fo gib 
jm vonbeichwärlich antwort. Darmit wirftu Deinen 
Man gewänen, das er dabenın bleibt, vnd vil vnko— 
fien ſparet, Das er zulezt wird gedenden: Ich were 
ja wol toll und vunfinnig, das ich aus den haus mit 
grojer verfleunerung meiner ehren vnd verluft meines 
gutS meine tag mit Huren ond Lodhechiien jolt zu— 
bringen, jo ich doch daheym eyn fromb, getreu, luftig 
weib hab, die mich freundlich und fäuberlich weys zu 
halten, ond bei deren ich auch eyns worts macht habe: 
Ih lieſe die draufien Sant Veltins botichaft haben. 
Grim. Meynſt du, Das mirs glüden würde, jo ichs 
verfuchte, vnd Das mein wafjer auch eyn ftenn werd 
treiben? R. Sihe mich an, ich will dir gut dafür 
fein. Darneben will ich deinen Man auch freundlich 
anfprechen, vnd jn ermanen, was er zu thun jchul- 





6A 


dig. ©. Ich lob deinen rabt. Sihe aber zu, das dic 
nit verſchnapſt, Das er mein flag nit merdfe, ſonſt 
würde er Das sonder vberfich Fehren, und criminor 
te fraßenor & te machen. R. Das darfitu nit bejor- 
gen, dan ich will dermaſen son weitnus, wie eyne 
Kat vmb eyn beyien prei Eommen, vnd mit folchen 
ombftäinden jm herauslocken, das er mir jelbS erzeb- 
Ien joll, wie es eyn gelegenbeyt vmb euch hab: als- 
dan will ich jm recht begegnen. Vnd bin auch endlich 
der bofnung, ich wölle dir jne vil gefchiekter und tu- 
gendfamer zuftellen, dan er vorhin geweſen. Darneben 
will ich von dir liegen, wie du nichts dan alles guts 
von jm rümeſt, ond jn nicht genug loben fönneit. 
Eyn lugen ifi rümens werd, die etwas zum beiten 
kehrt. Grimm. Was fchad verfuchen, ſprach des Wirts 
Magd. Wolan on jcherz, Gott füg e3 zum beflen. 
Nojemunda. Der wird es gewißlich fügen, Daran hab 
keyn zweifel, jtehe dir nur ſelbs nicht im Kiecht. Grimm- 
bild. Wolan zu guter nacht, mein Nachbarin Roje- 
munda, ich mus gehn, mein find möcht daheym weynen. 
Roſ. Dank Hab mein Nachbarin, wir kommen vileicht 
morgen wider zujammen, 


Ende des Geſprächs von Klag des Ehſtands. 


Podagrammifch 
Trostbüchlein 


Innhaltend 


Zwo artlicher Schuz-Reden von herlicher 
ankonft, geſchlecht, Hofhaltung, Nuzbarkait vnd 
tifgeſuchtem lob des Hochgeehrten, Glidermäch— 
tigen vnd zarten Fräuleins PODAGRA. 
- Kun erfimals 
zu Figeligem troft und ergezung andächtiger Pfoten- 
grammifcher perfonen, oder Handfrämpfigen und Fus— 
verftrickten Fämpfern luftig ond mwader (mie ain Hund 
auf Dem Lotterbett) boßirt vnd publicirt 
Durch 
Hultrich Ellopoſeleron. 





7 


- 


U 


u 


I! 


l 


— 
Anno M. D. LXXVII. 


Dem Ehrenhaften vnd Wolachtbaren Herrn Oſ— 
wald Kraus, Burgern zu Friburg im Prifgäu, 
meinem freundlichen liben Herrn, ꝛc. 


Ehrnhafter, Wolachtbarer Herr, innfonders fiber Gön— 
ner vnd Wolerfanter freund, ıc. Es hat der erfte An: 
fänger vnd Ergründer der Philofophie, Socrates, nicht bö- 
fer mainung (wie es jm etliche läz für ain Iehr ver vn— 
wiflfenhait und zmweifelung gedeitet haben) feinen anhang 
von Weishaitgefliffenen Jüngern, fürnämlich dahin gewi— 
fen vnd beredet, das fie fih, wa fie die ewigbeftändige 
beraitichaft der waren klughait erlangen ond tefaurifiren 
wolten, bei zeiten gewänen, von dem gemainen won, den 
jme der Pöfel ober jde fach fchnell vnbedächtig fchöpfet, 
abzuzihen: auch offt daffelbige, welches mäniglih nun für 
gewis vnd authentifch, als ain Oraculum over Pythiſchen 
ſpruch haltet, noch inn zweifelhafte betrachtung vnd erwi— 
gung zu füren. 

Seitainmal (wie er dan mit kurzweiligen gleichnufen 
zu lehren pflegte) fo der gemain Man auch inn fichtbaren 
vnd vor augen ſchwebenden fachen fehr gröblich irrete, als 
wann er die Berg von ferre plaw, den Stab im Waſſer 
frumm, die Sonn fo gros als ain rund Zafelplatt ach— 
tete: was würde er erft inn onfichtbaren, vnd allain im 
gaift vnd gemüt ftehenden händlen für ongeſchikte fäler 
ihüfen, als wann er was fugentlich oder untugentlich ge- 
than, glüflich oder vnglücklich gefallen, weislich oder vn— 
weislich fürgenommen, jälig oder onfälig zu halten feie, 
vrtailen folte. 

Dan, Erempelsweis zu gedenken, hällt nit der mehrer: 
tail Menfchen die Reichen allain für glückſälig, die Liſti— 


644 


gen für weis, die wolgeftallten von Leib für fhon, die 
von wolgefazten grofen glivmafen für ftarf, die Frechen 
für grosmütig, die frifches vnd waders Leibs für gefund ? 
Noch finden vie Weishaiterfündiger (deren dan die Flainfte 
zal) das weder bei benanten allen die ware wolfart, noch 
Hughait, noch ſchöne, noch Fräfte, noch grosmut, noch ges 
ſundhait beſtande: es fei dan, das zugleich die Tugend 
mit zutreffe. Sondern dz die Tugend für fih allain, die 
fäligfait, Reichtumb, verftand, wolgeftalt, ftärfe, grosmü- 
tigfait vnd gefundhait feie: dieweil fie nicht äuſerlich vnd 
glüdfällig, fondern innerlih vnd vnverwelklich, allenthalb 
vnd jverzeit befiändig, vnd mit jr felbs benügig erfunden 
werde. 

Dermwegen, wie berürt, ebengedachter Socrates, nit vn: 
füglich feine Weispaitergebene Diſcipulos von vnzeitiger 
beftätigung jder mainung vnd leichtfärtiger gutzehlung 
des gemainen wong hat verwarnet. Inn erwegung, das 
fain befferer noch näherer weg zur Weishait mag fürge: 
fhriben werden, als fich vermäflenes vnd gefchwindes bei- 
falls zu mäftgen, vnd auch inn fachen, die ficher vnd ge: 
wis fcheinen, forgfältigen vrtails zu gepraucen. 

Welche ainzige Regul dan nachgehender zeit bei deg 
Socratis nachfolgern die herlichfte kunſt der Philofoppi zu 
vollfommenpait hat gefüret. Alfo, das vermög derfelbi- 
gen, durch vergleihung vnd gegenfaz die zweifelhaftefte 
fragen find erfläret, das falih vom waren erläutert, das 
Nuzlih mit dem Ehrlichen verglichen, vnd dz ſchädlich vom 
onichädlichen unterfchaidet worden. 

Sa es ift baides bei den Grichiſchen vnd Römiſchen 
Philoſophis dahin fommen, dz dis, fo mäniglich für ſchäd— 
lid vnd verdammlich Auferem anfehen nah geachtet, if 
den mit falfchem won erfchredten Leuten zu troft, vnſchäd— 
lich vnd vnſchultig erwifen werden. Als vnter andern vi— 
len den Tod nicht abfeheulich fein, das hohe Alter wol- 
träglich, die Franfhait nicht onleivlih, das Elend vnſchuld 
halben nicht vertrüßlich , die Feind förderlich, Armut vn— 
hinderlich, die Reichtumb aber befhwärlich, fain unfall zu 
fcheuen, nichts böfes fein dan was fehantlich fei, und was 
dergleichen mehr bei jnen zu finden. 








645 


Deshalben ans oberzeltem, Achtbarer gönftiger Herr, 
würd fih €. A. nit zu befremden haben, das auch bei 
beutiger zeit ain Hochgelehrter aus difer Philoiophiichen 
Academi, genant Johannes Carnarius von Gend, ent: 
ftanden, welcher vergleichen zweifeligen materien aine zu 
tractiren hat fürgenommen. 

Vnd fürnemlih ain folche, welche ebenis wol von an- 
börung des Namens, als des Favorini Yirtägig Fiber, des 
Cardani wüterich Nero vnd deg Isocratis vnflat Ther? 
sites jcheinet verhaßt zu fein: vnd ainer, der fih nur 
darzu genaigt, geichweig gar verwant befind, alsbald er 
die füßelige, Tandgrifige Namen Podagra, Gonygra vnd 
Chiragra höret, fie gleich inn den äAuferften zähen vnd 
fingern fülen folte. 

Darumb hie wol die obgefezte warnung Socratis vom 
vnzeitigen vrtail einzufhärfen, vnd wie ain antidotum 
vnd preparatif einzugeben, ja von allen andersgerinnten 
Läſern zuforverfi einzunemmen ift. 

Geht nit ain gemaine Naturgegründete Lehr bei den 
Ethieis fprüchmwortsweis vmb: 


Das der frank im allain nit traue, 
Sonder auf raht ver Arzet fhaue: 
Vnd der Verwund ſich felbs nicht bind: 
Weil jver inn feim fal ift plind: 
Der Fiberig mus andren glauben 
Was bitter fei vnd zu erlauben 


Alſo müfen die Podagriſche nit zu vil jrer einbildung 
von bitterfait des Podagrams inen felbs glauben, fonder 
andern, denen der mund noch nit folcher maflen verbitiert, 
vnd darneben jnen zu helfen gutherzlich genaigt, vertrauen. 
Bevorab dem Authori diſes Tractatug, welcher inn erfor: 
ihung des lobs der zarten Dirnen Povdagre, folchen hoben 
fleis erwifen, das er auch jre Genealogt vnd Adelichen 
Stammen biß inn der Göter Himelifche Anen bat erftigen, 
vnd jo weit das geichlecht ver Podagriſchen gepracht, das 
fie fih nun von baiven banden Jovis Son vnd Enfel zu 
fein wiſſen vnd zu rümen haben. Wie fönt doch vem, 
welchem dte Eltern fo wol befant, nit auch alle haimlich— 
fait der Zochter fund vnd offenbar fein ? 


646 


Innſonderhait dazu ainem Arzet: dem on zweifel häf— 
tig difes geihäft angelegen geweſen. 

Vnd demnach er von Hippocrate gelernet, das an aim 
Mutigen Patienten alle Medicament beffer verfahen, bat 
er kain nähern weg jm ainen Mut einzureden gewußt, 
dan fo man jne fein Franfhait lehrt gering ſchätzen. 

Zudem bat er on zweifel gelefen gebapt im Plinio, d3 
dem Podagra möge durch gefang, Iuftige ſprüch, anmütige 
geipräh, Reden vnd Garmina geholfen werden. Gleichwie 
aub dem Duartana durch Muſiciſche Meloveien, inn maf- 
fen Billanova jchreibt, ond ver Jureconsultus Tiraquel- 
lus an jm felbs hat erfaren, wie er im Buch vom Adel 
bezeugt. Fa darumb bat man dem erften Arzneierfinder 
Apollini zugleich die Mufie ond Mufas zugeben, anzuzai- 
gen, dz die Medicina baives zu Teichterung des Leibe 
ſchmerzen, vnd minderung des gemüts anfechtung gegeben 
feie. So dan die Jibliche Reden, Fünftliche gedicht vnd 
holdſelige Mufe Solche, wie gehört, Fraft, zu aufımunterung 
angefochtener leib vnd berzen haben: würd zweifelson, 
auch dife artlihe Dration bei vilen, vom Fräulin Poda- 
gra gegrüßten vnd mwolgemainten, wa fie die recht erwe— 
gen, zur erquidung, labung vnd Linderung jrer arrefti- 
rung, fusfäffelung vnd handverftrifung dinen. 

Derdalben inn betrachtung feiner vermuthlichen nuzbar— 
fait, hab ich aus menſchlichem bevauren nit vmbgehn kön— 
nen, fie widerumb herfür an das licht zu pringen. 

Vnd demnach ich mich vmbgeſehen, mit welcher reputa- 
tion ich difem fünftlichen Opufeulo gleich zu anfang ain 
bewärlihs anfehen möchte maden, vnd welden für an: 
dern nuzlich dediciren: hat mich mit erft natürlichs mit- 
leiden bald gemwifen, difen es zu beaignen, denen es von 
wegen jrer verbaften franfhait zu troft gedeien mag: So 
dan von Euer Adtbarfait mir nun längft ber bewußt ift, 
wie die der zarten Dirnen Podagre auch nicht vnmär, 
fondern, von wegen befömmlicher fanfter beherbergung, 
faft werd vnd wolgehalten feien: habich, wie gedacht aus 
mitleiden, auch erfanter freundſchaft vnd zu etwas dank— 
barfait €. X. diſes Podagriſch lob zuzufchreiben, nit vmb— 
gehn können. Inn betradtung, dz ainer folder hoben 


647 


Herlichen Göttin lob kainem andern, als den fie auch hoch 
würdiget, ond von jrem Rum, ob er warhaft beftch over 
nicht, vrtailen Fan, mag dedicirt werden. 

Dfferir derwegen himit freuntlicher befter mainung Euer 
Achtbarkait dife DOration, von lob vnd nuz des Podagrams, 
Bittend folches inn Gonften aufzunemmen, ond es gleich: 
fam für ein Philoſophiſch Troftbüchlin inn nöten des Po— 
dagrams zu erfennen: auch es beiweilen inn arreftirung 
diſer Gliderfrämpfigen Füsfüzlerin zu verfurzweilung jreg 
langweiligen Arreftes zu gepraucen. Fa daraus, wie et- 
wan der Philoſophus Polemon aus der Philofophi, dars 
aus dis auch geichöpfet, es gar verachten zu lernen. 

Wa dan folder iröftlicher geftalt dis Büdlin bei €. 
A. auch fo vil möchte erlangen, vermaint ich meinem hof- 
fen, fo id inn vberſchickung ſeinen an €. X. gefaßt, ge: 
nug gefchehen fein. Wie mir dan von E. U. hoben ver: 
fiand vnd längft erfanter Troftmütigfait nit zweifelt. Ge: 
ben zu Strasburg Anno 77 auf Juliani, des 9. Märti- 
ters, welchen (wie Eufebius bezeuget) Got auch mit dem 
Podagra haimgefucht hat: folcher maſſen, dz er auch da— 
zumal, als er an die Marter ging, am heftigſten damit iſt 
angegriffen geweſen: darumb jn der Pöfel zu aim ſpott 
auf ain Camel geſezt, vnd ſamt dem S. Cronio zur 
Richtſtat geführt hat: deſſen Leben vnd Namen billich alle 
Podagriſche im Allmanach jrs hertzens, als ain hoch Feſt, 
zu ſonderm troſt, ſtäts ſolten Rot geſchriben tragen: wie 
mir dan nicht zweifelt, ſie thun werden, demnach fie aus 
fonderer ſchickung folhes auf ven tag diſer dedication er: 
innert werden. 


E. Achtbarkeit Dinſtwillig Erfanter 
Bernhard Jobin, Buchtrucker ꝛc. 


648 


Reznem vmb Salvagmwardi des Poda— 
grams, 


O Zipperlin, fhon vns der hand 
Biß man dein herrlich Iob vollend, 
Werd nicht aus einem Podagra 
Dem Author zu eim Chiragra, 
Sonft würd er nicht mehr können fohreiben 
Muft alfo du vngpriſen bleiben, 
Weldes dir ein groß vnehr wer, 
Vnd deinen ontertanen ſchwer: 
Sig dieweil einem Gaudlerfpringer 
Inn fein Maifter Hämmerlins finger. 
Wir han nun nötigers zu thun, 
Zu loben, welchs ich mir nicht gunn-. 
Cupido bett einmal geblenvet 
Ein Glehrten, ver fie hatt gefchendet, 
Als aber er fie wider lobet 
Hats jn wider mit gfiht begobet, 
Damit zu zeigen, das vie Götter 
Nicht dulden jrer Würden Spötter. 
Wie folten wird dann nicht genifen 
Die did nie holten, fonder prifen, 
Weil du doch fo fürfichtig bift 
Das du nur zu deing gleichen nift, 
Nämlich zu Reihen, Mufigen, Zarten, 
Die deiner artlich zartlich warten, 
Vnd die du muft erinnern eben 
Das fie hie nicht wie Götter leben, 
Sleihwie dir Alerander Gros 
Konnt an dem blut, welchs son jm flos 
Erkennen, das er wer kain Gott, 
Das man fein mit dem Namen fpott. 
D wann du jn gefüzelt betft 
Wie Kayfer Karln dem fünften thätft, 





649 


Was gelts, er het genug erfennt 
Das er fein Gott wer, on Nepent. 
Solcher erinnerung ih nicht darff, 
Dann fie ift mir zu Adelſcharff, 
Sch fpür genug an meiner Armut 
Das mir das effen fhmadt on Wärnmut: 
Es niften vil mehr zu Poeten 
Die Spinnen, als pelz von Zibeten, 
Es gibt ein glang dem Lorbeerfrang 
Wann in ein Spinnmweb fein vmfchangt, 
Vnd wie ain Hebhäw hällt zufammen. 
Dann ſolchs beveut ain alten Namen. 
Darum han Spinnen vnd Poeten 
Ain Göttin, Palladen von nöten. 
Wolan, libs Povagra, fo ſchon 
Man würd nun an dein arbeit gon, 
Schon mir der finger, wie die Fechter, 
Vnd treff ain andern des rechter: 
Befäl deim Pater Bao mid, 
Idoch, bei leib, beger nicht ich 
Das er mein Schwäher werden thu, 
Dann ich binn im zu fohlecht dazu, 
Er find noch vil mit groffer fumm 
. Die feiner Sipfhafft han gros Rum, 
Miewol ih dich auch nicht beſchäm 
Wann ich dich Schon zur Eh nicht nemm, 
Sonder ih möcht dich eh befchamen, 
Weil ich nicht binn von Reichem flammen. 
Aber dein andechtig verehrer 
Bleib ich allzeit, vnd deins lobs mehrer. 
Ich will thun, gleichwie hat gethon 
Der Philoſophiſch Phormion, 
Der vor Hannibal, dem kriegshelden, 
Konnt vil ſchöns dings von kriegen melden 
Vnd häts fein lebtag nie erfaren, 
Drum ſcholt jn Hannibal ein Narren, 
Das einer vor dem diß darff preifen, 
Der es im wol fönnt beffer weiten. 
Aber, was hat die fhmah im gnommen: 


5650 


Er ift dannoch nicht fo vmbkommen, 

Wie Hannibal, der gifft außſoff 

Vnd dur fein Krigsfunft nicht entloff, 
Phormion die beft Krigskunſt wuft, 
Nämlich, das gut fei weit vom ſchuß, 

Vnd das man leichter daruon red 

Dann das man es gefährlich thet. 

Die Aftronomi lehren doch 
Das Gftirn meffen, wie weit ond had, 

Bnd flog doch feiner nie hinauff 

Das er feh wie ein jedes lauff, 
Munfterus faß zu Bafel droben, 

Vnd mas doch dur fein runden Globum 

Sn Kalifut die prait vnd weiten: 

Vnd ſah doch nie Fain pferd drin reuten, 
Warumb folt ih dan dis nicht loben 
Deffen ich doch nie that kain proben: 

Solt ih darumb nicht Toben fünnen 

Die Schöne von auflen vnd innen ? 
Wiewol ich nie ſchön binn geweien ? 
Wer ich doch wol ain ftumpfer Bäſen? 

Darum, mein jhön Hänpfüzlerin 

Schü mir die hand, fpis mir die finn. 
(Dann drum haltftu den leib im zwang 
Damit das gmüt meh hab fein gang) 

Vnd helff mir je dein [ob erheben 

Das du Nuz feift zu gutem leben, 
Gleichwie das falz zu faulem flatich, 
Auf das nicht auch verfaul der Gaift: 

Schicks, das ich dein leut fo erman 

Das ich fpür, es fei gewendet an 
Bas als ftrigeln am Kagenpalg, 

Vnd waſſer an onglefchten Falf, 

Ja baß als Spinnen bei den Reichen 

Vnds Povagra bei jrs DBngleichen. 
Wolan, ih fpür, fie will mich gmwären. 
Dan dife zaichen es erflären, 

Dieweil die Band Fracht vnter mir, 

Vnd mir entfül die feder fir, 


651 


Vnd dieweil fie zu ainem grus 

Mir ſchickt ven Frampff an Yinfen fus. 
Himit fo läß, wer läſen mag, 

Dan ih euch dis für gwis zufag 

Das wann jr das nur Iefen hört, 

Vnd darzu tröftlih lachen werd 
Sp werd empfinden jr kain frhmerz 
Vom Povagra, wie fehr es fcherz. 

Wann ich alsdan werd fräudig machen 

Etlib, denen fonft pflegt zu ſchwachen, 
Sp halt ih mich ınn höherer acht 
Als der Efel, der laden madt 

Craſſum, ven halbgebachnen Man 

Da er fraß Neffeln für Tymian, 

Doch vnuerglichen mich zun Efeln 
Minder als Tymian zun Neſſeln, 

Aber verglichen inn dem lachen, 

Dan laden das find Menſchlich ſachen, 
Vnd wer daſſelb erregen thut, 
Der thut was Menſchlich ift vnd gut. 

Vnd ift ein Narr, der freudig mittel 

Nicht eh annimt dan leidig Mittel, 
Sp aim durch füs mag geholfen werden 
Mas fuht er erft faurs mit befchwerden ? 

Dierumb jr halbe Fusgelämte 

Ir Eniverfhwollen Händbehämmte 
Nemmt dis ſüs büchlin an zu Nuz 
Aller ſauren Arznei zu truz, 

Es würd euch hailen innerlich 

Das jr nicht acht das auſerlich, 

Es würd euch das Gmüt fo begüten 
Das jr vergeßt am leib das wüten, 

Dan ein frifcher gefunder mut 

Kompt an gfundheit dem leib zu gut, 
Bil laids verfcherzt ein frölichs herz 
Vnd der beherzt verfchmirzt vil fchmerz. 


ENDE. 


652 
An alle 
Podagramsgedultige und Zipperlinfchufdige, 
dag ifl, 


die es entweder fchon gedulden, oder noch mögen ver- 
jchulden, Hultrich Ellopoſcleros. 


Vor 17 Jaren hat der hochgelehrt Herr Elias Anhart 
von Gräz, Phyficus, auf der Schemniz inn Hungariſchen 
Bergſtätten, ain general-Confilium (doch vnberufen zu 
Trident) Podagricum inn truck gefärtiget, für vneinge— 
wurzelte, vnnodifirte, vnknöpfige, vnuerkalkſtainte, nit fand» 
kriſige vnnd Neſtelverknipfte Podagra, oder Fußkrankhait 
vnd ſchmerzlichen fluß (als er es nent), darinn er anlai— 
tung gibt, wie jm, wann es noch nicht veraltet vnnd ein 
vnuerſchamter gaſt worden, mit Medicin, auſerlichen Mit— 
teln vnd Arzeneien fürzukommen, forzubawen oder abzu— 
prechen ſeie. 

Inn welchem er, meins bedunkens (doch mich vnerſucht) 
für angehende Podagriſche Tyrones vnd krigsneuling 
(dan die alten Soldaten vnd hünerfreſſer begeren auß ge— 
wonheit kains Rhats) zimliche gute mittel fürſchlägt, wel— 
cher maſſen jm nicht allein mit hauen vnd ſchaufeln, ſon— 
dern mit auſerlichen Curen zu ſteuren were. Wie dan 
desgleichen Inhaltsbuch neulicher Jar auch zu Straßburg 
bei B. Jobin außgangen, deſſen Author, Doctor Domini— 
cus Burgauer von cur des Podagrams ſich groſer ſtrai— 
chen austhut, welchen einer, der es nicht glaubt, leſen 
mag. Idoch gefallt vns zu vnſerm fürhaben vil baß vn— 
fer gedachter Doctor Anhart, als erfiberürter Burgauer, 
der beinah jder haken hat wöllen ein ſtil machen, vnnd 
allem Zipperlin helffen, vnd doch im abzug aim lang zän 
macht. Diweil Er Anhart, nicht allein dem hilfſamen vnd 
geſchlachten Podagram, welchs fi den Medieis vntertä— 
nig vnd gefolgig erzaigt, hat Mediciſchen Rhat vnnd hilf 
fürgeſchriben: ſondern auch dem vnhilfſamen, vngeſchlach— 











653 


ten, Rumorifchen, Dalsftarrigen, vnd die Medieos troßen: 
dem Pratengram Philoſophiſche oder Klughaittröſtliche hilf 
zu thun vnterſtanden. 
Seit ainmal er fich des Sprüchworts erinnert gehabt, das 
Wa der Artzt nicht meh kan 
Da fängt ver Prediger an, 
Wann die Arznei am leib will falen, 
Da ſucht man erfi Arznei ver Selen, 
Ma Anotek öl nicht will fhirmen 
Da fuht man bailig Hl zum firmen. 


Dan in difer Quotlibetifhen Welt mus alles vmbkert 
fein, Virtus post nummos, ift gelt da, jo gelis, de mo- 
ribus vltima quaestio, darnach ftagt man erſt, Pos Se: 
deipluft, wir hettens fchir vergeflen, ifts auch fromm ? Ha 
fromm genug, wa gelts' genug: Man mus die frommfait 
mit NRechenpfennigen zalen. Haben fie es durch Regul 
falsi fubtrahirt, fo wöllen wir es durch die Welſch pratic 
fummirn. Alſo auch bie Animam post corpus, wa der 
leib will Sanet Belten haben, da hüt fih die Söl für 
Kürichsbus. 

Desgleichen hat er den Philofophiichen ſpruch Plutarchi 
zu gemüt geführt, das 

Was nicht ver Rhat thut auſerlich 
Das mus der Troft thun innerlid, 


Dan kainen foll man lan verterben 
Dn Rhat ond Troſt, auch nit im fterben. 


Wa fol aber ein Mevicus den troft holen? Warlich er 
finds inn feiner gemalten Apoteckerpüchſſen: Auch nit 
inn Galeni Arte curatiua, noch von Vrinis vnd Quos 
purgare conueniat etc. dan raine faiten zeripringen bald, 
die fpinnweb feinen ftich nicht halt. Bil minder von 
Anatomia viuorum, es lis fih ainer fonft eben fo mehr 
vor benden, vnnd fih darnach wie Premberger als ein 
Salmen zu Rimen zerfepneiden. Finds auch nit inn 
feim Ballen-Büdlin, de paruae pilae exereitio. Dan 
den Podagramiſchen dörfen die Genfer das Guilleartdan— 
ten vnd die Füszwizerende Capricolifche Gaisiprüng nicht 
verbiten. Wa van? Da nämlih inn Pratic feing büch— 
lins De curandis animi morbis, von cur des gemüts 


654 


frandheit, vnd da er fehreibt: Optimum Medicum Phi- 
losophum esse: Nämlih aus ver Philofophie oder dem 
Weispeittroft, daraus ſteht es zu ſchöpffen. 

Dan, wie Plutarhus von der kinderzucht lehrt. So 
haben vie Menfchen zu des leibs friftung zwo Zunft er- 
funden, die arzenei vnnd die leibsobung, welche legte man 
Gymonasticen, fampfsgefchlideit, genennet hat, vnd dinete 
zu färdung vnnd ringfärtigung eines gefunden leibs, 
gleihwie die erfte zu abfchaffung der Ffrandheit vnd wider- 
pringung der gefundheit auffame. 

Aber wie dan? wann die verfcherzte gefundhait nicht 
wider zu pringen, ond.veshalben entweder aus franfhait 
oder aus alter ver mentch der fechterifchen leibswäferung 
vor fehmerzen oder aus fchwermut ond ſchwerleibigkeit 
vergiftet: foll man ine darumb hilflos im fat der Maul- 
bengfolie verzweifelter geftalt da fteden lafen? Nain war: 
lih , das wer vnmenſchlich. 

Sintemal auf die Thir nicht weichen 

Bon ſchwachen, franden jres gleichen 
Wann fie in ſchon nit rhaten künnen, 
Stehn fie zum mindften doc bei jnen. 

Sondern auf vdifen fall haben die Menfchen, fo von 
Natur vernünftig rhaten vnd reden fünnen: ihnen felbs 
zu nuz noch die dritte fürtreflichfte Eunftbilf erfunden, näm— 
lich die weisheitpflanzende, Sölergezende Philoſophie, welche, 
wa die andere zwo in leibserhaltung mangelhaft abftün- 
den, dem gemüt dannoch mit jrem mweisheitrhat zu troft 
käme: Vnd alfo die Sel, inn welcher aller verftand famt 
dem gemüt ſtehet, aufenthilte, auf das dadurd der leib, 
fo daran banget, feines Salzes nicht beraubet würde. Wie 
dan auch felbs der Arzet Apollo, Galenus, darauf gedei: 
tet bat, inn dem Buch Quod animi mores eorporis tem- 
peraturam sequantur. Dan wann man ain fimpele 
conuerfion vnnd vmbkehrens daraus macht, fo haißt es: 

Nah des Gemüts fitten vnd gftalt 
Auch der leib fich fittet vnd Halt, 
Das Gmüt zieht, wie es will, ven leib, 
Wie ven Man ain Maifterlos Weib, 
Diver, das jhs nicht laz vergleich, 
Gleihwie ein Weib dem Man gern mweidt. 


— 


J 
— —— — 


655 


Solchs bewärt der Teutfch Rabelais in feim Trunfenen 
geſpräch, nach feiner fantaftengreulicher art exempelsweis 
alſo: 

Der ſein Seel nicht gern trocken ſezt 
(Die man doch für die klugſte fhazd 
Sudt fat, wa er den Schnabel nezt, 
Vnd alfo Seel ond leib ergezt. 
Die Sau, die fih im fat gern falzt 
Sudt fein Rofen, drinn fie ſich malzt, 
Der Bogel, der gern ſteckt imm Naſſen 
Hat ftat3 ven Schnabel inn dem Waffer. 
Mus alfo ſtäts ver leib volpringen 
Darnad das Gemüt pflegt zu ringen. 

Daraus dan wol zu fehen, dag dieweil daß Gemüt im 
leib wie die vnru inn der vren, vnd wie der Reuter auf 
dem pferd, onnd wie ©. Cyprianus in prologo de vir- 
tute Christ. fagt: der ſchmid zum hammer vnd das feur 
im Bachofen ift, onnd des leibs glider als inftrument ge— 
praucet, das vilmehr an friftung des Gemüts als des 
leibs gelegen: Dieweil auch ver Eccleftaftes ſpricht: Sum- 
mum animi vulnus est animi tristitia. sieut summa 
malitia mulieris nequitia, et capitis colubri veneficia, 

Solide friftung aber des gemüts würd anderswoher 
nicht zugerichtet, dan durch den klugen troft der Philoio- 
phi, ond Huges berevden vnd ermanen. Welche Philoſophi 
ond weisheitlehr fonverlich inn zwaien wichtigen füden 
jre fpizfündigfeit erzaigt: Ainem, vasjenig, fo man ge: 
mainglih gut ichäßet, bös und arg zu erweifen, im an— 
deren, dasjenig fo man gemainglich bös ichäßet, für gut 
vnd nuzlich zu bemwären. 

Difer Philofophifchen mittel ains hat jm hie vnſer Doc- 
tor Anhart, oder vilmehr der herr Garnarius müfen aus— 
erleien. Dan nachdem fie, ald Medici gemerft, das ain 
miderfpänftig, Arzeneitrogigs Podagramsgeſchlecht zu fin- 
den, weldem alfe Apoteferpüchfen vber einen haufen ge 
fhütt, nicht könnten wehren. Da tbaten fie wie etlich 
Bildſtürmer im Niderland, welche als fie ainem vberaus 
grofen ftainenen Chriftoffel nicht die klainſte zähe am fus 
mochten abhaden, vil minder im ainen Knoblauch aus der 
Täſchen zwaden, da ſchriben fie für ein Salvaguardi ei- 
nen zedel daran, das er ain toppeler Gös were, vnd ver: 


656 


wegen als jr liber Brüder ficherhait hette. Alfo auch dife, 
da jnen dis maifterlos Podagram nit weichen will, kön— 
nen fie es ond andere nicht baß betrigen, van fie fehrei- 
ben ond lehren, es fei gar köſtlich vnd gut, vnd jnen an 
anderer leut füfen gar angenam, vann dadurch befommen 
fie ewige Patienten. Wiewol es auch nicht allein für 
dife gendtigte Leibeigne des Podagramms würd angefehen, 
fondern auch für dife mutwillige glivergeverirte, die feinen 
ein bofart haben, vnd die jnen nicht rhaten laſen, nod 
fih nach medicinifchen fürfchreiben halten, ynd wann jnen 
lang der Doctor des Galeni Tractätlin De bonitate aquae 
rumet, fie doch allzeit ob bonitate vini ligen. Sa für 
die, fo jagen dürfen, fie wöllen liber virzeben tag zu bett 
fib mit. dem Povagra herumbreiften, als act tag die 
gute gefelfchaftt jampt dem wein meiden. Item wann fie 
es ſchon könnten vmb ein balben bagen verkaufen, wolten 
fie nicht darumb aufftehbn. Item, es nemm inen nichts, 
on das fie die hoſen nicht meh fo ftrad auffbinden. Item, 
es fey nen nur, wie einer Braut vınb die erfi naht. 
Item, fie wolteng lieber dreimal haben, als einmal auf 
eım barten bett ligen, ꝛc. 

Die Miltauifche fchimpfrimpfer, wann fie darnach da 
im ftod ligen, vnd fid krümmen wie ein Fiſch am Angel, 
meint jr nit, das fie einer folchen lection, inn maſſen 
birinn begriffen, bedörfen? Ja, warlich, da ift gut lafen, 
wann man den hund beim ſchwanz hält. Dei, thut das 
freu; vor dem bet hinweg, es macht meinen Gnädigen 
Hern Melancholiſch, fagt jener D.P. als fein Fürft wolt 
fierben. Gleihwol gefallt ons bie im fürgang vber die 


mafen fehr wol, das die Medici jnen alfo fein alle Sät— 


tel fönnen gerecht gürten, vnd was fie nicht fönnen mit 
rauhe vond ſchelten gut machen, daſſelbig verbeffern mit 
lob ver fachen, vnnd mit furzweil vnnd verladen: vnnd 
wie der porredner im gereimten Eulenfpiegel an die Schalte: 
klügler ſchreibt: 

Wa man nicht kan purgiren 

Daſelbs für fie lariren, 

Wa mann nit leid Juſtiren 

Dafelbs für fie Luftiren, 

Vnd was nicht zu poliren 

Daffelbig Eutteniren. 


— 


637 


Dan will nicht Mainz, fo mus Kunz, vnd wie foll man 
“hm auch anders thun ? 


Maximus in morbis Medico promittitur orbis, 
Die Arzet müfen etwas fagen, 

Das vie Eranden nicht verzagen, 

Darumb holt man fie mit Roß und Magen. 

Ir Red hat kraft wie ein Schärhaug, wer darein fommt, 
thut im fein zan meh were. Sie thun im auch billich, 
das fie jrer facultet die freye furzweilung, fcherz vnd poſ⸗ 
firlichfeit beaigenen vnd behalten. Angefeben, das es fein 
facultet fo ſehr als fie beriötigt. Dan eim Theologe will 
es nicht gezimmen, der nimmer das Euangelio on gelaz 
foll predigen. Gleicher weis auch nicht eim Juriften, die- 
weil die Zuftici, deren Priefter fie find, nicht lächerlich 
fiht, fonvdern trauet ernfthaft mit vem Schwerd. Aber 
ein Arzet hat deſſen gut fug, diweil er nicht allein, wie 
Theophraftus fchreibt, ain Purgirer, Brinirer, Recepift 
ond Wundarzt fein fol, welche fiud nur den leib berüren, 
fonvdern auch gedencken, das die geſundhait ſteh im leben, 
das leben inn ver Sel, in der Sel ſteck das gemüt, wel—⸗ 
cher nun grüntlich helffen will, der mus im grund des 
gemüts anfangen: das geht nicht anders zu, als durch er— 
gezliche mittel, die ergesung aber fommt durch furzweilige 
luſtirung. Alfo das gänzlich zu ſchliſſen, das die Medici 
macht haben, fih zu lib ven franfen in allerlai leut zu 
nerändern, wie ain bofman, der Ruben laßt Biren fein, 
iz rollig, nun fohmollig : iz Runzelend, dan ſchmunzelend: 
iz huftig, nun luſtig: jdoch allzeit mit onterfchaid, mie 
ain wurft hat zwen zipfel, wie jener Medicug, deſſen pas 
tient im einbilvet, er wer todt, vnd mwolt nicht freſſen, da 
legt er fih zu jm vnd ftellt fich gleicher mafen tod, aß 
doch mit der weil, vnd vberredt in, die toven eften. Vnd 
wie jener Paduaner, der im fein liß, er bet jo ain grog 
naß, das fie nit zur fluben hinaus ging, da verband jm 
der Medicus die augen, beredet in, er wolt im den Naſen— 
pruch fchneiden, fchärft jm ein wenig die Raß, vnnd warf 
dieweil flugs ein plutfad inn den dazu beitellten fübel, 
da war ver Naſen ſchon gebolften. 

Seht, alfo gefül es onfern Mäufen, fagten die gefangne 

x. 42 


698 


Kagen, wann einer nicht von wegen eins Gaft ein Wirt 
ift, fonder fih mwais inn leut zu ſchicken, wie ver Schult- 
bais inn den lätzen Rod: Vnd ſolchs würd noch weitläu— 
figer dargetan inn der vorred vber vie Affenteurlichait 
des Pantagruelifhen M. Rabelas, der auch ein Arzet war, 
vnnd inn diſem hirnrammelingen, poffenreiffendem ſtuck 
fein facultet wol gezirt hat, auch feine Naupenbücher mehr: 
tails den fusgrammigen frudenftupfern, Stäbelhern, Pfa— 
tengrammifchen kapaunen vnd hadprettvänzern zugeſchri— 
ben. Darum laßt mir diſe ſchöne Rabeliſtiſche kuniſt nicht 
mit eim kalb gepflüget ſein, ſondern leget fie an, ſie würd 
euch das hirn ſo wol tüngen, als die faule kirſenſtain den 
Roßmarin. Wer bbel bört, der bad nicht kalt. 

Es haben doch gegenwärtige weis die Podagriſche zu 
tröſten, vil hohe, fürneme, gelehrte leut für ganz bequem— 
lich angeſehen, alſo das ich der erſt nicht bin. Als da iſt 
vnſer obgemelter Carrarius, der hochgelehrt herr Bilibalb 
Pirkhaimer von Nörnberg, deſſen lob des Podagrams wir 
hie auch verteutſchet einfuren, der Petrarcha, der etlich 
troſtprief an den Podagriſchen Cardinal Columna geſchri— 
ben, der Lucianus, der ein Tragedi vom Podagra hat ge— 
macht. Der Medicus Chriſtophorus Baliſta von Paris, 
der ein Concertation vnd ſtreit ſampt eim vertrag mit 
vnſerer glidmächtigen hat gehalten vnd dem Podagriſchen 
Biſchof von Sitten zugeſchriben. Item Petrus Doletus, 
ein Arzet, der jre defenfion bat publicirt. Item der alt 
Poet Claudius Claudianus vom Podagriſchen Poeten. 
Welche ſamtlich mit der weil ſollen zu erluſtigung der 
kruckenhupfer, Pfulwenpröpſt vnnd händgratteler zuſamen 
geordenet vnd getruckt werden, wa wir mercken, diſe ar— 
beit wol angewendet ſein. Der anderen ſchribenten Men— 
tagram vnnd des Ferrerij Pudendagram Hiſpanicam wol- 
len wir den Spaniern jtzunt im abzug aus Niderland 
auf den weg zu gelaitsleuten geben. Aus Lib wirft man 
aim holz nach. 

So werdet nun alſo, wie aberzehlt, Ir Pfatenkrampfs— 
gedultige, diſes Troſtbüchlin wiſſen zu danck anzunemmen, 
vnd mit nuz zu gebrauchen: Wacker, wacker, wie der Haß 
auf dem acker? Ain herz wie ain kalt waſſerſupp: luſtig 





659 


wie faul öpfel auf dem ſtro. Wünſcht mir nichts, deſſen 
jr felbs gern abweren, laßt mich bei meiner vorgehenden 
Salvaguardi pleiben. Die Mud ift darum fein hofman, 
wann fie fchon ein mal auß ves Fürften platt jſſet, noch 
die Feldmaus ein Einfivel, wann fie fhon ins Waldpru— 
ders zell hart brot ſchmeckt. Wolan mir on ſchaden, fagt 
ein Stordenneft, brand das haus, 


Die Nede von Briprung, Stammen, zudt, Lob 
vnd Nuz der Edelen, Zarten Dirnen Podagræ: 
etwan offentlich zu Padua auf der hoben jhul, 
durh den H. Medicum loannem Carrarium 
Yateinifch gehalten: Nun aber zu troft den Teut— 
ihen haußſchimmeligen Vodagrifhen, widerum 
inn truck gepracht, Vnd folgender geftalt Teutſch 
entworfen. 


Demnach bei allen berümten Scribenten, baides, al— 
ten vnd Neuen, jederzeit der prauch geweßt, das man 
vmb verſtäntlicher richtigkait willen, inn allerlai ſa— 
chen, fürs allererſt, eh man weiter ſchreitet, etwas von 
orſprung der Perſon, die man zu loben fürhat, mel— 
det: Inn betrachtung der gemeinen ſag: 

Ain richtiger anfang 
Macht ain richtigen außgang. 

Sp bedundet mich ſolchs auch in gegenwärtigem 
vnſeren vorhaben vol von nöten, bequem, ond inn fai- 
nen weg zu vnterlafen fein. 

Hirum, jo will ich anfänglich, jr meine zubörer, 
bericht tdun, waher oder aus was flanınıen vnd El— 


660 


tern das weitbefchreite, zarterzugenes fräulin vnd Holt- 
ſeligs zutätigs Töcklin Podagra dauon heutigs tages 
ſo vil geſchreies iſt, ſeine herliche ankonft habe. Da— 
mit daher erſcheine, wie es ſeines geſchlechts zartliche 
hergeprachte würde vnd hochachtung nicht beſchame, 
ſondern tägelich faſt mehre, vnnd der vrſachen halben 
bilfich genrifen werde. Gänzlicher zuuerſicht, jhr wer— 
det inn fürpringung ſolcher nit verhoften erzälung kai— 
nen vnwillen tragen, ſondern inn maſen jr berait an— 
gefangen, ganz andächtig ond fleiſig abhören. 

Sintemal ich euch nicht aine newe vngereimte mai— 
nung vorhabens binn einzureden, ſondern dasjenige, 
welchs vor längſt andere Hocherleuchte Gaifter, Poeten 
vnd Philoſophi erfündiget vnd bewäret haben, wider— 
vmb verſtäntlicher an tag zu geben. 

Die älteften Poeten, jo etwa bei den vernunftreis 
cheften haiden alle gehaimnus jres Gotesdinft inn ver- 
mwarung beiten: vnnd von wegen klughait vnd meifer 
lehr, als den Muſis gehailigte leut, hoch gehalten wor- 
den, haben unter anderen jhren Sinnreichen, verftand- 
gehaimen fehrifften auch dis geoffenbaret, Das Bachus, 
der libe Weinpater, als er auf ain zeit (vnnd wie ich 
bericht werde, eben auf diſe, wann die Göter allzu- 
mal die järliche gedächtnus der Niverlag der himel- 
jftürmenden, Titanifchen Rifen begehn, da man mit 
Bergen als mit Wadenftainen zufamen geichoffen, vnd 
der Meinheld Bachus den erjten Waghals der Gwi— 
ganten inn Löengeftalt bat nidergerifjen) mit andern 
Götern bei ainem auten fchlamp und molleben geme- 
fen (wie dan der Homerus folcher Burftrung vnd ze- 
chen feiner Göter etlicher gedendet) vnd jne daſelbs 
der himliſch Erbſchenk Ganimedes den Nectartrand 
ſamt allerlai wein zu dem beften vnd bei Der jchwäre 


66l 


auftrug, vnd nach aller genüge geftrichen voll einfchen- 
cfet, da nam vnſer Bauchus feines Nebeniafts jo vil 
ein, Das er dauon erbißigt, jich bei dem Schlaftrunf 
inn trunfener weis bei der Holtfeligiten Lib-Göttin 
Deneri zu täppifch macht, vnd ſie zu ainem beiichlaf 
verniochte, welcher plinde beiſchlaf bald alſo vil fchaffte, 
Das daraus uber ain Furge Jarzeit Die wirkung an der 
geburt des zarten Töchterlins Podagra ausprah. Ja 
aus diſen zmo leibsmächtigen Berfonen, Bacho vnd 
Veneri, iſt onfer auch leibmächtig Sildin Pfatengram, 
welch wir nach vermögen zu preifen vorhabens, er= 
zilet. Vnd vungeacht Das jolches fundpar genug, gleich- 
wol zu mehrer befräftigung, will ich es mit der Poe— 
ten aigenen worten bezeugen: Als aus Difem, Da der 
Griechiich Poet latinifirt alſo ſchreibet: 
Nascitur ex Venere et Bacho, soluentibus artus, 
Filia, quae soluit membra, Podagra, virum, 
Aus Bacho, der mit feinem Wein 
Die Gliver ſchwächt, wann er ichleicht ein, 
Vnd aus Benus, die mit dem gailen 
Die gliver auch ſchwächt vnd thut thailen, 
Da iſt ain Tochter her geboren, 
Die recht die glider kan erboren, 
Haißt Podagra, Fußgrammerin, 
Ain rechte Gliderfolterin. 
Desgleichen aus Vergilij Verſen, da er ſezt: 
Vt Venus eneruat vires, sic copia Bacchi, 
Et tentat gressus, debilitatque pedes, 
Wie Venus ſchwächt der Gliver fraft 
Gleiches auch Bachi Weingab fchaft, 
Hindert den tritt vnd ſchwächt die füs, 
Vnd geben Güß auch wider flüß. 
Noch wiewol es genug an diſen anſehlichen zeug— 
nuſſen were, jdoch zum vberfluß mus ich, als der Tol- 


662 


metjch ſolchs auch aus vergleichung der Eltern art be— 
wären, auf das es klärlich genug erfiheine, Das fte, 
wie man fpricht, der grofen Appeln ehlich Find jeie, 
vnd Fain Fuchs kain Taub mache. 


Dann gleihwie Bahus, wann er zecht, 
Schreit, rüft, gölt, fehilt, hat fein gefecht, 
Alſo machts Povagra jr leut 
Auch ſchreien, ſchelten oft zur zeit, 
Vnd wann es fie nicht ſtreng hilt ein 
Schlügens auch oft mit fäuften drein. 
Dnd gleihwie Bachi burft nicht hilft 
Den Rein, wann fie ihon voll füllt; 
Vnd ftoßt fie wider Band und Wänd: 
Alſo kain Podagrifcher ſchänd 
Sein Liben Schwäher Bachum nit, 
Wiwol er ſeinthalb etwas litt. 
Vnd gleichwie man mus Bachum füren, 
Wann inn jm der Wein anfangt giren, 
Alſo mus man auch die oft laiten 
Die ſeine Tochter offt beſchaiden. 
Vnd wie die vollen nicht wol gehn, 
Alſo die Nüchtern nicht wol ſtehn: 
Vnd wie ain Voller zörnt vil eh 
Wann man jm nur tritt auf ain zeh, 
Alto zörnt bald auch der Glidſüchtig 
Wann man jn angreift nicht gar züchtig. 
Vnd wie man Bahum, den Weinwanft, 
Mus Erönen mit aim Hebhäufranz, 
Alfo mus man zu haupt vnd füſen 
Sein Tochter fhmuden mit vil küſſen. 
Vnd wie Badhus gern reut den Eſel, 
Alfo fein Tochter Bett vnd Seſſel. 
Vnd wie man dort vmb Bachum fpringt, 
Bnd in mit fräuden nur vmbringt, 
Alto ſteht, fizt man bie vmbs bett, 
Treibt vil geſpött vnd fellam red. 
Vnd wie Bacho nicht ſchmackt der Wein 
Wann er ſolt on geſelſchafft ſein, 








663 


Alſo hets Podagram vertroffen 

Wann es nicht het gut Schwezgenoſſen. 
Vnd wie man Bachum oft beſchmirt 
Mit Moſt ond feigen, welchs jn zirt, 

Alſo beſtreicht man hie allenthalben 

Die leut mit kraftwaſſer vnd falben, ıc. 


Sehet, diß ift alfo die vergleichung vom vater ber. 
Nun lapt ons auch das Mutermal. 


Wie Venus ift ain Weib ond zart, 
Alſo Glidſucht kain Man noch hart. 
Vnd wie Venus zu wolluft if, 
Alſo Podagra wo voll Luft nift. 
Wie Benus gern ain zart glid fucht, 
So fuht das zart auch die Glidſucht: 
Vnd wie der Beneri ift gemäs 
Stäts han ain füllen unterm gfäg, 
Alſo ift auch ſehr ongelegen 
Dem Podagra, fih hart zu legen. 
Vnd wie Venus fh an ain fhmudt 
Vnd jr Libhaber füßt ond trudt, 
Alſo ſchmuckt auch jr Tochter fi 
An ainen, das man fült jr ftich. 
Vnd wie die Libfucht haimlich Frandt 
Vnd man derjelben doch nachhengt, 
Alſo wiwol die Glidſucht plaget 
Noch iſt mancher, der jr nachjaget. 
Vnd wie Venus jr dinftgail gfindlin, 
Ausmergelt vom pfund biß zum pfündlin, 
Alſo jr Tochter auch desgleichen 
Erſchöpfft alls Glidwaſſer inn glaichen, 
Vnd wie das Venuspürftlin fich 
Mit klaidern zirt ganz ſeuberlich, 
Alſo hälts Podagra jr kunden 
Inn rain leinwat vnd pfulwen gwunden. 
Vnd wie die Buler jre Hoſen 
Satt an die Bain aufftreichen loſen, 
Alſo die Zipperlinggenoffen 
Auch jr füs glatt fanft fireichen Iofen. 


664 


Wie Venusvfeil pringt berzenprunft 
Alfo die Glidpfeil Schmerzenprunft 
Wie Venus aus dem Mörihaum Fam, 
Alſo auch jren Brfprung nam 
Aus Bain vnd Weinſchaum jr libs find, 
Welchs drumm noch gern die Bain durchgründt. 
Bnd wie der Benert warn geweicht 
Die Salben, vnd was fehr wol reudt, 
fo pflegt noch fih zu erauiden 
Sr Tochter mit gevadten ftüden. 
Venus fih gern zun Mannen gfellt 
Alſo jr Tochter fih auch hält, ꝛc. 


Wer wolt dan nun meh zweifeln, fo er dife offen- 
bare vätterliche onnd müterliche anmal an der Tochter 
merfet, das ſie nicht Bachı und Veneris leiblich Toch- 
ter vnd von baiden handen des Stral und mwolfen- 
mächtigen Jouis Enfelin fein folte? Demnach je Ba- 
bus aus Jouis hüfften vnnd der Semele war erzeu- 
get. Zudem das von difer jchlaftrunfenen und wein— 
gailen beimonung ber die Chmuter Venus iſt jres 
beiſchlafers Namen nach, der Liber Pater bis, auch 
Libera vnd Libitina genant worden, welchs fo vil 
faut als Libedina oder Libdinerin. 

Gleicher mafen nun, wie das Libe Fräulin Podagra 
aus vollem gailen leben ift erzilet worden: Alfo bat 
fie auch zartlih inn allem vberflug müfen erzogen 
werden. 

Dan die zucht mus fein wie die frucht, 
Wa zart die frucht, da zart die zucht 
Der haifen frucht, man hais ort fucht. 


Darum ift Difes Federlindes Töchterlin, wie jder 
ſelbs aus oberzehltem erachten mag, nicht im Rauben 
Yappenland, noch inn dem öden feljigen Arabien, noch 
inn wüſten leutlofen Infulen, noch zwifchen wilden 





665 


gebürgen, wälden vnnd Mörkflippen erzogen. Sondern 
inn jbres Herren Vaters Bachi cornucopiichem frucht- 
parem Vaterland zu Nyſa im Reich Arabien, da der 
Pfeffer wächßt, da alles vollauff ift, guter luft, alle 
frücht vollfommen von mweintrauben, Mandeln, Kütten, 
Granatöpfeln, ſpecerei, zuder, gold, edelgeftain, getraid 
vnd flaifch, vnd verjehnittenen hämmeln, jo faißt, Das 
fie faum gehn fünnen, da jrer ſchwänz ainer 24 pfund 
wiget, voll Paradiſiſcher Iuftgärten: vnd welchs fürs 
nämlich zu vnſers Fräulins leibs- und Nafenluft wol 
befanıe, voll köſtlichſten Balſam, wolriechenden palmen, 
Mirren, Weirauch und Zimmetrinden, allda ift ſie von 
feidenen wigen ber, auf den gelindften pflaumbetten, 
füffen, polftern, pfulwen, pelzen ausgeheckt vnd geprü— 
tet worden: vnd je älter ſie ward, je ſchwächer ward 
ſie an händen vnd füſen: darumm ſie ſich allzeit mit 
ſalben vnnd waſſern anſtriche, auch nimmermehr zu 
fus ging, ſondern pflegt ſtäts auff ſchlitten vnd wa— 
gen, ſo mit filtz beſchlagen, vnnd für das kirren wol 
geſchmirt waren, zu faren. 

Als ſie aber nun zimliches alter erraicht hette, ge— 
luſtet ſie, durch die ganz welt jhre macht zu erzaigen. 
Derhalben ſchickten ſie jre Eltern wolbelaitet vnnd be— 
gabet aus zu denen perſonen, die ſie baide, Bachum 
ond Venerem, pflegten tag vnd nacht andächtig zu ver— 
ehren, auff das ſie dieſelbige von jrentwegen begrüſet, 
ſich auf das nächſt an ſie thäte, ja jhre einprünſtige 
lib inn jre glider ganz einſchlaifte vnnd gleichſam wie 
ain pfand jrer baider gonſt, die ſie zu jnen tragen, 
were. Sintemal Diejenigen, jo die Eltern mit gefahr 
leibs vnd lebens fo faft ehrten, zweifelgon auch Die 
Tochter nicht verfchmehen würden, jondern jie auff das 
herlichſt, zirlichſt vnd zartlichit, wie folcher hoben ge— 


666 


burt gezimt, empfangen, jrer warten vnd pflegen: Wie 
auch ſolches geſchehen, dan nachdem ſie für der Armen 
leut haͤuſer, hütten vnd ſcheuren, desgleichen für die 
Spital, Platerheuſer, Malzeien vnd Ellenden herberi— 
gen fürober gezogen, hat ſie ſich mit jrem anhang 
allain in Reicher oder müſiger herrn Palläſt, Luſthäu— 
ſer, Schlöſſer, Sal, Sommerhäuſer vnnd Ehrkammern 
nidergelaſen: da iſt fie bald als ain Ehrwürdiger Gaft 
wolfommen gemejen, vnd welches wunderlich ift, würd 
ſie von tag zu tag, je länger jte verharret, je ebrli- 
cher vnd janfter gehalten, wiewol man jonft im jprüch- 
wort jagt: 

Ain zu vil obernächtiger gaft 

Würd fehr bald ain vberlaft. 

och, ich halts Dafür, Das jren nach Dijem jen- 
tenz gebet: 

Man laßt oft das find der trew genifen 
Die feine Eltern haben bewifen: 

Nun bei Difer jrer außfart will fich auch gebüren, 
jr Gelait, Geſpilen vnd hofjungfrawen nicht vergeſſen— 
lich zu vberſchreiten: dieweil 

Aus der Geſelſchafft vnd Geſpilſchafft 
Erkennt man der Leut aigenſchaft. 


So waren nun die Nächſten am prett vnd Hofmai— 


fterin, jre zmo Säugammen als Götin angeſehen, Die 1 


Methe von Trunfenbaid vnd Acratia von Vnmäſ— 
fingen, welche on vnterlas jie belaiten, unnd noch vil 
andere Edelgeachte ketſchjungfrawen mit jnen geben 
baben: Deren die fürnemfte find: Polyphagia von 
Frashauſen vnd Schleckſpitzen, die mit jren aufgepla- 
jenen yfeifferbadfen vnnd dem faißten grojen wanft, 
wie das Ungarisch viech, daher äntenmäftg wadelt und 


— —— 








667 


grattelt. Desgleichen folgends Die vertrüffig laidſelig 
Frau Mifoponia genant Arbaitjcheu von Faulgänglin- 
-gen, welche auf baide jeiten hinket, ond die fettich 
benfet, wie ain naffer Raiger. Nachgebends die plin— 
zelend Jungfraw Philypnia oder Schlafhulda vom 
Vederhaufen, welche Die augen alſo ausgeichlafen bat, 
das jren Die augprauen geſchwollen waren, vnd mit 
den augen zwinzelet, wie ain Schlafende Sam auf 
dem Mift, auch manchen fältritt thäte vnnd nach dem 
leilach ginet. 

Auf diſe folget ain gezött vom Bifamftindigen 
Frauenzimmer, Denen aine Sram vorging, genant Wo- 
luftas oder Zartlib von Volluſthauſen, vnd hatten 
mancherlat molriechende plumen, auch vilerlat wolfchmes 
ende waſſer, desgleichen Ambron, Biſamknöpf, Ge 
ruchjaifen, behengt mit Gorallen, Eettlin, gold ond fil- 
ber, wie ain Sammel mit Schafpollen, oder (es far 
nem zu erleiden) wie ain Jacobspruder mit Mufcheln: 
Bnter diſen hiſen etlich Lufthuria, Adelmut, Sirzftol- 
zin, Sorgenon, Schmähloch, Kigeltrut, Pfulwenkeck, 
Gailrich ꝛc. 

On dife bet fie noch ain andern troß, Die Lehen 
von jr trugen, von Epicurern, Winholden, Schwin— 
harten, Menaden, Faßnachtmummern, Satiris, Boden 
reutern, Spagengailen, Merzenrammlern, Bollenbejchaid, 
Näglinklopfern, Störzdenbechern, ꝛc. Welche alle ſampt 
vnnd jonders noch täglich Die Tochter Podagram nicht 
weniger dan jhre Eltern, den Bachum vnd Venerem, 
inn ehren halten, vnd billih, dan ſie macht den be— 
ſchluß dran vnd verjigelt- die freundjchafft. 

Vnd mit folchem wolgepuzten bofgejind ftaffirt, bat 
onſere Glidergöttin den gröften thail der Menjchen inn 
jren gewalt gepracht, alſo das jte nicht allain den ge— 


668 


ringers ftandsleuten bat zu gebiten, jondern auch vber 
Kaifer, König, Fürſten, Herrn ze. zu berichen. Deſſen 
ſich Doch etwan die Medieina mit jrer Arzeneifunft bat 
dörfen austhun, vnd jren allain die beherſchung vber 
das menjchlich geichlecht zufchreiben: Nun ift fie dann 
jo mächtig, jo fomm fte, beiß deren ain Drab: Aber 
es gebt, wie Die Alten reimten: 
Man ftellt manden für ainsSchanz, 
Der nie ſah wie der Bär danzt, 
Vnd ift als wann man firemwiich ftedt, 
Das man damit die Bögel fchredt. 

Nun bißher, libe geflifiene zubörer, haben wir ge- 
bandelt von des Podagra herfommen, Eltern und ftat- 
licher hofhaltung, oder derſelben zugethanen gehülfen 
vnd belaitsleuten. Folgt weiter, wie ferr fich jhr Reich 
vnd gewalt erftref, onnd mie ehrlich vnd mol ſie jre 
verwandte vnd nachfolger pfleg zu bedenden und zu 
begaben. 

Fürs erft ift männiglich Eundyar, das kaum ain 
thail der Welt ſei, da nicht vnſer Göttingeachtete Po— 
Dagra, nichts weniger als Bachus vnd Venus felbs, 
verehret werde, vnd beinah erbliche poſſeſſion, wonung 
ond beitgung erhalte. Angefeben, da fie jrer Eltern 
fusftapffen fleifig, als ain gehorfam find, nachfeßet. 
Ja fie auch ains thails inn dem vberwindet, das fie 
nicht allain bei den wolhäbigen, ſeckelgeſpickten vnud 
Reichen einfehret, fondern auch etwan bei Minderhä- 
bigen, die entweder alles wenden an gurgelichmenden 
oder dem flaifchfigel zu fehr nachbenfen, oder mit ängſt— 
lichem ſorgen fich zu vil fränden. Beuorab inn Difer 
legten verrofteten zeit, da die ſtuck, vor denen die 9. 
Schrift, die inn hinzihen ligende Welt vil vermarnet, 
bei Reich vnd arm am böchften im ſchwang gehn, ala 








669 


da ift, das freien, befchwärung mit freffen vnd ſauf— 
fen vnd jorge der Narung: 
Da man zecht vnd zert, als wolt man morgen 
fierben, 
Vnd fharrt, vnd fpart, als wollt man nad dem 
Todt verterben. 

Da der Neich das glas Gebt, vnd der arm fchendt 
ein, auf das er auch genis fein, wie ainer der mit 
Honig vmbgeht, Das er die finger leck: und der Arm 
krebßt, warn der Neich fifcht, damit er nur im naffen 
ift, ja da der Reich faul garn jpinnt, Daran der Arm 
zu fnüpfen gewinnt: vnd da die Seren halten vor 
Fasnacht, auf Das es der Baur des beſſer nachmacht. 

Idoch, dimeil Das Podagram waig, ja mit jeim 
ſchaden es fület: 

Das da nicht find vil hund zu nehren, 
Da ſich die leut kaum hungers wehren. 

So laßt es diſe nidere Burger vnd baurenhäußlin 
Sant Armut ond die Spinnen walten, zihet fort vnd 
erhebt jr haupt höher, gucket inn den hohen häuſern 
zu den fenſtern vnd läden hinein, begrüſet von wegen 
alter kuntſchaft jrer Eltern, die Statlichſten Herrn, die 
Reicheſten Muſiggänger, die kärgſten filz, die ſtäts auf 
dem Geltkaſten ſitzen, aus ſorg, das die mäuß drein 
kriechen, die mutwilligſten Buler, die beſoffneſte kälber, 
die zarteſte Ofenhüter, die nemmen ſie alsdan an, be— 
herbergen ſie, ſetzen vnnd legen ſie zu ſich an die ſeit, 
geben jnen jre glider, damit ſie vor Bacho, Veneri 
vnd der Fraw Arbaitſcheu dineten, inn verwarung: 
Sintemal ſie ſolchs der Tochter billicher danckbarkait 
halben gegen den Eltern, die jren lang wol gewartet, 
nicht füglich abſchlagen können, ſondern vilmehr mit 
wolhaltung der Tochter jr gonſt des mehr hoffen zu 


R 670 

gewinnen. Dann es haißt: Halt der erfien Muter 
je Tochter wol, jo gibt Dir ain andere Muter des eh 
ain andere. 

Man fie dan alſo im poſſeß ift, da fangt fich Bei 
allem hof- und bausgejind Die gröfte vnmus an, da— 
mit man nur der Gliduerirerin inn jres Aigentums 
leib wol Dine: da lauft man zu mit langen pelzen, 
waichen pflaumbetten, molriechenden leinlachen, wollen- 
gefüllten ſeſſeln, gefüterten Freuzfruden, weiten pelz— 
bändichuben, mit küſſen unter die füs, räuchet dz ges 
mach, wijcht, weicht und buzt alles aus, da glanzt 
alles, da ftillt man die find, verbitet den bunden das 
bellen, verſtopft die thürſchellen, ſchmirt den Thüran- 
gel, daS er nicht irrt, vermachet den lufft, hängt Ta- 
pezereien für: Alsdan richtet man ain köſtlich mal zu, 
als wolt man ain new hochzeit halten, beiprengt Die 
Tiſchtücher, beftraiet jie mit plumen, ftoßt die Kind- 
betterin auf dem vmbläufigen Seſſel allgemach herzu, 
jezt jm allerlai wolberaitet trachten für, zu jehen, 
welchs jhm jchmade, Iadet jm gute freund zu lib, Die 
in frölicy machen, vnd halt ain feft mir jhm, als wolt 
man jn zu aim Gros-Herzogen zu Florenz wehlen. 

Da ſitzt alsdan die Braut im ſeſſel prangen, vnd 
verwendet ſich minder als der hailgenſtock am weg— 





ſchaid, vnd ſchewet ainen jden, der gegen jm geht, 


wie der Fantaſt, der ſich gläſern bedunckt, vnd die 
leut aus dem weg gehen bis, das jne nieman ſtis: 
welches man auch Eillich von wegen der würde und 
des anjebens des Vodagrams thut. Da fangt man 
bald ain luftige Muſic an: | 

Auf vas vor füfigfait deß klangs und gfangs 


Er vergeß die bitterfait feines zwangs : 
Dan die Mufte ii darum geben, 





671 


Das fie erquid des Menfchen leben: 
Derbalb fol man fie eh befchaiden 
Zu ZTraurigfait, als zu den Fräuden, 
Dan wann man zu hoch ziecht die fräud, 
So fpringt fie wie ain gſpannen fait: 
Wann man zu fehr plaßt inn das glas 
Zerſchnellts, diweil man halt fain mas: 
Alſo wann man die fräud will mehren, 
Mus fie entweder fich verfehren 
Inn laid oder onfinnigfeit, 
Weil hie vollfommen würd fain freud: 
Aber wann aid hie endert fih 
Schickts fih zu fräuden fittiglich. 


Miewol, was fag ich von laid? bie ift Fains, dan 
nur ſpilsweis, es endet fich alles wie ain Comödi auf 
freud: Angefehen, das man allda die ausgeflaubtefte 
pißlin: Die Fain Hund feiner Muter gonnet, aufftellet: 
Ja ſchleckpißlin: 

Qualis Dijs geniti eomedunt obsonia Reges, 


Deren fih möcht fain Biſchof ſchemen 
Mit gweichten hänvden anzunemmen. 


Desgleichen die allerbefte, liblichſte, auserlefenite, 
wolmundtete, Kopfreifiende und zungbeifiende wein, 
firnen und heurige, die man nur anfommen mag, Mal- 
uaſier, Rainfall, Romanier, Mofcateller, Hungariſche 
Kliber vnd Georges, Wibacher, Roſatzer, Zſchernikaler, 
Lutenwerger, Burgundiſcher Arboiſer, Leoniſcher Mus— 
cat, Ringauer, Augftaler, Necker, Moſeler, Fürſtenber— 
ger, Prubacher, Scharlacher, Pfaffendorfer, Prendeler, 
Kochhaimer, Hasmashauſer, Frinkeler, Filtzer, Horchai— 
mer, Hainzenrock, Biſenberger, Kitzendorfer, Oſterwein, 
Traminner, Reisfelder, Kaiſerſperger, Andlauer, Ran— 
genwein, Marlhaimer, Pfedershaimer, Aſtmanshäuſer, 
Trekshäuſer, Kozberger, Gänsfüſer, Veltliner, Reif 


672 


wein, Kalenberger vnnd ſonſt auff allerlat art berattet 
wein, als PBrachwein, Trabermein, Rappis, Kürfwein, 
Baſtart Morolf, Weichjelwein, ITropfwein, Börmein 
und Schlefwein von allerhand gewürz und Fräutern. 

Sebet bie, wa ift man auch je der höchiten Göter 
aim jo trem geweſen vnd mit jo ftatlichem Opfer zu 
bof getrabet? Anderen Göttern vnnd Götinin opfert 
man nur aus forcht oder heuchelei, Darum, wa man 
fan, betriget man ſie, gibt jnen fpreuer für fernen, 
wie der Schleſiſch Furman, der Sant Niclaus Roß 
vnd wagen gelobt, und ward darnach ain plindt Merr 
daraus: oder wie der Schiffman inn Grafmi Schiffart, 
der in Schiffpruchsnöten dem Sant Ghriftoffel a noftre 
Dame zu Paris jo ain gros Wachsferzen gelobt, als 
er daſelbs war, vnd gedacht jm doch Fain unjchlitlicht- 
lin zu geben, wann er ausfäme. Oder die leut jehen 
Doch zum mindften, das fte nicht zu vil geben vnnd 
ich MERAN. oder beraußen ſie wol gar, wie Kö— 
nig Dionyſius zu Syracus des Jouis bild den gul— 
denen Mantel abzog, vnd jagt, er wer jm zu ſchwär 
im Sommer, gab jm dafür ainen- Leinenen Rod, ver 
Sommer und Winter gerecht wer. Desgleichen als er 
im Tempel des Apollinis bild on ain bart jahe, aber 
neben jm feinen jon Aeſculapium, den erften Arzenei- 
Ffünjtler, mit aim langen guldenen Bart, nam er jm 
denjelbigen laft ab vnnd jagt: Es fteh nicht wol, das 
der Eon ain bart bab vnd der Vater Fainen. 

Mer folt Doch immer mainen, das Die, fo alles 
hailigs vnd vnhailigs verachten, dannoch das Fräwlin 
Podagra inn gröſten ehren haben, vnd wiſſen kaum, 
wie ſie jm genug dienen vnd vorgehn ſollen? Hierum 
iſt da auch zu ſehen, wie gar die Tochter der Muter 
nachſchlage, diweil ſie auch die libliche anmut, die jver- 





673 


man zu jbr trägt, von der Muter Veneri hat gejo- 
gen: Oder, mie e3 wol zu glauben, jren Venusgür— 
tel vnnd Cestum, welcher das rechte Lauf mir nad 
und Lib par forza wirdet, empfangen habe. Iſt aud) 
warlih faim zu rhaten, das er fle zur ongnädigen 
framen mache. Dann 

Beier ifis, den Flainen halten zu freund 

Als ven Grofen machen zum feind. 

Vnd wann man fie mit obgedachten guten piglin 
vnd tründlin freumdlich fan behalten, wer ainer wol 
ainfaltig, der liber Die fa wolt rufen anf, als rucken 
„ab ftreichen, jo er mit aim ſowol har bekommt, als 
mit dem andern. 

Man ſpüret dannoch, das aus ſonderer Kira 
fait Das PVodagra gemainglich den blinden Plutum 
vnnd Reichtum mitführet, auff das man des befümm- 
licher es wol zu balten vermöge. Es fchneiet allent- 
halben den Podagrifchen alfo Das glüf zu, Das wann 
jte es fchon zu allen Thüren hinauf jchlügen, würd 
e8 Doch zu Den fenftern bineinfligen: Sie gewinnen 
das jhre, wie Die faule Mägd auf dem Rucken, vnd 
erſitzen vnd erligen mehr guts, als ein anderer erlauft 
vnd erſchnauft. Das mercken die leut vnd verwundern 
ſich darob, vnd lehren daran Gottes wunderliche für— 
ſehung erkennen. 

Das man kainen Regen 

Bring durch zabeln zuwegen, 
Sonder Gott ſchickt den ſegen, 
Wann ond wa es jm iſt gelegen. 


Vnd wie vil hab ich gekant, die alsbald ſie dis 
Glidfräwlin inn ſchuz aufnamen, gleich ſind geſegnet 
worden, wie ain haus, das Storken beherberget, vnd 
wie die Alchimiſten, wann fie den lapidem Philo- 

X. 43 


674 


sophieum finden: ja die alsbald jind aus kargen 
filgen gang mild vnd freigeb worden: ond billich, 
Wer fol meh Miltgeb fein all tag 
Als ders aus Gots Mildgab vermag: 
Wan man das gut nuzt, roft es niit, 
Feur prennt belfer, wann man öl drein ſchütt, 
Das Eifen glanzt, wann mans »il taft, 
Der Pronn würd gut, den man fehöpfet faft. 


Es gebet da, wie man jagt, trinden wir wein, fo 
beichert Gott wein, tränden die Gäns wein, ſo beſchert 
jhnen Gott kain Waſſer. 

Daher kommt es auch, das jrer ſo vil diſer Füs— 
juckerin nachtrachten vnnd durch Bachum vnd Vene— 
rem bewerben. Vnd was für beſſer vbung als diſe 
könnt jm doch ain Reicher vnd Muſiger ausgehn? 
dieweil es ſie fein lehret, jr gut jrem leib nuz zu 
machen, vnd die kräfften der vilerlai ſpeis und getränck 
zu erkennen, inndem ſie jhnen die fremdeſte eſſen vnnd 
kräftigſte Weingewächs laßt fortragen vnd fürſtellen: 
Man ſpricht Doch gemainglich, ain gut mal ſei hen— 
fens werd. Ans Bodagrammifchen geniſet ain ganz 
Nachbarichaft. 

O wie viel beraiteter trachten hat nur das Poda— 
gramı erfunden, vnnd erfindet noch täglich, Die meit 
ober des Apicij Kochkunft find: Dan entweder erfin= 
dets der Podagrifch bettris aus feinen Kindbetterge- 
lüften, wann er die mudfen an der Oberbin zalet, oder 
jein jorgfeltig fram bricht mit jolchen gedanden den 
schlaf, mas ſie Doch köchelen joll, das dem liben man 
mundte: Oder es ſchickt jm bie ainer, dort ain ande- 
ver freund ain jonder geköchs. Oder kommt vileicht 
der Medicus darzu, der auch etliche Gumenfigel wais 
anzugeben, Die verbefjert man alsdan inn Der Kuchen, 











675 


end waran man heut gefälet hat, das trift man mor= 
gen. Da bat man hoch vnd niders ond Federwild— 
pret, da tracht man nach verhailten fliren, vernonnten 
£älbern, bald fucht man Hamelsköpff und fchlegel, Rind» 
bafen, Hammelebugen, Gajtraunenflaifh, Yummel, 
wammen, Spallen, Nirpraten, Rechichlegel, Zemmer 
vnd fnopf von hirzen, zungen, birzleber, würftlin, dann 
will man flaifch haben, dan fiich, nun inn ainer gall= 
rai, bald on ain julz, iz inn aim gemwürzten prülin, 
darnach inn ainer Speckprü, iz gefotten, Dan gebraten: 
nun geröft, dann gedörrt: nun feucht, dann truden. 
Da jicht ainer feinen luft, wie man da mit jpigen 
fingern fürlegt, die jungen hanenhödlin, die Tauben— 
fölblin, Die Krebsaterfchwänzlin, die Röglin, die Zäus- 
Iinmäglin, Kramatmäglin, Rupen vnd Rufolkenleber— 
lin, Haſenhirnlin, Nirnlin, Lerchenklölin, Confeetfüch- 
lin, Bärendäzlin, Salmenrücklin, Antuögelfüslin, Gäns— 
mäglin, Kongerköpflin, älſtücklin, Barbelmäulchen, Hecht— 
ſchwänzlin, karpfenköpflin: da ſicht man das brangen 
mit vorſchneiden, vorlegen, eredenzen, die Pfaffenſchnit, 
vnd in ſumma alle höflichkait: Alſo das gänzlich zu 
glauben, alle lehr der Cortoſie, dauon die Welſchen 
vil ſchreiben, ſei daher entſprungen. Ja, wie ich be— 
richt werde, ſo hat auch ain Podagriſcher die koſtbar 
kunſt mit dem gefeurten, bezimmeten, beimberten vnd 
bekümmerten Butterpraten zu Antorf erfunden. Vnd 
wer fan all die bodenloſe nuzbarkait, jo pronnquellen— 
weis aus Gefommlichfait des Podagrams entipringet, 
genugiam inn jo furzer zeit erzeblen. 

Derwegen, auf das ich mich inn difem Abgrund 
jres lobs nicht vertife, will ich widerum zu angefan- 
gener red von jrer angenemen tractirung jchreiten: 
Sp frag ih nun jven, bei jm jelbs zu vriailen ob 


6:6 


auch der höchſt Jupiter, wann er auff erden zu und 
menjchen käme, könt berlicher mit leibs wartung, als 
auf gedachte Vodagramifche weis, empfangen merden ? 
Ich halt fchwarlih: dan Darum bat Supiter Dite feine 
Enkelin nicht im bimmel, da jm Ganimedes und The— 
mis genug zu tifch Dinen, bei jhm wöllen behalten, 
jondern ſie bieniden bei der Fraw Hofnung gelafen, 
auf dz Die menjchen auch ain Leibs- vnnd lebensfriſte— 
rin betten. 

Aus der vrlach thun die Menfchen fjehr weislich, 
das ſie diſen Vodagrifchen Troſt jonderlich herlich ver— 
ehren vnd dadurch jr danckparkait erklären. Dan an— 
dere Göter vnd hailigen haben gemainglich ſchlechte 
arme Prieſter vnd opferdiner, die deshalben oft aus 
armut oder geiz (welche ain willige armut iſt) an 
jrem Kirchdinſt vnd den menſchen zu lauren werden, 
vnd ſelſame wunderzaichen erdencken, inn maſen ſolchs 
die pfaffen Bel inn Bibliſchen Hiſtorien erwiſen ha— 
ben, welche, auf das ſie nur vollen hals bekämen, die 
leut vberredten, jr Göz Bel ſei ein hungeriger fräſſi 
ger Wolf. Desgleichen die Iſispriſter zu Nom, von, 
denen Joſephus im 18. buch jchreibet, welche fürgas 
ben, jr Abgot Anubis bet oft nächtlichen fleiſchhunger, 
auf Das fie unter dem jchein (oder vilmehr dem fin- 
ftern durſt) jre Bubengelüft an ander leut gut büfes 
ten, vnd zu vnferen zeiten fönnten wir deſſen auch 
erempel hergeben, aber 

Die Neuliche frifihe wunden 
Soll man lafen verbunden. i 

Idoch darf ich wol die Predigermönd zu Bern, fo 
S. Franciſci Tragödi mit aim Schneiverfnecht triben, 
bie nennen, dieweil ſolche Kappenprifter ſelbs von Bäpft- 
licher Hailigfait als Teüfelsbeſchwerer find mit fewr 


% 


677 


gezüchtigt worden. Desgleichen obenhin gedenden, Die 
gefchicht, jo Eraſmus Roterodamus inn jeinen Gpifteln 
erzelet, von dem Pfarrher, der brennende wachskerzlin 
lebendigen krebſen aufflebet, vnd ſie bei nacht auf des 
firchofs todtengräber Friechen life, für vngefegte Meß— 
Dürftige Selen. 

Solchs erzele ich nicht, ainigen ftand oder orden hi- 
mit vberzwerchfelds zu uerklainern , fondern zu erwei— 
fen, wie weislich Die leut thun, Das Die Reicheſten, 
berlichiten ond ftatlichiten jich zu Prieftern vnnd Opfer- 
pflegern der berlichen Glivgöttin Podagra darftellen. 
Dan bat fie nicht Gaiftliche häupter, Bäpſt, Gardinäl, 
Biichoff, Prelaten, desgleichen weltliche vorfteher, Kat 
jer, König, Fürften, Grauen, Freiherrn, Landherrn, 
Edel vnd vnedle, Gelehrte und vunaelehrte, mwolhäbige, 
Müſige, die alle diſer Göttin auf das fleiſigſt vorgehn, 
opfern und Dinen? Welches warlich jhren nicht aine 
geringe ehr ift vnd ſie inn grojes anjehen pringet. 

Vnnd onſerer jBiger zeit Potentaten, Fürſten vnd 
herrn zu geſchweigen: Will ich allhie nur ettlich we— 
nig alte Helden (deren Lucianus gedenket) erzehlen: 
zu deutlicher bezeugung, das diſer Hildin Vodagra 
Reich vnd gewalt nicht new, ſondern ſehr alt iſt. 

Als da iſt der Troianiſch König Priamus, deſſen 
Nam ond grosmächtigkait nicht allain die Poeten vnd 
geſchichtſchreiber herausgeſtrichen, ſondern Son männig— 
lich zur verwunderung noch täglich von ſo vil tauſent 
Jaren ber geſprächs- ond geſangsweis gedacht würd, 
der hat nicht des weniger ſich nit geſchämet, der Glid— 
mächtigen Vodagra vnderthon zu ſein und gebürlich 
ehr zu beweiſen. 

Welchem darf ich erſt den ſtärckeſten vnter den Grie— 
chen bekant machen, ſo aim jden ſeine thaten alsbald 


678 


einfallen, wann er nur den Namen Achilles böret: 
Noch bat derjelb jm aim Rum geachtet, nicht allein 
äuferlich geaen den feinden ftch manlich, Tonder inner- 
halb jeinen glidern gegen dem anmütigen Podagra 
auch ebrerbitig zu erzaigen, vnd es an feinem Selden= 
leib als ain Seldenzaichen ſtäts mit zu tragen, auch jm 
zu zeiten mit jeinem jaitenfpil zu hofiren: wie jolches 
ſelbs der Poet Komerus andeitet, aber ſehr läz aus— 
leget, als ob er aus vnmut ſeiner beraubten bulſchaft 
Priſeide die Cythar genommen habe: Nain, nain, es 
war ain ander Priſach Elßlin, wechs jhm kain Aga— 
memnon noch Hector konnt entzucken, demſelbigen ſpilt 
vnd ſang er oft zu lib ain Lidlin von den Helden, 
die auch diſe Glidhildin gönſtig gefület hetten. 

Vloſſes, der Held, fo nicht allain inn Griechenland, 
vnd nicht allain an den ferren »vilen enden, Die er 
durch lange gefärliche Schiffart erfaren, ift befant ge— 
wejen, jondern gleich jowol als Achilles noch täglich 
den leuten im Mund ombgehet, der hat dannoch all 
zeit Dife Gliderbulfchaft mit jm zu land vnnd waſſer 
gefüret, vnnd aljo werd gehalten, das er auch Das 
leben für fie zu laſen nicht jchem getragen bett. 

Sp diß nun mit ven befanteften Helden, die ainem 
gleich zu band ftofen, ift widerfaren, was maint man, 
das man finden möchte, wann man alle andere Sel- 
den wolt erjuchen. Gleichwol zur anlaitung will ich 
noch etliche erzelen. 

Der Held Belleropbon, der nachgebends König inn 
Lycien worden, vnnd vil vngehewer Thir und Mör- 
wunder erlegt, bat dijer berümten Götin Podagre nicht 
allain mit händen, jondern mit füſen vnnd allen zä— 
ben gedinet. 

König Dedipus zu Thebis, ver gejcheid vnd Flug 


679 


Rätzel- oder Rhäterserklärer, jo jder zmweifeligen frag- 
ſtück fonnt den knopff auflöfen, hat auch für ain klug— 
haitſtuck geachtet, wann er diſe Glidformirerin mol 
bilte, ſie zu jhm inn den Königstron fegte, vnnd mit 
jrer hilf den ſcepter angriffe. 

Pliſthenes, des gemaltigen Belopis fon, von den 
das land Peloponnefus genant worden, vnd ain va— 
ter der Mächtigen König Ugamemnons und Menelai 
war, hat zeitlich inn der jugend angefangen, difer Glid— 
fempferin buld zu erlangen. 

Philvetetes, des Herculis getreuer gefärt, der klu— 
geſt in berbatichlagung aines frigs, dem auch darumb 
Der Hercules, als er jterben folt, feinen Köcher ſampt 
den giftigen »pfeilen bat verehrt, mit dem beaideten 
geding, das er fein grab nicht anzaigen folt. Als 
aber die Griechen vor Troi zihen wolten, vnd jnen 
vorgefagt war, Das ſie on befichtigung des Serculis 
grab, ond jeinen fchußzeug der ſtatt nicht mächtig könn— 
ten werden, find jte jo befftig Dem gedachten Poda— 
grifchen Bhiloctete angelegen, daS er das grab hat an- 
zaigen müſen, Idoch das er den gethanen Aid nicht 
bräche, molt ers nicht mit Mund noch händen anzai- 
gen, jondern prauchet das hailig Podagram als ain 
abgefonderte perfon dazu, vnnd zaiget mit den ſchwa— 
chen främpfigen füjen, wa das grab were. Defien er 
aber nicht vil genofien bat, dan als jne nach diſem 
die Grichen nötigten, für Troi mit zu zihen, Dimeil er 
allain mit den Hereulifchen giftigen pfeilen ombzugehn 
mußte, iſt jhm vnterwegen der giftpfeil ainer in den 
podagramijchen fus, Damit er Das grab gemijen, ge— 
fallen, darob er todfrandf inn der Inful Lemnos vom 
bauffen ift binden gelafen worden, vnnd nicht ehe ein 
Gnädiges Podagram befommen, biß er Die pfeil von 


659 


handen geben, und mit dem Vlyſſe für Troi geſchickt 
bat, da ſie jm hinwider aus dem Xäger den fürtref- 
lichften Feldarzt Machaon, des Aeſculapij fon, gefandt 
haben, der Das erzörnt Podagram wie das Mör mit 
öl bat begütigt, ond inn feinen alten jtand vnd gang 
gebracht, innmafen ſolchs auch Propertius anzeigt, 

Tarda Philoctetae sanauit crura Machaon ete. 

Des Philoctetis langſam fus 

Hailet Machaon von dem Gris, 

Auf das er ſeiner trew genis 

Da er mit gfar den Griechen wis 

Die Pfeil vnd das grab Herculis, 

On welchs man nicht het Troi gwis. 

Alſo ſteht hieraus zu ſchliſſen, das ain ainziger 
Podagriſcher Troi gewonnen hat, vnd nicht die man— 
hait Achillis, noch die liſt Vlyſſis (wiewol, wie ge— 
dacht, diſe baide auch Füskrümmig waren) noch der 
dibſtal des bilds Palladis, noch das Durateiſch pferd, 
noch des Neoptolemi frechait: ſondern die allenthalb 
mächtig Grimmhildin Podagra, die ſolt vil billicher 
dann Juno dort bei dem Poeten ſogen: 

Troianos cineres statuo trophaea ete. 
Die äſchen Troie allda ligen 
Zum Zaichen meins figs vnd vermügen. 

Auch ift wol gläublich, das Venus jo ain Patro— 
nin der Troianer allzeit geweſen, als jte gejehen, sie 
voluete fata, es alſo vnuermeidlich vorjeben jein, 
das Ilium ſolt in Italien portirt werden, bat ſie 
gleich jo mehr jrer Tochter podagra, als der rumfüch- 
tigen Feindin Junoni, die ehr wöllen gonnen. 

Nun folcher Helden, börfürer, König vnd Fürften, 
jo Glidfüchtig geweſen, könt ich noch vilmehr aus al- 
lerlat Nationen, nicht allain der alten welt, jondern 


651 


auch der newen herfürbringen, wann ich mich nicht 
der fürze hie müßt befleifien, vnd gedächte ſolches zu 
anderer gelegener zeit ausführlicher zu thun: diweil 
Dife art, Durch erempel zu tröften, dem Menſchen am 
anmütigften pflegt zu fallen: Dan 

Der beraubt tröftet fih damit, 

Das fein gefärt auch entgehn möcht nitt, 

Wiwol fo weh dem Nagel geibicht 
Als dem loch, darein man jn richt. 

Gleichwol wer noch nicht genug aus vorgehendem 
die weite des Podagramiichen Negiments mag abnem— 
men, der füre Doch nur Dies zu gemüt, das er täg- 
lich vor augen fihet den gemalt vnnd Das Neich Der 
Frawen Bodagre weit und prait wachlen vnd zunemmen. 

Angefeben, das zu Der zeit des Hohen Medici Hip— 
pocratis, welcher zur zeit Socratis vmb Das 3. 5. 
40. jar der welt gelebt, als er jelbs inn feinen Apho— 
riſmis Aph. 28. 28. 30. part. 6. apho: bezeugt, Die 
Eunuchi ond verfchnittene eben 10 wenig Bodagramijch 
als fal worden, Desgleichen auch nicht die Weiber, es 
were jnen dan gar jre Monatpluft geitanden: vilwe— 
niger Die jungen knaben und gejellen vor der zeit, eh 
jie der Veneri jr opferrecht gethan betten. 

Heutigs tags aber wollen alle dije drei gejchlecht 
der menjchen ven rechten Mannen vnd helden nichts 
beuor geben, jondern halten jich Die weiber vnd eh— 
ledigen gejellen alfo mit verehrung der Frawen von 
Vnmäſſingen vnd faulgänglingen, das fte furzum auch 
Die Sram Podagra jelber muß baimfuchen: wie ich 
dan jolches aigener perſon an vilen hab geſehen, vnnd 
mir auch Galenus deſſen zeugnus gibt, d es nit al 
lain aus onmäjtgfait, fondern auch partim ex tra- 
duce, von geblüt ber erblich raiche. 


682 


Welche Erblichkait jich vileicht gleicher geftalt mag 
geichifet haben, gleich wie Der groien Seren Leben 
(dan mit jolchem vergleich ich gern vnjere Podagrams- 
mächtige), welche wie Die Juriftifche Lehenrechtsjeriben- 
ten melden, erftlich nicht bochgeburtlich waren, fondern 
bochthunlich (Daher noch der Italianer ehrentitul der 
PMagnificenz fommet), das ift, waren nicht Erblich, 
fondern werblich, inn berrachtung, das ſich Die thugend 
von thun ond von tüglichfait, vnd Die vntugend im 
gegenjpil vom vnthun vnd ontüglichfait nennet, 

Dan gleih wie ainer feinem ftammen 
Nicht last fein leibsgitalt, wie ven Namen, 

Alfo wüder vil minder Erblic 

Berlan die Tugend, fo ift werblid: 

Vnd gleih wie man nicht fan verlafen, 
Die Tugend erblih aller majen, 

Alfo würd auch der Tugend Ion 

Nicht erblich, es fei dan zum Won. 

Das aber die Lehen tugendbejoldungen jeien, ift 
auſerhalb allem zweifel, und das jte, als lang man 
in tugentlichem weſen bebart, auch bejtändig geweſen, 
ift aus den Siftorien vnd an etlichen Amtslehen aus 
erfarung funtlih. Nicht des minder hat ſich nachge- 
bends begeben, da fich inn ainer geplütjchafft vnab— 
läslich vil tugendbeflifiene vnnd redliche leut herfür— 
tbaten, daS man verurfacht worden, aus hoffnung der 
gutartigen nachkommenſchafft, Die leben, innmaſen jte 
noch heut gröfertbails bei weſen, Alſo auch die 
Vodagragöttin, wimol fie erftlich irer willfur nach, 
diefelbigen bat beſucht, Die es am flattlichiten ver- 
Dinen fonnten: Oleichwol folgender Zeit, als fie 
oftmals vil ains gefihlechts jbren gar mol gemo- 
gen vnd zu gutwilliger beberbergung ganz genaigt 
jpürte, hat jie dafjelbige erbarer beſchaidenhait halben 


653 


nicht verſchmähen mögen, jondern ſich darinn als im 
ſicherſten lofament gar erbich incorporiret und einge- 
feget: Welches dan ain jolches geichlecht jm wol für 
ain groje ehre rechnen mag, betrachtet, das es hidurch 
Der Mächtigſten Götin Lehentrager und Vaſall der 
Koithalder würd. 

Gleichermaſen mögen auch Die Weiber diſer vnjerer 
zeit jich für vil glücffeliger als der längjt vergangenen 
zeit Frawenbilder ſchätzen, Dimeil fie bejonderlich vor 
anderen allen zur pfleg, zucht vnnd wartung Der zar— 
ten dirnen Podagirae find vorbehalten, vnd der mann- 
Ichafft, ſo daS edelſt geichöpff, gleich gemacht worden. 

Idoch verſteh ich bie nicht Die armen, chlechten wei— 
ber, vnd jchüfjelipülerin, Die mit dem Rauch im haus 
genug jich zu erbeiffen haben, vnd bei denen ich vn— 
fer raines Töcklin nie geſehen, gemainfchaft juchen, ſon— 
dern die Gnadfrawen, Die prächtige und mächtige, Die 
oberflüfjtge ond müſige, Die Maiſterloſe vnd bruches- 
genofje, Die Reiche vnd mir ungleiche, Die pfulmentru= 
ckerin, die Schoshündlinmelferin, Röckſchlaiferin, hals— 
vnd händſaiferin, hennengreiferin, Schärenſchleiferin vnd 
Gaſſenſchwaiferin. Dis iſt die Edel zucht, die vnſer 
Fraw zartlib ſucht: Dann der faulſten Saw gehört 
der faulſt apfel. 

Demnach dan nun ewer Libd den hohen, grosmäch— 
tigen, weitläufigen vnd vnentlichen gewalt der hochge— 
bornen Frawen Adelhait von Fusach, dem die gewal— 
tigſten Potentaten, Prelaten, allerlai ſtänd vnnd ge— 
ſchlecht, Edel vnd vnedel, Gelehrt vnnd vngelehrt, Man 
ond weib, ganz onnd beſchnitten, jung vnd alt, vn— 
terthänigen gehorſam laiſten, habt vernommen, hoff 
ich, das keiner hie ſeie, der aine ſolche Weltzwingerin 
werde verachten, oder für gering ſchätzen. Es wolle 


6834 


ſich dan ainer mutmwillig inn des Königs Penthei ges 
fahr fterfen, welcher jres Vaters Bacht würde verſpot— 
tet, vnd deshalben von feinen aigenen Sausgenojjen 
ward zu ſtucken zerrifien: wie vil beffer wer jm ge— 
weien, er bet Bachum hoch gehalten, und darnach zu 
Ion feine Tochter Die Glidmarterin empfangen, als das 
er jolche Glidmörderin jm ober den hals geladen. 
Folget num gönftige zubörer, nach abbörung Der 
anfonft vnnd macht des Podagrams, auch befonder 
jzunt von jhrem nuz vnd wazu fie diene vnd helffe, 
meldung zu thun. So ift euch allen wiffend, das Der 
Göter vnnd Göttinen gebür vnnd eigenfchaft infonder- 
hatt ift, den Menſchen nuzlich, Forderlich vnd behilflich 
fein. » Dannenber jte auch von der Güte, gleichwie auch 
der höchſt Jupiter als ain luuans Pater, Hilf Va— 
ter vnd Gutpater den Nammen befommen,, vnnd Das 
rumb von den Weiſen vilmals Bhilantropi, Leuthold, 
Menichen gnädig und menjchenfreund genennet werden. 
Mann dan von der Güte vnnd trewe Die Göter 
genennt werden, jo mus man ja billich auch jolche 
Boetiiche Gothait dem Podagram zumejjen, vnnd ſie 
aine Göttin nenen. Diweil ſie (auſerhalb viler ande— 
rer wolthaten, ſo ſie dem Menſchlichen geſchlecht er— 
zaigt) fürnämlich leichtlich lehret das beſte, aber doch 
nach vrthail der Weishaitergebnen Philoſophen, das 
ſchwäreſt ja den allerkräftigſten klugſten ſpruch Nosce 
te ipsum: Erkenn dich ſelbs, Zih Dich ſelbs bei der 
naſen, Riech dir ſelbs inn Buſen, Gang inn dein ai— 
gen herzkämmerlin, Guck inn dein hindern Wotſack, 
Vrtail dich ſelbs, ſo richt dich niman, Beſeh was im 
Bad von dir geht. Gang inn dein aigen garten jetten, 
Arzt hilf Die ſelbs, Zih den balken vor auß deim 
aug, eh aim andern nach ſeim ſplitter greifſt, Sih 


655 


was flebt Dir im Bart. Weg vor für deiner Thür, 


drag dich jelbs, Das herz leugt nit. Guf inn dein 
aigen bäfelin, Sihe inn dein aigen ſpil, Kart aus 
deiner band wilt du gewinnen. Denk an dich jelbs, 
jo denfit du weiters, Schaw inn dein. haus , darnach 
daraus, Sorg für Dich, darnach für mich, Sihe inn 
dein kuchen, Dein aigen gut bedend, eh du fagft hend: 
Mas du befier biſt, gib jm heraus, Ziechft wol an 
gleichem karren, Bift jm noch nit entwachſſen, Schrei 
nicht Ju, feift dan vber den zaun. Gedenk wer du 
warſt, vnd wie Du noch fahrit, Hang Dich auch mit 
an Raien, Greif mir ans Röcklin, Sag niman wer 


er ift, du wiſſeſt dan, wer du bift. Fahe an Dir an, 


x. Gebet, diſe Weishaitjprüch jind von wenig wor— 
ten, ond fiheinet gar leicht, aber das werk fommt 
die menſchen vberaus ſchwär an, dann vil kennen vil, 
ond fich jelbs nit, 

Es ift ſchir jo ſchwär fich felbs Fennen 

Als im Tauf fih mit Namen nennen. 

Dimweil aller Narren Namen im Kalender fiehn, vnd 
ain jver jm jelbs wol im fyigel gefällt, Der ift aber 
hoch gelehrt, der jich ſelbs kennen lehrt: 

Bil könnten werden weis vnd Hug 
Wann fie nicht meinten, fie werens gnug: 

Darumb jo bat ein Podagram ſampt andern Frank 
baiten müſen kommen, welchs die ſelbsvergeſſene men— 
ſchen inn die kennſchul führete, vnd zwiſchen wand 
vnd rigel zwängte, auf das ſie nicht mit dem mut— 
willigen futerſtichigen Eſel auf das Eis ſpaziren gin— 
gen, vnd ain bain prächen, dan es müſen ſtarck bain 
ſein, die gut leben ertragen mögen. Es geht vns wie 
den Vögeln, find wir im garn, fo begeren wir hin— 
aus, jind wir draus, jo begeren wir hinein, 


656 


Scheint die Sonn, fo will man Regen, 
Regnets, fo ift auch nicht gelegen, 
Gebts wol, treibt man fo fang mutwillen 
Biß unfall kompt, ven ftolz zu ftillen, 
Gebts wol, fo will mans beffer haben, 
Grabts grüblin, biß es würd ain graben, 
Gehts vbel, fo will man verzagen, 
Sehnt nach verlornen guten tagen. 
Führen alfo allhie die Teut 
Mit jnen felbs ain ewigen ftreit. 


Derbalben fte inn den ſchranken Mäſiges glüfs und 
onglücks zu behalten vnd zu erinnern, das ſie Fain 
Paradis allbie zu vermuten haben, jo mus ſie das 
barmberzig VBodagram aus mitleiden an aim glid, da— 
mit jte jonjt ſtolz treiben möchten, angreifen. 

Dimweil befter ain glid mit fchmerz 
Als ain laſterverderbtes herz, 
Auf das fie durch jr plödigfait 
Erkennen jre Toplichkait, 
Vnd das bie niman fei qlüdielig, 
Sonver fei alles hie alüdfällig. 

Innmaſen ſolcher nuz, jo aus franfhaiten zu ſchö— 
pfen, auch der König Antigenus wol verftanden bat: 
dan als er ainer fchwären franfhait auffan, ſprach 
er auf ein zeit zu den vmbſtänden: Es ift darum nicht 
des Ärger mit mir, jondern 

Solche franfhaiten, fo find Teiblich, 
Lehrn ainen, das er nicht ift pleiblich : 
Vnd warnen, das allmweil ich Ieb 
Mich nit inn fiolz vnd mutwill geb. 


Aus welchen morten wol abzunemmen, das die 
freund vnd beimoner diſes Künigs Antigoni auch nach 
gemainen vrtail des pöfels gänzlich dafür hilten, als 
ob aim jolchen Mann der frand ift, das gröft vbel 


687 


zuftünde. Aber er der König hat vil aim beſſere vnd 
feinem ſtand gemäfere mainung daruon erlebrnet, das 
jm diſe fchwachhait mehr zu gnaden als zur jchaden 
geraichte: inn betrachtung, das wimwol der leib dar— 
Durch etwas geſchwächt und abfommen, Doc das für= 
treflichft im menjchen, nämlich das gemüt mältger, de— 
mütiger und alfo bejier worden, vnd was dem leib 
ab-, dem gemüt zugangen jene. 

Ja man lifet von ainem der alten Väter, der als 
oft er zu jeim jtechbett ging, es für bailigtum küſſet, 
vnd jprah: O du Götlichs zuchthäuslin onnd felen- 
gärtlin, Du Malſtatt Götlicher lib, vbung der gedult, 
Troſt der hofnung, Werfftatt des gebetts, züchtigung 
des leibs, zaumung der Gelüſt, Geſundhait Des ge- 
müts, Kränckung der fünden, Schul der bus, Gewä- 
nung zum tod, ond vorberattung Des todts zum leben. 
D mie herliche Titul onferer Eiechhütten, welche war— 
lich weit alle prächtige Namen aller Balläft, Burgen 
vnd Schlöffer obertreffen. Das haißt ja Chriftlich gemacht 

An Tugend aus ver Not 
Bnd das leben aus vem Top. 


Solcher tröftlicher geitallt joll man des Podagrams 
lägeritatt anjehen. Nicht wie der ſpottvogel Diogenes, 
der ainen Glidfüchtigen, jo vom Allmufen lebt, mit 
diſen worten tröftet: Es wer gut, daS er frank wer, 
jo Dörft er nicht arbaiten. So ſich doch arbaitfamfait 
genug dabei findet. 

Derowegen laßt jmmer binfaren diejenige, melche 
die krankhaiten (jo gedachter grojer tugenden vrjache- 
tin) gehäſſiger als Notern vnd jchlangen anfeinden: 
Sie werden ainmal anders beichten. 


Nec iuga Taurus amat, quae tamen odit, habet, 


688 


Der Ochs fommt auch nicht gern zum Joch 
Dannoch, was er haft, hat er vor. 


Mas? lißt man nicht gleicher weis auch von Ale— 
Zandro Magno, Das er, als er von megen empfanges 
ner wunden grofen ſchmerzen in den füsglenden litte, 
gefchrüen hab: 

Efluit heu nostro teter pede sanguis. Amici, 

Non Ichor. qualem Diuorum vulnera spargunt, 


D freund, die jr mich nennt ain Gott, 

Die an meim plut erfennt den fpott, 
Welchs von mir rinnt, nicht wie der fchwais, 
Der son den Götern flifet hais. 


Zuuor eb er fein plut fab, ſperrt er ſich wie ain 
Krott auf der Hechel, maint gänzlich wie jne feine 
Schmaichler beredten, er mer som bimel gefallen: aber 
Da er jzunt merft, das er fo ain zart haut bet als 
aim anderer, vnd jn jzunt kain floh, fonder im ain 
Man nach dent leben geftochen bet, vnnd fein warm 
plut vber den fchendel ſah abflifen, da fült er erft, 
das er nicht des Olympiſchen Jouis mit dem Och— 
jenfopff,. jondern des Ainäugigen Königs Philippi Son 
were: Verhilt jich deshalben bernach gegen männige 
lich Teidlicher und ſanfmutiger. 

Ferner, was ift doch nüzer dan die Mäftgfait? mas 
ift doch löblicher dan zucht und eingezogen leben, Inn 
fumma, wa3 ift ehrlicher dan mas vnnd zil inn al- 
len Dingen? Nun ift diſer Tugenden vnnd theuren 
gaben vnjere Gliderregentin Die ainige genugjame vr— 
jacherin und gleichlam gebärerin. 

Ih bab ein Man erfant (ift er anders ain Man 
zu nennen), welcher kain Philoſophiſche kluge lehren, 
noch jeiner Eltern vnd freund ftrafen, noch ainige 
mittel vnd weg, jo man fürnam, ja fein aigen ver 


659 


nunft nit, zur mäſigkait mochten pringen. Den bat 
zulezt dz ainige Podagram, jo ain zeit lang jein 
Schulmaifterin ward, vil mäſiger gemacht, weder den 
wolluſtgehäſſigen Diogenem, vnd erbarer als den Wei- 
feften vnd frömbften Soeratem: Auch in Furzer zeit 
feufcher vnd enthaltiger, weder Xenocrates je geweßt 
if. Ich bab auch geliehen, das ainer, fo zuvor bei 
geſundem weſen der firchen nicht vil geachtet, Darnach 
da jne diſe onjere Glidkönigin ainmal inn jbren Tem- 
pel geführt gehabt, ftäts herzlich zu der Predig geſehen 
habe. Desgleirhen erfaren, Das Die, jo jnen vor nie 
hatten mwöllen rhaten lafen, darnach anderen wol ha— 
ben zu rhaten willen, vnnd aus jren erempeln vil 
gewarnet, vnd gleichlam Busprediger worden. 

Dan der ain Schiffbruch glitten hat, 

Kan aim zaigen die gfärlich ftatt. 

Ich geichweig, das Die, fo zuuor gar ausſchwaifig 
und fain haugmänner, ſondern Drausmänner waren, 
Dadurch find anhaimiſch zu bleiben gemänet morden: 
omb welche gutthat die hausmüter dem hbausliben Bo- 
Dagram nicht genug haben dancken können. 

Desgleichen das etliche hernach der mäſigkait ich 
ganz verlobet, den franfen gelehrnet glauben vnnd 
jnen vil guts getban, Denen, die ſie zuuor geftraft, 
dankbarkait erzaigt, jre Finder onnd haufgejind des 
bejier gezogen, vnd aus erinnerung jrer fterblichfait 
des eh Das Teftament gemacht, ond das grab beftellt 
haben. 

Sind dan dis fchlechte geringe Ding? jo mus man 
alle zuchtichulen, und alles, was die menjchen erftlic, 
jaur anfommen jcheinet, verachten. 

Sanetus Augustinus jchreibt: Gott greift jung 
vnnd alt mit Franfhait an, die jungen Darum, Das 

x. 44 


690 


fie die vrfach im alter lehrnen, Die alten darum, das 
fie e8 Die iungen lehren: ond jezt dabei: Verflucht 
jet, Der Die ſchöne Maienbluft feiner jugend dem Teu- 
fel, vnd Die ftindende böffen des Frummen alters Got 
begert aufzuopfern. 

Für ſolches aber Fan allain das Podagram fein: 
derhalben kain kranckhait dem menſchen nuger ift, noch 
dem Arzet dinlicher, diweil wie gehört, es dem Pa- 
tienten vil guts wirdet, ond füllet darneben auch des 
Medici ſeckel, vnd daſſelbige doch zimlich on entgelt 
der Podagriſchen. Wiwol ich es für mein perſon nit 
hab erfaren. Dan 

Bursula caleatur, dum grandis bursa paratur. 

Wa mann fan groje Beutel genifen 

Da trit mans Beutelden mit füſen. 

Sintemal jbr gehört habt, das vnjerer Glidfaiferin 
zugethane, gemainglich vor andern, Die nicht das Mal 
vnd zaichen des Podagrams an jnen tragen, Die Rei— 
cheiten vnd ftatlichften find, vnd Deshalben ganz koſt— 
frei werden, ja oft, wie oben auch gemeldet, aus filz- 
fargen ganz mildfam leut. 

Deromegen weil dem alfo, welcher Podagricus wolt 
diſe Götin nicht ehren, loben und preifen; welcher Ar— 
zet wolt ſie nicht lieben? ja welcher menſch wolt fie 
nicht vmbfahen vnd werd halten? diweil jte folcher 
vilfaltigen grojen gaben gleichſam als ain gütige Mu- 
ter ift, vnd ſolche moltbaten von den voreltern vnnd 
vättern auch auf jhre Einder vnnd Eindsfinder on al- 
len vergonft will kommen vnd erben lajen. 

Noch, wie hoch Die ſchon fürgeprachte fachen jeien, 
fan diſe Glidtrur nicht allain Difelbige zu wegen prin- 
gen, jonder vil anders mehr, darab man fich ſehr zu 
uerwundern Hat. 


691 


Dan Xelianus, ain glaubmwürdiger Hiftorieus, be— 
zeugt, das vil Idioten oder ungelehrte, Durch hilf di— 
fer krankhait, Die allergelehrteften iind worden: vnd 
onter die fürnemften erzelt er Sieronem, jo inn Sici— 
lia ain groffer Tyrann war, vnd von Des DBeneris 
Vögelchen den Imen oder Binen inn der findhait ward 
erzogen: welcher zuuor eh er Eranfhait Mitte, gar vn— 
gelehrt, und gleich wie fein Bruder Gelo alber ge— 
weßt, bald nach der ſchwachhait aber nicht allain ver- 
fländiger, jondern auch mit den Elugfinnigiten vnnd 
berümteften Poeten, als Simonide, Pindaro und Ba— 
&hilide, verwant worden. 

Gleiches würd auch Yon diſem Scribenten König 
Ptolomeo dem anderen inn Egypten zugemeſſen. Auch 
bat der mächtig vnd reich Regimentsher Theagenes zu 
Athen (inn mafen PBlato bezeugt) ſich darnach zur 
Philoſophi oder mweishaitlehr begeben, als er ſchwachait 
halben jich zu burgerlichen ämptern vntäuglich erfante. 

Straton des Corrhagi Son, aus Edelem und Rei- 
chem ſtammen geboren, ift erſt nach der kranckhait man— 
lich, fef ond tar worden. Dan Da er nach gepraudh 
der Reichen lang inn müſiggang vnd wolluft verlegen 
und beinach verſchimmelt, da hat jm den Roſt zu uer- 
treiben, ain Eranfhait angefallen, und jn zimlich he— 
rumgefehrt ond gereutert, biß er widerumb gejund 
worden, da hat er erſt wargenommen, was jm zuuor 
genangelt. 

Das Wolluft fei gleih wie ain fchlaf 
Darinn man ftirb zu grofer firaf, 

Bann nit die widerwärtigfait, 

Bns aufweckt ond zur Tugend lait. 

Darumb er alsbald fich aller Ritterfvil, leibsübung, 
kampfsgeſchicklichkait hat unterzogen, Damit er nicht al= 


692 


lain feine vorige fräfte vnd ſtärck widerum erholet vnnd 
erarbaitet, jonder inn diſer Fechtkünftlichfait alfo hoch 
fommen, das er vnter den vir berümteften Fämpfern 
inn Griechenland den ſig vnd rum bat dauon getra= 
gen: Welche ebr bei den riechen nicht minder an- 
gejehen vnd löblich als der Iriumpf bei den Römern 
it geweſen. 

Inn diſen Erempeln allen, ob gleichwol nicht ai- 
gentlich Die weis vnd art der Franfhait von den Srei— 
benten ſpecificiret vnnd namhaft gemacht find, Acht 
ih Doch gänzlich Dafür, das es wol on allen jrrtum 
von vnjerm Podagra mög verftanden merden, Inn 
erwegung, Das alle Diejenigen, jo nach der krankhait 
jich gebejjert, gewaltig, berumt, fürnen, reich und dem 
wolluft ergeben geweien, daraus dan, wie männiglichen 
fundpar, Das Podagram mehrtails entjtehet. Ja ſol— 
chen leuten ift Das Gefucht inn den glivern , innma- 
jen oben enwifen, aljo gemain, das es mit andern 
franfhaiten gar fain gemainjchaft bat. 

Sintemal der andern franfhaiten etlich aljo wild 
fein, das jte Die menfchen allain nit böfer oder from 
mer machen, jondern jnen wol oft gar allen verftand, 
vernunft vnnd Das ganz gemüt verruden, ja gar be- 
rauben, verkehren und verböfern. 

Als da fein Phrenitis, Taubfucht, vnfinnigfait, 
Delirium over Paracope, Aberwiz, dollhait, Raſe— 
rei? Die auch aus aim feber entftehn fan, Furor, 
Mütigkait, Melancholi: Lyeantropia, Wolftraum, 
die ſich Wölf jein dunden, vnnd inn die wäld lau— 
fen, Apoplexia, der Schlag, Tropf, Hand Gots, Das 
Gut, Sacer et Herculeus morbus, hinfallend 
fucht, Sant Veltins plag, Sant Johans vbel, Colica, 
Darmgicht, Die Muter, Grimmen, Nebelbor, das lang 


693 


obel: Item Beftilenzifche Fiber, Sand, Stain und an— 
dere dergleichen Affeet, deren Rumoriſche wütende art 
mit nichten diſer Glidfranfhait Fan zugeichriben wer- 
den, Diweil fie weder dem gemüt, noch dem leben, 
noch der Natur nachitellt oder ſchaden thut. Daraus 
dan wol zu vrtailen, wie ſehr die Podagramsgenofien 
Gott zu danden haben, der ſie nicht mit berürten bai— 
des mut ond leibs yeinigunngen bejucht, und den kü— 
bel mit Der milch vmbſtoſet, ſonder durch ain ſolche 
gnädige Flüstemperirerin fie des vngehorſams Adams 
erinnert: Durch deſſen verbottenen Apfelbis uns alle 
diſe Gliderzüchtigungen find inn die glider gejchlagen, 
vnd vnaufbörlich noch allen Euefindern im bauch vn— 
uerdewet ligen. 

Zu denen vor erft gejezten Erempeln möcht auch 
des Democratis erzelet werden, welcher erftlich wol 
ain zimlicher Kämpfer geweſen, als jm aber diſe vn— 
fere rechte Glidkämpferin vnnd Fechtmatiterin Die gli 
der etlichmal dDurchgangen und erjuchet, da iſt er dar— 
nach durch vbung dermafjen erhartet vnd erftarfet, Das 
er den waidlichſten fämpferen ausbote, wa in ainer 
aus dem Cirkul ond ring, den er ſchritsweis vmb jich 
machet, wurde fönnen zihen: vnnd als jolches niman 
vermochte, bat man diſen vnſers Vodagrams Diſcipul 
mit aim Sigkranz bekrönet, ja jnn jm hat man das 
Vodagram bekränzet. 

Desgleichen mag man auch hiher den Podagriſchen 
Vhiloſophum Polemon pringen, welcher aus der phi— 
loſophia im ainen folchen mut hat gejchöpfet, Das er 
auch deshalben das Podagram für aine Götin grüfet, 
diweil fie jne von vilen Tugenden, als geduld, ſtand— 
mut, Mäſigkait, dem höchſten gut vnnd dem gröften 
jamer Iehret vhilofopbiren, jm auch die Melancholi ver- 


694 


tribe, Die nüchterkait einfchärfe, zu allem leiden erhärte: 
vnd jm nur verir ain glid, aber ermunter jm das 
ganz gemüt, vnnd geh jhm, wie man pfleget zu ſa— 
gen, Das 

Berftand und Glüd 

Kain Krampf verfirid. 

Solcher Exempel könnt ich vilmehr erzelen, Gedenf 

aber nach dem Keimen mich zu halten: 


Inn aim mich nicht fo lang zu faumen 
Das ich dem andern nicht könnt raumen. 


So fan ich demnach bie nit ftillfchweigend vbergehn 
etlicher leut groben vnuerftand, bet ſchir gejagt Narr— 
hait, welche das holtjelig Töcklin VBodagra darum inn 
der Göter vnd Götinen zal und Balender nit nemmen 
ond rechenen wöllen, diweil jbren an fainem andern 
ort, wie fonjt andern Götern vnnd Götinen etlicher 
jver Frankhait halben, Tempel gebawet vnnd geweihet 
ſeien. Vnd werfen vns aljo bald den Blinium für, 
da.er fchreibet, Das zu Rom im hauptpallaft ain ſon— 
der Tempel dem Fiber vnd Nitten zu verehrung ges 
ftifftet jei worden, aber dem armfeligen Podagra fei 
noch nie Fain Fapelchen noch Altar aufgericht. 

Vnd ſehen Dife grobe vnuerſtändige leut nicht, das 
dife vnſer Götin Podagra inn dem fall alle Götter 
vnd Göttin weit ober weit vbertrift. Dann mer jtcht 
nicht, wie Das jte ſchir in aller mächtigen boflägern, 
viler Gardinal, Bijchofen und Pröbften palläften, man— 
her Abt Elöftern, vnd vnjeglicher viler Müfigen vnd 
Reichen ausgepalirten bäufern, jhre Bildnus, Stiftun- 
gen vnd Tempel babe? 

Solt nicht der Regen nuger fein, der fich weit er- 
längt, als ver ich zu nach verfängt? Solt nicht der 


695 


Reif fchädlicher fein, der ain ganz Land verfenkt, als 
der inn ain tal fich nur ſenkt? Alfo auch bie Das 
Podagram, welch8 lang bei den Perſern, als fie Die 
Monarchi gehabt, gewont hat, laßt ſich gleichermajen 
wie Die Berjifche Götter nicht inn Tempelverfangen. Dan 
Deſſen Macht fih allenthalb erftrect, 
Wie fan ver fein durch ain Tach gevedt ? 


Es mag nicht mit jenem liderlichen menfchen ſa— 
gen, wann ich unter dem baum lig geftrecft, So find 
alle meine häuſer gedeckt. Ire Altar find in allen 
jtätten, in allen häuſern, in allen ecken, auf den bett- 
ſtatten vnd den Tafelplatten. 

Hierum ſo hören auf diſe vnzeitige klügling vnnd 
klainverſtändige Tadler, vnſerer vbermächtigen Glider— 
herſcherin ehr abzuſchneiden, vnd heben ainmal an, 
ihre Eulenaugen aufzuthun, vnd etwas ehrerbitiger 
vnd beſchaidener von jrer Maieſtat zu reden. Es möcht 
jnen ſonſt mit der zeit vbel erſchiſen, wann ſie alſo 
fortfaren, ſpän vber ſich zu hawen, auch dermalen 
eins inn jre forchtſame händ fallen, daraus ſie als— 
dan minder Durch den höchſten Jouem möchten geriſ— 
fen werden, als dem SHereuli fein Kolben aus Der 
fauft: Diweil fte 

Schleicht mit pelzen ſocken herein 
Schlächt aber mit pleien händen drein. 

Mir haben nun ain gros thail vnſerer Ned voll 
führt, Diweil aber das lob des Edelen, Reichen vnd 
Zugentfamen Fräwlins Podagram fain end, zil noch 
mas bat: Dije Dration aber ain ende haben mus, 
jo will ich, nachdem ich zuuor etlicher böfer läzſinni— 
gen leut verfehrte mainung von vnſerer Glidfürftin zu- 
ruf getriben vnnd zu nichte gemacht hab, weiter wort 


696 


u treiben abſtehn. Derbalben ift mein fleiſſig bitt, 
auch noch dis folgend, gleichwie alles das vorgehend, 
gutwillig abzuhören. 1 

Mir ift gar nicht verborgen, wie das vil baillofer 
feut bin vnd wider find, welche den bimlifchen Na— 
men diſer Götin, on allen vorbehalt jbres ehrlichen 
Tituls, mit vnuerfchamtem frefelem maul dörfen ans 
faren, vnd den mund wider den himel richten, ja jich 
befleiien, jren nicht allain jre glimpf vnd ehr zu uer- 
flainern (daS doch an jm jelbs ſchwer genug iſt zu 
uerantworten), fondern ſchewen ſich auch nicht, dem 
gemainen pöfel einzureden, das jte ganz ſchädlich mie 
an rafender hund zu flihen und als ain leutvergiftes 
rin zu uerfluchen jeie. Welchem wa jm aljo, müßten 
notwendiglich alle Podagramichuldige die armieligfte, 
elendeite leut, al3 bei Denen der fluch vor andern ein— 
fchret, geachtet werden. Aber e8 geht hie dem Voda— 
gra, gleich wie dem täglichen fiber, welchs auch folcher- 
geftalt von jinnverrudten menjchen gefcholten würd, 
fo Doch noch täglich von den fürnemften Medicis be- 
wifen und gejagt würd, das wo die leut müßten, wie 
gefund Das Fiber were, würden Die Arzet wenig nuz 
jnen daraus fchaffen, diweil es niman zu uertreiben 
würde begeren: Ja es gebt jm wie dem virtägigen 
Fiber, welchs man inn die vnterſt hell hat wollen 
verftiofen, wa jm nicht der gelehrt Fauorin als ain 
Held bet rufen gehalten, vnd es nuzlich und Tem— 
pelmürdig bewäret. 

Mas? find nicht auch leut geweſen, ja vileicht noch, 
die der vnſchuldigen Falhait abgefagt, vnnd ſie für ain 
ohelftand vnnd ſchmach gedeitet hetten, wa nicht Der 
Sinnreih Sineftus fie bet vertretten, vnnd den leuten 
diien Won ausgeredet ? 


697? 


Vnd das ich nur mit atım lächerlichen ſtuck diſer 
thorhait verlache, jind nicht vil unter dem haufen, Die 
den Schnuppen oder pfnüfel (wie jn etlich nennen) 
für armjelig vnd jchädlich halten, Noch will ich de- 
ren narrhait mit dem gemainen ſprüchwort des Edeln 
Frawenzimmers widerweifen, welches ich oft vnuer— 
holen hab hören jagen, das die Bauren nicht merd 
find, den ſchnuppen zu haben, aus vrfach, es mac 
fchöne leut. Gebet, wie jhön je Menjchen zufammen 
flimmet, ald wann man zum Wetter läutet? 

Wiſſen alſo folche leichtfärtige tadeler nicht waran 
jte find. 


Sr finn fchwebt ond fan auf nichts gründen: 

Minder als Schiff im Mör von Winden: 
Weil fie ven Steurman han vergeflen‘ 

Das ift, Verftand, vers fan ermeifen: 

Wöllen im Mör gros vnterftehn 

Bnd fönnen auf dem Land kaum gehn, 
Stofen von Land mit vonuerftand 
Eh jnen ift ver Wind befant: 

Brtailen eh fie ain ding fennen, 

Wiſſen ain ding eb mans thut nennen, 
Sp man doch nichts bald ſchmähen foll 
Man verftand dan die fach fehr wol, 

Diweil mander ain fach verhönet 

Die ain anderer vil baß beichönet: 

AT ving hat hie zwifach anfehen, 

Welchs etlih Toben, etlich fchmeben, 
Nah dem ainer mit ainer farb 
Sein finn vor einbaizt vnd verdarb. 


Aber was bedarf es vil des verglimpfens. O jr 
onbeiinnte, freuelige, verwegne leut, Die jr taſtet an, 
welchs euch ſchaden fan, D jr vnſinnige, denen man 
folt den Rucken erpleuen, biß jr euch der Narrenmeis 
fcheuen, D jr Ellende tolle Menjchen, denen mit kai— 


6983 


ner Niswurz dz bien zu faubern if. Colt jr vie 
nennen ein Wergifterin, Die alles guten ift ain Erz— 
flifterin? Solt jr die Edelſte Tochter der Göter alfo 
verflainern? Solt jbr der allerberümteften Helden Gnä— 
Dige Sram läſtern? Solt jr die, deren Reich ſchir on 
end ift, ond der ſchönſten tugenden die geſchickteſt Mai- 
fterin, preſthaftig, arm vnd jchädlich fchelten? Sche— 
wet jr euch nicht, das jbr alsbald an allen viren er- 
lamet, wann jr folche Läfterwort ausftofet ? 

D jr arme Ieut, befehret euch, vnnd thut bald bus, 
eb euch der zorn auf dem weg aufraff, und das feur 
inn Die dornhecke kom, eb jte recht aufwachſet, Leihet 
mir Biber ewere ohren, laßt ewer verwundern vnnd 
grojes befremden fallen, auf Das jbr Die vrfachen, Die 
ich jzunt erzelen will, wol verftehen möcht und faſſen. 
Ma niet, jo wüht, das die Achßt berait an Die wur— 
zel des baums gelegt ift, vnd ma jrs lafet zum ſtraich 
fommen, wird euch der fchimpf zu jpat gerewen: 

Schneidet allweil die Ernde ift, 
Erhaſcht Fraw Fug, eb fie entwiicht. 

So wüßt je nun erftlich, Das unzalbarliche gefchlecht 
der Eranfhaiten find, deren mertbail® aus der Pan— 
dore Hechſenpüchs find geftoben, Die om aufhören bin 
und wider Die welt dDurchwallen vnd dem menjchlichen 
geichlecht nachftellen. Unter denen find etlich hailfam, 
etliche vnbailfam. Die bailfamen, wa man fte mit 
den vnhailſamen vergleichet, Fan niman bös oder vn— 
gejchlacht nennen. Nun ift billich das Podagra in Die 
zal der bailfamen zu rechnen. Nicht allain Darum, di— 
weil fte nicht aus derſelben Fataliſchen vnglückspüchs 
it geflogen, ſondern ordenlicher weis inn maſen jre 
oberzelte geburt ausmeißt, von Götern geborn, vnd 
in die welt, Difelbige von vnmäjlgfait zu befebren, 


699 


ausgejant, und derwegen nicht unter das Pandoriich 
ongezifer zu zölen. Sondern auch darum, Dimweil fie 
fain unter den dreien fürnemiten ftufen, daran Das 
leben ligt, thut belangen oder berüren: inn anjehung, 
das ſie nicht dem Hirn, alö der vernunft jiz, vertrüß— 
lich, noch dem herzen, als des lebens beherjcher vnd 
König, ond aller Natürlicher wärm vrſprung, ſchädlich 
oder nachtailig, Noch der leber, jo ain Werdftat Der 
Geplüts vnnd aller natürlichen werd iſt, vberläftig: 
fondern allein der alleräuferiten glidern des leibs, 
als Die füs vnd händ jind, fich mächtig erzaiget. Zu 
ainem Exempel habt jhr den Archeſilaum von Sparta, 
welchen, als Garneades inn jeim Podagriſchen hizigen 
jchmerzen bejuchet, vnnd nun tramrig widerum wolt 
von jm gehn, fprach er: Bleib da Garneade, Dann 
es iſt nichts von dem bieniden herauf fommen, vnnd 
hat Das onterft Das oberjt haus noch nicht eingenom= 
men: zugleich Damit Die füs vnd Die pruft weiſend: 
dadurch anzuzaigen 

Das er wol fület an füſen ſchmerzen, 

Aber ain guten troft im herzen, 

Bnd das die Irdiſch plödigfait 
Nicht nem dem gmüt fein Götlichfait, 

Vnd das wol ain recht ftanphaft herz 

Könn rhuig beftehn inn allem fchmerz 

Gleichwie ain felfen wol befteht 

Im Mör, waher ver Wind auch geht. 

Sp dan nun offenbar, das vnſere Glidmaifterin Fain 
tödliche krankhait ift, wie fan man das kämmet ſchel— 
fen, wann ainen der Rauch beißt? Was fan ain freu- 
dig ſpil Darzu, Das man Dabei ain traurig angjicht 
erzaigt? 

Aus Der vrfach thun Die verunglimpfer ſehr vbel, 
Die Das vnichultige Podagram alſo heftig verfchreien 


700 


vnd ausholbiven, als ob es inn ain ſchuh nicht gut 
were, jo man jm doch täglich pelzene ſocken und ge— 
füterte ftiffel anzibet. 

Es vnterweifet Doch jo tremlich Die menfchen als 
jre libe Schuler, die ſchöne lehr, 

Bon herzen fein des Fräftiger 
Je meh das Laid iſt heftiger. 

Es treibet vnd gewänet Die leut, fein allen ſchmer— 
zen des leichter zu tragen, Daher man auch vnter 
den Podagramifchen Die geberztichaftiten frigsleut ge— 
funden vnd noch findet. Pflegt auch ſehr oft den 
menfchen von andern vilfaltigen beftigern vnd gefähr- 
lichern leibs- vnd gemütszufallenden kranckheiten zu 
uerwaren vnd zu erlädigen. 

Noch dannoch möcht vileicht Difer ſachen ausfürung 
und bemeifung aus der Arzenei bei etlichen für gering 
vnnd nicht von jondern Fräften geachtet vnnd angeſe— 
ben werden: Derowegen, den leuten oberflüſſiges ge— 
nügen zu tbun, von nöten ift, Das wir auch zu mehrer 
befeftigung obgemeltes anpringend, aus dem anfehen 
bailiger gefchrift, deren Fain Chriſtenmenſch widerfpree 
chen mag, onſere fachen gründen. 

Mo ferr nun des 9. Apoftels Pauli fpruch, (als 
dan niman zweifeln joll) war ift, das man durch vil 
trübſal inns Reich Gottes eingeben mus: Desgleichen 
da er fpricht, Das der leib inn diſer Welt Darum ge- 
peinigt fei, auff das die Söl ewiglich erhalten werde, ꝛc. 

So wüht ich auf dem ganzen Erdboden kain glüd- 
jeligere, hailigere und fo wunderjane leut, als Die 
Podagrieos, an welchen allain der vnterſt und äuſ— 
ſerſt thail des leibs, ganz weit vom berzen entlegen, 
frank ift, Damit der Sölen als beftem thail am-Men- 
jchen, wol feie: Dadurch der leib nur ain kurze ver— 


— 


701 


gengliche zeit etwas geplaget würd, auf Das er zu 
nachgehender ewiger zeit inn Chriſto erfrämet werde: 
da jm allein ain glid allbie ain klains würd gepan— 
zerfeget, auf das er dort ins zufönftige mit allen glid- 
majen rain vnd gejund eingange. 

Demnach, wa ferr es Götlih und Ehriftlich ift, zu 
befennen (mie es dan, vnangeſehen der Epicurifchen 
Sawherd mainung, inn der warhait ift) das die franf- 
beiten wie auch ander trübfal dem Menjcheu zum bes 
fien von Gott dem Herren, als ainen gütigen barm— 
berzigen Vater, vnnd nicht als aim zornigen Verter⸗ 
ber jeins geichönfs, zugefchiefet werden, mit was ges 
wifien wollen wir dan jagen, das die franfhaiten, 
welche, inn maſen wirs erklärt, mwerfzeug vnſers hails 
find, 658 jeien zu nennen vnd zu halten? Sagt nicht 
Der Kerr Durch den Propheten: Es ſei fain vnglüd 
in der jtatt, Das nicht von jm berfomme: Nicht das 
bei dem Herrn etwas vnrained oder unglüdhaftigs 
feie, ſondern das wir es alſo aus verfehrter art da— 
für erfennen vnd annemmen. 

So dan vun der Erankhaiten vnfchuld von wegen 
des Senders, vnd des guten ends, dahin je von Gott 
gerichtet werden, erwifen ift, warumb wolt man dan 
das libe Podagram, welch das minder bejchwärlichit 
ift, viler grewlichkait vnd boshait beichuldigen ? Sie 
tut eben nicht meher, dan aine gehorfame Dinerin Des 
Allerböchiten. 

Meiter, Dimeil der felig it, jo von Gott gelibet 
würd (es würd aber diſer allain gelibet, inn majen 
Salomon bezeugt, der von Gott gezüchtiget ifi), mer 
will dann den Podagrifchen, als ver von Got ge 
züchtiget, nicht ſälig ſchätzen? Vnd bie jehet jbr, mas 
für ain Namen Salomon dem PBodagram gibt, Näm— 


702 


lich nennt es kain ftraf, fondern ain Züchtigung: da— 
bei lag man es yleiben, Mit Den zähen ftojet man 
fain Maur vmb. 

Sp dan nun der Podagrieus Got lib vnd ange— 
nem, vnnd jelig ift, wie Fan man dan das Podagra 
arm und onfelig nennen: jo es Die gröfte orſach zu 
jolcher jäligkait it? wie Fan man Die jihöne plüft 
loben, vnnd den baum jchelten, der jie trägt? O man- 
eher jchilt Das fewr, hat jhm Doch nie kain Bart ver— 
brennt. Ferner lehret nicht auch die hailig gefchrift, 

Das Gott erzaigt fein kraft vnd macht 
Inn den ihwacen, die man veradt. 

Das erfärt man zwar augenfcheinlich alle tag an 
den Podagrifchen Bettrifen, Die oft mit rhaten vnd 
angeben meh richten aus, als alle händ vnd füs im 
ganzen haus. Ja oft Die leut ſehr munder nimmt, 
wa Das wafler berfomt, welchs die Mülen treibt. 

Vber Dis alles, ift auch DIS genugfam Klar vnd 
männiglich bewußt, nicht allam den rauhen Stockhar— 
ten Stoicis, die mit folchen lehren den leuten Die voll- 
fommenhait der Tugend gern gang wolten vbermacht 
zu verichlufen eingwingen : jondern auch Denen, fo et= 
was leutjeliger vnnd jittfamer handelen, das nichts 
böjes jet, es ſei dann fchantlih vnd läfterlich: Ders 
balben jo würd auch das Podagram nicht bös, arme 
jelig und zu verdammen fein, wie vil mainen, Dieweil 
e8 je Faine jchand nicht ift, auch auf ſchand vnd vn— 
ehr nicht ift angefehen. 

Zudem jolten wir Chriften ons billich jchamen, 
dad uns inn warer erfantnus diſer fachen Die Haid— 
niſche Philoſophiſche Serten, Stoici und Epieurei vor— 
treffen, ſeit ainmal diſelbige einhälliglich dahin ges 
ichlofien haben, das die Erankhait nicht fo aim hoch 


703 


ichädlich Ding, al3 man dauon hällt, ſeie, vnnd des— 
balben nicht jo Hoch zu herzen zu zihen: So fie Dis 
ortail von der franfheit gefällt, Das fte gering zu— 
Tchägen, wie vil weniger werden ſie es haben jchänden 
fünnen ?. 

Auch ift genugſam die gefchicht befannt, Die Cicero 
inn Tuſculanis erzelet von dem Philoſopho Poſſidonio, 
welchen als der Hörfürſt Pompeius inn feim abzug 
aus Syrien zu Rhodis von wegen feiner berümten ge- 
jchieklichfait begerte jelbs lefen hören: vnd aber vernam, 
das er ſehr fchwach zu bett lege, vnd an den glidern 
groje plag liste: Da hat er dannoch nicht nachlajen 
wöllen, den berlichen Philoſophum zu befuchen: Als er 
jne nun gejehen ond ehrerbitig begrüßt, vnd gelagt 
gehabt, wie es jne hoch befümmere, Das er jn nicht 
ſelbs mochte hören: da bat jm der Stanthaft Philo— 
fophus geantwort: Wie jo? Solten jr mich nicht 
hören fönnen? Inn alle weg will ich dem fchmerzen 
nicht zugeben, mich zu hindern, das ain jolcher für— 
trefflicher Weishaitbegiriger Man vergebens zu mir 
fommen feie: Fing Darauf alfo, zu bett ſchmerzlich li— 
gend, weitläufig und herlich an, eben von obgedachten 
puneten zu diſputiren, Das inn Der warbeit nichts vecht 
gut vnnd muzlich feie vnnd haiſſe, es jet Dan zugleich 

damit auch eerlih, Indem er aber Inter dem reden 
den jchmerzen meh beweget, und er jm hart zufezte, 
hat er zu etlichen malen widerholet und gejprochen: 
D du laidiger Schmerz, du erhaltft nichts an mir, 
ond ob Du mir fchon noch jo verdrüßlich wereſt, will 
ih dannoch nicht hefennen, Das Du bös vnd ſchädlich 
jeieft, dann nichts ift mir fchädlich, on was mir jchänd- 
lich ift. 

Desgleichen der Vater aller Philoſophen, Socrates, 


04 


welcher gleich wie im alter, alſo auch inn Flughait 
dem Poſſidonio vorgangen, pfleget ſprüchwortsweis zu 
fagen: 

Das Wolluft, kurzweil und feherzen 

Sei ein ewiger gefärt des frhmerzen. 

Dann als man jm die Füsfeffel, mit welchen er 
im färfer gebunden war, auflöfet, ond jn ain luft 
zu fragen ankam, welchs jm etwas wol that, da jagt 
er zu den entgegenmwärtigen vmbitänden: Wie wun— 
derbarlich hats Die Natur geordenet, das diſe zmai, 
Molluft vnd jehmerzen, ſtäts müjen bei einander fein: 
Dann 

Wer nicht vorgangen die verprüßlichfait, 
Sp empfind ich jz nicht die fühigfait. 

Uber was erzäl ich euch bie den Poſſidonium vnd 
den Sorratem, welche vileicht jman als zu harte ſtar— 
rige leut möcht verwerfen: und fagen, was gehn vns 
dife Nasweife an, denen, wie Ariftophanes gedenft, 
die katzen oft innd Maul faichten, wann ſie nach ſter— 
nen gafften, vnd Fonnten die flöh in laimen abtruden, 
zu ſehen, wie vil fie füs betten, Ich ſeh für meine füs, 
fo fall ich mit kaim Sternenguder inn kain graben nit. 

