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Das Kloſter.

Weltlich und geiftlich.

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Meiſt aus der ältern deutſchen

Dolks-, Wunder-, Curioſitäten-, und vorzugsweiſe

fomifchen Literatur.

Zur Kultur- und Sittengeſchichte in Wort

und Bild. Bon J. Scheible, } Behbnter Band:

37 bis 40 Zelle.

Stuttgart, 1348. Berlag des Deraußdgebers.

Leipzigr Erpedition des Klofters.

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Johann Fiſchart's De

Föhhatz, Weibertras,

Ehezuchtbüchlein, Podagrammiſch Troſtbüchlein. ſammt

zehen kleineren Schriften.

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Thomas Murner’s Vom Lutberifben Warren, Sirchendieb- und Ketzerkalender, und jigfyn Ey wider ihn: Karfthang J Munckud Leviathan u. ſ. w.

Volãndig und wortgetreu u von By

I. Scheible. „er |

Mit A Lithogranhieen und 98 Holzſchnitten.

Stuttgart, 1848. Derlag Des Herausgebers.

Leipzig: Expedition des Kloſters.

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Drud von Fr. Henne in Stuttaart.

Inhalts-Derzeichniß.

Siebenunddreißigfte Zelle: Seite

Murner, Bon dem großen Lutherifchen Rarren . 3 Murner, Kirchendieb: und Keßerfalender . . . 201

Achtunddreifigite Zelle (Satyren wider Murner) :

5. Sorlibene "RN, —— II. Antwort dem Mara) 7 241 IN. Ein fhöner Dialogus suien einem Pe

und Schulte . . . . 301 IV. DMurnarus Leviathan . . . a

V. Sendbrief von der Mehkrankheit —— VI. Das hond zween Schweizerbauren gmacht 377 VI. Luther, Auf des Königs zu England Läfter-

fhrift . . . Fr Anhang: Zur Lebensgeſchichte Nurner’s WB RE - Reununddreißigfte Zelle: Fiſchart, Das philofophifch Ehzuchtbüdhlein . . 403 Fiſchart, Podagrammiſch Trofibüchlen . . . . 642 Fiſchart, Flöhhatz, Weiber . 2. . . 769

Vierzigſte Zelle (Kleinere Schriften Fiſcharts) I. Die wunderlichfi Legend des vieredigten Hütleins 907 II. Vorbericht von Urforung ıc. der Emblematen 939

vI

Seite II. Ein artliches Lob der Lauten - » 2... 948 IV. Borwort und Reime zu T. Stimmer’s bibli- fihen Figuren . N > V. Zueignung ac. bei 5. Bodims 1017 Vi. Erklärung von Spottfiguren im Straßburger Münfter . . » re VI. Befchreibung des Tuuflreiiheh uhrwerks im Straßburger Münfer. - » » 2... .1031 VII. 2ob-des.!andufl8 . >. 2 2. 0... 1038 IX. Berzeichniß, wie die fpamifche Armada ıc. . 1047 X. Befchreibung, welcher Geftalt die Bündniß der Städte Zürich, Bern und Straßburg ıc.. . 1122 Anhang: Joh. Naß Erklärung der Spottfiguren im Straßburger Münfter, im Gegenfaß zu Fiſcharts Befchreibung derfelben .„ .„ - . 1178

Berzeihniß der Lithograpbieen, und Anweifung, wohin fie einzubinden find,

Seite 1) Fiihart’s Bildni (aus Chr. Reusner’s Contra: facturbuch. 8. Straßburg 1587) dem Titel gegenüber 2) Facfimile der Handſchrift Fiſchart's (Entnommen den drei Borblättern des in Fiſchart's Befis ge- wefenen Buches „Histoire de nostre temps ete.“ 3 Vols, 8. 1566*), und nach der Reihenfolge

mit 1. 1: 111, bezeichnet) . . » 403. 3) Murner’s Bildnis (Aus Pfenniger’s Bert „Bel- vetieng berühmte Männer“) . . . 3

4) Abbildung des Uhrwerfs im Min- ſter (Aus dem Werfe von O. Schadaeus „Sum- mum Argentoratensium Templum.“ 4. Straß: 2 A Fr

*) Bon Profeffor und Oberbibliothefar A. Keller in Zübingen naher befhrieben im „‚Serapeum.*‘ 1847. Nro. 13, ver aud die Güte hatte, das Werk mir mitzutbeilen.

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Siebenunddreißigfie Delle.

Thomas Murner’s Bon dem großen Iutberifchen Narren. (4. Straßburg 1522, mit 53 Holzſchnitten.) und Der Lutberifchen Evangelifchen Kir: chendieb: und Ketzerkalender.

2

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Von dem

groffen Luiherifchen Narren

wie in Doctor Murner beichworen bat ıc.

MVRNER, Sicut fecerunt mihi fie fect eig inde.

Sch hab fie des genieffen Ion Wie fie mir haben vorgetbon Werden fie mein nit vergeflen Sp mwil ih inen beffer meſſen Wa fie fih mit eim wort me eigen Wil ih in baß den Eolben zeigen Entgegnen in fürt folder maſſen Das fie den narren rümen laffen.

Gum priuilegin.

Thomas murner der heiligen gefchrifft und beider rechten doctor, allen leſern difes buchs heil, vnd meinen früntlichen gruß.

Sr erwirdigen erfamen frumen Iefer, geiftlich vnd welt: Th, welcher würden oder ſtatz ir feien. Sch hoff das euch befant fei, vnd des ein gantzes willen tragen, wie Martinus Luther zwei ding verftanden hat. Erftlich in onferm heiligen Grifilichen glauben vil dings zu ernüwern, des andern teils vil mißbrüch aller geiftlicheit fo er dan fürwent zu beiterung treiben, fieglic oder mit onfugen laß ich difer zeit beruimwen. Sp aber mit mir noch fil me andern folhe ernüwern in Griftlihem glauben nit gefals Ien haben, als die da vnſerer achtung wider got die hei: lige götliche geichrifft, auch wider alle recht, eroniden vnd erfarenheit weren, hab ich vermeint zu der fach dienen, vnd erfantnig der warheit mit eriftlicher meſſigkeit, mit vorbehaltung der eren und würden feiner perfonen in zu widerfeshten, lut etticher büchlin fo dan von mir wider in vögangen fein, zuletſt die fach erfeget zu gemeiner Griftenheit, einem coneilio, oder allen oberfeiten vnfers glaubens, in anjehung der red vnd widerred die warheit zu erfennen. Des andern teils mich alle zeit hoch prote— ftieret ond bezügt meiner meinung gang nichtz fei eincher— let mißbrüch zu verſprechen entfhuldigen oder zu beſchir— men, als der da wol weiß, daß die fach des heiligen glaubens mit feinen menschlichen brüchen oder mißbrücen fol verwidlet fein. So nun die fach vnſers glaubens vie gemein ceriftenheit betrifft, des ich (ob got wil) aud ein glid bin, hab ich vermeint in frafft meiner criftlichen frei- heit, mir auch gebür darzu zureden, het auch nimmerme

5

vertrüwet, das ich damit weder den luther noch iemans vff erden ſolt oder möcht beleidigt haben, ſunder alle meine lebtag nie anders glaubt noch gewüßt, dan das die warheit hoch widerfochten ie me an tag kumpt vnd ver— ftentlicher würt, allein dy vnwarheit fein widerred erlei- den mag, vff dz ir falfcheit nit an dz liecht kum. Solch mein widerfechten hat Martinus Luther in einem befun- dern buch wider mich verantwurt, ia wie die ſchelige Dido Enee in feinem abzug ein antwurt gab, vnd mein ſchrei— ben hoch in vblem empfangen vnd vffgenummen mit vil onwarhafftiger ſchmehung vnd fpötlicher verenderung meins vätterlihen namens, alfo das ich mich des zu im als ei— nem doctor vnd geiftlihen man vff erden nich minders verfehen het. Deßgleichen haben auch gethon on zweiftel im zu gefallen vnzeliche büchlinfchreiber, mit verborgnem namen, vnd mir fo vil fchand ond laſter in aller tütfchen nation zugelegt, mich für des babfts geiger vßgeben, ein faß vnd ein drachen mir gemacht, ein bruch in beide hend geben, gemalen behoblet, das ich fum glaub, Das ein glid an meinem leib fei, das fie nit gfofiert vnd be- ſchriben haben, mit anzögung aller meiner daten, fo ich ie begangen hab, feit ich in der wagen lag. Mein vnſchuld hoffnet ich darzutfun wa mir gebürt, aber difer gauckler zungen hab ich nit in meinem gwalt. Het auch vermeint, fie würden doch einmal felb daruon fton, fo haben fie erſt von nüwem angefangen, vnd mich für ein groſen mechtigen narren vßgeben, wol zu verfion, warn fie mich für ein mwißigen vßgeben, ire truder (mich zu verfauffen 2c.) lößten nit halb fo vil gelt vB mir. So nun in allem fpil ein münd fein muß, ob man in fhon darzu malen müft, ond ich augenſcheinlich merd, das ich in difem fpil vderfelbig münd fein muß, wolhin vff das fol fpil vnd Yutherifche gaudlerei 98 mangel eines münds nit vnder— wegen bleib, wie faft ich mich in dem handel gern weiß- lich erzögt het, wil ich eben derſelb Murnar oder nar fein, für den fie mich halten, vnd allen tütfchen vßgeſchriben haben, wil mein ampt, darzu fie mich verfügt haben, dapf- fer vertretten, in Frafft einer gegenwer, die mir von na— türlichem rechten als wol gebürt alg inen, mich mit vn—

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befantem namen on alle warheit zu ſchmehen. Wil aber durch got vnd vnſer lieben frawen wegen, höher weiß ich niemans zu beſchweren oder zu ermanen, mengflih vnd iederman gebetten haben, das mir difes buch niemans zu leichtfertigfeit eracht ond vffnem, dan ich es felber wol weiß, daß es meinem flat ond meiner eren nit gebürt. Sp mich aber zu retung meiner eren weder got, die war- beit, noch bebftlich erfantnis, noch feiferlih edickt, noch des gangen römifchen reichs vßſpruch nit helffen mag oder fan, funder muß ober alles das alfo ein mechtiger grofer nar fein, ond des babſts geiger geachtet, wil ich mich ver zeit ond dem mardt vergleichen, vnd eben berfelbig groß mechtig nar fein, meinem ampt genug thun, vnd in der narrenfappen fagen, das mir funft zu gedenden vberbii- ben wer. Sch boff auch, das mein ber, der babft, feinem geiger noch wol zu Ionen hab, darumb ſetz ich alle wig ond vernunfft vff ein fchefftlin, dan fie mich ie mit ge- walt für ein narren haben wöllen, vnd greiff zu dem narrenfolben, wa ich ir iemans damit onjüberlichen treff, der bat fih gar nich& zu beflagen, dan wa fie mich het- ten laften bleiben als ich bin, weren fie des vnd anders mer von mir vertragen bliben. Es ift doch on des ein gemeiner fpruh, das man fein narren vbertreiben fol. Bit zuletft alle erwirdigen erſamen weifen, geiftlih vnd weltlibs ftaß, daß fie fih diſes buchs gar nid beladen noch annemen, dan es ift mit fürfaß v8 narrenweyß be- fchriben worden, niemans zu leßung, ſuuder allein den Jutberifchen nerrifchen affenbüchlin zu erfantnis, das fie in diſem buch Iernen ſich fpieglen, wie fie zu narrenwerd fo ongelert vnd vngeſchickt fein ꝛc.

Wie die lutheriſchen ertznarren follen be- fhworen werden,

Den halt ih für ein mweifen man Der zu zeit auch nerfchen fan Vnd fan ein faß fein mit geferven Das er ein menſch mög wider werden.

PBnd ein nötlich reden fieren Das ich in allem meinem gedicht

8

Kein werfen man bie meine nicht Pd gar nit wil antaftet han Kein weiſen noch gelerten man Ich wil auch gar nit hie beſchweren Martinum luther ond jein leren Wil ich zu gröfern eren ſparen Allein wil ich Die groſen naren Hie beichweren und vertreiben Die alle zeit verborgen bleiben Vnd den luther nit verfton Mit ſchmachbüchlin vmbher gon Mit ſchelmenſtück die welt verblenden Vnd mit liegen ieden ſchenden Auch martin luthers groſe ſachen Zu affenſpil vnd bubendant Zum hüppenfaß vnd gauckel machen Warlich der gantzen welt zu ſchant Darin ſie wonend auch der ſtat Das man ſie alſo nerren lat Vnd keinem man zu hertzen gat Wan ſolches alſo gewonheit wer Were niemans ſicher ſeiner eer In der nehe ond in Der fere Sch Hab mich lange zeit gelitten Zu widerfchelten boch vermitten Jetz mil das wames bon den ritten Wider ſchmach vnd manche fehand Mit truck geſpreitet in dem land Sie haben mir ein karſthanſen gemacht Ein groſen narren herfür bracht Das erütz auch wider mich vßgeben Vil affenſpil gethon daneben Vnd warlich dapffer vmbgetriben

9

Es wer in wol halb sberblibere Es jolt ge nit dermaſſen gon So wölt ir ve nit daruon Ion Vnd hebt mir uff mein jchlechte leren Wie ich nit fin den narren beſchweren Ein ſchelmenzunfft darzu machen | Vnd fin funft nichg zu andern fachen Wolhin fan ich ſunſt nichtz vff erden Dan wie ein nar ſol beſchworen werden Vnd wie man ſchelmen ſol erkennen Ein ieden mit ſeinem namen nennen So wil ich mein meiſterſchafft Mit leib vnd gut vnd aller krafft Vnderſton an euch probieren Gon widertzdorff ſant Anſtet fieren Den pfeffer einmal gantz verrieren Den narrenkopff dermaß beſchweren Vnd euwere groſen narren leren Ir mögen euch nit me ietz mein erweren Wiewol das geſchicht mit groſem keichen Dan groſe narren nit gern weichen Ir ſein ſo hart derſelben beſeſſen Das ich mich des kum darff vermeſſen Doch ſo ir mir desgleich haben thon Mieſſen ir euch auch beſchweren lon Ja brech euch euwer hertz daruon So ir den glauben haben an mich Das ich das kün ſo meiſterlich Wer weiß der glaub möcht etwas ſchaffen Das euwere narren, euwere affen Einmal doch müſten von euch ſcheiden Das ir darnach mich nit me beleiden Wie ſich der ſchaub leidt vff dem dach

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Alſo bab ich duldt eumere jach Doch jo ir das nit wöllen vermeiden Sp mag ich es yetzund nit me leiden Ich muß euch thun ein widerſtruß Dem gedult ift ie der boden Das thut Die büchs der hurlebuß Man trit vff einen wurm fo lang Bis das ſich Frümpt ein folcher jchlang Ein Eifelftern muß für vßtragen Man er zu berrlich würt gejchlagen Ich mil gejchweigen menjchlich blöt So man zu vil fie triben bet Man jol fein narren üben zu lang Vnd im zu vil thun vbertrang Site ichlagen mit dem folben darein Vnd mögen nit lang gedultig fein Ir haben die jachen vbertriben Vnd an den narrenfolben geriben Alle Ding Die haben ein maß Ma tiemans vbertritet das Dem jolt wol werden nimer bag Vff bören jei ein ieder gerift Ep der jehimpff am beiten ift Ir haben mir ein grojen narren gemacht Wiewol ich es für ein faßnacht acht Vnd hab mich jelbs nit höher gejchegt Dan für ein narren ber gejegt Den zoller ir darumb fragen ſolt Hab ich mich höher ye verzolt Dan für ein narren vßgeben Sp nemen mir mein närrijch leben Got geb machen euch ein pfeffer daran Mein narrem ich nit laſſen fan

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So dieff haben ſie gewurtzlet an Ich wolt mich weißlich haben geſtalt So weren ir mir es mit gewalt

Mit narrenbüchlin manigfalt Wöllen ir mich dan ye darzu zwingen Das ich muß narrenliedlin ſingen So wil ich thun ein groß verniegen An welchs ampt ir mich verfiegen

Wiewol ir narren narren ſeind So werden wir gewonlich feind Allen denen, die es vnß ſagen Mit narrenkolben vmb vnß ſchlagen Alle die wir vmb vnß mögen treffen Man ſol kein narren ſtetz effen Mit liſt vnd ſüberlichen geferden Sol ein nar geübet werden Nun haben ir es geſagt iederman Wie das ich narren beſchweren kan Vnd darzu ſelb ein nar auch bin Damit ir mich vff diſen ſin Haben widerumb ermant Das ich mich beſchwerens vnderſtant Mein alte kunſt wil wider leren Wie man Die narren jol bejchmweren Vnd Haben den narren zornig gemacht Das er 98 grim hat berfür bracht Das er im fin nie bat gedacht Wil eumere narrenfolben beichriben Es wer mir funft wol vberbliben Hetten ir es nit vbertriben Wolher wir narren müfen zufamen In hundert tuſent narren namen Wie faft ir euch des narren ſchamen

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Vnd haben mich hoch darfür gebetten Nichtz, nich ir müſen zu dem narren tretten Mil euch Die nerrifch fiſtel jtechen Solt euch Das nerriich hertz zerbrechen Alle eumere fründ ſollen das nit weren Sch wil euch den grofen narren beſchweren Vnd bit Durch got ietz iederman Ma ich Die fach greiff größlich an Vnd wer vnzüchtig mit den worten zorn bie an etlichen orten Sp kit ich euch verftanden Das Mir narren ie nit fünnen baß Vnd Dörffen tbun in dem narrenfleid Das vnß junft wer von bergen leid Den acht ich für ein frumen man Der ſich des Küchlins nichtz nimpt an Ir mögen e8 wol denden vnd ermefjen Wa narren fein zufamen gefejlen Da ift Der zucht und eer vergeſſen er ſich DIS buchs wolt vnderwinden Der möcht wol Doppel narren finden Das im wird jchaden feinen Finden.

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ie der groß lutherifch nar mit faft hefftigen worten muß beſchworen werden ꝛc.

Ich hab vor fierzehen ganger iaren Allein die kleinen närlin beſchworen

Se wil eg an die buntriemen gan

Mie ich die grofen beſchweren kan.

Ich mag wol erſt von vnfal ſagen Das ich in meinen alten tagen

13.

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Von dem karren kum erſt in den wagen Ich meint mein beſchweren wer beſchehen Sp hab ich erſt zuletſt geſehen Ein groſen narren zugeriſt So groß der Criſtoffel in dem ſpittal iſt Der Dannocht lang iſt dreiſſig elen Solt ich ein narren vßerwelen So fünd ich doch kein ſtoltzern mer Der alſo für geſchlittet ber

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14

Vnd bet Das geficht mich nit betrogen Elff roß vnd narren haben daran gezogen Man ich ſie euch nant ir würden ſie Eennen Doch wil ich ir bie feinen nennen Ich ſchwer bei aller narren oren Das nie fein gröfere narren waren Sa wol wann ir fte fanten eben On eidt würden ir mir glauben geben Wan jte als gleich einem haſen weren Als grofen narren, würden ir hören Das ſie Die hund in Furger zeit Zerriffen betten mit der beut Mein leib und leben zittert darab Sobald ich ihn erſehen hab Den grofen ftolgen narren ziehen Ih fing an in ein windel fliehen Ja wol verfchloff mich bald beſeitz Vnd macht für mich das heilig crüß Wiewol wer fich vor narren jegt Der ftot fleiff, wie der wint da wegt Riefft an drei namen hoch mit fliß Narrabo, narrabis, narrabitis Sobald ich Dife namen drei Anriefft und die Luthery Da ward erfterdft mein her und gemüt Ih riefft bald o got behüt Mich vor diſem grojen narren Der da berfchlit vff dem karren Sobald fiel mir in meinen fin Das ich ein narrenbeichwerer bin Vnd hab vor auch bejchworen bie Wiewol jo grofen narren nie Der aljo jehlittet in dem ſchne

15

Sch ſprach in nomine Domine Coram nobis iuder curie Henßlin, grettus, conjtitutus Emit, vendit beck fututus Spie eſt bonorum fpecificatio In narribus narratio Stoßt an gecken Jecklins garten Die ſauw, der onder vff der karten Schab ir die hörner in kranckorum Eſt in framentis, fragmentorum Crucis, cretzis, exorciſmus Barbaralexis, ſoleociſmus Celantes, dabitis, friſeſomorum Scolaſticus, ſcolaſticorum Als ich die wörter alle geſprach Vnd mich der groß nar zornig ſach Faßt ich mein hertz in beide henden Der groß nar fieng ſich an zu wenden Alsbald er dis beſchweren hort Das angeſicht er gleich von mir kort Vnd mocht die ſtarcken wort nit hören Da fieng ich in erſt an beſchweren Spuwt in mein hend ond greiff in an Wie ich den narren beſchweren kan Stant ſtil vnd reck kein ader nit Du muſt mich hie beſcheiden mit Vnd nit hie weichen von der ſtat Mir ſagen wer dich gemachet hat Wer dein vatter, dein muter iſt Vnd warumb du gemacht biſt Auch warumb du biſt alſo groß Dasſelb du mich bald wiſſen loß Ich würd dich ſunſt gruſamer beſchweren So du dich wolteſt vor mir weren

15

Ich bab noch andere wörter me Ma ich Die ſprech es tber Dir we Vnd würdeft erfrieren in dem jchne.

Warumb der groß nar in einem fehlitten ift vnbgefiert worden.

Faren fhon in dem falten ſchne Das ir dem narren nit thüen we Er ift vil anderer narren ſchwanger Fiern in icon, vnd ftelt in an branger.

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17

D we und o’mwe das ich He wardt Wie bejchwert man mich jo grufam Bart Bei bruder erberhart jeinem bart Narrabo, narrabis, narrabitis Jh muß fein fterben ift gewiß Oder alle ding verraten Ach yemer we der armen daten Das ich die wörter hab gehort Das ift ein Eleglicher mort D lieber narrenbejchwerer höre Durch got nit aljo hert befchwere Vnd wolt es Dich ie nit verdrieſſen So laß mich doch ietzund genieſſen Das alle deine fründ auch narren woren Wiewol du ir kein haſt beſchworen So biſtu ſelbs ein groſer nar Der du ietz biſt vnd bleibſt es in die har Was darff es diſes widerfechten Wir ſein doch beid von gleichen geſchlechten Mein vatter hieß Narration Mein muter Narrabuntza ſchon Die mich vff erden hat gemacht Ein gut gefel in den jehlitten bracht Vnd bin Dir fumen nit zu ſchand Ich bet gemeint du hetteſt mich kant Sobald ich Dir mein namen nant Ach Tiebiter vetter hör mein bit Bruch jolche harte wörter nit Ich zitter als mich der ritten jchit Ih wil dir e3 funft in früntfchafft jagen Dn alles befchweren ſelbs betagen Das du nit darffeft ein wörtlin Elagen Wie du mich haft ſehen vmbfüren a 2

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18

Das ift Dir zu. gefallen gejchehen Ich hab Daran gang nichg gelogen Sie haben mich dir zu lieb vmbgezogen Ob du mich wolteft Eennen mer Das ich Doch deins geichlechg wer Vnd betteft ein bejundere freud daran Das ich jo höflich jchlitten Fan Das man dich auch bei mir ermant Wie nahe Der nar Dir wer verwant Sie haben mit diſen närfchen fachen Dich auch zu eim narren wöllen machen Vnd Das gethon vB zwo vrfachen Die erft Das fie Dir wolten weren Das du nit folteft den Luther beſchweren In geichrifften wider in bebarren Des machten ſie Dich zu einem narren Sch bin jelbs bei dem anjchlag geweſen Vnd wer dein büchlin würd lefen Das er jte hielt für narrenweſen Es haben es die Luthrifchen gethon Die niemand wöllen jchreiben lon Mider den Lutber bie off erden Er müſt junft auch zu eim narren werden Sie wünfchen glück vff des Luthers ht Er bab rechtlich oder nit Ich weiß noch me dan hundert man Die auch ein anfchlag haben getbon Sobald fich einer berfür treit Der nur ein wort von dem Luther jeit So wöllen jie noch ein gröfern narren Demielben füren vff einem Farren Sie wiſſen was der Luther ſchreibt Ma man red darwider treibt

19

Sp würd Der merertheil vernüt Ma e3 fem für erber lüt Vnd ma gefchehe ein widerred Das weife lüt fie horten bed Vnd möchten ſolchs ermefjen ſchon Zu boden würd der Luther gon Darumb ſie mit liſtigen ſachen Zu narren alle die wöllen machen Mit ſolchem fatzen herumbtreiben Das alle geſchrifften dot bleiben Das niemans merck den argen liſt Das Luthers ler ein buntſchuh iſt.

Warumb der nar alſo groß ond geſchwollen ſei. |

Es waren in dem troianifchen roß Das freilich auch was wundergroß Nie fo vil der Friechifchen man Als ich der narren in mir han.

Warumb ich aber bin ſo groß Muß ich dir ſagen text vnd gloß Ich bin vergebens nit geſchwollen Vil narren haben in mich gehollen Vnd ſein faſt vil in mir vergraben Die es kein namen wöllen haben Die alle ſein in mir verborgen Vnd ligen darin on alle ſorgen O got wan ſie doch wüßten das Wie ich ſo hart beſchworen was Sie würden ſich verſehen baß Sie ligen darin in groſer ruw

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So ich nit weiß wie ich im thu Sie haben mir truwet leib vnd leben So hab ich in die herberg geben Run iſt der wirt eins gaſtes got Verrat ich ſie jo iſt es ein ſpot So kan ich mich doch nit erweren Vor diſem gruſamlichen beſchweren Die wörter fein zu ſtarck im biß O narrabo, narrabis, narrabitis

21

Ein iedes allein mein berg zerbricht Der tüffel bat Die wörter erdicht Stein vnd krüter wörter frafft Von einer wüſten nafen jafft Gröffnen alle meifterichafft Ich glaub das diſe Drei flarde namen Alle narren brechten zufamen Die in himmel ond off erden Sein ond möchten yemer werden Wolhin jo mich Die wörter zwingen Das ich muß reden zu den Dingen Marumb ich bin jo groß gefchaffen Wil ich den fluch heruß herklaffen Sch jihe das befchweren nit wil felen Ich fan die narren nit me verbelen Vnd hab fo vil in mir der narren Me dan alle dörfer haben farren Ja me dan auch vor troy das roß ‚Kriechen hat in feinem beſchloß Sie wundern ſich das ich bin groß Inwendig bin ich bodenloß &3 jein vil me der naren darin Dan zalen mögen menichlich fin Vnd warlich nur Die rechten knaben Die vil vfrur gemacht haben In der nüwen heiligen gefchrifft Vnd was den buntichub antrifft Vnd wie das ewangelium laut O groje narren in meiner haut Ja gröfer dan der gothart if Die wol zu dem kolben ſein gerift Vnd haben vil nüwer fünd und lift An den narrenkappen nichtz gebrift.

22

Der groß nar warnt den befchwerer vor den narren in feinem leib verborgen,

Ach Tieber vetter jeitenmol

Sch mich beſchweren leiden fol Vnd du mein! gemüß vnd jtammen bift

Vnd dir auch nich an narheit brift Sp biftu mir jo gleich vff erden

Als wolteftu ſelbs zu eim narren werden Des wil ich Dich geniefien Ion

Vor allen Dingen warnen jchon

Es ift vmb mich gar bald gethon Ich bin ein fehlechter nar geboren

Wie alle deine vettern moren

Darumb haft du mich gar bald befchworen Die aber inwendig figen

Haben groje vernunfft vnd nerrifch wißen Ja wa du jte befchweren wolteft

Vnd retteft nit wörter als du folteft Vnd jprecheft Dein ſegen nit mit geferden

Du würdeft von inen gefchedigt werden Als je mit lift Dir vor haben gethon

Da ſie dich haben malen Ion Recht wie ein fagen ift formiert

Vnd mich zu lieb Dir ombgefiert Haben dich des babft3 geiger gemacht

Darnad für ein Drachen geacht Den armen iudas von Dir gefungen

Ja gnugſam vmb den Eolben gerungen Das crütz haben wider dich vßgeben

Als fürteftu des thürden leben Gedenckſtu nit wie fie dir han

So manch3 brieflin Fleibet an

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Darin ſie haben gewendet für

Wie ſant Franciſcus klag son dir Das du ein rot baretlin treiſt

Ich glaub das du auch noch wol weiſt Das dich der doctor perſoniert

Der puluer für die flöch vmbfiert So haben ſie dir auch zu ſchand

Ein bruch dir gemalt in die hand Auch ſchmehlichen haben verwiſſen

Wie du ein frawenhembd beſchiſſen Haſt, vnd ein wolffsmal gezuckt

Wol ſibenmal herumbgebuckt Dasſelb ſol warlich der eeman

Von eigner frawen gehört han Derſelbig groſen laſter ſchand

Die ſie dir zugeleget hant

Der iſt Doch vol alle ftet und land So haben jie dich auch thun verfchmwegen

Mie du folt geheiffen bon ein nıegen Mariam zart ein from der eren

Vnd wie du haft in deinen Ieren Zu Fryburg gepredigt iederman

Das man den leib Chriſti lobeſan Als er von dem crütz was abgeftigen

Kinder dem zaun folt laſſen ligen Als ein andern Doten feiben

Alſo vil ſpötlins Dir treiben Wie du kündeſt vff den dechern gon

Wiewol kein ziegel brech daruon So zögt der karſthanß dir wol an

Wie ſie dich vben vnderſtan

Zu ſchenden dich vor iederman Vnd wan ſie dir nit künnen ſtauwen

24

So haben fie Dir vil me getraumen Redeſtu dem Luther noch ein wort Sie wöllen e3 achten für ein mort Dich jehenden leſtern bie und dort Vnd wa du jehreibeft ein wörtlin mer Wider doctor Luthers ler Wöllen ſie Dir büchlin jo vil machen x Als zieglen ligen vff den dachen Vnd alle deine gliver bejchreiben Es müſt feins ongloftert bleiben Eie wolten es als vßlegen ſchon Was du dein lebtag He haſt getbon Es müft Dir alles fein verwiſſen Seit das du in Die wieg haft geichifien Das molten jte als berfür bringen Darumb ich warn Dich in den Dingen Das du dein bejchweren bindertreibit Vff das du vungeichent bleibſt Diejelben narren fein alle in mir Darumb gang müſig das rat ich Dir.

Wie der befchiwerer nit ein meit vmb aller narren trauwen gibt.

Ich mag Doch wol von wunder jagen Hat vch d'tüffel zufamentragen In meins lieben vettern magen Das ift ein grufamlicher fal Nie Fanftu fie verdaumen al O grofer nar und vetter mein Du jagft mir gnug vnd warnſt mich fein Kert ih an warnung mich und Bit Sp wer ich doch fein nar nit

23

Wir narren hören feinen rat "3a den vnß got auch felber dat Bei vnß bilfft weder warm noch Falt Wir fihiffen eim in das rathuß balt Wan wir narren wißig weren Mir onderlieffen ſolchs beſchweren Vnd fiengen beſſers an zu leren Das fie mir aber jchreiben ſtauwen Vnd mir vff weiter jchenden traumwen Fa entrumen vff megiger auwen Wie ich Die enten geftolen hab Vnd Eirfen brach von beumen ab Bnd das ich gieng an dem bettelſtab Das grömwet mich nit vmb ein hor Vnd fümert mich Doch auch nie vor Kit vmb ein neftelnadel zwor Man fie wöllen narren fein Vnd beichreiben alle fiich im rein Auch nerrifche Dorechte büchlin machen Vngeſaltzen ungebachen Die nit ein quintlin weißheit hant Vnd die vßſpreiten in dem landt Vnd wolten allein narren jein Da ſchlieg mir lieber der tüffel drein Ich laß mich nit fo leicht verfcheiben Bon meinem narrenfolben treiben Sch bin als wol ein nar als ſy Vnd mwont mir nit ein wiglin by Wer ich gejotten vnd gebraten Geröftet wie es möcht geraten Finden ir der weißheit nit ein meit Sol ſpeck jo gar fein wigen geit Er hat den ritten in der hüt

26

Solt ich ein nar vergebens ſein

Sie wölten ſchwetzen bei dem wein Vnd ich folt figen wie ein ftum

Ja wol feren mir das bletlin vmb Sch wil auch nerrifche fachen fchreiben

Mein iunge narren herußtreiben Ich bin auch in der bruderfchafft

Da man wenig wigen Elafft

Vnſer weißheit gibt Fein ſafft So ietz die narren bücher machen

So kan ich auch zu den ſachen Buch omb buch ich wil mich rechen

Vnd ſie mit büchlin vberftechen Vnd fürcht fie gar nit vmb ein bar

Nerriiche war vmb nerrifche war Narrenbuch vmb narrenbuch

Ja malten jie mir noch ein Bruch Oder tufent in die band

Darab ich nit den rufen wand Wan die büchlin fein befchriben

Mer beſſer bet den narren triben Dem fol der Luther jein Dochter geben

Ein narrenfappen auch daneben Und jol in riemen vor andern Doren

Die ieund fein und Hemer woren Der fehanden Die fie mir zumeſſen

Der wil ich gang vnd gar vergefien Es ift fein frumer man in dem land

Der inen glaubt folchen tand

Vnd ir erlogne Dichte fchand Es würt fich ſelbs zuletit erfinden

Das es nit mag vff warheit gründen Wan fte die fachen baß bedechten

27

Die regel gut in allen rechten Das ieder frum geachtet fei Biß warhafftig werd bracht bei Das iemans jei ein folcher man Der gezogen werd dermaſſen an Vnd la als vnuerantwurt flan Ja als das fie mich haben gezogen Sch weiß Das alles ift erlogen Vnd offenlih Tügin haben fein ſchein Vnd wöllen onuerantwurt fein Möllen fie daran fein vernügen han Sp wil ich in zu dent rechten flan Bor. den birten off den felden Ja der der ſauw hiet in den melden Vnd molten ir mich weiter treiben Bei diſem erbieten nit lafjen bleiben So rieff man allen narren zufamen Ein ieden mit feinem rechten namen Dan wöllen wir raten wie wir thüen Einander mit dem kolben fchliegen Mer den gröften kolben bat Der kum von dem galgen vff Das rat Vnd je ſich da in das waſſerbad Wir narren ſtecken fein ander zil Dem der onß narren geweltigen wil On recht un wil mit gemalt vertreiben Vnd laßt un nit bei recht bleiben.

Was narren dem grofen narren in dem haupt ſitzen vnd im faft we thun.

Es fißen narren in meinem haupt Der tüffel hat in darin erlaubt Thun mir der plagen fo vil an Daß ich ſchier fterben muß daruan.

28

Ach got * ich es in himel yn Wil es dan ye beſchworen ſein Vnd hilfft auch weder guck noch gack So ſing ich nit den haberſack Ich ſag bei got als das ich weiß Treff an die kelber oder geiß Die narren mögen doch nichtz ſchweigen Was ſie nit ſagen das müfen ſie geigen Dan ſolt es ſein ein heimlicheit

29

Sie betten es dem narren nit gefeit Haben ſie mir dan gejagt Daruon Sp möllen fie es nit heimlich bon Ge das ich lit Die ftarden wort Bil Tieber Iit ich einen mort Ach liebſter vetter liebſter mad Sp du nit wilt ie lafjen nad Vnd zwingft mit worten mich jo hart Mer dan nie tüffel bezwungen wardt So fchnel bei got ich es alles ſampt Ma ieder nar bat feinen ftant Pf Das Du mögeit mit grojer wißen Ein ieden finden ma jte jigen Dan alle meine gliver wiß das wol Iſt iedes eigner narren vol In dem haupt damit man brucht wigen Dafelbit die glerten narren ſitzen Die vff den cantlen predigen fton Da fie den Lutber nit wöllen Ion Dan ſie feien im zu frum Er jag nichg Dan Das emangeliuni Vnd die warheit aller welt Got geb wen recht dasſelb gefelt Ir red on alle widerwer Sei nichg dan ewangeliſch Ier Ir ler jei 95 der heiligen geichrifft Wiewol fie under diſem gifft Suchen daS ein mort betrifft Vnd junft off erden nich& herfürziehen Alle andere Ieren Ehrifti fliehen Allein Die böjen reden fieren Damit man fol den buntfchu jchmieren Vnd ein fridſam Chriftlich gemein

30

Dumit vffrürig mecht allen Das allererft das ſie Dir predigen Iſt wie man fol den babit beichedigen Vnd wie verfton jol werden das Petre paſce oues meas diſen wörtern werd geſchetzt Ob Chriſtus hab ein babſt erſetzt Den ſie abdilcken vnderſton Vermeinen jo würd vndergon Der babſt vnd hirt der Chriſtenheit Das würd den andern ſchäflin leit Dan wa der hirt geſchlagen würt Da künnen die ſchäflin niendert fürt Sie ziehen darnach auch herfür Warumb der babſt entzucket dir Des leibs Chriſti beid geſtalt Fleiſch vnd blut auch beiderfalt Als ob du ſoltſt verſton dabei Es geſchehe gantzer büberei aller geiſtlicheiten haß Das ſie dir nit wolten günnen daß Vnd hat lift Die es aberlogen Vneriſtenlichen abgezogen Glaub mir das keiner das fürwent Das er dir gan das ſacrament Ich ſei mein lebtag nimer frum Iſt ein wort in dem ewangelium Damit ſie dir ein andacht mechten Wa ſie dasſelbig herfür brechten Sie ſagen dir kein götlich wort Sie rincklen es dan vff ſiben mort Vnd wie man ſol den buntſchuh ſchweitzen Mit rotem gumpſt ond eſſig beitzen

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O guter ſchmutz die finger ſchlecken

Das efjen gern Die nerrifchen geden Mit baumöl vnd mit anden ſchon

Das er dir glat möcht hinab gon Die pfaffen münch die folchs predigen

Die vnderſton allein zu jchedigen Ir oberfeit und mitgefellen

Das jte in fein pfrun geben wöllen

Vnd off ein ſeiden küſſin ftellen Vnd wöllen ſie damit bezwingen

Mit herren krefften darzu tringen Das ſie in geben follen kragen

Gelt wa ſie darnach weiter klagen Wan ir kaſten iſt gefült

Vnd haben gnugſam zinß und gült Dan iſt das ewangelium recht

Wol verſtanden glat ond ſchlecht Nim doch derſelben buben war

Sein ſie andechtiger vmb ein har Vnd beſſern nit ir ödes leben

So wil ich tuſent guldin geben Vnd ſüfftzen doch ſo manigfalt

Wie dem eſel der ſack empfalt Nach dem heiligen ewangelium

Vnd werden daruon nimer frum Allein wie liſtig mit geferden

Der buntſchuh möcht gerincklet werden Dan achten ſie es für beſunder glück

So in auch würd Daruon ein ftüd Alle ir ewangelifche ler

Iſt wie man gang herumb ber fer Grund ond boden das jle krachen

Vnd das wir bald feierabent machen

32

Das ewangelium recht serjton Klöfter, ftifft und land verlon Das in der tüffel bat erlaubt Sie ſitzen mir in meinem baupt Vnd thun mir alio wunder we Ach legen fie in dem bodenfee Ab möcht man fie mit bejchweren ftraffen So wolt ich baß mit rumen jchlaffen Ja ich vnd warlich iederman Die gröfte ſchuld haben jte Daran Sie fein warlih Die rechten knaben Vnd wöllen es Doch fein jchuld nit haben Es ift alles jampt das emangelium Damit ſie dermaß gangen vmb.

Wer in des grofen narren defchen fißt.

Mir fiten narren in der deſchen

Die gern ir benvlin wolten weichen In gelt vnd anderer lüten gut

Vnd füren mit ein freien mut.

In meiner deſchen ſitzen narren

Die off gut vnd gelt da barren Das fein befunderliche Fnaben

Die gern ein ſackman wolten haben Ir bend in frembden gütern mefchen

Die figen mir hie in der Dejchen Die haben ein eigens ewangelium

Mie man ftifftung fer herumb Vnd die Hlöfter gang zerreiß

Das predigen fte mit gantzem fleiß So mwöllen fie ir gelt vnd gut

Vßteilen dan mit freiem mut

33

O guldin leben ferdenblut Ir emangelium weißt das Die ‚geiftlicheit von huß zu huß So allezeit im bettel gen Das Chriſtus ſelbs auch Hat gethon

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34

Man fol dem babft zwo Fronen zuden Allein mit einer laſſen jchmuden O ſtarcke biß bungerige muden

Vnd gentzlich abthun allen bracht Den vnſere biſchöff haben erdacht

Ir zinß vnd gut in nemen al Damit ſie füren reichen ſchal Darzu abthun alle Cardinäl

Dem babſt auch nemen als daneben Was Conſtantinus im hat geben

Schlöſſer, ſtet vnd auch die landt Sol haben nit der geiſtlich ſtandt

Wiewol das nit die meinung iſt So bruchen ſie doch diſen liſt

Vnd ſagen wie ſie teilen wöllen Die geiſtlich zinß mit iren geſellen

Zu dem erſten in den ſpittal geben Den maltzen auch daneben

Vnd wie ſie ſich ſo hoch erbarmen Vber burger vnd hußarmen

Witwen, weiſen auch damit Vnd wöllen doch betrachten nit

Das ſie die berenhaut verkauffen Ee ſie mit iagen darumb lauffen

Got wil es keim menſchen hie erlauben Das ſein zu ſtelen vnd zu rauben

Warumb wolteſtu mir nemen das Das ich mit gutem recht beſaß Vnd mit rechtem titel was

Ein deckmantel ſie erdichtet hond Vff das Die gemein das nit verſtond

Sp muß es jein ein eriftlich ler

39

Ob es ſchon als erlogen wer Wan fte die güter alle nemen Vnd vff ein huffen legten zufemen So würd dem armen Das Ddaruon Als ſie in Böhen haben gethon Da auch der arm meint das im würd Bon geraubtem gut ein zimlich bürd Da nam e8 der reich vnd ließ den armen Sich im ellend gon erbarmen Ich bin nit alt noch dendt mir das Bor me ein folcher buntſchuh was Bf dem Hungersberg vereint Die jelber heiten auch vermeint Sie wolten geteilt haben das lant Wiewol ich fie uff Den rädern fand Einer was der Vlman genant Den die zu Bajel haben gericht Als billich was zu der gejchicht Dan teilen, nemen frembdes gut Vnd ftelen, rauben thet nie gut.

Melde in des grofen narren bauch figen.

Ich bin von grofen narren ſchwanger Wolt got fie flünden an dem branger Dver legen in dem mer Das ich ir Doch nur ledig wer.

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O Tieber vetter warn du Doch wift Wavon mein bauch gefchmollen ift

&3 würd dich groß wunder nemen Mas narren Darinnen ſeſſen zemen

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Das ſo vil darin möchten bleiben Ach möchteſtu ſie mir herußtreiben So thetſtu mir ein dienſt daran Die leng ich ſie nit tragen kan Wiewol ich in der hoffnung bin Du werdeſt erdencken einen ſin Wie du ſie möchtſt heruß beſchwern Ich mag ſie gar nit me ernern

37

Du baft mich alio hart bejchworen

Das ich verfchmegen wil Die doren Fünfftzehen fein ir al zufamen

Wiewol ir feiner bat fein namen Es jein die recht dicken grojen

Vnd heiffen die fünffgeh buntgnoſſen Ir ieder fürt ein befundere flag

Wie man alle Ding gebejjern mag Ein regiment gemachet hand

In allen der geiftlichen ſtand Vnd haben es bei eim quintlin ermeſſen

Vnd oberal gang nich vergefjen Was zu guten jachen drit

Das felt in vmb ein härlin nit Sie haben e8 als articuliert

Wie man den grofen narren fiert Gin warmen anjchlag muß ich iehen

Sreilich in der badſtuben beſchehen.

Wie die budhgnofjen on alles befhweren gern jelber wöllen heruß gon.

D Better Das verbiet mir got Das ich beichwer ein jolch rot Nur einen exorciſmum rei Der in ein mündpflin leids thet Ich wolt mir ee in Die zungen beifien Das ich mich wider jie wolt ſpreiſſen Vnd wolt mich gegen inen jperren Sie fein mir alle gnedig herren Vnd haben mich zu den eren bracht Dahin ich nimer het gedacht

38

Ich bin Durch irs fürdern kumen Das mich der babſt bat angenumen Fur jeinen geiger zu dem ampt Haben ſie mir geholffen allefampt Marumb wolt ih ondanckbar jein Das ich befchwür die herren mein Vnd fliegt in zu was leids das wer Das ich fie Brecht beſchworen ber Ich wil fie funft wol berußbringen Mit meinem geigen vnd fingen Vnd wil in fingen alſo ſchon Das ſie gern zu mir heruß gon Mein ftim bat fo ein ſüſſen thon Ich darff ſie Darzu nit bejchweren Bald ſie den narren geigen hören So bleiben fie warlich nit dunden Ja weren jie mit feinen gebunden Es jein wol als nerrifch Funden.

Der erſt buntgenof.

Ein klegliche Hag an den Chriftlichen Feifer Karolum daß er fih nit laß böfe criften verfüren.

Seh bin ich meifter geiger bie Ich hab dich vor verlaſſen nie Mas wolt ich ie ernümwern dan Ich ſcham mich nichtz zun narren ftan Dan ich hab es vormals me gethan Wer einen narren fchuldig wer Vnd ftelt man mich dan im da ber Der mich dan wolt verwerffen hyn Der wolt leicht nit bezalet fon Doch wil ich meinen ſtand beweren

39

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Gnug on alles narrenbefchmeren Got geb wer jich doch rumpff darab

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bab gro Ee das man mich ie darumb bat

Den erften jtand ich billich hab Das man es nit bat baß ver

Ich Verdr

Der nit ein hirten leren kan

Dan das man den Tertu

40

Vnſerm keiſer hat gegeben Das er in Fünftreich Iert leben So ift er auch der geichrifft nit Gericht Damit man flifft und klöſter bricht Kan auch nit das ewangelium Damit man e3 alles fert herumb Vnd mwürff es off ein huffen zufamen In aller tufent tüffel namen Es thut mir we in meinen oren Ja würjer dan ich wer bejchworen Das der bettelmünd ein ftant Het bei feiferlicher bant Vnd beicht dem bettelmünch darzu Sch geb Darfür mein beſte Eu Das er ein andern beichter hat Den bochgelerten Karolitat Der künt im doch die fach bejchreiben Wie weihwaſſer möcht in frafft bleiben Damit er tüffel mög vertreiben Vnd wie die pfaffen jollen weiben Vnd anders wie man Sillich fol Dan weihwaſſer dient dem feifer wol Wa er zu trinden bet fein mein Das er weihwaſſer jchludfet yn Mächt im fein euglin lauter und fein Er jol billich berfür werden gezogen Dan wir fein geweſen alle betrogen Vnd hat es fein pfaff me weiben funt Sp haben ſie es vnß auch nie gegunt Biß das der Farolftat ift kumen Der bat erft rechten funt vernumen Wie man weihwaffer jegnen föl Darumb der Feifer im billich wöl

41

Ja fleg an der feiten haben Vnd wan er reit jol diſer traben Wan mir der feifer folgen wolt Als er dan warlich billich jolt Wolt ich im einen zögen an Der wol latinifch reden Fan Das er on alle widerftreb Ein gelerten guten jchulmeifter geb So fint er in latinifcher geichrifft Mie man die Flöfter und die flifft Vnd Damit die befchornen buben ‚Sieden ſolt in braunen ruben - Dan fie fein feigt und darzu que Sp geben jte ſunſt fein andern fped Die fegbetler und Die gugelfrigen Die ir fappen dahinden jpigen Vnd allenthalben lauffen bligen Ih gün dem keiſer aller eer Man er off onſer feiten wer Das wir den blunder in die flamen Mürffen in ein feier zufamen 35h hab im das gnugſam geraten Thut ers ich ſchenck im ein jchweinin braten Daruff mag im ein trund geraten Das riet ich im ee fie mich batten.

Der ander buntgenoß.

Bon dem faften ver rl. tag vor Oftern vnd andern, wie damit io yemerlich würt beichwert dz Chriftenlich fold. Jh hört auch zu Difem fpil

So man zu dans ovnß geigen wil Dan ich hab etwas für mich genumen

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Man es würt zn demſelben kumen So hab ich ein guten tagen gethon Darzu von allen narren lon Das faſten ich wil dilcken ab Mein guter gromen ſtarb darab Ich hab des groß erfarenheit So man dem roß kein futer leit Vnd gibt dem armen vil zu faſten Vnd laßt ſie in lerer kripffen naſchen

43

So nimpt es ab, am leib verfelt Das man im leib alle rippen zelt Solt dan ein menfch nit nemen ab So offt ein fihe verfchwint darab Die faften muß fein abgethon Ein yßner ochs fturb daruon Solt dan ein fleiſchig menſch nit ſterben Von langem faſten auch verderben Faſten vil beſchwerden mit im treit Vnd thut ſer we der criſtenheit So ſein auch vil ſchwanger buren Die ietz vff oſtereyer huren Solt man in den faſten gebieten So möchten ſie es doch nit vßbrieten Wa hetten wir dan iunge hennen Zu den oſtern vff den dennen Was dorffen wir den babſt drumb fragen Sp wir gern eſſen in den kragen Vnd Friglet un im leib der magen Vnd folten erſt gen Rom drumb lauffen Eyer, Butter ond keß Hnfauffen Ge das wir wider femen dan Des hungers fieren wir daruan Warumb laufft der wolff auch nit dar Sp er ein ſchaff frißt der char Dover biener dem kaſten Vnd frißt folch fleiſch auch in D’faften Sol ein wolff me freiheit han Dan ein frumer criſtenman Das Fan ich warlich nit verſtan Der babft gebiet e8 den mwölffen vor Man fie das halten bei einem hor So wöllen wir dan got Ion walten

44

Vnd wöllen auch die faſten halten Sol ich milch auch keß vnd eyer

Faſant, rephiener vnd die reyer Kauffen wa ſie kumen zuſemen

Sp wil ichs off den fleiſchmarckt nemen Vnd ſelber mir von den beurin kauffen

Nit erſt darumb gen Rom lauffen Ee das ein man gen Rom drumb laufft

So bat ers off dem fleiſchmarckt kaufft Darumb gib ich ein trümen rat

Mer vormals ie gefajtet hat

Der ſtel jih ber an mein flat Laß faften fürt den ritten bon

Ein tüffel ſiarb einmal daruon.

Der drit buntgnof.

Ein ermanung aller criften, daß fie fih erbarmen vber die Hofterfraumen.

Ih bin der drit der hie wol ziert Vnd diſen narrenreyen fiert Ih bin felber bie Dörfft euch nit jegen Bon aller Eloiterframen wegen Dan das berumbbuden tbut Me dan ein iundfreumlicher mut Mas jollen fie gefangen ligen Als die ſaw in einer fligen In eignem fchmalg aljo verderben Dil beffer wer es man ließ fie gerben Mas darff man jte aljo ſchlieſſen yn Das leder wil Doch gegerbt fein Ein jemlich pfar jucht iren lon Vnd wil nit onbefungen fton

Der zu dem hirten gefprochen hat Ach Lieber Hirt mas zeiheſtu Doch

Die armen ſchäflin in dem loch Vnd zwingft fie in den engen ftal

Sie werden daruon krempffig al Laß ſie ſich Doch einmal ergon

Das jie ſich Doch nit lam ſton Ih red es von meinetwegen nit

46

Für arme jchäflin ich Dich Bit Alfo erbarmen mich die armen find Die in den klöſtern beſchloſſen ſind Laſſen fie Doch einmal vmb jich jehen Vnd diſe welt einmal erjpeben Ob ſie irs fugs ein finden möchten Mit dem fte liebe Einder brechten Laſſen fie doch einmal rumplieren Das poiteriorum auch complieren Gen blumers vnd gen baden fteren Die muter würt in ſunſt erfrieren Ab got erlöß die armen Find Die vnſers fleifch vnd Klug jind Ich red das als von irentwegen Sunft wolt ich nit ein ſchnel drumb fregen Wan fie ſchon alle in dem Iuder legen \ Wan ſie den bie verumplet haben Mit den iungen frifchen fnaben Mag man jie dan wider lon - Wie vor in ires Elofter gen Sie dienen got vil baß im orden Wan fie der welt fein mied worden Vnd laßt in ire freie wal Das jie fein vnbezwungen al Ich bab es doch vormals me gehört Mer eine freie wal begert Dem gibt man fie zu Nürenberg Wie er wil ſchlecht oder zwerg So haben fie auch Chriftlich freiheit In dem tauff inen zugejeit Warumb wolt man jie dan bezwingen Alſo in dem kloſter laſſen fingen Darumb ich dritter buntgenoß jag

47

Von irentwegen bitter Elag Das man in doch gün Die frödt Vnd thü Das bald nit lenger beidt.

Der fierd buntgnoß.

Bon dem langen verdrüffigen gefhrei, das die geiftlichen, münd, pfaffen vnd nunnen die fiben tagzeit heiffen.

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Ich wil mich ſelbs hieher ftellen Zu diſen meinen guten gefellen Die jchlaffen lang, nüt beiten möllen Ich wil der pfaffen lang gebet Das in der babſt gebotten het Das man nent Die vbel zeit Darzu man jo vil gloden leit Mir wöllen dasjelbig fingen blörren Vnd das murmlen nit me hören Es iſt doch alles on verftant Vnd ein fait vnleidlichs bant Damit der babſt ſie hat bezwungen Vff langs gebet ſo hart gedrungen Ab, ab, thun mir ein ſtrich dardurch Als groß der acker hat ein furch Das iederman das ſehen kan Das ich es abgelöſchet han Es hindert vnß an andern ſachen Die wir ſunſt möchten nützlich machen Strauben oder küchlin bachen Es hat doch Chriſtus ſelbs der hort Vf erd gemacht ein kurtzes wort Zange bratwürft und jenff darzu Gott geb was langes betten thu Nach der füle am bet ein ru Ge das wir beiten ond Da fißen So möcht doch einer ein Föffel ſchnitzen Oper junft die badſtub ynhitzen Darumb ir münch ond auch ir pfaffen Laſſen ab Das gebet vnd eumer Flaffen Es müft ein fchlechter tüffel fein Dem eumer gebet ein jel nem bin Sein fie in dem bimelreich Damit

+ 49

Mas dörffen fie dan eumer bit

In der heilen gilt es nit Wer hat die criften das gelört

Das got eumer gebet da oben hört Es ift hinuff wol tufent meilen

Wie Fan er hören euwer heilen Meinen ir das er folche oren hab

Die ſich erſtrecken biß herab So weren kein eſel in dem land

Die gröſer lenger oren hand Warumb erhört er euwer bit

Er kent doch euwere genß nit So fieren ir wol ein ſolchs leben

Wan er ſchon wolt off bitten geben So dörfft es nit vil weiters fregen

Er thet es nit von euwert wegen

Verflucht alles was ir ſegen

Ja wölten ir ſcheinen, würd er regnen Ich wil verzeihen friſch vnd frei

Vff alle euwere betterei

Das er mir nur nit ſchedlich ſei Wan ich mein ſeel vffgeben hab

So gon durch got nit vff mein grab Ich wil darumb euch geben golt

Das ir darab bleiben ſolt.

Der fünfft buntgnoß. Ein ermanung zu aller oberfeit tütfcher nation, das fie den predigftul reformieren.

Ich fihe wol das ich recht Bin kumen Zu diſen weifen vnd frumen

Das ich auch etwas bring herfier

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Wie man die cangel reformier

Das man nichh Dan gottes wort predig Mit böfer ler fein criften jchedig

Der pfaff fol nit me von dem tüffel jagen Dver vber fein gejelichafft Elagen

Das bellifch feier mas hat er gethon Das wir in aljo jehelten Ion

Den tüffel dörffen ir vnß nit verbieten Wan wir un möchten vor euch bieten

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Wir wolten etwa als die frumen Mit dem tüffel naber fumen Ir ſollen vnß nit me predigen- al Wa onſere genß flon in dem ftal Wir wöllen fie wol felber finden Ir Dörffen jie ung alſo nit verfünden Dffenlich off der cangel ſton Bnd jagen wa ir es haben gelon Ir haben vil von der hellen gefagt Vnd lange iar von dem fegfeur Flagt Mie Das fie fein ie warm ieh kalt Zanklepffen jchne den 'manigfalt Wie onſere feier bie vff erden Durch ir feier möcht gelöfcht werden Bad haben fo offenlich lügin gethon Das man das ieg facht an verfton Dan jol zu hart fein rietlin biegen Es ifi ein fundere Zunft zu liegen Das es geheb jei vnd nit rin Liegen bat ein befundern fin‘ Ir retten wol anders zu den fachen Dan muß jte Dannocht leidlich macher Das erber lüt drin mögen bleiben &3 jei von mannen oder weiben Die beitelmünch jollen nit me fagen Wie man fep jol herzu tragen Man fol auch nit me am fontag ſton Vnd arme buren bannen lon Der ban thut armen lüten we Ah wan er leg in dem bodeniee So geben die buren tufent pfunt Das er leg tufent meil im grunt Vnd wer in wider berfür brecht

52

Das er bei im da vnden flecht Man fol nichts off der canslen leren

Dan was man gern wil hören Mie man Der reichen gelt und gut

Bald teilen wöl mit freiem mut Hel ab, tüffel ab und fegfeüer ab

Das fich der arm man fröw darab So er in firchen gar mit leid

Das er wider heruß gang mit freid Man wir das gut geteilt haben

Das er dan auch mög bern traben Vff hoben roſſen füchſin ſchauben Die guldin vB den ſecken klauben.

Der ſechſt buntgnoß.

Wie man der bettelmünch predigen ſol beſſern vnd MT mieren.

Ich mag wol von grofem glück fagen Das got mich bat zu euch getragen Das aller gangen criltien gemein Zu ftatten fumen wir allein Vnd ieder ein artikel mach Der dienende fei zu diſer fach Als die zmölff botten haben gethon Da fie vffbrachten den glauben fron So weiß ich ein gar feheblich Ding Mann man dasjelbig bindertring So würd e3 zu vil gutem Fumen Vnd alle eriftenmenfchen frumen Ich mein die münch nit ie gemein Die betlermünch nen ich allein Das man jie lernt rechte geberden

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Wie der eſel bricht die ſchwanger Wan ſie dan Ein ſchrecken in die weiber Sie ſolten hübſchlich red geberden

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Im Elojter fol ein örtlin fein Da fie die tauben fieren yn Da fie rieffen Ion wie ſie mwöllen Bor denfelben tauben gefellen Den Scotus jollen fie nit melden Gr hört zu den wölffen in melden Aquinas Thomas Lyrus auch Sie gehören zufamen in den rauch Da wöllen wir ſie röften vnd bachen Vnd ein pfeffer an fle machen Sie jollen nit me allegieren Vnd ire lerer berfür fieren Vnd mit der nafen berfür ziehen Das criftlich ewangelium fliehen Sie habens allein drumb gethon Wan fie mit dem ſack vmbgon Als fie Dan betlen allen tack Der dunder fchlag inen in den fad Das fte Die beiten keß drein nemen Vnd luter weißbrot tragen zujemen Gott geb in den ritten in den ſack Das beſt weißbrot das man mag In der gantzen ſtat vffitellen Dasjelb fie allzeit haben wöllen Freien rückenbrot ins tüffeld namen So ir euch des betlen nit fehamen Die liebe der gmein fie damit gwinnen Das ſie als füß, im predigen fünnen Darumb wil ich ſie nit me laffen Predigen dan mit Difer maſſen Das niemans hab Fein gfallen drab Vnd ſie das fleglin werff hinab.

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Der ſübent buntgnoß. Von dem vnnützen koſten der gelegt würt von dem ge—

benden, dreiſigſten vnd iar—

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meinen folck,

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Man Gut in warheit mir gefeit

Wie ir das ort mir haben bereit Darumb bin ich zu den gejellen kumen

Vnd hab dis örtlin yngenumen

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Sch wil die rechten grolfen bringen

Die Dienftlich jein zu vnſern Dingen Des wil ich mein artikel jagen

Sp man eind menfchen dot wil Elage: Sp! niemäns folgen mit den fründen

Mit man, frawen und iren finden Kein jibenden, dreifjigft, tartag halten

Es was nit gewonlich bei den alten Wafür ift ſolchs affenſpil

Die pfaffen haben doch ſunſt zu vil Von vnß criſten ſo wir leben

Sollen wir dot erſt me geben Ja ein groſen ſtrick an den hals

Wan ſie das nemen wolten als Es iſt doch vormals me geſeit

Ir betten nit ein har für treit So kumpt ietzund kein gut geſel

Der wie vor für in die hel Es iſt ein loch dardurch geſtochen

So hat ſie Chriſtus ſelbs zerbrochen Noch in das fegfeüer auch darzu

Das ließ ich gelten mein gbliempte ku Ich hab es doch vormals abgthon

Ein ſtrich da hindurch laſſen gon So wil ich geben euch ein ler

Das ir euch förchten dörffen nit mer Vor dem tüffel vnd ſeinen geſellen

Vnd allem das da iſt in der hellen Wan man taufft onſere kind

So lugen das ir behutſam ſind Laſſen euch den pfaffen nit beraten

Zu diſer groſen nerriſchen daten Das ir dem tüffel ab ſolt ſagen

97

Vnd zugfagte feintfchafft zu im tragen Was bat er euch Doch leids gethon Das ir mit im in feden fon Alle weil er vnß nit vor abjeit So laffen den tüffel vnbeleit So haben wir fein erlangtes recht Das folche feintichafft mit im Brecht Die guldin bul vnß Das verbüt Lang ber jeit keiſer Karolus zeit MWöllen ir dann feintjchafft zu ihm vben So er ſich gern wolt zu euch lieben Müfen ir den pfaffen geben das gelt "Das er den tüffel zufriden ſtelt Eibenden, dreifigften vnd iartagen Vnd vil pfennig zu opffer tragen Sch hab der jachen wol gaht Sie bon mit dem tüffel ein bunt gemacht Vnd halten in für den beften frünt Darumb fie alfo gufel feint Des jagen dem tüffel nit me ab Mie ich euch Das erflert hab Vnd dörfft von Doten nich me geben Schatzung weder von dem eben,

Der acht buntgnoß.

Wie not es fei die Ding gemeinem man tütfch bichriben werden. Wan ich nit wer im Difer zal Sp weren die narren bie nit al Mer wolt dan fagen aller gemein MWarumb wir jehriben tütſch allein Oder anders ſprach vnd nit latein

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Zunft fo wir tütfch büchlin Tchreiben Die trudfer Das mit gewin vertreiben Vnd füllen ire ſeckel Damit Dasselb vnß Dan Fan ichaden nit Auch künnen wir mit tütjcher ſprach Bnierm ſpot bag fumen nad Vnd andere fehreiber auch verachten Als da wir den Farfthanfen machten Vnd Doctor Murner gar verlachten So jein der tütjchen wörter fo vil Der fich keins latinifchen lafjen wil Mie fünten wir Murmaum latinifchen Ja groje feifel vnd Die binfchen Ja als groß als onſer efjigfrug Der Eleinen weren nit gnug Ja aller folcher ſchreiber fug Das -wort ſchmutzkolb und bippenbub Vnd auch darzu ein beichorne rub Vnd andere wörter dergleichen mer Die tütjchen jprachen bringen ber Die laſſen ſich gar Tatinifchen nit EDarumb wir fehreiben tütfch Damit Vnd haben Das darumb gethon Das iede dorffmetz ein mög hon Vnd onſern büchlin die wir lon Den nüwen criſten zu gut vfgon Vnd das ſie vnß auch leren kennen Vnd wiſſen ir zwölff botten zu nennen Vnd vff den ſtuben bei dem wein Vnſer auch gedencken fein Wie wir buntſchuchs genoſſen hant Beſchriben ein nüwen criſtenſtant Auch haben wir das mit hohen ſinnen

60

Den fransofen nit wöllen günnen

Mer es latyn jie würden es innen Darumb ich Das zur tütſch befchreib

Das es im tütichen land bleib Ab wer es im ſawtrog bejchriben

Das es bei den fchweinen wer bliben So wer der ſpan ond zwitracht nit

In der leng vnd in der mit

Nach der narren bruch vnd fl.

Der ir. buntgnoß.

Ein ernftlihe Hag aller goßfordhtfamen münd vnd nun nen, das man fie erlöß von den enderiftlichen beiwonern.

Die münch vnd nunnen bon mich giant Darumb ich ynnim diſen ftant Das ich in mög zu bilff kumen Den armen finden vnd den frumen Sie jein Doch vnſer fleifch vnd blut Darumb man in billich hilff thut Das ſie auch beiten guten mut Ir jeben das fie ſchier hungers fterben Mit grojem faften jeer verderben Das ſie fum haben das brot im huß Die von wangen ftechen in daugen vB Sp fan man al ir rip erzelen Mie meitichwein Die wir meßgen wollen Sie erbarmen mich die armen kind Das ſie jo vnbekleidet ſind Sie ſein ſo nackent vnd ſo bloß Vnd iſt ir armut alſo groß Das ieder nit me haben kan Dan zehen mentel tregt er an

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62

Die man Die heiten auch gern weib

So haben die nunnen ftolge leib Mas haben jte alle beid getbon

Das ſie Die fröden müfen lon

Da alle welt entipringt daruon Darumb hab ich fte beriefft zufemen

Das alle münch_ follen weiber nemen Vnd die Elofterframen man

Sp wöllen wir in zu brutlaufft gon

Opffren vnd flüren was wir bon Sie wolten auch gern allefamen '

Wa andere eriften kemen zufamen Vff den ftuben bei dem mein

Gern und früntlich bei vnß fein Mas jollen jte in Elöftern ligen

Wie die ſüw thun in der fligen Got ſchend denſelben allefang

Bil beſſer ift eS fie gon zum Dang Vnd belffen ung ein reyen jpringen

Vnd ein bübjches liedlin fingen Gen fant Arbogaft faren hyn

In weiſſen eren geftrichen fyn Sp genieſſen wir Doch irer freid

Ach ziehen in ab das nunnenkleidt

Vnd lugen Doch was fie dunden dreit Behalten ſie duß, ia ift ſie ſchon

Die alten laſſen in das kloſter gon.

Der x. buntgnoß.

Rüwe ftatuten die Pfitacus gebracht bat dem land Wol- faria reformierung des geiftlichen ſtands.

O Junckfraw adelbeit mit der Iuten Jh bring euch alle nüwe ftatuten

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Fröwen euch ir frumen nümen criſten Wan ir gemeinlich alle wißten Das ich hie bin zu guten tagen Ir würden mir got wilfum jagen Ich wil Die geiftlichen reformieren Das ſie ein anders weſen fieren In der firchen vor allen Dingen Sol niemans betten oder fingen

: 64

Als das die pfaffen haben gethon Das wöllen wir als vnderlon Vnd etwas bejiers thun Dan Das Wie heppen art gebelmet was Darumb ich Bit verfton mich bag Der eriftlich glaub gibt vnß fridt Den wöllen wir verfchmahen nit Mit ber vnd beiden benden nemen Vnd alle büchjen tragen zufemen Verichmelgen und glodfen daruß machen Die müſſen bangen under den dachen In den kirchen vmb und vmben Das ſie dapffer ynher brumen Sp wöllen wir lüten under den dachen Das vnß Die lenden müſen frachen Das jein die beiten criſtenlüt Die da haben das beit gelüt Und under den glocken haben den fern Mir narren lüten ondas gern So manchs menfch zur Eirchen wil gon - Das fol ein eigne jchellen bon Darnach wir auch das haben mwöllen Das der priefter bang vol jchellen Als vor zeiten Aaron hat Sobald er ober altar gat So jollen weiber und die man Alle glocken ziehen dapffer an Lüten, Tüten dritbalb ſtund andacht und von bergen grundt Der jol vnß fein ein geiftlih man Der am lengiten lüten fan Vff das fein mangel ſei am lüten Vnd jchellen gnug zu allen ziten

65

Sol man dem adel hoch verbieten Das jte fich ewig darfür bieten Kein federfpil Eein fchel anhencken Die ſchellen alle zum kirchen fchenden Vnd auch die fehellen Elein und groß Die in dem fihlitten bon die roß Mer in feinem letſten end Schellen macht im teftament Zu der firchen zu dem thon Dem fol man zwölf ftund lüten Ion Damit jei er begangen jchon.

Der ri. buntgnoß.

Ein nüme ordenung weltliche ſtands die Pfitacus ange: zögt hat in wolffaria befchriben.

Mas Dörffen wir Der oberfeit Dem babſt vnd keiſer fein bereit Haben wir ein regiment geftert Die geiftlicheit alle reformiert Vnd ir geiftlichd recht verbrant Mir fünnen auch weltlichen ftant Heformieren ordenung machen Vnd Dörffen des keiſers nit zu Difer jachen Doch lag ſich niemans des verfton Das wir den feifer nit wöllen bon Wir Dörffen in nit vbergeben On offenlichen widerftreben Zu groß ift vnß fein gemalt und macht Er Hat vnß bald ein kolben bracht Den xr. narren nit möchten tragen Darumb hüt euch von im zu Elagen Doch wöllen wir ftatuten fehreiben x. 5

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Die heimlich under vnß bleiben Darnach der gang weltlich fat

Zu leben vnd regieren bat Den babit und alle cardinäl

Die pfaffen vnd der münch zaf

Die jollen wir verwerffen al Mas fte gebieten das werffen bin

Man ſchiß in wol ins hertz hinyn Jede pfar vnd iede gemein

67

Ein pfaffen haben fol allein Den jollen fie erwölen al Welcher in am baſten gefal Derfelb fol dan ein priefter fein Darumb geben im ein eefram fein Vnd jo vil zing vnd fo vil gült Bis er jein magen bat erfült Darzu geben im ein caplon Wa er in kranckheit würd ſton Das dan in folchem fal vnd Ding Derielb der frawen cappel beſing Dan die cappel mil kirchweih bon Vnd mag nit on ein bejinger fton Vnd wie ein iedes Dorff ein pfar Alſo hab ein iedes dorff ein far Pie zu den hirten zu den fügen Sol der caplon fich darzu fiegen Ma nit im Dorff eeweiber weren Vnd würden fein darzu begeren Sol er darzu verbumden ſyn Das er den farrenzing bring yn Vnd fein ampt faft mol verſehe Das von meibern fein Elag beichehe Gott Hat euch ſelbs darzu beichaffen Das ir fein pfaffen vnd auch affen Bon got haben ir ein jolch freiheit In dem tauff euch zugefeit Vnd wie der pfaff in feinem ftant Und die füg ein farren hant Alfo erwelt ein eber fein Der euch befteig eumere ſchwein Dem fol fein menjch nit reden drein.

63 - Der xij. buntgnoß.

Ein früntliche antwurt aller gogförchtigen in dem tütfchen land vff die iämerliche Flag der ordenßlüt an fie gethon.

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Ich zmölffter buchgnoß hab verftanden Das Fleglich gefchrei ift vorbanden Von münchen nunnen allen beiden Mie man die armen tbut beleiben Vnd günt in nit zu rumplieren

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Den farren im Dorff zu weid fieren Vnd wil die zarten hertlich halten Mit vil ftatuten manigfalten Des wöllen wir iren groſen Flagen Ein tröftlich früntlih antwurt jagen Sie mögen vB dem orden gon Das jollen fie in nit weren lon Der brotkorb und ein feglin wein Die follen in fteß nachgon fein Sie jeien weiber oder man Die den klöſtern wöllen gan

>, Solch ordnung man gemacht het

Die land, Die dörffer vnd Die ftet Wa münch ond nunnen lauffen 98

Vnd fumen für eins burgers huß Sol er v5 feinem bug hin gon

Vnd fie darin wonen lon Der ſchultheiß vnd all oberfeit

Die follen inen fein bereit Maluaſeir ond reinfal geben

Das fie verlafien haben ir leben Vnd follen inen ſtruben bachen

Vnd fröliche wirtſchafft machen Dan ſie ſein alle dot geweſen

Die vom dot ſein wider geneſen Von doten ſein zum leben geſprungen

Vnd nach der narrenkap gerungen Darumb geb in iederman gelt

Das ſie von daten in die welt Nach langem ſterben wider kumen

Ach ſein got wilkum ir frumen Wir fröwen onß von gantzem hertzen

Das ir erledigt ſein des ſchmertzen

70

Jetz mögen ir euch wol Ion blaw ferken Vnd mögen ie mit guter rumen

Zu euch fegen vnd mit fugen Gretlin, fetterlin und elmeiben

Das euch das Elofter nit ließ treiben Es was vorhin jo hoch verbolen

Als wan das gretlin wer geftolen Nun laßt fich ftro vnd ſemlich war

In fchuben nit verbergen gar So ir nun weltlich priefter find

On kutten nim der klöſter Find Co lugt vnd ſetzt ein magt in das huß

Vnd lebt als wol in freyem ſuß Als andere weltlich priefter leben

Mit mägten in den freiden fchmeben Lugen nur das ir behutiam find

Kein nemen die da hab den grind

Denfelben bin ich von hertzen find.

Der xiij. buntgnoß. Ein zuverficht vnd ermanung an gemeine eidgnoſchafft das ſie helffen hanthaben die nüwen criſten, ſo der künig von Portugal erſt erfunden hat.

Sol ich dis örtlin hie verſton

So facht mir an d'ſchimpff vergon Es dunckt mich ie es geb kein ſafft

Zu ſchimpffen mit d' eidgnoſchafft Darumb laß ich ſie got bewaren

Vnd wil ſie zu gröfern eren ſparen Dan das ich ſie wolt rieffen an

Zu helffen mir in dorheit ſtan Ich hoff die lieben vnd die frumen

Die wiffen wol maher ſie kumen Der babjt, die pfaffheit facrament Vnd alles was wir criften hent Mamit wir groß gefilgten doren Solten frefftig werden befchoren Darumb wil ich der frumen lüt Zu onſerm narrenfolben nüt Doch fein mein vatter wol befant Zwen redli man im ſchweitzerlant

12

O lebten fte Doch noch vff erder

Die möchten vnß behilflich werden Ja, in der ein der geiftlicheit

Der ander wer der welt bereit Doctor greiff ift der ein

Der ander ritter peter allein Derfelbig doctor bet es am ariff

Wa ieder faß im narrenfchiff Vnd funt am puls ond griffen jagen

Wie lang ein nar möcht oren trage Vnd auch fein kolben in der welt

Daran fein Zunft auch nimer felt O Iebt derſelbig gelert man

Sp würd er dapffer bei vnß ſtan Mit feinem predigen feiner leren

Vnd was Die nüwen criften weren Desgleichen ritter peter frei

Wer leicham gut zur lutberei Dan er was eins ritterd wert

Vnd bhaupt Die fach ung mit dem jchwert Das zuckt er bald und ſcheiß ind jcheid

Dan er eins ritters eren treit D lebt er noch zu diſer ſtund

Er wer vnß gut zu diſem bund

Nun gnad im got dort in Dem grund Noch ift mir einer wol bekant

Doch ift er nit vom fchweißerlant Derielb thet vnß auch beiftant

Vly von ftauffen ift er genant Wiewol er ungeichaffen was

Vnd faft mager verfton mich baß Noch was er frifch darzu gejunt

Vnd bilff ons Dapffer alle ftund

73

Das difer bunt nit gang zu grunt Hank wörnher von anorſperg hat noch ein Heißt auch Vly doch ift er klein Derſelb auch nit böß her weß Doch ißt der dapffer man kein keß.

Der xiiij. buntgnoß.

Von anzögung ſpötlicher dienſt, fo wir ietz den heiligen beweiſen.

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Sch wil ietz von den heiligen fagen Von irem leben in iren tagen Mamit wir fie dan follen eren Das wil ich gemeine criften leren Wa ir Füpffern heiligen findt Diefelben nit zu eren jindt Die regel hat mir nie gefelt Küpffern ſeelmeß Eüpffern gelt Doch hülgne heiligen ert ich gern Man ir zwölfftufent fuder wern So nem ich ſie für Grenholg an Vnd ließ Die fteinen heiligen ftan Bil heiligen thun vnß criften we Kein heiligen fol man faften me Kan er junft nit heilig fein Dan das er mir verbiet den wein Vnd mir das brot zuckt v5 dem mund Als ob ich wer ein fchäfferbund Darumb lob ich doch fant Martyn Der gibt vnß feißte genf zum wyn Was mwöllen wir in difen fachen Mit den trurigen heiligen machen Als aberlin fam in der faften Wiewol er ung fült den Faften Noch macht er vnß ein Ieren buch Vnd lert un Fragen und den fchluch Etlich heiligen tag ich findt Die auch nit wol gefegt findt Mit namen Die im winter kumen Die haben wir in fumer genumen Das wir nit in der grofen Eelten Mieſten ir in froft entgelten Die nothelffer wil ich nit verwerffen

75

Der wir in nöten wol bedörffen Sch mein die man bat machen Ion

Mit golt und filber zu Kirchen ton Sie thun vnß criften wol Beiftant

Ja wan wir fie vermünget hant Derjelben dörffen wir alle gar

Im feel baß dan off dem altar Sie fein gar gut in eren zu halten

Man glüf ond vnfal mwolten fpalten Das_wir ein griff nach in theten

Vff Das wir müntz ond guldin betten Wil dan fant mendel als er fol

Alle onjer jchäflin hieten mol Sollen wir im loblich erlich fingen

Das wir fein birten dörffen Dingen Sp hiet vnß Anthonius der fchmein

Big ſie gemeftet werden fein Vnd vnß feißt werden on die klyen

Vil baß dan ſie im ſtal ligen Welche vnß gnedig ſein

Den wöllen wir auch ſein nit feint Doch der wir ſchaden müſen hon

Den wöllen wir ongeert lon.

Der xv. buntgnoß.

Allen criſtgleubigen menſchen ein heilfame warnung, dz fie ſich hieten vor nüwen ſchedlichen leren.

Bil nüwer ler fein offgeſtanden In den ſtetten vnd vff den landen Darumb ich her zu euch bin kumen Das ich doch warnt alle frumen Vnd euch ernſtlich wolt verbieten

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Das ir euch vor denſelben hieten Erſtlich laſſen euch bereden nit

Wa iemans hincken ynher trit Das er hinckende ſo wol gieng her

Als wan er dan nit hinckend wer Auch das ein altes wames ſo ſchon

Möcht als ein nüws wol anſton Vnd das ein bock ſei on ein bart

Es iſt wider die natürlich art

77

Vnd auch ein alte ſchüer on müß Vnd ein iunger bub on. lüß

Laßt euch durch got nit darzu bringen Das ir glaubten diſen Dingen

Ma iemans fürwant folche Ier Wie duß ein guldiner eſel wer

Den wolt man fieren in Die ftat Beileib geben darzu feinen rat

Behüten euch als ir billich ſolt Laſſen euch nit bewegen das golt

Es ift nit gewohnheit merden das Das man ein ejel ynher lag

Man er noch einmal quldin wer Hieten euch vor folcher ler

Ir ſollen vff ſteiffem grunt bebarren Wer euch wolt machen zu eim narren

Da lugen bei euwerm leib vnd leben Das ir der red kein glauben geben

Nun wer doch einer wol ein nar Der ſolchs wolt glauben zwar

Bleiben ſteiff vff euwerm ewangelium Was nit darin ſtat, geben nichtz darum

Ir ſollen kein geſchrifften halten mer Dan nur ewangeliſche ler

Was nit darin geſchriben ſtat Dasſelbig als kein glauben hat

Ich warn euch hie mit hoher bit Brieff vnd ſigel glauben nit

Was in der kauflüt bücher iſt Demſelben allem an warbheit brift

Laſſen ſolchs für alle tüffel ftan Allein die geichrifften lobeſan

Die und die ewangeliften jehreiben

78

Die ſollen in ir Erafft bleiben Doch nur allein an folchem ort Damit wit ftifften einen mort Dem ewangelium auch vil brift Ja wa es nit vffrierig ift | Vnd Hilft vnß ſtifft vnd Flöfter brechen Daſelbſt ſolt ir vnß dardurch ſtechen Ir ſollen euch niendert an me keren Dan was die nüwen criften leren Mir werden vnß bald fterefer meren Der vnſer fiert achttufent wagen Der mag von guter war wol fagen.

Warumb bruder Veit vnd alle lantzknecht dem lutheriſchen bunt nit helffen wöllen.

Ich armes blütlin Tauff daher Franckreich von pontero wer Von dem rungefal mit eim ftücd brot Vnd hab gehört von einer not Die ietz im tütjchen land vffgot Hoch angeklagt vom Lutherer Mie einen bunt beriefft er Vnd laßt ein grofen lerm anfchlagen Mas ſpieß und flangen mögen tragen Das fol als lauffen zu der wer Mit gefchüg und auch mit gankem ber Das bab ich in Frandreich vernumen Darumb ich bin zu rettung kumen Mit grofer eil mein vatterland So iſt e8 nur ein münchesdant Er riefft vnß allen befftig zfamen Und gibt der Tegerftat fein namen

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Man ich mich dan gern ftellen wolt

So gibt ver lufig münch fein ſolt Sch bin vergebens hergerant

Ih wolt das in go& marter fehant

VBVund alle die nach mir haben gejant

Sog iudas jo ich es als erfar

Vnd des münchs bunt nim war So müfen fie fich felber fchamen

Das fie nit melden ire namen

80

Das ift fein redlich manlich dat Die man verborgenlich begat Got iudas vnd fier elament. Ich wolt das ein der tüffel ſchent Der ein bunt darff heben an Beriefft darzu jo manchen man Vnd mil desſelb Fein namen han Weiß nieman wer Die fehbelmen feint Vnd jein darzu dem keiſer feint Vnd dem gangen römifchen reich Darzu den ftetten allen gleich Als ich es hab in eim brieff gelefen Der zu wurms ift gemacht gewefen Man ich wider das reich dienen wolt Ih wolt wol haben zehen jolt Das verbiet mir got off erden Das ich erft ſolt zum jchelmen werden Vnd wider mein erboren reich In kriegen ſolt erheben meich Gotz marter und gotz iudas beidt Es fol den fchelmen werden leidt Das ſie dem frumen iungen man Der erft zu reichien fahet an Vnd bat darzu aljo vil find Mit vffrur alſo leſtig find Vnd der tür das gelauben mir Darzu vnß ligt hart vor der thür Wolt gotz iudas das es. gejchehe Vnd ich fie vberziehen jehe Ich wolt on folt mich an im rechen Die bößwicht belffen alle erftechen Cie haben weder macht noch fterd Vnd trofien nach mit lumpenwerck

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Mer inen bilfft der bat fein breiß Dan halt es nur für narrenweiß Wie münch und nunnen follen mweiben Vnd nit me in den Elöftern bleiben

Vnd wie die buren follen faiten Die hüner brüten vff dem kaſten Vnd wie die pfaffen follen fingen Die betlermünch Fein keß me bringen Wir lantzknecht achten nich Der Dingen Vnd tütjche büchlin auch ſchreib ab Das iede burenmeß eins hab Bnd wie man fol die gloden lüten Ein pfarrer jegen zu rechten zeiten Die heiligen v8 den firchen werffen Das wir jte nit me bitten dörffen In nöten nit me rieffen an Das thut fein frum noch redlich man Ich fan der heiligen manglen nit Mariam ond jant Jörg Damit Vnd jant Jacob auch darzu Got geb Doch wie ein anderer thu Die rieff ich in mein nöten an So e3 mir faft würd vbel gan Darumb mag ich fie nit verlan Noch fein der andern heiligen mer Die bruch ich fo ich ſchwer Sant veltin ynd fant fürin beid Sant veit fein Dang mit anderm leid Sant huprecht und cornelius auch Sant deng mit feier vnd auch mit rauch Vnd gotz marter auch Damit Die heiligen mag ich lafien nit Gotz iudas wabei wolt ich ſchweren x. 6

82

Man du mir wolteft Die heiligen weren So möcht ich mich Doch nit erneren Man e3 mir. junft gat oberzwerg Mie man fchmwert am Eocheriperg Götz byl, götz hinſch, götz red, götz kröß Die flüch thu ich wan ich bin böß Der red mac ich ein ſolichs end Alleweil ſie ich nit nennen wend Molt ich das fie gotz marter jchent Alle Die dem münd gon einen drit Dan er gar nit guten jolt git Wolt got das fie Der ritte ſchit In der leng vnd in der mit Doch als vff höfenlichen ſit.

Der erſt reiffig. Wer nit Lutherifch wil fein, dem fol man feinen namen fpötlich vnd verechtlich verendern.

Es würt offt groß vnd vngeheüer Eleinen funden ein groß feüer Alfo iſt es auch mit Difem bunt Darin jo mancher criften kunt Das ir iegund fünffgehen jindt Miewol ir etlich bon den grint Das jchat in nichg an iren eren Got ſei es gelobt er wil jich meren Für keiſer fürften vnd den berren Mir bon zu fuß fein mangel dran Doch müfen wir zum fußfolf han Ein reifigen züg der reit mit Des wir doch fünnen manglen nit Sp mir nun ift vil guß bejchehen

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As ir in Dem karſthanſen jehen Vnd wie jie mich vereret hant

In allem gangen tütſchem lant Da ſie mir gaben eine bruch

In meine hend vff einem buch Der eer wil ich ſie geniefien Ion

Vnd wil an diſes örtlin fton Das man zu roß vnd auch zu fuß

84

Den gangen bunt fait fürchten muß Der xvi. buntgnoß bie bin ich

Vnd reit euch zu jo troftenlich Darumb wil ich mein gſatz auch geben

Wie wir den finden widerftreben Als mein gefellen. auch bon getbon

Erſtlich wil ich euch wiſſen fon Dan es mich zum erjten dundt gut

Wer wider vnſere meinung thut Das wir demfelben aljo weren

Sein namen im fpötlich verferen Sit er babit jo fprecht mit lift

Wie das er heiß Der enderift Romanenſes romanijten

Gickus gefus in ſie gefiſten Curtiſani curtiſorus

Damit vertreiben wirs zum thor Den murner murnar ond ein katzen

Mir mwöllen in zu dot mit fagen Der rölling hörtz nit gern villicht

Man man zu im du nar jpricht Vnd fein im ficher gifftig ſtimen

Das er daruon gewint Das Frimen Sein es biſchöff vnd prelaten

Sp nennen ſie apoſtataten

Die prieſtereſel vnd ölgötzen

Den würtz der ley deſt ringer ſcheben Vnd ſo wir ſie wöln widerfechten

Ein grimmen zan den tempelknechten Den gugelbuben gleißner zögen

Vnd müfen vnß ir fnü vor neigen Als wir Dem murnar bon gethon

Den wir murnarrus fchreiben Ion

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In alle wirteshüfer Dar Für murmer genennet bon murnar Die fchulen paris, Teuen, Eöllen Mir eſelßköpffer nennen wöllen Vnd Doctor ecken für ein geden In folchem bad ift Das Die leden D guter ſchmutz die finger ſchlecken Dan-müfen te jich warlich jchamen Se man ires vatterd namen Alfo verendert in ein ſpot Vnd fie dermaſſen nennen lot Damit wöln wir te fchellig machen Vnd wir Durch einen keßkorb lachen Das ift der beite griff vff erden Dan fie alſo geſpötlet werden In irem namen mit geferden Man fies verjprechen wöllen jchon Sp wifjens nit werd bat gethon Vnd müfen dan in fchanden fton Bon allem widerfprechen Ion Eon bon wir dan das ſpil gewunnen Mie fuer milch Die da ift zerrunnen Alsdan gat onfer bunt vnß für In dem huß ond vor der thür.

Der ander reiflig.

Das allein die Lutheriſchen dz ewangelium vnd die war- heit Ieren, ond funft die gan& welt mit lügin vmbgat.

Nun bat mich got doch wol erfrörnt Das mir ift von dem bunt gefeit Der ieh vffgat wie gegenhoffen Das beſſeret ſich vmb ein bachoffen

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In bundert und fiertzehen iaren

Den ein burger bei den tboren Geftoffen Hat feinem huß

Für Die flat zur muren So in Difem kunt nun find

Alſo mancher muter find Doctores ritter redlich lüt

Sp wil ich mich ietz ſumen müt Vnd wil auch behilflich fein den Dingen

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Das wird mit gewalt hie Durchtringen Mein roß ift ylend mit der Dat Ja wie der bunt auch bald vffgat Die andern bon ſich nit genant Das iſt fein eer vnd me ein ſchant Ich wil mich nennen dapfferlich Anthoni hurri der bin ich Befantlich bin ich bergeftelt Zu Augipurg fent mich alle welt Das wir nun vonſere find bag jchenden Vnd den gemeinen man verblenden Sp riemen euch auch vmb vnd vmb Wie wir das ewangelium Vnd allein Die warheit jagen Vnd alle andern lügen tragen Wie ſie on geichrifft Die welt betriegen Vnd alles das fte jagen liegen Rieffen ſtetz vnd hört fie nim - Schrift, Ichrifft mit luter ftim Götlich gefchrifft und heilige gefchrifft Vnd was der felen heil antrifft Suchen wir jo manigfalt Wie dem ejel der ſack empfalt Mit dem ewangelium vnd der warheit Vnd was die heiligen gefchrifften feit Man wir und beriemen Der Alsdan würt fürgon bnfer ler Laßt euch befümern nit damit Obſchon die geichrifft Das meldet nit Noch dannoch jags on alle jchand Wie Das es warlich Dinnen ftand Zu leid muß es in Dinnen fton Ja wan in brech der buch Daruon

88

Man ſie dan fragen wa es flat So jagt es ftand im weiſſen blat Gon ſuchtz in aller tüffel namen Wer luthers iſt muß ſich nit ſchamen Zu riemen ſich der heiligen geſchrifft Vnd was die narrenkap betrifft Wer wolt doch diſen bunt annemen Wan er zu liegen ſich müſt ſchemen Die criſtlich freiheit tregtz vff ir Zu liegen ſei erlaubet dir Iſts den türcken vnd den heiden Erlaubt zu liegen inen beiden Vnd wer ung armen criſten geroten Ein criſtlich lügin gar verboten Sp würd der criſtlich glaub abgon Vnd niemans me jich teuffen Ion Darumb das vnſere facrament Beleiben biß der welt zu end So jei zu liegen erlaubt iederman Sp mwürt die luthery beſtan.

Der drit reiffig. Das man fhmahbühlin mit onbefanten namen on alle warheit laß vßgon wider alle die nit Intherifch wöllen fein.

Ih bin Cuntz fuder ſeht mich an Zu Augipurg kent mich iederman Wa mir berfumpt der fuer nam Wißt das er mir von tugent fam Ich bin Fein fucker nit erboren Wiewol fie mich bon vßerkoren Vnd iren rechten namen geben Das bat getbon mein adlich® leben

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Vnd mein ritterliche dat

Darumb zu augſpurg mich der rat

Hat an ir rathuß laſſen malen

Das ich bekant möcht ſein euch alln

Nun wil ich ietz meiner ritter

ſchafft

ie geben krafft

n diſem bunt h Als die ſich redlich weren wöllen

3 Vnd wil mich manlich hieher ftellen

90

Mit andern frumen buntzgeſellen Vnd wil auch geben meinen rat

Der mich am beſten bedunckt hat Vnd was ich rat zu guten enden

Das darff ich ſelb thun mit den henden Darumb ſo achten alleſant $

Wa iemans thet on widerftant So riefft im ſo thür den wein

Legt er ſchon kein in keller ein Vnd facht in an zu libillieren

Vil böſer ſtück doch nit probieren Vnd alles das er ie hat gethon

Das ſolt ir im dryn ſchreiben lon Das menglich kum alſo zu wiſſen

Seit Das er hat in die wiegen gſchiſſen Eröffnen al fein böſen dück

Heimlich verborgen vnd zurück

Vnd achtens für kein ſchelmenſtück Dan ſo der keiſer iſt mit yn

Vnd alle biſchöff an dem ryn Deßgleichen alle churfürſten gemein

Vnd auch die reichſtet nit allein Sunder auch vil künigreich

So werden wir in nimer gleich Dan mit ſolchen boſſen reiſſen

Das wir verborgenlich ſie beiſſen Vnd alles böſes von in ſagen

Vnd ob es falſch wer dannocht klagen Hon ſie aber gutz gethon

Das ſolt ir vngemeldet lon Vnd das gut in böß verkeren

Was geltz, wir werden ſie dan leren Man muß das duch wol alſo ferben

37

53 möcht junft an der farb verderben Dann wil dem bunt got belffen nit So helff der tüffel ung Damit Molten münch ond pfaffen gemein Sp arojes gut haben allein Nüt, nüt es bleibt in kum Die efchen Wir wöln Die hend in guldin wejchen.

Der lumpentroß.

Wer futherifch wil fein, ver muß mit lügen vnd lumpen— werd mit ven troß off land faren.

Sp onſer bunt ift alſo groß

Das wir zu fuß und auch zu roß Mögen vnſere find beiton

Noch müjen wir ein troßzüg bon Der vnß erleichter unferer mie

Vnd trag vnß onjere lumpen bie Damit wir fürdern onſere jterf

So man vnß vnſer lumpenwerck Naher füret alſo gefliſſen

Ja lumpen die da ſein beſchiſſen Ich mags wol mit der warheit ſagen

Das der im lumpen laßt nachtragen Der da ift jo jchmechlich frum

Das er mit lumpenwerck gat vmb Vnd mit lügen gat off land

Im ond allen ung zu ſchand Das man im glaubt jo vberzwergf

Mit lügen vnd mit lumpenwerck Mer in einem ftüf lügt an

Der bag im andern me getban

Vnd Fan nit von der gemonbeit fan

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Doch das ir mich verſtanden baß Vnd ich mit warheit ſage das So iſt es aller welt befant Das ir zu wittenberg habt verbrant Das geiſtlich recht vnd habt darneben Der daten dreiſig vrſach geben Erſtlich wie darinnen ſtant Das die bäbſt geredet hant Wie ſie die gottes gebot nit bindt

93

Zu halten auch nit jchuldig ſindt Vnd iſt erdichtet vnd erlogen

Dan ir habtz den fingern geſogen Zum andern wendſtu felſchlich für

Die heilige geſchrifft vnd endreſts mir Darin ſant peter radet fein

Der oberkeit gehorſam zu ſein Sein wörter luten nit alſo

Wie dan du die fürwendeſt do

Vnd driſcht ein leres haberſtro Zum dritten ſagſtu das onbillich

Wie der babſt vergleichet ſich Der ſonnen die da lüchtet ſchon

Sol drumb das gantz recht vndergon

Obſchon der keifer wer der mon Bringſt darnach auch vff den ban

Der babſt Der ſei nit vnderthan Den conciliis bereit

Vnd ouch gemeiner criſtenheit Vnd diſer reden ſei die buß

Das bäbſtlich recht verbrennen muß Zögft an wie er mit follem gwalt

Alle recht in jenem bergen halt Vnd nenft ein ort darin es ftand

Wiewol wir Damit funden ‚hand Legſt im darnach ein lafter zu

Das nimer gut den criften thu Wie das er ſag in feim decret

Wan jchon der babft der boßheit bet Alſo vil das er om zal

Zum tüffel fürt Die criften al Sol er dannocht nit hie vff erden

Bon feinem gemalt entjegt werden

94

Ja wan alle rechten das gedenden Ein heſſin Fe mil ich Dir fchenden » Auch wie er fei des reichs ein erb | Damit das keiſerthum verderb Des lumpenwercks iſt alfo vil Das ich fein nit_me dencken wil Mas Hat Dich Doch der nöten an Das du diſe lügin haft gethan In aller tüffel namen ſuch N Es ftat doch nit alio im buch Doch lumpenwerck ift euch kein fchand Damit ir trojien vber land Vnd liegt was ir gejagt band Es itat eim frumen man nit wol So man im beifcht Der lügen zol Wa lügin lauffen allermeift Da ift bei got fein beiliger geift Der beilig geift fumpt nit dahin Da doch fein frumer man mil- fin Wölt ir die gang welt reformieren - DBnd mölt den lügentroß vmbfieren So züct mit euch fein redlich man Griftlich fach wil fein lügin han.

Des bunds hauptman.

Der ift zu onferm hauptman gut Der mit freuenlihem mut

Dem babſt ond feifer greifft in bart Vnd funft off erden niemans fpart.

Sp vnß der groß nar bat berbract Zu fuß ond roß mit folcher macht Das wird der gangen weiten melt

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(Euther) Streit vermügen in dem felt Lıfferen vnd ein jchlachten geben So müjen wir auch ieß Daneben Hauptman, fendrich, lietenant Profoß und weibel bon zur hant So ih nun niemand wiſſen fan Dem diſe fach ligt berter an Inbrünftiger iſt in diſen ſachen Den wir zum hauptman ſolten machen

96

Dan den luther jelb vff erden Sp muß er vnſer hauptman werden Dan er darzu iſt wol bereit Vnd hat die kut ſelbs hingeleit Vnd wil nit me im kloſter betten So kan er gſchmeidig ynhar tretten Vnd kan die menſchen adhortieren Das ſie den bunt mit eren fieren Auch kan er mit ſein büchlin machen Das manchem würt die ſchwarten krachen Vnd darff den babſt ſelbs greiffen an Mit dem keiſer thun in ban Auch die pfaffen mit ſeim ſchwetzen Darff er von ampt ond eren ſetzen So darff er alle biſchöff ſchenden Vnd die cardinäl anwenden Vnd ſie alle heiſſen weit mulaffen Darzu die münch vnd auch die pfaffen Schelmen, buben, lecker nennen Vnd dem babſt ſein recht verbrennen Darumb er ſich hat on not Höher vffgeſetzt dan got Was dörfft er für got vffhin blitzen Warumb bleib er nit onden jigen Da ander heiligen figen zamen In hundert tufent rüffel namen Darumb zuft er im ab zwo kron Vnd bat im nur die Eleineft gelon Auch bat den babſt in gotte$ namen Darzu die menfchen allefamen Die bei dem babjt auch wöllen fton In vngnaden gottes gethon Sp nun der Feifer bei im flat

97

Vnd den babſt befchirmpt Hat So darf er in auch greiffen an Mit feinem zorn und jeinem ban Darumb ift er ein dapffer han Vnd ift vnß ein guter hauptman Marumb wolt er nit hauptman fein Sp er darff greiffen in bart hinein Vnd hat abthon Die ſacrament Damit der babſt vnß hat geblent Wan got im nit entrunnen wer In himel geſtigen alſo fer Er het in ſelber griffen an Der grim zinck vnd dapffer man.

Das fußfenlin.

Hie flügt das ewangeliſch fan Wer criſtlich ift ond wil daran Vnd liebet ewangelifch ler Der lauf zu diſem fenlin ber. >

So nun das fpil nit mag zergon

Es muß ein münch darneben jton

Den wir zum bauptman genumen bon Drü fenlin muß ich vffwerffen

Die wir faft wol im bunt bderffen Dem fußfolck eins, ond eins den rofjen

- Das drit wir geben onſern trofien Das erft ift vnſer ewangelium

Wie man flifftung würffet vmb Vnd die Elöfter gar zerbricht

Dan wir der meſſen dörffen nicht Sp wir ombs ewangelium fechten 7

98

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Mit allem bunt und den fußfnechten Doch nur wa es ung fleglich ift

Vnd auch zu vffrur iſt gerift Es ftat nit din got geb got grieß

Das man dem babit küß feine fieß Vnd er vfftrag Drei guldin fron

Wir mwöllen im fum ein vfflon Sp dunckt mich auch es fei nit recht

99.

Das ein babft ftreit oder fecht Ja onſer bunt gang nich zulat

Mas nit im ewangelium ftat Alles das wir fchuldig jind

Vnd in der duchlüt bücheren findt Das jein zu bezalen nit gerift

So es nit im ewangelium ift Der iſt fürwar fein rechter crift

Der nit mit diſem fenlin wift Das ewangelium ligt ung an

Wie es der groß nar zöget dan.

Das reiſſig fenlin.

Zu bergen faflen die freiheit Dan fie ift vnß im tauff zugefeit.

Eriftliche freiheit ift das fan Das wir den rütern geben an Wie Der Luther gefchriben hat Zu .babilonien in der flat Sein wir alle gfangen gweſen Biß wir Durch luthern jein genefen Der onß erlögt hat vB banden Vnd freiheit geben zu Den handen Got Dank dem frumen erbern man Das wir iefund in freiheit ſtan Vnd dörffen weder beichten, betten Dergleich nit me zu kirchen tretten Dapffer feiern wenig faſten Am morgen in dem betlin raſten Kein meſſen horen noch frü vffiton Dan er fein gut werd me wil how

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Allein das wir fteiff glauben al Das criftus berg vnd alle dal Hat gleich gemacht für on verbienet Vnd mit got vnß gar verfünet

Ich wil glauben was er mil Co ſtarck vnd fteiff fo wenig vil Das mir nur eriftlich freiheit gebei Vnd aller guten werd ſei frei

101

Depgleih am morgen mög lang jchlaffen Vnd niemand hinfürt mich dörff ftraffen - Wem ift die freiheit als vnmer Der gefendnis nit beger drei zu fein bie frei bie frei Verſpricht vnß Martins lutherei Darzu gelen birjenbrei.

Das troßfenlin.

Wes liegen niemans fan verfion Der muß zu difen fenlin gon.

Sch ſihe wol das fein eerliche fachen Das wir ein folchen Bunt bie machen Mit criſtlicher freibeit gangen vmb Vnd dem heiligen ewangelium Das -droßfenlin laß ich fliegen Das niemans darff darunden liegen Dasſelb ich euch die warheit nen Dan ich den luther alſo ken Das er in aller criſtenheit Kein lügin ſchreibt noch iemans ſeit Vnd alle die da lutheriſch ſindt Den lügen ſein von hertzen findt Doch iſt die ſach nit alſo ſchon Wan on geferd an dem fürgon On mein willen on mein wiſſen So ich nit für mich ſehe gefliſſen Vnß etwa zwölff ſeck oder zehen Von lügen füllen die wir lehen Bon vnſern nachburen vnſern fründen Vnd iemans die würd bei vnß finden

Das jol für vbel niemans bon Wie fünnen wir on lügen fton Wir liegen der heiligen gejchrifft Vnd fünnen zilen das man trifft Vnd ſich des niemans bie fan widern Vnd fünnen vnfere lügen fidern Schleiffen, gletten vnd ballieren Die gröften lügen wol glofieren Das niemans jolichs merden fan Darumb wir alzeit war wöln han.

103

Klag der gemeinen riften das die drü fen- fin die lutheriſchen geftolen haben.

Her ber frifch dran criftliche gemein Den waren glauben bat allein Der gröffer huff der ceriftenbeit Das eriftlich baner billich treit Der eriften ein folch groje zal Im feifertbfum und vberal In fo vil manchem fünigreich Die narren jein vnß niendert gleich Iſts gleublich was ung eriftus lert Wa zwen er son im reden hört Wil er der drit man bei in fton MWarumb wolt er dan fo verlon Ein jolchen huffen in fein eren Verſamlet ond criftlicher leren Solt ſie ſo manches ewigs iar In irthum haben laſſen zwar Vnd erſt in onſern letſten tagen Die warheit zwenen dreien ſagen Das wer von criſto hoch zu klagen Das er verließ ein ſolche gemein Vnd ſtelt zu dreien ſich allein Verließ ein ſolchen huffen gar Vnd ſtelt ſich zu den narren dar Wie kan ich das im glauben halten Das haupt von ſeinen glidern ſpalten Sp nun die gemeine eriftenheit Die gliver jein als paulus feit Wie kan das haupt der reiche criſt Der alzeit bei den glidern ift So lange iar verlaffen bon

104

Sein arme glid in irthum ſton Ich glaub die heilige eriftlich gemein Den artikel halt ich rem Ja wie ich den geſchworen hab Dem fand ich nimer ewig ab Mit hertz, mit hant und auch mit mund Berjprich ich get mein eid und bunt Im leben bie vnd Dort im grunt Bedenckt ir eriften eumern eidt Das ir zu gemeiner criftenbeit In dem tauff geſchworen hant Nun Iugt thun ein trümen ftant Vnd weicht nit. ala frum erber leut Es gilt Fein reimen von der heut Es gilt die feel Das himelreich Zu difem dort auch ewiglich Ach retten eumere facrament Darin ir glaubt vnd hoffnung bent Die jo böflich fein gefchent Vnd mit den fiefen fein zertretten Als ob ſie gottes gnad nit betten.

Das baner der warheit.

Die baner die fie laſſen fliegen Wöln fte mit lift euch mit betrieger: Das erft das fte der warheit nennen Dasjelb wir baß dan fie erfennen Vnd haben fünffgebenhundert tar Dasjelb getragen hoch embar Mit aller warheit hergetragen Got geb doch was drei Feger ſagen Ob dis vnd das eim marbeit ſei

105

Griftlichen oder ketzerei Das hat die frum criftenheit

Mit grojem koſten vil arbeit Alles wol und recht erfant

Gegeben trümlich zu der hant Vnd bat euch warlich nit betrogen

Vff diſe fund auch nichtz erlogen

got ond nit den fingern gejogen Der warheit baner ift beliben

Dn alle lügen hoch beſchriben Bon den lerern vB der gemein

Vnd nit von dreien erſt allein Mas vnſere lerer bejchriben hant

Warhafftig hon wir das erkant Vnuß ſol als billich geglaubt werden

Als zwenen dreien mit geferden Sol man zwenen glauben geben

So glaubt man billicher daneben So vil tuſent criſtenman

Die nie kein menſch erzelen kan Darumb laß dich ir liſt nit ſchedigen

Wa du die lügner hörteſt predigen Die warheit ſag ich dir

Würff in das criſtlich baner für Vnd ſag ich glaub die criſtlich gemein

Vnd halt für warheit das allein Was mir erkent die criſtenheit

Vnd nit was ieder prediger ſeit Die gemein hat zu erkennen das

Was warheit oder lügen was Was antrifft die gantze gemein

Das fol nit handlen einer allen Die eriften das für warheit hant

106

Was gemeine criften bon erfant Vnd nit was einer infunderheit

Für ein warheit predigt feit Es jein freuel böſewicht

Die irer eren achten nicht Vnd nemen ſich zu erkennen an

Das vor die gange gemein bat than Der warheit baner ift der gemein

Das ſie in eren tregt allen Wer das offwürfft infunderbeit

Thut wider eer, fein pflicht vnd eidt Wa du nun hört von warheit jagen

Da foltu bald und ernftlich fragen | Ob das Die gemeine criftenbeit

Auch für ein warheit halt ond feit Halt ſie es dan für warbeit nit

So weich som jelben jehneller drit * Und lauff dem grofen huffen zu

Da finditu jicherheit und rum Dan billicy mir zubanden ftat

Wie es dem merern buffen gat

Den criftus nimerme verlat.

Das ewangelifch baner.

Das ander baner das jle tragen Da muß ich fieren Bitter Elagen Het in off erd fein menjch empfolben Sie hons der criftengemein geftolen Die heilig gemeine criftenheit ° Hat vnß vff erd allein geſeit Vnd gelernet ire kind Welches die ewangelien ſind

107

Ja wan ir feins beſchriben wer

Sp blib dannocht eriftus ler In lebendigen Büchern bejchriben

Vnd wer in vonjern bergen bliben Des ſie vnß felſchlich wöln berauben

Der criſtlich gemeinen nit glauben Der iederman glaubet baß

Da noch fein emangelium was Beichriben von den ewangeliſten

Glaubten doch Die gememen criften Mas fie die botten crifti lerten

Vnd von iren mündern hörten Das ift alſo gehalten bliben

Da noch fein buch nit was gejchriben Noch glaubt man gemeiner criſtenheit

Mas jle von erifto lernt vnd feit Biß ſie nachgond angenumen bat

Die ewangelifch beichribne dat Diefelbig lieblich frölich mer

Bon got gefant von himel ber Die bon ſie an jo manchem ort

Gerindlet wol off tufent mort Vnd zerren daruß den verjtant

Den onſere gemein nie bat erkant Mer fan das ewangely fron

Im grunt vff erden baß verſton Den die frum vnd criftlich gemein

Die weder lügt noch trügt Fein Darumb wa du mir zögit ein ſpan

Den wil ich an Die gemein lan Mas mir Die gemein erfent Darin

Das fei der ewangelijch jin Das nim ich für ein warheit an

108

Vnd wil bei irem vrteil ſtan Die criftenbeit hat nie gebunden So mil e8 mich nit ficher bedunden Das ich weich von der eriftenbeit Vnd hör was mir ein eingiger jeit Die gemein Die mir vor hat gegeben Das heilig ewangelifch leben Vnd mich bericht on argen lift Welches das ewangelium ift Die thut mir das auch wol befant Welches ſei der recht verftant Den wil ich von der gemein gern hören Vnd nit erft von eim weber leren Der me verwürt vff einen tag Dan ich mein lebtag jehlichten mag Ich jag es noch, Habs vor auch gefeit Mein lerer ift die criftenheit Vnd laß mich fein eingigen man Bringen vff ein andern plan Das ewangelium fürwar It me dan fünffgehenhundert iar Geweſen bei der ganten gemein Die ſolchs baner tregt allein Wem jte dasjelb nit bat empfolben Der bat es wifjenlich geftolen.

Das baner der freiheit.

Yun Fum ich auch das drit zu jagen Das ſie vnß meinen vorzutragen

Griftlicher freibeit jte Das nennen Das wir vil baß dan ſie erfennen

Sie Flagen ſich mit grojen meren

109

Als ob fie hart gefangen weren Sie molten gern in freiheit reifen Wider oberfeiten jpreiffen Vnd jelber handlen irs gefallen Dasſelb gefiel den narren allen Das in fein boßheit würd vergolten Vnd theten alles das ſie mwolten Ließ man den Finden iren willen Man künt fie bald von weinen ftillen Sie werffen hin all menjchengebot »Bnd bon fein obern me dan got On got wöln jte fein herren bon Dan fie in folcher hoffnung flon Er würd fie alles machen Ion Vnd in weren nit ein meit Vff erden hie in diſer zeit Es ift vor me verfianden worden Wie diſe freiheit bringt ein orden Man der och5 verwürfft Das ioch Vnd Das ro fein fumat noch Vnd der buer laufft von dem pflug Sp geichehe dem adfern nit gnug Ja wan ir in der freiheit weren Die ir fo felfchlich ietz begeren Sp dunckt mich ie es wer nit gut Vnd watten Iengeft in dem blut Doch jeht euch für und treffens zil Ih glaub das got nit leiden mil.

Wer dem grofen narren in ven fohuhen fißet.

Fünfftzehen knecht vnd drei zu roß Mit ſolchem lumpenwerck ond troß Iſt fürwar nit gnug zum ſtreit Wir müſen haben me der lüt.

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Non her mein vetter ſag mir an

Hie ſein noch vil zu wenig man Darumb ſag mir iſt iemans mer

In dir verborgen ſag in her Dan wa du dich des wolteſt ſperen

So müſt ich dich noch baß beſchweren Thu mit lieb was ich dich bit

So darff ich dich hie peinigen nit

1118

Ich förcht ſolt ich Dich befchweren me

Dein ber& würd brechen Dir von we Sag den tüffel berug mit willen

So bringftu mich zu rum vnd ftillen Vnd bilffit Dir jelber auch 95 not

Das du von befchweren ſterbſt nit Dot Du muft mir Furt abjagen das

Dan es bedüten muß etwas Warumb tregftu an einem bein

Ein ftiffel vnd am andern fein Sunder einen buntſchuh groß

Das man den jchendel Dir ſicht bloß Buntſchuh ftiffel hört nit zufamen

Das fint muß bon ein andern namen Es ift eim ftechzüg gar unglich

Der ſich zufamenrindlet nicht Spar nur den atbem vnd jag har

Ge ich Dir vber Die nafen far

Vnd beſchwer den tüffel vßher gar Nun jum Dich nit ond ſags heruß

Ee das ich kum mit burlebup Das ift der böft fluch vff erden

Damit vff erd mag beichworen werden

Nun hüt dich kum ich mit geferden.

Der groß nar.

Ach temerliche not vff erden

Muß ich erft me beichworen werden Das facht mich hoch an verbriefjen

Mag ich dan gar des nit geniefien Das wir Doch beide vettern jindt

Mir thet fo we vff erd fein findt

112

Als du mir thuft ond biſt mein fründt Der tüffel darff der früntjchafft dein

Wolt got das du legſt in dem rein

Vnd ſchwimſt ins niderland dahin Du fragt vnd fragjt recht wie ein Find -

Als wißftu gar nit wer fie find Du biſt als jchlechter dumer ft

Das dich der einfaltig ritten jihit Als kündſtu nit gang drü erzelen

Vnd beteft für die lieben ſelen Vnd bift rotunder dan ein bolg

Auch beſchißner dan das galgenholg Hab ich nit gnug thon meiner eren

Das ich mich hab lon dapffer hören Welch in meim leib verborgen ligen

Das ich dasſelb nit hab verfchwigen ALU die verraten in mein magen

Muß ich Dir erft auch weiter fagen Mer in jchuben ligt vergraben

Es fein dannocht zwen rechter knaben Mes züchjtu mir Die ſchu nit

Vnd rupffit ſie mit dem bar heruß Such ſie jelbs was fragitu mich

Doch wil das felber jagen ich Das du nit aber trümelt für

Die Ienden baß zu gürten mir Vnd noch baß dermaß befchweren

Auch wölleſt mich baß geigen leren Lern den tüffel in dem hertz

Ich mag nim leiden ſolchen ſchmertz Vnd mich noch baß beſchweren lon

Ich ſtirb bei got zu dot daruon Ich wolt ee ſagen alles das

113

Was ie in mir verborgen was Guck in meinen ftiffel ein Da findſtu bruder ftiffelein Das jihwarzbrun münchlin bei mein eidt Das gejungen bat von bruder veit Das ein augujtiner was Wiewol Der nar gefelt im baß Vnd bat fein Eütlin vßgeſchwenckt Bnd-an einen baum gebendt Vnd laufft iegunder rumplieren Wil mit der welt fürt trumphieren Ach lieber vetter laß in gen So fingt er Dir ein liedlin ſchon Als er dem luther hat gethon Süß in bruder veiten thon Er hat ein ſtimlin nach der kürtz Wie ein eſel bricht die fürtz Ir müſen dannocht ſenger han So nim dasſelbig münchlin an So ſingt es dir ein liedlin dran Würt ſtetz bei dir ſein vnd vmen Es darff nit me gen Eßlingen kumen Nit das es etwas hat gethan Allein das es wol ſingen kan Vnd hat daſelbſt zu hoch gegeckt Ein ſieche kindbetterin erſchreckt Hon ſie verbotten im die ſtat Das er nit hübſchlich geſungen hat Dasſelb im nit ein herlin ſchat Es müſt ſunſt ſeinen orden fieren So laufft es lieber bubelieren Vnd hofft es wöl ſich bald nit ſchemen Zu der ee ein iunckfraw nemen 8

114

Die welt mit lieben finden meren Wie Dan der Iutber das fan weren Jh hab ſchon vff ein ort geleit Nüme müng darzu bereit Die ich gaben wil dem frumen Vnd mil im vff Die hochzeit Fumen Es ift ein böflichs menlin zart Vnd bat ein adeliche art Sch bit hab in in funderer acht Es bat Dir doch ein büchlin gemacht Gefungen dir in ſüſem thon Das joltu in genteflen Ton In dem buntichu juchen mir Grofe narren züchs berfür Die-dife vffrur bon erdacht Vnd den buren weiß gemacht Darzu bericht die gange gemein Sp iedem möcht der werden ein Der mol gerincklet wer gegürt Der würd fein mangel haben fürt Dan wer ein folchen buntichu bat Demfelben nit mer vbel gat Vnd bat fein mangel me vff erden Wer nur ein ftüf daruon mag werden Dan wer in legt in waſſer ein Sp würt das waſſer Inter wein Legt er in dan bin vff das forn Mürt hüt ein fefter tufent morn Alfo meret fich als gut Mas nur der buntjchu rieren thut Iſt das nit den armen gut Vnd der armen eriftengemein Die noch weder forn noch wein

415

Hat im bug und muß verderben Darumb fol ieder vmb ein werben Oder vff Das minft Dir werd Ein rincken daruon mit geferd Doch möchtjt den riemen vberkumen Das würd Dir ewig bringen frumen er nur vom buntichu den riemen find Derfelb würt reich er fein kind Sie bon auch ein in fchluraffenlant Darumb jte jo gut leben hant Da ift Iebfuchen iede want.

Wer durch ein ſtarcken firup vnd trand ver unbefant vnd verborgen Karſthanß ift erfun- den worden,

Je ſolt man alle glocden füten

Zu diſen freidenreichen zeiten In aller welt zu diſen fachen

Jaa groſe frödenfeier machen

Das durch argnei vnd lift

Der gelen karſthanß funden ift Der vor ift vnbekant gemejen

Es ift wol fo ein lieblichs leſen Im manglet nit me dan ein man

Wan er fein reden hat getban

Der doch im fieng zu lachen an Oder andern gebüt zu lacher.

Er fans wol alio ſchimpflich machen Sa wüßt der feifer wer er wer

Er müft im fein ein grofer ber

Er fagt wol aljo hübſche mer Alle bücher die da fein vff erben

116

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Mi

N IN N

Sollen nach dem formiert werden Ach wer fein buch ein model fein

Das man alle bücher güß Darein Oder wan es ein müterlin wer

Das es der tungen mer brecht ber Sch balt vil druff bei meinem eid

Darumb iſts mir von bergen leid Das ich in in dem hindern fant

Er jolt bon ein eerlichern ftant

117

Dan den narren in Den magen

Das er nit leicht möcht in veriagen

Vnd binden 95 der maſſen fragen Puch der grpien fchand vff erden

Das karſthanß fol gefchiffen werden Der edel Dichter-mit feinem buch

Sol lauffen durch des narren bruch Sch bin ein Fa und hab fein fin

Darumb ich groß mit worten bin Hetten jie mich Ion ein menfchen bleiben

Ih wolt die großen wort nit treiben O vetter liebiter Vetter mein

On zorn fan ich nit mit Dir fein Das du dem karſthanß nit Daneben

Ein edlern ſitz doch hetteſt geben Vnd hetſt Doch gebrucht gröfere wigen

Dan das du in Miet im hindern fißen Du möchtſt in Doch genieffen Ion

Des jchreibens das er hat gethon.

Der groß nar.

Ach Tieber vetter zürm Doch nit Vnd bör beicheit Durch meine Bit Er ift bei andern narren geſeſſen Ich Hab fein warlich nit vergeflen Doch was im gelagt jolche redt Mie Das man in gefuchet het Vnd hat ein gebot vßlaſſen gon Wer ſchmachbüchlin hat truden Ion Colt nemen jeinen Ion daruon Wie es ſtot ins keiſers rechten On alle vßred und widerfechten

118

Sol er vom galgen vff Das rad Nun wer e8 iemer vnd iemer ſchad Das ein jolch Eunftreicher man Solt vff dent rad bei dem galgen ftan Er bat doch warlich wol betracht Vnd aller welt ein freid gemacht Das mancher hat jein bauch zerlacht Alsbald er böret diſe mer Wie Das der feifer zornig wer Molt er da ylends nim beharren Bei den andern grojen narren Vnd hat ſich in mein ars verborgen Alſo behüt vor allen forgen Er ſitzt Dannocht vil wörmer din Dan fürt man in zum galgen bin Vnd geb im da ein meyenbad | Von dem galgen vff das rad Das er fich fürbaß des folt fchamen Schmachbüchlin unbefanter namen Mit lügen nit mer lieg vßgon Als fie zum dickernmal bon gethon Hetjtu in nit heruß vertriben Er wer noch lenger din bliben Ach allerliebfter vetter mein Laß in doch jchlieffen wider drein Er würt dirs nit vndandbar jein Einmal jchig ich in ſunſt in rein.

Wie zuletft noch zwen giefenheingen, das fein . doppelnarren, vB dem grofen narren getrudt werden.

Ach got wie nimpg fo grofes feichen Ee das die giefenheingen weichen

119

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dt:

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Es bag uff erd fein man nie Fint Mas doch gickenheintzen jint

Es fein gar feißte narrenqued Vnd bon gemurglet in dem ſpeck Der gelten nün ein Dubentred

Man fie dem grofen narren ſeſſen In den hoſen in den bejien

Sp würff er jie bin mit dem Fleidt Das fie im nit me brechten leidt

120

Stecken fie dan in dem magen Sp möcht ers hinden vßhin tragen Vnd werden ledig ſchon vnd fein Wan er fie gefchiffen bet in rein Wan fie dan ſeſſen in den bar | Sp möcht mans fehneiden abher zwar Nun bon fie gemwurglet in dem ſpeck Lon ſich nit treiben bald hinwegk Man muß fie Frefftiglich vßdrotten Dan jte nit weichen von gebotten Und Ion fich kurtzab nit beichweren Noch mit ſchimpff noch erniten leren Der gickenheintzen weiß ich ein Der bat arm füß und Tante bein Und Das podragra darzu Auch weder tag noch nacht Fein ru Kan auch weder fiten noch gon Das zipperlin gibt im den Ion Was er vff erd ie hat getbon Noch darff er fich des riemen frei Das er im bimel gemefen fei Mit jant franeifcen hab geret Mie das er im befolben bet Vnd im gefieret wunder Elagen Wie er mir ernftlich das fol jagen Das ich fein rot baret fol tragen Es thü im oben we im magen Wie Fan ich glauben folche redt Sch jihe das er dort ligt im bet Vnd fan nit ftelgen oder gen In wil das podagra nit lon Vnd meint ich fol im glauben das Wie er im himel gewefen was

121

Vnd hat mit fant franciß geret

Vnd ſcheißt mit vrlob Dort ins bet D gickenheintzen lieben lappen

Meint ir alſo ins muß zu dappen Das ir mit ſolchen lutenley

Vnd vngeſaltzenen habernbrey Wolten eim verdienten man

Sein baretlin greiffen an

Ir theten wol noch me daran Lauff wider vff zu ſant franciſſen

Vnd ſprich der bot hab ſich beſchiſſen

Haſt mirs baretlin wol verwiſſen Lauff vffhin bald hab kein verdrieſſen

Du biſt doch ſunſt gerad in fieſſen Vnd ſag im, lig im etwas an

Das er das ſelber mich erman Keim gickenheintzen daruon ſag

Der, weder gon noch lauffen mag.

Die prennarren.

Ab got wie fißen in den oren Sp grofe narren vnd doren.

Das jein mir freilich groje doren Die Darumb ſitzen in den oren Das ſie nit hören wöllen das Was te vff erd geleret was Mas ie Die gemeine criftenbeit Geredet bat und auch gejeit Das alle heiligen bon gelert Das bon jte alles nit gebört Sein fünfftzehenhundert ganger ior Dem narren geſeſſen in dem or

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Vnd ſein ſo lang zeit daub geweſen On ietz ſo ſie die büchlin leſen Wie nach diſem vnſerm leben Kein fegfeüer ſei den ſunden geben Wie onß nit nütz der heiligen bit Dan jte ung oben hören nit Vnd wie die meh Fein opffer ift Auch wie den pfaffen vil gebrift

123

Vnd wie man bütle jacrament - Das wir fum andertbalbs me bent Vnd wie die beicht gang glatter yn Man te gefchebe bei gutem wein Vnd ſeit ein gut gefel feinem gejellen Wie wir binfürt baß ſünden wöllen Auch Telbs einander abjoluieren Mit affenichmalg die kelen ſchmieren Sie hören alle den Luther fon Ja wer er tufent meil von yn Vnd bören nit in irer ftat Man man Dafelbft gepredigt bat Sie hören hinder den ofen wißblen Mas zwen gieenheingen lißblen Vnd hören nit was alles reich Die ſtet vnd fürjten alle gleich Darzu der feifer auch damit Gebüt das hörens alles nit Sie fein als daub am jelben ort Das ſie da hören nit .ein wort Doc hören jte in allen jachen Nie man ſackman gern mwolt machen Die klöſter brechen das ſie Erachen Das nennt man lutberifch küchlin bachen Vnd hawen drein das Balken biegen Ja in die jpalt den buntjchu fiegen Das muß gejchehen nur mit liegen Dan wer die warheit hören lat Der laßt eim ieden was er hat Vnd bist mit got vnd auch mit recht Wer weiß ir wert ein zit villecht Einmal auch hören nach der ern Das ir auch nit wert hören gern

124

Wie ir ieh auch nit hören welt

Dan alles das euch gern gefelt Alfo würt got zu feiner zeit

Auch hören was euch vnfal geit Wie ir mit dauben oren mefjen

Gleichs fol euch werden nit vergeſſen Man mürt euch leren alfo nerren

Vnd eumere oren baß vffiperren.

Dem hauptman fchweren.

Sp mid der bunt hat hergeftelt Vnd für ein hauptman erwelt Erforvdert alle billicheit Das ir dem hauptman thut den cidt.

Wa vor zeiten Frieg fein gefein

Hon jte gefchworen dinget ein Kirchenklufen nit zerbrechen

Die priefterfchafft auch nit erftechen Vnd die kirchen nit berauben

Zu eer dem criftenlichen glauben Dan jolichs als goßzierden ſindt

Vnd tollen frei fein vor dem findt Nun wil es nim bon Ddifen fin

Der Eirchen jchonen bringt nit gewin Als ſchlagen drein ond reiffens nider

Das man fte nit me bam wider Kein ftein da vff dem andern bleib

Sp ſchonen auch feins priefters leib Die würmneft wöllen wir zerftören

Ir feinen dan den Luther hören Die pfaffengaß möllen wir erlöfen

Das würt em balgen ond ein fröfen

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126

Der würt vnß gurglen füß hinyn Wolan lugt eben zu der fachen

Man möchte euch ein benedicite machen Das ir fein würden wenig lachen Der got lebt noch im bimelreich

Der allen hat verbotten gleich Das iederman fich des folt fehemen

On reiht Des andern gut zu nemen Wölt ir die firhen dan zerreifjen

Die jo mit grofen erniten fleifjen Euwere elter bon erbumen

Gedenden mein e8 würt euch rümen Fart bin, farn bin betracht Das end

Vnd lugt das ir euch ſelbs nit chend Doch wan ir mwolten folgen mir

Ir ließt den luther vor der thür Nun haben ir in yngelaſſen

Vnd halten mit im wenig maffen Habt für ein hauptman in ermelt

Es ftot ein ding biß das es felt Vnd warn der wagen brichet hin

Sp fein der reder fier gefin Der luther ift ein zornig man

Würt euch verfieren glaubt daran On zorn ond neidt fer hauptmanfchafft

Sp bleibts in.eren vnd in Erafft Hitzig köpff vnd gehe daten

Die hören warlich in kein rat Es gehört ein küler kopff darzu

Das recht ein hauptman kriegen thu Das ir al nit betrachtet habt

Das kloſter vberlebt den abt Der buntſchu ſein noch me geweſen

129.

Man ift alzeit vor in genefen Dan jolcher bunt wer got ein leit In ſtetten aller erberfeit Man aber in dem reich in ftetten Kein erberfeit in redten beiten Die burgerfchafft mit fampt den fürften Vnd ir euch das getröften dürften Das got im himel wer geftorben Vnd alles recht im grunt verdorben Dan wil ich glauben wer e8 zeit Alfo mit zorn ond auch mit neit Mit dem buntjchu berfürbrechen Durch brieff vnd figel meſſer ftechen Vnd den tüffel gar zerbrechen Mit dem buntjchu euch zu neren Dem Tutherifchen hauptman jchweren Vff das ewangelium Wa man bletter föret vmb Das man alzeit ein buntſchu findt Die gefchrifft ein ieder lejen Eindt Mit ſtarcken rincken wer verriglet Vnd mit dem buntichu auch verjiglet Ah got thun den buntſchu hinweg Er Hört den buren in den tref.

Ein lermen vffſchlagen. Hört Hört ie iederman Wer mit dem Iuther wil daran Der greiff die fachen dapffer an Vnd fum her in die ordnung flan. Schlag off fchlag vff mit beiden trumen Laß Durch alle berg vnd deler brumen Vff das wir al zufamenfumen

128

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129

Zujamenfumen guten fug Da ung al E£eifer vnd al fürften Nimerme angreiffen dürften Mir wöllen wol daryn beharren Schlieff ieder in den grofen narren Ma er vor herußkumen ift Da jchlieff er wider yn mit hift Die in dem bauch gefeffen find Die jchlieffen wider drein gefchwind Die andern ichlieffen in Die oren Die vor auch Din geſeſſen mworen Doch nem Das feiner in den jin Das er zum hindern jchlieff hinin Dan vnſer karſthanß ghört dahin Der iſt vorhin auch dyn geſeſſen Darnach lugt das ir nit vergeſſen Wer nit ein beſundern ſitz möcht han Der mag wol in den buntſchu gan Der ſitz enthalt wol iederman Den ſtiffel nem auch niemans ein Dan brüder ſtiflin gehört darein Vnſer münchlin muß rum han Vff das es büchlin ſchreiben kan Buntſchubüchlin, ſtiffelbüchlin mit Darumb ſolt ir in irren nit Der nar iſt wol ſo groß mit geferden Das wir al din verborgen werden Darin ſucht vnß kein menſch vff erden Es nimpt noch tuſent menſchen wunder Vorab die weiſen al beſunder Das man ein ſolch groß offrur macht Damit die oberfeit veracht Keifer, fürften, babft verlacht

130

Cie mwöllen ein concilium han Vnd bon Fein blatz zu zögen am Berieffen Dannocht iederman Vnd wiſſen jelber nit wahin Ma mittel, end, wa 98, wa in Sie rieffen aller welt zufamen Vnd gen der legerjtat fein namen Vnd bon nit me dan ein gut jchlog Das iſt der liebe nar jo groß Vnd bon ſunſt weder ftod noch Huf Das jie behülffen- ſich daruß Mit trumen alle welt berieffen In den grojen narren zu jchlieffen Ich förcht ſie werden ſich verdieffen Sie raten münchen vnd den nunnen Alſo Dorecht vnbeſunnen den klöſtern zu lauffen gar Vnd ſagen nit wahin wahar Wan ſie dan den klöſtern kumen Bewegt den lutheriſchen trumen Vnd fragen nach dem groſen hauffen Dem ſie erweckt zu wöllen lauffen So lauffen ſie al vberzwerg Biß das ſie kumen gen wittenberg Zu irem hauptman der da ſtot Hon ſie gelt ſo gibt er brot Vnd ſitzt der wirt da vor dem huß Hon ſie nit gelt ſo treibt er ſie So kumen ſie dan heim vnd weinen Mit den ſchwachen mieden beinen Vnd ſagen wie ſie ſein betrogen Es ſei ein dant vnd als erlogen Was man von dem luther ſeit

131

Bon jeiner leer und geiftlicheit Er trag ein gulvin fragenhembd Vnd wie er auch tag und nacht jchlempt Seins ordens halt auch Fein flatuten Kün zwiden bag vff feiner luten Darzu ein tenor darin fingen Gar ſchon in emangelifchen Noch laſſen fie Die trumen ſchlagen Mit luter ſtim dem babft zu jagen Das er den bebftenlichen ftant Den die tüffel erdichtet hant Schnel und ylens fol verlon Vnd auch zu in in narren fion Zertretten fein dreifaltig kron Desgleich Die münch vnd auch die pfaffen Die jollen werden und auch jchaffen Verlaſſen prieiterfchafft ond ampt Desgleich die biſchöff allefampt Vnd reißen Darzu alle gemein Das fie der herren achten fein Sie wöln machen reformation Die ewig mög in werden fton Dan was in fünffgehenhundert ioren Je gefab gemachet woren Das bon gethon Die narren doren Sie wiſſen ieg den rechten brant Mie man regieren jol die lant Vnd den criftenlichen ftant Sie wiſſen ieß die rechten griff Ma ieder fit im narrenjchiff nd Die rechten ſtraſſen find Ob ſchon einer wer blind Das er es dannocht het am griff Ma ieder in den narren ſchliff.

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en buntichuch ſchm Wie der luther den buntihuch fehmiert, das er den einfal- tigen menichen angenem bleib.

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die fürften ftet

Gin ieder Das verfehen bet

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der wein noch brot

as ung fein mangel möcht bejchehen

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Ich wolt mein heer gern wol verſehen Co fürcht ich da

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133

Laſſen fieren zu in not Darumb hab ich ein fund erdacht

Ein grofen buntjchu mit mir bracht Derjelb würt al wol erneren

Den on auch nieman fan entweren Vnd ob er jchon ruch leder ift

So mag er werden zugerift Vnd jo gefchmieret alfo glat

Das er ein ſchons geſchmecklin hat Ja wie der mufcatelferwein

Als ſüß gat er zur gurgel ein Kein honig ift jo ſüß vff erden

Vnd mag fein zuder nimer werden Alſo ſüß zu aller frift

Ja wan er wol ift zugerift Vnd io feißt geſchmieret wol

Dan ſchmackt er wie ein pfaffenkol Es ſchmackt kein negelblum ſo gut

Als ein geſchmierter buntſchu thut Wan man wil ſo iſt er wein

Darnach man etwas ſchmiert drein Schmiert man hünertreck darneben

So ſchmackt er wie die hüner eben Genßmilch ond ir grüner treck

Vnd drei finger breit mit ſpeck Hamelszotten affenſchmaltz

Ein becher mit geweichtem ſaltz Wan die ſtück ſein zuſamengriben

Mit ſchmieren in den buntſchu triben So thut er wie das wiltpret ſchmackt

Als onß der luther ſchreibt vnd ſagt Dan wa der buntſchu nit mit gferden

Wa geſchmiert bereit möcht werden

134

So ſchmeckt er reiht wie tüffelstreck Das ieder lief vom bunt hinwegk Vnd nem doch weder gelt noch golt Das er der ſpeiß verfuchen folt Darumb facht man in an zu fehmieren Vnd jagen wie man wöl regieren Baß Dan vor ie ward regiert Dan hab ein ellends weſen gefiert Auch jei der arm man gar verdorben Vnd von hungeränot geftorben Vnd ſei befchwert iederman Das niemand das erleiden Fan Die zöl Die müfen ab am rein Vnd al beichwerden von dem mein Sp würt es leichtlich darzu kumen Ein maß würt vmb ein baller genumen Schatzgelt, betgelt, ftüer und macht Fronen, zinſen als verlacht Vnd fol fein buer fein gült me geben Den pfaffen, berren merden eben Dan ceriftus hat vnß al gefreit Das niemand gült dem andern geit Wir fein al pfaffen edelman Vnd fehen niemans weiters an Wir wöln einmal auch felbs regieren Wie das vnß dundt den buntjchu jehmieren Vnd haben einen guten mut Mit der reichen fargen gut Mir fein Doch al eins vatters Eind Das wir auch gleich al erben find Mir wöln eins mit einander teilen Vnd wie die fagen mit müſen geilen Wa dan mit folchem glatten ſchmer

135

Der buntichu ſüß gefalbet wer So weſſert dem gemeinen man Das mul ond auch Die zung daruan Vnd wolt vil lieber ein buntjchu freſſen Dan des beiten wiltpreg efjen Mer er nit gefchmiert fo werd vmbſuſt Vnd bet fein menfch darzu geluft Das fchmieren macht in aljo gut Das mir der mund fo weflern thut Man er alfo geichmieret ift Sp fumpt der luther dan mit liſt Vnd bat erft rechten affenfchmer Vnd weiß vorhin al ir beger Auch facht erft an und fchmiert in baß einem alten bütelfag Mie das ond dis als götlich jet Vnd ein ieder menfch jei frei In dem Heiligen tauff worden Sei bubenteding mit den orden Man jol die flöfter al zerftören Vnd Hff den boden gar vmbkören Darzu vffblündern alle fifft Vnd fie vermeiden als ein gifft Es jein hurhüſer allefampt Damit das her er in erflampt Es ftand im ewangelium Das man fie fere al herum So dörffen jie fein gült me geben Mas Ddörffen wir das münchiſch leben Mir fünnen alle jelber beiten Vnd warn und gluft zu kirchen Dretten Sie bon die wahrheit vnß verichwigen Vnd laſſen under den benden ligen

136

So fünnen wir einander leren

Mas Ddörffen wir ir predig hören Meß Halten ift abgötterei

Sagt an wa e3 gefchriben ſei Das man opffer in der meß

Vnd des tefiameng vergeg Das criftus bat zuleg gelon

Am nachtmal mit den tüngern thon Als nichs, thun vnß den blunder ab

Lug ieder das er ſchühung hab Pon den fiben jarramenten

Es fein alfamen nur blaw enter Das die pfaffen bon erdacht

Damit jte gelt bon herußbracht Sol ich mein find nur teuffen lon

So ift es vmb das gelt getbon Beicht ich dan fo heiſcht man gelt

Die meſſen mir auch nit gefelt Firmen, ſalben was das ift

Sit alles vff den ſeckel gerifi

Nichtz anderd dan der pfaffen lift Man die jarrament nit weren

Sp dörfften fie fein gelt begeren Sant Anthoni heiſcht ein ſuw

Gib du mir und mangel du Es iſt als nich& der heiligen bit

Sie helffen doch on gelt vnß mit Das fegfeüer möllen wir verwerffen

So weiß ich das wir nim bedörffen Für onſerer elter jelen bitten

Sie bon doch nichtz darin erlitten Gr macht den buntfcdyu jo vol ſchmer

As ob er luter zucker wer

137

Das ieder hat darzu beger Den buntjchu lieber eſſen wolt Dan das er jchiltlüg ſchlucken jolt.

Des bunds erfter angriff.

Sp wir doch ie der meinung find Der kirchen ond der pfaften find

Sp mwöllen wir zuerfi vmbkören Kirchen kluſen al zerfiören.

138

Vnſer hauptman luther lert Wer ein kirchen gantz zerſtört Der hat ſo vil des guten gethon Als ſo ein huerhuß würd zergon Dan onß Das ewangelium ſeit Das die gantze eriſtenheit Kein ander prieſterthum nit kent Dan das er innerlichen nent Das iſt das wir im hertzen hant Auch ſein kein kirchen vnß bekant Dan die wir al im hertzen tragen Got geb doch was die pfaffen ſagen Sie richtens als in iren kragen Was helffen mich die ſtein vnd wend Die ſie dahin erbuwen hend Darin die buren zu opffer gend Im iar einmal ein kirchweihe halten Götzen an die wend maleten Vnd wie die narrenglocken lüten Zu den erdichten ſiben ziten Das alles ſamen iſt erdicht | On gelt fing er fein noten nicht Sol er dan predigen gottes ler Sp fpricht er bringt mir opffers mer Das meine magt ond meine find Deft bag im huß verfehen jind Vnd onß der fperf werd mit dem fpind In Eirchen jollen zamen kumen Die heiligen ceriften und Die frumen So bant er mich mit brieffen druß Dertreibt mich dem gotteshuß Darin er mich berieffen folt Ja wan er gottes wort halten wolt

139

Darumb jo ftürmpt ond greiffen an Laßt nit ein fein an Firchen flan Reißt den blunder gar darnider Das niemans jle mög bumwen wider Doch lugt off kelch off filber golt Das würt vnß dienen für den ſolt Mas verfeuflih ift nempt an Die muren laßt zum zeichen fan Das man ewig gedend daran Mir bon ein guten fturm gethon Ich hab im windel Funden fton Zwei jtlberin bruftbild vnd zwo hend Diejelben wir vßbüten wend Mer diſe büt würt jehen an Der mwürt dabei gar bald verfian Mas Diefelben knecht gewinnen Die mit onjinnigen jinnen Sich des groſen mutwils fleiffen Die kirchen kluſen bie zerreifien Sr habt ein jchönen fturm gethon Sit Das Die reformation Wart ein klein euch würt der Ion.

Der ander ſturm.

Wolher, wolder fein al gerift

So vn$ der erft ſturm geraten ift Zum andern gat es an die fefte

Ja die ich acht die allerbefte.

Das ſchloß wir angreiffen wellen Mit jturm erobern lieben gjellen Darin hat gefliehet alles land Was burger ond Die buren band

Golt und jilber korn und mein Das bon fie alles gefiert drein Wan wir die feftin möchten gewinnen

Als ir dan manlich ftürmen fünnen Vnd woltend mutlich greiffen an

Den fturm onß belffen hie beftan So wolt ich geben düppel jolt

Acht guldin iedem fnecht in golt Vnd alles gut in ſackman geben

141

On das der fnecht gewint darneben Das müſt in allesfampt bleiben Ja iren finden iren weiben Dan würden ſie in reichtum ſton Ja nimerme zum bettel gon Ach lieben fnecht nun achten nicht Das niemand zu onß berußfticht Vnd vff den muren niemans ift Sie thun es alles vff ein Mit Das ſie jo ftil jein vff Der feit Die fogel werden vnß im neft Vnd halten ſich gar fteiff ond ſtil Iſt niemans der ſich wagen wil Dem wil ich tuſent guldin geben Der hinyn ſteig vnd lug vnß eben Was doch für ein folck din iſt Wie ſie zu ſtürmen ſein geriſt Hie bin ich hauptman ſprach hanß miſt Ich wil mein leben dapffer wagen Wie ſie gerüſt ſein alles ſagen Her büchſenſchützen leiter an Ir ſollen zu der porten ſtan Mas ich euch heiß Das vnderſton Vnd lugt das ir daruon nit lon Ich ſihe Fein menſchen in der feit Die fogel fein al dem neſt Ein ſuw ligt dort Die ift die heit Ich bin ab in das ſchloß geitiegen Ein jum find ich da in der ftigen Sunſt ift bie weder menjch noch fihe Das ich im gangen jchloß erſihe Din ift auch weder brot noch wein Vnd nit ein bar geflöhet Drein

142

AU Hoffnung und al guter won Der wil un bie verfallen ſchon Mir foltens haben baß befunnen Wir bon ein grobe ſuw gemunnen Es ift ein jchand wa man das feit Das wir den fleig bon angeleit Vnd rnit me erfriegen fünnen Dan ein arme ſuw geminnen Doch iſt das beit da nit vergeffen Das wir doch Eotfleifch hon zu efien.

Der drit flurm. Sein vnß zwen ſtürm geraten nit Wer weiß der drit gerat villicht Vnſer gröfter fint ift darin D heiten wir den mit gewin.

Ir frumen buntgnoffen hörn mir zu Der klagen die ich billich thu Ernitliche brieff Die jein mir kumen denen ich hab mol vernumen

Das der murnar vnd murmaum Die grofe feißte beckerſauw In die feftin bat getbon Diejelb vnß gern gewinnen lon Als wolt er damit zögen an Der krafftloß vnd omechtig man Das onſer jach ftch nit würd fügen Nur zuletit ein ſaw bintrügen Mas der bößwicht fan ervenden Dem luther ſchanden anzubenden Da jumpt er fich nit nacht vnd mg Das in der blix das wetter ſchlag

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Der meineidig eerloß man

Hat ſich in ein ſtarck ſchloß gethan Verbolwerckt und verriglet hart

Vnd zu der mweren nich gefpart Mas nur der luther jagt und jchreibt

Sein geſpöt vnd iuff daruß treibt Künnen wir in nit bezwingen

Ep würt ung nimerme gelingen

Er hindert ung in allen Dingen

144

Der tüffel bat in laſſen werden Geboren eben vff der erden Zu Difer zeit und diſem bunt Ach leg er tujent meil im grunt Mein lieben fründ ich euch erman Das ir bie greiffen ernftlih an Man wir.den find erobert hant Dan nimpt erft vnſer bunt beitant Hie lugt das ir al3 man beitat Dan er ich nit erfchreden lat Mir haben allen funt ond lift Dem entendieb vor zugerift Schmachbüchlin gefchriben aller bab Der bößwicht rumpfft ſich nit darab Mir bon ein Drachen im gemacht Vnd ein karſthanſen berfürbracht Das hat der leichnam als verlacht Je me wir zornig bon gefchriben Das wir in damit bindertriben Vnd er vnß diſem bunt nit ſchied So ſingt er vnß daran ein lied Wiewol im ſolchs hat vergolten Bruder ſtiffel vnd geſcholten Das hat er vber den lincken zan Wie ein wolff geſehen an Vnd die zen gebleckt daruan Der ſeeloß vnd der krafftloß man Wir hon darnach ein liſt erdacht Vnd ein fabel herfürbracht Wie eins burgers weib zu nacht Hab ſich zu im ins kloſter gemacht Mit irer magt ſei zu im gangen Die hab er ſibenmal empfangen

145

In einer nacht berumb ber buckt Vnd eins wolffs mal da verichludt Als nun die magt mit irer framen Daheim im huß Das hembd wolt ichawen Solt die fraw geiprochen ban Kum magt ſihe mir Das hembd Doch an Ich babs dem münch daheim verwiſſen Wie hat er mir das hembd beſchiſſen Diſe fabel vnd dien dant Dem münd in allem tütjchen lant Hon wir erdichtet im zu ſchant Mir meinten daS mit Difer redt Der münch fich gar verlauffen het Mer v5 dem land gelauffen bald Oder in einen weiten wald Oder fich het ertrenckt im jee Das in fein menjch ſeh nimerme Da lacht der rölling vnß daran Vnd nam das für groß eren an Das er wer jo ein dapffer man Vnd ließ ſichs nit ein har verdriejjen Er meint er würd fein hoch genieſſen Die weib erwegt mit diſen gferden Würden im erſt günftig werden Verſpot vnß erſt mit lechlen ſchweigen Vnd bodt vnß dran ein welſche feigen Alsbald er wolt nit daruff geben Da bedachten wir ein fund daneben Ein katzenkopff im zu machen Da fieng er erſt recht an zu lachen Vnd ſprach er gern blutte müß So lieff ſein kopff auch ſunſt vol lüß Vnd danckt onß Dis kopffs gar eben 10

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146.

Das im eim fagenkopff ward geber Darnach bon wir den grofen narren Vmbgefieret in dem farren Im zu ſchanden und zu jchmach Co nimpt ers für ein eben jach Vnd macht ung diſes büchlin dran Das in got fihend den öden man Der bößwicht wil nit lutheriſch fein. Verſpottet ung in narrenfchein. Vnd treibt vnß ein affenfpif Darumb ich mümlich raten wil Das wir vnſer leib und leben Un diſen ſturm mit ernften geben Mas wir vermügen gut vnd eer Zu diſem fturm ein ieder fer Vff das wir diſen feint verfellen Thun das bet ir liben geſellen Al die den buntfchu retten wöllen Man diſer feint zu ſcheitern gat Glauben mir der bunt beftat Dan allevieweil der münch bleibt Vnd ſolch geipöt bie vnß treibt So went er von vnß manchen man Das vnſer bunt nit mag beſtan So lang ſo kurtz laßt er nit ab Als lang ich in erkennet hab Ich wolt dem tüffel ee abgwinnen Dan ſeinen böſen liſtigen ſinnen.

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Murnar, murnar find ich Dich Do Des bin ich von bergen fro Dan ich ietz in der keffig han

147

Den fogel der nit weichen kan Kenjtu mich auch daß ich bin der

Den man nent den lutherer Dem alle welt glauben git

Vnd niemans widerredet nit Mas ich nur fchreib Das nimpt man an

Das niemans widerjprechen fan Ich hab gerichtet off ein bunt

Dem nie fein menſch an figen Eunt Alſo ſtarck und alſo groß

Warlich zu fuß vnd auch zu roß Dörffer ſchlöſſer vnd die ſtet

Vnd was da weer vnd muren het Das hat ſich allesſampt ergeben

Vnd wöln nun fürbaß lutheriſch leben Allein thuſtu ein widerſtant

Wider alle ſtet vnd landt

Vnd bringſt dich ſelber auch zu ſchandt Vnd haſt doch weder ruck noch macht

Zu liffern vnſerm bunt ein ſchlacht Beſchlüßſt allein dich in den muren Laß doch dein leben dich beduren Dan wiltu nit das ſchloß vffgeben

So gilt es dir fürwar dein leben Darumb ſo merck mein wort gar eben Gib vff das ſchloß das rat ich Dir

Ee das wir ftürmen ziehen für Vnd grojen koſten vff Dich wenden

Dih vnd als dein geichlecht zu ſchenden Dan müfen wir ein fturm angon

So fumpjtu warlich nit daruon Es muß als jterben meib und find

Al die im jchlog Din bei dir ſiud

148

Vnd du must ſelb geedert werden Nackent ligen vff der erden

Darumb biß Dir srl gnediger dan Das du ſolchs Dörffteit onderitam.

Murnern

Lother, Lother biftu fro Das du mich findeft bie alſo Du ſoltſt wol thun ein finden hie Das dich nit beſſert vor noch ie Haſtu mich in der keffig dan So lug darzu greiffs weißlich an Das ich dir nit entlauffen kan Du tröweſt mir vil vnd wilt mich haben Mit fürtzen müſt man mich begraben Man ich von deinem treuwen jtürb Vnd mit jchelten erft verdürb Verachteſt ons, ſchlechſt vnß den muff Mir tragen doch Fein fchlever vff Du würdſt mit namen bon zu fchaffen Darumb jo laß Dein wort ond Flaffen Laß dein kunckel bei dem bert Es gilt ie greiffen zu dem fchwert Dem bunt ond alle die e8 mit dir bant Wie Diefelben fein befant Das willen menichen und Die lant Wan fie dan kumen alle zamen So bat ir feiner eer noch namen Vnd fein fo eerlich nit betagt Das einer feinen namen jagt Vnd machen büchlir off dem Tant Die weder erüg noch namen hant Das acht ich für ein fchelmendant

149 _

Co bon ir vor nit vil gemunnen Da ir To jchellig vnbeſunnen An der firch ein fturm bon thon Allein das heilthum Habt daruon Was dasjelb ift für ein gewin Das legen v5 mit Elugem jin Der fan nit vil gemunnen hon Der efel, narren tregt daruon Ir Habt nit vil der eer eriagen Als ir Die ſuw habt dannen tragen Darumb wil ih gang nit verzagen Ich hab ein gröfern bunt bereit Die gang vnd gemeine cerijtenheit Die glaub ich wie mir Das betagt Vnd der artikel klarlich jagt Es ftot nit Din Das weiß ich wol Das ich dem lutherer glauben jol Diejelbig gemein hat vbergeben Mir das jchloß zu bieten eben Das wil ich thun zu aller ſtund So lang mein athem gat vom mund Nun trog dich bald mach Dich daruon Sch laß ein jchlangen vff Dich gon Von deren du latyn oßlerſt Das du die bein gen himel kerſt.

2.2.1405

Gib frid murmam ond ſchüß noch nit Hör noch ein wort vmb früntlich bit Das wil ich Dir zu gutem jagen Vnd Dich des rechten grunds betagen Die ſchmachbüchlin die ſie bandt Vßgeſpreitet in dem landt

150

Dir zu nachteil und zu fchandt Berborgenlih on allen namen Des jollen ſie ſich billich ſchamen Sie haben kein dienſt mir dran gethon Ach hetten ſie das vnderlon Mer vunfer eer deſt gröſer ſchon Sie hon mit iren büchlin gmacht Das mancher frumer vnß veracht Vnd halt den gantzen bunt für nüt Vnd das wir ſeien fumpenlüt Nun haben wir fein fchuld daran Das fie dir jchmach bewiſſen ban Sch fan Dir auch nit vnrecht geben Das du dichs Flagft darneben Vnd zürneſt billich ober das Mit lügin Dir bewilfen mas Doch laß dasſelbig ietzund ſtan Vnd ſihe die andern bei vnß an Vnd was wir hie für fenlin han Bei diſem bunt auch eriftus ſtat Der un m nöten nit verlat Die eriftlich warheit iſt auch bie Die vnß verlaffen bat noch nie Griftlich freiheit Das ewangelium Würt gehalten vmb vnd vmb Dieſelben ſoltu ſehen an Vnd nit wer dir hat ſchmach gethan Darumb eracht die ſach der friſt Wie ſie doch an ir ſelber iſt Gib vff das ſchloß hie vnbezwungen Ee das Du darzu wüuürſt getrungen Thuſtu das ſo iſts mit heil Du tregſt ſunſt hie dein leben feil

151 :

Ermeß den handel biſtu weiß Vnd bruch zu leben gröfern fleig Es gilt Dir nit ein riemen zwar Sunder den leib und haut und bar. Darumb jo nim dein bejfer war.

Murner

Es gilt ießunder wörtlin nit

Doch vmb gethone früntlich Bit Gib ich ein kurtze antwurt Dir

Vff ſolchs das du balteit für Mit den jchmachbüchlin allenfant

Die vßgeſpreitet jein im lant

Mir zu ſchmach vnd auch zu fehant Es ift geichehen ligt am tag

Das niemans jolchs löcknen mag Wan e8 euch ſchon leidt allen wer

Damit hab ich Fein widerfer

Meins lebens vnd auch meiner eer Darumb gib ich ein furgen bicheit

Was ir mir habt getbon zu leit Das wil ich euch mit gleicher mafjen

Nichtz an der pfannen kleben laſſen Man ich euch wol bezalet hab

Vnd mölt euch nachgonds halten ab Dan wil ich mich lon gierlich finden

Befriden laſſen mider frinden Das aber criſtus bei euch ftant

Wie ir dasjelb geredet hant Verlaß fein gange criſtenheit

Vnd hab euch beiftant zugefeit Das wil ich kurtzab glauben nit

Darzu hilfft weder flehe noch bit

152

Ich wenck mich darab nit ein drit Das ir der warbeit euch beriemen Vnd eumern bandel feljchlich bliemen

Mit dem emangelium Das balt ich für ein bubentrum

Die eriftlich freiheit Die ir begeren

Die iſt das ir gern ledig weren

Zing und gült und zol zu geben Got geb wa wer ein criftlichs leben

Darumb fur ab bie wenig wort Luther züch ab von diſem ort

Sch ſend Dir junft ein botten dar Das du nit kumpſt me jchwegen bar.

Eutb er

Hor noch eins wolg dir gfellen

So wolt ichs halten für den gejellen Ob wir etwas möchten raten

Zu difer Eleglichen daten Das nit wir tütichen alfo machten

Blut vergieffen findtlich jchlachten Vnd jelbs einander vmb wöln bringen

Wer weiß got möcht in difen Dingen Villeicht ein ſolichs mittel finden

Vnß zu nuß vnd vnſern finden Darumb wil ichs in halten für

Vnd wider fumen ber zu dir.

Murner

Was iederman gutz reden fan Das wil ich gern mir jagen lan Gefelg mir dan jo nim ichs an Gefeltz mir nit jo lag ichs ftan

153

Doch ſoltu dis ie merken eben Dies Ichlog zu vbergeben Der frumen gemeinen eriftenheit Das jei Dir iegund vor gefeit Das ich Daruon fein wort wil hören Du würdſt michs auch nit anders leren Das ich verlafien folt Die gemein Vnd fon zu einem huffen Klein Dundt mich der gröften dorheit ein.

Der luther zu dem bunt.

Hort buntgnofjen guten fründt

Ih hab geret mit onjerm findt Schimpff vnd ernit recht Bbeiderlei

Was doch zuletjt jein meinung ſei In alle weg erfaren in

Db er das ſchloß wöl geben hin Vnſerm bunt zu vnſern handen

Dver werden darob zu jehanden In dem jchlog darumb verderben

Dan er müß ficher darumb jterben Bald bat er mich bin heiſſen gon

Dver er wöl ein jehlangen lon Vnd mit kardunen bald da grieſſen

In ftüfen mich zhimel ſchiſſen

Beid mit den haupten und den fielen # &3 iſt verloren was man Bit

Grund und boden hilffet nit

Das in der hertz iar ritten jebit Als ich in nit hab fünt bewegen

Gieng ich im früntlich entgegen Ob er doch me vff gieten geb

Dan vff zern er ung widerſtreb

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155

So fein ir jchlechte Friegglüt geſein Künt ir dasſelb nit denden fein Er hat doch nie fein not erlitten So kumen ir erjt in zu Bitten Er wer doch ein meineidig man Das er darumb wolt gon daruan Vnd lieg das jchlog on weren ſtan So bat er alles gnug daneben Daruon der menjch vff erd jol leben Koſten ſpeiß vnd guten wein Dabei der landßknecht gern wil ſein Da iſt kein mangel weder not So der münch kein rückenbrot Der roraff hat im die bretſtel geben Daruon mag er noch vil iar leben Pfawen wiltpret hat er gnug So iſt der münch ſunſt alſo klug Das er zu finden weiß ſein fug Wan irs beim liecht recht wölt bſchawen Ich nem die bretſtel vnd den pfawen Vnd ließ euch ſtürmen tag vnd nacht Mit allen krefften aller macht Der münch iſt wol ſo voller liſt Das er weiß wa ſein rucken iſt Darumb gib ich euch einen rat Das ir im früntlich entgegen gat Vnd im verheiſſen etlich gut Odb ir vmbkerten im den mut Vnd brechten in off vnſer ſeit Er gibt bei got vff bochen nüt Der tüffel ſteckt im in der hüt.

156 Ench en

Ich weiß zwo meinung vor in allen Wan ſie euch wolten gefallen Die wolten wir im balten für Er wird jich geben glauben mir a Die erit das er wolt lutheriſch fein Vund vnß reden nichtz darein Was wir mechten ordenierten Vnd für ein lutheriſch weſen fierten So wolt ich im dabei daneben Mein dochter zu den eren geben Damit die früntſchafft würd geſterckt Dan ich hab wol von im gemerckt Was er von meiner dochter ſeit Ein guten willen zu ir treit Er hat ir kloſterbrötlin geſchickt Mit ſüſſen augen angeblickt Ein kloſterdentzlin hat er gethon Mit ir ein reyen gefieret ſchon Vnd ein iheſusgenglin gemacht Vber ein zan ſie angelacht Zu baden hat er ir gedacht Vnd ein löffelkörblin bracht Ich wil im die zwen punckten ſagen Von euwernwegen für in tragen.

Wie der luther dem murner anmut Lutheriſch zu ſein, vnd das er wöl ſein dochter zu der ee nemen.

Lutber

Murner wa biftu kum berfür Zu reden bab ich bie mit Dir

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Vnd hab den handel fürgeleit Dem gantzen bunt daruon geſeit Nach vnſerm beiden abſcheit

Sie haben al beſchloſſen das Wiltu abſton feintlichem haß

Vnd lutheriſch ſein off vnſer ſeiten Dem bunt zu hoff mit trüwen reiten

So wöllen wir dir merck das eben Mein dochter zu den eren geben

158

Kein ſchönere ereatur vff erden Iſt nit ieh mag. nimer werden.

Murner

Berden blut Das fein gute mer Lieber luther fum baß zuber Das ich dein wörter al merd eben: - Wiltu mir dein Dochter geben Mer ich dot ich wolt erjt Ieben Jh mil von aller findtichafft fton Gen ron, gen oc, fant iacob gon: Das du mir gebjt dein Dochter fchon Vff diſer welt Die edel fron Doch das du mir das Dingeft ein Mie das ich auch ſol lutheriſch fein Das muftu mir bie baß betagen Was lutheriſch fein, von ſtücken ſagen Ich bin alzeit ein criſt geweſen Vnd hab die ordenung nit geleſen Was lutheriſch ſei das weiß ich nit Darumb ſag mir das als damit Es müſten fein gar wunderſachen Ich hülffs euch alleßſamen machen Was ir wölt wil ich vff erd Nur das mir euwer dochter werd Ich het an leib gut zugenumen Möcht ich das kleinet vberkumen Ah got wie füffg ich nach der ſtund Das ich erfüßt iren. roten mund Tuſent meil von bergen grund.

Der lutberifch orden. So ich dich alfo willig find

159

Vnd deinen gunft zu meinem find: So wil ich dir bald geben ein

ie du müſſeſt lutherifch fein Doch wil ichs in artikel jchreiben

Das es mög mol vermerkt bleiben

Beid von mannen vnd von weiben: Das iederman Dabei veritand

Was wir für eim ordnung band Das ieder wiß Die lutherei

Deiter. bag zu halten frei Erjtlich jol Das werden betracht

Das der babſt werd gar veracht: Den der tüffel bat erdacht

Vnd die biichöff al verlacht Mit allem prieiterlichen- ſtant

Dan der tüffel jie erfant Der hat ir weſen zugerijt

So ift der babſt ein entenerift Dan die genß im tütichen land

Den babft ie nit ermölet band Das er drei Fronen tragen wil

Er hat an einer nur zu vil Was er machet für gebot

Der omechtig lefterlich abgot Vnd jendt zu halten das heruß

Der groß vnd jchentlich priapus Das mwöllen wir mit fieſſen trettem

Vnd meder faften, beichten, betten Sein recht das wöln wir nit erfennen

Mit einem groien feier verbrennen Zum andern thun wir auch desgleich

Dem keiſer mit Dem römifchen reich Ale fürften snd alle fiet

160

Vnd was der keiſer vmb jich bet Mas fie erkennen und gebieten

Da jol ein ieder ſich vor bieten Al gebot die fie vnß machen

Die follen wir in al verlachen Vff erd nichg halten was ſie jagen

Vnd nit ein berlin darnach fragen Der criftlich glaub gibt vnß freiheit

Zu erfennen bie fein oberfeit Mir fein im tauf al frei geboren

Ge keiſer, fünig, fürften woren Zum dritten wer wil lutberifch jein

Der acht der meſſen niendert fein Der tüffel bat Die meß erdicht

Vnd beſſern vnß ein nadel nicht Meder im leben noch im Dot

Ein iede meh ift ein abgot Vnd ift ein luter büberei

Die haut ung abzuziehen frei

Wider alle lutherei Die meh Fan auch fein opffer fein

Tregt nur eins teftameng jchein

Kein waſſer gehört in kelch zum wein Nit anders beichten folt ir mwellen

Dan ein gut gel fein andern gſellen Firmung, ölung vnd die ee

Ach legen: in dem bodenjee

Das wir ſie ſehen nimmerme Mer gut Iutberiich fein begert

Von allen jacramenten kert

Wie vnß der luther hat gelert Klöfter und Die Eirchen brechen

Der heiligen bild mit meſſern flechen

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161

Alle farrament enteren

Den nunnen ire Elöfter weren Vnd die münch daruß zu treiben

Das thü wer lutherifch wöl bleiben Mer off Tutherifch predigen fol

Der jchelt die münch vnd pfaffen wol Vnd hüppenbub auch iederman

Sp jiht man das er lutheriſch Fan Vnd die warheit Dapffer jagen

Kein -frid fol er mit iemans tragen Mas die münch ie haben thon

Das bring er wider vff den plon Vnd jag vil von ir vppigfeit

Doch nichtz von irer erberkeit Das al ir tref in werd verwiſſen

Den jte vff erd ie bon geſchiſſen Den fol ein ieder rütlen fchon

Bf das er flindfen werd daruon Mas ie zu zwitracht was gerift

Seit das der glaub offgangen ift Mit groſem ernſt was nivdergeleit

Bon aller gemeinen criftenheit Das jol er wider herfürbringen

Wee ift vnß mit fridfamen Dingen Das iſt der fin vnd vnſer mut

Die hend zu weichen in dem blat Din zugon biß über Die, Fnei

Das wer ein ftolge lutherei Die liegen ſolt er jchon bliemen

Vnd Doc der warheit ſtetz riemen Das wir allein Die warheit jagen

Sunft alle welt lügin feil tragen Wan wir dan fihon auch lügen drein K 11

162

So muß es dannocht warheit feir Vnd das ewangelium

Ja wer es ſchon ein bubentrum Doch folt ir ſchweigen allefant

Das wir ein buntjchu bei vnß hant Der pfaffen güter al verbeuten In ſchneller eil bei vnſern zeiten Da mwürt vnß gelt mit fampt dem gelt

Der pfaffengag ſolchs nit gefelt Man wir die bifchöff bon gedempt

Vnd ir güter bon verfchlempt So würd es an die ftet erft gon

Der Fauffman muß ſich budfen Ion

Als wir zu prag bon auch getbon Da wir erjchlagen bon den rat

Genumen was der fauffman bat Als geblindert vffgeriben

Das nit ein löffelforb ift bliben Doch wil ichs in der fum als fagen

Vnd zun orten zamen fchlagen

Dan das wir noch im bergen tragen Das ift der recht grol ift gewiß

Der dem die augen beid vßbiß Mer me guß bat dan wir

Iſt vnſer meinung vnd begir Dasſelb zu nemen ale end als

Vnd in greiffen bei dem hals feinem gut ein ſackman machen

Die hüſer reiffen mit den dachen Das vom feier die balden Frachen

Das fein allfampt Lutherifche ſachen Und fei mir Das jetzund das end

Das dife ordnung gar vollend

163

Ale ding zu feren vmb Dan ift das ewangelium Gar volfumen mit jeim orden Alſo jein wir al lutheriſch worden Wer fein augen hat verfert Vom rad zum galgen vßhin fert Geichiffen bat in tauf ein Find Derſelb ift vnſers bunds ein fründ Mergenfinder ſeinds genant Das ift der lutheriſch ſtant Den wir zu halten im willen band Da darffs nit vil zu metten gon Oder tagzeit fingen Ion Nun hab ichs murnar Dir geleit Mas ovnſer orden pff im treit Wiltu nach difer regel leben Sp Wil ich Dir mein Dochter geben Nun merk Das wol snd antwurt eben.

Murner

Botz leichnam das fein fröliche mer Der orden ift mir nit zu ſchwer Sein die artikel eumer orden Sp wer ich Iengft ein apt Din worden Ee das ich müßt vom luther zu jagen Hab ich den orden gedultig tragen Darumb nim ich den orden an Den ich vor auch getragen han Het ich Die meinung gewüßt vorab Ich bet mich nit geſperret drab Ich meint war einer lutheriſch würd Der müft tragen ein ſchwere bürd Vnd der apoſtlen Ieben fieren

164

Vnd nit den grofen buntſchu ſchmieren Müſt mie ſant peter barfuß gon Vnd ewangelifch predigen. ſchon Nichtz dan luter mwarbeit jagen Vnd Ichiltlüg in dem bufen tragen Ein jolchen ſtarcken glauben han - Der gar fein gut werd nimet an Vnd müſt fein leben befiern zwar Nach eriftus leren leben gar Vnd tragen ein ruch herin Eleit In aller zucht und geiftlicheit So aber das die meinung iſt Das man liegen fol mit It Vnd dannocht jich der warbeit riemen Böſe ſtück mit erifto bliemen Die ftifft ond Flöfter keren vmb Al jagt das ewangelium Auch ceriftlich freiheit wenden für Küffen mich vnd ftelen mir Wolten gern das mein berauben Mit grojem, ſtarckem, dickem glauben Vnd ein grofen buntjchu werfen Vnd doch mit geiftlicheit bedecken Zögen mic ein Fleinen floch Vnd lauffen fie den ochſen noch Und balten für gen Eöln zu gen Vnd lauffen fie gen babilon O das ift mir ein eben Ding Vnd zu halten gar gering Es hat mein luther gur fein gefpan Den orden nim ich dapffer an Das mir nur werd die dochter Dein Wil ich der beft im orden fein

165

Vnd folt der tüffel fchlagen drein Darumb züch ab gang wolbedacht

Die brutlaufft ift jchen hie gemacht Hie ift mein wil und als mein gemiet

Fleiſch und bein mit allem bliet

Nach Deiner ſchönen dochter wiet Laß mir fie an ein feniter fton

In der nacht bei hellem mon

Sp mil ich ir hoffieren ſchon.

LS uiber

O Murner lieber Dochterman

Ich fihe Dich für gefcheider an Dan Das Du Das verjtandeit nit

Das ein fchald bie lauffet mit Mas biftu Doch für ein iurift

Vnd haft die regel nit gewiſt Das vil me ligt an der dat

Dan wie man das geredet Hat Wort jein wort Der dat nim acht

Zum eriten vnier leben betracht Sichſtu dan ein beſſern ſich

Der mir nachfolgt ond hört mich Darumb mit tugent zier fein leben

Ein heßnen keß wil ich Dir geben. Nim Deren leben eben acht

Die ſich doch lutheriſch bon gemacht Sp würdſtu mit den augen fchawen

Das jte nit fünnen gang verdawen Den buntſchu den fie bon verfchludt

Mit lederrincken gar verzuckt Noch ſchreiens mort in heiligkeit

Die ewangelifche freiheit

166

Hie ſüſſen ewangeliſchen wein Der laufft als muſcateller ein

So ir der dochter hoffieren wöllen Ich wil dirs an ein fenſter ſtellen

Daſelbſt lug dein heil da ſchaff Vnd mac dich hurtig wie ein aff.

Wie der murnar des luthers dochter hof— fieret,

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AG mein liebfte adelheit

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Lugt das Die luten fein bereit

Wir wöln hoffieren bei Vnd heimlich zuſam

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Vff einer jeiten folt ir zwicken

So mil ich mich zu fingen ſchicken Dasselbig alles gar nichg ſchat

Das eumer lut ein jeiten hat Mir wöln me mit einr feiten brumen

Dan jchlüg man jechs und zwentzig trumen Nun Schlagen dapffer zu den Dingen

So wil ich das Sparnößly fingen.

Sapbhicum.

Adlich iſt ſy Von ſinnen fry Sparnößly Vnd tugendtrich

Berd hoffelich Sparnößly Redgebig ſchon Leibs wolgethon Sparnößly In meinem hertzen. Die tuſent ſchon Kan ynher gon Sparnößly Wie man im kat Vff holtzſchu gat Sparnößly Vnd höflich drit Beſcheißt ſich nit Sparnößlin

Wie pfawenſchwantzen.

Seht wie ſie ſtot

Ir mündlin rot Sparnößly

Am fenſterbret

Gelechlet het Sparnößlin

Vnd ſchmutzlet fein

An monesſchein Sparnößly

Am fenſter oben.

Ir edler geiſt

Wie ruben —fleiſch Sparnößly

Vnd ſchmackt ſo wol

Wie pfaffenkol Sparnößly

Als kotfleiſch thut

Ir edler mut Sparnößlin

Wie brone ruben.

168

Wie die brutlaufft mit freiden gehalten ward.

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Luther Non lieber murner guter frindt Vnd dochterman meins lieben Find Ich wünsch dir glück ond jelifeit Got wöl euch behüten alle beid

169

Vor allem vnfal und vor leid Der behüt euch beid in allen fachen Das ir vil hübſcher finder machen Vnd jehen eumere finder furt Zange zeit in die fierd geburt So du nun auch bift Iutberifch worden Vnd vonſerm vnd eelichen orden Vnd wir die ee warlich nit hent Noch halten für ein ſacrament Dan ſie von got kein zeichen hat Vnß gegeben oder gnadt Vnd auch die heiden eelich ſind Desgleich von anfang ich find Ja dieſer welt al menſchen hant Gebaret in eelichem ſtant Darumb im nüwen teſtament Es nit mag ſein ein ſacrament Dörfft ir auch nit zu kirchen gon Oder euch einweihen lon Got weicht ee lüt der pfaff thutz nit Bereiten hochzeit hie damit Das wir zu diſch mit freiden eſſen Vnd alles onſers leids vergeſſen Ich hab al pfaffenfrawen geladen Die werden kumen vnß on ſchaden Darzu die pfaffen werden kumen Die da hon weiber genumen Her Andres auch von karleſtat Der auch ein weib genumen hat Die halt im glauben hör ich ſagen Wie langer pfeffer döwt im magen Sie ſeh nöt vmbſich vberzwerg Doch vff der ſchul zu wittenberg

170

Ob fie ſehe ein ftudenten an Lieber vif dent markt vmbgan Dan den andern was ligt dran Es ift dem leyen nit vergeſſen Ja würden ſie auch mit vnß effen Als wir vielleicht in auch bon thon . So ift ung erft bezalt der Ion Auch alle beginen lad ich ber Dan ir regel ift in zu ſchwer AL Elofterfrawen auch damit Die in den klöſtern bleiben nit Vnd mwöllen ſich auch bucken Ion Die lad ich al hieher zu ſton Darzu mit aller geiftlicheit Die von in werffen ires kleit Darumb mein liebiter dDochterman Du würdſt ein groje wirtfchafft han Koch nur gnug richt dapffer an.

Murner

Sein mir got wilfum ber ir frumen Al die mir zu eren fein Eumen Sein noch ein mal got wilfum jchon Das ir mich haben nit verlon Und fein mir kumen zu den freiden

Wir mwöllen nit von binnen jcheiden Dan balten vor ein guten mut

Als man dan off der Hochzeit thut Trincken dapffer jchenden ein

Hie jol fein mangel jein an mein Koſt vnd mas man efien fol

Iſt vberfluß vnd alles vol Got jeis gelobt freumt euch darab

171

Das ich die flund erlebet hab Das wir nunnen, münch ond pfaffen Das fürtuch mögen vbergaffen Ich mein dasſelbig fürtuch ſchon Das alle ding macht vndergon Vnd kans darzu wider vffrichten Als verwurren wider richten Wir dorfftens vor nit ſehen an » Miewol wir ietz ſelb ſpinnen dran Juh heya ho wir münch vnd nunnen Hon das fürtuch ſchon gewunnen Vnd dörffen ietz auch weiber nemen Des wir vorhin vnß muſten ſchemen Jetz iſts aber zu den eren Nun danck got meins ſchwehers leren Der diſe ſach hat gefangen an Das widerbracht vnß off den plan Vnd wir eefrawen mögen han Der krufftloß babſt Ealirtas Der vnß beraubt vormal das Hat onß genumen groſe freid Die gretlin vnder dem fürtuch treit Was nützt vnß die ful küſcheit Vil beſſer iſts zu bet bereit Nun eßt ond trincken lieben frindt Zu freiden hie des luthers kindt Zun eren hie der edlen kron Es muß als ſampt mit freid zergon Ich wil euch hie kein mangel lon Eßt den pfeffer er iſt gut Macht ſchmutzig finger verdenblut Es iſt nit ſchlecht gewürtz fürwar Von calicuten kam ſie har.

172 Eeu heex.

Ach lieber ſun alle ding ſton wol Wie das vff einer brutlaufft ſol Es nimpt ſie aber alle wunder Von dem ſchwartzen pfeffer beſunder Das er alſo iſt verdeckt Vnd wiſſen nit was dinen ſteckt Wan ſie das beiſſen hon im ſin So hangt es in den zenen din Vnd mögens weder brechen beiſſen Noch mit den zenen auch zerreiſſen Es iſt doch weder fleiſch noch krut Ich halt es ſei ein tüffels hut Es iſt wol alſo zeh im mund Das niemans das zerküwen kund Sie hons wie ſtorcken gſchluckt hinab Das ich ein wunder hab darab.

Murner.

Ha ba babt ir verfucht Die ſpeiß

Ein bruch verfchluft im mandelreiß So bin ich ietz gerochen wol

Das ir vff Difem grojen mol Diejelbig bruch gefrefien bant

Die ir mir doch in allem lant Vff ein buch bon truden lon

Vnd zun benden geben ſchon Der vpfeffer fol mich rümen nit

Noch Das gemwürk alsſampt damit Das nur die bruch gefreflen ift

Dan jte ift billich zugerift Difer gemein vnd Difer rot

Die mit der brüch mich bon verfpot

173

Ü i en üſt wol ich würds nit vergeff ie —* bruch vnd bendel freſſen.

zeit gedantzet ie vff des murners hochz * ward.

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Murner

r meiner koſt geeflen hat j das ſie im deſt minder ſchat

174

Der üb fich hie mit dantzen vil Dan ich ein fpilfram jeßen wil

Die me vff einer feiten greifft Dan des Feifers ſpilman pfeifft

Es ward fein meifter nie fo gut Der adelbeiten das vorthut Vff einer jeiten machen mut.

Luther

Mein lieber murner fahe Das an Sp wöllen wir dan hernach gan Vnd frölich fein zu allen Dingen Dapffer lauffen weiblich fpringen Nim mein dochter vnd fahr Kin Der erſt dang ift mwarlich din Doch zühe dein fut ab das du biſt Zu dem dangen baß gerift Sch hab doch auch mein kut hingeleit Zu dangen hindert münichskleit.

Murner.

Ich weiß nit ob ichs wagen darff Die prediger fein mir ietz zu ſcharf Ih bab vor me zu Krutlauff dangt Vnd den Eocherfperger geſchwantzt Darzu den grofen dran ran ran Den ich frölich ſpringen kan Bald bon fie fich geergert dran Und ift bald vff der Fangel gewefen Der mir leuiten bat gelefen Münd du folt gar nit Dangen Sp offenlich vmbher ſchwantzen Dein orden wils nit leiden

175

Zu lauffen mit den weiber Ich muß dich warlich ftraffen

Vnd Dir dasſelbig jagen Es wil dir nit gebüren

Es jein weltliche jachen Die Dir nit zugehören

Sch wil Dich trüwlich warnen Vt quid vides feftueam in oculo fatris tur!

et trabem in oculo tuo non cernis ftulte Solt ich den dang dan fahen an

Sp brecht ich wider vff den blan Das vorhin gantz vergeſſen wer

Vnd würd mich wider fchelten er Mit jo vilen und jo vilen

Das würd mich vbel fehmirgen den Die kut abziehen wer mir jchand

In der ftat vnd vff dem land Du baft Die dein gezogen ab

Das mancher ſich hat ergert drab Vnd fol mir ein erempel fein

Das ich mein Fut nit würff Dahein.

Ich muß doch lachen vff mein eid Das dir das dantzen hat erleid Ein prediger off der cangel ſton Der nur gepredigt hat daruon Er hat villeicht ſunſt nichtz geſtudiert Die uacht daruor gerumpliert Vnd ſelbs villeicht ein dantz gefiert Er hat nit alzeit ſeidin geſpunnen Wie faſt er haft die münch vnd nunnen Laß Dich das ſchwetzen hindern nit

176

dar bin, far bin boflicher drit Der kutten halb bag gar fein jpan Laß den tüffel allen ftan Du weiſt doch wol daß alle orden Dom tüffel fein erdichtet morden.

Murner

Muß es dan ie gerumplet fein So far doch ber mein Eetterlein Schlag off, ſchlag vff liebe adelbeit Vnd mach ong mit der luten freidt Kum ber du jchön vnd wolgeboren Sch dang mit dir den denteloren Vnd geb vmbS predigen nit ein heller Den paduaner, mweftermweller _ Es ift jo gut ind bel geiprungen Als mit rütjchen drein gerungen.

Wie der murner des luthers dochter vßſchlug, darumb Das fie den erbgrindt bet.

Murner.

Woloff nun an du tuſentſchon Mir wöllen ieg zu bet hingon Vnd diſes dantzen laſſen fton Sie werden lang bei dem wein bleiben Ee ſie die bruch gar abhin treiben Sie hon noch lang zu ſchlucken dran Mit wein zu flöſſen abhin gan Wir beide wöllen gon zu bet Wie das die ee dann off ir het Leg du dich nider ſchüh nit drab Den ſchleier thu vom haupt herab

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Mir müfen doch zum letſten zamen. Des luthers Dochter. Ah Tiebfter hußwirt lieber man Wolſtu mirs nit für vbel han

Ich wolt dir etwas offenbaren Das nie fein menfih ie mocht erfaren

Hör lieber man mein höchfter frindt X. 12

178

Vnd ſchüh nit drab ich hab den grindt Dritbalb finger di fürwar

Mir ift gebachen drein das bar

Das ich allein Dir offenbar Das du dasſelb nit weiter jagjt

Vßgebſt von mir vnd iemans klagſt Wan ich dir funft boldfelig Fin

So jchlag den grind dir dem fin Vnd bring mich nit der welt zu ſpot

Bit ich Dich vmb den werden got.

Murner

Wol in tufent tüffel nanıen

Die onß bie beid ie, trugen zamen Du öde münchähur oder ſack

Wol das dich der dunner ſchlack Biſtu des luthers ſchönes kindt

Vnd haſt ein ſolchen wieſten grindt Das die kamer ſtinckt daruon

Vnd darfſt mir auch zu bet hergon Wol vß, wol mach dich hin fer

Das ich dich ſehe nimermer Wa ich dich find muß ich dirs ſagen

Ich wolt al lenden dir abſchlagen Du öder wuſt murmeierin

Du grintbutz nim dirs nit in ſin Dein lebtag an mein ſeit zu ligen

Leg dich zun ſuwen in die ſtigen.

ER

Sag an Murnar was machſtu da Das du mein dochter ſchlecht alſo Vnd treibſt ſie alſo ſchentlich

479

Mit ftreichen fchelten v8 dem huß Man hat mich vor gewarnt vor dir

Ein folchen lon würdftu geben mir Du baft gefchent all mein fründ

Die mir zun eren kumen find Ein bruch im pfeffer gen zu eſſen

Ich mein der tüffel hab Dich befeffen eg fchlechftu mir mein find hindan

Vor aller welt vnd iederman.

Murner.

Laß mich mit lieb das rat ich dir Vnd halt mir nit dein Dochter für Ih wird funft fein dein ewig findt Der vnflat hat doch jolchen grindt Mer Das nur jchmadft das im gejchwindt Der tüffel hol Dich mit dem Findt So haftu gelernet auch noch me Kein jaerament ſoll fein Die ee Iſt es dann fein facrament So hab ich Dich Doch nit geichent Eich mögen huren buben jiheiden Man das gefellet inen beiden Wan mich das facrament nit bindt So jchiß ich Dir wol vff dein kindt Der wüſte wuft hat Doch den grindt Dicker dan ein ſuw bat ſpindt Ja dicker dan ein mor hat ſpeck Nim den wuſt beb Dich hinweg.

180

Wie der [uther on alle farrament fierben wil.

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Eu cher O Murner mein die fund ift kumen Das ich mein tag bab eingenumen Hie endt fich gotz barmbergifeit Sein rechtlich8 ortail ift bereit

151

Meins lebens ift nit me off erden

Es muß iegund geftorben werden Das allergrufampft ift der dot

Menichlichem gichlecht die gröfte not Sp ich mich nun entjeg darab

Ma ich Dich ie erzürnet hab Iſt mein höchſte bit an Dich

Mir das verzeihen gnedigklich Darzu an meinem letſten end

Mit deinen troft nit von mir mend Des bit ich got im himmelreich

Das er dir ſolchs mit lon vergleich.

Murner

Mer ift off erden der nit hat Mitleiden jo es vbel gat Sp nun dir kumpt dy letite not Vnd Dich dein geift vf erd verlot So verzeihe dir auch got Vnd ich verzeihe dirs alles jandt Mas ir nur ie begangen handt Dasjelbig als verzigen ift Durch den lieben reichen eriſt Das er mir auch mein find verzeibe Vnd vätterliche gnad verleihe So du aber begerft damit Das ich in troft verlag Dich nit So jei meins troſts der anefang Dich zu fumen hie nit lang Dein fünd zu beichten rat ich Dir Es kumpt Dir wol ia folgftu mir Du baft ein widermwertigfeit Gerüftet off Der criſtenheit

182

Das laß dir fein von hertzen leidt So rat ich Dir zum andernmol

Dich off den weg zu ſpeiſen wol Pit dem heiligen facrament

Das got dir geb ein feligs endt Dir günnen wöl das himelbrot

Zu für und hilff aller not Zum dritten lug und felbs erwöl

Das ſacrament und heiligs öl Das du in krafft der dreier ding

Von binnen fareft leicht vnd ring Kein andern troft Fan ich dir gebem

Am fetften end in difem leben Und weitern troft erwart von got

Den er dir geb nach diefer not.

Luther

Got wöl dir dancken ewigklich Das du in dem erleichtreft mich Vnd al mein Ybeldat laßt ligen Ja dir gethon haft gar verzigen Das ich fol aber beichten mit Thu ich off diſer erden nit Die pfaffen den man beichtet bie Die bat doch got erftifftet nie Irem prieftertfum der tüffel hat Vff diſer erden geben ftat Derjelb bat es auch als ervicht Darumb ich inen beichte nicht Doch wil ich got mein fünd verichen Der würt mir ſie wol oberjehen Wan ſie mir fein von hertzen leid Durch fein gruntloß barmhertzigkeit

183

Das heilig brot vnd facrament

Das wil ich nit an meinem ent Das eumere priefter geopffert hent

Dan ich haltz nur für ein teftament Die ölung die du mir wilt geben

Die nim ich nit, Dan merk mich eben Das ift fein jacrament fürmar

Jetz Difer zeit und was nit vor Der pfaffen geit vnd mucheret

Die bon die ding erftifftet frei Vff das in iren ſeckel kum

Alle güter omb vnd vmb

Sp machen fie fein menjchen frum.

Murner.

Es gilt warlich nit Ddifputieren Bon facramenten reden fieren Der dot ift bie gib kurtzen bſcheidt Iſt e8 Dir von bergen leit Die vffrur in der criſtenheit Vnd zwitracht Die du haft gemacht Sprich ia und nein bie kurtz bedacht Wiltu dan beichten zu dent Dot Begerft das ſacramentiſch brot Vnd die ölung auch darzu Sp wil ih lugen das ichs thu Darin Die gemein criftenheit Ir Hoffnung jest vnd feligfeit Als von crifto jelbs erftifft Lut der heiligen gotz gefchrifft Woltſtu Diefelben nit erkennen Vnd fchiedft on Die facrament von dennen Vnd meinft du woltft ie nit bedörffen.

184

Ich wolt dich in ein ſcheißhuß werffen Und mit luter dreck begraben

Da andere feiben ligen vergraben Das möcht ich thun mit bilficheit

So dir dein fünd nit weren leit Vorab das du die facrament

Haft abgetbon darzu gejchent

Darin wir vnſer hoffnung bent Doch rieff Die muter gottes an

Das ſie Dir wöl iegund beiſtan

Es wil doch an ein fcheiden gan.

Leer.

Kurbab ich fcheid von diſer welt Der ſacrament mir feins gefelt Die du mir oben haft erzelt

Ih balt nich druff vnd wil ir nit Mariam auch darzu nit bit

Sie ift ein menfch als andere fint Ob fie Schon auch ift gottes frint

Als andere heiligen allefant Was fünnen fie mir thun beiftant

Ich Een fein heiligen me dan got Daruff nim ich iegund mein dot Nim ber mein feel in diſer not

Alde far bin du öde welt Bei got erboff ich widergelt.

Murmner.

Es muß billich gefcheiden merden Wie ein menſch bie lebt vff erden

Der luther bat fein andere freit Dan die fridfam criftenbeit

In ein jolchen zwitracht bringen

155

Nun bat er Ion der böſen Dingen Als ins ſcheißhuß mit dem man

Der fein ſacrament wil han

Vnd fart vngleubig bie von dan Ins ſcheißhuß hört ein folcher Feib

Dem nie fein boßheit vberbleib.

Wie dem luther fein leibfal mit einem ka— gengefihrei begangen mwürt.

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186

Des luthers leren zögt mir an

Mie das die meß fein frucht fol Ban In dem dot und in dem Ieben

Vnd helff im fegfeur nit Daneben Allein bilfft ſie dem der ſie halt

Dan fie hab junft gang fein gemalt Vnd jei Fein gut werd auch darzu

Darzu on nüß das man ſie thu Sie ſei allein ein teftament |

Wie faft ſie Die opffern went Vnd ſie doch ift Fein opffer nit

Sp helff ſie auch niemans damit Es jei alsjampt ein bubendant

Das ſie die doten begangen hant Vff iren ſeckel zugerift

Was iartag und der leibfal ift

Sibenden, dreiſſigſt ſei ein lift Darumb kan ichs nit baß ermeſſen

Meins ſchwehers wil ich nit vergeſſen In ſeinem dot in lon beſingen

Alle katzen zamen bringen So ſie mich hon zur katzen gmacht

So hon die menſchen mein kein acht Vnd kerten ſich an katzen nit

Wan ich ſie ſchon hoch darumb bit Vff meins ſchwehers leibfal gon

Bei katzen würden ſie nit ſton

Vnd würden mich zun eren lon Das wer mir dan ein groſe ſchand

In der ſtat vnd vff dem land Darumb ir katzen kumpt her ſpringen

Wir wöllen bie ein leibfal ſingen

Das allen katzen rum würt bringen

187

Wan ich anfah fo fingt mir noch

Vnd lugen fingen nit zu hoch Halten guten melodey

Das es nit werd ein faßengeichren Kumpt ir fagen ſchwartz und graum

Vnd fingen mauw vnd aber mauw Mauw, mauw, ſingen har

Der murmauw vnd der murnar Meuwe, meuwe, der tenor

Mauw ond mauw der bag fürwor Wan ich nit ein katze wer

Wie künt ich alſo mauwen her Ich kan ietzunder erſt erkennen

Warumb ſie mich den murmauw nennen Das ich kan alſo mauwen ſchon

Mein ſchweher hie beſingen lon

Mit katzen im das leibfal begon Weren kein katzen hie damit

Der luther würd begangen nit Darnach er hat im leben gerungen

Alſo würt er im dot beſungen Warlichen wie die grebnis iſt

Alſo iſt auch das geſang geriſt Darnach er lang gefochten hat

Das hat im dot hie funden ſtat.

Wie der groß nar kranck iſt, vnd in der murner tröſtet.

Murner. Ach got im bimelreich der not Mein liebſter ve tter ligt am dot Vnd iſt faſt kranck als man mir ſeit

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an er mir ſtürb es wer mir leid

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Er was

Sobald der nar mir gat

off erden mein höchſte freid

zu grund

So hab ich nimer frölich ſtund

Ichzwil in ſuchen als ein frünt

Ob ich im tröſtlich helffen künt

Mein lieber vetter grüß dich got

was iſt dir not

gluſt dich doch, was wiltu hon

Wie gat es dir

Was

189

Sag mirs ich wil Dich nimer Ton Colt es mich tufent guldin geftan Sp wil ichs alles wenden an.

Kar.

Jetz ſihe ich Das du biſt ein frind Sp ich dich in mein nöten find Das fein die beiten fründ vff erden Die in nöten funden werden Du haft mich alfo hart beſchworen Vmb den fopff und vmb Die oren Mit jo grufamlichen morten Un meinem leib an allen orten Er jucht jo eigentlich mein glider Das ich fein bin erlegen nider Ih muß fein fterben warlich an Vnd bin ein vnbehilflich man Ich fan mich weder heben legen Vnd nit ein glid am leib me regen Ach beitel mir Doch ein ftardfe begein Doch das fie muß ein iundfram jein Nit jo ich wen fte bietet mir Das ſie duß bült vor der thür.

Murner.

Ach vetter Das fein Dorechte wort Vnd hören nit an diſes ort

Du ſolt deiner felen heil betrachten Vnd irer iundfrawfchafft nit achten

Sie fein doch iundframen al zwar Das felet dir nit vmb ein har

Sie bon doch die drei glüpten thon Vnd halten ire küſcheit ſchon

190

Ir bat nie fein darmider gethon Darumb wil ich Dir ein beftellen

Vnd welche du wilt in ermelen Die fol dich heben legen nider

Vnd vff erheben jegen wider,

Nar.

Es gefelt mir wol ſuch ein begein Doch dz ſie müß ein iunckfraw ſein Bei got und heilgen ich ſcheiß ſunſt drein.

Murner

Mereftu mir ieß nit befant Für ein narren vnd verwant So wolt ich von dir fein gerant- Ich bit Dich Doch nun hör mich wol Ich wil dirs fagen noch ein mol Das ſie warlich al iundframen find Die lieben Eüfchen reinen Find Wiewol ir etlich bon den grind Das ſchat in an der küſcheit nyt Dan Eüfcheit in Dem bergen Ipt:

Nar.

Du truweſt in wol mein lieber frind Darumb das ſie deins ordens ſind Ich ſihe wol das die iungen ſchon In die pfaffenheuſer gon Vnd wöchliche holen ire mol Ich gedenck bei got man gerb ſie wol Der pfaff iſt jung vnd die begyn Warumb lon ſie fein alten un Die müſen heim beſchloſſen ſein

191

Darnach fein erlich burger mer

Die allein vmb gottes eer Die iungen laden auch zu gaft

Sch lob es wol ond Doch nit faft- Dan fie fein eelich frawen haben

Ich denck das fie Die beginen ſchaben Solcher malzeit bon fie vil

Doch wan man fie zun Franden wil So krimen ſie fich wie ein fchlang

Dan jte nit gern thun diſen gang Die franden mögen nit me gerben

Darumb ſie laſſen te verderben Mer es aber zu eim gefunten

Gar bald fte fich dar ſchicken funten Vnd des guten weinlind trinden

Das ſie jingen wie die finden

Vnd mit den öglin Tieblich winden Das dient nit zu der iundframfchafft

Vnd wan mans briet es geb fein jafft.

Murner.

Ah got du ligft da in dem bet Vnd treibſt ein ſolch vnnützlich red Du biſt ſo ſchwach dz du wilt ſterben Vnd ſagſt noch von beginen gerben Vnd wie man ſchabet in die hüt Das dienet zu dem ſterben nüt Doch ſo du haſt ein argen won Darumb daß ſie zun pfaffen gon Vnd zu manchem reichen man Der kein eelich fraw kan han Nur den iungen gibt ein mol Die alten gibt dem tüffel zol

192

Es müß ein binden fein dahinder Vnd jein Doch warlich frume finder Doch das du laßſt die fantafei Un deinem dot die gaucflerei So mil ich dir ein iundfram geben Die dein wartet bietet eben Ich weiß das ſie ein iundfram ift Vnd ir an füfcheit nich gebrift Sie iſt alt acht vnd ſibtzig tar Ein iundfram dannocht das ift war.

Nar. Sit ſie jo lang ein iunckfraw gſein Vnd darzu auch ia ein begein So hat fte freilich gehabt fein mol Bei burgern und bei praffenfol Ach liber vetter ſag on ſcham Wer ift fie Doch, wie heigt ir nam.

Murner Junckfraw bebnegel heißt die ſchon Junckfraw on allen argen won Vnd kan an einem krucklin gon Sie iſt wol in eim heer geweſen Doch iſt ſie vor in allen geneſen Vnd hat ir iunckfrawſchafft behalten Vor den iungen und den alten Sie ift ein iunckfraw in der geburt Wiewol fte offt geicholten wurt Sie jei auch under den gebern gefein Vnd trinck gern guten fielen wein.

Nar. O we und o we ich wil ir nit

193

Ab Taf ſie daß das ift mein Bit Es ift ein vnfridſames weib Der tüffel ſteckt ir in dem leib Wa ſie iſt kumpt niemans fürt Ich mein das ſie die welt verwürt Sie greinet grannet wie die ſchwein Die gern am gatter weren ein Alsbald ſie kumpt ins nunnenhuß So iſt dem frid der boden Ach lieber vetter laß ſie duß Sie heißt die andern huren al Vnd iſt ein ſolche böſe gal Vnd riempt ſich irer iunckfrawſchafft Die doch nit geb ein quintlin ſafft Sie iſt auch worden lutheriſch fein Die alte zierlich keiſerein Vnd hat eim lutheriſchen pfaffen Einen langen rock geſchaffen Den ſie im erbetlet hat Allenthalben in der ſtat Das er ſolt al beginen ſchedigen Von irer iunckfrawſchafft ſolt predigen Vnd ir leib ſo gantz noch wer Wie ein fiſcherberren her Ich wil ir nit noch kein begin Alde, alde ich far dahin Laß dir mein leib befolhen ſin.

Murner

Nun gnad dir got mein liebter frünt Ich far da andere narren jint.

+94

Wie der groß nar mit allen erm zu der erden beftediget ward.

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Zu leid und zw der folgen gan

Wan ein erenman bie ftirbt Der hie nach ampt vnd eren wirbt

Tugent fol bie bon den Ion Von got empfangen werden fchon

195

Darumb ich bit ie alle frund

Die dem narren verfründet find Das ſie den helffen mir vergraben

Mer den narren lieb wil haben Vnd wer auch felber ift ein nar

Oder nerrifche hoffen dar Reiſſen mit feiner eignen hant

Derjelb ber zu dem narren ſtant

Al die dem narren fein verwant Vnd mit arbeit vnd mit mie

Am narren bon gezogen bie Vmbgefaren mit dem nurren

In der feltin vmbher Earren Vnd jein erfroren in Dem jchne

Mie thet der nar in aljo we Wie faft Die roß die arbeit daten

Noch halffens dem narren von ſtaten Ir ieder trug fein narren dar

Etlich zwengig dreiſſig tar

Mit narren famen gejchlittet har In den baupten in der hüt

Vnd jihat der nar inen dannocht nüt Hon ſie geipeißt von iungen. tagen

Vnd müſen in noch lenger tragen Geiſtlich, mweltlich allefamen

Des narren fol fich feiner ſchamen Ach helffen in zur erden befteten

Dan ir desgleichen auch gern beten Man dan ir narren fart Daruon

Sp würt man euch zur folgen gen Mer bie nit wil zur grebnis gon

Der muß ein luter Funtjchafft bon Vnd brieff vnd jigel legen yn

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196

Das er fein nar wöl nimer fpr Vnd vor auch nit gemefen fei

Dan ift er difer folgen frei Doch nemen wir fein ſiglen an

Dan das der luther felb bat gthan Dan wir und das zu im verfeben

Gr werd mit ftglen nimer geben Langjam fumen wol bebören

Mer des narren ſich wil mwören Mer fich des nit ermeren fan

Der fol zu des narren folgen gan Er bat vnß Doch ein freid gemacht

Das mancher hat fein bauch zerlacht Darumb ein ieder freiden hab

Sein vettern tragen belff zu grab Vnd ſprech mit grofer innigfeit

Nun geb dir got die ewig freit Vnd wöl dir auch den bimel geben

Darin die gröften narren leben.

Wie omb des grofen narren erb ein zand und friegen ward.

Nun hören al des narren frünt Die im am nechiten verwant ſint Ich ſag euch allen vnuerbolen Gr bat mir feine güter beuolben Das ich fol teftamentarien fein Sein gut vAteilen ſchon vnd fein Mer im am nechiten verfründet wer Sein erbfal fol erlangen er Doch ift es als verſiglet ſchon Wie er mir dasjelb bat verlon

197

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Der luther meint er erb da wol Als ein nechſter fründ dan ſol Dan er hab ſich gar wol erzeigt Wie er dem narren ſei geneigt Vnd ſchlag im nach in aller art Zum narren gehören nichtz geſpart Sein büchlin zögens vnß wol an Das er auch redlich narren kan Vnd meint er ſei der nechſte frünt

198

Bil neber dan al ander ſint kun fumpt der karſthanß auch zu mir Vnd balt mir auch jein büchlin für Vnd Spricht es jet jo wol gemacht Das alle welt des hab gelacht Vnd jet din aller welt befant Das er am nechiten jei vermant Sp fumpt der buer auch mit dem fchlegel Vnd luthers bang mit feinem fegel Darzu mit inen der ſtudens Der in der karſthanß briet die gens So fumpt der vnflat mit dem Drachen Vnd wil jich auch ein fründ bie machen Darzu auch der Dichter auch Daneben Der wider mich das crütz hat geben Als fieret ich des türdfen leben Die mwöllen al bie erben ſein Vnd zögen mir das an ein fchein Schöne büchlin ein narrendant Die jte mir gejchrieben bant Damit dem narren fein verwant Am nechiten ort am nechiten glid Gin ieder meint es fel im nit So wil ich geben meinen rat So ieder mut zu erben bat Vnd iſt Das erb ein jchlechte hab Nichtz anders dan ein narrenfah So jchlagen euch darumb mit gemalt Wem das erb da beim bin falt Vnd der ſterckſt im ſchlagen ift Dem ſei die narrenfap gerift Der nem jte beim vnd ner fich wol Vnd bruch die fappen wie er fol

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199

Doch wan das recht folt für jich gon Solt ich die fap für allen bon Dan mir dis buch bie kuntſchafft git

Ein fründ zu fein des nechſten glid Vnd mir der nar auch ift verwant

Got geb was amder gejchriben hant Mürd ich von diſem erb geftoffen Verdrüß es mich jeer der maſſen Sie haben geſchriben was ſie wellen

Noch haben in die nerriſchen gſellen Kein ſolchen narren vmbgefiert

Vnd höflich damit hoffiert Ja wan ſie mich nit ſehen an

Vnd für den gröſten narren han Sie hetten in nit fieren Ion

Vnd mir zun eren Das gethon Sp ich nun folche Funtichafft hab

Die mir den erbfal ſpricht nit ab Sp erfordert das Die billicheit

Das man mir die fappen geit Doc ſetz ich Das zu iederman

Mer Die narrenfap fol han Ih hab mein beſts darzu gethan

Got geb reiht was ein ieder fan. ıc,

200

Berantwurtung den mader diß büchlins, fiot zum teil in der vorred, wie fie im den groſen narren zu fpot vmb— gefürt 2c. Aber funder verantwurt er, dag fie in gezigen, antreffende ein perfon, das fie dan in vil hundert büchlin of in bon laflen gon, on ire namen, des vermeint er ein ietlicher fchuldig fei fein eer zu retten. Des bat er mir auch zugelagt, das dis büchlin niemans fol fehmeben, funder in der narrenfapen vßgon. Vff ſolchs hab ich Jo— hannes Grieninger das angenumen, fo ich mich auch tru— dens muß erneren, vnd mein handel ifl, von mir getrudt niemand zu lieb noch zu leid vff Freitag nach fant Luci vnd Dtilientag. In dem tar nah ver geburt Chriſti

onfers lieben herren. Zaufent fünffhundert zwei vnd zwentzig.

Der

Luterifhen Evangeliſchen

Zirdendieb- und Keberkalender.

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So man zalt nach Der geburt Chriſti MDdrru if %. Sontagbuochſtab. Ih Thomas Murner doctor hab ein lafjbrief und ein Kalender gejechen (got mieß es erbarmen) , den folt einer Doctor Johan Kop gemacht haben, ift ohn Zweifel des erlofen diebſchen Zwing- linsbuben tandt und Dichtung. Darin eritlich die chrift- lichen Drter einer frommen lobl. und uralten Eidgno— Schaft Iuzern, Uri, Schwyz, underwalten, Zug, friburg, Solothurn und die frommen chriftlichen Wallifer, de— nen ich von wegen chriftlicher Vereinigung meiner gnä— digen gönftigen Serren der %. Herrichaft luzern, ein armer Diener bin, Predifant und verfünder des Worts Gots, nad) dem waren rechten verſtand der gangen gemeinen Ghriftenheit, und ein unterhirt, hüeter und verfechter der obgenannten chriftl. Schäflein des waren Dberhürten, meines gnädigen lieben herren und vat- terö, berren hugen Bifchof zu Konftanz. Darin ich, jte in einer Figur beklagt find ires libs und lebens, eren und Gut, von megen der geziegenen Abgötte- rey Deut xiii. in vers. si audieris unwüſſenheit der Erfenntnig des verfündten lichts und gepredigfen beil3 und Warheit von Ehrifto Jeſu unferm herren getan und Irrtum aller unjern Vorfahren: als ob Chriſtus Jeſus unfer herr aller Ehriften in 1500 Ja— ren fein Erlöfer were, ſonder jy als Abgötterer alle verdamt wären, mit verwerfung der heiligen Des nü— wen Teftaments, aller Wunderwerf, durch Die riche band Gottes mit inen beſchehen, Zu Beitätigung un—

204

jered alten waren ungezwifleten Chriftlichen Glaubens, als ob ſie von dem Tüfel befchenen wären, und dur Verhenkniß Gots uns verfieren, dem Tüfel jolchen groj- jen Gewalt geben bat zu tbun, das allein Got müg- lich ift. Des wir uns (vorab in der Zit fine vät- terlichen beimfuchens) zu der grundlofen Barmberzig- keit Gots hut noch nymer me verjechen wellen, mit Darfegung nit allein der frommen und ußerwelten des alten TeftamentS und weniger des nümen, fonder auch großer Dieb, ſchelmen, Bößwicht, leker und Buben, welcher Leben und Thaten Die Bibel jelber unfrum— met, verdammt und ftrafet. Als da find Gain ein Mörder, Berfabe ein Sur, Saphyra ein lugnerin, Ju— das ein xii Bott, der Chriftum im Garten küßt, Si— mon ein zauberer, Serodes ein Blutvergiefer der un- mündigen Kindly, und darum, fo ich das erlebt ha, das jchelmen follen für Gotsfründ im Kalender fin, und Bößwicht, die beil. Gotsgebärerin Maria, mit fammt den Märteren Got3 aus Gedechtnuß der Men— jchen und dem Kalender verdrungen baben: Ya fo gelt es mir auch aljo, und ſige mir billich was inen recht, auch ein Kalender zu machen aller Keber, Die je die Chrijtenheit angefochten band, in alten und ge= genwertigen Ziten, meinen chriftlichen Schäflinnen zur Warnung, ſich vor den Wölfen darin erjezt zu hüe— ten; den als lang ſy underftand Ketzer und Bößwicht zu pflanzen, al® lang will ich nimmer mehr aufhö— ren, die fromen Chriften vor ihnen zu warnen, das ih vor Gott und Pflichten meines Amts und em— vfangener Geren ſchuldig bin zn thun, auch mit dar- fegung einer figur, die die Kirchendieb wol mögen verfton, wohin ſy Ghriftus mit dent geftolenen Gut beriefe, und Moyſes mit jinen zwei Gebotten: du folft

205

nit ftelen: du folt Feines fremden Guts begeren. das aber Zwingli in Berfon und. .namen da henkt, ift das Die urjach, das er den xii orten einer loblich Eidrgnop- Ichaft, mich beflagend zugefchriben bat, den begangenen Kirchendiebftal zu verantworten, wie es ein landjchaz ſyge, feinem Herren verfallen, zeiget aber fein Gejchrift an, das im gebüre fchazgraben in fremden Kiften. Auch das ich auf ihn hab wollen bringen in Fraft göttli- cher umd menschlicher Rechten, zu Baden uf der diſ— putation, das er ein viergigmal meineidiger,, ehrlofer, diebſcher Bößwicht ift, ein verleugneter Chriſt, und Berfierer der armen Chriftenlüt, mit aufgebung eines Geleits und richterlichen fpruch zu erwarten, von den zii Ratsbotten einer loblichen Eidgnoßſchaft über min 2ib und Leben, wo ich Das uf den Zmingli mitbrecht wie recht, und wie wol ich ihm gegünt hab find Gleits jich zu bruchen , noch dennoch ift der Erloß Bößwicht ußbeliben, und was ich mich zu Baden begeben und erbotten hab, laut des ingelegten Septers miner eig- nen Sandichrift, den die rii Ratsbotten der xii Orter miner I. Eidgnoßjchaft in der Kirchen vor jederman empfangen, das erbüt und begib mich noch. Erftlich auf den Zwingly zu erhalten, daS er und alle bie feiner thätlich folgen und das in Kraft des Evange- ums, Gotsworts, der Wahrheit oder Gerechtigkeit mwellent geton haben, meineidig, Erloß und unfromme Bößwicht find, mit denen Fein frummer Erenmann fol weder zu thun noch zu jchaffen han. Wil aber wie allmegen damit protestieret, ein ehrſammen wyſen Ratt der lob. Statt Zürich unangetaftet haben, mit ſamt allen frummen alten Züricheren, und wem diefer Handel und Kirchendiebital nit gefallt.

Zu dem andern und wo der erloß diebſch Bößwicht

206

der Zwingly das zu Verantwurten je nit wollt erſchi— nen, als er bisher getbon hat, jo erbütt ich mich erſt— lich den zii Orten, wo Sy das an mich begeren, oder jedem infunderbeit und mit Namen dem erfammen wei— fen Meifter und Rätt beider lobl. Ratten DBajel und Zürich, minen gnädigen lieben Herren gefchriftlich iren Gnaden anzuzeigen, gnugfammen Bricht zu geben, das dem mit dem Zwingly alfo ſeye wie obftat, und der Haußſchein, der fi) oecolompadius nennet, zu Ba- den auf der Disputation, als eim verlogner Mann vor einer gmeinen Eidgnofchaft erfchienen ift, und einer frummen edlen Statt Bafel auch gegen der gemeinen Chriſtenheit ein lugenhafter Schänder Marie der Mut- ter Gottes. Dießes alles zu tun und bewijen, bewegt mich ein groß herzlich Mittleiden der armen Chriſten, Die diße zween Grzbübifchen, Kegzerifchen leder und Schelmen, on alles Gottswort, on alle Warheit, on alle Gefchrift mit iren erlofen lügen verfieret haben, ja auch um Seel, lib, Gere und Guot bracht: Zu Dem andern ein Gegenmeere zu tbuon für Die chrift- lichen Orter, die diße zween Schoͤlmshalßt underſtönd um lib, Eere und Gut zu bringen, mit Biechlin, Ka— lenderen, liedlin und anderen mehr böſen Stucken. Zum dritten, das ſy ein ſchändtlichs, läſterlichs liedlin von der Disputation zu Baden gehalten, geſungen hant, und laßent die Bößwicht niemans ruow noch Friden: Aa. ſo habens dieſen Kalender inen für den Singerlon, und ſimmer boz wunden, ſingen mir die Keiben nur ein Stücklin mehr einicherlei liedlins, ich geſchweig ein ganz liedly, fo will ich inen ein Wiß darüber machen, das ſy ſolten wellen, hetten dafür gewei— net, mich und ander fromm Chriſtenlütt zu ruowe und Fri— den gelaßen, und mit der Disputation zu Baden gehalten.

207

ie man die Zeichen verfton fol.

Diefes Zeichen beveut Gut fielen den Praffen und Münden. Deüt. x Galgibus in hangis Krayorum nagere beinis.

7)

* Dieſes Zeichen bedeüt gut Klöſter und Kirchen brennen, als zu yttingen geſche— hen iſt.

Dieb Zeichen bedeüt gut Gott, Marie und allen Gotsheiligen übel reden und ſchänden, wie der Käzer Hußichein gethan hat.

Dieb Zeichen bevent gut, ver Todten heiligen ®/ Greber zerbrechen, als S. Eelix und Regula be

ſchehen ift.

) Diß Zeichen bedeut gut Kloſterfrauen und | Sott ergebne Juncfrauwen ehlide Huren zu ‚maden. O gut in Scorpion.

Dis Zeichen bevüt gut Kuttlen und Blut: wärft auf den Charfrytag kochen, und jung Säuw auf ven Palmtag freßen. D ir luren

208

Dießes Zeichen bedeut aus Meßgwänderen den Huren Gölderlin und nadelbein, auch Se: dely zu machen. Ziert ein ganzen Dantz.

: Die Zeichen bevüt gut Schmachbiechlein on namen zu maden, wie die Evangelifche dieb jest acht jahr gethan haben.

Diefes Zeichen beveut gut den Pfaffen und mönden ir Zins und Gülten fehlen, darum er nie fein baller geben bat.

Diefes Zeichen bedeüt gut, Kelch, Monftran- zen, Rauchfaß, Ereuz und andere filberne Gotte- zierden Kirchen fielen.

—⸗ Dieſes Zeichen bedeüt gut Fleiſchfreßen am

Frytag Samſtag und an andern verbottenen

und verbanneten Tagen.

AR Diefes Zeichen beveut gut Kiften fägen, in Klöftern, Zellen und ver Dfaffen heufer.

209

ni ' Dieb Zeichen beveüt gut Teftament nit hal ‚ten, und Brief und Sigel bewahren mie die U Evangefifche Dieben und fhölmen thünd.

O x Diefes Zeichen bedeüt gut hölzerne und ſtei— nerne Bild zu brechen, und die goldene und filberne gefangen nemmen. Diefes Zeichen bevüt gut arbeiten auf den Sontag und andre verbottne Tagen und füren ‚auf Bruder fritichen Tag.

Diefes Zeichen bedüt gut ein Beden: brod machen aus dem Heil. Sacrament N) des libs und Bluts Chrifii umferes Herren.

Ga Diefes Zeichen beveut gut Münz ſchla— gen aus Kelhen, Monftranzen,, Ereuzen, Rauchfaßen und andren filbernen Kirchge-

ſchirr.

Dieſes Zeichen bedeut gut ſchäze graben in den Sacriſtyen, als ulrich Zwingly der Kirchen—

dieb lernet.

14

210

Diefes Zeichen bedeüt Gut den geiftlichen und Kirchen das ire nemmen.

7

Diefes Zeichen beveut gut dem Pabft auf die 3 Kronen fcheißen, auch der Oberfeit und die Altar Chrifti.

Nix

Diefes Zeichen beveut gut Kirchen, Altar und Klöfter, zerreißen, brechen und zerzehren: o lichnam gut und ußer: welt.

\

Diefes Zeichen beveut gut den Pfaften und Mönchen eelihe Hurren zu ver Ee geben: als der Zwingly eine hat.

&

Diefes Zeichen beveüt gut Glübde Gott dem Herren und allen Heiligen gethon, bredden und nit halten.

—— * Dieß Zeichen bedüt gut ſtiften zu Mord

und Blut vergießen der armen Pauren. O —E 7) ihr onmächtige eerlofe Mörder. \

| Dr Dieß Zeichen bevüt gut fein Geredtigfeit achten auf Erden. Dixite, justitiam , et non

9

contemnere Divos.

211

Diefes Zeichen beveut gut meineydig zu wer- den, an Gott, ver beilgen Eprifilichen Kirchen und an aller Oberfeit.

Käzer brennen, und im Rauch zu dem Tü—

* Dieſes Zeichen bedeüt gut Evangeliſche z fel ſchicken.

sSewn’e®

1. Zudas der Chriftum im Garten küßt.

vi. Martinus lutherus ein Kezer und ausgelofener Münch.

ir. Manicheus ein unflat.

ri. Nero ein Wüeterid.

rüj. Berſabea ein Hur und Bulerin.

rv. Schaftianus ein Hofmeifter, etwa ein Barfüßer, aber jegt ein Batter Zacharie, wiewol vil guter Ge- fellen des N. Teftaments daran gezimmert haben.

rir. Neftorius ein Scelmenhals.

sr. Ulrich Zwingly ein Kirchendieb, und ein ſtolzer Fei- gen freier in der heiligen Schrift, ein Geiger des heil. Evangeliens, und ein lautenfchlaher des A. und R. Zeft. und Magister artiam in Thologia.

xxvi. Pellican ein lutheriſch pößli und das laurellelin in der Evangeliſterey.

xxx. ulrich Studer der bei verlurſt finer Pfründen ift Evangeliſch worden.

Hornung.

rii. Johanns Huß, ver Doctor Eden bat, er folt im ven Belz tapfer wäſchen, aber fonft am ib nüt thun. i

xrv. Dominicus Zyli, der das amt zu predigen den al- ten Weibern von einem leyichen Radt von St. Gal- lien empfangen hat.

212 Mer;

Bi. Baltbafar Doctor ein Widertäufer und Bürger im Wellenberg.

x. Arius ein Zertrenner der Chriftenheit.

ır. Julianus ein Keiſer vnd apostata Chriſtl. Glaubens.

xxviij. Flora ein Römerin und ein große dicke vnd vier— eckete Hut.

yir il

e. Simon der die geiftlih Güter um Zitlih Gut Faufen wolt, wie jeßt die Evangelifhen das Kirden Gut mit fünf Diebsnäglen faufen.

rrii. Nicolaus der fiben diacon, einer von den ri Bot: ten erwelt, der fein Frau in ver Gmein brucden ließ und um ein Zins verlice.

Mey.

ii. SKarolftadius, der aus dem hochw. Sacrament des wa: ren lidbs und Bluts Chriſti Jeſu ein Bekenbrodt ge- macht bat, hät er doch des widerrüft, aber nit von Herzen, funder aus liebe finer Frauen, die gern wider in Sachſen wer gfin.

vi. Smmely der ariftotelifh Diiputierer und: Kämifeger der Disputation zu Baden gebalten.

r. Helwidius ein Schänver der ewigen Jungfraufbaft Mariä.

xiii. Cham ver fin Batter verfpottet.

xx. Herodes ein Mörder der unmündigen und unſchul— digen Kindlein. _

rri. Sabellius ein landichelm.

xxiii. Gain ein Mörver fines Bruders.

xxx. Wiflef ver aus dem Grab gezogen verbrendt ware.

Bradmonat.

d. Matbeus Kesler ein Feigenfad und ein Boftilerer der luthery und ein Karftbans des Evangeliong.

213

xii. Jufli ein hudelumper, und ein aus ver Masten gol- dener Difputierer. Pelicanus ein obfervantifcher abtrinniger Kezer und ein apostata in dreyen fpraden.

Seumon.

viii. Blaarer ein Münch von Alpersbach ein verfünder des nüwen lichts und Prediger des Worts, und niit anders den des Worts und ein Diener des ver- logenen nüw ausgerißenen und zerzerten Evan: gelions.

Die findung der Evangeliſchen Brief zu Wettin— gen an dem Far zu Baden im Ergeüw.

Dugfimon.

iii. Zertullianus, der da glaubte, das der böfen Men: schen Seelen in Züfel verenderet werden.

rir. Die Fahrt von Niklaus haufen, da ein trummen— Schlager aud das lutheriſch Gottswort verfünvet hat.

Herbfimonat.

iiij. Berchtoldus ein augserwehlter Stillfihweiger feines Glaubens, fo do im das fin herrichaft fchon gebott, ließ er im das Mul dennoch nit ufbrecden, den fin Meinung war mit den Stummen und nit mit ven redenden zu Baden diſputieren.

ri. Heliodorus ein Tempelberauber.

xv. Bovillus oder Dedsli ein himmel und Erdrich rü— fen und Buchbreger.

xviii. Oecolompadius, den etlih Niklaus Bader nennen, etlich lek uns im Bad, etlib Hußſchin ein Doktor ver Transsubstantiation ver Dilputation zu Ba— ven, ein Schender Marie, ein Bekenbrodtbacher und ein lugner der Chriftenpeit.

xx. DMiconius ein Geisfüßer, und ein Iefer der alten Wyber und Begynen und ver fihwangern Frauen.

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Winmon.

x. Leo ein Jud, und ein Evangeliſcher Sadpfeifer des nüwen ZTeftaments.

ri. Peirus Kunz, ein Hinterlapper, der auf ver Diſpu⸗ tation krank ward, das er nit dörfte diſputieren.

xxx. Herwerly von Schafhauſen, der do alles wolt glau— ben was gmein Eidtgnoßen erkannten.

Wintermon.

i. Aller ſchölmen, leker, Buben, Boßwicht und Kezer Tag, die auf Erden je kommen fint, und die Chriſtenheit widerfochten bant.

Wolffmon.

iti. Auf difen Tag fol man gevehtnuß halten des Be: fenbrodts und des Nactmahlegen vor dem Mor: gen-Imbis, und das thun aus hölzernen Zieger- ſchüßlen.

xiij. Auf dieſen Tag ſoll man den Pundtſchuh verdecken und verbliemen mit dem Gottswort, der Warheit der heilgen ſchrift, und ſoll dennoch ein ehrloſer Pundtſchuh bliben, wie faſt ſy es mit großem lü— gen verklügen.

Finſternuß der Sonnen, das iſt der Eeren und Wür— den Geiſtl. Stadts, die gar verblichen und verduncklet iſt. Gott erlüchte fie wider.

Finſternuß des Monds, das iſt Vergeßung der Gerech— tigkeit des weltlichen Stadts dadurch ſy mit dethlicher un— gerechtigkeit, eerloß werden: Gott geb inen das zu er— kennen.

Diſſer Kalender iſt evuig guot Vuinter vnd ſummer tag und nacht io vuie er iſt ich bit zuletſt alle leſer, das ſy mir diſen Brief zu keiner Leichtfertigkeit erachten, ich bett in by Glauben wol

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unterlagen, und von Seren gern, aber Die omechtigen erlojen Dieb londt mir fein Ruw noch raft mit jchmach- biechlin, laßbriefen, liedlin, und jo ſy nun nit anders wellen,, und niemand zufriden laßen, jo weiß ich iv auch zu flupfen do ſy Fizlig ſint, lond jy mir miters fein Ruw, was ich dan thun wurd, das wurd menf- Tich jehen in dem ganzen Römfchen Rich deutſcher Na- - tion; damit behiet und bewahre Gott alle frommen Chriſtenlüt, vor allen denen, jo in dißem Kalender verzeichnet jint, und allen die inen anhangen in irer leere, dann ſy alle font Omechtig eerloß Bößwicht, Dieb, leker, Schelmen, diebbuben für Fanty tauti quanti, darum wil ich inen des rechten fin vor den rii Ort— ten einer frommen löbl. Eidtgnogichaft. getrudt und bichen Durch mich Thomam Murner barfußer ordeng, Doctor der heiligen Schrift und beider Rechten, Pfar— rer in der Ehriftenlichen Stadt Luzern. Samftag nach Agatha in dem Jar MDrrvij.

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Adtunddreißigfie Delle.

Satyren wider Murner.

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Karſt ans 3

Die fünff verfonen, fo ein gefprech onder innen fi verloufft, wirftu in nochgenden ſchrifften vermerken, fampt der meinung darin gefuht. Nemlich das vbel ſtodt eim geiftlichen vnd vil gelerten man (noch fyner achtung) fich mißbruchen ſyns titels vnd wyrden, dodurch in geftalt eins ſchaffs wölffiſch dück geſpürt, im titel brüverlicher erma- nung offenlih ſchmechung vnnd lefterung, durch mittel ver: nünfftiger vrſachen, vaft vßlendig dorecht leren geben, in befhirmung bäpftlicher oberfeit, die durch zu vil nerrifch byſpil, vnd heipnifch anzeigen zu grund feren, vnd das grofieft das diſer vnwiſſendt gemalt theologus, wil den riftenlichen glouben vff zitlich, liblich, fürſtenthum, vnnd heidniſch herſchafft gründen, darin ficheren, vnnd befeſtigen, doch eigner vnwiſſenheit geurſacht, im ſolichs torechts fürnemen, das ſo ers in geſchrifft eröffnet, vnder ſynem namen geb, im ſollichs zu uerwiſſen, ouch ſyn klein der gotlichen geſchrifft verſtand zu ſpot reichen möcht, doch wo im gelung ein anfang wyters rum, ond ſchanckung zu erlangen, deshalb ſynen namen verhalten, fich vnder den weſen (noch Hit eines ſpruchworts: latet anguis in herba) geſchickt, wartend was im das vogelgeflügt anzei- gen wol, was im latin gered vnd geichriben ift, von dem bochgelerten gotlichen Martino Luthero, das hat difer hei: lig mitt mit glicher ſprach (fort villih iyn groß kunſt mocht nüt gnug vßgeſchollen fyn), fonder dütſch angefoch— ten, domit im nit ſo luter ſyne vnwiſſenbeit zu verwiſſen fom, vnd eigner rum, vnd ſchanckung, ſapt dem nyd ge— merckt wurdt, doch den wercken wird etwan der menſch

erkend, mag im ouch geſchehen zu ſyner zit.

*) In Quart, ohne Ort und Jahreszahl.

Diß findt die fünff, jo vnter innen felbs ein ge- ſprech vnd red halten. Murner, Karfthans, Studens, Luther, Mercurius.