Wolan, auf das man fehe, das wir den Narren 
fowol binder dem ofen, als vor dem ofen finden 
fönnen, jo will ich jnen jres anmuts ain Erempel 
von dem Sectirer Epicuro pringen: Derfelbig, wimwol 
er den MWolluft des flaifches bie für Das höchſt gut 
geichäzt, vnd dem leib zartelen ain ſtuck der meishait 
jein gelehrt bat, Ipdoch- hat er jich inn feim fehmerzli- 
chen leibsgrimmen vnnd harmwind, jo zwar erbarm— 
Iıche vunleidliche Franfhaiten find, alſo manlich, herz— 
baft ond tapfer erzaigt, das er auch, als in der ſchmer— 


705 


zen auf Das jämerlichit geträngt , berausgefaren vnd 
gejagt hat: 

Das wer faines wollufis zaichen 

Wann man dem fihmerzen müßdt weichen, 

Darum wer jm will angefigen 

Mus mit gringadhtung in befrigen. 

Vnd bißweilen widerholt er inn ſeim Grimmen Dis 

fprüchwörtlin vom ſchmerzen: 
Si grauis, breuis, Si longus, leuis, 
Sft er häftig, gwiß er bald weicht, 
Dauris lang, fo würds aus gwonheit leicht. 

Daher Euripides inn der Tragoedi vom Oreſte jebr 
artlich vnd fein inn Griechifchen verjen folgende mais 
nung begreifet: 

Kain ſchmertzen ift fo fchwer allweg 
Roc kain trübfal fo rau, 

Das es der Menſch nicht tragen mög, 
Bann er fein Ratur praud. 

Vnd in der Medea Ipritht er: 

Die Krankhait Menihlih fall nur find, 
Drum fols ain Menih auch tragen lind. 

Vnd PBlautus fagt: Animus bonus in re mala 
dimidium est mali. 

Inn böfer fach ain guter Mut 
Macht, vas es nicht halb fo we thut. 

Auch pflegt Sorrates Diejenigen, jo mit poldern 
ond jehelten, mit ächzen und krächzen jnen den jchmer- 
zen mainen zu lindern, gleichwie ain müder holzhawer 
den ſtraich mit Feuchen, mit Difem ſtichwörtlin zu be 
jchlagen : 

Bas man vor Gericht nicht fan verklagen 
Das Toll man vngeklagt gdultig fragen. 
x; 45 


706 


Inn mafen er es auch ſelbs bat erwiſen, als jne 
ainer mit füfen trat, vnd Die andern jhm rabten, er 
folt jhm für gericht bieten? Mas, ſprach er, wann 
mich ain Ejel trät, jolt ich jn auch für den Schult- 
bais laden? (wie man wol inn PBlauto lifet, das der 
filz Euclio dem Weihen, fo jm daS muß geftolen, 
fürgebotten bat). Desgleichen da jm ainer ain feuchts 
em ain obr verjezt, zobe ers auch inn ain ſchimpf, 
iprechend: Wie ain arm Ding ift es, Das ainer nicht 
wais, wann er ain pedelbaub bedarf. 

Was fan jämerlichers fein als blindhait, noch jagt 
ain Blinder Philoſophus zu denen Die jn bedaureten: 
Maint jr nicht, Die nacht hab auch jre ergezlichfait ? 
vnnd der fain obiectum bat, Der fbeculirt bejfer. 

Sp folches diſe leut thun kondten, was folten wir 
jnen nachgeben ? jo wir doch in vilen andern ſtücken 
die alten vbertreffen mit meher Fünftlichfait und ftand- 
mütigfait, in mafen jolchE bezeugen Die newe fünd in 
allerlat fünften, zu frid vnd krig förderlich. Der ain 
gros ſtück büchſen oder Maurprecher Fan bören ab- 
ſchiſſen, das fich d' Erdboden unter jm bemeget, jolt 
der nicht inn Podagramsnöten ain geigend farrenrad 
oder ain Maus mögen nagen hören? Ich maints gänz- 
lieh, wiwol ich oft an etlichen Füspatienten das wi- 
deripil erfaren, Die auch oft gern, wie Die vnmänni— 
fche Seidenburger zu Sybaris den handwerkern, fo 
ain getümmel, poltern oder getös machten, heiten aus 
der ſtatt gebotten, Ja gleich wie Difelbigen, auf das 
jte»rubiger vnaufgeweckt fehlafen möchten, den hanen 
das krähen verbotten, oder fie zu Gapaunen verſchnitten, 
oder gar tod gefchlagen hetten. Aber bei leib joll es 
dabin zu dergleichen zartlichfait fain Man kommen 
lafjen, vil minder ain Podagrifcher, der aus gewon— 


797 


hait im ſchmerzen ſchon foll ain kib errungen haben, 
ond noch jo vil minder ain Chriftlicher Podagriſcher, 
der da mais, Das 
Ain Gäubige Gedult 
Erwirbt Gottes huld, 
Aber die Vngedult 
Gots vngnad, vnd mehr kreuz verſchuld. 

Derhalben, O jhr hochgeachte Podagramshuldige, laßt 
ons ain Mut ſchöpfen, vnd aus libe vnd luft mit 
dem Podagram ringen, gleich wie Jacob mit dem En— 
gel, dan macht es ons ſchon hincken, jo gibt es vns 
dannoch Den jegen. Beſſer gebunden, als gar ver— 
tunden: laßt ons nicht Das ſchiff der jelen mit dem 
oberlaft des ſchwermuts niderfenden: Last vns nicht 
ab jdem jpigen ftain erjchreden, vnd jden hanen er- 
weden, dan ſie gräben ungleich, nach dem ſie habern 
oder fern eſſen, gleich wie auch jr nach dem jr trinkt 
auch fingt. Laßt ain frölichs vöglin jorgen: Lacht 
jz was jr ferent gemwaint habt: Tröftet euch mit dem 
nuzlichiten viech dem Ochſſen, ſo auch das Podagram 
befommt, vnd darum in kolwagen geſpannt wind: 
ſonſt müßt er auf der poſt jich zu tod reuten lajien: 
kommt alfo im vnd dem menichen fein Bodagram zum 
beiten: was? ſeit jbr nicht meher dan das vicch? jolt 
Gott dem viech etwas zum beiten fehren Fünnen, und 
euch nicht? O laßt euch Solche mißtraw nur nit inn 
finn fommen, ond befümmert euch forthin nicht alſo 
fehr mit forge der Narung, was wollen wir efjen ? 
was wollen wir trinfen? jo jr Doch, wann jrs habt, 
nur zuvil efjet ond trindket: Das es euch darnach nicht 
meh ſchmeckt. Thut nicht wie das Kameel, welchs ham 
as, fürchtend, es macht theur Das gras: Thut auch 
icht wie die Spinne, ſo gern mit jrem web den luft 


708 


mit amander wolt verbamen, vnd füngt Doch nur mus 
cken, und die gröften fan jte nicht behalten. Desglei- 
chen auch nicht wie Die Krott, Die ſtäts Erden frißt, 
beforgend, es werd jr Erd zerrinnen: Noch wie das 
Stachelibwein, welchs ſich ainer verlornen dornfeder 
halben aljo fränkt, das es mager würd. Sondern thut 
wie das Murmeltbier, welchs für befümmernus , das 
der Winter einfällt, jich jchlafen legt, vnd for angit 
faigt wird: diſes Thirlin Fan recht Den ſchmerzen vnnd 
das trauren trogen, vnd es jm nuz machen, gleichwie 
der Bär, Der aus jeim verwundeten tapen jm zur 
MWintersnarung plut fauget, das er faißt würd. 

Sch Eönnte noch auf diſe mainung, die vberwindung 
des ſchmerzens betreffend, noch vil huntert erempel 
fortragen, nicht allain von menjchen, jondern auch von 
thiren, welch billich Die waiche onleidliche menjchen 
erichamroten folt, vnd nicht von Mannen allain, jon= 
dern auch von Weibsbildern, welchs billich Die Män— 
ner folt ermannen, Das jte nicht verweibten vnd den 
jchmerzen onträglich jchäzten. Aber mas bedarf es, 
das ich euch, Gönftige zubörer, mit meher worten auf= 
balte, jo ich euch Doch allberait jchon fräudiger und 
mutiger erfare, alfo das ich auß Ewern gitchten vnnd 
geberden kann abnemmen, das je willig weren, nicht 
allain mit dem Fräwlin Podagra, jondern auch mit 
jren jüngften ſchweſtern Chiragra und Gonygra inn 
tod, wa es möglich, zu gehn vnd für ſie Rucken vnd 
Krebs zu wagen. Vnd was ſag ich vil vom Tod vnnd 
von ſchmerzen, vom gut vnnd vom ſcherzen ſolt ich 
ſagen: 

Diweil das iſt kain ſchmerzen meh, 

Welchs man nicht acht für ſchmerzlich wee, 
Vnd welcher ſchmerzen hällt für ſcherzen, 
Dem iſt verkehrt inn fräud der ſchmerzen. 


709 


Fürnämlih auch, da es Das Podagram, wie oben 
Dargethan, nicht fehmerzlich, ſondern fcherzlich gemainet: 
Da fol man bilfich dis ſprüchwort bedenken: 

Kommt etwan ernft ſchon vnter fehimpfen, 
Soll man ains mit dem andern verglimpien. 

Vnd müfen bißweilen ander leut vrtailen, ob es 
ſchimpf oder ernit ſei geweſen, dan der durch ain blam 
glas ficht, den duncket alles plam. Es dilputirten 
ainmal alle gliver, ob die Sonn hell wer oder Fin⸗ 
fier: da frag ich euch, wer folt unter jhnen Richter 
fein 2 Der fus konnts nicht ertapyen, die händ konn— 
tens nicht ergreifen, Die Nas konnts nicht erriechen, 
der mund fonnts nit erfchmaden, noch die ohren ver— 
nemmen: von not wegen mußten Die augen, Die Des 
tags fich geprauchen,, darunter Tprechen. Alſo auch 
hie müfen diſe, fo fich nicht felbs der nuzbarkait Des 
Podagrams fünnen bereden, anderen, denen es bejon- 
der Durch die Philoſophie ift gegeben, glauben zuftellen. 
Mie mir dan nicht zweifelt, das jhr euch ſelbs zu 
nuz thun werden, vnnd gedenden, das je ain menſch 
dem andern ift zu troſt geichaffen, gleichwie ainer 
zum gelt, der ander zum beutel. 

Demnach dan num nach der läng ift erfläret wor— 
den, das berliche berfommen des hochgeborenen, Glid— 
mächtigen, Neichen und zarten Fräwlins Vodagrams 
von den hoben Anen der höchiten Götter gezogen, vnd 
daher jhre himliſche, oder zu dem minften meh dan 
Irdifche kraft vnd art erwifen, auch jrn weitläufigen 
gewalt vnd Reich jamt jrer hofhaltung, würde, yfleg 
onnd verehrung dargethan, desgleichen bewäret, was jte 
für wunder mit onterrichtung ſchwerer händel vnd nö— 
figen lehren als ain trewe Zuchtmeifterin ganz hail- 
famlich bei dem menfchlichen gejchlecht wire und zu 


710 


den gröften thugenden, als Demut, Mäſigkait, Zuct, 
gedult, Koftfreibait, Stärck, Eunftlichfait fordere vnd 
anhalte. Ferner auch genugfam wider etlicher freveler, 
ſtörriger, onuerfuchter leut mainung, Die fie für bös 
onnd ſchädlich verfchraiten,, jre vnſchult alſo an tag 
gepracht, das ich hoff allen vernünfftigen, beſchaidenen, 
frommen vnnd bedachtſamen leuten genug gejcheben 
jein (dan der andern Starrföpf ungenüg acht ich nicht 
vil: wer fan vnerfätlicher leut fürwiz genug tbun ? Ich 
wolt nicht, das jnen gnug gſchäh, auf das es jnen 
des meh thu mer) So hoff ich Zirauf nun gänzlich, 
das Fainer nicht ſei, der nicht liber Difer gütigen Gö— 
tin Difeipul vnd Diner fein wolle, dann der anderen 
ainer, Die dem menfchen mit aim gähen tod (Dauor 
ons Got gnädig frifte) oder aim ſchnellen vnbusfärti— 
gen abgang von diſer welt pflegen zu oberfallen, als 
dan derjelbigen vilerlai art jind, hitzige giftige fiber, 
binfalfende ſiechthum, der fchlag, Die peſtilenz vnd der— 
gleichen. 

Innſonderhait da es, wie man jpricht: 

Got fainem pflegt zu machen 

Wie ers gern ißt gebachen, 
Sonver ſchickt jevem ain ſolch plag, 
Die in ſtillen vnd zaumen mag. 

Dan wir müfen ons bie inn der Welt halten wie 
ain ſchamhafter gaſt vber tiſch, givot man jm ain 
Seruiet, ſo nimmt ers gibt man jm kains, ſo haiſcht 
er kains: Alſo wie es aim onſer Herrgot fürſezt, alſo 
mus ers auseſſen, da macht mans kaim anders, da 
hilft kain appelliren, derhalben ſich nur geduldig darain 
ergeben, Silentio et spe, Geſchwigen vnd erwartet, 
Silentio sperantes fortificamur, jagt — 
Prophet: 


711 


Stillſchweigend gehoft vnd erwartn, 
Stärkt das herz, biß es widerfahrt. 
Vnd hinwiderum: Spe silentes fortificamur, 
Hoffend ſtillgeſchwigen 
Stärkts herz vnd macht ſigen. 

Diſe lehr ſollen die vnhailſame Podagricion aufhö— 
ren im gemüt vnd herzen, auf der zungen vnnd im 
reden führen, jo würd ſich gewis kaine ungedult bei 
jonen regen: Dan wer würd nimmermehr krank? 
fragt ainer, Antwort der Philoſophus, der jtch nim— 
mermehr fränfet. So fränkt euch nun nimmer, jo 
jeit je nicht Fran: Sondern danft vil mehr dem ho— 
ben Got für feine väterliche züchtigung, ond beſſert 
euch, jo würd ewer gebett vnnd erwarten nicht vmb— 
jonjt jein: Er wais, wann hilf am beiten ift, vnd 
braucht an vns kain arge lift, das jollen wir jm ver— 
tramen. 

Vnd wie Ellend ons immer ging, 
Iſt doch dis Ellend vıl zu gering 
Gegen ver grofen Berlichfait, 
Die er ons längſt hat vorberait. 

Der Hohe Gnädig, Almächtig Gott, wolle ons 
onjere jünde und geprechligfait verzeihen vnd jein gnad 
vnd Gaift verleihen, da wir nicht nach dem flaijch 
(melch8 nur ain ſpeis der würm vnd ain afchenhäus- 
Iin ift), fondern nach dem Gaift, in welchem die vn— 
fterblichkait und Emigfait beiteht, leben: Sintemal 

Der ftolz, den man hat von des leibs ftärd, 
Entzihet dem gemüt fein färd und werd. 


Sp wird uns alsdan, jo wir als die Gaiftliche und 
gehailigte leben, der Herr Chriftus an jenem tag ſei— 
nem vnpräſthaften, gaiftlichen verklärten leib gleich ma— 
chen, vnd alle irinen yon vnjern augen wifchen, auf 


712 


das wir on alle befümmernus ewig inn fremden lo— 
ben feinen Namen: Das gebe ITrewer Gott, Amen. 


End der Erftien Duotlibetifchen Red von Lob des 
Podagrams. 


Lob des Podagrams, etwa Latiniſch von dem 

Hochgelehrten Herrn Bilibald Pirckhaimer geſchri— 

ben, nun aber den Teutſchen Podagriſchen zu 

troſt inn jrer gemainen ſprach an tag gegeben 
durch REINEM. 


Das Podagram redet. 


Ich mais ſehr wol, jr billichkaitgenaigte Richter, 
wie ſchwerlich es zugange vnnd wie verhaßt man ſich 
mache, wann man den leuten eine mainung, die ain— 
mal angenommen ond lang eingewurzelt, jnen vnter— 
ſtehet auszureden: beuorab bei dem vngeſchickten vnd 
ſonſt vnerfarnen albern völklin, welchs nicht, wie ſich 
wol gebüret, fürſichtig beſchaidener weis, ſondern nach— 
dem es jnen plözlich vnbedachtſam inn den ſchellhirni— 
gen ſchetel komt, pfleget von ſachen zu vrtailen. Vnd 
iſt nach weiſer lehrer ſag, ſolches des pöfels vnurthail 
kain wunder. 

Dan da kain vnterſchaid man hällt 
Die ſach vor wol erwigt vnd wehlt, 
Da jdem ſein Won nur gefällt, 
Wie würd da ain gut vrtail gſtellt: 
Wie fan da ain gut vrtail gehn, 
Da Weishait mus dahinden ftehn, 


713 


Vnd Narrhait auf dem Rhatsband fißen 
Vnd Thorhait fol die Warhait fchügen ? 
Da die frefel vnachtſamkait 
Borgeht vernünftiger bedachtſamkait? 
Da vntertruckt wurd der verftand 
Bon Anmut ond von misverftand. 
Da jver im längſt bat gevicht , 
Ain falſchen Won, darnach er richt? 
Vnd da jder ain vrtail gibt, 
Nachdem es feiner Anmut libt, 
Act fein anmut für Grecdtigfait, 
Der doch all falſche vrtail lait. 
Iſt feiner Anmut noch nicht mächtig, 
Das er vrtailen könnt bevädhtig, 
Sonder er vbereilet in 
Das er auf grhatwol rhat dahin, 
So doch des gemüts onhaltiamfait 
Inn allem würd zur gwaltiamfait. 


Despalben fräwet e3 mich ſehr, Das mir ainmal 
gelegenhait zugeitanden, meiner feinde jcheltworten mit 
gründlicher antwort zu begegenen vnd Des vngezogenen 
pöfels verweifung vnd fürmürf zu widerlegen, auf das 
ich nicht allzeit Die ungegründte nachreden hören müfe, 
ond mir Die macht frei zu reden abgeftrickt werde. 


Wiwol ich Erfame Kichter dafür halt, nicht jo faft 
mir als euch jelber daran gelegen, Das ainer nicht vn— 
uorhörter vnnd vnüberwiſener fachen fchlecht auf ein- 
geprachte Flag verdampt werde: Damit nicht mit Der 
weil jder frommer redlicher Menſch von vnredlichen 
falichen leuten frefelich werd beichuldigt und auf be— 
jchuldigung verurtailt, und nach der verurtailung pein- 
licher ftraf vntergeben. Darum mich dan ewer anſeh— 
lich Richterliche gejicht, jo von janftmut, gnad und 
miltigfait holdſelig anitchtbar, nicht wenig erquicket, 
ja gegenmwärtiger herrlicher beiftz machet mich jo mus 


714 


tig, Das ich alle forcht onnd argwon aus dem jinn 
ichlage. 

Dan warumb jolt ich mich ſchewen, fo ich euch ſol— 
her meishait vnd aufrichtigfait wais, das mir nicht 
allain nichts beſchwärlichs zu argwonen, fondern alles 
dasjenig zu hoffen jein würd, was von hoben leuten, 
Die aines vnfträflichen wandels vnnd von ftanthaftig- 
fait vnd gerechtigfait vorjcheinbar find, zu gemarten 
jtebet. 

Gleichwol eh ich zu der fachen fchreite, ift mein bitt- 
lich jehnlich fleben, Ehrwürdige Gnädige Richter, mic 
gutmwillig vnnd fleiſig biß zu end anzuhören vnd euch 
meine weis vnnd ordnung im reden nicht mißfallen 
zu lajen, auch bizwifchen, biß ich außrede, ewer vrtail 
einzuftellen: Demnach, jo jr ainen vnwillen gegen mir 
gefaßt, denjelbigen Hinzulegen und vilmeher den handel 
inn im ſelbs, als meiner widerfächer ausgeftojne wort, 
ond meine perfon zu bedencken: Folgends nicht für 
obel aufzunemmen, wa ich vileicht etwas heftiger euch 
aine von mir erdichtet vnnd läzgefaßte mainung durch 
mein red würde widerrhaten, Durch vernünftige gründ 
ablänen, vnnd mit der warhait gänzlich entnemmen. 
Melches, wa e8 geichicht, binn ich guter hofnung, das 
beutigs tags bei euch vilmehr Die warhait vnd billich- 
fait, dan lugen, neid vnd aller menfchen ſchelten vnd 
ſchmehen gelten werde. 

Seitamal ich gänzlich hoff Flar zu erweisen, das an 
den vilen vnd bejchwärlichen aufflagen vilmehr meine 
widerfächer, als ich, ſchuldig feien: vnnd ob es jchon 
etwas mich Belangen jolte, es Doch nicht aljo bös, 
innmafen jte e8 einbilden vnd fürmalen, jondern leich- 
ter vnd gnädiger gejchaffen, vnd entlich darzuthun, 


715 


Das ich zu vilen vnd hohem gut förderlich und nuz 
ſeie, vnnd zu mancherlai wolfart vrjach gebe. 

Laſet euch, Gnädige Richter, DIS erbiten nicht be— 
fremden, laßt es euch nicht bekümmern, fondern ver- 
böret mich, innmafen jr angefangen, ſitſam vnd 
gutwillig. 

Dan mann ich nicht alles, was ich verfprochen, vnd 
dafjelbig klärlich darthu, ſoll es euch haimgeftellt fein, 
mich auch nach verbörter jach zu uerdammen. Mit 
der weis möcht es jich geben, das meder jr von etwas 
verargmonet vnd bejchuldigt würden, noch ich, fo ich 
vberwiſen würde, mich ainiger jtrafe entſchütten möchte. 
Wa ich aber alles, jo ich verhaiſen, laifte, bit ich euch 
nit allain mir genaigten guten willen zu tragen, jon= 
der auch euch ewers gegenwärtigen ampts zu erinnern, 
damit ich, wie billich, deſſelbigen, was die Necht ge— 
ben, auch Durch gerecht geiprochen vrtail möge genijen. 
Aber zuuor, ond eh ich des widerthails fürwürf an- 
greife, will mich vonnöten fein bedunden beforderft 
zu antworten auf des volcks geſchrai, vnd den, mie 
es Virgilius nennt, gemainen Tchädlichen Auf. Welchs 
als er jchreibt, 

Sf ain Scheufal, gros, lang vnd yrait 

- Dem nichts gleicht inn geichwindigfait, 

Iſt nicht beftänvig, hat fain Rhu, 

Se meh es lauft, je meh nimts zu, 

Iſt erfilih fFlain aus fhem vnd ſcham, 
Bald würt es vnuerſchamt vnd zam 

Stredt fih empor ond fritt daher, 

Richt auf ven famm innd Wolden fern, 
Bald brauchts die flügel, eilet fich, 
Vnd (welchs zu hören wunverlich) 

Hats fo mands aug als federn hat, 

Die warhen dran baid früu ond fpat, 
5a hat au jo vil Dra vnd zungen, 


716 : 


Welche ftäts Mären reden und fungen, 
Bei nachts fligts durch den freien luft, 
Bei tag fezt füchs, hüt, ſchwezt vnd ruft, 

Sizt auf den Thürnen, auf vem Tach, 

Schredt ftätt vnd leut mit fremder fach, 
Mais bös vnd guts, fagt falich und war, 
Vnd plaßt es aus onter die fchar, 

Saget oft ding, welche geicheben, 

Saget oft Ding, die nie gefehen, ꝛc. 

Solchen Ruficheufal hab ich laider auch empfunden, 
vnnd binn nun lang wüſt genug den leuten inn den 
Mäulern vmgangen: Fama malnm bat mich male 
genug diffamirt: Ich hab das gejchrai müſen haben, 
gleichwie der todt Wolf, und den Namen tragen, gleich- 
wie der ſtumm Niman. Nun laßt jehen, wer den an= 
dern am billichiten bat angepollen. Wann du dan 
(iprechen meine widerwärtige) jo Eöftlich biſt, und zu 
jo mächtig vil gutem förderlich, wie fommts, Das Dich 
männiglich alfo haßt, jchilt vnnd verflücht? Bedacht, 
das man auch hinmwider jagt: 

Wiwol das Gſchrai hat oft betrogen, 
Hat es doch and oft nicht gelogen. 
Es fanget ſtäts von etwas an, 
Da etwas oft ift war daran: 
Den Wolf vmbfonft fain dib man haißt, 
Das Schaf mit famt tem hund dis waißt, 
Kain Pläßlin nennt man bald ain Fu, 
Sie hab ain flefen dan darzu, 
Man würd fain Vogel Agel nennen, 
Man fünn dan etwas bunds dran fennen. 


Inn fumma, es ift nit gar erdicht, was Der pöfel 
ſpricht, fürnämlich dis gerücht, welchs den leuten fo 
lang in die Nafen riecht, und bin vnd wider allent- 
halben auspricht, jo will ich nun diſe meine jchöne 
Anfläger hinwider ainfaltig fragen, warumb die Schul- 


717 


kinder auch jre getremefte onnd gefchiektefte ſchulmaiſter 
bafien? Warumb die böfen buben auch Die bejte geſaz 
fchelten ? Darum nämlich, das die Preceptores jre dis— 
cipuln zu guten lehrfünften anhalten, vnd jte begeren 
frommer zu machen: Die geſaz, den argen jchälfen 
binderlich jein, das fte nicht alles, was fte geluft, be= 
gehn Fönnen. Aber darum folgt nit daraus, Daß Die 
Lehrmaiſter ſchädlich vnnd bös feien, diweil ſie von 
den lehrjungen gehaßt werden, noch die geſaz vnbillich, 
diweil ſie von ehrloſen leuten getadelt werden. Son— 
dern diſes folget vilmehr, das den jungen noch das 
vrtail mangelt, ond ſie gleichermaſen von der lehr vnnd 
zucht vrtailen, als ain fiberiger vom tranck. Die la— 
ſterhaften leut aber, diweil ſie nur auf buberei ver— 
baizt ſind, wolten vil liber, das ſie vngehindert der 
geſaz, freihait hetten, allen mutwillen anzuſtiften, als 
das jre bubenſtück durch etwas gebiß ſolten eingezäu— 
met werden. 
Die Grindige kind haſſen nur das ſträlen, 
Vnd die hund haſſen nur die gern ſtälen. 
Derhalben würd der nicht gleich bös haiſen, der von 
vilen, ſondern der Rechtmäſig vnd von frommen leu— 
ten geſtraft würd, gleichergeſtalt wie auch der nicht 
fromm iſt, der von vilen, ſondern von frommen ge— 
lobt würd. Dan demnach allezeit vnd allenthalben die 
böſen den gröften haufen machen, würde nach jrem 
vrtail kain frommer haifen, jintemal te jres gleichen 
nur zu loben pflegen. 
Die Eul lobt warlich nicht den tag, 
Der Wolf die Hund nicht [oben mag: 
Der Faul gwis nicht die Aumaus preifet, 
Zu der in Salomon doch weifet. 
Gleichwie au lobt hinwider nitt 


718 


Der Ernfihaft der hauſchrecken Att. 

Wa find man ain faul hausgefind, 
Welchs lobt die herſchaft, fo ift giehwind ? 
Der bös Wirt lobt auch böfen Wein, 
Der Fromm laßt böfen Wein bög fein. 

Der Frivfam lobt fain Hadermetzen, 
Wie fie der zändifch hoch thut fchägen. 

Es gebt wie der bamfällig jtall zu jeiner jchäbigen 
grindigen berd jagt: O wie ain ſchön Viech, da jagt 
das Ichön Viech binwiderum: O wie ain ſchöner ftal : 
Alſo Erazt ain Ejel den andern, biß ſie baid ent- 
ſchlafen. 

Nicht des weniger bat des vnerfarenen pöfels vrtail 
nicht ſo vil kraft, beſonderlich bei den frommen, das 
es ſie darumb von jrer guten mainung ſolt abzihen, 
ſondern erkünet ſie noch mehr, das ſie ſehr oft dieje— 
nigen, ſo von den böſen vbel geſcholten werden, des 
mehr für die frömmſte leut halten. Gleichwie ſie im 
gegenſpil diſe, ſo der gemain Ruf für herliche erbare 
männer ausrüfet, für nichtswürdige Erdbeſchwärungen 
achten. 

Dannenher auch der Hocherleucht Plato recht geur— 
thailt hat, das was dem mehrthails pöfel gefalt, eben 
darum das es ſolchem vilköpfigen Thir gefallt, man 
für verdächtig halt, ob es auch ſchon etwas thugend— 
haftes ſcheines fürſtallt. Dan wie Plutarchus inn der 
kinderzucht ſchreibt: 

Vilen wolgefallen 

Haißt den Weiſen mißfallen, 
Vnd dem Volck beifallen - 
Haißt von ven Weifen abfallen, 

Bnd der menge des gmainen Mans angenem 

Iſt dem Hainen häuflin der ongemeinen Weiſen vngnem, 
Dan der Thoren vnd Staren ıft ain gros meng, 
Aber der Klugen vnd Schwanen hauf ıft eng. 


719 


Er mögen nun hingehn meine widermwärtige vnd 
jich jchamen, mir des tollen pöfels aberwitzig geſchrai 
vnd ruf fürzumerfen, vnd Dafür jnen ſelbs Die bes 
ſchwärnuſſen, leiden, ſchmerzen vnd pein, welche jte 
Doch jnen nur einbilden, forthin zumeſſen vnd Dafür 
danden. 

Sintemal fie alſo leben, ja alfo trinden, efien und 
gailen, vnd mit vberflus vnd vnmäſigkait ſich alſo 
oberjchütten, Das fie mich auch wider meinen willen, 
wann ich mich auch ſchon fait ſperr ond wehr, au jnen 
einladen vnd mit gemalt jnn jre gemainjchafft nöti- 
gen, ja es iſt jnen nachts vnd tag bang vnd mer, 
Das ich nicht bejier zu fus binn, damit ich auf Der 
voft nur ſchnell genug zu jnen eilte. Dan ich gar 
jelten, ja nimmermebr von mir ſelbs gutwillig, ſon— 
dern allezeit getrungen zu jnen komme. 

Vnd wann ich jogar Das verterben vnd Die peft 
des gantzen menſchlichen geſchlechts were, wie ſie wol— 
len, würde ich nicht nur allain etlichen, ſondern män— 
niglichen vberläftig fein, melches doch ferr von mir ift, 
das ich auch kurzum zu jren vilen kain gemainjchafft 
beger zu juchen. Inn Betrachtung, das ich nicht mit 
difen groben, harten, bäurifchen menſchen kurzweil zu 
haben ſuche, welche jnen nimmer kain rhu lafen, de— 
nen mit ainer achßt kaum ain beul zuichlagen, Die 
on vnterlas den leib mit arbait durchüben, nie nicht, 
oder Doch jelten im ſaus leben, den hunger leiden vnd 
zur not mit ſchlechter ſpeis ich laben, den hunger zum 
Koch haben, den durſt mit dem Waſſertrunck bufen, 
obel geflaidet gehn, froft leiden, Das haar oft zum 
but onnd die ſtrümpf zu den ſchuhen ausgehn haben, 
oder mehrthaild barfus Daher traben, zur wärm firo 
inn Die ſchuh ſtecken: inn die händ blafen, rauhe händ 


720 


erarbeiten, die hoſen mit paft und ſtroh aufbinden, bart 
ligen, ſpat von der arbait vnd frü daran geben, vnd 
die vberal aljo gefinnet jind, das ſie mit den mollü- 
ſten vnnd zartlichfaiten inn feinen weg zu jehiden, 
noch zu fchaffen wollen haben. 

Noch dörfen Dife meine fchöne Ankläger, wann ſie 
tag vnnd nachts im mwollleben daher Dominiren, ſchlem— 
men vnd Demmen, die nacht mit dem fchlaftrundf an 
den tag bendfen, inn müflggang vnnd faulfait erjtin- 
fen vnnd verſchimmeln, Die arbait als die peftilenz 
ichewen, ſich mit allerlai wollüften, fürnämlich den Bes 
nerifchen ausmattern vnd entfräftigen, für den zufönfs 
tigen durſt trincken: allerlai frembd, Eöftlich, theur fpeis 
vnd gejchleef zu land vnd waſſer, nah und vber Mör 
zu wegen pringen: den ſchlund ftäts mit allerhand ges 
würz, confect, eingemachtem vnnd eingebaiztem Nachen- 
figel zum fras raizen: jnen nichts on fenf, mörvettich, 
pfefferfraut, bitter mandeln, ſaur milch, eſſich, zucker— 
müslin vnd andere Gayprisplättlin fchmaden lafen, den 
durſt nicht mit gemaimem landwein lefchen, ſondern 
mit ferrem fremdem gewächs, auch verfräuterten, ges 
würzten, gefeurten, gefegerten und gemarterten tränden 
erſt mehr aufpringen und bewegen, binder dem ofen 
inn pelgen jehwigen, inn ſommerhäuſern jtch külen, Die 
bänd inn ſchos legen, auff den waicheften janfteften 
pflumbetten jich errammeln, ftrecfen und walgern, das 
füffen vnter die Elenpogen legen, mit Amber vnd bi- 
ſam ſich beräuchen, nicht allain fich prächtig, fondern 
gar frembd vnd wunderpoffirlich auf den newen jchlag 
klaiden: vnd alle wollüft, die menjchliche fürwiz vnd 
boshait bat erdencken mögen, mißprauchen: Alſo das 
ſie baides gemüt ond leib feiner natürlichen kräft bes 
rauben, vnd mir oft jelbs, wiwol ich Die allerzartejt 


721 


dinn, von wegen des groſſen vberfluffes, ain vertrus 
onnd edel machen: Noch jag ich, Dürfen Difelbige vn— 
uerjchamter weis berfür tretten vnd alle jchuld allain 
- auf mich legen, onbetrachtet, das jr verterbt lafterhaft 
leben alles jres vbels ainige orſach ift. 

Sa wie gröblich jte jich auch jeren,  lafen ſie dan— 
noch nicht nach, mich mit züchten zu melden, hinden— 
aus zu uerklagen und auszutragen: ond ſchickt ſich eben, 

Als ver fih ftürzt inns fewr vnd Mör 
VBnd wolt darnach beflagen fehr 
Das waſſer vnd die flamm mit rechten, 
Das fie inn die gefar in prächten. 

Das haißt, wie jener Römer, der den Monat Maium 
verklagt, Dimeil er in demſelbigen ain bös weib genom— 
men hat: oder gleichmwie der Narr, der zu dem Schiff- 
man jagt, hetſt Du mich ertrenft, ich bet Dir gmis 
nicht geichenft. 

Aber laider, wir erfaren die Menjchliche Natur alio 
geartet jein, 

Das ain jver fein aigen Schuld 

Gern auf ein andern ſchiben wolt, 
Auf das, inndem er jenen bichuldigt, 
Er ſchein, als ob er fei vnſchuldig, 

Sp er des ganzen obels doch 

Iſt ain ainzige vrſach nod. 

Dife art haben fie noch von Adam vnd Eua her 
gejogen, Die auch jres falls vrſach auf einander leg- 
ten, Adam auff Euam, die jm den apfel geraicht, Eua 
auf Die ſchlang, Die jte beredet bat: Die jchlang hets 
nach jrer lugenart auf Die betrügliche fchöne des apfels 
fegen mögen. Alſo käm die ſchuld auf den apfel und 
baum, der eben jo vil jchuldig daran war, als ih an 
der Podagramiſchen Ankläger ellend. Was fie aber 
für aim srtail von der Öerechtigfait jelber empfangen, 

— 46 


722 


des bitt ich, Das jr Richter auch inn meiner fach wolt 
nicht vneingedenck jein. 

Zwar ich beger nicht, Das man allain meinen wor- 
ten glaubt, ich bitt, Die Richter wollen ſie, meine wis 
derfpänftige, felber anſchawen, jre leib befichtigen, jhr 
geftcht, haut, mund, farb, anpli, gang vnd ſchwang 
bejeben und betrachten, vnd wann je nicht Daraus werd 
abnemmen, das te äuferfter gailbait vnd luſtſucht zai— 
chen an jhnen tragen, will ich vnbeſchwärt fein, mich 
willig des tods ſchuldig zu machen. 

Derwegen fo bin ich nicht alfo jchädlich, fonder ſie 
finds, die mit jrem leibzärtelen, luſtpfleg vnnd flaiſch— 
kitzel mich berzuloden, äßen, vnd wie ain falfen auf 
der band mit dem luder baizen: Sie finds, Die mich 
wider meinen willen ‘halten: Sie finds, die alles ver— 
kehren vnd darnach alle fchuld auf mich wenden: Binn 
ich vorhanden, jo wollen fte, ich wer meit von jmen, 
ypleib ich von jnen, rufen fie mir widerum mit jren 
Yaftern und vbel halten herzu: juchen inn der krank— 
bait die gefundhait, inn der geſundhait Die Franfhait: 

Das verloren fuchen fie 

Vnd das gefunden achtens nie, 

Sie ſchwimmen nach dem fchatten, 
Vnd vergefien wag fie hatten, 
Thun wie die böſen Alchimiften, 
Die bei golt ärger Metall mischen, 
Das golt fuchen fie mit golt vnd gelt 
Vnd das fie vorban, jn nicht gfellt, 

Sonder wenden es auf die funft, 

Die gold verkehrt inn rauch vnd dunft, 
Wer dunft ain funft, vnd rauch wer gelt, 
Werens die gichidtften vnd reichften der Walt. 

Aber da würd die funft zu dunft, 

Da man Reich ond gfund würd mit wunfd. 


Sie wünfchen die gefundhait ond leben nicht Dar 


723 


nach: darumb pflegte der Cyniſch Philofophus Dioge- 
ned diejenige zu uerlachen, welche die Göter ſtäts vmb 
gefundhait bitten, flehen und mit opfern verehren, vnd 
doch darüber wider jr gewiſſen jich mit eſſen und trin- 
fen vberladen: Dan ſprach er: 

Das ift ain Vnfinn vnd ain gefpött 

Wann man von Gott daſſelbig bett, 

Welches in vonferer macht doc ſteht 

Das mans thät, oder nicht begeht. 


Alſo auch diſe läzköpf fchlagen von wegen amer 
guten burjt und gefelichaft, oder ains kurzwärigen ki— 
gel3 je hail und wolfart inn wind, und fordern es 
alsdan von mir, thun jnen jelber vbel, vnd mainen 
alsdan, ſie ſeien befügt, von mir grofe gutthat zu hai— 
chen, fie wollen kurzum jchantlich [eben und mich als- 
dan vbel darum ſchelten. 

Hierum, ſo bedenket jr Richter, was doch diſe er— 
halten ſollen, welche jr aigen leben beſchuldigt, jr leibs— 
geſtalt vberweiſet, der täglich prauch vnd die veraltet 
gewonhait vberzeuget vnd ſtrofet. Sie bedenken doch 
nicht den gemainſten ſpruch, Das 

Man esß ond trink omb lebens willen, 
Vnd leb nicht, nur den bauch zu füllen. 

Ja ſie bedencken nit, das allain die Schwälger vnd 
Schlampnaſchige Vollkröpf vnd füllmägen mir pflegen 
gehaß zu ſein. 

Sintemal niman vbberal mich alſo ſehr verklaget, ala 
die inn allem vberfluß ſich ergailen, Niman beſchul⸗ 
digt mich der grewlichkait mehr, als eben diſe, die in 
aller genüg ſich errammeln, Niman ſchreiet mehe, das 
man mich vnuerhört gleich verdamme, als eben diſe 
gaile vnnd rammelige zärtling. Welchem, da jm alſo 
jr Richter, Dörfen auch meine widerſächer etwas dar— 


724 


wider muffen? Ddörfen fie auch euch vnter augen tret= 
ten? dörfen ſie es noch hinderſich ziben, abzubitten ? 
Aber ich binn jnen feind vnd gehaß, werden ſie jagen. 
Mollen fie dan an ainer feindin fo groſe rach vben, 
Das fie diſelbige weit an feindjeligfait übertreffen ? 
mwöllen die, melche ſich menjchlicher miltigfait austhun, 
noch vil feindlicher, weder jr feind handeln? wollen 
fie dann inn dem ärgften den Rum behalten? Vnd 
thun, wie jener Italianer ainen Gemerf-Neimen füret:: 

Wer Rum nachgaht, 

Halt den höchſten grad 

Inn wol- vnd obelthat. 

Vnd wie dem allem, ſo ſie mir gar gehaß ſind, 
das ſie mir kurzum nicht zu uerzeihen ſein achten, 
warumb zabeln ſie dann mit händ vnnd füſen, auf 
das ſie mich nur zuwegen pringen? Warumb ſtellen 
ſie nicht aine ſolche weis zu leben an, das ich kain 
gewalt noch luſt zu jnen bekäme? 

Dan wann ſie nicht fo gar vnmäſig alle wolluſt 
mißprauchten vnnd ainınal jhre prünftige luſtſeuch zäu— 
meten, wurden jte vileicht mich auch gnädiger erfaren: 
Vnd wann ich alsdan nicht nachlife, möchten ſie erft 
alsdan vriach befommen, vnwillig zu werden und zu 
murren. Aber es gejchicht ſchwärlich, Das der einge— 
zogen werde, der nichts dan gailen und mutmillen 
Tann: ſchwärlich gefchichts, Das der ain nüchtern er- 
barn wandel führe, der fein Iebenlang nichts anders 
als gläfer zu lären gewont ift. 

Wanns aine ainmal hat verfudt, 
Gewis fie es noch oftmals fudt. 

Wann ain hund ainmal leder frißt 

Darnach in ftäts darnach gelüft, 

Der hund, welcher gewont ver Kuchen 
Den würd man nicht heraus bald fluchen: 


725 


Beißt ain Maus ainmal von aim käs 
Sie fompt wol wider, das fie äg: 
Mas Ainmal das feror fallet an 
Da pringt man ſchwerlich es daruan. 
Dan diſe waidgaile fragen thun gleich wie die jchled- 
hafte fagen, 
Die niht maußt wann fie hunger hat, 
Sonder für luft, warn fie ift fait: 
Alfo die vol han alle waid 
Prauchen nichts zu der nötlichkait: 
Sondern für Juft oder mutwillen 
Fr mütlin damit zu erfülen. 
Gleichwie der hund fpilt mit dem brot 
Wann er fatt ift vnd bat fain not. 


Diweil jnen dan jre weis wol gefalt, 


Sp mögen fie dis leiden, 
Was fie nicht wollen meiden, 
Bnd fortbin alfo leben, 
Wie fie ſich zu leben begeben. * 


Sie mögen verſuchen (oder habens ſchon verſucht), 
welchen ſie daran trotzen: Troz ſei dem, ders nicht la— 
ſen kan: Laßt ſehen, welcher es am erſten dem andern 
erlaidet, ſagt ain Spinn, fül ſie inn ain pfeffer. 

Dan ich halt es darfür, das die, ſo nichts im gan— 
tzen leben für luſtiger halten, als das leben mit ſchant— 
lichen laſtern zu beſudelen, nicht des lebens vnnd der 
geſundhait werd ſeien: Vnnd jrren derwegen gar gröb— 
lich, die bei ſolchen wolluſten die geſundhait ſuchen, 

gleichwie jm gegentail weislich handelen, welche zur 
zeit der geſundhait jre gelüſte vnd begirden einhalten 
vnnd jmmerdar jrer wolfart eingedenk ſein. 

Denken bei gſundhait auf die beſchwerden 


Die darauf ſtehn, wann fie krank werden, 
Frefeln nicht mit ver gſundhait leicht, 


726 
Weil on das krankhait bald Herfchleicht, 
Vnd fainer nie war eifern gichaffen, 
Das krankhait nicht an jm könn haften. 

Nicht des weniger, wie vnbedachtſam ſie auch ban- 
delen, vnd ob ſie ſchon auf vilerlai weis und manchs 
jar mich geäzt vnnd verledert haben, auch mich kaum 
zu jo vilen jren Iuftieuchen gefolgig vnnd lehrſam be— 
fommen, noch vnterftehn ſie ſich alsbald, mich auszu— 
ftofen und alle jchuld mir haim zu ſchicken. Solt es 
auch wunder fein? wan ich mich auch ſperr vnnd wi— 
dere: vnnd ainmal ain wolverdinte rach gegen jnen 
fürnemme, vnd mich etwas heftiger, als fie es bege= 
ren, der vilerlai ſchmach halben reche? 


Sintemal ich jren vil erzelen Fönte, welche, als ſie 
wider jren willen vnd aus nottringender äuferfter ar 
mut, inn die fie des vberfluffes vnd vnmäſigen lebens 
halben gerbaten geweſen, die Föftliche vnd unnötige 
ſpeis vnd trenf meiden müfen, widerum folcher ent= 
baltung halben zu voriger gefundhait find kommen, 
welches nicht bet geſchehen mögen, wa fie nicht vil 
mehr als ich jchuld daran trügen. Nun aber, da ich 
der mülichfait vnd arbait weiche, vnnd nicht gänzlich 
der nüchterfait zuwider ftrebe, iſt klar am tag, ob ich, 
oder meine ſchöne Ankläger, wider billichfait thun. 
Mas gleichwol meine perſon belangt, acht ich daſſel— 
bige alio gering, das ich auch deſſelbigen mich pflege 
zu rümen: dan wie ich auch feie, wais ich dannoch, 
das ich die band durch gleichait halte, gelten mir gleich 
König, Bäpſt, Fürften, Reiche und arme, Edele vnd 
vnedele, gelebrte und vngelehrte, Biſchof und Bader, 
boch- vnd nidergeſchoren, achte deckel wie hafen, zapfen 
wie die fläſchen, faule aier wie ſtinkenden botter. Dann 
bei mir iſt kain anſehen der perſon, kain vnterſchaid, 


727 


on dz ich mehr bei den mwaichling vnd zärtling, als 
den nüchtern und mäſigen jein mus, nicht allain da— 
rum, das fie mir alſo mit jehmaicheln vnnd libhalten 
anligen, fondern mich auch mit gewalt vnd harten ban— 
den zu jnen zwingen. Idoch möcht mir ainer für= 
werfen, ich fall nicht allain Die naffe burft ond gute 
Minlin an, jondern auch zu zeiten die allermäjigiten 
leut, die alle wolluſtparkait vnd vnmas auf das eu— 
ferft flihen. Nun obſchon dis bigmeilen, gefchicht es 
Doch gar jelten, vnnd Fan noch ſoll derwegen billicher 
weis zu kaim exempel gezogen werden. 

Dan aus jelfamer geichicht 

Kain Regel man aufridt, 

Noch darnach richt ond fpricht. 

Vnd bin gleichwol ich alsdan nicht To faſt anzufla= 
gen, ald jre aigene Eltern, angeſehen, das fein wun— 
der ift, das die Eltern, jo allzeit find frachen vnd 
fchwachen gangen, auch jrer art Finder zeugen, 

Weil nichts fih bag ſchickt vnd gebüret, 
Als das gleiches im gleichs gebiret. 

Der baum, welder ichlug aus ver art 

Ain mißgewähs geicholten ward. 

Mie fan dan dafjelbige, was jnen von natur ans 
geboren, oder aus der Eltern erbichaden oder fchuld 
fich begeben, mir billicherweis verwifen werden? ſo 
man mir Doch nicht Die Edele vnnd ehrliche geburt, 
noch Reichtum vnd erbichaften zumiffet: man müßt 
mir ſonſt auch darfür Danden. 

Sp hören fie nun auf, mir ains andern mangel 
für aigen zuzulegen, vnd fo ſie für recht vnd gut hal— 
ten fünnen, jrer Vorfaren erbliche Würden, hab vnnd 
güter zu genifen, jollen jte nicht zörnen, wann auch 
jre erbliche krankhaiten vnd mängel auf ſie erben. 


725 


Idoch wann fie auch mäſig vnnd züchtig leben, und 
des vnordenlichen vberflüfligen wejens müſig gehn, halt 
ich es vil genädiger mit jnen, als es vileicht wol der 
Eltern verdinft oder Die verderbung der Natur erhai- 
ichet. Dan vonangefeben, wie böſe mainung auch Die 
leut von mir gefchöpft haben, Bin ich doch nicht fo 
arg, Das ich mit gleicher ftraf jchuldige und vnſchul— 
dige wolt plagen. Auch nicht fo ain grewliche beftia, 
Das ich nicht mit der berbe wüßt nachzugeben, wie 
fonft wol andere franfhaiten, die vnabläslich die ars 
men menfchen zermartern, zu thun pflegen, als da ift 
die Vnſinn, Schmwinend jucht, Krebs, brand, wolf, aus— 
ſaz vnd andere eingemurzelte fehäden vnzälige, welche 
zu dem, das jte jchwerlich aufzurichten oder gar vnhail— 
ſam jind, auch Die menjchen zu äuferfter verzweiflung 
treiben: jo Doch ich zu zeiten von meiner verirung ab— 
laſe vnd rhue, vnd meinen vuntertanen oft lange frift 
des jchmerzens gonne: eben wie ain Aderman, der die 
müden Ochſſen zu feiner zeit vom pflug ausfpannet 
ond mit erwünſchter Abu ergeget. 

Das ich aber nicht jo gar fchedlich feie, mie mich 
etliche beichuldigen, mag auch hieraus abgenommen 
werden, das jelten ainer für ain böſe zeitung pflegt 
aufzunemmen, wann er böret, das jeiner liben freund 
ainer von mir jet begrüfet vnd eingenommen worden, 
jondern fangt vilmehr an herzlich zu lachen, zu fittern, 
zu jchmollen, alsbald binzulaufen, jm in die Eindbett 
glück zu wünſchen, jchimpfwerf zu treiben, vnd jchir 
jeiner ehr, Die jm von mir widerfaren, jich zu fräwen 
vnd fortbin jne in mehrer achtung zu halten. Wel- 
ches warlich nimmermebr gejchehe, wann ich alfo gar 
onleidlich und jchädlich, inn maſen ſie fürgeben, were. 
Inn betrachtung, das ain jder, wann er feinen liben 


729 


freund mit ainer vnhailſamen kranckhait angegriffen 
jein vernimt, zwar nicht zu lachen, noch jich fräudig 
ond furzmweilig zu erzaigen, jondern zu wainen, zu 
flagen, oder zu dem minſten mitleiden zu haben pfleget. 
Dan wa würd der ain freund geacht 
Der ab feins freunde vnfall erft lacht? 
Es ift fürwar fain freundfam ſtück, 
Laden ab feins freunds vnglüd, 
Ja es ift ain Vnumenſchlich herz, 
Nicht trauren ab eins anvern fihmerz. 

So fie dan ab meiner gwalt lachen, geben fte ja 
Elärlich zu erfennen, das ich nicht jo bös, gewaltjam, 
vnd des Menichlichen gejchlechts verterben ſeie. Diweil 
man auch oft fihbet, Das ain ganze freundjchaft und 
ain paternofter voll guter gejellen zu meinen patien- 
ten alsbald geeilt fommen vnd zufligen, da ſie jne 
dann mit guten böflichen ſchwäncken vnnd ſchmizwor— 
ten anlafen, mit vexazboſſen anzepfen, vnd zimlich Durch 
die prenn jagen, auch oftmals ain ganzen tag mit 
fräuden zupringen, welches nimmermeber gejchebe, wann 
ich Die rechte Furzweilige fräudenmacherin nicht im jpil 
were: Ich bin die braut, darum man danzt, Himit 
tbut man mir mein recht. Alſo das ich wol den: | 
Hymeneo oder himliſchen hochzeitpatronen möcht den 
fräudenfampf ausbiten, weil Doch er mehrthails nur 
ainmal bei aines Mans leben hochzeitfräud anjtellet, 
ich aber inn ainer perjon oft fünfzig vnd bundertmal 
Podagramshoczeiten anjtifte vnnd Durch Dis mittel 
freuntichaften häge vnd pflanze. 

Dan two Honig ifi, da famelen fih die fligen, 

Vnd wa finder find, da fingt man vom die wigen. 

Aus welchen klaren ſtücken ich nun halt, das ain 
jder, es jei dan ainer gar ain bildftod, abnemmen 


730 


fönne, wie mein widerthail mich nicht allain unrecht 
befügt anklage, fondern fich ſelbs jres vbels die gröfte 
vrjach fein vberzeugen: vnd obſchon etwas fchuld an 
mir haften folte, difelbige Doch bei verftändigen vil 
leichtſchätziger, als ſie es ſchätzen oder vileicht beges 
ren, jeie. 

Nun its an dem, Das ich, wa ich Fan, auch Die 
gelegenbait der Nuzbarfaiten, Die ich den menfchen vil- 
faltig pringe, fürtrag vnd ermweife. Iſt nur hiezu mein 
bitt, Gnädige Nichter, das jr mir innmafen jr euch 
noch erzaigt, mit Oren vnd herzen gnädig gehör zu 
geben, wolt gerhuen. Zwar ich leugne e8 nicht, das 
ich Dem gröfern thail der menfchen zimlich vberläftig 
ſeie. Aber wann fie es etwas genauer erfuchen wol— 
ten, wurden fie gewis befinden, das jnen warlich vil 
vorthails und guts zufommet, deſſen jte entraten müß- 
ten, wa es jnen nicht durch mein gönftiges mittel zu= 
ftünde. Dann wie vil find, Die meinenthalben geehret 
werden? Die font niman anſehen würde, das er jnen 
aus der ſtras wiche? Aber nun alsbald die leut fehen, 
das ich aines gefärtin bin, vnd jne gemachlich vnd 
grauitetifch Daher gelaite, machen ſie jm yplaz, weichen 
jm auf ain feit, lafen jne feinen gang ftrads für jich 
vollpringen, auf das er auf den glatten, ebenen, prais 
ten ftainen, die er jm fürgenommen, pleibe, ond nicht 
vileicht neben aus auf Die jpige ftain gerhate, Dimeil 
meine vntertanen kaine planeten geben, jondern dem 
edelften geſtirn der Sonnen, die ſtäts ainen ftraden 
lauf bebalt, nachjchlagen: ja Die leut treiben jhm zu 
zeiten Die hund aus dem weg, ftillen die hund, wann 
fie vnſere Schneckengänger anpellen, gelaiten jn, vnd 
jchwägen etwas mit jhm vnterwegen, das jhm der weg 
des kurzer werde, ändern ihn zu lib jhren gang vnd 


731 


gehn Des Tangfamer, laſen jne bigweilen gern fich an 
ihr Röcklin halten, laſen jne oben angehn, vnnd mwat- 
ten fie jm fat: wann ſie auch jchon alters, würde 
ond ſtands halben jm vortreffen: vnnd folche ehr thun 
jie allain vmb meinetwegen. Ja ich erinner mich jzunt 
aines mercklichen erempels, Das aine Oberfait inn ai- 
ner feinen jtatt aus mitleiden ainem Bodagrifchen Re- 
gimentsheren zu lib das ganze pflafter von ſeim haus 
aus big auf das Rhathaus hat von flainen gerefor- 
miret vnd mit praiten waden bejegen lajen, melchs, 
jo man zu Rhatsburg im Etſchland thun folte, müßt 
man warlich Die ganz ſtatt mit quaderjtainen bejeßen, 
diweil jchir alle Rhatsherrn daſelbs mein aigen find, 
vnd ain jder im Rhat aine ruf ober zmo neben jm 
ligen bat: welchs jre hund jind, Die fte ſtäts gelaiten. 
Auch Hört ich ainmal ainen fragen, al3 er ainen mei- 
ner Fusverſtrickten ſahe, ob er fain Rhatsherr were ? 
ond da man jn Nain berichtet, antwort er, Das es 
jchad were. Mainet aljo, das baides den Ahatsherrn 
wol anjtünde, Podagriſch zu jein, ond auch den Po— 
dagrijchen, Rhatsherrn zu geben, gleichwie zu Venedig 
beinah alle Rhatsherrn müſen grawe föpf haben und 
machen. Dauon doch, wie ich glaub, vil onbefunnene 
appelliren würden, und mein anhang jrer vil vom Re— 
giment abichrecfen, wann man es mit mir vertheuren 
mwolte. So doch nach dem Tprüchmwort: 

Das harte brot die zän nur wezt, 

Das gewont vbel nicht mehr verlezt, 

An VBberwunden Not ergezt, 

Vnd gherzter würd, der jo würd gehest, 

Vnd alles ift, nach vem mans fchäzt. 


Aber von Difem troft an ſeim ort. Gfleichwol ift 
aus vorerzehlten erempeln jcheinbar, inn was würden 


732 


vnnd ehren die leut fchweben, die händ und füs mir 
ontergeben. Wie vil ſicht man auf hoben wägen da- 
ber faren, geichmucten hengſten vnd caballen daher 
reuten, janften jänften daher füren, gefüterten ſeſſeln 
daher tragen, welche alle, wann ſie nicht meiner ge= 
nißten, warlich zu fus poftiren mürten. Etliche mei— 
ner verwandten haißt man auch zwifchen Fürften, Gra— 
uen vnd Seren nideriigen, Da man andere auf jbren 
ſchönen geraden füſen wol lang ftehn laßt vnd ftor- 
Eenbain machen, vnnd die füs vmb ainander abmechi- 
jeln, wie ain ſchmidt die Plasbälg. Ia ich fand Für- 
ften, die jolches ordenlidy zu thun befalen vnnd drob 
anbilten: allda gar luftig zu ſehen war, wie fleiftg, 
ebrerbitig vnd naigig Die Edele hofſchranzen fchämel 
ond Eüffen berzutrugen , Diefelbige jnen vnter das ge= 
ſäs fchoben, und jnen zu jdem winfen augenvinftlich 
su willen waren, welche ſie doch on meine anmefende 
gonft nicht Durch ain zaun hetten angeſehen und aines 
wörtlins würdig geachtet. 

Bedenket jhr Richter, ob DIS geringe fachen jeien, 
ond nicht vil mehr zu wünfchen? Noch befind es ſich 
dazu, Das diſe meins gewalt3 leut nicht allain inn 
gaftmalen für andern geehrt vnd fürgezogen werden, 
vnd gemainlich oben an jtgen, auch jorg gehalten würd 
das fie nicht zu eng jren ſiz haben, vnd der neben 
im ſizt, feine füs wol einzubalten wiſſe, auch wann 
ſich onter dem Tifch Die hund beiſſen, fürnämlich alle 
füs jich für meinen Füscontracten Funden zum fchuz 
darſtrecken. Vnd wiwol gar foftbare trachten allda 
nach gaftrecht3 Brauch aufgetragen werden, jdoch ift 
man meinetbalben an denſelbigen nicht gelättigt, ſon— 
der mir zu gefallen mus allzeit etwas jchleefhafter 
ſpeis oder ſüſers getränfs noch hinbei fommen. Ja 


733 - 


wann die andere alle fchmeigen vnnd mit aufgetrage- 
nen trachten fich benügen, ift allain den meinigen zus 
gelafen, vnnd würd jnen nit verarget, zu haiſchen, 
was fte geluft, ja der Wirt onnd Gafthalter darf ſie 
ſelbs darzu ermanen vnnd erbetten, das ſie jich bie 
minder als im Bett jchämen follen, vnd fordern mas 
je anmut if. 

Aber Hie möcht ain Widerkopf Iprechen, das gejcheh 
nicht jo fajt ehren- als jammers halben. Sch aber 
balt darfür, das man nicht fo fat betrachten fol, 
warumb ain Ding geichehe, als vilmehr, was gutes 
Daraus erfolge, vnd wie daS man aim allain dis ge 
ftattet, mwelch8 man andern nicht zulife. 

Dan auch ain Armer gibt nicht jo groje achtung 
drauf, waher ers nemme, vnd von was enden er ſei— 
ner Armut Hilf finde, als jorgfeltig er ift, Das ers 
nur babe, vnnd was er befommen, mit luft genifen 
möge. Was fag ich von dem Armen? ſehen wir nit 
täglich, das die König felber gange Königreich einnes 
men, vnd laſen ſichs dazwiſchen nicht vil befümmern, 
ob es mit Recht zugang oder nitt, wann ſie es nur 
beitgen, vnd nach jrem begeren feinen mächtig jein 
mögen: da haißt es nur Beati possidentes, Wol 
dent Vogel, der im Neft fizt. Auch bewären es Die 
Rechtsgelehrte, das inn aim firittigen gut jei melior 
conditio possidentis. 

Der im befiz ift, hat gut thäpigen, 

Bnd fan meh als ain anderer ſchädigen, 
Gleichwie ſich der wol wehrt ver hund, 
Der auf aim haufen ftain feft fund. 

Auch zweifelt mir nicht, das man nicht vnzalig vil 
arme dürftige finden folt, Die fich für ganz glückſelig 
ſchätzen würden, wann ſie jolches Ellends (wie meine 


734 


widerfacher es nennen) genifen möchten, vnd hiezwi— 
jchen von arbait vnd der müfeligen Armut friftung 
haben: 
Diweil der Reichen vbertruß 
Wer der Armen vberfluß, 
Ain Armen wärnt ain Haines fewr, 
Da der Reich nimpt ganz baum zu ſtewr: 
Den Lazarıum gefättigt beiten 
Bil protfam, die man hat zertretten, 
Da den Reichen fein kaſt ond Helfer 
Nicht gnügten, noch der Bogel auf dem Teller. 
Alfo das des Reichen vnwille 
Wer des Armen fülle. 


Dan was ift doch zartlichers, zirlichers und vollus 
fttgers, dan Die Reichen? wer trit geſchmuckter berein 
als jte? wer hat fchöner ftatlicher häuſer? wa ift al 
les alfo gemachlich, ordenlich ausgebuzt, glanzig, herz 
lih vnd anjehlih als daſelbs? da mann ainer inn 
jre bäufer kompt, nichts wüftes, ftäubigs, ſchimmeligs, 
roftiges, ſpinnenödes, vnſaubers, zerlumpts, zerriffen, 
zerprochen und verbudelts ſihet, fondern alles lachet 
ainen an, alles ſchimmert vnd jcheint, wie die frame 
läden auf dem jarmarkt, oder wie auf hoben feften 
der Götertenipel: , Dermafen,, das die leut, fobald fie 
es anjehen, ain anmut darzu befommen vnnd vil zu 
finden jind, Die bei folchem vberflus Liber wolten franf, 
als bei jener höchſten armut gefund fein: und 

Liber der Reichen Efel weren, 

Als Armer leut Os zu fein begeren, 
Diweil der Ochs auch würd zum Eifel 
Wann er frißt Efelsfpeis, die Neffel, 

Da der Eſel ang Ochſen ftatt 

Mag freffen, was der Ochs gpflüget hat: 
Auch pflegt man die Eifel ver Reichen 
Alain zu züchtigen mit ſtraichen, 


735 
Die Armen aber firafen oft 
Sr Viech mit hunger vnuerhoft. 

Zu dem kompt noch hinzu, das man zu den Rei- 
chen träget und pringet was fremd, ſchöns, köſtlichs 
oder luſtigs in der ganzen ftatt ift, was Das geficht 
ergeben, den geſchmack erquicken, oder das gehör erlu= 
fligen mag: das trägt man jm alles nach, welchem 
jonft andere nachlaufen müfen. Ihr haus ift wie ain 
fchamplaz, da man täglich etwas nemes vnd fremde 
fihet, da beſchawet man mancher künſtler newerfundene 
artliche werd, hie zaigt man, mas frembds von ferren 
enden gejchieft ift worden, ainer, auf das er dz maul- 
futer verdint, pringt vileicht ain felfam mißgewächs, 
trei firfen an aim ftil, ain budeligen Majenkäafer, ain 
lebendigen büdfing und ſonſt vngläublich wunderding, 
der ander pringt ain pulgen vnnd weidſack voll vnca— 
nonifirter zeitung, vom hör der Noten Juden, vom 
land, da die berg gehn, aus Africa, melchs ftäts et— 
was newes gebiret. Sobald Die frücht ich erzaigen, 
jo pringt man die erfte frucht an dis ort ber, als 
ain opfer der erfilingen, Die erſte Veieln, Erdberen, 
trauben 2. Vnd wann das jar etwas newes trägt, 
mus man es für andern allhie haben: Auch Die Co— 
medien vnd ſpil, Die man fonft auf offenen pläßen 
ond häufern ſpilet, macht man ihnen zu lib inn jren 
häuſern vnnd gemachen, hält inn jren höfen fechtichu= 
Ien ond andere kurzweil von fpringen, fingen, danzen 
vnd gaufelen. 

Vnd als fehr es den Weltverfchmächten onnd Welt 
verjchmähenden Bettelftolgen Philoſophum Diogenem inn 
jeim pallaft der bütten vnd faß erfrämet, da er fah 
Mäufe bei jhm berumb laufen, Die den harten prödlin 
brots nachnafcheten, Dimeil er Daraus abnam, das er 


736 


nicht ſo ain armer hund, wie ine die leut fcholten, 
were, fondern ain groſer herr, Dimeil er aleich jomol 
als difelbige feine jonder art von jchmorogern vnnd 
tiichmailern hette. Alſoſehr mag ed meine verwante 
främen, wann te nit als Mausherrn, jondern ald von 
mir vnd von Menſchen geehrte Herrn, nit mit Mäuss 
fchmarogern vnd Brotmeuſern, jondern mit ftattlichen, 
ehrlichen vnd anfehlichen Bett: und Tijchbeinchern ftäts 
ombitanden und umgeben werden, Die nicht ftumm 
berum laufen, vnnd allain die Nafen inn der Fuchen 
brauchen, jonder mit Ffurzweiligem gejpräch jm on vn— 
terlas beiwonen. 

Jun jumma bie bei vnſern mit füs vnd bänden 
getrewen ſicht vnnd hört man alles was jrgends wun— 
berlichs, fremds, artlichs, liblichs und Iuftigs ift. Da 
it nimmer fain mangel an leuten, die fremds gejchrai 
onnd new zeitung zutragen, jte laufen ab vnnd zu wie 
die Aumaifen, thor vnnd thüren gehn auf vnd zu wie 
die thüren in Der Badſtuben, vnnd können folche leut 
diſelbige als Die geſchickte Poeten und Dratores fein 
mit artlichen fabulchen vnnd anmütigen zulägen Tpiden 
vnd Ölen. Dan 

Geöltes kraut gaht hinab glatt, 

Vngſchmirte Räder gehn nicht fatt. 

Alfo ift alle zeitung matt, 

Wann fie nicht etwas zufazs hat, 

Welchs gläublih macht die gſchicht vnd that. 

Es manet mich die beſuchung vnſerer arreſtirten, 
wie aine Spinn- oder Rockenſtub, da die Geuattern, 
Nachbarin vnd geſpilen, wann ſie lang von ernſthaf— 
ten ſachen geredet haben, nämlich von jhrer haushaltung 
vnnd die leut ausgericht, ſo ſchreiten ſie darnach per 
digressionem zu den märlin vnd Kunkelpredigen, 


31 


wer da'die beit und Fläglichit jagen Fan, Die trindt das 
Geuatterfännlin aus, und würd auf morgen widerum 
geladen: Alfo auch bie, wann ſie alles, was hin vnd 
wider inn allen ecken der Welt ond der flatt gefchicht, 
berfür gefucht, erreutert vnnd erbeutelt haben, fo fal- 
Ien ſie darnach auf gute fchwänd , gotten und boſſen, 
dr ain halben toden, gefchweig ainen Podagriſchen 
folten lachen machen. 

Idoch, mit diſer gleidmus nicht etlichen Nasweiſen 
Seidenhirnen vrfach zu geben, das ſie jagen möchten, 
ich jpott jren mit der Kunfelituben (melche doch ain 
ehrliche geiviljchaft ift, e8 feien dan gäns vnnd änten 
fain vögel,) jo will’ ich jagen, das es mich an ainen 
Heichstag gemane, da »il Fürften und herren zuſam— 
men kommen, von allen enden legaten verhöret wer— 
den, vilerlar fäll onnd gejchäft fürfallen, mancherlai 
fürjchläg geichehen, allerlai ftänd reformirt werden, vnd 
entlih) wann man ob jolchen ernithaften jachen jchir 
erlegen, aine kurzweil mit thurniren vnd Ritterſpilen 
fürnimmt. Ufo auch bei onjern Füsverftridten, wann 
man lang von wichtigen jachen und anjchlägen reden 
vnd gegenreden gehalten, von Regimentsbeitellungen 
jre bedencken auf den plan gelegt, der Kaifer, König, 
Fürften, Stätt, Communen ond aller berrn Friedens 
vnd frigsgeichäfft eraminirt und Durchgelafen, auch oft 
die gehaimefte händel, Die vileicht, wie Plautus fechreibt, 
der König der Königin in ain Or gefagt, allda ſorg— 
feltig mit bedingung unter der Rofen zwifchen vns ge= 
redt fürgepracht Ddesgleichen die beftellung jrer erträum- 
ten vnd gewünſchten Regirung, wann ſie König in 
Frankreich und Hiſpanien weren, angegeben, auch Die 
Feſtungen und Schlöffer, Die weder zu befteigen noch 
zu bejchifen, im Luftichwebinger land ausgebamet, und 

5. 47 


* 


738 


Länder vnd ftätt mit aim vnfichtbaren hör ains zugs 
mit den häringen gefangen: desgleichen auch erfündigt, 
was zu Gonjtantinopel, inn Egipten, bei dem Preto 
Soban, inn Lappenland, am Moſcouitiſchen hoff, bei 
den Menfchenfrejiern den Ganibaln, mit den Spannen— 
hohen Kränchaierftürmern, den Pigmeerzwergen , vnnd 
inn Kalifut newlich fürgangen: Wann fte, fag ich, 
lang mit folchen ſchweren handeln den kopf zerbrochen, 
vnnd fich faum aus den Mörmällen diſer Welt vnge— 
jümme gewunden vnd gerungen, Lenden ſie zulegt 
auf ain Spilplaz, 
Da die Schanz und das Kartengebett 
Vnd die Würfel vnd flain im prett, 
Nicht anders auf vnd ab da faren, 
Als auf dem Mör die Schiff in gfaren. 

Ih mais Ehrende Hochuerſtändige Richter, Das, inn— 
dem ich jolche jachen erzähle, euch bedunde, als ob jr, 
wie man fpricht, zugleich mit im jchiff führen, vnd 
den fräudigen handel als in ainer Gomoedi vor augen 
vmbgehn ſehen. Dife freundliche verfamlungen aber, 
diſe kurzweil, fräuden vnd ergezlichfaiten aller ſinn, be= 
geben vnd ſchicken ſich alle Durch meine fürderung, 
trib vnd fleis. Ich mach, das fie alſo jorgfeltig fremde 
ferrgefchehene fachen erjpehen, wimwol es oft geht, wie 
das Lid laut: 

Forſchen fremde gefchichten aus, 
Vnd wiffen doch oft nitt, 

Was gſchicht inn jrem aignen haus, 
Was da ſei prauch ond fitt. 

Zu diſem allem iſt noch diſe bekömlichkait darbei, 
das wann ich die Menſchen mit meinen geſchäfften 
auffhalte, ſie oft von manchen vnd groſen gefährlich— 
kaiten abhalte. Dan allweil ſie mir vnterdinſtbar find, 


739 


begeben jte jich wed’ auf das ontrew wütend Mör, noch 
gerhaten mit jagen den wilden rajenden Thiren inn 
die pfaten vnd tatjchen, geben auch fain palger, be- 
gehn kaine todtjchläg , Yvertretten den Herrn der ftatt 
das pflafter nitt, Ddörfen nicht jorgen, Das jhnen ain 
tachzigel auf das haupt falle, noch ain vogel jnen 
darauf nifte, vil minder das ain Adler ain Schneden- 
haus jnen auf dem falen kopf, wie jenem Philoſopho, 
fallen lafe, vnd jnen Die hirnſchal einwerfe: jondern 
er jizt weit vom ſchuß, hört anderer leut not vnnge— 
fahr mit guter mus dahaim erzelen, vnd wie man 
ſpricht: 

Gefallt jm wol, das es das Mör 

Am Bier fihet wüten fehr. 

Mas? iſt das nicht auch ain grofes, Das ich ain 
gut thail meiner geborfamen von mülichen Regiments- 
geichäften, vertrüßlichen verwaltungen , der Tirannen 
jorglichen befälen vnnd des hofes vnrhuen freie vnd 
entichlage: welche jonft, wann ſie mich zum ſchuz nicht 
betten, mit vnentlichen jorgen vnd ftäten befünmer- 
nuſſen müßten behenft und beladen, vnd der Ejel fein, 


Der, je meher er trägt, 
Se meh man im auflegt. 


Vnd nicht des weniger beng ich Dimeil die haus- 
haltung an fainen Nagel, Tondern erman ond halt 
meine Batienten ernitlich dahin an, das ſie fürnäne- 
lich difelbigen in achtung haben, Diweil es zu janfter 
unterhaltung meiner vnd jrer Dinet: Dan zu aim gro- 
jen gejäs gehört ain grofes bruch. 

Vnd was mag jte leichter als diſe hausuerweſung 
anfommen. Dimeil fie doch on dis das vmblaufen, 
ipagiren vnd raiſen müjen anftehn laſen. Dan ob 


740 


wol die füs zu zeiten inn der verfirikung Tigen, hin— 
dert es ſie doch nicht an denen gewerben, Die man 
auch figend mit rechenen, zalen, einnemmen, ausleiben, 
faufen, verfaufen, verfchreiben, renten, zinſen, gülten 
ꝛc. verrichten Fan, fondern find des gejchiefter und taug- 
Vicher darzu, je minder fie ausfchwaifen mögen: dan 
bie mag man auch wol jagen, was Duidius von den 
libhabenden meld: Ä 
Das Raifender leut gmüt vnnd finn 
Auch wie jr leib fchwebt her vnd hin. 
Die Latiner fagen: Nullibi est, qui vbique est, 
Der allenthalb will fteden 
Den fucht man bei ven Geden. 


Yin fchmwaifender leib zaigt an ain ſchwaifenden mut: 
Schwirmer bawen kaine häuſer. Schmwaifend büner ge 
ben 668 brutbennen vnd verderben alle aier. 


Wa ver leib mus ſchwanken 

Da ſchwancken auch die gevdanfen, 
Aber Weishait hat gern jr ftell 
Inn ainer rhuigen ftillen fel. 


Darum werden durch mein mittel die Podagrifchen 
gemainlich kluger, gejcheider und anjchlägiger als ander 
leut. Dieweil ich 


Inndem ich jrn leib halt mit gwalt, 
Auch jr gemüt jn fchranfen bhalt, 
Das fie gründlid aim ding nachfinnen 
Vnd ausfürn was fie beginnen, 
Thun nicht wie ain bös Bruthenn thut, 
Die jr ater laßt vnausgeprut, 
Mach das fie recht Brutbennen geben, 
Die auspruten was fie anheben, 
Vnd je fhärfer ich jnen binn, 
Je fharffinniger würd jr finn. 


741 


Danmnenher ich oft gefehen hab, das fte, allweil ſie 
mit mir behenkt geweſen, die ftatlichften häuſer gebawet 
Haben, jolchermafen, das fich die geübteften Bawmaiſter 
auch verwunderten, waher diſen bettrifen Die kunſt her— 
käme, alſo künſtlich ainen maiſterlichen baw anzugeben. 
Darum vil gemaint haben, das ich entweder ſelber 
ain guter Genius ſeie, oder ſtäts ainen mit mir 
bringe. 

Dimweil man auch von aim Gelehrten lifet, der erft 
alsdan die herlichiten Bücher hat anfangen jihreiben, 
als ich mit anjporung (mit erlaubnus der Ganzelei 
aljo zu reden) der glider, daS gemüt zum lauf bewe— 
get hab. Gleicherweis erfäret man auch noch täglich 
an vilen andern, Die gröjer Reichtum mit figen ge— 
winnen, als jte jr lebenlang mit laufen, oder auch 
mit jpringen zujammen möchten pringen. 

Solche jachen, hochgeehrte Richter, find nicht zu ver— 
achten: fondern für die höchfte zu halten, fintemal fte 
das beſte Elainot des menſchen, nämlich dag gemüt vnd 
die Sel, betreffen. Dan ift nicht aus vorgehendem 
ſcheinbar, welchermafen ich nit allain des leibs pflege, - 
fondern auch des gemüts nicht vergeſſe, und infonder- 
hait das Ingenium ond den lehrfähigen verftand er— 
muntere und aufpringe? Beſteht nicht dis bei allen 
vernünftigen, gejchweig bei euch hochuerftändigen auſer— 
halb allem zweifel, Das 

Wolbelefenhait vnd guter Eunft lehr 
Borgeh aller Reichtum, Würden vnd ehr? 

Nun aber jag ich nochmals unuerbolen, das ich Di- 
jelbige gar artlich Iehre vnd vnterweiſe: vnd könnt 
deren bie ſehr vil erzelen, Die durch wolthätige mitte 
fung meiner, zu erfantnus der fprachen und höchſter 
lebrgeichieflichFait find fommen. Dan dife weil, das 


742 


fie nicht zu thun haben, ftudiren fie, fißen vber die 
bücher, ond auf das kaine zeit nicht vergebens hingange, 
lajen jte nicht nach, biß ſie von tag zu tag je erfa- 
rener vnd gelebrter werden. 
Diweil die füfigfait der fünft 
Raizen zu jrem ewigen dinft. 
Bnd wer ainmal hat angebiffen, 
Nicht Leichtlih würd dauon geriſſen. 

Aber was fag ich allain vor erlehrnus der ſprachen 
vnnd der anfäng gründlicher lehr, jo ich Doch mein 
angebörige auch ſehr artlich inn den oberften freien 
fünften, inn den dreien hochwürdigiten faculteten, vnd 
dem ganzen vmbkrais vnd cireul der finnreicheften Fünft- 
lichkaiten vnd wifjenfchaften pfleg zu unterrichten, Vorab 
inn der anmütigen, boltjeligen Muſica, durch Deren 
Harmoni und molgefügte füje zuftimmung ſie baides 
die jorgen vertreiben, und auch das gehör famt dem 
herzen mit liblichem moduliren erquicken mögen. 

derner lehre ich ſie auch mol Rhetoriſtren, baides 
ire reden vnnd fchreiben nach der kunſt und tabulatur 
artlich ſtellen, ordenlich aine fach erzelen, auf fürge- 
fallen bändel bedachtſam antworten: Dan das ich Difer 
funjt nicht ganz vnerfaren ſeie, vermain ich, Das jr 
aus gegenwärtiger Red folches verſtehn können. Bes 
dacht, das Sobald ich ainen anfalle, ich jm alsbald 
zugleich auch aus den jnnerjten vorrhatsfäftlin , locis 
vnnd Sparhäflin der Rhetorum oder wolredner Fräftige 
materj viler entichuldigungen vnnd bejchönung vnter— 
zufchiben vnd vollauf Darzuraichen mais. Alſo das 
der ain gleich fürgibt, er bab den fus verrenft, Der 
ander, er hab die zähen an aim ſtain zerftofen, Der 
dritt, er fer vom pferd gefallen, der virt, es fer ain 
alter jchad, der jn järlich befuche, der fünft, es fomm 


743 b 


nur von müde, dem jechäten komts von zu vil übuna, 
dem fibenden von fälte, der acht ift vom jchlaftrund 
fpat haimgangen vnd bat ain mißtritt inn der Mägd 
fammer getban, oder willen ſonſt andere Tächerliche 
ausreden fürzumwenden ond zu erdichten, auf das fte 
den leuten ain aug verkleiben, vnd jr jachen maiſter— 
lich beichirmen mögen. Vnd daſſelbig nicht allain 
Rhetorifcher weis Verisimiliter aut persuasiue, 
gläublicher oder glaubänlicher vnnd einredender geftalt, 
jondern auch nach Dialecticiſchem prauch necessario, 
notfolglicherrweis und warhaftig ſamt aim angebengten 
ſchwur vnnd aid, wann man jhm vileicht kain glau- 
ben wolt geben, oder es die ſach alio erfordert. 

Weil dis auch ift ain Ellend ftüd, 

Dem Ellenden, wann man im did 

Nicht glauben will jein Ellend glüd. 

Desgleichen wais ich auch nachgehends vil, die ich 
zu Geometris oder verftindig des ganzen Erdfraifes 
gemacht hab, mit diſer gelegenhait, das fie etwa zu 
verfurzweilung meines fusfigeld Das geftcht inn ainer 
Mapp oder Welttafel, Die jhnen vor ver Naſen ge- 
bangen, haben fpasiren geführt, vnd darin dypodes 
apodes, on füs wiwol zwaifüftg, on Roß, wagen 
end jchiff ain land vnd Mör auf Das ander abgerai= 
jet und gefaren: auch Dadurch mehr gelegenhait der 
entlegenen land, als ain Seländifcher oder Vortugali— 
icher Schiffmann, der es mit gefahr durchlauffet, er— 
fündigt. 

Volgends das ich fie zu Mathematicis und Windel 
meſſern machen fönne, achte ich, genug aus dem obbe- 
rürten, Da ich jhrer geichieklichait im bawen gedacht, 
abzunemmen fein: Auch mus jder erfarener zugeben, 
das kaum ain kunſt beſſer für fie feie als diſe, Dimeil 


744 


fte nicht vil leibsſtärck vnd bemühung bedarf, fondern 
inn der fbeculation vnd verzuckter ſpintiſirung beſteht, 
welcher gewislich die vnſern am Rucken, oder auf dem 
geſäsleder am beſten auswarten können, vnd damit 
vnerforſchliche automata, ſelbsbewegliche vnnd gleich— 
ſam lebhafte wercklin vnd inſtrumentlin erſinnen vnnd 
erſpinnen. 

Aber auf das wir ainmal von diſen menſchlichen 
künſten zu reden aufhören, laßt vns zu höhern ſchrei— 
ten: iſt es nicht am tag, das ich auch inn himliſchen 
künſten die meinige zu vnterrichten wais? Als da iſt 
die Aſtrologia, warlich ain rechte Götliche vnd ſehr 
alte kunſt, deren lob, wann ich ſchon gern wolt, ich 
nicht genugſam erheben könte. Demnach ſie auch we— 
gen ſonderbarer fürtreflichkait würdig iſt worden, Das 
ſie Göter zu erfindern vnd ergründern gehabt. Auch 
vor zeiten in ſolcher ehrlicher achtung geſtanden, das 
ſie allain den Königen vnd Weiſen bekant geweßt. 
Diſe kunſt lehr ich meine andächtige auch, vnnd bild 
vnd giſe ſie alſo inn jren leib, das ſie die auch on 
Rechenpfenning vnd federrechnung erkennen können. 
Nicht das ſie die Arithmetic vnnd Rechenkunſt nicht 
wüßten, welche ſie, wie gehört, inn dem ſie ſich des 
gelthandels fleiſig annemen, fürnämlich von meiner güte 
her haben: ſondern damit es aim wunderwerck gleich 
ſcheine, vnd daraus meine beſondere kraft vnd geſchick— 
lichait von männiglich mög bekant werden. 

So bedörfen ſie nun nicht zu erkanntnus des hi— 
mels lauf etlicher tafeln oder Aſtronomiſcher inſtrument, 
ſondern zuuor 

Eh je der Sonnenklar Phoebus nam 
Die Nachthell Monfraw Dianam 
Inn feinen ſchos Monatlih auf, 


745 


Dover durch feinen gegenlauf 
Sie mit aim widerfchein erleuchtet, 
Das fie der ſchewen Nacht vorleuchtet 
Vnd das erhigigt Erdrich feuchtet. 


So jchaff ich, das ſie jchon jre Eraft, naigung vnnd 
arten, nicht als faft mit dem gemüt, als an dem leib 
vnnd inn der that jelbS empfinden vnd fülen mögen. 
Vnd dafjelbig nicht allain inn wirkung der allerfchein- 
barjten gröſten lichter Des Firmaments, jondern auch 
des jrrigen geftirnd der Planeten: Solcher geftalt, das 
jbnen nimmer onuerborgen fann pleiben, weder Des 
falten Saturni noch des tobenden Martis vnglückhaf— 
ter aſpect, jie ſehen aimander an wie jie wollen, grad 
oder ober ain feit, ſie haben mit jhrer fraft den Ho— 
roſcopum oder Stundenfteiger felber, oder den Mon, 
jo des leibs mächtig ift, vergiftet. 

Derwegen jo würd fain Geftirnprophet oder Prog- 
nojtieirer beſſer Die finfternus an Sonn vnnd Mon 
onterfchaiden fünnen als meine Monfüchtige Bodagranı= 
ergebene vntertanen: Niman fan gewifler das Wetter, 
den ſchnee, hagel und die plazregen erichmeden vnd 
vorfagen, als meine Gapaunenfüjige wetterhanen: auch 
alſo, das fie wol trei ganze tag zuuor, eb ain än— 
derung des lufts einfällt, es zufönftig fein können 
mutmafen ond errhaten: bedörfen mit der wais kain 
calender nitt, fie tragen jn ftäts bei ſich im bufen, 
ja er erftredt fich bei jbnen von füſen auf biß zu den 
bänden hinaus, 

Sind das, meine Chrende Richter, nicht groſe ſa— 
hen? find fie nicht gang wunderlih? Noch ift Dis 
nicht minders lobs würdig, das ich die trefliche kunſt 
der Arzenei, fo gewislich der fürnemſten künſt aine ift, 
die dem menjchlichen leben zum beiten von den Götern 


746 


jind widerfaren, auch meinen Jusverhafften wider jren 
wilfen zuzuftofen vnd einzutringen pflege, ſolcher Fräf- 
tiger maſen, das fie oft vil aigentlicher ald die Me— 
diei jelber die Eraft Der frauter, ylumen, pflanzen, ſa— 
men, ſaft, Metallen wiſſen und verftehn: Inndes zu 
gefchweigen von der thir plut, jehwais, fell, ſchmalz, 
milch, gall, bainen, adern, harm vnnd miſt, inn wel- 
cher ſtuck nuz vnd prauch ich fie auch zu naturfündi- 
gern gemacht habe: Desgleichen fie auch ganz fein in— 
formirt, was Falt jei, was hitzig, was truden, was 
feucht, was purgir, was larir, was öffne, was ftopf, 
was den harm treibt, was an jich ziecht, was aus— 
ziecht, wa$ linderet, was fauberet, was ergänget, was 
erjter, andern vnd dritten wirkung, vnd anderer der— 
gleichen gebaimnuffen. Auch Tas ich folches nicht nur 
allain bei dem wiflen und betrachten pleiben, fonder 
ich pring es auch inn die Practic vnnd vbung: gleich 
wie ich auch inn allen andern Dingen den meinigen 
diien vortail thu, das fte nicht minder inn ausrichtung 
der jachen vnnd mit der that, als mit vrtail vnd er- 
fantnüs fürtreflich werden. 

Vnnd ift kain wunder, jo ſie Doch auch durch meine 
ſchickung aller völker Hiftorien durchlefen, aller Poeten 
fabuln, Die erdichte gefchichten von Kaiſer Ottauian, 
Ritter Galmi, Pontus, Wigoleis vom Rad, Trew 
Eckart, Briffonet, Lewfrid mit dem goldfaden, Beter 
mit den filbern jchlüffeln, Ritter vom thurn, Melujina, 
Triftant, König Loher vnd Maller, Hug Schappler, 
Dalentin und Vrſo, Olmwier und Xrto, Reinhart vnd 
Gabrioto, Euriolo vnnd Lucretia, Florio und Biance- 
fora vnd das gantze heldenbuch ſamt den Centonouella, 
das ich jz der andern Schnakenbücher vnd Pantagrue- 
liichen Affenteurlichkaiten gejchweige, Die jte vileicht nur 


747 


zu Melancholiichen zufällen und bei langweiligem wet- 
ter ainnemmen. QUnnd welches fürnämlich aines ade— 
lichen gemüts anzaigung ift, ſo lehre ich diſes alles 
vmbſonſt, on ainige belonung, jo doch ſonſt alle men— 
ſchen gemainlich auf jren genis fehen: vnd deshalben 
ain Täfterlich Tprüchwort gemacht haben, wer des hat- 
ligen grabs vmbſonſt wöll hüten? Hiher jr gwinfüd- 
tige todtengrabhüter, ich will ewers vunhailigen grabs 
vergebens hüten. 

Was wilt du fon von aräbern haben? 

Du würft noch mit veim lon vergraben. 

Wilt nicht hüten das hailig grab, 

So hüt des, da dir ruft ver Rab. 

Schämet euch jr beſoldete Todenwächter, das ich ge- 
rechter Dan jr menjchen mich erzaige, derwegen da ſich 
die jachen dann alſo halten, werden hie die billiche 
Richter auch ain billiches vrtail zu fellen willen, dem— 
nach jte meine merdliche gutthaten gegen meinen an— 
Elägern, vnnd hinwiderum derjelbigen vndanck, Damit 
jte mich abzufärtigen befleifien, Elarlich vernommen. 

Aber gleichwol ift mir wol befant, wamit fie nun 
lang ſchwanger gehn, vnd was ſie für einreden wider 
aberzehltes werden einwerfen, nämlich, das diſe Ding 
alle vilmehr alles ellends dan grofer gutthaten anzai— 
gung feien, vnd mich vilmehr menjchliches gejchlechts 
gift vnd verterben, als eine gütige wolthäterin haifen: 
Sintemal ich Die geftalt des menjchlichen leibs verun- 
geitalte, das plut erfchöpfe, die leiblich farb verändere, 
die fräften verzere, das Mark aufjauge, den jchlaf 
preche, Das gſicht ſchwäche, den Mut lege, die fräud 
hinnemme, das lachen betheure, den ſchimpf verrimpfe, 
die kurzweil verlangweile, Die gielligfait verbittere, alle 
jüfigfait verfaure, die haut, händ, finger, glaick, ſchul— 


748 


tern, Ent, ferien, fnoden, knorren vnnd kurzum den 
ganzen leib verfrümme, erichmäche und radpreche. Und 
indem fie mir folches gar ernftlich fürmwerfen, gebt jh— 
nen, wie allen denen, die vil meher aus angefochtener 
naigung des gemüts, als warem verjtändigem bedacht 
vrtailen und greiflich zu erfennen geben, wa jte krank 
feien. 

Sintemal Die ongeſchickte leut nicht wiſſen, vnd inn 
der warhait aigentlich nit wiſſen, das ſie mir mit jh— 
rer klag vilmehr lobs zumeſſen, als ſchanden vnd la— 
ſter fürwerfen. Dan wann ich den leib ſchwäche, jo 
ftärfe ich das gemüt, plag ich das flaifch, jo ermed 
ich den gaift, inndes ich das Irdiſch ausfeg, führ ich 
das bimlifch ein, inndes ich das zeitlich hinnem, ver— 
jchaff ich Dagegen das ewig. Nun ıft Fainer vnter 
euch Richtern jo vnuerftändig, der nit wifle, Das 

Der leib iſt aine beflefung 
Der Sölen, ja ſchir jr erftefung, 
Welche nimmer nit plüben fan, 
Senes bab ausgeplühet van, 
Auch das fih nicht erfhwing der Gaift, 
Es ſei vann gzämmt das träge flaiich, 
Vnd das ver jchwer faul Laft verhinvert, 
Das die leut himmlifches trachten minder, 
Vnd der leib ziecht die Sel berniver 
Wie plei, welchs hange an dem gefiver: 
Ja würd wie feuchter fat geichäzt, 
Der ſchöne raine flügel nest, 
Vnd wie ain dicker Nebelvunft, 
So plendt des gmüts gut ari vnd Funft. 

Solches verſtehet vnd merfet jder rechtvernünftiger 
menſch in jm ſelbs, wie er ain ftreit inn jhm fület 
ond oft durch des leibs träg Efelsart nicht dahin fan 
gelangen, dahin er wol finnet. 

Dann wie vil müh praucht es nur, Das Die Men- 


749 


fchen diſem jterblichen leib dasjenig, was zu srhaltung 
des lebens Dinet, zuweg richten vnd beitragen. Sch 
fag nicht vom vberflüfjigen, fondern von ganz nötigem 
ond dörftigem vorrhat, wie faft man auch jage, vnd 
auch war ijt, 

Das der Natur befüget 

Ain wenigs, ond fih dran benüget. 


Bei dife hindernus jchlagen fich noch zu ain ganze 
legion von betrübnufjen vnnd Franfungen des gemüts, 
als nämlich: felfame gelüft, wollüft, einbildungen, won, 
forcht, verwirrung, begirden, lib, haß, neid, mißgonft, 
angit vnnd andere dergleichen anfechtungen ond lafter, 
die felten oder gar nimmer das gemüt inn rechter rhue 
lajen, fonder on aufhör vmbtreiben, verwideln ond 
verunruigen, nicht anders, als wann man das fewr 
jo jehr zum häflin jchiret, Das es mus vberlaufen. 
Mas bewegt aber anders die aufruren, krig, ſchmach, 
todſchlag, raub, dibſtal, prand, palgen vnnd andere 
vnfur, als der leib ond ſeine vnerſätliche begird vnd 
begirliche vnerſätlichkait. Sintemal wir ja ſehen, das 
alles des gelts halben geſchicht. 

Das gelt ver vnterhändler tft 

Vnd folt man auch nur faufen mift: 
Noch mus man gleich fowol das gelt 
Han, das dis leben man erbelt, 

Als man den Mift, wie wüft er if, 

Mus han, das man ven Ader mift. 

Bon wegen vnterhaltung des leibs mus man nad 
gelt trachten, welch Doch vil geringer it Dan Das ge- 
ſchöpf Menfchliches leibs: ja welchs auch aljo gering 
ift, das Seneca ſchreibt: N 

Das fih ain menfh auch ſchämen folt, 

Das er fih buden folt nad golp, 


750 


Weil das gold nur ift glantzend Fot, 

Bnd der menfh ift ain gefchöpf von Got, 
Welchs dat ain Sel, fo ift onfterblich, 
Sp das goldkat pleibt vnd verterblich, 

(Sa den Nam Berverb es wol erbt, 

Weils felbs vertirbt vnd leut verterbt) 
Noch find die leut fo töricht worden, 
Das fie aub inn den tifften orten 

Im tifften fat, nämlich inn felfen, 

Es graben, vnd ven fot noch frhmelzen. 
D wie mander hat inn dem kot 
Gegraben nach feim vnglück vnd tod, 

Iſt es kain Fat, wa komts dan ber, 

Das mans durchs feur mus rainigen fehr? 
Sf es dan Kat, wie fomt es dan, 

Das man es fir für Got will han? 

Iſt es fain Fat, fo ift es gewis 

Beſſer als der Menfch, der es gnig, 
Kun ifts aber Natürlich bichloffen 
Der Gnifer ſteh baß als das gnoffen, 

Sf dan der Gnifer, der Menich beffer, 

Was feit jr dan für Golofatfreffer, 
Das jr nach difem fo fehr traten, 
Welchs vil meh dan euch felber achten ? 

Sch aber haben möcht fain knecht, 

Den man meh ehrt alg mich für Nedt. 
Idoch wie fehr man fchelt ven Mift, 
Dannod er lib den Menfchen ift, 

Ih denck darumb, dimweil fie baid 

Sind aus dem mwuft vnd fat berait, 
So liben fie ainander nod, 

Weil fie feind ainer landsart doch. 

Daher der menfch haißt zu Latin 

Bon Erd, weil er vil denft dahin. 
Aber fein Sel, die Anima 
Sf vom Griechiſchen Ano da, 

Welches bedeitet vberfich, 

Das dahin der menſch ſehne fich. 


Wer alſo Animal ſo vil als ain ſelhaftes Anhi— 


751 


malig wefen, welchs, wie ainer will, an himel gehaf- 
tet feie, Darnm dan auch etlich mainen, das DIS wort 
menfch der Teutſchen von Mens, das ift gemüt, als 
dent beiten thail, herfomme. 

Aber was ziecht diſe Anhimelifche vnnd vberſich ge— 
fchaffene Greatur meh auf Sauifche art vnterſich, als 
das Fatig gelt, vnnd das Fat, das fo vifigilt? 

Ain ſchwerer feel mit gelt 
Ziecht herab inn die Welt 
Die Sel, die fonft inn himel ftellt. 

Es geht dem menjchen, wie dem dib, der ain gro— 
Ten ſack vol gelts ftal, ond als er den vmb den hals nam, 
oberwog er jhn, das er den hals ftürzt. Ja es geht 
jn wie dem Alkmeon, dem der Lidierfönig Cröſus er- 
Yaubt, jo vil golds mitzunemmen, als er tragen fönnt, 
da nam er nicht allain ſäck, täfchen, Elaider, gejäs und 
(wann ichs dörft jagen) den laz voll, fondern auch 
das maul, aljo das er dem König nicht danken fonnt: 
Darum er dan diſen goldhanmel wol befchnarchen lis, 
warzu er Doch nuz were, diweil er auch ſtumm fei. 
Da befand man jn zu nichtö befier, als das man jn 
alfo verguld inn ain abgangen bergmwerf vergrab, dan 
warn man jm ins Chryfoftomifch oder guldenmaul 
grüb, jo käm man darnach bald inn magen, da fänd 
man, das nicht alles gold fei was gleift, fondern Das 
man fich oft daran bejchnieißt, da würd jm mancher 
nach aufgenommenen vogel ain andern ind maul 
wünfchen vnd zuträben begeren. O wie mancher 
geltnarr lacht diſes exempels, vnd hab Doch gleich jo 
wenig Reiche, die nit Got und jren gutthätern zu dan— 
fen flumm ſeien geweſen, gefunden, als weiſſe Rappen 
gefehen. Wiwol die Alchimiften ausgeben, das Goldöl 
mach ſprachloſe reden, Das mag vileicht yon Der Ingen- 


752 


ſprach gemaint fein, Die der tropf mus treffen. Es ſei 
nun dem wie jm wolle, ich glaubs fo ſchwerlich, ala 
das meiner Vodagrifchen ainer den pfirfichftain trett, 
das er öl gibt: Fan ers, fo will ich jn von mir le 
dig ſprechen: fan ers nicht, jo pleibt inn alle weg 
Das gold Fat ond Das goldöl Fatöl, vnd ob mans auch 
Durch neun vnnd neungig Schaubenhüt diftillirt: vnnd 
pleiben die Geltfamler Kathanen, Die ebenjo wißig find, 
als der jchön Kathan der Strauß. 


Der Straus ift wol von leib fehr groß, 
Doch bat fein kopf vazu kain mos, 
Sonder iſt klain, gleich wie ſein wiz, 
Dan er maint der gros leib ſei gſchüzt 
Wann er das köpflin nur verſteckt, 
Obſchon der leib herauſſer reckt, 
Maint, das man nicht könn ſehen in 
Wann andre er nicht ſehen künn. 
Drum er ain klainen Ganskopf hat, 
Inn dem gar wenig hirns hat ſtatt. 
Alſo die Reichen find geartet, 
Bei denen man des leibs nur wartet, 
Die jren leib nur maden gros 
Vnd famlen dem on vnterlos: 
Aber dabei ift Hain jr wis, 
Das fie mainen, der leib fie ſchüz, 
Das ift, wollen durch Teiblich gut 
Alles verrichten, was man thut, 
So doch das leiblih nicht ift pleiblich, 
Sondern die weishait ift verpleiblich, 
Vnd das leiblib erftedt das felhaft, 
Das ift den verftand, die recht Selfraft; 
Vnd gleih wie der Straus flügel hat 
Da doch der Leib zum flug ift matt: 
Alſo obihon die Reichen haben 
Vernunft, dadurch man würd erhaben, 
} Laßt doch das leiblich Irdiſch ding 
Nicht zu, das fie ſich hoch auffchwing: 


753 


Vnd wie der Straus nur wirft mit fiainen, 

Die welde ın zu jagen matnen, 

Welchs ain verzagten Mut weißt aus 
Zu ainem folchen hohen Straug, 

Alfo die Reichen find verzagt, 

Witten kain troft, wann Rot fie jagt, 
Han ir zufludt zu ftain ond fat 
Vnd nicht zu vernünftigem Rhat. 

Der Straus hat ainen fangen hals, 

Drum frißt er ſtain vnd bain, vnd alls, 
Ya vberfrißt fih auch fehr oft, 

Das er dauon flirbt vnverhoft. 

Alfo die Reiben auch hie leben, 

Die vnerſättlich geizhäls geben. 
Wünſchten das fr hals wer vil länger, 
Auf das fi mochten freſſen firenger, 

Vnd freien fih zulezt doch Tor, 

Da ligen fie mit fot im Eot: 

Der Straus hat federn, die bet [eben 
Im doch kain Hilf zum fligen geben, 

Aber wann er erligt im ftraus, 

Thailt man zum fhmud fem federn aus: 
Alto ver farg nuzt nichts bei eben 
On wann er thut den Gaift aufgeben, 

Da thailt man aus fein gut zur beut, 

Das mancer veffen würd erfreut. 

Der Straus der tritt fehr hoch herein, 
Hat hohe füs, die doch wüſt fein, 

Alſo die Reichen fih erheben, 

Da fie doch ftäts am Fat noch kleben. 
Der Straus wie hoch ond ſtolz er ift, 
Macht er fein Neft inn fand vnd Mift: 

Alſo die Reichen find wol ftolz, 

Aber jr haus ift fat vnd holz, 

Sie traten nicht jr Neft zu machen 
Inn die höh, nach himlifchen fachen, 

Sonder fie wülen fih hie vnden 

Sm jrdifchen, welchs bald verichwunden, 
Der Straus den himel nur anfiht 


48 


754 


Mit aim aug, welchs doc felten gſchicht, 
Mit aim aug auf die Erd er ichaut, 
Diweil er Got vnd jm nicht traut, 

Sorgt, das inndes er fint hinauf, 

Die Erd vnder im hinweg laur. 

Alfo der Reiben herz vnd gſicht 

Sf meh auf Gold ald Got gericht, 

Vnd warn fie ſchon gen Himel ichilen, 

Mit händen fie die Erd dom fülen, 
Sorgen es werd in fat zerrinnen, 
Darinn fe fih beichmiren fünnen. 

Wiwol jr gficht ficht oberſich, 

Naigt doch jr herz ftäts vnterfic. 

Inn die bob ſtehet jr aefict 

Vnd jr berz inn geltfaft geriet. 

Der Straus büt gold, vnd fans nicht qnifen, 

Vnd fpart das gold, vnd frist das Eifen. 
Alfo die Reichen werden farg, 

Sparn das beft, vnd prauden das arg, 
Warten des golds als feine knecht, 
Vnd würd jr berz dabei geſchwächt. 

Fa das ewig fie hindan fegen 

Vnd mit zeitlihem fih ergegen. 

Vnd entlih, wie man zweifelt fair, 

Was der Straus fei doch für ain Thir, 
Ain Vogel oder ain Kameel, 

Alfo die Reichen ich auch zebl, 

Das man fie auch kaum fan erfennen, 

Obs menfchen oder viech zu nennen, 
Diweil fie wol han menſchlich gftalt, 
Doch die Sel wie das vie fih halt. 

Diweil fie mol find himliſch gichaffen, 

Aber doch meh nach Irdiſch gaffen. 


Dife des Straufen vergleichnus in Reimen, Gros— 
gönftige Ehren-Richter, hab ich nicht allain deshalben 
weitläufiger fürgepracht, Damit mein argument zu bes 
wären, das Die Neichtum vnnd leibsjorg, wa der leib 
nicht in der zucht gehalten würd, das gemüt jehr von 


739 


ſeim himelſteigenden lauf vnd Englifcher art abzihet. 
Sondern auch darum des liber erzelet, diweil der Straus 
mir nicht wenig verwant iſt mit dem, das ſein ſchmalz 
vnd aier meine verehrer zu linderung vnnd verſunung 
meines vexirens oberſtreichen: Ja es bat der Kaiſer 
Heliogabal mir zu lib auf ain zeit ſechs hundert 
Strausköpf, ſeins hirns halben, das doch klain iſt, zu 
tiſch berait auftragen laſen. Alſo das der ſtraus inn 
dem fall ſich der Fusſucht halben mit den Reichen 
auch kan vergleichen. 

Derwegen mögen mir die Reichen an zeitlicher hab 
wol danken, das ich ſie auch reich am ewigen gut 
mache: mit dem, das ich jren leiblichen gelüſt ain ge— 
biß einzäume vnnd ain ploch anlege: 

Dan die leiblich finn ſind wie pferd, 
Die inn ain wagen find geſperrt, 

Vnd vnuerſtändig dahin rennen: 

Aber das gemüt ift gleichiam zu nennen 
Als der Fuhrman, fo hat den zaͤum 
Vnd hällt jr wütend laufen faum, 

Deshalben, gleihwie das pferd jrrt 

Vnd ftürzt fih, wann mans nicht regirt, 
Alfo der leib on den verfiand 
Bnd on des gemüts gewalt ond hand, 

Plazt plind zu feim verterben hin, 

Wahin in treiben feine finn. 


Darum ain Weifer am meheſten dahin arbaiten foll, 
fich zum ferreften von ſeim leib abzujöndern vnd zu 
begeben, auf das er das gemüt zu hohem vnd Himli- 
ſchem wög erheben, und nach demſelbigen recht leben. 


Dan je meh man vom leib fib ſchwenckt, 

Je meh man zu dem Gmüt fi lendt, 
Bud enthält fich von leiblih glüſten 
Vnd fan den wolluſt ontertüften: 


136 


Salt alls für fat ond für verſchmälich, 
Was andre halten für glüdfelig: 

Als Reichtum, Würde, Rumſucht, adel, 

Diweil bie nichts nit ift on tadel. 
Scheut weder Armut, ſchmach, noch not, 
Ja acht gering auch felbs ven tod: 

Nach allem difem ed nur tracht, 

Was der leib jm zuwider at. 


Welchen aber vilmehr geluft, den jinnen feines leibs 
gänzlich nachzubenfen, Der würd zu dem, Das er jich 
von der tugend mus abjchrenfen, auch dis nimmer- 
mehr erlangen, darnach er hat jo gros ſehnen vnnd, 
gedenden. 


Dan ver mit falihem won behaft, 
Kennt nicht des warn guts aigenſchafft. 


Vnd gleicher geftalt, wie der leib feinen vrſprung 
bat aus der Erden genommen, alfo bat das gemüt 
fein vrſprung aus dem himmel Gefommen, ja es iR 
vom Götlichen gemüt etwas Somen: Alfo das nicht 
ungeichieft gejagt morden: 

Sensum à coelesti demissum traximus arce, 

Vnſerer Sel empfindlichfait 

Das ift das gemüt, hat Got berait, 

Von feim weien inn vond gelait. 


Vnd anderswo jagt Salustius: Animi imperio, 
eorporis seruitio magis vtimur, alterum no- 
bis cum Dijs, alterum commune est cum 
beluis. 

Das Gmüt praucdhen zu berichafft wir 

Vnd den leib zu dinfthafter gebür: 
Das ain han wir mit Got gemain, 
Das ander mit dem viec) allein. 


757 


So ift nun nichts fürtrefflichere, auch nichts alſo 
Götlih, Dan das gemüt, vnd zihet jo weit dem leib 
vor, als der Kerr dem knecht, oder der lebendige dem 
toden. 

Vnd gleich wie der Leib nichts meh acht, 
Dan was ift Irdiſch und veracht, 

Alfo ain frei aufrecht gemüt 

Tracht nur das himlifch vnermüd. 

So fihet nun Ewer libd, Chrende Richter, was für 
vil ain berlicher vnnd hailiger Ding ſei Das gemüt als 
der leib? Nun aber, fo es zu thun möglich, will ich 
anzaigen, wie ich ain Maifterin ſei auf onterrichtung 
Des gemüts, vnd wie hoch ich das himlifch gemüt er— 
bebe, inn des, Das ich des leibs after tilge: Wimol 
ih Doch nicht allezeit dem leib zu ſchaden, jondern ge- 
mainlich auch nuz zu fein pflege. Inn betrachtung, 
Das ich Die vberflüflige faigte ringere vnnd austrocfne, 
den fetten wannſt etwas jchmelge und den ſpeckbauch 
durch Das Trotloch zihe: auch Die tropfende feuchtig- 
faiten, jo von wegen snmäjtgkait jtch ſtäts häuffen, 
verzere vnd verdiftilire, und wa ich Difes nicht thäte, 
würd es oft zu aim vnträglichen laft erwachiien, alſo 
Das von wegen fetter fchmärleibigfait, maftleidigfeit und 
flußfäll nicht wenig gefahr darauf ftünde. 

Zudem erſtreck ich auch das leben, wie auch ſolchs 
ain jder anfangender Arzt mag wijlen. Dan wann 
ich nicht diſe ſchädliche wuͤtende materi zu den glaichen 
der glider forttribe, würden ſie on zweifel dad Hirn, 
Herz, Leber oder Magen anfallen, ond gar leichtlich 
den lebhaften gaiſt vberraften ond erfteden. 

Aber auf Das wir Dis, was das flaiich betrift, auf 
ain feit fegen, laßt vns zu der Menſchen Laftern ſchrei— 
ten, welchen ih für alle Laſterhäſſige zu fteuren, ain 


758 


Erzmaifterin binn, folcher mafen, das ich inn diſem 
ftuf fainem, er ſei gleich ain Philoſophus oder Theo- 
logus, weiche. Erwogen, das ich nit allain verdinder, 
das meine Leibergebene inn Lajtern ſich nicht verftür- 
zen, jondern auch dis eingemurzelte vbel, Die jnen ſchir 
an Erbgerechtigfait da juchen, vertüjte vnd beinah gar 
austreiße: auch, wa ich fchon das mindfte verricht, io 
ift doch dis mein fleis, das ich Die Leut Figeliger und 
frimpfiger weis erinnere, nicht erft inn jren vngebür— 
lichfaiten ain Rum zu haben, jondern jich unrecht ge- 
than haben, zu erkennen. 

Diweil ver Lafter rümen fich, 

Iſt ganz Teufliig läfterlich, 

Vnd das Vbel gering achten, 
Haißt Got das höchſte gut verachten. 

Darumb wann ich nit alſo andilte, würden der 
mehrerthails nimmermehr von Laftern abſtehn, fondern 
würden vnaufbörlich ain böfes ober Das ander häufen. 

So erleg und demm ich num fürs erit, Die murzel 
alles vbels, Die bofart und ebrfucht, vnd erweis mit 
meiner fraft, wie gar nichts Menfchlicher hochmut und 
vermejlenbait feie: wie bald des Leibs ftärfe erlige, wie 
leicht Die jchöne geftalt verwelfe, wie hinfällig ehr vnd 
würden feien, wie vergänglich Die Reichtumb, wie vn— 
achtfanı der Adel, wie eitel aller Menſchen glori feie: 
Mach alſo, das die Menſchen ſich Menjchen ſein mü— 
ſen erkennen, vnd Got ſich nicht gleich achten. 

Vberdis, inndes ich jnen jre Menſchliche vnfäll, 
armſeligkait vnd geprächen zaige, vertilge ich den neid, 
vergonſt, ehrgeiz, nachred, verſchmähung, vnd gänzlich 
die vnnötige ſorg frembder ſachen. Dan wie wolt der 
inn andern händeln vil ſorgfeltig vnd fürwitzig ſein, 
der ſeim aignen thun nit genug ſein könnte? 


759 


7 Ber daheim hat zu thun zu Haug, 
Der vergißt wol, was man thut draus. 

Iſt alſo Elar, das ich allen vnwillen vnd Die arge 
neidftücklin hinnemme, jolcher geitalt, das Die, jo mit 
mir verhaft jind, auch vergeffen allerlai jchmach, faliche 
ränf, ainen zu hindergehn vnd zu oberliften, auch jich 
nicht bemühen, feindichaft, zanf, vnainigkait anzurich— 
ten, jondern mit jnen jelbs genug zu thun gewinnen. 

Dan jo vil neid vnd haß belangt, verichaff ich, Das 
weder ſie neidig vnd vergönftig fein fünnen, noch das 
man jnen vil fünne vergönnen, jondern vilmehr fte 
troftes, mitleidens vnd barmberzigfait mürdig fchäzt. 

Dis find nicht jchlechtfüge fachen, noch werdet jr 
il mebers hören. Trei ding jind, die fürnämlich mei- 
nen verwanten vberläftig, wiwol allzeit angenem, mit 
aber ftäts ganz nuzlich find, als die oberfüll, libpfleg 
und zorngicht. Dannoch yfleg ich vil mehr auf meiner 
fläger nuz, als meinen aigenen vortail zu jehen: Sin- 
temal ich fie bierinnen gleicher weis wie inn andern 
erinnere, das ſie fich vor folchen ſchädlichen feinden 
hüten fernen. Wa ich aber merk, Das mein verboit 
bei jnen geringgültig ift, da reche ich mich, megen der 
verachtung, warlich ftatlich, ond lehre ſie könftiglich 
fürſichtiger zu faren, meinen gewalt nicht mehr jo leicht- 
färtiglich zu verachten. Alsbald fie dan jich mit frei 
fen vberladen oder mit faufen vberſchütten, jo binn 
ich als ain ſcharfe Rächerin gleich auf dem fus vor- 
handen, ftrafe fie, wie jte verdint haben, und warne 
jie, forthin meine macht nicht mehr liderlich hinzu— 
werfen. 

Gleichwol binn ich jo vnhöflich nicht, Das ich jnen 
jre gebürende ſpeis folt entzihen, oder jres liben Pa— 
tronen, des Bachi Rebenſaft abjchlagen, jondern durch 


760 


meine gütige jchiefung pflegen meine zarte Serrlin bat- 
des mit eſſen vnd trinken, jrer alsdan zartlicher zu 
warten: innjonderbait, wann fte dem Nymphis oder 
Eh-Truten andäachtig jr recht thun. Aber auf das fie 
ſich nicht gar. darinn vergreifen, dem groben Herrn 
von Baufbadfen gar zu frei vnd frech Dinen, vnd fich 
durch der Libäuglenden Venus libkoſen vnd Faugenftrei- 
chen zu vil bewegen laſen, da mus ich vnterweilen 
ſie etwas heftiger einhalten vnd Die Sau kürzer am 
firif füren. Dan auch diſes nicht ‚gering ift, das ich 
je von onfeufchait abhalte: und baides Frauen vnd 
Sungfrauen rhu vnd friden fchaffe: alfo, das nimmer 
nicht oder gar felten meine fusfrämpfige hurerei oder 
Ehpruch begehn dörfen. Wa jie aber frevelten, träng 
ich es jnen alfo ein, das fie nit allain Die that hef- 
tig gereuet, jondern das ganze weibliche Gejchlecht an= 
feinden, vnd wie ainer jaget, wann er ain jchlaier 
anſehe, im ain ftich Durch alle mardbain gange. 

Vnd was Fönnte doch beſſers und gröfers der beite 
freund ainem thun? als den Menjchen von jo vilen 
ſchädlichen gefärlichen Dingen freien und lädigen? welche 
ſonſt ſtäts allenthalben dijem vnbärtigen zwilchbadigen 
Dickbauch vnd der zutbätigen Libftrieferin anbengen: 
warlich wie man jpricht, aine fchöne Frucht, zu ſolcher 
zucht. 

Was foll ih Dan erjt vom zorngicht jagen? Da man 
fih erzörnet, als ob man gichtig werden wolt, vnd 
ain Maur auflaufen, welches ain rechte art von ainer 
onſinnigkait ift? 

Da ainer, der im zorn erplaict, 

Der Schlangen gift ſich mehr vergleicht, 

Bnd der gleih wie ain Welſcher Han 
Errotet, zaigt fein plutgir an. 


761 


Daſelbs, jag ich, binn ich ain rechte Mittlerin, ſolche 
haisgebadete Gefellen zu ftillen, vnd, wie man jaget, 
mit dem Sindern inn ain falt waſſer niderzufegen: 
aljo, das ich folche zornergebene, und grollens= vnd 
grimmesleißaigene Leut fein inn jre Menjchliche frei— 
hatt widerumb zu ftellen, aber die Berächter nad) ver- 
Dinft recht zu züchtigen wais. Solten mir derhalben 
billich alle Weiber ſehr danken, das ich jre grimmige, 
gäbe, Ejelreutende Männer jo artlich widerumb auf 
die felgen fan ftellen, inn den fattel heben vnnd inn 
die Nuß pringen, daraus ſie ſonſt kurzumb wie ain 
vngefpaltene fäft aus dem feur wolten fpringen: Ja 
die Männer ſelbs jolten mich auf bänden fanft genug 
vor dankbarkait zu tragen nicht wiſſen, diweil ich da— 
für binn, das jnen der aufitofend hais wuſt nit das 
herz abftofet: So dörfen fte im gegentatil mol dife jein, 
die mich am allererften anflagen, mir ſolche erzeblte 
wolthaten nicht lajen gelten, ſondern aufs äuferft jchel- 
ten: Mie billich aber ſie jmans, jo den Leib inn dinſt— 
barkait nötigt, aber dz beite thail hoch erhebt, ſchmäh— 
lich anfaren, las ich verftändigere Leut vrtailen, vnd 
fürnämlich euch mein Ausbeichaidene Richter: und fürs 
nemlich inn Difer den Menichen hailſamen fach, da ich 
nicht allain die lafter verhüte: ſondern auch 

Gleich wie ich das flaifch ganz ſchön rainig 
Bon laftern, damit es gepeinigt, 

Alſo das gmüt auch zih herfür, 

Das ichs mit Schönen Tugenden zir. 

Dan ich, Ehrende Richter, es darfür halt, euch nit 
onbewußt fein, das der mehrertail Menſchen alfo, wie 
man jchreibt, gefinnet jeie, 

Das wann fie das glück ſtäts wolt ehren, 
Würvdens nit denken, wer fie weren, 


762 


Würden das obfich nit bevenfen, 

Sonder bie unten ftäts bebenfen. 

Mirden ſich inn molluft wie am Sau im Mur 
vmbwerfen, jich der Tugend nichts annemmen, allain 
Des Bauchs und Peibs warten, aber den Rechten Eh— 
ren- vnd Tugendfürer das Edel Gemüt nicht achten: 
ond fich entlich inn folcher unweis fo ſehr vertifen, das 
fie weder durch Weishaitlehrender Philofophen ma— 
nung, noch verftändiger Ehren geflifjener Leut warnen, 
noch durch billichkait, erbarfait vnd zucht, noch Durch 
Menichlibe, vnd noch vil minder durch Götliche Ge— 
ſaz vnd Ordnungen aus folcher plindhait des Gemüt 
zu pringen weren. Nun aber, da ich jnen gleich wie 
die Rotflämmende Morgenröt aufgange, Die dicke Ne— 
Gel hinweg fteche, erleucht ich jre finfternus ſolcherma— 
jen, das fie Das jrdifche bindangefezt, Das gemüt 
ganz vnd gar zu Simmlifchem fürnemmen erheben, 
ond gedenken, wie eitel alle Weltliche herlichkait, wie 
geprächlich vnd prüchlich. der Menjchlich Körper. oder 
Dis äfchenbüttlin fee, wie vergebenliche eitele hofnung, 
forg, angit, was für ſeltſame vnverhofte ausgäng, 
ond entlich was für Belonung und den böfen für 
ftraf ſteh zu gemwarten. 

Mit diſer weis, wann ich jnen jolches zu gemüt 
führ, fchaff ich, das jie Got wahrhaftig, vnd nit wie 
die Heuchler im ſchein anbetten, jne recht als ain ge= 
rechten Richter und gütigen Vater erkennen, jne treu— 
(ih anrufen, jne allein ehren: ond entlich erfaren vnd 
wiſſen, das er baides des guten vnd böfen tags Schö- 
pfer ond Herr ſeie. Was fünnt man Doch höhers, 
was nußers dem Menjchen verleihen ? dan das ſie 
jren jchöpfer erfennen, vnd jm feine gebürende dank— 
opfer baides inn glüf und vnglück pringen? Dan di— 

4 


763 


jes it meiner fürnemeften Maifterftüf ains, zu ver 
ichaffen, daS mein fusvolf, vnter des es angefochten 
wird, alsdan nit minder Got loben vnd preifen, als 
wann es jnen gar wol gehet. Diweil jte. gelernet 
haben, gleihmütig inn fräud vnd laid zu jein, vnd 
alle ſchmerzen vnd arbaitjeligfait zu tragen. Rufen 
dabei Got an mit haifen träbern, grundherzlichem ſeuf— 
zen, demütigem herzen vnd zerichlagenem gaift, welches 
Got das angenemjte_opfer ift, 

Wann der gaift alfo ift erlegt 

Wie das Vieh, das man opfern pflegt. 

Vnd wann fie alsdan erlangen, was fie mwünjchen, 
da pringen ſie erſt eiferig ain Lobopfer vber Das an- 
der: Gebt es aber nit nach wunſch, jo tragen fte allen 
onfall mit böchiter ftanthaftigfait, 

Erzaigen das Grosmütigfait 
Nit eribwah durch ſchwachleibigkait. 


Was aber die ſtanthafte gedult vnd gedultige ſtant— 
haftigkait, darzu ich ſie erübe, für ain herliche Tugend 
ſeie, wolt ich wol hie ausſtreichen, wann ich nicht 
wißt, das ſie niman nach verdinſt genug loben kan. 
Auch ob ſich ſchon ainer, der mir inn die händ ge— 
rhat, vil wild wolt ſtellen, als ſolt mans jm nit thun, 
den fan ich doch jo fein ſtillen, das er humanior 
Gratijs, vnd gefchlachter dan kain Lämmlin würd. 
Dan wer wolt meim vnmäßlichen gewalt widerjtehn. 
Vnd gleich wie ich den Salsftarrigen härter bin, alſo 
erzaig ich mich Difen , Die bei ſittſamer vernunft plei= 
ben, des ftanthaftiger, Dardurch ich jren Glauben fterfe, 
ond auf ot jr vertrauen fegen lehre. Dan wie wol- 
ten die Got nicht trauen, die jo Elärlich ſehen, das 
die frommen jrer Gotfeligfait geniſen, vnd die böſen 


764 


nit ongeftraft bingehn werden. Sintemal kain Elärer 
warzaichen der glücjeligkait ift, als der jammer, darinn 
wir bie leben. 2 
Dan was hie wol gefeget würd, 
Würd dort mit gröferer klarhait gzirt. 

Ich könnt folchs weitläufig aus Götlichen vnd jonft 
Ichriften dartbun, wann ich nicht euer gutwilligkait 
vnd meines ſtands müßt fehonen. Gleichwol iſts aus 
genicheinbar, Das Diejenige, welche inn meiner zucht 
ond lehr geweſen, für allen andern gar Ghriftlich Die 
werf der Lib, nit allain inn diſen ftudfen, Die den 
Gotsdinft, jondern auch diſen, jo die Menjchliche hilf 
betreffen, zu beweifen wiſſen. Dan aus aigner erfarung 
willen ſie, wie andern beträngten zu mut ift, hoffen 
derwegen bimit baides jnen vnd andern beſſer rhat zu 
tyun. 

Sehet bie, jr meine gerechte Richter, was dis für 
bobe vbeltbaten jeien, Die meine feind ſchmählich an— 
zihen, nämlich dz Durch mich 

Die Sol vnd das Gemüt wird frei, 
Inndes ih ven Leib behalt fcheu. 


Ja das ich aus lafterhaften mach fromme, aus 
ihandparen erbare, aus bochmütigen demütige, aus 
neidigen freundliche, aus milden mildte, aus betrügli= 
ben und vnwilligen Ddinftwillige, aus vnmäſigen züch- 
tige, aus trägen mundtere, aus Rochlojen vnd fichern 
Gotsförchtige, aus zornigen gedultige, aus geigigen 
freigebige Leut, ja das ich jnen den Glauben, Hof— 
nung ond Lib einfchärfe, je das zeitlich gering achten, 
vnd nach dem Simlifchen lehre trachten, alles mit mas, 
sernunft vnd beichaidenhait fürzunemmen vnd zu ver 
walten weiſe, und entlich unterrichte, das fie Got für 


165 


alles ehren, jeim gehais nachfommen, der Juriiten 
Nechtögegründete trei gebot halten, als erbarlich leben, 
niman verlezlich fein, wider billiche gebür nichts han— 
delen, der vnichuld ſich erbarmen, den mwolverdinten 
dankbar jein, böjes mit böſem nicht vergelten, durch 
fain miet, gab, gonft, hofnung vom rechten weg wen— 
dig werben, fondern inn allem allain Die gerechtigkait 
für augen haben, vnerichroden pleiben, Das nidere 
nichtswürdige verfchmäben vnd allain nach dem würs 
Digften vnd höchſten fehen, ehrenhalben auch das rauheſt 
ond fchwäreft ausftehn, wider den ftachel nicht treiten, 
durch kain jchmerzen von rechter gebür weichen, ſon— 
dern ſtäts nach waren ehren trachten, fchandliche wol— 
lüſt nicht zulafen, die arge begird vnd gelüft ontertret= 
ten vnd mit Rhat zäumen, nicht leichtfertiglich inn 
ba, zorn oder Rachgir verftürzen, inn Menjchlichen 
fällen mitleiden tragen, der freuntlichfait ond janftmut 
jich befleiſſen, ſcham, zucht, authoritet, vnd inn allem 
mas halten, ſich jelbs erkennen, das lezte end jtäts 
betrachten, daS die ſtraf der Sünden nicht auspleiben 
werde, bedenken, vnd was bemüh ich mich vnd andere 
lang, £urz es zu begreifen, vnter des ich das flaiſch 
freusige, las ich nichts dahinden, welches das Gemüt 
verbefjern vnd feines Himmliſchen vriprungs erinnern 
mag. 

So ſehen nun meine Richter, wie vil beijer es jei, 
das der Leib, als das Gemüt krank ſeie, vnd das der 
jentenz war jeie: 

Die Menſchen find gefunder nie, 
Als wann fie nicht geſund find hie. 

Sehet jr nun, wie plind meine widerfächer bei hel— 
lem tag vmbtappen? was für ain guts bailpflafter ich 
der laſter ſeie? Vnd binn darumb nit zu fehelten, 


766 


wann ich Dasjenig, welchs vnhailfam, etwas jchärfer 
zu bailen jcheine angreifen, jo doc, jelbs Die Arzer 
nit für greuliche unbarmberzige tropfen werden gebal- 
ten, wann jie zu Denen fchäden, Daran andere arze— 
neien nicht verfaben mwöllen, feur vnd eifen, prennen 
ond bauen prauchen, ja ſie werden dick darumb vmb 
groſen lon gedinget. Wa mir aber ainer andere krank— 
haiten, deren oben gedacht, für leidlicher wolt fürwer— 
fen, dem geſteh ich ſolches inn kainem weg: dan, wie 
gehört, ontertrucken ſie entweder die Menſchen gleich, 
oder zermarteren ſie alſo, das ſie kaum ainmal von 
hail der ſölen ſich bedencken können: ſo ich im wider— 
ſpil wais, zu rechter zeit den ſturm anzulaufen, vnd 
nach gelegenhait widerumb abzulaſen. 

Derwegen, ehrende Richter, wiwol noch vil zu mel— 
den were, will ich doch ain end dran machen, wann 
ich zuvor mit hoher Leut exempel erweiſe, das meine 
beiwonung weder ſchantlich noch arbaitſelig, vnd aber 
ſehr rümlich aim Mansmut ſeie, glück vnd vnglück 
gleich achten, vnd aus der Not am Tugend machen. 
Vnd das ich heutige Fürften vnd, Herrn vbergeh, To 
bat mich der mächtig König Prianus zu Troia inn 
feine guldene Balläft aufgenommen, mid, haben Be- 
leus, Belleropbontes, Oedipus nit ausgeſchloſſen, Pli— 
ſthenes, Protejtlaus vnd der gefcheid Vlyſſes jind mei- 
ner fro gewefen. Auch, welches wunderlich vil würd 
bedunfen, bat Achilles jelber, den man doch allzeit 
Fusichnefl nennt, fein Füs aus meinen jchlingen nit 
mögen entziben, die Grichen mögen dichten, was jte 
wöllen, darvon, ich mar die Brifeis, Die Da macht, dz 
er des ganzen Hörs bitt nicht achtet. Derbalben ſolt 
nicht ainer liber mit folchen Sörhohen Helden auch das 
rauheſt ausjtehn, als mit vnachtſamen Muterjchlagenen 


767 


Leutlin inn wollüften, müfiggang ond zartlichfait ver 
figen vnd verroften, vnd liber das Gemüt mit Tu— 
genden erüben, dan wie das Viech dem bauchdinft er— 
geben jein? 

Kun diweil ich, Ehrende Richter, DIS vermain ges 
feiftet haben, welchs ich anfänglich verſprach, nämlich 
das meine widerfächer vilmeher jr8 aignen vbels ain 
orſach, als Das ich armielig ſeie: demnach Dasjenig, 
jo mir fürgeworfen würd, vil geringer gefchaffen, als 
d' gemain Man es ausſchreiet: Lezlich, das ich vil und 
nit schlechte wolthaten erzaige:, fo will ich biemit euch 
nicht länger aufhalten. 

“Dan je die Ahetorifche art, zulezt alles Eurzlich zu 
widerholen, nicht von mir zu gemarten habt, dan ich 
befierd von euerer gedächtnus hoffe, gleichwie ich auch) 
fowol meiner fach traue, Das ich unnötig halt, vil af- 
feetus zu moviren, oder mit Eläglichen geberden euch 
das herz abzugewinnen: ich wil vilmehr auf mein vn— 
ſchuld vnd euer gerechtigfait, als meine groje bereden— 
hait bauen. Diß Bitte ich aber, das jr birinn aljo 
wolt fprechen, das man merken fünne, es bab mir nit 
mehr des Pöfels gefchrai, als mein jchuld geſchadet: 
dan ob ich ſchon ain verhaßte perjon binn, meis ich 
mich Doch nicht ain böſe fach haben: verdin ichs dan, 
das man mich vbel ausgange, ſeit jr Doch zu würdig 
darzu, Das jr obel richten folten: vnd halt, es jei hie— 
ran euch nit meniger als mir gelegen, euch darumb, 
das jr euere wolachtung vnveronglimpft erhalten, ich, 
das ich mein hail vnd rettung von euch zu haben 
danfbarlich erkenne. 

Dermegen je mehr ain ungerechte verdammung euch 
fchäntlich were, Des mehr würd euch die ledigfprechung 
ehrlich fein: vnd gleichwie mir mein Berfon vnſchäd— 


7685 


ich, alfo ſoll meinen widerfächern Die jre nit vorträge 
lich gejpürt: fondern die fach im grund erwogen wer: 
den. Dan wanns nur jnen nach jrem wunſch ging, 
achteten fte nicht vil, wa euer leumden, mein onfchuld 
vnd alle gerechtigfait plibe. Aber euch gezimmt vil 
fleifiger zu bedenken, was Doch dife erhalten folten, Die 
durch je omordenlich leben jrs aignen jamers ſchuldig 
werden, vnd Damach andere inns jpil zu ziben heges 
ren. So ſehet num zu, das euch folcher vnmäjtgen 
Leut liſtige wort nit bindergangen, jondern erwigt vile 
mehr, was euer gebür, dan was jr frefel erhaiſchet. 
Was DIS gefchicht, werd ich vnfchuldige vnd arme, 
zweifeläon Durch euer aller ſtimm, aller auflagen ledig 
vnd los gezelet werden. 


Ende 


Floͤh Haz, Weiber Traz 


Der Vberwunder vnrichtige, vnd ſpotwichtige 
Rechtshandel der Flöh mit den Weibern: 


Ain Neu geläs, 
auff das vberfurgmeiligft zu belachen, wa anders die 
Flöh mit ftechen aim die kurtzweil nicht lang machen. 
Durd 
Hultrich Ellopofcleron, 
auff ein newes abgeftofen vnd behobelt. 





Der willlomm Eommen will zu Hauf, 

Kauf feim Weib diß Bud zu voraus, 
Dann bierinn find fie weg ond mittel, 
Wie fie vie Floh aus Belsen fhüttel. 

Vnd hüt fih jedermanniglid 

Bei der Floh ongnad, biß ond ſtich, 
Das er diß Werd nit nach woll maden, 
Weil nob nit ausßgführt find die fahen: 

Dann der Floh Appellation 

Mag no inn furgem nachher gon: 

Auch bald der Bels Defenfion. 


su Le 2281974. 
x. 49 


Glück zu ohn ſchrecken, 
Das vns die Flöh nicht weden. 


Hultrich Ellopoſcleros. 


Es hat ainmal das hoffen, harren, 
Mich nit gemacht zu ainem Narren: 
Sonder mich nun anſehlich gmacht 
Das man mich gar für klug jetz acht: 
Dann da ich erſtlich diß Buch ſchmitt, 
Hofft ich gonſt zu erlangen mit, 
Baydes bey Mannen, fo bedauren 
Das Flöh fo auf jr Weiber lauren: 
Vnd auch bey Weibern, die gern wißten 
Wie fie die Floh außbürften müßten: 
Welches mir dann wol ift gerahten, 
Dann ich bey bayvden fomm zu gnaden, 
Weil ih den Man die Fraw begnädig, 
Vnd auch die Fram von Flöhen lödig: 
Solch gonft darauf ich merden Fan, 
Weil jeverman diß Bub will han: 
Vnd man es nicht genug fan truden, 
So vil pflegt mans hinweg zu zuden: 
Auch weil ih kaum ain hauß fchier find, 
Da nur drey, vier Weibsbilvder fint, 
Da nit diß Edel Büchlin fey 
Vnd prang bey andern Büchern frey: 
Vnd hat jo groß Authoritet 
Das es gleih beym Catechiſmo fteht: 
Ich rieth in, das fies liffen binden 
Gleih an jre Betbüchlin hinten: 


771 


Dver an Albert Magni Buch: 

Dan ſchönes tuch, das zirt ain pruch: 
Ich bör aud, es bab ain vis Büchlin 
Gebunden in ain feyven Tüdlin, 

Vnd warm auf bloffe haut gebunden 

Da hab fie Fain Floh meh empfunden, 
Die lob ich, diſe glaubt uns dod, 
Dann wir es ernftlih mainen nod. 

Auch fag ih dand ven andern allen 

Das fie die müh jn laflen gefallen, 
Dann D wie manden gifftigen biß 
Thaten die Floh, als ich ſchrib vis, 

Aber fie fonten mich nicht wenden, 

Vnd folt fie ver Flöhcantzler ſchänden, 
Dann ewer gonft vnd lib zu haben 
Freut mich meh, dann der fchwarzen fnaben ? 

Wolan kaufft auff, jr thut jm recht, 

Verſucht ob jr meh fauffen möcht 
Als onfer Truder truden nun, 

So werd jr jm ain Schaldheit thun. 


Ernewerte Flohflag, wiver der Weiber Plag. 


Mu ef. 

Mas hör ich auf dem windel Dort 
Für ain gſchrai, wz fleglich wort? 

Es ift fürwar ain raine Stimm, - 

Daraus ich leichtlich wol vernimm 
Das es nit fein fan etwas groß: 
Deshalb ich mich wol zu jm loß. 

Aber Bot Laus, es ift der Floh, 

Mie kompts? er jpringt je nicht hoch, 
Als wann er pflegt die Leut zu ſtupffen? 


7172 


Er Fan jegund faum binden, hupffen. 
Ih glaub jm ſey ain bain engway, 

- Er führt mol fo ain Jamergjchray, 

Miewol er ſonſt ſchweigt allezeit, 

Meil ſchreyen nicht Dint zu feim ftreit, 

Sp gfrirt jm jeg der Echnabel auf: 
Gewiß bedeuts Fain guten kauff: 

Dann wie die Wunderbücher fegen, 

Bedeuts nichts guts, wann die Thir ſchwetzen, 
Vnd (das ich wend groß gleichnuß an) 
Mann fingt der Schwan, jo ftirbt er dran, 

Vnd mancher der lang Redlos ligt, 

Ned doch, wann nun der Iod fich fügt, 
Vnd der Krand, fo lang nit font ejien, 
Darff zuleg dem Tod zu layd frefien: 

Vnd die Sam, jo ſonſt allzeit grummt, 

Schreyt anders, wann der Mebger kummt: 
Alfo jorg ich, mein Sommergjellen 
Wöll der Tod nach der Gurgel jtellen: 

Wolan, ich will jm hören zu, 

Mas jn dazu bewegen thu. 


Floh. 


Ach wie kan ich auch lenger ſchweigen, 

Der trotz will mir zu hoch auch ſteigen, 
Der onbill bricht mir auff den mund, 
Gleichwie ainem geſchlagnen Hund. 

Wem ſoll ich aber mein noth klagen 

Den Menſchen fan ichs nicht wol jagen. 
Miewol fie von Natur erkennen 
Was gut, und mas recht jey zu nennen, 

Dieweil fie mir fint gar geheſſig, 

Und der ghäfitg Ipricht unrechtmefitg. 


773 


Coll ichs dann meines gleichen fagen, 
So wird er mir binwider Elagen, 
Iſt alſo klag vmb gegenklag, 
Welche kainen nichts frommen mag, 
Wa nicht iſt ainer, der es richt, 
Vnd nach dem Rechten drunter ſpricht. 

Derhalben will ich zu dem flihen 

Von dem wir all den anfang zihen, 
Welcher nach ſeiner güt vnd macht 
Auch nicht das gringfte gichöpff veracht, 

Vnd vberal gans nichts verwarloßt. 

On der will kain Thier sein bar loßt: 
Darumb O hoher Jupiter 
Mich armes Thirlin nun gewär, 

Seh an, wie ich geplaget bin, 

Daß ich waiß weder auf noch hin, 
Mann du nicht werft, jo ftund ich bloß, 
Man ftelt mir nach auff alle firog, 

Man verfolget mich alio jehr 

Als ob der ärgjte Bub ich wer, 

Hab Doch faim nie Roß geitolen 
Vnd fainen ombgebracht verholen: 

Het ich Löwen ond Bären weiß 

Das ich Die Menjchen niverreig, 

Oder ftil wie der Wolff die Schaff, 
So verdienet ich vielleicht firaff, 

Aber ich bin onſchuldig deſſen, 

Noch muß das Leberle ich han gefien: 
Vnd muß getban han die gröſt ſchmach, 
Vnd bin Doc nicht jo groß darnach: 

Ih muß alfain haar laſſen gar, 

Hab Doch am gangen leib Fain bar: 
Sch, wie ich nur bin zugericht, 


774 


Ei das nicht drob der Himel bricht, 
Ich ſeh kaum ehrlichen Floh meh gleich, 
Ich bin ain lebend todenleich, 

Das macht am vnzarts Frawenbild, 

Die wol haißt ain hart rauhes Wild, 
Miemols an linden Belz tregt an, 
Thut ſie kain [indes berg doch han. 

Dan ich mich jelber nun erbarm, 

Das ich hab Fain gang bain noch arm: 
Hetft mir DO Jupiter nicht geben 
Tach Deiner fürjichtigfait eben 

Alſo vil bain, jeg bet ich kain, 

Vnd müßt entweder tod nun Sein, 
Oder müßt von der Schlangen lehren 
Auf meim bauch riechen, und mich nehren : 

Dan ih wol ain halb Dogent füß 

Im lauff jegund dahinden lien, 

Die je gewiß nun auff wird benden 
Zum Spigel jrd Sigs zu gedenden. 

Das tft weit ain anderer fchad, 

Als den das Hündlin von Bretten that. 
Ach, ich Fan mich kaum kehren, wenden, 
Alſo find mir zerrürt Die enden, 

Als wer ich an der Folter gbangen, 

Vnd het gebeicht alls was vergangen. 
Ja Foltern komt mir wol inn jinn, 
Dann fie ıft wol ain Senderinn: 

Aber kaine Beichtmutter nit, 

Dann jie gibt Fainen Ablas mit: 
Sie riß hinweg mir pleg ond fled 
Es äß es ſchier fain Wolff binmeg: 

Man zält ſchier alle Rippen mir, 

Das Eingewaid herauß will jehier: 


775° 


Der Eopff ift mir voll Beulen, ſchrunden, 
Als bet in mir ain Kifer gbunden. 
Seh, wie mir ift verwirrt das fnid, 
Als wer ich fallen von aim ftrid, 
So nah griff ſie mir nach der bauben, 
Das ich mich gar faum auf mocht ſchrauben, 

Vnd jes kaum fan gen Himel jeben, 

So ſchön font ſie den half mir treben. 
D du böß vnbarmhertzig art 
Die von Faim Menjchen gboren ward, 

Sonder vom Crocdil fomt ber 

Der zum Mord waint, wan mördet er. 
Dan als es mir am ärgiten ging 
Bei dem bag, welchen jte anfing, 

Da lacht ſie zu all diſen Dingen 

Das jrn Die Augen vbergingen. 

D Jupiter, wie fanft zuſehen 
Sole vnbillichkait geſchehen? 

Dieweil alle vnbilligkait, 

Erweckt Gott zur vnwilligkait. 

Ich thu je diß, dazu mich ſchuffſt, 
Vnd nehr mich, wie Du mich beruffit, 

Etwa mit ainem tröpfiin Bluts, 

Vnd thus nicht, wie man main, zu truz, 
Sonſt müßt zu trog der Menfch der Erden 
Sie jo zeradern mit den Pferden, 

Vnd müßt zu trug dem Schaff es bichären, 

Dem Baum zu laid die Frucht ablären: 
Dazu Die menjchen Nain doch jagen: 
Welches Doch offt nicht zu will tragen, 

Mann fie es brauchen vberflüfitg, 

Dan biezu jind die Gſchöpff verdrüſſig, 
Mas aber man gibt au vrirug 


776 


Da nimts der Nemmer je zu trırk. 

Vnd der meh, dan er bedarff, ſammelt, 

Da neben jm noch mancher manaelt, 
Der nimt dem Gfchöpff je vil meh ab 
Dan jm Gott ond die Natur gab, 

Meil die Gſchöpff find zur Nötlichkait 

Geſchaffen, nicht zur Neivlichkait. 

Ich aber trind nicht vberflüſſig: 
Dan vberfluß treibt nur der müſig. 

Ich aber fan nicht müßig Tein, 

Werl ich mit müh erlang das mein, 
Welchs mir Doch von Rechts wegen ghört, 
Vnd Doch darob ſtäts werd verftört: 

Dan wa fain ficherhait nicht ift 

Daielbs bin vberfluß nicht nit. 

Und wann ich mich ſchon »bertränd 
So trink ich doch auf Fainer Tränd, 

Dabin man es vorlängft tbet jchöpffen, 

Dan ich mit Not erft meind mup zäpffen, 
Darzu man mir nicht laßt der weil, 
Sonder ih muß thun inn der eil. 

Was aber gichicht mit eil vnd müh 

Das würd fainen faißt machen nie. 
Der Efel, jo Das Bronnrad tritt, 

Wird von dem Waſſer faigter nit 

Melcher er muß berauffer fpinnen, 

Er trinckts gern, da es ſelbs thut rinnen. 
Vnd ift auch jchier Fain wunder zwar, 
Das ich jo klain muß bleiben gar, 

Dieweil ich je nicht fan gedeien 

Ber folchen ſchrecken, jorgen, jcheuen, 
Dan jorg und angft dörrt auß Das berg, 
Den Leib verzert des Gmütes jehmerg: 


7177 


Es wundert mich, das mir arm Flöh 
Stäts bleiben ſchwartz, wie es uns geb, 
Da wir doch grau wol jolten fein, 
Por grofjer mülichfait vnd pein. 
Aber man jicht nicht ftäts an baren, 
Ob ainer etwas hab erfaren, 
Sonder an der Stanthafftigkait, 
Ob ainer tragen mag das lad, 
Dan welcher ftirbet gleich vor ſchrecken 
Den joll man mit Küfat bededfen. 
Sch möcht wol mein Berfolger fragen 
Warumb jie mich jo jagen, plagen, 
So ich Doch nicht den leib verzere 
Sonder vom vberflug mich nebre? 
Dom Blut, welches vileicht it böß, 
Vnd auflaufft inn der Aderlaß? 
Sparen alſo den Schrevfferlon 
Das ſie nicht in das Bad darff gon. 
Mie manche bett der Tod verzudt 
Hett ich nicht jr böß Blut verfchludt 2 
Darumb muß ich jo jchwarg auch jein 
Weil böß Blut nicht jchön farb gift ein. 
Sie fangen Doch offt jelber auff 
Die Blutägei mit groſſem bauff, 

Vnd thun auff jre baut Die jegen 
Das ſie das böß Blut außher legen 
Vnd möllen ſolchs von vns nicht haben, 

Die wir doch auch han diſe gaben: 
Vnd beſſer, diemeil wir bey jnnen 
Gewont jint, und gar gern jn Dinen. 
Jene aber ſint auß dem Mur, 
Darauf ſonſt kompt alle vnfur. 
Wir thun doch nicht, gleich wie die Binen, 


778 


Die jnen, wie fie jagen, Dinen, 

Dann wann fich Die an Leuten rechen 
Lan fte Den Angel zu dem ftechen: 

Melches dann ift ain jolches meh 

Defgleichen nicht tbun taufent Flöh. 
Noch halten ſie Die für des weijer, 

Vnd bawen jnen dazu Häuſer: 

Vns aber, als das Helliſch Heer 

Perfolgt man biß anf euflerft Meer, 
Da wir doch fainen Angel laſen 
Sonder böß Blut beraufier blafen. 

So find wir auch fain Scorpionen, 

Die mit Gifft wolln jr ftich bejchonen, 
Sonder wann einer ſich nur judt 
St onſer ftich alßbald vertrudt: 

Mas fag ich ftih? es ift fein flich, 

Ein kützlen ift es aigentlich. 

So find wir auch nicht jo vngſchliffen 
Wie Filtzläuß, die inn dhaut einſchlifen, 

Die man gar tif herauß muß zwacken 

Mit langen Negeln, wie mit Hacken, 
Drob mancher die zön zſammen beißt 
Wann er das blutig har außreißt, 

Da freß der Teufel mit aim kraut, 

Wann ich dran denck, mir ſelber graut. 
Wir aber hupffen gleich daruon, 

Wann wir ain ſtichlin han gethon: 

Vnd machen nicht vil federleſen, 

Man würd ons ſonſt gar vbel meſſen. 
So ſtincken wir wie Wantläus nicht, 
Dern man ſich ſchämt, wann man ſie richt: 

Sonder wir ſint das ſauberſt Thir 

Deſſen kainer ſich ſchämet ſchir: 


779 


Vnd wiewol wir fain Biſam legen, 
Darff man ons Doch auch nicht nachfegen, 

Vnd fombt noch fainer, der fan wiſſen 

Wahin wir brünglen oder kiffen: 
Wiwol es ons zum ſchaden raycht: 
Dann wann wir ſtäncken auch vileicht, 

Würd ons das ſauber Frawenzimmer 

Zwifchen den fingern reyben nimmer. 
Entlich ftechen wir auch Zain beulen 
Wie Die Schnaden, die darzu heulen, 

Sonder e8 gibt ain rotes fledlin, 

Melchs offt wol ſteht an ainem Bädlin, 
Vnd wann fig jolchen wolftand wißten, 
Sie litten offt, daß wir ſie füßten, 

So dörfften fie die blaiche backen 

Nicht erft mit fingern pfegen, zwaden: 
Oder mit Neftel Leder reiben, 

Dver mit Glansftaub jte beitäuben. 

Mie manche han wir durch jolch nofjen 

Verkaufft, da ſie jonit wer verſtoſſen? 
Han mandem Bulen, jo tbet liben, 

Un weis Roß für ain rot vertriben? 

Hiſſen alſo Ehmerber wol, 

Die man in ain Staft fauffen ſol. 
Noch tragen wir fain danck davon, 
Sonder der Gutthat,lon ift bon, 

Der Welt trindgelt ift gallentrand 

Melcher verbittert allen dand. 

- Dann fie, Die wir jo tremlich mainen, 
Das wir bey jn meh fint, dann fainen, 

Die verfolgen ons noch vil ärger 

Als Waydvergiffter, Landverderger: 
Dep ſteh ich zu aim Schawſpil hie, 


DD 


750 

Verwunt, das ich Faum Atham zieh, 
Vnd Fan dir Jupiter kaum fagen, 
Mas grofier onbil ich muß tragen, 

Dieweil mir würd das ber zu ſchwach 

Mann ich red, und erjinn die jach. 

Die ſchmach, wann man jr dendet nach, 
Krindt ainen, vnd bewegt zu Vin: 

Es ſolten alle Flöh fortdin, 

Zu layd diſen Flöhhenderin, 

Wann ſie jn ſchon all füß außriſſen, 

Noch kriechen, das ſie ſie nur biſſen, 
Vnd Jovem betten vmb ain Angel, 
Das ſie einbrächten jren mangel, 

Ja ainen dreyſpitzigen ſpieß, 

Den man biß an das häfft inſtieß: 

Ja das der fromme Jupiter 

Mit ſeinem ſtral ſchieß in ſie her, 

Vnd lehret ſie ſolch Mutwill vben 
An Gſchöpffen, die niemand betrüben: 

Aber, wie ainer ſchrib ainmal, 

Es ſind gar tewr bey jm die ſtral, 
Weil alt iſt worden der Vulkan, 
Das er nicht wol meh ſchmiden fan: 

Dver die ftral find bey jm werd, 

Das er nicht vmb ain jede bſchwerd 
Sein ſtral fo liederlich verwaget, 
Gleichwie man von Sant Peter ſaget 

Der, als er Herr Gott war ain tag, 

Vnd Garn ſah ſtelen aine Magt, 
Wurff er jr gleich ain Stul zum ſchopff, 
Erwiß alſo ſein Peterskopff: 

Hets ſolcher gſtalt er lang getriben, 

Es wer kain Stul im Himmel bliben: 


781 
Alſo ſolt Jupiter jo offt 
Als man verdint, Das er ons ſttofft, 
Seine ftral auff uns jchiefien loß, 
Gr bet ſchon Iengeft kain geſchoß: 
Doch joll drumb Fainer ficher fein, 
An langſam pein ift lange pein: 
Vnd allzeit unter der langmut 
Bindt Gott den fichern ain lang Aut, 
Melches auch jr Flöbmörderin 
Mol führen möcht zu ber vnd finn: 
Dan es würd nicht fein allzeit Feirtag, 
Sonder es fomt ainmal ain Feurtag, 
Da der zorn, jo lang glüht vnd feiret 
Plöglich anbrent, vnd alls verfeuret: 
O föünt ich je ain Hagel Fochen, 
Ich liß es Doch nicht ungerochen. 
“Dan wie Fan ich mir doch abbrechen, 
Das ich mich nicht ſolt greulich rechen ? 
Weil fie, als Die greulichite Feind 
Ermört ban mein getreufte Freund? 
Mein Eltern, Gſchwiſter, vnd mein Brüder 
Ja mein Gemahl, die liebe Müter: 
Ach das mir nicht vor grofjem jchmerg 
Inn tauſent ſtück zerbricht Das berg, 
Mann ich gedend daß die lieb Freund 
Darzu noch vnbegraben jeind: 
D wer ich grad, ich wagt die haut, 
Dieweil ſie Doch vor ift zerhaut. 
Ah, warumb haft mich alio gemacht 
Dem Weibsvolf nur zur Opfferichlact: 
Dver warumb haft alſo gichaffen ? 
Die Weiber, dag fie vns nur ftraffen? 
Entweder es jolten fein Fain Flöh, 


782 


Dver Erin Weib folt werden meh, 
Dieweil fich die baid nie vertragen, 
Es muß ainmal ains lan den fragen, 
Aber es ift gar ungleich Ding 
Das ain Zwerg mit aim Riſen ring: 
Darumb was zörn ich lang Dazu, 
Mit zorn ich weh mir jelber thu: 
Ich wills Dir Jupiter befehlen 
Du kanſt mein Recht zu Recht beftellen: 
Reh du den Mord inn vnſerm namen, 
Las uns dein gichöpff nicht jo beſchamen: 
Dan nicht an Böſen vben rach 
Da haißt den Frommen anthun ſchmach: 
Vnd wa man nicht Die Böſen ſtraffet, 
Mainen fte, ſie band wol geichaffet, 
Vnd werden dan halpftarrig drinnen, 
Das täglich ärgers ſie beginnen: 
Derbalben jolchem fürzufonmen, 
Sp bilff, O Jupiter, den Frommen. 
Vnd bilff mir auch von diſem ſchmertzen 
Den ich trag baid am leib und bergen: 
Dan ach, ich werd vom Reden ſchwach, 
Es wil mir jchir vergehn Die Tprach : 
Aber, was bör ich raufchen bie, 
Ich glaub, es thu not, Das ich flieh: 
Aber wa will ich hinauß fliben, 
Ich fan doch faum die lenden zihen: 
An mir gilt jtz nichts der Nam Floh, 
Dan warlich ich nicht ſehr wol flob: 
O wer ich je ain Mud vnd Fligen 
So könt ich davon jgund fligen: 
Dan wa ich nur was raufchen hör, 
Förcht ich, es komm ain Flohfeind ber. 


733 
Mu. 


Ih fan mich nicht enthalten meh 

Das ich nicht zu meim Giellen geb, 
Vnd jn anred vmb jeine Elag, 

Ob ih jn vielleicht tröften mag: 

Dan mwarlich, wie ich an jm jeh, 

So ift jm biß zur Seelen me. 

D Bruder liebfter Sommergjelf, 
Wa fomft inn diſes vungefell? 

Mer hat dich alſo zugericht, 

Das man dir big zur Seel ſchier ficht: 
Ih Hab von meitem wol vernommen 
Das du bift unter Mörder kommen, 

Aber ich font nicht merden eben. 

Mie ſich doch ſolchs hab Kegeben ? 
Derhalben iſts Dir nicht vertrüfftg, 
Erzehl mirs, weil ich doch bin müſſig. 


Floh. 


Ja Bruder, biſtu, wie ſagſt, müßig, 
So bin ich, wie ſagſt, auch vertrüſſig: 
Der Jupiter wöll dir nur geben 
Lang ain ſolchs ſicher müßig leben, 

Vnd mir verwenden mein verdruß 

Zu troſt, vnd meinem Feind zur buß. 

Muck. 

Ach lieber Floh, mein Sommergſell, 

Dich ab mir nicht jo frembd nun flell, 
Sch red es Dir nicht zu verdruß 
Das ich ſag, wie ich nun hab muß. 

Am der allzeit betränget ift 

Thut für ain Jar wol ain flain frift: 


784 


Vnd der, fo jekund würd Beträngt, 
Nicht an vergangen gut tag Den: 

Es ift mir etwan vbel gangen 

Hab etwan auch gut tag empfangen 
Es gebt dir jegund herb vnd rauch, 

Es gieng Dir etwa beſſer au: 

Hat es ich können nun verböfern 

Es fan fich wider auch verbejlern. 
Derbalben jei nicht alfo ſchmäh, 

Vnd denck, daß ichs gern beſſer feb, 

Ain Freund ſicht gern den andern gſund, 

Sicht er jn kranck, würd ſein hertz wund: 
Iſt dein Feind kranck, ſo bin ich gſund, 
Iſt dein Feind gſund, ſo bin ich wund. 

Dan fräud ovnd laid iſt Freunden gmain. 

Vnd leid vnd fräud ſich kainer allain. 
Derhalben wolſt zu gut mir tragen 
Das ich dich wie ain Freund thu fragen: 

Kan ich dir ſchon kain hilff erwerben, 

Kan ich dir doch auch nichts verderben 
Wann mir ſchon ſageſt dein anligen: 
Es kränckt ain, was inn aim bleibt ligen, 

Vnd was ainer nicht außher ſagt 

Daſſelbig aim das hertz abnagt, 

Den ſchaden ſchweigen, macht jn ſteigen, 
Vnd in anzaigen, macht jn naigen: 

Verſchwigen Schäden wachſſen haimlich 

Daß man ſie nie darnach hailt rainlich, 
Das laid würd leidlicher damit 
Wann man es meld, ond außher ſchütt, 

Dan wer ſeim Freund thut ſein laid klagen 

Sucht ainen ders jm halb hilfft tragen. 


785 


—* 


Sierumb mein lieber Sommergfärt 
Sag her, wer hat dich ſo beſchwärt? 


Floh. 

O Freund, Die ſo gſund vnd wol leben 

Können gut troſt den Krancken geben: 
Aber kain Gſunder glaubet nit 
Aim Kranckrn, wie jm ſei Damit 

Derhalben wann ichs dir ſchon klag, 

So mach ich mir für ain drey plag: 
Erſtlich bekömmer ich damit 
Den, der mir doch kan helffen nit. 

Folgends, jo muß ich zweyfeln ſchir, 

Ob man den fihmergen glaubet mir. 
Fürs legt, und melches ift Das gröft, 
Ich mich damit in fain weg töft: 

Sonder vernem den ſchmertz zur ftund, 

Vnd ham in aine friiche wund, 

Man joll aber nichts jchlaffend weden, 
Welchs wann e3 wacht, nur bringet jchreden. 
M ud. 

Ach das find ſchlecht entjchuldigung 

Am Kranden, der ſucht beſſerung, 
Fürnemlich bey aim guten freund, 
Ders mit feim Freund, wie mit jm gmaint 

Gut Raht ond troft ſteckt nicht allain 

Bey denen Die anjehlich fein, 

Sender offt aim, jo ift ringfchäßig, 
Vnd nicht vil mächtig, prächtig, ſchwetzig, 

Dem jeine wis ligt in der äſchen, 

Da der Reichen ligt in der täjchen: 

Die Täfchenwig nicht enger gilt 
On als lang man bat gelt ond gült, 
——— 50 


756 


Die Aſchenwitz ruht wie ain Schag, 

Vnd jcheint, wann man fie fürber Fragt: 
Solt man offt Rahts den Büttel fragen 
Solts befier dann der Schulthaiß jagen. 

Der Reichen Raht zum pracht nur gichicht, 

Da es der Arm von bergen jpricht. 

Bey groſſen ift Die wis auffgblaien, 
Darauff man ftch nicht darff verlafen: 

Bey denen, jo ſint niderträchtig, 

Iſt ſie vnſcheinbar, Doch ſehr mächtig : 
Als wenig die Stärck iſt allain 
Den Hohen ond groſſen gemain, 

So wenig hat auch Rhat ond witz 

Allain inn Hohen jren ſitz: 
Gemainlich würd Großmütigkait 
Bey Hohen zur Hochmütigkait, 

Vnd jr macht würd zu ainem pracht, 

Ir Raht zur gwaltſamen Taht tracht: 

Da der gering muß halten ein 
Mit trem vnd gwiſſen thun das fein. 

Bin ich ſchon Elain, Faim Strauffen gmäß, 

Hab ich gnug witz zu meiner größ, 

Zu meiner größ bin ich gnug böß, 
Schref manchen auch mit meim getöß: 

Der Strauß tt groß, Doch fein wit flain, 

Dann er maint wann er fterf allain 
Den Kopff, das man den nicht fan ſehen 
So jey der gange leib verfehen. 

Vnd thut gleichwie Die farge Füchß 

Verwart das Gold, vnd gnießt fein „nichts: 
Klain Leut bedörffen Elaine luden, 

Groß Leut find nicht bald zu uertruden. 

Der Rainecke Fuchß Fam durch am loch 


7187 


- Darinn der Bruninger ſteckt noch: 


* 


Klain Leut bedörffen klainen Raht, 

So kommen ſie auß groſſem ſchad, 
Groß Leut auch groſſe hilff bedörffen, 
Dann inn der enge ſie ſich ſchärffen, 

Inn ſumm, das klain kompt auch zu ſtatten 

Ain klains härlin gibt auch ain ſchatten. 
Vnd het ich ſchon nicht die genod 
Das ich aim andern weißlich rhot, 

So waiſt den Spruch doch, der vmbgaht, 

Die Lib ſucht Raht, der Kib ſucht that. 
Die Lib zu aim lehrt ain offk rahten, 
Damit er ſein Freund rett auß ſchaden: 

Kan ich Dir ſchon nicht rahten weißlich, 

Will ich Dir Doch gern rahten trewlich. 
Zum andern, liber Spißgeſell, 

Iſt dis an Dir ain groffer fäl, 

Das du aim Freund darffit trawen zu 

Das er dir nicht wol glauben thu: 
Dann dis ift aller freuntichafft gifft 
Mißtrawen, Das der Teufel ftifft. 

Vnd wie folt. ich nicht ainem glauben 

Den ich armielig jeb vor augen? 

Das aber jorgjt, du möchſt erfriichen 
Ain fchmergen, jo wer zu uerbüften, 

So halt ich Dich als ainen Floh, 

Von gmüt fo ftandhafftig und hoch, 
Das du abbrechen könſt deim layd, 

Vnd nicht erligft von traurigfait: 

Dann weil in ewrem Flöhgeichlecht 

Es gibt vil Ritter vnd Kriegsfnecht, 
So ſteht es zwar nicht Rittermäſſig 
Ab jedem kommer ſein mutläſſig, 


788 


An Mann foll im layd nicht verzagen 
Vnd inn Freud nicht zu Hoch ſich wagen, 

Derhalben tramft mir gutes zu 

So ſag, was dir anligen thu ? 

Mer joll dem Kranden anders rahten 

. Als der Geiund, fo ift on fchaden? 

Vnd auch zuuor erfahren hat, 

Mas Krandhait ift, und was ſie fchad? 
Mie joll ain Krank dem andern Dinen, 
So fie vor jehmergen zufammen ginen ? 

Es muß der Blind den Lamen tragen 

Vnd der Lam muß den weg recht faden, 
Sp wird jr kainer nicht verfürgt, 

Da fonft ain Blind den andern flürst. 


Floh. 


O Freund, dein troſt erquickt mich was 
Das ich ſchir werd was kecker baß, 
Dann ain getroſt hertz iſt halb haylung, 
Vnd antwortung ain halb kurtzweilung 
Du biſt fürwar ain Held mit tröſten 
Ich hets geſucht nicht ben dem gröſten: 
Bit nicht allain ain Sommerfreund 
Sonder Winter und Kommerfreund: 
Bayd nug im Sommer vnd zu freud 
Vnd auch im Winter und zu land. 
Diemweil du dann nicht nach wilt lan 
Big ich Dir zaig mein leyden an, 
Vnd nicht deß minder auch ift wor, 
Gleichwie du haft gefaget vor, 
Das amem werd fein leyden leycht 
Wann er es ainem Freund nur beicht, 
So will ichs Dir gleich num erzelen 


TE 


Er — — 


789 


Mas ond wer mich thu alfo quelen: 

Vnd will ain keck ber an mich nemmen: 

Durch ftandmut alle Klainmut demmen: 
Uber, jeb, wie mird jetzund gebt, 

Da ich anfang, die Red mir fteht: 

Das bers ift groß, der ſchmertz noch gröfler, 

Das hertz ift gut, der ſchmertz noch böfer. 
Dan wie fan denken ich ohn mainen 
Den jämerliden Tod der meinen? 

Gi, das ich nicht auch Kliben bin 

Bei jnen auff der Walftatt drinn. 

D Bruder, du bift. wol glüdielig, 
Du Eanft fligen, wann dir ift gfellig, 

Sch aber wann ain bag anfängt 

Das ain Flöhflauberin ons trängt, 

Da muß ich nur hoch hupffen, fpringen, 
Vnd fan mich Doch nicht dannen bringen, 

Es dörfft, das ich vil Flügel bet, 

Meil ſie durchſuchen die gan fett: 

Dan jeb, ich hab mich wol gebraucht 
Gedangt, gehupfft, auch das ich Faucht, 

Noch Fam ich beſſer nicht Davon, 

Als wie du mich fichft vor Dir fon: 
Dan das recht Aug, ond noch vier bain, 
Die find dahinden bliben rain, 

On was ich hab für pletz Wunden, 

Vnd gefallen bin für beulen, jchrunden. 


Mu. 


Ja faider, das feh ich zu wol, 

Daß wüſt bift gfahren durch die Roll, 
Uber jegund ich gern vernäm 
Waher dir Doch der unfall käm: 


90 N 


Vnd das du mich glüdjelig ſchetzſt. 
Diemweil ich flig, vnweißlich fchwesft, 
Dan welchem Kind it nicht befant, 
Mie es mich fang mit holer band, 
Vnd dan entweder mich berupff 
Auff Das ich, gleich wie du, auch hupff, 
Oder mit mir furgweil und ged 
Ind inn ain Mudenbäuglin ſteckt: 
Da mirs bald nach dem Sprüchwort goht, 
Der Kagen ſchimpff ift der Maus tod. 
Oder ſie machens Türdifch greulich 
Martern mich jonderlich abicheulich 
Stefen mich an ain Nadelpfol 
Vnd treiben mich dran vmher wol: 
Wann ich zur leg dan pfeis ond fchrei 
Sp lachen fie zur Muſick frei, 
Mainen, wie der, jo Schnefen briet 
Man fing jnen zu trag ain lied, 
Dver ſtecken an ain Gluff treifig 
Vnd braten ſie beim liechtſchein pfeiſig, 
Oder den Kopff ſie vns abknicken 
Vnd zu den blinden mäuſen ſchicken: 
Vnd ſolchs thun nicht allain die jungen, 
So ſingen wie die Alten ſungen, 
Sonder baid Mann vnd Weib ſich fleiſſen 
Das ſie vns alle ſchmach beweiſen, 
Mit Leimruten vnd Gbrentenwein 
Vnd was dergleichen Luder ſein: 
Sie jagen vns mit Muckenwädeln 
Wie dPfaffen dz Gſpänſt mit Sprengwädeln: 
Auch müſſen dran brait Schuſterpletz 
Damit man vil ainsmals verletz: 
Hörſt nicht von tapffern Schneiderknecht 


791 


Der trei inn aim ftraich tödet fchlecht ? 
Ja auch die Vöglin fie anmeifen 
Al Muckenftecherle und Maifen: 

Vnd fürnemlich Tchad uns die Spinn 

Die recht Ertzmuckengiffterin: 

Helffen alfo ons nichts Die Flügel 
Das man ons nicht bracht inn Die Rigel. 
Darumb jehweig don glücjeligkait 
Am jeden ift ſein Spinn berait, 
Vnd den Spinnen je Spinnenftecher, 
Es bat ain jedes feinen Recher. 
Vnd fag mir jegund ber darfür 
Wie es Doch jei ergangen dir? 


Floh. 
Nun Bruder, wir ſind ains des Streits, 
Jeder maint, er hab das gröſt Creutz. 
Du haſt ain Spinn, die dich ſehr plagt, 
So main ich, die ſo mich ſtets jagt, 
Die ſei die Ertzſpinn aller Spinnen, 
Dan fie auch liſtig iſt von ſinnen: 
Zudem das ste ftäts greulich it 
Mider Das Volk der Flöh gerüft, 
Schlägt aber lift zur gremwlichait 
Hilfft für den Tod kain gicheidigkait, 
Ja, das ich dirs mit aim wort jag, 
Die Weiber finds, darab ich Flag, 
Das find die rechten Ersflöhfpinnen, 
Welcher Neg man faum fan entrinnen, 
Dan fie nicht ain Web han, wie dein, 
Diemweil fie Taufentfünftlerin fein, 
Sonder Weben all augenblid, 
Das fie ons jagen inn jr ftrid. 


ö 792 


Vnd welches doch gar ift abjcheulich, 

-Sie find nicht für ſich allain greulich, 
Sonder verführn auf böfem mut 
Die Kinder, das vnjchuldig Blut, 

Vnd lern fie für die hailigkait, 

Das Flöhfniden vnd greulichfait 
D wie werd jr ſchwer Rechenſchafft 
Geben, wa jr es nicht abichafft. 

Ir Müter dörfft nun nieman flagen, 

Daß jo vbel die Kind aufjchlagen, 
Als euch nur felbs, die jr fie lehrten 
Mie fie onjchultig Gfchöpff ermörden, 

Vnd jr zart Näglin gleich befledfen 

Mit Blut, und fie darauff auch lecken: 
D jr wißt nicht, was Blut vermag, 
Es kochet inn aim fein lebtag, 

Bis endlid; es ainmal aufbrech, 

Vnd ſich an feinem Thäter rech: 
Auch ſchuldig Blut nagt aim den Mut, 
Sch gſchweig was daß vnfchuldig thut. 

MWazu man erft die Kinder zoch, 

Das gebt jn all jr lebtag noch: 

Die Statt Sparta mwolt ainen Knaben 
Don Königlichem Stamen nicht haben 

Zum König, da fie han erfaren 

Das er auch bey Kindlichen Jaren 
Den Vöglin ftach Die augen auf, 

Dan fie namen fein art darauf, 

Daß fo ers alter folt erlangen 

Mürd er wol greulichers anfangen: 
Mas würden ſie gefagt haben 
Zu onſern Mäidlin vnd Knaben: 

Die nicht die armen Flöh nur blenden, 


793 


Eonder fie tödten und gar fehenden ? 
Aber was ift fich zu uerwundern 
Mann in der big die Wolcken tondern ? 
Das if, wann jugend ift mutwiliig 
Welche es jnen halt für billich? 
So es doch kalte Wolken thun? 
Das ift, die alte Vetteln nun? 
Die doch auff der verichmorten haut 
Nicht jolten fülen, wann mans baut, 
Angejeben, das der Schrepffer doch 
Neunmal haut, eb er macht ain loch. 
Aber (das Aber macht mich alber, 
Mer aber jagt, der hats nur halber.) 
Mas joll ich von den Vetteln jagen? 
Ich muß noch edler Gſchlecht verklagen, 
Namlich die zarte Jungfrawbilder 
Die ſich auch nicht erzaigen milter, 
Sondern find vnjungfremlich gremlich, 
Denen doch Blut folt fein abſchewlich, 
Dieweil man mancher Doch den Rüſſel 
Auffbrechen muß mit ainem Schlüffel, 
Mann fie fih nur fticht mit der Nadel, 
Da es wol thet ain Farrenmwahel. . 
Dann das ich dir, mein Sommergfelf, 
Den rechten busen nun erzehl, 
So wiß, das aine Jungfram eben 
Mir alſo geichoren hat zum leben. 
Vnd wiewol das beit mein Füß thaten, 
Das ich auf der Echlacht bin geratben, 
Sind mir dahinden bliben doch 
Mein ältern, Freund vnd Gfellen noch. 


Mu. 
Das hab ich jetzunt offt gehört, 


94 


Wie deine Eltern jind ermört, 
Drumb ift mir für Dich herglich Tayd 
Vnd verfluch die vunmiltigfait: 

Das die Rachgir nicht würd gefättigt, 

Biß fie als inn grundboden jehädigt. 
Aber es will mich ſchir bedunden 
Ir ſeyt entweder gmejen trunden, 

Oder habt onfürfichtig gar 

Die Sach angriffen offenbar: 
So iſts euch gangen in dem Gtreiten 
Wi alln vnfürfichtigen Leuten, 

Da nemlich onfürfichtigfait. 

Bringt allzeit ain vnrichtigkait. 


Floh. 
Es iſt nicht on, wir-waren frech, 
Da wir anfungen das geſtech, 
Vnd wann ich ſol die warhait ſagen, 
So bringt vns Mutwill vm den kragen, 
Deßgleichen fürwitz vnd der ſchleck 
Wir wolten zu den Erbſen ſpeck. 
Dann diſen gantzen Sommer lang 
Hatten wir ainen ſichern gang, 
Bey den Magden im Hünerhauß, 
Sie liſſen zihen ein vnd auß 
Vnd haben kainen nie geſchreckt, 
Ich geſchweyg ainen je erlegt: 
Die Köchin vnd Kindsmaydlin auch 
Maren nicht gegen uns vil rauch, 
Dieweil jie zu faul waren bavd 
Aufzubeben je Hembd und Klayd: 
Un Schelmenbain ſtack jn im ruden, 
Das ſie ſich gar kaum mochten buden, 


795 


Gaben wir ainer jehon an Zwid, 

So wars zu thun nur vmb ain Rüd, 
Das fie uns zog das flaifch auf zänen, 
Darauff thät fie ain jtund ſich Dänen, 

So war es widerumb verſchmürtzt, 

Vnter des jprangen wir wie Sirg, 
Vnd worden bey jolch ſauberm Gjind, 
Verwänt, faißt, frech, vnd vnbeſint: 

Dann vberfluß bringt ſicherhait, 

Sicherhait zu Gaylhait verlaydt. 

Vnd meil Gaylhait nicht lang mol thut, 

Sp war ons auch berait ain Aut, 

Vnd auff das die dep jchmwerer würd, 

Morden wir tieff ins bad geführt, 
Vnd lang genug zuuor gebaist, 

Das wir nur würden wol verraißt. 
Dann ſoll ich jagen nicht von jamer, 
Der Pluto trug mich in ain Kammer, 

Die war jehr herrlich zugerüft, 

Als außgewäſcht vnd aufßgemifcht, 

Bnd glantzt von Seydin, Sammet, Gold, 

Als wer es von aim Maler gmolt: 
Ey, das ich nicht ain bain abful, 

Das ich mich da hinein verſtul, 

Da ich nicht maint, bey herrlichkait 

Sein alſo groſſe gfärlichkait: 

Pfuy auß du Kammer voller kommer, 

Das dich beſchein kain Sonn noch Sommer. 

Muck. 

Was iſt dir Floh, das ſo verfluchſt 

Das gmach, darinn dein ſpeiß doch ſuchſt? 
Ich maint, das bey köſtlichen Leuten 
Auch köſtlich ſpeiß wer zu erbeuten. 


796 


Floh. 

Ja wol bey köſtlichen köſtlich beut, 

Ja vilmehr ain gar ſtoltzer Neyd: 
Niemand iſt kerger dann die Reichen, 
Die jren aygnen Saych auch eichen: 

Vnd ab aim jeden han verdruß, 

Der ſich nehrt bey jrm oberfluß, 

Sih zu, es zittern mir mein glider, 
Wann ich denck an die Kammer wider, 

Ey das mich nicht ertrencket hat 

Mein Muter in dem erſten Bad, 

So het ich nicht mit meinem pracht 
Ins grab ſie vnd den Vatter bracht. 


Muck. 
Sag an, wie iſt dir gangen dan 
Als du kamſt in die Kammer an? 
Damit es mir zur warnung din, 
Mann ich mich auch begeb dahin: 
Dann ich auff köſtlich Ding gern fig, 
Vnd mit meim Wappen e8 bejchmüß : 
Wiewol ich des offt hab kain dand, 


Macht mich doch der vergonft nicht Fran. 


Floh. 

Ich will dirs jagen, laßt uns fißen, 

Du ſichſt, wie ich vor forcht thu jchmigen, 
So bin ich auch jo hefftig giprungen, 
Daß mir zerrint ſchier an der Lungen. 

Wiewol mir thut das fißen meh 

Schad mir doch jeg das ftehn vil meh. 
AS ich Fam inn jelbigen Sal, 

An jchöne Jungfraw vberal, 

Fand figen ich bei eynem Bett, 


797 


Die jr gwand abgezogen bet, 

Vnd wolt jich legen da zur Ru, 

Ich ſchawet jren fleifjtg zu, 

Vnd nam beim weiſen leib bald ab, 

Das fie ain zartes Flaiſch auch hab, 

Es dansten mir Die zän gleich drob, 

Ich dacht, hie muftu thun ain prob, 
Gewiß ich bie keyn Hundfleyß find, 

Noch auch keyn Kind voll wuft vnd grindt 
Pfeu auf, mit alten Weibern allen, 
Die nur den Arsjchmärfuchern gfallen, 

Pfeu aug jr Vihmägd, die jr ftindt, 

Daß eyner ſchier inn ohnmacht ſinckt, 

Ir Rußläus ond jr Kuchinrätz, 

Mein zän ich nicht meh an euch wetz. 
Hie komm ich zu aim friſchen Brünnlin 
Das iſt ain rechts Kindbetter-Hünlin, 

Hie will ich zäpffen, hie gut ſchräpffen, 

Nach allem luſt mich hie bekröpffen: 
Was ſoll das täglich Waidwerck mir 
Ich mag auch nun keyn Rindfleyſch ſchir: 

Diß Wildpret vnd diß Federſpil 

Das thät es, das muß ſein mein zil: 
O was nutzt ain, wann ainer raißt, 

Er find ſtäts, daß er vor nicht waißt: 
Mer ih im Kühe und Hund—sſtall bliben, 
Sch bet nicht DIE ſtuck Wilds aufftriben: 

Es grummt mir fchon darnach der Bauch 

Ih ſchmatzt, daß fie es ſchir hört auch. 


Mu. 


Verzeih mir, daß ich dir red ein, 
Es mant mich diſes Wildprett Dein, 


798 


An jenen Wolff, der nüchters Munds 
An Furk ließ, Das es gab ain Dunft, 

Da ſprach er, das ift ain gut zaichen, 

Dan es von fülle ber thut raichen, 

Die bedeut, Daß ich noch werd heut 
Füllen Die häut mit guter beut: 

Gieng demnach drauff gleich auff die ſtraß, 

Da fand er bald ain Todenaß 
Don ainem Schaff, darauff ons mucken 
Eisen, vnd tapffer inn vns ſchlucken: 

Da jprach er, das ift nicht Die beut, 

Der Furtz noch etwas beſſers deit: 

Zog fort, da fam er zu aim Roß 
Mar Erand gelafien von dem Troß: 

Da ſprach er auch, diß ift zu kurtz, 

Es bedeut etwas friich Der Furtz. 

Indes ficht er von ferr zwen Wider, 
Die zſammen lauffen auff vnd nider 

Mit börnern auff Der ſchönſten Maid: 

Vnd fprach: Der Furt uns Dig beichaid, 
Das ift friich Blut, gibt friſch geblüt, 
Gieng drauff zu jnen inn der güt 

Fragt fie, was difer ſtreit langt an, 

Ob er jn nicht entichaiden fan? 

Die Widerlin, als fie nun ſahen, 
Das fie der Wolff gern wolte fahen, 

Fanden ſie flugs aim lift berait, 

Sagten der ftreit wer vmb Die waid, 
Vnd weil er wer ain alter Man, 
Mie feine Kar dan zaigen an, 

MWöllen fie jn zum Nichter jegen, 

Vnd jm den, jo verlitt, zu ſchetzen: 

Er nam ain an, wolt fie doch baid, 


799 

Bud lieg ſeim Opffer ain Hain fräud, 
Vermaint, fie würden ſchmacken bag 
Wann phung fie vor wärmet was: 

Der Wolff jest ſich fein in die mitt: 

Die Mider faumten fich auch nit, 
Liffen zufammen auff den Richter, 

Daß er da ftarb fein alfo nüchter, 

Auch vngebeicht all feiner fünd, 

Vnd on eyn Teftament geichwind: 
Seht, folchen außgang bett der Schais, 
Darauf der Wolff mweifjagt fein Rais, 

Das jm der Atam ward zu furg: 

Ließ ob dem Furg den legten furtz: 
Alſo forg ich, werd dein Bauchgrummen 
Vnd dein glüft Dir auch fein befummen: 

Dan wann nach Honig gluft ons Flügen. 

Dorffen wir wol inn dLeimrut fligen. 


Floh. 

Du haſt es warlich wol errahten, 

Dann mich der gluft bracht in groß ſchaden. 
Vnd grumbt mir noch der bauch daruon, 
Der gluft befam den wuſt zu Ion: 

Dann als ich jucht allmeg und weiß 

Wie ich erlang Die zarte Speiß, 

Wolt ich am Bett hinauff fein ritichen 
Darob mir doch die Füß ftäts glitjchten 
- Weil ich nicht mol beichlagen war, 
Vnd das Bett glatt gefürnügt gar: 
Welchs mir folt fein ain warnung gweſen 
Das ich diß Wildpret het. vergeflen. 
Zudem het fie all jr gewand 
Hoc bangen dort an ainer wand: 


500 


Sp obel tramet diß ſchön Bild 

Als werd im wald erzogen wild: 
Dazu ber man auch jhre Schu 
Hingtragen, als jie Fam zu Abu: 

Vnd ſtrich je Marmolftainin füplın 


Gang nett vnd rain ab, bey aim biplin: 


Da dacht ich, hie findft noch fein weg 
Wie ich mit jr znacht ejfen mög, 
Sie haben bie allweg verloffen, 
Bin darauf in ain Windel gichloffen, 
In ainen Elainen Riß ond ſpalt, 
Sp gnaw erjpechten fie den Wald: 
Deſſen ich vor nicht war gemon 
Da ich in Ställen vmb thet gon, 
Behulff derhalben mich die nacht, 
Morgens gleich frü ich mich auffmacht, 
Gedacht, wie ich weg möcht errathen 
Zu gniefjen deß erſchmackten Braten: 
Drauff fül mir ein das fprichwort wol, 
Das man Rhat bey den Alten bol: 
Beichloß derhalben rahts zu fragen: 
Mein Eltern, was die würden jagen: 
AS ich nun zu meim DVatter Fam, 
Mein Mutter mich von ftand an nam, 
An je liebliche ſchwartze arm 
Syrah, Son wie ift dir alfo warm. 
Du haft gewiß ain Not beftanden, 
Dann ich dich lang nicht ſah vorhanden: 
Ih ſprach: O Mutter, tramet3 hertz, 
Es it mir fürwar gar Fain jcherb, 
Dann ich an orten war gerait, 
Da ſah ih ander Schnabelmayd: 
Pfuy dich Kuchin vnd Hünerhauß, 


>01 


Hui Stroſack für all Teufel auf: 
Sa wol der alten Trumpeln Weit, 
Ih waiß ain, iſt glat wie ain Eeft, 

Sie hat jo ainen zarten balg, 

Das ain geluit, das er jie walg. 
Das blut ſcheint Durch Die weile haut 
Als rot Roſen durch Lylgenkraut: 

Erzelt jn folgends alle fach 

Mas ich Dort ſah, darauf bald ſprach 
Mein Batter, der fromm greyſe Wan, 
Son, Son, jham was du faheft an, 

Es laßt ſich nicht jo leychtlich ſchertzen 

Mit edelm gmüt vnd hohen hertzen, 
Die Jugent facht offtmalen an 
Das lang kain alter het gethan, 

Drumb ſoll der Jugend vngſtümm that 

Fein mäſſigen der alten raht, 

Dann der Alten külſinnigkait 
Stilt der jungen künſinnigkait: 

Vnd der alten lang groß erfahrung 
Dinet den jungen zur verwarung: 
Dann mir auch noch ſehr wol gedenckt, 

Wie in deim alter ich mich hengt 

Ainer Gnadfrawen inn das gwand, 

Welches ſie nachſchlaifft durch kad vnd ſand, 
Vnd das gantz hauß damit thet fegen, 
Da hofft ich ſicher mich zu regen, 

Aber die Kätſchmägd kamen bald, 

Durchſuchten all hecken jm wald, 
Schlugen ond klopfften jn den Hurſt, 
Das mir das har ſtund widerburſt, 

O wie ſchwerlich bin ich entwiſcht, 


Vnd hab der Magd ins gbräm geniſt: 
— 51 


802 


Bin darnach nie jo keck gemeien 
Mir folhes Waydwerk zu erlefen: 
Allan zwaymal, da mußt ichs wagen, 
Als dich dein Mutter noch thet tragen, 
Vnd bet jehr wunderlich gelüft, 
Das ich jr Die büßt vnd vertüft. 
Darnach als fie inn Findbet lag, 
Mit Jungframblut ich jren pflag, 
Dann Jungfrawblut iſt Eöftlich gut 
Gleichwie den Juden Ehriftenblut. 
Gleichwol wolt fie e8 gar nicht han, 
Wolt ſich eb leyden wie fte Fan, 
Aber Die Ehlich lib mich triß, 
Das ichs wolt wagen jr zu lib. 
Dieweil dus dann, jprach ſie, wilt wagen, 
Sp jeb für dich, es koſt dein fragen: 
Ich hab wol etwas mehr erfahren 
Als du, beym Weibervolck, vor Saren, 
Darumb ich dich wol warnen darff, 
Das du fechft auff fie gnaw vnd jcharpff, 
Gleichwie fie ſcharpff auff dich auch ſchawen, 
Traw jnen gleich wie ſie dir trawen. 
Dann etlih find der Liſten voll, 
Das ſie ain Fleck von langer wolf 
In Buſen ſtecken, jest Dich drein, 
Gar bald fie zwar vorhanden jein, 
Vnd Elauben burtig Dich herauf, 
Vnd richten dich, drab mir ſchon graußt. 
Etlich laſen die Bufen offen, 
Biſt du alßdann hinein gefchloffen, 
Zu ſehen was im Thal da ſteck, 
So haut ſie dich gwiß wie ein zweck. 
Etlich die hoſenband luck binden, 


803 


Wilt du Dich dan dazwifchen finden, 

So ziehen ſie denſelben zu, 

Vnd fangen dich mit guter Ruh. 
Sint das nicht wunderliche garn, 

Zu fangen vns arm Weiberſtarn? 

Etlich haben ſtäts aine Sand, 

Vnter dem fürtuch vnd gewand, 
Sobald ein flöplin nur dar jchmerkt, 
Iſt es von ftund an niberglegt. 

Dann fintemal fie mercken all 

Das wir gern im onderſten Thal 
Vns mwanden, Dieweil daſelbs ift 
Zugleich die Speiß vnd waſſer frifch, 

So denken ſie auff alle weg 

Das man ons da den paß verleg: 
Machen eh für den langen Ris 
Inn Rock ond Belg ain langen fchlis, 

Damit fie gſchwind den Krebs ertappen 

Eh er mag nach der bülen jchnappen. 
Im Niverland der Weiber hauff, 

Macht Die Röck auff den ſeyten auff, 

Damit ſie fein zu bayden ſeyten 

Un ftraichwehr han, vns zu beftreiten. 
Die Krampuppen, machen zum jchein 
Die Geltſeck ins fürtuch hinein, 

Vnd doch ain loch in jeden Sack 

Damit ſie zu ons greiffen ftrad, 
Vnd thun als ob nach gelt fie fiichten, 
Da fie doch Flöh für Gelt ermifchten: 

Oder machen zwen Säck zufamen - 

Da der ein bat deß Geltfafs Namen, 
Vnd Doch ift ain recht Mördergrub, 
Dadurch man auf dem Neft uns hub: 


804 


Man jolt die Säck mit jbren Eäden 

Auch in den Säcken all erfteden. 
Noch ward ich denen feind ob allen, 
Welche erdachten die Flöhfallen: 

O Bhalaris, du ſolſt heut leben, ' 

Du tbeft dem, jo es bat angeben, 
Wie dem, der den Ochſſen erfund, 
Darin man die Leut bratben Fund, 

Das nemlich er die erite Brob 

Müft thun feinem newen fund zu lob, 
Vnd in ain groſſe Leymtbonn jchlieffen, 
Vnd fein arnı leben drinn vertrieffen : 

Drumb jeb mein Mann, vor allem weich, 

Mas ficht dem Gold und honig gleich, 
Dann jener Magd von Gold auch träumt 
Vnd griff in Kindstreck vngeträumt, 

Kreuch auch fainer gar in am Dr, 

Du wert ſonſt ain zwyfacher thor. 
Dann melcher gferlichfait thut lieben, 
Der mwirdt darinnen auffgeriben. 

Solche und andre lehren meb 

Gab fie mir in angebender Eb. . 
Darauff macht ich mich jchnell daruon, 
Vnd ondermegen traff ich an 

An guts Flöhbürftlin, welche Famen 

Von der Statt, welche bat den namen 
Von Flöben, Bulicana genant 
Glägen in PBantagrueld Land, 

Thut hinder Kain Egypten ligen, 

Drauß die frommen Zygeiner fligen: 
Die ſagten wie gen Pulican 
Sie hetten ain walfart gethan, 

Da ſehr ain herlich Stifft dann wer 


805 


Zu deß Sant Franken Ordens ehr, 
Dann die Flöh kain Gartäufer geben, 
Weil Cartäufer fains flaiſchs geleben. 

Dann e3 flaht in Sant Frank Legend, 

Daß der fromm mann hab allzeit gnent, 
Die Floh und Läuß fein Ordensbrüder, 
Vnd gbotten, das deß Ordens jeder 

Sich von feins Pruders blut enthalt, 

Vnd drumb kain Floh noch lauf töd bald, 
Er ſah auch onter dem Krauteſſen 
An negeln, wer fich bet vergefien, 

Der mußts zu Waſſer und Brot büffen 

Den Brudermord, mit blofien füſſen 
Auch in das Hochitifft keyne mögen, 
Dan alte Flöh vnd vnuermögen, 

Derhalben ſie nicht namen an 

Ovidium, den glehrten Man, 

Welcher ſich zu jn wünſchet vil, 
Auf daß er vil mit Maidlin ſpil: 

Dieweil er vnter dem Flöhklaid 

Sucht wegzutreiben ſein gailhait: 

Diß iſt wol, ſprach ich, bedacht worden, 
Wer gut es gſchäh inn allen Orden: 

Dieweil unter dem Schaffsklaid 

Vil ſchein ſuchen jrer Wolffswaid. 
Auch ſagten ſie, wer daſelbs meh 
Ain Vbungsſchul für Junge Flöh, 

Da man ſie leret ſeltzſam ſprüng 

Vnd ſtechen nach dem Jungfrawring, 
Zu brauchen ſolches inn der Not, 

Vnd zu gwinnen damit jr Brot. 
Alſo wir fort inn dem gſpräch zugen 
Vnd vnterwegen vil rhatſchlugen, 


806 


Mie wir die Raiß wol legten an 

Zu bringen eyn gut beut dauon: 

Da befand rhatſam der gang hauff, 
Das man eyn Haupt werff aller auff, 

Vnd damit es abgieng on neid, 

Solt das Loß fcheiden allen ftreit? 
Wiewol es waren ongwont fachen, 
Eyn Hauptmann durch das loß zu machen, 

Dieweil es noch wol glück bedarff, 

Wann man jte auch erwelet jcharff: 
Idoch ful gleich das Loß auf mich, 
Und ward vnſchuldig Sauptman Ich: 

Welches ich Dan nicht widerfagt, 

Damit man mich nicht jehilt werzagt: 
Wiewol mich mein Gemal zur band, 
Darumb nicht hatte aufgefand. 

Derwegen gar nicht3 zu verfaumen, 

Ließ ich Die gange Nacht mir traumen. 
Vnd weil ich allmeg bet gehort 
Mann man fim an enn frembdes ort, 

Solt erftlich mann zu Kirchen gon, 

Da daucht es mich auch mol geton, 
Fürnemlich darumb, weil ich mußt 
Daß man gang till daſelbs jein mußt, 

Vnd in der ftillmeg man vor andacht 

Gleichſam verzuckt ligt inn der onmacht, 
Da, dacht ich, würd man ons nicht achten, 
Wann fpannenlang wir fledfen machten. 

Drumb morgens, als zum Ampt man litt, 

Ermant mein Kriegsleut ich Damit, 

Vnd jagt zu meinem Leutenant 
Aynen, der war Pruchfidel gnant: 
Vnd ſaß auff eynen meiner Knecht 


807 


Den braucht ich für mein Leibhengit recht, 
Dan je eyn Menſch Den andern auch 
Helt für ein gaul vnd Eſel rauch: 

Als der Türck lehrt die Chriften büſſen 

Das fie den pflug jm zihen müfjen: 
Vnd der auf Moſcau zwingt fein Bauren 
Sein gſchütz zu ziehen für all Mauren. 

Als wir die andacht nun befunden 

Geſchwind zu ſtürmen wir begunten, 

Den Weibern ontern 2elgen ber: 
Sch Dacht, Dieweil ich Hauptman wer 

Gebürt es ſich, das ich mich thet 

An ain hoch ort und achtung bet, 

Mie es mein Kirchenftürmern gang, 
Drumb ich bald auff die Cantzel ſprang, 

Fügt mich unter des Priors Kutten, 

Melcher ſich der nicht thet vermuten, 
Vnd macht jm Kryſaments gut tuch, 
Er bet jchir fallen lan daß Buch, 

Vnd wer in der Ned bitanden fchir, 

Alß er griff in den Las nach mir, 

Het ſchir Die Peſt den Bauren gfluct: 
Indeß ich ainen aufgang fucht, 
Dben beym Fragen, daß ich eb, 
Mie es meinen Spipbrüdern geh, 
Doch ich Fain Kemmetfeger gab, 
Sp ſchreyen vom Schornftain herab: 

AB ich nun alſo ſah berunder, 

Da ſah ich auf der Kutt mein wunder, 
Sa wol andacht, Ja wol gebett, 
Kaine auff dPredig acht meh bet, 

Nichts ſah ich alß ain rufen, zuden, 

An ſchmucken, bucken ond ain truden, 


808 


Yin zwiden, ſtricken vnd ain knicken, 
Vnd vil zerriben gar zu ſtücken: 

Ich gdacht bey mir, gewiß ich glaub 
Die ſtraff komm vns vom Kirchenraub, 
Wie den Römern bekam das Gold, 
Welchs ſie zu Tholos hant geholt. 

Gleichwol ain guter boß da gſchah 

An Weib ſaß bey der Thüren nah, 
Damit fte lufft gebaben könt, 

Dann vnterm gwelb den ſchwangern gfchwint 

Vnd bet ain trepbainigen jtul, 

Ich waiß nicht, wie die andacht ful, 
Daß ſie andächtig drob entichlieff: 
Ainer auß vns bald zu jr lieff, 

Vnd kützelt ſie in ainer jent 

Das ſie vberlaut O we ſchreyt, 

Vnd wie ſie eylend wolte zucken, 
So falt ſie hinderſich an rucken, 
Das jr der Rock ful vbern kopff, 
Der Prior drob das aug zuſtopfft, 
Alſo der grewel jm anlag, 
Vnd ward drob hayſer wol acht tag: 

Jedoch erſchrack ſie nicht ſo ſehr, 

Das ſie nicht griffen het zu wehr, 
Erhaſcht den Floh, warff jn gen boden, 
Vnd knirſcht jn mit dem ſtul on gnoden: 

Vnd diſer war mir was verwant, 

Hieß Schneickinsthal, von gutem ſtand, 
Als ich nun mercket den verluſt, 
Macht ich mich auß dem Küttenwuſt, 

Berufft mein Volck an ain gwiß end, 

Richt auff noch vier Flöh Regiment, 
Vnd zaigt jn mein vorhaben an, 





809 


Wir wolten nun bin auff den Plan, 
Un Markt, da möcht ons baß gelingen, 
Dieweil die Weiber onfer Dingen 

Vor jrem gſchwetz nicht würden achten, 

Dann eh fte ain halb ftund gelachten, 
Vnd Scheren fchliffen aine ftund, 

Da jn nicht gſtehet Sand noch Mund, 
Eh fie jren Goatrin auflegen, 

Wie vil jr Hennen Ayer legen 
Ind wie vil Mäuß jr Katz nechit fing, 
Vnd wie es der Nachbäurin ging 

Nechten, da jr das flaiſch brant an, 

Vnd wie voll gweien fen jr Man: 
Was Holdfeligen Kind ſie bet, 

Wie vil wochen fie tragen thet, 
Vnd wie jr Magd die Hafen brech 
Vnd jr Knecht als verthu, verzech, 

Wie vil fie gan geipunnen bab, 

Wie jrs nur halb der Weber gab, 

Mie vil Klayder im trog ſie hab, 

Mas jr der Man inn dindbet gab, 

Vnd wie fie jegund in Hundstagen 

Die Flöh jo leyden vbel plagen: 

Eh ste, jagt ich, ſolchs jren guattern, 
Nach der leng blatern und erfchnattern, 
Dieweil können wir an fie fegen, 
Vnd ſie nach allem vorthail pfetzen, 

Dann vor angſtigem hetzengeſchwetz 

Empfinden ſie nicht onſer pfetz. 

Darauff wir bald dem Marckt zulifen, 

Vnd tapffer auff die Weiber griffen, 
Hinwider ſie auff vns auch tapten, 

Vnd etlich fein gſellen erſchnapten, 


s10 


Als Senfinbemd, den Hindenzu, 
Den Latznaß vnd den Nimmerru. 
Sch als ain Sauptman best fie an 
Sie folten nicht jo ſchlecht nachlan: 

Da ſah man ainen grofjen ftreit, 
Vnd der weiber jehr groſſen Neyd 
Melchen zu onſerm gſchlecht jte tragen, 

Dann wiewol man pfleget zu fagen, 
Es hindert ſtäts, vnd ſey nicht gut, 
Mann man zwo arbeyt ainsmals thut, 
Jedoch die Weiber vns zu layd 
Triben zugleich jr gſchwetzigkait, 

Vnd auch jr gifftig grimmig griff, 
Man griff ſie an, hoch oder tieff. 
Vor zorn ſie durch die zän auch redten, 
Wann ſie ain zwiſchen fingern hetten, 

Stelten auff andre zornig ſich 

Vnd mainten vns doch angentlich: 
Wie Pferd im Notſtall ſtampffen ſie 
Wann wir in ſaſſen vnterm knie, 

Sie ſtunden eh auff ainem fuß, 

Das vns der ander reyben muß. 
Aine erwiſchet ainsmals zwen, 
Zerknitſcht jte auff dem Korb gantz hön, 

Vnd ſprach dazu auß groſſem grimm, 

Die Todten, hör ich, beiſſen nimm. 
Ain andre hat gekauffet fiſch 
Vnd drüber goſſen Waſſer friſch, 

Als offt dieſelb mocht ain erwiſchen, 

Warff ſie jn ins Waſſer zun fiſchen, 
Alſo im Waſſer ſterben theten, 

Die nie kain Waſſer betrübt hetten: 

Vnd vnter in dein bayde Vetter 


811 


Der Hochplitz vnd der Wollenſchretter. 

Aine ain Neglinſtock het kaufft, 

Als dieſelb der Hundshummel raufft, 
Fieng ſie in, ſteckt jn inn den ſcherben, 
Mußt da lebend begrabenn ſterben, 

Ain andre ſtund da in der Metzig, 

War wie ain Guckgauch grindig, krätzig, 
Als jr ain Floh kroch vbern rucken, 
Thet ſie ſich an ain pfoſten ſchmucken, 

Vnd rib ſich wie ain ander Saw, 

Vnd da blib deß Hundßhummels fraw. 
Aine ſaß dort und hatte fayl, 

Zu deren niſcht auch ain gut thayl, 

Die loſung war jr nicht dermaſſen 

Hoch anglegen, das ſies kont laſſen, 

Zu greiffen zwiſchen bayde bain, 
Sonder griff ernſtlich flugs hinein, 

Vnd jaget das Schwartze Wildpret, 

Das ſich im Forſt geſammlet het, 

Sie wußt kain ort ſie zu erſchlagen, 
Zuletzt richt ſie ſich auff den Schragen: 

Die hieſſen Schlitzſchen, Supfloch, Schratter, 

Vnd waren drey Brüder vom Vatter. 
Es het aine ainen gefangen, 

Aber er war jr da entgangen. 

Da wurff ſie jr Schlaphaub nach jm, 

Vnd all jr Schlüſſel vngeſtüm, 

Ain andre dort zu Mittag aß 
Vnd als der Filtzfloh jr hart maß, 

Fuhr ſie hinein mit Schmutzg henden, 

Tapt ſo lang an den ſchmutzigen wenden, 
Biß ſie ertappet jren queler, 

Da richtet ſie jn auff dem Teller, 


812 


Bey Wein und Brot, die man folt ehren 
Vnd nicht mit Blutverguß mehren: 

Da dacht ich an den Traculam 

Der fein Mal ontern todten nam. 
An Magd zu ainem Bronnen Fam, 
Derielben enlends ich warnam, 

Gedacht, da baftu gute weil, 

Dann weil ſie jchöpffet in der eyl, 
Kanſt du jr blut dieweil auch jchöpffen: 
Und dich nach aller gnüg befröpffen : 

Der Amer war nicht halb beruff, 

Da gab ich jr ain fatten puff, 

Nah bey der Waych, da es was ſüß, 
Den Aymer ſie bald lauffen liß, 

Vnd hub fich ſchnell auff binden, biß 

Man jren ſah die Kerb gewiß, 

Ich marckt den boſſen, ſprang hindan, 
Da kam ſie ainen andern an, 

War ſeiner Muter aintzig Kind, 

Vnd hieß mit namen Pfetzſie Lind, 
Der mußt das junge leben ſein 
Da laſſen auff dem Falten ftain. 

Noch felt mir ein ain jchlimmer Zott, 

An alt Weib ſaß Dort wie der Tod 
Am Grümpelmardft, bat wolfanl war, 
Die wol fo alt, als fte alt war, 

Alt Lumpen, Windeln, Birenjchnig, 

Gufen vnd Nadeln ohne ſpitz 
Alt Hufeyſen, die man mit lachen 
Soll können zu roftig Gold machen, 

Stumpff krumme Negel, die die Buben 

Im regen auß den Lachen gruben, 
Zerbrochen gläfer, Spindelipigen, 


813 


Bauchzapffen, Römiſch Müntz auß pfigen, 
Vnd ander meh ſeltzam Gerümpel, 
Alles geſtümpelt vnd verhümpelt, 
Darauß ſie groß Gelt gwinnen wolt 
Zu jrem gmainen Kupplerſold. 
Dieſelb het nach alten gebräuchen 
Die her von Eue Beltz ſolln raichen, 
Eyn lätzen Beltz vmb, ſah darauß, 
Wie eyn Schiltkrott auß jrem Hauß: 
Zu diſer alt verroſtet Schellen, 
Fügten ſich etlich meiner Gſellen, 
Der Beltzkrebs vnd der Hindenpick, 
Der Kammergail vnd Sommerflick, 
Die ſtübten inn dem Beltz herumb, 
Als ob es wer jr aygenthumb: 
Den trotz wolt ſie kurtzumb nicht leiden 
Inn jren Forſtgerechtigkaiten, 
Sie zanckt mit füſſen, Ars vnd Händen, 
Vnd ſchwur der Teuffel ſolt ſie blenden, 
Wa ſie jn nicht den trotz vertreib, 
Vnd ſolts koſten jrn Jungen Leib, 
Flugs griff ſie zu mit baiden fäuſten 
Vnd jagt ſie tapffer durch die Räuſchen, 
Der Beltzkrebs konnt ſich nicht ſo ſchmucken, 
So war die alt jm auff dem Rucken, 
Biß ſie zuletzt den Armen tropff 
Erhaſcht bei aim Bain vnd dem kopff: 
Vnd weil ſie onter ſich het gſtellt, 
Eyn alten Hafen für die Kält, 
Warff ſie jn inn die glut hinein, 
Der nie vergifft het pferd noch ſchwein, 
Vnd da er zerknällt inn der Glut, 
Lacht ſie vnd ſprach noch wolgemut, 


814 


Die ift nichts, Du haſt noch Gefellen, 

Die müfjen mit dir auch zerfchnellen, 
Ergriff darauff den Sommerflid, 

Den Kammergail und Hindenpid, 
Vnd warf fie auch hinein ins Feur, 
Welchs war zu ſehen Vngeheur: 

Aber die Hailig Grechtigkait, 

Die kain vnbill vngrochen leid, 
Auch rächt ain klains vnſchultig Schaf, 
Die ſchicket jren aine ſtraf: 

Dann ſie inn der Glutkäſten protet, 

Vnd weil ſie ain Käſt nicht het geſchrotet, 

So ward diſelbig gar aufröriſch, 

Vnd macht die gantze Glut Rumöriſch, 
Sprang ond warf om ſich kol vnd äſchen, 
Vnd zindt ſchir an der Alten Fläſchen, 

Ir alt Cavern, zuſamt dem Loch 

Daraus der ſtinckend Atam kroch, 
Welchs, wie ich glaub, ain deitnus war, 
Das ſie noch ſolt verprennen gar: 

Auch ſolt aim weib ain Warnung ſein, 

Die Glut zu ſtelln zwiſchen die Bain, 
Dan ſie mag aus dem windloch leicht 
Blaſen zu ſtarck oder zu feucht, 

So gebt die Glut an, oder ftindt, 

Welchs inen bald gros Vnfall bringt: 
Aber fte thun es vns zu Laid 
Vnd jnen zu ainr Augenwaid: 

Darum ain ſchelm, der Weibern jchonet 

Vnd jnen nach verdinft nicht lonet. 

D wie daurft mich, du Keckimſchlaf, 
Vnd du Nachtwader, euer ftraf, 
Das jr nicht euerm Nam nachfamen, 


815 


Vnd diſen Haß bei Nacht fürnamen, 
Weil offt der Namen bringt ain Amen, 
Daraus man wais baid glüf und ftammen, 

Jedoch Der Tod ift euch Fain ſchmach, 

Wie den, fo lahn kain gdächtnuß nach, 
Dann ewer Feindin, die euch töd, 

Auff mittelm Markt da legen thet, 

An ſtain auff euch, ſtäts zu gedenden, 

Das euch der vnfall liß verfenden. 
Alſo muß der Feind onuerhofft, 

Auch feine Feind verehren offt. 

Bil ftörgten fie inn Flüß vnd Brunnen, 

Die darnach find inns Möhr gerunnen, 
Welches mir in mitleiden bat, 

Vnd warff jie wider ans geftad, 

Sie zu begraben inn den Sand, 

Mie von Bulican ich verftand. 

An Bäurin wol beflait mit zwilch, 

Sas dort, bet ain Haffen mit Milch, 
Vnd weil nicht gleich ain Kauffman Fam, 
An Elaines Schläfflein fie einnam, 

Vnd als ain wenig ſie entmuckt, 

Eilt Schleichinßthal, gab jr ain trud, 
Am ort, da fie es nicht het gern, 

&3 war nicht weit vom finitern ſtern: 
Sie auff, ond ftreft den fuß von fich, 
D wie mußt ich erlachen mich: 

Den Milchhaffen fie gleich vmbſtieß, 

Vnd ainen furtz Dazu fein lieg, 

Vnd ſchwur bei jhres Bauren Ding 

Darauff flugs inn ain Windel gieng, 
Sas nider, als ob fie wolt Wäſſern, 
Vnd griff allweil nach jren Säffern, 


816 


Leglich ergriff fie in beim Fuß, 

Komm ber, die Milch mir zalen muft, 
Sprach fie, und nam in zwifchen dzän, 
Zermalt in flain: Ich Hab Dirs gän. 

Sich da, was groſſer greulichkegt, 

Erfur ich da mit bergenlaid: 

Ich dacht, bie ift nicht gut zu harren, 

Der Teuffel ift in dWeiber gfaren, 
Kain ſcham ift bei in meh zu finden, 
Greiffen am Mark fornen und binden, 

Fordert deßhalben bald zuſamen 

Die vberblibne, ſo entkamen, 

Sprach zu jnen: Ir Spißgeſellen 

Allhie würd nicht lang ſein zu ſtellen, 
Der Marckt hat Marckts art, nämlich zanck, 
Vil Hadern, palgen vnd vndanck: 

Wir wollen vnters Tach vns geben, 

Villeicht han wir ain ſicher leben: 

Dann je von wegen ſicherhait, 

Wider der Thier vngſtümmigkait, 
Worden erſtlich gebaut die Häuſer, 

Da das Volck milter ward und weiſer: 
Mie jolten Greulichkait Die vben, 

Die das greulih Wild von fich triben: 
Ich denck, je Heuſer find kain Hülen: 
Darin Löwen vnd Bären wülen: 

Es ſei dann, wie ich ſchier muß ſorgen, 

Das villeicht darin gantz verborgen, 
Ain vnruh die Flöhbarin machen, 

Die Weiber, die uns ſtets verwachen. 
Doch in feiner Hül kain Thier wüt, 
Alſo kain menſch in feim gebit: 

Derbalben laßt es uns drauff wagen, 


817 


Perzagte Jäger nichts erjagen. 
Als ſich das Volk nun zſammen funde, 
Fand ich vil Bainfchröt und verwundte: 

Die fand ih gen Sant Rulican, 

Ins Flöhftifft, jn zu rathen lan, 

Da mochten ſie jn bei den Läufen 

Auffichlagen laſſen newe eifen. 

Vnd weil ich mein Volck fand jehr ſchwach, 

Wolt ich mit vortheyl thun zur fach, 

Wagt felber mich recht zu erſpehen, 

Ma man dem Feind möcht pofjen trähen. 
Nanr zu mir eilend fünff Trabanten, 
Beishart und Zwickſi fie zwen nanten, 

Desgleichen Zanipis, Schauderfalt, 

Bauchtrom, Harwurm ond Finfterwald : 
Mit diſen trabt ich zu aim hauß, 

Da gieng mir von ftund zu eyn grauß 
Dben zu eunen Laden auf, 

Dann ain Weib hielt da ainen ftrauf, 
Hinden vnd vornen nadent bloß, 

Mit vilen Flöhen Eleyn vnd groß, 

Melche der Hauptman Stampffhart füret, 

Vnd in je Hembd warn einfuriret, 

Die fprängt fle zu dem Laden ab, 

Da e3 dann vil krumm fchendel gab, 

Vnd wann fie ainen da ergriff, 

Den Bentenawer ſie im pfiff, 

Vnd knilt jn mit jo grofjer gir, 

Küchlin hets geſſen nicht Ddarfür, 

Noch ließ ich michs nicht ſchrecken ab, 

Sonder ins hauß ich mich begab, 

Zu ſehen die Flöhſprängerin, 

Was ſie noch weiters greulichs künn, 


x 52 


818 


Da fah ich auff und ab fie gehn . 
Gantz nackend inn der Kammer jchön, 
Damit fie die Flöh an möcht bringen, 
Das fie jr an die Schändel ſpringen, 
Vnd ſie darnach ind Waſſer ftraiffen, 
Vnd inn aim Zuber gar erfäuffen. 
Da dacht ich, die hat meh verftand, 
Als aine, Die ich ainmal fand, 
Melche, da ſie Jah bei dem Liecht, 
Wie allentbalb man an fie Fricht, 
Da fprach fie, O jhr Laufig Flöh, 
Den poſſen ich nun auch verfteh, 
Ich will das Liecht jes läſchen eh, 
Mas gelts wa jr mich finden meh ? 
Aber Dife jr füß fail bot, 
Auff das fie ons verfaufft den Tod: 
Ja ſie trib zu der gſcheidigkait 
Auch jo höniſche greulichkait, 
Das es mich Hertzlich bat verdrofien: 
Dann wann man fie zu bart wolt ſtoſſen, 
Sprach fie: O du ſchwartz Teuffliſch Herd, 
Du bift nicht raines Waſſers werd, 
Ich muß Dich in eyn Seuchbad ſchicken 
Darinn du muft vor Siß erſticken: 
Beutelt demnach, was an thet benden, 
Inn DSenchkachel, fie zu ertrenden. 
Mann fte dann DIE Bad auch vollend, 
Kam eilend jte zum Beth gerent, 
Murff fchnell die Deden bin vnd wider, 
Vnd fiſcht nach Krepfen auff vnd niber, 
Erjucht zipffel und all Nätlın, 
Mie arme Leut die Sedfeltädlin, 
Hieng darnach Leilach, Beltz vnd Hembd 


819 


Fürs Fenfter, welchs mir war gar frembr, 
Weil alld war auff die Flöh gericht, 
Als ob e8 wer im #erchenftrich: 
Dann auch die Kammer war beiprengt 
Vnd Igelsſchmaltz darein gehendt, 
Desgleich vil Junger Ehrlinzweig, 
Damit man das Flöhgſindlin treug: 
Sie nam auch des Mans hoſen her 
Zu ſehen ob auch Wild drin wer, 
Sucht in dem Gſäß, ſucht in den ſtümpffen, 
Sucht vmb den Latz in allen Sümpffen. 
Da dacht ich, hie machſtu keyn Miſt 
Wa man ſo gnau mit ſuchen iſt. 
Trabet deshalben an eyn ort 
Da ich vil kinder wainen hort, 
Da ful mir ein, das wer ain ſach: 
Dann weil die kind ſind blöd vnd ſchwach, 
Vnd ſich nicht können wol erwehren, 
Mögen wir vns bei jn wol nehren, 
Sand derwegen auß mein Trabanten, 
Das ſie das Volck zuſammen mahnten, 
Darauff ſie gleich zuſammenkamen, 
Mit Heereskrafft das hauß einnamen, 
Den Nechſten eyner eynem Knaben 
Thet vnter das gewantlin traben, 
Deßgleich der ander und der drit, 
Das Büblin mochts erleiden nit, 
Sonder frümmt fich gleich wie eyn Wurm, 
Vnd ſchrey, als ob man läutet fturm, 
Rufft die Großmutter berglich an, 
Diefelbig alsbald Frachen fam: 
Sprach, Liebes Kind, wa ift Dir we? 
Es ſprach: Mich beifien fehr die Flöh: 


820 


Bald Hub fie jm das ärflin vff, 

Es mit dem Kopff durch dBain jr jchluff, 
Da jucht im ab die Alte jchell 
Die Flöh allfammen munderjchnell, 

Da blib im lanff der Jungframgramm, 
Der Kalmauß, Marckſtich, Hauindſchramm, 
Vnd was ſich ſonſt dahinden ſaumbt, 

Das ward mit dem Troß auffgeraumbt: 
Dann ſie der Füchs mehr het geſchunden, 
Vnd jhr tag vil hart biß empfunden. 

Ain Kind lag dort inn ſeinem ſchloff, 

Zu dem flugs inn die Wiegen ſchloff 
Der Bettraub mit ſampt ſeinen Gſellen, 
Vnd ſtupfften es, das es thät gällen, 

Als ob es an aim ſpiß thät ſtäcken. 

Wolt auch nicht ſchweigen meh vor ſchrecken 
Die Kindsmagd ſang im oder pfiff, 

Biß die magd inn aim zorn ergriff, 

Die Wagband, ond fie ſchnell wand auff, 

Vnd warff die Windlein all zu hauff, 
Zu ſehen ob es vnrain Lig, 

Oder was im ſonſt fälen müg, 

Da ſah ſie ettlich Schwartze Reuter, 

Vnd rufft alsbald, Nun ſeh ich leider, 
Was dem armen Kind hat gemangelt, 

Seh, wie es die Dieb hand geangelt: 
Sindt das nicht Mordtbrenner zu fchägen 
Die jo vnſchuldig Blut verlegen ? 

Ei das euch fchwarge Ersichandjchelmen 

Der Sender müß ainmal noch helmen 
Jagt demnach die Schwarg Rott herum, 
Biß ſie den Bettraub trat gar rum, 

Vber den ainen gieng die Wag 


321 


Das er vor jhr geftredet Tag, 

Ihr zwen fie mit dem fuß zertrat 
Vnd bewiß Furgum Faim genadt: 

Ir etlich andre find angriffen, 

Diefelben flug zur Mutter liffen 
Vnd Eonnten vbel fich geheben, 

Da famen all Belgwürm vmbs leben. 

Fürnämlich ainer daurt mich fehr, 

Der war der frömbſt im gangen hör, 
Dem thäten ſie all füß aufzuden 
Vnd darnach inn das Saltzfaß truden: 

Vnd hies Leistapp, der auch verlur 

Zwen Brüder, Schlagin, Pfinnenſpur 
Etliche hieng man an die füß 
Gleich wie die Juden, zu verdrieß: 

Die heiſſen Plutdurft, Sporſi, Tornzmwang, 

Ropfflugs, Schrepffer, Bortif, Zohrnzang. 
Eitlichen zog mann jeiden faden 
Durch die Naß, vnd hiengs für den Laden, 

Ettlich wie Häring vmb den Dffen, 

Biel jhm Offenkeſſel erioffen, 

Darauf warm wafler jie dann Namen, 
Vnd jchöne fuppen drauß befamen ; 

Etlich fie zu Sant Loreng machten, 

Vnd inn den glüend Kacheln bachten, 
Melche fie alsdan thäten rieren 
Für Fänchel inn die Gpraten Biren. 

Dielen fehnitten Das Maul ſie ab, 

Die doch, melchs groß verwundern gab, 
Davon fprungen, dauon zu fummen, 
Vnd bettelten darnach wie die ftummen: 

Vnd zwar, gar nah es mir da ftund, 

Mann ich nicht gweien wer fo rund, 


822 


Vnd von dem Find entiprungen wer 

Dem Maidlein inn den Buſen läbr, 
Dem lieg aug Rachgir ich ain Les, 

Vnd gab ihm inn die feit ain Pres, 
Das es auffhupfft, und ruffet Och, 
Vnd lieg das kind falln wie ain block. 

Die Mutter laufft zu zornig gäh, 

Wolt das find nicht auffbeben eh, 

Bis fie. das Maidlin bei dem Kragen 

Genommen bet, vnd gnug geichlagen. 
In ſumma da war folde Not, 

Das nichts da war, alö der gwis Todt, 
Darum wir ons alsbald verglichen 
Vnd in ain ander Gemach jchlichen, 

Darin zufammenfommen waren 

Bil Geuattern, von vil Iaren. 

Da übten wir uns weil ſie jpinnten, 

Vnd jchwagten von den Alten finden, 
Sie aber als die Rechte Spinnen 
Spinnten ain Neg, ons zu gewinnen. 

Dan zwo Alt vetteln fich da hielten, 

Die kain Speichel im Mund meh fülten, 
Vnd hätten drum an Rocken ghendt 
Häfflin und Horn, voll wajler gichendt, 

Diefelben, was fie da erzwackten 

Flugs inn ihr waſſergſchirlein ſtackten, 
Vnd leckten ſie heraus doch wider, 
Kamen alſo inn Magen nider: 

Damit auch Hackinsbäcklin gieng, 

Den die Alt an der Tochter fieng, 
Auch Blutkropff, Zanhack, Hechelhor, 
Der Buckelſprung, vnd Jungfrawſpor: 

Ain ander het Prüſt wie Hürtrummen, 


823 


Drauff man wer, wie auff Blaſen gſchwummen, 
Vnd thaten ſo fteiff Dazu ragen 
Das ſie zwo Maskann mochten tragen, 

Darhinder ſchantz ſich Stechzumfrang, 

Mit viren, jo wagten die ſchantz. 

Aber die worden ſehr geträngt, 
Dann fie die Prüft herfürher zwängt, 

Vnd trudt den Arm zu, da fie huckten, 

Vnd fieng jhr drey, Die ſie ſehr trudten. 
Sie,liefen ettlich läng vmſchwaifen, 

Biß fie die gar woll mochten greiffen, 

Alsdann negten die finger jte, 

Vnd fingen das ainfaltig vieh: 
Welchs jie dann auff dem Teller Enilften: 
Doch die jo ettwas verftands hielten 

Das Tiſchtuch hinderfich vorgogen, 

Vnd Enidtjchtens mit dem Elenbogen, 
Manche griff binauff biß an Nabel: 
Manche het am hals ain aezabel: 

Die Greta mwolt auch nicht meh fpinnen 

Manns am Rucken der Flöh ward innen, 
Sie mörd wol jren ettlih Schlägel, 

Das ſie befam gar Rote Nägel, 

Vnd war jr Richtitatt der nächft ftul, 

Doch vnuerdampt vor dem Richtftul. 
Die ander jie mit Würden fnidfchten, 

Vnd ftachen jie mit Spindelfpigen, 

Da blieb, welchs jmmer ift ain ſchand, 

Der frembd Ritter, Bulsfüler gnant, 
Dazu nur durch ains Maidlins finger: 
Dann der Tod würd geacht geringer, 

Den. ainem anthun groſſe Leut, 

Alsdann wird man zur Groſſen Beut: 


x 


824 


Aber es wer jm auch nicht glungen, 
Mer er nicht dem Harigel gfprungen 
Ins ſchmutzig Laufig Strobelbar, 

Darinn er gleich verwirret gar. 
Gleich wie auch gefchab dem Nägelſpreiß 
Als er ins Flachswerck jprang gang leiß. 

Aine warff jr Nähwerck beifeit 

Vnd griff hinab, wais nicht wie meit, 
Vnd holt in ainer finftern Hurſt, 

Des Leutenants Bruchfiveld Burſt, 
Diefelb zerichnit ſie mit der Schär, 
Damit ſie nur gnug zornig wer. 

Nine bet vor dem Maul die Kant, 

Kragt doch im Gſäs mit ainer Hand: 
Meine Trabanten fand ich auf 
Meiter zu ſehen vmb im Sauf, 

Da kamen fte gleich in die Kuchen, 

Vnd theten die Köchin bejuchen, 

Die erbajcht bald den Epringinaröctel 

Vnd töd in auff dem Safentedel, 
Den Zopffſikeck bieng fie in Rauch, 
Steft inn Hafen den Mausambauch. 

Der Düttengeiger faum entran, 

Das er mir zaigt den Sammer an, 
Auch vilen fie die Köpff abbrenten, 
Vnd vil an beiden augen blendten, 

Aber fürnemlich ich erblic 

Etlich fürnäm greuliche ſtück, 

Namlich inn ain Butzſchär ſie ſteckten 

Zwen Brüder, die ſie drinn erſteckten, 
In dem gifftigen rauch vnd Gſtanck, 
Dauon man Maltzig wird ond kranck: 

Den edlen Hauptman Rauſchimbart, 


825 


Der jte fang bet geplaget bart, 
Mit haiſſem vnſchlicht ſie beträufften, 
Ainen im Weinglaß ſie erſäufften: 
Ja auff das ſie nur greulich jchaden, — 
Ain totzend Flöh in Wein ſie thaten 
Vnd ſoffen die eynander zu, 
Zum Bund, zu laſſen vns keyn ruh, 
War das nicht ain grewlicher Bund 
Der inn ains andern Blut beſtund? 
Auch den Hauptman Habhindenacht 
Haben ſie wie ain Saw geſchlacht, 
Ja hant jm wie Sant Aſmus auch 
Die därm gehaſpelt auß dem Bauch 
An eyne Nadel, ond das Hertz 
Beim liecht gebraten für eyn ſchertz: 
Ain alte die an krucken gieng, 
Etlich ans creutz der krucken hieng, 
Vnd mit dem ſpitzigen beſchläg 
Stach ſie nach jnen alleweg, 
Zu zeiten jr Rachgir zu ſtillen 
Töd etlich ſie auff jrer prillen 
Die Hund auch nach vns ſchnapten häßlich, 
Vnd biſſen inn jhr Haut ſelbs gräßlich. 
Inn ſumm, ſie eyn ſolch Mörden hetten, 
Das ich mich kaum ſamt drit mocht retten. 
Ir ſechs, die gar plump einhin plumpten, 
Inn ain Milchhafen ſie eindunckten: 
Aine ſtelt ſich ſo gar greulich frembd, 
Das ſie eyn ſtück riß von dem Hembd, 
Vnd es mit ſamt dem Floch verbrent, 
Auch drob verbrent ſchier jre Hend, 
Etlich vergruben ſie inn Schne, 
Die ich darnach ſah nimmermeh. 


826 


Wiewol man jagt, was im Schne ftedkt, 
Der Sommer widerumb auffdedt: 

Vnd mußt ich, und der Leutenant, 

Auch der Huiauff, vnd eyn Trabant 
Am Hündlein, welchs [uff auß ond ein, 
Tieff ſchlieffen in die Woll Hinein, 

Auff Das es uns mit gutem fug 

Aug diſer Mördergruben trug: 

Gleich wie auc der Vliſſes that 
As jin verjperrt der Säuklops bat 

In fein Stall mit den Raisgefärten, 

Vorhabens ſie all zu ermörden, 

Da ſchmuckten ſie den Schaaffen fich 
An je Bauch unten liftiglich, 

Vnd famen aljo auß dem Lait, 

Meil der Knopf die Schaaff oben taft: 
Alſo thaten wir auch bierinnen 
Bei den Säuflopifch Flöhfrefjerinnen. 

Nun als ich kommen war hinauf, 

Da fam mich erft an der recht grauß, 
Als ich von anfang erit bedacht 
Was für ſchön Volk wer vmbgebracht, 

Dafjelb befümmert mich vil mehr 

Als das ich war verwundet jehr, 
Wiewol ich da befam den ftraich 
Mit ainer Krudfen in die waich, 

Dauon ich noch heut binden muß, 

Vnd bracht dauon ain lamen fuß. 
Sidher hab ich das MWeibergichlecht 
DVerfluchet wie das Schlangengichlecht 

Vnd halt die Däufer, da jind Weiber, 

Sur Raubhäufer voll Straffenräuber. 
Was mainftu nun mein lieber Son 


827 


Mie dein Mutter hab ab mir gton, 
Als ich Fam alſo zugericht 
Vnd hat dazu nichts außgericht, 

Fürwar ich mußt beiorgen mich, 

Das jte nicht alſo krencket fich, 

Das jie vor angit, Die ſie einnam, 
Ins Krandbett auf der Kindbett kam. 

Derbalben Son, ift Dir zu rhaten, 

So ftoß dich an deins Vatters fchaden, 
Ih war auch, wie du Jung gefinnt, 
Aber bet man mir Dig verfünt, 

MWie ih Dir jegund zaiget an, 

Kain Roß mich gzogen bet hinan. 
Wir haben nicht geringe Feind, 

Vber all liſt Die Weiber jeind, 

Nicht anders traumen fie und Dichten, 

Als wie fie yon der Welt vnß richten: 
Gewig wann fie in gdanden jigen, 

Auff ons fie jr gedanden ſpitzen. 

Wann fie am Nagel jich vergafften, 

Wünſchen fie, das wir all dran hafften. 
Sie Iernens her von Jugend bald, 

Vnd werden darin auch veralt, 

Das fie mainen, kain Todtſchlag fein, 

Mann fie jchon Leben liſen fain. 

Die Eind hans von der Muter erſchmackt 
Wann fie den belg klopfft fein im tadt, 
Vnd feren flugs jhr Belslin vmm 

Vnd jchlagen auch fein auff der Trumm. 
Vnd je meh ftattlicher ſie jeind 
Je minder Leiden fie ons feind, 

Mainen es foll in nicht geichehen, 

Dieweil fie hergehn auff den zähen, 


828 


Vnd können das Loch jelgam treben, 

Das Maul krümmen, als äfens jchlehen. 
Darumb laß Dich deins Glücks benügen, 
Dan böber fliegen thut betriegen. 

Du biſt nicht hoher Leut genof, 

Zu grojien gbört auch ettmas Groß. 
Dleib du bei Kundel vnſer Magd, 

Da fanftu waiden vnuerjagt: 

Dann ſie ift aljo mächtig faul, 

Ih glaub, wann auff fie trädt ain Gaul, 
Sie wendet jich nicht vmb ain ber, 
Mie der, dems Waſſer troff inns Or. 

So ift ſie auch fein ſchmutzig fett, 

Das allzeit jhr anflebt das beth, 

Dan Fan ſie ſchon nicht drinnen fein, 
Sp ginet fte doch ftäts darein. 

Bei deren kanſt ain biſſen finden 

Du wollt dafornen oder binden, 
Nächſtmals ſie bei dem Herd entichlieff, 
Die ſupp all in die äfchen lieff, 

Das mit dem Gfäs fie darein faß, 

Vnd jchlug die Flamm jhr gar zur Naf: 
Sp brann jr auch die Jupp am Loch, 
Noch wolt fie nicht erwachen doch, 

Biß dKatz den Braten nam vom fpif. 

Wie mainft, das ich fie damals biß? 
Am Leib macht ich jr fo viel Fleden, 
Als ſäs fie inn den Neſſelhecken. 

Die jr darnach die Sram im Haus 

Mit Dfengabeln fein rib auf: 

Drum wilt du liber ficher leben 
AS inn ftäten vnruen ſchweben, 
So bleib bei dem beſcherten As, 


829 


Vnd dich nichts fremds verledern las: 
Ber ſchlechtem ift man ficher baß, 
Weil nieman aim vergonnet das: 

Mutwillig macht die fchlecfbafft ſpeis, 

Das man mit ejeln geht auffs eis. 


M ud. 


Fürwar, mein Bruder Räsimgfäs, 
Der kalte Rhat war gar nicht böß 

Den dir dein alter Kachelbrut 

Gab, folgen wer gemwejen gut. 

Dann haft nicht ghört von der Stattmauß, 
Mie ſie fpagiert ins feld hinauf, 

Da ſie zu gaft die Fäldmaus lud, 

Zu nemmen mit dem Feld für gut: 
Rüſt darauff zu, trug fürber dar 
Was im äuferften Windel war, 

Mas fie den Winter bet gefpart, 

Das ſchier lär die Speisfammer ward, 
Damit fie nur der Zarten zucht 
An gniegen thät mit jchönfter frucht. 

Aber was man vorfeßet jmmer 

Den Stattjundher vom Framenzimmer, 
Darab rimpfft er nur ftirn und Naß, 
Sagt, wie nur Bawrenwerck wer daß, 

Er aber bett drinn in der flatt 

An andern luft, desgleich nicht hatt 
Der Feldmäuß König mit ſeim Hauff, 
Bei jm ſei ſchleckhafft ſpeiß vollauff. 

Sein ſpeiß ſei gſotten vnd gebraten, 

Hab fleyſch vnd brot, vnd Käß zum Fladen, 
Solches zu erfaren, wie ſie meld, 
Führt ſie die Feldmaus auß dem Feld, 


830 


Vnd kommen in der Stattmaus Kauf, 
Da wolten leben ſie im fauß, 
Die Stattmauß bei der ſchwär aufftrug, 
Vnd fragt allweil: Haft noch nicht gnug? 
Inndes, weil fie jich da vergeflen, 
Vnd ennander tapffer zuefien 
So bören fte den ſchlüſſel träben 
Im ſchloß, end jemand zu in nähen, 
Die Stattmaus auff, end fleucht dauon, 
Die Feldmauß mwolt auch nicht beiten, 
Vnd font Doch fehwerlich auf der afar, 
Weil fach vnd ort jr vngwont war. 
Als nun der Sauffnecht war hinweg 
Gieng die Stattmaus weider zu jrm ſchleck, 
Vnd rufft der Feldmaus auch zu Tiich, 
Sie wolten Zehen nun auffs friſch: 
Aber fte wolt lang trawen nit, 
Doch wagt fies endlich auff die Bitt. 
Als nun die Stattmaus fie bieh zechen, 
Vnd wolt trinden, fich zu erfrechen, 
Fragt fie die Statmauf, ob ſie offt 
Solch gfar beſtehn müßt vnuerbhofft. 
Sie antwort, Es wer jhr gmain brot, 
Man müß nicht achten ain gmain Not: 
Wie? ſagt die Feldmauß, iſt dirs gmain? 
So achteſt du dein leben klain. 
Wer ſich mutwillig ſteckt inn Not 
Der iſt ſelbs ſchuldig an ſeim Tod. 
Mir nit des ſchleckens, welchs pringt ſchrecken, 
Schrecken würd kainen faiſter ſtrecken, 
Dein ſpeiß mit Zucker iſt beſprengt 
Aber mit gfar auch ſehr vermengt, 
Was der Honig daran verſüßt, 


831 


Daſſelb die far wider vermüft: 
Mir aber will die ſpeiß nicht afalfen, 
Wa fchon verbonigt ift die Gallen. 
Ich will Tieber mit ficherhait 
Mein jparfamfait ond dörfftigfait 
Als deinen vberflug ond ſchlecken 
Mit jolcher angft, forg, flucht und ſchrecken. 
Eich, lieber Gſell, diß ſolteſt du 
Auch han betracht, fo hetſt nun 'rub, 
Solit fein. bei Deiner Kundel bliben, 
Dich nicht an Föftlich Leut han griben. 


Floh. 

Ja Gſell, du haft jetz gut zu rhaten 

Nachdem vergangen ift der fchaden, 

Mas thut aber die Jugend nit? 

Es gluft ſie, was man jr verbit, 
Sie dendt nicht weiter als fie ſicht, 
Vnd was fie ficht, darnach fie richt: 

Gleichwol war ich auch nicht fo dumm, 

Sch folgt ain weil den Batter frumm, 
Behulff mit faulen Weibern mich, 

Aber es mwolt nicht reumen fich 
Träg Blut in ‚ainen frifchen Leib, 
Vnd zu giunden ain fauler Keyb, 

Sch befam nur davon die Scheyk, 

Dann mwürfung ift gleich wie die Speiß. 
Zu dem fo folt du diß auch willen 
Der Kundel bain warn ftäts beſchiſſeꝛ en 

Man het mit ainer Hellenpart 

Darein gehawen kaine Schart, 

So was ſo ſchmutzig auch jhr Leib 

Das ich wie im Leym bangen bleib. 


832 


Vnd wann ich ſchon abwächßlen wolt, 
Tauſcht ich Faum Meſſin für ſchlecht Gold, 
Nämlich ain achgigjärig Weib 
Der fo einjchmorrt die Haut am Leib, 
Das wann ſie den Leib zſammen 305 
Sie gleich Damit zerfniticht ain Floh, 
Mit ainer Art bet kainer nit 
Ir geben können ainen jchnit. 
Mar dazu Roſtig Rogig auch, 
Huftet als ſteck fte ftats im Rauch, 
Spest vmb ich, und warff jchnuder auf, 
Das kainer ficher war im Kauf, 
MWurff auch meim DVettern ſchwenck und rend 
Mit rog aın bain engwan am glend. 
Derbalben font ich mir nicht mafen, 
Sch muft ainmal ftellen nach Haſen: 
Derwegen laurt ich allezeit 
Auff die Jungfraw, vor angebeit, 
Vnd als ich Hat erfaren woll, 
Das fie gladen zu gaft gehn fol, 
Da Fam ich zu meim DBatter giprungen, 
Sprach, Vatter, nun ift vns gelungen, 
Ich Hab geſpäht das Wiltpret auß, 
Nun gang geichwind, nun dir nit grauß, 
Beſeh die Edel Creatur 
Depgleichen nicht ſchuff Die Natur, 
Du fagft mir mol von grofjer gfar, 
Melche ſei bey Eöftliher wahr, 
Aber wie fan ain ſolch milt bild 
Sein alſo vngeſchlacht und wild, 
Das fte ihr zarte raine Händ 
Im Plut verunrainet ond fchänd, 
Sie hat ain zartes Küchlinmündlin: 


833 


Ich glaub fie erzörm nicht ain Findlin: 
Ich wais fie würd all vnſer pfegen 
Für eitel Küselftichlein ſchätzen. 

Dann ſie würd wol gemonet fein 

Irs bulen pfeg inn diſen hinein. 

Mie? folt man dann auch finden Faine, 
Die es mit ons barmhergig gmaine? 
Vnd wa dan ift zu finden aine 
Sp ift ed gwiß die, fo ich maine. 


M ud. 


Mas jagt hierauff dein Vatter dann, 
Wolt er es fo gejcheben lahn? 


Ion. 

Main, er wahr jchwerlich zu beferen 

Wolt von Weibsmiltigfait nicht hören, 
Sagt, das under dem milten jchein 
Dfft ſteckt ein hawend wildes fchmein. 

Vnd legt Dabei ain gſchicht mir auf 

Bon ainer alt vnd Jungen Mauß, 

Die Jung, als fie wurd etmas groß 
Das enge Näftlin fte vertroß, 

Vnd wer lieber ſpatzmauſen gangen, 

Die Mutter jorgt es würd gefangen, 
Vnd hielt jhr ſöhnlin ftäts zu hauß, 
Noch wolt das Söhnlin ftäts hinauf: 

Vnd lag der Muter jo lang an, 

Biß fie ſprach, Söhnlin, Nun, mwolan, 
Meil e8 dann fan nicht anders fein, 
So folg doch ieg den lehren mein, 

Wann du berfürfomft inn das hauß 

So lauff nicht flugs den Plan hinauf, 

x. 99 


834 


Nicht ſetz dich mitten auff den platz, 
Auff das dich nicht erhaſch die Katz, 
Nicht lauff fern von dem Vatterland 
Vnd halt dich hart nah an der Wand, 
Damit dem Murnar mögſt entwiſchen 
Wann er vieleicht wolt nach dir fiſchen, 
Das Maußlin liff, guckt gleich hinauß, 
Da ſaß ain Weis Katz dort im Hauß, 
Vnd mutzt ſich mit den pfoten glantz, 
Wie ein Jungfräwlin zu aim dantz. 
Das Mäußlin kondt ſie nicht gnug bſehen, 
Die Katz aber thät auff ſie ſpehen: 
Inndes floh der Haußhan herfür 
Mit groſſem ſchall auff die Haußthür, 
Drab das Mäußlin erſchrack alſo, 
Das es liff hinderſich alldo 
Vnd fül der Mutter in den ſchoß, 
Sie ſprach, Son wie biſt ſo krafftloß? 
Was iſt dir alſo bald geſchehen, 
Es ſprach, ich hab ain Thier geſehen 
Das iſt gar grauſam vngehewr 
Es hat zipffel ſo rot als Fewr 
Auff feinem Kopff vnd onten dran, 
Vnd ſchrey laut Guckenguckenhan, 
Das Thier erſchröckt mich, das mir noch 
Daß Hertz klopfft, wie Holtzwürm im Bloch. 
Da ſprach die Muter, ſag mir her 
Haſtu auch was geſehen mehr? 
Ja ſprach es, ich ſah auch dort ſitzen 
Ain ſaubers Weiblin thet ſich mutzen, 
Vnd hat ain weiſſes Beltzlin an, 
Ich het wol mögen zu jhm gahn. 
Ach, ſprach die Muter, lieber Sohn, 


835. 


Da hetſt du wie aim Kind gethon, 
Mit ſchew Das Thier, welchs alſo jchreit, 
Daſſelb trägt gegen uns kain Nepd, 

Das Weiblin in dem Belglin weiß, 

Das alſo laurt, ond tritt jo leiß, 
Dafjelb der rechte Murnar iſt, 

Vor dem hüt Dich, er ift voll liſt, 

Alfo jagt er, Das ich mich hüte 

Por jeheinender angmajter güte: 

Bor ftillen Waflern, die grund frefien, 
Vnd vor den jchbön gefärbten eſſen. 

Man hüt fich leicht vor den die bochen, 

Aber nicht den, die lang Neyd Fochen. 
Mann fich der böß am frömbiten ftelt 
Alt: er der ärgft Bub in der Welt: 

Darumb rbat er, ich folt nicht trauen 

Den Jungfrawen, die fo ſüß fchauen, 
Im Kram hats vil gemalte Laden, 

Die Doch mit gifft offt jind beladen. 


M ud. 


Fürwar das waren gute leren, 
Hetft du dich daran wollen febren, 
Aber ich den, das Dir auch war 
Wie allen Jungen Leuten zwar, 
Melche fürmigig find vnd frech, 
Und wagens ob es ſchon auch prech— 
aloh. 

Ja, laider, ich war nur zu frech, 
Vnd gab nichts auff diß gut gefprech, 
Sonder thet vnauffhörlich betten 
Den Alten, mit mir anzutretten,. 


836 


Das that er zulegt, mir zum beiten, 

Mich mit ſeim Nhat allzeit zu tröften, 
Als wir an dafielb ort nun kamen, 
Da wir die ſchön Jungfram vernamen, 

Da iprach er, . Son, du biſt fein Ged 

Dein augen jind Dir ‚nicht mit fped 
Eingfegt, du kennſt wol zarte Leib 
Diß it ain aufbund vor aim Weib, 

So alt bin ich nicht Difer ftunden 

Mich frewet, folt ich fie vermunden. 
Aber die gfar iſt vil zu groß 
Das weger ift, man vnterlof. 

Ab, mein Vatter, fprach ich zur fund, 

Mein ber& ift gegen jr gar wund, 
Mann ich fie jegund nur anblid 
Sp geb ich jhren gern ain zwi. 

Dann ſie ift Iinder dann eyn fchmals, 

Ich wag vmb fie £opff, bart, und Sal, 
Miltu mir nicht bebülfflich fein, 

Will ich mich wagen felbs hinein. 

Als er mich reden bört Dermajien, 

Wolt er mich auch alleyn nicht laſſen, 
Sonder es wagen jampt der Muter, 
Mie es auch gieng ob diem Luder, 

Damit fie mir bebülfflich ſeien, 

Dann es ſie jmmer würd gereuen 
Sprachen jie, wann man mich verlöre, 
Dieweil das enngig Find ich were, 

Vnd auß zweimal jibenmal jtben 

Alleyn noch were vberbliben. 

Hierauff gab der Vater den Rhat 
Das man noch meh freund biezu lad, 
Den Fechtimbuſch, vnd Ruckhinan, 


837 


Den Knillenjcheu, und Wetzdenzan, 
Vnd andre, die uns Vetter bieffen, 
Dann freund was guts alleyn nicht gniffen. 
Auch jagt er ferner, dieweil dann 
Die Jungfraw joll zur Hochzeit gahn, 
Sp hab man acht, wann ſie fomt wider 
Auß der Kirch ond zu Tiſch ſitzt nider, 
Vnd jchmollt und prangt, gang vnuermwent, 
Vnnd faum bewegt augen vnd Händ, 
Da fall man an in vollem lauff, 
Aber wann man ſtaht wider auff 
Da mag ehn jeder ſich mol packen, 
Dann aledann wirds gehn an eyn zwaden. 
Mir folgten diſem guten Rhat, 
Jeder tapffer den ſturm antrat, 
Fürnemlich aber war ich jchnell 
Ihren zu gerben das zart fell 
Es moct keyn ylag am Leib nicht fein, 
Da ich nicht jchlug mein baden ein, 
Da bracht ich ein mein langes warten 
Vnd baut jhr warlich tapffer jcharten: 
Noch war jo groß die zucht und ſcham, 
Das fie ſich vmb feyn Haar annam, 
Als ob jhr etwas Laids geichech, 
Wann e8 gab etwan eyn geſpräch, 
Oder das man jr leget für, 
Griff fie darnach mit ſchöner zier, 
Vnd rucket dann eyn wenig mit, 
Doch das mans fonte jpüren nit, 
Damit fie mir die ſpeiß abbrech, 
Ich aber fuhr fort im geftech, 
Mann fie fich bat zur Rhu begeben, 
Vnd hat fürwar eyn köſtlichs leben. 


838 


SH ward dabei jo giund und friſch 

Als in keym Waſſer it fein fiſch. 
Da man aber vom Tiſch auffitund 
Mein Vater mich zu warnen begunt 

(Ab warumb folgt ich nicht der frift, 

So gahts, wann man vngehorſam iſt) 
Er ſprach, ich ſolt eyn gnügen halten, 
Alls glück eyn weil, ſprechen die Alten, 

Wann man hie mitten iſt inn fräuden, 

So thut ſie gmeynlich eym erlaiden: 
Ich aber wolt nicht von dem Ort, 

Vnd gab dem Vater hönswort: 

Sprach, Es wiſſens nicht alls die Alten, 

Jung Leut die Junge Welt erhalten, 
Nun geht die Jungfraw erſt zum dantz 
Da mög gerhaten auch ain ſchantz. 

Die Eltern folgeten mir Jungen, 

Vnd bliben ſtecken halb gezwungen, 
Dann die Lieb iſt ain ſolcher Notzwang 
Die aim offt thut biß zum Tod trang. 

Nun laider hör, was da geſchach, 

Als man ſtund prangen im gemach, 
Gab ich jhr manchen guten ſtich 
Das ſie darab recht rümpffet ſich, 

Vnd zuletzt alſo ward erzürnt, 

Als ob ſie gäntzlich wer erkürnt 
Sties flugs die finger in die Nas, 
Welchs dann der rechte boſſen was, 

Vnd macht jhr ſelbs zu ſchwaiſen die, 

Sprach eilend, Ach was gſchicht mir hie, 
Erlaubet mir, ich muß hingon 
Ain wenig biß mirs Blut thut ſton, 

Alsdann will ich bald widerkeren, 


839 


Man lies fie gehn mit grofien ehren. 
Sobald fie nur fam für die Thür, 

Luff fie mit wunderſchneller gir 

Ir fammer zu, als ob es Brandt, 

Ich jap noch oben im gewand, 
Maindt nicht daß ſie uns bürften jolt, 
Sunder das fie nur brünglen wolt, 

Darum ‚mein Eltern ain flains jchlieffen, 

Aug miede von dem gehn end fchlieffen. 
Sobald fie aber fam zum Bett, 

Lößt ſie ſich auff ſchnell auff der ftätt, 
- DBnd macht jr weite vmbzutaften, 

Vnd laurt gang fleiffig wa wir raten, 
Griff darauff in aim augenblid 
(D du betrogen böſes Glüf) 

Mein Battern mir gleich an der jest, 

Ah jamer, ach der böfen zeit, 

Ih fan nicht wiſſen wie mir war, 
Jh war verjrt vor angiten gar, 

Inſonderhait da ich mußt jeben, 

Meim DBatter feinen Halß vmbtreben. 
Hey mwarumb bin ich nicht auch lieben 
Auf der Walftatt ben meinen bliben. 

Noch bet ich gern geruffen jehr 

Der Mutter das ſie jorgjam wer, 
Aber eh ich den Mund auffthat, 

Die loß Flöhmauſerin jte bat, 
Rib fie, und warff fte an die Wand, 
Zertrat jie mit dem Fuß zur hand. 

D liebe Eltern, die auf lieb 

Zu mir, ombfamen, ond mein Fieb, 
Ach ſolt jo ſchlechtlich jhr vmbkommen 


Die jo auß mancher Schlacht find kommen. 


840 


Ach, wie fan ich genug mich Flagen, 

Ich muß nun wie ain Way verzagen. 
Ey dag die loß Flöhſtürmerin 
Ir lebtag kainen Bulen gminn. 

Aber was nutzet mich daß klagen, 

Ich muß von meinem fall dir ſagen. 
Nachdem mein Eltern alſo ging, 
War ich verſtörtzt gar ob dem ding 

Vnd wußt ſchir vmb mich ſelber nit, 

Stund ſtockſtill, vnd ging nit ain tritt, 
Indem jo greifft die Flöhonruw 
Nach mir mit baiden Händen zu 

Walgert und blogt mich heplich Ding, 

Das auch der Wuſt wueſt von mir gieng, 
Vnd richt mich aljo jchandtlich zu 
Gleich wie mich bie magft jehen du, 

Doch weil fie allzu girig wahr 

Auff meiner Better andre ſchar 
Wolt fie die Händ flugs mechijeln ab, 
Inndes befam ich Lufft darab 

Vnd walgert allgemach zu thal 

Das zwiſchen die Bain ich jhr fall. 
Da binn ich krochen auff all vieren 
Biß ich mich mocht darauf verlieren, 

ie aber mein freunden jet gangen, 

Hab ich erft zeitung heut empfangen, 
Das als fie an die Wand hinjprungen, 
Sie ettlich hab zu tod getrungen, 

Vnd fürnämlich ain grewlich ſtück 

Begangen an dem Hupff vnd jchlüd, 
Gleich wie du vor auch ſagteſt mir 
Das klaine finder auch thun Dir 

Nämlich in an ein Nadel gitedt 


841 


Vnd darnach zu aim Kiecht gelegt: 

Iſt das nicht ain fchandtliche that 

Vom Menjchen, der vernunfft doch bat? 
Ja von aim Weib, welchs milt tolt jein, 
Vnd ſchewen ab Plut ond der pein. 

Aber ich halt dich auff zu lang, 

Mein Bruder, und tbu Dir erit trang, 

Dieweil jhr Mucken nicht lang bleiben 

An aim ort, wie wird auch fait treiben: 
Sedoch, weil du es haft begert 
Hab ich es Dir auch nun erklärt: 

Sintemal ainem jein Not Elagen, 

Haißt halber jich der Not entichlagen. 
Noch wiewol ich meh bett zu Elagen 
Vber der Weiber plagen jagen, 

Vnd fürnämlih mein Eltern frumm, 

Vnd doch, wann ich dran denf, werd jtumm, 
Sp will ich es jetzund einitellen 
Vnd es dem Jupiter befelen. 


Mu ed. 


Zwar Bruder, ich hab mwoll vernommen 

Inn was für Leiden du biſt Fonımen, 
Vnd ift mir berglich für Dich laid 
Mie auch für deine Eltern baid, 

Aber das ich dich nicht beflag, 

Wie Alte Weiber band ain Tag, 
Mann ainer bricht ain Bain entzmwai 
Sei Glück das er nicht gar Tod fei: 

Eo jag ich, das dein unfall zwar 

Woll ift zu Elagen, und dein gfar. 
Dann wie mögen die Menichen doch 
Sein jo vergönftig, neidig noch, 


842 


Das fie auch folle diß verdriefien 
Wann man jbrö vberfluß will gnieffen? 

Wie ſtünd es vmb das Menjchlich leben 
Manns Möhr von jhm fain waſſer gebe? 
Mas nimpts, wann Menſchen euch lan ſchöpffen 

Das Blut, welchs fie herauf ſonſt jchrepffen ? 
Sedoch weil diß nicht tröften haißt, 
Mann man den vonfall erit hoch jpreißt. 
So muft du denden daß dus auch, 
Billeicht haft vbermacht zu rauch, 

Vnd billich Die ftraff baft befommen 
Damit du nicht möcht gar vmbfommen, 
Dann ain verbrennt find jcheucht das Fewr, 

Kompt aljo Fewr jm auch zu ſtewr. 
Dann alſo ift uns auch gegangen 
Da wis Mucken hant angefangen, 

Den Leuthen auff die Naß zu jigen 

Da haben ſie Die Nap zu frhügen 
Die Muckenwädel gfüret ein: 

Sch wolt es müft ohn wadel fein 

Ain jeder Muckenwädelmacher 

Dann es find rechte Hagelbacher. 

Alſo glaub ich, das jbr auch molten 
Das die Flöhfallmacher fein folten. 
Aber böß münichen macht fain fchrund, 
Aber böß thun, das macht ain wund. 

Drumb jind dein Eltern ſchon geftorben, 

Iſt jr geichlecht doch nicht verdorben, 
Eintemal e8 in dir auffgabt, 
Vnd bawſt was in jnen abgabt: 

Wer aber hinter jm verlot 

An Rächer, der ift nicht gar Tod. 
Haben die Römer ſchon gejehlagen 


843 


Hanibald Vatter in fein tagen, 

Iſt doch der Hannibal fürfrochen 
Der bat den DBatter wider grochen. 

Allweil ain Floh noch krichen fan, 

Vnd ain Weibsbild zart flaifch wirdt han, 
So lang wirdt bleiben auch ain ftreit 
Zwiſchen band thaylen nur auß neyd. 

Sp biſt auch nicht derſelb allain 

Der von den Menichen leider pein, 

Es find Doch ſchier fain Greaturen 
Die jren mutmwill nicht erfuren, 

Beſeh man nur des Haſen flag 

Vnd was die Nuß beim Naſo fag: 
Drumb ſeufftzen ſie auch ſtäts auff erden, 
Das ſie möchten erledigt werden. 

Es würd ſich ainmal ändern müſſen 

Oder man würd nicht gehn auff füſſen, 
Es würd ainmal ſich alls verkeren 
Wann das wüſt kochen würd auffhören, 

Vnd all Leut vnter ſich ains werden, 

Ain müntz vnd glaub würd fein auff Erden. 
Alsdann werden die Frawenbilder 
Auch werden gegen Flöben milter. 

Ich glaub, der frid mer auch gmacht eh 

Wann Weiber trügen fain Belg meh, 
Dan jr Flöh mainen, euch gebür 
Das inn den Belgen ſtecken jhr, 

Diemeil der erft Floch, wie man melbt, 

Mard drein geboren auff die Welt. 
Hinwider die Beltzpuppen mainen 
Cie dörffen inn dem Bel gar fainen, 

Der jren Belg mit in hab gmain: 

Kommen aljo nie vberain: 


844 


Darauf dann würd ain Belgenftreit 
Der jo vil Flöbhblut Eoftet heut. 
Molan, dem fer nun, wie man wöll, 

Kain vrtbail ich Darüber fell, 

Sonder beuehls den Jupiter 

Mie dann auch jelbs ift dein beger: 
Der wird wol deine Vnſchuld rechen 
Vnd der Flöhfagen: vnbill brechen. 


SIoh. 


Ja Supiter, du rech und prech, 

Vnd ftraffe Die Flöhpeinigerin frech, 
Störg vmb das fegfeur aller Flöh, 
Leid kaine Belsklopfferin meh, 

Tod die Flöhſtörck vnd die Flöhzazen 

Die ons ohn vnterlaß ſtäts fagen, 
Da wir doch wie Haufchreefen nicht 
Verderben auff dem Land die frücht, 

Koch inn die MWeingart fallen ein 

Mie Staren, fo fchaden den Wein: 
Ohn das wir onſern durft was lejchen 
Es ſei auß täfchen oder flejchen: 

Mit dieſem muß ich fein ernebrt 

Meil ich Fain ander bandwerd lehrt: 
Noch verdrüß die Flöbftiberin 
Mann ich nur an aim bärlin fpinn. — 

Wie feit je Meiber auch jo zart 

Das vnſer fügeln euch dundt hart? 
Wir find doch bichlagen Efel nit, 

Vnd hant wie Schaaff feyn harten trit, 
Ir jolten ſchämen euch zu fagen 
Das eyn solch kleyn Thier euch ſoll plagen, 

3a euch dazu inn harnijch bringen 


845 


Als ob jr wolten Teuffel zwingen. 
Wie fompts, das jr den Nuß verdecken 
Wann wir die jchlaffend Magd auffwecken, 
Beier als inn dem Hauß keyn San, 
Aber der Neid Fan nichts veritan 
D Jupiter, groß ift dein ſinn, 
Das diſe Flöhverfolgerin 
Nicht zu Friegsleuten haft gemacht, 
Sie ziehen ſonſt mit aller macht 
Inns feld wider die armen Flöh, 
Vnd thäten im mit jchieffen meh. 
Man fönt in nicht gnug büchſſen machen 
Noch pfeil vnd flitichen zu den fachen. 
Vnd da folchs jnen fälen thut 
Sind ſie jogar von tollem Mut, 
Das jie offt Gott anrüffen Dörffen, 
Vm ain Flöhlin, welchs jie thut fchärffen: 
Wie der, da im ain Floh entran 
Rufft den ſtarcken Herculem an, 
Das, weil er all Scheuſall und wunder 
Mit ſeinem kolben ſchlüg herunder, 
Er im auch ſoll hie beiſtand thun 
Inn ains Floh vberwindung nun. 
Sogar hat ſie der Neid beſchiſſen 
Das ſie zu betten nicht recht wiſſen: 
Sie werden bald omb hilff auch bitten 
Die Riien, jo den Simmel bftritten. 
Aber du grechter Jupiter _ 
Der das gering achjt wie das ſchwer, 
Du wirft ortailn nach Orechtigfait, 
Vnd ftraffen nach deine Mächtigfait. 
Das thu ich nun, fampt allen Flöhen 
Inn aller andacht dich ſehr flehen. 


846 


Mu 


Alſo mein Bruder thuſt im recht: 
Das du es Joui befilhſt jchlecht, 
Der würd dein bitt gwiß nicht verſchmehen, 
Weil er Faim vnrecht laßt gefchehen: 
Dem will ich auch befelen mich 
Mas mir gefchicht unbilliglich: 
Aber wir habens lang gemacht, 
Es fällt jegunder ein Die Nacht. 
Derbalben wilt du bei mir bleiben 
Will ich dir bie ain berberg bichreiben.. 


8 loh. 
Ja, Wann mir wüßft ain ficher gmach, 
Du aber wonft gern vnterm tach, 
Darunder mir alls vbel gichab, 
Darum ich nicht gern zubin nah. 
Het ich die nacht nur berberg bie 
Sp wolt ich morgen. auff fein früh, 
Vnd raifen auff Sant Bulican, 
Dein wunden da zu rabten lan. 


Mu d. 
Jh will dir ain gut berberg fagen, 
Da du Dich ficher magft betragen, 
Drinnen im hauß ain hündlin ift 
Das jchlafft jegund zu diſer frift, 
Dem fig zwiſchen das halßband bnein, 
Da mwürftu gwis gar- ficher fein: 
Dann es biß morgen nicht erwacht, 
Da bat man deinen gar fain adıt. 


Floh. 
Ich danck dir für dein guten Raht, 


847 


Dem will ich folgen mit der that. 
Hiemit wünſch ich dir ain gut zeit, 
Daß dir nicht ſchad der Spinnen Neyd. 

Mu de. * 

Hinwider wünſch ich gſundhait dir 

Daß dich das Weibergſchlecht nicht rhür, 
Vnd das all die Flöhralgerin 
Bekommen ainen andern finn, 

Vnd nicht nachfchlagen meiner fpinnen, 

Das man nicht ſag villeicht von jnen, 
Sie ſeyen gifftig wie die Spinnen, 
Welchs zwar brächt ain groß nachthail jhnen. 

Hiemit, mein Bruder, ain gut nacht 

Das Dich der Dund heut mol verwacht. 


Nothwendige verantwortung der Weiber 


auf die onbändige Flag des Flöhbürftlins, ſambt 

deirelbigen außfürlichen vnd rechtgebürlichem ver- 

trag vnd vrthail, geitellet auß volgegebner macht 

deß Jupiters, durch den Flöheangler, vnd Ober: 

ften Flöhartzt, vnd zu troft der Srawenweiß, vnd 
zu trog dem Flöhgeſchmaiß. 


— 


Bob Laus, jhr Flöh, Flicht all von Hinnen, 

An Weibern werd jhr nichts gewinnen, 
Ihr ſecht am Hab bie, der fie treiben, 
Das fie noch ewre Erkfeind bleiben, 

Derhalben könt jhr hupfen, Tpringen, 

So möcht jhr euch von dannen ſchwingen. 


848 


Das mil ich euch jbr ſchwartze Knaben 
Mit groſſem ernſt gerabten haben. 
Maint jbr, die Weiber lahn fich reuten 
Von euch die es vom Man faum leiden ? 
Miewol ich erft hab Dieje tag 
Vernommen euer grofie Klag 
Die jbr zu Jupiter dan thaten 
Vom Weibervold, jo euch ſehr fchaden. 
Aber jbr faliche Floh Fomt ber 
Ich wil euch fein der Jupiter, 
Und das recht von feintwegen Tprechen, 
Auch ober euch den ſtab nun brechen. 
Dan ich bin der Flöhfangler worden, 
Der euch fol dringen inn ein Orden, 
Der Weiber Art, Notarius, 
Ir Fürfprech, Serretarius. 
Mit Tonnerwurg vnd Rinderfchmalg 
Hab ich midy jchon geipidt, geſaltzt, 
Das jbr mir Doch nicht Schaden mögen, 
Wann jbr euch all wider mich legen: 
Wan jhr ſchon ſchöne Fechtiprüng thut, 
Bringt euch das ſpringen doch kein blut: 
Hupft her, jhr werd mich nimmer temmen 
Wan jhr die Läus zu hilf auch nemmen: 
Dan mein hembd iſt beſtrichen leis, 
Mit Saffran auff die Schotiſch weis. 
Vnd wiewol.ich befüget wer 
Aus voller macht vom Jupiter 
Das ich euch gleich ſpräch den Sententz, 
Doch das ich dis Gricht recht ergentz, 
Und feben möcht wie vnbetrogen 
Wir ewer fachen hant erwogen: 
Dit jampt der Weiber bejchwerden, 


549 


Die wir von jhnen täglich hörten, 
Sp will ich oberweiſen euch 
Eh ich euch ſchröck mit vrtheyl gleich. 
Wolher, jo will ich diſputiren 
Euch in Die Schul ain wenig führen. 
Mas ift dann ewer groffe Flag? 
Iſt das nicht ewer aygne fag? 
Das euch dahin der muthwill bring, 
Das man euch alſo töd und tring? 
Indem jr nicht benügt an geringem 
Wollt allzeit nach vil höherm ringen? 
Tracht auß dem ſtaub gleich auff den hund, 
Dom Hund gleich auff das Weib zur fund? 
Molt von der Vihmagd auff die Tram? 
Die euch dann juchet gleich genam, 
Weil jie mehr meil hat, dann die Magd 
Daß fie euch auß den Klaydern jagt? 
Berführt euch alſo ftolg vnd ſchleck, 
Das man euch alſo Blöck ond ſtöck: 
Wann jhr bey ewern Hunden bliben 
Würden jr nicht ſo vmbgetriben: 
Doch die Schoßhündlin man nicht maint, 
Dann ſie den Weibern ſind gefreund, 
Alſo das ſie die Flöhen müſen, 
Dann wann ſie euch flöh daran liſen, 
Würden ſie euch bald von jn erben, 
Inen zu aygenem verderben, 
Dieweil jr ſogar erblich ſeyt 
Gleich wie die Peſtilentziſch zeit, 
Vnd ſtoßt euch willig dar für erben, 
Da man doch nach euch nicht thut werben. 
Ir wolt nur allzeit hoch ans Pret, 
Gleich von der Erden auff das Bett, 
54 


x 


850 


Vnd ift euch gleich wie jener Spinnen, 

Die auch zu hof mwolt groß beginnen, 
Spannt im Pallaft jr Neglin auf, 
Da fam ain Ketichjungfram herauß, 

Die zerftört jrn das Funftlich Gſpunſt 

Mit ainem Befam gar on kunſt: 

Alfo wolt jr bey Weibern ſtecken 
Inn Belgen, Hembdern ond in Nöden, 

Darauf ſie euch Doch mannlich jchreden 

Gleichwie Die Hafen auß den heden. 
Dann jte feind euch zu hoch vnd werd, 
Daß jr fie nur zu rürn begert: 

Es ift kain gleichnuß zwiſchen euch, 

Ir find gar ſchwarz, und fie find blaich. 
Ir echt wie Helliich Teuffelsfluppen, 
Vnd fie jehen wie himmliſch puppen, 

Noch fteckt jhr bey jhn frü und fpat, 

Sp jie doch ewer hant fein gnad. 

Sie hant euch lang Frig angejagt, 
Auch ewer vorfarn all geplagt, 

Noch werd jr nicht auf ſchaden weiß, 

Sonder bleibt jn zu trog mit fleiß, 

So tbun fie euch nicht unrecht zwar, 
Das fie euch fo verfolgen gar, 

Vnd machen jes ſtutz wider troß, 

Das euch der Bauch vor ftolg nicht ſtrotz: 
Ir wolt fie jollen euch bejchirmen, 
Aber jr wolt die Schirmer ſtürmen. 

Mas? wolt jr haben Die zu freund 

Die jhr ftäts ftecht vnd pfegt wie feind? 
Das wild, welches die herren hägen, 
Setzt jich feim herren nicht entgegen: 

Ir aber wolt, man joll euch bägen, 


551 


Vnd jegt.den hägern euch entgegen. 
Sie haben ewer Faine ebr, 

Drum wollen jte euch nimmermehr, 

Sie müfjen ſich je ewer ſchämen 

Ma te zu rechten leuten fämen, 

Das fie liffen wie bund vol flöb, 
Dan auß und ein euch fteigen ſeh, 

Jener Kailer viel golds aim gab, 

Der im ain Laus bet gnommen ab, 
Dann darauf, fagt er, kenn er frei, 
Das er ain Menjch wie andre ſei: 

Aber Da auch ain andrer wolt 

Dit flöhen gwinnen jo viel gold, 

Vnd im ain floh abgnommen bet, 
Da ſtellt er in gar hart zu red, 

Ob er in für ain hund anſeh 

Das er lauff wie ain hund voll flöh. 
Sp dis ain Mannsyerfon nicht leid, 
Der doch nicht acht der zierlichfait: 

Wie vil minder ift es zu leiden 

Den Weibern, jo rain find wie Kreiden. 
Darumb jo müſſen ſie ſich wehren 
Das jhr ſie nicht inn hund verferen. 

Ia, jagt jr ſchwartz ſtaubbürtig Nifen, 

Ein MWeibsbild ſoll nicht Blur vergieften, 
Dann e8 ift wider jre art 
Die gmainlich ift barmhertzig zart. 

Ey ja man folt euch Dazu onen, 

Vnd ewer weiſſen baut dran jchonen ? 
Man ſolt die hand inn buſem ſtecken 
Wann ir durch Mordſtich aine ſchrecken? 

Was? ſoll man nicht ain Mörder richten, 

Vnd ieden Freoler mit recht züchten, 


852 


Vnd den, Der auch ain wenig fchad, 
Abber doch gern meh ſchadens that, 
Auch ftraffen für fein wenig ſchaden, 
Damit ſchaden nicht wachs auß gnaden ? 
Wüßt jhr nicht was Eſopus ſchreibt 
Von ainer die ain floh zerreibt 
Vnd er bat das ſie in erlöß, 
Dieweil er nicht könn thun vil böß: 
Da ſie ſprach, drum muſt ſterben du, 
Das ſich nicht zimpt, das man böß thu 
Ainen, obn vrſach vil noch wenig, 
Dann böſe find allzeit argwönig. 
Vnd wer wolt euch was gut zutramwen 
Sp aim ab ewerm gficht jolt gramen? 
Das gſicht zaiget nichts redlichs an, 
Sonder Mörder, wie ir jeit dann. 
Derhalben wird euch nichts bejchönen 
Das euch die Weiber ie verfünen, 
Allweil jbr fie verlegen wolt 
Vnd doch jagen, jr ſeit in hold. 

Wie glaubt ich aim, der mich wolt hailen 
Vnd mich verwund zu allen thailen? 
Was ſoll man dem Wolff lan das Schaff 

Vnd ſolt empfangen drum kain ſtraff? 
Was wer auff Erden für ein leben? 
Wa würd die Grechtigkait da ſchweben? 

Wann iedes frevel vnd argliſt 

Gedult würd, ond nicht bald vertüſt: 
Wann mutwill, raub vnd freche macht 
Mind für ain Billichkait geacht? 

Da würd Dis lied billich gefungen 

Die Billichait hats Schaff verſchlungen? 
Aber du ſchnöde Creatur 


853 


Du würft nicht beſſern Die Natur, 
Melche uns bat von Find auff glehrt 
Das man jich wider Vnbill wehrt. 
Mas thäten wir fonft mit den Händen 
Mann wir zu Leibſchutz ſie nicht wenden? 
Mas thät Die hurnauß mit dem angel, 
Wann er jhr Schirms halb wer ain mangel? 
Es ift kain würmlein nicht jo Elain, 
Es krümpt jich, wirfft man drauf ain ftain, 
Der bund erleid nicht ewer ftich 
Er ſchnappet nach euch beifiglich, 
Vnd Weiber, die zart flaifches jein 
Solten erleiden ewer pein, 
Vnd durch jo ſchlimm verächtlih Thier 
Gehönd vnd gitupfft fein für vnd für: 
D Hain, nur auff die hauben griffen 
Biß jhr euch auf dem Land verichlieffen: 
Weiber find drumb kain Mörderin 
Mann fte fchon richten Mörder bin. 
Sonft müßt auch der Bapſt Julius 
(Dans £lain groß gleichnus gröfen muß) 
Ain bur fein, weil er huren pfend, 
Mas wer das für ain Argument? « 
Der mwürdt nicht Blutdurftig geſprochen 
Der Vnſchuldig blut bat gerochen, 
Dann mann foll das böß ondertrucken, 
Damit das gut mög fürher ruden, 
Das böß man von der erden thu 
Auf das inn Abu Das gut nemm zu: 
Solt mann die häufer darum haifen 
Wolffshölen, weil fie euch drauf jchaiffen, 
Sp biefen die ſtätt Mördersgruben 
Teil fie auftreiben Mörbersbuben: 


354 


ber jhr mueßt es vmher ehren, 
Mann fte litten euch Kammerbären, 

Euch Weiberwölff, jo hieß das hauß 

Gin Raubhauß, weil jhr drinnen maußt: 
Vnd wann die ſtätt böß Buben dulden, 
Können ſie ſolchen Nam verſchulden. 

Darumb iſt nichts alls ewer ſchänden, 

Die ſchand muß ſich auff euch doch enden. 
Was? folten wir, aller gſchöpff zier, 

Nicht meb macht haben weder jhr? 

Vnd jbr Blutzäpffer nempt die macht 

Das jr biß auff das Blut ons jihlacht? 
Wir aber folten folchs nicht dörffen, 

Da uns Gott alls thät unterwerffen? 

D du ſchandthier, folft Dich vergleichen 

Zun meibern, das fie dir ſolln meichen? 
Inn dem, das vnuerſchambt jagit ber, 

Es wer gut das Fain meib nicht mehr 

Von megen euer Flöhgefchlecht, 

Die te ftraffen mit allem Recht. 

Vnd maift nicht, das wann jte nicht weren, 
MWirdit dich nicht halb ſowol ernehren: 

Dann wa woltit finden jo zart blut? 

Welchs dir für Maluajter wol thut? 
Nun, laßt fein, Daß ſie gar nicht mweren. 
Gleichwie dich alßdann Fönft ernehren, 

Alfo nehr dich nun, da ſie jeind, 

Weil den mangel dir bringt dein feind, 
Dieweil gleich laut, etwas nicht willen, 
Vnd das man waiß, nicht fünnen gniffen. 

Auch wann die Weiber jchon nicht weren, 

Kämen andre, die euch baß ſcheren, 
Dann wann die Fröſch das Bloch verlachen, 


855 


Kommet an Storck, der fand jhn machen. 
Was meßt jr euch zu den Gewalt 
Der euch gar nicht iſt zugeftalt? 

Dann jbr ſolt bhelffen euch im ftaub, 

Sleichwie die Raupen in dem Laub, 
Dieweil jbr auf dem ftaub entipringen, 
Aber wann jhr wolt weiter ringen 

Mie Raupen, die nicht allain pfegen 

Am Laub, fonder auch Frucht verlegen, 
So thut man wie den Raupen euch, 
Vnd töd euch allen Räubern gleich: 

Hewſchrecken find vnnutze Gäft, 

Noch bleiben ſie in jhrem näſt 
Bey jhrem Taw, darauf fie Eonımen, 
Vnd haben jhn nie fürgenommen 

Daß ſie uns vhberläftig mweren 

Am Leib, ond vnſer Blut begeren. 

Geht zun weyſen Aumaiſen bin, 

Die auch, wie jbr, jind Elain vnd Dinn, 
Seht, wie fie tragen, ketſchen, lupffen, 
Vnd nicht, wie jhr, ſtäts hupffen, ftupffen. 

Vnd wann fchon die Sewichredfen auch 

Was ſchädlich find nach jhrem brauch, 
Sp werd es doch nur durch den Summer: 
Ir aber thut auch an vil kummer 

Den Weibern in dem Winter kalt, 

Vnd hengt euch bey jn an mit gwalt, 
Verſteckt euch bey jn allenthalben, 

Doch nicht der meynung, wie die Schwalben, 
Die ſtill ins Mur im Winter ligen, 
Daß ſie auffn Sommer wider fligen. 

Oder gleich wie das Murmelthier 

So ſchlafft den Winter für vnd für, 


856 


Eonder daß jbr fie plagen, nagen, 

Vnd fte offt in den Harniſch jagen. 

Colt man nicht dem vnruhig gſchöpff 

Zerfnitfchen alle Därm und Körff, 

Euch an den Sal aim Prülftein benfen, 

Vnd in dem tieffften Rhein ertrenden ? 
Sa man folt euch vier Töd antbon, 

Meil jr Ichaden bev Sonn vnd Mon, 

Vnd nicht allain bey tag angreiffen, 

Sonder wie Dieb bey nacht vmbſchwaiffen. 
Bey nacht fehädigen ſehr die Ratzen, 

Ben tag der Frucht vilmehr die Spatzen, 
Aber jbr kains braucht tag vnd nacht 
Gleichwie jhr jolches vbermacht. 

Habt jhr ſchon nie Fain Frucht zerbiſſen, 

Beißt jr Doch Die, jo der Frucht gniſſen. 
Habt jhr ſchon nie fain Roß geftolen 
Habt jhr doch Blut geraubt verbolen. 

Stechen auch ſchon Die Binen bie, 

Thun ſis wann man erzörnet fie: 

Ir aber vngerayhtzt auch ftecht, 

Vnd hawt wie in den Baum der Specht: 
Mann jbr ſchon nicht wie Wändläuß ftindt, 
Doc ſchwartzen Teufelsfat jv bringt, 

Kan man fehon ewer Saych nicht finden, 

Glaub ich Doch gänglich es jey dinten, 
Dann jr feyt mol fo Teuflifch Schwarg, 
Das ich glaub jr fcheift bech für hartz. 

Mann jr wie Scorpion nicht gifften, 

Doch jr mancherley kranckhait ftifften, 
Mit dem, dag jr jo blöglich fchreden 
Die Leut mit ewern blutigen fleden. 

Ich waiß wol, was jhr für werd febren, 


857 


Dad nemlich je euch jo müßt nebren, 
Vnd das dag Blut jey ewer Speif, 
Aber jolchs hat jein maß vnd weiß. 

Dann Jupiter hat euch zugeben 

Das jbr vom Thierblut follen leben, 
Bon Mäufen, Rasen, Hunden, Kaßen, 
Die euch fein können wider Fragen, 

Dver vom Todtenaß ond flaiſch 

Davon dThir leben allermaiſt, 

Vnd nicht vom Menſchen, der bey leben 

Iſt kainem Thier zur Speiß nicht geben. 
Dann ſo der Jupiter nicht wolt 
Daß jhr die Pferd angreiffen ſolt, 

Dieweil ſie vns ſind dienſtlich nutz, 

Wie vilmehr hat er vns in Schutz, 
Vnd will nicht, daß jr vns vil ſtechen 
Weil wir vns toppel können rechen, 

Vnd euch geſchmayß jo gröblich ſträlen, 

Das ewer mit der weil vil fälen. 

Vnd gewiß, wann nicht ewer gſchlecht 

Gar vberfchwänglich Samen brächt, 
So wer ſchon ewer ftam zerfnitfcht, 
Alſo bant Weiber euch gepritjcht. 