Morner. murmamw, murmaw, murner, murmaw. Karft- hans. lofen lofen. Studens. Batter, was ifts. karſthans. Singt man, over ſchryt man. Studens, horeft nitt das es faßen ſyndt. Karfihans. es ſchrydt eben als ein menid. Murner, murmamw, murmam, murmamw, pfhi, pfbi, aume, aumwe. Studens, es fyndt Faßen. Karſthans. es ift ein felgam gefang, yeß ift es frivfam, yes ſchrydt es aume, yeg pfuchetes wie ein fchlang. Studens, es ıft ver faßen gefang alſo. Karſthans. ift das thier als dag gefang, fo ifts on zwifel ein trügenlich thier, es ſy recht eyn Faß oder ein rölling. Stuvdens. Ein fa (als die naturlichen meifter fagen) bat einen glatten palg, lind tapen, man: gerley farb, geneigt fih an die lüdt zu ftrichen, vnd gern omb den hals den herren vnd frowen riechen, Tigt gern den fromwen vff den ſchoſſen. Karfihans. fo fagen die pu- ren im dorff ander eygenfchafft ouh von katzen, nemlich bat ein Faß lang fcharff negel vnter den linden tapen ver: borgen, do fy fragt, fo lot fy gern bar wo fy ift, wan ſölichs katzenhar eim menfchen infompt, macht es fpeien vnd foßen, bat ouch ougen den wolffen glih, doch der ihaldhafftifeit, das die im tag verborgen fyndt, aber in der nacht fiht mans. Duc let fy mit der zungen, vnd mit den hinveren füſſen fo Fragen fy. Ouch fagt man, eyn Faß fyg der nün böfen würm einer wan im fon her etwas leids thut, fo gang ſy bin vnd led ſy eyn krot, ouch zerbiß, vnnd alfo mit vergifften maul vnd zungen,

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in angeromener alten früntfchafft des ftrihen vnnd leden tert iy flyß an den herren zu vergiftten vnnd verderben, wo ſy im nit zufomen mag, wendet fih dem finde in der wagen zu ſchaden vnnd verderben. Schloſen fagen fyn nit gut müferin. Mercurind. periculofus catus. Stu: dens. Batter ſölich eigenihafften mögen die fagen ouch ban. Karſthans. Gang wirff mit feinen zu inen, das fy ver hender müß würgen, was vngemach enſtod von difen falichen wurm. Studens. Ich gang. Murner. mur— mam, murrr. Pihy. Studens. O vatter was grülichen - thier, es ift nitt recht eyn Faß, ficht doch einer glich, vnnd wurd ye grofler vnd groſſer, ift graufarb, hatt einen fel- Kamen kopff, van fo fchmudt es fih, dan thüt es fih vff, fom fih von wunder. Karfifans. Wo ift myn pfiegel. Mereurius. myſterium ef. Karfibans. Iſts im minfter. Mereurius. Metaphicofiseft. Karfihans. Iſts meer. Mer: eurius. ftulte, metaplaimus. Karſthans. Was jagt diter. Studens. er fagt es ſyg ein verendrung des lib geicheben. Karfiband. wie mag das ſyn. DMercurius. Jouis ſenten— tia. Sic leus er monado porcus, hine canis rodens ſyn— cera queuis. Karſthans. Sun was redet diſer. Studens. er fagt es fy mer gefchehen. Karfihans, was vngehüren felgamen thier, hieher bald den pflegel. Mercurius, noli mon erperire vltra. Studens. nit nit vatter es ift eyn menſch. SKarfibans, es ift ein tüfel, das geficht felt nit. Studens. O vatter gang necher darzu ond ſich mit flyß. Karſthans. Ah got es iſt eyn geyſtlich man. Murnar. Fa geiſtlich vnnd mer van geiſtlich, ich bin menſchlich vnd geiſtlich. Karſthans. ich habs nit gewißt. Murnar. ich wil dichs leren wiſſen, du ſolt lichter den tüffel beleidiget han. Mercurius. Opera ſpiritus patent. Karſthans. Lie— ber herr, yr müſſen vnß dorfflüten verzichen, wir wiſſen nitt wie ein ſölich geiſtlich man ſol gehalten werden, han nitt gewüßt, das ir vff den techern vmblieffen, vnd ab— weg ſuchen, geiftlich lüt ſollen by nachtzit in klöſteren ſyn vnd betten, vnd meıten fingen. Mercurius, obſtant nun— dine muſarum. Karſthans. was? gatt er muſen. Mur: ner, du filtz görſt ouch in myn gouchmatten. Studens. Vatter biß züchtig. Karſthans. Ich hör wol, ir gan mit

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geüh vmb. Murner, loß fpotten ligen findefi nüt dz meint. Mercurius. certe habitu alteniifimum. Karfthans, ich boff yr fiend ein frommer geiftlicher ber. Murner, ich bin ver tüffel vff dyn kopff. Mercurius, affinis. Studens, ey vatter du folt nit mit ſölichen Hochen lüten reven, machſt ſy zornig. Karſthans, wie Fan afo eyn geiftlicher her ein tüffel fon? ber got behüt, wie ift ver man fo zornig, ‚hat eben das geficht, vas ich in der nacht fach do er afo mä— wet. Murner, dz dich der ritt gefchennd als purng, du muft gan Rom vdangen, was baftu mich zerechtfertigen, ficheftu mit wer ich bin. Mercurius, magnus nebulo. Karft- hans. Lieber ber, wie heiſſen yr. Murner, frag ven ſtu— venten. Studens. O vatter es ift ein groſſer man, ic bab fon titel gelefen. Er ift ein poet, der mit einem lor— bonenfrang gekrondt ift, vnd ift doctor in beiden rechten, ond ift doctor in ver heiligen geichrifit. Vber das ift er ein gefryter ordensman, beifiet Thomas murner von ſtraß— burg. Karſthans. bab ichs recht verftanden, fo ift er ein planet mit lorbonen vnd ein dochter im reden, vnd ein meifter im ftifft. Mercurius, equidem, wie ift er ein ge= fryter ordensman ? das er den orden nit belt over wie? Studend. Neyn, er ift alſo gefryt, das gnug ift, warn er die kutten anhatt fo mans fiht. Karſthans. Ich hör wol, der orden ligt allein an der futten, mag darneben wol ein bub ſyn. Mercurius. defacto. Studens, mag ouch durch alle landt ziehen in fryheit ſyns ordens, etwan die futten abziehen, vnd an eim ſpieß tragen, mit abgefchit- ten zerteilten hoſen, den degen im katzbalck, mag ouch ver: Heydet in die lupunaria gon. Mercurius, quotidiana. Murner, ib fich wol wo es hinvß wil, domine notarıe coram nobis, et his tribus teftibus. Mercuriug, feilicet. fraus mendacium (hypocrifis) proteftor veritatem iam dic: tam in meam perfonam, das üch podshovden fchenden vnd plenden, was bant ir eim geifilihen man ſyn beligfeit zu ſchryen, in der gemein lieb vnnd werdt zu machen, meynen ir das folihs nieman wis van ir? Mercurius, das fues mündel eins hübſts parnöfel ein gefiel. Studens, olim hec. SKarfihans. was? wil er ons ölen, fo wellen wir im nach vnd mit ſtecken fchmieren. Murnar. du bifi

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ein gouch. Karfihans. onnd du ouch. Mercurius. bona mercamina. Studens. Batter verred dich nitt, wan er ift ein Juriſt. Karſthans. mag wol fyn eyn kalter Ehrift, oder ift er eyn kiſt? Mercurius. vere cifta nequitie. Karft- hans. was fagt der aber? Studens. er fyg ein weltwiß man. Murnar. dofür foltu mid han. Karſthans. fo iſt nott das ir gefryt ſynd, vff das üch des ordens regel ni hinrer, wan im Flofter geifilih, vnd in der welt fiftig ze feyn, mag nit by einander fion. Murnar. Incompati— bilia auctoritate pape vniri poflunt. Karſthans. was li— gen ir vbel? Murnar. du purrenfloß, iniuftum eft ot mo— nachis vperantibus, ferui eorum ocio torpeant. diftinc. liiij. c. abbati. Iterum vitium eft indignis fecreta vul- gare. diftine. rliij. c. ft. Karſthans. Ja warlich finden yr vom fecret, will glouben das ir vil ſchißhüſer dur— louffen find do yr noch eyn fag waren. Murnar. nag fyn. Karfibans. Is myn ouch aſo. Mercuriug. condi- menta. Karſthans. Iofen wer klopfft fo an derthür. Stu- dens. O vatter, es ift doctor Luther. Mercurius. 9a, diiponentia fata. Murnar. fo der fompt, ift myn zuuil bie, laß mid binden v8. Karfibans. ih hab myn tag ge— bort ein krey fyg gern by der anderen. Murnar. er ift eyn böfe krey, kreyt böß ding. Mercurius. optima pfiti- cus iſte. Karſthans. warumb verbergen ir üch vor im, ich hör vil guts vom Luther jagen, das er ein from chri— fienman ſyg. Murnar. vermeld mich nit hie, er ift eyn feßer, ond ich hab mich vnterſchriben, vas ich in für ein feger wifen wil. Karſthans. warumb diſputiren ir mit mit im perfonlich als doctor geügküs thon hatt zu lipfig. Stu: dens. Ja vatter doctor Ef, alg etlich Tagen bat nit: vil eren noch fyg eriagt am Luther. Murnar. coniuro ie adofefcens, obmutefcas. Stuvdens. modo. Karfthans. er hat doch dermaſſen gefchryen ond gefochten das faft nie- man vor im zu red hatt mogen fomen. Duch ift er ſyn frand worden (do er alſo im fandt facht) vnd heiten et- lih von lyptzig im nit fo ein bewerten meifter geichidt zu ar&nen, gloub ver eticum, ſambt dem innern nyd za= men betten ims hertz abtrudt. Studens. was ifts für ein arg geweien. Karfihans. wan ich das hochgericht Halt im

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dorf, an myns iunderen flatt, etwan ſo ſchickt ich ouch nab im. Studens. mir nüf des arget. Dub hatt der bapft dem Eden fünffhundert vucaten für fon arbeit ge- ben, vnd wan der gegius den Luther het überwunden (als er vonder ift gelegen) wolt er ein camal mit den breiten hüten v8 im haben gemadt. Murnar. Hoff mir fol ouch eyn feder von difer böfen freyen werden. Karft- bans. Fr vermeinen villiht ouch fünffhundert ducaten zu erichmarogen wie gegius. Murnar. Auarus gratiofius aurum intuetur quam folem. diftinc. rloij. c. fitut. Karft- bans. ih hör woll üch gelerten ift mer vmbs gelt vnd rum der welte, dan vmb die warheit vnnd ere gots. Mur: nar. Mendicat infelir in plateis clericus. diftine. reiif- c. Diaconi. Mercurius. eadem diftinc. propter auarictam facerdotum fepe odia confurgunt. Murnar. Occultum vulgo. Karſthans. der luther fombt. Murnar. adi. Karft- bans. heben ber laſſen vnß mit im erfpradhen. Murnar. ib vnd myn gefell haben fchrifftlich im eyn mufter zemen plaſen, dorin wirt der Luther woll merden, mworan erß gefreifen bett, das ims ver tüffel in hals gefegnen müß. Karfthans, do behüte in gott trülich vor, wie ſyndt ir eyn felgam geiftlihb man, thun nüt van fluchen, ſchelten, toben, vnnd den lüten böfes wünfchen. Studens, domine doctor procedite. Murnar. So ih gutes im fon bon, antrüftet mich der tropff, ja er würt wol fon irtung da— rvß verfton. Karfibans. te fo bliben bie fo ir im gefchri- ben band fo fend er üch wol. Murner. mir nit, das ih vil mit im difputier, wiewoll mit fpißworten (fo ih in mynen groffen büchern gelernet han) ic nit vnderligen boftt, aber er wil mer durd das euargelium, vnd pau— lum, vnd des alten dings, alle ding bewert haben, darvff ih mich nüt vill gelegt hab, wan es alt heydniſch werd ift, wer es aber ver nüw handt, als do fyn die gouch— matten, narrenbefchweren, vnd ſchelmzunfft, vnd dergli- hen theology wolt im das helmly nitt lang vergünnen. Mercurius. nunquid gloriofus theologus? Auch hab ich myn namen nit darin geichriben, vff das er nit wiß das ichs tbon hab. Karfibans, fo ir fo ein hocfpigiger man find off die nüm manier, ſtünd üch woll, das ir im üwe—

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ren namen nitt heiten verhalten, ouch vff dz, dz die an: dern gelerten lüt üwer fharff, reß hyrne erfanten, vnd künfftigen ſyg in üch erhofften. Mercurius, mendacia et ſcandala. Murner, es hat nit not, wiewol myn nam nit dorin ſtot, noch myns gſellen, ſo kummen wir doch heim— lich zu vnſern guten geſellen (Mercurius. fiue zizanie), ſölich vnſer liſt vnd wißheit in eim or gerund, ins hertz vnter der roſen geredt. Ouch hab ich myne ſprichwort ſo geſchicklich darin geſchickt, das eyn lichtuerſtendiger (ſo mich in aller welt hat hören predigen) wol mercken kan, wo das ſaltz her flüßt, nit eim ſchlechten haffen, hab nitt on vrſach den gnedigen herren zu firaßburg mich ſo— lichs gethon Haben, in gheim anzeigt, in hoffnung, groß eer vnd fchandung dodurch zu erlangen. Mercurius. pyra= mid. gemivis. Murnar. wie meynfi gfel. Karſthans. Fa mum mum. Murner. in did. Stuvens. durch die ada— gia erafmi. Murner. neyn, ich hab als woll Adagia vnd ſprüchwörtlin als Erafmus hat, ja il fcherpffer vnd koſt— liher. Eraſmus hat zufamen geleöne matery, alten hyſtorien vnd poeten, welich von tugenden vnd dapfferfeit fagen. Ich aber hab mir felbs den rum vnd lob behal- ten, das ich nit frömbden rünßlen waſſer endlechen, ſonder myns brunnen mich erſettigen. Karſthans. lieber her murner, ſagen mir doch auch von üwern ſprüchwor— ten. Murner. das iſt eins, haſt nit myn gens geſechen. Karſthans. das iſt ſchlecht wißheit von eym ſolichen geler— ten man. Murner. es iſt ſo ſchlecht, das ich eyn gantze faſten teglich dovon gnug zu predigen hatt, zu Friburg im prißgow, wiewol faſt nieman darzu kam. Karſthans. als ich hör ſo hatt Eraſmus vil geſchickter reden dan ir üwer red iſt nit dan von genſen, geüchen, ſchelmen, kei⸗—⸗ ben. Mercurius. corualia. Murner. du haſt ein rechten namen. Karſthans, wann ich dir den namen mynem gouchbuch geben han, verſtaſt nitt was heimlicher wißheit vnnd geiſtlicher ſynn die wörter vff im tragen. Studens. Vatter doctor Luther wart. Murner. gang zum grüniger dem trucker vnd heiß dir zwey büchlin geben, das erſt hat ein ſolichen titel, von dem bapſtum, das iſt von der höchſten oberkeit chriſtlichs glouben, wider doctor marti—

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num Luther, ein köſtlichs, o ein wolgründets büchlin, durch gotliche warheit. Mercurius. per plana mendacia. Das ander büchlin hatt difen titel. Ein chriſtliche vnnd brüder- Iihe ermanung zu dem bochgelerten doctor martino Lu— ther, Auguftiner ordeng, zu Wittenberg, von der heiligen meß 2c. diß zwey büchlin laß dir Iefen, hör zu, fo wirftu erft erlernen wer ich bin, ob ich noch (wiewoll diefelb natur noch gang in mir ift) eyn Faß oder rölling ſyg, oder ein ehriftenlicher Terer, a di bon an, der Luther vertribt mid): Karſthans. amen. Studens. bene veniat nobis dominus doctor Martinug Lutherus. Luther. par huic domui. Karft- hans. D her Luther ſynd vns wilgfomen, was bring üb in diß land. Luther. Die einfalt des tütſchen volds. Karſthans. wie das? Luther. dag die tütfchen fo Heyne verftands fund, was man inen verfpilt vnd dantet, das glouben fy glich, fynnen im nit wyters nach, domit wer: ven ſy vil betrogen, vnd von den vßlendern veripottet. Karſthans. dovon weyß ich nitt, wer thut folihs, vnſer fürften ond herren ? Luther. neyn oder gar wenig. Karft- bang. ich weiß nitt, aber es hatt lang in mir gedodert, man werff etwan den gemeinen man über das feil, lieber ber geben mir des eyn anzeigen. Studens. vatter, er ift der man, dovon doctor Murner gefagt hatt, wie er ein ketzer ſygg, vnnd ſy im bann. Karſthans. O ber fynd ir im bann, vnnd ein ketzer, fo heben üch bald hinvoß, wo iſt myn pflegel? Luther. Myn fründ, hat nit myn wider— ſächer der Murner in ſym büchlin geſchriben, das Feiner parthy zu glouben ſy, vor vnd ee dan die ſach erfunden vnd mit recht vßgeſchryen iſt? Warumb gibſtu dan im ale parthyſchen) glouben, vnd mir nit, fo noch ein fry concilium nüt darüber erkant hat. Studens. vatter gang ſyn müffig, ich halts mit dem Murner. Karſthans. laß vor ſyne bücher überbören. Luther. fo thuen fowoll vmb gottes vnnd der warbeit willen, hören vnd leſen mpne bücer ouch in glichen fliß, als myner fond bücher, vnd fein teil angefehen, funder Iuter vnd bloß vie warhait vnd vernunfft, dan fo vrteilen zwüſchen mir vnd allen mynen finden. Mercurins. äquum. Stuvens. noli 08 ponere in fcenum. Karſthans. fun du folt es bas wyflen

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dan ich (fo ich vil gelt am dich gehendt hab, off der ho: chen fhul zu Cöln) dz der gut her martin luther ein bil- liche fach vnd meinung vor im helt, beid parthien vor vnd ee verhoren, dan vrieilen over verdampnen. Studeng. ‚vo vatter, du haft burenregel, nitt alſo, ih hab zu Cöl— | len anders gehort von vettern fant dominici vnd doctern, ja von einem ver heiffet Hochſtratus, ift ein Feßermeifter. Mercurius. herefiarha. Karſthans. was? ift ein monftrang ein feßermeifter. Studens. du verftoft übel, bift des latins nit geübt, ja verfelbig hochſtrat jagt, es fy nit gut, noch fiher mitt folchen lüten zu difputieren, noch auvieng zu geben, noch recht volgen laſſen, wan fy zu glert font, vnd die feßermeifter offt zu fchanden gemacht haben. Alfo thet Johannes huß, alfo ver gefhmwind Hieronymus zu Eoft: nig, het man fy laflen zu antwort fomen, fy hetten das gang Coneilium gefchendt, aber das füer fam zu aller bilff, alfo in difen jaren doctor reüchlin, ver groß ſchmach ond nachteil den fegermeiftern zugefügt hat, das er mit recht erfant ift zu fpir als gerecht vnnd vffrichtig in ſy— nem lernen, vond heiten die geiftlichen vettern predigers orden, nütt fo groß hilff irem feßermeiftern thon, mit vil fhandungen vnnd treüung des bapfis, das ver bapft den ſententz gon Rom hatt zogen, vnd do mitt onmwillen ab erfant, was meynft dz inen ſchand vnd fihaden do erſtan— den wer. Witers was wunder ift gefchehen in diſem zwen— zigiſten iar zu Meng, do fam eyn Iegat von Rom do— ‚hin, verfhuf das man folt des Luthers bücher ofrenlich verbrennen, do yderman am platz fund, vnd wartet ver geſchicht, do fragt ver hender ob vorteil vnd recht geben bett, das man die bücher folt verbrennen, do nieman. im ‚des ein warheit Fond fagen, fich der nachgültig menſch wolt nit richten vnd gieng hinweg. O was groſſer ſchand vnd ſchmach ward do dem legaten bewyſen, vnd wolt er nit mit ſchanden gar geſton, müſt er den hencker laſſen überreden mit liften vnnd gaben, vff den andern tag das er by zwey oder vier büchlin verbrant. Sch hatt vermeynp, E folt nüt wyters gefragt han, angefehen des bapfts le— gaten, vnd ernſtlich befelh, vnd der Feßermeifter ampt. Mercurius. docta ruſticitas germanorum. Karſthans. mie

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meinft dan, wan es darzu fomen welt, das allein ver gmwalt recht wer, Ja wan der bapft einen goud von Rom fchidt mitt gemalt, ja fach mir den, verpren difen, ſchmir mon pflegel wurd fih regen. Studens. O vatter, du meynft es ſyg mitt des bapfid gemalt ald vmb eynes vogts im dorff (als du bift) ver nit eins halm breit hand» let (mit willen) anders dan mit recht, vnnd erfantnus foner ombfißer, weliche all arob puren ſyn, vermeynen warn fo anders vrteilten dan Flag, antwurt ond kuntſchafft gibt, fy weren des tüfels, der ding nit bim bapft, ſunder zu vill malen. Sie volumus, fic iubemus, oportet, fuf- fieit viciſſe. Karſthans. ift er dan der allerheiliget an gots frat, vnd laflet fo grym die lüt tödten, was im ge— felt muß recht fon, ift er an gots flat, fol er ouch erzey— gen götliche werd, alß gerechtifeit, wyßheit, Liebe, Funft, gedultideit, heilickeit. Studens. was plapaft almeg dyn tand, was fol ein völly des gewalts wann man in nitt brucen fol, wilt ſted vff dem Euangelio ligen, das man ven puren jagt, heift nitt gemadt. Wereft vu ouch zu Cöllen vnnd Löuen vff den hochen ſchulen geftanden, do gelert lüt ſynd, vnnd hetteſt das geiſtlich recht geleſen, vnd Guayetarium, fylueftrum (Mercurius. magiſtrum por: corum) de prierio, in ſym groſſem buch, faſt gut nach mittag, den Ecken, vnd was des dings iſt, du würſt gantz andereſt, das du yetz für groß ſünd achteſt, wurd woßheit vnnd dapfferkeyt, der bapft hat volfomen gewalt. (Mer— curius. ſuper pediculos) gatt drinnen vmb wie er will, fol nieman fragen, warumb duſtu diß oder das. Karſt— hans. lieber fun, diewill du fo gelert bift worden, ſag mir, bat ein ichaffner mer gemwalt van im fon ber geben bat. Ich als ein pur, ach neyn, wan ein fürft ſym ampt— man einen gwalt (ja gmeinen gwalt) verlicht, iſt dom alweg des fürften meinung, das folicher gwalt fich mit witer erftrefen fol van zu ere dem fürften, vnd nüß dem land, wo ein amptman die purger fihinden tede on ſchuld, oder die güter im felber zu eygen maden wolt, oder das land einem fyrer fynd übergeben, will nitt glouben das der fürft folichs geftattet, oder dermaſſen den gwalt im verlihen Hab. Nun hat Epriftus an fynen iungern will

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aelert, wie fy fon follen, was fy thun follen, wovor fe ſich hüten follen, was ir ampt fon fol, ond ſolichs ift im euangelio verfchriben. Do ich by vnſern ziten fih vnier bäpſt vnd biſchoff, To ſynd fy glich das widerfpil, nitt anders dan weren fy beiden. Studens. O vatter, du bift ein pfaffenfynd, ir buren find alweg den pfaffen gefer. Karſthans. es ligt am tag. Studens. noli 08 ponere in fcenum. ſy halten das euangelium. . Karfibans. es ſynd eben by vier zilen im gangen euangelio, die halten fy fo ftard, das fy im vil zu vil thon. Studens. das will ic gern hören. Karfthans. die erft zill (fo du. hilff mir, ich fan nit wol latin) du bift petrus, vnd vff den fant peter würd ich buen myn kilchen. Mercurius. O das ift ein foftliche zill, treat vill nuß, die ander zil, weyd myne ichaff, die dryt zill was ſy ch jagen das thuen, die vierd zill, wer üch veracht, der veracht mid. Studens. wie meinft aber weren die vier zilen nit, was wer vnſer ding. Karſthans. die vier zilen haben will eyn anver meinung, dan ir vnß fürgeben, die gang welt gat yes mit den vier zilen vmb. Studens. die vier zilen fyn vie heimlichen ſtück des Chriftliben gloubens, vie doctor Murner fagt verbotten ſyn zu rütlen vnnd erforfchen. Karfihans. wie vatter Martin? was fagen ir darzu, fo ih vnd myn ſchloderentz (wie heift ſtudent) afo fechten miteinander. Lu: ber. was am lichten tag ligt, darff nitt vas man mit einer fergen darzu lücht, es ift felbs Luther qnug. Vmb diſer vier zilen willen bin ich in angft ond not fomen, wan wer die vier zilen rechtuertigen wil, ver hat ven hals verloren. Karft. nitt alfo lieber herr, c$ gebord mer darzu, ich hab etlih büchlin fo ir gemacht haben, hören Iefen, vnnd wan ich hinverfich oder furfih gedench, fo ift es eben die warheit. Luther. die warbeyt bringt mid in nott, dag ich nynder ſicher bin. Karfthans. lieber her Zu: ıder. Schreiben in vnſer fprach zu dütſch die gotlich war: heit, off das wir einfeltigen leyen vuch mögen leſen, doc Das es war fyg, vnd im der heiligen geichrifft verfaflet, alsdan nachent all üwer fchriben gut anzeigen gibt, vnd laffen vnß forgen, ob wir üch erretten von gwalt des bapfis, vnd der breiten hutentrager, es fy dan vas vnß

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gutt füſt, ſchwerd, harniſch vnnd Hällbarten, fampt gutem geſchütz nitt helffen mag. Tütſchland bat vor alter bar noch (von gots gnaden) den priß gmeinlich behalten, es

ſy welliſch oder frantzofiſch, haben ſich vnſer rüchen kopff

müſſen vffs wenigſt entſytzen, wo kem wir dohin, wer das heylig euangelium recht lernet, ven wolt der bapft mit gwalt verderben, mitt de dings, wo ift myn pflegel ? Studens. Inſanit. Mercurius. feruet infticia. Lutber. nitt lieber fründt, es fol von mynetwegen nieman fechten, noch todichlagen, warn Chriftus ſolichs hett wellen, er hett wol zwelff legion zu hilf vermögen der engel, noch alle zwölff botten folichs nüt begert hant, funver gepultig vmb

der marbeit willen , den tod vnd marter gelitten. Ich far witers mögen beider parthien meinung lefen, vnd das nügeft taruß lefen vnd nemen, got fy mit uch allen. Kartt- Hans. lieber her got bewar üch alzit. D fun das ift will ein befcheioner her, den der Murner. Studens. Batter gang in ader. Karſthans. es ift vetz winterszit, nichts nußlihs im feld ze bandlen. Nimm des dortor Murners erft büchlin vnd liß mir darinnen, domit ich ver frommen lüt leer ouch vernem. Studens. fo merd eben vff. Karſt— bang. heb an. Studens. viß ift das buch von dem bäp— ftum, das ift von der höchſten oberfeit chriſtenlichs glou— bens, wider doctor Martinum Luther. Karftbans. der titel gefelt mir mitt, wie halt das buch ift. Stuvdens. wie das? Mercurius. bonum aucupium. Karſthans. do bevundt mid, das Chriftus fyg die höchfte oberfeit des hriftlichen gloubens, diewil er der einig geipong over prütigam ift ond fein ander, vnd die fpong oder brud feinen anvern man erfent, funft wer fy vnrein vnd rungelet, nit ein reine gipong. Ouch ift die fpon& nit mißhellig mitt irem prütigam, aber mit dem bapftum ift fp machen alweg myShellig, was eins wil des ander nit. Stem, die fpon& it geiftlich diſſer Romifchen, ift lieblih vnd weltlid. Stu: dens. bat dich der ritt ouch gelert gemacht? Iofen mır ouch. Man leügnet nit das Chriftus Jeſus das oberft boupt vnd do recht geipong iſt. Aber er hat ein Iyblich boupt noch im verordnet vff erden, dem gwalt geben. Karſthans. was varff er eyns Ipblichen houpts, fo fin

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ſpontz geifilih iſt? Studens. dorumb diewil die ſpontz noch nit gang entlediget ift, ſunders teglich fih mußt und ziert zu der hochzit, vnd die fründt des geipong durd ven iyb vil enzogen werden, von der frölichen ſtim des prü- tigams zu boren, ift billih dem Iyb nad, ouch eyn liblich houpt vff ertrich noch Chriſto zu fon, wellichs die form der dienftbarfeit vnd euangelifchen ler, wie chriſtus vr erden gefürt (nit wie yeß im hymmell) hatt, verfyer füran, dodurch das Iyblich houpt etwas ververblifeit ven ſchaffen bewiß, bilfflih die fynlifeit zu temmen, das ver geift yz mer vnd mer geledigt werd dur die gnad Jeſu Chrint onfers herren. Mercurius. D Hi vbi funt. Karſthans. noch verbindt diß dyn vernunfftig anfehen nit das ein lyblich houpt deßhalben not fy. Gibs zu das nüg vnd gut fy geiftlich Inblich oberfeit zu haben, diewil aber Chri— ſtus mer dan eynen zu ſolchem ampt berufft hatt, max fant Peter nitt alleyn das oberft houpt ſyn, funder vıe andern Apoftel mit im glih, vnd yeg die biſchoff an ır flat, wan das, fo Chriſtus inen hatt empfolchen, hatt eyn yeglicher mögen fich des gebruchen vnd üben, alsvan des offenlih in den gefchichten der apoftlen ftot, on intrag eins apoftel gegen dem anderen, nit als ye& vie bäpit, cardinäl, bifchoff, prelaten, pfaffen, fich halten gegen ein: ander, glich wie vil hechten in eim wier do alweg der ge- waltiger den fchwechern frift, vnd dempt biß das fy na— cent all gfreſſen, vnd dem grofeften im magen zuſamen fomen, das do ein wolffſtück ift in chriſtlicher ſenfftmü— tifeit. Darumb die vier zilen obbeftimbt faft argwönig von inen vns an tag gelegt werden. Studens. ey wie lang ligftu im titel des. büchlins. Karſthans. was ift vil fefen onnd nit verfian, mus dennoch ein einfeltiger Icy etwan fragen. Mercurius. odioſiſſimum pontifiei. Stu: dene. Zum erften gibt doctor Luther fer orſachen, das das bapftumb durch gottes verbendnus vnß zu einer firaff gegeben ſy. Karſthans. laß hören, ee wird daruff kom— men, fo zeigt das büchlin an ein hoche anflagung von dem Luther gethon, nemlih das in hriftlicher kirchen et- was fol mit liebkofen geredt werden, oder mit lügen, warn Chriſtus vnſer lügnen nit bevarff, vff ſoliche anflagung

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antwort der Hochgelert Murner in ver heiligen gefchrifft doctor, das er fon Iebtag fein man (vßgenomen Lucia— num) von fynen warbafftigen reden gelefen bab, over vn— der allen fihriberen erfunden hab, der fich höcher verkin- get, vnd berumet hatt die warheit zu reden, dan doctor Luther ꝛc. Karſthans. ey ey ey, bet ich gewiffet das mur— maw fo ein man, vil rumens, wenig darbınder wer ge- wesen, het mich nit enthalten mögen, myn pflegel wer im vff ven faE gelegt. Stuvdens. Warumb lieber vatter. Karftbans. do firh ich, das er ein gauchmacher ift, der nit vil in der heiligen gefchrifft gelefen oder verſtanden hatt. Studens. er ift doch doctor in theologia. Karfthans. ja in narrogia. Studens. du ie got menfch fy worden, over verglichen, wan die theologen die ding al durchgrün— den, vnnd by eim nadelfpig durcneüfent. Karſthans. will glouben fy felen vennocht zu malen by eim pureniprung. Studeng. o nein vatter, wan e8 als in warbeiten vnd beichlus reden vnwidertriblich dur ſy verfaffet ift. Karft: bans. warumb ſyn fy dan fo wivderwertig felbs in allen Dingen. Studens. fuffteit. Karſthans. alfo heift mon fhwin- fpieg, du fagft mir aber nit die heimlichen ftüd des glou— bens, fo doctor Murner über ven Luther triumphiert. Studens. das ift ein heimlich ftüd des gloubens, der bapft zu Rom vnnd ſyn berfchafft wie er vfffommen ift, vnd fo vill land vnnd Jüt überfomen (Mercurius. per phas et nephas) bat, wie er allen gwalt chrifti off erden hat, was er thut ift als recht, wann ver heilig geift in nüt laft irren noch vnrecht thun. tem das by verlierung des hymels eyn yeglich mensch dem bapft onterworffen ift. Item das fein menfb by eyner todſünd glouben fol, dz ver bapft ein vierteil ftund in einer todfünd fy. Stem, das der bapft allein ver heiligen gefchrifft rechten fonn vnd meinung vßlegen fol. Item, das der bapft ordenlichen vollen gewalt nıt allein vff ertrih, ouch im fegfüer hat. Karſthans. Hör hör des gloubens will zu vill werven, myn glouben der belt der artidel gar feinen inim. Stu: dens. es fyn noch mer glouben, Athanafius bat ouch ven glouben vil witleüffiger befchriben dan du in betteft. Karft bang. hat er ein andern glouben dan ih. Studens. neyn,

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ift eben berfelb dan dz die heilig drifaltifeit in den ver: fonen Iuterer vßgeſprochen werden, vnd die menfchwerdung chriſti. Karſthans. jagt er aber ouch vons Murners heim: lichen glouben ? Studens. neyn. Karſthans. was, iſt mer ein glouben vorhanden. Studens. ja, ſo im concilio ni— ceno beſchriben iſt, den fingt man all funtag in der dorff⸗ kilchen. Karſthans. verfelb ift will Tenger dan myner, der- felb Helt villicht ſolich heimlich ſtück in im. Studens. neyn, er ift wie ver glouben von Athanafia befchriben ıft, dan mit etlichen worten anderſt oßgeiprocen. Karfthans. mo ift dan des Murners glouben ? do wiltu nit herfür. Stu: deng. ey es ſyn artidel ond meynung der lerer vnd doc— toren, ſo ſy nach vnd nach erfunden haben, als iſt ſant Thomas prediger ordens, vnnd al noch im des ordens haltend obgemelte ſtück mit dem für, vnd ſunſt als ſcotus, vnd des dinge. Karſthans. hör woll wan man alſo ma— chen will, werden zu leſten der artickel des gloubens ein groß buch voll. Mercurius. de facto. warumb hat vnſer her ſo ein einfaltigen ſchlechten glouben vffgeſetz, daran er ſich genügen lat, ich wils mit im halten, will by mym alten purenglouben bliben, es fem bald darzu, das ich in einen yeglichen draum eines vollen münichs gliouben mußt, nit des dings , der from doctor Martin Luther le ret noch recht, laſſet den glouben off Ehrifto bliben, do— mit off. Studens. nach dyner püriichen meinung ſo wur: ven ftiel off bend büpffen. Karfthang. wie vem. Stuten“ doctor Murner fagt in ſym büdlin, man fol die ding vngerütlet lan, wan es vffrür wider die oberfeit bring. Karſthans. es ift mein meinung nit, das man ber ober: feıt wiverftan, noch die durchächten foll, es mag fich aber ein oberfeit fo grob vnd vnuerfchambt fing gwalts miß- brucen, das ſolichs zuſtad, ſchand, vnnd wider all ver: nunfft, fich ſelbs offenlich anklagt, meinſt nit ob ſich gebü— ren mög, das ſolichem ſchedlichem gwalt radt thon mög werden. Studens. ja wo man recht ordnung helt, ir bu— ren aber habend nit vernunfft in ſolichem. Karſthans. lie— ber ſun, was ordnung hielt ſant Pauls, do er für den biſchoff gefencklich bracht, vnnd do geheiß des biſchoffs an ſyn backen geſchlagen ward, antwort paulus dem bi—

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hof, jchlach Dich gott, Du gewiſſende wand, wie was er do fo vnzüchtig gegen fyner oberfeit ? Studens. was meynit das paulus mit der gewifenten wand gemeint hab. Karft: bans. ich acht er hab vermeint das difer bifchoff nit funft vnd gerechtifeit gehabt, funder nach ſyner finlideit ven gemalt gebrucht hab, deshalb paulus in fing mißbruchs bald des vrteil gots erinnert hab, dodurch anzeigt dz ein bapfi, biſchoff, wo der nit mer hatt dan allein ven titel der oberfeit, das der nit anders fy dan ein fehin ond kun— terfee. Studens. gnug. du plüperft inhin mweift felbs nit was. Karftbans. noch eins fo mich ein folich gewiſſet ober- feyt verfiert, bin ich nit als wol verfiert ond verdorben, fambd ich mich felbs verderbt? Nach dem wort drifti, fo ein blind den andern fiert, fallen fy beid in die gruben 2 Studens. hey vatter, ich wolt du wereft wißiger, heift den bapft vnd bifchoff blindenfierer, das ift wider ten glouben doctor Murners. Karfibans. wider was glouben redet Chriftus Matthei am. xv. do Chriftus mitt der ober: feit der iuden redet, vnd nemlich von der übertretung ver gefaß, fo ir elteren, wyfen, raboni, vnd fürften der prie- fter vffgelagt hatten, welich gefaß die guten Apoftel über: traten. Sprach Chriſtus, warumb vnd übertreten ir die gebott gottes, durch üwer eigen ordnung vnnd ftatut 2c. ond hernach ftot gefchriben, verlaffen fy (vermeind er vie inden mit iren tradidition vnd vffſatzung) wan fy find blind (das ift vnwiſſen) vnd blindenfierer, fo ein blind dem andern blinden den weg wifet, fallen fy beid in die gruben. Studens. du folt den bapft ond bifchoff nit ſtraf— fen noch rechtuertigen, was fy dir fagen das foltu thon. Karſthans. fo follen fy das euangelium vnnd geſchrifft in frefften laffen, nit mit iren fulen gefchweg ringern, vnd von rechten verftand dringen mit gwalt, wan durch die geichrifft erfent man on felen alzit, ob folich oberfeit recht regier oder nit, wan die gefchrifft ift der recht houptbrieff, jo Chriftus vnß verlaffen hatt, darnach fih die chriften- beit richten fol, als noch eim richtichit vnd zuvor der bapft vnnd bifhoff, follen durch dife prillen alle ding vrteilen ond fechen, neben difen prillen follen weder fehen noch hören, Ja fol ich einmal trüßlich reden, über vnnd vſſer—

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thalb der goilichen geichrifft hatt werer bapft noch biſchoff fein gewalt, als wenig als ein flein. Studens. du bringit vnß in not, laß ein ding ein ding fyn. Karſthans. to liß fürbas möcht liden es wer fchier 08. Studens. es ſyn vill nebenwort, gefelt es dir fo wil ich die fürderlichen puncten lefen, voruß etwas leren magft. Karſthans. mad an. Studens. fagt doctor Murner wyter alfo, es ift nie man alfo vnfinnig, ver nitt verftand wo das hin diene, fo die ontertonen die oberfeyt rechtuertigen, mwohar inen der gewalt fum. Karfihans. ver rerhtuertigung bab ich ein Hein vorgelagt myn gut bedunden, fo aber, Murnar ſagt man mög woll gevdenden wohin es diene. Ich Hoff zu gutem, wan villmals oberfeit gerechtuertiget ift worten, vnd vilmals zu gutem erichoften, mie offt meinft das by onfern ziten, künig, feifer, bifchoff, bapft, irs fürnemen gehindert werden, durch ir rädt, regenten, perlament, wi— deriprehung der gemeinen, vnd dodurch vil blut behalten, das funft vergoffen wurd, hatt ein gemein zu Rom ven bochuertigen fünig Tarquinium nit vßgiagt, was het er böfer ftüd volbracht, das domit geweret wart, was meinft das des her&ogen von wirtembergs vnterihon fliß vnd bit anfert haben, das ir houpt gefund wurd, in laffen erma- nen, vnterwiſen groffer beſchwert (fo er off ſyn ftett ver: faßung thet) durch herren, fürften, durch Marimilianum den gütigen fürften vnd feifer, was halfis, hör wol, man foll das houpt laſſen jmer frender werden, vnnd wütig, die vnſchuldigen laffen ermorden, benden dur fyn eigen hend, meftfelifch ritterfchafft triben, bac, fombt es? das ir gelerten wan ir difputiren, alweg aneinander beſchul— digen, eyner zwing die gefchrifft, der ander verftat ſy nit, als der Hans geggius dem Luther zugelegt zu Iypfig, vnd yeß das grau vngehür thier abermal eiget. Mercurius. Pharıfeus hypocrita nomen eius. So ich der beichulvi- gung in feiner fprach fo vil erhort hab, ift die latiniſch ſprach fo trügenlih, fol man das heilig euangelium vnd geichrifft nit darin verwandlet han, vnnd ir pfaffen, fo yr fo lang darzu gefchwigen haben, vnß arm eynfeltig leyen in folicher vnwiſſenheit dadurch laſſen komen, bis yes doctor martin Luther fomen, er hat ein rechten na:

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men Luther, wann er will üch groffen pfaffen zu will fü: tern, will glouben (als der mönig Murmaw ouch Flagt) ir lieffens lieber im trieben bliben. Mercurius. ertafis. Studens. ein vnwyſer möcht mer fragen dann der bapft felbs Fond verantworten. Karſthans. ho? ver bapft if doch der allerbeiligeft, fo ift er ouch der allergelerteft, er find mirs bald fagen. Mercurius. igne. Studens. du verfündeft dich vaft mit folichen fragen. Mercurius. fri: cando cancrum. Karſthans. ich red doch ſyn eer das er beilig vnd gelert fyg, bat dor vnſer her geiprocden zu fant Peter ond andern zwölff botten, ir find das falg des erfribs, yr find das liecht ver welt. Studens. das folt du vnd Die puren wol empfinden, wan ir den jebenden, ond zins, vnd fchulden nitt by ziten zalten, ob ſy falg weren oder nit. Karſthans. Syn fy fein ander falg dan als du fageft, wer gut, das fy by den andern meer ſaltz zu tieffifcht im grund legen, wan fy falgen (nemlih vil inen) die armen lüt vermaflen, das mer barmhergi- keit in der hell funden wirt. Wan ift das buch vögeleien, ih bin vrtrützig, fo an onnüßen Dingen ? Studens. witer gibt der Murnar ein hüpfche inleitung v8 gefchichten, nit allein gotlichen biechern, ſunder aller erfarenheit der menſchen, das ein foldhe pollicei ond regiment mitt der vile zu gubernieren nie bat mögen die Ienge befton c. gibt des anzeigung durch die Römer die erftlich mitt der gemein zu regierung vnderſtanden, kam es erfilic vff die fünig, dan vff die ratsherren, darnach vff die Fey: fer, alfo das alwegen von der vile off einen kam ꝛc. woll- ermeffenlih v8 allen byftorien, wo die oberfeyt des glou- bens yetz ab were, vnd die gemein ir folchen gwalt felb freuelich beimzüge, die leng ouch nit befton wurd, funder nach menichlicher art, notturfft vnd gelegenheit wider vff einen fallen würd ac. Karſthans. bör hör macheſt mic daub. Studens. hör die heiligen geſchrifft. Mercärius. titum liuium. Karſthans. ja wol tigfum tegfum, wil der Murner vnfern chrifilihen glouben gründen in glichnus meniclicher tovechter geichichten,, deren irtung fein mas geichepfft mag werden, vermeint in glihnus wo ein landt nit einen fünig oder fürften hatt, möcht vas land nit be:

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Ron. Alfo wo der glouben nit ein oberfeit vnd ein houpt het, möcht der gloub in der gemein nitt lang beiton. Lo— fen du daube ſchellige murmaw, du falfcher rölling. Ich fag, wo ver gloub nitt ein houpt hett, möcht er nitt al- lein nit lang befton, funder es wer fein gloub, wan der gloub, fol er fpn, fo muß er gericht ſyn gegen etwas, das man glouben fol. Aber das fo man gloubet in red: ter chriftenheit, ift weder bapft, biſchoff noch feier, funder Chriſtus Zeus, der lebendig fun gottes, der ift diſſer fels, daruff chriftlicher gloub rumet, ver ift das lebendig houpt, von welchem ver chriftlih gloub flüfet on mängel, on welchs houpt, differ gloub nit wirt angefangen noch vol: bradt. Witer, ver gloub ift ein wirdfung des heiligen geiſts, in vnſer felen, gatt den Iyb nit an, wan der Iyb für fich felbs nit nüß ift, nor ſchedlich, wan er alzit wi— ver die feel ftritet, varumb darff onfer hriftenlicher gloub feyns Iyblichen hHoupts, fo es ein geiftlih ving ift. Der bapft gibt mir fein glouben, mag mir aber wol ergernus im glouben geben, gibt mir ouch fein gotliche lieb, noch götliche hoffnung. Sodan in diffen drien ftüden, die chri— ftenlich firch (fo do ift ein gemeinfchafft aller heiligen, dz ift aller vßerwelten criften) in einen geiftlichen Iyb ze: famen vereinet wirt, muß von not wegen diſſer Iyb fo er geiftlich ift, im heiligen geift ouch ein geiftlich houpt ha— ben, vnd nit ein liblichs houpt, als vie fagen vff den tä— ern murmawen, dz houpt ift der vßerwelt Tieblich prü— tigam Chriſtus Jeſus, viffer lib aller vßerwelter heiligen, die ſchön fpong, on runglen vnd maden. Wan der bapft des houpt wer, vnd ſyne cardinäl, vnnd biſchoff, vnd mü— nich der lyb, hilff hergot was wüſten lüfigen grynd, et— wan für ein houpt regieret, was manig platern vnd kre— tzen, an vil orten des lybs funden wurd, Job gang ſchlof— fen in allen ſynen platern vnd geſchweren. Studens. du fagft das ſeltzamiſt ding, loß was der Murner ſagt. Karſt— hans. heb aſo, biſt nit am end, wan ich nymer mag hö— ren. Studens. ſchier am end der vorred des erften bleilins. Karſthans. bo He he ſyn fo vil onnüß geihweg an einem plat, was ift erft fo man hinin fem, ich hab des Murners funft gnug erfaren, mie dieff er in der heiligen geſchrifft

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fih gerümet hatt. Wil glouben er gang in der gefchrifft vmb als er thon hat in fynen biechlin zum Karolo vnd dütſchem adel do er vnderſtund die dry muren (fo doctor Luther vmbgeworffen hatt) wider vffzuricten, do fan er den guten Luther nit gnug fchenden vnnd im verwiſſen wie er das wörtlin corpus nit recht gevütichet hab, dag corpus ein Iyb bei, funder corpus heiß eyn verfamlung, bab ih in allen fproden fo fih zum latin ziehen gefragt, fo wirt es zum tütfchen allenthalb ein Iyb geheiſſen, vnd membrum ein glid, doch nah murners latin heiſſet cor- pus vill Röck, membrum ein ſchnider, gibt murner dem armen luther ein ripftos, fo er des tütfchen fin vrſach gibt, wan wir nit warlich eyn rechter Iyb mit rifto find, ſonder ein verglichter lib, villicht mit friven an eyn taffel gemalt, bat ſant paul villiht bim win geredt, zu denen von Ephefijs am erften capitel, do er ſpricht (werftandt gott der vatter): Er bat in gegeben, das houpt über alle verfamlung, welihs ſyn Iyb vnd ſyn volfomenheit ift. bie zeücht Paulus Murners tütſch wider hinverfih in den Iyb, jo er fpribt, alle verfamlung fy fun Iyb (alsvan doctor Martinus Luther getütfchet bet), das aber Murner frid geb, fo ftot in dem ſpruch corpus vnnd eccleſia, vnnd wirt ecclefta interpretiert, das ſy ſpg corpus drifti, Doc muß ich doctor Murner einen zügen ouch bringen, das dem alfo fyg. Sagt Gregorius in moralibus. xxxv. ca= pite. ir. Spridt er alfo, wan driftus ond die kilchen ift ein boupt vnd lib, ein perfon. Vnd über den propbeten Ezechielem Omelia. xv. die riftlih kilch ift eyn fubftang mit chriſto irem houpt, iſt nun die chriſtlich kilch ein ſub— ſtantz, ein perſon mit chriſto, wo blibt der verglicht lyb, meint villicht eüſſerlich hend vnd fieß, der alten wyber fleſchen. Aber do Murner den einfaltigen Luther falſch in der geſchrifft erfunden hat, bat fich Luther überſehen grob: lich. fo Luther durch die geſchrifft anzeigt dz wir all prie— fter, pfaffen, vnd pfeffin ſynd nemlich in ver erften Epi- ftel fant peters am andern capitel, do er alfo anzeüct fprechend, yr ſeyd ein küniglich priftertbum, vnd ein prie— fterlich künigrich, zeigt ouch ver luther des wyter kunt— ſchafft an, ſo im buch der heimlichen offenbaren an vill

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orten ſtot luter gefchriben, nemlih am erften capitel, vnd am fünfften capitel mit vßtruckten worten. So wüſcht myn Murnar herfür mit fym gouchgloben, vnnd ſchwigt der anzeigten capitel gang, überhüpfft die fry darvff ber Luther fon fundament anzeigt, vnnd nympt ein ander ca- pitel, darın nitt die ſprüch ſtond geichriben als vff das drit capitel. j. Pet. Sr follent all einmütig fon im glou: ben, do zeücht der gouchmeifter den kloben, do ſchried er grüßlich das weder wort, vill noch wenig do fand, fo folich priefterfchafft anzeigt. Darumb abermal wel er all welt vor doctor Luther gewarnet haben, wie er in der geſchrifft falſch vmbgang 2c. lieber Murner, nymb di jelb an viffem ort by der nafen, will achten dir flind der arten lichnam übel. Meinft vas ich nitt recht hab beficht dyn biechlin vnd doctor Luthers biechlin, fo yr beid vem adel zugefchriben hand, vnd leg die Epiftolas petri dar: zwifchen für ein richter, wirt dir ein fenteng des du Dich billih vor biverlüten fhamen müft, das du dem guten man Luthero ſyn eer ond chriftenlihen lümbden vor al ler welt abftileft wider got vnd die warheit, biftu ein Juriſt, folteftu des wißiger fon geweſen, will geſchwigen ein theologus, Ierneft ander lüt ir narren zu erfennen, wo ſynd dyne bliben, wo ift myn pflegel. Stuvens. ich bin ouch verdroffen worden, wie gefelt er dir? gelt er bat pfil im focer. Karſthans. ja lüß in der futten. Stu: deos. fag dir, er ift ein gefchidt man. Karfthans. das wiſſen die, die mit im zu fchiden haben, got bebyet mich vor im. Studens. er geb einen guten bichtuatter, hat vil erfaren. Mercurius. fterquilinia meretricum. Karftbans. gibt ouch ein guten henfelin. Mercurius. confummatum. Stuvens. wiltu das ander biedhlin von der chriftenlichen ond brüderlichen ermanung, gegen dem Luther, von der me ouch hören? Karfihbans. vB eim blat hab ich wol verftanden, was brüverlicher lieb er im hertzen hat, mil glouben hets der from Martin Luther am hals, wurt im Murners lieb das her abſtoſſen. Mercurius. cauftice. Stuvdens. o vatter, er gibt im einen boden titel, vnd bebt züchtig an zu reden. Karfihans. es ift ein böfe katz die vornen leckt vnd binden fragt. Mercurius, ad circu—

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fum. Studens. ift er vormals eyn faß over rölling ge weien, aber ye& nymer. Karſthans. das falb jchlecht ſyner muter gern nad. Studens. noch ift er nymmer eyn faß. Karſthans. hey wilt mich lieb haben mitt ver katzen, an galgen mit ver fagen. Studens. ja mitt der fagen, aber . nit mit dem Murner. Karſthans. bey, es ſy katz, mur: mam oder rölling, laflen mich wyters mit den Dingen vn— befümmert. Iſt er fo gelert, gang er gen wittenderg, zu doctor Martin Luther, wie EE von fpıgen thon bat, der fan im antworten. Mercurius. nequam querit angulum. Karſthans. Ja er hatt om zwiffel eyn gyfftigen angel, al: di, ih far dohin. Mercurius. dij fecundent. Studens. Bterque valeat.

Der Murnar ift nit allein in dem fpill

Zu Straßburg ich noch zwen nennen wil. Der ſchulmeiſter Iheronymus genant

Vnd doctor Peter offm fit predicant.

11.

Antwort

dem Murnar vff ſeine frag, Ob der künig von Engellant ein lügner ſey, oder der göt— lich doctor Martinus Luter *).

A. Cur Précepit vobis deus vt non commederitis ex omni ligno paradisi. Nequaque morte moriemini, Seit enim deus q. in quocunque die commederitis ex eo aperietur occuli vestri et eritis sicut dij, scientes bo- num et malum,

Psalmus 51.

B. Quid gloriaris in malicia qui potens es iniquitate. Tota die in iusticiam cogitauit lingua tua, fecisti, dolum,

Dilexisti maliciam lingua dolosa, propterea deus de-

struet te in finem. Euellet et emigrabit radicem tuam de terra uiuen- tium,

C. Maledictus es inter omnia animantia et bestjas terre Super pectus tuum gradieris, et terram comme- des cunctis diebus uite tue, Imimieicias ponam inter te et mulierem, et semen tuum et semen illius. Ipsa eonteret caput tuum et tu insidiaberis calcaneo eius.

Numeri 22

Orietur stella ex lacob, et consurget uirga de is- rael, et percutiet duces moab.

“, Sp Duarf.

Ks 16

242

Ser e8 iſt zeit zu thon, fie haben werwunft dein gefaß.

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243

Iheſus Eriftus hat almegen heymlich junger, ob fie ſchon im fleyich gegen den juden, Tirannen, mwüterichen ond rem oberften etwas forchtfam geweſen, doch in liebe eines mul: ten bergen, in Erifto gefin, gehabt. Dero was Joſeph von Armathia, auch Nicodemus, der by vnd in ver nacht zu Criſto fan, au funft viel geweien. Solt dan vnſer lieber her vnd meifter Iheſus Eriftug, nit auch haben viel beimlicher junger, wiewoll leyder (im fleyich erichroden) nitt volfomen, doch fleiffig bitter, milters bergen, der be- gerender volfomenheit, vnder welche ich arme elende cratur gotteg, jät in dißen finfter zeyt vnd by der nacht fomen zu Erifto, ob ich villeicht als ich hoff mög vnderwiſen wer: den, vnd den andern fagen vnd anzeygen dz wort das da fleyfib ift worden. Vnd ich der alfergeringft, So heben doch die Fleinen Fündlein an den benden an ze gen, vnd wie offt fie vauon fallen, lernen fie wieder an denfelbigen vffſten, biß dz ir zarte gliver erftarden, vnd zuletft vff den: felbigen benden (varan fie haben angehebt zu geen) ftard ond fteiff ſitzen vnd rugen, wo fie der arbeit müdt werven. Deßhalb fih jder zu ver flarden band, welche nymer mag erwegt werden, das fie nit ombfall. Die freftigen Euan— gelta, ond wort gotes ften fiet. In eternum domine ver- bum tuum permanet,. Her vein wort bleiben ewig im hiemel, obichon alle ding veralt ond zerzert oder zerbrochen werden. Celi et terra transibunt, verba autem domini non transibunt.

Dieweil es aber finften ift in der welt ond nacht, darff feiner vem andern die warbeit fagen, man hörts nit gern, fo dörffens die gewaltigen biſchoff auch nit wol thon, vnd haben heymlich radt. Ne forte tumultus fieret in po- pule. Kan ich mich nitt befchemmen over verwerffen (als etlih die da vermeinen groß gelert für ander leüt geſehen fin) mit den kleinen ſchemeln vnnd ftüllin zum band rü- gen, vnd lernen vffiten, die gemeinlich onder ven benden fien, ond darzu geboren. Vnd was die find ſchon bytag nit dörffen thon vor vatter vnd mutter, fo geen fie doch nit müflig fo es finfter ift, ob der vatter in das fchon verbeüt. BE dem veracht ich gar nit doctor Luters bücher zu legen, vnd an difem Heinen fchemel lerne hin vnnd

244

ger rütfchen, wo fie ein ftaffel feint zu der band, und die wort gottes wyßen zu finden. Bnd folt jter darin leſen (nit als vie fie für kindiſch verachten vnd dunden ſich ſtarck fein, vnd fünden weder vff flülen noch an benden geen, vnd gar by nach auch ſchier mit vff ebengr erven). Aber anfchlege, dunden, meynung vnd am grachentuch get viel ab. Wz von got, glaub, lieb, vnd hoffnung geichriben wer, folt jverman gern lefen, wer weiß wo gnad von got erlangt würde, das wir auch joch mit den letften möchten berbyfomen. So wir bißher vff einer weyß gelebt hond der vntraw, vnnd lont vnß allein Luters bücher, fordt gottes, vnd brüverlih trum lernen, dieweil wirs nit vB den Euangeliis gelernt haben.

Es fhmadt aber vnſern jundern nit, fie nemen als das man in geb, ond thet, aber fie thun niemand neüft verge: bens. Ich meyn nit allein die geyftlichen, fonnder fie all die da ſchuldhafftig fien, vnd villeicht vermeinen, fie kennen den Luter, vnd fven auch Luters fo fie werlich in nit fen: nen vnd nit von jm fin. Wir feint all Erifti aber viel warlich leyder wegt von Criſto, fennen Eriftum nit aber berümen fich, vnd etlich wöllen narren bleiben wie fie feint vnd fagen Paulus lere fie alfo. Manete in vocatione, quia vocati estis. a er lert das erft wort darvor. Ir folt halten die gebot gottes, vnd darin bleiben, dan ir fiet darzu berufft. Lieben brüder, fehent an wozu ir be: ruft fient. Dan eg fint nitt viel wißen nach dem fleyich, nit viel mechtigen, nit viel Edelen, Aber was narheit if der welt, bat got erwelt, dz er damit zu ſchanden mac vnd betrübe, die wyßen, von got hat erwelet die ſchwachen ding, das er gefchende die flarden vnd mechtigen, end hat erwelet die vnadeliche vnd verfchmelichen ding, das er damit betrige vnnd ſchende die hoffart ver edelen, das fein fleyich fih foll gloriern onnd vberheben. Darumb ift ge: fohriben Abd. 1. Ich würd ververben die weyßheit ver weyßen, vnd ven gemalt der geweltigen würd ich verftof: fen. Wo ift der wyßer ? wo ift ein fchrifftwifer doctor oder ein gelerter jchreiber ? wo ift der die gang welt will durchforfchen oder fuchen ? und wo ift der, der die gang welt ond lantfchafft, und alle zöll wil zu eygen bon ? Hat

245

fie nit got all zu narren gemacht? Jch bit och in vem heren, dag ir wirdig vnd billih wandert in der beruffung, in welcher ir berufft fient mit aller demütikeit vnd aller fenfftmütifeit,, mit gedult vnd friden , miteinander in der liebe, Sient forgfeltig zu behalten die eynifeit des geyfts, in den banden des friven, Als ir dann berufft fient ein leyb vnnd eyn geyſt in einer hoffnung euwer beruffung. Ein her, ein glaub, ein tauff, ein got, vnd vatter aller, welcher ober all, ond durch all, vnd in uns all.

Das mwürftu durch den apoftel bericht, das du allein zu der liebe, gottes ere, gebot, vnd glori gottes berufft biſt. Nit zu großem pracht, nit zu Fürftlihem Avdelichem over amptlichem thun des fleyichs hoffartt, geytz, vnmilte, one traw, oder fchantlicher wort, als er fagt. Ir follent nit verfurt oder abgefert werden von adelicher tugent, milte, fried, güte ꝛc. Dann die böfe fchandtliche geiprech zerfiö- ren gute fitten. Ir folt vfferwachen gerecht, ond follent nit funden, Aber ich fürdt das ver ſchlang (als er euam bat verfurt) werd mit feiner liftigfeit auch zerftören euwer vernunfft, ond werd abgehauwen von ver einfeltifeit, die da ift in Criſto Iheſu. Darumb fo bleiben in der beruf: fung, in welcher jr berufft fint. Iſt doch Iheremias blei— ben by Godolia, welcher vann groß mechtig hat gemadt den heren.

Alßo foltu nu wiſſen fo du berufft bift zu ver liebe got- tes ond deins nechften menfchen dem zu dienen. So würt got nit fragen, ob du ein obieruanger fieft, oder vff dem efel geritten fieft oder off hoben pferden. Würt auch nit fragen, ob du ein barfüſſer fieft oder ein fünig von En- gelland, Sonder er würt fagen: Rede rationem villica- tionis tue. D. Luter heyßt dich auch nit dinem clofter gen, er heißt dich auch nit dinen bleyben, er heift dich auch nit ein fraw nemen over on bleiben, er beift dich aber got dienen, darzu du ond ein jver berufft ift zur felikeit. Vnd warum wolftu dann luters bücher verbrenen, verbie- ten, ond nit Iefen, So doch der Paulus vng heyſſet vnd foriht. Ir follent nit verbrenen oder verbieten die ge- ſchrifft. Die propheten folt ir nit verfchmahen. Aber alle ding folt jr probiern, vnd wz gut ift das behalten, ent: ziehend vch von aller bößen geftalt,

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Welche von groffen glübden und eyden fagen, die ver: ften doctor Luters gefchrifft nit. Dan wir haben des Act. 5. man fol got mer geborfam fein dan den menfchen. Da- rumb verbitten etlich die bücher, die ander verbreneng, etlich wellen fie nit leßen. Darzu etlich clofterrüden dar: wider fohreiben, vnd vff den Fangeln dawider ſchreyen vnd fingen, neiman fol fie fauffen, over vrteilen, biß zu er: fantlicher vätragung des ends der öberften concilijs, vnd fprechen (gleyd als beiten fie das warbafftig vrteyl erfant vnd in von der gemein beuolhen wer vEzufprechen) fie feien ketzeriſch, vnd ſagen es fey die neüw ketzerey. Wie funden doch foliche vntruwe biffende hund, und clofterrüden folihs (fo es in gar nit beuolhen ift) Fegerifch vrteilen, vnd vßruffen, vnd jemittes ander leütten verbitten, vnd beuelhen das vrteil der gemein heym zu ſetzen, als weren fie Die gantz gemein? Dabey ſpürt man wol, das fie bayft und feyßer vnd das wütißhör gleich als mitt einan— der gern fin wolten, vnd fie kündens mit der warbheit nit für fegerifch halten, dan fie wüſſen nit ob es gut oder böß ſy, dann fie habens nit gelefen. Vnnd fel alfo ein gleichniß, Wie fan ein armer bauwer fagen, vnd dag vr— teil fellen, Man fol ven münden nit vill wyn geben, dan fie haben ven feller vorbin voller wyns me dan fie getrin= den mögen, Vnnd ift nit jm feller geweßt over hat die vollen faß nit gefehen? wie möcht einer mit warbeit fa- gen, es fin vil frauwen in dem clofter, fo er nit mebe van zwo oder drey hat gefehen in ver kirchen durch das furtduch oder mittel thur hinin fchlieffen ? Wie möcht auch einer furwar fagen, die barfüffer nemen oder heben fein gelt (De verborum significatione Exivi.), fo fie doch zu zeitten die öberften in tüchlın vB dem buffen oder grofien ermeln zihen ? vnd zeigeng aber nit eym yglichen.

Deshalb fag ich, das, das du noch nit fuwar folt fa= gen, doctor Luter fey ein feger, es fey dann ein götlich vorteil gefchehen, dan du haft fine bücher nit gelefen. Es dundt dich aber, fprichftu, warn du alfo dunden wölſt, fo dörffftus woll etwan gar naß machen, vnd mit dem wil etwan eyner ein naß Enab bleiben, ver funft wol truden

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würd. Ja wan er genegt wer mit dem waſſer da Johan. von geichriben ftet. Dieweil vu aber meinft vnd meneft, to fag ich vnd hör, vnd verften den Luter, dz er gern fin- gen wolt vnnd ſchir ein fiim bat, wie der adler fin lied: lein fingt. Derfelbig künigs over Feyiersfogel, vnnd fihft wol wekhen fietten vnnd fleden mit dem Adler bezeichnet fint, vnd fine gefang vernemen. Diefelbigen fint zufriven, firser, on frieg, dörffen auc mitt viel neuwer zöll, vfffa- Kung, vnd neumwer ordenung geben vnd geleben, fonver fie bleiben bey dem alten tribut, den fie billiy dem keyßer irem berren ſchuldig fin zu geben, daran er ſich benügt, vnnd tft jnen alle ding frey.

Vnd ip hort doctor Luters ſtim gar bey, wie den Ade- ler fingen: Quod natus est ex carne, caro est. et quod natus est ex spiritu, spiritus est Aber etlich die fingen nitt gar AlBo gleih, er fchreyt auch, got ift warbafft, welchen got geſant hat, der redt die wort gottes. Wie: derumb, welcher von der erven ift, der revet von der er: ven. Vnd ©. Johan. Iſt ver adeler, des öberſten key— ers vnd künigs wappen thurners genoß, dan die figur fehen wir in dem keyßerlichen wappen, und zeigt vns Ecce. Aynus dei qui tollit peccata mundi. Ecce spiritus in specie. An welder flat, fleden over dorff dißer aveler des keyßers wappen recht angenigelt würt. Dafelbft Ichafft der fünig von franfenrih von Engellant gar nüft mit jren zufeüffern vnd goßlefterer vngotzforchtigen irdifchen landtzknechten. Sonder er macht fie all zufriven, einhel- lig liebhaber, vnd ift alle ving vnd creatur fry. Sonder wil auch genedig vnd barmbergig annemen finen tribut, den wir fchuldig fint, fo wir mit fleyß geben lieb, glaub vnd hoffen.

Nu vermerd die geichrifftt, fo Jobannes, au Luter fohreibt im geyft, Tan vie fag Go. fint allein wort got- tes, vnd iſt das wort fleyich worden, vnnd das wort ift got, vnnd was jm annfang bey got, vnnd got iſt das wort, vnd alle ving fint gemacht durch in, vnd on in ifi nichts gemacht, das aber gemadt ift in jm, wz das leben, ond dag leben was ein liebt der menſchen, vnd das liecht leücht in den finfterniffen, vnnd die finfterniffen haben fin

248

nit begriffen. Der geyft macht lebendig, vnnd das fleyfch tödt. Nu wige alle fchrifft im geyſt, vnd erfen die war: beit, dag Ieben vnd den todt gegen einander. Wege dein corper vnnd dein fele, got on» den teüffel, die lügen vnd die warbeit, die hell vnd das hiemelreih, den fünig von Engellant vnd den Criſtlichen doctor Yuter, vnd erfuche das recht vrteil, dan fo magftu rett ſehen vnd erfennen dein fchreyen, vnd doctor Luterg fingen. Dan das fleyich ift allweg mider die felen, die belle wider dz finfterniß, die barfuffer wider die prediger, die münd wider die gange welt, Welche wider jre clöfter vnd bettelſeck fint oder thun, vnd ift jet nit zu wundern, dann ein reich ift wiver das ander, das geyſtlich wirer das weltlich, das weltlich wider das geyſtlich, der vatter wider das find, der her wider den knecht.

Woher mödtftu (als du fagft ich wil mol nüßers Ießen) befiers thon, fo du nit die euangelia ond bibel ließeſt? Nu fage ich, es ift mir müger ich leße doctor Luters bu— eber, dan ven dietrih von bern, oder job den Pogium, wo ich nit bibel Iefen wolt. Legere et non intelligere, est nigligere, Catho. Vnnd fo jrs verftunden, würden ir nit frauwiſchem zorn vnd neid ein folich freuel, vn— war vrteil väblarren. Vsque quo patientur hoc scan- dulum ? Exo. x. vsque quo non vaultis subijei mihi ? Vnnd ide hefftiger vnd mee Moyſes mit dem künig Pha— raon in egipten redt, je herter ſein hertz verhert ward. Da Criſtus Iheſus mit den biſchoffen, ſchreibern, gleiſſner vnd phariſeiern redt, je gedultig er wz, je hefftiger fie wüterich waren, vnd verwunderten ſich ſeiner weyßheit. Je mer er fie den weg zum vatter in das recht erblandt wiße, noch viel mer ſchrüwen fie Crüßigen Crucifige Erucifige. Paulus als er vil von got redt, da hieß in der biichoff Ananias vffs maul fchlaben. Aber paulus ſprach zu jm: D du fhwarge wand, mit einer wyße vberwyßt, got würt Dieb Schlagen. Er fagt den Atthemenfern fie bettent an das fie nit wüflen was fie anbetten, da verfpottent etlich inen vnnd fpraden. Du pringft vns nüwe ding in vn— fer oren.

So ver geiftlih doctor fie wyßet zu dem adlerſchilt, fa-

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gen fie du blöſt vns nieß was nüwes in vnſer oren, et lich veripotten inen. Wo aber denfelbigen Enticriftiichen aber ein nümes in iren orenfchellel gehendt würt, das einer fprech, welcher ir ketzer geicholten babt, doctor Lu— tern, deſſelben bücer fint heilthum. Da Tut mit allen gloden zu hauff, das ift vngehort ven enteriftiichen, wie dem ? haben fie doch ir tag nie gehört oder gefchen ein folihen Theologischen babft, ver fouil Cardinel, referuaten end diſpenſatz abgethon hat als der frum Adrian ? welches mandem viel ducaten ſchadet, dannoch müflen fie es Icy: den, wiewol mit ongedult. Ach fo leyden das au ein flein wylgen, va will ib baß dauon reden vnd ten ent- eriftiichen allein, ven bösen, welche vngunſt in fih vermei— nen zu Senden, Db vielleicht etwan einer vonder jnen ge- reigt wurd, den adler zu lefen ond verften, damit fie furt- ber ir fegerifch vrteil (om obergangen radt) lang vfiziehen wurden.

Martinus Luter weyß clarlich, das dapffer vßgeſchrien ift, in die gange welt von Criſto vnßerm lieben beren vnd got geredt. Der knecht ift nit gröſſer dann fin her, vnd der bot ift auch nit mer, dan der, ver in geiant hat. Aber ein jver würt volfomen, wan er ift als fin meifter, das zeige ih nit varumb an, als ob jemant vermeint (wie villeicht die enticriftifchen gloriern) als geb es doctor Mar: tin (jo ih gejagt bon wider die romaniften fin bücher fyent heyltum) ein findlin eing wolgefelligen lobe. So wir doch beiten. Non nobis domine non nobis, sed nomini tuo da gloria. Gehelget werd dein nam. Son: der darumb vas ich ſag, die geſchrifft ıft nit Doctor Lu— ters, fonder allein feines geyſts. Iſt aber fin geyft göt- lich (als ich darfür Hab) wz in dem wort (als oben ge: melt) gemacht ift, was das leben, vnnd das leben was ein liecht der menfchen, vnd das liecht Juchtet in der fin fierniß. Nu fo mag des Martinus cörper nüft thon over vollenpringen dan er ift finfter. Sonder fon gevft der in jm wirdt, fcalt onnd leßet, dan er ift ein bel ewig liebt fing fleyfchigen zergenglichen cörpere. Darum fane ih ewig, das fon liecht geyft vnd fele würt ewig fin in hiemel oder in der hell, wiewol man ftirbt in ver hellen,

250

man mag und Fan aber ewig nit fterben. Sf dan fin liecht vnd fel over gevft 08 aot vnd von got gemamt. Gene. Inspiravit in faciem ejus, spiraculum vite. So fint auch fine fchrifft on zwepfel götlich vnnd geyſtlich, dan nieman iſt, der da thut die crafft in meynem namen, vnd mög zu band von mir vbelrevden, jr ſolts in nit ver— bietten. Nemo in spirita dei loquens, dicit anathema iesu. Sr folts nit verbitten, dan welcher nit wider vch ift, ver ift fur oh. Vmb dießer ſprüch millen, folt ir euwers zornigen nyds vnd mweybifchen vffblafens geſchwey— gen. So aber je die ſchergen (bey dem Caypha Anna Herode vnd Pilato) in grimmer begird wyter ſchreyen wolten Crucifige crucifige, Ketzer ketzer. Sollent fie wiſ— ſen das Criſtus ſagt: Non occides. Ir folt nieman vr: teilen das ir nit geurteilt werden, jr ſolt nit verdamen das ir nit verdampt werden, vnd follen nit deßhalb ver: zweyfeln, dann der zorn gottes ift darumb fomen wider die mißtraumwe finder. Dieweil doch geichriben ift. Luce.

Videbam Sathanum sieut fulgor de celo eadentem. Nembt war fo ver teüffel vom biemel verftoffen iſt, vnd die romaniften vom wort Crifti, bon ich vch geben gewalt onderzufretten ven ſchlangen vnd feorpion, all trawen, vnnd vber alle crafft des feindg, vnd würt vch nit ſcha— ven werden. Aber furwar in dem folt jr vch nit frau: wen, wan die geyſt werden vch vnderworffen. Aber freu: went vch, das euwer namen gefchriben fint in ven hiemeln.

Als dan viel ſchwetzen vnd frag fint, wil ih vB vriab (wo ich genugfam wer) der warbeit beyſten, ond geneigt dem Murnar vnd feinen dichtern (Modici fidel quid du- bitastis). wie er fehrifftlih pflegt alweg onvern füſſen lie: gen, vB ver jchrifft antworten vff feine harte frag.

Des Murnars frag.

Ob der Künig von Engellant ein lügnert ſey. Oder Doctor Martinus Luter. Sta paulisper (Murnar) iuxta holocastum tuum, donec

videaw si forte oecurrat mihi dominus et quod- cuuque imperauerit loquar tibi.

251

‘Non est deus quasi homo, vt mentiatur, nec filius

hominis vt muttetur.

Veritas liberabit eum.

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Scrutare seripturas et uide.

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O Oder Doctor Luter.

Antwort vff die hohe vnd ſchwere frag des in beyden gewiß ein ſorgliche hohe ſchwere frag.

rechten gelerten Doctor Murnars.

Engellant ein lügner ſy.

252

fie von einem hochgelerten doctor in beyden rechten ge: fragt if. Vnd wan es von der hoben fchul feme, vie noch zwo ftaffeln höher wer, fo wer es dannoch hoch ge— nug. Darzu in zweyen rechten ein doctor, darumb ift es ein hohe frag. Zum andern ift es ein forglie frag, dan forglih ift e8 zu reden von Fünigen das einer villeicht nit in ongnaden fall, und haben nit gern, das man in etwas vnerlichs rede oder zulege, dadurch einer in groffe firaff fem. Dan vie fünig baben viel fnecht vnd cledftein, welche möchten einen vnbilliy verliegen.

Zum dritten ift ein fchwere frag, fo er fprict von En: gellant ein weits land vnerfettigts land, vnd ein vntruw böß arm kriegiſch land, va ich noch nie hinfommen bin, allein dz ich alſo hab daruon gelefen. Doch dz doctor Murnar finer fchweren fantafien, anligens vnd vernunfft (der da wenig ift) jm gedicht nit blödt werd jo antwort ich jm, mit vrlaub rüfchpelt vch wems not thü.

Erftlih fo muß man anfehen ein warhafftigen Künig, fo mag man ein vnwarbafftigen dargegen erfennen. Dan fo er fragt von ? das ift nit bey over jn Engellant, ein landt der Engel. Es ift ons Criſtlichen menfchen allen war, funth vnd wiſſen, auch der gangen welt, das fo wir warhafftig vnd in aller warheit reden, fo befinden wirg, vnd fage in guter warbeit, dz ich auch bezüg mit leyb feel vnd gut, einen gewaltigen, almechtigen edelen, erli— chen vnd warhafftigen fünig in Engellant Gott vatter jone ond heiligen geyft, ein ewigen vntödtlichen gerechten Künig, der biemel, der erden vnd ver hellen, welchem alle creatur in biemel, alle geichöpff off erden, alle verdampten in der bellen onvertenig dienen müffen. Welcher ftard, warhaff: tig Eönig in dem land der Engel, fih vor nieman fordt, noch entießet, weder vor dem teüffel noch vor dem Mur: nar, weder vor dem entchrift noch vorm romanift weder vor dem Eden noch dem boden. Aber all müflen fie im werden vnderthon, fih vor jm ewig freümwen, furchten, entfegen vnd erzittern. Er ift warbafftig, redt, jagt, vnd verfündt vns alle warbeit. Er verwürfft auch von jm vnd von fynem Engelifchen land alle lugen, ſchannd, la- fier, fund, boßheit, trug, vnd vnwarheit, vnd ift dag ge-

253:

wißlich war, dan fin Engelland vnd fine geborfame vn— derthon fint frivfich gerügig fiher, frey on alle beſchwer— niß. Daß erzeigt er ons als bey finem wappen vnd Ad— ler, fo er fagt, Alle vie da befhmwert fint, vnd in. arbeit fomment zu mir ond ich wurd vch wirerumb ganß frey machen.

Ego sum via, veritas, et vita, Ich bin ver weg, warbeit, ond leben. BE dem ſpruch ift fein ander weg in Engellant, dan got, vnnd welder nit den weg get (in Got) ver mag nit fomen in engellant. Ich bin vie war: beit, was nit got ift dz ift ytel lügen vnwarheit, vnnd welcher nit 98 got ift, der fan nit reden rechte warheit von got, vnd, vom land der engel. Ich bin Das leben on got ift fein leben, got ift das leben, vnd was nit v3 got iſt, dz ift der fort. Als vnßer leyb ift ver erven, darum ift der fleyichig leyb tourt. (Formavit hominem igit. ex limo terre) Die fel aber ift v8 got, darum iii fie das leben. Et inspiravit in faciem ejus spiraculum vite, Et quod factum est in ipso, vita erat. Vnd dz eben was ein liecht der menschen, vnd das liecht leuchtet in ver finſterniß. Er ift der weg, warbeit vnnd leben, der da. recht weyflet die warhafftigen menichen, vnd leüch— tet in das engeliih ewig land in vie ewig warbeit, vnd ewig vnzergendlich frötih Ieben. Als Criſtus warhafft bezügt. Nieman fompt zu dem vatter, dann durch mic, ven weg der warbeit. Ich fag vch die warbeit.

Pilatus hat wol gehört, ond weiß aub noch wol, vas diſer warhafftig ſtarck künig vber all kunig, ber vber all berichafft, vor jm als vor einem falichen vrteilfprecher ae: redt, befannt, onnd geiprocden hat, ih bin varumb fomen in diffe welt, das ich gezeügniß gebe ver warheit vnnd bin darzu geborn worten, ovnd ein jver der da ift vB ver warheit, der hört meine ſtim. Dz es war fo fo ſprach der pilatus zu im. Da. Quid est veritas? Was ıft vie warbeit.

Murnar Hörftu nun dz der fönig in engellant warhaff: tig ift, vnd fein Lügner, ift ver lügen nimer holt worden noch geweſen, Wiltu aber zu dißem Fünig in fin fry fiber lan» der engel, oder auch zu finem ewigen vatter? ſo

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muftu nit ein lügenman fin noch mit falfchen bullen und fantaften vmbgen. Solt nit liegen triegen over ſchmehen. Wiltu aber die warbeit fagen, vnd in ver warbeit fin, - fo bör des engeliihen fünigs wort, vnnd volge men, lob in, ere in, lieb in, glaub in jun, hoff zu jm vnd in im ond zu feinem andern pryße jm fine wort vß, verfünpig, lere fie, fage die warheit in die gange welt. Er faat ein yglicher welmer hört mein flim, ift v6 ver warheıt mein ſchöflin hören meine ftim vnd kennen mid.

Herwiderum fo du nit würdeſt mein ftim bören, fin wort eren vnd wolteft reden die vnwarheit, lügen, welche van dich zum dickernmal nerriſch anfiht, So möchſtu mit dei: ner langen futten nit in engellant, Sonver zum teüffel von engellant, in abgrund ver hellen (da dich got vor wil bebüten vnd vns all) fallen, in die vſſer finfterniß, da nüft ift dan zwibeliuppen, fuwer mild fuppen, vnd falt erweyſſen.

Keiner mag jm widerfteen, dan der ftard fonig, got ewiger bere, bat mit ver warbheit die bel beftritten. Er fpricht, welcher mich lieb bat, der behelt meine reve. Ob ir werden bleiben in mir vnd meine wort werden in vch bleiben, will vnd begert alleın dz wir warbafftig beharren in feinem waren wort. Er begert nitt den todt des fun- vers, fonder noch viel me das er begert werde, vnd lebe. Dan er fagt nit, welcder ein futten anlegt, over welder zerichnitten Schuch antragen, dan wan die vägefchnitten ſchühen möchten einen from, warbafftig vnd felig machen. So würden warlich die verlaufen landsknecht gang from nut iren außgeichnitten fchuchen, dz doch ver arm from bauwer faum glaubt.

Aber er fagt. Der hat mich lieb, welcher mein rede bevelt nit in ein fiften, over off dem fehand in ver ver ſchloſſen biebel, da ſpinweppen vffgewachſen fint, vnd wiſſe, welcher von den euangelien vnd wort Criſti fleücht oder erſchrickt, derſelb iſt nit warhafft, welche Criſto vnnd ſei— nem götlichen worten wirdig fint dieſelbigen fint alle lü— genbafft, wie ver entchriſt ſelber, vnd fin geyſt des ent— chrifts, welcher van jtzt lange zeit vff erden regiert bat, dan wenig warheit, hat man in dißer welt geipurt von

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vielen jungen vnd alten groffen vnd Fleinen, ond if alſo probiert, das ver möchtig fünig in engellant gantz vnd ewig warbafftig iſt.

Das aber Criftus ein geyftlicher fünig der engel ift, vnd des ewigen rychs, hat er geiagt: Regnum meum non est de hoc mundo, Myn rych ift nit von difer welt. Wan myn reich were von dißer welt, fo würden furwar meine diener firiten, dz ich den juden nitt gegeben würd, nu aber ift mein roch nit von binden. Pilatus beftigets, darumb fo biftu ein künig? Iheſus, du ſagſts, wan ich bin ein fünig. Die juten ritter fohergen geben auch ge- zugneß. Ave rex iudeorum. Gegrüßt ſyſtu ein fünig der juden, ein iglicher der fih macht ein fünig rert wider den feißer Pilatus. Nembt war, eumwer fünig. Ich würd eumwern fünig crüßigen. Pilatus hatt nit allein geredt, fonder geichriben. Hebreiih, Greciih, vnd Latiniſch, das jverman fol leſen, Ibeſus Nazarenus ein fünig ver juden. Vnd Murnar nym war, wz geichriben ift von dem fünig in engellant , dz ift geichriben, vnd würſtus nit andere machen. Wir haben me geſchriben Mathei, von den drYyen fünigen, die haben ven lügenhafften, mordifchen wöüterich Tirannen vnd künig Herodes gefragt. Wo ift der fünig der juden ver da geborn iſt? wan wir baben feinen fter- nen gefeben in orient, vnd mir fomen jnen anzubettien. Dise dry fünig Caſpar, Balthazar, Melchior, haben von weyten ber geſucht ven warbafftigen fünig im engellant. Aber etlich lügenhafft münd, mögen nit hören doctor Zu: tern von im fagen oder reden, ich geichweig das fie von weyttem zu jm, oder gegen jm lieften. Ja fie weren ebe vor jaren gein rom gelaufen, getrumt doch der fünig He— rodes zu Sherufalem, auch nitt feinen biichoffen vnd doc— torn, da fie jm anzeigten, wo der künig der juden geborn wer. Vnd er berufft ebe heymlich vie drey fünig, das er von in lernte, die zeyt des lutern vnnd bellen fternen den fie vff dem berg faus beiten gefeben, vnd in balaam ver prophet anzeigt. Dieter warer fünig vnd got, ift nitt als ver menſch, der da lügenhafft ſp, aud nitf als ein fon des menſchen, das er wandelmütig fey.

Dißen engelifpen könig ein her aller heren, ein -fünig

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aller fünig, ein fünig der hiemel, gewaltig im hiemel, er: den, vnd heil, ein gebietert der engel, menfchen vnnd teüf- feln, Murnar foltu nitt denen fünig von engellant fürd- ten vnd dem allein dienen, wie dan Moyfes dem vrieil, mit den mennern difes Ichaldhafftigen geſchlechts, vnd würt fie verdamen, dan fie ift von wyte dar vnd von end ver ivelt fomen gein Jherufalem, als fie hat gehört vnnd ge= glaubt der weyßheit Salomonis. Aber ir gleißner weſchent allein die fchüffel, oder far vEwendig, aber ewer hertz in— wendig, vnnd gedand ift voller raub, fchaldeit, vnkeüſch, zorn, zanck, lügen, vnd neyd.

Nar vnd thor, welcher das vßwendig hat gemacht, derſelbig got hat warlich auch das inwendig gemacht. Sorbona der egiptiſch apffel bym roten meer wachſend, ſchinet vſſen bubich vnnd inwendig fin fie voller afchen, wie vie bößen evchöpffel fcheinen, vifen gut inwendig aber fint fie voller wünfter fchimlecdbter muden. Ja wol weren fie fantaften welche einen erlichen künig folge gab geben, Dan er würd zu inen fprechen. We oc gleißner, jo ir alle kru— ter vnnd die ruten (fnoblach nefpel vnnd binetſch) verze- bend, aber ir hapt die ware vrteil vnd lieb gotes verlaj- fen, vnnd acdtend nit der barmhergigfeit des glaubeng. Ja ir achtend mer eumer futten (drü gelübven) vnd jag vch das ware vrieil, die lieb gottes muß man thon, vnd nit laſſen. We och gleißner, fo ir liebent die -öberfien oder erften Ierftul vnnd feß im eumern finagogen (Cloftern gardian prior koch Ffeller) vnd dz man vch gruß vff der galten. We och, die da aufwendig gleiffen , ald gemalte dotengreber gewyft, inwendig fint fie voller dotenbein aller geftand, lügen vnd zorn, die fchinent vßwendig den men— her als gerecht, vnd inwendig fint fie voller gleißnery vnd ſchalckheit ala zückent wölff.

O natergezucht wie werden ir fliehen von dem helliſchen vrteil 2 Ein jurift, gefaßgelerter legiſperitus ſprach zu Erie fto, du ſchmechſt ung, fo du diß fagft. Aber Iheſus fprad. Bund wee och gefaßgelerten, ir befchiwerent die menſchen mit bürven oder beſchwerniß, vie fie nit tragen mögen, ond rürent nit an die bürden mit einem euwer finger (papiften gartianiften romaniften) We vch, fo ir der pro—

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pheten greber baumend, vnd euwer vetter haben viefel- ben getodt. Furwar ir gebt gezeügnis, fo ir willen darzu geben, den werden eumerer vetter, dan furwar,fie haben fie gedöt, vnd ir erheben vnd buwen jre grebern (poten erheben vnd helgen drauß machen, da etwan ein wolffs— zan in filber gefaßt ift den fationierer) Hierum hat die weißheit goties geſprochen. Sch würd zu denfelbigen fehi- den vie propheten vnd botten aber auß denen fo fodten vnd durchechten fie, das von dißem geſchlecht (römifchen bifchoffen richtdoctor vnd gefagftiffter) erforft werde, das blut aller propheten, welches vergoſſen ift von anfang der welt. tem von dem geichlecht fint mee propheien vnnd apofteln getödt und durcdecht worden. Als dan Doctor martin Luter auch ein apoftel Erifti mit finen büchern jst durch echt würt ketzeriſch, allein von ven öberften geſatz— gelerten vnnd gefasftifftern, Doctorn, Cardinelen, Biſchof⸗ fen, öberfien, münchen, ond iuriften, wie vwch gefaßgeler- ten (Dfficial, Bicari, Eurtifan, juriftend welche haben hin- wedgenomen vnnd verborgen den fchlüffel ver götlichen funft, ond fient "felbs nit ingangen vnd die da wolten ingen, haben ir verhindert vnd wöllent dannoch (wirdiger here bochgelerter) rabi genant fin. Sr aber folt mit rabt (meifter) genant werden, dan einer ift eumer meifter, aber ır all fint brüvder. Ir folt och feinen vatter nennen, dan einer ift eumwer vatter ver im hiemel if. Sr ſolt au nit gebeiffen fin Magistri nostri, dan einer iſt euwer mei— ſter Iheſus Eriftus, vnnd welder vonder vch der gröft (Babft Cardinal Biſchoff ꝛc.) ift, der würt euwer diener fein, vnd welcher fih würt erhöhen, der wirt ernivert. Wee aber vch ſchreiber ond gleißner fo ir beicplieffen das reich der hiemel vor den menſchen (interdict, bann, ſuſpen⸗ dieren, die Luteriſch bucher leſen ꝛc.) ir gend nit hinein, vnnd verhindern die da ingen, welchen in Luteriſch bücher of Eriftum vnnd die heiligen euangelia gemwifen werden.

Pharifei, Gleißner vnnd fohreiber, we och, ir frefien vnnd verfohlinden die hüßer der witwe vnnd weſen, vnnd habt lange (Münchiſch) gebet, vmb das fo werden ir en- pfahen weytter vrteyl. We euch fchreiber pharifei vnnd Ipocrite, fo ir die erden vnd mere vmbgen (fpaciren) das

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ir machent ein vffſamelung fo es gemacht wirt, fo achtent ir in einen fon des hellifchen füwers zwifach, danir (bet: telmund), we vch blindenfürer, die da fagen, welcher fhwert . bym tempel, ift nüft, Welcher aber ſchwert by dem golt des tempels, ift fhuldiger. O ir thoren vnd blinden, wz ift gröffer, das gold, oder tempel der da heiliget dz golt? Welcher fchwert by fant Beltin oder einem helgen, fo glaubt man jm, aber welcher da ſchwert by got, oder by dem wort gottes dem glaubt man. nit. Hütend oder ver: ſecht och vor den fchrifftgelerten, welcher in langen weiflen Heidern inbergen, vnd vor den menfchen gegrüßt wollen werden, vnd in der finagogen die erften lerſtül befigen «juriften judices aduocati) vnd oben am tifch, welche ver— fchlinden die hußer der mwitwe, vonder dem ſchein eins langen gebets die werden entpfangen ein hefftiger vrieil. Dauon Pau. zu den phil. 3. Biel fint vnd wandern, die ich vch did hab angezeigt, nu aber weynendt fag. ich, fie fint findt des crüß erifti, die verderbung wirt ir end ſin vnd der buch (Quorum deus venter est) ift ir abgot, jr ere ift mit ſchanden, die da irdifch verften, aber unter wan— del ift in hiemelen, zu erbetten den feligmacher vnßern her ren jheſum Eriftum.

Quem Johannes predieabat. Darum hütent och vor ven falfchen propheten vie da zu vch fomen in frhaaffsklei- dern (münchsfutten) inwendig feint es zückend wolf. BE iren früchten werden ir fie erfennen, dan fie mögen nit ablefen die winber von den ftechenden dornen, vnd die füffen feygen von den rumwen difteln. Alto auch ein ygli- er guter baum, macht gute frucht, vnd ein jver bößer baum pringt böße frucht ꝛc Nit ein yglicher der da fpricht ber der, wirt ingen in dz reich der hiemel, fonder der da tbut den willen meynes vatters der da ift im biemel, der wirt ingen in das reich der himel, viel werden fagen zu mir in den tag Her ber, wir haben in deinem namen. viel getbon, geweyßſagt, gebrediget, gelert (ablas vnnd banbrieff verfünt, vnßer conuentbrüder vnd clofter promo— viert) onnd in deinem namen viel (gewalt) gethon. So wil ich dan denen veriehen, das er vch hat nymer gekant. Hierumb fo wychent wyt von mir die da thüen die fhald-

257 get: D ir gleißner warumb vbertretten die gebot goites vmb euwers gefag willen ? "

Recht hat Eſaias von vch gefagt , das vold eret mich mit: feinen lefftzen, aber ir herßen ift weit von mir. Ber- gebens eren fie mich ſo fie leren gefaß vnd menſchenge⸗ bot, Darumb fo wirt die weißheit von den wyßen ver: derben, vnd der verſtant irer wyßheit wärt verborgen. Wol habent iv die gebot gottes crafftloß gemacht das fie eumwer gefeß halten canones clöſtergelübd, Offentlich redts der geyſt. In den letſten tagen werden etlich vom glaus ben fallen, vnd werben anlangen ven geyſt des jrſals, vnnd werden reden lügen, vnnd lere der teüffeln, ig der ckutten) gleißnery, vnd werden haben hart gebrante (das em wagen mit heü durdfür) weyte confeieng, vnd ver: bieten die Ee vnd die fpeiße, welche got den glaubigen mit dandkiagung zu eſſen geſchaffen hat. Item, jr aller liebften,, ich erweck eumwer aller reunft gemüt, dz ir ver worten von den heilgen propheten vnd appofteln, der ge: bot vnßers lieben heren ond feligmaders (jo id vor ge: fagt hab) ingedend fient. Dann es werden fomen in der letſten tagen verfpotter, wandeln in beirigung nad irem begeren vnd werden fagen, wo ift die verheyflung oder feine zukunfft ? (Zafa wan fumpt der jungft tag, es ift no lang darzu) Der her würt warlich nitt verlengern fine verheifung, als etlih vermeinen es fy noch fang dar, gebultig und gewaltig verzücht der her, dz er wil nieman verdampt werden, fonvder das fie al wiederum zu Erifto- onferm beren gefert werden mit bußwirdfung, dan der tag des heren würt fomen als der diep. O Murnar lyß au das zweyt capitel Petri 2:

Solide harten berßen haben die heiligen appofteln wol erfant, das fie in dißer zeit fin würden, dieweil fie al dauon fchriben, als Judas, onns vor jnen warnen, dad wir allein tröftlich fliehen folfen zu dem wort gottes die aller ficherſt friheit. O jr allerliebfien, in den let,ien ta- gen“ werden komen betriger,, die da wandeln in den fün- den, nach jrer begird. Die fing, welche fich felber von

den andern ſcheiden gepfilih, vnd haben feinen geyft (das fin murmler, ſchwetzer, ir mund redt die hoffart) Aber o

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ir allerfiebften, ir folt vch felbs vff vnßern Heiligen glau- ben bauwen, betten im heilgen geift, halten vch in ver liebe gottes, zu erbietten die barmhergifeit vnßers lieben beren Iheſu Erifti in dem ewigen leben, Vnd firaffent diefelbigen verdampten, vnd machent fie felig, vnd züdent fie vom ewigen füwer. Erit enim tempus, cum sanam doctrinam non sustinebunt. Sie wollen des götlichen doctor Luters Eriftliche lere nit leiden, fie fagen es ſey giftt onderm hunig, fo man die warheit fagt, fo muß es den groffen föpffen gifft fein, dan vasfelbig gifft heyßt zu latin, Volumus, Mandamus, Interdieimus, Excoricamus. Sonder fie büffen oder floffen ire oren zufamen denen meiftern (Barfuffern, Eden, Boden) die jnen fißeln und reißen zu irer begirven. Sie keren aber ire oren von der warheit, onnd wenden fih zu den fabulen, fantaften- werd ſchmorotzlery. Wz fagt dan Paulus? Dz folt ir vor allen dingen wiſſen, In den letfien tagen werden fin geuerliche, ſchedliche, und ververbliche zeit, van es werden geysig, vbermütig menſchen fin hoffertig, vnd werden fi felber lieb bon, goßglefterer, jren eltern vngehorfam, vn- dandbar, boßhafftig, on lieb, on friven, Iefterer, vnſtet, Tü- genhaftt, onmilt, vngütig, verreter, widerfpenftig, groß dunden, vnd me liebhaber der wollüft, dan liebhaber go— tes, vnd werden haben ein geftalter gelübt, des teüffels, aber fie verlaugnen fine crafft, vnd die foltu vermeiven, wan es fien auß inen die fohlieffen in die heüfer, vnnd ziehen die fraumlin ann, welche beichwert find mit fünden, onnd werden gefurt in mangerley begirden, vnd weychen allweg ab, vnd fomen nymer zu der waren funft ver warbeit, als dan Samnes vnd Mambre, welh Moyfi wi: verfochten haben, alfo widerſten die auch ver warbeit, ond fint menschen eins zerzerten gemüts, verworffen am glauben. Aber fie werden weyter nit fchaffen over fur: gang bon, dan ir thorheit würt offenbar allen menſchen— das mat das war liecht daby wir fie erfennen fur vch, das vch nieman verfür, dan viel werden fomen in mei- nen namen vnd fpreden: Ego sum Christus, vnd ver— füren viel. Dann es wirt fin ein voldf wider das ander Und ein reych wider Tas ander, vnd es werden peftileng

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ond hunger vnd erdbidden durch die ſtett ꝛc. Solche firit onnd meynung der ftreit gefhehen alle tag, ſo der Murnar ift wider Doctor Luter, doctor Luter ift wider dem ent: chrift, ond je einer wider den andern vnd wilyglicher ein befonder opinion vnd meinung haben, ich weyß aber fein befiere dan doctor Luter uns furfagt die warheyt vnd es ift fein meynung oder opinion, dan eg mer funft ein jwey- fel daran, wer wenet oderzmeinet, derfelbig ftet in zwepf⸗ el, Darum fo ift doctor Luter nit in zweyfel, meynung oder opini. Sonder in der warheit dan erredf die wort der warheit, vnd lert ons (dieweil mir. all geladen vnnd berufft fien zu dem großen nachtmal zu fomen, das fo wir den gangen tag vnrügig fin geweft im arbeit, biß, froft, Hunger 2c.)-zu guter rugen, freibeit vnd ficherbeit fomen mögen, eſſen, trinden zu erfettigen vnßer begierd anitt dem brot vnd fleyfch, das ift mit dem fon gottes. Filius est verbum Et verbum caro factum, ſo er fpridt. Panis quem ego dabo, caro mea est. vnd der menſch lebt nit allein im brot, ſonder er lebt von eym yglichen wort dz außget von dem mundt gotes, Deßhalb ift das wort gotes das groß nachtmol, woll genent.

Die hoffertigen nemen fib an ein folichen medtigen fünig der engel vnd von feinem groſſen nachtmol Götli- chen wort entſchuldigen. Hör Murnar, Yglicher fpricht zu Doctor Luter, ih bon ein dorff faufft das muß ich beſe— sen. O verfluchte baffart wie it Jucifer in feiner hoffart die for ver engel befehen wo jeman hübfcher, höher gröſ— fer ond erlicher wer. So er aber einem hübicher und mec— tigern hat geliehen im Chor ver ergengel genant Michael. Sp bald hat er mit jm gezangt. Alfo das michael jagt, Moyfes wer hubicher dan er, da verlor luci’er feinen na— men vmb boffart willen, welchen er ewig nymer mag be: tomen. Dan er bub an got zu leſtern (ein art ver hof— fart) da fagts Michael finem heren vnnd ſprach: Img. tibi deus. Alßo baldt wardt er von engelichem land ver: triben mit allen finen engeln vnd anhang.

Darum lieber Murnar laß demütig von deiner folichen boffart, damit du vmblauffft von eym Chor zum andern, ist ſchier nieman me mit jchriben dan die barfuffer von

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firaßberg bis in engellant zu ſchauwen wo einer wer der Gübfcher ober dich were, vnd wan du ſchon faft lang mıt dinem engel ſchribſt und vmlauffſt, fo ift doc doctor Lu— ter hübſcher dan du, wiltu aber nit vffhörn vnd dz wort gottes darum vnderſten nidertilgen got Ieftern, fo ſag ich dir Das mir werden vnßerm allergnedigſten bern fagen: Img. tibi, et angelis tuis deus, dan welde predigen tollen nit von den blaen enten jagen, fo es bie gili das ewig leben, den geyſt vnnd die fele. Griftus Spricht der hoffertig wirt vögetriben von dem reich ver hiemel wel- cher fich erhöhet derfelbig wirt ernidert. Ein demütig menich bleibt gern daheym gott zu dienen. Aber vie hoffartigen fauffen vff alle kirwy, rychßtagen, pompiſch Ichen vnd ver Be brachtiſch wollen idem gleich verſetzen jr biſtum, clö— er ꝛc.

So ſagt aber der geytzig, Ich hon funff ioch ochſen kaufft muß die probiern, welche gülden ſchwer genug fin, die fie gein rom ſchicken funff prebenden zu kauffen, welche keß gut fin die ſie ſamlen. Deßhalb künden fie nit leßen heilige bücher verſten jm geyſt. Ja müglicher iſts das ein Kemelthier durch ein nadelör ſchlieff dan das ein ry— cher gang in dz reych der hiemel. Non potestis deo ser- vire et mammone. Es get gar ſeltzam zu biß einer vff den wilden figenbaum fompt als zacheus. Dinicie siafflu- unt nolite cor apponere, ve qui coniungitis domum ad domum, et agrum agro copulatis. Wan alle lafter alt werden fo iungt fich erft die gytifeit. Petrus hat ver- laſſen fiſch vnd garn, hat Criſto nachgeuolgt.

Ich hon ein frauwen genomen, darum ſo mag ich nit fomen ſpricht der vnlauter menſch. Ich halt auch fur groß fund vnd ift wider die gebot gottes, wan- ein pfaff over müncd ein fraw oder ein non ein man nympt dieweil dz euangelium Tut, ich bon ein fraw genomen. Dann da ‚Das heidenifch framwlin wer verfteinet worden, wo jm Cri⸗ ſtus nit wer genidig geweſt, vmb dz es einen man geno— men hei. Deshalb iſt myn meinung beſſer fie nemen fein me fonder laß inen eewiber geben nach inhalt ver fchrifft sermebeln wie got Ade zupracht euam. Da Eriftus von redt: Ab finitio autem non fuit sie. Qui pont capere

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eapiat. Kanftu mit, küſch fein fo magftu dich vermelen, Quia non omnes capiunt, sed quibus datum est. Nu befehe jder wie vil ebrüch wider gots gebot geichicht welchs fo gemein ift dz nit viel dauon zu fagen gebürt, dan es wil-fihier ere fin fo ein man ſin weib- verleurt oder der man vom wib laufft, wie groffen ernft möcht einer erfen- nen, das folche vnruwige lüt fleyß heiten zum wort gottes.

Gang bald in die gaß vnd firaß die armen vnd fran- den, blinden vnd lamen für herin vnd gang in die weg vnd hinder die zün vnd zwing fie inzugen das mein hauß erfüllt werd. Ich fag och das nieman der (hoffertigen geitigen onmilter) menner die beruft fin würt verfuchen mein nachtmal, aber diße armen ellende papiften, wibiſch zornive, doctor Lutern anfinden vnnd haſſen (mit zorn ond nid) gans frand im wort goties, vnd allein in jren fed- ten mit mutwillen vberich fin in der firaßgaffen (wie der bößen zornigen vnnd neidigen weiber art) dem Luter ven wyn außruffen, ir hertz möcht in funft brechen, fprechen myn geuatter hat mich erzürnt ich bin jm als find einer ſpinnen, du ſolts aber nit von mir ſagen, vnd ruffen ſol— hen genßmarck ſelber an der kantzeln auß ein ketzer ſchel— ten zum höchſten, als wer feiner bößer menſch dan doctor Luter welcher doch vnnder ons der allerbeſt. Wo aber diefelbigen fih heimlich inn götlicher fchrifft bedacht nit felbs vff den fangeln fich erzörnt heiten, fo het man nit erfarn den groffen nid ond haß der münch vnd itzt wer: den fie mit dem wort gottes vff ir maull gefchlagen. Die zornigen heiſſen auch billih arm, dan fie verliegen am geriecht viel guts Iyb ond fel. Sie werden aud nit on rechts erlaffen, fo fie jverman ſchmehen, dan der war rich: ter fpriht: Du muft rechnung geben von einem yalichen müfligenden wort. Sr habt gehört Exodi vnd Deütro. das den alten gefagt if du folt nit voten, du folt nit falfch gezügniß geben, und Mathei. welcher zornig ift finem bruder, ver würt ſchuldig dem vrteil, vnd welcher ſpricht racha (ein, außgelauffner münd) ver würt ein ſchuldner ‚dem radt dz got Sich bevend dich zu firaften. Welcher fpricht fatue (feger) der würt fein verfallen dem hellifchen ewigen füwer, ir folt nit vrteiln, das iv mit geurteilt

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werden, ir folt nit verdamen das ir nit verdampt werden. Spricht got Mihi vindietam: Ich will alle ding vrieiln, was nempt dan ir obferuanger vch am zu vrieilen vnd brenet Luters bücher. Die zornigen werden bald arm bon mangel des wort gots vnd nidig fin im felben wort frand krafftloß, durftig nymer reich over gefunt, fie en: pfangen dann geſunde ardny, die wort ſo ich zu och ge redt bon fin geyft ond leben. Aber es fin etlich vB och die nit glauben.

Tradheit vnd freffery mögen die geichrifft nit wol fe- ben vnd fih darin arbeiten, dan fie fin blind vnd lam,

liegen hinder den zelnen vnnd vff der gaffen hindern mu-⸗

iwern die fulen freffigen deygen brüder. Quorum deus venter est. wie einem trunden mentchen die augem bre: en, wie gefchriben ift. Ne uideant. Dauid, Sie haben augen vnd werden nit fehen, vnd fo fie es ſehen, werden fie es nit feben, vnd fo fie hören, verften fie es nit Ber uor wz fo zuſeüfft vallen hinder die zein vnd zellen, die wend mit dem kopff ond wandern blindlich im finftern, wie die nachtülen ir augen zerzerren, ſchlafferig im jrem dormitorio, Wie fünden dan fie wiſſen des Luters bücher zu vermaleidien die fie verichlaften, in der blinpheit nit anfehen, von den ſieben todtſund, fiodnar fprad ver her, der Son ift das wort gottes, vnd welcher neben den weg felt,, ſo fompt der teüffel ond nimpt das wort von iren bergen, dz fie nit glauben ond felig werden, Vnnd was vff die (hoffertigen, zornige) harten fleine bergen felt, ba= ben fein wurgel, dan etwan glauben fie ven Luter, vnd wang nit als nach jrem willen Taut fo wicden fie vnd verachtens. Was aber in die thorn fompt vonder die vn— feufchen, gesgigen, freffigen,, forgfelt, reichtum vnd woluft irs fulen lebens erfteden fie es, Movies fagt, Du folt dich nit neigen weder zur rechten hand, noch zur lins den band, ſonder ir folt gen den weg, welchen och got euwer ber geboten bat und fy oh wol. Der her ſpricht auch zu der fohar, Ob jeman fompt zu mir vnd nit haf— fet fin vatter, mutter, hußfraw, finder, bruder, fehwefter, ond auch fich felbs, hoffart, gyttikeit, vnkeüſch, zorn, nid, fullery, tragfeit, mag nit fin myn junglig.. Vnd welder

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nit tregt fein crütz, und fompt mir nah, mag nit myn junglig fein. Nu fihe, wo die hoffart din vatter ſy, das ertrich oder geytifeit din mutter 2c. Darum ſoltu fie hai- fen. Nieman mag (got vnd den teüffel) zweyen heren dienen, eintweder hat ven ein, got lieb, vnd haflet ven andern (teuffel), dan er ift ein vater aller boffart, mer mag fich ſelbs gewaltig eins ellenbogen lang machen, der da nüft anderſt ift, van das heuw, das man in badöfen ſtöſſet vnnd zu nicht würt ond verget vnd allein got er: fordert die fell, welche got dem cörper zu eym licht hat angezündt, zu erlüchten den finftern cörper erden er— ſchaffen, welchs liecht alwegen fin glaft hatt vnd enpfacht von got. Als der Mon finen fohein von der Sonnen, als wir haben Johannis. Fch bin ein liecht der welt, das da erleuchtet alle menschen fomen in dife welt, vnd ir fient myne frund, fo ir thon werden das ich och gebiet, ist heyß ich och nit knecht, fonder frund, van der knecht weiß nit was fin ber thut, jch nenne aber vch fründ, dan ih bon och alle ding geoffenbart, die ich von mynem vat— ter gebört bon, jr habt mich nit außerwelt, ich bon vch außerwelt, das ir hingend vnd frucht pringendt vnd eumwer frucht bleib vff, fo ir werden bitten den vater in meinem namen würt er vch alles geben, dz gebiet ih och dz ir einander lieb haben.

Es fanten die öberften, Bapft, Cardinal, papiſten vnd romaniſten von der oberften feyierlichen flat Rom, vie biichoften , priefter vnd leuiten vnd die waren auß ven gleiönerm, gein wormbs zu doctor Martinum Luthern, vnnd fragten inen, wer biftu, vnd er hat befant vnd nit verlaugent, Ich bin nit Eriftus, was biftu van, helias, er fagt nein, biftu aber ein prophet, er antwort nein. Wer biftu aber, das wir fünden antwort geben den grof- fen beren vnd romaniften, vie ons gefandt haben, vnd wüſtu wer wir weren, fo grofie berliche Eardinales, Eur: tifan vnd Biſchoffen, du mwürdefi reden was wir mwolten ond gern hörten, vnd gebft uns nit fo fenffte teidung, bfibft nitt off dDinem fürnemen. (Mar.) Ich fag do ein- feltig die warheit, fo Eriftus myn got gelert bat vnd beimlich red ich nichts, ſondern das ſich jverman zu dem

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götlichen wort fere vnd was mich gott bat heiffen reden verfünd ich vch die warbeit, warumb glaubt ir mir nit, onnd warn ich ſchon redt das ir germ hörten, fo wert es nit lang, ir würden mir fiend, vnd in fünfftiger zeit vil- feicht ein Kalte fuppen geben, vnd fo ich .weyß, dag Abra- ham in verfuhniß ift erfunden worden. warhafftig. Als Mathiathias anzeigt, ift er gerecht gemant vor got. Da:

Hereditate posidiamus Deus meus pone illos ut rotam et sanctuarium dei. sieut stipulam ante faciem uenti.

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niel ift in finer einfeltifeit auch erlößt worden von den Lewen. Helias bat begirlich got nachgeuolgt vnd das ge: ſatz gottes faft lieb gehabt, ıft er wivderumb in hiemel en:

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pfangen. Ananias, Azarias vnd Mifael haben geglaubt onnd fin erlößt worden von der flamen des feumwers. Alfo gevendent ir durch geichlecht und im gefchleht, vnnd fo van ich hab lieb onnd begird das wortt gottes allen men: ſchon in ir hertzen inzuleiben, wurd ih mit gof von allem zorn vnnd fuwer aller romaniften entlediget, ob fchön meyner bücher viel verbrent ‚werden. Dann alle die da hoffen in das wort gotes werden ewig nit gefchent. Als Dauid. D her ih hab gehofft im did, ewig würd ich nymer geichent. Vnd varımb folt ir och nitt werden forchten von ven worten ves fundigen mand, dan die glori der menichen ift nüſt kadt vnd würm, hut wirt er erhöht, morgen wirt er nit gefunden, dan er ift gefert in fin erden vnd fine gedechtniß ift vergangen.

Ob ir romaniften all wolten anhangen ven bepftlichen bullen, Citation, Paris, Cölen mit Ariftotile probiren, fo wil ich doch allein vie gefab des heren fürderm vnd nit verlaffen vnd wider vch bifchoffen die warheit mit dem götlihen wort (got ſy vns genedig) probiern vnd war- hafftig beweren, wil ee fterben in myner einfaltigen war: beit, ich werd dann mit götlicher fchrifft beſſer vnderwiſſen. Aber hiemel vnd erden würt vber mich gezeüge, dz ir mid verdampt vnſchuldig, vnd wil och fagen wer ich bin, dz ir mögen antworten die vch gefant haben.

Ich bin ein ſtym in der wünftung (is zergendlichen ertrich, darin dz thuwer wort Erifii mit menichen, jagen; diſteln onnd dornen verftedt ift), van das ertrich gebürt diſteln vnd vorn. Das waſſer gebürt forg, angft, trübfal vnnd geuerlich tödt. Das feüwer gebürt dvürrung, theü— werung, hunger vnnd mangel. Darumb, fo fehrey ich bereytten den weg des heren fine fußtrit machent gerecht vnnd wirdent buß, das reych der hiemel ift nahe, Der her fompt ond ift neher van ir glaubt haben, deßhalb if zeit vffzuſten vom ſchlaff.

O wan du nit heteſt feyßerlich geleit, din warheit folt dich nit Helffen, wir wolten die barfüßer zu bilff nemen, vnd mit dir difputiren [M.], wz darffs die warheit vieler diſputatz, Ich wolt och gern mit dem wort goted, zu ‚got dem heren tragen oder pringen, fo dan gefchriben ift.

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D finder gutes pringent dem heren, pringent dem heren die bodsfinver, pringent dem beren die glori ond ere, pringent die glori finem namen. Anbettend den heren in finem heiligen hoff. Die ftim des beren vber die wafler 2c. der ber wirt geben die frafft finem vold, der her würt fegen fin vold im frid, dan er thut inwonen die findflüs vnd er ein füng. wirt fißen ewiglich, vnd fine ſtim ift in der grofſſmechtikeit wie dauid zeigt.

Biftu nit Criſtus, auch nit belias oder prophet, was predigft du, was fhreibftu vnd fagft yon facrament des beyligen tauffs. [M.) Ich zeüge vch an die aröfte Frafft des heyligen tauffs. Aber vnnder och habt ir auch bibliſch bücher, die ir nitt anfehen oder verften wollent, noch da— in lernen erheben vnd furdern in der Chriftenheit. Das wort gottes, welchs nah mir vnnd nach mynem: fterben befffig gepredigt würt vnd von mir gepredigt ift, des ich nit wirdig bin ein Fleins vindlin ander vfflößen,: dann mie cd von got gefeßt ift, ond ir noch vnwirdiger mit eumwern flatuten ondertruden. Aber das ir begird darzu haben, ift not zu erfüllen alle gerectifeit. Dann das wort gottes hat die würffichuffel im finer handt vnd feger fine ſchwern zu famelen den wyſſen. Aber die fpreumwer (ver menfhen böß fortail, gefaß vnd wenung) wirt er verbrennen mit dem vnzergenglichen vnd vnleftlichen fu: wer, mit dem bißigen wort gotes, wer wolt och funft zeigen zu fliehen von zufunfftigen zorn gotes, Darum fo wirdend fohuldige vnd wirdige frucht der peniteng vnd busfertifeit, vnd nit fprechent, Der bapft ift onfer vater dan ih fag, vch gott ift mechtig, den ftinen künden erweden, die art ift an die würßel des baums geießt, vnd das wort gottes ift gefeßt an die wurßel, die men: fwenfagung zu uerbaumwen, Welche fchrifft nitt frucht pringt, fol vögerut vnd ins feuwer geworffen werden, nit dz Die obferuanger myn bucher brennen ond etlich boden ſchulen, dan fie pringen der Griftenheit me nüß der felen, dan die Iugenbafften banbrieff.

Die weltlichen ritter fragten Johannen den tauffer, was werden aber mir thon. Da gab er inen vißes gefaß, nicht weiters dan was von got geſetzt ift und gebotten, das folt

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ir thon. Nieman folt ir quetfhen, ſchmach thon, vnge- vechtifeit zufügen, falfch betrieglich verclagen mit worten beſchweren, vnrecht thon noch Schwach nembt nit fchend darum, vnd feyt benügig euwer folts.

Ein laſter ver quetfhung ift, So ein amptman macht erhelt oder leßt wfffteigen ond erwachfen den vnderthonen beſchwerniß oder mit pinigung abzwingt, abzeucht, herauß: pringt, etw; von den vnderthonen oder menichen durch fort. AB da fien nüwe vfffaß, zoll, vngelt, fhaßung, vogelweid, faßnachthüner, oſtereyer ꝛc. vnd desgleichen viel. Oder warn ein amptman nitt thon will finen vn— derthonen das er ſchuldig iſt, man ſchenke over geb jm dan dem armen als dem reichen nit byſteet oder furhilfft beſchirmen, vertretten. So fie doch jerlichen ſolt haben von jren heren, darum dan die vnderthon ir bedt vnd ſteümer thün jerlich dem heren. Auch wo fie tringen oder herauß pringen vber den geſetzten lonn herauß reyi- ſen. Als fornen faren hinnachen ſcheißhußfegen, ſtellmi— ſten, ſo der arm auß forcht den amptman thon müſt des fie fih in zeitten nit ſchemen, ſpiel over kegelſcholder, vff— zuheben vnnd allein die dienſt gern haben da viel geſchenckt würt. Das etwan nüw vſſſatz erwachſen, das iſt nider— truckung oder quetſchung. Darumb wirckent bußfertig vnd glaubent dem heiligen Euangelio, vnnd halten die gebott gottes, bereutten vch zu dem wort gottes, nembt war das lemlin gottes nimpt hinweck die ſünd der welt. Selig iſt der nit in jm geſchendt würdt.

Nu was fiet ir außgangen in die wüftung (gein wormbs) zu ſehen Doctor Luter in von finer lere tringen mit fort onnd gewalt, als ein toer von dem wind bewegt. Fur— war es lest fih nit bewegen. Oder waß find ir außgann: gen in zu ſehen ob er auch mit fiven befleyt fey. Als ir mit gulvden geziert ins fonigs hoff, Warlih doctor Luter wil nit mit weichen (biftum Cardinalhüt, noch in ir hu— Ber zu Rom) befleit fin. Oder was zmwepfelt jr zu fe ben (in wormbs) ein propheten, fo gejchriben if. Efate. Deine furiien fin vnglaubig gefellen der vieberey, fie ba- ben all lieb vie gaben, vnd handeln allein vff widergelten. Darum bat in got gefant zu predigen den blinden das

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liecht, den gefangenen zu verfündigen die eriößung sc. Da: rumb fo würt eumwer gold vnd filber hinauß geworffen, vnd würt zu fadt, vnd mag vch nit erlößen in dem tag Des zorns vnd grom des beren, fo die angft vnnd not fomen würt, werden ir heyſchen fried, vnnd es würt nit jried fein. Darumb fo feht an mozu ir berufft fin ‚dan es fint nit viel wißen nad dem fleyich, Auch, nitt viel edel nach dem fleyich nit viel mechtigen. Vnd hat gott. erweit Die warbeit der welt, das er fhende die wißen, und was ſchwach ift der welt, das ev chende, die mechtigen gewal- tig ttarden damit, Vnd bat. auch gott außerwelt waß in der welt vnadelich vnd verſchmecht ıft, das er damit ſchende vnd alle ding, die da fin, das da nit alßo glorieren würd alles fleyih in finem- angeficht , dann euwer onnüßer yp⸗ piger fund friffet vmb fih, Hympt wie der frebs vnnd eumer onmweißheit würt offenbar.

Doctor Martin Luters bücher fin beiltumk vnnd er ift ein gottliher doctor,

Sp wir anſchauwen der Ieben Beiligen gebein fprechen wir, das ift heiltum Sanct Peters, Sanct Niclaufen, Sanct Marting ꝛc. vnnd heyßt darumb heyltumb, das- diefelbigen lieben heyligen vnnd Merteler dem wort Chriſti geglaubt haben, vnd daſſelbig war wort verkündigt, gepredigt, an— dere menſchen darzu gereptzt, berufft zu der warheyt, da— rum ſchmach erlitten biß in tod. Vnd ſo ſie vns vnd viel menſchen gedüngt mit iren Criſtlichen leren fruch zu prin— gen in Criſto Iheſo unserm heyl vnd feligmader. Darum nent man ir gebein nach heiltung. Welch ein acker mit feißtem miſt düngt pringt gute frucht vnnd ein weingart viel wein. Man ſpricht dz bapſtum, furſtenthum, biſtum, ein thüng des bapſts, furften, biſchoffen, das fie feyſt wer: ven, Stard, Frefitig, fo die thung (die vnderthon) viel gelts, bett und zinß geben, das fie das bag mechtig heren fin, Dahn wo folihe thung mitt gefchee, fo weren fie nit fo groß beren vnd mechtig, vB den möcht man auch wol jagen, Clöftertfum, fo doch vie clöſterhengſt oder münd

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gemeinlich groß feyfk baden bon, alfo werden fie‘ gevüngt.

Dieweil ons aber der götlich doctor Luter mit feiner götlichen und eriftlichen ſchrifft vnderweißet dünget, vnnd vnßer gemüt vnd hertz bauwet, hackt, das wir feyßt vnd ſtarck, krefftig ſollen werden jm wort gotes, in der liebe, glauben vnd hoffnung, in Criſto Iheſu vnßerm ewigen deyl nit anderſt weiſt, nit anderſt von vns begert, dann allein gott vnßerm heyl anhangen, viel vnnd gute frucht pringen. Deßhalb ſo fin ſine bücher heiltung, dz iſt ein thung des heyls. Dan bißher it man nit fo fleyifig in euangelijs vnnd der heiligen gefehrifft angehangt, als jet vnd further geſchicht. Darumb, das er ven ader vnnd weingart (die menfchen) mit feifte erifilicher wort gedüngt bat. Dauid redt, Bon der frucht des traides, des meins vnd fins ölls find fie gemanichfeltiget, in dem fried, in im felb8 würd ich ſchlaffen vnd rugen, wan ber du haft mich geſetzt funderlich in die hoffnung.

Ein götlicher doctor ift er, dieweil got genent hat die menfchengötter, zu denen die red gottes gefchehen, ift vnnd mag die fchrifft nit zertrent werden. Sch hon gefagt, ir fiet götter onnd fone des öberfen all. Nym war in hon Dich beftelt zu eyım gott, Pharnonis des fünigs ond Araon din bruder würt fin din prophet, du würft reden zu jm alle ding, die ich dir gebiet, vnnd der würt reden zum fünig pharaonen, das er die finder jſrael laß von finer erden. Alßo redet der götlich doctor Luther zum Aaron finen bruder dem bapft, die ding, welche jm got gebeüt, dz er, der bapft, diefelbige rede zum Fünig und feyßer, das er die fünder Criſti auß der gefendniß vnd beſchwerung (»arin fie ang mit geyfilich vnd weltlich oberfeiten gepi- nigt fin) willig frey zihen laß, got zu opffern, befonnver das wort gottes laß verfcheinen vor allen menſchen vff- ſatzung. So wir doch haben ein got, ein tauff, ein glau- ben, ein Eriftum vnßer heyl, wer möcht dan nit fagen, Luters ſchrifft ift Heiltum, befonder fo er darreicht vns ermanet der ſyße fiym got des almechtigen vatters, die da dönet zu und, das wir enpfangen das wort, fo er ipriht: Das ift mein allerliebfter fon, in vem ich gang wolgefallen hon, digen hörend. Vnd got vater allein wil,

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das wir in hören, Ipsum audite. So varff man gar feins glofierns. Hörend Criftum Jefum, den fon gottes, er fagts vnd vergeffet der alten rede. Penitet me fecisse hominem. Es rüet mid, das ich den menfchen gemacht bon, dißer rede wil er fenfftmütig vergeflen, fo wir finen eingebornen liebften fon hören, vnßer heyl, lieben, glau- ben vnd hoffen. Criſtus fpricht auch felber, wer oren hot zu hören, der hör. Alle vie da arbeiten vnd befchwert fient fomment zu mir ond ich würt euch erquiden, welche glauben in mich vnnd die glauben in got, vnnd welcher mich fit, ver ficht auch mein vater, vnd wer mich lieb bat, dem werden wir fomen vnd vnßer wonung by im bon.

Alßo wil doctor Luter fein ander fchrifft Haben, au fein gloß noch correlarium oder argument annemen dan Criſtum welde fehrifft gnugfam on allen zufaß, lauter ond Har, hell erleucht iſt mit dem ewigen waren liecht das ons Johannes auch anzeigt hat ond nieman mag oder fan befier ler geben, geb alle fchul alle meiſter fchreiber Pariß Cöln x. vnd auch meyn lieber meinfter Murnar ſchrib ſag verdam wie fie wöllen iſt alles falſch wo fie nit Criſtum vnd fine wort annemen vnd laſſen vorgon vnd mag wol heiltung genent ſin ſo er vns enbut das beyl vnßern erlößer Criſtum Jeſum in dißer angſthafftig en zeit des gethönes der erſchröcklichen findflut, wie zu noe zyten got wol vergeſſen der alten vnlidlichen rede Amen.

Kein gröffer ift nie erfianden vonder den finder der frau: wen dan Johannes baptifta ver tauffer. Siche eins grof- fen bifchofs fon, der fo groß vnd beilig ift von zacdaria - geborn (jo unsere regenten ven eelihen ftand verbietten) ond verfelbig Johanes gute ler anzeigt den weg des heyls des lemlin gotes, vnd welcher der Minor ift im reich ver hiemel der ift gröffer dan Zohannes vnd von den tagen Johanis ves tauffers biß nu lidet das rich ver hiemel gewalt, vnd fie rauben dz mit macht, dan alle propheten vnd gefaß haben gewiflagt biß zu Zohannem. Nu möch— ten wir wol fagen, doctor Luter ift der Johanes, davon geichriben ift, Nym war ich fen mynen engel vnd würt bereitien den weg dor meinem angeficht.

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Deshalb ift doctor Luter ein engel ver grofi vnnd ver Ffeinft in eem reich ver hiemel als Eriftus jagt. Nembt war das reych der biemel ift vnder oc, in welchem reich doetor Luter der gröft bewert iff, dan er würt von ven allergröften, babft, Biichoffen Eardinalen Apten vnd vica- rien der münchen angefochten mee van andere engel vnd iBigen propheten von teuffeln vnd müterichen befriegt, vnd geben groß prebenven darum das er nit vff erden were, aber ehe muß hiemel vnd erden vergen ehe ein fpiglin vom geſatz vallen würd, wie viel fie Luterd bücher verbieten ond in durcechten, ſelig fin die durchechtung leiden vmb der gerehtigfeit willen. Ließ aber nur dapffer Luters bü- cher du bift nit meyneidig, fonder deine gemweltige fien e3 jelber an got meyneidig, dan die. Iere ift mit Luteri, fonder Erifit ond gottes felbs wort wie Eriftus zu finem hiemelifiben vatter redet. Ich bon den menſchen dinen namen: jelbs geoffenbaret die du mir zu gezügniß von der welt geben haft, fie waren din vnd du haft mir fie geben vnd haben behalten myne rede, Nu erkennen fie das du mir alle ding geben haft, und die wort die du mir geben haft, bon ich ınen geben vnd fie habens angenomen vnd haben erfant warhafftig dz ich von dir bin außgangen, vnd haben geglaubt dz du mich gefant haſt. Batter ich bitt für fie, ich bitt nit fur die welt, fonder fur diefelbigen, die du mir geben haft, dan fie fin din ond alle ınyne fin din vnd alle vine fin myn. Heiliger vatter, behalt fie in dinem namen die du mir geben haft vas fie fin eins als van wir. Do ich bey jnen:was, behielt ich fie in dinem namen und hon fie behüt vnd ift Feiner auß inen verlorn, tan der fon der verderblifeit. Ich hon in geben dine rede, vnd die welt_hat fie gehaflet, dan fie fint nit von der welt als van ich nicht bin von der welt, ich bit nit das du fie hinnembft von der welt, fonnder das du fie behüt- teft vor den bößen, fie fin nit von der welt und ich bin nit von der welt, Mac fie heilig in der warheit, din rede iſt Die warbeit, als du mich haſt geſant im die welt, alfo bon ic fie gefant im die welt, vnd ich hei— ige mic felbs vor inen, vnnd das fie geheiligt fin in der warheit. Aber ih bit nitt allein fur fie, fonnder

= 18

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auch fur diefelbigen die da glaubig werden dur ire wort in mich das fie all eins fin als du vatter in mir vnd ich in dir, vnd das fie in vns eins fin, das die welt glaub das du mich gefant haft vnnd die Harheit diedu mir haft geben die bon ich inen geben, das fie eins fin als wir eins fin, ich in jnen vnd du in mir, das die welt erfen das du mich haft gefandt. O geredter vatter dic welt bat dich nit erfent, ich erfen dich aber vnd diße erfennen das du mich gefant haft, ond bon dinen namen jinen of: fenbar gemacht, vnd ich offenbar in das in jnen die licbe fy, mit welcher du mich haft lieb gehabt, vnd das ich ſy in jnen.

Db ir wolten doctor Lutern anngmen. Er ift Helias ven da Gott hat in die welt gefandt, So faget ir er fcy ein feger. Dan ein iglich mensch mit gott vergottet würt durch volfomenheit des glaubens in klarheit, fo Erifius fagt. Die Harheit die du mir geben haft han ich inen geben, das fie eins find als mir eins findt, Vnd Paulus jagt. So wir mit offenbarem angefiht anſchauwen vie glori des deren, fo werden wir geformiert in diefelbige bildniß von der clarheit in die clarheit als von dem geyſt des heren. Auß diefem ift genugfam bewert, das Doctor Martin Luter ein bott, vnd ein Criſtlicher warhaffter Ie- rer ift welchen got erwelet hat vns zu uerfündigen den fon gottes vnd widerzupringen (das götlich wort) das verloren was vfferweden in der Chriftenbeit, vnnd fine wort fin nit eins der da ein teüffel hat, der tüffel mag auch nit die blinde augen des entchriſts vnd papiften ge: feben machen, ir fehen auch das ir nichts an jm fcheften..

Er hat verblend euwer augen, vnd hat verbert eumer berßen. das ır nit fehen mit den augen vnd nit verſten mit dem bergen ond befert werden vnnd er vch geſund mache dan die fchuld ift eumwer, Wir bedörffen auch keins bapft concifium noch ver Cardinal münden oder bifhoff redt, Dan allein eins geiftlichen conciliums darin der hei- lig geyft felbs in der mwarbeit mit Erifio fin würt, on zweifel, fo würt erfunden bald ein grüutlich felig vrteil ond warheit götlicher fhrifft das doctor Luters bücher ty- rannifch verbrent fin vom entchrift, Grumbt doc Iucifer mit finen engeln belzebub aſtaroth ꝛc. vnnd gefelihafft do

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Sanct Michael ſinem heren ſagt Lucifers gygifeit vnd im Sriftus fin, huß vnd hoff zerftieß, Solt dan nicht der ent— chriſt mit finen tüffeln zornig grumen das jm ein lauter ‚engel in fin ftarden hoff reit vngeladen.

Die fhrifft fagt viel von fieben, Johanes fehreibt den fieben engeln ver fieben kirchen. Nach fieben tagen hat die woch ein end. So find fünfftaufent jar vor ver ge— burt Erifti, vnnd jät nach der geburt Criſti eintaufent funffdundert vnd rriij. jar verfchinen, alfo das wir fin ın dem fibenvden alter, vie Ietfte zeit nit mee künfftigs mag man in fehrifften finden. Hierumb wan die fünffhundert jar vols vergen fo fin fibentaufent vergangen, wan dan ver fag verget fo bat die woch ein end vnd dieweil es ift in den letſten tagen davon alle propheten ond geichrifft tagen, Vnd ver entchrift fomen ift das viel zeichen vnd mwunderzeichen geſchehen vnd fert der jungft tag daher, er ift hie, vnd kompt bald, er ift vor der thür, Der entchriſt it geborn, Die fu fragt wu wu, die geyß fagt jm beitel- ſack im bettelfad, zu Rom, Hat nit ein bapftin Johanna geborn vnd ift ir leib zerfprungen wie man lang gefagt bat, der entchrift fol in der grofien ftatt babilonia geborn werden von einem alten weyb, ond ir leib Tolzerfpringen es darft da nit viel vBlegen fchon ver entchrift ift geborn, der jungft tag ift hie mit gewalt vnd neber dan wir ver- meinten, Darumb fo wachent dan ir wüſſent nit in wel— her fund auch eumer her der fon des menfchen fomen würt, vnd ſient bereit.

Der öberſt priefter Giſchoff) fragt Iheſum, du bift Eri- ſtus ein fon gotes des beneveiten, Jeſus hat befant vnd gefagt ich bins vnd ir werdendt jehen den fon des men— ichen fißen zu der gerechten bantt des almechtigen gottes, vnd fomen mit den wolden des hiemels, Iſt das war fo der entchrift gewaltig fomen ift wie die ſchrifft lang geſagt bat. Bund aud der fon des menschen warhafflig fomen wirt, ond die Schrift nitt leügt. So muß er warlich ein vorlauften (S. Johanſen den tauffer) widerum haben vnd vor jm fenden clarlich, einen der lauter iſt in ber götli— chen warbeit. Das ift doctor Martin Luter dan fin nam zeigt clarheit vnd Fünfftige warheit an, als ein engel, der

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Criſtenheit von got gefant ver jm vorgang zu bereiten den wege des heren wie Ejaias jagt. Man hat lang ge: fagt, Enoch, Helias, onnd Johannes, hab got gefürt in das paradeis, das fie nit geftorben fin, wan ver entchrift. tom, follen dife dry auch wider fomen die menfchen bym glauben zu behalten das fie der entchrift nit verfür. Vnd va Sohannes baptifta fommen was, fragten di juden biftu Helias, biſtu Eriftug, biftu ein prophet, vnd aber da Je— fus fommen was, fragten vie gleißner biftu Iheremias, biftu helias, biftu Zohannes,/ vnd der her fragte fine jun gern, wen fprechen die menfchen der da ſy den Son des menichen. Vund fie haben geiprocen, etlich ſagten Johannem ven tauffern, etlich heliam, etlich Zheremiam. Aber die gleiß— ner vnd faßgelerten haben verfchmecht den radt gottes in in felbs, ond fin nit von jm getaufft worden, Sprad der her die menschen diſes geichlechts fin gleich den kindern die da fißen in der gaflen vnd ſchwetzen mit einander vnd iprechen, wir haben vch gefungen vnnd gepfiffen vnd ix habt nit getangt, wir haben och trurig geclagt vnnd ir habt nit geweinet. Aber Johannis der tauffer der hat fein brott geilen vnd hat fein win getrunden; vnd ir fa- get er hab ein tüffel, Bnd der fon des menſchen ift ku— men, der ißet vnnd trindt, vnnd ir fprechendt, Dießer mensch ift ein freffer onnd winßüffer ein frund der offnen funder vnd der fundern vnd ift gerecht gemacht die wiß— heit von allen iren funen.

Aldo thun die romaniften auch dem Luter, etlih fagen er fy ein feger vnd fy ver futien find worden, etlich fa- gen er bab ein teüffel by jm, vnd fy ein famaritan, etlich fagen er fy ein verlugter crift vnd hab ein bößen geyft, wie fan man im aber thon vnnd jvem glißnar fin mul verfioffen. Haben doch die öberften bifchofen wider Eriftum gethon vnd dem volck verbotten das fie nit folten jm nach— uolgen biß fie es hindennacdh nit me weren möchten vnd kündten, dan es waren viel heimlicher jungern die Erifto anhingen vnd der warbeit wie igt zur zeit aud.

Lieber Murnar wie muft vch verfiodten narren, gott einen von todt vfferweden ver vch geuiel, hat nitt Criſtus geſagt, fie haben Moyfen vnd die propheten by in, wan

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fie diefelbigen nit hören, fo werden fie noch weniger hö— ren die, welche vom todt vfferffünten. Darumb hab ic oben gefagt, doctor Luter ift Moyfes, welcher die wort gottes fo in got geheiffen hat finem bruder Aaron verfün- digen, das ers dem fünig Pharo fag vnnd das criftenvold fry ‘werd von aller queftung, in egipten allein got zudie nen. Derfelbig Moyfes oder Luter ift got von got zu eim got gemadt. Er ift Enoch den ver her hinwedgeno- men hat, ond er mit gott gewandert, vnnd nu wiverfompt. Er ift freilich Helias der off einem füren wagen mit dem \ wind vffgefaren ift in hiemel. Sa er ift Johanes ver vorlauffer der vorbot des beren, der tauffer der ons recht fagt vom heyligen tauff, ond fchriet ober oh. O nater: gezug wer wirt och zeigen fliehen vor dem fünfftigenzorn, darumb fo wirdent würdige frucht der buß, das reich der hiemel nehert fih, onnd nit fagent vnder vch, ver bapft iſt vnßer der allerheiligft vatter. Dan ich fag vch gott ift volmechtig von denn fleinnen erweden finnder Abrabe, wie volmehtig mag er doctor Lutern zu einem propheten ons vfferweden in dißer mwünftung, dißer finfter erben, ond des dundellen babftung, fo doch Efatas fihreit, Ein ftumme des - fehreienden in der wunftung, bereitten den weg des heren ond die fußtrit vnßers got machent gerecht in der eynnode, Ein yglich dall würt erhöcht vnd ein jder berg oder bühel würt genidert.

Wz vermag doctor Luters ſtym anderß dan das wir die fußtrit, weg, wort Erifti heiliger euangelien recht vnd warhafft gen follen lefen vnd verften, dan vie zeit ift er: füllet wirdent buß glaubet dem euangelio, oder warum sandent ir ond friegent das ir fagent, ich bin pauli, ich bin Gephe, ich bin Luteri, wer fin fie, Diener des heren vem fie geglaubt haben. Doctor Luter pflantzt baumet, zadert feine vifeipuli, Earelfiat, Melancton ıc. weſſern ond machen fucht das es grün werdt heinrich roſchach. Gott gibt das es vffwachſt vnd frucht geb, vnd wer da pflangt, fewt weſſert vnnd feüchtiget fin eins, Aber iglicher würt enpfangen nach finer belonung , wir fien behilffer gottes, bummeifter ir fiet der ader vnd bumgütter der weingart.

So nu Luter bumwet ader vnd pflangt den gotesbum,

%

2785 onnd Criſtlich kirch fines heren, ift die lere nit fin, ift die ere nit fin, fonder des knecht vnd diener er ift (Erifti) Daßhalb wolt ir crıfto ere bemweifen vnnd lob, fo legen: die bücher Doctor Luters mit grofiem® fleyß, ernft, lieb,

fob, begirven, dan fie fien nit fin fonder Euangelifch, gute -

bottichafft von dem Euangelifchen fünig, Ob es ſchon nit geuall ven bapftiichen , biſchoffen, ſchribern, gleißner juri- fperitus doctorum der bullen zu Pariß.

Erifius jagt, wer vch hört der hört mich, vnd wer vch verſchmecht der verichmecht mich, wer aber mich verſchmecht der veracht den der mich gefant hat, myn hiemelifchen vatter, Nembt war ih bon och geben gewalt zu tretten off die ſchlangen (O Aleander wo ift din gewalt) vnd vff die Storpiones (D Emßer vnnd Pariß) vnnd vff alle krafft des findts (O Entchriſt wie krefftig iſt din Cälln vnd leuon ſchulmeiſter) vnd wirt vch nit ſchaden. Aber in dem ſolt ir vch nit frauwen, wan die geyſt werden vch gehorſam vnderworffen fin. Aber freuwend vch das euwer namen fin geſchriben in hiemeln.

O herr Vatter hiemels vnnd erden ich bekenn Dir das diße ding du vor den weltweißen verborgen haſt, vnd vor den klug, weißen Paruoſen biſchoffen vnd iren vicarien vnd reten, vnnd haſt es den kleinen kindern geoffenbart. Ja hiemeliſcher vatter, es bat alßo vor dir gefallen, vnd welcher ſchendet oder ſchmehet einen dißen kleinen kind— lein die in mich glauben, Iſt wirdig ein mülſtein an ſei— nen halß gehengt vnd in meresgrundt verſenckt, dan wel— cher mich bekent, vor dißem ſundigen ſchalckhafftigen ge— ſchlecht, den würt der Sonn des menſchen mit dem heili— gen euangelien bekennen ſo er komen würt in die glori fines vatters.

Mercken ir Romaniſten wo man nitt beſſers ann vch verhofft wert ir vor langeſt wirdig geweſt der mülſtein, dan witer ſolt ir den vnderthon Luters bücher nit verbie— ten, dan nieman iſt der da etwas frafft thüe in dem na— men Criſti, vnnd Criſto vbel rede, dan welcher nit wider och ift der ift fur Sch, vnd fo Luter mit vch dran ift vnd bielft och gern felig werden, ift er nitt wider och, fo ir Lutern nit hören, fo hörent ir auch nit Eriftum, ob ioch

A Vo⏑ÄDÄ

279.

Sriftus perfonlich felbs widerum fommen würd, ir wir: len in che wider crüßigen. Erfarent vnd lernent grünt: lich die fohrifft in den ir vermeinen das ewig Ieben zu

bon.

Es fin (Luter und fine Eriftliche iunger) die da gezeug: niß geben von mir, fpricht Eriftug, vnd ir wolt nit fo= . men zu mir, dz ir das leben haben, die clarbeit enpfang ich nitt von den menfchen, aber ich bon vch gefent vas ir nit habent die lieb gottes in och, Ich bin fomen in dem namen mynes hiemeliſchen vatterd vnd habt mich nit an⸗ genomen, Wann ein ander fommen würd in finem na- men den werden ir annemen.

Wie möchten ir Lutern enpfangen fo ir groß pomp vnd glori von einander enpfahen, Die große biftum grofie ftenv. Offieia facultet. Vnd vie glori die allein von got if fuchent ir nit, Sch folt nit zweifeln das ich vch angeben werd, myn vatter Moyfes ift ver euch angibt in den ir boffent. Sp ir glauben werden dem Moyfi (Lutero) wür- den ir on zweyfel auch mir glauben, Dan er hatt von mir gefchriben, fo ir aber nit finer ſchrifft glauben, mie glaubt ir van mynen worten, ovnd fo ir nit Lutero glau— bent wie glaubent ir dan- den euangelijs, fo ir fiet all lügenhafft, dan ein jver der da ift auß ver warheit der hört mein fiym. Ob ver her ift got fo folget im nad, ift aber baal (ver babft) got fo folgent demfelben.

Ob aber ir Luterum darum wolten frhmehen fo er ei: nen den bock nent den andern heingen, laßts vch nit ir: ren im glauben oder folts jm auch nit verferen. Dat doch Criſtus die bifhoffen vnd doctor pharifeier ond gleiß- ner genent, vnd da diefelbigen gleißner vnd juden wolten Eriftum bogen vnd ſprachen. Mach dich bald hinweck von vns dan der künig herodes will dich döten. Da nampt in Iheſus ein fuchs den künig vnd ſprach, gent hien ſa— gent dem fuchs, nym war ich trib die teüffel vnd mach volkomen die geſuntheit hut vnd morgen, vnd im dritten tag verderb ich, Dan hut vnd morgen, vnd den andern tag muß ich wandern, dan es verfocht nit den propheten todten vßerthalb Iheruſalem. O Iheruſalem jheruſalem, welche die propheten todtſchlechſt vnd verſteinigſt die zu

230

dir gefant werden, wie oft hab ich gewolt dine finder verfamlen (in den concilijs) zu gleicherweiß, der vogel fin iungen oder neft vonder die federn, vnd haft nit gewolt, nem war eumwer wirt vch verlaffen wunft, ond ich fag vch ir werdent mich nit fehen fo lang er fommen werd vnd das ir fprechent, Selig ift der, der da kompt in dem na— men des beren. . Luce 13.

Allen vnd jden Eriftenmenfchen fol man furlefen. Sa mebe furften bnd heren die heilge geichrifft, da fint jver wie er fich balten fol vnd bedarff nit menſchlichs offſatz, verbietung, weltlihs noch (io etlich nennen) geiftlichs recht, es ift alle volmegtig in heilger geſchrifft gefchriben vnnd in den worten Criſti. Ich gib dem keißer was dem keiſer zuftet ond gib got was got des heren ift, Darzu allen furften, heren vnd rittern auch allen. menichen gefagt. Hab got lieb 98 allen dinen Frefften in ganger diner felen, in allem dinem gemüt, vnd das ander gebot ift dem gleich.

Hab dinen nechſten menschen als lieb, als dich felber, in.

diſen zweien gebotten hangt das gang gefaß vnd die pro- pheten. Darin bat got weder geiftlich noch weltlich, noch feißer , fünig, furftien, edelman, amptman, noch fauhirt aufgefchloffen oder preuilegiert von dißen gebotten gefriet, wie dan vnßere romaniften in viel Dingen vom bopft ge: friet, Die amptleüt Schultis vor andern burgern in vie: lem fronen vnd arbeit gefriet vnd ‚preuilegirt werden.

D wie ein enger, fehmaler weg ift zu dem ewigen le— ben vnnd wenig gen jnen. Aber gang weyt vnd breyt ift der weg zur bellen ond viel menſchen gen venfelbigen, wie bat der fintfelig menfch off dem ader des heren mit den ratten vnd vnfraut den weyſſen fogar wünft gemacht (Hoc genus demoniorum non eijeit nisi jeiunio et oratio). Der weyſſen würt nymer erfubert vnnd das pa- piftenvolf herauß gar gelegen, fie beiten dan im Luters bücher vnd faften der groffen abfengen. Sathanas mag nitt weren, ir reich würt zerfiört ond fein ftein off dem andern bleiben. Sr tempel würt nivderfallen, O Sherufas lem wan du auch heteft erfant jtz in dem tag der zufriden geben ift, aber von dinen augen verborgen, vnd dine find werden dich engftigen, dich ond dine finder vmbgeben mit

——

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8* iR

281

eym tal, alenthalben werben fie dich zerfireiwen, darum das du nit erfennen wilt die genedige zit diner heymſuchung.

: Domine quando hec erunt.

Dies domini sicut fur in nocte veniet,

HEre wan würt dz gefchehen, das du komen mwürft ond die welt zerget das der jungft tag kompt, wz zeychen wer: den wird wiffen. Sn dem buch ver appoftelgifchten jm erften capitel. Haben die junger Eriftum gefragt albo. Her würftu in der zeyt widerumb feßen das reich gottes jirael. Aber ver her hat zu in gefagt, jr folt nit willen die zeit ond augenblid, welche der vatter hat gefeßt in feinen gewalt, fonder jr follent entpfangen in och die krafft des vberfomenden heifigen geyſts, vnd jr werden myn zu:

,

282

gen in Iheruſalem end in aller gangen jurfcheit vnd famaria vnd bis zu end ver welt, Solhs haben wir auch Luce, Das die gleyßner den heren gefragt haben. Wan würt fomen das reich gottes, Criftus-hat den juden ge- antwort. Dz reich gottes wirt nit fommen mit liplichem vffmerfung oder liplichem gefiht. Sie werden auch rit ſprechen, nym war hie noch fiehe da, Aber nempt war, das reich gottes ift onnder eh, vnnd er hatt gefagt zu finen jungern, Vch iſt gegeben zu wiflen die verborgene geyftliche güter vnnd heimlicheit des gottes, Aber den an: dern jol mans verfundigen in gleichniß vnd byzeichen, vff das, die cs werden feben, nit ſehen, vnd die es innerli- den verften nit verften.

Dan es werden fomen die tag, wan ir begerendt zu fehen ein fon des menichen, vnd ir werdent mit fehen vnd fie werdent vch jagen, Siehe hie, fiehe da, fo folt ir nit gen, noch nadhuolgen, dan als der tunderblitz glaſt onderm hiemel, in denen dingen die vnderm himel fin fchinet, alfo wirt fin ver fon des menſchen in finem tag. Über erfilih muß ver viel leiden vnd verworffen werden von dißem gefchleht, Vnd alß da gefchehen ift in tagen Noe, aldo würt geichehen in’ ven tagen des ſons des men: fhen. Sie aſſen vnd trancken, vnd vermehelten fich, hiel— ten hochzeyt biß vff den tag, da Noe in die arch gangen it, vnd iſt der fintfluß komen vnd hat fie all erdrenckt, Vnndals auch gefcheben ift in den tagen Lott. Sie warn eſſen vnd trinden, fauffen vnd verfauffen, pflangen vnd warn bumwen. Aber in ven tag da Lot ift vßgengen von Sodomis hat es geregent fuwer vnd ſchwebel vom hiemel vnd hat fie al verderbt. Aldo wurt es auch fin an dem tag, fo ter fon des menſchen geofenbart würt, in der ftund, welcher fin würt oben im hauß vnderm tach vnd fin gefhir vas oder fübel Heinet ac., in finem huß wurt er nit hinab gen etwas holen, vnd welcher vff dem ader ift würt auch nit hinverfich widerferen. Sey ingedend ver bußiraumwen Lot, die hinderfich hat gefehen, Ein jver der ſuchen wurt fin fel gefunt zu machen, der würt fie verlie: ren vnd welcher die verlieren würt, würt fie lebendig ma— hen. Darum fo ift not alwegen zu betten vnd nit vffzu:

283

Hören dan ein arme witfraw was im der fiat, die kam zu einem richter in der flat ver fort got nit, fo eret er auch fein menichen, vie witfraw fprach zu jm, O richter, rehen mid von mynem widerfacher ond der richter hats nit gewolt thon lange zit biß darnach, Hat er'gefprocen zu jm felber, vnd ob ich got mit forcht vnnd die menſch nit ſchwhe. Wan fo ift doch diße witfraw mir befümer: niß, ich wurd fie rechen das fie nit am jungften tag fom vnd erwürg mid. Horent was fpricht ver fchaldkhafftig richter.

Aber got würt nit thon rach finer außerwelten,, die va werden den fag vnnd nacht zu jm fohreien, dan er würt gedult Haben in inen, vnnd ih fag vch, baldt würt er thon werden ram deren fchaldhafftigen. Meinſtu aber wan . er fomen werd, das er den glauben finde in der erden, fehent vch fur das ir nit verfürt werden, dan viel werden in meinem namen fomen, vnd ſprechen, ich bin Erifius vnd hatt fich die zeit genehert, ir folt inen nitt nachgen, ond fie werden viel verfürn, dan ir werden hören krieg vnd opiniones vnd verlaufft, nit werdent betrübt, diß muß zum erfien geſchehen, aber iſt noch fein end. Es würt vffften ein vold wider das ander, ein reich wider das an- der, groffe efobivem werden durch die ftet peftileng vnd hunger, vnd dz fin die erften anfang des ſchmertzen. Aber vor denen Dingen allen werden fie vch infuren in trieb- fal, vnd gewalt anlegen durchechten, vnnd in jrem radt finagogen anlangen vnd werden och tödten und ir wer— det fin ein haß aller voldern, vnd werden gefuert fur die fünig vnd furmwefer werden ir ſteen vor in vmb meins namen willen, ovnd ein Eleins hörlin von euwerm haupt würt nitt eriwegen, dißs würt och aber gefchehen zu einer zugnis, dan viel werden gefchendt und werden einander anlangen fur gericht, ond werden vndereinander haß ha— ben, viel falicher propheten werden vffften, vnd werden viel verfüren, wan vie ſchalckheit würt vberhant nemen, fo würt die liebe viler menfchen verlefchen vnd falt wer: den, welcher aber biß zum end in der lieb verharren würt, der würt felig, und das euangelium wirt gepredigt in ver gangen welt zu gezugniß allen völdern, van wirt fomen

284

bie verberbung, vnnd fo ir fehen werden den vnwillen der sroftlofen vnd die verlaffen troftung Mathei, die von Da: niel gefagt if. Vnd es würt jn dem tempel grußlich vn— menichlicheit fin der zerfiorung biß zum end zerſtört. O ir romaniften, das mürt fin erfehrodliche ververbung euwern ftatuten,, welcher ließt, der wird es verften, vnnd welch fin in judea, die werden zun bergen fliehen, vnd welcher würt fin oben jm huß vnderm tab, der würt nit herab gen etwz zu bolen in ſym huß, vnd welcher im ader, würt nit widerferen fin rod zu holen, we aber den groffen ihwangeren vnd ernerern in denen tagen. Bittend aber das eumwer fliehen nitt werdt jm winter oder Sabath, Dan fo wurdt ein ſolche groffe trübfal, welche nit, ift ge: weft von anfang der welt biß ißt, oder nit fin wurd onnd es ſy dann das gefurgt wurden diefelbigen tag, fo wurt alles fleyich nit behalten. Aber vmb ver vBerwelten wil- len werden diefelben tag fur gemadt, wer och dan wurt fagen, nym war, bie ift Eriftus, oder da, To glaubens nit, dan falſche criften werden offften, vnd propheten, falſche doctor, vnd werden groffe zeichen geben vnd wunderwerd, bevdutniß, alßo mag es gefchehen, das auch die außerwel- ten ingefurt werden in jrfal, nempt war, ich habs vd vor gefagt, ond darum, ob fie och wurden ſagen, fihe in der wünftung ift Eriftus, gent nit binuß, fehent in den elöftern, glaubents nit, Aber als ein mwetterlich vßget von orient vnd fehinet biß in occident. Alto würt auch fin die zufunfft des Sonn des menfchen, vnnd allenthalben wo da fin wurt ein lib, da werden fih auch zufamen famlen die adler. Aber bald nad ver trubfal, deren tagen würt die Son verdundelt vnd der Mon würt nitt geben fin liecht, vnd die fternen vallen vom hiemel.

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Sol contenebrabit. Luna non dabit splendorem 2 sunm., R

Erit pressura gentium per confusione sonitus maris et fluctuum,

Es werden zeichen fin in der Sonnen, im mon, vnnd in den fiernen, vnnd vff eririch würt fin ein trudung der völder von wegen der vermifhung oder fchentlichen orde— nung, geno8 zufamen witterung des mörs vnd der flüf- fen, erden die menfchen indörren vor fort und war— tung dero ding, fo vber den gangen ombfreiß der welt fomen werden, wan die frefft der biemel werden bewegt, vnnd alsvann werden fie ſehen den fon des menſchen fomen in den wolden mit groffem gewalt onnd maieftat, io aber diße ding werden anfahen zu. gefchehen, fo ſehent vmb vch vnd hebent vff eumere haubter, dan euwer erlö- fung nehert fih, davon jagt Johel der prophet.

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D jr aliuetter, die eltiften höret zu, iſt folihs auch gefcheben in euwern tagen oder by euwern altuettern, vnd ſags je einer dem annvern, das tft in vnfern tagen, was Die wübel vber hatt laſſen bleiben, das friffet der beu- ſchreck, vnd das vberig ift vorm beüfchreden werfchlembt der feffer, vnd was vorn feffer bleibt verderbt der rofl. D ir vrunden menfchen wachend v8 dem fehlaff off, hu: lend vnnd mweinend ir all die da den wein zufauffen in der trundenbeit,, wan er ift vor euwerm mund verdorben, onnd ein vnzalbarlich ftard vold ftigt vff ober myn ert- rich, vnd bat Tewenzen vnd hat myn wingarten wünft gemadt, vnd die figenbaum blot geichelet das die eft fin wis worden, Das opffer vom huß des beren ift verdorben, Die pricfter, Diener des beren haben geweinet, die Jandt- ſchafft iſt verwunſt, das ertrich hat fich beclagt dan der weyſſen ift verwunft, Der wyn ift zu ſchandt gemacht. D ir alten ombgürtent och, vnnd weynend, ir Diener des altars, bülendt, geend in ir Diener meyns gotts vnd wei: nend, So ir ligend im fad, dan das opffer ift verdorben von dem huß euwers gotts. Heiliget die faften, beruffent die Schar, verfamelt alle alten in das huß euwers gots. Schreient zum beren A a a des tags wan der‘ tag des deren ift nahe vnnd fompt als die zerfiörung von dem mechtigen, in irem eygen kadt fin verdorben, das fih dan, es iſt inen feid wein. Der dundel tag der finfterniß ver wolden, nebel, vnnd mwingbrut ift nabe vnnd fing gleichen ift nit geweft vom anfang, vnnd wurt aud fing gleichen nymer vor feynem angeficht erzittert die erden, die bie- mel find bewegt. Die Son vnd Mon feyn dundel wor— den vnd die fternen haben enzogen iren ſchein vnd der ber hat geben fine fiym vor ver ſchar wann fine gezelt fin faft viel vnnd flard, das fie volpringen fine wort, vnnd groß ift der tag des beren vnnd faft grußlih, vnd wer wurt in liven, Befert och mit einander zu mir in gans zen eumwern bergen, in faften, weinen, hulen vnnd befchni« det euwer berg vnd nit eumwer kleid vnd fert och zu got euwerm beren, dan er ift fenfftmüthig, barmberkig, gedul- tig, miltgeb, vieler barmbergifeit vber die bößheit frolo— dend vnnd freumendt och in gott euwerm heren vnd fur:

237

ten nit die.thier dißer Iandtfchafft. Dan gott euwer her bat och geben ein doctoren der gerechtifeit, würdt machen von biemel abfteigen ein morgen= vnd abentregen, wie in anfang vnd werden euwer ſchuwern erfullet mit frucht, vnd die felter mit win vnd ol, vnd will oh widerumb geben waß die heüſchreck, wübel, feffer, zwifalter vnd rofl oder erdflö abgeffen haben, myn ſterck die ih in vch ge— jandt bon ift groß vnd würt myn vold ewig nymer ge: fhendt, vnd ih würd geben wunderwerd jm hiemel vnd vff erden, das blut vnd feuwer vnd ven geftand des raus. Die fon würt gefert in finfternis vnnd der Mon in biut. Ee der groß vnnd greüßlich tag des heren fomen würt, vnnd es würt fin ein Yglicher der da an würt ruf: fen den namen des heren der würt felig. Dan in Syon vnd in Sherufalem würt die felifeit fin als der her ge— fagt, vberließ den propheten gar Eſaiam im 13. und 14.

Hulent dan der tag des heren ift bie, vnd von dem beren fompt die zerfiörung vnd der her des grofien heres bat gebotten der ritterfchafft des Friegs zu fommen weytt von der erden, Der ber von der höhe des hiemel vnd vaien fineg grim, das’ er zerftör alles ertrich vmb des willen werden alle gemalt zertrent werden vnd ein yglich ber& des menfchen würt Frafftloß, gepinigt, vnd zerſchla— gen, vnd werden haben ftechlich pin vnd fihmergen liden als we haben zu der geburt. Nym war ver tag des he— ren würt fomen grußlich vnd voller vnwürſch, zorn vnd grym zu feßen das ertrich in eynode, vnd zu verderben die funder der erden. Dan die fternen des hiemels vnd ir ſchein geben nit jre licht. Die Son ift verdundelt in jvem vffgang, vnd der Mon fheint nitt mitt finem liecht, vnd ich würt heymfuchen vie bogen vff erden, vnd jre fchaldheit wider die onmilten, vnnd würt machen vffhören die hoffart der vnchriftlichen, und ich würd demütigen den obermut der mechtigen vnd ein jver der alfo erfunden würt der würt getödt vnnd yglicher der vbertreflih ift, würt vallen mitt dem fohwert. Vnnd nym das byfpil wider den fünig von babilpn, wie die onrechte ſchatzung hat vffge- dort vnd ver tribut ift abgeftelt. Der ber hat zerfihlagen den gemwalt der wüterichen vnd die rutten der geweltigen,

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die geſchlagen Hat dz vold vnbarmhertzig in vnwürſch gif: tiger plagen, damit fie vnderworffen baden dz vold in grime und arüßlich verfolgt.

Die papiften bon getbon wie die doctores bifchoffen, furften der priefter, fchreiber ond gleißnar zu Sherufalem, Da fie der fünig Heroves fragt, wo Criftus folt geborn werden, Da zeigten fie jm die fohrifft, ſprachen, zu Bet- ehem jude, dan die fehrifft wißt es vß, Du betlehem jm judifchen land, du bift nymer die wenigft vnder ven fur: ften judea, von dir würt außgen ein berßog , ver da re gier myn vol jfrael. Da ward der fünig berodes zornig vnd ließ die kindlin döten, dieweil die öberſten bifchoften die ſchrifft oben Hin geleſen heiten, Aber den rechten ker— nen grundt vnd verſtandt der fehrifft verichwigen fie dem künig das hinnach volget: Vnnd fin außgang ift von an- fang von den tagen der ewigfeit, vnnd heiten fie dem fünig diße ewigen tagen erclert des ftarden gots Efaia, wie Balaam dem Balac fagt. So wer villeiht Herodes zufriven geftanden.

Alßo haben vnßer furften der prifter, principes ſacerdo— tum, in ir decretal gefeßt. Die figur Gene. Du folt wii: fen das got in das firmament des biemels gemadt hat zwey groffer liecht. Dz grofier das es furſchein im tag, ond das Heiner das es fur ſy der nacht, vnd fie beve fin oroß, aber das erft ift gröffer, Zu dem firmament des biemels, dz ift zu der gemein criftlich kirch, bat got die zwey große licht, dz ift, zwo wirdigfeit bifhoffliche gewalt vnnd kunigliche macht vffgefeßt, Aber das da vorift den geiftlihen tagen ift gröffer, aber den fleyichlichen ift klei— ner, wie dan ift onderfcheit onder der fonnen vnd mon. Aldo würt erfent under bifchoffen vnd fünigen, vnd da= felbft fagt die gloß. Inter solem et Lunam, So das ertrih ift fibenmal gröffer dan der mon, vnd die fonne achtmal gröfler dan die erden. So volget drauß das ver biſchoffs gewalt ift vier vnd fibengigmal gröffer dan der fünigs wirds, wie fie dan auch von den zweyen fchwerten geichriben bon. In extra commu. de ma. et obe. vmam sanctam. Der verſtet dag gottes wort nit recht, welcher fengnet das das weltlih ſchwert Sant Peter nit geben

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fy, fo er gefprocden hat, ſteck dz ſchwert in die ſcheiden. Aber die fünig, fürften vnd ruter follen das brauchen nad jrem willen over gefallen vnd zur gedult des priefters ar. Vnd das meltlich ſchwert und gemalt fol dem geyſtlichen onderworffen fin. Darauf ift erwachſen, das fünig vnd furfien, ruter 2c., den weltlichen gewalt brauchen nad jrem willen vnd mwolgefallen, das man allen tag ein nüwe ſatzung vffricht biß ver arm gang beraubt würt, 98 dißen obgeſagten fprüchen befihe wie die welt geiftlich vnd welt lich fo Criſtlich, götlich und brüverlich regiert würt, Alß den groffen in irn fad geb wie das wort gottes fag, Darumb fo fin die furften ver priefter vnnd die weltlichen furften vnd fünig durch ire doctores feribe verfurt, dan fie haben das beft in ver geichrifft verfchwigen, Nemlich das got hat geſprochen, Es werden liechter in dem fir— mament des hiemels vnd die vnterſcheiden den tag vnd die nacht, vnd fin zu zeichen vnd ver zeitten vnd tagen vnd faren, das fie lüchten in dem firmament des hiemels vnd erleüchten die erven. Sp wir nu die zwey liechter bieher ziehen, Das groß ver bapft, das klein ver Feifer, fo merd vff dan es voldt naher ond es ift alßo geſche— hen. Got hat gemacht zwey groifer liechter, dz groß liecht das furgang den tag vnd das klein liecht, das es furluchte der nacht, vnd flellas, vnnd hat fie geftellet in vas firma- ment des hiemels, vas fie luchten vber vie erden, vnd furfin dem tag vnnd der nacht, vnd das fie ombteilten das liecht vnd die finfterniß.

Vmb kurtz willen der zeit wil ichs inen by dißer figur laffen bleiben, Dz groß liecht, die geiftlichen furften, bapft, biſchoff, Cardinal. Dz Eleiner licht, weltliche furſten, kei— Ber, fünig graue fürer oder hertzog, edelman, ampiman, nu wollen wir fehen jm erften paſſ, den die romaniften haben jm vecretal gefchwigen, hat got geiprechen. Es . werden liechter in dem firmantent des hiemels, by diem wort liechter, meinet er auch die fiernen, warumb haben dan fie nit auch jns decretal fternen gefegt, wz follen diße liechter, fon, mon, fiernen thon, fie follen vmbteylen den tag vnd die nacht, bapft, künig vnd fernen, priefter, jollen vmbteylen den tag, die ware götliche gefchrifft, ges

x. 19

274

bot vnd warheit, teilen in die nacht biß fie auch erlucht würt die weltlichen mit gelerten, warhafftigen doctorn, vnd follen die nacht, die vngelerten, vngotzforchtigen, zor= nigen, lugenhafftigen, weltgeygigen menfchen ombteilen ven tag, den gelerten, woarhafftigen predigen, dz diefelbigen die da fin in der nacht, auch zu luter hellen tag der göt— lichen ſchrifft vnd warbeit fomen mögen, vnd gefehen felig zu werden, ond die liechter und fiernen, bapft, fünig, prie— fer oder war criften follen fin in zeichen oder wunder: werd zu aller zit, tagen vnd jaren lüchten in dem firma- ment des biemels, dz ıft in eriftlicher firchen vnd erlüchten die erden, dz ift die irdischen menfchen. Darum bat got gemacht zwey groffe liecht, den bapft, dz er jm waren liebt (Ego sum lux mundi.) mit Erifto erleüchte den tag, die heilige geichrifft, die gebot und wort gottes ercleren finen Cardinalen, bifchoffen, prieftern vnd ein vorgenger were, So fomen fie mit ſchatzung geylen vnd nagen, me— geln vnd bratten.

Keifer, fünig, furften, dz klein Tiecht folten auch gelerte doctores vmteilen iren onderthonen ongelerten, dz diefel- bigen furften vnd edel auch leuchten in dem firmament des hiemels der warhafftigen doctorn vor aller welt mit wunderwerdf zu. aller zeit jaren vnd tagen, ja fie geben (dz groß ond Hein Tiecht) nit men pfründen hinzulihen den fernen, welche in folen belffen lüchten in dem firma: ment, fondern feßen Heine finder daher vmb gunft, gaben fhende, vnd dienft willen nit vmb gotes willen, Wo man bit vmb ein pfrund geyſtlich oder weltlih bifchoffen vnd furften, fo ſprechen ire hoffmeifter ond radt, myn ber muß die fine damit verfehen, die jm auch gedient haben, vnd fegen dan finder daher vngelert, noch nit priefter vnd wachſen dan daby vff, würt einer zu eym fpiler, der an- der zu eim hurer, der drit zu eim friger, der virt zu eim frietsbuben ꝛc., fo hat dan der ber hinweck geben die jm widergolten haben, wz belonung haben fie davon, fo wurt werlich der criften glaub die heilig geichrifft wol erlucht. Sp fie ftellen die nacht zu der naht, fo muß wol dz groß Tiecht finen glaft verließen, Sagt man doch, zwen hund fin eins hafen todt. Aldo auch zwo naht. So die

273.

welt vorhin. sngoßfurdtig ift, nit mit einem waren fter: nen erlucht, vnd das groß liecht auch finen fchein verdun— delt hat, darzu die ding vnd götlih ampter mit vngeler— ten finder will vErichten, fo muß es wol finfter vndern benden fin, wie dan die Cortifan auch jarlich, einer dryffig gulden, funffgig gulden, hundert gulden, vnd nad viel mee abfeng vnd referuat hat, vnd kompt nymer dahin der nacht ein predig zu erluchten, es fin die hollerkuntzen in der Schwer, vnd die hußen nit verluntichen beſchuden fie vmbs mefl, ja fie bevundlen das ertrich.

Fiant luminaria in firmamento coeli. Liechter werden in dem firmament des hiemels, Son, Mon, Stern fin als Kiechter, bapft, künig vnd feribe, vnd follen teilen den tag, die heilige gefchrifft, Euangelia, die bibel, die wort Erifti, gebot gottes vnd die naht. Menſchen gebot, bapft, biſchoffs, bull citatz, welche vffſatz vnd gebot zerteilen von gotlichen gebot, Etlih finfterniß beſchwerniß abgethon, das fie allein leuchten in dem firmament des hiemels mit got- tes forcht in gebot gottes in der heiligen geichrifft Liebe gots vnnd des nechſten, der armen vnnderthon, nit mit wütery nümer vffgefegten flatuten, gaben, fohenden, zo0l- fen, türnen, blocden, hauwen, ftechen, friegen, die armen lüt verderben an leib, fel ond gut, wie die ampleüt ge: neigt, Aldo lüchten fie it wie juvas, wz in nit mag wer: den in ir feel. Eriftug® het ein amptman, der wz rider, ond het mee gelts dan Eriftus der her felber onnd dies weil er vermeint, er trüg die burden mee vff finem halß dan ein ander junger, So wolt er den feel auch an hal yenden, das man fünt erfennen, dz er viel geicheftt vB: richt vor den andern, Aldo hangt er zuletfi die bürven gar an hals, biß er fin geichefft all vBriecht. Darum fagt ver tert (Et illuminent terram) ond fie follen erlüchten die erden, mit götlicher, gepftlicher, andechtiger, feliger, erift: licher, milter, warhafftiger, regieren die vnnderthonen zu gotsforcht anhalten, ſtets alle zeit, ftund, alle tag, jar, welcher die gebot gotes vberging, demſelbigen folten fie anligen, das er willig gehorfam wer vnd junge finder varzu anhalten, das fie es in jugent Ierten vnd nit (mie in der gloß, Extra com. ftet) ir ſchwert nach jrem willen

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bruchen zu der ſchindery vnnd geytz. Dan die zwey ſchwert Sant Peters haben jetzt die ſchinder kaufft, die heut mit abzuziehen. O du elende Criſtenheit, wie biſtu ſo gar zu einem ſchelmen worden, wie fin wir ſo lang in der fin— ſterniß geſeſſen, wie thut vns das war liecht ſo wee vnd ſeltzam in vnßern augen, die das liecht nit gewont haben, Aldo haben fie das ertrich erlucht.

Es iſt geſchehen, got hat zwey groſſe liechter gemacht (ih will ist Criſto glauben er ſpricht, Ich bin das liecht der welt) Aber das groß von der papiften meinung fchrei: ben, Der bapft, das er vorging dem tag, Er folt der hei- Ligen geichrifft vorgen vnd erleüchten wie Criſtus, wer ven haupt der eriftenheit vnnd eriftlich kirch nachging, dz er nit irvt, nit ziweyfelt er würt felig, Vnd das Hein liecht fünig oder feyßer, das er vorging in der heiligen geichrifft, der nacht finen weltlichen furften vnd rittern der welt, Du bift der furft gottes by vns vnd nieman foll dir verbitten dz du vergrabeft din voten in vnber vßerwelte greber, Ja künig ein furft gottes Fein menfch ſol dir werennocd ver: bieten dine doten die du haft, allein fchelmen ver weltli- hen vfffaß foltu vergraben in vnßer vßerwelt grab der waren eriftlichen kirchen, heiligen fchrifften darin wir ewig rugen vnnd zufriven fin von aller anfechtung. Gang dem volE vor, nym din amptlüt mit vir vnd nym die ruft in dine hand vnd ſchlag ven felgen (Eriftum die heilge ge- ſchrifft) vnd fo würt das waſſer darflüffen das das vold trind. Myn angefiht würt dir vorgen, vnd ich würd dir rug geben vnd nym war die flat ift by mir, vnd du folt ften off dem felßen, pnd warn myn glori würt furgen, fo wil ich dich feßen in dz loch des felßen.

Vnnd Sternen (bifhoff, doctor, pfaffen, priefter, furften, grauen, ritter, edel, vogt, amptlüt, ſchultis ꝛc.) vnd hatt fie gefegt in das firmament des hiemels, Das (die zwey groffen Ttechter vnd fternen) luchten ober das ertrich vnd vorgingen dem tag, der heiligen gefchrifft vnd der nacht iren finfteren vnd beihwerniß vnd abteilten,, diniderent, vnnderſcheit heiten vnnd wuften dem Tiecht des gottswort, vnnd die finfterniß jrer wüterg, wucher, vnd geyb. Darumb hat ung Gott bieber in mit dißs paradiß ver Tuftberfeit gefegt Ein holtz

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vnnd baum des Iebens , die heilig geſchrifft ſuslich zu eſ— fen, Vnnd ein baum der meißheit guts vnnd boB, vnnd ons menfchen darin gefeßt das wir follen pflangen allein das paridiß der molluftperfeit onnd das wir das wol ver- bütten vnnd follen effen von allem hol des paradis waß wir darin finden, Aldo mögen wir aud am fritag fleyſch effen mit danckſagung onn alle diſpenſatz, das wiltpredt onnd amßel on aller evelen vergunnung. Alle ding fin gutt erfchaffen den gutten, alle ding fin gutt den heiligen. Also alle ding fin böß ven bößen von anfang erihaften, onnd es fin geyit Die erfchaffen fin zum rad, das Tuer, bagel, hungertodt, lewen over wolffszen, Scorpion, ſchlan⸗ gen fin erichafften zu eym fpigigen ſcharpffen zweyſchneyden ſchwert zu pringen vnnd vertilgen die bösen vnmilten, welche dan eflen von dem verbotten hold. Dan ver her hatt ein hytzig kunſtreich vnnd glüwendig ſchwert gejegt vor das paradißs zu verhütten das lebendig holtz.

So hör ich wol der keißer furſten edel vnd amptleut müſten auch nu die geyſtlich geſchrifft leßen, fie haben doch zu ſchaffen mit den kriegen, vnnd rechnung zu hören vnd fnplica von iren amptleütten das an iren gefellen nit ab— gang an zollen, bett, in jren ſalbücher fo funven fie auch nichts in Luters fachen handeln vor vnfrid vnd andern ſachen, dan man hat viel zu fchaffen biß man wider gelt oberfompt, dz fie zu worms verthon haben. Ah got dz fin redlich teiving, worum ftet dan geichrieben. Et illu- minent terram et divident lucem ac tenebras, et po- suit hominem , et custodieret paradisum voluptatis. Ich fan nit anderft fchegen dz ire doctores halten ein ſo— lihen pomp, herlifeit. magnificeng fur dz paridiß der wul⸗ Iufperfeit, got hats nit al8o gemeint, Deshalb follen ire Dortores noch me Iernen von doctor Lutern was da ſy dz paradiß voller luſparkeit das zu pflangen zu erlücten ond erteilen. Gott hat geiproden zu Moyfi, Wan du ein ſchwere zweifele ſach fur dir als vorm richter ſichſt, zwiichen blut vnd bfut, ein ſach vnd vrſach die vflegifeit ond nit vfleßig, und würſtu fehen das gerecht orteil under Deiner porten verwandelt werden mit worten (wie dan ein groſſe fach zwiichen blut vnd blutvſſetz vnd Luters bücher

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nit vſſetzig) dz vrteil mit worten verwandelt ift, einer fpricht feger der ander vond ich (Non sedueit turbam) fon- der prediget die warbeit, So fand vff (o Moyſes von vis ner bapft ftatuten, Et aceingere gladio petentissime,) vnd fiig off zu der flat (der heiligen gefchrifft) welche gott din her hat im vßerwelt, fom dan zu den prieftern des leuitengeſchlechts welche dir haben das recht warhafft vrteil geurteilt, vnd alles das fie fagen werden das thüe fo fie vorfin der fiat vie der ber vnd got erwelt hat, ond fo fie dich werden leren das geſatz gotes, fo foltu jrem vrieil nah werden volgen, fo foltu dich dan nit werden neigen zu der rechten fytien noch zur linden ſy— ten, wie ich oben gefagt bab von dem baum im paravıd zu wiſſen guts vnd böß, foltu nit eflen, du ſtirbſt anderft. Welcher aber würt boffertig fin, vnd würt nitt gehorfam fin des priefters gewalt ver dißer zeit dienet got dinem deren, Derielbig menſch fol dem geſatz des riechters fierben, onnd fol hinweck nemen das böß von Sfrael, So dan das vold folches bort, fo würt es ſich furcdhten, das feiner fich darnach weiter in der hoffart vffblaß.

Alßbald du dann bift ingangen in das ertcich (der wort Criſti beiliger gefchrifft) welch dir got din her geben würt vnd das du fie befigefi vnnd woneſt in der flat, vnd würft fprechen, Jch würdt vnnder mir feßen oder nach mir beftel- len ein fünig wie dan alle berfchafften könig haben, fo foltu den fünig erwelen den got din here erwelt hat von der zal diner brüder vnd du vermagft feinen menfchen —— volcks zu künig machen welcher nit din bru— der ſy.

Wan der künig nu beſtelt vnd geſetzt iſt, So ſoll er nitt viel pferd haben vnd ſol das volck auch nit wider in egipten füren (da mir leider nach nit gar drauß gefurt ſin) erlüchterung der zäl der ruteri beſonder ſo der her vch gebotten hat das ir nymerme durch denſelbigen weg wider umkeren. Er ſoll nit haben viell wiber Eboſtlich frauwenzimmer) welche fin gemüt anreygen fol auch nit haben onmefßliche hüffen filber vnd golts (Dificile est di- vitem intrare regnum coelorum.) vnd ein femeltier oder fi in ein müßloch, Dan got hat das nit vergebens geredt

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er wil das arm vold nit alßo vmb geld gepinigt haben er het es funft wol in egipten gelaflen.

Nachdem aber der künig fißen würt in dem fünigftuf fines reihs, So fol er im beichriben werden, dan im buch Deutrono. des andern gefaß Elleaddaberim, Das fol er vmweltzen tag vnd nadt, darin fefen vnd ein eremplar onnd form nemen, von den prieftern leuitengeichlechts, vnd fol das bub by jm haben vnd mit jm vnd folldas leßen in allen tagen fins lebens, das er lerne forchten got fi: nen beren, vnd die wort vnd gebot die im gejaß geboiten fin zu behütten vnd beſchirmen vnnd zu halten, Sin herg foll auch nitt in hoffart erhebt werden vber fine brüper. Er foll auch fih nit neigen vff die recht fiten nach vff die lindten feyten, off das er regnier lange zeit ond fine fin- der vber firael.

Diße heilge Schrift folten Eünig, furften, onnd ampleüt fefen Deutro. Euan. ꝛc. fo willen jre Doctores feribe Cor. 1. #. Der her fpricht, Du haft vor dir das gut vnd das 666 das leben ond den todt, Darum fo erwele dir das leben vnd das du lebeſt, dan er ift dein leben, Aber fic volgen iren zauberern, vnd fagen inen von dem fhentli- chen abgot Beelphegor id est Deuorans os, pellis supe- rius, Ein bößer abgot der fich felber in die zungen vnd feffgen biffet, ond ift mit einer hut vberzogen. Alßo ha— ben fie fih lang in die zungen gebiffen jren eigen finder ond jnen ftrid gemacht vſſwendig die hut fheint gladt fin onnd inwendig gar nichts wert, dem ift die heilig ge: ſchrifft gang verfchlunden, Das ift euwer weißheit vnnd verftand vor dem volck das jrs wolten gern als in eumwer hut verfchlunden, Ein yglicher fchlag dot fine nechiten welche fin angehangt dem abgot beeiphegor, Darum fo haben fie mit dem ſchwert gedöt den Balaam ven fon beor. Aber vie falfhen propheten over ein dichter der traum over fchlaff fol todtgeichlagen werden, wann fie geredt haben das fie och von got euwerm herren abgezo- gen hon.

Sp die menfchengefagen haben vberhandt genomen, ift die prophetica war vnd nu geichehen. Die Son (der bapft) it verdundelt vnd gan die götlich gefchrifft, verdundelt

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finfter worden, mit bley vnd Bullen verhengt und befin- fiert. Die fon wendt fih in finfterniß jren gefagen, vnd der Mon (feißer) würt gewendt in blut ee ver grußlich groß tag des heren kompt. Nu ift der Mon in blut ge- fert fo man teglich ficht mit blutuergiffen, todtfchlagen, friegen, wer bat folich zeit je erlebt. Aber der weltlich gewalt vnd geyftlich, Iuchten dannoch nad hell, Dan die geyitlih fon verichußt (die nit gelt geben) vff ven fangeln mit brennen liechter, Vnnd der weltlih (Mon) gewalt, brantichagt vnd verbrent die armen criftenlüt, das fie nit golt geben vnd fin die prophecy erfullet, fein her oder edel noch knecht will vmb gotßwillen barmbergig fin vmb eing dorffs eins zolld willen, ond ift geichrieben, pfal. Ero. vnd Leui. Domini est terra et plenitudo ejus. Das ert- vie ift gottes, ond ir fiet buwer over myne bummeifter, die fon iſt ſchwartz worden als ein aicherfad, der mon ift gang miteinander vberal worden als das blut, vnd die fternen fin vom biemel gefallen off das ertrih, Die doe— tores feribe principes facerdotum priefter, vogt, amptleüt, fhultis fin vom biemel götlicher warheit geuallen vff das ertrih, Hoff die armen man ligen fie gang, dan in der erden ift nivertrudung des volds vmb ver vnordentlichen müßbrauch vnd betriglicheit des getons Des meres vnd der fluß den dürrenden menschen fort jrer pein vnd ge: bot fo fie furzelen vnd v8 erbeitung die da fommen wer: den der gantzen welt, dan fie hoffen vie erlößung vB egip- ten zufünfftig fin.

Die evellüt haben vor zeitten felb mit jren fnechten vnd pferden zu aderbum gangen vnd fich der eren nit befchemt vnd fin gotsfurdtig geweit, wo man jr bedurfft fo waren jre gute roß fchon gefüttert zu der arbeit dan fomen fie zu boff geritten mit jren züchtigen knechten welche dan vff ire jundern warten mitt fleyß vnnd der pferd nit alßo fchlembten vnd dempten vnd zufoften bis ir erfamen jun: dern bereit waren, behilten jre taglon den bruchten fie zu notturfft nutzlich, Auch wan ir iunder afß oder trand fo warten fie fleyfiig dem erfamen edelman dienen mit hoher ſchamheit vnd nit mit jm eflen oder trinden bevorfft, dan was er finem knecht in getrumniß zuftalt biß fie wider

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heim komen möchten in ire huße# arbeiten fie aber gotli— cher fort fleyſſig biß fie ire finder zu tugenden des go— tesdienſt erzogen nit mit miffiggon.

Aber in vnßern zeitten befchemen fih vie edelen der eren vnd berümen fich fchandt vnd after mit vngotzfurch— tiger onzuchtiger rede, jre rofß ſten jm ftal habern freſſen mit grofjem vonfoften fo der arm man dieſelbigen groffen fulen frefligen fchelmen ziehen vnd erneren muß vnnd ſche— men fich ver edelman knecht vnd roß, zu ader faren over mögen aber fonft nit ſchaffen, allein ift hinder etlichen viel onnuß gebler gefchrei freien vnd ſuffen vnd fulfeit, ond wie der junder, al6o fin knecht vnd roß, Sol man dan mit den viel guts vßrichten der fin huß felber nitt weyß zu regniern, wie wolten fie dan den andern gut erempel lernen, So man riten muß fo fißen die knecht fin etwan voll wins haben zugefoffen einander gepradt oder fchlefft aber das jm die augen gebroden fin, So flu— hen fie van vnd martern, vnd leiden, Sp darff der evel- man nit ein füßlin fagen van er weiß mol wie finem fnecht ift wie jm geftert was do er mit finem heren riten folt da het er ven linden fporn an ven rechten fuß ge— tbon vnd den ein hentſchuch verlorn, vnd was noch nit gar ingeneftelt fo ift die reiß dan zu bald vnd muß ver ber vff finen knecht warten, rum gefert vnd desgleigen, verſtens felber baß dan ichs gefagen mag, vnd wo ſolich evellüt hinfomen , fo muflen ire knecht oben zu tifch an feiner fitten erfullt werden mit jm fchlemmen vnd brafien vnd zufauffen ein tag vnd alle tag vol, Es muß je jman fin ver es bezal, dann fie fin nit fo reich das fie ond ire knecht vnnd pferd fo prachtiſch vßkomen mögen, Es müf- fen ie gaben ſchencken vnd helfuchen folihs zumegen brin- gen biß ver arm vollen verderbt dan nit viel goßfordt oder haltung ver gebot goteg, ift bey in ſonder gytz vnd vbermut gots ſchuwen hoffart ſchamper rede fchandtwort ıc.

So nu got anzeigt iſt oben, der künig ſoll nit viel weiber haben auch nit viel roß, was bedarff man dan

ſouil der fulen freſſigen ſtalbuben vnd jaghund da man woll arm ellend lüt mit in nötten hielff, ſo verſchlemet das vnnütz hoffgeſin, vnd wöllen darzu groß lon haben

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vas fie teglih vol fin fre heren vff fie gewart bon, go? geleftert ond geflucht bon vnnd bübery getriben, Muß ie ter arım arbeitielig man diße all erneren, womit anders dan mit nüwer vffiagung, nüwen zöllen vnd vngelt, das feinen namen bat bett iſts gebetten over vB bitt, Warum wil mans fur ein recht bon over geb im andere namen, Die heren weren gut zu erneren wan ſolch onnuß huß— gefin, fo viel fuller Hund vnd treger pferd mit weren, ich geichmweig, des vnnützen vnuernünfftigen feelloßen volds, der jeger vnd narren die weder gott loben nach danden, heilig zeit noch tag eren weder got noch die welt vnnd man livet das fie jo treflich vbel ſchweren, Nimpt mid wunder von got vnd ift geichriben (Ignorantia non ex- eusant peccatum) Das feello8 volck würt am jungften tag fein entihuldigung haben mit jren jundern dan fie wiſſen dz fie gots gebot fchmehen vnnd fluchen, Sp wüſ— fen ir heren das jrs gern bapt, Kan man die narren rey— gen das fie fchmeben, fo möcht man fie auch warlih wol leren das fie eg nymer theten fonvder got lobten, Darumb fo würt nieman entichuldigt werden vor got am letfien end vnd jungften erichrodlichen gericht, van es ift nieman entjehuldigt oder gefreidt vorm todt, Aldo nach weniger vorm vrteil gottes, dan der nar ftirbt fo müflen die weiſ— fen fterben, vnd wan man fie gutts Ieret, jo gemonten fie auch got lieben.

ALS die fon verdundelt ift vnd verlorn hat iren fehein, Also noch viel men ift der mon in blut gefert vnd gang ſchweiſſig, dan wie viel büberey by tag geichicht, fo man fiecht no viel men gefchehen in der nacht das man nicht ficht, vnd fih nieman furdt, Wie ein gute ftrenge refor: maß der römifch hoff bevarff mit feinem hoffgeſin vnd geoftlichen onvertbonen, nad viel ein hartere vnnd heffti— ger reformaß bevarff der weltlich hoff mit finem adel, Emecht vnd vnderthon, Dan dieweil der hoff mit fo vielroß, hund, frauwenzimmer, ftalfnecht, möfliggens volds vngotzfurchtig, narren vnnd jegern vberladen ift vnnd der arm man deß— halb großlich fih beclagt vnnd beichwert ift, wie viel fin dan ver fuchenmeinfter, fenger, feller, trometer, fadpfeiffer, die dan io leihnam wol der winlageln pfeiffen fünven,

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Die haben gutten adem das fie wol weidelich pfeiffen, O fie thuns gern vnd fin fo gefliffen vff ven dienft, dag ır bören dörffens fie es nit beiffen fie kündes felber gans wol vnd berblafen fih biß fein win me in dem faß oder in der fadpfeiffen me if. Sa wol fadpfuffen da etwan die heren nit von willen vnnd alßo darnach eiwan dem heren by nacht wunftlich boffieren mit jrem pfeifen, fie ha: ben funft nit weitters zu ſchaffen dan vff ven dienſt war: ten. Wan die reformaß geichee das ganger fried wer, wie octauianus macht vff erden vnd nit vmb eing zunſte— den willen ein frieg erhub, dan etwan folich buben zu— wegen pringen, fo bevorfft man folicher fadpfeifter vnd winfauffer gar nit, fonder fie muften auch fchaffen das der arm man nit fo groß befchwert wurd, Aber es ıft als der öberften ichult ond wurt am jungften iag die arme wit fraw ober fie fchreien.

Es was ein feifer der gebot das jverman gotsfurchtig wer vnd bruverliche Tieb hielt die gebot gottes feiner dem andern vnrecht thon folt noch fielen, vnd gebot das jver- man fine gaden tag vnd nacht nit folt beichließen, ſonder vfflon vnd jverman jolt frum fin, Algo das alle hanvt- werger in finem land fiet vnd dorff goltichmit, ſchneider, beck ꝛc. off lieften fien, vnnd ver feyßer ließ gelt vff vıe firaffen legen vnd in die weg zetteln, wer da furging ver folts ligen laſſen das nit fin wer vnnd nit dahin gelegt heit Und wo jeman etwas vffhub vnnd hinwecktrug, ver ftandt in finer vngnaden vnd het den Fopff verloren, Alßo das iverman in gangem finem land from was, O wo «8 auch by vns were folt eine goltichmit oder hantwerd fin huß nachts nitt mit vier oder funff riegel veriperren dz vnuß beffgefin des fünigs dorffs felber ftelen, zu ſchanden pringen vnd verwunften vnd dannoch vermeinen es were im fuglich recht vnd gewaltig. pfud.

Es was aber wider ein fünig in einem andern land der hielt fin land vnſauber mit rauben, ftelen, rütery, vn— trum, jharmüß, feel fchutteln ꝛc. das fein traw weder ondern burgern noch anderen fonver vnfried, Das fam dem keißer fur, er fehidt nach dem fünig zu jm zu fomen, fine botten warden angerent, vnd wz nieman fidher over

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from, Do er mit eym höre zug zum feißer Fam, enpfing er in erlih fiber friedlich dorfft keins geleyts in finem land, Da er nu wider heym ritten folt, gab im ver Fey: Ser ein gewalt zu, alfo erlih wie eyn funig geleiten jm keiſerthum (wiewol ers nit bedorfft dan man was vberadl fiber ond from) Da aber der Fünig in fin land fam vnd nu wolt in fin fiat reitten, Da fingen des keiſers diener gewaltg demielben fünig fin vold vnd nöttigten fie dz fie müften jren eygen fünig fangen, vnd widerum alßo ge: fangen zum feyßer pringen, dafur mocht in fin landtichafft nit erretten, was geſchach, Der feyfer ſprach, du bift ein fünig geweien, vnd ich höre wie man gang vnfrivlic, onficher raubifch vnd vnfromklich dibiſch in deinem lande leb, jver vbermutig wie er will, Nu fo ſoltu es gewert bon, dan du bıft in meynem land gewefen ond haft gefe- ben vnd gehört, wie myne hantwerger ire gaven by ver nacht haben ficher vffen ſten on alle forg. Du haſt gelt in den gaflen vnd weg gefeben ficher liegen, dz nieman bat vörffen ſtelen, Alto folteft du din land auch fiher fromlich regiert bon, Vnd dieweil du es nit getbon baft, fonder alfo din Tand vnd lut vntruw, vnfrom vnd diebß— lich gehalten vnnd vbel regiert, So haben dich dine knecht vnnd volck (den du in zeit des friden gewert folt haben) felber gefangen vnd geraubt vnd darum fo muß din vold ftierben vnd du nymer regiern noch fünig fin, vnd wil din land vnd lüt einem andern geben ver fie wider zu gutem friven vnd fromfeit ziebe vnd regir.

Das folten alle fünig vnd furften bevdenden vnd folgen, Damit fie wol regirten in friden frumfeit vnd gotes dien- fen. Dan verfelbig feißer bet einen richter der gab «in falfch vrteil, da nanı er in vom richterfiul vnd ließ den onwarbafftigen richter fchinden lebendig fine hut abziehen, ond fpannen vber denfelbigen richter ſtul vnd faßte finen fon auff fing vaters but vnnd fiul darin er faliıh vrteil geben het, das der fon daby folt lernen vnd gedenden al: wegen recht warhafftigen vrieilen vnd jvem fin recht fpre-

"en vnnd thon. O wo man foliches anfing zu thon, wie würd fo mander richter fich beferen lernen gotsfurdtig fin, das nit folche ſtraff vber inen ging, van es get jel-

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Sam etwan zu, wie das fprichtwort fagt, die recht fin fymwel, vnd gen ievden berg hinab (obern armen) dan binuff (vbern rien) Quod justum est judicate, qui ju- dieatis terram, ve qui justificatis impium pro muneri- bus, et justictiam justi auferatis ab eo,

Die krafft ver hiemel werden bewegt (die warbhafftigen haben mitleiven) dan fo werden fie fehen den fon ves menfchen (vie heilig ware götlihe gefchrifft vnd wort Erifti die euangelia) fomen mit groffer macht, gewalt ond maieftat in eim wolden in furhaltung was menfchengefaß forglich wet- terwolden fin darab fich jverman entſetzt, erfhridt, vnd man fro ond ficher ift wan die grußlichen, firit, Frieg, wol- den vergen, Sp aber die ding anheben zu geichehen, das ein funig ift wider den andern, ein reich (der babft) wi- der (Luter) das ander, frieg, vffrur, vfflauff, burger in ftetten, dorffen, ein nachbaur, ein betler wider den ander, die finnd wider ir elter, magt vnnd fnecht wider jrn mei- fter, der man wider fin fraw, vnd ift [uciper der teüffel gang abgebonden vnnd der hellen gelafien der etwan gefangen ift geweſen, vnd nieman fehaften wil. Darum fo muß folgen der hunger, wie man fiecht in friegern in den frommen langfnechten die dem armen das fin fielen brennen ꝛc. Qui parce seminat, parce et metet. Do fompt dan hernach die peftileng flerben vnnd ververben, ond fo alle boßheit erwachfen ift bym bapft der (Ductor noster) vnßer verfurer if. Darumb fo würt er geheif: fen der entchrit. So alle ſchalckeit erwachſen fin, würt vffften ver vnſchamhafftig künig, Dan es fin lügen ebrud, diepftal, todtfchleg, raub, geytz, vnd hoffart. Die fchald- heit ift vberfluß, vnd die liebe vieler menschen ift kalt wor: den, welchs vnſer altuatter fchantlih ift geweien, haben wir fur erlich ding betrigery mit fauffen vnnd verfauffen, Sie fruwen fih fo fie fhantlih thun, berümen fich.

Sf nit der jungft tag nahe, fo fan ich nit in ver fchrifft baß neher finden noch by ven bößen menfchen, So wir haben Theffa. Es fom dan vor zerftörung des römifchen gewalts (die römifhen buben Cortifan) veriagt werden vnd würt zeteilen in zehen teil ift genug zehen Cardinel darff nit men, fiben vnd triſſig Et habebat cornua da-

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cem. So mwürt geoffenbart (dur doctor Luter Ille ini- quis antieristus.) der papiften fehaldeit vnd bübery, den on&er ber Iheſus (die heiligen euangelia Verbum caro faetum est) todtgefhlagen würt mit dem- heiligen geyft fines munds scilicet spiritu, mit dem atem, oris Luteri, id est, sui dei lesu eristi. Quia apparuit dns. os asine et loceuta est. Dan Luter bat fie gefchlagen mit dem mund des fcharpffen ſchwert gotes, Das mögen die hipo- erifi gleißnar nit ladyen das fie folten gorßerfrumwen, Aber fie fagen die lügen, als die falichen propheten.

Hebent vff euwere haupter zu got vnnd fehwerent an das heilig euangelium dan euwer erloßung würt fich ne: bern, wan der figenbaum ſüſſe figen vnd frudt gibt, fo wüſt ir das der fommer bie ift. Alto auch fo ir fehent dife ding, fo das heilig euangelium geprediget würt, folt ir wiſſen, das das reich der hiemel ift gang nahe, furwar fage ich vch das menfchlih oder papiftengeichlecht verget nitt biß das alle ding geicheben werden, fie veriagt vnd das euangelium geprediget, Diemel vnd erden (die guten vnd bößen menfchen) vergen, fterben von dißem jamertal, aber meine wort zergen ewig nymmer.

Ob du mwilt fo gaffeft du den jungften tag, Thü dein augen vff, fo ſichſtu ven jungften tag, vnnd heb deine au: gen in (gott Batter Son vnnd heiligen geyft) die hohe berg mit Dauid, So jwürt dir groffe bielff fommen von dem berren, das dich die fon nit brennen würt (der bapft mit brennen liechter verſchiſſen) nob der Mon durd die nacht, die Frieger verderblich fumwer inlegen vB gebeiß der weltlihen, Mon, wütery, Dan Dauid fpridt. O Son ond Mon vnd alle fiernen vnd das liecht Iobent den her— ren, die fünig der erden vnd alle völder, die furften vnd alle richter over vrteiler der erden lobent den namen des heren, dan fin nam ift allein erhöcht.

Nu furfehen fih die gleißner pharifei vnnd ipoerift in den fchaaffsfleivern mit den langen groffen, weyſſen, gra= wen vnnd ſchwartzen kutten, welde auch Luters bücher ver: brent haben, Die heilig gefprifft zeigt diefelben wol an, fie fin zückend wölff inwendig falſch vßwendig gliffen als forbona, Arsfigeln haben fine wolichmedent rvojenbletter

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an dem hagdorn, hübfch rott aufwendig, aber inwendig ift es fteinnecht barig onn allen geibmad. Diße gleißner nemen vßerlich von der gefchrifft Die liebliche wolſchmackent rofenbletter, aber ver fern vnd fomen in jrm bergen ift nit geyfflich, wiewol vie ſchwartzen bere viel honig den fußhunvertfeltigen roffen brechen den zarten binlin dag honig vertropften, Der ſcharpff angel wil fie begreiffen, onnd der adlar würt vberfliegen die wiſſe reyer vnd ficher fin vor jrem fchmeigen, damit fie nit me fo viel lebendi- ger fiſch verfehlinden, Man liegt Sant Jacob hab Herma- gines zauberbücer tieff in das waſſer verjendt, darumb das der rau, wo ers verbrent heit, vielleicht ven glau— bigen geichat het, Solihs haben vie obieruanger nit be: dacht fonder haben Luters bücher verbrent, varumb fo würt der rauch ir noc viel in die augen biffen, dan fie betten wol vasfelbig hol eripart oder aber feften darbey ge- bratten.

Es iſt ein fenffter todt warn man den bößen verfiodten „die warheit fagt, Alle ding fin ven guten gebenediet, vnd alle ding den bößen malediet, Dan fie fagen doctor Luter vermüfche gifft onder das honig, das ift war, er zevgt vnns an bey den worten gottes ond beiliger geſchrifft bo- nig, Der gleifner ware fchaldeit gifft vnd menſchengeſatz, vauor wir ons wol acht vnd warnemen follen, wz bonig oder gifft fy, Nu fo wil ich fie ermanen by dauid als er ven fünig Saul flöhe da waren im alle vmbſeſſe find vnd verrieten in allenthalben. Alßo thun die münch jpoerifi au, fo doctor Luter den bapft geflohen bat vnd zu Erifto in die freiheit gegangen, fo fin die vmbſeſſen jm all find ond verraten in allenthalben vff den fangeln vnd vorm künig geiftlihen onnd weltlihen. Aldo macht Dauid di: fen vfalın. 57.

Ob ir furwar redent die gerechtikeit, fo vrteilent auch recht. Aber warn ir, D ir fün der menſchen, wirdt die boßheit jm hertzen, fo fegen eumwer hend zufamen, die vn— gerecbtifeit in der erden, Die funder fin gefrembt von dem liebe, fie haben geirt von dem bauch vnd redten fal- ſche ding, Der grim ift in nach ver gleichniß des ſchlan— gen als des taubenven gifftishlangen vnnd verfiopffend ire

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orn, welche nit erhören will des beichwerers fiym und des zauberers, der da mwißlich beichwert, Got würt zerfnitfchen in jrem mundt die zen, der her würt zerbrechen die bad- zen des Iewen, fie werden zu nichten als das hinlauffend wafler, er bat finen bogen gefpannen biß fie werden ge- frendt, Sie werden hingenomen als das wachs, das da flüßt. Das fuwer ift vber fie gefallen vnd haben nit ge: feden die fonnen, Ee dan euwer dorn den hagenpufch ver: namen, als die Iebendigen, alßo wurt er fie verwunften in den zorn, der gerecht würt erfraumwet, fo er fehen würt die rad, Er würt fin hend wachen in dem blut des fun- ders, vnd der menich-würt ſprechen ob vie furcht fy dem gerechten, furwar, got ift je der fie vrieilt in der erden.

Dauid zeigt wol an die gerechtifeit vnd mechtifeit gots, dz er den grummen verftopfften fchlangen under den dor— nen jre zen vnd haupt zerfchlagen will, als er dan vor getbon bat, Alß verjelbig ſchlang gifft vßgoß, ob ir aber vermeinen, das doctor Luter fchribe honig vnd güfft, fo ledet doch das füeß herauß vnd laffet das ander (nit gifft,. fonder das vch ſunſt nit wil ſchmacken, fo er die warheit die ir nıtt gern bapt fchreibt ) fteen wie es ſteet, ſprach vo pilatus. (Quod seripsi seripsi.) Mit vem hat Bi: latus die find criſti wollen anzeigen zum glauben onnd bezügen, das Eriftus gottes fon fy, vnd er vnſchuldig des todts, jo er dz volck nit verfurt, fonnder zu dem rechten waren glauben, als er fpricht, Dißer ift vnſchuldig des todts, ir wollent eumwern öberften fünig erüßigen, Darum fo hab ich vch genugfam und recht geichriben, vnd was ich geichriben bon ift geichriben , das er ift Iheſus Naza— renus, ein fünig der juden, darumb fo darffs feiner me glofiern, dan ich bon in verhört, noch befind ich die war: heit an im vnd ir habent in vnſchuldig gefrüßigt, wir— dent bus, darum laffent in fry ledig vnd nembt barabam ten morder hinweck.

Alßo der meinung hat doctor Luter vnßers lieben heren iheſu Criſti ſelbs wort gehort (Qui sequiitur in me, non ambulat in tenibris) vnd verhört dieſelbigen, zeigt er vns an, das er iſt vnſer warhafftiger richter, warer gott, ven wir allzeit ewig loben vnd eren ſollen, vnnd ſchuldig

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fin mit hochem fleyß, das er ſich vnſer erbarm vnd wir durch in heilig fin vnd werden, dan es ift alles volfomen geichriben von jm, Denfelbigen Jeſum (Verba mea que loquor,, vita et spiritus sunt), den pring vnnd fure in hinuß zu och, hörent fine wort ſelber, fehent an den ge: freügigten menfhen, den gefrönten fünig, ven erhöchten got, fine wort fin warhafftig, krefftig vnd lebendig. Wir bevörffen keins gebots me, Feiner ferten, feins gejaß, das fundament ift gefeßt, man bedarff feins anders grunds ver Schriften, er ift dz haupt der eriftlichen kirchen, Der tert (den er gemacht hat) bevarff feiner gloßen, weder durh die philofophi nach areftote. glofiert werden. Er ifi von jm felber warhafftig ftarf genug, alle ding zu be— weren, die warheit vnd vie lügen, Over ift der nitt war bafftig , ver zu Pilato gefprocden hat, Ich bin darum in viße welt geborn vnd fomen, das ich geb gezügniß ver warheit, vnd weitter, Jch bin ver weg, das leben, vnd die warheit, vnd mwiderum, Wan ich och die warheit fag, warum glaubt ir mir nit, welcher mich lieb hat ver be— beit myne red ond ift gott.

Wz wollen wir viel mit betler, brieffen, bulfen, biy oder wachs, opinion vnd meinung bezügen, fo doch diße warheit vnd gezügniß genugfam ift, van es ift auch ge- fohriben (In ore duorum aut trium testium, pibi qui interficietur. Nemo ete.) Hör da fien fine wort lauter, Es fin dry jm hiemel, die zügen fin vißer warheit, dz iſt got vatter, fon, vnd heilger geift, Bund off erden au dry, das ertrich, füer ond waſſer. Gent allein den weg, fo die euangelifchen anzeigen vond zugniß geben (ich bin der weg), folgt mir nad, bereyten ven weg des heren, fagt Zohan. bapti. Ich bin das Ieben, wz wolt ir dan mit den todten menichen beiweren, As Decan, Areſto. Tho. welches leben da fagt, On mid) mögt ir nüft thon, Ich bin vie warheit, wz flehen ir dan vnd fuchent die fügen, wz laufen ir hin ond ber, komen zu mir alle die da arbeiten ond beſchwert fin, ich würd och erquiden, fe- fig machen, ich wil vch Ieren warheit fagen. Alto lieber Murnar, findeft du alhie dz nyman mwarhafftig if dan got Criſtus Jeſus, vnd was nit v8 got ift, dz ift eytel

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fügen. Darum fo hetteftu wol deine frag erfpart, als du frageft, Ob ver fünig von engellant ein fügner fy, mas dienen folche fragen bieber, weiftu aber etwas von füni- gen zu fagen, wer fie fin, fo wolt ich gern hören, ob könig Carolus vnßer genediger Feißer von dem geichlecht Melüfine were, welcher mir das fagen möcht, vff den wolt ich halten, als der auch etwas von ven menfchen fünigen wüft, wiewol es nit bieber dient, fo zeig ich doch an dz du beßers fragen möchſt, Vnd du haft dißmal antwort genug, hör vf von dinem fragen, fo darff nieman ant— worten. Dz du aber nitt darffeft alles allein fragen, So will ich dich auch einft fragen.

Wan fundiget ein efel am allermeinften in gevdanden. Dver wan hoffet er am meinften vffs futer. Antwort. Wan er ein vollen fad trecht vnd ficht, fo fundiget er in gedanden, dz er begert vnd gedendt, D betteft du auch ein gut weich, warm futer vB disem vollen fad, vnd wan du allein by jm wereft, vnd vor dir leg, du wolf dich aud voll drauß freſſen, Dan fo hoffet er vffs futer, wo jm auch etwas demfelben fad werden möcht, Wie etlih münch auch thun, die weichen keß von dem fad ef: fen, wan man es nit fit. Aber wan ein efel ein pro- pheten trecht, fo fundiget er nit in gedanden, als fo er ſeck trecht. Es ift auch erlogen das fprichwort, fo man fagt, Du erſchrickſt wie ein efel, dem ein ſack entpfelt. Sie erichreden nitt all, dan fie mepnen, man woll in fus ter geben, daruß wo die fe enpfallen, Aber etlich erfchre- den jeß vbel, dag fie furdten, die fe werden in entpfal- len vnnd haben groffe forg, deßhalb folten fie gra werden.

Sp die efel aber ein propheten tragen, fo fin fie frey on alle forg vnd meynen, er fit ab vnd vff waner woll, vnd fün fih Beben vas er nit fall, Das haben mwir wol gefeben, das der efel om alle forg ware, da der war pro- ybet gein Iheruſalem reidt, und on fund zu gedenden eng futer, dam die diener apoftel beten fie nit gefpeifet ond geziert. Imposuerunt super eum uestimenta eius. ' Cognouit bos possorem suum. Das rint hat erfant finen beren, vnnd der efel die Frupffen fines beren. Vnnd Ba— laam fin efel auch gefutert het. Et strata asina. Aber

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er Shlugen nach demfelbigen futer, vmb das der eſel nit wolt zur rechten fitten noch zur linden gen, dan er wolt in der mit off dem engen weg bleiben. Der prophet was zornig worden, hat auch freifich ein mündsfutten ange: bapt. Aldo Murnar foltu ein gut erempel von dem eiel nemen, der auch etw; hat fünden reden vnd fragen. Quid feci tibi Cur pereutis me, Warumb nenftu doctor Luter ein lügner, was hat er dir gethon, warum fihlechftu mit diner fauft fine fiten, vnd war du das fehwert heift, du wolft in fchlaben. Aber ich radt dir, rite du vff diſem diemütigen efel (doctor Luter), welcher did im rechten engen weg (der heiligen geichrifft) wil tragen zu dem fünig, vnd neig dich nit zur rechten fitten (das du Luters fieft, das er dich felig mach), gang auch nit zu der linden fitten (dz du nit bapftiich fieft vnd glaubft er mad did felig). Sonder den rechten weg der felifeit foltu gen in Ehrifto den engen fchlechten weg, vnd gang nur ſchnur— ichlehts hin, fo darfeſtu nit viel fragens, Der weg ift gemacht gut vnd gerecht, ond zeichen oder bilvftef genug darin geſetzt vnd bevarff nit weiter zugniß oder zügens, Dan Eriftus hat die bilvhüßer, Speculatores, wechter ge- fegt, welde dir fagen, da beb an zu gen biß du zum endt Fomft, gang fein andern weg, nur ſchlechts fur, gang nit off die recht handt, gang auch nit off die Linde band, fonder bfeib nur mitten jm weg ſchlechts fur in Erifto.

Sp du aber die wechter (doctor Luter vnd fine mitbrü- der) nit mwilt anfehen vnnd glauben, fo fie dir den weg warhafftig zeigen, würftu nad weniger glauben dinen fchreibern, ob fie ſchon vom todt wider vffſftunden, Summa fummarum, got wil gar fein zufaß bon. Consumatum est. Es ift alles volfomen, der weg ift gan eben geble- fiert, welcher den get, der ftrucht mit, er felt nit, er ver: fingt nit, ond es ift jm fein jchreiber oder doctor noch weg gleich, es würt auch feiner ein beffern weg macen (oder todt leiden) als er gelitten und gemadt hot. Deß— halb glaub ich dz der aller Eriftlich doctor Luter, vns weyße allein off dißen weg, diße wort, fohrifft, warheit, weg, leben und gebot, die mir follen hören vnd nachuol⸗ gen vnd mweißet ung recht, dan Eriftus fagt, Ich bin ein

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guter hirt, ich ſetze myne fel fur myne fchefflin, vnd kenn myne fchefflin, vnnd myne fchefflin fennen auch mich, vnd hören myne flim, vnd fennen myne fiim, Aber der tag: loner nit, vnd wer mid Tieb bat behelt myne rev, vnd wo zwen in mynem namen byeinander ſten oder verfamelt fin, da bin ih mitten vnder inen, Wir werden vnßer wonung by jm haben, ir folt au nit furdten vie ſchelt— wort der menſchen vnnd nit werden erfchreden ir lefte- rung, Sch bins, vor mir iſt fein got geweit, vnd würt feiner nah mir. Sch bins, jch bin ver her vnnd ift fein felifeit on mid. Oder wüft ir nitt das die fchaldhafftigen nitt werden befißen das reich gottes, Vnd ir müſſet all vor den richterfiul Criſti, dz ein iglicher fag mit feym leyb was er gethon hat guts oder böß. Ir aber fiet ver tempel des Febendigen gottes, vnd ich würd in jnen wo— nen, vnd würt vnder jnen wandern, vnd ich würd ir got fin, ond fie werden mein außermwelt vold fin.

Du folt dinen nechften menſchen, als lieb haben als dich felb, das ift dem erften gleich, in difen zweyen hangt das gang geſatz vnd die propheten, was du begerft das man dir thü, das thun dinem nechften, vnd was du nit gern baft, das thun dinem nachpurn aud nit. Du folt barmbergig fin als din hiemelfcher vatter, Du folt nie: man vrieilen.

Suma fumarum, gott ift dein vatter, dein her, dein meifter, dein haupt, din allerliebften frund hab in Tieb, glaub in in, hoff in in, halt fine gebot, eer finen heili— gen namen mit worten, werden vnd gevanden vnd hab deinen nechften menichen Tieb, ich gebiet vch, dz ir ein ander lieb haben, als ich och Lieb hon, Alfo fol jder den anndern nuße fin vnd mit ſchedlich, wie leider die gange welt voller fehaden vnd vntraw find ift vmb guts willen geb got, vin vater, her meifter, beſt frund, haupt, werd geſchmecht oder verfpot, vnnd alle flet vnd ſeckten fint gan$ nuft wert, nüß, fonder lugenhafft von oben an biß vnden 08 got helft vns.

Die romaniften fagen, doctor Luter fy ein bub, Alto das auch ſchier die einfeltigen außerwelten, tvan es mög: lich wer verfurt werden von denen. Ob er ſchon ein bub

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wer (alß die Iugenhaften giftigen Schlangen, Ecce ego polluam sanctuarium meum superbiam impij uestri) vßlallen ond ichs nymer glaub, So redt er doch vnd ver: kunt vns criftliche ding in form vnd geftalt der wort crifti felber, O ir Heinmütigen, welcher vonder och bat in zu eym buben gemadt, ir fiet jm fient das er nit ein bub wil werden, wie ir fiet, got weiß wol wer der ift, der fo treffenlich wider die rote hur zu babilon redt, vnd wider diefelbigen, die criſti wort mit dem arefto. befreftigen.

Iſt doch got felb ftarf genug, der mit feiner weißheit vnd warem wort allein den lucifer von hiemel geworffen bat vnd mit finem waren wort allein die hei zerftört on alle menſchliche hilft. Solt er dan nit die romaniften zer- Hören, allein mit finem waren wort, das er des arefio« telis oders thome noch des fchulmeifters zu pariß darzu bedarff zu ſinem wort ond ſtreit, dan er würt ſolcher ſchul vnd locaten am jungſten tag auch nit mit jren groß fen fappen bevorften, Sonder fo es doch felbs zwitrechtig sin ond ire fohrifft wider einander, Dan ſolche fchrifft vnd menfchen naturlich meifter frhreiben ond fagen. Wir men: ſchen follen einander lieb bon, dan die natur vermaas ond befinden vnd fehen das an den vnuernunfftigen thie— ren, das jdes geichlecht hat finggleichen Tieb, Iſt ein gut vermanung von den naturlichen meinftern, Iſi. Pi, Ari. Aber fie geichweigen etlih, got din vatter ond her hat dirs gebotten, Sonder zeigen die ſchwein, fB eins gefchreiet wurt laufen jm die andern zu hilf. Die hund fien ein- anter by zu bilff, die henn befchirmbt jre jungen vnd funft viel naturlihg guts dings. Aber got Criftus vonder Kieber her ift krefftiger dann ſolche ding, prechten zwei: feln, opinion, aberglauben, abgottery, vnd ift diße natur- Jih probirung wider fib felbs, das wollen wir fehen Vnum simile diligit sibi simile.

Nit follen die groſſen fternenfeher viel götlich ewig wort glofiern mit zergendlichen, dan got hat felb fine wort volkomen Frefftig gemacht vnnd gefproden, das fie all ge: nugjam (onn alle zufag) war fin, Ee muß Hiemel vnnd erden zergen, als er fpriht, Myne wort zergen nymmer, Der din wort bleibt ewig in hiemel vnd vff erden. Wan

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ein ſchwein gefchreit würt komen jm die ander zu Hilf sc. So fie aber ober den narten zufamen fomen, mit einan— der efien wollen, fo beyiien vnd ftoffen fie einander gy— tziglichen vntrw von der fpeiß. Da fehen wir wie gar fin die götlihen wort befien werden ewig, wo wir fie mit menfchendant begloßen wolten. Alßo auch vie hund hüner, ob diße ſprüch jm erfien etwas guten ſcheins ge- ben wurden, fie doch jm andern nit beften, Dan ver got, der vns gebotten bat einander lieb bon, hat ung au gebeiffen einanter traw vond holt fin, nit ligen, nit fielen, nit rauben, nit tödten, byfen oder zürnen. Darumb ift folihs eytel fanthaſy krefftig furwenden vnnd die wort Eriftt verblennen, als weren fie nit flard genug, dann wo es not ift geweft, naturlich erempel zu geben, fo bat Eriftus vnſer got felbs gethon, volfomen vnnd gefegt. AB das heilig Euangelium von dem fomen der in die vorn, fein, weg, vnnd gut ertrich gefallen ıft (das gotes wort), das Ieße, betrachts, nyms zu dir, es pringt hun- vertfeltige frucht in gedult, vnd das rych ver hiemel ift glih einem reichen man, der hat ein groß nachtmal be— reit vnd viel geladen. Aber vil fin berufft vnd wenig oßerwelt. Vnd folicher erempel gnugßam hat got geredt, dz die fohrifft wol gnugfam probiert if. Dauid hat nuft witer darzu Funden fegen. Paulus auch nitt. Dan ny= man mag anderft flellen ein funvdament dan gefeßt tft ond ob jeman anderfi fagen würd dan vns Criftus ge- fagt hat, ſy verfludt.

Es möht aber etwan ein Sophift (Mamalus) iprechen, die naturlichen meinfter fegen allein das beft auß der na— tur der thier, daruß die menßlich natur bewegt fol wer— ven zu gutem. Antwort. Welchen menfchen vie gnaden vnd geyft gottes nitt bewegt zum gutten, der würt ewig böß bleiben , onnd welcher fih nit beffert von dem feben- digen doctor Luters fchreiben, der da götliche wortt fchreibt, Denfelben bößen menſchen würt warlich der todt Ptolo— meus, bayft Leo, nach Zulius beferen von finer verftodten boßheit, Haftu nie gehort, das man fagt, Du bift frylich von natur ein böß vntrw, gptzig menfch, fo nu die natur ver menschen alweg in boßheit geneigt, Iſt nit winter,

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das die papifien dem wort gottes vnd Lutero widerig fin, ond heiltung bücher verbrennen vnuernünfftig vnd nit wolt entpfangen die frefftige fpeiß vnd trand, die doctor Luter mit och teylen wil nach finem vermögen, fo feherret ir in mit fuffen Hinderfich wie die henne, ond beiffen in in fine Heilge hend, mie vie wütende freffige hund den jungen finden thun, fo fie inen auch geben wollen. Darpmb fo iſts nit gut, dag man nem das brot ond gebs den bunten.

Das aber die wort Crifti on allen zufaß Frefftig war fy, hatt got noch vier gezügen. Ein engel, ein vogel, ein fewen und ein rint. Die vier euangeliften, da Ezediel fagt, Sglicher hats vier flügel, fver hat vier angeficht, vnd mil crittus feinen bon zu zügen, dan fine jungern vnd fagt, Fr werdent gezügniß geben von mir, Darum gibt der götlih doctor Martin Luter, ih vnd alle junger erifti genugfam gezugnis, was gezügniß, die gezeügniß, Dz die wort gottes, die wort Erifti fing eingebornen fons, den er haut geborn hat vnd in demfelbigen wort vnd Iheſu ein gang mwolgefallen hat, allein krefftig war ond Tebendig fin, onn allen zufaß oder witer bewerung, Dan er hatt fie bewert, da der vatter fprach (Ipsum au- dite) vnd der fon (Venite ad me omnes) quia consu- matum est. Dan diße wort fint mit funff blutiger infigel befigelt, mit guter, geweifler, warhafftiger kuntſchafft, welche zügen am jungften gericht nymer verworffen werden mö— gen, Ee müft darum hiemel ond erden verftörf werden, ond ift dz der recht nechft, gleich fuber weg zur felifeit, Da doctor Luter off der wart fteet vnd zeigt vns mit dem finger vnd fpricht, Jlent Hier zu ond gent den weg ichlechts nit weichent zur rechten handt auch nitt zur lin— den, fonver ven fhlechten, engen, waren weg, da Paulus offbliben ift, dan va er zur linden handt gen wolt, va zeigt jm Erifius den weg vnd fprah (Darum est tibı vt recaleitres stimulo), Quia magis oportet obedire deo quis hominibus, Iniquitatem et contradictiorem uide in eiuitate.

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CGoncelufio

Lieben brüder, wüſſent, got ift warhafftig vnd gerecht, es iſt aber vnmüglich das got Tieg, Darumb ift es er- fchrofenlih infallen in den gewalt vnd hende des lebendi— gen gots, Lont vch got hertzlichen vber alle ding lieb fin ond biibent by im, weichent nit ab weder vff die recht noch vff die linden bant, dan er hat uns gewarnt. Hü— ten vch das villeiht eumer ber& nit werdt betrogen vnd frembde götter anbett. Dan alle ding fin och gebenediet ond alles das eumer her begert das efjent vor dem he— zen. Nieman fol vch werden vrteilen im fpeiß ond trand, aber hütten och, dz ir got nit verlaffent, wan er hat in aller eumwer befißung fein ander teil. O ir blöden men- fchen, hört den heilgen geyſt, Hört vff vbels thon, vnd lernent wol thon, dz nit kom vber vch der fluch, ſo ge— ſchriben iſt. Ezech. Gent hin durch die gantze ſtat, durch— echt fie, ſchlahent fie darnider alt vnd jung. Aber vber allen denen, ſo ir werdent ſehen das zeichen Thaw ſo— lent ir nit werden tödten vnd hebent an mynem heiligen öberſten tempel an, vnd ich würd wider vergelten jm weg ober ir haupt, vnd würd hinwecknemen das ſtinen her von jrem fleifh ond würd in geben ein flepichig berg, dag fie in meinen gebotten wandern vnd myne ware vrteil balten vnd thun, vnd ich würd inen geben ein her& vnd ein numwen geyft in ir gliver, dz fie fin myn vold vnd ich ir got.

Her got du bift warbafft onnd gerecht, vor dir mag fein onmilter beften. Gib genad vns zu fliehen onder din bandt zu dinem wort. Her din wort ift ſeltzam in den oren vieller menfchen, Dz vold ift verbert, es verbrüßt zu hören die propheten, Her es ift fchlefferig, es murmelt vnd ift ftardhelfig. Her dine wort gefalen nit in jren oren vnnd verclagt dine propheten fur den vnweiſſen rich: tern, was du heift reden das verladhten fie, vnnd verbie- ten treuwen, neiden, haſſen, vnnd haben lieb die falfchen propheten, welche in fagen, das fie gern hören mit men» fohenfaßung erfunden. O her fende dine gnad vnnd din

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ewigs wort in die oren unters hertzen, O erfchrodlicher got, ich bit du wolleft halten dine barmbergifeit mit allen liebhabern diner gebott, wir haben geſundiget vnd vie ongererhtifeit getbon vnd fin abgewichen von dinen heili- gen gebotten, Wir fin ongehorfam geweßt dinen prophe— ten, die in dinem namen geret haben, vnßern fünigen ond furften onfern altuettern ond allem wolf ver erden. O ber by dir ift die gerechtifeit, by vns die fund, vnnd find abgewihen von dir vnnd haben nit gehört vie ftim ding vberwelten liebften fons vnßers heren Iheſu Ehrifti, das wir wanderten in dinem gefaß, das er ons hat geiegt durch fine knecht, wir haben vbergangan din gebot vnnd haben nit gehört dine fim, darumb fo fompt das böß alles ober vnns, noch haben wir nit gebetten din ange: fiht, das wir miderferten, O ber vonder got gib gnad das wir betrachten die warheit vnd verlaffen die boßheit ond fund, D her du bift gerecht in allen dinen werden, ich bit, theil mit vns dine gnad vnd barmbergifeit, ver: zeihe ung, vnd wend von vns din grimen zorn vnd erhör nu das gebet diner fnecht, neig din orn zu vns armen vnd thu off dine barmhergigen augen vnd fihe vnßer zers ftörung, dan vnſer gebott fpreiten wir zu diner grunt- Ioßen barmbergifeit, erhör vns, verfchon ons, beſchirm ung, vermerd vns, vnd thue vns gnad, dan wir ruffen an dinen heiligen namen vnd befennen vnßere ſchwer fund, Her gott erhör vnßer gebet, dan du haft gefprocden, vu wolleft nit den todt des funders, ſonder me, das er be- fert werd ond leb, Auch in welder ftund fich der ſunder erſüfftz, wolleft jm der fund nymer gedenden. O her gib ung barmpergifeit vnd alle die benediung, dan wir glau— ben, lieben, hoffen, onnd bitten dich, du woleſt ung fen- den din ewigs wort, das din nam in ung gehelget werd jmer ond ewig Amen.

Got weiß aller menfchen ber vnd namen, ob fon mynen namen die Romaniften nit feben, fol fib nyman verwundern, ich bin ein heymlicher junger Crifti, So feht alleyn myn hertz, das ich got fur och bit vnd alle welt das ons got wol genedig fin. fine wort in ons freff- tig werden, damit wir all mögen fin lob vnnd er prißen

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(das wol got) vnnd ift diß feinem menschen zuwider ge: macht, aber allein angezeigt, wie e8 gar felgam vnd vn— warbafftig onrecht zuget in der welt, das die gebot gotes veralt fin in der gangen Erifienheit, vnd der Dietrich von bern me gelefen worven ift, dan die bibel, Darumb io _ laſſent uns fißen allein off den felfen der Eriftlichen kir— ben, welcher ift das recht haupt, weg, warbeit ond Leben, Iheſus Eriftus, vonder got, heyl vnd feligmader. Dem fy Lob, ere vnd dand ewig Amen.

Welcher vermeint hie von jm geret fy, bit ih, dag er gar nitt zürnen woll, ſonder er fere fih willig zu Criſto vnnßerm beyl ond Halt darfur ſolchs als in guier Erifi: licher meynung geſchriben ſy, das wir anfangen gott lie— ben vnd vnßern nechſten wie vns von got gebotten ift, vnd dan alßo fleiffig bebarren biß ins endt, dag es alßo fy, So nym daruff diße Epiftel von Crifto Iheſu, ven gekrützigten, unserm got, allen finen lieben jungern on» dienern heymgeſchickt. T

Der fendtbrieff Iheſu Criſti

des worts gotes vnd Son Marie finen liebften Dienern ſy bey! vnnd felifeyt Amen.