Aber wann ſie bie neun erlegen, 

So wachſſen zehen dort dagegen, 

Mie Herculie tod Wafferfchlangen 

Aus Denen andre gleich entiprangen: 
Welchs anzaigt ewer narrheit zwar, 
Daß jhr euch gebt in offne gfahr, 

Vnd wolt euch nehren under Feinden, 

Da man fi heut faum nehrt bey freunden. 
Jedoch ifts, wie ihr jelber fagt, 

Daß ihr euch ſchlecks halb alſo wagt, 


858 


Vnd wolt Eurgumb nur MWildpret jchleden, 
Das für friih Blut muß beſſer fchmeden, 
Sleichwie dem Ejel, dem am Rand 

Das Waffer nicht meh ſchmackt zu Land, 

Sonder trat in ain Schiff darauff, 

Damit auß mittelm Rhein er jauff: 

Aber was gichach ? loß gieng das Sail, 
Erſaufft den Schiffman Eſelgayl. 

Alſo gahts auch euch Bethgayln gſellen, 

Wann Menſchenblut jhr ſchlucken wöllen, 
Das euch daß ſchlecken wird zum Schrecken, 
Vnd die Rotflecken zum Tod ſtrecken. 

Dann wann die Katz will Häfen lecken 

Co büßt man jbr den luſt mit ſtecken. 
Waher es aber fompt, möchft fragen, 
Das Flöh fih zu den Weibern jchlagen, 

Das will ich ainem fürglich jagen. 

Es hat fich alſo zugetragen: 

Da Eva nun vil Kinder bet 
Vnd aber darzu gar fain betb, 

Mund ſis inn jhr Beltzwerck bewärt, 

Vnd legt ſie warm zum fewr bein haͤrd. 
Da nun die Kinder auff die Erd 
Ir pläßlein offt hand außgelärt, 

Vnd darauff ſchein die Sonn ſehr haiß, 

Da ward darauf das Flöhgeſchmaiß, 
Melchs bald vnrüwig ward vnd fprang, 
Weil Eua jren Kindern fang, 

Mainten, das man zu dang in fing, 

Weil kain Häufchref vngſungen jpring. 
Schloffen demnach zur wärme gleich. 
Inn Bels, Ddiemeil fie waren feucht, 

Ta wuchſen fie mit groſſem hauffen 


859 


Meil nieman ſie that vberlauffen. 
Dann weil ſie nieman nit befchwärten 
Vnd ſich im wuſt von Belgen nehrten, 
Sp ward in nieman darum gramm, 
Dis das zulest ain Hundsfloh kam, 
Den Eue hund bett fürgezogen 
Mit ftoffung feiner Elenbogen, 
Der war gewont der gremlichkait 
Vnd biß dem Kind rot flecken brait, 
Dann im ſchmackt das jung Kindsblut jehr, 
Haft drein, als ob es Hundsfell wer, 
Und lehrt die andern Flöh deßgleichen, 
Die willig im nach tbeten ftreichen, 
Weil ſie in größhalb inn jhrm Reich 
Fur ainen König fchägten gleich, 
Berhofften auch jo groß zu merden, 
Stachen die Kind, die jich nit wehrten, 
Welchs dann die Kinder fchreien macht 
Das Eua nicht viel jchlieff bei nacht 
Big morgen beſah fte die Kind 
An dem fie gleich Rotflecken find, 
Da wußt fie nicht darauf zu fchlieffen 
Maint purpeln wurden drauf entiprieflen. 
Indem erficht jie zwen jchwarg Mörder 
Die mit dem ftich anhalten härter. 
Sih, feit jr bie, jhr klain ſchwartz teufel, 
Ir fommet von der Schlang ohn zmeiffel 
Das jhr die Kind ſtecht ond vergifft 
Inn irem jchlaff ſolch vnruh ftifft. 
Vnd zornig gleich reißt fie die Windel, 
Sticht nach dem Hundsfloh mit der fpindel 
Gr aber entiprang bei den härd, 
Sie auff der jpur eilt nach vnbſchwärt, 


’ 


860 


Vnd iagt ins Fewr den Kinderpfeger 
Das er verbrant gleich wie ain Keßer, 

Vnd als er lied ain groſſen knall, 

Maint ſie, er ſpott jhr inn dem fall. 
Biß fie den andern auch aufftrieb, 
Vnd in lang zwiſchen fingern rieb, 

Vnd legt in darnach auff ain Brett, 

Zu feben ob er zähn auch bett, 

Vnd maint nit anders er wer tod. 
Indem fie ain weil bei im ftoht 

Da wicht er auff, vnd flob daruon, 

Ach, ſprach ſie, Das iſt wol ain bon, 
Vom fliehen will ich floh Dich nennen, 
Dich allentbalb berennen, trennen. 

Dann wer da fleucht, den fol man jagen. 

Vnd wer verzeucht, den foll man jchlagen. 
Fieng Ddarauff an, durchſucht Die Kinder, 
Aber Die Flöh warn vil gejchwinder, 

Sie fprangen von aim Belg in andern 

Vnd thäten all zu Eua wandern. 

Da bat die gut Sram wol zu wehren, 
Dann weil ſich die Flöh mechtig mehren 

Must fies jhr lebtag Friegen, mörden, 

Diemeil ſie täglich ärger werden, 

Daber fompts, das ir Meiberftiber 
Noch täglich ſeit "bei Weibern lieber, 

Meils erftlih wolten euch verjagen, 

Vnd noch die Bel fait an jn tragen. 
Habt noch vom erſten Euaitreit 
Zun Weibern ainen alten Neid. 

Mas Ddörfft jhr Schwartz Belsftieber dann 

Die Weiber Vnbills klagen an? 

Was habt jr jhre Belt zu ſtürmen? 


861 


Na man will ftürmen muß man jehirmen. 

Sie haben euch gefaufft kain Beltz, 

Ir habt fain macht im fremden ghöltz: 
Wie manchs gut weiblin het jehr lang 
Am Belglin, thät nicht ewer trang. 

Aber da fie ſtäts drein muß E£lopffen, 

Vnd bin und wider ropffen, zopffen, 

So muß fie wol den Belg verderben 
Vnd fich vmb andere bald bewerben, 

Bringet ſie alſo vmb das gelt 

Das ſie zur Not offt nichts behelt: 
Wie manche het an aim genug, 
Wann ſie nicht müßt euch zu betrug 

Ainen ſtäts hencken für den laden, 

Herab zu ſprengen euch Beltzmaden, 
Vnd ain andern friſch ziehen an 
Vor ewerm Flöhſchwarm rhu zu han, 

Was? ſeit je nit ain Neidig gſchöpff, 

Vnd ſchwartz vnruhig Teufelsköpf, 

Das jr inen wolt dis erlaiden 

Welchs inen Gott thät ſelbs beſchaiden? 
Dann hat nicht Gott im erſten Garten 
Der Eua ain Gaisbeltz berathen? 

Vnd jr wolt ſie dazu bewegen 

Durch plagen viel in hin zu legen? 

Ich wais, wann ſie die Beltz hin legten 

Das jr euch inn die haut einlegten, 
Sogar ſeit trotzig jr Beltzreuter, 

Vnd der Weiber recht Ertzinordneider. 

Ir habt es erſtlich angefangen, 

Vnd ſeit des noch nicht müſig gangen, 
Billich wer grewlichkait thut oben, 
An dem würd Grewlichkait getriben. 


862 


Fröſch müſſen ainen Storden haben, 
Räubiſch Nachtraben Die Galgnraben, 

Diejelben, welche blut vergiefjen 

Nimmer ains guten ends genieflen, 
Darumb muß die blutmuck zerfpringen 
Wann ſie will blut vom Menſchen zwingen, 

Vnd under ewer ſchwartzer Rott 

Nimpt Fainer nicht ain rechten tod. 
Gleich wie mann von Tirannen fpricht, 
Das ohn Blut zur böll Fainer ziecht, 

Vnd wie ain weifer jagen thet 

Vngwonters er nie gſehen bet 
Als ain altbetagten Tran, 

Vnd zu Mör ain alten Schiffman, 

Alſo mit warhait ſag ich do 

Das ich jah nie kain alten flob, 
Dann all Die ich ſah vnd ſeh do 
Eind ſchwartz, vnd nimmer blo noch gro, 

Darumb jo werd jr nimmer geratben, 

Weil jhr fain alte habt, die euch rahten: 
Sp gedunf euch nun nicht wunderbar, 
Daß jbr nicht gram werd von gefahr 

Sintemal diſe grawen nimmer, 

Die weder ehr noch fchand bekümmert. 
Vnd welche nicht graw wollen werden, 
Gleich wie jr Moridib, die ftät3 mörden, 

Die muß im fchwargen haar man benden 

Das jhre grawe Leut gedenden. 
Sürnemlich Die den grawen Leuten 
Nicht wollen jbre ebr erbieten, 

Gleichwie jr babt ain alten fit, 

Das jhr deß alten ſchonen nit, 

Der alten Weiber und Matronen, 


863 


Deren man folt vor andern ſchoönen: 

Ja jhr ſchont auch nicht anzubamen, 
Die jchwerleibige ſchwanger Frawen, 
Die doch ohn das find bald zu ſchrecken 

Tas ſie all vier bald von fich ſtrecken, 
Vnd mag fich leicht etwas verferen 
Das ſie ain Entechrift geberen. 

Drumb jagt man, das aim fchwangerm Teib 

Dan auß dem weg ain Seumag treib, 
Vnd wer ain Schwangern Leib verlegt 
Wird für ain toppelmörder gefchägt 

Ir aber folche recht veracht, 

Drumb kumpt jhr billich in die Yacht, 
Das man euch erlaubt allen Daumen, 
Die gſottne Ayer können raumen, 

Weil jr ſeyt zway, drey, virfach Mörder, 

Vnd wie man euch mag nennen herter. 
Dann wie manch mißgeburt habt jr 
Verurſacht, vnd manchs ſchröcklich Thir? 

Vnd das Menſchlich Geſchlecht geſchendt 

Das man es nicht vor Thieren kent? 
Wie manche haben jhr Hautſchinder 
Gebracht vmb jre frucht vnd Kinder? 

Wann ihr ſo blötzlich blatzt hinein 

Als ſchüt kalt Waſſer man auff ain. 
Waß dörfft jhr dann verwundern euch 
Das Weiber, ſo ſind milt vnd waich 

Eweren hochmut trucken vnder? 

Sie haben mehr vriach, daß fie wunder 
Wie inn ſolchen ftaubflainen Säcken 
Könn ſo groſſe grewlichkait ſtecken. 

Sind Frawen dann, wie jhr ſagt, zart, 

Warumb beißt jr ſie dann ſo hart? 


864 


Yıd find ewer Waydwerck allain? 
Aber diß wird Die vrjach fein, 
Dieweil jhr wißt, Dad ewer Spieß 
Sie meh dann ain Bauren verdrieh, 
Vnd das euch frewt, die meh zu plugen, 
Die es am minjten Fönnen tragen. 
Da jpürt man die halßſtarrigkait 
Die den Weibern thut ala zu laid, 
Vnd ſich nur alles deß befleigt 
Mas das edelft Geſchöpff verdreußt. 
Vnd jo ich recht Die warhait rürt 
Wie ſich aim Flöhcantzler gebürt, 
Sp muß ich jchier erfchreden beut 
Vber ewer vnjinnigfait, 
Daß ihr euch wagen dörfft jo friich 
Kinder ain Wolf das liftig ift: 
Ja das liftigft, wann ichs Dörfft jagen, 
Vnd es Weiber möchten vertragen. 
Mie jbr ſolchs jelbs gebt zu ueritehn, 
Vnd wolt je doch nicht müſſig gebn: 
Billich aber brauchen jte lift 
Gegen aim feind, der Teufliich ift, 
Vnd ihnen gar ift voberlegen 
Mit der meng, die fain macht mag legen: 
Vnd wann man euch mit lift nicht Dempt 
Ir trügen fie bin mit dem Hembd, 
Gleichwie die Bären in Nordwegen 
Etwa den Königstöchtern theten, 
Vnd wie die Wolff auf Menfchen gwandelt 
In Litthau haben lengſt gehandelt, 
Vnd wie die Gayl Gaißmännlin pflagen 
Die ſchön Weibsbilder hinweg tragen, 
Vnd wie der Joviſch Ochß that dert, 


865 


Der Iwo die Jungfram trug fort, 
Vnd wie der Joviſch Adler thete 
Mit dem Himelsſchenck Ganimede, 
Wiewol es die auf liebthat thaten, 
Ir aber theten es zu fchaden, 
Nicht das jr euch mit jhn ergeßt 
Sonder auffs eufferft fte verlegt, 
Gleichwie die Juden darumb ſtelen 
Die Ehriftenfinder, ſie zu quelen, 
Vnd jhr Blut mit Nadeln und Pfrimen 
Herauß zu flechen vnd zu grimmen. 
Solt man nicht brauchen lift und firenge 
Mider ain ſolch Blutdurftig menge? 
Vnd denen brecben ab mit hift 
Deren man fonft nicht mechtig, ift? 
Sa warlich thut es ſehr vonnöten 
Dem Weibervold, euch zu tödten, 
Ir machen fie jonft gar leibaygen 
Das jhr fie wie ain Pferd befteigen, 
Mie Tamerlam den Balaget 
Welchen er in aim Käfig bet 
Vnd jm, wann er zu Pferd wolt fleigen, 
Mußt zu aim Fußbanck fich Darnaigen: 
Ja wann fie nicht auch find gar liftig, 
Spotten jr jhren darzu luſtig, 
Sleichwie ir jpott der frommen Magd, 
Welche, alß jhr ſie bey Liecht plagt 
Das Liecht löſcht, euch dardurch zu blenden 
Das jhr ſie nicht im finſtern fenden: 
Aber was gelt es, wa heut aine 
Solchs thun wird, dann ich kenn gwiß kaine. 
Sie werden Liechter eh anzünden, 
Das ſie euch Kammerfechter finden, 
55 


866 


Vnd ben dem LKiecht euch braten fein 
Vnd nemmen euch den Sonnenfchein: 
Sie erdenden eh heut Flöhfallen, 
Damit fte euch nur wol bezalen. 
Vnd wiewol jbr ſehr flucht im finn 
Der Flöbfallen erfinderin, 
Gebt Kagengbett Doch nicht gen Simmel 
Dil minder ewer Flöhgeprümmel 
Dannoch wird Die, jo ſie erfand 
Stätd werden gerühmbt euch zur jchand, \ 
Vnd mit der weil zum ebrgemerd 
Gefegt zun erfindern guter werck, 
Mie deren vil jeßt Plinius 
Vnd Polidor Vergilius: 
Weil der fund meh zu rümen ift 
Als der Die Kachel fand zum Tifch, 
Vnd der den lag fund an das gſäß, 
Auch allerlei jchlef und gefräß: 
Auch der da ſchmidt das Kinderwelfch, 
Vnd die gichrifft mit zifern gfelicht: 
Auch brethſpiel, meürffel, bölgern ſpiß, 
Vnd der eritlich krebs fangen wiß. 
Sintemal der Flöhfallen fund 
Meh nötig ift zu aller ftund, 
Von wegen ſchützung menschliche leibs, 
Vnd fürnämlich des Edlen Weibs. 
Darumb wann jhr der Weiber liſt 
Wolt abſein, ſo dempt ewer glüſt, 
Dann wer ainen inn harniſch bringt 
Derſelb auch ain zu ſchlagen zwingt. 
Sie haben euch gelegt viel fuder 
Noch bleibt jhr ftäts des Achts mitt Bruder, 
Denkt jr nicht an Die guldin Kätten 


867 


Daran ſie euch geſchmidet hätten ? 
Oder an Eifen fchwere Plöck, 
Da fie euch ſchlugen inn die Stöf? 
Oder ans halsband und Gebiß? 
Wie etwan fie anlegten DIE 
Ainem ewerer Rottgejellen, 
Den ſie zum Schaufpil thäten ftellen, 
Vnd fürten in herum im land 
Sleichwie Die Moren den Selfand, 
Oder wie Gaudler heut handtieren 
Die Adler, Löwen vmher füren: 
Dann führt in aber inn aim Belg 
Vnd nam mann von im auff viel gelts, 
Dann jeder ſehen wolt den Affen, 
Der Weibern gibt jo viel zu jchaffen, 
Vnd fräumten fich ſeins vnglücks all 
Das man dig wild Thier bracht inn ſtall 
Ach diſer bon jolt euch abjchreden 
Das jr nicht meh die Weiber weden, 
Wa jhr nicht gar halßſtärrig wären, 
Vnd mutwillig den Tod begären: 
Noch rümet jhr ſtäts ewren lift 
Der doch nichtS gegen Weibern ift: 
Sie jind euch viel zu liftig, viel, 
Sie wiſſen auff euch Taufent ziel: 
Aus was für vriach mainet jhr 
Das fie Belg tragen für vnd für? 
Warlich nur drum, das jhr drein jchlieffen 
Vnd jte euch darnach drinn ergriffen. 
Dann Bel und Brufttuch find der wald 
Darin fich das ſchwartz wildbret halt. 
Daher bat jene Evelfram, 
Damit ſie euch nur wol verbam, 


868 


Zwen Belt getragen vnbeſchwärt, 
Vnd das rauchft fein zufammen fehrt, 
Auff das jr euch dazwiſchen ein 
Berichlagt, und ſie euch außnemm fein. 
Aug was für vriach haben fte 
Die bündlein bei jn fpat und frü, 
Vnd wenden jo groß foften dran 
Das fies auf Malta bringen lan? 
Fürwar nur drum, das die Miftbellen 
Euch fangen auff inn jren fellen, 
Vnd euch darnach die zarte Weiblin 
Heraber kläubeln und recht häubeln. 
Warumb lahn ſie die Busen offen 
Als wärn jung büner draus gefchloffen? 
Nur daß fie faren aus vnd ein 
Vnd euch erbafchen bei aim bain. 
Marum ban fie die Finger gipist 
Vnter dem fürtuch inn dem Schlig? 
Nur drum, daß fie euch gleich ertappen, 
Geben mit fingerbut ain jchlappen. 
Marum lehrt die Mutter das Find 
Man fie ain Floh oder laus find, 
Das es alöbald diefelben Mummeln 
(Wie fie dann nennen euch Sarbummeln) 
Begert jnns bändlin woll zermeldt 
Auff das es euch alfdann fo meld 
Mit feinen zarten Näglein knitſch 
Vnd ewer Blut gleich an es jprig? 
Gewis nur darum, das ſie gwonen 
Ewer von find auff nicht zu jchonen: 
Vnd warum folt man fie nicht lehren 
Sich zeitlich gegen euch zu wehren, 
Dieweil jr flöh, wie jhr gebt an, 


869 


Auch in dem Stift zu Bulican 
Ewer jung Manfchafft lehrt turnieren 
Vnd ſtarck das ſpißlin auff ſie füren: 

Billich iſt ſich zur wehr zu ſtellen, 

Gegen denen, die an vns wöllen. 
Auch alte Weiber, drab mir graußt, 
Die ziehen ſich eh nackend auß 

Damit ſie euch Beltzſteltzer finden 

Es ſei da fornen oder hinden, 
Müſſen alſo die ſcham hinlegen 
Nur das ſie bringen euch zu wegen, 

O wie ain ſchrecklicher Anſpect, 

Er hat mich offt wol mehr erſchreckt 
Als wann ich ſach ain wolff im Reiſer 
Vnd ward darab wol neun tag haiſer. 

Botz Beltz, wie muß manch feine Maid 

Durch ewer Maiſterloſigkait 
Stehn fornen vnd dahinden blos, 

Nur das ſie werd der Maiſter loß, 

Da ſie euch ſprengt am laden hrab 

Acht nicht ob jhr fallt Schenkel ab 
Oder in Kopff fallt löcher, beulen, 
Oder wie Jämerlich ir heulen. 

Wie jr ſolchs ſelbs von Weibern klagt 

Vnd nicht des minder ſie noch plagt: 
Köndt jr nicht an den Märbken dencken, 
Mann fie Bels für die läden benden, 

Da jr mußt, wa jr nicht wolt jterben 

Abfpringen, euch Narung zu werben: 
Warlich ih wills euch nicht nachthun, 
Ih ſpräng fonft, wie ain bichrotet hun. 

D wie wußt Jupiter jo woll 

Wie er eu zum Zweck bringen fol, 


870 


Inndem er ajchaffen bat den Merken, 
Der euch erfrört im leib die Herzen, 
Das jhr daruon fallt an alln enden 
Wie die Mucken im berbft an Wänden: 
Hehem, alfo muß man euch Merten: 
Alſo vertreibt man euch das jchergen, 
Vnd die Satirifch gaile art 
Mann jbr befteigt die Weiber zart, 
Alſo mug man das Gſäß euch fülen, 
Gleichwie jenem Mönch auff der Miülen, 
Vnd gleichwie Sant Francifeus that 
Der feine Brunft im Schnee abbad, 
Vnd wie Bruder Sanct Benedict 
Der mit Neffeln fein Leib erquidt. 
Mas gelts, der Mertz trengt euch fein ein 
Die Hundftag, da jhr brünftig fein: 
Ir jolten ſchir im Mergen auch 
Mie mein Großvatter bet im brauch, 
Zwen Degen vor forcht omb euch fehüßen, 
Vnd gegen dem Mers, der flärgt, flürgen, 
Meil euch der Merk haiſt recht ain Mars, 
Der euch ſetzt Martifch auff den Urs, 
Mie der Herdft den Hewſchrecken thut, 
Der jhnen den Hewmon einthut. 
Ir machen jchir mit ewern bſchwerden 
Das nicht allain die Werber werden 
Liftig, ſonder halßſtarrig auch, 
Vnd bringens alſo gar in brauch 
Das fie es auch an Mannen üben, 
Vnd aljo die gang Welt betrüben. 
Ja, jhr macht, wie ich hab gefagt 
Gang vnuerſchampt manch fromme Magd, 
Das manche ſich nit ſchämbt zu zaigen 


871 


Ir ſchwartz lang Brüft, dran Die Hund feugen, 
Nur dag fie euch Blutbälg erwifch 
Die binder je Brüft bangen ift, 

Vnd megigt euch dann auff dem Tifch, 

Ja auff dem Teller, drauff fte jet. 
Kain Fraw mag jo fehr nicht ergegen 
Das Scherenichleiffen vnd Das jchmegen, 

Mann jte jich zu den Övatterin ſetzen 

Vnd gar ain alte jchart außwetzen, 

Sie greifen nach euch, jo jhr ftecht, 

Vnd richten euch nach jbrem recht, 
Zwifchen den baiden Noten daumen 
Auf das ſie ihrem bergen raumen: 

Vnd wer es auch beim hailigthumb, 

Es freiet euch kain Kirch noch Thumb. 
Dan, was dörfft ihr fie daran hindern ? 
Wan jle reden von jbren Kindern, 

Oder aufrechnen jhre Zeit, 

Vnd wie jhr Kindtauff war bereit, 
Vnd was jhr Nachbarin trag für Nö, 
Vnd wie die Welt voll bochfart ſteck, 

Vnd wie ungern ſie klayd jhr Man 

Wann fie gern etwas News wolt han, 
Vnd wie ern jrn das Gelt jo jchmal 
AU wochen auff den Markt darzal 

Vnd wie vil trachten ſie nechit af 

Als fie am Tiſch zu Gaft lang jap, 
Vnd andre meh nötige ftüd 
Die mir nicht all einfliegen flüd, 

Dann ich ja nicht der Teufel haiß 

Der hinder der Meß ohn gehaiß 
An Kühaut voll ſchrib ſolcher reden 
Die zwey frumb Weiblin zfammen betten, 


872 


Sch wolt er bet ghabt treck in Zänen 
Da er die Kühaut mußt aufdänen, 

Hat er ſonſt nötigers nicht zu jchaffen 

In der Hell, dann fie bören Flaffen? 
Es ift ain grober vnuerſtand 
Auflofen an de Nachbarn Wand: 

Aber jr Flöh feid ſchuldig dran, 

Das auch der Bug muß vnruh ban: 
Dieweil die Weiblin zu vergeffen 
Euer ftich, wann jhr fie ftäts prefien, 

Müſſen bermachen etlich gſetzlin 

Von ainem langen Gvatters gichmeglin 
Daber fie auch euch zu Veracht 
Die Kundelmären ban erdacht, 

Nie jolcher ain langs Paternofter 

Dvidius bejchreibt zum Mufter, 

Die er, wie man gemäinlich glaubt, 
In Rodenftuben bat auffflaubt, 

Damit man vor ernithaftem gichweg 

Vnd aufhören nicht acht der pfetz. 

Vnd ift Fain wunder, Das Die Frawen 
Inn Rundelituben euch nicht trawen, 

Dieweil jhr gehn dörfft in ain bat, 

Darein man euch Doch gar nicht ladt. 
Mas habt jhr doch zu thun darinnen? 
Ir köndt weder nähen noch fpinnen, 

Sleichwie Die Epinn, die Spinnerin, 

Die man doch auch kaum leidt darinn? 
Daher die Spinnen fich beklagen 
Das auch die Spinnerin fie aufichlagen: 

Ir aber Fönt nichts als nur ftupffen 

Mit Spindeln, Nadeln, und dann hupffen, 
Solcher Stupfffundelftubnerin 


873 


Bedörffen fie gar nicht dahin: 
Müffen daher die Weiber denden 
Das jhr euch Drumb bey jn anhenden 
Auf das jhr jnen boſſen trähet 
Dver ain haimlichkait außſpähet. 
Darumb that jene Jungfram recht 
Die ain jolchen Auſſpeher Knecht, 

Als ſie jhn auff dem Markt ermilcht, 
In das Fifchläklin ſtieß jo friſch, 
Trug jhn in Thurn haim für ain Viſch 
Legt den Kundichaffter auff den Tiſch, 
Vnd bracht an jhm ein jr gedult 
Vnd recht jhn mie er bat verjchuldt, 
Memlich, klembt jhn zwiſchen die Thür 

Das er von jhm ſtreckt alle vier. 
Dann darumb tragen gern die Mädlin 
Wann fie aufgehn, die Säck vnd lädlin, 

Damit jo jr ſie vnderwegen 

Angreifft, fie in den Thurn euch legen, 
Vnd Baflermaydlin drum anhenden 
Die Aymer, euch drinn zu ertrenden. 

Miewol jhr nun jeyt vorthailhafft 

Die jbr euch rhümbt der aygenjchaft 
Sest ir Doch nie jo böß gemeien 
Sie fünten euch den knopff auflöfen: 

Dann obwol jhr argliftig gſchöpff 

Die arme Magd, jo majler jchöpfft 
Greifft binden an, vnd hacket jte 
Vnterdeß jte bat grofie müb: 

Noch halt ſie jo fteiff nicht Das Sayl 

Ainer muß werden jbr zu thayl, 

Sie laßt jr eb in hindern gucken 
Nur dag fie ainen hol vom ruden, 


574 


Den Enitjcht fie auff dem Wafferftain, 
Meil jr vil berter fein dann ftain. 
Vnd billich ftrafft man diſen Man 
Der ain greifft binderwertig an, 
Vnd alles verterbt, plagt und jagt 
Eh er ainem den krieg anfagt: 
Wie jr dann halt ſolch gwonhait ſtarck, 
Alſo das ir am Grempelmarck, 
Die Weiblin, die jr kram anbieten, 
Vnd ob den haiſen häfen brieten, 

Anzäpffen, wie alt fie auch ſeien, 

Und ab dem gramen bar nicht ſchewen. 
Ih glaub, jr maint, das fie das ſchinden 
Nicht auff der gſtropfften baut empfinden, 

Aber mit gfar, werd jrs gewar, 

Wann te euch haſchen alfo bar, 

Vnd werffen euch böß mißgemächs 
Inn glut zu brennen wie ein hechs, 

Verbrent aljo ain hechs Die ander, 

Damit bei Böen die Rach wander: 
Mann ir dann fnillt wie Pulvertüchlin, 
Darfür äs fie nicht Sträublinfüchlin, 

Dieweil jr fie habt wollen plündern 

Vnd am geltlöfen ſchandtlich Kindern. 
Solch pein thun euch Die Köchin auch 
Die euch erftefen jnn dem Rauch, 

Dann weil wie Scorpion mit fchredfen 

Ir leut vergifft mit roten fleden, 

Sp muß man billich euch jo peinigen, 
Euch wie vergiffter durchs fewr rainigen; 
Demnach die glut," bewärt des gut, 
Vnrain vom rainen fchaiden thut. 

Miewol jr auch nicht fewrs feid werd, 


875 


Dieweil man gold damit bemert, 
Drumb jhene Magd euch gitainigt Hat 
Auf freiem Markt inn freier ftatt 
Damit die ftain Diejelben decken 
Die ſich mit Blutverguß befleden. 
Manche die halt euch noch geringer, 
Alſo das wann jhr Maidlin zwinger, 
Sie tret und fie euch greiffen muß 
Zertritt fie euch nur mit dem fuß: 
Dann wann ain feind fich merdt veracht, 
Vergeht im fein hochmut ond bracht. 
Depgleichen thund auch diſe Maidlen 
Die euch inn die Saichfachel beutlen, 
Darinn erfüuffen und vertelben: 
Doch Seit „Ir auch kaum werd deſſelben, 
Dieweil es Jungfrawwaſſer iſt, 
Nach dem viel Löfler woll gelüſt: 
Was rümbt jr euch der Liſtigkait, 
Demnach jhr doch ſo thorecht ſeit 
Das jhr ſchliefft ainer inn ain Ohr, 
Dann thut ſie nur die hand darfor, 
So ſeit jr Beltzfiſch ſchon im Netz: 
Da richten ſie euch nach dem Gſetz, 
Welchs laut, wer ſich rümbt liſtig faſt, 
Vnd wird vom liſtigern vberraſt, 
Des ſpott man der Rumnichtigen fräud, 
Vnd ſtrafft fein onfürſichtigkait. 
Wann aber ich von ſtück zu ſtück 
Setzt ewer onfürſichtig tück, 
Die man noch täglich an euch ſpürt, 
Vnd aber auch hinwider rürt, > 
Der Weiber vortail, die fie treiben, 
Sp könnt ichs nicht bei tag bejchreiben, 


2 876 


So halt ich euch zwar viel zu gering 
Das ich Die Nacht mit euch zubring, 
Doch muß ih ain ſtuck nicht vergefjen 
Daran allein den Tod jhr freſſen; 

- Bnd jag, das vber die bejchwärd 

So ich bie oben hab erklärt 

Das ainig ſtuck euch allefammen 

Zum tod folt vrtailn vnd verdammen, 
Nämlich das jbr, baid Herr und Knecht, 
Baid Fraw und Magd, baid hoch und jchlecht, 

Verhindert an jren gejchäfften 

Vnd ſie beraubet jrer fräfften 
Durch Blutſaugen vnd plöglich ftich, 

Die ainen ſchrecken fchnelliglich, 

Seit jederman ain vberlaft 

Es ſei gleich bei haft oder Raſt. 
Dann wie manch Tochter vnd manch Magd 
Die gern wolt fpinnen ungeplagt, 

Vnd jegund an ber arbait if, 

Zwidt jr, das jr vergehn die lüft, 
Diemweil fie euch nachfiichen muß 
Vnd drum aufflegen aine Buß, 

Vnderdes ſpän ſie ettlich Faden, 

Alſo bringt jhr die Fraw inn ſchaden, 
Die es der Magt ſagt grob zu Hauß, 
Wann ſie nicht ſpinnt jhr tagwerck auß, 

Vnd iſt ſie doch vnſchuldig dran, 

Alſo ſpinnt jhr nur hader an. 

Solt nicht das gantze Haußgeſind 
Erwiſchen Mehr, und mas es find, 

Vnd euch verfolgen vber Mör 

Auff das ir her nicht kämen mehr? 
Solt nit ain Magd erzörnen ſich 


877 

Das fie vmbs Kind käm liederlich? 
Das ſie auch jren Belg zum Hemd, 
Darein jhr nift, mit euch verbrendt? 

Wie der Herr, der jein Schemr anzündt 

Der Ratten halben die drinn find, 
Dver ſie ſucht ain Eulenspiegel, 

Der jr den Belg wäſch und verfiegel, 

Oder an euch vor grimmer big 

Verſtäch all ſpitze Spindelſpitz? 

+ Der wie jene Tochter that 
Die vber Flöh lieg gahn ain Rad? 

Vnd aine Legion mit Flöh 

Mit_bloffem gſäs fest inn den Schne, 
Welchs euch ward berber als der Mers, 
Der euch recht ſtörtzt den Ragenſtertz: 

Ja wann fie euch Radbrechen, Senden 

Köndt ich fie nicht darum verdenden: 
Wann ſie ſchon Betten all ven jinn, 
Mie jr jagt von den Näderin 

Die ewer Kammeriungbern ettlich 

Steft an ain Nadel, warlich ſpötlich, 
Vnd brat fie darnach bei dem Fewr, 
Diß war woll etwas ungehemr: 

Aber es haißt, hart wider hart, 

An barte jchwardt, würd hart geicharrt. 
Was fchads, het je euch ſchon gefreſſen, 
Wie wir von Libiichen Völckern leſen, 

Welchen fain Läus noch Flöh entgiengen 

Wann fie derjelben ettlich fiengen, 

Die nicht die Köpff dahinden lieſſen, 

Dann fie die Köpff in vor abbiſſen: 
Damit all Hoffnung jn zu nemmen 
Das ſie ainmal nicht wider Fämen. 


878: 


Solchs ift ain fein Exempel zwar, 

Welchs Herodotus bejchreibt Elar 
Zu nuß den Weibern, fie zu lehren, 

Den vnentlichen gichmaiß zu wehren: 
Molt nun jr Frawen auch meh, jagen 
Das glebrte für euch ſorg nicht tragen % 

Doch lehr ich kain zu eſſen Das, 

Diemweil e8 ift onfauber was, 

Vnd gebört für die Affenmäuler, 

Vnd Ejelifche Diftelganler: 

Gleichwie ich auch verbit biemit 

Euch Weibern, das jhr lan den fitt, 

Die Flöh ainander zuzufauffen, 

Dann wie möcht jr dem Teuffelshauffen: 
Solche ehr thun, jhn in Wein zu jteden, 
Vnd ewern Leyb Damit befleden : 

Sie find nicht jaubers Waſſers wert, 

Noch das fie der Höllbund verzehrt. 
MWolt jr Jungfrawen machen euch 
Die fchantlich Belsburft in dem gleich 

Das man ab jbnen trinden fol, 

Gleich wie die Buler trinden wol 
Ab ewerm Har, wann fies befommen, 

Ab ewern Tüchlin, Die fte gnommen, 

Vnd noch dazu, wann fie es fünten, 

Ewers Schwaiß etlich Pfund verfchlündten, 
Dann wie ich bör, ftilt3 aim den Krampff 
Als jn anwäht ain Jungfrawentampff, 

Vnd thät Fain grimmen mehr fülen 

Als er nur trank auß ewern Schühlen, 
Auch haylet ainem gleich fein Wund 
Als ers mit ewrem Schlayer bund. 

Wa find dann Dieje ſchöne Gfellen 


879° 


Die euch inn Keller nicht lan wöllen, 
Förchten das jhr den Wein vergifften, 
Sp ir an Bulern wunder fifften: 

Aber es jind Faltjaichig Affen 

Drumb han wir nichts mit jn zu ſchaffen, 
Wir möllen wider auff die Flöh: 

Die jhr fortbin nicht jauffet meh, 
(Verzeicht mir, das ich Sauffen ſprech 
Wüſt tründ ich für kain trinden vech) 

Ir habt Doch genug Wehr zur zeit: 

Scheren und Meſſer, das jhrs fchneid, 
Schneid dapffer Drein, wie ins frembd ohr, 
Es wachßt euch darumb kain bor. 

Jedoch wanns villeicht aine thet 

Vnd biß ſchon ab die Flöhföpff ſtät 
Könt ich drumb auch nicht zörnen ſehr, 
Dieweil ſie nicht die erſte wer, 

Sonder an den vorigen Frawen 

Mag wol ain tröſtlich Forbild ſchawen, 
Welches ſie nicht auß fürwitz thaten, 
Sonder groß noth lehrnt ſies errathen: 

Wie hetten ſie ſonſt demmen können 

Euch Beltzverherger, Klayderſpinnen? 
Anders ſtehts mit Flöh vnd Läußhäſſern 
Als mit den Canibliſchen Leutfreſſern, 

Dann die Leutfreſſer ſolches thaten 

Auß grewlichkait, ohn Menſchlich gnaden, 
Aber Flöhfreſſer ſich zu wehren, 

Vnd jhr Feind hiedurch abzukehren. 
Derhalben niemand nicht verwunder, 
Wann heut ſchon geſcheh etwas beſunder, 

Vnd auch Flöhfreſſerin entſtunden 

Wie man Leutfreſſer hat gefunden, 


880 


Nicht ſich an euch zu fättigen 
Sonder fih zu verthädingen, 
Weil nicht allain wie Mörderfräuber. 
Ir am Leib jchädigt alle Weiber, 
Sondern wie Krandhait, Froft und Winter 
Sie auch an jhrer Arbait hindert, 
Ja auch das träge Saufgefind, 
Welchs ohn das nicht ift zu geſchwind, 
Erjt noch mehr machet hinderftellig 
Mit ewerm kützeln vngefellig. 
Alſo dag jhr auch in der Kuchen 
Die Köchin bey dem Herd da fuchen, 
Stampfft jte, wann ſie foll Schüffeln ſpülen, 
Das ſie euch Stupffern nach muß wülen, 
Vnd macht alfo feyrabend fpäter, 
Das richt nur an jhr DVbelthäter. 
Ja offt wann fie anrichten foll, 
Supp oder Muß eingieffen wol 
So gebt jr Schelmen jr ain zwid, 
Das fie muß greiffen gleich zu rück, 
Vnd euch verjagen vor all Dingen, 
Alßdann jhr in die Speiß da fpringen, 
Vnd in den Pfeffer euch vermischt, 
So trägt man euch alfdann zu Tifch, 
Da jßt Die Sram euch auff dem Hünlin 
Villeicht für Näglin und Rofinlin, 
Vnd alſo jhr jelbs Blut verichlind, 
Wie etwan Tieftes fein Kind, 
Darauf jchwer Krandhait fompt all tag, 
Die kain Artzt nicht errathen mag: 
Sent alfo rechte vnglückſtiffter, 
Recht Mörder, Beth- und Tifchvergiffter, 
Die man nach Kayferlichem Recht 


881 


Mag brennen, braten, ſieden ſchlecht. 
Vnd ſo vil mehr haimiſche Feind 
Als frembde Feind zu haſſen ſeind, 
So vil mehr ſoll man euch Bethſpinnen 
Verfolgen, vnd kain lan entrinnen. 
Es wer kain wunder, das auch heut 
Gleich wie etwan vor langer zeit 
Das Völcklin inn Myuſcia 
Glegen im Land Achaia, 
(Welchs plag halben der Schnacken, Mucken, 
Thet in ain ander Land verrucken, 


Oder gleich wie die Abderiten 


X. 


Die vor der Fröfch und der Mäuß müten 

Inn Macedonien verzogen) 

Auch die Weiber von ewerm plogen 
Verruckten wie Storfen und Schmwalben, 
Weil jhr Blutmaufer allenthalben 

An jhnen braucht jo Sehr die Waffen, 

Das jr fie nicht recht laſſen Schlaffen, 
Sonder bey Nacht fie offt erſchröcket 
Vnd on ain Sanengicran erwecket, 

Könnt bey nacht, minder rhuen, raften, 

Als beſchloſſeſt Maus in Brotkaſten, 
Es iſt kain Bett noch Lägerſtatt 
So hoch, ſo rain, gefürnißt, glatt, 

Ir könt hinauff on Laitern fligen, 

Auch ohn Huffeyſen, ſtaffel, ſtigen, 
Da könt jr kain rhu haben nicht, 
Schrepfft jn das mans auch morgen ſicht 

So gibt man euch den ſchrepfferlon, 

Gleich wie jhr arbait habt gethon. 
Dann wa habt jr das Handwerck glehrt 
Wann ond wem das ſchrepffen gehört? 

56 


882 


Ir fchrepfft nur ewer Wanft zu meften, 
Es ſei zum böſten oder beften, 

Mann man es fchon nicht vbertritt, 

Auch an enden, da es nußt nitt, 

Vnd zäpfft jo bald das beſte blut 

Als das ärgit, welchs euch nicht wol thut: 
Molt jhr dann junge jehrepffer fein, 
Verdingt euch in ain Badſtub hnein, 

Aber Das werd jbr noch wolf laſſen 

Weil jr das Naß wie Katzen bafjen. 

Ir habt nur luft Blut zu vergieffen, 
Vnd thun, was Weiber thut verdrieffen : 

Fa je Bluticherger feit jo wietig 

Das jr auch handelt ſehr vngietig 
Mit Jungfrawen, jo brangen jollen, 

Vnd bei der Hochzeit Mäulig fchmollen, 

Die zäpfft jr fornen, binden an, 

Nur das fie da inn febanden ftahn, 
Mie jbr den Krieg von euch ſelbs ſaget 
Aber vber den fig ſehr £laget, 

Weil fie, wann fie vom Bräuttifch Fommen, 

Klopffen die Bel ber wie die Trommen, 
Vnd brauchen Da die baide daumen, 
Raumen was fie vor tbäten jaumen. 

Auch tbuns euch recht jr Schadenfro, 

Dieweil jbr ji wolt ſchänden do: 

Dann wer zu ſchänden ain gedenckt 
Denjelbigen die ſchand ſelbs Frändt: 

Vnd wer haißt euch das Maidlin pfetzen 

Ihrs Bulen pfetz mags meh ergegen : 
Aber euch ift erlaid das Bier, 

Darumb tracht jhr nach Maluaiter, 

Das Rojenfarb Jungfräulich Blut, 


883 


Euch alſo wol inn Zänen thut, 
Das euch Beltziunghern nicht mehr ſchmeckt 
Der Viehmagt hindern, was ſie legt, 
Noch auch der alten Trompeln brüſt 
Vnd was des gmainen Weidwercks iſt 
Sonder man muß die Zän euch ſchaben, 
Euch nun mit Nonnenblaft erlaben, 
Drumb giellt je euch zum höchſten ſtamm 
Mie Roßtreck under Oepfeln ſchwam, 
Wolt wie die Feldmauß euch vermeſſen 
Mitt der Stattmauß zu nacht zu eſſen, 
Nift under guldin gwand vnd Geiden: 
Die warlich euch nicht lang erleiden: 
Dann weil fie jehr viel Klaider han 
Ziehen fte täglich frijche an, 
Sie band vil Mägd, die euch erfchlagen, 
Vnd durch Die Spies euch fönnen jagen: 
Köndt alſo jr zu hoff nichts gwinnen 
Gleich wie bie oben auch die Spinnen: 
Noch dörfft ir ewern Hochmut zaigen 
Bnd erft auch inn ain Mönchskut fteigen. 
Aber, was gelt3 jr köndt wol fliehen 
Wann jie aim Toden die anziehen? 
Welche man drum doch jälig Ipricht 
Vnd je wolt jälig werden nicht? 
Nichts ift ain freund, der nicht inn Not 
Ja inn dem Tod auch bei aim ftoht. 
Aber das allerärgite ift 
Das je auch inn die Kirchen nift 
Acht nicht obs Herculs Tempel jet, 
Darein Eain Muck dorfft fliegen frei, 
Da jr Die fromme Weiblin hindert 
An jhrer andacht Die jbr mindert: 


884 


Dann wie ift da ain Rucken, buden, 

An ſchmucken, jufen, wann jr zuden, 
Ach, wie ain knappen vnd ain ſchnappen, 
Ain ſappen, grappen vnd ertappen: 

Da kainer andacht iſt ſo tief, 

Sie thut griff, mann fie ſchon halb ſchlieff: 
Auch wann der Pfaff ſchon eleuiert 
Die hand ſie riert, wann ſie euch ſpürt: 

Vnd wer iſts, ders euch gern vergißt 

Wann jr Blutſpiſſer ainen ſpißt? 

Es gaht aim gar durch Bain vnd Marck 
So gifftig find die ſtich vnd ſtarck. 

Wie manchs Müterlin in der-Predig 

Schlieff gern, wer ſie nur ewer ledig? 
Aber kurtzum, da iſt kain Rhu 
Wie in der badſtub, ein vnd zu, 

Hindert nur jre gute Träum 

Vnd machts viel gröber dann daheim 
Wie mir ſolchs offt die Weiber klagen, 
Das jr ſie allzeit viel mehr plagen 

Inn der Kirchen, dann je zu hauß. 

Glauben derhalben vberauß 
Das euch allda der Teufel reut, 

Wa jr nicht ſelbs di Teuffel ſeit. 

Vnd wer wolt ſchier daran auch zweifeln 
Weil jhr Schwartz änlich ſeit den Teufeln? 
Vnd wolt die Fromkait allda hindern 
Baid bei den Alten vnd den Kindern. 

Kain wunder iſts, ſprach mal ain Weib, 

Das aine auß der Kirchen bleib, 

Vnd hett im Schlitz die Hand zu Hauß: 
Wann inn der Kirchen allzeit drauß 
Auß ainem Floh noch neun entſtehn 


885 


Vnd alio grob zu Ader gehn. 
Die Red entjpringt auß vngedult 
Vnd legt nicht recht auffd Kirch Die jchuld: 

Jedoch wer kann dazu auch betten 

Mann jr ain jo barmbersig tretten: 

Es ſolt aim Weib noch widerfaren, 
(Wie dann joll gicheben fein vor jaren)- 

Das ain Fraw ain treibainigen Stul 

Warff nach aim Floh, der ir entful, 

Auch inn der Kirchen, nur vor grim: 
Dann aller zorn ift vngeſtümm 

Mann er bricht auf, vnd nicht wirt gzäumbt, 

Wie ſichs an diſer Frawen reimbt. 

Aber wann mir jetzund die Frawen 
Fein folgen wöllen vnd vertrawen, 

Will ich ſie zur der letz jetz leren, 

Sich lachends munds auch wol zu wehren, 
Wir jhr zu end ſolchs hören werden 
Euch Maidlinſtriglern zu beſchwärden. 

Wolauff ſo räuſpert euch darauff 

Halt, das mir kainer nicht entlauff. 

Es träumbt in ſchon vom Teufel hie, 
Dann jr gewiſſen trucket ſie. 

Wiewol ich hab euch hart verbandt 

Das jr mir nit fpringt vor Die wand: 
Dann diefe grub ift ſchon beiprengt 
Mit Gaifblut, ond mit Köl vermengt, 

Vnd mein Mercuriich Richteritab 

Mit Igelichmals ich gichmiret hab, 

Damit ich euch Flöh ftillen mag 

Das je werd ſtumm, vnd taub ond zag, 
Mie Merceurius mit ſeim Steden 
Kont fchlaffen machen ond ermeden. 


886 


Molauff, jo höret fleiffig auff 
Mie es ſich jeg zum ende lauff, 

Es wird nun an Bindrümen gan 

Dan wird aufn fchwang der Schlangen ftan 
Ich will euch jeg vom Teuffel predigen: 
Die Weiber, oder gar erledigen, 

Oder ſie Doch fein vndermeifen 

Wie fie euch bringen in die Eyſen. 

,. Dann ich all ämpter hab ven Jove 
Von der Flöh wegen an feim Hofe, 

Jupiter wirdt von emertwegen, 

Nicht erſt ftral brauchen, euch zu Tegen, 
Gleichwie die Weiber jhr verlacht 
Das ſie anrüffen Jovis macht, 

Wann jr jnen thut vbertrang: 

Wolan, das ich die fach anfang. 

Die fach Hab ich recognofeirt 
Vnd bin ond wider wol juftirt, 

Ewer Blutfauger Flag vernommen, 

Auch ift mir auff der Poft zukommen 
Der Weiber groß verantwortung 
Vnd Flag von ewer bfchädigung, 

Mie ich euch Die hab nach der lang 

Hie vor erzelt, ohn als gepräng. 

Sp find ich nun zu ainem thail 
Bil onſchuld, welchs im dint zu hayl. 

Erſtlich das alle Weiber gern 

Auch von Natur zufriden wern 
(Es ſey dann gar ain böſer Mutz 
Die gern hat, das ſie der Mann butz) 

Aber jhr groſſe fridſamkait 

Gibt euch Staubjungherrn glegenhait 
Das jhr ſie plagt nach ewerm willen, 


887 


Ewern Blutdurft an jhn zu Eülen, 
Betrübt alfo der Frawen gdult 
Das ſie jhr Händ mit Blut verfchuld. 
Daher ſehr vil im Frawenzimmer 
Mit blofer band euch tödten nimmer, 
Sonder ſie Enitichen euch To fett 
Zwifchen des Betbuchs gefchlofinem Bret, 
Dver fie ziehen Hendſchuch an 
Vnd brauchen Fingerhüt daran. 
Daraus man ficht jr zartlichait 
Das DBlutverguß nicht iſt jhr freud? 
Aber ihr zwinget fie dazu 
Vnd laft jhn tag vnd nacht Fain ruh, 
Biß etlich fie mit blut beflecken 
Dadurch Die andern abzufchreden. 
Zum andern, wann fte jchon vielleicht 
Machen jr hend im Flöhblut feucht, 
So thun fie folches nicht mit willen, 
Eondern hiemit euch was zu ftillen, 
Iſt aljo ain Nothwehr zu haiſſen 
An widerftand ſie nicht zu beifjen. 
Ja ift ain Belgrettung zu nennen 
Ewer Belrennen mit zu trennen. 
An Nothwehr aber, wie man jagt, 
Iſt ain Todwehr, wann mans nit wagt: 
Darumb wann jte jtch ſchon vergefien 
Bnd euch zu grob villeicht auch meflen, 
Macht, daß ſie in der Notheyl haften 
Dann Not fan nicht auff Roht vil raften. 
So ift auch billich, dag jr gvendt 
Wie jhr jhn vor habt eingefchendt, 
So nemmet dran auch ewern gmin, 
Wie man ain fucht, fo find man jhn. 


888 


Zum dritten, ift e8 nicht aim Meib 
Sp vaft zu thun vmb jren Leib, 
Als vmb der Kinder zarte haut, 
Die jr offt häßlich grob zerbaut, 
Vnd macht fie bey nacht wainen jehr, 
Davor fte nicht fan fchlaffen mehr: 
Sa welchs am maiften ſie zerrüt 
So weft jr auch den Mann darmit, 
Der mainet dann das Kind jey Frand, 
Und fangt mit jhren an ain zanck. 
Ja jr macht, das die Nachbaurichafft 
Vor dem geſchray nicht rubig ſchlafft, 
Alſo ift auch mit den Jungfrawen 
Diefelben auff ir Bulen jchamen. 
Dann ſie bejorgt, wann die erfehen 
Das ſie vil juckt ond greifft nach Flöhen 
So ſchewen die fie anzufprechen | 
Auff das fte nicht Flöh erben möchten. | 
Secht, ſolchen jamer richt jr an, | 
Mie fan ich ab den Weibern ftah? 
Ja fan bierinn nicht anders fprechen, 
Daun das jie jich ſehr billich rechen, 
Diemeil ſie bizu treibet an 
Ir lieb zum Kind vnd jrem Man 
Vnd wolt gern wie der Bellican 
it jrem Blut für alle ftan. 
Zum vierdten ift jr angelegen 
Das jhr die Haußhaltung bewegen, 
Und bringet ain vnordnung drein, 
Dimeil jr pfeget in gemain, 
Baid Fram und Magd, baid Knecht und Kind, 
Hindert aljo das Haußgeſind, 
Mann e8 an feiner arbayt ift 


889 


Das es nach ewern flichen wiſcht. 

Mer wolt dann ſolche Haußzerſtörer 
Leyden, vnd jolch Gejindverferer. 

Solt man jn nicht das Land verbieten 

Ich gefchweng das Kauf, darinn fie müten. 
Dieweil an ains jeden Haußhaltung 
Stehet das Hayl der Landsvermaltung. 

Zulegt, dag jr kurtz mögen fchamen 

Die groß rechtfertigung der Framen, 
Sag ich, das fich vil meh gekürt 
Das ain Weib vber euch regirt 

Vnd ftraffet ewer arge werd, 

Gleich wie den Fröjchen thun die Störd, 
Als das jr ober ſie gebieten 
Vnd wider das Edelſt Gichöpff müten. 

Weil jr Flöh nit in dhöh ſeyt gichaffen, 

Sonder im Staub nur vmbzugaffen. 
Nun habt jr gar den gangen Flaiber 
Bon der Rechtfertigung der Weiber. 

Jetz laßt ons ewer fach beſehen 

Warumb Diefelbig wir verfchmehen, 

Vnd euch Die ganglich Iprechen ab 
Vnd euch verdammen biß ins Grab. 

Erſtlich darum, meil offenbar 

Das es ain alter Neid ift gar, 

An Beltzhaß, den jr all in euch 
Auß Eue Belg habt gfogen gleich, 

Gang liederlich onbefügt, 

Dieweil man euch bat recht befriegt, 
Vnd ewer mutmwill nicht geloſſen, 
Sonder auß Belgen euch verftofien, 

Darinn jhr grofien bochmut übten, 

Vnd bald die Kinder erjt betrübten: 


890 


Melche gewonhait jr noch halten, 
Vnd folger bößlich ewern Alten, 
Die alle friegten ain böß end, 
Melchs euch noch nit von Boßhait wend. 
Darum ift euch der Tod berait 
Zu lon ewer halßſtarrigkait. 
Vnd wer wolt euch Belgneidern doch 
Was gut han zugetramwet noch, 
Dieweil jbr ewer grewlich zangen 
An Kindern gleich habt angefangen. 
Dann thut man args den jungen Zweigen 
Was wirt den Alten man erzaigen? 
Hierum, weil jhr halt ewern Neid, 
Bhalten die Weiber jren ftreit, 
Vnd wer da ift am meiften ſchwach 
Der zieh Die Katz dann durch den Bach. 
Zum andern, jo mißfallt mir mehr 
Das jr feit alſo fravel ſehr, 

Vnd übet gemalt, der dann gmainlich 
Durchs Schwerd wirdt nidergbamwen beinlich 
Vnd reibt euch an ein jeden Stand, 

Thut jeder an groß ſchmach und jchand, 
Alſo das jr manch Fraw verftören 
Mann fie ift inn jhrn gröften ehren, 

Vnd macht, das jie muß greiffen offt 

An haimlich örter, vnuerhofft, 

Und juchen euch, wa ir fie jucht, 
Euch ftraffen vmb folche unzucht. 

Ja jr Dörfft fie jo hoch bemühen 

Das fie fih nackend auf muß ziehen, 
Vnd machen ainen böfen blid, 

Eind das nicht arge Bubenftüd, 
Damit ir Weiblich ſcham eröfen 





891 


Vnd jhrer decke ſie entplöfen? 
Greiffen auff offnem Marckt vor Leuten 
Fornen vnd binden ond zur ſeiten. 
Fürwar diß ſind ſolch Schelmenzotten 
Die mit dem Fewr wern außzurotten. 
Wie ſolt ich euch dann ledig ſprechen, 
Ich wolt euch eh das Rad zutrechen. 
Zum dritten, ſag du Schwartze Härd, 
Iſt nit dein gröſſer Blutdurſt wärd, 
Das man ſolch Blutig Vrthail ſag 
Das Blut vber deim Kopff auſſchlag. 
Dann ſeit einmal euch Mörder all 
Nicht die Natur ſtrafft inn dem fall, 
Wie die Blutſchnack, ſo mit gewalt 
Entzwai börſt vom Blutſaugen bald, 
So ſeit ir Weibern vorgeſchlagen 
Das fie euch auß dem Blutbad zwagen. 
Dan fain Mord bleibt lang vungeftrafft 
Wann er ain weil ſchon rhut vnd jchlafft: 
Fürnämlich, fo je auch vergifft, 
Wie ſolchs die Weiber hand gebrüfft. 
Zum vierten, jr euch jelber jchändt, 
Weil ongedäumelt ir befändt 
Das ſchleckshalb jr feit alſo wütig, 
Vnd wagt euch inn Tod jo dollmütig, 
Dann vberfluß, ſchleck, gail gelüft 
Die finn vermüftet, und vertüft, 
Vnd geig vnd vnerfättlichait 
Gebürt im Gmüt vnjinnigfait. 
Weil jr dann feit verrudt im Sinn 
Gebt jr euch jelbs inn Tod dahin: 
Mer aber fich jelbs bringt vmbs leben 
Der fann andern Die jihuld nit geben. 


892 


Molan, fo gebt euch felbs die fchuld 

Das ich zur euch trag gar kain huld. 
Zum fünfften, ſolt michs nit verdrieſſen 
Das jr Betitrambler jo geflifien 

Mit ewerm bicken, griffen, zwiden, 

Dem SHaufvatter fen Gſind abftriden, 
Vnd von der arbait gar entwänen, 
Mann es fih muß nach euch vil Dänen. 

Mie kann ich euch bie fallen bei 

Vnd loben ſolche Meiteret. 

Dann jedem frommen Man gefalt 
Das man den Haußfriden erbalt, 
Welchen ir Maidlinftrigler all 
Zu boden richten und zu fall: 
Mann fagt, befier ain fenfter auf, 
Dann das zu grund gang gar dad Kauf, 

Alfo wer befier, das jr fterben, 

Dann das gar wirt ain Land verderben. 
Leglich, weicht ir Beltzgumber auch 
Von ewer Speiß ond altem brauch, 

Der einbielt, das jr Thierblut ſchluckten, 

Vnd nit das Weibervolck viel dDrudten: 
Aber jr wolt nur Menfchenblut 
Melches nie Fainem fam zu gut. 

Wie fan euch hold fein dann ain Weib, 

Weil je tracht nach jrem Blut vnd Leib. 
Zu dem, jo vbermacht jrs gar 
Mit dem Blutzäpffen jmmerbar. 

Vnd weil jhr bielt fain maß darein 

Stallt ich kain maß im ftraffen jhn. 
Jedoch das diſer gfärlich ftreit 
Nicht mit der zeit wach gar zu weit, 

Hab ich mir jegundt fürgenommen, 


893 


Mit dem Vrtail ſolchs fürzukommen, 

Vnd ſolchs auff rauhe wäg gar nicht, 

Sonder vertragsmweiß zugericht. 

Nämlich, das Fain Floh kain ſoll beiſſen 
Er wiß dann auch fehnell aufzureifien, 

Kain Floh kain Fraw foll zwingen, dringen, 

Gr waiß dann wider zu entipringen, 
So lieb jm fein Leib, Leben ift, 

Dann fo er vieleicht wirt erwiſcht 

Will ich dem Weib jehr gonnen wol 

Das fie zu tod den figeln fol. 
Dagegen jollen auch die Frawen 
Fleifig inn dem fall für ſich jchamen, 

Vnd kainen töden, dann jte willen 

Das der fei, der fte hat gebifien: 
Dver die Weiber müſſen nun 
An widerruff jn alßbald thun, 

Vnd jhn nah Weſtphäliſchem Recht 

Vom Galgen nemmen, iſt er gſchmächt. 
Auch daß ſie jhn die Zän beſichtigen 
Vnd den Verbrecher alßdann züchtigen, 

Vnd oder jhm die Zän außklemmen, 

Oder jhm ſonſt den angel nemmen, 
Gleichwie man thut den groſſen Brämen, 
Oder am lincken Fuß jhn lämen. 

Das ſind mitlinde plagen, ſtraffen, 

Die nicht deß minder auch was ſchaffen, 
Vnd das Flöhbürftlin auch erſchrecken, 
Weil ſolch pein fih zum Tod auch fireden, 

Dann jo ftrafft man auffrüriich Lauren 

Gleich wie die Ditmarftfche Bauren, 
Das man jhn lämbt ond blendt die Pferd: 
Nimt jn all Wehr, Spies, Bichs, vnd ſchwert 


894 


Oder machts, wie der Türck vor Rab 
Hawt jhn den rechten Daumen ab, 

Dann lieber, wie ift der gerüft 

Der lam, blind, und vnwehrhafft ift? 
Alſo möcht aller neyd ond ftreit 
Werden ohn Blutuerguß zerleith, 

Vnd werden angericht ain Zucht 

Die font ift vil zu ſehr verrucht. 

Aber auff das jr Flöh Eönt ſehen 
Das ich billichkait nach thu ſpehen, 

So will ich euch vier orth erlauben 

Da jr die Weiber möget fehrauben. 
Erjtlih nur auff die genge Zung, 
Welchs jhr Wehr ift und thädigung, 

Damit ſie jehr die Mann betbören 

Wann jte nicht ſchweigen vnd auffhören, 
Auff das jhr jhn Das genge Blut 
Ain wenig außher fchrepffen thut. 

Miewol jbr werden haben müh, 

Weil jte die üben fpath vnd frit. 
Demnach folt jhr auch freyhait haben 
Im Kröß der Kälber vmbzutraben, 

Die fie vmb half und hend umzäunen 

Das ſie wie am Irrgarten jeheinen: 
DVolgends wanns villeicht auch nicht ſchad 
Zäpffts an im Nivderwad und Bad: 

Aber da laß ich euch für forgen 

Wie jhr darein fompt wol verborgen. 
Und jecht, Das jr euch da nicht negt 
Ir fligt ſonſt wie am nafje Hetz. 

Zum dritten, möcht jr auch im dans, 

Ben jhnen wagen recht die fchang, 
Auf das jhn Die Dantzſucht vergeh, 


in u ee 


895 


Sie kützeln an der linden Zeh, 
Vnd aufm Kindern Kühbaden beiſſen, 
Dann da empfinds fain glüend Enjen. 

Seht, find euch das nicht vorthail groß, 

Das ich euch ftell Die Weiber bloß. 
Jedoch gebit ich euch beym Bann 
Das jhrs greifft vorderwertig an, 

Vnd vor dem ftich vor allzeit fehreyen, 

Auff Das jhr nicht Verräther feyen. 
Jedoch rüfft nicht zu laut und hell, 
Vnd nicht wie Kärchelziher ſchnell, 

Die erſt alßdann Auffſehen ruffen 

Wann ſie ain ſtoſſen, vnd vor puffen. 
Wer aber weiter ſchreyten wolt, 

Nicht ſein gehorſam, wie er ſolt, 

Den will der Freyhait ich berauben, 

Dem Vogel in der Lufft erlauben, 
In auß dem frid in vnfrid ſetzen 
Ihn gar preiß geben zu uerleßen, 

Ihn han verbotten fein Freunden 

Vnd gar erlaubet feinen Feinden, 
Das alle Meiber brauchen mügen 
Alle Slöhfallen, Die ſie frügen 

Vnd jie darinn auffbengen dann 

Zu ainem fpott vor jederman, 
Sleichwie den Taufferifchen König 
Johan von Laiden widerfpennig, 

Der zu Münfter im Käfig bendt 

Das man des Nadelkönigs gdenckt. 
Oder wie man lehrt in vil Stätten 
Böß Leuth im Narrenhäuplin betten: 

Oder euch binden, vnd anfejjeln 

Euch für ain Bären vmbzkeſſeln, 


896 


Oder zu fpannen in den Pflug 

Vnd in ain Karren zu dem zug, 

Mie dann Alerander von Mes, 

Defien Hembd im Pflug weiß war ftet. 
Ich dörfft auch zwar erzörnen mich 
Wann jbr mir nit folgt aygentlich, 

Das ich die Weiber Iebret flicken 

Die Flöhgarn, vnd die Flöhneg ftriden, 
Auff Das jr Scharenmweiß bebangen, 

Gleich wie wir Fiſch und Nögel fangen, 
Ic dörfft fie auch Flöhangel weilen 
Vnd die blinden jcharpffen Fußeyſen. 

Ja, wann jbr nicht tbut nach meym wunſch, 

Will ich fie lehren die new Kunft 
Mit Sajenleim, jo heut erdacht, 

Das man damit das Wiltprat facht: 
Dann man fol dem fain gnad bemeifen, 
Der mutmwillig fompt inn die Eyſen, 

Vnd ain verwänten Mbertretter, 

Strafft man für doppeln DBbelthäter. 
Derbalben wann euch Stubenftäuber 
Vmb den onghorſam ſchon die Weiber 

Hart ftraffen, und am Blut jich rechen 

Wil ich ſie doch drumb ledig jprechen. 
Sa ich will ſie gewarnet haben 
Das fie euch ligen lan vunbgraben, 

Vnd euch nicht tramen, wann jr euch 

Stelt als wern jhr ain Todenleich, 
Sonder wann fie zu tod euch jchleiffen 
Sollen fie vor den Puls euch greiffen 

Vnd fülen, ob derſelb noch ſchlag 

Ob es ain leben noch vermag, 

Dann gwißlich wann er wirdt erftan 


897. 


Sp wird er widerumb auch gan. 
Vnd leglich wann euch alles dig 
Nicht will bewegen, faur noch füß, 

Sp werd verurfacht ich daran 

Ain gbott wider euch gan zu lan, 
Gleichwie in Engelland gefchehen 
Mider die groſſe mäng der Krähen, 

Vnd wie die Blmer jürlich fasten, 

Gebott wieder die [oidige Spagen, 

Das man der lohnet, die euch tod, 
Weil wol das Land om euch beiteht. 

Vnd das ihr recht vernemen Find 

Wie ich ſey gegen euch gefinnt, 

So bin ich gantz vnd gar bedacht 
Wann ir diß all3 nicht habt vollbracht, 
Euch zu verbannen, gar mit jehand, 
Hinein inns Falte Zappenland, 
Da ſehr die kält ift ewer Feind, 
Wiewol die Belg da wolfail jeind. 
Sa ich will euch verbannen rund 
Zu dem Hölliſchen Kettenhund, 
Das Gerberi Fewrrote haut 
Werd ewer Ader den jhr bawt, 

Dann der kann ewer Fägfewr fein 

Euch fügen, das jr beiffen fain. 

Oder jhr müßt zun Häringsſpeiſern, 
Zun Aierſchwaiſern, öpffelpfeiſern, 

Vnd zu den ewig Freitagspreiſern, 

Zu den Beltzwarmen Mönchscartäuſern, 
Dann bei den, wie Cardanus ſchreibt, 
Kain Wandlaus noch kain Floh nicht bleibt, 

Drumb weil ſie kain Flaiſch ſpeiſen gut 

Schmackt euch nit jr Fiſchſchmackend Blut. 

x. 57 


898 


Endlich, meh vortail euch zu geben, 
Möcht jr wol bei Barfüfern leben, 

Welche Doch haiſen ewer Brüder, 

Die werden euch nit fein zumider, Sonder, 
Derhalben, jo euch ift zu rhaten 
Co folgt des Cantzlers Flöhgenaden. 

Wolt aber jr nicht ſtillſtan nun 

Vnd habt meh forderung zu thun, 

Möcht jhr noch ewer Recht wol werben 
Un die Weiber ynd jre Erben, 

Aim jeden fein recht vorbehalten 

Baid an Die Jungen und die Alten Hiemit 
Sonder fjauffen lan am faißten ort, 
Auff das fie thun Fain Brudermord, 

Oder ziecht inn die haife Land 

Da man nicht jpürt jo bald den Brand, 
Dann deren haut ift ettwas härter, 

Als deren an den Falten örtern. 

Hiemit jo will ichs jeßund enden, 

Den Zauberftab nun von euch wenden, 
Vnd euch gar auf der Gruben laffen. 
Yun fpring ain jeder feine Straffen ; 

Vnd grüjfet, bitt ich, von meintwegen 

Die erit Sram, jo euch Fompt entgegen, 
Dann da find jr fain Igelsſchmaltz, 
Sonder zart Kalbflaifch vngeſaltzt. 

Wolan, die Flöh die find dauon. 

Nun muß ich thun Prouifion 
Euch Weibern, wie ain Flöhargt auch, 
Dann diß ift mein Ampt ond mein brauch: 

Derwegen will ich nun zu leg 

Euch geben Flöhartznei Geſetz, 

Wie ir Die Floͤh ohn Blutverguß 


899 


Hinrichten, vnd ohn vberdruß. 

Dann ich kurtzum nicht ſehen kann 

Das Weiblich händ mit Blut vmgan) 
Vnd find die Artzenei probiert 
Wie ich fie hie hab eingefürt. 

Darum wann fte euch belffen werden 

Ep danckt mir auch für mem bejchmwärden. 


Nun die jchönen Flöh Recept 
Sind aljo beirebt vnd geftept. 


Die Floh auf den Kammern zu vertreiben. 


j. Nim Dürrwurg oder Donnerwurtz, foch es inn Waſ— 
fer, befpräng demnach das gemach, fo macht es den Flö— 
ben jr ſach. 

ij. Wirdetdeßgleichen au der Senffiamen, vnd Dleander, 
wann mans braucht wie das ander. 

Flöh zu töden. 

iii. Nimm vngelöſchen Kalck, mach ihn durch ain Sib, 
beſpräng damit die ſauber gefegt Kammer, ſo richt es an 
ain groffen jamer. 

ittj. Nimm wilden Kümmich, wilde Eucumer, oder Co— 
loquint, foche es inn Waſſer, befpräng damit vas Haus, 
jo macht es den Flöhen ven garauß. 


Flöh vnd Wäntel zu vertreiben. 


v. Nimm Wermut, Rauten, Stabwurs, wilde Müntz, 
Sergenfraut, Nublaub, Farnfraut, Lavender, Raden, grün 
Coriauder, Pfilienfraut, lege vife Kräuter alle, oder ain 
tail dauon, vnder die Küßpfulwen, oder koche fie inn Mör— 
swibeln, Eſsig, befprenge fie damit, fo gaht faine meb 
fain tritt. 

v5. Nimm Waffernus, oder Mördifteln, oder Flöhkraut, 


sder Coloquint, oder Bronberfraut, oder Köl, fo es 


inn Waſſer, befpräng vamit die Gemah im Daus, fo 
jauffen fie all darauf. 
vi. Iſt faſt ain gutes die Flöh auß den deden oder 


Klaidern zu bringen, fo man Gaißblut inn ain Aimer 


960 


oder Fäßlin thut, vnnd es vnder die Behtſtatt ſtellt, dan 
da ſamlet ſich die gantz Flöhwelt. 

viij. Schreibt Cardanus, das von Flöhen, Mucken, 
Schnacken vnd wantzen, könne ain jegliches von ſaim ai— 
gen rauch, ſo man es brennt, werden getödt vnd geſchändt, 
derhalben mach man viel Flöhrauch, ſo vertreibt es die 
Flöh auch, gleichwie ein böß Weib den Gauch. 

ix. Die Flöh auff ain ort zuſammen zu bringen. Mache 
vnter dem Bett ain Grub oder ain Loch, füll darein 
Gaißblut, ſo werden ſich alle Flöh darein anhencken, die 
möcht jhr alsdann erträncken, oder ſonſt dem Teuffel zum 
Newen Jahr ſchencken. 

x. Oder nim ain Hafen, ſtelle oder grabe jhn in ain 
loch, alſo das er dem Herd oder Boden gleich vnd eben 
ſtande, ſchmier ibn allenthalben mit Rinderfchmaltz, fo wer: 
ven fich alle Flöh dahin waltzen, die fan man alsdann 
ſchön einfalgen. 

ri. Die Flöh zu vertreiben, nimm Holder, baiß oder 
fied e8 inn Waſſer, vnd befpräng alsdann das Flöhig ort 
damit, fo töd es die Floh vnd Muden, das fie niemand 
truden. 

rii. Soll bewärt fein, das wan ainer Pfilienfraut oder 
Flöhfraut, dieweil es noch grün ift, inn am Haug träget, 
fo verhinveret es, das kain Floh darinn wachfe, noch Aier 
gachſe. 

ri. Schmiere ain Stecken mit Igelsſchmaltz, ſtelle ihn 
mitten inn die Kammer, ſo kommen die Flöh alle an den 
Stecken, die brat alsdan für Schnecken, wer waiß, fie 
mögen vieleicht eben fo wol ſchmecken. 


Flöhlied zu fingen, wann fie die Belg ſchwingen, 
ſchön inn Tact zu bringen. 
Am Thon: Entlaubet ift der Walde ꝛc. 
DIE Weiber mit den Flöhen, Die han ain ftäten 
Krüg :/;: Sie geben auß groß Lehen, Das man fie all 
erfchlüg, Vnd ließ jhr Fain entrinnen, Das wer der Wei- 


ber braub. So hettens ruh beym fpinnen, Vnd in der 
Kirchen auch. 





901 

ij. Der Krieg hebt an am morgen, Vnd wertb biß im 
die Nacht :/; Die Weiber jn nicht borgen, Vnd beben an 
ain Schlacht. Vnnd fo fih die Schlacht fahet an, Werf- 
fen fie das Gewandt darvon, Bnnd allweil fie zu fechten 
han, Inn dem ftreit fie nadend ftahn. 

ij. Vnd wiewol man klagt fehre, Das fie find ſchuldig 
dran :/: Das fih das Flöbgichmaiß mehre, Weil fie Bels 
tragen an. Sag ich, es fey erlogen, Dann GOTT hat 
Even bald, Im garten Bel& anzogen, Wer ift, der Gott 
je ihalt? _ 

iiij. Ja bet ich allwen bare, Ain Gulden inn der hand :/: 
Als offt die Weiber fahren, Nach Flöhen vnters Gwand. 
Ich wird ain reicher Knabe, Het ain köftlihen Zoll, Ich 
wolte gar bald haben, Ain gantze Truhen voll. 

v. Vnd könt ain Mönch verbannen, Die Flöh fo vn— 
gebewr :/; Mit brieffen treiben dannen, Diß Weiber Feg- 
feur. Verſtieß die Floh fo böfe, Hin in die Hellen recht, 
Der wirdt fehr vil Gelt löfen, Bon dem Weiblichen gſchlecht. 

vi. Der diß Lied hat gelungen, Trägt ain mitleyven 
groß, Mit Weibern hart getrungen, Bon Flöhen vber 
dmoß, Vnd wünſcht das alle Künfte, Gedächten auff all 
weg, Das man zur Frawen dinſte, Der Flöhen mutwill leg. 


Friden und ruhe vor den Flöben, 


Schaben vnd Läufen: vor den Raupen, Schnafen und 

Flädermäuien. Von Würmen, Fröfchen vnd Schnedfen, 

von Ratten, Schlangen, Spinnen vnd Hewfchreden. 
Wünſcht Regnem dem Lefer on ſchrecken und gerfen. 


Homerus der Poeten Licht 
Vnd der fürnembft von Künftgedicht 
Der bat ung wöllen ondermweifen 
Den Krieg der Fröſch mit feinen mäufen. 
Debgleichen ver Birgilius 
Hat beichriben mit guter muß 
Die klag der Schnaden von den Leuten 
. Wie fie jrn ftih fo vbel deuten. 
So bat auch der Ouidius 
Geſtelt wie ih beflagt die Nuß. 


902 


Ya der Fantaftiih groß Poet 
Hat fih gewünſchet all zu ſchnöd 
Zu ainem Floh, auff dag mit fug 
Er bey feinem Bulen fted genug. 
Das wer den Maypdlin zu begeren 
Das alle Flöh Duidifch weren, 
So würden fie nicht fo gepfeßt 
Wie man fie fonft ven weg verleßt. 
Sch aber wünscht vemfelben Geden 
Das er jhrs Raths vil Pfund müft fchleden, 
Vnd das jhms lib Her drinnen fhwimm 
Sp wer fie dann geſteckt in jm. 
Weiter hat Favorin bemwifen 
Des Fiebers vnſchuld, vnds geprifen, 
Auch faſt globt ven Bnflat Therfiten 
Als ob ihm Ehr fey zu erbiten. 
Gleich wie auch Lucianus that 
Ders Schmarogen entichuldigt hat, 
Als ob es fey ain feine Konft 
Weil man damit frügt vil vmbſonſt. 
Hat au die Muck herfür geftrichen 
Sie gar dem Elephant verglichen. 
Vnd Sinefius lobet frey 
Das die Kalhait zu wünſchen fey. 
Was lehrt Efopus durh al Thir 
Dann das fie weifer find dann wir. 
Desgleihen hat man folhe Kunden 
Zu vnfern zeiten auch gefunden, 
Als Porcium, den Säwpoeten 
Der weift wie Schwein ainanvder tödten 
Vnd Erafmum von Roterdam ” 
So rhümbt der Torhait groffen flam, 
Agrippa auch von Nettershaim 
Lehrt wie Schon ſich der Eifel zäum, 
Vnd das er nicht fey faul vnd träg 
Sonver bevahtiam auf dem wäg. 
Cardano ift fehr angelegen 
Das er bey Leutden bring zumegen 
Das man nicht meh den Wuft ver Welt 
Neronem ain Tyrannen ſchelt. 


— 


903 


Hat nit von Straßburg Doctor Brand 
Im Narrenſchiff aftrafft jeden ſtand, 
Bey Narren groffe Weißhait glehrt ? 
Weil man nit ernfihaftt ding gern hört 
Bas foll ih som Eulnreimer melden, 
"» »ereimten Eulenhelven, 
‘dt zum zweck 
zubeneck, 
eck der Welt 
llen Stätt vnd Feld. 
appenſchmidt 
‚pen fitt. 
trühmbt die Aumaiſen 
Rott zu ibn weiſen. 
elefen heut, 
er klagt vnd fchreit 
t Ffain Kuttelfled 
Schaf binwegf, 
Stegraiff nehr 
Handwerck lehr. 
für ſeltzam ſtreit 
malen heut, 
d die Katzen 
uß vnd die Ratzen. 
zuer yar oie varen nicht geſehen 
Wie Jäger fie am Spiß vmbtrehen. 
Oder wie wunderbar die Affen 
Des Buttenfrämers Kram begaffen. 
Bnd andre Brillen vnd fonft grillen 
Damit heut vaft das Land erfüllen 
Die Briefmaler vnd Patronirer 
Die Laßbriftrager vnd Haufirer. 
Derbalben mit dem Edlen hauffen 
Auch mit zu betichen und zu Iquffen, 
Den Flöhftreit wir eingführet han 
Auf das wir dur folh weg vnd ban 
Nicht allain Weiberhuld erlangen 
Darumb man fonft bricht fpieß vnd ftangen, 
Sonder der Männer vnd Gefellen. 
Die ihre huld erlangen wöllen, 


904 


Auch ob ich fchon erlang kain gonft 
Bnd hören muß mand böfen wunfc, 

Sp tröft ih mich der Schnaden grab, 

Welchs Birgilius fo außgab. 

Ich arme Schnad lig bie begraben, 
Vndanckbarkait hats Grab erbaben. 

Dann weil ich wedt mit meinem ftidh 

Ain Hirten vom ſchlaff gwarfamlic, 

As im ain Schlang fielt nach dem Teben 
Hat er mir difen dvand bie geben, — 

Hat mich mit feiner hand zerriben 

Das ich für die Schlang tod bin bliben, 
Alſo gar bat vndanckbarkait 
Die Welt eingnommen weit ond brait 

Das fie auch erraicht ons Hain Schnaden, 

Mit jren ontrewen Klauenshaden. 
Derbalben warn fhon auch vieleicht 
Bnvandbarfait die Floh erichleicht, 

Hand fie fih zu verwundern nicht, 

Weils auch jhrn Sommerbrüdern gſchicht. 
Dann wecken gſchicht allzeit mit ſchrecken, 
Drum deitens obel ſehr die Gecken. 

Mir aber thut es beſſer ſchmecken 

Das mich die Flöh vnd Schnacken wecken 
Dann das mich Katz vnd Schlangen lecken, 
Dann dort vergeht gar bald der Schrecken 

Vnd machen nur rot klaine flecken: 

Dieſe aber voll vntrew ſtecken 
Vnd pflegen zu dem Tod zu fireden. 
Wem aber alfo wol will fhmeden 

Das binden Fragen, fornen leden 

Der wiſch das Gfas gar an die Heden 
Vnd weſch das Antlig gleih im Beden 
Vnd feh welchs jm wöll beffer ſchmecken. 

Wolan, ain Floh thut mich ſchon ſchrecken, 

Das ich auffbören ſoll zu gecken. 

Gut Nacht biß mich die Floh wider wecken. 


Gedruckt zu Straßburg bei Bernh. Jobins Erben. 
Anno 1594 


Dierzigfte Delle. 


Kleinere Schriften Fiſcharts. 





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1 


Die Wunderlihft Vnerhörteſt Legend 
vnd Beihreibung 

Des Abgeführten, Quartirten, 

Gevierten vnd Viereckechten Vierhörnigen 
Hütleins: Sampt Vrſprungs derſelbigen Heyligen Qua— 
dricorniſchen Suiterhauben vnd Cornutſchlappen: Etwann 

des Schneiderknechts F. Naſen geweſenen Meiſterſtucks. 
Geſtelt zu Vierfach Ablaßwürdiger Ergetzlich— 


keit den Lieben Vierdächtigen Ignaziſchen Vierhörnigen 
Quadricorniten, vnnd Luguiolliſchen Widerhörnigen Cor— 
nuten: Oder (wie ſie gern heiſſen) Jeſuiten, oder Wür— 
digen Herrn der Societet Jeſu: Auch zu gefallen dem ob— 
berürten Meiſter Hanſen, das er das New Meiſterſtuck diſes 
Würffelhütleins, Vrtheyln vnd benaſen wölle. 
Alles durch Jeſuwalt Pickart, den Vnwürdigen 


Knecht der Societet der Glaubigen Chriſti. 





Die 
MWunderlichft Legend vom Vrſprung des Abgeführ— 
ten,. Gevierten,, Quartirten, Vierhornigen und DVier- 
erfeten Hütleins : Oder der Heiligen Quadricorniſchen 
Gornutjchlappen und Suiterhbauben. Sampt eingemifch- 
ter Außlegung der drei Gehörnten und DVermummten 
Geyſtlichen Butzenkleidungen des Verfuchers in der Wü— 
ſten. Auch eygentlicher Anzeygung des waren Span- 
nischen Vrſprungs der Jeſuwider, und jrer Vierhor— 
nigen Pflicht, Geheimer Orvdensgelübd, Regel, Leben, 
Griff, Dück, Glenk und Renck. Alles zu Bierfach 
Ablafwürdiger Ergeslichkeit, den Lieben Vierdächtigen 
Ignaziſchen Quadricorniten, ond Rugvollifchen Wider— 
börnigen Cornuten: Oder (wie fie gern heiſſen) Je— 
juiten, oder Herrn der Gefellfcbafft Jeſu, geichrieben 
durch Jeſuwaltum Pickhart von Mens, den Knecht der 
Bruderſchafft Chrifti, des Waren Eckſteins. 


Mon Hört zu all vier Eck der Erden, 
Ja jr vier Welt hört zu on bſchwerden 
Woher bie auf all End vnd Ed 

Alles Vbel fih her erfired. 


Bald nah des Herren Himmelfart 
Der Lucifer ſich kümmert hart 
Das ihm fein Finfter Höllenmadt 
Zerftört het Chrifti Helle Macht, 
Vnd ihm fein Tüdifch Lift vnd Pracht 
Het gar entvedt vnd Far gemacht, 
Vnd bag als Herculis Gedicht 
Den Gerberum gebracht ans Liecht. 


909. 


Alſo das jest vie Welt anfing 
Entweder jdn zu achten gring, 

Oder gleich ab feim Plick zu ſchewen, 
Vnd gänglich jhne zu verfpewen. 
Darumb, damit er folcher Not, 

Ehe fie werd gröffer, bald thu Rhot, 
Hat er darauff, gleich inn dem Jar, 
Da S. Zohan ward offenbar 

Was der Trac, mit fein Treien Thieren 
Vnd jhren Hörnern werd aufführen, 
Sich auf eim rechten Grimm geitellt 
Auff die Kreußfiraß ver ganten Welt, 
Hat zur hand gnommen ein Cornet, 
Welch vier außgäng vnd Rachen het, 
Vnd durh diß Schredlihb Gräufelhorn 
Blaſen mit folhem Ernft ond Zorn, 
Das alle TZeuffel feine Giellen 
Zuftoben, als brennts inn der Höllen, 
Gleich als wann Cyclops rufen thet 
Da man jbms Aug außgftochen het, 
Oder als käm Chriftus herwider 

Vnd riß noch eins die Höll hernider. 
Als er nun ſah ſein Erbar Gfind, 
Welchs zu Vnerbarm nur iſt gſchwind, 
Da ſtehn, vnd warten was er ſag, 
Da fieng er an ein ſolche Klag. 


D Mudenfürft Beelzebub, 
O Abvon auß der Heufchreefgrub, 
D du Meerrürft Leuiathon, 
Bnd du Berverber Apollyon, 
O Ochſſenghörnter Behemot, 
O Legion ond Aftharot, 
Auch du Vnbändiger Belial, 
Vnd jhr Welt ond Feld Teuffel all: 
Ihr wüßt wie Vnſer Reih vnd Mat 
War vor der zeit fo Hoch geacht 
Sn aller Welt, bei allen Heyven, 
Die ons Dienten on Bnterfcheiden : 


310 


Wir machtens Ernſthafft oder Schimpflich,. 
Wir fiingens an Grob oder Glimpflich, 
Sp wars als bei jhn angefehen, 

Must als ins Schöpffers Namen gfchehen. 
Wann wir ong fchon erzeygten grewlich 
Mit Klven, Hörnern gar abſchewlich, 
Noch wards bei ihnen Deylig gbalten, 
Nur weil es waren Vngwont Gftalten. 
Dann fie hatten jhn eingebildt 

Das Heylig muß auch ſehen Wild, 

Was Stard ift, müß auch haben Hörner 
Was Klven hab, das wehr ſich gerner: 
Alfo war an ons alls anſehlich, 

Das ſcheutzlichſt war an vns nicht ſchmehlich 
Da dorfften wir ons nicht vermummen, 
In gftalt ver Engel des Lichts fummen: 
Wan wir fchon wie Geyßmänlin famen 
Für Gott vnd Pan fie ons auffnamen : 
Wir machtens gecklich oder ſchrecklich, 

So folgten fie vns allzeit kecklich. 

Alda fafen wir fteiff im Neft. 

Hatten ruhig ein die Palläſt: 

Aber feivher das fommen ift 

Ein ftärderer, der ſich nent Ehrift: 

Der, gleich wie Hercules das horn 

Dem Achello außriß im zorn, 

Vnd brauchts zum fpott für Blumenfcherben, 
Alto durb fein ſchwacheit vnd flerben 

Auch vnſer Horn vnd ſtärck zerbrach, 

Das mans nun hällt für ſpott vnd ſchmach: 
Ja durch demut, on hörner, Klogen, 

Hat er den Harniſch vns abzogen, 

Vnd diſe hörner vns zerriſſen 

Darauff wir vns ſonſt ſtäts verlieſen: 

Hat vnſer Boßheyt nun der welt, 

Entblößt vom Harniſch, fürgeſtelt, 

Daß man vns nun in Buſen ſicht 

Wie alles ſey auffs Böß gericht, 

Vnd das wir auß der vrſach ſeien 


41 


Als Feind Menihlihs Geichlechtd zu fihewen: 
5a hat entvedt, daß vnſer Dorn 

Nit mehr vermög, dann Gottes Zorn, 
Vnd mit den Hörnern nit mehr ſchaden, 
Dann fo vil ons die Leut geftatten. 
Seidher fo fangt an Feverman 

Dem Nazarener hangen an, 

Bnd wird all vnſer Macht vernicht, 
Vnd werden gicheuct bei difem Liecht: 
Sie wöllen fein Hörner ſehen mehr 
Damit wir fie genärrt han fehr: 

Die Klogen wollen fie nicht willen 
Darmit wir fie vor zu vns riſſen. 
Wie follen wir jhbm thun nun dan? 
Wollen wir darumb abgehn Lan 

Diß Reich, welchs ons ift vorbereit 
Sampt alln Gottloßn von Ewigfeit 2 
Wollen wir varumb finden Ian 

Bniere böß Art, die wir han? 

Nein warlich, bei dem Fegfewr nitt, 
Yaßt ons bleiben bei altem Sitt, 

Laßt vilmehr Boßheit ons erzeygen 

Fe mehr man vns will vberfteigen: 
Es müßt die Welt ehe vndergen 

Ehe wir von Vnſerer Art abitehn. 
Derhalben hört mir zu mit fleiß, 

Auf was Verzweiffelt Weg vnd Weiß 
Ich ſeidher in meim langen Lepd 
Gedacht hab mich zu rechen heut. 

Ich hab erfunden eynen Liit, 

Der aller Lift eyn Außbund if. 
Dieweil ih merd, Wie obgedacht, 

Das Vnſer Hörner man veradt, 

Oder fie iheucht, alsbald mans ficht 
Vnd ihnen nicht die Ehr geichicht 

Wie in Calcut jhn widerfährt, 

Da Vnſer Scheutzlichſt Gftalt man ebrt 
Sp will die Hörner ih wohl bbalten, 
Aber auff Heylig Art fie Gftalten, 


912 


Vnd fie fo ſchön Anmütiglich 

Verſtellen, das man wunder ſich, 

Vnd gleichwol drunter fein Verſtecken 
Vnſer Hörner, die fie ſonſt ſchrecken. 
Dann on Hörner, wie ihr wol ſecht, 
Kan Dnfer Reich nit ſtehn Auffrecht: 
Wir müffen ftäts nah Vnſerm Brauch 
Eyn Zell bei Gotts Kir bauen aud, 
Alſo weil Gotts Lamm Hörner führet, - 
Uns als Trachen es auch gebüret: 

Vnd weil Gott heyßt des Heyls eyn Horn, 
Wollen wir Hörner fein voll Zorn. 
Doch alſo, das der Zorn fein fehein 
Der Allerheyligft Eiffer fein. 


1. Vnd erfilih wollen wir zur hand 
Aug aller Farb Thuch vnd Gewand, 
Aus Weiß, Schwartz, Bio, Gelb, Rot vnd Gro 
Eyn Eynigs Spißhorn machen do, 
Das fol zufammen gnähet fein 
Aus Faulfeyt vnd Eynfaltigem Schein, 
Mit der Nadel der Heuchelei, 

Vnd dem Favdem der Teufcherei, 

Vnd fol heyſſen eyn Kuttenfapp: 

Wie ichs dan fhon hie gfchnitten hab. 
Dan jhr wüßt, das ich in der Wüften, 
Als ih Gotts Son wolt vberliften, 

In ver Erftien Berfuhung hab 
Gebraudt diſe Einfivlerfapp: 

Als ich inn feiner Hungersnot, 

Sprad, Mach auß difen Steynen Brot. 
Deshalb Font ihrs nun machen balo, 
Weil jhr vor euch fecht die Geftalt. 
Die Zungen Teuffel flugs darüber, 
Thaten all jhr lebtag nichts Tieber, 
Bberftahen die Kutt behend, 

Das fie im ſchnaps "gleich was Vollendt, 
Vnd zogens an dem Abadon, 

Zu fehen, wies ihm an thet ſtohn: 


913 


Sie ſtund ihm wol, er ehrt fih vmb, 
Ließ einen Furg, vnd macht fie frumb 
Diemit war fie Gemweihet ein, 

Das fie ein Bubendeck folt fein. 
Alsbald befahl der Satan drauff 
Das flugs ein ganger Teuffelshauff 
Gleich wie Hewichreden dahin flogen, 
Welche vis Kuttenhorn vol Plogen 
Dur die gang Welt Hin theten führen, 
Vnd in al Windel einfuhriren. 

Da ftedts noch, on die fie außziehen, 
Dver im Dersen fehnlich fliehen. 


II. Da nun Dis Kaphorn fertig was, 
Sagt Lucifer drauff weiter das. 
Nun haben wir das eine Horn 
Drinn wir verfauffen onfern Zorn, 
Welchs ons wol wird verfehen können, 
Vnd onſerm Reich fehr vil gewinnen. 
Weil uns das Handwerd dann fo wol, 
Abgeht mit difem Jetzumol, 
Müſſen wir andre mehr zurüften : 
Nun wüf ihr, Das wir in der Wüften 
Zum andern mal, als wir Gotts Son 
Auffs Tempels Zinn geftellet bon, 
Waren Prelatiih Schön verkleid 
In Seivnem Talar, Lang vnd Breit, 
Bnd hatten darzu auffgeiegt 
Zwey Hörner, mit vil Gftein verfegt: 
Wie ihr dann hie vorgfchnitten fecht: 
Seht daß jhrs nur nachmachen redt. 
Dann es wird ein Prelaten Ghürn, 
Welchs ziert der Aebt und Biſchoff Stirn, 
Wird ein Herrlicher Biſchoffshut. 
Der fih erhebt von zeitlih Gut 
Vber die ander Herd, allein 
Durch Prächtiſchen Vorſteherſchein: 
Durch Heylgen Pracht vnd Höflichkeit 
Vnd durch Hochprächtiſch Heyligkeit 
58 


914 


Führt in Verfuchung er die Leut, 

Auch durch Vnmöglich Glübd vnd Exp, 
Drob vil jhr Seligkeit verkürtzen, 

Vnd vbern Tempel den Halß ſtürtzen. 
Deshalb du zweyborniger Hut 

Gefalft mir wol mit difem Mut, 

Acht nicht was dir Gotts wort verfünd, 
Preiß du darfür der Menfchen Fünd, 
Regier ond Neformier im Tempel 

Nur mit gepräng, gieng, ſchall vnd ©rempel, 
Dis wird dich äuſſerlich Hochſetzen: 

Was achtft des Worts Heimlichs ergegen ? 
Wann du das Wort wolft viel hoch Ehren, 
Sp müft daſſelb auch Previgen, Lehren: 
Aber vom äuſſern beyft Hochwürdig, 

Im Lehren folt du fein Kieynbürdig: 

Dan du dein Ampt, die Schaaf zu weyden, 
Kanft andern Geringern befcheyven, 

Vnd darneben mit Bann vnd Zwang 

Den Gwiffen machen Angft vnd Bang: 
Kanft diſe nagen, tringen, Zwingen, 

Dern Almufen du thuft verfchlingen: 

Kanft auß andrer Leut Schweys vnd Blut 
Treiben dein Hofpracht vnd Hochmut: 

Vnd andre die dich müſſen nehren 

Müſen als Heylig dich noch Ehren: 

O wie ein beyligkeit, ohn That? 

Die nur auf Müfiggang beſtaht? 

D Geyftlichkeyt, im Gſang nur Geyftlid, 
Ja auch im Gfang on ernft vnd Fleyſchlich? 
Alſo muß man in meim Neich haufen, 

Laß man mir diß Getbeylt Horn maufen: 
Dan es wird Mofis Hörner führen 

Allein zum Herichen vnd Regiren: 

Vnd doch darneben fein fürwenden, 

Es führ von den Zwey Teftamenten 

Sein Zwey Hörner, damit zu beiten 

Das es fie wiß zu Beyden Seiten. 

Sp ih doch ſolche Ghörnte Migen, 


————— 


Die nur zur Ehr, zur Lehr nichts nützen, 
(Gleich wie Hirtzhörner, fo find ſchön, 
Aber vorm Jäger nicht beſtehn) 

Von Aarons Guldnem Kalb hernam, 
Vnd den zwey Kälbern Jeroboam, 

Auch vom Heydniſchen Bacho ber, 

Der auch führt Hörner nicht Vngfähr: 
Damit ich durch ſolch Toppelhorn 

Könt üben Scheinbarn Toppelzorn. 
Deßhalb jhr Gſellen wacker dran, 

Greifft die Zweyhörnig Hauben an, 
Vernähet drein die Hoffart Geyftlich, 
Durch die Nadel der Herſchung Fleyſchlich, 
Mit Fadem der Schaaffchinderey, 

So wirds ein Toppelcornut frey: 

Stickts mit den Perlein Reicher Gſchenck, 
Bnd mit dem Gſtein Vneingedenck, 

So wirds ein Hoher Horniger 

Vnd ein Hoffertig Zorniger. 


Auff ſolch Luciferiſch Gebott 
Macht fich gleich drüber die Ghörnt Rott 
Nähet diß Falfıhes Biſchoffshorn, 
Vnd ſtickt ein Heylgen drein dauorn, 
Der hielt ein krummen Hirtenſtecken, 
Vnd thet zwen Gſalbt Finger auffrecken, 
Vnd trug drey Gulden Kugeln Schwer, 
Zu zeygen, was diß Ghürn beger. 


Als es nun gar war ausßgemacht, 
Setzten fies auff mit groftem Pracht 
Shren Fürften vem Behemat, 

Dem reimt fih auff fein Ghürn gar glatt, 
Vnd fund ihm fehr wol funderlich, 

Weil er wie Janus Wunderlich 

Zwey Angefiht het an eym Kopf, 

Vnd fah auch Hinden zu am Schopff, 
Darauff fih recht diß Thailhorn ſchickt, 
Wohin er hinden vornen Plidt: 


316 


Man neygt fi vor ibm, als wers Gott: 
Vnd bracht bald eyn Haufen Küfot, 

Das Ghürn zu weihen vnd zu fehmieren, 
Zur Macht, das es mög Ehrifamieren. 


Hierauf ald es nun fertig war, 
Befabl ver Satan alfo par, 
Das es des Behemots Gefind 
Solt führen durch vie Welt geſchwind, 
sein eingemacht in Bifamslaven, 
Auf das diß Zart Ghürn Leid fein Schaden. 
Daber erſtrecken fih noch heut 
Dife Prelatenhörner weit, 
Vnd wird jhn angetban groß Ehr, 
Gar nicht son wegen ihrer Lehr, 
Sonver pmb ihre pracht vnd madt, 
Die ihnen bat Letz andacht bradt. 


IH. Nun ift diß Ghürn auch gfertigt ab, 
Sprach Satan, O das es Glüf hab. 
Aber wir haben noch dahinden 
Das Hauptgehürn, darnad wir gründen, 
Da Trei Hörner zufammen gehn 
Vnd Trifach auffeinander ftehn, 

Iſt wie ein Eynhorn außgefpißt, 

Da zu Oberft ein Kreuß aufffigt: 
Welches dan fih gar Mayeftetlich, 

Vnd beinach, wie ihr fecht, gar Göttlich. 
Daher wirs dan zu Schmach vnd Leyd 
Der Eynigen Treifaltigfeit 

Fürs Dritt Verfuhftuf in Der Wüſten 
Brauchten wider den Gott der Ehriften, 
Als wir ihn auff den Berg han gfiellt, 
Bnd ihm gezeygt die Schäß der Welt: 
Ja ich, als die Alt Schlang, hat aud 
Dis Gtrifaht Ghürn damals im praud, 
Als ich im Paradyß Berführt 

Die Erften Eltern durch Begird. 
Darumb billich Dis Trifach Ghürn 


97 


Ziert eyns Trifachen Bößwichts Stirn, 
Billich trägt Diß Haupthorn eyn Haupt, 
Welchs eben Gott wie ich auch glaubt, 
Vnd beyds von Gott vnd Menſchen raubt, 
Vnd alles vmb Par Gelt erlaubt: 

Ja diſe Beſtia vnd Bepſtia, 

Die ich zum Irrdiſch Gott mach nah. 

In ſumma, es gebürt dem Thier, 

Welchs ich bracht auß dem Abgrund für, 
Vnd ſetzt es in den Stul auffs Küſſen, 
Auff das all Welt jhm fall zun Füſſen: 
Ja meim Statthalter muß es gebüren, 
Der Leiblich für mich ſoll Regiren 

Hie vnder eines Papſtes Namen: 

Der mich dann nimmer wird beſchamen: 
Dieweil er ſtäts wird dran gedencken 

Wer ihm diß Trippel Ghürn thet ſchencken, 
Er wird von wegen Danckbarkeit 

Vus ſtäts zu dienen fein bereit, 

Wird fich befleiſſen, vnſer Reich 

Zu erhalten, fampt feim zugleich, 

Es gſchech mit Vnrecht oder Redt, 

Es oft gleich Herren oder Knecht, 

Ja folts aud koſten Potentaten, 

So tringt ers durch, durch Ghörnt Prelaten. 


Drumb hör Beelzebub, Greifs an, 
Der Zeug ligt hie ſchon auff dem Plan, 
Vnd iſt gar Juſt nach Vnſern Proben, 
Vnd ich hab⸗Vnden vnd Daroben 
Schon angefangen, vnd drein gnäht 
Des Judas Seckel vnd Geräht: 
Deßgleichen auch die Simonei, 

Vnd die groß Pfrunden Dieberei: 
Auch vmb das Primathorn den ſtreit, 
Vnd all Rachgirigkeit vnd Neid, 
Auch Wolluſt, Ehrgeitz vnd Meineyd, 
Vnd verfluchung der Oberkeit, 

Gifft, Auffrhur vnd Verrhäterei, 


918 


Die Sodomy und Zauberei, 

Ihr andre nähe die Lugen drein, 

Bnd den Trüglichen Augenfcein. 

Hie habt ihr guten Judenzwirn 

Bon Menfchenfaßung, zu dem Ghürn, 

Hie nembt die Nadel der Durchächtung, 
Des Banns, Blutdurſts ond der Anfechtung. 
Du Mammon ftids vol Evelgftein 

Bon Schäten ver Welt, die mein fein, 
Stid drein die Falſch Donation, 

So die Keyfer folln han getbon, 

Stick drein die onzalig Geftifft 

Den Meßkram ond die Bullenfohriftt, 

Den Ablaßkaſt vnd die Annaten 

Die Pallta vnd Reſeruaten: 

Dann folch Perlein diß Ghürn mehr zieren 
Als die auß Indien man thut führen: 
Auch folt ihr ftiden zu eim Schein 

S. Petrum mit dem Schlüffel drein, 
Dann diß Horn wird fein Fifchernes 
Prauchen zu Fiſchung der Welt Schäß. 
Wolan ich feh, ihr machts gar gut, 

Ihr habt varzu ein fondern Mut: 

Ihr merdt, daß es euch auch wird frommen, 
Wann es zu feim Befig wird fommen: 
Deshalb macht euch vil Frrgäng drinnen, 
Gleich wie in Binentorb die Binen. 


Wolan du Belial muft es Firmen: 
Dann diß Ghürn foll manch Hor noch fürmen, 
Vnd fih an jhre ſtell eintringen. 

Nun thu vie Firmung gleich berbringen, 
Miſch Hölliſch Fewr ond Pech zufammen, 
Vnd Kolen auß ver Fegfeurflammen, 

Vnd mein Schweiß, der hart ift wie Stahl, 
Vnd Firms vnd Schmiers wol vberal, 

Sp wird mit Lügen, Kriegen, Trügen, 
Kein Teuffel nimmer ihm anfiegen, 

Man woll dann vor durch Degradiren 


919 


Dife Reihung von ihm Purgiren. 

Als nun war eingefalbt diß Schmär, 
Kam diß Gfalbt Horn felbft Zucifer- 

Vnd feßt es auff, vnd fpey gleich Fewr, 
Vnd fiellt fih alſo vngeheur, 

Daß den Teuffeln verging das Lachen, 
Vnd ſahen ſaur zu diſen ſachen. 

Biß einsmals er da oberpürtzelt, 

Vnd einen Teuffel herauß fürtzelt, 

Der trug ein Roten Schäubenhut, 

Vnd führt recht ein Cardinalsmut, 

Der nam das Gſchraubt Horn, führts im ſchnaps 
Gen Rom, da man gleich wehlt ein Papft, 
Auf al den Schlag, wie Satan melot: 
Seither ift noch die arme Welt, 

Mit vem Trifachen Ghürn beladen 

Vnd fan nichts ftifften, dann nur ſchaden. 


III. Nun weiß ich, das jhr, die diß Lefen, 
Mer denden, daß an den drey Boien, 
Vnd difen Zeuffelshörnern drey 
Vnglücks genug auff Erven fey. 
Diß han die Zeuffel auch gedacht, 
Die vor han die drey Ghürn gemacht. 
Man hab fih an der Chriften pochen 
Mit vorigen Hörnern gnug gerocden. 
Aber der Grimmig Lucifer 
Kam erft ins Wüten wie ein Bär, 
Der nicht ablaßt von feinem Prummen 
Bit er fihtsalles niverfummen: 
Er fchüttelt den Kopff, verkehrt das Gſicht, 
Er fhwiget Veh, vnd bet die Gicht, 
Als wolt zu Delphos er Weiflagen, 
Wann man von Schwargem ihn thet fragen. 
Bber ein weil, als er fam wider 
Zu ihm felbft, ſprach er, Hört jhr Brüder: 
Wie aber, warn ons onſer Tüd, 
Bnd die verhornte Bubenftüd 
Mit gmeltem Ghürn, welchs wir. außfdiden, 


920 


Billeicht wolt fühlen, vnd nicht glüden. 
Wie es uns dann hat gfählet grob, 
Bnd fein wüſt angeloffen drob, 

Als wir die drey Horn in ver Wüſten 
Berfuhten an vem Gott ver Chriften: 
An dem die drey Anläuf vnd Stöß 
Mit ven drey Hörnern ſcharff vnd böß 
Eben fo wenig han verfangen 


Als der da Strohalm braudt für Stangen. 


Drumb darff es wol aufffebens bie, 

Hie habt nun acht, hie hat es müh, 

Hie gilt es ſchnaufens, bie gilts ſchwitzen, 
Meh vann die in ver Höllen figen: 

Dis hat ons lang den Kopff zerbrocen, 
Bis wirg einmal auß fonten fochen. 
Derhalben gebt nun acht darauff, 


Hie ligt ver Schwan vnd Kopff zu Hauff: 


Hie fompt das Stichblatt nun berfür, 
Darauff ich fe mein Glüd gar dürr. 
Sch hab vor das Eß, Sam vnd Dauß 
Der Scellen, Klee, Herb gworffen auß, 
Aber hie bhalt ich zu dem Stich 
Die Eycheln Saw, die regt nun fi, 
Die muB es gmwinnen on all zweiffel, 
Dver es muß gar han ven Teuffel. 

Es hab mir dann ein Kegeriich art 
Bileicht gefehen in die Kart, 

Vnd diß verworfen, drauff ih harr, 
Da det ih warlih wüh die Plarr. 
Aber ich Hoff, es Soll vns glüden, 
Dieweil wir ja nichts han zu fehiden 
Mit der Perfon felbft des Weibs famen, 
Sonder denen, fo führen fein Namen, 
Darunder fih vil Lauge Ehriften, 
Vnd vnfers onfrauts vil einmifchen, 
Ja etlih alfo fich erweiſen 

Das fie billicher nach ons heyſen. 
Zudem fo wollen wir alfo 


921 


Verſehen diß ſtichblat alldo, 
Das es gar Nuglich ſcheinen ſoll, 
Vnd vorigen ghürnen dienen wol. 


Wie wolln wir aber es Formieren? 
Wir können zwar es nit Bifiren 
Auff die Art der Trei vorigen ghürn, 
Dann jedes Horn hat aub fein Hirn: 
Es muß fein fondere gftalt haben, 
Weil e8 wirt han fein fondre gaben: 
Soll doch wie andre ghörnt auch fein: 
Dan hörner dienen vns gar fein. 


Deshalb, damit ih on genaden 
Den Menſchen mög thun vierfach ſchaden, 
So will ih es zu difen fachen 
Bieredeht vnd vierhörnig machen, 
Auff das es viermal vil mehr aiftt 
In fih Halt, dann die vor geftifit. 
Weil es doch auch aufftragen follen 
Bierfah Bößwicht, der ärgften Wollen: 
Welche vil Artlicher vann wir 
Können den Schaafsbelg fehren für, 
Da fie voh Saw ond Bodsart feind: 
Wie auß dem Namen wol erfcheint, 
Welchen wir jhnen gaben fioher, 
Vnd nanteng Suiten ond wider. 
Welche onfere ſchöne namen 
Sie doch mit dem nam Jeſu bſchamen, 
(Jedoch mit Lift zu vnſerm frommen, 
Damit fie mehr ind Netz befommen) 
Sie nennen fib die Zefuiter, 
Da fie wol hieſſen Jeſu zuwider, 


Dver wie Jeſus bat zumal 
Beyd fchaaff vnd wider hie im Hall, 
Alfo feind fie die wider drinn: 
Deshalb fie auch auf diſſen finn 
Recht heyſen Zefu Böck ond wider, 


922 


Nicht Ehriften, Ehrifti ſchaaf vnd gliver, 
Dann vnſre Herd ver nam nicht zieret: 
Sonder viel beffer ihr gebüret. 

Des herrlih Name wider Chrift, 

Der Alters halb berhümet ift. 

Aber weil ver Nam Widerchriſt, 

Noch etlichen zumiver ift, 
Welchs doch noch zu gwinnen weren: 
So that den Namen ich verkehren, 

Vnd fegt das förderſt recht darhinder, 
Auf das mans finden font deft minder, 
Macht Ehrift Wider vnd Jeſu Wider, 
Für Wider Chrift, den fonft fent jeder: 
Dann wie vil wern von vns getrennt 
Het ich fie Wider Jeſu gnennt ? 
Darumb fo folln fie bleiben Wiver: 
Das vberig verfteht jhr jeder: 

Wem nämlich fie folln zWider fein, 
Nämlich dem Lämmlein Gottes Rein: 
Wider welds, als ver alt Trac, 
Sampt meim Stultbier ftäts ſtreit vnd wach. 
Daher ih dann auch Wiver heiß: 
Dann wer ift diſer, fo nicht weiß 

Das Satan heißt ein Widerſächer? 
Ein Widergeiſt vnd ein Durchächter 
Aller der Schaaf, die nur begeren 
Eins Hirten Chriſti Stimm zu hören, 
Vnd nicht zugleich auch diß darneben 
Was ich vnd mein Romthier angeben. 
Darum ich diſem Stichblatt mein, 

Dem Vierhornigen Wiverlein 

Kein beffern Namen geben fundt 

Dann meinen, welcher laut fo Rund: 
Weil man den Kindern, die man liebt, 
Gmeynlich des Vatters namen gibt. 
Daher folten fie heyfien auch 

Bon meim nam, den ih ohn fcheu brauch 
Sataniten vnd fchadaniten: 

Weil fie auch wider Jeſum wüten, 


923 


Vnd alles, was das Papfthorn ichwißs, 
Auch wider Jeſu wort felbft fchügt: 
Dann hierzu hab ich mir diß Horn 
Mit allen een aufferforn, 

Das es Sataniſch auff all ed 

Soll wiverfireben Jeſu Fed, 

Soll fein eyn Würfel, der nur gibt, 
Wie man in fohüttelt, fnipft vnd vbt, 
Eitele EB vnd wider Ehriften, 

Eitel Duater, vifes fpiel verwüften. 
Dargegen, weil ich jhm mein namen 
Hab geben, wirds mid auch nicht bichamen. 
Sonder des namens eingedend 
Fördern mein reich, durch felfam rend, 
Auff alle ed, darein ich fted 

AU mein vergifften ZTeuffelstred. 

Es bleibt eyn Chornucopia 

Der Schelmerey recht propria, 

Eyn oberhaufft vnd außgfüllt horn 
Bol trug, Lift, Raach, Neid, Gift vnd zorn. 
O Duadricorn, O Widerhorn, 

Wan ich dich vmbkehr hinden, forn, 
Alleyn ſo bloß da vorgeſchnitten, 

So ſeh ich ſchon vor deine Sitten, 
Gleich wie an ſeinem Sönlein zart 
Eyn Vatter erkent ſeine art: 

Ja ich weyß durch Nachrechnung lang 
Was in dem Orden noch vorgang: 


Ich weyß das kommen ſoll eynmal, 
Eyn Spanier Ignatz Luguol, 
(Zu Teutſch gnant Feurart Lugevol) 
Welchem zuerſt erſcheinen ſoll 
Diſes vierhornig widerhütlein: 
Der wirds auffnemmen fürs gröſt gütlein, 
(Wie Epimethes die Pandor 
Mit jhrer vnglückbüchs voll gfor) 
Wirds pflantzen fort in alln gbeiten 
Auff fein Sauherd, die Lugvolliten, 


924 


Auf fein Ignazianiſch gfellen, 

Die gboren fein im Feur der Hellen. 
Sintemal je, wie jeder weyßt, 

Ignatz im Feur geboren heyßt: 

Drumb hieſens auch wol, wie wir rhieten, 
Vulcaner oder Vulcaniten, 

Vom Vulcano, meim Hellenſchmid: 
Welcher on das nun gleich hiermit 

Wird bſchlagen diß Vierhorn am Ecken, 
Gleichwie den recht Kriegiſchen Böcken. 
Ja Ignazius ſelber wol 

Noch mein Vulcanus werden ſoll, 

Weil er wird hincken wie Vulkan, 

Von einem Schuß, den er wird han 

Von Frantzoſen, zwiſchen den Beinen: 
Dann er will auch ein Kriegsman ſcheinen, 
Aber wann Krieg jhm nicht will glücken, 
Wird er zur Gepftlichfeit ſich ſchicken: 
Dann wie man fpricht, Ein Landsknecht faul 
Gibt noch ein guten Kloftergaul, 

Aber fompt auß dem Klofter er 

Sp gibt fein Adergaul er mehr. 

O frew dich du vierbornig Thier 

Wann dein Erfi Haupt befommen mir 
Zu einem Schmid, da wölln wir ſchmiden 
Daß es fol fundeln voll Bnfrivden 

Sa all vier Eck vnd Theyl der Welt, 
Dann drumb ift vein Horn Edecht bftellt. 


Auch frew dich du Trifach Gehürn, 
Welchs vein Kopff firefft biß ins Geftirn, 
Hie hab ich dir ein Ghülffen gſchafft, 
Welches dir wider helf zu Krafit, 

Wann dir villeicht dein Horn wolt finden, 
Dver dein Macht an eim Bein binden. 
Dann diß breyt edhorn bat vier Dorn, 
Iſt vmb eyn Argborn höher gborn, 
Befteht für vier Man auff eynmal: 
Erflih für eynen Mönch gar wol: 


925 


Darnach für eynen pfaften au: 

Zum Dritten, welchs nicht vil im braud, 
Für eyn verlobten Schulregent, 

Der auff fein Art die Jugend wendt, 
Vnd ihr einbrent durch Bubenwerd 
Des Papft trifachen horns gemerd: 
Bnd zum vierdten für eyn Landftreicher, 
Vnd darneben eyn hinverfchleicher. 
Seht, wen foll billiher gepüren 

Diß würffelgviert Platthorn zu führen, 
Als diſer abgeführten giellen, 

Die als eynsmals faſſen wollen 2 
Haben vier Köpff in eynem but, 

Vnd in vier Köpffen einen mut, 

Vnd tragen onter eynem Kleyd 

Bier Ständ von groffem vnterſcheyd? 


Darumb möcht wol jhr andre Pfaffen 
Mit vem Hürlein nichts han zu ichaffen, 
Behelftt euch ewerer Pfaffenſchlappen, 
Vnd ſecht daß ihr die meß recht Knappen. - 
Degleihen aud jhr Canoniften, 2 
Ihr Papftlicher recht Decretiften, 

Hei lieb rürt nit diß Würffelhorn, 
Es wird euch ſtoſen fonft im zorn. 
Dann es ſtoßt auch vil Mönch vnd Pfaffen, 
Von jhrn geſtifften, jhn geſchaffen: 
Fürnemlich die vier Bettelorden: 
Die ſonſt darfür gehalten worden, 
Das fie die vier ftard Räder waren 
Auff welchem fahr mein Kirchkarren, 
Jetzund ligen fie da gefiredt, 
Vnbedacht, wo mein Karren ftedt, 
Dis maht diß ghürn ıft wol daran 
Bey der Trifach gehörnten Kron. 


Dieweil es gelobet nicht alleyn, 
Wie andre ordensleut in gemeyn, 
Trei glübd, Keufcheyt, ghorfam, Armut, 


r 926 


Sonder, dieweil es führt am Hut 

Bier born, fo globt es noch zu vifen 
Das viert, welchs warlich wol zu willen; . 
Nämlich, zu fein des Papft Ieybeygen, 
Vnd all fein Lehr für recht bezeugen, 
Sein aberglauben in all Land 
Ausipreyten, wie ferr ers au fandt, 
Sein Römiſch Kirch alleyn aufbringen, 
Vnd alle andre nidertringen, 

AU fein gebeys, fein trachten, dichten, 
Mit blinder ghorſam gleich verrichten, 
On nachgedacht, ob es fey redt: 
Sonder fih vberreden ſchlecht 

Das ſolche Heyligfeit nicht künn 

Etwas arges nemmen in Sinn: 

Fa wann er auch verderbt die Welt, 
Nur fagen, Ja Herr, wies euch gfällt: 
Sa ſchaffen, daß man vberall, 

Ihn anbett hie, vnd ibm zufall. 

Seht, ift auch je ein Horn gemefen, 
Welchs vom Papfthorn wer fo befeflen ? 
Nein gewislih: Drumb hab ich zum Stich 
Behalten dife Saw für mid: 

Ja ich hab diß vierbornig Thier 

Erft bracht auß tieffftem Abgrund für, 
Das es erfi fomm zur letften Zeit, 
Vnd verwirr zur Les alle Leut, 
Berfinfter auch der Sonnen Klarheit, 
Vnd vontertrud das Liecht der Warheit, 
Vnd ſchaffe daß die Leut darfür 
Anbetten auff dem Stul das Thier, 
Welchs durch mein frafft fpeut Fröſch vnd Krotten. 
Die fih zu dem Edhorn auch rotten, 
Vnd laſſen fih auch mit behörnen, 
Damit fie Bubenwerd meh lehrnen: 
Daher wird auch genant diß Ghürn 
Schiltkrotthütlein vnd Krottenihirm, 
Auch mein Wurffpeihel vnd Eckpeihel 
Vnd meine Würffel vnd Zweckeihel. 


927. 


Aber man nenn es wie man woll, 
Wann ihr nur wüßt, was es fein fol: 
Nämlich vierhornigs Wiverhütlein, 
Welchs ich brauch für mein letſtes Mütlein, 
Darmit ih auf all Eck will fchirmen, 
Vnd Zefum ven Edfftein beftürmen, 
Vnd jhm nun weifen, was da feien 
Meine vier Ed gegen fein Treien: 

Hat er nicht gnug am Widerchriſt, 

So zieht jeb auch zu Feld gerüft 

Der Luguolliſch Jeſu Zumider, 

Der wird eg nicht angreifen nider, 

Er wird dur fein Boßhafftigkeit 
Berwefen vnſere ZTeuffligfeit. 


Deßhalben O Herr Beltal, 
O Belzebub, mein Cardinal, 
Ihr Feldteuffel ond Rumpelgeyfter, 
Die auff betriegen feit die Meifter, 
Bei ewern Pflichten ih erman, 
Steht bie an dife Arbeit an, 
Die euch und ons zu Nus gereicht, 
Wie werden fonft für Teuffel geſcheicht: 
Braucht bie all ewer Hinverlift 
Die im hinderſten Windel ift, 
Scheißt fie zufammen in die Schlappen, 
Die auff vier Eden thut auffichnappen, 
Wann man nur angreifft das ein Horn, 
So plitzen noch drei auff vor Zorn. 


Nun reg dich bie du wüſt Profey, 
Reg dich mein Mummerjacrifiey, 
Geb mir das ärgft ond wüſt gerhät, 
Welchs man für ſchön doch anfeh ftät, 
Geb mir Scheinheylig Teuffelthum, 
Vnd verteuffelt Scheinheyligthum. ° 
Seht da, es gieng mir für vie Nas 
Ein Gftang, welchs gwiß fein Bifam was, 
Iſt Hölliſch Biſam auß dem Pful, 


928 


Darein in Emwigfeit ich fuhl: 
Darbei ift gwiß diß Thuch gelegen, 

Wie ihr es Pechſchwartz fecht zugegen. 
Da habt ihr meiner Farb ein Thuch, 
Daruon ich felbfi oft trag ein Bruch: 
Dis Thuch hab ich felbft zugeichnitten, 
Vnd es verderbet wol zum dritten, 

Auch hat ein Schär drob gnommen ſchaden, 
Ehe es zum vierten ift gerbaten. 

Drumb bleibt es wol ein Meifterftüd, 
Vnd wird ftäts heiſſen, ver hab Glück 
Der recht Fan treffen den Duadrangel 
Das er auf all Ef Hab fein mangel. 
Run das es nit on Auter fei, 

Habt jhr ein Fewrrot Thuch hiebei, 
Welchs man ob der Hölliihen Blut 
Gefeurt bat, biß es ſah wie Blut: 
Dann wo Hölifh Pech ift von auſſen 
Sol billih drinn Hölliſch Feur haufen. 
Hie ift auch Fadem zugericht, 

Sehr wol gewächſſet vnd gepicht 

Bon Sovoma Gomorra Pech, 

Dörfft nicht forgen, daß er euch prech, 
Sch mach fonft drauß Barfüfer Cörden, 
Vnd Strang, wann man fich felbft will Mörden: 
Hie find auch Nadeln gftählet fchon 
Vom beften Stahl von Babylon, 

Die ſelbſt Vulcanus hat geftählt, 
‚Der feiner Kunft gewiß nicht fählt. 

Kun tapffer an die Arbeit ber, 

Steht drein, als obs das Stichblatt wer 
Arbeit als Bnfinnige Teuffel, 

Die gilt es uns die Saw on zweiftel. 
Der Belzebub vnd Belial 

Vnd die andern Mitteuffel all 

Die waren nicht zu manen lang, 

Sie griffens an gleich in eim ſchwang, 
Namen das Hütlein zugeichnitten: 
Spraden: Liebs Hütlein ſey zufriven, 


929 


Wir wollen dich fo ſchön zubugen, 
Du muft vil taufend Seelen vns Nugen, 
Nun fehr dich vmb du Wiverfein, 
Du bift mein Liebes PBrüperlein, 

Du bift nit feyl vmb die Statt Rom, 
Dann du bift dahin der recht Krom. 
O D wie wird dich das Trifach Ghürn 
Bon vnfertwegen fo bo ziern: 

D wie wirftu von onfertwegen 

Ihm wider dienen nah vermögen ! 
Drumb nemmen billihb wir die Müb 
Daß wir dich ſchön ftaffieren hie: 

D Schönes Satanitenhäublein 

Wie manden wirftu vberdäublen 
Dur deinen Bierbornigen Schein, 
Bei dem wir fonft nicht fümen ein. 
DiE fagten fie, vnd ſungens ſchier, 
Vnd ſtachen allweil drein mit Gier, 
Spisten die Hörner artlih Rund, 
Setztens auff, daß es artlih ftund: 
Sie vberftülptens au, zu feben 
Wie auff diefelb weiß es wird fteben, 
Ob etwann folbe Narren kämen 
Die auff diefelb weiß es annemen: 
Ste zogen Fädem dur vie Mitt 
Vnd Trähtens dran herumb all Ritt, 
Sie wurffens auch bei guter Rhu 
Einander für Wurfpeihel zu, 

Vnd fpielten als mit Würffeln mit 
Thief oder Blatt, Ruf over Schnitt. 


Des Zeuffels fein Großmutter Alt, 
Sampt ihren Töchtern Vngeſtalt 
Speuten in ihr Schwartz Rungleht Hand, 
Strichen das Hütlein auf all End 
Daß e8 gab Funden, wie die Raten 
Wann man fie ober Ruf will fragen: 
Sie braucten auch did Fingerbüt, 
Warn ob dem Hütlein jehr bemüht, 

39 


930 


Brachen zwo Nadeln ob dem Nähen: 
Wie aub Buldan es hab verfehen: 


Wann Bruder Naß zu ihn fompt ſchwitzen, 


Wird ers ihn wider können fpigen. 
Seht, wie groß Müh diß Hütlein nam: 
Drumb ift ven Schneidern feine Scham 
Das fie diß Hütlein mit fein Falten, 
Für jhr gröft Meifterftuf heut halten, 
Weils doch die Teuffel faur fam an 
Ehe fie vollbracht die Hornſchlap han: 
Was müßt erfi Meifter Nafen gicheben 
Wann er dergleichen Ghürn müßt nähen ? 
Er wird gewiß darob mehr fchwißen, 
Als warn er foll böß Fever frhligen. 
Nun Frater Naß Näh was er bat: 
Ich muß widerumb zur Werditatt. 

Die Teufel waren all nicht müßig, 

Sie Nähten drein all onverdrüßig, 

Es gieng von ftatten, als ob fchlecht 
Shr Bruder Naß, der Schneiderfnecht 
Eim Barfüfer ein Mönchskutt flict 
Dver eine Schänphury ftidt: 

Etlih die Nadeln fpigten- fein, 

Etlih die Fademten ein, 

Eilih das Cornut Hütlein Meßten 
Nah vem Triangel, and es Preßten: 
Etlib mit heiſſem Stein es brannten, 
Etlih ober den Leyft es fpannten: 

Den Leyſt nanten fie Heucheley, 

Den Stein, die Römiſch Lieferey, 

Den Triangel, Papfts Fantafey, 

Die Nadel, Römiſch Tyranney: 

Den Fadem nant man Aberglaub, 

Das Thu, fampt Futer, Gottsehr Raub: 
Den Seiden Bord, Schmeichley genant, 
Bergaß man auch nicht an dem Rand. 
Als es nun fertig was bißber, 

Da rufft erfi laut der Lucifer: 


931 


Nun ſchließ dich auf mein Ardeley, 
Mein Schagfammer voll Schelmerey : 
Nun nempt jhr Hütleinmacher drauß, 
Damit ihr ſpickt diß Hütlein auß. 


Der Beelzebub alsbald darhinver, 
Laß zufamen das ärgft Geplünver, 
Näbts forn zur Spitzſchlacht ins fpig Ghürn, 
ALS die verfhamt Hörnin Hurnſtirn, 
Vernäbet drein Abgötterey, 
Berblendung vnd Berzauberey, 
Den Zeuffelsiift im Paradyß, 
Die Schmeichelwort vergüfftet füß, 
Aalich Herb, Falſch Sinn, Arglift, Betrug, 
Sceinarmut, die vollauff hat gnug, ® 
Die Jugend ombionft wollen lehren, 
Vnd fie doch theur genug verkehren, 
Andre tröften, vnd felbft verzagen, 
Ehrgeitz vnd Rhumſucht fill verfchlagen, 
Zur Augenblendung ſein demütig, 
Aber im Hertzen Bärenwütig, 
Sich ſtellen euſſerlich andächtig, 
Aber im Hertzen ſein Schanddächtig, 
Im ſchein euſſerlich Phariſeiſch, 
Im Hertzen heimlich Saduceiſch: 
Viermal ſich Geyſſeln in der Wochen, 
Das vngzämt Fleiſch zu oberpochen, 
Eben gleich wie vie Baalspfaffen, 
Vnd gleihwol, weiß nit, bei wen ſchlaffen 
Bnter vermumpter Hurerei 
Geloben groſſe feufche Trew, 
Die Pfaffenköchin ſchelten hoch, 
Vnd verkleid Huren halten doch, 
Den falſchen Rhat im ſchönen glantz 
Vnd hinden mit eim Trachenſchwantz: 
Solchs alles ins Erſt Horn er näht, 
Darzu er ſonderlich auch thet 
Falſch Wunderzeychen, welche ſchafft 
Der Teuffel, durch ſein trüglich krafft. 


932 


Darneben nam au Belial 
Was in gut dundt in feinen fall, 
In die ſpitz Flügelbörner bey, 
In die hörner der fehlacht zur feit: 
Als allerhand Sophifterei, 
Verkehrt Heydniſch Philoſophei, 
Sophiſtiſch greiff, Ränck, Tück vnd ſtück, 
Vnd Argument voll zweiffelſtrick: 
Bil Crocodylitates groß 
Vnd Syllogismos Cornutos, 
Diß haftu was nicht haft Perpirt, 
Die hörner haft nicht Amittirt, 
Ergo, vie hörner haſtu no: 
Komm ich nicht bald, ſchlief ſelbft ins Loch: 
Vnd andre vierfah Argument, 
Die eyn im Finftern bald han blendt. 
Auch weit geiuchte Frembd außlegung : 
New diftinction ond Zerlegung: 
Die funft, Fürg für gwürg darzu fchieben, 
Des Papft faat für Biefam zu lieben 
Mutirn Quadrata Rotundis, 
Spig für knöpff, vnreyns pro Mundis. 
Item das freuel Plaudern Breyt, 
Die Narrifch groß vermeflenheyt 
Als vngereimts zedefendiren, 
Vnd omb den Gänßtreck eynzuführen, 
All greifflich Mißpräuch zu verkleyben, 
Eynen mit gſchrey zu vberdäuben, 
Alles waß vom Papſft flindt zu räuchen, 
Allen fein harten Tred zu weyrhen, 
Die Warbeyt an den Papft zu binven, 
Vnd jhn als eyn eckſteyn zu grünven, 
AU fein Decret, Concilia, 
Zu balten für Euangelia, 
Zu glauben, das er ohn all ſachen 
Mög New Glaubensarticul machen, 
Vnd was er redt, ſei Gottes Mund, 
Wann es ſchon ifi des Trachen Siblund: 
Vnd warn man für ihn komm getvetten, 


933 


Mit man mit Fußfall ihn anbeiten, 
Treimal zum Fall an die Bruft fchlagen, 
Vnd treimal Miierere fagen. 

Auch ander vil dergleihen Kunft, 
Vnd allerhand fonft Lugengipunft, 
Sampt vergifftung der Jugend zart, 
Näht Belial zur feiten hart, 

Er ſchiß vie feitened allbeyd 

So voll vieredeht gichidlichkeyt, 
Das Lucifer gleich fagt, Ich meyn 
Sie folln mein Dintenhörnlein fein, 
Daraus ich allzeit vollauff Hol 
Darmit ich meine Lugen mol. 


Nun weiter das man fertig bald 
Den Nachtruck ond den hinderhalt. 
Daſſelbig hinderſt horn ftaffierten 
Biel Teuffel, mit vil Teuffelszierden, 
Mit Blutpractice vnd Greulichkeyt 
Mit Mordſtifftung, Bnfrivfamfeyt, 
Mit ven fhürgabeln der verhegung, 
Bud mit Feurpfeilen der verlegung, 
Mit den vergifften Lugenfpiefen 
Mit händeln wider das gewiſſen, 

Mit ſtummer Sünd, verrhäterei, 

Vnd Mameluden allerley, 

Welche wol heyien Zeufelsiuden 

Weil fie gar wol fein Art außtruden: 
Vnd als diß ef nicht gwichtig war 
Septen die Teufel fih drein gar: 
Die Halten recht die hinderwacht, 
Schügen das hütlein in al Madt 
Stieben herumb zu den QDuartiren, 
Sie meh zu begen vnd zu fhüren, 
Sind recht brandſchürer, Lermenblafer, 
Bnd aller Rhu ertzfeind vnd haffer. 
Seht feind diß nit gar ſchöne gaben 
In difem hindereck begraben ? 

Seind diß zum ftih nicht gute Blätter: 


934 


Keyn wunder, das viel Hechſenwekter 
Entſtehn, vnd das der Luft wird zornig, 
Wann darein fompt diß Thier vierhornig. 
Derhalben auch ver Lueifer 

Da er fab außgemacht fo ferr 

Die hütlein jampt dem was drinn flad 
Vor Forchten ſelber er erihrad: 

Weil ihm vor Augen gleich tbet fihweben 
Was für Jamer es werd erheben. 
Sleihwol fprab er, Nun zörn wer wöl, 
Dis hütiein bleibt doc vnier gfel, 

Vnd onſer letſt geburt vnd gſchöpff, 
Welchs ändern ſoll alsbald die Köpf, 
Sobald man es nur wird auffſetzen, 
Solls gleich eyn ander Art einetzen. 


Vnd ſolch kraft baß jhm zurwecken, 
Sampt allen hütlein, die drinn ſtecken, 
So wollen wir es nun einweihen, 
Vnd jhm ſolch vnſer kraft verleihen. 
Auff diß, fo legt er für ſich var 
Diß Widerhörnlein, wie es war, 

Holt auß des Vulcans finſter kammer 
Hölliſch Pech, ſchwebel, rauch mit Jamer, 
Das Babyloniih Römiſch gifft, 

Des Fegfeurs niblig Lüft vnd düfft, 
Räuchert diß ſorglich hütlein wol, 

Auf das es ſtäts des aftands bleib voll, 
Er räucert es jo mande fart 

Das es daruon noch fhwärger ward, 
Er Pichts auff alle Ef vnd fpalten, 
Auf das es mög fein vnflat bhalten, 

Er Feurets wie eyn newes Faß, 

Auff das es feinen gſchmack nit laß: 
Er Feurts fo fehr, das etlich hörnlein 
Fiengen zu zeygen an eyn Zörnlein, 
Gaben von fih ſolch borngeftand, 

Das die halb welt daruon ward frand. 
Damit nun Meyfter Lucifer 


935 


Difem geſchmack was helff und mehr, 
Ließ er drüber eyn ſolchen ſcheyß, 
Daruon man noch zu fagen weyß: 
Dann daher fompt es, das man fpricht, 
Die Suiter ond ihr gedicht 

Seien des Teuffels Letfter Furg, 

Der doch vor angft ihm ward zu kurtz. 
Hiernach, als diſes auch vollend, 

Die augen er im kopff vmbwend, 
Gleich wie eyn Kalb an eynem ſtrick, 
Vnd gab die Teuffliſchten Plick 

Das die Jung Teuffel ſchier erſchracken: 
Da nam er erſt feinen Feurbaden, 

Legt ihn auffs hütlein ſchön mit Ehren, 
Vnd hub zwen Finger auff zu Bichweren, 
O Hütlin, Sprad er, Wiverhütlin, 

- D du Bierefechtes Suitlein, 

O Hütlein, aller Hüt eyn Buß, 

O Hörnkein, aller Horn ein Trug, 

O Hütlein, vor dem man fich hüt, 

O BHütlein, welchs nur Schälf außbrüt, 
Ja Bierfah ond Viereckecht Schäld, 
Gefütert mit vier Teuffelsbälck, 

O Hütlein, auff vier Eck gewendt 

Aus böſer Stuck vier Element, 

Did ſoll anbetten ongeichewet 

Alles was jonft mein Hörner ſchewet, 
Vnd wer dich ehrt, Hoch over River, 
Der fol geehret werden wiber, 

Wer aber dir wird Wiverfprechen, 

An dem wolln wir vns vierfah Reden: 
O Stolges Hütlein, Heuchliſch Hütlein, 
Run wacker, Run erheb das Mütlein, 
Du wirſt durch einen Heylgen Namen 
Die Heyligkeit noch ſelbſt beſchamen, 
Du muſt vnſer Wünſch-Hütlein ſein 
Durch welchs wir ons fein kauffen ein: 
O Wiverlein Cornipeta 

Run heb vnd Zollir Cornua, 


936 


Weil wir die Hörner dir Addiren, 

Sp magfiu fie wol Practiziren : 

Kun mein Dirnftoferlein, Stoß hir, 
Vnd ſey ein Spin für eine Bien, 
Stoß vmb, wo wir nicht mögen fiofen, 
Vnd verderb was wir vberig Ioien, 
Nun weicht dem bütlein, weicht im do, 
Cornu ferit ille Caueto, 

Das wiverlein fioßt auff vier Eden, 
Es fan den Teufel gar außeden, 

O Trughaffts hütlein, mit vier Scheinen, 
Schein anderſt, ald wir ed gemeynen, 
Sa ſchein als werft der Jeſus gliver, 
Vnd ſei doch ſtäts Jeſu zu Wider, 
Wider dich wider jhn allzeit, 

Arietier auff ale feit, 

Durh all Quartier der gangen Erden, 
Vnd verführ, wo es nur fan werven, 
Auch die Erwehlten, durch falſch Ränd, 
Durch wunderfelfam Lugenſchwänck: 
Thu wunderzeychen durch mein kraft, 
Vnd bebalt all mein Eygenſchafft, 
Verhetz die Leut, mach Meiterei, 

Helf zu verfolgung, Tyrannei, 

Schärf dem Papft fein Kerauniſch Stral, 
Sein Fluchen, Bannen alszumal, 

Sey du das Hornthier, welches ſchaft, 
Das man anbett der Beſty Krafft: 

O Suitet, Satannüıet 

Aller Schelmerei, Quotlibet, 

D du Neue Pandoraebüchs, 

Eine Grundfupp alles vnglücks, 

O Bulcaniten, Lugvolliten, 
Ignazianer, Satanıten, 

Ewer böllifch vierhornigkeyt, 

Hab ich zum Stichblatt mir bereyt, 
Ihr ſeit mein rechte Eychel Saw 

Auff die ich jetzund baw vnd traw. 
Ewere Quadricornitet 


937 


Iſt mein letſt Tracht zu dem Pandet, 
Euch allein mein Nam Satan gbürt, 
Weil ihr wie würffel ab feit gfürt, 
Vnd eben gleih wie ih auch ſchnöd 
Dem edftein Jeſu mwiderfteht. 

O du ſchönes Cornutenfchläpplin, 
Du gibft eyn gutes Mummerkfäpplin, 
O Hornfirn, O Hurnſtirn, 

O Hörnertrutzig Eckecht hirn, 

Du biſt erwünſcht auff all vier eck 
Zu fein eyns wider Ehriften deck, 
Dan auff all eck kanſtu dich ſchrauben 
Gleich wie Protei Zauberhauben, 
Vnd kanſt an höffen dich eynſchicken, 
Vnd in die ſchulen dich einflicken 

Zu blenden beydes Jung ond Alt. 
O Würffelhütlein wolgeſtalt 

Nun mach dich auff die fahrt dahin 
Mit deim vierfachen Bubenfinn 

Füg dich in die vier eck der welt 
Vnd ſei vnſer Leutenant beftellt, 
Was wir für vnrhu nicht erwecken 
Die erweck du mit dein vier Ecken. 
Sobald ver Lucifer diß bett 

Bber dem Hütlein außgerent, 
Verſchwund ver Tag im Augenplid 
Daß man nicht fehen font ein ftid, 
Vnd ging folh ſchrecklich Tonnern an 
Das vrab erfhradf gleich jederman, 
Vnd war nicht anverft anzufeben 

Als wolt der letfie Tag zunähen: 
Indeß, weil alfo zörnt der Himmel 
Berflog das Hütlein im Getümmel, 
Vnd fügt fih zu ven Menſchen fchnefl, 
Daß es fie plag, vergifft vnd auell, 
Vnd recht erweyß durch Buberey 
Daß es das ärgſte Hütlein ſey, 

Ja vaß es alles diß erſtatt 

Darzu es Satan bſchworen bat: 


938 


Secht alfo habt ihr lieben Leut 

Den Briprung alles vbels heut, 

Bund wer ein folhs nicht glauben will 
Der wirds bald fühlen nur zu vil. 


Hiemit fo nempt alfo für gut 
Ihr Suiter mit vnſerm Mut, 
Auffs nächſt, wann Ewr Cornutitet 
Anderſt auffſetzet jhr Paret, 
Wollen wir diß, welchs hie nun wird 
Legentenweyß allein Tractiert, 
Comedyweiß auch führen ein A 
Darzu wol ung bebüfflih fein 
Mein Meifter Naß mit Fadem recht 
Vnd eim par Toßend Schneivderfnedt, 
Die one, wann das Spil foll geicheben, 
Darbei ein toßend Hütlein nähen. 
Wolan mein Nas, benaß es wol, 
Dann diß dein Meifterftud fein foll, 
Vnd trifffts nicht recht mein Meifter Hang, 
So ſeh zu, welder gwinn den Krang: 
Dann es ift noch dahinven blieben 
Das einfah Kappenborn vnbichriben, 
Welchs wir nur vberloffen haben, 
In Hoffnung mit mehr Nachzutraben. 


Drisx#, 
1. Licet. missa est. Est missa. Licet. I. Plaudite, 


Getruckt zu Laufannen, bei Ganwolf Suchnach. 
m DZ CLE 


939 | 
11. 
Kurger vnd Woldienlicher Vorbericht, 


von Vriprung, Namen und Gebrauch der Emblematen, 
oder Eingeblömeten Zierwerden *). 


1. $Sifdart 6. MengerD. 


Demnach vermutlih, daß auch bei vilen verfiändigen 
diſes Büchlins fremboer, vnd noch zur zeit bei den Zeut- 
fchen ongewohnter Titul oder Vberſchrifft, etwas befrem- 
dens vnd nachgedenckens wird gebären, bat mich demſelbi— 
gen vor oder viel mehr zu Steur zufomnien, darvon mei 
nen verpriächlichen vnd Gutvundflichen grund neben bericht 
von vrſprung vnd gebraud ver Emblematen, vorbergehn 
zu laffen, für wolnötig angefeben. 

Bedunckt mich verwegen zuforderfi, vaß auß betrachtung, 
weil der Nam Emblema anfönfftiglih von ven Griechen 
nit gänglih vorhabenver Materi, namlich den Poetiſchen 
Geheymnußlehrigen Gemälen eygen gehörig zugegeben, fon« 
der von andern Arbeytfinnigen Künften entlehnet, vnd auff 
gedachte Lehrgemäl verwendet und gezogen worden: Wir 
aber bei je&iger zeit eben diſe Künft, von denen fie es 
gleihnußweiß geſchöpfft vnd geholet, gleihsfalls inn täge 
lichem üblichem geprauch haben: uns auch nunzumal der- 
gleichen Freiheyt von vnjeren heut wäfentlichen Künften, 
wörter vnd Namen auffzunemmen, vnd vorgefallenen Sa— 





”, Emblematvm Tyrocinia: Sive Picta poesis latino-germanica, 
Das if: Eingeblümete Zierwerd, over Gemälpoefy. Jun— 
baltend allerhand Gebeimnußlehren, durch Kunftfündige Ge- 
mal angepradt, vnd Poetiſch erflaret. Jedermanniglichen, 
beydes zu Sittliber Befferung des Lebens vnd Künftlider 
Arbeyt vorftendig vnd ergeglid. Durch M. Mathiam Holg- 
wart. Eampt enner Vorred von Briprung, Gebraud vnd 
Nutz ver Emblematen. Nun erfimals in Trud fommen. Zu 
Straßburg bei Bernbard Jobin. M. D. LXXXJ. Mit Keyf. 
May. Befreiung. Nur diefer Vorberidt ift von Fiſchart.) 


940 


Daß aber vergleichen finnreihe Fünft, wie fie bei ven 
Griehen geweſen, auch bei ons gangbar vorhanden, ift 
leichtlih zu erwerien. Dann gleich wie etwan bei der Jo— 
ntichen , Toſcaniſchen, Corintbifhen und Römiſchen Blü— 
zeit, die Gebäu durch merdliche der Kunftfündigen Bau— 
meyſter Emfigkeyt, werdlich geziret vnd berfürgefpigelt wor: 
den, mit allerley Kunftartlibdem Blumwerd, Schmudbögen, 
Ehrenporten, Capitälen, Holkälen, Krängen , erbabenem 
Laub, gezogenen Reben, vmbgeflochtenem Hebbäu, auffge 
bendten Früchten vnd eingemengten Bildern, Thieren vnd 
Dalbwerden: Welche famptlich beyd eingehauene, auch ane 
vnd zugeſetzte Kunftzirden vnd Kronfeulcen, fie Emblemata, 
das ıft, Eim oder angeworften arbeyt, vnd Eingeblümete 
Runftftüdlin nannten. 

Alto heutigs Tags vil mehr, da alle Künft nicht allein 
den Alten abgelehrnet, fonvder noch vil zu errabten auffge- 
geben: Ja wol gar die Schullehr zugemutet würd; iſt 
nit allein gedachte Baufunft, fammt aller benannter zirli— 
cher vnd artliber zugebör inn blühigem wäfen: Wie folchs 
beinahe inn allen Stätten icheinbarlih darthun und erwei- 
fen mögen, allerhand gemeyne und befondere Gebäu, welche 
zu dem, das fie gemachlich vnd befömlich angeftellt, auch 
von erhauenen, verfeßten und gemwelbten Borbauen, Er: 
Fern, Bildwerden vnd Gemälen auff ond zugerichtet ftehn 
vorhanden: fonder man erfärt täglich, welchermaſen es 
auch andere Kunftfinnige Handwerd in vergleichen zirlichem 
zufag der Baumeyfterei nicht fo fehr nach, als zu vnd 
vortbun. 

Dan daß ich der Bildhauer gefchweige, dieweil fie doc 
heut mit den Zimmerleuten vnd Steynmeßen als für ver: 
eynet gefchäßet werden, fo befebe man die Goltichmid, mit 
jrer geftochenen, eregten, erhabenen vnd getribenen Arbeyt, 
wie fie die alfo fo hoch pringen, daß fhmwärlih in Metall 
beffers könnt zumegen gebracht werden. Vnd warlich, der 
Diuinus oder Himlifh Alcimedon jeßiger zeit mit feinem 
verfchrepten Monatbecher bei vem Bergilio weit dahinden 
ftebn müßte. 

Dedgleihen welche bärte der Steyn, ja Eiſens vnd Sta- 
hels, fan die Embfige Mühfame vnd vnermüdete Künftliche 


941 


Hand des Sigelgrabers vnd Geſteynſchneiders außſtehn? 
das fie nicht als Aramantiih Bodsbiut, fie auff alle weiß 
jres gefallens ergraben, erheben, erbeygen, erweychen, er- 
welden, außhölen, vnd wie ein Leymen, Wachs vnd Teyg 
zu allem Luft inn Geheymnußreiche Bildnuſſen vergftalten, 
änderen, transformiren vnd Metamorphofiren? vnd alio 
biemit es dem Kriegserfahrenften Horführer Hannibal zu 
thun, der das Alpengebürg mit Eſſig wußt zu eriprengen, 
zu theylen ond zu zerfpillen. 

Vnd daß noch mehr ift, wer het je gemeynt, daß man 
von allerhand farb Wollen, Geipunft, Näbetsfavden vnd 
Seiden, follt ein folb Getüch, Plag, Ted, Sergen, Wand— 
thuch, Vmbhang, Laden over Täppich, ftiden, ftriden, nä— 
hen, wirden, weben, das Lebhaffter anbildung halben ſchier 
den Maler mit feiner Steinfarbenfunft möcht ſchänden? 
Wa nicht ver augenfchein heut an ver Fürften ond Her: 
ren Sof eynem gleichiam den Glauben inn vie Hände 
gebe ? 

Folgends was wunderliches vnd Sinnvergriffliches vn— 
terſtehn ſich nit die Mufirer, an die Wänd, Mauren, Ge: 


bün, Säulen, vnd auff die Paviment, Eſterich, Gepfläfter, 


Wehr vnd Wafen zu treiben, zu malen, oder zu vifiren? 
Dedgleichen inn was Form ond lebhaffte Farben haben 
nicht neulicher zeit die Niverlandiiche Zigelbrenner vnd 
Töpfer inn Srandreich jren Leymen getriben vnd gebrennt : 
Wels fürwar nicht weniger mwunderlich zu ſchauen, wie 
Emblematifch vnd verblümet fie die Rörbronnen, Bärhlein 
vnd Wüäfferlin , mit Lebhafften Fiſchlein, Schneden, Mu: 
ſcheln, Waſſerthierlein, ond fonft Zierwerck, auß vnd inn- 
wendig pflegen herfür zu fpiegelen: Als der Schreiner zu 
Augſpurg vnd anderswa eingelegte Arbeyt, Durch vnd ein— 
zug inn allerhand farbholg, darmit fie das Getäfer, Ge 
fims, Berichrot, Zafelen, Leyften, Laden vnd anders, als 
wer e8 gemalet, pflegen einzufaſſen ond zu zieren. 
Solcher aller benannter Künft fleiß aber auff Neben: 
ſchmuck der Sachen gewendet, wann er fürnämlih von 
Kunftgegründetem Fund vnd Deitnuß beftebt, haben vie 
Griechen Emblemata, Kleynotgehänck vnd Einblümungen 
genantz auch offt mehr auff denſelben außwendigen Zu: 


— 


942 


faß, alg den Principalinnhalt achtung geben! Diemeil er 
gemeynlich viel herrlicher, als das Stud, darum es ge- 
macht worden, von wegen einbaltender Geheymnuß, gewe— 
fen: Wie dann diß noch täglih an der Maler Rollwercken 
vnd Compartamenten beicheinlihb, daß fie offt weitläufft- 
ger, nachfinnlicher vnd verftandreicher , alg vie einftehend 
Sad selber ſich erweiſen: Gleich wie offt ein Indianiſch 
Edelgeftein, Kleynot, Geichmeid, oder wichtiger Schaupfen= 
ning an eyner guldenen Schnur oder Ketten angebendt, 
an werd, frhöne, vnd achtung felbs vie Kett vnd Schnur 
weit vbertriffet. 

Dieweil aber ſolche Schmudfachen das mehrertheyl, wie 
gedacht, schöne lehrhaffte, Tieffgefuchte, Nugliche vnd er: 
göglihe Meynungen vnd Manungen zu vnterricht der Leut 
rürftallten, ift nachmals folder Nam den Sinnreiden Er: 
findungen, Poetiichen Dichtungen, Gemälmvfierien vnd 
verdedten Lehrgemälen , dergleichen in diſem Büchlein et: 
liche vordanden, angewachſſen. Darum haben auch wir 
nunzumal in vnferer Sprach, gleich fo wol als die Grie— 
ben, vns difer Freiheit angenommen, vnd von obberürten 
Künften auf fürgeichlagene Materi fondere Wörter vnd 
Namen verwendet: Gänglih dafür haltend, wa man vor: 
gefegtes alles gründlich erwiget, daß man fich nicht mehr 
der Frembve zu verwunderen, fondern der Deitlichfeyt vnd 
Reinlichkeyt vnſerer Syrah wird zu befrauen haben. 

Forters der Emdlematen vrſprung belangend, find dar— 
von zwar mancherley meynung: Gleichwol meins bedun- 
dens, fan man feynen gemifleren, ale die obbeitimpte Bau- 
fünftlichfegt Segen. Vnd ift aber nicht defto weniger diſes 
auch darbei zu willen, daß ſolche Deutungsgemäpl oder 
Gemäldeutnuffen bei ven Alten, wie auß den Poeten zu 
vernemen, fehr achtſam vnd gebräuchlich gewefen. Dan: 
nenher nachgehends anleytlih die Schiltzeichen oder Waf- 
fengemerf (fo man Wapen nennet) find verweilig auf: 
fommen. 

Dann nieman vnfere Tiebe Redliche Borfaren, die der 
Reden vnd Worten gewarfam und fparfam, aber ver Wehr 
ſehr gefarfam waren, für fo vnachtſam ond liederlich ver: 
denden foll, als die ihnen vnd jren Nachkommenen ſolche 


943 


täglich vor augen ſchwebende Ehr vnd Wehrgemerd ver: 
geblich vnd vngefähr folten angemaßtı vnd zugeeynet ha— 
ben: ſondern vil mehr zur auffmanung vnd aureytzung 
jrer ererbter vnd vorgebaneter Tugend nachzubanen. 

Jedoch iſt nicht ohn, daß der Gelehrten etliche find, die 
im Gegentheyl ſtattlich erweiſen, daß die Emblematiſche 
Blumwerck vnd Zierarbeyten von erſtgedachten Wapen 
oder Feldzeychen entſtanden ſeien: Inn betrachtung, daß 
bald die erſt Welt nach der Sündflut iſt Kriegiſch worden. 
Gleich wie die Zunge Stierlin ihre berfürragende Hörnlin 
gleih am nächſten Baum, oder vnter inen felbs pflegen 
zu üben. Auch König Nimrot des Chams Enidel, fampt 
jeinem Anhang, alsbald die Mächtigften unter den erften 
Weltzwingern ond Menichen = Jägern find geweſen: Vnd 
derhalben gleich ven allererfien ond fürnemfien Schmud 
auf Wehr, Wafen vnd Rüftung gewendet haben follen : 
Wie dann folhe Nimrotifche Kriegifche art, deſſelben ir 
ongerabtener Anherr Cham, fo vor der Sünpflut feines 
Bettern Tubalg erfundene Eifenrüftung geſehen, leichtlich 
hat fönnen vnterweifen. 

Mas aber eygentlih folder Schmud oder Bildnuß bei 
den erften Enideln, Nefen vnd Nachkommenen des Noe 
fei geweſen, das erweifen die Commentatores vber den 
älteften Historicum Berosum. Nämlich, daß fie zur Ge- 
dächtnuß der Weltflut, vor welcher fie inn eym Schiff, 
oder wie fie es nach jrem Anherren Noah, vnd von jrem 
Wallen auf ven Waffern hernannten, in eym Nachen, oder 
in eyner Walleen erhalten worden, das fortertheyl eyes 
Schiffes, over eyner Gallee auff vnd inn jren Wafen, Ge: 
wehren, Fahnen, Fefizirden, Segelen, Gebäuen, geführt 
vnd vorgebildet haben: Deßgleichen auß ebenmäffiger vr— 
ſach allerley Mörfiſch: auch Delzweig von wegen der auß 
der Arch geichidten Tauben, die folhes für eyn Zeychen 
der Gefundenen Waſſer bradte: ond andere dergleichen 
vom Sündflut her erinnerlihe fachen mehr. 

Gleichermaſſen baben andere Bölder andere Gevdendzey: 
hen angenommen, fih irer Vorfaren Glüf vnd Fall dar: 
durch zu erinneren : Als die Phrygier eyn Schwein, die 
Sranden trei Krotten, beyde Nationen durch diſe zwey Jr: 


944 


difche oder Ervgelebende Thier jnen zu gemüt zu füren, 
wie die Erd nach geftellter Weltflut jr eynige Zuflucht: ond 
Auffentbalt geweſen, auch jnen diefelbige zu bauen auff: 
gefegt feie. Dargegen baben vie Perfier die Sonn gebrau- 
ebet, die Athener die Eul, die Egiptier ein Hund: Jaſchier 
ein jedes Land bat eyn befonder Gemärd angenommen : 
Wie dann ver älteſt Poet Homerus, als er die Griechifche 
Kationen, jo vor Troj angelänvet, erzeblet, eynes jeden 
Volcks, ja ſchier eynes jeden Deberften befonver Schiltmal 
ond Helmfamm, beichreibet. Deßgleichen Vergilius, da er 
der Volder, fo dem Turno wider die Troier zuzogen, 
Kriegsrüuftung gevendet. Der Fürft Amphiaraus führet 
im Tbebiſchen Krieg (wie Pindarus fchreibet) eynen Tra— 
chen im Schilt, Capanneus ven vilköpffigen Yindwurm Hy- 
dram. ond ſolches beyde zur gedächtnuß des vberwunde— 
nen Wurms vom Cadmo ihrem Borfaren. Polynices braucht 
das warfagend Morwunder Spbinr, von feines Batters 
Königs Devipi fall ber: Cyrus einen Hanen: Julius zur 
gedächtnuß feines Vettern Marij eyn Adler: Auguftus eyn 
Steynbod, Pompeius eyn Löen mit eym Schwert. Vnd 
andere Bölder vnd Herren andere vil mehr, fo hie zu 
mweitläuffig weren zu erzeblen. 

Uber feine Nation ift fleiffiger im vergleichen Kriegs: 
zevchen als die Teutichen geweſen, wie ver Comiſch Biſchoff 
Jovius joldes felbs im Dialogo dell’ Imprese, nicht al- 
leyn veitlib auß den Romifchen Historicis beweifet mit 
den Teutiben Cimbris, die allerley jrer Landsart Thier 
inn Scilten, Wapenröcken, Harnifchen vnd auff den Hel- 
men geführet: fonvdern erweifets auch auß der Frändifchen 
Pfalgmeyer,, vnd ver Ritter von der Tafelronde Wapen: 
Dann er des Königs Arturs Hof oder Meſſenei (wie mang 
pAlegte zu nennen) nit gänglih für Fabeltand will ge: 
balten baben, als es in der warheit auch nicht if. Inn— 
maſſen folbs mit der weil im Buch vom Wapenrecht ficht 
zu bewären vnd zu erklären, zum theyl auß der Tafelron- 
diſchen Ritter Wapen: Zum theyl auß des Geftrengen 
Herren Johannis Frifei defenfion der Engellänvifchen vnd 
Arturiſchen Hiftori wider Polydorum Vergilium, 

Darum auch nad dem dergleichen Gemärd ju vnorden⸗ 


945 


lich, vnd on eynige gratiam oder annämlichfeyt außſchweyf— 
fen vnd ver recht gebrauch abfommen wollen, tft der Stot- 
bärtig Keyfer Frieverich verorfacht worden, jolche bei dem 
Adel in eyn Dronung wider zu richtigen, die alte woler- 
fundene zu beftättigen, die vngegründete zu befleren, denen 
fo vor der zeit nur der eynig gezeychnet Schilt für eyn 
beftändig Adelszeychen dienete, aber das Geregier over 
das Kleynot auf ven Helmen jres gefallens ftäts zu än— 
deren gewohnt warn, eynen Erblichen vnd fätpleiblichen 
Helmihmud zur verleihen, die Farben ſcheinlich einzuihey- 
fen, Herold, die im Zurnieren varob hielten, zu verſchaf— 
fen, vnd alfo ein gefchlecht von dem antern zu vnterſchei— 
den. Welchs herrlih vnd nutzlich werd nachgehends an- 
dern Nationen alfo wol gefallen, daß fie es ven Teutfchen 
bafd allenthalben nachgethan. 


Dan wie Sovius an obgedachtem ort von feinen Italia— 
nern felbft melvet, haben fie es erii zu den zeiten Karl 
des VII. vnd Ludwig des XI. Königen in Franckreich, 
als fie mit Kriegsmacht gang Welſchland durchſuchten, den 
Frangöfifhen Herren, fo es ftäts von den Franden her 
in übung erhalten gehabt, abgeiehen vnd nachgefolget. 
Heutigs Tags aber fein folhe Wapen fo gemeyn worden, 
das ſich deren fihier entweder jeder Hellerrichtiger annim- 
met, oder jeder Höfling der alten einfaltigen wolgegründ: 
ten ſich beichämet, ond nach Engelländiſchem Mißbrauch 
mit vil Duartiren vnd Helmen verwirret. 


Hierumb dann etliche hocherleuchte perfonen verorſacht 
worden, neben jren Anherrlichen Erbzeychen, nad Erem- 
pel der alten Römiſchen Keyier befondere vergriftene Kunfe 
gemärck vnd Fundzeychen, fampt darzu dienlichen kurtzen 
Sprüchen, Reimen, Diviſen ond buchſtaben, fo die Deitung 
begreiffen vnd einhalten, zu erfinden: vnd dieſelbige jnen 
ſelbs, oder andern zugleich neben jnen zu fruchtbarlicher 
Erinnerung offentlich fürzumalen. Auß welcher meinung 
dann auch der Ritter Ordenszeychen, welche der Arturiſchen 
Tafelrundiſchen Geſellſchafft nachgeömet worden, ſeind ent⸗ 
fanden, als der Burgundiſchen Feurſteyn ſampt ſeim Zun⸗ 
deleiſen, die Kreutzgeſchrenäte Sparren, das Gulden Vel- 
lus. Jaſons oder Gedeons Widerfell. Deßgleichen der Eng- 

> € 60 


946 


fifchen Ordensfürften Dofenband oder larette vnd Gürttel. 

Welche Gemärd ſamptlich des gröffere Genad gewinnen, 
wo man jre wunderliche feltfam zufällige vriprüng ver: 
nimmet: welchs doch bie zu erzelen zu lang wer. 

Bei dife gebgren auch andere geſchlecht folcher erinner- 
lichen zeychen, die Fürbildung etlicher Fürften mit dem To— 
denkopff: Auch des Freiberren That, der eyn ſtuck von eim 
Mülfteyn eingefaßt, an der Gulden Kett pflegt zu tragen, 
auff daß er fih von einem Müller berfommen fein, er: 
innerie. / 

Vnd daffelb vil einer anderer geftallt, dann wie jener 
Fantaft, fo eyn ftüflin von Eulenfpiegels Grabfteyn zum 
Gefpött in eym Ring verfegt trug, dadurch feinen Fan— 
taftenkopff zu erfennen zu geben ; Oder wie jener Jung: 
berr, der andern Jungherrn jre Ring mit Gefteynen zu 
verweifen, gleichsfalls eyn Stüdlein von feim Mülfteyn, 
der jm mehr, dann aller ver andern Evelgefteyn nuß ge: 
fragen, inn eym Ring verfegt truge. 

Gleichsfalls gehörn hieher des Königs inn Sieilien Ir: 
dine Gefäß, darauß er zu effen vnd zu trinden pflag, auf 
daß er von eym Hafner herfommen fein nicht vergäffe. 
Auch des Bifhofs von Tours Bettlerrödlin, welchs er 
ober feinen Tifh gebendt, zu erfennen, daß er efwan in 
foldem Schulerhabit vie Parteden gefammelt hette. Item 
des Erftien Königs Primißlai inn Behmen zwen Schuh 
von Paſt, die er in der Burg Fiiherat hat auffgebendt, 
varmit feine Nachkommen‘ zu erinnern, wer vnter ven 
Behmen erftlih das Reih empfangen hab: Nämlich eyn 
Aderman, ven man, als jn ver Königin Liebhufa Gefan- 
ten fuchten,, gefunden bat auf eym Eifenen Tiſch eſſen, 
welcher eyne vmbgeſtörtzte Pflugihar war. Item der alt 
brauch der Domperrn zu Mönfter in Weftphalen, vaman 
jedem fterbenden Domberrn zu erinnerung feines Sänt- 
ſchen lebens, damit er buß thu ond ſich befehre, eynen 
Säukopff pflegt fürzuhalten. Innmaſſen diß Goropins Be: 
canus inn feinen Hermathenis im 5. Buch meldt. 

Dedgleichen des Alten Biſchoffs von Mentz Exempel, 
der fib feiner geringen anfonfftt von eym Karder oder 
Wagner zu erinneren, jme allzeit eyn Rad für fein Wa— 





947 


pen vormalen lieſſe. Welches auch noch biß auff heutige 
zeit die Churfürften von Meng für jres Ertzbiſtums Wa: 
pen löblih füren. Auch begunten folches nit allein vie 
Fürften ond Herren auffzubringen vnd zu üben, fonver es 
thaten fih auch vie Gelehrten, von denen fie es empfan- 
gen hatten, herfür, vnd zeygeten mit etlichen Büchern ven 
rechten weg, wie die ware Emblemata nah rechter Art 
weren zu ftellen: als dann viß des Alciati, Sambuci, lo- 
vij, Paradini. loannis Pierij, Goropij, Guilhelmi Per- 
rerij. Costalij, Bartholomaei Anuli,, Achillis Bochij, 
Caelij Caleagnini, Heroldi, Cittolini, Simeonis, Hadriani 
lunij Bücher außmweifen. 

Nachfolgends aber haben es auch die Budtruder, als 
die mit den Gelehrten billih beihalten, jnen gar beeygnet, 
vnd mit mandem verſtandreichem Signet, vil beſſer dan 
oft dife Rotarii pflegen, die zahl gemehrei. Welche io 
einer in ein Büchlin zufammentrüge, fampt ver Gelehrten 
Symbolis, thet er fein ongefhidt werd. Innſonderheyt, 
fo er eyn Wal vnd Delectum darunter heilte: Seyteinmal 
folhe am nächſten fich vnſern Emblematis vergleichen. 

Sa es ift auch heut diß Kunftfinnlih Werd, gar inu 
der Fürften Höff (wie auch etwan die Wapen) gerahten. 
Dan welches das befte -nun bei ven Kitterfpielen ift, io 
pflegt man heut in Turnieren mit eyner berrliden Gab 
denjenigen, fo mit der artlichften Invention auff vem Plan 
erfcheinet, zu verehren, damıt man auff dife weiß, zugleich 
das Gemüt mit Sinnreiher Erfindung, vnd den Leib mit 
geſchickter Geſchwindigkeyt erübe. Alſo lauffet alles mit 
der weil, wie auch die zeit vnd das Geftirn, widerumb 
zu feinem erftien anfang: Vnd muß Achilles jegund feinen 
alten gewohnlihen Schilt ablegen, vnd den von Junone 
ihm gefchendten Künftlihen Schilt annemmen. 

Auf daß dann auch wir widerumb zu onferm anfang 
fommen, vnd ver Schlangenfopff feinen Schwantz erbaice, 
fo wöllen wirs bei vorgehendem ermwifenem Briprung der 
Emblematen, ond beyves der alten vnd neulichern Weit 
angezeigtem Gebrauch hiemit verpleiben laffen: Wiewol 
wir noch zwey Stuf, nämlich, von vnterſcheyd der Em: 
blematen, ond was in rechten Embiematen erfordert werde, 


- 


948 


zu bandlen vorhbatten. Aber vieweil es vns one das nur 
zu weitläuffig außgeloffen, wöllen wir vns viefelbige zu- 
könfftiglich inn dem allbereyt angefangenen befondern Werd 
vom Zeutichen Wapenrecht, zu tractiren vorbehalten. Gott 
wölle alles Menſchlich vorhaben zu feines Namens eHeR 
gnädig fordern vnd richten. 


Iove Fovente Gignitur Minerua. 


Ill. 
Ein Artlihes lob der Lauten *), 


Sp die Muſick gerbümet würd, 

Vmb jhr Lieblicheyt, die fie fürt, 
Das fie die Menſchen machet gütig, 

sein freündtlich, fittig vnd demüttig, 
Vnd die gemütter ſo erregt 

Gleich wie ein ſüſſe red bewegt, 
Vnd macht die wilden hertzen mildt 
Den zorn ond all vnwillen ſtillt: 
Vnd dis als durch jr ſüßigkeyt: 

Sp wird zwar nicht onbillich heut 
Die Lauten alfo hoch erhebt, 

Weil fie am meiften drinnen Iebt, 
Vnd ſchwebt in lauter freud vnd wunn: 

Das gleih wie von der Mergenfunn 


”), Nemwerlefner Heiffiger ettliber viel fhoner Lautenſtück, von 
artliben Fantaſeyen, liebliben Teütſchen, Frantzöſiſchen vnnd 
Italiäniſchen Liedern, künſtlichen Lateiniſchen Muteten, mit 
vier vnd fünff immen, Auch luſtigen allerhand vaffomezen 
in die Teutſche Tabulatur, zu nug vnd gefallen allen diſer 
Kunft Ichrbegirigen, fürnamlid denjenigen, fo der frembden 
Welſchen Tabulatur etwas onerfahrner, auf das verftandt: 
licheſt vnd richtigeft zufamengetragen, geordnet, und aud) fel- 
ber getrudt, vurh Bernhard Jobin, Burger zu Strafburg. 
M. D. LXX1il. (Folio. Diefes Gedicht Fiſchart's dient dem 
felienen Muſikwerke als Einleitung. 


949 


AU Laub nd gras, all Baum auf Erden, 

Ja aud die leüt erquidet werden: 
Alto ſobald jr lieblich gthön 

Die gmüter merden ond verfiehn, 
Sp würd bey in erreget gleich 

Ihr art, ond was ift Thugentreich, 
Mas in jn mätig ift vnd gut 

Bon ihrem Fang fich fürher thut: 
Dann vonder allem Seitenfpiel 

Fft miltigfeyt ihr zweck ond zieh, 
Geht fittig ond in aller ſtill, 

Tracht nicht wie fie die ohren full, 
Vnd leut erväub, wie manchs gefang, 

Wie Zinden ond Pofaunenklang, 
Wie waſſerbrauſen, ond die Mülen, 

Wie der Wölff wülen in den hilen, 
Da man nicht höret vor gethümmel 

Ob es auch donner in dem himmel, 
Da man entrütt, entichütt das hirn, 

Spert augen auf, vnd rungelt fiirn : 
Rein, ſolche Zhaubfucht fie nicht bringt: 

Danns nicht allein den ohren Elingt, 
Sonder dem hertzen vnd gemüt 

Welchs fie begütigt mit dem Lied. 
Sie Hilft auch nicht zur gremlicheit, 

Zu bfutvergieiten, frieg vnd leid, 
Wie feldtgeihreg, Zrummeten, Trummen, 

Darbey die leut vmbs leben kummen, 
Da die leüt doben, zittern fehr, 

Der werden zornwägig mehr, 
Da rafend würd beyd Roß vnd mann, 

Die man vor zorn nit halten fan, 
Wie folt fie folh onmenihliäheg 

Vorſetzen ihrer freündtlichkegt ? 
Darmit fie doch das wüten Iinvert, 

Fa die vnfinnigfeit gar minvert. 
Sp iſt fie auch nit ongeffümm, 

Vnd bringt nicht forcht, jorg oder grimm, 
Erſchreckt die Leut nicht in dem feld 


950 


Beyd Hirt und berd, beyd mild und wäld, 

Gleich wie das Paniſch grewelhorn, 
Welchs graufen einjagt vnd den zorn: 

Kein alfo grewlich ift fie nit, 

Sonder mit allem halt fie frid, 
Sie trat mehr all ding zu erfrewen, 

Gleich wie ver Tieblich frifche Meyen, 
Dann das fie alles ſcheuch vnd hinver, 

Bnd die wald öd ftell wie ver Winter: 
Dann diſes hieß fonft fehr beſchamen 

Ihr löblich vnd Tieblichen Namen, 
Welchen man zu gemeinlich gibt 

Der Muſa, die ſie treibt vnd übt, 
Die man nent Ehrenfrenderinn, 

Weils in Ehren erfrewt die finn: 
Wie ſolt ſie dann dahin gerhaten 

Das fie verändert nam vnd thaten? 
Hülff Diana der Jägerinn 

Das wild verfolgen wie ein ſpinn? 
Welchs fich nicht vnderſteht zu wehren, 

Wie Löwen, Wölff, wild ſchwein vnd Beren, 
Sonder gedenckt ſich zu verſchlieffen, 
Wann es das Jägerhorn hört büffen, 
Wolt gern dem zorn des menſchen weichen, 
Wann es erhört das greuwelzeichen, 
Das Menſchen- vnd das Hundsgeheül, 

Aber kein heil iſt in der eil: 
Sonder da iſt man nicht geſättigt 

Biß man es todtſchlächt vnd beſchädigt: 
Was iſt das für ein wilder ſchall? 

Den man doch rhümbt vor andern all, 
Vnd findet plaß an Höfen viel, 

Iſt das ein Tieblih Mufidipiel ? 
Bor welchen fih die Thier verfteden, 

Das Vieh beim Hirten muß erfchreden ? 
Vnd wütten machet leut vnd hund? 

Nur das man ſpeiß ven ſchlund vnd mundt: 
Da fonft im ghör fiedt der Muſick thun 

Sp bat ihr bauch vie Ohren nun: 


951 


Iſt das nicht eitel Neid ond Leid ? 

Wa ift da Miltigfeyt vnd Frewod ? 
Die ons dann fein foll angeboren, 

Ma ift die Tieblichkeyt ver Ohren? 
Da hört man nichts dann grewlich blafen, 

Als ob die Wind het außgelaffen 
Der Aeolus auß ihrem fad, 

Die in ein gruben fallen ftrad, 
Vnd machen ftimmen allerley, 

Gleich wie das Hedelbergifh gſchrey: 
Da ſchreyt, da rufft man, jauchtzt vnd flucht, 

Da büfft, va blaßt man, wann man fucht, 
Da heulen, bellen hund varzwiichen, 

Das heyßt vie ſtimmen wüft vermifchen: 
Die fann eim fittigen gemüt 

Gefallen, das man alfo wüt? 
Dargeaen feh die Lauten an, 

Würd man das widerfpiel verflahn, 
Das obſchon jhr holtz, leib und zeug 

Im wald erzogen ift, vnd gzweigt, 
Sp dendt fie doch nicht meh hinauf 

In wilden wald, ihrs Batters hauß, 
Warn fie einmahl ift abgehawen 

Bnd fo gemwelbt und ſchön erbawen 
Zu einem zarten Muſickſpiel, 

Sie laßt dem wild diefelbig hül, 
Vnd Faunis diſen waldgefipenften, 

Vnd bleibt fie rhüwig bei den menfchen 
Zu ihrem brauch in ihren häufern, 

Thut fih der Wilden art gar euffern, 
Zroft leuth darfür in ihrem leyd, 

Weil onglüf fie am meiften reut, 
Vnd fteit zufrieden füß die bergen, 

Vnd maht vergeffen ihren fchmergen ; 
Derhalben meinen ihren viel, 

Das gmeinlich alle Seitenfpiel 
Drumb wie ein Her& formieret jeyen, 

Weil fie das Hers am meiften frewen, 
5a wer wol halber ift getönt 


952 


Den richtet fie auff alſo blöd: 
Drumb if von Orpheo erdacht, 
Das er fein frauw hab widerbracht 

Durch diſes Spiel auf Todsgefahr : 
Nun ift von feinem Handſpiel Har 
Das es ift von der Schneck entflanden, 

Welchs man ein Laut neft in vil Landen, 
Sonft heißts auff Griechiſch vnd Latein 

Ein Schned, weil es ift gwelbet fein, 
Vnd weil der erfi der fie erfand 

Seyten vber ein Schneden fpant: 
Daber von jhr noch fommen viel 

AU andre gwelbte Seytenfpiel: 
Aber jr feins bebalt den Namen, 

Vnd bjeugt den vriprung vnd den ſammen 
Gleich wie die Laut, die man allein 

Ein Schnedenhauß nent zu Latein. 
Darumb fo follen billih fie 

AU Seitenfpiel boch halten bie, 
Vnd fie wie jhre Mütter ehren, 

Sich nah ihr kehren, von ir ehren, 
Vnd gegen jr fich recht erzeigen 

Als jhrer Oberftin fih neigen, 
Weil fie in Kunft vnd Tieblichkeit 

Sr finder vbertriffet weit. 
Drumb hat fie als der gröfte ſchatz 

Bey den Mufis den böchſten plaß, 
Da Diana die Häßerinn, 

Nicht nemmen darff in jhren finn 
Das fie folt zu den Mufis gohn 

Auf Parnaffum vnd Cytheron 
Mit ven Hunvsfuppeln, firiden, winden, 

Als wolt den Eerberum fie binden, 
Denn fie da fein Acteon find 

Den fie mach blind vnd wild gefindt : 
Über fie mögen bey jn leiden 

Die weiſen Götten vnd gefcheiden 
Appollinem vnd Pallavem, 

Die feind den Mufis angenem, 


953 


Weil fie fein fill fih jn vergleichen 
Vnd leut zur Klugheit auch erweichen, 
ADann ein ftill berg bald Weisheit faßt 
Ein wildes fie verfioßt und hast) 
Wenden dem Menihen alls zu nuß, 
Laſſen dem Wild fein art vnd truß, 
Machen nit das es vefter wüt, 
Jagen es nicht auß feim gebiet 
Aus wälden auff das Aderfeldt, 
Da es dem volck meh ichad anftelt: 
Ah ſolche vnbarmhertzigkeit 
Iſt von in vnd der Lauten weyt. 
Dann difes Künftlich gwelbte hauß 
Hat folh anmutung vberauß 
Das ſo's befompt ein Orpheum 
Ein Amphion, fo weiß darumb, 
So giellen fih zu jhr die Thier, 
Bergeffen ihrer wilonuß ſchier, 
Verwundern fih was in ihr Ieb, 

Das jr rund bauch folh fimmen geb, 
Das die Halb himmelßrund vnd Sphär 
Die himmliſch Concordantz erflär, 

Das ein gewelb von bolg gebogen, 
Mit todten därmen nur bezogen, 
Vnd auff ein höltzen thach geipant 
Soll klingen, fingen allerhandt. 
Wie folt ih dann nicht drab entießen 
Der menſch, ond fie gang Himliſch ſchätzen? 
Weil fie entſpringt von ſolchen leuten 
Die Götter heiſſen bey den Heyden, 
Weil er kan höhers dran verſtohn, 
Vnd nicht allein den bloſſen thon, 
Sonder das Künſtlich zſammenſtimmen 
Bon jhr vollkommenheyt zu rhümen. 
Derhalben ſeind der Lauten goben 
Für andre Handſpiel hoch zu loben: 
Daher fie dann jr Namen preißt 
Der zu Latein vom loben heißt, 
Bon Laude fompt beyd Iob vnd Laut 


954 


Vnd lied, wer den vrſprung beſchawt: 
MWeihen Namen fie täglich ziert, 

Vnd von jr noch erhalten würd: 
Wie man dan fiht zu vnſer zeit 

Wie fie geftiegen ift fo weit 
Das fie nun alle ftimmen gibt 

Die aub ein Menſch, jo dMuſick übt, 
Das bey ihr all die Thon erklingen 

So die Muftei mögen fingen, 
Grlangt fo viel mit Künftlich griffen 

Als felbft die leut mit jhrem rüffen, 
Vnd ift drinn fo vollflommen gar, 

Vnd gibts fo fauber, rein vnd Har, 
Das wa wir felbs nit menſchen weren 

Die gern einander felber hören, 
So folten wir ſchier felbft erfennen, 

Das wa fie die wort föndt ernennen, 
So folt fies ons zuthun gewiß, 

Dann fie au bat von Menſchen diß, 
Drumb ift ihr hochheyt, Ehr vnd zier 

Des Menſchen Ehr, vers bracht herfür. 
Aub wann heut wider möchten leben 

Die erften, vie es an han geben, 
So folten fie jrn eignen fund 

Nicht meh erfennen nun zur ftund, 
Dieweil es beut nichts hat zu veiten 

Mit dreyen oder vieren fevten: 
Sonder es würd geböret heut 

Der Mufid gang einhälligfeit 
Mit fehs vnd acht vnd meher flimmen 

Wies die neug Mufas möcht gezimmen, 
Sie bringt mit einem griff zumwegen 

So viel als fieben Menichen mögen, 
Mutetenftüd bei ihr erklingen 

Wie die ein menichlich ftimm möcht fingen, 
Erftatt fo vif als fiben Geigen, 

Oder vil Pfeiffen möchten zeigen, 
Dann fo vil flimmen, fo vil bindt: 

Auch fo regiert fie nicht der windt, 


955 

/ 
Der vngwiß blaft gleich wie die Pfeifen, 

Sonder ein Künftlih hand zugreiffen, 
Sie macht nicht ſchwach ven Athem finden, 

Gleich wie Trummeten oder Zinden, 
Sonver ein gläydig gänge handt 

Als in feim fpiel, wie es würd gnant, 
Vnd machet alfo fein geringer 

Zu andern fpielen auch die finger: 
Derbalben ziert dis Inſtrument 

Bol Pallavis Jungfräwlich händt, 
Dann fie von dem nicht Flagen mag 

Das es jr Roten Mund verichlag 
Wie etwann jhro von deßwegen 

Die Pfeiffen waren ſehr entgegen: 
Dann da fie auff ein zeit bekam 

Ein Pfeiff, vnd für den mund die nam, 
Auff daß ſie ſich darauff auch übt, 

Wie fie dann Muſick ſehr beliebt, 
(Dann weiſe leüt, wie fie dann was, 

Tragen zur Mufid feinen Haß) 
Als aber fie Fam in das feld 

Sich zu eim Haren brünlein ftelt, 
Würd fie jhrs andtlig drinn gewar 

Wie das es ſey eniftellet gar, 
Fr augen nicht wie fi gezimpt, 

Ir fhöner mund aud faft gefrümpt, 
Bad jhr Nablöchlein zu weit offen, 

Ihr wänglein zu hoch auffgeloffen, 
Vnd mit röte zu viel vermifcht, 

Empfand fih aud eng vmb die brüft, 
Da rufft fie, O du falſche Pfeiff, 

An dir ich mich nicht meh vergreiff, 
Weil du die ſchönen leüt verftellft 

Vnd einem das geficht verfählſchſt 
Verfluchet ſeyſt du immerdar, 

Daß dich feyn fchönes bild erfahr, 
Kein Jungfrawhänd dich nicht berür, 

Weil du bift gar zuwider br, 
Wilt fie beſchamen vnd entitellen 


956 


Gen irem bulen ond gefellen 
Bann fie gedendt in zu erfrewen 

Am Reyen in dem grünen Meyen: 
O fliecht fie weit jhr ſchöne leut 

Dann fie durch füßigfeyt beſtreit 
All ewre ſchöne vie jr habt, 

Darmit Natur euch bat begabt, 
Vnd macht eüch häßlich, ungeftalt, 

Die warlich niemand hie gefalt 
Dan von dem haften fompt je bäßlich, 

Vnd fiht bey Thiern und Menfchen gräßlich, 
Aber die ſchöne ift ein fihein, 

Den jederman halt werd ond rein: 
Dis neydig ſtück macht nun befandt 

Das dich ver häßlich Pan erfand, 
Der au das Jägerhorn angab 

Auf das das Wild ein vnrhuw hab, 
Vnd [ehrt ven Bogler pfeiffen fügen 

Darmit die Vögel zu betriegen, 
Zu Ioden jn dur falſch gefang, 

Biß daß ers bring in zwang vnd ftrang, 
Alsdann würgt er fie auff der ſtätt, 

Welchs et in vor nicht gpfiffen heit: 
Alfo gewänen fih die leut 

Bey zeiten zu der grewlichkegt: 
Ab wie ein fchandtlich tödtlich Lied, 

Welchs mord betrug weißt dem gemüt, 
Mißbraucht die frievfih Mufidfreud 

Zu wüterey vnd grewlichfeyt: 
Derbalben hab ih vrſach gnug 

Hinweg zu werffen den betrug, 
Did arge Pfeiff, die mich verftelt; 

Zu dem mir auch den mund verhält 
Das ich zu dir nicht fingen foll, 

Wann du fhon lautet etwas wol, 
Gleich wie ih dann mag fingen funft 

Zu anderm Spiel vnd Seytenfunft : 
Daher erhielt auch zwar den fieg 

Apollo in dem Muſickkrieg 


4 


957 


Wider Mafyam den er fohundt, 

Dieweil er nichts dann pfeiffen Fundt, 
Vnd wolt daffelb vorſetzen au 

Dem allerfhönften Seitenbraud ; 
Aber die Pfeiff macht folche köpff 

Vnd folh Cyclopiſch grob geſchöpff, 
Dann Pfeiffer, jagt man, geben geyffer, 

Bnd Trummenſchläger geben fäufter: 
Hiermit warff fie die Pfeiff daruon, 

Vnd trat mit füſſen fie zu bon, 
Welchs fie doch lang nicht het gethon 

Der Lauten, aller fpiel ein fron, 
Weil fie nicht kondt von jhren melden, 

Das fie kondt an ver Pfeiften fchelten. 
Drumb hat fie den Athenern allen 

Ein lange zeit nicht wöllen gfallen, 
Vnd mesnten daß fein Adlih mann 

Mit Pfeiften folt zu ſchaffen han, 
Sonder nur fnecht vnd bawrifch Teut: 

Welchs ich doch nicht ſchreib auß eim Neid 
Den ih trieg zu dem Pfeiffenipiel, 

Sonver in meld was ihren diel 
Etwan daruon gehalten haben, 

Auff Das ich zeig der Lauten gaben: 
Dan ih fan je erachten wol, 

Das auch die Preiffen nun zumol 
In Eunftlichkeyt hab zugenommen, 

Darzu die Alten nicht ſeind fommen, 
Vnd fompt von ihr die Orgel ber, 

Welche dann ift zu rhümen fehr: 
Auch weil all mufidipiel allpie 

Seind eins in einer Harmony, 
Sp will ich fie nicht trennen zwar, 

Sonder viel meh vereinbarn gar: 
Doch fiht man hie wie allezeit, 

Beyd bey den Alten vnd noch heut 
Die Laut vor andern ghabt den rum: 

Weil fie iſt ein begriff and ſumm, 
Vnd einhalt aller art vnd kunſt 


958 


Sp alle Seitenipiel han funft: 
Gleih wann ein Maler hochbeſchreyt 
Der anlegt all ſein gſchicklichkeyt 
An ein gemähl, fo vil jm müglid, 
Auf das man darauf vrtheil füglich 
Sein finnreih funft vnd fein verfland 
Mie groß die in jm fey zur hand; 
Alſo han hie vie Muſae all 
Allen Künftliden tbon vnd ſchall 
Der zu erreichen müglih war 
Auf allen Inftrumenten gar 
In dife gwelbte Kirch vnd jchned 
Der Lauten, begabt vnd geftedkt, 
(Gleih wie all funft auch auff ver Pfeiffen 
Die Orgel mag in fich begreiffen) 
Auch han fies alfo zugerüft 
Das fie nicht vngemachlich if, 
Wie Inftrument die blaßbälg brauden, 
Darmit ein wind fie hinein hauchen, 
Sonder zu tragen angenem, 
Vnd fehr-des menschen Leib bequem, 
Iſt von gebäw nicht wichtig, ichwer, 
Sonder fehr lüfftig, leicht vnd lär: 
Gleich wie der Himmel vnd der Lufft 
Nicht ſchwer ift wie der Erden Hufft: 
Daber dann ift die gmeine ſag, 
Das fie ven Namen Liuto trag 
Bein Welfchen von der leichte nur, 
Weil fie von holtz ift leicht ond pur: 
Sp madten fie die Mufae auch 
Nicht gar hellichreyend, hart vnd raud, 
Sonder mit fleiß wol temperiert, 
Die füßigfeyt mit funft agiert, 
Alſo das wa die Künftlih art 
Zur Tieblichfeyt würd vereinbart, 
(Wie folhes dann geicheben foll) 
So ift zwar nidt zu finden wol 
Ein Mufidfpiel, welchs meb bewegt 
Zur Thugendt, ond all zucht erregt, 


959 


Sleih wie das ſchöne Lautengwelb: 

Fürnemlich fo man braudt daffelb 
Zu Künftlih füden vnd muteten, 

Zu nuglich gdichten von Poeten, 
Zu Palmen fo heut feind im gang, 

Zu Erbarm lied, zu guttem gfang, 
Dann Schandparkeit, ongfläterey 

Ferr von dem reinen fpiel hie fey, 
Alsvdann würd durch diß Mufidwunder 

Das berg zu guttem frifch vnd mundter, 
Macht milte fitten vnd geberven : 

Wie fonft von andern fpielen werden 
Die leut gang forchtſam, zornig, wild, 
Sp würd die fort bierinn geftilt, 

Erwedt zu lauter frenvigfeyt, 
Zu freundtfchafft vnd ſtandmüttigkeyt, 
Zu ſchönen gdanden, füher Red: 
Inſonderheyt fo man auch thet 
Gleich wie die Alten allefammen, 
Die ihr zu bülff mit worten famen, 
Bnd fungen drein ein dapfter gichicht 
Oder ein nuglich Lehrgedicht, 
Darmit der Menſch mit ſüſſem klang 
Nutz ſchöpffet aus der wort gelang: 
Dann alfo muß man es vermängen 
Den Hang mit worten vnd gelängen 
Auf das eins helff dem andern fein, 
Vnd gang den leüten füfler ein. 
Zu dem würd dur die klingend Seyt 
Die Menſchlich ſtimm füß zubereyt, 
Vnd zu der liebfichkeyt geführt, 
Die fonft zu hoch ſchreyt und toniert: 
Sie macht nicht Närriſch und leichtfärtig, 
Vnböflich, bäwriſch vnd vnärtig, 
Wie die Sackpfeiffen vnd Schalmeyen, 
Die ſehr vil Midasköpff erfrewen, 
Sie leyrt auch nicht auff eim Tenor, 
Wie Midas rohr vnd Eſelsohr; 
Iſt nicht vnkünſtlich wie die Trumm: 


I60 


Macht nicht die leut doll, dumm vnd ſtumm, 
Gleich wie die Hörner vnd die Schellen, 

Welche die Bachiſchen Macrellen 
Bewegten, dad fie gar ermördten 

Den Orpheum, den Kunftgelehrten: 
Sie macht nicht weinen, wie man fchreibt, 

Dat das Syrenifch gſang ſolchs treibt, 
Sie macht nit hart, macht nicht zu zart, 

Sonder das mittel fie bewart, 
Welches dann ift ein fonder frafft, 

Die in jr die groß Kunft verichafft, 
Auf welhe man am meiften adt, 

Vnd jhr ein folh anfehen macht: 
.Dann wie man in der gmalten gichicht 

Nicht oben an die farb beficht, 
Sonder das weien, thun ond fiellen, 

Welches man thut für höher zehlen: 
Alfo auch mit dem Lautenfpiel 

Betracht man nicht den Flang fo viel, 
Als felbft die künſtlich Melodey, 

Die artlich Concordantz darbey, 
Der ſtimmen ſchön einhälligfeyt, 

Die ein erinnern jeverzeyt 
Der gangen Muſick Tieblichkeyt, 

Des Terts, fo darzu ift bereyt: 
Dann darumb ift der Tert bevadıt 

Das er werd biracht vnd drein gebradt: 
Daher fo find man für gewiß, 

Das die Gmahl Agamemnonis 
Eiytemneftra die Königinn 

Keuſch blieben fey on argen finn, 
Allweil fie täglich ſchlagen hört 

Den Muficum, den jhrn verehrt 
Ihr Mann der König, va er Ichifft 

In Krieg von Helena gefifft, 
Welchs da es merkt der Ehrenvieb, 

Welcher fie het onzimlich Lieb, 
Aegyſthus, das er nicht vermocht 

Zu fall fie bringen, wie er gdocht, 


. 961 


Er richt dann vor den Spielmann bin; ı 

Da bat er bald ermördet im, 
Darnad da fand er plag vnd fug 

Sein arger lieb zu tun genug, 
Weil fie venielben hett verloren, 

Der ihr vor böfem ftopfft die ohren, 
Fult die mit reinem Hang vnd gſang, 

Das arg red kein zugang erlang, * 
Halff jhr durch Künſtlich Seitenſchlagen 

Vnreine gdancken zu verjagen, 
Erinnert fie durch nutzlich gſäng, 

Daß fie ver bgird den zaum nicht häng. 
Hierauf fo ligt je häll am tag 

Was für ein krafft die Laut vermag, 
Wann fie ein rechten meifter friegt, 

Der fie zu ehren braucht vnd fügt, 
Nemlich das fie fan Thugend lehren, 

Vnd von böfen. gelüften kehren. 
Derhalben wann man aud vor zeiten 

Gab die geiab den wilden leuthen, 
Must man fie zu dem Seitenfpiel 

Gar artlich fingen did vnd viel, 
Auf daß fies mit dem füften Klingen 

In die wilden gemüter bringen. 
Daher dann die Poeten fagen 

Das durch das künſtlich Lautenſchlagen 
Die ſtätt gebawen ſeyen worden, 

Vnd gbracht zu Zünfften vnd in Orden: 
Dieweil das volck wonhafft in wälden 

Verſtreyt in hütten vnd in zelten 
Dardurch beredt fein in vie ſtätt, 

Biel eh dann durch des Menſchen red: 
Welchs man nicht find befchriben ftehn 

Bon feinem Inſtrument, wie ſchön, 
Als nur von des Amphionig, x 

Des Drphei vnd Arionig, 
Dern Hanvdipiel man Lyram nent, 

Weil Mercurius diß Inſtrument 
Apollini zur vergeltung gab, 

61 


962 . 


Da er jm fihendt vieh, gut vnd hab, 
Dann Lytra ein vergeltung heißt, 
Wie folhs die Griechiſch ſprach außweißt, 
Daruor hieß es ein Schned allein, 
Wie noch die Laut heißt zu Latein, 
Sonft hat mans ein Cythar genent, 
Aber es dient als auff ein end, 
Dann Chelys welchs heyßt Schneck vnd Gwelb 
Vnd Laut, wie wir nennen daſſelb, 
Begreifft in fich all diſe Ramen, 
Dann ſie kommen von jhr allſamen. 
Auch iſt keim Mufickſpiel ſonſt mehr 
Geſchehen ſolche himliſch ehr, 
Wie des Orphei Lytra geſchicht, 
Die man noch an dem Himmel fidt: 
Dann nachdem Orpheus was ermordt 
Da ward fein Seitenfpiel verehrt, 
Vnd vonder die fternen erhebt, 
Da fie zur gdächtniß ewig Iebt, 
Zu zeigen an, daß diſe Funft 
Von niemand fey herfommen funft, 
Dann von Himmliſcher güt von oben 
Daher dann fommen gutte goben, 
Vnd das gewißlich Gott diefelben >» 
Die erftlih mit den Seytengwelben 
Bmbgangen feind regieret hab, 
Vnd jhre händ gfürt auff vnd ab, 
Wie man dann ſolchs noch täglich ſpürt 
Wie hoch die kunſt Gott fuͤrt vnd ziert, 
Sonſt wers on Göttlich gnad vnmüglich 
Sie alſo hoch zu bringen füglich. 
Vnd was mach ich es dann fo lang 
Zu loben den Himmlifchen Fang, 
So jede Edel Ereatur 
Vnd gut fürtrefflihe Natur 
Darab hat ein natürlich freud 
Vnd luft darzır, vnd Änlichkeit. 
Derbalb, daß man mirg nicht verkehr 
As ob ich die natur bie lehr, 


963 


Sy. will ichs kurtzlich nun beſchlieſſen, 

Bnd fie zur le auch freündtlich grüffen, 
Gleih wie Fe grüßt Homerus dann, 

Da er zu jr fängt alfo an. 
Wie fol ih dich nicht billih grüffen 

Du Lautenkunft ? du würft gepriefen 
Zur alle andre Seitenfpiel, 

Dann du erreihft das höchſte ziel, 
Der Himmelsiphären Concordang, 

Bann fie gehn in einander ganß, 
Du bift vollfommen vnder allen, 

Drumb haft Apolfini gefallen: 
Die Götter dich erfunden gar, 

Vnd lautfi noch Göttlih immerdar : 
Wie haft vu fie doch nur erfremt 

Da man fohlug auff ver erfien feyt? 
Der Nectar vnd der himmeltrand 

War in fo füß nicht als dein Hand, 
Du lieb ver Götter ond ver leut 

Bertringeft leid ond bringeft freud, 
Du bift ein Ehrenfreuvderinn 

Erquideft berg, gemüt ond finn, 
Kein Menſch fih nimmer nicht befümmer 

Bey difem ſüſſen Seytenzimmer, 
Glückſelig feind dieſelben Corden 

Die auff dich ſeind gezogen worden, 
Dann jetzund bringſt du ſie zu ehren, 

Das fie die leüt die Muſick lehren: 
Du allerkünſtlichſt Mufidzeug, 

Dein Iob ich nicht genug erfteig, 
Dann offt vor lieb vnd füßigfeit 

Kann man ausipreden nicht die frewd, 
Köndt ich dein Iob fo hoch au fingen 

So hoch du vns magft freuden bringen, 
Sp braudt ich alle meine fünft, 

Dann du es vmb ons wol verdienft, 
Aber es ift genug gelobt 

Was Gott hie ehret vnd begobt: 
Du fohöne halbe runde Welt, 


964 


Wer ift, dem nicht dein baw gefällt ? 
Dann je ves leibs fürnemfte füd J 
Am menſchen ſeind auch rund geſchickt, 
Daher der Menſch heißt die klein welt 
Weil er die groß Welt in fih hält, 
Alfo begreift, wiewol on flerd, 
Der gangen Welt ſchön Muſickwerck 
Die ftimmen aub vom Firmament 
Seind in deim Fleinen werd vollendt; 
D du holdielig Lautenfpiel 
Biſt wie Sibylle Fir vnd hül 
Daraus die weiffagung erthönen ; 


Drumb foll did niemandt nicht verhönen, - 


Dieweil du beylig bift geacht, 

Weil dich Apollo hat gemacht, 
Vnd etwas geben feiner Frafft, 

Vnd in fein Tempel dich gebafft, 
Nemlich zum fiernen an den Hımmel 

Da dich verzehrt Fein roft noch ſchimmel. 
Deine Bammeifter Götter waren, 

Vnd maceft auch, wie wir erfahren, 
Göttlich gedanden vnd gemüt, 

Darumb man dir groß ehr erbiet: 
Ah wa vermag doch dis das gold 

Dem man vo ift fo gfär vnd hold? 
On das 28 gar verwirt die bergen 

Das vrüber fie ir ehr verichergen ; 
Aber du zartes holtz bringt leben, 

Derbalben will ih dich erheben, 
Di vorfegen dem Edelgſtein, 

Dem bleichen gelben falfchen Schein. 
Dich Erel Bol& fo ongerüft, 

Welchs in dem wald erzogen bift 
Will ih abbawen vor all Dingen, 

Ich fan dich baß zu ehren bringen 
Wann ih dich trag mit mir zu hauß, 

Dann fo blibft in der wildnuß drauf, 
Mann ih dich mit eim runden bau 

Formier, ond mit eim fragen aud, 


965 


VBnd auff dem Tach bezieh mit feyien, 
Vnd laft dich meine finger leyten, 
So mwürft du zam, lieb, mild ond zart, 
Vnd verlierfi deine wilde art: 
Wiewol du fhon bift abgehawen 
Kan doch dein Todt vil meh erbamwen, 
Dann warn du flünpft auff deinem ſtammen 
Lebft onbefand vnd on ein namen. 
Dan wen bift nutz drauß in dem wald? 
Da nur ver braufend wind erfchalt ? 
SAs nicht vil beſſer das man dich 
Zu fremden brauch fein fiherlidh, 
Dann dag mam aus deim zarten hol 
Mach ſchädlich pfeil vnd einen bolg ? 
Vnd braud dich dann zur gremliggiegt ? 
Welchs mir für did wer yergfi leid 
Daß du geneßet würft im blut, 
Sp jetz dein Fang vil beſſers thut, 
Vnd würdſt nun lautprecht vberal, 
Erklingft nun in des Königs ſaal: 
Wie manches zartes Frawenbild 
Erfrewſt du, ſo ſie auff dir ſpielt? 
Darmit es argen gdancken wehrt, 
Die Ohren von böß reden kehrt. 
Ja ſelbſt der Fürſt vnd der Regent 
Nemmen dich in jhr fürſtlich händt, 
Auf das fie ſich mit dir erquicken, 
Darnach zum ernft fich beſſer fchiden: 
Offt nimpt dich der Adilles auf 
Daß feine fireitbar Hand dich brauch, 
Erlabft jn mehr dann all die beut 
Die er möcht bringen auß dem fireit, 
Vnd va er det im Raub die wal, 
Kam er dich doch für als zumal, 
Dielts gold für vnnütz vnd für fherß: 
D wie ein Rechtes Muftdherg, 
Ein ſchöne that von einem Helven, 
Bon welcher man würd ewig melden, 
Der laßt vns folgen vnd nachtrachten, 


966 


Bnd ander Närrifch vold verachten, 
Dem nur das fot vnd wuſt der Relt 
Für alle andre fünft gefält: 
Vnd laßt den geißwanft fih vernarren 
Am Hang des golds, vnd dran verftarren, 
Sp ſicht man dan die Efelsohren 
Den reihen Midis angeboren, 
Die nur erquidt viel Thaler fiellen, 
Dann Narren hören doch gern fchellen: 
Last die Gentauros luft au haben 
Wann die pferd fchreien, dumlen, traben ; 
Die bauren wann die hüner gachfen 
So fie die Eyer hören wachfen, 
Oder wann villeiht Müwt die kuh 
Der Ochs breit, vnd bläht Geyß darzu, 
Wann Dauben mit den flügeln klepffen, 
Da laßt fie jre Wſigk ſchöpffen, 
Oder wann etwan geigt der karren, 
Sp fie mit höw ond miſt ausfahren, 
Dover des trefchen feind gar fro, 
In bawren ghört doch haberfiro, . 
Deßgleichen laßt aub in die Mül * 
Sein jhr hochlautend Lautenſpiel, 
Dann (ſpricht man) hoffmann hört gern hiha 
Der Müller gern des Eſels ja, 
Vnd Seitenſpiel ghört nicht in dMül: 
Das iſt, das ſie nicht ghöret vil 
Bey dollen ſchlamp zu vollen brüdern, 
Zu jhrem jauchtzen, truncknen liedern, 
Dann (ſagt man) von Biertranck vnd Wein 
Sollen nicht naß die Seyten ſein, 
Sie werden ſonſt nicht meh erklingen, 
Dann volle faß kein thon meh bringen: 
Laßt Jägern auch jr hundsgeheül 
Biß fie auch heulen mit der weil: 
Laßt Landtsknecht vmb die Trummen ſchantzen, 
Hewſchrecken nur den Sommer dantzen: 
Vnd laßt den fraaß ſein Buſick enden, 
Wann er den Bratſpiß höret wenden, 


967 

Bnd ein die fräppen fallen ein, 

Vnd ſchencken ein beyd bier vnd wein, 
Vnd kannen klopffen, gläffer brechen: 

Der thon würd fih wol an in reden, 
Vnd ihn zerftören leib vnd feel: 

Derhalben niemand nicht erwehl 
Den thauben fhall der Midasgſchöpff 

Vnd difer groben Ejelstöpff, 
Die gar der geiß macht hie zu Thoren, 

Vnd if Syreniſch gſang den Ohren, 
Das die begird fie fo verfürt, 

Das finn vnd her& drinn wirt verwürt 
Dich aber fühlen Seitenflang, 

Den ih auß deim gewelb empfang, 
Wöllen wir dir die Mufas ehren 

Vnd Sittlichkeyt bgeren zu !ehren, 
Für allen andern knall vnd fall 

In würden halten vberal, 
Du folt vns einen Art verweien 

Der leid vnd frandheit macht vergeffen, 
Soltfi fein das fraut vnd Snftrument, 

Welchs dient für Traurwendt vnd Nepenth, 
Im leid folt du vns bringen freud 

In freud deren erinnern beid, 
Du folt ons onfer geift erweden 

Wann wir ein gutes werd volftreden, 
Vnd dein Iobswöllen wir verkünden 

Allweil ven Athem wir empfinden, 
Dann du bift aller Muſick ſchein, 

Du gliebft den Göttern nur allein, 
Dich braucht der Phoebus jeder frift 

Wann er onder den Mufis ift, 
Drumb werden die dich all belieben 

Die kunſt belieben oder üben, 
Weil Fünftliches zufammen ghört, 

Vnd kunſt von dir auch würd gelehrt, 
Weil du mit deiner Lieblichfeyt 

Erinnerfi ons zu jeder zeit 
Au der himmliſchen fügigfeit, 


968 


Da dann ift die Recht Mufidireud, 
Die Lautbar ift in Ewigfeyt, 
Darzu ons alles dien vnd leyt. — 


J. F. G. Menter. 


IV. 


Vorwort und Reime zu T. Stimmer’s 
bibfifhen Figuren *). 


Dem Wolgebornen Herrn, Herrn Philips Ludwigen, 
Graven zu Hanau vnd Rinef, Herrn zu. Münzen- 
berg ꝛc., meinem gnädigen Herrn. 


Wolgeborner Grave, Gnädiger Herr: E. G. feien meine 
vnterhänige geflifiene dinft zuforan willig berait: Gnädi— 
ger Herr, Man pflegt in gemainem ſprüchwort zu fagen: 
Was Rümlich ift mit fug, Das findet Rümer gnug: Des— 
halben van nicht alain vorlängft verfchinenen jaren vil 
Hochgelehrte und erleuchte Männer von Philofophis, Pi: 
ftoricis, Mathematicis vnd Poeten, fih baben gefunden, 
weiche die Rümliche fönftligait des gemäles, dur jre 
wolberevenhait, als ain materi deren gemäs, hoc erhu=. 
ben: Sondern es erzaigen fih auch bei no gegenwärti- 
ger lebzeit von tag zu tag in. allerlai fprachen vil mehr 
ſolcher kunſt verftändige vnd gefliffene Leut, die fie, bai- 
des jrer von erfindungszeiten ber gehabter würde vnd 
beutiger höchſtgeprachter vollfommenpait, in zirlichen vor- 
reden, gangen orationen vnd vilen Büchern, zugleich 
ſchriftlich, vnd auch würklich, in feheinlichen bewärten pro= 


) Neue Künſtliche Figuren Biblifher Hiftorien, grüntlich von 
Tobia Stimmer geriffen, vnd zu Gotsförchtiger ergegung 
andadbtiger bergen, mit artigen Reimen begriffen, durd 3. 
F. G. M. Zu Bafel bei Thoma Gmwarin. Anno M. D. LXXVı. 


969 


ben, hoch einher tragen vnd ausherfireihen. Derwegen 
ihs an folhen alten vnd neulichern Rumſchrifien zu er: 
winden wol befügt were, demnach mir etwas befonvders 
vnd neues zu fernerem jrem preis aufzutreiben, die ban 
gleichfam verloffen fcheinet: Gleichwol fo ich allererit an« 
gezogener gemälspatronen bewegliche vriachen, darauf fie 
fürnemlih jr lob gründen, erwige ond bei gröfer thail 
fpüre, fih am meheften in anzihung jrer natürlichen lib— 
lihait ond gemainer ergezlichait faumen, vnd beineben 
jres nutzes (fo allain aim fund der funft namen ſchaft) 
entweder im fürgang fehlechtlich gedenken, oder gar inn 
vergeß hindan ftellen: hab ich etlich artliche vers, To ich 
wol etwan zu anderm fürnemen gemacht, aber jjumal zu 
ſchwebendem vorhaben, und erweifung des gemäls nuzbar⸗ 
kait dinlich acht, hie einzupringen, nit vmgehn können: 
diweil on das diſes gantzes buches erklärung inn Reimen 
beſtehet: vnd fint fie namlich diſe.*) 


Ain kind ficht auch gern gmalte ſchilt, 
Wiwol es nicht ſein deitnus fült: 
So ſagt man, das gmainlich die götzen 
Die götzen pflegen zu ergetzen. 
Aber ain Weiſer höher ſucht, 
Acht nicht der ſchal, ſonder der frucht, 
Diweil er wais, das ehrlich künſt 
Sint gſchaffen zu des menſchen dinſt: 
Was ſolln aber für dinſt vis haiſen, 
Die nicht dz gmüt auch vnterweiſen? 
Was ſolt ain weiſer ſich dran gnügen 
Das Parrhaſius kan betrigen 
NMit feinem ſchöngemalten trauben 
Die ainfaltig geluſtrig Dauben? 
Het er das kind, welchs den traub führt 
Recht gmalt, kain Daub hets nit berürt: 
Vnd wer er nicht vil thauber gweſen 
Als alle dauben, die wir eſſen, 
Het er zerſtoſen nicht die hand, 


) Die erſten s Zeilen des Gedichtes ſind abgeriſſen. 


970 


Da er wolt zihen von der wand 

Den ombang, auf das er bejeh 

Was dahinden gemalet fieh. 

Was iſts? das der fremd maler Doſſe 
Malt etlih bör fo ſchön zum boffen, 
Das fte.die Pfauen fo zerbifien 

Bis gar der Kalk ift abgeriffen ? 

Dver das ain baum ainer malt 

In ain Kir, fo artlich geftalt, 

Das vil Vögel gar grob betrogen 
Drauf zu figen fint zugeflogen ? 

Vnd das ainer fowol malt zigel 

Auf thuch vnd gzelten, dz manch gflügel 
Zuflog, vnd ſich darauf wolt ſetzen 
Seinen ſchnabel daran zu wetzen? 
Desgleichen das ab gmalter ſchlang 
Vil Vögel vergaſen jr gſang? 

Vnd ain troſtel alſo erſchrak, 

Das jr die Pfeif ful gar in ſack? 
Sold ding fint, wie man fprict, nur kizlig 
Aber zur befferung nicht vil nüßzlich, 
Vnd welchen folch fchlecht ding erfreuen, 
Möcht laden auch ver Vogelicheuen, 
Auch auf der Vogelherd der flüden, 
Bnd warn Vögel in dfenfter piden, 
Auch das der Eiel ſcheucht fein ſchetten, 
Vnd Maidlın gern vorm fpigel betten, 
Vnd das Narciffo fein geftalt 

Sp mädtig wol im pronnen gfallt: 
Aber ain Weifer mitlaid hat 

Mit anderer ainfalt vnd ſchad: 

Lehrt draus erfennen feine gab, 

Wie er Got meb zu danken hab: 

Vnd was die funft wol laiften fünnt 
Wan man auf nuzlich fach fie gründ: 
Vnd wiwol er nach Menichenpraud 
Bei liblihait ſolcher kunſt auch 

Sucht fein fräud vnd ergezlichait, 
Idoch ſie in nicht gar verlait, 


971 


Das er nicht vil meh forfcht vnd tracht 
Wie er fie im zu nuz auch madt: 
Dan wer ift fo ain Vnmenſch ſchlecht 
Der nicht mit Iuft auch fehen möcht 
Apellis pferd, gemalt fo ruftig 

Das ain Iebhafts im zufchri luſtig? 
Dver des Herzogs Türdifchen hund, 
Zu Mantua, der fo ſchön fund 
Gemalt vom Maler Monfignor, 

Das ver hund, fo im gramm war vor 
Sp oft er fürlif, in fuhl an, 

Vnd zerftis oft ven Kopf daran? 
Auch das alt Weib fo vngeftalt, 

Das felbs der Zeufis, der es malt 
Sich hat zu tod gelacht darüber, 

Da andre doch auffpien vrüber? 
Idoch wie gern ver Weis dis fe, 
Noch feh er Fiber nuzlichs meh, 

Das das gemäl bericht die fel 

Wie fie nicht fäl, ond guts erwehl, 
Das es fein kraft vnd artlichait 
Nicht allain wend zur zartlichait, 
Sonder zu vnterricht dem gmüt, 
Das es im finftern nicht verwüt, 
Vnd nicht allain ver augenplid, *) 
Welches zwar ſolche fachen fint, 

Das je meh man nadfinnt vnd gründ 
Se meh fie ſchärfen ven verftand, 
Bnd machen die ſach bas befant: 
Drum warn die Maler je vnd je 
Poeten vnd Philoſophi: 

Vnd Pamyhylus wolt kain lehren nie 
Er könnt dan die Geometri, 

Auch Rechnen, ond les die Poeten, 
So die erfindung mehren theten. 
Drum hat er auch ſolch ſchuler ghabt 
Die for andern warn hoch begabt, 








— 


*) Hier fehlen 7 Zeilen. 


972 


Apellem vnd ven Paufiam : 

Bei ven vie Kunft fo bob auf fam, 

Das man jr ftift zu Sicion 

Sonver ſchulen, darein zu gohn. 

Bud der fürnem Melanthius 

Rümt, das durch Malens fördernug 

An Weishait er hab zugenommen, 

Secht wa durchs gmäl man hin fan kommen: 
Auch bzeugt ſolchs, dz aus malens grund 
Die erſt Egpptiſch ſchrift entſtund, 

All Weishait vnd Theologi, 
Die Hieroglyphiſch nanten ſie. 

Drum wa die kunſt erhalten würd 

Daſelbs all freuntlichait man ſpürt, 

Sint alle künſt inn jrer plüh, 

Wa aber iſt abgſchaffen fie 

Da iſt gewis all Barbarei, 

Wie ſolchs beſcheint in der Türckei: ꝛc. 


Solche Vers, Gnädiger Herr, hab ich dem Leſer aus 
andern mehr dergleichen, jres liblichen inhalts, vnd, wie 
gedacht, dinſtlichait halben hiher auserleſen, diweil fie ne— 
ben erweiſung vorhabender kunſtnuzbarkait, auch zu end 
ains beſondern herlichen Rumſtücks gedenken: Namlich, 
das fie, wa fie im gang, ain gewiſſes zaichen, ond gleich 
fam ain vorbott des Frülings aufgebender vnd plühender 
guter fönft: Ja ain ölzweig des frivens, vnd fhöngefärb- 
ter Regenbogen erfeftener flut vnd vngewitters feie. Wel- 
dies zu bewären, nicht not ift vil erempel einzufüren: ain 
ainigs oder zwai mögen ainem genugfam, wie man ge- 
mainlid redt, ‚den glauben inn die hand geben. Dan 
wa fint alle weife Iehrfünft gepliben, als die Gothen, 
Hunnen, Rugen, Wenden vnd andere Barbarifhe Bölfer 
vor zeiten om das 470. Zar, Stalien, Gallien, Zeutich- 
land durdftraiften und verwüfteten? fint fie nicht zugleich 
mit dem gemäl, vnd im verwandten fünften, denen fie 
fürnamlich mit verbergung der ſchönſten Stät, könſtlichſten 
Bilder, Thafeln, Seulen, gebäuen hart zufrzten, ver: 


973 


ſchwunden vnd vntergangen? auch jr glanz und fein 
nıcht eber berfürgeplidt, biß om vas 1450. Zar, bei et- 
was ftillung folcher zerrüttungen vnd vnruhen, vas ge: 
mäl widerum, wie die morgenröt dur die Wolfen ber: 
fürgeproden, ond den nachkommenden fünften, als ver 
Sonnen, den weg. zu heutigem lichtem tag aller lehr vnd 
geſchiklichait hat gewiſen? Vnd das man nicht weit hin- 
derfich fuche, fehen wir nicht mit grofem fehmergen in ver 
nähe, wie das Türkiſche Vnregiment, in dem es alle ge- 
mälsfunft anzufeinden angefangen, auch zugleich damit 
al andere fittlihbe Weishaitlehrfame fünft an den enven, 
dafor alle zu menſchlichem leben befömliche vnd nötige 
fünft in böchfter plüh geftanden, bat ausgerottet? Dan- 
nenher difer ſpruch vnwiderſprechlich fib war befindet, Dz 
wa diſe leutielig kunſt verſchwindet, Dafelbs all laidſelig⸗ 
fait fich findet. 


Hirum dan die herlichſten Potentaten, Fürften vnd Herrn 
jverzeit ſolche funft bei jnen haben werd, vnd für ain nö— 
tige Hofhaltungszird gehalten. Dan mie erlufiigten fi 
nur ünterainander der Eayptifh König Ptolemeus, vnd 
der Sieionifch Fürft Aratus mit verehrung vnd vberien- 
dung der fürtreflichſten gemäl? Füret nicht Alexander ftäts 
neben feinen Philoſophis, auch ieine aigne Maler in fei- 
nem Krigshör mit? was vnfäglihen guts wendet nur 
König Attalus auf erfauffung derfelben kunſtſtück? 


Vnd zu vnſerer zeit, was grofen foftens ver Weiland 
Grosmähtig Kaiſer Marimilian der erft darauf gewendet 
hab. beſcheint nicht allain inn feinen Erblanvden , fonvern 
alientbalben inn offentlichen Büchern, die er verleget hat. 
Desgleiben König Francifeus inn Srandreich, wie hoch 
er es geehret, fiht man an den funftwerfen zu Madrill. 
Auch wie ehrlich fie König Hainrich inn Engelland aehal- 
ten, bab ich for furzen jaren mit grofer verwunderung 
an den funfiwerden ver berümteſten Maifter, deren ganbe 
Säl voll im Schloß zu Lonven vorhanden wargenommen. 
Wie fehr fie aud die Hörzogen von Florenz, vnd ſchir 
alle Italianiſche Fürften erheben, ift männiglidem, fo va: 
rinn geraifet, zu Foikh en. Wie au ver Weiland Churfürſt 


974 


Johann Friverich folche geförvert, erfaret man im feing 
Malers Lucas Granaders werfen. Vnd wie noch heut 
Grosmädtige Kai: Mai: vnſer aller gnädigfter Herr, 
famt vero ganzem Fürftlichen Haus von Oſterich ſolche 
aufnen, iſt am tag, derwegen vnnötig hie weitläufig zu 
erzelen. Vnd das man nicht vermute, es pflegen allain 
die Hoch- vnd Wolgeborne (ſo von natur in dergleichen 
ſachen jrer geburt gleichmäfigs, guts vnd hohes vrthail 
tragen) ſolche kunſt in billicher achtung zu halten: ſo iſt 
es ausfündlich, das die anſehlichſten Policeien jren je vnd 
je bei jnen auch ehrliche vnd befreiete vnterſchlaif haben 
gegonnet, als Corinth, Athen, Alexandria 2c. vnd jziger 
zeit Venedig, Nörnberg, Antorf, der mehrerthail Stät 
inn Italien, vnd anderswo andere. Das ich jzunt viler 
bochbegabter Privatperſonen von Gaiſtlichen, Edeln, Ge: 
lehrten, Weiſen, verſtändigen Leuten, deren hin vnd wi— 
der vnzalig, geſchweige. Aber man fpigel allain, das mu⸗ 
ſter aller wolbeſtelleten Regiment, namlich die Rom 
für: liſet man nicht, wie jre Vorſteher fib ftäts befliffen, 
in eroberung gewaltiger Stät, jnen die fönftlichft gemalte 
Tafeln zu ainer ausbeut voraus zu behalten? veflen er- 
färt man erempel an Mumio Achaico. L. Paulo, Lu- 
cullo, Scauro, Kaiſern Julio vnd Augufto, aud jren 
Nachkommenen, deren etlibe, als Davrianug, Sewerus, 
Antoninus ꝛc., auch im malen geübt gewefen: Ja der’ 
Römiſch Hörfürft Marcellus lis auch im ernftlichften Sturm 
die Stat an dem end, da er ain Schöne Tafel wußt, nicht 
anfteden. Bnd man liſet inn Spanifchen Arreften, das 
in ainer fürnemen Stat ain anſehlich Teſtament, darum, 
diweil es aine kunſtgeachte Tafel inn fremde Land verle- 
giret oder erblich beſchaidet, zu vnkräften ward erfant, als 
dag contra bonos mores vnd wider natürliche gebür das 
Baterland feiner zirden gedächt zu berauben. Gleich wie 
auch etwan die ganz Inful Sicilien om dergleichen Funft: 
beraubung jren Landpfleger Berrem, durch den berümte— 
fen Redner Ciceronem zu Rom ernftlih lis verklagen. 
So dan nun das gemäl, wie oberzelt, von den Erleud- 
teften Perſonen vnd ftatlichften Policeien ift von je zeiten 
her ehrwürdig gehalten vnd erhalten worden, vnd daflel- 


975 


big mehrerthails vm verwunverlicher fönftlihait vnd zeit: 
liches geprauchs willen, als vileiht damit jre Stät, Pal- 
läſt, Pläz, Rhat vnd Iufihäufer zu fhmuden, daran jre 
augen zu erluftigen, jre herzen zu erquiden, oder, fo fie 
zum beften zweck gelangt, dadurch dem gemüt zu Welt: 
gefcheider weishait anlaitung zu fchaften. Wie vil mehr 
fol dan heut dife Teutfelige funft (fo nunmals zu äuſer— 
ſter artlichait gepradt wird) inn anwendung zu derglei- 
chen hirin begriffenen Chriftlichen Hiftorien, die zu Got: 
licher Weishait ond fort anweifung thun, Hoch geachtet 
vnd gefördert werden. Dan fo der fpruh war, das Das 
gmäl ain gmüt bewegt vnd naigt, Zu dem, was es ein- 
halt ond zaigt: So werden gemwislich dife Bibliſche Figu— 
ren hailige gedanken erweden, diweil fie Gaiftliche hän— 
del vorftellen. Das ſich aber etliche finden, die das ge— 
mäl auch inn ſolchen hailigen materien nicht wol zulafen, 
von wegen etlicher Larvenforchtſamen Puppenlibler , die, 
wie ain Poet fchreibt 


Mißprauchen ſchäntlicher ain Bild 
Als Pygmaleon, vers erftlih bildt 
Dan er es lebendig erbat 

Bom lebenden, ders leben hat, 

Dife beiten om Hail vnd leben 

Das vnlebend, welchs nicht fan geben. 


Sp mais man doch hinwider die gemaine Regeln, Das 
alles wird beftehn gut, Wan man den mißprauch abthut: 
Vnd das von etlicher mißpraucder wegen, Man den rech— 
ten prauch nicht ſoll niverlegen: Vnd das faum etwas 
guts bie fei, Welchs nicht mißprauchen vil on ſcheu. Sonft 
müßt man auch ven Menſchen, fo von Got felbs gebildt, 
ſchelten, diweil bei etlichen Barbaris, die anfehlichften 
angebettet werden: vnd folten Sonn vnd Mon, oder die 
Perſiſch Feurflamm darum bös fein, weil man fie etwan 
auch für Göter bilte? was fan das aufgeipannt rot thuch, 
oder der es gefärbt, dafür, das etlich Bölfer inn Septen- 
irione davor niderfallen: mit der weis dörft Got nicht 
die Erd, oder ain ander gefehöpf mit farb beflaiden: Dan 


976 


aus Hiftorien beweislich ift, das man abgötterei getriben, 
eb man je gemalet bat. Desgleihen was hat das bild 
Fortunae zu Athen können wenden , das ain aberwißiger 
Süngling, tie Yelianus bezeugt, fi an jm alio fantä- 
ftiih verlibet bat, das da mans jm nicht zu Faufen ge 
ftatt, er dabei den Gaift aufgeben hat. Solt man darum 
niman begraben, viweil die gräber für hailig fint miß— 
praucht worden: ja wie etlih wollen, vnd es das buch 
der Weishait andeitet, daher erfilich all abgötterei ift ent- 
fanden ? Solt, man von wegen des gegoflenen Aronifchen 
Kalbs das Goldſchmidhandwerk verfluhen ? fo müßt man 
auch den Bau verwerfen, angefeben, dag damit vil vn— 
zucthäufer vnd abgötifh Paläſt fint zumeg gericht worden. 

Aber ver ſpruch ver S. Pauli entfchaidet ſolchs mit 
ainem fprühlin, das namlich den rainen fei alles rain, 
ond man vergleichen ding praucen fol, als ob mans 
niet prauch, mamlich nicht ärgerlih noch zur ärgernus. 
Darum jener Maler, von dem Bafaris in feinen Excel- 
lentibus pictoribus Italiae fchreibt, den Abt, der fih am 
liblichen geficht vnd Pplofen armen der S. Magdalena Bilv 
ärgert, recht fragte, ob feine andacht fo vnkeuſche augen 
bab. Vnd ain anderer, Grilland von Slorenz genant, als 
an Prelat von jm begert, er folt jm vie hailige Jung— 
frauen nicht mehr fo gaiffmalen, dan fie jne verraizten, 
malt er jm inn ver Nuneiata der Marien ain bart an: 
vermainend, hidurch jm kain vrfach zum figel zu geben. 

Auch gefallt mir hie fehr wol der onterfhaid, den ©. 
Auguftinus ſezt, das ain gemäl auf drei. weg bös mwerp, 
erfilih,, fo es vnbailige vnd mutwillige ſachen einbält, 
demnach ſo es will foripigeln, welchs nicht fan noch fol 
angedeitet werden , vnd Tezlich, fo es an ort vnd end ge— 
ftellt wird, da es mag ärgern, vnd wie e8 liber Sapien- 
tiae nent, ad decipulum desipientibus, et tentationem 
hominum: Aus weldben mworten vil abnemmen wollen, 


das Auguftinus auch, tie vil andere Väter mehr, das 


gemäl von den orten, da man. betten foll, auffchlife. Wel- 
em obſchon alfo, pleibt jm nicht des weniger an vılen 
andern ehrlichen vnd berlichen orten, auch inn Büchern 
ond fchriften feine ofterholte würde vnd nuz, inndem «8 


977 


nach gelegenhait hailige vnd gemälmäfige fachen fürtraget : 
Wie dan hie inn diſem Bibliſchen Handbuch deſſen an 
bewärtes mufter ftebt zu fehen. 

Welches, baivdes zu ergesung Gotsförchtiger herzen, vnd 
zu dinft den folder funft vbenden vnd belibenden, ver 
Ehrnhaft vnd fürnem Thomas Gmwarin, Burger vnd Buch— 
truder zu Bafel, mit grofem Eoften hat gegenmwärtiger ge: 
ftalt zuwegen gepradt: Auch es vor andern angenem vnd 
feheinbarer zu machen, fih fain zeit noch müh lafen dau— 
ren, den Kunftberümten vnd wolgeadhten Zobiam Stim- 
mer zu fleifiger reiſſung folder Figuren zu vermögen, 
diweil er dem ſpruch nachgangen, Das ain bewärter Mai 
fier, Nichts alls bewärts fonn laiften: Wie dan inn de 
warhait eben gegenwärtige Figuren bei allen kunſtver 
fländigen (wa fie nicht entweder mutwilliglid oder mit 
gönftiglich des Apellis Antiphilos geben wollen) wol jrei 
rum vnd achtung werden fehirmen, diweil fie ſchon berai 
vorlängſt von vilen geachten Gemälskündigen fint mit gro⸗ 
ſem verlangen begert worden: derwegen hie vnvonnöten, 
guter war ainen Kranz auszuhencken. 

Demnach aber er T. Gwarin auch den ſpruch Agefilai 
zu mut führte, wie Das gemäl den Reichen ſei ain ergez— 
lichait, Aber die ſchriften den frommen ain nuzbarkeit, hat 
er neben meinem Schwager Bernhart Jobin, ſo ſolche 
Figuren zum ſchneiden vnd trucken helfen färtigen, bei 
mir, als aim erkanten Freund, bittlich Bon im inn 
fiellung etliher Bers unter jde Figur, fo die gefchicht 
famt der Iehr, die draus zu nemmen, einhilten, zu feim 
nuz dinftlich zu fein, vnd damit alles nach meinem gut— 
bevunfen zu ordnen. Welchs ih im von wegen freunt- 
licher vnd billicher bitt, als zu förderung Götlicher Ehr 
geraichend, vnd erfanter treuherzigfait, auch gelegenhait 
halben, das ich on vis die zeit ober, als fie getrudt wor: 
ven, bei meim Schwager mid hilte, nicht hab wägern 
fönnen noch follen. 

Als mir aber nach gefärtigtem Werf zu dem, wie ge 
präuchlich, auch die dedication zu ftellen zugemutet ward, 
bab ich mich mit jm, des Werks verlegern, davon vnter— 
redet, ond fint alsbald ainmütiglih, Wolgeborner Grave, 


— 62 


978 


Gnädiger Herr, €. ©. gegenwärtige Neue Fünftliche Fi⸗ 
guren Bibliſcher Hiſtorien vnterthänig zu offeriren vnd 
zu beaigenen, ains worden, wie wir auch E. G. inn ver— 
ehrender vnterthänigkait ſolche himit wollen dediciret vnd 
inn gnaden anzunemmen vnterthänig gebetten haben. 

Ich, E. G. williger Diner, aus bedenken erſtlich E. G. 
angebornens hohen verſtands, den die fither, als E. ©, 
ich allhie famt deren geweſenem Preceptore D. Delio ge: 
fant, mit färtiger erlebrung Wershaitförderlicher guter fünft 
ond fpraden, auch erfarung fremder Länder, gefchärfet 
hat vnd gemebret, vnd deshalben on zweifel von allerhand 
wichtigen ſachen, fürnamlich aber folchen leutfeligen kün— 
fien als das malen ift, ain verftändiges orthail erholet, 
Seitainmal E. ©. mebhrerthails ſolche Land vnd Stät, die 
ich hie oben beftiimmt, vnd dafelbs vorhabende kunſt ge— 
acht fein, hab gemeldet, vor furzen Jaren durchraiſet vnd 
erfündigt haben. Folgends, das demnach ih bei €. ©. 
ond zugleih damit bei dem gangen Wolgebornen Stam— 
men der Graven von Hanau inn vnterthänigfait mich zu 
willigem Diner zu infinuiren längft vorhabens geweſen, 
nunmals mit difem Buch mir aine gelegenbait vnd zugang 
zu fernerem vnd meberem banete: Demnach fol werf E. 
G. acceptirung wol würdig, baides won wegen der Ehrift: 
lichen materi, jo das gemäl ond die fchrift einbelt, vnd 
auch der funk, die Plinius ib. XXXV. C. L nent ar- 
tem nobilem et expetitam à Regibus populisque: vnd 
bioben von viler Hoc: vnd Wolgeborner Herrn exempel 
bob vnd woladtfam zu fein erwiien if. Er Thomas 
Gwarin aber vesbalben wollen offeriren, ſich himit ain- 
mal gegen E. G. für vilfaltige erwifene gnaden vnd wol- 
thaten etwas dankbar zu erzaigen, vnd wie berzbegirig 
er inn höherem vnd meberem, vngeipart feines fleifes vnd 
geringen vermögens E. ©. äuſerſte dinftwilligfait zu er: 
jaigen genaigt were, zu erweifen. Entlich baide, aus vr— 
ſach, mit €. ©. Hochgeachtetem namen. difem werf des 
berlicher aniehen zu ſchaffen: vnd mit diier gelegenhait 
€. G. famt dero gelibter Gemalin zu neulich eingetrette- 
nem Chftand von Got alles Hail vnd mwolfart zu Sel, 
Leib, zufönftigen Erben vnd Landsregirung zu wünfden : 
wie wir auch himit volfialih glück wünſchen, vnd zu be: 


979 


fräftigung difes , alle ain vnbeſchwerlichen Gotsförchtigen 
bausrhat ehrerbitig vbergeben. Zum befchluß abermal vn: 
terthenig bittend, €. ©. wolle diſes opuseuli dedicirung, 
zu famt vnſerer angetragener herzlicher dinftwilligfait, nad 
dero angeborene? milte vnd-güte, im gnaden vermerken 
vnd aufnemmen,- defien wir vns gänzlich vertröften. 
Gegeben in Strasburg, den erften tag Aprilis, des 
1576. Jars. 
Euer Genaden vnterthänig gutwilliger 
Johan Fiihart genant Menzer, 
der Redten Doctor, ꝛc. 


Das Erſte Bub Mofis von der Erſchaffung, 
Geneſis genant, 


Genesis 1]. Capitul. 

Der gſchöpf zirlihait, zeugt des ſchöpfers berlidait. 
Am anfang ſchuf Got inn ſechs Tagen 
Luft, Himel, Erd, ond was fie tragen: 

AU Thir ond Vögel, Fiſch und Wild, 
Lezlich den Menſchen nach ſeim Bild: 
Von ſeiner milt iſt alls erfüllt. 
Genes. II. Cap. 
Ehlich Pflicht aufgeridt. 
Auf das der Menſch ain Ghülfin het, 
Schuf Got, weil Adam ſchlafen thet, 
Evam das Weib, aus feiner Ripp, 
- Die darnah allzeit bei im plib: 
Hiraus entiprißt die Ehlich Lib. 
Genes. IIL Cap. 
Bermeffenhait ven Fall berait. 
Die Schlang fagt: Eßt vom Baum allain, 
Sp werd jr Hug wie Götter fein: 
Sie folgten diſem falichen Rhot, 
Verachten was in Got gebot: . 
Daher fomt Not, Sind, Hol vnd Zod. 


986 


Genes, Ill. Cap. 
Got leidet nichts vnrains inn feinen Grenzen. 


Nachdem in Got ir Straf verfünt 

Lis er fie jagen om jr Sünd 
Durch ainen Engel aus dem Garten, 
_Der Tod folt forthin jrer warten, 
Den fie biß aufs Weibs famen fparten. 


Genes. III. Cap. 
Der Menſch zur Arbait erboren. 


Das Feld baut Adam fümmerlid, 

Vnd mus im Schwais hie nehren fi: 
Die Eva hat ver müh nicht minder 
Inn ſchmerzen gebirt fie die Kinder 
Durchs kreuz demütigt Got die fünder. 


Genes. III. Cap. 
Der Erf Martyrer Abel. 


Weil Abels Opfer afallet Got 

Schlägt Cain fein Bruder drumb zu tod: 
Der HErr firaft jn fein lebenlang, 
Das er lauft zittrend, würd im bang: 
Cains trang iſt der Kirchen anfang. 


Genes. VI. Cap. 
Das Schifflin der Kirchen erhalten. 


Got His inn Kaften Noe tretten, 

Mit feim Gefchlecht, vnd was fie hetten, 
Bon allen Thiren auch ain par, 
Das für der Sündflut ers bewar. 
Gots Kirh vnd Schar pleibt jmerdar. 


Genes. VII. Cap. 
Die Erft Straf der Welt durch Waffersnot 


Die Wafler fteigen virzig Tag, 

Das man fain Berg mehr fehen mag: 
Fünf Monat lang die Sündflut mwärt, 
Das als vervarb was lebt auf Erd: 
Was Got nicht ehrt, vnd Noa hört. 


981 


Genes. IX. Cap. 
Der Schänder wurd geſchändet. 


Der Regenbogen ward Gots bund: 

Cham plos fein Bater ligen fund, 
Vnd deckt in nicht, wie feine Brüder, 
Berfluht ward er, zum Knecht ernidert: 
Wer Eltern ehrt, den ehrt Got wider. 


Genes. XI. Cap, 
Bermeflenhbait baut Babel, vnd wurd zur fabel. 


Das Bolt mit Remrot Got nicht traut, 
Sing an ain hohen Thurn, ond baut. 
Deshalb der HErr verwirrt jr ſprach, 
Zerfirait fie inn all Land darnach: 
Was Got thut ſchmach, find ſchmach zur rad). 


Genes. XIIII. Cap. 
Melchiſedech ſpeiſet vnd ſegenet Abraham. 


Als Abraham kam von der ſchlacht 
Melchiſedech im eſſen pracht, 

Und ſegnet in, empfing dabei, 

Den zehenden von allerlei: 

Solchs deit den Prieſter Chriſtum frei. 


Genes. XV. Cap. 
Abrahams Dpfer ond Glaub. 


Dem Herrn opfert Abraham, 

Got fagt im, wie von feinem Stamm 
Bil Bolds werd fommen als der Sand, 
Und lang beivonen fremdes Land: 
Dod dur fein Hand, lös er all Band. 


Genes. XVI. Cap. 
Borbild baider Teſtament. 


As Agar fih ſah Schwanger fein, 
Wolt fie Fain Straf mehr nemmen ein, 
Bon jrer Frauen, floh davon. 
Der Engel His fie haim zu gohn 
Am ſchuz und Ion, fei underthon. 


982 


Genes. XVII. Cap. 
Abrams Geftfreibait wol belonet. 


Trei Engel nimmt auf Abraham 

Die im verbeiien ainen Sam 
Durch Sara, weldes fie verladt: 
Allein der Herr hats war gemadt : 
Dan wa ung fhwarht, er ftatt fein mat. 


Genes. XIX. Cap. 
Borbild leztes Gerichts. 


Sodom verprant, Lott würd errett, 

Sein Frau für ain Salzfeulen ſteht: 
Lott von fein Töchtern trunfen gmacht, 
Beichlif fie, eh er deſſen adt. 
Drumb tag vnd naht nüchtern gewacht. 


Genes. XXI. Cap. 
Das Gefaz weit der Gnaden. 


Agar verjagt mit jrem Kind 

Kain Waſſer inn der Wüften find: 
Der Knab wolt fein verſchmachtet ſchir, 
Da zaigt der Engel Waſſer jr: 
Dis bilt vom Gſaz das ghaimnus für. 


Genes. XXII. Cap. 
Andeitung des onfhuldigen opfers Ehrifti. 


Wie Abraham im zuden war, 

Wolt nun fein Son aufopfern gar: 
Da ruft der Engel, das er hört, 
An Wider jm dafür befchert: 
Was Got bewärt, daſſelb er ehrt. 


Genes. XXIIII. Cap. 
Rebeeca empfängt jren Werber. 


Rebecca thet im Waffer raichen, 

Da merkt ver Knecht bald an dem zaichen 
Das es die Braut ſeins Herren wer, 
Er ſchenkt ir drauf vil Klainot fchwer. 
Ein fromb Weib fomt vom Herren ber. 


983 


Genes. XXV. Cap. 
Aller glaubigen Vater begraben. 


Abraham firbet lebensſatt, 

Bnd wird zu feinem Weib beftatt 
Inn Ephrons Ader zwifach höl 
Bon Iſac ond von Iſmael. 

San fein ſchos ftell ain gläubig fel. 
Genes. XXV. Cap. 
Borbild falfcher Kird. 


Bom Feld fam Efau müd ond laß, 
Vnd alfo gar erhungert was 
Das er fein Erfigeburt vernicht, 
Gabs Jacob om ain Linfengerict. 
Got richt den der fein Gnad verſicht. 


Genes. XXVII. Cap. 
Der lest wird der erf. 


Sacob vermacht die Hand mit fellen, 

Shut für den Efau fih anftellen: 
Bekomt vom Bater fo den Segen, 
Weil Efau wolt ain Wild erlegen: 
Got gönts den Frommen allewegen. 


Genes. XXVIll. Cap. 
Gehaimnuslaiter ver Menfhwerdung Chriſti. 


Zacob im fchlaf ain Laiter ficht, 
ie fih auf biß inn Himel richt, 
Vnd Engel fieigen auf vnd ab, 
Ain grofen troft im Got da gab, 
Das Chriſtus zu ons fomm herab. 


Genes. XXIX. Cap. 
Der gerecht dinet auch recht dem vngerechten 


Die Schaf ver Rahel Jacob tränft, 

Vnd als der Freuntichaft er gedenkt, 
Nimt Laban auf ganz freuntlich in, 
Das er jm für die Radel din: 
Got führt zum Heurat, Hilft auch drinn. 


954 


Genes. XXX. Cap. 
Des Schmwahers vntreu madt den aiden rei. 


Laban gab Jacob für die müh 

Die bundten Schaf aus feinem Bieh, 
Er ſchält die Stab, legts for vie Herd, 
Auf das fie fih darüber mehrt. 
Got mehrt ond nehrt, den der in ehrt. 


Genes. XXX1. Cap. 
Labans neid ward Jacobs Segen. 


Laban ereilt in inn der flucht, 

Zornig fein Gößen bei jm fucht 
Die Rachel ftal: Als ers nicht fund 
Macht er mit Zacob ainen bumd. 
Der boien grund, wend Got zur fund. 


Genes. XXXIl. Cap. 
Der Glaub in der Not, ringt mit Got. 


Des Jacobs Bolf zog durch ven Bad: 
Er aber biß ver tag anprad 
Rang mit aim Engel, ward verrenft, 
Bnd im ver Nam Iſcrael gſchenkt. 
Den Sig erringt, wer Got nachhengt. 


Genes. XXXIll. Cap, 
Der den Frommen töden wolt, wird im holv. 


Efau mit Jacob wird verainet, 
Alſo das er jn füßt ond wainet, 
Nimt fein geſchenk inn Ehren auf: 
Jacob gen Salem zieht darauf. 
Got wend des Menſchen Herz vnd lauf. 
Genes. XXXIlll. Cap. 

Der Brüder rad, vm der Schwefter ſchmach. 
Sichem that Jacobs Tochter ſchwächen, 
Welchs jre Brüder an jm räden, 

Erichlagen alld was Mänlich war, 
Nemmen ir Schwefter aus ver ſchar: 
Mord, not vnd gfar, bringt gailhait par. 


985 


Genes. XXXVIH. Cap. 
Bordeitung vnſers verfauften Hailands. 


Die Brüder faben Kaufleut kommen, 
Han Zofeph aus der grub genommen, 
In den verfauft, die darnach jn 
Berkfauften inn Egipten hin: 
Der Neivder finn, ift frommer gwinn. 


Genes. XXXVIH. Cap. 
Vntreu trift feinen aignen Herren. 


Am weg ſaß Thamar, war verklaid, 
Judas beſchlif fie on beſchaid, 
Vnd mainet, das es wer ain Hur, 
Es reuet in, wie ers erfur, 
Das er betrogen bet fein Schnur. 


Genes. XXXIX. Cap. 
Der Sig des Gaiſts am Flaiſch 


Potiphars Weib Zofeph erhaſcht, 

Wolt in zur gailhait zwingen faft, 
Er bald entran, [is jr das Klaid, 
Sie klagt, das er inn Thurn ward glait: 
Vnſchuld in lait zur herlichait. 


Genes.. XLI. Cap. 
Aines Frommen genifen »il. 


Der König gab dem Joſeph raum, 
Das er jm auslegt feinen Traum: 
Vnd weil er jm fagt den verfiand, 
Ward er ain Fürft im ganben Land: 
Dan Demutsftand, frigt oberhand. 
Genes. XLll. Cap. 
Brüder kaufen Frudt bei dem verfauften. 
Sein zeben Sön ſchickt Jacob aus, 
Den Beniamim bhilt er zu Daus, 
Dis fie Im inn der theuren zeit, 
Frucht kaufen inn Egipten weit: 
Alſo Sucht troft beim Neivdenven, Neid. 


986 


Genes. XLIII. Cap. 
Vorbedritung des verworfenen Eckſtains. 


Ire geſchänk fie Joſeph prachten, 

Die er empfing on alls verachten, 
Lud fie zu gaft drauf allzumol, 
Hilt Beniamin fürnamlich wol> 
Für bös man guts vergelten fol. 


Genes. XLIIII. Cap. 
Das gemwiffen erwacht zulest. 


Joſeph in bald nadeilen lis, ‚ 
Vnd feinen Becher ſuchen his: 

Ins Jüngſten Bruvers fad er war, 

Sie fehrten vm all traurig gar: 

Durch gfahr ward jr fünd offenbar. 


Genes. XLVI. Cap. 
Das verloren findet fih mit frauden. 


Joſeph feim Vater ziecht entgegen 
Empfängt in freundlich vnterwegen. 
Der jagt: Nun ftirb ich fridlich je, 
Weil ich dich fig bei Ieben bie, 
In Not ond müh, lis fain Got nie. 


Genes. XLVIII. Cap. 
Vordeitung des ſegens durchs kreuz Chrifti. 


Jacob nun fhwach von alters wegen 
Gibt Joſephs Sönen baid den Segen: 
Vnd weil er fein händ kreuzweis legt 
Hats Joſeph zu wunder bewegt: 
Welchs voh auf im gros ghaimnus trägt. 
. Genes. XLIX. Cap. 
Weiſſagung vom Künftigen Mefsia. 
Jacob all fein zwölf Sön gefegnet, 
Sagt idem was jm noch begegnet, 
Vnd wie aus feins Song Juda ftammen 
Werd fommen ver verbaifen Samen, 
Vnd als Volk gefegnet inn feim Namen. 


987 


Das 2. buch Mofis vom Auszug der Siraeliter. 
Erodus gnant. 


Exodi. II. Cap. 
Borbild der unfhuldigen Rinder zu Betlehem. 
Die Muter for des Königs zwang 
Berbarg das Kind frei Monat lang. 
Darnach madts inn aim käſtlin ein, 
Legts auf den Fluß mit grofer pein: 
Als aus wolt fein, ſah Got darein: 


Exodi. 111. 111. Cap. 
Mofis fonderbarer beruf. 
Im feurigen Boih ver HErr erſchin, 
Ruft Moe: leg dein Schuh dahin: 
Dan hailig ift dis Land vnd ort, 
Beim Bolf ond Pharao thu mein wort. 
Mofis wort, weißt auf Chriftum fort. 
Exodi. V. Cap. 
Pharaons verftodung. 
Moſes vnd Aaron fagen baid 
Dem König Pharo Gots beſchaid, 
Das er fein Volk ſoll zihen Laien, 
Da plagt er fie meh ober majen: 
Die aufgplafen Gots wort nicht faſſen. 


Exodi. VII. Cap. 
Die Warhait verfhlindet die falfhait. 
Moies den König abzufchreden 
Berwandelt inn ain Schlang den fteden: 
- Welchs da es auch die Zauberer triben, 
Sf Pharons herz verfiodt gepliben: 
Sp gehts den, die Gots wort nicht Tiben. 


Exodi. VIII. Cap. 
Der Plager wird geplagt. 
Got firaft durch Froih das Reich Egipten ' 
Die Pharo ond fein Knecht betrübten 
Zu bett, zu tiih: da bat er ſehr 
Mofen, das er den Krötten wehr, 
Noch gab er Got nicht recht die Ehr. 


983 


Exodi. XII. Cap. 
Stiftung des Dfterlammes. 
Irs auszugs nimmer zu vergeflen 
Musten das Ofterlamm fie effen 
Eilend, mit vmgegürten lenden, 
Vnd ftäb wie Wanprer inn den händen: 


Welchs Lamm ons Chriftus thet vollenden. 


Exodi. XIIII. Cap. 

Das Waſſer thauft ond erfauft. 1. Eor. 10. 
Das Rot Mör thailt fih von ainander 
Das troden Iſrael durchwander. 

Pharo mit feim Hör folget inen, 
Da fam das Mör, erfäuft fie drinnen. 
Gots zorn vnd langmut fiehft hirinnen. 


Exodi. XVll. Num. XX. 


Borbildung des Leibs vnd Pluts Chrifti. 1. Eor. 


Moſes dem HErren fagt und Flagt, 
Wie in das Volk om Wafler plagt: 
Got in an Felfen fchlagen his 
Das Waſſer füß herauffer flis: 
Der Fels ift Chriftus, des man gnie. 


Exodi. XIX. XX. Deut. V, 


Die zehen Proben Menfhlider gebradlidait. 


Bon Sinai dem Berg herab 

Der Herr fein Gbott und Gfaz in gab, 
Mit tonner, pliz, Pofaunentbon, 
Das all das Volk erfchraf davon: 


Den grimm ftillt Chrift der Gnadentron. 


Exodi. XVII. Cap. 
“ Das Gebett ſchlägt die Feind. 
Mit Amalch ain Feldſchlacht that 
Der Zofua, weil Mofes bat: 
Das fein händ pliben aufgeregt. 
Hat man ain Stain jm vnterlegt: 
Dan ftandhaft gbett den Sig nur trägt. 


939 


Exodi. XXV. XXXVII. Leuit. XXIIII. 
Die Schatten zufönftiger verfonung. 

Die Lad des Bunds, famt Gnadenftul 

Ward gzirt mit Engeln, wies Got gfupl, 
Vnd auch der vbergulte Tiſch 
Mit guldnen Gſchirren zugerüſt: 

Welchs als auf Chriſtum deitnus iſt. 
Exodi. XXV. XXX. XXXVII. Cap. 
Die erleudtung des Tempels. 
Ain gulpner Leuchter ward berait 
Mit fiben Lampen ausgefprait: 
Auch ain Altar nad Gots gebot, 
Darauf Aron folt räucern Got: » 
Der füheft geruh ward Chriſti Tod. 
Exodi. XXVll. XXVIII. XXXVII. XXXIX. 
Anbilvdung des zugemwartigen Ewigen Hohenprifters. 
Noch ain Altar der HErr angab 
Den man zu dem Brantopfer hab: 
Auch wie die Hütt folt fein berait, 
Vnd Hohenpriefters Arons Klaid. 
Alles beveit HErrn Chriſtum heut. 
Exodi, XXXIl, Cap. 
Die Sünden preden Gots Tafeln. 

Da Mofes fiig herab vom Berg, 

Vnd fah feins Volks Abgötiſch werk, 
Welchs om ain kalb fang, ſprang ond ſchrai, 
Warf Tafeln er for zorn entzwai. 
Abgötterei iſt Gots geſpai, 

Vnd pringet jamer manderlai. 


Das 3. buch Moſis von Kirchen- und Levitenrecht 
genant Leviticus. 
Levit. X. Cap. 
Fremden Gotsdinſt verzeret ſein eifer. 
Des Arons Sön das Feur verzeret, 
Diweil ſie haben Got geeret 


990 


Mit fremdem Feur for der gemain, 
Got wolt nicht das man fie bewain. 
Fremd ift, was nit glaubt Chriftum rain. 


Levit. XXIlll. Cap.‘ 
Gotslafterung müfen die ftain verdeden und erfieden. 
Dem Moft befahl Got der HErr 
Das man führ aus dem Läger ferr 
Den Gotesläfterer, vnd jn flainigt, 
Alfo fein Volk vom böfen rainigt: 
Wer Läftrung peinigt Got verainigt. 


Das 4 buch Mofis von zal der Kinder Iſrael, 
Numeri genant. 


Numeri Xl. Cap. 
Der Tode büßt die Flaifhlih gelüfte. 
Das Bolf ward gail, vnd Flaifch begert, 
Der HErr mit Wachteln fie gewärt: 
Die fie gleich auf im Läger lafen, - 
Vnd dran den gähen tod bald afen. 
MWeil fie verfuhten Got dermafen. 


Num. XIll. Cap. 

Deitung aufs predigamt, wie mans gmainlih bfhamt. 
Kuntſchafter Mofes auch auffant, 
Die biaben das verhaifen Land, 

Vnd prachten wider gute mär, 

Fr zwen trugen ain Trauben ſchwer, 

Noch glaubts Volk nicht, vnd fündigt fehr. 

Wer glaubt Gots Lehr, thut jm fein Ehr. 


Num. XVl. Cap. 
Die Hol verfäludt die Aufrürer. 
Corah, Datan vnd Abiran 
Mit zwaihundert vnd fünfzig Man, 
Aufrürifh wider Mofen werden, 
Die lebendig verſchlang die Erden: 
Auf das wir Chrifti ghorfam Iehrten, 


991 | 


Num. XXI. Cap. 

Alfo mußt des Menfhen Son erhöhet werben. 
Mit feurig Schlangen plagt fie Got, 
Mofes richt auf bei folder Not 

Ein ſehrin Schlang, nad Gots bericht, 

Das der fterb nicht, der fie- anfıdt. 

Helf Ehrifte am Holz aufgeridt. 

Num. XXIl. Cap. 
Es müßten eh ftain ond thir reden. 
- m weg der Engel wiverfteht 
Dem Bileant, das er in tod, 

Doch weil vie Eielin jm wid, 

His er jn weislich halten fi: 

Aus geiz nichts widers gwiſſen iprid. 


Das 5. buch Mofis von Eräferung aller geiaz, 
Deuteronomion genant. 


Deuter. 1. 111. XVIII. Cap. 
Zur lez widerholt Mofes alle geſez. 
Moſes eräfert alt gebot, 
AU wunder gutthat jo that Got, 
Der jn werd ain Propheten geben, 
Den folln fie, wie in, hören eben, 
Vnd wer jn nicht hört foll nicht Teben, 


Das Buch Joſue. 


Josue III, Cap. 
Der Jordan weicht dem Glauben. 
Iſrahel ging dur den Forvan, 
Die Lad des Bunds die ging voran: 
Da ſtund vas Wafter ſtill zur feiten, 
Zwölf ftain ftalt man ſolchs zu beveiten, 
Das Chriftus wird fein Völklin laiten. 
Iosuae VI. Cap. 
Alfo zerfhollet Got3 wort die fainen bergen. 
Statt Feriho ward gwonnen bald 
As for der Laden Gots erſchallt 


992 


Der Hörner Flang, das feldgefchrai, 
Da fülen ein die Mauren frei. 
Der Glaub ans wort pricht alls entzwai. 


losuae X. Cap. 

Der Sonnen lauf, halt ver glaubig eifer auf. 
Der HErr lis fill ftohn Sonn vnd Mon 
Bis Zofua für Gibeon 

Sein Feind erfchlug, die Stat errett, 

Vnd fünf König gehenket bett: 

Zu zaigen, er halt ftät fein red. 


Das buch der Richter: zu Latin Fudicum genant. 


Iud,. Ill. Cap. 
Aus Schwahen erwedt Got fein Rader. 
Siſarach flieht for Iſrahel, 
Die Zabel jn verbirget fchnell, 
Vnd weil er fohlaft, ain Nagel nimt, 
Schlägt im den durch die ſchläf ergrimt: 
Durch ſchwach Leut wird Gots macht berümt. 


Iud. VI. VII. Cap. 
Deitung des gnadenberufs der Haiden. 
Der thau, fo auf die Wollen fallt 
Gideon fürs Sigzaichen halt: 
Treihundert er zum Streit erfant, 
Sp Waſſer tranfen aus der banp: 
Durch glaub vnd ſchwachait Got ermannt. 
Iud. Il. Cap. 
Bnordenlih gelübd, Das gemiffen betrübt. - 
e  Zepbte zu opfern globet heit 
Das erfi, fo ım entgegen treit: 
Da fomt jein ainig Tochter ber 
Mit gfang vnd ſpil, das ward jm ſchwer: 
AU glübd Fehr nah Gots wort vnd Ehr. 
Iud. XUll. Cap. 
Borbild Ehrifti Todenkampfs. 
Samfon ain Löen ftark zerriß, 
Im a5 wuchs darnach Honig füs: 


993 


Davon ain Räters er aufgab: 
Wir legend aus von Ehrifti grab, 
Welchs ons den Rechten Honig gab. 


Iud. XV. Cap. 
Der Eig des Toben. 
Samfon zerreißt die ſtrick vnd feflel: 
Schlägt mit aim Kinbadfen som Eifel 
Auf thaufent Man: vnd dürft in dan, 
Wafler fprang aus dem Badenzan: 
Der tod Zan zaigt Chrifti Tod an. 
Ind. XVI. Cap. 
Alfo eröffnet Chriftus die Gefangnus. 
Inn Gaza Samfon wird verwadt, 
Er aber fieht auf zur mittnadht, 
Nam Hin die Statthor mit gewalt, 
Bnd auf den nädften Berg fie flallt: 
Des glaubens gwalt nichts aufenthalt. 


Das Bud Ruth, Vom geſchlecht Davids. 


Ruth. Il. Cap. 
Demut macht Ruth zu Chrifti grosmuter. 
Die Ruth nah Boas Schnittern las, 
Der fie erfante für fein Bas, 
Vnd ehlicht fie, die Obed gbar, 
Welcher Davivs Grosvater war: 
Alfo ward Ehrifti Stammen Har. 


Das 1. buch der König, fonft genant das 1. bud 
Samuel, 


l. Regum. I, Cap. 
Der Bnbärbaften gebett erlangt ain Son. 
Anna, fo lang onbärhaft war, 
Bat Got, das fie ain Son gebar, 
Welchen fie nennet Samuel, 
Dem gab fie Eli inn bevehl: 
Alles erlangt ain glaubig Sel. 
x 63 


994 


I. Beg. VI. 
Allweil opfert Samuel, ftreit der Herr für Iſrael. 
Als fein fünd reuet Sfrael, 
Dpfert fürs Volk ver Samuel, 
Da rettets Got gleich durch ain wunder, 
Schlägt vie Philifter mit vem Dunver: 
Durchs gbeit trudt der Fromm fein Feind pnter. 
IL. Reg. X. 
Delung des erften Königs in Ffrael. 
Samuel falbt aus Gots gebais 
Den Füngling Saul, fo nichts drum mais, 
Zu ainem König, fagt daneben, 
Zaichen die ver Wal Funtichaft geben, 
Das vber im Gots Gaift werd fehweben. 
Aus vnd ein thut Got König heben. 


I. Reg. XII. 

Zwen glaubige beftreiten ain ganz hör onglaubiger. 

Jonatas vnd fein Wafenträger 

Steigen inn der Philifter Läger, 

Vertrauen Got, vnd fehlagen drauf, 
Bald flücht for in der ganze hauf: 
Der Glaub richt das Sigzaichen auf. 
l. Reg. XV. 
Bngeborfam verwirkt zeitlichs vnd ewige. 

Samuel fagt dem Saul im grimm, 

Das weil er nicht hat ghorcht Gots flimm, 
Vnd ver Feind König nicht getöd 
Berwerf in igunt Got für fehnop: 

Weil im ghorfam all Gotsvinft fieht. 
l. Reg. XVll. 

Nit in ſpis und wehrn, fonder im namen des Hern. 

David ain ſchlechter Hirtenfnab 

Tritt mit der fchläuder vnd aim ſtab 
Zu der Philifter Rifen bin, 

Vnd erlegt mit aim flainwurf in: 
Er mußt, das Glaub zum Sig nur din. 


995 


I. Reg. XVIIl. 
Frommer gonft erwedt böſer Leut vngonſt. 
Als David 309 mit Saul inn d’ Stat 
Bnd bertrug das Haupt Goliat, 
Singen die Frauen jm entgegen, 
Sangen, er thet das mehft erlegen, 
Sold ehr thet Saul zu Neid bewegen. 
l. Reg. XXV, 
Des Weibs verftand erfiat des Mans vpverftand. 
Abigail zieht David entgegen 
Bon jres Mannes Nabal wegen, 
Bitt, dag er an jm üb fain Rad, 
Er fei ain Narr feim Namen nad: 
Ain Flug weib wendt jrs ehmans ſchmach. 


l. Reg. XXVL 
Der Gerecht fhon des Vngerechten. 
David ruft Saul feim Widerſächer, 
Die hab ich deinen Spis ond Becher, 

Die ih, als ſchlüfſt, vom Haupt dir nam, 

Draus fihft, das ich dir nicht bin gram: 

Gut fah durch bös that nicht befcham. 

l. Reg, XXXI. 1. Paralip. XI. 

Der Berfolger Davids verfolgt fih felbs. 
Saul fah fein Volk vnd Son erfchlagen, 
Vnd that am Herren gar verzagen, 

Fül inn fein Schwerd, fih felbs erflach, 

Solchs that aud fein Scilttrager nad: 

Im felbs thun rad, ift Gots gröſt ſchmach. 


Das 2. buch der König, fonft das 2. Samuelis 
genant, 


ll. Reg. 1. 3— 
Die Hailigen fallen auch. 
Als David ſah Prias Weib 
Sich wachen, bald gful im jr Leib, 
Schickt nach ir, vnd beſchlif fie dan, 


996 


Lis auch drumb töden jren Man: 
D wie fhwer firaf empfing er dran. 
ll. Reg. XIII. Cap. 
Plutſchand würd durch Plut geftraft. 
Sein Knechten Abſalon gebot 
Mein Bruder Ammon ſchlaget tod, 
Vber dem Mal, weil wider recht 
Er mir mein Schweſter hat geſchwecht: 
Wer Ehren ſchwecht, wird auch geſchmecht. 
ll. Reg. XVIII. Cap. 
Das vorbild Judas. 
Als Abfalon im fireit will weichen 
Behing fein harfchopf an der Aichen, 
Der Joab jagt im nah inn Walp, 
Vnd ſtis durch in trei fpis alsbald: 
Aufrur zerfpalt balo vnd zerfallt. 


ll. Reg. XX. 
Das anfrürifh Haupt Sehe verlirt das Haupt. 
Ain Weib, damit es belf der Stat, 
Die Joab hart belägert bat, 
Schaft, das man warf vber die Zinn 
Des Aufrürers Haupt, fo war- drinn: 
Afo wird ſchand des Aufrurs gmwinn. 


Das 3. buch der König, bei etlihen fürs Erſt 
gehalten. 
Ill. Reg. Ill. Cap. 
Klughait durchſucht aud vie bergen. 
Bm zwai Kinder han ziwo ain ftreit. 
Das tod will kains, das lebend baid, 
Salmon das lebend thailen his, 
Das Muterherz fih merfen lis: 
Klug vrthail fomt vom HErrn gewiß. 
ll. Reg. VII, Cap. 
Salomons Herlidait. 
Da nun im frid ſas Salomon 
Baus er inn dem forft Libanon 


997 


Rab bei Zerufalem ain Schloß, 
Welchs herlich war, weit, lang vnd gros, 
Dan Gots verharfling er genos. 


Ill. Reg. VII. 11. Paral, Ill. 
Das Ehrue Mör zu wafhung der Priefter. 
Auch ain gegoſſen Mör er fegt 
Daraus fih jder Priefter nezt, 
Daftelb fund auf zwolf Rindern an, 
Aus welcher Köpf Tas Waffer ran: 
Dabei did Chriſti Plut erman. 
Ill. Reg. VII. 
Die Wäſchkeſſel auf Redergeftülen. 
Der ärne gſtül macht er auch zehen 
Auf Räderen im Tempel zu fliehen, 
Auf welchen die Waſchkeſſel ſtunden, 
Daraus fies opfer wäſchen Fundten: 
Erfült wirds als inn Chrifto gfunden: 
ill. Reg. VIII. 
Salomons gebett zur Tempelmeibe. 
Als nun ausgbaut der Tempel war 
Dankt Salomon Got berzlih gar, 
Bitt, er wol alle die erhören 
Die fich zu difem Tempel ehren, 
Vnd den Meisiam hoffen, ehren: 
Der Bater Hört, die den Son hören. 
Ill. Reg. X. 
Der weiſeſt Richter auf dem ſchönſten ful. 
Auch mahet König Salomon 
Ain Belfenbainen Königstron, 
Dazu der ftafeln baiver feit 
Stunden zwölf Löen zuberait: 
Dan richten ift aind Königs fräud. 
ill, Reg. X. Il. Paral IX, 
Die Weiſen beſuchen ainander. 
Bon Saba z0g die Königin, 
Das fie die kluge red vnd finn 


998 

Des König Salomons erfar: 

Ber Weishait fucht, der find fie par: 

Drum lobt fie Chriſtus hoch fürwar. 

III. Reg. XIII. Cap. 

Straf ains Gotsworts vergeffenen Predigers. 
Der Prophet, fo Gots gbot vergag, 
Vnd beredt bei ven Abgött as, 

Wird vom Löen am weg getöd, 

Der auch fein hüt, vnd bei jm flieht: 

Bon Gots red dich fain Menſch bered. 

Ill. Reg. XVIll. 
Prob des waren Gotes vnd falfben Baalsdinſt. 


Elias würd von Got erbört, 
Das Feur vom Himel gleich verzert 
Sein opfer, da die Baalspfaffen 
Mit fchreien, ſcharren gar nichts fhaften 
Drum thet er fie als Lugner ftrafen. 
Ill. Reg. XIX. 
Yin Trofifpigel der verfolgten. 
Elias flücht for Jeſabel 
In d' mwüften, vnd wünſcht feiner Sel 
Zu ſterben, aber Gotes Bott 
Pringt im Brot vnd ain Waſſerpott: 
Nie lis den Got, ver that fein gbott. 
1. Reg. XXII. 11. Paral. XVlll. 
Nabots vnfhultig plut an Achab geroden. 


Weil König Achab vngeacht 

Des Miche warfag, thur die fchlacht, 
Würd er erhoffen, das fein plut 
Durch den Hörwagen rinnen thut: 

Dan Hochmut bindt fr ſelbs ein ruf. 


999 


Das A, Buch) der König yon Hebreern das 2. 
benent. 


ill. Regum,. 1. Cap. 

Bären zühtigen die ongezogene Kinder. 
Elife fpott der Kinder hauf, 

Vnd rufen: Kalfopf fomm herauf: 
Er flucht in bald ins Herren Ramen, 
Das zwen Bärn fie zu reiffen famen: 
Gots Diner fol man nicht befchamen, 
Weil fie fommen ins HErren Ramen. 


IN. Reg. Vil. 
Der Gotlos erlebts vnd genifet fein-nidt. 

Elifa gros wolfail bericht, 

Welchs ver Gotlos Hauptman vernidt, 
Würd drum zertretten onderm Thor, 
Als er es heit erfaren for: 

Bnglaub verlor, Glaub ſchwebt empor. 


Ill. Reg. IX. 

Der Zirannin greulihait greulich geftrafet. 
Die Gros Mörderin Jeſabel 
Würd, wie Elias vorfagt hell, 

Bom fenfter gftürzt aus Königs bevepl, 

Welche die Hund auffrefien ſchnell: 

Der Pluthund Sel, ver Höllyund quel. 

. 1. Regum. XI. 

Er vergift auf feiner Dailigen nit im tor. 
Bor fort der Mörder, die fie treib 
Warfens inn eil ain toden Leib 

Ins Propheten Elife grab, 

Der gleich ward lebendig darab: 

Gots gab nimt auch im tod nit ab. 


I. Reg. XIX. 11. Paral. XXXlIl. Ies. XXXVII. 
Durd ains Engels ſchlacht, erzaigt Got fein mad. 


Diweil König Sennaderib 
Bor der Stat grofen hochmut trib, 


1000 


Schlug feins volfs tod ains Engels macht 
Bei zwaihuntert taufent zu nadt: 
Seht, wie all macht vor Got verſchmacht. 


II. Reg. XX. Isaiae. XXXVIII. 
Die glaubig Reu bält tod und Eonn auf. 
Als feinen tod dem Ezechias 
Verkünt der Prophet Efaias, 
Bewaint er feine fünd gar fehr, 
Des frift im Got fein Ieben mehr, 
Laßt d' Son auch ruden im zur ehr: 
Zur Iehr das er zum bferenden fehr. 


II. Reg. XXM. 
Joſtas thut was Got gefallt. 
König Jofias fand das gſaz, 
Lis das gleich für den böchften fchaz 
Lefen dem Bolf, vnd macht ain Bund 
All mißpräuch abzuthun zur ftund. 
Dan inn Gots mund fteht eins dinſts grund. 


IM. Reg. XXlill. XXV. 1. Par. XXXVi, 

Bordeitung der lezten zerftörung Jeruſalem. 

Die Stat der Babels Kaifer giwan, 

Nam Sevedbiam afänglih an, 
Blent in, töd for jm feine Sün, 
Fürts Volk gen Babel gfänglih hin: 
Welchs fiebenzig jar ftaf darinn. 
Seht was verachtung Gots verdin. 


Das buch der Chronih, Griechiſch Paralipome— 
non genant. 


I. Paral. XXV, 


Die Drvenung der Sänger im Tempel. 
David nach der Levitenwelung 
- That auch im Tempel ain beftellung 
Der Sänger, Dichter vnd -Spilleut, 
Bon vir vnd zwanzig gichledht allzeit: 
AU fräud fei zu Gots lob berait. 


1001 


Das Bud) Esdre vnd Nehemie. 


I. Esdrae, VI. Cap. 
Borvdeitung Gaiftliher erlöfung durch Ehriftum. 


Kaifer Cyrus aus Gots verhängnug 

Laßt Juden aus der Babels gfängnus 
Erlaubt den Tempel in zu bauen, 
Laßt fie des auch ain mufter ſchauen: 
Alſo fan Got den Gwalt betrauen. 


Das Bud Either. 


Esther. V. Cap. 
Erempel höchſter demut bei höchſter cher. 


Die Efiher für den König tritt, 

Vnd für jrs glaubens Volk va bitt, 
Welchs man mwolt allenthalb verderben; 
Des mußt Haman am galgen fterben : 
Böſer werben fomt in zu verderben. 


Esther. VI. Cap. 
Got ift wunderbar inn feinen Hailigen. 


Der Fudenfeind Fürft Hamman mus 
Den Zuden Mardachai zur bus 
In der Stat füren om ganz berlich, 
Vnd in ausrufen gar für ehrlich, 
Den er doch for wolt henken gfärlich: 
Aber folch bſchwerd ward jm befchwerlich. 


Das Buch ob. 
Iob. I. XLIl. Cap. 
Der Spigel hailiger gedult. 
Bom Teufel ward angriffen Job 
An leib vnd gut, zu Gotes Iob, 
Auch verfuht von feim Weib ond freunden 
Dies freuz mainten zu ſtehn Gots feinden, 
Sp doc durchs Freuz Gots freund meh fcheinten. 


1002 


Das Buch Tobie. 


Tobiae. Il. Cap. 
Dur plendung wird Tobias gedult ſcheinbar. 


Tobias rumt vom todenbgraben, 

Inndes die Schwalben jm fchlaf haben _ 
Ing aug im gichmaißt, das er erplint, 
Des fpotten fein die Freund vnd gfind: 
Gots find durchs freuz Gots lib empfint. 


Tobiae. Vi. Cap. 
Die Engel find der frommen gefärten. 
Als die füs wäſcht der jung Tobias, 
Schreckt jn ain Fiſch, doch Azarias 
Der Engel, den erhaſchen haißt 
Zur ſpeis einſalzen, weil man raißt: 
Zur notturft Got zu fpeifen waißt. 


Das Buch Judith. 


Iudith. XIII. Cap. 
Durch weiblich ſchwachait ligt die greulich fredait. 
Die Judith, weil Holfernes ſchlif 
Inn trunkenhait verſoffen thif, 
Köpft in, vnd trägts Haupt in die Stat, 
Die fie damit erlöſet hat, 
Dan jr glaub hat die Stärk erſtat. 


Das Bud der Palmen Davids. 


Psalm. I. CL, 
Borbild Chrifti Propbetifhen Königreichs 


David der Königlich Prophet, 

Ain Man nah Gots gefallen ftät, 
Fürnamlich ift zu leſen fehr, 
Diweil er neben mander lehr 
Hell fingt vnd redt von Ehrifti Ehr. 


1003 


Der erft gros Prophet Jeſaias. 


Esaiae I. Cap. 
Ale Propheten zeugen von Ehrifto. Luce. 24. 


Was für ain ſcharfer Prophet fei 
Jeſaias, zaigt dis geficht frei. 
Das im inn mund vom Engel war 
An Kol gelegt von Gots altar: 
Drum fagt er Har von Chriſto war. 


Der ander gros Prophet Feremias. 


Hieremiae. J. LII. Cap. 
Spot vnd bon, würd warer Prediger [on. 


Jeremias, der gros Prophet, 

Den Juden lang foriagen thet 
Ir dinfibar Joch inn Babylon, 
Drum ward er fehr verfolgt zu Ion: 
Lezlich geftainigt gar zu bon. 


Der drit gros Prophet Ezechiel. 
Ezech. I. X. Cap. 
Das gefiht vnd der beruf Ezediels. 
An Menfchen fab Ezechiel 
Sigen inn feurigen Wolfen heil 
Sm tron, vnd drunter vir Far thir, 
Der jves hat ver angfidht wir: 
Welchs anzaigt das Reich Ehriftt Dir. 
Ezech. XXXVIl. Cap. 
Die bofnung der Lebendigen und Toten. 


Got weißt ain Feld voll tovdenbain 

Dem Gzechiel, fragt ob er main 
Das vife wider auferftehn ? 
Sagt drauf, feim Volk werd alfo gehn, 
Band jr dörr Hofnung grönen fchön. 


1004 


Der virt gros Prophet Daniel. 


Danielis. Il. Cap. 
Nabuchodonoſors traum von den vir Weltreiden. 


Der König ſah ain gros Bild gar, 

Des haupt gold, die pruft filbern war, 
Der bauch von Erz, die fihenfel eifen, 
Die Bain von Erd ond Eifen gleiffen, 
Die entlich thut ain Berg zerfchmeiffen : 
Welchs die vir Monarchi ausweifen. 


Danielis. Ill. Cap. 
Der glauben würd im Feur probirt. 


Trei Zudenfüngling, die nicht hetten 

Wollen des Königs Bild anbetten, 
Würft er inn den feurigen Ofen, 
Durchs Engels hilf hat fie nichts troffen: 
Dan inn Got hoffen, wend all ftrofen. 


Daniel. VI. Cap: 
Der Löen mund vor dem Gerechten verfäloffen. 
Aus der Feind haß ward Daniel 
Inn Löengrub geworfen fchnell: 
Aber der Glaub Hilt ſchadlos in, 
Da fein Feind ftarben doch darinn. 
Dan der Welt grimm ift frommer gmwinn. 


Daniel. VII. Cap. 
Das geficht ver vir thir von. den vir Monardien. 
Daniel ſah, wie vir gros thir 
Aufftigen aus dem Mör berfür, 
Ain gfidert Löw, treigzanter Bär, 
Birföpfig Panterthir, und mehr 
Ain thir mit zehen hörnern ſchwer, 
Daraus die vir Weltreich erflär. 
Danielis. XIII. Cap. 
Engel forgen für Angefochtene. 


Habacırc wolt fein Schnitter fpeifen, 
Aber ver Engel thet in weifen 


4005 


Zur Löengrub, beim Harſchopf ſchnell, 
Das er da ſpeis den Daniel: 
Inn ſeim befehl laßt Got kain fäl. 


Folgen die zwölf klaine Propheten. 
Oseae. I. II. Cap. 
35 will mih erbarmen vber die, fo in ungnaden warn 
Got haißt Hofeam den Propheten 
Wider die Gaiſtlich Hurer reden, 
Auch folh vngbür bad anzuzaigen 
Ain Haidniſch Weib jm zuzuaigen: 
Dan Hurn fAugen die vom wort naigen. 


Der Prophet Joel. 


Ioelis. I. III. Cap. 
Wer den Namen des Herrn anruft, wird felin. 
Joel beffagt feins Bolfes fall, 
Berufet zu der bus fie all, 
Berhaißt in dan ven hailig Gaift, 
Der ausgehn werd auf alles flaifch:: 
Wie folhs am Pfingftag ward gelaift. 


Der Prophet Amos. 


Amos. I. IX. Cap. 
Ains waren Selbirten Amt vnd darf. 
Amos ain Prophet, vnd ain Dirt, 
Straft die Schaf Iſrael verirrt 
Inn fhanvden and abgötterei, 
Auch jre Prifterichaft dabei, 
Die in zulest tod ſchlug on ſcheu. 


Der Prophet Abdias oder Obadias. 


Abdiae, I. Cap. 
Strafen vnd tröſten gebürt Previgern am mehfter. 
Abdias weil er rett inn nöten 
Bor Zefabel Hunters Propheten, 


1006 


Ward im die gab der prophecei, 
Sein Volk zu tröften frei getreu, 
Ir Feind zu fchreden auch on fchen. 


Der Prophet Sonas. 
Ionae. I. UI. Cap. 


Inen wird kain zaihen, dan das zaichen Jonas. ıc. 
Gleih wie im Walfiih Jonas lag 
Verſchloſſen drei nächt vnd drei tag, 

Am dritten ausgeworfen ward: 

Alſo laa Ehrift ain Haine fart 

Auch vns zu hail im grab verwart. 


Der Prophet Micheas oder Micha. 


Micheae,. 1. V. Cap. 
Aus Betlehem fommt der hörzog, meins volks herr. 
Micheas träut der Sind Gots rad, 
Tröſt doch Sion die Kirch darnach 
Bon der geburt inn Betlehem, 
Die all beihwerd hHinnemm vnd demm, 
Aufriht das Recht Jeruſalem. 


Der Prophet Nahum. 