Iheſus ein bifhoff und altuatter, Ber vater vnd ein mitbruder Aller Diener gotes, allen vnd jden vßerwelten vnd liebſten kindern, Sünen vnd döchtern, fy das götlice, . ewige heyl vnd felige benediung. Aller libften finder, Das felig gefaß ond regel euwers heiligen ordeng, welchs ge- fa gott myn biemelifher vatter vnd ich vnd der heilig geyit von erften genedig haben in eumere bergen geiegt vnnd gepflanget. Alto befeftigen mir och diefelbigen gotliher gewalt vnd almechtifeit vnd myner gnaden gegenmwurtifeit beftetigen mir vch dieſelbigen it vnuer— bruchlih, zu welchen gefaßen vnd gebotten infuren wir vch mit guten erempel ond faßen die alßo ift (Du ſolt lieb bon got dinen beren, v8 gangem dinem bergen, vB gangem dinem gemüt vnd ganger Diner fele, vnd auß al- ler Diner krefften, das ift das allergröft vnd das erſt ge:

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Puer natus est nobis, et filius datus est nobis,

bot. Aber das ander ift dem gleih, Du folt lieb haben dinen nechſten menschen alß dich jelb. In den zweyen ge— botten hangt das gantz gefaß vnd propheten) willig zu halten. Bnd alle die digen gebotten vnd gefaßen werden nachuolgen, ſy eweger frid vber fie vnnd die barmhergi- keit. Darumb To zimbt fih gar feinem menſchen viße vn— Ber jchrifft ver gebotien iniegung, beftetigung vnnd befe: fligung vfflößen oder Freuelich wiperig fin. Ob jm aber einicher folches zu uerfudhen furnemen wurd, da wider zu tbon, Derielbig fol wiffen, das er würd infallen in myne vngnaden vnd zorn des almechtigen gots. Geben in dem jrdiſchen paradeiß von erichöpfftung ver welt, vff fritag bapftum myn ewiger biſchoffs vnd priefters jm ewigen jar, beftetiget ond befigelt an dem heiligen Farfreytag au

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dem olberg mit mynem Ffoftbarlih vnd rofenfarben blut in dem jar von erfhöpffung der welt, Fünfftaufent zwey: hundert vnd vriffig dry jar.

Doctor Martin Luter vnd ein Criftlicher Terer, junger Criſti weiß wol das weltlich Iob vnnd glori ift wie vas wafler binflüffet (Sieut umbra pretereunt) vnd der men- fhen gedächtniß vergeet mit dem glodentbon. Darumb fo werden nitt megnen ir papiften das im wolgefal von jm (onder berglichen erfrewt er fi bören in ung, von vnd mit got) zu reden, befonder fo fin allerliebiter ber Jeſus fagt: Lieben fonlin, ich fag oh fürwar, Der knecht ift nit größer dan fin her, noch vber finen heren, Der bot ift auch nitt ober den, der in gefant hatt, So ir das werden wüften, fo werden ir felig wan ir das thon werden, Ich fag vchs nit von in allen, ich weiß, welche ich bon auß— erwelt. Darumb fo ift der bapft nit vber Eriftum, wie hat er dan fine wort vBzulegen nach finem wolgeuallen. Doctor Luter ein bot vnd junger des beren ift aud nit gröffer, dz man fagen mög, dz ift Luters lere, Sonder es ift Chriftus Iere, Criftus wort. Aber Criſtus weiß wol, welche er außerwelt hatt, dan er hatt nit von allen Ro- maniften gefagt, Sonder diefelbigen hat er erwelt, die da hülen vnd weinen, aber die welt fraumwet fib. Gr wer: dent aber trurig und eumer betrübniß wurdt geferdt in grofe freüd, welche nymer würt von vns genommen.

AMEN.

*

Lößent Ablas vnd gnad, welcher das wort gottes lieb hat.

Datum Ex Mithilena insula. Anno. xxiij.

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III,

Hin fchöner dialogus Bud gefprech zwifchen aim Pfarrer vnd aim Schult- bayß, betreffend allen übel Stand der gayitlicen. Vnd böß handlung der weltlihen. Alles mit geysigfayt beladen ıc. *)

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”) In Duart, mit einem Holzſchnitt.

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Schulthayß] herr Pfarrer bona dies ſynd wilkum ins wirghauß woher Freücht ir, wz fagt ir newer mär, was veß verhanden ift, Sagt mir etwa da bit ich euch vmb. Pfarrer] Fieber Schultyayß ich kum erft von Hagnaw vnd bab vil felßfamer mär gehört, befonnver fagt man vil vom Türden, auch vom ber&og von Geller wie jm ver fünig von Frandreyh wol wöll, auch vil vom welichland zii: fben bapft vnd mantaw, ond vergleih vil. [Schulthaiß] was hört ir dan vom Luther So yeb zu Worms giwefen ift. [Pfarrer] was gat mi ter münid an, Er ift ain feßer, er redt vnd fohreibt widern glauben, warlich er wirt fein Ion fonden. den er verdient hat, vnd alle die jm an- bangent. [Schulthayß]) warum herr Pfarrer, nun bat er doch gut vnd Eriftenlih ding gelert vnd gefchriben, das dem glauben nicht abnymbt, er macht jun mol gut, vnnd vergründt all fein gefchrifft in rechtem glauben, vnd auf fant Pauls Ier, ond fiert ons auß vil firiden die vns die gayftlichen lang her gelegt bond, vmb gelts vnd guts wil- Ien, darzu bat er vns erſt ain gutten rechten verftand inn dem hailigen gebett des vatter ünfer geleert, das er in aim büechlin, fo ſchön erflert hat, des fich ain yetlich Chri— ftenmenfch freumen fol, wär es lißt, als mir ed dann mein ſchuler fo gar hübſch gelefen bat, darzu hatt er vnß aud leeren recht vnd grüntlich beychten, mitt aim furgen ſchö— nen begriff, vnd vns auß vil yrfal entleviget, vnnd das gebot gots vil ringer angezaygt, das ir pfaffen all vnns vorbin fo gar ſchwär gemacht hondt ꝛc. [Pfarrer] wie fann das fein, was von dem Bapft vnnd von den feinen vorfaren gemacht ift, ift gutt vnnd gerecht, was aber Lu: ther fchreibt ift wider die criftenlich Firch, vnd wider die gayftlichen recht. [Schultyayß] wer ift die Eriftenlich kirch. [Pfarrer] habt ir eg mit offt von mir an der predig ghört der bapft onnd feine Cardinäl all biſchoff vnnd prelaten. [Schultbayß} folt dan der bapft vnd dißer anhang die Eri- ſtenlich Firch fein das glaub ich nit, So fagt man er feß ſelbs das gaiftlih recht, dz mag er machen wie er will, ich forg es fand wenig auß dem gefaß gotts darinn, Als ih dann hör daheym von meinem fehuler der mir die pau— ren mit freyven an der wend auffichreybt, dann wann die

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eriftenlih Eirh allain an jm vnd feinem anhang ſtünd, Sp het wir armen Criften ain verloren fpyl, fan ver bapft vnd diefelbigen nit auch jrren vnd fünren, So man on des mit vil guts von inn fagt, was foll ih dan guts von in gedenden, hört ir nit wz Doctor Martin Luther von in allen fchreybt, was groffer böffer ſtuck ſy handlen vnd thund zu rom, mit pfründen Fauffen vnd verfauften, taufchen, verwechßlen, darvon nemen, vnd nit befißen, noch verdienen, vnd des dings vil, wie ſy auch durch die fa- fien vnd allezeyt flayich eſſen, vnd vns alle ding verbietent, vnd wie fy mit fchantlihen dingen überlavden ſeynt ꝛc. dar: zu ift all ir ding auff dz gellt, von ons mit hauffen zu fordern gericht. Zu difem allem fo fich ich hie im teütſch— land von den bey uns mwonent auch nit vil guis, vann dz fie mit groffer berfchafft vnd fylli der pfründen vil vn— nug bradts halten, mit groffem gebreng ver Flayder, von allerlay fort, ſeyden röck, vnd überigem gwandt, und klay— nat, von gold, vnd anderem gezyerdt, wie die weltlichen fürften vnd grauffen thund, das follent vnſer prelatten fel- trager vnd fürbitter fein, fy befümmert nit wie Paul zu ven Römern am rij. fpricht, fierent gut wandel vor got vnd vor den menschen ꝛc. Vnd daz ichs baß beftät, ſo bin ich vetz am Oſtertag zu Straßburg geweſen, da ſach ich ain gebrengck vnd hoffart vnder den pfaffen in der kir— chen, vnd auff der ſtraß, vnd wenig andacht darbey, das mich erbarmet das ſy ſo vil rendt vnd gült ſo übel ver— zerent, Sy haben vil knecht ſchreyber vnd buben das in dient vnd nachgat, on das ſy in iren höffen nörent von liederlichen weyber, kuppler vnd ſchalckßnarren, deßgleych, vil überiger roß, vil der hund, federſpyl, das iſt jr libe— rey, vnd bücher, darin ſtudiern ſy, fürwar ſpotlich iſt es zu ſagen, vnnd zu dem allem ſo fleyſſent ſy ſich ſo groß täglichs gen Rom, vmb preleturen, Pfarren, vnd dergleych, alls wellens ewigklich leben, auch begabt man vetz künder in der wyegen, vnd rotzig buben mit groſſen pfründen, Dieſelbigen nympt man in der jugent ſo kain vernunft da iſt, entzuckt ſy gott dem herren, vnd ſchenckt fy dem teüffel, Warum geſchichts aber, jr eltern brüder vnd freind nörent ſy mit in, haben ain auff vnd zureytten, vnd gond

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zu in, allio werdent die goßgaben verzert, vnd wan ichs reden bevörfft, fo thund fy all mit inn den bettel freſſen, Daſelbſt foll ver ainer fo vil verdiennen, von fyli der pfründen groſſen goßgaben, darhinver weder funft, ver: ftand, Bund kain geihidlihayt noch andacht if, damit dann die abgftorbnen ftiffter getröft und gegen got erbet- ten, oder die armen menfchen geſpeyßt folten werden, nur allain betrachtung zu wolluft in allem übel ꝛe. Merdent darnach auf vie myndern pfaffen als Bicarier, Eaplön, helffer oder Pfarrer, auf den Stifften, oder funft, was erberfayt vnd andacht bey etlichen vnd der merer tayl fih balten tdu, im firden oder auff ven firaffen, Desgeleych ir funft vnnd geihidlihayt, Dann wz fo inn ven firchen thund, es ſey auf Stifften, pfarren, oder in Höftern Das geihycht allain durch betrachtung des geytz, man fyndt yeg wol etlichen pfaften in ainer firdhen, wann er ain altar zu ainer mes thut beraytten, So berayt er mer dan ain ſtundt daran, vnd macht ain gebrengf vor, als wöl er gaugflen. Befonnder auch ſo beklaydt vnd zyerdt er die hültzin vnd gemalte gößen auff dem altar, vmb geyg willen, damit diefelbigen von ainfeltigem vol angebeiten vnd geerdt werden, Das dann gott hoch verbeüt dur ven prophetten Baruch am vj. Capittel. Da ſpricht got die füllent werden geſchöndt, Die ſölch hültzin gemalte, Oder filberin bilonuß anbetten, Auch verbeüt gott föllichs dem vold nit zu offenbaren, Für, oder neben got, anzu: beiten, over faine liechter orer laternen fürzufenden, Aber yes die pfaffen vnd münich vie laſſens alls durchhin gan, vnd raygen daz volck darzu, allain von des fchantlichen geyg willen. Säch ainer auff, in Flöftern wie ſy mitt aim bauffen zedel zu verfünden auf die fangel fiond, Vnd wiſ— fen daz es wider got ift, Beſunder wo es ven bößen geytz anirifft, Wo aber fölliches anträff die werd der barmher— gigfait, Die menfher für ainander zu’ bitten, Over für die armen zu erneren dag wer ain gut: werd, Dann warn ſöllich prediger fleyſſig betrachtten thätten vnd bielten die dailig weyßſagung Malachie am andern Eapitel, Da fpricht der herr D ir priefter ob ir nit wölt geben glory meinem namen. Sch würd euch verfluhen ewer gefengungen,

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Wann die Ieffgen des priefters behüettent die weyßhait, dann ain föllicher ift ain engel des herren, Aber ir ſeind gewychen von dem weg, vnd haben manigen geergert in der Ee, jr habt eyttel gemacht das gelüpt Leui. ꝛc. Söl— ichs if fain betrachtung bey euch, Dann warn ain fölli— cher den halß fürftredt, Es fey kirweich oder funft, fo ficht er fih vmb wie ain vogler, dem die vogel einſytzen ſöl— Ient, oder gat vor vmb, von aim zum anndern als wol er zum dantz laden, ob jm jendert zu opffern werd, oder hat etwan zwayen oder dreyen ain meß veriprocen, nymbt von yedem gelt, als fey die meß allain, fein ver— nympt er dann ain prefeng in der kirch fo laufft er inn for. hinzu, ſtelt fih in aiı ſtul, vnd krümbt fih wie ain fadtpfeyffer, treibt nicht dann vnnütz geſchwetz, nymbt die prefeng ein, Vnd fprech der feel nit ain vatteronnfer nad, Wyrfft fich vmb, lauft zur kirchthür hinauß, den nechiten ſeim hauß zu, fo kumpt jm fein köchin entgegen, die bes focht jm den prunen im fedel, fo hat er darnach der kir— hen gnug, Denn fo ftelt er fih für die fromläden, da ftudiert er alle menfchen auß, wer auff vnd nydergat, oder feßt fih ainer ing weinhauß wo er ſeins fugs findt, da fernt er rechnen ond münß kennen auff der fartten over wirffel, leut-man dann zu vigilg, frägt es nit viel, fo bleibt er fißen, trägt e8 aber etwas guis, So laufft er fluchs in die firchen wie ain wolff in ſchaffftal, Sobald er die preſenß ergreifft, fo zapfft er fich bald wider dar: uon, den nächſten wider zu feinen funden, den bringt er ain neüs geltlin, da betet er die vigilg felb viert. Sigt darnach füllt fi) biß mitternadht, das man jn haymfüe- ren muß, am morgen fiht er wie ain abgeftochner falbe- fopff, if dann funft ain ander fo erber, der ſöllichs nit thut, vnnd bleybt daheym, fo hat er funft fein kirchtag mit feiner gertraudten, die ift ber im hauß, gat zu fir- chen vnd firaß her brangen, ale ob fy mein fram richtes rin fey, wär fy nit fendt der hats für erber, fo fy ſchon daruor vill ſtäl durchloffen hatt, vie ift geſchickt zu gaiſtli— hait, der pfründ gut vnd gült zu uerzeren, föliche iſt dann ewer aller arbeit, ſchaw dann ainer wie jr fo erber ains tayls geflaypt daher gend, mit außgeſchnytten ſchuchen

x. 21

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vnd lappetten baretten wie die langfnecht, meer will ich euch fagen, als ich fürtlich von geichäfft wegen zu Worms geweien bin, da hab ich vil felgamer wunder gefeben, mit groffem gebreng der gaiftlichen, deßgleih von vnzim— lichem frefien, ond zu trinden an jren böfen, dz mic warlih zu grob gedaudt, fo hab ich gehört das die Ro- mer fo da gelegen find, die gang faften, fleyſch geilen ha— bent, ond gebiettend Doch vns zu faften, vnd Ol, vnd an— ders efien, warumb ift es ons verbotten, das wir es ains tayls mit gelt von inn fauffen müſſend, alfo macht man vnns zu narren, folihs vnd dergeleichen treybent petz die gaiftlichen. Sol das die Chriftenlich kirch fein, fo haben wir ain felgame fir überfummen. Diß alls firafft der Luther, warlich meins bedundens recht vnd wol. [Pfarrer] Ad lieber Schulthaiß jr thunt jm zu vil, jr fölt nit alfo reden, jr verfiond es nit, man hatt eich etwan auß nepd alfo von jnen gefagt, fo glaubt jr leychtlich. LSchulthaiß) Wie maint ir ob ich zu bald gelaub, fo fragend den fru: men pafhguilum von Rom, wie es dafelbft zugang, vnd herr Vlrich von Hutten denfelbigen glaub ich wol, au wayßt der Symon bei mol darvon zu fagen, wann er es dörffte thun, vnd er nit des bapfis Diener wär. So bab ich ſölichs yeg zu Worms felbs gefehen, So wayß ih woll wie e8 zu Straßburg vnd Speyr auff bayden ſtyfften zugat, So hör ich es ſey auff andern ftifften überal auch alfo, Das nit wunder wer dz ſp vns mit jrem bö- fen leben aberglaubig machten. [Pfarrer] Bnd wann im gleych alfo wer fo hond ir, oder fain lay ſy om fülde zu firafen, Dan got fprict Mattheij am xxiij. Capitel. Ir ſölt nit nach iren werden, befunvder nach jren worten thun. (Schulthayß] Sol ſy niemant firaffen, mein ſchu— ler fagt mir nähermals, Es fiand Matheij am xviij. ge: ſchriben, fündet over irret dein bruder, fo ftraff im; nimpt ers nit an, So nym no zwen zu dir, hilffts nit verklag in vor der gemayn, Straft doch fant Pauls Petrum ad gallatad am andren Cap. As ain jrrigen ıc. Dann wan ewer leer fain nuß ift, vnd dz ir andere ding fagent dann bie recht gotsleer ift, Bnd vns vil an die gotsler wend benden, wem foll man dann volgen, dann als ich

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son meim ſchuler beriht bin, So flat Mathei am fünf: ten, nit ain fpygli ains buchflaben foll zu dem gebot gots zu oder abgon, over gethon werden, mer in Appocalipfi, ftat am letſten Gapitel, Der ift fälig der da bebüt die wort der weyflagung diß buche. [Pfarrer] eylieber Schult- bayß, der fchüler verftats nit, Laßt inn nach parttegen gon, Wyoſſent ir nit das dife vnſer obern vnnd gaiſtlichen nit zu ftraffen feind, Vnnd haben den gewalt von got, Fra= gend ewern fihuler ob er nit woß was Paul zu den Rö— mern, am xiij. fagt, wer dem gwalt wiverftat, Der wider: ftat got x. [Schulthayß)] lieber fagts volhin auf, Stat nit hernach, Der gewalt trägt das waffen nit vmbſunſt, Da maint er das ſchwert des weltlichen gewalts, aud mer flat hernach venfelbigen gebt auch den zing, oder den zol, oder die eer, oder wen maint ir den gott oder fant Pauls anders gemaynt hab. [Pfarrer] ven bapft, Eardi- nal all Bifchoff Prelaten vnd Pfarrer, Vrſach das ir ung ſchuldig feind zu opffern zehenden zu geben, beychtgelt, tauffgelt Sacramentgelt Vnd des mer on not bie zu fa- gen. (Schulthayß) Barum bat dan gott der herr gefpro: chen, do feine junger fragtent welcher under in der merer folt fein, Do gab er in antwurt, Welcher der merer wol fein der foll der andern aller diener fein, Er wolt jn fais nen infunderhait ernennen, Er bie ſy al geleych predi- gen, aufflößen, vnd bynden ıc. Sch wayß woll das ir pil begerend, auch nement, vnd haben wend, daz weder recht noch zymlich ift, Woher ift man eüch follihs alles fhul- dig, dz man eüch fol fo vil brot und wein, ſchmaltz, mel, vnd ayer, vnd gelt opffern, Das ir mit ewern bolftermu- men verfrefient, Wyßt ir auch das fülihes opffer ain al muflen ift, Vnnd wo die menfchen auß andacht, on bezwun— gen dz herdryegent, Sp hört es armen leütten, Vnd nit euch, wie dann bey der erften kirchen der brauch geweſen ift, So habt irs zu eüch gezogen, fo fumpt ir mit dem zehenden, Da mwölt ir ons gar mit fehynden, es fey von forn, Allerlay trayd, kelber, ymmen, fchaff, oder lemmer, ops, vnd alles, nichts kann vor eüch aufffummen, Wa— rumb foderent ir nit auch von newgeborne künder, So möchten wir zukummen, ſo hulfft ir vns auch dieſelbigen

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erzeychen, Dann was viejelbigen ſöllend eſſen, Müß wir eüch geben, zaygt mir an, Wo hats gott eüch alfo zu ge- ben beuolben, vnnd darzu fo doch ir funft in allen dingen frey welt fein feinem weltlichen gewalt nichts zu geben, euch benügt nit fo ir fehon im etlichen reichsftetten fleür- frey, wacht, vnd vmb gelt frey, vnd wol verwardt fit, ir woltendt gern grund vnd boden türn vnd thor darzu haben, Wolt doch got der herr auch dem weltlichen gewalt auff erdtrich vnderthänig fein, Do er zu Petro fagi, gang ans mör, den erften fiih den du facheft, Da fynft ain pfening bey, den gib für mich vnd dich, ser hat nit gehapf⸗— fen den prieftern over gleichöner geben, Er maintven fay: fer vnd weltlich gewalt, Mer fo Hör ich von meim ſchuler, dann was ich red fumpt auß meim ſchuler, Ich fan weder fihreyben no leßen, Derfelb fpricht, Es fand Mathei am x. Eapitel. Got Spricht zu den Appofleln, vnd zu eich vfaffen allen, predigent des hymelreichs zunabung, haylens die franden, erfüdent die todten, rainigend die auffeßigen, vergeben habt irs enpfangen, vergeben folt ird aufgeben, nit wölt befigen gold oder filber, mer muß ich eüch wey— ter von gwalt fragen nach ewerm gedunden, welche may: nent ir die den rechten gwalt tragent, die gayftlichen oder weltlichen. [Pfarrer] die gaiftlichen tragent jn, Dann warn man ons nit gibt dz ons zugehört, Daruon ir vns nit reden mwerdt, So habent wir ven rechten gewalt des bans. (Schulthayß] foll daz ewer ſchwert over waffen fein, Wa rumb wört ir nit dem ZQTürden mit ewerem ſchwert fo nem er nit fo vil Eriftenlicher land ein, Sch frag eich wer ift die recht oberfeit, bapft over fayfer. [Pfarrer] Der babft, vann er fol den fayfer frönen, Vnd ver fayfer den bapft nit. [Schulthayß] folt darum der bapft ob dem kay— fer fein, Da fag ich nayn zu, fo wer offt ain Pfarrer gewaltig über fein lehen herr 2c. ver pfarr, Dan die kron ghört gott zu als ain yetlich kirchenhayltum oder klainat, Vnd ift der bapft gottes ond der firchen diener ond knecht, Alſo fein all pfaffen vnſer diener, So mir etwas von der firchen begeren vmb gotted ordnung vnd notturfft wil— len, Vnd follent jr vns dz vmbfunft geben, wie ir vor gehört hond, Dann folt ain pfarrer ob ons im dorff fein,

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So müßten wir jm rayttung vmb alle ding thon, Bund nichts on in bendlen da wirt lanng nichts aus, Ich wird auch bericht von meim ſchuler dz da geſchriben fand Pe: tri. die erſt Epiftel das andere Capittel, jr feind alle ain Zünigliche priefterfchafft, feind vnderthenig aller menschlichen geſchöpfft, vmb gots willen, Es ſy dem Fünig. Als dem vorgeer, es ſy den Hergogen als den gefanndten von jm, Dann es ift der will gots, warumb bat er nit nad ewer maynung giproden, dem bapft als dem vorgeer, Vnd den Legatten onnd Bifchoffen, ald den gelandten, er ‚hat ewer nye gedacht, Fr fomment offt, So nyemandt nach eüch ſchickt, da hört man wol, daz der fayfer mer ift, dann der bapft, Mein fchuler fagt es ftandt Pauls zu den Römer, diererft Epiftel das rij. Capitel, Fr folt gut wandel fyeren, Vnd forbildt, nit alfain vor got befunver auch vor den menfhen, Eüch nitt gleychen difer welt ꝛc. Wo wirdt ſöllichs gehalten, jr vermayntt des Fayfers vnd aller welt gewalt bey euch auch habs, Zwar ich fi nit anderft vann das jr ſchon darnach greyfft, vnnd wollhalbs bey eüch habt, jr richtent all frieg, blutvergiefien, ond all bader auff, bey Eayfer, fünig, fürften vnd herrn, jr müßt in allem fpil fein, was maynt jr das ewer gewalt ond ampt fey, warn jr es recht halten wolt Es ſey Bapft Cardinäl, bifchoff, prelaten, vnd pfarrer, vnd alle gayſtlich vmb ewere pfrüenden zu verdienen, Das eüch als ain al—

muſen geſtyfft vnd verordnet iſt, Nichts anders dann ernft- lich vnd andächtigklich betten. Vnnd predigen, vnd eüch allain mit gott vnd der geſchrift gots nacharbaytten, Maynt jr man geb eüchs von Ewers hübſchen harß willen. Pfar— rer] Run wz gat eüch dann in der kirchen ab, Wir ha— ben täglich meß, So helt man in all ſtyfften die ſiben zeyt ordenlich, So werdt ir allezeyt verſehen mit den Sa—⸗ eramenten, mit predigen, Mit tauffen, Vnd was ir von beſincknus bevürfft. [(Schulthayß)] Wie werd wir verfehen, It habt vor gehört das irs vmbſunſt thon folt, So habt ir überal groß zynß, Vnd gült, darauff gefest, Vnd fan euch nyemandt erfüllen, Dann fo yemandt etwan aines feinr verwandten oder funft, Zu befingen laſſen wyll, es fey mit vigill, befindnus, Sybent Dreyßgaſt, oder Jartäg,

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wz des if, So habt ir ain follih wochenmardt daraus gemacht Mit dem auffichlag es fey auff dife vorgemelte ftud, oder auffwachs, glodengelt, Vnd mas des ift mit fampt dem opffer dz manider armer faum zu bezallen fouil bat, Vnd fein haußradt oder fu im flal darumb ver: fauffen vnd verfegen muß 20. Solt ir dann ain franden dz haylig Sacrament oder die hayligen öllung zu hauß tragen, So habt ir fouil auffichleg Darauff- gemacht, ee dann ir ain pfening aim armen nachlyeßt, ir triegt im ee ain pfandt auß dem hauß, Das hayßt die fchäffle trew⸗ lich verfeben, Wve gelöbt ir fo fhon des beuelh Erifti. Petri. die erft Epiftel, Das Jetft Capitel, Syerend die härd gets, die da ift onder euch, für Sehent fy, nit bezwun— gelich, aber williflih nach got, Nit vmb willen ains ſchnö— den gewyns 20. Auch fo merdt jr darbey das ir vns in der beycht nit beichweren vnnd über vnſer gemwyfine nitt ergraben folt, Bon euch felber, Das dann vaft ewer brauch) ift. [Pfarrer] lieber Schulthayß es hat gar fain geſtaldt föllih red von euch fölt Fainer vmb fein arbayt nichts ha— ben, Wo wolt wir von Ieben. [(Schulthayß) Vom Cor: pus der pfrüenvden. [Pfarrer] Wie kann peglicher vom Corpus gnug haben, Dan findt der mertayl pfrüend die groß abzynß müſſen geben dem rechten Pfarrer zu Rom, Straßburg, oder anderswo, Wa fy dann jr wonung ha ben, wann die rechten Pfarrer feind nit all zu prieſter

geweicht, fy hond nur ain ſchein Paulus zu Thimotheo. ij. Epiftel iij. Capittel ꝛc. Auch fo haben ain tayl weib ond find, So ſeind ain tayl fo vnglert, Das fy nit ain Dominus vobifcum finden verfion, So feind ain tail der Cardinäl vnd bifchoff Famerdiener. [Schulthaiß] Wer leycht dann föllihen gößen die pfründen. [Pfarrer] Der bapft vnnd die Cardinel, ond ander Bifchoff vnd Prelatten, vnd warum nit. [Schulthayß] Ja nun merd ich erft wan⸗ nenher die überig fchagung hie vorgemeldt entfpringt, Dan wie jm fey, das es nur über die armen, zu ſchinnden er: dacht ſey, Iſt das war das man die pfründen füllichen Stodnarren leycht die fy nit verdienent oder verdienen fünden, Bil weger werß ed wurd ainer ain ſchafhyrt, dan ain feelverjorger, Dann Eriftus hat nit vmbſunſt zu Petro

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gfprochen dreymal, petre haftu mich Lieb fo waydne meine fchäflein, wann er die liebe nit hat, Die petrus hat ge- Habt zu dem herren, vnd mit gelert ift, fo ift es verlorn, fo wayß ih ain gutte artzney darzu, Welcher nichts fan, ond nit gſchickt zu priefter if, dem nem man die pfründen ond jag inn auf dem land, oder zwing in zu arbaytien, Bnd funft welliher mer dann ain pfryend hat, dem nem ſy ain Landtfürft, oder herr, vnd tayl fy vnder arm ge= lert pfaffen, Bund laß fürbaß kain auff ain pfryend zu Rom beiechnen, Vnnd verleychents die Fürften fürohin felbs, Sp werden die armen leüt freyer, Vnd vnbefchägt, Dann es flat manicher ölgötz auff die fangel, vnd wil den Luther mit feinen guten bücher außrichten, ond ver- maint er woll mit feinem klaffen ons all erichreden wong Luthers Teer zu fallen, der dem frummen Luther nit künd ain fhuchrüemen aufflöfen an feiner leer, ond wöllent dans nocht ettlich Letzelltiat hayſſen, das ift ain brot weder ſaur noch füeß, vmb den kindlinßtag ift es werd. Vnd etlich gut Magifter im weynglaß, zwar ſy gewinnend mit viel an föllichen predigen, dann wann man darnach auff den pläßen oder in den bödern zufamenfumpt, vnd fölihs von jun zu red wirdt, So fpricht man’, ey, wie hat firh difer Pfarrer oder yener Münch fo waydelich vmb vie narren- fappen geriffen, alfo fumpt er groſſe funft an tag, da ge: windt er dann groffen gunft vnd lob, dann er maint io im nyemant in der firhen mwiderfpricht, fo fand fein ſach wol, wann er aber im weinhauß auf dem blaß oder im bad darbey wär, fo horte er gut fprolfen. [Pfarrer] Ach lieber Schulthayß Sr trevbend felgame wort, warumb wolt man vns vnſern lang hergebracten brauch ſchwechen, Das wöll gott nit, Der ketzeriſch Münch der Luther, oder Yes mandts fol8 darzu nit bringen. [Schultbays] Wie hayst ir jnn ain fäßer. Da laßt warlih von, oder bey dem har in dem hoff vmbzogen, Das fag ich eich zu, er if frumb vnd gerecht, thut nichts vmb gelt. Dat im doc ver bapft ain biftum mwöllen geben, das er nit mer wider inn fchreyb, das hat er nit wöllen thon, Will ee arm fein, ee das er die warheit gots wol verlafien. [Pfarrer] Ich fag eüch lieber Schulthayß thund gmach, Ich bin ain ge:

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weycht man, vergächt euch nit. [ſchulthayß) Was gat mic ewr weyhe an, jr Pfaffen bochend allweg auff ewer weyhe, und haben vnß bißher offt groß geplagt, fo-ai- ner ain pfaffen ain wenig gefchlagen bat, fo bat er mit groffer müe vnd fhwärem Foftung kaum mögen von eüch kommen , jr habt ung geplagt vnd genött, mit dem bann, ſchawt aber, gebt ons vrſach mit mutwillen, als nor offt gefcheben ift, ob ir vns meer mügt mit dembann alfo erfchreden, wir wiffend yeß auch was ver bann ift. Dann wann etwar ain böfer pfaff ainem fo groß. vrfach geben hat, darumb er zu tod gefchlagen ift, fo habt ir Sntterdidt gehalten, vnd von ains todten böfen pfaffen wegen vil gutter fäliger meflen vnderlaſſen gon, vnd habt ons bißher mit ewern Faradtores alfo erfchredt, als ob jr böffer Chriſten föllend fein als wir, vnd vie haylig- fait der Chriftenlichen kirchen allain ann eüch lyg, nun warumb acht jr nit auch bob, wann funft ainEhriften- menſch zu thod gefchlagen worden ift, darzu wär heilt über die pfaffen jnttervict, die imm krieg erfchlagen onderfchof- fen werdent, jr gebt offt fo groffe vrſach darzu, mit bo- fen wortten vnd werden, aud mitt mutwill zu nacht auff ver ftraß oder gaflen, mit vnzucht, mit geplärr, mit wer:

kerten Elaydung, over weer, daz eB offt billich geichehen ſollt, ond fo jr dann il ewr bailigfait fo vil ſchätzt, fo folt ir nit ſouil mutwill, mit böfen worten vnd werden treyben, vnd vns nit vrfach zu feuntichaft an eüch geben, maynt jr nit ob wir auch als gut Ehriften feyend als jr, habt jr vor gehört, das got ſpricht das ander Eapittel Petre, jr find alle ain künigklichen priefterfchaft, er fün- dert kain Epriftenmenihen auß. Auch fagt mir mein ſchü— Ier, das da ftand, Paul zu den Ephefiern am vierten Ca— rit. Sind forgfam zu behüten die ainigfait des gaifts, in dem band des frids, ain leyb, ain geyft, ain herr, ain glaub, ain tauff, ain gott, wan vnfer yetlichem ift die gnad nach der maß vnd gab Ehrifti geben ꝛc. Da merdt auf Pfarrer, er fündert Ffain von dem andern, Bnd macht auch Fainen hayliger denn den andern, er übe es dann mit rechtem glauben vnnd gutten werden, auch fagt jr der Lutther fey ain feger. So fag ih, jr feind den mes

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rertayl felb feßer, das war ſey, So predigend jr vns nichts rechts , dann menfchentäding Aus Arifioteles vnd dergleih haydnifche bücher. Wann ir fhon das Euange- lium ain wenig überlauffent, fo ift die überig predig var: nad, Bon firshtagen verfünden, von bannbrieffen, vnd zehenden zu famlen, Vnd an die firdenbaw zu geben, die vor fo vol feind, Vnnd wie man nit für got mit Teren benden fol kommen, Was feind aber diefelbigen gaben, die got maynt, ver glaub, hofnung vnd liebe, Darauf wölt jr gelt ond opffer maden, Auch weyter fo fumpt dann etwan ain bettelmünd, der madt ons ain plamär vor von felgam hayltumb vnnd groſſem applas, Da helfft ir dann zu, Dann eüch wirt ewer tayl aud darvon, da fhyndt man ons vmb gelt, käs vnd flachs, alfo müß mir arm fein, Bolgent aber mir die pauren ainmal, fo wöl wir ſy zum dorff außjagen, das inn die ſeck enpfal- Ient, das ons Fainer mer darein fompt, Dann fy Iyegend was: fy pns vorfagendt, Sy fagent oft, wann es jm Zentonofelle ſtünd, fo wer es fpotlih gnug, Darzu, wer waißt wz fy in vnſern heüfer fuchent, wenn wir bauren nit dahaim feind, Darumb ich aber fprih, das jr meer ketzeriſch ſeind, dann Chriſtlicher werd vol, So fag id auch, das jr vns offt ond der mertail von dingen här: fagt, vnnd dasſelb an das Euangelium vnd goßwort an: henckt, das gar nit darzu gehört, vnd widerwertig ift, ond hör auch von meim ſchuler fagen, das va flannd Matthei. am fünfften Capittel. wie vor gemellt ift, nit ain fpiglin von aim bucftaben fol von dem geſatz gots, nit ab over zu gon, dedgleichen fagt er das in Deutro- nomi. am rroiij. Capitel ftand. Sr folt eich nit von dem geſatz gots wenden, weder zu der gerechten over zu ber glinden, meer das auch ftand Paulus ad gallattes im er: fien Gapitel, ob ain engel von himel fem, ver anders leeret dann die leer Ehrifii, das fol verflucht fein, meer weitter. Ezedielis. am xviij. Cap., welcher behüet mein gebot, vnd berewet fein fünd, vnd heilt die werd ver barmhersigfait, der wirt nit fierben des ewigen todts ıc. Des dings ift vil, das föllihs als ih von meim ſchuler höre angezaigt mwirdt, vnnd auch fo hör ich fagen, dag

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do fand Eſaie. am rrir. Capitel, Das gut der herr des menſchen gefeg neben feinem gefaß nit haben will, des— geleihen auch Jheremie. am. xvij. Da vermaledeyt got alle die von feiner leer auff menfchengefes fich verlaffendt. Sölichs alles nembt zu ber&en, lieber Pfarrer, vnd brau— chen nur das Euangelium vnd die gutten leer, die daran bangendt, vnnd nit weytter, vnd laßt den frummen Doc- tor Yutber, der dann ſöllich mißbrauch, ſchynderey vnd men— ſchengeſatz, Das jr all predigent, fürohin ongeſcholten, wölt jr anderfi gut bauren haben. [Pfarrer] lieber Schult- hayß. So ver Luther allain den bapft mit ven gaiftlicen für fih genommen hat, Warumb nympt er auch nit für fih, Eüch weltlichen, ir ſächt das alle boßhait under eüch auffgetanden ift, Bon erft von der rauberey, auff der firaß da if niemant ſicher, Für daz ander, fo ift alle vnordnung in allen ämpter der herichafften vnd alle her: tigfayt über arm leüt von eüch allen, Pfleger, Bögten, Amptleütten, Schulthapß over Wayblen, wenn ain baur ain freuel verfelt, oder der herfchafft die gült nit auff yede fund raycht, fo ſchynden jr inn mit dem rechten, over blöden vnd turnen inn, fodann ain baur abftirbt, er fey wie arm er wöll, Er hab verlaffen vil oder wenig kün— ver. So feind ir oder alle gewaltig amptleüt hie, vnd nement den fal mit gewalt, Vnd befunver ver herſchafft das böſt roß, vnd eich Amptleütten den böften rod, vnd wann nitt mer da wär, ſo laſſent jr nichts dahynden, ond folt fhon weyb vnd find zum bettel fommen, Vnd fain ader vou jnen gebauwen werden, Wa ftät dasfelb geichriben. [(Schulthayß] lieber Pfarrer. Das ift ain ans der ding, Sy fygendt auff ver berihafft, grund vnd bo— den, Bund muß man ſy pſchützen vnd ſchyrmen, vnd mit tryb vnd trab, vnd holß fürfehen, und wann ‚wetter oder prunft jm etwann ſchaden thut, fo thut im die berichaft ain ablaffung der gült, Das thond ir nit, ir lyeßt nit an baller nach, fainem armen, ob er ſchon auff der gaf- fen müßt ligen, Pfarrer, ich muß euch auch mer fagen, desgleychen ſecht in fläten wz myßbrauch ift in allen hend— fen, mit faufleütten bößer war, flainen gewycht, kurtzer elen, Bud des dings vil, desgleychen ift betrug in allen

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handiwercken, darvon fül zu fagen wär, es bebörfft allair ains groſſen buchs, So vil groß falichait zu fchreiben, ye— der fieygt auff geytifayt, kain treü vnd glaub ift unver in, auch ift betrug mit effen, trinden, von den mans fauffen muß, die würt felfchendt den wein mit allerlay gemächt, mit waffer vnd andern bößen fiufen, das brot ıft Hain, das zeemüß vermifcht, dz gewürß over fpeßerey ift geferbt ond vermängt, kainer bleybt von dem andern vnbetrogen. Auch mer fo feind die bauren foller bößer fift, mit wz fy zu mardt fierent, es fey forn, gerften, ha— bern, darin vil onflat, ſtab, treffts, wyden, ratten, faſt onlauter, deßgeleychen hol, auffen ſchön geladen, innen faul, krum vnd furg, auch mer wie dz ho und firo, fo fpotlich beirogenlich geladen ift, es fchluff ain ku hindurch, auffen hatts ain Schein, innen ift moßig ond ryettig, bringt einer dann ayer, fo ſeinds halber faul, ftyndend, dedge: leychen von Ops, pyrn, öpffel, Hain ftaynig, faul, hagel- ſchlechtig, Wie ſöllichs geihicht von diem allem vnd gibts doch all für gerecht vnd gut mit ver zall hin, Iſts nit auch fünd, ifts nit auch geytz. Spricht nit Paul zu Thy: motheo. am. vi. Capitel: Es fol nyemant neid, krieg, gotsleſtrung in im haben, Vnd ſoll nyemant reychtumb, geytzigkayt fuhen, Wer das thut fölt in den firid des teüffels. [Schultbays] Sr Habt vil gemeldt, damitt die wellt befchwert ift, Yedoch ift die geygigfait von erfi bey eüch auffgeftanden, vnd befonder da Chriſtus der herr die gelerten auß dem tempel mit der gayßel tryb, als fy die tauben verfaufiten,, die man in wider opffern mußt, vnd wie die wechßler gelt außlifent den armen, Damit fy on gab nit auß dem tempel fülten gon, Dafelb ift ewer opffer vnd emwer geyttigfait herfommen, Die jr no in der fir- hen vermaynt zu haben, Das als wider gott ift, vnnd will alfo fegen, wir ſeind alle ain leyb, gaiftlich vnd welt- lih. Erifius ift onfer haubt im himel, fo ift der bapft ond jr all ver gayftlichait nach mit predigen, beiten, Sa- crament raychen, des haupts Fnecht vnnd diener, Sodann der ganntz leyb frand ift, vnd daz haupts dienner von der vernunfft fummen, So muß man ver vernunfft zum erftien helffen vnd fy ertzneyen, fo werden die gelyder auch

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darnach gefund, darumb hatt Doctor Luther an euch an- gefangen, dann ir follten die lerer fein, Vnd mir die vol- ger als Matheij. am xxiij. Eapitel fiat. So Iegt ir ons wie dafelb flat die burde mit hauffen auff den rugfen, vnd ryerent irs mit ewer band nit an, darzu fo hauffet vnd meret fich ewer geittigfait, ain tag vnd alltag, wann ſchon ain menfch in der wochen ſtyrbt, fo befingt ir in nit biß an feyrtag, fo villeüt zum opffer fumpt in allen vörffern, Auch wanır zway in aim dorff mit todt abgond, fo be: fingent ir nit mit ainander, funder nad ainander als von des opfferd wegenn, Auch ift ain follicher auffichlag in den dörffern, mit dem opffer mit mel, wein, ayer, ſchmaltz, Das fürt dem mefimer, das gebört meim herr Pfarrer, daher fumpts, das die pfaffen nit fünnen erfült werden, daz macht des Pfarrers putan, die muß vil mel vnd fhmalg diß jar haben, Darvon der arm paurs— man maynt, es müß alfo geopffert werden, Sp dann ir onnfer felforger folten fein, onnd nitt geſchicht. Als nad bericht meins fchullers gefchriben ftat Petri die. ij. Epi— ftel, das if. Eapitel. Es werden fummen falfıh propheten, lugenhafftig maifter, vnd einfieren falfcher leer der ver- damnuß, vnd habent geirrt ꝛc. So wöl wir glider mit fleyß dem haupt helffen von erften. Vnd ewer feelforg tragen, womit aber. Wir wollen die Fürften vnd her— fhbafften bitten, vnd inn darzu helffen, das man eüch die überigen pfründen wider näm. Sch muß berfürtretien vmb gotes eer, vnd namen willen auff mich laven feünt— fhafft aller menfhen, wie Chriſtus ſprach zu feinen jun— gern. Es werden eüch feynd fein vmb meins namens wil— Ion alle menſchen. Hye müflen wir vatter, muter vnd die böften freünd erzürnen. Die müffen wir, wie ich vor auch gemelt hab, ainem nit mer laſſen, oder geben dann Das er ain rechte zymliche narung hab, Sp bürfft jr kai— ner befhwernuß wartten, von überiger böfer weyber, die eüch abziehent, vnnd eüch zu nacht ungeichlaffen legen, mit vnruw des friegs vnd haders, forg vnd angft, für weyb ond find zu ernören, auch für überflüffigkait, überig ftard ſpeyß vnd trank. Damit jr mit fainer frandhait, potogram oder anderm überfallen werdent, Sp dann fol

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lichs geſchech, fo möcht jr der firden rümwig außwarten, Mit beiten, predigen, ftudieren, mettin, preym, terg, fert, nun, veſper, complet. Vnd alles rübig zu volbringen, Alfo wurd ir an leyb vnd feel rübig vnd gefund. Vnnd fo fölich gute ar&ney an euch frucht breit, fo wurd vnns darnach ewer leer baß zu bergen gon, fo wölt wir ung treülich nach euch böffern, Inn fölihem wurdt jr inn all:

weg entſchuldiget ꝛc. Wie gfiel eich fölich felforg. [Pfar.] Ich fag eüch alfo, jr feind nit gweicht darzu, vnd Hört euch nit zu, vns zu firaffen, der bapft vnd die bifchoft, vnd maniger gelerter prelat, vnd Pfarrer habent ſouil geſtudiert, in allen gutten bücher vnd geſchrifften, das ſy vnnd wir all woll wiſſendt was wir thun ſöllenn, ſyder aber ewer neyd allſo in die gaiſtlichen gewachſen iſt. Vnd ver ſchantlich Münch mit ſeim ketzeriſchen ſchreyben eüch zu lieb darzu kumbt, fo maint ir, jr, wölt vnns all freſ— fen. (Schulthayß] Ich ſag eüch Pfarter, hörent auff von diſer ketzerey zu ſagen, oder warlich jr werdt übel geſtrafft, ich ſag eüch nit mer, jr ſagt von groſſen ſtraychen vnnd fünften, jo der Bapſt vnd jr all künt vnd gelernt habt, warumb hand jr dann nit Doctor Luther mit diſputieren yes zu Worms überwunden, da er follihs vor mengkli— chem begert hat, vnd feiner bücher beſtendig geweßt, vnd wo follihs geichehen wär, Hatt er fich ſelbs wöllen in die firaff begeben, vnd all fein ding widerrüffen. Es hat aber niemant an inn gewölt, habt in alfo wider haym laffen ziehen, wie feind jr fo gleert, wie jr eüch berümpt, darumb berürfft jr nit fagen, das wir vergeben neyd zu eüch tragent, dann allain vmb ewer fpotlich onmwefen, grofs fen geys vns zu fohinden. Vnd vpnergründte leer vns vor zu fagen auch böß erempel. So jr vnns verfüerent, darumb freylich wol war ift, das Eapitel Paulus zu Thy-- motheo imm ij. vnd iij. Gapitel. Sy haben ain ſcheyn ains gayftlichen lebens, Vnd lernent ye mer vnd kumment nit zu ver warhayt. Was fagt jr darzu, herr Pfarrer. Ich fag nichts darzu, wann es alfo ift, als jr fagt, das der Luther zu Worms erfchynen ift, Vnnd fein ding alſo verantwurt, vnd bey feiner gefchrifft alfo beleyben will, vnd die alfo zu probieren fih erbeüt, vnd jmm ed nye

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mant mwiderfechten fan, fo will ih au für nyemant mer fechten, wie eg aim andern gang, fo gang es mir aud. Ich will aud durch ſöllichs füurohin defter meer von imm balten. Ich will eüch auch bitten, lieber Schulthapyß. Vnd al jr nachpauren, hab ich ‘zu vil geredt, vnd wiverfochten jr wölt mirs verzeyhen, dann ich fan mit difem wol mer: den, vas der Luther vil gelerter ift, dann der Bapft, Car— dinäl, Biſchoff, Prelaten, Doctores, Pfarrer vnd pfaffen. So ſunſt verhanden ſeind, dann was ich da thon hab mit widerpart halten, darzu hat mich doctor Murnar zu Straß: burg gebracht, der bat fich offt vil berümbt, vnd gefchri- ten wider den bochgelertten Doctor Lutter, fo er aber nit gen Worms ift fommen, darzu auch Doctor Ef von Ingelſtat, der fih auch mit feiner bull vil beryempt bat, Vnd befunder, fo hab ich gebört daz dißer Ef mit Doe— tor Luther zu Leypba gedifputiert hab, vnd ain grofie ſaw daruon gefragen, Yedoch was er zu leypßig mit fpott gelitten, bat er zu Newburg ob Ingelftat mit fchöner hoff: zucht wider gebeflerdt, do er die groffen funft fand, dz er die heüßer dafelbft mit dem Fafter abmeflen wolt, Vnd vnderſtund fih zu lernen auff dem kopff zu gon, darzu bat der Karſthans den Murner auch fpöttlih gnug auß— geriht, vnd bat jm auch recht getbon, va dißer Rolling fih auch vnderftanden bat, ven Luther zu ftraffen, on funft vnd vernunfft, den ich glaub er wer beffer zu aim bengelprediger, dann die hailig alchrift zu wiverfechten, Dann er hat es vor wol bewert, Befunder da er für fir

nam, band auß feiner boden, ſcharpffen, fynnigen fpecus

laß der welt, zu fehöner andacht und vnderweyßung, ber: fürgebrabt bat, Die hoch ergründten. leer, mit namen die narrenpfchwerung, die fhelmenzunfft, ver gretb mille: rin jartag, Auch den vlenfpyegel, vnd andre fehöne büchle mer, Darin er freylich wenig auß der bybli aligierdt, fo hat er auch mit vil, weder kriechiſch noch kaldeyſcher ſprach darzu gbraucht, ich rechen woll, Er hab fülche hoche ſpytzige kunſt zu Freyburg im faulen beig erfchnapt, vedoch fingt er nach feine ſchnabels ardt, So dann der bapft fein firch vnd hailigkait, zu befhyrmen an die tapffern leüt bendt, varumb So will ich dem frummen Luther auch zufallen, vnd will auftife blodrer

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all nichts mer halten, Wil mih aud fürbaß auff fein Ier gang legen, vnd euch vorgon als ain trewer hirt, Dann ich hör es ſeyent funft wil gelerter Teüt auf feiner feyten, befonder Dort. Erafmus Rotterdam der gefhrifft ain ſtar— fer egftain, vesgeleych doctor Andreas Karolftat ain Fron der hailigen geichrifft, auch Decolampadius, vnd der no vil mer ꝛc. Dann id vernym, dife hochgelerten menner baben den rechten fern der guten bücher, in Yebung, krie— chiſch, hebraiſch, Iateinifch, vnd vileycht kaldeyſch, auß den allen die dann bey kurtzen jaren herfürkummen ſeind. Lygt als ich hör der recht ſchatz der hailigen geſchrifft, Darum laßt mich fürbaß ewer Pfarrer ſein ſo will ich eüch thon wz euch lieb iſt, Dann ich hab mir lang gedacht als wir pfaffen vns halten thond, Got der wurd es etwan endern dz es an tag kem, Vnd wir geſtrafft wurden. [Schulthayß] lieber herr. [Pfarrer] Ir hond gleych war ih hab dar— für die zeyt ſey ſchon verhanden, Warlich hat ſöllich übel weſen, vnd böße ordnung vnd regiment, bey den groſſen häptern, Die ſich gayſtlich nennendt, woll iiij. C. jar ge— werdt, dz wir all vnd vnſer altfoderen, die langen zeyt ber, hinder euch allen, des gaiftlihen hauffens betryeglich gefangen gewefen feind vnnd alls ih auch dann bericht bin von meim fchuller, das da fand, Actuum am vij. Ca. ſpricht got der herr zu Abraham, dein ſun wirt ein woner in aim frömden land Vnd fy werdent fp vnderwerffen dem dienſt vnd ſy übel halten iiijc. jar vnd den leüten den ſy dienent die vrtayl ich ſpricht der hert ꝛc. Wien maint jr den got gemaynt hab. Da merckt auff, Alſo feind wir onuerftändigen, warlich ewer diener bezwungelich, die lange zeyt her gefangen geweſſen, vnd was wir, Vnd all vnſer vorfodern mit vnnſerm bluttigen ſchwayß lanng her bert: tigklich erfragt habend, iſt fchyer als, mit ewern Iyften, von ons zu euch kumen, jr hond ſchon drey zypffel am pett, Vnd wann gott der herr, vnd der frum Luther len— ger geſchlaffen vnd zugefehen heitend, So het ir den vier⸗— ten zypfel auch gar bald überfumen, jr hand ye flard dar- nach gegriffen, ond noch reyßt ir euch, Vnd ift ons nott dz wir inn vaft halt daz er vns nit entwyſch, Dann jr bond den goliter fo hart vom vns übergezogen, Das wir

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ſchier erfroren feind, es ift zept das mir au wider er: warmen, daz vrtail goß iſt eüch, vnd ons allen wol zu fürchten, darumb lieber herr Pfarrer, So hond ir ſchon ain gutte‘ Chriftenlih monunng vor eüch, Wöllendt vie anderen nit, Dem rechten wäg nah, fo fchawent was jnen darnach fumm ꝛc. auf ſöllichs So drindent lieber berr „Pfarrer da mit vnns allen, Bud fey alles ab vnd verzügen, Vnd geb vnns gott glüd ı. Vnnd zu aim gutten mut wellen wir am Suntag all mit eüch zu morgen eſſen. [Pfarrer] dz gelt wol lieben nachbauren ꝛc. Alfo ſchied yeder ab, vnd haim in fein hauß, Vnd ver Pfarrer auch, der ward alfo zechfrey gehalttene. UMEN.

IV.

Murnarus Leniatban Vulgo dietus Geltnar, oder Genf- Prediger.

Murnarus, qui et Schönhenselin, oder Schmußfolb, de fe ipfo.

Si nugae, et fastus, faciunt quem relligiosum, * Sum bonus, et magnus, relligiosus ego,

Raphaelis Musaei in gratiam Martini Lutheri, et Hutteni, propugnatorum Christianae et Germanicae libertatis, ad Osores Epistola.

Ipse est rex super vniuersos filios superbiae.

Vietor Syon incend

De naribus

*

tans.

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Sternutatio eius splendor ignis, et oculi eius ut palpebrae dilueuli. De ore eius lampades procedunt sicu'

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Ecce spes eius frustrabitur eum, et uidentibus eunctis praeeipitabitur. In medium oris eius quis intrabitt

tedae ignis

Si non aliquid nocuissem jam mortuus essem, Cor eius indurabitur quasi lapis, et stringetur quasi malleorum incus, cum appraehenderit eum gladius,

subsistere non poterit, necque hasta necque thorax.

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z Eu: > h s, \ Vi HZ i AH dd 258 5 Draco iste quem formasti ad illudendum ei. SE 8 Behemot stringens caudam quasi cedrum, nerul testlcularis eius perplexi sunt. Sub umbra 2334 dormit, in secreto calami, et in locis humentibus. Non parcetur ei uerbis potentibus, et ad re depraecandum composita, | ao re ._ @ csE8%8

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Draco magnus et rufus , aceusator Fratrum nostro- rum, cui datum est os loquens magna, et blasphemias, et aperuit os suum in conuitia ad deum , ut conuitiis affıceret nomen eius, et tabernaculum eius, et eos g. in caelo habitant, Et est datum illi bellum facere cum sanctis, et uincere eos, et adorabunt eum g. in- habitant terram,, quorum non secripta nota in libro uitae,

MVRNARVS LEVIATHAN. INTERLOCV- TORES. MVRNAR. WEDDELVS, L. PHRISIVS. PLVTVS.

MVRNAR. Weddele, Weddele, Weddele, quando quidem nunc omines dulcia sectant lucra, quaeruntque vt absumant, absumunt vt requirant, et solus celebris est qui diues est, agedum, quid censes quo ditemur etiam et nos? Adeo ne semper inopes, bianti rictu, nos nostram prospiciemus miseriam 2? WED. Thesau- rus mihi in lingua situs, vt quaestui habeam loqui melioribus. Tu vero cum hac arte polleas plurimum, miror cur inopiam quereris? MVRNAR. Verba mihi sunt quamplurima, verum huiusmodi quomodo erume- nam infartient? quid auro cum nugis? Quin videas nullos egere magis, quam vanidicos illos. WEDDELE. Miserum istue profecto. Poterit quis eo adhibere pe- cunias vbi non oporteat, vt hunc etiam necessarium sit perire, si quis heluet frequenter, fueritque promus magis quam condus, ereber quoque in voluptatibus sit,

auf scortulum aliquod foueat clam? Mirum tibi vide-

tur si is vacuos habuerit loculos? MVR, Per Rada- manthum Weddele, raro hoe ago. malo quodam ac pessimo omine euenit, fortunae noto fortasse, WED. Vt Pessimo quaeso ? An nom Monachi omnes pertusos habent saccos, et Charybdes existunt quaedam bono- rum omnium? Genus hominum hiulcum. et insatiabile, quibus et hoc genuinum est, vt quo sint ditiores, hoc magis ac magis egeanf, aurum sitientes, vt Pactolz

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harena. ac non magis inexplebiles, quam hoe Danaidum dolium,. Quo vno. ac solo hallucinatus est Salomon sapientissimus. vt qui inter quatuor insatiabilia. Men- dicantes Fratres non annumerauit. MVRNAR. Nihil prob Christe, nihil abest a me magis quam auarus vi siem. interim illi quales sint, non multum mea inter- est. Tenue mihi domi salinum , fuliginosa et angu- sta domi lucernula, qua nocte lucubro nugaturus te- mere quippiam in Lutherum, et cantharus, quem ad- modum Sileno, vnus, attrita ansa. in reliquum nihil nisi pulices, et subter lecticam eymices. WED. Quor- sum ergo aftinent aurei, quos nuper a Grunnigero mercede accoeperas, libellos vt cuderes in Lutherum. sed et nummuli sacrificiorum, et quae abradis hine inde caseolos colligens apud incolentes rus? Age, quo tandem profundis haec omnia? MVR. Ha, quo profunderem ? quid nam hoc quaeris? Tu cedo, quid faeiundum quo plura adipiscar? Si quidem necessum est habere.. WEDDELE. De me quidem nihil mirum, qui lucris inbio, cui vxor est insolentissima, et liberi sunt, si praeter ius ac phas pecunia mulctauerim agri- colas. idque libellis, et instrumentis,, codicillis, et si quae sunt aliae iureperitorum fraudes, quibus stultis hominibus imponunt. Tu cum monachus sis, et idem Minuoritanus, quid tantopere amas pecuniam? Num ve- reris, ne cum cucullo malus quidam Astarothus te tollat, ut male tibi propitium facias tuum Franeiscum ?

MVRNAR. &0 K0DGKUS cum bis commentis, non sum ego eius factionis. Dij perdant hypocritas, nulli rei plus student quam pecuniae, nulla voluptate se oblec- tant magis. Idem pecuniae contactus qui et foemina- rum. Ad foeminas vt acriter cercopissant, ita et ad nummorum contactum, non aliam ob causam quam quod sibimet sie constituerunt piaculum esse contingere. Nitimur autem in vetitum semper, cupimusque negata, Alioqui vnde illis sedecim millia florenorum , quos anno ab hinc quarto Ro. soluerunt Pontifici, quo sibi Iiceret habere Prouincialem? Tantum cum opum et iuitiarum studio , etiam ambitio illos pessidet. Sed

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babendum est (vt dixi) quocungue modo, quidlibet, vel quantumlibet, si inuncandum etiam mihi sit quip- piam. Nihil enim boni suadet paupertas. Argentum, et anima, et sanguis est mortalibus. Hoc qui caret, nec sibi parauit sedulo, viuus hie inter mortuos am- bulat. Peeuniae vir ego, et diuitias somnians, vt My- eillus ille apud Lueianum pauper. WEDDELE. Dij tibi tuam dent mentem Murnare, sed quis te fascina- uit, vt aurum tantopere cupias, immo nee aurum tan- tum , sed et puellas? Liceat enim mihi dicere quod vidi, Ferijs diui loannis Euangelistse, indutus podere, et omnibus quae ad sacrifieium spectant vestimentis sacris , propter Dalmatieam quam vocant, ita sacris ornatus 7790 TÜV uvsnoiov discedebas, ingressusque eulinam singulas puellas capillitio vellieabas, cum multo astantium cachinno, deinde sacrificabas.. MVR- NAR. Non reuera Weddele, sed tempori inseruiebam, quod eius diei consuetudo sic habet. WED. Quid va- nissime, ad hoc tempori inseruiebas quod facere turpe fuerat, quouis etiam tempore? Quale hoc sacrifiecium dij boni? Qualis hie Cupidinis sacerdos? MVR. tuo more loquaculus es, mitte has nugas, si quid eximium est aut splendidum, si quid venustum hominibus, abs- te venit, o regina pecunia, quis te mihi iunget vxo- rem ? vbi te obtineam ? O si, vt in Danaae quondam, ita et in meum nune sinum prolabaris aureus lupiter. O sı. mensibus octo cacare mihi liceat in auri mon- tibus? WED. Quin et famam prostitueres et religio- nem , vt video, pecuniae causa? MVR. Ah famam, omnis res, virtus, fama, decus, divina humanaque pul- ehris diuitijs parant, quas qui confixerit, ille clarus erit, fortis, iustus, sapiens etiam rex. et quiequid vo- let. hoc veluti virtute paratum est. WED Nihil ergo quod magis nunc tibi consultum sciam, quam vt correp- tis armis, Hymestum adeas, illie expugnaturus formi- cas auri cusiodes, accipiesque quantum voles, Vel si eitra negocium ditari velis, munijs te ingeras audiendi eonfessiones, maxime vero mulier cularum diuitum. quas si blanditijs demulseris, simul atque illas terrue-

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ris de inferni ac purgatorij supplieiis, venditis etiam atque emensis indulgentiarum modijs ducentis, diei non potest quam futurae sint ad nugas tuas largissimae. MVR. Hui baratrum deiieiant Lutherum Superi, qui eas nundinas nobis amputauit, tragulam iniecit hoc astutissimus, eius artis et belie peritus. Sapiunt proh dolor. WED. Haud tam sapiunt quam multo plures de- sipiant, superstitiosum est, ceredulum foeminarum ge- nus, Sunt tum, si hoc non successerit, vestales virgi- nes, quibus si pater praeficereris, non vsque adeo rem stultam es assequutus. Sunt enim praepingues et bene curata cute, proinde et optime nummatae, et fortasse melius mutoniatae. MV. Non bonum mihi ereditur. Scis qualem me gesserim duum Guardianatum administrarem, vt multo plura mihi restabant soluenda aeris alieni contracti, quam stipendiorum atque reddituum summa fuerat. Nibil non egi in hoc munere furis ac infide- Jissimi dispensatoris officio dignum, porro cum re Mo- nialium, tute scis qualis sim, quam lubrieus, non Mo- nachus, perfecto, sed hoc, instructus supelleetili mi- nime vulgari. W. Hoc in emolumentum erit religio- nis, si Nonnas ipse pergignas, et monachas, iam enim omnes refugiunt cuculla. Sub haec etiam immodice obstreperus, idonusque in vulgi concionibus de anse- ribus nobis aliquid edisseres. MVR. Si de anseribus contio sit habenda, promptulus sum quidem, verum iam omnes satiati sunt meis nugis, pleni sunt, nau- seant, horrent execrantur, deuouent, et cum semel tan- tum anserum fecerim mentionem, anser haberi coepi, vt anserem me rident, atque exibilant, reducis mihi in mentem multas tragoedias, quas vbique locorum ac gentium moui meis declamationibus. WED. O ridiculo- sissime Murnare, ne me fraudes his gerris, nihil mihi gratis feceris vnquam. MV. Haeret palato lingua, adeo me sitis premit aspera nummorum, sed ausculta pau- lisper. Primum a Francofordia pulsus sum magno cum dedecore, cum Wigando Hessio praedicatorij ordinis, diuae virginis temeratori, cuius exilii causam ideirco non refero, quod hanc iam multis annis tenes. Ea

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seditione exeitata, veni Argentoratum , vbi negotium feci viris probis et optimis, docto Sebastiano Brantto, et lacobo Wimphelingo, nee non et toti cohorfi huic eohaerenti, doctis inquam qui tum florebant Argentorati, quod vel inuitus cogor asserere. Vteumque tamen, subactus sum atque prostratus non sine magno meo malo. Extant de ea tragoediae plures epistolae eru- ditorum, et Germanicae libertatis defensio Jacobi Wim- phelingi, quibus multis retro saeculis seietur qualis fuerit Murnarus. Coactus sum ius meum concedere aduersarijs, quod tamen nullum fuerat, etsi quod erat, prophanissimum certe, et excogitatum. 'Deiectus ita- que perueni Friburgum, illie contumeliose quaedam protuli in Christum, et sanetam dei parentem Mariam. De Christo aiebam in haec verba.

Do man in'nun het vom crüß gethon , do Fundten fie den Schelmen nit begraben, dan die nacht fiel zuher, vnd wart die zeit zu fur. Auh waß es das ver Gabath anfienge, vnd fie des geſetz halber in nit begraben dorff— ten, was folten fie dan thun. Do giengen fie dar, vnd warfien den Schelmen über den zaun, ond lieſſen in li— gen, indem do fam er hinweg, mwift niemanf nie wohin. et caetera his similia. Virginem autem vocaui, ein Me- tzen, oder ein Madunnen, vocabulo quodam inusitato, et non minus etiam turpi. Quo factum, ut eo loci haereticus sim pronuneiatus, quod Christum non crede- rem fuisse sepultum, Tametsi eam opinionem et in hane diem: non deposuerim, nee cessurus cuique, quod ipsum et puleherrime, imo stolidissime innui in postre- mo meo libello quem seripsi ad Germaniae proceres, contra Lutherum. In hoc egregie commentor, non esse proditum in sacris literis tum precipue in euan- gelio, Christum esse sepultum , licet non diffidam ar- ticulum esse fidei. Profligatus itaque a Friburgo, con- cessi Treuerim,, et tum me coepit stimulare inuidia, pruriebatque lingua, ut et ibi aliquod struerem incen- dium. Auxerunt audatiam istie insignia et pileus re- ceptus. Illico ostendi qualis eram, et quid nescio ma- chinatus fuerim in spurios et in Canonicos Treueren-

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ses, iussus sum abire tandem , atque ıd citissime,, in Mosae amnem uelim epotare. Huie calamitati aceessit proxime contumelia quam in te Weddelum admisi Ar- gentorati, cum soluissem a Basilea. Scis quam tunc adfabre depinxerim te hominem sycophantam, nuga- cem, adulatorem, uitiligatorem, detractorem, gulosum, sectantem epulas, iniuriosum. Quae cum omnia sint ue- rissima, et uel pueris etiam nota Argentorati, et uel ob hoc maxime, quod necdum palinodiam cecinerim, tamen me excommunicabas, tradebasque Sathanae, ut rursum binc profugere sim compulsus. WEDDELE. Quaeso te, ne sit tibi graue, quod tam celebrem tuam confessionem atque uerba tua tibi interturbo. Vbi nam agebas locorum, fum e toto orbe proseriptus, non in exilium tantum, necque in insulas, sed etiam usque ad tartarum ? MVRNAR. Bononiam abii, istic, atque in aliis quibasdam Italiae urbibus commorabar. Tandem: Venetias abii, ubi in procinetu fuisset, ut in Patriar- cham fuissem suffeetus, nisi cocceycem illum prodidis- sent mercatores quidam Argentinensium, qui me no- uerant. Quin et ipse quoque Murnar umquo porrige- ret auriculas simulque faceret tinnitum tintinnabulis morionum. Ephebiam tamen adeptus sum, atque sub- rogatus paedagogus ijuuenum quorundam, quos, vt mea ferebat Minerua erassissima, docui quae nunque ipse didiceram, quae et ipse non adprobe callebam, barba- rus ex triuio, doctor sed indoctus, miro tamen super- eilio. Nemo enim aliquando tam impudens, vel inep- tus habitus est magister, qui discipulos non inuenerit similes sibi, multoque pars maior est milesias fabulas reuoluentium, quam Platonis libros, aut doctissimi Eras- mi. Vetus testamentum Grumnii Corocottae, et Por- celli vsque in hane diem apud plures obtinuit. Fretus tamen multitudine, atque stultis fautoribus, qui inge- nio et eruditione valebam ne tressem quidem. At cum hie quoque facinus quoddam admisissem, simulata cor-- puseuli imbecillitate, quod neque aerem neque cibos ferre possem, rursum redii Argentoratum. WEDDELE. Interea sacrificabas etiam, atque rem operabaris diui-

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nam? MVR. Hah, diuinam? Quotidie ad stipem, quae est ibidem largissima. Quodsi quis mibi denunciabat, excommunicatum esse me, negabam constantissime. Negabam quoque, aliquid mibi tecum esse negotii. WED. Tam amplam habebas conscientiam? MVRNAR. Ea mihi amplissima. WEDDELE, Redi ergo ad fa- bulam. MVRNAR. Quid inguam ? Queror me nummis destitutum , proinde artificii restare nihil, quo sitim hanc praeferuidam et immodicam extinguam. Omnis iacta alea est, nihil non tentatum. WEDDELE. Pone obseero hane auaritiam. Nam dubio procul ex cogi- tantia hie est hoc malum. MVRNARVS. At ex qua- cunque tandem causa, nihil iucundius profeeto illud contingere quod adeo enitet, moctuque eminet eximie vnum caeteras supra opes, quod gloriam quoque addit et decus,. aurum inque Weddele Dedolatissime. in hoc ego proram constitui et puppim. Et quid hoc non facerem, in tam pulcherrima creatura ? Quid tu cum putidis atque male olentibus ferceulis et missibus, om- nia coquorum passus ludibria, quos si quis cominus spectet, quam foedo, quanqgue suspecto sint coagulati lenorinio , vel solo spectaculo, satur abscedat. Atque vtinam meliores tantummodo epulas sectareris, et non etiam fabas, et holuscula, coenas Diogenicas, modo do- mi non conuiueris cum vxore Burcardo. Et, quod dietu foedius est, quibus paulo ante maledicebas, cum his paulo post momentum symposium ingrederis, quis- quis sit ille hospes, tantum vt ligurias atque palati tui saties pruritum. WED. Non isthoe tibi adeo vi- deatur absurdum. Sum enim causidieus, quibus simul et inuidere licet, et amare non aliter quam amantibus meretriculis et scortis, Si quando igitur lautum at- que opiparum obtigerit conujujum, tam ero bardus, vt ob homuneuli alicuius iram, meum ego genium fraudauero. Bene tecum actum est, quod monachus, maior alioqui praedo affuturus, quam unquam aliquem tulerit Germania. MVRNAR. Nosti Aromatarium il- lum contraetis contortisque digitulis? WED. Peru- niosum illum Christianorum foeneratorem ? MVR.

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Eum ipsum aiunt, assiduo colligendi, coaceruandi- que usu, eam incurrisse torturam. Atille quam mi- ser, qui nunque ad satietatem Tantali more neque edit, neque bibit, praeparcus, regiis stipatus opi- bus. Huic quid aurum? WED. Isthaee alia res est Murnarc. Consularis est, multos post se re- licturus haeredes qui illius sperant mortem. Tu cum semel abdicaueris hoc saeculum,, id cucullo hoc prae se ferente, orbus peris totus cum diui- tiarum aceruo. lIniquum certe inhiare perditissi- mae pecuniae, quae malorum omnium est causa, quae tot habet sese concomitantia uitia, idolola- triam, elationem, uwecordiam, iactantiam, molliciem, uiolentiam, caecitatem, tyrannidem, dolum, atque alia similia, quibus qui fuerit irretitus, de illius actum est salute, eritque facilius multo camelum per foramen acus, quam eum intrare in regnum caelorum. MVRNAR. Audin? Alteri cantaueris hanc cantilenam, saepius audiuimus huiusmodi. WEDDELE. Quid igitur? Morionis uice uis ut illudatur tibi apud prinecipem aliquem? Nam et ego sie me talem insimulo histrionem. Irridet me quis, nihil indignor, sed et ultro arrideo. Quicquid di- cunt homines , laudo, id rursum si negant, laudo, id quoque negat quis, nego, ait, aio. Is quaestus est nunc multo uberrimus, somnia quae in te ha- bes eo tendunt, ne quis uirum te existimet uel probum, uel sapientem. Primo nomen, deinde cu- cullus, postremo mores, unum deest tantummodo, auriculas asini quo tibi appingamus, excidamusque testiculos, tutius ut praeficiaris eunuchus, mulier- culis in gynecaeo, libere tum atque impune dices faciesque omnia, Esopi patina lautissima citra cu- ram, citra laborem, pecunia ex quaestu gesticulati- onum inimicarum copiosissima.. MVRNAR. Bona uerba Weddele. Testiculos nequaque, ne mihi con- tigeris eum thesaurum. Stultum est amare com- pedes suas tametsi aureas. Nolo esse tale bythi- nicum mancipium, et perinde ut simia trunco re-

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uinctus ‚derisui esse omnibus. Garrulus sum, et uagus, nullius rei magis impatiens quam tranquil- litatis. Singuli uici discurrendi quotidie. Nullibi minus sumque in monasterio. Quanto magis si in huiusmodi aliquam caueam me incluserit, non pos- sem sustinere. Accedunt mores inciuiles, lubrica lingua, quod nihil queat dissimulare. Si non statim omnia processerint ex animi sententia, statim au- riculas protendo asininas. Praeterea quod de asino proditur Esopico, rustice nimis et importune ad- blandienti suo domino, id mihi admodum est pro- cliue, fuitque semper. Et gestus illi chironomo- rum aulicorum non aliter mihi conueniunt quam porco. Adeo enim uita inconstans, et lubricus ani- mus, et fumi mendaciorum non sufficiunt,, ut nisi et gesticulationes adhibeantur et ioei, uidelicet ut numeris undique in os confluentibus, et salibus ni- hil etiam discrepantibus uel resonantibus quippiam in urbanis, ridiculosissime explodat qui hoc nesci- ‚uerit. Optarim potius meis copiis diues, ubi maior commoditas, minus inesset periculi. WEDDELE. Ad hoc ne Croesi quidem talenta tibi sufficerent crediderim, uel asinus ille Apuleii aureus, si nihil etiam aliud tibi cacet quam aurum. Non uideo quid ultra religquum sit, quam ut Plutum euoces auri deum ab inferis, qui thesaurum quempiam humi defossum tibi pandat,‚vel vt deus est largissimus, pariter ‘et humanissimus, artem doceat, quo fiamus ambo diuites. Haec extrema consultio. MVR. Per anserem,quid hoc audio? quaeque frustraaniliter mul- ta blacterauimus? Est hic L. Phrisius Ariolus, et magus, qui pro duobus assibus etiam animam ha- bet venalem. En hic Blaphardus, quem si viderit, ter centum nobis euocabit daemonia abdrco. Age- dum, eamus. Nesciebam tam facile mihi aurum prouenturum, mox hoc vespere bellaria parabimus gulae authoramenta. Proh quid non hoc dudum venit in mentem ? eamus. WEDDELE. Sitam cer- tum hoc habes, mirum quod seipsum non ditatille,

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quin videas hunc ex diurna stipe sustentari lotii inspectandi, miserum tristemque semper, qui nulla se audet explere voluptate, nullibi proinde potest consistere homo, Empusa magis varius. MVR.Ist- hoc nihil ad te, quae illius conditio est, quin ea- mus tandem. WED. Non acquiescet proh Chri- ste, quod monachus manes vis consulere verebitur- que, ne hunc in periculum aduoces, cum hoc citra periculum fieri non possit. MVRNAR. Noui Symo- nem, et Symon me, Aix0g Alzov. Luthero mastix est etiam, fortasseque nennihil de Lutheri rebus respondebit ex tripode. WEDDELE. Is est qui nu- per in Lutherum inuexit turpissimo et eodem in- fulsissimo libello, cui nomen praescribitur. Defen- sio necromantiae , artis illius nugacissimae et im- piissimae. MVR. Tace, vir est rei medicae belle peritus. WED. Hui doctorculus ille, quorum si quinquaginta tres posueris in aequilibrio, vix ve- niunt pondere teruncii. MVR. Vt nanus ridet na- num, loripes loripedem? WED. Atque ita etiam submurmurant eruditi. MVR. Necdum legisti vt audio, quanta illic congerit homo copiosissimus, tam plenus huiusmodi centonibus, ut asinus bom- bis et crepitibus, ex Macrobio, Plinio, Aristotele, Theophrasto, et caeteris philosophiae summatibus, ex quo etiam gallinacei lactis haustum tibi possis polliceri. WED. Ah philosophis, quos ne per som- nium quidem inspexit, vel exsuctis forte ex decima lacuna. Sunt enim omnia frigidissima, atque non aliter cohaerent quam arena sine calce, nullae rei quadrant minusque defensioni necromantiae, vel Astrologiae, vt pulcherrime simulque doctissime edisserit duodecim libris, ille cuius nunque inter- ibit memoria doctissimus et eloquentissimus Mi- randulanus comes lJoannes Picus. Risum continere non potui, alioqui indoctus, cum viderem hunc FEuangelica quaedam, eo detorquere, vt Christum probaret assertorem Astrologiae. Mirum quod non omnes lapides, et in parietibus trabes hunc con-

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clament haereticum, qui eo venit amentiae, vt scrip- turas, quae prohibent huic stultitiae fidamus, tam prophano ore flectere audet in partem contrariam. O delirum. O indoctissimum. Nunquid culex ele- phantem? Homuncio ille, qui vix vltra primas pro- gressus sit literas, audet impugnare doctissimum virum, cui totus applaudit orbis. MVR. Weddele, Weddele, ne quid nimis, ne dialogo quopiam tibi illudat hoc poetaster. WED. Iah, vt illum de allio et coepis? MVR. Audin ? tace eamus. WED. Tu prior hoiem appellito. MVR. Salue peritissime astrologorım. Quid nam hoc portenti, striata frons et. uultus ille matutinus, quod quaeso indicii. PHRUI. Modo Saturni hora, qui tam truciter ac tor- uiter me inspectat, prospiciens ex angulo quo- piam. Sed quid uobis Summanum illum euocabo, caecum, et uno claudicante pede? quem scio id la- turum grauissime, et iam altero coepit laborare podagra. MVR. lesus Christus, archanum nosti hoc nostrum institutum ? PHRISIVS. Nihil hic cum lesu nobis, obtice nomen hoc, aut abi. Sciebam anteque fores pulsasses, hac inspecta figura. Sed et nuper quando cum puellis in xenodochio ioca- baris, ego uidi. MVR. lesus 7 lesus 7 Iesus 7. PHRI. Audin, ut nihil nobis hie cum lesu ? WED- DELE. Pessimus nebulo, cum hoc sacratissimum nomen nunque habeat in ore, sitque praeposterus Christianus, hic tantum profert, ubi non est adhi- bendum, assuetus alioqui iurare Rhadamantum vel louem statorem lapideum, siue vt hoc anno incoe- pit, per anserem Socraticum. MVRNAR, Adeo ne quaeso inhumaniter? PHRI. Nihil mihi tibi opus est, ne obturbaueris hoc nomen. Haee ego saeua Pluto referam immania dicta. In promptu .erat, quo mihi spiritum hunc propulisses familiarem, quem gesto in annulo. MVRNAR. Per Plutum igi- tur te nunc appello, vel si mauis, Leuiatham, aut Astarothum. PHRI. Prospere veneris loquacissime Murnare. Verum tu Weddele, quid mibi male di-

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cebas, susurriens quaedam de meis versiculis- WED. Permaffoy, nesciebam tam eruditum te esse, qui cum Necromantia calleas etiam poesim. PHRI. Sed et Ebriussum, et graeculus. Vidistin aliquando dictionarium vocabulorum medicinalium, quam multa huic insint Hebraica? WED. Meum haec transcen- dunt acumen, audiui tamen mussantes hinc inde studiosos quosdam eius linguae, qui id iurabant sanctissime, ne vnam dictionem, aut Hebraicam esse, aut probe etiam scriptam, siue quae easher- bulas significaret quas tu e regione annotaueras. PHRI. Quod te Dii perdant, ludaee perfidissime, verbum conduxeram mercede, qui mihi iuxta He- braeorum idioma explicaret dictiones medicinales, verum is vt video, pro is herbis nescio quid aliud subscripsit.. MVR. Hac causa nunc non adueni- mus vt libros tuos censeremus, quos ego quidem, vt sum pingui iudicio, probo vehementer, sed ma- gis vt diuites nos faceres. PHRI. Hah, hah, hah, qualibus diuieiis quaeso? MVR. Ludis tu quidem nos, sed age Plutum illum nobis reduc diuitiarum numen. PHRI. Plutum? quasi,tam facile sit exci- tare manes. MVR. tibi id facillimum est. PHRI. At vobis timeo, qui numquam interfuistis huiusmodi diris, et deuotionibus, multa obseruanda sunt. Et vnum video vobis deesse, quo maxime ad hoc ne- gotium est opus, nempe silentium, et taciturnita- tem, quin et castos esse oportet, ne quis hac nocte cum muliere rem habuerit. Deinde et lotos aqua fluminis, raso etiam vtroque barbitio, ani et oris. | MVR. Quid si suauiolum dederim puellulis in xe- nodochio? PHRI. Modo nihil sequutum sit foe- dius, nihil obest. MVR. En iam tui sumus, expiato nos, vti par est, ei artificio fidem praestamus. Ego. me exuo cucullo, tu adfer quae necessaria sunt. Weddele aqua me profundito, forpice obiter dera- sis pilis, ego te expiabo vicissim. Os depile est, anum arrigo, prospicee. WED. Vide ne oppedas. MVR. Vniones pedo et thus. WED. Noduli pilis

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intertexti, vniones sunt? M. Etiam gustato, h- quaefacti in ore corrigunt anhelitum. WED. Per- acta sunt omnia, iam me quoque lustrato. PH.Ac- cedite iam, videte vt sitis magis muti quam pisces. Circulum circumscribo. Elil, astaroth, nethanu- caan, Schebach al elohim, Seolnathan, zemorechah, Booooacnathem, saphtem, phasiphsim, dionsim,

huh hodih.

Abreth.

Boo Behal

WED. Animus mihi in pedes decidit Murnare. M. At ego concacaui foeminalia, stillant per genua floces, ole tu. WED. Pfuch, vt pessime olet. M. Metus mihi sensum abstulit, non olfacio, vix sum apud me. PHRI. Quid cornicamiae sycophantae ? silete..e. Mwumilouiah, leliel, hakianiah, seehiah, ma- nadel, labaniah ;, zohoel,, kanakiah. Agite, quanam

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specie vultis vt veniat Plutus? MVR. Hogostra- tico amictus cucullo. PHRI. Tris mirii nathenii chamach banoth thamoth mitigos vemakatergot, ve colem omedim vehorhimbeor, raimeareh, ve al har- kia col elil lilah nathenii. WED. Occidi, attat at- tatat. MVR. lesus Nazarenus rex ludaeorum. Lu- cas, Marcus, loannes, Mathaeus. Sancte Francisce ora, pro me. PHRI. Tacete virorum euiratissimi, mollissimi, foemiuiri, tacete, ne moueritis vos ex- tra circulum, iam adest in tonitruo et fulmine. MVR. ui u UV 0. MV —* uU UV uU uw w. PLV. Nequissime hypocrita, quid me pellis e mea requie? Quis tu es? Quid mihi es? Cur mea tibi? Vorabo te per meum sceptrum. Eho tu Charon, harpaginem hunc comprehendito, leuato sursum ne- bulonem. PHRI. Muniah anlostoos dorios heliates phagor. Persta virilit Murnare, libere proloquitor nunc si quid cum illo voles.. M. Obsecramus te mi Plute, impertire nobis quippiam tuarum opum. P. Non sunt vohis nugacissimi impostores expeten- dae opes, sed laborandum est manibus, quem ad- modum caeteris. M. Adeo non sumus superstitiosi, vt gratissima tua munera despiciamus, Plute deo- rum opulentissime. Quis enim hoc ageret, nisi mente captus, nisi q. penitus exosam habuerit hanc vitam. Flectere quaesumus, et quinque sestertia profunde aureorum, aut latentem quempiam ostenta thesaurum, ah ah ditissime atque et aurce Plute. P.Noui haec ingenia mellita, quae vna manu panem ostentant, altera lapidem celant, quae omnia menti- mia quorum omnes vestium flocci mendacia sunt, Cohibite vos. Meis ne diuitijs, facinoribus viris patronus ego ero? M. Per sanctos, per te quoque Plutum auri figulum, nihil abutemur. P. Tu Weddele quid censes. W. Aureos montes vt lar- giaris. P. Vos uero qualem mihi gratiam retalia- bitis? MVRNAR. Te here Plute vt numen cole- mus, summam salutem in auro atque opibus tollo- cabimus, et si quae sunt alia beneficia quae a di-

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uitibus remetiuntur tibi. Quid enim aliud tibi praestaremus, quam vt suspiciamus te deum aureum atque locupletissimum? Tute enim auro non indi- ges, delectaris vero mortalium votis et laudibus. PLVT. Placatus sum, dandum est ad tam grandes postulationes aliquid. Verum nihil mecum attuli nummorum , urgente me atque acriter impeilente necromantico hoc. Thesaurum monstrabo recondi- tum, docebo et Gnathonicam, et imposturas, quae ambos vos reddent locupletissimos. Illud vero cum primis erit necessarium, non eritis posthac homi- nes, desinetis quoque esse mortales, et timere deum. Quamobrem te Murnare in draconem trans- formo, idque tui erit officii, pestifero et exitiali tuo halitu incessere Lutheriana. Stilo etiam quo vteris libris scribundis, aconito exacuato pestilen- tissimo, vt longe lateque inficiat plurimos, verbis tamen lenociniis quibusdam obtectis, vt cum lepore imbibant venenum simplices. Linguam porrige. Attrahe. Infecta est, et veneno tincta, vt in con- eionibus quoque virus respergas. Paulo Apostolo notam inures, qui Theologus non fuerit. Macula- bis et Christi Euangelium hoc tam nocenti halitu. In summa, nihil spirabis nisivenena, vt quicunque viderit, vel audierit, loquentem aut scriptitantem, animo moriatur. MVR. quin potius ex veneno au- rum face, quo hiis omnibus minime sit opus. PL. Quaestus hie erit vberrimus. Addam et ego gra- tiam calamo, vt quiduis optaueris, habeas ex Grun- nigero Typographo. MVR. Ah quid barbarus ille mihi largiatur, animo quidem scatens ampullis,, at vero Codro pauperior? Qui liberis et vxori etiam animam debet, qui ne obolum habet quidem quo restim emat, quem ita deglubui hactenus, vt haud multum habiturus sit lucri e meis n@niis. PLVT. Adiiciam et auri massas aliquot hoc Charonte. WED. Hui, vt acuminatam et prolixam caudam tra- bis? PHAI. Caue ne ictum tibi impingat. PLVT. Weddele, tu porcus esto Anthonianus. Domi coe-

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nabis nunquam. Si quae tragemata olfeceris, illic ingeres te. Nemo te excludet, tum ob canas setas in capite, tum maxime ob meum beneficium. Vo- lutaberis autem in coeno, quae porcorum est na- tura, id est in alienis peccatis. Si quid a bonis viris perperam admissum fuerit, hoc oletum pro- tinus tu vorabis, trıbulabisque, vt quam maxime pu- teat, et multorum pedor ille inficiat nares. Sic fiet, vt nunquam epulae meliores tibi sint defuturae, qui Lutheromastigum, qui mendaciorum sunt per- eupidi, maxima est multitudo, noui semper cupien- tium expiscari a te aliquid, mordicus te trahent, et si non traxerint data opera te intrudes, velin pedibus vel in ore stercoris nonnihil allato in con- uiuium, musti vice, quo suffitum facias recumben- tibus, maxime vero porco illo Acarnanio tecum conuiuante, qui hiis epulis saginatur tantummodo. MVR. Pfuch, pfuch, oleta, ego vorarem male olen- tia? WED. Stulte, quauis ambrosia mihi hic cibus gratior est, multoque sapidior etiam 070g 7T908 Avgan. Non intelligis mysterium? rovlew, Tou- sew, TovSev, Tovlev, rovSev. PHRI. Nolim mihi Plute, hunc suem hospitem esse, qui siliquas non edit. MVRNAR. Jam et thesaurum monstrato Plute. PLVT. Thesaurum reperies Phrysie ad ra- dices montis Otiliani, illuc concedite pariter. Est autem locus subter ilicem patulam, sub qua quon- dam habitauerunt Druydes incolae eius loci, prae- missis ante preculis et exorcismis tuis. Quin et manes illic uidebitis obambulantes igneis globis. Ipse ex utroque laboro pede, abeundum quoque, quoniam me praestolantur Aeacus, et Rhadaman- tus, iudieijs ferendis apud inferos. Relegato me iam necromantice. PHRI. Helij samasai Gelonitros gedehanay, ysara mana clomiud anostoos donos, Agite exeamus antequam porta claudatur. MVRN, Sine abluam prius concacatum foeminale. PHRI. Nequaquam, pellicij uice subministrabit caldorem. Siquidem gelu imminet hac nocte horrendum, quod ipsum diuinor ex luna suboriente. WED. Somnum

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ne capiemus hac nocte? PHRI. Non. MVR.O elsa, elsa, elsa mi. PHRI. Saltant hic laruae in agris, ignei globi, quos dixit Plutus. Isthic locus est. JImpinge ligonem rustice quadrate Murnare. Tu accensa tene lJuminaria Weddele. PHRI. Quam ma- gis idoneus esses ad aratrum et defodienda uineta, quam ad sacerdotium. Sed prominet hic cauda, praepeditque. MVR, Ridetis me miserum. PHRI. Impinge fortiter. Hui. Cessa. Auscultate. Sacrum est, ei mysterium artis neomanticae, ne quis effo- diendis thesauris loquatur, quoad leuatus sit sub diuum, peractaque sint omnia. Ego preculas lego. PRursum impinge ligonem. Cede huc, descendam ego in spelaeum. WED. Io, lo Pythij aurifodina, et Midae opes, fulget aurum, quin et striniolum adlaeuam. O mortalium omnium foelicissimos nos. rovleıw, ToVSeıv, toulew. Ho hoh Murnare. Stercora sunt equina et bouina. MVRNAR. Heu miserum, miserum me, perij male perditus, Plute deceptor fraudulentissime. Excrucior aurum tam subito mihi ereptum ex faucibus. PHRI. Num id praemonebam, ne quis obganniret, vel interturba- ret sermone fossionem? lam hoc auro fruimini precio loquacitati digne. Abi in malum exitium immundissime porce. Tua haec noxa est. I nunc, et stercoribus tuis vescere, vtnunquam impingues- cas spurcissime. MVR. Abi in rem malam, alioqui et caput tibi contundam ligone, quod te Charon arripiat, hom, hom, hom. PHRI Punge cum cauda huic. WED. Recipio me in vrbem, sentietis post- hac qualem incessueritis porcum. Excommunicabo quoque te, atque animaduortam in te foetidissime Leuiathan en altera vice. En abeo, vale astrologe. MVR. Ah ah perditissimus ego mortalium omnium in terra, quid vltra opus mihi est vita? Animo, genioque meo fraudatus sum. Quo me vortam. PHRI. Factum est hoc vestrum, quod tamen infee- tum reddi non potest. Ad officium inuitaris aPluto tibi iniunctum, vt sacras doctrinas calumnieris, ob- sistasque plurimum, quo caeci permaneant Germa-

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ni, caecique caeco famulentur Pluto , caeterisque superstitionibus. Non enim sine causa Plutus hoc voluit, Leuiathan vt sies, ac non potius epopa, vel asinus. MVR. Boni consulam oportet meam con- ditionem. Verum age, gratulantur ne, et patroci- nantur sidera coelestia his munijs? PH. Nihil est quod astra consulas, in re tam aperta, immo et. ne- cessaria. Quis melior impostor ad id delegari po- tuerat, vel ex centum etiam milıbus Italorum ? quamque et fata plurimum prosint, si arriserint, quemadmodum somniant Chaldaei. Quod si cupis scire horoscopum, edicito annum, mensem, diem- que quo editus es, ne per latum quidem vnguem tibi defecero.. MVR. Ni mea fallat opinio , quarta luna natus sum, anno 1475. Mense duodecimo, hora Sexta pomeridiana. PHRI. At non hic suspi- candum, sed sciendum est. M. Ita me quondam edocuere ambo parentes. PHRI. Sede hie, vt trac- tem mecum numeros.

Et fulius ton

397

Iam audi quid tibi polliceantur astra. Influentia quae tum erat’sic habebat. Signum ascendens asi- nus, domus Lunae, exaltatio Saturni, casus louis. Dominus ascendentis, Luna. Oppositum ascenden- tis, porcus. Asinus signum frigidum, nocturnum, occidentale, mobile, terrenum, melancholicum, tro- picum.

Signum oppositum. Signum ascendens.

Vaticinium Astrologi.

Quae si excutiamus quid significent, indicant ho- minem stupidum, bardum, vecordem, iudicij cras- sissimi, hircissantem, et (quemadmodum aiunt) e terra, vel quercu natum, moribus incultum, inci- uilem, inurbanum, linguam habentem petulantissi- mam, immane quoque insanientem si quid accide- sit aduersi. Dominus ascendentis, vagum indicat, mutabilem, Protheum, Lunaticum, egregium poto- rem, surdum, frigidum, hebetem, tumidum, infla- tum, bene battulatum.

Coniunctio Saturni cum Luna, seditiosum, inui- dum, infidelem , obsistentem pietati, resistentem doctrinis sanis, contumeliosum, blasphemum in

- quaedam sacra, quod significat (vt mihi videtur)

398 in Paulum et in Euangelium Christi, his enim quid sacratius? adprobe linguatum, versipellem, teme- rarium.

Hoc est e caelo iudicium, tute scis probe ne te pinxerim tuis coloribus. MVRNAR. Ad perpendi- culum usque. PHRI. Nec diuerticulum dolis. Oper- ta quae fuere, aperta sunt, omnis res palam est. MVR. Verum necdum dixisti, propitia habeam astra, nec ne? PHRI. Hoc toties tibi obstrepam ? fauen- tissima, tantum mentire, impone, excita seditiones, in Lutherum te armato, auri aucupaberis quantum voles. MVR. Quid si pro Luthero quoque scri- bam, dummodo nummos corradam ? (Quid item si eum auro etiam pugnos et sannas? Aut aliquis vi- cissim mihi oppedet Lutheranorum? PHRI. Aleae id committendum est, standumque tesseris et sorti. Inclinant astra, non liberant, nisi quod audentes interdum fortuna iuuat, quae si etiam nouerca fuerit, arriseritque sinistre, mortuo tamen erit memorabile ob malefacta perire. Quiinsigni aliquo flagitio peritat, non interit. Jmmortalis est fama pessima, atque en tum viuit, cum esse credideris mortuam. Obrepit dies, abeundum mihi, aegris lo- tia vtinspectem. MVRNAR. Heus tu, diuexat men- tem ambitio quaedam , coepiscopatum, vel suffra- ganeatum vt ambiam, fatorum est ne etiam hic fa- stus? PHRI. Nequaquam, Episcopus non eris, pro- hibente id ascendentis opposito, influit enim pro asinario, et mulione, et carbonario, huiusmodi si ambiueris, prosperaberis quidem. Necquicque est quod speres ab Romano Pontifice, qui nuper etiam vacuos remisit Eccium et Hogostratum, donatis forte nonnullis, sed indigna tam emeritis impostu- ris. MVRN. At de hoc ego plane auream spem mihi concoeperam. PHRI. Nihbil minus. MVRN, Quid autem si summas manus mihi deosculaturus sis aliquando? et dicturus, To» 11200» daxrukon Erteivag, OD TS Esıv 6 dpyerrivov E7CLOR0TEOS. PHRI. Apagesis, quam caudatus tum eris? dignus

399

ewi et nomen imponemus caudato. Sed dij meliora prouideant, ne nobis ficulneus contingat Episcopus. Quid sui cum aureo cireulo in naribus? MVRB. Vade ergo infidelissime mathematice, somnus mihi obrepit, obdormiam hie subtus quercum, donec ad- ueniat meridies.

Vincet veritas, suumque obtinebit fulgorem, volentibus nolenti- bus vniuersis filijs huius saeeuli,

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360

Si quis adorauerit hanc bestiam et imaginem eius, et acceperit caracterem in fronte sua, aut in manu sua, et hic bibet de vino irae dei, quod mix- tum est mero, in calice irae ipsius. Et crueiabitur igne et sulphure, in conspectu angelorum sancto- rum, et ante conspectum agni, et fumus tormen- torum eorum ascendet in saecula saeculorum.

CHRISTIANAE LIBERTATI OSORIBUS UNIVERSIS. S.

Adeste quicunque veritatis, et Euangelii Christi hostes, adeste, spectate miseros ac deploratos illos Lutheromastigas, Thomam Murnar et Weddelum causidicum. Ante paucos dies homines fuere, nunc vero praestigio quodam quod sibimet constitue- runt, daemonis cuiusdam opera et incantamentis, cui nomenPlutus, vnus in draconem, alius in por- cum versus est. Quos ideo in palam exponimus vobis omnibus, vt pbst hoc metum ineutiat, ne et vos quandoque transformemini in bestias,, tutum enim non est, veritati resistere, et in leges diui- nas diu impie agere, impune non edit, faciant vos cautus aliena pericula, qua nihil prosperatum est, quiequid hactenus a quibusdam friuole tentatum est contra Lutherum. Eccius dedolatus, et cum hoe excisus est. Leus verpus in porcum, caeteri om- nes prostrati sunt. Et per Christum bene res ha- bet, dum iuxta veterum opinionem Pythagoricorum, in bestias migrant hominum animae, et de corpore in corpus, modo non semel via tota praecludas transformandi se, gladio nimirum et seditione va- stante omnia, Periculum subest, nisi quantotius resipueritis. Non prophana est quam contemnitis doctrina, sed coelestis, sed Euangelica. Si recipi- tis consilium, bene est. Sin minus, nos quoquein interitu vestro ridebimus, dicemusque vobis illud Fuangelicum. Cantauimus vobis, et non saltastis. Compertum est, in hanc diem, neminem erudito-

361

‘rum, ac bonorum virorum se opposuisse Luthero,

nisi tantum crassos, indoctos homines, corruptos mente, et ventri deditos, quorum finis erit secun- dum opera eorum. Etiam satis didiecimus , quales se praebuerint in eorum disputationibus. Monachi et Theologistae repulsi sunt. Nihil reliquum est, quam vt spurios et infames homines, quin nunc lotrices et balneatrices videamus colluctari in hac harena, qui et accinxerunt se vt audiuimus. Me- ditantur enim, quomodo articulis Hussio falso im- positis, Luthero laqueum iniiciant. Sed frustra iacitur rete ante oculos pennatorum. Et hi vt fa- ciunt alijs, ita continget eis vicissim. Appetunt enim infames esse. Quinquaginta sumus, iurati in huiusmodi spurios, et vanidicos, et si nos non suf- ficimus , implorabimus et amicorum opem. De Murnaro hoc obiter praefamur, nunquam nos odis- se hominem, qui cum illo Basileae, Francofordiae, Treueris, amicissime viximus aliquin, blasphemiam autem detestamur, qua domini nostrilesu Christi, et diui Pauli Euangelica documenta conatus est eontemerare. Ad nostram iniuriam ne murmurare- mus quidem, verum in Christi blasphemia, ne pa- tri etiam parcimus, etmatri, etfratribus, quiidem et spiritum nobis suum largietur,, vt filii iniquita- tis non opponant nocere nobis. Dies enim domini aduersum omnem superbum et arrogantem, et ad- uersum omnes naues Tharsis, quae sunt naues persecutorum Euangclicae doctrinae.

Valete vt meriti.

362

V. Sendbrieff, Von der Meſſzkraukheit,

vnd jrem letſten willen, dem Bapſt zukommen*).

Der Cardinal zum Bapſt. Allerheiligeſter Vatter, ich hab ein Epiſtel auß Teütſch landenn empfangen, aber grauſamlicher erſchrockenlicher ding ift für mein vernunft nie kommen, gebe die zerſtörung Je: rufalems ichlaaffen. Bapſt.

Was iſts, triffts dz gantz Erdtrich an, ſonderbar leüt,

oder geht es über ein gemeinen ſtand? Cardinal.

Es trifft den beſten, ſterckſten, vnnd trifft den ſtein an im fundament, darauff die gantze Pfaffheit gebauwen iſt. Bapſt.

Nun walt ſein Gott, es iſt die Meſſz, dz armbroſt iſt lang geſpannen gſtanden, ſobald es laßt, ſo find wir all gſchoſſen.

Cardinal.

Ja Herr, ir habts errathen, ich bin erſchrocken, daß mir die zän Hapffen.

Bapit,

Wie ſtebts aber vmb ſp, it nicht noch hoffnung guts rahts zefinden, es ift nüt bofers dann ablan: dann wo man ons den ſchämel entzudte, fo lägen wir all auff dem boden.

*) «Bon Niclaus Manu. 8. s Leta,

363

Gardinal. Ich bin gantz erſtummet ovnd erihroden, Radtend jr, dann ich hab weder vernunfft noch athem. Bapft

Mas ıft der onfal, oder in was geftalt leydet die Meſſz not ?

Gardinal,

\ Sp ift anflagt, verleümbvet, außgerüfft vnd verferien,

ſy fey ein betriegender geltfauß, ein greümwel, Gottsleftrung

ond die gröſt abgötterey, fo ye erwachien, feyt daß die erd

\ geftanven eye, vnd ift zu bejorgeun, man werde jr dem

‚Eyd von fnechten geben.

Bapſt.

Iſt es aber gewüß waar, oder nur ein ſchreckböttli? Cardinal.

Es iſt als gwüß, als ver tod allem yrrdiſchen läben.

Bapſt.

Das iſt erſchrockenlicher zu hören, dann der erdbidem

deß nachts, vnd grauſamer zu ſähen dann die finſternuß

zu mittemtag.

| Gardinal.

Sa Herr, fein zyffer möchte den fchaden fürbilven, fon= ‚dern fo ſy ir ſchon für Recht gebotten haben.

Bapit.

Vnnd wär find aber vnſer Meflz miderfäcer, Juden, Türcken, oder Heyven, in denen ſich ſölicher fräfel erregt ? Gardinal.

Es iſt das Nachtmal Chriſti ver hauptfächer, vnd feine beyfiänter, die jo ven Ehriften Tauff empfangen haben, hochgeleert onnd vngeleert Pfaffen onnd Leyen, vnd deren vil on zal. Bapſt.

Das iſt erbärmklicher vnd ſchädlicher dann die verderbung Sodoma vnd Gomorra vom helliſchenn feür, yetz rünnt vnſer Schiff an allen orten.

364

Gardinal. Ja Herr, ich fort es helff Fein verftopffen, wir haben gegenwind, vnnd find ong alle ruder zerbrocen.

Bapft.

Vnd wär ift aber für ein Richter angerüfft, over für: geichlagen ?

Gardinal.

Das find fünffjehen Epiftel der zwölff Botten, die ge- fhicbt der Apoſtlen, ond ob die Mefiz nit gichtig vnd an— red wölte ſeyn jrer anſprach, fo wollen ſy alle guten Pro pbeten zu zeügen fiellen, vnd vertröften ſich ftard auf die Epiftel zu den Hebreeren, auch fol das alt Teftament ob: mann ſeyn.

Bapſt.

Das fröwt mich eben, wie den ſtültzer der hoppentantz, da wurdend wir als vil an gwünnen, als einer der ein meſſer am feür will wetzen. Die Richter find parteyeich, end von anfang allweg wider ons: ſy wurden vnſer Meſſz gleych als giund ſeyn, als dem Künig Pharao dz Rot meer: möchten wirs aber für den außſpruch der geiſtlichen Recht bringen, fo wär der fach geradten vnnd ſchon ge⸗ holffen.

Cardinal.

Das iſt ſchon verſähen, vnd ein verlorne red, dann bey dem volck iſt nichts vnwerders, argwöniger vnd verleümb— ter denn die Geiſtlichen Recht, ja ſy haltens ſchnöder dann dz brätt hinden am gemeinen ſprachhauß, da die baurenn die vnſauberen zollen über abwerffen.

Bap

Ich weiß noch ein —— auflucht, wir wöllen dapfer, redlih, handfeſt vnd trutzlich leüt anrüffen, die es den klägeren abſchröcken mit tröuworten vnd ſtreichen, vnnd dieſelbigen bereden, die kläger ſeyen die ergeſten kätzer, ſo die wält ve getragen hab, fy wöllen Chriſtum von allen eeren ftoffen, verlaugnen Gottes allmäctigfeit, ſchmähend die wirdig muter Gotts, all heiligen vnnd Engel, lernen,

man fol nichts guts thun, al Dberfeit außtilcken, vnnd

365

niemand dz fein geben: man muß ſp aber vorhin wol mit gelt falben: denn werdend fy folind, dz man ein rofiz: eyſen in ſy ſchwätzte.

Cardinal.

Sölt dz mögen helffen, ſo wär nichts verſaumpt, auch Hein foft geipart, wir hands verfuht, vnd zwar nit on mercklichen koſten bftellt, Hans Streyh den bart, Kung Sihe fur, Claus fluch übel, Rüdy Tröwer, Bli bob den tiſch, Hemmi geltrap, die auch jr beſts gethon, aber nichts ‚mer geichafft hand, dann hettind fy dieweyl zum Rägen- ‚bogen gworfien.

.

Bapſt. Vnd wie kumpt das? das hett ich mit gemeint.

Gardinal Ja fy find nit all bftellt die faur fehen, die widerpart ‚fans au, vnd gadt hie nach dem gemeinen ſprüchwort, ‚Einer bocet, ver ander gibt nichts drum. Dz iſt aber dz allerböſt, der armen troftlofen Meſſz, als ſy gfähen Hat, daß von jr gewichen find jre pundsgnoffen, begrebv, dritten, fibenvden, preybaift. jarzeyt, fammt dem opfer, biß- här darzu getragen, hat fy den handel fo ſchwär zu her: gen gefaflet, daß fie tödtlich Frand ligt, vnd ift jrs läbens wenig hoffnung, aber größlih zu beforgen, ob ſy ſchon ‚nit für gericht fomme, iy fterb funft ab. Bapft.

Lieber meinft du nitt, ob jr mit einer badenfart zu hel- ‚fen wäre, Blutigenn angft, foft waß wölle.

Gardinal Ya ich mein es hab foftet, es ift vergebens, wir hands ſchon verfucht, aber ſy für fräßig dar, vnd reüdig wider \dannen, fo ift vaft wüft außgfchlagen, aber nüt geheilet: Es find fither erft groſſe löcher in fy gefallen, ond hat Etifam den ſchwinenden fiechtag überfommen, fich eben ge- beſſeret wie der beltz vom wäſchen.

Bapft. Ich wil ſy dem mweitberumpten arget Doctor Johann

366 Runder befelhen, vnd jhm Doctor Heyoho zugeben ver

Apotegfer. Gardinal.

Habenn wir fo vil verbadet, fo laßt ons recht den ko— ften auch dran waagen, vnnd glüf waltenn, gebt jnen nit mer dann .ein hauffen ſchmär inn die büchfen, dann fy müffen vil verfalben.

Als nun die zween obbenempten der Meſſz zu belften bejtellt, waren ſy fleyifig, vnd handleten wie jr werden vermerden,

Doctor Rundegf befah jr den barn, greyff die pulßader onnd ſprach: Die Meſſz it ſchwach, fy ift etwan vnder den weyßgerbern geweien, die haben jr die ripp zerftoffen, vnd ift jr ein groß geihwär am Canon gewachfen.

Doctor Heyoho Apoteder.

Es ift ein alter febavden, fy bat den gepräften an die Wält bracht, vnd ift von anfang jrer geburt nie gefund tnwendig geweien, wie fchön fy von auſſen gliffen hat, es find vil berümpter ar&et daran zu ſchanden worden, darumb ift ons not guts ratbs vnd fleyß anzefeeren, möch— ten wir jr ein aufenthalt geben, fo wäre vnſer faum feißt, es wurd vns den ginen Ionen. Darumb Herr Doctor, fo sylend ſchnäll mit eumwer funft, fo hab ich hie allerley confect, Römiſche ſtuck, gewürg vnd freüter, die jr wüſſen, mit pracht, wältweyſer klugheit, zu temperieren nach Ari— ſtoteliſcher weyß vnd Sophiſtiſcher art. Thunt den rugken darbinder, ich will mich auch nit ſparen, mir iſt ſchmär von Rom geſchickt, damit wil ich falben, es muß gehn, end wärs als rauch als ein ygel.

Doctor Rundege.

So wol här wir wollen von faben rathen, Erftlich wil mich anſähen, die Meß fey in eim bößen zeychen, namlıd im Scorpion empfangen, im Krebs vnd ſchwynenden Mon aeboren, es regiert ſy auch ver wandelmütig vnnd bös Planet Mars, vnd zwar fy hat ob ven abheben vättern

367

gehebt, die an jr gemacht haben, das zeigt an jr harn ge: ftalt ond wefen. Darumb wil vns not feyn, ond gebüren grofter forgfeltigfeit : dann ſy ift von mancherley naturen, fpecien vnd qualiteten zufamen gebläßt, yes warm, denn kalt, feucht onnd troden, onnd womit man eim bilfft, ver: derbt man das anter.

Doctor Heyoho.

Ja Herr Doctor, jr redend recht von der mwurßel diſer fach, es haben vil jr kunſt varan vnnüglich verichliftenn, ich beforg, wir gewünnen aud als vil eeren an difer ar: beit, als der honig im ſpraachhaus fucet, deß Ion find bſchiſſen händ.

Doctor Rundegk.

Run find wir imm bad, Gott geb wir ſchwitzen oder nicht, darumb erforderet die not ein furgen rath, dann tiefer Meſſz tod ift vnſer aller peftileng, ja ein verzeerend feür, welchs außtrodnet den luftigenn brunnen, auß dem da fleüßt onfer gemachſam, feißt, verfichert, ond überflüffig

läben. Münch Agrift. Herr biß gelobt, die Meſſz fat an ſchwitzenn, ich hoff es wölle beſſer vmb fy werten.

Hug jchneepfeffer. Fa ja fy beiferet fih, wie ein zwentzigjärig roflz, der fh an ver Sonnen, vnnd das forn im hagel, es ift ver todſchweyß, als gwüß als Gott Jäbt.

Dortor Rundegf. Mir ift ein guter zufal fommen, es vermags die natur, | daß die Löwen jre jungen tod gebären, vnd demnach mit ſtarckem gefchrey läbendig vnd Fräfftig machen. Nun if die Mefiz ein geichöpfft von dem Römifchen ftul geboren, darumb wend wir vnns mit ſtarckem geichrey der Römi— ſchen Kirchen darüber fielen, mit groſſen worten , freffti- | ger flimm ver vätter, leerer vnnd Concilien, vnd fy aud widerumb erweden, junft ift weder hoffnung noch zufluct, aber vaz mittel wirt helffen, nun nun, frhrey Doctor ſchrey, eins ſtäten ſchreyens.

368

Doctor Heyoho.

Sch förcht, wir werden ee heifer vnnd müd, dann die Meſſz gefund vnd läbendig, vns wirt aathems gepräften, doch wag ichs zu verfuchen.

Doctor Schreyegk.

Wir müffen andere ſchreyer auch beftellen, es wär funft über vnſer maacht, vnd diefelbigen wol falben mit ham— meranden, fo gebt es glatt außhär.

Doctor Heyoho.

Wir habenn deß hbammerandens fo vil verfchmidet, daß

ich möcht leydenn, die falbe were wider in der büchien. Doctor Schrehegk.

Ey bo& marter ſeyt vnerfchrodenn, ich wil fchreyen daß alles erbidmet.

Gottsfrid Schnevpdlufft.

Sy foll wol mer frand, toub, onnd blöd erden von euwerm geichrey dann ftard vnd Jäben, jr gebt jren erft ein fürdernuß zum tod, folich töub hört nit zu den ſchwa— hen, dann jr natur vergleycht fi mer ven Hafen dann den Löuwen.

Ye lenger fy fchryen, ye ſchwächer die Mefiz ward.

Marti Bitterbühpli.

Hörend auf ſchreyen inn Gottes namen, fähen jr nit, daß die Meſſz zeucht, fo verftehet ir euch nichts auffterben. Galli Shmollzan.

Fürwar die Meſſz ift ſchwach, vnnd dem tod näher dan Schaffhauſen dem NReyn, fähend zu, wie zudt fy mıt ven achßlen, die augen find jr eyngefallen, ſy ift als bleich omb den jchnabel, vnd als rößleht vmb die baden, wie ein vnbachen weyßbrot, oder ein mwolgfotten ey, wie ift it die naß fo fpißig, vnnd gehn jr die naßbelg fo ſchnäll, ver pulß fchlebt jr nitt mer, dz ift ein böß zeychen, fy nimpt den gathem tieff, vnd mächtig furg, träfflich ſchnäll, ift voll topfleden, fy wirts nit lang treyben, die füß fine ir ſchon erfaltet.

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Doctor Schreyegk. Wir wöllen einandern helffen, vnd ſy zum Fägfelr tra⸗ gen, ob ſy widerumb erwärmbt möcht werden.

Ludy Mußkeſſel.

Die bauren habenn das weychwaſſer dareyn gefhütt, ond das Fägfeür erlöfhet, vnd figend Münch, Bättler, ond Nunnen im rauch, daß jnen die augen überlauffeno, demnach find etlih fo fräfel gweien, dz fy in keſſel gſchiſ— fen haben.

Hartman Neüneſel.

Das iſt der Meſſz ein ſchädlicher todtſtich, dann vom dãgfeür hat ſy geläbt, wie der Viſch vom waſſer, das Was die recht alp vnnd weid, darauff ſy fo feißt worden iſt, nun mag ſy doch nicht läben, ob jr ſchon ſunſt nichts gebräſt, fo müßte fy hungers fterben.

Doctor Heyoho.

Wir wend fy zu den lieben heiligen verheiffen,, zu vn— fer lieben Frauwen bey den fiben Eichen, da iſt gar ein gnadreych bild.

Niclaus Weleman.

Da wurden jr gleych verſorgt, wie ein nackender mit dem winter: dann die häx fo dieſelb Walfart auß geheiß ‚its bulens deß Teuffels verurfacht, hat man zu Bern ver: brennt, demnach die Cappell fampt haus ond hof zerftört, vnd find die wurmftichigen gößen verrudft, radten wohin ?

Doctor Heyoho.

Wär bat dz angericht, die bauren find aufgewifen, als

gewüß Gott läbt, ich ſchmöcks.

Vly Vberz werchs.

Ich weyß wol, Chriſtus hats thon Maithei am ri. ca— pitel, da hat er jnenn gerüfft, vnd geſprochen: Kommend här zu mir alle die jr arbeiten vnnd beladen ſeyt, ich wil euch ruw geben. Sy hand auch geläſenn das Euangelium ſampt allen Epiſtlen, ſonders Johannem am erſten, vnd xvij. j. ij. Exodi am xx. cap. Eſaie am Iriij. Thimothei am ij. Joannis am xiiij. cap. Jeremie am xviij. vnd alle Palmen durchauß.

RK. 24

370

Dortor Conradus Poppenträyer von Kolerftatt.

Der teufel hat fy drüber tragen, ond fein muter, es thut nimmer gut, fo fy das wüſſend. Cuderly Näbelfapp.

Last euch lingen jr Herren die arket, dann die meſſz ift Ye lenger ye ſchwecher, fy Fürblet vnd lurcket an der red. Doctor Schreyegk.

° Herr Frümeffer bringend vns vnſern Herrgott, daß wir ſy verforgen. Frümeſſer. Herr Doctor, ich mag jn nit erlangen der Himmel iſt fein ftul, vnd die Erd fein fußſchämel, wie mörht ich jn

erlupffen ? Doctor Schreyegf.

Ich mein, du feyft voller Narren, dann der Summer Mugfen, bring vns vnſeren Herrgott, oder du muft gen Coſtentz auff die fcheyben,, bey dem Gott, den ich heütt gehebt vnd gelegt hab.

Frümeſſer. Hand ir jn heütt gehebt, wo hand jr jn hingelegt? Doctor Schrevegf. Ich hab in gäffen, weiftus nun ? Zch hab jn gäffen. Frümeſſer.

Ich mein, jr ſeyt völler fantaſten, dann ein zotteter hund flöch im Augſten, vnd vnfinniger dann die ſeüw die ſich Meer ertranckten, Math. am viij. cap. Habt jr in heütt gäffen, wo fol dann ich jn nemmen ? Lieber ja fchidet eins wägs nah dem wind, der euch fern das hütlin abwarf vnnd heißt mich gleyh auch S. Bernhartsberg zum Gold: ſchmid tragen, dz er jn in ein gulvin ring fafle, an ein finger zu fteden. Das find mir gut fachen.

Doctor Heyoho.

Nit oil gefpeyws vnd wenig framangens, nempt bie fhlüffel, onnd bringen ons auß dem Sacramentpeüßlin den zarten Fronleychnam Chrifti.

drümeffer. Er fißt zu der gerechten feines vatterd im himmel, oder

371

onfere artiel des waaren Chriſtlichen glaubens, ja vie

gang h. geichrifft müßt falſch jeyn. Er ift erflanden vnd

ift nit hie, Luc. am xiiij. Greyffen jr aufhin, ond nemmen

in abhär, ich bin jm zefurg, jr aber find groß Hanſen. Doctor Heyoho.

Schnäll bring vnns du Caplan das heilig öl, die zeyt nahet fi.

Gaplan.

Sch merd wol, jr meinen das ol, daß man vom Biſchoff fauff hat, deß ift nit mer im büchßli, der Sigrift hat die ſchuch mit gefalbet.

f Doctor Heyoho.

Sp ift er im bann, da mag jm nieman vor ſeyn, er muß e8 theür gnug bezalen.

Doctor Schreyegk.

Schnäll bringend ein liecht, lauff zum beinhauß, bey den amplen, zünd an wunder bhend.

Sirt Stich den nebel.

Da ift weder feür noch liecht, ferken noch ampelen, jr folt fein nur nicht denden, es find diß jars ob den zehen- taufend meüß vnd ragen hungers tödt, vnd küchlet des Kirchherren Jungfraw nit halb als vil als vor vierjaren.

Doctor Heyoho.

So hör ih wol, man brennt ven lieben Seelen weder öl, anden, noch vnſchlit, vnd thut jnen nichts guts nad, dz Gott erbarm, warzu iſt es kommen, wär hat die jr— rung hie pflantzet, oder wz iſt die vrſach?

Pauly Watt im Toum.

Als der Römiſch verfprocden Applaß fo vil fchuldig was,

ond gelten folt, daß er mit dem Schölmen vom Land

mußt lauffen, hat er vor ond ee den nachtliechteren groſſe

ding verheiffen, darumb find fy im nadzogen, aber iy werden alle eerlöfchen, ob ſy jn betretten, fonder fo fy nit zu fohubfteur vnd his vom Fägfeür haben. Burcky Repgelbett. Was darff man jr, der nachtliechter? Die todtenſchädel ſähen nichts, ſo tantzen die höltzinnen götzen nit, ſo hat Gott erſchaffen alle liechter, himmeliſch vnd yrdiſch, bey

372

im ift die ewig Farbeit, ond fein finfternuß, darumb ift es ein Heydniſche thorheit, im onderſtehn mit liechteren zu dienen.

Doctor Thboman Katzenlied.

Bringen ons doch ein wenig palmen, daß wir ein ge fägneten rauch machen für das böß gefpenft.

Wolffgang Adleren.

Die weyber haben vor vier jaren das fleifch mit geräucht,

vnd fithär fein nimmermer laſſen befchmweeren. Doctor Leügegk.

Wo nun auß, ſprach ver fuhs in ver fallen, vetz find wir im Meer on faiff vnd ruder, war fan küchlen on feür vnd anden, oder om fäderen fliegen ? es wär gleych als müglich das gang Meer an den Rägenbogen zu hen— fen wie ein bratwurft an ein fläden, daß es dürr vnnd trofen wurd, als difer meſſz äbelffen, fo ſy fchon verloren bat die rechten hertzadern, namlich das Fägfeür, welchs in feiner flucht mit im binwäggefürt hatt Begrebd, Drit: ten, Sibenden, Dreydgeft, Bigilg vnd Zarzeyt, fampt iren Opfferen, liecbtern, weychwaſſer, Sl vnd palmen. Nun rath Räter gut, wie wir onbrämt vom feilel fommen, es bilffi doch weder fchreyen noch falben.

Doctor Heyoho.

Solt fy ons vndern bänden fterben, fo wurd ung nüt für den arget Ion, darumb wil not feyn, ons von binnen zu fügen, ob fy dann in vnſerm abwefen flirbt, fo wöllen wir fprechen, ſy ſey ermördt.

Doctor Schreyegk.

Ich volg, jr habts errathen vnd wol troffen, hettend wir die hammeranckenſalb, ſo wir verſchmirbt haben, wi— der in der büchſen, wir wölten vnns ſelber mit ſalben, das iſt nun ein verlorne red, bringt eben als vil frucht, als vogelleim im pfeffer. Ich rath wir reyten von hinnen, vnd wer vns fragt, wie ſtehts vmb die meſſz, wöllen wir antworten, Wol wol, marter leydenn wol, ſy hatt geſtern ein vortantz mit dem Legaten.

Doctor Leügegken knecht, Veyt oerzech den ſtifel. Botz marter Herr, wo wölt jr mit den ſeüwen allen

373

hin, die jr diß jar mit euch Heim bringen, man wirt ons für fürföuffer auffahen.

Doctor Schrevyegf.

Laßt meich vngefatzt, daß deich Sant Veltins arbeit be- ſteh, elbs buben, eich hab funft gnug das meich beirübt, mwolteft du meich erft gefpoyen ?

Datum zu Bergkwafferwind, nebem Aubenofen, auff der zufunfft des Herren Nachtmals. M. D. KXviii.

Die ordnung vnd letfter wil der Meſſz, io da die gank Pfarfheit gefäugt, erneert, vnd befchirmet hat wie ein muter ein Find.

Zu wüſſen vnd Fund fey menklichem, dem dife geichrifft für augen, gehöre vnd verfantnuß kumpt, daß ich Meſſz betrachtet hab die vnſtäte diß läbens, vnd ven fchweynen: ven hinfal, abgangenden gebräften alfer jrrdiſchen Dingen, auch ſonderlich die ſtarcken wort Ehrifti, alfo Tautende : Ein yede pflantzung, die nit gepflanget hat mein himmli— fcher vatter, wirt außgreüt, ond in dz feür giworffen, vnd das man jm vergebens dienet, mit gebott vnd fagungen der menfchen. Dife wort werdend auch weder mir nod niemand fülen, ee wirt zerbrechen himmel ond erdtrich. So ih ſöllichs weiß, und dabey ſchmärtzlich befind, wie mir das Nachtmaal Eprifti zu hertzenn tringt, hab ich mich onder das joch des tods ergeben: dann vie befien artzet haben mich verlaflen, die mid zu Baden gar wol getrö- ftend : die anderen fo noch jr befies an mir verfuchenn, band alle hoffnung verlorenn, das befind ich an jrem thun ond lafien.

Auff 23 fo hab ih mein Teftament, ordnung vnd Iet- fien willen beichloffen, angegeben, vnd mit der fäder ver— greyffen laſſen, vnd wil, dz mein anfehen durch niemand gemindert, gemert, noch in einigen wäg, weyß oder form verrudt oder geenvderet werde. Dem ift als hie nachuolgt:

Zu dem vorderſten vnd des erften, fo verordne ich mein arme Seel jrem Götz vnd fohöpffer dem Bapft, von wel:

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chem fo geborn und vßgangen ift, glych wie der Bafiliſt vom baneney. Mein leychnam fol bftattet werden under die augen ver gangen pfaffheit, fo tropfft mir das weych— wafler auf das grab on vnderlaß: dann fy werden mich treülich beweinen. Zu dem dritten, fo wil ich, dz mein jarzeyt vnd gedächtnuß zweymal im far begangen werde, das erft auf der Eſchenmitwuchen, am abend mit einem gſungenen ſpottlied zum ſchlaafftrunck, am morgen mit eim järlichen ſchauwſpil zu meiner gedächtnuß, mit dem bäſen über das grab. Dz ander jarzeyt auff den Oftermontag in Doctor kochs gartenheüßli auff dem hirſchengraben, mit etwas meiſteren zum brämbten mann. Demſelben Doctor naſengraf verordnen ich für ſein müy vnd arbeit min al— tarſtein zu einer feürſtat oder herdblatten. Denn wil ich daß Doctor Hans Schmid von Coſtentz, werde mein läder, darmit der altar bedeckt iſt, zu einem fürfäl in fein fchmit- ten, dann er hats höchlich vnd wol verdienet. Sodenn ift gänglich mein will vnd meinung, dz dem wolfchreyen: den Doctor _Eafen von Ingolſtat gefolge das öl in den amplen, fein kälen damit zefalben, die er durch meint wil- ten, rauch vnnd beifer gefchrien hat. Sodann die altar: fällen gib ich den feuwen, fo die bed Doctor Eck vnd Faber zu Baden, Speyr vnd andern orten mit difputieren gewunnen band, dz ſy der wolff nit effe: aber die Alben fol Doctor Eden allein zufommen, dz er den Previcanten zu Bern ein fittel drauf ſchneyd, dann fy ift weyt vnd lang, vnd der Predicant groß, breit vnd did. Ich wil auch, daB dem Doctor Lempen die zwen liechtftöd gelangen, dz er defter baß in die gfchrifft mög fähen. Denn fo wil ich, daß dem Doctor Murnar werde dz weys tifchthuch auf dem altar, dz er feinen mäbdern en zeffen gebe, wenn fy jm die gauchmatten mäyen.

Sodenn wil ih au zulafien, daß dem Hanfen Bud: ftabenn Schulmeifter zu Zofingen, meim funvderen2liebha= ber, d3 thuch fo der pfaff auff das haupt legt, genannt der humler, gelange, daß er fein kunſtregch Hirn damit beware.

Dz fagenetli oder handzmwehel neben dem altar fol zu: geftellt werden dem, der dann ye zu zeyten mein jarzeyt verfünden wirt, daß er die augen mit trüdne.

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Die Stol hab ich gegunnen Johannes Gyggis Gägges, ver hat vil Fleiner finden zu einem wiegenband.

Den handfan fol man laffen werden dem Dechant von Zun, daß er die hofen mit bläße. Den Meſſachel fol man dem Weychbifhoff von Frivfingen überſchicken, dz er dem Winter veft baß mög widerftehn: dann er wirt funft für: hin nit vil meer gwünnen.

So ift auch weyter mein guter wil, dz dem Balmeſel ver Heydiſch werdin für altar werd zu einem mantel, das er nit erfriere, fo er vom land wirt über dz Lampartifc) gebirg müſſen ſchweeren.

Den gürtel zu der Alben verordnen ich der rumpelmet— tin, dz ſy jr plünderli damit zeſamen bind: dann ich ver— ſich mich wol, ſy werd auch müſſen wandlen.

Die wandelkertzenſtangen hab ich verlaſſen des Biſchoffs von Coſtentz Güſeleſſer zu einem halbſpieß, wenn er den Hodenzinß eynzeücht von pfaffen.

Das rouchfaſſz ſol man in den neüwen Spital thun, den böſen gſchmack in der bättlerſtuben zu vertreyben.

Den Schafft vnd Trag gib ich zu ver kuchy daſelbſt.

Kelch, Baten, Monſtrantz, Silber, vnd Gold, Creütz vnd bild, vnd alle kleynat, ſamat vnd ſeyden, rendt vnd gült, verlaß ich wältliche Regiment, vnd geb Gott den Müntzeren glück vnnd guten Weyn, dann ſy müſſen arbeit haben.

Dz gweycht ſaltz, öl, Oſtertauff, gſägnet feür, kertzen vnd Palmen, die orenbeycht, vier Fronfaſten vnd andere zeyt der Bäpſtlichen hunger gebotten, ſol Doctor Lentzli mein kuchymeiſter wo hacken ſampt allen Jüdiſchen Cere— monien ond ein voreſſen vff mein begrebd drauß machen. Darzu das ofletengſchirr, dz gebenedeyet waſſer zun Pre— digern, auch den gſägneten weyn zun Barfüſſern: das fliegend fäderli zu Buren, ſampt ſant Battenwurm, ſol er, der obgedacht Naſengraf, in ein Pafteten machen. Was dann an der Begrebd überbleibt, das wirt ein recht na- türlich, warhaffts verlorens geben.

Was dann den götzen bißhär zu zeychen jr Göttlichen frafft fürgebendet vnd geopffert ift, als kindswiegen, kru— den, vnd wächfin arm, fihendel vnd ander figuren, fol

376

alles zu einer Gallren, oder Sul gemacht werben, die wirt au keck vnd wol gfton, damit ich als der hauptſä— cher, vnd fy alle als mit frücht, famenbafft faligklich ab- ſcheiden, vnd an vnſer ſtatt gepflanget werde: Die recht, waar, Gottſälig, Gottseer, gemeiner frid, ruw vnd nutz. Das verleyhe Gott mit glücklichem aufwachs, ſäligen für- gang, vnd ewigen beſtand, Amen.

Es ift in diſer ordnung fein rechtmäſſige ſtellung gebal- ten, vrſach, dz die Meſſz mit täglicher angft dermaſſen angefochten, dz nit ein wunder wär, ſy hette noch vnge— fohiflicher ding geredt ond angegeben. Darumb fol der fäler nit dem fchreyber, funder dem fräffigen graufamen tod zugelegt werden.

Sp it aub noch vnuergabt dz wochwaſſerkeſſeli mit feim wadel, d3 möcht man Herren Rinolib zufommen af: fen, dz er den Ablaß mit beipreng, auff dz er jm niit verbrünn in der Sonnenhiß zu Weyhenachten.

Pſalm. Terrij.

Wie lang mwolt jr richten, onnd nemmend an die perfon tes Gottlofen.

Nichtend dem armen ond weifen, vnd helffen dem dürff—

tigen zuredt. Pſalm. lrxxij. Mein Gott, hilff mir auß der hand des Gottloſen, auß der hand des vnrechten vnd grauſamen.

Matth. xxiij.

So dann yemand zu euch ſagen wirt: Sihe, hie oder

da iſt Chriſtus, ſo glaubends nit.

377.

VE? Das hond zwen ſchweytzer bauren gemadt.

ürwar fy bond es wol betradt *).

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üe Müller, vein müly zu malen auß den vier

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S 9)

”) Fliegendes Blatt 1521.

378

mit fampt den auferwelten vaß Paulo zu malen ift an: gelaffen, auf welcher müle dz allerzarteft heilfam vnd ho— nigſüſſeſt mel, d' götlichen warhait, zu ainem troft Ehri- Renlichen vold, teglihen malt. Darauß das allerbeit brot gebachen? Jedoch verdampter geytz, durch einblafung Satbane, fölih mel nit für honigſüß, Sunver alg biter gallen erfent wirt? In hoffnung vnfer fchöpffer, werde mit feinen götlihen gnaden, gedachttem Müller, welchen ih acht für den andren Danielem als ain waren Prophe— ten auß dem (ongezwepflet) der hailig gaift redt? bey- ftand thun, damit das füß mel in fcherpffe feiner vernunfft gebeutlet, Durch die onuerftendigen blinnden, tolfen, ver: ftopfften, geytigen, vnnd hochfferttigen, So ſich achten ge: fert fein, Iren verferten blinthaiten verharrent nit gehin— vert, Sunder ons armen fünder föllich außerwelt geba= hen brot, dz Eriftus felb ift zu erfolgung ewiger Sälig: feit gedienen möge Amen.

Der ander Paur. Einiger Got in ewigfait, ob, eer vnd dand fey dir gefeit. Der liebe fo vu zu ung haft ons in der wüſte nit verlaft. Alfo angefehen das wir darinn fo lang find gangen jrr Dadurch fummen in groffe not gibft vu vns yeß das bimelbrot Auch, als deinem volck Iſrahel, zu auffenthaltung vnfer feel Sendeſt du vns yeß dein gnad, dadurd dein müly aber gad Die fo lang ift geftanden lär, als ob ver Müller gftorben wär. Dann das mwailer der waren leer was von dem rechten weg faft veer Gerunnen, alfo lang byß das die Euangelifch warhait was An vil orten verichwigen gar, got, des haftu genommen war

379

Den grofien mangel giehen an,

fo vein vold lang zeyt hat gethan, In difem land vil jar vnd tag nah Amos des Propheten fag.

Als er an dem actenden fpricht, groſſer hunger wirt zugericht,

Der wirt wären ain lange zeyt auf allem ertrich nach vnd weyt. Doch wirt es nit ain hunger fein dag mangel werd an brot vnd mein, Sunder meint er am felben ort allain den mangel des gots wort, Das man vnderſtat zu weren

lang nieman bat laſſen leeren. Dadurch dann yetz alſo blind

in rechtem glauben worden ſynd Wir all, das kom iſt zu bſchaiden ob wir Chriſten, oder Hayden Seind, doch hat Got die verſtentnuß viler menſchen erleücht in vnß

Das fy in Harlicher ſehen,

(dann vor hat mögen bichehen

Da ver geytz die münd vnd pfaffen iren aignen nuß geleert hat ſchaffen Die fi rümen ſölcher eeren,

das ſy zu dem reych des herren Habent den jchlüffel vnd den gwalt bat aber vmb ſy alfo ain gfalt. Sy hond nit wellen hinein gon, ander nit wellen darein Ion)

Aber man fiht yeg offenbar

jn vem Euangelio fürwar,

Das anders gar nüt ift vann die frafft gottes, fo ons armen bie Ain hailſamkait aim yeden ift, welcher wil fein ain warer Ehrift Sol in dem Euangeli lernen,

da Aindt man den rechten fernen, Got lieb zu haben fürbaß meer

380

dann teir finden in feiner leer

Wie anäpdigflih er ons hat bedacht, die offnen finder nit verſchmacht. Wie offt ift er bey inen gieffen,

mit jnen gefrunden vnd auch geflen, Ir fünd miltigflih nachgelon

alfo das wir lernen verfton

Die vily der gnaden fein,

dis ift fein gange mainung gfein, Mit feiner güte vns zu jm

zu ziehen, des verbör fein ftimm

Da er fpridt, Wem vil nad wirt glon derielbig würt auch vil lieb bon.

So aber rauber worden find - die mit liften fo gar geſchwind Beraubent vnſer feel vnd leyb,

es ſey jung, alt, man, oder weyb, Die freye finger fein föllen

hrifti des berren, die wöllen

Spy machen jnen aigen knecht,

mit gantzem gwalt on alles recht. Wie Pharo inn Egypten thet,

der das volck hart betrucket het,

Mit ſtrengen wercken ſchwer vnd groß vnzalbarlich über die maß.

Alſo man auch jetz muß klagen

die ſchwere burdy ſo wir tragen, Die ſy nit wellen anrüren

mit ainem finger, ſunder füren

Mit groſſem boch vns armen leüt, ſagent gebeüt wider gebeüt,

Wart hie, wart dört, wart widerumb ain wenig hie wenig dört vmb. Dadurch ſy fich ſelbs geirret hand darumb iſt dem Propheten and.

Die milch der armen ſchaffen freſſen, das feißt getödt vnd auch geeſſen Das mit der wollen ward verweyſt das ſchäfflein gots ward nit geſpeyſt.

a RE re rn See ee DE EA Bar

381

nen folt wol fein befant

das wir doch fchafflin feind genant, Kit ochien, vnd dabey leeren

das ſy vns nit foltent bſchwären Mit kainem joch, funder Ion bleyben, wie Chriftus hat gethon. Das aber nit ift beicheben,

dis ellend hat angefehen \ Got der herr, vnd zu ons gefant in die wüſty, das ift Teüutichland, Das die Römer nit mee betrachten, fihnöder dann ain wüefty achten Ain ſcheyterpuſchen angezünt

vas ift fo ons nun würt verfündt Das Euangeli gerechtigflichen dur den übertreffenlichen

Weyt berumpten, hochgelerten man eraßmum von NRotervam,

Hat ons den weg recht auffgethon, das wir ficherlih mögen gon

Zu der waren hayligen gichriftt. die alle ding weyt übertrifft,

Nach leer ond frümmfait der alten difen pufch brünend behalten

Doc nit verzert zu fainer frift, das ander nit beveüten if

Dann das die geyfigen vnd die vngerechten vnderſtond ye

In zu leſchen, mags doch nit ſein, dann er von Got hat ſeinen ſchein, Dis hat der hochgelert getrew 'man martinus Luther gefehen an,

Vnd ift näher gangen hinzu

dann kain toller Fantaft mög tbu, Die es nach menſchlichem verftand alles ſamen ermeſſen hand.

Noch ſeind ander mee die leeren der ſtimm wir layen gern hären, Dann ſy reden die gottesſtimm

382

das hören feine ſchaff von jm

Saft gern, vnd fennen jn wol,

wie ain Chrift feinen birten fol Erfennen, das er warlich ift

onfer getreümer hirt Iheſus Chriſt. Ich befenn auch fy, er felber fpricht meine ſchaff, vnd verfehmähens nicht Das hat Erafmus betracht

fih eylents zu der müly gmacht, Das er zeytlich var ift Fommen,

bat fih des malens angenommen Der hayligen gichrifft müllerfnecht fo vns das mel leer beütlen recht Mit feinen gichrifften manigfalt das es fein füllen gſchmack behalt. Das mwarer glaub ift gottes eer, doctor Luther der waren leer

Ain Heroldt in difen fachen,

hat fih angenommen zu baden, Das wafler zu dem mel gethon

den taig wol in griffen gebon, Damit das war mel werd zu brot dadurd er fommen ift in not,

Die Philiftiner woltent inn

geren tödten, das hond ſy jm finn Die brunnen verworffen haben

fo Abrahams knecht hond graben. (Das iſt der brunn darauß vns kund des Euangeliums rechter grund, Auß welchem doctor Luther nam das waſſer ſo zu ſeinem mel kam) Aber ſy werden ſchaffen neüt,

es ſeind noch vil erber biderleüt, Wol mee dann fibentaufent man vie jr knüe nit gebogen han

Bor Baal, dem Abgot der Hayden, bond ſy von Chriſto nie geicheyden Die auch jren mund aufftbon band zu ring vmb in dem Teutichen land

383

Das der bebel wie vor vnd Ee

würt fauren Ye lenger vnd mee,

Alfo das brot gebachen werd

zu nuß vns armen bie auff erd.

Das alfo ward brot ift das wort

da Chriſtus fpricht an ainem ort,

Der menſch lebt nit allain jm brot, funder das wort gots ift im not,

Das fih auß gnaden meeret faft

fy hond gehept Fain ru noch raft,

Biß ſy den ſchatz funden haben

den weder roft noch die ſchaben Berzeren mögen bie jm zeyt,

den ader gſehen va er leyt

O himlifcher böck vnd vnſer got

wie weyt hat vns diße rot

Verfüeret von deiner götlichen mülen

o herr mir wellen kain andern erwölen Wenn dem man von deiner warhait durchächt ond kain marter vnd ſtraff darumb verſchmächt Dahin jn die hond vergraben

die jn vor geſtolen haben.

Genant Böck würt nit nachlon

wie es jm yemer ſol ergon,

Den ſchatz würt er herauß bringen, das die warhait für mög tringen Sölte er ſchon darumb geben

was er bat, fein leyb vond leben.

Dann fo fy den leyb nemen hin mögents ver feel nit ſchädlich ſeyn.

Er wurd es alles wagen dran,

in hoffnung got werds mit jm han. Karſthans feynen pflegel noch hat,

der die haylig gſchrifft yeg auch verftat Welt man in beiriegen wie vor

fo ift er fo ain grober thor,

Er fohlüge mit dem pflegel drein,

fölt joch feyn Studens eyner fein Gyltet gleich ob jm der gründ blut,

384

auch die vnnützen roten hut, Geytzig münd, ond reubig pfaffen wurdent all nücht vor im fchaffen, Als die wölff wurd ers veriagen doch follen wir nit verzagen.

Den Almechtigen got ruffen an, ain gutte hoffnung zu jm han

In darumb bitten allermayft

das er ons fend ven haylgen gayft, Den er Vetro gegeben hat,

da er in feiner gnaden bat

Vmb das er hat verlegnet fein, alfo thu ons fein hilffe ſchein,

So wir jn auch verleugnet band feiner worten fend vnbekant,

Das er ons mit barmdergigfait anfehe, dadurch wir berait Seyend, nachzeuolgende jm

als vnſers rechten Hirten ftimm, Das wir erfennen difen tag

der vns zu heyl gedienen mag, Vmb das fein müly durch gezwang nit widerumb fo müffig gang, Sunder das dis hundiuß mel werd zu brot, dadurch wir hie auff er» Werden berait zu feinem reych, das er verhayſſet ewigkleych Abraham vnd feinem famen,

das verleyeh ons allen, Amen.

385

VII.

Auff des königs zu Engelland leſterſchrift titel, Mart. Luthers Antwort *).

M. D. XXVII. Es iſt widder mich armen ſunder ein büchlin itzt aus—

gangen zu dieſem newen iare, vnter dem namen des Kö— nigs zu Engelland ſampt meinem brieue, welchen ich ſo

gar demütiglich an denſelbigen König hatte geſchrieben,

dazu ich nicht on vrſach, auch nicht durch geringe leute ward bewegt. , Nu iſt das gewis vnd hat feinen zweyuel, das folh büchlin ver König felbs nicht hat gemacht, Vnd fol gan heimlich fein, wer es habe gemacht, Doc alio, das man den meifter greiffen folle ynn feinen worten, wer er fey. Er taftet auh an mit ſchmachworten mein büch— fin widder den freyen willen gefchrieben, welchs doch Erai: mus Roterdamus deſſelbigen fönigs befter freund einer hat muffen laſſen vngebiſſen, vnd auch noch fol vngebiſſen lai: fen, wiewol er mer funft vnd vernunfft ynn einem finger bat, denn der König zu Engelland mit allen feinen klüg— lingen, Vnd troß nicht alleine vem könige vnd Erafmo, fonvdern auch yhrem Gott ond allen teuffeln,, das fie mir dasfelbige büclin recht vnd redlich verlegen. Doch ib verdende den fönig warlich nicht, weil er fo viel Engelot: ten folchen gefellen ierlich gibt, das er auch widderumb yhrer kunſt, büberey ond heucheley wol brauche, vnd wünſche yhm, daß er fie möcht erfennen, was fie an yhm ſuchen. Engelloiten mügen wol Huge vnd fpracreiche leute ma— chen, wie Perfius fpricht, daß au die Elſter folten zulest wol reden lernen, wenn nur gellt furbanden were. Wolan ih wolte zu dem büdlin, aus groffem hohmut

- wol fiille jchweigen, ond wie ich vber folchen gifftigen bü-

chern pflege einen guten frölichen mut haben, wo mirnidt durch folh büchlin mein brieff (weis nicht durch wen es ift gefchehen) dahin gedeutet wurden, als hette ich Palino-

*) Duart, ohne Drisangabe. x. 25

386

dian gepfiffen, Das ift, meine lere widderruffen, Das if mir gar ynn feinen weg zu leiden, Denn das gebet nicht an meine perfon (welche fol fchweigen vnd leiden) fondern meine lere (welche fol fehreyen vnd fchmeifien) Die gebe mir Gott nur feine gedult no fenfftmut , Die fage ich, Nein, Nein, Nein, weil ich eine ader regen fan, Es ver: drieffe König, Keifer, Fürften, Teufel vnd wen es wil.

Hilff Gott, wie genaw ond mit gefhwinden griffen ſucht man mid. Bin ich nicht ein theurer edler man ? Ja frey: lich ynn taufent taren ift Faum ein edler blut geweien, denn ver Lutber, Wie fo? Rechne du felbft, Es find nu drey Bepfte geweien, fo viel Kardinal, Könige, Fürften, Bifchoue, Pfaffen, Münche, groffe banfen, gelerte ond die gantze welt, die allzumal an des Luthers blut verrebeter, mör— der, vnd bender find, odder yhe gerne wolten fein, Vnd der teuffel auch mit den feinen, Pfu dich, Sch bin meinem biut felbft feind, wenn ich dran dende, das ich folche her— liche, köſtliche hencker vnd mörder haben fol, Dem Türcki— ſchen Keiſer folte ſolche ehre widderfaren, nicht ſolchem ar: men bettler, ale ich bin. Aber weil fie es ia fein wollen, mus ich folche ehre leiden ond aus phrem zorn vnd wue— ten meins hertzens freude vnd fpiel machen, Diefe faſtnach würde mir fonft willeicht nicht freudenreich gnug fein, ich bette denn folche mechtige, bochgeborne, gelertelaruen vnd narren, die mir boffterten, Weis yhn auch furwar auff diesmal aus groffem armut Fein ander tranggelt zugeben, denn das ich bitte, fie woltens nur mehr machen.

Demnach gan ichs zwar dem könige zu Engelland, dazu dem teufel auch faft wol, daß fie foldhe arme, elende bet- ler ober mir werden, vnd fi fo fliden müſſen, auff das fie an mir die löbliche ehre eriagen, das ifl, das ich fie fur meine flodnarren ond gödler habe, Sie wollens nicht anders haben, Denn fo war Gott lebt. welcher König od: der Furſt meinet, das fich der Luther fur yhm demütige der meinung, als rewe yhn feine lehre vnd habe unrecht geleret, vnd ſuche gnade, der betreugt ſich felbs weiblich, ond macht yhm felbs einen gulden trawm, da er eiteldred finden wird, fobald er auffwarht, Der Iere halben ift mir

387

niemand fo groß, Sch halte yhn fur eine wafferblafen ond noch geringer, da wird nicht anders aus.

Ernfilich aber ift das die meinung, das ich bitte alle frumen berrn vnd freunde ynn Chriſto, den villeicht das narrenbuch des königes zu Engelland furfompt mit meinem brieue, Sie wolten fih ia nicht feren an den titel, ven fie mit groffem mutwillen drauff gedrudt haben, vnd nu ruffen vnd iauchtzen, Der Luther habe widderruffen, Das ruffen vnd taugen las man fie haben vnd treiben, wie bob vnd weit fie wollen, Denn binver groffem rhum ift allewege nichts, wie den Vapiften bisher an mirfo mans her rhum ift zu dreck worden. Aber das ich folt etwas ynn heimlichen brieuen widvderruffen, das ich mit offentli- hen fehrifften lere, ift nichts, Vnd folt ia gleublicher fein, das, wer ſich furchtet, viel mehr feine lere offentlich ſche— wet zu rhumen, vnd lieber heimlich dauon fchweget, Sch aber ia meine lere nu fo vil tar, freylid gnug habe öf- fentlich dargethan. Aber es find Fönigliche vnd furfiliche boffen, doch fo lam vnd loſe, das fie fich verfelbigen wol möchten fchemen.

Denn fo toll bin ih, Gottlob, nicht gewefen, daß ich verboffet hette, mein brieff folte heymlich bleiben bey dem Könige alleine, darauf fie doch fich gantz verlaffen vnd meinen, fie habens troffen, Darumb ich mit allem vleig das verfomen babe, ynn demfelbigen brieue, das ich mit meiner demut nichts habe wollen meiner lere vergeben, Vnd liſe nur venfelbigen brieff, wo er recht gedrudt ift, findeftu nicht drynnen, das ich meine lere ausgenommen babe vnd furbehalten ynn folder demut gegen dem könige von Engelland, fo ſchilt mich denn frey einen böfewicht, verleuder, ond verrether Chrifti, Findeſtu es aber dryn- nen, fo richte du, was das fur gefellen find, die es dürf— fen Palinodia deuten, ich ſchreib einmal Hertzog Georgen auch einen demütigen brieff, Aber das ſtücklin mufte gleich: wol drinnen fein, das ich meiner Iere halben mich nicht fo demütigte. Mir nicht viel widderruffens odder demüti- gens der lere halben.

Summa, meine Iere ift das heubtftüd, darauff ich troße, nicht alleine widder furften ond könige, fondern au wid:

388

der alle teufel, Vnd habe zwar fonft nichts mehr, das mein hertz erhelt, ſterckt, frölich vnd yhe Ienger yhe mehr trotziger macht. Das ander ſtuck, mein leben vnd perſon— lich weſen, weis ich zu guter maſſen ſelbs wol, das es ſundlich vnd keines trotzens iſt, Ich bin ein armer ſunder, vnd laſſe meine feinde eitel heiligen vnd Engel ſein, Wol yhn, fo fie es konnen erhalten, Nicht, das ich fur der welt vnd den vnchriſten ſolchs fein wil, ſondern fur Gott und feinen lieben Chriften, Fur der welt wil ih auch fromm fein vnd bins, fo feer, daß fie nicht werd follen fein, mir die ſchuchrymen auffzulöien, Sie follen mir auch mit ver warbeit nicht beybringen,, das ich fur der welt yemand zu nah lebe odder thu, wie ich wol will yhn beybringen. Kurß, Ich bin niemand zu demütig, vnd niemand zu hohemütig, gleihwie ©. Paulus fagt: Ich fan hochfertig fein vnd fan auch demütig fein, Ich Fan mangeln vnd fan au gnug haben. Deiner Iere halben bin ich teufel, feifer, kö— nig, furften ond aller welt, viel, viel, viel, zu ſtoltz, fteiff vnd hoffertig, Aber meines lebens halben bin ich au eim iglichen Finde demütig vnd onterworffen, Wer das nicht gewuſt bat, der höre es it.

Demnab, da ich mich bereden lies, der könig zu En: gelland were vmbkeret und dem Euangelio geneigt worden, fur ich zu, vnd wolte meine perfon gegen feine perfon ent— fihuldigen, wie denn ein iglicher Chrift feiner perfon vnd werd halben fih fur den andern demütigen vnd gnade bitten fol, nach der lere ©. Pauli, Ein iglicher achte den andern höher denn fih, Vnd S. Jacobi, Befenne einer dem andern feine funde vnd bittet fur einander, Sch hette fonft widder difen noch Fein andern könig angeſehen. Was folt ich ven feyren vond vmb gnade bitten, den ich fur Gottes feind hette gehalten? Nu ich aber ven könig zu Engelland , feinem verdienft nah, da er mich fo gifftig angreift, widderumb auch wol angetaftet hatte, wolt ich mich der lere S. Pauli halten, mich) vemütigen vnd vmb gnade bitten, ald der mir nu ein ander man, denn zu: uor, gepredigt war, Dachts auch, Er wurde widderumb gegen mir auch alfp thun vnd Chrifiliche demut an mir auch erzeigen. Aber da ift fein ander gedanden, denn, ich

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bin könig, fo ift ver monch ein beifer, Alfo Hab ich die demut dazumal verloren vnd bin betrogen, Dod mir on fhaden. Er fißt proben, der die betler mit denfelbigen augen anfihet, da er könige mit anfihet, vnd er thar wol fo fee fein, das er einen könig nicht anfehe, vnd fehe einen betler an.

Es gehet mir aber warlich recht, und were unrecht, wo mirs anders gienge (wenn ich menfchlichen anichlegen folge) denn den Frebsgang nah, Mein lieber herr Doctor Ju: ſtus Sonas, lies mir feinen frieve mit anhalten, Ich folte Erafmum ia erlich angreiffen vnd demütiglih gegen yhn fohreiben, Domine doctor (fprach er) Ihr gleubt nicht, wie ein feiner venerabilis fener er if, Deßgleichen thet au (wol yhm) der feine menſch Wilhelm Nefenus, Ach wie zu Iobten mir die zween den Eraſmum, wie gar eitel En- gelifh ding muft ich hören und gleuben, wiewol mir die Apologia wider Stapulenfem viel anders fagt. Nu wie fein iſts gelungen ? Ich meine, Er habe une allen wol gedandt, fonderlih dem unfhuldigen, feinem gunftigen vnd freund- lichen Neſſeno, Doch ein weifer man fol fein Fleine thor— beit thun, Ste fonnen recht wueten (Sehe ich wol) wenn fie recht troffen werden, die fonft yderman gedult, fitti— deit vnd fenffte leren vnd auffrüden.

Deffelbigen gleichen, mein gnediger herr König Ehrifti- ern, König zu Dennemard, macht mich guteri hoffnung fo vol, des königs zu Engelland halben, das ich gleich du— nete, Lies auch nicht ab mit worten ond fchrifften, ſchenckt mir fo vil guter wort ein, ich folte nur demütiglich ſchrei— ben, e8 wurde nuß ſchaffen ꝛc. bis ich dauon trunden ward und daumelte bey mir felbs alfo, Wer weis denn ? Es find des tages zwelff ftunden, wenn du eine gute ftunde treffen kündeſt ynn Gottes namen, und den könig zu Engelland gewinnen, werefiu es ia fchuldig zu thun, vnd wo es an dir folt feplen, theteftu funde, Sch armer trundenbold, fpeyet alfo den demütigen verloren brieff he- raus, den freffen nu die few, ond zureyffen mich, Vnd ich meinete doch es weren eitel heiligen, Sch babe leyder die sermanung Chrifti nicht gehalten, Matt, vij. das ich die perlen nicht fur die few wurffe,

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Das ich mich fur Hertzog Georgen zu Sachſen aud io demütiget (Iſts werd dauon zu reden) Fam auch vaber, das grofie feine leute feiner landſeſſen mein gewiſſen er: feufften, mit groffen fodder vol vertröftung, als folts dem Euangelio fodverlich fein, das er bisher verfolget, Da fur ich daher, ein einfeltiger armer menſch, lies mich mein gemacht gewiſſen dringen, das ich ia nicht vrfach were, ſolchs ſchadens vnd hinderniß, Da traff ichs auch aus ver maſſen fein. Zu Augfpurg mufte ich mich auch demütigen, Da meinet der Cardinal, ich kröche zu freue, vnd rieff fchon, Fo, triumph. Zu Wormbs, ybemehr ich mich de— mütiget, yhe weniger draus ward, Töchts nicht, das ich mich auch alfo demütigt fur dem Churfurften zu Branden- burg ? odder was fchadets, ich widderrieffe auch auff die weife fur den Hertzogen zu Beyern vnd dem Er&hergogen Ferdinando ? Ich hoffe, es folt mir auch ein folche hofe- fuppen zu teil werden, Es hette mir leicht einer gepfyffen, ich hets gethan, Sp geichehe mir auch widderumb recht, das mir fo würde hbarabgegeben, Was fuche ich ruffichter aſſchenprödel zu Königs vnd furfien höfe ? Da ich doch weis, das ver teuffel obenan fißt vnd fein böhifter thron iſt? Ich wil den teuffel frum machen on feinen dand vnd Chri— ſtum bey yhm finden, So gibt er mir billich folden lohn, Komm widder lieber Luther, vnd fuhe noch eins Sohan- nen den teufer ynn der fünige höfen, da man weiche klei— der tregt, Ich mein, du wirft yhn finden.

Ich bin ein fchaff vnd bleibe ein fchaff, das ich fo leicht— fih gleube, mich fo furen vnd Teyten laſſe, folchen iundern zu hofteren, ond nicht viel mehr meinem fynn folge, das, wo ich eim tyrannen odder hochgelerten einen flich geben bette, ond fie drumb zürneten, Ich vreyffig ftiche hinach gebe zur rewe vnd bufle, fo mwüften fie, wie ich widder— rieffe meine lere, Syntemal ich doch weis, das die tyran— nen nichts denn den armen madenfadf meinen leib, vnd die hochgelerten meine ere nemen können, welche doch funft fein augenblid mein find. Die welt wil nicht anders denn veracht vnd generret fein odder nerret fich felbs.

Aber do, was ich des gethan habe, rewet mich nicht, weil ichs dem Euangelio zu dienft gethan habe, welchem

391.

ich wol mehr zu dienft thu vnd thun mil von Gotts ana: ven, Bnd frewe mich vber die mafle feer, das fo hertzlich guter einfeltiger meinunge von mir gefchehen ift, Vnd fo fohendlich vnd Iefterlih von der welt wırd angenommen, Denn das ift mir ein gewis zeichen, wie es Gott fo wol gefellet, ver es hie auff erden nicht wil haben vergolten, fondern recht wol (mie fih eim Chriftlichen werd gebürt) gerollt, geplagt, gecreußigt, Was von Gott fompt, dag mus alfo empfangen werden ynn der welt, Sein eigen fon ward auch alſo empfangen. Das vrieil fteht aber da, Wir verlieren nichts dran, fondern gewinnen alles, Sie gewinnen nichts dran, jondern verlieren alles, Ich habe das meine gethan, vnd bin onfchuldig an yhrem blut vnd verdamnig, Vnd wenns fund yhrer feelen on fohaden abgeben, wolt ich nicht Tiebers wunfchen, denn dag yder— man mit mir fo ombgienge wie diefe, denn das ift meine fpeife, vnd werde fett dauon, Vnd ich acht auch, das ich lengeft wie eine ſpynne verſchmacht were, wo mid die le- fiermeuler nicht fo fterdten vnd erhielten, Es heiſſt, Omnia evoperatur fpiritus in bonum electis, das ift fo viel ge- fagt, Meiner feinde zorn vnd wueten ift meine freude vnd wonne, Trotz das fie mirs weren odder verferen.

Das alles nicht on vrſache, Denn fo wir gleuben, das onfer Derr Iheſus wird am iungften tage gericht halten ober ons alle, Wie fan elender menich fein denn der Lu— tber, fo er vnrecht hat vnd falfch leret? Solcher glaube vom gericht würde yhm gewislich nicht viel guter ſtunde laften, Widderumb, wie fan ein feliger menfch fein denn der Luther, fo er recht hat vnd Criſtlich leret? Solcher glaube vom gericht fan yhm nicht viel bofer ftunde laſſen, Weil nu das gewis ift, das entwedder der Luther odder fie müffen ewiglih ynn dem bellifchen fewr brennen vnd braten, müffen ia die frölich fein, die gewis find, das fie recht haben, vnd die erfchroden, fo vngewis find odder wiflen, das fie onrecht haben. Denn fo gemwis als Kain vnd Fuda ynn ver helle fein müſſen, fo gewis ifis auch als were es bereyt da, das der Luther odder feine feinde müſſen ynn der hellen fein, welche vnrecht haben, Da wird ia nicht anders aus, das weis ich furwar. Aber dauon

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gnug, Denn man gleubt des nicht, Es ift zu hoch und zu ferne.

Da bitt ih aber vmb Rat ond fage mir, wie fol id mi doch halten gegen ſolche köpffe? Schreibe ich ſcharff vnd bart, fo nympt man vrfache, meine lere zu verdamnen mit folcher farbe vnd ſchein, Ich fey ftol, hoffertig, beyſ⸗ fig vnd gedulig, Widderumb demütige ih mich, fo haben fie aber vrſache vnd fagen, Sch fliche, Sch fürchte mich, Sch heuchle, Es babe mich meine Iere gerewen und wid- derruffe. Es gebet mir eben wie Chriftus fagt Matth. ri. Pfeiffe ich, fo wollen fie nicht tangen, Klage ich, fo wol- len fie nicht trawren, Es find kletten vnd diſtelnköpffe, wie man fie wirfft, fo feren fie die ftacheln ober fich vnd vmb fich, vnd müflen ftehen, Nur yns beflifche fewr mit folgen blumen vnd frücdten, da gebören fie bin, Du edle orte welt, wie ein Tieblich niedlich bißlin biftu doch, Vn— feltg fen, dem nach dir hungert. Das wil ich aber thun, Meiner perfon vnd lebens halben wil ich mich demütigen fur yderman, auch fur eym finde, gnade vnd gunft bitten, fo fern fie dem euangelio nicht feind find, Denn fur mein (eben geburt mir nichts denn der hellen abgrund, das weis ich gemwislich, fo es geftrenge gericht wird. Aber meine ampts vnd lere halben, vnd fo fern mein Ieben verfelbi- gen glei ift, warte nur niemand feiner gedult noch de mut, fonderlich die tyrannen ond verfolger des Euangelif, Denn da follen fie mich für einen lebendigen beiligen hal: ten, da fol nicht anders aus werden, Wollen fie nicht, fo müffen fte, fo Jange ich dran hange, dazu mir Gott helfe, bis ans ende, fonft iſts verloren. %

Sa wenn meine Iere fein andere feinde hette, venn den fönig zu Engelland, Hertzog Georgen, Bapft vnd yhre ges fellen, arme waflerblafen, wolt ich der fachen Iengeft mit eym ſtück vom Bateronfer geraten haben, Weil aber an: dere da find, acht ich folche feinde wie die iungen Niffe, welche ehe denn leuſe draus werden, ledige, dürre beige fein müflen. Ich aan aber vdenfelbigen Niffen die weil wol, das fie rhümen vnd fingen, Die fiten wir Niffe auff dem beubt des evdeleften thiers auff erden, ynn feinen ba: ren, find nicht gerings herfomens, Leufe find vnſer veter,

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die grofien Rifen, die auch den Römifchen keiſer Sylla ertödtet haben vnd viel andere, was folt denn der bettler Luther gegen ons fein? Iſt war, Niffe ſeyt yhr, Leuſe ſeyt yhr aber noch nicht worden. Ach was ift doch die welt gegen Gott vnd Gotts wort? Ein Fleiner ftaub ift fie (fpricht. Jeſaia) das ift noch geringer denn Niſſe, Was it igt Pilatus, Herodes, Hannas, Caiphas gegen Ehrifto ? Was ift Nero, Domitianus, Marimilianus ? Was ift Ar: rius, Pelagius, Manicheus? Eben das, dag vnſer tyran- nen vnd hochgelerten bald auch werden follen, Vnd Chri— ſtus dennoch bleibe, Doch das befte hierynn fur fie vnd fur ons ift, das fie es nicht gleuben, Wo fie esgleubten, feme Chriftus zu folcher ehre, vnd fie zu folcher ſchande nymermehr.

Aber was fol ich auff die Papiſten hinfürder fait zor— nig fein, welche meine offentlichen abgefagten feinde find, Vnd was fie an mir thun, das thun fie nad feindes recht, wie fihs gebürt. Aber das find mir allererft die recht: fchuldigen, meine zarten finder, meine brüderlin, meine gülden freundlin, die rottengeifter vnd ſchwermer, welcde (als mi dündt) wedder von Chrifto noh vom Euange— lio etwas dapffers heiten gewuſt, wo der Luther nit zu— uor hette geſchrieben, vnd freylih durch yhre Funft aus des Bapfts tyranney ynn ſolche freyheit und Tiecht fich fchwerlich heiten gewirdt, odder wo fie es hetten thun kun— den, heiten fie es doch nicht thurft angreyften noch wogen, Denn zu der zeit, da ich alleine ym kampff ftund, bullen ond bann, beide Bapfis und Keifers dazu aller Pariften anfechten Ieyven mufte, waren fie aus der maſſen füne, freydige, vnuerzagte helden, ftillzuichweygen, vnd mid al- feine ym ſchlam erbeyten zu laſſen, Nu mir aber Gott gnediglich geholffen hat, das ich mir vnd yhn ein wenig luft ond rawm gemadt habe, Vnd fie mir folten beyſte— ben vnd helffen vollend den fireit ausfuren, wie ich mich cuff fie verließ vnd vertröftet, fallen fie von binden zu ober mich armen wol gemarterten menfchen, vnd greyffen mich dazu gremlicher an denn die Papiften thun, Da mus ich ein newer Papift fein, Sie finde, die Chriftum recht predigen, Die Sacrament müſſen herhalten, die find nichts

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denn merdjeichen worden, Damit man die Chriſten zeichet, wie man die fchaff mit rötelftein zeichet.

Ev wie fein ftreite ich doch, Ich Liege zu felde widder die Papiften, vnd dende, meine brüderlin find hinder mir vnd helffen, fo zünden fie mir vieweil die ftad an, vnd morden alles was drynnen ift, Vnd rhümen dennoch da— zu, das folhs ein geringe ding fey, auh an den Sacra: ment nicht fo viel gelegen, darüber man nicht folle zan- den, geben vber die mas grofie, liebe, frieve, einideit, ond demut fur, Ja das fie nichts vergefien, preyfien fie fih felbs, wie groffe merterer fie find, vnd fo viel leiden müffen, auch vom Luther, Der Luther aber leide gar nichts, babe au den geift verloren, vnd gehet auff eitel rofen. Sch meine, das fey ein recht er&tüdflin, und das allerreyi- figeft ftüdlin, das mir der Ieydige teuffel bemweifen fonne. Ab auff ein ſolch bißlin folt eim ia ein trund fchmeden. Tod ift bitter, Aber das leben, welchs fol ſolche ftüde ſe— ben vnd leiden, ſolte ia nicht fo gar fuffe fein. Sch hette nicht gemeinet, dag ©. Pauln wort fo ernft weren vnd fo viel golten, da er von falfchen brüdern redet, Sch muſt es auch erfaren, was es fur ein freutlin were.

Ich hatte bisher ſchier allerley verfucht vnd erlidten, Aber mein Abſalom, mein liebes find, das hatte jeinen vater Dauid noch nicht veriagt vnd gefchendet, Mein Ju: dag, der die tünger Ehrifti zuſcheucht vnd feinen herrn ver: rbiet, der hatte das feine noch nicht gethban an mir, Das ift nu auch ym werd, Gott fey gelobt, vnd feine gnade müſſe es walten, Wunder hatte mich, warumb mir vie vers ym Pialter fo gar nichts fchmeden mwolten, da er fpricht, Der meines brods aß, trat mich mit fuſſen, Vnd abermal, Du wareft mein gefelle, m:in pfleger vnd mein freund, Die wir freundlich miteinander waren ym geheym, wir mwandelten ym hauſe Gotts zu haufen. Wie faule weyden ſchmackten fie mir zu der zeit, Aber ich meine, ich babe köche kriegen, die fie mir gewürtzt, vnd zur galreden gefegt haben, das fie mir ſchmecken müſſen. Ach vas find vie allergüldefien freundlin, Heift das des menfchen haus: genoſſen werden, feine feinde fein? Warumb verftund ichs zunor nicht ? Sind das die few vnd hunde, die fih vmb—

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feren vnd zureiffen ung, wenn wir heiligthum und perlen yhn furwerffen ? Herr Gott, wer wuft es? Do lieber iun- fer Luther, lerne ein andermal, was das heifft, Hüttet euch fur menſchen, Biftu ein Doctor, vnd mwilt ven teuffei faft wol fennen, vnd weiffeft das noch nicht ?

Wolan al zufamen, wie yhr zufamen ſeyt vnd zuſamen gehört, Zeufel, Papiften vnd ſchwermer, auff einen hauf- fen, nur frifch an ven Luther, yhr Papiften von fornen ber, yhr fehwermer von hinten zu, yhr teuffel von allen enden dran, hebt, tagt, treibt getroft, Ihr habt das rechte wild fur euch, Wenn ver Luther ligt, fo feyt phr geneien, ond habt gewonnen, Sch fehe doch wol, das alles verlo- ren ift, Es hilfft fein fchelten, fein Ieren, fein vermanen, fein drewen, fein verheiſſen, fein bitten, fein flehen, fein gedult, fein demut, fein heuchlen, fein loden. Wie ichs verfuche wende vnd fere, fo gilts nit. Wolan fo gellte der Troß ynn Gottes namen, Wen es gerewet hat, ver las ab. Wer fih furchtet der fliehe. Mein ruckhalter ift mir flard ond gewis gnug, das weis ih. Ob mir frhon die gange welt anhienge ond widderumb abfiele, das if mir eben gleich, und dende, Iſt fie mir doch zuuor au nieht angehangen, da ich alleine war, Wer nicht will, ver lafi es, Wer nicht bleibt, der far gmer hin, Wer heit hie den andern, ſprach Roſt am halseifen ? Ich fan defte frö- licher leben vnd fterben, weil ich mit folchen gewiffen lebe vnd fterbe, das ih ia mit allem vleis hab ver welt zu yhrem beften gedienet, vnd die heilige fehrifft ond Gotts wort alfo an ven tag bradt, ald ynn taufent iaren nicht geweſen ift, Ich hab das meine gethan, Ewr blut fey auff ewrem eigen Eopff, vnd nicht ynn meinen henden.

Sch bit aber vmb Gottes willen nad ein eynigs mal, Iſts euch möglich, fo feyt mit dem Luther onuerworren, Es ift werlich der Luther nicht, den yhr tagt, Ihr folt und müſſet vnd werdet des Luthers lere laſſen ftehen vnd blei- ben, wenn ewr gleich zehen welt auffeinander weren, Mein leib ift bald auffgeribben, Aber meine lere wird euch auff- reiben vnd auffrefien, Bnd zwar man folt ia ſchier fpüren, wes meine lere fey, weil fie fich bisher fo geweret bat, das noch Feiner hat yhr mügen abbrechen, vnd fur mans

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chem ſtorm vnuerzagt und vnvberwunden ift blieben. Die fchwermer meinen wol, wenn fie den Luther vnter hetten, fo furen fie auff eitel wolden. Die papiften aber meinen, vnd ich gleub es fchier auch, Wo ver Luther nicht were, die ſchwermer folten- gar bald dünne werden vnd zu Joch friechen, Sie fteben warlih auff ſchwachen beinen, fo viel ich noch yhr fchrifft gelefen babe.

Dis mein gefchweg wolt mir ein iglicher frumer menſch zu gut halten, vnd bevenden, das mirs not ift geweſen zu thun, Damit ein iglicher, den es gelüft, ein zeugnig habe von mir felbs, das ich meine lere nicht widderruffen babe noch mil, wie ich meine feinde aus vnd vmbtragen mit meinem brieue an den fünig von Engelland, fondern ſich des viel mehr verfehe zu mir, das ich yhe lenger, yhe fefter ond fterdfer werde (mit Gott gnaden) ynn meiner lere, weil beive, Papiften und Schwermer, ybe enger yhe mehr Iame, faule, loſe zoten fehreiben,, yhren yrthum zu ſchützen. Ob nu viel verfurt werden, So fey doch Gott gedandt, dag er bei feinem beufflin vnſer lere den fieg gibt, vnd ihene zu febanden macht, Fielen doch alle Juden von Chriſto, bis auff ein Heines heufflin, Vnd gang Afta von Paulo bis auff ein haus, Vnd gang Galatia dazu, Es ift wunder gnug vnd Gotts gnade, das acht menichen onn der findflut vnd drey menſchen zu Sodom blichen, Wir fonnen nicht mehr thun, wenn fie nicht wollen hö— ren, denn das wir befennen, wie wirs mit yhn nicht halten, Gott ſtercke und beware ung ynn feiner gnade. U MEN.

Vittemberg.

397

Aubang.

zur Lebensgefhihte Murners. '

Aus „von Balthafar Hiftorifhe Aufſchriften“ 8. Luzern 1778.

Thomas Murner, des Barfüßerordens, Doktor der Gottesgelehrtheit und der beiden Rechten, auch einige Jahre Pfarrer der Stadt Luzern. Das ift der berühmte Mann,

der zur Zeit der unglüdlichen Religionstrennung den Glau— ben ver fatbolifhen Kirche mit einer fih auszeichnenden Lebdaftigfeit, Gefchäftigfeit und Muth zu vertheivigen auf fih genommen, und zu einer ftandhaften Beibehaltung in diefen Gegenden nicht wenig beigetragen hat. Man legt ihm zwar von der Gegenfeite mehrere grobe beißende Sa- tyren und Schmähfchriften zur Laſt. Allein man muß nicht Jo faft den Doktor Murner als die damaligen höchſt ver- wirrten und feltiamen Zeitläufe befchuldigen, die um fo bitterer und gehäffiger waren, als jede Parthey ſich berech— tigt glaubte, die andere zu befrhimpfen, zu verfolgen und zu verwünſchen. Es ift nur allzubefannt, was für einen ſchmählich und Tächerlihen Anftrid man dem Glauben der Katholiken zu geben fih beeiferte. Murner wollte nicht ven Kürzern haben und bezahlte feine Glaubensgegner mit gleiher Münze. So unmwürdig derley Vertheidigungswaf— fen für die Heiligkeit der Religion fcheinen, fo nothwendig mögen fie doch damals, in Rüfficht diefer eben erwähnten Angriffe und der zu diefen Zeiten herrſchenden Dummpeit und Rauhigfeit ver Sitten geweſen feyn. Logif, Vernunft: ſchlüſſe, Sanftmuth, Beſcheidenheit hätten zu nichts gehol—⸗ fen. Die ſchwärmeriſche His wallte allzuftarf in vem Ge: blüte, und das Bolf, das in einer folchen großen Staats: und Religionsveränderung das wichtige enticheidende Werk: zeug war, mußte nah Maaßgabe feiner Berfiandskräften gleichſam finnlish auf diefe oder jene Seite gelodt, over

398

unbewegt im Glauben feiner Bäter beftärfet werden. Mur- ner war vorzüglich aufgelegt, dieſe alttheologiſche Rolle zu fpielen und das zu bewirken, da lauter Leben, Witz und Laune in feiner gefrhäftigen Seele ſchwebten. Er predigte nicht nur auf Kanzeln, fondern, je nach habendem Anlaß, auch auf öffentlichen Plägen, wo er ſich zuweilen eine Schaubühne errichten ließ ; er ſchrieb nicht nur, wie ſchon bemerft worden, verfchiedene theologifche und faty: rifche Abhandlungen, fondern, um feiner Feder und feinem Eifer einen noch größern Borfhub zu geben, legte er in feinem eigenen Haus eine Druderei an, deren Dienfte eben dahin gewidmet waren. Lange hatte man den Argwohn, die Geſpräche der Religionsvifputation in Baden feyen von ibm verfälfcht herausgegeben worten ; aber feitvem 1720 die Driginalfhriften in einer Mauer des Schloffes zu Ba: ven entdeft worden, wurde man überzeuget, daß Murner fih nicht der mindeften Untreu fchuldig gemadt. Derley und mebrere Beichbuldigungen find diefem Gelehrten ſowohl in Altern, als noch in heutigen Zeiten *) häufig zu Theil worden, deren Werth oder Unwerth zu unterfuchen da nıcht der Ort ift. Phäders Denfipruh mag ihm, fowie vielen andern zum Schußmantel dienen :

Kein fremdes Anfehn fey dir ein Gewicht, Dein Urtheil da, dorthin zu Ienfen. Denn Der Menſchen Eigenlieb, unendlich nad Dem eignen Bortheil felbft mit fich entzweit, Last von der Gunft zum Lob, vom Haſſe fi Zum Theil blenden, ver ift dir befannt, Den du aus eigner Erfahrung fennft. **)

Grauer.

Murner follte, zufolge des im Jahr 1529. zu Kappel errichteten erften Landsfrieden, vor dem eidsgenöfftichen

J Man belefe unter andern Schriften Waldaus Nachrichten son Thomas Murners Leben. 8. Nürnberg 1775. “*) Opinione alterius ne quid ponderes; Ambitio namque etc,

a

399

Recht in Baden erfcheinen, um ſich gegen die Klagen der Gefandten von Zürih und Bern zu verantworten; fand aber ratbfamer, fi in der Stille zu entfernen. Das mag die Sage erzeuget haben, er fey nahe bei Luzern ermor: det worden. Es ift im Gegentheil erwiefen, daß Murner noch einige Jahre in Niederdeutſchland gelebt und noch etweldhe mit fatyrifchem Salze vermifchte Schriften gegen die Reformatoren ans Licht gegeben.

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Ehezuchtbüchlein, Podagrammiſch Troſtbüchlein, Flohhatz.

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Das Philoſophiſch Ehzuchtbüchlin.

Oder,

Des Berümteften vnd Hocherleuchteften Griechi— Ihen Philofopht, oder Natürliher Weißheyt er- fündigers vnd Lehrers Plutarchi Naturgefcheide Ehelihe Geſaz, oder VBernunftgemäfe Ehegebott, durch anmutige Fuftige Gleichnuſſen ganz Tieblich getractiret.

Sammt defielbigen auch Gründlichen Bericht von ge bürlicher Ehrngemafer Kinderzucht.

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Darzu noch eyn ſchönes Geſpräch, von Klag des Ehe:

ftandg, oder wie man eyn Ruhig Ehe gehaben mag, ge than worden.

Alles aus Griechiſchem vnd Lateinifhem nun das erftmal inn

Teutſche Sprad verwenvet

3.86 M.

3u Straßburg.

M. D. LXXYVLIL,

Dem Ehrnbaften und Wolachtbaren Herren Ib—

ahim Herb, Burgern zu Straßburg, meinem gön—

fiigen Herren, Freund, vnd vertrauten lieben Gevattern,

Ehrenhaffter, Wolachtbarer Herr, Gonitiger lieber Ge— patter. E. U. ift zweifelson zu wiſſen, swie zu vnſerer zeit nu vilerley Ehbüchlin, fo von der Eheleut fchuldiger gebür handelen, inn Truck feien auskommen: Welder et: tiche ganz Theologifh, vnd H. Geſchrift gemäs, geichöpft fint aus onferer Chriſtlichen Philofophie: etliche mittelmä— fig, geftellt zum theyl aus Göttlicher Gefchrift grund (des ren fih die ware Gottergebene Chriften benügen) zum they! aus Vernünftlichen eingenaturten Lehren erholt, mit welchen fih die Naturgefolgige Kiuge Heyden beholfen.

Wiewol nun folhe Hausbüchlin ſamtlich, allen ande: ren, von desgleichen geichäfft lautenden Büchern, billich weren vorzuziben, als die zu vnterweiſung der Ehver: wanten, nicht alleyn Natürliche, vnd Menfchlidem gemüt anmütige, fondern auch vbernatürliche Himliſche Mittel vnd Lehren baben zu hülf gezogen vnd genommen.

Sp fpürt man nicht des weniger inn täglicher erfarung, das inn Menfchlichen Auferlichen händelen, nichts die leut alio fehr bewege, ermane, weife vnd Iehre, dan fo man fie inn jre evgene Natur oder Anartung füret, fie mit jrem angebornen vrtheyl vnd verftand vberzeuget, jren, wie man gemeynlich fpricht, die Hand im Sad ergreiffet, fie gleichfam mit jrer eygenen Hug-geachten vernunft vnd wehr Schlägt, vnd jnen jr Natürlich Liecht, darmit fie fich ſelbs alfo fehr kitzeln, unter der Multer herfür ziehet, vnd

in ee

405

dermafen unter die Nafen hebet, das fie, es fei jnen lieb oder leyd, fich felbs darvon erfennen, vnd darob entweder

erſchamen ond fih befferen, oder fih gänzlich aller finn

und vernunft begeben vnd Auferen, ja verzweifelterweis aller Menſchlichkeyt abthun müfen.

Difer Vrſach halben, zweiffelt mir nicht, das fonderlich

difes Philoſophiſch Ehezuchtbüchlin des angenämer fein werde: dieweil es, zudem, das es mit naturgemäfen vnd Menfchlicher Bernunft anmütigen [ehren vmbgehet, auch vber diß, die gegenwärtige Bernunftgenäme vnd Naturverftändige Ehelihe Bnterweifungen auff zwo ſon— dere Juflige arten vnd manier hanvelt vnd ausfüret: als nämlich Gefazweis, vnd Gleihnusweis: deren das eyn feiner fürge halben ver gedächtnus wol befommet, das ander von wegen gemeyner verglichenen ſachen dem ver: fand wol vienet. Auch wird es von deswegen des meher ond höher ge- arbtet fein, weil es von eynem folchen fürtreflichen hohen Meyfter herfommet: nämlich dem Erfareneften, Belefene- fien vnd Gelehrtefien onter allen Griedifchen Philoſophis, benantlih dem Plutarcho: deſſen Bücher billih bei allen Gelehrten für eyn Weisheytſchaz verrufet fint.

Es hat aber folder Plutarchiſchen Zractat etliche, vor vir oder fünf Jaren, der Hochgelehrt, mein gönftiger lie— ber 9. Schwager, Doctor 3. Fifhart G. Menzer, aus ermanung viler fürnemer Herren ond freund, bei welchen fein Vena vnd stylus des Zeutfchen vertirens inn ad: tung fommen, neben feiner weil, für luft vnd übung zu verteutichen angefangen: vorhabens, mit der zeit deflelbi- gen nußlichfte Opuscula alle zu vertofmetihen: darmit männiglich zu verfiehen zu geben, das wir Teutfchen, wa wir ons der müh nicht verdrüſen liefen, vnd onfere Sprach, wie wir billich aus liebe gegen dem Batterland thun fol- ten, excolirten , gleich fo wol, ja beſſer, als andere vn— vollfommene, gebettelte vnd ge’pättelte Sprachen, Eönten die herrliche Philofophifche Materias inn vnferer vnver— mengten, reynen ond für ſich felbs beftändigen Muter: ſprach auspringen.

Demnach er aber folch werd anderer nötiger geſchäfft

406

halben nicht vollfüren mögen, vnd ich gleichwol gefehen, das alfbereyt die gegenwärtige zwen Tractatus, von Ehe: gefagen, vnd der Kinderzucht, dermafen verteutfchet wa— ren, das fie vilen-zu gefallen vnd Nuz möchten gereychen, bab ich treuer meynung angehalten, folche nicht zu vnter— trugen, oder geringächtlich hinzumerffen, fondern mir zu gonnen, fie inn Truck zu färtigen: vnd daffelb aus zwoen orſachen, erfilih hiedurch vilen an deren Hochbegabten yerfonen (wo er es je nit felber aus allerley vngelegen— best ausfüren könte) zu vertirung eynes folchen Töblichen werds, Mut vnd anleptung zu fhaffen: und nachfolgends darmit männiglihes ſtands Eheleuten zu jrer vnterwei— fung vnd wolfart zu dienen.

Welchs er mir dan, nit alleyn aus Schwägerlicher ver: wantichaft, fonder auch von wegen ver lezten nun gedach— ten vrfach nicht bat abichlagen wollen: aber inn der er: fien angezogenen vrſach etwas bevendens gehabt: dem— nah fih heut allerley ernfthaftes difputirens vber dem Zeutichen transferiren erhebet vnd begibet.

Seitepynmal etliche nit vngeſchickte leut, aber auff frem: den Rum zu vil verneygte, vnd darneben eygner Heymi- fher Ehr vneiferige fih finden, melde alles Zeutfches fhreiben von den guten Sinnreihen Künften, fo etwan von den Griechen vnd Latinern befchriben worden, ſchel— ten vnd ausplodern: Fürgebend, das man erſtlich var: durch die Künſt inn eyn Kleynarbtung pringe, vnd bei viln ärgernus anrichte. Welchs eben eyne beſorgung iſt, wie jener Römiſchen Gottsdienſt Rümling, ſo keyn Sprach⸗ wandelung der Heyl. Schrift zulaſen, förchtend, man möcht dieſelbige viler Wunderthaten vnd Geheymnusreden halb nicht gnug Heylig, glaub vnd ehrnwürdig halten, vnd damit zu manchen Ketzereien vrſach geben.

Welche oberwitzige fürſorg doch, die Heyl. Evangeliſten, fo mit Göttlicher klugheyt erfüllet geweſen, nicht abgehal— ten hat, das ſie nit dasjenig, was ſelbs der Himliſch Tol⸗ meiſch des Buches mit den Siben Sigeln, nämlich Chri— ſtus, inn Spriſcher ſprach auff Erden verkündet vnd ge: redt hat, inn der damals gemeynſten Sprach der Heyden, nämlich Griechiſcher ſolten beſchriben vnd ausgepreytet ha—

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ben. Desgleichen auch die Römer oder Latiner nit abge: ſchreckt, das fie der Apoftel Griechifche ſchriften nicht inn jre angeborne fprach vberfezten und gemeyn machten. So hat auch ver Heyl. Dieronymus von wegen folder für- wißiger gedanden vnd einred nicht onterlafen, die ganz 9. Schrift inn feiner Muterfprah der Dalmatifchen over Sclavoniſchen auszupringen.

Was dörfen uns dan dife ſchöne vnerbettene Fürfpre: then fremder War, vnd vernichtiger anheymifch gewachſſe— ner, die genommene vnd üungegebene ärgernus fürwerfen ? Sie wiſſen ja felbs den vunterfcheyd unter ärgernus geben ond nemmen. Die Weißheyt, fpricht Salomon, ift gemeyn, fie rufet auff der Gaſſen vnd den Scheydftraffen, aber vil verfiehen fie lez nach jrer Narrheyt, vnd halten fie für eyn Zhörin. Was fan da die Gerechte Weißheyt für eyn Närriſche boshaftige Sele, für vnreyne Sinn, für eyn leib der Sünden vnterworfen, ond, wie Paulus fagt, für Menfchen inn eyn verkehrten Sinn gegeben? Sie haben wol all Hertzen, aber nicht befchnittene Hergen : Sie ha— ben all Dren, aber nicht Oren zu hören: Es hörens wol vil, aber verwarens nit all. Derhalben lafen fie wol ven Reynen alles reyn pleiben.

Wann jnen fo fehr an der ärgernug gelegen ift, wa: rumb lehren und leſen fie ſolche, wie fie fagen, gefärliche Künft inn den Schulen, ond Iegen fie den Kinderen vor ond aus? warumb Iehret man die Jugend diefelbige Spra- Shen, darinn fie felbs befchriben fint, das fie darnach die— felbige des freier inn den Hauptſprachen Iefen mögen ? warumb Iehret man fie die verzauberte Hechffenbüchs Pan- dorä, daraus alle Teufel ftüben follen, auffthun? warumb weifet man den Armen Polydectem, wie er des Derculis vermachten Köcher, darinn die todgiftliche pfeil fieden, fol aufprechen, welche jm darnach zu feim vwerterben inn den Fus fallen ? vnd lehrt fie, wie man fpricht, inn die äſchen ond den Rus blafen, das fie fich felbs darob plenden vnd bemafen? Soll dan das gift mehr Fraft haben, wann man es Zeutfch, dan fo man es Latinifh nennet? Sol eyn Latinifcher Schulſack wider das vergiften meh als eyn

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Zeutfcher vermögen? vnd an den altersgeftandenen perfo- nen eber vnd mehr wirden als an der Jugend?

Aber es ligt jnen hieran niht. Dan man mweys wol, das König Eyrus nicht deshalben die trundene knecht für dem Tiſch hat ombgaufelen vnd vnflätig fein lafen, das darumb auch die gäft zu ſolchen Trunfnen vnflätern wer: den folten: vnd jener Maler pflegt nit darumb feinen Lehrjungen eyn Vngeſchickt häßlich gemäl fürzuftellen ond zu befchreiben, das fie es nachmachen, fondern gänz- lich meiden folten? Sp weys zuvor eyn jeder, das er fi nit vor dem Namen Judas, fondern feines Heylands ney— gen ond entdecken folle. Sonder vilmehr ligt es jnen da, wie fie dan fich felber merden lafen, das fie inn ver- mummung fremder ſprach vnd Red, vor andern etwag mehr geachtet feien:! dieweil fie frei Sprechen, was gemeyn wird ſchlechtlich, das werd gemeynlich verächtlich. So hör ich wol, es Jigt jnen nur daran, das der Eynäugig vn— ter den Blinden der König bleibe. Iſt jnen dam jr engen ehr meher angelegen, dan ver gemeyn Nuz? verpfenvet. fie alfo ver Neid vnd ehrgeiz, das da fie den Bronnen der Hauptfpracen befiten, vnd aus ver quell ver Künft trinden, fie noch anderen die Bächlin darvon vergonnen?

Wie fint fie fo forchtſam, das fie beforgen, die Bäd- lin werden jnen die quell engihen, oder den bronnen be- trüben vnd fehänden ? fo doch die Bächlin aus der quell jre auffenthaltung ziben: Wie fint fie fo blind, das fie meynen, difes fol eynen quellbronnen oder eynen Fluß verächtlich machen, wann er von vilen mag genoffen, vnd männiglich gemeyn vnd nuzlih werden? Difer vergonft zepgen keyn gelehrt, Kunfigefhidt und Weißheytgeneygt gemut an.

Keyn wunder wer e8, das folchen vergönftigen, eygen— nugigen, vnd vor Kunft aufgeblafenen Kunden, die inn Gottes gaben fiolgiren, Gott der recht Vrſprünglich Aus- fpenver der Gaben, jnen vnd anderen zu eym wunder vnd erempel, jre Duell, die fie nicht gegraben, vnd gleich: wol drauf trogen, erfeygen und ertrodnen, vnd inn der Bächlin eym eyne quell angehen vnd entipringen liſe welches warlih, wo fie alfo fortfaren, mehr zu beforgen

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ift, als das die Künft inn Ländlicher Sprach folten ver: achtlich werden: Dieweil fie deſſen an den Magiichen Chal- deern, Hieroglyphiſchen Egyptiern vnd Cabaliſchen Juden: ja heut an den Toſcaniſchen Italiänern exempel ſehen.

Ich möcht aber wol von diſen fremdgenaturten Land— ſprachſcheuen Wizling vernemmen, ob ſie auch ſagten, das die Römer oder Latiner, damals, als fie die Philoſophy ond allerley fünft aus der Griechifchen ſprach, darinn fie alleyn befchriben ftunden, inn die Latiniſche zogen, vnd allen jren Spradverwanten gemeyn machten, darumb dis felbige Künft verächtlih gemacht heiten? Sagen fie eg, fo fint fie erfilich wider ſich felber: angefehen, das fie darumb fo Hoch und herrlihs, wie billich, von den Be redtfien Römer Eicerone halten vnd rümen, dieweil er zum erfien alle gefchicklichfeyt und Weißheyt ver Griechen aus jrer Sprach inn die Latinifch verfezt und verwendet hat. Demnach fo widerweiſet fie die erfarung, das die iehrgeichieklichfeyt und Künft nie zu feyner zeit inn mehr achtung vnd plüh geftanden fint, als da fich allerley ges fhwinde gutgeartete Köpf und hohe leut vnter den Rö— mern bemüheten, mit ven Griechen gleichfam vmb die wett von den tieffinnigften Künften zu ſchreiben. Sagen fie es nit, was dörfen fie fih dan alfo grob an jrem Batterland vergeffen, welchs heutigs tags fo hochbegabt, ond an klugem verftand vnd Künftlicher erfindung allen andern Nationen vorzihet, ja mit dem glanz der ewigen Warheyt vnd Himlifcher Weißheyt erleuchtet ift, das fie es für tölpiſcher, ongefchicter, wilder, Barbarifcher vnd onmenfchlicher, als vie Römifche vnd Latinifche Heyden ſchätzen. Fa es auch jrer zier, die man jr anthun will, gedenfen zu berauben.

Seiteynmal feyn gröfer zierd dem Batterland mag wi- derfaren, dann fo man feine Sprach übet, fchmudet, her: fürmutzet, auffnet vnd excoliret: wie folches ver inn Krie— gen vnd mwolredenheyt erfaren Held Cäſar bezeuget, mit dem, das er fagt, der Cicero hab mit vberfeßen der Grie- chiſchen lehr, Weißheyt vnd Künft, oder mit erweiterung vnd vermehrung der Nömifchen Sprach, gröfers, wunder: lichers vnd Rumiwürdigers gethan, als er mit Hörsmäch—

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tiger erweiterung der grengen des Römifchen Reiche. Da: her fagt recht der von Latinifcher Wolredenheyt berümt Cardinal Bembus inn feinen Staliänifchen Prosis, darinn er von vbung vnd erweiterung der gemeynen Landfprach handelt, das diejenigen, welche alfo grofe forg, fleis vnd müh anwenden, auff eyne Sprach, die allbereyt erweitert, ond zum herrlichften auspalirt, vnd zum höchſten gebracht worten , gleich wie die Griechiſche vnd Latinifche ift, nur holz inn Wald, Sand zum Mör, und Waſſer inn Bron: nen tragen, oder, wie wir fprechen, füren Häfen gen Has genau, vnd Ruben gen Straßburg: Ga fie thun eben wie eyner, der inn eyner ferrgelegnen vnd verlafenen ge— gene grofe Palläſt aufs foftlihft und herrlichſt bauet, vnd er daheym inn feiner Statt inn eym baufälligen ſchnöden Huttlin wonet.

Deshalben fo laßt vns nit mehr inn zirung des Bat- terlande fo vnachtſam fein, das wir mehr fremde als vn— fere eygene äcker baueten, vnd es mit liederlichen Stroen Hüttlin entfiellten: fondern laſet vnſer jeden forthin nad vermögen feiner im verlihenen gaben, neben den Grie: chiſchen vnd Latiniſchen Palläften, auch vnſere die zeit ber . ongeachtete Häufer ftattlih aufbauen, ja fo vil möglich, denfelbigen zubauen: fo werden wir erfaren, tag Gott, der inn allen Sprachen will gelobt fein, auch inn vnferer Sprach wird wunder wirden: wie er dan allbereyt mit der Theology hat erwifen, das man diefelbige fo veitlich, bell ond reyn als inn andern Spraden mag Iefen: Fan er das inn eynem, fo fan ers auch inn meherm.

Aber was balt ich euch, Gönftiger Lieber Herr Gevat: ter, lang auf, mit diſem ftreit ver Sprachen, der wol weitläufiger ausfürung bedörfte: dan difes nur eyn ant— wort auf eyn Argument ift, deren fie doch mehr, aber fehr onfräftig zufammen leſen, welchen etwan zu anderer zeit foll geantwort werden: dieweil ich hie den modum praefationis nit vberfchreiten mus: Es ift mir ondas bierinn gangen, wie eym der mit eym lieben freund vber feld ziehet, vnd inn dem guten gefpräch fehir für dem ort, dahin fie wöllen, vbergeht. Dan im eingang hat ich mir fürgenommen, €, A, difes Ehebüchlin anzutragen vnd

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zu commendiren, da ich nun auf den weg komm, hab ich beinah den scopum dedicationis vberſchritten: derhal— ben mus ih nun wie eyn vergeffener Gänger des ge: fhwinder wider zurudlaufen, vnd nah dem engen be: eriff difes Blättlins des Furzer abpreden. Aber €. 4. weys, das Plutarchus das vil wort treiben vnd die ge— fchweßigfevt von warer freundfchaft ausichlifet, weil es mehr zur fohmeychlerei, dan freundfchaftlicher treuhertzig— feyt dienst. So wir dan nun eyne merfliche zeit her eynander nit anders, als inn aller vertraulichfeyt, Tiebe vnd freundichaft erfant haben, will ich weder meine Euch erfante dandbarliche Treuherzigkeyt nunzumal mit vil wor: ten rümen, noch Euere vilfaltige mir bewifene gutthaten, vnd noch täglih vblihe freundfchaft weitläufig einfüren vnd preifen: fonder vilmehr beyde folhe durch vnaufhör— lichen freundlichen willen vnd treue Gevatterfchaft beftät- tigen vnd fortfeßen. Zu bezeugung deſſen will ich euch, Gönftiger Lieber Herr Gevatter, gegenwärtigs Ehe-Zudt: büchlin treulichfter meynung zugeichriben und dedicirt ha— ben: bittend, ſolchs nach Euerer gewonlichen freundlichfegt Gönftig auff und anzunemmen. Hiemit euch famt euerer geliebten Haußfrauen vnd Kindern inn des Allmächtigen ſchuz befehlend. Geben inn Strasburg, auf Letare, difes 1573. Zar. E. A.Dienſtwilliger Compere

Bernhard Jobin.

Des Fe und Weißhait erleuchteten Philoſophi Plutarchi

Ehliche und Geſaz.

Den Neubeheurateten Ehfeuten, Pollian vnd Eurpdiche, wünſchet Plutarchus vil wolfart zuforderſt.

Nachdem Euch baide, nach dieſes Lands Hailigem

ſitt, Die Prieſterin der Göttin Eeres, nach gemainem

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prauch inn Die Ehliche Beifchlaffammer bat eingefchlof- fen, vnd aljo darmit euch forthin Ehlich Bei ainander zu wonen verpflichtet, und Die Eh beſtättigt: Silte ich Darfür, mich mit gegenwärtigen wolgemainten jchreiben nichts ungefügtes, noch obgedachtem löblichen prauch wideriges fürzunenmen, jo ich Euch neben gewünſche— ter Wolfart, mit guten Nußlichen erinnerungen vnd lehren nun zumal vorginge.

Ir wiſſet ongefärlich, daß die Gefangerfahrene, jrer Geſangweiſen aine, die fie auf den Inſtrumenten jpi- fen, nennen den Sippotborum, oder den Sengftiprung, als 06 damit Die Pferd aufgepracht würden, Die Stu— den zu bejpringen.

Es befindet ſich aber, das die Philofophia oder Meis- beiterfantnus vnter vilen andern berlichen Anmeifungen, Darmit ſie Die leut pflegt zu tugendlichem wäſen auf- zupringen, auch aine von Ehlicher unterrichtung einhält, welche zwar nicht minder fleiffes, dan andere Weishait- lebrfame Stuf wol würdig: als aine folche, welche Diejenige, -jo ſich inn ftäter Einſamkait des lebens mit ainander zu betragen verglichen, Durch ſüſigkait jrer leh— ren dermaſen aufpringen, ja gleichlam erwaichen, er— ofen vnd bezauberen fan, Das fie gegen ainander Holdjeliger, Sanftmütiger und gefchlachter fich ergeben.

Aug welcher vrſach dan ich bewegt worden, folcher Erinnerungen etliche der Fürnemeften, welche euch, als die inn lehrnus der Philoſophie auch grofen fleis zu— gepracht, on Das zum thail zuvor befant, nun zumal bie inn gewijje Articul vnd vergleichungen zuſammen zu tragen und kurz einzuzihen: damit aljo baides der gedächtnus zu Dinen, und euch jungen Ehleuten difel- bige, als ain wolgemaint Hochzeitgeſchenck oder Bräut-

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gab, und für ainen Klugmachenden Hausrat anzutra= gen und zu verebren.

Beineben die Mufas andächtig bittend, Das ſie inn euerer Ehe der Ehmalterin und Huldgöttin Venus, ainen treuen beiftand laiften wollen, Demnach jnen, als Götlicher vnd Menfchlicher Elughait Förderin, nit minder gebüret, Die Ehen vnd das Häußlich weſen Durch PBernünftige Neden vnd gleichhälligkait der Weishait lehren recht zufammen zu ordenen vnd zu veimen, als jnen aezimmet, aine Lauten oder Cythar recht und wol zu ſtimmen und einzurichten.

Dannenber Die Alten das Bid des Gefprächkünft- lichen Mereurij vil ond oft neben die Libmächtige Ber, nus pflegten zu jegen: anzuzaigen

Das die ergezlichfait der Ehe

Fürnämlich inn der Red ond gefprächfamfait ftehe Vnd das fain Ehe Nimmer mit luſt abgebe,

Sie werd dan vnterhalten ſtät

Mit guter ond mit Kluger Red.

Sie ftelleten auch zu Difen zwaien bilderen noch hinzu die Bildnuffen der Anmütigen - Ööttinnen Der Gnadfeligfaiten oder Gratien, vnd der Sanft Tprächfa- men Begütigerin oder Suadela: zu bedeuten, Das Die Ehleut, diſes, jo fie von ainander begeren, holdſelig— Ich mit freuntlichen gütigen Worten, nicht mit pal- gen, pochen, troßen vnd zanden fordern und erlangen ſollen.

Solon, der Geſatzgeber der Athener, befale, das jede Hochzeiterin, zufor ehe ſie dem Präutigam beiligt, ain Küttenapfel eſſe: on zweifel mit ſolchem geordneten prauch verſtehen zu geben, das gleich die erſte freund- liche verainigung foll anfangen mit füjtgfait vnd holb-

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jeligfait de Munds, der Stimm vnd Worten, Ia aljo zu reden, auch mit liblichkait des Athams, vnd fich jolcher weis fortan volltredfen.

Das gleich die erfte frenndlichkait, Sp mit Mund vnd Stimm wird berait,

Soll füßer feyn als Küttenfaft,

Vnd pleiben immerdar verbaft. Dann tie die erfien Red vnd küß Anfangen baides thails fehr ſüs,

So ioll es pleiben vnverwent,

Gleichwie die Kütt Rund ift on end. Solchs lehrt die Taub auch, das mans thır, Welche man gibt ver Benus zu,

Dan eh den Tauber fie begrüfet

Stäts fie in vor fihnäbelt vnd küſſet.

Im Böotierland ift der prauch, Das auf den tag der Hochzeitbegängnus: wann man die Braut, mit dem Gälen Seuratichlaier, welch ain zaichen jrer vermä- fung ift, verhüllet, jo jest man jren auch ain Kränz- in von Wilden Spargen auf: diweil diſes kraut aine ſehr ſüſe frucht aus ſehr ftacheligen Dornen trägt. Alſo auch die Neu Ehgetraute, ob fie wol erftlich fich et— was vnholdſelig, fremd und beichwärlich erzaiget gegen jrem Neuen Ehwirt, welcher fie doch jolcher fremden weis halben weder fcheuet noch verfchmehet, thut ſie jm Doch nachgehender zeit ſehr ſüſe holdſelige beimo- nung, vnd wird mit der weil feine gefolgige zugethane Gehülfin.

Wie ſehr die Wilde ſticht Pringt fie doch herzlich füfe Frücht: Alſo wie ſehr die Neu vermählet Sich erſtlich etwas vngleich ſtellet, So wird fie mit der weil doch gütig Das fie mit dem Man wird aimmiütig.

LU nn

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Melche aber die erfte unmilligfaiten, zänklin und widerfinnifihe weifen der Jungfrauen nicht mögen ver— tragen vnd ausdulden, ſint nit vil geſcheider, dan die, welche von wegen herbes ſafts der erjten vnzeitigen Trauben, darumb ainem anderen Die nachfönftige zei- tige wolten lajen.

Vnd hinwider gehet silen Neuverheuraten Frauen- bilderen, die ab jren Männern, von wegen erjter An— ſtös vnd Vnrichtigfaiten jo gar großes mißfallens ha— ben, wie dem, der nun der Imen ftich bet empfangen und ausgejtanden,, und gleichwol darüber aus vertruß den Honigraht, melchen er allberait inn der Sand hilt, hinwegwurfe.

Wer iſt, der zeitig Ops wirft hin

Weil das vnzeitig beiſſet jn?

Alſo wer will ein Weib verſtoſen Die jr gleich erſtlich nicht kan moſen,

Vnd mit der zeit doch wird geſchlacht,

Das fie dem Man all fräude macht? Vnd der den Angel ſchon hat hin Was förcht er ſich meh for ver Bin?

Das er darumb hinwerfen wolt

Den Imenkorb, des Angels fold:

Alfo die fhon den Man hat genommen, Vnd erfilich fie rauch an ift fommen,

Aber daſſelb Hat überwunden,

Bas wolt fie jgund erft zur flunden Da nun die füfe fraud geht an Bertrüffig werden aber dem Man?

Dieweil fo füs nichts wachſſet hie

Das nicht fei erfilich bitter frü:

Bnd wer den Honig will erjagen Mus fih der Imenſtich verwagen.

Dermwegen gänzlich inn angehender Eh von nöter thut, gleich erfimals fürnämlich dahin ich zu gemänen vnd anzuziben, das kain thail dem anderen zu etwas

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vnwillens oder vertrüßlichkait vrſach und gelegenhait gebe. Aus betrachtung, Das Die gefchirr und gefäs, fo gar neulich aus gefunderten ſtücken fint zufamen- gefeget und geleimet worden, am erften jehr Teichtlich, auch aus jedem geringen anftos jtch mögen zerichäl- fen vnd von ainander zerthailen. Sinwider aber, wann nachgebends mit Der Zeit der Leim ftarf erhärtet, und Die zufammenfügung vnd verbaftung recht innainander wachjiet, man ſie faum darnach mit feur und Eifen fan von ainander pringen ond zertrennen.

Allweil der Leim ift frifh am Holz Reißt man die Federn bald vom Bol: Wan aber verfelb nun eraltet Am Bolz, die Feder erft ftarf haltet. Alfo allweil die Eh ift neu Sf die Lib etwas zart vnd ſcheu: Welche warn man fie nicht ftäts ſchiret Das fie ein bftändigs Feur gebiret, So mag leicht Schlagen was darzu Das die Scheu Lib gebirt onrhu. Aber wann man fteif pleibt verbimden Bit man das raub hat überwunden, Sp trennet fie Fain onfall mebr, Dimweil die Lib ift gewurgelt fehr, Vnd fo erftarft, das fie ausſtehet Alles Wetter, waher e8 gebet, Gleich wie ein wolgmauert Haus verharret, Dran die Stain im Kalf fint erftarret. Darumb nur erftlich zfammen ghalten Das man fih fain onwill las fpalten, Sp wachſſen alsdan mit ver zeit . $r Hergen innainander beid, Ufo das man darnach befind Das fie zwen Leib eins Herßens fint:- Dan vil ding thut man mit der weil, Welchs man nicht thun kann in der eil.

———

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Fa gleich wie Das feur fich inn dem Haſenhaar und am firo ond den Spreuern jehr leichtlich anzin- det, aber wan man jm nicht gleich matert zuftofet, die es aufpringen ond unterhalten, auch bald mwider- umb verlefchet, alio bat es auch ain geftalt mit der fibe der Neuverheurbateten perfonen, welche nur aus prunft der jugend, vnd von ſchöner geftalt des leibs ber pflegt zu entprennen vnd jich anzufpinnen: Dan difelbige fan man nimmermeher für taurbaft ond be— ftändig erfennen, jte hab dan alſo inn Das Herz ge mwurgelt, vnd es dermaſen eingenommen und bejeflen, das fie zu baiden jeiten auf gleiche anmutung, fitten, ainmütigfait vnd willen gegründet werde.

Das Stroen feur erlefchet bald,

Wann mans mit Holz nicht vnterhalt, Alfo die Jung neu lib bald Tefchet Wa fie ver Standmut nicht befeftet,

Wann nidt die Jung Vnachtſamkait

Recht laitet die Bedachtſamkait,

Alfo das man wird ſo verfiändig

Das man die erft lib macht beftändig Durch fräten Mut vond gleichen finn, Die, wie ain quell, on aufhör rinn.

Das fiichen mit den DVergifteten Ludern gibt wol bald fiich, aber es verterbt fie auch, Das fie gefärlich zu eſſen werden. Gleicher mainung auch die Weiber, welche durch Libtränf, Bulgift ond zaubereifünftlin die Männer zu verſtricken vnterſtehen, vnd alſo vileicht jrer durch erbaizung vnd verleckerung der Wolluſt mäch— tig werden, verbeſſeren darumb jre gelegenhait nicht, ſondern machen, das ſie darnach jr lebenlang müſen mit Vnrichtigen, wetterläunigen vnd ſinnverruckten När- riſchen Ehgefärten behenget jein.

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Dan was haben der Königin Circe genuzt, gedinet oder für luſt geben Diejenigen, welche jte Durch zau— berei inn Hund vnd Ejel verwandelt, vnd inn Vn— menschliche Vihiſche vnd ganz vnanmütige art verferet bat? Sat nicht ſie, wimol ain vnverzauberte, vilmehr den Klugen Helden Blyffen, der ſich inn allem, vnd jonderlich auch gegen jren wußt fürftchtig vnd gefcheid- lich zu halten, übermäftg beftig gelibet?

Derbalben mit difen Weibern, die vil Liber mwöllen Närrifchen oder alberen Männeren gebiten, als weijen verständigen geborchfamen, eben geichaffen ift, wie mit diſen, Die lieber plinde leut auf der ftrafen füren, als jebenden vnd des weges erfahrenen Menjchen folgen vnd nachgeben wöllen.

Die Weiber fünnen nicht glauben, das die Königin Vaſiphä ainen Ochſſen lib gewonnen habe, diweil jte mit ainem jo mächtigen Reichen König Ehlich begabt ware: jo fie doch tägelich vor jren Augen etliche ſehen, die ſich mit jren Ernftbaften, ebrengefliffenen erbaren Männeren nicht wol betragen, aber mit Vnflätigen, gailen vnd vnzüchtigen Funden, gleichfam mit flinden- den Böden vnd Hunden, vil liber zubalten.

Man findet Menjchen, die aljo ſchwach, plöd vnd jo obel geftaffirt jint, oder ſonſt aus zärtlichfait, jrer jo wol zu ſchon wiflen, das ſie nimmer auf Fain pferd ſich zu ſchwingen pflegen, jondern leren vnd gewänen deshalben jre Gäul auf die Knig nider zu fallen, vnd ſich zu dem faulen Vortail zu bucken.

Alſo findet man auch Ehmänner, welche, wan ſie Reiche oder Edeler geburt Weiber bekommen, ſich da— rumb nicht befleiſſen, beſſerer vnd ehrwürdiger zu wer— den, ſonder ſich nur bemühen jre Frauen zu demüti— gen, zu ernideren vnd ſchnöderweis vnterwürflich zu

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machen: Dermainend, das fie jrer jonft nicht fügelicher mächtig werden mögen, ſie haben fie Dan zuvor ganz ernidriget, und wie aine Dinftmagd forchtjam und jcheu gemachet.

Sp es doch zimlicher wer, das gleich wie die wol- geftalte höhe vnd gröfe aines Pferds nicht zu entitel- len vnd zu ringeren ift: aljo auch des Weibs Würde vnd ſtand inn achtung gehalten, und an ainem jowol als dem anderen der zaum gebürlich geprauchet wirde.

Wer hat nicht Iiber ain aufrechts Pferd Als ains, welchs allzeit knappt zur Erd, Vnd vor aim jeden ftain fich pudet, Vnd fheut wann man die fauft nur zudet? Alſo wer hat nicht liber ain Weib Welchs inn feim fand vnd mwäfen pleib Ehrfam, Freimutig vnd on fort, Welchs aus freiem willen gehorcht, As ains, welchs inn der Scheu mug leben Vnd fan fain willige fräud nicht geben. Vnd gleich wie difen recht geichicht, Die jr Pferd fo han abgericht Das fie fih buden, wann fie winfen, Das difelben darnach oft finfen Aus gewonheit auch vngewunken, Gleich wie jens Pferd, welchs ift gefunfen Mit feim Herren im Bad zu grund Da es das zaishen läz verftund. Alſo gihicht auch den Männern recht Die jr Frauen halten wie Knecht, Das jnen oft aus fort vnd ſcheuen Nichts wol verricht wird recht mit freuen. Es foll der Dan fein wie die Sonn Bnd die Frau foll fein wie der Mon, Die Sonn hat wol ein Hlärern fein, Doch hat der Mon gleichefalls vas fein, Vnd gleih wie nicht die Sonn zerftöret Dem Men fein Schein, ſonder ven mehret:

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Alſo fol auch ein rechter Dan Seiner Männin jr ehr thun an,

Diweil die ehr doch ift gemein,

Wie auch das Gut frins hat allein: Vnd wa man nicht folh gmeinfchaft behalt, Vnd jedes Licht fein ſchein erhalt,

Sp fan e8 gleich fo wenig beftohn

Als wann die Sonn verftis den Mon,

Oder der Mon verſtis die Sonn.

Mir eben, das der Mon, je ferner er von der Sonnen fommet, je Elärer vnd ſcheinbarer wird, vnd hinwider minder Lichtes hat, vnd ich verbirget vnd vertunfelt, je näher er zu der Sonnen glanz nahet. Aber verftändige ehrengefliffene Weiber müfen hie das widerfpil tbun, und fich fürnämlicy bei vnd vmb jre Männer allain ſehen laſen, vnd wann derjelb nicht anmwäfend, fich dahaim einhalten und des haufes warten.

Herodotus hat inn dem fall unrecht gejagt, Das an Weib die Scham und zucht mit dem hemd aus— zihe vnd hinlege. Dan welche erbar und züchtig. ift, die zihet erſt alsdan, wann jte die Elaider ableget, an- jtatt Derfelbigen, die Scham an, vnd wie man inn vnjerer Sprach fprüchwortsmweis jaget:

Ein fromm Frau laßt wol jr Gewand

Bor der Badftuben an der Wand,

Aber fie zihet ein beflers an, Welchs fain Waffer abwäſchen fan

Bon Schamlot, das ift zucht vnd ſcham,

Das trägt fie hinein Tugendfam.

Dan eins Weibs Leib dedt nicht der Sammet, Sonder vilmehr ein Klaid von Schamet.

Vnd gewißlich befindet fich das allerfräftigit war- zaichen der Ehleut rechter libe zufammen fein, wan ſich je aind gegen dem anderen fchambaftig, züchtig vnd ebrerbitig erweiſet.

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Zu gleicher weis, wie aladan, wan man zwen zu— jfanımenftinnmende thön böret, allzeit diſer thon, ver am ſtärkſten vnd größeften lautet, am verftäntlicheften ift, vnd anderen vortrift. Eben dergeftalt wird mol inn ainer rechtgeordeneten Haushaltung alles mit bai- der Ehgemächt bewilligung gleichhällig verrichtet. Aber doch triffet allezeit des Mans Rhat und That, als fräftiger und anjehlicher, dem Weiblichen zufaz vor, und wird jm Das mehrerthail was ausgerichtet wird, zugeichriben.

Die Poeten melden, das etwan die Sonn inn aim Mettfampf dem ftarfen Nortwind ei obgelegen: und ſolchs mit Difer gelegenhait. Der Wind wolt Furz- umb mit gemaltfamem plafen, ainem, der ober feld zog, den Mantel nemmen, oder jne zwingen, Das er den Mantel von jm würfe, aber je ftrenger und gän- ger er wähete und wülte, je enger vnd ftrenger der anderer den Mantel an fich pfrenget und hilte: Zu- lezt als der Wind nichts erhalten mochte, vnd vnge— ichaffener fachen nachlajen mußte vnd abzoge, da that jich erft Die Sonn mit jren feurigen firaimen berfür, verjuchet allgemächlich je hail, und flach jo girig vnd hisig auf das arm angefochten Mäntelin, Das es der Wanderer, der wärm fich zu entfchütten, vor verdruß vnd mattlaidigfait hinweg warfe. Noch wolt die Sonn an folchem allberait errungenen Sig nicht gefättigt pleiben, jondern den noch ehrlicher und augenfcheinlicher zu erhalten, Hilt jte mit den hizſtichen alſo häftig und fräftig an, Das er den leibrod jamt dem Hembd aus— zoge vnd darauf inn ainen Schatten niderfafe.

Auf eben jolche weis handelt auch der gröfer hauf der Weiber: dan wann fle jehen, das jnen jre Eh— vögt aus Mänlichem gewalt mit ernft den vberfluß,

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mutmwill, Die atgenfinnigfait vnd anders begären zu weren, da wird jrer hartnäckigkait erft angebolfen, wis derftreben noch bäftiger, ſetzen erft den widerfinniichen fopf recht auf, und werden darzu, als ob ſie es wol befügt mweren, recht vnwirs vnd zornig darüber. Aber wan man jnen mit beichaidenbait zufommet, fie janf- tiglich mit glimpf binterfchleichet, jnen mit linden wor— ten jre vnweis ausredet, vnd wie man jpricht, mit vortail ainen vortail ablaufet, Da werden ſie erft ge— jchlachter, ergeben ſich ſelbs gutwillig, laſen nach, hal— ten mas, vnd leiden alles mit geduld. Derbalben fol ein Man fein wonen Mit vernunft beim Weib, vnd jr ſchonen Soll nicht ausrihten allg mit räube Sonder gelindlih vnd mit treue: Dann Räuhe machet doch nur ſcheue Vnd Scheue pringt alsdan vntreue, Alſo pringt Räuhe alsdan Reue Wann ſie ficht, wie fie nichts gedäue. Aber ſanftmut vnd gelindigkait Pringt willig treu, ſchaft willig Leut. Ein Man ſoll nicht ein Sturmwind ſein Der im Haus einsmals alls werf ein, Sonder prauchen der Sonnen wiz, Die allgmah wirdet durd jr Di. Soll nicht einsmals alles wölln temmen, Sonder allgmah das bös hinnemmen: Vnd wa die Kält nichts will erhalten Da fol die Wärm jr ftatt verwalten. Dan wo man alles nur will ffürmen Da tringt man die Leut fih zu fehirmen.

Der ernfthaft Zuchtpfleger Cato hat bei den Röme— ren ainen des Raths entjeget, Dieweil er inn beifein der Tochter feine Frau gebalfet oder geküſſet Bette: Dis war mol je etwas zu fcharf: Gleichwol jo es ichantlich ftehen ſoll (wie es dan inn der warhait nicht

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ehrbar ift) das man ainander inn anderer leut beimä- jen vmbfanget, Eüffet oder kützelet: wie vil jchantlicher vnd laidlicher mus es dan ftehen, vor leuten zanfen, ainander ausbolbipen vnd mit jcheltworten zufammen werfen. Desgleichen auch, wann man bejonder inn— gehaim mit dem Weib Furzmeilet und jcherget, vnd darnach on jcheuen vor jderman offenlich es jchiltet, verfluchet ond auf das ſchnödeſt ausrichtet. Kan man baimlich der libe pflegen, wie fan man ſich dan aljo grob vergefien, das man ungefcheuet offenlich ainander ftrafet, ſchmähet, jchilt vnd ainen jden fäl aufrupfet? Gleichwie ain Spigel, ob er ſchon mit Edelgeftain und Gold herlich verfeget vnd eingefaffet ift, nichts nuget, wan er nicht auch ainem, der jich darinn be— ſchauet, aigenlich nach den leben das Andliz vorftellet, austrucet vnd foripigelt: Alfo fan auch ain Weibs- bild, ob es gleich jehr reich were, ainem nicht nuz noch gefällig werden, wann es nicht feine fitten, art vnd weis, nach Des Mannes art und weis zu leben wais, anzuſchicken: Ein guldin Spigel nicht vil gilt Wann er nicht eim fein Gſicht anbild, Alſo ein Frau mit grofem Gelt Dem Man deshalben nicht gefällt, Wann er niht mag an ir erpliden Das fie ih inn fein weis thut fehiden, Vnd an jr, wie im Spigel fidht, Sein gut art, darnach fie fih richt. Dis mag den man allain erquiden Wann er fiht, fh fein Frau anſchicken Nach feiner anmut, weis vnd willen Das fie daſſelb pflegt zu erfüllen. Das Gold ift Kat, tod, tumm vnd flumm, Hat fain fraft on das Dailigtum, Das ift, wann mans nicht hailig prauchet

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Iſts wie ein Rauchfaß, das nicht rauchet. Wann praucht man aber Reichtum hailig ? Sp man ifi Menfchen darmit gfällig,

Vnd onter dem gulvenen fehein

Last die Tugend forfcheinen fein.

Was nuzt ein Plum, wann fie nicht riecht ? Was nuzt ein gulden Bild on Gſicht?

Alſo was nuzt ein Weib, fo Neid

Wann fie nicht liblich ift zugleich ?

Warinn ftaht aber die Liblichfait ? Dirinn, das man fi ftäts berait

Nach willen feines Manns zu leben

Vnd alfo im ergeßung geben.

Iſt es nit aljo? Der Spigel ift falſch und onnuz, der ein Angeficht, welches für fich jelbs fräudig vnd wader ift, nicht des minder darf vnluſtig vnd traurig ausweiten? Oder im gegenfpil einem langweiligen vn— luſtigen Fantaften, ein luftig lachend Angeficht fürfpi- geln? Zu gleicher weis iſt auch dis Weib nichts werd, ond ganz vnerleidlich, welches zur vnzeit, wann der Dan vileicht Furzweil fuchet, gang überzwerch, faur und ftörrig zur fachen pflegt zu ſehen: Vnd hinwider- umb, wann der Man ernfthafte jachen vor hat, kurz— weilen, lachen vnd mutmwill treiben will,

Sicht faur, wann er mit jr gern fiherzt,

Vnd ſcherzt, wanns jm nicht ift vmbs Herz.

Dan das ein ift eim zeichen, das fie mit vorfaz be— geret vertrüßlich und beſchwärlich zu fein, Das ander, das fie aus verfchmähung nicht vil jres Ehwirts an- mut oder vnmut achte.

So ſich doch vilmeher gezimmete, das gleichwie nach der Geometer oder Erdkraißmeſſer jag, die äuſerſte platte linien vnd superficies, oder die ploje aufli- gende vberſchwaif inn Eirculmäßigen Dingen, von jnen ſelbs jtch nicht wenden noch Ienden, fondern nach be—

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wegung end regung eins Corpus, daran ſie haften, ich regen vnd legen: das alſo auch eine Ehfrau nicht jre aigene vnd bejondere anmutungen vnd naigungen bette, jondern fich gänzlich nach den geichäften, kurz— mweilen, gedanken, jaur vnd füsjehen des Mannes richtete.

Vnd gleihfam wie der Schatten wer, Der nah dem Leib weicht hin ond her, Nun Hinterfih, nun fürfich gehet

Bnd on den Leib kainswegs befiehet. Dan wo der Leib ſich nicht meh reget Da ift der Schatten nivergeleget,

Sa wan der Leib fohon ift erleget Der Schatten fih noch bei in leget, Alſo ain Weib vem Man verhaft Soll ganz fein feiner aigenfchaft,

Sa fein die Kraft, des was er fchaft, Vnd laids vnd fraud fein mittailhaft.

Es finden fich Leut, ja gange Nationen, welche nicht leiden fünnen, das jre Weiber frei inn jrem bei- weſen ejjen und trinfen mögen, oder gaftmalige fräud zugleich mit genifen, Difelbige geben jnen alsdan durch folche entfremdung vrfach, ond lehren jte gleichfam, fich, wann fie allain jint, beſonder inngehaim zu fül- len und zu befröpfen: darmit ſie dan laider ain gro= jes thor zu anderen lafteren, Die aus der fülle fol- gen, aufthun.

Gleich wie auch Dife, Die mit jren Weiberen nicht Iuftig vnd guter Ding fein mögen, noch fich beſonder mit jnen ergegen vnd erfurzweilen, oder jrer fräud jte thailhaftig machen, jnen dadurch aine anlaitung geben, jren luft anderswo verftolen zu juchen und zu büfen.

Die Könige in Perfien, wann ſie jr täglich orden- lich Mal einnemmen, pflegen ſie jre Ebgemalin bei

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inen an der Tafel zu ſitzen haben: aber wan ſie ſpi— len, jre fräud etwas zu vil leichtfärtig auslafen und fich vbertrincken wöllen, ſchicken fie jre Ehgeſipte von jnen inn jre Frauenzimmer, ynd laſen darfür jre Bei- fchläferin, Buldirnen, Sängerin, Dängzerin vnd andere leichfärtig geſindlin darzu berufen.

Ob fie wol nun mit dem Vnerbaren Nebenbeifchlaf, ond mit der bnordentlichen Irunfenhait zu wüſt aus gebürlicher Ban fchreiten: ift Doch hieraus fein abzu= nemmen vnd zu ſehen, inn was ehren jte jre Ehver— mälete Frauen balten, inn dem, das jte Difelbige jrer Vnzucht vnd trunfener weiß nicht wollen thailhaftig machen, welches ſtuck dann für ich ſelbs wol rünlich iſt anzuziben.

Dannender auf diſem grund vil gejchloffen haben, das deshalben ein Ehmeib nicht fo leichtlich Darüber zörnen noch vnwillig werden folt, wann e8 ſich begi- bet, Das an Bngebaltfamer Mutwilligr Man, der jeine Vngezämte begird nicht zu regiren wais, jich vis leicht mit feiner Bulerin oder ainer Magd nebenzu vergiffet, und wie man es fprüchwortämeis verglimpfet, ober das Böglin fehreitet: ſondern es vilmeher dahin verfteben, das es aus fonderer Ehlicher ſcham vnd aus hochachtung jres Ehlichen ſtands, den nicht zu miß— prauchen, geichehe, auf das er jren nicht mit feiner onordenlicher gailhait und gleichham trunfener vnmäſig— fait vertrüßlich were.

Gleichwol wird jm ain Aufrechter bejcheidener Bi- derman, der fich feiner Ehlichen pflicht erinnert, dis nicht bald zu verbängung etwas mutwilliger freiheit einreden lafen: Sondern vilmehr bedacht fein, Das er nichts zu ſchmach feiner berlichen Vernunft und des höchjten Guts, der jn nit vergebens darmit begabt,

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fürnemme, vnd inn alleweg dahin arbeiten, das er derielbigen Sinnbeberfcherin jverzeit das Regiment über Die fligende gelüft Geftändig erhalte: Zudem auch fein ehr vnd glimpf, ſamt feiner Kinder und nachfomme- nen Namen vnd mwolachtung, ond Die zerrütfung der haushaltung, jo aus folcher zaumverhängnus der be= gird folget, zu gemüt füren und beher&igen. Auch den ſpruch des Weishaitberumten Prodici erwegen:

Das ein zwifache Lib verführt

Vnd zu einer Bnfinnigfeit würd.

Mann die Potentaten die Muſic beliben: geben fte dadurch anlas, das im gangen Weich, Land vnd Ge- bit vil gute Muſci entſtehen, gleichwie auch, wann jte die MWeisheitlehrige Künft vnd Sprachen Tib haben, vil Hochgelehrte leut aufpringen und erweden: vnd fo jte inn NRitterfpilen vnd Krigsvbungen jr fräud haben, vil jrer Vntertanen verraizen, das fte ſich auf gleiche leibsgeſchicklichkait vnd Ringfärtigfeit legen.