Nahum. I. III. Cap. 
Eh Got ftraft die fünder, fend er Busverfünder. 
Der Prophet Nahum fehreiet We 
Bber die gros Stat Ninive, 
Vnd alle die Got praucht zur rut 
Seins volfs, vnd thun fie felbs Fain gut: 
Dan die gbraucht rut wirft Got in d’ glut. 


Der Prophet Habacue, 


Habac. I. Il. Cap. 
Der Gerechte lebet feines Glaubens. 
Den Feinden troct Dabacue 
Das weil fie jren Sig vnd Zug 


1007 


Wider fein Volk zu rümen pflegen, 
Vnd jren Gößen das zulegen, 
Sp werd fie Got von grund ausfegen. 


Der Prophet Sophonias oder Zephania. 


Sophoniae. 1. Ill. Cap. 
Er würd Bölfern mit freundlich Lippen predigen. 
Sehr Herrlih Sophonias predigt 
Wie Chriſtus fein Völklin erledigt, 
Vnd gar ain neu gejaz richt auf, 
Zu welchem Jauf ver Haiden hauf, 
Die er dur fein Blut fauf vnd thauf. 


Der Prophet Haggai oder Aggeus. 
Aggaei. 1. 11. Cap. 
"Die berlihait des lezten haus wird grofer als des erften. 
Nach ver gfängnüs zu Babel endung 
Ermant Hagai zu vollendung 
Des Neuen Tempels, jagt dabei 
Das warn er fhon nicht köſtlich fei, 
Werd in doch Chriſtus machen neu. 
Der Prophet Zacharias. 
Zachariae. 1. IX. Cap. 
Sihe dein König Eomt zu dir ain geredter belfer. 
Aus Gots Gaift weiſſagt Zacharias 
Wie einreut Chriftus der Meisias, 
Auch wie er werd verfaufet ſchnöd, 


Vm vnſer ſchuld vnd fünd getöd, 
Vnd wiwol blöd, vns erhalt ſtät. 


Der Prophet Malachias. 
Malachiae. 1. Ill. Cap. 
Alle Propheten haben gemeiffagt, bit auj Toannıem. 


Der Malachias ernftlich firaft 
Die groſe fäl der Prieſterſchaft, 


1003 


Vnd weißagt Har von dem Forläufer 
Des Herrn Ehrift Zohan dem Thäufer, 
Auch von des Lezten gerichts eifer. 


Das Bud der hoben Lider Salomenis, 


Canticorum. I. VIII. Cap. 
Andeitung der lib Ehrifti gegen feiner gemain. 
Wer ift die alfo ſchön aufgeht 
Gleich wie die liblich morgenröt, 
Hell wie die Sonn, Har wie der Mon? 
Das ift die Kirch, die folt verfion, 
Welche Ehrifto ift onterthon, 
Vnd durch fein Plut geweichen fchon. 
Apoeryphorum. 
Erempel Ehlider Keüſchait. 
Zwen alte Man die firengen an 
Im Garten das feufh Weib Sufann : 
Wilt nicht thun vnſern will, fie fagen, 
Sp wollen wir vich falich verklagen: 
Doch mußt die ſchuld das bad austragen. 


Das Buch der Machabeer. 


ll. Machab. Ill. Cap. 
Straf des Kirchenraubs. 
Als Heliodor aus erlauben 
Des Königs, den ſchaz Gots wolt rauben 
Würd er von drei Jüngling geſchlagen, 
Halb tod zum Tempel ausgetragen: 
Zur Kirch ſolt tragen, nicht abtragen. 


Folget das Neue Teſtament. 
Der Evangeliſt Matheus. 


Er wird fein Bolt ſelig machen von jren ſünden. 


An dem Matbeo ift zu feben, 
Wie Got fain Sünder thu verfchmehen: 


1009 


Dan aus aim Zolfner und Vnchriſten 
Beruft er jn zum Evangliften, 
Der Chriſti gihicht fortrüg den Chriſten. 
Math. XIII. Marci. III. Lucae. VIII. 
Wer Dren hat zu hören, der hör. 


An weg fällt etliche, würd verzeret, 
Etlichs auf Felfen, vnd verdöret, 
Etlihs der Dornſtrauch gar erfticet, 
Etlichs auf frudibar Land fih fchidet, 
Alſo Gots wort wol vil anplidet, 
Aber fehr wenig es erquidet. 


Math, XXI. Luc. XIX. Iohan. UI. 
Der eifer um dein Haus bat mid gefreffen. 
Ain Betthaus ift meins Baters Haus, 
Bnd jr macht ain Mördergrub draus: 
Sagt Jeſus, vnd trib aus dem Tempel 
Die Händler, fo drinn triben grempel, 
Vns zu ainem Warnungserempel. 


Der Esangelift S. Marcus. 


Marei. 1. 
Sihe ih fend meinen Engel für im ber. 
Marcus hat aus Sant Petri bitt, 
Zu dinen den Römern damit 
Inn Latin furzer das gepradt, 
Was Matheus Hebraifh mad, 
Damit alls Bolt Gots gnad betradt. 


Der Evangelift S. Lucas. 


Lucae. I, 
Der aufgang aus der höhe hat vns befudt. 
Lucas ain Leibarzt nicht allain, 
Sonder ain Selarzt der gemain, 
Stelts Evangeli Griechiſch dar: 
Vnd weil er Pauli raisgfärt war, 
Schrib er Apoftelgichicht auch * 
4 


1010 
Der Esangelift S. Johannes 


Iohannis, I. 
Sm Anfang war das Mort, ır. 
Der Zünger, den Chriftus het Iib 
Sein Evangeli deshalb fchrib 
Zu begegnen der Ketzerei 
Das das Wort nicht Flaiſch worden fei, 
Drum er des Tonners Son haißt frei. 


Das Buch von der Apoftelgeihicht. 
Actorum. IX. 
Es ift ſchwer, wider ven Stadel tretten. 

Saul, Saul, was verfolgeftu mid, 
Auft Jeſus Paulo vffentlich 

Bom Himel, als er war gerüft 

Zu greifen die fo blinten Chriſt: 

D du Berfolger wer du bift, 

Lehr Hie, das Chrift nicht werd verdüſt. 


Die Epifteln S. Pault. 
Romanorum, |]. 

Das Evangeli ift Gots kraft felig zu maden, ꝛc 
Billich Sant Paul wir höchlich ehren, 
Diweil wir Har vom Himel hören 

Er fei Gots rüftzeug ausbeſchaiden 
Zu fein ain Apoftel ver Haiden, 
Drum laßt ons feine fohriften waiden. 


Folget das Buch der Dffenbarung S. Johannis, 
Apocalypseos. 1, Cap. 
Got ſtehet in feiner gemain. 
Wie der Man, aus des mund bie geht 
Ain ſchwerd, vnd zwifchen Leuchtern ficht, 
Vnd fiben Stern hat in der band: 
Alſo ſteht Chriſtus mit beiftand 
Su der gemain, die in erfant: 
Vnd trog ders jm zud aus der band. 


101i 


Apoc. V. Cap. 
Das erwürgt Lamm ift würdig zu nemmen fraft, se. 


Wer ift fo würdig, der erſuch 

Des Baters Rhat, das gfigelt Buch? 
Das ift das vnbefledet Lamm, 
Geborn aus Gots Vaters Stamm, 
Der durch fein Plut vns weiht alliam 
Zum Königlichen Priefterfiamm. 


Apoc. Vl. Cap. 
Bir Plagen dern, die fein wort ausfehlagen. 


Das weis Pferd mit feim Schügen Reuter 

Deit wie Gots wort lauf plözlich weiter: 
Das Rot, ond der drauf mit dem ſchwerd 
Deit Krig, ond der mit fhwargem Pferd 
Vnd feiner Wag, mit Hunger bichwert: 
Das plaih die Erd dur fterben lärt. 


Apoc. VI. Cap. 
Der Martler plut bſudelt Haid, wird in weis verklaid. 


Ad Herr, rufen die Märtler all, 

Bann rehft onfchultig plu ainmal? 
Den antwort Got, Nemt dig weis Klaid 
Vnd ruht ain Hains, biß ich herlait 
Die zal ver Brüder, fo ich bſchaid: 
Drum hab gedult mein Ehriftenpait. 


Apoc. VI. Cap. 
Warfagung vom Jüngften geridt: 
Bas iſts? das Reiche hie erfchreden, 
Die gwaltige fich fo verfteden ? 
Sich kömmern vm die plagen ſchwer? 
Das macht der auf dem Stul komt her, 
Schreckt mit dem tag des zorns fie ſehr: 
Drum zeitlich dich zu Got befehr. 
Apoc. VIl. Cap. 
Die glaubig gemainden, herſchen vnter jren feinden. 
Der Engel, der Gots Sigel hat 
Ruft ven vir Engeln: Nicht thut ſchad 


1012 


Last die Wind, fo der Erd wol thun 
Bis wir Gots Knecht verfigeln nun: 
Alto bhalt allzeit Gotes Son, 
Ain häuflin, wie fehr falſch lehr gon. 

i Apoe. VIll. Cap. 

Die fiben Kegerpofaunen falſcher Lehrer. 


Das Lamm that das lest Sigel auf, 

Da gab man fiben Engeln drauf 
Pofaunen, zu plagen die Welt: 
Aber eb jr ſchall alls erichellt 
Komt der Bundsengel, Chrift ver Held 
Räuchert das gbett, welchs Got gefällt, 


Apoc. VIII. Cap. 
Falſch Lehr, verdörrt Chrifti gnad und Ebhr. 


Der erft Engel plaßt Feur vnd Plut, 
Welchs Baum vnd Gras verprennen hut: 
Solches die falihen Lehrer veit, 
Die des Gfaz werf vorzogen weit 
Chrifti gnad vnd gredtigfait: 
Bnd fchredten mit dem fchall vil Leut. 


Apoe. VIII. Cap, 
Kirhen und Regiment werden durch Rotten zertrent. 


Als plaßt der ander Lermenplafer 
Da würd plut das dritthail vom Waſſer, 
Verderbt Leut, Schiff und anders mehr: 
Dan ain Feurberg fuhr auf im Mör: 
Welches bedeitet deren Lehr ' 
Die Chriſti Menfchait läugnen fehr. 
Apoe, VIII. Cap. 
Das vnghorſam Volk fol wermut trinken. Fer. 9 
Als die dritt Wepofaun erfchallt, 
Da fül ain grofer Stern alsbald 
Vom Himel, welcher Wermut bis, 
Der verbittert Pronnen vnd Flüß: 
Welchs bdeit Arrij ärgernis 
Der Chriſti Gothait gar verſtis. 


1013 


Apoe. IX. Cap. 

We, we, we dem zulofer, falfher Poſaunenploſer. 
Ain Engel ruft: vir we find ober, 
Noch fint drei we, die fint noch drüber, 

Bor denen möcht jr euch wol hüten, 

Dan fie noch ärger gift ausprüten, 

Vnd mit gewalt es auch gebiten: 

Doch wird der Trach ainmal ausmäten. 


Apoc. IX, Cap. 
We, we for des König Abadons Häufhreden. 
Als der fünft Engel plis, da ful 
Ain Stern, öfnet des Abgrunds pful, 
Draus rauch, der alls verfinftert, Fam, 
Vnd aus dem rauch Häufchredeniam, 
Bon welder ftih das halb omfam: 
Fr König het des Abthuns Nam. 
Weil er Gots dinſt abthut on fcham. 


Apoe. IX. Cap. 
Mahomets Borbilvung. 
Als der Sechſt plis fein We vnd mängel, 
Worden los vir Euphratifh Engel: 
Die fchlugen vil taufent zur Erden, 
Mit Hilf ver Löenköpfig Pferden: 
Dan fe mit ſchwebel alls verfehrten: 
Aber aim zeit ift gſezt jrm mörden. 


Apoe. X. Cap. 
Zroftbild for der lezten JSamerpofaun. 
An Engel fam im Wolfenflaid, 
Sein füs wie Feurpfeiler berait: 
Sezt ain fus auf dv’ Erd, ain aufs Mor, 
Vnd ruft, wie ain Lew prüllt, jch fchwer, 
Das nach des fibenden Engels Lehr 
Werd kaine zeit hie werden mehr. 
Apoc. XI. Cap. 
‚Das 2. trofibild prophetiſch vnd Apoftolifher zeugnus. 
Zur not tbut Got zwen Zeugen bfcheren, 
Die mit dem Feur id munds fih wehren: 


1014 


Aber das Thir aus dem Abgrund 

Mit jnen firitt, fie oberwund, 

Die doch erwedt Gots Gaift zur ftund: 
Dan Gotes bund noch nie verfhwunn. 


Apoc. XII. Cap. 

Das dritt troſt- vnd vorbild ver ſtreitenden Kirden. 
Hiher du beträngt Chriſtenhait 
Tröſt dich des Weibs im Sonnenklaid, 

Die vntern füſen hat den Mon, 

Auf dem haupt ain zwölfſternig Kron, 

Vnd inn die Wüſten fligt davon, 

Dan was der Trach jr thut für hon: 

So gebirt fie doch jren Son. 


Apoc. XIII. Cap. 
Lezter Poſaun kraft, iſt Römiſch reichs aigenſchaft 
Was iſt das für ain ſchrecklich Thir 
Welchs die ganz Welt anbettet ſchir? 
Welchs dz ghörnt thir nit laßt erſchwachen? 
Das iſts: welchs hat ſein macht vom Trachen, 
Vnd ſteiget her aus der Welt rachen, 
Vnd führt durch läſterung ſein ſachen: 
Welchs Römiſch Monarchi vil machen. 


Apoc. Xlill. Cap. 

Mans Evangeli fein lauf vollend, van fomts emo. 
Wie fehr der Trach vnd fein Thir wütet, 
Dannoch das Lamm feins bauflins hütet: 

Vnd ſchickt zur lez drei Engelsgfanten 
Die Gots wort predigen in all Landen, 
Vnd rufen, Babylon voll ſchanden 

Sf gfallen, drum flieht jr verwandten, 
Das jr niht auch inn ver firaf flanven. 


Apoc. XIIII. Cap. 
Vorbildung des lezten Geridt3. 
O Chriſte, es iſt Erndtens zeit, 
Schlag deine Sichel an heut, heut, 
Sammel den Waizen inn dein Scheur, 
Vnd das Vnkraut ins ewig Feur, 


er 


1015 


Dan die fiben We ongeheur 
Sint nun vollendt, biß auf dein fteur- 


Apoc. XVI. Cap. 


Siben lezte plagen, das Babelsthir noch meh nagen. 


Die fiben Engel gifen noch 

Ir Schalen voll von Gotes tod: 
Darum das Thir würd fehr verhezt, 
Das man fein Stul nezt vnd verlegt, 
Bund fpeiet Fröſch, vadurd es hezt 
All Welt, was fih im widerfezt: 
Aber fein zil ift im gefezt. 

Apoc. XVII. Cap. 


Das Weib ift die gros Stat, die das Reid Bat, ꝛc. 


Hie ift das Bild, da finn zu ghört, 

Dan es vom lezten Jamer lehrt, 
Was die Gros Babelshur mißthut, 
Ganz trunfen würd vom märtler plut: 
Was fie befizt für Land vnd gut. 
Wie die Welt mit jr Bulen thut: 
Vnd zlezt jr Buler fiörn jrn mut. 


Apoc. XVIII. Cap. 
Wer ift der aufhalt, war der Mülſtain fallt? 
Sie ift gefallen, Sie ift gfallen 
Babylon die gröfte ob allen, 
Schreit ain Engel von grofer madt, 
Des mandh Kaufmann ond Fürft nit lacht 
Somver ruft, Ah, Ach, wie verſchmacht 
Sobald die gros Stat ond ir pradt: 
Aber frau di, du Ehrift, fie Fracht. 
Apoc. XIX. Cap. 
Der entlih Sig des Königs aller König. 
Ra ift dein macht, du fchrediihs Thir? 
Dein König, welche halfen dir? 
Seht wie ir flieht, baid Man vnd Pferd, 
For dem, aus des mund gaht ain ſchwerd? 
Die Iehrt, jr, fo regirt die Erv, 


BEN —— 


1016 


Das Chriſt doch König pleiben werd, 
Wie fehr ir euch fperrt vnd zerzertt. 


Apoc. XX. Cap. 
Höll wa ift dein. madt? 


Du alte Schlang, was raffelft lang 

Mit deiner Kätten, machſt vns bang? 
Chriftus Hat doch dur feine Wunden 
Dich vberwunden vnd gebunden: 
Drum pleiben wir von dir entbunden, 
Diweil wir fint mit im verbunden: 
Dan fein Tod hat ven Tod verfchlunden. 


Apoc. XX. Cap. 
Des Teufels leztes wüten. 


Noch tauſent Jar nach Chriſti gburt 
Der Teufel ausgelaſen wurd, 
Die Türken inn ſtreit aufzupringen: 
Aber als ſie Gots ſtat vmringen, 
Mus ſie das himliſch Feur verſchlingen 
Drauf thut Got ſein Gericht vollbringen, 
Das iſt das end, darnach wir ringen. 


Apoc. XXI. XXII. Cap. 
Jeruſalem das droben, it vnſer aller muter, Gal. 4. 


Weil wir hie hant fain pleibend flat 
Sp trat nad ver, die Got gbaut hat, 
Dem Serufalem neu zugerüft, 
Da Gots Lamm der war Tempel if, 
Von dem flüßt lebend Waſſer friſch, 
Das vnſer tranen al abwiſcht, 
Da er in dir, du in jm bift: | 
O Jeſu Chriſt, dahin uns rüfl. | 


ne eh 


1017 


V. 


Zueignung und Einleitung Fiſcharts, vor 
ſeiner Ueberſetzung von J. Bodin's Dämo— 
nomania *). 


Dem Wolgebornen Herrn, Herrn Eberhart, Herren zu 
Rapoltsſtein, Hohenack und Geroltzeck am Wasichin ꝛc. 
Meinem Gnädigen Herrn. 


Wolgeborner Gnädiger Herr, E. ©. ſeien meine Bn- 
terthänige gefliſſene Dienſt zuuoran willig bereit. Heu— 
tigs tags, da jede Diſciplin, Kunſt, Scientz vnd Facultet 
der andern zurufet, vnd beuorab die Theologiſche aller theils 
vil ſchreibet vnd lehret: Jeder ſoll jnnerhalb ſchrancken 
ſeines beruffs bleiben, niemand ſoll ſeine Sichel inn eines 
andern Schnitt anſchlagen, Spartam, quam quilibet nac- 
tus est, hanc ornet, vnnd andere dergleichen Dicteria 
mehr, welhe man gleichſam Sprühmortsweiß num zur zeit 
außruffet, vnd alle dahin füfen ond ſchlieſſen, das feiner 
etwas außerhalb feiner Vocation, vnd jhm felbft erwöhl- 
tem eingezieltem, vnd beflimptem beruff vnd fland für: 
nemmen, angreiften, handeln noch tractieren folle: die ha= 


*) De Magorvm Demonomania. Bom Außgelaffuen Wutigen 
Zeuffeläheer, allerhand Zauberern, Heren vnd Herenmeiftern, 
Bnholden, Teuffelsbeſchwerern, Warfagern, Schmwargkunft- 
fern, Bergifftern, Augenverblendern ꝛc. Wie die vermög al: 
ler Recht erfant, eingetrieben, gehindert, erfündigt, erforfcht, 
Peinlih erfuht und geftrafft werden follen. Gegen des Hrn. 
Doctor J. Wier Bub von der Geifter verführungen, durch 
ven Edlen vnd Hocgelehrten Herrn Johann Bodin, ver Rech— 
ten D. vnd des Parlements Rhat3 inn Frandreih aufgan- 
gen. Vnd nun erfimals durch den aud Ernveften vnd Hoch— 
gelebrten 9. Johann Fifhart, ver Rechten D. 2c. auf Fran— 
zöſiſcher ſprach trewlich in Teutſche gebracht, vnd nun zum 
andernmahl an vilen enden vermehrt vnd erklärt. Mit 
Röm. Key. May. Freyheit auff zeben Jar. Getruft zu 
Straßburg, bei Bernhart Jobin. 1591. (Folio. 


1018 


ben mich als einen, der in Jure verfieren fol, erftes ans 
gangs beinahe abgeihredt onnd abgehalten, gegenmertige 
bei heutigen Vnrichtigen vnd verwirrten läufften hochnötige 
vnnd vielmegs Nugliche Fünff Bücher De Daemonomanra 
Magorum, das ift, Bom Zeuffeliihen Zrib ver Zauberer, 
oder von der Hechfienwüterey vnd Zauberey Rafigkeit, zu 
transferieren onnd dem Zeutichen Leſer gemeyn zu machen. 

Aus betrachtung, weil ich wargenommen, das einstheils 
die Theologi vnd Heiliger Geſchrifft Gelehrte mehrtheils 
ond am meiften fih viefer Matery von Zauber vnd Bne 
holdenwerck jederzeit haben beladen vnd angenommen : 
auch daruon als von fachen, jnen zu erfennen vnd zu ur- 
tbeilen vor andern zuftändig, viel herrlichs vnd treflichs 
zu fchreiben fich bemühet. Vnd daß demnach anvderstheils 
auch vie Medici, Physiei vnnd Philosophi ihnen ein Iu- 
diesum hierüber zu fällen fih haben vnterfangen. Wie 
dann Doctor Johann Weier, als ein Medicus wider wel 
chen faft durchauß gegenwertiges Schreiben gerichtet if, 
dis in offenem Truck genugfam hat zu verfiehn gegeben. 

Jedoch diefer beider Faculteten Eintrag vnangefehen, bin 
ich bald anders finns vnnd raths worden, als ich gefeben, 
das gegenwertiger Author Johannes Bodinus, als ein 
Rechtsgelehrter, jhme diſe Matery nicht weniger dann ans 
derer Stieng zugetbane vnnd Berwandte, zu tractieren 
bat gemäß ond fugfam geachtet: vnd dieſelbe vergeftalt 
vnd maſſen außgeführet, das gleihwol andern Künften 
vnd Faculteten ihre Iudicia darbei vnabgeſtrickt vnd vn— 
benommen bleiben. 

Zudem, dag mich auch beides ver Theologorum vnd 
Medicorum Schrifften nicht fo faft von diefer Arbeit ha— 
ben ab:, als vielmehr angemanet ond confirmiert. Seitein- 
mal aus beider publicierten Büchern vnd Tractatibus er: 
ſcheinlich, daß wann fie von ftraffung des Teuffelsgefinds 
bandlen, fie nicht fürüber können, den Zuriften inn jhre 
Weide grafen zu gehn, vnnd ihre Iura, Leges, Recht, 
Gefag, ordnungen, Responsa vnnd Opiniones zu befräff: 
tigung jhrer meynung, vnd ermanung Richterlices Ampts, 
meitläuffig einzuführen vnd zu. allegieren. (Wie dann 
inn der warheit beides in Geiftlihen vnnd Keyferlichen 


1019 


Rechten vmb hinſchaffung difes verfluchten Gottverläugnen- 
den geichmeiß fehr heilfame ordnungen feind angeiehen : 
Sn Erafft welcher die Oberfeiten jederzeit gegen den Zaub— 
rern gepflegt zu procedieren.) Wann dann nun Dieien 
Scientijs mit frembder hülff ihre fachen zu fterden, vnd, 
wie man fpricht, mit frembven federn zu ſchmucken, nicht 
vnzimlich: Wie viel billiher iſts dann den Juriſten ge 
bürlih, den Berftand onnd Inhalt ihrer Gefeß, ober vor: 
gedachte lafterthaten georonet, was fie vermögen, wie ferr 
vnnd auff welche Perſonen fie bei heutiger gelegenheit zu 
erftreden, wie die darinnen erfandte Strafen zu ſchärpf— 
fen oder zu miltern außführlih vnd gründtlich zu erflären. 
Inmaſſen dann eigentlich hierinn von vnſerm Authore be- 
ſchehen. 

Derwegen, in erwegung jetzberhürter vrſachen, bin ich 
gäntzlicher hoffnung, keinerley Stand, Würden noch Fa— 
cultet werde mich dißfalls billich verdencken mögen, als 
bet ich inn frembde vnd meiner Profeffion vngemäße Trac: 
tation vnd handlung hiemit händ eingeſchlagen. 

Sondern vilmehr diſe meine wolgemeynte Arbeit dahin 
löblich deuten vnd erheben, als die gemeynem Nutzen vnnd 
Vatterland zu vorſtand fürgenommen, damit man nemlich 
bei der nunmahls hin vnd wider inn allen Landen er: 
eygter vnd ſchwebender Vnrichtigkeit, Vngewißheit, Zweif— 
fel vnd Zwiſpalt von ſtraffung der Zauberer vnd Vnhol⸗ 
den dermahln eins eine gründtliche Nachrichtigung, Gewiß— 
heit vnd klare helle Vorleuchtung hiemit hette. 

Vnd vorab die Oberkeit, ſo den Geſatzen, fie in Wür— 
den vnd kräfften zu erhalten, vorgeſetzt, vnd inmaſſen die 
heilige Schrifft daruon redt, von Gott zu troſt den From— 
men, vnnd zu trotz den vnfrommen iſt geordnet, vnd deß— 
—* mit Schwerdt vnnd Stab Inthronifiert vnd In— 
veftiert. 

Wann und demnach aber, Gnädiger Herr, Ich vor fünff 
Saren, als ich erfimals diefe meine Berfion im Trud auf 
gehn laſſen, viefelbige E. ©. Herrn Batter Wolfeliger 
löbliber Gedächtnuß, auß befondern bevenden, vrfachen 
onnd bewegnuſſen vediciert, ala nemlich dieſen, weil ihre 
G. Ich nicht allein Göttliher Gerechtigkeit, fo die ware 


1020 


Religion heiffet, fonvern auch auffrechter Politiſcher Gerech— | 


tigkeit, fo auß Gottlicher herflieffet, ond vie gerecht Admi— 


niftrierung der Jufticien benandt wird, infonderheit lange 
zeit wol gewogen hab, gefpürt ond erfahren. Zudem das 


auch jhre G. zu verfelbigen beiden Geredhtigfeiten, artli- 
chen Adiumenten oder behülffen, welche diefelbigen mehr 
fortfegen, fteuren vnd zieren, als nemlich den Cultioribus 
Linguis et literis, jederzeit ein gnädigs gefallen getragen, 
Auch felbiten viel zeit inn lefung allerhand guter Authorn 
pflegen zuzubringen. Vnd dann letftlichen inn betrachtung, 
jbre ©. nit die geringfte vrſach zu Publicierung dieſes 
Teutſch Bertierten Tractats gewefen, indem die dur ge 
wife Perfonen mehrmals vmb förderliche Translation dei- 
felbigen angehalten. 

Als hab ich nunzumahl, da diefes Buch abermahls zum 
Widertruck fommen, vnd eine vermebrung, Erflärung vnd 
ernewerung an gewiffen enden defielbigen, von mir bege- 
ret worden, nit allein im felbigen mich willfärig erwiefen, 
Sondern auch noch ferner dahin gedacht, das gleich wie 
bei gewiffen Böldern man je von fünf zu fünf Zaren 
pflegt die Tempel auff ein newes zu reinigen, weißgen, 
vnnd zu fhmuden, vnnd die darein auffgebendte Opffer 
oder verehrungen zu ernewern vnd zu erfrifchen. Alfo ich 
nunmahls nad verfcheinung fünffiäriger zeit erſtes Truds, 
auch dieſes Buchs, zufchreibung möchte ernewern, Nicht 
war das ich den Tempel wolt Mutiern vnd endern, das 
ift, jemang anders, dann demjenigen, fo es einmahl de— 
dieiert zu beeignen, Sondern inn ebenmäßigem erfrifchen 
ond refiauriern. 

Wann dann E. ©. inn dero Herrn Vatter löblicher 
gedächtnuß Tugenden an gemüht vnnd gebfüt, an Stam- 
men, Namen vnnd Thaten jegumahl tretten vnnd dero G. 
Erblich reprefentiern, Hab ich billich angeregte Devication 
in Compellierung €. ©. Namen, follen erfrifchen. Be: 
uorab auch vmb fo viel defto mehr, damit ich meine dand- 
barfeit vmb vielfaltige gnaden vnnd guithaten, fo mir, 
weil ich vnter jhren ©. Tutel des auch Wolgebornen Herrn 
Sobann von Hobenfels, Herrn zu Reipoltzkirch, Forpach 
onnd Riringen ꝛc. Meines G. Herren, das Ampt Forpach 


1021 


versehen, vilfeltig find widerfahren erweife: Vnd zugleich 
damit bei E. G. mich onderthenig commenvdierte. 

Inmaſſen ih dann auch biemit dife fünff Bücher von 
der Demonomany (fo onzahlige frembve fragen, Difputa- 
tionen, fall, Geheimnuffen, Hiftorien, Gerichten, Außle- 
aungen, Gerichtlihe Erfanntnuffen vnnd Erflärungen ver 
Rechten, ja beinahe der Welt lauff innhalten) €. ©. vn— 
derthenig Dediciere vnd beeigene, Mit ondertheniger bitt, 
folches mit Gnaden auff: vnd anzunemmen, vnd mich dero 
Gnädig laſſen befohlen fein. Der Allmechtige wolle €. ©. 
an Leib ond Seel zu Fönfftiger Wolfäriger Landregierung 
Vätterlich ſegnen vnnd bewaren. Datum Forpach, den 
erfien Septembris, Anno 1586. 


Vndertheniger. 


Johann Fiſchart G. M. der 
Rechten D. vnnd Amptmann 
zu Forpach. 


Vorwarnung von Leſung vnd Vrtheilung folgen— 
der Bücher. 


Den Guthertzigen Leſer kann ich hinwider trewhertziger 
meynung zuforderſt hie zu erinnern nicht vnderlaſſen, daß, 
demnach der Author dieſes Tractats ſelbſt in ſeiner Fran— 
göfifehen Vorred, vernünfftiglich (wie ſich dann allen Bü— 
chern eyget vnd gebüret) jeden, der ſeine Schrifften zu 
leſen annimmet, warnet vnd Auifteret, dieſelbigen fürfichtig— 
Ich vnd weißlich mit gutem verſtand, vnterſcheid vnd be— 
dacht zu leſen, zu erwegen, zu vrtheilen vnd zu probieren: 
Ich gleichsfalls hiemit meniglich nachmals auch will ver— 
manet haben, nicht gleich bald inn allem, ſo hierin fürge— 
tragen wird, einsmahls vnd vberal beifall vnd glauben 
zu geben, vnnd von allerley Trachten, die allhie von einem 
Meiſterlichen Koch fürgetragen werden, den Magen, der 
nit ein jede vertragen mag, zuuor vnd eh er erkündigt, 


1022 


wie ond waruon fie bereitet worden, zu beladen: Son— 
dern dem Spruch zu folgen: 


Beifall fol man fo lang aufhalten, 
Biß mans hat gegen anvern gehalten. 


Seiteinmal vnſer Author hierinn fich viel mehr einen 
Galeniften (wie man fie heut nennet) die viel Misce et 
fiat brauchen, hat wöllen erweifen, dann ein Paracelfiften, 
die mit einfachen Studen vmbgehen: Hat allerhand Iuftige 
vnnd anmütige Materien vnter einander gemenget, damit 
nur ein jeder, der darüber fompt etwas, das jhm munter 
ond fchmedet, bet anzutreffen. Auch fich biöweilen (ie 
dann weitichweiffige feine Ingenia genaturt fein) groffer 
Freyheit vnd außgelaffenheit angenommen, frey onuerbun- 
den, vnd wie man zu Latein fpricht, non iurando in verba 
Magistri, von allerley ſachen zu vriheilen: Zweiffelsohn 
der meynung, andern, fo es lefen, mehr nachvendens dar— 
mit zu gebären. Dann Erempelsweiß zu gevdenden jetz— 
und legt er einen ort vnd Sprud der 9. Schrifft feinem 
gutdunden nah auß, hernach auff gut Jüdiſch Rabinifch, 
folgends Allegorifch , nachgehends nah dem Budftaben, 
bald nad ver Schullehrer art vnd weiß, vnnd diß alles 
nad dem es ihm zu erhaltung feiner gelagten Meynung 
zu Pas fommet: Gleihwol ſolches alles alfo, daß allzeit 
in einem oder dem andern theil die Warheit mit vonterge- 
fprengt if. Wie ih dann felbft onter dem Bertieren viel 
vergleichen ort, beides in Margine vnd auch im Contert 
dur diß Zeichen () hab warnungsweiß angedeutet: auch 
zur gelegenheit entweder mit mehrerm zufag befräfftiger, 
oder durch erzehlung anderer Meynung gemehret. Als 
vnter anderem zur Nachrichtung eins ift, da er die Vor— 
fagend Aftrology zu verthädigen fich vnterfähet, ond da 
er den Freyen Willen der Wivergebornen Menfchen auf 
Zeugnuffen ver Jüdischen Rabinen vermeint hbandzuhaben. 
Dann damit je auch dis für ein anhang hiebei vngemeldt 
nicht laſſe, ſehr viel Gelehrten diefes an ihm als firafflich 
tarieren vnnd halten, das er viel zu viel auff der Rabi: 
nen Schrifften, Außlegungen vnd Gloſſen angebacht vnd 
verpicht iſt, vnnd auß jhnen die Vbermenſchlichften ſachen, 


1023 


onnd DPnergründtlihften Geheimnuffen onterflehet zu er- 
forschen ond zu eruieren: Vnd alfo durch verleitung der: 
felbigen mande frembve vngereimpte Opinion auff die 
bann bringet, vnd in offentlidem Truck außfprenget, Inn— 
malen dann. ein Gelehrter Mann vor eim Jar eine Ora— 
tion wider feine Züpifhe Meynung von den vier Monar- 
chien, dardurch er die Propecei Danielis jämmerlich ze:- 
martert ond verfegert, in Trudf hat geben. Jedoch, wie 
obgedacht, dienet es alles zu vifem guten rhümlichen end 
Hin, daß auff ſolche weiß die Wahrheit mehr herfürgebracht, 
onnd wie außgegraben Roh Silberärg gewäſchen vnd ge: 
läutert wird. Schließlich, ver Guthertzig verftändig Leier 
mag bierinn eben der Freiheit feines Vrtheyls fich gebrau- 
hen, gleichwie fih der Author verfelbigen vber andere 
gebraucet hat: Doc ſolches Weißlich, nicht Naßweißlich, 
bevächtlich vnd nicht Verädtlih ıc. Demnach in Gottes 
Kamen zur fad. 


Invento Filio Gaudemus Messia. 


v1. 


Fifharts Erklärung von Spottfiguren wi- 
der das Pabſtthum, im Straßburger 
Münfter *). 


Gegen der Cantzel vber in der höhe, da die Adelichen 
Schilt hangen, am ombgang bey ven Fenftern, findet man 





) Summum Argentoratensivm Templum. Das ift: Ausrfübr- 
liche vnd Eigendiliche Beſchreibung deß viel Künſtlichen, jebr 
Koftbaren, vnd in aller Welt berubmten ı Münfters zu Stra$- 
burg: Auch alles deſſen, fo An vnd In demfelben Denckwür— 
digs zu ſehen Mit ſchönen Figuren vnd beygefügten under: 
ſchiedlichen Kupfferſtücken gezieret. Jetßmahls zum Erſten, 
ſeinem Zlseliebten Vatterland vnd Teutſcher Nation zu E- 
ven in Trud verfertiget durch M. Oseam Schadzum Argen- 
toräteuseiu, DET Kirchen beym Alten ©. Peter daſelbſten 





im Capital einer Seulen in Stein gehawen ein Efel, fo 
Mes machet, dem andere wilde Thier zu Altar dienen, 
defgleichen tragen die Beren vnd Saum ein Heyligthum, 
darauff ein Fuchß ligt, dieſelben tragen auch Fergen vnd 
weykeſſel, wie aus diefer Figur zu fehen. 

Welches Anno 1298 nad Chriſti geburt, als der Bmb- 
gang nad der groffen brunft gemacht worden, ein Stein: 
meg nicht ohne vriach dabin gefeget hat. Solches monu- 
mentum ift au vor Fahren in Hol gefchnitten, vnd mit 
einer fchönen außlegung, reymensweife, durch D. Johann 
Fiſchart, genant Menger, in Trudf gegeben worden, die 
alfo lautet: 


Es fragen allzeit die Papiften, 
Mo da waren die wahre Ehriften, 
Vor drey oder vierhundert Jahren, 
Da allfampt vnderm Bäpftumb waren ? 


Diaconum. Cum Gratia et Privilegio Senatus Argentinens, 
Straßburg, in Verlegung Lazari Zetzners Seligen Erben. 
Im Jahr Ebrifti 1617. (Duart.) 





So frag ich fie hinwiderumb, 
Wo war Goits Bold vnd Heyligthumb, . 
Da Elias fih klaget fehr, 
Wie er allein fey, ver Gott ehr? 
Was ward aber für Antwort ihm ? 
Sagt nicht zu ihm des Herren Stimm: 
Es find noch fiebentaufent blieben, 
Die nicht den Gottsdienſt Baal trieben. 
Wiewol fie nicht Elias fanvt, 
Kandt Gott die feinen doch im Landt. 
Wo war die Kirch zu Noe zeiten, 
Da Acht waren fie anzudeuten ? 
- Wo war fie, va Eſaias flagt 
Gotts Statt fey worden ein gmein Magd ? 
Vnd Hab von Füllen big zum Haupt, 
Nichts gantzes noch gfund, welchs recht glaubt, 
Sa wo wars, da Ehriftus vorfit fagen, 
Zun Bharifeern in fein Tagen, 
Das fie machten ein Mörversgruben, 
Aus Gottes haus, als Mördersbuben ? 
War fie beym gröften hauff vorhanden, 


€ 65 


1026 


Den Prieftern, fo die Kirch fi nandten ? 
Bnd hatten euſſerlichen Schein, 

Daß fie viefelb au folte fein ? 

Nein warlich fie war nicht beym Pracht, 

Sondern verfiedt und vngeacht, 

Sie ftad beym kleinſten hauffen zwar, 
Der von der falihen Kir lidt Gfahr: 

Welche da ihre Hirten jrrten, 

Sib hielten an den waren Dirten, 
Ehriftum, fein Stimm vnd Wort allein, 
Einfältig als die Schäfflin rein: 

Alſo bat allzeit Gott gehabt 

Ermwöhlte mit feim Geift begabt, 

Die nicht in Irrthumb verführt worden, 
Vnd Fandten ven falſch Baalsorden, 

Den Efel in der Löwenhaut, 

Den Wolf im Schaffsfleidt, vie falfh Braut: 
Wie fehr die Wolff herumbher zogen, 
Mit Lit vnd Gwalt fehr viel betrogen, 

Wann Gott fein Schäfflin doch befandt, 

Vnd riß jhms niemand auß der Hand. 
Drumb follen vns die Kirchenrühmer, 
Mit ihrer Frag nun Hämmen nimmer: 

Dann weil fie nach wahrn Chriſten fragen, 

Iſt Ear, daß fie den Nam nicht tragen: 
Vnd weil jhr Kirch fteht auff dem Schein, 
Muß fie die Pharifeifch fein, 

Fürnemlich da fie ab ift gwichen 

Bon Gottes Haren Wort vnd Sprüden. 
Dad zu bewärung deß bie oben, 
Das Gott pflegt etlih zu begoben, 

Den nicht der Grewel afalt im Tempel, 

Sp ſeh man bie vi fohlecht Erempel, 

Bon den Bildhawern, die diß haben 
Zu Straßburg ghawen vnd erhaben, 

Am Münfter vor dreyhundert Jahren, 

Da im ſchwang Römifh Mißbräuch waren. 
Dann da die Priefter worden Stöd, 
Mußten die Stein eh reven keck, 


1027 


Bnd weil das Römiſch Prieftertfumb, 
Gern gieng mit Buppen-Bildern vmb, 
Han die Künftler, die dig angaben, 
Shnen zum Spiegel diß gegraben: 

Wie etwan, als Agrippa meldt. 
Die Maler auch han fürgeftelt 
Den Zeuffel, der Ehriftum verfucht, 
In einer Mönchskutt halb befchucht, 
Vnd wiewol ich eim jeden laß 
Sein Vrtheyl, was bedeute dag, 
Sp muß ih doch nur etwas rühren, 
Was fih hiezu nun mag gebühren. 


Man trägt alhie für Heyligthumb, 

Ein ſchlaffend Fuchs, deut Heucheltbumb: 
Die Heuchler ftellen fih wie Schaf, 

Vnd lauren wie ein Fuchß im ichlaf. 

Allweil ver Fuchs fich fchlaffend ftelt, 

Hielt ihn für Gänßfromm die gang Welt, 
Vnd fraß die Gänß do ſtets gans bel, 
Wie das Opffer die Pfaffen Bel: 

Aber da man jhn heut erwedt, 

Da wird fein Fuchsliſt Far entdedt, 

Vnd will nun nicht mehr fcheinen fehlaffend, 
Sondern mit Gmwalt als befügt firaffend. 

Das ift zu Rom der Holifh Fuchß, 

Aller Füchß Batter, der Welt Erur: 

Der durd fein Rand fo hoch Fam an, 
Daß ihn anbettet jederman, 

Vnd ihn für Heyligthumb vmbtrug, 

Weil er den Schwang durchs Maul ihn zug, 
Bnd Font in feiner Fuchßgrub träumen 
Geſetz die fih zum Schein fein reimen: 

Heut, da man feine Füchs thut Fennen. 

Vnd will ven Fuchs auß der Hell brennen, 
Da wüt er, ond wehrt fich zuletz 
Wie ein Wild, das fhon ſteckt im Neb. 

Nun diß Römiſch Fuhs Heuchelthumb 

Tragen zween ſauber Gſellen vmb, 


1028 


Ein wüſt Saw ond ein flindend Bol, 
Sf immer fhad vmb ven Chorrod. 
Die Sam zeigt an die Epicurer, 
Die Pfründſäw, Maftichwein, Bauchknecht, Hurer, 
Wie gmeinlich ift der Pfaffenherd, 
Die viefes Heyligthumbs fich nehrt. 
Hinder demfelben Schwein jhr finden, 
Die vnverſchämpt Befti die Hündin, 
Welche dem Schwein greifft ondern Schwan, 
Für folhe Braut ein rechter Krang, 
Das deut die Pfaffenfrawerin, 
Ehſchänder vnd Leibfellerin, 
Die jhnen helffen jhr liebs Pfründlin 
Durchſchwenden mit den Bandartshündlin. 
Der Bod deut die hoch Geiftlichkeit, 
Mit der ſtinckenden Kleifchlichkeit, 
Sn jbren zweyhörnigen Hüten, 
Die wie fol Böck in der Herb wüten, 
Vnd alles omb fich ber erftänden, 
Vnd die Kirh zum Bodftall ervenden, 
Der Ber tregt den Weyfeffel vor, 
Bnd einen Sprengwadel empor, 
Welchs deut den Grim vnd Beerentraß, 
Dadurh man fhirmt die Menfchengiag, 
Vnd beiprenget die Leut mit Blut, 
Wann man nit jhren willen thut. 
Noch ift der Fuchß nicht gnügt am Beeren: 
Sonder fih baß noch zu erwehren, 
Mus ihm der Wolff das Ereuß vortragen, 
Weil er die Schaft fan dapffer jagen, 
Vnd wenn fie vnters Creutz nicht wöllen, 
Sie dazu Ereugigen vnd Quelen. 
Sonft deuts, daß die follen predigen 
Den Creutzigten, find Wölff die fchädigen, 
Schonen der Herd nicht vnd verjrrten, 
Welche fie hielten für wahr Hirten: 
Werden dabey ganß vnerfättlich, 
Je mehr ©. Peters Erb wächſt weydlid. 
Folgends, fo trägt der Haß die Kergen, 


1029 


Welchs deuten foll die Tiechte Herken. 

Aber was hilffts Liechts Herb die Hafen, 

Wann fies auß Forcht nicht feheinen laſſen? 
Alſo ifts mit den Glehrten aftanden, 

Die wol das Liecht etwas erfandten, 

Aber au blödem Hafenhergen 

Lieffen die Finfternuß fie herſchen. 

Noch ift fein Bild das befter trifft, 

Welchs man gleich kennt ohn diefe Schrift, 
Als der Meßefel mit feim Kelch, 

Der von den Todten hat befeldh, 

Daß er fie auß dem Fegfewr murmel, 

Vnd vor dem Altar vmbher turmel. 
Welchs weil es für ein Hirk viel achten, 
Wollen wir es hernach betrachten. 

Sonft zwar find ſolche Opfferknecht, 

Vnkunſt Halb wol grob Efel recht, 

Nicht allein weil fie jhr Meßſtrudeln, 

Selbft nicht verftehn, was fie da hudeln: 
Sonder auch, weil fie nicht verftehn, 

Was für ein grewel fie begehn, 

Indem fie den wölln opffern flät, 

Der einmahl fih auffopffern that, 

Für die Sünd, vnd darzu den Layen 

Stelen des Herren Kelh ohn fchewen: 
Vnd wiſſen die Palmefel nicht, 

Das ihn der Kelh reicht zum Gericht, 
Weil fie ihn anderswo zu üben, 

Als Chriftus ihn bat fürgefchrieben 
Vnd drumb der Hurenfelh drauß würd, 
Welcher dem Antichrift geburt, 

Damit er die Leut zaubern fan, 

Wie Circe des Vlyßis Gipan. 

Sonft die e8 für ein Hirg anfehen, 

Der Meynung ift auch nicht zu fchmehen, 
Dann jhm abbroden ift das Ghürn, 
Welchs fonft dem Hirken fterdt das Hirn, 

Bnd wider das Gifft in verwart, 

Diß deut, daß die Mesbrüller Art 


1030 


Kein Hirn noch Witz hat unterm leſen, 
Vnd als vergifften mit den Meflen: 

Sind doch gang ftolge Hirtz darbey, 

Vnd brünftig zu all laftern frey. 

Wem darff man demnach erft außlegen 
Den Efel mit feim Buch zugegen ? 

Dieweil je feiner nicht verneint, 

Dat man bie die Ehorefel meint, 
Welche das Predigampt hand gmacht 
Zu eim Geheul bey Tag vnd Nadt. 

Diefem ſchönen Epiftelefel 

Dient ein Kag für ein Pultbrettfeflel: 
Welchs deut die ſchleckhafft Klofterfagen, 
Die Käbjäger, die heuchliſch Fragen, 

Die vornen lecken, binden fragen, 

Vnd durch den Beitel vie Leut fchaßen : 
Auch fih haben gang vnverſchampt 
Eindrungen in das Predigampt: 

Berführen durch füß Wort ond ſchwetzen 

Vnſchuldig Hergen zu ihren Gefegen, 
Treiben von Keufchheit viel gefchnatter, 
Vnd rammeln doh wie Merkenfatter. 

Hiemit fey gnugfam angedeut, 

Mas gegenwertig Gmähl beveut: 
Darauß man fiht, wie Gott mit trewen 
Erlih erleucht, wie gring fie feyen: 

Vnd daß fein Kirch nie außlöfcht gar, 

Db fie ſchon lang nicht Scheint vor Gfahr. 
Auch Foll es hie befremven Fein, 

Die falfh Kirch durch Thier angbildt fein, 

Weil nah S. Johannis Berftandt, 

Ihr höchſt Haupt wird ein Befti gnandt, 
Welche gleich wie Meduſe Haupt 
Die Leut hat aller Sinn beraubt : 

Aber Gotts Lämlin wird diß Thier 

Mit feinen Schuppen ftürgen feier. 
Darumb folgt dem, fo David bitt, 

Bnd ſeyd wie Rob und Mäuler nit, 

Welche nimmer han fein Berftandt, 


> 







































































1031 


Bund werden gzaumbt mit Gebiß vnd Bandt: 
Auf daß jhr nicht in Pful gftürgt werd, 
Mit dem Thier zufampt feiner Herd: 

Dafür uns Gott woll ftäts bewaren, 

Vnd famlen zu feins Lamblins ſcharen. 


vi, 


Fiſchart's Befchreibung des Funftreichen Uhr- 
werfes im Straßburger Münfter *). 


Was nun diefes Kunftreiche Werd in ſich begreiffet, vnd 
was daran zu objervieren, das alles bat Herr Johann 
Fiſchart, genannt Menger, in folgende Teutſche Reimen 
gar artig gebracht, fo wir dem günftigen Leſer hieber zu 
gefallen feben wöllen: der ſchreibt darvon alfo: 

Dieweil all die fürüber geben, 7 

Vor dieſem Werck zu ſchawen ſtehen, 

Bedunckt mich daß fie auch begeren 
Den Verſtandt jhnen zu erkleren. 
So wißt nun daß des Vhrwercks End 

Fürnemlich iſt dahin gewendt, 

Das es auf Aſtronomiſch art 
Die zeit euch deutlich offenbart: 

Es ift aber getheilet ab, 

In drey fürneme theil vorab, 

Deren jetweders theil auch wider 
Einhalt drey ander Stück als Glieder. 
J. Das erft fecht ihr hie alle an, 

Gar onden auff der Erden flahn, 

Welchs ift ein Wand in deren Mitt 
Sind drey rund Scheiben eingeichmidt, 
Auf zwo gviert Tafeln auff beyd feiten, 





*) In demſelben Werfe des O. Schadaus. 


— 


1032 


Welche die Finſternuß andeuten: 
Auch künfftig zwey vnd dreißig Jahr, 
Die man an Sonn vnd Mon erfahr. 
Der Scheiben aber erft gedacht, 
Iſt ein gröffer als d'ander gmacht, 
Band find die gröffer ausgefchnitten, 
Das vie Heiner gabn in die mitten. 
‚Zehen Schuch ift die gröſſeſt hoch, 
Vnnd find neun darauß girhnitten no: 
Sit alfo ihre breyt geblieben 
Eins Schuchs lang, ond gar voll gejchrieben, 
Bon des Jahrs Monaten vnd Tagen, 
Drumb wir Galenverfoheib jhr fagen. 
Die Mitteliheib fo neun Schub hoch, 
Vnd in ver mitt außgnommen doch 
Auf drey Schub breit, die haltet ein 
AU die beweglich Feſt fo fein, 
Die Wochen vnd die Tag deßgleichen, 
Bon eim Hochfeft auffs ander reichen: 
Vnd ift gemachet ſolches gar, 
Epgendtlich auff die hundert Jahr. 
Die dritt Teutfchland verzeichnet hat, 
Bnd dran gebildt Straßburg die Statt: 
Vnd dieſe Scheib ſteht feft allzeit, 
Die andern aber gehn vmb beyr, 
Dann die gröft geht von der Linden, 
Gegen der Rechten Handt zu finden, 
Vnnd thut einmahl im Jahr vmbfahren, 
Die ander erfi in hundert Jahren. 
Vnd gehet von der Rechten Handt, 
Gegen ver Finden vmbgewandt, 
Weiter vor gdachter Scheibenwand, 
Seht. wie ein Pelican da ftand, 
Der dem Atlaß wils Ampt enguden, 
Bnd trägt den Globen auff dem Rucken: 
Das ift die gange Himmelsründ, 
Darauf die Circul gmahlet find, 
Vnd die geftirnte Dimmelszeichen, 
Darob die Sonn vnd Mon berftreichen, 


1033 


Vnd gaht vmb die gank Kugel vnden, 
Einmahl in vier vnd zwangig flunden. 
1. Das Ander Theil, welbs ich nun Schreib, 
Sft ober der Calenderſcheib. 
1. Da ziehen erftlih auß vnd ein, 
Sn einem Himmel hell ond rein, 
Sieben Planeten fünftlich gſchnitten, 
Nach der Poeten bſchreibungs Sitten, 
Fein ordentlich ber auff ven Wagen. 
Recht nah ven fieben Wocentagen. 
Darnah im andern Gaden find, 
Auch noch drey fü, die man ergründ. 
a Erfilih ein Aftrolabium, 

Das zeigt des Himmels Lauff berumb, 
In deſſen Eentro, mittelm Zweck, 
Der Drach vnd Stundenzeiger ſteck: 

Vmbgmahlet mit vier Jahreszeiten, 

Vnd vier Complexion zur ſeiten 

b Das ander folget gleich darauff 
Vnder gedachtes Himmels Lauff, 
Ein viertheyls Zeiger weißt im grund 
AU die Minuten einer Stund. 
ce Aber das vritte Stück man fit 
Bber des Himmels Lauff geridt, 

Zeigt an das Alter, Tag vnd Gftalt, 

Bom newen Mon, wie er fih halt. 

II, Sm dritten Gaden findt man wider, 
Drey Stüd, die fehen mag ein jeder, 
1. Das oberft ift ein Cimbelwerd, 

Schlegt etlih Pialmen zu dem Werd: 
Das vnderſt bringt her Bilder vier, 
Bedeuten die vier Alter dir, 

AL viertelftund geht eins berfür, 

Vnd fohlägt fein viertel nach gebür. 

3. Das dritt ift auch ein ſchöner fund, 
Da fompt der Todt all viertelftund, 

Gegen eim jeden Alter ber, 

Den jagt ver Heyland wider ferr: 
Doch last den Zodt all Stund Er ſchlagen, 


ID 


1034 


Das wir ons fein all Stund berwagen. 
Beyneben nun zur Rechten Hand 
Hat es ein Kaften an ver Wand, 
Darinn gehn al Gewicht verborgen, 
Drauff ſteht ein Yan jhn zu verſorgen, 
Der belt die Wacht vnd eh es fchlecht 
Kräbt er, vnd fhwingt die Flügel recht. 
Jetzt fehreiten wir zur Nebenzier, 
Davurh diß Werd ſcheint mehr berfür, 
Vnd vom Galender anzufangen, 
Secht jhr wie er ift eingefangen, 
Mit vier Picturen auff vier Eden, 
Die die vier Monarchey entveden, 
Neben dem fteht zur Linden Hand 
Ein Bild dardurch den Tag verftand, 
Wels, daß es auch fein Aemptlin trag, 
Zeigts im Calender an den Tag: 
Zur rechten ſteht die Nacht gebilpt, 
Die weißt das Jahr, nur halb erfüllt, 
Oder den Tag, dazu noch wol 
Ein halbes Jahr verlauffen fol. 
Auch zimbt fih, das ich hie berühr 
Des Biertelftunden Zeygers zier, 
Als nemlich die zwen Engel beyd 
Deren das ein zur rechten feyt, 
Ein Stundglaß in der Hand da halt, 
Vnd kehrt es vmb all Stund alsbald, 
Das ander einen Scepter tregt, 
Mit dems den Tact zur Glocken ſchlegt, 
Zu dem zwen Löwen es au zieren, 
Die der Statt Schildt vnd Helm da führen, 
Der Gwichtkaſt auch gemahlet ift, 
Auff einer feyten zugeruft, 
Mit vreyen Weibern, welche fpinnen, 
An einer Kundel ohn zerrinnen, 
Dadurch die Poeten erinnern, 
Die Zeitgöttin vnd Lebensfpinnern: 
An der andern feyten ſtehn drey Künft, 
Die zum Werd theten groſſe Dienft. 


1035 


Bnd in der mitt ſteht vornen her 

Das Bild deß Traums Nebucadngzer, 
Zu vnderſt flieht ein Anbild hie, 
Des Nicolai Copernici: 

Senf ift zu merden, daß diß Hauß 

Sf gmacht von ghawen Stein durdauß, 
Vnd das gan Werd nad feiner Würd 
Mit Gold vnd Silber köftlich gziert. 

Hiemit fey diß Werd fur erklärt, 
Dem, ver den Innhaͤlt kurtz begert. 


VIII. 
Fiſchart's Lob des Landluſtes *). 


Fürtrefliches Artliches Lob des Landluſtes, Mayers mu— 

tes und lufligen Feldtbawmanns leben, auß deß Ho— 

ratii Epodo, Beatus ille, ete. gezogen, vnnd nad 
der meynung Zeutfch gegeben. D. J. 9. ©. 


Mol dem der von frembven gichäfften weit 
Bnd von Stattgmeinen neid ond ſtreit, 
Auch von den jnnerlichen friegen 
Entlegen, thut fein felogut pflügen, 
Lebet abgiondert wie die Alten, 


*) XV Büder von dem Feldbam und recht vollfommener Wol— 
beftelung eines befommlihen Lanvfiges, und geſchicklich an- 
geordneten Meyerhoffs oder Landguts, ſammt allem, mas 
demfelben Nuges und Luſts halben anhängig. Deren etliche 
vorlangft von Carolo Stephano und Johann Libalto, Fran- 
zofiih vorfommen. Welche nadgebends theild vom Herrn 
Melbiore Sebigio, der Argney Doctor, theils aus legten Li— 
baltifhen Zufegen durch nachgemelten in Zeutih gebracht 
feind. Etliche aber anjego aufs New, erftlih aus dem Frango- 
fifhen letztmahls ernewerten und gemebretem Eremplar, So— 


1036 


Die für die Nedlichften wir halten, 
Vnd auff feim Landgut fich enthelt, 
Liget mit feinem Feld zu Feld. 

Bawt mit fein Ochſſen vnd fein Roſſen 

Das Gut von Eltern jhm verloſſen. 
Sammlet nit in feim fchweiß fein gut, 
Aus ander Leut fchad ſchweiß vnd Blut. 

Siget nidt in dem Wechſſelgaden, 

FA mit dem Wucer nicht beladen. 

Darff andern nicht fein ſchweiß verzinfen, 
Now fleigerung treiben mit den Müngen: 
Darff nicht halten ferr Factoreyen, 
Vnd der Benediger auffichlag fehewen, 
Noch willen was in Indien fted 
Vnd all jhr Speceresgefchled, 

Was Zuder fey von Candia 

Bnd Zuder von Sanaria, 

Noch aus Portugal der Schiff warten, 
Sonder gnügt fih an feim Krautgarten. 

Wol dem der jhm fol nahrung fehaffet, 

Dem wähßt fein gwinn, wenn er fchon ſchlaffet. 
Erfchrieft nicht vor der Heerpofaunen, 
Noch den tonnerenden Felrfartaunen, 

Wie ver Landsfnecht ver tag vnd nadt, 

Im Feld das Feld und Land verwacht, 
Vnd gwinnt doch weder Land noch Feld, 
Darauß er nehrlich fich erbelt, 

Kan dem Meyer den er thut plagen, 

Doc fein ſtuck Felds am Spieß hintragen. 
Ja wol jhm, dann ihm thut nicht graufen, 
Bor des Meers trogigen Wellenbraufen. 

Vnd darff dem zornigen Neptun, 

Nicht fleben in den Meerfortun, 


dann aus des Gran. Doctoris Georgii Marii publicierter 
Gartenlufi, und forter des Hrn. Joh. Fifhart I. V. D. Col: 
legirten Feldbaurechten und Landſitzgerechtigkeit, zu Luft und 
Lieb dem TZeutfhen Landmann biezugethan worden. "Gedrudt 
zu Strasburg, bey Bernhard Jobins (feligen) Erben, im 
Zar 1598. Golio. 


1037 


Gieih wie der Kauffmann, der fein glüd 
Sest auff ein Breit, eins Daumens did, 
Vnd forgt, wenn er daheim ſchon bfeibet, 
Wie jhm ver Wind fein gut ombireibet: 
Sudt auch fein gut nicht mit eim Liecht 
Im Bergwerd, da man gar nichts ficht. 
Da fih die Stollen, Gäng vnd Schacht 
Berlieren plötzlich vber nadt. 
Zudem wirt er beichleppet nicht 
Mit frembver händel, Raht vnd Gricht, 
Spricht ober feines andern Blut, 
Vrtheilt nicht ober vngwiß gut: 
Iſt in die Ringmaur nicht gebannt, 
Macht ihm fein Feindihafft mit feim Stand: 
Darff nicht vil Anhangs jhm erlangen, 
Noch andern vmb jhr macht anhangen, 
Darff andrer Leut gnad nicht geleben, 
Roh fih an gonft der Reichen heben, 
Noch jedem ſtoltzen Burger fleben, 
Der von eim Aemptlin firh thut blähen, 
Vnd ihm nachlauffen offt vnd lang 
Vnd thun manden vergebnen gang, 
Auch vil ftunden vor jhren Thüren, 
Mit warten ond ftillfiehn verlieren. 
Vnd als venn lang erfi in den händen, 
Sein Hütlin trähen und vmbwenden, 
Vnd zitirend einen brief darmweifen, 
Als folt er einen Löwen fpeifen. 
Dis alls darf nicht der Meyersmann, 
Er nimpt fich feines prachts nicht an: 
Tracht nit wie er fomm hoch ans breit, 
Vnd forglich dient zu Hoff außbett, 

Auff das nicht fo ers hat erbetten, 
Andre ihm bald die Schuch außtreiten: 
Denn fein frombfeit leßt jhn nicht heuchlen, 
Welchs doch zu Hoff ift das gmeinft breuchlen, 

Alda je gröſſer ift die herrſchafft, 
Fe gröffer wirt die Höfiſch Knechtſchafft: 
Sf er bey minder Herrlichkeit, 


1038 


ZA er bey minder gfährligfeit. 

Sonder er gnüget fih an Eeinem, 

Vnd mehrt daffelb und ſchad voch feinem; 
Iſt Schlecht, gerecht, auffrecht, einfaltig, 
Was er verbeißt, das leißt er gwaltig, 

Hast all Spitzfindigkeit vnd liſt, 

Die nur zum zanck ein vorfach iſt, 

Er hält die Grechtigkeit wol wehrt, 
Doch mit Rechfertigung vnbſchwert, 

Weil er weiß daß die Haderſucht, 

Sf ein giftige Naterfucht. 

Bnd da mancher groß forg jhm macht, 
Wie ftattlih er außführ feim pracht, 

Vnd feine Geldzinß verzehr jährlich, 

Vnd in der frembve vmbreiß gfährlich. 
Sp ziecht er auff fein gut darfür, 

Sicht was jhm in die hand wächßt fehier. 

Wie ihm der Segen ober nacht 

Hab meh, denn er gefeyt, gebradt, 
Wie die Blümlin fih vor ihm ſchmucken, 
Wie die Baumlin fih vor ihm buden, 

Vnd wie vor frewd aufffchnellt ver Aft, 

Wann er ibm abnimpt was vom Taft. 
Oder zieht ein eingelegte Rebe 
Auf Ilmen, Alpen, daß fie klebe, 

Gibt alfo eblich fein zufammen 

Die Neben vnd der Bäume ftammen, 
Das fie die Bein zufammen fchrenden, 
Vnd mit Armen aneinander henden, 

Als weren fie in Salınons bronnen 

Zufammen kommen vnd geronnen. 
Oder braudt zum Gmahlring die Reb, 
Damit er d Baum zufammen geb, 

Wenn er fie oben zfammen Teit, 

Daß eins die Hand dem andern beut: 
Oder fihneiv ab vngerahtne Schößlin 
Vnd jmpfft darein geradre Sprößlin: 

Dder er fährt für luft ein fur 

In einem ſchmaln Aeckerlin dur, 


1039 


Bad macht fih alsdenn auf den Felden 
Spaßiern vnter grün gwelbte Hälten, 
Darunter etwan fehr gebudt, 
Sein Altvatter am Stab herrudt, 
Wiewol er in der Jugend vor 
Wie ein Hirk drunder gfprungen war. 
Dver fiht wo ein Baum fchwer trägt, 
Daß er ein Stüß ihm vnterftedt. 
Etwan richt er ein Gländlin auff, 
Welchs beynab finden wolt zu hauff, 
Brit etlich Blumen darbey ab, 
Daß er ab jhrem gruch fich Tab. 
Bißweiln fiht er fein Luft dargegen, 
Dort in eim Thal ferr abgelegen, 
Wie das rot vnd weißwollecht Viech 
Zerfirewt onten am Berg herziech: 
Vnd dort hob an ein Berg fein GeyBen 
In eim gefträuß die zweig abreiffen. 
Vnd hört wie mit einem Schäfferliedlein, 
Sein Hirt dort führt ein Sadpfeiffmütlein. 
Bon feiner Bulſchafft die offt reich 
Ihm Depffel ſteckt in dHirtentäſch. 
Hört, wie ein Vieh dem andern ruffe, 
Sm andern Thal welchs fich verluffe. 
Oder geht zu ſein Immenkörben 
Sicht wie ſie ernſthaft wäfern, werben: 
Beſchneid jhr wächßnen Irrgang weißlich, 
Daß er ven Honig draußs bring fleißlich. 
Zu zeiten ſchlegt er auff eim Becken 
Zwen Honigkönig zu erſchrecken, 
Das fie ſich vmb die Weyd vergleichen 
Welcher vom Blumenerb muß weichen, 
Oder mant fie mit eifich ftreichen 
Die Hummeln ond Wefpen zu fcheichen, 
Vnd bildet jhm an jhnen für 
Königs vnd Vnterthanens gebür. 
Oder er ficht wie fein jung Füllen 
Sich faft ergeylen auß mutwillen, 
Dver wie in eim Haren Flüßlein 


1040 


Hoch fpringen in der wärm die Fifchlein, 

Aber wie frewt er fih alsdann 

Wenn der Traubmeyer vnd Obsmann, 
Der Herbit, ibm bringt fein Obs und Trauben, 
Das ers mit onzahl mag abflauben ? 

Wenn er manch frembde Depffelfrücht, 

Die er ſelbs hat geimpftt, abbricht, 

Vnd etwan ein ſchöns Obs abnimmet, 
Welchs fein Borältern oft han grühmet. 

Oder ein Traub ablißt vielleicht, 

Der farb halb nit dem Purpur weicht, 
Vnd alsdenn ſolche in fein Gmach 
Auffbendt, daß er fie offt anlach. 

Es iſt kein ſtund noch Augenblick, 

Daß jhn nicht newe frewd erquick, 

Sie folgen auff einander ſtäht, 
Wie ein Jarzeit auff der ander geht, 

Vnd wie ein Jungfraw täglich bricht 

Ein friſches Rößlin, dran ſie riecht, 

Nun hat er luſt, daß er ſich ſtreck, 
Vnter eins Schattigen Baumes deck, 

Darnach in das tieff Graß dorthin, 

Welchs vom fürflieſſenden Bach iſt grün, 
Dabey manche Häwſchrecken ſpringen, 
Vnd da jhr Winterleyd verſingen, 

Darbey die Vöglin mit Geſang 

Wünſchen den Sommer noch ſo lang: 
Darbey manchs Bächlin fellt vnd quillt, 
Welchs das zu vil heiß lüfftlin kült, 

Vnd rauſcht ober die Steinlin her, 

Darvon der Schlaaf nit ankompteſchwer. 
Vnd wenn denn ſchon die wärme weichet, 
Vnd der grob Winter einher ſchleichet 

Mit dickem Schnee, Eiß vnd vil Regen, 

Mag er jhm doch ſein luſt nicht legen: 
Denn alsdenn ſucht er ſeine luſt 
Mit hetzen im Feld vnd im Buſch: 

Nun hetzt er an viel ſtarcke Hund 

Wider ein Schwein, welchs viel verwund. 


1041 


Dann jagt er fonft ein Wild ins Garn: 
Oder fpürt wo frembd Gwild ombfahrn : 
Vbet alſo hiedurch fich zur ftärd 
Daß er gſunder vollriht fein Werd. 
Oder beftellt ein Bogelherd, 
Das ihm fein Bogel nit entfährt, 
Etwa fängt er ein Krandh mit lift 
Welcher im Land verjrret ift, 
Vnd fonft vil Wintervögel mehr, 
Welche vdiefelb zeit gut find fehr: 

Dver best Hafen vnd vie Füchs, 

Oder zieht Hirſchen mit ver Büchs: 

Dver braucht Bogen vnd Armbruft, 
Vnd Bogelrohr bißmweil für uf: 

Oder richt Luder an den Wölffen, 

Die ihm Räubiſch die Schaaf abhefffen. 
Oder ſchnitzt Werdzeug in vas Haus, 
Oder butzt geſchirr vnd Werdzeug auß. 

Ordnet denſelben hin vnd her, 

Wie im Zeughauß Waffen vnd Wehr. 

Wer will denn bey nun gdachten ſtucken 
Dem Winter ſein onluſt auffrucken? 

Dieweil doch vnſer Meyersmann 

Den Winter zum luſt brauchen kan, 

Vnd macht ihm auß der Winterszeit 
Ein Meyersluſt vnd Winterfrewd. 

Wenn denn erſt zu dem allem hin 

Sein ernſtlich Weib, die Meyerin, 

Auch ihm daheim zuſpringt im Haus, 
Wie fremt jhn nur das vberauß ? 

Wenn er vielleicht heim kommet müd, 

Vnd fie ihm glei alls guts erbiet, 

Vnd macht ihm auff dem Herd ein Fewr, 
Daß er fih zu der wärm fein ſtewr: 

Vnd wenn fie warm die Viehftäll Hält, 

Vnd das Vieh warm dedt für vie kält, 
Vnd nimpt den Kübel denn geſchwind, 
Melckts Vieh fohald, als felbs das Gfind. 

Deögleihen wenn fie ihm auffträgt, 


66 


F 


1042 


Sein fürnen Wein, der ihm wol fchmedt, 
Vnd fest ihm etlih Trachten dar, 

Die er nicht erft darff fauffen par, 

Sonder ihm gibt fein Meyerey, 

Vnd ift vom Zoll ond Vngeld frey. 

Darumb er Gott vandt immer zu, 
Der ihm Ichafft folch gmach frid und Ruh. 

Es fonnen zwar eim all Meerfchneden, 

Koh Dornbutt, Meurn, fo wol nit fchmeden, 
Melde zu zeiten das wild Meer 
Treibt, daß fie zu vns weichen ber. 

Es folt jhm einer nicht darfür 

Wünſchen ver Angelroden dürr, 

Noch ihm begeren viel der Stewren, 
Welche das Gmwür& nur muß verthewren ! 
Noch die Schlangenleih, dic Lampreten, 
Die man in Maluafier muß töten. 
Noch auch ven Priden Pfeffer thewr 
Noch Gwürtzten Butter, gplagt vom Fewr: 

Darfür hat Schunden er geräucet 

Vnd fleifh im Saltz und Eßig gweichet, 
Iſſet vngwürtzet ſeinen Butter, 

Fein rein wie er kompt von der Mutter: 

Miſcht auch kein Zucker in ſein Käß, 

Macht jm ſein Koſt mit Saltz gnug räß: 
Aug Schmaltz, Milch, Honig, Evern friſch, 
Er jhm manch gute Tracht zurüſt. 

Gleichwie er auch ſchlecht rüſt ſein kleid, 

Aus der Seyd fo fein Schaaf jhm treit. 

Er ftellt nit nach dem Haſelhun, 
Solchs laßt er die Müßigen tun. 

Sein Krautgarten ift fein Gwürtzgarten, 

Ein Kraut fan ihm fein Speiß auch arten. 
Nah Strauffenhirn er au nicht trachtet, 
Ein friſchen Kalbsfopff er mehr achtet, 

Oder ein Lamb im Hornung gſchlacht, 

Vnd ein Wider dem Wolff abgiagt. 

Die Epterfchleimige Fafanen 
Laßt er im Gbürg bey den Brhanen: 


1043 


Sein Ganß er für ein Trappgand wöhlet, 

Sein Obs für Pomerangen zehlet. 

Für Pfeffer wöhlt er Bibernell, 
Wedpolterbeerlin für Canell: 
Salbey, Duenvdel vnd Roßmarein, 
Poley ond Zoften fein Gmwürß fein. 
Auch Alantwurg vnd Mayeron, 

Flop, Bafilg vnd Bilfam fchon, 

Jeder Monat bringt ihm gewiß, 

New friih Kochkräuter zu feim Gmüß: 
Als Endivy, Mangolt, Milten, Binetich, 
Peterfilg, Körft, Natterwurg, Burretich, 

Lattih, Saurampffer, Kreß ond Lau, 

Rapungeln, Wegrich, Spargen aud. 
Gänßdiſteln, Bernflaw, Widen, Tu, 
Vermiſcht mit Kümmel, Fendel vil. 

Manch Ruben, Kern, Beer, Nuß vnd Käften, 

Erbſſen, Linien, Bonen vnd Gerften. 

Zum Winter falöt er Kappres ein, 
Dört Hußlen, raudt die Zwibeln fein. 

Vnd ift darbey doch gſünder baß. 

Denn ver, fo ehe ihn bungert, aß. 

Wer ift der hie ein mangel fpüret ? 
Heißt das nicht wol profiantiret ? 

Halt nicht die Natur vnd die Erd 

Bnfern Meyer hierinn gantz wehrt, 

Daß fie ihn nicht allein erquicket: 
Sonder ihm auffenthalt auch ſchicket? 

Wie muß er fein fo wol getroft 

Wenn er bey gdachter Speiß vnd Koft, 
Sicht unter eſſen alleweil 
Wie fein fatt Bieh dem Stall zueil. 

Vnd heim trägt volle Vtern ſchwär, 

Welchs bald wolt daß man fie entlär ? 
Sicht, wie fih hinderm Schellen-Hammel 
Die Herd der Schaaf gar eng verfammel, 

Wie die ſtoltz Geyß dem Wider ſchön 

Sein Ehr vergönt, vnd vor will gehn. 
Dver Acht, wie feine Pferd von ferr 


1044 


Ziehen mit laſſem Halß daher 

Den vmbgeftürgten Pflug zu Haug 

Vnd fhütteln gern das Kummat auf. 

Auch ficht fein Gfind eins nach dem andern 
Fein allgemächlich beim zu wandern, 

Gleibwie ein müden Immenſchwarm 

Welchem die Sonn ven Tag macht warm: 
Vnd alsvdenn, wenn nun allg vollricht 
Sein Gfind zur Tisch ſich fegen ficht, 

Vnd beiſſen in das Brod fo frey, 

Das einer fhmagen möcht darbey, 

Vnd mit dem Muß ven Löffel laden, 
Daß er faum mag in die Schubladen, 

Vnd darauf thun ein ftarden trund, 

Das man hört, wies im Halß erflund. 

Vnd in ven Käß fo dapffer fihneiden, 
Gleichwie fie morn wöllen arbeiten. 

Hie ſchmackt in Milch ſchwartz Brot mit Kleien 

Baß denn Weißbrot vom Gifft zu ſchewen. 
Hie jßt man nit mit angft vnd forgen, 
Vnd ſchlafft auch nit mit angftauff Morgen. 

Die Sorg verbittert ihm fein Koft, 

Der Schlaaf tft ibn ein Arbeittroft, 

Das Fröſchgſchrey fie daran nit hindert 
Ein hart Bett ihn den Schlaaf nit mindert. 

Es träumt ihn nit von jhren Feinden 

Vnd wie fie zanden mit ven Freunden, 

Ein Haußhund ihn die Schildwacht Helt, 
Ein Haußhan die Früwacht beſtellt. 

O wie ein herrlich tröſtlich leben 

Welchs dem Menſchen zu troſt iſt geben: 
O Gott des Fridens, du verſchaffe, 
Daß es betrüb fein Kriegesſtraffe, 

Wölleſt das Land von Krieg erretten, 

Daß man deß gnieß auch in den Stätten. 
Denn ohn das fridlich Landgebäw 
Beſteht nicht lang ein Policey. 

Denn wie ohn Milch kein Kind auffkompt, 

Alſo kein Statt ohn Feldbaw frombt: 


1045 


Mo nicht die Feldfrucht thut das beft, 
Sterben die Bögel in dem Neft, 

Wo nit ein Land erbawet ift, 

Zieht man daraus ond leßt es wüſt. 
Drumb hüt daß nicht der gbawte Boden 
Ein wüfte Balfiatt werd der Todten, 

Vnd werd für Himmelstaw begoflen 

Mit Blut von Menfchen her geflofien, 
Welchs die Frucht möcht abihewlich machen, 
Weil auch die Erd ſchewt ab den fachen. 

Bhüt ons vor frembver Bölder rauben, 

Das fie nicht Hauben vnſer Trauben, 

Bnd fprechen zu uns dann zum boffen: 
Zieht ab, ihr Alte Landgenofien. 

Zieht ab ihr habt ons vorgebawt: 

Ach wer heit alsvann di getramt. 

Daß ver Arm Landmann muß da fliehen 
Bnd mit eim Geyßlein kaum abziehen. 

D liebe tramt Land, trag du zu ſchand 

Vnkraut dem Feind, der dich nie wand. 
Der doch zuleg nur auff dein Schewr 
Ein Roten Hanen ftedt von Fewr. 

Bewar uns vor den Wudern aud, 

Bor ver Stulräuber argem braud. 

Die durch vntraw, Mehrſchatz, Fürkauff, 
Ziehen des Landmans güter auff. 

Vnd werden Wibeln vnd Kornkäfer, 

In dem ſie ſtellen ſich Kornkäuffer. 

Segne den ſchönen Feldbawſtand 
Welcher wird der vnſchuldigſt gnandt: 

Daß ſie jhn nicht mit Schinden ſchenden, 

Vnd dein Segen durch Geitz abwenden. 
Verhüt das nit der Meyersluſt 
Werd leider zu eim Meyerswuſt. 

Ja geb, daß die ſo das Feld bawen, 

Sich deiner Güt allein vertrawen. 

Vnd erkennen des ſtandes gnad 

Darein fie dein Güt rufft vnd lad. 
Mol ihnen wenn fie dem nachkommen: 
Denn ſolch Feldluſt gont Gott den frommen. 


1046 


Antwort auff die Reimen vom Lob des Pandlufts. 
D. G. Marij. M. D. warnung. 


Poeten loben, was ift fchlecht, 

Aber nit ift ſchlecht, allweg ſchlecht. 
Seven Stand hat geordnet Gott, 

Zur Arbeit alle gſchaffen bat, 

Groften vnd Ffleinen, Herrn vnd Bawrn: 
Arbeiten ift felig: Obs ſchon fawr. 
Gotts befelch thun, ift all ewig, 

Arbeiten zwar nit madt felig, 
Gottsforcht macht alles Heilig, 

Dem König, dem Knecht, im Haus, im Land, 
Der Glaub ifts beit in allem Stand: 
Glaub erhöht den König, den Meyer, 
Wenn feiner allein wer zu Geyer. 

Nun merd was alles jeßt verderbt, 

Der Geiß eim jeden angeerbt: 

Zugleich dem König, dem Bawr, 
Darumb ein jeden ſchlägt der Schawr. 
Saturni zeit war recht vnd fchlecht, 

Vnd Jupiter. die Baurn nicht verſchmecht. 
Auch Engel, Drey Eine, vnter die Eychen fam, 
Da Sara ihr Frucht wunder gwan. 
Mars balff mit Eifen, Pflug und Wacht, 
Sn Stätten, Dörffern, vonveradt. 

Die Sonn gab böfen, guten, ibre frafft, 
Vnd felbft mit ob vnd vnden ſchafft. 
Venus halff melden, fingen, binden, 
Beim Gfind, Mann, Weib vnd Kinden. 
Mercurius zu Land banpdtbiert, 
Pomerangen, Del, Bein partirt. 

Im fauffen lief am Meer ver Mon, 
Sihe, wie weit jetz dahinden ftohn 
Der Bawer, Herr vnd jederman, 

Mit ven Planeten nit zurude gan, 
Zur zeit mit ihnen für: fich lauffen, 
Doch alls auff ihren vortbeil fchraufen. 


1047 


Das Sommer ond Winter werden gleich, 
Jeder will werden alleın Reid. 
Reichthumb bringt mit den Bbermut, 
Alfo hierdurch man allg verthut. 

Wenn Herren auch den Armen Tiefen, 
Wie ſolches möchten beide gnieffen: 

So würde fein Gut Ievig ftahn, 

Der Geytz ververbt vnd macht ven Spahn. 
Vntrew vie bitter Wurgel madt, 

Daß reht Himmel ond Erven fradt. 
Allein ift felig difer Schweiß, 

Am end fehen nach dem Paradeiß. 


IX. 


Gang gedendwürdige und eygentlihe Berzeihnuß, 
wie die mächtig vnd Prächtig von vielen Jahren 
ber zugerüfte Spaniihe Armada, zu end net 
verihienenen Sommers diejes 1588. Jahrs, vmb 
bezwingung der Niderlanden, vnd einnemmung 
des Königreichs Engelland abgefahren: vnd aber 
auß fonderm Gottes Gericht, durch Die in eil 
gejammelte Engelländiihe Kriegsſchiffmacht, {fi 
Mannlich vnd verwunderlich getrent, erlegt, ver- 
jagt ond mehrtheils zu grund gerichtet worden, 
Hierzu feindt auch neben einer nötigen Vorred, 
etliche folhem Rhümlich erhaltenen Sieg zu dand 
vnd Ehren gemadte Carmina fommen, Bud 
dann ein Abſchrifft vom Blutfenteng der 9. Spa— 
niſchen Snquifition ober die Niderlande vnd de— 
ren Einwohner, jowol einer als der andern Re— 
figion ergangen vond gegeben. Auß gewiſſen 
Kundtſchafften vnd vnderſchiedenen wahren Be- 


1048 


richten zufammengetragen vnd bejchrieben durch 
H. Engelprecht Mörewinder von Fredewart auß 
Seeland. Prouerb. 24. Cum cadit inimicus 
tuus, ne exaltato animus tuus, ne conuertat 
Dominus ab eo iram inte. Gedrudt zu Mür— 
baden bey Sirio Serto Ontrei, in Anno achtzig 
acht, welchs ift das Far, das man betrat *). 


— — 


Einleitung zu folgender Hiſtoriſcher Erzehlung von Ni— 
derlag der Spaniſchen Armada. 


Zu gleichermaſſen, wie es auffrichtigen Ehrlichen Hauß— 
vättern beinah vngläublich fürkommet, daß ſolche wider— 
finniſche Haußvätter ſich finden ſollen, welche mit willen, 
vnd auß ſonderm fürſatz vnter jrem Haußgefind ſolten 
Neid, Widerwillen vnnd häſfige Vneinigkeiten einführen, 
pflantzen vnd vnterhalten: dieweil die Alten gepflegt zu 
ſagen: 

Wo mit einander balgt das Gfind 
Den Schad ver Haußvatter empfindt. 


Ebener geftalt ift es auch frommen, trewhafften vnnd 
Redlichen Politifhen perionen , fo bei gleichmäffigen vnd 
nad Erbar vond billichfeit befielten Regimenten herfommen, 
ond derfelbigen ordenlihen weiß vnd anftellung gewont 
ond erfahren, fehr fremd zu vernemmen vnd zu hören, 
geichweig zu ſehen vnd zu gedulden, daß heutigs tages, 
da wegen pnauffbörlicher befahrung gemeiner vns aufflau- 
renden Feind, viel mehr durch einigfeit jegigem zertrennen 
vnnd zerfpreiten weien möcht gerathen vnd geholffen fein, 
noch folhe Regenten vnd Potentaten follen erfunden wer: 
den, welche wolbedächtig vnnd vorſetzlich vnter vnnd zwi— 
ſchen jhren Vnterthanen, Landſaſſen, Angehörigen, Schirm: 


) 36 Blätter in 4. Im der Ulmer Stadtbibliothek. Auf die: 
ſes Fiſchartianum machte zuerſt G. Scholl in Blaufelden im 
„Serapeum“ 1846 No. 18 aufmerkſam. 


1049 


befohlenen ond Schußergebenen follen die verbitterlichenften 
ond vnverföhnlihften Trewungen, Zweiungen, Empörun- 
gen vnnd Feindtlihen auffftand gegen einander erregen, 
auff- vnd anbringen, auffichieren, hägen vnd fördern. Fa, 
damit fie deft beſſer im trüben fiſchen mögen, inen wol 
gar zur auffruhr vnd aufflehnung wider ſich felber vrſach 
geben. 

Nicht deft weniger, wie frembd vnd ongewont ſolche Vn— 
regimentliche weiß fcheinet, auch an jhr felbft vnrecht vnd 
firäfflich ift, noch erfährt man, daß viefelbige jeßiger zeit 
bei den fürnemfien onnd anſehnlichſten Potentaten, fo fich 
die Chriftlichen vnnd ober Catholiſche nennen, vnnd jnen 
nach eines Florentziſchen Secretarij Italiäniſchen Kopff vnd 
Tyrannen formierung, vilmehr eine vnauffrichtige, dückiſche, 
gefährliche vnd argliſtige, dann ein billichkeitgemäſe, on: 
gleichßneriſche, richtige vnd ſtandhafte Form zu regieren 
laſſen belieben, in beſondere achtung, vbung vnd gemeinen 
brauch ſteht vnd geht. 

Wie man dann diß nun von Anno ꝛc. 64 hero an des 
Königs von Hiſpanien verfarung gegen den Niderlanden 
hat erkündigt (damit wir den andern gleiches ſchlags Rach— 
barn nunmals geihweigen) Welches nachdem er ven River: 
teutichen landen, fo feiner Mayeftat mit vorbebaltung et- 
was mehr Freiheiten, dann andere dero vnterworffene Na: 
tionen, als onderthanen zugethan, gern were vber die 
Hauben geweien, vnd auff ihre vralte Freiheiten geſeſſen, 
damit er nit (wie es die Maciauellifhe Hoffoütler deiten) 
ein halber gegengefangener König, over Passiuns Rex fei, 
auß auffreigung der Staliänifchen Heiligkeit zu Rom, vnd 
der Spaniſchen Räht (die dann den Niderländern nie gut 
geweſen, wie auß dem etwan bei ſeinem Herrn Vettern 
wider fie von den Spaniern in Spanien erregtem aufflauff 
etlichermaften befcheinen) bald ein zandzweiglein (wie man 
im Spridwort fagt) vnnd gemachte vrſach vom erften 
vorgeftanden Zaun gebrochen. 

Dann als eben drey Jahr zuuor inn der Nachbarſchafft 
inn Srandreih ein weitleuchtend jnnerlih Fewr ver Re: 
kigionzweiung halben auffgangen, hat er alsbald auch vie- 
felbige anlaß, feine frievfame vnd in aller Kriegsnot ge- 


1050 


horſam und frembeftändig erfahrene underthanen im Nivder: 
fand, mit diefer im erwünfchten  vriach reg zu machen, 
auffzubringen, vnd zu veronrhügigen an die hand genom: 
men. Nachdem er fonderlich, vermög jhrer- von Keyfern 
Carln feinem Borfahren ihnen Confirmierten Priuilegien, 
auch vermeinten ihrer nechſten Benachbarten vnnd Berwand: 
ten der Teutichen im Reich Freiheiten, den Religionfrieden 
belangend, theilhafftig zu fein: Innmaſſen fie vann au 
dnterthenigfter Demut bei feiner Mayeftat darumb haben 
angehalten. 

Welche anſuchung, fobald fie gefcheben, bat er diefelbige 
fogleih vunglimpffliderweiß für ein Rebellion ond Maye— 
ftatfünd angezogen vnd auffgenommen, auch darauff, wie 
dort Salomons john Künig Robvam getban, vnd nachdem 
die Vnterthanen vmb erleichtung Römiſcher vnnd Spani— 
ſcher vndertruckung vnnd beſchwerden gebetten, dieſelbigen 
ihnen durch viel ſchärffere vnnd Gut vnnd Blut ſuchende 
Edict vnd Gebott noch hefftigere angelegt, geſpännt vnd 
auffgeſeilt. Auch durch erſchreckung ſeines Gewalts vnd 
Tyranney bald bei den blöden vnd ftanphafften eine Tren— 
nung zumegen gebradt: Welde er darnach allezeit durch 
feine Branpdtfchierer ond Lermentrommeten vonder jbnen hat 
erhalten: vnnd alfo durch diß mittel angefangen, von tag 
zu tag vber alles vontertheniges gehorſames anbieten vnd 
abbitten ver Vnderthanen, vnmilter vnnd onbarmhergiger 
gegen vemfelbigen fih zu erzeigen, vnnd bdiefelbige nicht 
mehr als Erblänvdige vnd willig gehulvete Vnderthanen, 
fondern wie vnderworffene vnd mit dem Schwerdt begwäl- 
tigte frembde Landichafften vnd Prouingen zu halten. Wie 
er dann nun in die zwei vnnd zwangig fahr gegen ihnen, 
als vie feiner Macht fehr vngleich, durch feine Maranifche 
Spanier, fo des Mafjacrierens, Blutgeudens, vnnd ftatt 
vnd Landaußmegigens in den Newen Inſeln gegen vnbe— 
wehrten Leuten bewohnt, vnd darinnen erſogen ond erzo> 
gen, alle fürgefuchte Feindlichkeit onnd Barbarifche greu— 
lichkeit, fampt allerlei Mutwillen, Schand vnd vbermut 
bat geübet. Alles auff vis End hin, daß er fie hiedurch 
nur anlafte, verreißte vnd auffbracte, ſich deſto vngedul— 
tiger, vnnd alfo hievurch zur Gegenwehr zu fiellen: Vnd 


1051 


alsdann, warn fie Nottrünglich wegen Handhabung jhrer 
wolherbrachten Freiheiten; in ein Landrettung fich begeben 
vnd zur ernftlihen Gegenwehr fegten (mie fie dann der— 
malneing getrungen thun müſſen) er onder dem fchein vnd 
fürwendung einer notwendigen Straffung, Züchtigung vnd 
demmung der Rebellifchen ond aufflehnigen Vnderthanen, 
nach vberwindung verfelbigen, alle vie gedachten Land, den 
vnſchuldigen mit dem ſchuldigen vonder das Spanifche, fa 
Canibaliſche Barbariihe Joch ver dienfibarfeit vnd Scla— 
vitet bringe vund zwinge. Auch hernach als einer, der 
die Land mit Sieghafften ſchwerdt vnnd Blutiger ober: 
hand erhalten, feins gefallens fie mit Newen Rechten, 
Aufffagen ond Landtordnungen bändige vnd beläftige. Wie 
dann diß eigentlich auch ver Spanifch Proces bei den Ein— 
wohnern der Newen Welt ond vielen andern (die fich mit 
der weil auch vonder dem Zoch regen werden) gewefen. 
Gott geb, daß jne auch andere auff der fchodel fißende 
Nachbarn lernen erfennen. 

Diefes nun erzehlte, Günftiger Lieber Lefer, ifl, mit we: 
nig worten die fachen zu begreiffen,, der vriprünglich an— 
fang der Niderländifchen Vnruhen. 

Als aber nun ihrer, der Spanier anfang vnnd anſchlag 
nach, die vorgenommene Begwältigung nicht allerdings ei— 
nen fo fihleinigen fortgang, wie fie wol verhoftt, erlangen 
wöllen, feind fie auff allerhand gewaltiame vnd dückiſche 
mittel ond weg bedacht worden, die vorgenommene bejo- 
hung vnd Landräuberei durdzutruden. 

Dannenher feind vmb volziehung deſſen zu vnderfdie: 
denenmalen in die Niverland außgeichidt worden der Her: 
tzog von Alba mit feiner Türckiſchen Tyranney, Dom Lud— 
wig von Requifenga mit feiner Füchsſiſchen argliftigfeit, 
Dom Johann von Auftria mit feiner Meineidigen betrieg- 
lichkeit, ond ver Hergog von Parma mit feinen vnuerdroſ— 
fenen Waaffen, daß ein jeder derfelbigen nad feiner art 
fein Heil an den Niverlänvern folt verfuchen. 

Als es aber folcher feinem nach feiner Meinung hinauß 
gerudt, fondern die Holländer vnnd Seeländer ſampt jh— 
rem Anhang nur defto behertzter vnd fürfichtiger worden, 
ihre Freiheit mehr in achtung zu nemmen, vnd darbei al- 


1052 


les eufferft vermögen Leibs, Guts vnd Bluts darbei für: 
zumenden vnd auffzufegen: Alſo vnd dermaflen, daß fie 
fih auch gegen Engellandt einer gewiſſen Hüfffleiftung ver: 
glichen vnd vereinbart. 

Da hat es jetz endtlich der König von Hiſpanien mit 
einer ſolchen beſondern Macht, darmit er vor andern Po— 
tentaten der Chriſtenheit verſehen vnd angeſehen, vnd der— 
gleichen er noch ſeidhero dieſer Ends nicht verſucht gehabt, 
vnd gleichwol durch daſſelbig Mittel von manchen Jahren 
hero der gegen Auff- vand Nidergang gelegen Indien, wie 
auch kurtzlich des Königreichs Portugal mächtig worden, 
als nemlich mit einer zum beſten außgerüſten Armada zur 
See gegen jhnen zu verſuchen vorgenommen. Wie er dann 
auch zu vollbringung deſſen viel jar in Rüſtung derſelbi— 
gen zugebracht. 

Wann aber heutigs tags der Gewalt vbenden Herrn 
gebrauch zu ſein pflegt, jre Gewaltſame fürnemen, ehe fie 
dieſelbigen ins werd richten. etwa mit einem anſehnlichen 
fhein eines Geiftlichen rechtmäifigen befugs zu ſchmucken 
onnd zu ferben. Darzu dann der Vatter der Heuchelei 
zuRom, wann ed zu vermehrung feines Primats dienlich, 
gang fertig. 

Als bat der Spanifch König, vberdiß, daß er genugfame 
vollmacht von gedachtem Römiſchen Pater gehabt (demnach 
er jhm auch ohndiß das Königreich Engelland ſampt bu— 
tzen vnnd ſtiel geſchenckt) auch noch darzu inmittels ſolcher 
ſeiner Schiffmacht rüſtung, ehe er den vermeinten Ketzern 
den Garauß machte, ſeine in Hiſpanien heilige Inquifition 
Meifter ein Vrtheil in den ſachen, zwiſchen Spanien vnd 
Niderteutſchland noch vnerörtert zu Land vnd Mör ſchwe— 
bend, den 16. Februarij, nach verſchienenen 86. jars, ſpre— 
chen laſſen. Welches, wie ein jeder erachten fan, dermafs 
fen Vnpartheyiſch ift gefällt, onnd mit gutem grund ge: 
fielt, gleihwie man fie für heilige Pharifeer Hält. 

Vnd ift vaffelbige Decret feines inhalts aller maffen, 
wie nun folget. 


B ,; 

Copey des Decrets oder Vrtheils, jo durch die 

Meifter der heiligen Snquifition ober die Ni— 

derland, vnd deren Einwohner, jo Pänttifche, 
als Euangelifhe geben vnd gefält worden, 


Als die Königlihe Mayeſtat, Sp in dem Rabt felbft 
Perfönlich mitgefeflen, das allerheyligfte vnnd Göttlichfte 
Ampte der Fnquifition angeruffen ond gebetten, das man 
doch ein fleiffiges Auffiehen haben wölle vnnd auf Wege 
trachten wolte, damit die verführte Keger, die Lutheranen, 
fo die Niverlanvden zum Abfall verurfachet, vnnd diefelben 
onder ihr Joch zu bringen, fi vnderſtehen vnd geſtrafft 
möchten werden, So haben jhre Königliche May. vieler 
Sachen Glaubwürdige Zeugnuß durchleſen, Welche ons von 
den Comiffarien der allerheyligftien Inquifition zugeſchickt 
worden, mit dem Beſcheid: So viel die Gewiſſen vnnd 
der Theologen befantnuß belangen tbete, das alle ond jede 
der Königlihen May. Vnderthane (Aufgenommen die, ſo 
ihrer May. außtrücklich namhafft gemacht worden feine) 
fowol als die Abfallende Keber, fo von Gott vnnd der 
9. Kirhen abgewichen, vnnd das Gebot vnnd Gehorfam 
des Catholiſchen Königs vbertretten, damit fie an Gott 
vnnd jhrem König, fo viel die Catholiſchen Religion be- 
trifft, verbunden feind, fi verfündiget haben. 

Damit nun fol böfes argenliches Leben verhüttet werde, 
vnnd damit diefen offenbaren Abgefallenen vnnd Meynei- 
digen Kebern, vnnd darzu auch Auffrhürifchen widerſtand 
werde geihan, vnd gang vnd gar vertilget werden, So 
fagen wir fie gan& ſchädlich vnd Ergerlich, ond darzu aud 
gang vnnd gar außzurotten, vnd mit nichten zu dulden 
ſeyen, Als welche fih der Heyligen Catholifchen Religion 
fampt der heyligen Kirchen feinesweges vndergeben mwöllen, 
Derwegen fie auch werth feind, das man fie vor offentliche 
Beyſtender ond Nachfolgender der offenbaren und befanten 
Keßer ond Auffrührifhen Edelleute halten foll, welche vn— 
derm Namen der Bnverthanen, die Supplication, gegen 
die allerheyligfte Inquifition vbergeben, damit fie Dieie 
Keber alfo angereißet, vnd alle fampt Erimen laefae Maye⸗ 
ftatis, in den allerhöchſten Grad, begangen haben. 


1054 


Geben vnd befchloffen im Raht der allerhepligften In: 
onifition, in der Statt Madrilla in Spanien den 16. Fe: 
bruariij, Anno 1586. 


Bil Dendwürdige vnd eygentlihe Beſchreibung, 
wie. die yon vilen Jaren ber inn Stalien, Spa: 
nien vnd auß newen Inſeln berrlich sugerüfte 
Spanifche Armada, welche nächftverfchiener Zus 
lij vmb bezwingung Hollands vnnd Seelands, 
auch vbergwältigung des Königreihs Engel: 
lands abgeichifft, iſt durch der Shriftlichen Kö— 
nigin auß Engelfand, in eil geſammlete Sciff- 
macht mit erfahrung, fonderlichen Göttlichen 
beiftands, getrent, erlegt, verjagt, vnd zu grund 
gerichtet worden. 


Nachdem der König zu Hifpanien Philippus (welcher 
fih ein Monarcham beider Drientifchen und Dceidentifchen 
Judien vnd der Chriſtlichen Inſeln ſchreibet) in diſem 
1588. Jar, für vnd für in den verlauffenen Monaten, 
Maio, Junio, Julio vnnd Auguſto mit einer groſſen Ar— 
mada im Oceano herumbgeichweifet, vnnd die Königin 
auß Engelland gleichsfalls nicht mit geringer macht vnd 
gewalt derfelben vonder augen gezogen, feind darvon feid: 
ber hin vnd wider, nach dem ein jeder Affeetioniret ge: 
wefen, viel vngewiſſe geſchrey vnnd zeittungen, deßwegen 
ſpargirt worden, wann aber, wie man Sprüchwortsweiß 
fagt, die warheit ein Tochter der zeit heißt, das iſt, das 
mit der weil, wann die Famarumorifch zeitung fertig Lu: 
genpoft fih müd gerennet vnd geloffen, dermaleneing der 
lang auffgebalten vnd Arrefitert bindend Warheitbott hin: 
den nach fommet, So bab ih, als ver gedachter beiver= 
feits verhandlung an gewiſſen enden, eigentliche nachfrag 
vnnd erkündigung gehabt, mir nun fürgenommen, dieſes 
verlauffenen handels, inmaſſen ſich derſelbe alfenthalben 
zugetragen, rinduichen bericht zu thun, damit die liebe 
Poſteritet auch wiſſen möge, mit was ernſt, eiffer vnnd 
vnkoſte dieſer Hauptkrieg zu Waſſer ſey getriben vnd vor— 


1055 


genommen worden. Als viel man aber auß der von bei: 
den theilen hine inde ergangenen fohreiben vernemmen 
mögen, fo hat ermelter König von Hifpanien eine Armada 
von 126. Kriegsihiffen, an vnderfihiedenen örtern in 
Hiipanien vnd Italien, vnnd andern feinen Königreichen 
mehr zurüften laſſen, ohne die 30. Schiff, vie allerley 
Prouiand, Munition vnnd Bictualien, fo man hierzu ha- 
ben müffen, mit fich geführet. 

Vber dife gange Armada war Aloysius Peresius von 
Elauifina, Herßog zu Medina Sivonia, Obrifter Admiral 
verordnet, welchem noch viel andere mehr Fürften vnnd 
Herzen zu Mitverwaltern zugeben worden, damit die Ar— 
mada defto beſſer regiert vnd verfehen werden möchte. 
As nämlih Petrus von Waldes, oder Valdaesius, wel- 
chem die Andegalufiihen Schiffe befohlen worden, Zohan: 
nes Martinefius von Ricalvo, fo vber die Schiff auß 
Bilcay Obrifter gewefen, Diego Floresius von Waldes, 
welcher die Schiff auß Gaftilien, onnd Michael von Oquendo, 
jo die Schiff auß der Provintz Gipuzoa, vnd inn gleichem 
Martinus von Werdenvon, oder Bervendonäus, welcher 
die Drientalifche Armada vonder handen gehabt, Auf vis 
‚bat gefolget Lopefius von Medina, fo vber die Schiff, io 
Holden genennet werden, gebotten, Vnnd dann nachge: 
bendes Anthonius von Mendoza, welcher die Zabra zu 
versehen gehabt, diefen folget Hugo von Moncavda, wel 
cher ober die Neapolitanifche Galeonen Obrifter gemefen, 
ond entlich hier auff Diego von Mediarno, welchem vier 
Portugaliſche Renfchiff under handen geben worden. 

Was dann die andern Kriegsobriften anlanget, vnder 
denen war Francifcus Bonandilliug, dem das gange Werd 
befoblen, Auch Diego Pumentellius des Sieilifchen Kriege: 
volds DOberifter, welchem 24. Hauptleut beigetban wor— 
den, Item der Herr Francifcus Toletanus, welcher viel 
vnnd manderley hauffen under 25. Hauptleuten führte, 
In gleihem hat Alphonſus Lufonius eben fo viel under 
feinem Regiment gehabt, Auguftinug Merias ift ober eine 
Legion verordnet geweſen, welchem auch 25. Haubtleut 
zugeordnet worden, ohne die andere Legion, darüber Zi: 
layus befelch gehabt. 


x 


1056 - 


Was fonften die andern Special-Befelchhaber vber die 
Schiff vnd Kriegsleut, auh Munition und alle andere 
zugehör anlanget, ift vnnötig, diefelbigen bie zur weitläuff: 
tigkeit einzuführen: Seiteinmal ein verzeihnuß deßwegen 
in Portugal, wie im gleichem hernacher zu Cöllen inn 
Truck verfertiget worden, Allein ift diefes bie vnangeregt 
nicht zu laſſen, daß der König auß Spanien alle die ge— 
dachte Dberiften vnnd Befelhhaber mit befonderm fleiß 
bierzu bat erwölt und verordnet. 

Der Kriegs: vnnd Schiffleut anzahl fo all zufamen inn 
diefer Armara geweien, beläuft ſich beinahe auff die 30. 
Zaufent Mann, vnnd ift der Kern der zur See erfahrne: 
fien vnder den Hiſpaniſchen Herren, vnd der freudigften 
von der ‚Ritterfchafftt mit dieſer Armada gezogen, Wie 
denn aub der Pring Afcolinus vnnd der Hertzog von 
Brbin, beide Stalianifche Fürſten, bei diefer Armada fich 
baben finden laſſen wöllen. Ich will gefchweigen des gro- 
Ben geichuges, PVictualien vnnd' Munition, darmit dieſe 
Armada zum beften verfehen gewefen, Alfo daB weder zu 
onierer Vorfahren, noch bei Menfchen gevendlichen zeiten 
eine dergleichen Armada inn der Chriftenheit niemals ge: 
feben noch darvon gehört worden. 

Bber diefe vberauß groſſe Kriegsrüftung hat auff er: 
meltes Königs vnfoften der Hergog von Parma inn die 
30000. Mann zu Roß vnd Fuß in Flandern dem König 
zum beften vnderhalten, auff das wann die Spanifche 
Armada anfommen würde, fie alsdann zufamenfegen, 
vnd Engelland zugleich vberfallen möchten, Dann es bat 
der jegige Stuleinhabend Bapft, Sirtus der fünfft, im 
nächſt verlauffenen Julio dur ein offentlichen vnd in 
S. Peters Kirden zu Rom gefelten Senteng, ihr der 
Königin jr Bralt geerbt Königreich abgeſprochen, vnnd 
dem zu Hifyanien adjudiciert, Daher die Königin verur- 
jachet, vmb handhabung ihrer gererbtigfeit, vnd abwerung 
fremdes jochs vnnd gewalts fih gleihsfalls ihres vermo- 
gens mit einer Armada zu Mör gefaßt zu machen: ver: 
balben fie dann in der eil al ihre Vnderthanen inn Evel- 
land gemuftert, vnnd fih alfo rüften laſſen, darmit jhrem 
Königreich oder deſſen Vnderthanen kein ſchade zugefüget 
werde. 


1957 


Sat alfo inn die 200. Schiff, melde man wol Kriegs: 
fhiff nennen dörffen, mit allerhand notturfft verſehen vnnd 
zurichten lafien, ven Feind darmit anzugreiffen, vnd tft 
diefe Armada an ver zahl ver Schiff vnd Kriegeleut der 
Hiſpaniſchen mit nichten gemwichen, vnangeſehen das fie in 
dreyen Monaten angefangen vnd verfertigt worden, da 
Doch ver König inn Hifpanien vber zurüflunge der feinen 
mehr dann vier Jar zubracht bat, vnd wol vor zehen Ja— 
ren darvon ein ſagens vnd froens geweſen. Der Admiral 
vber die Engelländiſche Armada iſt geweſen Carl Howard, 
auß der Hertzogen von Nordfolck Königlichem geblüte, 
welchem der Vornemſte Adel zu theil zu beſchützung vnd 
errettung jhres Vatterlandes vnd das fie ihnen einen Rit⸗ 
terlihen Namen machen möchten gefolget. Deffen Vice- 
Admiral war Francifcus Drad, ein Ritterliche Perfon, fo 
nun. in vielen Sciffahrten vnd Angriffen zur See gegen 
den Spaniern bat etliche rhümliche Vroben feiner Man- 
beit vnnd Krigserfahrenbeit getban, vnnd wegen feiner 
geſchwindigkeit ein Neptunifcher Mörtrach genennet wird. 
Dife beide haben mit 130. Schiffen an Engelland nad 
vndergang fi) gehalten, vnnd im Mör hin vnnd ber ge: 
fegelt , Herrn Henrichen von Semaur, des Herßogen von 
Sommerfgiers Sohne, feind 70. Kriegsichiffe vertramet 
geweien, mit befelh das er vie Häupter vnnd PVorburg 
zwifchen Engelland ond Flandern verwaren, auff- vnd ab- 
zieben onnd denen von Parma nit zur See fommen laf- 
fen folt. 

- Ehe vnnd zuuor aber obermelter Englifcher Admiral 
Howard an ermelte Occidentaliſche Vffer fommen, lage 
der Hertzog von Aumalle, einer vom Guififchen Geſchlecht, 
vor der Statt Bolonien in Frandreich nicht weit von der 
See gelegen, vnnd befägert diefelbige ftard. Dann zur 
felben zeit war ein widerwillen zwifchen dem König vnd 
dem von Gupfen entftanden, dieweil der König auß Pa- 
riß verjagt wordeh. Derhalben als die Königin auß En- 
gelland vem König auß Frandreih Fauorifiret vnnd gu— 
ten willen trug, hat ver Engelländiſch Admiral ftättig Das 
geibüs auff ven von Aumal abgehen laffen, dann ihm 
wol bewußt, das er Bolonien einzunemmen inn willens, 


— 67 


1058 


damit. er mit geringer mühe fih zu der Hifpanifchen Ar: 
mada ſchlagen möchte. Als nun ver von Aumalle von 
dem Englifhen Armiral vernemmen laflen, ob er jhn für 
feinen freund oder feindt halten folte, hat ihm Howard 
geantwortet, er fei zugleich Freund oder Feind, ein Freund 
derer, fo es mit dem König in Frandreich hielten, vnd 
Bingegen ein Feind derjenigen, welche ſich demſelben alio 
Rebelliſch widerſetzten; alsbald bat der Hertzog von Au— 
mal allen guten willen vem Admiral zu emdtbotten, mit 
vermeldung, do er was bevürffte, das er auff feinen Schir- 
fen bette, wolte ers jhme gerne zufommen laſſen, darauff 
der Houardt nichts mehr geantwortet, denn das feine al: 
lergnedigfie Königin alfe reichlih jne auffs Meer auß— 
gefertiget, das jhme diß orts nichts vonnötten, fondern 
fondt wol jme dem von Aumal befürderlich feyn, als fern 
er fib gegen dem König vnd das gemeine Batterlanvt 
als ein Freund erzeigen würde, bei aller vorerzelter Rü— 
fung aber hat die Königin zu volnziehung dieſes werde 
nihts fo hart im wege gelegen, dann das fie des endts 
der zufamenfunfft in Flanvern erwarten müflen, Dann 
noch vber die groffe mechtige Armada hat fie zweymal 
bundert taufent wolgerüßter Mann zu Roß vnnd Fuß dur 
Engellandt auffmahnen laſſen, vnd an gewiſſe örter, das 
Königreich ihr Batterland zu befhügen vnd zu beichirmen 
gelegt vnd verordnet. 

In anſehung, daß jhme der König zu Hiſpanien für— 
genommen, Engellandt an vielen enden mit ſeinner Ar- 
mada durch hülff vnd vorihub deß von Gwyſen ond dei- 
jen von Parma Kriegsvold zu vberfallen, welchen aud, 
der Herr Mariuellius, ein Schottifiher Graff, fambt et- 
lien andern Papiftifchen Herrn mehr, alle befürderung 
zu thun hatte verſprochen. 


Zu vorfommung nun deflen, hatt die Königin in Engel: 
and inn 35 Prouintzen over Landtſchafften ohne die Herr- 
haften im Hertzogthumb Walliä, mit fonverlichem vleiß 
ir gemuftert volck aufßgeteilet, au einer jeden Prouing 
einen Verwalter mit volliger gemalt vorgefeget, vnd fie 
mit gewiſſer anzahl Pferde vnd allerhand Gewehr vnd 


1059 


Waaffen, auch groben Gefhüß, Puluer, Prouiandt vnd 
Munition genugfam verfehen. 

Den Papiſtiſchen, ond jhenigen fo fih ihren Kirchence- 
remonien nit gemeß verhalten wöllen, hat fie ihre Waaf- 
fen genommen, die verdechtige inn hafftung bracht, auff 
daß do vieleicht im Königreih ein auffruhr entftehn folte, 
dohin dann der König in Hiſpanien mit allem vleiß ge- 
trachtet, fie denfelben wehren möchte. 

Darbeneben war ves Reichs Cancelern, Chriftophoro 
Hattono vnd Roberto Dudleio: Item dem Marſchalck, 
auff fie die Königin zu warten befolhen, vnd darneben 
ihnen aufferlegt, daß fie ober ihre gewohnliche Gwarde 
noch 2000 zu Roß vnnd Fuß aus allem Kriegsvolck auß— 
leſen, vnd zu uerwarung ihres leibs verordnen folten. 

Als aber die Hiſpaniſche Armada in die Engliſche Sehe 
kommen, iſt dieſer Hauff gemehret, vnnd jhrer inn die 
40000. worden, welche jre Feldtlager allernechft am Kö— 
niglichen Hauß Cronewitz in die Graffſchafft Eſſex geſchla— 
gen. Als nun alles inmaſſen angehört, wol angeordnet 
vnnd verſehen, damit man dem Feind widerſtehen mögen 
(dann fihs wol anſehen laſſen, daß den Hiſpaniſchen ver— 
heiſſungen nicht mehr zu trawen), iſt fie nit deſto weniger 
innmittels zum fried geneigt gewefen, vnd den außgang 
beiverfeitS abgeordneten Legaten der Pacification halben 
erwarten wöllen. Dann als auff vilfeltiges anhalten vnd 
vleiffige Intereeffion des Chriſtlichen Königes Friverici des 
zweyten zu Dennemard Chriftmiltfeliger gedechtnuß, die 
zuſamenkunfft angeftellet gewefen, ond der von Parma 
sallezeit fürgeben, daß es der Königin fein ernfi were, da— 
mit fie nun der gangen welt jhr Gemüht vnd meinung, 
das jhr nichts liebers als der Fried feye zw uerfiehen ge— 
ben mödte, hat fie den letſten Februarij jre Edle Ge- 
lehrte geheime Nähte naher Flandern, als nemlih Herrn 
Henrichen Stanlei, der beiden Inſeln Derbien vnnd Me: 
uanien, Königlichen Statihaltern, vnd dann Wilhelm 
Broof, Dberiften zu Cobhan, alle beide Ritter, veßgleichen 
Jacobum Eroftium, Rittern vnd Königlichen Fifcalen, auch 
Balerium Daleum, vnd Johannem Rogerfon, vnnd jhrer 
May. Secretarios abgefertiget : Bor welcher ankunfft in Flan— 


1060 


dern der Hertzog von Parma ter Königin vertröftung 
gethan, auff ven fall fie ihrer Legaten fenden würde, folte 
man mit dem Krig einhalten als lange die zufammenfunfft 
wehren mwürte. Als nun die abgefandten vmb ven 28, 
Februarif, alten Calenver nach (deſſen wir vns in dieſer 
verzeihnus gebalten) zu Dftende in Flandern, do die Eng: 
liihen vonder Johan Konwag Kittern, inn der befaßung 
gelegen, anfommen, Haben fie ein anfang zu Oſtende vnnd 
Burburg von Feiner andern fachen onderredung gehabt, 
dann das der vom König jbnen zugefchriebenen anftand 
ibme möchte gehalten werden. 

Deffen von Hifpanien abgefandten feind gewefen, Herr 
Carl Graff von Arrenberg (welches Graffihafft der nechſt 
vor diefem verftorben Babft Gregorius 13. Inn anno 
84. als er auch vor eynem Herren des Guldenen damals 
ward erfleret, zu einem Fürftentbumb hat erhöbet), Deß— 
gleichen forter Herr Friderich Verenot von Granuellen, 
Herr zu Champinei, Freyherr zu Rhenes, Johannes Ris 
hart, der Rechten Doctor, und in Artois präfident, alle 
Königliche Spanische Rähte, Johannes Baptifta Mazius, 
auch der Rechten Doctor, vnnd Königliher May. dur 
Brabant Fifcal, vnd dann Flamineus Darnerius, Derr 
zu Nyell ond Königliher May. Notarius: Diefe ober: 
melte Derfonen haben in befelch gehabt die gange hand— 
lung von tag zu tag inn die lange ban zu uerlengern 
vnd auffzufchieben, Innmaſſen dey außgang ein foldhes 
wol erwiefen, als aber Ieglich die Königin inn Engellantt 
onabläglih angebalten, hat der von Parma einen an— 
ftandt, doch auf gewiffe zil onnd maß, den Englifchen 
Gefandten fürgefchlagen. 

Als nemblih, daß zwifchen beyden Königreichen abge: 
fanten, als lang jhr vnderredung vnd Frievdandlung we— 
ref, vnnd dann mit den Stetten, darinn die Königin ihre 
Beſatzungen ligen hette, ein anftandt fein folte, vnd feind 
vis vie Statt geweien, Briel inn Holland, Flüfinigen in 
Zeland, Bergk ob Somen, DOftende in Flandern, zwiſchen 
der Schleufe vnnd Neuporten gelegen. As aber die Kö- 
nigin vermerdt, daß der von Parma zurud vnd nit farb 
halten wolt, fonder allen vleiß anwendet, wie er mit ge: 


1061 


Iegenbeit daß werd auff die lange band ziehen vnd inn 
weredem anftand die Engelländer vnnd Staden im Niver: 
land gegen einander verbegen möchte. (Dann es hat ihme 
der don Parma in den vorgefchlagenen bethädigungen vor— 
behalten, do er die Niverlänviihe Staden mit Beläge 
rung angreiffen würde, fie die Engellender jnen alsven 
feine bülff zuſchicken folten) do hat die Königin den ſa— 
then lenger nicht nachgeben wöllen, fonver bald ein Man- 
lichs bevenden erfunden, vnd jren abgejandten gebotten, 
daß fie die wegen des anftandts erregte vifputation fah— 
‘ren laſſen, vnd auf was mittel vnd wege der Frieden 
anzufangen vnd zu treffen fey, mit den Dilpanifchen De— 
putierten onderhandlung pflegen folten, zu welchem, alg 
fie vernommen , daß die Diipanifchen feinen ernft anwen— 
ven wolten. bat fie vnderdeſſen ihrem Admiral dem Ho— 
ward, die Hifpaniiche Armada (melde den 20. May nad 
gehaltenen Kreuggängen onnd Wahlfarten durch gang 
Hifpanien vnd mit groſſem freudenſchieſſen auß allen Schif— 
fen von Lisbona auff Croniam nah Bifcay zu, inn fol: 
her zahl vnd bereitichafft, wie droben erwöndt abgefaren) 
die nechften anzugreiften beuolben, Solde Spaniſche Ar— 
mada aber, in vem fie ein zeitlang am Portugalifchen 
offer war gefahren, ift den fünfften folgenten Monats 
Sunij zu Eronia in Biſcay anfommen. 

Auff verfelben reyfe feind vier Galleen, ond noch etliche 
andere Heine Schiffe mehr, wegen der vngeſtümen Wällen 
zu grund gangen, welche man gewift hat. Diemweil aber 
die Hilpanier die zahl wiederumb voll machen wollen, 
feind fie was Ienger, als wol die Englifchen vermeint ge: 
habt, inn den Bifcaynifchen Haffen verharret, Vnd ift erft- 
lich das gefchrey auff der Englifhen Armada erfchollen, 
wie die Hifpanifhe Armada bei den Spyluifhen Snfeln 
folt fein gefehen worden, vnnd dieweil fie grofie wider— 
wertige Fortun vnnd Sturm erlitten, widerumb auff Spa: 
nien feien zugefegelt, Derhalben, als der Englifche Admi— 
ral ein zeitlang nicht inn erfahrung bringen können, an 
welchen orten die Spaniihe Armava fi verhalten möchte, 
vnd derwegen etliche tage auff der Sehe ſolchs zu erkün— 
digen hin vnd her fich ferr hinauf gelaffen, vnnd darauff 


1062 


fich widerumb naher Plymunt begeben, ift jhme dem Eng- 
liſchen Admiral am 10. Julij zeittung einfommen, vaß 
die Difpanifhe Armada in ven Bifcainifhen baffen am 
Ander legen, deſſen er die Königin alsbald verftendigen 
lafien, bey welcher der Admiral da beuor zum offternmal 
angehalten, daß er die Feindtlihe Armada, als fie noch 
inn Portugall geweſen, angreiften möchte, es hat jme aber 
die Königin ein ſolches, wegen ver gefchöpften hoffnung, 


die fie ihr des friedens halben gemacht, nicht verflatten 
wollen. Als fie aber endtlich die tüdifche Practiden onnd 


liftige anfchlege der Hilpanier vermerdt, darüber auch ver: 
nommen, daß die Feindtlihe Armada von Lißbona abge: 
lauffen vnnd inn Bifcay ankommen fein folte, hat fie auch 
endtlich ihr bewilligung, doch was fpater als fihs wol 
gebüret hatte, hierzu geben. 

Rachdem nun vielermelter Admiral gewalt vnd beueld 
befommen , die Hifpanifche Armada anzugreiffen,, bat er 
anfangs des Monats Julif etliche Pinaſſen oder Rhenſchiff 
nah Bifcay außgeſchickt, welche fih erkundigen folten, wo 
fie jeßo jre flation betten, wie viel derfelben vnnd wie 
groß ihre Schiffe weren, welches die gedachten Speeſchiff, 
als fie die Spanifhe Armada vmbzogen, alles wol abge: 
nommen. Aber wider dife Rhenſchiff haben die Spanifchen 
bald viel andere Schiff gefchieft, fie zu ertappen vnd auff: 
zufangen, aber es bat ihnen nicht gelingen wöllen, fondern 
feind diefe Kundtichaffter on anftoß widerumb zu jrer En— 
gellendifhen Armada fommen, vnd alles, wie fie es bei 
Bilcay erfaren, anzeigt. 

Der König in Hifpanien aber hatte mit außtrudlichen 
worten dem Hertzoge von Medina, Sivonia, als feinem 
Admiral, entbotten,, das er fein treffen mit dem Feinde 
tbun, auch venfelben fein anreißung geben follte, biß fich 
des von Parma Kriegsvold zu ihnen gethan vnnd verei- 
niget bette, bingegen bat ver Engellendiich Admiral, fobald 
die Jagſchiff wider fommen, die jm vndergebene Armada, 
ſo 130 Schiffe ftard gemweien, auß den Porten oder Mör— 
bäfen des Lands Cornubien oder Kornewal in das offene 
Mör an das vffer der Infel Bifcay ſtracks weges geführet. 
Die Spanifhe Armada aber ift vmb ven 15. Zulif, nad 


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1063 


dem Newen Galender, welchs tages die Spanier das feft 
ihres Heiligen Compoftelliiben Jacobi, als ihres fürnemb- 
fien Spanifchen Patronen vnd Schugherren zum Finftern 
fiernen, feierlichen begangen, von dem berge Eronia abge: 
fahren, vnd fih auff das hohe Meer begeben, welche erft- 
lihen omb den 19. Zulii von den Engliihen Jag- onnd 
Kundtihaftichiften nit ferne von Phymmatha oder Plemuye 
gefahren worden, vnd feind alfobald an den höchſten vffern 
der Snfulen in Engellandt verpichete Tonnen, nah altem 
gebrauch, angezündet worden, dahin fih die junge Mann 
ſchafft, ſo zuuor in Engelland gerüftet, ſich mit hellem 
bauffen verfüget, die Spanifhen aber, wie hernach die 
oefangenen berichtet, feindt der Englifhen Armada zu ent: 
gegen Cornubiä anfihtig worden, welde im anfang nur 
70. hernacher 90. vnd dann 110. Schiffe gefeben, vnd do 
fie alfo vermerdet, daß fi ver bauffe von anzal der Schiffe 
von tage zu tage je fehrer vermehrte, feindt fie faſt erfchro- 
den, dann der hauffe auß aller Englifchen Pforten von 
Schiffen alfo zunamme, daß es die Spanifchen gevundt, 
als ob die Englifhen auß dem Meer herauß herfürſchoſſen. 

Als nun die Spanifchen in das offene Engliihe Meer 
fih begeben, kamen fie gleihwol fürfichtiglich folgender 
Ordnung berfür, Nemlich zum erfien fchidten fie zwey der 
gröften Schiffe mit dem Admiral voran, den nachzug aber 
verfahe der gangen Armada Vicarius oder Vice - Admiral, 
der von Waldes mit zweyen gleihmäffigen grofien Scif: 
fen, In der mitten aber ward der anderen gröften Schif⸗ 
fen Ordnungen gehalten, damit von denſelben die nechſt 
kleineſten Schiffen geſchützet werden köndten. 

Erſtes tages, nemlich ven 20. Julij, da fih die Engli— 
ſchen ver Spaniſchen Armada genahet, iſt fie damals, als 
die Schiffſegel ſo Linden windt gehabt, gar jrrig worden, 
vnd hat wegen mangel nachtruck des Winds nichts außge— 
richt mögen werden. 

Des andern tages, nemblich den 21. iſt die Spaniſche 
Armada von den Engliihen gantz gewiß erfehen, vnnd 
des nachts durch das brennende fewr, fo fie an adt vn— 
derschiedenen orten angezündet, eigentlich onderfchieden wor— 
den, alsbald nun die Morgenröte ‚herfürgebrochen, hat ver 


1064 


Engelländifh Admiral 20 ver frembren Schiffe gezeblet, 
vonder welchen 4 fehr groffe vnnd mechtige ftarde Schiffe, 
welhe man Galcafien nennet, geweſen, deren jeder etwas 
ober die 200 Ruder zu beiden feiten gehabt, Es waren 
auch noch andere 60 fo groſſe Schiffe, daß fih die Spa— 
niſchen bedunden laffen, es würde fein Menſch fo kühn 
erfunden werden, der ihnen zum wiverftand erfcheinen dörffte. 
Deftelben tages bat Herr Howard der Admiral, welcher 
fih va gar fünlich erzeigte, beinahe fein eigen Perfon in 
gefahr geſetzet, vnd zuforderfi Francifcus Draco den Feindt 
begierig angegriffen, darwider die Spaniſchen fich mutig 
zur wehr geftelt, vnnd zuuoran mebr gevachter Petrus 
Valdesius, der Spantihen Armada Vice - Admiral, wel- 
wer fich auff feines Schiffes grofie fterde, darauff er war, 
verlieffe, Er war auch alſo trogig, daß er fih gang ge: 
rüftet ohne gefahr eines Ruders weit von einander abge— 
fondert dargeftellet, vnd nah mwarnemung guten Windes 
darüber dem nechften der Königin Schiff, weldes Triumpho 
genennet, gewunden, vnd mit hochtrabenden worten zur 
Schlacht erforvert, welchem jeßo bemelten Schiff Martin ° 
Frobiſcher vorgeftanven, fo ein erfahrener Kriegsman zu 
Waſſer, welcher vor wenig jahren eine vngewonliche Newe 
Schiffart zu noch nie erfundenen Inſeln mit grofler ver: 
mwunderung gethan, daruon ein ordenliche befchreibung inn 
Truf außfommen. Diefer Frobiſcher, als er fih hinzu 
genahet, bat er gar bald fein Schiff jetzo zur Rechten, 
dann zur Linden gewenvet, vnd alfo auff beyven feiten 
fo ſchrecklichen auß den Seitenftuden in den Feindf ge- 
ſchoſſen vnd Gedonnert, daß er jnen merdlichen ſchaden 
vnnd abbruch gethan, varauff hat jhne FZohann Hadofung, 
ein vornehmer Engliicher DObrifter, erjegt, vnnd gleichfalls 
die Spaniſche Armada hefftig beicheviget, aber es hat kei— 
ner mit dem Feinde mehr als Krancifcus Drach geftritten, 
welcher nur ein Hein Büchſenſchuß weit von jhnen gewe— 
fen vnnd mercklichen abbruch gethan. Dieſes ftreiten bat 
drei ganger ftunden geweret, auch haben onter werendem 
fireit die Spaniſchen vnnd Englifhen Schiffe mit vollen 
Segeln hart auff einander geftofen, inndiß aber, als ver 
Engelländiſch Admiral damals acht Engliſche Schiffe in 


* 


1065 


gefahr ftehen geſehen, ift er ihnen eilends zu hülffe erſchie— 
nen, vnd dem Feinde merdlichen wiverftandt gethan, vnd 
wann denielbigen tag die Englifhe Armada, fo bin vnd 
wider zerfirewet lag, beifamen geweſen weren, hetten fie 
trefflichen Sieg von dem Feinde erjaget, Dann als die 
Englifchen den Wind für fih gehabt, daucht fie eine ge: 
legenheit zu fein, die Spanifhe Armada in voller Ord— 
nung alfo zu trennen ond gut theils in grund zu richten. 
Seiteinmal auch damals in folden treffen das gedachte 
Obriſte Spanifche fchiff des Vice - Admirals von 700 Laft. 
mit 62 Cartaunen vnd 800 Soldaten gerüftet, inn ver 
Engliichen gewalt gebracht worden. Dann als ſich gedachts 
Schiff gleih erfimald aus ſeins Gubernatoris vbermut 
von den andern ſchiffen hatte gefondert, wurde es jhe len— 
ger jhe mehr durch des gemelten Trachen gefchwinvigkeit, 
welcher fih tamals nicht anders dann wie ein dapfferer 
Jäger erzeiget, erobert, Seiteinmal diefes der Zäger brauch 
vnnd gewonheit if, daß wenn fie vnter vilen Dirichen ei- 
nen ſchieſſen over fellen wollen, fie gemeinigflichen venfel- 
ben von den andern treiben vnd abicheiden, damit fie jhn 
defto füglicher alleine fellen fönnen. 

Ob nun wol gemelter Gubernator diefes Obriften Spa: 
nifchen Schiffes ſich auff feine ſtercke faft verließ, jedoch 
als er von feiner Feinde Geſchoß fih faft fahe gezwungen, 
bat er ein Jagichifflein bei nacht zu dem Hergogen von 
Medina Sivoniä ins Läger abfegeln laffen, mit begeren, 
jpn des Morgens zu entiegen, aber er, der Spaniſche Ad— 
miral, hat folgendes Morgens dieſen feinen Vice-Admi— 
ral, vem von Waldes zu entbotten, er folte ven Schatz, 
fo er auff feinem fchiffe in verwarung hette, unverzüglich 
bin verichaften vnd verführen Jaflen, wolte er onterftehn 
ihme zu hülffe zu fommen, welche antwort ven Valdesium 
hart beweget hat, daß der Herbog des zugeftelten Gelts 
mehr acht nehme, dann des Schiffes, der Soldaten vnd 
feines eigenen Freundes heil vnd Wolfart, deßwegen er 
jhm zur widerantwort zugeſchickt, fo er das gelot höher, 
als feiner guten Freunde vnnd folder Armada Wolfart 
fcheste, weil er in euferfter gefahr flunde, wo er jihme 
nun nicht hülff thete, hette er bei ſich befchloffen, mit die⸗ 


1066 


fem Schatze bei feinen Feinden jhme wol gunfi zu erwer— 
ben. As er nun allenthalben vombgeben war, vund ver 
jammer vberhand name, er au ven Herkogen von Si: 
donien, welder vnter dem erfien hauffen gezogen, nicht 
folgen fondte‘, auch von jhme, als er ihn vmb Hülffe er- 
fuchet, feinen beiftandt erfahren, bat er fich viel lieber in 
der Englifhen gewalt vnuerlegt, ald mit feim Schiffe vnd 
feinem Volk in des Meeres vnuerfünliche tieffe Vngnad 
ergeben wöllen, jedoch hat er zuuor etliche geding ihme zu 
halten begeret, darauf ihme Draco geantwortet, Es were 
bie fein ort handelungen zu pflegen , derer er jhme Feine 
balten föndte, dann er wer nun inn feiner Königin in 
Engelland dienft, inn vorhaben, jetzo jhr Königreich zu 
beihügen, derwegen da er fich derfelben ihrer May. nicht 
alsbald würde ergeben, jo were albereits dag Alleluia 
ober jhn vnnd die feinigen gefungen, alfo begerte der ge- 
dacht Spanifhe Admirals -» Lieutenant den Draco, welchem 
er fih allein ergeben wolte: welcher Draco, als er etliche 
von den feinigen in des Feindes Schiffe geſchicket, ift er 
alfobald hernach gefolget, vnd mit dem von Waldes ge: 
genwertig gebandelt, welcher, als er lang verzogen vnd 
in zweifel geftanvden, ob au der Draco jelbft zugegen, 
ift er endtlich, da er feiner gegenwert vor gewiſſer hoch 
erfreudt worden, daß er gleichwol in eines berümten dapf- 
fern Helden Hand vnd gemalt folt gerahten. Bate au 
feft, jhn mit fampt feinem Schiffe vnd andern vornehmen 
mit jbine gefangenen Perfonen fobald naher Plymmatha 
wegführen zu laſſen, Vnder dieſen feind 500 Spaniiche 
Soldaten vberblieben, vnd hat man bey jhnen 40000. Apo— 
ftofet Cronen, obne das Silbergefhirr vnd ander föflich 
geichmeide vnd Schiffraths, weldes etwas grofies wert 
geweien befunden, vnd werden auß den fürnembfien, fo 
mit vorbemelten Petro von Waldes gefangen worden, nam: 
bafftig gemacht Balerius von Salva vnd Aloyfius von 
Sagus. Auch hat damals ein ander Schiff, als es heff— 
tig von den Englifchen gedrungen ward, vielleicht durch 
verwarlofunge daß ihres eigenen Feuers vnd Puluers an: 
gezündet, groffen fhavden genommen, welches auch gleich- 
fals etlih von den Englifchen erobert vnd eingenommen 


1067 


worden, in welchem auch ein groß gut befunden worden, 
das ich allhie geſchweige derjhenigen, fo von dem Geſchütz 
zu grundt gefchoffen, vnnd von den Waflerwellen in grundt 
geführet worden, 

Des folgenden tages, den 22. Julij, als die Spaniſchen 
jren lauff fortfasten, ebe fie vie Inſel Vectem oberſchiff⸗ 
ten, meinten die Englischen, fie wurden firads zu der Pfor- 
ten Sequame fih wenden. Aber die Spanifche Armada 
bat fih damals eine zeitlang den Englifchen auß den Au— 
gen en&ogen, welches die Englische ſehr vnluſtig gemacht. 
Aber vmb. die 9. ftunde des tages haben fie die Spaniſche 
wider antroffen, welde Armada, weil fie des vorigen ta— 
ges fehr zerrütt war worden, ebe daß fie fich widerumb 
famlen fondten, lieff viel zeit fürober, vnd als eins theils 
faft bemühet, ein groß Schiff, fo fehr zerfchoften ond von 
dem Fewr faft verzehret war, zu erobern, haben fie es 
endtlich, als die Spanier nur berfürgebroden, erlangt 
onnd-eingenommen, in welchem nur 30 Männer ond ein 
Weib am Leben, aufferhalb verer, fo zum theil verbrandt, 
ond zum theil die Glieder weggeichoffen geweien, gefunden 
worden, vnd ift daſſelbe Schiff aus befehlich des Admirals 
Houart durch ven Hauptman Fleming an das Engliſch 
Vffer geführt worden, dieweil auch viel köſtliches dinges 
darinnen geweſen, ift jhme darneben beuolhen worven, 
ein fonvdere verzeichnuß darüber zu maden, als auch da— 
mals durch die Engelländifchen befelchhaber ein enger Rhat 
gehalten worden, gleih vdarauff der Admiral 25. Feine 
fehiffe, welche dem Feind des Nachts folten nachfpüren, ab- 
gefertiget, mit befeldb, fo fie guten Windt bekommen, ven 
Feind fünlih anzufallen, jhme eine forcht dardurch einzu- 
jagen, auff daß wann ver Morgen anbreche vnd fie alfo 
zerfiremwet liegen, er fie mit ganger Heeresfrafft angreiffen 
köndte. Weil aber das Meer gang fill war, ift damals 
weiters nichts außgerichtet worden, denn daß die vorge: 
melten 25 Schiffe das Glück die gange außländige Nacht 
wunvderlichen verfucht, waren auch nur ein Büchſenſchuß 
von den Spanifhen groſſen Schiffen, jo man Galeaſſen 
nennet. 

Des folgenden tages nun, als die Englifchen mit dem 


1068 


Feindt zu treffen beichloffen, bat ſich jederman früh zur 
Schlacht gerüftet , vnd hat damals ziemlichen der Wind 
von Morgen ond Mitternacht gewebet, welchen die Spa— 
niihe den Engliſchen zuuor nad Kriegsvortheil eingenom: 
men betten, wo die Engliichen jdnen mit Segeln vnd ge- 
fhwindigfeit nicht weren vorfommen, zur feldigen zeit wa- 
ren die Englifhe 80 Schiffe ftard, vnd hatten eben damals 
ver Spanier groffe Schiffe den Wind vor fih gehabt, weldye 
ver Kauffleut Schiffe, fo bei ven Engliichen gebalten, grof- 
fen ſchaden gethan beiten, wo nicht der Obrifte Frobifcher, 
welcher auß der Königin ſchiff, Triumpho genant, beher: 
gigt dem Feinde widerſtand gethan, vnd jre gröfte Schiffe 
bette jemmerlichen zerichmettert vnnd zerfchoffen , welche 
gleihwol die Englifchen von wegen ver höhe nicht wol 
baben erfteigen fünnen,_vnd feind als vannmaln der Ad— 
miral Howard vnd der Dberft Franciſcus Draco neben 
viel andern der Königin ſchiffe, vor an ver fpigen dieſes 
treffens geweſen, die dem Feinde fehr groffen ſchaden vnd 
abbruch getban, ond ift diß die herteſt vnd hefftigfte Schlacht 
gemwefen. Endtlich feindt die Spaniſchen gedrungen wor: 
den, fih zu Rud zu begeben, vnd von Newes fih zu ver: 
famlen: Da aud die Englifchen damals nicht an Puluer 
mangel gehabt, heiten fie gewißlich den Spaniern guter: 
maſſen angefieget, dann fie onfeglich viel Puluers in offt 
anlauffender Feinde verſchoſſen, vnd befennen die Spani- 
ſchen gefangenen felber, daß die Engliihen allzeit fünff 
fhuß gegen jhren einem gethan haben. 

Als nun von der fünfften biß zu ver eilfften ſtunde ge— 
börtermaffen befftig Geſcharmützelt, wurde vdarauff beider: 
feits eine ftunde friede gehalten, darunder der Engellän- 
diſch Armiral die feinigen, fo etwan mangel an Puluer 
gebabt, mit vleiß verſehen, innzwifchen batten fich auch 
die Spanische, fo zerfirewet waren, wider verfammiet. Da 
nun der gedacht Admiral abermals durch der Englifchen 
Schiffleut geihwindigfeit den Wind den Spaniſchen nad 
Kriegesvortheil zuuor eingenommen, ift alsbald das tref- 
fen vnd Scharmüßeln viel faurer dann zuuor wider an— 
gegangen, vnnd ift damals fehr viel Spaniſch Kriegsvold 
inn dem ernft geblieben, ba vieibenigen, fo auß Engelland 


1069 


gefegelt, haben eine vnzal Zodter Cörper von ten Mör: 
mwellen hin vnd wider verworffen vnd zerftrewet angetrof: 
fen. Vnd man belt für gewiß, daß die Spanifchen jhrer 
alten gewonheit nach ihre Torte Cörper, damit fie nicht 
geichen wurden, inn das Meer geworffen; jo feind aud 
viel Ruder vnnd allerlei Scifftafeln von den Meerwogen 
bin ond wider geführet ond getrieben worden. 


Als nun, wie gemeldt, die Englifchen ven Wind wider 
innhatten, haben fie auff tie Feindt hinein hefftiger dann 
zuuor gefchoffen, welche von wegen des groſſen Rauds, 
fo ihnen vonder Augen gangen, die fehöffe beſſer gefület 
dann gefehen, vnnd bat diefe andere Schlacht mit ſchieſſen 
ond Donnern wider der Spanier hoffnung big vmb vier 
Vhr nad Mittage gewehret, onnd feind in werendem die— 
fem Scharmüßel die Engliſche fchiffe fo hurtig vnd geſchwind 
bin vnnd her gefegelt, vaß fih die Spanier hoch darüber 
verwundert, innmaflen die gefangenen felbs befennen, das 
die Engliihen Schiffe gleich einem Pferde fo geſchwinde 
bin vnnd wider baldt zur Rechten, baldt zur Linden auf 
Ten Feind hineingefeßt, vnd von beiden feiten hefftig vn— 
der fie gefchoften, auch fagen ferner die Spantfchen gefan- 
gene, daß, fo offt die Englifche Armada auff fie getroffen, 
ihnen allezeit 2 over 3 Schiffe zu grunte gangen. 


Am 24. tag Julij aber, als die Spanifchen jhre gröfte 
Schiffe wider beffern ond bawen mwolten , feind die Eng— 
lifhen deffen innen worden, vnd alſobaldt ihre Segel auff: 
gezogen, damit fie den Feindt erfehleihen vnd vberfallen 
möchten, aber als fie eine weil geftritten, haben fich die 
Spanifchen wiverumb verfamlet, vnd ift aus vngeſtümig— 
feit des Meers vie gelegenheit des ftreitS damals verhin- 
dert worden, daß veflelben tages weiters nichts daraus 
erfolget, denn das der Engelländifh Admiral mit Frans 
ciſco Draco damals ctlihe heilfame Rahtſchlege gehalten, 
wie die Armada wol gefüret vnd Negieret werten möchte, 
demnach fih befunden, daß zu einer fo groffen anzal Schif— 
fen, dero etliche bald ohne ordnung vnd etliche faft ſpadt 
hernach fommen, mehr Befelchsleut gehörten, vnd daß ein 
einiger Admiral folche groffe Armada zu führen nicht ver: 


1070 


möchte, Derwegen fie dann mehr Obrifien ober die Schiff, 
welche gehorchten, verorönet. 

Darauf fih die Engliichen vereinigen, den Feindt bey 
nacht anzugreiffen, fofern fie gelegenen Wind ‚haben kön— 
ten, welcher jnen aber wider ihr Hoffnung zumider geive- 
fen, vnnd alfo ihre anfchlege zurudgangen. 

Folgends tages, den 25. Julij, welcher nach dem alten 
Calender des Spanifhen Schirmheiligen S. Jacobs fefttag 
war, als beyde Armada an eine Inſel getrieben worden, 
haben die Englifhe abermals mit dem Feindt treffen wol- 
len, Inndem fehen fie 2 Spanifhe Schiffe langfam hin: 
der fih Herfommen, vnd weil das Meer gank ftill gewe— 
fen, haben die Englifhen die nechften Heinften ihrer Schiffe 
verzogen, vnnd alfo mit den geringften auff die 2 groffe 
getrudt. Da aber die groffe Spanifhe Schiff, fo man 
Galeaſſen nennet, vnd ihrer Armada gewalt vnd troft ge: 
weſen, vor Augen gefehen die gefahr, darinnen vorbemelte 
2 Schiff flunden, haben fie allen vleis vnd arbeit ange- 
wendt, fih zu ihnen zu verfügen vnd rettung zu erwei- 
. fen; da nun folhes die Englifchen vermerdt, feind fie den- 
felbigen mit der Königin vornembften Schiffen begegnet, 
onnd dermaſſen auf einandern fo fchrediich geſetzet, ge: 
fhoflen vnnd gedonnert, daß man nicht anderfi vermeint, 
es mühe eine Parthey gar vnderliegen, vnd hat diß drei 
fiunden gewert. In viefem treffen bat fih ver Königin 
Schiff, Meyblum genent, gang fünlih gewagt, vnd doch 
nicht mehr fehaden genommen, dann das der Steurmann 
durch ein Knie von einer Kugel verlegt worven. 

Die groffe Spanifche Schiff oder Galeaffen aber haben 
inn diefem treffen merd£lichen fehaden gelitten, dann dero 
eins bey einer gansen ftunde ftill gelegen, alſo das fid » 
fein Menſch darinner vörffen feben laſſen, vnd in dieſem 
groffen Schiff waren in die 800. herliche ſchöne Pferde 
vnnd Maulthier, welhe das Geſchütz durch Engellandt zu 
führen verordnet waren, welcher viel vber Bort gefprun- 
gen, vnd vom Müdigkeit des ſchwimmes ertrinfen müffen. 

In folgender Nacht ift der Herr Eliford, Graff vnd 
Herr zu Camberlandt, von den Cantianifchen Vffer auff 
einen Jagſchiff zur Engliihen Armada kommen, ond etli- 


1074 


chen vorraht von Puluer und ander Kriegs-Munition, de— 
rer die Armada bevürfftig, mit fich bracht: Diefer ernſt 
zu beiden feiten hat eben alsdann fih zugetragen, ale 
feine hoffnung frieven zu machen mehr vorhanden war, 
vnd deshalben die Königin ihre Legaten, fo damals in 
Morino geweien, dur fchreiben abgeforvert, welche als 
fie gehn Burburgo bey Cales anfommen, alsbald von ven 
lenno porta inn Engellandt geichifft feindt. 

Den 26. Julij it das möhr fo gar fiille geweſen, daß 
die Engliihe weiters nichts vorgenommen, dann allein 
- Ihre Schiffe, fo zerftrewet, widerumb verfammelet. 

Da aber folgendes tags der Wind von Abendt vnnd 
Mittag Teife hergewehet, haben fih vie Spaniiche bemü- 
het, ihre Armada an das Frantzöſiſche geſtad zu bringen, 
welchen vie Englifhen gemachſam nachgefolgt, doch gegen 
ihnen nichts Feindtlihs fürgenommen , weil ihre andere 
Schiffe, jo an dem Eantianiihen Vffer gelegen, noch nicht 
herbeyfommen waren. In der neundten funden aber des 
Nachts haben die Spanifchen ihre Ander vor Cales ein- 
getworffen , der meinung, es wirdt der Wind vnnd des 
Meers ongeflimigfeit vieleicht die Engliſche Schiff inn jh— 
ven vortheil und gewalt vbergeben: Die Engliſchen aber 
feind dem allem zu rechter zeit vorkommen, dann dieſel— 
bige die gange Nacht vor Ander gelegen, verhoffende vie 
Spanifchen werden des Morgens weiter Schiffen: Vol— 
gende Nacht aber feinnt die Schiffe vom Cantianiſchen 
Dffer zur Englifhen Armada ankommen. 

Da nun die Spanifchen , welde das sortheil und den 
befanieften orht daſelbſt einhetten, als fie ves Morgens 
fru ihre Wacht mit Trompten abgefürt, haben fie ihre 
Schiffe mit Blutfahnen vnd andern Vendulis , geweichten 
Hanern vnd feßen gezieret, vnnd von einander nicht zu 
weichen hefchloffen, fie hetten dann bülff vom Pringen von 
Yarma auß Dunderfen voberfommen, war auch nict 
Menſchlich vnnd müglid, fie von vannen zu treiben wegen 
der groffen vngeſtümigkeit des Meers, fo omb den langen 
Damberg wütete ond tobete, darzu auch, weil fie ihr vor: 
nembfte vnd fterdefte Schiff ver Engliſchen Armada vber: 
gerichtet hatten, fo Schiffen fie auch zwiſchen ihnen vnd 


1072 


dem Vffer immer auff vnnd ab mit ven Galeaffen. Sie 
baben auch an vemfelben ort ihre Schiffe widerumb mit 
friſchem Waffer ond Proftandt verfehen, doch haben die 
Englifchen jhre Segel auffgezogen, vermeintend, die Spa- 
nifchen, die ihre auch aufziehen würden, da fie aber ver: 
merdt, daß fich dielelbigen mit nichten von dem ort bege- 
ben wöllen, haben fie ihre Ander widerumb am bequemb- 
ften ond beiten ort außgeworften. 

Vmb felbige zeit hat der von Parma ein newe Galeen, 
von vberauß groffen laſt, vnnd 24. Ruderbenden auch mit 
2009. Wallonen und Burgundern vnd 50. Stalianern ne= 
ben andern Kriegsleuten verfehen, von Dunderden abge: 
fertigt, welche von vngeftümigfeit der Wellen alſo getrie- 
ben, daß fie neben den Ruderknechten zu grundt gangen. 
Als nun der Englifhen Armada Obrifter innen worden, 
daß die Spanischen hülff von dem von Parma gemarte- 
ten, damit fie alfo gefterdt den Englifchen beſſer zufegen 
fönnten, Dat er nah gebabtem Rabt volgende nacht die 
Spanifche Armata von dem ort, da fie gehalten, abzutrei- 
ben beſchloſſen: Diefes ift auch vmb Mitternacht alfo vol- 
zogen worden, dann er der geringften Schiffe fieben auß— 
geföndert, vnd innwendig mit Fewr angezündet, derer Ge: 
fhüß er mit Eyfern Kugelen geladen, vnd die Rudernde 
mit Eyfern Haden vnd anglen gerüftet, ond als diefe 
Schiffe mit Heinen Scifflein fortgetrieben, biß fie darnarh 
durch gelegene winde dem Feindt ind Lager getricben wor: 
ten, weldes, als die Spanier erfehen, ift es inen ein 
fremd Spectadel geweſen, als ob fie Hölliihe Fewrberg 
feben, vnd haben mit groffem gefchrey einander die Ander 
abzubawen ermanet, vnd alſo etlihe mit außgefpanten 
Segeln von dem ort, da fie des von Parma hülffe erwar- 
tet, nach Dunderden Gefegelt, etlichen aber ift von dem 
Fewr Seil onnd Segel verprant. Inn welchem geſchwinden 
onuerfebenen aufflauff fich begeben, daß eins jrer groffen 
Schiffe, fo fie Galeaffen nennen, mit namen Capitanea, 
fo vnder des Herren von Moneada Regiment geweien, 
den erften Segel und DMaftbaum verioren , vnd dergeftalt 
an ter Caleſer Geftad anlieffe: Welches hernach von den 
Engliſchen Habs vnnd Guts beraubt worden: Wie dann 


1073 


lohannes Nonesius ein ſolchen zuftand an den Guberna= 
torn zu Ealis begert, daß er fi beiderfeits billich erzeigte, 
welches er auch zugefagt vnd gehalten. Alfo, daß fie we— 
der vom Schiffe, fo fie verfolgten, noch vom Geſchütz da— 
rinnen, wann fie an das Galefifche vffer anfommen, et= 
was endtwenden folten, das ander aber wolle er dem fie= 
gen vergonnen. 

Derhalben haben die Englifchen ven 27. Zulif frü jre 
Ander mit groffen freuden auffgehaben , darumb daß fie 


den Feind von jeiner Porte over Schiffe hatten auffgeirie 


ben. Das groffe Schiff aber, welchs ans Vffer getrieben, 
grieffen fie an, die andere Schiff waren ohugeferde einer 
Meile daruon vnd faſt zerfirewet, wann auch einer flunde 
eber vie Ander weren auffgehaben worden, heiten vie 
Englifchen etwas nußlichers auff ihrer feiten außgerichtet. 
Indeß fchieket der Engelländifh Admiral neun over zehen 
Schiffe ver geringften denen zu hülff, fo mit den Fleinen 
Schifflein daß gröfte oberifte Schiff, Galeaſſe genant, eins 
nemen. wolten, auch hat ver Admiral felber fein längft 
Schiff dahin gefiellet, inn welchem drey over vier Engli- 
ſchen erſchoſſen, vnd etliche fürneme vom Adel hefftig be= 
ſchedigt worden, vnder welchen auch geweſen Robert Childe, 
ein tapffer behertzter junger Heldt, welchen von wegen 
ſeiner Mannlichkeit ſeinesgleichen Hoffleute den Scander— 
berg zu nennen pflegten, nach des berümten Georg Caſi— 
riot, Hertzogen in Albanien zunamen, welcher vorzeiten 
dem Türcken hat wunderlichen widerſtand vnd abbruch ge— 
than, dannenher jhne die Türcken gepflegt, den Scander, 
das iſt Alexaudrum Magnum, zu nennen. Als aber die 
Winde vnd das Geihüs das gedachte Schiff fehr zerſchmet— 
tert, vnd innfonverheit fornen groffen ſchaden jhm zuge: 
fügt hei (dann die Spanifhen lange zeit behertzt wider 
ftand gethan), feind doch zuletft auff ver Engliihen nad: 
truck der mehrertheil ind Meer geftürdet, vnd etliche ans 
Dffer geſchwummen. An diefem ort verfiünde man von 
den gefangenen, wie Hugo von Moncada, des Königlichen 
Statthalters in atalaunien Sohn, Obriſter ober vier 
groffe Neapolitanifche Schiffe, unter welchen dieſes daB 
gröfte gemwefen, auch wer vmbkommen, wig er dann hers 


X. 63 


1074 


wach zu Cales begraben worven: bey welchem man etfich 
Brieffe von feinem Gemal gefchrieben gefunden, daß fie 
in ermanet, er folte ſich nicht auff den gröften fchiffen wa— 
gen, fonder vielmehr der kleineſten fich behelffen vnd ver- 
tramwen, dann diefelbigen fein bericht vnnd geſchwinde we— 
zen, damit er nicht auff die Steinfiippen vnd Sand ans 
fiieffe. Es ift au ein fehreiben ann den Hertzogen von 
Medina Sidvonia gefunden worden, welchs jme von feinem 
weibe zugeſchickt, in welchen fie jm wünſchet, daß er recht: 
Schaffen möchte von dem Feinde gedrofchen werden, derent- 
halben, daß er fi wider die Königin inn Engellandt auff- 
Yehne, welche jhm fein leides gethan, er würde viel gröffer 
Ehr vnd Rhum srlangen, fo er wider einen man Friegte. 

Wenig zuuor hatte der Herkog von Medina Sivonia 
den oben ermwönten Aſcolitaniſchen Fürften zu den von 
Parma geſchickt vnnd jhn ermahnet, daß er mit der zuge: 
fagten bülffe forteilete, den er des Königes Armada da- 
bin geführet, da fie auff des Königes meinung von dem 
son Parma Hülff gewartete. Nun heit der von Parma 
300. allerlei Schiffe mit fehr grofien onfoften in Brabandt 
end Flandern verfertigen laffen vnnd durch artige Graben 
gegen der Schleuß vnd Dunderden geführet, domit er fi 
ter ankommenden Spaniſchen Armada geftellen möchte, 
vnd fie alfo mit gangen Erefften vnd verfamleten bauffen 
Engelland angreifen vnd einnehmen föndien. Dann fie 
Durch Reichthumb vnd Närrifhen Menfchlichen gemalt der: 
maffen verblendet und verlodt waren, daß fie jnen nichts 
dann gewiffers die gange Inſel allein geiheget onnd zu 
Leben gelehnet hatten, vnnd fi bevunden Lieffen, gang 
Engellandt wolten fie auff einen biffen verſchlingen. 

Derwegen auff ein zeit, als ein Spantiher Hoffman 
son dem Herkogen von Medina Sivonia folde fpotred 
hörte, daß er fehr Vnherriſch vnd Vnkriegsmänniſch fagte, 
er wolt auff ein früftuf ganges Engellandt verzehren, 
derſelbig jhme geantwortet, nah ſolchem früfud wurde 
Die Mittagmalzeit gang vnd gar verderbt feim, welches 
der Hertzog domals für ein ſchertz bingehn laſſen. 

Ferner bat die Königin in Engellandt fiebengig Schiffe, 
eber welche Herr Henri von Semaur Obrifter geweſen, 


für die Pforten in Flandern ruden laften, venen die Hol— 
länder vnd Seheländer fünffgig gerüfteter Schiffe zugege- 
ben, die alfo der Pforten in Flandern wargenommen, 
daß fih der von Parma auß feinem Haffen nicht bege- 
ben, viel weniger den andern zu hülffe fommen vorften, 
Seiteinmal die Pforten aliv eng geſchloſſen, daß. nuhr 
cin Schiff nah dem andern dardurch gehen können. 

Bnverdes aber etliche geringe Schiff mit den Spani- 
fhen gröften Schiffen ſtritten vnd fempffen (darinn dann 
viel Geſchütz geweſen, welches fammt dem Sgiffe in des 
&Gordiani Gubernateris zu Cales gewalt gebradt wor— 
ten), haben die Engliihen darinnen viel Siübergefirr 
vnnd fiaattlichen Borraht gefunden, auch viel Leibeigene 
arfangene angetroffen, welche fie wider frey ledig vnd loß 
laſſen. Darauff hat der Engellänvifch Admiral Howard, 
fampt den Graffen von Lomberland, vnd dem. Freyherrn 
Stroßfeld, feiner Schwefter fohn, SJtem Thoma Doward, 
des letſten Dergogs von Nordvolck fohn, Deinrih von 
Seemaur, des Hergogs von Sommerfceit john, vnnd an- 
dern Rittermeffigen leuten, Nemlich Wilhelm Wintern, 
Robert Sanct Well, Johann Borrefio ond oben befchrie- 
benem Martin Biider, Edward Hoppi, Joann Hocofing, 
end anderen bebergten jungen vom Adel begleitet, Die 
Spanifchen troglihen angegriffen: Welche ſchlacht von 
Morgen 6. biß auff ven Abend vmb 6. Vhr mit verbit- 
terten Hergen gehalten ward. Die Spanier haben jhnen 
au behertzt wiverfiandt gethan, under welchen etliche viel. 
gefangen inn Engelland vnnd Seeland geführet worden, 
haben alio erfahren, daß viel leichter Engelland von dem. 
Romiſchen Pabſt dem König in Hifpanien mit. worten 
tönne zugefagt, denn mit Schwerdt erobert vnd eingenom: 
men werden, vnd daß es viel fierder von Dergen. onnd 
in. die fäuft geht, wann man für das Batterland fireit, 
als wann man allein auß hochmut onnd geiß ein fremb— 
des Land vnbefügt anfället. 

In diefem num fteotswerenden ftreit vieles tags haben 
wir vor gan gewiß erfahren, daß die Englifhe inn des 
Feinds Armada mit dem groben Gefhüg mehr dann: 
10000. ſchuſſe gethan. Daß eben eins tags. zuuor ver 


\ 1076 


fur& bieuor benante Ritter Wilhelm Winter, Lott vnnd 
u vom nechften Vffer ven Mungelven hatten zuge> 
ührt. 

Inn diefem Scharmützel haben ſich dreizehen Holländer 
geringer Condition, ſo inn einem Spaniſchen Schiff gewe— 
fen, als fie von ihrem Obriſten härter, dann ſichs wol 
gebürt, tractiert worden, vnden in ein Hein Schifflein ge- 
laffen und Segel von jhren Hembdern gemacht, vnd feinzt 
dergeftalt durch Texel inn das Mitternächtiſch Holland ge: 
ſchifft vnd onuerleßt da anfommen. Die Engliſchen, fo 
inn diefem treffen geweſen, haben fich vnder anvderm hoch 
verwundert, daß fie der Feinden zwey groffe Schiffe, ſo 
auff eine halbe Meile drey oder vier flunde von den ans 
vern Schiffen geweſen, vnd darzu befftig zerichmettert vnnd 
zerbroden, nicht erobern, noch verfenden, noch dahin brin- 
gen fönnen, daß fie die Fahne am Segel nivergelaffen 
beiten: Welches dann auch hernach des andern tags hart 
bey Blandburg, dahin fie des Meers vngeftüm getrieben, 
von Petro Dußa, einem vom Adel vnd Obriften in Hol- 
land, als fie fich nit weiter beſchützen fönnen, erobert vnd 
in Seeland geführt worden, vnd hat eins vnder dieſen 
groffen Schiffen von Diuo Mattheo feinen Namen befom- 
men, haltend 750. Laft, ober welches gefeßt war ver vor- 
neme Diego Piemontellus, führer des Sicilianiſchen Hee— 
res vnd des Marggraften Serenellif Bruder, feines alters 
29. jahr, welder mit 40. Cartaunen, derer er acht ins 
Meer geworfen, vnd 477. Solvaten vnd Schiffleuten fi) 
hatte außgerüftet. Das andere Schiff, fo Philips, zweif— 
felsohn feinem Spanjfchen König nach gedeiffen , ift von 
800. Laft geweſen, welchem Franciſcus Toledo vorgeſtan— 
ven, vnd fich darinnen von 546. Solvaten nur 140 ge— 
fangen, die andern alle erſchoſſen oder erſeufft worden, 
welche Schiffe zu Rama Kinſa in Ancker gelegt worden, 
deren eins 800 Tonnen Spaniſchen Wein in ſich gehabt, 
vnd als fie im außtruncken deſſelben verſtürtzt waren, 
vnd das Waſſer, fo durch vie Riß vnd Runfen eingefloi- 
fen, nit auß dem ovndern theil des Schiffes geleitet wor= 
ven, ift Wein vnnd Schiff mit einander zu grundt gan: 
gen. Damals fein) zu den hieuornen benanten gefange- 


1077 


sen Spantihen Herrn auch under andern in Holland ge: 
fangen geführt worden, Der vornehme Derr Aloykius von 
Vergus, des Diego Piemontelli Lieutenant, Joannes von 
Balefco, des Graffen zu Eeruelliae fobn, Martinus Da: 
vellaeus, der Schiff auß Sicilien Dbrifter vnd Francifcus 
Manuquefiug, ein fürnemer Hauptman. 

Folgendg den 29. Julij haben die Engelländer aber: 
mals mit dem Feindt getroffen, vnd die Spaniſche Ar: 
mada derinaflen befcherigt, daß ihrer viel des Nachts vn— 
Dergangen. 

Nachgebenden 30. tag baben vie Spanier zwen auß 
iren aröften Schiffen von fih gelaſſen, welden das Eng: 
liche Schiff, die hoffnung genant, fampt etlichen andern 
Kauffmansichiffen (wann viel Kauffleut auch ihre Schiffe 
mit diefer Armada ziehen laffen) vnd einem Jageſchiff nach: 
gefolget, Vnd als fie zu dem einen fich genahet, haben fie 
befunden, daß es gerifien, wie inngleichen zwifchen den 
vbrigen Spaniern ein befftiger ftreit vorgangen, dann ale 
fie fih auff manung nit ergeben wollen, haben fie fi 
vonder einandern felbft erwürget, auß welchen gleichwol 
die Englifchen ihrer acht befommen , vnd die Weyber, fo 
an den feinen Schiffen hiengen, abgeriſſen vnd im Meer 
verfauffen laffen. 

Bber das feind die Englifhen noch eins andern Schiffs 
anfichtig worden, das die Hifpanier gleichergeftallt verlaf- 
fen, welches vie fordere Maftbaum fampt den Segelen 
verloren gehabt, Diefen ift ein Rennſchiff nachgefolget 
vnnd ihm die andere Segel allzumal abgeriffen, wird 
ohne zweiffel die nachfolgende nacht zu grund gangen fein. 
So feind auch viel andere Spaniſche Schiff inn ven vo— 
rigen befchehenen treffen dermaſſen durchs geichüße ver: 
derbet worden, das fie nicht lange haben fegeln fönnen. 
Jun fumma auß den 126. Schiffen feind nad dieſem tref: 
fen faum 100. vberbliben, daher von nöhten fein will, 
Das ihrer hernacher eine groffe anzahl, fo durchs geſchütz 
verderbet, oder fonft vndäuglich gemadt, over entwehrt 
worden, nahmals zu fcheittern. gangen. 

Den letſten Zulif vnd erften Augufti ift die Hifpanifche 
Armada vor der Mofe vbergelauffen, vnnd haben die Hi- 


1078 


fpanifchen vmb dieſelbige gegene etlihe Schiff, fo fie zu 
ihrer vertbädigung nit lenger gebrauchen können, hinweg 
flieifen laſſen. 

Dieweil fih aber die Hollenver beforgten, es würde 
tie Hiſpaniſche Armada Terel oder Bliland vberfallen vnd 
einnemmen, vnd denen auß Doll: vnd Frißland darauf 
ihre Commertion abftrifen, daher fie bewogen worden, 
zur gegenſchantz auff 50. Kriegßſchiff folche zu befchügen, 
an. diefelbe örter zu legen, auch alle vnd jede gemerd vnd 
zeichen, das man fih vor den Felfen hüten möchte, abge: 
ſchafft, damit die Difpanifchen entweder auff dem Sand 
fiten bleiben over deſto eher einen Schiffbruch erleiden 
möchten. 

Als aber den Spanniern des von Parma Volk nicht zu 
bit kommen, vnd die Spanifih Flut je lenger je mehr 
wegen fterdfe des Sudweſtwinds naher Mitternacht oder 
ver Nortfee getriben worden, baben fie ihren lauff auff 
die Orcadiſchen Inſeln, fo Hinder Schotten gelegen, ge: 
richtet. 

Nachdem aber die Englifhen der Spannifchen Armada 
nachgefolget vnd fichs anfehen ließ, fie wurden fie gar 
auffreiben, ift wegen plößlichen mangels der Prouiand ein 
groſſe noht inn den Englifhen Schiffen entſtanden, alfo 
das, wie vie Hifpannifche Armada durch den Mitternäd: 
tigen Wind nach den Orcadibus getrieben, fie vie Eng: 
fifche gezwungen worden, fih nach den Englifchen Vffern 
widerumb zu begeben. Alleine ein Hiſpanniſche Galeen, 
darin fein Kriegsvoldf gewefen, fo dur den Wind von 
ver Spannifchen Armada verfihlagen vnnd auff dem Sand 
bei Vlilandia figen bliben, iſt hernach von den Inwoh— 
nern in Frießland an das Vffer gezogen worden. 

Als aber die Hifpanier vor den Orcadifchen Inſeln für: 
über gezogen, haben die Inwohner im Königreih Schot— 
ten fi mitten ins Land begeben, vnnd der Schottiiche 
König alsbald bei verluft leibes vnd lebens Evicta auf: 
geben laſſen, das man ver Hifpaniichen Armada, fo der 
Prouiand halben fehr betrenat, nichts zuführen, noch zu— 
kommen laſſen folten, onnd hat darneben die Königin zu 
Engelland vmb hülff angerufen, welchen dann Heinrich 


1079 


von Hafting zu Huttingdon, Oberſter, vnnd des Engel- 
lands gegen Nort vnnd zu Eborach Landfogt mit 36000. 
Engellenvern zu hülff fommen. 

Als aber die Hifpanier täglich viel auf jren Schiffen 
gemüßt (dann als fie vor Hetland vorüber geſchifft, bat- 
ten fie nicht mehr als achtzig Schiff auß allen ihren Schif⸗ 
fen) da haben fie vielmehr gedacht, wie fie widerumb zu 
Haus kommen, dann wie fie vas Königreih Schotten 
vberfallen möchten. Inſonderheit aber als fie vernommen, 
das der anfıhlag vnnd Berrhäterey auf Schotten gang 
vnd gar zu nähet, vnnd ver Graff von Machtswellen, 
fampt den andern feinen Adherenten verfolget worden. 

Hierüber dann fih meniglich verwundern, vnnd muß 
billich nicht verihwigen bleiben, das aus der Englifchen 
Armada nit ein einiges Schiff, groß over Hein, in fo 
vielen vnd manchem treffen, weder zu grund gangen noch 
gefangen worden, auch vber 100. Perfonen auß der gan- 
gen Armada nicht vmbkommen, da doch hergegen die Span— 
nifhe Armada groffen fchaden gelitten, vnnd von tag zu 
tag geringert worden, dann die Spannifhe Armada den 
3. 4. 3. Augufi ein groffen Sturm vnnd Fortun gehabt, 
Alſo daß fie vie gröfte Stud zu erleichterung der Schiff 
außwerffen müflen. Was aber ven ſchaden, fo die Span— 
nifche Armada wol erlitten haben möchte, betreffen thut, 
als viel man von den Gefangenen vernommen, fo fan 
diejelbe nit wol geringer als auff 10000. Mann geachtet 
werden, dann wann man die gefangene vnnd zu grund 
gangene Schiff mit dem Catalogo vnd verzeichnus, wel 
hen der König auß Hifpanien felbft in trud verfertigen 
laſſen (darinn fowol das Kriegsvolf als der Schiffer an- 
zal in specie vermeldet) conferiren will, fo wirdt man 
gewißlich ermelte zahl finden: daß ich noch derfelbigen ge= 
ſchweige, fo die Veftileng auf den Schiffen hinweg ge- 
nommen. 

Der ſchatz, den fie mit ſich geführt, wie die gefangene 
vermeldet, ift in fünf Schiffe getheilet geweien, hat fich 
auf vreymal hundert taufent Eronen erftredt, ein theil 
deſſelben ſchatzes ift im Hauptidhiff, darinne der Spanifche 
Admiral geweien, geführt worden, das ander theil inn 


1930 


dem nechſten Hauptichiff nach diefem, welches den 22. Ju— 
lij vom Drafen ift gefangen worden. 

Das dritte theil im dritten Schiff, Paſſadora genant. 
Das vierdte inn dem Schiff Centunoual genant, weldes 
bey Cales son den Englischen hinweg geführt: worden, 
end das fünfte vnd letfte in S. Martini Schiff, welches 
letfie Schiff, ob es zu grundt geichoften, oder aber mit 
den vbrigen Schiffen wider inn Difpanien fommen, kön— 
nen die newlichft gefangene nicht eigentlich willen. 

Vnder allen andern ſchiffen aber, fo fie verloren, be: 
Hagen fie fonderlih ein Bifcayich ſchiff, vnd fagen alle 
einhelliglih, daß diefe Armada den Könige, ohne die Pro- 
fiandt vnd Victualien, in die 12. taufend Ducaten zu 
vnderhalten teglich geftanden. 

Snngleihem fol auch nicht verihwigen werden, das 
im anfang des Junij der König zu Difpanien vier Rhenn— 
fir, nachdem die Bifcaynifhe Schiffe abgelauffen, abge: 
fertiget, damit er wiſſen fündte, was vnnd wie es der 
Armada gienge, welche, nachdem fie hin vnnd wider durd 
ven Wind getrieben vnnd geichlagen, alio daß der Obrifte 
Rahtloß worden, vnd fih vernehmen laſſen, man folte 
jme ans Vffer helffen, es fofte aub was es wolle, va: 
rauf jme einer auf feinen gefangenen, aus Engellandt 
bürtig, mit Namen Guijus genant, zugefprocen, er folte 
nicht zweiffeln, er mwolte in vnd die andern Galleen wol 
zu landt bringen, fofern er jbne fampt nod etlichen an— 
dern feinen Gefellen, fo gute vnnd erfahrne ſchiffleut wer 
ren, auß ven Ketten loß machen wolte. Der OÖbrifter, 
als er in ver gefahr war, hat dem Engellänvder ein fol- 
ches bewilliget, welcher denen, fo inn ven. ober Benden 
waren, befohln,, fie folten hinunder inn die vnder bende 
fieigen. Als nun der DObrifte gefehen, daß das Schiff was 
beffer fortgangen, hat er des Engellänvders fürfichtigfeit 
oelobt, ift inn fein fchlafffammer vnd aufs Schiff zur 
Ruhe gangen, vnd die Thüre hinder fich zugezogen, wel- 
chem der gedacht Guijus, als er fih zuuor mit feinem 
Gefellen verglichen, hernacher die Keel abgeftochen, vnd 
nah begangener That die andern, fo in die Eyien ge: 
fhlagen gewefen, erlediget vnd auff freyen Fuß geftelt, das 


1081 


ander Rhennſchiff zu grund geſcheſſen, vnnd das dritte 
gefangen genommen, das vierdte aber ſoll daruon kom— 
men ſein, auß dieſen vieren ſeind derer zwey zu Roſchel— 
len vnuerletzt ankommen, do dann ermelter Guijus von 
dem König von Nauarra ehrlich begabet, vnnd von dan— 
nen zur Königin in Engelland widerumb geſchickt worven. 
Offt ermelte Königin hat ven 20. Augufti jbre Armada 
jampt jhrem Admiral Howard aufs newe außgeicidt, 
was aber diefelbe außgerichtet, ift noch vnbewuſt. 

Was vie 40000. aufferlefener Mann anlangt, dauon 
darcben anzeigung geichehen, hat biß auff heutige zeit 
diefelbige die Königin noch teglich bey Tylburien inn der 
Eſſexiſchen Prouintz, do fie ihre Läger geichlagen vnder— 
halten, vnd vermeint man, diefelbigen fo Tange zu befol- 
den, biß man vernemme, was des Königes zu Difpanien 
ferners vornemen fein werde, 

Im anfang Augufti feind 10, Jeſuiter, welde vom 
Pabft in Engelland geſandt worden, fib den Engliſchen 
liftiglich zu infinuiren, zum Todt vervammet; als fie zur 
Waphlftatt gefüret, feind auß jnen acht gebendt, die ans 
dern zwen wiverumb zuruf inn vie Gefengnus geführt 
worden. Gleich ortheil ift ober vier vom Adel, fo ermelte 
Jeſuiter auff: vnd eingenommen, ergangen, man ift aber 
mit ver Erecution noch nicht verfahren. 

Kur zunor hat die Königin Jacobum Kroftium, von 
welchem troben ermwehnung . gefchehen, den vie Königin 
ven letſten Februarii mit den andern jhren Gefandten na= 
ber Flandern der Pacification halben abgefertigt, weil er 
feine jme anbefohlene Legation vbel verricht onnd in ba 
fen verdacht kommen, verklagt, vnnd in das Gefengnug, 
Flectiana genant, geworffen worden. Diß ift der aufgang 
einer fo  groften vnnd mechtigen Armada, wiewol man 
noch zur zeit nichts gemwiftes haben fan, was für Schiffe 
wivderumb in Difpanien möchten ankommen fein: Dem- 
nach furglich ein geichrey aufgebrochen, wie die den 20. 
Auguſti außgeſchickt Engelläntifh Armada, darıton auch 
fur biefornen meldung geicheben, wiverumb dem pberigen 
Reſt von der Spanifhen Armada folle ernftlich nachge: 
fegt, ond fie als von langer Reid vnnd vngeſtümen Wet: 


1082 


= abgemattet, in groſſen verluft vnd jchaden gebracht 
haben. 

Gott verleihe Gnate, daß wir auß dem nun hie oben 
erzehltem geübten feinem Gericht ine deſt beſſer lehrnen 
erfennen, als ver vnverfebens vurd die Shwachheit mech— 
tig fei, vnd wann der Hochmut am befftigften truget, das 
er die Demütigen, fo bey jm zuflucht fuchen, am frefftig- 
fen ſchützet, vnd derwegen bey heutigen gefährlich verän- 
terlichen zuftänden vefto mehr vnd veſter glaubiges ver 
trawen auff jhn ſetzen. 


Außzug von der Depoſition, Verjehung vnd ant— 
wort des zu Haage in Holland gefangenen Ober— 
ſten, Herren Diego von Pimantello, auff die jhm 
von der Staten Commiſſarien vorgehaltene Frag— 
ſtuck: darauß viel ſonderbare ſachen von der 
Spaniſchen Armada zu uernemmen. 


1. Sagt Diego von Pimantello, er fei geboren von 
Baillevoiyt, fei des Marggraffen von Tanera Bruder, vnd 
von der Mutter her dem Vicere, oder Königlichen Statt: 
balter in Sicilien, dem Graffen von Miranda, nahe ver: 
want, vnnd fonften mehrtheils fürnemer Herrn inn Hiſpa— 
nien mit Sipſchafft vnd Verwandifchafft zugetban. Sci 
auch ein Ritter des Orders von S. Jacob, vnnd fei vn— 
gefährlich auff zwen jahr, nachdem er manchen Kriegsbe: 
feich versehen, daß ihm fein König die Cauſade, over die 
Ordenskleidung auff vertröftung einer flattlihen Commens 
datori hab gegeben. 

2. Sagt, er fei in difem zug Generalfriegs: Commilfa= 
rius des Reifigen zeugs auß Sicilien, vnd Dberfter ober 
600 Spür Reuter, auch neben vier andern ein Maerftro def 
Campo , oder Feldoberfter georpnet geweien, hab Monat: 
lichs zu beſoldung 200. Ducaten, on feinen vortheil ge: 
habt. Hab in feinem Schiff drei Fänlein gehabt, deren 
Hauptleut er, vnnd Dom Martino Dauales, vnd Capi— 
tano Marcife gewefen,, in feim Schiff, fo S. Mattheus 
gcheiffen, hab er auch bei fich gehabt drei Engellänver, fo 


1053 


lang in Spanien gewont, deren auch einer Wilhelm Braun 
genant, fih in Spanien ftattlich verhenrahtet het: Deß— 
gleichen weren auch bei jhm in dem Schiff noch zwen 
Nitter von S. Jacob gutes Adels, ald Dom Rodericho 
von Biutero, vnd Ludwig von Vannegas gewefen, welche 
er damals, als er von den Engellänvdern betrangt wor— 
ven, zu dem Derogen von Medina Sidonia vmb hülff 
geihiekt, aber freien nicht wirer fommen. Der Dom Jo: 
ban von Belafto, des Graffen von Eirnela fohn, fei vmb 
furgweil willen auch mit jhne gezogen, deßgleichen des 
Admirals auß Arragonien Baftart, auch Dom Johan von 
Toledo, Ludwig von Bergas, Diego von Corduba, Zur: 
wig von Perez, vnd N. von Camuriv: teren dann die 
vier letften mit jhm num gefangen feien. 

3. Sagt, die Armada, als fie im Monat Maio im Fluß 
bei Lißbona fih auffgehalten, fei fie fchon damals 145. 
Schiff ſtarck geweſen, darunder 110. gar groß vnnd zum 
Krieg vberauß dienftlih, die ander aber, fo geringer, mit 
Bold vnd allerlei Prouifion beladen waren. Vnter ge= 
melten Schiffen waren auch vier Galenffen oder der größ— 
ten Hauptſchiff, auff deren einem waren 400. vnnd der 
andern jedem 300. Splvaten. Eilff Schöne Galleonen hat 
auch der König auß vem Hafen auß Portugal zu diefer 
Armada laſſen führen, auch were er felber in einer kom— 
men, die wol nicht die gröfte, aber die ftärdft geweſen. 
Auch wer die Guardy der Indianifchen’ Flut, fo 19. Sal: - 
leonen von andelofia ftard, under dem Hauffen. Deßglei: 
chen 20, Schiff von Leuante oder Sonnenauffgang, als 
die Ftaltanifhen, Benetianifchen, Arragonifhen vnd Ca— 
talaunifchen, teren Dberfter Petrus von Waldes, fampt 
noch einem, fo ihm vnbekant. Item 12. Biſcainiſch ſchiff. 
Stem 20. Hulden. Sagt auch, daß noch vier Gallen 
bei ihnen weren gewefen, deren jede mit 24. Bruden be: 
fest, vnd dieſe ferien bald erfimals, ehe man Engelland 
anfichtig ward, durch ein ſturmwetter verloren worden: 
Er halt alles Volck auff den ſchiffen inn die 34000. Per: 
fonen ftard, darunder 26000. Tautere Spanifche Soldaten, 
onnd 4000. Spieffer, auch 4000. Mufcetierer waren. Auch 
wer in ven ſchiffen ein groſſer vorraht von Spieffen, danu 


1054 


fie zur zeit der Not gedachten, anftatt der Büchſen ſich 
Geſchwaderweiß im auffegen mit Spieffen zu belffen. Er 
bielt, auff der gangen Armada weren 2600. ftud grobes 
Metallens geſchützes. Sagt, nahdem fie genglih nad En: 
gelland abgefahren, fei jhnen fein Schiff dahinden blieben, 
dann dasjhenig, darinn jhre Apoted, Wundartzney vnd 
Medicament geweſen. Sein ſchiff Hab auch nie fein ſon— 
der Not gelitten, dann zweimal, erſtlich damals, als er 
bald im erſten treffen ihrem Admiral zu hülff wöln kom— 
men, ſei jhm der ein Hauptman, oben benant Marckgraff, 
ſampt etlichen Soldaten erſchoſſen vnd verletzt worden: 
wiewol fie inn demſelbigen Scharmützel auch ein Engel: 
ländiſch ſchiff angeſteckt gehabt, welches aber bald gelöſcht 
worden. Nachgehends aber hab er den gröſten ftrauß bei 
Calles außgeftanven, als die Engelländer durch jhr Fewr— 
ver der angezindten vnnd mit Ketten zufammen gefaß: 
ton, vnd inn fie abgelaffene brennende fchiff eine trennung 
vnter fie bradten: Dann des andern tags griffen fie hart 
auf fie an, darunder dann fein fehiff der nechften eins zu 
widerftand gemweien. Als es aber dermaflen etlihmal durch⸗ 
ſchoſſen worden, daß es ſehr waſſer gefangen vnnd in 
ſorgen grundgangs geſtanden, hab er ſeinen fürnemſten 
Wachtmeiſter zu dem Admiral oder Generaloberften vmb 
hülff geſchickt, vnnd als vie Not noch mehr zunemmen 
wollen, die zwen hie beuor benanten Ritter auch nad ge: 
fit, noch ernftlicher anzuhalten, fei aber fein hülff er: 
folgt, ohn allein vaß man jnen mit dem Gefhüß zeichen 
geben, nadzufolgen, dann die Armada getrungen gewejen, 
forzuruden. Es fei jhm aber nachzufeßen vnmöglich 
gewefen, dieweil das einlauffend Waffer alfo vberhand ge 
nommen, daß der Segel fein krafft mehr gehabt. Derme- 
gen er bedacht worden, allgemacd fort zu ruden, vnd vmb 
Dunkirchen vmbzuſehen, ob er vom Herßogen von Parma 
möcht hülff befommen: Aber der Piloten oder Shhiffleut 
war feiner der Landtsart daſelbſt erfaren, ſchwebten alfo 
berumb in der jrr, Es lieſſen fih wol vil Fiicher von 
Slüffingen vnnd andern Orten her in der See fehen, wel: 
ven fie Fewrzeichen gaben, zu inen zu nahern, aber fie 
faben wol, daß viefelbigen zuruckwichen: darauß fie wol 


105 


abnemen, daß fie bei des Feinds Land hielten: damals 
merdt er auch, taß er nur fünff Haffter Waſſer mehr heit, 
vnd das Schiff 4. tieff gienge. 

Sagt aub, daß nad dieſen Fiicherfchiften ein andere 
fie angetroffen, welches fie gebetten, jhnen einen Hafen, 
ver dem König zuftendig, zu weifen, hab er fie auff New— 
porten zugewieſen, als auch der Fifcher ein weil vor jb- 
nen ber gefahren, hab er, der gefangen Oberſt, jm cın 
gufden Ketten von 200. Ducaten gezeigt vnd zu geben 
verheiffen,, wo er fie recht weilen werde, zu mehr ficher: 
beit aber fei er dem Fiſcher fehr angelegen, daß er zu 
ihnen in jhr ſchiff auffſteigen wölle, welches er doch nicht 
bei ihm erhalten fönnen, darauß er abgenommen, daß es 
nicht recht zugehn werde. Gleihwol habe ver Fiſcher gez 
gen Abends, als es windftill geweien, zu einem gejagt, 
fie folten nur diefe Nacht fiher am Ander ligen, dann 
fie fieben Eaffter Waſſer heiten, er wolte diefe Nacht fer: 
ner dem Fiſch nachſetzen, vnd Morgens fru wiverumb zu 
ihnen fommen ond fie fortweilen. Aber er ſei außblie- 
ben: darüber fie wargenommen, daB am erften drei ſchiff, 
vnd hernach bald widerumb zwei fih gegen jhnen beige: 
laffen, deren eins einen weiffen Fanen außgefiredt, hab 
er ein andern dargegen in Freundtſchafft meinung auß— 
ftefen laffen, vermeinend, daß es Freund weren. Darauf 
weren etliche in einem Nachen zu jhnen gefahren, vnd fie 
angefordert, ſich zu ergeben, aber ſchlechten beſcheid em- 
pfangen, ſonder alsbald zu beiden theilen aufeinander inn 
alle Macht Ioßgebrent, zuletit ſei nicht allein das ſchiff 
vbel vnnd ohn auffentdalt zerichofen, ſonder auch mehr— 
theils ſeins Bolds erihoiten worden, alfo daß er ſich, in 
mafen nun zu fehen, ergeben müſſen. 

Sagt aud, daß dieſe werende zeit durch fünffsig Manu 
beharrlich vnd ohn aufhören an den Sciffpumpen weren 
geftanden tag vnd Nacht, das Waſſer im ſchiff außzuſchö— 
pffen, het ſich aber darmit kaum erwehren mögen. 

Sagt, er het in feinem abfahren 38. groſſer ſtuck Büch— 
fen gehabt, feivher aber hab er veren ſieben over acht in 
das Meer geworfien: So wer wol aud ein groffer vor 
raht von Puluer vorhanden, aber es wer naß worvenz 


1056 


Dißgleichen viel Reif, Erbfen, geräucht Fleiſch, Hammen, 
cin, Del vnd frifh füß Waſſer, daruon fein Diſpenſie— 
rer vnd Kelfermeifter werden willen beſcheid zu geben. 
Bon anvern faben weiter befragt, fagt , von des Her— 
Kogen von Parma Rüftung hab er allein fo viel verftan- 
ten, daß cr 33000. Mann foll beifammen haben, darun— 
ter 4000: Spanier vnd 2000. Reifiger fein follen: dann 
der König ſich befliffen, daß ver groft hauffen von eitel 
Spaniern fei: vnd gewißlih, were auch auff einmal ein. 
foicher Hauffen Spanier mit over ohn ein König nod 
ein folche groſſe anzahl hohes Standsperſonen nie beifam: 
men gemwefen. 

Sagt, fie haben mit den Engeländern nicht. zur Hand— 
order Schlacht fommen können, dieweil jhener Schiff ſehr 
leicht waren, vnd vier oder fünffmal wenden mochten, 
eber fie einmal: Im fall aber fie zu ſtreichen folten kom— 
men fein, beiten fie ionen ven Sieg für gewiß gefcheget, 
ſeiteinmal die Spaniſchen ſchiff die Engelländiſchen vmb 
ein groſſes vberhöhen, vnnd eins derſelbigen wol mächtig 
genug iſt, vier oder fünff Engelländiſche ſchiff in grund 
zu richten vnd auffzureiben. 

Zudem weren jhre Schiff von Holtze fünff ſpannen 
dick, alſo daß kein groſſe Kugel, die nicht gar nahe ge— 
ſchoſſen wird, mag hindurchtringen. Dann vnder 200. 
Kugeln, ſo auff ſein ſchiff geſchoſſen worden, weren nicht 
vber 20. durchgebrochen: vnnd oben her wer es auch für 
ein Muſcet verſehen geweſen. 

Sagt, es wer nicht ohn, fie weren darumb auff weg 
vorhanden, daß Königreich Eugelland einzunemmen, vnd 
hetten ſich nicht fo faft darauff verlaſſen, daß ihnen wol 
bewußt gewefen, wie ein groſſe anzahl Catholiſcher Rö— 
mifcher Ehriften noch inn Engelland weren, ſo jhnen het— 
ten behülfflich ſein mögen, als vielmehr ſich jhrer Macht 
getröſtet, dann ſie in die 50000. Mann getraweten in 
Engelland außzuſetzen, welche ſtarck genug geweſen, die 
weichen, zarterzogene, leckerhaffte vnnd Weibiſche Engel: 
länder einzutreiben, oder mit der weil durch allerhand 
ſchmachheit, verdrüßlichkeit, auffſatz vnd vnmuß fie anßzu— 
matten, in betrachtung, daß. die Spanier. vnverdroſſent 


1057 


wadere Kriegslent weren, denen feine Kriegsarbeit, Hun— 
‚ger, Durft vnd vngemach zu ſchaffen gebe. 

Sagt von dem Hertzog von Parma, demnach verfelbig 
in die 100. Schiff vnnd 40000. Deann beieinander aehabt, 
fo hetten fie jhnen nie einbilden fönnen, daß verielb nicht 
folte vermöcht haben zu ihnen zu fioflen: dann ſeins ver- 
meinends, wann er allein mit feinen Muſcetenſchützen ein: 
mal fich beraußgelaffen vnd den Feinden zu fehaften hette 
geben, het er inzwifchen verfelbigen auffhaltung , forter 
in die See ruden, vnd alfo beiverfeits ftärder werden können. 

Sagt von handlung des Fritens, daß derfelbig ſchwer— 
lich ſich anftoffen werde, dieweil der Krieg mit fonderm 
wolbedacht, langwiriger vorbereitung vnd ernftlihen Bor: 
fag vnd Nachtruck vom König von Difpanien fei fürge- 
nommen, damit er Damalen eins der groffen bemühung 
und vnkoſtens, wegen vnauffhörlicher erhaltung ver gewal- 
tigen Armada zu befehirmung der Indianiſchen Flut, vber— 
baben werde. Dann wo wolt feim König diß zu gedulden 
fein, daß der Drach mit drei over vieren Iofen verfaulten 
Shiffen vnnachläſſig in die Spanifchen, Portugaliſchen 
vnd Snfulanifhen Port oder Hafen, auch fonften ſtätt 
end örter folt einfallen, diefelbigen infeftieren vnnd feines 
grfallens berauben, Plündern vnnd verderben, vnd die 
Gewerb gegen Indien hindern? Rahtfamer ift jhm, ein- 
mal mit diefer Armada das Engelland zu vberziehen, wer 
ter Järlichs mit Rüftung einer newen Armada jederzeit 
kefümmert zu fein. Vnnd im fall fhon deſſen Armada 
für dißmaln nichts eigentlihs außrichten folte, könt er 
doch mit verfelbigen auff fünfftigen früling die fah mit 
einem frifchen ernft anfangen. Was die vberige Depo- 
fition vnd außfagung des gefangenen belanget, wird vie 
felbige zweiffeldon zukünfftig weitläuffiger außfommen:: 
derwegen wir es für nunmal bei dieſem wollen laſſen be 
wenden. 


1088 


Berzeihnuß desibenigen, was mit der Spaniſchen 
Armada feit dem ſechßten Augufti, nachdem die— 
jelbige bei Calais getrennet vnnd in die flucht 
gebracht worden, ſich ferners babe zugetragen, 


Vmb den 7. tag des Monats Augufti diefes Tauffenden 
88. Jars, als der Engelländiſch Groß-Admiral, Herr’ Earl 
Howard, aus dem berhümpten Fürftlihen Hauß der Her: 
Kogen von Nordwolck bürtig, von der Nachjag vnnd ver- 
folgung der Hilpaniichen Armada, welcher er biß in die 
fünf vnd fünfftzig Gradus gegen Nord nachgeſetzt gehabt, 
wegen vongelegenheit des Gewitters widerumb von feiner 
flut vmbkehren müſſen, da bat gedachte Hiſpaniſche Armada 
forter jhren lauff argen den äuſſerſten Landſchafften vnd 
euden des Königreihs Nordwegen, oder gegen den Orca— 
diſchen Inſeln, fo vber Schotten hinauß gelegen, vnd von 
dannen nah Occident auß getrungener nobt genommen. 
Gleichwol war damals bei vielen die vermuthung, vnange: 
feben, wie weit diefe Hifpanifhe Armada auch wer ver: 
ichlagen, daß fie dod, warn fie in Norpwegen zu Maft: 
bäumen wiverumb fommen folten (feiteinmal fie an den— 
felbigen in dem Engelländifhen treffen zwifchen Calais 
vnd Engelland groſſen verluft hatten gelitten) alsvann wi: 
der vmbkeren, onnd entweder auff Irland oder Engelland 
etwas vnderſtehn würden. Aber es hat ver forgem nicht 
gedörfft, dieweil der Hergog von Parma jhnen diefes orts 
feine bandbietung mehr thun Fonte, in anfehung, ob er 
wol viel Bolds vnd Schiff beifamen het, gleichwol niet 
erfahrene vnd dieſer Landart Seekündige Regierer vnnd 
führer derſelbigen genug hatte, dann jhm auch die wenige, 
die er hatte, in mittelem ernſt vnd gröſter noth entlauf: 
fen ſeind. 

Der König von Schotten, alsbald er vernommen, das 
die Spanier hinder oder neben ſeinem Königreich her 
ſich erzeigten, hat gleich in allen orten vnnd enden des 
Mörs anſtoſſen ernſtlichen befelch gethan, nicht zu geftatten, 
ſonder mit aller macht zu verweren, daß die Spanier an 
keinen orten anlenden oder außſteigen mögen, vnnd hinge— 





1039 


gen den Engelländern im fall ihres anlendens alle beför= 
derung zu erzeigen. 

Gegen dem Hergogen von Parma, oder den Niderlän— 
dern zu, war befielt Herr Heinrich Seemur, des Hergogen 
von Sommerfet Sohn, mit feinen Schiffen, damit er auff 
diefen ort acht gebe, ob etwas von gemeldtem von Parına 
wolt entwedder gegen Engelland over Seeland fürgenom= 
men werden. Dann von wegen Seeland wol etwas zu 
beiorgen fiund, inndes man gegen tem einem theil ver 
Spanifhen Macht bemühet war. 

Nicht lang hernach, als man widerumb gefangene Spa: 
nier von andern orten gehn Lunden bracht, worden vief 
Burger vngedultig, daß man diefelbigen nicht alsbald hin— 
richtet, Dieweil ein geſchrey außfommen, wie die Spanier 
alle fürneme Herren des Engellands, vermög ihrer ver— 
zeichnuffen, vorgehabt außzupilgen, vnnd jhre Länder vnd 
güter vonder fich zu theifen, Wie dann aud fie, die Spa- 
nier, folde Herrn fein mit Namen zu nennen, vnnd dar— 
bei fih außzuthun vnd zu rhümen mußten, wie fie einen 
jeven vom Adel mit einem fondern fchmählihen Tod vor— 
hetien binzurichten, deßgleichen vie Herrlichfien vnnd Ave: 
lichſten Frawenbilder zu aller Schandgeiler vnzucht auf: 

zuſtellen, die Reicheſten Häuſer vnnd gewerb der fürnemb— 
ſten Kauffleut zu Lunden, die mit jhren Namen einregi— 
friert waren, zur außbeut den Hauptleuten einzuraumen, 
das gemeyn Bold durch ein vnzahl ſtrick vnd firäng, die 
fie in jren Schiffen ballenweiß eingepadt, mitgeführt, hin— 
zuwürgen, vnnd welches einer euſſerſter Sclauitet vnnd 
Viehiſcher vnderjochung anzeigung war durch beſondere 
mitzeichen gegrabene Brandeiſen, alles vberige volck, vnd 
inſonderheit die Kinder vnder fieben Jahren, wie eine an— 
dere Viechherde zu zeichnen. Auf daß man nur darbei 
zu ewigen zeiten daran erfente, daß vis Reich eines mit) 
dem Schwerd bejiwungen vnd vnderworffen Land were. 

Diefem des von ongedult erregten Bolds auffftand er 
lichermaſſen zu wehren, hat mam die in den vorgeloffenen- 
treffen fighafft erlangte Paner vnd Fänlein herumbgetras: 
gen, vnnd nachgehends auff die Pruck zu Lunven auffge-. 
ſteckt, vnd das Volck darbei erinnert, wie ein jolche ſchmach 


% 69 


1090 


dem Spanifihen gemalt varumb geſchehe, dieweil fie da: 
rauff getroßt haben , deßhalben dann fie die Einwohner 
defto mehr gegen dem Ewigen Siegberren Chriſto mit Tob 
vnd danckſagung ſich zu erzeigen beiten, dieweil der Sieg 
obn einige jhre fräffte wer zugangen, vnd fortan etwann 
fie Gott vie Ehr würden geben, ferneren Sieg betten zu 
gewarten. Dann daß nunmals in Flandern ein pneinige 
feit wer entftanden, daß zwifchen den Spaniern ein Mi: 
verftand ſich erbaben, das ander Kriegsvold inn einem vn— 
willen fich getrennet vnnd verloffen, ver Hergog von Parma 
dur verreigung des Königs auß Hifpanien Baſtards, 
inn verachtung fommet, vnnd daß des gedachten Hertzogen 
Schiffmateloten verlieffen, das were alles nicht Menſchli— 
sber anordnung, fonvdern vielmehr Göttlicher ſchickung zu: 
aufchreiben. Diefes vnnd anders pfleget man aud dem 
Volck in den Previgen vorzufagen vnd zu verfünden. 

Sp nun diefe Hiſpaniſche Schiffmacht durch das vnge— 
witter hinder die Inſulen, Orcades genant, vmb den er: 
fien Augufti ongefahrlich geichlagen worden, biß an ven 
60. grad gegen Mitnacht, inn ein folche Landfchafft, "deren 
Die jungen Spanifchen Herrlein gar nicht gewohnet, die 
niemalg innen worden, was es für ein ding ſey vmb 
Sturm vnnd fortun auf dem Mör, auch nichts wiſſen zu 
fagen von dem rhawen falten luft im Augftmonat. Wel— 
ches vrſach geweſen, das vmb dieſe Septentrionalifchen 
Inſulen jhre Ruderknechten vnnd Soldaten hauffenweiß 
dahin ſtarben, deſſen jhre Leichnam, fo an dag Land ge 
trieben worden, genugfame zeugnuß geben. 

Zwengig oder mehr tag hernacer, als fie dieſe zeit in 
groſſem kummer elenvdiglich zugebract, vnd verlangten wi- 
der nader bauß vmbzuferen, haben fie gegen Süd Oſtweſt 
mit vollen Segeln abgefegelt, ver meyaung, Dilpanien zu 
erreichen. Aber der Allmäctig Gott, welder ven hoch— 
muth biß inn die onderfte Hölle verfolget, bat alſo vnge— 
ftüme vnd den hochmut diefer fo groſſen onnd graufamen 
Armaden gang twiderwertige Wind erwedt, daß fie eswere 
in Tieb oder leid, inn vdiefes hohe Mör gegen Dueft inn 
Irrland verfieubert worden, vnnd fo groffe anzal Schiff 
inn den Mörklippen vnnd Sandboden au den Bffer des 


1091 


Irrlands, an vielen Morgen vnnd Mitnähtigen orten auf 
fünffsig Meil wege von einander: Dann etliche vnder-, 
etliche zu trümmern gangen, vnd etlich auff das Geftad 
getrieben worden. Wie dann bei dem Mitternächtigen Irr— 
land nacher Schettland zwiſchen den zweien Waſſern Loug— 
foile vnd Loughfouilly neune geiehen worden, Die auff das 
Siffer getrieben vnd mehrtheils zufchmettert geweien, vnnd 
die. Spanier genothtträngt worden, auszufteigen, ond Hilft 
zu betilen vnder den wilden. Barbariihen Irrländern. 

An einem andern ort in einer Steinflippen, genannt 
Galbeggy, zehen meilen von dannen gegen dem Südoueſt, 
wurden auch drey groſſer Schiff wider die Felſen getriben. 
An eim andern ort, genant der Borreis gegen Mittag, 
vngefahrlich ſechs meylen von Gallouey nah Mitternacht, 
dem Graffen von Ormend angebörig, ift auch eines aus 
ten fürnemfien vnnd gröften Schiffen, von taufent läften 
vnnd mit 50 gegoßner grober gefchüg, vnd fonft 4 groi= 
fer ftuf wol veriehen, onvergangen, vnnd zugleih alle, 
fo viel darinnen geweien, ertrunden, aufgenommen ſech— 
schen, welche, nachdem fie geftafieret, das anichen haben, 
taß fie fürneme Leut- feien, vnnd deßhalben auffgebept 
worden. 

Serners fo feind gegen Mittag zwey oder drey andere: 
Schiff zu grund gangen, 15 Meylen vber dem Bifer Tho— 
mond ‚gegen Mitternacht dem Waller Shenin zu, vnder 
welchen eines von den Spaniern ſelbs verbrendt vnd auff 
ven Sand gerudiz Das ander was von S. Sebaftiano 
genent, in welchem dreyhundert Perſonen geweſen, alle 
zugleich ertrunden, ohne ſechtzig. Das drit, mit allem was 
tarinn, ift in- ein ort, genant Brefan, verworfen worden. 
An einem andern ort, fürdem Schloß Herrn Tirlogh Obri- 
nes, ift auch ein groß Schiff verlohren worden, weldes 
man vermeint eine Galeaſſe geweſen fein. Bnnd ift Die 
fer hieuor bemelter verluft nach dem berict, den man von 
vielerley orten auß Irrland gethan, geſchehen von. dem 
fünfften biß an den zebenden Septembris, dermaflen, daß. 
alles wol außgerechnet, von dem 21. Julij, da das Spa= 
niſche Kriegsvold anfenglich- onnd zum erftenmahl von Den, 

Engelländern gefhlagen, an,. biß auff den 10. Septembris, 


1092 


welches bei den 7 wuchen fein, vnnd mehr, wol abzunems 
men, daß gedachte Schiffmacht weder einigen guien Tag 
noch gute Nacht gehabt. 

Was belanget die vberblibene Schiffe von der Armada, 
bat man ihre viel geiehen hin vnd wider zerftrewet an 
dern Srrländiihen Vffer, alfo von dem Wind verfioflen, 
dad wol zu vermuten, fie werden Hiſpaniam nit mehr 
jehen, dann fie außgemärglet vnd entblöfet an Prouiand 
vnd Ruderknechten, wie etliche unter ihrer Geſellſchafft, fo 
oberblieben und zu Land fommen feind, darüber jämmer: 
lihe klag führen, ond die fachen noch Härer an tag zu 
geben, hat man folgende Specificierte verzeichnuß deſto 
mehr in achtung zu nemmen. 

Denn Sambftags den 7. Septembris hat fih das Schiff, 
welches inn gefahr geftanden, einen bruch zu leiden, auff 
vem Sand zu Troil von 40 oder 50 Täften, felbs ergeben, 
darinnen 24 Perſonen geweſen vnder anderm zwen des 
Ducs Hofviener, vnd zwen feiner Zungen. 

Zinftags den 10. Derembris ift ein Spebfchiff, wie man 
darfür heit, durch diefe Armada außgeichieft worven, welche 
Herr Wilhelm Herbert fagt vndergangen fein. 

Eben veffelbigen tags ift am anlauff zu Bleßkeis bei 
Smerewid, allda die Spanier durch) den Herrn Gray er: 
legt jeın worden, ein groß Schiff vntergangen, genandt 
vnſer liebe Fraw von der Roſen, von taufent läſten, da— 
rinnen der Pring von Ajeule, des Königs Baftard, Dom 
Petro, Dom Diego vnnd Dom Francifeo, mit fiben an- 
dern flattlichen vom Adel feiner Hofjundherrn ertrunden. 
Da ift auch Michel Dauendo, ein ſehr wohlerfahrner Mann 
auf der See, auff dem Plab blieben, welcher ein Oberfter 
in gedachtem Schiff gewefen, Billa Franca von ©. Seba— 
flian Hauptmann darüber, vıd Matuta, Hauptmann ober 
das Fußvold, fo darinn geweien, Hauptmann Suvareg, 
ein Vortugalefer, Garrionero Lopeche von der Bega, Mon- 
tenefe, vnd einer, genannt Franciſcus Caftelliani, alle, Be— 
felchsleut, mehr Johann Riſe ond Frans Noch, beive Irr— 
Ienver, mit etwann 500 Perfonen, vonder. welchen noch Jun: 
dert vom Adel, aber nicht fo namhafft wie die hie vor- 
bemeldte. Vnd ift von diefer anzahl nicht mehr als ein 


1093 


einiger daruon kommen, welcher von Genua geweien, mit 
Kamen Jean Antonio de Monona, ein Sohn des Patro— 
nen in diefem Schiff. 

Eben ven zinßtag bat der Leutenant des Gubernators 
son Münfter zeitung befommen, dag an dem Bifer bei 
Thomond zwei groffer Schiff zu feheittern gangen, vnd da= 
rinn bei 700 Menſchen erfäufft, vber die 150, die gefäng- 
ih angenommen worden. 

Es ift auch Fundt durch einen Brieff, welchen man an 
Stephan Weiß von Limmorid geichrieben ven 12. Septemb- 
ris, das vmb eben denſelben Zindtag ein grofles Schiff 
von 900 Läften ift auff den Sand zu Ballicrabihy getriben 
worden, darauß 13 vom Adel gefangen worden, die an- 
dern, welcher nach bei 400 feind, haben vnterftanden, fich 
etwas zu erwehren. 

Er Schreibt gleichsfalls noch von einem andern, weldes 
in die Inſel Clere in Irriſe geworffen worden, vnd das 
73 Menfchen varauß ombfommen vnd erfrunden. 

Ferners fo fchreibet er, Daß eben zur felbigen zeit ein 
anders groffes Schiff in Tireawley verſchlagen worden, 
darauß drei groffe Herren, ein Biſchoff vnd ein Münd, 
neben 69 andern Perfonen durch Wilhelm Boord von 
Ardemie gefangen, aller der Reſt erichlagen oder erfeufft 
worden, von denen ein Galloglaffe, welches auff ihr ſprach 
fo viel geredt ift, als ein Srrländifcher Halbarvierer, Ach— 
gig mit feiner Streitart erlegt. 

Mitwohs den eilfften gemeldtes Monats September, 
als ſiben Schiff, welde in dem fluß Shenan gehalten, ab- 
gefeglet, haben fie ein groffes Schiff von jhrer flut, mit 
Fewr angelegt, welches zum wenigften von taufent lüften 
geweien, 

Es ift auch zeitung fommen durch ven Leutenant vom 
Cord, das vergangen 17. Septembris zwey andere groſſe 
Schiff von diefer Flut feind verlohren worden, gegen dem 
Vffer bei Connaught. 

Der Admiral, genant Johan Martin von Ficalde, iſt 
in den Golff zu Bleskeis kommen mit einem groſſen Schiff 
vnd einer Barchen vngefahrlich den 6. Septembris, vnnd 
halte daſelbſt noch zur zeit mit einem andern Schiff von 


1094 


400 fäften und einem Weidling, waferr fie nicht durch das 
groſſe ongewitter, welches den 17. vnd 18, dieſes Monats 
geweien, zerfirewet worden. Dann folgende gelegenheit 
bette es mit dem Admiral, da er anfame, Sein fhiff war 
hin end wider an 14 oder 15 örtern geöffnet, ond ver 
kleinſte Mat dermaſſen gefchätigt, daß er nicht dorffte mit 
vollen Segeln fahren. Es feind nicht mehr als 60 Schiff: 
leut darinnen, vnnd dieſelbige fo vbel zugericht, daß etliche 
Onder ihnen durch Krandheit gang vnnd gar zerfchlagen, 
die vberigen aber fo ſchwach, daß fie onvermöglich zu ei— 
niger rechten arbeit, vnd vergehet fein tag, daß nit 5 
oder 6 von dem hauffen vber vas Schiff hinab geſchickt 
werten. 


Folgen etliher Spanifher Gefangenen Exami- 
nationes , Befragungen vnd Depositiones, oder 
befantnuffen vnd vergichten, 


Sean Antonio von Monona, ein Staliäner, Franecifet 
von Monena, des Patronen Sohn, im Schiff genannt 
Sancta Maria von ver Roſen, fo taufent läſt geführet, 
vnd in den Golff Dlesfey geworffen worden. 

As gedachter von Monona ven eilftten Septembrig für- 
geftelt und befragt ward, fagt er, das er vnd die vberige 
von dem Kriegsvolck die Engelländifche flut (wie ers dar: 
für hielte) heiten gegen dem Vffer Schottenlands gelaffen, 
onnd daß vazumal jhnen von ihrer vollfommenen Armada 
albereit8 mangelten vier Galleen, fiben groffer ſchiff, vnd 
des Admiral: oder Hauptichiff unter den höchſten Galleaffen, 
onnd daß ſowol im fireit als durch frandheit zum wenig: 
ſten 8000. Mann abgangen gewefen. Daß er nicht: wifte, 
wo der Hergog von Medina Sidvonia geblieben, fonver 
von der zeit an 13 Tag auff ver See gegen Mitternacht 
ombgefahren, vnd nichts als Himmel und Waffer gefehen, 
dernhalben fein ort wife zu nennen. : Aber demnach fie 
dur die Fortun zertheilt, habe ter Hertzog fein Zug a!- 
lezeit auff hohem Meer gehalten, fie, als die zu Land be— 
gert, haben fih gegen dem Meerbafen ver Infel Eiere fort 
gelaften, wie auch andere viel ſchiff mehr (ſeines erachtens 


1095 


bei vierbigen) getban haben, mit dem Her&ogen aber feind 
25 ſchiff hinweckgefahren. 

Daß er hie ankommen, demnach er Schottenland vmb— 
fahren, vnnd halte darfür, es ſeye der Hertzog von Me— 
dina nunmehr nit weit von Spanien, daß des Hertzogs 
fürhaben geweſen, als er den Ancker bei Calais niederge— 
laſſen, in Flandern zu ſchiffen, vnnd das er aber wegen 
des widerwertigen Winds vnd ſeuche des Waſſers mit ſei— 
nen groſſen ſchiffen nicht können lenden. 

Vber obgemelte Schiff wiß er fich auch zu befinnen, 
daß zwey andere zu trümmern gangen am Schottiſchen 
Vffer, durch den ſchaden, welchen fie von dem Geſchütz des 
Engelländiſchen Kriegsbeers erlitten, das eine, genant S. 
Mattheus, von 500 Jäften, darinnen 450 Mann ertrunden, 
das ander ihiff war aus Bißfay von dem Namen ©. Se: 
baftians, führte 400 lüften, darinnen auch 350 Mann 
ombs leben fommen. 

Vnd fo viel belangt das ſchiff, darinnen er gewefen, 
mit Namen Sainete Marie de fa Rofe, von 1000 läften, 
fo find von 500 Mann, fo darinnen geweien, nicht mehr 
als er alleinig daruon fommen, von den fürnembfien deſ— 
felbigen feind ertrunden nachfolgende: 

Der Pring von Afcule, des Königs von Hifpanien Ba: 
flard, Hauptmann Matuta, Hauptmann Conuale, Portu: 
gallefer, Lopeho de la Vega auß Gaftilien, Guarioneto 
aus Kaftilien, Montanefe aus Caftilien, Billa Franca von 
S. Sebafian, Dauptmann in gedachtem ſchiff, der Gene: 
ral = DOberfter ober die gange flut von Guipousque, mit 
namen Dom Michel d’oquende, mit noch 20 Rittern, die 
fie Aduenturiers, oder Abentheurfucher heiffen, weil fie auff 
ihren zaum vnd luſts halben mitgezogen. 

Sagt auch, daß jr Armada grofien abgang an friſchem 
Waſſer gehabt, vnd als man ferners nachgeforſchet, was 
für vorrhat an Wein vnd anderer notturfft in dem ſchiff, 
welches bei Calais angefahren. were, ſagt er, daß fünfftzig 
groffer gegoſſener ſtuck darinn geweien, lauter grofie Feld: 
ftud, ober noch 25 andere lud, fo. wol gegoſſen als von 
Eyien geſchlagen, ſo in ihr Ihiff gehörten. Das auch noch 
darinnen weren 30 fäſſer voll gutes Spaniſchen Weing, 


1096 


an filber in Mün& 15000 Ducaten, vnd an gelt gleich 
fo viel, aber viel ein gröffer fha an gewand vnd gul— 
din geſchirr. 

Sagt zum befchluß, daß der Duc von Medine befelch 
geihan, daB die gange flut fich folte bei Eronia verfamlen, 
vnd daß bei Teibsftraff Feiner da außtretten folte, biß auff 
weitern befcheid. 


Depoſition vnd Kundtſchafft Emanuels von Fre— 
moſa, eines Portugaleſers, den 12. Septembris 
Anno 1588. 


Sagt, daß er in dem ſchiff, ſo genant worden S. Jo— 
hann vom Port aus Portugal, von eilffhundert läſten, 
ankommen, inn welchem ward Dom Jean Martin von 
Ricalde, der gantzen flut Admiral, zwar vnder dem Dur, 
velcher General-Oberſter vber die gantze Armada, da: 
rinnen, als ſie erſtlich außgezogen, waren 800 Soldaten, 
mehr 60 Schiffleut auß Portugal, vnnd 40 auß Biskap, 
war dieſes das gröſte von der gantzen Armada. 

Es waren als vnd als, wie er ſagt, da ſie außſegelten, 
135 Segel, vnd vnter dieſer zahl waren 4 Galleoten, 4 
Galeen, vnnd 9 Schiff, welche mit Prouiand beladen. 
Sie feind von Eronia abgezogen 14 tag nah Johannis, 
wie fie es aufgerechnet. 

Sagt, das fie dem Duc de Parme zugefchidt worden, 
daß er fie möchte wider Engelland brauden, wann «8 jh: 
nen am beften zu fein dunden würde. 

Bngefährlih 8 tag, darnad fie abgefeglet von Eronia, 
fagt er, ſey jhr gantze flut zu Lizard ankommen, welches 
ein Hafen des Lands Cornubien over fornewal ift. 

Sagt auch, daß in derfelben gegend der General = Oberft 
die Segel niedergelaffen,, vnd die gange Naht alio her: 
nider behalten, vnnd daß fie folgends tages frü, alsbald 
fie die Engelländiſche flut gefchen, die Segel eilends wiver 
aufgezogen. 

Sagt, daß fie zuvor bericht eingenommen, ed were die 
Engelländiſche flut in Plymunt vnd Dartmunt. 

Sagt ferners, daß das erfte treffen zwiichen den fluten 


1697 


ſich anfenglich erbaben gegen Mittnacht - Weft bei Lizard, 
vnd daß im felbigen fireit auß jbrem Shift 25 Perſonen 
darauff gangen. 

Sagt aub, dag dannoch ein Schladht geſchehen vier 
oder fünf tag lang, jmmer am geftaden fort., vnnd daß 
dazumal das ſchiff, varinn er geweien, widerumb 25 Mann 
verlobren, was auß den andern geihlagen worden, fond 
er nicht jagen, aber zwey groſſer fehiff feien im ftich bii- 
ben, in welder einem Dom Pedro gewefen, dad ander 
fey durchs Fewr verzehret. 

Sie haben ven Ander geworffen bei Calais, der mey: 
nung, dafelbft auff den Duc de Parma zu warten, da fie 
durch etliche angezündte fchiff von den Engellänvdern getrun— 
gen worden , die Ander abzuhawen vnnd auffzubreden, 
dermaflen, daß jedem ſchiff dazumahl zwen Ander dahin: 
den blieben. 

Solgends tags bat fih die ſchlacht erhebt vmb die 8. oh: 
ren früezeit, welche 8 ganger ftunden gewehret, inn dem 
Canal gegen Mittnacht, da die Engelländer die Spanier 
allzeit vor fih in der flucht gehapt: vergeftalt, daß fie fih 
hetten fortgewagt, vnnd den Spaniern neber zugerudt, 
haben fie einen folchen fchreden in dem General: Oberfter 
gefpüret, daß (ſeins erachtens) er bald die gang Armada 
vbergeben. 

Sagt, daß in der Schlabt die Spanier eine Gallen 
verlohren,, welche fey bei Calais auff das geftad gerent, 
vnnd zwo Galleonen von Lißbone, dem König angehörig, 
ein fohiff auß Bisfay von 4 oder 500 Jäften ift va aud 
ondergangen , mehr noch ein anders. Nach beichebener 
Schlacht Hat ver General die Armada widerumb beſichti— 
get, onnd befunden, das noch bei 120 fegel von dem gan— 
gen hauffen überig, wie man vns die zeitung bracht. Aber 
feim augenmaß nach fey er nicht mehr als bei 85 anſich— 
tig worden, wo vie vberigen hinkommen, feye jhm vn— 
bewußt. 

Sagt mehr, daß inn dem ftreit drey grofier Venedifcher 
fchiff inn gefahr geftanden, daß fie folten verfinden, Die: 
weil fie hart verlegt vnnd an vielen orten durchlöchert 
waren, aber dazumahl durch die Zimmerleut erhalten wor: 


1098 


den vnnd, wie er verftanden, dieweil fie das Waſſer nicht 
halten würden, nach Flandern geichifft; wie es darmit er- 
gangen, fünne er nicht fagen. 

Vnd thut noch mehr. hinzu, daß fie durch etliche von 
ven Englifchen flut, vngefahrlich fünff tagnad der Schlacht, 
dermaſſen ombgetrieben worten gegen Mitternacht, daß fie 
das Land gar auß dem geficht verlohren, aber, wie ihn 
bevdundt, jo fey e$ gegen dem Mittnächtigen Schottenland 
geweſen. 

Sagt auch, daß etwan vber vier tag hernach, als vie 
Engellänter fie verlaffen , alle, fo von der Armada noch 
sberig (ebnaefahrlihben bei hundert vnd zwentzig fegeln, 
wie gemeldt) inn ein Inſel kommen, wie ihn gedunckt 
gegen Mittnächtigem Schottenland, da fie nicht lang ſtill 
gehalten, aud fein einige erquidung gebapt, inn den ori 
da hat der General = DOverfter alle ſchiff zuſammen beſchei— 
den vnnd befoblen, fo viel ihnen Menſchlich vnnd möglich, 
auff daß beiveft inn den nächften Hafen, entweders Hiſpa— 
nien oder Portugals fich verfügen, wegen der groſſen noht 
darein fie gerhaten, dur) mangel Prouiants vnnd ante: 
rem, jagen, daß fie fich veito Lieverlicher verforget, dieweil 
fie fich mehr vnnd groffer Hülff zu vem Duc de Parma 
verjehen. Entlich fo hendet er auch das daran, das täg— 
lich vier oder fünff in dem fehiff, darinnen er geweſen, 
hunger vnd durft geftorben, vnangeſehen, daß daffelbig am 
beiten Proniandirt geweſen, welches er daher weiß, das 
man auß den andern bei diefem vmb hülff vnnd mitthei⸗ 
lung angeſucht. 

Nach dieſem, ſagt er, ſeie die gantze flut zehen tag lang 
allezeit in einem Strom nach Hiſpanien auff das beit jh— 
nen immer möglich geweſen, fortgefahren. Nach der hand 
fo ſeien fie (nunmehr vor etlich vnnd zwentzig tagen) zer: 
firewet vnnd zertrennei worden Durch ein groß Fortun, 
welche geweret von vieren an zu Abend biß an den an— 
dern Tag vmb zehen vhren morgens, dur welches For: 
tun ond Sturmmwetter der Admiral mit: 27 Segeln hin: 
weckkommen, vnder welchen cin Galleafen gewefen mit 28 
roderbänden auff jeder ſeiten, wo das ander volck alles 
blieben, ſey jhm onbewußt. 


* 1099 


Sagt auch, dag vor zehen tagen fie rin anders gro 
Wetter gehabt mit einem diden finftern Nebel, dardurch 
fie wiverumb von einander gejagt, dermaſſen, daß von 
den 27 fchiffen nicht mehr an vas Vffer bei Dingle Cusbe 
fommen, als das Armiralifch Hauptſchiff, vnd ein anders 
-von 409, vnd ein Feines Schiff von 40 läften, wo die vbe— 
rigen von den obgedachten 27 Scgeln hinfommen, wiß er 
nicht, als vaß eine groffe Holden von 400 fäften auß gro'- 
fem mangel einiger hilff fey auff den ſtaden gefahren, zwen— 
Big meylen von Dingle Cushe, wiffe nit, wer Haurt— 
man darinnen gewefen : fagt aber, daß in ver Apmirale, 
oder dem Dauptichiff, als vnd ale nicht mehr dann 500 
Perfonen feien, onter welchen 25 Bisfayer vnnd 40 Por- 
tugalefer alle Schiffleut, onnd ift der Gubernator ſampt 
einem von den Patronen darinnen Sehr ſchwach. 

Mehr Sagt er, es ligen darirnen achtzig Solvaten vnnd 
20 Schiffleut gar frand, vnd fterben alle tag daruon hin— 
weg: die vberigen, wie er fagt, fein gang außgemergelt, 
der Hauptmann felbs gar troftloß vnd ſchwach, fagt, das 
es mit 54 gegoffener ſtuck verfehen fey, ond bei 80 Eent: 
ner Puluer noch im vorrhat. 

Sagt, vaß wegen der vngeftümigfeit des Oftwindg fie 
fo nahe an das Vffer geftoffen, ehe fie deilen wahrgenom: 
men, daB jhnen gar nicht mehr möglich gewefen, vmbzu— 
feren vnnd hinderſich zu ziehen. 

Es fey ins Admirals ſchiff gar wenig Wein, wentger 
Brot, onnd gar Fein Waſſer, ald das fie mit aus Spanien 
bracht haben, welches grewlich ftindend : was antrifft das 
Fleiſch vnnd andere Speiß, können fie es wegen groffen 
durfts nicht nieſſen. 

Sp viel ibm bewußt, fagt er, daß niemands von der 
Armada zu Land fommen, biß dazumal, da fie am dieſes 
Dffer zu Dingle Eushe fommen: haben auch werer Wat: 
fer, Speifen orer einige labfal gehabt feit ver zeit her fie 
die Engelländer verlaffen. 

Sagt, daß vazumahl , als fie vor Calais gelegen, ein 
Rennſchiff unter jhre Flut fommen fey von dem Duc ve 
Parme, ver fie verftendigen laffen, daß er nicht fönne vor 
Freytags fertig werten. Aber wegen der Schlacht, welche 


1100 


fie gegen den Engelländern verlohren, Fondten fie nicht fo 
lang allda verharren. 

Sagt, daß des Admirals gänglich fürhaben, mit näd: 
fiem glüdlihen Wind widernmb nad Hifpanien zu fahren, 
vnd daß es ein gemeine fag fey vonder den Soldaten, da 
ibn onfer Herr Gott dißmahl widerumb heim verhülffe, 
wolten fie andermahl der Engelländer wol mieffig gehn. 

Bnter den fürnembften, fo in dem Hauptfchiff fein, nen- 
net er Dom Jean de lina, ein Spanifchen Befelchshaber 
vber die Soldaten, fo im ſchiff feind, Dom bomes, ein 
Spanier, auch ein Hauptmann, Dom Sebaftian, ein Edel- 
mann aus Portugal, der für fich felbs war, ein Staliani: 
fcher Marggraffe, der auch auff eigenem zaum mitzoge, 
vnnd noch ein Adelsperſon auß Portugal, fo ihm unbe: 
fant, fagt aber, daß diſes die fürnembften onter ihnen feien, 
vnd fragen weiſſe Freußer auff jhren Heivern. 

Es feind in gedachten Schiff auch mehr fehlechtere vom 
Adel, vnnd alles Kriegsvold, fo darinnen, waren lauter 
Spanier, fo feind auch in kleinen Barque oder Weidling, 
welches fie mit jbn führen, bei 25 Mann, aber wie viel 
in der Holden feien, die auch darmit ift, könne er nicht 
wiſſen. 

Er halte darfür, daß der Hertzog von Medina widerumb 
nach Spanien geſchifft ſey, dieweil er zwölff meil wegs 
weiter vorhinauß geweſen gegen morgen, als der Admi— 
ral, da fie den erſten Sturm vnd vngewitter erlitten. 

Sagt, dad die groſſe Gallion, geſchicket durch den Her— 
tzog von Floreng, niemahls mehr gefehen fey worden feit 
der Schlacht bei Talais, vnd daß dieibenigen, fo in den 
Galeaſſen gewefen, hefftig durch die Engelländer geſchädi— 
get worden. 


Außfag vnd Devyofition Emanuels Franeifeo, den 
12. Septembris Anno 1588, 


Emanuel Francifco , ein Portugalefer, fagt vnder an: 
dern, wie der bievor verbörte,, daß biß auff die Schlacht 
vor Galais ein Galeaffe auff den Sand bei Calais getri- 
ben worden, vnd daß zwo von nes Königs Gallionen, eine 


1104 


genannt S. Philips, welche 800 läſten führen möchte, one 
die andere, S. Mattheus, auch von 800 läften, mit einem 
Ihiff aus Bisfay, ohngefahrlih von 500 läſten, vnnd ein 
aus Gaftilien, etwann von 400, feien vndergangen, da— 
rumb daß etlihe Männer, fo inn diefe ſchiff gehörten, da— 
vauß genommen, vnd in des Admirals Schiff, in dem er 
geweien, gezogen worden. 

Nach vollendeter Schlacht, fagt er, das die zeitung kom— 
men, wie noch von dem Spanifchen hauffen 120 Segel 
vberig feien, die hefftig verlegt, onnd vaß des Admiral 
ſchiff durch ſchieſſen hefftig zerſchmettert vnnd geöffnet wor: 
den, zu allem auch ein ſchutz inn den Maſt entpfangen, 
ond das beſchläg oder Rüſtung des fordern theils gar ge— 
ſchendet, bekennen, daß fie ſich der Engelländer hefftig be— 
forgten, auch förchteten, fie möchten jhnen nachiegen. 

Bon wegen obgemeldten fchußes ift der Maft gedachtes 
ſchiffs ſo ſchwach, das er nicht gegen einigem vngewitter 
beſtehn mag, auch nicht ſolche ſegel ertragen, wie er fonft 
wol thun könte. Antreffend die andere Artidel, fo ftimpt 
er durchauß mit dem vberigen vberein, außgenommen, daß 
er werer geliehen noch. hören fagen von einer Prinaflen 
oder Rennfchiff, welches vom Duc de Parma fommen fey, 
onnd weiß ſich nicht zu befinnen, daß er nach dem erfien 
ongewitter bei dem Dberfien ſchiff zwensig andere geſehen 
habe. Das aber, jagt er, ſey Die gemeine rede vnder allen 
geweſen, welche in oben fein ſchiff waren, daß fie Lieber 
zu Grab getragen fein wolten, ehe dann noch ein fahrt 
in Engelland wagen, mit vermeldung, das alle vie erfah: 
renſte, die in dem jchiff feien, fish nicht mehr behalten kön— 
nen, vnd da fie nur eine kleine zeit des orig, da fie fein, 
ſtill ligen müffen, halte er varfür, daß fie müflen zu grund 
gehn. Was ihn belanget, da es zu feiner Wahl finde, 
wolte er nicht widerumb in Bortugall fih wünſchen, vamit 
er nicht noch einmahl zu folder Reis gezwungen würde. 


Johann de Eonido vonLefit in Bisfay, ein Schiff: 
mann, den 12. Septembris Anno 1588. 


Johann de Conido von Lekit aus Bisfay, ein Schiff⸗ 
mann, jagt, daß er inn des Admirals ſchiff geweien, da 


1102 


er Die gange Armade vberichlagen nach beſchehenem treffen 
ber Calais, vnd das nicht mehr von dem gangen Spani- 
ſchen hauffen, als 110 over 112 ſchiff vbergeblieben. ‚Sagt 
au, daß inn eine von den Galeaffen vor fünffgehen ta— 
gen allbereits Wafler geloffen, weldes er vermeyne jhr 
wiverfahren fein an dem Mittnächtigen Vffer dieſer Inſel, 
er glaube auch nicht, das zwengig fegel bei dem Admiral 
jeien gewefen, der erften Fortun, welde vor 30 tagen 
erftanden. 

Sagt, daß der Herkog von Medina Sivonia außtruden: 
lich befelch ergebn laſſen, daß feiner, an welchen ort es 
auch were, außfteigen folte, e8 geſchehe dann durch fein 
geheiß. Bekennet, daß ver bauff, welcder von der letſten 
Schlacht vberbliben, vbel zugericht feie, vnd viel ſchiff vn— 
zäblig voll Löcher, jhre feiler durch das geſchütz zeriprengt: 
end verwuft, in den andern Puncten vergleicht er fih in 
allem mit dem vorigen Deponenten. Sagt ferner, daß, 
nachdem die Engellänvdifche flut fey verloffen, fie alle Roß 
vnud Maultdier ins Mor geftürget haben, damit fie jhr 
Waiter behalten möchten, weldes man ihnen mit etlichen: 
Holden, die darzu geordnet waren, nachgeführet. 


Das ander Eramen oder außforichung Job. An— 
toni de Monona, eines Schiffmanng von Genua, 
den 15. Septembris Anno 1588. 


Sagt, daß fein Vatter vnd er neben andern feien gehn 
Lißbona fommen in einem Schiff von Genua vor einjahr, 
va fie auß Königlihem gebott in ein Schiff: gezwungen 
worden, weldes vngefährlid von 400 läften ward. Sagt, 
daß demnach fein Vatter zum Patronen georpnet worden 
in dem fchiff, genant Nostre Dame de la Rose, von 1000: 
Yaften, dem König angehörig. Daß ver Prince von. Afeule, 
des Königs Baftardt, mit des Hertzog von Merina gefell- 
Ibafft in einem Schiff anfommen, welches genennet ward 
die Gallion von S. Martin, vnd taufendt Läſt ertragen 
mocdte. Aber daß dieſer Pring zu Calais, als fih vie 
Englifche Flutt herbey machete, außgeftigen ſey, alfo daß 
vor feiner widerkunfft der Hergog gezwungen worden, Die 


1103 


Ender abzuhawen, und auff zu fein, weiches ein vrſach 
gewefen, daß der Pring nicht mehr in fein Schifffommen, 
fondern in das treiten müſſen, welches genant wird vnſer 
lieb fraw zur Roſen: dahin dann zualeih mit jhme kom— 
men Dom Pedro, Dom Franciſco, Dom Diege, ond fie 
ben andere hohe Adelsperfonen, welche dem Pringen nad: 
tratten. Sagt, daß der Hauptmann viefes Schiffs gewe- 
fen fey Billa Franca von ©. Sebaftian, vnnd Matuta, 
Hauptmann vber dem Fußvold in diefem Schiff: in wel- 
chem auch waren Hauptman Sumwares, ein Portugalefer, 
vnd Garrionero, ein Caftilianifcher Hauptman, Lepocho de 
la vega, aud ein Gaftilianifcher Hauptmann, Yauptman 
Montaneffe, ein Gaftilianer, Hauptmann Franeifeo, ein 
Gaftifianer, ond Michel Oquendo, welcher Obrifter dieſes 
ſchiffs geweſen. Es war mehr drinnen ein. Haupfmann 
aus Irrland, mit namen Johann Rieß, ohngefährlich 30 
jahr alt, vnd ein ander Irrländer, genannt Frank Felß. 
Der Printz war feines alters 28 Jaren. Sagt, daß au 
darinnen mehr vom Adel gewefen, die auß jrem freyen 
willen vnd luſts halben gezogen , die fie Aduentrier, da— 
rumb daß fie etwas begerten zu verfuchen, nennen theten, 
aber nit fo von anfehnlihem herfommen, wie die obbe- 
nente. Es feind, wie vor gefeßt, in diefem Schiff bei 
700 Mann gewefen als vnd als, da man anfänglich auff: 
gerogen, aber da es zu grundt gangen, find nicht vber 
300 mehr darinnen gewefen, die andern alle entweders in 
ver Schlacht, oder aber durch kranckheit auffgangen. 

Er fagt, daß dieſes Schiff viermahl durchlöchert wor: 
den, Und daß ein fhuß zwifchen Wind ond Waffer eg ge— 
troffen, welches ihnen groffe forcht einjagt, es möcht vn— 
tergeben, infonderheit da der gröfte theil von den Seylern 
dur die ſchütz zerfprengt. 

Diefes fchiff ift in dem Bufen von Bleßkeiß an Felien 
gefahren nechft verfchienen Zinftag vmb mittag anderthalb 
meyl weit vom Land, da alfe diejenigen, welche im fehiff 
geweien,, darmit zu grundt gangen, er allein ausgenom: 
men, welcher auff zwey oder drei brettern, fo daruon ab=. 
gefprungen waren, außgefhwummen. Die Evelleubt vn: 
derftunden fih wol durch ein Rachen zu erretten, aber 


1104 


ver ward fo feft angebunden, daß fie ihn nicht ledig ma: 
chen fondten, welches vrſach geweien, daß fie alle bleiben 
müſſen. Vnd alsbald daß Schiff am Felſen angelauffen, fo 
bat ein Hauptman fein. Batter als ven Patronen erfto- 
hen, mit fürgebung, daB ers auß verräbterlichen finn ge— 
ſchehen laſſen. 

Sagt, daS da zu ihrem hauffen ankommen ein Schiff 
auß Portugall ongefährlihd von 400. Läften, welches in 
eben dem Bufen, gleich gegen vem ort, da das Haupt: 
ſchiff am Ander hielte, den Ander außgeworffen, mit na: 
men ©. Johannes, in weldem war Dom Martin ve 
Ricalde. 

Sagt, daß bey 22. tagen zuuor der Hertzog von jhnen 
abgefegelt, mit 25. Schiffen, vnd noch 40. beim Admiral 
jeien blieben, vnter welchen diefes ihr Schiff nicht nach: 
folgen können, vdieweil fein Segel aller zerreiffen. Was 
belanget die vbrigen von ver Armaden, feyen fie alle fo 

jerfirewet worden, daß er nicht wiſſe, wo fie binfommen. 
Sagt, daß der Duc, varumb daß er beifer mit Waſſer 
verfehen als die andern, weiter ins Mör gegen Oft ge— 
fegt, der meinung, der Admiral mit feinem hauffen, die 
nicht ſowol darmit ftaffiret, würden fich vnterſtehn, etwann 
an einem Vfer anders zu befommen. Sonften fagt er 
fur gewiß, daß wider dieſes jchiff, noch einigs anders von 
ver Flut, niemals auffs Land fommen, auch fein entfegung 
gehabt over erlabung weder mit Waſſer noch victualien 
an einigem ort, allein von zwen Schotten, welde fie in 
der Schottifchen Pforten gefangen, denen der Hertzog jhre 
Viſch vnnd Prouiand vmbs gelt vnd bezahlung abgenommen. 

Er fagt gleichsfalls, daß ihre Schiff alfo zerichmettert 
geweien, vnd der Wind fo widerwertig, auch der Stade 
der Pforten in Flandern, daß der Patron, welcher in deß 
Ducs ſchiff wahre, vmb mehrer ficherheit willen den ſtrich 
naber Nord gewendet. 

Sagt, daß auff ein tag, da die beide Armaden zufam: 
men getroffen, der Derbog als er gefehen, wie frifch vnd 
bertzhafft die Englifche Flut auf fie zufege, die jhrigen 
ermabnet, weil va fein ander mittel wahr, ſich im Die 
Schlachtordnung zu richten. 


1105 


Sagt fernerd, das vor Calais denfelbigen tag 4000. 
man verlohren worden in der ſchlacht, ohne die taufent, 
welche inn zweyen ſchiffen ertrunden: der Obrifie vber 
die Reyfigen, der Tertij von Neapols vnnd Sicilien, fey 
dadurd ein groß fluf ombfommen, welches im die hufft 
zerfnürfcht. Eben dazumahl feyen der Feldmarſchalck ober 
die Repfigen, vnd der vber daß Fußvolck beive vmbkom— 
men, jhrer namen wiß er fich nicht zu erinnern. 

Sagt, daß die vier Galleaffen von Neapoli geweſen: 
vnd das die vier Galeen viergig meylen, ehe fie zu En- 
gelland fommen, hinder der Flut blieben feyen. Sagt, 
daß das Schiff von Floreng mit dem Herkogen hinweg 
ſey. Er feßt ferners hinzu, das virzehen Venediſche Schiff 
inn dieſer flut feyen, deren zwei ontergangen. Sie dien- 
ten zwar dem König nicht mit willen, fondern wegen 
eins Arrefi, fo ergangen. Es feyen drey Englifhe Schiff: 
Piloten in deß Herbogen Schiff geweien. 

Zum befhuß fagt er, daß in den Schiffen, welde zu 
grumd gangen, drey Reyßtrög voller gelis geweien. Vnd 
wiß nicht was den Herßogen verorſacht, befeblich zu thun, 
daß die Vhrigen von der Armada folten fih gen Eroniam 
verfügen, vnd von dannen bey Leybsfiraff ohne fernern 
beicheid nicht abzufegeln. 


Eramen vnd erforfhung Johan Antoni yon Monfe 
fünffsehben Meylen weit von Ganna, den 
27. Septembr. Anno ꝛc. 1588. 


Er fagt, daß der Pring von Afcule ein rane Perfon 
gewesen, einer mittelmeffigen länge, feines Alters 28. Jahr, 
habe Frauffe ſchwartzbraune Har gehabt, eine erhebte ſtirn, 
vnd wenig bart, weiß von Angeficht, roteleht an den 
Baden. Als er ertrunden, hab er ein Weiß Damaften 
Kleivt, Wammes vnd Hofen auf die Spaniſch Manier 
zerfchnitten vnd ein feiden par ftrimpff vürr blätter farb. 
Da dieſer Prins in jhr Schiff zu Calais gefommen, fey 
er in gefrudten Sammat gekleyd gangen, mit breiten 
güldenen Paßmenten belegt. Sagt, daß feine diener meb- 
vertbeyls in vem Schiff, darinnen auch er gemefen, feit 


X, 70 


1106 


der zeit fie von Hifpanien außgeſchiffet. Da fie aber gen 
Calais fommen, daß der Prins in einem Nachen von 
SHiff zu Schiff gefaren, fie in ein ſchlachtordnung zu 
richten 5 etliche Tagen, daß er dazumahl and Land aufge: 
ftigen fey. Sagt, daß man dafür halte, der Hertzog hab 
fih von dem Nordoft von Irland gegen Oft fortgelaf- 
fen, da er von dem vbrigen Bold hinweg gezogen. Sagt, 
daß er dur ein fortun, welche bey nacht auffgeftanden, 
fey hinweg fommen, vnd daß etwan 6. tag hernach ein 
Gallien auß Portugal, als fie diefes ihr Schiff angetrof- 
fen ond fürvber gefahren fey, zu denen, fo darinnen wah- 
ren, gefagt babe, daß 25. Schiff von der gangen Armada 
hinweg weren mit dem Hertzogen, vnd daß die andern 
zerſtrewt weren durch daß Vngewitter, acht an einem ort, 
ond vier an eim andern vberfahren, das Mör alfo zer: 
theilt. Aber wie viel noh Schiff vbrig gewefen als fie 
von dem Scottifchen Bfer abgefegelt, fan er der depo— 
nent nicht fagen. Daß zwar fagt er, daß nach diefer 
erfien fortun, welche fich erhebt, nunmehr vor 25. tagen 
durh den Sudwind, ehe fie von einander fommen , fie 
durch manches vngewitter gejagt worden, bald zu einer, 
er andern feiten, durch ein vnſegliche unbeftendigfeit 
der Wind. 


Ander Eramen Emanuels Fremofa den 17. Sep- 
tembris 1588. 


Emanuel Fremofa, welcher eben venfelbigen tag aud 
fürgeftellt, fagt, daß den nechften tag vor der groffen For: 
tun, durch welche der Hergog von ihnen kommen, welches 
tags dz Mör gar ftill geweſen, er ſelbs die ubrigen von 
der Armada gezehlet, davon fih als vnd als noch 73. 
fegel gefunden. 

Sagt, daß dazumahl, als fie im allereufferften vnd 
weitftien waren, feien fie ober die 62. grad ver Mitter: 
nacht gewefen, daß fie auff allen feiten achtzig Meylen 
zum Land gehabt, und mehr gegen dem Norvofi Schot- 
tenlande, vnd haben gegen Mittag den Hafen der Inſeln 
Clere gebabt, vnd zwar alfo, daß fih was gegen Of 


1107 


neigete vnd daſſelbig A. oder fünff tag lang. Bon derſel— 
digen zeit biß zur Fortun haben fie mehrertheil den OR 
vnd mittag Oft, vnterweilen auch den Mittnachtoſtwind 
gehabt: welcher doch kurtze zeit gewehret. 

Er ſagt, daß wenig Leuth gewißt, daß der Printze deß 
Königs Baſtard vnter dem Hauffen geweſen, biß man gehn 
Calais kommen: da er ſich vmb vie zeit, alß das treffen 
ſolt angehen, inn einem kleinen Schifflein hatt laſſen an 
das Vfer zu Calais vberführen: aber zuuor hatt er ſich 
in deß Hertzogen Schiff, wie andere gemeine Soldaten 
verhalten, alſo das jm biß zur ſelbigen zeit durchauß fein 
ehr widerfahren, iſt auch gar im ringſten kein ſag von 
jhme geweſen. Vber das, ſagt er auch, daß ein gewal⸗ 
tiger Italianiſcher Fürſt, welcher befeih gehabt, alda in 
einer groffen vnd wol außgeftaffirt Argnufoife gemefen, 
welcher zuvor, ehe fie bei Engelland anfommen, dem Her: 
tzogen vnd den fürnembften von der Armada oft Bande: 
ten gehalten. Diefe Argoufeife nennet mann vie Raht. 

Sagt, daß er nicht wargenommen, ob vieles Schiff 
vnter der Flut den tag vor der Fortun geweien. Dis 
alles wiß er, dieweil es in einem befonvdern anſehen ge: 
wefen, daß man offt nachgefragt, ob es unter dem hauf- 
fen feie, ond daß man geantwort, ja es were darunder. 
Sagt auch, daß der fürnembft ſchatz, welcher geordnet were 
für die zahlung in dem Schiff (Wie er verflanden) ge: 
weien fey, welches bey Calais auff den ſtaden getriben 
worden: vnd inn eim Schiff sor Siuile, welches in Ga: 
lieia gebawen worden, mit nahmen Galega, von fiben: 
bundert Läften, in welchem war Dom Petro de Baldez, 
welcher inn dem Bfer gegen Mittag gefangen worven. 


Eramen Petri Carre auß Flandern. 


Sagt, daß in dem Schiff, in welhem er anfommen, 
genant S. Johannes, welches ein Gallion war von 900. 
Yäften, da weren an den Martin Ricalde noch fünff Haupt- 
leut geweien, Dom Johan de Zune, Dom Comes de Ga- 
lanezar, Dom Petro de Madri, ver Grafe von Paredeg, 
Dom Felice, fampt einem Ftalianifchen Marggrafen auß 
Premont, genant der Margagraf von Faruare. 


11085 


Sagt auch, das der Admiral, feit der Schlacht vor Ca- 
lais, nicht auß feim Bett fommen, als vor acht tagen, 
da fie auff das geftad angefahren. Sagt ferner, das die— 
fer Admiral auf Bisfay feie, over auß Bilbo, oder auf 
Alerede, ein 62. järiger ond mwolverdienter Mann. Wei— 
ters, jo fagt er, das im difer Armada alte verfuchten Sol- 
daten aus Neaples vnnd Sicilien gewefen, vnder dem 
Regiment Dom Alonfo de fone vnd Dom Diego Piemen- 
telli, deſſen ſchiff bei Ealais verlohren worden. Da ward 
auch Dom Alonfo ve leua Feldmarſchalck vber den Reifigen 
Zeug auß Mayland. Sagt au, daß vnter der Flut, vnd 
in des Hergogen Schiff Königs Philippi Baftart der Prins 
von Atule inn Italia geweſen, ein Perfon von 28. Zaren, 
welcher fih in einem Sagfchifflein von ihnen bat laſſen 
aufführen, als fie (feins gedunden) nahe bei Calais waren. 

Durch andere zeittung vom 14. Septembris ift dem 
Mylord ihrer Mayeftet Lieutenant in Srrland zu wiflen 
gethban worden von dem Graffen von Ziron, das, als ev 
in feinem Schloß Dongannon gewefen, vnnd inn erfah: 
rung fommen, wie etliche Spanier von dem Norpfee inn 
Irrland außgeftigen, er awen Englifhe Hauptleut wider 
fie mit ihrem Bold bei 150. Mann außgefchidt, die fie 
antroften ım Dorff, welches Herren Johann Odoghertie 
angebörig, mit namen Illagh: vnnd da fie dur kundt— 
Ichafft befunden, das fie 600. ſtarck, haben fie die Nacht 
ober jhr Läger nahe zu ihnen gefchlagen, auff ein Mu$- 
ketenſchutz, vnnd vmb Mitternacht ihnen ein Scharmüßel 
angebotten, welcher bei zwo ftunden fang gewäret, inn 
welchem der. Spanier Feldleutenant mit noch an 20. ans 
dern Spaniern ombfommen, ober viel die geichädigt worden. 

Folgends tags haben fie ven Scarmüßel widerumb 
ernewert wider die Spanier, welche fih alsbald ergeben, 
und gefänglid zum Graffen gehn Dongannon geführet 
worden, der fürgibt, er wölle fie dem Leutenant Myları 
zufchiden. Man ficht fie für ftattliche Leut an, vnter de: 
nen bat einer ein ſtattlich ampt vnd befehl nun viel Zar 
ber gehabt. Vnd foll der Mylard darvon relation thun, 
fobald man fie gehn Dublin bringen wird. 


1109 


Anzahl der Schiff vnd Leut, fo vndergefahren, 
ertrunden, vmbbracht oder gefangen worden, auff 
der Srrländifchen See im Monat Septembris, 

Anno 1588, 


Zu Zirecomel in Loughfoile 1. Schiff. 1100. Perſonen. 
Aus difen vnd andern Schif— 
fen, welde varuon kom— 
men. 
3u Gonnaugft: 
Im Hafen von Sligo . Bu a A — 
In Zireauley . 1.3 522 400. „ 
In der Snfel Efere ae 30... „= 
— A000... . Asa 
Sn Slartie — a A 200, = 
2 333 
darauß die Leut inn die an— 
dern Schiff geflohen. 


In der Steinflüppen Gallovay 1. „ Hl. 04 
Zu Mounfter: 
Zu Shenan Du 600. 
In Zraylie Rp AS im 
In Dingle U. A 00; 
In Defmond . It Yie 3000 
1; 


In Shenan . a 14 
verbrendt, Seind die Leut 
in andere Schiff geftigen. 


Summa . . 17. Schiff. 5394. Mann. 


Zuuor ehe hie bemelte 17. Schiff in Jrrland zu grund 
gericht worden, fo waren fhon 15. Schiff verloren inn 
ten Monaten Zulio vnd Augufto in den Schlachten, die 
zwifchen den Engelländern vnnd Spaniern geichehen,, inn 
des Englifhen Mörs enge, da auff der Engellänver feiten 
nit einiges Scifflein, noch anfehenlihe Perfon weder ge: 
fangen noch verlohren worden, wie zu jehen inn folgen: 
tem blat. 


1110 


Anzabl der Schiff vnnd Leut, fo vntergangen, 
ertrunden, erichlagen, gefangen oder verlohren, 
in den Monaten Julio vnd Augufto , in den 
Schlachten, welde beſchehen zwiſchen den Engel— 
ländern vnd Spaniern im Arm des Engli— 
ſchen Mörs. 


Schiff. Leut. 
Erſtlich Galeen . . rende Sur | 'y.v 
Nabe bei Evifton, gegen Ylemonts Die zahl ift unbe: 
im erften Streit . . . 1. ‚wußt. 
Dazumahl ift auch Dom Pedro 
de valez Schiff verfolget vnd 
gefangen worden, welchs . 1. 422.) 
(Dom Pedro de valez ge: 
fangen.) 
Ein groß Schiff auß Bisfay, fo 
dazumahl grofien ſchaden durchs 
Fewer erlitten . . . 1. 
Die fürnembft Galeaſſe von Ne: 289. » 
aples zertrümmern für Galais 1. 689. 
(Dom Hugo de Moncada in 
diefem Schiff umbfommen.) 
Ein groſſes Schiff auß Bisfay iſt 
dazumahl auch vntergange . 1. Die zahl weiß man nit. 
Die Gallion S. Philippi . . 1. 532. Dife beide hauf: 


Dife zwey 
fchiff feind in 
Engelland ge: 
führt worden. 


Die Gallion S. Matthei . . 1. fen feind hart zu 
Ein Bisfaynifh gefangen für Flieſſingen 
Ofere . 1. durch der Engel— 
(Dom Diego Pimenteli iſti in länder geſchütz 
dieſem gefangen worden.) beſchädiget wor— 


Zwey Venediſcher ſeind den tag 397. jven. 

nach dem ftreit zu grund gangen 2. Weißt man nicht wie 
Ein groß Biskayniſch, welcdes viel. 

durch der Königin fehiff betrengt 843. 

worden, ift für Haure de Grace 

Dndergangen . . . . . 1. Man weiß die anzalnit. 


= Summa der Schiff 15. Der feut 4791. 
Summa Summarum alles verlufis „ 32. »  „ 10185. 


1111 


Bon welchen gefänglih in Engelland vnd Seeland zum 
wenigfien 1000. gehalten werden. Außerhalb einer groi- 
fen anzahl in ver Schladht oder dur den hunger hinge— 
richt (wie zu fehen in den vorhergehenden depofitionen 
vnd verjehungen), vnd mehr fchiff, Die man vermeynt zu 
* gangen ſein, aber noch nichts gewiß daruon ha— 
ben kan. 


Trivmphale ad Praestantissimam Dominam 
Elisabetham Serenissimam Reginam 


Angliae, 


Strauerat innumeris Hispanus nauibus aequor, 
Regnis iuneturus sceptra Britanna suis: 

Tanti huius rogitas quae mofus causa? superbos 
Impulit ambitio, vexit auaritia. 

Quàm bene te, Ambitio, mersit vanissima ventus! 
Et tumidos tumidae vos super astis aquae ! 

Quaäm bene totius raptores orbis auoros 
Hausit inexhausti iusta vorago maris ? 

At tu, cui venti, cuj totum militat aequor, 
Regina öÖ mundi totius vna decus: 

Sic regnare Deo perge, ambitione remotä: 
Prodiga sie opibus perge juuare pios! 

Vt te Angli longum, longüm Anglis ipsa fruaris 
Quam dilecta bonis, tam metuenda malis. 


TIE:B, V. 


Siegdand oder Triumpffipruh, zu Ehren der 
vortrefflihen Königin inn Engellandt. 


Der Spanier hat mit vnzal Schiffen 

Gang vbervedt deß Möres Tieffen, 
Damit er ım die Engliih Kron 
Wie anore Reih mad vnterthon. 

Was ift die Vrſach, möchſtu fragen: 

Der vnruh, die Leuht fo zu plagen? 
Die vrſach ifis, Ehrſucht vnd eig 
Sp dieſe fiolgen Herren reißt, 


1112 


Des Königs Monarchiſcher Weltgei 

Vnd feiner Vnderthanen Geltgeig, 

Der Geis fürt Hoffart in dem Schiff, 
Die Ehrgir trieb, daß es ſchnell lieff. 

Aber du eytle Ehrſucht Loß 

Wie bald hat dich ein Wind nur bloß 
Verwäht mit deinem hohen finn 
Vnd gftürgt in des Mörs abgrund hin? 

Wie fein ban euch auffgeblafene gfellen 

Gedempt die auffgeblafene Wellen ? 

Wie fein euch vnerfättlich Räuber 
Vnd heut ver gangen welt außftäuber, 

Hatts vnerfättlih raubend Meer 

Berfchlunden, daß es dem Geitz mehr. 
Alfo wirt Gotts Gericht recht fund, 
Daß der Hochmut doch muß zu grund, 

Aber du Engliſch Königin, 

Bon fiandhafft gmüt gantz Heldenfün, 
Du einig Zierd der gangen Welt, 
Den Fürften zu eim Vorbildt gſtellt, 

Dern beides das Meer vnd die Wind 

Bereit zu jhrem Kriegsdienſt findt, 

Alfo fahr Gott zun Ehren fort, 
Zu herſchen nach feim Will vnd Wort, 

Ohn Ebrſucht, fonver fein Ehr ſuch, 

Ohn Geltfucht, ſonder dz Gelt prud, 

Zu hilff den fromen vnd Betrengten, 
Die gern nach Eilligfeit fich Iendten. 
Gott geb, daß dein lang geniefen mögen 

Dein Engelländer, vnd dargegen 
Das vu mit rhat, hilff vnd mit trewen 
Dein Engelländer lang möchſt frewen, 

Beides zu Troft den frommen Hergen 

Vnd den Böfen zu Trog vnd Schmergen. 

Bay. Guifart. 


Salvtatio Anglica Innouata pro Hispanis. 


Ave Mare Anglicum,, Dominus tecum : Benedietum 
tu inter Maria, Benedietus gurges ventris fui. qui hau- 


1113 


sit ambitiosos Hispanos Regnipetas et erudeles Pa- 
picolas. Sanctum Mare, Mater piscium, merge ipsos, 
sitientes Regna et sanguinem, pro nobis, esurientibus 
iusticiam, nune et in hora morfis eorum, in secula se- 
culorum. Amen. Et, si placet, super adde deuocio- 
naliter, Salue Maris stela, etc. 


Satyrifher oder Freybartifcher Engelländiicher 
Caber nicht Engliiher) Gruß an die Lieben 
Spanier. 


Was ift doch dem fpanifchen haufen, 
Das alle Länder fie durchlauffen? 

Vnd laſſen auch dem Mer fein rhu, 

Sonder deckens mit Schiffen zu, 

Das fie darauff, wie auff den Pruden, 
Mögen in främbde Länder ruden ? 

Füren ins Mör auch mwandlent fchlöffer, 

Brauchen Gallen wie die Röſſer, 

Ja erweifen fih recht Leutfreiter, 

Bnd mehr dann die Canibaln böffer, 
Die darumb durch fie feind vmmkommen, 
DaB fie jr art han an fih gnommen, 

Daß fie durch grewlichs vntertrucken 

Die Länder mit dem Bold verfchlufen, 
Vnd fönnen Lande nit gefettigt werden, 
Minder dan ein Krott, fo frißt Erden, 

Ze mehr ver Wafferfihtig trindt, 

Je mehr er Waſſers gern verfchlingt, 
Sonder nun plagens Drient, 

Bald muß fi} leiden Deeident, 

Jetzt fucht man das Land gegen Nord 

Bald muß ver nächſte Nachbar fort, 
Nun heilt vas Niverland ein fand, 

Heut muß es herhalten Engellanp, 

Vnd rüft fih va wol fo vil jahr, 

Als die Statt Troy belägert war, 
Damit man fo vil Schiff pring zfammen, 
Dergleich nit widern Türden kamen? 


1114 


Was mag doch die halb Morifch art‘ 
Bewegen zu all diefer fart ? 

Was treibt doch die Moranifch zucht, 

Das fie dis, was nit jhr ift, ſucht? 
Vnd laſſen fih an dem nicht gnügen, 
Was fie gewonnen han mit kriegen, 

5a genommen haben mit onfügen, 

Weil es in fhendt das Haupt der fügen? 
Sonder noch allzeit weiter gedenden 
Bnd einen Krieg in andern benden, 

Vnd folhen Blutverguß erweden, 

Der gang Europam thut befleden ? 

Was bierzu fie treib vnd jren König, 
Das ift zu melden leicht mit wenig: 

Nemlic daß fie under fürwendung 

Ainerley Religion verplenvung 
Suden ein newe Monarchei, 

Da aller Reih ein Scepter fei, 

Da alle Reih vnd Nationen 

Seien Spanifche Buterthonen, 

Welche Kurgumb erfennen müſen 
Ein Geiftlih haupt mit heilgn füfen, 

Kurgumb ein Haupt im Geiftlichen 

Vnd nur ein Haupt im Fleifchlichen, 
Im Geiftlihen ein Monadat, 

Im Fleiſchlichen ein Monarchat, 
In diefem ein Spanifhe Nimbrot, 
In jenem ein Römifcher NimGott, 

Im Heiligen die Dierardei, 

Im Weltlihen die Monarchei, 

Vnd wan fie fochen lang den Prej, 

Sp wirdts zulegft ein Onarchej. 

Seht, lieben Herrn, bie ſteckts meſſer, 

Ich fans euch nicht erflären befler. 

Der Monardat, das ift der fchad, 

Daran man fo lang wäſcht vnd Bad: 
Hierzu helffen die Spanifirten 
In Frandreich, vnd bei vns die hirten, 
Fa die Ehrwirden on Ehrmwirten, 


1115 


Die ung gern mit Römiſchen bürden 
Wider auffs new wolten befchweren, 
Damit das fohinden folgt auffs ſcheren, 

Damit ift jeg der Römiſch Probft 

Sp milt, daß er die fhelet vom Ops, 
Das ift, die Königreich vergabet, 

Doch daß das Ops im pleib gefchabet, 
Dan hierin heiſts te Criminor, 

Auff Daß ih à te Kratzinor, 

Ey ja Kraßt nur einander wol, 

Weil es ein fihrepffband doch fein fol. 
Fr feit fonft gar von feharffer Lift, 
Einer verfohendt, das nicht fein ift, 

Der ander fucht mit Krigrumoren, 

Das er doch nie nicht hatt verloren, 
Seht zu, daß nit bald fom ein dritter, 
Der fag, daß jr feit beid fein güter. 

Aber was will ich mi drumb plagen, 

Ich muß aufflöfen andre fragen, 

Dann was den fpanier treibt vnd jagt, 

Mag mit vier worten werden gfagt, 
Es ift ver hochmut, gftärdt durch glüd, 
Es ift der Geis, den Gelt macht flid, 

Er ift die Ehrfucht, fo wirdt gemehrt, 

Weil er vor andern wirdt geehrt, 

Es ift auch der Bergonft vnd Neid, 

Der fein feinsgleichen bei fich leid, 
Darauß verachtung dann entfteht, 

Die gmeinlih auff ein Rew aufgeht, 
Die find die Reiger vnd antreiber, 

Sp treiben die heutig Lanpreuber: 

Der Geitz die fhiff ausrüft vnd picht, 

Der ftolg den Maftbaum drin aufrirht, 
Die Ehrgir zieht die Segel an, 
Bergonft die ftedet auff den Zahn. 

Seht, ift diß nicht ein feine fart, 

Darzu man billih Ablaß fpart, 
Solten die Engel nit die all, 

So fommen in dem Zug zu fall, 


1116 


Billich Leibhafft gen Himmel tragen 

Bnd feinen Ian fein Fiſch vernagen ? 
Es hats doch ja der Römifh Sirt 
Gebotten, fo zu halten fir, 

Vnd feind die fehiff vnd fegel giveiet, 

Vnd drin Altar vnd Pfaffen afreiet: 
Wie folt eg dan vnglücklich gehn, 
Da alles thut fo Heilig ftehn ? 

Aber es ftand gleich, wie es wöll, 

Heiligthumb brach mit ver Capell, 
Es hat in warlich grob gefeelet, 
Sie haben on den Wirt gezelet, 

Ir vrfach het ein böfen grund, 

Drumb audb ir Vorhab nit beftund, 
Sie fingen es ohn Gottsfordt an, 
Theten fih auf jr Macht verlan, 

Vnd fpraden: Haben wir gefundt 

Die Indiſch welt, die man new fund, 
Durch vnſer Schiffart gwaltig zwingen, 
Wie ſolts an Engelland nit glingen, 

Es iſt doch gen America, 

Wie gegen Rom das Mantua: 
Dan wir von den Einmwonern drinnen 
Diefelb groß Welt erlöfen künnen, 

Vnd alles Volk außmeßigen mögen, 

Vnd brachten fo ir Gold zumwegen, 
So muß audb gewißlih Engelland 
Kurgumb nicht entgebn vnſerer Hand: 

Allda feind wir dann des Mörs herrn, 

Können all Infeln an ons zerrn, 
Sigen da gleihfam auff ver Wadıt, 
Haben auff alle Länder acht, 

Dis ift dann vnſer Rendez-vous. 

Darauß man forter feßt den Fuß, 
Demmen die Nivderland on müh, 
Trennen die Teutfchen, biß wir fie 

Alfo getrennt gang vntertruden, 

Vnd praucden den rein für ein ruden, 
Wir haben doch dem Schweigerbund 


1117 


Zu Matland gehawen fhon ein Wund, 
Auch thut Schon etlih Teutihe fürften 
Nach fpaniicher hülff fehnlih dürften, 

Borab die, fo fein eyfer haben, 

Wie ed gang, warn fie feind vergraben, 
Vnd wiſſen nicht, was Freyheit iſt, 
Weil fie fiill feind in ihrem Miſt, 

Fa auß der Engliih Engelburd 

Richten in Frandreih wir die furd, 
Dahin wir van ſchon ham geſäet 
Bil Spanifh Pfeffer, der aufgehet, 

Da find vollauff verfpanifirten, 

Die mit der Lilgfron vns gern Zierten, 
Wann wir nur von dem wildpret jnen 
Lan auß der Kuchen etwas dienen. 

Alſo wer hie Mörengelsurg, 

Vnd das zu Rom Land-Engelburg, 

Vnd heiten alfo mitten ein 
Die Chriftenheit eingfangen fein: 

Mas wolt diß Engelland fi wehren, 

Welchs für ein Mann ein Weib thut ehren: 
Gewiß wird es im gehn alfo, 

Mie jüngft dem Dom Antonio, 

Melcher verlor durch ein Mörfchlacht 

Sein Portugallifh Reih vnd Macht, 
Wie faſt im hulffen die Frangofen, 
Muften fie Portugal uns loſen, 

Dann wie der Wind Glückvögel find, 

Zu Mör man vniersgleich nit findt, 

Der türck felbfi mocht ons nit gleichen, 
Er mußt dem Jan von Auftria weichen. 
Wer wolt ons dann jeb wivderftahn ? 
Bei folher Schiffmacht zu uoran, 
Die alio wol ift außgerüft, 
Als in vem Mör nie gfehen if ? 

die wöln wir vnſern Blutdurft külen, 

Mit Engliſch Goldt die Sedel füllen. 

Hie wolln wir all Dom Diego werden, 
Bann wir außtheiln die Kegerifch Erden. 


1113 


An Ketzern man fich nit verfündigt, 

Der Ablaß ift ons längft verfündigt. 
Wann wir den Pater nur erfriegen, 
Sein Paterpfennig zu feim gnügen, 

So mögen wir Keßern allen 

Bmbgehn nach vnferm gefallen. 

Diefes vnd anders fprachten fie, 

Vnd ſprachens warlich vil zu früh. 
Dann der höchſt, fo da ficht auffs nider, 
Vnd dem all Hochmut ift zumider, 

Hett vil ein anders ſchon befchloffen, 

Das jr troß wort die Wind verbiofen, 
Vnd die Wellen jhr macht ombftoffen, 
Vnd fie jhr Raubſchiff denen loſſen, 

Welche fie zu berauben gdachten, 

Vnd werd jr Ehrſucht zum verachten. 
Ja Gott het jnen ſchon beftimmet, 
Was für ein Kirchhoff jhnen gzimmet. 

So fompt jhr Spanier nun ber, 

Trett mit mir ans geftad am Meer, 
Scht, wie dort ewer gfellen Tigen, 

So meinten, bie viel Golds zu Friegen, 
Gleichwie dort in den Inſeln weit, 
Da fie ombbracten drumb die leut. 

Seht, wie das waffer hat jr Bau 

Aufftrieben wie Geltiedelfhläud ? 
Sudt man im Meer alfo das Gold, 
Das man ed am grundboden holt, 

Gleichwie in etlich Goldreich flüffen, 

Da fie ven Goldſand ſchwemmen müffen, 
So ift es wol ein Newer fund, 

Der erft in Engelland aufffumpt. 

D recht ihr. Geiffen-Rinianer, 

Alfo gebörts für euch Maraner, 

D allerdings nur nichts gefpart 

Der Caniblich Leutfreffend art. 

Laßt fie nur offt alfo erbeiffen 

Mit den Meerfifchen, die fie reiffen. 
Gwiß diefe Gäft bedeutet haben, 


1119 


Die frembd Hering mit den Buchſtaben, 
Sp furß zuuor worden gefangen 
In dem Meer, da die fehlacht ergangen, 

Zu zeigen, daß Gott will furgumb 

An ibnen thun Iudicium, 

Wie Hering fie ihr end bald namen, 

Sobald in Englifch Lufft fie kamen, 

Da haben fie erfaren mügen, 

Ob fie mit Weibern han zu friegen. 
Allda hat man euch Landaußfreſſern 
Wiſſen Heringifch außzuwäſſern, 

Ehe jr ins Land ſetzt einen fuß, 

Das war ein Newer Engliſch gruß. 
Wer weißt, wie noch das Salue wird, 
Das man euch anders einfuriert. 

Man handelt mit euch noch zu lind, 

Dann wer der Sieg euch gweſen gſinnt, 
Ihr hetten, was jr nicht gemetzigt, 
Türckiſch verkaufft wie vieh ringſchätzig: 

Aber jr ſeit des Gelds nicht werd, 

Villeicht iſt euch noch ärgers bſchert, 
Weil ewerm Blut- vnd Landurſt ir 
Wißt nicht zu ſetzen maß, noch gbür: 

Wolt ir fo groſſe thaten wirden, 

Laßt ewern landgeitz auß beim türcken, 
Der hat noch viel Reich zuzuſetzen, 

Da jr mit Reichthumb euch ergetzen, 

Was macht ewer Weltgeitzigkeit 

Vnrhüig die gantz Chriſtenheit? 

Aber es wird euch bald vergehn 

Der Weltluſt, wann jr ſo beſtehn: 

Dann heißt erobern diß fremmd Land 

Wann man gewinnt den bauch vol ſand? 
Theilt jhr das Land hie alſo auß, 

Daß ihr fein Obdach habt im Hauß, 
Werdt ihr alfo des Möres Herren, 
Daß euch der Mörfandt muß verfchärren ? 

Thut dergſtalt ihr ein Land erlangen, 

Wann man euch darein fürt gefangen ? 


1129 


Woli ihr auf Vetrifch fo erwiichen 
Das Petersgelt im maul der fiichen ? 

Heißt das bie fißen auff ver Wat, 

Sp ihr doch ligt vnd gar nichts act? 
Alfo werden frembd Nationen - 

Der Spanifh hülffdurſt bald entwonen : 

Auf die weiß jeind ſchon außgebauet 

Beid Engelburg, darauff ir trauet: 

Vnd ift zu bforgen, daß zu tod 
Erſchrickt die Spanifch Pfefferſaat 

In Franckreich, wann fie hört die Not, » 
Das jhr Planer alfo beftoßt. 

Auch die hochwürdigen in Teutſchland 

Werden ein weil je an den Rand, 
Ausftellen die Inquiſition, 

Die fie fonft heiten vorgohn Ion. 

Auch dem Sechszinck vngrad zu Rom 

Wird fallen vom hergicrein ein Trom, 
Wann er hört bei feinen heiligen tagen, 
Daß die Keber den Sieg von tragen, 

Vnd darff wol jagen recht. in zornvden, 

Es fei auch Gott nun Keprifch worten. 
Ih gſchweig, was erfi demſelben gſchicht, 
Den am nechſten der ſchad anficht. 

Er mags im wol lan fein ein Zeichen, 

Als da vnſighafft must abweichen, 

Sein Herr vatter von der Statt Meß, 
Das er fih au biemit nit letz. 
Gott geb, daß er. Gotts hand erkenne 
Bund wider die fih nicht aufflehne, 
Er bat jm ja hiemit gewiefen, 
Wie bald er einen leg zun füllen, 
Der fih auff feine Macht verlaßt, 
Die er balt für ein Rafferblaß. 
Gott bat fein Luft, daß cr würfft auf 
Das ſchwach wider ein ftarfen hauff, 
Er hat fein luft, daß der ſtarck hauff 
Am ſchwachen an ond ab fih lauft. 
Darumb ſchafft er, daß ietz ein weib 


u A A Tee 


1121 


Den Mächtigſten König eintreib, 

Der gwonnen hat der Reich fo viel, 

Dem ftedt ein Inſel nun das zil, 
Der vber fein Neft fih wolt fireden, 
Dem thut ein Ländlein ein zwed fteden, 

Der wie ein Welfcher Nimrot frey 

Wolt vben fein- Weltjägerey. 
Demfelben madtftarden Weltiäger 
Werden die Netz vnd die Garnträger 

Niverglegt durch ein Weibesbild, 

Welchs reit das arm verfcheichtes Wild, 
Der im bildt vie Weltherfchung ein, 
Des will ein Inſel doch nicht fein, 

Vnd hindert in an feinem lauff, 

Daß er nicht weiter fommet auff. 
Das macht, ver Hochmut ift geftiegen 
So hoch, als er hat mögen fliegen, 

Darumb muß er nun auch hermwider 

In den Abgrund des Mörs ernider, 
Auf das man fih einmal mad frey 
Der Spaniſch Lanpdfreibeuterey, 

Bnd des geträuten Monarchats 

Vnd des geträumten Larffprimatg, 
Dann auß der Landfreibeuterey 
Kompt nichts, dann Landfridbrücherey, 

Wie blutdurſt auß dem Landdurſt fleußt 

Vnd eins vorzug die Freiheit reißt. 
Der Himmel Königlih Weltherfcher 
Wöl ſolch weltfürften fein Waldförftern, 

Den welticeufalen vnd Leutjeichern 

Bud den leuticheuenden Weltichleichern 
Wie Büffeln legen Ring in dnajen, 

Daß fie nicht gehn zu weit and grafen, 
Vnd wöll ons geben auch vernunfft, 
Das wir in hören, wann er rufft, 

Vnd nit wie Viech vnd Maulthier feien, 

Die nit verfiehn, wann mang wilk freien. 

- Man hat nun dapffer vorgefprungen, 
Jetzund au dapffer nachgetrungen. 
2. 71 


1122 


Wann eim zuband ein vortheil fompt, 
Sol man in brauden, fo er fromt: 
Der Englifh gruß ift fhon herumb, 
Wann auch der Johansſegen fumm. 
Der willkom iſt ſchon eingeſchenckt, 
Wer jnen auch die letz eintränckt, 
Der erſt Trunck war verſaltzen ſehr, 
Der ander ſei gepüluert mehr. 
Sp wirdt es fie, wie die Ar lehren, 
Bon der Canibalnſucht abkehren, 
Daß mit der weil fie frey vergeflen 
Das Spinnefpanifch Landleutfreilen. B. ©. 


X, 


DOrdenlihe Beihreibung *), welcher geftalt die 
Nachbarliche Bündnug vnd Verain der dreyen 
Löblihen Freien Stätt Züri, Bern und Straß- 
burg, Ddiejes gegenwertigen 1588, Jars, im 
Monat Maio tft ernewert, beftättigt vnd voll- 
zogen worden. Sampt etlihen Poetiſchen Glück— 
wünſchungen vnd fonften Nötiger Erinnerung 
vnd Borred, Auch Figuren, vnd der gemelten 
drey Stätt Contrafacturen **). Getrudt zu 


Straßburg, durch Bernhart Yobin, Anno 
M. D. LXXXVill. 


*) Auf diefes Fifhartianum macht Heinrib Kurz aufmerkfam 
Beiträge zur Geſchichte und Literatur, vorzüglid aus den 
Ardiven und Bibliorhefen des Kantons Aargau 1. 3.). Die 
Mittbeilung der Schrift jelbft verdanke ih der Güte des 
Herrn Stadtbibliothefar Horner in Zurid. Das von Kurz 
befhriebene Eremplar enthalt drei weitere Gedichte Fifharts, 
die meinem Zürder Eremplar fehlen, es find diß Lobſprüche 
auf Zürich, Bern und Straßburg, die ih am Schluſſe der 
Schrift als vollfommene Erganzung nah dem Aborude bei 
Kurz (Beitrage ꝛc. I. 3.) liefere. m 

Das Driginal lat bier einen Holzſchnitt folgen, der im Hin— 


1123 


Den Edeln, Geftrengen, Frommen, Ehrnveften, 
Hochachtbarn, Fürfichtigen, Erfamen vnd Weifen, 
der Löblihen Dreyen Freyen Stätt ee 


Zürich, Bern vnnd Straßburg, zu der zwifchen Ehr— 

gemelten Stätten Nachbarlichen Bundserneumerung voll 

ziebung Abgeordneten anjehlichen Rhatsbotſchafften vnd 
Gejandten , 


Mitt Namen von Zürid. 


HERAN Caſparn Thoman, Burgermeiftern, Herrn 
Heinrichen Holtzhalb, Statthaltern, Herrn Zohan Achern, 
Sedelmeiftern, Herrn Zohan Kellern, Obman, Herrn Con: 
rad Großman, Herrn Adrian Zieglern, vnd Herrn Ge: 
rold Achern, Stattichreibern. 


Bon Bern. 


Herren Anthony Gaffern, Fennern, Herrn Bartholme 
Archern, Fenner, Jungckhern Ludwig von Erlach, des Klei— 
nen Rhats, Herrn Marquart Zebenvdern, Jungckhern Dauid 
Miceln, des Grofien Rhats, vnnd Derrn Chriftian. Ril- 
lendin, des grofien Rhats. 


tergrunde die Alpenkette mit vem Gotthardt zeigt. Zur Rech— 
ten deffelben fieht das Panner Berns, (mit dem Bären), zur 
Linken das Panner Zürichs, und in einiger Entfernung da- 
von links das der Stavt Straßburg. Bei dem Panner 
Bernd entfpringt die Aar, melde ſich nah rinigen Windun- 
gen mit der Limmat vereinigt; beide kommen in der Mitte 
mit dem Rhein zufammen, ver von dem Punkte herabſtrömt, 
wo Strafburgs Panner ftebt. Den Vordergrund bildet eine 
mit Kornähren und Reblaub ummwundene Einzaunung, durch 
welde die vereinigten Gemwafler fliegen ; in der Mitte, rechts 
vom Strom, erhebt ih ein Lilienftengel mit drei Kronen; 
an der Borderfeite find die Wappen der drei verbundeten 
Städte aufgehangt. Rebts von der Einzaunung und ganz. 
im Vordergrund erblikt man den Berner Bären, links einen 
Löwen, zu deſſen Füßen ein mit Oelzweigen umwundenes 
Schwert liegt. 


1124 


Vnd von Straßburg. 


Jungckherrn Hans Philippſen von Kettenbeim, Stätt: 
meiſtern. Herrn Niclaus Fuchſſen, Ammeiſtern, Jungck— 
berrn Friderichen Brechtern, Fünffzehenern, Herrn Mat- 
thiaßen von Gottebheim, Treizehenern, Herrn Lorentzen 
von Feſſenheim, Schöffeln, vnd Herrn Gottfriden von 
Hobendurg, Schöffeln. 

Edel Geſtreng, From Ehrenueſt, Hochachtbar, Fürfſich— 
tig, Erſam vnd Weiß, Gnedig, Groß, günftige Herren 
€. ©. H. vnnd Gunſt ſeien mein onverthenige gutwillige 
dienſt beſten vleiſſes vnnd vermögens jederzeit bereit zu 
uoran. Die vernünfftigſten vnd Weißheitgefliſſeneſten vn— 


der den Haiden haben nit on ſondere vrſach, vnd gleich⸗ 


ſam gehaimnußweiß fürgeben, Daß wan die Menſchen 
mit einander fich freundtlich vereynigten oder nachbarlich 
verbindeten oder fonften inn vertraulichem verftandt fich 
zufammen näberten, als dann die Götter in den Tempeln 
vor freuden einander vmbfiengen, halbßten onnd küſſeten: 
Dur die Götter aber haben fie aleih ſowol als die Hei: 
lig Schrift, jede Oberkeiten vnd PVorfteher onderſchiedener 
Länder ond Gemeinden verftanden: vnd alfo durch diß 
Göttlich vmbfangen zu verfiehn gegeben, daß beides Gott 
im Himmel fampt feinen Engeln, vnnd aud bie auff Er- 
den feine Frdifche Götter vnd Engel, oder Gefandten vnnd 
Statthalter, nämlich die Oberfeiten onnd Magistratus, 
fich böchlih erfreuen tun, wann fie feben vnd erfaren, 
wie fowol ihre Nachbarn, als ihre ihnen vertraute Vn— 
dertdanen, vnd Mitburger in wol vereinigtem willen onnd 
auffrichtigem hertzlichem vertrauwen zufammen wachen, 
onnd mitt getroffenen Bündnuſſen vnd vereynen gleichſam 
einander vmbfangen. 