Alſo ein Man, der allen fleis nur auf die leibs— pfleg und wolhaltung leget, gibt vrjach, Das fein Eh— baltin gleichergeftalt deſſen was zu ausbugung vnd ſchmuck des leibs Dienet, auch fleifig juchet. Ja wel— cher den Mollüften vnd dem Mutwillen ich ergibt, machet Das jte jich alsdan auch inn denſelben Boſſen ſchicket, vnd der geylheit und Vppigkeit nachgebet. Mann er aber Tugenden ond ehrlichen ſachen nach— henget, machet er gleichermaſen ſie auch Ehrengefliſſen, züchtig vnd Tugendhaft: vnd gehet endlich aller Ding, wie man inn vnſerer Tolmetſchungſprach ſaget.

Ein feiner Man ziecht ein fein Weib,

Vom Haupt ſchlägt die Kranckheyt inn leib: Daher die Alten han gewollt Das Feiner fein Weib nemmen folt,

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Sm fei dan der PVerftand verlihen

Ein Weib zu ziben vnd zu erzihen: Sa feiner fein Weib nemmen fol Er fönn dan Kinder ziben wol:

Sonft nimmt mander ein Weib dahin

Der wol bevörft, das man zieh in. Darumb vieweil Fein zucht vorhanden Herfchen Weiber vnd Kinder inn Landen.

Ein Junge Frau aus Sparta von einem gefraget, ob fie jrem Man allbereyt Ehliche beimonung gethan bette? antwortet jm ſehr gefcheidlich, Nein, Ich jm nicht, jonder er mir. Diſes ift meines bedundend der Weg, wie fich ein ebrliches Weib, jo eine Sausmutter worden, inn dem Ehlichen geichäfft aegen den Man verhalten folle: Nämlich, das wann er jolches anfangt, ſie weder jm widerſtreben vnd ſich jm engiben, noch für ſich ſelbs anfangen ſolle. Inn betrachtung, daß diß eine, vnverſchamter Schandbulerin ärgerlicher ge— prauch iſt, vnd das ander eine Hochfärtige ſchmähe Frau anzeyget, in deren weder anmut noch holdſelig— keyt zu finden.

Ein Frau ſoll nicht jre eygene freund haben vnd machen, ſonder an des Manns freunden ſich vernügen, ond diſelbige mit dem Mann jren gemeyn achten. So dan die Götter von Rechtswegen onter den freunden den gröften und förderſten plaß haben, und billich, wie man fpricht, Die Nächiten am Brett find: fo foll auch die Frau fein andere Götter noch Gottesdinft jren inn ehren zu halten fürnemmen, dan die jr Hauswirt jm bat erforen: und derwegen vor den ongegründeten für— wigigen Religionen vnd frembden aberglauben thüre ond thor zu ſperren. Cintemal feinem der Götter diſe Gottesdinft und Opfer, Die Das Weib verholen und verfiolen, vnwiſſend jres Manns thut, gefallen können.

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Hie follt von der Religion Erwigen was lehrt Xenophon, Der fagt: Socrates hab gelehret Wie vnſer Vrtheil fei verfehret, Vnd feim derwegen hie ausfündlich Was Gott und Gottesvienft fei gründlid: Dieweil mandem ein ding ift ſchrecklich Welches dem andern nur ift gedlich: Manchem ift Sonn und Mon anfehlih Vil halten fie zu ehren ſchmehlich: Bil ehren Schlangen als Gotsheilig, Andere haltens für abfcheulich. Aber warn Gott felbfi ons verfündt Was er fei, vnd wie man jm dient, Sp dörft es nicht vil Hauben, ſchrauben, Man müßt im von jm felbft je glauben, Nun warn man dan fan pringen dar. Das Gott fih felbft macht offenbar: Sp mus man je demjelb anhangen Vnd da nicht weichen vmb ein ſpangen. Nun hat er fih gemacht gantz kündlich Durd) feinen eignen Son felbft mündlich, Vnd fchriftlih dur feins Sons Legaten: Was wii man dan erfi lang errhaten ? Bei difer fundichaft jeder pleib, Es glaubs ver Man oder das Weib: Das Gwiß je für das Vngewiß gehet, Die Warheit inn jr felbit beftehet, Es Hangen jr gleich inn jrn fachen Die Starden an, oder die Schwachen, Es hebt nit auf des Mans gebott Dis, welchs felbs hat gebotten Gott: Es iſt das Weib verpflicht fo wol Seim Schöpfer, als ver Man zumol Ja heit ver Man die Frau gefchaffen Sp heit er fie hierinn zu firafen: Nun hat fie Gott geichaffen eben Der hat jr einen Geyſt eingeben, Den mus fie jm auch nur allein Sammt gutem gewiffen Iifern rein

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So vil als Gots ehr rein trift an Vnd drumb anfehen feinen Man. Auch wird fein Man der Gott hoch hak Seim Schöpfer greiffen inn fein gwalt: Sonft wird er feinen gwalt verliren Den jm fein Schöpfer gonnt zu füren.

Der von Weishaitlehr Hochberümt Plato jchreibt, diſes ſeie eine glückjelige vnd wolgeordenete ftat und Gemeyn, da man dife ond dergleichen Eigennügige wort nicht böret. Difes ift mein, jenes ift Dein: dieweil ſolches eim zeichen ift, Das fich Dafelbs die Einwoner dermaſen burgerlich vnd freundlich vertragen, Das fie alle Ding, innfonderbeit die etwas antreffen vnd zu bedeiten haben, onter ſich, jo vil als jnen möglich, gemeyn balten.

Noch vil billicher und mehr foll man diſe ftreitige und vorthailbaftige Reden aus der Chlichen Gemein- ichaft verbannen vnd unter Ehverhaften fein ftell fin- den laſen.

Es jeie dan fo weit, als ferr die Arbet hierinn eine Auslegung finden möchten, welche fagen vnd hal- ten, das man die Straich, Die einem auf der linfen widerfaren, auf der Rechten ſeiten fülen jolle: das alſo auch eine Ehvertraute jreg Mannes vnfäll durch mittleiden empfinde vnd tragen belfe: vnd binmider der Man noch vil mehr des zuftands feines Weibs, als der anderen feiten feines Leib, fich annenme.

Auf das gleich wie die Knöpf an ftrifen vnd fey— len des ftärder werden, wann die end daran oft inn- einander jtch flechten, und je ein theil inn Das ander ſich zihet: Alſo auch imn der Ehverfnipfung die ©e- meinjchaft der Ehverpflichten durch baides theils guten verſtand ſich innainander ſchicke, ftärde, verbinde und vnauflöslich vnter jich verknipfe: Damit je eins dem

a üä⏑&—

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anderen von tag zu tag inn willfärtigfeit wolgemwölter und geneigter werde.

Seiteinmal auch felber die Natur, inndem te eine vermifchung inn vnſerem Leib machet, vnd von eim vnd dem anderen theil nimmet vnd alles zuſammen menget, auch auf dergleichen gemeinjchaft vmbgehet: nämlich das alles dasjenige, was aus ſolcher Natür- licher vermengung entftebet, allen glideren zugleich ge= meyn werde. Auch folchergeftalt, das weder eins noch Das ander theil vnterjcheiden vnd abtheilen Fan, was eigentlich fein oder eins anderen feie.

Dife vnd dergleichen Gemeinfchaft der Güter foll fürnämlich auch onter denen, die fich inn das Band der Eh mit einander einlafen, vunvortheilig beftehn: Das jte nämlich alle Hab vnd Güter zu einem gut, ale beiden gemein, machen ond erhalten: vnd Difes auch folcher vntrennlicher weis, das fie nicht ein theyl ei⸗ gentumlich für fich, das ander einem anderen angehö- rig erkennen vnd halten, fondern das alles, was jle vermögen, jr eigen, vnd nichts Des jren eines ande- ren feie.

Innmaffen wie man den Wein mit mwafjer gemi- jchet, objchon mehr wafjer weder Wein darbei ift, nicht des minder Wein nennet: Gleicherweis ſoll jederzeit alles vermögen, haus vnd hof, und das gefchlecht ſamt der Haushaltung nach des Mannes Namen genant werden, ungeacht, Das etwa das Meib das gröfer theil zugebracht hat.

Die befchraite ſchöne Helena war geligirig, und Pa— ris jr Buler der geilheit ergeben. Im gegentheil war Vliſſes geſcheid vnd Zug, und Benelope jein gemahel keuſch und züchtig. Aus diſen Brfachen war diſer lez— ter Ehe glücfelig vnd rümlich, und nachzuömen billich

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angenem. Sener beider Heurhat aber bat den Grie— chen und andern Hülfverwandten fremden Nationen ein vnend, oder Abgrund, vnd aljo zu reden ein fumma fummarum alles vbels und vunglüds gebracht.

Die Schön Helena war Geltgeißig

Der ſchöne Paris war Geilreizig Sie lies die Reichtumb fih bewegen Er lis den Dolluft fih erregen:

Das er fie raubt, fie lis fih rauben,

Vnd brachen beide ehr ond glauben. Bann nun Geiz vnd Dolluftparkeit Zufammen Heurathen allbeid,

Was für ein fhon Eh mus es geben?

Gemwislih das armfeligft leben,

Diweil der Geiz nicht ift zu füllen Vnd der Woluft ſich nicht laßt ftillen.

Solchs nicht allein die beid erfaren,

Die büßten was fie fohuldig waren: Sonder ganz Reich, fonft wol beftellt, Sa Aften ein theil der Welt,

Musten jr beider auch entgelten,

Vnd drob zu grund gehn famt jrn Helden. Seht da, hie fiht man je gar Härlich Wie fehr die Eh zugehn gefärlich,

Die man nit auf die Thugend richt,

Sonder auf Geiz vnd Wolluft fit,

Da man die lafter nicht ermwiget, Sonder gleich bös zu böſem füget:

Auch das nicht fei ein geringes dinge

Darob zu grumd ein ganz Land ginge: Sonder das auch ein böfe Eh Thu nicht allein den böfen Wee,

Sonder ganz Land vnd Stätt verfüre,

Vnd freund vnd Nachbarſchaft verwirre: Solches erfährt man täglich noch, Wiewol man des nicht achtet doch,

Das ein par böſes Ehvolk ſchaft

Vnru der ganzen Nachbarſchaft,

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Bon Nachbarn wachßt es inn die freuntichaft Die benget an fih ein ganz gemeinicaft, Bon dannen thuts inn die Gmein fommen, Wird alfo Statt ond Land eingnommen, Bis aller Jamer drauß entftehet, Vnd gleich wie dem Reich Troia gehet: Darumb nur fromm zu fromm gefellet So wird redt ein Ehhaltung bfiellet: Die fünnen alsvan wie Vlöſſes AT vnfell ausftehn guts gewiſſes: Fürnämlich aber der Man ſei Klug vnd verſtändig, die Frau treu, So wird die Eh ſampt Ehr vnd gut Erhalten, vnd ein Land behut.

Ein fürnämer Römer bet nach Römiſchem Ehſcheid— lichem Rechten eine fchöne, reiche und ehrliche Junge Frau von fich ſcheyden laſen. Als jne nun darumb alle jeine freund häftig beſcholten und ftrafeten, bube er einen fus auf, zeiget jnen den Schub, ond fraget fie: Libe freund, faget mir, was fälet difem Schuh? ift er nicht ſchön? ift er nıt neu? vnd dannoch wais feiner vnter euch, wo er mich trudet. Sehet da, wa— rumb ein Weib weder auf jr gut, noch Seurahtgab, noch gefchlecht, noch jehön geitalt bauen joll, jondern vilmehr auf dijes, was dem Man am anmütigiten tft, ond jn zu dem nächften berüret. Als nämlich, das fie mit jrer beimonung, inn allen geberden, jitten, inn zutbätigfait, vnd inn aller weis ſich nicht widerſinniſch, murrifch, fremd, vertrüßlich, ſondern tag für tag an— mütiglich, holdielig, liblih, und nach des Mannes ge— legenheit gejchieflich verhalte.

Dan zu gleicher weis, wie die Artzet diſelbige Fe— ber, die aus verborgenen vnbewußten vriachen vnd an= fängen allgemächlich mit langer weil entſtehen, für ge— färlicher vnd ſorglicher halten, weder diſe, Die aus of⸗

X. 28

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fenbaren ſcheinbaren vrſachen jich eraigen. Alſo pfle— gen ſich auch zu zeiten zwiſchen Ehverwandten klein füge vnwillen, anſtös vnd tägliche zänklin zu erhalten, welche gleichwol mehrtheils leut nit achten noch war— nemmen, vnd Doch fie beide mehr von einander tren— nen, ond jnen den luft, welchen ſie billich inn jrer zumonung beifammen haben jolten, verlaiden und ver- bitteren, als alle andere, vileicht anjehenlichere zufäll ynd vrfachen thun möchten.

Der König Philippus aus Macedonien, des Na- mensgrofen Aleranders Vatter, war einem Frauenbild aus TIheffalien (melcyes Land den Ruf von vilen Sechi= jen, Kräutlerin vnd Zaubererin hatte) ober die maſen ſehr hold, deshalben hilt man ſie für verdächtig, das jte es jm durch Bulgift oder zaubertranf zu ejjen oder zu trinden bett geben. Hierumb dan Die Königin Olympias, fein Gemal, auf ein zeit verjchafte, Das ſie diſes gedachte verfchraite Weib vnter handen befame. Als ſie es aber wol vnd genaue befichtiget vnd war— nam, wie fie zu dem, das jte jchön vnd geberbhulfam ware, auch im gejpräch nit vnhöflich und vngeſchickt, jondern ganz artlich, adelih vnd zur fach beſcheyden jich erzeigte, Iprach fe: Nun aus fur allen unfall mit diien Nach und jchmachreden, Die von Dir fint aus— gepreitet worden; dan ich ſihe nun wol, Das die ver- zauberung vnd Hulotränt inn Deiner perjon ſelbs ſte⸗ cken vnd mit vereinigt ſint.

Hieraus dan abzunemmen, das einer Ehlichen ehr— lichen Frauen ſiarit⸗ kraft vnd beſtes Laufmirnach, welches des Mannes guten willen vnveränderlich erhal- ten mag, ſeie, fo fie difelbige mit guten jliten, mit freundlichfeit, Sanftmut und Thugenden zuwegen rich- tet vnd pringet, vnd fich befleifjet, inn ie ſelbs das

Bere

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Heurahtgut, den Adel, das Huldluder, den liebzwang vnd Das je länger je lieberfraut, ja den huldreyzen— den Venusgürtel zu haben und zu beſitzen.

Benus, die Ehmuter der Haiden, Die foll, die Eh nicht zu erlaiden Einen Gürtel erfunden haben Der het gros fraft ond Lieblich gaben Das er der Frauen fchaft genad Welche in bei vem Man vmbthat: Zu lehren, das fo fich begibet Das die Eh wird durch was betrübet, Die Frau durch füs Holofeligfait Die fie hat von Natur berait Den Man gleihfam mit gwalt fol gwinnen Vnd durch vas Ehband in verfünen Sie foll nicht trennen lan das band Darein fie fih einft bat befant: Sonter deſſelben ftats den Man Manen, fo er wolt aus ver Ban: 5a erinnern allzeit ven Dan Des Bands, welchs fie trug damals an, Da fie eine Bräut-Jungfrau war Den er die erft Nacht auflößt gar, Auf das fie fih wolt forthin begeben Bnter feim Band ond Zoch zu leben, Ja feing meh hab fein eigen band, Sonder beid inn eim feien verbannt.

Zu einer anderen zeit, als ebengedachter Königin Dlympiad angejfagt ward, Das ein Junger Hofman aus dem Frauenzimmer eine genommen bat, Die wol ſchön war, aber ein böjes gerucht hatte, ſprach fle: Ah Des armen gefellen, er mus gewiß nicht wißig fein, daS er eine mit den Augen allein zur Ehe nim— met, oder inn ſolchen weitbedenflichen fachen allein dem Geftcht glaubet, vnd jich den Augen zu gefallen verheurathet.

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Dan durch vie Augen vnd das Gficht Wird wol die Lieb erft zugericht, Doch nad dem Augenmes allein Nimmt kein geſcheider nicht bald ein.

Eintemal ſolche fachen nicht zum Augenluft, noch den fingeren zu gefallen fürzunemmen, wie font mol etlich pflegen, die an den Fingeren vnd zähen ausrech— nen, wie vil Heuratsguts jnen jre Frauen zupringen, onerforichet, ob jnen jre beimohnung wird ertäglich fein, vnd wie fie mit einander werden außfommen.

Der anfänger aller Weisheitlehr, Socrates, bet im prauch, den Jungen leuten nicht zu mehren, das fie ſich im Spigel bejchauen möchten, fondern ermanet fie auch darzu, aus diſem bedenken, damit, fo jte jich von angejicht häßlich und vungeftalt befanden, ſie Difelbige vngeſtalt mit jchönen Tugenden vnd wolgeftalten er- baren geberden verbefferten: ſpürten ſie jtch aber jchön jein, Das fie diſelbige wolgeſtalt nicht mit lafteren ver- bönten, befudeleten und verongitalteten.

Eben dife lehr möcht man auch einem Meibsbild einbilden, Das ſie, wann jte einen Spigel inn die Hand befommet, mit jr felber ein jolch gefpräch führte, jprecbend wann fte heßlich ift: Wie mer ich erft als- dan, wann ich noch darzu onzüchtig, arg vnd bös würde? mer fie ſchön: Mie vil ſchöner würde ich erſt alsdan jein, wann ich auch darzu inn fromfeit vnd zucht allzeit vorleuchtete? Dan einer häßlichen ift es ehrlicher, wann jte von wegen jres tugendlichen, freund— lichen und züchtigen wandels geliebet wird, vnd alſo durch thugendhafte Mittel Huld erlanget, dan wann jte fchlecht der binfälligen Schöngeftalt halben lieb vnd werd wird.

Der Tyran oder Halsherſcher Dionyſius inn Siei—

nn.

Ben

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lien jendet auf ein zeit des Lacedemonifchen Fürften Lyſanders Töchteren köſtliche ſchöne kleider und berliche geſchmeid: aber er, als ein ehrlicher Vater, wolt diſe geſchänk nicht annemmen, ſprechend: Mit diſem ſchmuck werden meine Töchter mehr geſchendet vnd ovngeſtalter, ale das es ſie vil ziren vnd ehren folte. Sa diſe verehrungen würden mir mehr onehr fchaffen, dan meinen Töchteren ehrlich vnd zirlich anftehen.

Gleichwol hat vor diſem Lyſander, gleicher meinung auch Sophocles geredt, da er feßt:

Ah Ellends Menih, der köſtlich ſchmuck Auch das Föftlichfte gulden ftud

Sf dir fein ehr, fein Selenzird,

Sonder ein ſchand ond leiblich bürd,

Welchs vein gemüt befhwärt ond irrt,

Vnd anders was gern draus gefchwirt.

Fa, vil es für ein onfinn deiten Das man will wuft mit fat verkleiden. Dan wie Erates der Philoſophus fagt: So ift diß ein zird Welches auch zirt: Vnd das wird ein Ehr geacht Welches auch ehrlich macht.

So mus derwegen diſes ein Frau ziren ond ehren, welches ſie zirlicher vnd ehrlicher macht. Solches kan aber nicht Das gold, ein Smaragd, das Edelgeſtain oder die Föftlich tunfelpraun purpurfarb thun: fonder vilmehr alles dig, was fte erbarer, züchtiger, geſchick— ter und eingezogener mag machen.

Diejenige, welche Die Hochzeitpatronin vnd Ehtrutin Junoni jr gebürliches opfer thun (wie dan die Ehleut wolfäriger Eh halben oft zu thun pflegten) Die jehen gar eigenlich auf, das fte fein Gall mit andern ftu- fen von dem geopferten Thir ontermifcheten, fonderen

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lößten es fleiftg ab, oder ſchnitten es aus vnd warfen e3 neben den Altar.

Durch welche Geremoni derjenige, jo es am erjten eingefetet, bat zu verftehen geben wollen, das inn der

Ch Kein Gall, das ift Fein Bitterfeit, Gallaufſtoſen,

noch einiger giftzorn fein Tolle.

Gleichwol nicht alſo, Das darumb ein Hausmutter nicht ſolt ernſthaft vnd zu jren ſachen etwas rauch ſein: ſondern alſo das diſe Räuhe gleich wie des Weins ſtärke vnd räuhe geſchaffen ſeie: namlich nuz— lich vnd angenem, nicht bitter vnd herb wie Aloes, Alepatie, Maurpfeffer vnd Katzentrauben, oder etwas anders vnangenemes aus der Apoteck.

Der obgedacht Weishaitlehrer Plato, als er ver— merckt, das der Philoſophus Xenocrates, der ſich ſonſt einen frommen, Redlichen tugendhaften Man erwiſe, doch etwas räuher von ſitten, vnholdſeliger geberden, ſcharf vnd faſt vnanmütig were, ermanet er jn et— wan, er ſolt den Gratijs, das iſt, den Holdſeligkeiten vnd Anmutgöttin oft ſein opfer thun. Ich aber halte, das vilmehr einer thugendſamen Frauen gezimme vnd hoch vonnöten thue, diſe Holdſeligkeiten genädig zu erfaren, vnd ſie inn jrer Ehe zu ſtäten Gefärtin, Ge— laitsleuten vnd Rhatgeb zu haben, auch ſie nimmer— meher aus der acht kommen zu laſen, ſondern ſich befleiſſen, on vnterlas jre anmütige art vnd weis ge—

gen dem Man wirklich zu erzeigen. Damit wie Me—

trodorus jagt,

Sie durch jr Holvfelig gebür

Mit im Holdſeligs leben führ, Vnd Rhu verſchaffe inen baiven, Dan murriſch ſein thut alls erlaiden,

Vnd die vertroſſen bſchwärlichkait

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Auch diß, fo wol gthan ift, erfaid. Sie foll nieht vnter der zuct ſchein Dem Mann varumb vertrußlich fein,

Noch durch anmutige ſachen

Den man trüb vnd onluftiig machen: Inn ſumm nimmer fol fie gereuen Ein Ehrenweib zu fein mit treuen

Vnd jrem Man bevor zu geben

Mit bolvfeligem freundlichen leben.

Dan gleichwie eine Die hauslich vnd ſparſam iſt, wol darneben auch reinlich, ſauber end pündlich jein fan: alfo mag eine wol zugleich jrem Hauswirt inn liebe geheym jein, vnd darneben jm mit ehrerbitigen lieb£ofen, boldfeligen geberden, und lieblicher zuthätig- fait vorgehen.

Inn Betrachtung, das gleichwie das vnflätig wüſt wäſen, einer Frauen Hausliche ſparſamkait verſtellet: alſo machet auch jre Murriſche, Holzpockiſche fremde weis, jre zucht vnd ſchame entweder vnſcheinbar, oder vnanmütig ond verhaſſet.

Ja eine, die ſich vor oder zu jrem Man zu lachen, zu libelen oder ſonſt zutätig vnd luſtig zu erzeygen ſcheuet, aus ſorg, das man ſie vileicht für leichtfärtig, gail oder frech möchte ſchätzen, thut nicht anders, als wan ſie darumb ſtinken wolt, auf das man nicht maine, ſie prauchte biſam oder Salben: oder als wann ſie darumb ſich nicht wäſchen wolt, damit man ſie nicht verdächte, das ſie ſich anſtreiche.

Wir ſehen doch, das die Poeten vnd groſe Redner, zu meiden die vertrüßlichkait, welche eine vbel geſtelle— tes, vnartiges vnd gemaines vngepalirtes Schreiben pflegt zu gebären, ſich bedächtlich befleiſſen, das ſie durch artlichkeyt ſchöner erfindung, verſtändlichkeit der ſtellung, eigenliche vorbildung der leut ſitten, vnd zur

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fach bequemliche wolgegründte ſprüch, den läſer ond zubörer aufinunteren, loden, aufhalten, ergesen, lehren und einnemmen.

Auf ebene weis wird auch ein verfländige Ehmuter recht tbun, wann fie alles, was nach vberflug, für- wiz vnd ehrvergefjenbait jehmadet, und furz, alle ar- ten vnd weilen, Die zu bulerifch vnd Hurerifch jcheinen, flihet vnd meidet: vnd aber doch darneben jren fleis darauf leget, das ſie jren Man mit fittlicher gebür ond wolgeſchickter Dienftlichkeit gewinne, vnd inn allen jren tägelichen freundlichfaiten, Holdſeligkeiten, jcherz vnd zuthätigfeit jne beides zu erbarem vnd auch lu— ftigem, ja ebrenfräudigem leben gewäne.

Gleichwol wo vileicht eine von Natur zu vnbändig, onholdfelig, ernfthaft und rauch were, Die ganz vnd gar kein fräud noch Mut inn jr bätte, auch jnn kei— nen weg mit holdſeliger beimonung zu erluftigen vnd auf anmütiger weis zu pringen ftünde, da müßt es nicht des weniger inn difem fall der Mann gebultig tragen: vnd eben folcher billichkeit, wie Phokion fein, der dem Antipater, welcher eine zu vnerbare ond jei- nem ftand nicht wolgebürende fach begerte, antwortet: Du folt mich nicht zugleich für einen freund vnd einen fchmeichler geprauchen: das alfo auch er, der Man, von feinem erbaren ernfthaften Weib bei jich jelber fage: Es gezimmet fich nicht, das ich fie zugleich für eine Ehfrau vnd auch eine Bulerin halte und habe.

Ein Rechter freund ift nur ein freund Zu fachen, welche erbar feind: Auch fein freund von dem andern begeret Was wider jn ift, vnd jn befchwäret. Aber ein Schmeichler zu gfallen thut Alles was man im nur zumutf. Alſo ein Ehgmal ift ein Gmal

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Zu Erbarn fachen vberal,

Zu fahen gemäs jrer zuct,

Vnd was die Eh ganz nötig praudt. Aber ein gmein Mez ift gemein Zu allen handeln, wie die fein,

Vnd willig fonderlich berait

Zu furzweil ond leichtfartigfait, Welche ftuf fein Man fan begeren Bon feim Weib, on nachtheil der Ehren,

Dn fo vil jr Natur erleid

Zu Ehlicher ergezlichkeit.

Die Weiber inn Egypten tragen nach Landsprauch feine jchub an den füſen, Damit fte folche weis, da— beim zu haus zu pleiben gewäne. Aber heutiges tags würden das mehrertheil vnſerer Weibsbilder erft als- dan nicht ausgehen wöllen: wann man jnen die pünd- liche enge pantoffelchen und Schühlin näme, oder jnen die Arm- ond halsgefchmaid, die perlin, die vilerlai Röck, Die purpurplaigen vnd Die ſammete oder ſonſt foftbare Schlaifen wolte abitriden.

Der Agarener Weiber trugen Aufm Haupt ein Schudfol, mit den fugen, Erftlich fie zu erinnern wol Das ein Weib zu haus pleiben fol: Demnad, das man fie hiedurch man Das fie vem Man fint onterthan. Etlih es dahın veiten wollen Das fie es darumb tragen follen, Zu bezeugen, das jr Borfaren Bon der Magd Agar fommen waren: Aber ſolchs nicht wol gläublich if Diweil fie ftäts auf fondern lift Sih fhämten jrer Muter Namen Vnd drumb der Sara Nam annamen: Derhalben die zwo erften deitung Geben ons no die beft anleitung.

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Die berümte Frau Theano, welche inn der Philo— ſophia vil herliche Schriften bat binterlafen, da jie auf ein zeit jren Rod anzog, ſah man jren vngefär ein they! des Arms blos, Darum dan einer, fo dar- bei ftund, jich nicht enthalten konnt, Das er nicht als— bald heraus fuhr vnd sprach: O wie ein ſchönes zar- tes ärmlin? Ei des liblichen lebhaften fleyſches? wie folt es einen erquiden, diweil es auch alfo das geſicht ergegt * Darauf antwortet ſie, die Frau Theano, be- bend: Sa gefell, e8 mag jun vileicht jo fein, Doch ſolt du wiffen, das e8 Fein gemein fleyſch jeye, und des— halben dir auch nicht gemaint. Difes haißt ein reche ter befcheyd von eim Tugendreichen Weib.

Es foll aber nicht allein einer Chrlichen Frauen Arm nicht offen gemain fein, fondern auch nicht jr geſpräch vnd Ned. Sie ſoll gleich ſowol fich aus ſchamhafter zucht enthalten mit fremden zuſprachen, als vor fremden ſich vnzimlich zu entplöfen.

Dan aus dem Gſpräch, aus Reden, Worten, Spürt man, wohin die Gmüter arten: Die Wort offenbaren gſchwind Was eine fei gefitt vnd gfinnt, Ja vie Reven finf eın anzeygung Des Gmüts gheimnus vnd innirfter neygung, Sie find die Schlüffel, fo aufſchliſen, Das Thor zum Herzen pnd gewiflen.

Der berümt Bildhauer Phidias hat denen von Elis ein Bild der Chbegütigerin Venus, es zu offentlicher Schau aufzuftellen, künſtlich gehauen vnd zugerichtet: daſſelbig Bild ftund zu fonderer jinnreicher bedeitnus mit einem fus auf eim Schneckenhaus, oder einer Schiltkrottſchalen: anzumeifen, Das ein Weibsbild Schne- ckenmäſig zu Haus pleiben, vnd darzu fonderlich till vnd verfchwigen fein ſolle.

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Sintemal jren nicht zu reden gebürt, dan entweder zu jrem Man, oder durch jren Man: Auch joll fie fich Difes nicht verdriefen lajen, dieweil ſie auf diſe weis durch Die zung vnd fürfprechung eines anderen, gleich wie ein Trommeter, anjehlicher reden mag.

Es träget ein Schned für vnd für Wo fie hingeht jr Haus mit jr, Drumb meyntman, das vie leut von Schneden Han glehrnet häuſer bauen vnd deden: Alſo warn ein Frau mus gehn aug, Soil fie tragen im Sinn das Haus, Es nicht an einen Nagel benfen, Vnd wais nicht wie lang nicht heimdenken. Fa fie ſoll werben ftäts zu Haus Gleich wie ver Man mus werben draus: Welchs jr ein vnehr ift jo wenig Als im Binforb dem Fmenfönig, Welcher daheim pleibt ſtäts zu haus Vnd laßt die andern fligen aus. Man fihet ja, das nie fein fiih Auffer dem Waſſer pleibet friſch, Vnd das ein Schneck ſtirbt allemal Wann fie beraubet wird der Schal: Daher ſoll auch eim Weib ſein bang Wann fie mus aus dem Haus ſein lang Wiwol heut finden etlich fein Ein letzen weg, Schnecken zu ſein, Nämlich, das ſie die Köpf ſtäts ſtrecken Aus Fenſtern, Läden, wie die Schnecken, Von diſen pflegt man Teutſch zu ſagen Das ſie das haus an dem Hals tragen: Aber dis ſint gar lätze Schnecken Welche die Oren ſtäts ausſtrecken, Recht Schnecken thun ſolchs leichtlich nitt, Es ſei dan, das man lang drumb bitt. Auch thun es die gar grob verkehren Die langſam ſein von Schnecken lehren, Langſam vom Bett, Bad, Tanz ond Tiſch,

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Vnd langſam fint zur Arbeit gerüft: Sp fie von Leib niht Schneden fein, Sonder von finn fein, ftünd jn fein: Sie folten darfür DIS erzeygen Das fie wie Schneden lehrnten fchmweigen. Dan wie die Schned gros Dren bat An der Stimm vnd der Zungen ftatt, Alſo fol ein Weib hören mehr Dan Reden, welchs jr i,t ein ehr. Wie die Schned if ver Wachteln feind Dieweil fie gar zu onfeufch feind: Alto fol auch ein Werbsbild flihen Alles was auf geylheit thut ziben. Die Schned haßt Raigers Fräfigfeit Alſo ein Weib vnmäfigkeit. Der Aff, weil er ift lächerlich, Scheuet die Schneden ſonderlich, Dieweil fie ernfthafts wandels fint, Alſo ift dem leichtfärtigen Gfind Vnd was vmbgeht mit Müfiggang, Bei ernftbaften Ehleuten bang. Die Schneden die Haidochſſen neivden, Weil fie die Häuslichfeit gar meiden, Vnd drum auch nicht der Imen fchonen, Vnd im zerfallnen Gmäur gern mwonen. Alfo fol auch ein Ehfrau meiden Was fie von hauslichkeit will fcheyden. Vnd gleich wie die Schneden zernagen Die Räben, wann fie vil wein tragen, Alſo fol auch ein Frauenbilo Dem Wein nicht fein zu gneigt vnd mild. Gleich wie das Schneckenhaus zerfällt Wann es die Schnef nit aufenthält, Alfo gebt auch zu grund dig haus, Wo das Weib pleibet vil daraus: Dan wann vom Häuslin kriecht die Schned So trägts ein jedes Kind hinwegk, Sa da niman fiedt inn dem Häuslin, Sah ich fpilen damit ein Mäuslin:

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Alſo wo das Weib lang pleibt aus Wird das beft Vieh die faz und Maus. Wiwol man nie fein Haus weg trug Iſt doch ver Schneden ſchaden gnug, Wann man zertritt inn jrm abmefen Das rund gewelbt haus om genejen:

Alto its eim Weib ſchadens gnug Wann fih im Haus fhidt eın Bnfug. Vnd gleih wie vie Schned praudt ir Haug

Für einen Schilt inn allem ftraus, Alſo ſolls Haus vnd die Haushaltung Sein des Werbe zufluct, aufenthaltung : Dan auferbalb dem Hausgeleyt Dat man fein rechte ficherheyt. Gleichwol fol auh am Schneden lehren Ein Dan, wie er fein Weib foll ehren: Dan gleih wie die Schneden zerflifen Wann man fie thut mit Salz begifen, Alfo ver fein Weib zu rau halt Berterbt fie nur meh mit feim gwalt. Aber gleish wie vom Fendelfraut Den Schneden lindglatt wird die Haut, Alſo macht man vie Weiber [ind Wann man mit lindigfeit fie gwinnt. Seht, wie man allein bei eim Schneden So ſchöne Iehren fan außecken. Darumb that jener Bräutgam wol Welcher gab ſeiner Gſpons einmol Ein Gmalring, darauf ſtund erhaben Ein Schneckenhäuslin ſchön gegraben, Daran zu ſehen für vnd für Was fei ir Amt vnd Ehgebür.

Will man es dan ſchon nicht von den gemtaineit

Grund oder Sausfchnefen, fondern von den Schilt⸗ frotten verftehn: jo mögen nit des minder der mehr- theil obgefezter Gleichnuffen auch inn derjelbigen zu— treffen: Auch darneben etliche andere jchöne Hausliche

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(ehren vnd Gleichnuffen von jrer art vud eigenjchaft gejchöpft werden. Als nämlich:

Es hat einmal ein Froſch mitleiden Mit der Schiltfrot, das fie mußt leiden,

Das fie die Schal, wie er maint, trudet,

Vnd hets jr gern hinweggerudet.

Dem antwort die Sıiltfrot: Du Thor, Eh mich entdeckſt, fo def dich vor:

Wann du im Winter haft fein Schuz,

Erfärft nicht, was vie Te wer nuz? Hätftu ein folch ſtark fiher tach,

Sp dörfft nicht rufen inn der Lach

Zum ſchrecken, das fih niman nahe

Zu dir, vnd dich zur fpeis auffabe,

Wilt alio mit gefchrey dich wehren, Daran fih nicht die Storfen kehren:

Darumb las mir mein Schalenhaus

Vnd pleib du inn der Lachen draus: Ein Haus ift ein gut fiherhait Ein zufluht baid zu fräud vnd laid:

Es iſt feim baß als inn feim Haus,

Bnd denkt drein, wann er ſchon ift draus: Es dundt jn, wann er drinnen fei Das er inn feiner Haut ftedt frei,

Vnd wann er daraus ift geloffen,

Das er aus feiner Haut fei gichloffen: Vnd fpürt das im ver luft daraus Nicht ift fo gſund als inn feim Haus.

Inn feim Haus ift ein jedes frei,

Auswendig verlafen, forchtſam, ſcheu. Marumb wainet ein Kindlin gleich Wann es von Muterleibe weit ?

Darumb das es fih merdet blog,

Bnd feiner Te vnd Häuslins los, _ Meinft das ein Aumäus inn dem Regen Berdrieß fih fhmuden vnd zu legen

Dnter die Läublin oder Plätter

Biß das fürober geht das Wetter? -

a ——

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Meynſt das ein Thir ſein Hül beſchwäre, Wann es jr, als ſeim Haus, thut ehre,

Vnd fih vor dudt, eh es fohlieft drein?

Kein: fonder ſolchs thut es allein, Dieweil von wegen ficherheyt Welche einem fein Haus berept,

Billich das Haus man hält inn ehren:

Dan wann oft nicht die Häuſer weren Wer es no vil onficherer mehr: Daher erftlich die leut zur wehr

Wider die wilde leut vnd Thir

Dan Häuſer bauen glehrnt von mir.

Ja fie haben an mandem ort Da ih gar gros wachs wie ein prort

Mein Schal genommen nach meim tod

Bnd für ein Obtäch gpraudt zur Not. Fa Bögel haben auch begriffen Näfter zu bauen, drein zu fehliefen:

Vnd der Virfüfig grofe Hauf

Hat gworfen fhanz vnd Hülen auf, Sogar hat alles gleich erfant Wie nötig fei ver häuſer beftand:

Bnd du wolſt mir vafjelb erleyven,

Das ih von meim Daus blos jolt fcheyden. D Nein, das baus ein freiheit ift Macht eins keck, wie ven Dan fein Mit,

Vnd wer inn feim haus einen ſchmächt

Derfelb Natürlich freiheit ſchwächt: Darumb fein eigen freiheit haben Iſt gwiß ein nicht der gringfien gaben.

Der eigen Herd, ift goldes werd,

Wer nirgends wont, wird oft beichwärt : Wo fein Ta if, da ift erlaubt Den Bögeln im zu thun aufs Haupt.

Sodan der Häufer fraft vnd macht

Wird alfo hoch vnd vil geadt,

Wie vil hoher fint die zu halten Die ſolche häuſer hie verwalten: Derhalben mich dis Ghäus nicht trudt,

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Sonder mich vilmehr ehrt vnd ſchmuckt, Das man mich gar für Häuslich hält Vnd werd drumb zu der Venus gſtellt:

Anzuzeygen, das eine Frau

Im Haus fol fein, wie ich genau. Darumb fo halt dein goih du froic, Weil nichts auf Häuslichkeit verſtohſt,

Wirſt auch kein Hausman jmmer geben

Dan im Haus foll man ſtill fein leben: Bei Plauvderern wonet feine Wiz, Bei ſtillen bat fie jren fiz:

Darumb ſpring inn dein Lach

Lach, das fie dir wird gar bald dürr.

Hieher jr Weiber, allhie böret Wie weisfih ding vie Schiltfrot Ichret, Wie bo fie die Haushaltung ehret Vnd eud die fürnemft drinn erfläret, Wann jr im Haus ganz gfliffen vleibet, Vnd euch es gleichfam einverleibet. Welche wolt ih auch fhämen meh Zu fein ein Hausſchneck inn ver Eh? Weil das Haus wird fo hoch gepriien, Bad für die Höchſt freiheit erwifen, Ja für die gröfte Herlichfeit Vnd fiherbeit inn gfärlichfeit. Welche wolt nicht gern fein zu haus, So man von jr gibt rümlih aus Das auf jren das Haus beftand, Vnd das man fr vertraut den ftand Bnd den Hausſcepter vbergibet, Vnd das fie zur Hausfönigin belibet, Dan, wie man jagt, Ein Hausman bauet

Nur auf ein Fromm Weib, vem man trauet,

Aber auf fein Bnrätlih Frau, Da ift not, das der Man felbs fchau: Wie fan dan mehr ehr widerfaren Eim Weib, dan jo jm zu verwaren Vom Man vas Haug vertrauet wird, Vnd fie Hilft tragen des Manns bürd ?

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Tun wölln wir auf die Gleihnus fommen Welche wir hatten fürgenommen. Gleihwie das gröft theil ift vertedet An ven Schiltkrotten vnd veritedet, Alto fol auch ein züchtig Frau Den leib nicht flellen auf die Schau, Sonder aus fham fie diß verhüll Was die Ratur lehrt halten fill, Dan die geberden vnd die Kleydung Sint des Sinns ond Gemüts anvdeitung. Gleichwie die Schiltkrott nicht beftehet Wann jr Haus vileicht ontergehet, Alfo fint Hausfrauen fein Hausfrauen Sonder Ausfraun, warn fie draus fohauen-. Wie die Sciltfrott onter der Schal Kan alles ausfiehn vberal, Alfo ift nirgend mehr ein Weib Sicher an Ehren, gut vnd leib, Als wann fie gwarfam pleibt zu haus, Drumb foll fie halten, das daraus Alle onficherheit ftäts fei, Vnd das allein jr Haus fei treu. Gleichwie vnter den Thiren all Die Schiltkrott hat die hailſamſt gall, Dermaſen das fie gift vertreibet Wo man darmit das gift nur reibet: Alfo fol eins Weibs zorn vnd gall Vnſchädlich fein zu jdem fall, Nur dienen zu heyl der Haushaltung, Vnd förderung des Gfinds verwaltung. Gleichwie die Schiltkrott ift geſchaffen Nicht inn die höh hoch ding zu gaffen: Alſo ſoll auch eins Weibs verſtand Nicht raichen vber jren ſtand, Soll, wie man inn eim Sprüchwort redt, Wie ein ſchwein für ſich ſehen ſtät, Das iſt, ſoll inn jr Haus nur ſehen, Vnd höher ſachen nicht ausſpähen: Auf das jr nicht auch alſo gehet 29

u

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Gleichwie von jener Schiltkrott fehet, Welche verdros zu Friechen länger, Meint inn ver Luft wird fie vil gänger,

Verhis derhalb, dem wer fie wolt

An Himel tragen, grofen Sold:

Die Perlin inn dem Noten Mör

Welchs jrem gefchlecht zugehör.

Da nam der Adler fie darauf Trug inn die Wolfen fie hoch auf,

Begert demnach von jr den Lon,

Welchen als fie nicht geben fan, Zertrud: er mit den klauwen fie, Sprechend, Nun fiirbft im Himel hie,

Welchen du haft begert zu fehen:

Alto mus der Fürwiz gefchehen. Seht, ſolch end hat der Schiltkrottflug, Drab ward ein andre Schiltfrott Hug:

Dan als ein Das jr füs verlachet,

Ob jr vom Jaufen nicht geſchwachet. Da antwort fie jm lachend fein,

Ich lauf nicht, aber tritt herein.

Der tritt ift anfehlicher weit

Dan laufen, weldbs leichtfärtigs deit: Gehn hat wol fo vil ausgericht As laufen, wie man an euch fit,

Die zu der fpeis man täglich fängt

Vnd euch vie Ränk fehr grob verrenft : Bus aber thut man nicht betrüben,

Weil man an vns fein Hund darf üben:

Wie mander ift fürd zil geloffen

Da e8 der Gänger baß bett troffen. Jedoch das ich dir nichts nachgebe,

Vnd für ven Lauf das gebn erhebe,

Sp magſts verfuchen es mit mir,

Lauf du, vnd ich will zu gehn dir: Da wird man fehen wer da figet,

Vnd waran die afehwindigfeit liget: Der Das mußt des ausbietens laden: O Mufhelprad, was woltftu machen?

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But ifts, das ich nicht wie der Fuchs Hab einen Schwanz, du wirfts fonft flugs Dich wie der Krebs auch hengen dran, Das ih dich zum zil fchlendert dan, Lieber flicht did das Milz nicht au Wann alfo laufft mit praitem Bau: Gewißlich wirftu gar nicht wiſſen Mas für fraft ftedt inn difen fufen, Sch binn entflohen wol fehs Winden: Was woltftu dich dan vnterwinden ? Jedoch das ich dir werd zu willen Vnd dein Hochmut etwas zu flillen. Sp laßt ons einen Richter wehlen, Der zil ond lauf ons könn beftellen. Darauf ermwehlten fie den Fuchs, Als ontern Thirn das allerflugft: Welcher alsbald er het beftimmet Das ort, dahin zu laufen gzimmet, Da macht fie ſich gleich auf den weg Dn all verzug, eilt, ift nicht träg, Bor Rumgir fie all müh vergas Ruht nicht, fährt fort on vnterlas, Zieht nach die Lenden das fie fauchet, Biß fie das angfezt zil erfchleichet: Inndes aber fo fezt der Das Ein weil fih nider inn das gras, Bertrauet feinen füſen wol, Sagt, das die Schildtroll anhin troll, Er müs ein weil ein fohläflin thun: Als er ein weil bet gfchlafen nun, Da wacht er auf, will ehr einlegen, Vnd lauft was feine füs vermögen. Als er aber zum zil lauft fort Sicht er fein Sciltfrott ruhen dort: Sih ligſtu Schiltpoftläufer bie ? Solch fhand geichah feim Hafen nie: Werd ih von dir hie vberwunden Was foll mir gſchehen erft von Hunden, Gewißlich es nichts guts bedeit

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Man fang mich morgen over heut.

Wolan, was foll ich daraus machen,

Sch mus mich fchämen für mein lachen ® Der fig ift dein, man mus dich preifen, Hei, das mich nicht die Hund zerreiffen.

Hie lernet, das der ernfthaft fleis

Hab vor leibsgichwindigfeit den preis, Vnd das der fleifig ernft meh thu Dan gihwindigfeit, fo ſchaft vnru:

Es tft ein grofer ontericheyd

In gſchwindigkeit ond Emfigfeit:

Die Emfigfeit allzeit beftehet, Da die gichwindigfeit vergehet:

AU Emfigfeit, die ift geſchwind,

Doch Gihwinde drumb nicht Emfig fint. Die Gſchwindigkeit, die ift wol gut, Wann mit verftand man gihwind was thuf.

Man fpürt aber, das Gſchwindigkeyt

Oft mehr ift ein Dinderlichfeyt,

Dieweil fie nicht ift gar bedachtſam Wie der, fo mit bedacht ift gmachſam:

Die fleifige bedachtſamkeyt

Vnd die Emfige gemachſamkeyt Bilmehr dan gſchwindigkeyt ausricht, Wie man hie an der Sciltkrott ficht,

Die durch den fleis thut vberwinden

Den allerichnelfften vnd geſchwinden,

Der fih verlis auf feine füs Bnd den fig dem langfamen lie.

Die Gſchwindigkeyt ift nicht geſchwind

Wann fie nicht ift auf fleis gegründt: Aber dis ift ein Gſchwindigkeyt Da man verharrt inn Emfigfeyt:

Zu vil gihmwind laufen madt nur müd,

Aber ftät gehn, das hindert nit,

Dan wan der laufend nun ift laß

Pleibt noch der gehend inn feim paß, Vnd fommt noch vor eim Taufenden Bnd mit müh fih erſchnaufenden:

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Vnd fo vil vorgeht das fiat Gmüt Dem leib, welcher fonft bald wirt müd, So vil hat Emfigfeit ond Fleis Meh dann leibsgichwinvigfeyt den preis.

Seht, jr Weisbilder, diſe lehren Auch inn ein Haushaltung gehören, Dan wo bedarfs mehr Emfigfeyt Vnd forgfame gefliffenbeyt, Als inn eim Haus, welchs wol mag halfen Ein Imkorb vnd Hauf von Aumaifen: Dieweil man da lauft ab vnd zu, Lauft aus vnd ein, vnd bat fein Rhu, Gleichwie inn einer Hanvelsftatt Im Kaufhaus und am Krangeftad. Vnd ſolchs gſchicht nicht vmb preis ond Rum Als wann man wettlauft etwarumb, Sonder vmb des Lebens erhaltung Vnd der Nachkommenſchaft verwaltung.

Darumb ſei fdes benügt an feinem

Vnd las jm fremds nicht fchöner fcheinen: Iſt inn feim ftand fhon etwas beihmwärlich Denk es, das ſchwers thun ſei auch ehrlich

Was waifl, was einen andren ftand

Den gar gut Ichäzft, für Not beftand? Das fan vie Fabul wol bemwären Die ich iegunder will erklären.

Ein Schiltkrot fah zu wie die Fröſch Inn eim Weirpful ban jr gewaſch Bnd wie fie fo ringfärtig waren, Schwummen wohin fie wolten faren, Sprangen wahin fie wolten geben, Vnd that in alles wol anfteben: Da fings an die Natur zu ftrafen Das fie ganz trag fie bet gefchaffen, Darzu fie mit eim laft beichwäret Der fie hindert, wabin fie fehret,

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Het vnden einen trägen gang,

Vnd oben thät ver laft jr trang. Als fie aber auch name war Wie Ael ond Schlangen famen dar,

Welche die Lachjunghern verzudten,

Auch Störk, die ganze Kröpf voll fchludten, Vnd das fie mochten wenden nitt Kein ftraichlin, würflin oder tritt,

Da ward fie ergezt wiverumb,

Sprad, O Hauslin, mein Heiligtum, Truck tapfer nur, ich trag dich gern, Forthin folt mich nicht meh befchwern.

D wie vil beffer ift ver laft

Darunder ih ganz fiber raft,

Bnd wider gwalt mich thut verwaren, Dan fo vil tods gefahr ausharren ?

Darumb foll keins fein Zoch verfchmehen

Alles ift zu was guts angfeben:

Was man oft fhäzt das allerbſchwärlichſt Das erweißt fih das allerbewärlichſt:

Daher man von der Schneden meld, Das als gleih von anfang der Welt Jupiter jedes Thir gewäret Der gaben, die ein jedes begeret, Da bat die Schned jr nicht zu Verlagen, Das fie jr Haus möcht mit jr tragen: Drob wundern fih al Thir herumb, Deshalb fragt Jupiter fie drumb, Warumb fie dis doch thut begeren Welchs mit der weil fie möcht beihweren ? Da ſprach fie, Ich will lieber tragen Stäts ſolchen laft, und baß vertragen, Dan das ich nicht folt fönnen mögen Man mirs gefül vnd mir wer glegen Bon einem böfen Nachbarn zihen Vnd inn ein ander ort hinfliben. Hiemit fo fei genug erfläret { Was gleichnusweis die Schned vns lehret.

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PBotentaten und Reiche leut, wann jie die Gelehr- ien ond Philofophos ehrlich und werd halten, ehren jte fich felber: Aber die Philoſophi, wann ſie jich zu den Reichen jchlagen und zufchmeichelen,, find fte den- jelbigen nit allein feine ehr, jonder entehren jich dar— mit felber. leichergeftalt find dife Weiber ehrenwerd, die ſich jren Männern vnterwürflich machen, welche aber nach der Oberberichung ftellen, denen fteht es il ungebürlicher und onehrlicher an, als den Män- nern, die jolche Maifterichaft gedulden.

Gleichwol foll der Man der Serfihaft uber Das Weib jih nicht geprauchen wie über leibeigene Enecht, oder ober jonft jachen, Die er inn beſitzung bat, ſon— der ganz gleichermafen, wie Die Sele vber den leib herichet, nämlich inn gleicher libthat und Freundlichkeit gegen einander ſtehn, vnd inn gleichmäjiger naigung zufammen fimmen.

Vnd zu eleicher wei, wie die Sele wol für Den feib forgen fan, und Doch defjelbigen gelüften und vn— ordenlichen begirden nichts nachhengen noch ergeben jein: Alſo fan auch ein Ehman wol vber das Weib herſchen, vnd jren doch anmütig, gefällig vnd unbe- ichwärlich fein.

Die Bhilofoshi lehren, Das der greiflichen,, jichtba- ren vnd zufammengefügten Körper aus vilen ftuden, etliche zujammmm geordenet ſeien aus bnterfcheidenen ond abjonderlichen thailen, als ein Armada oder Schiff- macht, ein Feldhör. Etliche aus zufammengefezten flufen, da eines an dem anderen baftet, wie ein Haus, ein Schif. Etliche aus flüfen, Die vereinigt werden von geburt auf, vnd inn ein Natur mit ein- ander aufwachſſen und leben, als da jint alle leib der leiphaften vnd Selhaften Thir ond Menjchen. Welche

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fünftliche austheilung, jo man ſie zu gegenmärtigern geichäfft will anziben, wie man dan wol mag, jo fan man gleicherweis jagen, das auch die Ehe, da fich zwey herzlich vntereinander lieb haben, jich eigen- lich diſem Körper, da die ſtück natürlid; vereinigt fint, vergleichen. Derjenigen Ehe aber, die fich von megen grojes Heurhatgut3 oder Kinderzeugung vermälen, dem zufammen gehaften und inn einander gefügtem Körper änlich ſeie. Vnd Difer, die allein den Beiſchlaf gemein haben, mit dem Corpus vberein kommet, das theilbar it, vnd leichtlih mag gefündert und getrennet werden: von welchen man warbaftig möcht jagen, das ſie bei- einander wonen, aber nicht miteinander leber.

Nun aber gebürt ſich, das gleichwie nach der Phyſicorum oder Naturfündiger bemeifung, diſes fli— jende Körper, oder ware feuchtigfegten fint, welche ganz inn ganz fich inneinander vermengen: Das aljo auch diſes alsdan erft für ein Rechte Ehe zu halten jeie, da zwifchen den Ehleuten, leib, gut, freund vnd fipfchaft eins vnd gemein ift, vnd je eins mn das ander geflochten und vermenget wird.

Dannenher die Römiſche Gefaz verbiten, Das die Ehgemächt zwifchen ſich Fein geſchänk noch vbergab thun ſollen: nur darumb, das jte nichts voneinander haben, jondern alles gemein unter fich jchägen folten.

Sonſt hats im Gſaz auch dis bedenken, Warumb fie nichts einander fehenfen, Auf das die Eh ond lieb der gmüter Nicht werd erfauft vmb gelt vnd güter, Noch das dur lieb, wann fie fehr glüet, Eins dem andern fein gut engibet.

Es war der prauch zu Lepti, eimer ftatt inn Aff- rica oder Barbari gelegen, das Die Braut des ande—

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ren Morgens nach der Hochzeit zu der Schwiger vmb einen Hafen ſchickte: Denfelbigen pflegt alsdan die Schwiger abzufchlagen, fürgebend, Das jte feinen hette: Auf das aljo die Neue Hochzeiterin, jo ſie gleich erft- mals der Schwiger Stiefmutterherz erfüre, nachgehen- der zeit es des gedultiger trüge, wann ed etwas raus ber vnd widerwilliger zuginge. Dan die Stiefmüter vnd die Schwiger Thun wie die Heydniſche Götter der Kriger, Welhe wol wöllen fein verehret Vnd geben doch nichts, drumb man fie ehret. Dan man thut fie mehrtheils drumb betten Das fie das leben eim erretten, So fiht man doch das widerfpil Das jr Berehrer pleiben vil. Afo die Schwiger vnd Stiefmüter Ehrt man von wegen jrer güter, Aber man firht, das Fein mehr darben Als die fo reihe Schwiger erwarben: Dan fie wölln, das man fie nur ehr Aber wolln drumb nicht geben mehr, Sp wollen die Sonsfrauen dan Sr ehr nicht vmbſonſt han gethan, Daher fommt die Bneinigfait Die alfo weit nun ıft beichrait, Das man ganz Liver darvon dicht Bon alter Schwiger- Pelz ovnd gſchicht.

Hierein ſoll jich ein Weib wiſſen zu richten, vnd bei zeiten allen vrſachen begegnen, Die etwas fürjchubs thun möchten, zu folchem gemwonlichem Schwigerlichem onmwillen, welcher nirgends anders woher ermachffet, ald aus eim Vnzeitigen eifer, welchen die Muter aus liebe zu dem Son, vnd des Sons freundlichfeit gegen jren, trägt vnd an fich nimmet. Welchem mit diſem einigen vortheil Fan begegnet werden, das Die Frau ſich dermaſen befleiffe, des Mannes huld vnd herz zu

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gewinnen, das Doch folche Huld Die ſchuldige Eindliche neigung des Sones gegen der Muter nicht ringere, noch difelbige am ſich zu ziben begere.

Es jcheint, als ob die Muter vnter jren Eindern gemeinlich mehr lieb auf Die Sön dan die Töchter verwenden, dieweil fie von Sönen mehr beiftands vnd troftes zu erfaren verhoffen: vnd im gegentheil jcheint, das die Väter jre Töchter inn liebe vorziben, als diſe, die mehr feiner hülf bedörftig.

Vnd mag fein, Das vileicht aus ehrerbietung je eines gegen dem anderen will gefeben fein, meher lieb ond gutes willens gegen dem zu tragen, welchs dem anderen am änlichiten und gleichformigiten. So doch fonft unter denen, die einander werd vnd inn ehren zu balten jinnes, je eins vor dem andern ſich bemü- bet, dasjenige jo dem andern am anmütigften, auch iren gemein vnd wolgefällig zu machen: Jedoch mag fich vileicht bierinn etwas uuplöichete erhalten, darbei ichs dan jetzumal beruhen laſe.

Gleichwol iſt diſes jederzeit für Ehgebürlich, vnd am Weib wol anſtändig gehalten worden, wann es ſich ermweifet, als ob es mehr auf neigung jres Mannes, dan auf jre eigene freundjchaft ſehe end acht habe, vnd Diielbige aller anderen befonderem willen vorzibe: Auch wo jr etwas layds oder beſchwärlichs widerfä— vet, fie jolches vil eher des Mannes dan jren vers wanten fürpringe. Dan gegen welchen wir uns vers traulich erweifen, denſelbigen gewinnen wir Darmit, jich auch binwiderumb gegen vns vertraulich zu ver halten, vnd gegen welchem wir vns freundlich vnd lieblich erzeigen, dem gewinnen wir. das Herz ab, vns gleichsfall3 freundlich zu fein und zu lieben.

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Trauen, faget man, fchaffet frauen, _

Mistrauen macht auch für fih fchauen, Welchem man fich erzeygt vertraulich) Der ſchämt fih zu fein vnvertraulich:

Auf den man ein vertrauen ftellt

Der firht, das er auch treulich halt: Auf den man thut vertrauen feßen Mus jcheuen ſolch treu zu verlegen:

Welchem man treulic fih vertrauet

Derfelb auch auf vi wiverumb bauet: Die Lieb erwedt auch widerumb lieb, Gleich wie vnlieb die Lieb macht trüb.

Wer fih gen eim freundlich erzeyat

Der wird hinwider freundlich geneygt, Gleichwie ein Schneid die ander wetzet Alto ein Lieb die ander reyzet.

Die Hauptleut des Jungen Königs Cyri, welcher wider feinen Bruder Artarerrem inn Berjien zoge, be- falen im jelbigen Zug den Griechifihen Kriegsleuten, die jm zu bülf zugezogen waren, das wann der Feind im fireit mit eim gejchrai fie anfühle, fie ganz ftill- ſchweigend jne empfingen: vnd binwiderumb wann Die Feind ſtillſchweigend an fte fegeten, Das ſie mit ein- mütigem hellem Feldgeſchrai jnen begegneten.

Eben diſes prauches befleifien jich auch verftändige Frauen, das fie jren Männern, wann Die aus grimm toben vnd jchreien, zu ſchweigen vnd einzuhalten pfle— gen: vnd hinwider, jo die Männer aus Unmut jchmei- gen, das jte mit gelinder janftmut vnd tröftlichem gejpräch jte begütigen vnd ftillen:

Wann er frhreiet, Sie nur ſchweiget, Schweigt er dan, Redt fe jn an,

Iſt er grimmſinnig Iſt fie Külfinnig, Iſt er Vilgrimmig, Iſt fie ſtillſtimmig, Iſt er Stillgrimmig, Iſt ſie Troſtſtimmig,

Iſt er Vngſtümmig, Iſt ſie kleinſtimmig,

460 Tobt er aus grimm, Sp weit fie im, Sf er mütig, So ift fie gütig, Mault er aus grimm, Redt fie ein im. Er ift die Sonn, Sie ift ver Mon, Sie ift die Nadıt, Er hat Tagsmadt, Mas nun von der Sonnen, Am tag ift verpronnen, Das kült die nadt, Durch des Mons madt: Alſo wird gſtillt, Auch was iſt wild: Sonſt gern geſchicht, Gleich wie man ſpricht, Zwen harte ſtain, Maln nimmer klain.

Ein gſcheid Frau laßt den Man wol wüten: Aber darfür ſoll ſie fich hüten, Das fie in nicht lang maulen laſe, Sonder durch linde weis und mafe Vnd durch holdſelig freundlich gſpräch Bei zeiten jm den Mund aufprech.

Der berümt Tragedifchreiber Euripides ſtrafet nicht onbillih inn der Tragedi von der Medea Diejenigen, welche zu den Panketen ond Zechen die Mufleifche In- ftrument geprauchen: Dan, wie er jchreibt: |

Wer befler, das man die Muftc übet

Wo man ift zornig oder betrübet, Auf das man dur jr mittel fill Die traurigfeit oder den Vnwill, |

Als das man file praudh fo vnbſchaiden |

Zu Malzeiten oder zu fräuden: | Diweil man alsdan vrſach gibt Das man inn Wolluft fich verlibt, |

Sa gar darinn vertift, vergiffet, |

Vnd den Mutwill nab vnmas büfet. j Dan wann man zu hoch ziecht die fraud Sp wird fie zur DVnfinnigfait:

Die fraud aber fol man meh mafen

Dan jr den zaum zu lang vil lafen.

Alſo fan man auch von den Ehleuten fagen, Das jle inn dem fall lez daran jind, jo fie, wann ſie on das zuvor luftig fint, nur vmb Wolluft vnd geilheit

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willen des beiichlafs pflegen: aber wann jtch ein zand oder Vnwill onter jnen erreget, ſich zu Bett ſcheyden ond befonder legen: vnd nit vilmehr die Liebpflegerin Venus, welche am beiten ſolchs obel abichaffen könte, zu hülf erfordern. Wie auch jolche Veneriſche kraft ond macht der Hocherleucht Voet Homerus angezeyget ond gelehrt bat, da er die Venerem einfüret, das fie aljo zu der Juno fpricht:

Ich will jr beiver gros Vnwillen

Durch freundlich ſcherz im Bett wol flillen,

Sintemal im Ehlichen Bett AU zänk bald werden abgebett.

Wiwol zwar das Weib allezeit vnd allenthalben die gelegenheiten , fo zu widermwillen vrſach geben mö- gen, ſehr meiden joll und flihen, vnd binmwider der Man auch feiner Frauen feine anlas darzu geben: So follen ſie doch innjonderheit allen vnwillen, ha— der, zanf und neid aus dem Ehbett weit verbannen, vnd Die ſchwell jrer Beifchlaffammer nicht laſen vber— fchreiten.

Dan gleichwie jene Schwangere Frau, welche Die Kindswee voberfulen, zu denen, die jr darumb inn jr Bett helfen wolten, jaget: Was macht jr? mie folt mir das Bett von dem Wee können helfen, diweil ichs Doch inn dem bett befommen hab? Alſo befind jih, das die DVneinigfeiten, zanf und hader, jo ſich inn dem Bett anfpinnen und begeben, ſehr fchwerlich zu anderer zeit vnd ander&wo find zu ftillen vnd zu verfünen.

Es jcheinet, ald ob die Hermione, des Königs Me- nelai Tochter, inn Der Tragedi des Euripidis recht geredt hab, da ſie jagt:

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Der ab und zugang arger Frauen Han mich verterbt ſamt ehr vnd trauen.

Aber ſolches träget ſich nicht fchlechtlich zu jver zeit zu, fondern erft, wan die vngerhatene Weiber als— dan einander bejuchen und verfuchen, wann fich vileicht ein vneinigkeit zwifchen den Ehleuten erhält: das alfe der Vnwillen, der zanf, eifer vnd neid, fo fie gegen den Männern gefaßt, den argen Vettelen nicht allein thür und thor, jonderen auch Die oren öffenet und einen zugang beraitet.

Derbalben ſoll ein gefcheives Weib am meiften als— dan vor folchen Orenträgerin, Klappererin und Frid— jtörerin Die Dren zufperren, wann fte inn etwas vn— gleicheit und mipverftand mit dem Man jtehbet, Damit jie nicht feur zu feur ſchire. Vnd allzeit DIS wol ein- gebildet haben, was Philippus der König inn Mace— donien auf ein zeit faget zu etlichen feinen freunden, die jn wider die Griechen deshalben verhetzten, Diemeil fie jm vbel nachredeten, da er jnen doch vil guts gethan hette, fprechend: Molan, was ift es mehr? daraus möcht jr abnemmen, was ſie erſt thun wir- den, wann ich jnen böfes thete?

Derwegen wann folche Bnglücftifterin zu euch Wei— ber kommen, vnd jagen: Wie fan euch euer Man jo onbillich thun, da jr jn doch fo lieb und werd habt, ond im euer Ch treulich haltet? jo antwortet jr: Ja liebe geſpilin, wie folt er erft mit mir umbgehn, wann ich jn anfing zu haſſen, und jm alles zu laid thete?

Als auf ein zeit ein Herr feinen flüchtigen knecht antrafe, der jm vorlängft entloffen ware, und jm nacheilt, jn zu erbafchen: und der Fnecht inn ein arm— jelige Stampfmül oder Packerei, da man Die leibeigene leut zur ftraf wie Ejel pflegt anzufpannen, entflobe,

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forach der Herr bei jm felber: Wie fein jechieft ſichs? ich bett Dich an keim end beſſer antreffen fünnen, als hie. Alſo ein Weib, welchs aus eifer cder jonft aus zorn vnd vorgangener Klapperei jich gedenfet von jrem Dan zu fchenden, vnd derhalben inn mwunderlichen ge— danfen verwirret ift, Toll ber je jelber jagen: Wie fönnt ich Deren, Die mich zu dem eifer pringet, grö— fer fräud jchaffen, dan wann ich mir jelber dis laid vnd diſe jchand anthäte, mit dem Man vneins were, mein Haus ond hab verlife, vnd das Ehlich Bett, darzu ich mich verpflicht, verläugnete? Dan man fagt, Die fih fcheyd vom Man Thut jr die gröfte fchand felbs an: Vnd die fih durch los klappern, ſchwetzen, Laßt gegen jrem Man verbhetzen, Die thut jr ſelbs im finger beiſſen, Ir Herz nagen vnd ehr beſchmeyſen.

Die Athener pflegen gar ordenlich im Jar trei Hai— lige Ackerwerk zu begehn, das erſt inn der Inſul Sei— ros, zu gedächtnus des daſelbs erſtmals erfundenen Feldbauens vnd ſäyens: das ander an dem ort Raria genant: das dritt nahe bei der ſtatt, auf dem plaz, welches vom Joch der Ochſſen Buzygion heyſet, zu erinnerung der erſten daſelbs bejochten vnd eingeſpan— ten Ochſſen. So diſes mit der Feldarbeit ſo Ceremo— niſch zugeht, wie vil heyliger iſt die Eharbeit, vnd alſo zu reden, das Ehlich ackeren vnd ſäyen der Kin— der zu halten und ehrlich zu begehen. Dieweil

Sp vil als hie der Menſch vorfrift Allem gſchöpf auf Erven gftift, So »il auch mehr gilt vnd vorgaht Hie allem Bau, der Kinderfaat.

Dannenher der Weis Tragedifchreiber Sophocles jehr

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fein vnd recht die Venerem die Fruchtbare Ehgöttin nennet.

Darumb dan alle Ehleut fürnämlich nach folcher Ehlihen Fruchtbarkeit trachten ond ſich richten jollen, auch jolche mit bailiger hochachtung vnd forgfältigfeit fortfegen und vben, ond gang vnd gar aller vungebür- licher, verbottener Vermifchung müſig ftehen: auch ſon— derlich daſelbs nicht arferen noch ſäyen, da ſie nicht verhoften etwas fruchtbarlichs zu erbauen, oder wol- ten, das etwas fruchtbares fürfchöfle, oder da ſie fich jchämen müßten, vnd es verhälen vnd verftälen, wann vileicht eine frucht furfäme.

Der Herlih Wolredner Gorgias thät inn vollem Dlympifchen Feft und Fräudenfpil ein ſchöne Red an die Griechen, Die fich daſelbs bin von allen enden verjammelet beiten, vnd ermanet ſie Darmit, Das ſie allzeit inn friden, einigfeit und gutem verftand gegene einander beitehn folten: Da ſaget einer vnter Dem Haufen, Melanthius genant, vberlaut zu jm: Difer benrühet jich hie mit gefchicften worten und den Fri- den offenlich einzureden und zu rahten, vnd er fan nicht beionder daheim fich felbs, feine Frau und Magd zu einigfeit bereden, vnd fint doch nur jren trei inn einem Haus. Dan Gorgias trug etwas liebe zu der Magd, daher jein Frau zu eifer bewegt ward, vnd lagen deshalben inn ftätem fifen vnd verweilen gegen- einander zu Feld. Darumb der, fo eine verjamlung oder etliche freund miteinander gedenckt zu vereinen, zuvor jein eigen Saushaltung fridlich vnd einträchtig beitellen und anordenen foll. Sintemal es ſich ge- meinlich begibt, Das man vil mehr des Mans vnrich- tige weis mit feim Weib zu leben, als des Weibs mängel pflegt auszufchreien und hoch anzuzihen.

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Man jchreibt, das Die Kagen von dem ftarfen ge- ruch der Salben, oder anderem ſtarkſchmeckendem Ding rajend vnd mwütig werden: Alſo wann es jtch begebe, das auch ein Weib on Hauptwee oder betrübung jres Hirns, nicht wol vertragen noch leiden fönte, warn jr Man nah Bifam, oder fonft fremden falben und wafleren ſtarck ſchmackte, müßt er nicht gar ein Lez— fopf ſeyn, wann er ich deſſen nicht mäſigte, ſonder vmb eines jchlechten Wollüftlins vnd Nafenfügels wil- len ſie inn ein leiden brächte?

Diemeil fich aber befindet, das die Frauen ab keim fremden geſchmack jo jehr, ald wann jr Männer mit anderen Dirnen zubalten, vnd nach fremdem Beilchlaf riechen, verwirrt, zornig und vnwirs werden: ift es warlich ein vnbillihs an den Männern, das ſie eines fchnellverfchmundenen Muthwills halben jolch hergen- leid vnd befümmernus jren Frauen mögen zufügen, ond nicht fo mähr aus Ehlicher jcham, von anderen Meibern onbehengt und vnbeſchlept, jre eigene Frauen inn Ehjchuldiger reinigfeit befuchen. Und zum min- deften thun, wie Diegenigen, jo zu den Imen nahen müſen, welche auch alsdan jrer eigener Weiber fich pflegen zu enthalten, Diemeil man meint, das Die Imen am meiften jolche vngehaltſame Beijchläfer und Buler haſſen.

Wann die Imen verfolgen die, So Vnkeuſch fint, vnd bſuchen fie: Wie vil mehr wird ein Keuſch rain Weib Haſſen jrs Mans befleckten Leib, Den er beſchleppt hat mit Schläppiäden, Die in von feiner Ehfrau fohreden.

Welche mit Elepjanten vmbgehen, die tragen nim- mer Fein weiſſes £leyd, vnd Die mit Ochſſen und Rin- 30

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dern vmbgehen, nimmer fein Rotes, dieweil folche Thier vor dergleichen farben jcheuen vnd wütend darvon werden.

Sp jagt man auch von den Tigerthiren, Das fie, alsbald fie ein Trommen oder Paufen vmb fich ber- vmb jchlagen hören, gleich inn ein tobfucht gerhaten ond fich jelber vor vnſinnigkeit zerreiffen. _

Demnach Dan auch etliche Männer anzutreffen, wel- chen nicht zum beiten gefallt, ja jich oft darüber er— zörnen, wann ſie an jren Meiberen die Eöftliche ge— färbte, geftickte und prächtige kleider ſehen, Desgleichen auch andere, Die fein Saitenfpil, pfeiffen noch Orgel- wer vmb jich hören mögen. Was folt es den Frauen ſchaden oder jnen bejchwärlich fein, wann jte folcher gemelter ſtuck jtch entbilten, darmit te beides jre Män- ner nicht zu zorn bewegten, vnd auch jnen ſelbs fein Vnurhu schaften.

Ein Junges Weib, jagt auf ein zeit zu dem Kö— nig Philippo inn Macedonien, der le nötigen wolt: Laßt mich zufriden, Gnädigſter Derr, wann man das Liecht auslejchet, jo ſint die Weiber all ainander gleich. Diſes Sprüchlin möcht man wol den Ehprecheren, Vn— feufchen vnd geplen leuten vorfingen, die ſich ein jede ungewonte fremde geftalt verfüren lafen.

Gleichwol joll eine Erbare Matron, wann fich Das Liecht verlivet, darumb andern gemeinen frauen nicht gleich fein, fondern alsdan, wann man den leib nicht jthet, jre zucht, ſcham, Feufcheit, und die liebe vnd ge- nüge eines Mannes mehr herfürjcheinen laſen.

Der Weigheitachtbar Plato ermanet die Alte Leut, das fie ih vor Jungen leuten vil ſchamhafter und erbarer dan vor anderen erzeugen folten, auf das jte beides damit die Alten Ierneten jnn ehren balten, vnd

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fih auch befliffen, mit der zeit alſo erbar, anjehlic, vnd ehrwürdig zu werden. Inn betrachtung, das nim— mermehr daſelbs, wo die Betagten jich onverichamt berfürthun, den jungen eine Schame und Erbarkeit mag eingepflanget werden.

Difer Lehr zu folgen foll auch der Mann nicht ver— gejfen, vnd nirgends mehr, dan bei feiner Ehvertrau— ten erbar jich ermeifen vnd ſie vor allen anderen per- jonen ehrwürdig halten: Bedenfend, Das nachden er ſich halt, werd jm feine Ehfammer entweder für eine Schul der Erbarfeit, keuſcheyt und zucht Dienen, oder zu einer Bubenfchul aller luſtſucht, Vnmäſigkeit, Geil— heyt und DBnfläterey werden. Dan melcer ſich inn diſen Wollüften ernietet, darvon er doch fein Weib ab- haltet, thut eben als wann er jte lehret wider zwen feind ftreiten, denen er doch fich allbereyt ergeben hat.

Was demnach den fleis des ſchmucks belanget, da wolt ich, das jr Thugendliebende Eurydice fleiftg das— jenig leſen vnd inn gedachtnis behilten, was der Weis— heitlehrer Timorenes an die auch Thugendgeflifiene Ari— ſtillam gefchriben bat.

Aber jr Weisheitgelehriamer Bolliane follt euch nim— mermehr inn ſinn nenımen, zu aedenden, das euer Weib von fürmwißiger zartlichkeit, köſtlichkeit und präch- tifchem weſen abjtehen werde, wann jte merdet, Das je jolchen vberfluß nicht auch inn anderen ſtucken haj- jet vnd fcheltet, ſondern vileicht luft habt, Eoften auf jlbere verguldte geichtrr, herlichen Hausraht, vnnütze gebäu, köſtlichen pferdzeug anzuwenden.

Sintemal ſehr ſchwärlich dem Frauenzimmer der oberfluß und Die koſtbarkeit daſelbs zu wehren iſt, da man ſihet, das ſich die Männer ſelber des prachts vnd der vnnötlichkeit nicht mäſigen.

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Dan wo der Man vil wendt auf pracht Da meint die Frau, fie habs auch macht.

Vberdiß, Diemeil jr nun inn dem Alter ftebet, welchs die Philoſophiſche Weißheitfünft vnd Tugendlehren zu begreiffen vnd zu üben fähig vnd gefchieft ift, fo ziret eueren wandel ond fitten auch Damit, auf Das euerer guter gelebriamfeit wirfung Herfürjcheine. Auch jolchs des leichter inn das werd zu richten, ſo bandelt und mwandelt mit jolchen leuten, Die euch inn erbarer ge fchieflichfeit erempelsmweis koönnen vorgeben, und zu Tu— genden vorleuchten und dienen.

Vnd was euer Neuverpflichtete Hausfrau belanget, jo jammelet ond traget jr zu, gleich wie eine Bien, alles was zu vermuten, das jr Dienftlich feie: tbeilet je jolches gern selber treulich und vnvergönſtig mit, vnd mit freundlichem geipräch redet jr täglich Die gute fprüch vnd lehren dermaſen boldielig vnd oftmals ein, das diſelbige jren nit allein gemeyn, ſondern jnen nacyzufommen auch angenem werden. Dan, wie jene bei dem Homero jaget:

Du bift jr Bater ond jr Bruder, Ja bift anftatt der lieben Muter,

Wie nun ein Muter jr Kind bericht Alſo auch du vein Ehfrau fhlict.

Vnd gemwißlich ſteht es dem Man gar ehrlich und wol an, wann man das Meib zu jrem Mann fagen bört: Ir feit mein Lehrweiſer, mein Tugendlehrer und mein Meifter inn vnterweiſung Göttlicher vnd nuzli- cher lehr. Sintemal die erfantnus guter fünft, eine Adeliche hohe Frau fehr vil von vngeſchickten ſachen vnd vnnützen vbungen Fönnen abhalten.

Dan einer Tugendergebenen Frauen wird gewiß das

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dangen erleyden, wann ſie mit der Geometri oder Erd- mejjung und auszirflung des Weltfreyfes vmbgehet. Wann fie fihet wie ordenlich Recht inneinander ſchicken fich * Die Geſtirnzircul vmb die Erd: Da wird ſie denken: Sih, hie lehrt Die gros Welt ung als vie Hein Welt Wie man fib jr gleibmäftg hällt, Nämlich mit oronung, nicht alleyn Inn faden, fo tem Gmüt gemeyn, Sonder auch inn geicidten gberven, Das difelb nicht leichtfartig werden. Wie fan van wol das Tangen ſtehen, Da man faum wais wie man foll gehen ? Da man fo felfam fich verferet Als wer man inn dem Hirn betbörer ? Da auß dem ernft ein gipött man machet Bad vie ernfihaften Leut verlanet 2 Darumb wird fie ven Tans ftäts flihen Vnd fih nah ven Lehrfünften zihen.

Dergleichen wird auch eine, welche mit den fürtrefs lichen Tugendleren der Weisheitberümteften Scribenten Platonis vnd Kenophonti3 eingenommen ond gleichlam bejchworen worden, nimmermehr andere Zaubermerf und bejchwerungen (melche jonjt bei den Theſſaliſchen Wei— beren gemain) billichen, noch jich verfüren lafen.

Ebenerweis wird ſie auch Die thorheit vnd unge jchieklichkeit derer Weiber verlachen, welche jich bereden lafen, das eine den Mon vom Himel zihen könne: jonderlich wann fie etwas inn erfantnus des Geſtirns Lauf erfaren ift, ond einmal gelejen oder vernommen bat, wie die Aganice, des Hegetors eines grofen Her— ten inn Theſſalien Tochter, als fie die Verurfachung der Finfternus (welche jich alsdan wann der Mon voll it vnd inn den chatten der Erden jich verbirget, pflegt

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zu begeben) wol verftund, vnd zuvor wifjen Eondte, die Meiber des Landes betrogen vnd jnen einbildete, das jie den Mon vom Simel binmeg genommen babe.

Es ift nie gehört worden, das ein Weib on beime- nung eines Mannes ein Find geboren hat? aber die bat man wol erfaren, das eine ein vngeſtalte Frucht vnd ein klumpen fleyiches, jo aus vertorbenen feuchtig- feiten im leib entftanden vnd Möle genennet wird, an tag fürgebracht babe. Gleicher mangel ift zu-verhü- ten, daS er nicht auch inn der Meiber gemüt ichlage, vnd gleichen gepräften inn jrem Herzen gebäre. Dan wann jte nicht andersmoher den Samen guter lehr empfangen vnd gleichjam Damit geſchwängert, durch jre Männer zu gutem vnterwiſen werden, fälet es jel- ten, das jte nicht vil jelfame fremde anſchläg, wider- finnische vnd vungeratene, vnd gleichſam mißburtige fürnenımen, oder jonft vilerley vnordenliche gelüft ge— baren vnd fürpringen.

Ir aber Tugentfame Frau Eurydice, Eönt jm nicht befier tbun, Dan das jr euch on vnterlas inn den ſchö— nen Sprüchen und lehren Meifer und Ehrnergebener laut übet vnd allezeit im Mund füret diſe nußliche Reden, welche jr auch, da jr noch ein Jungfrau wa— ven, von ons oft gehört und gelehrt habt, nämlich das jr alles dahin richten follet, wie jr den Man erfräuen möcht, und von anderen Weiberen gelobt und hoch ge= acht werden, euerd eingezogenen wandel3 halben, vnd von wegen jauberer, srdenlicher, vnd Doch ehrlicher flevdung, darauf nicht vil koſten mit Fleinoten, ge= ſchmaid oder jonft ſchmuck, zu abpruch der Saushal- tung angewendt worden.

Dan jr möcht wol erachten, das jr weder Difer

reichen vnd Föftlichen Frauen perlin, oder jenes frem—

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den Weibs Seidengewand, euch damit zu ziren, nicht fönt befommen, je wolt e8 dan auch auf das theu- teft bezalen. Aber den ſchmuck der Klugen Frauen Theano, des Brotini Ehweibs, die zird der Weifen ‚rauen Gleobuline, des beſchreyten vnter den jiben Meilen Cleobuli Tochter, den wolſtand der Tugend— jcheinbaren Frauen Gorgo, des Spartifchen Königs Leonidas Gemals: desgleichen der Keufchen Frauen Timoclea, des Theogenis Schmefter, oder jener alten Elaudie der Römerin, oder des Römiſchen Hörfürftens Scipions Frauen Gornelien vnd anderer Tugendberüm- ten Srauen ſchmuck könnt jr vergebens vnd ombſonſt erlangen, vnd euch Damit dermaſen zirlich berfürftrei- chen, Das jr darvon all euer lebenlang beydes ehrlich ond glüdfjelig euer leben möcht vollfüren.

Dan jo die Künftfiche vnd Weißheitgeübte Poetin Sapho, von wegen jrer artlicher ond finnreicher ftel- lung der Reimen vnd Bers, dermafen fün vnd mutig worden, das fte einer fürnemmen, Reichen ond jtatli- chen Frauen zu jrer zeit bat alſo dörfen jchreiben:

Wiewol du biſt ein köſtlich Weib, Noch wirſt vom Tod verzeret:

Da ligt dan dein Nam ſamt deim leib Im Grab on Rum zerftöret:

Alsbald vom Tod wirft hingerifien Sp venfet niman deiner.

Vnd wirft von niman nicht geprifen Mit vir bemüht fih keyner:

Dieweil du dich nicht haft befliffen Die Röslin abzupreden,

Die auf dem Kunftgebürg fürfchifen An den Pierifhen Bächen,

Da Thugend plühet, ehr vnd zucht, Vnd daraus dan entfiehn

Der Glehrten Rum, die fhönfte frucht, Darmit man Thugend krön.

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Warumb folten jr nicht noch mutiger werden, euch fürzumerfen, vnd euer jelber euch zu rümen? angeje- ben, das jr nicht alleyn der Roſen ſeit mitthenlhaft worden, fondern auch an den früchten, Damit die Kunft- göttin oder Mufä, die Kunftgeflifiene und Weißheiter- gebene pflegen zu verehren, gemeyn ond they! habet.

Ende der Plutarchiſchen Ebegebott.

Zufag aus noch viler anderer Erleudten vnd Hochgelerter Perſonen Bücheren.

Bon Ehgebürlichkegten.

Der Weißheytkündige Peryſtion bei dem Stobäo lehrt, das man nirgends baß erkennen kan, ob eine Frau jren Ehgenoſſen inn treuen gemeyne, als wann ſie gern daheym pleibt, vnd ſich niendert frölicher dan zu haus erzeyget: dan wo ſie vil auswendig ſtecken ond ſich anderswo mutiger erweiſen wolte, wirdt ſie inn verdacht kommen, das jren entweder aus ſcheu oder verlaidung bang were, bei vnd vmb iren Man zu ſein, oder auſerhalb jres Hauſes etwas liebers ha— ben müßte, darumb ſie alſo jr eygen hauß haßte, welche beyde ſtück dan gewiſſe auflöſungen des Ehlichen bandes ſint.

Man liſet inn den Legenden der Heyligen, das ein frommer Man inn der Einöde ſich ab dem Geſang eins Vogels dermaſſen vngläublich vergeſſen hab, das als er im hundert jar vnd etwas mehr zugehöret, gleichwol dabey gemeynet, er habe nur einen tag da— mit zugebracht. Als vngläublich nun dife gefchicht

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(oder vilmeher gedicht) Tautet, jo gläublich und war— baft könnens verftändige Weiber machen, wann te durch vnablösliche holdſeligkeit, vnaufhörliche Ttebliche Reden, ſanfte fprach, färtige antwort, freundlichen be- ſcheyd, anmütigs geipräch, gelinde wort vnd ſittſame flimm, den Man gleichfam mit dem ſüſeſten Vogel— gefang aljo aufhaltet, daS jne der legte tag als der erſte fein bedundet. Vnd das ſolchs zu geichehen möglich jeye, gibt es die erfarung, das man noch täg- lih von etlichen Ehleuten höret jagen: Sehet, ich hab bey meiner Hausfrau felig ein fünfzig oder mehr Jar gewont, vnd ift mir das lezte Jar geweſen als ob ich noch, wie man jaget, im Küpmonat lebte.

Man engenet der Ehpflichterin Venus die Meiffe Tauben vnd Schwanen zu, jrer anmütigen farb und fauberlichfent halben. Anzuzeigen, das ein Weibsbild ſoll aufrechtes, einfaltiges, reynes und Feufches ges müts, herzens, lebens vnd wandels jein.

Wahin die Benus fih laßt tragen Da ziehen die Tauben ven Wagen, Auf das fie an derielbigen wanvel Sich fpigel, wie ein Weib recht banvel. Dan wie dDTauben meh fruchtbar find Dan andere Bögel, die man find, Vnd on vnterlas Aier legen Vnd jrer Jungen jehr wol pflegen: Alſo ſolln auch zur fructbarfeyt AU Ehen werden angeleyt, Das man nämlich Kinder gbäre, Vnd dieſelb ordenlich ernehre. Desgleih wie fih die Tauben küſſen Dft onter einander ganz geflifien: Alſo follen nah vifem praud Ehleut holdſelig leben au. Wie die Tauben gleich von der Schalen

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"Sich paren, vnd fich thun zu Gmalen, Alſo zieh man von Jugend ſchlecht Die Meidlin zur Haushaltung recht. Wie das Garn ſcheuen ſehr die Tauben Auch Weidleut, Vogler, die fie rauben: Alſo ein Ehrlich Weib auch meid All ſtrick der argliſtigen leut Die jrer Ehr ond zucht nachſtellen, Oder fie ſonſt verfüren wöllen. Wie kein der andern Eh thut bſchamen Ob jrer vil ſchon wonen zſammen, Alſo ſolls auch ſtehn inn der Eh, Einen lieb han, vnd keinen meh, Gleich wie ein Taub niman verlezt Mit dem ſchnabel, wie ſehr mans hezt, Alſo ſoll mit dem Mund vnd ſchwetzen Das Weib auch niman nicht verletzen, Gleich wie die Taub ganz reinlich iſt, Vnd wirft aus jrem Neſt den Miſt, Alſo ſoll auch ein Weib voraus Reinlich vnd ſauber halten Haus. Noch andere Lehren auch noch weren Von der Tauben hie zu erklären, Aber diß iſt gnug angewiſen Eim Weib, welchs iſt Ehrngefliffen.

Das die Venus Glattſiz oder die Wolgeſezte bei den Gedichtjinnigen Poeten genennet wird, hat nicht einen folchen leichtfärtigen anfang oder vrſach, wie et- liche davon jchreiben: das nämlich zwo Torftöchter ge- weien, deren jede Das fchönft formirt gefäs oder Po— iterior gewettet bat zu baben (meil joldhs inn demſel— bigen Land, gleich wie zu Göllen vnd inn Holland für ein wolftand geachtet ward) als jte nun der ſa— chen nit eins mochten werden, treffen ſie vungefärlich auf dem weg einen Jüngling an, den erbetten ſie zum Richter, welcher alsbald der älteren es zufprichet, und zugleich damit inn lieb gegen jr entzündet würd. Ge—

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bet Darauf heym, jagt den handel feinem Bruder, der— felbig begert alsbald Die zwo. wolgejäßte Dirnen auch zu bejichtigen, zu erfaren, ob fein Bruder ein gut au— genmas habe, al3 er ſie nach feinem quadrangel rings berumb wol beichauet, Da gefalt jm der Jüngjten Siz— leder vil baß, vnd gewinnt fie gleich lieb. Gehen dem— nach nach allem heym, nemmen einander zu der Eh vnd werden mit einander alſo Neich, das ſie der Ve— nus einen Tempel baueten und denfelbigen der Schön- gefezten oder Wolbeſäßten Venus-Tempel nanten.

Kein, folchen lächerlichen anfang fcheinet der Nam nicht zu haben, jondern das vilmehr jolcher Daher entitanden jeie, das einer Frauen wol gezimme vnd anſtande

Daheym zu pleiben ond zu ſitzen Vnd nicht wie ein Waſſerſtelz zu plitzen.

Dannenher jene Frau, einer, Die jr Das prait geſäs verwife, recht begegnete, fvrechend: Wann du jo gern zu haus bei der Kunfel ond bei den Kinderen ſäſeſt, ald gern Du bei dem Tanz ſteckeſt, oder ſonſt aus— jchwenfeft, wirdeft dich vmb meim prait loch nicht beiffen.

Aus der vrfach jagt einmal eine Meichänerin einer Gölnifchen Krämerin, das dieweil die Cölnifche Frauen jres ausichweifens halben fein prait gefäß eriigen kön— nen, darumb müſen ſie mit dem gewand jnt belfen und es vmb den hindern mit Wülften ausfütern.

Derbalben jenes Römiſchen Ratsherren Frau, Die Zueretia, jres ernitbaften Heimiſchen wäſens, haushü— tens vnd heimjigend halben ewigen Rum erlangt bat. Dan al3 der Jung Königsjon Tarquinius bei dem Mein mit jeim Schwager Collatin mettet, welcher das feinfte Weib hette, vnd Darauf ftraf aus dem Läger (welches nahe bei der Statt Rom war) den augen-

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fchein einzunemmen vnd Die warheyt vnverſehens Der Meiber zu erfaren, heym ritten, befind der Königsfon fein Gemal mit anderen jren gefreundtin im ſaus und fchlamp leben ; der Gollatin aber jeine Frau Lueretiam unter den Mägden jißen vnd des ſpinnwerks auswar— ten. Welcher dem Gollatin zugejtandener preis den Tarquin dermafen bat verfchmähet, das er fich an jm zu rechen, vnerhörtes Mittels mit jchändung der Lu— eretien bat geprauchet.

Der Griechifch Seribent Stobäus, der die jchönften fprüch aus den berlichiten Büchern bat zufammen ge= lefen, der fezt unter die Geſaz der Ehe dije meynung aus dem Euripide: Die Vernünftige Männer jollen gut achtung geben, das nicht allerley Weiber bey jren Ehfrauen on vntericheyd aus- vnd eingangen: dan manche fommet darumb Das ſie gelegenheyt des Hauß— baltens erfare, und es darnach austrage. Ein andere das ſie ein böfe Ehe mache. Etliche die jich vergriffen baben, wolten gern andere inn gleiches leiden füren: Bil befuchens jres ſonderen genifes vnd vortheils hal- ben. Das mebrertbenl aber prauchet vnnütz geſchwez, tragen zu Oren, richten die Leut aus, verhegen Nach— barn vnd gut freund inneiander: vnd jint oft Die ei= nige vrfach, Das es jo vbel inn der Haushaltung zu= gebet. Darumb ein Man feine Frau inn gemeynſchaft anderer Weiber fürfichtig vnd nicht fürmwigig fich zu halten joll gewänen.

Vil Dögel lafen jre Weiblin daheym ben den Jun- gen im Neft pleiben, vnd fligen ſie nach jpeis im Feld omb. Alſo joll auch ein Man feiner Frauen diſe Hausgeſchäft, die ſie mol verrichten fan, zu verwalten vertrauen, vnd er notwendigerd fürbaben: ſoll nicht,

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nie man faget, Die Erbien inn den Hafen zalen, oder Die Windelen zu wäſchen befeblen.

Diemeil es daſelbs gar einer Hündiſchen und miß— trauigen gemeynſchaft gleich jihet, wo man allein al- les verieben will, ond nichts der geſchicklichkeyt des Meibs auch beimftellen. Ja es ift ärger dan Sun- diſch, inn betrachtung, Das zween Hund inn eim Haus wol vunverhindert ond zugleich fridlich vnd einmütig jre8 Herren bab vnd gut zu verwaren pflegen, da e3 bei jolchen eigenjinnigen vnd vntüchtigen Eheleuten kaum gejcheben Fan.

So doch jnen vil beſſer anftünde, das fie, wo ſie jrer vernunft je nicht folgen wolten, jich nach natür— licher gejcheidigfeit der Hüner bilten, vnter welchen, was der Dan auficharret, Die Henn erlifet, alfo was der Man inns Haus brächte und fchaffte, Das Weib verwarete.

Aus Naumachio zihet gedachter Stobäus diſes Eh— geſaz an: Das Weib ſoll den Man nicht um ſa— chen fragen, die den Weiberen zu wiſſen nicht gebü— ren. Will aber der Man dich zu rhat nemmen, ſo hab fleißig auf ſein Wort acht, vnd gib langſam ant— wort. Reytze ond ermane jn auch nicht leichtlich zu etwas, das ers nach deinem gutbeduncken fürnemme, aus bedenken, daS das end mißlich iſt.

Wiewol onder freunden trennung anrichten, ein vn— redlich, ja kaum Menſchlich ſtuck iſt. Jedoch laßt ge— dachter Author dem Weib inn eim ſondern fall zu, das ſie es wol thun möge. Nämlich, ſezt er, wann dein Man durch böſe geſelſchaft verführt wird, ſo lege Dich nicht mit jm ein, ſondern ſehe, wie du vneinig— keit vnter feinen gejellen anrichten mögeft. Welches gleich jomwol leichtlich zugehn Fan, als unter den Kols

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chiſchen Krigsleuten, die aus den gefäyten Trachenzä— nen entfiunden, da Jaſon ein verzauberten Wackenſtein onter fie warfe, vnd fte Darauf gleich einander felbs binrichteten. Dan vnter böfer und hochfärtiger gejel- fchaft ift bald eine trennung anzuftiften, Dieweil ſie zu jrer bosheit onfürfichtig, eigennußig, mißtrauifch vnd vergönftig jint. Solches alles aber wird des beſſer einen fortgang vnd beitand haben, wann man einen fürfichtigen lieben freund vnter die gefelichaft fehiebet ond menget.

Iſt das Weib übel erzogen vnd böſer art,. jo be— darf es wol bewarens: aber es bilft, ald wann man der Häuſchrecken hütet. Ift jte Dan wol erzogen, oder ziebet ſich felbs, jo Darf es nicht des verwarens, thut mans aber, jo gebts nach dem Sprüchwort:

Wann man verbüt der Weiber ehr, Ermant man fie erft zur vnehr.

Der Vogel denkt nit meh hinaus,

Als wann er ſteckt im Bogelhaus: Wann man etwas faft fehr verfperret Alsdan es erit hinaus begeret.

Sp tracht auch jver dis zu haben

Was verborgen ift vnd vergraben.

Wo nicht das Herz gewonnen wird, Berwart den Leib feyn Argushirt. Dan wo das Gmüt hinftellt vnd trat

Da wird der Leib bald nachgebradt.

Es ift ein gleiche gemwaltfame, wann der Mam übel feiner Herjchaft gepraucht, und wann ein vnverftendig Meib mwiderftrebet, dan der Man vermag vil mit der Hand, das Weib aber richtet Das jre durch Die Eltern ond freunde an.

Man jagt gleihfam ſpotsweis von den etwas er= wachjienen Einderen: Es ift alt genug, es wird jein

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Haus felbs wol finden. Aber inn dem fint etliche Meiber oft Kindifcher dan jre finder, das wann ſie einmal ausfommen, ſich alſo lang auswendig vergei- ten, das es bedörft, man zenget jnen mit fingeren das Daus, auf das fte auch widerumb heym gedächten.

Darumb jagt Hyperidas: Es fey ein befier Zeuchen, wann die Leut von einer Frauen, Die ausgehet, fra= gen: Wer ift die? was bat fie für ein Mutter? dan wann fie fragen: Wellen iſt das Weib?

Die Kluge ond Geſchickte Frau Theano, des Lehr: weiſen Pythagorä Jüngerin, auf ein zeit gefragt, wie jte verhoft einen rümlichen Namen zu befommen ? ant— wortet: Wann ich meines Hauſes vnd meiner Ebr warte.

Die Weiber, jagt Euripides, jollen jich nicht beru- fen auf ein vungereimte weis, deren fie bey der Mus ter aus zu vil gelindigfeyt gewont, dan ſonſt wird jie beydes jr Muter zu jchanden pringen, vond jren ſelbs mit der Halsſtarrigen weis fein Ruhe jchaffen, fonder foll vilmehr an den Spruch gedenken:

Weiſſe Kinder laffen vermitten Irer Eltern vngeſchickte fitten.

Alſo ſoll auch ein Man, der ein Vngerhatene Frau bekommet, darumb nicht jr Natur anziben.

Anheyms zu haus (jagt erfigemelter Syperidas) joll jich Das Weib dem Man zu lieb bugen vnd fchmuden. Dan den ichmuf, welchen fie aus dene Haus gehend anlegt, trägt fie nit von jres Mans, fondern anderer leut wegen. Doch joll jie mit der zird jpärlich und farg fein, gleichwie auch mit der Rede.

Borgedachte Kluge Frau Theano ward gefragt, inn wie vil tagen das Weib nach dem Beifchlaf des Mans reyn würde, da antwortet fie: Des Ehmans Halb jehr

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bald, aber vom fremden nimmermehr. Aus diſem ſchönen ſpruch fpürt man, wie heylig bei den Heyden das Ehbett fee gehalten worden, nämlich für vil rey- ner vnd benliger, als es heutigs tags von etlichen Gaift verführten, vermummten gleichänern, jo den Eh— ftand für einen fleifchlichen vnreynen ſtand verfehreien, geachtet wird.

Als des Gelehrten und Hochgeachten Philonis Weib gefragt ward, warumb fte nicht gleich andern Weibern inn der Verfammlung, da jre Männer zugegen waren, ich gefchmudt vnd auögeftrichen bette? gab ſie zur antwort: Wo mein Man ift, da iſt mir meines Mans Tugend ond anjehen die beite zird.

Die Junge Töchterlin, wann fte Die ſiben oder acht Jar errenchten, vnd die Eindheit nun ablegen wolten, opferten ſie der Venus Libitina jre Puppen, toden vnd fonft finderfpil. Damit die alten anzeygen wol- len, das man die Meydlin gleich von verftändigern Ja— ven an zu der Venus, das ift, zu der Ehe und Hauß— baltung anfüren, vnd Die Eindifche kurzweilen mit ernſt— bafter arbeyt vermechfjelen jolle.

Sorrates pflegte zu jagen, die Männer follen der Statt geſaz gehorfam leyſten, aber Die Weiber der Mann willen thun. QUnd weiter fprach er:

Es if des Weibs halb Seligfevt Des Manns Lieb vnd Holpfeligfeyt.

Darumb foll der Spruch von den knechten Tautend, namlich das fürchten den fnechten jehr leicht jei zu gebieten, nicht auf die Weiber gezogen, Dieweil vil ein andere verwantſchaft, lieb vnd pfleg zwifchen Ehleuten beftehet, als zwifchen der Derichaft und eim Knecht.

Der ſchönſt anftrich der Weiber ift die natürliche farb, welche die gefundhent anftreichet. Die geſund—

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Gent aber wind erhalten mit mäfigfeyt und vbung: obung aber, Die nuzlich ift, findet man vil genug inn der Haushaltung an allerhand Hausarbeyt. Vnd die Schöne, welche durch arbenten zufällt, mag weder jchwais noch zehren jchänden. Auch verfpricht Nico— firatus den Hausmütern, die fich vil mit arbent trü- ben, das ſie daruon mehrtbeils ein fnäblin und jtarde frucht empfaben yund geberen werden. Zu dem, das fie auch jre Kinder durch je Erempel werden zur Hausgſchäftlichkeyt anſchicken, ermanen vnd reyzen. Dan man ſagt:

An der Kinder weis

Erkent man der Muter fleis.

Man lißt von Candaule, dem König inn Lydien, Das demnach er ein ſchön liebes Gemahl hette, rümt ers täglich ſeiner ſchönen geſtalt halben bey männig— lich, vnbenügt der geheymnus ſeiner beſonderen fräud und Wolluſt, als ob die verſchwigenheyt, der Schöne einen abbruch brächte. Entlich auf das er ſolchem rü— men mehr glauben ſchaffet, zeygt er ſie auf ein zeit ſeinem wolvertrauten freund Gyge ganz nackend. Mit welcher that er beydes ſeinen freund zu dem Ehbruch ermant vnd zu eim feind gemacht, vnd auch ſolchs failtragens halben ſeins Weibs lieb gar von jm hat entfremdet. Dermaſen, das ſie mit dem Candaule der ſachen eins worden, jren Man zu erſchlagen, vnd ſich zu ſampt dem Reich jm zu vbergeben. Sehet hie, wie gefärlich es ſei, die heymlichkeiten der Eh zu offenbaren vnd böſe geſelſchaft inn ein Haus zu füren.

Im ſchlaf vnd bett werden die Männer am meyſten betrogen, darumb ſoll ſich ein Man des abends vor glatten worten, vnd morgens vor zank ovnd geſchrey hüten.

X. 31

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Was dem Man nicht zuftehet nachzureden, das ge- bürt vil minder dem Weib zu hören.

Ein jchmerzlih Ding iſt es (ſchreibt Menander), wann ein reicher Man feinen Erben im baus bat. Der Vater fan fein ‚gröfere fräud haben, als emen Weiſen Son zu eim Erben haben. Darumb jene Frau von Lackna, als ein jedes Weib jren ſchmuck und ge- zird wife vnd fürfpigelte, auf jre finder zeygte vnd ſprach: Dife find meine zird, vnd mir ein ewiger Rum, wann fie wol erzogen fint.

Hierocles der Weis Seribent, als er von zal der finder ſchreibt, ſezt er: Es ift nichts der Ehe alio gemäs, als Kinderzeugung, welche fie aber aus geiz oder jorg der Armut gering achten, die jolten beden- fen, das Die Elteren an den Kindern nicht allein Sel- fer vnd jred alterd ernehrer, fondern auch aller zufäll mittheilbaftige erzeugen und gebären. Ja fie jehaffen nicht allein jnen ſelbs eine fteur vnd beiltand, ſondern auch jren eigenen Elteren eine fräud vnd aufenthal- tung. Sintemal die Kinderzeugung ſtäts natürlicher weis eine danfbarfeyt mit jr pringet. Dan jo vns etwas vor vnſerer Eltern abgang begegnet, befälen wir ite vnſeren finderen. Vnd wie Jöblich ſtehts Doch, wann der Anher von jeim Eniflin bei der hand ge- lentet wird, vnd alle ehrerbitung erfaret?

Darumb wann wir uns befleifien Finder zu vber— kommen, erzeugen wir uns erftlich dandbar gegen vn— jeren Eltern, welchen wir an vnſer ftatt Junge ftüßen jves alters jchaffen, und demnach fint wir auch jrem willen vnd geheyß gehorfam. Dan alsbald fie zur

Ehe jchritten, und etwas jres gleichen vorbatten an die

Welt zu pringen,, da gedachten fie jr gefchlecht Durch ons jre abkömling zu erweitern, vnd Findsfind nach

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jnen zu verlafen; auch forgten ſie, wie ſie uns ver— beurbaten und zur finderzucht gleichsfalls fürderten.

Derbalben wann wir zur Eh gegriffen, und nach Ehlicher Kinvderzeugung geftellt haben, fo haben mir ein theyl vnſerer Eltern willen volbracht. Wa wird aber on bejondere vrfach vunterlafen, jo jchwächen wir nicht allein jren willen, ſonder bejchuldigen vnſer Va— ter und Muter, ald die nicht erbarlich mit jrem zu= ſammenheurhaten gethan betten. Ja ſchmähen vns ſelber, als ob wir aus vnbedacht vnſerer Eltern erzeugt weren: zudem das wir vns ſelber zuwider ſint, inn dem, das wir das leben lieb haben, vnd vns fränen, das wir von den Eltern zu dem leben gefördert wor— den, wir aber wollen nimans durch Ehliche kinderge— burt auch zum leben fördern.

So iſt auch dis zu bedenken, das wir uns nicht allein Die Kinder zeugen, jonder auch denen, durch wel- cher hülf wir geboren fint, demnach den gefipten, vnd folgends fonjt anderen freunden, vnd endlich einer gan— gen Statt ond gemeyn. Dan gleich wie ein Hör ſtäts mus erjegt werden aus anderen frifchen perfonen, alfo auch eine Statt mit neuen burgeren. Wann aber eine Menfchliche verfammlung auf eine gewiſſe zeit angefehen were, das ſie Durch eines Menfchen alter fich endete, jo bett fie feine Nachfümmling von nöten. Dieweil fie aber auf viler Menfchen alter jich erfiredt, ond es alſo Gott gefallet, jo it one zweifel nicht ak lein auf die gegenwärtig, jondern auch Die Fönftig zeit zu fehen, damit das Vaterland nicht eröfet, ja der ganz Erdboden inn ein öde vnd verwüſtung gelegt werde. Darumb auch zu ſolchet mehrung Die burger anzuprin= gen, bat man inn etlichen ftätten fondere ehr den Kin—

derzeugenden angethan Bnd gleichwie einer Des ge=

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waltiger ift, der vil freund hat, alſo vermag auch der mit vilen Eindern begabt, mehr, als der feine oder wes nig bat, und ſolchs jo vil des mehr, als vil eim je den jeine Finder näher vnd berzlicher dan Die freund zugethan und verwant fint. Auch ſihet man täglich, wie ein jchöner proceß vnd fräud zu fchauen jeie, wann Dater oder Muter mit vilen ſönen ond töchtern be— leytet zur Kirchen oder Hochzeiten daher geben.

Euripides jagt, die unfruchtbaren jind ellend, und bergegen die jo finder haben, nichts des glücklicher: dan gerbhaten die Kinder vbel, fo ift es der gröſte vn— fall. Gerabten jie wol, jo pringen jte beſchwerde, dan der Vater trägt jorg, Das jnen nichts arges widerfare.

Phocilides jchreibt, das Weib jei aus treien arten der Thiren geartet. Vom Roß hats die thatigfeit und färtigfeit bin und ber zu laufen, desgleichen auch die ichöne geftalt. Von der Saue, Das es meder bös noch fromm ift: Vom Hund, das ſie murrifch vnd wider- billig it: Aber von der Imen, das fie mol haufen ond arbeyten fan: Aus difen allen foll einer die freundliche weblen, dann difelbige ift zu gewinnen vnd zu ziehen.

Aber ein böſes Weib beichreibt Simonides alio: das jr Gemüt ſei erftlich gemacht aus einer Sau, Die anheyms alles vnordenlich im Fat lafet liget: fie aber ſizt inn gejchmirten kleyderen vngewaſchen, vnd wird feyßt. Zum andern hat ſie ein gut theil vom Fuchs, inn dem, das ſie argliſtiglich kan gut vnd bös ſein, ſich verkehren vnd ſtellen nach gelegenheit der zeit vnd leut. Zum dritten hat ſie auch etwas vom Hund er— langt, nach jrer Muter art bißig, fürwitzig, vnd wa— hin ſie lauft oder ſihet, bellet vnd ſchnurret ſie, ob ſie gleich niman ſihet: auch iſt fie weder mit güte noch

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trauworten zu ftillen, wann man jr auch jchen Die zän einfchlüge, vnd ob man ſchon bei erbaren gäften fäfe, fo fahret fie mit jrem geſchrey fort: Ein ſolch Weib ift ein grofer laft, Fan nichts als müjtglich effen ond trinken, vnd wann e3 Ealt ift, binder dem Dfen jigen. Für jolchen vnarten hüten fich böſe Weiber, ond die veritändige Männer fliben fie.

Erjtgedachter Seribent vergleichet auch verichlagene, ſchalckhafte Weiber dem Mör, welchs nun ftill, bald vngeſtümm ift. Dan bifweilen erzengen jte ſich frö— lich, alſo daS einer, der jte nicht baß erfent, für Das geichlachteft Weiblin haltet und lobet: zu anderer zeit werden ſie ganz vnleidlich und wütig mit reden, ges ficht und geberden, wie ein hund bei jeinen Jungen, wann man jm zu nahe gebet. Etliche aber ſint gleiche jam aus Eichen ond Ejeln gefchaffen, melche erſt ge= rabten, wann man jte mit gemalt darzu genötiget hat: darzwiſchen aber verfchluden fte vil des tags vnd nachts heimlich.

Weiter jint etlich aus Wifeln gezeuget, an denen nichts hüpſches noch holdfeligs ift, vnd werden des Mannes bald vbertrugig.

Etliche ſint gleichfam von müſigen Barrenhengiten erzogen, welche Die gemeine Sausarbeiten anzugreifen jtch jchämen, heben feinen löffel auf, würfen fein Fat hinaus, jigen nicht zu nah zum ofen, damit ſie nicht ruſig werden, lieben den Man nicht milliglich, jonder halb gezwungen: hinwider ſchmucken fie ſich, und lafjen jich jchmuden, wie ein langmönig Roß. Warlich ſol— cher art Frauen fint andern ein ſchöner anplick, aber ihädlich dem, der fie hat: er ſeie dan eine Hochgeborne perjon, denen mit folchem pracht wol ift. Wer aber

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eine von Bimenart befommet, der ift glüdjelig und wird von Gott ſelbs begabet.

Die fint gar leg daran, welche gar genau befchauen, das fein böfer Seller vnter dem grojen Heurhatgut jich verberge, welches doch vileicht nicht jr lebenlang bei einander pleibet. Aber nicht einmal die weiſe vnd fttten der rauen abſchätzen vnd betrachten, ob fte mit je wol ausfommen werden: da jte doch jr Iebenlang mit jren müfen bebaftet pleiben.

Der von wegen Adels oder Reichtums ein bös Weib nimmet, der ift ein Thor, dan, jagt Euripides, es ift bejier, der Weis Man hab Eleines, weder grojes vbel im Haus.

Wann das Weib verſtändig iſt, ſo ſei zufriden: wo nitt, was ſoll dir ein ſchöne, ſie ſeie dan guter ſitten?

Ein reicher Man zu Sparta gab ſein Tochter eim armen geſellen, als jn nun die freund darumb anfu— ren, ſprach er: Ich will lieber einen Tochterman ha— ben, von dem ich hofnung hab, das er reich werde, weder das ich warten ſoll, das er erarme: dan gute ſitten ſint das beſt heurhatgut, das ein Haus erhalt.

Liuia, des Kaiſers Auguſti Weib, als ſie vnſcham— haftige nackende Manner geſehen, hatt ſie geſagt: Ehr— lichen Matronen wolle gebüren, das ſie vnſchamhaftige Menſchen nicht anders anſchauen ſollen, dan als ge— ſchnizte vnd gemalte Bilder: Dan ein züchtiges keu— ſches Herz lieſſe ſich mit nichten vnſchambare vnd vn— züchtige zeychen und geberden bewegen.

Wann ſich onwillen oder zänklin vnter Eheleuten zutragen, ſollen ſie nicht wie die Spächt vnd Wid— hopfen thun, die mit jrem geſchrey picken vnd hauen inn die bäum jre eigene Neſter ſampt den Jungen

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verhaten, ſonder thun wie die Schlangen, Da Das Mänlin oder das Weiblin, welches fich vergreifet, im Waſſer fich abwäſchet ond ſich alſo verfünnet: Dan was ift dies für ein Viehiſche Widhopfenart, fein ey- gen Neſt beſchmeyſſen?

Eines forchtſamen Mans Weib bekommt ein frechen Mund: darumb ſoll der Man nicht das erſt mal zu vil verhengen.

Man ſpricht: Die Weiber prauchen liſt, die Män— ner die ſchärfe. Wan nun liſt obſigen ſolt, ſo müſten allenthalben die Weiber herſchen.

Wie ein ſchädlich ding ſeie der Eifer oder argwon vnter Ehleuten, da eins dem anderen nicht trauet, ſon— der aus vbermäſiger lieb auf des andern aus- vnd eingang, tbun vnd lajen ſihet vnd lauret: das haben Die Poeten jehr fein mit Difer gejchicht vorgebilbet. Procris, eines Königs Tochter, meinte je Ehman Ge- phalus bulte eine andere: derhalben da er auf der Jagt war, fchliche ſie jm heymlich nach, zu fehen, was er fürhette. Da ſich nun difelbe inn einem Puſch oder gehölz verftefet, und jr Man folchen Busch ſich bewegen ſahe, hat er nicht anders vermutet, Dan es wer ein Wild darhinder verborgen, fchiejfet darauf hin— ein vnd triffet vnwiſſend jeine liebe Frau, das fie da auf dem Plaz für ein Wild pleibet. Darmit fie dan baben andeiten wollen, daS der Eifer Dermafen wild vnd wütig macht, das man jich Menſchen zu fein ver- giſſet. ine andere ftattliche Frau, als jte fich vmb gleicher vrfach willen denn Man aufzulauren im Wald verfterft gehabt, haben Die Dund in einer Tornheck für ein Wild zerrifien: wie Plutarchus meldet.

Euripives jezt: Wann die Männer auf das Web oder ſpinnwerck jorg legten, vnd Die Weiber zu dem

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Harniſch luft betten, und alfo jedes jtch feines Werks verzige, jo weren weder wir Männer noch Weiber et- was: aber wann ein jede bei feinem angebornen be- ruf pleibet, da mögen. fie beyde bei einander vnd Die Melt durch fie beftehn.

Theognides fchreibt: Dem, alten Man füget fein Junge Frau, dieweil fte fich nicht mehr, wie ein Schiff, mit Rudern und Anfern der bejchaidenheyt regiren vnd balten laſet, jonder zerreiffet Aimen vnd ftrif, vnd lendet bei nacht oftmal3 an ein fremds geſtad an.

Wiewol Eurivides an vilen enden die Meiber auf das äuſerſt jchändet, jo rhatet er Doch, Das man zeit— lich beurbaten joll: Dimeil ein junger Man grofe er gözlichkeit bat mit erwachjjenen kindern, vnd fan ſie bei jeim leben nach feiner gelegenbeyt verforgen.

Menander: Der arm, der ein Reiche nimmet, nimmt fie nicht, jondern er ergibt jich jren: das heyßt als— dan fich verweiben, und nicht erweiben.

Dan wo das Heuratbgut vberlengt Dajelbs Hin auch die Herſchaft fendt.

Der alt Seribent Seftodus rhatet fein freund, Das er eine Jungfrau nemmen ſoll, dan difelbige könne er beſſer auf fein weiß weder ein alte abrichten. Auch lehrt er darbei: Wir trachten gemepnlich all nach ede= len Qunden vnd pferden, Die von guter art herkom— men: ond im nötigjten ftuf dem Weiber nemmen thun jren vil das widerſpil, achten nicht, ob fe ein böjes Weib oder böfer Elteren Tochter jnen zu Ge— mahlin erwehlen: jondern lajen jtch entweder den jchein der geftalt, oder Des gelts verplenden.

Etliche nemmen Weiber mit vernunft, etliche wa— egns hinein, etliche treibet Die begirde Darzu.

Dieje aber greifen es vernünftig an, die jres ſtands

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gemäfe nemmen, nd auf diſe weis ewige Ehliche ei— nigfeit ftiften: Dan wie die Seytenipiler, nachdem fte Die rechte hauptſtimm haben begriffen, darnadı allererit Die mittelfte darnach richten, vnd ſolches oft widerho— Ien, auf das fein ftimm von der anderen abfalle: Alſo foll auch der, jo fich zu beweiben willens, alles nach der vernünftlichfeit und feinem vermögen flimmen vnd richten: Auch wann jchon etwas abginge, fich gleich- wol die müh nicht verdriefen lafien, oft das abgan- gen zu verbejieren, einzurichten vnd inn ein ordnung zu pringen.

Melcher ein vngeſchaffen Weib hat und vil ausgehet, dem jagt man gleich nach, er gehe nicht nötlichfeit hal⸗ ben aus, jondern das er fein häßlich Weib fliehe. Hat einer dan ein ſchöne, vnd vil auswendig pleibt, Den fchilt man gleich ein gauch, darumb das er feiner Frauen zu wol traue: Aber jolche fazwort joll ſich ein vernünftiger Man nicht jrren laffen: dieweil folche Speyvögel, wann er ſchon zu haus plibe, gleich an« dere ſchmizwort, jein weis zu tadelen, fänden.

Mas gibt der Adel oder der Reichtumb fördernus zur Kinderzucht? Nichts, darumb ſoll man fich ım verheurabten auch nicht daran vergaffen: Aber Die ſtuck Soll man anfehen, erftlih der Brautzucht fitten und geberden, folgends des Vaters wäſen, nachgehends wie fich Die Muter inn der Eh verhalten, was jte für ordnung mit zucht der Kinder und Des gejinds hab fürgehabt, Demnach wie fie jr gut gewunnen haben: ond entlich joll er auch fein ſelbſt gelenheyt ermejjen.

Mas Eleobulus von den Töchtern jagt, das fie aledan aus heurahtens zeit weren, wann fte altershalb Jungfrauen, aber vernunft balben Frauen weren: gleiches möcht man auch von ledigen Mannsperjonen

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Tagen, das fie fich inn heurhat nit einfafen folten, fte wüßten ſich dan verftands halben Ehmäſig zu hatten. Pericles, ein Herzog zu Athen, als zugleich ein Rei- cher, jo vnerfaren, vnd ein armer jo ernfthafft vnd fleiftg ware vmb jeine Tochter warben, gab er fte dem Armen, fürgebend: das der, jo Neich fünt werden, beſſer were, dan der ſchon allbereyt inn Reichtumb fäfe. Dan es gehet nach dem Sprüchwort: Das gwunnen verliren die Neichen Die Armen das verlorn erichleichen.

Demoeritus pflegt zu jagen, Das wer einen redlichen Tochterman vberfomme, der bet einen Son gefunden: Welcher aber einen böjen, der wer auch vmb jein Iochter fommen.

Ehleut jollen einander fanftmütig vberſehen, geduls den, vnd je eine des andern bürde, fäl vnd mängel gütig tragen, und thun wie die Sirgen, welche, auf Das fie jamtlich ober das Mör fchwimmen, leget je einer feinen kopf dem andern auf feinen Ruden, wechi- felen auch zu zeiten ab, das der fürderft zum hinder— ften jchmimmet, vnd alfo je einer nach dem andern fortan rubet, biß ſie famtlich mit jolcher hülf uber das Mör kommen. Gleiche gefchieflichfeyt jagt man auch von den Böden, Wivdern und Gaifen, onter welchen, wann zwey einander auf eim jchmalen fteg befommen, vnd feins meh hinderſich fan, jo leget ſich Das ein nider, Das das ander vber es hinaus fpringe.

Dann allzeit mus eine? das beit fein und weichen, darumb wann man Die Milterung vnd Mäftgung inn Ehlicher pflicht bat wöllen anzengen, bat man ein par Ehleut, die einander halfen, gemablet, deren der Man ein zaum vnd gebiß inn der einen fauft halt, anzu= zeugen, Das er mit bejcheydenheit fein Weib bändigen

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und regiren jolle: das Weib aber belt den apfel der Holdſeligkeyt, oder eine ſüſe Kütten inn der einen band: anzudeiten, Das ſie lieblich, jcherzlich und freund- lich, gelinder, gejchlachter weis, füfer reden vnd gefol- giger art jein ſolle. Vnd doch greift der Man zu— gleich auch an den Apfel, vnd die Frau zugleich an den Zaum, anzumeifen, Das es zu beyden theylen gut- willig joll zugebn.

Theodecte: Wann der Man das Weib anheyms inn fein Haus füret, fo nimmt er nicht allein, wie e3 den jchein hat, ein Weib, fonder er füret auch ne= ben jm hinein eintweder einen guten oder böjen Gaiſt.

Euripides: Wer ein vongefchaffen Weib nimmt, Das reich ift, Der jchlafet nicht zum luftigiten, aber iſſet des beſſer.

Es gehet ſchir allen Weiberen, wie den Stiefmüte- ren, Die von wegen etlicher allezeit müjen einen böjen glauben und Namen haben. Eo doch ein jeder Man, Teiner befonderen bejchwerd halben Die Weiber bejchul- Digt: vnd ermwiget binwiderumb nicht, was er auch guts inn der Eh emipfahet. Dan feine ift nie jo bös geweſen, jte hat dannoch jres franden Mans gewar— tet: Sintemal man jagt:

Ein Weib glaubt leicht inn laidigen ſachen, Laßt ir eh als dem Kranfen gſchwachen.

Anarandridas : Nimmt ein armer ein Reiches Weib, jo bat er fein Weib, fonder ein Herrin vnd Sieman, deren er für ein fnecht dienet. Nimmet er dan ein arme, fo wird er ein toppelter Knecht, mus jich vnd fie ernehren: Nimmt einer ein vnflätige, jo erlaidet ſie jm das haus vnd das leben. Nimmt einer ein jchöne, jo it jie eben jobald der Nachbarn, als jein eigen, oder machen jm alle jre geberden vil forgen: vnd

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welchs Das wunderlichit ift, Do man jonft fräud vnd freundlichfeyt allenthalb beliebet, fo haßt er folche ſtück an jren, wo fie es erzeygt, es fer bei fremden oder bei jm: dan er gedenkt, fie erzeyg ſich gleichfalls ge— gen andern fo freundlich, wie gegen jm.

Man findet oft leut, denen die köſtliche trachten nicht meh ſchmacken, vnd darfür an jchlechter und gro= ber koſt jren luft büſen: Alſo haben manche feine ebrliche Weiber, und hengen jich doch darneben an loſe Schlumpen: Denfelbigen gebet alsdan auch wie denen, die einer ſpeis vnd jrer verordnung gewont, vnd dar— bei gefund geweſen: darnach inn folcher foft und Diät eine plözliche änderung fürnemmen: dan Difelbige treis ben es gejunder geftalt darnach nicht jo lang, als fang ſie jr gewonheyt haben zu meiden angefangen.

Euripides : Eim Ehman fint Weib ond Kind ein weites Neich genug.

Eben difer Scribent meldet, das ein Meib, welches ſanft gelinde wort prauchet, am allermeyſten zu förch— ten ſeie. Aber Hippothous löfer Difes fein auf, ſpre— chend: Der betrug deren, Die vns lieben, yringet vns auch fräud vnd luft.

Die Syartaner betten treierley trafen auf Weiber: nemmen geordenet. Die erite dem, der fein Weib nam: Die ander dem, der da ſpat freiet: Die lezte und ſchwä— reft dem, der ein böß Weib name.

Der Siben Weifen einer, Pittacus, fragt einen, warumb er fein Weib näme: als jm nun derfelb ants wortet, darumb, Das man im fprüchwort jagt:

Nimm ich ein ſchöne, fo wird fie gemeyn, Nimm ich cin heßliche, fo fchlaf ich alleyn, Vnd wird mir jr Beyiclaf Nur zur pein vnd Reuſtraf.

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Darauf fagt der Weis Man: Keinswegs lieber freund, fonder fehr es vmb,

Nimmt ein ſchön, wirds dir fein ſtraf noch pein

Nimmft ein heßliche, fo wird fie dir nit gmeyn.

Alſo fchlafft nimmer allein.

Die nicht auf erbarfeyt des gemüts, fonder allein auf ein Elein flecklin am angeftcht ſehen, die küſſen die Roſen und riechen nicht dran. Dan jener jchreibt recht :

Was nutzt die hüpſch vnd vberfchönet Wann ſie die vnfrombkeyt verhönet? Waiſt nicht, das die ſchön lieblich geſtalt

Mit frombkeyt einen krieg ſtäts halt? Vnd das zugleich ſchön vnd fromm Selten zuſammen komm?

Vnd das man ſchwärlich bewar vnd halt

Darnach vil ſtelln, vnd welchs viln gfalt.

Oder wie ein ander Sprüchwort laut: Schön leut

haben vil ankrähens, vnd Schön leut ſint leicht erbittlich Dan Hofart macht fie kitzlich. Auch praucht einer diſe gleichnus: Wie an eim Bild iſt kein meh gnad Wann man den kopf abgſchlagen hat, Alſo wo nicht iſt zucht vnd ehr Da iſt keyne lieblichkeyt mehr.

Es hett zu Athen eine beſchreyte gemeyne Dirn, die Löwin genant, zwen Manliche und ſtattliche Junge Bulen, die hilten oft inn jrem beiwäſen gefärliche rhatſchläg, wie ſie den Tyrannen jres Vaterlands Athen möchten aufreiben; als jnen nun das Wagſtück nicht angangen, hat der Tyrann die Löwin gefangen, vnd ſie auf das jämerlichſt biß auf den Tod gefoltert vnd gemartert, von jren die anſchläg der Verräterey zu

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erfaren: aber ehe fie etwas bat mwöllen offenbaren, eh bat fie den Tod darob beftanden: Ja ift auch zu jrer treubergigen verſchwigenheyt und verſchwigener treuber- tzigkeyt alſo Löwenmütig und kün geweſen, das ſie die Zung im Mund zu ſtücken zerbiſſen, vnd ſie dem Tyrannen inn das angeſicht geſpien hat. Als nun nachgehends, da die ſtatt gefreiet war, die Gemeyn den beyden Jünglingen zu gedächtnus jres gewagten le— bens zu heyl des Vatterlands ein bild aufrichteten, hat ſie auch diſer Frauen vngläubliche verſchwigenheyt nicht wöllen vergeßlich laſen abgehen: dieweil es aber ſchimpflich geſtanden were, wann man eine gemeyne Metz vorbildlich hette ſollen aufſtellen, ſo haben ſie zu glimpflicher verehrung, nach jrem Namen aus Erz eine Löwin, die keyn zung hatte, laſen giſen, vnd zu ſtä— tem Rum jrer Zungmäßigung an offenem plaz auf— geſtellet.

So ſolche Tugend der Redgehaltſamkeyt einer ge— meynen ehrverſchreyten Frauen alſo ehrlich vnd rüm— lich iſt angeſtanden: wie vil herlicher ond ſcheinbarli— cher wird es dan euch Ehlichen vnd ehrlichen Frauen, die ſich dem Man zu aller Tugend verlobt haben, an- fteben, jo jr nicht kr leibSgefärlichfeyten (darvor euch Gott bebüte), ſondern alleyn inn verſchweigung täge- licher euch vertrauter heymlichkeyt, und mit ftilljchmei- gen zu des Mans weis und geheys, euch Tugendlich ond ebrengemäs verhalten? D wie vil rube fönnten jr euch, euerem Ehvogt, For dem gangen Hausgeſind darmit fchaffen ?

Weil ſchweigen felten hat geſchadet,

Aber ſchwetzen vil vbel gerabtet. Vnd ihweigen grofen Frig oft ftillet Da fhwegen alle ding zerwälet.

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Auch wie viler ſpeywort weren jr vberhaben, Die man jonft euerer ungehaltfamen zung halben ausftreyet, das man Spricht: Ir Habt Natergift auf der Zungen, zmwenfchneidend ſchwerter zwifchen den zänen, gall auf den läfzen, Schlangenfchwäng inn der Naſen, Scor— pionftich inn der Red, Baitlifcenplif inn den augen: Vnd Des man jagt:

Dan hab nie feyn flumm Frau gefunden

Wie nie feyn ſtummen vntern Dunven. Vnd, man flag fie drumb auf die fchaid Das eim jr ſchwerd nichts thu zu leyd.

Solcher böfen nachred möchten jr mol vberhaben

fein, wann jr den fchönen ſpruch bedächten : Berihwigen fein, Das iſt alleyn, Den frommen gmeyn: Darumb wer fromb will fein geacht Derfelb nah Stillſchwigenheyt tracht.

Sp ift auch, wie die Poeten Elugjinnig Dichten, der Verſchwigenheyt ſchweſter die Schamhaftigkeyt, Daher man ſie mit verdeckten augen zu der Verſchwigenheyt gemalet hat. So dan zucht vnd ſcham die Weibsbil— der wol ziret, wie ſolt jnen nit auch das Stillſchwei— gen eine groſe ehr ſein?

Diweil man aus Verſchwigenheyt

Erkennet vie Schamhaftigkeyt.

Vnter anderen ſtrafen, welche nach der Voeten ſinn— reicher meynung inn der Höllen ſint, ſoll auch diſe eine ſein, das diejenigen, ſo bei Häuslichen Weibern bie nicht wol gehaußt haben, dort müſen zu armſeli— gen Seyleren, die nacht und tag arbepten werden: ‚welche Doch an aller jrer mühe nicht mehr gewinnen, dan Das alles jr Sail, welches fie aus friſchem zä—

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bem Baſt on aufhör flechten und winden, eine diftel- fräjige Eielin, die binder jnen flehet, ſtäts wmerfättli- chermeis auffriſſet.

Damit jte haben zu verſtehen geben wöllen, wie es bie inn diſer Welt inn vilen Haushaltungen zugehet: Nämlich, Das wann die Männer ſchon bäuslich, ge— ſchickt, arbestiam, karg vnd ſparſam fint: manchsmals doch die prächtige, mildreiche, köſtliche, faule, träge vnd nichtswürdige Weiber ſolchen erarbeyteten, erkarg— ten, geſparten vorrhat vnd ſchweys liderlich verprau— chen, verthun, abtragen, oder inn ſonſt vnnütze weg verwenden vnd verſchwenden.

So jnen doch vilmehr gebürete, zu thun wie die Hennen, die nicht jedesmals alles, was der San für ſpeis auficharret, verfchluefen, jondern jm auch zu zei— ten fein theyl ſpeis vnd aufenthaltung pleiben laſen, vnd alſo den Hanen nicht obertreiben.

Hinwiderumb aber haben gedachte Poeten auch dem Weib, welches bei eim Häuslichen Man fick nicht Hauslich erzeygt, auch feine ftrafe gefunden, nämlich das ſie dort on vnterlas das ſpinnwerck vnd weben, welches ſie bie gebagt, treiben mus, vnd gleichwol darbei nichts vorpringen, dieweil alles, was jte bei tag erfpunnen vnd erwebet hat, bei nacht Die Mäus gernagen vnd verzeren.

Damit ſie auch haben zu verſtehen geben wollen, wie billich die vnhäusliche Männer, welche nit gut garn, wie man ſagt, hie haben ſpinnen wöllen, jr Seylträhen inn der Höllen treiben: Dazu fie dan alle zeit dis Klaglidlin fingen müfen:

Ah, das nicht hie all Ehleut fint Vnd sehen vns hie träben, Sie würden fih beferen gſchwind

n

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Wann fie ons nur anfehen, Das wir bie trähen tag vnd nadt, Vnd mögen doch nichts gwinnen, Welchs der faul fräfig Eſel madt So frißt, was wir lang fpinnen: Da wird ein jedes bey jm fagen: O arbeyt on all ſcheu,

Weil did Gott hat zu eim getragen Welchs Häuslich ift vnd freu: Dan wann du ſolt vnhäuslich ſein Vnd dein gſpan ſolt wol hauſen,

So müſt dort ewig leiden pein Von Eſeln oder Mauſen.

Sonſt bedeit auch dis gedicht mit dem Seylfräſigen Eſel diejenigen, welche den Huren anhengen, vnd ſie verzeren laſen, was zu beſſerem prauch ſolt angewen— det werden.

Die, was fie inns Haus ſolten ſpinnen Anderen zu verthun gewinnen.

Es gehet allen ledigen Mans- und Weibsperfonen, wann ſie zu etwas erwachſſenem alter kommen, wie dem Hereule, welcher, als er feine Manliche Jar er— reycht hatte, auf eine Wegſcheyd Fame, allda jne zwo rauen antrafen, deren die eine gar prächtig und mü— fig, Wolluft genant: die andere erbares wandels, Ar- beyt geheyſen, ware, welcher jed eine auf jren weg zu bereden gedachte.

Dan wer ift der, welcher nit, jo er nun zu ver- ftäandigen Jaren kommen, mit diſen gedanken vmb— gange, wie er fein leben forthin vollfüren wölle: da jm dan alsbald zwen weg fürfommen, entweder jich auf muͤſiggang, faulfeyt, kurzweil vnd Hudelmans le— ben zu legen, oder wie Tugendhaften leuten gezimmet, mit ehren, müh ond arbeyt ſich auszupringen.

=: 32

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tun merfet ein jeder wol, das im Chlichen ftand mühſeligkeyt, trübfal, angſt, ſorg vollauf ift, darumb bedunket jne derſelbige weg zu dornig, gähbirgig vnd zu rauch ſein, wirde derhalben ſich gänzlich eh auf die ebene, luſtige waid vnd Plumreiche ſtraſen des vnehlichen vnverfangenen flands begeben: wann er nicht das ende vnd Dem zweck eines jeden wegs er- wigte, das nämlich zu oberft am gipfel des Arbeyt— gebirgs oder der Terra von Labore, Die Ewig Ehr, Rhu ond Seligkeyt beitünde, welche den arbeytſamen, ſtandhaften, vnerſchrockenen, aufſteigenden kämpfer vnd klemmer mit ſeinem Rumreyzenden plick on vnterlas alſo lang ermanet, erfriſchet vnd erquicket, biß ſie jne inn die arm der ewigen ergezlichkeyt vnd herlichkeyt endlich vmbfange.

Hinwiderumb aber bedächte, das des andern vntu— gendlichen, müſigen, wolluſtbaren wegs end vnd be— ſchluß die Schand, ſchmach, ja der Tod ſelbs vnd die ewige vergeſſenheyt were.

Derhalben alle Diejenigen für aberwitzige, vnbedacht— ſame, faule, zarte, kleynmütige, beſchwärliche vnd vn— nüße leut ſind zu achten, welche keyne andere vrſach jves enthaltens von der Eh haben, dan das ſie Die mühſeligkeyt, arbeyt und das Frenzjcheuen, welche Doch ware vbungen der Thugend, vnd die ban zu ewiger ehr und berlichfegt ſint.

Darumd auch weder ein ehrlicher, aufrechter Eh— man, oder eine veritändige Ehfrau, nocy eine ledige perion, Die inn Die Eh gedendet, jich Die mancherley mutwillige fprüchlin, ſpeywort, fpottreden, oder der Eofchänder meynung darvon foll abjchreden lafen.

Als wann fie kommen vnd jagen: Wer ſich ver— heuraht, fei nicht mehr frei. Wer mol leben will,

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ond wel pleiben, der geh müſig, wann. andere weiben, Es ſei bejjer, Ehrlos vnd Ehlos fein als Ehlich, dan dem Ehrloſen ſchads nicht weiter, dan das er nicht mit ämptern beſchwärt wird, vber andere zu herſchen vnd zu gebieten: aber die jo Weiber nemmen, ſeien jrer ſelbs nicht mehr mächtig, vnd müſen fich vor fremden vnd ſchwächern ducken vnd ſchmucken. Zwen guter tag ſeien inn der Ehe, ond nicht meh, der ein die Hochzeit, der ander, wann das Weib ſtirbt.

Item beſſer ſei, das Weib zu vergraben, weder nem— men vnd haben. Wer ein Frau will nemmen, der hat ein gut fürnemmen, thut er aber ein Traur be— kommen, ſo hat ers jm ſelbs erwölt vnd gnommen. Die Narung ſei wie gering ſie wöll, erhalt ſie doch wol ein eynigen leib. Es ſei nicht gering ein recht- ichaffen Weib zu befommen. Wer fürbat, ein Weib zu nemmen, den mus die Neu ankommen.

Item Weiber nemmen fiogt einen mie die Peſtilenz an, aber dis ift das ärgſte dran, Das ſie einen nicht tödet gleich, jondern macht zur lebenden todenleich. Das Alter und das Weiben ſint gleiche ding, wir be= gerens beydes, und wann wird haben erleydets. Ein Meibsbild ändert gleich jr gemüt Lie erft nacht, wann jie verliert Die Jungfraufchaft.

Desgleihen das ſolche Ehverächter und Heurhats— ächter auch weiſer ond gelehrter leut zeugnus einfü- ven: Als das Thales, da jn feine Mutter inn Man- barem alter ermant, ein Weib zu nemmen, geantwort bab: Es wer noch nicht zeit. Da fie jn nun ermant, als er älter ward, gejagt hab, es mer ober Die zeit. Desgleichen das Eurirides fingt: Die Ehen feien nur zu- errhaten, vnd wem jte geraten, der jei jelig: aber der Sei feliger, der nie feyn Weib name,

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Item, das derſelb Spildichter Euripides (welcher Die Meiber nur auf dem Spilplag anfeindet, aber mie feine vil Finder anzeigten, im bett nahend befreundet) aefagt bat: Er fünn den Weibern nit feind genug fein, weil jte jrer bosheyt Feyn end machen: darumb foll man fte eintweder leren fromb werden, oder jn jte allzeit baffen lafen. Deögleichen das er anderswo jagt: Er haſſe das ganz Weiblich gefchlecht, auferhalh feiner Muter. Er wünſche böje Weiber feinen feinden. An Meibern fei feyn ehr zu erjagen.

Item: Ein Weib das gelind gefchliffen Wort geb, jet am allermeyften zu fürchten. Alte Weiber leben nur böfer Wort halben. Wann ein Weib fterb, ſey ein zank minder auf Erden. Weiber jeien all ober einen leyſt gefpannet, vnd verthädiger all einander, ond welchs das vungereimteft, To beichügen die from— men die Böſen. Wann ein Weib geboren wird, fol- ten die Männer wennen. Für böfe Weiber feie keyn befier Arzeney weder der Tod. Wer ein bös Weib gewinnt, ijt ober Herculis ſtärk. Wann man ein Weib Weib fchilt, To fei fie genug geicholten.

Ferner verhetzen fie Die Männer auch mit diſen Wor— ten: Ein Frau faufe jr mit jrm eignen gut einen Leibsherrn, der jr gebiete wie er will. Weiber fpin- nen aus wenig banf ein grofen faden, vnd aus eim ichädlin ein fchaden. Wann eine gen Simmel ficht, bab fie ein lugen erdicht. Weiber feien von Natur zu dem verachten geneygt. Wer eim Weib glaubt, ſei feiner finn beraubt. Es ſei gefärlicher, ein alts Weib zu erzörnen, weder einen Hund. Das etliche Männer bös find, das jaugen fie von den Weibern.

Item, es fer fein Man, er hab ein Wolfszan, der beifie fich ftäts mit des Weibs Hundszan. Dies ey—

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nige feie dem Weib zu glauben, das jr wee fey ge- weien: wann fie geftorben it. Wer ein Weib nimmt, der faßt feur inn buſen. Ein Plinder ſey derhalb glückhaft, das er keyn Weib jihet, aber vil glückhafter ein tauber Man, ver feyns höret. Eintweder jolten die Männer taub fein, oder die Weiber ftumm, fo wer die Welt on zanf vnd frumb. Weibern, Kindern vnd alten fei nicht wol zu dienen, dan ſie vergeſſen der wolthat bald.

Item: das ſie höniſch sprechen: Narr nimm. ein Meib, jo Hat dein fräud ein end. Nimm ein Weib ond if darvon. Wer ein Weib nimmt, hat feine beſte tag gehabt: Hochzeit kurze fräud, langer vnluft. Inn ein Haus gehöret vil. ar.

Vnd wer Fan alle diſe ſpottwort zu jchmach des Ehlichen ſtands erdacht, erzehlen? Aber wie vorgedacht, keyn verftändiger wird ſich ſolche Heydniſche Ehſchän— dung von dem Heyligen beruf vnd Göttlicher veror— denung laſen abſchrecken. Sonder vilmehr erwigen, was andere gelehrtere Heyden, die näher das Götlich Liecht der Natur erfolget, haben zu ermanung der Eh geſchriben.

Als das nämlich Muſonius beweißt, das der Eh— ſtand zu vbung der Weisheyt vnd Tugend nit hinder— lich ſeie, dieweil auch die alteſten vnd weiſeſten Phi— loſophi, Pythagoras, Socrates vnd Crates inn der Eh gelebt haben. Ja Crates, wiewol er weder Haus noch Hof, noch Hausraht hatte, doch ein Weib genommen, vnd vnter eim offentlichen gewelb vnd ſchwebbogen gewont habe: wie vilmehr ſollen es dan andere, die beſſere gelegenheyt wiſſen, die Eh nicht verſchmehen?

Sonderlich dieweil nichts alſo natürlich iſt als heu— rhaten. Dan warumb wolt ſonſt der Werkmeyſter des

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Menſchen jn anfänglich gleichfam inn zueeverley abge: theylt, vnd mit zweyerley geburtglider Mänlich vnd Weiblich begabt. Darzu inn beyden eine häftige be— gird gegen einander eingepflanzet haben? Dan das ſein will geweßt, das beydes Geſchlecht einander ſoll beiwonen, yon gemeyner band ein leben anrichten: einander helfen vnd rahten, vnd Kinder ziben, das Menichlich geichlecht zu erhalten.

Die Menfchliche anmut vergleichet jich einer Bienen, welche alleyn nicht leben mag, sonder ftirbet, jobald fie alleyn tft, darumb fuchet ſie ftäts ein gemeynſchafft, da fie inn gemeyn werde, trage vnd arbeyte, und nicht alfeyn für ſich, fondern auch andere forge. Waraus bejtebt aber Die gemeynſchaft anders, als aus vilen geichlechten vnd Haushaltungen? der gejchlecht anfang aber jind ja die beurabt: derhalben wer dem Menjchen die Eh entzihet, der tilget auch Die gefchlecht aus, Ja die ftatt, Die Gemeyn, das ganz Menjchlich gejchlecht, alle freundliche zufammenmwonung, einmütige vereini= gung, Nachbarlichen willen, DVätterliche fürforg, Mü— terliche berzlichfegt, Kindliche anmut, Gejchwifterliche liebe, Schwägerliche verwandfchaft, Häusliche Treu, gefellige Fundichaft, Tiebliche einigfeyt, und das einhäl- lig Regiment diſer Welt. Dan wo ift ein ordenlichs leben on die Eh?

Wie Die Bienen des Menjchen halben gefchaffen jint, Alfo der Man vnd das Weib gemeyner geſelligkeyt vnd erhaltung der Gemeynd halben. Wie die Bienen nit alfeyn Sunge zeugen, ſonder auch die Waben md das Most, desgleichen auch das Wachs ypringen: Alfo zilen vil Ehleut nicht alleyn finder, ſondern bemüben fich auch etwas guts zufammen zu tragen,‘ welches

503 nicht alleyn zu erhaltung jrer gejelligen beimonung, jondern der ganzen Gemeynd diene.

Wie Die jungen Bienen gleich mit an Die gemein- ſchaft vnd arbeyt anftehn müfen: Alſo zihen rechte Ehleut gleich jre Kinder an zu Ehlicher ——— das die Gemeyn daraus erbauet werde.

Wie die Bienen keyne faule Hummelen vnter ſich leiden, Alſo inn einer Haushaltung mus es alles ernit- baft zugehn.

Schi, wie fen vns auch die Bienen die Häusliche zufammenmwonung mit jrem Grempel meifen, vnd vns vnſerer vnfreundlichkeyt gleichſam erinnern vnd firafen. Sonderlich aber ſoll das Weiblich geſchlecht, zu wel— chen dan von Natur die Bienen eine anmut pflegen zu tragen, vnd jm deshalben inn Maierhäuſern der Bienen gewarſame verwaltung vertrauet wird, ſich an jrem ernſt ſpigelen, das eine Frau gleichſam eine Kö— nigin im Imenkorb jres hauſes ſeie, welche mit an— ordenung aller arbeyt, fürſorg der ſpeis, vnd auſſen— dung des geſinds an die arbeyt, den Imenkorbkönig anmaſe.

Das auch keyn geſchlecht, gemeynd oder ſtatt al— lain auf den Mannen on anhang des Weibs beſtehen— könne, erweiſet gleichsfalls die Natur. Dan wo iſt ein geſell dem anderen, ein bruder ſeim bruder, oder ein Son ſeinen Eltern ſo anmütig vnd angenem, als ein Ehverſipte ſeinem Ehgeliebten? Wo iſt ein ſolchs verlangen je eines nach dem andern, als wann eins der Ehleut das ander ein weil mus meiden? Welches gegenwärtigkeyt iſt ſo bequem, die traurigkeyt hinzu nemmen, oder die fräud zu mehren, oder den ſchmer— tzen zu linderen? Welchen ſolten auch alle ding mehr

‚904

gemesn jein, dan dem Man und Weib, die leib, jele und gut mit einander gemeyn haben?

Pater und Muter Fönnen jnen nicht gröfer lieb von jren Eltern wünjchen, weder die vertrauete Ch- leut gegen einander erweifen. Ja es erjcheint aus den Hyſtorien, wie vil gröfer des Meibs liebe gegen dem Man, weder der Kinder gegen den Elteren feie. Als dem König Admeto inn Theſſalien von den Göttern gegönt ward, Das er zweyer Menjchen alter erleben möcht, wann er einen aus der freundichaft ftellet, der an feiner ftatt ftürbe: da haben feine Eltern, ob ſie mol ganz verlebt waren, für jn zu fterben fich ge= weygert: Aber feine Ehwürtin Alcefta, Die noch ganz Jung ware, war willig vnd geneygt, für jren Dan jtch inn Tod zu begeben.

Hinwiderumb Iifet man auch gleiche treu, eynes Mans gegen dem Weib: dan der Rhatweis Iyberius Grachus zu Nom ermüfchet anf eyn zeit inn feim Haus zwo fchlangen, eyn Mänlin und Weiblin: da fragt er die Marfager, was das Wunder bedeit; Die antworten: Er oder fein Weib müfte fterben, jchluge er das Meiblin zu tod, jo wer e8 fein Weib, wo aber das Mänlin, jo müfte er dran. Da wolt Tybes rius lieber fterben, vnd life inn feim angeficht ſich ſelbs von der Schlangen vmbbringen.

Als die Theſſaliſche Fürſtin Laodamia erfure, das je Ehman Proteſilaus vor Iroia erſchlagen ward, hat jie inn grofer traurigfegt begert, Das je nur zu et= was troſts jre® Herrn Geyſt ſehen möchte: als jr nun folch8 begegnet, vnd fie denjelben vmbfahen wöl— len, bat fie ob dem Geyſt den Geyſt aufgeben.

Die Frau Julia, als jr jres Chgemald Pompej fleyd, vom Opfern mit Blut befprengt, heym geſchickt

505

ward, meynt ſie nit anders, Dan er wer tod, und ftarb gleich darob inn der Onmacht.

Die Königin inn Garien hat vor lieb jtät3 ab jres geftorbenen Mans äfchen getrunden. Etliche Sparta= nijche Weiber haben durch verwechjlelung der kleyder jre Männer aus gefünglicher todsgefärlicher verſtri— fung gefüret.

Die Königin Hipfieratea vnd Die Römerin Sulpi- tia jint jren Männern inn Manskleydern im Ellend nachgezogen. Eine Königin aus Gngelland hat jrem Gemal, der mit eym giftigen pfeil geichoflen war, vnd anderer geftalt nicht genefen font, das gift aus den wunden gejogen. Sind diſes nicht herliche Tugenden, die inn der Ehe berfürfcheinen: Inn welchem ftand koönnen ſchönere erzeygung der Weißheyt jeyn?

Sit nicht Difer eyner ftatt, der freundichaft, oder eyner gemeyn fürträglicher, der das Hausgejind regi- vet, Kinder zeugt, vnd feine jtatt fördert, Dan der, jo eyn eynlitzig leben füret? weil das Hausgeſind eynes onverehlichten inn der mwarhent nur Eynhändig, eynes bemweibten aber ganz und volfommen iſt: fintemal et— was fürnems nicht fan erfant werden, es habe dan eynen fürnemmen oder oberen, vnd eynen minderen oder nideren.

Eyn rechtes ordenliches leben zu füren, hat der Menjch zwey ftuf vonnöten: gleiches guten willeng, und der bülf der Blutfreund. Nichts ift aber, das mit dem anderen jo heftig mitleiden trägt, als das Meib, und nichts jo nahend gefreundet, als die Kind. Diſes bendes bringt die Eh: warumb jolt fie vns dan nit das allernuzlichit fein ?

Nichts hat der Ehe jo egnen böfen ruf, vnd eyne beſchwarlichkeyt darein gbracht, ald dag, das man die

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Ch nicht hat zur veregnigung vnd zufammenfügung gleicher eynmütiger bergen gepraucht, fondern entmeder zu eyner gewaltfamer zufammenfupplung eyns pars, da keyns des andern fund war, oder das eyn par aus vnbedacht und verplendung ploſer feböne, oder aus verleferung des grofen Seurahtguts, oder verlo- fung prünftiger begird: oder verreyzung vnd böſem raht ſint zufummen geloffen. Man foll aber, wie das Sprüchwort lautet:

Bon vn’erer gepreglichkegt wegen

Der fach keyn Tafter nicht zulegen. '

Ein Weib, wiewol es ſich nicht vil bekömmern folf, wie es auswendig zugange, doch den Mann mit Re— den zu ergetzen, vnd jm orſach zum geſpräch zu geben, mag ſie jn zu zeiten fragen, was er auſſerhalb gehört und geſehen babe, doch ſolches alles on fürwiz: Hin— widerumb aber ſoll ſie jm erzehlen, wie es inn der Haushaltung zugange.

Eyn Hirt wird nicht lang Hirt vber das Viech pleiben, wann er die Herd abgehn, vnd ſich nicht mehren liſe. Alſo wirde nicht lang eyn Oberkeyt vnd ſtatt beſtehn, wann nicht die Vnterthanen durch Eh— liche mehrung ſtätt vnd Land beſezten. Darumb eyner Oberkeyt auch gezimmt, auf ſolche ſach gut achtung zu geben.

Der inn der Ehe kinder zeuget, iſt nicht alleyn nuz, vnd beſchirmt ſein Vatterland bei leben, ſondern auch im Tod durch ſeine ſöne: ond iſt eyn ſonderer troſt, das man Die ewig erhaltung der Natur fürdert, vnd mit verlafung der Kinder und Findsfinder, Gott an jeine ftatt allzeit Diener vnd verehrer hinderlaft, ond fchafft, Das je eyns dem andern das leben, wie ein ftät brinnend licht mittheylet.

307

Andere freundichaften , geielfchaften, fundichaften, end gute nengungen fint gleich dem vilerley vnterevn- ander vermijchten getreyd: aber Die mifchung des Mans und Weibs, melche ganz durchaus gejchicht, ift wie Des Weins mit dem Waſſer: dan da fint Ba die güter, Finder, Sel ond leib.

Die Ehlih Tieb ift auch der vrfach halb Die gröft, Das andere freundjchaften ich bigmweilen auch anderswo binneygen: In der Ehe aber wird alleyn auf den eynigen willen des Ehegenoſſen gejeben. Cintemal auch die Eltern gern zulafen, ja fie jegen jren Toch— termännern vnd Sonsfrauen dis eynig Zil für, Das te fleiß anfehren, jren Ehvertrauten zu gefallen, vnd jnen alle mögliche willfärigfeyt zu erzeygen.

Sfeicherweiß wie eyner, Der nur eyn hand hat, trach— tet, wie er noch eyne befomme: oder wie eyn eynfü— jiger fich bemühet, wo er noch eynen fus erlange, vnd eynen bebülf zu jich fuche, Des färtiger fort zu kom— men. Alſo fuchet eyn verftändiger, Der feinen mangel vnd vngenugſamkeyt erfennet, eyn gehülfin: vnd wann ers erlanget, iſt er vmb vil vortheylhaftiger als eyn lediger. Dan die Ehe hat anftatt zweyer, vier augen, vnd anftatt zweyer händ, noch jo vil andere: wann fie dan Diefelben eynander bieten, thun ſie alle arbeyt des leichter: wird wann ſchon Das eyn müd wird, jo vertritt eS Das ander, ond machts aus. Hieraus ficht man, wie das Eehlicy band, welchs anftat eynes glids aus zweyen zufammen wächjjet, alles vil leichter als Eynſame vnd vngeparte perfonen Fan verrichten.

Darumb wer da mesnt, Das leben werd Durch Die verehlichung bejchwärt, bat keyn ander rechnung, dan wan der Einfüftg nicht mehr füß an ſich nemmen wolt, wann er eyn ferren weg geben jolt: jo er doch

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wüßt, Das er noch eynen an fich ziben möchte, der jm zur Not diente. Oder wann eyner, der mehr band bett, lagen wolt, jte binderten jne inn der arbent, fo er doch etliche möcht feiren lafen.

Jemehr eyner ſich der Sausforg will entjchlagen, fo vilmebr bedarf er eyne Sausverwäferin, Die jn der Hausgeſchäft vnd jorg vberbebe, Damit er an notwen- Digerm nicht gehindert werde. Vnd fonderlich eyner, der eyne groje verwaltung hatt, der mus ſtäts an- heyms eyne Daushalterin haben, auf Das er auswen— Dig des gerubiger könne handelen vnd wandelen, oder auch etwas freier leben vnd vmbſpaciren.

Melche die Ehleut dem Biber vergleichen, thun es on zweifel Difer vrfach halben: Dieweil daſſelb Thier halb Vieh und halb Fiſch ift, beydes zu waſſer vnd zu land lebig, beydes mit pfaten fornen vnd mit gäns— füfen binden verwart, vnd zu laufen vnd ſchwimmen gerüft: das alſo auch eyn par Ehevolf, wiewol es inn vngleiche gejtalt getheylt iſt, fich Doch eynen leib achten ſolle, welcher wol vnterfchidene ämpter prau— chet, die Doch zu unterhaltung eynes leibs dienen: Als wann das vordertheyl, der Man, die Narung des Lands fuchet, das ift, aufferbalb des Hauſes wirbt und han— delt: das ander theyl im Waſſer fich bebülfet, das ift, des Hauſes wartet, gefchicht folches alles gleichwol zu dienſt eynem leib.

Der lang Bauch aber am Biber (dan der bauch iſt das gröft an jm) bedeitet die Haushaltung, da— rein vil gehöret, vnd darein man ſtäts vil zu beyder Ehgatten aufenthaltung tragen mus.

Wie der Biber eyn feuchttrocken leben füret, alſo gehets zu zeiten auch den Ehleuten wol vnd ruhig,

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zu zeiten rauch und trübe: gehet jn alſo trüblauter vnd lautertrüb.

Die Ehleut follen auch von den Bibern lehrnen, das

Vnvertroſſen vnd allgemad Werden verricht die ſchwärſten ſach.

Dan die Biber laſſen ſich die müh nicht verdrieſen, das ſie etlich Nächt nacheynander eynes dicken baums halben auszihen, biß ſie jne allgemach vmbhauen vnd niderfällen: Alſo ſollen die Ehleut ernſthaft mit ar— beyten anhalten, ſo mögen ſie etwas erhalten, vnd was nicht geſchicht inn der eil, das geſchicht doch mit der weil.

Das Geſind, die knecht vnd Mägd, welche man inn der Haußhaltung praucht, werden bedeitet durch die fremde Biber, die aus eym andern gebiet anderswo her verloffen ſind, dan ſolche prauchen die Biber, ſo vmb eyn Waſſer wonen, zur wunderlichen Boſſelarbeyt, wenden jn auf den Rucken, legen jm holz zwiſchen die beyn, und zihen jn bei dem ſchwanz wie eyn mas gen mit holz beladen heym, jre Näfter zu bauen: welche jie dan für das waſſer vnd den luft mit vilen gebinen machen: gleichwie auch die Ehleut jre Wo— nungen für Waffer und Wind verſehen.

Die Föftliche Bibergeylin wollen wir nicht verglei= chen , fondern eynen jeden ſelbs appliciren lajen, die— weil allen wiſſend ift, wie nötig vnd viler vneynigfeyt veregnigerin das Mänlich Biberftuf inn der Eh feie. Sonft der Biber, welcher jm ſelbs aushauet, bebeitet einen Sausvater, der jm jelbs jchadet, vnd andern nichts nugt.

Auch vnter den vngeheuren Thiren des Mörs, vor denen die Menfchen fcheuen, jpürt man Doch eyne feine ordenung der Ehlichen treu. Dan die Walfiſchin

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trägt und ernehrt die Jungen erflich: wann fie aber etwas ermwachfien, und das Weiblin mit andern gebt, fo trägt fie das Mänlin allzeit im Maul, wann ſie ausjchwimmen. Daraus man lehren mag, wie Die ſorg der Kinder: unter Ehleuten joll abgetheylt wer— den: Nämlich Das man nit ftäts alle jorg vnd müh der Kinder auf dem Weib ſoll Ligen lafen, fondern e8 zu feiner zeit entjegen: Dan

Dem Weib gzimmt gbären vnd faugen,

Dem Man, das ziben, mehren vnd zeugen.

Desgleichen ſihet man an Wallfifchen, wie eyn Man eyn ſchuzherr Des Weibs ond der Finder jein jolte. Dan wann die Walfiſch inn ftreit vnd auf Die beut ziehen, jo ziehet dag Mänlin voran, darnach die Söne, ond zu binderft dag Meiblin mit den Töchteren.

Solche vergleibung der müh vnd treue ermedfet auch eyne jolche gleiche Tiebe gegen den Jungen, Das wann ftch der Jungen enns am Vfer im fand ver- jchiefet, Das es nicht von der ftätt kommen fan, jo nemmen die alten das maul voll waſſer, und fchiefen es jm alö eyn fluß entgegen, darmit jie es vom grund, darinn es behangen, ledigen. Inndes ſie aber jtch im ſtreit für die Jungen bemühen, werden ſie oft— mals durch geſchwindigkeyt der Fiſcher hindergangen, geſchoſſen, mit Anfern vnd hafen gehemmet vnd ge— fangen: allda man jnen dan jämerlich mit ächßten vnd beubelen Die Haut ober die Oren abziehet, vnd der treu lonet.

Wiewol nun folche treu obel gerhatet, ſoll es Doch uns Menjchen, Die von Natur fürfichtiger fint, von beweifung Chlicher vnd Eindlicher treu nit abjchreden, jonder vilmeh inn betrachtung der nafürlichen vnge-

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heuren ſcheuzlichkeyt diſer Ihir, vnd vnſerer angebor- ner anmütiger liblichkeyt darzu ermanen.

Welche eyne Haushaltung eynem Schiff zu Mör vergleichen, die thun es warlich nicht onbedachtlich: Sintemal die Haushaltung nicht alleyn anſtös hat von Winden, das iſt, von mißgönſtigen neidiſchen leu— ten-, ond von wällen, das iſt von Armut ond dörf— tigkeyt, welche Das arme Ehſchiff Der Haushaltung arımjelig hin vnd wider zerftofen: fjondern wird auch angefochten von Mörwundern und Walftichen, Das ift, von den Laftern und Ehteufelen, welche inn dem Mör, das ift, der Welt bie herſchen: Als von Gifer, vney- nigkeyt, hader, unfall der Kinder, ungehorfam des ge— jinds, vnd anderer widerwärtigkeyt: dan Das jchreflich 'gros Mörmunder, der Sprügmall (jonft der Prieſter genant), das ift der vberfluß vnd die Wolluft, dan gleichwie derſelb Wallfiſch aus iei- nen zweyen Hören auf dem kopf jo lang baufenmeis wajler inn das Schiff ſprützt vnd giefet, biß ers er- jäufft: Alſo vberſchwämmt auch der Wolluftteufel aus den rören der geylheyt vnd des mutwilles Die Haus— haltung mit Salzwaſſer der geylheyt, frechest, ebbruch, pracht, ſtolz, verjchwendung, praſſen vnd fauffen, big er es zu fall pringet.

Darumb, gleichwie man die Walfifch abwendet, wann man jnen läre fäſſer, darmit zu jpilen, vnd fich da— van zu vergeſſen fürwirffet: Alſo fol man allen vn— raht vnd was inn die Saushaltung nichts Dauget, darauß werfen, vnd es, wie man jagt, dem Teufel zum neuen Sar auffopferen.

Zu gleichermeis auch, wie Die Walfiſch am meyſten Dies Ichiff anfechten, welches jich weit inn das tife

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Mör binein waget, aber zu Difem, welchs ſich nabe bei dem Geftad haltet, nicht nahen fünnen: Alfo ha— ben keyne Saufbaltungen mehr anfechtung vom Eb- teufel, als die molvermögliche, reiche und prächtige, die fih inn vberfluß dermaſen vergefien vnd vertiefen, das fie inn allem mutwill ſich verwagen. Hinwiderumb aber jint keyne Saupbaltungen jicherer, weder die das mittel halten vnd inn der mäftgfeyt beſtehn pleiben.

Diejenigen Philoſophi, welche Die Haußhaltungen den Sandelsichiffen, oder eyner Schiffart vergleichen (gleihwie auch inn unserer Ehriftlicher Philoſophia der Weis Salomon eyn Tugendfan Weib, darauf ſich jres Mans Herz verlajen darf, eyn Kaufmansichiff, das feine Narung von ferne pringet, nennet), die ha— ben defjelbigen nicht ongefüge vrfachen: Dann wie man zur Schiffart alle notturfft lang zuvor rüften und be tenten mus: alfo eb man ſich inn das Schiff der Haußhaltung begibet, gutes vnd fleigiges vorbedachts pflegen.

Mie man, eb man einfiget, eyn gewiſſes ort vnd end fürnimmt, dahin man faren will, vnd gewifje wa— ren vorbat einzufaufen: Alſo foll man nicht auf ges rbatwol fich inn eyn Haußhaltung ftefen, und nicht wiſſen, wo aus wo an, jondern eyn gewiffen zweck fürbaben, wie vnd womit man jich ermehren will. Dan allweil man noch auff dem Land. ift, foll man rbat fihlagen : angefeben, das jo man mitten auf das Mör, das ift inn die Haußbaltung fommet, nicht wol on fpott und ſchaden Fan vmbkehren.

Mie Die Vnfürſichtigkeyt des Patronen vber das Schiff nicht allen jm felbs , ſonder allen die im Schiff oder gemeyner jint, zu verterben gerabtet: Alfo ſcha— Det eyn Kausvatter, der liederlih zu feinen fachen

513 chut, nicht alleyn jm ſelbs, jonder pringet in ſchand ond jchaden alle Hausgenoſſen, Weib, find, gejind, freund, nachbarn, mitburger und eyn gantze gemeyn.

Wie man von den Mörfarten ſprüchwortsweis jagt, das man dafelbs wol betten Iehrne, Alſo iſt es auch inn der Ehhaltung gefchaffen, Das Diefelbige gleichs- fall8 eyn rechts eiferiges Gebett ermedet, ja es gleich- fam heraußpreſſet, welches dan das beit gelübd vnd opffer ift, das man zu folchen gefärlichfegten thun Ean.

Gleichwie fich die Schiffenden fräuen, wann ſie das fand vnd geftad erreychen: Alſo ergebt die Saufenden, wann ſie jr Vatterland vnd erblichen ſiz antreffen, nachdem fie villeicht gefchäft halben lang darvon jint aus geweſen.

Auf denn Mör regirt alleun der Wind, inn der Haußhaltung Gott. Inn diſem Haußſchiff find Die Segel das Vertrauen auf Gottes gütig anwähen: Der Maſtbaum, daran die ſegel haften, iſt die Gött— liche Einſatzung der Ehe: Der Anker iſt die gläubige beſtändige Hofnung. Der Schiffzeug iſt der Haußrhat: Die Waren ſint alle hausliche vnterhaltung: Die Boßleut oder Schiffknecht das Haußgeſind: das Mör iſt die Welt, die Mörwellen ſint die mancherley hin— dernuſſen vnd anſtös, welche den Hausleuten, die ſich ehrlich begeren zu nehren, widerfaren. Das ab= vnd zulenden iſt das ab- vnd zulauffen: Das auß- und ein— laden iſt das ausgeben vnd einnemmen. Die Schiff— prüch ſint das verterben, ſo entweder aus verhengung des Winds Gottes, oder zur ſtraf des faulen böſen Segels des mißtrauens, oder aus liederlichkeyt geſche— hen: Daher kommt das ſprüchwort, das man ſagt, wann eyner vertirbt, er hab eyn Schiffpruch gelitten, oder ſei im ſchiff, oder hab böſen luft und Wind.

X. 33

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Die Senllenter am Maftbaum ift Das gut gemii- ien, das fänlin auf dem jegelbaum ift der troft Got- te8 , der Compaß jint die gebott Gottes. Das Steur- ruder ift der gehorſam: Das Heyligenbild, jo forn auf der ſpitz Des Schiffs ſteht, ift Die Forcht und ehr Got— te8. Der Vberlauff ift der Züchtige Wandel vnd Die Treu des geſinds. Die Mörräuber jint die Ehteufel vnd die Meidifche leut, Die fie wider diß Hauſſſchifflin verbeßen.

Vnd inn fumma, wie die Injulen des Mörs, ja die halb Welt nicht bemont were, wann nicht Die Schiffart thäte? Alfo legen land vnd flätt öd, wann die Ehliche Haußhaltungen nicht weren. Vnd wie Das jchwimmen, dem der das Mör verfuchet, zur not wol befommet: Alſo befommet auch ehm inn der haus- haltung wol, wann eyner eyne redliche Eunft oder ſonſt gefchieflichfent begriffen bat, Darmit er fich bei freunden vnd feinden außreiſſe. Auch nicht onbillich vergleicht man die Haußhaltung der Schiffart, finte- mal je das erfie Haus, vnd die erfte haußhaltung inn vnd nach der Simdflut ift eyn Schiff vnd imn eym Schiff gemejen.

Antiphon verwundert jich, wie jich etliche an dem Ehkreuz aljo ärgeren können, das ſie die Eh darumb ſchmähen: ſo man doch im Kämpfen Wettlauffen, Thurnieren, ſtechen ond allerley Ritterſpilen ſich die müh vnd müde, ſo darbei iſt, nicht verdrieſen laſet, das man darumb ſolche Ritterſpil ſolte als eyn vn— nütze vbung abgehn laſen oder verachten: ſonder man hälts für des Rümlicher, je ſchwerer fie eynen ankom— men: vnd ſolches nur von wegen eyns zeitlichen Rums, das man eyn weil gerümet werde: jo inn ber Eh, zu der Chr, die den Eheperfonen von Gott und Men-

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fchen wibderfärt, auch der bejonder, oder, es befier zu bejchreiben, Der gemeyn Nuz, darinn Der bejonder be— griffen, eynen grofen vortheyl pringet.

Als Ihemiftocles unter den zweyen Werbern, Die omb fein Tochter freieten, den ehrlichen und molgezog- nen dem Reichen vorzoge, fprach er: Im wer lieber eyn Man on gelt, dan Gelt on eyn Wan.

Solon fagt: Dijes bedunfe jne das beft Haushal- ten jein, da keyn vnrecht gewonnen gut feie: oder feyn gut, Das mit böfem gewiſſen und glauben ver- wart wirde: oder da man nicht verzere, welches dar— nach gereue. Thales aber hilt für das beit, Da Der Herr gut rhue bette. Cleobulus aber: Wann der Herr mehr bett, Die jn liebten, dan die jn fürchten. Pitta- sus aber: da weder enn vberfluß wer, noch an der höchſten Notturft etwas zerrinne.

Dan die weitläufigkeyt vnd der vberfluß inn eym Haug macht dDrumb nicht, Das Diejelbige haußhaltung beſſer ift, als Diejenige, Da eben genug zur Notwen— Digfeyt vorhanden ift. Gleichwie auch nicht eyn vber— aus weiter Schuh den Fus gänger oder beſſer macht, ob er jn wol vileicht möcht anfehlicher machen.

Darumb ift Die erſt haußhaltung der eriten Men— ichen, darvon Heſiodus fchreibt, Das fie eyn Obtach gehabt, einen ftall für den ypflugochjien, einen hund ond eynen Danen, gleich ſowol eyn Haußhaltung ge- weſen, als des reichen Craſſt oder Luculli.

Ja die Häuſer, die ſie inn Mitnächtigen Ländern auß gantzen Wallfiſchrippen aufrichten, vnd darein nach jrer bekömmlichkeyt eyn Rauchloch, eyn Kü- vnd Säu— ſtall, Thüren von Wallfiſchhäuten, eyn Hünerhaus, eyn Häringsſtang inn der Luft, vnd eyn ſtang für den Hanen, der je Dr ynd ſtundausrüfer if, anorde—

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nen: Desgleichen die ombgeftürzte Schiff, Darunter et= liche Bölfer am Berfiichen Mör haußhalten, jint gleich ſowol behauſungen, als der prächtigit Pallaſt zu Ca— pua: ond können darunter gleich ſowol nach jrer ge— legenheyt, das Ampt eyns Haußvatters mit der Hauß— narung Kindermehrung vnd des Nachbaren verrichten, als der inn eym ſteynenen ausgehauenen vnd getäfel- ten Haus mit vilen Knechten vnd Mägden beſchleppt vnd behengt iſt. Gleichwie inn eyner kleynen Statt gleich ſo gut, oder villeicht beſſer Regiment, dann inn eyner weitbegriffenen Statt ſein kan.

Es iſt ſich zu verwunderen diſer groben Männer vnart, Die jrer ſelber, das iſt, jrer eygnen leibsfrucht nicht meh ſchonen noch achten, dan das ſie etwan, jre gewonte grobheyt zu behaupten, vnd dem Weib nichts nachzugeben, jre Frauen bei jrem ſchwären ſchwange— ven leib, fremd, vnfreundlich, wild vnd vngeſchont halten, das ſie oft an jrer geburt mehr bekömmernuß dan fräud erleben.

So ſie doch von jrem tägelich vor augen gehenden Vih meh freundlichkeyt, ich gſchweig Menſchlichkeyt fol— ten erlehrnen. Dan ſehen ſie nicht, wie den Geyſen, ſo ſie im Aprill oder Hirtenmonat Junge tragen, ſo wol bekomme, auch, das wunderlich iſt, zu leichterung vnd förderung jrer geburt ſehr diene, wann jnen die Geyshirten zur zeit jres tragens oder gebärens eyn ſüß vnd im Thal widerhallendens gutes Feldlidlin oder Weydgethön darauff aufpfeiffen? Ja augenſcheinlich ſpüren die Hirten, das nicht alleyn von ſolchem pfeif— fen die tragende Geyſen jr werffen leichter ankommet: ſondern auch die Junge Gitzlin ſchön geſtalter vnd wolgerhatener fallen. Das ich jetzund geſchweig, wie auch Die Hirtenpfeif vnd das Wendgefang den kran—

917 fen Genfen jr Falt wee benemme, ond fie von jrem gewonlichen Siechtag ermede und lädige.

Sodan alleyn eyn Tieblicher fchall und thon alſo vil bei vnvernünftigem viech ausrichtet: Was ſolt erſt eyn freundlich geſpräch, welches dan vber alle Mufte iſt, oder ſonſt holdſelige erzeygungen, bei eym Men— ſchen, der von Natur zu freundlichkeyt geneigt, ja bei eym frauenbild, ſo gelinder milter weis gewont, ſonderlich inn jren höchſten beſchwärungen vnd Ge— burtsangſten vermögen?

Wie hochfärtig auch eyn Geis von Natur ſeie, alſo das ſie ſich jrer geſchwindigkeyt vberhebt, vnd gern am höchſten ort ſtehet, Da ſte Das ander viech vber— ſehen mag: desgleichen wiewol ſie vnter anderer Herd allzeit den vorgang will haben, ſo demütigt ſie ſich doch, wann vnter der Herd eyn Bock vileicht iſt: dan alsdan laſet ſie dem Bock den vorgang gutwillig. Alſo ſolt auch manche hochtragende Frau, ob ſie ſchon ſich bei fremden jrer angebornen oder angenommenen Hoch— fart nicht maſen könte, doch wann jr Man zugegen were, ſich einhalten, vnd ſich nicht alleyn demſelbigen nicht vorzihen, ſondern auch ſich alſo ſanftmütig er— zeygen, das man ſpüren könte, das ſie den Man zu eym Haupt erkänte. Dan als ſpöttiſch es ſtehet, wann eyn Geys dem Bock vorgehet, ſo nachtheylig vnd ſchimpf— lich iſt es eyner Frauen, wan fie dem Man mit rah— ten, angeben vnd thun will vorgehen.

Die tägeliche Sprüchwörter, ſo vnter den leuten vmbgehen, lehren auch fürſichtiglich inn die Eh zu ſchreiten, als wann ſie ſagen: Wer tantzen will, der ſehe wol zu, welche er bei der Sand nemme. Ch wigs, Dan wags. Such Deines gleichen, jo vbermeibft Dich nicht. Kalbfleyich und Rindfleyſch ſchicken fich

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nimmer zufammen, jo wenig als eyn Junger vnd als ter Ochs, gleich inn eynem Silen zufammen gefoppelt, ziehen. Grüns vnd dürrs holz prennen nit, gleich inn eynem feur, Das grün jeud, das Dürr verfladert, ebe das grün recht: der biz empfindet. Darumb fan ich das Fünftlich ond Iehrreich Tanz-Liedlin, Das etwan ey— nem zu SHochzeitlichen friuden durch I. 8. G. M. gemacht worden, nicht vnterlaſen, bieher zu ſetzen: Die- weil e3 eben die erftgedachte lehr von gleichent Der Ehleut ſchön außftreichet: vnd ift inn dem thon des Allemant d’amour Tanz geftellet.

I. Keyn gröfer freud Als wo zwei gleiche Herzen Eynander lieben beyd Keyn gröfer leyd Dan mit vndank ond ſchmertzen Lieb haben on beſcheyd. Dan gleich vnd gleich Geſellt ſich gleich Bngleih gepräuch Trennen eyn Reich. Derhalben wol Eyn jeder ſoll Seins gleichen jm erleſen Das auch die Lieb ſteh Dan bei vngleichem weſen Sint vngleich Sinn vnd Eh.

II. Es ſchicken ſich Nicht gleich allerhand Blumen Zuſammen ordenlich Sonder man ſicht Das fein zuſammen kummen Die Gruch ond farb verpflicht. Dan ſo die eyn Solt riechen reyn Die ander ſein

11.

IV.

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Stindend on fein. So fhändt je eyns Dem andern feing. Alfo ift mit der Bulſchaft Da mus eyn gleicheyt fein Bnd eyn anmut zur Hulvfchaft Sonft fommts nicht vbereyn.

Dan wer ift der So eyn vngleih par Rinder Kan zwingen vngefär Das es daher

Zieht gleich, keyns meh noch minder

Dem will ich folgen fehr. Aber ich halt Das man nicht bald Find folchergftalt Eyn ders verwalt. Alſo ift au Inn lieb der praud Da ſpannt man nicht zufammen Zwey vngleih Derzen nur Sonder die zfammen famen Aus Anmut der Natur.

Alsdan wird Teicht Als was fie in fürnemmen, Weil fih jr Gmüt vergleicht AU vnwill fleucht Thut keyns fichs andern ſchämen, Die Lieb all fäl verſtreicht. Vnd feyns rupft auff Dem andern den fauff Das es zu hauff Gezwungen lauf: Sonder fie feind Fridſam verfreundt Gedenden das fie beyve Gott fo zufammen fügt

vl.

vn.

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Auß der Natur beſcheyde Welche dan nicht betrigt. Derhalben aus Was ſich nicht recht vereynet, Es macht ſonſt eng das Haus Aber voraus Sf eynigfeyt das Kleynet, Welchs macht vas man wol haußt. Dan wie folln fecht Zwey tangen recht Sp das eyn ſchlecht Nicht folgen möcht. Alſo wie fol Die Lieb ftehn wol, Sp das eyn fiht gen Rorten, Das ander fiht gen Weſt Wie Adler auf den Orten. Eyns ſchirt, das ander leicht. Aber wie füs Wo gleich Menſurlich tretten Zur Melovdei die Füs Dan je gewiß Der Tanz der if eyn Schätten Wie lieb vnd Eh fein müs. Das wie der gang Geht nah dem Klang Alſo on zwang Sr Herz auch gang Nah beyvder will Geftimmt inn fill. Wo dan fih eyns fo ftimmet Nachs andern Sinn vnd ſtimm Alsdan der ſprüch fi gzimmet Das was fich reimt fih rüm. Drumb hab ich mir Meins gleichen eyn erwehlet, So iſt die Blum vnd zir Vnd nur nach jr Mus ſein mein Herz geſtellet

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Bon nun an für vnd für. Sie ift der Klang Nah dem ich gang Sie ift das Gefang Nah vem ich hang. Sie ift die Lieb Inn der ich Ieb. Sie ift mein Rhu vnd Friden Sn der ih rhu auf Erd D Gott, geb du eym jeven Das jm fein Eva werd.

Sun jumma alle die Elfenden Ehe, jo beutigs ta- ges alle Nachbarfchaften, ftätt und Länder erfüllen, fommen alleyn Daher, Das nicht gleich und gleich zu— janımen fommen: nicht alleyn am gut, ſondern aller- meitt am Mut: Nach welcher gleichmütigfeyt meh zu jeben ift, als nach dem gut. Dan wo die Ehver- - pflichte gleichen ſinn vnd Mut haben, wird das gut bald gleich, vnd jehmelget inn der liebe, vnd inn gleich- gefinntem mut und gleichgefitteter weis, wie inn eynem Dfen zufammen.

Dan wo gleich fint Sinn, fleyſch vnd Mut, Da wird vil ehr gemeyn das gut.

Es jollen zwey nicht gleich aus eym fleyichlichen affeet vnd hiz eynander nemmen, vund jich jelbs inn fo langem Dienft vbereilen, ſonder

Lang zuvor wol bevenden

Was, fihb nimmer laßt wenden und Ienden, Vnd nicht wagen fo geringlic Was da ift onwiderpringlig.

Dan diſes ift eyn Scheufauff

Da man gibt feyn Reufauff.

Darumb rhatet eyn Weifer man inn Erklärung jeiner Sprüchwörter, Das eyn par, welches Ehelichen willen zufammen trägt, vor eyn zeitlang vmb ein ans

332

der inn ehren, wie es gefein möcht, wonte, und eyns des anderen art vnd complerion erfündigte, ob es jm anmütig und wol ertreglich were. Sonſt jo man fo plindlich hinan gehet, als mög man eym Weib mor- gen wider vrlaub geben, und Dörffs nur vbernacht hal ten, jo fällt man offt alfo uber Den vortheyl, Das eyner eynen Wolff, oder jte eynen folchen Hund find, das inn acht tagen je eyns wolte, das ander were eyn Wolf und liefe zu holz: vnd finden fich Die fäl und mängel erit hauffenweis alle, jo das pferd gefaufft iſt, end nicht wider aus vnſerm ftall wie inn der Suden Synagog mag verfaufft werden.

Wo Mut, ſinn vnd willen gleich ift, da wird das ander alles bald gleich: Das gefchicht aber gemeynlich, wann fie eyner art vnd anmutung, oder einer Jugent fin. Dan Jung vnd alt haben nicht eynen finn. Eym alten Dan ift eyn Junges Weib eyn tödlich gift. Keyn leichterer tod, dan eym alten Man eyn Jung Weib. Eyn ſchöne ift jm eyn heymliche jorg,

Dan was jverman gefällt Vnd dem jeverman nadftellt Man ſehr ſchwärlich behällt.

Eyn ſcheuzlicher Vnflat iſt jm die Hölliſch marter, vnd eyn anſehend leyd: vnd ſo diſes ſprüchwort war iſt: Der Ehlich ſtand fer keyn ſchleck: jo iſt er Doch fürnamlich eym ongleichen par ein rechtes Gifft.

Dan eyn Cholericus, der hitzig vor der ſtirn iſt, verträgt ſich wenig mit eym koderigen Flegmatico, ein hitziger zorniger trunckener Man gegen einem kalten Rozfladen, noch ein langweiliger ſaurſehender Melan— cholicus mit eim frölichem kurzweiligem Sanguineo oder Venuskind: Da will das ein erfrüren, vnd zwey Bett ob haben, Das ander erſticken vnd nadfend ligen,

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Das ein faurs, Das ander füfjes efien, Das eyn wey— nen, daS ander weinen: vnd zihen aljo widermwärtige Naturen, wo man fie zujammenfoppelt, gar bößlich inn eym Joch. Gleicheyt der Gemüter aber pringt mit jich allen Rhat, frid, freud, ehr vnd gut, vnd ein gemesnichafft nit alleyn der güter, jondern Des leibs, aljo das jte ein Leib, eyn fleiſch vnd Blur werden ge- nant. Die falih Welt aber jihet mit jrem Schalfs- aug nur auff Die gleicheyt der güter, Gott geb, wie Die gemüter zufammen ſtimmen: Daher gerhat e3 eben wie angefangen, ond ſteht wie es geht.

Vber das ſprüchwort: Rhat nach der That, ſezt er:

Nach der Hochzeit erfent man des Weibs bosheyt. Wann eine zurBubin wird, erfärts je Man am allerlegten. Die zeit gibt bejchend, und verrhat alle boshent. Vor Der Hochzeit iſt eitel vnd grofe lieb, da jint jie zu beyden theylen eitel Engel. Das Pferd ift ſchön vor dem Dan, der dendet nit weiter, Dan wie ers reuten, ſpren— gen, vnd zu ſeim luft nugen wöll: So er aber drauf fommt, vnd mit jporn anfticht, da erfinden ſich täg- lich neue tück, das ift vntreu, Das gehet nicht zum vortheyl, das ift ftättig, Das jchlägt und beint, diß laßt jich nit zäumen, das nicht bejchlagen, diß legt ſich im Wajjer nider, das gebet ober feynen baum, wann es vber keyne Bruck gebt.

Gerad alſo gehets mit Weib vnd Man, eh ſie Hoch— zeit haben, da ſteht ſie wie ein Engel Gottes, kan nicht trei zelen, hat nie keyn waſſer betrübt, vnd erſcheint eitel Tugend: da fällt dan der Man plindlich vber den vortheyl.

Deßgleichen waiß ſie auch nicht, wie Er gerhat, ſie mag leicht zehen fäl an jm finden, das er faul, hin— läſig, ein ſpiler, Saufer vnd hurer iſt, oder wild, frech,

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polderifch, ein haderer, bei dem ſie nimmer keyn gute ftund noch tag bat. Das wirt alles erft nach der Hochzeit erfennet, jo Das pferd gefaufft, im ftall ftehet, mit dem geding, Das ers ewig am Barren ziehe, und feyns dem andern nimmer vrlaub gebe, Gott geb, wie e8 gerbat. Da erfind ſich jamer ober jamer: was für ein pfenning werd der Kaufer gefaufft bat, das mus er behalten, folt er dran erworgen.

Vnd ift fürwar ein gewagt Ding, Das groß bittens, jorg, beſcheydenheyt und vrtheil bedörft, und not wer, das eyner ein Phyſicus wer, der aus der Phyſionomei all Tugend vnd gepreften abnemmen könte. Lobet ſchon der Nachbar das Pferdlin, jo bat ers auch nicht geritten, vnd waiß eben jo vil darumb, als der fo drumb feylt, wirbt vnd Faufen will, vnd hilft bie nichts, Dan fleiß vnd bitt zu Gott. Alſo erfennen wir alle Ding zu jpat nach der that.

Wan der Befem verkehrt ift, ſiehet man erft, warzu er gedienet bat, vnd wie gut oder bös er gewejen. Gin heller wagt eyner nicht vmb ein Safen, er jchlägt vor dran, wie er Klinge; Aber das Weib fagt: Noli me tangere, fonder fauff on Flangere.

Mie mißlich auch folche frevele liebe Junger oder onbedachtfamer leut gerbate, und wie wunderlich ſie werd bewärt, eh fie wird gewärt, bat der alt Philo- ſophus Euftachius inn der Hiſtori vom Iſmenio vnd der Iſmene genugfam angezeyget: Welche beyde ein- ander gleich erftmals nur von wegen gleiches Nanıens haben lieb gewonnen: gleich wie jener Die feine, die— weil fte vngefär inn feiner farb gefleydet ginge.

Dan was bat gleicy des erften anplids, Die zarte ond jugendmutige Jungfrau Iſmene mehr zur lieb Des Jungen vnd der lieb unerfarenen Jünglings Iſmenij

ee

82%.

verrenzet, Dan Das fie jne einsmals inn grojen wür— den vnd ehren gejehen hat, als man jn vor andern Jungen gejellen zu dem Järlichen Feſt Jouis nah prauch des Lands, für einen Verwäfer deſſelben Feftes, und gleichfam wie ein geloßten Niclaus Biſchoff hat mit groſer jolennitet vnd fräud der gangen ftatt auf eym Triumpfwagen, mit Lorberzweigen befrinzt, mit eym Olivenſtock befteptert, mit grünen zweigen, Rauch- werd, Blumen, fergen, gefang, Inftrumenten, fpringen vnd Dangen belaitet, hat berumb gefüret? Welche furz- weil, Jugendfräud, vnd gleichfam Eindifcher pracht, jrer, als auch eym Jungen Menſchen, hat alfo mol gefallen, Das er inn jren augen gleich Die jchönfte worden, eyne liebe auf jne geworfen, vnd alio

Bei der vberflüffigen fräud

Vnd mit der groien ergezlichfeyt

Vnvermerckt die lieb eingelegt.

Melche jie Dan noch mehr heftiger angezündt, da ſie gefehen, Das jren Das Los ond Glück, auch jolchen jchönen Jüngling vnd Statthalter des Feſtes, zu hauß, jeinen zuwarten, ſchicket. Vnd innfonderheyt das feur ſich alsdan gemehrt, da ſie jne gefehen mit gröfter ehrerbitung inn dem fchönften garten zu tijch jigen, auch Das jren von den Eltern das Tifchwarten und einjchenden ift befolen worden.

Dan ſolches Tifchwarten hat ſie plözlich zu vortheyl ond entderfung jrer lieb gepraucht, den Iimenium vn— ter dem Einſchencken vnd vberreychung des Trinckge— ſchirrs gegrüßt, angelächelt, angeäugelt, angefeufzet, jm inn die oren geraumt, gewunden, Die füs getreiten, die finger getruckt, den Becher gezudt, ond andere hold⸗ jelige weifen vnd geberden geführt: auch zu abend vn— ter dem Zandgepräuchigem Füswäſchen jm die fihendel -

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janftlich geriben, Die zähen getrudt, an den ferfien ge— fügelt, die füs gefüßt, vnd aljo hiemit jm als eim vnfündigen auf Cupidinis ſpil, gleich Tiebhafte gedan- fen erweckt, ond Das falte herz inn lieb erhigiget.

Sehet da, mie jo plößlich vnd Teichtlich, Durch mut— willige und füßelige geberden, Diefe zwey Junge leut gegen ennnnder inn liebe gerabten. Solchs wird man- chem Furzweilig lächerlich fein anzuhören: Aber Der Tpott joll jm wol vergehen, wann er den bernach jich begebnen leydigen ernjt vnd ſchrecklichen fall bedendet, wie fie mit entfürung eynes Des anderen beydes, ſich vnd jre Elteren inn Not, jamer vnd bergenleyd haben gebracht, als ſie zur firaff von Gott ein lange zeit durch mancherley weiderwärtigfeyt zu Land und Mör, durch verzweiffelung, armut, dienſtbarkeyt und vnzälig angit ond Not ſint verfucht und Durchgelafen worden, alſo lang, biß ſie zulezt jre ongebür, frefele Jugend, onbedachtiame Tieb und plindes fürnemmen erfennen und befennen, vnd vor Gott vnd den Elteren demü— tigen müſen.

Derbalben joll man fich befleiffen, eyne vorbedacht- jame, vnd meder ein fchnell anplagende noch eyne hin— fällige liebe zur vud inn die Eh zu pringen.

Dan was bald anfällt, fällt bald ab Vnd Junge lieb ift farend Hab.

Gleichwie inn allen rechtichaffenen Sandelungen und son allen waren Thugendbegabten leuten Die vir Haupt-Tugenden, Fürjichtigteyt, Gerechtigfeyt, Stärf oder Standmut, und Mäſigkeyt erfordert werden: Alſo werden fie auch inn eyner rechtbeftellten Haußhaltung, vnd bei rechten haußvättern und Haußmüteren er- benichet.

Die Fürfichtigfeyt aber, oder die Weißheyt belangend,

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pflegt man ſie folgender geftalt anzubilden, Das ſie eyn -guldene fron, verſezt mit den Föftlichjten gefteynen, Die ein glanz dem geftirn gleich gaben, auf hatte, und mit dem zeugfinger der Rechten Sand auf Das Haupt zengte, anzudeiten die Wonung der Wiz, und waran es jren am mebiten gelegen: Demnach inn der linden eyne Spär oder Himelszireul Hilte, als Die nicht mit jehnöden ver— achteten, nideren, närrifchen, ſondern hohen, wichtigen, ernfthaften ſachen vmbginge: Am vberigen leib aber war ſie jehlechtlich befleydet, anzuzeygen, Das aller jrer ſchmuck und zud am Saupt ige.

Mer ift aber jo vnverftändig, der nicht erfenn, Das tolche fürfichtigfegt hoch inn eyner Saußhaltung von nöten thue? vnd Das man daſelbs den fopf, wie man fagt, wol zerprechen mus, mit fürforg vnd verjehung nicht geringer Ding, fonder der wolfart der ganten Häußlichen gemeynichafft, ja oft den Schlaf darumb prechen. Dan, wie Homerus jaget:

Kein Weifer ond verfländiger Man Die ganze Nacht durch fchlafen fan. Wer aber ſchlaft dahin on forgen Der weys oft niht wahin am morgen.

Da bemühet fich Die Tugendfame Haußmuter nad Salomonis jprüchen, tag vnd nacht: Sie ftehet Des Nachts auf, vnd gibt Futer jrem Haufe, ond eflen jren Dirnen: Sie denckt nach eym ader, vnd fauffet jn: Sie merdet, wie jr Sandel fromnen pringet, vnd fommet den Schaden vor. Sr Leucht verleichet Des Nachts nicht, darumb hat fie inn der Not die Not- turft. Sie fürchtet jres Haufes nicht für dem Schnee, dan ſie hat jr ganz haus mit zwifachen kleydern für- ſehen: Sie arbeyt, Das ſie verkaufen Fan. Sie ſchauet, wie es inn jrem Haufe zugehet, ond iſſet jr Brot nicht

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mit faulfent. Darumb fommen jre Söne auff, vnd preifen jie jelig, vnd jr Man lobet jte.

Ste gibt guten Rhat den freunden: widerpringet das verwarlofet, laſet ſich bald weilen, vnd begreifft bald ein Ding: gibt gute anordnung. Dan

Aus Bnordnung und Vnrichtigkeyt Erfent man die Bnfürfichtigfent.

Sie ontermeifet ganz weislich jre find, vnd regirt ganz Euglich jr geſind, warnet jen Hauswirt, ift nicht firutelig noch vermeſſen, fonder bedachtjam und ge— macjam: vnd inn jumma, inn allem halt jte jich fürjtchtig vnd nicht fürwißig.

Die Gercchtigfent betreffend, bat man ſie gar ernft- baft, in eim Weiffen gewand, ober fich gegen Simmel ſehend, inn der Rechten eyne prinnende jadel, inn Der Xinden ein Wag baltend, angebildet: anzuzengen, das ſie on anjehen der perfon gleichmütig vnd tapfers ge= müts nur der Simlifchen Gerechtigfent nachjinne vnd nachöme, ond ein bejtändig gleichmäſig liecht der Welt jeie, on welches alle Welt inn Finfternus und verwü— fung müßt verterben.

Heyſſen aber inn der Haußhaltung diſes nit Gerechte billiche jachen? wann die Hauffrau Gott gibt, was Gott gekürt, jne mit betten, anrufen vnd Gotisforcht verebret, dem Man willfärig ift, ſie beyde den Gefa- gen der Oberkeyt geborfamen, den Eltern ehrerbieten, die Kinder ziehen, nieman fchänden, ſchmähen noch außrichten, keym fein ehr abjchneiden, inn fremde ſa— chen ſich nicht mengen, des jren warten, den Hauß— friden ſchirmen, eynigkeyt unter ſich vnd dem Gefind dalten, gleicheyt im warnen vnd ftrafen halten, auff- recht im bandel, Fauffen vnd verfauffen jint, dem näch— fen guts thun, dem dörftigen helfen: epgennuz, wu—

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her, rorkauf und geiz meiden, varechten gewinn haj-

fen, feunen vbervortbeylen. * Halten für gwinn daſſelb vil ehr Was die Ehr, als das Gelt mehr.

Thun groſes vnd verheyſen kleyns oder keyns, ſint dankbar, warhaft: treu gegen eynander, on vergonſt ond Neid: vnd inn ſumma, ſint inn allem gerecht, billich, ſchlecht vnd Auffrichtig, vnd nicht eygenrichtig.

Die Stärke, Standmut oder Grosmütigkeyt betref— fend: bat man jte bei den alten mit frigsrüftung ver- wart, eym jchimmerenden Selm, ſtarckem jchilt, Junge fräulicher gurt vnd langem Spär bildlich vorgeftellet: anzumeifen, Das gleichwie einem flarken Menfchen, der mit guter rüftung ift verſehen, wol vmb die Bruft vnd das Haupt verwart, vnd mit Enthalfamfent ond Nüchterkeyt vmbgürtet, nicht wol etwas ift abzugewin- nen: Ufo jei es auch mit eym Menfchen aejchaffen, der jnnerlich mit ſtandmut ift gerüftet, mit fräudigem jinn behelmet, mit vnerſchrockenem Sergen beharnifcht, vnnd inn mäjtgung aller händel geübt: das gleichs- falls eunen ſolchen weder widermärtigs noch molfär= tigs möge vberwinden.

Wo bedarf man aber mehr jolde Standhaftigfent vnd Fräudmutigkeyt, dan inn der Ehe?

Da man das Saur oft mus verjüfen Bnd das Süs mit vem Säuren büfen.

Da ift warlich bei jo mancherley kreuz von nöten, anftatt der Sphär ein Spär, das ift, keckmütiger wi— derftand vnd mehr, und anftatt eins fpigen fingers, oder der ſpitzfindigkeyt, ein breyter Schilt, Oder prenter Auden, das iſt, gedultige verharrung vnd außharrende gedult.

Das man da fet einghaltfam inn freuden Vnd vnerſchrocken inn kreuz vnd leiden. x. 34

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Luſtig zur arbeyt bei Gefundhent, getroft inn krank— bent, groshergig vnd flandhaft inn miderwärtigfent, onverdrofien zu ſchwären jachen, mutig wider Das vn— glüf, rauch wider die wolluft, hart wider die zartlich- fent, warfer wider Die faulfent, mundter wider Die trägheyt, arbentjam wider den müflggang: vnd inn ſumma in allem freudmutig aber nicht frechmutig.

Was dan die Mäſigung berürt, hat man fte ganz ſchlecht vnd eunfaltig in SJungfrauengeftalt angebildet, bendes an kleydern vnd geberden, auf dem Haupt mit eim franz von allerdand Blumen, aufjerbalb der Ro— fen, dieweil Diefelben der Veneri verwandt fint: vnd war folcher franz mit jrem eygenen Saar vmbflochten, . wie die Bräut des Landes pflegten: auch bett fte Die Recht Hand auff die Bruft gelegt, vnd mit der Lin» cken bielte fie daS weiſſe dünne gewand an ſich, wi— der das ftürmend anmähen der Wind, fehrendet auch zum bebelff darwider Die füß, welche jonderlich vor andern Tugenden bejchucht waren.

Welche angeftalt alle zu verfteben gabe, wie ſich inn jedem ftand, fonderlich aber im Eheftand, jo der gemeynſte, Mans- vnd Weibsperfonen, erbarlich, janft- mütig, züchtig, vnärgerlich, und ganz Jungfräulich inn worten, werden ond geberden, beſonders und vor den leuten balten vnd erzeugen follen, das jte ſich Der Venus-Roſen, das tft, der mutmilligen geylheit mäſi— gen, jich mit allerhand Blumen, das ift, allem, was nach Tugend ſchmacket und riechet und wol jtehet, zie— ren, vnd mit ſolchem von thugendgemengtem vnd er= barem geruch der leut lieb an jich ziehen.

Desgleichen keynen pracht mit kleydern, baarflechten, püffen, ſchminken und ſchmucken erzeugen: jre Dergen, ſinn vnd gedanden verwaren, allen Sturmwinden der

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Vnzucht, Schandparkeyt, Leichtfärtigfeyt und DBnerbar- feyt widerftehn und mehren, vnd inn ſumma mit er barem wandel beſchuhet ond angethan jein.

Dan was für armfelige Ehe und Saußhaltungen weren Dije, Daraus gebannet weren zucht, ehr, ſanft— mut, demut, freundlichkeyt, holdſeligkeyt, miltigfent, Nüchterfeit, bejcheidenhent, feufchent, reinigkeyt, onjchuld, Scham, Ordnung, fleiß, Tparfamfent, verichwigenhent ? wann keyns dem anderen nachgebe, keyns ſich nad) dem andern mäftgte, fondern weren wild, flörrig, wi— derjpänftig, frech, unfreundlich, ſtolz, vbermütig, vn— holdſelig, vnbeſcheyden, vnkeuſch, unzüchtig, vnſcham— haft, vnordenlich, vnachtſam, ſorglos, zanckhafft, vn— höflich, vnhäuslich, verthunlich, verſchwendig, vngezämt jrer begirden vnd zorns, geſchwätzig, vertiefet inn vber⸗ fluß der ſpeis, des Hausrahts, der pfleg des leibs vnd aller Wolluſt?

Darumb die gedachte vir Haupt-Tugenden billich inn eyner Haußhaltung nicht an den Wänden alleyn, ſonder inn der Ehvermälten hertzen ſolten vor- vnd eingebildet ſtehen, das ſie fürſichtig mit gutem beden— fen vnd Raht auffrichtig im handel, ſtandhaft im kreuz, mäſig in allem wandel weren.

Callicrates: Eine Haußhaltung iſt eine verfreundte verſamlung, die ſich mit einander auszupringen ver— gleichet: vnd iſt zu vergleichen eynem geſtimmten Werck, da man wol vngleiche vnd widerwärtige ſtimmen auf— zihet, die doch alle zu eyner einhelligkeyt außſchlagen. Dan was iſt anders, das man einen Chor nennet, als eine verſamlung der Sänger oder Seytenſpiler, die alle auf ein ende ſehen, nämlich auf eyn gut gethön. Oder iſt wie eyne Schiffgeſelſchaft von vngleichen, Die

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all auf eyn end ſehen, nämlich das Schiff recht zu leyten ond glücklich zu Schiffen.

Dan eine Saufbaltung, welche eine verfamlung der verfreundten vnd zuſammen verloßten ift, findet jtch wol aus vngleichen perfonen zufammen, aber gibet famtlich auff die Saufmuter, als auff das rechte zile, jre achtung: vnd trachtet nach einhelligkeyt, Das ift gemeynem gut vnd auffenthaltung.

Inn jumma, jede Saufbaltung bedarf trei Ding, wie ein Sentenipil, nämlich die zirlichfent, den liebli— chen Hang vnd das greiffen oder fpielen. Die zirlich- feut ift Die zurüftung alles deſſen, fo darzu gehört: dardurch Das Werck jelbs vnd Die gante ſchar, fo zus ſammen gehört, vollendet wird. Deſſelben ſtuck aber ſint zwey erſte vnd gröſte: nämlich der Menſch, vnd der zeug oder das ding, ſo geregiret wird vnd ſich prauchen laſet: Gleichwie auch des Thiers zwey theyl ſint, das erſte vnd gröſte, die Sele vnd der leibe: da jenes regirt vnd übet, diſes geregirt vnd gepraucht wird: gleichwie auch das leben ein angenommener Werkzeug iſt der Menſchlichen geferäfft: ver leib aber ein angeborner werfzeug vnd der Selen verfreumdt.

Alfo fint im Menjchlichen gejchlecht etliche blutsfreund, etliche Gefreundte: Blutsfreund heyſen die aus eine ley Samen erzeuget fint: Die Gefreundte aber fint an— genommen aus vermäbhlung. Beyderley freund aber gehören inn eine rechte vollfommene Saußbaltung vnd zu förderung gefelliger Häußlichkeyt. Difes alles mus haben, die ed greiffen vnd regiven, und wie Die Seele vnd das leben den Menjchlichen leib aufenthalten, das fint nämlich Die Eheleut.

Inn der Haußhaltung iſt viererleg Volk. Eins gebietet vnd berfchet, als der Haußvatter: Das ander

933 gehorfamet, als das Weib: Das dritt ift ein anmü— tige zugehülfe Des gefchlechts und des Haußgeſinds, als die Kind. Das vierte ift vnterthänig, als Enecht vnd Mägd.

Peryction: Ein rechtichaffen Weib, Die des Mans recht pflegt, haltet nichts für jr eygenthumb, Tonder alles beyden gemeyn, libet jr Haußgeſind, will nit inn Eleydern, ſonder inn rechter Häuslichkeyt geſehen fein, ehret die freund, Die jr Man liebet, folget jres Mans guten gönnern: Die ift wie ein ſüs gefang, Das Die leut ergeget, vnd darab fich männiglich verwundert, ond welches vil herzulodet, ond den fremden vrſach gibt, je Haußhalten auch Darnach zu richten.

Die Hermelin, Zobel, Frettel und Wifele, wie kleyn ond forchtjam ſie jint, noch haſſen fie Die forchtjamen, darumb verfolgen ſie alfo ſehr die Küniglin, Safen, Elend oder die Walpefel, welchen, wie gros die fint, fie an Die gurgel fpringen vnd jnen das Blut fo lang ausfaugen, biß fie niderfallen.

Alſo thun auch etliche Menfterlofe Weiber, wann fie Die plöde Natur, zagheyt, vnachtfamfegt vnd Das Weibiſch Herz an jren Männern merden, wie liederlich fie der Serrichaft ond Haußverwaltung ſich annemmen, fo ermannet folches fie, wie forchtfam und fcheu fte fint, ſelbs nach der Meyfterfchaft und Dem jchwerd zu greiffen: Welches fie Dan gemeynlich vbel prauchen, ond werden Durch jr Saus-Tirannei den Männern jnen oft zu Nagwürmen, die jnen das Herz und le— ben abnagen.

Derhalben ein Man gleich erfimals dem Weib inn diſem fall nicht zu vil einraumen ſoll, jondern allzeit den zaum bei binden behalten. Sonſt wo es jolche Waldeſel, oder vilmeh Hauseſel oberfehen, jo gehts, als

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Wann eyn Rislin gwont in eyn Haus Sp beißt es gleich die Katzen aus, Weil es das Negiment vbereyn Bier die Mäus will han alleyn, Vnd erzörnt ih drumb das es flindt, Damit «8 fein Part von jm pringt.

Perstion lebret, das alles lob ond fchelten des Hausrabts beftande auf treien puneten: auf dem vber— fommen, inn dem prauchen, vnd der Wart oder pfleg. Dan diſe fluf des Haußrahts jint am ärgſten, die man faum zumegen ypringt, oder nicht geringlich mö- gen erhalten werden. Hergegen was nicht theur an— fommet, das macht der geprauch des werder, vnd ift zum beften, wann es auch Teichtlich bewaret wird. Darumb erhebt die Notturft die hölzine und gewachſ— jene trindgejchirr, Daraus eben ſowol der durft zu leichen, als aus dem’ gold, vd vileicht beſſer, dieweil diefelbige des Trancks geſchmack nichts benemmen, jon- dern jm auch eyn bejieren geruch geben.

Desgleichen werden auch von Naturgefolgigen vnd onprächtifchen leuten den guldinen vnd jilberen geſchir— ren fürgezogen die Irdinen vnd Eiferine gefäs, dan als vil jte jehlechter fint, jo vil geringlicher fint fie zu befommen, ond lafen fich mehr geprauchen, auch ob mans zum feur jtellet, und bedörfen jchlechter verwa— rung: jintemal dem geringfchägigen minder nachgeftel- let wird, als dem theuren, vnd gebet darzu weniger müh vnd weil auff jre reynigung, auspugung vnd fegen.

Derbalben zu gleicher weis, wie eyn gering gültig Dferd, welches zu vilem geprauch Dienftlich fein mag, diſem fürzufegen ift, das vil koſtet, vnd meniger ift zu geprauchen: alfo hats auch mit dem Hausraht eyn geftalt, der wol ſchlecht ift, aber oft und zu vilem

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nutzet. Aber gleichwie die Bnjinnigen Pas weis für jchwarz anjeben, aljo die thoren das müſig für nuz= lich, das vnnüz für ehrlich, und das theur für herrlich.

Es befindt jich auch, das gemeymlich diejenigen, Die fich jolches prachts befleiffigen, müſig, zärtling und wie jr Hausrhat, nichts nuz vnd niman zu brauchen jint: Darumb wolt Beryetion liber Eranf, weder eyns wey— chen zärtlichen lebens fein: Dan die krankheyt jchadet alleyn dem leib, aber das zart müflg, weych und träg leben zerftörtS beydes, leib vnd Sele: das ein jchwächt nur den leib, Das ander das gemüt.

Bber Dies gebirt auch die zartlichfent vil ungerechte bändel, vnd gibt fürfchub zum geiz. Bedacht, Das es nicht wol wöglich, das ein weycher zärtlicher Menjch nicht auch zerlich vnd verſchwendiſch ſeie, oder nicht gern vil verthät. Wer aber vil verthut, der muß ſe— ben, wie ers befomme: wer fich aber deſſen unterftehet, der mus notmwendiglich manche ungerechte händel, ſel— jame betrügliche ränf, gejchwinde practichen fürnemmen und oben, und ich ganz vnd gar Dem Geiz für Leib- ond Geleygen ergeben.

Dan groje güter gewinnt man ſchwerlich Mit grechtigkeyt, aufrecht vnd ehrlich.

Auch wird folcher Weibifcher vnd geizbeſeßner Menjch nimmer nicht von megen gemeynes Wolftands, oder ſeins Watterlands, oder jeiner freund, oder ſonſt billi- cher ſachen verwagen noch darſtrecken: Ja wird fich auch vmb Gott ond fein ehr nicht vil bemühen.

Hieroeles will Die arbeyt inn der Haußhaltung ab- getheylt haben: das dem Man der Aderbau, das feld, das auswendig handelen vnd wandelen, das reyſen, die gerichtsfachen vnd jonft burgerliche geichäfft befo- len feien: Dem Weib aber daS fpinnen, weben, fos

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hen, Kinder pflegen, tägliche ſpeis einfauffen, das Haus und den Haußrhat reinlich halten, inn abwäſen des Mans den Mägden und Fnechten befälen, was ab— gebet ergängen, was von getreud, frucht und Wein eingebracht wird, verforgen, Dafjelbig zur Notturft dar— tragen vnd ausipenden, und ſonſt aller Haußarbeyt fich annemmen.

Doc ſollen fie alfo abgetbenlt fein, das darumb nicht jedes fih von Des andern Werk gänzlich für abgelöndert halte, dan es dem Weib nichts ſchaden wird, wann ſie ſchon auch bißweilen auff Das Feld ausgebet, den Knechten, Mägden vnd Tagwerckern vor- gebet, den grabenden ond yflanzenden jre Werkzeug darlanget, jnen zufpricht, machgebt, und eins Haus— Vaters ftatt vertritt.

Vnd herwiderumb ſtehts auch dem Man wol an, auff Die Haußſorg achtung zu geben, bißweilen zu fragen, end zu zeiten zu jeben, was man fürhat vnd thut: Sonderlich aber, was den Weibern inn bäusli- chen fachen zu jchwär ift, zu verrichten.

Der Tambirz bat ein föftlich gebürn für gifft und zu mancherley kranckheyten vnd fchäden, Das weys er auch an jm felbs, derhalben, wann man jn an feiner gemwonten Weyd lajet onangefochten, jo laſet er jolches, wann ers abgeftofen bat, auff der Stätt zur dankbar— keyt ligen, das es der Herr des grunds vnd bodens finden vnd nutzen mag: Wird er aber vom Grund— berren verfolgt vnd mit bunden gehest vnd gejagt, jo verbirgt er fein gebürn jo wunderbarlich, vnd lehrets auch feine Jungen alſo verbergen, das es nimmermehr zu finden ift.

Gleicher geftalt handeln auch etliche Saußberren vn⸗ bejcheydenlich an jrem gejind, vnter melchen manchs—

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mal3 eyner oder mehr ift, der mit feiner gejchicklich- keyt, fleis, kunſt, behendigkeyt, färtigkeyt, feinem Her— ren ſehr treu, nuzlich vnd dienſtlich iſt, wann er mer— cket, das es der Herr mit danck ond gegentreu im beſten erkennet. Wann er aber ſpürt, das keyne danck— barkeyt da zu erwarten, ſondern das er noch darumb gepocht, gepoltert vnd vbel gehalten wird, da verkehret er feine treue vnd geſchicklichkeyt inn eyne Bosheyt, vergrabet ſein pfündlin, damit er wucheren ſolt, vnd wird nichts rechtſchaffens mehr mit jm ausgericht: das macht die vnwilligkeyt, welche erregt die vndanckbar— keyt. Derhalben eyn Herr der lehre folgen ſollt, die im Haus-ABC ſteht: Sei alſo gütig gen deim Gfind Das man den Herren auch empfind. Halt gütlich, nicht zärtlich den knecht Das er nicht werd zum Jungherrn ſchlecht: Haft van eyn Diener, fo ift treu, Halt wol ob jm durch gegentreu, Das er dir noch vil treuer fer: Dan treu verichwind, warn mans halt fcheu. Dajelbs wird auch gelehrt, daS man einigfeyt vn— ter dem gejind erhalt, ond jte nicht mit eunander pal— gen vnd hadern laje: Sonft wirds gehn, wie mit den Mald-Ejelen oder Tam-Hirtzen, ond den Wölffen, wel- her, wann ſie inn jrem Wald der jachen eins weren, weder Jäger noch Hund möchten zufommen: Aber wann fie fich trennen vnd Die Fräſige Wölff jre Weyd— genofjen Die Tam-Hirz vunterftehn anzugreiffen, jo be— geben jich Diejelbigen inn den Vorteyl auff das Eis, da die Wölff mit jren klawen nicht wol ftand halten können, vnd halten allda auff dem Eys jo lang ey— nen rauben ftreit mit eunander, big Die Jäger mit den Hunden darzu kommen, ſie alſo vneyns, verwundt,

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müd vnd abgemattet oberfallen, und den ftreit mit ers legung beydes theyls gröblich jchenden.

Alſo begibt ſichs auch gemeynlich inn der Saufbal- tung, das wann ftch vneynigkeht vnter dem gefind er= balt, vngfär ein fremder oder einheymiſcher Fridenftö- rer jich darein jchlaget, vnd beyde theyl entweder vom dienft pringt, oder im vnverfünliche ungenad bei der Herrichafft pringt, ond fich darfür einjchlenfet: Oder der Herr darf wol felber der Jäger fein, vnd beydes then, jo zandet, aus dem haus begen: Diemeil er be- findet, das des gefinds zank alleyn vber jn gehet, inn- dem ſie jm feine gefchäft verfaumen, vnd je eins dem anderen zu trug nichts rechtichaffen verrichten will.

Der Author der Sprüchwörter jet, es gebören all- weg zwey vngleiche zufammen, dan wann jte beyde faul weren, jo müjten ſie bungers fterben: Wann fie auch beyde zu gefchäfftig weren, fo würden fie all zu reich, vnd meynen es gepreche jnen nichts. Gott menget vnd wirft die Ehleut fo mwunderlich zufammen, das keyn Menfch richten oder verftehen fan.

Der Ehſtand ift ein ftand des Glaubens vnd der Liebe: Dan bie lernet man Gott vertrauen inn jo vil fällen vnd anftöfen, jezt an jm ſelbs, bald am Weibe, jest an findern, gut vnd ehr. Der Man findet ſchwa— chent vnd franfen mut am Weibe, ſie zörnet leichtlich, mwänet jmmer, ſie werde verachtet und nicht genug ge= liebet: Da mus der Man nach der lieb art dem Weib weichen, vnd mit vernunft bei jr wonen.

Herwiderumb das Weib findet oft einen jornigen, wunderlichen, felgamen Man, dern gibt Gott jo vil gnad, das fie ſanft vnd ftill ift, vnd fan dem Man weichen. Der Man ift oft vnachtſam auff Die Na- rung, das Weib ijt deſter fleiffiger. Das Weib frän-

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det jmmer, der Man ift deiter gefunder, und fein ge- ſundbeyt erftatt des weibs kranckheyt: Des meibs franfheyt vbet hinwiderumb des Mans glauben, ge= dult vnd liebe: vnd ift alſo keyns dem anderen jchäd- lich, wo ſie den verftand haben, das ſie Gott zuſam— mengefügt hab, des willen jie erfennen vnd folgen follen.

Darumb jagt man recht, der Ehftand ſei der hey- ligft orden: darinn wol dem Dan das Haupt zu fein befolen ift, aber darneben auch Die gröft arbent vnd mühſeligkeyt: Aber dem Weib wird befolen, gehorfam und vnterthan zu jein: Vnterthan fein aber, heyßt nicht alleyn dem Man ein fraut fochen, und das Haus verjorgen, jonder den Man halten, als den jr Gott gegeben bat, er fei weis oder ein Narr, arm oder reich: vnd im fall, Das offt ein Weib etwas befler wüßte, Eluger were, vnd ein fach bag verftünde, ſoll fie doch dem Man gehorfam fein vnd jr bedunfen fal- len lajien, und dem Man folgen.

Man jagt: Ein feiner Man, zieh ein fein weib: das gibt Die erfarung täglich, Das ein liederlicher Dan das Weib mit der weil auch auf fein art ypringet. Vnd gehet wie der Dlaus in jeiner Hiſtori von den Hausſchlangen meldt, welche wiewol jte erftlich zam, vnſchädlich, freundlich, und im Haus wie eyn Hund gewarjam jint, vnd der Kinder fleißig hüten: doch zu= legt, wann aus farläjtgfeyt der Sausgenofien Das Haus verprinnet oder jonjt zu grund gebet, plözlich jre milte art inn eyn wilde ändern, gifft an jich nemmen, auff der verprenten Hofjtatt und in dem verfallenen gemäur jich eingraben vnd jedem, der herzu nabet, er ſeie von den gewejenen Haußgenoſſen, oder ſonſt Hirten, wis derftand thun vnd mit gifft ſie verfpeien vnd beftreiten.

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Alſo bette auch mancher an feinem Weib eyne feine Saußbalterin, wann er jte durch jeine vnhäusliche weis, prafien, verichwenden, toben, wüten vnd ander lider- lichs vnd wildes weſen nit verterbte. Daraus dan nicht8 anders als haß, zanf und hader zwifchen bey- den mus erfolgen, vnd die Haußhaltung hernider ligen.

Inn Sprüchwörtern ſtehet: Es gehöre vil zu eym frommen Weib oder Man. Die Meiber fint des be- redt, der brauch bat auch alſo eingewurgelt, das man fie fromm beugt, eyn Biderweib nennet, fie wollen auch aljo genennet vnd gejeben fein, wann ſie alleyn nicht wider ebr thun ond Durch den Ring jchlagen, Gott geb wie ſie jonft gegen dem Man vnd jren Nächſten ferien vnd ſich balten. Haben alfo nicht mehr dan eyn Sünd, vnd bedörfen nicht mebr dan eyner Tugend, das ſie fromm ſeien vnd gejcholten werden.

Aber das Sprüchwort pricht diſe Regul ond fpricht: Das vil zu eim frommen Weib gehöre, ſowol alö zu em frommen Man. Ein frau ift nicht darumb fromm, das ſie eynen Man bat: Man bat allzeit deren from- men Weiber vil gefunden, von denen man nichts vn— eorlichs bat mögen jagen, haben aber darneben jre Männer alſo ſchnöd gehalten wie eyn fushader, fich jrer frommfest, jchöne, guts, ftammens, namens, freuntichaft vbernommen, das ſie den Man kaum werd geacht, das er bei jren an der Sonnen were gejeflen, darzu wild, zändifch, ongehorfam, faul, eyn böß maul, vnhaäußlich, vernajcht, weinfüchtig, jehaldhaftig, abges fürt, eiferig, vermegen vnd Gottlos, welchs jie wol fo bös macht, als Hurerei und Ehpruch.

Eyne Schwalb pringt keyn Sommer, alſo eyn eyh— nig werk der Tugend, oder wann man eyne Sünd laſet, machet darumb nicht fromm.

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Es gehört auch vil zu erm frommen Man, nit das er alleyn fein Eh nicht preche, keyn Dieb, mörder, Gottsläfterer vnd meyneidiger bub fei, und alſo gewi— fchet vnd geftrigelt vor der Welt Glasſchön ſeie, ſon— dern fein Weib wie fich ſelbs liebe, in nöten bebe, lege, für jte leiden vnd fterben wolt, möcht e3 jein: Item das er fridlich inn aller Gottsforcht mit jr hauſe, gern arbente, und feinem Haufe mit ehren beger vor— zuftehben: nicht fpile, nicht fauffe, liege, trüge, ftäle. Es ift auch nit genug, das er das Weib nicht jchlage, fonder keynen andern tuck vnd Brandmal an jm babe, damit er ſie wirfer fchlägt, dan mit der fauft.

Er foll auch nicht alleyn gegen ſeim Weib ond ge- mahl, jonder gegen jederman bebülflich, Dienftlich, treu, fridlich, wolthätig, eun bider from Man fein, dem man feyn lafter vor der Welt mit warheyt mag auffheben, und keyn lug noch trug als enm Schelmen wider die Nafen ftofe, fonderen der auffrecht mit jderman gehan— delt, gewandelt, vnd nicht gethan, des er fich ſchämen darff: feines nächiten leib, weib, ehr und gut imn jeim ſinn nit begere, jonder am bejcherten ich benüge. Der auf ehr und einen guten Namen dende, züchtige finder, jo vil am jm ift, zihe: der im leiden gedultig, inn allen anftöfen feim Haus tröftlich feie: großmütig inn trübfal, ein mufter und fpigel ſeins gangen hau— ſes: ein Bruder ond ein flevfch ſeins Weibs und Näch- ften, ein treuer Vatter feiner finder, vnd aller dörfti— gen Rhatgeb und helffer: der nicht gähzornig fei, nicht polderifch, zändifh, mit dem niemand mag ausfon- men, nicht jchandliches gewinns begirig, fein geizwurm, jonder mild, barmhertzig, der fich guter ding fleyſſe, nüchtern, mäftg, gerecht, Oottfelig, demütig, nicht em bochtrabender geſchwollener Eſel, der vil von fich jelbs

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balt, und menne, ſtül und bänck follen jm auffitehn, jih vor jm buden, zu fus fallen: fonder der die fchwachent feines Haufes, Die thorbent feines Weibs ond Finder tragen könne, mit jnen für gut habe, ob es gleich nicht alles jo eben gefchliffen und zu bolgen geträet ift.

Alſo ſihet man nun, wie fchmwerlich ein volfomme- nes Weib zu jchnigelen und zu malen ſeie: Wann ein Weib alles an jr bett, das ein ehrenfromm Weib baben ſolt, nicht mit dem einen fus im bach ginge: Vnd aber allenn bochmütig gegen jren Man ftolzirte, dem man nicht aefolgig were (melchs doch jr fürnemft Ampt ift), fo wer fie kenn fromme Frau, Gott geb, wie ſie Die Welt halte und heyſe.

Dan es int nicht alleyn leibshuren, fonder auch Weinhuren, Maulburen, abtragend burn, prachthuren, ebrdiebiich buren, die vnhäuslich, jrem Man nicht? zu

that halten, nur gern zereten, gehn Bad giengen, vber= _

plüfjigen Hausraht hetten, täglich neue kleyder machten, alles an das loch bengten, ſich hochprächtig herfürſpiz— ten, pancket bilten, fpazireten, ausjchmwenften ꝛc. mit denen eyn Man verterben, vnd von Häuslichen ehren an Bettelftab gerabten mus. Es fint auch Holzböck, wilde vnfläter, Haushagel, Bettfchelmen, denen fenn gut wort aus dem Mund gebet, Die tag ond nacht fiefen, Elagen, maulen, greinen, zanden, wieehne Sau an eym gatter, vor Denen niemand keyn frid bat. Dan von freien Dingen wird das Erdrich unruhig: Wann eyn bettler zum Herrn wird, eym Narren zu wol ift, eyne Magd zur Frauen wird, und eyn feind- jeligs boshaftigs Weib Eblich wird: folches wird Bit- terer dann der Tod, und ift eyn geyſſel vnd feorpion.

Aber hingegen ift fie recht fromm, wann fie zu jrer

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Ehlichen Eeufchent iſt ſittig, lind, verfchwigen, fill, bes ſcheyden, mäjlg, nüchtern, Die feyns anderen Mans, vor liebe und treue gegen jrem Man, begert: Die jren fopff nimmer aufjez, ift geborfam, endlich jparfam vnd bäuslih, halt dem Man fein blut vnd ſchweyß zu rhat, er ift jr Keyſer ond König, ift ſchamhaft, züch- tig, beimpleibig, zirt jich ehrlich alleun jrem Man zu gefallen, bekleydet jich mit tugend vnd erbarfest: eh— et vnd hat jren Man vor augen, als jr Saupt, wie eyn Find den Vatter: ift in ehren dienftlich vnd wol— thätig gegen jedermann: heylet, befridet ond ftillet al- les mit jrer zung, raufchet nit daher wie eyn zerpro— cben jcbiff, oder eun wetter am Simel: bat mit dem Man ennen leib, eun gut, eynen ſeckel, eyn ſpeis, eyn ehr, eyn leben und tod. Wann das eyn geftorben ift, wolt das ander, es leg bei jm inn dem grab: if gleich jowol, ald vom Man gemeldt, beylig, demütig, gedultig inn leiden, rufet vnaufhörlich vnd ernitlich Gott an, zihet jr Finder zur forcht Gottes, ift leutſe— fig, ond ein recht Frau vnd Iron, die dem Man jein berz erfräut: Sie ift fein fron vnd ehr, jein langs leben, ift ein zir des Haufes, wie die Sonn am Himel.

Die Prächtiſche, ſchalckhafte, verthunliche vnd vnbe— hülfliche Weiber vergleicht man dem ſcheuzlichen, vn— erſätlichen Grabthier, dem Vilfras oder Praſſerwolf: Dan gleichwie diſes thier alſo vilfräfig vnd vnerſätt— lich iſt, das wann es ſich ſchon ſo voll gefreſſen, das jm der Wanſt wie ein Trumm ſtrotzet vnd ſpannet, gleichwol noch hingeht vnd den bauch dermaſen zwi— ſchen zweyen bäumen, die gar eng bei einander ſtehn, ſtreyfet vnd zwinget, das der vberläſtig wuſt fornen vnd hinden wider von jm geht: vnd gleich darauf

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widerumb, nachdem es jich leichter gemacht, zu dent verlafenen Aas fommet ond ſich abermal füllt, vnd ſolchs aneinander on vnterlas fortan treibt.

Alſo it auch ein folch hochtragend, vnbenügig präche tig Weib ein rechter Abgrund, Strudel ond vnergründ— ficher Wirbel, jo Durch vnnützen pracht end aufplähen: den vbermut grofe güter, haus vnd hof verſchlucket vnd Ddurchpringet, und je mehr es auffwender, jo vil mebr begert zu verjchlingen.

Diewveil ver Pracht feyn end nicht hat, Dan Täglich neuer pracht entftaht, Welcher den alten pracht vertringet: Vnd auff eyn neues gelt verfchlinget: Das heyst dan fogen recht die güter, Vnd ſich mit neuen füllen wider.

Dijes aber gedeiet ſolchen Prachtichaben und Out: verſchlinderin zulezt, eben wie dem Praſſerwolff, wel— chen, inndem er ſich auff vorgedachte weis zwiſchen den bäumen entläret vnd leichtert, der Jäger hinderſchleichet, vnd mit dem geſchoß erleget: das alſo auch ſie inn jrem pracht zu grund gehn ond verterben.

Desgleichen wie an dem Vilfras nichts ſaubers zu ſehen iſt, als das köſtlich fell vnd der ſchön belz, alſo iſt an ſolchen Prachtpuppen nichts ſchönes zu ſehen, als der äuſerlich glanz, Die Föftliche Elevdung vnd der fremde ſchmuck: welches doch eben ſo bald vertirbt als das Belzwerk von diſem Praſſerthier.

Vnd wie das Thier fornen ein Katzenkopf, inn der mitten ein Wolfsmagen vnd hinden ein Fuchsſchwanz hat: Alſo hat ein hochfärtig prachtſtolz Weib auch treierley arten: als von der Katzen, das ſie gern ſchle— cket, bei der wärme vnd dem ſtubenofen gern ſteckt, ſich ſtreichelt, leckt, mutzt vnd butzt, ramlich vnd aus—

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ſchweyfig ift, mit jrem eignen ſchatten ſpilt, ſich jelbs fügelt, nicht gern Die tapen nezt, Das ift, nicht gern arbeytet, liebet mehr das ort, Da fie erzogen, dan den Herren, jo im gegenipil der Hund mehr feinen Ser- ren liebet, als fein geburtsort: ift vergönftig, vuntreu, fräjig, leichtfärtig, gepl, mutwillig, hat ein giftig Hirn, ond in fumma ift den Menfchen zuwider.

Bon dem Wolf bat ſie Die vorgemeld vnerfättlich- feyt mit prangen, verſchwenden, verthun, Item Die zäubig, Ichädlich, faul, fräftg, bartnädig art, hat all je ftärf in dem maul, bellet, hat faliche augen, haſſet die hund, das ift, die gewarfamfest vnd Häuslichkeyt, wird nit mild, ſie jei Dan ausgefüllt.

Bon dem Fuchs hat ein prächtige Vettel, Die arg— Iıftigfent, betrug, bosheyt, fürwiz, niftet gern inn fremde Näfter, bellet vnd bäfftzet, ift nichts quts dran als der palg, Das ander ift weder zu jeden noch zu braten: darumb wie ein Fuchs geftregft erft nußt, aljo ein ſolch boshaft weib erft wann ſie ftirbt.

Vnd wie die Vilfras gleichwie Die Kagen Die farb der augen ändern können, alſo haben auch Dife zarte Seurenftecherin vnd Ofenheymerin ein falich geitcht, welches jr falſch herz anzenget.

Desgleichen wie diſes Thir Weiblin und Männlin zugleich ift, alfo wollen diſe hochmütige Mansverterbe- rin, Händlinklauberin vnd Faullenzerin zugleich Weib und Man fein, und jich der Meyſterſchafft unterziehen.

Derbalben welchem Man zu rhaten ift, Der fliehe ſolche Prachtbutzen, wie den Brafjermolff der Leopard auch mach feinem tod aljo hafiet, Das wan fein Fell bei jeinem henget, es gleich Das haar verlieret. Gleich wie man von eim Man fagt, melden, nachdem er

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tod war, die Nas geſchweyſet bat, als jein bös Weib zu der Baar trat.

Mie groies gefallen die Natur oder vilmehr Gott je Schöyffer an der Saufbaltung trage, jihet man daran, das er zu förderung vnd bequemlicher ausprin= gung derjelbigen, fonderes zames, geheymes vnd Häuß— liches Viech bat gegeben, welches mit allem ſeim ver- mögen beydes im leben und auch nach dem tod eim Haußvatter gern zu jeim prauch vnd dienſt vorftändig ond nuglich ift: Als inn mehrtheyls Landen gibt er Ochſſen, fü, pferd, Ejel, Säu, Geyſen, Schaaf und Lämmer, darvon die Haußbaltung jr hüll ynd füll mag gehaben.

Ja was ift munderlichers, dan das an diſen enden da Ddesgleichen Viech nicht fürfommet, als inn den Eisfalten Mittnächtigen Länderen, Gott gleichwol aus gütiger fürfehbung zu erftattung defjelbigen, für Die Haußhaltung ein befonders, vns fremdes Viech, näm— lich die Reinger (wie man ſie nennet) hat gegeben, darvon deſſelben Landes Haußvätter gleich ſowol, als wir von vnſerem Viech zu jrer vnterhaltung haben vnd geniſen die Milch zu vilerley ſpeisbereytung, Mol— cken zu dem tranck, Fell zu der Kleydung, zu Bett— decken vnd Sätteln, die Senn oder Flachsader darvon anſtatt des Flachſſes, zu garn vnd thuch, die Beyne ond hörner zu jrem ſchuz, wehr, geſchoß, Bogen vnd Armproſten, Haar inn die Bankpfulwen, Fleiſch zu der ſpeis, vnd ſonſt durchs ganz leben zu reuten, fü— ren vnd faren.

Wer nimmet nicht hierauß ab die groſe fürſorg der Natur für die Haußhäbigen? Vnd wer kan nun läug— nen, Das nicht innfonderheyt den Haußvätteren vnd Haußmütern zu lieb das gedachte Häusliche Viech ges

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jchaffen feie? fie vnd jr gefind gleichfam darmit auff- zumuntern, vnd zu ernfthafter Häuslichkeyt inngemeyn zu ermanen?

Wiewol die Häring für fich ſelbs bei nacht einen feurglangenden ſchein geben, auch jre augen wie feur nachts fchimmeren: noch fint fie jo närriich, das ſie an jrem eygenen Piecht nicht benügig, noch Darüber, wan man bei nacht ein Fackel oder Liecht inn Schif— fen auffteft oder ausftredt, zu ſolchem fchein haufen weis ſchwimmen vnd darüber gefangen werden.

Eben aljo thun auch etliche, Die freien wöllen, Die für ſich ſelbs wol genug betten, ond entweder mit Hab vnd gut zuvor genugſam vond zimlich gejegnet und ver= jeben jint, oder ſonſt eine kunſt oder ehrliche Handti— rung, damit ſie ehr vnd gut gewinnen könten, gelehr- net haben: aber gleichwol folche gaben Gott3 vnan— gefehen, noch nach einem anderen betrüglichen jchein, das ift, grofem Heurahtgut ftellen, und wo man jnen nur gold vnd gelt ond einen ſchweren jedel weiſet, berzu ſchwimmen vnd ich darumb pfrengen vnd tren— gen, vnd alſo inn eine willige gefängnus vnd lebens- lange beträngnus begeben.

Welche mutwillige Martyrer, Die ſich vorfäzlich und mutwilliglich inn ein färdfer vnd freuz fleden, billich keyn bedaurens werd fint, Diemweil ſie aus erfarung vnd anderer leut erempel gleich ſowol als die Häring willen folten, das ein fremder lufft, Das ift, fremdes gut, jr gifft vnd tod ſeie, dieweil fie eines nicht ſo— wol als das ander prauchen Dörffen, fonder ein ewi— ges verweilen da ift, wo eines jich zu vil gewalts ober des andern gut anmajet vnd annimmet.

Sleicherweis ftehets auch mit diſen gefärlich, Die gewaltigere, als fie jint zur Eh begeren: dan es gebet

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jnen, wie den Fiicheren im Nordwegijchen Mör, welche wann jie einen ftärdferen Fiſch dan ſie ſint (Tornbut oder Mörengel genant) mit dem angel fangen vnd aufiziehen wöllen, Darüber oft zu grand gehen vnd jchaden gewinnen, vnbebolffen das fie ſich mit ſeylern an das Schiff binden: fintemal wann der Fiſch er- zörnt, mir gewalt ziebet und zerret, Schiff end Man mit einander gehn mus.

Ebenmäjtger onfall begegnet auch mehrtheils Denje- nigen Werbern vnd Sreiern, Die einen gröfern Vogel oder Sich, Dan jr Nez und Garn faſſen vnd tragen mag, begeren zu fangen: fintemal fie darob entweder zu ſchanden werden, oder das Nez, das luder und den angel, das it, den grojen Eoften vilfaltige mühe da— rob verlieren: Finden aljo für Mörengel, wie ſie die anjeben, eitel Mörteufel.

Diemeil wir hie noch im Mör vmbſchweben, vnd en, das Die Welt dem Mör, ond die Haußhaltungen den Schiffarten verglichen, vnd vil gleichnuslehren von Mörfiſchen eingezogen haben, wollen wir auch noch eined oder Das ander erempel aus dem Mör berbolen.

Vnd erftlih den Walfiſch Rauſchor oder Selfant- wall zur lehr anzihen, das nämlich an defjelbigen fall Die verprecher des Ehgelübdes fich ſtoſen folten: Dan wann gedachter Rauſchor ſich mit eim fremden MWeiblin der Balena oder Braunmallin hat vermijchet, jo wird er darnach alſo vnrichtig, Das jm das Mör zu eng wird, vnd durch bebülff feiner zän die höchiten Velen eriteiget: allda er dan aus Vnmut entweder jih herab ftürget, inn willens ſich tod zu füllen, oder entjchläfet vor Unmut alſo hart, Das er ganz vnem- piindlich da ligt: Welches jm dan gar vbel erſchieſet: Dieweil die Fiſcher alsbald vorhanden, - jne in folchem

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tiefen jchlaf mit baden vnd ſeylern dermaſen hämmen, feffelen und Binden, vnd mit flennen jm den kopf zer— werfen, daS er jnen zur Fifcherbeut pleiben mus.

Gleiche vnrichtigkeyt erfaren auch inn jren gewiſſen Die ftattlichen Hanfen (melche fonft nieman bie ftrafen darf), wann fie, wie fie es ſprüchwortsweis verglim— pfen, eim anderen fein Schäflin ſchären: dan ſie ent- weder damit in jrem nagenden gewiffen jich jelbs frän- Een vnd trafen, oder einem, den ſie nie vermeynt hetten, zur züchtigung inn Die Händ gerhaten: Sa wann fie fich nicht befferen, gar den Höllifchen Frei— beutern in die Elammer fommen.

Zum anderen, gleichwie den hie oben gedachten Bil- fras Die Natur zur beſchamung der Menfchen, jich da— rab zu erlehrnen, bat geichaffen: Alfo hat jte auch omb gleiche vrſach willen fürgeftellt den greulichen Malfiih, Grabwall genant, melcher einen Wilden Schmeinsfopf, augen am bauch, vnd Trachenfüs hatt, nicht alleyn viler Menjchen art anzuzeggen vnd zu frafen: jondern innſonderheyt eine onordenliche böfe Haußhaltung vorzuipigeln, darinn das Saupt, das tft, Dan und Weib, ein Saufopf ift, das ift, faul, wüſt, onflätig, fchläferig, grunfig, fräjtg, faufig, da man nicht weiter jinnt, jorgt, noch gedendt, dan was für den füjen ligt vnd den wanſt füllet: allda hat warlich der Bauch Die augen, Ddieweil die augen im Saukopf nicht mehr jehet, dan fo vil fie der vnerfättlih Säu— magen mit jeim magengrummen erinnert: Da gehet zwar Die Saußhaltung auff Trachenfüfen, das ift, lauf— fet zum verterben.

Dieweil wir dan dus Schiff nun ſehr offt mit der Haußhaltung verglichen haben, jo muß ich auch noch die Greuliche, zwey Hundert ſchuh lange Mörfchlang

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darzu gleichnusmweis anwenden. Diefelbige, wan fie fich erzeyget und zu den Schiffen nahert, te vberhöhet, und zu zeiten einen Man aus dem Schiff erwilchet vnd vmbpringet, jo bedeitet es inn den nahe herumb— ligenden Königreichen groſe onruben, Krieg oder ſonſt gefärliche änderungen. Alſo warnet auch oft Gott das Sciflin der Saußbaltung, wann er es von gifftigen Meidiichen Teufelgebezten leuten laſet anfechten, das nämlih, wo man nicht fürjichtiger hauſet, groſe ge= färlichfeut der Haußhaltung vorftande: Welchen man alleon eben auff Dife weile, wie auff dem Mör, wider allerley vnvermeidliche Not Fan begegnen, nämlich mit gottesforcht und angſthaftem beiten.

Zu gleicher meife, wie man inn Göttlichen vnd Menſchlichen Getagen verjeben ift, Das man auch ei- ner Tirannijchen Oberkeyt joll vunterthan fein. Eben Difes geſaz ſoll jm auch ein kluges Weib mit jrem ongefchlachten Man jelbs jegen:. und gedenden, Das auch eine ungerabtene Eh eine bejcherete Ehe feie. Da ift gut geborchen, da man eine lieb ond werd halt: wann der Man ein Man ift und feind Amts pflegt, die frau von berzen liebet: Welche Frau wolt jo ſtey— nin vnd lez jein, die ich nicht lieben life vnd eim folchen nicht geborchet, ja mit jm inn ein feur ginge?

Man findet aber verkehrte Weiber und Männer, Die jich nicht lieben Iajen und des Mans dienft und liebe verachten und jren kopf auffiegen, inen jr weile alleyn lafien gefallen, Die nicht lufft vnb einen Man geben, noch nach jm aus verachtung ombjeben, ſie dörffen dan feiner bülff vnd Dienjts, fo nemmen jte den Fus— lumpen vom Galgen, wüjchen dan die Füs an jn vnd bengen jn wider dran.

Alsdan fint fie gar gehorfam, wan man jte heyjet,

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Das fie gern thun, vnd wan der Mm thut was fie wöllen, jo jint jie etwa befier dan fieben lauten. Wann man ſie aber beugt, Das dem Man oder Häusliche Nuz zu ehren vnd frommen Dienet, und wehret das jnen vbel anftehet, da ſehen fie, e8 ſolte ein Milch dar- son erfauren, prummen und grummen, wettern vnd Tondern, oder bengen ein Kümaul an und herab, es würfs jn einer mit eim ongebundenen par ftiffel herab.

Solcher gehorſam ift unvernünftiger als des Viechs, dan die Pferd vnd Hund fint nicht des weniger jren Herren getreu, wann man jle fchon bigweilen hart hällt und jchlaget: diſe zarte Weiblin aber Dörften ei- nen gleich dem. Teufel zum Neuen jar fchenden, wan man jnen etwas, Das jnen Doch jelbs zu nuz kommet, onterfagt ond wehret: ond lieben unverftändiger dan Die Kinder, welche man ſchweyget, wann man jnen ein ſchlecklin zeyget: diſe aber jint zu zeiten inn etli- chen tagen nicht zu verfünen.

Die nun alſo lieben vmb guts thun, Die heut dem Man guts thun, auf Das er morgen wieder fomm, Die thuns nur mit eim fehalfsaug, nicht vmb des Eh— fehöpfers willen, der jie zufammengefügt bat. Welche aber eim böfen Man gut3 thut unverdienter ſach, thuts lauter omb Gotts willen. angeſehen fein gebott vnd willen, der wird jr auch ein unvergänglichen Ion ge= ben. Was nun hierin dem Weib aufgelegt wird, das ift vilmehr dem Man gejagt, Das er, al3 ein verſtän— Diger und höher begabter, bei eim onverträglichen Weib vernünftiglich wone.

Am Traeifchen Mör haben die Weiber des Lands von dem Rochen, eim Mörfiich, gelehrnet, wie vbel ei- ner Ehefrauen gezimme nach tödlichem abgang jres Chemans, eh er faum recht erfalter, ſich ſchnell zu

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verheurhaten. Dan als ein Weib ſehen mußt, das die Mörhund jren Man, der jchmimmen wolt, vmb—

brachten, und darbei warname, wie ein Koch, der dan

von Natur dem Menfchen ſehr geneygt, berzu eilt und den Toden den Mörhunden abjagt: auch alle die tag, weil jie da verbarret, bei jm vnd vmb jn blibe, biß ober etliche tage, Da das Mör jich reyniget, und den toden auswurf: da erzehlet fie folche gefchicht Den an— dern Weibern: Welches Erempel jnen fo wol gefuhl, das ſie Darnach den prauch anfingen, ond allzeit bei jven geftorbenen Männern fo vil tag, als das Mör die toden bebaltet, fafen vnd meinten: auch den ley— digen abjchid des weniger aus gedächtnus kommen zu laſen, pflegten fie vir Monat nach einander alle tag etlich ftunden das grab zu bejuchen und es mit jren träbheren zu neßen.

Im Sprüchwort jagt man: Die Hausehr ligt mehr am Weib, dan am Man. Vrſach: Der Man ges winne was er wöll, halt es das Weib nit zufammen ond haußt jm treulich, fo its vmbſonſt, alfo das der Man ons Weib nichts ift und fan: Er ift auch ons Meib nicht ganz, dan jm gebet ein beyn ab und mangelt jm ein Ripp. Wee dem, der alleyn ift, jo er fällt, hat er niemand, der jn auffbebt, fpricht Sa— lomon. Vnd Gott erfant ſelbs, das es nicht gut war, das der Menjch alleyn mere: derhalben jm dife Haußhalterin, gebülfin und gefellin aus feiner feiten gebrochen, und Das Beyn von vnferem gebeyn mit fleyſch bedeckt bat.

Zudem ligt die Häußlich ehr auch inn dem mehr am Weib. Dan wo das Weib fromm iſt, ſo weys man, das alle jre Kinder ehlich ſint: iſt ſie ein Hur, jo zweiffelt man an allen, auch die des Ehemans ſint:

553 fo binmwider der Man der Frauen feyn fremden erben, wie fie jm, dem armen Guggud, fan zufchleichen.

Man jagt auch im Sprüchwort: Beſſer ein alt Man vnd ein Jung Weib, dan ein alt Weib ond ein Junger giell. Die Eh ift omb einigkeyt willen an= geſehen: Einigkeyt aber fan nicht beſtehn, es mus dan gleich zugehn, mit alter, fttten, gemüt und gangem wandel. Ein alter Man fan mit eim Jungen Weib Kinder zeugen, weil man fpricht: Alt Männer vnd Junge Weiber ſint gewiſſe finder: Wann nun Da gefchicht, jo gemwinnet das Weib den Man lieb vmb der Kinder willen.

Zudem fan ein Man, er jet Jung oder alt, das Meib nicht baß betrügen, dan jo man jnen alle jar ein find zurichtet, Darmit ſie jre zeit und den Figel vertreiben. Wo aber ein Junges Weib fein find hat mit eim alten Man, da gehts gefärlich zu.

Ein Junger gefell aber, der ein alt Weib nimmet, hat keyn vrſach ſie zu lieben: jintemal keyn bofnung da ift einiger finder. Man jagt von freien Kauff- männern, Deren einer alt und grau war, ond dem fein Weib keyn gut thun wolt, jondern ſprach:

Ich ſag es mit warheyt on ſpott, Ich wolt du Grawbart werſt bei Gott.

Darumb entſchlos er gen Parys zu reuten, einen weiſen Meyſter rhat zu fragen, wie jne ſein Weib möcht lieb gewinnen. Da er auszohe, trafe er einen ſeiner geſellen an; da der hort, das er vmb guten raht gen Varis zohe, wolt er jm geſellſchafft leyſten, ſeitemal er auch ein Weib hett, bei deren er jrs bö— ſen mauls halben keyn ruhig ſtund bat, wolt derhal— ben auch rhats fragen. Diſe beyde ritten fort, kamen inn eins andern reichen Kaufmans Haus: Da diſer

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hört, warumb Die zwen gen Parys rehſen wolten, fprach er: Er wolt mit jnen, den Meyfter zu fragen, ob e8 auch mit ehren möcht zugehn, das fein Weib all Sar ein Kind bette, und er käm Doch offt inn eim gangen Jar faum einmal zu jr. Sie famen gen Pa— rys, legten jre fragen für: Der Meyſter lacht und fprach zum erften: Wann er heym käm, folt er das Kind, jo inn jeim haus wer, Darumb fragen, das wird jn berichten, dan es wer jm fchmwärlich zu hel— fen. Zum andern fagt er:

Inn deinem Haus ein Efel ftaht,

Den frag vnd folg aud feinem Raht.

Zu den dritten fprach er: Wann du heym kommſt, fo wird Dir begegnen ein Safe auff einer Wifen, dem werden vil Hund nachlauffen, den Safen frage, jo wird er Dich deiner frag berichten.

Der Erfte wol zum Haufe fam, Die Frau fabe jn vbel an. Sie ſprach: kommſtu jez von Pareis ? Noch biftu aber graw vnd greiß.

Er ſprach zum Kind, wie jm der Meyſter befo- ken bett.

Das Kind fprah: So du frageft mid Mit warheyt ich beſcheyde dich,

Wann du werft inn meiner gftalt

Sp werftu weder greis noch alt, Dein Weib gonnt dir keyn gutes nicht, Weil fie dein Bart vnd Haar anfidt.

Der ander Fam auch heym, vnd ward mit hadern und jihelten von jeiner Frauen empfangen. Er gebt zum Eſel nach des Meyſters befelh, fraget jn vmb raht. Der Ejel fügt:

Schlügſtu dein Frau fo wol ald mic Sie würd gſchlacht, vnd erzörnt nie dich,

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So du aber diE gar niet thuft, Den fpott zum ſchaden haben muft.

Der dritt fibet den Hafen lauffen, ſchreiet jn an: Hör Häßlin hör. Der Haſe fagt auf fein frag aljo: Das ift ganz Teichtlih zu verftahn, Wann dein Frau flöhe andre Man, Als ich die Hund, wann fie mich jagen, Keyn find wird fie dir nimmer tragen.

Hieraus jpüret man, Das fich Die ſchuldige Ehliche eynigkeyt bald trennet, wann Jung vnd alt, Dürr und grüns, jüs und faurs zufammen fommet. Dan was bie vous find dem alten Dan jagt, Das laſe jm vilmehr eyn alt Weib gefagt fein. Sintemal eyn al- ter ehrlicher Man eh zu lieben ift, weder eyn alts Weib. Dan die alte Weiber lajens nicht, fte zannen die Jungen Männer an, vnd haben jorg, ſie wenden jre liebe anders wohin: und wo ſie eyn wenig eynen argwon wider ſie jchöpfen, müfen jte täglich auf dem Brot ejjen, wie ſie von jnen zu ehren vnd gut fint fommen. Darumb wer freien will, der nemme feines gleichen, jo hat keyns dem andern nichts fürzumwerffen.

Es bat eyn Poet in jeim jchreiben gefcherzet, es jeien nicht alleyn Spinnen zu Land, jondern auch inn Waſſern, welche man Mörfpinnen nennet: ja es ſeien auch Spinnen unter dem Menfchlichen gefchlecht, die er Zöpfipinnen heyſet: vnd verſtehet dardurch Die argliitige Srauenbild, welche er jonderlich diſer Mör- ſpinnenart vergleichet, Die man Volkuttel nennet, welche jih an die felfen ond fteyn anhengen, und eyns je- den ftenns farb annemen, damit fie die Mörfrebg, de— nen ſie jonderlich gehaß jint, vnd jonft andere fiſch betrüglich auffangen vnd frejien. Alſo können jich auch Die ſchalkhafte Weibsbilder zum fchein vor den

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leuten, wie man nur will, ſtellen, allerlen leut art an fich nemmen, jnen nach jrem gefallen reden, recht geben, willfaren, Tiebfojen, Das jederman meynt, es feien Die befchendeneften Weiber, vnd jint Doch im grund rechte Zöpfipinnen, welche die Mansbilder be- trügen, fangen, jnen auffjesig jint, fte bindergeben, jnen beymlich abfragen, jte Hin vnd wider austragen, ausrichten, ſchmähen und fchelten.

Solche jchlupferige Kuttelfiſch vnd Muräl mus man nur bämmen vnd flemmen, wie die Mörfrebs mit jren ferfechten fchären den langen Möral, wie jehr er ſich mit jeim ſelſamen Frummen winden gedendt auszu= winden. Dan den liftigen mus man fejlelen durch gegenlift.

Vnter die Ehgefaz ſezen etliche auch, das man eym Weib nichts heymlichs jagen ſoll, dan fte können nicht jchweigen. Vnd jolches jchöpfen fte aus den trei leh— ren, Die der Thurnifch Cato feim Son am Todbett gabe: Nämlich fürs erſt folt er ſich inn keyns Serren Dienft begeben, der jein zu leib vnd gut mächtig were. Zum anderen feinem Weib nichts heymlichs vertrauen. Zum dritten, keynen vbeltbäter vom tode betten.

Desgleichen bat auch der alt Weife Cato drei ding bereuet, erftlich, wo er jemals eym Weib fein heym— lichEeyt bette vertrauet. Zum andern, wann er ober wafjer gefchifft bette, dahin er wol zu fus auff trod- nem land bet fommen mögen, das ift, Das er jich bet inn gefahr begeben. Zum dritten, das er vil tag bat laſen hingehen, darinn er nichtd gutes gewirdt bette.

Miewol nun fchweigen vnter den Weibern jelfam ift, wie an des Samſons bulfchaft zu ſehen, fo find man Doch auch Weiber, Die ſchweigen fünnen: wie bie

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oben von der Löwin iſt erwiſen worden, Die jr eb die zung bat abgebifien, dan das fie gefchnaprt hette. Glei— ches Erempel lift man auch von Xenoerita, mit wel- cher bülf man den Tyrannen Ariftotimum zu Cum bat ertödet.

Eyner, der eyn böjes Weib befam, fragt eynen al- ten Weifen Man, wie er fich gegen jeim Weihe hal ten joll, dan ſie thut zumeilen, das jm nit gefält: ja eben darumb, das es jm mit gefallen joll: ob er jm Rhate, das er jich darumb jchlag oder nit. Der Weiß Man jagt wie enn Weiler: Iſt ſie böß, fo hilfts nit, ift fie fromm, jo thut man jr onrecht. Der Weife ſchmähet dem fein Weib nicht, er lehrt jn auch nit, was er thun joll, alleyn er jezt die erfarung anftatt des gelages: jo thut man auch der frommfept vn— recht, wann man jte jchlägt, dan ſie verdienets nicht: Darunıb

Gewinn deim Weib den Mut, Vnd fpar den Kindern die Aut. Wer eyn Weib Ichlägt Kleyn ehr darvon trägt, Wer an eyn Weib legt die Hand Schlägt fein eygen fchand, Weil er nicht baß bemweiien fan Als an eym armen Weib den Man.

Dan jagt von Weibern ſchimpfsweis, welchs doc manche vngehobelte Männer mit der practic begeren zu erfaren: Das eyn Weib trei baut hab: Erftlich eun Hundshaut, dan wann man le jchiltet oder ftraft, bellen vnd päfzen ſie hinwider wie eyn Hund, Biff Veff. Die ander Haut ift eyn Säuhaut, da mus man iharf hauen, joll man hindurch hauen: wird fie aber getroffen, jo Fröchget fie wie eun Sau, Oh Od. Die dritt Haus ift eyn Menichenhaut, wer die trifft, der

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bört ein jolch jtimm: Ach berzlieber Man, ich will ak les thun was dir lieb iſt. Zu Difer haut meynt der Intepres kommen wenig Männer, dan die Menfchen- baut ift jo dünn wie eyn Monplättlin, und wer fte rüret, der bat gemonnen.

Sleicherweis ſpricht man auch: Böſen Weiberen fan niemand fteuren: weil fte das jchmerd im Maul füren. Vnd Salomon beftättigets, da er eyn zänckiſch Weib vergleicht eym flätigen triefen, wann es ſehr reg- net: wer jte auffhalt, der halt den Wind, vnd mill queckſilber zwifchen die finger faſſen.

Darumb weil ©. Peter jolchs mußt, lehret er fie darfür zwo thugend: Die erſte heyßt Sanftmut, Die ander jtilles gesites fein. Er feget aber die zwo Tu— genden wider zwey after, Die den Weibern angeboren fint. Dan wo eyn Ehrenmeib ift, das der Man lieb bat, vnd nit gern wolt, das es unrecht zuging: vnd jihet gleichwol, das es vnrichtig im Haufe ftehet, das Geſind ift vntren, zerpricht vil, geſchicht vil fchaden hinden vnd fornen, die kan es nit laſen, ſie ſchilt, flucht vnd fichtet alles mit dem Maul aus, vnd mey— net, wo ſie es nicht thät, ſo thät ſie vbel dran: Nun iſt es war, zu eym Hausregiment gehört eyn ſchärpfe, aber S. Peter will, das die Chriſtliche Weiber ſollen ſanft ſein, das iſt, ſollen vil laſen für oren vnd au— gen gehen, durch die finger ſehen, nicht alles wöllen ſchnurgleich haben, nicht alles rechen, nicht vmb alle ding ſchelten vnd fluchen, ſonſt wird das geſind Haupt— ſcheue vnd achtet ſein nit: vnd ſagt man, es ſei eyn böſes Weib, es könne jr nieman zu dank ond recht thun. Vnd im fall, Das es die Hausmuter nicht al— les vbel gemeynet, ſonder will das geſind alſo inn der forcht vnd arbeyt behalten, jo Fan Doch Das grob ge—

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find nicht anders richten, dan wie es ſihet vnd böret.

Zum andern follen fie auch ftill im geyft fein: Dan wo eyn erbars frommes Biderweib ift, die ift allen ehrenreichen Weibern hold, vnd allen Schandjäfen vnd [uderpanern von bergen feind: dazu tringet ſie jr ehr. Fa jie ift jnen nit allesn feind, jondern ſie Fan jr ſelbs nicht maſen, das jte nicht heraus füre, fluchet ond fcheltet auff die Schlumpen, fan fie weder hören noch jehen, vnd gedendt jr in keynem guten. Solche Meiber aber jolten willen und gedenken: Kan ſie Gott unter dem Himel leiden und jeben, jo laſe ſie auch vor deiner thür füruber geben. Kommts Dan Darzu, das jte ober Dich gehet und Höher geachtet wird dan du, fo laje es Gott walten, ift dir Doch das Regi- ment ond Vrtheyl vber jie nit befohlen. Zudem weyſtu nicht, wie lang du fromm pleibeit: was te heut ift, fanftu morgen werden.

Inn ſumma, ©. Peters lehr ift dahin gericht, das die Weiber ſanft ond ftill ſeien, Das ift Das ſchwerd nit im Maul füren, nit fein zur arbeyt faul, vnd gäng im Maul. Sie follen inn Gotts Namen ſchwei— gen vnd das Mauljchwerd einhalten: thun ſie es nit, jo müfen ſie leiden, Das jte inn Teufels Namen auf die Scheyd geichlagen werden: Wer fechten will, mus der ftreuch warten. Sanct Auguſtin rümt inn jeinen Beichtbüchern jener Muter Monica Tugend, inn Di- jem ſtuck, Das ſie Das ſchwerd im Maul nicht geführt babe, jo Doch jr Man Patrieius eyn gäbzorniger Man war, aljo das er wütet, wann jn fein zorn beftunde.

Man warnet auch Die Weiber recht, Das jte fich vor dem erſten ſtreych hüten follen, dan jchlägt eyn Man eyn Weib eyn mal, jo jchläg erS mehr. Daher fteht im Ehipigel:

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Hüt dich vor feinem erfien ſtreych,

Er wird dir nimmer fonft fo weych Als er dir war, eh er das thet, Vnficherheyt dich van befteht:

Man fibets an für Bubenleben

Wan dfrauen aljo nach fireychen fireben.

Mir haben da oben etliche Sprüchlin zu ſchmach dem Weiblichen gefchlecht erdacht, widerlegt, noch fom- wen andere von anderen auff die Ban, Die müfen wir gleichsfalls unmiderlegt nicht bingehn lafen. Als das ©. Hieronymus, der dan jonft der Eh nicht fehr ge- wogen geweien, wider Die Ehlichen, jte zu fchreden, dife Sprüchwörter oder vilmehr Stichwörter gepraucht: Hui non litigat, coleebs est, wer nicht zandt, ift ledig, wer da lebt on Feib, bat feyn Weib. Wer on zand lebt, ift mit feym Weib befchleppt, und dem feyn Weib anbanat, Derjelb auch nicht zandt, nimmt eyn Weib, jo krigeſt vnruh auff dein Leib. Nimmft dan eyn Man, jo its vmb dein glüf getban. Dem ift Gott gnädig, welchen er erhalt ledig. Da ift Abu, da feyn weib kommt zu. Lediger ftand, find Rhu im Sand. O wie wol ond wee wird manchem inn der Ehe. Wen zu wol ift, der nemm eyn Weib.

Sorg der Narung, angft vnd Not Sk im Haußhalten täglich Brot, Dafelbs geht man niver mit forgen Vnd fteht mit forgen auff am Morgen. Darumb wer fich nicht will bemühen Soll vor dem Thir, welchs zöpff hat, fliben.

Sole frefele Reden alle finden zu vil nach Der Meltlichkeyt, Die nur den zeitlichen nuz vnd Wolluft betrachtet, und ſihet nicht auff Die einſatzung deſſen, der nichts böſes ſtifftet: und Der Dajjelbige, was vns fchwer und Bitter bedundet, Fan beydes zu vnſerm zeit-

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lichen frommen vnd ewigem heyl, vnd zu ehren feines Namens verwenden: Wie wir dan täglich vor augen feben, was für heylige werf Gott durch Die Ehver— wanten perjonen ausrichtet: Vnd wie offt hören wir von den Ehverhaften, das ſie Gott und den ehrenleu- ten darumb dancken, die jnen inn diſen Stand geholf- fen vnd mit zöpfen angebunden haben? Dan jie wol andere Sprüchwörter jenen entgegen werffen fönnen, das Ledig leydig: vneh ift vngemah, alleyn ift vnſi— cher, wer ledig pleibt, erfreut jein Muter nitt, Mer da flibet den Rauch der Ehe Falt inn eyn Flamm vnd ärger wer: Mancher ven Regen flieht im Haus Bnd fallt darnach inn Bach daraus.

Gott weys auch dem Ledigen fein kreuz zu finden, wann er jchon das Ehlich Freuz fliehet: Wir haben ‚bie keyn Varadys: Doch jo man eyn Irdiſch VParadys hie ſuchen wolt, fänd mans eh inn der Eh, dan an— derswo, dieweil man daſelbs Weiblin vnd Mänlin ſihet, wie ſolchs auch erſtlich im rechten Varadis iſt gewe— ſen. Kinderzucht iſt das beit werckk. Vnd wann es ſolche ſpötter lang machen, ſo kan man ſie doch mit dem eynigen ſpruch beſchlagen, der dort vnter den ze— hen altern der Weiber ſteht, Nämlich

All die, ſo je die Weiber ſcholten

Vnd on dieſelben leben wolten: (Wie eyner dan ſchreibt on all ſcheuen Das ſie der Welt Notübel ſeien,

Weil man on ſie nicht leben mag

Vnd gleichwol fint dem Man eyn plag) Die mußten doch das Maul zuhalten Wann die leut jr Kindheyt jn vorftalten,

Sie ermanten, wie fie wern erzogen,

Zwar mit vil angſt, ſorg, müh vnd plogen.

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Wer hei aber die grofte müh

Mit jnen, dan die Weiber bie? Beydes mit ängſtlichem gebären Vnd auch mit forglihem ernehren?

Derhalten man ſehr weislich hallt

Das Muttermilch feyn Kind vergelt, Vnd das von wegen eynes Weibs, Nämlich der Muter, vnd jrs leibs,

Jeder al Weiber hie fol ehren,

Weil fie des Mans ehr heyſen, vnd feinen Namen

mebren.

Daber auch der Weiberfchänder Euripides inn offen— lichem Scaufpil aufrufen dorft, Das er fich jeiner Muter tod deshalben freuet, auff Das er alle Weiber möcht haſſen vngeſcheuet. Welcher dan auch jogar vn— bejchesden ift geweſen, das er auch Gott eyne andere weis die Welt zu mehren bat mwöllen fürfchreiben, da er jpricht:

D Jupiter, warumb baft gichaften Die Weiber, vns darmit zu firafen ? Vnd Haft varmit eyn vrſach geben Zum Ebbruch, vnd vnruhigen leben: Du hetteſt doch wol ſchaffen mögen, Das nur die Männer allewegen Für ir opfer, das fie dir theten Den Menſchen Sam erkaufet hetten, Vnd alſo on das Weiblich gſchlecht Das Menſchlich gſchlecht erhalten ſchlecht.

Sehet, inn was Gottsläſterung die ſpottſucht diſe Spötter verfüret: Aber alſo mus es gehn, das die Spötter zu ſpott vnd ſchanden müſen werden. Gleich— wie auch Dife nicht beſſers werd ſint, welche diſputirt baben, ob man eun Weib unter Die Bernünftige oder Vnvernünftige Thier ziben vnd rechnen joll: So ſie doch hiemit jre Viehiſche vnvernunft klärlich an tag

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geben, Das ſie jr eygen fleyih für Vihiſch dörfen fchelten.

Auh wann fte jchon alle Schmigwörter wider Die Meiber auff eynen bauffen jchütten, fan man es Doch alles mit diſem eynigen fürmort entſchuldigen, Das e8 nur von den böfen Weibern geredt vnd verſtanden werde.

Als wan man reimt, es ift eyn fraut, heyßt mu- lier, davor hüt dich semper: vnd man D. Brand zeimt :

Wann man die Weisheyt ganz aufgründet

Auf Erd feyn bitterer fraut man findet Dan Weiber, dern Herz ift eyn garn Vnd ſtrick, darein vil Thoren fahrn:

Dell vnd Fegteufel hat eyner gnug

Wer mit einer ſolchen zeucht im pfiug.

Item das Lacon gefragt, warumb er jo eyn Eleyn Meiblin genommen bet, geantwortet hat, vnter den obeln jeie das geringit vnd Eleyneft zu erwehlen. Vnd: das Weib ſei böfer, weder der allerärgfte Man, der das frömfte Weib nimmt, und: wann er bet zween leıb, jo wolt er dem eynen geben eun Weib, aber den leib, den er nun bat, mwolt er on Weiber bhalten glatt.

Item Das etliche fprechen, lange Eleyder, Eure finn. Weiber jint weychmütig aber nicht weychgütig, ſchnell— redig vnd faulthätig. Weiben macht nit leihen. Sauf- fen und Weiben will jich nit wol leiben. Es meibt jm enner eben jo bald den Hals ab, als das er jn ab- faufft. Es iſt keyn fanfterer Tod, dan eym alten Man eyn Junges Weib. Die Alten erſticken bei den Jungen ond die Jungen erfriren bei den alten. Wer on Eh it, der will erfriren, mer darin ſteckt, der will erflifen. Es iſt keyn Man, er bat eyn Wolfszan,

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end keyn Roß on eyn tuck, vnd kehn Meib on eyn Teuffel. Blind Man, arm Man, vil eyn armer Man, der ſein Weib nicht zwingen kan. Wer Hausfrid will haben, der thu, was die Frau will.

Desgleichen legen ſie aus das ſprüchwort: Adam iß, das das Regiment der Weiber aus dem Paradys ber geerbet habe. Dan da die Schlang Hevam vber— redt hett, das ſie vom verbottenen baum aſe, ſei ſie bald zu Adam geloffen vnd hab trotzig geſagt: Adam iß. Da hab der Arm Adam müſen gehorſam ſein vnd eſſen, wolt er anders, wie ſie ſchimpfen, nicht ge— ſchlagen ſein. Daher es noch heutiges tags kommen ſoll, das die Männer thun müſen, was die Weiber wöllen, vnd ſei nicht mehr zu änderen, dieweil es im Paradis alſo eingeſetzet iſt.

Item kommen ſie vnd ſagen: Nimm eyn Weib, ſo kommſt jr ab, vnd verſtehen es alſo, das wann man eyn kreuz vnd vnglück annemme vnd mit jm vereynet werde, ſo komme man ſein ab, ond ſei jetzt kreuz nim— mer kreuz. Dann eyner, der eyn böſes Weib hat, ond kennt ſie, weys ſich inn jren kopf zu richten, der wolt etwa nicht, das er eyn andere hette. Aber hos— heyt iſt eyn ſcherz gegen eyns Weibs bosheyt. Nar- ven, Weiber vnd Kinder laſen ſich nit lieben. Wein ond Meiber machen alle Welt zu Narren. . Schöne Weiber im haus, treibt je ſchöne ſtäts hinaus: Aber ongeichaffene Weiber hüten des Hauſes wol, ond hats nit jchöne kleyder an, jo thuts Des weniger ausgan. Con Weib, das fich gefcheid Dundet, ift eyn toppel Närrin. Wann man des liftlins ſpilet, jo darfſt key— nen an eyns Weibs ftatt ftellen. Die Weiber int mit alfo böſem Waffer gemäfchen, das die eynfaltigſte neunfaltig it: Wans an arglift gehet, fo ift keyne

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keyn thor, ſondern gehet allen vor. Wann die Weis ber auff die Erd jehen, können jte gleich eyn betrug eriveben, aber inn nötigen nuzlichen Dingen können jte nicht3 rechts auff die Ban pringen. Beſſer des Mans boßheyt, dan der Frauen Faliche fromfegt. Weiber fönnen all eyn kunſt, Die heyßt Trug-geſpunſt. Weiber fint des Teuffels Elob, Damit er fahet, was nur auffiiget.

Das ſolche Stichredlin, alle wie gedacht, auff böfe ongejchlachte Weiber angeſehen feien, ermweifen genug die Sprüchwörter, darmit fie es beichlifen. Nämlich, eyn frommes Weib ſei des lebens heyl, man finds aber jelten feyl. Noch find mans etwan, dan Gottes band ift nicht verfürzt. Item, es ift nicht mehr dan eyn bös Weib, meynt eyn jeder, er habs. Es ligt aber nicht am meynen, fondern am fein. Der meh— rer theyl Sprichwörter, wan man jle auff die böfe Männer verwendet, werden jte auch bei vilen zutref= fen. So mag diſen jpan allen der ſpruch Euripidis zulegen :

Wer alle Weiber ſchmecht Der thut vilen vnrecht.

Dieweil man vnter jnen find Die wol fo fromm als die Man fint.

Die da halten, das vil ehe eyn ledige Tochter, dan eyne Witfrau , Die zuvor mit der Gomplerion anderer Männer bebengt, zu vermälen feie: geben diſe vrjach, Das man Die zarte Jugend eh gewänen und zur willie gen vnderthaͤnigkeyt Fan pringen, weder jo ſie zuvor eyns anderen art haben gewonet. Vnd ziben Darüber zum Erempel an den erfarnen Sestenipiler Timotheum, welcher, wan er eynen Jungen inn die lehr anname, zu fragen pflegte, ob er bei anderen vor etwas gelehr= net hette, jintemal jne ſchwärer anfame, eynem ein

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angenommene art und böfe gemonheyt abzugemänen dan von neuem zu lernen. Gleich alſo, jagten jte, werd auch mit den Witfrauen gefchaffen, das jnen die längſt eingemurzelte art nicht wol ſei auszunem- men: Diemweil jte zudem auch gemeynlich noch inn ge= dancken vnd lieb den erjten Man eingebildet haben, vnd vil vngelegenheyten mit alter ond kranckheyt mit unterlauffen.

Eyn Junger gefell Fam zu der Siben Weifen ey— nem, Pittacus genant, der fragt jn Rahts, man trage jm zwei Weiber an, die eyn wer jm am gejchlecht ond Reichtumb aleich: Die andere obertreffe jne darinn weit, welche er nemmen folt? Der Weis Pittacus zeygt jm etliche Finder bei eynander vnd fprach: Sihe, dort ſichſt etlih Kinder, Die wollen mit eynander fechten, gebe zu jnen, jte werden Dir rabten. Der Jüngling ging bin: als aber die Finder vermesnten, er mwolt auch mit jnen ſpilen, vnd ſahen, Das er jnen an ftärde vnd gröje weit vberlegen war, fagten ſie zu jm: Ein je der nemm ſeins gleichen für ſich. Daraus verjtund der Jung Gefell genug, mit melcher er fich vermälen jolt. Daher fommt noch das Sprüchwort : Jeder fuch feins gleichen, jagen die Kinder im Spil.

Der Fürft Locurgus bat inn feinen Gefagen den Spartanern gebotten, jın Töchtern feyn Seurahtgut zu geben, Damit jte jich mit Thugend vmb Tugend antrügen vnd verfaufften, vnd nicht von Reichtum wegen zur Eh begert werden. Dan die Reiche und böbers ftands zur Ehe nemmen, die erbeurahten vnd erlangen anftatt der freund jre Menfter vnd Serren. Vnd wann die Pfenning, fo Die laiter bedecken, bin- weg fommen, pleiben allesn die vntugenden, welche zuvor Die Reichtumb verbargen, vberig.

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Vnter gleiches ftands, gefchlechts und Reichtumb joll man Die beiten auferlefen: dan jolches lehret euch Die Erd, darauff jr gebet, das wann ſchon guter Samen inn eyn Rauben vungejchlachten boden gejäyet wird, er Doch. ongefchmackte, nichts jollende frucht pringe: vnd Dargegen von eym wenig guten Samen, inn guten boden geworffen, die Frucht, fo Daraus wächſſet, ſüs und fräfftig werd. So gibts auch der täglich fauff, Das wir gleicher guter art pferd zufanımen lafen. Wie oil meh ift folchs eyn Vater mit findern zu thun ſchul— Dig, Das er fein nachfommenfchafft vnd gejchlecht veyn ond ehrengemäs erhalte.

Bei den Römern ging Die vermälung folchergeitalt zu. Der Man fragt das Weib, ob ſie eyn Muter ond Frau des Hausgeſinds wolte fein: darzu antwor= tet fie dan Fa. Hinwider fragt auch die Frau den Man: Ob er jr Batter vnd Hausherr fein wolte? fobald er Ja jagt, gaben fie ennander darauff die Händ: Hiemit gewan die Frau jolchen plaz im Haus, als wann fie Die rechte Tochter und angeborne freun- din Defjelbigen gefchlechts und ſtammens were, auch zu gleichem Erb im abiterben des Mans fommen jolte. Darnach anftatt des Kirchengangs iſt Die Braut für des Breutgams Haus fommen vnd darvor ftill geitan- den, da bat man fie mit gewalt inn das Haus ge= zogen, Damit anzuzengen, das ſie mit vnwillen jr Sungfraufchaft verlüre.

Folgends wan die Tochter dem Man vbergeben, jazt fie fich jrer Muter inn die Schos, darauß mußt fie der Breutgam mit gewalt reiffen: anzudeiten, das jte nun vilmehr des Mans ald der Eltern engen were. Darauff mußt die Braut feur vnd Waller berüren, die empfängnus, jo mit difen zmeyen Elementen gichicht

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und zubereit wird, anzuzeygen, oder mie etliche jchrei- ben, dem Weib mit dem Waffer, welchs allen wuft abmwäfchet, Die Reynigkeyt des Hertzens fürzufpigelen: mit dem Feur, welchs alle böſe Mirturen vnd die Me- tall lautert, Die Treu, jo ſie zu halten jchuldig, an— zuzesgen. Man trug der Braut auch eyn Kundel oder Rocken mit flachs angelegt voranhin, zur vnter— weifung, das ſie nicht müftg jein ſolte, vnd was vn— gefärlich jr arbeyt fein werde.

Der Poet Horatius jchreibt: Wan die Jaghund jung jint, jo gewänen jle die Jäger zu Hofe, halten jnen für eyn Hirzhaut, eynen Fuchs- oder Haſenpalg, daran lehren fie bellen, werden weydiſch vnd beiflig. Item eyn Gartner, wann er junge Reiß oder bäum— lin ſezt, ſteckt er eynen ſtecken darbei, das ſie ſtracks vnd gleich aufwachſſen: Harret er, biß es gros vnd alt wird, ſo pleibets ewig krumm. Item eyn Metzi— ger, will er fleyſch verwarn, das es nicht ſtinckend werd, ſonder fein friſch pleib, ſo mus ers ſaltzen, weils noch friſch iſt: harret er, biß es alt, riechend vnd ſtin— ckend wird: ſo iſt darnach alles ſaltzen daran verloren. Alſo ziehe man die Weiber, Kinder vnd das Geſind im erſten eingang, wie man ſie haben will.

Dan laßt man erſtlich etwas zu, So meynt man, das man recht dran thu,

Vnd prauchets darnach immerzu, Vngeacht, wen man vbels thu.

Ende der Zugefazten Chgejaz.

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Des aller Kunftweifeiten, vnd bei allen Gelehrten Hoch— geachten Griechifchen Philofophi, oder Weisheytergebes nen Lehrers Plutarchi, Herrlicher Iractat

Bon der Kinderzuct,

Nun laßt uns für Dismal zu bedenken füren, was von rechter auferziebung Redliches und freibürtiges ftands Finder, auch füglichen mitteln, fte zu Ehrenmä— figer und wolgejttteter gefchieklichkeyt anzufüren möchte zu reden fürfallen. Welches richtiger an= und auszu— pringen, bedundt mich gleich erſtmals zu den befümm- lichften von der Geburt jelber anzufangen fein.

Iſt derwegen zuforderft hierin unfer Rhat, Das welche Eltern Rumwürdiger ond ehrenerlebter Kinder Vätter zu fein vnd heyſſen begeren, nicht gleich vnbedacht mit jedem bergeloffenen Weib, als da jind offen gemenne zuchterwegne Schandyrefin oder beſondere heymiſche Buldirnen, beimonung pflegen. Seiteinmal jolcher lajterhafte geburtsfledfen, jo entweder von Vater oder Muter berrüret, nimmermebhr zu feyner zeit ift außzu— tilgen: jonder gehet vnaufhörlich dem deshalb beſchreye— ten jein ganze lebenszeit jehmähelich nach, vnd gibt denen, Die ſie zu fihelten, verfpotten oder zu verkley— nern gedenken, beihändige anlas, folches Teichtlich zu volpringen: dannenher der Poet Euripides fein Weis- heyt inn dent mol ereuget, da er ſpricht:

Wa niht gegründ wird wol ond recht Bon anfang ber bald eyn geichlecht, So müſens die Nachkömmling büfen, Das jn eyn fremd ſchuld wird verwifen,

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Hat derbalben jolcher Ehrlichen molgeburt eyn auf- richtigeS freies gmüt, jo jtch weder jelber jeiner anfunft zu gedenken ſcham, noch andern zu melden ſcheu tra= gen darff, für enn hoben Schag zu rümen vnd zu fräuen: dermegen billich diejenige, welche nach vnnach— teyliger vnd vnvermeislicher finderzeugung ftellen, groſe achtung auf Diefelbige geben ſolten. Demnach e8 nim- mer fület, das es mit denen, die fich etmas mafuls oder Nachred jrer Vorfaren zu erinnern wiſſen, allen fräud vnd mut Darnider pflegte zu fchlagen. Vnd wie der Voet jehr recht jagt:

So freh vnd mutig ift feyn Man Welchem der mut nicht fallt alsvan, Wann er gedenkt, vnd wird ermant, Des Vaters oder der Muter Schand.

Gleichwie hingegen Diejenigen, fo fich von Ehren achtbaren Eltern ber geboren empfinden, gemeynlich biedurch mit etwas mutiger ond ftrebgiriger fräudig- feyt zu gefchlechtmäßiger Tugend bewegt vnd ange- triben werden.

Daher man dan von Diophanto, des Themiftoclis Son, gehört bat, das er oft vnd daſſelb zu vilen ge- fagt, das, was jm gefällig, auch dem Volk von Athen nit vnangnen ſeie. Sintemal mas er wölle, die Mu- ter nicht widerfpreche, und was diſe Ipreche, das thue Themifiocles: Was aber dem Themiftocli gefall, Das liefen jnen die Athener nit wol mißfallen.

Hierumb find auch Die Lacedemonier jrer grosmü- tigfent halben alles lobs billich würdig, das ſie jrem König Archidamo, der feiner hoheyt eyn Fräulin von £leuner geftalt zu vermälen nicht gejchenet, eyn benante geltjtraf auflegten, auſſ diſer vriach, das bejcheinlich er durch Dife that, jnen nit König, fondern Königlin

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oder Königin zu zeugen vnd erblich zu Hinderlajen vorhabens. Darumb Eurivides thut ſchreiben, Wann er, da Gott für ſei, ſolt weiben: So wolt er Kinder zeugen lieber Aus dem haufen derjenigen Weiber, Die der täglichen Arbeyt warten Als aus den Müfigen vnd zarten. Dan da die Eltern hartlich leben Da pflegts auch ftard Kinder zu geben. Aber von zarten fommet zarts, Welchs nicht Fan ausftehn etwas harts.

Solcher nun eritgedachter Warnung foll auch diſe (melcher Die, jo vor vns von dergleichen fach gejchri- ben, auch wargenonimen) gleich auf dem Fus nachfol- gen: Nämlich, das welche von wegen Kinderzeugung jren Weibern beimonung thun wöllen, ſolch geichäft gang nüchtern noch vunbemeinet, oder nach mäſigem trank vollzihen. Seitennmal die finder, jo gleich inn eriter fat von vollen trundenen Eltern erzilet werden, gemennlich gern zu Weingemogenen verjoffenen Trun— ckenpöltzen aufwachſen. Darumb Diogenes eynmal ey— nen ſinnverruckten Tollen Jüngling alſo anſprach vnd grüſet: O geſell, dein Vatter hat dich on zweifel inn trunckener weis geſäet, darumb wachſeſtu auch inn der- ſelben Pflantz auf, vnd das ſei alſo hiemit gleich zu anfang gnug von der Kinder geburt geredt.

Nun folget von jrer auferziehung: Welche kurz zu begreiffen, mwöllen wir, was man ſonſt von allen an— deren fünften vnd mwolgegründten erfarnujen vnd wiſ— jenjchaften pflegt fürzutragen vnd zu reden, auch jegu- mal auf die tugend wenden: als nämlich das zu vole fommenlicher erlangung derſelbigen vnd aller gebürlis her übung trei fu notwendig müfen zufammentref-

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fen, die Anartung oder matur, Die vernünftlichkent oder der verftand, vnd entlich der ftäte gebrauch, oder Die angemwänung. Durch die vernunft aber will ich Die erlehrnug vnd lehr, Durch Die gemonbent Die vnver— trüßliche vbung verftanden haben. Die Natur macht wol den anfang zur lehr, Die lehr ſchickt es folgends zu eynem fleis, Die fleiltg vbung bereut es demnach zu eyner vollentlichen gewonheyt: Wann jich aber gedachte ſtuck ſamenhaft zugleich inn eynander jchlifen, ypringt alsdan erjt folche vereynigung allenn die höchſte voll fommenbent. Vnd an welchem deren eynem es ſich erwindet, an demjelben mus gewißlich auch die Tugend mangelbaft und vnvolkommen erfcheinen. Diemeil die Natur on lehr ond züchtigung ift, fo vil als plinv: Die lehr on die Natur oder natürliche täuglichfent vn— färtig: die vbung aber on diſe beyde vnvolfommen.

Dan gleichwie zu dem Feldbau erftlich eyn frucht- bare Erd, demnach eyn erfahrener Bauman, endlich auter erlejener famen erfordert wird: Alſo ſoll auch bie die Natur fich dem feldboden, der vnterweiſer dem Ackerman, die ſaat den lehren und onderrichtungen vers gleichen. Welche ſtuck jamtlich ich für gemwis behaupt baben wolt, das jte zugleich in deren von jederman alfo hoch verrümten leut, als des Pitagore, Socratis, Platonis und anderer, deren lob ewig vunvergehlich bes ſtaht, gemüt vnd feel verbaftlich zufanmen fommen und geflofien feien. Dem nun folche allefamt von Göttlicher güte gedeien, der ift gewis wol glüdjelig und von Gott geliebet.

Ma aber enner vermennt, das darumb Die, jo nit von angeborner artlichfent meolgenaturet, jolche natür= liche preften, oder geringerung der Natur, nicht möch—

tet etlicher maffen, wa fie zu der Thugend recht vn—

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terwifen und angehalten würden, erftattlih ergänzen vnd einpringen, der joll willen, das er ſeins Vrteyls weit fäle, ja vberal faft jrre. Angeſehen, das die Tugendgenengte gute Natur durch trägmütige hinläflige keyt verterblich verligen: die böfe aber durch lehrſame erzibung gebeiiert auffommen mag: Vnd auch das leicht von den vnachtſamen verwarlofet, Das ſchwär Bingegen durch ernitbaften fleis erlanget wir.

Vnd zwar wie völlig, mächtig, förderlich und end- richtig Die emjige arbentiamfent ſeie, ift aus vilen täglichen vorgebenden gefcbichten befcheinlich: Demnach je Die mwafjertropfen eyn ſteyn aushölen, auch eifen vnd Stahel durch ftäte betaftung vnd behandlung abgenu- get verjchleifet. Desgleichen eyn Karrenrad, jo eyn— mal mit grofer mühe darzu gefrümmet und erbogen, ſchwerlich, wie man es auch angriffe, könte in fein erite gehabte jchlichtige geradigfest gebracht werden: wie dan auch die gebogene Gaucklerſtäb, bei den of- fentlichen Schaurüftern oder Spillenten gepräuchlich, zu fchlichten unmöglich. Alſo das fchlieglich dasjenig, fo durch arbeitiamen gemalt wider Die Natur zumeg gericht worden, mehrertheils Der natürlichen vermöglich- keyt vorzibet.

Wie aber? mag alleyn Durch Dijes die krafft des fleiſſes erwiſen werden? Neyn, jondern durch noch vil anders vnzahliches. Als noch eynes zu gedenken, der Erdgrund für ftch jelbs mag gut fein, dannoch friſſet und erdiet er ſich, wo man jne baulos hält. Vnd je bejier er von art ift, je mehr verdirbt er durch vnbauachtſam ftillligen. Dargegen ift eyn anders Erdreich nur zu vil ongejchlacht ond rauch, dannoch wo es erbauet wird, pringet es alsbald herrliche jchöne frucht. Ja welche baum erfrummen vnd erwilden nicht

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aus verwarlefung, und werden hinwider fruchtbar vnd ſchön Durch forgfältige wartung? Oder welcher leib ſtärcke mißrahten, ermatten ond verlieren ſich nicht durch vnübliche faulfent, vnordenlichen vberfluß, wolluftbar- liche zartlichfent vnd vngeſunde wartung.

Hinwider, mer iſt je jo gar vnfräftiger Natur ond machtlofer geitalt geweſen, der nicht Durch vn— vertrojfene übung vnd fräudigen luft des kämpffens ehyne trefliche ſtärcke zuweg zu pringen vermocht hette? Desgleichen, welche Pferd ergeben ſich nicht zaumge- borbfam vnd zum vortbeyl jren Reutern, wann fte von Jungen Fülljaren aufrecht vnter Die fporen ges nommen vnd abgerichtet werden? Widerumb, welche gerahten nicht zu ftättigen, bartmäuligen, widerſpänni— gen vnd vnbändigen fchelmen, Die ungeitlich angehalten, beritten und, erdummelt werden ?

Vnd mad dörfen wir ons vil deſſen vnd anders verwundern, ſo wir doch inn täglicher erfarung ſehen, das auch von den greulichſten vnd wildgenaturteſten Thiren vil durch mühſame arbeyt ſint zam vnd hand— lich beſänftiget worden. Daher der Theſſalier von ey— nem gefragt, welche vnder den Theſſaliern (welche ſonſt eyn grob wild volk war) die geheymeſten vnd leutſeli— geſten weren, recht geantwortet, diſe, die ſich des krigs haben abgethan, das iſt, die jre vnärtige Natur zu eyner geſchlachten art erzämt vnd beſänftiget haben.

Derhalben, was iſt es von nötten, weitläufiger ſolchs zu erklären? Seiteynmal je eynes jden Menſchen gepräuchliche ſitten inn der angewänung ſtehen, vnd aus langwiriger gewonheyt angenommen werden. Dan— nenher der, ſo die ſittliche Tugenden angeſittete nen— net, nicht faſt jrren würde: Derwegen will ich nur epn eynig Erklärgleichnus oder Exempel zu diſer ſach

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noch anzihen, und alsdan davon weiter wort zu trei- ben nachgeben :

Lycurgus, der Lacedemonifche Gefagftifter, nam auff eyn zeit eyn par Hündlin enner zucht, zog Die mit fleis gar vungleicher weiß auf: Das eyn lies er zu al— lem fras, mutwill, zartlichfeyt und geylheyt vnartlich erwachlen: Das ander hielt er fireng zur Spur, dem jagen vnd Weydwerck an: Darnach auff eyn zeit, als die Lacedemonier feine Burger mit zimlicher meng auf den Rhatplaz jich zufammen funden, redet er ſie vun» gefärlich jolcher mag an: Sehr vil, jag ich euch, jr Männer und burger von Sparta, fördert vnd Diener zu warer empfängnus vond gebärung Der tugend, Die rechte gewänung, auferziehung, lehr vnd lebenszüchti— gung. Welches zu bemwären, will ich es euch alſo par nun auf der Stätt augenfcheinlich vorbilden und er= weilen. Zog darmit gleich Die zwen Junge hund her— für: vnd nachdem er eyn Suppenſchüſſel und lebendi— gen Hafen» inn Die Mitte gejezt, life er fie ledig: Als nun der eyn flugS dem Hafen nach, Der ander Dem Hafen oder Muskahr zugeeilet hette, und gleichwol Die acedemonier noch nit erjinnen mochten, was er mit dem ſchawſpil Difer hund gemeynete, oder wa binauß es gelangete, da jagt er, jte des zu berichten, mit we— nig worten zu jnen: Dije beide Hund, wie jr jte ge= jeben, jint wol von eynem Mänlein und Weiblin ge- mworfen, haben aber vnderjchidene zuchtpfleg und war— tung befommen, darumb dan der eyne eyn fraswanſt und plattenraumer, der ander eyn weydlicher Jaghund - ond waldſtäuber worden ift.

Daher noch täglih es geichicht, Das man thut, nach vem man eyn zieht. Welpen man zu dem Zafen zieht

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Der tendet nab dem Hafen nidt, Welchen man nah dem Hafen gwänet Derſelb nicht nah dem Hafen rennet.

Welhen auffs Lotterbett man zihet

Derfelb darnah die Strey ftäts flibet. Vnd den man gwänet inn das Stro Derfelb darnach das Bett ftäts flob:

Belden man gwänt zum Kleienbrot

Der ist auch härts, wann es thut not. Aber der nur gwont ift des weychen, Wird frand, wann mans im nit will weychen.

Melden man an zur Arbeyt hallt

Demfelb Arbeyt für furzweil gfällt, Welchen man zieht zum Müfiggang,

Dem thut ein jedes fchweyslin bang:

Darumb zur Arbeyt angezogen,

Vnd erftlich gleich den Hals gebogen, So gwont man alsvan gleih von Jugend Des mühfamen rauhen Wegs zur Tugend.

Vnd dis jet hiemit genug von lehrrichtiger gewä— nung vnd vngleicher Lebenszucht angedeitet.

Nun ftebet ons folgends von Ernehrung etwas zu reden: Dabei DIS mein bedenken ift, das die Müter jre finder ſelbs ſäugen und an jren engenen yprüften däuen laſſen jollen. Dann, angefehen, das fte Die zu innerft, ond wie man jprüchmortsmweiß pflegt zu jagen, von furjchiefenden dünnzärtlichen nägelin auf grund- berzlich lieben, jnen nicht wol möglich ift, das ſie Die nicht auch mit vil gröferer anmutung vnd forgfeltiger achtſamkeyt mol jolten nehren. So hingegen der Säug- ammen lieb nur eyn entlänete, vndergelegte, dienſtbe— nöfigte vnd onnatürliche freundtlichfeyt ift, als die vmb verdingeten Lons willen fich holdſelig erenget.

Was? onderweiſet nicht die Natur vns felber, das die Muter dasjenig, fo fie geboren, auch zu fäugen vnd zu nehren jchuldig, inndem, das fie Darumb ey-

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nem jeden gebärenden Iebhaftigen wefen, die Narung der Milch hat zugetheylet: Ja fogar hat die allgemeyne Forſichtigkeyt inn diſem theyl jre hohe klugheyt an tag gegeben, das ſie auch auf den fall, wo das Weib Zwilling prächte, nit bat wöllen vergeſſen ſcheinen, ſonder derhalben dem ganzen Fräulichen geſchlecht zwo prüft verlihen, auf Das vnverhindert jedes der zweh— bürtigen jich an eynem befondern pronnen feiner na= rung vnd aufentbaltung möcht erholen. Und zugleich dadurch Die Müter den Findern mit zwifacher lib ge— neigter vnd zugethaner zu machen. Sa auch biemit den gefchwilteren ond Brüdern, Die aus eyner quellen trinden, mit dem tranck anmütigere ond herzlichere Tieb gegen eyander einzupflangen, vnd gleichſam ein— zuſtreichen vnd einzuträncken.

Vnd warlich nit onbefugt, ſeit einmal die gleich— nehrlichfept, jo man mit eynander zuſampt auferfäus get wird, gleichfam eyn band ond verfirifung ver freundtlichen zuneygung, vnd der Leim, aljo erlaublich zu reden, jo ſie gutmillig zufammen beftet, iſt. Wie ſolchs an den Thieren befcheinlich, das fie, wo fie ven jren mitterzogenen abgezogen werden, nach vdenjelben ſehr eyn ſehnlich verlangen zu haben pflegen.

Derwegen, wie gedacht, Die Müter fürnämlich dahin zu vermögen find, das jte jren leiblichen kindern, fo vil möglich, jre engene dazu verlihne pruftmilch nicht entzihen, jonder jnen vor andern jr von natur zu= fländig recht widerfaren laffen. Wo fte aber dis zu leyiten nicht vermöchten, entweder von wegen leib3ge- prechlichkeyt (melchs ſich leicht jchiefen mag) oder auß begirkichem luft, bald andere frifche Erben zu erheben, fo ift gleichwol inn auserlefener wahl und wolbedach— ter verordnung der Säugammen, auf das fürjichtigeft

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zu verfaren: das man nicht gleich ſorgloslich enn jede aufftofende, jonder die Däuglichften und bejchendeneften annemme: Vnd nämlich Die fürs erft jitten halben Landgeborne oder derjelbigen fittlichfent feien.

Dan zu gleicher geftalt, wie Die glider Des leibs, alsbald von Der geburt auf, den kinderen find geſchick— lich zu gewänen, zu jchlichten vnd zu lenden, auf das fie recht gerad vnd gleschig inn jre gebürliche form erwachlen, vnd keyne krümme noch ungejtalt gewinnen: Ebner mafen gebürt jich auch, von anfang gleich der onmündigen wolärtlichfent end jttten füglich zu formi— ren, zu mäjlgen vnd anzufchiden: Inn betrachtung, das Die Jugend, jrer zärte halben, leichtbigiger vnd lindgefchlachter, auch derhalben dem wenchen gemüt die lehr zutbätlicher, fäbiger und mit minderer müh epnzutruden if. Da im gegentheyl das erftarret vnd hart fehwärlich zu erwenchen, oder gar nimmer zurecht zu pringen ift. Dan gleichwie eyn Zeychen und Pit- fchter inn weych Wachs mus getrudt, alfo die Zucht- lehr inn eyn Kindlich herz gefiglet werden.

Aus welcher vrſach mich bedunft, das der Kocher: feucht Plato inn dem ſehr mweislich Die Pflegammen er= mant, da er nicht eyn jedes Märlın den Eindern zu erzelen will geftatten, auf Das nicht jre vnſchuldige berzen gleich anfangs mit wanfinnigen narrenthädingen vnd fchadlichen leichtfertigkenten verderblich eingeweihet vnd verbeyzet werden. So rahtet auch der Poet Pho— cylides nicht vbel, da er meldet:

Weil noch vnmündig find die Find Doch börn, was man fingt ond verfünd Das gut fie gleich zu lehren find. Oder Die Kinder follen mit den Jaren (eich gutes lehrnen vnd erfüren.

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Demnach ift auch Difes nit vergeſſenlich dahinden zu Iaffen, dad man inn der beimonung difer Finder, welche man etwa zu Dienft der fäuglingen zugleich mit auf- erziehen laßt, eun genaue forfhung vnd wahl für- nemme. Alſo, das Diefelbigen erftlich gutartiger ©it- ten, folgends landläufiger ſprachen, auch folche Deitlich mit wolgelöfeter zungen auszusprechen färtig ſeien. Damit bejorglich ſie nit, wo ſie mit findern von frem- der vngepolirter fprachen und böfen fitten gemeunichafft vflegten, etwas jrer verferten weis an jich bengten. Dan dig alte gemenne fprüchwort nicht eyn vngefüge meynung einhalt, welches lautet:

Wan ftäts beim bindenden pleibft vnd wonft, Allgemach zu knappen auch gemwonft.

Wann ſie aber nun ferner zu ſolchem alter erwach— ſen, das ſie eynem Zuchtmeyſter ſollen vndergeben werden, allda will zwar, inn beſtellung derſelbigen, die gröſte ſorgfeltigkeyt erzeyget ſein, das wir nicht villeicht aus vnfürſichtigkeyt vnſere finder eunem vner— kanten, gedingnöttigten Bauchdiener, Sclaven vnd Lon— knecht, oder groben vngehöfelten Schellhirn oder leicht— fertigen köpfen vertrauen.

Dan was kan doch lächerlicher, als diſe heut bei vilen widerſinnige weis vnd gewonheyt fürfallen, als Das die Eltern, fo jnen etwan fromme knecht gerah— ten, alsbald wiſſen, etliche zu dem Ackerbau täuglich zu bejtimmen, etliche jren handelſchifen vorzufegen, et— liche inn jre gewerbewaltungen oder Factoreien zu le— gen, etliche zu verſehung jrer haußhaltung zu ordnen, etliche zu jrem Wechfel und Geltlag zu gebrauchen, vnd tergleichen ennen jeden Dierer, nachdem fie jn geſchickt befunden, zu eym befondern gefchäft zu muſtern vnd auszufchiefen: Aber wo fie ynter Dem haufen etwan

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eyn verfoffenen, fchlampnajchigen, vertbunigen und ganz vnnützen Funden antreffen, ſie jm feyn ander ämptkin, als die pfleg jrer Finder Fönnen oder wöllen aufben- een, da doch vilmehr der Zuchtmeifer eyn ausbund der frommen, vnd folches verftands, wie Phönir des Achillis Hofmeyſter fein folte.

Welcher mit ſonderer geſchicklichkeyt

Des Adillis anmutung leyt, Vnd jm nicht gleich wehrt vnd erleyd Wozu jn trug fein luft vnd fräud,

Sonder mant jn, zu halten Mos,

Sagt wie andern Vnmas erſchos, Entwänt in alfo mit der weil Bon feiner vnart, jo war geyl.

Gab im biöweilen nad jm gringen

Damit er möcht eyn gros auspringen. Lobt in aud, wann er lobswerd that Damit er mehr luft darzn hät,

An andern er die Fal oft ichalt

Deren er wußt an jm geftalt, Zu Iebrn, das jn nit ziren fan Was anderen ftehet vbel an.

Er firaft auch nicht all lafter gleichlich,

Wie viln Schultölpeln folhs ift präuchlich.

Derwegen mus ich nun zumal die allerwichtigft und bauptfächlicheft Deren fachen, jo noch fürgetragen wor— den, zu bandlen antretten: das nämlich zuporderft den findern folche Zuchtlehrer jollen ausgangen werden, Bie onfträffliches lebens, vwnverleumdeter fitten vnd hoher erfarung feien. Dan die quell vnd wurzel aller Tu— gentlicher Erbarfeyt ift, wann man rechte auferzihung vnd gejchiefte vnderweiſung befonmet.

Dan gleichwie Die verftändige Gartner den forfchi- fenden jprößling jre beitandftefen, jchlichtruten, grund- ſtäb, pfäl oder andere vnderftügung juchen und bei—

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ftellen: Alfo onderfteuren die kluge Lehrweiſer die Ju— gend mit heylſamen vermanungen und Zuchtgefagen, da3 jre fetten inn tugendlicher Frafft erjtardet, recht aufwachſſen mögen. Sierumb wol billich etlich Eltern anzufpeien vnd ſehr zu fchelten jind, die, eher ſie jrer Sönlein zufönfftige lehrmeyſter erfündiget haben, diſel— bige etwan vnwiſſend, aus onjinn, zu zeiten aus vn— erfarenheyt, liederlichen und der fachen vnköndigen leu— ten behändigen.

Wiewol nit fo fait lächerlich, Das hierinn, inn jo wichtigem gejchäfft, welches jte ſelbs berüret, etliche aus vnerfarenheyt gröblich verfälen, als vilmehr aus der weis üungereimet ift, Das noch jren nit wenig, auch nachdem ſie von denjenigen, jo der fachen eyn wiſſens tragen, vnd Die gelegenheyt siler, jo jich für Zuchte weifer ausgeben, aber dazu ganz vngeſchickt, zudem das fie boßhaft find, erfant haben, gewarnet werden, oder zu zeiten es ſelbs bag, als diſer der jte manet, der jachen erfaren: gleichwol deſſen vngeacht, ſolchen vnge— bachenen fräfling jre leibsfrucht inn befehl ſtellen: vil— leicht nur mit ſolcher ſchmeycheler glatten worten dazu beredet, oder den anhaltenden freunden zu gefallen: Welchs eben eyn ſach iſt, als wann eyner, der kranck, etwa eynem ſeiner guten freund zu gefallen, den Ar— tzet, ſo jm bewärlich wol aufhelffen könte, veracht, vnd epnen, der jn aus ovnerfarung inn die grub hinrichtet, erwehlet. Oder aus fürbit eyns freunds, den woler— kündigten Schifman, deſſen fleiß, treue vnd ſorgfeltig— keyt jm bekant, verlaſſet, vnd eynen nichts nutzen annimmet.

Ach iſt es nicht Gott im Himel zu klagen, Das ey- ner eyn Vater heyſen will, und nicht des weniger jm mebr die huld feiner freund, als Die zucht feiner Fin-

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der laßt angelegen fein? Colt nidyt Crates der Alte |

weißbenterforfcher, auch noch heut genug billiche vrſach haben zu jagen, Das wo möglich were, er auf die höchite ſpitze der Statt fleigen, vnd darab vberlaut ausrufen möcht, o je menichen, die jr euch der Vers nunft anmafet, wo gedendet jr bin? allen fleis wens det jr an gros gelt und gut zu fammlen, aber der

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finder, Denen jr es verlaſſen jollen, achten jr gar mes

nig oder gar nichts. Zu diſem möcht ich wol diſes beilegen: D jr lesfinnige Vätter, jr thut eben wie euner, Der groß jorg auf den Schub legt, aber des fufes kleyn achtet.

Ja etliche Elteren verfteigen fich inn Geitz, zufamt dem Kinderhaß, jo weit, das fie, vnbehertzigt deren

wolfart, Damit ſie nur nit etwas gröfern Eoften müs fen aufmwenden, jrn Sönen ganz vngeſcheut nichtswür= |

dige leut zu Zuchtmevfteren beitellen: Meynend, der fauff ſei ſehr wol getroffen, wan ſie nur Die vnge— ſchicklichkeyt wolfeyl anfommet.

Derhalben Ariſtippus nicht vnſauberlich, ſondern gar höflich eynen ſolchen, von ſinn vnd Mut erſchöpften Vater, ſchimpflich traf, als er von jm gefragt, was er zu lon für die vnderrichtung ſeines Sons neme, hundert gulden beſcheydet, der Vater drauf ſaget: Wie? hundert gulden? bei dem Hercule, dz iſt doch vberaus vil geheyſchet, Dan ich Fan vmb die hundert wol ey— nen von der Galeen oder eynen gefangenen Fauffen. Bnd Ariftippus biezu antwortet: Es ift war, darnach baft du zwen Galeen oder galgenbuben. Nämlich dei— nen Son, ond den du erfaufen wirft. Vnd entlich, wie Fan Doch Das nicht eyn ungereimte jach heyſen, die Kinder ernftlich gewänen, das fie Die ſpeis, oder anders, was man jnen reycht, engentlich in die rechte

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band faflen, vnd wann fie die lin nur darnach fire en, gleich darumb ftraffen: aber keyn fürjehung thun, Das ſie rechte vnd ehrenmäſige lehren vnd reden zu handen hetten end böreten. Jedoch flrafen ſich jolche Bneltern jelber: dan was entftehet difen munderjelfa= men Dättern hieraus, wann fie beydes alſo übel jre finder erfäuget, vnd noch ärger vnderrichtet, oder gar verwarlofet haben? Das wöllen wir fur anhören. Mann fie nun etwas höhers alters halben under Die zal der Männer, jo gemennlich al3 entwachjen, fich mehrer freiheyt geprauchen, gerechnet werden, da bricht die frucht der ſchönen zucht aus, vnd erfärt man, mie fie daS eingezogen, recht, heylſam vnd ordenlich leben beginnen anzufeinden, Dagegen ſich inn alle vnord— nung vnd leibbeengnende Schandluft verfenden vnd ftürgen, vnd endlich den Eltern die verfpätigt Nach- reue vmb erlafene zucht, auch oneryelfliche bekümernus vmb jr tägliche bubenſtuck vnd vnthaten pringen vnd verurfachen.

Dan difer ongezogenen Kinder etliche fangen an, ond benden böje gefelichaft an jich von fchmeschleren, Brasfreunden ond fjchmorogern, eyn jchandliches, vn— redliches vnd verfluchtes gefind, eyn ‚war grundyerder- ben und giftjucht des Jungen bluts. Andere beiol- den oder vnderhalten inn Windeln mit grojem vnko— fen prächtige, onverträgliche und aufgeplajene Zatzen— bälg, und ſonſt fchanderbenzte leichtfärtige Frauen : Et— liche verfchwenden vnd jagen jr gut Durch Diegurgel: Andere werden Durch jre eingejogene vnd angezogene fafter gleichſam al3 von eyner Mörflute ab richtiger fart inn die grundfelfen vnd klippen der ſpilſucht, pret- ſpil, Zechen, jchlaftründ, Nachtdäntz, Mommereyen, und

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allerley mutwilliges, geyles vnd leichtfärtiges leben verworfen.

Ja e3 finden ſich, Die noch ſchrecklicher laſter zu vol- pringen fich nicht ſchämen, brechen Die Che, werden sor geylheyt vnd prunft nachtläufig, raſen als inn täglicher Faßnacht, und fiheuen ſich etwa nicht, eyn eyniges binfalliges verfüfet gelüftlin, mit Todsgefahr, zumegen zu pringen. Ja gar das leben geringer, vnd dem Tod leichter, ald Die meidung enner furgfigeligen fraud zu ſchätzen. Welche, wo ſie eynmal mit eym Mewhentiinnigen Philoſopho hetten gemeynſchafft pfle— gen, oder vnderwiſen werden mögen, wer nicht wohl möglich, das ſie ſolcher vndingen ſich vberwünden, ſon— der zu dem minſten des Diogenis lehr behalten hetten, welcher wol mit etwas zu fräveligen vnd frechwilligen worten, doch inn der that wahrhaftigen, ermanet, vnd ſpricht: Geh zu zeiten ind Hurenhaus, zu erlehr- nen, das Ehrliche fachen von vnerbaren, auch ergegung halben keynen vnderſcheyd tragen, und das der luft, welcher theur erfauft, dem fo vmb eyn geringes zu- megen gepracht wird, nichts vorzibe. Das ift, auf vnſerer jzund im tolmetjchen gepräuchlicher fprachart, ſprüchwortsweis zu erflären :

Es fomm venfelben, der die Hol

Rechtſchuldig wol verdienen wöll, Eben fo fhwer an inn feim werd, Als den, der den Dimel begert.

Derhalben, alles zufammt befchlieslich zu begreifen, fprich ich (und man mag es wol Billicher für eyn Weis oder Vorfagung, ald eyne Vermanung halten) das zu verhütung alles vorgedachten vnraths, der ey— nig, fürnemmft, mittelft und endlicheft hauptzweck alleyn in fleiſiger Aufferziefung vnd Rechtmäftger vnderwei—

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fung der Einder ſteht: Vnd das jolche ſtuck die eyn— zige zuträgliche fördernus vnd Dienftliche behelf, zu Der Thugend ond warer glüdjeligfeyt zu gereichen, jeien. Dan alle andere güter, wie fie Namen haben mögen, als Adel, Würde, Reichtumb, Geſundheyt, Schöne, Stärde, jind zu vil Irdiſch vnd leiblich, auch gering- fchägiger vnd nit jo gar fleiswürdig: Als die Adelich mwolgeburt, wiewol ſie herrlich vnd jchön, ift ſie Doch eyn vorerrungen gut vnſerer DVoreltern. Die Reiche tumb find wol Eöftlih und achtbar, aber des Glücks eygen: vnd allerlen plözlichem Glückfall unterwürflic. Eintemal der Fall fie oft den Habenden ab, vnd de— nen, jo es nicht verhoften, zumendet: Auch Das gro gelt und gut pflegt eyn zil für Die, jo nach den beu— telen jchifen, nach dem geltſack ftechen, die täſchen lä— ren, für die ſeckelabſchneider, bie Hausdieb, vungetreue fnecht, falſcher vnd lugener, heuchler und Schmenche-

- Ier zu jein. Ja welchs das gröft ift, werden jle of-

termalö den verruchteften leuten vnd ärgejten buben zu theyl.

Dan wer da hat den frevelfien Mut

Der fammelt on fcheu das gröfte gut.

Die Herrlichfent oder Rhumwürde als anjehnlic, fo ungewig vnd wandelbar ift ſie. Die Schöne vnd mwolgeftalt, wer zu wünjchen, wann ſie nicht jo gar eyne kleyne zeit Daurhaft were. Die gefundheyt ift aller Ehren werd, aber leicht veränderlich, und verfeh- ret jich jchnell.

Die Stärde wer zwar zu begeren und hochzuhalten, wo jte nicht jo jchlechtlich Durch kranckheyt vnd alter verdürbe. Alſo, das der jich feiner leibsvermögleichent

berümet und vberhebt, weit des waren Vrtheyls rech-

ter güter verfälet.

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Dan was ift die Menfchliche Stärke zu rechenen gegen viler Thier, als der Elepbanten, Ochſen, Löen ond anderer leibsfräffte gehalten? So hingegen allen Die lehr vnd geſchicklichkeyt Dasjenig ift, welches inn ons vnfterklich und Göttlich verpleibet: Betrachtet, das inn Menjchlicher Natur und Anartung zwey fornemefte ftuf jint zu ſpüren, das Gemüt, oder der verftand, und Die Erſinnung, oder Gefprächigfent. Deren das verftandreich gemüt ober Die erfinnete Sprächlichkeyt berichet, Die Redſprächige Sinn dem vernünftlichen ver- fand vntertbänig gehorchſamet. Vnd diſe ſtück find dem vnſtäten glück nicht vnderwürflich, pleiben von aller verleumdung vnd nachred vnvernachtheylt, von Kranckheyt vnverdorben, vom alter vnverſehret. Dan alleyn Das Gemüt und der Verſtand, inn dem ſie er— alten, erjungen ſie. Vnd da ſonſt die länge der zeit alles anders ringert, mehret er doch dem Alter durch genaues warnemen ond erfaren fein vilerkantnus vnd wiſſenſchaft. Vnd wiewol der Krieg alles, wie eyn angeloffen Bergwaſſer hinreiſſet, verſchwämmet vnd zer— flözet: kan er doch nicht die lehr, kunſt vnd geſchick— lichkeyt entzucken noch hinnemmen, vnd, wie man im ſprüchwort ſagt, am Spies hinwegtragen.

Derwegen beduncket mich wol gedenckwürdig des Weisheytlehrigen Philoſophi Stilponis von Megara antwort, als jne der König Demetrius nach zerfchley- fung feiner Geburtftatt, und leibengenung aller ein- wonenden burger, fraget: Ob er auch etwas verloren bette ? Nichts aus allem, faget: Seitennmal der Krieg die Thugend nicht beranbet, noch eynige Beut don jr erbolet, oder fie vonder dem geplünderten haufen am ſpies bintraget.

dit welcher, wie es fich anjehn lafjet, auch des

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987

Socratis beſcheyd gleichhällig vberennitimmet. Dan, als jne, wie ich meyn, Gorgias fraget, was er von der Perſen, oder ſonſt eynem mächtigen König bilte, ond ob er nicht jne oder eyn andern des gewalts hal- ben glückhafft achtete, antwortet er: Wann er müßt, wie Thugendbegabt und wolerzogen Difer oder eyn an- derer König were, vnd ob fie auch mit lehr und weis— heyt verwart jeien. Damit zu verftehen gebend, das nach dem eyner Tugendhafft, auch Glückhafft zu Hal- ten, vnd das die MWolfärtigfent nicht inn glückſchwe— benden gütern, jondern inn dem, was von Weißheyt, Thugend ond gejchieflichfent herrüret, beftande.

Zu gleicher weis aber, wie ich die Elteren ermanen thu, nichts fo fait allen acht zu haben vnd inn Das Werk zu richten, als Rechtbeſcheydene Kinderzucht: Alfo warne ich fie mwiderumb, genaue achtung zu ge— ben, dag Diefelbige vnärgerlich vnd aufrecht zugange, ond mit onverfälfcheter vnderweiſung bollrichtet werde: Auch die Sön auff das meiteft abhalten vor Diefer vnweis, vor den leuten jich jcheinlich zu ſtellen, oder jnen zu gefallen ſich leichtfärtig zu erzepgen, ond rhum des Gemeynen pöfeld zu juchen.

Dan vilen wolgefallen Heydt ven Weifen mißfallen, Vnd dem Bold beifallen Heyßt von Weifen abfallen: Oder Jedermänniglichen fein gefällig Iſt den wenigern, als den Weifen vngfällig, Bnd dem Gemeynen Man vil angenem, Iſt dem Fleynen häuflin der Eugen vngenem.

Deſſen gibt mir auch zeugnus der berümt Euripi- des mit dieſen worten:

Schön wort zu treiben vor der Gmeyn Din ich zu DBngelehrt,

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Aber bei wenigen alleyn, Vnd meins gleichen geebrt.

Dan vie beyn Werfen find die Glehrtſten Vnd bei in angeichen,

Die find beim Bold die Vngelebrtfien, Weil fie fein weis verfchmeben:

Vnd die bei Klugen gar nichts gelten, Vmb jr leichtfärtigfent,

Die find beim Bold vie Rechte Helden, Dan fie thun feinen bſcheyd.

Sonit, jo vil mein Vrtheyl belangt, hab ich je und je erfaren, Das welche jich nach gemennem lauf und dem pöfel richten, vnd ſich alleyn dem zufammengefto- benen abgeipuleten Volk alles zu augendienft, dand vnd gefallen zu reden, tbun vnd zu lajen, bemühen, gemesnlich jr leben in vnmas, luft ond dolluftbarfegt binpringen. Vnd warlich nicht onfüglich. Dan welche Dabin gerhaten, dag ſie ſich andere, fremde, Die der Erbarkeyt abgethan, zu erluftigen befleiffen, wie vil mehr werden jte vmb genler ergesung vnd erquickung jver felber alle gebübrlichfent und Nechtfüge bindanfe- gen vnd vberfchreiten : vnd aljo mehr der Süſigkeyt, ala der Mäſigkeyt, vnd mehr jren eygenen gelüften, als zuchtfolgiger Thugendmas nachhangen.

Alſo vil bievon: zu was anderd mehr nuzliches aber wollen wir nun ferner die Jugend onderweiſen? oder zu was gutes jte anhalten und jnen einzubilden, anlestung vnd onderricht geben ? Es ift zwar fonft fein, nichts vergebenlich fürnemmen, vil minder leichte färtig, etwad reden oder bandelen. So vermag auch das Sprüchwort: Was ſchön ift, ſei auch ſchwer.

Was ſchön iſt vnd bewärlich, Sei auch zu volpringen ſchwärlich.

Aber innſonderheyt ſtehet es mit den Reden, welchs

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onbedacht von der hand gleich gehet, jehr gefärlich und mißlich: demnach gemeynlich darbei nichts all forg- Ioje leichtichäfte und vnfräfte, die nicht an eynander banget, ift zu fpüren, auch folche jelten eynen fachge= mäjen ein= noch zimmlichen ausgang haben noch ge= winnen. Inn anfehung, das die, jo alfo auf gerhat— wol hinein plauderen, gemeynlich ſelbs nicht willen, woran ſie find, reden inn den luft, und jchmeben, wie man fagt, zwifchen Simel vnd Erden. Ja zu Difen vnd anderen meber fälen, die jolche Windredener, inne den fie aljo im vorlauf die wort fallen lafen, bege— ben, kommet auch noch diſer mangel hinzu, das fie dadurch zu vnnötigem vnd gefährlichem vberfluß der Wörter und eitelem gefchwez verleitet vnd getrungen werden. So hingegen der vorbedacht die Ned einhal= tet vnd nicht aufierhalb feiner mas vnd grenz lafet aus⸗ vnd vumbjchmeifen.

Bon dem Bericle, dem Klugen und fürfichtigen Hör— fürer der Athener, ift ons fürfommen, wie es fich oit begeben, das er zu mehrmalen vber eyn fürfallend ae- ihäft, fein bedenken alsbald auff der jtätt zu erklären, von Volk jei berufet und ermanet worden, hab aber nie zu willen werden mollen: zur entjchuldigung fürs wenden, wie er für damals vngerüſt und der fachen vnbedacht zugegen feie.

Gleicher geftalt Demoſthenes, melcher dies Perichs meynung vnd weis inn fürung des Negiments jehr eiferig nachgeömet, als fich Die Athener bei jm eynes bedenklichen falls halben gutes raths zu erholen beger- ten, ſchlug er es jnen ab, mit gleichen worten fürge— bend, ſich unberentet fein.

Aber dis möcht eyner vileicht, als für die lange weil erdacht, und von keynem gemifjen Herrn, das e3

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für Das fein ausgibt, oder es zeugnusweis beftättigt, fonder von börenjagen berfommend, und derhalben als vnbändig anfechten.. Derfelbig foll bingegen willen, das on Dis nun angezogen, eben gedachte mennung erſtbenanter Demofthenes genugfam inn der Anflage wider den Midian bewäret, und ſehr herrlich den nug der vorbedächtlichfest und zuvor wolerjinnten und vber= ſchlagenen Ned mit lob erbebet. Sintemal dis feine wort jind: Ich befenn zwar, fprechend, jr meine Ser- ven von Athen, das ich on vorbedacht hie nicht er— scheine: Will ich auch nicht inn abred fein: mich, fo vil mir thunlich geweien, diſe jegige Rede, zuvor mit fonderem fleis betracht, und mit müblıchem nachdenden verfaßt haben. Ich müßte auch gar beyllos fein, wann ich nicht thete, und da mir nun zumal fo vil beichwär- liches aufgelegen vnd noch beforglich aufligt, Das ich aus liederlichfent Dasjenige, fo mir zu meiner jachen anzupringen förderlich vnd Dienftlich, verwarloßlich wolt verfaumen ꝛc.

Gleichwol zihe ich Difes nicht an, Damit entweder ganz vnd gar alle Redfärtigkeit, vnd Die Gab gleich auff den fall, on vorjeben etwas zum Handel nuzli— che3 vorzutragen, jrer wolachtung zu entjegen: Dder den geprauch, das man jolche artlichfent gejchwinder Red ond antwort auf vnachtbare vnd der müh kaum würdige bändel ziehet, zu billichen. Sonder anzudei- ten, ſie als eyn Arzenei ſparſam vnd notwendig, vnd nicht für eyn tägliche ſättigungsſpeis zu vnzeiten zu geprauchen.

Aber dis wolt ich darbei erinneren, das ich den Kinderen, zuvor, eher fie zu Manlichem verftand ge— langen, nicht wol geſtatten kan, ſich zu gewönen auf jedes fürfallendes redfertigen beſcheyd zu geben. Son—

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dern erit, wann Die Redkünſtlichkeyt oder artlichfent zu reden, fammt jrer erfantnus und kräften gnugſam bei jnen eingemwurzelt, alsdan zur gelegenbeut, jo es Die zeit erfordert, etwas freier vnd ausgelafener von den jachen zu jprechen.

Dan zu gleicher weis, wie Die, jo lang inn fejfeln vnd eifen verfirift gelegen und nachgebends ledig wor— den, von wegen langwiriges geprauches der eijenband, nicht wol gahn fönnen, fonder ſchier zu jedem tritt jchlupfen, finfen vnd binfen. Alſo auch Diejenige, welche jre zung lang eingezämet vnd verwaret gehal— ten, wann fte fchon etwan zu zeiten gefchwind zur ſach rhaten ond reden follen, fünnen ſie Doch jre lang ge- pflegte art der Redſparſamkeyt nicht jo gar vergeflen, das ſie nicht allzeit noch eyn angehencktes gemerd von voriger eingezogener vnd bedachtfamer weis zu re— den behielten.

Das man aber den Unmannbaren, von allem aleich auf der ftätt ſprach zu halten, vngern geftattet, bat neben anderem auch diſes wolbedenden, Das es näm— lich zu äufferfter eitelthäding, lumpengeſchwez ond leicht- färtigen vnnützen reden pflegt anlas vnd vriach zu geben.

Man jaget von eynem nicht fat Kunftreichen Ma— ler, der auff eyn zeit dem Berümten Apelli eyn bild gewifen, vnd Dabei zu verftehen gegeben, wie er fol ches erſt jezund von der hand inn eil gefärtiger habe. Dazu im Anelles geantwortet: Wann du mir es jchon nicht gejagt hetteft, könt ich es Doch an der arbeyt erkennen, das es nur zu vil gefchwind gemahlet, vnd rechtes eil- vnd firudelmerf were. Aber deſſen ver- wunder ich mich, Das Du nicht meher Desgleichen ge= mähles inn jolcher zeit ausgemacht habeft.

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Derwegen, auf das wir widerumb zu vnferem an— Hefangenen vorhaben Eehren, gleichwie wir die Schaus fpielprächtig, vbertragieifch und bochtrabend angenoms mene weis zu reden verwerffen: Alfo rhaten wir im gegentheyl, die gar zu gering vnd niderträchtig weis auch zu meiden. Dan mie eyn zu vil aufgeplajene hochtragende Ned vunburgerlich, vnleutfelig, vnanmü— tig, frembd vnd vnangenem: alſo ift eyn zu vil er: feugerte, ausgedörrete vnd jchlechtfüge Red verächtlich, machtlos und vnwircklich.

Vnd mie der Leib nicht alleyn gefund, fondern auch wol vermöglih: Alfo joll eyn Zung vnd Red nicht alleyn nicht ſchwach, matt vnd vnartig, fondern auch mächtig, fräftig und gefchäftig fein. Dan was fichers lich zugebet, das wird alleyn gelobet, was aber gefähr: lich, wird auch eyn vermunderung.

Dan wag zugehet mit ficherheyt

Das lobt man nur befunder:

Was aber mit gefärlichkeyt, Das wird zu eynem wunder.

Desgleichen Vrtheyl fäll ich auch von Artung des Gemüts vnd Herzens, welches fich meder zu frech, noch zu erjchlagen vnd erfchroden foll ermweilen. Dan jes ned, Das erft, zu eyner vnverſchame, das ander zur jchmählichen Dienftbarfent gereychet. Aber das allers Eönftlicheft und mühelicheft ift, Mas und Mittel inn allem zu treffen vnd halten.

Vnd dieweil wir eben noch inn diſem Vornemmen von Vnderweifung der Kindern fehmeben, will ich gleich jegumal darvon, und auch der Gefprächlichkeyt vberal meine meynung entdeden. Nämlich das wir die, auf eyn fach verpflichte vnd verfangene Red, oder die Kleyn— erfarenhept von eynigem Sandel alleyn Ned zu treis

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ben, erftlich für eyn merdliches Warzeychen des Bas verftands vnd guter Künſt Vnwiſſenheyt halten: Demnach) auch folches nicht für lang heitändig erfen- nen, dieweil in ftäter vbung deſſelbigen eynigen ftuds, bald grojer Verdruß mus entjtehen vnd mit vnder— lauffen: nicht anders, als wann man allezeit eynes Gethöns Lied höret und treibe, da wird man deſſen gewiß bald eyn bejchwärd und genügen tragen: So im gegentbeyl die mancherlen Abwechijelung inn diſem und anderem, beydes das Gehör und Geſicht vil mag erquicken.

Soll deshalben eyn Jüngling von Ehrlichen Elte— ren erboren, ſonderlich die ehrliche, gute, freie Künſt, die das gemüt zu allem geſchäfft vnterweiſen vnd vor— bereyten, vnd deshalben Encyclia heyſen, dieweil ſie zu allen fürnemmen behülflich, vnd wie inn eynem ring aneynander bangen, nicht vnerlehrnet noch vner— fündiget vbergehen, jondern zu dem minften, jie, als im Durchgang vnd vorlauf verfuchen vnd etwas ge- ſchmacks Davon jchöpffen vnd holen. Gintemal inn allem zu der vollkommenheyt zu gelangen, vnmög— lich ift.

Fürnämlich aber foll fein fürnemefter fleis auf Die VPhiloſophei oder Natürliche Weishentlehr, ſich jelbs daraus zu erkennen, ergeben fein. Dan (auf das ich diſe meine meynung durch eyn zumäfige gleichnus er— klaäre) es ſtehet wol rhumlich, vil ftätt bejichtigen vnd erfündigen, aber am nuslichiten ift es, ſich inn der fürtreflichiten ond bekömlichſten wonhaft niderlajen.

Mit welchem auch ſehr lustig des Philoſophi Bio- nis Furzweiliger ſpruch zuftimmet da er faget: Gleich— wie die Bulmerber der Beneloye, des ausmejenden Vliſſis gemahl, da jnen der frauen lieb nicht mocht

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gedeien, ficb mit jren Mägden beholffen: Alſo welche die Philoſophiſche Weisheyt nit mögen erlangen, ver— jchlifen gemeynlich folgends jre zeit inn anderen vn— achtſamen ond vil geringfügeren fünften.

Derwegen man billich die Philoſophie oder Weis⸗

heyterkantnus, als für das haupt aller anderen wiſ— ſenſchafft vnd lehr, aufwirfet und ſetzet.

Dan zu onderhaltung des leibs wolfart haben die Menſchen zwo kunſt erfunden, die Arzenei vnd leibs— obung, welche letzte man Gymnaſticen, das iſt, Kanıpf- kunſt nennet, vnd dienet zu ſtärckung vnd Ringfärti— gung eynes geſunden Leibes: Die erſte zur pfleg vnd widerpringung Der geſundheyt. Aber für anfechtung, befümmernus vnd veronrhuigung des gemüt3 ift al leyn Die eynige Philoſophie für eyn Arzenei dienftlich aufkommen. Angeſehen, das durch anleytung vnd zu— geſellung diſer zu erkennen gegeben wird, was ehrlich oder vnehrlich, billich oder vnbillich, vnd es ſumma— riſch zu begreiffen, was anzunemmen oder zu flihen: wie gegen den Göttern, gegen den Eltern, den betag— ten, den jungen, den geſatzen, den freunden, der Ober— keyt, den fremden, den kindern, den Weibern, den Knechten gebürlich zu verfaren vnd zu geleben. Näm— lich das man die Götter heylig würdigen: die Eltern ehren: Alte leut vor augen haben: den geſatzen ge— horchen, die freund lieben: den Frauen ehrenmäſig hulden: die kinderzucht werd halten: die knecht nicht hochmütigen: vnd welchs das höchſt, weder inn glück— färtigkeyt zu frechfräudig, noch inn vnfall zu kleyn— mütig vnd leydig: Weder inn wolluſt zart vnd weych, Vihiſch vnd ausgelaſen, noch inn zorn onleidlich, thier— wild vnd vnſinnig ſein ſoll. Welche ſtuck ich für Die

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Serrlichite güter und frücht, aus der Philofophie ent- fpringend, fchäße.

Inn betrachtung, das grosmütiglich vnd auffrecht jich des wolfärigen glücks wiſſen zu geprauchen, recht Männifch und eynes Mans gebür it: Sich aufjerhalb alles mißgönftes vnd Neides zu behelffen, eynes ſitti— gen und mäſigen Menfchens: Die Wolluftbarfeyt mit yernunft zu vberwinden, eines Meifen: Dem Zorn aber anzufigen kaum eynes jeden werd.

Dije aber acht ich für volfonmen, melche das bur— gerlich leben und die verwaltung des Gemeynen Nu— ges können mit der Bhilofophiichen Weishentlehr ver= mengen, eynigen vnd mäſigen. Und folche werden, meines bedunfens zwener der böchiten güter theylhaff- tig: beyde des heyls des Gemennnuzlichen lebens vnd jtands, inndem ſie jich inn Statt» vnd Landregiment- liche Gefchäfft ſchicken und geprauchen lafen: vnd auch jrer eygenen Wolfart, inndem fie durch ftäte Erlehr- nus vnd vunvertroffenem obligen der Weishenternftlichen Bhilofophie jnen jelbs eyn rhuig ovnd jicher leben Ichaffen. Angeſehen, das Dreierley leben vonder den Menjchen jind, eynes jo inn handelung und vbung, Das ander jo inn nachjinnung vnd Betrachtung, Das dritt inn Wolluftbarer geniefung ftehet. Under wel- hen, wer dis letzſte erwehlet, vnd ergibt ſich Dadurch der Wolluſt inn ſchmähliche knechtſchafft ganz leibey- gen, ond wird von jinnen vnd kräften ganz erichlagen vnd elf, ja ganz Bihiſch, wüſt, hinläſig vnd kley— mütig. Wer aber in bloſer Schaubildung, nachgrün— dung vnd des Gemüts andacht alleyn ſchwebet, vnd dabei der Wirklichen vbung mangelet, wird nieman behilflich noch nutz. Gleichwie hinwider, wer dasje— nig, ſo er begriffen, erkant vnd ergründet, inn den

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handel vnd inns werd zu richten wolgeneygt und ges fliffen ift, Daneben doch Der vorbetrachtung, grundfin- nung, oder der Philoſophie unbericht, gar vngeſchickt, grob vnd jrrig werden mus.

Hierumb ſoll man, ſo vil es erichöpflich, fich vn— derwinden, beyde Die Gemennnuzliche händel vorzuba- ben, vnd auch, als vil es Der zeit leidlich, Die Philo— ſophie fleifjig zu ergründen. Mit jolcher mas ftunden etwan den Gemeynden vor die Herrliche Männer Pe— ricles, Archhtas von Tarent, Dion der Syracufaner, und Eyaminondas Der Thebaner: vnter welchen die beyde Lesternante Fürftehende Oberfentsperfonen des Platonis ganz geheyme freund vnd zugethane fchuler ſint geweſen.

Vermeyn alſo hiemit genug von vnderricht der Kin— der inn guten Künſten anweiſung beſchehen, vnd nicht ferner die zeit damit zuzupringen ſein. Wa ich alleyn noch dis eynig hinzu ſetze, das es auch ſehr nutzlich, oder vilmeher nötig ſeie, der Alten herrliche ſchrifften, oder Weiſer leut bücher vnd werck emſiglich zu ſam— melen. Angeſehen, das es darmit, wie mit den Acker— leuten geſchaffen. Dan zu gleicher geſtalt, wie dieſel— bige ſich mit rüftung vnd werckzeug zu jrem Feldbau dienſtlich vorſehen, nicht alleyn darumb, das ſie es alleyn beſitzen vnd haben, ſondern auch das ſie es ge— prauchen vnd jnen nutz machen. Ebener maſen iſt auch der geprauch der Bücheren eyn warer Zeug vnd Vorrhat aller Lehr, Künſt vnd Kluggeſchicklichkeyt, dardurch ſie, als aus eyner Lebendigen quelle, allzeit jre Vnderhalt findet vnd erſchöpffet.

So iſt diſem nach auch die Leibliche Vbung nicht dahinden zu laſen, ſondern man ſoll die Knaben zu den Ringmeyſteren, oder ſonſt ſolcher leibfärtigung vnd

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Hurtigkeyt erfarenen, Die ſie ordenlich mit Mas er- gengen, außboſſelen, abrichten und bdeponieren mögen, ſchicken: beydes von megen rechtfüger geftaltung vnd artlicher wolſchickung, vnd auch Fräftiger erſtärckung der Glidern, jampt gefunder Wolſetzung des Leibe.

Dan der Jugend frifche leibsvermöglichfegt ift Der grund eynes guten alters: Ja inn Jungen tagen wird durch erhaltung geſunder complerion vnd Fräftigung des leibs Das rechte Fundament zu eynem geruhigen alter gelegt. Und wie man zu Mör, wann es jchön ftill wetter ift, Dasjenig alles, jo wider Das vngewit— ter mag dienen ond aufhalten, joll vorberegten und zu— rüften: Alfo joll man auch inn der Jugend mit mä— figung, ſittſamkeyt vnd nüchterkeyt bei zeiten eyn be— helff vnd rucken wider des Alters beſchwärlichkeyt ſu— chen vnd verſchaffen: vnd bei blühenden Jaren durch eingezogen leben gleichſam eyn zerpfennig oder Fart— gelt dem Alter ſparen.

Gleichwol ſoll man darbei alſo des leibs mühung vnd arbeyt zu mäſigen und einzuzihen wiſſen, Das nicht die Jugend davon erſchöpffet vnd gantz ausgetrocknet, zu ſtudirung nötiger ſtuck vnluſtig, verdroſſen vnd nach— läſig werde. Inn betrachtung das, wie Plato ſpricht, der ſchlaf vnd Die laßmüde ware feind der lehr vnd guter künſt erlehrnus ſind.

Aber was verzihe ich lang, hievon ſprach zu hal— ten, laſet vns ebenſo mär vorgehabte ſach mit erze— lung der fürnemeſten ſtuck kurz abhandelen. Will des— halben noch diß hiemit erinnert haben, das die Jüng- ling nicht zu vnmänniſchen vnd leichtfügen, jondern jo fte je eyne leibsmäferung vorhaben, zu Kriegiichen obungen werden angelafen: als den ſpies zu ſchwin— gen, das jchäftlin zu fehiefen, den bogen zu ſpannen,

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die pfeil und flitichen auf vnd an zu legen, zu jagen, vnd dergleichen Ritterfpil zu treiben.

Diemweil neben anderem Rhum und Nutz, der aus folcher ernitlicher Ringfärtigung entftebet, auch im Krieg der Vbermundenen bab vnd güter, den Gigen- genden pflegen für Nittergaben, verehrungen und aus— beut vorgefeget und zugetheplet werden. Auch nim- mermebr diſer leib, jo binder dem Ofen und im fchat- ten ſtätes zartlich auferzogen, zu Friegen und Mafen- fürung kan eyne artlichfent oder geſchicklichkeyt gewinnen.

Aber eyn Kriegeman dörr vnd gefund, Gerad von leib, bebend vnd rund. Inn kriegsſtucken erübt beſtandlich, Vnd feine wehr zu füren handlich, Der ſchlägt all kämpffer auff eyn ſeit, Was gegen jm ſich laßt inn ſtreit, Vnd kan der feind ſchlachtordnung trennen, Ir ſpiz durchbrechen vnd durchrennen.

Hie möcht gleichwol eyner ſagen, was dis für eyn ſach ſeie, das da ich von rechtmäſiger Auferziehung ehrlicher vnd freigeborener kinder zu handelen verſpro— chen, gleichwol für die geringfüge und Armen vnder⸗ weiſung zu geben noch zur zeit vnderlaſen, vnd alleyn den Edelen vnd Reichen bericht vorgeſchriben hab. Dem iſt Die antwort bereyt: Das mir nichts jo ermünfch- lich, als das meine lehren jedermänniglichen, wes ftands der ift, nuß fein möchten. So aber vileicht etliche aus ehgener vnvermöglichkeyt vnd mangel jnen diſe meine vnderrichtungen nit nu& machen fönnen, die mö— gen das glüf vnd nit mich, der jederman wol zu rhaten gefinnet, anflagen.

Jedoch jollen auch die Armen, fo vil jnen immer möglich, fich bemühen, jre finder zu dem beften vnd frömmlichften aufzuziehen. Wa fie es aber zu dem

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höchſten vnd vollfommeneften zu pringen nicht ver- möchten, zu dem mindeften Doch auf die beſte wein, jo jnen zuftändig.

Vnd dis hab ich alfo Damit wollen underlaufen lafen, auf das ich des füglicher Dasjenig, fo noch zu guter anmweifung Junger leut vberig, anhänge.

Sag demnach alſo, Das Die finder zu geſchickter lehr mit mworten vnd ermanungen anzufüren, ond bei leib nit mit jireichen oder ſonſt ſchmählichen händelen, po— chen vnd polteren anzutreiben ſeien. Dan folche weis will jich vilmehr mit leibengenen knechten, als freige- mäfen perjonen fürzunemmen jchiefen. Zudem, das die folcher geftalt gehandelt, vom fchlagen nur vnem— pfindlicher zu erbärten vnd vnrichtiger zu erdauben pfle= gen: Alfo das jte nachgehends zum theyl aus fchmir- zung der ftreych, zum theyl aus jchmach, ab der ar- beyt, fo auf Das fludieren zu wenden, eyn fcheuen gewinnen. Da hingegen loben und fchelten, bei freies ftands Kindern vilmehr, als alles rasen, tretten, gey— felen, ftoffen end ftürmen mag verfahen. Jenes, Das lob zu gutem fie anzureyzen und zu locken, diſes, die fcheltwort som fchandlichem abzuftegben und zu fchreden.

Doch ift allezeit dis ftrafen ond lobmanen, beſchey— denlich nach gelegenheyt, eynes vmb das ander abzu— wechjjelen vnd zu geprauchen: damit jo die Rumſtolze gemüter ſich wolten zu mutig erheben, jnen mit züch- tigung eyn ſcham eingejaget, und fo ſie verfchmählich zu kleynmütig erfchlagen, widerumb Durch lob auffer- muntert würden. Iſt aljo bierinn den Säugammen nachzufolgen: welche, wann fie die Kinder eyn meil haben wennen gemacht und fchreien lafen, bald wider- umb mit den Dütten ftillen.

Gleichwol mus man fle nicht zu vnmäſig Ioben,,

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damit fie deſſelbigen jtch nicht vberheben und erhoch— mütigen. Sintemal dejjen vnzeitiger geprauch eynen falten ernit, jorgloje binlas und eygenjinnig mutwill pflegt anzurichten. Auch ich wol Elteren erfaren, de— nen jr zu vil groje lieb zu minder warhafter lieb bat gedient.

Vnd auff das man meine meynung hierinn erfolge, will ich es Durch eun Erempel Elärlicher zu verftehen - geben. Gag demnach aljo: es befind jich, das, inn— dem Die Elteren manchmal nur dahin jeben, wie jte jre Son inn allen jachen zu dem höchſten vnd erften vorzug mögen anbringen, dadurch gemennlich jre Sön mit aljo vnträglicher arbeyt beichwären, Das die ge= müter Dadurch verweldet binfallen, der ernſt erliget, und demnach jte jonft mit mühlicher befömmernus be- laden, oder durch vnvermögliche ſchwacheyt gehindert oder ſonſt verdrüffig werden, entlich ganz und gar feyn lehr mit ruhigem bergen einlafen, noch fallen.

Dan gleichermafen, wie Die Kräuter vnd pflanzen mit zimmlichem waſſer ernebret, mit sberflüfjigem aber eritöcfet werden: Ebener geftalt wird das gemüt mit mäfiger arbeyt gemehret, mit vberbürdlicher erfäufet. Iſt derwegen gänzlich den jungen von den ftät obli— genden arbeyten eyne friftung, vnd alio erlaubtermeis zu reden, eyne luftfchöpfung zn gonnen: Inn beden- fung, das vnſer ganges leben inn Arbeyt und rhu getheylet ſtehet. Darumb dan auch nicht alleyn das Machen, jonder auch der jchlaf, nicht nur der Frieg, fonder auch Der frid, Das vngewitter gleich ſowol als das jchön wetter, vnd neben den Werck- auch die feir- tag jind geichaffen und erfunden.

Ja das wir es inn eyner ſumm begreiffen, Die Rhu ift Das gewürz der Arbeyt ond eyne verfüjung, die ſie

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ſchmackhaft vnd angenem machet. Wie ſolches nicht alleyn an den lebhaften Thieren, ſondern auch den vnſeelhafften vnd vnempfindlichen Dingen beſcheinlich. Seiteynmal wir je die Corden vnd ſeyten an den Bogen, oder an Lauten ond Geigen ablaſſen, ſie dar— nach des füglicher widerumb zu ſpannen, zu richten ond auffzuziehen, vnd inngemeyn zu ſchlieſen, ſetz ich für gewiß, der Leib werd durch erfüllung vnd entlä— rung, das Gemüt aber durch arbeyt und rhu erhalten.

Noch hat es andere Eltern, die auch nicht vil lo— bens werd feind, al3 diſe, welche nicht eynmal, nach- Dem ſie jre Son den Zucht» vnd Lehrmeiferen zur hand gegeben, was fie lehrneten, jelbs nachfrag und Verhör pflegten. Welches warlich eyn grojer fäl und obeljtand ift: Betracht, das Wätterlicher jorgfältigfent zuftünde, alle zeit vber etliche wenige tag, was Die Kinder an lehr und geſchicklichkeyt zunemmen, zu er— fündigen, vnd nicht alles dem gefallen des gelidlone- ten Mevfterd zu vertrauen. Angeſehen, das Dderjelbige gedingte, Dadurch wa er merdfete, das er jeines ange- nommenen ampts halben oft zur rechenichafft ftehen müßte, vil genaueren fleis inn züchtigung der Schul- jünger würde anwenden. Und hieher Dienet befräfti- gung halben jenes Stallmeyfters Sprüchwort jehr fein, welcher jaget:

Nichts mäſt das Pferd mehr vnd machts daugen Als feines Herrn ſorgachtſam augen.

Innſonderheyt aber ift der Jugend gedächtnus zu erüben vnd duch angewönung zu ftandhaftigen. Dan Diefelbe ift gleichlam eyn Gehalter und vorrhats-Kän— fterlin alles lehrenes vnd wiſſens. Derbalben haben Die Vralte Voeten ſehr fünftlich gedicht, Die Gedächt— nus oder Memori eyn Muter der Mufen oder Kunit-

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göttin fein: anzuzengen, das nichts allerley kunſtge— ſchicklichkeyt ſolcher maſen gebäre, aufpringe vnd ver- mehre, als die Gedächtnus.

Von deßwegen ſie dan auff beyderley weg, die kna— ben ſeien wie ſie wollen, entweder von Natürlicher mildgüte mit guter gedächtnus begabet, oder im gegen— theyl zu vil vergeſſen, wol fleiſſiger wartung vnd vbung von nöten hat. Dan diſergeſtalt wird man entweder eynes theyls angeartete volkommenheyt meher bekräff— tigen, oder des anderen mangel mit fleis erſtatten vnd verbeſſeren mögen. Vnd wie die erſten alle andere, alſo werden diſe letzte ſich ſelbs vbertreffen. Sintein— mal ſehr wol von dem Poeten Heſiodo geſagt wird:

Das ſo man allzeit wenig trägt Zu wenig, vnd ſolchs oftmals pflegt, Wird auch eyn grofer hauf gelegt.

So ſollen die Elteren auch dis wiſſen, das Die frafft der Gedächtnus im lehrnen erübt, nit alleyn zur lehr gefchieklichfeyt und kunſtlehrnus vorftändig, fondern auch zu allen anderen Menichlichen händelen vnd bur— gerlicyen geichäfften ſehr behilflich vnd fürderlich feie: Bedacht, daS Die erinnerung vorgangener gejchichten eyne vorbilpliche anlas geben, inn zufönfftigen fachen wol zu rbaten.

Vberdis ſeind auch die Finder von jchandbaren vn— erbaren worten zu enthalten: Ceiteinmal die Reden, wie Democritus gedendt, eyn ſchatten vnd widerjchein der werd vnd thaten feind.

Sodan joll man fie grusbar, redgeb und ſprach— fanft gegen männiglich zu fein, anmeifen. Dan nichts aljo bafwürdig, als deren vnholdſelige geberden, Die fich fo hoch ond werd, und andere jchmäh halten, Das fie den leuten kaum den Mund gonnen, ond grofe

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bejchwärlichkent fich zu beiprechen, oder auch andere anzureden machen.

Desgleichen merden fie auch viles vngonſtes obere haben jein, wann fie fich nicht zu ftreitig vnd eygen— finnig inn allen zmeifeligen fachen vnd fragen, die zu erörtern fürfallen, erzeugen, ſonder fich nach gelegenheyt jres Vortheyls und jiges wiffen zu begeben. Inn an- ſehen, Das es nicht alleun fein, etwas behaupten und erhalten fünnen, jondern auch, wa der Sig fchäplich, ſich wiffen vberwinden zu lafen. Demnach inn der warheyt auch eyn Cadmiſche Victori, als Die, jo zu Verluſt des figenden gelanget, für eynen fig verrümet if. Dazu ich dan den Weifen Euripidem für epnen genugjamen zeugen Fan anziehen, da er ſpricht:

Wann mit eynander jren zwen

Zu red eyner fach halben ftehn, Vnd der eyn zörnt, fo halt ich ven Der nachgibt on lang wiverftehn Für Fluger, vnd den andern bön.

Was wir folgends noch ferner zu vnderricht der Jugend dienftlich, und nicht mit minderm als gedacht, jondern noch wol gröjerem fleis zu vollziehen achten, wollen wir auch nun vneingemengt bie nicht laſen. Vnd ift es nämlich Difes: Das fie jr leben nicht inn oberflug vnd zartlichkeyt binpringen, Desgleichen, das fie jre zung zämen, den zorn meyſteren vnd jrer händ mächtig feien. Welches jamptlich wie bochachtfam es zu halten, joll aus eynes jeden ſtuck bie eingeprachten exempeln jcheinbarer erfolgen. Vnd das wir son dem lezten anfangen, ift zu wiſſen, mie je vnd je anfeh- liche perfonen geweſen, welche, inndem fie an vnrecht- färtigen gewinn hand anzumerfen nicht gefcheuet, da— durch alle Ehr und Rhum jres vor lang wol zuges

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yrachten lebens haben verjcherget: Als nämlich Gylip— pus von Sparta, welcher, dieweil er aus vngewaltſame feiner fäuft, Die geltfäf, jo im vertrauet, eröffnet bat, deshalben aus dem Land inn das Ellend ift verban— net worden. .

So vil dan folgends den Zorn betrifft, ift es wol enne beſondere fürtreffliche thugend, von demfelbigen gang vnd gar vnangefochten fein: Ereyget jich aber allenn inn den Recht volfommen Weifen, gleichwie Socrates gewejen. Welcher, als jne eyn frecher und liederlicher Junger fund mit füfen trate, vnd folches jeine vmbſtehende alio beftig verdrüfen ſahe, Das fte auff jne verbittert, jm nacheilten, des ſinns jne für die Oberkeyt binzufchleufen, manet er fie ab, ſprechend: Was? jo mich eyn Eſel gejchlagen oder getretten bette, meynten jr auch, Das ich jne wider mit füjen ſtoſen jolte?

Gleichwol ift es diſem Freveler nicht alſo vergebens hingangen, ſondern als jme jedermänniglich ſolche vn— that verwiſe, vnd täglich hören mußte, das ſie jne eynen beſchlagenen Eſel oder Fustretter ſchalten, hat er aus Vnmut jme ſelber das leben mit dem ſtrang genommen.

Desgleichen als Ariſtophanes inn eyner Comödi, die er die Wolkenbeſchauung nennet, bei offentlichem Schau— ſpil allerley ſchmach wider den Socratem ausgoſſe, vnd jne, den Socratem, derhalben vnderdes, als man jne nach aller vngeſtalt alſo ſchumpfieret, ehner fraget: Verdrüſet dich dis nicht Socrates, das du dich alſo ausrichten höreſt? Gar nichts, antwortet er, dan es mich auf diſem ſchauplatz nicht anders beduncket, als wann ich in eynem freien Gaftmal für kurzweiligen luft geverieret wirde.

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Gleiches hat fich auch mit dem Archyta von Tarent vnd Blatone zugetragen. Dan als der eyne aus dem krieg, darinn er eyn Oberſter geweſen, wider zu haus gekehret, vnd ſeine äcker vnachtſamkeyt halben inn vn— bau kommen ſein vermercket, hat er ſeinen Gültbau— ren, oder, wie etliche auslegen, ſeinen Einnemmer oder Schaffner herbei gefordert vnd jm geſaget: Wa ich nicht jetzumal zu zornhitzig were, ſolt vbel mit dir gefaren werden.

Vnd Plato, als er auff eyn zeit wider eynen ſei— ner knecht, Der gang ſorglos und leckerhafft, entrüſt ware, ruft er feiner Schweſter ſon, den Speuſippo, vnd ſaget zu jm: Nemm du diſen buben hin vnd gey— ſel mir jn: dan ich bin gar zu zornig Dazu.

Aber bie möcht mir eyner einmwenden, Das Dijes ſchwere vnerfolgige fachen fein. Das lag ich zmar zu: Nicht Des weniger ift nach folcher hocherleuchten Männer vorbild inn alle weg möglichiter kräfften zu onderfteben, dem vberſchuß des vnleidlichen, mütenden ond onſinnigen zorns abzuprechen. Dan wir auch mol inn anderen fachen jre trefliche erfarnus vnd thugend weit nicht errenchen: Jedoch Fünnen wir, als Weis— heytgeweihete Priefter, Heyligthumbweiſer vnd Sterzen- trager, ſolcher gleichſam Götterperſonen, jo jrer klug— best heylige verplibenſchafften fürzutragen ſchuldig, nicht vnderlaſen, jrer lehren vnd thaten nicht alleyn zu ge— dencken, ſondern wa wir jmmer mögen, nachzuſetzen.

Die Zämung der Zungen betreffend (dan diſes al— leyn ſtehet noch aus vorgeſezten ſtucken auszufübren) ſo eyner vileicht dieſelbige für geringſchätzig vnd vnnö— tig hilte, der gebt inn erkantnus zimlicher gebür weit jr. Demnach gewiß, das eyn wol zeitig vnd gele— genheytmäſig ſchweigen eyne groſe Weisheyt vnd ges

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ſcheidigkeyt iſt, die auch etwan höher als eyn Red zu halten. Vnd deshalben, acht ich, die Voralten die heylige Gottsdienſtliche geheymnuspräuch oder Gottge— heyme Weihceremonien eingeſazt haben: auf das, ſo man inn denſelbigen des ſtillſchweigens gewont, auch folgends ſolche Gottverehrliche forcht auff Menſchlicher heymlichkeyt getreue verſchweigung verwende. Dan ſchweigen hat nie keynen, aber Reden vberaus vil ge— rauen: vnd das verſchweigen laſet ſich allzeit mit der weil leichtlich ausſprechen, aber was eynmal geredet, nimmermehr hinderſich ziehen.

Vnzahliche Erempel deren, die aus vngezäme der Zungen, inn jämmerlichen vnfall verftürget worden, fan ich mich gehört haben, erinnern. Aus welchen ich gleichwol alleyn eyns oder das ander, vorbildung und erklärung halben, bie will gedenden.

AUS Ptolemeus, zugenant Vhiladelpb, oder Geſchwi— ſterlieb, eyn König inn Ggspten, jeine ſchweſter Arji noe jm vermälet, vnd bierumb Sotaded zu jm gejagt bette, wie er den jtachel inn eyn vnzimliches Loch ftiefe: bat er von ſolcher wort wegen durch langwirige ge= fängnus im kärcker verfaulen müfen, vnd alſo vmb jein vnzeitiges geſchwez würdige ftraf empfangen: Sol- chermafen, Das der, jo andere zum gelächter underftund zu bewegen, ſelbs eyne lange zeit hat müſen wennen.

Gleich- vnd ebenmäftges bat auch jchier Theocritus, der Sophift oder Meisheytrümling,, geredt und gelit- ten, on Das es jm etwas herber und ſchwerer ausge- fchlagen. Dan als Alerander der Gros den Griechen eyn gebott aus Aften thate, jm zu ehren ſich auff jeine jtgbafte widerfunft aus dem Perſiſchen Zug mit Purpurfleydern gerüft zu machen, durch jrem beiftand aljo den Göttern vmb erlangten fig von den fremden

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Nationen, eyn ftatliches danckbares opfer nach höchiter gebür vnd zirlichkent zu vollrichten: und deshalben be= regt, die Stätt vnd Länder yon haupt zu haupt, eyne nambafft geltiteur zufchofien: da Eont gedachter Theo— eritus folches nicht vnberedet lafen, jondern jagt vn— verholen, wie er wol etwan gezmeifelt habe, von dem, das der Höchjiverrumteft Poet Homerus die Purpur eynen Tod nennet, nun aber erfabr ers augenjchein- lich war geredet jein. Don welcher wort wegen er gleich des Keyſers Alerandri grofe ongnad vnd feind- jchafft auff fich hat geladen. Desgleichen als er auf eyne andere zeit dem König Antigono, jo Anderäugig, folchen gepreften Des eynen auges verächtlich vermile, bat er jne Dadurch zu onendlichem zorn erreget. Dan al3 eyner, Eutropion genant, eyn Kuchenmeyiter von ernanten König zu eynem anjeblichen befehl hoch ge= fördert und dabei eingedingt worden, den meherbeſtim— ten Theoeritum vmb rechnung jeiner Amptsverwaltung anzufordern, und er, der geweſen Kuchenmenfter, jol- chem nachzufommen, jne, den Theocritum, zu vilmalen deshalben begrüjet vnd erjuchet: da prach jm zulezt der Verdrug das vnbändig maul auf, Das er vnbe— ſcheyden herausfuhr vnd höniſch zu dem Eutropio ja- get: Sch merk wol, das du mich aljo rho, dem Bo- lyphemiſchen Cyclope wilt zu verzeren auftragen. Hie— mit beyden, Difem, Das er eyn Koch geweien, jenen, dem König, Das er einäugig wer, verweilend und auf- rudend: Darauf jan gleich Gutropion miderum mit worten bejchlug, furechend: Sp muft du warlich zuvor den fopf verlieren, vnd jolches Deines vnvermwarten mauls, vngebaltner zungen vnd vnſinnigen weis, noch redlich entgelten. Gieng darmit gleich zu dem König bin, sad pracht im alles, wie es verloffen, an; Wel-

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er auf der ftätt hinſchicket vnd den Theoeritum ent baupten life.

Vber nun erzebltes alles ift auch Die Iehrjugend, als zu dem beyligmürdigeften, Die marheyt zu jagen, zu gewönen.. Dan lügen, eyn ſchnödes knechtmäſigs Ding, vnd mol aller Menſchen bapmürdig, auch kaum an dem geringiten leibverpfiichten dienſtbuben leidlich ift.

Vnd biemit will ich alſo alles dasjenig, jo biß bieber von Thugendzierlichkeyt vnd zuchtgebürlichkent der finder vorgetragen worden, frei und grundjäzlich aufferhalb allem zweifel eingepracht haben.

Mas aber noch vberig anzupringen, befenn ich das— felbige bei mir etwas zweiffelig vnd vngleichiinnig noch zur zeit gefchaffen, auch derwegen mich gleichiam inn der wag ftehend, nun auf Dife, Dan eyn andere feit wandend, nit gänzlich entſchloſſen fein, welchen theyl ftandhaftiglich,, beiftändig zuzufallen. Dermajen, das ich ſehr im zmeifel ftande, ob es anzupringen oder ab- zulänen, zus oder widerzurbaten befömmlicher: Jedoch ift e8 zu wagen, vnd wollen den handel hiemit vn— deriteben zu erklären.

Derfelbige ſtehet nun inn difer frag: Ob man Die Knabenhuldige oder liebbaber der Kinder, vmb fte zu wonen ond groje gemeynſchafft bei jnen zu juchen, geftatten, oder im gegenthegl vil meher von jnen ab- balten, ausjchliefen und alles zugangs entſchlagen foll. Dan fo ich etlicher Vätter mwiderfinnige eygenrichtigkeyt vnd rauhe vnholdſelige geberden, welcher der Huldigen aejellige gemeynfchafft jnen, aus forg jrer Kinder ſchmach vnerleidlich achten, zu mut füre: jcheue ich, mich deſſelbige an- vnd aufzupringen oder zu rhaten. Hingegen aber, fo ich bebergige des Socratis, Plato- nis, Xenophontis, Aeſchinis, Cebetis, vnd Difes gan-

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gen anhangs, ond rings diſer hocherleuchten Männer, erjinnlich bevdenden, welche allefampt die Männliche lieb gebilliht und dadurch Die Jüngling zur Funftlehr- nus ond wolgeſchickter däuglichkeyt zum Regimentlichen wäſen, auch thugendhaften ehrbaren jitten angeführet vnd gewifen haben, werd ich meine meynung bald zu änderen beweget, vnd aus vermunderung derjelbigen Weißheytſcheinbaren leut jnen zu folgen verleytet. Seiteynmal auch diſen Euripides mit jeiner bezeugnus zufället, alſo jchreibend: Roh wird eyn ander lieb erhebet, Die nicht Teiblich vem leib nacfirebet: Sonder eym tugendhaften gmüte, Eym regnen herzen voller güte.

So iſt auch des Platonis meynung, die zugleich onder der jchimpfergeglichen Ned auch etwas ernites einhalt, nicht zu vberhupfen, da er meldet, daS Denen, die ſich mannlich im ftreit gehalten, der fchönften ey- nen, jo jnen gefällig, zur Heymkunft zu küſſen erlaubt fein joll.

Meyn derhalben, Das melche jnen alleyn die leib- fiche jchöne gefallen laſſen, abzutreiben, hinwider, Die das wolgeneygt gemüt ond eyne thugendhüpfche jeele belieben zuzulajien: Vnd aljo Die Thebaniich und Eli- diſch weis zu hulden, ond Difes, welches man inn Greta eyn Lieb-Raub heyiet, zu flihen, aber wie man es zu Sparta ond Athen halt, wol nachzufolgen jeie. Gleichwol wollen wir bierinn nieman nichts vorge— jchriben , jondern eynem jeden jein gutduncken vorbe- halten haben.

Demnach ich aber nun genugjam von ordenlicher zierli- cher zucht der finder gehandelt, will ich gleich jegumal auch zu dem plühendem alter der Jüngeling fihreiten,

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und davon oberal eyn wenig alleyn red pflegen. Dan gleichwie ich zu offtermalen die heylloſe einfürer Göfer gepräuch gefcholten: alfo Fan ich ſie auch jegumal fträf lich anzufaren nicht onderlafen: Nämlich folche, Die, nachden jte den Kindern Lehrmeyſter und Zuchtpfleger geordnet, nachgehends, jo die zu Jünglingen erwachen, denen den Zaum alles mutmwillens, wahin fie der vn— bändige luft antreibet, verbengen. Da doch im wider- Ipiel Dife mit vil mehrer jorgfältiger achtung und war— tung als die minderjärigen flünden zu mäjlgen.

Dan wer wens nit, wie der Eindhent fäl gemenn- lich gering vnd leicht zu verbefieren, als nämlich jolche jeien, Die vileicht aus kleynachtung des zuchtmenfters oder jorglofer verrichtung und vngehorchſam auff des lehrweiſers geheys ber entitehn: Der ermwachfjenen Ju— gend lafterftucf aber mebrertheul8 zu bäftig, ſchädlich vnd ſchrecklich ſeien: Als da find onmäftger und vnab— läslicher jchlamp vnd fras, füllerei und trunckenheyt, abtrag jrer Eltern parfchafft, erbverfchwendung, ipil- jucht, tägliche vnd nächtliche zechen vnd jchlaftrund, feichtfärtige dänz, fasnachtrafen, balgen, verleibgaffung der Meydlin, lichtſcheue bulerei, ehpruch und andere ſchandthaten.

Hierumb will ſich gänzlich ſolche jugendreyzende, ongeſtümme begirden zu feſſelen vnd einzuhalten ge— zimmen. Angeſehen, das dis jung friſch geplüt vnd Altersplüft der wolluſt ganz vngehaltſam und onmäch— tig: ja auf geylheyt ganz naturergeben und verbenzt it: Alfo Das fie wol eynes jcharfen gebifies und ftar- fen zäumes vnd zigels von nöten hat. Vnd zwar wer DIS fräudig alter nit mit aller macht binderhält vnd anziehet, gibt jm vnwiſſend aus Eleynachtfamfegt

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beymilche anlas und Fünmütige freiheyt jich viler laſter zu ernieten vnd zu vnderſtehen.

Derwegen jollen verftändige Eltern innjonderheyt vmb Diejelbige zeit genaue wacht halten vnd grofer fürfichtigfent fich geprauchen, Die junge Friſchling auf alle weis zu verhüten vnd innerhalb der Zuchtjchran- fen und thugendban abzurichten, mit lehren, trauen, abjchrefen, bitten, rhaten, manen, verheyſen, fürbil- dung viler Erempel, beyder deren, Die aus Süsliebe der Wolluft jich inn grojes vnglück und leyd verftür- Bet: vnd auch Difer, Die durch jr eingezogen gelüſtdem— mung eynen Rhumbaften Namen vnd ehrenberliches lob haben erichöpfet.

Dan diſe zwey, Hoffnung der Rhümlichen Ehr vnd Forcht der jchandlichen fraff, jind die grundleg, Not- zeug vnd gleichlam Briprüngliche Element vnd erz ihaffungen aller Thugend. Seiteynmal jenes, Die Ver- tröftung des Preifes pflegt zu gutem Ehrenmäſigen Fürnemmen die Serbenfräudiger: Difes, bejorgung der ſchmach, zu böfen jcheltwürdigen Werden, die zu vollziehen, verzagter vnd träger zu machen.

Inn alle weg aber will ſich gebüren, die Kinder von beimonung und gemeynichafft böfer leut abzuzie— ben: Dieweil jnen jonft onverfebenlich etwas vom Erb- gifft Derfelbigen boshent möcht anerben und nachhan- gen. Vnd diſes hat zwar auch zu verfiehen gegeben der älteft Weisheytlehrer Pythagoras durch feine ver- plümete Gebeymnuslehren: Welche, Diemeil ie nicht eyn geringes zu erlangung des böchiten gutes der Thugend vortragen, Fan ich jte bie einzuführen vnd zu erflären nicht vorvbergahn. Als nämlich, da er meldet: Nit verjuch, was eynen ſchwarzen ſchwanz hat: Verſtehet er, das man mit lafterbefudelten perſonen, Die von

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boßheyt geichwärget, gantz dunckel und finfter find und inn der finiternus ſich behelfen vnd leben, nicht vmb— geben jolle. Weiter: Nicht oberjchreit die Wag: da— bei mennet er, der Gerechtigkeyt groje achtung zu ge— ben, vnd jre mas nit zu vbertretten fein. Folgends: Mit fiz auf dem Farchnab oder der Radwelge, verftebt fih ſo »il, als flibe die faulfeyt, auf das du Dich esrlih auspringen, vnd mit nötiger onderhalt zu Menichlichen leben und baufbaltung Ddienlich vorſehen mögeft. Herner: Nit mwerf allein band an, oder nit geb jedem leichtlich deine händ, ift fo vil gejagt, als: Nicht verlob, bepflicht und verfpreche dich leichtlich, oder gebe Deine Treu nicht Tleichtlich von dir. Desgleichen trag fernen engen ring: das ift, für eyn Vnverfan— gen frei leben, und verftricf Dich jelber inn keym Nez. Item, mit dem fchwerd fchire keyn feur: fteht auszu— legen, daS Die zornige vnd vnwillige nicht zu erregen end zu reyzen, fintemal es miglich, fonder deren grimm end vnmut vilmeher nachzugeben und zu weichen jeie. Nachgebends: Nag dir nicht jelbs Das Ser, da leh— ret er vnſer Gemüt vnd Serz mit angithafften ſorgen nicht zu peinigen. Demnach: Enthalt -dich Der Bo- nen, das ift, Treng vnd meng dich nicht inn gemey— ner Lande vnd Stattgejchäfft verwaltung, noch inn keyn Regiment. Dan vor alten zeiten ypfleget man inn Wal der Oberfeyt mit Bonen Die ftimmen zu geben end Das Los zu fallen. Nachfolgends: Werf Die jpeis inn keyne Brunzkachel: zu weiſen, wie eyne fehöne Red keynem verkehrten gemüt fei zu vertrauen, oder eyn gutes Geſpräch inn eyn böfes Herz auözugiefen Inn betrachtung, das Die Red eyne fpeis des Gemü- tes und Der Geelen ift: welche fpei3 der Menjchen bosheht pflegt zu veronrepnigen vnd mit jrer jchald-

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Gent zu beichmenfen. Endlich warnet er auch neben anderen mehr, das wa man die Grengen oder das endliche Ziel eynmal erreychet, nicht wider vmkehren folle: Damit ondermeifend, fo der Tod vor der thür, und nun Das beichliesliche end des lebens vorhanden, man defielbigen mit gedult gutwillig auswarten, vnd fich Darumb nicht befümmerlich unmutigen folle.

Aber widerumb zu onſerem erfeflenen vorhaben zu kehren, iprich ich, wie obgedacht, das Die unjchuldige bergen der Jugend von aller ärgerlichen gejelichafft, fchandbarer geipilichaft, vnd gänzlich allen verruchten böfen Menſchen, befonderlich den Schmenchlern abzu= halten ſtehe. Dan deſſen ich ſonſt oft vil Eltern war» nungsweiS zu erinnern pflegt, will ih auch allyie widerholet und verjichert haben, das keyn verfluchter, giftfuchterblicher art der Menſchen, und welches meher und ehe Die Jugend vndüchtige, vnd wie eyn ſturm— bagel niderfchmettere, als die zutüttler vnd Orenfrauer gefunden werd: Sintemal fie beydes die Eltern mit den Sönen inn grundverderben richten: vnd vnderdes fie fich jnen mit jren boniggefchmirten vnd ölgelinden worten föftlich zu rhaten annemmen, veräzen vnd ver= beyzen fie Die Durch das vunverhütlich vnd ſchwermeid— lich Aas der ſüſen Wolluft: und pringen jolcherge- ftalt zugleich des eynen alter vnd des andern jugend inn jänmerliches vngemach vnd gröfte armfeligkent. Dan ſecht da: die Reichen Eltern ermanen jre finder zur nüchterfeyt: Die Faugenftreicher zur Trunckenheyt: jene zu feujcher enthaltung: diſe zu ausgelafener gevl- beyt: jene zu hausgemäfer jparfamfept: diſe zu ver— thuniger unnüßer verjchwindung: jene zu arbeytfamer emſigkeyt: Dife Durch etliche Teichtfärtige wort zu trä= gem müftggang: jprechend: Was ift DIS vnſer ganges

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leben anders, als nur eyn tüpflin vnd pünctlin der vorftehbenden zeit? Man muß Diefelbige, allemeil man jte bat, leben, nicht verleben: Der zeit geniefen Vnd nicht entniefen, 5 Die zeit fein gemachlich geprauden, Nicht zu andern ſachen mißprauden.

Mas darf man fich, forechen fte, vor des Waters traumorten bejorgen? Er ift ern alter beraffeler vnd aberwisiger kärnerbuz, gehört inn Die ander Welt, Der Tod ficht jm ſchon zu den augen heraus, ſpielt jm auf dem rufen: vberniorgen erwifchen wir jne etwan bei dem fus, vnd ketſchen jne hinaus zu dem alten hau— fen, jo fommen wir feiner aberwiz ab.

Ja es finden fich unter diſen Buben, welche auch offentlich verſchamete Peken zufüren, oder, ſo ſie ver— heurhatet, jre Frauen vnd Töchter feyl tragen: Auch ſolches füglicher auszupringen, den Eltern heymlich ab— zutragen, vnd jnen etwan auf eynmal alles jr güt— lin, welches ſie lange zeit für eyne vnderhaltung vnd täglichen zeerpfenning jres vnvermöglichen alters ge— ſparet, hinzurauben anweiſen. Kurzumb diſe liebko— ſer ſind eyne rechte anzuſpeiende ſchelmenzunft, der ſchaumheuleriſcher freundſchaft, welcher nie erſchmackt hat, was vertraulich aufrecht ſtrafen vnd rhaten für holdſelige kraft bei vngefälſcheten freunden vermöge: Es ſind der Reichen ſchmeycheler, der armen verſchmä— her: das es eyn anſehen hat, als hetten ſie mit ſon— derem fleys, zu verfürung junger leut, die kunſt des Leirengeſangs gelehret, die jugendfreche hertzen, nach dem ſie ſpilen, zu bewegen: eyn recht hinderliſtig ge— ſind, auf den ſchein gerichtet, welches, wann der, des prot es iſſet, lächelet ond jchmollet, gleich jm zu ges

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fallen, vor wagendem lachen das maul gar zerzerret: wann der, ſo jm das maulfuter reychet, frolocket, es vberlaut jauchzet: eyn heychliſch völcklin, eynes andern meynung vnderworfen, frembdes ſinns ganz herz vnd leib verpflicht, rechte baſtartſtücklin Menſchlichen lebens, oder vilmehr das vnmenſchliche falſch baſtartleben ſel— ber: vnd alſo zu reden, die Wechſelgeburt vnder den leuten, vnd fleiſchverbuzte Teufel, Tellerlecker, die nach neygung, wunſch und begeren, ja nach dem nicken vnd wincken der Reichen leben: von glückfall her wol frei geboren, eygenes willens aber gefangene Knecht, dabei doch dermaſen hochtragende Schmeckenprätlin, des ſie ſich geſchmähet ſein beduncken, wann man ſie nicht allzeit auf den händen, nach dem ſprüchwort, träget, ond inn ſchmählichem vberfluß, zärtlichkeyt vnd mü— ſiggang vergebens erziehet vnd meſtet. Alſo das wol eynem Vater, der vmb Wolerziehung ſeiner kinder ſorg— faͤltig eifert, hoch von nöten fein will, dis wüſt Räu— dig Vihe weit von ſeiner zucht vnd reynen herd zu verſtoſen.

Desgleichen auch von jnen der ongerhatenen ovbel— geſitteten Mitſchuler geſellung abzuſchaffen, dan diſe auch die beſte gutartlichkeyt zu verkehren genug ver— möglich ſind.

Diſe nun vnd alle andere oberklärte lehrmanungen ſind notwendig, nuz vnd gut: die folgende aber, die ich jetzumal anzupringen willens, menſchlich, vnd der billichfent gemäs. Nämlich, das natürlicher Anmutung nach, den Eltern nicht gezimmen will, gegen jren fin- dern jederzeit und vberaus zu hart vnd rauch zu ver- faren: jondern zu zeiten eynem jungen Menjchen et- was füles zu voberſehen, ſich erinnerend, wie ſie jre

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jugend zugepracht, vnd Das fie auch diſes ficheren, forglofen vnd mutigen alters gemejen.

Vnd gleichwie Die Arzet bittere Arzeneien mit füjen fäfften vermifchen, vnd aljo eynen weg erfunden ha— beu, Durch angeneme erlufti zugleich die wirdliche nuzbarkeyt forzujegen. Alſo gebürt auch den Eltern,

den berben ernjt Der ſtraf mit janftmütiger gelinde zu |

vermengen: vnd zumeilen der Jugend begeren den zaum fehiefen zu laſſen und nachzubengen, je dermeilen wi- der mit zaum ond zigel fireng anzuzihen: vnd innfon- derheyt jre mängel und fäl gedultmütig zu vertragen. Ma es aber nicht fein mag, fich gleichmol dahin zu gewänen, das jo man je zu zorn entzindet wird, der— jelbige auf das bäldeft Doch bei jnen ausfadelen vnd zerflatteren möge. Dieweil es leivlicher, eyn Vatter jei gähzornig, als jchwerzornig. Sei gähgrimmig vnd gähbrünnig, Doch darneben leichtverfünig, Als ſchwerlich zu erzörnen wol Vnd aub ſchwer zu verfönen doll.

Betracht, das jolche vnvätterliche feindlichkent, erbit— terung vnd vmerbittlichfeyt nicht geringe anzeygung eynes Kindshafjes geben.

Difem aber vorzufommen, ftünd eynem befchendenen vater wol an, jich anzunemmen, als ob er etliche kin— derfäl nicht mwarnemme: ſondern folche aus angemafe- tem gevpreften alter leut, denen gemennlich an gehör vnd geficht aus plödigfent vnd ſchwäche etwas abgebet, plinzelend vberſehen vnd daubelend vberbört habe: Alſo das ſie mit fleis etliche, jo ungebürlich vorgehet, mol ſehen, vnd gleichwol nicht jehen, etliches hören, und Doch nicht hören mollen.

Vnſerer freund irtumb ond mißtritt können mir et-

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wan wol vertragen, jolt e8 dan mwunderlich ftehen, onjerer finder mißgriff auch zu gedulden? Fürnämlich da mir auch oft der Enecht füllerei mögen vnberedet bingeben laſen.

Derbalben bift du etwan lang zu zähgeb und Farg gegen deinem Son geweien, jo erzeug Dich auch eyn weil mildgeb ond Efoftfrei gegen jm. Biſt zu zeiten ober jne onwillig worden, eyn andermal verzeibe jm wider gutmwillig. Er hat Dich etwan durch hilf Deines hausgefindes hindergangen, vnderſchlag es und gewinn es deinem zorn ab. Sat eynmal dir hinderrucks etwas vertaufchet, etwan enn par Rinder aus dem Meyerhof verhandelt, fompt auff morgen, beut dir eynen guten tag, vnd ſtinckt noch ab nächtiger zech von wein, thue als wiſſeſt, noch merdfteft du es nicht. Er bat ſich berfür gemuzt, riechet von falben, kraftwaſſern oder biefam: ſchweig nur ftill dazu: Auf folche weis mag die mutfreche, geyle Jugend gedemmet vnd gezämet werden.

Gleichwol wa etliche von art zu vil inn fleyichlichen gelüften erbenzt, des weniger auf frafen gehen wol— ten, da find alle weg zu verfuchen, jte auff das eheſt mit Ehlicher heurhat zu bändigen: Demnach jolches die ficherefte feſſelung iſt vnd Das beſte gebiß, melches man der Jugend kan einlegen.

Ma es alsdan zu diſem vorhaben, die finder zu verehlichen, gelanget, foll man fleifjig auffieben, vnd jnen ſolche Weibsbilder austretten, Die nicht zu vil Edel von gefchlecht, noch vil Reicher von gut als ſie jeien. Tan ſehr meisltch von Alters ber gefaget wird:

Nach dir felber dir eyne träbe, Das ift, veinsgleichen dir ausſpähe. Dieweil Die, fo höhere, als ſie ftch ſelbs fein em-

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pfinden, nemmen, Dadurch nit folcher Weiber Männer, ſondern aus vnfürfichtigkent alleyn jres heymgeſteurten gelts vnd gutes leibengnete Enecht werden.

Allen noch etliche wenige Erinnerungen ſtehn mir zu melden aus, wa ich Ibige bie hernach auf das fürzeft werd vbergangen haben, foll alsdan an diſe meine wolgemegnte Ermanungen eyn end gemacht fein.

Vnd ift es nämlich Difes, Das vor allem auch Die Elteren behutſam jein follen, nichts mißzuthun, noch äraerlich zu fälen, fonder jich aller jrer zuftändiger ge- bür berleifien, vnd Damit zu lebhaften vnd Fräftigen vorbilden jren findern fich jelbs vorftellen, auf das Diefelbige auf jr Ieben, als inn eym klaren fpigel jhauend, von jchandlichen worten und werden wiſſen abzukehren.

Sintemal diſe, welche jrer kinder vnthugenden ſtra— fen, vnd gleichwol inn eben dieſelbige laſter gerhaten, gedencken ſolten, das ſie vnder derſelbigen Namen ſich ſelbs ſchuldig machten vnd verdammten, ja das alle, welche alſo gar ärgerlich leben, jnen ſelber die frei— heyt, auch kaum den knechten, geſchweig den Sönen, getroſtlich einzureden vnd ſie zu ſtrafen, abſtricken vnd entzihen: On das ſie auch durch jr verruchtes Exem— pel der kinder Anweiſer vnd lehrer zu allen laſtern werden. Dan ma die alten jchamlos fein, da müſen notwendiglich Die jungen Die aller vnverſchamteſten werden.

Derbalben joll man ſich inn allem dem, was zu zuchtmäjtger Einderziehung dienlich, keyn müde noch jleis dauren lafen, vnd darinn nach der Thugendhaf— ten Frauen Gurydice fich anſchicken: Welche, wiewol fie aus Syrien, vnd dermegen wol trippel Barbarifch geweſen: Nicht des minder, auf das ſie felbs jre Sön

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füglicher onderrichten und Iehren möchte, nicht gefcheuet bat, in jrem bochbetagten alter die Schrifftgründ vnd gute künſt zu lehrnen vnd eyne lehrichulerin zu werden.

Auch bezeuget ſolche jre ware herzliche Müterliche lieb gegen jren findern gnugjam Die zu= oder vber- fchrifft, welche jie den Kunftgöttlichen Muſis geheylig- engenet bat: welche inn jrm verftand alſo laut:

Sr Mufe, jr funftförvderinn Witt mit was eyferigem finn, Euer Kunftgneygt Euryvice, Bürtig ber von Dierapole, Dis gegenwärtigs euch verehret, Weil jr fie jrs wunſch habt gewäret, Das eyn alt Muter viler jar Vnd viler Fleyner finder zwar, Zu lieb venfelb, fie wol zu ziehen, Anfieng jr alter zu bemühen Mit lehrnus, finnung vnd ergründung Der Schriftgründ, funft vnd Iehrerfindung. Sp nemt dis zum Dankzeychen an, Die jr mir vie recht fünftlih ban Dinzumweifen, das ih es fan.

Das ſich aber nun oben gebandelte, ond alle vor- erzehlte Ermanungslehren ſamtlich zugleich inn vnd bei eynander jchliefen ond finden, ift meber eyn Wunſch als Kunftwerk: Jedoch den meheſten vnd fürnemften lehren nachzufegen, wird wol mühlich zugehn, vnd nit kleyne gejchieklichfent und wolfärtigfent erheyſchen: aber gleihwol den Menjchlichen fräften und Naturen ſie zu vollziehen, nicht widerwärtig noch vnmöglich fein.

End ver Lehr von der Kinderzudt.

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Eyn jchönes lehrhafts Gefpräch zweyer ungleicher Wei— ber, von jren Ehmannen: aus den Colloquijs Eraſmi verte 3 vnd genant

Klag des Ehſtands.

Roſemunda. Grimmhildin.

Roſemunda. Gott grüs dich mein liebe Nachbarin Grimmhildin. Grimmhil. Hab danck meine liebſte Ro— ſemunda: Wie ſo hüpſch? Du bedunckeſt mich jetzund oil ſchöner dan ſonſt. Roſem. Muſtu mich dan alſo— bald mit eym ſpott empfahen? Aber ich hab das ge— ſpött wol gewont. Grimmhil. Neyn, warlich, ich ſpott nicht, du gefalleſt mir heut gar wol. Roſem. Vileicht machts mein Neuer Rod. Grimmh. Raht mehr, diß baft errahten, dan ich hab inn langer zeit nichts ſäu— berlicherö geieben: Sch halt, es ſei Englijch thuch. Ro— jem. Die wolle mag wol der art fein, aber auf Ve— nedifch iſt es geferbt. Grimm. Ei, wie eyn ſchön tuch, wie eyn lieblich farb, iſt linder dan ſeiden, von wannen kommet dir eyn ſolch köſtlich geſchenck? Roſ. Du frageſt thörlich, von wem ſolt eyner Ehefrauen ſolchs oder dergleichen gezimmen, dan von jrem Ehe— man. Grimm. O ſelige Roſemunda, ſei fro, das du eyn ſolchen Man vberkommen haſt, ich wolt das ich für mein Haußwirt eyn haußwiſch genommen het. Roſ. Wie dem? ich bit dich, iſt ſo bald der küßmo— nat vmb euch vergangen, ond fo böß zwiſchen euch worden: ich gedacht anderft nit, dan jr wolt im ans

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fang eynander vor grojfer lieb freſſen. Grimmhil. Keyn guten tag Fan ich mehr bei jm haben: ſichſtu nicht, wie zerriffen ich bie ftehe, alio laßt mich der Laur inn zerrifienen lumpen vnd fegen daher gehn: oder ich leb nicht, wo ich mich nicht vilmal jchäme für die leut zu gehn, wann ich fihe, wie jo fein ehr— lich ander Ehmeiber (fo ärmer gejellen erheurat ha— ben) dahergehen. Roſ. Liebe Nachbarin, eyner from men frauen zier ligt nicht an der kleydung oder an eufjerlichem ſchmuck, vil weniger an der boffart (als Sant Beter lehret, ond ich jüngft inn der Predigt ge- bört hab), beſonder fteht inn reynem wandel, guten fitten vnd züchtigen geberden, vnd inn aufrichtigfent des Gemüts. Mir züchten zu reden, Die gemenne Mes gen und Bubin möllen beraußgeftrichen vnd von vi— len geſehen fein, aber wir, als frommen Chemeibern gebüret, laſſen uns billih an dem genügen, jo vns bejchert ift, dan wir fein hüpſch genug für eunen Wan, wir fint genug gefchmucdfet, wann wir eynem Man gefallen. Grimmh. Ja, wann mirs der mein mitlers weil nicht verfchwendet und das brot am maul ab» fehnitt. Gegen jeim Weib ift er gar farg, aber ſonſt verthut er vnnüzlich Das gut, Das ich jm zugebracdht hab, das Doch nicht wenig ift. Roſ. Womit verthut ers dan. Grimh. Was jn geluft, es ſey mit buben, praffen, ipielen vnd deßgleichen. R. Thu gmach. ©. Es helt ſich leyder alſo, iſt nit anders, wann ich ſei— ner zu abends lang wart, ſo kompt er mit vngeſtümm heym, aller eſſen keyns, den nechſten nidergelegen, ſchnarchet die gantze nacht, will des andern wuſtes ge— ſchweigen. R. Ey, far ſchon: man ſpricht: Welche frau jrn Man onderſteht zu beſchamen, die macht jr ſelbs eynen ſchandlichen Namen, ©. Wolt lieber ſter—

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ken oder bei enner Sau ligen, Dan bei eym folchen Man. R. Fährt jm auch tapfer ober das Maul, wann er alio fommt: ©. Warumb nit? Der jehmei- nen belg verdients wol, er find keyn ftummen an mir. Roi. Was folget aber hernach? Grimm. Anfänglich ſchnurrt er graufam, inn meynung, mich zu oberböfern. Roſe. Schlägt er nicht zu? ©. Eynmal fälets nicht weit, das er mit der fauit dran wolt. AR. Hör eyns wunder. Gr. Er erwüſcht eyn ſtecken vnd rumort vmb ſich, als wolt er eyn fechtſpil anfahen. R. Förchſtu dir nit. G. Gar nicht, ſonder ich fieng eyn hertz vnd gedacht, es mus doch fein, vnd ergreiff eyn treibenni- gen ſtul, bet er mich berürt, ich meyn ich wolt jm gefempt haben. R. Was ift das für eyn neu friegs- sold, als zum Türcken zu, batteftu nicht zu diſem treibeynigen Schilt eyn Norden oder kunckel zur band, anftatt des jpiefes? Gr. Er würts mol empfunden baben, an wen er fich geleynet bet. R. Ach, meine liebe Grimmpildin, nit aljo. ©. Wie nicht alſo? Will er mich nit für ſein Weib, jo will ich jn nit für mein man haben. R. Sanct Paul Iehrnet ung wei- ber vil eyn beſſers, Das wir vnſern Chemänneren mit aller ebrerbietung jollen vorfommen vnd vnderthan fein. So hält Sanct Peter uns die fromm Sara zu eynem Grempel vnd jpiegel für, Die jren Mann Abra- ham eyn Serren genant hab. ©. Ja, ich habs auch gehört, was fpricht er aber Darnach weiter, jo mans plätlin vmbkehrt, Das auch die Männer jre Weiber lie- ben jollen, wie Ghriftus jein Geſpons, Die Heylig Chriſtlich Kirchen, wie nu? mwürt er feines ampts war— nemmen, ich will meines auch warten. R. Wolan, wie follen wir arme Weiber tun? Wo fich eyn Tach aljo weit einreift, das je eyns dem andern vberjehen

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foll, jo ift es vil Gillicher, Das wir Weiber weichen. G. Was joll ih jn für mein Man halten, hält er mich faum für fein magd. Eyn Man ift nicht da— rumb eyn Man, das er fein Weib für eyn Sudel halt. R. Mein Grimmbildin, jag mir, wie gehet es weiter. G. Er ſchmecket den praten, vnd laßt fein nah. R. Aber du würft eyn Kauffman, gibit wort omb ftreich, und fareft mit dem zanden fort? ©. Warumb nicht. R. Was thut er dazu. ©. Zu zeiten thut er, als ichlaf er, vnderweilen lacht er, offt erwüfcht er eyn alte Lauten, bat faum Drei jeyten, vnd rumpelt und zumpelt darauff, jo ſehr er mag, Das mirs inn zänen weh thut, Damit er meines gejchreys nur abfomme. R. Das foll Dich freilich vbel verdriefien. Grim. Ja jreilich, ober Die majen. Ich ſchlüg oft gern mit al- Ien fäuften Ddrein, wann ich sil bet. Roſ. Wilt mir eynes verzeihen, was ich reden werd? G. Was darfs der wort, du haft bei mir mol eyns anderen macht. R. Desgleichen du, dan weyſt du, Das wir von ju— gend auff eynander gefennt haben. ©. Du baft war, ich hab keyn befier geivielin, dan Dich gehabt. Roſ. Es fei nun dein Man, wie er mwöll, fo bedenck, Das uns Weibern nicht erlaubt ift, zu wechßlen: wol bat man inn der alten Eh vor zeiten vmb unvermeidlich notwendig vrfach Die ſcheydung gefucht, es dient aber zu Difer fach nicht, er muß fein lebtag dein Man vnd du fein Weib fein, da hilft fein freuz für. ©. Gott ‘geb der lauten die drüß, die uns inn folch recht ver- leibet hat. R. Alſo hat es Chriſto molgefallen. ©. Wie dem? R. Anders nit, vnd Darf nicht vil wort, inn ſumma nichts bejiers it, Dan dem Dan zu ge fallen leben, ond jo vil zimlich ſich ſeins willens hal— ten, dan eynigfeyt beitehet inn Dem, das eins des an-

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dern fäl tragen helff: jeitesnmal niemand on mangel ift, wie wir täglich jehen, vnd man fpricht: Da würt Ehre auf. ©. Wer mir eyn folches müalich zu thun? Ro. Wir Werber wiffen auch nit allmegen der Män— ner jinn. Grim. Ich weyß fein nur zu vil, er hat eyn eygen Eopf, darf keyn zinß darauf geben, du haft gut machen, es gebet dir wol mit deinem. R. Gott lob, alle ding ftehen frivlich. ©. So verfiehe ich wol, je jeit anfangs auch etwas ftrittig geweſt. R. Es ift niche on, aber nie thätlicher zanck zwiſchen ons ent- ftanden, das macht, das irh Die mit ftillichweigen vnd oberjeben vorfommen bab, wir jind leyder alle brech— lıh, jo gefalt eym jeden fein weiß mol: vnd jo wir recht befennen, jo wollen wir Weiber alle oben auß ond nienden an, ond eyn jede eyn ſonder recht haben, das jollen wir bebergigen. G. Du vermanejt auf mein jünchin nit vnrecht. R. Hör, es begibt fi gmeynlich zwifchen jungem neuem Ehevolck, ehe eyns des andern gemüt erlebrnt, das jich vnwillen zwifchen eynander erhebt und zu eynem gezerr fompt, Dan Die lieb will erzandt fein. Bei leib wollft jolchs erftlich verhüten, dan wand eynmal angeht, vnd du Deines Mans vngonſt auff dich laden würdeft, io machft die jah, vnd flifet eyn Argwon nach dem anderen auß der meitterung. Demnach ift im anfang nichts nött- gers dan gutwilligkest, vnd vil vberiehen vnd nach- geben, die Durch gonft vnd verzeihung erhalten wird. Gri. Sag mir, mit was vrtheyl oder funit haftu dei nen Mann alſo gezämet? Roſ. Ich will dirs jagen, fo du anderft volgen wilt. ©. So vil müglich. Schau, den Dingen ift wol zu rahten, jo du ſelbs wilt, dan es iſt nit zulangſam, jr feit allbeyd noch jung, id) balt es jei noch nicht eyn jar von ewer hochzeit. Or.

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Haft war. Roi. Wolan ich will dirs jagen inn ftill. Gr. Ey, e3 fei den mäufen gejagt. Roſem. Das war mein erfter fleiß, das ich meinem Man inn allen din- gen gutwillig volget, vnd vermeidet alles das, jo jn zu zorn reygen mocht, ich merdet auf feinen willen, vnd befliß mich alles guten, lieg mich nicht vil heyſ— fen: Wann dan mit jm zu bandlen war, das mußt ih wol, gleichfam wie man mit den wilden Thieren tun muß, bi man fie bändig machet, keyn gemalt richtet hie etwas auf. Gri. Eyn fol thier hab ich leyder auch in meynem hauß. R. Haftu nit gehört, der mit wilden Ochſen ond Elephanten vmbgehen will, der muß etliche farb, als rot und weis, meiden? des— gleichen folget auch eyn Camel allen farben, on ber weiffen: vnd weren derfelbigen Thierer noch vil mehr bieher zu zehlen, mit den man jeuberlich vnd alimpf- fich bandelen mus, biß man die Zaumrecht macht: To man nun alſo mit wilden Thieren flüngeln muß, wie oil mehr will end mit vnjern Männern (bei denen wir bleiben müſen) zu thun gebüren. Gr. Märgen wie mehr? R. Demnach bin ich fürferglich, das ich jne mit nichten verletz noch erzörn, fonder ſchmuck vnd druf mich wie eyn mäuslin. Gr. Wie ift dir dis müglich? Roſ. Ich verforg erjtlich Die gang haußhal— tung, das onſer aller recht ift, ich befleis mich das alle Ding, wie gering ſie feien, nach jeinem gefallen ftehen. Gri. Welche ding? Rof. Ich nimm war, mas jm für fpeis täglich lieben, wie jte jm gefocht gefie- fen. Desgleichen mit betten und anderm. Gri. Wie fanft dus aber eyem thun, der nit daheym, jonder täglich trunden wer? Roſ. Frü wolt ich zu jme geben, und fo er traurig vnd nicht zeit were, jne anzufpre- chen, wolt ich jein beileib nicht fpotten, wie etliche 40

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Meiber pflegen, fonder ich wolt mich traurig und forg- fältig erzeygen. Wie eyn gerechter ſpiegel eym jeden fein geftalt weifet, alfo gebürt ſich eurer frommen Frauen, jres Mans gelegenheyt nachzuhalten, nicht jo er traurig, ‚Das fte frölich, oder jo er vnmutig, ſie engeftümm fete, jondern jte ſoll jne zu feiner zeit fein freundlich anfprechen, feinen zorn linderen, und allıwe- gen nachgeben, und was er begeret, inn der ftilfe ley— ften. Hett ich jm Dan etwas zu fagen, das molt ich gütlich und Fürslich thun, und zulezt Tächerlich anrey- gen. Gri. Sein wir je vnjelige Weiber, daS wir vn— jeren dermafen zornigen, trundenen , roßigen vnd Der- gleichen Männern fo vil oberſehen, und Doch allzeit enden ligen müfen. Roſem. Du redeft gleich, als dörften ſie von ons nichts leiden, meynſtu nit? Das jte auch vil gedult mit vns tragen müfen? Ja wei- ter, e8 Fan ftch bißmweilen fügen, das eyn frau auch in ernftlichen Dingen mit jrem Man reden mag. ©. Zu welcher zeit? R. Wann er nicht vnmüſig, nicht zornig, nicht wetterleunifch, noch bemweint it, alsdan magſtu jm dein anligen anzeygen, gütlich anfprechen, vnd freundlich bitten, daS er, inn dem oder jenem, feiner oder ander fach halben, beſſer einfehen thun wöll: jolche ermanung magftu fein ſchwangsweis er- zelen, zu zeiten mit Difem vorgeding, das er nit zör- nen foll, ob du jm jchon etwas ſcharpffs fageft, dan es gejchebe im beften, und jobald du jn ermanet haft, wolt ich bald bejchliefien, und etwas anders freundlich bereinfüren: Es ift mein Grimhildin, der gröft man- gel an vns Weibern, jo wir an das fifen gerahten, fünnen wir nit aufhören. Gr. Man ſagts. R. Hör fortan, diß verhüt ich fürnämlich, das ich jhm in fremb- der leut beyſein nicht vil wort gebe, oder mich mit

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worten gegen jm einlaffe: bringe auch nicht vile mäd- ren noch £lagen beim: Geſchicht ſchon etwas zwilchen ons, jo find man allwegen raht, e8 were dann, Das etwas gar vnleidlichs vorgieng, da wer zeit, jo er jich nit an eind vermanen feret, daß mans anzeiget, aber nit jederman, jonder wie einer frommen Frawen ge= zimmet, folches jeinen Eltern vnd freunden vnd nicht den jhren anzutragen, doch dz fie fein glimpfflich Elag, vnd fie nicht verdacht werde, den Mann, jonder fein lafter zu haſſen, auch nit alles herauß laffen. Damit er bey fich erfenn, dz ſie jeiner böfflich verjchonen wöll onnd Die fach gegen jhm gut gemeine. Grimm. Es gehört ein Zeigeinerin zu Difen Dingen, die ſolchs thun möcht. Roſemun. Fürwar es würt nicht3 anders draus. Grimmhil. Du meinft vielleicht die gar verlafjene Meiber: Rojem. Ich weiß nicht, aber De wolt ich mich halten: du muft je bevenden, der Mann jey wie er wöll, jo muft jhn behalten, vnd Dich bey jm leiden, als man fingt: Saftu mich genommen, jo muftu mich behalten, x. Es ift dannoch leidlicher, dann ein an— dern jeins gleichen, dem du Doch zuletit auch muft oberſehen: mit vnſerm pochen gewinnen wir nicht viel, wir verderben nur Die jah: Es muß Doch zu zeiten eins von eim frembden was leiden, vnnd ein bißlein ober noth eſſen, warumb wolft dus nit von deinem Eheman leiden. Gr. Das Exempel vergleicht fich mei- nem Nickel nit. Roſemun. Hör noch eins. Sch bin befant mit eim Edelman, der eins guten weiens ift, der nam ein Jungfram von jechzeben jaren, die jr tag ben ihren Vatter auff dem land berbracht bet, wie dann der Adel gewont ift, villeicht des Wildprets und vogelns halb, er het ſie gern jm böfflich gezogen, fieng an ſie jchreiben ond lejen, ond ein wenig in der Mu—

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ſica zu Ieren, vnnd wieſe fie an, das fie zu zeiten von der Predigt etwas merden, vnd dergleichen gute mo= res angreiffen folte: wem war Das newer ond vner- börter, dann der jungen Frawen, dann man bet jie anfangs auff nichts ſonders gewifen, bat bey jrs Vat- terd gejind eygenwillig gelebt, Die meinung wolt jhr jchlechts nit ſchmecken, jo ſie der Mann vermanet, fieng ſie an zu greinen, vnderweilen legt jte jich an dennen, vnd jchlug den hindern vnſanfft ernider, Furk- umb jte wer vil lieber im dorff gemeien, deß weſens trieb fte vil, biß der mann deß vberdrüffig ward. Er dacht, wie der fach zu rabten wer, nam jich an, ſpre— chend: Weiblein jchid dich, wir jind zu dem Schwäher geladen, mac Dich auff, dann es ift an der zeit vnd faum ein jpaciermeg. Daß gefiel jhr, ließ alles ligen vnd z0g mit jhm. Da jie nun dahin famen, ließ er jte bey jhrer Mutter ond ſchweſtern, und er vnd jein Schwäher ritten hegen, indem erzeblet er jm alle jach von jeiner Tochter, meldend: Lieber Schmwäher, ich wolt meinen, jr beiten mir ein Tochter geben, dz ich ein fräud von jr bette, jo bab ich leid von jr, dann ſie fan nichts dann zannen onnd fich jelber Klagen, ift jr auch nit zu mehren. Demnach bitt ich euch vmb ein raht, wie den Dingen zu thun mer? Der Schmäher antwort: Lieber Eyden, ich hab euch einmal ein Toch- ter geben, Die ift ewer, wöllen mort nicht belffen, fo braucht ewers rechten: keret jr mit eunem Eychen Fle— derwüſch fein ab. Der Eyden fprach: ich müßt wol, was darzu gehöret und was meiner freyheit zuſtünd: Ich wolt aber viel lieber, das jhr als ein Vatter ſolche vnweis ererer Tochter durch zimlichs ftraffen zuvor onterfünden, zu wenden vnd zu verbefjeren, ehe es zu

rauhen mittelen gerhiete: DVilleicht möcht fie mehr auff |

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ever Vätterliche zucht geben vnd ſich vor euch ſchä— men. Der Schmwäher verbiefje jhm folches zu verſu— chen und darmit allen fleig anzufehren. Nach zweven tagen, da er feine gelegenheit erfahe, nam er die Toch- ter beſonder auff ein ort, fieng an mit ernitlichem ge— jicht und ſcharpffen worten die fach nach einander zu erzehlen. Wie dz jte von geringem herkommen vnd vermögen were, Daß jte ſich deßhalben nit zu vberhe— ben habe: darzu fen fie weder ſchön noch holtielig, dz er auch vilmals beſorgt bett, er würde ſie nit Fön- nen dverforgen vnd zu ehren bringen: So habe ich Dannoch Dir (ſprach er) mit fonder müh ond arbeit einen jolchen Mann erworben vnd vertramet, Das aud) feine, Gott geb wie reich ond felig fte ſeye, einen befieren und feineren wünjchen vnd begeren würde, Diefes aber alles erfennejtu nicht, wie Vätterlich ich es mit dir gemeint hab, iſt Das dein Kindliche treme, Darmit Du mir meine ſorg vnnd trewe belonejt? Deß— gleichen bedenfft nicht, was redtlichen Tugendfamen Manns du habeft, deſſen Du deiner ungefchlachten weiß ond vungefchieflichkeit halben nicht werd biſt: Wann er nit jo freundlich, Tugendhafft und langmütig were, Tolt er Dich nicht onter den Mägden dulden, will ges ichmeigen für ein weib halten: vnnd du biſt noch jo onverftändig, grob vnd verwänt, dz du jm darffft wi- derbefftzen und widerbellen, oder Dich ſonſt gegen jhm gang thöricht, närriſch vnd letz fiellen. Vnd Damit ichs kürtz, Der Vatter ward dermaſſen entrüſtet, das er ſich kaum enthalten kont, dz er nicht darauff ge— ſchlagen hette: dann er iſt zu dergleichen ernſtlichen ſachen ein ſolcher anſehliche Mann, Das er keins Schönparts bedarff. Da dieſes die Tochter vernam, ward fie zum theyl auß forcht vnd ſcham, zum theyl

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mit der warheit folcher mafjen überwunden, daß fie dent Vatter zun Füſſen fiele, bittend gang demütiglich, was gejchehen wer, jr zu verzeihen, jte wolt jich fort— bin gegen jrem Mann alfo gefölgig verhalten, das fein Elag mehr kommen folt; der Vatter verzeige jbr ſolchs, mit Difer Vätterlichen erbietung, was jte jtch fürder recht balten würde vnd ihrem Mann getrem fein, folt fte auch hinwider alle trem von jhm gewer— tig fein. Grimmhil. Was bat er aber darmit auf- gericht. Roſ. Eben diſes. Sie gieng bin vom Bat- ter in jre Kammer, da fand fie jren Mann allein, vor dem fiel fie auff die Knie vnd Sprach: Ach mein alferliebfter Haußwirt, ich hab bißher weder Dich noch nich erfant, und hab vil wider meine jehuldige Ehe— fiche geborfan gehandelt, das bitt ich, mir günitig von wegen vnſerer Ehelicher verpflichtung zu verzeihen: fortbin jolt du, ob Gott will, erfahren, dz ib gar ein anderer Menſch worden bin, ond dir im minften nıt wil zuwider noch vertrüßlich fein. Da vmpfleng er ſie, baljet und küſſet ſie, mit vermeldung, wo te lich jbrem erbieten nach bilte, würt fie es nimmer entgeltet. Grimmhil. Wie aber, hats auch ein be- ftandt gehabt? Roi. Ja billich in alle weg big an jhr ende, daß auch fein Haußgeſchäfft jo jchlecht vnd verächtlich war, das ſie nit willig vnnd mit luft thäte, wann ed der Mann biefe: vnnd er Faum den Mund aufftbate, jo war jte gleich bereut es zu ver— richten. Daraus ift eyn folcher guter will zmijchen benden erwachfien, das ſie für jren Mann kehnen Key- jer gemwünjchet bette: vnd danckt beydes Gott und den Eltern, die je zu eym folchen Haußwirt gefüget het— ten: ſprach auch oft, wo fte folchen Mann nicht bette, were jte das arbeytſeligſt Menjch auff Erprich. Grimm.

En. A

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Man findet jolcher Männer fo vil als der Weiſen Kappen. Roi. Wann e3 Dir nun nit vertrüßlich were, mwolt ich dir noch eyn Erempel erzehlen, darinnen der Man durch gejchieklichkeyt des Weibs ift gebejjert wor— den, welches furzlich inn diſer Statt gefihehen. Grimmh. Sch hab on das jegund nit vil zu thun, jo gefallt mir Das gejchwez auch vber Die mafen wol: wir wol- len vns darzu niderfegen. -KRojem. Eyner vom bel, fürnemes gejchlechts, vnd zimliches betagtes alters, pilegt nach Adelsprauch vmb feiner törfer eyns oft jein Weydwerck zu treiben: der geman mit der meil eyn Armes Baurenmeydlin lieb, dermafen, Das er manche Nacht aufien plib, nicht beym Fam, vnd all- weg zu wort batt und fürmendet, ob ſie jm doch möcht zu theyl werden. Sein Sausfrau aber, eyn Weib grofer frombfeyt, lieſe ſich bedunden, die ſach gieng nicht recht zu, machet jtch auf, kundſchaftet den Man aus, vnd fügt ſich eynmal in derjelbigen Bäu- rin Hütlin, erforjchet allen handel, wo er jchlif, wa— raus er trind, was man jm für ehr anthu, vnd wie man jn tractire: aber da war nichts ald pur lauter Armedei vorhanden, dan fte focheten mit wafler. Die gute ehrliche Frau fehrt widerumb heym, vnd fam inn vnbefanter weis, als des Mans jchmweiter von ſtundan wider, brachte eyn gut bett, etlichen Haus— raht ond ſilbergeſchirr, gabs der Bäurin, jamt etli- chem gelt, freundlich bittend, wann er wider im, Das ſie jms bejjer erbiete. Nach etlichen tagen, Da jn der Narr flach, fam er wider ond ſahe, wie alle Ding jo ehrlich, Täuberlich und luſtig waren, deßgleichen nach aller notturft mit Haußraht verieben, meynt ed wer Kirchweih im Torf, frage wo ſolchs berfim. Sie antworteten: Eyn ehrliche züchtige Frau, welche jm

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verwandt, bett ſolches Darbracht und befohlen, mar jolt jne fürter, wann er käm, ehrlicher empfahen, vnd baß halten dan bisher. Von ftundan fiel jm inn finn, ſolches müßt fein Sauffrau getban haben. Die fart gereuet jn alsbald. Da er nun zu hauß Fam, fragt er, ob jie were da geweßt? Da fagt fie ja. Er fragt, aus was vrſach fie Doch den Haußraht dahin bett fü- ren lajen? Lieber Haußwirt (iprach fie) Du biſt guts lebens gemonet, fo hab ich gejeben, wie man dich fo obel allda empfangen vnd gehalten, darumb ließ ich nich bedunden, es ſtünde mir zu, dieweil es dir alſo in bergen ift, Das du Doch etwas lieblicher und beſ— jer gehalten würdeft. G. Ach wie eyn güttig fromb Weib ift Das, vil frommer als ich, ich wolt jm ehe für das Bett eyn büjchel Neſſeln oder Difteln darge— fegt vnd ondergeftreyt haben. R. Aber hör mie es ging: Der Man, da er gejehen jolche frombfeyt und gütigkeyt feines Weibs, bat er fich deſſen enthalten, was man jenfeit des Meyns thut: vnd fich Dabenm feines Weibs inn lieb vnd freündichafft beholffen. Des— gleichen thet Gilbert der Hollender, den kenneſt du auch. ©. Ja ich kenne jn wol. Roſ. Derjelb (mie du weyſt) nam inn feiner blüenden Jugend eyn alte Vettel. Gri. Er bat vileicht jr gut genommen, vnd nicht fie. R. Alſo ifts. Derſelbig ward jr leglich ab- hold, vnd gewan eyn ander Weib lieb, mit welcher er fich oft vnd vil anderswo ergeßet, vnd aje felten daheym. Was wolteft du aber bie dazu gethan ha— ben? G. Mas? Ich wolt jr inn die bar jein gefal- Ion, vnd meinen Man (mann er zu jr gangen wer) mit Kammerlaug bejchütt vnd gezwagt haben, auf das er alſo gefalbt auf die Bulſchafft zöge. R. Sie aber thät vil meiglicher und fürfichtiger: -Sie Iude das

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Meiblin zu gaft inn jr hauß, ond empfieng ſie freunt- lich, vnd Darmit vervrſacht fie den Man, das er da— heym blieb, und ob er zu zeiten bei jr zu nachts aß, venejiret und het Affenſpyl, jo fante fie etwas guts zu efjen oder zu trinfen dar, vnd ließ jnen jagen, Das fie frölich ond guter ding fein folten, vnd wenig für vil rechnen. ©. Ich wolt Fieber fterben, Dan Das ih meines Manns fupplerin fein ſolt? Ro. Aber ber dencke du die fachen anders, ob du gleich fehr zörn- teft, jo geb er Doch nit drauf. War dig nicht vil bei- fer, dan daS fie mit jrem grimmigen zorn den Man von ſich gang abgemendt, und jr leben mit hader und zanck geendt hette? Es ift beſſer eyn ſchädlin, Dan eyn ſchad. Gri. Ich bekenne, daS es wol vnder zweyen böſen das beſte wer, aber ich könt es nit thun. Roſ. Eyns will ich noch ſagen, vnd damit von den Exem— peln ablaſſen: Allhie vnſer Nachbaur, eyn frommer vnſträflicher Mann, alleyn Das jm die laus bald ober die leber lauft, und Das er etwas gaͤhzornig iſt, der— jele jchlug auff eun zeit feine frau, eyn fromb ehr- lich Weib, ald man eyne finden möchte, da verbarg fie fich beumlih inn eyn Kämmerlein, weynet und Elaget allda jr herzleyd. Darnac ober eyn Fleyne weil ift Der Mann vngefährlich feiner gelegenheyt nach in die Kammer gangen, ond fie Darinn mweinend gefun- den. Was (fprach er) wenneftu bie und feufzeft wie Die Kinder pflegen? Da antwortet ſie weißlih: Was (Iprach ſie) ift Das nit beffer, Dan wann ich auf Der gaſſen vnd auf dem Marckt vil gefchrens Davon ma— chet, wie andere Weiber pflegen zu tbun? Mit fol- cher Ehfräulicher freündtlicher red bat fie jm Das Herz abgewonnen, Das er jr die Sand gab, vnd jr zufae get, er wolt forthin feyn Hand mebr an fie legen:

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und thets auch. G. Ich Hab das auch an meinem Dan erlanget, aber mit ongleicher weiß. R. Es ift aber noch zwifchen euch eyn ewiger ftreit, vnd muft des meh haders haben, wann jchon der ftreych biſt vberhaben. © Was wilt du dan, das ich thun fol? R. Dor allem muſt du beymlich halten alls, was dein Man vonbillichs thut, und muft Dir fein gemüt verjönen mit freüntlichfegt, gedult und vnderthänigkeyt, Damit wirft du jn zulezt gar vberwinden, oder ja ge= wiglich vil frivlicher dan bißher mit jm leben. Gr. Er ift grimmiger vnd wilder, dan Das er mit eyniger woltbat mög verfönet vnd geitillet werden, er ift gar zu jchellig, wann jn die grillen ftechen. Ro. Ey nicht jage das, dan es ift keyn wild Thier jo grimmig, man fan es mit güte gezämen. Nicht zweiffel daran, verfuchs etliche Monat, vnd wo du nicht erfaren wirft, das ich Dir hierinnen recht gerahten, jo verweiſe mirs. Es jind etliche mängel und fäl, mit den mus man durch Die Finger ſehen vnd gedult haben. Aber das gebiete ich Dir vor allen Dingen, das du keyn gezänd anfabeft inn der Schlaffammer, oder im Bett, jonder febre fürnämlich biemit fleis an, das alle ding da lu- jtig vnd lieblich zugericht feien, dan jo diß ort, da— rinnen aller zand und hader joll geichlicht und gericht werden, mit zand vnd vnmut befleckt wirt, it alles mittel vnd weije der eynigkeyt, verfönens vnd fried- machens dahin. ES jind auch etliche Weiber jo vn— artig, Das ſie auch im beifchlafen und ehlichem werd Elagen, zanden und fiben, und Die fräud, Damit man den Männern allen widermut vnd vnluft vertreiben jolt, machen fie mit jren verdrießlichen groben ſitten gar bitter vnd ungut, verderben alfo das Recept vnd Die Urzenei, damit man den gebrechen helfen vnd rah—

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sen jolt. ©. Das tft mir oft widerfadren, ond if mir nit felfam. R. Es ift keyn munder, wie jolt es anders fein? Dan wiewol eyn Frau allzeit verhüten ſoll, daS fie inn feynem ding dem Man zumider vnd verdrüßlich ei, fo foll ſie Doch fich des am meyiten befleifigen, das ſie fich inn dem fall gegen dem Man inn aller freuntlichfeyt und vnderthenigkeyt erzeyge vnd ergebe. Gri. Was? dem Man? Ich hab mit eynem jungen grasteufel zu ſchaffen. R. Ey laß ab zu jchmähen vnd jchelten. Es ift gemennlich onſer ſchuld, das die Männer bös find, vnd wir könnens oft wol verdienen vnd vrſach Dazu geben. Aber auf das ic wider zur fachen fomm, fo jagen die, jo vor zeiten der Boeten Fabeln gelefen, das Venus (melche fie eyn Göttin des Ehftands vnd der liebe machen) eynen Gür- tel habe, welchen Vulcanus aus grofier Kunft bereut, Darein er allerley Recept und Arzney, was zur liebe Dienet, gejchmidet, und darmit hab jte jtch vmbgürtet, wann ſie mit dem Man zu jchaffen wolt haben. ©. Mas ſagſt mir von Fabelmerf, wilt mich märlin leh— ren? Roi. War ifis, es fint fabuln, aber hör, was Die Fabul bedeut. ©. Sage an. R. Das nämlich, das eyn Frau allen fleig fürmenden mus, das jte im Ehlichen werk luftig vnd freuntlich jrem Man jet, damit die Ehliche lieb wider erbigigt und ermärmet, ond auß dem ſinn aller onmill und onluſt geichlagen werden. Gri. Aber wie möchten wir den gürtel be— fommen? vnd folcher jalben auch eyn lot oder zmey baben? R. Dan bedarf weder gift noch zauberei. Es ift keyn zauberei fräftiger, dan frombkeyt Der jttten, mit freündlichfeyt vermifcht. ©. Ich fan ſolchem Dan nicht ſchmeycheln oder gute wort geben. R. Es jtehet aber bei dir, Das er ablaß alſo, wie du ſagſt, lez zu

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fein. Mann du Circes Kunſt könteſt, daS Du deinen Man Fönteft verwandlen inn eyn Sau oder inn eyn Bären, molteft du folches auch tbun? G. Ich wevß ed nicht. R. MWenftu es nicht? molteftu dan Tieber en Sau zum Man haben, Dan eynen Menjchen? Gri. Ich wolt lieber eynen Menfchen haben. R. Nun wolan, was wolteftu aber tbun, jo durch Circes Kunft fönteft aus eym trundnen Man ennen nüchteren ma= chen, aus eynem Echlemmer eynen fargen, Fündigen, aus eym vunbäuslichen, eyn häuflichen, aus eynem faulen trägen, eynen fleiſſigen, wolteſtu jolches nit tbun? G. Ja gewis ond eygentlich wolt ichs thun, wann ich hinder die kunſt käme. Aber woher hette ich diſe Kunſt? Roſemun. Du haſt diſe Kunſt bei dir, wenn du allen fleiß ankehrteſt, vnd gedächteſt, er mus dein Man ſein, du wölleſt oder wölleſt nicht, warmit du jn nun könteſt verbeſſern, wirſtu ſolches allermeyſt dir ſelbs gerhaten vnd gethan haben. Die gütigkeyt, die eyn Weib an jren Mann legt, kommt jr ſelbs zum beſten: es iſt nicht alles mit der ſchärf ausgericht, vnd das man im Haus murr wie ein al— ter kader. Du haſt alleyn dein Hertz vnd Augen auff

ſeine mängel vnd Laſter gericht, dieſelben mehren dir—

den vnwillen vnd haß gegen jm: vnd wilt jn eben darmit faſſen vnd ergreiffen, damit er nicht zu fahen iſt. Du ſolteſt billicher das ermeſſen ond betrachten, was guts an jm iſt, ond darbei jn lernen ergreiffen ond behalten. Ehe du jn genommen haſt, were es zeit geweſen, zu bedencken was mangels er an jm hett, nun iſts zu ſpat, das Hirtenhorn haſt verſchlafen: Hat er dir im geſicht gefallen, ſollſt auch die Oren ge— praucht haben, das gehört ond erlernet hetſt, wie er were. Man ſolt nit alleyn mit den Augen, ſondern

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auch mit den Oren freien, nun aber iſts heylens vnd nit vermundens zeit. Gr. Wer bat je gehört, das eyn Fraw eynen Mann mit Den Oren nemme oder freie? R. Die nimmt eynen Mann mit den Augen, die nichts anders anjthet, dann des Leibes geftalt vnd ſchönheyt: mit den Oren aber nimmt die eynen Mann, die da weiſlich vnd fleifiglich auffmerkt, was guts oder böjes von jm gejagt wird, ond was er für eyn weis führe. ©. Du redeſt wol fein darron, es if aber nun zu ſpat. R. Es iſt nicht zu ſpat zu ler nen wie man ennen Mann verbejiern möge, guter rhat und gute that Fommt nimmer zu jpat. Zudem allem würde vil belffen, fo du bei im Kinder betteft. G. Ich babe Doch jchon. AR. Ei wann eb? G. Erſt heuer. R. Wie vil Monat ift es? G. Schier fiben. R. Ei was höre ich? Verneüweſt du uns den ſchertz mit eyner vnzeitigen früen geburt? du wirft zu Jaren vil Wiegen bedörffen. G. Awe neun, gar nicht. R. Alſo mus es ja fein, wo Du von der, zeit an rech— neft, da jr zujammen fommen ond Hochzeit gehalten habt. ©. Ja ich hielt gejpräch mit jm vor der Hoch— zeit. R. Werden dann von dem gefpräch Kinder ge- boren? ©. Fa er überfam mich eynmal allesn, end hub an mit mir zu jchergen vnd jchimpfen, vnd Eiglet mich vnter den Armen ond inn den Seiten, damit er mich zu lachen reuget, dann ich Fan das kitzlen auff den Knien nit erleiden, da fiel ich nider inns Bett, da fiel er auff mich, Füflet vnd trudfet mich, und weyß nicht, was er weiter on daS getyan hat. Aber nad wenig tagen begunt mir der Bauch aufzugeben. R. Ei gehe nun bin, vnd verfchmähe deinen Mann niebr, welcher, jo er mit ſchimpfen ond ſpilen fan Kin— der machen, was ſolt er dann thun, fo er den ernft

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prauchte? ©. Ich glaub es fei jegt widerumb gefche- ben. R. En ja fo bör ich wol, ennem guten frucht- barn Acker ift eun guter Bauman zufommen. ©. Inn dem fall thut er mehr dan ich beger, er ift mir zu burtig. Ro. Dijes beklagen jich wenig Weiber. Habt je aber vor der zeit enns dem anderen Die Eh zuge- jagt? G. Ja wir hatten. R. So iſts deſter weniger fünd: Iſt das Eindlin ein Knäblin? G. Ja. R. Das wirt euch widerumb verennigen, wo du Dich alleyn eyn wenig darein fchiefen wilt. Was jagen doch an- der Leut von deinem Man, als feine mitgefellen vnd verwandten, mit welchen dein Man gemennjchaft bat? Gr. Sie jagen, er fei züchtiger geberden, gejellig, gü- tig, koſtfrei, und ein freund deren, jo jn lieben. Ro. Die Ding geben mir gute hoffnung, das er werde mit- ler zeit werden, wie wir jn haben mwöllen. Grim. Aber mir ift er alleyn folcher Man nicht. R. Erzeyg Du Dich gegen jm, wie ich dir geſagt habe, vnd wo er dir nicht eyn folcher wirt, wie den andern, jo bewie mich für Roſemunda eine Roftige, Ruſige Rozmunda. Warumb ſoltſt du auch nicht das bedenken, das er noch jung ift, dan ich acht, er fer noch nit ober jeine vir vnd zwenzig Jar, er weiß ja noch nit, mas es it, ein Sausvatter fein, jo darfſtu nicht gedenden, das du von jm gefchenden wirft. ©. Ab ich hab vilmal darnach gedacht. R. Wann dir aber jolche gedanden einfallen, jo betracht doch eritlich, wie gar ein ellends Ding es jet omb ein weib, das von dem Man geichenden iſt. Was foll ich vil jagen. Die al- lerhöchſte vnd föftlichite zier eines Weibs iſt, wann ſie jrem Man onderthänig vnd gehorſam iſt, alſo hats die Natur geordnet, vnd Gott wöllen haben, das eyn weib an jrem Man bleib, vnd jm vnderthänig fei inn

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allem. Desgleichen gedend, das (welchs dan auch die warheyt ift) das er dein Man ift, vnd du vor Gott vnd der Welt keynen andern Fanft haben. Darnach betracht das kleyne Kindlin,. das euer bender fleyſch und Blut ift, was du damit thun wolleft? Nimmt du es mit dir, fo beraubſt deinen Man feins erbthenls vnd rechts : verlafeftu es dan, fo enteüſerſtu dich des— jenigen, welchs dir das liebſt auf erden ift. Zum lez— ten ſag mir: Haſtu nit etliche, die dir feind und auf- fegig fein? ©. Ich hab mein Stiefjchweiter, Desgleichen mein Schwiger, euns ſchlags, zwo hoſen eyns tuchs. R. Sind dieſelben dir ſehr vngönſtig? G. Sie möch— ten leiden, das mirs licht verloſchen wer. R. So ſehe zu, das du an fie gedenckſt, vnd laſe dirs eyn witzi— gung ſein: dan was möchteſtu denſelben angenämers

thun, dan wann fie ſehen, das du dich von deinem | Man gejchenden betteft, vnd wereft eyn Witwe, ja mehr dan eyn Witwe, dan die Witwen dürfen wider freien. ©. Sch lob wol deinen guten raht, aber mich verdreüßt der täglichen müh und arbeyt. Roſemu. Ach bedenf doch, was grofer müh vnd arbent du haben müfjeft, ehe du diſen Papigey oder Sickuſt nur leh- reſt eyn wenig ſchwetzen, oder dein Aßelkindlin eyn wenig lallen? ©. Warlih vil. R. Vnd es verdreüßt dich, eyn wenig müh vnd arbeyt mit dem Mann zu haben, darmit du dein lebenlang deſter fridlicher le— beit? Wie vil arbent haben Die Leut, ehe fie eyn Pferd zämen vnd nach jrem gefallen gemänen? Vnd ons jolt verdrieffen, epn wenig müh vnd arbeyt, da— mit wir deiter TZugendfamere fridlichere Männer haben möchten. G. Was mwilt du dann, das ich armielig Weib thun joll? R. Ich Hab dirs vor gejagt: Hab ſorg, das alle Ding im hauß reyn ond jauber feien,

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und Das nichts widerwärtigs da fei, Das deinen Man daraus treib. Erzeyg Dich gegen jm freüntlich, vnd gedenck jmmerdar der Ehrerbietung, Die eyn Weib dem Man zu tbun schuldig ift. Las keynen vnmut da fein: flihe allen zanf, ſei auch imn keynem weg vermwänt oder mutwillig: Desgleichen nit murrifch, ſtinckend oder enflätig, auch nicht zu vil geyl oder vnkeuſch: was du thuſt, das thu mit luft, vnd freimillig. Dein eſ— fen daheym ſei mol und luftig bereyt: wann du weyſt, wie ers gern ißt, jo koch es jm dan. Darneben ge- gen denen die er liebet und jm angenem fein, erzenge dich auch freundlich, vnd rede jnen gütlich zu, thu zu zeiten dein Ehrwort, lad Diefelbigen zu gaft, vnd jihe, Das alles richtig, fridlich vnd freundlich zugebe. Nicht Deiter weniger, ob jn zu zeiten der Nebenhänfel ſtäch, ond frölich were, fo erzeyg Dich jm zu gefallen auch etwas frölicher: Als jehlüge er auf ver Lauten, jo jinge jm Dazu, das ift, ſprachet er gern, fo gib jm vonbeichwärlich antwort. Darmit wirftu Deinen Man gewänen, das er dabenın bleibt, vnd vil vnko— fien ſparet, Das er zulezt wird gedenden: Ich were ja wol toll und vunfinnig, das ich aus den haus mit grojer verfleunerung meiner ehren vnd verluft meines gutS meine tag mit Huren ond Lodhechiien jolt zu— bringen, jo ich doch daheym eyn fromb, getreu, luftig weib hab, die mich freundlich und fäuberlich weys zu halten, ond bei deren ich auch eyns worts macht habe: Ih lieſe die draufien Sant Veltins botichaft haben. Grim. Meynſt du, Das mirs glüden würde, jo ichs verfuchte, vnd Das mein wafjer auch eyn ftenn werd treiben? R. Sihe mich an, ich will dir gut dafür fein. Darneben will ich deinen Man auch freundlich anfprechen, vnd jn ermanen, was er zu thun jchul-

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dig. ©. Ich lob deinen rabt. Sihe aber zu, das dic nit verſchnapſt, Das er mein flag nit merdfe, ſonſt würde er Das sonder vberfich Fehren, und criminor te fraßenor & te machen. R. Das darfitu nit bejor- gen, dan ich will dermaſen son weitnus, wie eyne Kat vmb eyn beyien prei Eommen, vnd mit folchen ombftäinden jm herauslocken, das er mir jelbS erzeb- Ien joll, wie es eyn gelegenbeyt vmb euch hab: als- dan will ich jm recht begegnen. Vnd bin auch endlich der bofnung, ich wölle dir jne vil gefchiekter und tu- gendfamer zuftellen, dan er vorhin geweſen. Darneben will ich von dir liegen, wie du nichts dan alles guts von jm rümeſt, ond jn nicht genug loben fönneit. Eyn lugen ifi rümens werd, die etwas zum beiten kehrt. Grimm. Was fchad verfuchen, ſprach des Wirts Magd. Wolan on jcherz, Gott füg e3 zum beflen. Nojemunda. Der wird es gewißlich fügen, Daran hab keyn zweifel, jtehe dir nur ſelbs nicht im Kiecht. Grimm- bild. Wolan zu guter nacht, mein Nachbarin Roje- munda, ich mus gehn, mein find möcht daheym weynen. Roſ. Dank Hab mein Nachbarin, wir kommen vileicht morgen wider zujammen,

Ende des Geſprächs von Klag des Ehſtands.

Podagrammifch Trostbüchlein

Innhaltend

Zwo artlicher Schuz-Reden von herlicher ankonft, geſchlecht, Hofhaltung, Nuzbarkait vnd tifgeſuchtem lob des Hochgeehrten, Glidermäch— tigen vnd zarten Fräuleins PODAGRA. - Kun erfimals zu Figeligem troft und ergezung andächtiger Pfoten- grammifcher perfonen, oder Handfrämpfigen und Fus— verftrickten Fämpfern luftig ond mwader (mie ain Hund auf Dem Lotterbett) boßirt vnd publicirt Durch Hultrich Ellopoſeleron.

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Anno M. D. LXXVII.

Dem Ehrenhaften vnd Wolachtbaren Herrn Oſ— wald Kraus, Burgern zu Friburg im Prifgäu, meinem freundlichen liben Herrn, ꝛc.

Ehrnhafter, Wolachtbarer Herr, innfonders fiber Gön— ner vnd Wolerfanter freund, ıc. Es hat der erfte An: fänger vnd Ergründer der Philofophie, Socrates, nicht bö- fer mainung (wie es jm etliche läz für ain Iehr ver vn— wiflfenhait und zmweifelung gedeitet haben) feinen anhang von Weishaitgefliffenen Jüngern, fürnämlich dahin gewi— fen vnd beredet, das fie fih, wa fie die ewigbeftändige beraitichaft der waren klughait erlangen ond tefaurifiren wolten, bei zeiten gewänen, von dem gemainen won, den jme der Pöfel ober jde fach fchnell vnbedächtig fchöpfet, abzuzihen: auch offt daffelbige, welches mäniglih nun für gewis vnd authentifch, als ain Oraculum over Pythiſchen ſpruch haltet, noch inn zweifelhafte betrachtung vnd erwi— gung zu füren.

Seitainmal (wie er dan mit kurzweiligen gleichnufen zu lehren pflegte) fo der gemain Man auch inn fichtbaren vnd vor augen ſchwebenden fachen fehr gröblich irrete, als wann er die Berg von ferre plaw, den Stab im Waſſer frumm, die Sonn fo gros als ain rund Zafelplatt ach— tete: was würde er erft inn onfichtbaren, vnd allain im gaift vnd gemüt ftehenden händlen für ongeſchikte fäler ihüfen, als wann er was fugentlich oder untugentlich ge- than, glüflich oder vnglücklich gefallen, weislich oder vn— weislich fürgenommen, jälig oder onfälig zu halten feie, vrtailen folte.

Dan, Erempelsweis zu gedenken, hällt nit der mehrer: tail Menfchen die Reichen allain für glückſälig, die Liſti—

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gen für weis, die wolgeftallten von Leib für fhon, die von wolgefazten grofen glivmafen für ftarf, die Frechen für grosmütig, die frifches vnd waders Leibs für gefund ? Noch finden vie Weishaiterfündiger (deren dan die Flainfte zal) das weder bei benanten allen die ware wolfart, noch Hughait, noch ſchöne, noch Fräfte, noch grosmut, noch ges ſundhait beſtande: es fei dan, das zugleich die Tugend mit zutreffe. Sondern dz die Tugend für fih allain, die fäligfait, Reichtumb, verftand, wolgeftalt, ftärfe, grosmü- tigfait vnd gefundhait feie: dieweil fie nicht äuſerlich vnd glüdfällig, fondern innerlih vnd vnverwelklich, allenthalb vnd jverzeit befiändig, vnd mit jr felbs benügig erfunden werde.

Dermwegen, wie berürt, ebengedachter Socrates, nit vn: füglich feine Weispaitergebene Diſcipulos von vnzeitiger beftätigung jder mainung vnd leichtfärtiger gutzehlung des gemainen wong hat verwarnet. Inn erwegung, das fain befferer noch näherer weg zur Weishait mag fürge: fhriben werden, als fich vermäflenes vnd gefchwindes bei- falls zu mäftgen, vnd auch inn fachen, die ficher vnd ge: wis fcheinen, forgfältigen vrtails zu gepraucen.

Welche ainzige Regul dan nachgehender zeit bei deg Socratis nachfolgern die herlichfte kunſt der Philofoppi zu vollfommenpait hat gefüret. Alfo, das vermög derfelbi- gen, durch vergleihung vnd gegenfaz die zweifelhaftefte fragen find erfläret, das falih vom waren erläutert, das Nuzlih mit dem Ehrlichen verglichen, vnd dz ſchädlich vom onichädlichen unterfchaidet worden.

Sa es ift baides bei den Grichiſchen vnd Römiſchen Philoſophis dahin fommen, dz dis, fo mäniglich für ſchäd— lid vnd verdammlich Auferem anfehen nah geachtet, if den mit falfchem won erfchredten Leuten zu troft, vnſchäd— lich vnd vnſchultig erwifen werden. Als vnter andern vi— len den Tod nicht abfeheulich fein, das hohe Alter wol- träglich, die Franfhait nicht onleivlih, das Elend vnſchuld halben nicht vertrüßlich , die Feind förderlich, Armut vn— hinderlich, die Reichtumb aber befhwärlich, fain unfall zu fcheuen, nichts böfes fein dan was fehantlich fei, und was dergleichen mehr bei jnen zu finden.

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Deshalben ans oberzeltem, Achtbarer gönftiger Herr, würd fih €. A. nit zu befremden haben, das auch bei beutiger zeit ain Hochgelehrter aus difer Philoiophiichen Academi, genant Johannes Carnarius von Gend, ent: ftanden, welcher vergleichen zweifeligen materien aine zu tractiren hat fürgenommen.

Vnd fürnemlih ain folche, welche ebenis wol von an- börung des Namens, als des Favorini Yirtägig Fiber, des Cardani wüterich Nero vnd deg Isocratis vnflat Ther? sites jcheinet verhaßt zu fein: vnd ainer, der fih nur darzu genaigt, geichweig gar verwant befind, alsbald er die füßelige, Tandgrifige Namen Podagra, Gonygra vnd Chiragra höret, fie gleich inn den äAuferften zähen vnd fingern fülen folte.

Darumb hie wol die obgefezte warnung Socratis vom vnzeitigen vrtail einzufhärfen, vnd wie ain antidotum vnd preparatif einzugeben, ja von allen andersgerinnten Läſern zuforverfi einzunemmen ift.

Geht nit ain gemaine Naturgegründete Lehr bei den Ethieis fprüchmwortsweis vmb:

Das der frank im allain nit traue, Sonder auf raht ver Arzet fhaue: Vnd der Verwund ſich felbs nicht bind: Weil jver inn feim fal ift plind: Der Fiberig mus andren glauben Was bitter fei vnd zu erlauben

Alſo müfen die Podagriſche nit zu vil jrer einbildung von bitterfait des Podagrams inen felbs glauben, fonder andern, denen der mund noch nit folcher maflen verbitiert, vnd darneben jnen zu helfen gutherzlich genaigt, vertrauen. Bevorab dem Authori diſes Tractatug, welcher inn erfor: ihung des lobs der zarten Dirnen Povdagre, folchen hoben fleis erwifen, das er auch jre Genealogt vnd Adelichen Stammen biß inn der Göter Himelifche Anen bat erftigen, vnd jo weit das geichlecht ver Podagriſchen gepracht, das fie fih nun von baiven banden Jovis Son vnd Enfel zu fein wiſſen vnd zu rümen haben. Wie fönt doch vem, welchem dte Eltern fo wol befant, nit auch alle haimlich— fait der Zochter fund vnd offenbar fein ?

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Innſonderhait dazu ainem Arzet: dem on zweifel häf— tig difes geihäft angelegen geweſen.

Vnd demnach er von Hippocrate gelernet, das an aim Mutigen Patienten alle Medicament beffer verfahen, bat er kain nähern weg jm ainen Mut einzureden gewußt, dan fo man jne fein Franfhait lehrt gering ſchätzen.

Zudem bat er on zweifel gelefen gebapt im Plinio, d3 dem Podagra möge durch gefang, Iuftige ſprüch, anmütige geipräh, Reden vnd Garmina geholfen werden. Gleichwie aub dem Duartana durch Muſiciſche Meloveien, inn maf- fen Billanova jchreibt, ond ver Jureconsultus Tiraquel- lus an jm felbs hat erfaren, wie er im Buch vom Adel bezeugt. Fa darumb bat man dem erften Arzneierfinder Apollini zugleich die Mufie ond Mufas zugeben, anzuzai- gen, dz die Medicina baives zu Teichterung des Leibe ſchmerzen, vnd minderung des gemüts anfechtung gegeben feie. So dan die Jibliche Reden, Fünftliche gedicht vnd holdſelige Mufe Solche, wie gehört, Fraft, zu aufımunterung angefochtener leib vnd berzen haben: würd zweifelson, auch dife artlihe Dration bei vilen, vom Fräulin Poda- gra gegrüßten vnd mwolgemainten, wa fie die recht erwe— gen, zur erquidung, labung vnd Linderung jrer arrefti- rung, fusfäffelung vnd handverftrifung dinen.

Derdalben inn betrachtung feiner vermuthlichen nuzbar— fait, hab ich aus menſchlichem bevauren nit vmbgehn kön— nen, fie widerumb herfür an das licht zu pringen.

Vnd demnach ich mich vmbgeſehen, mit welcher reputa- tion ich difem fünftlichen Opufeulo gleich zu anfang ain bewärlihs anfehen möchte maden, vnd welden für an: dern nuzlich dediciren: hat mich mit erft natürlichs mit- leiden bald gemwifen, difen es zu beaignen, denen es von wegen jrer verbaften franfhait zu troft gedeien mag: So dan von Euer Adtbarfait mir nun längft ber bewußt ift, wie die der zarten Dirnen Podagre auch nicht vnmär, fondern, von wegen befömmlicher fanfter beherbergung, faft werd vnd wolgehalten feien: habich, wie gedacht aus mitleiden, auch erfanter freundſchaft vnd zu etwas dank— barfait €. X. diſes Podagriſch lob zuzufchreiben, nit vmb— gehn können. Inn betradtung, dz ainer folder hoben

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Herlichen Göttin lob kainem andern, als den fie auch hoch würdiget, ond von jrem Rum, ob er warhaft beftch over nicht, vrtailen Fan, mag dedicirt werden.

Dfferir derwegen himit freuntlicher befter mainung Euer Achtbarkait dife DOration, von lob vnd nuz des Podagrams, Bittend folches inn Gonften aufzunemmen, ond es gleich: fam für ein Philoſophiſch Troftbüchlin inn nöten des Po— dagrams zu erfennen: auch es beiweilen inn arreftirung diſer Gliderfrämpfigen Füsfüzlerin zu verfurzweilung jreg langweiligen Arreftes zu gepraucen. Fa daraus, wie et- wan der Philoſophus Polemon aus der Philofophi, dars aus dis auch geichöpfet, es gar verachten zu lernen.

Wa dan folder iröftlicher geftalt dis Büdlin bei €. A. auch fo vil möchte erlangen, vermaint ich meinem hof- fen, fo id inn vberſchickung ſeinen an €. X. gefaßt, ge: nug gefchehen fein. Wie mir dan von E. U. hoben ver: fiand vnd längft erfanter Troftmütigfait nit zweifelt. Ge: ben zu Strasburg Anno 77 auf Juliani, des 9. Märti- ters, welchen (wie Eufebius bezeuget) Got auch mit dem Podagra haimgefucht hat: folcher maſſen, dz er auch da— zumal, als er an die Marter ging, am heftigſten damit iſt angegriffen geweſen: darumb jn der Pöfel zu aim ſpott auf ain Camel geſezt, vnd ſamt dem S. Cronio zur Richtſtat geführt hat: deſſen Leben vnd Namen billich alle Podagriſche im Allmanach jrs hertzens, als ain hoch Feſt, zu ſonderm troſt, ſtäts ſolten Rot geſchriben tragen: wie mir dan nicht zweifelt, ſie thun werden, demnach fie aus fonderer ſchickung folhes auf ven tag diſer dedication er: innert werden.

E. Achtbarkeit Dinſtwillig Erfanter Bernhard Jobin, Buchtrucker ꝛc.

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Reznem vmb Salvagmwardi des Poda— grams,

O Zipperlin, fhon vns der hand Biß man dein herrlich Iob vollend, Werd nicht aus einem Podagra Dem Author zu eim Chiragra, Sonft würd er nicht mehr können fohreiben Muft alfo du vngpriſen bleiben, Weldes dir ein groß vnehr wer, Vnd deinen ontertanen ſchwer: Sig dieweil einem Gaudlerfpringer Inn fein Maifter Hämmerlins finger. Wir han nun nötigers zu thun, Zu loben, welchs ich mir nicht gunn-. Cupido bett einmal geblenvet Ein Glehrten, ver fie hatt gefchendet, Als aber er fie wider lobet Hats jn wider mit gfiht begobet, Damit zu zeigen, das vie Götter Nicht dulden jrer Würden Spötter. Wie folten wird dann nicht genifen Die did nie holten, fonder prifen, Weil du doch fo fürfichtig bift Das du nur zu deing gleichen nift, Nämlich zu Reihen, Mufigen, Zarten, Die deiner artlich zartlich warten, Vnd die du muft erinnern eben Das fie hie nicht wie Götter leben, Sleihwie dir Alerander Gros Konnt an dem blut, welchs son jm flos Erkennen, das er wer kain Gott, Das man fein mit dem Namen fpott. D wann du jn gefüzelt betft Wie Kayfer Karln dem fünften thätft,

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Was gelts, er het genug erfennt Das er fein Gott wer, on Nepent. Solcher erinnerung ih nicht darff, Dann fie ift mir zu Adelſcharff, Sch fpür genug an meiner Armut Das mir das effen fhmadt on Wärnmut: Es niften vil mehr zu Poeten Die Spinnen, als pelz von Zibeten, Es gibt ein glang dem Lorbeerfrang Wann in ein Spinnmweb fein vmfchangt, Vnd wie ain Hebhäw hällt zufammen. Dann ſolchs beveut ain alten Namen. Darum han Spinnen vnd Poeten Ain Göttin, Palladen von nöten. Wolan, libs Povagra, fo ſchon Man würd nun an dein arbeit gon, Schon mir der finger, wie die Fechter, Vnd treff ain andern des rechter: Befäl deim Pater Bao mid, Idoch, bei leib, beger nicht ich Das er mein Schwäher werden thu, Dann ich binn im zu fohlecht dazu, Er find noch vil mit groffer fumm . Die feiner Sipfhafft han gros Rum, Miewol ih dich auch nicht beſchäm Wann ich dich Schon zur Eh nicht nemm, Sonder ih möcht dich eh befchamen, Weil ich nicht binn von Reichem flammen. Aber dein andechtig verehrer Bleib ich allzeit, vnd deins lobs mehrer. Ich will thun, gleichwie hat gethon Der Philoſophiſch Phormion, Der vor Hannibal, dem kriegshelden, Konnt vil ſchöns dings von kriegen melden Vnd häts fein lebtag nie erfaren, Drum ſcholt jn Hannibal ein Narren, Das einer vor dem diß darff preifen, Der es im wol fönnt beffer weiten. Aber, was hat die fhmah im gnommen:

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Er ift dannoch nicht fo vmbkommen,

Wie Hannibal, der gifft außſoff

Vnd dur fein Krigsfunft nicht entloff, Phormion die beft Krigskunſt wuft, Nämlich, das gut fei weit vom ſchuß,

Vnd das man leichter daruon red

Dann das man es gefährlich thet.

Die Aftronomi lehren doch Das Gftirn meffen, wie weit ond had,

Bnd flog doch feiner nie hinauff

Das er feh wie ein jedes lauff, Munfterus faß zu Bafel droben,

Vnd mas doch dur fein runden Globum

Sn Kalifut die prait vnd weiten:

Vnd ſah doch nie Fain pferd drin reuten, Warumb folt ih dan dis nicht loben Deffen ich doch nie that kain proben:

Solt ih darumb nicht Toben fünnen

Die Schöne von auflen vnd innen ? Wiewol ich nie ſchön binn geweien ? Wer ich doch wol ain ftumpfer Bäſen?

Darum, mein jhön Hänpfüzlerin

Schü mir die hand, fpis mir die finn. (Dann drum haltftu den leib im zwang Damit das gmüt meh hab fein gang)

Vnd helff mir je dein [ob erheben

Das du Nuz feift zu gutem leben, Gleichwie das falz zu faulem flatich, Auf das nicht auch verfaul der Gaift:

Schicks, das ich dein leut fo erman

Das ich fpür, es fei gewendet an Bas als ftrigeln am Kagenpalg,

Vnd waſſer an onglefchten Falf,

Ja baß als Spinnen bei den Reichen

Vnds Povagra bei jrs DBngleichen. Wolan, ih fpür, fie will mich gmwären. Dan dife zaichen es erflären,

Dieweil die Band Fracht vnter mir,

Vnd mir entfül die feder fir,

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Vnd dieweil fie zu ainem grus

Mir ſchickt ven Frampff an Yinfen fus. Himit fo läß, wer läſen mag,

Dan ih euch dis für gwis zufag

Das wann jr das nur Iefen hört,

Vnd darzu tröftlih lachen werd Sp werd empfinden jr kain frhmerz Vom Povagra, wie fehr es fcherz.

Wann ich alsdan werd fräudig machen

Etlib, denen fonft pflegt zu ſchwachen, Sp halt ih mich ınn höherer acht Als der Efel, der laden madt

Craſſum, ven halbgebachnen Man

Da er fraß Neffeln für Tymian,

Doch vnuerglichen mich zun Efeln Minder als Tymian zun Neſſeln,

Aber verglichen inn dem lachen,

Dan laden das find Menſchlich ſachen, Vnd wer daſſelb erregen thut, Der thut was Menſchlich ift vnd gut.

Vnd ift ein Narr, der freudig mittel

Nicht eh annimt dan leidig Mittel, Sp aim durch füs mag geholfen werden Mas fuht er erft faurs mit befchwerden ?

Dierumb jr halbe Fusgelämte

Ir Eniverfhwollen Händbehämmte Nemmt dis ſüs büchlin an zu Nuz Aller ſauren Arznei zu truz,

Es würd euch hailen innerlich

Das jr nicht acht das auſerlich,

Es würd euch das Gmüt fo begüten Das jr vergeßt am leib das wüten,

Dan ein frifcher gefunder mut

Kompt an gfundheit dem leib zu gut, Bil laids verfcherzt ein frölichs herz Vnd der beherzt verfchmirzt vil fchmerz.

ENDE.

652 An alle Podagramsgedultige und Zipperlinfchufdige, dag ifl,

die es entweder fchon gedulden, oder noch mögen ver- jchulden, Hultrich Ellopoſcleros.

Vor 17 Jaren hat der hochgelehrt Herr Elias Anhart von Gräz, Phyficus, auf der Schemniz inn Hungariſchen Bergſtätten, ain general-Confilium (doch vnberufen zu Trident) Podagricum inn truck gefärtiget, für vneinge— wurzelte, vnnodifirte, vnknöpfige, vnuerkalkſtainte, nit fand» kriſige vnnd Neſtelverknipfte Podagra, oder Fußkrankhait vnd ſchmerzlichen fluß (als er es nent), darinn er anlai— tung gibt, wie jm, wann es noch nicht veraltet vnnd ein vnuerſchamter gaſt worden, mit Medicin, auſerlichen Mit— teln vnd Arzeneien fürzukommen, forzubawen oder abzu— prechen ſeie.

Inn welchem er, meins bedunkens (doch mich vnerſucht) für angehende Podagriſche Tyrones vnd krigsneuling (dan die alten Soldaten vnd hünerfreſſer begeren auß ge— wonheit kains Rhats) zimliche gute mittel fürſchlägt, wel— cher maſſen jm nicht allein mit hauen vnd ſchaufeln, ſon— dern mit auſerlichen Curen zu ſteuren were. Wie dan desgleichen Inhaltsbuch neulicher Jar auch zu Straßburg bei B. Jobin außgangen, deſſen Author, Doctor Domini— cus Burgauer von cur des Podagrams ſich groſer ſtrai— chen austhut, welchen einer, der es nicht glaubt, leſen mag. Idoch gefallt vns zu vnſerm fürhaben vil baß vn— fer gedachter Doctor Anhart, als erfiberürter Burgauer, der beinah jder haken hat wöllen ein ſtil machen, vnnd allem Zipperlin helffen, vnd doch im abzug aim lang zän macht. Diweil Er Anhart, nicht allein dem hilfſamen vnd geſchlachten Podagram, welchs fi den Medieis vntertä— nig vnd gefolgig erzaigt, hat Mediciſchen Rhat vnnd hilf fürgeſchriben: ſondern auch dem vnhilfſamen, vngeſchlach—

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ten, Rumorifchen, Dalsftarrigen, vnd die Medieos troßen: dem Pratengram Philoſophiſche oder Klughaittröſtliche hilf zu thun vnterſtanden. Seit ainmal er fich des Sprüchworts erinnert gehabt, das Wa der Artzt nicht meh kan Da fängt ver Prediger an, Wann die Arznei am leib will falen, Da ſucht man erfi Arznei ver Selen, Ma Anotek öl nicht will fhirmen Da fuht man bailig Hl zum firmen.

Dan in difer Quotlibetifhen Welt mus alles vmbkert fein, Virtus post nummos, ift gelt da, jo gelis, de mo- ribus vltima quaestio, darnach ftagt man erſt, Pos Se: deipluft, wir hettens fchir vergeflen, ifts auch fromm ? Ha fromm genug, wa gelts' genug: Man mus die frommfait mit NRechenpfennigen zalen. Haben fie es durch Regul falsi fubtrahirt, fo wöllen wir es durch die Welſch pratic fummirn. Alſo auch bie Animam post corpus, wa der leib will Sanet Belten haben, da hüt fih die Söl für Kürichsbus.

Desgleichen hat er den Philofophiichen ſpruch Plutarchi zu gemüt geführt, das

Was nicht ver Rhat thut auſerlich Das mus der Troft thun innerlid,

Dan kainen foll man lan verterben Dn Rhat ond Troſt, auch nit im fterben.

Wa fol aber ein Mevicus den troft holen? Warlich er finds inn feiner gemalten Apoteckerpüchſſen: Auch nit inn Galeni Arte curatiua, noch von Vrinis vnd Quos purgare conueniat etc. dan raine faiten zeripringen bald, die fpinnweb feinen ftich nicht halt. Bil minder von Anatomia viuorum, es lis fih ainer fonft eben fo mehr vor benden, vnnd fih darnach wie Premberger als ein Salmen zu Rimen zerfepneiden. Finds auch nit inn feim Ballen-Büdlin, de paruae pilae exereitio. Dan den Podagramiſchen dörfen die Genfer das Guilleartdan— ten vnd die Füszwizerende Capricolifche Gaisiprüng nicht verbiten. Wa van? Da nämlih inn Pratic feing büch— lins De curandis animi morbis, von cur des gemüts

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frandheit, vnd da er fehreibt: Optimum Medicum Phi- losophum esse: Nämlih aus ver Philofophie oder dem Weispeittroft, daraus ſteht es zu ſchöpffen.

Dan, wie Plutarhus von der kinderzucht lehrt. So haben vie Menfchen zu des leibs friftung zwo Zunft er- funden, die arzenei vnnd die leibsobung, welche legte man Gymonasticen, fampfsgefchlideit, genennet hat, vnd dinete zu färdung vnnd ringfärtigung eines gefunden leibs, gleihwie die erfte zu abfchaffung der Ffrandheit vnd wider- pringung der gefundheit auffame.

Aber wie dan? wann die verfcherzte gefundhait nicht wider zu pringen, ond.veshalben entweder aus franfhait oder aus alter ver mentch der fechterifchen leibswäferung vor fehmerzen oder aus fchwermut ond ſchwerleibigkeit vergiftet: foll man ine darumb hilflos im fat der Maul- bengfolie verzweifelter geftalt da fteden lafen? Nain war: lih , das wer vnmenſchlich.

Sintemal auf die Thir nicht weichen

Bon ſchwachen, franden jres gleichen Wann fie in ſchon nit rhaten künnen, Stehn fie zum mindften doc bei jnen.

Sondern auf vdifen fall haben die Menfchen, fo von Natur vernünftig rhaten vnd reden fünnen: ihnen felbs zu nuz noch die dritte fürtreflichfte Eunftbilf erfunden, näm— lich die weisheitpflanzende, Sölergezende Philoſophie, welche, wa die andere zwo in leibserhaltung mangelhaft abftün- den, dem gemüt dannoch mit jrem mweisheitrhat zu troft käme: Vnd alfo die Sel, inn welcher aller verftand famt dem gemüt ſtehet, aufenthilte, auf das dadurd der leib, fo daran banget, feines Salzes nicht beraubet würde. Wie dan auch felbs der Arzet Apollo, Galenus, darauf gedei: tet bat, inn dem Buch Quod animi mores eorporis tem- peraturam sequantur. Dan wann man ain fimpele conuerfion vnnd vmbkehrens daraus macht, fo haißt es:

Nah des Gemüts fitten vnd gftalt Auch der leib fich fittet vnd Halt, Das Gmüt zieht, wie es will, ven leib, Wie ven Man ain Maifterlos Weib, Diver, das jhs nicht laz vergleich, Gleihwie ein Weib dem Man gern mweidt.

J ——

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Solchs bewärt der Teutfch Rabelais in feim Trunfenen geſpräch, nach feiner fantaftengreulicher art exempelsweis alſo:

Der ſein Seel nicht gern trocken ſezt (Die man doch für die klugſte fhazd Sudt fat, wa er den Schnabel nezt, Vnd alfo Seel ond leib ergezt. Die Sau, die fih im fat gern falzt Sudt fein Rofen, drinn fie ſich malzt, Der Bogel, der gern ſteckt imm Naſſen Hat ftat3 ven Schnabel inn dem Waffer. Mus alfo ſtäts ver leib volpringen Darnad das Gemüt pflegt zu ringen.

Daraus dan wol zu fehen, dag dieweil daß Gemüt im leib wie die vnru inn der vren, vnd wie der Reuter auf dem pferd, onnd wie ©. Cyprianus in prologo de vir- tute Christ. fagt: der ſchmid zum hammer vnd das feur im Bachofen ift, onnd des leibs glider als inftrument ge— praucet, das vilmehr an friftung des Gemüts als des leibs gelegen: Dieweil auch ver Eccleftaftes ſpricht: Sum- mum animi vulnus est animi tristitia. sieut summa malitia mulieris nequitia, et capitis colubri veneficia,

Solide friftung aber des gemüts würd anderswoher nicht zugerichtet, dan durch den klugen troft der Philoio- phi, ond Huges berevden vnd ermanen. Welche Philoſophi ond weisheitlehr fonverlich inn zwaien wichtigen füden jre fpizfündigfeit erzaigt: Ainem, vasjenig, fo man ge: mainglih gut ichäßet, bös und arg zu erweifen, im an— deren, dasjenig fo man gemainglich bös ichäßet, für gut vnd nuzlich zu bemwären.

Difer Philofophifchen mittel ains hat jm hie vnſer Doc- tor Anhart, oder vilmehr der herr Garnarius müfen aus— erleien. Dan nachdem fie, ald Medici gemerft, das ain miderfpänftig, Arzeneitrogigs Podagramsgeſchlecht zu fin- den, weldem alfe Apoteferpüchfen vber einen haufen ge fhütt, nicht könnten wehren. Da tbaten fie wie etlich Bildſtürmer im Niderland, welche als fie ainem vberaus grofen ftainenen Chriftoffel nicht die klainſte zähe am fus mochten abhaden, vil minder im ainen Knoblauch aus der Täſchen zwaden, da ſchriben fie für ein Salvaguardi ei- nen zedel daran, das er ain toppeler Gös were, vnd ver:

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wegen als jr liber Brüder ficherhait hette. Alfo auch dife, da jnen dis maifterlos Podagram nit weichen will, kön— nen fie es ond andere nicht baß betrigen, van fie fehrei- ben ond lehren, es fei gar köſtlich vnd gut, vnd jnen an anderer leut füfen gar angenam, vann dadurch befommen fie ewige Patienten. Wiewol es auch nicht allein für dife gendtigte Leibeigne des Podagramms würd angefehen, fondern auch für dife mutwillige glivergeverirte, die feinen ein bofart haben, vnd die jnen nicht rhaten laſen, nod fih nach medicinifchen fürfchreiben halten, ynd wann jnen lang der Doctor des Galeni Tractätlin De bonitate aquae rumet, fie doch allzeit ob bonitate vini ligen. Sa für die, fo jagen dürfen, fie wöllen liber virzeben tag zu bett fib mit. dem Povagra herumbreiften, als act tag die gute gefelfchaftt jampt dem wein meiden. Item wann fie es ſchon könnten vmb ein balben bagen verkaufen, wolten fie nicht darumb aufftehbn. Item, es nemm inen nichts, on das fie die hoſen nicht meh fo ftrad auffbinden. Item, es fey nen nur, wie einer Braut vınb die erfi naht. Item, fie wolteng lieber dreimal haben, als einmal auf eım barten bett ligen, ꝛc.