Wenn dann €. G. 9. vnnd Gunften als zu der jm 
nechſthin verichienenen Maio Ernewerten Bundsbeftettigung 
zwifchen den Hoch vnnd Ferrberiimten Dreien Stätten, 
Zürih, Bern ond Straßburg Abgeoronete Rhatsbotichaf- 
ten onnd Gefandten, vnd zugleih auch als an gemelten 
Orten erfante Obern, fich zweiffels on ebenmäfftg werden 
diefer nun gedachten volbrachten Einigung berglich erfreumen. 

As dab ich zu vermehrung vnnd Stäter erfrifhung 


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1125 


folcher fremden, Hund erwedung meher anderer frolodung, 
die vollziehung erwönter Bündnuß, wie die aller dings ver: 
loffen, nun gegenwertiger geftalt, von einem mir lieben 
vertrauten Freund vnd der fachen, innmaflen die Befchrei- 
bung vnnd beigethane Rhumfchriften folhes gnug bezeu: 
gen, fehr wol geneigten, orvenlich befchrieben, an tag ge: 
ben, vnd E. ©. 9. vnd Gunften hiemit onderthenia vnnd 
dienftlichen offerieren ond dedicieren wollen: Wie ich danır 
nachmaln foldhe hiemit &. ©. 9. vnd Gunften vnderthe— 
nig vnnd dienftlichen dediciern vnnd beeigenen thu. Mit 
ondertheniger vienfivleiffiger bitt, folbs in G. vnd Gun: 
fien auff vnd anzunemmen, Mih zu dero G. 9. on» 
Gunft iederzeit in Vnderthenigkeit empfehlend. Datum in 
Straßburg den zweiten Septembris. Anno M. D. LXXXVIIL* 


€. G. H. vnd Gunften 


Vnderthenig Dienſt- vnnd Gutwilliger Bern— 
hard Jobin. 


Kurtze Erklerung vorgeſetzter Figuren von der 
Straßburgiſchen Buͤndnüß mitt den beyden 
Stätten Zürich vnd Bern. 


Weiß Lily iſt ein lieblich blum 
Die vnder allen hat den Rhum, 
Daher wird jhr verglichen auch 
Nach der voralten weiſem prauch 
Die Freiheit, ſo auch lieblich iſt, 
Vnd jederman erfriſcht vnd frift. 
Vnd wie die Lilg iſt weiß vnnd rein 
Alſo ſoll auch die Freiheit ſein, 
Mit Blutvergieſſen nicht beſudelt, 
Noch mit der Dienſtbarkeit verhudelt. 
Darum fihft an eim Stengel da 
“ Drei Lilien bei einander nah, 
Welche drei Freie Stätt beveiten 


1126 


Zürch, Bern vnd Straßburg nun zur zeiten, 
Die in ein Bündnuß feind getretten 
Ihr alte Freiheit Stätts zu retten. 

Wie dann auch diefer drei Stätt ſchild 

Am Liliengarten feind angbilot. 

Daß aber ein Zaun gflochten ift 
Mit Kornären vnd Reblaub frifch, 

Das weißt Elſäſſiſch Fructbarfeit 

Bon Weinwahs vnd fonft Fruchtgetreid. 
Wann dann auff beiden feiten warten 
Ein Lew ond Bär am Lilgengarten, 

Zeigt der Lew Zürch vnd Straßburg an 

So Lewen bei dem Schild han ftahn. 

Der Bär aber das Bern außweißt 
Welchs on diß von dem Bären heißt. 
Das Schwerd ombwunden mit Delzweigen 

Zhut Krieg vnd Frivdenszeit anzeigen, 
Nach welcher beider glegenpeit 
Die drei Stätt allzeit feind bereit, 

Im Krieg vor gemalt fih zu bebüten, 

Im frieven frivfam fich zu bieten, 

Alſo daß auch bei Krieges zeit 
Allzeit regier die Miltigkeit. 

Die Waſſer, fo den Garten gieffen, 

Seind die flüß, fo die Stätt ombflieffen 
Bon welher Bündnuß man hie handelt, 
Welcher Freiheit nie ward gewandelt. 

Vnnd heiſſen vie flüß Aar onnd Aa 

Die beid ver Rhein auffnimmet va. 

Das Gebirg zeigt den Gotthart an 
Inn dem die flüß zufammen gahn. 
Auff einem.berg die Fanen frei 
Weiſen ein vriprung aller drei, 
Vnd daß fie veft feien gegründt 
Sleih wie ein Berg on ſcheuh der Wind. 

Die Schrift, fo vmbher febt allpie 

Heißt, Freiheitblum ift vie ſchönſt blüh. 
Gott Jaffe diefe werde Blum 


1127 


Am Teutſchland blühen vmb vnd vmb, 
So wachßt dan Frid, Freud, Rhu vnd Rhum. 
J. Noha Trauſchiff von Trübuchen. 


Wolmeinende Erinnerung, von Vrſachen, grund 
vnnd zil aller Bündnuſſen, vnnd bevorab der 
Dreyer Euangeliſchen Stätt, Zürich, Bern vnd 
Straßburg, waher vnnd wie vor langer zeit 
ſolche Stätt inn vnabläßlichem Nachbarlichem 
verſtand vnd offterholter Bundseinigung ge— 
ſtanden, vnnd daher nit befremdlich zu ver— 
nemmen, ſolche Bündnuß nun widerumb erne— 
wert zu ſehen. 


Es iſt ja freilich zu diſſer letzten zeit eine groſſe wol— 
that vnſers Herren Gottes, die er heutigs tags dem Lie— 
ben Zeutichenland zu andern vilfaltigen vberſchütten gaben 
vnd gnaden, noch forters onnd mehr hinbei thut vnd er= 
weißt, daß er in vilen heut wefenden herrlichen Poltceien 
onnd Regimenten veffelbigen gleichwol noch ſoliche Ober: 
keiten ond Vorfteber hin vnnd wider erwedt vnnd gibt, 
welche nach gelegenheit jeßiger zeit onnd läufft Dasjenig, 
was ihnen jhres anbefolenen onnd vertrauten Ampts hal- 
ber obliege, auß fonver hochbegabtem verftand Inn warer 
Gottsforcht, zeitig vnd treulig erwegen. Auch bei heutigen 
gewonlig eigenfinnigen vnd verkehrten vrtheil vnd meinun— 
gen nicht fo faſt auff die ſcheinliche angebungen vnnd 
fürmalungen etlicher Weltkluger Politiſcher Scribenten, ſo 
von vilmehr liftiger vnd verſchlagener, als redlicher vnd 
auffrechter Regimentsbeſtellung, groſſes außgeben, verwun— 
derend ſehen vnnd gaffen, Als vilmehr jederzeit, daß zu 
erleuchtung aller finſternuß des gemüts geoffenbartes wort 
Gottes, jhnen laſſen vorſcheinen vnd leuchten. 

Vnd wie können auch bei heutigem vnauffhörlichem vn— 
gewitter vnd vngeſtümmigkeit des nunmals zum hefftigſten 
erregten vnnd bewegten Mörs diſſer Welt, ſo manche hin 
vnd wider verſtreite vnnd angefochtene gemeinden over 


1128 


Communfdifflein durch jre befümmerte Borfteher vnnd Pa- 
tronen richtig fortgeleitet onnd außgebracht werden, dann 
warn man erfigevachten ewigwerenden Arctiichen geftirn- 
ten Himmelswagen ver Göttlihen offenbarung ftäts ob 
ond jm geficht vor fih hat, onnd den lauff ver Regierung 
weiß darnach zu Ienden vnd zu richten. 

Welches ift aber nun eigentlich (möcht jemans hiebei 
fragen) dafjelbig war aufgehen Nortgeftirn, over diſſer 
böchft wegweiiend Himmelspfol, der mit feim vnuergeng: 
lihem glang der warheit vnd weißheit den Gottsfördhtigen 
ond verfiändigen Oberfeiten, zur vnfehlbaren Ricptigung 
hie zum nechſten vnd ficherften zu mag dienen ? 

Zwar feinen beffern Compaß vnnd wegweiſung, fi 
auß allerhand entftandenem widerwertigen Gewitter vnd 
Wetter, jo die Policeien vnnd Regimenten auff mancherlei 
feiten anfallen, außzumwideln vnd durchzupringen, fan 
man inn feinen Heidniſch künſtklugen hinderlaſſenen fehriff- 
ten nit finden noch haben: Dann welchen der Werckzeug 
Gottes S. Paulus inn ſeiner Sendbrieff einem, als er 
von fürbitt für die Obern handelt, ſeinen lieben Jünger 
Timotheum weiſet, vnd welchen zweiffelson beides er vnd 
gedachter ſein Jünger, alle diſelbige Magiſtratus vnnd 
Obern, ſo jhnen Chriſtlich gehör gegeben, werden gewei— 
ſen vnd angedeitet haben. 

Als nemlichen, daß jede Oberkeit inn aller verwaltung 
diſſes jr einigs zil vnnd zweck ſollen fein laſſen, dahin 
zu trachten vnd zu arbeiten, damit fie ſammt den Vnder— 
tbanen, vnd die Vnderthanen mitt jbnen mögen inn aller 
Gottieligkeit, Erbarfeit, zucht vnnd ernftbafftigfeit, ein ge: 
ruhliches, ftilles, fitiames vnd frivfames leben führen. 

Die verrümteften vnd vernünfftigften Heiden haben vil 
ond langs geſucht vnd vifputiert, waß doch einer Stät- ° 
tiſchen Sorietet oder gemeinichafft höchſtes vnd fürtreff- 
lihft Gut, oder Summum bonum fein möchte, vnnd feind 
gleihwol durch erfahrnuß vnnd Naturleitung alfo weit 
fommen, daß fie die glüdieligfeyt einer Stättlichen bei- 
fammenmwonung baben auf die Wolfart vnd ven glüd- 
baftten fand der Burger geießt. 

Wann man aber jm nachfragen ferner gefchritten, wa— 


4129 


rinn fie dann das wolfärig weſen einer Burgerihaftt be: 
ſtehn vermeinen, haben fie es auff folgenden zweyen ftuden 
ernant, wann ein Statt an gut vnd gewalt vermöglich, 
vnd thugendliches thuns halben anfehlich fei. 

Wie vil Färer ond verftändlicher aber gibt vns die 
Heilige Schrifft inn vorangezogenen wenig worten greift: 
lichere anleitung. onnd zu verftehn, nit allein was der zweck 
vnnd grund einer feligen Statt gemein feie, Nämlich ver: 
felbigen Rhu vnd Friven: fondern auch, wie man veniel- 
bigen rhuigen wolftand erlangen vnd erhalten könne, als 
durch ein Gottfeliges vnd Erbares Ieben. 

Derwegen man ja billih diſes die einige vorleuchtung 
fol fein laffen, darnach die häupter vnnd vorgefeßten inn 
den Regimenten inn allen wichtigen Rhatichlägen vnnd 
fürfallenden geichäfften fih haben zu richten, es treff nun 
gleih an, Berhatſchlagung heilfamer Ordnungen vnnd ge— 
ſatz: wolbeſtellung der Aempter im Rhat, Kirchen vnd 
Schulen: vorkommung beforgliden mißverſtands vnder den 
Burgern, Adminiſtrierung der Juſticien, vorzug der wol— 
verdienten vnd frommen, ſtraffung der laſter, verſehung 
der Armen, Wittwen ond waiſen: auffpringung ehrlicher 
Commercien, handhabung burgerlicher narung , fhaftung 
vorrhats zu Flemmen zeiten, onbeichwerliche fteurn zu ge: 
meinem Nutz, nötige anwendung gemeines fihates, vor: 
bereitung bei friedlichem weſen zu nottringender Kriegs» 
obung, werbungen durch Gefanten, erbaltung wolherge— 
brachter Löblicher Freybeit und Priuilegien, Auffrichtung 
Rewer oder Ernewerung alter Bündnuſſen, vnderhaltung 
nachbarlichen verftande, einmütigen wiverftand freffelem 
gewalt, beihirmung der vertrauten, trewe hülfflaiſtung 
ven Bundsuerwanten, oder was es vergleichen Regiment: 
liben fachen mehr betreffen mag, fo fag ih, da werden 
nachmals jederzeit Gottsförchtige, treue und mweife Obern 
aus vorgemeltem Pauliſchen, Politiichen Praecepto genug: 
fame klare ond ware Nadrichtung zu ſchöpffen haben, wie 
fie fih inn jedem nun angeregter flufen haben zu ver: 
halten, wann fie allein jederzeit bei Zractieruug von ihrer 
gemeinen Statt wolfart, alles. jr rhaten vnd thaten dahin 
abzielen vnd richten, daß man beieinander in einer. Com— 


1130 


mun ein geruhliches ftilfes Teben führen möge. Dann 
furgumb, die gemeine Iranquillitet,, fiherung, rhu vnd 
friden, diß ift vnnd fol auch in krafft nun angehörten 
Apoftolifchen befelchs, billih-der Scopus, zweck vnnd end- 
ziel aller vorfteher der Regimenten inn iren bandelungen 
jederzeit ſein vnd pleiben, vnd waß dargegen zu vnrich— 
tigem, vnftillen wefen mag außſchlagen vnnd erregt wer— 
den, zurucktreiben vnd abhalten. 


Wann dan zu fortſetzung vnd vnderbawung eines ſo— 
lichen rhuhigen vnd fridlich geſicherten lebens, auch vmb 
erhaltung aufgerichter Policei, vnd dern zur Gottſeligkeit 
vnd Erbarkeit gerichter Ordnung nit allein erfordert wird, 
daß man inn einer Statt gemein vnder ſich ſelber der ſa— 
chen dahin ſo vil einig iſt, ſoliches hergebracht, vnd von 
den vorfahrn theur erarnets vnd geſchaftes gut, auch fort— 
ter einmütiglich mit aufſetzung alles vermögens auff die 
Nachkommenden fortzupflantzen: Sondern die täglich ob— 
ſchwebenden gefährlichkeiten vnd vilfaltige Exempel, wie 
auch das Naturlich vnd Göttlich geſatz vns dieſe fürſich— 
tigkeit weiſen vnd lehren, im fall wir in dem von Gott 
verliehenen frivlihen fand, wegen befahrung vnruhiger Teut 
zufügender binvdernuß oder gemwaltfames fürnemmeng, vns 
nit vermeinten befonder wol band zu haben, daß wir def: 
balben aud ferner vns mit vnſerm nechften Menfchen, 
welcher vns endweder auß Göttlicher vorfehung inn der 
Nachbarſchafft ift an die feiten gefegt, oder ons fonften 
inn der ferre Nachbar treulich gemeinet, mögen hülff vnd 
beiftands halben vertraulich vergleichen. 


Zumal vnd in fonderheit, wann folche vergleichung zu 
feines andern beſchwernuß, fondern wie gedacht, zu mehr 
fiherung fortterer frivlichen geniefung der vralten freiheit 
iſt angeſehen, auc diefelbigen benachbarten, mitt denen 
wir vnß im einigung einlaſſen, on diß, Nation, fprad 
vnd Landgebräuchen nad, ſich mitt vnß vilermaffen ver: 
gleihen, auch in vbung der Gottfeligfett, in anoronung 
der Policei vnnd in ftanphafften vorhaben, wolherbrachte 
Sreibeit zu fihügen, mit vnß vbereinftimmen. Vnnd dann 
beuorab, wann man diefelbige auch jederzeit längft bie: 


1131 


uor, in vnd aufferbalb Bundgnofchafft hat trew und auff- 
recht erfahren vnd gefpürt. 

Alß Hat dermwegen, in betrachtung beides deren hiefornen 
angeregten vrfahen, vnd den andern mehr hoher beweg- 
nuffen, die Löbliche Frey: vnnd Reichftatt Straßburg, die: 
fes lauffenden 1588. Zars, im nechfthin verfchienenen Mo- 
nat Maio, mitt den auch Löblichen Freyen fürnemen Stätten 
der Eidgnofhafft Zürih vnnd Bern, zu guter einmütiger 
verftändnuß fih nachbarlich verbunden , over vilmehr, die 
vorlängfi der zeit mitt beiden gedachten Stätten gehabte 
Nachbarliche Berein vnnd Bündnuß mwiderumb erbolet, 
verneuwert vnnd beftettiget. Welche auch auff diß end hin, 
an gedachten Dreyen vnderſchiedlichen Orten allerfeits, in- 
maſſen hernach berichtlich folgen foll, mitt erbeifchenden 
gebürlichfeiten vnd folenniteten, vnd fondern glüdlichem 
vnd freudigem fortgang ift ing werd gericht vnd volbracht 
worden. 

Solicher dreyer hochberümter gewaltiger Stätt zu frid- 
vnnd Kriegszeiten vermögliche gelegenbeiten allbie vil an- 
zuzieben vnnd zu befchreiben, balt ich nun zumal diſes 
orts vnnötig fein, demnach es in der fürge bie zu begreif: 
fen vnmöglich, vnd diefelbige onediß albereit menniglich 
befaut, ond mit verwunderen inn nahen vnd ferren fanden 
gerümet wird. 

Allein, demnach nun einer Bundsbeftettigung gedacht 
worden, vnd jrer vil, entweder auß vnwiſſenheit vnd vn— 
bericht der ſachen, oder auß boßhaffter art alles zu tadeln, 
diſe Erholung der alten Verainigung für ein vnnötige 
newerung außruffen, auch jrer etliche in aberwitziger ta— 
delſucht fich dermaſſen vergeſſen erzeigen, daß fie auch da— 
bin vnuerſtändig ſchlieſſen, als ſolten alle Bündnuſſen ei— 
tele Newerungen vnd deßhalben mehrtheils vnverträglich 
fein, ꝛc. So fan ich nicht vmbgehn, bie zuforderft, ehe 
zur befchreibung*deg Actus gedachter Berbündnuß geſchrit— 
ten wird, in der fürge num folgends anzuregen, wie die 
Statt Straßburg auch wol vor drei hundert Jaren mitt 
einer oder der anderen, mehr oder wenigern der nun Dei: 
uetifchen oder Schweigerifhen Stätten fei in bülfflicher 
vnd wehrlicher Bündnuß geftanden, ond ſeidher Felbigen 


#132 


zeit gepflegt forter hin, nach dere gelegenheit oftmals folche 
Nachbarliche verſtändnuß mitt denfelbigen zu erwidern, 
ond daß. auch auß fonderm Götilichem fegen (welcher dann 
bei aufrechter revlicher zufammenfegung vmb erhaltung 
fridens vnd freiheit zu fein pflegt) dieſe hievor getrofene 
Vereinigungen fie die Statt Straßburg zu auffpringung 
jrer heutiger ftatlicher ond anfehenliher gelegenheit hab vor- 
ftendig vnd rümlich befunden’ ond erfaren. 

Dann laut der Hiſtorien findet fih, daß im Zar Ehrifti 
1261. als in Teutſchem Reich, wegen mangels eines or= 
denlich erwehlten Keiferlihen Oberhaupts, grofle zerrütuns 
gen fich eraigten, alſo vaß beinah fein ftand vor dem an- 
dern gefichert fund, auch die Statt Straßburg von ihrem 
Biihoff, Herrn Gwalthern von Geroltzeck, mit geiftlichen 
ond fleifhlichen Waaffen, als Kirchuerbotten und Kriegen 
worden angefochten, da haben die Stätt Straßburg, Zü⸗ 
rich vnnd Baſel fich als Nachbar vndereinander zu einer 
Verbündnuß genähert, vnd vmb beſchirmung jrer Freiheit, 
den damals wegen thugendhaffter Manlichkeit vnd Kriegs- 
erfarenheit berümten nechſtgeſeſſenen Herrn, Grauen Ru— 
dolffen von Habſpurg, Landgrauen im Elſaß, welcher her— 
nach Römiſcher Keiſer worden, zu einem Kriegsoberſten 
vmb ein benants Jargelt erwehlet. 

Welche, gleich wie er es damals trewlich mit jhnen ge— 
halten, alſo haben nachgehends, als er zu Keyſerlicher 
würde auffkommen, benante drey Stätt bey: dero May. 
wider dero feind die Behemen vnd andere jhr euſſerſt ver: 
mögen beigeſetzt. 

Auch deſſen zu ewiger gedächtnuß haben die Statt Straß— 
burg, auß fonderer anmutung zu difem freiheitfchirmen- 
dem Keiſer, vnder wenigen andern Königen vnd Keifern, 
deren Bildnuß vnd Namen fir an das Münfter, als in 
ein beftendig Byramidem „on ftain gefeßt, diſen Keiſern 
Rudolff ob dem hindern! eingang des Münfters bei dem 
Fronhoff hoch an den thurn zu Roß fißend, mit folgender 
ichrift feßen lafften: RVDOLPHVS COMES DE HABS- 
PVRGO. REX ROMANORVM. 

Deßgleichen findet ſich auch, daß vmb das Zar onfers 
Erlöfers 1303., die Stätt Straßburg, Züri, Bern, Sos 


— 


1133 


lothurn, Freiburg vnd Bühel miteinander feind verbunden 
geweſen, da fie dann vnder anderer gelaifteter gefampter 
bülff vmb Reinhaltung ver ftraffen, gleich zu eingang ver 
Bündnuß, ind Aergäu wider den Freiberrn von Zagiperg, 
fo ven aufgerichten Landfriden geprochen gehabt, feind ge: 
zogen, vnd das Stätlein Wimniß eingenommen ond zer: 
fiört. Auch folgends Anro 1333. fur die veſte Schwanau 
am Kein gelegen, vnd denen von Geroltzeck gehörig ge: 
rudt, vnd nach eroberung derſelbigen, ſolche vericleift, 
aus vrſach, daß von dem Dfterreihiichen Adel aus ver- 
felbigen vefte etliche Zürichifche Burger vnd anderer jrer 
zugethanen, auff ven firaffen worden angriffen vnnd be- 
raubt, vnder fürgewendtem fchein, weil dieſe gedachte Stätt 
damals Keifern Ludwigen dem vierten, auß vem haus 
Baiern bürtig, weldhen ver Papſt inn bann hat gethan, 
anbiengen. 

Fortter baben aub Straßburg, vnd auff etlih vnd 
dreiffig andere Reichſtätt im Jar 1335. gleichsfals einen 
Bund mit etlihen Eidgnoſſiſchen Stätten Zürih, Bern, 
Solothurn vnd Zug gehabt. Alſo Tas eß hieraus wol 
gnug ericheinlih, wie eß nicht, als etliche auß vnerfaren- 
heit der ſachen darvon reden, fo ein vnerbörter ond vn— 
bräuclicher handel ift, daß des Reichs gefreite Stätt mit 
freien Eidgnoſſen ficb verbinden, ebenio wenig, als wann 
eın anderer Fürftenftand deß Reichs ſolches gegen ihmen 
hat gepflogen, als etliche Oſterreichiſche Fürſten, Baſeliſche 
vnd Eoftentifche Biſchof, Hergog Blrih von Wirttemberg, 
Hergog Reinhart von Lotringen, Landgraff Philips von 
Helen ꝛc., vnd andere. 

Ob auch wol hernaber ehegedachter Bund der Stätt 
durch ein verlorene fchlaht im Elſaß gegen Hertzogen 
Lupolden von Oſterreich ift ein zeitlang getrennt geweſen, 
baben doch die Statt Straßburg vnnd die Schweiger jre 
treubergige Nachbarlihe Correfpondeng vnd vertrauliche 
zufammenfegung in vberfallen nie gegen einander nach— 
gelaften. 

Sondern Anno 1409. zogen die Stätt Straßburg, 
Bern, Bafel vnnd Splothorn für die Statt Reinfelven, 
vnd ale Damals der Krieg zwilchen Herzog Lüpolven von 


1134 


Ofterreich vnd etlichen Eidgnofifhen Orten nach zum heff— 
tigften wäret, waren gemelte Stätt in dem anſehen vnd 
vertrawen, daß fie zu Enſißheim jm Obern Elſaß mit zus 
thun Mardgraften Rudolffen von Hochberg zwifchen bei: 
ven ftreitigen Partheien einen friden mittelten. 

Vnd ald Anno 1455. etlihe Straßburgiihe Burger 
durch ven Hegäuiſchen Adel auf der Schweiger grund vnd 
boven beraubt, vnd auff vie Schlöſſer Egliffaw vnd Ho— 
ben = Kräyen gefangen geführt worden (in welchem fpil 
dann Graf Alwick von Sulg, vnd Graf Hans von Ten: 
gen waren), zogen alsbald die Eidgnoſſen auff diefelbige 
Räuber vber Rhein bey Zurzach ins Hegäu, vnnd zer: 
ftörten den Raubern, was ihnen mocht zugebörn, lieſſen 
auch nicht nach, biß fi vie fchulvigen Herrn auff einen 
ibnen angelegten tag zu Recht gen Schaffhauſſen veran— 
laßten, vnd die gefangene Burger ledig fchafften. 

Gleichsfals als Anno zc. 1473. etlihe Schweißerifche 
Kauffleut von Zürih, Bern, Lucern, Schweiß vnnd au: 
dern Orten, fo inn einem Schiff nach Frandfort inn die 
Mes zu fahren vorbabens, vonder Brifah ob Rei: 
nauw von Petern von Hagenbab, Burgundifchen Land— 
vogt im Briſgäu vnd Elfaß nivergelegt , gefangen, einer 
von Bern erichoffen, den vbrigen alle jre baab genom— 
men, vnnd darzu gefänglih gen Schuttern geichlaifft, vnd 
vberdiß darzu vmb 10000. gulden geihagt worden , Als: 
bald foldhes vie von Straßburg vernommen, haben fie 
mit macht für Schuttern geeilt, vaffelb eingenommen, das 
Stättlein zerprochen, vnnd die gefangenen mitt jhne gen 
Straßburg geführt, vnd von dannen ehrlich wider zu 
bauß geſchickt. 

Wem ift aber vnbefant, melder maſſen Anno 1474. 
als ab der madıt des herßogen Carln von Burgund, den 
man ven vbermütigen nant, allenthalb in ver Nachbaur- 
ſchafft ein groß entiegen was, die Statt Straßburg, mitt 
Zürich, Bern vnnd allen andern Eitgnoffen, auch Baſel, 
Colmar, Schletftatt onnd Mümpelgart, deögleichen Herzo— 
gen Sigmunden von Ofterreih vnd Hertzogen Reinbarten 
von Lotringen einen bund gemacht haben. Bei weldem 
der Straßburger beftendige hülff, nicht allein in dreien, 





1135 


wider ein ſolchen mächtigen Potentaten berlih erlangten 
fiegen , infonverheit von Teutſchen vnd außländiſchen Hi- 
storieis dendmwürdig erhebt, fondern auch ihnen zu vnab— 
fterbliben lob rümlich nachgefagt wird, daß fie vonder an: 
dern Bundgenofien Anno 1477, jre ftanphafftigfeit redlich 
aub damals haben erwieien, ald man Hertzogen Rein— 
harten hat in Lotringen, darauß er vom Der&ogen von 
Burgund gewaltfamlich entiegt war, widerumb eingeſetzt. 

Anno 1529. als die beide Stätt Zurih vnd Bern we: 

gen Reformierung der Religion von ven fünff Päpſtiſchen 
Orten mitt Krieg angefochten worden, haben die Stätt 
Straßburg vnnd Cofteng, ehe fie beiverfeitS auffeinander 
feindlih angegriffen, damals diß freundlib Nachbarſtuck 
erwieſen, vnd fie für dißmal gegen einander verglichen 
vnd befridigt. 
Welcher gefialt dan Anno 1530. ein Statt Straßburg 
mit mehr gedachten beiden Stätten Zürich vnd Bern, aber: 
mals in Bündnuß fei fommen, befteht wegen vnlänge ver 
zeit noch in viler gedächnuß, Gleih wie auch, waß ſon— 
ften ſeidher für Nachbarliher guter willen ond freundlich 
feit beiverfeits vnauffhörlich ift vorgangen, menuiglich on- 
verbergen ift, vnnd daher vnnötig, meitleuffige erholung 
deffelbigen bie vorzunemmen. 

Gleichwol aber wird alfo auß nun beichebener Furger 
erzeblung der vralten ond newlichern Bündnuſſen, genug: 
fam derjenigen verunglimpffer nichtig fürgeben widerwie— 
fen, welche die nun dieſes Jars zwifchen mehrgedachten 
drey Stätten glüdlih onnd rümlich vorgangene Bündliche 
Berein, für eine Newerung anziehen, oder vermeinen, das 
ſolche Bündnuſſen von vnnöten feyen. Als ob es. im Reich 
Teutſcher Nation vnnd ver Nachbarſchafft heut vil beſſer 
ſtünde, dann vor viler langer zeit, da mann diß mittel 
mehrmals jm Reich bat rhatfam vnnd gut befunden. Aber 
ſolche müſſen, wie jener Drator zu den Achäiſchen ver- 
bundenen freyen Stätten fagt, entweder nicht wiſſen, waß 
die liebe einer errungenen berlichen Freiheit tbut, oder 
balten die zeit onnd Leut einmal wie das ander. Erwi— 
jen fih alfo in dem einen als leibeigene Knecht, vnd in 
dem andern als vnempfindlich vnd malgig, die da nicht 


1136 


fülen wo vie fremden Nationen onnd Freiheitlaurer her: 
ftehen vnnd einbreden. 

Jedoch, fagen etliche, ift es bemeißlich, daß die Bünd- 
nuffen vilmals feind vbel -außgeichlagen. Vnd da einer 
zuvor wol onverbunden bet mögen inn rhuhen fein, her: 
nachmals verbunden mitt andern hat müſſen berbalten, x. 

Diß laß ich ja zu, mit manden Erempel fein zu be 
weiten. Folgt aber darumb nicht, vdieweil etliche Stätt, 
Fürftentbumb vnnd Länder dißfals inn auffrichtbung jhrer 
Einigungen villeicht onfürfichtig gefahren, vnnd obenge— 
fegten Principalzweck nicht allerdings wargenommen no 
vor augen gehabt (Nämlihen daß die Vnderthanen mitt 
Gottieligem gutem gewiſſen vnd rechtmeffiger ‚genieffung 
jbrer längft vorerarneter freiheit fih inn eim geruhlichen 
onnd ftillen leben beiiammen mögen betragen) vnd jhnen 
deßhalben, weil fie im anichlag nad dem ziel geirrt, vbel 
außgeichlagen, dz darumb auß etlichen widerwertigen Euen- 
ten, ein gemeine Regul fei zu fegen, vnd denjenigen ſolt 
preindiciern oder ein boß recht machen, welche inn Gotts— 
förchtender fürfichtigfeit ihrer altfordern löblich vblichen 
prauch vor augen habend, allein dahin feben, damit inn 
Einigkeit vnnd Friden Gott vnd der Dberfeit gedienet, 
ond omb befferer volpringung deflelbigen, das auff fie 
gebracht edel gut der Freideit gehandhabt werde. 

Sp wer auch zu widertreibung diefes einwurfs bie gar 
feicht, ober vorerzehlte wolgeglüdte Stättverein noch ein 
merckliche anzal Erempel auß Göttlichen vnd Profanfhrif- 
ten beizupringen, die klärlich erweiſen wirden, daß je vnnd 
alwegen, wo mann dir nun offterwönte maß gehalten, die 
Bündnuften, wann fie gegen aleichsgenoffen vnnd wenn 
fie gleih auch etwas ferd endt feflen getroffen worden, 
haben zu erwünſchtem rümlichen end gelanget. Aber difer 
Materi betrachtung erfordert eine weitleuffigere Trattie- 
rung, welche villeicht fünftiglih zu anderer gelegenheit 
möcht vorgenommen werden. Diß ift denjenigen gnug 
angedeitet, welche die fach in jr felbert, vnd die zeiten 
gegen einander erwegen, auch vil lieber vie benachbarten 
einig, dann trennig fehen. 

Sonſten anlangend, daß ihren etliche auß Heiliger Schrift 


1137 


etlih wenig Erempel von Bündnuſſen, fo Gott durd feine 
Propheten geftrafft, herfürziehen vnnd auffmugen, da hofſe 
ich, onangeieben, was ſolche zu frügewachfiene onnd vn— 
beftelte Bundrichter vnd Bündlicher Lieb vnd Freundſchafft— 
vervammer fonften bittern oder genaigten willeng zu ei— 
ner oder der andern Religion tragen, fie doch nicht fo 
onverihampt, noch eigenes gewiflens vnd Chriſtlicher Lieb 
vergeffen fein werden, offentlich vnnd rund zu ſagen, daß 
diefe onfere von frommen redlichen des Reihe geirewen 
Altfordern vilgeubte, onnd nun abermals von vns vorge- 
nommene Nahbarliche Berein folte wie jener, die fie an: 
ziehen, geftaltet und geichaffen fein. 

Seiteinmal wir ja mit feinen Gananitern, Sebufitern 
noch Amorrheern, noch einigen andern von Öott verworf: 
fenen vnnd verdvampten Abgöttiſchen Böldern haben Bünd- 
nuß eingangen, von welchen doch Gotts verbott einhält, 
daß man mit denfelbigen foll fein verpflichtete gemeinschaft 
pflegen. 

Wollen fie vns dann jrer miftigkeit nach etwas ehrli= 
cher, ond mit den vom Bold Gottes getrennten Iſraeli— 
ten vergleihen, vnnd fagen, daß gleichwol die König in 
Fuda von ven Propheten geftrafft worden, wann fie mit 
ven abfälligen Sfraelitiihen Königen haben zugepalten: 
da laſſen wir jre milte vergleihung auf ihrem werd vnnd 
onwerd bewenden (demnach noch nit der Sententz gefält, 
welche heut venfelbigen Zwidvärmigen Baalitifhen Iſtae— 
fiten am nechften verwandt) jagen aber mif grund darge: 
gen, daß gleichwol nit an allen Königen des Stammens 
Fuda die mahung ver Bündnuffen mit ongleubigen fei 
geftraft worden, fondern allein an denfenigen, fo im jren 
Berbindungen vnd Liga auf ven fleiichlichen Fälfchlichen 
Arm, vnnd nicht in den Herrn jr vertrawen, ftärd vnd 
fiherheit flelten, auch mit folhen Wüterichen fich verein- 
barten, welche fie offrentliche feind vnd verfolger der kund— 
fihen warbeitt vnnd des gebottenen Öottespienftes fein 
wußten. Bnnd omb ſolcher Beipflihtung willen worden 
von den Propheten geitraft König Aſſa vnnd Joſaphat, 
innmaffen die wort der firaffungen ſolchs eigentlich mit- 
pringen. Welches aber an andern Gottsförchtigen Köni- - 


X. 12 


1138 


gen nit geunbillicht worden : Gleichwie au nit am Kö— 
nig Dauid, daß er mit Hiram, dem Heidnifchen König 
zu Tyro, mit Thoe, dem König zu Hematha, mit Naba, 
dem Ammoniter = König fih bat verbunden. Deßgleichen 
nicht an feim Son Salomon, daß er gleichsfals mit ge— 
dachtem Tyrifchen König jeins Batters gehabte freunpfchafft 
bat continuirt. Zu gefehweigen der Patriarchen Exempel, 
daß Abraham mit den dreien Amorrheifchen Fürften vnd 
gebrüdern, Sfaac mit dem König zu Gerar, Jacob mit 
Edom vnd Laban, Mofes mit etlichen Königen, als er 
dur die Wüften paffiren mußt, Sofua mit den Gabao- 
niter bündliche vergleichungen getroffen ond gehalten haben. 

Vnd wie fan auch ein Kind Gottes, fo inn der Welt 
alhie vnder vngleichen Leuten die zeit feiner pilgerſchafft 
muß zupringen, anders fih verhalten, dann feine Glau- 
bensgenoflen zuforderft allen andern vorzuziehen, vnd nach— 
gehends diejenigen, jo im nichts verfiraien, für die zu bal- 
ten, als die mit jhm fammelten. 

Mag alfo, auff welden weg auch immer diefe wider: 
finnige Bündnußftraffer ihre tadelung binaußrichten, ſolche 
an fo billiher Gottgefelliger fachen nichts bafften. Sonder 
bat ſolch Eriftlih, Ehrlich gemeinnuglid werd nur defto 
mehr feinen fortgang, je firenger ſolche warmfalte Leut, 
jo weder jred Batterlands wolfart vnd freiheit jemals 
ernftlich bedacht, noch die gefehrliche gelegenbeiten heutiger 
geihwinder läufft recht ermeſſen, vnbefügter ſachen fi 
dargegen feßen, oder es durch bel deiten zu verkleinern 
vnderſtehn. Dann (mie dort der Treu Edart reimt) die 
fpöttifche Leichtfertigfeit hafftet nichts an auffrichtiger ſtand— 
bafftigfeit, die Neidpfeil thun daran abglitzſchen, als ſchöß 
man an den Gotthartsberg loß flitfchen. Derwegen ſchließ 
ih nochmal, dz es ja ein fondere wolthat und ſchickung 
des Almechtigen fei, der zuforderft folcher gelegenbeit Nach— 
barn zufammen in eine nähe hat verfhaft, vnd folgendes 
auch derfelbigen gemüter dermaffen zufammen gerichtet vnd 
verpflichtet, daß fie nunmehr dann von dreihundert Jaren 
ber vnnachläßlich fondere treuherkige Nachbarliche naigun- 
gen haben zufammengetragen, vnnd noch heutzutag nicht 
onterlaffen, daffelbig glimmend feur des herglihen Nach— 


1139 
* 


barlichen vertrauens durch offt vorgenommene Bundserne: 
werung zu erwecken. 

Darumb billich menniglich nicht allein die, ſo in offtbe— 
ſtimptem Bund begriffen, ſonder auch alle benachbarten, 
fo deſſen zu mehrer irer ficherheit können genieſſen, billich 
fich frewen, vnd vnſerm trewen himmliſchen Batter, dem 
trewen Wächter für fein Bold, als der allein die Statt 
bemwaret, für ſolche Bätterliche fürforg , hüt vnnd wat, 
mit innigem anruffen vnd pnärgerlichem ihm wolgefelligen 
wandel jollen vandbar erzeigen, vnd ihn als den Gott des 
fridens no forter demütig bitten, daß er ſolche glüdliche 
ernemwerung vralter Bündnuß wölle mit feinem feligen fri— 
den, mif frivfamen Obern, frivfertigen Bnderthanen vnd 
frivliher Nahbarfchafft fegnen ond benedeien: den Bunde: 
verwanten zu erfennen geben, was grofies gut er jhnen, ° 
beides an offenbarung feines worts vnd willens, vnd an 
allberait errungener Löblicher Freiheit hat verliehen, vnnd 
ihnen zu erhalten ond handzuhaben vertrauet, auch einen 
waren eiffer in jhnen ermweden, alles, was zu heil des 
Batterlandg vnnd des Bunde wolfart gereichen mag, nad 
ihrem eufjerften vermögen leibs, guts vnnd bluts zu für: 
dern vnd fortzufegen, vnd dann die hertzen beiverieits ın 
vngefälichter brüderlicher lieb vnd herglicher vertraulichkeit 
gegen einander jederzeit vnderhalten. 

Folget nun die ombftändfiche Befchreibung, mwelderge: 
ftalt die Nachbarliche Verbündnuß zwifchen den dreien fer: 
berümten Stätten, Zürich, Bern vnd Straßburg fei aller- 
theils diß ——— 88. Far verricht vnnd beſtättiget 
worden. 


Demnach dann nun zum eingang etlichermaffen die be- 
wegruffen vnd vrfachen, derenhalben die ehrgemelte drei 
Löbliche Freyftätt Zürih, Bern vnd Straßburg fih in ein 
Nachbarliche Bündnuß haben vereinigt, angedeitet worden : 

Als wöllen wir nun forter vmb vendwürdigfeit der fa- 
chen, vnd zur ergegligfeit des Lefers, welcher der gewon— 
lichkeiten, vnd desjenig, fo bei der Bundsbeftättigung vor 
gangen, gern eine wiftenichafft hette, etwas inn der fürge, 
wie die verbündnuß beides zu Straßburg, vnd forter dros 


1140 
a 


ben in der Eidgnofchafft mit aller zu ſolchem gefchefft ge: 
bräuchlicher gebür vollzogen worden, vmbſtändiglich be: 
fchreiben. 


Als ift zu wiſſen, daß, nachdem eine zeitlang ber die 
zwifchen beiden Stätten Zürich vnd Bern, und der Statt 
Straßburg aeichwebte handlung der Nacbarlichen verain 
ond verftändnuß halben, dermalen eines endlich beſchloſſen 
worden, darauff Samftags ven eilften nächſthin verfchienen 
Monats Mai dieſes gegenwertigen 15883 Jars, ermelten 
beider Stätt Zürih vnd Bern anfehnlihe Ratbsbotichaf- 
ten vnd Gefandten mit einem berrlichen anfehnlichen Co— 
mitat fih nader Straßburg auff ven weg begeben, daſelbſt 
zuforderft die Bundbeaidigung vorzunemmen. 

Als nun deſſen in Straßburg zeitlih Fundfchafft gewe— 
ien, ift von eim Ehrſamen Rhat daſelbſt die anordnung 
gefcheben , daß man jbnen des gemeldten tags mit zwei: 
bundert mwolgerüfter pferd, vnd eim NReuterfanen, welchen 
Jungker Hans Andres Wurmfer geführt, ift bis für Grau: 
enftaden binauß entgegen gezogen. Allda, nachdem man 
fie auff einer ebenen mit zierlichem bereuten vmbringt ge: 
habt, die Oberherrn der Statt Straßburg auß ver Ord— 
nung zu den Herrn Gefandten geritten, vnd fie durch jren 
Stattihreiber Herrn Paulus Hochfeldern gebürlichermaffen 
empfangen. 

Nachgebends dieſelbigen Gefandten, wie auch alle an— 
dere Schweißer, jre zugeordneten vnd geferten mitten in 
die Ordnung genommen, die Diener abgetheilt, vnd alſo 
glidsweiß fortgerudt, bi man bei die Statt auff die Me: 
gigeraum fommen, feind fie forter mit zweien Regimenten 
Fußvolcks in der ſchlachtordnung mit groffem freudigen: 
fchieffen angenommen worden, auch bat fih darbei das 
groffe geihüg von den Maurn vnd Pollwerden dafelbit 
ber in aller macht gewaltig börn laffen. 

Folgends als man in angeftelter Ordnung der Statt 
genäbert, va ift die Burgerfcafft, fo alle zum mufterhaft: 
tigften außgerüft vnd bewehrt gemefen, vorher, die Der: 
ren Gefandten vnd des Rhats in der mitte, vnd das Re— 
giment Soldaten nachgezogen, allermaffen, wie viefe hier 
beigefügte verzeichnuß eigentlich außweifet. 


1141 


Berzeihnuß des Inzugs der löblihen Eydgnoß— 
Ichafft zu Straßburg, den 11. Maij, Anno 88. 


I. Burger zu Straßburg. 


HSauptman Claus von Bietenheim. 


DEE » > 0. 00. 2. Aline: 
1 ” 
Mußfetier en —— 
Hodenihügen . 
Langfpieß 
Schlachtſchwerdt 
Langſpieß 
Federſpieß . . 
Schlachtſchwerdt 


Ya 
w Ort a Wo 00 


Fendrich. 
Schlachtſchwerdt 
Federſpieß 
Langſpieß —öI ET 
Dane we Br 

Summa . . 109 Glivdt. 

In jedem Glidt fünf Mann, macht 545 Mann. 


ll. Reuter. 


Dal 


Beier hiiiyigid „Aus Birne 
Fe 
ES HUREN RE TERENE 
Trommeter . . ee ea 
Schweißer vnd Straßburger Herrn urn Bi 
Fendrich. 
Spießjungen FE —A— 
Schweitzeriſche vnd Straßburgifche Soloa- 
ten, au andere Reuter . . . 33 





Summa . . 76 Glidt. 
In iedem Glidt drei Reutter, macht 228 Reutter. 


1142 


III. Solvater zu Straßburg. 


Hauptman Bamman, ARMEE ...5,2.8 Öl. 
Hodenfdügen - » » » » a ae EEE 


SER .- san ar 
ſſchwer 0 mr 
Fendrid. 


Schlachtſchwerdt N Te Fe 
Beenpark u Wal SPEER 
Dodeufgnnent a Wi er. 2 
Dußteiien. ti Sms : Sr 
Summa . . 67 
In jedem Glidt fünf Mann, madt 335. 

Summa Summarum des gangen einzugs, 

Herrn, Reuttern vnd Zußvoldd . - „ 1108. 


Hauptleut, Fendrich, Weibel, Trabanten vnd Spiel- 
leut nit drein gerechnet. 


Im einziehen in die Statt ift vom Statthor an biß zu 
des Herrn Friderichen Prechters behaufung, darinnen die 
abgeoroneten beiden Stätt einglofiert gewefen, ein Man 
am andern in rüftung geftanden, vnd alfo da verbarret, 
biß mehrgedachte Gefandten in jr Loſament gebörtermaflen 
belaitet einfommen. 

As nun des Nachtimbiß zeit gewefen, hat man fie zum 
Spiegel, fo eine fürneme Zunfftftub, geleitet, vnd daſelbſt 
neben berrficher Zractierung vnd Gefellibafftlaiftung von 
Ritterſchafft vnd Herrn des Rhats, ond einer groflen menge 
volds von Burgern vnd frembven, auch mit jonderer wol: 
beftelten Mufte von Juftrumenten vnd Gejang zum zier- 
lichften gehalten vnd ergeßt. 

Folgenden Sontags, ven 12. gedachts Monats, feind fie 
vormittag in vie Kirh zu S. Thoman zur Predigt, vnd 
nach vollbringung verfelbigen in das Münfter vnd fonft 
berumbgeführt worden, biß daß es Mittageflengzeit gewe— 
fen, da ift man abermals zum Spiegel, allda vie Mahl: 
zeit zum flattlichften angeoronet war, gezogen, vnd jolde 
daſelbſt mit aller freundtlichfeit vnd frölichkeit eingenommen. 
Darauf nah geenveter Mulzeit auff ven Schieſſraim 


1143 


fpagiert, allda den Herrn abgeordneten abermals alle Ehr 
vnd Freundfchafft ift wiverfahren. 

Nachgehenden 13. Maij, Montags, hat in den newen 
Bau, gegen ver Pfaltz vber, vor Mittag, ein Erfamer 
Rhat, auh Schöffen vnd Amman der Statt Straßburg, 
vie vergleichende Bünpnuß geichworen. 

Die folgenden zwen tag wurden mit aller ehr vnd gu- 
ten willenserzeigung den Herrn Gefandten zubracht, auch 
vonder anderm ihnen das Zeughauß, vnd was fonvers in 
der Statt zu fehen, gewiefen. Wie fie dann au vor die 
Statt in die Earthauß, alda ein herrlih Mal zubereitet 
gewefen, geführt worden. 

Donnerftags den 16. Maif haben beiverfeits die Eidge: 
noffifhe ond Straßburgiiche abgeordnete Gefandten zum 
abreiien ins Schweißerland fich gefertigt. Allda dann von 
ver Statt Straßburg folgende Herrn des Regiments feind 
abgeordnet worden. 

Sunder Hans Philips von Kettenheim, Stättmeifter. 

Herr Niclaus Fuchs, Ammeifter. 

Sunder Friderich Brechter, Fünfzehner. 

Herr Mathias von Gottesheim, Treizehner. 

Herr Loreng von Feflenheim, Schöffel. 

Herr Gottfrid von Hohenburg, Schöffel. 


Die Namen aber deren von den beiden Drten 
der Eidgnoſchafft Rhatsgeſandten, feind folgende 
geweſen. 


Als von Zürich. 
Herr Caſpar Thoman, Burgermeiſter. 
Herr Heinrich Holtzhalb, Statthalter. 
Herr Johannes Aſcher, Seckelmeiſter. 
Herr Johannes Keller, Obman. 
Herr Cunrad Großman. 
Herr Adrian Ziegler. 
Herr Gerold Aeſcher, Stattſchreiber. 


Von Bern. 
Herr Anthony Gaſſer, Fendrich. 


1144 


Herr Bartholme Archer, Fendrid. 

Jungcker Ludwig ven Erlach, des Fleinen Rhats. 

Herr Marquart Zehender. 

Jungcker Dauid Michel, des groſſen Rhats. 

Herr Chriftian Willendin, des groſſen Rhats. 

Als nun, wie gemeldt, den ſechtzehenden Maij nunbe— 
nannte anſehnliche Rhatsbotſchafften vnd Geſandten naher 
Schweitzerland auffgeweſen, ſeind fie abermals ſtatlich von 
Straßburg aus biß gen Grauenſtaden mit achtzig Pferden 
belaitet worden, allda man ſich mit einander freundlich 
abgeletzt, vnd nechſtgefolgten Samſtags den 18. eheberür— 
ten Monats zu Mittag zu Baſel wol ankommen. 

Da fie dann vnderwegen von beiden Stätten Schlett— 
ftatt ond Colmar mit Wein verehrt worden, und zu Col— 
mar fich zugetragen, daß einer in der Eidgnoffen Herberg 
von der Zürcher Diener einem allerhand vmſtänd der Raiß 
zu erfundigen vnderſtanden, vnd aber, nachdem er vernom: 
men, das bemelter Diener foliches feinem Herrn angezeigt, 
feiner antwort erwartet, fondern eingmals ſich verloren, 
und nicht mehr ſehen laſſen. Da dann die Eidgnofftiche 
Gejandten allerhand fürforg getragen, fonderlich der von 
Erlach, vnd derwegen damals, ald man auffgebrochen, mit 
eim Diener vorgezogen, damit man mit den wegen defto 
fiherer nachfolgen möchte, aber allerdings nichts durch die 
firaß geipürt worden. 

Dafelbft zu Bafel ift zum einrttt onder den thoren febr 
geichoffen, der beider Stätt Bern vnd Straßburg Gefand: 
ten, als die bei einander in einer Herberg zur Kronen 
gelegen, durd den Burgermeifter Vlrichen Schultheißen 
empfangen, nachgehends mit Wein verehrt, vnnd darbei 
Durch ermelten Burgermeifter fampt etlichen Häauptern des 
Rhats vnd andern fürnemen Perſonen guter anzal gefel- 
ſchafft gelaiftet, ond fonderlih die Straßburgifchen erfucht 
worden, im twiderferen jren weg auf Baſel zu nemmen, 
mit erbieten, ihnen alsdann mit befferer gelegenpeit allen 
guten willen zu erzeigen. 

Gleichergeſtalt feind aud die Gefandten —— zu 
Reinfelden denſelben Abend mit Wein verehrt worden. 

Sontags dem Neunzehenden hernacher, als man fampt- 


1145 


lich gegen Abend zu Bruck, denen, von Bern zufiändig, an: 
bommen, ıft man im durchziehen won etlihen ter Burger: 
fhafft, fo in der Rüſtung gangen, mit freudenſchieſſen em— 
pfangen, mit eim trund verehrt, etliche Feldſtücklein vor 
der Statt abgelafien, vnd alfo ſtarck geſchoſſen worten, 
Daß man für ein folih Drt deſſelbigen hat zu verwundern 
gehabt. Damals hat man das Nachtläger im Klofter Kö- 
nigsfelden, allernecbft darbei gelegen, auch denen. von Bern 
zuftändig, genommen: ond ift man dafelbft von denen zu 
Bruck mit Wein verehrt, vnd fonften denſelben Nachtim— 
bis, wie auch den Montag morgens zur fuppen herrlich 
end wol tractiert vnd frei gehalten worden. 

Darauff deflelbigen tags, fo war der 20. Maij, fortges 
rudt, vnd nachdem man vpnderwegen ein furgen abftand 
zu Altftätt gethan, deflelbigen Abends vmb vngefährlich 5 
Vren zu Zurih wol anfommen, ond mit Eilffhundert ges 
rüfteter Mannen zu fuß, fampt fünf vnd fiebengig Pfer— 
den, vnd dreizehen Studen groben geibüges, gleich bei 
der Statt auff dem Schiefirein empfangen worven. 

Darbei dann auch denckwürdig zu merden, Daß vonder 
ehegedachten Eilffhunderten gerüfter zu fuß auch jechs der Statt 
Zürich Kirchendiener geweien, vnd fonderlich einer, genant 
Herr Hans Jacob Wil, fo bey oben angeregter verein 
der dreyen Stätt vor acht vnd fünffsig Jaren gleichsfals 
mit in der rüfung gangen. 

Die empfahung aber ift folgendermafien ergangen, daß 
nemlich die zu fuß in zmeien bauffen in einer ſchlachtord— 
nung geftanden, vnd nachdem die treizehen find grobes 
geſchützes etlih wilmal loßgangen, hernach die jhügen au 
etlich vil onderfchiedlich mal glivderweiß abgefhoflen, vnd 
daffelbig bald auff einander, damit man abnemmen mögen, 
wie bald fie mit dem mwiderladen gefaßt, weldes jedesmal 
fo wol abgangen, vaß man wenig fchüß gehört, vie vnor— 
denlich geſchehen weren, hernacher auff einander getroffen, 
vnd fih gewentt, allermaften, wie es pflegt bet eim ernft 
zuzugehn, 

Nah folhem feind fie fortgerudt, vnnd haben die 75 
Pferd die Gefanvten vmzogen, vnd dieſelben durch ven 
Landtvogt Heinrich Thoman aufs allerfreundlichit empfan- 


1146 


gen. Iſt man in folder Ordnung in vie Statt gezogen, 
daß die Bernifchen Gefandten anff der Rechten, die Straß: 
burgifchen in ver Mitten, vnd die Zürichifchen auff der 
finden feiten geritten, da nicht allein die Burger auff ver 
gaſſen, fo auff beiden feiten biß zum Loſament zum Stor: 
den in der rüfung geftanden mit handroren, fondern au 
mit groben ſtucken auf den Mauren vnd thurnen geringe 
berumb, vnd fonderlich aus wier vnd zwentzig ftuden, fo 
auff einer höhe in der Statt geftanden, befftig geichoflen, 
vnd ſolich ſchieſſen alfo den gangen Abend biß indie nacht 
an einander getriben. Da man dann auch vernommen, 
daß jedem fehügen, deren fünffhundert und dreiffig gewe— 
fen, ein pfund puluer gegeben worden, welde nach dem 
einzug fich mit fchieffen auff ven Bruden vnd fonften in 
- Statt noch biß inn zwo flunden ſtäts haben hören 
laſſen. 

Im einreuten hat man befunden, daß diejenige Burger, 

welche der Straßburgifchen Schießfanen von Anno etc. 76 
gehabt, diefelben zu den fenftern hinaußgeftedt, vnd die 
Seckel mit ven Gaben daran gebunden, zu gedächtnuß der 
Ehren vnd Freundfchafft, fo ihnen vamaln zu Straßburg 
widerfahren. 
Deſſelbigen Abends ift den Gefandten beider Stätt, Bern 
vnd Straßburg, der Wein verehrt, und jhnen in fo grof: 
fer anzal Geſellſchafft gelaiftet, als es mach gelegenheit 
der gemach in der Herberg bat fein können, aud fo wol 
tractiert worden, als ihrer Statt ond Landsart nach mög: 
lih geweien. 

Zinftag den 21. Maif ift ein Bettag geweſen, feind vie 
Geſandten in der Derberg geholt, vnd in die Predigt be— 
laitet, vnd nach vollendung verfelben wiver in die Herberg 
geführt worden. Denfelben morgen bat man, fobald ver 
tag angebrocen, wider angefangen mit groffen Studen 
zu fchieffen, vnd daffelb den gangen tag vber getriben. 

Nach ver Predigt, vber ein ftund vngefehrlich, feind ges 
wiſſe Herrn bei den Gefandten in der Herberg widerumb 
erschienen, nd fie auff das Rhathauß belaitet, da der fein 
ond aroß Rhat der zweyhundert Mannen verfamlet gewe— 
fen. Alfo haben der Bernifhen Geſandten zum eingang 


u 


1147 


jrer Herrn vnd Obern gruß vermeldt, mit fürger erzelung 
der volbrachten verrichtung zu Straßburg, und daß fie 
befelch heiten, von ihnen gleichmäffige beftettigung vieles 
Bunds auch zu empfahen. Darauff durch die Straßbur: 
gifche Gefandten nach gebürlicher falutation eben vergleichen 
bericht geichehen. Nachdem viefe Bündnuß vnd Berein durch 
einen Ehrfamen Rhat der Statt Straßburg, auh Schöf- 
fel ond Amman vafelbft geihworen, daß fie zu gleichem 
end auch abgefertigt, an beiven Orten Zürich vnd Bern 
ebenmäffige verrichtung zu thun. 


Darauff der Bundsbrieff durch die Straßburgifchen ge: 
lefen, ond ihnen der Eid durch den Herrn Stättmeifter 
von Kettenheim geftabet, vnd alſo diefe Bündnuß dur 
fie geihworen worden. Auff welchen Actum die groſſen 
ſtuck wider loßgangen, vnnd, wie oben gemelot, faft ven 
tag durch gemwäret. 


Hierauff feind die Gefandten auff ven Plaß, darauff die 
24 ftud geftanden, deßgleihen auf die Speicher in dad 
Barfüſſerkloſter, nachgehends widerumb ins Lofament, vnd 
von dannen zum Schnecken geführt worden, allda man 
das Mittagsmal eingenommen, der beiden Stätten Bern 
vnd Straßburg Gefandten, wie auch jhre hierzu befchrei= ) 
bene Mitburger vnd Landſaſſen vom Adel, wivderumb mit 
Wein verehrt, vnd alfo mit guter Gefellichafft denſelben 
nah Mittag biß Abends vmb ſechs vren zugebracdt, dann 
nit allein diejenigen, fo am gemelten Ort in zwey groſſen 
gemachen gefegt werden können, fonder alle vie, fo des 
vorigen tags die Gefandten empfangen, vnd in der Rü— 
flung geweſen, auff jren Zunfftfiuben feind zu gaft gehal— 
ten worden. 

In wärenden Mittagimbiß feind auff vier biß in fünff— 
hundert Knaben, fo des alters von zeben biß in 14 over 
15 Zaren geweſen, mit zweien fliegenden fänlein, zierlich 
bewebrt ombgezogen, vnd nicht weniger, als die Burger: 
fchaftt ven tag zuvor gethan, vor dem Schneden vnd auff 
den Seepruden gliverweiß abgeichoften, ſolches biß in drei 
fund continuiert, vnnd mit ſolchem gleichen ordenlichen 
ſchieſſen vnd geſchwindem widerladen fich fo wol gehalten, 


1143 


das ihnen, als mehrtHeils fo Junges völcklein, mit ver— 
wunderung zugefehen worden. 

Sp ift gleihergeftalt no ein Parthei won noch jüngern 
Knaben, von fünff, fehs vnd fieben Jaren, mit den Straf 
burgifchen Schießfanen, fo vor zwölff Jaren den Zürichern 
bei dem groſſen Schieffen worden, vnd mit dem Spiel 
embgezogen. Alfo nichts, was zu Ehrn vnd Freundfchafft 
au den Gefandten zu freud vnd furgmweil gereichen mö— 
gen, vnderlaſſen worden. 

Denfelbigen Abend, ein ftund- vngefährlich, nachdem man 
som Mittagmal auffgeftanden, ift die Geſellſchafft in fol- 
ber anzal, wie oben gemeldt, in der Herberg widerumb 
zum Nachtefien erfchienen, ond was bei dem Imbiß nicht 
außgemacht werten fonnen, das haben fie damals vber- 
flüffig erflattet. 

Mitwoh ven 22. Maij feind die Gefandten auff jhr am 
Abend zuuor befchehen anhalten abermals aufs Rhathauß 
beglaitet, und dur ein außfhuß gehört worden: Darauf 
fie nach verrichter handlung vom Außfhuß den Abſchied 
gemacht, fich alles deſſen, was ihnen hievor erzehltermaf- 
fen begegnet, gebürlich bevdandet, vnd erbotten, demnach, 
dardurch fürnemlich jre Herrn vnd Obern geehrt würven, 
es denfelben zu rümen, guter hoffnung, es werdeng die- 
felben, wo fie deffen immer gelegendeit baben mögen, mit 
vertrawtem freundlichen willen beſchulden, mit mehr auf: 
fürung, vnd darbei gebetten, es wöllen jre Gefandten mit 
dem, was jhnen zu Straßburg wiverfahren, auch ein freund- 
lich vernügen haben, und ihren Herrn vnd Dbern zu ver: 
trawen, da fie hetten wiſſen fönnen, was einem oder dem 
andern bette mögen angenem fein, daß es an möglichfter 
wilfarung nichts würde ermangelt haben, und haben da— 
rauf dieſe fach jbnen zum beften recommendiert, 

Auf welches der Bürgermeifter Thoman furß gebeiten, 
mit dem, was ihnen, den Gefandten, begegenet, vnd noch 
beut weiter erfolgen werde, ein genügen zu haben, vnd 
twiderumb fich in gemeinem Namen. deffen bevandt, was 
jbnen bie erzeigt worden, mit vermeldung, wag jeßo in 
gleihbem nit bette künnen vergolten werden, daß fie geneigt 
vnd willig feien, es bei. diefer handlung, wo es den fall 


1149 


erreicht, mit Teib, gut vnnd blut zu beihulden. Damit 
iſt der Abichiev gemacht, vnd fein die Gefandten darauf 
wider in die Herberg belaitet, vnd zu Mittag mit der Ge: 
ſellſchafft vnd Tractation, gleich wie die andern Malzeiten 
gehalten, jedoch ver Imbiß vmb ver angeftelten kurtzweil 
willen befürst worden. 

Nach dem Mittagimbiß if man famptlih hinaus auff 
den See gefahren, allda in eim ſchiff, welches mit ein 
fhwargen thuch war bevedet, ein lange taffel mit guter 
Tractation zugerichtet gewefen. Vnd als man fich weiter 
hinaus inn des Sees mitte gethan, feind alsbald gleichfam 
vnverſehens neher dann in einer halben ftund fünf vnnd 
zwengig fchiff der nehft an dem See geſeſſenen Landleut 
mit jhrn fpielen erfchienen, in jedem vngefehrlich fünfftzig 
Mann, darunder die fürnemften aus den gemeinden, vnd 
dann dreiffig. die rügten am jeder feiten fünffzeben warn, 
fo alle faft gleich gekleidet, mit jhren Roren vnd handge— 
wehren gefaßt geweßt, diefe haben das ſchiff, darinn die 
Gejandien geweſen, vmbringt, nachgehends ein fhiff nad 
dem andern herbeigefahren, da jhnen durch den Landvogt 
Thoman abgerandt worden, mit dem vermelven, daß fie 
auff befchehen erfordern alfo gehorfamlich erfchienen, das 
geraichte feinen gnedigen Herrn vnd Dbern zu fonderem 
gefallen, vie würdens auch in gnaden erfennen, vnd defto 
geneigter jein, jhnen allen guten willen zu erzeigen,, vnd 
damit fie ſolches deſto mehr abzunemmen, fo hetten fie 
auff jedes fchiff fünff gulden zu verehren geordnet, die ſol— 
ten fie in frölichfeit mit einander verzehren. 

Daranff die Landleut theils durch ire Vögt, theils dur 
ihre Pfarrherrn wider antworten laſſen, was fie jeßt ge— 
than, das weren fie zu thun fchulvig geweſen, vnd hettens 
mit gutem willen gern gethan, vnnd thun fich ver vereh: 
rung bevanden, wünichen zu diefer Bündnuß Gottes Ge- 
nad vnnd fegen, weren vrbietig vnd genaigt, darbey Leib, 
Ehr, Gut vnd Blut auffzufegen, thäten fih darauff jren 
Herrn vnd Obern zu Gnavden befehfen. 

Es haben fih auch inzwifchen noch zwei andere fchiff 
wie Galleen zugerichtet, ond allerdings ſchwartz angeftri- 
en, mit geihüs ſehen laſſen, welche lang, gleihfam in 


E 1150 


eim ſcharmützel zufammen Joßgebrent, und einander vmb 
die Derren herumbgetricben. 

Nah welcher verrichtung fie widerumb den See hinauff, 
vnd ein jede Gemeind beimgefahren. Damals feind au 
auff dem See neben villn vnderſchiedlichen Geſellſchafften 
aus der Statt, fürnemlih auch die Schul: Profefiorn, fo 
mit ihren Mufteifhen Inſtrumenten vnd fingen, als lang 
man drauffen ombgefahren, fih haben hören laſſen, mit 
geweſen. 

Im ſelbigen thun hat man auch im See ein fiſchfang 
gebalten, vnd dieſelbigen gleich friſch gebraten. Alles mit 
ſolcher anſtellung vnd kurtzweil, das ſchwerlich mag alles 
erzelet vnd genugſam gerümt werden. 

Als man wider der Statt zu auf den Schießrein gefah— 
ren, iſt abermals, wie auch im hinaußfahren geſchehen, 
mit grobem geſchütz, vnd auff dem Schießrein mit Dop⸗ 
pelhacken gewaltig biß nahe in die nacht geſchoſſen, vnd 
als man von dannen, nachdem man ein vndertrunck gethan 
gehabt, wider zum Loſament zum Nachteſſen geführt, mit 
der Geſellſchafft vnd Tractation, wie die andern vorgehen— 
den Malzeiten gehalten, vnd was zu ehren vnnd freuden 
reichen mögen, nichts geſpart worden. 

Donnerfiags den 23. Maij, als man widerumb verreiſ— 
ſen wollen, iſt zur Morgenſuppen die Geſellſchafft zeitlich 
vorhanden geweſen, vnd vie ſach vollends zum end richten 
belffen: Da durch den Landvogt Thoman beider Stätten 
Bern vnd Straßburg abgeordneten widerumb zugeſprochen, 
ond dieſelbigen gebetten worden, an allem ein freundlich 
vernügen zu haben, mit anerbiettung aller Eidgnoſſiſchen 
trew, vnd vertrauten freund: und Nachbarſchafft. Deflen 
nıan fi wider gebürlich bevandt, darauff der Abſchied ge: 
nommen, vnnd ift man durch den Landvogt mit etlichen 
Pferden, auch trummen vnnd pfeiffen biß zum mechften 
fleden, Altitett genant, belaitet worden. 

Denfelben Mittag ift man zu 2engburg, einer Statt 
Bernifcher Oberfeit, anfommen, da man von der Burger: 
haft mit fanen in der Rüftung, auch im gemein mit 
ſchieſſen vnd Weinverehrung empfangen, vnd fattlid 
tractiert worden. 


1151 


Sp hat man auch zu Abend zu Aaraw, gleichsfalls 
einer Bernifchen Statt, die Gefandten famptlich ebener 
geftalt, mit freudenfchieffen, Weinverehren vnd Gefelichaft: 
laiften wol empfangen. 

Es ift aub in allen Bernifhen dörffen die- anftellung 
befcheben, daß den Gefandten jm durdraifen ein trund 
angebotten worden, da man dan darbei auff den gaſſen 
einen zuberaiteten Tiſch befunden. 

Freitags den 24. Maif, ale man bey Aarburg fürober 
gezogen, hat man darauß mitt freudenfhügen die Herrn 
wilfommen gehaiften. 

Zu Langenthal hat man vber dem Mittagmal jhnen 
auch den Wein verehrt. 

Deffelbigen Abends, haben die Bernifchen Gefandten zu 
Burtholff, fo ihren Herrn vnnd Obern zuftändig, die 
Straßburgifchen irin das Schloß daſelbſt lofiert, vnnd feind 
fie bei ven Zürichiſchen vnden jm Stättlein geplieben, da 
man in der Herberg beifammen geſſen, herrlich tractiert, 
vnd abermal ſamplich mitt Wein verehrt, fonverlich aber 
ift im Schloß durch den Schultheiſſen vafelbft ein ftatt: 
licher fchlaafftrund zugerichtet, vnd alfo an allen enden 
arofle ehr erzeigt worden. 

Samftags den 25. Maij hat man im gemelten Schloß 
famptlid das Morgenmal eingenommen, da man nod 
ftattliher, dan den Abend zuvor tractiert, nachgehends 
vollends nach Bern gezogen. 

Als man nun faft auff ein meil wegs nabe zur Statt 
fommen, ift ver Schultheiß von Wadtweil mitt zwengig 
Pferden den Geſandten entgegen fommen, vnd diefelben 
mit vilfaltigem glüfwünfchen vnnd bitten von Gott, fein 
jegen zu angefangener fachen zu geben, fampt vermeldung 
alles Eidgnoffiichen vnd vertrauten millens, auffs anſe— 
benlihft ond freundlihft empfangen. Darauff durch ven 
Burgermeifter von Zürich von beiver Stätt wegen, ge 
bürlihe dandfagung vnd gegenerbieten geichehen. 

Demnach ift man in folder oronung mit einander fort: 
gerudt, daß die Straßburgifchen auff der Rechten, die 
Züridifchen inn der mitten, vnnd die Berner auff der 
Linden feiten, wie auch die Diener allerfeitg geritten, onnd 


1152 


bat man gleih von ferre groſſe ſtuckbüchſſen abgehn bo: 
ren, welches fehr lang gewärt, ehe man zur Statt fommen. 

Derielben ftuf feind vreiffig für vie Statt hinauf ge— 
führt geweßt, vnnd als man fo nahe hinzu fommen, daß 
fie der Gefandten anfihtig worden, feind nit diefelben 
wider loßgangen, fonvder es feind au auff dreiffig Pferd 
auß einem Wald herauß gewiſcht, vnnd einmal oder drei 
vmb die Geſandten herumb gerennet, bernacher zu andern 
Pferden geftoffen, aljo daß jren biß inn zwei hundert wor— 
ven, fo zwen Fanen gehabt, und nachgehends famptlich 
fprungs durch die Ordnung gerennt, ond alle abgeichoffen, 
welche gantz wol gebugßt, vnnd darunder etlihe Sammate 
Caſacken geweſen. Dan neben den Burgern vnd Burger: 
fönen, auch jre Landvögt, vnnd was fie für Welfche Herrn 
zu hinderſaſſen haben, zu folchem befchrieben worden. 

Se war ein foharmüßel von fechs hundert mehrtheils 
Melicher fbügen angeorvdenet, darbei drithalb hundert Mann 
mit langen vnd kurtzen wehren in einer ſchlachtordnung 
gehalten, welche alle inn drei fändlein außgetheilt geweien, 
vnd iſt nit allein das famptlich oder gliverweiß ſchieſſen, 
fondern ver fharmügel treffenlich wol abgangen, vnd vn— 
geachtet es zimmlich fteiff geregnet, doch luſtig zu fehen 
gewefen. 

Nachdem mann inn oberzehlter ordnung mitt den vor— 
gemeldten zwei hundert pfervden eingeritten, vnd zum Fal— 
Een loſiert worden, feind diefelben pferd fortgezogen, ſich 
oben bei dem thor wider gewandt, vond forter vor der 
Herberg alle wider loßgeſchoſſen. 

So feind au die zu fuß famptlich in der zugordnung 
vor der Gefandten Lofament fürober gezogen , vnd etliche 
vilmal gliverweiß abgefchoflen, damit zu erfennen zu ge— 
ben, wie geichwind fie mit dem widerladen gefaßt weren. 

Den abend feind in dem faal, va man zu nadt eflen 
tollen , etliche Herrn des Rhats bei den Herrn Gefandten 
erſchienen, dieſelben nachmaln empfangen, vnnd zum nacht: 
eſſen Geſelſchafft gelaiftet, feind in gemeldtem ſal drei 
langer Tafeln vnd ein Tiſch zugerichtet, vnd jedesmal 
wol bejegt geweien, auch die Gefandten felbigen Abenrs 
mit Bein verehrt, vnd fonften herlich vnd wol trastiert worden. 


1153 


Sontags den 26. Maif, fo ver Pfinftag geweſen, feind 
die beiden Schulthaiſſen mit fo vilen des Rhats in ver 
Herberg erfchienen, daß der beider Stätt Zürich vnd Straß— 
burg Gefandten jeder einer zum. gelait zugeoronet (wıe 
hernaher jedesmals durchauß folhs gehalten worden) va 
man inn die Predigt, vnnd von dannen wider ins Lofa- 
ment gangen, auch zum Mittagimbiß, da die Zractation 
abermaln flattlih vnd vberflüffig geweſen, Gefelihafft ge: 
laiftet. Rach mittag die Gefandten auff beive Schiesrein 
geführt, da etlihe Spiel, Trommen vnnd Pfeiffen vorher 
gangen (wie dann daſſelb, fo offt man aufgangen, mit 
trommeten, darmit fie infonderheit wol gefaßt vnnd andern 
ſpilen geichehen). Dafelbften hat man ein onvertrund ge: 
than. Nah volpringung deſſen, indem man widerumb 
vem Lofament zu geben wöllen, ift durch etwan fünffbig 
Schützen abermals ein fharmüßel angeftelt worden, darinn 
fie den ernft vmb ſovil baß Contrafeiet, das ein Parthei 
die ander bezwungen, etliche als tod liegen plieben, et— 
lihe als verwundt hinweg geführt, vnnd etliche gefüng: 
lich angenommen, vnnd mitt den haadfen vonder den ar— 
men vonder fih gegen dem boven geferet, und mit verded- 
ten spielen durch vie Statt gezogen. 

Deſſelbigen Abends ward e8 mit ver Gefelfhafft vnd 
Zraetation,, wie bievor gemeldt, gehalten. 

Montags den 27. Mai ift man abermaln, wie den 
tag zuvor zur Kirchen beglaitet, vnd zu end ver Predigt 
wider in die Herberg geführt, vber ein fund hernaher 
auf das Rhathauß geholet, onnd ver Actus mit verlefung 
des Bundbrieffs vnd dem Eivftaben gehalten allermafıen, 
wie hiefornen bei der Statt Zürich vermelvet worven. 
Aufferhalb wie zu Zürich der Fenner Gaffer den eingang 
gemacht, alfo die an viefem ort durd den Burgermeifter 
von Zürich von beiver wegen geichehen. Auff welche ver- 
richtung gleich ſechs vnd vreiffig grobe fluf, darunder 
faldonen vnnd Carthunen geweſen, gegen ver Rhatftuben 
abgangen. 

Rah gehaltenem Actum ward der Mittagimbiß in ver 
Rbatſtuben eingenontmen, allda vier lange Taffeln zuge: 
richt, vnd zu den Geſandten auch diejhenigen, fo zum 


—* 73 


1154 


einritt befchrieben gewefen, beruffen, vnd man Fürſtlich 
und Herrifch tractiert ond gehalten, nicht allein mit für- 
treffenlicher Mufic, fondern daß zu jedem gang jm auf: 
tragen oben gemeldte dreiifig groſſe fiud, fo vor der Statt 
gegen dem Rhathauß zugerichtet gewefen, onnd man zum 
fenftern hinauß ſehen können, feind abgeichoffen worden, 
dergeftalt, daß darıon das hauß, fampt den gemacen, 
taffeln, vnnd was darauff geweſen, fih bewegt, vnd zu 
den dreien gängen auff die neungig fchüß gefchehen. Welche 
Malzeit zimlich lang gemwert, bei verfelben fenner Gaſſer 
ond der von Erlach Kuchenmeifter gewefen, vnd jre Jun— 
gen von Adel aufgewartet, vnd nachgehendg durch den 
Srhultheiffen von Mülinen, wie fie diß zu end der Mal- 
zeiten onedaß im brauch haben, abgedanckt, da vnder 
anderm erbieten auch vermeldet worden, daß fie vrbietig, 
der beiden Stätten Herrn vnd Obern, nad) allem vermo- 
gen zu dienen, auch leib, ehr, gut vnd blut auffzujegen. 

Dierauff der Burgermeifter von Zürich geantwortet, vnd 
gleiches erbieten au gethan. Als man auff’ foldes vom 
Rhathauß wider in das Lofament begleitet, iſt dag ge- 
ſchütz der dreiffig fluf wider ein, vnnd den Gefandten 
vorgeführt worden. 

Zum nachteſſen ift die Gefelfchafft wider inn der Her⸗ 
berg erſchienen, varbei dann an tractiern vnd Muficiern, 
wie bei den andern malzeiten, nichts gemangelet. 

Zinftags den 28. Maij ift morgens inn der Herberg 
ein Ausihug des Rhats, vnd mit denfelben auch der 
Schultpaiß von Mülinen erfchienen, vnd nachdem fie 
vernommen, wie man entfchloffen, denfelben mittag wider 
auff zu fein, haben fie angezeigt, daß jrer Herrn vnnd 
Dberen begeren, wo man fi je nicht länger wol auff: 
balten laffen, doch noch venfelbigen tag zu verharen, wel- 
ches neben den Zürichiſchen auch dur die Straßburgifchen 
bewilliget worden, weil man onediß noch allerhand an: 
derer fachen mitt einander fich endlich zu vergleichen vnd 
zu verrichten gehabt. 

Nah welcher verrichtung, damit nunmehr zum abſchied 
vrſach gegeben würde, haben die Straßburgifchen Geſand— 
ten jre Dandfagung, neben außführung deſſen, fo ihnen 


ne 


1155 


diefer ende widerfaren, mit gebürlichem anerbieten gethan. 
wie zum theil hiefornen bey ver Statt Zürich angezogen 
worden. Darauff widerumb aller gebürlichfeit nach begeg- 
net worden, fo diß oris vnnötig einzupringen. 

Diffen nachmittag hat man ven Gefandien das Zeug: 
hauß, die Bibliothee, vnd anders, wag fürnemlich zu ſe— 
hen geweſen, gezeigt, vnd alfo viefer tag in frölichfeit 
vollends zum Falden in der Herberg zugebraht worden. 

Mitwochs den 29. Maij vormittag bat man zu ge: 
dächtnuß ver fachen, ald wolmeinende freundzeichen, je 
nad gelegenheit der Perfonen gulvine vnd filbern müngen, 
ond anders, innmaffen von den Herrn zu Straßburg zu: 
sor auch geichehen, vnder die abgeordeneten Herrn, vnd 
jenigen, fo ihnen zugeben worden, außgetbeilet. 

Seind ſolche Müngen oder Dendpfenning hiebeigeſetzter 
vorgeriffener geftalt und maflen geprägt, bezeichnet vnd 
ombefchrieben gemweien *). 

Nach ſolchem ift man zur morgenfuppen gangen, darbei 
dan widerumb gute Gefelihafft, vnd fonderlich die beiden 
Schulthaifien geweſen; als nun diß auch zu end gelauffen, 
ift das danden, abbitten, erbieten, ıc. alles hin und wider 
erholt, vnd darmit ver Abfchied gemacht, vnd der beider 
Stätt Zürih vnnd Straßburg Gefandten mit etlichen Pier- 
den durh den Statthalter von Grauenried biß gen Fra- 
wenbrun, fo ein Kloſter, auff drey fiund wegs von Bern 
beglaitet, vnnd daſelbſt auch von denfelben, deßgleichen 
den Zürichiſchen Geſandten der abſchied mit dem trunck 
genommen, allda man dann abermals außgelößt ond frei 
gehalten worden. 

DBnderwegen aber, als man ein lud wegs für Bern 
hinauß fommen, ift wider ein jharmügel zu Roß vnnd 
fuß angeftellt gemefen. da etliche fih in ein Wäldlein ver- 
ſteckt, etliche hinvder einer höhe gehalten, hernachmaln vier: 
maln auffeinander getroffen, vnnd alfo mitt diefer kurtzweil, 
welche fehr Iuftig abgangen, den Geſandten die letz geben. 

Es ſoll hiebei bilflich auch vnvermeldt nicht pleiben, daß 
) Solgen im Driginal die Abbildungen von zwei zur Feier 

des Bundes gepragten Münzen, die erflart und abgebilnet 

find in „Köhler Munzbeluftigungen‘ 11. 273. 


1156 


man an beiden Orten, nicht allein bei ven Dberfeiten, 
fonvern auch dem gemeinen Mann gefpürt, daß fie fich 
dieſes Wercks zum hböchften exfrewet, als die fich vilfal 
tiger Ehrerbietung gegen ven Gefandten beflieffen,, vnnd 
welcher je gelegenheit befommen mögen, derfelben, oder auch 
der Diener einen anzuſprechen, ſolchs feinswegs hat vn— 
verlaffen, vnd für fich felbft auch zu erfleren, wie ihm ein 
folcher handel ein ber&liche freud fei. Demnah aber ein 
alt ſprüchwort fagt, daß diß fei zu halten ein gemeinnug- 
lich beſtendig werd, welchs der gemein wunfch vnd fegen 
befrefftigt vnd fterdt, als ift hieuon alles qutes zu hoffen, 
fetteinmal auch der Almechtige die volfürung deſſelbigen 
gebörter maffen bat wol geglüdt vnd gefürdert. 

Gemelten Mitwoch zu abend feind die Straßburgifchen 
Gefandten zu Solotborn anfommen, da jhnen nicht allein 
ver Wein verehrt, fondern auch durch ven Schultheiften, 
Sedelmeifter onnd andere anfehenlihe des Rhats, nach: 
dem fie viefelbige zuvor empfangen gehabt, Gefelichafft ge: 
laiftet worden. Bnd haben folde Solothurnifche Herrn 
nad dem effen im abvanden, in namen jhrer Obern, und 
auch bernacer für fih felbften, gegen der Statt Straß: 
burg fih aller guten freund vnd Nachbarfchafft erbotten, 
ond gebetten, ihnen folches gemwißlich zu vertraumen: dan 
wo fie jr ond den jren angeneme dienſt vnd vertrauten 
Nahbarlichen willen erzeigen fönten, daß fie dafjelbig zu 
tdun gang gutwillig geneigt, welches die Gefandten zu 
rümen erbotten, vnnd gleiches erbieten von der Statt 
Straßburg wegen auch gethan. 

Folgenden Donnerftag ift man zu mittag zu Balftall, 
vnnd nachts zu Liechtftall anfommen. 

Freitag den letzſten Maij nachmittag ift man gen Ba— 
tel kommen, vnd zu Abend vor effens nicht allein durch 
ven Burgermeifter, Schulthaiffen vnd andere des Rhats 
in quter anzal empfangen, fonder auch gebetten worden, 
des folgenden tags vafelbften zu verharren. So feind auch 
die Herrn Gefandten, wie von eins Erfamen Rhats we⸗ 
gen, alſo auch von der Geſelſchafft, ſo dem zu Straßburg 
fürgangenen Aetui ver Verbündnuß zu gefallen dahin kom⸗ 
men geweſen, mit Wein verehrt, die jhnen auch mit vnd 


1157 


neben den Rhatsperfonen vdenfelben abend vnnd des an- 
dern mittags Gefelihafft gelaiftet. Vnd hat ver Burger: 
maifter neben dem gewonlichen abvanden nad dem nacht: 
effen fonderlich vermeldet , das berürte Geſelſchafft zu jrer 
widerheimfunft höchlich gerümt, was jhnen zu Straßburg 
für ehr erzeigt worden, derwegen fih feine Herrn vnnd 
Dbere mit vnnd neben ver Gefelichafft zum höchſten be— 
danden theten, mit vilfaltigem erbieten, ſolche ehr vnnd 
freundfhafft nach irem vermögen zu beichulden. Alfo das 
man befunden, daß ein Erfamer Rhat daſſelb hoch auff: 
genommen. Darauff furglih widerumb neben gewonlicer 
dandjagung vermeldt worden, wan der angezogenen Ge— 
felfchafft, fo der Statt Straßburg vnd den andern beiden 
Stätten, fürnemlih aber vem damals fürgebabten werd 
zu ehren erichienen, etwas widerfahren, fo verfelben lieb 
onnd angenem gewefen, daß jre Herrn vnnd Obern fol- 
bes gang gern würden vernemmen, wie fie aufs wenigfi 
an derfelben gutem mwolmeinendem gemüt ond millen nit 
zweiffeln folten. Sm fall e8 aber nicht geicheben were, 
daß fie folches anderer vngelegenheit vnd verhinderung 
vilmehr zumeſſen wolten, dan warin ihre Herrn ein Er: 
famen Rhat der Statt Bafel vnnd jren zugewanten, an: 
geneme dienft, vertramwen, Nacbarlichen willen onnd freund: 
ſchafft erwiefen fönnen, vaß fie zu ſolchem fonders genaigt 
ond begirig. 

Nachdem man nun zu mittag abermals gute Gefel- 
ſchafft gelaiftet gehebt, feind die Gefandten wiver auff ge— 
weſen, jhren weg auff Freiburg zu genommen, dahin fte 
am Sontag zu mittag gelangt, da jhnen, wie aub am 
Samftag abend zuvor zu Newenburg gefchehen, der Wein 
verehrt worden. 

Den dritten Junij ift man zu mittag biß gen Gappel, 
und nachts gen Ichenheim, vnd folgen tag bei guter frü- 
zeit zu Straßburg einfoınmen. 

Diefes ift alſo kurtz die Erzehlung ver verloffenpeit al- 
ler Solenniteten, bandlungen vnnd fahen, wie die bei 
beftettigung mehrgedachter dreier Eurangelifcher Stätt Bünd— 
nuß an onderfchiedlichen orten ift vorgangen. 


1158 


Erluftigung ob der Geheimnuß der zufameneini= 
gung der Gotthartiſchen dreyftrömigen Arl und 
ihrer drey Töchter. 


Zu Rbümlicher Erhebung der newlich im Mayen be- 

ftettigten Gottgefälligen vnd Trewgeſelligen Nachbaur- 

lichen Verain zwifchen den in Hoch-Teutſchland anjeb- 

lichjten und berhümteften drey Policeien, Zürich, Bern 
und Straßburg angeftelt. 


Gleichwie der Schöpffer diefer Welt 
Sie drumb mit gbirgen hat beftelt, 
Darmit ein vnderſcheid zu machen, 
Zwiſchen den Böldern vnd den Spraden. 
Welche ondiß einander fchewen, 
Das fie nit viel einander trewen. 
Alſo bat wider er hingegen, 
Der Leutieligen Nachbarn wegen. 

Aus Bergen, Felſſen vnd auß Kiüfften, 

Ja auß feucht Düfften vnd naß Lüfften 
Die Ström ond Fluß in Rinnen geleit, 
Vnd jnen jr Canäl bereit. 

Darinnen fie durch manchs Land rinnen, 

Nicht drumb allein, das fie nur dienen 
Zur feuchtigung vnd fructbarfeit, 

Vnd daß der Fiſch drinn hab fein Weid, 

Sonver, damit hiedurch vorab, 

Der Menih ein fein anleitung hab. 

Sein Nachbarn, fo an einem Bad, 
Db oder vnden han ihr gmach, 

Zu beſuchen in freundlichfeit, 

Vnd zu braucden in freud ond leid. 

Bud folhs entweder auf eim Baum, 
Der außgebölt im Waſſer ſchwam. 

Oder in folgung dem geftad, 

Wohin daffelbig lait vnd lav. 

Dis ift der fürnembft Nuß end frommen, 
Der auß ven Flüſſen her thut fommen. 





1159 


Die Fluß die Nachbarſchafft vereinen, 
Welche an einem Fluß anrainen. 
Ein Fluß madt, daß vil ferre Länder, 
Erfennen in gutem einander. 
Ein firom ift gleichſam wie ein ftraß, 
Darbei fih bhülfft mander Landſaß. 
Sa ift wie ein gemeiner Bronnen 
Darauf all fchöpffen, die dran wonen, 
Die Bach die haben Pagos gmadt, 
Daß man ein Gäuw für ein Statt art. 
Die Strom han gmadt, daß man hat, 
Auff beid feit angeländt, außgelav. 
Aus folhem Ienden vnd abladen, 
Entflunden die Stätt an ven gftaden. 
Seind alfo die Stätt gleichſam aflößt, 
Auff die ſtett, da fie jet ſtehn gſetzt. 
Vnd wo vil Flüß traffen zufamen, 
Dafelbfi auch bald die Stätt aufffamen. 
Daher dann die Göttlich fürfehung, 
Vmb Schaffung mehr zufammennähung 
Der Leut, fo etwa ferr entlegen, 
Hat er geordnet fo gelegen. 
Das vil Flüß von vngleichen enden, 
Sn einen Strom fih müſſen Ienven. 
Auff daß jr viel von vungleih Flüffen, 
Hiedurch in kundtſchafft fommen müſſen. 
Derſelbig nun, der diß vorſehen, 
Deſſen Rhät nieman auß kan ſpähen. 
Der diſe Welt hat zubereit, 
Dem Menſchen zur bekömmlichkeit, 
Der hat gewißlich auch gewolt, 
Daß mit ver zeit erwecken ſolt. 
Der Rhein bald bei ſeim vrſprung droben, 
Ein Nachbarſchafft, ſehr hoch zu loben. 
Zwiſchen drei Stätten durch drei flüß, 
Da ein fluß zwen flüß in ſich ſchließ. 
Vnd alſo werd auß Waſſern drey, 
Ein drittes in geſampter Trew. 
Bud werde auß den dreien Stätten, 


1160 


Ss vnderfihidene flüß fonft heiten. 

Durch anlaß ver flüß einigung, 

Vnd dur der Bündnuß mittelung. 

Ein einig vereinigt Gemein, 
Die freundlich ftimme überein. 

Vnd in einander fib thu fchlieflen, 

Wie die flüß in einanver flieflen. 

Welchs feind aber diefelben flüß, 
Durch deren freunvlid Waſſergüß. 

Der Rhein ein Nachbarſchafft erwedet, 

Die fih je mehr vnd mehr erſtrecket? 
Das find drob in dem Schweißerland, 
Die Lindmat vnd die Aar genant. 

Sa vie räſch Aar, vnd die ftil Lind, 

Diefelb Freundtſchafftmacherin find. 
Difes find die zwo Schweftern trew, 
Welche ver Rhein zieht an fich frey. 

Vnd droben bei Waldshut empfengt, 

Vnd mit denselben fort ib ihwendt. 
Biß fie fih thun in das Teutich Meer, 
Weil fie vom Teutſchen gbirg find her. 

Woder fompt aber foldbe Freundichafft, 

Difen drei Flüffen in der Landtichafft ? 
Daber fompts, mweil fie find geboren, 
An einem ort, vor vnzal Zaren, 

Bom alten Alpvatter dem Gotthart, 

Der noch vom Sünvfluß beſteht Notbart. 
Vnd ift daher gang Eißgraw worden, 
Das von im Eiß triefft an all Orten, 

Der hat fie alfo angewiefen, 

Einander on ablaß zu grüffen. 

Alfo, Daß ob fie wol von Hauß, 
Ziehen durch vngleih Port hinauf. 

Die Lımmat durch die hohe Märdt, 

Vnd die Aar durch den Grimmelberd. 
Sie nimmer doc vergeſſen follen, 
Sih wider zfammen zu aefellen. 

Daher er zu gedächtnuß deſſen, 

Nie der verwandfhafft zu vergefien. 





1151 


Hat zu den Horigen ihrn Namen, 
. Einen geben jnen allfamen. 
Vnd fie fein Arl famptlich gnant, 
Da jever Buchftab macht befant. 
Einen der num gedachten Flüß, 
Als Aar, der Rhein, die Lindmat if. 
Solchen Nam Arl, von jrem Alten, 
Hat die altft Tochter noch behalten. 
Die auß dem Grimmelberg berrindt, 
Vnd fih lang wie ein Angel windt. 
Vnd vil ein weitern ombihweiff nimmt, 
Als jre jüngfte Schwefter Lind. 
Die zu dem Bruder eilt geichwind, 
Bnd drumb vor lieb ein ſee durchſchwimmt. 

Welchs feind die drei Stätt aber nun, 

Die durch ver drei Flüß zfamen thun. 
Auch alfo fommen in ein Freundſchbafft, 
Gleichwie die flüß find in verwantichaft ? 

Das ift Zürich, Straßburg vnd Bern, , 

5a, weil ich fie benem fo gern, 

Sp nem ib euch die jetzund zwirig, 
Es ift dz Bern, Straßburg vnd Zürid. 

Ja Züri, Bern vnd Straßburg find, 

Die Stätt, fo Rhein, und Aar vnd Lind. 
Durch Göttlih ſchickung ziamen fügen, 
Zu jrem fonderen genügen. 

Der Rhein ift, der fie thut vereinen, 

Das ein Gemeyn fie jegund fcheinen, 

Der Rhein fchleußt die drei in ein Treu, 
Daß ein Trew leiften nun all drey. 

D Straßburg es muß fih fo ſchicken, 

Das im gedritten dir muß glüden. 

Wels ift ein zal der Trew vnd Eyp, 
Vnd fo die gröft geheimnuß deut. 

Daher dir auch die alten Namen, 

Tribah vnd Triborg etwann famen. 
Tribach von diefen Bächen drey, 

Die dich durchgehn trifah auß Trew. 

Zreuborg yon den drey Burgen tramt, 


1162 


Daraus du Straßburg wardft gebawt. 
Bnd daher etwann Trautburg bieft, 
Welchs mit dem Archentraut eins ift. 
O Trautburg, du muft lieblich fein, 
Weil dich im auch vertraut der Rhein. 
Vnd dir auch Zürih vnd Bern vertraut, 
Die bei fein Schweftern find gebaut. 
Vnd maht nun auß der Nachbarſchafft, 
Ein trew verfiepte Bruderfchafft. 
Seht, drumb hat der, fo Berg vnd thal, 
Erſchuff, auß fonder trewer Waal. 
Es alfo zwifchen jnen gfüget, 
Das fein weit von der andern Tieget. 
Sonder ift eim Dreiangel ligen, 
Die in eim Eck fih ziamen fügen. 
Vnd hat die Ef oben vnd vnden, 
Durch die drey Fuß zufamenbunven. 
Damit durch mittel der drey Strom, 
Eine zu fleur der andern käm. 
Dieweil es dann der Trewe Gott, 
In diſem fall fo bftellet hat, 
Wer will Hierauß nicht nemen ab 
Daß e8 die Natur felber gab. 1 
Das die drey Stätt in Bündnuß fümen, f 
Seiteinmal doch von gmelten Strömen. k 
Inen werden gleichfam die hand, 
Zufamen gereicht vnd verpfend. 
5a, wer geht alfo jrr ab ban, 
Der nicht hierauß erachten fan. 
Was die Vorfahren hat beweget, 
Das fie fo oftmals han gepfleget. 
Zu brauchen die gelegenbeit, 
Die jegund erft ift angedeit. 
Vnd zu vereinen fich mit diefen, 
Die doch werden vereint von Klüffen. 
Darumb jhr drey vil trewe Stätt, 
Billich in die fußftapffen trett. 
Ewerer löblihen Borfahren, 
Die fih einander han erfahren. 





1063 


In ftanphafftiger frewlichkeit, 

Bnd trewlicher ſtandhafftigkeit. 

Vnd in beſchützung jrer Freiheit, 

Vnd in abwehrung fremder Newheit. 
Nutzlich if, das jr dem nachkommet, 
Was die Borältern hat gefrommet. 

Löblich ift, das ihr dem ligt ob, 

Deſſen die Alten hatten Iob. 

Lieblih ift, daß ihr diß Hoch achten, 

Was rhümlichs die Eltern vollbradten. 
Was achten jihr den Neid vnd ha, 
Der mit der weil ſich feldft auffraß. 

Es feind gewont die Eydgenoffen, 

Zu lachen des Neids ver Machtloſen. 
Vnd zu demmen diefelbig madt, 

Die andere neben jhr veracht. 

Mit Hofgeipött und Hofgefchand, 

Ward nie fein Macht noch Schlacht getrennt, 
Laßt die verlachen, dern man ladt, 
Laßt neiden die, fo han fein Macht, 

Durch freudige Auffrichtigkeit, 

Wird viel ſolchs Spottwerds nidergelcit. 
Der Neivwurm wird nie baß getöp, 
Dann wann man Revlich hindurch geht. 

Wider das Neidwerd, des Hofs Weidwerd, 

Iſt die Tugend die beſt Scheivftärd. 

Die Tugend ift dz recht Scheidwaſſer, 

Sp das falfch fcheivet von eim Haſſer. 
Ihr Bundgenofien habt zum mehſten, 
Euch guts gewiflens zu getröften. 

In dem, daß ihr fucht Gottes Ehr, 

Damit viefelb gewinn fein fehr 
Durch Heuchelei vnd deuteley, 

Sonder hab feinen fortgang frey. 
Dedgleichen, daß ihr immerzu, 
Trachten, wie man in Frid vnd Rhu 

Bei einander beftendig bfeib, 

Bnd fein Frivftörer folch vertreib. 

Vnd dann, daB groffen fleiß jhr thut, 


1164 


Wie ihr das theur erarnet gut 

Der Freyheit euch nicht Taßt en&uden, 

Wann Freyheit » Laurer darnach ruden. 
Derhalben O du herrlich Zürich, 

Welchs reht vom theur vnd Reich heift Türich. 

Deßgleichen auh du Mächtig Bern, 

Welchs fih biß auf durch mand böß Herrn. 
Vnd du veft wolbeftelltes Straßburg, 
Der böfen Trogburg, frommer Trofiburg. - 

Billich habt jhr euch zu erfrewen, 

Das ihr nun wider diß erneiwen, 

Welchs oft gewünſcht han die Vorfahren, 
Das jhr darinnen folt verharren, 

Vnd in die alte Tugend traben, 

Vnd dieſelb ſtäts vor augen haben. 

Gott geb, daß diefer Bund bleib wirig, 
Sp lang die Lindmat Jaufft für Zürich, 

Geb, daß er allen Neid brech durd, 

Inmaſſen der Rbein durch Straßburg. 
Gott geb, daß er hab glüd vnd ftern, 
So lang die Aar laufft vor bei Bern. 

Als lang die drey Fluß zſamen fliefen, 

Das vie drey ftät ſtäts frids geniefen. 

Vnd gleih wie man ſchwur die verbündnuß 
Zur wolbeftendigen BVerftändnuß 
Zu Straßburg auff Seruatij, 
Zu Zürih auff tag Conftantij. 
Sie alio auch Conftant beftand, 
Bnd werd Seruiert mit Mund vnd hand. 

Ja Gott erhalt fie mädtiglich, 

Durch feinen Geift einträchtiglich. 

Zu ſchirmen feines Namens Ehr, 
Daß fein Reich bei ons jmmer wär. 

Vnd zu fhügen jr Bnderthonen, 

In Frid ond Freyheit ftäts zu wonen. 
Darzu er jnen Rhat ond ftärd 
Verleih, zu fürdern diefes Werd 

Dis wünſcht dem Straßburg, Zürch vnd Bern, 

Der, fo jm wünfcht fein andre Herrn, 


— — — — — 





11.5 


Beſſer die näh, dann in die ferrn, 

Die fern fiellt nach der Freyheit gern, 
Der ons Gott nimmer laß enibern, 
Sonft wir nit mehr Frey Teutfchen wern. 


1. Noha Trauschiff von Trübuden. 


Anhaug. 


Lobſprüche auf Zürich, Bern und Straßburg, 
von Johann Fijchart. 


A. Lobfprud auf Zürid. 


Zu Züri vber ver Statt Port 
Sind nit vergebens dife Wort . 
Bon alters in Latin geichrieben, 
Vnd biß auff vnſer zeit lang blieben, 
Daß fie ſey Nobile Turegum 
Vnd Multarum copia rerum, 
Das iſt, ein Adlich fürnem Statt, 
Die aller fach vberfluß bat. 
Das fie aber ein vberfluß 
Hab aller ding, vnd vberſchuß, 
Iſt ja gnug abzunemmen nur 
Hie aus der Statt Eonirafactur, 
Wie alles in Statt vnd im Land 
Sp herrlich wol beftellet fand 
Mit Fiſch vnd Schiffreich Flüfen, Seen, 
Mit fruchtbarm Talgeländ vnd Höhen, 
Mit faubern Gaften, fhönen Pruden, 
Die noch meh die herrlich Gbäw ſchmucken. 
Am See ſicht man ombher ſich ſtrecken 
BU Pfarren, Aempter, Höf ond Flecken, 


1166 


Welche dem See zur Zierd ſchön dienen 

Wie eim Demant die biegt Rubinen, 
Fa dienen zu Nuß vil der Statt, 
Das man da als wolfeiler bat, 

Ufo dag man wol die Statt Zürich 

Vom fehr Boldreihen See hieß Seerich, 
Oder von Zier des Reichs hieß Zierrich, 
Der von Zierlichfeit vie Zierig. 

Ich gſchweig die Lebendige Zierd 

Die in der Statt gefpüret wird, 

Als ift ver Weiß Anſehlich Rhat, 
Die ftarde Mannſchafft zu der that, 

Der Wolbeftellte Predigftul, 

Die Hochgelehrten in der Schul, 
Das Reich Gewerb ond aller handel 
Mit Frembven, die da han jhrn wandel. 

Vnd die beherrfhung alfo groß 

Das fie ift Fürſtenthumbs genoß: 

Das heißt ja wol ver ding ein gnügen, 
So vil man zeittich bie fan Friegen. 

Wie Adlich aber die Statt ſey, 

Das zeugt jbr alte Freyheit frey, 

Welche jnen der Franden König 
Befräfftigten ale Wol verdienig. 

Dann weil fie alt Teutfch Freyheit Tiebten, 

Vnd alfo rechts Edel gmüt übten, 
Bemwegten fie die Freyen Sranden 
Das fie den Adel inen fhandten, 

Nemlich die Freyheit, fo allein 

Iſt der recht Adel ingemein, 

Auch des zu einer Lifferey 
Das fie recht weren lieber frey: 

Gaben fie jnen bei das Wapen, 

Ein Lewen mit eim Schwerd in dapen: 
Damit fie gleihfam anzuweiſen 
Das fie zur Not auch das falt Eifen 

Sollen durch einen Löwenmut, 

Prauchen zu jrer Freyheit Hut. 

Ja die Freyheit fie Adlih macht, 





1067 


Weil Freyheit ift ein Adlich pracht, 

Nach welcher jeder billich tracht 

Der Ehr vnd Tugend Namhafft acht: 
Welcher iſt Adelichen gfinnet, 

Dem ſelbs der Mut in Freyheit grünet. 

Wer aber iſt vnedler art 

Derſelb in Sclauitet verſtarrt, 

Gleichwie ein Käfer in dem Miſt, 
Dem Lilienöl ein gifft auch iſt, 

Sclaf aber heißt Falſch hinderſich, 

Weil alles gzwungen fälſchlich gſchicht: 
Dann, Adel iſt ein Thugendkrafft 
So thut Freywillig Thugendhafft, 

Vnd Freyheit iſt ein Edler gwalt 

Da einer thut was jm gefalt 
Nach billichfeit vnd Recht der Alten, 
Vnd laßt fih nichts darvon abhalten. 

Sonder fohirmt fih darbei mit Rechten, 

Oder, zur Not, mit gegenfechten. 

Solch Edle Freyheit haben aud 
Die Züricher, nah altem braud 

Jederzeit ftattlich handgehabt, 

Vnd drob mand ftolgem abgekappt, 
Welcher fein Adel meynt zu mehren 
Mit ander Leut Freyheit zerftoren, 

Deßhalben Teutſcher Keyfer etlich, 

Bei welden fie ſtäts hielten redlich, 
Wann die Päpft fie in Bann verfluchten, 
Vnd im Reich groß zerrüttung furhien. 

Sie darumb haben vil geehrt, 

Vnd ihnen jhr Freyheit gemehrt: 

As vonder andern find geweſen 
Die nie vorn Päpften fondten gnefen 

Keyſer Friverich der ander gnant, 

Vnd Keyfer Ludwig auß Bayerlanv, 
Dife, o Zürd, han dich geziert, 

Mit zierden, die dir Han gebürt, 

Dann weil des Teutſchlands Freyheit achtet, 

Dein Freyheit dardurch gröffer machteft, 


f163 


Billich wird deſſen Ehr bedacht, 
Der Gmeynes Nutzes Ehr betracht. 
Diß hat dich auch ſo Mütig gmacht 
Das du vmb Freyheit wagſt manch ſchlacht, 
Vnd in der Mordnacht nicht verzagſt, 
Noch vil weniger auch erlagſt 
In der langen Belägerung 
Darmit dich Oeſterreich hart trung, 
Die hat dich auch anſehnlich gmacht 
Daß man nach deiner Freundſchafft tracht, 
Vnd daß die andern Eidgenoſſen 
Dir in dem Bund den Vorzug loſſen. 
Vnd daß newlich Straßburg die Statt 
Freundichafft mit dir ernewert hat. 
Dann weil die Franken auch han geben 
Der Statt Straßburg ein Frandenlewen, 
So bat fie billiglih auch wöllen 
Zu Frandenlewen ſich geiellen, 
Debgleichen zu eim Reichen Bärn 
Der fi zun Lewen nachbart gern, 
Vnd trägt des Reichs Apffel empor, 
Weil er vem Reich offt bulff auß afor. 
Gott ſtärck vie Lewen ond den Bären 
Das fie fih ihrer Feind erwehren, 
Vnd jre Freund bei Freyheit ſchützen 
In fihrer Freyheit ſtäts zu figen, 
Bnd in Gottfelgem Freien gwiſſen 
Gotts Worts ond fegens zu genieffen. 
Welchen aber diß thut verdrieffen, 
Der werd zertretten von Lewenfüften, 
Vnd von dem Bären gar zerriffen. 
1. No. Trau. V. Trü 


B. Lobfprud auf Bern. 


Es hat zwar nit gefehlt, O Bern, 

Die Mutmafung deins erfien Derrn. 
Der dich bat auffbaut vnd gefreiet, 
Als er bat. gleichſam Propheceiet. 

Das ven Landherren du zu Raach, 


1169 


Fur jhr an jm begangene ſchmach. 
Werdſt werden noch des Landes Herr, 
Vnd deine Macht erftreden ferr. 

Werdſt inen jren Hochmut wehren, 

Sie recht den Bären können lehren. 
Dann Hertzog Berthold nam wol war, 
Was dein Art’ vnd des Avels war. 

Das du dein Freyheit wirdeft fehirmen, 

Vnd der Adel diefelbig ſtürmen, 

Darbei dann Zönt fein friven fein, 
Bis daß eins treib das ander ein. 

Wie man dann foldhes hat gefeben, 

Gleich auff des Stiffters todt gefchehen, 
Dann als der Adel an vich fegt, 
Did wie ein Bären gleichfam hegt, 
Da haft dich wie ein Bär geſetzt, 
Vnd deine Waaffen recht gewegt. 

Vnd im gemwifen in dem fpil, 

Das man Gedult nicht reis zu vil. 
Tonnerbühel vnd Louperfchlacht, 
Haben gedemmt kein Heine Macht. 

Von Bürgenſtein der herrlich Schmid, 

Schmidet auch daß jhn nutzet nit. 

Auch haſt das Sprüchwort wol gelegt, 
Welchs damals man zu ſagen pflegt, 

Biftu nicht her, auß der Statt Bern, 

Sp demütigeft du dich aern) 

Sch meyn ihr Herren habt getroffen; 
Daß jhr den Bärn nit lieſſen fhloffen, 

Die Demut Hat euch vberftiegen, 

Das der Hochmut muß onden liegen. 
Diß Sprüchwort hat fi vmbgekehrt, 
Ewer fall hat ein anders glehrt, 

Das man nun ſaget (Die Statt Bern 

Demütig ſtoltze Herren gern) 

Nit das fie darnach ſehr gelüſtet, 
Sonder weil jr fie darzu rüſtet. 
Nit daß auß Ragach fie darnach ftellet, 

Sonder weil Gott fie darzu wehlet, 


74 


1170 


Gott hat bald jemand auffgeworffen, 

Der groffe Macht hat nitergworffen. 
Das Demütig ererbt das Land, 

Der Hochmut laufft varauß mit ſchand, 
Die Demut wirdt die rechten wunder, 
Das vreimal fleicht der fol Burgunvder. 

Vnd erftidt enplih in vem Moß, 

Dem vor die Welt nit war gnug groß. 
Ihr gebet euch doch felder fchuldig, 
Das man eu billih mach gedultig. 

Keil ir nit habt erfannt, ald Bern, 

Sich demütiget alfo gern. 

Vnd habt fie nit gehalten freundlich, 

Sonder getrungen zu fein Feindlic. 
Indes, weil fie demütigt fic, 

Vnd regt fein Krieg vermäftenlic. 

Vnd nimmet in der Demut war, 

Wo Hohmut vngeſtüm herfahr. 

Hat fie den Hochmut nidertrudt, 

Der gern die Demut bet verfchludt. 
Vnd ift dardurd in wenig Jaren, 
(Deßgleihen man nit bald erfaren) 

Kommen zu foldem gwalt vnd Rhum, 

Das man fih muß verwundren drumb. 
Auf die weiß if Rom mächtig worden, 
Da man jr zufegt auff alln orten. 

Vnd fie fih mußt berauffer beiflen, 

Da that fie auch vil an fich reiffen. 

Zu difem allein vrſach gibet, 

Wann Mächtige nit Ian onbetrübet. 
Eins andern Freyheit, fug ond Recht, 
Sonver daſſelb ſchmecht vnd durchächt. 

Dann die Lieb zu der Frepheit iſt, 

Dem Menfchen fo tieff eingenift. 
(Welcher anders ein Mannsherg hat, 
Vnd hat erfahrn, was Freyheit that) 

Daß er fie wie fein Leben achtet, 

Vnd das Leben on fie verachtet. 

Vnd warn man darnach greiffen thut, 


1171 


Sp gehts im gleich ans Herkenblut. 
Da ftellt er fih fo außgelaffen, 
Vnd wehrt fih alſo auß der mailen. 

Gleih wie ein grimme Bärin thnt, 

Die jre Jungen hat in hut. 

Wann fie fiht vmb die Hül ein fpür, 
Wie ein Jäger dafelbfi vmbführ. 

Da tritt fie brummend hin vnd wider, 

Reißt alles, was fie anfommt, nider. 
Zerrt dur die Hurften eine gaffen, 
Vnd fuht ven Mann auff allen ftrafien. 

Was meint jhr, daß die Bärin thet, 

Wann fie ven Bärenlaurer het? 
Dermwegen, laßt es fih nit ſchertzen, 
Mit Freyheit Iauren, es bringt fchmergen. 

Es trifft da an glimpff, Ehr und Leben, 

Weilch ftuf all an der Freyheit heben. 
Dann wer fein Freiheit nit ſchützt weidlich, 
Der wird beids an jm felbft onredlich. 

Vnd Meyneivig an fein Borfahren, 

Die folh gut that jm vorfparen. 

Mer wolt aber nicht faulen eber, 
Dann mit vnehren leben mehr? 

Darumb, O redlichs ftardes Bern, 

Kan man dir ja diß nicht verfern. 

Das du mit ernft haft nachgeſetzt, 
Wann man dein Freyheit hat verlegt, 

Sonder man het dir meh verfehrt, 

Wann du dem truß nit hetft gemwehrt. 
Du heift dein Stifter felbft geihändt, 
Der dich drumb bawt hat auff diß emd. 

Auff das du firafffi die MWüterich, 

Vnd werft von Bern jsr Dietherid. 

Vnd lehrſt fie einen Bären tringen, 
Welcher wol fpaat ift auffzubringen. 

Aber wann er einmal ergrimmet, 

So tringt er dur was er vornimmet. 
Gott ſtärck dir diſen Bärenmut, 
3a dein fittfamen Ehrenmut. 


1172 


Er fey dein flarder Auffenthalt, 
Vnd mehr dir dein Glüd und Gewalt, 
Damit dein Freund fih des erfrewen, 
Bnd deine Neivige drab frhewen. 
1. N. Trau. V. Trü. 


C. Lobſpruch auf Straßburg. 


Derjenig, fo bemweifen that, 

Das Straßburg etwann gheiffen hat, 
Zrautburg vnd ſolchs fehr fein abnam, 
Aus Archentraut, dem alten Nam. 

Der traff es recht, weil Alts ond new, 

Hierin zufamenftimmen frey. 

Seiteinmal fie vor Chrifti geburt, 
Tribarh vnd Treuborg gnennet wurd. 

Welchs beides eben fo vil laut, 

Als Trautenburg vnd Burgentrauf. 
Darnach als vie Allmannen famen, 
Setzten fie, wie jr braud, zum Namen. 

Ein S, varauß dann Straßburg worden, 

Welchs fie bedaucht ftärder von worten. 
Dieweil es gleichſam Streitbar weißt, 
Das man fih wirer die Römer fträußt. 

Vnd für die Traute Freyheit fireit, 

Bnd fein frembds Römiſch joch nicht leid. 
Welchs auch hernach Straßburg allzeit, 
Als ver Allmannen dapfferfeit. 

Die Römer diefer end vertriebe, 

Alſo daß inen diß Land blibe. 

Treulih vnd ftattlich hat erwieſen, 
Sich mit den Römern außgebiſſen. 

Vnd jre Freyheit ftäts behaupt, 

Daß fie verfelb nie ward beraubt. 
Dermaßen, daß auch bald bernod, 
Als das Frey Bold der Franden zoch. 

Vber den Rhein, ond nicht allein, 

Die Römer dieſes orts trieb ein. 

Sonder au der Allmannen Macht, 
Durh Krigesmacht vonder fih bracht. 


1173 


Da es fach, wie diß Trautburg fi, 
Allzeit annam beſtendiglich. 
Der Teutſchen Freyheit, vnd ſich ſträußte 
Wann man zu nach derſelben raißte. 
Da haben die König der Francken, 
Ihr für ſolch Redlichkeit zu dancken. 
Die alte Freyheit jr beſtettigt, 
Vnd mit mehr Freyheiten begnedigt. 

Vnd jr zum Zaichen des verlauhen, 

Ein weiſſe Gilg, auß ſonderm trawen. 
Die ſolt zum Freygemerck fie zieren, 
Zum Wapen, das fie ſonſt thut führen, 

Solchs haben darnach andre König, 

Sp Keyfer worden vber wenig. 

Inen befräfftigt gnediglich, 
Vmb ihr groß Trewe ſcheinbarlich. 

Waher hat aber jnen geben, 

Der Frändifh König ein Gilg eben ? 
Die Argentea lilia 
Bileiht dem wort nach Argentina ? 

Rain, daher, weil die weiß Lilg veit, 

Die Freyheit vnd Freimütigfeit. 

Dann darumb auch die Franden führten 
Inen felber zu fondern zierden. 

Die Gilgen, dardurdh zu bezeugen, 

Das ein recht Freyfrand Bold fie feigen, 
Vnd daher hat vie Lilg den rum, 
Das fie heißt ein Königlich blum. 

Die weiß Lilg aber, daß mans wiß, 

Bedeit ein folche Freyheit gwiß. 

Die ftäts blieb rein vnd vnverſehret, 
Die nie fein vienfibarkeit beſchweret. 

Vnd ob man fie beichwert fihon hat, 

Sich widerumb herfür doch that. 

Dann wie die weiß Gilg ftäte ift rein, 
Daß man dran fiht der Macul fein. 

Sf gang ſüßriechend vnd anmütig, 

Bon glatter gelinde gleihfam gütig, 

Auch ob fie etwann Not fchon leidet, 


1174 


Das man am boden fie abſchneidet. 
Dannocht der gwalt nichts an jr Schafft, 
Sonver auf innerlicher frafft. 

Sich richtet auff zu jrer zeit, 

Bnd jr Haupt wider emportreit: 
Alſo ift auch die Freyheit aftaltet, 

Das fie jr Schöne rein erhaltet, 

Vnd fih vor allem diſem hüt, 

Was jr verunreint jr rein blüht, 

Als ir holdſelige Gemainſchafft, 

Fr ware einigfeit vnd freundfchafft. 

Ir gleiches Recht, jhrn fihern Schuß, 

Ir trachtung auff Gemainen Ruß, 
Ir freies reden, freie ſtimmen, 

Sr freies ftraffen vnd frey rhümen. 

Vnd was fonft mehr find Lieblichkeiten 

Welche nachfolgen den Freyheiten. 
Pas vorbat, ſolche ſchöne ſtück, 

Ihr zu bemaßgen durch ſchnöd dück, 
Das thut fie als gantz ſtinckend meiden, 
Weil Lilgen keine Knoblauch leiden, 

Als find frembd bräuch, vngleiches Recht 

Wann gmein vertrawen wird geſchwecht 
Trennung, vnd ſchwere ſteur vnd dienſt, 
Vnd doch darbei nicht gſchützt das minſt, 

Stät forcht vnd gfahr, vnd nit ſein eigen, 

Eim ob dem Kopff das ſchwert vil zeigen, 
Vnd aller Tyranniſcher Auffſatz, 
Welchs alles iſt dieſer Blum Außſatz. 

Dann die Freyheit, die iſt gar zart, 

Befleckt fich bald von fauler art. 

Sie merckt bald was jr iſt zuwider, 

Wann man fie truden will hernider, 
Debgleichen wie die Lilgen find, 

Sub am gerud, am greiffen lind. 

Afo if von Natur bequem, 

Die Freyheit, vnd eim jeden gnem. 
Dann Freyheit ift ein freies gut, 

Welchs gnoffen wird mit freiem Mut, 


1175 


Erfrewt die Leut, macht gut vertramen, 
Daß feins hat ab dem andern gramen. 

Dei Freyheit muß fihb hochmut fhamen, 

Bei ir gilt nichts, fich obernemmen: 

Bnd fpürt fih dann erſt ver frey Mut, 
Bann man der Freyheit greift an hut. 

Da laßt fie mit jr fihergen nidt, 

Eben fo wenig als das gficht. 

Da wagt man die Art zu dem ftil, 
Weil feiner vnfrey leben will. 

Vnd wo fih etwann ſchon begibet, 

Daß fie wird etwas auch betrübet, 
Erholt fie fih doch immerzu, 

Dann Freyheitwurtzel hat fein rhu, 

Sie ſucht ond grübelt alſo lang, 

Biß ihr flengel wider auffgang. 

Darzu dann Gott gibt fein gedeien, 
Wann fih demütigen die Freyen. 

Vnd erfenneng für feine gaben, 

Was fie für gnad vor andern haben, 
Vnd fahren deshalb nit zu gſchwind, 
Sonder fein fittſam vnd gelind. 

Sleihwie die Gilb nit rau wird drumb 

Wann man ſchon was verlegt jhr blum, 
Sonder wähdt fort vnder den dörnen, 
Vnd Jaßt diefelben immer zörnen, 

Sie weißt, ein Fewr wird fie bald rechen, 

Vnd ihnen vertreiben das ſtechen. 
Darauff wird fie dann blühen ba$, 
Wie Lilium inter spinas: 

Mann dornen fchon ein Hein zeit grünen, 

Wird doch nicht Suchen under jhnen 
Das Salomons Lieb feine Waid, 
Sonder die Lilgenwaid fie fräut. 

Billih die im Dorngarten waiden, 

Die von Leutfeligfeit fich fcheiven. 

Wir aber haben vnſer freud, 
In dienftlicher Leutfeligfeit. 
Difes ift onfer Liliengarten, 


1176 


Des Gmainen Nußes trewlih warten, 
Wer deflen trewlich wartet auß, 

Der ſchmuckt ein rechtes Gotteshauß : 
Dann gwißlih fan man niergends innen 
Der Kirchen vnd Schuln befer dienen, 

Vnd Arm ond Reihen thun das jhr, 
‚_ As in einer Regimentsgebür, 

Sn difer übt man recht geborfam 

Ehrt Gott end Oberkeit recht forchtſam— 
Braucht zu erhalten alle müb, 
Göttlih vnd Menſchlich Freyheit hie. 

Göttlih in freiem Gwiſſen Rein, 

Menſchlich, in gniefung frey des fein, 
Alfo hiedurch das fein Gott wird, 
Vnd den Obern, was jnen gbürt. 

Derbalben, O du traute Statt, 

Die fonverlihd Gott hat begnadt. 

Mit Freybeit, vnd vil andern goben, 

Darumb vor andern bift zu Toben. 
Erfenn die Gutthat, dir erzeiget, 

Wie dir Gott hat gemacht geneiget. 

Die König nicht allein vor zeiten, 

Daß fie dir gunten vil freybeiten. 
Vnd gaben dir deshalb zu Pfand 
Ihr Freybeitzeichen, weit erfant. 

Sonder erwedt auch heut bei tagen , 

Trem Nachbarn, die luft zu dir tragen. 
Vnd fih ab veiner Gilg ergeßen, 

Vnd deine Freybeit fehr hoch ſchätzen. 
Vnd drumb fich näher zu dir finden, 
Der Lilien geruch zu empfinden. 

Als die zwo Stätt find, Zürch vnd Bern, 

(Der Stätt im Schweigerland ein fern) 
Dann weil fie auch feind Freiheitgnoffen, 
Die Lilg fie jnen gfallen laſſen. 

Du bift inen Florentia,. 

So ift dir Zürch Placentia, 

Vnd die Statt Bern Verona, 

Die grünen dir befiere dann Roma. 


1177 


Wann nun dein Nachbarn diß erquicket, 
Dz dein Blum ift fo ſchön gefchmüdet, 
Wie wolifiu dann nicht han vielmehr, 
Solcher deiner Freyheit ein Ehr. 
Vnd fo oft, als dein Gilg plidfi an, 
Dir e8 lan fo zu bergen gahn. 
Daß du dich recht darob erfremweft, 
Vnd Gott des mehr drumb dandbar feieh. 
Fa diefe Blum fol blühen dir 
In deinem Hertzen für vnd für, 
Sie foll nie vürren, femper grünen, 
Dardurch dich femper zu erfünen. 
Dein Semperfregheit zu erhalten, 
Die dir erarneten die Alten, 
Durh Tugend, Weißheit vnd Berftand, 
Vnd dur ein redlich fireitbar hand. 
Laß dich der Dornen ftich nit jrren, 
Sie müffen doch im Dfen dürren. 
Sp du behälft wol deinen plaß, 
Allen Neivftihigen zu traß. 
So lang als man mehr liebt ein Blum, 
Dann Dornen, fo lang bleibt dein Rhum. 
Wolan, lieb Straßburg, fei ein Trautburg 
Dein Burgern, vnd dein feind ein Straßburg 
Ein Schirm dein Bnverthanen fey 
Vnd deinen Bundsverwandten trew. 
Sp wirftu aub all Trew erfaren, 
Bon Gott und Nachbarn in gefaren. 
Dann Trew erwecket gegentrew, 
Vnd den Freyen fhüßt gern der frey. 
Dein Freyheit fei vein Lilgenwaid, 
Bnd Gott, ver foldes fegnet baiv. 
Der fey dein einig Troſt vnd freud, 
Bei Glück vnd Widermwertigfeit, 
Biß er vnß auß der Vnrhu lait, 
Sn Ewig Freyheit, Frid vnd Freud. 
5 N. ER. 


1178 


Yubanug. 


3. Na Erflärung der Spottfiguren im Straß- 
burger Münfter, im Gegenfag zu Fiſcharts Be- 
ſchreibung derſelben unter VI. diefer Zelle ). 


Abcontrafeyhung und Außlegung etlicher felgamer Fi- 

guren, jo zu Straßburg im Münfter vor etlich Hundert 

Jaren in Stein gehawen worden, den legten groffen 

Abfall von dem wahren Gottesdienſt auch der Secten 

ond Motten Biehifchen Standt vnd Irreligion darmit 
abzubilden, ꝛc. 


Zu Straßburg im Münfter, in der Höhe, auff der Sey— 
ten, garadtober, vor dem Previgftul, oberhalb dem Gang, 
da etliher Geſchlechter Schildt hangen, der Heiligen Bildt— 
nuß vnnd Wappen feyn gar vergangen, oben herumb an 
einer groffen Säulen zu oberft in verfelbigen Runde, im 
Capital feynd obgemahlte Bilder, aller ding wie fie alhie 
abgeriffen, noch vor wenig Jaren gefehben worden, in 
Stein gehbawen, Nemlich ein Saw vnd ein Bock tragen 
für Heilthumb einen fchlaffenden Fuchfen, ver Saw greift 


”) Nachſtehende Auslegung der berüchtigten Figuren erſchien als 
fliegendes Blatt in Gro$- Folio, Ingolftatt bei W. Ever, 1588. 
Schadaus, der die Erklärung Fiſcharts ung überliefert hat, 
wie ih fie ©. 1023 gab, erwahnt das Naß'ſche Opus am 
Schluß verfelben mit folgenden Worten: „Wiewohl nun diese 
vorgefeste Auslegungen gedachten Monumenti fo hell, lauter 
und Ear, daß fie ein Blinder greifen und fühlen fann, hat doch 
dr. Johann Naß aud feine Naf in dich Werk geftoßen, feinen 
Geifer an obgedadtes H. Fiſcharts Auslegungen gefhmiert 
und ſolches Monumentum auf fromme getreue evangeliſche 
Prediger und Diener am Wort ganz ungereimt zu appliciren 
unterfanden.‘ 


J 


1179 


ein Hündin onder den Schwand, voran geht ein Beer, 
der trägt das Weyhwaſſer, ein Wolff trägt das Creuß, 
ein Daß trägt das Liecht dem fchlaffenden Fuchſen vorder, 
hernacher aber folget ein Ejel over Hirſch ob vem Altar, 
vnd difputiert von dem Kelch, hinder jhm ſteht ein ande: 
rer Eſel, der hat ein Buch vor ihm, gleich ver Augipur- 
gischen Confeſſion, das bält ihm ein Kaß, feynd zehen 
Bilder, gleih wie Gott zeben Wort in Stein gehawen 
darmit feinen Willen entdeckt, alſo werden mit diſen ze— 
hen Bildern in Stein gehawen, der viehiſchen Secten Af— 
fenſpiel vnnd Hundtshimmel bedeüt, inmaſſen fie Sanct 
Paulus beſchreibt 2. Timot. 3. Dann gleich wie ihener 
Stein, fo von den Bawleüten, da man (iuxta Histor. 
Seholasticam) ven Tempel Salomonis bamwet, verworffen 
wurde, etwas lang hernach zufünfftiges beveütet, nemlich 
Chriftum, vnnd gieng nit auff dag gegenwärtige zur fel- 
bigen Bamzeit, alfo gehn diſe Bilder nit auf die ver: 
gangne Zeit deß gebawten Münfters zu Straßburg, -fon: 
dern feyn ein Prophecey, vnnd haben etwas künfftiges 
beveütet, nemlich die Antichriftifche vwiepifche Religion, wie 
man jeßt vor Augen fihet, ond hernach folgend befler er: 
klärt end recht gründtlih außgelegt wirdt,, durch B. Fo: 
hann Naß, folget ver Zert: 


Einsmals ich gähling wart verzudt 
Nach Straßburg hin ins Münfter ruckt 
Darinn ich fah ein geift fpaciern, 
Im Münfter hin vnd Her reuiern, 
Zrat zu mir her, vnd mich empfieng, 
Mit Worten freundtlih aller ding, 
Vnd ſprach: Nun fomm ib muß dir fagn, 
Nachdem jest vil der Künſtler fragn, 
Mas ihene Bildtnuß, wunderlich 
Gemadt, beveut vnd bringt mit fih, 
Die Seet ſolchs falfh ond vnrecht deut, 
Des rechten Sins fie fehlet weit, 
Als fie auch thut ver heilign Schrifft, 
Berfäliht vnd macht zur Seelen Gift, 
Du aber merd ver Alten Grundt, 


1180 


Der Propheceyung recht Vrkundt, 
Berfündt auch ſolchs in allem Lanpt, 
Mo Rotten vnd Secten feynd befandt, 
Auf daß ihr Falichheit fomm an Tag, 
Der Welt zu Nuß, merd, was ich fag 
Bon Bilvtdawern, die ſolches haben 
Zu Straßburg ghawen vnd erhaben 
Sm Münfter vor drey hundert Sarn, 
Da noch folh Volck vnd Lehrer warn, 
Die Gott von rechten Hergen fuchten, 
Grob Sünd vnd Irrthumb fie verfluchten, 
Die auch vom heilign Geift bericht 
Zufünfftiger gar böfen Gſchicht 
Des Abfalls von dem Glauben alt, 
Des Vbels Wachſung mander Gftalt, 
Das haben den Büchern fie vertrawt, 
Ja habens in die Stein gehawt, 
Wie du dort fihft abeonterfeht, 
Alſo es jeßt beyn Secten gebt, 
Der fchlaffend Fuchs, den jhr zwen tragen, 
Bedeut das Wort, darvon fie fagen, 
Aleın der Glaub fols alls verrichten, 
AU Tugend fie darmıt vernichten, 
Sol falicher Lehr vnd Ketzerey 
Vor Zaren aub vil ftunden bey, 
Der Simon Magus, Arrius, 
Eunomius, Aeriug, 
Auch Sarturninus vnd Lutherug, 
Caluinus, Zwingel vnd Bugerus, 
Die fiindend Böck vnd wüften Saw, 
Des Antichriſts Botn alt vnd new, 
Scropha zu Wittemberg befandt, 
Die trewloß Nunn, der Klöfter Schaudt, 
Die reiffend Wolff vnd freffig Beern 
Gehn vornenber mit falfchen Lehen, 
Weyhwaſſer ond Tauff fie weg tragen, 
Für Kirchen Creüß vnd Bilder jagen, 
Die Gotsfördtigen Häßlein zag 
Mit Warheitstiecht gehn hinden nad, 


en ar ·—-— 


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1181 


Die Sam dem Bod hilfft Falfchheit tragen, 

Allein der Glaub ligt auffdem Schragen, 
Erwacht in legten Tagen fpat, 

Den Luther auffgewedet hat, 
Ein Brfprung aller Keßerey, 

Stelt fih doch fromb, machts alles frey, 
Fur Heiltbumb, was dem Hundt gebürt, 

Chriftus der Herr vnd trewe Hirt 
Durchs heilig Euangeli lehrt, 

Gebt nit ven Hunden Heilthumb werth, 
Werfft für vie Säw die Perlin nit, 

Die Böck zur linden tragen mit, 
Die Efel teutiche Mes thun leſen, 

Ihr Kelh ift Grewels voll gemeflen, 
Der Hirſch verloffen Mönch beveüt, 

Apoſtaten vnd trewloß Leit, 
Den Kelch fie jederman fücrſetzen, 

Vil Leüt betriegen mit jhrem Schwetzen, 
Eben ſolch ungeweyht Geſellen, 

New Kirchenordnung wöllen ſtellen, 
Außlegen meiſterlich die Bibel, 

Darauß wächſt täglich noch vil Vbel, 
Darzu helffen vif Proteſtanten, 

Mit ſchmeychlen ſüß in vilen Landen, 
Vnd ſeynd ihr vil doch arge Katzen, 

Sp vornen lecken, hinden fragen, 
Den Eſeln helffens Bücher tragen, 

Den Kirchengütern fie nachjagen, 
Wie ſolchs die Eſelspredigcautzen 

Jetzt klagen faſt mit jhren Schnautzen 
Weil jedem Herrn in ſeinem Landt 

Die Kirchengüter ſeynd bekandt, 
Auch jhn erlaubt auß Luders Neydt, 

Verjaget iſt die Gottsforcht weit, 
Durchs tudiih Thier das ſich fan ſchmucken, 

Die Ohren den Geitzhälſen jucken, 
Gleich wie man von dem Fuchs thut ſagen, 

Wann er alt thut nach Wildpret jagen, 
Alſo hat fich geſtelt vil Jar 


1152 


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- Ehrgeiß vnd Keßerey fürwar, 
In viler Menſchen Hergen fchlafft, 

Nun jegt erwacht nur böfes fchafft, 
Dis Thier ond Fuchs, nun merck mich recht, 

Iſt Sathans ond der Keger Knecht, 
Vnd heiſt zu teütich, Allein der Glaub, 

Sf aller Tugend Mord vnd Raub, 
Der Heiligen ein Grewel wüft, 

Sp aub ver Secten Heilthumb ift, 
Geitellt wol an die heilig Statt, 

Dem wahren Gottesvienft zu Spott, 
Die Kirch von Alters ber gebamt, 

Man jegund wüſt vnd öd anſchawt, 
Erkandtnuß Gotts diß Thier nit leydt, 

Sondern darwider ſchreibt vnd ſchreyt, 
Ja Chriſtum ſelbſt thut es verblenden, 

Auch alle Heiligen Gottes ſchänden, 
Das Euangelium verkehrt, 

Erlaubet Sünd, der Tugend wehrt, 
Rechtfertigt auch allein den Glauben, 

Der Einigkeit vns thut berauben, 
Fürs Himmels Schlüßel Dietrich braucht, 

Nur in Saw- vnd Hundishimmel taugt, 
All Sacrament vnd Tauff verwendt, 
Stöſt gute Werck weg ins Elend 
Altär vnd Kirchen es vmbreiſt, 

Wie Arrius den Machmet heiſt, 
Die Prieſterweyh bey ihm nichts gilt, 

Weil fie der Teüffel felbften fchilot, 
Mit vollem Bauch fol man jhm faften, 

Solchs Epicurus lehrt am baften, 
Prlagi auch vnd Manicheen 

Mit ver Erbfünd es thut vmbgehn, 
Die Sacrament heiſts Menſchen Tandt, 

Wie man pflegt in Armenier Landt, 
Audacianiſch der Firmung ſpott, 

Ja Tauff vnd Chryſam gar außrott, 
Sein Euangelium renatum, 

Folgt Donatiſten vnd Nouatum, 


1183 


Caluin fampt Berengario 
Nur reven von der Deuinuß roh 
Deß Sacraments am Altar fron, 
Allein der Glaub gibt ihn den Lohn, 
Allein im Brauch fey Ehrifti Leib, 
Neftorius braudt au, diß bleib, 
Wickleff vnd Huß bey jhm vil gilt, 
Doch einr den andern Ketzer ſchilt, 
Dann keiner folgt dem anderm gar, 
Vil Newrung habens alle Jar, 
Es wil auch für kein Gſtorbnen bitten, 
Nach deß Aeri Ketzers Sitten, 
Die letzt Oelung Sanct Jacob lehrt, 
Allein der Glaub auch ſolchs vmbkehrt, 
Vor Jarn lang auch ſolches ſtritten, 
Arg Ketzer Heracleonitten, 
Meſſalianen dWeyh thut weh, 
Der Marcion befleckt die Ehe, 
Diß Thier hälts mit Jouinion, 
Die Jungkfrawſchafft ſey gar ohn Lohr, 
Wil nit die Fraw, die magd komb her, 
Nach Adamiter falſchen Lehr, 
Diß Thier verzehrt auch all Gelübd, 
Lamperius auch ſolches vbt, 
Der Mönchs Ordnung inſonders haßt, 
Wie Circumeellio trieb faſt, 
Der Heilign Fürbitt es verſpot, 
Als Vigilantiſch Secten Rot, 
All Wunderwerck der Heilign frumm 
Es machet mit Porphyri ſtumm 
Alſo leydts auch die Bilder nicht, 
Iconomachiſch fies zerbricht, 
AU Weyb vnd Segen es verlacht, 
Auch Flagellantes habens veracht, 
Es wil auch gar fein Haupt nit han, 
Ucepdali haben auch fo than, 
Bnd merk in Summa Summarum, 
So ift das gange Lutherthumb 
Durchauß vom böfen Geift erbacht, 


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1184 


Bon alten Kegern aufgebracht, 
Vnd jegt in difen legten Zeiten 
Thun fie all widr die Kirchen flreiten; 
Wol Sathan weyß, das fern fey nicht 
Der jüngfte Tag vnd jüngft Gericht 
Drumb ift er Zorns vnd Wütens voll, 
Wil, jederman ihm folgen fol, 
Aber Gottlob, die Kirchen Gotts 
Nicht acht ſeins Zorns vnd Gebotts, 
Hält ſich nur ſteiff zum Feld vnd Säwl, 
Zu Chriſto, vnd veracht den Grewl, 
Den Chriſtus vns verkündet hat, 
Auch feine Jünger frü vnd ſpat, 
Gleichsfals der alten Lehrer Schar, 

Mit Büchern, Lehren, Warnung klar 
Dat ſolchs mit Ernft fürmahlen wollen, 
Das wir vdarfür ons hüten föllen, 

Ja auch die alten frommen Chriften 
Mit ihren Künften ſolches wüften, 

Habens in Stein vnd Holg gehawt, 
Wie mans noch Har vor Augen ſchawt, 

Darumb hüt dich O frommer Chriſt, 
Vermeyd der Keger argen Lift, 

Hüt dich mit Ernft vor ihrem Betrug, 
Dann es ift falſch vnd lauter Lug, 

Im Guin verharr biß an dein End, 
Bon Gottes Kirch dich nicht abwend, 
Dem ewigen Leben drinn zulend. 


ENDE. 








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