Die Miltauifche fchimpfrimpfer, wann fie darnach da im ftod ligen, vnd fid krümmen wie ein Fiſch am Angel, meint jr nit, das fie einer folchen lection, inn maſſen birinn begriffen, bedörfen? Ja, warlich, da ift gut lafen, wann man den hund beim ſchwanz hält. Dei, thut das freu; vor dem bet hinweg, es macht meinen Gnädigen Hern Melancholiſch, fagt jener D.P. als fein Fürft wolt fierben. Gleihwol gefallt ons bie im fürgang vber die

mafen fehr wol, das die Medici jnen alfo fein alle Sät—

tel fönnen gerecht gürten, vnd was fie nicht fönnen mit rauhe vond ſchelten gut machen, daſſelbig verbeffern mit lob ver fachen, vnnd mit furzweil vnnd verladen: vnnd wie der porredner im gereimten Eulenfpiegel an die Schalte: klügler ſchreibt:

Wa man nicht kan purgiren

Daſelbs für fie lariren,

Wa mann nit leid Juſtiren

Dafelbs für fie Luftiren,

Vnd was nicht zu poliren

Daffelbig Eutteniren.

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Dan will nicht Mainz, fo mus Kunz, vnd wie foll man “hm auch anders thun ?

Maximus in morbis Medico promittitur orbis, Die Arzet müfen etwas fagen,

Das vie Eranden nicht verzagen,

Darumb holt man fie mit Roß und Magen.

Ir Red hat kraft wie ein Schärhaug, wer darein fommt, thut im fein zan meh were. Sie thun im auch billich, das fie jrer facultet die freye furzweilung, fcherz vnd poſ⸗ firlichfeit beaigenen vnd behalten. Angefeben, das es fein facultet fo ſehr als fie beriötigt. Dan eim Theologe will es nicht gezimmen, der nimmer das Euangelio on gelaz foll predigen. Gleicher weis auch nicht eim Juriften, die- weil die Zuftici, deren Priefter fie find, nicht lächerlich fiht, fonvdern trauet ernfthaft mit vem Schwerd. Aber ein Arzet hat deſſen gut fug, diweil er nicht allein, wie Theophraftus fchreibt, ain Purgirer, Brinirer, Recepift ond Wundarzt fein fol, welche fiud nur den leib berüren, fonvdern auch gedencken, das die geſundhait ſteh im leben, das leben inn ver Sel, in der Sel ſteck das gemüt, wel—⸗ cher nun grüntlich helffen will, der mus im grund des gemüts anfangen: das geht nicht anders zu, als durch er— gezliche mittel, die ergesung aber fommt durch furzweilige luſtirung. Alfo das gänzlich zu ſchliſſen, das die Medici macht haben, fih zu lib ven franfen in allerlai leut zu nerändern, wie ain bofman, der Ruben laßt Biren fein, iz rollig, nun fohmollig : iz Runzelend, dan ſchmunzelend: iz huftig, nun luſtig: jdoch allzeit mit onterfchaid, mie ain wurft hat zwen zipfel, wie jener Medicug, deſſen pas tient im einbilvet, er wer todt, vnd mwolt nicht freſſen, da legt er fih zu jm vnd ftellt fich gleicher mafen tod, doch mit der weil, vnd vberredt in, die toven eften. Vnd wie jener Paduaner, der im fein liß, er bet jo ain grog naß, das fie nit zur fluben hinaus ging, da verband jm der Medicus die augen, beredet in, er wolt im den Naſen— pruch fchneiden, fchärft jm ein wenig die Raß, vnnd warf dieweil flugs ein plutfad inn den dazu beitellten fübel, da war ver Naſen ſchon gebolften.

Seht, alfo gefül es onfern Mäufen, fagten die gefangne

x. 42

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Kagen, wann einer nicht von wegen eins Gaft ein Wirt ift, fonder fih mwais inn leut zu ſchicken, wie ver Schult- bais inn den lätzen Rod: Vnd ſolchs würd noch weitläu— figer dargetan inn der vorred vber vie Affenteurlichait des Pantagruelifhen M. Rabelas, der auch ein Arzet war, vnnd inn diſem hirnrammelingen, poffenreiffendem ſtuck fein facultet wol gezirt hat, auch feine Naupenbücher mehr: tails den fusgrammigen frudenftupfern, Stäbelhern, Pfa— tengrammifchen kapaunen vnd hadprettvänzern zugeſchri— ben. Darum laßt mir diſe ſchöne Rabeliſtiſche kuniſt nicht mit eim kalb gepflüget ſein, ſondern leget fie an, ſie würd euch das hirn ſo wol tüngen, als die faule kirſenſtain den Roßmarin. Wer bbel bört, der bad nicht kalt.

Es haben doch gegenwärtige weis die Podagriſche zu tröſten, vil hohe, fürneme, gelehrte leut für ganz bequem— lich angeſehen, alſo das ich der erſt nicht bin. Als da iſt vnſer obgemelter Carrarius, der hochgelehrt herr Bilibalb Pirkhaimer von Nörnberg, deſſen lob des Podagrams wir hie auch verteutſchet einfuren, der Petrarcha, der etlich troſtprief an den Podagriſchen Cardinal Columna geſchri— ben, der Lucianus, der ein Tragedi vom Podagra hat ge— macht. Der Medicus Chriſtophorus Baliſta von Paris, der ein Concertation vnd ſtreit ſampt eim vertrag mit vnſerer glidmächtigen hat gehalten vnd dem Podagriſchen Biſchof von Sitten zugeſchriben. Item Petrus Doletus, ein Arzet, der jre defenfion bat publicirt. Item der alt Poet Claudius Claudianus vom Podagriſchen Poeten. Welche ſamtlich mit der weil ſollen zu erluſtigung der kruckenhupfer, Pfulwenpröpſt vnnd händgratteler zuſamen geordenet vnd getruckt werden, wa wir mercken, diſe ar— beit wol angewendet ſein. Der anderen ſchribenten Men— tagram vnnd des Ferrerij Pudendagram Hiſpanicam wol- len wir den Spaniern jtzunt im abzug aus Niderland auf den weg zu gelaitsleuten geben. Aus Lib wirft man aim holz nach.

So werdet nun alſo, wie aberzehlt, Ir Pfatenkrampfs— gedultige, diſes Troſtbüchlin wiſſen zu danck anzunemmen, vnd mit nuz zu gebrauchen: Wacker, wacker, wie der Haß auf dem acker? Ain herz wie ain kalt waſſerſupp: luſtig

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wie faul öpfel auf dem ſtro. Wünſcht mir nichts, deſſen jr felbs gern abweren, laßt mich bei meiner vorgehenden Salvaguardi pleiben. Die Mud ift darum fein hofman, wann fie fchon ein mal auß ves Fürften platt jſſet, noch die Feldmaus ein Einfivel, wann fie fhon ins Waldpru— ders zell hart brot ſchmeckt. Wolan mir on ſchaden, fagt ein Stordenneft, brand das haus,

Die Nede von Briprung, Stammen, zudt, Lob vnd Nuz der Edelen, Zarten Dirnen Podagræ: etwan offentlich zu Padua auf der hoben jhul, durh den H. Medicum loannem Carrarium Yateinifch gehalten: Nun aber zu troft den Teut— ihen haußſchimmeligen Vodagrifhen, widerum inn truck gepracht, Vnd folgender geftalt Teutſch entworfen.

Demnach bei allen berümten Scribenten, baides, al— ten vnd Neuen, jederzeit der prauch geweßt, das man vmb verſtäntlicher richtigkait willen, inn allerlai ſa— chen, fürs allererſt, eh man weiter ſchreitet, etwas von orſprung der Perſon, die man zu loben fürhat, mel— det: Inn betrachtung der gemeinen ſag:

Ain richtiger anfang Macht ain richtigen außgang.

Sp bedundet mich ſolchs auch in gegenwärtigem vnſeren vorhaben vol von nöten, bequem, ond inn fai- nen weg zu vnterlafen fein.

Hirum, jo will ich anfänglich, jr meine zubörer, bericht tdun, waher oder aus was flanınıen vnd El—

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tern das weitbefchreite, zarterzugenes fräulin vnd Holt- ſeligs zutätigs Töcklin Podagra dauon heutigs tages ſo vil geſchreies iſt, ſeine herliche ankonft habe. Da— mit daher erſcheine, wie es ſeines geſchlechts zartliche hergeprachte würde vnd hochachtung nicht beſchame, ſondern tägelich faſt mehre, vnnd der vrſachen halben bilfich genrifen werde. Gänzlicher zuuerſicht, jhr wer— det inn fürpringung ſolcher nit verhoften erzälung kai— nen vnwillen tragen, ſondern inn maſen jr berait an— gefangen, ganz andächtig ond fleiſig abhören.

Sintemal ich euch nicht aine newe vngereimte mai— nung vorhabens binn einzureden, ſondern dasjenige, welchs vor längſt andere Hocherleuchte Gaifter, Poeten vnd Philoſophi erfündiget vnd bewäret haben, wider— vmb verſtäntlicher an tag zu geben.

Die älteften Poeten, jo etwa bei den vernunftreis cheften haiden alle gehaimnus jres Gotesdinft inn ver- mwarung beiten: vnnd von wegen klughait vnd meifer lehr, als den Muſis gehailigte leut, hoch gehalten wor- den, haben unter anderen jhren Sinnreichen, verftand- gehaimen fehrifften auch dis geoffenbaret, Das Bachus, der libe Weinpater, als er auf ain zeit (vnnd wie ich bericht werde, eben auf diſe, wann die Göter allzu- mal die järliche gedächtnus der Niverlag der himel- jftürmenden, Titanifchen Rifen begehn, da man mit Bergen als mit Wadenftainen zufamen geichoffen, vnd der Meinheld Bachus den erjten Waghals der Gwi— ganten inn Löengeftalt bat nidergerifjen) mit andern Götern bei ainem auten fchlamp und molleben geme- fen (wie dan der Homerus folcher Burftrung vnd ze- chen feiner Göter etlicher gedendet) vnd jne daſelbs der himliſch Erbſchenk Ganimedes den Nectartrand ſamt allerlai wein zu dem beften vnd bei Der jchwäre

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auftrug, vnd nach aller genüge geftrichen voll einfchen- cfet, da nam vnſer Bauchus feines Nebeniafts jo vil ein, Das er dauon erbißigt, jich bei dem Schlaftrunf inn trunfener weis bei der Holtfeligiten Lib-Göttin Deneri zu täppifch macht, vnd ſie zu ainem beiichlaf verniochte, welcher plinde beiſchlaf bald alſo vil fchaffte, Das daraus uber ain Furge Jarzeit Die wirkung an der geburt des zarten Töchterlins Podagra ausprah. Ja aus diſen zmo leibsmächtigen Berfonen, Bacho vnd Veneri, iſt onfer auch leibmächtig Sildin Pfatengram, welch wir nach vermögen zu preifen vorhabens, er= zilet. Vnd vungeacht Das jolches fundpar genug, gleich- wol zu mehrer befräftigung, will ich es mit der Poe— ten aigenen worten bezeugen: Als aus Difem, Da der Griechiich Poet latinifirt alſo ſchreibet: Nascitur ex Venere et Bacho, soluentibus artus, Filia, quae soluit membra, Podagra, virum, Aus Bacho, der mit feinem Wein Die Gliver ſchwächt, wann er ichleicht ein, Vnd aus Benus, die mit dem gailen Die gliver auch ſchwächt vnd thut thailen, Da iſt ain Tochter her geboren, Die recht die glider kan erboren, Haißt Podagra, Fußgrammerin, Ain rechte Gliderfolterin. Desgleichen aus Vergilij Verſen, da er ſezt: Vt Venus eneruat vires, sic copia Bacchi, Et tentat gressus, debilitatque pedes, Wie Venus ſchwächt der Gliver fraft Gleiches auch Bachi Weingab fchaft, Hindert den tritt vnd ſchwächt die füs, Vnd geben Güß auch wider flüß. Noch wiewol es genug an diſen anſehlichen zeug— nuſſen were, jdoch zum vberfluß mus ich, als der Tol-

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metjch ſolchs auch aus vergleichung der Eltern art be— wären, auf das es klärlich genug erfiheine, Das fte, wie man fpricht, der grofen Appeln ehlich Find jeie, vnd Fain Fuchs kain Taub mache.

Dann gleihwie Bahus, wann er zecht, Schreit, rüft, gölt, fehilt, hat fein gefecht, Alſo machts Povagra jr leut Auch ſchreien, ſchelten oft zur zeit, Vnd wann es fie nicht ſtreng hilt ein Schlügens auch oft mit fäuften drein. Dnd gleihwie Bachi burft nicht hilft Den Rein, wann fie ihon voll füllt; Vnd ftoßt fie wider Band und Wänd: Alſo kain Podagrifcher ſchänd Sein Liben Schwäher Bachum nit, Wiwol er ſeinthalb etwas litt. Vnd gleichwie man mus Bachum füren, Wann inn jm der Wein anfangt giren, Alſo mus man auch die oft laiten Die ſeine Tochter offt beſchaiden. Vnd wie die vollen nicht wol gehn, Alſo die Nüchtern nicht wol ſtehn: Vnd wie ain Voller zörnt vil eh Wann man jm nur tritt auf ain zeh, Alto zörnt bald auch der Glidſüchtig Wann man jn angreift nicht gar züchtig. Vnd wie man Bahum, den Weinwanft, Mus Erönen mit aim Hebhäufranz, Alfo mus man zu haupt vnd füſen Sein Tochter fhmuden mit vil küſſen. Vnd wie Badhus gern reut den Eſel, Alfo fein Tochter Bett vnd Seſſel. Vnd wie man dort vmb Bachum fpringt, Bnd in mit fräuden nur vmbringt, Alto ſteht, fizt man bie vmbs bett, Treibt vil geſpött vnd fellam red. Vnd wie Bacho nicht ſchmackt der Wein Wann er ſolt on geſelſchafft ſein,

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Alſo hets Podagram vertroffen

Wann es nicht het gut Schwezgenoſſen. Vnd wie man Bachum oft beſchmirt Mit Moſt ond feigen, welchs jn zirt,

Alſo beſtreicht man hie allenthalben

Die leut mit kraftwaſſer vnd falben, ıc.

Sehet, diß ift alfo die vergleichung vom vater ber. Nun lapt ons auch das Mutermal.

Wie Venus ift ain Weib ond zart, Alſo Glidſucht kain Man noch hart. Vnd wie Venus zu wolluft if, Alſo Podagra wo voll Luft nift. Wie Benus gern ain zart glid fucht, So fuht das zart auch die Glidſucht: Vnd wie der Beneri ift gemäs Stäts han ain füllen unterm gfäg, Alſo ift auch ſehr ongelegen Dem Podagra, fih hart zu legen. Vnd wie Venus fh an ain fhmudt Vnd jr Libhaber füßt ond trudt, Alſo ſchmuckt auch jr Tochter fi An ainen, das man fült jr ftich. Vnd wie die Libfucht haimlich Frandt Vnd man derjelben doch nachhengt, Alſo wiwol die Glidſucht plaget Noch iſt mancher, der jr nachjaget. Vnd wie Venus jr dinftgail gfindlin, Ausmergelt vom pfund biß zum pfündlin, Alſo jr Tochter auch desgleichen Erſchöpfft alls Glidwaſſer inn glaichen, Vnd wie das Venuspürftlin fich Mit klaidern zirt ganz ſeuberlich, Alſo hälts Podagra jr kunden Inn rain leinwat vnd pfulwen gwunden. Vnd wie die Buler jre Hoſen Satt an die Bain aufftreichen loſen, Alſo die Zipperlinggenoffen Auch jr füs glatt fanft fireichen Iofen.

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Wie Venusvfeil pringt berzenprunft Alfo die Glidpfeil Schmerzenprunft Wie Venus aus dem Mörihaum Fam, Alſo auch jren Brfprung nam Aus Bain vnd Weinſchaum jr libs find, Welchs drumm noch gern die Bain durchgründt. Bnd wie der Benert warn geweicht Die Salben, vnd was fehr wol reudt, fo pflegt noch fih zu erauiden Sr Tochter mit gevadten ftüden. Venus fih gern zun Mannen gfellt Alſo jr Tochter fih auch hält, ꝛc.

Wer wolt dan nun meh zweifeln, fo er dife offen- bare vätterliche onnd müterliche anmal an der Tochter merfet, das ſie nicht Bachı und Veneris leiblich Toch- ter vnd von baiden handen des Stral und mwolfen- mächtigen Jouis Enfelin fein folte? Demnach je Ba- bus aus Jouis hüfften vnnd der Semele war erzeu- get. Zudem das von difer jchlaftrunfenen und wein— gailen beimonung ber die Chmuter Venus iſt jres beiſchlafers Namen nach, der Liber Pater bis, auch Libera vnd Libitina genant worden, welchs fo vil faut als Libedina oder Libdinerin.

Gleicher mafen nun, wie das Libe Fräulin Podagra aus vollem gailen leben ift erzilet worden: Alfo bat fie auch zartlih inn allem vberflug müfen erzogen werden.

Dan die zucht mus fein wie die frucht, Wa zart die frucht, da zart die zucht Der haifen frucht, man hais ort fucht.

Darum ift Difes Federlindes Töchterlin, wie jder ſelbs aus oberzehltem erachten mag, nicht im Rauben Yappenland, noch inn dem öden feljigen Arabien, noch inn wüſten leutlofen Infulen, noch zwifchen wilden

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gebürgen, wälden vnnd Mörkflippen erzogen. Sondern inn jbres Herren Vaters Bachi cornucopiichem frucht- parem Vaterland zu Nyſa im Reich Arabien, da der Pfeffer wächßt, da alles vollauff ift, guter luft, alle frücht vollfommen von mweintrauben, Mandeln, Kütten, Granatöpfeln, ſpecerei, zuder, gold, edelgeftain, getraid vnd flaifch, vnd verjehnittenen hämmeln, jo faißt, Das fie faum gehn fünnen, da jrer ſchwänz ainer 24 pfund wiget, voll Paradiſiſcher Iuftgärten: vnd welchs fürs nämlich zu vnſers Fräulins leibs- und Nafenluft wol befanıe, voll köſtlichſten Balſam, wolriechenden palmen, Mirren, Weirauch und Zimmetrinden, allda ift ſie von feidenen wigen ber, auf den gelindften pflaumbetten, füffen, polftern, pfulwen, pelzen ausgeheckt vnd geprü— tet worden: vnd je älter ſie ward, je ſchwächer ward ſie an händen vnd füſen: darumm ſie ſich allzeit mit ſalben vnnd waſſern anſtriche, auch nimmermehr zu fus ging, ſondern pflegt ſtäts auff ſchlitten vnd wa— gen, ſo mit filtz beſchlagen, vnnd für das kirren wol geſchmirt waren, zu faren.

Als ſie aber nun zimliches alter erraicht hette, ge— luſtet ſie, durch die ganz welt jhre macht zu erzaigen. Derhalben ſchickten ſie jre Eltern wolbelaitet vnnd be— gabet aus zu denen perſonen, die ſie baide, Bachum ond Venerem, pflegten tag vnd nacht andächtig zu ver— ehren, auff das ſie dieſelbige von jrentwegen begrüſet, ſich auf das nächſt an ſie thäte, ja jhre einprünſtige lib inn jre glider ganz einſchlaifte vnnd gleichſam wie ain pfand jrer baider gonſt, die ſie zu jnen tragen, were. Sintemal Diejenigen, jo die Eltern mit gefahr leibs vnd lebens fo faft ehrten, zweifelgon auch Die Tochter nicht verfchmehen würden, jondern jie auff das herlichſt, zirlichſt vnd zartlichit, wie folcher hoben ge—

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burt gezimt, empfangen, jrer warten vnd pflegen: Wie auch ſolches geſchehen, dan nachdem ſie für der Armen leut haͤuſer, hütten vnd ſcheuren, desgleichen für die Spital, Platerheuſer, Malzeien vnd Ellenden herberi— gen fürober gezogen, hat ſie ſich mit jrem anhang allain in Reicher oder müſiger herrn Palläſt, Luſthäu— ſer, Schlöſſer, Sal, Sommerhäuſer vnnd Ehrkammern nidergelaſen: da iſt fie bald als ain Ehrwürdiger Gaft wolfommen gemejen, vnd welches wunderlich ift, würd ſie von tag zu tag, je länger jte verharret, je ebrli- cher vnd janfter gehalten, wiewol man jonft im jprüch- wort jagt:

Ain zu vil obernächtiger gaft

Würd fehr bald ain vberlaft.

och, ich halts Dafür, Das jren nach Dijem jen- tenz gebet:

Man laßt oft das find der trew genifen Die feine Eltern haben bewifen:

Nun bei Difer jrer außfart will fich auch gebüren, jr Gelait, Geſpilen vnd hofjungfrawen nicht vergeſſen— lich zu vberſchreiten: dieweil

Aus der Geſelſchafft vnd Geſpilſchafft Erkennt man der Leut aigenſchaft.

So waren nun die Nächſten am prett vnd Hofmai—

fterin, jre zmo Säugammen als Götin angeſehen, Die 1

Methe von Trunfenbaid vnd Acratia von Vnmäſ— fingen, welche on vnterlas jie belaiten, unnd noch vil andere Edelgeachte ketſchjungfrawen mit jnen geben baben: Deren die fürnemfte find: Polyphagia von Frashauſen vnd Schleckſpitzen, die mit jren aufgepla- jenen yfeifferbadfen vnnd dem faißten grojen wanft, wie das Ungarisch viech, daher äntenmäftg wadelt und

——

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grattelt. Desgleichen folgends Die vertrüffig laidſelig Frau Mifoponia genant Arbaitjcheu von Faulgänglin- -gen, welche auf baide jeiten hinket, ond die fettich benfet, wie ain naffer Raiger. Nachgebends die plin— zelend Jungfraw Philypnia oder Schlafhulda vom Vederhaufen, welche Die augen alſo ausgeichlafen bat, das jren Die augprauen geſchwollen waren, vnd mit den augen zwinzelet, wie ain Schlafende Sam auf dem Mift, auch manchen fältritt thäte vnnd nach dem leilach ginet.

Auf diſe folget ain gezött vom Bifamftindigen Frauenzimmer, Denen aine Sram vorging, genant Wo- luftas oder Zartlib von Volluſthauſen, vnd hatten mancherlat molriechende plumen, auch vilerlat wolfchmes ende waſſer, desgleichen Ambron, Biſamknöpf, Ge ruchjaifen, behengt mit Gorallen, Eettlin, gold ond fil- ber, wie ain Sammel mit Schafpollen, oder (es far nem zu erleiden) wie ain Jacobspruder mit Mufcheln: Bnter diſen hiſen etlich Lufthuria, Adelmut, Sirzftol- zin, Sorgenon, Schmähloch, Kigeltrut, Pfulwenkeck, Gailrich ꝛc.

On dife bet fie noch ain andern troß, Die Lehen von jr trugen, von Epicurern, Winholden, Schwin— harten, Menaden, Faßnachtmummern, Satiris, Boden reutern, Spagengailen, Merzenrammlern, Bollenbejchaid, Näglinklopfern, Störzdenbechern, ꝛc. Welche alle ſampt vnnd jonders noch täglich Die Tochter Podagram nicht weniger dan jhre Eltern, den Bachum vnd Venerem, inn ehren halten, vnd billih, dan ſie macht den be— ſchluß dran vnd verjigelt- die freundjchafft.

Vnd mit folchem wolgepuzten bofgejind ftaffirt, bat onſere Glidergöttin den gröften thail der Menjchen inn jren gewalt gepracht, alſo das jte nicht allain den ge—

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ringers ftandsleuten bat zu gebiten, jondern auch vber Kaifer, König, Fürſten, Herrn ze. zu berichen. Deſſen ſich Doch etwan die Medieina mit jrer Arzeneifunft bat dörfen austhun, vnd jren allain die beherſchung vber das menjchlich geichlecht zufchreiben: Nun ift fie dann jo mächtig, jo fomm fte, beiß deren ain Drab: Aber es gebt, wie Die Alten reimten: Man ftellt manden für ainsSchanz, Der nie ſah wie der Bär danzt, Vnd ift als wann man firemwiich ftedt, Das man damit die Bögel fchredt.

Nun bißher, libe geflifiene zubörer, haben wir ge- bandelt von des Podagra herfommen, Eltern und ftat- licher hofhaltung, oder derſelben zugethanen gehülfen vnd belaitsleuten. Folgt weiter, wie ferr fich jhr Reich vnd gewalt erftref, onnd mie ehrlich vnd mol ſie jre verwandte vnd nachfolger pfleg zu bedenden und zu begaben.

Fürs erft ift männiglich Eundyar, das kaum ain thail der Welt ſei, da nicht vnſer Göttingeachtete Po— Dagra, nichts weniger als Bachus vnd Venus felbs, verehret werde, vnd beinah erbliche poſſeſſion, wonung ond beitgung erhalte. Angefeben, da fie jrer Eltern fusftapffen fleifig, als ain gehorfam find, nachfeßet. Ja fie auch ains thails inn dem vberwindet, das fie nicht allain bei den wolhäbigen, ſeckelgeſpickten vnud Reichen einfehret, fondern auch etwan bei Minderhä- bigen, die entweder alles wenden an gurgelichmenden oder dem flaifchfigel zu fehr nachbenfen, oder mit ängſt— lichem ſorgen fich zu vil fränden. Beuorab inn Difer legten verrofteten zeit, da die ſtuck, vor denen die 9. Schrift, die inn hinzihen ligende Welt vil vermarnet, bei Reich vnd arm am böchften im ſchwang gehn, ala

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da ift, das freien, befchwärung mit freffen vnd ſauf— fen vnd jorge der Narung: Da man zecht vnd zert, als wolt man morgen fierben, Vnd fharrt, vnd fpart, als wollt man nad dem Todt verterben.

Da der Neich das glas Gebt, vnd der arm fchendt ein, auf das er auch genis fein, wie ainer der mit Honig vmbgeht, Das er die finger leck: und der Arm krebßt, warn der Neich fifcht, damit er nur im naffen ift, ja da der Reich faul garn jpinnt, Daran der Arm zu fnüpfen gewinnt: vnd da die Seren halten vor Fasnacht, auf Das es der Baur des beſſer nachmacht.

Idoch, dimeil Das Podagram waig, ja mit jeim ſchaden es fület:

Das da nicht find vil hund zu nehren, Da ſich die leut kaum hungers wehren.

So laßt es diſe nidere Burger vnd baurenhäußlin Sant Armut ond die Spinnen walten, zihet fort vnd erhebt jr haupt höher, gucket inn den hohen häuſern zu den fenſtern vnd läden hinein, begrüſet von wegen alter kuntſchaft jrer Eltern, die Statlichſten Herrn, die Reicheſten Muſiggänger, die kärgſten filz, die ſtäts auf dem Geltkaſten ſitzen, aus ſorg, das die mäuß drein kriechen, die mutwilligſten Buler, die beſoffneſte kälber, die zarteſte Ofenhüter, die nemmen ſie alsdan an, be— herbergen ſie, ſetzen vnnd legen ſie zu ſich an die ſeit, geben jnen jre glider, damit ſie vor Bacho, Veneri vnd der Fraw Arbaitſcheu dineten, inn verwarung: Sintemal ſie ſolchs der Tochter billicher danckbarkait halben gegen den Eltern, die jren lang wol gewartet, nicht füglich abſchlagen können, ſondern vilmehr mit wolhaltung der Tochter jr gonſt des mehr hoffen zu

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gewinnen. Dann es haißt: Halt der erfien Muter je Tochter wol, jo gibt Dir ain andere Muter des eh ain andere.

Man fie dan alſo im poſſeß ift, da fangt fich Bei allem hof- und bausgejind Die gröfte vnmus an, da— mit man nur der Gliduerirerin inn jres Aigentums leib wol Dine: da lauft man zu mit langen pelzen, waichen pflaumbetten, molriechenden leinlachen, wollen- gefüllten ſeſſeln, gefüterten Freuzfruden, weiten pelz— bändichuben, mit küſſen unter die füs, räuchet dz ges mach, wijcht, weicht und buzt alles aus, da glanzt alles, da ftillt man die find, verbitet den bunden das bellen, verſtopft die thürſchellen, ſchmirt den Thüran- gel, daS er nicht irrt, vermachet den lufft, hängt Ta- pezereien für: Alsdan richtet man ain köſtlich mal zu, als wolt man ain new hochzeit halten, beiprengt Die Tiſchtücher, beftraiet jie mit plumen, ftoßt die Kind- betterin auf dem vmbläufigen Seſſel allgemach herzu, jezt jm allerlai wolberaitet trachten für, zu jehen, welchs jhm jchmade, Iadet jm gute freund zu lib, Die in frölicy machen, vnd halt ain feft mir jhm, als wolt man jn zu aim Gros-Herzogen zu Florenz wehlen.

Da ſitzt alsdan die Braut im ſeſſel prangen, vnd verwendet ſich minder als der hailgenſtock am weg—

ſchaid, vnd ſchewet ainen jden, der gegen jm geht,

wie der Fantaſt, der ſich gläſern bedunckt, vnd die leut aus dem weg gehen bis, das jne nieman ſtis: welches man auch Eillich von wegen der würde und des anjebens des Vodagrams thut. Da fangt man bald ain luftige Muſic an: |

Auf vas vor füfigfait deß klangs und gfangs

Er vergeß die bitterfait feines zwangs : Dan die Mufte ii darum geben,

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Das fie erquid des Menfchen leben: Derbalb fol man fie eh befchaiden Zu ZTraurigfait, als zu den Fräuden, Dan wann man zu hoch ziecht die fräud, So fpringt fie wie ain gſpannen fait: Wann man zu fehr plaßt inn das glas Zerſchnellts, diweil man halt fain mas: Alſo wann man die fräud will mehren, Mus fie entweder fich verfehren Inn laid oder onfinnigfeit, Weil hie vollfommen würd fain freud: Aber wann aid hie endert fih Schickts fih zu fräuden fittiglich.

Miewol, was fag ich von laid? bie ift Fains, dan nur ſpilsweis, es endet fich alles wie ain Comödi auf freud: Angefehen, das man allda die ausgeflaubtefte pißlin: Die Fain Hund feiner Muter gonnet, aufftellet: Ja ſchleckpißlin:

Qualis Dijs geniti eomedunt obsonia Reges,

Deren fih möcht fain Biſchof ſchemen Mit gweichten hänvden anzunemmen.

Desgleichen die allerbefte, liblichſte, auserlefenite, wolmundtete, Kopfreifiende und zungbeifiende wein, firnen und heurige, die man nur anfommen mag, Mal- uaſier, Rainfall, Romanier, Mofcateller, Hungariſche Kliber vnd Georges, Wibacher, Roſatzer, Zſchernikaler, Lutenwerger, Burgundiſcher Arboiſer, Leoniſcher Mus— cat, Ringauer, Augftaler, Necker, Moſeler, Fürſtenber— ger, Prubacher, Scharlacher, Pfaffendorfer, Prendeler, Kochhaimer, Hasmashauſer, Frinkeler, Filtzer, Horchai— mer, Hainzenrock, Biſenberger, Kitzendorfer, Oſterwein, Traminner, Reisfelder, Kaiſerſperger, Andlauer, Ran— genwein, Marlhaimer, Pfedershaimer, Aſtmanshäuſer, Trekshäuſer, Kozberger, Gänsfüſer, Veltliner, Reif

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wein, Kalenberger vnnd ſonſt auff allerlat art berattet wein, als PBrachwein, Trabermein, Rappis, Kürfwein, Baſtart Morolf, Weichjelwein, ITropfwein, Börmein und Schlefwein von allerhand gewürz und Fräutern.

Sebet bie, wa ift man auch je der höchiten Göter aim jo trem geweſen vnd mit jo ftatlichem Opfer zu bof getrabet? Anderen Göttern vnnd Götinin opfert man nur aus forcht oder heuchelei, Darum, wa man fan, betriget man ſie, gibt jnen fpreuer für fernen, wie der Schleſiſch Furman, der Sant Niclaus Roß vnd wagen gelobt, und ward darnach ain plindt Merr daraus: oder wie der Schiffman inn Grafmi Schiffart, der in Schiffpruchsnöten dem Sant Ghriftoffel a noftre Dame zu Paris jo ain gros Wachsferzen gelobt, als er daſelbs war, vnd gedacht jm doch Fain unjchlitlicht- lin zu geben, wann er ausfäme. Oder die leut jehen Doch zum mindften, das fte nicht zu vil geben vnnd ich MERAN. oder beraußen ſie wol gar, wie Kö— nig Dionyſius zu Syracus des Jouis bild den gul— denen Mantel abzog, vnd jagt, er wer jm zu ſchwär im Sommer, gab jm dafür ainen- Leinenen Rod, ver Sommer und Winter gerecht wer. Desgleichen als er im Tempel des Apollinis bild on ain bart jahe, aber neben jm feinen jon Aeſculapium, den erften Arzenei- Ffünjtler, mit aim langen guldenen Bart, nam er jm denjelbigen laft ab vnnd jagt: Es fteh nicht wol, das der Eon ain bart bab vnd der Vater Fainen.

Mer folt Doch immer mainen, das Die, fo alles hailigs vnd vnhailigs verachten, dannoch das Fräwlin Podagra inn gröſten ehren haben, vnd wiſſen kaum, wie ſie jm genug dienen vnd vorgehn ſollen? Hierum iſt da auch zu ſehen, wie gar die Tochter der Muter nachſchlage, diweil ſie auch die libliche anmut, die jver-

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man zu jbr trägt, von der Muter Veneri hat gejo- gen: Oder, mie e3 wol zu glauben, jren Venusgür— tel vnnd Cestum, welcher das rechte Lauf mir nad und Lib par forza wirdet, empfangen habe. Iſt aud) warlih faim zu rhaten, das er fle zur ongnädigen framen mache. Dann

Beier ifis, den Flainen halten zu freund

Als ven Grofen machen zum feind.

Vnd wann man fie mit obgedachten guten piglin vnd tründlin freumdlich fan behalten, wer ainer wol ainfaltig, der liber Die fa wolt rufen anf, als rucken „ab ftreichen, jo er mit aim ſowol har bekommt, als mit dem andern.

Man ſpüret dannoch, das aus ſonderer Kira fait Das PVodagra gemainglich den blinden Plutum vnnd Reichtum mitführet, auff das man des befümm- licher es wol zu balten vermöge. Es fchneiet allent- halben den Podagrifchen alfo Das glüf zu, Das wann jte es fchon zu allen Thüren hinauf jchlügen, würd e8 Doch zu Den fenftern bineinfligen: Sie gewinnen das jhre, wie Die faule Mägd auf dem Rucken, vnd erſitzen vnd erligen mehr guts, als ein anderer erlauft vnd erſchnauft. Das mercken die leut vnd verwundern ſich darob, vnd lehren daran Gottes wunderliche für— ſehung erkennen.

Das man kainen Regen

Bring durch zabeln zuwegen, Sonder Gott ſchickt den ſegen, Wann ond wa es jm iſt gelegen.

Vnd wie vil hab ich gekant, die alsbald ſie dis Glidfräwlin inn ſchuz aufnamen, gleich ſind geſegnet worden, wie ain haus, das Storken beherberget, vnd wie die Alchimiſten, wann fie den lapidem Philo-

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sophieum finden: ja die alsbald jind aus kargen filgen gang mild vnd freigeb worden: ond billich, Wer fol meh Miltgeb fein all tag Als ders aus Gots Mildgab vermag: Wan man das gut nuzt, roft es niit, Feur prennt belfer, wann man öl drein ſchütt, Das Eifen glanzt, wann mans »il taft, Der Pronn würd gut, den man fehöpfet faft.

Es gebet da, wie man jagt, trinden wir wein, fo beichert Gott wein, tränden die Gäns wein, ſo beſchert jhnen Gott kain Waſſer.

Daher kommt es auch, das jrer ſo vil diſer Füs— juckerin nachtrachten vnnd durch Bachum vnd Vene— rem bewerben. Vnd was für beſſer vbung als diſe könnt jm doch ain Reicher vnd Muſiger ausgehn? dieweil es ſie fein lehret, jr gut jrem leib nuz zu machen, vnd die kräfften der vilerlai ſpeis und getränck zu erkennen, inndem ſie jhnen die fremdeſte eſſen vnnd kräftigſte Weingewächs laßt fortragen vnd fürſtellen: Man ſpricht Doch gemainglich, ain gut mal ſei hen— fens werd. Ans Bodagrammifchen geniſet ain ganz Nachbarichaft.

O wie viel beraiteter trachten hat nur das Poda— gramı erfunden, vnnd erfindet noch täglich, Die meit ober des Apicij Kochkunft find: Dan entweder erfin= dets der Podagrifch bettris aus feinen Kindbetterge- lüften, wann er die mudfen an der Oberbin zalet, oder jein jorgfeltig fram bricht mit jolchen gedanden den schlaf, mas ſie Doch köchelen joll, das dem liben man mundte: Oder es ſchickt jm bie ainer, dort ain ande- ver freund ain jonder geköchs. Oder kommt vileicht der Medicus darzu, der auch etliche Gumenfigel wais anzugeben, Die verbefjert man alsdan inn Der Kuchen,

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end waran man heut gefälet hat, das trift man mor= gen. Da bat man hoch vnd niders ond Federwild— pret, da tracht man nach verhailten fliren, vernonnten £älbern, bald fucht man Hamelsköpff und fchlegel, Rind» bafen, Hammelebugen, Gajtraunenflaifh, Yummel, wammen, Spallen, Nirpraten, Rechichlegel, Zemmer vnd fnopf von hirzen, zungen, birzleber, würftlin, dann will man flaifch haben, dan fiich, nun inn ainer gall= rai, bald on ain julz, iz inn aim gemwürzten prülin, darnach inn ainer Speckprü, iz gefotten, Dan gebraten: nun geröft, dann gedörrt: nun feucht, dann truden. Da jicht ainer feinen luft, wie man da mit jpigen fingern fürlegt, die jungen hanenhödlin, die Tauben— fölblin, Die Krebsaterfchwänzlin, die Röglin, die Zäus- Iinmäglin, Kramatmäglin, Rupen vnd Rufolkenleber— lin, Haſenhirnlin, Nirnlin, Lerchenklölin, Confeetfüch- lin, Bärendäzlin, Salmenrücklin, Antuögelfüslin, Gäns— mäglin, Kongerköpflin, älſtücklin, Barbelmäulchen, Hecht— ſchwänzlin, karpfenköpflin: da ſicht man das brangen mit vorſchneiden, vorlegen, eredenzen, die Pfaffenſchnit, vnd in ſumma alle höflichkait: Alſo das gänzlich zu glauben, alle lehr der Cortoſie, dauon die Welſchen vil ſchreiben, ſei daher entſprungen. Ja, wie ich be— richt werde, ſo hat auch ain Podagriſcher die koſtbar kunſt mit dem gefeurten, bezimmeten, beimberten vnd bekümmerten Butterpraten zu Antorf erfunden. Vnd wer fan all die bodenloſe nuzbarkait, jo pronnquellen— weis aus Gefommlichfait des Podagrams entipringet, genugiam inn jo furzer zeit erzeblen.

Derwegen, auf das ich mich inn difem Abgrund jres lobs nicht vertife, will ich widerum zu angefan- gener red von jrer angenemen tractirung jchreiten: Sp frag ih nun jven, bei jm jelbs zu vriailen ob

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auch der höchſt Jupiter, wann er auff erden zu und menjchen käme, könt berlicher mit leibs wartung, als auf gedachte Vodagramifche weis, empfangen merden ? Ich halt fchwarlih: dan Darum bat Supiter Dite feine Enkelin nicht im bimmel, da jm Ganimedes und The— mis genug zu tifch Dinen, bei jhm wöllen behalten, jondern ſie bieniden bei der Fraw Hofnung gelafen, auf dz Die menjchen auch ain Leibs- vnnd lebensfriſte— rin betten.

Aus der vrlach thun die Menfchen fjehr weislich, das ſie diſen Vodagrifchen Troſt jonderlich herlich ver— ehren vnd dadurch jr danckparkait erklären. Dan an— dere Göter vnd hailigen haben gemainglich ſchlechte arme Prieſter vnd opferdiner, die deshalben oft aus armut oder geiz (welche ain willige armut iſt) an jrem Kirchdinſt vnd den menſchen zu lauren werden, vnd ſelſame wunderzaichen erdencken, inn maſen ſolchs die pfaffen Bel inn Bibliſchen Hiſtorien erwiſen ha— ben, welche, auf das ſie nur vollen hals bekämen, die leut vberredten, jr Göz Bel ſei ein hungeriger fräſſi ger Wolf. Desgleichen die Iſispriſter zu Nom, von, denen Joſephus im 18. buch jchreibet, welche fürgas ben, jr Abgot Anubis bet oft nächtlichen fleiſchhunger, auf Das fie unter dem jchein (oder vilmehr dem fin- ftern durſt) jre Bubengelüft an ander leut gut büfes ten, vnd zu vnferen zeiten fönnten wir deſſen auch erempel hergeben, aber

Die Neuliche frifihe wunden Soll man lafen verbunden. i

Idoch darf ich wol die Predigermönd zu Bern, fo S. Franciſci Tragödi mit aim Schneiverfnecht triben, bie nennen, dieweil ſolche Kappenprifter ſelbs von Bäpft- licher Hailigfait als Teüfelsbeſchwerer find mit fewr

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gezüchtigt worden. Desgleichen obenhin gedenden, Die gefchicht, jo Eraſmus Roterodamus inn jeinen Gpifteln erzelet, von dem Pfarrher, der brennende wachskerzlin lebendigen krebſen aufflebet, vnd ſie bei nacht auf des firchofs todtengräber Friechen life, für vngefegte Meß— Dürftige Selen.

Solchs erzele ich nicht, ainigen ftand oder orden hi- mit vberzwerchfelds zu uerklainern , fondern zu erwei— fen, wie weislich Die leut thun, Das Die Reicheſten, berlichiten ond ftatlichiten jich zu Prieftern vnnd Opfer- pflegern der berlichen Glivgöttin Podagra darftellen. Dan bat fie nicht Gaiftliche häupter, Bäpſt, Gardinäl, Biichoff, Prelaten, desgleichen weltliche vorfteher, Kat jer, König, Fürften, Grauen, Freiherrn, Landherrn, Edel vnd vnedle, Gelehrte und vunaelehrte, mwolhäbige, Müſige, die alle diſer Göttin auf das fleiſigſt vorgehn, opfern und Dinen? Welches warlich jhren nicht aine geringe ehr ift vnd ſie inn grojes anjehen pringet.

Vnnd onſerer jBiger zeit Potentaten, Fürſten vnd herrn zu geſchweigen: Will ich allhie nur ettlich we— nig alte Helden (deren Lucianus gedenket) erzehlen: zu deutlicher bezeugung, das diſer Hildin Vodagra Reich vnd gewalt nicht new, ſondern ſehr alt iſt.

Als da iſt der Troianiſch König Priamus, deſſen Nam ond grosmächtigkait nicht allain die Poeten vnd geſchichtſchreiber herausgeſtrichen, ſondern Son männig— lich zur verwunderung noch täglich von ſo vil tauſent Jaren ber geſprächs- ond geſangsweis gedacht würd, der hat nicht des weniger ſich nit geſchämet, der Glid— mächtigen Vodagra vnderthon zu ſein und gebürlich ehr zu beweiſen.

Welchem darf ich erſt den ſtärckeſten vnter den Grie— chen bekant machen, ſo aim jden ſeine thaten alsbald

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einfallen, wann er nur den Namen Achilles böret: Noch bat derjelb jm aim Rum geachtet, nicht allein äuferlich geaen den feinden ftch manlich, Tonder inner- halb jeinen glidern gegen dem anmütigen Podagra auch ebrerbitig zu erzaigen, vnd es an feinem Selden= leib als ain Seldenzaichen ſtäts mit zu tragen, auch jm zu zeiten mit jeinem jaitenfpil zu hofiren: wie jolches ſelbs der Poet Komerus andeitet, aber ſehr läz aus— leget, als ob er aus vnmut ſeiner beraubten bulſchaft Priſeide die Cythar genommen habe: Nain, nain, es war ain ander Priſach Elßlin, wechs jhm kain Aga— memnon noch Hector konnt entzucken, demſelbigen ſpilt vnd ſang er oft zu lib ain Lidlin von den Helden, die auch diſe Glidhildin gönſtig gefület hetten.

Vloſſes, der Held, fo nicht allain inn Griechenland, vnd nicht allain an den ferren »vilen enden, Die er durch lange gefärliche Schiffart erfaren, ift befant ge— wejen, jondern gleich jowol als Achilles noch täglich den leuten im Mund ombgehet, der hat dannoch all zeit Dife Gliderbulfchaft mit jm zu land vnnd waſſer gefüret, vnnd aljo werd gehalten, das er auch Das leben für fie zu laſen nicht jchem getragen bett.

Sp diß nun mit ven befanteften Helden, die ainem gleich zu band ftofen, ift widerfaren, was maint man, das man finden möchte, wann man alle andere Sel- den wolt erjuchen. Gleichwol zur anlaitung will ich noch etliche erzelen.

Der Held Belleropbon, der nachgebends König inn Lycien worden, vnnd vil vngehewer Thir und Mör- wunder erlegt, bat dijer berümten Götin Podagre nicht allain mit händen, jondern mit füſen vnnd allen zä— ben gedinet.

König Dedipus zu Thebis, ver gejcheid vnd Flug

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Rätzel- oder Rhäterserklärer, jo jder zmweifeligen frag- ſtück fonnt den knopff auflöfen, hat auch für ain klug— haitſtuck geachtet, wann er diſe Glidformirerin mol bilte, ſie zu jhm inn den Königstron fegte, vnnd mit jrer hilf den ſcepter angriffe.

Pliſthenes, des gemaltigen Belopis fon, von den das land Peloponnefus genant worden, vnd ain va— ter der Mächtigen König Ugamemnons und Menelai war, hat zeitlich inn der jugend angefangen, difer Glid— fempferin buld zu erlangen.

Philvetetes, des Herculis getreuer gefärt, der klu— geſt in berbatichlagung aines frigs, dem auch darumb Der Hercules, als er jterben folt, feinen Köcher ſampt den giftigen »pfeilen bat verehrt, mit dem beaideten geding, das er fein grab nicht anzaigen folt. Als aber die Griechen vor Troi zihen wolten, vnd jnen vorgefagt war, Das ſie on befichtigung des Serculis grab, ond jeinen fchußzeug der ſtatt nicht mächtig könn— ten werden, find jte jo befftig Dem gedachten Poda— grifchen Bhiloctete angelegen, daS er das grab hat an- zaigen müſen, Idoch das er den gethanen Aid nicht bräche, molt ers nicht mit Mund noch händen anzai- gen, jondern prauchet das hailig Podagram als ain abgefonderte perfon dazu, vnnd zaiget mit den ſchwa— chen främpfigen füjen, wa das grab were. Defien er aber nicht vil genofien bat, dan als jne nach diſem die Grichen nötigten, für Troi mit zu zihen, Dimeil er allain mit den Hereulifchen giftigen pfeilen ombzugehn mußte, iſt jhm vnterwegen der giftpfeil ainer in den podagramijchen fus, Damit er Das grab gemijen, ge— fallen, darob er todfrandf inn der Inful Lemnos vom bauffen ift binden gelafen worden, vnnd nicht ehe ein Gnädiges Podagram befommen, biß er Die pfeil von

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handen geben, und mit dem Vlyſſe für Troi geſchickt bat, da ſie jm hinwider aus dem Xäger den fürtref- lichften Feldarzt Machaon, des Aeſculapij fon, gefandt haben, der Das erzörnt Podagram wie das Mör mit öl bat begütigt, ond inn feinen alten jtand vnd gang gebracht, innmafen ſolchs auch Propertius anzeigt,

Tarda Philoctetae sanauit crura Machaon ete.

Des Philoctetis langſam fus

Hailet Machaon von dem Gris,

Auf das er ſeiner trew genis

Da er mit gfar den Griechen wis

Die Pfeil vnd das grab Herculis,

On welchs man nicht het Troi gwis.

Alſo ſteht hieraus zu ſchliſſen, das ain ainziger Podagriſcher Troi gewonnen hat, vnd nicht die man— hait Achillis, noch die liſt Vlyſſis (wiewol, wie ge— dacht, diſe baide auch Füskrümmig waren) noch der dibſtal des bilds Palladis, noch das Durateiſch pferd, noch des Neoptolemi frechait: ſondern die allenthalb mächtig Grimmhildin Podagra, die ſolt vil billicher dann Juno dort bei dem Poeten ſogen:

Troianos cineres statuo trophaea ete. Die äſchen Troie allda ligen Zum Zaichen meins figs vnd vermügen.

Auch ift wol gläublich, das Venus jo ain Patro— nin der Troianer allzeit geweſen, als jte gejehen, sie voluete fata, es alſo vnuermeidlich vorjeben jein, das Ilium ſolt in Italien portirt werden, bat ſie gleich jo mehr jrer Tochter podagra, als der rumfüch- tigen Feindin Junoni, die ehr wöllen gonnen.

Nun folcher Helden, börfürer, König vnd Fürften, jo Glidfüchtig geweſen, könt ich noch vilmehr aus al- lerlat Nationen, nicht allain der alten welt, jondern

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auch der newen herfürbringen, wann ich mich nicht der fürze hie müßt befleifien, vnd gedächte ſolches zu anderer gelegener zeit ausführlicher zu thun: diweil Dife art, Durch erempel zu tröften, dem Menſchen am anmütigften pflegt zu fallen: Dan

Der beraubt tröftet fih damit,

Das fein gefärt auch entgehn möcht nitt,

Wiwol fo weh dem Nagel geibicht Als dem loch, darein man jn richt.

Gleichwol wer noch nicht genug aus vorgehendem die weite des Podagramiichen Negiments mag abnem— men, der füre Doch nur Dies zu gemüt, das er täg- lich vor augen fihet den gemalt vnnd Das Neich Der Frawen Bodagre weit und prait wachlen vnd zunemmen.

Angefeben, das zu Der zeit des Hohen Medici Hip— pocratis, welcher zur zeit Socratis vmb Das 3. 5. 40. jar der welt gelebt, als er jelbs inn feinen Apho— riſmis Aph. 28. 28. 30. part. 6. apho: bezeugt, Die Eunuchi ond verfchnittene eben 10 wenig Bodagramijch als fal worden, Desgleichen auch nicht die Weiber, es were jnen dan gar jre Monatpluft geitanden: vilwe— niger Die jungen knaben und gejellen vor der zeit, eh jie der Veneri jr opferrecht gethan betten.

Heutigs tags aber wollen alle dije drei gejchlecht der menjchen ven rechten Mannen vnd helden nichts beuor geben, jondern halten jich Die weiber vnd eh— ledigen gejellen alfo mit verehrung der Frawen von Vnmäſſingen vnd faulgänglingen, das fte furzum auch Die Sram Podagra jelber muß baimfuchen: wie ich dan jolches aigener perſon an vilen hab geſehen, vnnd mir auch Galenus deſſen zeugnus gibt, d es nit al lain aus onmäjtgfait, fondern auch partim ex tra- duce, von geblüt ber erblich raiche.

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Welche Erblichkait jich vileicht gleicher geftalt mag geichifet haben, gleich wie Der groien Seren Leben (dan mit jolchem vergleich ich gern vnjere Podagrams- mächtige), welche wie Die Juriftifche Lehenrechtsjeriben- ten melden, erftlich nicht bochgeburtlich waren, fondern bochthunlich (Daher noch der Italianer ehrentitul der PMagnificenz fommet), das ift, waren nicht Erblich, fondern werblich, inn berrachtung, das ſich Die thugend von thun ond von tüglichfait, vnd Die vntugend im gegenjpil vom vnthun vnd ontüglichfait nennet,

Dan gleih wie ainer feinem ftammen Nicht last fein leibsgitalt, wie ven Namen,

Alfo wüder vil minder Erblic

Berlan die Tugend, fo ift werblid:

Vnd gleih wie man nicht fan verlafen, Die Tugend erblih aller majen,

Alfo würd auch der Tugend Ion

Nicht erblich, es fei dan zum Won.

Das aber die Lehen tugendbejoldungen jeien, ift auſerhalb allem zweifel, und das jte, als lang man in tugentlichem weſen bebart, auch bejtändig geweſen, ift aus den Siftorien vnd an etlichen Amtslehen aus erfarung funtlih. Nicht des minder hat ſich nachge- bends begeben, da fich inn ainer geplütjchafft vnab— läslich vil tugendbeflifiene vnnd redliche leut herfür— tbaten, daS man verurfacht worden, aus hoffnung der gutartigen nachkommenſchafft, Die leben, innmaſen jte noch heut gröfertbails bei weſen, Alſo auch die Vodagragöttin, wimol fie erftlich irer willfur nach, diefelbigen bat beſucht, Die es am flattlichiten ver- Dinen fonnten: Oleichwol folgender Zeit, als fie oftmals vil ains gefihlechts jbren gar mol gemo- gen vnd zu gutwilliger beberbergung ganz genaigt jpürte, hat jie dafjelbige erbarer beſchaidenhait halben

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nicht verſchmähen mögen, jondern ſich darinn als im ſicherſten lofament gar erbich incorporiret und einge- feget: Welches dan ain jolches geichlecht jm wol für ain groje ehre rechnen mag, betrachtet, das es hidurch Der Mächtigſten Götin Lehentrager und Vaſall der Koithalder würd.

Gleichermaſen mögen auch Die Weiber diſer vnjerer zeit jich für vil glücffeliger als der längjt vergangenen zeit Frawenbilder ſchätzen, Dimeil fie bejonderlich vor anderen allen zur pfleg, zucht vnnd wartung Der zar— ten dirnen Podagirae find vorbehalten, vnd der mann- Ichafft, ſo daS edelſt geichöpff, gleich gemacht worden.

Idoch verſteh ich bie nicht Die armen, chlechten wei— ber, vnd jchüfjelipülerin, Die mit dem Rauch im haus genug jich zu erbeiffen haben, vnd bei denen ich vn— fer raines Töcklin nie geſehen, gemainfchaft juchen, ſon— dern die Gnadfrawen, Die prächtige und mächtige, Die oberflüfjtge ond müſige, Die Maiſterloſe vnd bruches- genofje, Die Reiche vnd mir ungleiche, Die pfulmentru= ckerin, die Schoshündlinmelferin, Röckſchlaiferin, hals— vnd händſaiferin, hennengreiferin, Schärenſchleiferin vnd Gaſſenſchwaiferin. Dis iſt die Edel zucht, die vnſer Fraw zartlib ſucht: Dann der faulſten Saw gehört der faulſt apfel.

Demnach dan nun ewer Libd den hohen, grosmäch— tigen, weitläufigen vnd vnentlichen gewalt der hochge— bornen Frawen Adelhait von Fusach, dem die gewal— tigſten Potentaten, Prelaten, allerlai ſtänd vnnd ge— ſchlecht, Edel vnd vnedel, Gelehrt vnnd vngelehrt, Man ond weib, ganz onnd beſchnitten, jung vnd alt, vn— terthänigen gehorſam laiſten, habt vernommen, hoff ich, das keiner hie ſeie, der aine ſolche Weltzwingerin werde verachten, oder für gering ſchätzen. Es wolle

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ſich dan ainer mutmwillig inn des Königs Penthei ges fahr fterfen, welcher jres Vaters Bacht würde verſpot— tet, vnd deshalben von feinen aigenen Sausgenojjen ward zu ſtucken zerrifien: wie vil beffer wer jm ge— weien, er bet Bachum hoch gehalten, und darnach zu Ion feine Tochter Die Glidmarterin empfangen, als das er jolche Glidmörderin jm ober den hals geladen. Folget num gönftige zubörer, nach abbörung Der anfonft vnnd macht des Podagrams, auch befonder jzunt von jhrem nuz vnd wazu fie diene vnd helffe, meldung zu thun. So ift euch allen wiffend, das Der Göter vnnd Göttinen gebür vnnd eigenfchaft infonder- hatt ift, den Menſchen nuzlich, Forderlich vnd behilflich fein. » Dannenber jte auch von der Güte, gleichwie auch der höchſt Jupiter als ain luuans Pater, Hilf Va— ter vnd Gutpater den Nammen befommen,, vnnd Das rumb von den Weiſen vilmals Bhilantropi, Leuthold, Menichen gnädig und menjchenfreund genennet werden. Mann dan von der Güte vnnd trewe Die Göter genennt werden, jo mus man ja billich auch jolche Boetiiche Gothait dem Podagram zumejjen, vnnd ſie aine Göttin nenen. Diweil ſie (auſerhalb viler ande— rer wolthaten, ſo ſie dem Menſchlichen geſchlecht er— zaigt) fürnämlich leichtlich lehret das beſte, aber doch nach vrthail der Weishaitergebnen Philoſophen, das ſchwäreſt ja den allerkräftigſten klugſten ſpruch Nosce te ipsum: Erkenn dich ſelbs, Zih Dich ſelbs bei der naſen, Riech dir ſelbs inn Buſen, Gang inn dein ai— gen herzkämmerlin, Guck inn dein hindern Wotſack, Vrtail dich ſelbs, ſo richt dich niman, Beſeh was im Bad von dir geht. Gang inn dein aigen garten jetten, Arzt hilf Die ſelbs, Zih den balken vor auß deim aug, eh aim andern nach ſeim ſplitter greifſt, Sih

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was flebt Dir im Bart. Weg vor für deiner Thür,

drag dich jelbs, Das herz leugt nit. Guf inn dein aigen bäfelin, Sihe inn dein aigen ſpil, Kart aus deiner band wilt du gewinnen. Denk an dich jelbs, jo denfit du weiters, Schaw inn dein. haus , darnach daraus, Sorg für Dich, darnach für mich, Sihe inn dein kuchen, Dein aigen gut bedend, eh du fagft hend: Mas du befier biſt, gib jm heraus, Ziechft wol an gleichem karren, Bift jm noch nit entwachſſen, Schrei nicht Ju, feift dan vber den zaun. Gedenk wer du warſt, vnd wie Du noch fahrit, Hang Dich auch mit an Raien, Greif mir ans Röcklin, Sag niman wer

er ift, du wiſſeſt dan, wer du bift. Fahe an Dir an,

x. Gebet, diſe Weishaitjprüch jind von wenig wor— ten, ond fiheinet gar leicht, aber das werk fommt die menſchen vberaus ſchwär an, dann vil kennen vil, ond fich jelbs nit,

Es ift ſchir jo ſchwär fich felbs Fennen

Als im Tauf fih mit Namen nennen.

Dimweil aller Narren Namen im Kalender fiehn, vnd ain jver jm jelbs wol im fyigel gefällt, Der ift aber hoch gelehrt, der jich ſelbs kennen lehrt:

Bil könnten werden weis vnd Hug Wann fie nicht meinten, fie werens gnug:

Darumb jo bat ein Podagram ſampt andern Frank baiten müſen kommen, welchs die ſelbsvergeſſene men— ſchen inn die kennſchul führete, vnd zwiſchen wand vnd rigel zwängte, auf das ſie nicht mit dem mut— willigen futerſtichigen Eſel auf das Eis ſpaziren gin— gen, vnd ain bain prächen, dan es müſen ſtarck bain ſein, die gut leben ertragen mögen. Es geht vns wie den Vögeln, find wir im garn, fo begeren wir hin— aus, jind wir draus, jo begeren wir hinein,

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Scheint die Sonn, fo will man Regen, Regnets, fo ift auch nicht gelegen, Gebts wol, treibt man fo fang mutwillen Biß unfall kompt, ven ftolz zu ftillen, Gebts wol, fo will mans beffer haben, Grabts grüblin, biß es würd ain graben, Gehts vbel, fo will man verzagen, Sehnt nach verlornen guten tagen. Führen alfo allhie die Teut Mit jnen felbs ain ewigen ftreit.

Derbalben fte inn den ſchranken Mäſiges glüfs und onglücks zu behalten vnd zu erinnern, das ſie Fain Paradis allbie zu vermuten haben, jo mus ſie das barmberzig VBodagram aus mitleiden an aim glid, da— mit jte jonjt ſtolz treiben möchten, angreifen.

Dimweil befter ain glid mit fchmerz Als ain laſterverderbtes herz, Auf das fie durch jr plödigfait Erkennen jre Toplichkait, Vnd das bie niman fei qlüdielig, Sonver fei alles hie alüdfällig.

Innmaſen ſolcher nuz, jo aus franfhaiten zu ſchö— pfen, auch der König Antigenus wol verftanden bat: dan als er ainer fchwären franfhait auffan, ſprach er auf ein zeit zu den vmbſtänden: Es ift darum nicht des Ärger mit mir, jondern

Solche franfhaiten, fo find Teiblich, Lehrn ainen, das er nicht ift pleiblich : Vnd warnen, das allmweil ich Ieb Mich nit inn fiolz vnd mutwill geb.

Aus welchen morten wol abzunemmen, das die freund vnd beimoner diſes Künigs Antigoni auch nach gemainen vrtail des pöfels gänzlich dafür hilten, als ob aim jolchen Mann der frand ift, das gröft vbel

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zuftünde. Aber er der König hat vil aim beſſere vnd feinem ſtand gemäfere mainung daruon erlebrnet, das jm diſe fchwachhait mehr zu gnaden als zur jchaden geraichte: inn betrachtung, das wimwol der leib dar— Durch etwas geſchwächt und abfommen, Doc das für= treflichft im menjchen, nämlich das gemüt mältger, de— mütiger und alfo bejier worden, vnd was dem leib ab-, dem gemüt zugangen jene.

Ja man lifet von ainem der alten Väter, der als oft er zu jeim jtechbett ging, es für bailigtum küſſet, vnd jprah: O du Götlichs zuchthäuslin onnd felen- gärtlin, Du Malſtatt Götlicher lib, vbung der gedult, Troſt der hofnung, Werfftatt des gebetts, züchtigung des leibs, zaumung der Gelüſt, Geſundhait Des ge- müts, Kränckung der fünden, Schul der bus, Gewä- nung zum tod, ond vorberattung Des todts zum leben. D mie herliche Titul onferer Eiechhütten, welche war— lich weit alle prächtige Namen aller Balläft, Burgen vnd Schlöffer obertreffen. Das haißt ja Chriftlich gemacht

An Tugend aus ver Not Bnd das leben aus vem Top.

Solcher tröftlicher geitallt joll man des Podagrams lägeritatt anjehen. Nicht wie der ſpottvogel Diogenes, der ainen Glidfüchtigen, jo vom Allmufen lebt, mit diſen worten tröftet: Es wer gut, daS er frank wer, jo Dörft er nicht arbaiten. So ſich doch arbaitfamfait genug dabei findet.

Derowegen laßt jmmer binfaren diejenige, melche die krankhaiten (jo gedachter grojer tugenden vrjache- tin) gehäſſiger als Notern vnd jchlangen anfeinden: Sie werden ainmal anders beichten.

Nec iuga Taurus amat, quae tamen odit, habet,

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Der Ochs fommt auch nicht gern zum Joch Dannoch, was er haft, hat er vor.

Mas? lißt man nicht gleicher weis auch von Ale— Zandro Magno, Das er, als er von megen empfanges ner wunden grofen ſchmerzen in den füsglenden litte, gefchrüen hab:

Efluit heu nostro teter pede sanguis. Amici,

Non Ichor. qualem Diuorum vulnera spargunt,

D freund, die jr mich nennt ain Gott,

Die an meim plut erfennt den fpott, Welchs von mir rinnt, nicht wie der fchwais, Der son den Götern flifet hais.

Zuuor eb er fein plut fab, ſperrt er ſich wie ain Krott auf der Hechel, maint gänzlich wie jne feine Schmaichler beredten, er mer som bimel gefallen: aber Da er jzunt merft, das er fo ain zart haut bet als aim anderer, vnd jn jzunt kain floh, fonder im ain Man nach dent leben geftochen bet, vnnd fein warm plut vber den fchendel ſah abflifen, da fült er erft, das er nicht des Olympiſchen Jouis mit dem Och— jenfopff,. jondern des Ainäugigen Königs Philippi Son were: Verhilt jich deshalben bernach gegen männige lich Teidlicher und ſanfmutiger.

Ferner, was ift doch nüzer dan die Mäftgfait? mas ift doch löblicher dan zucht und eingezogen leben, Inn fumma, wa3 ift ehrlicher dan mas vnnd zil inn al- len Dingen? Nun ift diſer Tugenden vnnd theuren gaben vnjere Gliderregentin Die ainige genugjame vr— jacherin und gleichlam gebärerin.

Ih bab ein Man erfant (ift er anders ain Man zu nennen), welcher kain Philoſophiſche kluge lehren, noch jeiner Eltern vnd freund ftrafen, noch ainige mittel vnd weg, jo man fürnam, ja fein aigen ver

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nunft nit, zur mäſigkait mochten pringen. Den bat zulezt dz ainige Podagram, jo ain zeit lang jein Schulmaifterin ward, vil mäſiger gemacht, weder den wolluſtgehäſſigen Diogenem, vnd erbarer als den Wei- feften vnd frömbften Soeratem: Auch in Furzer zeit feufcher vnd enthaltiger, weder Xenocrates je geweßt if. Ich bab auch geliehen, das ainer, fo zuvor bei geſundem weſen der firchen nicht vil geachtet, Darnach da jne diſe onjere Glidkönigin ainmal inn jbren Tem- pel geführt gehabt, ftäts herzlich zu der Predig geſehen habe. Desgleirhen erfaren, Das Die, jo jnen vor nie hatten mwöllen rhaten lafen, darnach anderen wol ha— ben zu rhaten willen, vnnd aus jren erempeln vil gewarnet, vnd gleichlam Busprediger worden.

Dan der ain Schiffbruch glitten hat,

Kan aim zaigen die gfärlich ftatt.

Ich geichweig, das Die, fo zuuor gar ausſchwaifig und fain haugmänner, ſondern Drausmänner waren, Dadurch find anhaimiſch zu bleiben gemänet morden: omb welche gutthat die hausmüter dem hbausliben Bo- Dagram nicht genug haben dancken können.

Desgleichen das etliche hernach der mäſigkait ich ganz verlobet, den franfen gelehrnet glauben vnnd jnen vil guts getban, Denen, die ſie zuuor geftraft, dankbarkait erzaigt, jre Finder onnd haufgejind des bejier gezogen, vnd aus erinnerung jrer fterblichfait des eh Das Teftament gemacht, ond das grab beftellt haben.

Sind dan dis fchlechte geringe Ding? jo mus man alle zuchtichulen, und alles, was die menjchen erftlic, jaur anfommen jcheinet, verachten.

Sanetus Augustinus jchreibt: Gott greift jung vnnd alt mit Franfhait an, die jungen Darum, Das

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fie die vrfach im alter lehrnen, Die alten darum, das fie e8 Die iungen lehren: ond jezt dabei: Verflucht jet, Der Die ſchöne Maienbluft feiner jugend dem Teu- fel, vnd Die ftindende böffen des Frummen alters Got begert aufzuopfern.

Für ſolches aber Fan allain das Podagram fein: derhalben kain kranckhait dem menſchen nuger ift, noch dem Arzet dinlicher, diweil wie gehört, es dem Pa- tienten vil guts wirdet, ond füllet darneben auch des Medici ſeckel, vnd daſſelbige doch zimlich on entgelt der Podagriſchen. Wiwol ich es für mein perſon nit hab erfaren. Dan

Bursula caleatur, dum grandis bursa paratur.

Wa mann fan groje Beutel genifen

Da trit mans Beutelden mit füſen.

Sintemal jbr gehört habt, das vnjerer Glidfaiferin zugethane, gemainglich vor andern, Die nicht das Mal vnd zaichen des Podagrams an jnen tragen, Die Rei— cheiten vnd ftatlichften find, vnd Deshalben ganz koſt— frei werden, ja oft, wie oben auch gemeldet, aus filz- fargen ganz mildfam leut.

Deromegen weil dem alfo, welcher Podagricus wolt diſe Götin nicht ehren, loben und preifen; welcher Ar— zet wolt ſie nicht lieben? ja welcher menſch wolt fie nicht vmbfahen vnd werd halten? diweil jte folcher vilfaltigen grojen gaben gleichſam als ain gütige Mu- ter ift, vnd ſolche moltbaten von den voreltern vnnd vättern auch auf jhre Einder vnnd Eindsfinder on al- len vergonft will kommen vnd erben lajen.

Noch, wie hoch Die ſchon fürgeprachte fachen jeien, fan diſe Glidtrur nicht allain Difelbige zu wegen prin- gen, jonder vil anders mehr, darab man fich ſehr zu uerwundern Hat.

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Dan Xelianus, ain glaubmwürdiger Hiftorieus, be— zeugt, das vil Idioten oder ungelehrte, Durch hilf di— fer krankhait, Die allergelehrteften iind worden: vnd onter die fürnemften erzelt er Sieronem, jo inn Sici— lia ain groffer Tyrann war, vnd von Des DBeneris Vögelchen den Imen oder Binen inn der findhait ward erzogen: welcher zuuor eh er Eranfhait Mitte, gar vn— gelehrt, und gleich wie fein Bruder Gelo alber ge— weßt, bald nach der ſchwachhait aber nicht allain ver- fländiger, jondern auch mit den Elugfinnigiten vnnd berümteften Poeten, als Simonide, Pindaro und Ba— &hilide, verwant worden.

Gleiches würd auch Yon diſem Scribenten König Ptolomeo dem anderen inn Egypten zugemeſſen. Auch bat der mächtig vnd reich Regimentsher Theagenes zu Athen (inn mafen PBlato bezeugt) ſich darnach zur Philoſophi oder mweishaitlehr begeben, als er ſchwachait halben jich zu burgerlichen ämptern vntäuglich erfante.

Straton des Corrhagi Son, aus Edelem und Rei- chem ſtammen geboren, ift erſt nach der kranckhait man— lich, fef ond tar worden. Dan Da er nach gepraudh der Reichen lang inn müſiggang vnd wolluft verlegen und beinach verſchimmelt, da hat jm den Roſt zu uer- treiben, ain Eranfhait angefallen, und jn zimlich he— rumgefehrt ond gereutert, biß er widerumb gejund worden, da hat er erſt wargenommen, was jm zuuor genangelt.

Das Wolluft fei gleih wie ain fchlaf Darinn man ftirb zu grofer firaf,

Bann nit die widerwärtigfait,

Bns aufweckt ond zur Tugend lait.

Darumb er alsbald fich aller Ritterfvil, leibsübung, kampfsgeſchicklichkait hat unterzogen, Damit er nicht al=

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lain feine vorige fräfte vnd ſtärck widerum erholet vnnd erarbaitet, jonder inn diſer Fechtkünftlichfait alfo hoch fommen, das er vnter den vir berümteften Fämpfern inn Griechenland den ſig vnd rum bat dauon getra= gen: Welche ebr bei den riechen nicht minder an- gejehen vnd löblich als der Iriumpf bei den Römern it geweſen.

Inn diſen Erempeln allen, ob gleichwol nicht ai- gentlich Die weis vnd art der Franfhait von den Srei— benten ſpecificiret vnnd namhaft gemacht find, Acht ih Doch gänzlich Dafür, das es wol on allen jrrtum von vnjerm Podagra mög verftanden merden, Inn erwegung, Das alle Diejenigen, jo nach der krankhait jich gebejjert, gewaltig, berumt, fürnen, reich und dem wolluft ergeben geweien, daraus dan, wie männiglichen fundpar, Das Podagram mehrtails entjtehet. Ja ſol— chen leuten ift Das Gefucht inn den glivern , innma- jen oben enwifen, aljo gemain, das es mit andern franfhaiten gar fain gemainjchaft bat.

Sintemal der andern franfhaiten etlich aljo wild fein, das jte Die menfchen allain nit böfer oder from mer machen, jondern jnen wol oft gar allen verftand, vernunft vnnd Das ganz gemüt verruden, ja gar be- rauben, verkehren und verböfern.

Als da fein Phrenitis, Taubfucht, vnfinnigfait, Delirium over Paracope, Aberwiz, dollhait, Raſe— rei? Die auch aus aim feber entftehn fan, Furor, Mütigkait, Melancholi: Lyeantropia, Wolftraum, die ſich Wölf jein dunden, vnnd inn die wäld lau— fen, Apoplexia, der Schlag, Tropf, Hand Gots, Das Gut, Sacer et Herculeus morbus, hinfallend fucht, Sant Veltins plag, Sant Johans vbel, Colica, Darmgicht, Die Muter, Grimmen, Nebelbor, das lang

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obel: Item Beftilenzifche Fiber, Sand, Stain und an— dere dergleichen Affeet, deren Rumoriſche wütende art mit nichten diſer Glidfranfhait Fan zugeichriben wer- den, Diweil fie weder dem gemüt, noch dem leben, noch der Natur nachitellt oder ſchaden thut. Daraus dan wol zu vrtailen, wie ſehr die Podagramsgenofien Gott zu danden haben, der ſie nicht mit berürten bai— des mut ond leibs yeinigunngen bejucht, und den kü— bel mit Der milch vmbſtoſet, ſonder durch ain ſolche gnädige Flüstemperirerin fie des vngehorſams Adams erinnert: Durch deſſen verbottenen Apfelbis uns alle diſe Gliderzüchtigungen find inn die glider gejchlagen, vnd vnaufbörlich noch allen Euefindern im bauch vn— uerdewet ligen.

Zu denen vor erft gejezten Erempeln möcht auch des Democratis erzelet werden, welcher erftlich wol ain zimlicher Kämpfer geweſen, als jm aber diſe vn— fere rechte Glidkämpferin vnnd Fechtmatiterin Die gli der etlichmal dDurchgangen und erjuchet, da iſt er dar— nach durch vbung dermafjen erhartet vnd erftarfet, Das er den waidlichſten fämpferen ausbote, wa in ainer aus dem Cirkul ond ring, den er ſchritsweis vmb jich machet, wurde fönnen zihen: vnnd als jolches niman vermochte, bat man diſen vnſers Vodagrams Diſcipul mit aim Sigkranz bekrönet, ja jnn jm hat man das Vodagram bekränzet.

Desgleichen mag man auch hiher den Podagriſchen Vhiloſophum Polemon pringen, welcher aus der phi— loſophia im ainen folchen mut hat gejchöpfet, Das er auch deshalben das Podagram für aine Götin grüfet, diweil fie jne von vilen Tugenden, als geduld, ſtand— mut, Mäſigkait, dem höchſten gut vnnd dem gröften jamer Iehret vhilofopbiren, jm auch die Melancholi ver-

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tribe, Die nüchterkait einfchärfe, zu allem leiden erhärte: vnd jm nur verir ain glid, aber ermunter jm das ganz gemüt, vnnd geh jhm, wie man pfleget zu ſa— gen, Das

Berftand und Glüd

Kain Krampf verfirid.

Solcher Exempel könnt ich vilmehr erzelen, Gedenf

aber nach dem Keimen mich zu halten:

Inn aim mich nicht fo lang zu faumen Das ich dem andern nicht könnt raumen.

So fan ich demnach bie nit ftillfchweigend vbergehn etlicher leut groben vnuerftand, bet ſchir gejagt Narr— hait, welche das holtjelig Töcklin VBodagra darum inn der Göter vnd Götinen zal und Balender nit nemmen ond rechenen wöllen, diweil jbren an fainem andern ort, wie fonjt andern Götern vnnd Götinen etlicher jver Frankhait halben, Tempel gebawet vnnd geweihet ſeien. Vnd werfen vns aljo bald den Blinium für, da.er fchreibet, Das zu Rom im hauptpallaft ain ſon— der Tempel dem Fiber vnd Nitten zu verehrung ges ftifftet jei worden, aber dem armfeligen Podagra fei noch nie Fain Fapelchen noch Altar aufgericht.

Vnd ſehen Dife grobe vnuerſtändige leut nicht, das dife vnſer Götin Podagra inn dem fall alle Götter vnd Göttin weit ober weit vbertrift. Dann mer jtcht nicht, wie Das jte ſchir in aller mächtigen boflägern, viler Gardinal, Bijchofen und Pröbften palläften, man— her Abt Elöftern, vnd vnjeglicher viler Müfigen vnd Reichen ausgepalirten bäufern, jhre Bildnus, Stiftun- gen vnd Tempel babe?

Solt nicht der Regen nuger fein, der fich weit er- längt, als ver ich zu nach verfängt? Solt nicht der

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Reif fchädlicher fein, der ain ganz Land verfenkt, als der inn ain tal fich nur ſenkt? Alfo auch bie Das Podagram, welch8 lang bei den Perſern, als fie Die Monarchi gehabt, gewont hat, laßt ſich gleichermajen wie Die Berjifche Götter nicht inn Tempelverfangen. Dan Deſſen Macht fih allenthalb erftrect, Wie fan ver fein durch ain Tach gevedt ?

Es mag nicht mit jenem liderlichen menfchen ſa— gen, wann ich unter dem baum lig geftrecft, So find alle meine häuſer gedeckt. Ire Altar find in allen jtätten, in allen häuſern, in allen ecken, auf den bett- ſtatten vnd den Tafelplatten.

Hierum ſo hören auf diſe vnzeitige klügling vnnd klainverſtändige Tadler, vnſerer vbermächtigen Glider— herſcherin ehr abzuſchneiden, vnd heben ainmal an, ihre Eulenaugen aufzuthun, vnd etwas ehrerbitiger vnd beſchaidener von jrer Maieſtat zu reden. Es möcht jnen ſonſt mit der zeit vbel erſchiſen, wann ſie alſo fortfaren, ſpän vber ſich zu hawen, auch dermalen eins inn jre forchtſame händ fallen, daraus ſie als— dan minder Durch den höchſten Jouem möchten geriſ— fen werden, als dem SHereuli fein Kolben aus Der fauft: Diweil fte

Schleicht mit pelzen ſocken herein Schlächt aber mit pleien händen drein.

Mir haben nun ain gros thail vnſerer Ned voll führt, Diweil aber das lob des Edelen, Reichen vnd Zugentfamen Fräwlins Podagram fain end, zil noch mas bat: Dije Dration aber ain ende haben mus, jo will ich, nachdem ich zuuor etlicher böfer läzſinni— gen leut verfehrte mainung von vnſerer Glidfürftin zu- ruf getriben vnnd zu nichte gemacht hab, weiter wort

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u treiben abſtehn. Derbalben ift mein fleiſſig bitt, auch noch dis folgend, gleichwie alles das vorgehend, gutwillig abzuhören. 1

Mir ift gar nicht verborgen, wie das vil baillofer feut bin vnd wider find, welche den bimlifchen Na— men diſer Götin, on allen vorbehalt jbres ehrlichen Tituls, mit vnuerfchamtem frefelem maul dörfen ans faren, vnd den mund wider den himel richten, ja jich befleiien, jren nicht allain jre glimpf vnd ehr zu uer- flainern (daS doch an jm jelbs ſchwer genug iſt zu uerantworten), fondern ſchewen ſich auch nicht, dem gemainen pöfel einzureden, das jte ganz ſchädlich mie an rafender hund zu flihen und als ain leutvergiftes rin zu uerfluchen jeie. Welchem wa jm aljo, müßten notwendiglich alle Podagramichuldige die armieligfte, elendeite leut, al3 bei Denen der fluch vor andern ein— fchret, geachtet werden. Aber e8 geht hie dem Voda— gra, gleich wie dem täglichen fiber, welchs auch folcher- geftalt von jinnverrudten menjchen gefcholten würd, fo Doch noch täglich von den fürnemften Medicis be- wifen und gejagt würd, das wo die leut müßten, wie gefund Das Fiber were, würden Die Arzet wenig nuz jnen daraus fchaffen, diweil es niman zu uertreiben würde begeren: Ja es gebt jm wie dem virtägigen Fiber, welchs man inn die vnterſt hell hat wollen verftiofen, wa jm nicht der gelehrt Fauorin als ain Held bet rufen gehalten, vnd es nuzlich und Tem— pelmürdig bewäret.

Mas? find nicht auch leut geweſen, ja vileicht noch, die der vnſchuldigen Falhait abgefagt, vnnd ſie für ain ohelftand vnnd ſchmach gedeitet hetten, wa nicht Der Sinnreih Sineftus fie bet vertretten, vnnd den leuten diien Won ausgeredet ?

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Vnd das ich nur mit atım lächerlichen ſtuck diſer thorhait verlache, jind nicht vil unter dem haufen, Die den Schnuppen oder pfnüfel (wie jn etlich nennen) für armjelig vnd jchädlich halten, Noch will ich de- ren narrhait mit dem gemainen ſprüchwort des Edeln Frawenzimmers widerweifen, welches ich oft vnuer— holen hab hören jagen, das die Bauren nicht merd find, den ſchnuppen zu haben, aus vrfach, es mac fchöne leut. Gebet, wie jhön je Menjchen zufammen flimmet, ald wann man zum Wetter läutet?

Wiſſen alſo folche leichtfärtige tadeler nicht waran jte find.

Sr finn fchwebt ond fan auf nichts gründen:

Minder als Schiff im Mör von Winden: Weil fie ven Steurman han vergeflen‘

Das ift, Verftand, vers fan ermeifen:

Wöllen im Mör gros vnterftehn

Bnd fönnen auf dem Land kaum gehn, Stofen von Land mit vonuerftand Eh jnen ift ver Wind befant:

Brtailen eh fie ain ding fennen,

Wiſſen ain ding eb mans thut nennen, Sp man doch nichts bald ſchmähen foll Man verftand dan die fach fehr wol,

Diweil mander ain fach verhönet

Die ain anderer vil baß beichönet:

AT ving hat hie zwifach anfehen,

Welchs etlih Toben, etlich fchmeben, Nah dem ainer mit ainer farb Sein finn vor einbaizt vnd verdarb.

Aber was bedarf es vil des verglimpfens. O jr onbeiinnte, freuelige, verwegne leut, Die jr taſtet an, welchs euch ſchaden fan, D jr vnſinnige, denen man folt den Rucken erpleuen, biß jr euch der Narrenmeis fcheuen, D jr Ellende tolle Menjchen, denen mit kai—

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ner Niswurz dz bien zu faubern if. Colt jr vie nennen ein Wergifterin, Die alles guten ift ain Erz— flifterin? Solt jr die Edelſte Tochter der Göter alfo verflainern? Solt jbr der allerberümteften Helden Gnä— Dige Sram läſtern? Solt jr die, deren Reich ſchir on end ift, ond der ſchönſten tugenden die geſchickteſt Mai- fterin, preſthaftig, arm vnd jchädlich fchelten? Sche— wet jr euch nicht, das jbr alsbald an allen viren er- lamet, wann jr folche Läfterwort ausftofet ?

D jr arme Ieut, befehret euch, vnnd thut bald bus, eb euch der zorn auf dem weg aufraff, und das feur inn Die dornhecke kom, eb jte recht aufwachſet, Leihet mir Biber ewere ohren, laßt ewer verwundern vnnd grojes befremden fallen, auf Das jbr Die vrfachen, Die ich jzunt erzelen will, wol verftehen möcht und faſſen. Ma niet, jo wüht, das die Achßt berait an Die wur— zel des baums gelegt ift, vnd ma jrs lafet zum ſtraich fommen, wird euch der fchimpf zu jpat gerewen:

Schneidet allweil die Ernde ift, Erhaſcht Fraw Fug, eb fie entwiicht.

So wüßt je nun erftlich, Das unzalbarliche gefchlecht der Eranfhaiten find, deren mertbail® aus der Pan— dore Hechſenpüchs find geftoben, Die om aufhören bin und wider Die welt dDurchwallen vnd dem menjchlichen geichlecht nachftellen. Unter denen find etlich hailfam, etliche vnbailfam. Die bailfamen, wa man fte mit den vnhailſamen vergleichet, Fan niman bös oder vn— gejchlacht nennen. Nun ift billich das Podagra in Die zal der bailfamen zu rechnen. Nicht allain Darum, di— weil fte nicht aus derſelben Fataliſchen vnglückspüchs it geflogen, ſondern ordenlicher weis inn maſen jre oberzelte geburt ausmeißt, von Götern geborn, vnd in die welt, Difelbige von vnmäjlgfait zu befebren,

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ausgejant, und derwegen nicht unter das Pandoriich ongezifer zu zölen. Sondern auch darum, Dimweil fie fain unter den dreien fürnemiten ftufen, daran Das leben ligt, thut belangen oder berüren: inn anjehung, das ſie nicht dem Hirn, alö der vernunft jiz, vertrüß— lich, noch dem herzen, als des lebens beherjcher vnd König, ond aller Natürlicher wärm vrſprung, ſchädlich oder nachtailig, Noch der leber, jo ain Werdftat Der Geplüts vnnd aller natürlichen werd iſt, vberläftig: fondern allein der alleräuferiten glidern des leibs, als Die füs vnd händ jind, fich mächtig erzaiget. Zu ainem Exempel habt jhr den Archeſilaum von Sparta, welchen, als Garneades inn jeim Podagriſchen hizigen jchmerzen bejuchet, vnnd nun tramrig widerum wolt von jm gehn, fprach er: Bleib da Garneade, Dann es iſt nichts von dem bieniden herauf fommen, vnnd hat Das onterft Das oberjt haus noch nicht eingenom= men: zugleich Damit Die füs vnd Die pruft weiſend: dadurch anzuzaigen

Das er wol fület an füſen ſchmerzen,

Aber ain guten troft im herzen,

Bnd das die Irdiſch plödigfait Nicht nem dem gmüt fein Götlichfait,

Vnd das wol ain recht ftanphaft herz

Könn rhuig beftehn inn allem fchmerz

Gleichwie ain felfen wol befteht

Im Mör, waher ver Wind auch geht.

Sp dan nun offenbar, das vnſere Glidmaifterin Fain tödliche krankhait ift, wie fan man das kämmet ſchel— fen, wann ainen der Rauch beißt? Was fan ain freu- dig ſpil Darzu, Das man Dabei ain traurig angjicht erzaigt?

Aus Der vrfach thun Die verunglimpfer ſehr vbel, Die Das vnichultige Podagram alſo heftig verfchreien

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vnd ausholbiven, als ob es inn ain ſchuh nicht gut were, jo man jm doch täglich pelzene ſocken und ge— füterte ftiffel anzibet.

Es vnterweifet Doch jo tremlich Die menfchen als jre libe Schuler, die ſchöne lehr,

Bon herzen fein des Fräftiger Je meh das Laid iſt heftiger.

Es treibet vnd gewänet Die leut, fein allen ſchmer— zen des leichter zu tragen, Daher man auch vnter den Podagramifchen Die geberztichaftiten frigsleut ge— funden vnd noch findet. Pflegt auch ſehr oft den menfchen von andern vilfaltigen beftigern vnd gefähr- lichern leibs- vnd gemütszufallenden kranckheiten zu uerwaren vnd zu erlädigen.

Noch dannoch möcht vileicht Difer ſachen ausfürung und bemeifung aus der Arzenei bei etlichen für gering vnnd nicht von jondern Fräften geachtet vnnd angeſe— ben werden: Derowegen, den leuten oberflüſſiges ge— nügen zu tbun, von nöten ift, Das wir auch zu mehrer befeftigung obgemeltes anpringend, aus dem anfehen bailiger gefchrift, deren Fain Chriſtenmenſch widerfpree chen mag, onſere fachen gründen.

Mo ferr nun des 9. Apoftels Pauli fpruch, (als dan niman zweifeln joll) war ift, das man durch vil trübſal inns Reich Gottes eingeben mus: Desgleichen da er fpricht, Das der leib inn diſer Welt Darum ge- peinigt fei, auff das die Söl ewiglich erhalten werde, ꝛc.

So wüht ich auf dem ganzen Erdboden kain glüd- jeligere, hailigere und fo wunderjane leut, als Die Podagrieos, an welchen allain der vnterſt und äuſ— ſerſt thail des leibs, ganz weit vom berzen entlegen, frank ift, Damit der Sölen als beftem thail am-Men- jchen, wol feie: Dadurch der leib nur ain kurze ver—

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gengliche zeit etwas geplaget würd, auf Das er zu nachgehender ewiger zeit inn Chriſto erfrämet werde: da jm allein ain glid allbie ain klains würd gepan— zerfeget, auf das er dort ins zufönftige mit allen glid- majen rain vnd gejund eingange.

Demnach, wa ferr es Götlih und Ehriftlich ift, zu befennen (mie es dan, vnangeſehen der Epicurifchen Sawherd mainung, inn der warhait ift) das die franf- beiten wie auch ander trübfal dem Menjcheu zum bes fien von Gott dem Herren, als ainen gütigen barm— berzigen Vater, vnnd nicht als aim zornigen Verter⸗ ber jeins geichönfs, zugefchiefet werden, mit was ges wifien wollen wir dan jagen, das die franfhaiten, welche, inn maſen wirs erklärt, mwerfzeug vnſers hails find, 658 jeien zu nennen vnd zu halten? Sagt nicht Der Kerr Durch den Propheten: Es ſei fain vnglüd in der jtatt, Das nicht von jm berfomme: Nicht das bei dem Herrn etwas vnrained oder unglüdhaftigs feie, ſondern das wir es alſo aus verfehrter art da— für erfennen vnd annemmen.

So dan vun der Erankhaiten vnfchuld von wegen des Senders, vnd des guten ends, dahin je von Gott gerichtet werden, erwifen ift, warumb wolt man dan das libe Podagram, welch das minder bejchwärlichit ift, viler grewlichkait vnd boshait beichuldigen ? Sie tut eben nicht meher, dan aine gehorfame Dinerin Des Allerböchiten.

Meiter, Dimeil der felig it, jo von Gott gelibet würd (es würd aber diſer allain gelibet, inn majen Salomon bezeugt, der von Gott gezüchtiget ifi), mer will dann den Podagrifchen, als ver von Got ge züchtiget, nicht ſälig ſchätzen? Vnd bie jehet jbr, mas für ain Namen Salomon dem PBodagram gibt, Näm—

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lich nennt es kain ftraf, fondern ain Züchtigung: da— bei lag man es yleiben, Mit Den zähen ftojet man fain Maur vmb.

Sp dan nun der Podagrieus Got lib vnd ange— nem, vnnd jelig ift, wie Fan man dan das Podagra arm und onfelig nennen: jo es Die gröfte orſach zu jolcher jäligkait it? wie Fan man Die jihöne plüft loben, vnnd den baum jchelten, der jie trägt? O man- eher jchilt Das fewr, hat jhm Doch nie kain Bart ver— brennt. Ferner lehret nicht auch die hailig gefchrift,

Das Gott erzaigt fein kraft vnd macht Inn den ihwacen, die man veradt.

Das erfärt man zwar augenfcheinlich alle tag an den Podagrifchen Bettrifen, Die oft mit rhaten vnd angeben meh richten aus, als alle händ vnd füs im ganzen haus. Ja oft Die leut ſehr munder nimmt, wa Das wafler berfomt, welchs die Mülen treibt.

Vber Dis alles, ift auch DIS genugfam Klar vnd männiglich bewußt, nicht allam den rauhen Stockhar— ten Stoicis, die mit folchen lehren den leuten Die voll- fommenhait der Tugend gern gang wolten vbermacht zu verichlufen eingwingen : jondern auch Denen, fo et= was leutjeliger vnnd jittfamer handelen, das nichts böjes jet, es ſei dann fchantlih vnd läfterlich: Ders balben jo würd auch das Podagram nicht bös, arme jelig und zu verdammen fein, wie vil mainen, Dieweil e8 je Faine jchand nicht ift, auch auf ſchand vnd vn— ehr nicht ift angefehen.

Zudem jolten wir Chriften ons billich jchamen, dad uns inn warer erfantnus diſer fachen Die Haid— niſche Philoſophiſche Serten, Stoici und Epieurei vor— treffen, ſeit ainmal diſelbige einhälliglich dahin ges ichlofien haben, das die Erankhait nicht fo aim hoch

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ichädlich Ding, al3 man dauon hällt, ſeie, vnnd des— balben nicht jo Hoch zu herzen zu zihen: So fie Dis ortail von der franfheit gefällt, Das fte gering zu— Tchägen, wie vil weniger werden ſie es haben jchänden fünnen ?.

Auch ift genugſam die gefchicht befannt, Die Cicero inn Tuſculanis erzelet von dem Philoſopho Poſſidonio, welchen als der Hörfürſt Pompeius inn feim abzug aus Syrien zu Rhodis von wegen feiner berümten ge- jchieklichfait begerte jelbs lefen hören: vnd aber vernam, das er ſehr fchwach zu bett lege, vnd an den glidern groje plag liste: Da hat er dannoch nicht nachlajen wöllen, den berlichen Philoſophum zu befuchen: Als er jne nun gejehen ond ehrerbitig begrüßt, vnd gelagt gehabt, wie es jne hoch befümmere, Das er jn nicht ſelbs mochte hören: da bat jm der Stanthaft Philo— fophus geantwort: Wie jo? Solten jr mich nicht hören fönnen? Inn alle weg will ich dem fchmerzen nicht zugeben, mich zu hindern, das ain jolcher für— trefflicher Weishaitbegiriger Man vergebens zu mir fommen feie: Fing Darauf alfo, zu bett ſchmerzlich li— gend, weitläufig und herlich an, eben von obgedachten puneten zu diſputiren, Das inn Der warbeit nichts vecht gut vnnd muzlich feie vnnd haiſſe, es jet Dan zugleich

damit auch eerlih, Indem er aber Inter dem reden den jchmerzen meh beweget, und er jm hart zufezte, hat er zu etlichen malen widerholet und gejprochen: D du laidiger Schmerz, du erhaltft nichts an mir, ond ob Du mir fchon noch jo verdrüßlich wereſt, will ih dannoch nicht hefennen, Das Du bös vnd ſchädlich jeieft, dann nichts ift mir fchädlich, on was mir jchänd- lich ift.

Desgleichen der Vater aller Philoſophen, Socrates,

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welcher gleich wie im alter, alſo auch inn Flughait dem Poſſidonio vorgangen, pfleget ſprüchwortsweis zu fagen:

Das Wolluft, kurzweil und feherzen

Sei ein ewiger gefärt des frhmerzen.

Dann als man jm die Füsfeffel, mit welchen er im färfer gebunden war, auflöfet, ond jn ain luft zu fragen ankam, welchs jm etwas wol that, da jagt er zu den entgegenmwärtigen vmbitänden: Wie wun— derbarlich hats Die Natur geordenet, das diſe zmai, Molluft vnd jehmerzen, ſtäts müjen bei einander fein: Dann

Wer nicht vorgangen die verprüßlichfait, Sp empfind ich jz nicht die fühigfait.

Uber was erzäl ich euch bie den Poſſidonium vnd den Sorratem, welche vileicht jman als zu harte ſtar— rige leut möcht verwerfen: und fagen, was gehn vns dife Nasweife an, denen, wie Ariftophanes gedenft, die katzen oft innd Maul faichten, wann ſie nach ſter— nen gafften, vnd Fonnten die flöh in laimen abtruden, zu ſehen, wie vil fie füs betten, Ich ſeh für meine füs, fo fall ich mit kaim Sternenguder inn kain graben nit.

Wolan, auf das man fehe, das wir den Narren fowol binder dem ofen, als vor dem ofen finden fönnen, jo will ich jnen jres anmuts ain Erempel von dem Sectirer Epicuro pringen: Derfelbig, wimwol er den MWolluft des flaifches bie für Das höchſt gut geichäzt, vnd dem leib zartelen ain ſtuck der meishait jein gelehrt bat, Ipdoch- hat er jich inn feim fehmerzli- chen leibsgrimmen vnnd harmwind, jo zwar erbarm— Iıche vunleidliche Franfhaiten find, alſo manlich, herz— baft ond tapfer erzaigt, das er auch, als in der ſchmer—

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zen auf Das jämerlichit geträngt , berausgefaren vnd gejagt hat:

Das wer faines wollufis zaichen

Wann man dem fihmerzen müßdt weichen,

Darum wer jm will angefigen

Mus mit gringadhtung in befrigen.

Vnd bißweilen widerholt er inn ſeim Grimmen Dis

fprüchwörtlin vom ſchmerzen: Si grauis, breuis, Si longus, leuis, Sft er häftig, gwiß er bald weicht, Dauris lang, fo würds aus gwonheit leicht.

Daher Euripides inn der Tragoedi vom Oreſte jebr artlich vnd fein inn Griechifchen verjen folgende mais nung begreifet:

Kain ſchmertzen ift fo fchwer allweg Roc kain trübfal fo rau,

Das es der Menſch nicht tragen mög, Bann er fein Ratur praud.

Vnd in der Medea Ipritht er:

Die Krankhait Menihlih fall nur find, Drum fols ain Menih auch tragen lind.

Vnd PBlautus fagt: Animus bonus in re mala dimidium est mali.

Inn böfer fach ain guter Mut Macht, vas es nicht halb fo we thut.

Auch pflegt Sorrates Diejenigen, jo mit poldern ond jehelten, mit ächzen und krächzen jnen den jchmer- zen mainen zu lindern, gleichwie ain müder holzhawer den ſtraich mit Feuchen, mit Difem ſtichwörtlin zu be jchlagen :

Bas man vor Gericht nicht fan verklagen Das Toll man vngeklagt gdultig fragen. x; 45

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Inn mafen er es auch ſelbs bat erwiſen, als jne ainer mit füfen trat, vnd Die andern jhm rabten, er folt jhm für gericht bieten? Mas, ſprach er, wann mich ain Ejel trät, jolt ich jn auch für den Schult- bais laden? (wie man wol inn PBlauto lifet, das der filz Euclio dem Weihen, fo jm daS muß geftolen, fürgebotten bat). Desgleichen da jm ainer ain feuchts em ain obr verjezt, zobe ers auch inn ain ſchimpf, iprechend: Wie ain arm Ding ift es, Das ainer nicht wais, wann er ain pedelbaub bedarf.

Was fan jämerlichers fein als blindhait, noch jagt ain Blinder Philoſophus zu denen Die jn bedaureten: Maint jr nicht, Die nacht hab auch jre ergezlichfait ? vnnd der fain obiectum bat, Der fbeculirt bejfer.

Sp folches diſe leut thun kondten, was folten wir jnen nachgeben ? jo wir doch in vilen andern ſtücken die alten vbertreffen mit meher Fünftlichfait und ftand- mütigfait, in mafen jolchE bezeugen Die newe fünd in allerlat fünften, zu frid vnd krig förderlich. Der ain gros ſtück büchſen oder Maurprecher Fan bören ab- ſchiſſen, das fich d' Erdboden unter jm bemeget, jolt der nicht inn Podagramsnöten ain geigend farrenrad oder ain Maus mögen nagen hören? Ich maints gänz- lieh, wiwol ich oft an etlichen Füspatienten das wi- deripil erfaren, Die auch oft gern, wie Die vnmänni— fche Seidenburger zu Sybaris den handwerkern, fo ain getümmel, poltern oder getös machten, heiten aus der ſtatt gebotten, Ja gleich wie Difelbigen, auf das jte»rubiger vnaufgeweckt fehlafen möchten, den hanen das krähen verbotten, oder fie zu Gapaunen verſchnitten, oder gar tod gefchlagen hetten. Aber bei leib joll es dabin zu dergleichen zartlichfait fain Man kommen lafjen, vil minder ain Podagrifcher, der aus gewon—

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hait im ſchmerzen ſchon foll ain kib errungen haben, ond noch jo vil minder ain Chriftlicher Podagriſcher, der da mais, Das Ain Gäubige Gedult Erwirbt Gottes huld, Aber die Vngedult Gots vngnad, vnd mehr kreuz verſchuld.

Derhalben, O jhr hochgeachte Podagramshuldige, laßt ons ain Mut ſchöpfen, vnd aus libe vnd luft mit dem Podagram ringen, gleich wie Jacob mit dem En— gel, dan macht es ons ſchon hincken, jo gibt es vns dannoch Den jegen. Beſſer gebunden, als gar ver— tunden: laßt ons nicht Das ſchiff der jelen mit dem oberlaft des ſchwermuts niderfenden: Last vns nicht ab jdem jpigen ftain erjchreden, vnd jden hanen er- weden, dan ſie gräben ungleich, nach dem ſie habern oder fern eſſen, gleich wie auch jr nach dem jr trinkt auch fingt. Laßt ain frölichs vöglin jorgen: Lacht jz was jr ferent gemwaint habt: Tröftet euch mit dem nuzlichiten viech dem Ochſſen, ſo auch das Podagram befommt, vnd darum in kolwagen geſpannt wind: ſonſt müßt er auf der poſt jich zu tod reuten lajien: kommt alfo im vnd dem menichen fein Bodagram zum beiten: was? ſeit jbr nicht meher dan das vicch? jolt Gott dem viech etwas zum beiten fehren Fünnen, und euch nicht? O laßt euch Solche mißtraw nur nit inn finn fommen, ond befümmert euch forthin nicht alſo fehr mit forge der Narung, was wollen wir efjen ? was wollen wir trinfen? jo jr Doch, wann jrs habt, nur zuvil efjet ond trindket: Das es euch darnach nicht meh ſchmeckt. Thut nicht wie das Kameel, welchs ham as, fürchtend, es macht theur Das gras: Thut auch icht wie die Spinne, ſo gern mit jrem web den luft

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mit amander wolt verbamen, vnd füngt Doch nur mus cken, und die gröften fan jte nicht behalten. Desglei- chen auch nicht wie Die Krott, Die ſtäts Erden frißt, beforgend, es werd jr Erd zerrinnen: Noch wie das Stachelibwein, welchs ſich ainer verlornen dornfeder halben aljo fränkt, das es mager würd. Sondern thut wie das Murmeltbier, welchs für befümmernus , das der Winter einfällt, jich jchlafen legt, vnd for angit faigt wird: diſes Thirlin Fan recht Den ſchmerzen vnnd das trauren trogen, vnd es jm nuz machen, gleichwie der Bär, Der aus jeim verwundeten tapen jm zur MWintersnarung plut fauget, das er faißt würd.

Sch Eönnte noch auf diſe mainung, die vberwindung des ſchmerzens betreffend, noch vil huntert erempel fortragen, nicht allain von menjchen, jondern auch von thiren, welch billich Die waiche onleidliche menjchen erichamroten folt, vnd nicht von Mannen allain, jon= dern auch von Weibsbildern, welchs billich Die Män— ner folt ermannen, Das jte nicht verweibten vnd den jchmerzen onträglich jchäzten. Aber mas bedarf es, das ich euch, Gönftige zubörer, mit meher worten auf= balte, jo ich euch Doch allberait jchon fräudiger und mutiger erfare, alfo das ich auß Ewern gitchten vnnd geberden kann abnemmen, das je willig weren, nicht allain mit dem Fräwlin Podagra, jondern auch mit jren jüngften ſchweſtern Chiragra und Gonygra inn tod, wa es möglich, zu gehn vnd für ſie Rucken vnd Krebs zu wagen. Vnd was ſag ich vil vom Tod vnnd von ſchmerzen, vom gut vnnd vom ſcherzen ſolt ich ſagen:

Diweil das iſt kain ſchmerzen meh,

Welchs man nicht acht für ſchmerzlich wee, Vnd welcher ſchmerzen hällt für ſcherzen, Dem iſt verkehrt inn fräud der ſchmerzen.

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Fürnämlih auch, da es Das Podagram, wie oben Dargethan, nicht fehmerzlich, ſondern fcherzlich gemainet: Da fol man bilfich dis ſprüchwort bedenken:

Kommt etwan ernft ſchon vnter fehimpfen, Soll man ains mit dem andern verglimpien.

Vnd müfen bißweilen ander leut vrtailen, ob es ſchimpf oder ernit ſei geweſen, dan der durch ain blam glas ficht, den duncket alles plam. Es dilputirten ainmal alle gliver, ob die Sonn hell wer oder Fin⸗ fier: da frag ich euch, wer folt unter jhnen Richter fein 2 Der fus konnts nicht ertapyen, die händ konn— tens nicht ergreifen, Die Nas konnts nicht erriechen, der mund fonnts nit erfchmaden, noch die ohren ver— nemmen: von not wegen mußten Die augen, Die Des tags fich geprauchen,, darunter Tprechen. Alſo auch hie müfen diſe, fo fich nicht felbs der nuzbarkait Des Podagrams fünnen bereden, anderen, denen es bejon- der Durch die Philoſophie ift gegeben, glauben zuftellen. Mie mir dan nicht zweifelt, das jhr euch ſelbs zu nuz thun werden, vnnd gedenden, das je ain menſch dem andern ift zu troſt geichaffen, gleichwie ainer zum gelt, der ander zum beutel.

Demnach dan num nach der läng ift erfläret wor— den, das berliche berfommen des hochgeborenen, Glid— mächtigen, Neichen und zarten Fräwlins Vodagrams von den hoben Anen der höchiten Götter gezogen, vnd daher jhre himliſche, oder zu dem minften meh dan Irdifche kraft vnd art erwifen, auch jrn weitläufigen gewalt vnd Reich jamt jrer hofhaltung, würde, yfleg onnd verehrung dargethan, desgleichen bewäret, was jte für wunder mit onterrichtung ſchwerer händel vnd nö— figen lehren als ain trewe Zuchtmeifterin ganz hail- famlich bei dem menfchlichen gejchlecht wire und zu

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den gröften thugenden, als Demut, Mäſigkait, Zuct, gedult, Koftfreibait, Stärck, Eunftlichfait fordere vnd anhalte. Ferner auch genugfam wider etlicher freveler, ſtörriger, onuerfuchter leut mainung, Die fie für bös onnd ſchädlich verfchraiten,, jre vnſchult alſo an tag gepracht, das ich hoff allen vernünfftigen, beſchaidenen, frommen vnnd bedachtſamen leuten genug gejcheben jein (dan der andern Starrföpf ungenüg acht ich nicht vil: wer fan vnerfätlicher leut fürwiz genug tbun ? Ich wolt nicht, das jnen gnug gſchäh, auf das es jnen des meh thu mer) So hoff ich Zirauf nun gänzlich, das Fainer nicht ſei, der nicht liber Difer gütigen Gö— tin Difeipul vnd Diner fein wolle, dann der anderen ainer, Die dem menfchen mit aim gähen tod (Dauor ons Got gnädig frifte) oder aim ſchnellen vnbusfärti— gen abgang von diſer welt pflegen zu oberfallen, als dan derjelbigen vilerlai art jind, hitzige giftige fiber, binfalfende ſiechthum, der fchlag, Die peſtilenz vnd der— gleichen.

Innſonderhait da es, wie man jpricht:

Got fainem pflegt zu machen

Wie ers gern ißt gebachen, Sonver ſchickt jevem ain ſolch plag, Die in ſtillen vnd zaumen mag.

Dan wir müfen ons bie inn der Welt halten wie ain ſchamhafter gaſt vber tiſch, givot man jm ain Seruiet, ſo nimmt ers gibt man jm kains, ſo haiſcht er kains: Alſo wie es aim onſer Herrgot fürſezt, alſo mus ers auseſſen, da macht mans kaim anders, da hilft kain appelliren, derhalben ſich nur geduldig darain ergeben, Silentio et spe, Geſchwigen vnd erwartet, Silentio sperantes fortificamur, jagt Prophet:

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Stillſchweigend gehoft vnd erwartn, Stärkt das herz, biß es widerfahrt. Vnd hinwiderum: Spe silentes fortificamur, Hoffend ſtillgeſchwigen Stärkts herz vnd macht ſigen.

Diſe lehr ſollen die vnhailſame Podagricion aufhö— ren im gemüt vnd herzen, auf der zungen vnnd im reden führen, jo würd ſich gewis kaine ungedult bei jonen regen: Dan wer würd nimmermehr krank? fragt ainer, Antwort der Philoſophus, der jtch nim— mermehr fränfet. So fränkt euch nun nimmer, jo jeit je nicht Fran: Sondern danft vil mehr dem ho— ben Got für feine väterliche züchtigung, ond beſſert euch, jo würd ewer gebett vnnd erwarten nicht vmb— jonjt jein: Er wais, wann hilf am beiten ift, vnd braucht an vns kain arge lift, das jollen wir jm ver— tramen.

Vnd wie Ellend ons immer ging, Iſt doch dis Ellend vıl zu gering Gegen ver grofen Berlichfait, Die er ons längſt hat vorberait.

Der Hohe Gnädig, Almächtig Gott, wolle ons onjere jünde und geprechligfait verzeihen vnd jein gnad vnd Gaift verleihen, da wir nicht nach dem flaijch (melch8 nur ain ſpeis der würm vnd ain afchenhäus- Iin ift), fondern nach dem Gaift, in welchem die vn— fterblichkait und Emigfait beiteht, leben: Sintemal

Der ftolz, den man hat von des leibs ftärd, Entzihet dem gemüt fein färd und werd.

Sp wird uns alsdan, jo wir als die Gaiftliche und gehailigte leben, der Herr Chriftus an jenem tag ſei— nem vnpräſthaften, gaiftlichen verklärten leib gleich ma— chen, vnd alle irinen yon vnjern augen wifchen, auf

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das wir on alle befümmernus ewig inn fremden lo— ben feinen Namen: Das gebe ITrewer Gott, Amen.

End der Erftien Duotlibetifchen Red von Lob des Podagrams.

Lob des Podagrams, etwa Latiniſch von dem

Hochgelehrten Herrn Bilibald Pirckhaimer geſchri—

ben, nun aber den Teutſchen Podagriſchen zu

troſt inn jrer gemainen ſprach an tag gegeben durch REINEM.

Das Podagram redet.

Ich mais ſehr wol, jr billichkaitgenaigte Richter, wie ſchwerlich es zugange vnnd wie verhaßt man ſich mache, wann man den leuten eine mainung, die ain— mal angenommen ond lang eingewurzelt, jnen vnter— ſtehet auszureden: beuorab bei dem vngeſchickten vnd ſonſt vnerfarnen albern völklin, welchs nicht, wie ſich wol gebüret, fürſichtig beſchaidener weis, ſondern nach— dem es jnen plözlich vnbedachtſam inn den ſchellhirni— gen ſchetel komt, pfleget von ſachen zu vrtailen. Vnd iſt nach weiſer lehrer ſag, ſolches des pöfels vnurthail kain wunder.

Dan da kain vnterſchaid man hällt Die ſach vor wol erwigt vnd wehlt, Da jdem ſein Won nur gefällt, Wie würd da ain gut vrtail gſtellt: Wie fan da ain gut vrtail gehn, Da Weishait mus dahinden ftehn,

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Vnd Narrhait auf dem Rhatsband fißen Vnd Thorhait fol die Warhait fchügen ? Da die frefel vnachtſamkait Borgeht vernünftiger bedachtſamkait? Da vntertruckt wurd der verftand Bon Anmut ond von misverftand. Da jver im längſt bat gevicht , Ain falſchen Won, darnach er richt? Vnd da jder ain vrtail gibt, Nachdem es feiner Anmut libt, Act fein anmut für Grecdtigfait, Der doch all falſche vrtail lait. Iſt feiner Anmut noch nicht mächtig, Das er vrtailen könnt bevädhtig, Sonder er vbereilet in Das er auf grhatwol rhat dahin, So doch des gemüts onhaltiamfait Inn allem würd zur gwaltiamfait.

Despalben fräwet e3 mich ſehr, Das mir ainmal gelegenhait zugeitanden, meiner feinde jcheltworten mit gründlicher antwort zu begegenen vnd Des vngezogenen pöfels verweifung vnd fürmürf zu widerlegen, auf das ich nicht allzeit Die ungegründte nachreden hören müfe, ond mir Die macht frei zu reden abgeftrickt werde.

Wiwol ich Erfame Kichter dafür halt, nicht jo faft mir als euch jelber daran gelegen, Das ainer nicht vn— uorhörter vnnd vnüberwiſener fachen fchlecht auf ein- geprachte Flag verdampt werde: Damit nicht mit Der weil jder frommer redlicher Menſch von vnredlichen falichen leuten frefelich werd beichuldigt und auf be— jchuldigung verurtailt, und nach der verurtailung pein- licher ftraf vntergeben. Darum mich dan ewer anſeh— lich Richterliche gejicht, jo von janftmut, gnad und miltigfait holdſelig anitchtbar, nicht wenig erquicket, ja gegenmwärtiger herrlicher beiftz machet mich jo mus

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tig, Das ich alle forcht onnd argwon aus dem jinn ichlage.

Dan warumb jolt ich mich ſchewen, fo ich euch ſol— her meishait vnd aufrichtigfait wais, das mir nicht allain nichts beſchwärlichs zu argwonen, fondern alles dasjenig zu hoffen jein würd, was von hoben leuten, Die aines vnfträflichen wandels vnnd von ftanthaftig- fait vnd gerechtigfait vorjcheinbar find, zu gemarten jtebet.

Gleichwol eh ich zu der fachen fchreite, ift mein bitt- lich jehnlich fleben, Ehrwürdige Gnädige Richter, mic gutmwillig vnnd fleiſig biß zu end anzuhören vnd euch meine weis vnnd ordnung im reden nicht mißfallen zu lajen, auch bizwifchen, biß ich außrede, ewer vrtail einzuftellen: Demnach, jo jr ainen vnwillen gegen mir gefaßt, denjelbigen Hinzulegen und vilmeher den handel inn im ſelbs, als meiner widerfächer ausgeftojne wort, ond meine perfon zu bedencken: Folgends nicht für obel aufzunemmen, wa ich vileicht etwas heftiger euch aine von mir erdichtet vnnd läzgefaßte mainung durch mein red würde widerrhaten, Durch vernünftige gründ ablänen, vnnd mit der warhait gänzlich entnemmen. Melches, wa e8 geichicht, binn ich guter hofnung, das beutigs tags bei euch vilmehr Die warhait vnd billich- fait, dan lugen, neid vnd aller menfchen ſchelten vnd ſchmehen gelten werde.

Seitamal ich gänzlich hoff Flar zu erweisen, das an den vilen vnd bejchwärlichen aufflagen vilmehr meine widerfächer, als ich, ſchuldig feien: vnnd ob es jchon etwas mich Belangen jolte, es Doch nicht aljo bös, innmafen jte e8 einbilden vnd fürmalen, jondern leich- ter vnd gnädiger gejchaffen, vnd entlich darzuthun,

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Das ich zu vilen vnd hohem gut förderlich und nuz ſeie, vnnd zu mancherlai wolfart vrjach gebe.

Laſet euch, Gnädige Richter, DIS erbiten nicht be— fremden, laßt es euch nicht bekümmern, fondern ver- böret mich, innmafen jr angefangen, ſitſam vnd gutwillig.

Dan mann ich nicht alles, was ich verfprochen, vnd dafjelbig klärlich darthu, ſoll es euch haimgeftellt fein, mich auch nach verbörter jach zu uerdammen. Mit der weis möcht es jich geben, das meder jr von etwas verargmonet vnd bejchuldigt würden, noch ich, fo ich vberwiſen würde, mich ainiger jtrafe entſchütten möchte. Wa ich aber alles, jo ich verhaiſen, laifte, bit ich euch nit allain mir genaigten guten willen zu tragen, jon= der auch euch ewers gegenwärtigen ampts zu erinnern, damit ich, wie billich, deſſelbigen, was die Necht ge— ben, auch Durch gerecht geiprochen vrtail möge genijen. Aber zuuor, ond eh ich des widerthails fürwürf an- greife, will mich vonnöten fein bedunden beforderft zu antworten auf des volcks geſchrai, vnd den, mie es Virgilius nennt, gemainen Tchädlichen Auf. Welchs als er jchreibt,

Sf ain Scheufal, gros, lang vnd yrait

- Dem nichts gleicht inn geichwindigfait,

Iſt nicht beftänvig, hat fain Rhu,

Se meh es lauft, je meh nimts zu,

Iſt erfilih fFlain aus fhem vnd ſcham, Bald würt es vnuerſchamt vnd zam

Stredt fih empor ond fritt daher,

Richt auf ven famm innd Wolden fern, Bald brauchts die flügel, eilet fich, Vnd (welchs zu hören wunverlich)

Hats fo mands aug als federn hat,

Die warhen dran baid früu ond fpat, 5a hat au jo vil Dra vnd zungen,

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Welche ftäts Mären reden und fungen, Bei nachts fligts durch den freien luft, Bei tag fezt füchs, hüt, ſchwezt vnd ruft,

Sizt auf den Thürnen, auf vem Tach,

Schredt ftätt vnd leut mit fremder fach, Mais bös vnd guts, fagt falich und war, Vnd plaßt es aus onter die fchar,

Saget oft ding, welche geicheben,

Saget oft Ding, die nie gefehen, ꝛc.

Solchen Ruficheufal hab ich laider auch empfunden, vnnd binn nun lang wüſt genug den leuten inn den Mäulern vmgangen: Fama malnm bat mich male genug diffamirt: Ich hab das gejchrai müſen haben, gleichwie der todt Wolf, und den Namen tragen, gleich- wie der ſtumm Niman. Nun laßt jehen, wer den an= dern am billichiten bat angepollen. Wann du dan (iprechen meine widerwärtige) jo Eöftlich biſt, und zu jo mächtig vil gutem förderlich, wie fommts, Das Dich männiglich alfo haßt, jchilt vnnd verflücht? Bedacht, das man auch hinmwider jagt:

Wiwol das Gſchrai hat oft betrogen, Hat es doch and oft nicht gelogen. Es fanget ſtäts von etwas an, Da etwas oft ift war daran: Den Wolf vmbfonft fain dib man haißt, Das Schaf mit famt tem hund dis waißt, Kain Pläßlin nennt man bald ain Fu, Sie hab ain flefen dan darzu, Man würd fain Vogel Agel nennen, Man fünn dan etwas bunds dran fennen.

Inn fumma, es ift nit gar erdicht, was Der pöfel ſpricht, fürnämlich dis gerücht, welchs den leuten fo lang in die Nafen riecht, und bin vnd wider allent- halben auspricht, jo will ich nun diſe meine jchöne Anfläger hinwider ainfaltig fragen, warumb die Schul-

717

kinder auch jre getremefte onnd gefchiektefte ſchulmaiſter bafien? Warumb die böfen buben auch Die bejte geſaz fchelten ? Darum nämlich, das die Preceptores jre dis— cipuln zu guten lehrfünften anhalten, vnd jte begeren frommer zu machen: Die geſaz, den argen jchälfen binderlich jein, das fte nicht alles, was fte geluft, be= gehn Fönnen. Aber darum folgt nit daraus, Daß Die Lehrmaiſter ſchädlich vnnd bös feien, diweil ſie von den lehrjungen gehaßt werden, noch die geſaz vnbillich, diweil ſie von ehrloſen leuten getadelt werden. Son— dern diſes folget vilmehr, das den jungen noch das vrtail mangelt, ond ſie gleichermaſen von der lehr vnnd zucht vrtailen, als ain fiberiger vom tranck. Die la— ſterhaften leut aber, diweil ſie nur auf buberei ver— baizt ſind, wolten vil liber, das ſie vngehindert der geſaz, freihait hetten, allen mutwillen anzuſtiften, als das jre bubenſtück durch etwas gebiß ſolten eingezäu— met werden. Die Grindige kind haſſen nur das ſträlen, Vnd die hund haſſen nur die gern ſtälen. Derhalben würd der nicht gleich bös haiſen, der von vilen, ſondern der Rechtmäſig vnd von frommen leu— ten geſtraft würd, gleichergeſtalt wie auch der nicht fromm iſt, der von vilen, ſondern von frommen ge— lobt würd. Dan demnach allezeit vnd allenthalben die böſen den gröften haufen machen, würde nach jrem vrtail kain frommer haifen, jintemal te jres gleichen nur zu loben pflegen. Die Eul lobt warlich nicht den tag, Der Wolf die Hund nicht [oben mag: Der Faul gwis nicht die Aumaus preifet, Zu der in Salomon doch weifet. Gleichwie au lobt hinwider nitt

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Der Ernfihaft der hauſchrecken Att.

Wa find man ain faul hausgefind, Welchs lobt die herſchaft, fo ift giehwind ? Der bös Wirt lobt auch böfen Wein, Der Fromm laßt böfen Wein bög fein.

Der Frivfam lobt fain Hadermetzen, Wie fie der zändifch hoch thut fchägen.

Es gebt wie der bamfällig jtall zu jeiner jchäbigen grindigen berd jagt: O wie ain ſchön Viech, da jagt das Ichön Viech binwiderum: O wie ain ſchöner ftal : Alſo Erazt ain Ejel den andern, biß ſie baid ent- ſchlafen.

Nicht des weniger bat des vnerfarenen pöfels vrtail nicht ſo vil kraft, beſonderlich bei den frommen, das es ſie darumb von jrer guten mainung ſolt abzihen, ſondern erkünet ſie noch mehr, das ſie ſehr oft dieje— nigen, ſo von den böſen vbel geſcholten werden, des mehr für die frömmſte leut halten. Gleichwie ſie im gegenſpil diſe, ſo der gemain Ruf für herliche erbare männer ausrüfet, für nichtswürdige Erdbeſchwärungen achten.

Dannenher auch der Hocherleucht Plato recht geur— thailt hat, das was dem mehrthails pöfel gefalt, eben darum das es ſolchem vilköpfigen Thir gefallt, man für verdächtig halt, ob es auch ſchon etwas thugend— haftes ſcheines fürſtallt. Dan wie Plutarchus inn der kinderzucht ſchreibt:

Vilen wolgefallen

Haißt den Weiſen mißfallen, Vnd dem Volck beifallen - Haißt von ven Weifen abfallen,

Bnd der menge des gmainen Mans angenem

Iſt dem Hainen häuflin der ongemeinen Weiſen vngnem, Dan der Thoren vnd Staren ıft ain gros meng, Aber der Klugen vnd Schwanen hauf ıft eng.

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Er mögen nun hingehn meine widermwärtige vnd jich jchamen, mir des tollen pöfels aberwitzig geſchrai vnd ruf fürzumerfen, vnd Dafür jnen ſelbs Die bes ſchwärnuſſen, leiden, ſchmerzen vnd pein, welche jte Doch jnen nur einbilden, forthin zumeſſen vnd Dafür danden.

Sintemal fie alſo leben, ja alfo trinden, efien und gailen, vnd mit vberflus vnd vnmäſigkait ſich alſo oberjchütten, Das fie mich auch wider meinen willen, wann ich mich auch ſchon fait ſperr ond wehr, au jnen einladen vnd mit gemalt jnn jre gemainjchafft nöti- gen, ja es iſt jnen nachts vnd tag bang vnd mer, Das ich nicht bejier zu fus binn, damit ich auf Der voft nur ſchnell genug zu jnen eilte. Dan ich gar jelten, ja nimmermebr von mir ſelbs gutwillig, ſon— dern allezeit getrungen zu jnen komme.

Vnd wann ich jogar Das verterben vnd Die peft des gantzen menſchlichen geſchlechts were, wie ſie wol— len, würde ich nicht nur allain etlichen, ſondern män— niglichen vberläftig fein, melches doch ferr von mir ift, das ich auch kurzum zu jren vilen kain gemainjchafft beger zu juchen. Inn Betrachtung, das ich nicht mit difen groben, harten, bäurifchen menſchen kurzweil zu haben ſuche, welche jnen nimmer kain rhu lafen, de— nen mit ainer achßt kaum ain beul zuichlagen, Die on vnterlas den leib mit arbait durchüben, nie nicht, oder Doch jelten im ſaus leben, den hunger leiden vnd zur not mit ſchlechter ſpeis ich laben, den hunger zum Koch haben, den durſt mit dem Waſſertrunck bufen, obel geflaidet gehn, froft leiden, Das haar oft zum but onnd die ſtrümpf zu den ſchuhen ausgehn haben, oder mehrthaild barfus Daher traben, zur wärm firo inn Die ſchuh ſtecken: inn die händ blafen, rauhe händ

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erarbeiten, die hoſen mit paft und ſtroh aufbinden, bart ligen, ſpat von der arbait vnd frü daran geben, vnd die vberal aljo gefinnet jind, das ſie mit den mollü- ſten vnnd zartlichfaiten inn feinen weg zu jehiden, noch zu fchaffen wollen haben.

Noch dörfen Dife meine fchöne Ankläger, wann ſie tag vnnd nachts im mwollleben daher Dominiren, ſchlem— men vnd Demmen, die nacht mit dem fchlaftrundf an den tag bendfen, inn müflggang vnnd faulfait erjtin- fen vnnd verſchimmeln, Die arbait als die peftilenz ichewen, ſich mit allerlai wollüften, fürnämlich den Bes nerifchen ausmattern vnd entfräftigen, für den zufönfs tigen durſt trincken: allerlai frembd, Eöftlich, theur fpeis vnd gejchleef zu land vnd waſſer, nah und vber Mör zu wegen pringen: den ſchlund ftäts mit allerhand ges würz, confect, eingemachtem vnnd eingebaiztem Nachen- figel zum fras raizen: jnen nichts on fenf, mörvettich, pfefferfraut, bitter mandeln, ſaur milch, eſſich, zucker— müslin vnd andere Gayprisplättlin fchmaden lafen, den durſt nicht mit gemaimem landwein lefchen, ſondern mit ferrem fremdem gewächs, auch verfräuterten, ges würzten, gefeurten, gefegerten und gemarterten tränden erſt mehr aufpringen und bewegen, binder dem ofen inn pelgen jehwigen, inn ſommerhäuſern jtch külen, Die bänd inn ſchos legen, auff den waicheften janfteften pflumbetten jich errammeln, ftrecfen und walgern, das füffen vnter die Elenpogen legen, mit Amber vnd bi- ſam ſich beräuchen, nicht allain fich prächtig, fondern gar frembd vnd wunderpoffirlich auf den newen jchlag klaiden: vnd alle wollüft, die menjchliche fürwiz vnd boshait bat erdencken mögen, mißprauchen: Alſo das ſie baides gemüt ond leib feiner natürlichen kräft bes rauben, vnd mir oft jelbs, wiwol ich Die allerzartejt

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dinn, von wegen des groſſen vberfluffes, ain vertrus onnd edel machen: Noch jag ich, Dürfen Difelbige vn— uerjchamter weis berfür tretten vnd alle jchuld allain - auf mich legen, onbetrachtet, das jr verterbt lafterhaft leben alles jres vbels ainige orſach ift.

Sa wie gröblich jte jich auch jeren, lafen ſie dan— noch nicht nach, mich mit züchten zu melden, hinden— aus zu uerklagen und auszutragen: ond ſchickt ſich eben,

Als ver fih ftürzt inns fewr vnd Mör VBnd wolt darnach beflagen fehr Das waſſer vnd die flamm mit rechten, Das fie inn die gefar in prächten.

Das haißt, wie jener Römer, der den Monat Maium verklagt, Dimeil er in demſelbigen ain bös weib genom— men hat: oder gleichmwie der Narr, der zu dem Schiff- man jagt, hetſt Du mich ertrenft, ich bet Dir gmis nicht geichenft.

Aber laider, wir erfaren die Menjchliche Natur alio geartet jein,

Das ain jver fein aigen Schuld

Gern auf ein andern ſchiben wolt, Auf das, inndem er jenen bichuldigt, Er ſchein, als ob er fei vnſchuldig,

Sp er des ganzen obels doch

Iſt ain ainzige vrſach nod.

Dife art haben fie noch von Adam vnd Eua her gejogen, Die auch jres falls vrſach auf einander leg- ten, Adam auff Euam, die jm den apfel geraicht, Eua auf Die ſchlang, Die jte beredet bat: Die jchlang hets nach jrer lugenart auf Die betrügliche fchöne des apfels fegen mögen. Alſo käm die ſchuld auf den apfel und baum, der eben jo vil jchuldig daran war, als ih an der Podagramiſchen Ankläger ellend. Was fie aber für aim srtail von der Öerechtigfait jelber empfangen,

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des bitt ich, Das jr Richter auch inn meiner fach wolt nicht vneingedenck jein.

Zwar ich beger nicht, Das man allain meinen wor- ten glaubt, ich bitt, Die Richter wollen ſie, meine wis derfpänftige, felber anſchawen, jre leib befichtigen, jhr geftcht, haut, mund, farb, anpli, gang vnd ſchwang bejeben und betrachten, vnd wann je nicht Daraus werd abnemmen, das te äuferfter gailbait vnd luſtſucht zai— chen an jhnen tragen, will ich vnbeſchwärt fein, mich willig des tods ſchuldig zu machen.

Derwegen fo bin ich nicht alfo jchädlich, fonder ſie finds, die mit jrem leibzärtelen, luſtpfleg vnnd flaiſch— kitzel mich berzuloden, äßen, vnd wie ain falfen auf der band mit dem luder baizen: Sie finds, Die mich wider meinen willen ‘halten: Sie finds, die alles ver— kehren vnd darnach alle fchuld auf mich wenden: Binn ich vorhanden, jo wollen fte, ich wer meit von jmen, ypleib ich von jnen, rufen fie mir widerum mit jren Yaftern und vbel halten herzu: juchen inn der krank— bait die gefundhait, inn der geſundhait Die Franfhait:

Das verloren fuchen fie

Vnd das gefunden achtens nie,

Sie ſchwimmen nach dem fchatten, Vnd vergefien wag fie hatten, Thun wie die böſen Alchimiften, Die bei golt ärger Metall mischen, Das golt fuchen fie mit golt vnd gelt Vnd das fie vorban, jn nicht gfellt,

Sonder wenden es auf die funft,

Die gold verkehrt inn rauch vnd dunft, Wer dunft ain funft, vnd rauch wer gelt, Werens die gichidtften vnd reichften der Walt.

Aber da würd die funft zu dunft,

Da man Reich ond gfund würd mit wunfd.

Sie wünfchen die gefundhait ond leben nicht Dar

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nach: darumb pflegte der Cyniſch Philofophus Dioge- ned diejenige zu uerlachen, welche die Göter ſtäts vmb gefundhait bitten, flehen und mit opfern verehren, vnd doch darüber wider jr gewiſſen jich mit eſſen und trin- fen vberladen: Dan ſprach er:

Das ift ain Vnfinn vnd ain gefpött

Wann man von Gott daſſelbig bett,

Welches in vonferer macht doc ſteht

Das mans thät, oder nicht begeht.

Alſo auch diſe läzköpf fchlagen von wegen amer guten burjt und gefelichaft, oder ains kurzwärigen ki— gel3 je hail und wolfart inn wind, und fordern es alsdan von mir, thun jnen jelber vbel, vnd mainen alsdan, ſie ſeien befügt, von mir grofe gutthat zu hai— chen, fie wollen kurzum jchantlich [eben und mich als- dan vbel darum ſchelten.

Hierum, ſo bedenket jr Richter, was doch diſe er— halten ſollen, welche jr aigen leben beſchuldigt, jr leibs— geſtalt vberweiſet, der täglich prauch vnd die veraltet gewonhait vberzeuget vnd ſtrofet. Sie bedenken doch nicht den gemainſten ſpruch, Das

Man esß ond trink omb lebens willen, Vnd leb nicht, nur den bauch zu füllen.

Ja ſie bedencken nit, das allain die Schwälger vnd Schlampnaſchige Vollkröpf vnd füllmägen mir pflegen gehaß zu ſein.

Sintemal niman vbberal mich alſo ſehr verklaget, ala die inn allem vberfluß ſich ergailen, Niman beſchul⸗ digt mich der grewlichkait mehr, als eben diſe, die in aller genüg ſich errammeln, Niman ſchreiet mehe, das man mich vnuerhört gleich verdamme, als eben diſe gaile vnnd rammelige zärtling. Welchem, da jm alſo jr Richter, Dörfen auch meine widerſächer etwas dar—

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wider muffen? Ddörfen fie auch euch vnter augen tret= ten? dörfen ſie es noch hinderſich ziben, abzubitten ? Aber ich binn jnen feind vnd gehaß, werden ſie jagen. Mollen fie dan an ainer feindin fo groſe rach vben, Das fie diſelbige weit an feindjeligfait übertreffen ? mwöllen die, melche ſich menjchlicher miltigfait austhun, noch vil feindlicher, weder jr feind handeln? wollen fie dann inn dem ärgften den Rum behalten? Vnd thun, wie jener Italianer ainen Gemerf-Neimen füret::

Wer Rum nachgaht,

Halt den höchſten grad

Inn wol- vnd obelthat.

Vnd wie dem allem, ſo ſie mir gar gehaß ſind, das ſie mir kurzum nicht zu uerzeihen ſein achten, warumb zabeln ſie dann mit händ vnnd füſen, auf das ſie mich nur zuwegen pringen? Warumb ſtellen ſie nicht aine ſolche weis zu leben an, das ich kain gewalt noch luſt zu jnen bekäme?

Dan wann ſie nicht fo gar vnmäſig alle wolluſt mißprauchten vnnd ainınal jhre prünftige luſtſeuch zäu— meten, wurden jte vileicht mich auch gnädiger erfaren: Vnd wann ich alsdan nicht nachlife, möchten ſie erft alsdan vriach befommen, vnwillig zu werden und zu murren. Aber es gejchicht ſchwärlich, Das der einge— zogen werde, der nichts dan gailen und mutmillen Tann: ſchwärlich gefchichts, Das der ain nüchtern er- barn wandel führe, der fein Iebenlang nichts anders als gläfer zu lären gewont ift.

Wanns aine ainmal hat verfudt, Gewis fie es noch oftmals fudt.

Wann ain hund ainmal leder frißt

Darnach in ftäts darnach gelüft,

Der hund, welcher gewont ver Kuchen Den würd man nicht heraus bald fluchen:

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Beißt ain Maus ainmal von aim käs Sie fompt wol wider, das fie äg: Mas Ainmal das feror fallet an Da pringt man ſchwerlich es daruan. Dan diſe waidgaile fragen thun gleich wie die jchled- hafte fagen, Die niht maußt wann fie hunger hat, Sonder für luft, warn fie ift fait: Alfo die vol han alle waid Prauchen nichts zu der nötlichkait: Sondern für Juft oder mutwillen Fr mütlin damit zu erfülen. Gleichwie der hund fpilt mit dem brot Wann er fatt ift vnd bat fain not.

Diweil jnen dan jre weis wol gefalt,

Sp mögen fie dis leiden, Was fie nicht wollen meiden, Bnd fortbin alfo leben, Wie fie ſich zu leben begeben. *

Sie mögen verſuchen (oder habens ſchon verſucht), welchen ſie daran trotzen: Troz ſei dem, ders nicht la— ſen kan: Laßt ſehen, welcher es am erſten dem andern erlaidet, ſagt ain Spinn, fül ſie inn ain pfeffer.

Dan ich halt es darfür, das die, ſo nichts im gan— tzen leben für luſtiger halten, als das leben mit ſchant— lichen laſtern zu beſudelen, nicht des lebens vnnd der geſundhait werd ſeien: Vnnd jrren derwegen gar gröb— lich, die bei ſolchen wolluſten die geſundhait ſuchen,

gleichwie jm gegentail weislich handelen, welche zur zeit der geſundhait jre gelüſte vnd begirden einhalten vnnd jmmerdar jrer wolfart eingedenk ſein.

Denken bei gſundhait auf die beſchwerden

Die darauf ſtehn, wann fie krank werden, Frefeln nicht mit ver gſundhait leicht,

726 Weil on das krankhait bald Herfchleicht, Vnd fainer nie war eifern gichaffen, Das krankhait nicht an jm könn haften.

Nicht des weniger, wie vnbedachtſam ſie auch ban- delen, vnd ob ſie ſchon auf vilerlai weis und manchs jar mich geäzt vnnd verledert haben, auch mich kaum zu jo vilen jren Iuftieuchen gefolgig vnnd lehrſam be— fommen, noch vnterftehn ſie ſich alsbald, mich auszu— ftofen und alle jchuld mir haim zu ſchicken. Solt es auch wunder fein? wan ich mich auch ſperr vnnd wi— dere: vnnd ainmal ain wolverdinte rach gegen jnen fürnemme, vnd mich etwas heftiger, als fie es bege= ren, der vilerlai ſchmach halben reche?

Sintemal ich jren vil erzelen Fönte, welche, als ſie wider jren willen vnd aus nottringender äuferfter ar mut, inn die fie des vberfluffes vnd vnmäſigen lebens halben gerbaten geweſen, die Föftliche vnd unnötige ſpeis vnd trenf meiden müfen, widerum folcher ent= baltung halben zu voriger gefundhait find kommen, welches nicht bet geſchehen mögen, wa fie nicht vil mehr als ich jchuld daran trügen. Nun aber, da ich der mülichfait vnd arbait weiche, vnnd nicht gänzlich der nüchterfait zuwider ftrebe, iſt klar am tag, ob ich, oder meine ſchöne Ankläger, wider billichfait thun. Mas gleichwol meine perſon belangt, acht ich daſſel— bige alio gering, das ich auch deſſelbigen mich pflege zu rümen: dan wie ich auch feie, wais ich dannoch, das ich die band durch gleichait halte, gelten mir gleich König, Bäpſt, Fürften, Reiche und arme, Edele vnd vnedele, gelebrte und vngelehrte, Biſchof und Bader, boch- vnd nidergeſchoren, achte deckel wie hafen, zapfen wie die fläſchen, faule aier wie ſtinkenden botter. Dann bei mir iſt kain anſehen der perſon, kain vnterſchaid,

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on dz ich mehr bei den mwaichling vnd zärtling, als den nüchtern und mäſigen jein mus, nicht allain da— rum, das fie mir alſo mit jehmaicheln vnnd libhalten anligen, fondern mich auch mit gewalt vnd harten ban— den zu jnen zwingen. Idoch möcht mir ainer für= werfen, ich fall nicht allain Die naffe burft ond gute Minlin an, jondern auch zu zeiten die allermäjigiten leut, die alle wolluſtparkait vnd vnmas auf das eu— ferft flihen. Nun obſchon dis bigmeilen, gefchicht es Doch gar jelten, vnnd Fan noch ſoll derwegen billicher weis zu kaim exempel gezogen werden.

Dan aus jelfamer geichicht

Kain Regel man aufridt,

Noch darnach richt ond fpricht.

Vnd bin gleichwol ich alsdan nicht To faſt anzufla= gen, ald jre aigene Eltern, angeſehen, das fein wun— der ift, das die Eltern, jo allzeit find frachen vnd fchwachen gangen, auch jrer art Finder zeugen,

Weil nichts fih bag ſchickt vnd gebüret, Als das gleiches im gleichs gebiret.

Der baum, welder ichlug aus ver art

Ain mißgewähs geicholten ward.

Mie fan dan dafjelbige, was jnen von natur ans geboren, oder aus der Eltern erbichaden oder fchuld fich begeben, mir billicherweis verwifen werden? ſo man mir Doch nicht Die Edele vnnd ehrliche geburt, noch Reichtum vnd erbichaften zumiffet: man müßt mir ſonſt auch darfür Danden.

Sp hören fie nun auf, mir ains andern mangel für aigen zuzulegen, vnd fo ſie für recht vnd gut hal— ten fünnen, jrer Vorfaren erbliche Würden, hab vnnd güter zu genifen, jollen jte nicht zörnen, wann auch jre erbliche krankhaiten vnd mängel auf ſie erben.

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Idoch wann fie auch mäſig vnnd züchtig leben, und des vnordenlichen vberflüfligen wejens müſig gehn, halt ich es vil genädiger mit jnen, als es vileicht wol der Eltern verdinft oder Die verderbung der Natur erhai- ichet. Dan vonangefeben, wie böſe mainung auch Die leut von mir gefchöpft haben, Bin ich doch nicht fo arg, Das ich mit gleicher ftraf jchuldige und vnſchul— dige wolt plagen. Auch nicht fo ain grewliche beftia, Das ich nicht mit der berbe wüßt nachzugeben, wie fonft wol andere franfhaiten, die vnabläslich die ars men menfchen zermartern, zu thun pflegen, als da ift die Vnſinn, Schmwinend jucht, Krebs, brand, wolf, aus— ſaz vnd andere eingemurzelte fehäden vnzälige, welche zu dem, das jte jchwerlich aufzurichten oder gar vnhail— ſam jind, auch Die menjchen zu äuferfter verzweiflung treiben: jo Doch ich zu zeiten von meiner verirung ab— laſe vnd rhue, vnd meinen vuntertanen oft lange frift des jchmerzens gonne: eben wie ain Aderman, der die müden Ochſſen zu feiner zeit vom pflug ausfpannet ond mit erwünſchter Abu ergeget.

Das ich aber nicht jo gar fchedlich feie, mie mich etliche beichuldigen, mag auch hieraus abgenommen werden, das jelten ainer für ain böſe zeitung pflegt aufzunemmen, wann er böret, das jeiner liben freund ainer von mir jet begrüfet vnd eingenommen worden, jondern fangt vilmehr an herzlich zu lachen, zu fittern, zu jchmollen, alsbald binzulaufen, jm in die Eindbett glück zu wünſchen, jchimpfwerf zu treiben, vnd jchir jeiner ehr, Die jm von mir widerfaren, jich zu fräwen vnd fortbin jne in mehrer achtung zu halten. Wel- ches warlich nimmermebr gejchehe, wann ich alfo gar onleidlich und jchädlich, inn maſen ſie fürgeben, were. Inn betrachtung, das ain jder, wann er feinen liben

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freund mit ainer vnhailſamen kranckhait angegriffen jein vernimt, zwar nicht zu lachen, noch jich fräudig ond furzmweilig zu erzaigen, jondern zu wainen, zu flagen, oder zu dem minſten mitleiden zu haben pfleget. Dan wa würd der ain freund geacht Der ab feins freunde vnfall erft lacht? Es ift fürwar fain freundfam ſtück, Laden ab feins freunds vnglüd, Ja es ift ain Vnumenſchlich herz, Nicht trauren ab eins anvern fihmerz.

So fie dan ab meiner gwalt lachen, geben fte ja Elärlich zu erfennen, das ich nicht jo bös, gewaltjam, vnd des Menichlichen gejchlechts verterben ſeie. Diweil man auch oft fihbet, Das ain ganze freundjchaft und ain paternofter voll guter gejellen zu meinen patien- ten alsbald geeilt fommen vnd zufligen, da ſie jne dann mit guten böflichen ſchwäncken vnnd ſchmizwor— ten anlafen, mit vexazboſſen anzepfen, vnd zimlich Durch die prenn jagen, auch oftmals ain ganzen tag mit fräuden zupringen, welches nimmermeber gejchebe, wann ich Die rechte Furzweilige fräudenmacherin nicht im jpil were: Ich bin die braut, darum man danzt, Himit tbut man mir mein recht. Alſo das ich wol den: | Hymeneo oder himliſchen hochzeitpatronen möcht den fräudenfampf ausbiten, weil Doch er mehrthails nur ainmal bei aines Mans leben hochzeitfräud anjtellet, ich aber inn ainer perjon oft fünfzig vnd bundertmal Podagramshoczeiten anjtifte vnnd Durch Dis mittel freuntichaften häge vnd pflanze.

Dan two Honig ifi, da famelen fih die fligen,

Vnd wa finder find, da fingt man vom die wigen.

Aus welchen klaren ſtücken ich nun halt, das ain jder, es jei dan ainer gar ain bildftod, abnemmen

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fönne, wie mein widerthail mich nicht allain unrecht befügt anklage, fondern fich ſelbs jres vbels die gröfte vrjach fein vberzeugen: vnd obſchon etwas fchuld an mir haften folte, difelbige Doch bei verftändigen vil leichtſchätziger, als ſie es ſchätzen oder vileicht beges ren, jeie.

Nun its an dem, Das ich, wa ich Fan, auch Die gelegenbait der Nuzbarfaiten, Die ich den menfchen vil- faltig pringe, fürtrag vnd ermweife. Iſt nur hiezu mein bitt, Gnädige Nichter, das jr mir innmafen jr euch noch erzaigt, mit Oren vnd herzen gnädig gehör zu geben, wolt gerhuen. Zwar ich leugne e8 nicht, das ich Dem gröfern thail der menfchen zimlich vberläftig ſeie. Aber wann fie es etwas genauer erfuchen wol— ten, wurden fie gewis befinden, das jnen warlich vil vorthails und guts zufommet, deſſen jte entraten müß- ten, wa es jnen nicht durch mein gönftiges mittel zu= ftünde. Dann wie vil find, Die meinenthalben geehret werden? Die font niman anſehen würde, das er jnen aus der ſtras wiche? Aber nun alsbald die leut fehen, das ich aines gefärtin bin, vnd jne gemachlich vnd grauitetifch Daher gelaite, machen ſie jm yplaz, weichen jm auf ain feit, lafen jne feinen gang ftrads für jich vollpringen, auf das er auf den glatten, ebenen, prais ten ftainen, die er jm fürgenommen, pleibe, ond nicht vileicht neben aus auf Die jpige ftain gerhate, Dimeil meine vntertanen kaine planeten geben, jondern dem edelften geſtirn der Sonnen, die ſtäts ainen ftraden lauf bebalt, nachjchlagen: ja Die leut treiben jhm zu zeiten Die hund aus dem weg, ftillen die hund, wann fie vnſere Schneckengänger anpellen, gelaiten jn, vnd jchwägen etwas mit jhm vnterwegen, das jhm der weg des kurzer werde, ändern ihn zu lib jhren gang vnd

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gehn Des Tangfamer, laſen jne bigweilen gern fich an ihr Röcklin halten, laſen jne oben angehn, vnnd mwat- ten fie jm fat: wann ſie auch jchon alters, würde ond ſtands halben jm vortreffen: vnnd folche ehr thun jie allain vmb meinetwegen. Ja ich erinner mich jzunt aines mercklichen erempels, Das aine Oberfait inn ai- ner feinen jtatt aus mitleiden ainem Bodagrifchen Re- gimentsheren zu lib das ganze pflafter von ſeim haus aus big auf das Rhathaus hat von flainen gerefor- miret vnd mit praiten waden bejegen lajen, melchs, jo man zu Rhatsburg im Etſchland thun folte, müßt man warlich Die ganz ſtatt mit quaderjtainen bejeßen, diweil jchir alle Rhatsherrn daſelbs mein aigen find, vnd ain jder im Rhat aine ruf ober zmo neben jm ligen bat: welchs jre hund jind, Die fte ſtäts gelaiten. Auch Hört ich ainmal ainen fragen, al3 er ainen mei- ner Fusverſtrickten ſahe, ob er fain Rhatsherr were ? ond da man jn Nain berichtet, antwort er, Das es jchad were. Mainet aljo, das baides den Ahatsherrn wol anjtünde, Podagriſch zu jein, ond auch den Po— dagrijchen, Rhatsherrn zu geben, gleichwie zu Venedig beinah alle Rhatsherrn müſen grawe föpf haben und machen. Dauon doch, wie ich glaub, vil onbefunnene appelliren würden, und mein anhang jrer vil vom Re— giment abichrecfen, wann man es mit mir vertheuren mwolte. So doch nach dem Tprüchmwort:

Das harte brot die zän nur wezt,

Das gewont vbel nicht mehr verlezt,

An VBberwunden Not ergezt,

Vnd gherzter würd, der jo würd gehest,

Vnd alles ift, nach vem mans fchäzt.

Aber von Difem troft an ſeim ort. Gfleichwol ift aus vorerzehlten erempeln jcheinbar, inn was würden

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vnnd ehren die leut fchweben, die händ und füs mir ontergeben. Wie vil ſicht man auf hoben wägen da- ber faren, geichmucten hengſten vnd caballen daher reuten, janften jänften daher füren, gefüterten ſeſſeln daher tragen, welche alle, wann ſie nicht meiner ge= nißten, warlich zu fus poftiren mürten. Etliche mei— ner verwandten haißt man auch zwifchen Fürften, Gra— uen vnd Seren nideriigen, Da man andere auf jbren ſchönen geraden füſen wol lang ftehn laßt vnd ftor- Eenbain machen, vnnd die füs vmb ainander abmechi- jeln, wie ain ſchmidt die Plasbälg. Ia ich fand Für- ften, die jolches ordenlidy zu thun befalen vnnd drob anbilten: allda gar luftig zu ſehen war, wie fleiftg, ebrerbitig vnd naigig Die Edele hofſchranzen fchämel ond Eüffen berzutrugen , Diefelbige jnen vnter das ge= ſäs fchoben, und jnen zu jdem winfen augenvinftlich su willen waren, welche ſie doch on meine anmefende gonft nicht Durch ain zaun hetten angeſehen und aines wörtlins würdig geachtet.

Bedenket jhr Richter, ob DIS geringe fachen jeien, ond nicht vil mehr zu wünfchen? Noch befind es ſich dazu, Das diſe meins gewalt3 leut nicht allain inn gaftmalen für andern geehrt vnd fürgezogen werden, vnd gemainlich oben an jtgen, auch jorg gehalten würd das fie nicht zu eng jren ſiz haben, vnd der neben im ſizt, feine füs wol einzubalten wiſſe, auch wann ſich onter dem Tifch Die hund beiſſen, fürnämlich alle füs jich für meinen Füscontracten Funden zum fchuz darſtrecken. Vnd wiwol gar foftbare trachten allda nach gaftrecht3 Brauch aufgetragen werden, jdoch ift man meinetbalben an denſelbigen nicht gelättigt, ſon— der mir zu gefallen mus allzeit etwas jchleefhafter ſpeis oder ſüſers getränfs noch hinbei fommen. Ja

733 -

wann die andere alle fchmeigen vnnd mit aufgetrage- nen trachten fich benügen, ift allain den meinigen zus gelafen, vnnd würd jnen nit verarget, zu haiſchen, was fte geluft, ja der Wirt onnd Gafthalter darf ſie ſelbs darzu ermanen vnnd erbetten, das ſie jich bie minder als im Bett jchämen follen, vnd fordern mas je anmut if.

Aber Hie möcht ain Widerkopf Iprechen, das gejcheh nicht jo fajt ehren- als jammers halben. Sch aber balt darfür, das man nicht fo fat betrachten fol, warumb ain Ding geichehe, als vilmehr, was gutes Daraus erfolge, vnd wie daS man aim allain dis ge ftattet, mwelch8 man andern nicht zulife.

Dan auch ain Armer gibt nicht jo groje achtung drauf, waher ers nemme, vnd von was enden er ſei— ner Armut Hilf finde, als jorgfeltig er ift, Das ers nur babe, vnnd was er befommen, mit luft genifen möge. Was fag ich von dem Armen? ſehen wir nit täglich, das die König felber gange Königreich einnes men, vnd laſen ſichs dazwiſchen nicht vil befümmern, ob es mit Recht zugang oder nitt, wann ſie es nur beitgen, vnd nach jrem begeren feinen mächtig jein mögen: da haißt es nur Beati possidentes, Wol dent Vogel, der im Neft fizt. Auch bewären es Die Rechtsgelehrte, das inn aim firittigen gut jei melior conditio possidentis.

Der im befiz ift, hat gut thäpigen,

Bnd fan meh als ain anderer ſchädigen, Gleichwie ſich der wol wehrt ver hund, Der auf aim haufen ftain feft fund.

Auch zweifelt mir nicht, das man nicht vnzalig vil arme dürftige finden folt, Die fich für ganz glückſelig ſchätzen würden, wann ſie jolches Ellends (wie meine

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widerfacher es nennen) genifen möchten, vnd hiezwi— jchen von arbait vnd der müfeligen Armut friftung haben: Diweil der Reichen vbertruß Wer der Armen vberfluß, Ain Armen wärnt ain Haines fewr, Da der Reich nimpt ganz baum zu ſtewr: Den Lazarıum gefättigt beiten Bil protfam, die man hat zertretten, Da den Reichen fein kaſt ond Helfer Nicht gnügten, noch der Bogel auf dem Teller. Alfo das des Reichen vnwille Wer des Armen fülle.

Dan was ift doch zartlichers, zirlichers und vollus fttgers, dan Die Reichen? wer trit geſchmuckter berein als jte? wer hat fchöner ftatlicher häuſer? wa ift al les alfo gemachlich, ordenlich ausgebuzt, glanzig, herz lih vnd anjehlih als daſelbs? da mann ainer inn jre bäufer kompt, nichts wüftes, ftäubigs, ſchimmeligs, roftiges, ſpinnenödes, vnſaubers, zerlumpts, zerriffen, zerprochen und verbudelts ſihet, fondern alles lachet ainen an, alles ſchimmert vnd jcheint, wie die frame läden auf dem jarmarkt, oder wie auf hoben feften der Götertenipel: , Dermafen,, das die leut, fobald fie es anjehen, ain anmut darzu befommen vnnd vil zu finden jind, Die bei folchem vberflus Liber wolten franf, als bei jener höchſten armut gefund fein: und

Liber der Reichen Efel weren,

Als Armer leut Os zu fein begeren, Diweil der Ochs auch würd zum Eifel Wann er frißt Efelsfpeis, die Neffel,

Da der Eſel ang Ochſen ftatt

Mag freffen, was der Ochs gpflüget hat: Auch pflegt man die Eifel ver Reichen Alain zu züchtigen mit ſtraichen,

735 Die Armen aber firafen oft Sr Viech mit hunger vnuerhoft.

Zu dem kompt noch hinzu, das man zu den Rei- chen träget und pringet was fremd, ſchöns, köſtlichs oder luſtigs in der ganzen ftatt ift, was Das geficht ergeben, den geſchmack erquicken, oder das gehör erlu= fligen mag: das trägt man jm alles nach, welchem jonft andere nachlaufen müfen. Ihr haus ift wie ain fchamplaz, da man täglich etwas nemes vnd fremde fihet, da beſchawet man mancher künſtler newerfundene artliche werd, hie zaigt man, mas frembds von ferren enden gejchieft ift worden, ainer, auf das er dz maul- futer verdint, pringt vileicht ain felfam mißgewächs, trei firfen an aim ftil, ain budeligen Majenkäafer, ain lebendigen büdfing und ſonſt vngläublich wunderding, der ander pringt ain pulgen vnnd weidſack voll vnca— nonifirter zeitung, vom hör der Noten Juden, vom land, da die berg gehn, aus Africa, melchs ftäts et— was newes gebiret. Sobald Die frücht ich erzaigen, jo pringt man die erfte frucht an dis ort ber, als ain opfer der erfilingen, Die erſte Veieln, Erdberen, trauben 2. Vnd wann das jar etwas newes trägt, mus man es für andern allhie haben: Auch Die Co— medien vnd ſpil, Die man fonft auf offenen pläßen ond häufern ſpilet, macht man ihnen zu lib inn jren häuſern vnnd gemachen, hält inn jren höfen fechtichu= Ien ond andere kurzweil von fpringen, fingen, danzen vnd gaufelen.

Vnd als fehr es den Weltverfchmächten onnd Welt verjchmähenden Bettelftolgen Philoſophum Diogenem inn jeim pallaft der bütten vnd faß erfrämet, da er fah Mäufe bei jhm berumb laufen, Die den harten prödlin brots nachnafcheten, Dimeil er Daraus abnam, das er

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nicht ſo ain armer hund, wie ine die leut fcholten, were, fondern ain groſer herr, Dimeil er aleich jomol als difelbige feine jonder art von jchmorogern vnnd tiichmailern hette. Alſoſehr mag ed meine verwante främen, wann te nit als Mausherrn, jondern ald von mir vnd von Menſchen geehrte Herrn, nit mit Mäuss fchmarogern vnd Brotmeuſern, jondern mit ftattlichen, ehrlichen vnd anfehlichen Bett: und Tijchbeinchern ftäts ombitanden und umgeben werden, Die nicht ftumm berum laufen, vnnd allain die Nafen inn der Fuchen brauchen, jonder mit Ffurzweiligem gejpräch jm on vn— terlas beiwonen.

Jun jumma bie bei vnſern mit füs vnd bänden getrewen ſicht vnnd hört man alles was jrgends wun— berlichs, fremds, artlichs, liblichs und Iuftigs ift. Da it nimmer fain mangel an leuten, die fremds gejchrai onnd new zeitung zutragen, jte laufen ab vnnd zu wie die Aumaifen, thor vnnd thüren gehn auf vnd zu wie die thüren in Der Badſtuben, vnnd können folche leut diſelbige als Die geſchickte Poeten und Dratores fein mit artlichen fabulchen vnnd anmütigen zulägen Tpiden vnd Ölen. Dan

Geöltes kraut gaht hinab glatt,

Vngſchmirte Räder gehn nicht fatt.

Alfo ift alle zeitung matt,

Wann fie nicht etwas zufazs hat,

Welchs gläublih macht die gſchicht vnd that.

Es manet mich die beſuchung vnſerer arreſtirten, wie aine Spinn- oder Rockenſtub, da die Geuattern, Nachbarin vnd geſpilen, wann ſie lang von ernſthaf— ten ſachen geredet haben, nämlich von jhrer haushaltung vnnd die leut ausgericht, ſo ſchreiten ſie darnach per digressionem zu den märlin vnd Kunkelpredigen,

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wer da'die beit und Fläglichit jagen Fan, Die trindt das Geuatterfännlin aus, und würd auf morgen widerum geladen: Alfo auch bie, wann ſie alles, was hin vnd wider inn allen ecken der Welt ond der flatt gefchicht, berfür gefucht, erreutert vnnd erbeutelt haben, fo fal- Ien ſie darnach auf gute fchwänd , gotten und boſſen, dr ain halben toden, gefchweig ainen Podagriſchen folten lachen machen.

Idoch, mit diſer gleidmus nicht etlichen Nasweiſen Seidenhirnen vrfach zu geben, das ſie jagen möchten, ich jpott jren mit der Kunfelituben (melche doch ain ehrliche geiviljchaft ift, e8 feien dan gäns vnnd änten fain vögel,) jo will’ ich jagen, das es mich an ainen Heichstag gemane, da »il Fürften und herren zuſam— men kommen, von allen enden legaten verhöret wer— den, vilerlar fäll onnd gejchäft fürfallen, mancherlai fürjchläg geichehen, allerlai ftänd reformirt werden, vnd entlih) wann man ob jolchen ernithaften jachen jchir erlegen, aine kurzweil mit thurniren vnd Ritterſpilen fürnimmt. Ufo auch bei onjern Füsverftridten, wann man lang von wichtigen jachen und anjchlägen reden vnd gegenreden gehalten, von Regimentsbeitellungen jre bedencken auf den plan gelegt, der Kaifer, König, Fürften, Stätt, Communen ond aller berrn Friedens vnd frigsgeichäfft eraminirt und Durchgelafen, auch oft die gehaimefte händel, Die vileicht, wie Plautus fechreibt, der König der Königin in ain Or gefagt, allda ſorg— feltig mit bedingung unter der Rofen zwifchen vns ge= redt fürgepracht Ddesgleichen die beftellung jrer erträum- ten vnd gewünſchten Regirung, wann ſie König in Frankreich und Hiſpanien weren, angegeben, auch Die Feſtungen und Schlöffer, Die weder zu befteigen noch zu bejchifen, im Luftichwebinger land ausgebamet, und

5. 47

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Länder vnd ftätt mit aim vnfichtbaren hör ains zugs mit den häringen gefangen: desgleichen auch erfündigt, was zu Gonjtantinopel, inn Egipten, bei dem Preto Soban, inn Lappenland, am Moſcouitiſchen hoff, bei den Menfchenfrejiern den Ganibaln, mit den Spannen— hohen Kränchaierftürmern, den Pigmeerzwergen , vnnd inn Kalifut newlich fürgangen: Wann fte, fag ich, lang mit folchen ſchweren handeln den kopf zerbrochen, vnnd fich faum aus den Mörmällen diſer Welt vnge— jümme gewunden vnd gerungen, Lenden ſie zulegt auf ain Spilplaz, Da die Schanz und das Kartengebett Vnd die Würfel vnd flain im prett, Nicht anders auf vnd ab da faren, Als auf dem Mör die Schiff in gfaren.

Ih mais Ehrende Hochuerſtändige Richter, Das, inn— dem ich jolche jachen erzähle, euch bedunde, als ob jr, wie man fpricht, zugleich mit im jchiff führen, vnd den fräudigen handel als in ainer Gomoedi vor augen vmbgehn ſehen. Dife freundliche verfamlungen aber, diſe kurzweil, fräuden vnd ergezlichfaiten aller ſinn, be= geben vnd ſchicken ſich alle Durch meine fürderung, trib vnd fleis. Ich mach, das fie alſo jorgfeltig fremde ferrgefchehene fachen erjpehen, wimwol es oft geht, wie das Lid laut:

Forſchen fremde gefchichten aus, Vnd wiffen doch oft nitt,

Was gſchicht inn jrem aignen haus, Was da ſei prauch ond fitt.

Zu diſem allem iſt noch diſe bekömlichkait darbei, das wann ich die Menſchen mit meinen geſchäfften auffhalte, ſie oft von manchen vnd groſen gefährlich— kaiten abhalte. Dan allweil ſie mir vnterdinſtbar find,

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begeben jte jich wed’ auf das ontrew wütend Mör, noch gerhaten mit jagen den wilden rajenden Thiren inn die pfaten vnd tatjchen, geben auch fain palger, be- gehn kaine todtjchläg , Yvertretten den Herrn der ftatt das pflafter nitt, Ddörfen nicht jorgen, Das jhnen ain tachzigel auf das haupt falle, noch ain vogel jnen darauf nifte, vil minder das ain Adler ain Schneden- haus jnen auf dem falen kopf, wie jenem Philoſopho, fallen lafe, vnd jnen Die hirnſchal einwerfe: jondern er jizt weit vom ſchuß, hört anderer leut not vnnge— fahr mit guter mus dahaim erzelen, vnd wie man ſpricht:

Gefallt jm wol, das es das Mör

Am Bier fihet wüten fehr.

Mas? iſt das nicht auch ain grofes, Das ich ain gut thail meiner geborfamen von mülichen Regiments- geichäften, vertrüßlichen verwaltungen , der Tirannen jorglichen befälen vnnd des hofes vnrhuen freie vnd entichlage: welche jonft, wann ſie mich zum ſchuz nicht betten, mit vnentlichen jorgen vnd ftäten befünmer- nuſſen müßten behenft und beladen, vnd der Ejel fein,

Der, je meher er trägt, Se meh man im auflegt.

Vnd nicht des weniger beng ich Dimeil die haus- haltung an fainen Nagel, Tondern erman ond halt meine Batienten ernitlich dahin an, das ſie fürnäne- lich difelbigen in achtung haben, Diweil es zu janfter unterhaltung meiner vnd jrer Dinet: Dan zu aim gro- jen gejäs gehört ain grofes bruch.

Vnd was mag jte leichter als diſe hausuerweſung anfommen. Dimeil fie doch on dis das vmblaufen, ipagiren vnd raiſen müjen anftehn laſen. Dan ob

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wol die füs zu zeiten inn der verfirikung Tigen, hin— dert es ſie doch nicht an denen gewerben, Die man auch figend mit rechenen, zalen, einnemmen, ausleiben, faufen, verfaufen, verfchreiben, renten, zinſen, gülten ꝛc. verrichten Fan, fondern find des gejchiefter und taug- Vicher darzu, je minder fie ausfchwaifen mögen: dan bie mag man auch wol jagen, was Duidius von den libhabenden meld: Ä Das Raifender leut gmüt vnnd finn Auch wie jr leib fchwebt her vnd hin. Die Latiner fagen: Nullibi est, qui vbique est, Der allenthalb will fteden Den fucht man bei ven Geden.

Yin fchmwaifender leib zaigt an ain ſchwaifenden mut: Schwirmer bawen kaine häuſer. Schmwaifend büner ge ben 668 brutbennen vnd verderben alle aier.

Wa ver leib mus ſchwanken

Da ſchwancken auch die gevdanfen, Aber Weishait hat gern jr ftell Inn ainer rhuigen ftillen fel.

Darum werden durch mein mittel die Podagrifchen gemainlich kluger, gejcheider und anjchlägiger als ander leut. Dieweil ich

Inndem ich jrn leib halt mit gwalt, Auch jr gemüt jn fchranfen bhalt, Das fie gründlid aim ding nachfinnen Vnd ausfürn was fie beginnen, Thun nicht wie ain bös Bruthenn thut, Die jr ater laßt vnausgeprut, Mach das fie recht Brutbennen geben, Die auspruten was fie anheben, Vnd je fhärfer ich jnen binn, Je fharffinniger würd jr finn.

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Danmnenher ich oft gefehen hab, das fte, allweil ſie mit mir behenkt geweſen, die ftatlichften häuſer gebawet Haben, jolchermafen, das fich die geübteften Bawmaiſter auch verwunderten, waher diſen bettrifen Die kunſt her— käme, alſo künſtlich ainen maiſterlichen baw anzugeben. Darum vil gemaint haben, das ich entweder ſelber ain guter Genius ſeie, oder ſtäts ainen mit mir bringe.

Dimweil man auch von aim Gelehrten lifet, der erft alsdan die herlichiten Bücher hat anfangen jihreiben, als ich mit anjporung (mit erlaubnus der Ganzelei aljo zu reden) der glider, daS gemüt zum lauf bewe— get hab. Gleicherweis erfäret man auch noch täglich an vilen andern, Die gröjer Reichtum mit figen ge— winnen, als jte jr lebenlang mit laufen, oder auch mit jpringen zujammen möchten pringen.

Solche jachen, hochgeehrte Richter, find nicht zu ver— achten: fondern für die höchfte zu halten, fintemal fte das beſte Elainot des menſchen, nämlich dag gemüt vnd die Sel, betreffen. Dan ift nicht aus vorgehendem ſcheinbar, welchermafen ich nit allain des leibs pflege, - fondern auch des gemüts nicht vergeſſe, und infonder- hait das Ingenium ond den lehrfähigen verftand er— muntere und aufpringe? Beſteht nicht dis bei allen vernünftigen, gejchweig bei euch hochuerftändigen auſer— halb allem zweifel, Das

Wolbelefenhait vnd guter Eunft lehr Borgeh aller Reichtum, Würden vnd ehr?

Nun aber jag ich nochmals unuerbolen, das ich Di- jelbige gar artlich Iehre vnd vnterweiſe: vnd könnt deren bie ſehr vil erzelen, Die durch wolthätige mitte fung meiner, zu erfantnus der fprachen und höchſter lebrgeichieflichFait find fommen. Dan dife weil, das

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fie nicht zu thun haben, ftudiren fie, fißen vber die bücher, ond auf das kaine zeit nicht vergebens hingange, lajen jte nicht nach, biß ſie von tag zu tag je erfa- rener vnd gelebrter werden. Diweil die füfigfait der fünft Raizen zu jrem ewigen dinft. Bnd wer ainmal hat angebiffen, Nicht Leichtlih würd dauon geriſſen.

Aber was fag ich allain vor erlehrnus der ſprachen vnnd der anfäng gründlicher lehr, jo ich Doch mein angebörige auch ſehr artlich inn den oberften freien fünften, inn den dreien hochwürdigiten faculteten, vnd dem ganzen vmbkrais vnd cireul der finnreicheften Fünft- lichkaiten vnd wifjenfchaften pfleg zu unterrichten, Vorab inn der anmütigen, boltjeligen Muſica, durch Deren Harmoni und molgefügte füje zuftimmung ſie baides die jorgen vertreiben, und auch das gehör famt dem herzen mit liblichem moduliren erquicken mögen.

derner lehre ich ſie auch mol Rhetoriſtren, baides ire reden vnnd fchreiben nach der kunſt und tabulatur artlich ſtellen, ordenlich aine fach erzelen, auf fürge- fallen bändel bedachtſam antworten: Dan das ich Difer funjt nicht ganz vnerfaren ſeie, vermain ich, Das jr aus gegenwärtiger Red folches verſtehn können. Bes dacht, das Sobald ich ainen anfalle, ich jm alsbald zugleich auch aus den jnnerjten vorrhatsfäftlin , locis vnnd Sparhäflin der Rhetorum oder wolredner Fräftige materj viler entichuldigungen vnnd bejchönung vnter— zufchiben vnd vollauf Darzuraichen mais. Alſo das der ain gleich fürgibt, er bab den fus verrenft, Der ander, er hab die zähen an aim ſtain zerftofen, Der dritt, er fer vom pferd gefallen, der virt, es fer ain alter jchad, der jn järlich befuche, der fünft, es fomm

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nur von müde, dem jechäten komts von zu vil übuna, dem fibenden von fälte, der acht ift vom jchlaftrund fpat haimgangen vnd bat ain mißtritt inn der Mägd fammer getban, oder willen ſonſt andere Tächerliche ausreden fürzumwenden ond zu erdichten, auf das fte den leuten ain aug verkleiben, vnd jr jachen maiſter— lich beichirmen mögen. Vnd daſſelbig nicht allain Rhetorifcher weis Verisimiliter aut persuasiue, gläublicher oder glaubänlicher vnnd einredender geftalt, jondern auch nach Dialecticiſchem prauch necessario, notfolglicherrweis und warhaftig ſamt aim angebengten ſchwur vnnd aid, wann man jhm vileicht kain glau- ben wolt geben, oder es die ſach alio erfordert.

Weil dis auch ift ain Ellend ftüd,

Dem Ellenden, wann man im did

Nicht glauben will jein Ellend glüd.

Desgleichen wais ich auch nachgehends vil, die ich zu Geometris oder verftindig des ganzen Erdfraifes gemacht hab, mit diſer gelegenhait, das fie etwa zu verfurzweilung meines fusfigeld Das geftcht inn ainer Mapp oder Welttafel, Die jhnen vor ver Naſen ge- bangen, haben fpasiren geführt, vnd darin dypodes apodes, on füs wiwol zwaifüftg, on Roß, wagen end jchiff ain land vnd Mör auf Das ander abgerai= jet und gefaren: auch Dadurch mehr gelegenhait der entlegenen land, als ain Seländifcher oder Vortugali— icher Schiffmann, der es mit gefahr durchlauffet, er— fündigt.

Volgends das ich fie zu Mathematicis und Windel meſſern machen fönne, achte ich, genug aus dem obbe- rürten, Da ich jhrer geichieklichait im bawen gedacht, abzunemmen fein: Auch mus jder erfarener zugeben, das kaum ain kunſt beſſer für fie feie als diſe, Dimeil

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fte nicht vil leibsſtärck vnd bemühung bedarf, fondern inn der fbeculation vnd verzuckter ſpintiſirung beſteht, welcher gewislich die vnſern am Rucken, oder auf dem geſäsleder am beſten auswarten können, vnd damit vnerforſchliche automata, ſelbsbewegliche vnnd gleich— ſam lebhafte wercklin vnd inſtrumentlin erſinnen vnnd erſpinnen.

Aber auf das wir ainmal von diſen menſchlichen künſten zu reden aufhören, laßt vns zu höhern ſchrei— ten: iſt es nicht am tag, das ich auch inn himliſchen künſten die meinige zu vnterrichten wais? Als da iſt die Aſtrologia, warlich ain rechte Götliche vnd ſehr alte kunſt, deren lob, wann ich ſchon gern wolt, ich nicht genugſam erheben könte. Demnach ſie auch we— gen ſonderbarer fürtreflichkait würdig iſt worden, Das ſie Göter zu erfindern vnd ergründern gehabt. Auch vor zeiten in ſolcher ehrlicher achtung geſtanden, das ſie allain den Königen vnd Weiſen bekant geweßt. Diſe kunſt lehr ich meine andächtige auch, vnnd bild vnd giſe ſie alſo inn jren leib, das ſie die auch on Rechenpfenning vnd federrechnung erkennen können. Nicht das ſie die Arithmetic vnnd Rechenkunſt nicht wüßten, welche ſie, wie gehört, inn dem ſie ſich des gelthandels fleiſig annemen, fürnämlich von meiner güte her haben: ſondern damit es aim wunderwerck gleich ſcheine, vnd daraus meine beſondere kraft vnd geſchick— lichait von männiglich mög bekant werden.

So bedörfen ſie nun nicht zu erkanntnus des hi— mels lauf etlicher tafeln oder Aſtronomiſcher inſtrument, ſondern zuuor

Eh je der Sonnenklar Phoebus nam Die Nachthell Monfraw Dianam Inn feinen ſchos Monatlih auf,

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Dover durch feinen gegenlauf Sie mit aim widerfchein erleuchtet, Das fie der ſchewen Nacht vorleuchtet Vnd das erhigigt Erdrich feuchtet.

So jchaff ich, das ſie jchon jre Eraft, naigung vnnd arten, nicht als faft mit dem gemüt, als an dem leib vnnd inn der that jelbS empfinden vnd fülen mögen. Vnd dafjelbig nicht allain inn wirkung der allerfchein- barjten gröſten lichter Des Firmaments, jondern auch des jrrigen geftirnd der Planeten: Solcher geftalt, das jbnen nimmer onuerborgen fann pleiben, weder Des falten Saturni noch des tobenden Martis vnglückhaf— ter aſpect, jie ſehen aimander an wie jie wollen, grad oder ober ain feit, ſie haben mit jhrer fraft den Ho— roſcopum oder Stundenfteiger felber, oder den Mon, jo des leibs mächtig ift, vergiftet.

Derwegen jo würd fain Geftirnprophet oder Prog- nojtieirer beſſer Die finfternus an Sonn vnnd Mon onterfchaiden fünnen als meine Monfüchtige Bodagranı= ergebene vntertanen: Niman fan gewifler das Wetter, den ſchnee, hagel und die plazregen erichmeden vnd vorfagen, als meine Gapaunenfüjige wetterhanen: auch alſo, das fie wol trei ganze tag zuuor, eb ain än— derung des lufts einfällt, es zufönftig fein können mutmafen ond errhaten: bedörfen mit der wais kain calender nitt, fie tragen jn ftäts bei ſich im bufen, ja er erftredt fich bei jbnen von füſen auf biß zu den bänden hinaus,

Sind das, meine Chrende Richter, nicht groſe ſa— hen? find fie nicht gang wunderlih? Noch ift Dis nicht minders lobs würdig, das ich die trefliche kunſt der Arzenei, fo gewislich der fürnemſten künſt aine ift, die dem menjchlichen leben zum beiten von den Götern

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jind widerfaren, auch meinen Jusverhafften wider jren wilfen zuzuftofen vnd einzutringen pflege, ſolcher Fräf- tiger maſen, das fie oft vil aigentlicher ald die Me— diei jelber die Eraft Der frauter, ylumen, pflanzen, ſa— men, ſaft, Metallen wiſſen und verftehn: Inndes zu gefchweigen von der thir plut, jehwais, fell, ſchmalz, milch, gall, bainen, adern, harm vnnd miſt, inn wel- cher ſtuck nuz vnd prauch ich fie auch zu naturfündi- gern gemacht habe: Desgleichen fie auch ganz fein in— formirt, was Falt jei, was hitzig, was truden, was feucht, was purgir, was larir, was öffne, was ftopf, was den harm treibt, was an jich ziecht, was aus— ziecht, wa$ linderet, was fauberet, was ergänget, was erjter, andern vnd dritten wirkung, vnd anderer der— gleichen gebaimnuffen. Auch Tas ich folches nicht nur allain bei dem wiflen und betrachten pleiben, fonder ich pring es auch inn die Practic vnnd vbung: gleich wie ich auch inn allen andern Dingen den meinigen diien vortail thu, das fte nicht minder inn ausrichtung der jachen vnnd mit der that, als mit vrtail vnd er- fantnüs fürtreflich werden.

Vnnd ift kain wunder, jo ſie Doch auch durch meine ſchickung aller völker Hiftorien durchlefen, aller Poeten fabuln, Die erdichte gefchichten von Kaiſer Ottauian, Ritter Galmi, Pontus, Wigoleis vom Rad, Trew Eckart, Briffonet, Lewfrid mit dem goldfaden, Beter mit den filbern jchlüffeln, Ritter vom thurn, Melujina, Triftant, König Loher vnd Maller, Hug Schappler, Dalentin und Vrſo, Olmwier und Xrto, Reinhart vnd Gabrioto, Euriolo vnnd Lucretia, Florio und Biance- fora vnd das gantze heldenbuch ſamt den Centonouella, das ich jz der andern Schnakenbücher vnd Pantagrue- liichen Affenteurlichkaiten gejchweige, Die jte vileicht nur

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zu Melancholiichen zufällen und bei langweiligem wet- ter ainnemmen. QUnnd welches fürnämlich aines ade— lichen gemüts anzaigung ift, ſo lehre ich diſes alles vmbſonſt, on ainige belonung, jo doch ſonſt alle men— ſchen gemainlich auf jren genis fehen: vnd deshalben ain Täfterlich Tprüchwort gemacht haben, wer des hat- ligen grabs vmbſonſt wöll hüten? Hiher jr gwinfüd- tige todtengrabhüter, ich will ewers vunhailigen grabs vergebens hüten.

Was wilt du fon von aräbern haben?

Du würft noch mit veim lon vergraben.

Wilt nicht hüten das hailig grab,

So hüt des, da dir ruft ver Rab.

Schämet euch jr beſoldete Todenwächter, das ich ge- rechter Dan jr menjchen mich erzaige, derwegen da ſich die jachen dann alſo halten, werden hie die billiche Richter auch ain billiches vrtail zu fellen willen, dem— nach jte meine merdliche gutthaten gegen meinen an— Elägern, vnnd hinwiderum derjelbigen vndanck, Damit jte mich abzufärtigen befleifien, Elarlich vernommen.

Aber gleichwol ift mir wol befant, wamit fie nun lang ſchwanger gehn, vnd was ſie für einreden wider aberzehltes werden einwerfen, nämlich, das diſe Ding alle vilmehr alles ellends dan grofer gutthaten anzai— gung feien, vnd mich vilmehr menjchliches gejchlechts gift vnd verterben, als eine gütige wolthäterin haifen: Sintemal ich Die geftalt des menjchlichen leibs verun- geitalte, das plut erfchöpfe, die leiblich farb verändere, die fräften verzere, das Mark aufjauge, den jchlaf preche, Das gſicht ſchwäche, den Mut lege, die fräud hinnemme, das lachen betheure, den ſchimpf verrimpfe, die kurzweil verlangweile, Die gielligfait verbittere, alle jüfigfait verfaure, die haut, händ, finger, glaick, ſchul—

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tern, Ent, ferien, fnoden, knorren vnnd kurzum den ganzen leib verfrümme, erichmäche und radpreche. Und indem fie mir folches gar ernftlich fürmwerfen, gebt jh— nen, wie allen denen, die vil meher aus angefochtener naigung des gemüts, als warem verjtändigem bedacht vrtailen und greiflich zu erfennen geben, wa jte krank feien.

Sintemal Die ongeſchickte leut nicht wiſſen, vnd inn der warhait aigentlich nit wiſſen, das ſie mir mit jh— rer klag vilmehr lobs zumeſſen, als ſchanden vnd la— ſter fürwerfen. Dan wann ich den leib ſchwäche, jo ftärfe ich das gemüt, plag ich das flaifch, jo ermed ich den gaift, inndes ich das Irdiſch ausfeg, führ ich das bimlifch ein, inndes ich das zeitlich hinnem, ver— jchaff ich Dagegen das ewig. Nun ıft Fainer vnter euch Richtern jo vnuerftändig, der nit wifle, Das

Der leib iſt aine beflefung Der Sölen, ja ſchir jr erftefung, Welche nimmer nit plüben fan, Senes bab ausgeplühet van, Auch das fih nicht erfhwing der Gaift, Es ſei vann gzämmt das träge flaiich, Vnd das ver jchwer faul Laft verhinvert, Das die leut himmlifches trachten minder, Vnd der leib ziecht die Sel berniver Wie plei, welchs hange an dem gefiver: Ja würd wie feuchter fat geichäzt, Der ſchöne raine flügel nest, Vnd wie ain dicker Nebelvunft, So plendt des gmüts gut ari vnd Funft.

Solches verſtehet vnd merfet jder rechtvernünftiger menſch in jm ſelbs, wie er ain ftreit inn jhm fület ond oft durch des leibs träg Efelsart nicht dahin fan gelangen, dahin er wol finnet.

Dann wie vil müh praucht es nur, Das Die Men-

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fchen diſem jterblichen leib dasjenig, was zu srhaltung des lebens Dinet, zuweg richten vnd beitragen. Sch fag nicht vom vberflüfjigen, fondern von ganz nötigem ond dörftigem vorrhat, wie faft man auch jage, vnd auch war ijt,

Das der Natur befüget

Ain wenigs, ond fih dran benüget.

Bei dife hindernus jchlagen fich noch zu ain ganze legion von betrübnufjen vnnd Franfungen des gemüts, als nämlich: felfame gelüft, wollüft, einbildungen, won, forcht, verwirrung, begirden, lib, haß, neid, mißgonft, angit vnnd andere dergleichen anfechtungen ond lafter, die felten oder gar nimmer das gemüt inn rechter rhue lajen, fonder on aufhör vmbtreiben, verwideln ond verunruigen, nicht anders, als wann man das fewr jo jehr zum häflin jchiret, Das es mus vberlaufen. Mas bewegt aber anders die aufruren, krig, ſchmach, todſchlag, raub, dibſtal, prand, palgen vnnd andere vnfur, als der leib ond ſeine vnerſätliche begird vnd begirliche vnerſätlichkait. Sintemal wir ja ſehen, das alles des gelts halben geſchicht.

Das gelt ver vnterhändler tft

Vnd folt man auch nur faufen mift: Noch mus man gleich fowol das gelt Han, das dis leben man erbelt,

Als man den Mift, wie wüft er if,

Mus han, das man ven Ader mift.

Bon wegen vnterhaltung des leibs mus man nad gelt trachten, welch Doch vil geringer it Dan Das ge- ſchöpf Menfchliches leibs: ja welchs auch aljo gering ift, das Seneca ſchreibt: N

Das fih ain menfh auch ſchämen folt,

Das er fih buden folt nad golp,

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Weil das gold nur ift glantzend Fot,

Bnd der menfh ift ain gefchöpf von Got, Welchs dat ain Sel, fo ift onfterblich, Sp das goldkat pleibt vnd verterblich,

(Sa den Nam Berverb es wol erbt,

Weils felbs vertirbt vnd leut verterbt) Noch find die leut fo töricht worden, Das fie aub inn den tifften orten

Im tifften fat, nämlich inn felfen,

Es graben, vnd ven fot noch frhmelzen. D wie mander hat inn dem kot Gegraben nach feim vnglück vnd tod,

Iſt es kain Fat, wa komts dan ber,

Das mans durchs feur mus rainigen fehr? Sf es dan Kat, wie fomt es dan,

Das man es fir für Got will han?

Iſt es fain Fat, fo ift es gewis

Beſſer als der Menfch, der es gnig, Kun ifts aber Natürlich bichloffen Der Gnifer ſteh baß als das gnoffen,

Sf dan der Gnifer, der Menich beffer,

Was feit jr dan für Golofatfreffer, Das jr nach difem fo fehr traten, Welchs vil meh dan euch felber achten ?

Sch aber haben möcht fain knecht,

Den man meh ehrt alg mich für Nedt. Idoch wie fehr man fchelt ven Mift, Dannod er lib den Menfchen ift,

Ih denck darumb, dimweil fie baid

Sind aus dem mwuft vnd fat berait, So liben fie ainander nod,

Weil fie feind ainer landsart doch.

Daher der menfch haißt zu Latin

Bon Erd, weil er vil denft dahin. Aber fein Sel, die Anima Sf vom Griechiſchen Ano da,

Welches bedeitet vberfich,

Das dahin der menſch ſehne fich.

Wer alſo Animal ſo vil als ain ſelhaftes Anhi—

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malig wefen, welchs, wie ainer will, an himel gehaf- tet feie, Darnm dan auch etlich mainen, das DIS wort menfch der Teutſchen von Mens, das ift gemüt, als dent beiten thail, herfomme.

Aber was ziecht diſe Anhimelifche vnnd vberſich ge— fchaffene Greatur meh auf Sauifche art vnterſich, als das Fatig gelt, vnnd das Fat, das fo vifigilt?

Ain ſchwerer feel mit gelt Ziecht herab inn die Welt Die Sel, die fonft inn himel ftellt.

Es geht dem menjchen, wie dem dib, der ain gro— Ten ſack vol gelts ftal, ond als er den vmb den hals nam, oberwog er jhn, das er den hals ftürzt. Ja es geht jn wie dem Alkmeon, dem der Lidierfönig Cröſus er- Yaubt, jo vil golds mitzunemmen, als er tragen fönnt, da nam er nicht allain ſäck, täfchen, Elaider, gejäs und (wann ichs dörft jagen) den laz voll, fondern auch das maul, aljo das er dem König nicht danken fonnt: Darum er dan diſen goldhanmel wol befchnarchen lis, warzu er Doch nuz were, diweil er auch ſtumm fei. Da befand man jn zu nichtö befier, als das man jn alfo verguld inn ain abgangen bergmwerf vergrab, dan warn man jm ins Chryfoftomifch oder guldenmaul grüb, jo käm man darnach bald inn magen, da fänd man, das nicht alles gold fei was gleift, fondern Das man fich oft daran bejchnieißt, da würd jm mancher nach aufgenommenen vogel ain andern ind maul wünfchen vnd zuträben begeren. O wie mancher geltnarr lacht diſes exempels, vnd hab Doch gleich jo wenig Reiche, die nit Got und jren gutthätern zu dan— fen flumm ſeien geweſen, gefunden, als weiſſe Rappen gefehen. Wiwol die Alchimiften ausgeben, das Goldöl mach ſprachloſe reden, Das mag vileicht yon Der Ingen-

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ſprach gemaint fein, Die der tropf mus treffen. Es ſei nun dem wie jm wolle, ich glaubs fo ſchwerlich, ala das meiner Vodagrifchen ainer den pfirfichftain trett, das er öl gibt: Fan ers, fo will ich jn von mir le dig ſprechen: fan ers nicht, jo pleibt inn alle weg Das gold Fat ond Das goldöl Fatöl, vnd ob mans auch Durch neun vnnd neungig Schaubenhüt diftillirt: vnnd pleiben die Geltfamler Kathanen, Die ebenjo wißig find, als der jchön Kathan der Strauß.

Der Straus ift wol von leib fehr groß, Doch bat fein kopf vazu kain mos, Sonder iſt klain, gleich wie ſein wiz, Dan er maint der gros leib ſei gſchüzt Wann er das köpflin nur verſteckt, Obſchon der leib herauſſer reckt, Maint, das man nicht könn ſehen in Wann andre er nicht ſehen künn. Drum er ain klainen Ganskopf hat, Inn dem gar wenig hirns hat ſtatt. Alſo die Reichen find geartet, Bei denen man des leibs nur wartet, Die jren leib nur maden gros Vnd famlen dem on vnterlos: Aber dabei ift Hain jr wis, Das fie mainen, der leib fie ſchüz, Das ift, wollen durch Teiblich gut Alles verrichten, was man thut, So doch das leiblih nicht ift pleiblich, Sondern die weishait ift verpleiblich, Vnd das leiblib erftedt das felhaft, Das ift den verftand, die recht Selfraft; Vnd gleih wie der Straus flügel hat Da doch der Leib zum flug ift matt: Alſo obihon die Reichen haben Vernunft, dadurch man würd erhaben, } Laßt doch das leiblich Irdiſch ding Nicht zu, das fie ſich hoch auffchwing:

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Vnd wie der Straus nur wirft mit fiainen,

Die welde ın zu jagen matnen,

Welchs ain verzagten Mut weißt aus Zu ainem folchen hohen Straug,

Alfo die Reichen find verzagt,

Witten kain troft, wann Rot fie jagt, Han ir zufludt zu ftain ond fat Vnd nicht zu vernünftigem Rhat.

Der Straus hat ainen fangen hals,

Drum frißt er ſtain vnd bain, vnd alls, Ya vberfrißt fih auch fehr oft,

Das er dauon flirbt vnverhoft.

Alfo die Reiben auch hie leben,

Die vnerſättlich geizhäls geben. Wünſchten das fr hals wer vil länger, Auf das fi mochten freſſen firenger,

Vnd freien fih zulezt doch Tor,

Da ligen fie mit fot im Eot:

Der Straus hat federn, die bet [eben Im doch kain Hilf zum fligen geben,

Aber wann er erligt im ftraus,

Thailt man zum fhmud fem federn aus: Alto ver farg nuzt nichts bei eben On wann er thut den Gaift aufgeben,

Da thailt man aus fein gut zur beut,

Das mancer veffen würd erfreut.

Der Straus der tritt fehr hoch herein, Hat hohe füs, die doch wüſt fein,

Alſo die Reichen fih erheben,

Da fie doch ftäts am Fat noch kleben. Der Straus wie hoch ond ſtolz er ift, Macht er fein Neft inn fand vnd Mift:

Alſo die Reichen find wol ftolz,

Aber jr haus ift fat vnd holz,

Sie traten nicht jr Neft zu machen Inn die höh, nach himlifchen fachen,

Sonder fie wülen fih hie vnden

Sm jrdifchen, welchs bald verichwunden, Der Straus den himel nur anfiht

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Mit aim aug, welchs doc felten gſchicht, Mit aim aug auf die Erd er ichaut, Diweil er Got vnd jm nicht traut,

Sorgt, das inndes er fint hinauf,

Die Erd vnder im hinweg laur.

Alfo der Reiben herz vnd gſicht

Sf meh auf Gold ald Got gericht,

Vnd warn fie ſchon gen Himel ichilen,

Mit händen fie die Erd dom fülen, Sorgen es werd in fat zerrinnen, Darinn fe fih beichmiren fünnen.

Wiwol jr gficht ficht oberſich,

Naigt doch jr herz ftäts vnterfic.

Inn die bob ſtehet jr aefict

Vnd jr berz inn geltfaft geriet.

Der Straus büt gold, vnd fans nicht qnifen,

Vnd fpart das gold, vnd frist das Eifen. Alfo die Reichen werden farg,

Sparn das beft, vnd prauden das arg, Warten des golds als feine knecht, Vnd würd jr berz dabei geſchwächt.

Fa das ewig fie hindan fegen

Vnd mit zeitlihem fih ergegen.

Vnd entlih, wie man zweifelt fair,

Was der Straus fei doch für ain Thir, Ain Vogel oder ain Kameel,

Alfo die Reichen ich auch zebl,

Das man fie auch kaum fan erfennen,

Obs menfchen oder viech zu nennen, Diweil fie wol han menſchlich gftalt, Doch die Sel wie das vie fih halt.

Diweil fie mol find himliſch gichaffen,

Aber doch meh nach Irdiſch gaffen.

Dife des Straufen vergleichnus in Reimen, Gros— gönftige Ehren-Richter, hab ich nicht allain deshalben weitläufiger fürgepracht, Damit mein argument zu bes wären, das Die Neichtum vnnd leibsjorg, wa der leib nicht in der zucht gehalten würd, das gemüt jehr von

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ſeim himelſteigenden lauf vnd Englifcher art abzihet. Sondern auch darum des liber erzelet, diweil der Straus mir nicht wenig verwant iſt mit dem, das ſein ſchmalz vnd aier meine verehrer zu linderung vnnd verſunung meines vexirens oberſtreichen: Ja es bat der Kaiſer Heliogabal mir zu lib auf ain zeit ſechs hundert Strausköpf, ſeins hirns halben, das doch klain iſt, zu tiſch berait auftragen laſen. Alſo das der ſtraus inn dem fall ſich der Fusſucht halben mit den Reichen auch kan vergleichen.

Derwegen mögen mir die Reichen an zeitlicher hab wol danken, das ich ſie auch reich am ewigen gut mache: mit dem, das ich jren leiblichen gelüſt ain ge— biß einzäume vnnd ain ploch anlege:

Dan die leiblich finn ſind wie pferd, Die inn ain wagen find geſperrt,

Vnd vnuerſtändig dahin rennen:

Aber das gemüt ift gleichiam zu nennen Als der Fuhrman, fo hat den zaͤum Vnd hällt jr wütend laufen faum,

Deshalben, gleihwie das pferd jrrt

Vnd ftürzt fih, wann mans nicht regirt, Alfo der leib on den verfiand Bnd on des gemüts gewalt ond hand,

Plazt plind zu feim verterben hin,

Wahin in treiben feine finn.

Darum ain Weifer am meheſten dahin arbaiten foll, fich zum ferreften von ſeim leib abzujöndern vnd zu begeben, auf das er das gemüt zu hohem vnd Himli- ſchem wög erheben, und nach demſelbigen recht leben.

Dan je meh man vom leib fib ſchwenckt,

Je meh man zu dem Gmüt fi lendt, Bud enthält fich von leiblih glüſten Vnd fan den wolluſt ontertüften:

136

Salt alls für fat ond für verſchmälich, Was andre halten für glüdfelig:

Als Reichtum, Würde, Rumſucht, adel,

Diweil bie nichts nit ift on tadel. Scheut weder Armut, ſchmach, noch not, Ja acht gering auch felbs ven tod:

Nach allem difem ed nur tracht,

Was der leib jm zuwider at.

Welchen aber vilmehr geluft, den jinnen feines leibs gänzlich nachzubenfen, Der würd zu dem, Das er jich von der tugend mus abjchrenfen, auch dis nimmer- mehr erlangen, darnach er hat jo gros ſehnen vnnd, gedenden.

Dan ver mit falihem won behaft, Kennt nicht des warn guts aigenſchafft.

Vnd gleicher geftalt, wie der leib feinen vrſprung bat aus der Erden genommen, alfo bat das gemüt fein vrſprung aus dem himmel Gefommen, ja es iR vom Götlichen gemüt etwas Somen: Alfo das nicht ungeichieft gejagt morden:

Sensum à coelesti demissum traximus arce,

Vnſerer Sel empfindlichfait

Das ift das gemüt, hat Got berait,

Von feim weien inn vond gelait.

Vnd anderswo jagt Salustius: Animi imperio, eorporis seruitio magis vtimur, alterum no- bis cum Dijs, alterum commune est cum beluis.

Das Gmüt praucdhen zu berichafft wir

Vnd den leib zu dinfthafter gebür: Das ain han wir mit Got gemain, Das ander mit dem viec) allein.

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So ift nun nichts fürtrefflichere, auch nichts alſo Götlih, Dan das gemüt, vnd zihet jo weit dem leib vor, als der Kerr dem knecht, oder der lebendige dem toden.

Vnd gleich wie der Leib nichts meh acht, Dan was ift Irdiſch und veracht,

Alfo ain frei aufrecht gemüt

Tracht nur das himlifch vnermüd.

So fihet nun Ewer libd, Chrende Richter, was für vil ain berlicher vnnd hailiger Ding ſei Das gemüt als der leib? Nun aber, fo es zu thun möglich, will ich anzaigen, wie ich ain Maifterin ſei auf onterrichtung Des gemüts, vnd wie hoch ich das himlifch gemüt er— bebe, inn des, Das ich des leibs after tilge: Wimol ih Doch nicht allezeit dem leib zu ſchaden, jondern ge- mainlich auch nuz zu fein pflege. Inn betrachtung, Das ich Die vberflüflige faigte ringere vnnd austrocfne, den fetten wannſt etwas jchmelge und den ſpeckbauch durch Das Trotloch zihe: auch Die tropfende feuchtig- faiten, jo von wegen snmäjtgkait jtch ſtäts häuffen, verzere vnd verdiftilire, und wa ich Difes nicht thäte, würd es oft zu aim vnträglichen laft erwachiien, alſo Das von wegen fetter fchmärleibigfait, maftleidigfeit und flußfäll nicht wenig gefahr darauf ftünde.

Zudem erſtreck ich auch das leben, wie auch ſolchs ain jder anfangender Arzt mag wijlen. Dan wann ich nicht diſe ſchädliche wuͤtende materi zu den glaichen der glider forttribe, würden ſie on zweifel dad Hirn, Herz, Leber oder Magen anfallen, ond gar leichtlich den lebhaften gaiſt vberraften ond erfteden.

Aber auf Das wir Dis, was das flaiich betrift, auf ain feit fegen, laßt vns zu der Menſchen Laftern ſchrei— ten, welchen ih für alle Laſterhäſſige zu fteuren, ain

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Erzmaifterin binn, folcher mafen, das ich inn diſem ftuf fainem, er ſei gleich ain Philoſophus oder Theo- logus, weiche. Erwogen, das ich nit allain verdinder, das meine Leibergebene inn Lajtern ſich nicht verftür- zen, jondern auch dis eingemurzelte vbel, Die jnen ſchir an Erbgerechtigfait da juchen, vertüjte vnd beinah gar austreiße: auch, wa ich fchon das mindfte verricht, io ift doch dis mein fleis, das ich Die Leut Figeliger und frimpfiger weis erinnere, nicht erft inn jren vngebür— lichfaiten ain Rum zu haben, jondern jich unrecht ge- than haben, zu erkennen.

Diweil ver Lafter rümen fich,

Iſt ganz Teufliig läfterlich,

Vnd das Vbel gering achten, Haißt Got das höchſte gut verachten.

Darumb wann ich nit alſo andilte, würden der mehrerthails nimmermehr von Laftern abſtehn, fondern würden vnaufbörlich ain böfes ober Das ander häufen.

So erleg und demm ich num fürs erit, Die murzel alles vbels, Die bofart und ebrfucht, vnd erweis mit meiner fraft, wie gar nichts Menfchlicher hochmut und vermejlenbait feie: wie bald des Leibs ftärfe erlige, wie leicht Die jchöne geftalt verwelfe, wie hinfällig ehr vnd würden feien, wie vergänglich Die Reichtumb, wie vn— achtfanı der Adel, wie eitel aller Menſchen glori feie: Mach alſo, das die Menſchen ſich Menjchen ſein mü— ſen erkennen, vnd Got ſich nicht gleich achten.

Vberdis, inndes ich jnen jre Menſchliche vnfäll, armſeligkait vnd geprächen zaige, vertilge ich den neid, vergonſt, ehrgeiz, nachred, verſchmähung, vnd gänzlich die vnnötige ſorg frembder ſachen. Dan wie wolt der inn andern händeln vil ſorgfeltig vnd fürwitzig ſein, der ſeim aignen thun nit genug ſein könnte?

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7 Ber daheim hat zu thun zu Haug, Der vergißt wol, was man thut draus.

Iſt alſo Elar, das ich allen vnwillen vnd Die arge neidftücklin hinnemme, jolcher geitalt, das Die, jo mit mir verhaft jind, auch vergeffen allerlai jchmach, faliche ränf, ainen zu hindergehn vnd zu oberliften, auch jich nicht bemühen, feindichaft, zanf, vnainigkait anzurich— ten, jondern mit jnen jelbs genug zu thun gewinnen.

Dan jo vil neid vnd haß belangt, verichaff ich, Das weder ſie neidig vnd vergönftig fein fünnen, noch das man jnen vil fünne vergönnen, jondern vilmehr fte troftes, mitleidens vnd barmberzigfait mürdig fchäzt.

Dis find nicht jchlechtfüge fachen, noch werdet jr il mebers hören. Trei ding jind, die fürnämlich mei- nen verwanten vberläftig, wiwol allzeit angenem, mit aber ftäts ganz nuzlich find, als die oberfüll, libpfleg und zorngicht. Dannoch yfleg ich vil mehr auf meiner fläger nuz, als meinen aigenen vortail zu jehen: Sin- temal ich fie bierinnen gleicher weis wie inn andern erinnere, das ſie fich vor folchen ſchädlichen feinden hüten fernen. Wa ich aber merk, Das mein verboit bei jnen geringgültig ift, da reche ich mich, megen der verachtung, warlich ftatlich, ond lehre ſie könftiglich fürſichtiger zu faren, meinen gewalt nicht mehr jo leicht- färtiglich zu verachten. Alsbald fie dan jich mit frei fen vberladen oder mit faufen vberſchütten, jo binn ich als ain ſcharfe Rächerin gleich auf dem fus vor- handen, ftrafe fie, wie jte verdint haben, und warne jie, forthin meine macht nicht mehr liderlich hinzu— werfen.

Gleichwol binn ich jo vnhöflich nicht, Das ich jnen jre gebürende ſpeis folt entzihen, oder jres liben Pa— tronen, des Bachi Rebenſaft abjchlagen, jondern durch

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meine gütige jchiefung pflegen meine zarte Serrlin bat- des mit eſſen vnd trinken, jrer alsdan zartlicher zu warten: innjonderbait, wann fte dem Nymphis oder Eh-Truten andäachtig jr recht thun. Aber auf das fie ſich nicht gar. darinn vergreifen, dem groben Herrn von Baufbadfen gar zu frei vnd frech Dinen, vnd fich durch der Libäuglenden Venus libkoſen vnd Faugenftrei- chen zu vil bewegen laſen, da mus ich vnterweilen ſie etwas heftiger einhalten vnd Die Sau kürzer am firif füren. Dan auch diſes nicht ‚gering ift, das ich je von onfeufchait abhalte: und baides Frauen vnd Sungfrauen rhu vnd friden fchaffe: alfo, das nimmer nicht oder gar felten meine fusfrämpfige hurerei oder Ehpruch begehn dörfen. Wa jie aber frevelten, träng ich es jnen alfo ein, das fie nit allain Die that hef- tig gereuet, jondern das ganze weibliche Gejchlecht an= feinden, vnd wie ainer jaget, wann er ain jchlaier anſehe, im ain ftich Durch alle mardbain gange.

Vnd was Fönnte doch beſſers und gröfers der beite freund ainem thun? als den Menjchen von jo vilen ſchädlichen gefärlichen Dingen freien und lädigen? welche ſonſt ſtäts allenthalben dijem vnbärtigen zwilchbadigen Dickbauch vnd der zutbätigen Libftrieferin anbengen: warlich wie man jpricht, aine fchöne Frucht, zu ſolcher zucht.

Was foll ih Dan erjt vom zorngicht jagen? Da man fih erzörnet, als ob man gichtig werden wolt, vnd ain Maur auflaufen, welches ain rechte art von ainer onſinnigkait ift?

Da ainer, der im zorn erplaict,

Der Schlangen gift ſich mehr vergleicht,

Bnd der gleih wie ain Welſcher Han Errotet, zaigt fein plutgir an.

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Daſelbs, jag ich, binn ich ain rechte Mittlerin, ſolche haisgebadete Gefellen zu ftillen, vnd, wie man jaget, mit dem Sindern inn ain falt waſſer niderzufegen: aljo, das ich folche zornergebene, und grollens= vnd grimmesleißaigene Leut fein inn jre Menjchliche frei— hatt widerumb zu ftellen, aber die Berächter nad) ver- Dinft recht zu züchtigen wais. Solten mir derhalben billich alle Weiber ſehr danken, das ich jre grimmige, gäbe, Ejelreutende Männer jo artlich widerumb auf die felgen fan ftellen, inn den fattel heben vnnd inn die Nuß pringen, daraus ſie ſonſt kurzumb wie ain vngefpaltene fäft aus dem feur wolten fpringen: Ja die Männer ſelbs jolten mich auf bänden fanft genug vor dankbarkait zu tragen nicht wiſſen, diweil ich da— für binn, das jnen der aufitofend hais wuſt nit das herz abftofet: So dörfen fte im gegentatil mol dife jein, die mich am allererften anflagen, mir ſolche erzeblte wolthaten nicht lajen gelten, ſondern aufs äuferft jchel- ten: Mie billich aber ſie jmans, jo den Leib inn dinſt— barkait nötigt, aber dz beite thail hoch erhebt, ſchmäh— lich anfaren, las ich verftändigere Leut vrtailen, vnd fürnämlich euch mein Ausbeichaidene Richter: und fürs nemlich inn Difer den Menichen hailſamen fach, da ich nicht allain die lafter verhüte: ſondern auch

Gleich wie ich das flaifch ganz ſchön rainig Bon laftern, damit es gepeinigt,

Alſo das gmüt auch zih herfür,

Das ichs mit Schönen Tugenden zir.

Dan ich, Ehrende Richter, es darfür halt, euch nit onbewußt fein, das der mehrertail Menſchen alfo, wie man jchreibt, gefinnet jeie,

Das wann fie das glück ſtäts wolt ehren, Würvdens nit denken, wer fie weren,

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Würden das obfich nit bevenfen,

Sonder bie unten ftäts bebenfen.

Mirden ſich inn molluft wie am Sau im Mur vmbwerfen, jich der Tugend nichts annemmen, allain Des Bauchs und Peibs warten, aber den Rechten Eh— ren- vnd Tugendfürer das Edel Gemüt nicht achten: ond fich entlich inn folcher unweis fo ſehr vertifen, das fie weder durch Weishaitlehrender Philofophen ma— nung, noch verftändiger Ehren geflifjener Leut warnen, noch durch billichkait, erbarfait vnd zucht, noch Durch Menichlibe, vnd noch vil minder durch Götliche Ge— ſaz vnd Ordnungen aus folcher plindhait des Gemüt zu pringen weren. Nun aber, da ich jnen gleich wie die Rotflämmende Morgenröt aufgange, Die dicke Ne— Gel hinweg fteche, erleucht ich jre finfternus ſolcherma— jen, das fie Das jrdifche bindangefezt, Das gemüt ganz vnd gar zu Simmlifchem fürnemmen erheben, ond gedenken, wie eitel alle Weltliche herlichkait, wie geprächlich vnd prüchlich. der Menjchlich Körper. oder Dis äfchenbüttlin fee, wie vergebenliche eitele hofnung, forg, angit, was für ſeltſame vnverhofte ausgäng, ond entlich was für Belonung und den böfen für ftraf ſteh zu gemwarten.

Mit diſer weis, wann ich jnen jolches zu gemüt führ, fchaff ich, das jie Got wahrhaftig, vnd nit wie die Heuchler im ſchein anbetten, jne recht als ain ge= rechten Richter und gütigen Vater erkennen, jne treu— (ih anrufen, jne allein ehren: ond entlich erfaren vnd wiſſen, das er baides des guten vnd böfen tags Schö- pfer ond Herr ſeie. Was fünnt man Doch höhers, was nußers dem Menjchen verleihen ? dan das ſie jren jchöpfer erfennen, vnd jm feine gebürende dank— opfer baides inn glüf und vnglück pringen? Dan di—

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jes it meiner fürnemeften Maifterftüf ains, zu ver ichaffen, daS mein fusvolf, vnter des es angefochten wird, alsdan nit minder Got loben vnd preifen, als wann es jnen gar wol gehet. Diweil jte. gelernet haben, gleihmütig inn fräud vnd laid zu jein, vnd alle ſchmerzen vnd arbaitjeligfait zu tragen. Rufen dabei Got an mit haifen träbern, grundherzlichem ſeuf— zen, demütigem herzen vnd zerichlagenem gaift, welches Got das angenemjte_opfer ift,

Wann der gaift alfo ift erlegt

Wie das Vieh, das man opfern pflegt.

Vnd wann fie alsdan erlangen, was fie mwünjchen, da pringen ſie erſt eiferig ain Lobopfer vber Das an- der: Gebt es aber nit nach wunſch, jo tragen fte allen onfall mit böchiter ftanthaftigfait,

Erzaigen das Grosmütigfait Nit eribwah durch ſchwachleibigkait.

Was aber die ſtanthafte gedult vnd gedultige ſtant— haftigkait, darzu ich ſie erübe, für ain herliche Tugend ſeie, wolt ich wol hie ausſtreichen, wann ich nicht wißt, das ſie niman nach verdinſt genug loben kan. Auch ob ſich ſchon ainer, der mir inn die händ ge— rhat, vil wild wolt ſtellen, als ſolt mans jm nit thun, den fan ich doch jo fein ſtillen, das er humanior Gratijs, vnd gefchlachter dan kain Lämmlin würd. Dan wer wolt meim vnmäßlichen gewalt widerjtehn. Vnd gleich wie ich den Salsftarrigen härter bin, alſo erzaig ich mich Difen , Die bei ſittſamer vernunft plei= ben, des ftanthaftiger, Dardurch ich jren Glauben fterfe, ond auf ot jr vertrauen fegen lehre. Dan wie wol- ten die Got nicht trauen, die jo Elärlich ſehen, das die frommen jrer Gotfeligfait geniſen, vnd die böſen

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nit ongeftraft bingehn werden. Sintemal kain Elärer warzaichen der glücjeligkait ift, als der jammer, darinn wir bie leben. 2 Dan was hie wol gefeget würd, Würd dort mit gröferer klarhait gzirt.

Ich könnt folchs weitläufig aus Götlichen vnd jonft Ichriften dartbun, wann ich nicht euer gutwilligkait vnd meines ſtands müßt fehonen. Gleichwol iſts aus genicheinbar, Das Diejenige, welche inn meiner zucht ond lehr geweſen, für allen andern gar Ghriftlich Die werf der Lib, nit allain inn diſen ftudfen, Die den Gotsdinft, jondern auch diſen, jo die Menjchliche hilf betreffen, zu beweifen wiſſen. Dan aus aigner erfarung willen ſie, wie andern beträngten zu mut ift, hoffen derwegen bimit baides jnen vnd andern beſſer rhat zu tyun.

Sehet bie, jr meine gerechte Richter, was dis für bobe vbeltbaten jeien, Die meine feind ſchmählich an— zihen, nämlich dz Durch mich

Die Sol vnd das Gemüt wird frei, Inndes ih ven Leib behalt fcheu.

Ja das ich aus lafterhaften mach fromme, aus ihandparen erbare, aus bochmütigen demütige, aus neidigen freundliche, aus milden mildte, aus betrügli= ben und vnwilligen Ddinftwillige, aus vnmäſigen züch- tige, aus trägen mundtere, aus Rochlojen vnd fichern Gotsförchtige, aus zornigen gedultige, aus geigigen freigebige Leut, ja das ich jnen den Glauben, Hof— nung ond Lib einfchärfe, je das zeitlich gering achten, vnd nach dem Simlifchen lehre trachten, alles mit mas, sernunft vnd beichaidenhait fürzunemmen vnd zu ver walten weiſe, und entlich unterrichte, das fie Got für

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alles ehren, jeim gehais nachfommen, der Juriiten Nechtögegründete trei gebot halten, als erbarlich leben, niman verlezlich fein, wider billiche gebür nichts han— delen, der vnichuld ſich erbarmen, den mwolverdinten dankbar jein, böjes mit böſem nicht vergelten, durch fain miet, gab, gonft, hofnung vom rechten weg wen— dig werben, fondern inn allem allain Die gerechtigkait für augen haben, vnerichroden pleiben, Das nidere nichtswürdige verfchmäben vnd allain nach dem würs Digften vnd höchſten fehen, ehrenhalben auch das rauheſt ond fchwäreft ausftehn, wider den ftachel nicht treiten, durch kain jchmerzen von rechter gebür weichen, ſon— dern ſtäts nach waren ehren trachten, fchandliche wol— lüſt nicht zulafen, die arge begird vnd gelüft ontertret= ten vnd mit Rhat zäumen, nicht leichtfertiglich inn ba, zorn oder Rachgir verftürzen, inn Menjchlichen fällen mitleiden tragen, der freuntlichfait ond janftmut jich befleiſſen, ſcham, zucht, authoritet, vnd inn allem mas halten, ſich jelbs erkennen, das lezte end jtäts betrachten, daS die ſtraf der Sünden nicht auspleiben werde, bedenken, vnd was bemüh ich mich vnd andere lang, £urz es zu begreifen, vnter des ich das flaiſch freusige, las ich nichts dahinden, welches das Gemüt verbefjern vnd feines Himmliſchen vriprungs erinnern mag.

So ſehen nun meine Richter, wie vil beijer es jei, das der Leib, als das Gemüt krank ſeie, vnd das der jentenz war jeie:

Die Menſchen find gefunder nie, Als wann fie nicht geſund find hie.

Sehet jr nun, wie plind meine widerfächer bei hel— lem tag vmbtappen? was für ain guts bailpflafter ich der laſter ſeie? Vnd binn darumb nit zu fehelten,

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wann ich Dasjenig, welchs vnhailfam, etwas jchärfer zu bailen jcheine angreifen, jo doc, jelbs Die Arzer nit für greuliche unbarmberzige tropfen werden gebal- ten, wann jie zu Denen fchäden, Daran andere arze— neien nicht verfaben mwöllen, feur vnd eifen, prennen ond bauen prauchen, ja ſie werden dick darumb vmb groſen lon gedinget. Wa mir aber ainer andere krank— haiten, deren oben gedacht, für leidlicher wolt fürwer— fen, dem geſteh ich ſolches inn kainem weg: dan, wie gehört, ontertrucken ſie entweder die Menſchen gleich, oder zermarteren ſie alſo, das ſie kaum ainmal von hail der ſölen ſich bedencken können: ſo ich im wider— ſpil wais, zu rechter zeit den ſturm anzulaufen, vnd nach gelegenhait widerumb abzulaſen.

Derwegen, ehrende Richter, wiwol noch vil zu mel— den were, will ich doch ain end dran machen, wann ich zuvor mit hoher Leut exempel erweiſe, das meine beiwonung weder ſchantlich noch arbaitſelig, vnd aber ſehr rümlich aim Mansmut ſeie, glück vnd vnglück gleich achten, vnd aus der Not am Tugend machen. Vnd das ich heutige Fürften vnd, Herrn vbergeh, To bat mich der mächtig König Prianus zu Troia inn feine guldene Balläft aufgenommen, mid, haben Be- leus, Belleropbontes, Oedipus nit ausgeſchloſſen, Pli— ſthenes, Protejtlaus vnd der gefcheid Vlyſſes jind mei- ner fro gewefen. Auch, welches wunderlich vil würd bedunfen, bat Achilles jelber, den man doch allzeit Fusichnefl nennt, fein Füs aus meinen jchlingen nit mögen entziben, die Grichen mögen dichten, was jte wöllen, darvon, ich mar die Brifeis, Die Da macht, dz er des ganzen Hörs bitt nicht achtet. Derbalben ſolt nicht ainer liber mit folchen Sörhohen Helden auch das rauheſt ausjtehn, als mit vnachtſamen Muterjchlagenen

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Leutlin inn wollüften, müfiggang ond zartlichfait ver figen vnd verroften, vnd liber das Gemüt mit Tu— genden erüben, dan wie das Viech dem bauchdinft er— geben jein?

Kun diweil ich, Ehrende Richter, DIS vermain ges feiftet haben, welchs ich anfänglich verſprach, nämlich das meine widerfächer vilmeher jr8 aignen vbels ain orſach, als Das ich armielig ſeie: demnach Dasjenig, jo mir fürgeworfen würd, vil geringer gefchaffen, als d' gemain Man es ausſchreiet: Lezlich, das ich vil und nit schlechte wolthaten erzaige:, fo will ich biemit euch nicht länger aufhalten.

“Dan je die Ahetorifche art, zulezt alles Eurzlich zu widerholen, nicht von mir zu gemarten habt, dan ich befierd von euerer gedächtnus hoffe, gleichwie ich auch) fowol meiner fach traue, Das ich unnötig halt, vil af- feetus zu moviren, oder mit Eläglichen geberden euch das herz abzugewinnen: ich wil vilmehr auf mein vn— ſchuld vnd euer gerechtigfait, als meine groje bereden— hait bauen. Diß Bitte ich aber, das jr birinn aljo wolt fprechen, das man merken fünne, es bab mir nit mehr des Pöfels gefchrai, als mein jchuld geſchadet: dan ob ich ſchon ain verhaßte perjon binn, meis ich mich Doch nicht ain böſe fach haben: verdin ichs dan, das man mich vbel ausgange, ſeit jr Doch zu würdig darzu, Das jr obel richten folten: vnd halt, es jei hie— ran euch nit meniger als mir gelegen, euch darumb, das jr euere wolachtung vnveronglimpft erhalten, ich, das ich mein hail vnd rettung von euch zu haben danfbarlich erkenne.

Dermegen je mehr ain ungerechte verdammung euch fchäntlich were, Des mehr würd euch die ledigfprechung ehrlich fein: vnd gleichwie mir mein Berfon vnſchäd—

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ich, alfo ſoll meinen widerfächern Die jre nit vorträge lich gejpürt: fondern die fach im grund erwogen wer: den. Dan wanns nur jnen nach jrem wunſch ging, achteten fte nicht vil, wa euer leumden, mein onfchuld vnd alle gerechtigfait plibe. Aber euch gezimmt vil fleifiger zu bedenken, was Doch dife erhalten folten, Die durch je omordenlich leben jrs aignen jamers ſchuldig werden, vnd Damach andere inns jpil zu ziben heges ren. So ſehet num zu, das euch folcher vnmäjtgen Leut liſtige wort nit bindergangen, jondern erwigt vile mehr, was euer gebür, dan was jr frefel erhaiſchet. Was DIS gefchicht, werd ich vnfchuldige vnd arme, zweifeläon Durch euer aller ſtimm, aller auflagen ledig vnd los gezelet werden.

Ende

Floͤh Haz, Weiber Traz

Der Vberwunder vnrichtige, vnd ſpotwichtige Rechtshandel der Flöh mit den Weibern:

Ain Neu geläs, auff das vberfurgmeiligft zu belachen, wa anders die Flöh mit ftechen aim die kurtzweil nicht lang machen. Durd Hultrich Ellopofcleron, auff ein newes abgeftofen vnd behobelt.

Der willlomm Eommen will zu Hauf,

Kauf feim Weib diß Bud zu voraus, Dann bierinn find fie weg ond mittel, Wie fie vie Floh aus Belsen fhüttel.

Vnd hüt fih jedermanniglid

Bei der Floh ongnad, biß ond ſtich, Das er diß Werd nit nach woll maden, Weil nob nit ausßgführt find die fahen:

Dann der Floh Appellation

Mag no inn furgem nachher gon:

Auch bald der Bels Defenfion.

su Le 2281974. x. 49

Glück zu ohn ſchrecken, Das vns die Flöh nicht weden.

Hultrich Ellopoſcleros.

Es hat ainmal das hoffen, harren, Mich nit gemacht zu ainem Narren: Sonder mich nun anſehlich gmacht Das man mich gar für klug jetz acht: Dann da ich erſtlich diß Buch ſchmitt, Hofft ich gonſt zu erlangen mit, Baydes bey Mannen, fo bedauren Das Flöh fo auf jr Weiber lauren: Vnd auch bey Weibern, die gern wißten Wie fie die Floh außbürften müßten: Welches mir dann wol ift gerahten, Dann ich bey bayvden fomm zu gnaden, Weil ih den Man die Fraw begnädig, Vnd auch die Fram von Flöhen lödig: Solch gonft darauf ich merden Fan, Weil jeverman diß Bub will han: Vnd man es nicht genug fan truden, So vil pflegt mans hinweg zu zuden: Auch weil ih kaum ain hauß fchier find, Da nur drey, vier Weibsbilvder fint, Da nit diß Edel Büchlin fey Vnd prang bey andern Büchern frey: Vnd hat jo groß Authoritet Das es gleih beym Catechiſmo fteht: Ich rieth in, das fies liffen binden Gleih an jre Betbüchlin hinten:

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Dver an Albert Magni Buch:

Dan ſchönes tuch, das zirt ain pruch: Ich bör aud, es bab ain vis Büchlin Gebunden in ain feyven Tüdlin,

Vnd warm auf bloffe haut gebunden

Da hab fie Fain Floh meh empfunden, Die lob ich, diſe glaubt uns dod, Dann wir es ernftlih mainen nod.

Auch fag ih dand ven andern allen

Das fie die müh jn laflen gefallen, Dann D wie manden gifftigen biß Thaten die Floh, als ich ſchrib vis,

Aber fie fonten mich nicht wenden,

Vnd folt fie ver Flöhcantzler ſchänden, Dann ewer gonft vnd lib zu haben Freut mich meh, dann der fchwarzen fnaben ?

Wolan kaufft auff, jr thut jm recht,

Verſucht ob jr meh fauffen möcht Als onfer Truder truden nun,

So werd jr jm ain Schaldheit thun.

Ernewerte Flohflag, wiver der Weiber Plag.

Mu ef.

Mas hör ich auf dem windel Dort Für ain gſchrai, wz fleglich wort?

Es ift fürwar ain raine Stimm, -

Daraus ich leichtlich wol vernimm Das es nit fein fan etwas groß: Deshalb ich mich wol zu jm loß.

Aber Bot Laus, es ift der Floh,

Mie kompts? er jpringt je nicht hoch, Als wann er pflegt die Leut zu ſtupffen?

7172

Er Fan jegund faum binden, hupffen. Ih glaub jm ſey ain bain engway,

- Er führt mol fo ain Jamergjchray,

Miewol er ſonſt ſchweigt allezeit,

Meil ſchreyen nicht Dint zu feim ftreit,

Sp gfrirt jm jeg der Echnabel auf: Gewiß bedeuts Fain guten kauff:

Dann wie die Wunderbücher fegen,

Bedeuts nichts guts, wann die Thir ſchwetzen, Vnd (das ich wend groß gleichnuß an) Mann fingt der Schwan, jo ftirbt er dran,

Vnd mancher der lang Redlos ligt,

Ned doch, wann nun der Iod fich fügt, Vnd der Krand, fo lang nit font ejien, Darff zuleg dem Tod zu layd frefien:

Vnd die Sam, jo ſonſt allzeit grummt,

Schreyt anders, wann der Mebger kummt: Alfo jorg ich, mein Sommergjellen Wöll der Tod nach der Gurgel jtellen:

Wolan, ich will jm hören zu,

Mas jn dazu bewegen thu.

Floh.

Ach wie kan ich auch lenger ſchweigen,

Der trotz will mir zu hoch auch ſteigen, Der onbill bricht mir auff den mund, Gleichwie ainem geſchlagnen Hund.

Wem ſoll ich aber mein noth klagen

Den Menſchen fan ichs nicht wol jagen. Miewol fie von Natur erkennen Was gut, und mas recht jey zu nennen,

Dieweil fie mir fint gar geheſſig,

Und der ghäfitg Ipricht unrechtmefitg.

773

Coll ichs dann meines gleichen fagen, So wird er mir binwider Elagen, Iſt alſo klag vmb gegenklag, Welche kainen nichts frommen mag, Wa nicht iſt ainer, der es richt, Vnd nach dem Rechten drunter ſpricht.

Derhalben will ich zu dem flihen

Von dem wir all den anfang zihen, Welcher nach ſeiner güt vnd macht Auch nicht das gringfte gichöpff veracht,

Vnd vberal gans nichts verwarloßt.

On der will kain Thier sein bar loßt: Darumb O hoher Jupiter Mich armes Thirlin nun gewär,

Seh an, wie ich geplaget bin,

Daß ich waiß weder auf noch hin, Mann du nicht werft, jo ftund ich bloß, Man ftelt mir nach auff alle firog,

Man verfolget mich alio jehr

Als ob der ärgjte Bub ich wer,

Hab Doch faim nie Roß geitolen Vnd fainen ombgebracht verholen:

Het ich Löwen ond Bären weiß

Das ich Die Menjchen niverreig,

Oder ftil wie der Wolff die Schaff, So verdienet ich vielleicht firaff,

Aber ich bin onſchuldig deſſen,

Noch muß das Leberle ich han gefien: Vnd muß getban han die gröſt ſchmach, Vnd bin Doc nicht jo groß darnach:

Ih muß alfain haar laſſen gar,

Hab Doch am gangen leib Fain bar: Sch, wie ich nur bin zugericht,

774

Ei das nicht drob der Himel bricht, Ich ſeh kaum ehrlichen Floh meh gleich, Ich bin ain lebend todenleich,

Das macht am vnzarts Frawenbild,

Die wol haißt ain hart rauhes Wild, Miemols an linden Belz tregt an, Thut ſie kain [indes berg doch han.

Dan ich mich jelber nun erbarm,

Das ich hab Fain gang bain noch arm: Hetft mir DO Jupiter nicht geben Tach Deiner fürjichtigfait eben

Alſo vil bain, jeg bet ich kain,

Vnd müßt entweder tod nun Sein, Oder müßt von der Schlangen lehren Auf meim bauch riechen, und mich nehren :

Dan ih wol ain halb Dogent füß

Im lauff jegund dahinden lien,

Die je gewiß nun auff wird benden Zum Spigel jrd Sigs zu gedenden.

Das tft weit ain anderer fchad,

Als den das Hündlin von Bretten that. Ach, ich Fan mich kaum kehren, wenden, Alſo find mir zerrürt Die enden,

Als wer ich an der Folter gbangen,

Vnd het gebeicht alls was vergangen. Ja Foltern komt mir wol inn jinn, Dann fie ıft wol ain Senderinn:

Aber kaine Beichtmutter nit,

Dann jie gibt Fainen Ablas mit: Sie riß hinweg mir pleg ond fled Es äß es ſchier fain Wolff binmeg:

Man zält ſchier alle Rippen mir,

Das Eingewaid herauß will jehier:

775°

Der Eopff ift mir voll Beulen, ſchrunden, Als bet in mir ain Kifer gbunden. Seh, wie mir ift verwirrt das fnid, Als wer ich fallen von aim ftrid, So nah griff ſie mir nach der bauben, Das ich mich gar faum auf mocht ſchrauben,

Vnd jes kaum fan gen Himel jeben,

So ſchön font ſie den half mir treben. D du böß vnbarmhertzig art Die von Faim Menjchen gboren ward,

Sonder vom Crocdil fomt ber

Der zum Mord waint, wan mördet er. Dan als es mir am ärgiten ging Bei dem bag, welchen jte anfing,

Da lacht ſie zu all diſen Dingen

Das jrn Die Augen vbergingen.

D Jupiter, wie fanft zuſehen Sole vnbillichkait geſchehen?

Dieweil alle vnbilligkait,

Erweckt Gott zur vnwilligkait.

Ich thu je diß, dazu mich ſchuffſt, Vnd nehr mich, wie Du mich beruffit,

Etwa mit ainem tröpfiin Bluts,

Vnd thus nicht, wie man main, zu truz, Sonſt müßt zu trog der Menfch der Erden Sie jo zeradern mit den Pferden,

Vnd müßt zu trug dem Schaff es bichären,

Dem Baum zu laid die Frucht ablären: Dazu Die menjchen Nain doch jagen: Welches Doch offt nicht zu will tragen,

Mann fie es brauchen vberflüfitg,

Dan biezu jind die Gſchöpff verdrüſſig, Mas aber man gibt au vrirug

776

Da nimts der Nemmer je zu trırk.

Vnd der meh, dan er bedarff, ſammelt,

Da neben jm noch mancher manaelt, Der nimt dem Gfchöpff je vil meh ab Dan jm Gott ond die Natur gab,

Meil die Gſchöpff find zur Nötlichkait

Geſchaffen, nicht zur Neivlichkait.

Ich aber trind nicht vberflüſſig: Dan vberfluß treibt nur der müſig.

Ich aber fan nicht müßig Tein,

Werl ich mit müh erlang das mein, Welchs mir Doch von Rechts wegen ghört, Vnd Doch darob ſtäts werd verftört:

Dan wa fain ficherhait nicht ift

Daielbs bin vberfluß nicht nit.

Und wann ich mich ſchon »bertränd So trink ich doch auf Fainer Tränd,

Dabin man es vorlängft tbet jchöpffen,

Dan ich mit Not erft meind mup zäpffen, Darzu man mir nicht laßt der weil, Sonder ih muß thun inn der eil.

Was aber gichicht mit eil vnd müh

Das würd fainen faißt machen nie. Der Efel, jo Das Bronnrad tritt,

Wird von dem Waſſer faigter nit

Melcher er muß berauffer fpinnen,

Er trinckts gern, da es ſelbs thut rinnen. Vnd ift auch jchier Fain wunder zwar, Das ich jo klain muß bleiben gar,

Dieweil ich je nicht fan gedeien

Ber folchen ſchrecken, jorgen, jcheuen, Dan jorg und angft dörrt auß Das berg, Den Leib verzert des Gmütes jehmerg:

7177

Es wundert mich, das mir arm Flöh Stäts bleiben ſchwartz, wie es uns geb, Da wir doch grau wol jolten fein, Por grofjer mülichfait vnd pein. Aber man jicht nicht ftäts an baren, Ob ainer etwas hab erfaren, Sonder an der Stanthafftigkait, Ob ainer tragen mag das lad, Dan welcher ftirbet gleich vor ſchrecken Den joll man mit Küfat bededfen. Sch möcht wol mein Berfolger fragen Warumb jie mich jo jagen, plagen, So ich Doch nicht den leib verzere Sonder vom vberflug mich nebre? Dom Blut, welches vileicht it böß, Vnd auflaufft inn der Aderlaß? Sparen alſo den Schrevfferlon Das ſie nicht in das Bad darff gon. Mie manche bett der Tod verzudt Hett ich nicht jr böß Blut verfchludt 2 Darumb muß ich jo jchwarg auch jein Weil böß Blut nicht jchön farb gift ein. Sie fangen Doch offt jelber auff Die Blutägei mit groſſem bauff,

Vnd thun auff jre baut Die jegen Das ſie das böß Blut außher legen Vnd möllen ſolchs von vns nicht haben,

Die wir doch auch han diſe gaben: Vnd beſſer, diemeil wir bey jnnen Gewont jint, und gar gern jn Dinen. Jene aber ſint auß dem Mur, Darauf ſonſt kompt alle vnfur. Wir thun doch nicht, gleich wie die Binen,

778

Die jnen, wie fie jagen, Dinen,

Dann wann fich Die an Leuten rechen Lan fte Den Angel zu dem ftechen:

Melches dann ift ain jolches meh

Defgleichen nicht tbun taufent Flöh. Noch halten ſie Die für des weijer,

Vnd bawen jnen dazu Häuſer:

Vns aber, als das Helliſch Heer

Perfolgt man biß anf euflerft Meer, Da wir doch fainen Angel laſen Sonder böß Blut beraufier blafen.

So find wir auch fain Scorpionen,

Die mit Gifft wolln jr ftich bejchonen, Sonder wann einer ſich nur judt St onſer ftich alßbald vertrudt:

Mas fag ich ftih? es ift fein flich,

Ein kützlen ift es aigentlich.

So find wir auch nicht jo vngſchliffen Wie Filtzläuß, die inn dhaut einſchlifen,

Die man gar tif herauß muß zwacken

Mit langen Negeln, wie mit Hacken, Drob mancher die zön zſammen beißt Wann er das blutig har außreißt,

Da freß der Teufel mit aim kraut,

Wann ich dran denck, mir ſelber graut. Wir aber hupffen gleich daruon,

Wann wir ain ſtichlin han gethon:

Vnd machen nicht vil federleſen,

Man würd ons ſonſt gar vbel meſſen. So ſtincken wir wie Wantläus nicht, Dern man ſich ſchämt, wann man ſie richt:

Sonder wir ſint das ſauberſt Thir

Deſſen kainer ſich ſchämet ſchir:

779

Vnd wiewol wir fain Biſam legen, Darff man ons Doch auch nicht nachfegen,

Vnd fombt noch fainer, der fan wiſſen

Wahin wir brünglen oder kiffen: Wiwol es ons zum ſchaden raycht: Dann wann wir ſtäncken auch vileicht,

Würd ons das ſauber Frawenzimmer

Zwifchen den fingern reyben nimmer. Entlich ftechen wir auch Zain beulen Wie Die Schnaden, die darzu heulen,

Sonder e8 gibt ain rotes fledlin,

Melchs offt wol ſteht an ainem Bädlin, Vnd wann fig jolchen wolftand wißten, Sie litten offt, daß wir ſie füßten,

So dörfften fie die blaiche backen

Nicht erft mit fingern pfegen, zwaden: Oder mit Neftel Leder reiben,

Dver mit Glansftaub jte beitäuben.

Mie manche han wir durch jolch nofjen

Verkaufft, da ſie jonit wer verſtoſſen? Han mandem Bulen, jo tbet liben,

Un weis Roß für ain rot vertriben?

Hiſſen alſo Ehmerber wol,

Die man in ain Staft fauffen ſol. Noch tragen wir fain danck davon, Sonder der Gutthat,lon ift bon,

Der Welt trindgelt ift gallentrand

Melcher verbittert allen dand.

- Dann fie, Die wir jo tremlich mainen, Das wir bey jn meh fint, dann fainen,

Die verfolgen ons noch vil ärger

Als Waydvergiffter, Landverderger: Dep ſteh ich zu aim Schawſpil hie,

DD

750

Verwunt, das ich Faum Atham zieh, Vnd Fan dir Jupiter kaum fagen, Mas grofier onbil ich muß tragen,

Dieweil mir würd das ber zu ſchwach

Mann ich red, und erjinn die jach.

Die ſchmach, wann man jr dendet nach, Krindt ainen, vnd bewegt zu Vin:

Es ſolten alle Flöh fortdin,

Zu layd diſen Flöhhenderin,

Wann ſie jn ſchon all füß außriſſen,

Noch kriechen, das ſie ſie nur biſſen, Vnd Jovem betten vmb ain Angel, Das ſie einbrächten jren mangel,

Ja ainen dreyſpitzigen ſpieß,

Den man biß an das häfft inſtieß:

Ja das der fromme Jupiter

Mit ſeinem ſtral ſchieß in ſie her,

Vnd lehret ſie ſolch Mutwill vben An Gſchöpffen, die niemand betrüben:

Aber, wie ainer ſchrib ainmal,

Es ſind gar tewr bey jm die ſtral, Weil alt iſt worden der Vulkan, Das er nicht wol meh ſchmiden fan:

Dver die ftral find bey jm werd,

Das er nicht vmb ain jede bſchwerd Sein ſtral fo liederlich verwaget, Gleichwie man von Sant Peter ſaget

Der, als er Herr Gott war ain tag,

Vnd Garn ſah ſtelen aine Magt, Wurff er jr gleich ain Stul zum ſchopff, Erwiß alſo ſein Peterskopff:

Hets ſolcher gſtalt er lang getriben,

Es wer kain Stul im Himmel bliben:

781 Alſo ſolt Jupiter jo offt Als man verdint, Das er ons ſttofft, Seine ftral auff uns jchiefien loß, Gr bet ſchon Iengeft kain geſchoß: Doch joll drumb Fainer ficher fein, An langſam pein ift lange pein: Vnd allzeit unter der langmut Bindt Gott den fichern ain lang Aut, Melches auch jr Flöbmörderin Mol führen möcht zu ber vnd finn: Dan es würd nicht fein allzeit Feirtag, Sonder es fomt ainmal ain Feurtag, Da der zorn, jo lang glüht vnd feiret Plöglich anbrent, vnd alls verfeuret: O föünt ich je ain Hagel Fochen, Ich liß es Doch nicht ungerochen. “Dan wie Fan ich mir doch abbrechen, Das ich mich nicht ſolt greulich rechen ? Weil fie, als Die greulichite Feind Ermört ban mein getreufte Freund? Mein Eltern, Gſchwiſter, vnd mein Brüder Ja mein Gemahl, die liebe Müter: Ach das mir nicht vor grofjem jchmerg Inn tauſent ſtück zerbricht Das berg, Mann ich gedend daß die lieb Freund Darzu noch vnbegraben jeind: D wer ich grad, ich wagt die haut, Dieweil ſie Doch vor ift zerhaut. Ah, warumb haft mich alio gemacht Dem Weibsvolf nur zur Opfferichlact: Dver warumb haft alſo gichaffen ? Die Weiber, dag fie vns nur ftraffen? Entweder es jolten fein Fain Flöh,

782

Dver Erin Weib folt werden meh, Dieweil fich die baid nie vertragen, Es muß ainmal ains lan den fragen, Aber es ift gar ungleich Ding Das ain Zwerg mit aim Riſen ring: Darumb was zörn ich lang Dazu, Mit zorn ich weh mir jelber thu: Ich wills Dir Jupiter befehlen Du kanſt mein Recht zu Recht beftellen: Reh du den Mord inn vnſerm namen, Las uns dein gichöpff nicht jo beſchamen: Dan nicht an Böſen vben rach Da haißt den Frommen anthun ſchmach: Vnd wa man nicht Die Böſen ſtraffet, Mainen fte, ſie band wol geichaffet, Vnd werden dan halpftarrig drinnen, Das täglich ärgers ſie beginnen: Derbalben jolchem fürzufonmen, Sp bilff, O Jupiter, den Frommen. Vnd bilff mir auch von diſem ſchmertzen Den ich trag baid am leib und bergen: Dan ach, ich werd vom Reden ſchwach, Es wil mir jchir vergehn Die Tprach : Aber, was bör ich raufchen bie, Ich glaub, es thu not, Das ich flieh: Aber wa will ich hinauß fliben, Ich fan doch faum die lenden zihen: An mir gilt jtz nichts der Nam Floh, Dan warlich ich nicht ſehr wol flob: O wer ich je ain Mud vnd Fligen So könt ich davon jgund fligen: Dan wa ich nur was raufchen hör, Förcht ich, es komm ain Flohfeind ber.

733 Mu.

Ih fan mich nicht enthalten meh

Das ich nicht zu meim Giellen geb, Vnd jn anred vmb jeine Elag,

Ob ih jn vielleicht tröften mag:

Dan mwarlich, wie ich an jm jeh,

So ift jm biß zur Seelen me.

D Bruder liebfter Sommergjelf, Wa fomft inn diſes vungefell?

Mer hat dich alſo zugericht,

Das man dir big zur Seel ſchier ficht: Ih Hab von meitem wol vernommen Das du bift unter Mörder kommen,

Aber ich font nicht merden eben.

Mie ſich doch ſolchs hab Kegeben ? Derhalben iſts Dir nicht vertrüfftg, Erzehl mirs, weil ich doch bin müſſig.

Floh.

Ja Bruder, biſtu, wie ſagſt, müßig, So bin ich, wie ſagſt, auch vertrüſſig: Der Jupiter wöll dir nur geben Lang ain ſolchs ſicher müßig leben,

Vnd mir verwenden mein verdruß

Zu troſt, vnd meinem Feind zur buß.

Muck.

Ach lieber Floh, mein Sommergſell,

Dich ab mir nicht jo frembd nun flell, Sch red es Dir nicht zu verdruß Das ich ſag, wie ich nun hab muß.

Am der allzeit betränget ift

Thut für ain Jar wol ain flain frift:

784

Vnd der, fo jekund würd Beträngt, Nicht an vergangen gut tag Den:

Es ift mir etwan vbel gangen

Hab etwan auch gut tag empfangen Es gebt dir jegund herb vnd rauch,

Es gieng Dir etwa beſſer au:

Hat es ich können nun verböfern

Es fan fich wider auch verbejlern. Derbalben jei nicht alfo ſchmäh,

Vnd denck, daß ichs gern beſſer feb,

Ain Freund ſicht gern den andern gſund,

Sicht er jn kranck, würd ſein hertz wund: Iſt dein Feind kranck, ſo bin ich gſund, Iſt dein Feind gſund, ſo bin ich wund.

Dan fräud ovnd laid iſt Freunden gmain.

Vnd leid vnd fräud ſich kainer allain. Derhalben wolſt zu gut mir tragen Das ich dich wie ain Freund thu fragen:

Kan ich dir ſchon kain hilff erwerben,

Kan ich dir doch auch nichts verderben Wann mir ſchon ſageſt dein anligen: Es kränckt ain, was inn aim bleibt ligen,

Vnd was ainer nicht außher ſagt

Daſſelbig aim das hertz abnagt,

Den ſchaden ſchweigen, macht jn ſteigen, Vnd in anzaigen, macht jn naigen:

Verſchwigen Schäden wachſſen haimlich

Daß man ſie nie darnach hailt rainlich, Das laid würd leidlicher damit Wann man es meld, ond außher ſchütt,

Dan wer ſeim Freund thut ſein laid klagen

Sucht ainen ders jm halb hilfft tragen.

785

—*

Sierumb mein lieber Sommergfärt Sag her, wer hat dich ſo beſchwärt?

Floh.

O Freund, Die ſo gſund vnd wol leben

Können gut troſt den Krancken geben: Aber kain Gſunder glaubet nit Aim Kranckrn, wie jm ſei Damit

Derhalben wann ichs dir ſchon klag,

So mach ich mir für ain drey plag: Erſtlich bekömmer ich damit Den, der mir doch kan helffen nit.

Folgends, jo muß ich zweyfeln ſchir,

Ob man den fihmergen glaubet mir. Fürs legt, und melches ift Das gröft, Ich mich damit in fain weg töft:

Sonder vernem den ſchmertz zur ftund,

Vnd ham in aine friiche wund,

Man joll aber nichts jchlaffend weden, Welchs wann e3 wacht, nur bringet jchreden. M ud.

Ach das find ſchlecht entjchuldigung

Am Kranden, der ſucht beſſerung, Fürnemlich bey aim guten freund, Ders mit feim Freund, wie mit jm gmaint

Gut Raht ond troft ſteckt nicht allain

Bey denen Die anjehlich fein,

Sender offt aim, jo ift ringfchäßig, Vnd nicht vil mächtig, prächtig, ſchwetzig,

Dem jeine wis ligt in der äſchen,

Da der Reichen ligt in der täjchen:

Die Täfchenwig nicht enger gilt On als lang man bat gelt ond gült, ——— 50

756

Die Aſchenwitz ruht wie ain Schag,

Vnd jcheint, wann man fie fürber Fragt: Solt man offt Rahts den Büttel fragen Solts befier dann der Schulthaiß jagen.

Der Reichen Raht zum pracht nur gichicht,

Da es der Arm von bergen jpricht.

Bey groſſen ift Die wis auffgblaien, Darauff man ftch nicht darff verlafen:

Bey denen, jo ſint niderträchtig,

Iſt ſie vnſcheinbar, Doch ſehr mächtig : Als wenig die Stärck iſt allain Den Hohen ond groſſen gemain,

So wenig hat auch Rhat ond witz

Allain inn Hohen jren ſitz: Gemainlich würd Großmütigkait Bey Hohen zur Hochmütigkait,

Vnd jr macht würd zu ainem pracht,

Ir Raht zur gwaltſamen Taht tracht:

Da der gering muß halten ein Mit trem vnd gwiſſen thun das fein.

Bin ich ſchon Elain, Faim Strauffen gmäß,

Hab ich gnug witz zu meiner größ,

Zu meiner größ bin ich gnug böß, Schref manchen auch mit meim getöß:

Der Strauß tt groß, Doch fein wit flain,

Dann er maint wann er fterf allain Den Kopff, das man den nicht fan ſehen So jey der gange leib verfehen.

Vnd thut gleichwie Die farge Füchß

Verwart das Gold, vnd gnießt fein „nichts: Klain Leut bedörffen Elaine luden,

Groß Leut find nicht bald zu uertruden.

Der Rainecke Fuchß Fam durch am loch

7187

- Darinn der Bruninger ſteckt noch:

*

Klain Leut bedörffen klainen Raht,

So kommen ſie auß groſſem ſchad, Groß Leut auch groſſe hilff bedörffen, Dann inn der enge ſie ſich ſchärffen,

Inn ſumm, das klain kompt auch zu ſtatten

Ain klains härlin gibt auch ain ſchatten. Vnd het ich ſchon nicht die genod Das ich aim andern weißlich rhot,

So waiſt den Spruch doch, der vmbgaht,

Die Lib ſucht Raht, der Kib ſucht that. Die Lib zu aim lehrt ain offk rahten, Damit er ſein Freund rett auß ſchaden:

Kan ich Dir ſchon nicht rahten weißlich,

Will ich Dir Doch gern rahten trewlich. Zum andern, liber Spißgeſell,

Iſt dis an Dir ain groffer fäl,

Das du aim Freund darffit trawen zu

Das er dir nicht wol glauben thu: Dann dis ift aller freuntichafft gifft Mißtrawen, Das der Teufel ftifft.

Vnd wie folt. ich nicht ainem glauben

Den ich armielig jeb vor augen?

Das aber jorgjt, du möchſt erfriichen Ain fchmergen, jo wer zu uerbüften,

So halt ich Dich als ainen Floh,

Von gmüt fo ftandhafftig und hoch, Das du abbrechen könſt deim layd,

Vnd nicht erligft von traurigfait:

Dann weil in ewrem Flöhgeichlecht

Es gibt vil Ritter vnd Kriegsfnecht, So ſteht es zwar nicht Rittermäſſig Ab jedem kommer ſein mutläſſig,

788

An Mann foll im layd nicht verzagen Vnd inn Freud nicht zu Hoch ſich wagen,

Derhalben tramft mir gutes zu

So ſag, was dir anligen thu ?

Mer joll dem Kranden anders rahten

. Als der Geiund, fo ift on fchaden?

Vnd auch zuuor erfahren hat,

Mas Krandhait ift, und was ſie fchad? Mie joll ain Krank dem andern Dinen, So fie vor jehmergen zufammen ginen ?

Es muß der Blind den Lamen tragen

Vnd der Lam muß den weg recht faden, Sp wird jr kainer nicht verfürgt,

Da fonft ain Blind den andern flürst.

Floh.

O Freund, dein troſt erquickt mich was Das ich ſchir werd was kecker baß, Dann ain getroſt hertz iſt halb haylung, Vnd antwortung ain halb kurtzweilung Du biſt fürwar ain Held mit tröſten Ich hets geſucht nicht ben dem gröſten: Bit nicht allain ain Sommerfreund Sonder Winter und Kommerfreund: Bayd nug im Sommer vnd zu freud Vnd auch im Winter und zu land. Diemweil du dann nicht nach wilt lan Big ich Dir zaig mein leyden an, Vnd nicht deß minder auch ift wor, Gleichwie du haft gefaget vor, Das amem werd fein leyden leycht Wann er es ainem Freund nur beicht, So will ichs Dir gleich num erzelen

TE

Er

789

Mas ond wer mich thu alfo quelen:

Vnd will ain keck ber an mich nemmen:

Durch ftandmut alle Klainmut demmen: Uber, jeb, wie mird jetzund gebt,

Da ich anfang, die Red mir fteht:

Das bers ift groß, der ſchmertz noch gröfler,

Das hertz ift gut, der ſchmertz noch böfer. Dan wie fan denken ich ohn mainen Den jämerliden Tod der meinen?

Gi, das ich nicht auch Kliben bin

Bei jnen auff der Walftatt drinn.

D Bruder, du bift. wol glüdielig, Du Eanft fligen, wann dir ift gfellig,

Sch aber wann ain bag anfängt

Das ain Flöhflauberin ons trängt,

Da muß ich nur hoch hupffen, fpringen, Vnd fan mich Doch nicht dannen bringen,

Es dörfft, das ich vil Flügel bet,

Meil ſie durchſuchen die gan fett:

Dan jeb, ich hab mich wol gebraucht Gedangt, gehupfft, auch das ich Faucht,

Noch Fam ich beſſer nicht Davon,

Als wie du mich fichft vor Dir fon: Dan das recht Aug, ond noch vier bain, Die find dahinden bliben rain,

On was ich hab für pletz Wunden,

Vnd gefallen bin für beulen, jchrunden.

Mu.

Ja faider, das feh ich zu wol,

Daß wüſt bift gfahren durch die Roll, Uber jegund ich gern vernäm Waher dir Doch der unfall käm:

90 N

Vnd das du mich glüdjelig ſchetzſt. Diemweil ich flig, vnweißlich fchwesft, Dan welchem Kind it nicht befant, Mie es mich fang mit holer band, Vnd dan entweder mich berupff Auff Das ich, gleich wie du, auch hupff, Oder mit mir furgweil und ged Ind inn ain Mudenbäuglin ſteckt: Da mirs bald nach dem Sprüchwort goht, Der Kagen ſchimpff ift der Maus tod. Oder ſie machens Türdifch greulich Martern mich jonderlich abicheulich Stefen mich an ain Nadelpfol Vnd treiben mich dran vmher wol: Wann ich zur leg dan pfeis ond fchrei Sp lachen fie zur Muſick frei, Mainen, wie der, jo Schnefen briet Man fing jnen zu trag ain lied, Dver ſtecken an ain Gluff treifig Vnd braten ſie beim liechtſchein pfeiſig, Oder den Kopff ſie vns abknicken Vnd zu den blinden mäuſen ſchicken: Vnd ſolchs thun nicht allain die jungen, So ſingen wie die Alten ſungen, Sonder baid Mann vnd Weib ſich fleiſſen Das ſie vns alle ſchmach beweiſen, Mit Leimruten vnd Gbrentenwein Vnd was dergleichen Luder ſein: Sie jagen vns mit Muckenwädeln Wie dPfaffen dz Gſpänſt mit Sprengwädeln: Auch müſſen dran brait Schuſterpletz Damit man vil ainsmals verletz: Hörſt nicht von tapffern Schneiderknecht

791

Der trei inn aim ftraich tödet fchlecht ? Ja auch die Vöglin fie anmeifen Al Muckenftecherle und Maifen:

Vnd fürnemlich Tchad uns die Spinn

Die recht Ertzmuckengiffterin:

Helffen alfo ons nichts Die Flügel Das man ons nicht bracht inn Die Rigel. Darumb jehweig don glücjeligkait Am jeden ift ſein Spinn berait, Vnd den Spinnen je Spinnenftecher, Es bat ain jedes feinen Recher. Vnd fag mir jegund ber darfür Wie es Doch jei ergangen dir?

Floh. Nun Bruder, wir ſind ains des Streits, Jeder maint, er hab das gröſt Creutz. Du haſt ain Spinn, die dich ſehr plagt, So main ich, die ſo mich ſtets jagt, Die ſei die Ertzſpinn aller Spinnen, Dan fie auch liſtig iſt von ſinnen: Zudem das ste ftäts greulich it Mider Das Volk der Flöh gerüft, Schlägt aber lift zur gremwlichait Hilfft für den Tod kain gicheidigkait, Ja, das ich dirs mit aim wort jag, Die Weiber finds, darab ich Flag, Das find die rechten Ersflöhfpinnen, Welcher Neg man faum fan entrinnen, Dan fie nicht ain Web han, wie dein, Diemweil fie Taufentfünftlerin fein, Sonder Weben all augenblid, Das fie ons jagen inn jr ftrid.

ö 792

Vnd welches doch gar ift abjcheulich,

-Sie find nicht für ſich allain greulich, Sonder verführn auf böfem mut Die Kinder, das vnjchuldig Blut,

Vnd lern fie für die hailigkait,

Das Flöhfniden vnd greulichfait D wie werd jr ſchwer Rechenſchafft Geben, wa jr es nicht abichafft.

Ir Müter dörfft nun nieman flagen,

Daß jo vbel die Kind aufjchlagen, Als euch nur felbs, die jr fie lehrten Mie fie onjchultig Gfchöpff ermörden,

Vnd jr zart Näglin gleich befledfen

Mit Blut, und fie darauff auch lecken: D jr wißt nicht, was Blut vermag, Es kochet inn aim fein lebtag,

Bis endlid; es ainmal aufbrech,

Vnd ſich an feinem Thäter rech: Auch ſchuldig Blut nagt aim den Mut, Sch gſchweig was daß vnfchuldig thut.

MWazu man erft die Kinder zoch,

Das gebt jn all jr lebtag noch:

Die Statt Sparta mwolt ainen Knaben Don Königlichem Stamen nicht haben

Zum König, da fie han erfaren

Das er auch bey Kindlichen Jaren Den Vöglin ftach Die augen auf,

Dan fie namen fein art darauf,

Daß fo ers alter folt erlangen

Mürd er wol greulichers anfangen: Mas würden ſie gefagt haben Zu onſern Mäidlin vnd Knaben:

Die nicht die armen Flöh nur blenden,

793

Eonder fie tödten und gar fehenden ? Aber was ift fich zu uerwundern Mann in der big die Wolcken tondern ? Das if, wann jugend ift mutwiliig Welche es jnen halt für billich? So es doch kalte Wolken thun? Das ift, die alte Vetteln nun? Die doch auff der verichmorten haut Nicht jolten fülen, wann mans baut, Angejeben, das der Schrepffer doch Neunmal haut, eb er macht ain loch. Aber (das Aber macht mich alber, Mer aber jagt, der hats nur halber.) Mas joll ich von den Vetteln jagen? Ich muß noch edler Gſchlecht verklagen, Namlich die zarte Jungfrawbilder Die ſich auch nicht erzaigen milter, Sondern find vnjungfremlich gremlich, Denen doch Blut folt fein abſchewlich, Dieweil man mancher Doch den Rüſſel Auffbrechen muß mit ainem Schlüffel, Mann fie fih nur fticht mit der Nadel, Da es wol thet ain Farrenmwahel. . Dann das ich dir, mein Sommergfelf, Den rechten busen nun erzehl, So wiß, das aine Jungfram eben Mir alſo geichoren hat zum leben. Vnd wiewol das beit mein Füß thaten, Das ich auf der Echlacht bin geratben, Sind mir dahinden bliben doch Mein ältern, Freund vnd Gfellen noch.

Mu. Das hab ich jetzunt offt gehört,

94

Wie deine Eltern jind ermört, Drumb ift mir für Dich herglich Tayd Vnd verfluch die vunmiltigfait:

Das die Rachgir nicht würd gefättigt,

Biß fie als inn grundboden jehädigt. Aber es will mich ſchir bedunden Ir ſeyt entweder gmejen trunden,

Oder habt onfürfichtig gar

Die Sach angriffen offenbar: So iſts euch gangen in dem Gtreiten Wi alln vnfürfichtigen Leuten,

Da nemlich onfürfichtigfait.

Bringt allzeit ain vnrichtigkait.

Floh. Es iſt nicht on, wir-waren frech, Da wir anfungen das geſtech, Vnd wann ich ſol die warhait ſagen, So bringt vns Mutwill vm den kragen, Deßgleichen fürwitz vnd der ſchleck Wir wolten zu den Erbſen ſpeck. Dann diſen gantzen Sommer lang Hatten wir ainen ſichern gang, Bey den Magden im Hünerhauß, Sie liſſen zihen ein vnd auß Vnd haben kainen nie geſchreckt, Ich geſchweyg ainen je erlegt: Die Köchin vnd Kindsmaydlin auch Maren nicht gegen uns vil rauch, Dieweil jie zu faul waren bavd Aufzubeben je Hembd und Klayd: Un Schelmenbain ſtack jn im ruden, Das ſie ſich gar kaum mochten buden,

795

Gaben wir ainer jehon an Zwid,

So wars zu thun nur vmb ain Rüd, Das fie uns zog das flaifch auf zänen, Darauff thät fie ain jtund ſich Dänen,

So war es widerumb verſchmürtzt,

Vnter des jprangen wir wie Sirg, Vnd worden bey jolch ſauberm Gjind, Verwänt, faißt, frech, vnd vnbeſint:

Dann vberfluß bringt ſicherhait,

Sicherhait zu Gaylhait verlaydt.

Vnd meil Gaylhait nicht lang mol thut,

Sp war ons auch berait ain Aut,

Vnd auff das die dep jchmwerer würd,

Morden wir tieff ins bad geführt, Vnd lang genug zuuor gebaist,

Das wir nur würden wol verraißt. Dann ſoll ich jagen nicht von jamer, Der Pluto trug mich in ain Kammer,

Die war jehr herrlich zugerüft,

Als außgewäſcht vnd aufßgemifcht,

Bnd glantzt von Seydin, Sammet, Gold,

Als wer es von aim Maler gmolt: Ey, das ich nicht ain bain abful,

Das ich mich da hinein verſtul,

Da ich nicht maint, bey herrlichkait

Sein alſo groſſe gfärlichkait:

Pfuy auß du Kammer voller kommer,

Das dich beſchein kain Sonn noch Sommer.

Muck.

Was iſt dir Floh, das ſo verfluchſt

Das gmach, darinn dein ſpeiß doch ſuchſt? Ich maint, das bey köſtlichen Leuten Auch köſtlich ſpeiß wer zu erbeuten.

796

Floh.

Ja wol bey köſtlichen köſtlich beut,

Ja vilmehr ain gar ſtoltzer Neyd: Niemand iſt kerger dann die Reichen, Die jren aygnen Saych auch eichen:

Vnd ab aim jeden han verdruß,

Der ſich nehrt bey jrm oberfluß,

Sih zu, es zittern mir mein glider, Wann ich denck an die Kammer wider,

Ey das mich nicht ertrencket hat

Mein Muter in dem erſten Bad,

So het ich nicht mit meinem pracht Ins grab ſie vnd den Vatter bracht.

Muck. Sag an, wie iſt dir gangen dan Als du kamſt in die Kammer an? Damit es mir zur warnung din, Mann ich mich auch begeb dahin: Dann ich auff köſtlich Ding gern fig, Vnd mit meim Wappen e8 bejchmüß : Wiewol ich des offt hab kain dand,

Macht mich doch der vergonft nicht Fran.

Floh.

Ich will dirs jagen, laßt uns fißen,

Du ſichſt, wie ich vor forcht thu jchmigen, So bin ich auch jo hefftig giprungen, Daß mir zerrint ſchier an der Lungen.

Wiewol mir thut das fißen meh

Schad mir doch jeg das ftehn vil meh. AS ich Fam inn jelbigen Sal,

An jchöne Jungfraw vberal,

Fand figen ich bei eynem Bett,

797

Die jr gwand abgezogen bet,

Vnd wolt jich legen da zur Ru,

Ich ſchawet jren fleifjtg zu,

Vnd nam beim weiſen leib bald ab,

Das fie ain zartes Flaiſch auch hab,

Es dansten mir Die zän gleich drob,

Ich dacht, hie muftu thun ain prob, Gewiß ich bie keyn Hundfleyß find,

Noch auch keyn Kind voll wuft vnd grindt Pfeu auf, mit alten Weibern allen, Die nur den Arsjchmärfuchern gfallen,

Pfeu aug jr Vihmägd, die jr ftindt,

Daß eyner ſchier inn ohnmacht ſinckt,

Ir Rußläus ond jr Kuchinrätz,

Mein zän ich nicht meh an euch wetz. Hie komm ich zu aim friſchen Brünnlin Das iſt ain rechts Kindbetter-Hünlin,

Hie will ich zäpffen, hie gut ſchräpffen,

Nach allem luſt mich hie bekröpffen: Was ſoll das täglich Waidwerck mir Ich mag auch nun keyn Rindfleyſch ſchir:

Diß Wildpret vnd diß Federſpil

Das thät es, das muß ſein mein zil: O was nutzt ain, wann ainer raißt,

Er find ſtäts, daß er vor nicht waißt: Mer ih im Kühe und Hund—sſtall bliben, Sch bet nicht DIE ſtuck Wilds aufftriben:

Es grummt mir fchon darnach der Bauch

Ih ſchmatzt, daß fie es ſchir hört auch.

Mu.

Verzeih mir, daß ich dir red ein, Es mant mich diſes Wildprett Dein,

798

An jenen Wolff, der nüchters Munds An Furk ließ, Das es gab ain Dunft,

Da ſprach er, das ift ain gut zaichen,

Dan es von fülle ber thut raichen,

Die bedeut, Daß ich noch werd heut Füllen Die häut mit guter beut:

Gieng demnach drauff gleich auff die ſtraß,

Da fand er bald ain Todenaß Don ainem Schaff, darauff ons mucken Eisen, vnd tapffer inn vns ſchlucken:

Da jprach er, das ift nicht Die beut,

Der Furtz noch etwas beſſers deit:

Zog fort, da fam er zu aim Roß Mar Erand gelafien von dem Troß:

Da ſprach er auch, diß ift zu kurtz,

Es bedeut etwas friich Der Furtz.

Indes ficht er von ferr zwen Wider, Die zſammen lauffen auff vnd nider

Mit börnern auff Der ſchönſten Maid:

Vnd fprach: Der Furt uns Dig beichaid, Das ift friich Blut, gibt friſch geblüt, Gieng drauff zu jnen inn der güt

Fragt fie, was difer ſtreit langt an,

Ob er jn nicht entichaiden fan?

Die Widerlin, als fie nun ſahen, Das fie der Wolff gern wolte fahen,

Fanden ſie flugs aim lift berait,

Sagten der ftreit wer vmb Die waid, Vnd weil er wer ain alter Man, Mie feine Kar dan zaigen an,

MWöllen fie jn zum Nichter jegen,

Vnd jm den, jo verlitt, zu ſchetzen:

Er nam ain an, wolt fie doch baid,

799

Bud lieg ſeim Opffer ain Hain fräud, Vermaint, fie würden ſchmacken bag Wann phung fie vor wärmet was:

Der Wolff jest ſich fein in die mitt:

Die Mider faumten fich auch nit, Liffen zufammen auff den Richter,

Daß er da ftarb fein alfo nüchter,

Auch vngebeicht all feiner fünd,

Vnd on eyn Teftament geichwind: Seht, folchen außgang bett der Schais, Darauf der Wolff mweifjagt fein Rais,

Das jm der Atam ward zu furg:

Ließ ob dem Furg den legten furtz: Alſo forg ich, werd dein Bauchgrummen Vnd dein glüft Dir auch fein befummen:

Dan wann nach Honig gluft ons Flügen.

Dorffen wir wol inn dLeimrut fligen.

Floh.

Du haſt es warlich wol errahten,

Dann mich der gluft bracht in groß ſchaden. Vnd grumbt mir noch der bauch daruon, Der gluft befam den wuſt zu Ion:

Dann als ich jucht allmeg und weiß

Wie ich erlang Die zarte Speiß,

Wolt ich am Bett hinauff fein ritichen Darob mir doch die Füß ftäts glitjchten - Weil ich nicht mol beichlagen war, Vnd das Bett glatt gefürnügt gar: Welchs mir folt fein ain warnung gweſen Das ich diß Wildpret het. vergeflen. Zudem het fie all jr gewand Hoc bangen dort an ainer wand:

500

Sp obel tramet diß ſchön Bild

Als werd im wald erzogen wild: Dazu ber man auch jhre Schu Hingtragen, als jie Fam zu Abu:

Vnd ſtrich je Marmolftainin füplın

Gang nett vnd rain ab, bey aim biplin:

Da dacht ich, hie findft noch fein weg Wie ich mit jr znacht ejfen mög, Sie haben bie allweg verloffen, Bin darauf in ain Windel gichloffen, In ainen Elainen Riß ond ſpalt, Sp gnaw erjpechten fie den Wald: Deſſen ich vor nicht war gemon Da ich in Ställen vmb thet gon, Behulff derhalben mich die nacht, Morgens gleich frü ich mich auffmacht, Gedacht, wie ich weg möcht errathen Zu gniefjen deß erſchmackten Braten: Drauff fül mir ein das fprichwort wol, Das man Rhat bey den Alten bol: Beichloß derhalben rahts zu fragen: Mein Eltern, was die würden jagen: AS ich nun zu meim DVatter Fam, Mein Mutter mich von ftand an nam, An je liebliche ſchwartze arm Syrah, Son wie ift dir alfo warm. Du haft gewiß ain Not beftanden, Dann ich dich lang nicht ſah vorhanden: Ih ſprach: O Mutter, tramet3 hertz, Es it mir fürwar gar Fain jcherb, Dann ich an orten war gerait, Da ſah ih ander Schnabelmayd: Pfuy dich Kuchin vnd Hünerhauß,

>01

Hui Stroſack für all Teufel auf: Sa wol der alten Trumpeln Weit, Ih waiß ain, iſt glat wie ain Eeft,

Sie hat jo ainen zarten balg,

Das ain geluit, das er jie walg. Das blut ſcheint Durch Die weile haut Als rot Roſen durch Lylgenkraut:

Erzelt jn folgends alle fach

Mas ich Dort ſah, darauf bald ſprach Mein Batter, der fromm greyſe Wan, Son, Son, jham was du faheft an,

Es laßt ſich nicht jo leychtlich ſchertzen

Mit edelm gmüt vnd hohen hertzen, Die Jugent facht offtmalen an Das lang kain alter het gethan,

Drumb ſoll der Jugend vngſtümm that

Fein mäſſigen der alten raht,

Dann der Alten külſinnigkait Stilt der jungen künſinnigkait:

Vnd der alten lang groß erfahrung Dinet den jungen zur verwarung: Dann mir auch noch ſehr wol gedenckt,

Wie in deim alter ich mich hengt

Ainer Gnadfrawen inn das gwand,

Welches ſie nachſchlaifft durch kad vnd ſand, Vnd das gantz hauß damit thet fegen, Da hofft ich ſicher mich zu regen,

Aber die Kätſchmägd kamen bald,

Durchſuchten all hecken jm wald, Schlugen ond klopfften jn den Hurſt, Das mir das har ſtund widerburſt,

O wie ſchwerlich bin ich entwiſcht,

Vnd hab der Magd ins gbräm geniſt: 51

802

Bin darnach nie jo keck gemeien Mir folhes Waydwerk zu erlefen: Allan zwaymal, da mußt ichs wagen, Als dich dein Mutter noch thet tragen, Vnd bet jehr wunderlich gelüft, Das ich jr Die büßt vnd vertüft. Darnach als fie inn Findbet lag, Mit Jungframblut ich jren pflag, Dann Jungfrawblut iſt Eöftlich gut Gleichwie den Juden Ehriftenblut. Gleichwol wolt fie e8 gar nicht han, Wolt ſich eb leyden wie fte Fan, Aber Die Ehlich lib mich triß, Das ichs wolt wagen jr zu lib. Dieweil dus dann, jprach ſie, wilt wagen, Sp jeb für dich, es koſt dein fragen: Ich hab wol etwas mehr erfahren Als du, beym Weibervolck, vor Saren, Darumb ich dich wol warnen darff, Das du fechft auff fie gnaw vnd jcharpff, Gleichwie fie ſcharpff auff dich auch ſchawen, Traw jnen gleich wie ſie dir trawen. Dann etlih find der Liſten voll, Das ſie ain Fleck von langer wolf In Buſen ſtecken, jest Dich drein, Gar bald fie zwar vorhanden jein, Vnd Elauben burtig Dich herauf, Vnd richten dich, drab mir ſchon graußt. Etlich laſen die Bufen offen, Biſt du alßdann hinein gefchloffen, Zu ſehen was im Thal da ſteck, So haut ſie dich gwiß wie ein zweck. Etlich die hoſenband luck binden,

803

Wilt du Dich dan dazwifchen finden,

So ziehen ſie denſelben zu,

Vnd fangen dich mit guter Ruh. Sint das nicht wunderliche garn,

Zu fangen vns arm Weiberſtarn?

Etlich haben ſtäts aine Sand,

Vnter dem fürtuch vnd gewand, Sobald ein flöplin nur dar jchmerkt, Iſt es von ftund an niberglegt.

Dann fintemal fie mercken all

Das wir gern im onderſten Thal Vns mwanden, Dieweil daſelbs ift Zugleich die Speiß vnd waſſer frifch,

So denken ſie auff alle weg

Das man ons da den paß verleg: Machen eh für den langen Ris Inn Rock ond Belg ain langen fchlis,

Damit fie gſchwind den Krebs ertappen

Eh er mag nach der bülen jchnappen. Im Niverland der Weiber hauff,

Macht Die Röck auff den ſeyten auff,

Damit ſie fein zu bayden ſeyten

Un ftraichwehr han, vns zu beftreiten. Die Krampuppen, machen zum jchein Die Geltſeck ins fürtuch hinein,

Vnd doch ain loch in jeden Sack

Damit ſie zu ons greiffen ftrad, Vnd thun als ob nach gelt fie fiichten, Da fie doch Flöh für Gelt ermifchten:

Oder machen zwen Säck zufamen -

Da der ein bat deß Geltfafs Namen, Vnd Doch ift ain recht Mördergrub, Dadurch man auf dem Neft uns hub:

804

Man jolt die Säck mit jbren Eäden

Auch in den Säcken all erfteden. Noch ward ich denen feind ob allen, Welche erdachten die Flöhfallen:

O Bhalaris, du ſolſt heut leben, '

Du tbeft dem, jo es bat angeben, Wie dem, der den Ochſſen erfund, Darin man die Leut bratben Fund,

Das nemlich er die erite Brob

Müft thun feinem newen fund zu lob, Vnd in ain groſſe Leymtbonn jchlieffen, Vnd fein arnı leben drinn vertrieffen :

Drumb jeb mein Mann, vor allem weich,

Mas ficht dem Gold und honig gleich, Dann jener Magd von Gold auch träumt Vnd griff in Kindstreck vngeträumt,

Kreuch auch fainer gar in am Dr,

Du wert ſonſt ain zwyfacher thor. Dann melcher gferlichfait thut lieben, Der mwirdt darinnen auffgeriben.

Solche und andre lehren meb

Gab fie mir in angebender Eb. . Darauff macht ich mich jchnell daruon, Vnd ondermegen traff ich an

An guts Flöhbürftlin, welche Famen

Von der Statt, welche bat den namen Von Flöben, Bulicana genant Glägen in PBantagrueld Land,

Thut hinder Kain Egypten ligen,

Drauß die frommen Zygeiner fligen: Die ſagten wie gen Pulican Sie hetten ain walfart gethan,

Da ſehr ain herlich Stifft dann wer

805

Zu deß Sant Franken Ordens ehr, Dann die Flöh kain Gartäufer geben, Weil Cartäufer fains flaiſchs geleben.

Dann e3 flaht in Sant Frank Legend,

Daß der fromm mann hab allzeit gnent, Die Floh und Läuß fein Ordensbrüder, Vnd gbotten, das deß Ordens jeder

Sich von feins Pruders blut enthalt,

Vnd drumb kain Floh noch lauf töd bald, Er ſah auch onter dem Krauteſſen An negeln, wer fich bet vergefien,

Der mußts zu Waſſer und Brot büffen

Den Brudermord, mit blofien füſſen Auch in das Hochitifft keyne mögen, Dan alte Flöh vnd vnuermögen,

Derhalben ſie nicht namen an

Ovidium, den glehrten Man,

Welcher ſich zu jn wünſchet vil, Auf daß er vil mit Maidlin ſpil:

Dieweil er vnter dem Flöhklaid

Sucht wegzutreiben ſein gailhait:

Diß iſt wol, ſprach ich, bedacht worden, Wer gut es gſchäh inn allen Orden:

Dieweil unter dem Schaffsklaid

Vil ſchein ſuchen jrer Wolffswaid. Auch ſagten ſie, wer daſelbs meh Ain Vbungsſchul für Junge Flöh,

Da man ſie leret ſeltzſam ſprüng

Vnd ſtechen nach dem Jungfrawring, Zu brauchen ſolches inn der Not,

Vnd zu gwinnen damit jr Brot. Alſo wir fort inn dem gſpräch zugen Vnd vnterwegen vil rhatſchlugen,

806

Mie wir die Raiß wol legten an

Zu bringen eyn gut beut dauon:

Da befand rhatſam der gang hauff, Das man eyn Haupt werff aller auff,

Vnd damit es abgieng on neid,

Solt das Loß fcheiden allen ftreit? Wiewol es waren ongwont fachen, Eyn Hauptmann durch das loß zu machen,

Dieweil es noch wol glück bedarff,

Wann man jte auch erwelet jcharff: Idoch ful gleich das Loß auf mich, Und ward vnſchuldig Sauptman Ich:

Welches ich Dan nicht widerfagt,

Damit man mich nicht jehilt werzagt: Wiewol mich mein Gemal zur band, Darumb nicht hatte aufgefand.

Derwegen gar nicht3 zu verfaumen,

Ließ ich Die gange Nacht mir traumen. Vnd weil ich allmeg bet gehort Mann man fim an enn frembdes ort,

Solt erftlich mann zu Kirchen gon,

Da daucht es mich auch mol geton, Fürnemlich darumb, weil ich mußt Daß man gang till daſelbs jein mußt,

Vnd in der ftillmeg man vor andacht

Gleichſam verzuckt ligt inn der onmacht, Da, dacht ich, würd man ons nicht achten, Wann fpannenlang wir fledfen machten.

Drumb morgens, als zum Ampt man litt,

Ermant mein Kriegsleut ich Damit,

Vnd jagt zu meinem Leutenant Aynen, der war Pruchfidel gnant: Vnd ſaß auff eynen meiner Knecht

807

Den braucht ich für mein Leibhengit recht, Dan je eyn Menſch Den andern auch Helt für ein gaul vnd Eſel rauch:

Als der Türck lehrt die Chriften büſſen

Das fie den pflug jm zihen müfjen: Vnd der auf Moſcau zwingt fein Bauren Sein gſchütz zu ziehen für all Mauren.

Als wir die andacht nun befunden

Geſchwind zu ſtürmen wir begunten,

Den Weibern ontern 2elgen ber: Sch Dacht, Dieweil ich Hauptman wer

Gebürt es ſich, das ich mich thet

An ain hoch ort und achtung bet,

Mie es mein Kirchenftürmern gang, Drumb ich bald auff die Cantzel ſprang,

Fügt mich unter des Priors Kutten,

Melcher ſich der nicht thet vermuten, Vnd macht jm Kryſaments gut tuch, Er bet jchir fallen lan daß Buch,

Vnd wer in der Ned bitanden fchir,

Alß er griff in den Las nach mir,

Het ſchir Die Peſt den Bauren gfluct: Indeß ich ainen aufgang fucht, Dben beym Fragen, daß ich eb, Mie es meinen Spipbrüdern geh, Doch ich Fain Kemmetfeger gab, Sp ſchreyen vom Schornftain herab:

AB ich nun alſo ſah berunder,

Da ſah ich auf der Kutt mein wunder, Sa wol andacht, Ja wol gebett, Kaine auff dPredig acht meh bet,

Nichts ſah ich alß ain rufen, zuden,

An ſchmucken, bucken ond ain truden,

808

Yin zwiden, ſtricken vnd ain knicken, Vnd vil zerriben gar zu ſtücken:

Ich gdacht bey mir, gewiß ich glaub Die ſtraff komm vns vom Kirchenraub, Wie den Römern bekam das Gold, Welchs ſie zu Tholos hant geholt.

Gleichwol ain guter boß da gſchah

An Weib ſaß bey der Thüren nah, Damit fte lufft gebaben könt,

Dann vnterm gwelb den ſchwangern gfchwint

Vnd bet ain trepbainigen jtul,

Ich waiß nicht, wie die andacht ful, Daß ſie andächtig drob entichlieff: Ainer auß vns bald zu jr lieff,

Vnd kützelt ſie in ainer jent

Das ſie vberlaut O we ſchreyt,

Vnd wie ſie eylend wolte zucken, So falt ſie hinderſich an rucken, Das jr der Rock ful vbern kopff, Der Prior drob das aug zuſtopfft, Alſo der grewel jm anlag, Vnd ward drob hayſer wol acht tag:

Jedoch erſchrack ſie nicht ſo ſehr,

Das ſie nicht griffen het zu wehr, Erhaſcht den Floh, warff jn gen boden, Vnd knirſcht jn mit dem ſtul on gnoden:

Vnd diſer war mir was verwant,

Hieß Schneickinsthal, von gutem ſtand, Als ich nun mercket den verluſt, Macht ich mich auß dem Küttenwuſt,

Berufft mein Volck an ain gwiß end,

Richt auff noch vier Flöh Regiment, Vnd zaigt jn mein vorhaben an,

809

Wir wolten nun bin auff den Plan, Un Markt, da möcht ons baß gelingen, Dieweil die Weiber onfer Dingen

Vor jrem gſchwetz nicht würden achten,

Dann eh fte ain halb ftund gelachten, Vnd Scheren fchliffen aine ftund,

Da jn nicht gſtehet Sand noch Mund, Eh fie jren Goatrin auflegen,

Wie vil jr Hennen Ayer legen Ind wie vil Mäuß jr Katz nechit fing, Vnd wie es der Nachbäurin ging

Nechten, da jr das flaiſch brant an,

Vnd wie voll gweien fen jr Man: Was Holdfeligen Kind ſie bet,

Wie vil wochen fie tragen thet, Vnd wie jr Magd die Hafen brech Vnd jr Knecht als verthu, verzech,

Wie vil fie gan geipunnen bab,

Wie jrs nur halb der Weber gab,

Mie vil Klayder im trog ſie hab,

Mas jr der Man inn dindbet gab,

Vnd wie fie jegund in Hundstagen

Die Flöh jo leyden vbel plagen:

Eh ste, jagt ich, ſolchs jren guattern, Nach der leng blatern und erfchnattern, Dieweil können wir an fie fegen, Vnd ſie nach allem vorthail pfetzen,

Dann vor angſtigem hetzengeſchwetz

Empfinden ſie nicht onſer pfetz.

Darauff wir bald dem Marckt zulifen,

Vnd tapffer auff die Weiber griffen, Hinwider ſie auff vns auch tapten,

Vnd etlich fein gſellen erſchnapten,

s10

Als Senfinbemd, den Hindenzu, Den Latznaß vnd den Nimmerru. Sch als ain Sauptman best fie an Sie folten nicht jo ſchlecht nachlan:

Da ſah man ainen grofjen ftreit, Vnd der weiber jehr groſſen Neyd Melchen zu onſerm gſchlecht jte tragen,

Dann wiewol man pfleget zu fagen, Es hindert ſtäts, vnd ſey nicht gut, Mann man zwo arbeyt ainsmals thut, Jedoch die Weiber vns zu layd Triben zugleich jr gſchwetzigkait,

Vnd auch jr gifftig grimmig griff, Man griff ſie an, hoch oder tieff. Vor zorn ſie durch die zän auch redten, Wann ſie ain zwiſchen fingern hetten,

Stelten auff andre zornig ſich

Vnd mainten vns doch angentlich: Wie Pferd im Notſtall ſtampffen ſie Wann wir in ſaſſen vnterm knie,

Sie ſtunden eh auff ainem fuß,

Das vns der ander reyben muß. Aine erwiſchet ainsmals zwen, Zerknitſcht jte auff dem Korb gantz hön,

Vnd ſprach dazu auß groſſem grimm,

Die Todten, hör ich, beiſſen nimm. Ain andre hat gekauffet fiſch Vnd drüber goſſen Waſſer friſch,

Als offt dieſelb mocht ain erwiſchen,

Warff ſie jn ins Waſſer zun fiſchen, Alſo im Waſſer ſterben theten,

Die nie kain Waſſer betrübt hetten:

Vnd vnter in dein bayde Vetter

811

Der Hochplitz vnd der Wollenſchretter.

Aine ain Neglinſtock het kaufft,

Als dieſelb der Hundshummel raufft, Fieng ſie in, ſteckt jn inn den ſcherben, Mußt da lebend begrabenn ſterben,

Ain andre ſtund da in der Metzig,

War wie ain Guckgauch grindig, krätzig, Als jr ain Floh kroch vbern rucken, Thet ſie ſich an ain pfoſten ſchmucken,

Vnd rib ſich wie ain ander Saw,

Vnd da blib deß Hundßhummels fraw. Aine ſaß dort und hatte fayl,

Zu deren niſcht auch ain gut thayl,

Die loſung war jr nicht dermaſſen

Hoch anglegen, das ſies kont laſſen,

Zu greiffen zwiſchen bayde bain, Sonder griff ernſtlich flugs hinein,

Vnd jaget das Schwartze Wildpret,

Das ſich im Forſt geſammlet het,

Sie wußt kain ort ſie zu erſchlagen, Zuletzt richt ſie ſich auff den Schragen:

Die hieſſen Schlitzſchen, Supfloch, Schratter,

Vnd waren drey Brüder vom Vatter. Es het aine ainen gefangen,

Aber er war jr da entgangen.

Da wurff ſie jr Schlaphaub nach jm,

Vnd all jr Schlüſſel vngeſtüm,

Ain andre dort zu Mittag Vnd als der Filtzfloh jr hart maß,

Fuhr ſie hinein mit Schmutzg henden,

Tapt ſo lang an den ſchmutzigen wenden, Biß ſie ertappet jren queler,

Da richtet ſie jn auff dem Teller,

812

Bey Wein und Brot, die man folt ehren Vnd nicht mit Blutverguß mehren:

Da dacht ich an den Traculam

Der fein Mal ontern todten nam. An Magd zu ainem Bronnen Fam, Derielben enlends ich warnam,

Gedacht, da baftu gute weil,

Dann weil ſie jchöpffet in der eyl, Kanſt du jr blut dieweil auch jchöpffen: Und dich nach aller gnüg befröpffen :

Der Amer war nicht halb beruff,

Da gab ich jr ain fatten puff,

Nah bey der Waych, da es was ſüß, Den Aymer ſie bald lauffen liß,

Vnd hub fich ſchnell auff binden, biß

Man jren ſah die Kerb gewiß,

Ich marckt den boſſen, ſprang hindan, Da kam ſie ainen andern an,

War ſeiner Muter aintzig Kind,

Vnd hieß mit namen Pfetzſie Lind, Der mußt das junge leben ſein Da laſſen auff dem Falten ftain.

Noch felt mir ein ain jchlimmer Zott,

An alt Weib ſaß Dort wie der Tod Am Grümpelmardft, bat wolfanl war, Die wol fo alt, als fte alt war,

Alt Lumpen, Windeln, Birenjchnig,

Gufen vnd Nadeln ohne ſpitz Alt Hufeyſen, die man mit lachen Soll können zu roftig Gold machen,

Stumpff krumme Negel, die die Buben

Im regen auß den Lachen gruben, Zerbrochen gläfer, Spindelipigen,

813

Bauchzapffen, Römiſch Müntz auß pfigen, Vnd ander meh ſeltzam Gerümpel, Alles geſtümpelt vnd verhümpelt, Darauß ſie groß Gelt gwinnen wolt Zu jrem gmainen Kupplerſold. Dieſelb het nach alten gebräuchen Die her von Eue Beltz ſolln raichen, Eyn lätzen Beltz vmb, ſah darauß, Wie eyn Schiltkrott auß jrem Hauß: Zu diſer alt verroſtet Schellen, Fügten ſich etlich meiner Gſellen, Der Beltzkrebs vnd der Hindenpick, Der Kammergail vnd Sommerflick, Die ſtübten inn dem Beltz herumb, Als ob es wer jr aygenthumb: Den trotz wolt ſie kurtzumb nicht leiden Inn jren Forſtgerechtigkaiten, Sie zanckt mit füſſen, Ars vnd Händen, Vnd ſchwur der Teuffel ſolt ſie blenden, Wa ſie jn nicht den trotz vertreib, Vnd ſolts koſten jrn Jungen Leib, Flugs griff ſie zu mit baiden fäuſten Vnd jagt ſie tapffer durch die Räuſchen, Der Beltzkrebs konnt ſich nicht ſo ſchmucken, So war die alt jm auff dem Rucken, Biß ſie zuletzt den Armen tropff Erhaſcht bei aim Bain vnd dem kopff: Vnd weil ſie onter ſich het gſtellt, Eyn alten Hafen für die Kält, Warff ſie jn inn die glut hinein, Der nie vergifft het pferd noch ſchwein, Vnd da er zerknällt inn der Glut, Lacht ſie vnd ſprach noch wolgemut,

814

Die ift nichts, Du haſt noch Gefellen,

Die müfjen mit dir auch zerfchnellen, Ergriff darauff den Sommerflid,

Den Kammergail und Hindenpid, Vnd warf fie auch hinein ins Feur, Welchs war zu ſehen Vngeheur:

Aber die Hailig Grechtigkait,

Die kain vnbill vngrochen leid, Auch rächt ain klains vnſchultig Schaf, Die ſchicket jren aine ſtraf:

Dann ſie inn der Glutkäſten protet,

Vnd weil ſie ain Käſt nicht het geſchrotet,

So ward diſelbig gar aufröriſch,

Vnd macht die gantze Glut Rumöriſch, Sprang ond warf om ſich kol vnd äſchen, Vnd zindt ſchir an der Alten Fläſchen,

Ir alt Cavern, zuſamt dem Loch

Daraus der ſtinckend Atam kroch, Welchs, wie ich glaub, ain deitnus war, Das ſie noch ſolt verprennen gar:

Auch ſolt aim weib ain Warnung ſein,

Die Glut zu ſtelln zwiſchen die Bain, Dan ſie mag aus dem windloch leicht Blaſen zu ſtarck oder zu feucht,

So gebt die Glut an, oder ftindt,

Welchs inen bald gros Vnfall bringt: Aber fte thun es vns zu Laid Vnd jnen zu ainr Augenwaid:

Darum ain ſchelm, der Weibern jchonet

Vnd jnen nach verdinft nicht lonet.

D wie daurft mich, du Keckimſchlaf, Vnd du Nachtwader, euer ftraf, Das jr nicht euerm Nam nachfamen,

815

Vnd diſen Haß bei Nacht fürnamen, Weil offt der Namen bringt ain Amen, Daraus man wais baid glüf und ftammen,

Jedoch Der Tod ift euch Fain ſchmach,

Wie den, fo lahn kain gdächtnuß nach, Dann ewer Feindin, die euch töd,

Auff mittelm Markt da legen thet,

An ſtain auff euch, ſtäts zu gedenden,

Das euch der vnfall liß verfenden. Alſo muß der Feind onuerhofft,

Auch feine Feind verehren offt.

Bil ftörgten fie inn Flüß vnd Brunnen,

Die darnach find inns Möhr gerunnen, Welches mir in mitleiden bat,

Vnd warff jie wider ans geftad,

Sie zu begraben inn den Sand,

Mie von Bulican ich verftand.

An Bäurin wol beflait mit zwilch,

Sas dort, bet ain Haffen mit Milch, Vnd weil nicht gleich ain Kauffman Fam, An Elaines Schläfflein fie einnam,

Vnd als ain wenig ſie entmuckt,

Eilt Schleichinßthal, gab jr ain trud, Am ort, da fie es nicht het gern,

&3 war nicht weit vom finitern ſtern: Sie auff, ond ftreft den fuß von fich, D wie mußt ich erlachen mich:

Den Milchhaffen fie gleich vmbſtieß,

Vnd ainen furtz Dazu fein lieg,

Vnd ſchwur bei jhres Bauren Ding

Darauff flugs inn ain Windel gieng, Sas nider, als ob fie wolt Wäſſern, Vnd griff allweil nach jren Säffern,

816

Leglich ergriff fie in beim Fuß,

Komm ber, die Milch mir zalen muft, Sprach fie, und nam in zwifchen dzän, Zermalt in flain: Ich Hab Dirs gän.

Sich da, was groſſer greulichkegt,

Erfur ich da mit bergenlaid:

Ich dacht, bie ift nicht gut zu harren,

Der Teuffel ift in dWeiber gfaren, Kain ſcham ift bei in meh zu finden, Greiffen am Mark fornen und binden,

Fordert deßhalben bald zuſamen

Die vberblibne, ſo entkamen,

Sprach zu jnen: Ir Spißgeſellen

Allhie würd nicht lang ſein zu ſtellen, Der Marckt hat Marckts art, nämlich zanck, Vil Hadern, palgen vnd vndanck:

Wir wollen vnters Tach vns geben,

Villeicht han wir ain ſicher leben:

Dann je von wegen ſicherhait,

Wider der Thier vngſtümmigkait, Worden erſtlich gebaut die Häuſer,

Da das Volck milter ward und weiſer: Mie jolten Greulichkait Die vben,

Die das greulih Wild von fich triben: Ich denck, je Heuſer find kain Hülen: Darin Löwen vnd Bären wülen:

Es ſei dann, wie ich ſchier muß ſorgen,

Das villeicht darin gantz verborgen, Ain vnruh die Flöhbarin machen,

Die Weiber, die uns ſtets verwachen. Doch in feiner Hül kain Thier wüt, Alſo kain menſch in feim gebit:

Derbalben laßt es uns drauff wagen,

817

Perzagte Jäger nichts erjagen. Als ſich das Volk nun zſammen funde, Fand ich vil Bainfchröt und verwundte:

Die fand ih gen Sant Rulican,

Ins Flöhftifft, jn zu rathen lan,

Da mochten ſie jn bei den Läufen

Auffichlagen laſſen newe eifen.

Vnd weil ich mein Volck fand jehr ſchwach,

Wolt ich mit vortheyl thun zur fach,

Wagt felber mich recht zu erſpehen,

Ma man dem Feind möcht pofjen trähen. Nanr zu mir eilend fünff Trabanten, Beishart und Zwickſi fie zwen nanten,

Desgleichen Zanipis, Schauderfalt,

Bauchtrom, Harwurm ond Finfterwald : Mit diſen trabt ich zu aim hauß,

Da gieng mir von ftund zu eyn grauß Dben zu eunen Laden auf,

Dann ain Weib hielt da ainen ftrauf, Hinden vnd vornen nadent bloß,

Mit vilen Flöhen Eleyn vnd groß,

Melche der Hauptman Stampffhart füret,

Vnd in je Hembd warn einfuriret,

Die fprängt fle zu dem Laden ab,

Da e3 dann vil krumm fchendel gab,

Vnd wann fie ainen da ergriff,

Den Bentenawer ſie im pfiff,

Vnd knilt jn mit jo grofjer gir,

Küchlin hets geſſen nicht Ddarfür,

Noch ließ ich michs nicht ſchrecken ab,

Sonder ins hauß ich mich begab,

Zu ſehen die Flöhſprängerin,

Was ſie noch weiters greulichs künn,

x 52

818

Da fah ich auff und ab fie gehn . Gantz nackend inn der Kammer jchön, Damit fie die Flöh an möcht bringen, Das fie jr an die Schändel ſpringen, Vnd ſie darnach ind Waſſer ftraiffen, Vnd inn aim Zuber gar erfäuffen. Da dacht ich, die hat meh verftand, Als aine, Die ich ainmal fand, Melche, da ſie Jah bei dem Liecht, Wie allentbalb man an fie Fricht, Da fprach fie, O jhr Laufig Flöh, Den poſſen ich nun auch verfteh, Ich will das Liecht jes läſchen eh, Mas gelts wa jr mich finden meh ? Aber Dife jr füß fail bot, Auff das fie ons verfaufft den Tod: Ja ſie trib zu der gſcheidigkait Auch jo höniſche greulichkait, Das es mich Hertzlich bat verdrofien: Dann wann man fie zu bart wolt ſtoſſen, Sprach fie: O du ſchwartz Teuffliſch Herd, Du bift nicht raines Waſſers werd, Ich muß Dich in eyn Seuchbad ſchicken Darinn du muft vor Siß erſticken: Beutelt demnach, was an thet benden, Inn DSenchkachel, fie zu ertrenden. Mann fte dann DIE Bad auch vollend, Kam eilend jte zum Beth gerent, Murff fchnell die Deden bin vnd wider, Vnd fiſcht nach Krepfen auff vnd niber, Erjucht zipffel und all Nätlın, Mie arme Leut die Sedfeltädlin, Hieng darnach Leilach, Beltz vnd Hembd

819

Fürs Fenfter, welchs mir war gar frembr, Weil alld war auff die Flöh gericht, Als ob e8 wer im #erchenftrich: Dann auch die Kammer war beiprengt Vnd Igelsſchmaltz darein gehendt, Desgleich vil Junger Ehrlinzweig, Damit man das Flöhgſindlin treug: Sie nam auch des Mans hoſen her Zu ſehen ob auch Wild drin wer, Sucht in dem Gſäß, ſucht in den ſtümpffen, Sucht vmb den Latz in allen Sümpffen. Da dacht ich, hie machſtu keyn Miſt Wa man ſo gnau mit ſuchen iſt. Trabet deshalben an eyn ort Da ich vil kinder wainen hort, Da ful mir ein, das wer ain ſach: Dann weil die kind ſind blöd vnd ſchwach, Vnd ſich nicht können wol erwehren, Mögen wir vns bei jn wol nehren, Sand derwegen auß mein Trabanten, Das ſie das Volck zuſammen mahnten, Darauff ſie gleich zuſammenkamen, Mit Heereskrafft das hauß einnamen, Den Nechſten eyner eynem Knaben Thet vnter das gewantlin traben, Deßgleich der ander und der drit, Das Büblin mochts erleiden nit, Sonder frümmt fich gleich wie eyn Wurm, Vnd ſchrey, als ob man läutet fturm, Rufft die Großmutter berglich an, Diefelbig alsbald Frachen fam: Sprach, Liebes Kind, wa ift Dir we? Es ſprach: Mich beifien fehr die Flöh:

820

Bald Hub fie jm das ärflin vff,

Es mit dem Kopff durch dBain jr jchluff, Da jucht im ab die Alte jchell Die Flöh allfammen munderjchnell,

Da blib im lanff der Jungframgramm, Der Kalmauß, Marckſtich, Hauindſchramm, Vnd was ſich ſonſt dahinden ſaumbt,

Das ward mit dem Troß auffgeraumbt: Dann ſie der Füchs mehr het geſchunden, Vnd jhr tag vil hart biß empfunden.

Ain Kind lag dort inn ſeinem ſchloff,

Zu dem flugs inn die Wiegen ſchloff Der Bettraub mit ſampt ſeinen Gſellen, Vnd ſtupfften es, das es thät gällen,

Als ob es an aim ſpiß thät ſtäcken.

Wolt auch nicht ſchweigen meh vor ſchrecken Die Kindsmagd ſang im oder pfiff,

Biß die magd inn aim zorn ergriff,

Die Wagband, ond fie ſchnell wand auff,

Vnd warff die Windlein all zu hauff, Zu ſehen ob es vnrain Lig,

Oder was im ſonſt fälen müg,

Da ſah ſie ettlich Schwartze Reuter,

Vnd rufft alsbald, Nun ſeh ich leider, Was dem armen Kind hat gemangelt,

Seh, wie es die Dieb hand geangelt: Sindt das nicht Mordtbrenner zu fchägen Die jo vnſchuldig Blut verlegen ?

Ei das euch fchwarge Ersichandjchelmen

Der Sender müß ainmal noch helmen Jagt demnach die Schwarg Rott herum, Biß ſie den Bettraub trat gar rum,

Vber den ainen gieng die Wag

321

Das er vor jhr geftredet Tag,

Ihr zwen fie mit dem fuß zertrat Vnd bewiß Furgum Faim genadt:

Ir etlich andre find angriffen,

Diefelben flug zur Mutter liffen Vnd Eonnten vbel fich geheben,

Da famen all Belgwürm vmbs leben.

Fürnämlich ainer daurt mich fehr,

Der war der frömbſt im gangen hör, Dem thäten ſie all füß aufzuden Vnd darnach inn das Saltzfaß truden:

Vnd hies Leistapp, der auch verlur

Zwen Brüder, Schlagin, Pfinnenſpur Etliche hieng man an die füß Gleich wie die Juden, zu verdrieß:

Die heiſſen Plutdurft, Sporſi, Tornzmwang,

Ropfflugs, Schrepffer, Bortif, Zohrnzang. Eitlichen zog mann jeiden faden Durch die Naß, vnd hiengs für den Laden,

Ettlich wie Häring vmb den Dffen,

Biel jhm Offenkeſſel erioffen,

Darauf warm wafler jie dann Namen, Vnd jchöne fuppen drauß befamen ;

Etlich fie zu Sant Loreng machten,

Vnd inn den glüend Kacheln bachten, Melche fie alsdan thäten rieren Für Fänchel inn die Gpraten Biren.

Dielen fehnitten Das Maul ſie ab,

Die doch, melchs groß verwundern gab, Davon fprungen, dauon zu fummen, Vnd bettelten darnach wie die ftummen:

Vnd zwar, gar nah es mir da ftund,

Mann ich nicht gweien wer fo rund,

822

Vnd von dem Find entiprungen wer

Dem Maidlein inn den Buſen läbr, Dem lieg aug Rachgir ich ain Les,

Vnd gab ihm inn die feit ain Pres, Das es auffhupfft, und ruffet Och, Vnd lieg das kind falln wie ain block.

Die Mutter laufft zu zornig gäh,

Wolt das find nicht auffbeben eh,

Bis fie. das Maidlin bei dem Kragen

Genommen bet, vnd gnug geichlagen. In ſumma da war folde Not,

Das nichts da war, alö der gwis Todt, Darum wir ons alsbald verglichen Vnd in ain ander Gemach jchlichen,

Darin zufammenfommen waren

Bil Geuattern, von vil Iaren.

Da übten wir uns weil ſie jpinnten,

Vnd jchwagten von den Alten finden, Sie aber als die Rechte Spinnen Spinnten ain Neg, ons zu gewinnen.

Dan zwo Alt vetteln fich da hielten,

Die kain Speichel im Mund meh fülten, Vnd hätten drum an Rocken ghendt Häfflin und Horn, voll wajler gichendt,

Diefelben, was fie da erzwackten

Flugs inn ihr waſſergſchirlein ſtackten, Vnd leckten ſie heraus doch wider, Kamen alſo inn Magen nider:

Damit auch Hackinsbäcklin gieng,

Den die Alt an der Tochter fieng, Auch Blutkropff, Zanhack, Hechelhor, Der Buckelſprung, vnd Jungfrawſpor:

Ain ander het Prüſt wie Hürtrummen,

823

Drauff man wer, wie auff Blaſen gſchwummen, Vnd thaten ſo fteiff Dazu ragen Das ſie zwo Maskann mochten tragen,

Darhinder ſchantz ſich Stechzumfrang,

Mit viren, jo wagten die ſchantz.

Aber die worden ſehr geträngt, Dann fie die Prüft herfürher zwängt,

Vnd trudt den Arm zu, da fie huckten,

Vnd fieng jhr drey, Die ſie ſehr trudten. Sie,liefen ettlich läng vmſchwaifen,

Biß fie die gar woll mochten greiffen,

Alsdann negten die finger jte,

Vnd fingen das ainfaltig vieh: Welchs jie dann auff dem Teller Enilften: Doch die jo ettwas verftands hielten

Das Tiſchtuch hinderfich vorgogen,

Vnd Enidtjchtens mit dem Elenbogen, Manche griff binauff biß an Nabel: Manche het am hals ain aezabel:

Die Greta mwolt auch nicht meh fpinnen

Manns am Rucken der Flöh ward innen, Sie mörd wol jren ettlih Schlägel,

Das ſie befam gar Rote Nägel,

Vnd war jr Richtitatt der nächft ftul,

Doch vnuerdampt vor dem Richtftul. Die ander jie mit Würden fnidfchten,

Vnd ftachen jie mit Spindelfpigen,

Da blieb, welchs jmmer ift ain ſchand,

Der frembd Ritter, Bulsfüler gnant, Dazu nur durch ains Maidlins finger: Dann der Tod würd geacht geringer,

Den. ainem anthun groſſe Leut,

Alsdann wird man zur Groſſen Beut:

x

824

Aber es wer jm auch nicht glungen, Mer er nicht dem Harigel gfprungen Ins ſchmutzig Laufig Strobelbar,

Darinn er gleich verwirret gar. Gleich wie auch gefchab dem Nägelſpreiß Als er ins Flachswerck jprang gang leiß.

Aine warff jr Nähwerck beifeit

Vnd griff hinab, wais nicht wie meit, Vnd holt in ainer finftern Hurſt,

Des Leutenants Bruchfiveld Burſt, Diefelb zerichnit ſie mit der Schär, Damit ſie nur gnug zornig wer.

Nine bet vor dem Maul die Kant,

Kragt doch im Gſäs mit ainer Hand: Meine Trabanten fand ich auf Meiter zu ſehen vmb im Sauf,

Da kamen fte gleich in die Kuchen,

Vnd theten die Köchin bejuchen,

Die erbajcht bald den Epringinaröctel

Vnd töd in auff dem Safentedel, Den Zopffſikeck bieng fie in Rauch, Steft inn Hafen den Mausambauch.

Der Düttengeiger faum entran,

Das er mir zaigt den Sammer an, Auch vilen fie die Köpff abbrenten, Vnd vil an beiden augen blendten,

Aber fürnemlich ich erblic

Etlich fürnäm greuliche ſtück,

Namlich inn ain Butzſchär ſie ſteckten

Zwen Brüder, die ſie drinn erſteckten, In dem gifftigen rauch vnd Gſtanck, Dauon man Maltzig wird ond kranck:

Den edlen Hauptman Rauſchimbart,

825

Der jte fang bet geplaget bart, Mit haiſſem vnſchlicht ſie beträufften, Ainen im Weinglaß ſie erſäufften: Ja auff das ſie nur greulich jchaden, Ain totzend Flöh in Wein ſie thaten Vnd ſoffen die eynander zu, Zum Bund, zu laſſen vns keyn ruh, War das nicht ain grewlicher Bund Der inn ains andern Blut beſtund? Auch den Hauptman Habhindenacht Haben ſie wie ain Saw geſchlacht, Ja hant jm wie Sant Aſmus auch Die därm gehaſpelt auß dem Bauch An eyne Nadel, ond das Hertz Beim liecht gebraten für eyn ſchertz: Ain alte die an krucken gieng, Etlich ans creutz der krucken hieng, Vnd mit dem ſpitzigen beſchläg Stach ſie nach jnen alleweg, Zu zeiten jr Rachgir zu ſtillen Töd etlich ſie auff jrer prillen Die Hund auch nach vns ſchnapten häßlich, Vnd biſſen inn jhr Haut ſelbs gräßlich. Inn ſumm, ſie eyn ſolch Mörden hetten, Das ich mich kaum ſamt drit mocht retten. Ir ſechs, die gar plump einhin plumpten, Inn ain Milchhafen ſie eindunckten: Aine ſtelt ſich ſo gar greulich frembd, Das ſie eyn ſtück riß von dem Hembd, Vnd es mit ſamt dem Floch verbrent, Auch drob verbrent ſchier jre Hend, Etlich vergruben ſie inn Schne, Die ich darnach ſah nimmermeh.

826

Wiewol man jagt, was im Schne ftedkt, Der Sommer widerumb auffdedt:

Vnd mußt ich, und der Leutenant,

Auch der Huiauff, vnd eyn Trabant Am Hündlein, welchs [uff auß ond ein, Tieff ſchlieffen in die Woll Hinein,

Auff Das es uns mit gutem fug

Aug diſer Mördergruben trug:

Gleich wie auc der Vliſſes that As jin verjperrt der Säuklops bat

In fein Stall mit den Raisgefärten,

Vorhabens ſie all zu ermörden,

Da ſchmuckten ſie den Schaaffen fich An je Bauch unten liftiglich,

Vnd famen aljo auß dem Lait,

Meil der Knopf die Schaaff oben taft: Alſo thaten wir auch bierinnen Bei den Säuflopifch Flöhfrefjerinnen.

Nun als ich kommen war hinauf,

Da fam mich erft an der recht grauß, Als ich von anfang erit bedacht Was für ſchön Volk wer vmbgebracht,

Dafjelb befümmert mich vil mehr

Als das ich war verwundet jehr, Wiewol ich da befam den ftraich Mit ainer Krudfen in die waich,

Dauon ich noch heut binden muß,

Vnd bracht dauon ain lamen fuß. Sidher hab ich das MWeibergichlecht DVerfluchet wie das Schlangengichlecht

Vnd halt die Däufer, da jind Weiber,

Sur Raubhäufer voll Straffenräuber. Was mainftu nun mein lieber Son

827

Mie dein Mutter hab ab mir gton, Als ich Fam alſo zugericht Vnd hat dazu nichts außgericht,

Fürwar ich mußt beiorgen mich,

Das jte nicht alſo krencket fich,

Das jie vor angit, Die ſie einnam, Ins Krandbett auf der Kindbett kam.

Derbalben Son, ift Dir zu rhaten,

So ftoß dich an deins Vatters fchaden, Ih war auch, wie du Jung gefinnt, Aber bet man mir Dig verfünt,

MWie ih Dir jegund zaiget an,

Kain Roß mich gzogen bet hinan. Wir haben nicht geringe Feind,

Vber all liſt Die Weiber jeind,

Nicht anders traumen fie und Dichten,

Als wie fie yon der Welt vnß richten: Gewig wann fie in gdanden jigen,

Auff ons fie jr gedanden ſpitzen.

Wann fie am Nagel jich vergafften,

Wünſchen fie, das wir all dran hafften. Sie Iernens her von Jugend bald,

Vnd werden darin auch veralt,

Das fie mainen, kain Todtſchlag fein,

Mann fie jchon Leben liſen fain.

Die Eind hans von der Muter erſchmackt Wann fie den belg klopfft fein im tadt, Vnd feren flugs jhr Belslin vmm

Vnd jchlagen auch fein auff der Trumm. Vnd je meh ftattlicher ſie jeind Je minder Leiden fie ons feind,

Mainen es foll in nicht geichehen,

Dieweil fie hergehn auff den zähen,

828

Vnd können das Loch jelgam treben,

Das Maul krümmen, als äfens jchlehen. Darumb laß Dich deins Glücks benügen, Dan böber fliegen thut betriegen.

Du biſt nicht hoher Leut genof,

Zu grojien gbört auch ettmas Groß. Dleib du bei Kundel vnſer Magd,

Da fanftu waiden vnuerjagt:

Dann ſie ift aljo mächtig faul,

Ih glaub, wann auff fie trädt ain Gaul, Sie wendet jich nicht vmb ain ber, Mie der, dems Waſſer troff inns Or.

So ift ſie auch fein ſchmutzig fett,

Das allzeit jhr anflebt das beth,

Dan Fan ſie ſchon nicht drinnen fein, Sp ginet fte doch ftäts darein.

Bei deren kanſt ain biſſen finden

Du wollt dafornen oder binden, Nächſtmals ſie bei dem Herd entichlieff, Die ſupp all in die äfchen lieff,

Das mit dem Gfäs fie darein faß,

Vnd jchlug die Flamm jhr gar zur Naf: Sp brann jr auch die Jupp am Loch, Noch wolt fie nicht erwachen doch,

Biß dKatz den Braten nam vom fpif.

Wie mainft, das ich fie damals biß? Am Leib macht ich jr fo viel Fleden, Als ſäs fie inn den Neſſelhecken.

Die jr darnach die Sram im Haus

Mit Dfengabeln fein rib auf:

Drum wilt du liber ficher leben AS inn ftäten vnruen ſchweben, So bleib bei dem beſcherten As,

829

Vnd dich nichts fremds verledern las: Ber ſchlechtem ift man ficher baß, Weil nieman aim vergonnet das:

Mutwillig macht die fchlecfbafft ſpeis,

Das man mit ejeln geht auffs eis.

M ud.

Fürwar, mein Bruder Räsimgfäs, Der kalte Rhat war gar nicht böß

Den dir dein alter Kachelbrut

Gab, folgen wer gemwejen gut.

Dann haft nicht ghört von der Stattmauß, Mie ſie fpagiert ins feld hinauf,

Da ſie zu gaft die Fäldmaus lud,

Zu nemmen mit dem Feld für gut: Rüſt darauff zu, trug fürber dar Was im äuferften Windel war,

Mas fie den Winter bet gefpart,

Das ſchier lär die Speisfammer ward, Damit fie nur der Zarten zucht An gniegen thät mit jchönfter frucht.

Aber was man vorfeßet jmmer

Den Stattjundher vom Framenzimmer, Darab rimpfft er nur ftirn und Naß, Sagt, wie nur Bawrenwerck wer daß,

Er aber bett drinn in der flatt

An andern luft, desgleich nicht hatt Der Feldmäuß König mit ſeim Hauff, Bei jm ſei ſchleckhafft ſpeiß vollauff.

Sein ſpeiß ſei gſotten vnd gebraten,

Hab fleyſch vnd brot, vnd Käß zum Fladen, Solches zu erfaren, wie ſie meld, Führt ſie die Feldmaus auß dem Feld,

830

Vnd kommen in der Stattmaus Kauf, Da wolten leben ſie im fauß, Die Stattmauß bei der ſchwär aufftrug, Vnd fragt allweil: Haft noch nicht gnug? Inndes, weil fie jich da vergeflen, Vnd ennander tapffer zuefien So bören fte den ſchlüſſel träben Im ſchloß, end jemand zu in nähen, Die Stattmaus auff, end fleucht dauon, Die Feldmauß mwolt auch nicht beiten, Vnd font Doch fehwerlich auf der afar, Weil fach vnd ort jr vngwont war. Als nun der Sauffnecht war hinweg Gieng die Stattmaus weider zu jrm ſchleck, Vnd rufft der Feldmaus auch zu Tiich, Sie wolten Zehen nun auffs friſch: Aber fte wolt lang trawen nit, Doch wagt fies endlich auff die Bitt. Als nun die Stattmaus fie bieh zechen, Vnd wolt trinden, fich zu erfrechen, Fragt fie die Statmauf, ob ſie offt Solch gfar beſtehn müßt vnuerbhofft. Sie antwort, Es wer jhr gmain brot, Man müß nicht achten ain gmain Not: Wie? ſagt die Feldmauß, iſt dirs gmain? So achteſt du dein leben klain. Wer ſich mutwillig ſteckt inn Not Der iſt ſelbs ſchuldig an ſeim Tod. Mir nit des ſchleckens, welchs pringt ſchrecken, Schrecken würd kainen faiſter ſtrecken, Dein ſpeiß mit Zucker iſt beſprengt Aber mit gfar auch ſehr vermengt, Was der Honig daran verſüßt,

831

Daſſelb die far wider vermüft: Mir aber will die ſpeiß nicht afalfen, Wa fchon verbonigt ift die Gallen. Ich will Tieber mit ficherhait Mein jparfamfait ond dörfftigfait Als deinen vberflug ond ſchlecken Mit jolcher angft, forg, flucht und ſchrecken. Eich, lieber Gſell, diß ſolteſt du Auch han betracht, fo hetſt nun 'rub, Solit fein. bei Deiner Kundel bliben, Dich nicht an Föftlich Leut han griben.

Floh.

Ja Gſell, du haft jetz gut zu rhaten

Nachdem vergangen ift der fchaden,

Mas thut aber die Jugend nit?

Es gluft ſie, was man jr verbit, Sie dendt nicht weiter als fie ſicht, Vnd was fie ficht, darnach fie richt:

Gleichwol war ich auch nicht fo dumm,

Sch folgt ain weil den Batter frumm, Behulff mit faulen Weibern mich,

Aber es mwolt nicht reumen fich Träg Blut in ‚ainen frifchen Leib, Vnd zu giunden ain fauler Keyb,

Sch befam nur davon die Scheyk,

Dann mwürfung ift gleich wie die Speiß. Zu dem fo folt du diß auch willen Der Kundel bain warn ftäts beſchiſſeꝛ en

Man het mit ainer Hellenpart

Darein gehawen kaine Schart,

So was ſo ſchmutzig auch jhr Leib

Das ich wie im Leym bangen bleib.

832

Vnd wann ich ſchon abwächßlen wolt, Tauſcht ich Faum Meſſin für ſchlecht Gold, Nämlich ain achgigjärig Weib Der fo einjchmorrt die Haut am Leib, Das wann ſie den Leib zſammen 305 Sie gleich Damit zerfniticht ain Floh, Mit ainer Art bet kainer nit Ir geben können ainen jchnit. Mar dazu Roſtig Rogig auch, Huftet als ſteck fte ftats im Rauch, Spest vmb ich, und warff jchnuder auf, Das kainer ficher war im Kauf, MWurff auch meim DVettern ſchwenck und rend Mit rog aın bain engwan am glend. Derbalben font ich mir nicht mafen, Sch muft ainmal ftellen nach Haſen: Derwegen laurt ich allezeit Auff die Jungfraw, vor angebeit, Vnd als ich Hat erfaren woll, Das fie gladen zu gaft gehn fol, Da Fam ich zu meim DBatter giprungen, Sprach, Vatter, nun ift vns gelungen, Ich Hab geſpäht das Wiltpret auß, Nun gang geichwind, nun dir nit grauß, Beſeh die Edel Creatur Depgleichen nicht ſchuff Die Natur, Du fagft mir mol von grofjer gfar, Melche ſei bey Eöftliher wahr, Aber wie fan ain ſolch milt bild Sein alſo vngeſchlacht und wild, Das fte ihr zarte raine Händ Im Plut verunrainet ond fchänd, Sie hat ain zartes Küchlinmündlin:

833

Ich glaub fie erzörm nicht ain Findlin: Ich wais fie würd all vnſer pfegen Für eitel Küselftichlein ſchätzen.

Dann ſie würd wol gemonet fein

Irs bulen pfeg inn diſen hinein.

Mie? folt man dann auch finden Faine, Die es mit ons barmhergig gmaine? Vnd wa dan ift zu finden aine Sp ift ed gwiß die, fo ich maine.

M ud.

Mas jagt hierauff dein Vatter dann, Wolt er es fo gejcheben lahn?

Ion.

Main, er wahr jchwerlich zu beferen

Wolt von Weibsmiltigfait nicht hören, Sagt, das under dem milten jchein Dfft ſteckt ein hawend wildes fchmein.

Vnd legt Dabei ain gſchicht mir auf

Bon ainer alt vnd Jungen Mauß,

Die Jung, als fie wurd etmas groß Das enge Näftlin fte vertroß,

Vnd wer lieber ſpatzmauſen gangen,

Die Mutter jorgt es würd gefangen, Vnd hielt jhr ſöhnlin ftäts zu hauß, Noch wolt das Söhnlin ftäts hinauf:

Vnd lag der Muter jo lang an,

Biß fie ſprach, Söhnlin, Nun, mwolan, Meil e8 dann fan nicht anders fein, So folg doch ieg den lehren mein,

Wann du berfürfomft inn das hauß

So lauff nicht flugs den Plan hinauf,

x. 99

834

Nicht ſetz dich mitten auff den platz, Auff das dich nicht erhaſch die Katz, Nicht lauff fern von dem Vatterland Vnd halt dich hart nah an der Wand, Damit dem Murnar mögſt entwiſchen Wann er vieleicht wolt nach dir fiſchen, Das Maußlin liff, guckt gleich hinauß, Da ſaß ain Weis Katz dort im Hauß, Vnd mutzt ſich mit den pfoten glantz, Wie ein Jungfräwlin zu aim dantz. Das Mäußlin kondt ſie nicht gnug bſehen, Die Katz aber thät auff ſie ſpehen: Inndes floh der Haußhan herfür Mit groſſem ſchall auff die Haußthür, Drab das Mäußlin erſchrack alſo, Das es liff hinderſich alldo Vnd fül der Mutter in den ſchoß, Sie ſprach, Son wie biſt ſo krafftloß? Was iſt dir alſo bald geſchehen, Es ſprach, ich hab ain Thier geſehen Das iſt gar grauſam vngehewr Es hat zipffel ſo rot als Fewr Auff feinem Kopff vnd onten dran, Vnd ſchrey laut Guckenguckenhan, Das Thier erſchröckt mich, das mir noch Daß Hertz klopfft, wie Holtzwürm im Bloch. Da ſprach die Muter, ſag mir her Haſtu auch was geſehen mehr? Ja ſprach es, ich ſah auch dort ſitzen Ain ſaubers Weiblin thet ſich mutzen, Vnd hat ain weiſſes Beltzlin an, Ich het wol mögen zu jhm gahn. Ach, ſprach die Muter, lieber Sohn,

835.

Da hetſt du wie aim Kind gethon, Mit ſchew Das Thier, welchs alſo jchreit, Daſſelb trägt gegen uns kain Nepd,

Das Weiblin in dem Belglin weiß,

Das alſo laurt, ond tritt jo leiß, Dafjelb der rechte Murnar iſt,

Vor dem hüt Dich, er ift voll liſt,

Alfo jagt er, Das ich mich hüte

Por jeheinender angmajter güte:

Bor ftillen Waflern, die grund frefien, Vnd vor den jchbön gefärbten eſſen.

Man hüt fich leicht vor den die bochen,

Aber nicht den, die lang Neyd Fochen. Mann fich der böß am frömbiten ftelt Alt: er der ärgft Bub in der Welt:

Darumb rbat er, ich folt nicht trauen

Den Jungfrawen, die fo ſüß fchauen, Im Kram hats vil gemalte Laden,

Die Doch mit gifft offt jind beladen.

M ud.

Fürwar das waren gute leren, Hetft du dich daran wollen febren, Aber ich den, das Dir auch war Wie allen Jungen Leuten zwar, Melche fürmigig find vnd frech, Und wagens ob es ſchon auch prech— aloh.

Ja, laider, ich war nur zu frech, Vnd gab nichts auff diß gut gefprech, Sonder thet vnauffhörlich betten Den Alten, mit mir anzutretten,.

836

Das that er zulegt, mir zum beiten,

Mich mit ſeim Nhat allzeit zu tröften, Als wir an dafielb ort nun kamen, Da wir die ſchön Jungfram vernamen,

Da iprach er, . Son, du biſt fein Ged

Dein augen jind Dir ‚nicht mit fped Eingfegt, du kennſt wol zarte Leib Diß it ain aufbund vor aim Weib,

So alt bin ich nicht Difer ftunden

Mich frewet, folt ich fie vermunden. Aber die gfar iſt vil zu groß Das weger ift, man vnterlof.

Ab, mein Vatter, fprach ich zur fund,

Mein ber& ift gegen jr gar wund, Mann ich fie jegund nur anblid Sp geb ich jhren gern ain zwi.

Dann ſie ift Iinder dann eyn fchmals,

Ich wag vmb fie £opff, bart, und Sal, Miltu mir nicht bebülfflich fein,

Will ich mich wagen felbs hinein.

Als er mich reden bört Dermajien,

Wolt er mich auch alleyn nicht laſſen, Sonder es wagen jampt der Muter, Mie es auch gieng ob diem Luder,

Damit fie mir bebülfflich ſeien,

Dann es ſie jmmer würd gereuen Sprachen jie, wann man mich verlöre, Dieweil das enngig Find ich were,

Vnd auß zweimal jibenmal jtben

Alleyn noch were vberbliben.

Hierauff gab der Vater den Rhat Das man noch meh freund biezu lad, Den Fechtimbuſch, vnd Ruckhinan,

837

Den Knillenjcheu, und Wetzdenzan, Vnd andre, die uns Vetter bieffen, Dann freund was guts alleyn nicht gniffen. Auch jagt er ferner, dieweil dann Die Jungfraw joll zur Hochzeit gahn, Sp hab man acht, wann ſie fomt wider Auß der Kirch ond zu Tiſch ſitzt nider, Vnd jchmollt und prangt, gang vnuermwent, Vnnd faum bewegt augen vnd Händ, Da fall man an in vollem lauff, Aber wann man ſtaht wider auff Da mag ehn jeder ſich mol packen, Dann aledann wirds gehn an eyn zwaden. Mir folgten diſem guten Rhat, Jeder tapffer den ſturm antrat, Fürnemlich aber war ich jchnell Ihren zu gerben das zart fell Es moct keyn ylag am Leib nicht fein, Da ich nicht jchlug mein baden ein, Da bracht ich ein mein langes warten Vnd baut jhr warlich tapffer jcharten: Noch war jo groß die zucht und ſcham, Das fie ſich vmb feyn Haar annam, Als ob jhr etwas Laids geichech, Wann e8 gab etwan eyn geſpräch, Oder das man jr leget für, Griff fie darnach mit ſchöner zier, Vnd rucket dann eyn wenig mit, Doch das mans fonte jpüren nit, Damit fie mir die ſpeiß abbrech, Ich aber fuhr fort im geftech, Mann fie fich bat zur Rhu begeben, Vnd hat fürwar eyn köſtlichs leben.

838

SH ward dabei jo giund und friſch

Als in keym Waſſer it fein fiſch. Da man aber vom Tiſch auffitund Mein Vater mich zu warnen begunt

(Ab warumb folgt ich nicht der frift,

So gahts, wann man vngehorſam iſt) Er ſprach, ich ſolt eyn gnügen halten, Alls glück eyn weil, ſprechen die Alten,

Wann man hie mitten iſt inn fräuden,

So thut ſie gmeynlich eym erlaiden: Ich aber wolt nicht von dem Ort,

Vnd gab dem Vater hönswort:

Sprach, Es wiſſens nicht alls die Alten,

Jung Leut die Junge Welt erhalten, Nun geht die Jungfraw erſt zum dantz Da mög gerhaten auch ain ſchantz.

Die Eltern folgeten mir Jungen,

Vnd bliben ſtecken halb gezwungen, Dann die Lieb iſt ain ſolcher Notzwang Die aim offt thut biß zum Tod trang.

Nun laider hör, was da geſchach,

Als man ſtund prangen im gemach, Gab ich jhr manchen guten ſtich Das ſie darab recht rümpffet ſich,

Vnd zuletzt alſo ward erzürnt,

Als ob ſie gäntzlich wer erkürnt Sties flugs die finger in die Nas, Welchs dann der rechte boſſen was,

Vnd macht jhr ſelbs zu ſchwaiſen die,

Sprach eilend, Ach was gſchicht mir hie, Erlaubet mir, ich muß hingon Ain wenig biß mirs Blut thut ſton,

Alsdann will ich bald widerkeren,

839

Man lies fie gehn mit grofien ehren. Sobald fie nur fam für die Thür,

Luff fie mit wunderſchneller gir

Ir fammer zu, als ob es Brandt,

Ich jap noch oben im gewand, Maindt nicht daß ſie uns bürften jolt, Sunder das fie nur brünglen wolt,

Darum ‚mein Eltern ain flains jchlieffen,

Aug miede von dem gehn end fchlieffen. Sobald fie aber fam zum Bett,

Lößt ſie ſich auff ſchnell auff der ftätt, - DBnd macht jr weite vmbzutaften,

Vnd laurt gang fleiffig wa wir raten, Griff darauff in aim augenblid (D du betrogen böſes Glüf)

Mein Battern mir gleich an der jest,

Ah jamer, ach der böfen zeit,

Ih fan nicht wiſſen wie mir war, Jh war verjrt vor angiten gar,

Inſonderhait da ich mußt jeben,

Meim DBatter feinen Halß vmbtreben. Hey mwarumb bin ich nicht auch lieben Auf der Walftatt ben meinen bliben.

Noch bet ich gern geruffen jehr

Der Mutter das ſie jorgjam wer, Aber eh ich den Mund auffthat,

Die loß Flöhmauſerin jte bat, Rib fie, und warff fte an die Wand, Zertrat jie mit dem Fuß zur hand.

D liebe Eltern, die auf lieb

Zu mir, ombfamen, ond mein Fieb, Ach ſolt jo ſchlechtlich jhr vmbkommen

Die jo auß mancher Schlacht find kommen.

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Ach, wie fan ich genug mich Flagen,

Ich muß nun wie ain Way verzagen. Ey dag die loß Flöhſtürmerin Ir lebtag kainen Bulen gminn.

Aber was nutzet mich daß klagen,

Ich muß von meinem fall dir ſagen. Nachdem mein Eltern alſo ging, War ich verſtörtzt gar ob dem ding

Vnd wußt ſchir vmb mich ſelber nit,

Stund ſtockſtill, vnd ging nit ain tritt, Indem jo greifft die Flöhonruw Nach mir mit baiden Händen zu

Walgert und blogt mich heplich Ding,

Das auch der Wuſt wueſt von mir gieng, Vnd richt mich aljo jchandtlich zu Gleich wie mich bie magft jehen du,

Doch weil fie allzu girig wahr

Auff meiner Better andre ſchar Wolt fie die Händ flugs mechijeln ab, Inndes befam ich Lufft darab

Vnd walgert allgemach zu thal

Das zwiſchen die Bain ich jhr fall. Da binn ich krochen auff all vieren Biß ich mich mocht darauf verlieren,

ie aber mein freunden jet gangen,

Hab ich erft zeitung heut empfangen, Das als fie an die Wand hinjprungen, Sie ettlich hab zu tod getrungen,

Vnd fürnämlich ain grewlich ſtück

Begangen an dem Hupff vnd jchlüd, Gleich wie du vor auch ſagteſt mir Das klaine finder auch thun Dir

Nämlich in an ein Nadel gitedt

841

Vnd darnach zu aim Kiecht gelegt:

Iſt das nicht ain fchandtliche that

Vom Menjchen, der vernunfft doch bat? Ja von aim Weib, welchs milt tolt jein, Vnd ſchewen ab Plut ond der pein.

Aber ich halt dich auff zu lang,

Mein Bruder, und tbu Dir erit trang,

Dieweil jhr Mucken nicht lang bleiben

An aim ort, wie wird auch fait treiben: Sedoch, weil du es haft begert Hab ich es Dir auch nun erklärt:

Sintemal ainem jein Not Elagen,

Haißt halber jich der Not entichlagen. Noch wiewol ich meh bett zu Elagen Vber der Weiber plagen jagen,

Vnd fürnämlih mein Eltern frumm,

Vnd doch, wann ich dran denf, werd jtumm, Sp will ich es jetzund einitellen Vnd es dem Jupiter befelen.

Mu ed.

Zwar Bruder, ich hab mwoll vernommen

Inn was für Leiden du biſt Fonımen, Vnd ift mir berglich für Dich laid Mie auch für deine Eltern baid,

Aber das ich dich nicht beflag,

Wie Alte Weiber band ain Tag, Mann ainer bricht ain Bain entzmwai Sei Glück das er nicht gar Tod fei:

Eo jag ich, das dein unfall zwar

Woll ift zu Elagen, und dein gfar. Dann wie mögen die Menichen doch Sein jo vergönftig, neidig noch,

842

Das fie auch folle diß verdriefien Wann man jbrö vberfluß will gnieffen?

Wie ſtünd es vmb das Menjchlich leben Manns Möhr von jhm fain waſſer gebe? Mas nimpts, wann Menſchen euch lan ſchöpffen

Das Blut, welchs fie herauf ſonſt jchrepffen ? Sedoch weil diß nicht tröften haißt, Mann man den vonfall erit hoch jpreißt. So muft du denden daß dus auch, Billeicht haft vbermacht zu rauch,

Vnd billich Die ftraff baft befommen Damit du nicht möcht gar vmbfommen, Dann ain verbrennt find jcheucht das Fewr,

Kompt aljo Fewr jm auch zu ſtewr. Dann alſo ift uns auch gegangen Da wis Mucken hant angefangen,

Den Leuthen auff die Naß zu jigen

Da haben ſie Die Nap zu frhügen Die Muckenwädel gfüret ein:

Sch wolt es müft ohn wadel fein

Ain jeder Muckenwädelmacher

Dann es find rechte Hagelbacher.

Alſo glaub ich, das jbr auch molten Das die Flöhfallmacher fein folten. Aber böß münichen macht fain fchrund, Aber böß thun, das macht ain wund.

Drumb jind dein Eltern ſchon geftorben,

Iſt jr geichlecht doch nicht verdorben, Eintemal e8 in dir auffgabt, Vnd bawſt was in jnen abgabt:

Wer aber hinter jm verlot

An Rächer, der ift nicht gar Tod. Haben die Römer ſchon gejehlagen

843

Hanibald Vatter in fein tagen,

Iſt doch der Hannibal fürfrochen Der bat den DBatter wider grochen.

Allweil ain Floh noch krichen fan,

Vnd ain Weibsbild zart flaifch wirdt han, So lang wirdt bleiben auch ain ftreit Zwiſchen band thaylen nur auß neyd.

Sp biſt auch nicht derſelb allain

Der von den Menichen leider pein,

Es find Doch ſchier fain Greaturen Die jren mutmwill nicht erfuren,

Beſeh man nur des Haſen flag

Vnd was die Nuß beim Naſo fag: Drumb ſeufftzen ſie auch ſtäts auff erden, Das ſie möchten erledigt werden.

Es würd ſich ainmal ändern müſſen

Oder man würd nicht gehn auff füſſen, Es würd ainmal ſich alls verkeren Wann das wüſt kochen würd auffhören,

Vnd all Leut vnter ſich ains werden,

Ain müntz vnd glaub würd fein auff Erden. Alsdann werden die Frawenbilder Auch werden gegen Flöben milter.

Ich glaub, der frid mer auch gmacht eh

Wann Weiber trügen fain Belg meh, Dan jr Flöh mainen, euch gebür Das inn den Belgen ſtecken jhr,

Diemeil der erft Floch, wie man melbt,

Mard drein geboren auff die Welt. Hinwider die Beltzpuppen mainen Cie dörffen inn dem Bel gar fainen,

Der jren Belg mit in hab gmain:

Kommen aljo nie vberain:

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Darauf dann würd ain Belgenftreit Der jo vil Flöbhblut Eoftet heut. Molan, dem fer nun, wie man wöll,

Kain vrtbail ich Darüber fell,

Sonder beuehls den Jupiter

Mie dann auch jelbs ift dein beger: Der wird wol deine Vnſchuld rechen Vnd der Flöhfagen: vnbill brechen.

SIoh.

Ja Supiter, du rech und prech,

Vnd ftraffe Die Flöhpeinigerin frech, Störg vmb das fegfeur aller Flöh, Leid kaine Belsklopfferin meh,

Tod die Flöhſtörck vnd die Flöhzazen

Die ons ohn vnterlaß ſtäts fagen, Da wir doch wie Haufchreefen nicht Verderben auff dem Land die frücht,

Koch inn die MWeingart fallen ein

Mie Staren, fo fchaden den Wein: Ohn das wir onſern durft was lejchen Es ſei auß täfchen oder flejchen:

Mit dieſem muß ich fein ernebrt

Meil ich Fain ander bandwerd lehrt: Noch verdrüß die Flöbftiberin Mann ich nur an aim bärlin fpinn.

Wie feit je Meiber auch jo zart

Das vnſer fügeln euch dundt hart? Wir find doch bichlagen Efel nit,

Vnd hant wie Schaaff feyn harten trit, Ir jolten ſchämen euch zu fagen Das eyn solch kleyn Thier euch ſoll plagen,

3a euch dazu inn harnijch bringen

845

Als ob jr wolten Teuffel zwingen. Wie fompts, das jr den Nuß verdecken Wann wir die jchlaffend Magd auffwecken, Beier als inn dem Hauß keyn San, Aber der Neid Fan nichts veritan D Jupiter, groß ift dein ſinn, Das diſe Flöhverfolgerin Nicht zu Friegsleuten haft gemacht, Sie ziehen ſonſt mit aller macht Inns feld wider die armen Flöh, Vnd thäten im mit jchieffen meh. Man fönt in nicht gnug büchſſen machen Noch pfeil vnd flitichen zu den fachen. Vnd da folchs jnen fälen thut Sind ſie jogar von tollem Mut, Das jie offt Gott anrüffen Dörffen, Vm ain Flöhlin, welchs jie thut fchärffen: Wie der, da im ain Floh entran Rufft den ſtarcken Herculem an, Das, weil er all Scheuſall und wunder Mit ſeinem kolben ſchlüg herunder, Er im auch ſoll hie beiſtand thun Inn ains Floh vberwindung nun. Sogar hat ſie der Neid beſchiſſen Das ſie zu betten nicht recht wiſſen: Sie werden bald omb hilff auch bitten Die Riien, jo den Simmel bftritten. Aber du grechter Jupiter _ Der das gering achjt wie das ſchwer, Du wirft ortailn nach Orechtigfait, Vnd ftraffen nach deine Mächtigfait. Das thu ich nun, fampt allen Flöhen Inn aller andacht dich ſehr flehen.

846

Mu

Alſo mein Bruder thuſt im recht: Das du es Joui befilhſt jchlecht, Der würd dein bitt gwiß nicht verſchmehen, Weil er Faim vnrecht laßt gefchehen: Dem will ich auch befelen mich Mas mir gefchicht unbilliglich: Aber wir habens lang gemacht, Es fällt jegunder ein Die Nacht. Derbalben wilt du bei mir bleiben Will ich dir bie ain berberg bichreiben..

8 loh. Ja, Wann mir wüßft ain ficher gmach, Du aber wonft gern vnterm tach, Darunder mir alls vbel gichab, Darum ich nicht gern zubin nah. Het ich die nacht nur berberg bie Sp wolt ich morgen. auff fein früh, Vnd raifen auff Sant Bulican, Dein wunden da zu rabten lan.

Mu d. Jh will dir ain gut berberg fagen, Da du Dich ficher magft betragen, Drinnen im hauß ain hündlin ift Das jchlafft jegund zu diſer frift, Dem fig zwiſchen das halßband bnein, Da mwürftu gwis gar- ficher fein: Dann es biß morgen nicht erwacht, Da bat man deinen gar fain adıt.

Floh. Ich danck dir für dein guten Raht,

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Dem will ich folgen mit der that. Hiemit wünſch ich dir ain gut zeit, Daß dir nicht ſchad der Spinnen Neyd.

Mu de. *

Hinwider wünſch ich gſundhait dir

Daß dich das Weibergſchlecht nicht rhür, Vnd das all die Flöhralgerin Bekommen ainen andern finn,

Vnd nicht nachfchlagen meiner fpinnen,

Das man nicht ſag villeicht von jnen, Sie ſeyen gifftig wie die Spinnen, Welchs zwar brächt ain groß nachthail jhnen.

Hiemit, mein Bruder, ain gut nacht

Das Dich der Dund heut mol verwacht.

Nothwendige verantwortung der Weiber

auf die onbändige Flag des Flöhbürftlins, ſambt

deirelbigen außfürlichen vnd rechtgebürlichem ver-

trag vnd vrthail, geitellet auß volgegebner macht

deß Jupiters, durch den Flöheangler, vnd Ober:

ften Flöhartzt, vnd zu troft der Srawenweiß, vnd zu trog dem Flöhgeſchmaiß.

Bob Laus, jhr Flöh, Flicht all von Hinnen,

An Weibern werd jhr nichts gewinnen, Ihr ſecht am Hab bie, der fie treiben, Das fie noch ewre Erkfeind bleiben,

Derhalben könt jhr hupfen, Tpringen,

So möcht jhr euch von dannen ſchwingen.

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Das mil ich euch jbr ſchwartze Knaben Mit groſſem ernſt gerabten haben. Maint jbr, die Weiber lahn fich reuten Von euch die es vom Man faum leiden ? Miewol ich erft hab Dieje tag Vernommen euer grofie Klag Die jbr zu Jupiter dan thaten Vom Weibervold, jo euch ſehr fchaden. Aber jbr faliche Floh Fomt ber Ich wil euch fein der Jupiter, Und das recht von feintwegen Tprechen, Auch ober euch den ſtab nun brechen. Dan ich bin der Flöhfangler worden, Der euch fol dringen inn ein Orden, Der Weiber Art, Notarius, Ir Fürfprech, Serretarius. Mit Tonnerwurg vnd Rinderfchmalg Hab ich midy jchon geipidt, geſaltzt, Das jbr mir Doch nicht Schaden mögen, Wann jbr euch all wider mich legen: Wan jhr ſchon ſchöne Fechtiprüng thut, Bringt euch das ſpringen doch kein blut: Hupft her, jhr werd mich nimmer temmen Wan jhr die Läus zu hilf auch nemmen: Dan mein hembd iſt beſtrichen leis, Mit Saffran auff die Schotiſch weis. Vnd wiewol.ich befüget wer Aus voller macht vom Jupiter Das ich euch gleich ſpräch den Sententz, Doch das ich dis Gricht recht ergentz, Und feben möcht wie vnbetrogen Wir ewer fachen hant erwogen: Dit jampt der Weiber bejchwerden,

549

Die wir von jhnen täglich hörten, Sp will ich oberweiſen euch Eh ich euch ſchröck mit vrtheyl gleich. Wolher, jo will ich diſputiren Euch in Die Schul ain wenig führen. Mas ift dann ewer groffe Flag? Iſt das nicht ewer aygne fag? Das euch dahin der muthwill bring, Das man euch alſo töd und tring? Indem jr nicht benügt an geringem Wollt allzeit nach vil höherm ringen? Tracht auß dem ſtaub gleich auff den hund, Dom Hund gleich auff das Weib zur fund? Molt von der Vihmagd auff die Tram? Die euch dann juchet gleich genam, Weil jie mehr meil hat, dann die Magd Daß fie euch auß den Klaydern jagt? Berführt euch alſo ftolg vnd ſchleck, Das man euch alſo Blöck ond ſtöck: Wann jhr bey ewern Hunden bliben Würden jr nicht ſo vmbgetriben: Doch die Schoßhündlin man nicht maint, Dann ſie den Weibern ſind gefreund, Alſo das ſie die Flöhen müſen, Dann wann ſie euch flöh daran liſen, Würden ſie euch bald von jn erben, Inen zu aygenem verderben, Dieweil jr ſogar erblich ſeyt Gleich wie die Peſtilentziſch zeit, Vnd ſtoßt euch willig dar für erben, Da man doch nach euch nicht thut werben. Ir wolt nur allzeit hoch ans Pret, Gleich von der Erden auff das Bett, 54

x

850

Vnd ift euch gleich wie jener Spinnen,

Die auch zu hof mwolt groß beginnen, Spannt im Pallaft jr Neglin auf, Da fam ain Ketichjungfram herauß,

Die zerftört jrn das Funftlich Gſpunſt

Mit ainem Befam gar on kunſt:

Alfo wolt jr bey Weibern ſtecken Inn Belgen, Hembdern ond in Nöden,

Darauf ſie euch Doch mannlich jchreden

Gleichwie Die Hafen auß den heden. Dann jte feind euch zu hoch vnd werd, Daß jr fie nur zu rürn begert:

Es ift kain gleichnuß zwiſchen euch,

Ir find gar ſchwarz, und fie find blaich. Ir echt wie Helliich Teuffelsfluppen, Vnd fie jehen wie himmliſch puppen,

Noch fteckt jhr bey jhn frü und fpat,

Sp jie doch ewer hant fein gnad.

Sie hant euch lang Frig angejagt, Auch ewer vorfarn all geplagt,

Noch werd jr nicht auf ſchaden weiß,

Sonder bleibt jn zu trog mit fleiß,

So tbun fie euch nicht unrecht zwar, Das fie euch fo verfolgen gar,

Vnd machen jes ſtutz wider troß,

Das euch der Bauch vor ftolg nicht ſtrotz: Ir wolt fie jollen euch bejchirmen, Aber jr wolt die Schirmer ſtürmen.

Mas? wolt jr haben Die zu freund

Die jhr ftäts ftecht vnd pfegt wie feind? Das wild, welches die herren hägen, Setzt jich feim herren nicht entgegen:

Ir aber wolt, man joll euch bägen,

551

Vnd jegt.den hägern euch entgegen. Sie haben ewer Faine ebr,

Drum wollen jte euch nimmermehr,

Sie müfjen ſich je ewer ſchämen

Ma te zu rechten leuten fämen,

Das fie liffen wie bund vol flöb, Dan auß und ein euch fteigen ſeh,

Jener Kailer viel golds aim gab,

Der im ain Laus bet gnommen ab, Dann darauf, fagt er, kenn er frei, Das er ain Menjch wie andre ſei:

Aber Da auch ain andrer wolt

Dit flöhen gwinnen jo viel gold,

Vnd im ain floh abgnommen bet, Da ſtellt er in gar hart zu red,

Ob er in für ain hund anſeh

Das er lauff wie ain hund voll flöh. Sp dis ain Mannsyerfon nicht leid, Der doch nicht acht der zierlichfait:

Wie vil minder ift es zu leiden

Den Weibern, jo rain find wie Kreiden. Darumb jo müſſen ſie ſich wehren Das jhr ſie nicht inn hund verferen.

Ia, jagt jr ſchwartz ſtaubbürtig Nifen,

Ein MWeibsbild ſoll nicht Blur vergieften, Dann e8 ift wider jre art Die gmainlich ift barmhertzig zart.

Ey ja man folt euch Dazu onen,

Vnd ewer weiſſen baut dran jchonen ? Man ſolt die hand inn buſem ſtecken Wann ir durch Mordſtich aine ſchrecken?

Was? ſoll man nicht ain Mörder richten,

Vnd ieden Freoler mit recht züchten,

852

Vnd den, Der auch ain wenig fchad, Abber doch gern meh ſchadens that, Auch ftraffen für fein wenig ſchaden, Damit ſchaden nicht wachs auß gnaden ? Wüßt jhr nicht was Eſopus ſchreibt Von ainer die ain floh zerreibt Vnd er bat das ſie in erlöß, Dieweil er nicht könn thun vil böß: Da ſie ſprach, drum muſt ſterben du, Das ſich nicht zimpt, das man böß thu Ainen, obn vrſach vil noch wenig, Dann böſe find allzeit argwönig. Vnd wer wolt euch was gut zutramwen Sp aim ab ewerm gficht jolt gramen? Das gſicht zaiget nichts redlichs an, Sonder Mörder, wie ir jeit dann. Derhalben wird euch nichts bejchönen Das euch die Weiber ie verfünen, Allweil jbr fie verlegen wolt Vnd doch jagen, jr ſeit in hold.

Wie glaubt ich aim, der mich wolt hailen Vnd mich verwund zu allen thailen? Was ſoll man dem Wolff lan das Schaff

Vnd ſolt empfangen drum kain ſtraff? Was wer auff Erden für ein leben? Wa würd die Grechtigkait da ſchweben?

Wann iedes frevel vnd argliſt

Gedult würd, ond nicht bald vertüſt: Wann mutwill, raub vnd freche macht Mind für ain Billichkait geacht?

Da würd Dis lied billich gefungen

Die Billichait hats Schaff verſchlungen? Aber du ſchnöde Creatur

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Du würft nicht beſſern Die Natur, Melche uns bat von Find auff glehrt Das man jich wider Vnbill wehrt. Mas thäten wir fonft mit den Händen Mann wir zu Leibſchutz ſie nicht wenden? Mas thät Die hurnauß mit dem angel, Wann er jhr Schirms halb wer ain mangel? Es ift kain würmlein nicht jo Elain, Es krümpt jich, wirfft man drauf ain ftain, Der bund erleid nicht ewer ftich Er ſchnappet nach euch beifiglich, Vnd Weiber, die zart flaifches jein Solten erleiden ewer pein, Vnd durch jo ſchlimm verächtlih Thier Gehönd vnd gitupfft fein für vnd für: D Hain, nur auff die hauben griffen Biß jhr euch auf dem Land verichlieffen: Weiber find drumb kain Mörderin Mann fte fchon richten Mörder bin. Sonft müßt auch der Bapſt Julius (Dans £lain groß gleichnus gröfen muß) Ain bur fein, weil er huren pfend, Mas wer das für ain Argument? « Der mwürdt nicht Blutdurftig geſprochen Der Vnſchuldig blut bat gerochen, Dann mann foll das böß ondertrucken, Damit das gut mög fürher ruden, Das böß man von der erden thu Auf das inn Abu Das gut nemm zu: Solt mann die häufer darum haifen Wolffshölen, weil fie euch drauf jchaiffen, Sp biefen die ſtätt Mördersgruben Teil fie auftreiben Mörbersbuben:

354

ber jhr mueßt es vmher ehren, Mann fte litten euch Kammerbären,

Euch Weiberwölff, jo hieß das hauß

Gin Raubhauß, weil jhr drinnen maußt: Vnd wann die ſtätt böß Buben dulden, Können ſie ſolchen Nam verſchulden.

Darumb iſt nichts alls ewer ſchänden,

Die ſchand muß ſich auff euch doch enden. Was? folten wir, aller gſchöpff zier,

Nicht meb macht haben weder jhr?

Vnd jbr Blutzäpffer nempt die macht

Das jr biß auff das Blut ons jihlacht? Wir aber folten folchs nicht dörffen,

Da uns Gott alls thät unterwerffen?

D du ſchandthier, folft Dich vergleichen

Zun meibern, das fie dir ſolln meichen? Inn dem, das vnuerſchambt jagit ber,

Es wer gut das Fain meib nicht mehr

Von megen euer Flöhgefchlecht,

Die te ftraffen mit allem Recht.

Vnd maift nicht, das wann jte nicht weren, MWirdit dich nicht halb ſowol ernehren:

Dann wa woltit finden jo zart blut?

Welchs dir für Maluajter wol thut? Nun, laßt fein, Daß ſie gar nicht mweren. Gleichwie dich alßdann Fönft ernehren,

Alfo nehr dich nun, da ſie jeind,

Weil den mangel dir bringt dein feind, Dieweil gleich laut, etwas nicht willen, Vnd das man waiß, nicht fünnen gniffen.

Auch wann die Weiber jchon nicht weren,

Kämen andre, die euch baß ſcheren, Dann wann die Fröſch das Bloch verlachen,

855

Kommet an Storck, der fand jhn machen. Was meßt jr euch zu den Gewalt Der euch gar nicht iſt zugeftalt?

Dann jbr ſolt bhelffen euch im ftaub,

Sleichwie die Raupen in dem Laub, Dieweil jbr auf dem ftaub entipringen, Aber wann jhr wolt weiter ringen

Mie Raupen, die nicht allain pfegen

Am Laub, fonder auch Frucht verlegen, So thut man wie den Raupen euch, Vnd töd euch allen Räubern gleich:

Hewſchrecken find vnnutze Gäft,

Noch bleiben ſie in jhrem näſt Bey jhrem Taw, darauf fie Eonımen, Vnd haben jhn nie fürgenommen

Daß ſie uns vhberläftig mweren

Am Leib, ond vnſer Blut begeren.

Geht zun weyſen Aumaiſen bin,

Die auch, wie jbr, jind Elain vnd Dinn, Seht, wie fie tragen, ketſchen, lupffen, Vnd nicht, wie jhr, ſtäts hupffen, ftupffen.

Vnd wann fchon die Sewichredfen auch

Was ſchädlich find nach jhrem brauch, Sp werd es doch nur durch den Summer: Ir aber thut auch an vil kummer

Den Weibern in dem Winter kalt,

Vnd hengt euch bey jn an mit gwalt, Verſteckt euch bey jn allenthalben,

Doch nicht der meynung, wie die Schwalben, Die ſtill ins Mur im Winter ligen, Daß ſie auffn Sommer wider fligen.

Oder gleich wie das Murmelthier

So ſchlafft den Winter für vnd für,

856

Eonder daß jbr fie plagen, nagen,

Vnd fte offt in den Harniſch jagen.

Colt man nicht dem vnruhig gſchöpff

Zerfnitfchen alle Därm und Körff,

Euch an den Sal aim Prülftein benfen,

Vnd in dem tieffften Rhein ertrenden ? Sa man folt euch vier Töd antbon,

Meil jr Ichaden bev Sonn vnd Mon,

Vnd nicht allain bey tag angreiffen,

Sonder wie Dieb bey nacht vmbſchwaiffen. Bey nacht fehädigen ſehr die Ratzen,

Ben tag der Frucht vilmehr die Spatzen, Aber jbr kains braucht tag vnd nacht Gleichwie jhr jolches vbermacht.

Habt jhr ſchon nie Fain Frucht zerbiſſen,

Beißt jr Doch Die, jo der Frucht gniſſen. Habt jhr ſchon nie fain Roß geftolen Habt jhr doch Blut geraubt verbolen.

Stechen auch ſchon Die Binen bie,

Thun ſis wann man erzörnet fie:

Ir aber vngerayhtzt auch ftecht,

Vnd hawt wie in den Baum der Specht: Mann jbr ſchon nicht wie Wändläuß ftindt, Doc ſchwartzen Teufelsfat jv bringt,

Kan man fehon ewer Saych nicht finden,

Glaub ich Doch gänglich es jey dinten, Dann jr feyt mol fo Teuflifch Schwarg, Das ich glaub jr fcheift bech für hartz.

Mann jr wie Scorpion nicht gifften,

Doch jr mancherley kranckhait ftifften, Mit dem, dag jr jo blöglich fchreden Die Leut mit ewern blutigen fleden.

Ich waiß wol, was jhr für werd febren,

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Dad nemlich je euch jo müßt nebren, Vnd das dag Blut jey ewer Speif, Aber jolchs hat jein maß vnd weiß.

Dann Jupiter hat euch zugeben

Das jbr vom Thierblut follen leben, Bon Mäufen, Rasen, Hunden, Kaßen, Die euch fein können wider Fragen,

Dver vom Todtenaß ond flaiſch

Davon dThir leben allermaiſt,

Vnd nicht vom Menſchen, der bey leben

Iſt kainem Thier zur Speiß nicht geben. Dann ſo der Jupiter nicht wolt Daß jhr die Pferd angreiffen ſolt,

Dieweil ſie vns ſind dienſtlich nutz,

Wie vilmehr hat er vns in Schutz, Vnd will nicht, daß jr vns vil ſtechen Weil wir vns toppel können rechen,

Vnd euch geſchmayß jo gröblich ſträlen,

Das ewer mit der weil vil fälen.

Vnd gewiß, wann nicht ewer gſchlecht

Gar vberfchwänglich Samen brächt, So wer ſchon ewer ftam zerfnitfcht, Alſo bant Weiber euch gepritjcht.

Aber wann ſie bie neun erlegen,

So wachſſen zehen dort dagegen,

Mie Herculie tod Wafferfchlangen

Aus Denen andre gleich entiprangen: Welchs anzaigt ewer narrheit zwar, Daß jhr euch gebt in offne gfahr,

Vnd wolt euch nehren under Feinden,

Da man fi heut faum nehrt bey freunden. Jedoch ifts, wie ihr jelber fagt,

Daß ihr euch ſchlecks halb alſo wagt,

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Vnd wolt Eurgumb nur MWildpret jchleden, Das für friih Blut muß beſſer fchmeden, Sleichwie dem Ejel, dem am Rand

Das Waffer nicht meh ſchmackt zu Land,

Sonder trat in ain Schiff darauff,

Damit auß mittelm Rhein er jauff:

Aber was gichach ? loß gieng das Sail, Erſaufft den Schiffman Eſelgayl.

Alſo gahts auch euch Bethgayln gſellen,

Wann Menſchenblut jhr ſchlucken wöllen, Das euch daß ſchlecken wird zum Schrecken, Vnd die Rotflecken zum Tod ſtrecken.

Dann wann die Katz will Häfen lecken

Co büßt man jbr den luſt mit ſtecken. Waher es aber fompt, möchft fragen, Das Flöh fih zu den Weibern jchlagen,

Das will ich ainem fürglich jagen.

Es hat fich alſo zugetragen:

Da Eva nun vil Kinder bet Vnd aber darzu gar fain betb,

Mund ſis inn jhr Beltzwerck bewärt,

Vnd legt ſie warm zum fewr bein haͤrd. Da nun die Kinder auff die Erd Ir pläßlein offt hand außgelärt,

Vnd darauff ſchein die Sonn ſehr haiß,

Da ward darauf das Flöhgeſchmaiß, Melchs bald vnrüwig ward vnd fprang, Weil Eua jren Kindern fang,

Mainten, das man zu dang in fing,

Weil kain Häufchref vngſungen jpring. Schloffen demnach zur wärme gleich. Inn Bels, Ddiemeil fie waren feucht,

Ta wuchſen fie mit groſſem hauffen

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Meil nieman ſie that vberlauffen. Dann weil ſie nieman nit befchwärten Vnd ſich im wuſt von Belgen nehrten, Sp ward in nieman darum gramm, Dis das zulest ain Hundsfloh kam, Den Eue hund bett fürgezogen Mit ftoffung feiner Elenbogen, Der war gewont der gremlichkait Vnd biß dem Kind rot flecken brait, Dann im ſchmackt das jung Kindsblut jehr, Haft drein, als ob es Hundsfell wer, Und lehrt die andern Flöh deßgleichen, Die willig im nach tbeten ftreichen, Weil ſie in größhalb inn jhrm Reich Fur ainen König fchägten gleich, Berhofften auch jo groß zu merden, Stachen die Kind, die jich nit wehrten, Welchs dann die Kinder fchreien macht Das Eua nicht viel jchlieff bei nacht Big morgen beſah fte die Kind An dem fie gleich Rotflecken find, Da wußt fie nicht darauf zu fchlieffen Maint purpeln wurden drauf entiprieflen. Indem erficht jie zwen jchwarg Mörder Die mit dem ftich anhalten härter. Sih, feit jr bie, jhr klain ſchwartz teufel, Ir fommet von der Schlang ohn zmeiffel Das jhr die Kind ſtecht ond vergifft Inn irem jchlaff ſolch vnruh ftifft. Vnd zornig gleich reißt fie die Windel, Sticht nach dem Hundsfloh mit der fpindel Gr aber entiprang bei den härd, Sie auff der jpur eilt nach vnbſchwärt,

860

Vnd iagt ins Fewr den Kinderpfeger Das er verbrant gleich wie ain Keßer,

Vnd als er lied ain groſſen knall,

Maint ſie, er ſpott jhr inn dem fall. Biß fie den andern auch aufftrieb, Vnd in lang zwiſchen fingern rieb,

Vnd legt in darnach auff ain Brett,

Zu feben ob er zähn auch bett,

Vnd maint nit anders er wer tod. Indem fie ain weil bei im ftoht

Da wicht er auff, vnd flob daruon,

Ach, ſprach ſie, Das iſt wol ain bon, Vom fliehen will ich floh Dich nennen, Dich allentbalb berennen, trennen.

Dann wer da fleucht, den fol man jagen.

Vnd wer verzeucht, den foll man jchlagen. Fieng Ddarauff an, durchſucht Die Kinder, Aber Die Flöh warn vil gejchwinder,

Sie fprangen von aim Belg in andern

Vnd thäten all zu Eua wandern.

Da bat die gut Sram wol zu wehren, Dann weil ſich die Flöh mechtig mehren

Must fies jhr lebtag Friegen, mörden,

Diemeil ſie täglich ärger werden,

Daber fompts, das ir Meiberftiber Noch täglich ſeit "bei Weibern lieber,

Meils erftlih wolten euch verjagen,

Vnd noch die Bel fait an jn tragen. Habt noch vom erſten Euaitreit Zun Weibern ainen alten Neid.

Mas Ddörfft jhr Schwartz Belsftieber dann

Die Weiber Vnbills klagen an?

Was habt jr jhre Belt zu ſtürmen?

861

Na man will ftürmen muß man jehirmen.

Sie haben euch gefaufft kain Beltz,

Ir habt fain macht im fremden ghöltz: Wie manchs gut weiblin het jehr lang Am Belglin, thät nicht ewer trang.

Aber da fie ſtäts drein muß E£lopffen,

Vnd bin und wider ropffen, zopffen,

So muß fie wol den Belg verderben Vnd fich vmb andere bald bewerben,

Bringet ſie alſo vmb das gelt

Das ſie zur Not offt nichts behelt: Wie manche het an aim genug, Wann ſie nicht müßt euch zu betrug

Ainen ſtäts hencken für den laden,

Herab zu ſprengen euch Beltzmaden, Vnd ain andern friſch ziehen an Vor ewerm Flöhſchwarm rhu zu han,

Was? ſeit je nit ain Neidig gſchöpff,

Vnd ſchwartz vnruhig Teufelsköpf,

Das jr inen wolt dis erlaiden

Welchs inen Gott thät ſelbs beſchaiden? Dann hat nicht Gott im erſten Garten Der Eua ain Gaisbeltz berathen?

Vnd jr wolt ſie dazu bewegen

Durch plagen viel in hin zu legen?

Ich wais, wann ſie die Beltz hin legten

Das jr euch inn die haut einlegten, Sogar ſeit trotzig jr Beltzreuter,

Vnd der Weiber recht Ertzinordneider.

Ir habt es erſtlich angefangen,

Vnd ſeit des noch nicht müſig gangen, Billich wer grewlichkait thut oben, An dem würd Grewlichkait getriben.

862

Fröſch müſſen ainen Storden haben, Räubiſch Nachtraben Die Galgnraben,

Diejelben, welche blut vergiefjen

Nimmer ains guten ends genieflen, Darumb muß die blutmuck zerfpringen Wann ſie will blut vom Menſchen zwingen,

Vnd under ewer ſchwartzer Rott

Nimpt Fainer nicht ain rechten tod. Gleich wie mann von Tirannen fpricht, Das ohn Blut zur böll Fainer ziecht,

Vnd wie ain weifer jagen thet

Vngwonters er nie gſehen bet Als ain altbetagten Tran,

Vnd zu Mör ain alten Schiffman,

Alſo mit warhait ſag ich do

Das ich jah nie kain alten flob, Dann all Die ich ſah vnd ſeh do Eind ſchwartz, vnd nimmer blo noch gro,

Darumb jo werd jr nimmer geratben,

Weil jhr fain alte habt, die euch rahten: Sp gedunf euch nun nicht wunderbar, Daß jbr nicht gram werd von gefahr

Sintemal diſe grawen nimmer,

Die weder ehr noch fchand bekümmert. Vnd welche nicht graw wollen werden, Gleich wie jr Moridib, die ftät3 mörden,

Die muß im fchwargen haar man benden

Das jhre grawe Leut gedenden. Sürnemlich Die den grawen Leuten Nicht wollen jbre ebr erbieten,

Gleichwie jr babt ain alten fit,

Das jhr deß alten ſchonen nit,

Der alten Weiber und Matronen,

863

Deren man folt vor andern ſchoönen:

Ja jhr ſchont auch nicht anzubamen, Die jchwerleibige ſchwanger Frawen, Die doch ohn das find bald zu ſchrecken

Tas ſie all vier bald von fich ſtrecken, Vnd mag fich leicht etwas verferen Das ſie ain Entechrift geberen.

Drumb jagt man, das aim fchwangerm Teib

Dan auß dem weg ain Seumag treib, Vnd wer ain Schwangern Leib verlegt Wird für ain toppelmörder gefchägt

Ir aber folche recht veracht,

Drumb kumpt jhr billich in die Yacht, Das man euch erlaubt allen Daumen, Die gſottne Ayer können raumen,

Weil jr ſeyt zway, drey, virfach Mörder,

Vnd wie man euch mag nennen herter. Dann wie manch mißgeburt habt jr Verurſacht, vnd manchs ſchröcklich Thir?

Vnd das Menſchlich Geſchlecht geſchendt

Das man es nicht vor Thieren kent? Wie manche haben jhr Hautſchinder Gebracht vmb jre frucht vnd Kinder?

Wann ihr ſo blötzlich blatzt hinein

Als ſchüt kalt Waſſer man auff ain. Waß dörfft jhr dann verwundern euch Das Weiber, ſo ſind milt vnd waich

Eweren hochmut trucken vnder?

Sie haben mehr vriach, daß fie wunder Wie inn ſolchen ftaubflainen Säcken Könn ſo groſſe grewlichkait ſtecken.

Sind Frawen dann, wie jhr ſagt, zart,

Warumb beißt jr ſie dann ſo hart?

864

Yıd find ewer Waydwerck allain? Aber diß wird Die vrjach fein, Dieweil jhr wißt, Dad ewer Spieß Sie meh dann ain Bauren verdrieh, Vnd das euch frewt, die meh zu plugen, Die es am minjten Fönnen tragen. Da jpürt man die halßſtarrigkait Die den Weibern thut ala zu laid, Vnd ſich nur alles deß befleigt Mas das edelft Geſchöpff verdreußt. Vnd jo ich recht Die warhait rürt Wie ſich aim Flöhcantzler gebürt, Sp muß ich jchier erfchreden beut Vber ewer vnjinnigfait, Daß ihr euch wagen dörfft jo friich Kinder ain Wolf das liftig ift: Ja das liftigft, wann ichs Dörfft jagen, Vnd es Weiber möchten vertragen. Mie jbr ſolchs jelbs gebt zu ueritehn, Vnd wolt je doch nicht müſſig gebn: Billich aber brauchen jte lift Gegen aim feind, der Teufliich ift, Vnd ihnen gar ift voberlegen Mit der meng, die fain macht mag legen: Vnd wann man euch mit lift nicht Dempt Ir trügen fie bin mit dem Hembd, Gleichwie die Bären in Nordwegen Etwa den Königstöchtern theten, Vnd wie die Wolff auf Menfchen gwandelt In Litthau haben lengſt gehandelt, Vnd wie die Gayl Gaißmännlin pflagen Die ſchön Weibsbilder hinweg tragen, Vnd wie der Joviſch Ochß that dert,

865

Der Iwo die Jungfram trug fort, Vnd wie der Joviſch Adler thete Mit dem Himelsſchenck Ganimede, Wiewol es die auf liebthat thaten, Ir aber theten es zu fchaden, Nicht das jr euch mit jhn ergeßt Sonder auffs eufferft fte verlegt, Gleichwie die Juden darumb ſtelen Die Ehriftenfinder, ſie zu quelen, Vnd jhr Blut mit Nadeln und Pfrimen Herauß zu flechen vnd zu grimmen. Solt man nicht brauchen lift und firenge Mider ain ſolch Blutdurftig menge? Vnd denen brecben ab mit hift Deren man fonft nicht mechtig, ift? Sa warlich thut es ſehr vonnöten Dem Weibervold, euch zu tödten, Ir machen fie jonft gar leibaygen Das jhr fie wie ain Pferd befteigen, Mie Tamerlam den Balaget Welchen er in aim Käfig bet Vnd jm, wann er zu Pferd wolt fleigen, Mußt zu aim Fußbanck fich Darnaigen: Ja wann fie nicht auch find gar liftig, Spotten jr jhren darzu luſtig, Sleichwie ir jpott der frommen Magd, Welche, alß jhr ſie bey Liecht plagt Das Liecht löſcht, euch dardurch zu blenden Das jhr ſie nicht im finſtern fenden: Aber was gelt es, wa heut aine Solchs thun wird, dann ich kenn gwiß kaine. Sie werden Liechter eh anzünden, Das ſie euch Kammerfechter finden, 55

866

Vnd ben dem LKiecht euch braten fein Vnd nemmen euch den Sonnenfchein: Sie erdenden eh heut Flöhfallen, Damit fte euch nur wol bezalen. Vnd wiewol jbr ſehr flucht im finn Der Flöbfallen erfinderin, Gebt Kagengbett Doch nicht gen Simmel Dil minder ewer Flöhgeprümmel Dannoch wird Die, jo ſie erfand Stätd werden gerühmbt euch zur jchand, \ Vnd mit der weil zum ebrgemerd Gefegt zun erfindern guter werck, Mie deren vil jeßt Plinius Vnd Polidor Vergilius: Weil der fund meh zu rümen ift Als der Die Kachel fand zum Tifch, Vnd der den lag fund an das gſäß, Auch allerlei jchlef und gefräß: Auch der da ſchmidt das Kinderwelfch, Vnd die gichrifft mit zifern gfelicht: Auch brethſpiel, meürffel, bölgern ſpiß, Vnd der eritlich krebs fangen wiß. Sintemal der Flöhfallen fund Meh nötig ift zu aller ftund, Von wegen ſchützung menschliche leibs, Vnd fürnämlich des Edlen Weibs. Darumb wann jhr der Weiber liſt Wolt abſein, ſo dempt ewer glüſt, Dann wer ainen inn harniſch bringt Derſelb auch ain zu ſchlagen zwingt. Sie haben euch gelegt viel fuder Noch bleibt jhr ftäts des Achts mitt Bruder, Denkt jr nicht an Die guldin Kätten

867

Daran ſie euch geſchmidet hätten ? Oder an Eifen fchwere Plöck, Da fie euch ſchlugen inn die Stöf? Oder ans halsband und Gebiß? Wie etwan fie anlegten DIE Ainem ewerer Rottgejellen, Den ſie zum Schaufpil thäten ftellen, Vnd fürten in herum im land Sleichwie Die Moren den Selfand, Oder wie Gaudler heut handtieren Die Adler, Löwen vmher füren: Dann führt in aber inn aim Belg Vnd nam mann von im auff viel gelts, Dann jeder ſehen wolt den Affen, Der Weibern gibt jo viel zu jchaffen, Vnd fräumten fich ſeins vnglücks all Das man dig wild Thier bracht inn ſtall Ach diſer bon jolt euch abjchreden Das jr nicht meh die Weiber weden, Wa jhr nicht gar halßſtärrig wären, Vnd mutwillig den Tod begären: Noch rümet jhr ſtäts ewren lift Der doch nichtS gegen Weibern ift: Sie jind euch viel zu liftig, viel, Sie wiſſen auff euch Taufent ziel: Aus was für vriach mainet jhr Das fie Belg tragen für vnd für? Warlich nur drum, das jhr drein jchlieffen Vnd jte euch darnach drinn ergriffen. Dann Bel und Brufttuch find der wald Darin fich das ſchwartz wildbret halt. Daher bat jene Evelfram, Damit ſie euch nur wol verbam,

868

Zwen Belt getragen vnbeſchwärt, Vnd das rauchft fein zufammen fehrt, Auff das jr euch dazwiſchen ein Berichlagt, und ſie euch außnemm fein. Aug was für vriach haben fte Die bündlein bei jn fpat und frü, Vnd wenden jo groß foften dran Das fies auf Malta bringen lan? Fürwar nur drum, das die Miftbellen Euch fangen auff inn jren fellen, Vnd euch darnach die zarte Weiblin Heraber kläubeln und recht häubeln. Warumb lahn ſie die Busen offen Als wärn jung büner draus gefchloffen? Nur daß fie faren aus vnd ein Vnd euch erbafchen bei aim bain. Marum ban fie die Finger gipist Vnter dem fürtuch inn dem Schlig? Nur drum, daß fie euch gleich ertappen, Geben mit fingerbut ain jchlappen. Marum lehrt die Mutter das Find Man fie ain Floh oder laus find, Das es alöbald diefelben Mummeln (Wie fie dann nennen euch Sarbummeln) Begert jnns bändlin woll zermeldt Auff das es euch alfdann fo meld Mit feinen zarten Näglein knitſch Vnd ewer Blut gleich an es jprig? Gewis nur darum, das ſie gwonen Ewer von find auff nicht zu jchonen: Vnd warum folt man fie nicht lehren Sich zeitlich gegen euch zu wehren, Dieweil jr flöh, wie jhr gebt an,

869

Auch in dem Stift zu Bulican Ewer jung Manfchafft lehrt turnieren Vnd ſtarck das ſpißlin auff ſie füren:

Billich iſt ſich zur wehr zu ſtellen,

Gegen denen, die an vns wöllen. Auch alte Weiber, drab mir graußt, Die ziehen ſich eh nackend auß

Damit ſie euch Beltzſteltzer finden

Es ſei da fornen oder hinden, Müſſen alſo die ſcham hinlegen Nur das ſie bringen euch zu wegen,

O wie ain ſchrecklicher Anſpect,

Er hat mich offt wol mehr erſchreckt Als wann ich ſach ain wolff im Reiſer Vnd ward darab wol neun tag haiſer.

Botz Beltz, wie muß manch feine Maid

Durch ewer Maiſterloſigkait Stehn fornen vnd dahinden blos,

Nur das ſie werd der Maiſter loß,

Da ſie euch ſprengt am laden hrab

Acht nicht ob jhr fallt Schenkel ab Oder in Kopff fallt löcher, beulen, Oder wie Jämerlich ir heulen.

Wie jr ſolchs ſelbs von Weibern klagt

Vnd nicht des minder ſie noch plagt: Köndt jr nicht an den Märbken dencken, Mann fie Bels für die läden benden,

Da jr mußt, wa jr nicht wolt jterben

Abfpringen, euch Narung zu werben: Warlich ih wills euch nicht nachthun, Ih ſpräng fonft, wie ain bichrotet hun.

D wie wußt Jupiter jo woll

Wie er eu zum Zweck bringen fol,

870

Inndem er ajchaffen bat den Merken, Der euch erfrört im leib die Herzen, Das jhr daruon fallt an alln enden Wie die Mucken im berbft an Wänden: Hehem, alfo muß man euch Merten: Alſo vertreibt man euch das jchergen, Vnd die Satirifch gaile art Mann jbr befteigt die Weiber zart, Alſo mug man das Gſäß euch fülen, Gleichwie jenem Mönch auff der Miülen, Vnd gleichwie Sant Francifeus that Der feine Brunft im Schnee abbad, Vnd wie Bruder Sanct Benedict Der mit Neffeln fein Leib erquidt. Mas gelts, der Mertz trengt euch fein ein Die Hundftag, da jhr brünftig fein: Ir jolten ſchir im Mergen auch Mie mein Großvatter bet im brauch, Zwen Degen vor forcht omb euch fehüßen, Vnd gegen dem Mers, der flärgt, flürgen, Meil euch der Merk haiſt recht ain Mars, Der euch ſetzt Martifch auff den Urs, Mie der Herdft den Hewſchrecken thut, Der jhnen den Hewmon einthut. Ir machen jchir mit ewern bſchwerden Das nicht allain die Werber werden Liftig, ſonder halßſtarrig auch, Vnd bringens alſo gar in brauch Das fie es auch an Mannen üben, Vnd aljo die gang Welt betrüben. Ja, jhr macht, wie ich hab gefagt Gang vnuerſchampt manch fromme Magd, Das manche ſich nit ſchämbt zu zaigen

871

Ir ſchwartz lang Brüft, dran Die Hund feugen, Nur dag fie euch Blutbälg erwifch Die binder je Brüft bangen ift,

Vnd megigt euch dann auff dem Tifch,

Ja auff dem Teller, drauff fte jet. Kain Fraw mag jo fehr nicht ergegen Das Scherenichleiffen vnd Das jchmegen,

Mann jte jich zu den Övatterin ſetzen

Vnd gar ain alte jchart außwetzen,

Sie greifen nach euch, jo jhr ftecht,

Vnd richten euch nach jbrem recht, Zwifchen den baiden Noten daumen Auf das ſie ihrem bergen raumen:

Vnd wer es auch beim hailigthumb,

Es freiet euch kain Kirch noch Thumb. Dan, was dörfft ihr fie daran hindern ? Wan jle reden von jbren Kindern,

Oder aufrechnen jhre Zeit,

Vnd wie jhr Kindtauff war bereit, Vnd was jhr Nachbarin trag für Nö, Vnd wie die Welt voll bochfart ſteck,

Vnd wie ungern ſie klayd jhr Man

Wann fie gern etwas News wolt han, Vnd wie ern jrn das Gelt jo jchmal AU wochen auff den Markt darzal

Vnd wie vil trachten ſie nechit af

Als fie am Tiſch zu Gaft lang jap, Vnd andre meh nötige ftüd Die mir nicht all einfliegen flüd,

Dann ich ja nicht der Teufel haiß

Der hinder der Meß ohn gehaiß An Kühaut voll ſchrib ſolcher reden Die zwey frumb Weiblin zfammen betten,

872

Sch wolt er bet ghabt treck in Zänen Da er die Kühaut mußt aufdänen,

Hat er ſonſt nötigers nicht zu jchaffen

In der Hell, dann fie bören Flaffen? Es ift ain grober vnuerſtand Auflofen an de Nachbarn Wand:

Aber jr Flöh feid ſchuldig dran,

Das auch der Bug muß vnruh ban: Dieweil die Weiblin zu vergeffen Euer ftich, wann jhr fie ftäts prefien,

Müſſen bermachen etlich gſetzlin

Von ainem langen Gvatters gichmeglin Daber fie auch euch zu Veracht Die Kundelmären ban erdacht,

Nie jolcher ain langs Paternofter

Dvidius bejchreibt zum Mufter,

Die er, wie man gemäinlich glaubt, In Rodenftuben bat auffflaubt,

Damit man vor ernithaftem gichweg

Vnd aufhören nicht acht der pfetz.

Vnd ift Fain wunder, Das Die Frawen Inn Rundelituben euch nicht trawen,

Dieweil jhr gehn dörfft in ain bat,

Darein man euch Doch gar nicht ladt. Mas habt jhr doch zu thun darinnen? Ir köndt weder nähen noch fpinnen,

Sleichwie Die Epinn, die Spinnerin,

Die man doch auch kaum leidt darinn? Daher die Spinnen fich beklagen Das auch die Spinnerin fie aufichlagen:

Ir aber Fönt nichts als nur ftupffen

Mit Spindeln, Nadeln, und dann hupffen, Solcher Stupfffundelftubnerin

873

Bedörffen fie gar nicht dahin: Müffen daher die Weiber denden Das jhr euch Drumb bey jn anhenden Auf das jhr jnen boſſen trähet Dver ain haimlichkait außſpähet. Darumb that jene Jungfram recht Die ain jolchen Auſſpeher Knecht,

Als ſie jhn auff dem Markt ermilcht, In das Fifchläklin ſtieß jo friſch, Trug jhn in Thurn haim für ain Viſch Legt den Kundichaffter auff den Tiſch, Vnd bracht an jhm ein jr gedult Vnd recht jhn mie er bat verjchuldt, Memlich, klembt jhn zwiſchen die Thür

Das er von jhm ſtreckt alle vier. Dann darumb tragen gern die Mädlin Wann fie aufgehn, die Säck vnd lädlin,

Damit jo jr ſie vnderwegen

Angreifft, fie in den Thurn euch legen, Vnd Baflermaydlin drum anhenden Die Aymer, euch drinn zu ertrenden.

Miewol jhr nun jeyt vorthailhafft

Die jbr euch rhümbt der aygenjchaft Sest ir Doch nie jo böß gemeien Sie fünten euch den knopff auflöfen:

Dann obwol jhr argliftig gſchöpff

Die arme Magd, jo majler jchöpfft Greifft binden an, vnd hacket jte Vnterdeß jte bat grofie müb:

Noch halt ſie jo fteiff nicht Das Sayl

Ainer muß werden jbr zu thayl,

Sie laßt jr eb in hindern gucken Nur dag fie ainen hol vom ruden,

574

Den Enitjcht fie auff dem Wafferftain, Meil jr vil berter fein dann ftain. Vnd billich ftrafft man diſen Man Der ain greifft binderwertig an, Vnd alles verterbt, plagt und jagt Eh er ainem den krieg anfagt: Wie jr dann halt ſolch gwonhait ſtarck, Alſo das ir am Grempelmarck, Die Weiblin, die jr kram anbieten, Vnd ob den haiſen häfen brieten,

Anzäpffen, wie alt fie auch ſeien,

Und ab dem gramen bar nicht ſchewen. Ih glaub, jr maint, das fie das ſchinden Nicht auff der gſtropfften baut empfinden,

Aber mit gfar, werd jrs gewar,

Wann te euch haſchen alfo bar,

Vnd werffen euch böß mißgemächs Inn glut zu brennen wie ein hechs,

Verbrent aljo ain hechs Die ander,

Damit bei Böen die Rach wander: Mann ir dann fnillt wie Pulvertüchlin, Darfür äs fie nicht Sträublinfüchlin,

Dieweil jr fie habt wollen plündern

Vnd am geltlöfen ſchandtlich Kindern. Solch pein thun euch Die Köchin auch Die euch erftefen jnn dem Rauch,

Dann weil wie Scorpion mit fchredfen

Ir leut vergifft mit roten fleden,

Sp muß man billich euch jo peinigen, Euch wie vergiffter durchs fewr rainigen; Demnach die glut," bewärt des gut, Vnrain vom rainen fchaiden thut.

Miewol jr auch nicht fewrs feid werd,

875

Dieweil man gold damit bemert, Drumb jhene Magd euch gitainigt Hat Auf freiem Markt inn freier ftatt Damit die ftain Diejelben decken Die ſich mit Blutverguß befleden. Manche die halt euch noch geringer, Alſo das wann jhr Maidlin zwinger, Sie tret und fie euch greiffen muß Zertritt fie euch nur mit dem fuß: Dann wann ain feind fich merdt veracht, Vergeht im fein hochmut ond bracht. Depgleichen thund auch diſe Maidlen Die euch inn die Saichfachel beutlen, Darinn erfüuffen und vertelben: Doch Seit „Ir auch kaum werd deſſelben, Dieweil es Jungfrawwaſſer iſt, Nach dem viel Löfler woll gelüſt: Was rümbt jr euch der Liſtigkait, Demnach jhr doch ſo thorecht ſeit Das jhr ſchliefft ainer inn ain Ohr, Dann thut ſie nur die hand darfor, So ſeit jr Beltzfiſch ſchon im Netz: Da richten ſie euch nach dem Gſetz, Welchs laut, wer ſich rümbt liſtig faſt, Vnd wird vom liſtigern vberraſt, Des ſpott man der Rumnichtigen fräud, Vnd ſtrafft fein onfürſichtigkait. Wann aber ich von ſtück zu ſtück Setzt ewer onfürſichtig tück, Die man noch täglich an euch ſpürt, Vnd aber auch hinwider rürt, > Der Weiber vortail, die fie treiben, Sp könnt ichs nicht bei tag bejchreiben,

2 876

So halt ich euch zwar viel zu gering Das ich Die Nacht mit euch zubring, Doch muß ih ain ſtuck nicht vergefjen Daran allein den Tod jhr freſſen;

- Bnd jag, das vber die bejchwärd

So ich bie oben hab erklärt

Das ainig ſtuck euch allefammen

Zum tod folt vrtailn vnd verdammen, Nämlich das jbr, baid Herr und Knecht, Baid Fraw und Magd, baid hoch und jchlecht,

Verhindert an jren gejchäfften

Vnd ſie beraubet jrer fräfften Durch Blutſaugen vnd plöglich ftich,

Die ainen ſchrecken fchnelliglich,

Seit jederman ain vberlaft

Es ſei gleich bei haft oder Raſt. Dann wie manch Tochter vnd manch Magd Die gern wolt fpinnen ungeplagt,

Vnd jegund an ber arbait if,

Zwidt jr, das jr vergehn die lüft, Diemweil fie euch nachfiichen muß Vnd drum aufflegen aine Buß,

Vnderdes ſpän ſie ettlich Faden,

Alſo bringt jhr die Fraw inn ſchaden, Die es der Magt ſagt grob zu Hauß, Wann ſie nicht ſpinnt jhr tagwerck auß,

Vnd iſt ſie doch vnſchuldig dran,

Alſo ſpinnt jhr nur hader an.

Solt nicht das gantze Haußgeſind Erwiſchen Mehr, und mas es find,

Vnd euch verfolgen vber Mör

Auff das ir her nicht kämen mehr? Solt nit ain Magd erzörnen ſich

877

Das fie vmbs Kind käm liederlich? Das ſie auch jren Belg zum Hemd, Darein jhr nift, mit euch verbrendt?

Wie der Herr, der jein Schemr anzündt

Der Ratten halben die drinn find, Dver ſie ſucht ain Eulenspiegel,

Der jr den Belg wäſch und verfiegel,

Oder an euch vor grimmer big

Verſtäch all ſpitze Spindelſpitz?

+ Der wie jene Tochter that Die vber Flöh lieg gahn ain Rad?

Vnd aine Legion mit Flöh

Mit_bloffem gſäs fest inn den Schne, Welchs euch ward berber als der Mers, Der euch recht ſtörtzt den Ragenſtertz:

Ja wann fie euch Radbrechen, Senden

Köndt ich fie nicht darum verdenden: Wann ſie ſchon Betten all ven jinn, Mie jr jagt von den Näderin

Die ewer Kammeriungbern ettlich

Steft an ain Nadel, warlich ſpötlich, Vnd brat fie darnach bei dem Fewr, Diß war woll etwas ungehemr:

Aber es haißt, hart wider hart,

An barte jchwardt, würd hart geicharrt. Was fchads, het je euch ſchon gefreſſen, Wie wir von Libiichen Völckern leſen,

Welchen fain Läus noch Flöh entgiengen

Wann fie derjelben ettlich fiengen,

Die nicht die Köpff dahinden lieſſen,

Dann fie die Köpff in vor abbiſſen: Damit all Hoffnung jn zu nemmen Das ſie ainmal nicht wider Fämen.

878:

Solchs ift ain fein Exempel zwar,

Welchs Herodotus bejchreibt Elar Zu nuß den Weibern, fie zu lehren,

Den vnentlichen gichmaiß zu wehren: Molt nun jr Frawen auch meh, jagen Das glebrte für euch ſorg nicht tragen %

Doch lehr ich kain zu eſſen Das,

Diemweil e8 ift onfauber was,

Vnd gebört für die Affenmäuler,

Vnd Ejelifche Diftelganler:

Gleichwie ich auch verbit biemit

Euch Weibern, das jhr lan den fitt,

Die Flöh ainander zuzufauffen,

Dann wie möcht jr dem Teuffelshauffen: Solche ehr thun, jhn in Wein zu jteden, Vnd ewern Leyb Damit befleden :

Sie find nicht jaubers Waſſers wert,

Noch das fie der Höllbund verzehrt. MWolt jr Jungfrawen machen euch Die fchantlich Belsburft in dem gleich

Das man ab jbnen trinden fol,

Gleich wie die Buler trinden wol Ab ewerm Har, wann fies befommen,

Ab ewern Tüchlin, Die fte gnommen,

Vnd noch dazu, wann fie es fünten,

Ewers Schwaiß etlich Pfund verfchlündten, Dann wie ich bör, ftilt3 aim den Krampff Als jn anwäht ain Jungfrawentampff,

Vnd thät Fain grimmen mehr fülen

Als er nur trank auß ewern Schühlen, Auch haylet ainem gleich fein Wund Als ers mit ewrem Schlayer bund.

Wa find dann Dieje ſchöne Gfellen

879°

Die euch inn Keller nicht lan wöllen, Förchten das jhr den Wein vergifften, Sp ir an Bulern wunder fifften:

Aber es jind Faltjaichig Affen

Drumb han wir nichts mit jn zu ſchaffen, Wir möllen wider auff die Flöh:

Die jhr fortbin nicht jauffet meh, (Verzeicht mir, das ich Sauffen ſprech Wüſt tründ ich für kain trinden vech)

Ir habt Doch genug Wehr zur zeit:

Scheren und Meſſer, das jhrs fchneid, Schneid dapffer Drein, wie ins frembd ohr, Es wachßt euch darumb kain bor.

Jedoch wanns villeicht aine thet

Vnd biß ſchon ab die Flöhföpff ſtät Könt ich drumb auch nicht zörnen ſehr, Dieweil ſie nicht die erſte wer,

Sonder an den vorigen Frawen

Mag wol ain tröſtlich Forbild ſchawen, Welches ſie nicht auß fürwitz thaten, Sonder groß noth lehrnt ſies errathen:

Wie hetten ſie ſonſt demmen können

Euch Beltzverherger, Klayderſpinnen? Anders ſtehts mit Flöh vnd Läußhäſſern Als mit den Canibliſchen Leutfreſſern,

Dann die Leutfreſſer ſolches thaten

Auß grewlichkait, ohn Menſchlich gnaden, Aber Flöhfreſſer ſich zu wehren,

Vnd jhr Feind hiedurch abzukehren. Derhalben niemand nicht verwunder, Wann heut ſchon geſcheh etwas beſunder,

Vnd auch Flöhfreſſerin entſtunden

Wie man Leutfreſſer hat gefunden,

880

Nicht ſich an euch zu fättigen Sonder fih zu verthädingen, Weil nicht allain wie Mörderfräuber. Ir am Leib jchädigt alle Weiber, Sondern wie Krandhait, Froft und Winter Sie auch an jhrer Arbait hindert, Ja auch das träge Saufgefind, Welchs ohn das nicht ift zu geſchwind, Erjt noch mehr machet hinderftellig Mit ewerm kützeln vngefellig. Alſo dag jhr auch in der Kuchen Die Köchin bey dem Herd da fuchen, Stampfft jte, wann ſie foll Schüffeln ſpülen, Das ſie euch Stupffern nach muß wülen, Vnd macht alfo feyrabend fpäter, Das richt nur an jhr DVbelthäter. Ja offt wann fie anrichten foll, Supp oder Muß eingieffen wol So gebt jr Schelmen jr ain zwid, Das fie muß greiffen gleich zu rück, Vnd euch verjagen vor all Dingen, Alßdann jhr in die Speiß da fpringen, Vnd in den Pfeffer euch vermischt, So trägt man euch alfdann zu Tifch, Da jßt Die Sram euch auff dem Hünlin Villeicht für Näglin und Rofinlin, Vnd alſo jhr jelbs Blut verichlind, Wie etwan Tieftes fein Kind, Darauf jchwer Krandhait fompt all tag, Die kain Artzt nicht errathen mag: Sent alfo rechte vnglückſtiffter, Recht Mörder, Beth- und Tifchvergiffter, Die man nach Kayferlichem Recht

881

Mag brennen, braten, ſieden ſchlecht. Vnd ſo vil mehr haimiſche Feind Als frembde Feind zu haſſen ſeind, So vil mehr ſoll man euch Bethſpinnen Verfolgen, vnd kain lan entrinnen. Es wer kain wunder, das auch heut Gleich wie etwan vor langer zeit Das Völcklin inn Myuſcia Glegen im Land Achaia, (Welchs plag halben der Schnacken, Mucken, Thet in ain ander Land verrucken,

Oder gleich wie die Abderiten

X.

Die vor der Fröfch und der Mäuß müten

Inn Macedonien verzogen)

Auch die Weiber von ewerm plogen Verruckten wie Storfen und Schmwalben, Weil jhr Blutmaufer allenthalben

An jhnen braucht jo Sehr die Waffen,

Das jr fie nicht recht laſſen Schlaffen, Sonder bey Nacht fie offt erſchröcket Vnd on ain Sanengicran erwecket,

Könnt bey nacht, minder rhuen, raften,

Als beſchloſſeſt Maus in Brotkaſten, Es iſt kain Bett noch Lägerſtatt So hoch, ſo rain, gefürnißt, glatt,

Ir könt hinauff on Laitern fligen,

Auch ohn Huffeyſen, ſtaffel, ſtigen, Da könt jr kain rhu haben nicht, Schrepfft jn das mans auch morgen ſicht

So gibt man euch den ſchrepfferlon,

Gleich wie jhr arbait habt gethon. Dann wa habt jr das Handwerck glehrt Wann ond wem das ſchrepffen gehört?

56

882

Ir fchrepfft nur ewer Wanft zu meften, Es ſei zum böſten oder beften,

Mann man es fchon nicht vbertritt,

Auch an enden, da es nußt nitt,

Vnd zäpfft jo bald das beſte blut

Als das ärgit, welchs euch nicht wol thut: Molt jhr dann junge jehrepffer fein, Verdingt euch in ain Badſtub hnein,

Aber Das werd jbr noch wolf laſſen

Weil jr das Naß wie Katzen bafjen.

Ir habt nur luft Blut zu vergieffen, Vnd thun, was Weiber thut verdrieffen :

Fa je Bluticherger feit jo wietig

Das jr auch handelt ſehr vngietig Mit Jungfrawen, jo brangen jollen,

Vnd bei der Hochzeit Mäulig fchmollen,

Die zäpfft jr fornen, binden an,

Nur das fie da inn febanden ftahn, Mie jbr den Krieg von euch ſelbs ſaget Aber vber den fig ſehr £laget,

Weil fie, wann fie vom Bräuttifch Fommen,

Klopffen die Bel ber wie die Trommen, Vnd brauchen Da die baide daumen, Raumen was fie vor tbäten jaumen.

Auch tbuns euch recht jr Schadenfro,

Dieweil jbr ji wolt ſchänden do:

Dann wer zu ſchänden ain gedenckt Denjelbigen die ſchand ſelbs Frändt:

Vnd wer haißt euch das Maidlin pfetzen

Ihrs Bulen pfetz mags meh ergegen : Aber euch ift erlaid das Bier,

Darumb tracht jhr nach Maluaiter,

Das Rojenfarb Jungfräulich Blut,

883

Euch alſo wol inn Zänen thut, Das euch Beltziunghern nicht mehr ſchmeckt Der Viehmagt hindern, was ſie legt, Noch auch der alten Trompeln brüſt Vnd was des gmainen Weidwercks iſt Sonder man muß die Zän euch ſchaben, Euch nun mit Nonnenblaft erlaben, Drumb giellt je euch zum höchſten ſtamm Mie Roßtreck under Oepfeln ſchwam, Wolt wie die Feldmauß euch vermeſſen Mitt der Stattmauß zu nacht zu eſſen, Nift under guldin gwand vnd Geiden: Die warlich euch nicht lang erleiden: Dann weil fie jehr viel Klaider han Ziehen fte täglich frijche an, Sie band vil Mägd, die euch erfchlagen, Vnd durch Die Spies euch fönnen jagen: Köndt alſo jr zu hoff nichts gwinnen Gleich wie bie oben auch die Spinnen: Noch dörfft ir ewern Hochmut zaigen Bnd erft auch inn ain Mönchskut fteigen. Aber, was gelt3 jr köndt wol fliehen Wann jie aim Toden die anziehen? Welche man drum doch jälig Ipricht Vnd je wolt jälig werden nicht? Nichts ift ain freund, der nicht inn Not Ja inn dem Tod auch bei aim ftoht. Aber das allerärgite ift Das je auch inn die Kirchen nift Acht nicht obs Herculs Tempel jet, Darein Eain Muck dorfft fliegen frei, Da jr Die fromme Weiblin hindert An jhrer andacht Die jbr mindert:

884

Dann wie ift da ain Rucken, buden,

An ſchmucken, jufen, wann jr zuden, Ach, wie ain knappen vnd ain ſchnappen, Ain ſappen, grappen vnd ertappen:

Da kainer andacht iſt ſo tief,

Sie thut griff, mann fie ſchon halb ſchlieff: Auch wann der Pfaff ſchon eleuiert Die hand ſie riert, wann ſie euch ſpürt:

Vnd wer iſts, ders euch gern vergißt

Wann jr Blutſpiſſer ainen ſpißt?

Es gaht aim gar durch Bain vnd Marck So gifftig find die ſtich vnd ſtarck.

Wie manchs Müterlin in der-Predig

Schlieff gern, wer ſie nur ewer ledig? Aber kurtzum, da iſt kain Rhu Wie in der badſtub, ein vnd zu,

Hindert nur jre gute Träum

Vnd machts viel gröber dann daheim Wie mir ſolchs offt die Weiber klagen, Das jr ſie allzeit viel mehr plagen

Inn der Kirchen, dann je zu hauß.

Glauben derhalben vberauß Das euch allda der Teufel reut,

Wa jr nicht ſelbs di Teuffel ſeit.

Vnd wer wolt ſchier daran auch zweifeln Weil jhr Schwartz änlich ſeit den Teufeln? Vnd wolt die Fromkait allda hindern Baid bei den Alten vnd den Kindern.

Kain wunder iſts, ſprach mal ain Weib,

Das aine auß der Kirchen bleib,

Vnd hett im Schlitz die Hand zu Hauß: Wann inn der Kirchen allzeit drauß Auß ainem Floh noch neun entſtehn

885

Vnd alio grob zu Ader gehn. Die Red entjpringt auß vngedult Vnd legt nicht recht auffd Kirch Die jchuld:

Jedoch wer kann dazu auch betten

Mann jr ain jo barmbersig tretten:

Es ſolt aim Weib noch widerfaren, (Wie dann joll gicheben fein vor jaren)-

Das ain Fraw ain treibainigen Stul

Warff nach aim Floh, der ir entful,

Auch inn der Kirchen, nur vor grim: Dann aller zorn ift vngeſtümm

Mann er bricht auf, vnd nicht wirt gzäumbt,

Wie ſichs an diſer Frawen reimbt.

Aber wann mir jetzund die Frawen Fein folgen wöllen vnd vertrawen,

Will ich ſie zur der letz jetz leren,

Sich lachends munds auch wol zu wehren, Wir jhr zu end ſolchs hören werden Euch Maidlinſtriglern zu beſchwärden.

Wolauff ſo räuſpert euch darauff

Halt, das mir kainer nicht entlauff.

Es träumbt in ſchon vom Teufel hie, Dann jr gewiſſen trucket ſie.

Wiewol ich hab euch hart verbandt

Das jr mir nit fpringt vor Die wand: Dann diefe grub ift ſchon beiprengt Mit Gaifblut, ond mit Köl vermengt,

Vnd mein Mercuriich Richteritab

Mit Igelichmals ich gichmiret hab,

Damit ich euch Flöh ftillen mag

Das je werd ſtumm, vnd taub ond zag, Mie Merceurius mit ſeim Steden Kont fchlaffen machen ond ermeden.

886

Molauff, jo höret fleiffig auff Mie es ſich jeg zum ende lauff,

Es wird nun an Bindrümen gan

Dan wird aufn fchwang der Schlangen ftan Ich will euch jeg vom Teuffel predigen: Die Weiber, oder gar erledigen,

Oder ſie Doch fein vndermeifen

Wie fie euch bringen in die Eyſen.

,. Dann ich all ämpter hab ven Jove Von der Flöh wegen an feim Hofe,

Jupiter wirdt von emertwegen,

Nicht erſt ftral brauchen, euch zu Tegen, Gleichwie die Weiber jhr verlacht Das ſie anrüffen Jovis macht,

Wann jr jnen thut vbertrang:

Wolan, das ich die fach anfang.

Die fach Hab ich recognofeirt Vnd bin ond wider wol juftirt,

Ewer Blutfauger Flag vernommen,

Auch ift mir auff der Poft zukommen Der Weiber groß verantwortung Vnd Flag von ewer bfchädigung,

Mie ich euch Die hab nach der lang

Hie vor erzelt, ohn als gepräng.

Sp find ich nun zu ainem thail Bil onſchuld, welchs im dint zu hayl.

Erſtlich das alle Weiber gern

Auch von Natur zufriden wern (Es ſey dann gar ain böſer Mutz Die gern hat, das ſie der Mann butz)

Aber jhr groſſe fridſamkait

Gibt euch Staubjungherrn glegenhait Das jhr ſie plagt nach ewerm willen,

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Ewern Blutdurft an jhn zu Eülen, Betrübt alfo der Frawen gdult Das ſie jhr Händ mit Blut verfchuld. Daher ſehr vil im Frawenzimmer Mit blofer band euch tödten nimmer, Sonder ſie Enitichen euch To fett Zwifchen des Betbuchs gefchlofinem Bret, Dver fie ziehen Hendſchuch an Vnd brauchen Fingerhüt daran. Daraus man ficht jr zartlichait Das DBlutverguß nicht iſt jhr freud? Aber ihr zwinget fie dazu Vnd laft jhn tag vnd nacht Fain ruh, Biß etlich fie mit blut beflecken Dadurch Die andern abzufchreden. Zum andern, wann fte jchon vielleicht Machen jr hend im Flöhblut feucht, So thun fie folches nicht mit willen, Eondern hiemit euch was zu ftillen, Iſt aljo ain Nothwehr zu haiſſen An widerftand ſie nicht zu beifjen. Ja ift ain Belgrettung zu nennen Ewer Belrennen mit zu trennen. An Nothwehr aber, wie man jagt, Iſt ain Todwehr, wann mans nit wagt: Darumb wann jte jtch ſchon vergefien Bnd euch zu grob villeicht auch meflen, Macht, daß ſie in der Notheyl haften Dann Not fan nicht auff Roht vil raften. So ift auch billich, dag jr gvendt Wie jhr jhn vor habt eingefchendt, So nemmet dran auch ewern gmin, Wie man ain fucht, fo find man jhn.

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Zum dritten, ift e8 nicht aim Meib Sp vaft zu thun vmb jren Leib, Als vmb der Kinder zarte haut, Die jr offt häßlich grob zerbaut, Vnd macht fie bey nacht wainen jehr, Davor fte nicht fan fchlaffen mehr: Sa welchs am maiften ſie zerrüt So weft jr auch den Mann darmit, Der mainet dann das Kind jey Frand, Und fangt mit jhren an ain zanck. Ja jr macht, das die Nachbaurichafft Vor dem geſchray nicht rubig ſchlafft, Alſo ift auch mit den Jungfrawen Diefelben auff ir Bulen jchamen. Dann ſie bejorgt, wann die erfehen Das ſie vil juckt ond greifft nach Flöhen So ſchewen die fie anzufprechen | Auff das fte nicht Flöh erben möchten. | Secht, ſolchen jamer richt jr an, | Mie fan ich ab den Weibern ftah? Ja fan bierinn nicht anders fprechen, Daun das jie jich ſehr billich rechen, Diemeil ſie bizu treibet an Ir lieb zum Kind vnd jrem Man Vnd wolt gern wie der Bellican it jrem Blut für alle ftan. Zum vierdten ift jr angelegen Das jhr die Haußhaltung bewegen, Und bringet ain vnordnung drein, Dimeil jr pfeget in gemain, Baid Fram und Magd, baid Knecht und Kind, Hindert aljo das Haußgeſind, Mann e8 an feiner arbayt ift

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Das es nach ewern flichen wiſcht.

Mer wolt dann ſolche Haußzerſtörer Leyden, vnd jolch Gejindverferer.

Solt man jn nicht das Land verbieten

Ich gefchweng das Kauf, darinn fie müten. Dieweil an ains jeden Haußhaltung Stehet das Hayl der Landsvermaltung.

Zulegt, dag jr kurtz mögen fchamen

Die groß rechtfertigung der Framen, Sag ich, das fich vil meh gekürt Das ain Weib vber euch regirt

Vnd ftraffet ewer arge werd,

Gleich wie den Fröjchen thun die Störd, Als das jr ober ſie gebieten Vnd wider das Edelſt Gichöpff müten.

Weil jr Flöh nit in dhöh ſeyt gichaffen,

Sonder im Staub nur vmbzugaffen. Nun habt jr gar den gangen Flaiber Bon der Rechtfertigung der Weiber.

Jetz laßt ons ewer fach beſehen

Warumb Diefelbig wir verfchmehen,

Vnd euch Die ganglich Iprechen ab Vnd euch verdammen biß ins Grab.

Erſtlich darum, meil offenbar

Das es ain alter Neid ift gar,

An Beltzhaß, den jr all in euch Auß Eue Belg habt gfogen gleich,

Gang liederlich onbefügt,

Dieweil man euch bat recht befriegt, Vnd ewer mutmwill nicht geloſſen, Sonder auß Belgen euch verftofien,

Darinn jhr grofien bochmut übten,

Vnd bald die Kinder erjt betrübten:

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Melche gewonhait jr noch halten, Vnd folger bößlich ewern Alten, Die alle friegten ain böß end, Melchs euch noch nit von Boßhait wend. Darum ift euch der Tod berait Zu lon ewer halßſtarrigkait. Vnd wer wolt euch Belgneidern doch Was gut han zugetramwet noch, Dieweil jbr ewer grewlich zangen An Kindern gleich habt angefangen. Dann thut man args den jungen Zweigen Was wirt den Alten man erzaigen? Hierum, weil jhr halt ewern Neid, Bhalten die Weiber jren ftreit, Vnd wer da ift am meiften ſchwach Der zieh Die Katz dann durch den Bach. Zum andern, jo mißfallt mir mehr Das jr feit alſo fravel ſehr,

Vnd übet gemalt, der dann gmainlich Durchs Schwerd wirdt nidergbamwen beinlich Vnd reibt euch an ein jeden Stand,

Thut jeder an groß ſchmach und jchand, Alſo das jr manch Fraw verftören Mann fie ift inn jhrn gröften ehren,

Vnd macht, das jie muß greiffen offt

An haimlich örter, vnuerhofft,

Und juchen euch, wa ir fie jucht, Euch ftraffen vmb folche unzucht.

Ja jr Dörfft fie jo hoch bemühen

Das fie fih nackend auf muß ziehen, Vnd machen ainen böfen blid,

Eind das nicht arge Bubenftüd, Damit ir Weiblich ſcham eröfen

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Vnd jhrer decke ſie entplöfen? Greiffen auff offnem Marckt vor Leuten Fornen vnd binden ond zur ſeiten. Fürwar diß ſind ſolch Schelmenzotten Die mit dem Fewr wern außzurotten. Wie ſolt ich euch dann ledig ſprechen, Ich wolt euch eh das Rad zutrechen. Zum dritten, ſag du Schwartze Härd, Iſt nit dein gröſſer Blutdurſt wärd, Das man ſolch Blutig Vrthail ſag Das Blut vber deim Kopff auſſchlag. Dann ſeit einmal euch Mörder all Nicht die Natur ſtrafft inn dem fall, Wie die Blutſchnack, ſo mit gewalt Entzwai börſt vom Blutſaugen bald, So ſeit ir Weibern vorgeſchlagen Das fie euch auß dem Blutbad zwagen. Dan fain Mord bleibt lang vungeftrafft Wann er ain weil ſchon rhut vnd jchlafft: Fürnämlich, fo je auch vergifft, Wie ſolchs die Weiber hand gebrüfft. Zum vierten, jr euch jelber jchändt, Weil ongedäumelt ir befändt Das ſchleckshalb jr feit alſo wütig, Vnd wagt euch inn Tod jo dollmütig, Dann vberfluß, ſchleck, gail gelüft Die finn vermüftet, und vertüft, Vnd geig vnd vnerfättlichait Gebürt im Gmüt vnjinnigfait. Weil jr dann feit verrudt im Sinn Gebt jr euch jelbs inn Tod dahin: Mer aber fich jelbs bringt vmbs leben Der fann andern Die jihuld nit geben.

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Molan, fo gebt euch felbs die fchuld

Das ich zur euch trag gar kain huld. Zum fünfften, ſolt michs nit verdrieſſen Das jr Betitrambler jo geflifien

Mit ewerm bicken, griffen, zwiden,

Dem SHaufvatter fen Gſind abftriden, Vnd von der arbait gar entwänen, Mann es fih muß nach euch vil Dänen.

Mie kann ich euch bie fallen bei

Vnd loben ſolche Meiteret.

Dann jedem frommen Man gefalt Das man den Haußfriden erbalt, Welchen ir Maidlinftrigler all Zu boden richten und zu fall: Mann fagt, befier ain fenfter auf, Dann das zu grund gang gar dad Kauf,

Alfo wer befier, das jr fterben,

Dann das gar wirt ain Land verderben. Leglich, weicht ir Beltzgumber auch Von ewer Speiß ond altem brauch,

Der einbielt, das jr Thierblut ſchluckten,

Vnd nit das Weibervolck viel dDrudten: Aber jr wolt nur Menfchenblut Melches nie Fainem fam zu gut.

Wie fan euch hold fein dann ain Weib,

Weil je tracht nach jrem Blut vnd Leib. Zu dem, jo vbermacht jrs gar Mit dem Blutzäpffen jmmerbar.

Vnd weil jhr bielt fain maß darein

Stallt ich kain maß im ftraffen jhn. Jedoch das diſer gfärlich ftreit Nicht mit der zeit wach gar zu weit,

Hab ich mir jegundt fürgenommen,

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Mit dem Vrtail ſolchs fürzukommen,

Vnd ſolchs auff rauhe wäg gar nicht,

Sonder vertragsmweiß zugericht.

Nämlich, das Fain Floh kain ſoll beiſſen Er wiß dann auch fehnell aufzureifien,

Kain Floh kain Fraw foll zwingen, dringen,

Gr waiß dann wider zu entipringen, So lieb jm fein Leib, Leben ift,

Dann fo er vieleicht wirt erwiſcht

Will ich dem Weib jehr gonnen wol

Das fie zu tod den figeln fol. Dagegen jollen auch die Frawen Fleifig inn dem fall für ſich jchamen,

Vnd kainen töden, dann jte willen

Das der fei, der fte hat gebifien: Dver die Weiber müſſen nun An widerruff jn alßbald thun,

Vnd jhn nah Weſtphäliſchem Recht

Vom Galgen nemmen, iſt er gſchmächt. Auch daß ſie jhn die Zän beſichtigen Vnd den Verbrecher alßdann züchtigen,

Vnd oder jhm die Zän außklemmen,

Oder jhm ſonſt den angel nemmen, Gleichwie man thut den groſſen Brämen, Oder am lincken Fuß jhn lämen.

Das ſind mitlinde plagen, ſtraffen,

Die nicht deß minder auch was ſchaffen, Vnd das Flöhbürftlin auch erſchrecken, Weil ſolch pein fih zum Tod auch fireden,

Dann jo ftrafft man auffrüriich Lauren

Gleich wie die Ditmarftfche Bauren, Das man jhn lämbt ond blendt die Pferd: Nimt jn all Wehr, Spies, Bichs, vnd ſchwert

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Oder machts, wie der Türck vor Rab Hawt jhn den rechten Daumen ab,

Dann lieber, wie ift der gerüft

Der lam, blind, und vnwehrhafft ift? Alſo möcht aller neyd ond ftreit Werden ohn Blutuerguß zerleith,

Vnd werden angericht ain Zucht

Die font ift vil zu ſehr verrucht.

Aber auff das jr Flöh Eönt ſehen Das ich billichkait nach thu ſpehen,

So will ich euch vier orth erlauben

Da jr die Weiber möget fehrauben. Erjtlih nur auff die genge Zung, Welchs jhr Wehr ift und thädigung,

Damit ſie jehr die Mann betbören

Wann jte nicht ſchweigen vnd auffhören, Auff das jhr jhn Das genge Blut Ain wenig außher fchrepffen thut.

Miewol jbr werden haben müh,

Weil jte die üben fpath vnd frit. Demnach folt jhr auch freyhait haben Im Kröß der Kälber vmbzutraben,

Die fie vmb half und hend umzäunen

Das ſie wie am Irrgarten jeheinen: DVolgends wanns villeicht auch nicht ſchad Zäpffts an im Nivderwad und Bad:

Aber da laß ich euch für forgen

Wie jhr darein fompt wol verborgen. Und jecht, Das jr euch da nicht negt Ir fligt ſonſt wie am nafje Hetz.

Zum dritten, möcht jr auch im dans,

Ben jhnen wagen recht die fchang, Auf das jhn Die Dantzſucht vergeh,

in u ee

895

Sie kützeln an der linden Zeh, Vnd aufm Kindern Kühbaden beiſſen, Dann da empfinds fain glüend Enjen.

Seht, find euch das nicht vorthail groß,

Das ich euch ftell Die Weiber bloß. Jedoch gebit ich euch beym Bann Das jhrs greifft vorderwertig an,

Vnd vor dem ftich vor allzeit fehreyen,

Auff Das jhr nicht Verräther feyen. Jedoch rüfft nicht zu laut und hell, Vnd nicht wie Kärchelziher ſchnell,

Die erſt alßdann Auffſehen ruffen

Wann ſie ain ſtoſſen, vnd vor puffen. Wer aber weiter ſchreyten wolt,

Nicht ſein gehorſam, wie er ſolt,

Den will der Freyhait ich berauben,

Dem Vogel in der Lufft erlauben, In auß dem frid in vnfrid ſetzen Ihn gar preiß geben zu uerleßen,

Ihn han verbotten fein Freunden

Vnd gar erlaubet feinen Feinden, Das alle Meiber brauchen mügen Alle Slöhfallen, Die ſie frügen

Vnd jie darinn auffbengen dann

Zu ainem fpott vor jederman, Sleichwie den Taufferifchen König Johan von Laiden widerfpennig,

Der zu Münfter im Käfig bendt

Das man des Nadelkönigs gdenckt. Oder wie man lehrt in vil Stätten Böß Leuth im Narrenhäuplin betten:

Oder euch binden, vnd anfejjeln

Euch für ain Bären vmbzkeſſeln,

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Oder zu fpannen in den Pflug

Vnd in ain Karren zu dem zug,

Mie dann Alerander von Mes,

Defien Hembd im Pflug weiß war ftet. Ich dörfft auch zwar erzörnen mich Wann jbr mir nit folgt aygentlich,

Das ich die Weiber Iebret flicken

Die Flöhgarn, vnd die Flöhneg ftriden, Auff Das jr Scharenmweiß bebangen,

Gleich wie wir Fiſch und Nögel fangen, Ic dörfft fie auch Flöhangel weilen Vnd die blinden jcharpffen Fußeyſen.

Ja, wann jbr nicht tbut nach meym wunſch,

Will ich fie lehren die new Kunft Mit Sajenleim, jo heut erdacht,

Das man damit das Wiltprat facht: Dann man fol dem fain gnad bemeifen, Der mutmwillig fompt inn die Eyſen,

Vnd ain verwänten Mbertretter,

Strafft man für doppeln DBbelthäter. Derbalben wann euch Stubenftäuber Vmb den onghorſam ſchon die Weiber

Hart ftraffen, und am Blut jich rechen

Wil ich ſie doch drumb ledig jprechen. Sa ich will ſie gewarnet haben Das fie euch ligen lan vunbgraben,

Vnd euch nicht tramen, wann jr euch

Stelt als wern jhr ain Todenleich, Sonder wann fie zu tod euch jchleiffen Sollen fie vor den Puls euch greiffen

Vnd fülen, ob derſelb noch ſchlag

Ob es ain leben noch vermag,

Dann gwißlich wann er wirdt erftan

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Sp wird er widerumb auch gan. Vnd leglich wann euch alles dig Nicht will bewegen, faur noch füß,

Sp werd verurfacht ich daran

Ain gbott wider euch gan zu lan, Gleichwie in Engelland gefchehen Mider die groſſe mäng der Krähen,

Vnd wie die Blmer jürlich fasten,

Gebott wieder die [oidige Spagen,

Das man der lohnet, die euch tod, Weil wol das Land om euch beiteht.

Vnd das ihr recht vernemen Find

Wie ich ſey gegen euch gefinnt,

So bin ich gantz vnd gar bedacht Wann ir diß all3 nicht habt vollbracht, Euch zu verbannen, gar mit jehand, Hinein inns Falte Zappenland, Da ſehr die kält ift ewer Feind, Wiewol die Belg da wolfail jeind. Sa ich will euch verbannen rund Zu dem Hölliſchen Kettenhund, Das Gerberi Fewrrote haut Werd ewer Ader den jhr bawt,

Dann der kann ewer Fägfewr fein

Euch fügen, das jr beiffen fain.

Oder jhr müßt zun Häringsſpeiſern, Zun Aierſchwaiſern, öpffelpfeiſern,

Vnd zu den ewig Freitagspreiſern,

Zu den Beltzwarmen Mönchscartäuſern, Dann bei den, wie Cardanus ſchreibt, Kain Wandlaus noch kain Floh nicht bleibt,

Drumb weil ſie kain Flaiſch ſpeiſen gut

Schmackt euch nit jr Fiſchſchmackend Blut.

x. 57

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Endlich, meh vortail euch zu geben, Möcht jr wol bei Barfüfern leben,

Welche Doch haiſen ewer Brüder,

Die werden euch nit fein zumider, Sonder, Derhalben, jo euch ift zu rhaten Co folgt des Cantzlers Flöhgenaden.

Wolt aber jr nicht ſtillſtan nun

Vnd habt meh forderung zu thun,

Möcht jhr noch ewer Recht wol werben Un die Weiber ynd jre Erben,

Aim jeden fein recht vorbehalten

Baid an Die Jungen und die Alten Hiemit Sonder fjauffen lan am faißten ort, Auff das fie thun Fain Brudermord,

Oder ziecht inn die haife Land

Da man nicht jpürt jo bald den Brand, Dann deren haut ift ettwas härter,

Als deren an den Falten örtern.

Hiemit jo will ichs jeßund enden,

Den Zauberftab nun von euch wenden, Vnd euch gar auf der Gruben laffen. Yun fpring ain jeder feine Straffen ;

Vnd grüjfet, bitt ich, von meintwegen

Die erit Sram, jo euch Fompt entgegen, Dann da find jr fain Igelsſchmaltz, Sonder zart Kalbflaifch vngeſaltzt.

Wolan, die Flöh die find dauon.

Nun muß ich thun Prouifion Euch Weibern, wie ain Flöhargt auch, Dann diß ift mein Ampt ond mein brauch:

Derwegen will ich nun zu leg

Euch geben Flöhartznei Geſetz,

Wie ir Die Floͤh ohn Blutverguß

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Hinrichten, vnd ohn vberdruß.

Dann ich kurtzum nicht ſehen kann

Das Weiblich händ mit Blut vmgan) Vnd find die Artzenei probiert Wie ich fie hie hab eingefürt.

Darum wann fte euch belffen werden

Ep danckt mir auch für mem bejchmwärden.

Nun die jchönen Flöh Recept Sind aljo beirebt vnd geftept.

Die Floh auf den Kammern zu vertreiben.

j. Nim Dürrwurg oder Donnerwurtz, foch es inn Waſ— fer, befpräng demnach das gemach, fo macht es den Flö— ben jr ſach.

ij. Wirdetdeßgleichen au der Senffiamen, vnd Dleander, wann mans braucht wie das ander.

Flöh zu töden.

iii. Nimm vngelöſchen Kalck, mach ihn durch ain Sib, beſpräng damit die ſauber gefegt Kammer, ſo richt es an ain groffen jamer.

ittj. Nimm wilden Kümmich, wilde Eucumer, oder Co— loquint, foche es inn Waſſer, befpräng damit vas Haus, jo macht es den Flöhen ven garauß.

Flöh vnd Wäntel zu vertreiben.

v. Nimm Wermut, Rauten, Stabwurs, wilde Müntz, Sergenfraut, Nublaub, Farnfraut, Lavender, Raden, grün Coriauder, Pfilienfraut, lege vife Kräuter alle, oder ain tail dauon, vnder die Küßpfulwen, oder koche fie inn Mör— swibeln, Eſsig, befprenge fie damit, fo gaht faine meb fain tritt.

v5. Nimm Waffernus, oder Mördifteln, oder Flöhkraut,

sder Coloquint, oder Bronberfraut, oder Köl, fo es

inn Waſſer, befpräng vamit die Gemah im Daus, fo jauffen fie all darauf. vi. Iſt faſt ain gutes die Flöh auß den deden oder

Klaidern zu bringen, fo man Gaißblut inn ain Aimer

960

oder Fäßlin thut, vnnd es vnder die Behtſtatt ſtellt, dan da ſamlet ſich die gantz Flöhwelt.

viij. Schreibt Cardanus, das von Flöhen, Mucken, Schnacken vnd wantzen, könne ain jegliches von ſaim ai— gen rauch, ſo man es brennt, werden getödt vnd geſchändt, derhalben mach man viel Flöhrauch, ſo vertreibt es die Flöh auch, gleichwie ein böß Weib den Gauch.

ix. Die Flöh auff ain ort zuſammen zu bringen. Mache vnter dem Bett ain Grub oder ain Loch, füll darein Gaißblut, ſo werden ſich alle Flöh darein anhencken, die möcht jhr alsdann erträncken, oder ſonſt dem Teuffel zum Newen Jahr ſchencken.

x. Oder nim ain Hafen, ſtelle oder grabe jhn in ain loch, alſo das er dem Herd oder Boden gleich vnd eben ſtande, ſchmier ibn allenthalben mit Rinderfchmaltz, fo wer: ven fich alle Flöh dahin waltzen, die fan man alsdann ſchön einfalgen.

ri. Die Flöh zu vertreiben, nimm Holder, baiß oder fied e8 inn Waſſer, vnd befpräng alsdann das Flöhig ort damit, fo töd es die Floh vnd Muden, das fie niemand truden.

rii. Soll bewärt fein, das wan ainer Pfilienfraut oder Flöhfraut, dieweil es noch grün ift, inn am Haug träget, fo verhinveret es, das kain Floh darinn wachfe, noch Aier gachſe.

ri. Schmiere ain Stecken mit Igelsſchmaltz, ſtelle ihn mitten inn die Kammer, ſo kommen die Flöh alle an den Stecken, die brat alsdan für Schnecken, wer waiß, fie mögen vieleicht eben fo wol ſchmecken.

Flöhlied zu fingen, wann fie die Belg ſchwingen, ſchön inn Tact zu bringen. Am Thon: Entlaubet ift der Walde ꝛc. DIE Weiber mit den Flöhen, Die han ain ftäten Krüg :/;: Sie geben auß groß Lehen, Das man fie all erfchlüg, Vnd ließ jhr Fain entrinnen, Das wer der Wei-

ber braub. So hettens ruh beym fpinnen, Vnd in der Kirchen auch.

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ij. Der Krieg hebt an am morgen, Vnd wertb biß im die Nacht :/; Die Weiber jn nicht borgen, Vnd beben an ain Schlacht. Vnnd fo fih die Schlacht fahet an, Werf- fen fie das Gewandt darvon, Bnnd allweil fie zu fechten han, Inn dem ftreit fie nadend ftahn.

ij. Vnd wiewol man klagt fehre, Das fie find ſchuldig dran :/: Das fih das Flöbgichmaiß mehre, Weil fie Bels tragen an. Sag ich, es fey erlogen, Dann GOTT hat Even bald, Im garten Bel& anzogen, Wer ift, der Gott je ihalt? _

iiij. Ja bet ich allwen bare, Ain Gulden inn der hand :/: Als offt die Weiber fahren, Nach Flöhen vnters Gwand. Ich wird ain reicher Knabe, Het ain köftlihen Zoll, Ich wolte gar bald haben, Ain gantze Truhen voll.

v. Vnd könt ain Mönch verbannen, Die Flöh fo vn— gebewr :/; Mit brieffen treiben dannen, Diß Weiber Feg- feur. Verſtieß die Floh fo böfe, Hin in die Hellen recht, Der wirdt fehr vil Gelt löfen, Bon dem Weiblichen gſchlecht.

vi. Der diß Lied hat gelungen, Trägt ain mitleyven groß, Mit Weibern hart getrungen, Bon Flöhen vber dmoß, Vnd wünſcht das alle Künfte, Gedächten auff all weg, Das man zur Frawen dinſte, Der Flöhen mutwill leg.

Friden und ruhe vor den Flöben,

Schaben vnd Läufen: vor den Raupen, Schnafen und

Flädermäuien. Von Würmen, Fröfchen vnd Schnedfen,

von Ratten, Schlangen, Spinnen vnd Hewfchreden. Wünſcht Regnem dem Lefer on ſchrecken und gerfen.

Homerus der Poeten Licht Vnd der fürnembft von Künftgedicht Der bat ung wöllen ondermweifen Den Krieg der Fröſch mit feinen mäufen. Debgleichen ver Birgilius Hat beichriben mit guter muß Die klag der Schnaden von den Leuten . Wie fie jrn ftih fo vbel deuten. So bat auch der Ouidius Geſtelt wie ih beflagt die Nuß.

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Ya der Fantaftiih groß Poet Hat fih gewünſchet all zu ſchnöd Zu ainem Floh, auff dag mit fug Er bey feinem Bulen fted genug. Das wer den Maypdlin zu begeren Das alle Flöh Duidifch weren, So würden fie nicht fo gepfeßt Wie man fie fonft ven weg verleßt. Sch aber wünscht vemfelben Geden Das er jhrs Raths vil Pfund müft fchleden, Vnd das jhms lib Her drinnen fhwimm Sp wer fie dann geſteckt in jm. Weiter hat Favorin bemwifen Des Fiebers vnſchuld, vnds geprifen, Auch faſt globt ven Bnflat Therfiten Als ob ihm Ehr fey zu erbiten. Gleich wie auch Lucianus that Ders Schmarogen entichuldigt hat, Als ob es fey ain feine Konft Weil man damit frügt vil vmbſonſt. Hat au die Muck herfür geftrichen Sie gar dem Elephant verglichen. Vnd Sinefius lobet frey Das die Kalhait zu wünſchen fey. Was lehrt Efopus durh al Thir Dann das fie weifer find dann wir. Desgleihen hat man folhe Kunden Zu vnfern zeiten auch gefunden, Als Porcium, den Säwpoeten Der weift wie Schwein ainanvder tödten Vnd Erafmum von Roterdam So rhümbt der Torhait groffen flam, Agrippa auch von Nettershaim Lehrt wie Schon ſich der Eifel zäum, Vnd das er nicht fey faul vnd träg Sonver bevahtiam auf dem wäg. Cardano ift fehr angelegen Das er bey Leutden bring zumegen Das man nicht meh den Wuft ver Welt Neronem ain Tyrannen ſchelt.

903

Hat nit von Straßburg Doctor Brand Im Narrenſchiff aftrafft jeden ſtand, Bey Narren groffe Weißhait glehrt ? Weil man nit ernfihaftt ding gern hört Bas foll ih som Eulnreimer melden, »ereimten Eulenhelven, ‘dt zum zweck zubeneck, eck der Welt llen Stätt vnd Feld. appenſchmidt ‚pen fitt. trühmbt die Aumaiſen Rott zu ibn weiſen. elefen heut, er klagt vnd fchreit t Ffain Kuttelfled Schaf binwegf, Stegraiff nehr Handwerck lehr. für ſeltzam ſtreit malen heut, d die Katzen vnd die Ratzen. zuer yar oie varen nicht geſehen Wie Jäger fie am Spiß vmbtrehen. Oder wie wunderbar die Affen Des Buttenfrämers Kram begaffen. Bnd andre Brillen vnd fonft grillen Damit heut vaft das Land erfüllen Die Briefmaler vnd Patronirer Die Laßbriftrager vnd Haufirer. Derbalben mit dem Edlen hauffen Auch mit zu betichen und zu Iquffen, Den Flöhftreit wir eingführet han Auf das wir dur folh weg vnd ban Nicht allain Weiberhuld erlangen Darumb man fonft bricht fpieß vnd ftangen, Sonder der Männer vnd Gefellen. Die ihre huld erlangen wöllen,

904

Auch ob ich fchon erlang kain gonft Bnd hören muß mand böfen wunfc,

Sp tröft ih mich der Schnaden grab,

Welchs Birgilius fo außgab.

Ich arme Schnad lig bie begraben, Vndanckbarkait hats Grab erbaben.

Dann weil ich wedt mit meinem ftidh

Ain Hirten vom ſchlaff gwarfamlic,

As im ain Schlang fielt nach dem Teben Hat er mir difen dvand bie geben,

Hat mich mit feiner hand zerriben

Das ich für die Schlang tod bin bliben, Alſo gar bat vndanckbarkait Die Welt eingnommen weit ond brait

Das fie auch erraicht ons Hain Schnaden,

Mit jren ontrewen Klauenshaden. Derbalben warn fhon auch vieleicht Bnvandbarfait die Floh erichleicht,

Hand fie fih zu verwundern nicht,

Weils auch jhrn Sommerbrüdern gſchicht. Dann wecken gſchicht allzeit mit ſchrecken, Drum deitens obel ſehr die Gecken.

Mir aber thut es beſſer ſchmecken

Das mich die Flöh vnd Schnacken wecken Dann das mich Katz vnd Schlangen lecken, Dann dort vergeht gar bald der Schrecken

Vnd machen nur rot klaine flecken:

Dieſe aber voll vntrew ſtecken Vnd pflegen zu dem Tod zu fireden. Wem aber alfo wol will fhmeden

Das binden Fragen, fornen leden

Der wiſch das Gfas gar an die Heden Vnd weſch das Antlig gleih im Beden Vnd feh welchs jm wöll beffer ſchmecken.

Wolan, ain Floh thut mich ſchon ſchrecken,

Das ich auffbören ſoll zu gecken.

Gut Nacht biß mich die Floh wider wecken.

Gedruckt zu Straßburg bei Bernh. Jobins Erben. Anno 1594

Dierzigfte Delle.

Kleinere Schriften Fiſcharts.

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1

Die Wunderlihft Vnerhörteſt Legend vnd Beihreibung

Des Abgeführten, Quartirten,

Gevierten vnd Viereckechten Vierhörnigen Hütleins: Sampt Vrſprungs derſelbigen Heyligen Qua— dricorniſchen Suiterhauben vnd Cornutſchlappen: Etwann

des Schneiderknechts F. Naſen geweſenen Meiſterſtucks. Geſtelt zu Vierfach Ablaßwürdiger Ergetzlich—

keit den Lieben Vierdächtigen Ignaziſchen Vierhörnigen Quadricorniten, vnnd Luguiolliſchen Widerhörnigen Cor— nuten: Oder (wie ſie gern heiſſen) Jeſuiten, oder Wür— digen Herrn der Societet Jeſu: Auch zu gefallen dem ob— berürten Meiſter Hanſen, das er das New Meiſterſtuck diſes Würffelhütleins, Vrtheyln vnd benaſen wölle. Alles durch Jeſuwalt Pickart, den Vnwürdigen

Knecht der Societet der Glaubigen Chriſti.

Die MWunderlichft Legend vom Vrſprung des Abgeführ— ten,. Gevierten,, Quartirten, Vierhornigen und DVier- erfeten Hütleins : Oder der Heiligen Quadricorniſchen Gornutjchlappen und Suiterhbauben. Sampt eingemifch- ter Außlegung der drei Gehörnten und DVermummten Geyſtlichen Butzenkleidungen des Verfuchers in der Wü— ſten. Auch eygentlicher Anzeygung des waren Span- nischen Vrſprungs der Jeſuwider, und jrer Vierhor— nigen Pflicht, Geheimer Orvdensgelübd, Regel, Leben, Griff, Dück, Glenk und Renck. Alles zu Bierfach Ablafwürdiger Ergeslichkeit, den Lieben Vierdächtigen Ignaziſchen Quadricorniten, ond Rugvollifchen Wider— börnigen Cornuten: Oder (wie fie gern heiſſen) Je— juiten, oder Herrn der Gefellfcbafft Jeſu, geichrieben durch Jeſuwaltum Pickhart von Mens, den Knecht der Bruderſchafft Chrifti, des Waren Eckſteins.

Mon Hört zu all vier Eck der Erden, Ja jr vier Welt hört zu on bſchwerden Woher bie auf all End vnd Ed

Alles Vbel fih her erfired.

Bald nah des Herren Himmelfart Der Lucifer ſich kümmert hart Das ihm fein Finfter Höllenmadt Zerftört het Chrifti Helle Macht, Vnd ihm fein Tüdifch Lift vnd Pracht Het gar entvedt vnd Far gemacht, Vnd bag als Herculis Gedicht Den Gerberum gebracht ans Liecht.

909.

Alſo das jest vie Welt anfing Entweder jdn zu achten gring,

Oder gleich ab feim Plick zu ſchewen, Vnd gänglich jhne zu verfpewen. Darumb, damit er folcher Not,

Ehe fie werd gröffer, bald thu Rhot, Hat er darauff, gleich inn dem Jar, Da S. Zohan ward offenbar

Was der Trac, mit fein Treien Thieren Vnd jhren Hörnern werd aufführen, Sich auf eim rechten Grimm geitellt Auff die Kreußfiraß ver ganten Welt, Hat zur hand gnommen ein Cornet, Welch vier außgäng vnd Rachen het, Vnd durh diß Schredlihb Gräufelhorn Blaſen mit folhem Ernft ond Zorn, Das alle TZeuffel feine Giellen Zuftoben, als brennts inn der Höllen, Gleich als wann Cyclops rufen thet Da man jbms Aug außgftochen het, Oder als käm Chriftus herwider

Vnd riß noch eins die Höll hernider. Als er nun ſah ſein Erbar Gfind, Welchs zu Vnerbarm nur iſt gſchwind, Da ſtehn, vnd warten was er ſag, Da fieng er an ein ſolche Klag.

D Mudenfürft Beelzebub, O Abvon auß der Heufchreefgrub, D du Meerrürft Leuiathon, Bnd du Berverber Apollyon, O Ochſſenghörnter Behemot, O Legion ond Aftharot, Auch du Vnbändiger Belial, Vnd jhr Welt ond Feld Teuffel all: Ihr wüßt wie Vnſer Reih vnd Mat War vor der zeit fo Hoch geacht Sn aller Welt, bei allen Heyven, Die ons Dienten on Bnterfcheiden :

310

Wir machtens Ernſthafft oder Schimpflich,. Wir fiingens an Grob oder Glimpflich, Sp wars als bei jhn angefehen,

Must als ins Schöpffers Namen gfchehen. Wann wir ong fchon erzeygten grewlich Mit Klven, Hörnern gar abſchewlich, Noch wards bei ihnen Deylig gbalten, Nur weil es waren Vngwont Gftalten. Dann fie hatten jhn eingebildt

Das Heylig muß auch ſehen Wild,

Was Stard ift, müß auch haben Hörner Was Klven hab, das wehr ſich gerner: Alfo war an ons alls anſehlich,

Das ſcheutzlichſt war an vns nicht ſchmehlich Da dorfften wir ons nicht vermummen, In gftalt ver Engel des Lichts fummen: Wan wir fchon wie Geyßmänlin famen Für Gott vnd Pan fie ons auffnamen : Wir machtens gecklich oder ſchrecklich,

So folgten fie vns allzeit kecklich.

Alda fafen wir fteiff im Neft.

Hatten ruhig ein die Palläſt:

Aber feivher das fommen ift

Ein ftärderer, der ſich nent Ehrift:

Der, gleich wie Hercules das horn

Dem Achello außriß im zorn,

Vnd brauchts zum fpott für Blumenfcherben, Alto durb fein ſchwacheit vnd flerben

Auch vnſer Horn vnd ſtärck zerbrach,

Das mans nun hällt für ſpott vnd ſchmach: Ja durch demut, on hörner, Klogen,

Hat er den Harniſch vns abzogen,

Vnd diſe hörner vns zerriſſen

Darauff wir vns ſonſt ſtäts verlieſen:

Hat vnſer Boßheyt nun der welt,

Entblößt vom Harniſch, fürgeſtelt,

Daß man vns nun in Buſen ſicht

Wie alles ſey auffs Böß gericht,

Vnd das wir auß der vrſach ſeien

41

Als Feind Menihlihs Geichlechtd zu fihewen: 5a hat entvedt, daß vnſer Dorn

Nit mehr vermög, dann Gottes Zorn, Vnd mit den Hörnern nit mehr ſchaden, Dann fo vil ons die Leut geftatten. Seidher fo fangt an Feverman

Dem Nazarener hangen an,

Bnd wird all vnſer Macht vernicht, Vnd werden gicheuct bei difem Liecht: Sie wöllen fein Hörner ſehen mehr Damit wir fie genärrt han fehr:

Die Klogen wollen fie nicht willen Darmit wir fie vor zu vns riſſen. Wie follen wir jhbm thun nun dan? Wollen wir darumb abgehn Lan

Diß Reich, welchs ons ift vorbereit Sampt alln Gottloßn von Ewigfeit 2 Wollen wir varumb finden Ian

Bniere böß Art, die wir han?

Nein warlich, bei dem Fegfewr nitt, Yaßt ons bleiben bei altem Sitt,

Laßt vilmehr Boßheit ons erzeygen

Fe mehr man vns will vberfteigen: Es müßt die Welt ehe vndergen

Ehe wir von Vnſerer Art abitehn. Derhalben hört mir zu mit fleiß,

Auf was Verzweiffelt Weg vnd Weiß Ich ſeidher in meim langen Lepd Gedacht hab mich zu rechen heut.

Ich hab erfunden eynen Liit,

Der aller Lift eyn Außbund if. Dieweil ih merd, Wie obgedacht,

Das Vnſer Hörner man veradt,

Oder fie iheucht, alsbald mans ficht Vnd ihnen nicht die Ehr geichicht

Wie in Calcut jhn widerfährt,

Da Vnſer Scheutzlichſt Gftalt man ebrt Sp will die Hörner ih wohl bbalten, Aber auff Heylig Art fie Gftalten,

912

Vnd fie fo ſchön Anmütiglich

Verſtellen, das man wunder ſich,

Vnd gleichwol drunter fein Verſtecken Vnſer Hörner, die fie ſonſt ſchrecken. Dann on Hörner, wie ihr wol ſecht, Kan Dnfer Reich nit ſtehn Auffrecht: Wir müffen ftäts nah Vnſerm Brauch Eyn Zell bei Gotts Kir bauen aud, Alſo weil Gotts Lamm Hörner führet, - Uns als Trachen es auch gebüret:

Vnd weil Gott heyßt des Heyls eyn Horn, Wollen wir Hörner fein voll Zorn. Doch alſo, das der Zorn fein fehein Der Allerheyligft Eiffer fein.

1. Vnd erfilih wollen wir zur hand Aug aller Farb Thuch vnd Gewand, Aus Weiß, Schwartz, Bio, Gelb, Rot vnd Gro Eyn Eynigs Spißhorn machen do, Das fol zufammen gnähet fein Aus Faulfeyt vnd Eynfaltigem Schein, Mit der Nadel der Heuchelei,

Vnd dem Favdem der Teufcherei,

Vnd fol heyſſen eyn Kuttenfapp:

Wie ichs dan fhon hie gfchnitten hab. Dan jhr wüßt, das ich in der Wüften, Als ih Gotts Son wolt vberliften,

In ver Erftien Berfuhung hab Gebraudt diſe Einfivlerfapp:

Als ich inn feiner Hungersnot,

Sprad, Mach auß difen Steynen Brot. Deshalb Font ihrs nun machen balo, Weil jhr vor euch fecht die Geftalt. Die Zungen Teuffel flugs darüber, Thaten all jhr lebtag nichts Tieber, Bberftahen die Kutt behend,

Das fie im ſchnaps "gleich was Vollendt, Vnd zogens an dem Abadon,

Zu fehen, wies ihm an thet ſtohn:

913

Sie ſtund ihm wol, er ehrt fih vmb, Ließ einen Furg, vnd macht fie frumb Diemit war fie Gemweihet ein,

Das fie ein Bubendeck folt fein. Alsbald befahl der Satan drauff Das flugs ein ganger Teuffelshauff Gleich wie Hewichreden dahin flogen, Welche vis Kuttenhorn vol Plogen Dur die gang Welt Hin theten führen, Vnd in al Windel einfuhriren.

Da ftedts noch, on die fie außziehen, Dver im Dersen fehnlich fliehen.

II. Da nun Dis Kaphorn fertig was, Sagt Lucifer drauff weiter das. Nun haben wir das eine Horn Drinn wir verfauffen onfern Zorn, Welchs ons wol wird verfehen können, Vnd onſerm Reich fehr vil gewinnen. Weil uns das Handwerd dann fo wol, Abgeht mit difem Jetzumol, Müſſen wir andre mehr zurüften : Nun wüf ihr, Das wir in der Wüften Zum andern mal, als wir Gotts Son Auffs Tempels Zinn geftellet bon, Waren Prelatiih Schön verkleid In Seivnem Talar, Lang vnd Breit, Bnd hatten darzu auffgeiegt Zwey Hörner, mit vil Gftein verfegt: Wie ihr dann hie vorgfchnitten fecht: Seht daß jhrs nur nachmachen redt. Dann es wird ein Prelaten Ghürn, Welchs ziert der Aebt und Biſchoff Stirn, Wird ein Herrlicher Biſchoffshut. Der fih erhebt von zeitlih Gut Vber die ander Herd, allein Durch Prächtiſchen Vorſteherſchein: Durch Heylgen Pracht vnd Höflichkeit Vnd durch Hochprächtiſch Heyligkeit 58

914

Führt in Verfuchung er die Leut,

Auch durch Vnmöglich Glübd vnd Exp, Drob vil jhr Seligkeit verkürtzen,

Vnd vbern Tempel den Halß ſtürtzen. Deshalb du zweyborniger Hut

Gefalft mir wol mit difem Mut,

Acht nicht was dir Gotts wort verfünd, Preiß du darfür der Menfchen Fünd, Regier ond Neformier im Tempel

Nur mit gepräng, gieng, ſchall vnd ©rempel, Dis wird dich äuſſerlich Hochſetzen:

Was achtft des Worts Heimlichs ergegen ? Wann du das Wort wolft viel hoch Ehren, Sp müft daſſelb auch Previgen, Lehren: Aber vom äuſſern beyft Hochwürdig,

Im Lehren folt du fein Kieynbürdig:

Dan du dein Ampt, die Schaaf zu weyden, Kanft andern Geringern befcheyven,

Vnd darneben mit Bann vnd Zwang

Den Gwiffen machen Angft vnd Bang: Kanft diſe nagen, tringen, Zwingen,

Dern Almufen du thuft verfchlingen:

Kanft auß andrer Leut Schweys vnd Blut Treiben dein Hofpracht vnd Hochmut:

Vnd andre die dich müſſen nehren

Müſen als Heylig dich noch Ehren:

O wie ein beyligkeit, ohn That?

Die nur auf Müfiggang beſtaht?

D Geyftlichkeyt, im Gſang nur Geyftlid, Ja auch im Gfang on ernft vnd Fleyſchlich? Alſo muß man in meim Neich haufen,

Laß man mir diß Getbeylt Horn maufen: Dan es wird Mofis Hörner führen

Allein zum Herichen vnd Regiren:

Vnd doch darneben fein fürwenden,

Es führ von den Zwey Teftamenten

Sein Zwey Hörner, damit zu beiten

Das es fie wiß zu Beyden Seiten.

Sp ih doch ſolche Ghörnte Migen,

—————

Die nur zur Ehr, zur Lehr nichts nützen, (Gleich wie Hirtzhörner, fo find ſchön, Aber vorm Jäger nicht beſtehn)

Von Aarons Guldnem Kalb hernam, Vnd den zwey Kälbern Jeroboam,

Auch vom Heydniſchen Bacho ber,

Der auch führt Hörner nicht Vngfähr: Damit ich durch ſolch Toppelhorn

Könt üben Scheinbarn Toppelzorn. Deßhalb jhr Gſellen wacker dran,

Greifft die Zweyhörnig Hauben an, Vernähet drein die Hoffart Geyftlich, Durch die Nadel der Herſchung Fleyſchlich, Mit Fadem der Schaaffchinderey,

So wirds ein Toppelcornut frey:

Stickts mit den Perlein Reicher Gſchenck, Bnd mit dem Gſtein Vneingedenck,

So wirds ein Hoher Horniger

Vnd ein Hoffertig Zorniger.

Auff ſolch Luciferiſch Gebott Macht fich gleich drüber die Ghörnt Rott Nähet diß Falfıhes Biſchoffshorn, Vnd ſtickt ein Heylgen drein dauorn, Der hielt ein krummen Hirtenſtecken, Vnd thet zwen Gſalbt Finger auffrecken, Vnd trug drey Gulden Kugeln Schwer, Zu zeygen, was diß Ghürn beger.

Als es nun gar war ausßgemacht, Setzten fies auff mit groftem Pracht Shren Fürften vem Behemat,

Dem reimt fih auff fein Ghürn gar glatt, Vnd fund ihm fehr wol funderlich,

Weil er wie Janus Wunderlich

Zwey Angefiht het an eym Kopf,

Vnd fah auch Hinden zu am Schopff, Darauff fih recht diß Thailhorn ſchickt, Wohin er hinden vornen Plidt:

316

Man neygt fi vor ibm, als wers Gott: Vnd bracht bald eyn Haufen Küfot,

Das Ghürn zu weihen vnd zu fehmieren, Zur Macht, das es mög Ehrifamieren.

Hierauf ald es nun fertig war, Befabl ver Satan alfo par, Das es des Behemots Gefind Solt führen durch vie Welt geſchwind, sein eingemacht in Bifamslaven, Auf das diß Zart Ghürn Leid fein Schaden. Daber erſtrecken fih noch heut Dife Prelatenhörner weit, Vnd wird jhn angetban groß Ehr, Gar nicht son wegen ihrer Lehr, Sonver pmb ihre pracht vnd madt, Die ihnen bat Letz andacht bradt.

IH. Nun ift diß Ghürn auch gfertigt ab, Sprach Satan, O das es Glüf hab. Aber wir haben noch dahinden Das Hauptgehürn, darnad wir gründen, Da Trei Hörner zufammen gehn Vnd Trifach auffeinander ftehn,

Iſt wie ein Eynhorn außgefpißt,

Da zu Oberft ein Kreuß aufffigt: Welches dan fih gar Mayeftetlich,

Vnd beinach, wie ihr fecht, gar Göttlich. Daher wirs dan zu Schmach vnd Leyd Der Eynigen Treifaltigfeit

Fürs Dritt Verfuhftuf in Der Wüſten Brauchten wider den Gott der Ehriften, Als wir ihn auff den Berg han gfiellt, Bnd ihm gezeygt die Schäß der Welt: Ja ich, als die Alt Schlang, hat aud Dis Gtrifaht Ghürn damals im praud, Als ich im Paradyß Berführt

Die Erften Eltern durch Begird. Darumb billich Dis Trifach Ghürn

97

Ziert eyns Trifachen Bößwichts Stirn, Billich trägt Diß Haupthorn eyn Haupt, Welchs eben Gott wie ich auch glaubt, Vnd beyds von Gott vnd Menſchen raubt, Vnd alles vmb Par Gelt erlaubt:

Ja diſe Beſtia vnd Bepſtia,

Die ich zum Irrdiſch Gott mach nah.

In ſumma, es gebürt dem Thier,

Welchs ich bracht auß dem Abgrund für, Vnd ſetzt es in den Stul auffs Küſſen, Auff das all Welt jhm fall zun Füſſen: Ja meim Statthalter muß es gebüren, Der Leiblich für mich ſoll Regiren

Hie vnder eines Papſtes Namen:

Der mich dann nimmer wird beſchamen: Dieweil er ſtäts wird dran gedencken

Wer ihm diß Trippel Ghürn thet ſchencken, Er wird von wegen Danckbarkeit

Vus ſtäts zu dienen fein bereit,

Wird fich befleiſſen, vnſer Reich

Zu erhalten, fampt feim zugleich,

Es gſchech mit Vnrecht oder Redt,

Es oft gleich Herren oder Knecht,

Ja folts aud koſten Potentaten,

So tringt ers durch, durch Ghörnt Prelaten.

Drumb hör Beelzebub, Greifs an, Der Zeug ligt hie ſchon auff dem Plan, Vnd iſt gar Juſt nach Vnſern Proben, Vnd ich hab⸗Vnden vnd Daroben Schon angefangen, vnd drein gnäht Des Judas Seckel vnd Geräht: Deßgleichen auch die Simonei,

Vnd die groß Pfrunden Dieberei: Auch vmb das Primathorn den ſtreit, Vnd all Rachgirigkeit vnd Neid, Auch Wolluſt, Ehrgeitz vnd Meineyd, Vnd verfluchung der Oberkeit,

Gifft, Auffrhur vnd Verrhäterei,

918

Die Sodomy und Zauberei,

Ihr andre nähe die Lugen drein,

Bnd den Trüglichen Augenfcein.

Hie habt ihr guten Judenzwirn

Bon Menfchenfaßung, zu dem Ghürn,

Hie nembt die Nadel der Durchächtung, Des Banns, Blutdurſts ond der Anfechtung. Du Mammon ftids vol Evelgftein

Bon Schäten ver Welt, die mein fein, Stid drein die Falſch Donation,

So die Keyfer folln han getbon,

Stick drein die onzalig Geftifft

Den Meßkram ond die Bullenfohriftt,

Den Ablaßkaſt vnd die Annaten

Die Pallta vnd Reſeruaten:

Dann folch Perlein diß Ghürn mehr zieren Als die auß Indien man thut führen: Auch folt ihr ftiden zu eim Schein

S. Petrum mit dem Schlüffel drein, Dann diß Horn wird fein Fifchernes Prauchen zu Fiſchung der Welt Schäß. Wolan ich feh, ihr machts gar gut,

Ihr habt varzu ein fondern Mut:

Ihr merdt, daß es euch auch wird frommen, Wann es zu feim Befig wird fommen: Deshalb macht euch vil Frrgäng drinnen, Gleich wie in Binentorb die Binen.

Wolan du Belial muft es Firmen: Dann diß Ghürn foll manch Hor noch fürmen, Vnd fih an jhre ſtell eintringen.

Nun thu vie Firmung gleich berbringen, Miſch Hölliſch Fewr ond Pech zufammen, Vnd Kolen auß ver Fegfeurflammen,

Vnd mein Schweiß, der hart ift wie Stahl, Vnd Firms vnd Schmiers wol vberal,

Sp wird mit Lügen, Kriegen, Trügen, Kein Teuffel nimmer ihm anfiegen,

Man woll dann vor durch Degradiren

919

Dife Reihung von ihm Purgiren.

Als nun war eingefalbt diß Schmär, Kam diß Gfalbt Horn felbft Zucifer-

Vnd feßt es auff, vnd fpey gleich Fewr, Vnd fiellt fih alſo vngeheur,

Daß den Teuffeln verging das Lachen, Vnd ſahen ſaur zu diſen ſachen.

Biß einsmals er da oberpürtzelt,

Vnd einen Teuffel herauß fürtzelt,

Der trug ein Roten Schäubenhut,

Vnd führt recht ein Cardinalsmut,

Der nam das Gſchraubt Horn, führts im ſchnaps Gen Rom, da man gleich wehlt ein Papft, Auf al den Schlag, wie Satan melot: Seither ift noch die arme Welt,

Mit vem Trifachen Ghürn beladen

Vnd fan nichts ftifften, dann nur ſchaden.

III. Nun weiß ich, das jhr, die diß Lefen, Mer denden, daß an den drey Boien, Vnd difen Zeuffelshörnern drey Vnglücks genug auff Erven fey. Diß han die Zeuffel auch gedacht, Die vor han die drey Ghürn gemacht. Man hab fih an der Chriften pochen Mit vorigen Hörnern gnug gerocden. Aber der Grimmig Lucifer Kam erft ins Wüten wie ein Bär, Der nicht ablaßt von feinem Prummen Bit er fihtsalles niverfummen: Er fchüttelt den Kopff, verkehrt das Gſicht, Er fhwiget Veh, vnd bet die Gicht, Als wolt zu Delphos er Weiflagen, Wann man von Schwargem ihn thet fragen. Bber ein weil, als er fam wider Zu ihm felbft, ſprach er, Hört jhr Brüder: Wie aber, warn ons onſer Tüd, Bnd die verhornte Bubenftüd Mit gmeltem Ghürn, welchs wir. außfdiden,

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Billeicht wolt fühlen, vnd nicht glüden. Wie es uns dann hat gfählet grob, Bnd fein wüſt angeloffen drob,

Als wir die drey Horn in ver Wüſten Berfuhten an vem Gott ver Chriften: An dem die drey Anläuf vnd Stöß Mit ven drey Hörnern ſcharff vnd böß Eben fo wenig han verfangen

Als der da Strohalm braudt für Stangen.

Drumb darff es wol aufffebens bie,

Hie habt nun acht, hie hat es müh,

Hie gilt es ſchnaufens, bie gilts ſchwitzen, Meh vann die in ver Höllen figen:

Dis hat ons lang den Kopff zerbrocen, Bis wirg einmal auß fonten fochen. Derhalben gebt nun acht darauff,

Hie ligt ver Schwan vnd Kopff zu Hauff:

Hie fompt das Stichblatt nun berfür, Darauff ich fe mein Glüd gar dürr. Sch hab vor das Eß, Sam vnd Dauß Der Scellen, Klee, Herb gworffen auß, Aber hie bhalt ich zu dem Stich Die Eycheln Saw, die regt nun fi, Die muB es gmwinnen on all zweiffel, Dver es muß gar han ven Teuffel.

Es hab mir dann ein Kegeriich art Bileicht gefehen in die Kart,

Vnd diß verworfen, drauff ih harr, Da det ih warlih wüh die Plarr. Aber ich Hoff, es Soll vns glüden, Dieweil wir ja nichts han zu fehiden Mit der Perfon felbft des Weibs famen, Sonder denen, fo führen fein Namen, Darunder fih vil Lauge Ehriften, Vnd vnfers onfrauts vil einmifchen, Ja etlih alfo fich erweiſen

Das fie billicher nach ons heyſen. Zudem fo wollen wir alfo

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Verſehen diß ſtichblat alldo, Das es gar Nuglich ſcheinen ſoll, Vnd vorigen ghürnen dienen wol.

Wie wolln wir aber es Formieren? Wir können zwar es nit Bifiren Auff die Art der Trei vorigen ghürn, Dann jedes Horn hat aub fein Hirn: Es muß fein fondere gftalt haben, Weil e8 wirt han fein fondre gaben: Soll doch wie andre ghörnt auch fein: Dan hörner dienen vns gar fein.

Deshalb, damit ih on genaden Den Menſchen mög thun vierfach ſchaden, So will ih es zu difen fachen Bieredeht vnd vierhörnig machen, Auff das es viermal vil mehr aiftt In fih Halt, dann die vor geftifit. Weil es doch auch aufftragen follen Bierfah Bößwicht, der ärgften Wollen: Welche vil Artlicher vann wir Können den Schaafsbelg fehren für, Da fie voh Saw ond Bodsart feind: Wie auß dem Namen wol erfcheint, Welchen wir jhnen gaben fioher, Vnd nanteng Suiten ond wider. Welche onfere ſchöne namen Sie doch mit dem nam Jeſu bſchamen, (Jedoch mit Lift zu vnſerm frommen, Damit fie mehr ind Netz befommen) Sie nennen fib die Zefuiter, Da fie wol hieſſen Jeſu zuwider,

Dver wie Jeſus bat zumal Beyd fchaaff vnd wider hie im Hall, Alfo feind fie die wider drinn: Deshalb fie auch auf diſſen finn Recht heyſen Zefu Böck ond wider,

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Nicht Ehriften, Ehrifti ſchaaf vnd gliver, Dann vnſre Herd ver nam nicht zieret: Sonder viel beffer ihr gebüret.

Des herrlih Name wider Chrift,

Der Alters halb berhümet ift.

Aber weil ver Nam Widerchriſt,

Noch etlichen zumiver ift, Welchs doch noch zu gwinnen weren: So that den Namen ich verkehren,

Vnd fegt das förderſt recht darhinder, Auf das mans finden font deft minder, Macht Ehrift Wider vnd Jeſu Wider, Für Wider Chrift, den fonft fent jeder: Dann wie vil wern von vns getrennt Het ich fie Wider Jeſu gnennt ? Darumb fo folln fie bleiben Wiver: Das vberig verfteht jhr jeder:

Wem nämlich fie folln zWider fein, Nämlich dem Lämmlein Gottes Rein: Wider welds, als ver alt Trac, Sampt meim Stultbier ftäts ſtreit vnd wach. Daher ih dann auch Wiver heiß: Dann wer ift diſer, fo nicht weiß

Das Satan heißt ein Widerſächer? Ein Widergeiſt vnd ein Durchächter Aller der Schaaf, die nur begeren Eins Hirten Chriſti Stimm zu hören, Vnd nicht zugleich auch diß darneben Was ich vnd mein Romthier angeben. Darum ich diſem Stichblatt mein,

Dem Vierhornigen Wiverlein

Kein beffern Namen geben fundt

Dann meinen, welcher laut fo Rund: Weil man den Kindern, die man liebt, Gmeynlich des Vatters namen gibt. Daher folten fie heyfien auch

Bon meim nam, den ih ohn fcheu brauch Sataniten vnd fchadaniten:

Weil fie auch wider Jeſum wüten,

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Vnd alles, was das Papfthorn ichwißs, Auch wider Jeſu wort felbft fchügt: Dann hierzu hab ich mir diß Horn Mit allen een aufferforn,

Das es Sataniſch auff all ed

Soll wiverfireben Jeſu Fed,

Soll fein eyn Würfel, der nur gibt, Wie man in fohüttelt, fnipft vnd vbt, Eitele EB vnd wider Ehriften,

Eitel Duater, vifes fpiel verwüften. Dargegen, weil ich jhm mein namen Hab geben, wirds mid auch nicht bichamen. Sonder des namens eingedend Fördern mein reich, durch felfam rend, Auff alle ed, darein ich fted

AU mein vergifften ZTeuffelstred.

Es bleibt eyn Chornucopia

Der Schelmerey recht propria,

Eyn oberhaufft vnd außgfüllt horn Bol trug, Lift, Raach, Neid, Gift vnd zorn. O Duadricorn, O Widerhorn,

Wan ich dich vmbkehr hinden, forn, Alleyn ſo bloß da vorgeſchnitten,

So ſeh ich ſchon vor deine Sitten, Gleich wie an ſeinem Sönlein zart Eyn Vatter erkent ſeine art:

Ja ich weyß durch Nachrechnung lang Was in dem Orden noch vorgang:

Ich weyß das kommen ſoll eynmal, Eyn Spanier Ignatz Luguol, (Zu Teutſch gnant Feurart Lugevol) Welchem zuerſt erſcheinen ſoll Diſes vierhornig widerhütlein: Der wirds auffnemmen fürs gröſt gütlein, (Wie Epimethes die Pandor Mit jhrer vnglückbüchs voll gfor) Wirds pflantzen fort in alln gbeiten Auff fein Sauherd, die Lugvolliten,

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Auf fein Ignazianiſch gfellen,

Die gboren fein im Feur der Hellen. Sintemal je, wie jeder weyßt,

Ignatz im Feur geboren heyßt:

Drumb hieſens auch wol, wie wir rhieten, Vulcaner oder Vulcaniten,

Vom Vulcano, meim Hellenſchmid: Welcher on das nun gleich hiermit

Wird bſchlagen diß Vierhorn am Ecken, Gleichwie den recht Kriegiſchen Böcken. Ja Ignazius ſelber wol

Noch mein Vulcanus werden ſoll,

Weil er wird hincken wie Vulkan,

Von einem Schuß, den er wird han

Von Frantzoſen, zwiſchen den Beinen: Dann er will auch ein Kriegsman ſcheinen, Aber wann Krieg jhm nicht will glücken, Wird er zur Gepftlichfeit ſich ſchicken: Dann wie man fpricht, Ein Landsknecht faul Gibt noch ein guten Kloftergaul,

Aber fompt auß dem Klofter er

Sp gibt fein Adergaul er mehr.

O frew dich du vierbornig Thier

Wann dein Erfi Haupt befommen mir Zu einem Schmid, da wölln wir ſchmiden Daß es fol fundeln voll Bnfrivden

Sa all vier Eck vnd Theyl der Welt, Dann drumb ift vein Horn Edecht bftellt.

Auch frew dich du Trifach Gehürn, Welchs vein Kopff firefft biß ins Geftirn, Hie hab ich dir ein Ghülffen gſchafft, Welches dir wider helf zu Krafit,

Wann dir villeicht dein Horn wolt finden, Dver dein Macht an eim Bein binden. Dann diß breyt edhorn bat vier Dorn, Iſt vmb eyn Argborn höher gborn, Befteht für vier Man auff eynmal: Erflih für eynen Mönch gar wol:

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Darnach für eynen pfaften au:

Zum Dritten, welchs nicht vil im braud, Für eyn verlobten Schulregent,

Der auff fein Art die Jugend wendt, Vnd ihr einbrent durch Bubenwerd Des Papft trifachen horns gemerd: Bnd zum vierdten für eyn Landftreicher, Vnd darneben eyn hinverfchleicher. Seht, wen foll billiher gepüren

Diß würffelgviert Platthorn zu führen, Als diſer abgeführten giellen,

Die als eynsmals faſſen wollen 2 Haben vier Köpff in eynem but,

Vnd in vier Köpffen einen mut,

Vnd tragen onter eynem Kleyd

Bier Ständ von groffem vnterſcheyd?

Darumb möcht wol jhr andre Pfaffen Mit vem Hürlein nichts han zu ichaffen, Behelftt euch ewerer Pfaffenſchlappen, Vnd ſecht daß ihr die meß recht Knappen. - Degleihen aud jhr Canoniften, 2 Ihr Papftlicher recht Decretiften,

Hei lieb rürt nit diß Würffelhorn, Es wird euch ſtoſen fonft im zorn. Dann es ſtoßt auch vil Mönch vnd Pfaffen, Von jhrn geſtifften, jhn geſchaffen: Fürnemlich die vier Bettelorden: Die ſonſt darfür gehalten worden, Das fie die vier ftard Räder waren Auff welchem fahr mein Kirchkarren, Jetzund ligen fie da gefiredt, Vnbedacht, wo mein Karren ftedt, Dis maht diß ghürn ıft wol daran Bey der Trifach gehörnten Kron.

Dieweil es gelobet nicht alleyn, Wie andre ordensleut in gemeyn, Trei glübd, Keufcheyt, ghorfam, Armut,

r 926

Sonder, dieweil es führt am Hut

Bier born, fo globt es noch zu vifen Das viert, welchs warlich wol zu willen; . Nämlich, zu fein des Papft Ieybeygen, Vnd all fein Lehr für recht bezeugen, Sein aberglauben in all Land Ausipreyten, wie ferr ers au fandt, Sein Römiſch Kirch alleyn aufbringen, Vnd alle andre nidertringen,

AU fein gebeys, fein trachten, dichten, Mit blinder ghorſam gleich verrichten, On nachgedacht, ob es fey redt: Sonder fih vberreden ſchlecht

Das ſolche Heyligfeit nicht künn

Etwas arges nemmen in Sinn:

Fa wann er auch verderbt die Welt, Nur fagen, Ja Herr, wies euch gfällt: Sa ſchaffen, daß man vberall,

Ihn anbett hie, vnd ibm zufall.

Seht, ift auch je ein Horn gemefen, Welchs vom Papfthorn wer fo befeflen ? Nein gewislih: Drumb hab ich zum Stich Behalten dife Saw für mid:

Ja ich hab diß vierbornig Thier

Erft bracht auß tieffftem Abgrund für, Das es erfi fomm zur letften Zeit, Vnd verwirr zur Les alle Leut, Berfinfter auch der Sonnen Klarheit, Vnd vontertrud das Liecht der Warheit, Vnd ſchaffe daß die Leut darfür Anbetten auff dem Stul das Thier, Welchs durch mein frafft fpeut Fröſch vnd Krotten. Die fih zu dem Edhorn auch rotten, Vnd laſſen fih auch mit behörnen, Damit fie Bubenwerd meh lehrnen: Daher wird auch genant diß Ghürn Schiltkrotthütlein vnd Krottenihirm, Auch mein Wurffpeihel vnd Eckpeihel Vnd meine Würffel vnd Zweckeihel.

927.

Aber man nenn es wie man woll, Wann ihr nur wüßt, was es fein fol: Nämlich vierhornigs Wiverhütlein, Welchs ich brauch für mein letſtes Mütlein, Darmit ih auf all Eck will fchirmen, Vnd Zefum ven Edfftein beftürmen, Vnd jhm nun weifen, was da feien Meine vier Ed gegen fein Treien:

Hat er nicht gnug am Widerchriſt,

So zieht jeb auch zu Feld gerüft

Der Luguolliſch Jeſu Zumider,

Der wird eg nicht angreifen nider,

Er wird dur fein Boßhafftigkeit Berwefen vnſere ZTeuffligfeit.

Deßhalben O Herr Beltal, O Belzebub, mein Cardinal, Ihr Feldteuffel ond Rumpelgeyfter, Die auff betriegen feit die Meifter, Bei ewern Pflichten ih erman, Steht bie an dife Arbeit an, Die euch und ons zu Nus gereicht, Wie werden fonft für Teuffel geſcheicht: Braucht bie all ewer Hinverlift Die im hinderſten Windel ift, Scheißt fie zufammen in die Schlappen, Die auff vier Eden thut auffichnappen, Wann man nur angreifft das ein Horn, So plitzen noch drei auff vor Zorn.

Nun reg dich bie du wüſt Profey, Reg dich mein Mummerjacrifiey, Geb mir das ärgft ond wüſt gerhät, Welchs man für ſchön doch anfeh ftät, Geb mir Scheinheylig Teuffelthum, Vnd verteuffelt Scheinheyligthum. ° Seht da, es gieng mir für vie Nas Ein Gftang, welchs gwiß fein Bifam was, Iſt Hölliſch Biſam auß dem Pful,

928

Darein in Emwigfeit ich fuhl: Darbei ift gwiß diß Thuch gelegen,

Wie ihr es Pechſchwartz fecht zugegen. Da habt ihr meiner Farb ein Thuch, Daruon ich felbfi oft trag ein Bruch: Dis Thuch hab ich felbft zugeichnitten, Vnd es verderbet wol zum dritten,

Auch hat ein Schär drob gnommen ſchaden, Ehe es zum vierten ift gerbaten.

Drumb bleibt es wol ein Meifterftüd, Vnd wird ftäts heiſſen, ver hab Glück Der recht Fan treffen den Duadrangel Das er auf all Ef Hab fein mangel. Run das es nit on Auter fei,

Habt jhr ein Fewrrot Thuch hiebei, Welchs man ob der Hölliihen Blut Gefeurt bat, biß es ſah wie Blut: Dann wo Hölifh Pech ift von auſſen Sol billih drinn Hölliſch Feur haufen. Hie ift auch Fadem zugericht,

Sehr wol gewächſſet vnd gepicht

Bon Sovoma Gomorra Pech,

Dörfft nicht forgen, daß er euch prech, Sch mach fonft drauß Barfüfer Cörden, Vnd Strang, wann man fich felbft will Mörden: Hie find auch Nadeln gftählet fchon Vom beften Stahl von Babylon,

Die ſelbſt Vulcanus hat geftählt, ‚Der feiner Kunft gewiß nicht fählt.

Kun tapffer an die Arbeit ber,

Steht drein, als obs das Stichblatt wer Arbeit als Bnfinnige Teuffel,

Die gilt es uns die Saw on zweiftel. Der Belzebub vnd Belial

Vnd die andern Mitteuffel all

Die waren nicht zu manen lang,

Sie griffens an gleich in eim ſchwang, Namen das Hütlein zugeichnitten: Spraden: Liebs Hütlein ſey zufriven,

929

Wir wollen dich fo ſchön zubugen, Du muft vil taufend Seelen vns Nugen, Nun fehr dich vmb du Wiverfein, Du bift mein Liebes PBrüperlein,

Du bift nit feyl vmb die Statt Rom, Dann du bift dahin der recht Krom. O D wie wird dich das Trifach Ghürn Bon vnfertwegen fo bo ziern:

D wie wirftu von onfertwegen

Ihm wider dienen nah vermögen ! Drumb nemmen billihb wir die Müb Daß wir dich ſchön ftaffieren hie:

D Schönes Satanitenhäublein

Wie manden wirftu vberdäublen Dur deinen Bierbornigen Schein, Bei dem wir fonft nicht fümen ein. DiE fagten fie, vnd ſungens ſchier, Vnd ſtachen allweil drein mit Gier, Spisten die Hörner artlih Rund, Setztens auff, daß es artlih ftund: Sie vberftülptens au, zu feben Wie auff diefelb weiß es wird fteben, Ob etwann folbe Narren kämen Die auff diefelb weiß es annemen: Ste zogen Fädem dur vie Mitt Vnd Trähtens dran herumb all Ritt, Sie wurffens auch bei guter Rhu Einander für Wurfpeihel zu,

Vnd fpielten als mit Würffeln mit Thief oder Blatt, Ruf over Schnitt.

Des Zeuffels fein Großmutter Alt, Sampt ihren Töchtern Vngeſtalt Speuten in ihr Schwartz Rungleht Hand, Strichen das Hütlein auf all End Daß e8 gab Funden, wie die Raten Wann man fie ober Ruf will fragen: Sie braucten auch did Fingerbüt, Warn ob dem Hütlein jehr bemüht,

39

930

Brachen zwo Nadeln ob dem Nähen: Wie aub Buldan es hab verfehen:

Wann Bruder Naß zu ihn fompt ſchwitzen,

Wird ers ihn wider können fpigen. Seht, wie groß Müh diß Hütlein nam: Drumb ift ven Schneidern feine Scham Das fie diß Hütlein mit fein Falten, Für jhr gröft Meifterftuf heut halten, Weils doch die Teuffel faur fam an Ehe fie vollbracht die Hornſchlap han: Was müßt erfi Meifter Nafen gicheben Wann er dergleichen Ghürn müßt nähen ? Er wird gewiß darob mehr fchwißen, Als warn er foll böß Fever frhligen. Nun Frater Naß Näh was er bat: Ich muß widerumb zur Werditatt.

Die Teufel waren all nicht müßig,

Sie Nähten drein all onverdrüßig,

Es gieng von ftatten, als ob fchlecht Shr Bruder Naß, der Schneiderfnecht Eim Barfüfer ein Mönchskutt flict Dver eine Schänphury ftidt:

Etlih die Nadeln fpigten- fein,

Etlih die Fademten ein,

Eilih das Cornut Hütlein Meßten Nah vem Triangel, and es Preßten: Etlib mit heiſſem Stein es brannten, Etlih ober den Leyft es fpannten:

Den Leyſt nanten fie Heucheley,

Den Stein, die Römiſch Lieferey,

Den Triangel, Papfts Fantafey,

Die Nadel, Römiſch Tyranney:

Den Fadem nant man Aberglaub,

Das Thu, fampt Futer, Gottsehr Raub: Den Seiden Bord, Schmeichley genant, Bergaß man auch nicht an dem Rand. Als es nun fertig was bißber,

Da rufft erfi laut der Lucifer:

931

Nun ſchließ dich auf mein Ardeley, Mein Schagfammer voll Schelmerey : Nun nempt jhr Hütleinmacher drauß, Damit ihr ſpickt diß Hütlein auß.

Der Beelzebub alsbald darhinver, Laß zufamen das ärgft Geplünver, Näbts forn zur Spitzſchlacht ins fpig Ghürn, ALS die verfhamt Hörnin Hurnſtirn, Vernäbet drein Abgötterey, Berblendung vnd Berzauberey, Den Zeuffelsiift im Paradyß, Die Schmeichelwort vergüfftet füß, Aalich Herb, Falſch Sinn, Arglift, Betrug, Sceinarmut, die vollauff hat gnug, ® Die Jugend ombionft wollen lehren, Vnd fie doch theur genug verkehren, Andre tröften, vnd felbft verzagen, Ehrgeitz vnd Rhumſucht fill verfchlagen, Zur Augenblendung ſein demütig, Aber im Hertzen Bärenwütig, Sich ſtellen euſſerlich andächtig, Aber im Hertzen ſein Schanddächtig, Im ſchein euſſerlich Phariſeiſch, Im Hertzen heimlich Saduceiſch: Viermal ſich Geyſſeln in der Wochen, Das vngzämt Fleiſch zu oberpochen, Eben gleich wie vie Baalspfaffen, Vnd gleihwol, weiß nit, bei wen ſchlaffen Bnter vermumpter Hurerei Geloben groſſe feufche Trew, Die Pfaffenköchin ſchelten hoch, Vnd verkleid Huren halten doch, Den falſchen Rhat im ſchönen glantz Vnd hinden mit eim Trachenſchwantz: Solchs alles ins Erſt Horn er näht, Darzu er ſonderlich auch thet Falſch Wunderzeychen, welche ſchafft Der Teuffel, durch ſein trüglich krafft.

932

Darneben nam au Belial Was in gut dundt in feinen fall, In die ſpitz Flügelbörner bey, In die hörner der fehlacht zur feit: Als allerhand Sophifterei, Verkehrt Heydniſch Philoſophei, Sophiſtiſch greiff, Ränck, Tück vnd ſtück, Vnd Argument voll zweiffelſtrick: Bil Crocodylitates groß Vnd Syllogismos Cornutos, Diß haftu was nicht haft Perpirt, Die hörner haft nicht Amittirt, Ergo, vie hörner haſtu no: Komm ich nicht bald, ſchlief ſelbft ins Loch: Vnd andre vierfah Argument, Die eyn im Finftern bald han blendt. Auch weit geiuchte Frembd außlegung : New diftinction ond Zerlegung: Die funft, Fürg für gwürg darzu fchieben, Des Papft faat für Biefam zu lieben Mutirn Quadrata Rotundis, Spig für knöpff, vnreyns pro Mundis. Item das freuel Plaudern Breyt, Die Narrifch groß vermeflenheyt Als vngereimts zedefendiren, Vnd omb den Gänßtreck eynzuführen, All greifflich Mißpräuch zu verkleyben, Eynen mit gſchrey zu vberdäuben, Alles waß vom Papſft flindt zu räuchen, Allen fein harten Tred zu weyrhen, Die Warbeyt an den Papft zu binven, Vnd jhn als eyn eckſteyn zu grünven, AU fein Decret, Concilia, Zu balten für Euangelia, Zu glauben, das er ohn all ſachen Mög New Glaubensarticul machen, Vnd was er redt, ſei Gottes Mund, Wann es ſchon ifi des Trachen Siblund: Vnd warn man für ihn komm getvetten,

933

Mit man mit Fußfall ihn anbeiten, Treimal zum Fall an die Bruft fchlagen, Vnd treimal Miierere fagen.

Auch ander vil dergleihen Kunft, Vnd allerhand fonft Lugengipunft, Sampt vergifftung der Jugend zart, Näht Belial zur feiten hart,

Er ſchiß vie feitened allbeyd

So voll vieredeht gichidlichkeyt, Das Lucifer gleich fagt, Ich meyn Sie folln mein Dintenhörnlein fein, Daraus ich allzeit vollauff Hol Darmit ich meine Lugen mol.

Nun weiter das man fertig bald Den Nachtruck ond den hinderhalt. Daſſelbig hinderſt horn ftaffierten Biel Teuffel, mit vil Teuffelszierden, Mit Blutpractice vnd Greulichkeyt Mit Mordſtifftung, Bnfrivfamfeyt, Mit ven fhürgabeln der verhegung, Bud mit Feurpfeilen der verlegung, Mit den vergifften Lugenfpiefen Mit händeln wider das gewiſſen,

Mit ſtummer Sünd, verrhäterei,

Vnd Mameluden allerley,

Welche wol heyien Zeufelsiuden

Weil fie gar wol fein Art außtruden: Vnd als diß ef nicht gwichtig war Septen die Teufel fih drein gar: Die Halten recht die hinderwacht, Schügen das hütlein in al Madt Stieben herumb zu den QDuartiren, Sie meh zu begen vnd zu fhüren, Sind recht brandſchürer, Lermenblafer, Bnd aller Rhu ertzfeind vnd haffer. Seht feind diß nit gar ſchöne gaben In difem hindereck begraben ?

Seind diß zum ftih nicht gute Blätter:

934

Keyn wunder, das viel Hechſenwekter Entſtehn, vnd das der Luft wird zornig, Wann darein fompt diß Thier vierhornig. Derhalben auch ver Lueifer

Da er fab außgemacht fo ferr

Die hütlein jampt dem was drinn flad Vor Forchten ſelber er erihrad:

Weil ihm vor Augen gleich tbet fihweben Was für Jamer es werd erheben. Sleihwol fprab er, Nun zörn wer wöl, Dis hütiein bleibt doc vnier gfel,

Vnd onſer letſt geburt vnd gſchöpff, Welchs ändern ſoll alsbald die Köpf, Sobald man es nur wird auffſetzen, Solls gleich eyn ander Art einetzen.

Vnd ſolch kraft baß jhm zurwecken, Sampt allen hütlein, die drinn ſtecken, So wollen wir es nun einweihen, Vnd jhm ſolch vnſer kraft verleihen. Auff diß, fo legt er für ſich var Diß Widerhörnlein, wie es war,

Holt auß des Vulcans finſter kammer Hölliſch Pech, ſchwebel, rauch mit Jamer, Das Babyloniih Römiſch gifft,

Des Fegfeurs niblig Lüft vnd düfft, Räuchert diß ſorglich hütlein wol,

Auf das es ſtäts des aftands bleib voll, Er räucert es jo mande fart

Das es daruon noch fhwärger ward, Er Pichts auff alle Ef vnd fpalten, Auf das es mög fein vnflat bhalten,

Er Feurets wie eyn newes Faß,

Auff das es feinen gſchmack nit laß: Er Feurts fo fehr, das etlich hörnlein Fiengen zu zeygen an eyn Zörnlein, Gaben von fih ſolch borngeftand,

Das die halb welt daruon ward frand. Damit nun Meyfter Lucifer

935

Difem geſchmack was helff und mehr, Ließ er drüber eyn ſolchen ſcheyß, Daruon man noch zu fagen weyß: Dann daher fompt es, das man fpricht, Die Suiter ond ihr gedicht

Seien des Teuffels Letfter Furg,

Der doch vor angft ihm ward zu kurtz. Hiernach, als diſes auch vollend,

Die augen er im kopff vmbwend, Gleich wie eyn Kalb an eynem ſtrick, Vnd gab die Teuffliſchten Plick

Das die Jung Teuffel ſchier erſchracken: Da nam er erſt feinen Feurbaden,

Legt ihn auffs hütlein ſchön mit Ehren, Vnd hub zwen Finger auff zu Bichweren, O Hütlin, Sprad er, Wiverhütlin,

- D du Bierefechtes Suitlein,

O Hütlein, aller Hüt eyn Buß,

O Hörnkein, aller Horn ein Trug,

O Hütlein, vor dem man fich hüt,

O BHütlein, welchs nur Schälf außbrüt, Ja Bierfah ond Viereckecht Schäld, Gefütert mit vier Teuffelsbälck,

O Hütlein, auff vier Eck gewendt

Aus böſer Stuck vier Element,

Did ſoll anbetten ongeichewet

Alles was jonft mein Hörner ſchewet, Vnd wer dich ehrt, Hoch over River, Der fol geehret werden wiber,

Wer aber dir wird Wiverfprechen,

An dem wolln wir vns vierfah Reden: O Stolges Hütlein, Heuchliſch Hütlein, Run wacker, Run erheb das Mütlein, Du wirſt durch einen Heylgen Namen Die Heyligkeit noch ſelbſt beſchamen, Du muſt vnſer Wünſch-Hütlein ſein Durch welchs wir ons fein kauffen ein: O Wiverlein Cornipeta

Run heb vnd Zollir Cornua,

936

Weil wir die Hörner dir Addiren,

Sp magfiu fie wol Practiziren :

Kun mein Dirnftoferlein, Stoß hir, Vnd ſey ein Spin für eine Bien, Stoß vmb, wo wir nicht mögen fiofen, Vnd verderb was wir vberig Ioien, Nun weicht dem bütlein, weicht im do, Cornu ferit ille Caueto,

Das wiverlein fioßt auff vier Eden, Es fan den Teufel gar außeden,

O Trughaffts hütlein, mit vier Scheinen, Schein anderſt, ald wir ed gemeynen, Sa ſchein als werft der Jeſus gliver, Vnd ſei doch ſtäts Jeſu zu Wider, Wider dich wider jhn allzeit,

Arietier auff ale feit,

Durh all Quartier der gangen Erden, Vnd verführ, wo es nur fan werven, Auch die Erwehlten, durch falſch Ränd, Durch wunderfelfam Lugenſchwänck: Thu wunderzeychen durch mein kraft, Vnd bebalt all mein Eygenſchafft, Verhetz die Leut, mach Meiterei,

Helf zu verfolgung, Tyrannei,

Schärf dem Papft fein Kerauniſch Stral, Sein Fluchen, Bannen alszumal,

Sey du das Hornthier, welches ſchaft, Das man anbett der Beſty Krafft:

O Suitet, Satannüıet

Aller Schelmerei, Quotlibet,

D du Neue Pandoraebüchs,

Eine Grundfupp alles vnglücks,

O Bulcaniten, Lugvolliten, Ignazianer, Satanıten,

Ewer böllifch vierhornigkeyt,

Hab ich zum Stichblatt mir bereyt, Ihr ſeit mein rechte Eychel Saw

Auff die ich jetzund baw vnd traw. Ewere Quadricornitet

937

Iſt mein letſt Tracht zu dem Pandet, Euch allein mein Nam Satan gbürt, Weil ihr wie würffel ab feit gfürt, Vnd eben gleih wie ih auch ſchnöd Dem edftein Jeſu mwiderfteht.

O du ſchönes Cornutenfchläpplin, Du gibft eyn gutes Mummerkfäpplin, O Hornfirn, O Hurnſtirn,

O Hörnertrutzig Eckecht hirn,

Du biſt erwünſcht auff all vier eck Zu fein eyns wider Ehriften deck, Dan auff all eck kanſtu dich ſchrauben Gleich wie Protei Zauberhauben, Vnd kanſt an höffen dich eynſchicken, Vnd in die ſchulen dich einflicken

Zu blenden beydes Jung ond Alt. O Würffelhütlein wolgeſtalt

Nun mach dich auff die fahrt dahin Mit deim vierfachen Bubenfinn

Füg dich in die vier eck der welt Vnd ſei vnſer Leutenant beftellt, Was wir für vnrhu nicht erwecken Die erweck du mit dein vier Ecken. Sobald ver Lucifer diß bett

Bber dem Hütlein außgerent, Verſchwund ver Tag im Augenplid Daß man nicht fehen font ein ftid, Vnd ging folh ſchrecklich Tonnern an Das vrab erfhradf gleich jederman, Vnd war nicht anverft anzufeben

Als wolt der letfie Tag zunähen: Indeß, weil alfo zörnt der Himmel Berflog das Hütlein im Getümmel, Vnd fügt fih zu ven Menſchen fchnefl, Daß es fie plag, vergifft vnd auell, Vnd recht erweyß durch Buberey Daß es das ärgſte Hütlein ſey,

Ja vaß es alles diß erſtatt

Darzu es Satan bſchworen bat:

938

Secht alfo habt ihr lieben Leut

Den Briprung alles vbels heut,

Bund wer ein folhs nicht glauben will Der wirds bald fühlen nur zu vil.

Hiemit fo nempt alfo für gut Ihr Suiter mit vnſerm Mut, Auffs nächſt, wann Ewr Cornutitet Anderſt auffſetzet jhr Paret, Wollen wir diß, welchs hie nun wird Legentenweyß allein Tractiert, Comedyweiß auch führen ein A Darzu wol ung bebüfflih fein Mein Meifter Naß mit Fadem recht Vnd eim par Toßend Schneivderfnedt, Die one, wann das Spil foll geicheben, Darbei ein toßend Hütlein nähen. Wolan mein Nas, benaß es wol, Dann diß dein Meifterftud fein foll, Vnd trifffts nicht recht mein Meifter Hang, So ſeh zu, welder gwinn den Krang: Dann es ift noch dahinven blieben Das einfah Kappenborn vnbichriben, Welchs wir nur vberloffen haben, In Hoffnung mit mehr Nachzutraben.

Drisx#, 1. Licet. missa est. Est missa. Licet. I. Plaudite,

Getruckt zu Laufannen, bei Ganwolf Suchnach. m DZ CLE

939 | 11. Kurger vnd Woldienlicher Vorbericht,

von Vriprung, Namen und Gebrauch der Emblematen, oder Eingeblömeten Zierwerden *).

1. $Sifdart 6. MengerD.

Demnach vermutlih, daß auch bei vilen verfiändigen diſes Büchlins fremboer, vnd noch zur zeit bei den Zeut- fchen ongewohnter Titul oder Vberſchrifft, etwas befrem- dens vnd nachgedenckens wird gebären, bat mich demſelbi— gen vor oder viel mehr zu Steur zufomnien, darvon mei nen verpriächlichen vnd Gutvundflichen grund neben bericht von vrſprung vnd gebraud ver Emblematen, vorbergehn zu laffen, für wolnötig angefeben.

Bedunckt mich verwegen zuforderfi, vaß auß betrachtung, weil der Nam Emblema anfönfftiglih von ven Griechen nit gänglih vorhabenver Materi, namlich den Poetiſchen Geheymnußlehrigen Gemälen eygen gehörig zugegeben, fon« der von andern Arbeytfinnigen Künften entlehnet, vnd auff gedachte Lehrgemäl verwendet und gezogen worden: Wir aber bei je&iger zeit eben diſe Künft, von denen fie es gleihnußweiß geſchöpfft vnd geholet, gleihsfalls inn täge lichem üblichem geprauch haben: uns auch nunzumal der- gleichen Freiheyt von vnjeren heut wäfentlichen Künften, wörter vnd Namen auffzunemmen, vnd vorgefallenen Sa—

”, Emblematvm Tyrocinia: Sive Picta poesis latino-germanica, Das if: Eingeblümete Zierwerd, over Gemälpoefy. Jun— baltend allerhand Gebeimnußlehren, durch Kunftfündige Ge- mal angepradt, vnd Poetiſch erflaret. Jedermanniglichen, beydes zu Sittliber Befferung des Lebens vnd Künftlider Arbeyt vorftendig vnd ergeglid. Durch M. Mathiam Holg- wart. Eampt enner Vorred von Briprung, Gebraud vnd Nutz ver Emblematen. Nun erfimals in Trud fommen. Zu Straßburg bei Bernbard Jobin. M. D. LXXXJ. Mit Keyf. May. Befreiung. Nur diefer Vorberidt ift von Fiſchart.)

940

Daß aber vergleichen finnreihe Fünft, wie fie bei ven Griehen geweſen, auch bei ons gangbar vorhanden, ift leichtlih zu erwerien. Dann gleich wie etwan bei der Jo— ntichen , Toſcaniſchen, Corintbifhen und Römiſchen Blü— zeit, die Gebäu durch merdliche der Kunftfündigen Bau— meyſter Emfigkeyt, werdlich geziret vnd berfürgefpigelt wor: den, mit allerley Kunftartlibdem Blumwerd, Schmudbögen, Ehrenporten, Capitälen, Holkälen, Krängen , erbabenem Laub, gezogenen Reben, vmbgeflochtenem Hebbäu, auffge bendten Früchten vnd eingemengten Bildern, Thieren vnd Dalbwerden: Welche famptlich beyd eingehauene, auch ane vnd zugeſetzte Kunftzirden vnd Kronfeulcen, fie Emblemata, das ıft, Eim oder angeworften arbeyt, vnd Eingeblümete Runftftüdlin nannten.

Alto heutigs Tags vil mehr, da alle Künft nicht allein den Alten abgelehrnet, fonvder noch vil zu errabten auffge- geben: Ja wol gar die Schullehr zugemutet würd; iſt nit allein gedachte Baufunft, fammt aller benannter zirli— cher vnd artliber zugebör inn blühigem wäfen: Wie folchs beinahe inn allen Stätten icheinbarlih darthun und erwei- fen mögen, allerhand gemeyne und befondere Gebäu, welche zu dem, das fie gemachlich vnd befömlich angeftellt, auch von erhauenen, verfeßten und gemwelbten Borbauen, Er: Fern, Bildwerden vnd Gemälen auff ond zugerichtet ftehn vorhanden: fonder man erfärt täglich, welchermaſen es auch andere Kunftfinnige Handwerd in vergleichen zirlichem zufag der Baumeyfterei nicht fo fehr nach, als zu vnd vortbun.

Dan daß ich der Bildhauer gefchweige, dieweil fie doc heut mit den Zimmerleuten vnd Steynmeßen als für ver: eynet gefchäßet werden, fo befebe man die Goltichmid, mit jrer geftochenen, eregten, erhabenen vnd getribenen Arbeyt, wie fie die alfo fo hoch pringen, daß fhmwärlih in Metall beffers könnt zumegen gebracht werden. Vnd warlich, der Diuinus oder Himlifh Alcimedon jeßiger zeit mit feinem verfchrepten Monatbecher bei vem Bergilio weit dahinden ftebn müßte.

Dedgleihen welche bärte der Steyn, ja Eiſens vnd Sta- hels, fan die Embfige Mühfame vnd vnermüdete Künftliche

941

Hand des Sigelgrabers vnd Geſteynſchneiders außſtehn? das fie nicht als Aramantiih Bodsbiut, fie auff alle weiß jres gefallens ergraben, erheben, erbeygen, erweychen, er- welden, außhölen, vnd wie ein Leymen, Wachs vnd Teyg zu allem Luft inn Geheymnußreiche Bildnuſſen vergftalten, änderen, transformiren vnd Metamorphofiren? vnd alio biemit es dem Kriegserfahrenften Horführer Hannibal zu thun, der das Alpengebürg mit Eſſig wußt zu eriprengen, zu theylen ond zu zerfpillen.

Vnd daß noch mehr ift, wer het je gemeynt, daß man von allerhand farb Wollen, Geipunft, Näbetsfavden vnd Seiden, follt ein folb Getüch, Plag, Ted, Sergen, Wand— thuch, Vmbhang, Laden over Täppich, ftiden, ftriden, nä— hen, wirden, weben, das Lebhaffter anbildung halben ſchier den Maler mit feiner Steinfarbenfunft möcht ſchänden? Wa nicht ver augenfchein heut an ver Fürften ond Her: ren Sof eynem gleichiam den Glauben inn vie Hände gebe ?

Folgends was wunderliches vnd Sinnvergriffliches vn— terſtehn ſich nit die Mufirer, an die Wänd, Mauren, Ge:

bün, Säulen, vnd auff die Paviment, Eſterich, Gepfläfter,

Wehr vnd Wafen zu treiben, zu malen, oder zu vifiren? Dedgleichen inn was Form ond lebhaffte Farben haben nicht neulicher zeit die Niverlandiiche Zigelbrenner vnd Töpfer inn Srandreich jren Leymen getriben vnd gebrennt : Wels fürwar nicht weniger mwunderlich zu ſchauen, wie Emblematifch vnd verblümet fie die Rörbronnen, Bärhlein vnd Wüäfferlin , mit Lebhafften Fiſchlein, Schneden, Mu: ſcheln, Waſſerthierlein, ond fonft Zierwerck, auß vnd inn- wendig pflegen herfür zu fpiegelen: Als der Schreiner zu Augſpurg vnd anderswa eingelegte Arbeyt, Durch vnd ein— zug inn allerhand farbholg, darmit fie das Getäfer, Ge fims, Berichrot, Zafelen, Leyften, Laden vnd anders, als wer e8 gemalet, pflegen einzufaſſen ond zu zieren. Solcher aller benannter Künft fleiß aber auff Neben: ſchmuck der Sachen gewendet, wann er fürnämlih von Kunftgegründetem Fund vnd Deitnuß beftebt, haben vie Griechen Emblemata, Kleynotgehänck vnd Einblümungen genantz auch offt mehr auff denſelben außwendigen Zu:

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faß, alg den Principalinnhalt achtung geben! Diemeil er gemeynlich viel herrlicher, als das Stud, darum es ge- macht worden, von wegen einbaltender Geheymnuß, gewe— fen: Wie dann diß noch täglih an der Maler Rollwercken vnd Compartamenten beicheinlihb, daß fie offt weitläufft- ger, nachfinnlicher vnd verftandreicher , alg vie einftehend Sad selber ſich erweiſen: Gleich wie offt ein Indianiſch Edelgeftein, Kleynot, Geichmeid, oder wichtiger Schaupfen= ning an eyner guldenen Schnur oder Ketten angebendt, an werd, frhöne, vnd achtung felbs vie Kett vnd Schnur weit vbertriffet.

Dieweil aber ſolche Schmudfachen das mehrertheyl, wie gedacht, schöne lehrhaffte, Tieffgefuchte, Nugliche vnd er: göglihe Meynungen vnd Manungen zu vnterricht der Leut rürftallten, ift nachmals folder Nam den Sinnreiden Er: findungen, Poetiichen Dichtungen, Gemälmvfierien vnd verdedten Lehrgemälen , dergleichen in diſem Büchlein et: liche vordanden, angewachſſen. Darum haben auch wir nunzumal in vnferer Sprach, gleich fo wol als die Grie— ben, vns difer Freiheit angenommen, vnd von obberürten Künften auf fürgeichlagene Materi fondere Wörter vnd Namen verwendet: Gänglih dafür haltend, wa man vor: gefegtes alles gründlich erwiget, daß man fich nicht mehr der Frembve zu verwunderen, fondern der Deitlichfeyt vnd Reinlichkeyt vnſerer Syrah wird zu befrauen haben.

Forters der Emdlematen vrſprung belangend, find dar— von zwar mancherley meynung: Gleichwol meins bedun- dens, fan man feynen gemifleren, ale die obbeitimpte Bau- fünftlichfegt Segen. Vnd ift aber nicht defto weniger diſes auch darbei zu willen, daß ſolche Deutungsgemäpl oder Gemäldeutnuffen bei ven Alten, wie auß den Poeten zu vernemen, fehr achtſam vnd gebräuchlich gewefen. Dan: nenher nachgehends anleytlih die Schiltzeichen oder Waf- fengemerf (fo man Wapen nennet) find verweilig auf: fommen.

Dann nieman vnfere Tiebe Redliche Borfaren, die der Reden vnd Worten gewarfam und fparfam, aber ver Wehr ſehr gefarfam waren, für fo vnachtſam ond liederlich ver: denden foll, als die ihnen vnd jren Nachkommenen ſolche

943

täglich vor augen ſchwebende Ehr vnd Wehrgemerd ver: geblich vnd vngefähr folten angemaßtı vnd zugeeynet ha— ben: ſondern vil mehr zur auffmanung vnd aureytzung jrer ererbter vnd vorgebaneter Tugend nachzubanen.

Jedoch iſt nicht ohn, daß der Gelehrten etliche find, die im Gegentheyl ſtattlich erweiſen, daß die Emblematiſche Blumwerck vnd Zierarbeyten von erſtgedachten Wapen oder Feldzeychen entſtanden ſeien: Inn betrachtung, daß bald die erſt Welt nach der Sündflut iſt Kriegiſch worden. Gleich wie die Zunge Stierlin ihre berfürragende Hörnlin gleih am nächſten Baum, oder vnter inen felbs pflegen zu üben. Auch König Nimrot des Chams Enidel, fampt jeinem Anhang, alsbald die Mächtigften unter den erften Weltzwingern ond Menichen = Jägern find geweſen: Vnd derhalben gleich ven allererfien ond fürnemfien Schmud auf Wehr, Wafen vnd Rüftung gewendet haben follen : Wie dann folhe Nimrotifche Kriegifche art, deſſelben ir ongerabtener Anherr Cham, fo vor der Sünpflut feines Bettern Tubalg erfundene Eifenrüftung geſehen, leichtlich hat fönnen vnterweifen.

Mas aber eygentlih folder Schmud oder Bildnuß bei den erften Enideln, Nefen vnd Nachkommenen des Noe fei geweſen, das erweifen die Commentatores vber den älteften Historicum Berosum. Nämlich, daß fie zur Ge- dächtnuß der Weltflut, vor welcher fie inn eym Schiff, oder wie fie es nach jrem Anherren Noah, vnd von jrem Wallen auf ven Waffern hernannten, in eym Nachen, oder in eyner Walleen erhalten worden, das fortertheyl eyes Schiffes, over eyner Gallee auff vnd inn jren Wafen, Ge: wehren, Fahnen, Fefizirden, Segelen, Gebäuen, geführt vnd vorgebildet haben: Deßgleichen auß ebenmäffiger vr— ſach allerley Mörfiſch: auch Delzweig von wegen der auß der Arch geichidten Tauben, die folhes für eyn Zeychen der Gefundenen Waſſer bradte: ond andere dergleichen vom Sündflut her erinnerlihe fachen mehr.

Gleichermaſſen baben andere Bölder andere Gevdendzey: hen angenommen, fih irer Vorfaren Glüf vnd Fall dar: durch zu erinneren : Als die Phrygier eyn Schwein, die Sranden trei Krotten, beyde Nationen durch diſe zwey Jr:

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difche oder Ervgelebende Thier jnen zu gemüt zu füren, wie die Erd nach geftellter Weltflut jr eynige Zuflucht: ond Auffentbalt geweſen, auch jnen diefelbige zu bauen auff: gefegt feie. Dargegen baben vie Perfier die Sonn gebrau- ebet, die Athener die Eul, die Egiptier ein Hund: Jaſchier ein jedes Land bat eyn befonder Gemärd angenommen : Wie dann ver älteſt Poet Homerus, als er die Griechifche Kationen, jo vor Troj angelänvet, erzeblet, eynes jeden Volcks, ja ſchier eynes jeden Deberften befonver Schiltmal ond Helmfamm, beichreibet. Deßgleichen Vergilius, da er der Volder, fo dem Turno wider die Troier zuzogen, Kriegsrüuftung gevendet. Der Fürft Amphiaraus führet im Tbebiſchen Krieg (wie Pindarus fchreibet) eynen Tra— chen im Schilt, Capanneus ven vilköpffigen Yindwurm Hy- dram. ond ſolches beyde zur gedächtnuß des vberwunde— nen Wurms vom Cadmo ihrem Borfaren. Polynices braucht das warfagend Morwunder Spbinr, von feines Batters Königs Devipi fall ber: Cyrus einen Hanen: Julius zur gedächtnuß feines Vettern Marij eyn Adler: Auguftus eyn Steynbod, Pompeius eyn Löen mit eym Schwert. Vnd andere Bölder vnd Herren andere vil mehr, fo hie zu mweitläuffig weren zu erzeblen.

Uber feine Nation ift fleiffiger im vergleichen Kriegs: zevchen als die Teutichen geweſen, wie ver Comiſch Biſchoff Jovius joldes felbs im Dialogo dell’ Imprese, nicht al- leyn veitlib auß den Romifchen Historicis beweifet mit den Teutiben Cimbris, die allerley jrer Landsart Thier inn Scilten, Wapenröcken, Harnifchen vnd auff den Hel- men geführet: fonvdern erweifets auch auß der Frändifchen Pfalgmeyer,, vnd ver Ritter von der Tafelronde Wapen: Dann er des Königs Arturs Hof oder Meſſenei (wie mang pAlegte zu nennen) nit gänglih für Fabeltand will ge: balten baben, als es in der warheit auch nicht if. Inn— maſſen folbs mit der weil im Buch vom Wapenrecht ficht zu bewären vnd zu erklären, zum theyl auß der Tafelron- diſchen Ritter Wapen: Zum theyl auß des Geftrengen Herren Johannis Frifei defenfion der Engellänvifchen vnd Arturiſchen Hiftori wider Polydorum Vergilium,

Darum auch nad dem dergleichen Gemärd ju vnorden⸗

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lich, vnd on eynige gratiam oder annämlichfeyt außſchweyf— fen vnd ver recht gebrauch abfommen wollen, tft der Stot- bärtig Keyfer Frieverich verorfacht worden, jolche bei dem Adel in eyn Dronung wider zu richtigen, die alte woler- fundene zu beftättigen, die vngegründete zu befleren, denen fo vor der zeit nur der eynig gezeychnet Schilt für eyn beftändig Adelszeychen dienete, aber das Geregier over das Kleynot auf ven Helmen jres gefallens ftäts zu än— deren gewohnt warn, eynen Erblichen vnd fätpleiblichen Helmihmud zur verleihen, die Farben ſcheinlich einzuihey- fen, Herold, die im Zurnieren varob hielten, zu verſchaf— fen, vnd alfo ein gefchlecht von dem antern zu vnterſchei— den. Welchs herrlih vnd nutzlich werd nachgehends an- dern Nationen alfo wol gefallen, daß fie es ven Teutfchen bafd allenthalben nachgethan.

Dan wie Sovius an obgedachtem ort von feinen Italia— nern felbft melvet, haben fie es erii zu den zeiten Karl des VII. vnd Ludwig des XI. Königen in Franckreich, als fie mit Kriegsmacht gang Welſchland durchſuchten, den Frangöfifhen Herren, fo es ftäts von den Franden her in übung erhalten gehabt, abgeiehen vnd nachgefolget. Heutigs Tags aber fein folhe Wapen fo gemeyn worden, das ſich deren fihier entweder jeder Hellerrichtiger annim- met, oder jeder Höfling der alten einfaltigen wolgegründ: ten ſich beichämet, ond nach Engelländiſchem Mißbrauch mit vil Duartiren vnd Helmen verwirret.

Hierumb dann etliche hocherleuchte perfonen verorſacht worden, neben jren Anherrlichen Erbzeychen, nad Erem- pel der alten Römiſchen Keyier befondere vergriftene Kunfe gemärck vnd Fundzeychen, fampt darzu dienlichen kurtzen Sprüchen, Reimen, Diviſen ond buchſtaben, fo die Deitung begreiffen vnd einhalten, zu erfinden: vnd dieſelbige jnen ſelbs, oder andern zugleich neben jnen zu fruchtbarlicher Erinnerung offentlich fürzumalen. Auß welcher meinung dann auch der Ritter Ordenszeychen, welche der Arturiſchen Tafelrundiſchen Geſellſchafft nachgeömet worden, ſeind ent⸗ fanden, als der Burgundiſchen Feurſteyn ſampt ſeim Zun⸗ deleiſen, die Kreutzgeſchrenäte Sparren, das Gulden Vel- lus. Jaſons oder Gedeons Widerfell. Deßgleichen der Eng-

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fifchen Ordensfürften Dofenband oder larette vnd Gürttel.

Welche Gemärd ſamptlich des gröffere Genad gewinnen, wo man jre wunderliche feltfam zufällige vriprüng ver: nimmet: welchs doch bie zu erzelen zu lang wer.

Bei dife gebgren auch andere geſchlecht folcher erinner- lichen zeychen, die Fürbildung etlicher Fürften mit dem To— denkopff: Auch des Freiberren That, der eyn ſtuck von eim Mülfteyn eingefaßt, an der Gulden Kett pflegt zu tragen, auff daß er fih von einem Müller berfommen fein, er: innerie. /

Vnd daffelb vil einer anderer geftallt, dann wie jener Fantaft, fo eyn ftüflin von Eulenfpiegels Grabfteyn zum Gefpött in eym Ring verfegt trug, dadurch feinen Fan— taftenkopff zu erfennen zu geben ; Oder wie jener Jung: berr, der andern Jungherrn jre Ring mit Gefteynen zu verweifen, gleichsfalls eyn Stüdlein von feim Mülfteyn, der jm mehr, dann aller ver andern Evelgefteyn nuß ge: fragen, inn eym Ring verfegt truge.

Gleichsfalls gehörn hieher des Königs inn Sieilien Ir: dine Gefäß, darauß er zu effen vnd zu trinden pflag, auf daß er von eym Hafner herfommen fein nicht vergäffe. Auch des Bifhofs von Tours Bettlerrödlin, welchs er ober feinen Tifh gebendt, zu erfennen, daß er efwan in foldem Schulerhabit vie Parteden gefammelt hette. Item des Erftien Königs Primißlai inn Behmen zwen Schuh von Paſt, die er in der Burg Fiiherat hat auffgebendt, varmit feine Nachkommen‘ zu erinnern, wer vnter ven Behmen erftlih das Reih empfangen hab: Nämlich eyn Aderman, ven man, als jn ver Königin Liebhufa Gefan- ten fuchten,, gefunden bat auf eym Eifenen Tiſch eſſen, welcher eyne vmbgeſtörtzte Pflugihar war. Item der alt brauch der Domperrn zu Mönfter in Weftphalen, vaman jedem fterbenden Domberrn zu erinnerung feines Sänt- ſchen lebens, damit er buß thu ond ſich befehre, eynen Säukopff pflegt fürzuhalten. Innmaſſen diß Goropins Be: canus inn feinen Hermathenis im 5. Buch meldt.

Dedgleichen des Alten Biſchoffs von Mentz Exempel, der fib feiner geringen anfonfftt von eym Karder oder Wagner zu erinneren, jme allzeit eyn Rad für fein Wa—

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pen vormalen lieſſe. Welches auch noch biß auff heutige zeit die Churfürften von Meng für jres Ertzbiſtums Wa: pen löblih füren. Auch begunten folches nit allein vie Fürften ond Herren auffzubringen vnd zu üben, fonver es thaten fih auch vie Gelehrten, von denen fie es empfan- gen hatten, herfür, vnd zeygeten mit etlichen Büchern ven rechten weg, wie die ware Emblemata nah rechter Art weren zu ftellen: als dann viß des Alciati, Sambuci, lo- vij, Paradini. loannis Pierij, Goropij, Guilhelmi Per- rerij. Costalij, Bartholomaei Anuli,, Achillis Bochij, Caelij Caleagnini, Heroldi, Cittolini, Simeonis, Hadriani lunij Bücher außmweifen.

Nachfolgends aber haben es auch die Budtruder, als die mit den Gelehrten billih beihalten, jnen gar beeygnet, vnd mit mandem verſtandreichem Signet, vil beſſer dan oft dife Rotarii pflegen, die zahl gemehrei. Welche io einer in ein Büchlin zufammentrüge, fampt ver Gelehrten Symbolis, thet er fein ongefhidt werd. Innſonderheyt, fo er eyn Wal vnd Delectum darunter heilte: Seyteinmal folhe am nächſten fich vnſern Emblematis vergleichen.

Sa es ift auch heut diß Kunftfinnlih Werd, gar inu der Fürften Höff (wie auch etwan die Wapen) gerahten. Dan welches das befte -nun bei ven Kitterfpielen ift, io pflegt man heut in Turnieren mit eyner berrliden Gab denjenigen, fo mit der artlichften Invention auff vem Plan erfcheinet, zu verehren, damıt man auff dife weiß, zugleich das Gemüt mit Sinnreiher Erfindung, vnd den Leib mit geſchickter Geſchwindigkeyt erübe. Alſo lauffet alles mit der weil, wie auch die zeit vnd das Geftirn, widerumb zu feinem erftien anfang: Vnd muß Achilles jegund feinen alten gewohnlihen Schilt ablegen, vnd den von Junone ihm gefchendten Künftlihen Schilt annemmen.

Auf daß dann auch wir widerumb zu onferm anfang fommen, vnd ver Schlangenfopff feinen Schwantz erbaice, fo wöllen wirs bei vorgehendem ermwifenem Briprung der Emblematen, ond beyves der alten vnd neulichern Weit angezeigtem Gebrauch hiemit verpleiben laffen: Wiewol wir noch zwey Stuf, nämlich, von vnterſcheyd der Em: blematen, ond was in rechten Embiematen erfordert werde,

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zu bandlen vorhbatten. Aber vieweil es vns one das nur zu weitläuffig außgeloffen, wöllen wir vns viefelbige zu- könfftiglich inn dem allbereyt angefangenen befondern Werd vom Zeutichen Wapenrecht, zu tractiren vorbehalten. Gott wölle alles Menſchlich vorhaben zu feines Namens eHeR gnädig fordern vnd richten.

Iove Fovente Gignitur Minerua.

Ill. Ein Artlihes lob der Lauten *),

Sp die Muſick gerbümet würd,

Vmb jhr Lieblicheyt, die fie fürt, Das fie die Menſchen machet gütig,

sein freündtlich, fittig vnd demüttig, Vnd die gemütter ſo erregt

Gleich wie ein ſüſſe red bewegt, Vnd macht die wilden hertzen mildt Den zorn ond all vnwillen ſtillt: Vnd dis als durch jr ſüßigkeyt:

Sp wird zwar nicht onbillich heut Die Lauten alfo hoch erhebt,

Weil fie am meiften drinnen Iebt, Vnd ſchwebt in lauter freud vnd wunn:

Das gleih wie von der Mergenfunn

”), Nemwerlefner Heiffiger ettliber viel fhoner Lautenſtück, von artliben Fantaſeyen, liebliben Teütſchen, Frantzöſiſchen vnnd Italiäniſchen Liedern, künſtlichen Lateiniſchen Muteten, mit vier vnd fünff immen, Auch luſtigen allerhand vaffomezen in die Teutſche Tabulatur, zu nug vnd gefallen allen diſer Kunft Ichrbegirigen, fürnamlid denjenigen, fo der frembden Welſchen Tabulatur etwas onerfahrner, auf das verftandt: licheſt vnd richtigeft zufamengetragen, geordnet, und aud) fel- ber getrudt, vurh Bernhard Jobin, Burger zu Strafburg. M. D. LXX1il. (Folio. Diefes Gedicht Fiſchart's dient dem felienen Muſikwerke als Einleitung.

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AU Laub nd gras, all Baum auf Erden,

Ja aud die leüt erquidet werden: Alto ſobald jr lieblich gthön

Die gmüter merden ond verfiehn, Sp würd bey in erreget gleich

Ihr art, ond was ift Thugentreich, Mas in jn mätig ift vnd gut

Bon ihrem Fang fich fürher thut: Dann vonder allem Seitenfpiel

Fft miltigfeyt ihr zweck ond zieh, Geht fittig ond in aller ſtill,

Tracht nicht wie fie die ohren full, Vnd leut erväub, wie manchs gefang,

Wie Zinden ond Pofaunenklang, Wie waſſerbrauſen, ond die Mülen,

Wie der Wölff wülen in den hilen, Da man nicht höret vor gethümmel

Ob es auch donner in dem himmel, Da man entrütt, entichütt das hirn,

Spert augen auf, vnd rungelt fiirn : Rein, ſolche Zhaubfucht fie nicht bringt:

Danns nicht allein den ohren Elingt, Sonder dem hertzen vnd gemüt

Welchs fie begütigt mit dem Lied. Sie Hilft auch nicht zur gremlicheit,

Zu bfutvergieiten, frieg vnd leid, Wie feldtgeihreg, Zrummeten, Trummen,

Darbey die leut vmbs leben kummen, Da die leüt doben, zittern fehr,

Der werden zornwägig mehr, Da rafend würd beyd Roß vnd mann,

Die man vor zorn nit halten fan, Wie folt fie folh onmenihliäheg

Vorſetzen ihrer freündtlichkegt ? Darmit fie doch das wüten Iinvert,

Fa die vnfinnigfeit gar minvert. Sp iſt fie auch nit ongeffümm,

Vnd bringt nicht forcht, jorg oder grimm, Erſchreckt die Leut nicht in dem feld

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Beyd Hirt und berd, beyd mild und wäld,

Gleich wie das Paniſch grewelhorn, Welchs graufen einjagt vnd den zorn:

Kein alfo grewlich ift fie nit,

Sonder mit allem halt fie frid, Sie trat mehr all ding zu erfrewen,

Gleich wie ver Tieblich frifche Meyen, Dann das fie alles ſcheuch vnd hinver,

Bnd die wald öd ftell wie ver Winter: Dann diſes hieß fonft fehr beſchamen

Ihr löblich vnd Tieblichen Namen, Welchen man zu gemeinlich gibt

Der Muſa, die ſie treibt vnd übt, Die man nent Ehrenfrenderinn,

Weils in Ehren erfrewt die finn: Wie ſolt ſie dann dahin gerhaten

Das fie verändert nam vnd thaten? Hülff Diana der Jägerinn

Das wild verfolgen wie ein ſpinn? Welchs fich nicht vnderſteht zu wehren,

Wie Löwen, Wölff, wild ſchwein vnd Beren, Sonder gedenckt ſich zu verſchlieffen, Wann es das Jägerhorn hört büffen, Wolt gern dem zorn des menſchen weichen, Wann es erhört das greuwelzeichen, Das Menſchen- vnd das Hundsgeheül,

Aber kein heil iſt in der eil: Sonder da iſt man nicht geſättigt

Biß man es todtſchlächt vnd beſchädigt: Was iſt das für ein wilder ſchall?

Den man doch rhümbt vor andern all, Vnd findet plaß an Höfen viel,

Iſt das ein Tieblih Mufidipiel ? Bor welchen fih die Thier verfteden,

Das Vieh beim Hirten muß erfchreden ? Vnd wütten machet leut vnd hund?

Nur das man ſpeiß ven ſchlund vnd mundt: Da fonft im ghör fiedt der Muſick thun

Sp bat ihr bauch vie Ohren nun:

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Iſt das nicht eitel Neid ond Leid ?

Wa ift da Miltigfeyt vnd Frewod ? Die ons dann fein foll angeboren,

Ma ift die Tieblichkeyt ver Ohren? Da hört man nichts dann grewlich blafen,

Als ob die Wind het außgelaffen Der Aeolus auß ihrem fad,

Die in ein gruben fallen ftrad, Vnd machen ftimmen allerley,

Gleich wie das Hedelbergifh gſchrey: Da ſchreyt, da rufft man, jauchtzt vnd flucht,

Da büfft, va blaßt man, wann man fucht, Da heulen, bellen hund varzwiichen,

Das heyßt vie ſtimmen wüft vermifchen: Die fann eim fittigen gemüt

Gefallen, das man alfo wüt? Dargeaen feh die Lauten an,

Würd man das widerfpiel verflahn, Das obſchon jhr holtz, leib und zeug

Im wald erzogen ift, vnd gzweigt, Sp dendt fie doch nicht meh hinauf

In wilden wald, ihrs Batters hauß, Warn fie einmahl ift abgehawen

Bnd fo gemwelbt und ſchön erbawen Zu einem zarten Muſickſpiel,

Sie laßt dem wild diefelbig hül, Vnd Faunis diſen waldgefipenften,

Vnd bleibt fie rhüwig bei den menfchen Zu ihrem brauch in ihren häufern,

Thut fih der Wilden art gar euffern, Zroft leuth darfür in ihrem leyd,

Weil onglüf fie am meiften reut, Vnd fteit zufrieden füß die bergen,

Vnd maht vergeffen ihren fchmergen ; Derhalben meinen ihren viel,

Das gmeinlich alle Seitenfpiel Drumb wie ein Her& formieret jeyen,

Weil fie das Hers am meiften frewen, 5a wer wol halber ift getönt

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Den richtet fie auff alſo blöd: Drumb if von Orpheo erdacht, Das er fein frauw hab widerbracht

Durch diſes Spiel auf Todsgefahr : Nun ift von feinem Handſpiel Har Das es ift von der Schneck entflanden,

Welchs man ein Laut neft in vil Landen, Sonft heißts auff Griechiſch vnd Latein

Ein Schned, weil es ift gwelbet fein, Vnd weil der erfi der fie erfand

Seyten vber ein Schneden fpant: Daber von jhr noch fommen viel

AU andre gwelbte Seytenfpiel: Aber jr feins bebalt den Namen,

Vnd bjeugt den vriprung vnd den ſammen Gleich wie die Laut, die man allein

Ein Schnedenhauß nent zu Latein. Darumb fo follen billih fie

AU Seitenfpiel boch halten bie, Vnd fie wie jhre Mütter ehren,

Sich nah ihr kehren, von ir ehren, Vnd gegen jr fich recht erzeigen

Als jhrer Oberftin fih neigen, Weil fie in Kunft vnd Tieblichkeit

Sr finder vbertriffet weit. Drumb hat fie als der gröfte ſchatz

Bey den Mufis den böchſten plaß, Da Diana die Häßerinn,

Nicht nemmen darff in jhren finn Das fie folt zu den Mufis gohn

Auf Parnaffum vnd Cytheron Mit ven Hunvsfuppeln, firiden, winden,

Als wolt den Eerberum fie binden, Denn fie da fein Acteon find

Den fie mach blind vnd wild gefindt : Über fie mögen bey jn leiden

Die weiſen Götten vnd gefcheiden Appollinem vnd Pallavem,

Die feind den Mufis angenem,

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Weil fie fein fill fih jn vergleichen Vnd leut zur Klugheit auch erweichen, ADann ein ftill berg bald Weisheit faßt Ein wildes fie verfioßt und hast) Wenden dem Menihen alls zu nuß, Laſſen dem Wild fein art vnd truß, Machen nit das es vefter wüt, Jagen es nicht auß feim gebiet Aus wälden auff das Aderfeldt, Da es dem volck meh ichad anftelt: Ah ſolche vnbarmhertzigkeit Iſt von in vnd der Lauten weyt. Dann difes Künftlich gwelbte hauß Hat folh anmutung vberauß Das ſo's befompt ein Orpheum Ein Amphion, fo weiß darumb, So giellen fih zu jhr die Thier, Bergeffen ihrer wilonuß ſchier, Verwundern fih was in ihr Ieb,

Das jr rund bauch folh fimmen geb, Das die Halb himmelßrund vnd Sphär Die himmliſch Concordantz erflär,

Das ein gewelb von bolg gebogen, Mit todten därmen nur bezogen, Vnd auff ein höltzen thach geipant Soll klingen, fingen allerhandt. Wie folt ih dann nicht drab entießen Der menſch, ond fie gang Himliſch ſchätzen? Weil fie entſpringt von ſolchen leuten Die Götter heiſſen bey den Heyden, Weil er kan höhers dran verſtohn, Vnd nicht allein den bloſſen thon, Sonder das Künſtlich zſammenſtimmen Bon jhr vollkommenheyt zu rhümen. Derhalben ſeind der Lauten goben Für andre Handſpiel hoch zu loben: Daher fie dann jr Namen preißt Der zu Latein vom loben heißt, Bon Laude fompt beyd Iob vnd Laut

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Vnd lied, wer den vrſprung beſchawt: MWeihen Namen fie täglich ziert,

Vnd von jr noch erhalten würd: Wie man dan fiht zu vnſer zeit

Wie fie geftiegen ift fo weit Das fie nun alle ftimmen gibt

Die aub ein Menſch, jo dMuſick übt, Das bey ihr all die Thon erklingen

So die Muftei mögen fingen, Grlangt fo viel mit Künftlich griffen

Als felbft die leut mit jhrem rüffen, Vnd ift drinn fo vollflommen gar,

Vnd gibts fo fauber, rein vnd Har, Das wa wir felbs nit menſchen weren

Die gern einander felber hören, So folten wir ſchier felbft erfennen,

Das wa fie die wort föndt ernennen, So folt fies ons zuthun gewiß,

Dann fie au bat von Menſchen diß, Drumb ift ihr hochheyt, Ehr vnd zier

Des Menſchen Ehr, vers bracht herfür. Aub wann heut wider möchten leben

Die erften, vie es an han geben, So folten fie jrn eignen fund

Nicht meh erfennen nun zur ftund, Dieweil es beut nichts hat zu veiten

Mit dreyen oder vieren fevten: Sonder es würd geböret heut

Der Mufid gang einhälligfeit Mit fehs vnd acht vnd meher flimmen

Wies die neug Mufas möcht gezimmen, Sie bringt mit einem griff zumwegen

So viel als fieben Menichen mögen, Mutetenftüd bei ihr erklingen

Wie die ein menichlich ftimm möcht fingen, Erftatt fo vif als fiben Geigen,

Oder vil Pfeiffen möchten zeigen, Dann fo vil flimmen, fo vil bindt:

Auch fo regiert fie nicht der windt,

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/ Der vngwiß blaft gleich wie die Pfeifen,

Sonder ein Künftlih hand zugreiffen, Sie macht nicht ſchwach ven Athem finden,

Gleich wie Trummeten oder Zinden, Sonver ein gläydig gänge handt

Als in feim fpiel, wie es würd gnant, Vnd machet alfo fein geringer

Zu andern fpielen auch die finger: Derbalben ziert dis Inſtrument

Bol Pallavis Jungfräwlich händt, Dann fie von dem nicht Flagen mag

Das es jr Roten Mund verichlag Wie etwann jhro von deßwegen

Die Pfeiffen waren ſehr entgegen: Dann da fie auff ein zeit bekam

Ein Pfeiff, vnd für den mund die nam, Auff daß ſie ſich darauff auch übt,

Wie fie dann Muſick ſehr beliebt, (Dann weiſe leüt, wie fie dann was,

Tragen zur Mufid feinen Haß) Als aber fie Fam in das feld

Sich zu eim Haren brünlein ftelt, Würd fie jhrs andtlig drinn gewar

Wie das es ſey eniftellet gar, Fr augen nicht wie fi gezimpt,

Ir fhöner mund aud faft gefrümpt, Bad jhr Nablöchlein zu weit offen,

Ihr wänglein zu hoch auffgeloffen, Vnd mit röte zu viel vermifcht,

Empfand fih aud eng vmb die brüft, Da rufft fie, O du falſche Pfeiff,

An dir ich mich nicht meh vergreiff, Weil du die ſchönen leüt verftellft

Vnd einem das geficht verfählſchſt Verfluchet ſeyſt du immerdar,

Daß dich feyn fchönes bild erfahr, Kein Jungfrawhänd dich nicht berür,

Weil du bift gar zuwider br, Wilt fie beſchamen vnd entitellen

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Gen irem bulen ond gefellen Bann fie gedendt in zu erfrewen

Am Reyen in dem grünen Meyen: O fliecht fie weit jhr ſchöne leut

Dann fie durch füßigfeyt beſtreit All ewre ſchöne vie jr habt,

Darmit Natur euch bat begabt, Vnd macht eüch häßlich, ungeftalt,

Die warlich niemand hie gefalt Dan von dem haften fompt je bäßlich,

Vnd fiht bey Thiern und Menfchen gräßlich, Aber die ſchöne ift ein fihein,

Den jederman halt werd ond rein: Dis neydig ſtück macht nun befandt

Das dich ver häßlich Pan erfand, Der au das Jägerhorn angab

Auf das das Wild ein vnrhuw hab, Vnd [ehrt ven Bogler pfeiffen fügen

Darmit die Vögel zu betriegen, Zu Ioden jn dur falſch gefang,

Biß daß ers bring in zwang vnd ftrang, Alsdann würgt er fie auff der ſtätt,

Welchs et in vor nicht gpfiffen heit: Alfo gewänen fih die leut

Bey zeiten zu der grewlichkegt: Ab wie ein fchandtlich tödtlich Lied,

Welchs mord betrug weißt dem gemüt, Mißbraucht die frievfih Mufidfreud

Zu wüterey vnd grewlichfeyt: Derbalben hab ih vrſach gnug

Hinweg zu werffen den betrug, Did arge Pfeiff, die mich verftelt;

Zu dem mir auch den mund verhält Das ich zu dir nicht fingen foll,

Wann du fhon lautet etwas wol, Gleich wie ih dann mag fingen funft

Zu anderm Spiel vnd Seytenfunft : Daher erhielt auch zwar den fieg

Apollo in dem Muſickkrieg

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Wider Mafyam den er fohundt,

Dieweil er nichts dann pfeiffen Fundt, Vnd wolt daffelb vorſetzen au

Dem allerfhönften Seitenbraud ; Aber die Pfeiff macht folche köpff

Vnd folh Cyclopiſch grob geſchöpff, Dann Pfeiffer, jagt man, geben geyffer,

Bnd Trummenſchläger geben fäufter: Hiermit warff fie die Pfeiff daruon,

Vnd trat mit füſſen fie zu bon, Welchs fie doch lang nicht het gethon

Der Lauten, aller fpiel ein fron, Weil fie nicht kondt von jhren melden,

Das fie kondt an ver Pfeiften fchelten. Drumb hat fie den Athenern allen

Ein lange zeit nicht wöllen gfallen, Vnd mesnten daß fein Adlih mann

Mit Pfeiften folt zu ſchaffen han, Sonder nur fnecht vnd bawrifch Teut:

Welchs ich doch nicht ſchreib auß eim Neid Den ih trieg zu dem Pfeiffenipiel,

Sonver in meld was ihren diel Etwan daruon gehalten haben,

Auff Das ich zeig der Lauten gaben: Dan ih fan je erachten wol,

Das auch die Preiffen nun zumol In Eunftlichkeyt hab zugenommen,

Darzu die Alten nicht ſeind fommen, Vnd fompt von ihr die Orgel ber,

Welche dann ift zu rhümen fehr: Auch weil all mufidipiel allpie

Seind eins in einer Harmony, Sp will ich fie nicht trennen zwar,

Sonder viel meh vereinbarn gar: Doch fiht man hie wie allezeit,

Beyd bey den Alten vnd noch heut Die Laut vor andern ghabt den rum:

Weil fie iſt ein begriff and ſumm, Vnd einhalt aller art vnd kunſt

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Sp alle Seitenipiel han funft: Gleih wann ein Maler hochbeſchreyt Der anlegt all ſein gſchicklichkeyt An ein gemähl, fo vil jm müglid, Auf das man darauf vrtheil füglich Sein finnreih funft vnd fein verfland Mie groß die in jm fey zur hand; Alſo han hie vie Muſae all Allen Künftliden tbon vnd ſchall Der zu erreichen müglih war Auf allen Inftrumenten gar In dife gwelbte Kirch vnd jchned Der Lauten, begabt vnd geftedkt, (Gleih wie all funft auch auff ver Pfeiffen Die Orgel mag in fich begreiffen) Auch han fies alfo zugerüft Das fie nicht vngemachlich if, Wie Inftrument die blaßbälg brauden, Darmit ein wind fie hinein hauchen, Sonder zu tragen angenem, Vnd fehr-des menschen Leib bequem, Iſt von gebäw nicht wichtig, ichwer, Sonder fehr lüfftig, leicht vnd lär: Gleich wie der Himmel vnd der Lufft Nicht ſchwer ift wie der Erden Hufft: Daber dann ift die gmeine ſag, Das fie ven Namen Liuto trag Bein Welfchen von der leichte nur, Weil fie von holtz ift leicht ond pur: Sp madten fie die Mufae auch Nicht gar hellichreyend, hart vnd raud, Sonder mit fleiß wol temperiert, Die füßigfeyt mit funft agiert, Alſo das wa die Künftlih art Zur Tieblichfeyt würd vereinbart, (Wie folhes dann geicheben foll) So ift zwar nidt zu finden wol Ein Mufidfpiel, welchs meb bewegt Zur Thugendt, ond all zucht erregt,

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Sleih wie das ſchöne Lautengwelb:

Fürnemlich fo man braudt daffelb Zu Künftlih füden vnd muteten,

Zu nuglich gdichten von Poeten, Zu Palmen fo heut feind im gang,

Zu Erbarm lied, zu guttem gfang, Dann Schandparkeit, ongfläterey

Ferr von dem reinen fpiel hie fey, Alsvdann würd durch diß Mufidwunder

Das berg zu guttem frifch vnd mundter, Macht milte fitten vnd geberven :

Wie fonft von andern fpielen werden Die leut gang forchtſam, zornig, wild, Sp würd die fort bierinn geftilt,

Erwedt zu lauter frenvigfeyt, Zu freundtfchafft vnd ſtandmüttigkeyt, Zu ſchönen gdanden, füher Red: Inſonderheyt fo man auch thet Gleich wie die Alten allefammen, Die ihr zu bülff mit worten famen, Bnd fungen drein ein dapfter gichicht Oder ein nuglich Lehrgedicht, Darmit der Menſch mit ſüſſem klang Nutz ſchöpffet aus der wort gelang: Dann alfo muß man es vermängen Den Hang mit worten vnd gelängen Auf das eins helff dem andern fein, Vnd gang den leüten füfler ein. Zu dem würd dur die klingend Seyt Die Menſchlich ſtimm füß zubereyt, Vnd zu der liebfichkeyt geführt, Die fonft zu hoch ſchreyt und toniert: Sie macht nicht Närriſch und leichtfärtig, Vnböflich, bäwriſch vnd vnärtig, Wie die Sackpfeiffen vnd Schalmeyen, Die ſehr vil Midasköpff erfrewen, Sie leyrt auch nicht auff eim Tenor, Wie Midas rohr vnd Eſelsohr; Iſt nicht vnkünſtlich wie die Trumm:

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Macht nicht die leut doll, dumm vnd ſtumm, Gleich wie die Hörner vnd die Schellen,

Welche die Bachiſchen Macrellen Bewegten, dad fie gar ermördten

Den Orpheum, den Kunftgelehrten: Sie macht nicht weinen, wie man fchreibt,

Dat das Syrenifch gſang ſolchs treibt, Sie macht nit hart, macht nicht zu zart,

Sonder das mittel fie bewart, Welches dann ift ein fonder frafft,

Die in jr die groß Kunft verichafft, Auf welhe man am meiften adt,

Vnd jhr ein folh anfehen macht: .Dann wie man in der gmalten gichicht

Nicht oben an die farb beficht, Sonder das weien, thun ond fiellen,

Welches man thut für höher zehlen: Alfo auch mit dem Lautenfpiel

Betracht man nicht den Flang fo viel, Als felbft die künſtlich Melodey,

Die artlich Concordantz darbey, Der ſtimmen ſchön einhälligfeyt,

Die ein erinnern jeverzeyt Der gangen Muſick Tieblichkeyt,

Des Terts, fo darzu ift bereyt: Dann darumb ift der Tert bevadıt

Das er werd biracht vnd drein gebradt: Daher fo find man für gewiß,

Das die Gmahl Agamemnonis Eiytemneftra die Königinn

Keuſch blieben fey on argen finn, Allweil fie täglich ſchlagen hört

Den Muficum, den jhrn verehrt Ihr Mann der König, va er Ichifft

In Krieg von Helena gefifft, Welchs da es merkt der Ehrenvieb,

Welcher fie het onzimlich Lieb, Aegyſthus, das er nicht vermocht

Zu fall fie bringen, wie er gdocht,

. 961

Er richt dann vor den Spielmann bin; ı

Da bat er bald ermördet im, Darnad da fand er plag vnd fug

Sein arger lieb zu tun genug, Weil fie venielben hett verloren,

Der ihr vor böfem ftopfft die ohren, Fult die mit reinem Hang vnd gſang,

Das arg red kein zugang erlang, * Halff jhr durch Künſtlich Seitenſchlagen

Vnreine gdancken zu verjagen, Erinnert fie durch nutzlich gſäng,

Daß fie ver bgird den zaum nicht häng. Hierauf fo ligt je häll am tag

Was für ein krafft die Laut vermag, Wann fie ein rechten meifter friegt,

Der fie zu ehren braucht vnd fügt, Nemlich das fie fan Thugend lehren,

Vnd von böfen. gelüften kehren. Derhalben wann man aud vor zeiten

Gab die geiab den wilden leuthen, Must man fie zu dem Seitenfpiel

Gar artlich fingen did vnd viel, Auf daß fies mit dem füften Klingen

In die wilden gemüter bringen. Daher dann die Poeten fagen

Das durch das künſtlich Lautenſchlagen Die ſtätt gebawen ſeyen worden,

Vnd gbracht zu Zünfften vnd in Orden: Dieweil das volck wonhafft in wälden

Verſtreyt in hütten vnd in zelten Dardurch beredt fein in vie ſtätt,

Biel eh dann durch des Menſchen red: Welchs man nicht find befchriben ftehn

Bon feinem Inſtrument, wie ſchön, Als nur von des Amphionig, x

Des Drphei vnd Arionig, Dern Hanvdipiel man Lyram nent,

Weil Mercurius diß Inſtrument Apollini zur vergeltung gab,

61

962 .

Da er jm fihendt vieh, gut vnd hab, Dann Lytra ein vergeltung heißt, Wie folhs die Griechiſch ſprach außweißt, Daruor hieß es ein Schned allein, Wie noch die Laut heißt zu Latein, Sonft hat mans ein Cythar genent, Aber es dient als auff ein end, Dann Chelys welchs heyßt Schneck vnd Gwelb Vnd Laut, wie wir nennen daſſelb, Begreifft in fich all diſe Ramen, Dann ſie kommen von jhr allſamen. Auch iſt keim Mufickſpiel ſonſt mehr Geſchehen ſolche himliſch ehr, Wie des Orphei Lytra geſchicht, Die man noch an dem Himmel fidt: Dann nachdem Orpheus was ermordt Da ward fein Seitenfpiel verehrt, Vnd vonder die fternen erhebt, Da fie zur gdächtniß ewig Iebt, Zu zeigen an, daß diſe Funft Von niemand fey herfommen funft, Dann von Himmliſcher güt von oben Daher dann fommen gutte goben, Vnd das gewißlich Gott diefelben Die erftlih mit den Seytengwelben Bmbgangen feind regieret hab, Vnd jhre händ gfürt auff vnd ab, Wie man dann ſolchs noch täglich ſpürt Wie hoch die kunſt Gott fuͤrt vnd ziert, Sonſt wers on Göttlich gnad vnmüglich Sie alſo hoch zu bringen füglich. Vnd was mach ich es dann fo lang Zu loben den Himmlifchen Fang, So jede Edel Ereatur Vnd gut fürtrefflihe Natur Darab hat ein natürlich freud Vnd luft darzır, vnd Änlichkeit. Derbalb, daß man mirg nicht verkehr As ob ich die natur bie lehr,

963

Sy. will ichs kurtzlich nun beſchlieſſen,

Bnd fie zur le auch freündtlich grüffen, Gleih wie Fe grüßt Homerus dann,

Da er zu jr fängt alfo an. Wie fol ih dich nicht billih grüffen

Du Lautenkunft ? du würft gepriefen Zur alle andre Seitenfpiel,

Dann du erreihft das höchſte ziel, Der Himmelsiphären Concordang,

Bann fie gehn in einander ganß, Du bift vollfommen vnder allen,

Drumb haft Apolfini gefallen: Die Götter dich erfunden gar,

Vnd lautfi noch Göttlih immerdar : Wie haft vu fie doch nur erfremt

Da man fohlug auff ver erfien feyt? Der Nectar vnd der himmeltrand

War in fo füß nicht als dein Hand, Du lieb ver Götter ond ver leut

Bertringeft leid ond bringeft freud, Du bift ein Ehrenfreuvderinn

Erquideft berg, gemüt ond finn, Kein Menſch fih nimmer nicht befümmer

Bey difem ſüſſen Seytenzimmer, Glückſelig feind dieſelben Corden

Die auff dich ſeind gezogen worden, Dann jetzund bringſt du ſie zu ehren,

Das fie die leüt die Muſick lehren: Du allerkünſtlichſt Mufidzeug,

Dein Iob ich nicht genug erfteig, Dann offt vor lieb vnd füßigfeit

Kann man ausipreden nicht die frewd, Köndt ich dein Iob fo hoch au fingen

So hoch du vns magft freuden bringen, Sp braudt ich alle meine fünft,

Dann du es vmb ons wol verdienft, Aber es ift genug gelobt

Was Gott hie ehret vnd begobt: Du fohöne halbe runde Welt,

964

Wer ift, dem nicht dein baw gefällt ? Dann je ves leibs fürnemfte füd J Am menſchen ſeind auch rund geſchickt, Daher der Menſch heißt die klein welt Weil er die groß Welt in fih hält, Alfo begreift, wiewol on flerd, Der gangen Welt ſchön Muſickwerck Die ftimmen aub vom Firmament Seind in deim Fleinen werd vollendt; D du holdielig Lautenfpiel Biſt wie Sibylle Fir vnd hül Daraus die weiffagung erthönen ;

Drumb foll did niemandt nicht verhönen, -

Dieweil du beylig bift geacht,

Weil dich Apollo hat gemacht, Vnd etwas geben feiner Frafft,

Vnd in fein Tempel dich gebafft, Nemlich zum fiernen an den Hımmel

Da dich verzehrt Fein roft noch ſchimmel. Deine Bammeifter Götter waren,

Vnd maceft auch, wie wir erfahren, Göttlich gedanden vnd gemüt,

Darumb man dir groß ehr erbiet: Ah wa vermag doch dis das gold

Dem man vo ift fo gfär vnd hold? On das 28 gar verwirt die bergen

Das vrüber fie ir ehr verichergen ; Aber du zartes holtz bringt leben,

Derbalben will ih dich erheben, Di vorfegen dem Edelgſtein,

Dem bleichen gelben falfchen Schein. Dich Erel Bol& fo ongerüft,

Welchs in dem wald erzogen bift Will ih abbawen vor all Dingen,

Ich fan dich baß zu ehren bringen Wann ih dich trag mit mir zu hauß,

Dann fo blibft in der wildnuß drauf, Mann ih dich mit eim runden bau

Formier, ond mit eim fragen aud,

965

VBnd auff dem Tach bezieh mit feyien, Vnd laft dich meine finger leyten, So mwürft du zam, lieb, mild ond zart, Vnd verlierfi deine wilde art: Wiewol du fhon bift abgehawen Kan doch dein Todt vil meh erbamwen, Dann warn du flünpft auff deinem ſtammen Lebft onbefand vnd on ein namen. Dan wen bift nutz drauß in dem wald? Da nur ver braufend wind erfchalt ? SAs nicht vil beſſer das man dich Zu fremden brauch fein fiherlidh, Dann dag mam aus deim zarten hol Mach ſchädlich pfeil vnd einen bolg ? Vnd braud dich dann zur gremliggiegt ? Welchs mir für did wer yergfi leid Daß du geneßet würft im blut, Sp jetz dein Fang vil beſſers thut, Vnd würdſt nun lautprecht vberal, Erklingft nun in des Königs ſaal: Wie manches zartes Frawenbild Erfrewſt du, ſo ſie auff dir ſpielt? Darmit es argen gdancken wehrt, Die Ohren von böß reden kehrt. Ja ſelbſt der Fürſt vnd der Regent Nemmen dich in jhr fürſtlich händt, Auf das fie ſich mit dir erquicken, Darnach zum ernft fich beſſer fchiden: Offt nimpt dich der Adilles auf Daß feine fireitbar Hand dich brauch, Erlabft jn mehr dann all die beut Die er möcht bringen auß dem fireit, Vnd va er det im Raub die wal, Kam er dich doch für als zumal, Dielts gold für vnnütz vnd für fherß: D wie ein Rechtes Muftdherg, Ein ſchöne that von einem Helven, Bon welcher man würd ewig melden, Der laßt vns folgen vnd nachtrachten,

966

Bnd ander Närrifch vold verachten, Dem nur das fot vnd wuſt der Relt Für alle andre fünft gefält: Vnd laßt den geißwanft fih vernarren Am Hang des golds, vnd dran verftarren, Sp ſicht man dan die Efelsohren Den reihen Midis angeboren, Die nur erquidt viel Thaler fiellen, Dann Narren hören doch gern fchellen: Last die Gentauros luft au haben Wann die pferd fchreien, dumlen, traben ; Die bauren wann die hüner gachfen So fie die Eyer hören wachfen, Oder wann villeiht Müwt die kuh Der Ochs breit, vnd bläht Geyß darzu, Wann Dauben mit den flügeln klepffen, Da laßt fie jre Wſigk ſchöpffen, Oder wann etwan geigt der karren, Sp fie mit höw ond miſt ausfahren, Dover des trefchen feind gar fro, In bawren ghört doch haberfiro, . Deßgleichen laßt aub in die Mül * Sein jhr hochlautend Lautenſpiel, Dann (ſpricht man) hoffmann hört gern hiha Der Müller gern des Eſels ja, Vnd Seitenſpiel ghört nicht in dMül: Das iſt, das ſie nicht ghöret vil Bey dollen ſchlamp zu vollen brüdern, Zu jhrem jauchtzen, truncknen liedern, Dann (ſagt man) von Biertranck vnd Wein Sollen nicht naß die Seyten ſein, Sie werden ſonſt nicht meh erklingen, Dann volle faß kein thon meh bringen: Laßt Jägern auch jr hundsgeheül Biß fie auch heulen mit der weil: Laßt Landtsknecht vmb die Trummen ſchantzen, Hewſchrecken nur den Sommer dantzen: Vnd laßt den fraaß ſein Buſick enden, Wann er den Bratſpiß höret wenden,

967

Bnd ein die fräppen fallen ein,

Vnd ſchencken ein beyd bier vnd wein, Vnd kannen klopffen, gläffer brechen:

Der thon würd fih wol an in reden, Vnd ihn zerftören leib vnd feel:

Derhalben niemand nicht erwehl Den thauben fhall der Midasgſchöpff

Vnd difer groben Ejelstöpff, Die gar der geiß macht hie zu Thoren,

Vnd if Syreniſch gſang den Ohren, Das die begird fie fo verfürt,

Das finn vnd her& drinn wirt verwürt Dich aber fühlen Seitenflang,

Den ih auß deim gewelb empfang, Wöllen wir dir die Mufas ehren

Vnd Sittlichkeyt bgeren zu !ehren, Für allen andern knall vnd fall

In würden halten vberal, Du folt vns einen Art verweien

Der leid vnd frandheit macht vergeffen, Soltfi fein das fraut vnd Snftrument,

Welchs dient für Traurwendt vnd Nepenth, Im leid folt du vns bringen freud

In freud deren erinnern beid, Du folt ons onfer geift erweden

Wann wir ein gutes werd volftreden, Vnd dein Iobswöllen wir verkünden

Allweil ven Athem wir empfinden, Dann du bift aller Muſick ſchein,

Du gliebft den Göttern nur allein, Dich braucht der Phoebus jeder frift

Wann er onder den Mufis ift, Drumb werden die dich all belieben

Die kunſt belieben oder üben, Weil Fünftliches zufammen ghört,

Vnd kunſt von dir auch würd gelehrt, Weil du mit deiner Lieblichfeyt

Erinnerfi ons zu jeder zeit Au der himmliſchen fügigfeit,

968

Da dann ift die Recht Mufidireud, Die Lautbar ift in Ewigfeyt, Darzu ons alles dien vnd leyt.

J. F. G. Menter.

IV.

Vorwort und Reime zu T. Stimmer’s bibfifhen Figuren *).

Dem Wolgebornen Herrn, Herrn Philips Ludwigen, Graven zu Hanau vnd Rinef, Herrn zu. Münzen- berg ꝛc., meinem gnädigen Herrn.

Wolgeborner Grave, Gnädiger Herr: E. G. feien meine vnterhänige geflifiene dinft zuforan willig berait: Gnädi— ger Herr, Man pflegt in gemainem ſprüchwort zu fagen: Was Rümlich ift mit fug, Das findet Rümer gnug: Des— halben van nicht alain vorlängft verfchinenen jaren vil Hochgelehrte und erleuchte Männer von Philofophis, Pi: ftoricis, Mathematicis vnd Poeten, fih baben gefunden, weiche die Rümliche fönftligait des gemäles, dur jre wolberevenhait, als ain materi deren gemäs, hoc erhu=. ben: Sondern es erzaigen fih auch bei no gegenwärti- ger lebzeit von tag zu tag in. allerlai fprachen vil mehr ſolcher kunſt verftändige vnd gefliffene Leut, die fie, bai- des jrer von erfindungszeiten ber gehabter würde vnd beutiger höchſtgeprachter vollfommenpait, in zirlichen vor- reden, gangen orationen vnd vilen Büchern, zugleich ſchriftlich, vnd auch würklich, in feheinlichen bewärten pro=

) Neue Künſtliche Figuren Biblifher Hiftorien, grüntlich von Tobia Stimmer geriffen, vnd zu Gotsförchtiger ergegung andadbtiger bergen, mit artigen Reimen begriffen, durd 3. F. G. M. Zu Bafel bei Thoma Gmwarin. Anno M. D. LXXVı.

969

ben, hoch einher tragen vnd ausherfireihen. Derwegen ihs an folhen alten vnd neulichern Rumſchrifien zu er: winden wol befügt were, demnach mir etwas befonvders vnd neues zu fernerem jrem preis aufzutreiben, die ban gleichfam verloffen fcheinet: Gleichwol fo ich allererit an« gezogener gemälspatronen bewegliche vriachen, darauf fie fürnemlih jr lob gründen, erwige ond bei gröfer thail fpüre, fih am meheften in anzihung jrer natürlichen lib— lihait ond gemainer ergezlichait faumen, vnd beineben jres nutzes (fo allain aim fund der funft namen ſchaft) entweder im fürgang fehlechtlich gedenken, oder gar inn vergeß hindan ftellen: hab ich etlich artliche vers, To ich wol etwan zu anderm fürnemen gemacht, aber jjumal zu ſchwebendem vorhaben, und erweifung des gemäls nuzbar⸗ kait dinlich acht, hie einzupringen, nit vmgehn können: diweil on das diſes gantzes buches erklärung inn Reimen beſtehet: vnd fint fie namlich diſe.*)

Ain kind ficht auch gern gmalte ſchilt, Wiwol es nicht ſein deitnus fült: So ſagt man, das gmainlich die götzen Die götzen pflegen zu ergetzen. Aber ain Weiſer höher ſucht, Acht nicht der ſchal, ſonder der frucht, Diweil er wais, das ehrlich künſt Sint gſchaffen zu des menſchen dinſt: Was ſolln aber für dinſt vis haiſen, Die nicht dz gmüt auch vnterweiſen? Was ſolt ain weiſer ſich dran gnügen Das Parrhaſius kan betrigen NMit feinem ſchöngemalten trauben Die ainfaltig geluſtrig Dauben? Het er das kind, welchs den traub führt Recht gmalt, kain Daub hets nit berürt: Vnd wer er nicht vil thauber gweſen Als alle dauben, die wir eſſen, Het er zerſtoſen nicht die hand,

) Die erſten s Zeilen des Gedichtes ſind abgeriſſen.

970

Da er wolt zihen von der wand

Den ombang, auf das er bejeh

Was dahinden gemalet fieh.

Was iſts? das der fremd maler Doſſe Malt etlih bör fo ſchön zum boffen, Das fte.die Pfauen fo zerbifien

Bis gar der Kalk ift abgeriffen ?

Dver das ain baum ainer malt

In ain Kir, fo artlich geftalt,

Das vil Vögel gar grob betrogen Drauf zu figen fint zugeflogen ?

Vnd das ainer fowol malt zigel

Auf thuch vnd gzelten, dz manch gflügel Zuflog, vnd ſich darauf wolt ſetzen Seinen ſchnabel daran zu wetzen? Desgleichen das ab gmalter ſchlang Vil Vögel vergaſen jr gſang?

Vnd ain troſtel alſo erſchrak,

Das jr die Pfeif ful gar in ſack? Sold ding fint, wie man fprict, nur kizlig Aber zur befferung nicht vil nüßzlich, Vnd welchen folch fchlecht ding erfreuen, Möcht laden auch ver Vogelicheuen, Auch auf der Vogelherd der flüden, Bnd warn Vögel in dfenfter piden, Auch das der Eiel ſcheucht fein ſchetten, Vnd Maidlın gern vorm fpigel betten, Vnd das Narciffo fein geftalt

Sp mädtig wol im pronnen gfallt: Aber ain Weifer mitlaid hat

Mit anderer ainfalt vnd ſchad:

Lehrt draus erfennen feine gab,

Wie er Got meb zu danken hab:

Vnd was die funft wol laiften fünnt Wan man auf nuzlich fach fie gründ: Vnd wiwol er nach Menichenpraud Bei liblihait ſolcher kunſt auch

Sucht fein fräud vnd ergezlichait, Idoch ſie in nicht gar verlait,

971

Das er nicht vil meh forfcht vnd tracht Wie er fie im zu nuz auch madt: Dan wer ift fo ain Vnmenſch ſchlecht Der nicht mit Iuft auch fehen möcht Apellis pferd, gemalt fo ruftig

Das ain Iebhafts im zufchri luſtig? Dver des Herzogs Türdifchen hund, Zu Mantua, der fo ſchön fund Gemalt vom Maler Monfignor,

Das ver hund, fo im gramm war vor Sp oft er fürlif, in fuhl an,

Vnd zerftis oft ven Kopf daran? Auch das alt Weib fo vngeftalt,

Das felbs der Zeufis, der es malt Sich hat zu tod gelacht darüber,

Da andre doch auffpien vrüber? Idoch wie gern ver Weis dis fe, Noch feh er Fiber nuzlichs meh,

Das das gemäl bericht die fel

Wie fie nicht fäl, ond guts erwehl, Das es fein kraft vnd artlichait Nicht allain wend zur zartlichait, Sonder zu vnterricht dem gmüt, Das es im finftern nicht verwüt, Vnd nicht allain ver augenplid, *) Welches zwar ſolche fachen fint,

Das je meh man nadfinnt vnd gründ Se meh fie ſchärfen ven verftand, Bnd machen die ſach bas befant: Drum warn die Maler je vnd je Poeten vnd Philoſophi:

Vnd Pamyhylus wolt kain lehren nie Er könnt dan die Geometri,

Auch Rechnen, ond les die Poeten, So die erfindung mehren theten. Drum hat er auch ſolch ſchuler ghabt Die for andern warn hoch begabt,

*) Hier fehlen 7 Zeilen.

972

Apellem vnd ven Paufiam :

Bei ven vie Kunft fo bob auf fam,

Das man jr ftift zu Sicion

Sonver ſchulen, darein zu gohn.

Bud der fürnem Melanthius

Rümt, das durch Malens fördernug

An Weishait er hab zugenommen,

Secht wa durchs gmäl man hin fan kommen: Auch bzeugt ſolchs, dz aus malens grund Die erſt Egpptiſch ſchrift entſtund,

All Weishait vnd Theologi, Die Hieroglyphiſch nanten ſie.

Drum wa die kunſt erhalten würd

Daſelbs all freuntlichait man ſpürt,

Sint alle künſt inn jrer plüh,

Wa aber iſt abgſchaffen fie

Da iſt gewis all Barbarei,

Wie ſolchs beſcheint in der Türckei: ꝛc.

Solche Vers, Gnädiger Herr, hab ich dem Leſer aus andern mehr dergleichen, jres liblichen inhalts, vnd, wie gedacht, dinſtlichait halben hiher auserleſen, diweil fie ne— ben erweiſung vorhabender kunſtnuzbarkait, auch zu end ains beſondern herlichen Rumſtücks gedenken: Namlich, das fie, wa fie im gang, ain gewiſſes zaichen, ond gleich fam ain vorbott des Frülings aufgebender vnd plühender guter fönft: Ja ain ölzweig des frivens, vnd fhöngefärb- ter Regenbogen erfeftener flut vnd vngewitters feie. Wel- dies zu bewären, nicht not ift vil erempel einzufüren: ain ainigs oder zwai mögen ainem genugfam, wie man ge- mainlid redt, ‚den glauben inn die hand geben. Dan wa fint alle weife Iehrfünft gepliben, als die Gothen, Hunnen, Rugen, Wenden vnd andere Barbarifhe Bölfer vor zeiten om das 470. Zar, Stalien, Gallien, Zeutich- land durdftraiften und verwüfteten? fint fie nicht zugleich mit dem gemäl, vnd im verwandten fünften, denen fie fürnamlich mit verbergung der ſchönſten Stät, könſtlichſten Bilder, Thafeln, Seulen, gebäuen hart zufrzten, ver:

973

ſchwunden vnd vntergangen? auch jr glanz und fein nıcht eber berfürgeplidt, biß om vas 1450. Zar, bei et- was ftillung folcher zerrüttungen vnd vnruhen, vas ge: mäl widerum, wie die morgenröt dur die Wolfen ber: fürgeproden, ond den nachkommenden fünften, als ver Sonnen, den weg. zu heutigem lichtem tag aller lehr vnd geſchiklichait hat gewiſen? Vnd das man nicht weit hin- derfich fuche, fehen wir nicht mit grofem fehmergen in ver nähe, wie das Türkiſche Vnregiment, in dem es alle ge- mälsfunft anzufeinden angefangen, auch zugleich damit al andere fittlihbe Weishaitlehrfame fünft an den enven, dafor alle zu menſchlichem leben befömliche vnd nötige fünft in böchfter plüh geftanden, bat ausgerottet? Dan- nenher difer ſpruch vnwiderſprechlich fib war befindet, Dz wa diſe leutielig kunſt verſchwindet, Dafelbs all laidſelig⸗ fait fich findet.

Hirum dan die herlichſten Potentaten, Fürften vnd Herrn jverzeit ſolche funft bei jnen haben werd, vnd für ain nö— tige Hofhaltungszird gehalten. Dan mie erlufiigten fi nur ünterainander der Eayptifh König Ptolemeus, vnd der Sieionifch Fürft Aratus mit verehrung vnd vberien- dung der fürtreflichſten gemäl? Füret nicht Alexander ftäts neben feinen Philoſophis, auch ieine aigne Maler in fei- nem Krigshör mit? was vnfäglihen guts wendet nur König Attalus auf erfauffung derfelben kunſtſtück?

Vnd zu vnſerer zeit, was grofen foftens ver Weiland Grosmähtig Kaiſer Marimilian der erft darauf gewendet hab. beſcheint nicht allain inn feinen Erblanvden , fonvern alientbalben inn offentlichen Büchern, die er verleget hat. Desgleiben König Francifeus inn Srandreich, wie hoch er es geehret, fiht man an den funftwerfen zu Madrill. Auch wie ehrlich fie König Hainrich inn Engelland aehal- ten, bab ich for furzen jaren mit grofer verwunderung an den funfiwerden ver berümteſten Maifter, deren ganbe Säl voll im Schloß zu Lonven vorhanden wargenommen. Wie fehr fie aud die Hörzogen von Florenz, vnd ſchir alle Italianiſche Fürften erheben, ift männiglidem, fo va: rinn geraifet, zu Foikh en. Wie au ver Weiland Churfürſt

974

Johann Friverich folche geförvert, erfaret man im feing Malers Lucas Granaders werfen. Vnd wie noch heut Grosmädtige Kai: Mai: vnſer aller gnädigfter Herr, famt vero ganzem Fürftlichen Haus von Oſterich ſolche aufnen, iſt am tag, derwegen vnnötig hie weitläufig zu erzelen. Vnd das man nicht vermute, es pflegen allain die Hoch- vnd Wolgeborne (ſo von natur in dergleichen ſachen jrer geburt gleichmäfigs, guts vnd hohes vrthail tragen) ſolche kunſt in billicher achtung zu halten: ſo iſt es ausfündlich, das die anſehlichſten Policeien jren je vnd je bei jnen auch ehrliche vnd befreiete vnterſchlaif haben gegonnet, als Corinth, Athen, Alexandria 2c. vnd jziger zeit Venedig, Nörnberg, Antorf, der mehrerthail Stät inn Italien, vnd anderswo andere. Das ich jzunt viler bochbegabter Privatperſonen von Gaiſtlichen, Edeln, Ge: lehrten, Weiſen, verſtändigen Leuten, deren hin vnd wi— der vnzalig, geſchweige. Aber man fpigel allain, das mu⸗ ſter aller wolbeſtelleten Regiment, namlich die Rom für: liſet man nicht, wie jre Vorſteher fib ftäts befliffen, in eroberung gewaltiger Stät, jnen die fönftlichft gemalte Tafeln zu ainer ausbeut voraus zu behalten? veflen er- färt man erempel an Mumio Achaico. L. Paulo, Lu- cullo, Scauro, Kaiſern Julio vnd Augufto, aud jren Nachkommenen, deren etlibe, als Davrianug, Sewerus, Antoninus ꝛc., auch im malen geübt gewefen: Ja der’ Römiſch Hörfürft Marcellus lis auch im ernftlichften Sturm die Stat an dem end, da er ain Schöne Tafel wußt, nicht anfteden. Bnd man liſet inn Spanifchen Arreften, das in ainer fürnemen Stat ain anſehlich Teſtament, darum, diweil es aine kunſtgeachte Tafel inn fremde Land verle- giret oder erblich beſchaidet, zu vnkräften ward erfant, als dag contra bonos mores vnd wider natürliche gebür das Baterland feiner zirden gedächt zu berauben. Gleich wie auch etwan die ganz Inful Sicilien om dergleichen Funft: beraubung jren Landpfleger Berrem, durch den berümte— fen Redner Ciceronem zu Rom ernftlih lis verklagen. So dan nun das gemäl, wie oberzelt, von den Erleud- teften Perſonen vnd ftatlichften Policeien ift von je zeiten her ehrwürdig gehalten vnd erhalten worden, vnd daflel-

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big mehrerthails vm verwunverlicher fönftlihait vnd zeit: liches geprauchs willen, als vileiht damit jre Stät, Pal- läſt, Pläz, Rhat vnd Iufihäufer zu fhmuden, daran jre augen zu erluftigen, jre herzen zu erquiden, oder, fo fie zum beften zweck gelangt, dadurch dem gemüt zu Welt: gefcheider weishait anlaitung zu fchaften. Wie vil mehr fol dan heut dife Teutfelige funft (fo nunmals zu äuſer— ſter artlichait gepradt wird) inn anwendung zu derglei- chen hirin begriffenen Chriftlichen Hiftorien, die zu Got: licher Weishait ond fort anweifung thun, Hoch geachtet vnd gefördert werden. Dan fo der fpruh war, das Das gmäl ain gmüt bewegt vnd naigt, Zu dem, was es ein- halt ond zaigt: So werden gemwislich dife Bibliſche Figu— ren hailige gedanken erweden, diweil fie Gaiftliche hän— del vorftellen. Das ſich aber etliche finden, die das ge— mäl auch inn ſolchen hailigen materien nicht wol zulafen, von wegen etlicher Larvenforchtſamen Puppenlibler , die, wie ain Poet fchreibt

Mißprauchen ſchäntlicher ain Bild Als Pygmaleon, vers erftlih bildt Dan er es lebendig erbat

Bom lebenden, ders leben hat,

Dife beiten om Hail vnd leben

Das vnlebend, welchs nicht fan geben.

Sp mais man doch hinwider die gemaine Regeln, Das alles wird beftehn gut, Wan man den mißprauch abthut: Vnd das von etlicher mißpraucder wegen, Man den rech— ten prauch nicht ſoll niverlegen: Vnd das faum etwas guts bie fei, Welchs nicht mißprauchen vil on ſcheu. Sonft müßt man auch ven Menſchen, fo von Got felbs gebildt, ſchelten, diweil bei etlichen Barbaris, die anfehlichften angebettet werden: vnd folten Sonn vnd Mon, oder die Perſiſch Feurflamm darum bös fein, weil man fie etwan auch für Göter bilte? was fan das aufgeipannt rot thuch, oder der es gefärbt, dafür, das etlich Bölfer inn Septen- irione davor niderfallen: mit der weis dörft Got nicht die Erd, oder ain ander gefehöpf mit farb beflaiden: Dan

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aus Hiftorien beweislich ift, das man abgötterei getriben, eb man je gemalet bat. Desgleihen was hat das bild Fortunae zu Athen können wenden , das ain aberwißiger Süngling, tie Yelianus bezeugt, fi an jm alio fantä- ftiih verlibet bat, das da mans jm nicht zu Faufen ge ftatt, er dabei den Gaift aufgeben hat. Solt man darum niman begraben, viweil die gräber für hailig fint miß— praucht worden: ja wie etlih wollen, vnd es das buch der Weishait andeitet, daher erfilich all abgötterei ift ent- fanden ? Solt, man von wegen des gegoflenen Aronifchen Kalbs das Goldſchmidhandwerk verfluhen ? fo müßt man auch den Bau verwerfen, angefeben, dag damit vil vn— zucthäufer vnd abgötifh Paläſt fint zumeg gericht worden.

Aber ver ſpruch ver S. Pauli entfchaidet ſolchs mit ainem fprühlin, das namlich den rainen fei alles rain, ond man vergleichen ding praucen fol, als ob mans niet prauch, mamlich nicht ärgerlih noch zur ärgernus. Darum jener Maler, von dem Bafaris in feinen Excel- lentibus pictoribus Italiae fchreibt, den Abt, der fih am liblichen geficht vnd Pplofen armen der S. Magdalena Bilv ärgert, recht fragte, ob feine andacht fo vnkeuſche augen bab. Vnd ain anderer, Grilland von Slorenz genant, als an Prelat von jm begert, er folt jm vie hailige Jung— frauen nicht mehr fo gaiffmalen, dan fie jne verraizten, malt er jm inn ver Nuneiata der Marien ain bart an: vermainend, hidurch jm kain vrfach zum figel zu geben.

Auch gefallt mir hie fehr wol der onterfhaid, den ©. Auguftinus ſezt, das ain gemäl auf drei. weg bös mwerp, erfilih,, fo es vnbailige vnd mutwillige ſachen einbält, demnach ſo es will foripigeln, welchs nicht fan noch fol angedeitet werden , vnd Tezlich, fo es an ort vnd end ge— ftellt wird, da es mag ärgern, vnd wie e8 liber Sapien- tiae nent, ad decipulum desipientibus, et tentationem hominum: Aus weldben mworten vil abnemmen wollen,

das Auguftinus auch, tie vil andere Väter mehr, das

gemäl von den orten, da man. betten foll, auffchlife. Wel- em obſchon alfo, pleibt jm nicht des weniger an vılen andern ehrlichen vnd berlichen orten, auch inn Büchern ond fchriften feine ofterholte würde vnd nuz, inndem «8

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nach gelegenhait hailige vnd gemälmäfige fachen fürtraget : Wie dan hie inn diſem Bibliſchen Handbuch deſſen an bewärtes mufter ftebt zu fehen.

Welches, baivdes zu ergesung Gotsförchtiger herzen, vnd zu dinft den folder funft vbenden vnd belibenden, ver Ehrnhaft vnd fürnem Thomas Gmwarin, Burger vnd Buch— truder zu Bafel, mit grofem Eoften hat gegenmwärtiger ge: ftalt zuwegen gepradt: Auch es vor andern angenem vnd feheinbarer zu machen, fih fain zeit noch müh lafen dau— ren, den Kunftberümten vnd wolgeadhten Zobiam Stim- mer zu fleifiger reiſſung folder Figuren zu vermögen, diweil er dem ſpruch nachgangen, Das ain bewärter Mai fier, Nichts alls bewärts fonn laiften: Wie dan inn de warhait eben gegenwärtige Figuren bei allen kunſtver fländigen (wa fie nicht entweder mutwilliglid oder mit gönftiglich des Apellis Antiphilos geben wollen) wol jrei rum vnd achtung werden fehirmen, diweil fie ſchon berai vorlängſt von vilen geachten Gemälskündigen fint mit gro⸗ ſem verlangen begert worden: derwegen hie vnvonnöten, guter war ainen Kranz auszuhencken.

Demnach aber er T. Gwarin auch den ſpruch Agefilai zu mut führte, wie Das gemäl den Reichen ſei ain ergez— lichait, Aber die ſchriften den frommen ain nuzbarkeit, hat er neben meinem Schwager Bernhart Jobin, ſo ſolche Figuren zum ſchneiden vnd trucken helfen färtigen, bei mir, als aim erkanten Freund, bittlich Bon im inn fiellung etliher Bers unter jde Figur, fo die gefchicht famt der Iehr, die draus zu nemmen, einhilten, zu feim nuz dinftlich zu fein, vnd damit alles nach meinem gut— bevunfen zu ordnen. Welchs ih im von wegen freunt- licher vnd billicher bitt, als zu förderung Götlicher Ehr geraichend, vnd erfanter treuherzigfait, auch gelegenhait halben, das ich on vis die zeit ober, als fie getrudt wor: ven, bei meim Schwager mid hilte, nicht hab wägern fönnen noch follen.

Als mir aber nach gefärtigtem Werf zu dem, wie ge präuchlich, auch die dedication zu ftellen zugemutet ward, bab ich mich mit jm, des Werks verlegern, davon vnter— redet, ond fint alsbald ainmütiglih, Wolgeborner Grave,

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Gnädiger Herr, €. ©. gegenwärtige Neue Fünftliche Fi⸗ guren Bibliſcher Hiſtorien vnterthänig zu offeriren vnd zu beaigenen, ains worden, wie wir auch E. G. inn ver— ehrender vnterthänigkait ſolche himit wollen dediciret vnd inn gnaden anzunemmen vnterthänig gebetten haben.

Ich, E. G. williger Diner, aus bedenken erſtlich E. G. angebornens hohen verſtands, den die fither, als E. ©, ich allhie famt deren geweſenem Preceptore D. Delio ge: fant, mit färtiger erlebrung Wershaitförderlicher guter fünft ond fpraden, auch erfarung fremder Länder, gefchärfet hat vnd gemebret, vnd deshalben on zweifel von allerhand wichtigen ſachen, fürnamlich aber folchen leutfeligen kün— fien als das malen ift, ain verftändiges orthail erholet, Seitainmal E. ©. mebhrerthails ſolche Land vnd Stät, die ich hie oben beftiimmt, vnd dafelbs vorhabende kunſt ge— acht fein, hab gemeldet, vor furzen Jaren durchraiſet vnd erfündigt haben. Folgends, das demnach ih bei €. ©. ond zugleih damit bei dem gangen Wolgebornen Stam— men der Graven von Hanau inn vnterthänigfait mich zu willigem Diner zu infinuiren längft vorhabens geweſen, nunmals mit difem Buch mir aine gelegenbait vnd zugang zu fernerem vnd meberem banete: Demnach fol werf E. G. acceptirung wol würdig, baides won wegen der Ehrift: lichen materi, jo das gemäl ond die fchrift einbelt, vnd auch der funk, die Plinius ib. XXXV. C. L nent ar- tem nobilem et expetitam à Regibus populisque: vnd bioben von viler Hoc: vnd Wolgeborner Herrn exempel bob vnd woladtfam zu fein erwiien if. Er Thomas Gwarin aber vesbalben wollen offeriren, ſich himit ain- mal gegen E. G. für vilfaltige erwifene gnaden vnd wol- thaten etwas dankbar zu erzaigen, vnd wie berzbegirig er inn höherem vnd meberem, vngeipart feines fleifes vnd geringen vermögens E. ©. äuſerſte dinftwilligfait zu er: jaigen genaigt were, zu erweifen. Entlich baide, aus vr— ſach, mit €. ©. Hochgeachtetem namen. difem werf des berlicher aniehen zu ſchaffen: vnd mit diier gelegenhait €. G. famt dero gelibter Gemalin zu neulich eingetrette- nem Chftand von Got alles Hail vnd mwolfart zu Sel, Leib, zufönftigen Erben vnd Landsregirung zu wünfden : wie wir auch himit volfialih glück wünſchen, vnd zu be:

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fräftigung difes , alle ain vnbeſchwerlichen Gotsförchtigen bausrhat ehrerbitig vbergeben. Zum befchluß abermal vn: terthenig bittend, €. ©. wolle diſes opuseuli dedicirung, zu famt vnſerer angetragener herzlicher dinftwilligfait, nad dero angeborene? milte vnd-güte, im gnaden vermerken vnd aufnemmen,- defien wir vns gänzlich vertröften. Gegeben in Strasburg, den erften tag Aprilis, des 1576. Jars. Euer Genaden vnterthänig gutwilliger Johan Fiihart genant Menzer, der Redten Doctor, ꝛc.

Das Erſte Bub Mofis von der Erſchaffung, Geneſis genant,

Genesis 1]. Capitul.

Der gſchöpf zirlihait, zeugt des ſchöpfers berlidait. Am anfang ſchuf Got inn ſechs Tagen Luft, Himel, Erd, ond was fie tragen:

AU Thir ond Vögel, Fiſch und Wild, Lezlich den Menſchen nach ſeim Bild: Von ſeiner milt iſt alls erfüllt. Genes. II. Cap. Ehlich Pflicht aufgeridt. Auf das der Menſch ain Ghülfin het, Schuf Got, weil Adam ſchlafen thet, Evam das Weib, aus feiner Ripp, - Die darnah allzeit bei im plib: Hiraus entiprißt die Ehlich Lib. Genes. IIL Cap. Bermeffenhait ven Fall berait. Die Schlang fagt: Eßt vom Baum allain, Sp werd jr Hug wie Götter fein: Sie folgten diſem falichen Rhot, Verachten was in Got gebot: . Daher fomt Not, Sind, Hol vnd Zod.

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Genes, Ill. Cap. Got leidet nichts vnrains inn feinen Grenzen.

Nachdem in Got ir Straf verfünt

Lis er fie jagen om jr Sünd Durch ainen Engel aus dem Garten, _Der Tod folt forthin jrer warten, Den fie biß aufs Weibs famen fparten.

Genes. III. Cap. Der Menſch zur Arbait erboren.

Das Feld baut Adam fümmerlid,

Vnd mus im Schwais hie nehren fi: Die Eva hat ver müh nicht minder Inn ſchmerzen gebirt fie die Kinder Durchs kreuz demütigt Got die fünder.

Genes. III. Cap. Der Erf Martyrer Abel.

Weil Abels Opfer afallet Got

Schlägt Cain fein Bruder drumb zu tod: Der HErr firaft jn fein lebenlang, Das er lauft zittrend, würd im bang: Cains trang iſt der Kirchen anfang.

Genes. VI. Cap. Das Schifflin der Kirchen erhalten.

Got His inn Kaften Noe tretten,

Mit feim Gefchlecht, vnd was fie hetten, Bon allen Thiren auch ain par, Das für der Sündflut ers bewar. Gots Kirh vnd Schar pleibt jmerdar.

Genes. VII. Cap. Die Erft Straf der Welt durch Waffersnot

Die Wafler fteigen virzig Tag,

Das man fain Berg mehr fehen mag: Fünf Monat lang die Sündflut mwärt, Das als vervarb was lebt auf Erd: Was Got nicht ehrt, vnd Noa hört.

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Genes. IX. Cap. Der Schänder wurd geſchändet.

Der Regenbogen ward Gots bund:

Cham plos fein Bater ligen fund, Vnd deckt in nicht, wie feine Brüder, Berfluht ward er, zum Knecht ernidert: Wer Eltern ehrt, den ehrt Got wider.

Genes. XI. Cap, Bermeflenhbait baut Babel, vnd wurd zur fabel.

Das Bolt mit Remrot Got nicht traut, Sing an ain hohen Thurn, ond baut. Deshalb der HErr verwirrt jr ſprach, Zerfirait fie inn all Land darnach: Was Got thut ſchmach, find ſchmach zur rad).

Genes. XIIII. Cap. Melchiſedech ſpeiſet vnd ſegenet Abraham.

Als Abraham kam von der ſchlacht Melchiſedech im eſſen pracht,

Und ſegnet in, empfing dabei,

Den zehenden von allerlei:

Solchs deit den Prieſter Chriſtum frei.

Genes. XV. Cap. Abrahams Dpfer ond Glaub.

Dem Herrn opfert Abraham,

Got fagt im, wie von feinem Stamm Bil Bolds werd fommen als der Sand, Und lang beivonen fremdes Land: Dod dur fein Hand, lös er all Band.

Genes. XVI. Cap. Borbild baider Teſtament.

As Agar fih ſah Schwanger fein, Wolt fie Fain Straf mehr nemmen ein, Bon jrer Frauen, floh davon. Der Engel His fie haim zu gohn Am ſchuz und Ion, fei underthon.

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Genes. XVII. Cap. Abrams Geftfreibait wol belonet.

Trei Engel nimmt auf Abraham

Die im verbeiien ainen Sam Durch Sara, weldes fie verladt: Allein der Herr hats war gemadt : Dan wa ung fhwarht, er ftatt fein mat.

Genes. XIX. Cap. Borbild leztes Gerichts.

Sodom verprant, Lott würd errett,

Sein Frau für ain Salzfeulen ſteht: Lott von fein Töchtern trunfen gmacht, Beichlif fie, eh er deſſen adt. Drumb tag vnd naht nüchtern gewacht.

Genes. XXI. Cap. Das Gefaz weit der Gnaden.

Agar verjagt mit jrem Kind

Kain Waſſer inn der Wüften find: Der Knab wolt fein verſchmachtet ſchir, Da zaigt der Engel Waſſer jr: Dis bilt vom Gſaz das ghaimnus für.

Genes. XXII. Cap. Andeitung des onfhuldigen opfers Ehrifti.

Wie Abraham im zuden war,

Wolt nun fein Son aufopfern gar: Da ruft der Engel, das er hört, An Wider jm dafür befchert: Was Got bewärt, daſſelb er ehrt.

Genes. XXIIII. Cap. Rebeeca empfängt jren Werber.

Rebecca thet im Waffer raichen,

Da merkt ver Knecht bald an dem zaichen Das es die Braut ſeins Herren wer, Er ſchenkt ir drauf vil Klainot fchwer. Ein fromb Weib fomt vom Herren ber.

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Genes. XXV. Cap. Aller glaubigen Vater begraben.

Abraham firbet lebensſatt,

Bnd wird zu feinem Weib beftatt Inn Ephrons Ader zwifach höl Bon Iſac ond von Iſmael.

San fein ſchos ftell ain gläubig fel. Genes. XXV. Cap. Borbild falfcher Kird.

Bom Feld fam Efau müd ond laß, Vnd alfo gar erhungert was Das er fein Erfigeburt vernicht, Gabs Jacob om ain Linfengerict. Got richt den der fein Gnad verſicht.

Genes. XXVII. Cap. Der lest wird der erf.

Sacob vermacht die Hand mit fellen,

Shut für den Efau fih anftellen: Bekomt vom Bater fo den Segen, Weil Efau wolt ain Wild erlegen: Got gönts den Frommen allewegen.

Genes. XXVIll. Cap. Gehaimnuslaiter ver Menfhwerdung Chriſti.

Zacob im fchlaf ain Laiter ficht, ie fih auf biß inn Himel richt, Vnd Engel fieigen auf vnd ab, Ain grofen troft im Got da gab, Das Chriſtus zu ons fomm herab.

Genes. XXIX. Cap. Der gerecht dinet auch recht dem vngerechten

Die Schaf ver Rahel Jacob tränft,

Vnd als der Freuntichaft er gedenkt, Nimt Laban auf ganz freuntlich in, Das er jm für die Radel din: Got führt zum Heurat, Hilft auch drinn.

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Genes. XXX. Cap. Des Schmwahers vntreu madt den aiden rei.

Laban gab Jacob für die müh

Die bundten Schaf aus feinem Bieh, Er ſchält die Stab, legts for vie Herd, Auf das fie fih darüber mehrt. Got mehrt ond nehrt, den der in ehrt.

Genes. XXX1. Cap. Labans neid ward Jacobs Segen.

Laban ereilt in inn der flucht,

Zornig fein Gößen bei jm fucht Die Rachel ftal: Als ers nicht fund Macht er mit Zacob ainen bumd. Der boien grund, wend Got zur fund.

Genes. XXXIl. Cap. Der Glaub in der Not, ringt mit Got.

Des Jacobs Bolf zog durch ven Bad: Er aber biß ver tag anprad Rang mit aim Engel, ward verrenft, Bnd im ver Nam Iſcrael gſchenkt. Den Sig erringt, wer Got nachhengt.

Genes. XXXIll. Cap, Der den Frommen töden wolt, wird im holv.

Efau mit Jacob wird verainet, Alſo das er jn füßt ond wainet, Nimt fein geſchenk inn Ehren auf: Jacob gen Salem zieht darauf. Got wend des Menſchen Herz vnd lauf. Genes. XXXIlll. Cap.

Der Brüder rad, vm der Schwefter ſchmach. Sichem that Jacobs Tochter ſchwächen, Welchs jre Brüder an jm räden,

Erichlagen alld was Mänlich war, Nemmen ir Schwefter aus ver ſchar: Mord, not vnd gfar, bringt gailhait par.

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Genes. XXXVIH. Cap. Bordeitung vnſers verfauften Hailands.

Die Brüder faben Kaufleut kommen, Han Zofeph aus der grub genommen, In den verfauft, die darnach jn Berkfauften inn Egipten hin: Der Neivder finn, ift frommer gwinn.

Genes. XXXVIH. Cap. Vntreu trift feinen aignen Herren.

Am weg ſaß Thamar, war verklaid, Judas beſchlif fie on beſchaid, Vnd mainet, das es wer ain Hur, Es reuet in, wie ers erfur, Das er betrogen bet fein Schnur.

Genes. XXXIX. Cap. Der Sig des Gaiſts am Flaiſch

Potiphars Weib Zofeph erhaſcht,

Wolt in zur gailhait zwingen faft, Er bald entran, [is jr das Klaid, Sie klagt, das er inn Thurn ward glait: Vnſchuld in lait zur herlichait.

Genes.. XLI. Cap. Aines Frommen genifen »il.

Der König gab dem Joſeph raum, Das er jm auslegt feinen Traum: Vnd weil er jm fagt den verfiand, Ward er ain Fürft im ganben Land: Dan Demutsftand, frigt oberhand. Genes. XLll. Cap. Brüder kaufen Frudt bei dem verfauften. Sein zeben Sön ſchickt Jacob aus, Den Beniamim bhilt er zu Daus, Dis fie Im inn der theuren zeit, Frucht kaufen inn Egipten weit: Alſo Sucht troft beim Neivdenven, Neid.

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Genes. XLIII. Cap. Vorbedritung des verworfenen Eckſtains.

Ire geſchänk fie Joſeph prachten,

Die er empfing on alls verachten, Lud fie zu gaft drauf allzumol, Hilt Beniamin fürnamlich wol> Für bös man guts vergelten fol.

Genes. XLIIII. Cap. Das gemwiffen erwacht zulest.

Joſeph in bald nadeilen lis, Vnd feinen Becher ſuchen his:

Ins Jüngſten Bruvers fad er war,

Sie fehrten vm all traurig gar:

Durch gfahr ward jr fünd offenbar.

Genes. XLVI. Cap. Das verloren findet fih mit frauden.

Joſeph feim Vater ziecht entgegen Empfängt in freundlich vnterwegen. Der jagt: Nun ftirb ich fridlich je, Weil ich dich fig bei Ieben bie, In Not ond müh, lis fain Got nie.

Genes. XLVIII. Cap. Vordeitung des ſegens durchs kreuz Chrifti.

Jacob nun fhwach von alters wegen Gibt Joſephs Sönen baid den Segen: Vnd weil er fein händ kreuzweis legt Hats Joſeph zu wunder bewegt: Welchs voh auf im gros ghaimnus trägt. . Genes. XLIX. Cap. Weiſſagung vom Künftigen Mefsia. Jacob all fein zwölf Sön gefegnet, Sagt idem was jm noch begegnet, Vnd wie aus feins Song Juda ftammen Werd fommen ver verbaifen Samen, Vnd als Volk gefegnet inn feim Namen.

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Das 2. buch Mofis vom Auszug der Siraeliter. Erodus gnant.

Exodi. II. Cap. Borbild der unfhuldigen Rinder zu Betlehem. Die Muter for des Königs zwang Berbarg das Kind frei Monat lang. Darnach madts inn aim käſtlin ein, Legts auf den Fluß mit grofer pein: Als aus wolt fein, ſah Got darein:

Exodi. 111. 111. Cap. Mofis fonderbarer beruf. Im feurigen Boih ver HErr erſchin, Ruft Moe: leg dein Schuh dahin: Dan hailig ift dis Land vnd ort, Beim Bolf ond Pharao thu mein wort. Mofis wort, weißt auf Chriftum fort. Exodi. V. Cap. Pharaons verftodung. Moſes vnd Aaron fagen baid Dem König Pharo Gots beſchaid, Das er fein Volk ſoll zihen Laien, Da plagt er fie meh ober majen: Die aufgplafen Gots wort nicht faſſen.

Exodi. VII. Cap. Die Warhait verfhlindet die falfhait. Moies den König abzufchreden Berwandelt inn ain Schlang den fteden: - Welchs da es auch die Zauberer triben, Sf Pharons herz verfiodt gepliben: Sp gehts den, die Gots wort nicht Tiben.

Exodi. VIII. Cap. Der Plager wird geplagt. Got firaft durch Froih das Reich Egipten ' Die Pharo ond fein Knecht betrübten Zu bett, zu tiih: da bat er ſehr Mofen, das er den Krötten wehr, Noch gab er Got nicht recht die Ehr.

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Exodi. XII. Cap. Stiftung des Dfterlammes. Irs auszugs nimmer zu vergeflen Musten das Ofterlamm fie effen Eilend, mit vmgegürten lenden, Vnd ftäb wie Wanprer inn den händen:

Welchs Lamm ons Chriftus thet vollenden.

Exodi. XIIII. Cap.

Das Waſſer thauft ond erfauft. 1. Eor. 10. Das Rot Mör thailt fih von ainander Das troden Iſrael durchwander.

Pharo mit feim Hör folget inen, Da fam das Mör, erfäuft fie drinnen. Gots zorn vnd langmut fiehft hirinnen.

Exodi. XVll. Num. XX.

Borbildung des Leibs vnd Pluts Chrifti. 1. Eor.

Moſes dem HErren fagt und Flagt, Wie in das Volk om Wafler plagt: Got in an Felfen fchlagen his Das Waſſer füß herauffer flis: Der Fels ift Chriftus, des man gnie.

Exodi. XIX. XX. Deut. V,

Die zehen Proben Menfhlider gebradlidait.

Bon Sinai dem Berg herab

Der Herr fein Gbott und Gfaz in gab, Mit tonner, pliz, Pofaunentbon, Das all das Volk erfchraf davon:

Den grimm ftillt Chrift der Gnadentron.

Exodi. XVII. Cap. Das Gebett ſchlägt die Feind. Mit Amalch ain Feldſchlacht that Der Zofua, weil Mofes bat: Das fein händ pliben aufgeregt. Hat man ain Stain jm vnterlegt: Dan ftandhaft gbett den Sig nur trägt.

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Exodi. XXV. XXXVII. Leuit. XXIIII. Die Schatten zufönftiger verfonung.

Die Lad des Bunds, famt Gnadenftul

Ward gzirt mit Engeln, wies Got gfupl, Vnd auch der vbergulte Tiſch Mit guldnen Gſchirren zugerüſt:

Welchs als auf Chriſtum deitnus iſt. Exodi. XXV. XXX. XXXVII. Cap. Die erleudtung des Tempels. Ain gulpner Leuchter ward berait Mit fiben Lampen ausgefprait: Auch ain Altar nad Gots gebot, Darauf Aron folt räucern Got: » Der füheft geruh ward Chriſti Tod. Exodi. XXVll. XXVIII. XXXVII. XXXIX. Anbilvdung des zugemwartigen Ewigen Hohenprifters. Noch ain Altar der HErr angab Den man zu dem Brantopfer hab: Auch wie die Hütt folt fein berait, Vnd Hohenpriefters Arons Klaid. Alles beveit HErrn Chriſtum heut. Exodi, XXXIl, Cap. Die Sünden preden Gots Tafeln.

Da Mofes fiig herab vom Berg,

Vnd fah feins Volks Abgötiſch werk, Welchs om ain kalb fang, ſprang ond ſchrai, Warf Tafeln er for zorn entzwai. Abgötterei iſt Gots geſpai,

Vnd pringet jamer manderlai.

Das 3. buch Moſis von Kirchen- und Levitenrecht genant Leviticus. Levit. X. Cap. Fremden Gotsdinſt verzeret ſein eifer. Des Arons Sön das Feur verzeret, Diweil ſie haben Got geeret

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Mit fremdem Feur for der gemain, Got wolt nicht das man fie bewain. Fremd ift, was nit glaubt Chriftum rain.

Levit. XXIlll. Cap.‘ Gotslafterung müfen die ftain verdeden und erfieden. Dem Moft befahl Got der HErr Das man führ aus dem Läger ferr Den Gotesläfterer, vnd jn flainigt, Alfo fein Volk vom böfen rainigt: Wer Läftrung peinigt Got verainigt.

Das 4 buch Mofis von zal der Kinder Iſrael, Numeri genant.

Numeri Xl. Cap. Der Tode büßt die Flaifhlih gelüfte. Das Bolf ward gail, vnd Flaifch begert, Der HErr mit Wachteln fie gewärt: Die fie gleich auf im Läger lafen, - Vnd dran den gähen tod bald afen. MWeil fie verfuhten Got dermafen.

Num. XIll. Cap.

Deitung aufs predigamt, wie mans gmainlih bfhamt. Kuntſchafter Mofes auch auffant, Die biaben das verhaifen Land,

Vnd prachten wider gute mär,

Fr zwen trugen ain Trauben ſchwer,

Noch glaubts Volk nicht, vnd fündigt fehr.

Wer glaubt Gots Lehr, thut jm fein Ehr.

Num. XVl. Cap. Die Hol verfäludt die Aufrürer. Corah, Datan vnd Abiran Mit zwaihundert vnd fünfzig Man, Aufrürifh wider Mofen werden, Die lebendig verſchlang die Erden: Auf das wir Chrifti ghorfam Iehrten,

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Num. XXI. Cap.

Alfo mußt des Menfhen Son erhöhet werben. Mit feurig Schlangen plagt fie Got, Mofes richt auf bei folder Not

Ein ſehrin Schlang, nad Gots bericht,

Das der fterb nicht, der fie- anfıdt.

Helf Ehrifte am Holz aufgeridt.

Num. XXIl. Cap. Es müßten eh ftain ond thir reden. - m weg der Engel wiverfteht Dem Bileant, das er in tod,

Doch weil vie Eielin jm wid,

His er jn weislich halten fi:

Aus geiz nichts widers gwiſſen iprid.

Das 5. buch Mofis von Eräferung aller geiaz, Deuteronomion genant.

Deuter. 1. 111. XVIII. Cap. Zur lez widerholt Mofes alle geſez. Moſes eräfert alt gebot, AU wunder gutthat jo that Got, Der jn werd ain Propheten geben, Den folln fie, wie in, hören eben, Vnd wer jn nicht hört foll nicht Teben,

Das Buch Joſue.

Josue III, Cap. Der Jordan weicht dem Glauben. Iſrahel ging dur den Forvan, Die Lad des Bunds die ging voran: Da ſtund vas Wafter ſtill zur feiten, Zwölf ftain ftalt man ſolchs zu beveiten, Das Chriftus wird fein Völklin laiten. Iosuae VI. Cap. Alfo zerfhollet Got3 wort die fainen bergen. Statt Feriho ward gwonnen bald As for der Laden Gots erſchallt

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Der Hörner Flang, das feldgefchrai, Da fülen ein die Mauren frei. Der Glaub ans wort pricht alls entzwai.

losuae X. Cap.

Der Sonnen lauf, halt ver glaubig eifer auf. Der HErr lis fill ftohn Sonn vnd Mon Bis Zofua für Gibeon

Sein Feind erfchlug, die Stat errett,

Vnd fünf König gehenket bett:

Zu zaigen, er halt ftät fein red.

Das buch der Richter: zu Latin Fudicum genant.

Iud,. Ill. Cap. Aus Schwahen erwedt Got fein Rader. Siſarach flieht for Iſrahel, Die Zabel jn verbirget fchnell, Vnd weil er fohlaft, ain Nagel nimt, Schlägt im den durch die ſchläf ergrimt: Durch ſchwach Leut wird Gots macht berümt.

Iud. VI. VII. Cap. Deitung des gnadenberufs der Haiden. Der thau, fo auf die Wollen fallt Gideon fürs Sigzaichen halt: Treihundert er zum Streit erfant, Sp Waſſer tranfen aus der banp: Durch glaub vnd ſchwachait Got ermannt. Iud. Il. Cap. Bnordenlih gelübd, Das gemiffen betrübt. - e Zepbte zu opfern globet heit Das erfi, fo ım entgegen treit: Da fomt jein ainig Tochter ber Mit gfang vnd ſpil, das ward jm ſchwer: AU glübd Fehr nah Gots wort vnd Ehr. Iud. XUll. Cap. Borbild Ehrifti Todenkampfs. Samfon ain Löen ftark zerriß, Im a5 wuchs darnach Honig füs:

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Davon ain Räters er aufgab: Wir legend aus von Ehrifti grab, Welchs ons den Rechten Honig gab.

Iud. XV. Cap. Der Eig des Toben. Samfon zerreißt die ſtrick vnd feflel: Schlägt mit aim Kinbadfen som Eifel Auf thaufent Man: vnd dürft in dan, Wafler fprang aus dem Badenzan: Der tod Zan zaigt Chrifti Tod an. Ind. XVI. Cap. Alfo eröffnet Chriftus die Gefangnus. Inn Gaza Samfon wird verwadt, Er aber fieht auf zur mittnadht, Nam Hin die Statthor mit gewalt, Bnd auf den nädften Berg fie flallt: Des glaubens gwalt nichts aufenthalt.

Das Bud Ruth, Vom geſchlecht Davids.

Ruth. Il. Cap. Demut macht Ruth zu Chrifti grosmuter. Die Ruth nah Boas Schnittern las, Der fie erfante für fein Bas, Vnd ehlicht fie, die Obed gbar, Welcher Davivs Grosvater war: Alfo ward Ehrifti Stammen Har.

Das 1. buch der König, fonft genant das 1. bud Samuel,

l. Regum. I, Cap. Der Bnbärbaften gebett erlangt ain Son. Anna, fo lang onbärhaft war, Bat Got, das fie ain Son gebar, Welchen fie nennet Samuel, Dem gab fie Eli inn bevehl: Alles erlangt ain glaubig Sel. x 63

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I. Beg. VI. Allweil opfert Samuel, ftreit der Herr für Iſrael. Als fein fünd reuet Sfrael, Dpfert fürs Volk ver Samuel, Da rettets Got gleich durch ain wunder, Schlägt vie Philifter mit vem Dunver: Durchs gbeit trudt der Fromm fein Feind pnter. IL. Reg. X. Delung des erften Königs in Ffrael. Samuel falbt aus Gots gebais Den Füngling Saul, fo nichts drum mais, Zu ainem König, fagt daneben, Zaichen die ver Wal Funtichaft geben, Das vber im Gots Gaift werd fehweben. Aus vnd ein thut Got König heben.

I. Reg. XII.

Zwen glaubige beftreiten ain ganz hör onglaubiger.

Jonatas vnd fein Wafenträger

Steigen inn der Philifter Läger,

Vertrauen Got, vnd fehlagen drauf, Bald flücht for in der ganze hauf: Der Glaub richt das Sigzaichen auf. l. Reg. XV. Bngeborfam verwirkt zeitlichs vnd ewige.

Samuel fagt dem Saul im grimm,

Das weil er nicht hat ghorcht Gots flimm, Vnd ver Feind König nicht getöd Berwerf in igunt Got für fehnop:

Weil im ghorfam all Gotsvinft fieht. l. Reg. XVll.

Nit in ſpis und wehrn, fonder im namen des Hern.

David ain ſchlechter Hirtenfnab

Tritt mit der fchläuder vnd aim ſtab Zu der Philifter Rifen bin,

Vnd erlegt mit aim flainwurf in: Er mußt, das Glaub zum Sig nur din.

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I. Reg. XVIIl. Frommer gonft erwedt böſer Leut vngonſt. Als David 309 mit Saul inn d’ Stat Bnd bertrug das Haupt Goliat, Singen die Frauen jm entgegen, Sangen, er thet das mehft erlegen, Sold ehr thet Saul zu Neid bewegen. l. Reg. XXV, Des Weibs verftand erfiat des Mans vpverftand. Abigail zieht David entgegen Bon jres Mannes Nabal wegen, Bitt, dag er an jm üb fain Rad, Er fei ain Narr feim Namen nad: Ain Flug weib wendt jrs ehmans ſchmach.

l. Reg. XXVL Der Gerecht fhon des Vngerechten. David ruft Saul feim Widerſächer, Die hab ich deinen Spis ond Becher,

Die ih, als ſchlüfſt, vom Haupt dir nam,

Draus fihft, das ich dir nicht bin gram:

Gut fah durch bös that nicht befcham.

l. Reg, XXXI. 1. Paralip. XI.

Der Berfolger Davids verfolgt fih felbs. Saul fah fein Volk vnd Son erfchlagen, Vnd that am Herren gar verzagen,

Fül inn fein Schwerd, fih felbs erflach,

Solchs that aud fein Scilttrager nad:

Im felbs thun rad, ift Gots gröſt ſchmach.

Das 2. buch der König, fonft das 2. Samuelis genant,

ll. Reg. 1. 3— Die Hailigen fallen auch. Als David ſah Prias Weib Sich wachen, bald gful im jr Leib, Schickt nach ir, vnd beſchlif fie dan,

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Lis auch drumb töden jren Man: D wie fhwer firaf empfing er dran. ll. Reg. XIII. Cap. Plutſchand würd durch Plut geftraft. Sein Knechten Abſalon gebot Mein Bruder Ammon ſchlaget tod, Vber dem Mal, weil wider recht Er mir mein Schweſter hat geſchwecht: Wer Ehren ſchwecht, wird auch geſchmecht. ll. Reg. XVIII. Cap. Das vorbild Judas. Als Abfalon im fireit will weichen Behing fein harfchopf an der Aichen, Der Joab jagt im nah inn Walp, Vnd ſtis durch in trei fpis alsbald: Aufrur zerfpalt balo vnd zerfallt.

ll. Reg. XX. Das anfrürifh Haupt Sehe verlirt das Haupt. Ain Weib, damit es belf der Stat, Die Joab hart belägert bat, Schaft, das man warf vber die Zinn Des Aufrürers Haupt, fo war- drinn: Afo wird ſchand des Aufrurs gmwinn.

Das 3. buch der König, bei etlihen fürs Erſt gehalten. Ill. Reg. Ill. Cap. Klughait durchſucht aud vie bergen. Bm zwai Kinder han ziwo ain ftreit. Das tod will kains, das lebend baid, Salmon das lebend thailen his, Das Muterherz fih merfen lis: Klug vrthail fomt vom HErrn gewiß. ll. Reg. VII, Cap. Salomons Herlidait. Da nun im frid ſas Salomon Baus er inn dem forft Libanon

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Rab bei Zerufalem ain Schloß, Welchs herlich war, weit, lang vnd gros, Dan Gots verharfling er genos.

Ill. Reg. VII. 11. Paral, Ill. Das Ehrue Mör zu wafhung der Priefter. Auch ain gegoſſen Mör er fegt Daraus fih jder Priefter nezt, Daftelb fund auf zwolf Rindern an, Aus welcher Köpf Tas Waffer ran: Dabei did Chriſti Plut erman. Ill. Reg. VII. Die Wäſchkeſſel auf Redergeftülen. Der ärne gſtül macht er auch zehen Auf Räderen im Tempel zu fliehen, Auf welchen die Waſchkeſſel ſtunden, Daraus fies opfer wäſchen Fundten: Erfült wirds als inn Chrifto gfunden: ill. Reg. VIII. Salomons gebett zur Tempelmeibe. Als nun ausgbaut der Tempel war Dankt Salomon Got berzlih gar, Bitt, er wol alle die erhören Die fich zu difem Tempel ehren, Vnd den Meisiam hoffen, ehren: Der Bater Hört, die den Son hören. Ill. Reg. X. Der weiſeſt Richter auf dem ſchönſten ful. Auch mahet König Salomon Ain Belfenbainen Königstron, Dazu der ftafeln baiver feit Stunden zwölf Löen zuberait: Dan richten ift aind Königs fräud. ill, Reg. X. Il. Paral IX, Die Weiſen beſuchen ainander. Bon Saba z0g die Königin, Das fie die kluge red vnd finn

998

Des König Salomons erfar:

Ber Weishait fucht, der find fie par:

Drum lobt fie Chriſtus hoch fürwar.

III. Reg. XIII. Cap.

Straf ains Gotsworts vergeffenen Predigers. Der Prophet, fo Gots gbot vergag, Vnd beredt bei ven Abgött as,

Wird vom Löen am weg getöd,

Der auch fein hüt, vnd bei jm flieht:

Bon Gots red dich fain Menſch bered.

Ill. Reg. XVIll. Prob des waren Gotes vnd falfben Baalsdinſt.

Elias würd von Got erbört, Das Feur vom Himel gleich verzert Sein opfer, da die Baalspfaffen Mit fchreien, ſcharren gar nichts fhaften Drum thet er fie als Lugner ftrafen. Ill. Reg. XIX. Yin Trofifpigel der verfolgten. Elias flücht for Jeſabel In d' mwüften, vnd wünſcht feiner Sel Zu ſterben, aber Gotes Bott Pringt im Brot vnd ain Waſſerpott: Nie lis den Got, ver that fein gbott. 1. Reg. XXII. 11. Paral. XVlll. Nabots vnfhultig plut an Achab geroden.

Weil König Achab vngeacht

Des Miche warfag, thur die fchlacht, Würd er erhoffen, das fein plut Durch den Hörwagen rinnen thut:

Dan Hochmut bindt fr ſelbs ein ruf.

999

Das A, Buch) der König yon Hebreern das 2. benent.

ill. Regum,. 1. Cap.

Bären zühtigen die ongezogene Kinder. Elife fpott der Kinder hauf,

Vnd rufen: Kalfopf fomm herauf: Er flucht in bald ins Herren Ramen, Das zwen Bärn fie zu reiffen famen: Gots Diner fol man nicht befchamen, Weil fie fommen ins HErren Ramen.

IN. Reg. Vil. Der Gotlos erlebts vnd genifet fein-nidt.

Elifa gros wolfail bericht,

Welchs ver Gotlos Hauptman vernidt, Würd drum zertretten onderm Thor, Als er es heit erfaren for:

Bnglaub verlor, Glaub ſchwebt empor.

Ill. Reg. IX.

Der Zirannin greulihait greulich geftrafet. Die Gros Mörderin Jeſabel Würd, wie Elias vorfagt hell,

Bom fenfter gftürzt aus Königs bevepl,

Welche die Hund auffrefien ſchnell:

Der Pluthund Sel, ver Höllyund quel.

. 1. Regum. XI.

Er vergift auf feiner Dailigen nit im tor. Bor fort der Mörder, die fie treib Warfens inn eil ain toden Leib

Ins Propheten Elife grab,

Der gleich ward lebendig darab:

Gots gab nimt auch im tod nit ab.

I. Reg. XIX. 11. Paral. XXXlIl. Ies. XXXVII. Durd ains Engels ſchlacht, erzaigt Got fein mad.

Diweil König Sennaderib Bor der Stat grofen hochmut trib,

1000

Schlug feins volfs tod ains Engels macht Bei zwaihuntert taufent zu nadt: Seht, wie all macht vor Got verſchmacht.

II. Reg. XX. Isaiae. XXXVIII. Die glaubig Reu bält tod und Eonn auf. Als feinen tod dem Ezechias Verkünt der Prophet Efaias, Bewaint er feine fünd gar fehr, Des frift im Got fein Ieben mehr, Laßt d' Son auch ruden im zur ehr: Zur Iehr das er zum bferenden fehr.

II. Reg. XXM. Joſtas thut was Got gefallt. König Jofias fand das gſaz, Lis das gleich für den böchften fchaz Lefen dem Bolf, vnd macht ain Bund All mißpräuch abzuthun zur ftund. Dan inn Gots mund fteht eins dinſts grund.

IM. Reg. XXlill. XXV. 1. Par. XXXVi,

Bordeitung der lezten zerftörung Jeruſalem.

Die Stat der Babels Kaifer giwan,

Nam Sevedbiam afänglih an, Blent in, töd for jm feine Sün, Fürts Volk gen Babel gfänglih hin: Welchs fiebenzig jar ftaf darinn. Seht was verachtung Gots verdin.

Das buch der Chronih, Griechiſch Paralipome— non genant.

I. Paral. XXV,

Die Drvenung der Sänger im Tempel. David nach der Levitenwelung - That auch im Tempel ain beftellung Der Sänger, Dichter vnd -Spilleut, Bon vir vnd zwanzig gichledht allzeit: AU fräud fei zu Gots lob berait.

1001

Das Bud) Esdre vnd Nehemie.

I. Esdrae, VI. Cap. Borvdeitung Gaiftliher erlöfung durch Ehriftum.

Kaifer Cyrus aus Gots verhängnug

Laßt Juden aus der Babels gfängnus Erlaubt den Tempel in zu bauen, Laßt fie des auch ain mufter ſchauen: Alſo fan Got den Gwalt betrauen.

Das Bud Either.

Esther. V. Cap. Erempel höchſter demut bei höchſter cher.

Die Efiher für den König tritt,

Vnd für jrs glaubens Volk va bitt, Welchs man mwolt allenthalb verderben; Des mußt Haman am galgen fterben : Böſer werben fomt in zu verderben.

Esther. VI. Cap. Got ift wunderbar inn feinen Hailigen.

Der Fudenfeind Fürft Hamman mus Den Zuden Mardachai zur bus In der Stat füren om ganz berlich, Vnd in ausrufen gar für ehrlich, Den er doch for wolt henken gfärlich: Aber folch bſchwerd ward jm befchwerlich.

Das Buch ob. Iob. I. XLIl. Cap. Der Spigel hailiger gedult. Bom Teufel ward angriffen Job An leib vnd gut, zu Gotes Iob, Auch verfuht von feim Weib ond freunden Dies freuz mainten zu ſtehn Gots feinden, Sp doc durchs Freuz Gots freund meh fcheinten.

1002

Das Buch Tobie.

Tobiae. Il. Cap. Dur plendung wird Tobias gedult ſcheinbar.

Tobias rumt vom todenbgraben,

Inndes die Schwalben jm fchlaf haben _ Ing aug im gichmaißt, das er erplint, Des fpotten fein die Freund vnd gfind: Gots find durchs freuz Gots lib empfint.

Tobiae. Vi. Cap. Die Engel find der frommen gefärten. Als die füs wäſcht der jung Tobias, Schreckt jn ain Fiſch, doch Azarias Der Engel, den erhaſchen haißt Zur ſpeis einſalzen, weil man raißt: Zur notturft Got zu fpeifen waißt.

Das Buch Judith.

Iudith. XIII. Cap. Durch weiblich ſchwachait ligt die greulich fredait. Die Judith, weil Holfernes ſchlif Inn trunkenhait verſoffen thif, Köpft in, vnd trägts Haupt in die Stat, Die fie damit erlöſet hat, Dan jr glaub hat die Stärk erſtat.

Das Bud der Palmen Davids.

Psalm. I. CL, Borbild Chrifti Propbetifhen Königreichs

David der Königlich Prophet,

Ain Man nah Gots gefallen ftät, Fürnamlich ift zu leſen fehr, Diweil er neben mander lehr Hell fingt vnd redt von Ehrifti Ehr.

1003

Der erft gros Prophet Jeſaias.

Esaiae I. Cap. Ale Propheten zeugen von Ehrifto. Luce. 24.

Was für ain ſcharfer Prophet fei Jeſaias, zaigt dis geficht frei. Das im inn mund vom Engel war An Kol gelegt von Gots altar: Drum fagt er Har von Chriſto war.

Der ander gros Prophet Feremias.

Hieremiae. J. LII. Cap. Spot vnd bon, würd warer Prediger [on.

Jeremias, der gros Prophet,

Den Juden lang foriagen thet Ir dinfibar Joch inn Babylon, Drum ward er fehr verfolgt zu Ion: Lezlich geftainigt gar zu bon.

Der drit gros Prophet Ezechiel. Ezech. I. X. Cap. Das gefiht vnd der beruf Ezediels. An Menfchen fab Ezechiel Sigen inn feurigen Wolfen heil Sm tron, vnd drunter vir Far thir, Der jves hat ver angfidht wir: Welchs anzaigt das Reich Ehriftt Dir. Ezech. XXXVIl. Cap. Die bofnung der Lebendigen und Toten.

Got weißt ain Feld voll tovdenbain

Dem Gzechiel, fragt ob er main Das vife wider auferftehn ? Sagt drauf, feim Volk werd alfo gehn, Band jr dörr Hofnung grönen fchön.

1004

Der virt gros Prophet Daniel.

Danielis. Il. Cap. Nabuchodonoſors traum von den vir Weltreiden.

Der König ſah ain gros Bild gar,

Des haupt gold, die pruft filbern war, Der bauch von Erz, die fihenfel eifen, Die Bain von Erd ond Eifen gleiffen, Die entlich thut ain Berg zerfchmeiffen : Welchs die vir Monarchi ausweifen.

Danielis. Ill. Cap. Der glauben würd im Feur probirt.

Trei Zudenfüngling, die nicht hetten

Wollen des Königs Bild anbetten, Würft er inn den feurigen Ofen, Durchs Engels hilf hat fie nichts troffen: Dan inn Got hoffen, wend all ftrofen.

Daniel. VI. Cap: Der Löen mund vor dem Gerechten verfäloffen. Aus der Feind haß ward Daniel Inn Löengrub geworfen fchnell: Aber der Glaub Hilt ſchadlos in, Da fein Feind ftarben doch darinn. Dan der Welt grimm ift frommer gmwinn.

Daniel. VII. Cap. Das geficht ver vir thir von. den vir Monardien. Daniel ſah, wie vir gros thir Aufftigen aus dem Mör berfür, Ain gfidert Löw, treigzanter Bär, Birföpfig Panterthir, und mehr Ain thir mit zehen hörnern ſchwer, Daraus die vir Weltreich erflär. Danielis. XIII. Cap. Engel forgen für Angefochtene.

Habacırc wolt fein Schnitter fpeifen, Aber ver Engel thet in weifen

4005

Zur Löengrub, beim Harſchopf ſchnell, Das er da ſpeis den Daniel: Inn ſeim befehl laßt Got kain fäl.

Folgen die zwölf klaine Propheten. Oseae. I. II. Cap. 35 will mih erbarmen vber die, fo in ungnaden warn Got haißt Hofeam den Propheten Wider die Gaiſtlich Hurer reden, Auch folh vngbür bad anzuzaigen Ain Haidniſch Weib jm zuzuaigen: Dan Hurn fAugen die vom wort naigen.

Der Prophet Joel.

Ioelis. I. III. Cap. Wer den Namen des Herrn anruft, wird felin. Joel beffagt feins Bolfes fall, Berufet zu der bus fie all, Berhaißt in dan ven hailig Gaift, Der ausgehn werd auf alles flaifch:: Wie folhs am Pfingftag ward gelaift.

Der Prophet Amos.

Amos. I. IX. Cap. Ains waren Selbirten Amt vnd darf. Amos ain Prophet, vnd ain Dirt, Straft die Schaf Iſrael verirrt Inn fhanvden and abgötterei, Auch jre Prifterichaft dabei, Die in zulest tod ſchlug on ſcheu.

Der Prophet Abdias oder Obadias.

Abdiae, I. Cap. Strafen vnd tröſten gebürt Previgern am mehfter. Abdias weil er rett inn nöten Bor Zefabel Hunters Propheten,

1006

Ward im die gab der prophecei, Sein Volk zu tröften frei getreu, Ir Feind zu fchreden auch on fchen.

Der Prophet Sonas. Ionae. I. UI. Cap.

Inen wird kain zaihen, dan das zaichen Jonas. ıc. Gleih wie im Walfiih Jonas lag Verſchloſſen drei nächt vnd drei tag,

Am dritten ausgeworfen ward:

Alſo laa Ehrift ain Haine fart

Auch vns zu hail im grab verwart.

Der Prophet Micheas oder Micha.

Micheae,. 1. V. Cap. Aus Betlehem fommt der hörzog, meins volks herr. Micheas träut der Sind Gots rad, Tröſt doch Sion die Kirch darnach Bon der geburt inn Betlehem, Die all beihwerd hHinnemm vnd demm, Aufriht das Recht Jeruſalem.

Der Prophet Nahum.

Nahum. I. III. Cap. Eh Got ftraft die fünder, fend er Busverfünder. Der Prophet Nahum fehreiet We Bber die gros Stat Ninive, Vnd alle die Got praucht zur rut Seins volfs, vnd thun fie felbs Fain gut: Dan die gbraucht rut wirft Got in d’ glut.

Der Prophet Habacue,

Habac. I. Il. Cap. Der Gerechte lebet feines Glaubens. Den Feinden troct Dabacue Das weil fie jren Sig vnd Zug

1007

Wider fein Volk zu rümen pflegen, Vnd jren Gößen das zulegen, Sp werd fie Got von grund ausfegen.

Der Prophet Sophonias oder Zephania.

Sophoniae. 1. Ill. Cap. Er würd Bölfern mit freundlich Lippen predigen. Sehr Herrlih Sophonias predigt Wie Chriſtus fein Völklin erledigt, Vnd gar ain neu gejaz richt auf, Zu welchem Jauf ver Haiden hauf, Die er dur fein Blut fauf vnd thauf.

Der Prophet Haggai oder Aggeus. Aggaei. 1. 11. Cap. "Die berlihait des lezten haus wird grofer als des erften. Nach ver gfängnüs zu Babel endung Ermant Hagai zu vollendung Des Neuen Tempels, jagt dabei Das warn er fhon nicht köſtlich fei, Werd in doch Chriſtus machen neu. Der Prophet Zacharias. Zachariae. 1. IX. Cap. Sihe dein König Eomt zu dir ain geredter belfer. Aus Gots Gaift weiſſagt Zacharias Wie einreut Chriftus der Meisias, Auch wie er werd verfaufet ſchnöd,

Vm vnſer ſchuld vnd fünd getöd, Vnd wiwol blöd, vns erhalt ſtät.

Der Prophet Malachias. Malachiae. 1. Ill. Cap. Alle Propheten haben gemeiffagt, bit auj Toannıem.

Der Malachias ernftlich firaft Die groſe fäl der Prieſterſchaft,

1003

Vnd weißagt Har von dem Forläufer Des Herrn Ehrift Zohan dem Thäufer, Auch von des Lezten gerichts eifer.

Das Bud der hoben Lider Salomenis,

Canticorum. I. VIII. Cap. Andeitung der lib Ehrifti gegen feiner gemain. Wer ift die alfo ſchön aufgeht Gleich wie die liblich morgenröt, Hell wie die Sonn, Har wie der Mon? Das ift die Kirch, die folt verfion, Welche Ehrifto ift onterthon, Vnd durch fein Plut geweichen fchon. Apoeryphorum. Erempel Ehlider Keüſchait. Zwen alte Man die firengen an Im Garten das feufh Weib Sufann : Wilt nicht thun vnſern will, fie fagen, Sp wollen wir vich falich verklagen: Doch mußt die ſchuld das bad austragen.

Das Buch der Machabeer.

ll. Machab. Ill. Cap. Straf des Kirchenraubs. Als Heliodor aus erlauben Des Königs, den ſchaz Gots wolt rauben Würd er von drei Jüngling geſchlagen, Halb tod zum Tempel ausgetragen: Zur Kirch ſolt tragen, nicht abtragen.

Folget das Neue Teſtament. Der Evangeliſt Matheus.

Er wird fein Bolt ſelig machen von jren ſünden.

An dem Matbeo ift zu feben, Wie Got fain Sünder thu verfchmehen:

1009

Dan aus aim Zolfner und Vnchriſten Beruft er jn zum Evangliften, Der Chriſti gihicht fortrüg den Chriſten. Math. XIII. Marci. III. Lucae. VIII. Wer Dren hat zu hören, der hör.

An weg fällt etliche, würd verzeret, Etlichs auf Felfen, vnd verdöret, Etlihs der Dornſtrauch gar erfticet, Etlichs auf frudibar Land fih fchidet, Alſo Gots wort wol vil anplidet, Aber fehr wenig es erquidet.

Math, XXI. Luc. XIX. Iohan. UI. Der eifer um dein Haus bat mid gefreffen. Ain Betthaus ift meins Baters Haus, Bnd jr macht ain Mördergrub draus: Sagt Jeſus, vnd trib aus dem Tempel Die Händler, fo drinn triben grempel, Vns zu ainem Warnungserempel.

Der Esangelift S. Marcus.

Marei. 1. Sihe ih fend meinen Engel für im ber. Marcus hat aus Sant Petri bitt, Zu dinen den Römern damit Inn Latin furzer das gepradt, Was Matheus Hebraifh mad, Damit alls Bolt Gots gnad betradt.

Der Evangelift S. Lucas.

Lucae. I, Der aufgang aus der höhe hat vns befudt. Lucas ain Leibarzt nicht allain, Sonder ain Selarzt der gemain, Stelts Evangeli Griechiſch dar: Vnd weil er Pauli raisgfärt war, Schrib er Apoftelgichicht auch * 4

1010 Der Esangelift S. Johannes

Iohannis, I. Sm Anfang war das Mort, ır. Der Zünger, den Chriftus het Iib Sein Evangeli deshalb fchrib Zu begegnen der Ketzerei Das das Wort nicht Flaiſch worden fei, Drum er des Tonners Son haißt frei.

Das Buch von der Apoftelgeihicht. Actorum. IX. Es ift ſchwer, wider ven Stadel tretten.

Saul, Saul, was verfolgeftu mid, Auft Jeſus Paulo vffentlich

Bom Himel, als er war gerüft

Zu greifen die fo blinten Chriſt:

D du Berfolger wer du bift,

Lehr Hie, das Chrift nicht werd verdüſt.

Die Epifteln S. Pault. Romanorum, |].

Das Evangeli ift Gots kraft felig zu maden, ꝛc Billich Sant Paul wir höchlich ehren, Diweil wir Har vom Himel hören

Er fei Gots rüftzeug ausbeſchaiden Zu fein ain Apoftel ver Haiden, Drum laßt ons feine fohriften waiden.

Folget das Buch der Dffenbarung S. Johannis, Apocalypseos. 1, Cap. Got ſtehet in feiner gemain. Wie der Man, aus des mund bie geht Ain ſchwerd, vnd zwifchen Leuchtern ficht, Vnd fiben Stern hat in der band: Alſo ſteht Chriſtus mit beiftand Su der gemain, die in erfant: Vnd trog ders jm zud aus der band.

101i

Apoc. V. Cap. Das erwürgt Lamm ift würdig zu nemmen fraft, se.

Wer ift fo würdig, der erſuch

Des Baters Rhat, das gfigelt Buch? Das ift das vnbefledet Lamm, Geborn aus Gots Vaters Stamm, Der durch fein Plut vns weiht alliam Zum Königlichen Priefterfiamm.

Apoc. Vl. Cap. Bir Plagen dern, die fein wort ausfehlagen.

Das weis Pferd mit feim Schügen Reuter

Deit wie Gots wort lauf plözlich weiter: Das Rot, ond der drauf mit dem ſchwerd Deit Krig, ond der mit fhwargem Pferd Vnd feiner Wag, mit Hunger bichwert: Das plaih die Erd dur fterben lärt.

Apoc. VI. Cap. Der Martler plut bſudelt Haid, wird in weis verklaid.

Ad Herr, rufen die Märtler all,

Bann rehft onfchultig plu ainmal? Den antwort Got, Nemt dig weis Klaid Vnd ruht ain Hains, biß ich herlait Die zal ver Brüder, fo ich bſchaid: Drum hab gedult mein Ehriftenpait.

Apoc. VI. Cap. Warfagung vom Jüngften geridt: Bas iſts? das Reiche hie erfchreden, Die gwaltige fich fo verfteden ? Sich kömmern vm die plagen ſchwer? Das macht der auf dem Stul komt her, Schreckt mit dem tag des zorns fie ſehr: Drum zeitlich dich zu Got befehr. Apoc. VIl. Cap. Die glaubig gemainden, herſchen vnter jren feinden. Der Engel, der Gots Sigel hat Ruft ven vir Engeln: Nicht thut ſchad

1012

Last die Wind, fo der Erd wol thun Bis wir Gots Knecht verfigeln nun: Alto bhalt allzeit Gotes Son, Ain häuflin, wie fehr falſch lehr gon.

i Apoe. VIll. Cap.

Die fiben Kegerpofaunen falſcher Lehrer.

Das Lamm that das lest Sigel auf,

Da gab man fiben Engeln drauf Pofaunen, zu plagen die Welt: Aber eb jr ſchall alls erichellt Komt der Bundsengel, Chrift ver Held Räuchert das gbett, welchs Got gefällt,

Apoc. VIII. Cap. Falſch Lehr, verdörrt Chrifti gnad und Ebhr.

Der erft Engel plaßt Feur vnd Plut, Welchs Baum vnd Gras verprennen hut: Solches die falihen Lehrer veit, Die des Gfaz werf vorzogen weit Chrifti gnad vnd gredtigfait: Bnd fchredten mit dem fchall vil Leut.

Apoe. VIII. Cap, Kirhen und Regiment werden durch Rotten zertrent.

Als plaßt der ander Lermenplafer Da würd plut das dritthail vom Waſſer, Verderbt Leut, Schiff und anders mehr: Dan ain Feurberg fuhr auf im Mör: Welches bedeitet deren Lehr ' Die Chriſti Menfchait läugnen fehr. Apoe, VIII. Cap. Das vnghorſam Volk fol wermut trinken. Fer. 9 Als die dritt Wepofaun erfchallt, Da fül ain grofer Stern alsbald Vom Himel, welcher Wermut bis, Der verbittert Pronnen vnd Flüß: Welchs bdeit Arrij ärgernis Der Chriſti Gothait gar verſtis.

1013

Apoe. IX. Cap.

We, we, we dem zulofer, falfher Poſaunenploſer. Ain Engel ruft: vir we find ober, Noch fint drei we, die fint noch drüber,

Bor denen möcht jr euch wol hüten,

Dan fie noch ärger gift ausprüten,

Vnd mit gewalt es auch gebiten:

Doch wird der Trach ainmal ausmäten.

Apoc. IX, Cap. We, we for des König Abadons Häufhreden. Als der fünft Engel plis, da ful Ain Stern, öfnet des Abgrunds pful, Draus rauch, der alls verfinftert, Fam, Vnd aus dem rauch Häufchredeniam, Bon welder ftih das halb omfam: Fr König het des Abthuns Nam. Weil er Gots dinſt abthut on fcham.

Apoe. IX. Cap. Mahomets Borbilvung. Als der Sechſt plis fein We vnd mängel, Worden los vir Euphratifh Engel: Die fchlugen vil taufent zur Erden, Mit Hilf ver Löenköpfig Pferden: Dan fe mit ſchwebel alls verfehrten: Aber aim zeit ift gſezt jrm mörden.

Apoe. X. Cap. Zroftbild for der lezten JSamerpofaun. An Engel fam im Wolfenflaid, Sein füs wie Feurpfeiler berait: Sezt ain fus auf dv’ Erd, ain aufs Mor, Vnd ruft, wie ain Lew prüllt, jch fchwer, Das nach des fibenden Engels Lehr Werd kaine zeit hie werden mehr. Apoc. XI. Cap. ‚Das 2. trofibild prophetiſch vnd Apoftolifher zeugnus. Zur not tbut Got zwen Zeugen bfcheren, Die mit dem Feur id munds fih wehren:

1014

Aber das Thir aus dem Abgrund

Mit jnen firitt, fie oberwund,

Die doch erwedt Gots Gaift zur ftund: Dan Gotes bund noch nie verfhwunn.

Apoc. XII. Cap.

Das dritt troſt- vnd vorbild ver ſtreitenden Kirden. Hiher du beträngt Chriſtenhait Tröſt dich des Weibs im Sonnenklaid,

Die vntern füſen hat den Mon,

Auf dem haupt ain zwölfſternig Kron,

Vnd inn die Wüſten fligt davon,

Dan was der Trach jr thut für hon:

So gebirt fie doch jren Son.

Apoc. XIII. Cap. Lezter Poſaun kraft, iſt Römiſch reichs aigenſchaft Was iſt das für ain ſchrecklich Thir Welchs die ganz Welt anbettet ſchir? Welchs dz ghörnt thir nit laßt erſchwachen? Das iſts: welchs hat ſein macht vom Trachen, Vnd ſteiget her aus der Welt rachen, Vnd führt durch läſterung ſein ſachen: Welchs Römiſch Monarchi vil machen.

Apoc. Xlill. Cap.

Mans Evangeli fein lauf vollend, van fomts emo. Wie fehr der Trach vnd fein Thir wütet, Dannoch das Lamm feins bauflins hütet:

Vnd ſchickt zur lez drei Engelsgfanten Die Gots wort predigen in all Landen, Vnd rufen, Babylon voll ſchanden

Sf gfallen, drum flieht jr verwandten, Das jr niht auch inn ver firaf flanven.

Apoc. XIIII. Cap. Vorbildung des lezten Geridt3. O Chriſte, es iſt Erndtens zeit, Schlag deine Sichel an heut, heut, Sammel den Waizen inn dein Scheur, Vnd das Vnkraut ins ewig Feur,

er

1015

Dan die fiben We ongeheur Sint nun vollendt, biß auf dein fteur-

Apoc. XVI. Cap.

Siben lezte plagen, das Babelsthir noch meh nagen.

Die fiben Engel gifen noch

Ir Schalen voll von Gotes tod: Darum das Thir würd fehr verhezt, Das man fein Stul nezt vnd verlegt, Bund fpeiet Fröſch, vadurd es hezt All Welt, was fih im widerfezt: Aber fein zil ift im gefezt.

Apoc. XVII. Cap.

Das Weib ift die gros Stat, die das Reid Bat, ꝛc.

Hie ift das Bild, da finn zu ghört,

Dan es vom lezten Jamer lehrt, Was die Gros Babelshur mißthut, Ganz trunfen würd vom märtler plut: Was fie befizt für Land vnd gut. Wie die Welt mit jr Bulen thut: Vnd zlezt jr Buler fiörn jrn mut.

Apoc. XVIII. Cap. Wer ift der aufhalt, war der Mülſtain fallt? Sie ift gefallen, Sie ift gfallen Babylon die gröfte ob allen, Schreit ain Engel von grofer madt, Des mandh Kaufmann ond Fürft nit lacht Somver ruft, Ah, Ach, wie verſchmacht Sobald die gros Stat ond ir pradt: Aber frau di, du Ehrift, fie Fracht. Apoc. XIX. Cap. Der entlih Sig des Königs aller König. Ra ift dein macht, du fchrediihs Thir? Dein König, welche halfen dir? Seht wie ir flieht, baid Man vnd Pferd, For dem, aus des mund gaht ain ſchwerd? Die Iehrt, jr, fo regirt die Erv,

BEN ——

1016

Das Chriſt doch König pleiben werd, Wie fehr ir euch fperrt vnd zerzertt.

Apoc. XX. Cap. Höll wa ift dein. madt?

Du alte Schlang, was raffelft lang

Mit deiner Kätten, machſt vns bang? Chriftus Hat doch dur feine Wunden Dich vberwunden vnd gebunden: Drum pleiben wir von dir entbunden, Diweil wir fint mit im verbunden: Dan fein Tod hat ven Tod verfchlunden.

Apoc. XX. Cap. Des Teufels leztes wüten.

Noch tauſent Jar nach Chriſti gburt Der Teufel ausgelaſen wurd, Die Türken inn ſtreit aufzupringen: Aber als ſie Gots ſtat vmringen, Mus ſie das himliſch Feur verſchlingen Drauf thut Got ſein Gericht vollbringen, Das iſt das end, darnach wir ringen.

Apoc. XXI. XXII. Cap. Jeruſalem das droben, it vnſer aller muter, Gal. 4.

Weil wir hie hant fain pleibend flat Sp trat nad ver, die Got gbaut hat, Dem Serufalem neu zugerüft, Da Gots Lamm der war Tempel if, Von dem flüßt lebend Waſſer friſch, Das vnſer tranen al abwiſcht, Da er in dir, du in jm bift: | O Jeſu Chriſt, dahin uns rüfl. |

ne eh

1017

V.

Zueignung und Einleitung Fiſcharts, vor ſeiner Ueberſetzung von J. Bodin's Dämo— nomania *).

Dem Wolgebornen Herrn, Herrn Eberhart, Herren zu Rapoltsſtein, Hohenack und Geroltzeck am Wasichin ꝛc. Meinem Gnädigen Herrn.

Wolgeborner Gnädiger Herr, E. ©. ſeien meine Bn- terthänige gefliſſene Dienſt zuuoran willig bereit. Heu— tigs tags, da jede Diſciplin, Kunſt, Scientz vnd Facultet der andern zurufet, vnd beuorab die Theologiſche aller theils vil ſchreibet vnd lehret: Jeder ſoll jnnerhalb ſchrancken ſeines beruffs bleiben, niemand ſoll ſeine Sichel inn eines andern Schnitt anſchlagen, Spartam, quam quilibet nac- tus est, hanc ornet, vnnd andere dergleichen Dicteria mehr, welhe man gleichſam Sprühmortsweiß num zur zeit außruffet, vnd alle dahin füfen ond ſchlieſſen, das feiner etwas außerhalb feiner Vocation, vnd jhm felbft erwöhl- tem eingezieltem, vnd beflimptem beruff vnd fland für: nemmen, angreiften, handeln noch tractieren folle: die ha=

*) De Magorvm Demonomania. Bom Außgelaffuen Wutigen Zeuffeläheer, allerhand Zauberern, Heren vnd Herenmeiftern, Bnholden, Teuffelsbeſchwerern, Warfagern, Schmwargkunft- fern, Bergifftern, Augenverblendern ꝛc. Wie die vermög al: ler Recht erfant, eingetrieben, gehindert, erfündigt, erforfcht, Peinlih erfuht und geftrafft werden follen. Gegen des Hrn. Doctor J. Wier Bub von der Geifter verführungen, durch ven Edlen vnd Hocgelehrten Herrn Johann Bodin, ver Rech— ten D. vnd des Parlements Rhat3 inn Frandreih aufgan- gen. Vnd nun erfimals durch den aud Ernveften vnd Hoch— gelebrten 9. Johann Fifhart, ver Rechten D. 2c. auf Fran— zöſiſcher ſprach trewlich in Teutſche gebracht, vnd nun zum andernmahl an vilen enden vermehrt vnd erklärt. Mit Röm. Key. May. Freyheit auff zeben Jar. Getruft zu Straßburg, bei Bernhart Jobin. 1591. (Folio.

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ben mich als einen, der in Jure verfieren fol, erftes ans gangs beinahe abgeihredt onnd abgehalten, gegenmertige bei heutigen Vnrichtigen vnd verwirrten läufften hochnötige vnnd vielmegs Nugliche Fünff Bücher De Daemonomanra Magorum, das ift, Bom Zeuffeliihen Zrib ver Zauberer, oder von der Hechfienwüterey vnd Zauberey Rafigkeit, zu transferieren onnd dem Zeutichen Leſer gemeyn zu machen.

Aus betrachtung, weil ich wargenommen, das einstheils die Theologi vnd Heiliger Geſchrifft Gelehrte mehrtheils ond am meiften fih viefer Matery von Zauber vnd Bne holdenwerck jederzeit haben beladen vnd angenommen : auch daruon als von fachen, jnen zu erfennen vnd zu ur- tbeilen vor andern zuftändig, viel herrlichs vnd treflichs zu fchreiben fich bemühet. Vnd daß demnach anvderstheils auch vie Medici, Physiei vnnd Philosophi ihnen ein Iu- diesum hierüber zu fällen fih haben vnterfangen. Wie dann Doctor Johann Weier, als ein Medicus wider wel chen faft durchauß gegenwertiges Schreiben gerichtet if, dis in offenem Truck genugfam hat zu verfiehn gegeben.

Jedoch diefer beider Faculteten Eintrag vnangefehen, bin ich bald anders finns vnnd raths worden, als ich gefeben, das gegenwertiger Author Johannes Bodinus, als ein Rechtsgelehrter, jhme diſe Matery nicht weniger dann ans derer Stieng zugetbane vnnd Berwandte, zu tractieren bat gemäß ond fugfam geachtet: vnd dieſelbe vergeftalt vnd maſſen außgeführet, das gleihwol andern Künften vnd Faculteten ihre Iudicia darbei vnabgeſtrickt vnd vn— benommen bleiben.

Zudem, dag mich auch beides ver Theologorum vnd Medicorum Schrifften nicht fo faft von diefer Arbeit ha— ben ab:, als vielmehr angemanet ond confirmiert. Seitein- mal aus beider publicierten Büchern vnd Tractatibus er: ſcheinlich, daß wann fie von ftraffung des Teuffelsgefinds bandlen, fie nicht fürüber können, den Zuriften inn jhre Weide grafen zu gehn, vnnd ihre Iura, Leges, Recht, Gefag, ordnungen, Responsa vnnd Opiniones zu befräff: tigung jhrer meynung, vnd ermanung Richterlices Ampts, meitläuffig einzuführen vnd zu. allegieren. (Wie dann inn der warheit beides in Geiftlihen vnnd Keyferlichen

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Rechten vmb hinſchaffung difes verfluchten Gottverläugnen- den geichmeiß fehr heilfame ordnungen feind angeiehen : Sn Erafft welcher die Oberfeiten jederzeit gegen den Zaub— rern gepflegt zu procedieren.) Wann dann nun Dieien Scientijs mit frembder hülff ihre fachen zu fterden, vnd, wie man fpricht, mit frembven federn zu ſchmucken, nicht vnzimlich: Wie viel billiher iſts dann den Juriſten ge bürlih, den Berftand onnd Inhalt ihrer Gefeß, ober vor: gedachte lafterthaten georonet, was fie vermögen, wie ferr vnnd auff welche Perſonen fie bei heutiger gelegenheit zu erftreden, wie die darinnen erfandte Strafen zu ſchärpf— fen oder zu miltern außführlih vnd gründtlich zu erflären. Inmaſſen dann eigentlich hierinn von vnſerm Authore be- ſchehen.

Derwegen, in erwegung jetzberhürter vrſachen, bin ich gäntzlicher hoffnung, keinerley Stand, Würden noch Fa— cultet werde mich dißfalls billich verdencken mögen, als bet ich inn frembde vnd meiner Profeffion vngemäße Trac: tation vnd handlung hiemit händ eingeſchlagen.

Sondern vilmehr diſe meine wolgemeynte Arbeit dahin löblich deuten vnd erheben, als die gemeynem Nutzen vnnd Vatterland zu vorſtand fürgenommen, damit man nemlich bei der nunmahls hin vnd wider inn allen Landen er: eygter vnd ſchwebender Vnrichtigkeit, Vngewißheit, Zweif— fel vnd Zwiſpalt von ſtraffung der Zauberer vnd Vnhol⸗ den dermahln eins eine gründtliche Nachrichtigung, Gewiß— heit vnd klare helle Vorleuchtung hiemit hette.

Vnd vorab die Oberkeit, ſo den Geſatzen, fie in Wür— den vnd kräfften zu erhalten, vorgeſetzt, vnd inmaſſen die heilige Schrifft daruon redt, von Gott zu troſt den From— men, vnnd zu trotz den vnfrommen iſt geordnet, vnd deß— —* mit Schwerdt vnnd Stab Inthronifiert vnd In— veftiert.

Wann und demnach aber, Gnädiger Herr, Ich vor fünff Saren, als ich erfimals diefe meine Berfion im Trud auf gehn laſſen, viefelbige E. ©. Herrn Batter Wolfeliger löbliber Gedächtnuß, auß befondern bevenden, vrfachen onnd bewegnuſſen vediciert, ala nemlich dieſen, weil ihre G. Ich nicht allein Göttliher Gerechtigkeit, fo die ware

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Religion heiffet, fonvern auch auffrechter Politiſcher Gerech— |

tigkeit, fo auß Gottlicher herflieffet, ond vie gerecht Admi—

niftrierung der Jufticien benandt wird, infonderheit lange zeit wol gewogen hab, gefpürt ond erfahren. Zudem das

auch jhre G. zu verfelbigen beiden Geredhtigfeiten, artli- chen Adiumenten oder behülffen, welche diefelbigen mehr fortfegen, fteuren vnd zieren, als nemlich den Cultioribus Linguis et literis, jederzeit ein gnädigs gefallen getragen, Auch felbiten viel zeit inn lefung allerhand guter Authorn pflegen zuzubringen. Vnd dann letftlichen inn betrachtung, jbre ©. nit die geringfte vrſach zu Publicierung dieſes Teutſch Bertierten Tractats gewefen, indem die dur ge wife Perfonen mehrmals vmb förderliche Translation dei- felbigen angehalten.

Als hab ich nunzumahl, da diefes Buch abermahls zum Widertruck fommen, vnd eine vermebrung, Erflärung vnd ernewerung an gewiffen enden defielbigen, von mir bege- ret worden, nit allein im felbigen mich willfärig erwiefen, Sondern auch noch ferner dahin gedacht, das gleich wie bei gewiffen Böldern man je von fünf zu fünf Zaren pflegt die Tempel auff ein newes zu reinigen, weißgen, vnnd zu fhmuden, vnnd die darein auffgebendte Opffer oder verehrungen zu ernewern vnd zu erfrifchen. Alfo ich nunmahls nad verfcheinung fünffiäriger zeit erſtes Truds, auch dieſes Buchs, zufchreibung möchte ernewern, Nicht war das ich den Tempel wolt Mutiern vnd endern, das ift, jemang anders, dann demjenigen, fo es einmahl de— dieiert zu beeignen, Sondern inn ebenmäßigem erfrifchen ond refiauriern.

Wann dann E. ©. inn dero Herrn Vatter löblicher gedächtnuß Tugenden an gemüht vnnd gebfüt, an Stam- men, Namen vnnd Thaten jegumahl tretten vnnd dero G. Erblich reprefentiern, Hab ich billich angeregte Devication in Compellierung €. ©. Namen, follen erfrifchen. Be: uorab auch vmb fo viel defto mehr, damit ich meine dand- barfeit vmb vielfaltige gnaden vnnd guithaten, fo mir, weil ich vnter jhren ©. Tutel des auch Wolgebornen Herrn Sobann von Hobenfels, Herrn zu Reipoltzkirch, Forpach onnd Riringen ꝛc. Meines G. Herren, das Ampt Forpach

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versehen, vilfeltig find widerfahren erweife: Vnd zugleich damit bei E. G. mich onderthenig commenvdierte.

Inmaſſen ih dann auch biemit dife fünff Bücher von der Demonomany (fo onzahlige frembve fragen, Difputa- tionen, fall, Geheimnuffen, Hiftorien, Gerichten, Außle- aungen, Gerichtlihe Erfanntnuffen vnnd Erflärungen ver Rechten, ja beinahe der Welt lauff innhalten) €. ©. vn— derthenig Dediciere vnd beeigene, Mit ondertheniger bitt, folches mit Gnaden auff: vnd anzunemmen, vnd mich dero Gnädig laſſen befohlen fein. Der Allmechtige wolle €. ©. an Leib ond Seel zu Fönfftiger Wolfäriger Landregierung Vätterlich ſegnen vnnd bewaren. Datum Forpach, den erfien Septembris, Anno 1586.

Vndertheniger.

Johann Fiſchart G. M. der Rechten D. vnnd Amptmann zu Forpach.

Vorwarnung von Leſung vnd Vrtheilung folgen— der Bücher.

Den Guthertzigen Leſer kann ich hinwider trewhertziger meynung zuforderſt hie zu erinnern nicht vnderlaſſen, daß, demnach der Author dieſes Tractats ſelbſt in ſeiner Fran— göfifehen Vorred, vernünfftiglich (wie ſich dann allen Bü— chern eyget vnd gebüret) jeden, der ſeine Schrifften zu leſen annimmet, warnet vnd Auifteret, dieſelbigen fürfichtig— Ich vnd weißlich mit gutem verſtand, vnterſcheid vnd be— dacht zu leſen, zu erwegen, zu vrtheilen vnd zu probieren: Ich gleichsfalls hiemit meniglich nachmals auch will ver— manet haben, nicht gleich bald inn allem, ſo hierin fürge— tragen wird, einsmahls vnd vberal beifall vnd glauben zu geben, vnnd von allerley Trachten, die allhie von einem Meiſterlichen Koch fürgetragen werden, den Magen, der nit ein jede vertragen mag, zuuor vnd eh er erkündigt,

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wie ond waruon fie bereitet worden, zu beladen: Son— dern dem Spruch zu folgen:

Beifall fol man fo lang aufhalten, Biß mans hat gegen anvern gehalten.

Seiteinmal vnſer Author hierinn fich viel mehr einen Galeniften (wie man fie heut nennet) die viel Misce et fiat brauchen, hat wöllen erweifen, dann ein Paracelfiften, die mit einfachen Studen vmbgehen: Hat allerhand Iuftige vnnd anmütige Materien vnter einander gemenget, damit nur ein jeder, der darüber fompt etwas, das jhm munter ond fchmedet, bet anzutreffen. Auch fich biöweilen (ie dann weitichweiffige feine Ingenia genaturt fein) groffer Freyheit vnd außgelaffenheit angenommen, frey onuerbun- den, vnd wie man zu Latein fpricht, non iurando in verba Magistri, von allerley ſachen zu vriheilen: Zweiffelsohn der meynung, andern, fo es lefen, mehr nachvendens dar— mit zu gebären. Dann Erempelsweiß zu gevdenden jetz— und legt er einen ort vnd Sprud der 9. Schrifft feinem gutdunden nah auß, hernach auff gut Jüdiſch Rabinifch, folgends Allegorifch , nachgehends nah dem Budftaben, bald nad ver Schullehrer art vnd weiß, vnnd diß alles nad dem es ihm zu erhaltung feiner gelagten Meynung zu Pas fommet: Gleihwol ſolches alles alfo, daß allzeit in einem oder dem andern theil die Warheit mit vonterge- fprengt if. Wie ih dann felbft onter dem Bertieren viel vergleichen ort, beides in Margine vnd auch im Contert dur diß Zeichen () hab warnungsweiß angedeutet: auch zur gelegenheit entweder mit mehrerm zufag befräfftiger, oder durch erzehlung anderer Meynung gemehret. Als vnter anderem zur Nachrichtung eins ift, da er die Vor— fagend Aftrology zu verthädigen fich vnterfähet, ond da er den Freyen Willen der Wivergebornen Menfchen auf Zeugnuffen ver Jüdischen Rabinen vermeint hbandzuhaben. Dann damit je auch dis für ein anhang hiebei vngemeldt nicht laſſe, ſehr viel Gelehrten diefes an ihm als firafflich tarieren vnnd halten, das er viel zu viel auff der Rabi: nen Schrifften, Außlegungen vnd Gloſſen angebacht vnd verpicht iſt, vnnd auß jhnen die Vbermenſchlichften ſachen,

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onnd DPnergründtlihften Geheimnuffen onterflehet zu er- forschen ond zu eruieren: Vnd alfo durch verleitung der: felbigen mande frembve vngereimpte Opinion auff die bann bringet, vnd in offentlidem Truck außfprenget, Inn— malen dann. ein Gelehrter Mann vor eim Jar eine Ora— tion wider feine Züpifhe Meynung von den vier Monar- chien, dardurch er die Propecei Danielis jämmerlich ze:- martert ond verfegert, in Trudf hat geben. Jedoch, wie obgedacht, dienet es alles zu vifem guten rhümlichen end Hin, daß auff ſolche weiß die Wahrheit mehr herfürgebracht, onnd wie außgegraben Roh Silberärg gewäſchen vnd ge: läutert wird. Schließlich, ver Guthertzig verftändig Leier mag bierinn eben der Freiheit feines Vrtheyls fich gebrau- hen, gleichwie fih der Author verfelbigen vber andere gebraucet hat: Doc ſolches Weißlich, nicht Naßweißlich, bevächtlich vnd nicht Verädtlih ıc. Demnach in Gottes Kamen zur fad.

Invento Filio Gaudemus Messia.

v1.

Fifharts Erklärung von Spottfiguren wi- der das Pabſtthum, im Straßburger Münfter *).

Gegen der Cantzel vber in der höhe, da die Adelichen Schilt hangen, am ombgang bey ven Fenftern, findet man

) Summum Argentoratensivm Templum. Das ift: Ausrfübr- liche vnd Eigendiliche Beſchreibung deß viel Künſtlichen, jebr Koftbaren, vnd in aller Welt berubmten ı Münfters zu Stra$- burg: Auch alles deſſen, fo An vnd In demfelben Denckwür— digs zu ſehen Mit ſchönen Figuren vnd beygefügten under: ſchiedlichen Kupfferſtücken gezieret. Jetßmahls zum Erſten, ſeinem Zlseliebten Vatterland vnd Teutſcher Nation zu E- ven in Trud verfertiget durch M. Oseam Schadzum Argen- toräteuseiu, DET Kirchen beym Alten ©. Peter daſelbſten

im Capital einer Seulen in Stein gehawen ein Efel, fo Mes machet, dem andere wilde Thier zu Altar dienen, defgleichen tragen die Beren vnd Saum ein Heyligthum, darauff ein Fuchß ligt, dieſelben tragen auch Fergen vnd weykeſſel, wie aus diefer Figur zu fehen.

Welches Anno 1298 nad Chriſti geburt, als der Bmb- gang nad der groffen brunft gemacht worden, ein Stein: meg nicht ohne vriach dabin gefeget hat. Solches monu- mentum ift au vor Fahren in Hol gefchnitten, vnd mit einer fchönen außlegung, reymensweife, durch D. Johann Fiſchart, genant Menger, in Trudf gegeben worden, die alfo lautet:

Es fragen allzeit die Papiften, Mo da waren die wahre Ehriften, Vor drey oder vierhundert Jahren, Da allfampt vnderm Bäpftumb waren ?

Diaconum. Cum Gratia et Privilegio Senatus Argentinens, Straßburg, in Verlegung Lazari Zetzners Seligen Erben. Im Jahr Ebrifti 1617. (Duart.)

So frag ich fie hinwiderumb, Wo war Goits Bold vnd Heyligthumb, . Da Elias fih klaget fehr, Wie er allein fey, ver Gott ehr? Was ward aber für Antwort ihm ? Sagt nicht zu ihm des Herren Stimm: Es find noch fiebentaufent blieben, Die nicht den Gottsdienſt Baal trieben. Wiewol fie nicht Elias fanvt, Kandt Gott die feinen doch im Landt. Wo war die Kirch zu Noe zeiten, Da Acht waren fie anzudeuten ? - Wo war fie, va Eſaias flagt Gotts Statt fey worden ein gmein Magd ? Vnd Hab von Füllen big zum Haupt, Nichts gantzes noch gfund, welchs recht glaubt, Sa wo wars, da Ehriftus vorfit fagen, Zun Bharifeern in fein Tagen, Das fie machten ein Mörversgruben, Aus Gottes haus, als Mördersbuben ? War fie beym gröften hauff vorhanden,

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Den Prieftern, fo die Kirch fi nandten ? Bnd hatten euſſerlichen Schein,

Daß fie viefelb au folte fein ?

Nein warlich fie war nicht beym Pracht,

Sondern verfiedt und vngeacht,

Sie ftad beym kleinſten hauffen zwar, Der von der falihen Kir lidt Gfahr:

Welche da ihre Hirten jrrten,

Sib hielten an den waren Dirten, Ehriftum, fein Stimm vnd Wort allein, Einfältig als die Schäfflin rein:

Alſo bat allzeit Gott gehabt

Ermwöhlte mit feim Geift begabt,

Die nicht in Irrthumb verführt worden, Vnd Fandten ven falſch Baalsorden,

Den Efel in der Löwenhaut,

Den Wolf im Schaffsfleidt, vie falfh Braut: Wie fehr die Wolff herumbher zogen, Mit Lit vnd Gwalt fehr viel betrogen,

Wann Gott fein Schäfflin doch befandt,

Vnd riß jhms niemand auß der Hand. Drumb follen vns die Kirchenrühmer, Mit ihrer Frag nun Hämmen nimmer:

Dann weil fie nach wahrn Chriſten fragen,

Iſt Ear, daß fie den Nam nicht tragen: Vnd weil jhr Kirch fteht auff dem Schein, Muß fie die Pharifeifch fein,

Fürnemlich da fie ab ift gwichen

Bon Gottes Haren Wort vnd Sprüden. Dad zu bewärung deß bie oben, Das Gott pflegt etlih zu begoben,

Den nicht der Grewel afalt im Tempel,

Sp ſeh man bie vi fohlecht Erempel,

Bon den Bildhawern, die diß haben Zu Straßburg ghawen vnd erhaben,

Am Münfter vor dreyhundert Jahren,

Da im ſchwang Römifh Mißbräuch waren. Dann da die Priefter worden Stöd, Mußten die Stein eh reven keck,

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Bnd weil das Römiſch Prieftertfumb, Gern gieng mit Buppen-Bildern vmb, Han die Künftler, die dig angaben, Shnen zum Spiegel diß gegraben:

Wie etwan, als Agrippa meldt. Die Maler auch han fürgeftelt Den Zeuffel, der Ehriftum verfucht, In einer Mönchskutt halb befchucht, Vnd wiewol ich eim jeden laß Sein Vrtheyl, was bedeute dag, Sp muß ih doch nur etwas rühren, Was fih hiezu nun mag gebühren.

Man trägt alhie für Heyligthumb,

Ein ſchlaffend Fuchs, deut Heucheltbumb: Die Heuchler ftellen fih wie Schaf,

Vnd lauren wie ein Fuchß im ichlaf.

Allweil ver Fuchs fich fchlaffend ftelt,

Hielt ihn für Gänßfromm die gang Welt, Vnd fraß die Gänß do ſtets gans bel, Wie das Opffer die Pfaffen Bel:

Aber da man jhn heut erwedt,

Da wird fein Fuchsliſt Far entdedt,

Vnd will nun nicht mehr fcheinen fehlaffend, Sondern mit Gmwalt als befügt firaffend.

Das ift zu Rom der Holifh Fuchß,

Aller Füchß Batter, der Welt Erur:

Der durd fein Rand fo hoch Fam an, Daß ihn anbettet jederman,

Vnd ihn für Heyligthumb vmbtrug,

Weil er den Schwang durchs Maul ihn zug, Bnd Font in feiner Fuchßgrub träumen Geſetz die fih zum Schein fein reimen:

Heut, da man feine Füchs thut Fennen.

Vnd will ven Fuchs auß der Hell brennen, Da wüt er, ond wehrt fich zuletz Wie ein Wild, das fhon ſteckt im Neb.

Nun diß Römiſch Fuhs Heuchelthumb

Tragen zween ſauber Gſellen vmb,

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Ein wüſt Saw ond ein flindend Bol, Sf immer fhad vmb ven Chorrod. Die Sam zeigt an die Epicurer, Die Pfründſäw, Maftichwein, Bauchknecht, Hurer, Wie gmeinlich ift der Pfaffenherd, Die viefes Heyligthumbs fich nehrt. Hinder demfelben Schwein jhr finden, Die vnverſchämpt Befti die Hündin, Welche dem Schwein greifft ondern Schwan, Für folhe Braut ein rechter Krang, Das deut die Pfaffenfrawerin, Ehſchänder vnd Leibfellerin, Die jhnen helffen jhr liebs Pfründlin Durchſchwenden mit den Bandartshündlin. Der Bod deut die hoch Geiftlichkeit, Mit der ſtinckenden Kleifchlichkeit, Sn jbren zweyhörnigen Hüten, Die wie fol Böck in der Herb wüten, Vnd alles omb fich ber erftänden, Vnd die Kirh zum Bodftall ervenden, Der Ber tregt den Weyfeffel vor, Bnd einen Sprengwadel empor, Welchs deut den Grim vnd Beerentraß, Dadurh man fhirmt die Menfchengiag, Vnd beiprenget die Leut mit Blut, Wann man nit jhren willen thut. Noch ift der Fuchß nicht gnügt am Beeren: Sonder fih baß noch zu erwehren, Mus ihm der Wolff das Ereuß vortragen, Weil er die Schaft fan dapffer jagen, Vnd wenn fie vnters Creutz nicht wöllen, Sie dazu Ereugigen vnd Quelen. Sonft deuts, daß die follen predigen Den Creutzigten, find Wölff die fchädigen, Schonen der Herd nicht vnd verjrrten, Welche fie hielten für wahr Hirten: Werden dabey ganß vnerfättlich, Je mehr ©. Peters Erb wächſt weydlid. Folgends, fo trägt der Haß die Kergen,

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Welchs deuten foll die Tiechte Herken.

Aber was hilffts Liechts Herb die Hafen,

Wann fies auß Forcht nicht feheinen laſſen? Alſo ifts mit den Glehrten aftanden,

Die wol das Liecht etwas erfandten,

Aber au blödem Hafenhergen

Lieffen die Finfternuß fie herſchen.

Noch ift fein Bild das befter trifft,

Welchs man gleich kennt ohn diefe Schrift, Als der Meßefel mit feim Kelch,

Der von den Todten hat befeldh,

Daß er fie auß dem Fegfewr murmel,

Vnd vor dem Altar vmbher turmel. Welchs weil es für ein Hirk viel achten, Wollen wir es hernach betrachten.

Sonft zwar find ſolche Opfferknecht,

Vnkunſt Halb wol grob Efel recht,

Nicht allein weil fie jhr Meßſtrudeln,

Selbft nicht verftehn, was fie da hudeln: Sonder auch, weil fie nicht verftehn,

Was für ein grewel fie begehn,

Indem fie den wölln opffern flät,

Der einmahl fih auffopffern that,

Für die Sünd, vnd darzu den Layen

Stelen des Herren Kelh ohn fchewen: Vnd wiſſen die Palmefel nicht,

Das ihn der Kelh reicht zum Gericht, Weil fie ihn anderswo zu üben,

Als Chriftus ihn bat fürgefchrieben Vnd drumb der Hurenfelh drauß würd, Welcher dem Antichrift geburt,

Damit er die Leut zaubern fan,

Wie Circe des Vlyßis Gipan.

Sonft die e8 für ein Hirg anfehen,

Der Meynung ift auch nicht zu fchmehen, Dann jhm abbroden ift das Ghürn, Welchs fonft dem Hirken fterdt das Hirn,

Bnd wider das Gifft in verwart,

Diß deut, daß die Mesbrüller Art

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Kein Hirn noch Witz hat unterm leſen, Vnd als vergifften mit den Meflen:

Sind doch gang ftolge Hirtz darbey,

Vnd brünftig zu all laftern frey.

Wem darff man demnach erft außlegen Den Efel mit feim Buch zugegen ?

Dieweil je feiner nicht verneint,

Dat man bie die Ehorefel meint, Welche das Predigampt hand gmacht Zu eim Geheul bey Tag vnd Nadt.

Diefem ſchönen Epiftelefel

Dient ein Kag für ein Pultbrettfeflel: Welchs deut die ſchleckhafft Klofterfagen, Die Käbjäger, die heuchliſch Fragen,

Die vornen lecken, binden fragen,

Vnd durch den Beitel vie Leut fchaßen : Auch fih haben gang vnverſchampt Eindrungen in das Predigampt:

Berführen durch füß Wort ond ſchwetzen

Vnſchuldig Hergen zu ihren Gefegen, Treiben von Keufchheit viel gefchnatter, Vnd rammeln doh wie Merkenfatter.

Hiemit fey gnugfam angedeut,

Mas gegenwertig Gmähl beveut: Darauß man fiht, wie Gott mit trewen Erlih erleucht, wie gring fie feyen:

Vnd daß fein Kirch nie außlöfcht gar,

Db fie ſchon lang nicht Scheint vor Gfahr. Auch Foll es hie befremven Fein,

Die falfh Kirch durch Thier angbildt fein,

Weil nah S. Johannis Berftandt,

Ihr höchſt Haupt wird ein Befti gnandt, Welche gleich wie Meduſe Haupt Die Leut hat aller Sinn beraubt :

Aber Gotts Lämlin wird diß Thier

Mit feinen Schuppen ftürgen feier. Darumb folgt dem, fo David bitt,

Bnd ſeyd wie Rob und Mäuler nit,

Welche nimmer han fein Berftandt,

>

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Bund werden gzaumbt mit Gebiß vnd Bandt: Auf daß jhr nicht in Pful gftürgt werd, Mit dem Thier zufampt feiner Herd:

Dafür uns Gott woll ftäts bewaren,

Vnd famlen zu feins Lamblins ſcharen.

vi,

Fiſchart's Befchreibung des Funftreichen Uhr- werfes im Straßburger Münfter *).

Was nun diefes Kunftreiche Werd in ſich begreiffet, vnd was daran zu objervieren, das alles bat Herr Johann Fiſchart, genannt Menger, in folgende Teutſche Reimen gar artig gebracht, fo wir dem günftigen Leſer hieber zu gefallen feben wöllen: der ſchreibt darvon alfo:

Dieweil all die fürüber geben, 7

Vor dieſem Werck zu ſchawen ſtehen,

Bedunckt mich daß fie auch begeren Den Verſtandt jhnen zu erkleren. So wißt nun daß des Vhrwercks End

Fürnemlich iſt dahin gewendt,

Das es auf Aſtronomiſch art Die zeit euch deutlich offenbart:

Es ift aber getheilet ab,

In drey fürneme theil vorab,

Deren jetweders theil auch wider Einhalt drey ander Stück als Glieder. J. Das erft fecht ihr hie alle an,

Gar onden auff der Erden flahn,

Welchs ift ein Wand in deren Mitt Sind drey rund Scheiben eingeichmidt, Auf zwo gviert Tafeln auff beyd feiten,

*) In demſelben Werfe des O. Schadaus.

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Welche die Finſternuß andeuten: Auch künfftig zwey vnd dreißig Jahr, Die man an Sonn vnd Mon erfahr. Der Scheiben aber erft gedacht, Iſt ein gröffer als d'ander gmacht, Band find die gröffer ausgefchnitten, Das vie Heiner gabn in die mitten. ‚Zehen Schuch ift die gröſſeſt hoch, Vnnd find neun darauß girhnitten no: Sit alfo ihre breyt geblieben Eins Schuchs lang, ond gar voll gejchrieben, Bon des Jahrs Monaten vnd Tagen, Drumb wir Galenverfoheib jhr fagen. Die Mitteliheib fo neun Schub hoch, Vnd in ver mitt außgnommen doch Auf drey Schub breit, die haltet ein AU die beweglich Feſt fo fein, Die Wochen vnd die Tag deßgleichen, Bon eim Hochfeft auffs ander reichen: Vnd ift gemachet ſolches gar, Epgendtlich auff die hundert Jahr. Die dritt Teutfchland verzeichnet hat, Bnd dran gebildt Straßburg die Statt: Vnd dieſe Scheib ſteht feft allzeit, Die andern aber gehn vmb beyr, Dann die gröft geht von der Linden, Gegen der Rechten Handt zu finden, Vnnd thut einmahl im Jahr vmbfahren, Die ander erfi in hundert Jahren. Vnd gehet von der Rechten Handt, Gegen ver Finden vmbgewandt, Weiter vor gdachter Scheibenwand, Seht. wie ein Pelican da ftand, Der dem Atlaß wils Ampt enguden, Bnd trägt den Globen auff dem Rucken: Das ift die gange Himmelsründ, Darauf die Circul gmahlet find, Vnd die geftirnte Dimmelszeichen, Darob die Sonn vnd Mon berftreichen,

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Vnd gaht vmb die gank Kugel vnden, Einmahl in vier vnd zwangig flunden. 1. Das Ander Theil, welbs ich nun Schreib, Sft ober der Calenderſcheib. 1. Da ziehen erftlih auß vnd ein, Sn einem Himmel hell ond rein, Sieben Planeten fünftlich gſchnitten, Nach der Poeten bſchreibungs Sitten, Fein ordentlich ber auff ven Wagen. Recht nah ven fieben Wocentagen. Darnah im andern Gaden find, Auch noch drey fü, die man ergründ. a Erfilih ein Aftrolabium,

Das zeigt des Himmels Lauff berumb, In deſſen Eentro, mittelm Zweck, Der Drach vnd Stundenzeiger ſteck:

Vmbgmahlet mit vier Jahreszeiten,

Vnd vier Complexion zur ſeiten

b Das ander folget gleich darauff Vnder gedachtes Himmels Lauff, Ein viertheyls Zeiger weißt im grund AU die Minuten einer Stund. ce Aber das vritte Stück man fit Bber des Himmels Lauff geridt,

Zeigt an das Alter, Tag vnd Gftalt,

Bom newen Mon, wie er fih halt.

II, Sm dritten Gaden findt man wider, Drey Stüd, die fehen mag ein jeder, 1. Das oberft ift ein Cimbelwerd,

Schlegt etlih Pialmen zu dem Werd: Das vnderſt bringt her Bilder vier, Bedeuten die vier Alter dir,

AL viertelftund geht eins berfür,

Vnd fohlägt fein viertel nach gebür.

3. Das dritt ift auch ein ſchöner fund, Da fompt der Todt all viertelftund,

Gegen eim jeden Alter ber,

Den jagt ver Heyland wider ferr: Doch last den Zodt all Stund Er ſchlagen,

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Das wir ons fein all Stund berwagen. Beyneben nun zur Rechten Hand Hat es ein Kaften an ver Wand, Darinn gehn al Gewicht verborgen, Drauff ſteht ein Yan jhn zu verſorgen, Der belt die Wacht vnd eh es fchlecht Kräbt er, vnd fhwingt die Flügel recht. Jetzt fehreiten wir zur Nebenzier, Davurh diß Werd ſcheint mehr berfür, Vnd vom Galender anzufangen, Secht jhr wie er ift eingefangen, Mit vier Picturen auff vier Eden, Die die vier Monarchey entveden, Neben dem fteht zur Linden Hand Ein Bild dardurch den Tag verftand, Wels, daß es auch fein Aemptlin trag, Zeigts im Calender an den Tag: Zur rechten ſteht die Nacht gebilpt, Die weißt das Jahr, nur halb erfüllt, Oder den Tag, dazu noch wol Ein halbes Jahr verlauffen fol. Auch zimbt fih, das ich hie berühr Des Biertelftunden Zeygers zier, Als nemlich die zwen Engel beyd Deren das ein zur rechten feyt, Ein Stundglaß in der Hand da halt, Vnd kehrt es vmb all Stund alsbald, Das ander einen Scepter tregt, Mit dems den Tact zur Glocken ſchlegt, Zu dem zwen Löwen es au zieren, Die der Statt Schildt vnd Helm da führen, Der Gwichtkaſt auch gemahlet ift, Auff einer feyten zugeruft, Mit vreyen Weibern, welche fpinnen, An einer Kundel ohn zerrinnen, Dadurch die Poeten erinnern, Die Zeitgöttin vnd Lebensfpinnern: An der andern feyten ſtehn drey Künft, Die zum Werd theten groſſe Dienft.

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Bnd in der mitt ſteht vornen her

Das Bild deß Traums Nebucadngzer, Zu vnderſt flieht ein Anbild hie, Des Nicolai Copernici:

Senf ift zu merden, daß diß Hauß

Sf gmacht von ghawen Stein durdauß, Vnd das gan Werd nad feiner Würd Mit Gold vnd Silber köftlich gziert.

Hiemit fey diß Werd fur erklärt, Dem, ver den Innhaͤlt kurtz begert.

VIII. Fiſchart's Lob des Landluſtes *).

Fürtrefliches Artliches Lob des Landluſtes, Mayers mu—

tes und lufligen Feldtbawmanns leben, auß deß Ho—

ratii Epodo, Beatus ille, ete. gezogen, vnnd nad der meynung Zeutfch gegeben. D. J. 9. ©.

Mol dem der von frembven gichäfften weit Bnd von Stattgmeinen neid ond ſtreit, Auch von den jnnerlichen friegen Entlegen, thut fein felogut pflügen, Lebet abgiondert wie die Alten,

*) XV Büder von dem Feldbam und recht vollfommener Wol— beftelung eines befommlihen Lanvfiges, und geſchicklich an- geordneten Meyerhoffs oder Landguts, ſammt allem, mas demfelben Nuges und Luſts halben anhängig. Deren etliche vorlangft von Carolo Stephano und Johann Libalto, Fran- zofiih vorfommen. Welche nadgebends theild vom Herrn Melbiore Sebigio, der Argney Doctor, theils aus legten Li— baltifhen Zufegen durch nachgemelten in Zeutih gebracht feind. Etliche aber anjego aufs New, erftlih aus dem Frango- fifhen letztmahls ernewerten und gemebretem Eremplar, So—

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Die für die Nedlichften wir halten, Vnd auff feim Landgut fich enthelt, Liget mit feinem Feld zu Feld.

Bawt mit fein Ochſſen vnd fein Roſſen

Das Gut von Eltern jhm verloſſen. Sammlet nit in feim fchweiß fein gut, Aus ander Leut fchad ſchweiß vnd Blut.

Siget nidt in dem Wechſſelgaden,

FA mit dem Wucer nicht beladen.

Darff andern nicht fein ſchweiß verzinfen, Now fleigerung treiben mit den Müngen: Darff nicht halten ferr Factoreyen, Vnd der Benediger auffichlag fehewen, Noch willen was in Indien fted Vnd all jhr Speceresgefchled,

Was Zuder fey von Candia

Bnd Zuder von Sanaria,

Noch aus Portugal der Schiff warten, Sonder gnügt fih an feim Krautgarten.

Wol dem der jhm fol nahrung fehaffet,

Dem wähßt fein gwinn, wenn er fchon ſchlaffet. Erfchrieft nicht vor der Heerpofaunen, Noch den tonnerenden Felrfartaunen,

Wie ver Landsfnecht ver tag vnd nadt,

Im Feld das Feld und Land verwacht, Vnd gwinnt doch weder Land noch Feld, Darauß er nehrlich fich erbelt,

Kan dem Meyer den er thut plagen,

Doc fein ſtuck Felds am Spieß hintragen. Ja wol jhm, dann ihm thut nicht graufen, Bor des Meers trogigen Wellenbraufen.

Vnd darff dem zornigen Neptun,

Nicht fleben in den Meerfortun,

dann aus des Gran. Doctoris Georgii Marii publicierter Gartenlufi, und forter des Hrn. Joh. Fifhart I. V. D. Col: legirten Feldbaurechten und Landſitzgerechtigkeit, zu Luft und Lieb dem TZeutfhen Landmann biezugethan worden. "Gedrudt zu Strasburg, bey Bernhard Jobins (feligen) Erben, im Zar 1598. Golio.

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Gieih wie der Kauffmann, der fein glüd Sest auff ein Breit, eins Daumens did, Vnd forgt, wenn er daheim ſchon bfeibet, Wie jhm ver Wind fein gut ombireibet: Sudt auch fein gut nicht mit eim Liecht Im Bergwerd, da man gar nichts ficht. Da fih die Stollen, Gäng vnd Schacht Berlieren plötzlich vber nadt. Zudem wirt er beichleppet nicht Mit frembver händel, Raht vnd Gricht, Spricht ober feines andern Blut, Vrtheilt nicht ober vngwiß gut: Iſt in die Ringmaur nicht gebannt, Macht ihm fein Feindihafft mit feim Stand: Darff nicht vil Anhangs jhm erlangen, Noch andern vmb jhr macht anhangen, Darff andrer Leut gnad nicht geleben, Roh fih an gonft der Reichen heben, Noch jedem ſtoltzen Burger fleben, Der von eim Aemptlin firh thut blähen, Vnd ihm nachlauffen offt vnd lang Vnd thun manden vergebnen gang, Auch vil ftunden vor jhren Thüren, Mit warten ond ftillfiehn verlieren. Vnd als venn lang erfi in den händen, Sein Hütlin trähen und vmbwenden, Vnd zitirend einen brief darmweifen, Als folt er einen Löwen fpeifen. Dis alls darf nicht der Meyersmann, Er nimpt fich feines prachts nicht an: Tracht nit wie er fomm hoch ans breit, Vnd forglich dient zu Hoff außbett,

Auff das nicht fo ers hat erbetten, Andre ihm bald die Schuch außtreiten: Denn fein frombfeit leßt jhn nicht heuchlen, Welchs doch zu Hoff ift das gmeinft breuchlen,

Alda je gröſſer ift die herrſchafft, Fe gröffer wirt die Höfiſch Knechtſchafft: Sf er bey minder Herrlichkeit,

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ZA er bey minder gfährligfeit.

Sonder er gnüget fih an Eeinem,

Vnd mehrt daffelb und ſchad voch feinem; Iſt Schlecht, gerecht, auffrecht, einfaltig, Was er verbeißt, das leißt er gwaltig,

Hast all Spitzfindigkeit vnd liſt,

Die nur zum zanck ein vorfach iſt,

Er hält die Grechtigkeit wol wehrt, Doch mit Rechfertigung vnbſchwert,

Weil er weiß daß die Haderſucht,

Sf ein giftige Naterfucht.

Bnd da mancher groß forg jhm macht, Wie ftattlih er außführ feim pracht,

Vnd feine Geldzinß verzehr jährlich,

Vnd in der frembve vmbreiß gfährlich. Sp ziecht er auff fein gut darfür,

Sicht was jhm in die hand wächßt fehier.

Wie ihm der Segen ober nacht

Hab meh, denn er gefeyt, gebradt, Wie die Blümlin fih vor ihm ſchmucken, Wie die Baumlin fih vor ihm buden,

Vnd wie vor frewd aufffchnellt ver Aft,

Wann er ibm abnimpt was vom Taft. Oder zieht ein eingelegte Rebe Auf Ilmen, Alpen, daß fie klebe,

Gibt alfo eblich fein zufammen

Die Neben vnd der Bäume ftammen, Das fie die Bein zufammen fchrenden, Vnd mit Armen aneinander henden,

Als weren fie in Salınons bronnen

Zufammen kommen vnd geronnen. Oder braudt zum Gmahlring die Reb, Damit er d Baum zufammen geb,

Wenn er fie oben zfammen Teit,

Daß eins die Hand dem andern beut: Oder fihneiv ab vngerahtne Schößlin Vnd jmpfft darein geradre Sprößlin:

Dder er fährt für luft ein fur

In einem ſchmaln Aeckerlin dur,

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Bad macht fih alsdenn auf den Felden Spaßiern vnter grün gwelbte Hälten, Darunter etwan fehr gebudt, Sein Altvatter am Stab herrudt, Wiewol er in der Jugend vor Wie ein Hirk drunder gfprungen war. Dver fiht wo ein Baum fchwer trägt, Daß er ein Stüß ihm vnterftedt. Etwan richt er ein Gländlin auff, Welchs beynab finden wolt zu hauff, Brit etlich Blumen darbey ab, Daß er ab jhrem gruch fich Tab. Bißweiln fiht er fein Luft dargegen, Dort in eim Thal ferr abgelegen, Wie das rot vnd weißwollecht Viech Zerfirewt onten am Berg herziech: Vnd dort hob an ein Berg fein GeyBen In eim gefträuß die zweig abreiffen. Vnd hört wie mit einem Schäfferliedlein, Sein Hirt dort führt ein Sadpfeiffmütlein. Bon feiner Bulſchafft die offt reich Ihm Depffel ſteckt in dHirtentäſch. Hört, wie ein Vieh dem andern ruffe, Sm andern Thal welchs fich verluffe. Oder geht zu ſein Immenkörben Sicht wie ſie ernſthaft wäfern, werben: Beſchneid jhr wächßnen Irrgang weißlich, Daß er ven Honig draußs bring fleißlich. Zu zeiten ſchlegt er auff eim Becken Zwen Honigkönig zu erſchrecken, Das fie ſich vmb die Weyd vergleichen Welcher vom Blumenerb muß weichen, Oder mant fie mit eifich ftreichen Die Hummeln ond Wefpen zu fcheichen, Vnd bildet jhm an jhnen für Königs vnd Vnterthanens gebür. Oder er ficht wie fein jung Füllen Sich faft ergeylen auß mutwillen, Dver wie in eim Haren Flüßlein

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Hoch fpringen in der wärm die Fifchlein,

Aber wie frewt er fih alsdann

Wenn der Traubmeyer vnd Obsmann, Der Herbit, ibm bringt fein Obs und Trauben, Das ers mit onzahl mag abflauben ?

Wenn er manch frembde Depffelfrücht,

Die er ſelbs hat geimpftt, abbricht,

Vnd etwan ein ſchöns Obs abnimmet, Welchs fein Borältern oft han grühmet.

Oder ein Traub ablißt vielleicht,

Der farb halb nit dem Purpur weicht, Vnd alsdenn ſolche in fein Gmach Auffbendt, daß er fie offt anlach.

Es iſt kein ſtund noch Augenblick,

Daß jhn nicht newe frewd erquick,

Sie folgen auff einander ſtäht, Wie ein Jarzeit auff der ander geht,

Vnd wie ein Jungfraw täglich bricht

Ein friſches Rößlin, dran ſie riecht,

Nun hat er luſt, daß er ſich ſtreck, Vnter eins Schattigen Baumes deck,

Darnach in das tieff Graß dorthin,

Welchs vom fürflieſſenden Bach iſt grün, Dabey manche Häwſchrecken ſpringen, Vnd da jhr Winterleyd verſingen,

Darbey die Vöglin mit Geſang

Wünſchen den Sommer noch ſo lang: Darbey manchs Bächlin fellt vnd quillt, Welchs das zu vil heiß lüfftlin kült,

Vnd rauſcht ober die Steinlin her,

Darvon der Schlaaf nit ankompteſchwer. Vnd wenn denn ſchon die wärme weichet, Vnd der grob Winter einher ſchleichet

Mit dickem Schnee, Eiß vnd vil Regen,

Mag er jhm doch ſein luſt nicht legen: Denn alsdenn ſucht er ſeine luſt Mit hetzen im Feld vnd im Buſch:

Nun hetzt er an viel ſtarcke Hund

Wider ein Schwein, welchs viel verwund.

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Dann jagt er fonft ein Wild ins Garn: Oder fpürt wo frembd Gwild ombfahrn : Vbet alſo hiedurch fich zur ftärd Daß er gſunder vollriht fein Werd. Oder beftellt ein Bogelherd, Das ihm fein Bogel nit entfährt, Etwa fängt er ein Krandh mit lift Welcher im Land verjrret ift, Vnd fonft vil Wintervögel mehr, Welche vdiefelb zeit gut find fehr:

Dver best Hafen vnd vie Füchs,

Oder zieht Hirſchen mit ver Büchs:

Dver braucht Bogen vnd Armbruft, Vnd Bogelrohr bißmweil für uf:

Oder richt Luder an den Wölffen,

Die ihm Räubiſch die Schaaf abhefffen. Oder ſchnitzt Werdzeug in vas Haus, Oder butzt geſchirr vnd Werdzeug auß.

Ordnet denſelben hin vnd her,

Wie im Zeughauß Waffen vnd Wehr.

Wer will denn bey nun gdachten ſtucken Dem Winter ſein onluſt auffrucken?

Dieweil doch vnſer Meyersmann

Den Winter zum luſt brauchen kan,

Vnd macht ihm auß der Winterszeit Ein Meyersluſt vnd Winterfrewd.

Wenn denn erſt zu dem allem hin

Sein ernſtlich Weib, die Meyerin,

Auch ihm daheim zuſpringt im Haus, Wie fremt jhn nur das vberauß ?

Wenn er vielleicht heim kommet müd,

Vnd fie ihm glei alls guts erbiet,

Vnd macht ihm auff dem Herd ein Fewr, Daß er fih zu der wärm fein ſtewr:

Vnd wenn fie warm die Viehftäll Hält,

Vnd das Vieh warm dedt für vie kält, Vnd nimpt den Kübel denn geſchwind, Melckts Vieh fohald, als felbs das Gfind.

Deögleihen wenn fie ihm auffträgt,

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Sein fürnen Wein, der ihm wol fchmedt, Vnd fest ihm etlih Trachten dar,

Die er nicht erft darff fauffen par,

Sonder ihm gibt fein Meyerey,

Vnd ift vom Zoll ond Vngeld frey.

Darumb er Gott vandt immer zu, Der ihm Ichafft folch gmach frid und Ruh.

Es fonnen zwar eim all Meerfchneden,

Koh Dornbutt, Meurn, fo wol nit fchmeden, Melde zu zeiten das wild Meer Treibt, daß fie zu vns weichen ber.

Es folt jhm einer nicht darfür

Wünſchen ver Angelroden dürr,

Noch ihm begeren viel der Stewren, Welche das Gmwür& nur muß verthewren ! Noch die Schlangenleih, dic Lampreten, Die man in Maluafier muß töten. Noch auch ven Priden Pfeffer thewr Noch Gwürtzten Butter, gplagt vom Fewr:

Darfür hat Schunden er geräucet

Vnd fleifh im Saltz und Eßig gweichet, Iſſet vngwürtzet ſeinen Butter,

Fein rein wie er kompt von der Mutter:

Miſcht auch kein Zucker in ſein Käß,

Macht jm ſein Koſt mit Saltz gnug räß: Aug Schmaltz, Milch, Honig, Evern friſch, Er jhm manch gute Tracht zurüſt.

Gleichwie er auch ſchlecht rüſt ſein kleid,

Aus der Seyd fo fein Schaaf jhm treit.

Er ftellt nit nach dem Haſelhun, Solchs laßt er die Müßigen tun.

Sein Krautgarten ift fein Gwürtzgarten,

Ein Kraut fan ihm fein Speiß auch arten. Nah Strauffenhirn er au nicht trachtet, Ein friſchen Kalbsfopff er mehr achtet,

Oder ein Lamb im Hornung gſchlacht,

Vnd ein Wider dem Wolff abgiagt.

Die Epterfchleimige Fafanen Laßt er im Gbürg bey den Brhanen:

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Sein Ganß er für ein Trappgand wöhlet,

Sein Obs für Pomerangen zehlet.

Für Pfeffer wöhlt er Bibernell, Wedpolterbeerlin für Canell: Salbey, Duenvdel vnd Roßmarein, Poley ond Zoften fein Gmwürß fein. Auch Alantwurg vnd Mayeron,

Flop, Bafilg vnd Bilfam fchon,

Jeder Monat bringt ihm gewiß,

New friih Kochkräuter zu feim Gmüß: Als Endivy, Mangolt, Milten, Binetich, Peterfilg, Körft, Natterwurg, Burretich,

Lattih, Saurampffer, Kreß ond Lau,

Rapungeln, Wegrich, Spargen aud. Gänßdiſteln, Bernflaw, Widen, Tu, Vermiſcht mit Kümmel, Fendel vil.

Manch Ruben, Kern, Beer, Nuß vnd Käften,

Erbſſen, Linien, Bonen vnd Gerften.

Zum Winter falöt er Kappres ein, Dört Hußlen, raudt die Zwibeln fein.

Vnd ift darbey doch gſünder baß.

Denn ver, fo ehe ihn bungert, aß.

Wer ift der hie ein mangel fpüret ? Heißt das nicht wol profiantiret ?

Halt nicht die Natur vnd die Erd

Bnfern Meyer hierinn gantz wehrt,

Daß fie ihn nicht allein erquicket: Sonder ihm auffenthalt auch ſchicket?

Wie muß er fein fo wol getroft

Wenn er bey gdachter Speiß vnd Koft, Sicht unter eſſen alleweil Wie fein fatt Bieh dem Stall zueil.

Vnd heim trägt volle Vtern ſchwär,

Welchs bald wolt daß man fie entlär ? Sicht, wie fih hinderm Schellen-Hammel Die Herd der Schaaf gar eng verfammel,

Wie die ſtoltz Geyß dem Wider ſchön

Sein Ehr vergönt, vnd vor will gehn. Dver Acht, wie feine Pferd von ferr

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Ziehen mit laſſem Halß daher

Den vmbgeftürgten Pflug zu Haug

Vnd fhütteln gern das Kummat auf.

Auch ficht fein Gfind eins nach dem andern Fein allgemächlich beim zu wandern,

Gleibwie ein müden Immenſchwarm

Welchem die Sonn ven Tag macht warm: Vnd alsvdenn, wenn nun allg vollricht Sein Gfind zur Tisch ſich fegen ficht,

Vnd beiſſen in das Brod fo frey,

Das einer fhmagen möcht darbey,

Vnd mit dem Muß ven Löffel laden, Daß er faum mag in die Schubladen,

Vnd darauf thun ein ftarden trund,

Das man hört, wies im Halß erflund.

Vnd in ven Käß fo dapffer fihneiden, Gleichwie fie morn wöllen arbeiten.

Hie ſchmackt in Milch ſchwartz Brot mit Kleien

Baß denn Weißbrot vom Gifft zu ſchewen. Hie jßt man nit mit angft vnd forgen, Vnd ſchlafft auch nit mit angftauff Morgen.

Die Sorg verbittert ihm fein Koft,

Der Schlaaf tft ibn ein Arbeittroft,

Das Fröſchgſchrey fie daran nit hindert Ein hart Bett ihn den Schlaaf nit mindert.

Es träumt ihn nit von jhren Feinden

Vnd wie fie zanden mit ven Freunden,

Ein Haußhund ihn die Schildwacht Helt, Ein Haußhan die Früwacht beſtellt.

O wie ein herrlich tröſtlich leben

Welchs dem Menſchen zu troſt iſt geben: O Gott des Fridens, du verſchaffe, Daß es betrüb fein Kriegesſtraffe,

Wölleſt das Land von Krieg erretten,

Daß man deß gnieß auch in den Stätten. Denn ohn das fridlich Landgebäw Beſteht nicht lang ein Policey.

Denn wie ohn Milch kein Kind auffkompt,

Alſo kein Statt ohn Feldbaw frombt:

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Mo nicht die Feldfrucht thut das beft, Sterben die Bögel in dem Neft,

Wo nit ein Land erbawet ift,

Zieht man daraus ond leßt es wüſt. Drumb hüt daß nicht der gbawte Boden Ein wüfte Balfiatt werd der Todten,

Vnd werd für Himmelstaw begoflen

Mit Blut von Menfchen her geflofien, Welchs die Frucht möcht abihewlich machen, Weil auch die Erd ſchewt ab den fachen.

Bhüt ons vor frembver Bölder rauben,

Das fie nicht Hauben vnſer Trauben,

Bnd fprechen zu uns dann zum boffen: Zieht ab, ihr Alte Landgenofien.

Zieht ab ihr habt ons vorgebawt:

Ach wer heit alsvann di getramt.

Daß ver Arm Landmann muß da fliehen Bnd mit eim Geyßlein kaum abziehen.

D liebe tramt Land, trag du zu ſchand

Vnkraut dem Feind, der dich nie wand. Der doch zuleg nur auff dein Schewr Ein Roten Hanen ftedt von Fewr.

Bewar uns vor den Wudern aud,

Bor ver Stulräuber argem braud.

Die durch vntraw, Mehrſchatz, Fürkauff, Ziehen des Landmans güter auff.

Vnd werden Wibeln vnd Kornkäfer,

In dem ſie ſtellen ſich Kornkäuffer.

Segne den ſchönen Feldbawſtand Welcher wird der vnſchuldigſt gnandt:

Daß ſie jhn nicht mit Schinden ſchenden,

Vnd dein Segen durch Geitz abwenden. Verhüt das nit der Meyersluſt Werd leider zu eim Meyerswuſt.

Ja geb, daß die ſo das Feld bawen,

Sich deiner Güt allein vertrawen.

Vnd erkennen des ſtandes gnad

Darein fie dein Güt rufft vnd lad. Mol ihnen wenn fie dem nachkommen: Denn ſolch Feldluſt gont Gott den frommen.

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Antwort auff die Reimen vom Lob des Pandlufts. D. G. Marij. M. D. warnung.

Poeten loben, was ift fchlecht,

Aber nit ift ſchlecht, allweg ſchlecht. Seven Stand hat geordnet Gott,

Zur Arbeit alle gſchaffen bat,

Groften vnd Ffleinen, Herrn vnd Bawrn: Arbeiten ift felig: Obs ſchon fawr. Gotts befelch thun, ift all ewig,

Arbeiten zwar nit madt felig, Gottsforcht macht alles Heilig,

Dem König, dem Knecht, im Haus, im Land, Der Glaub ifts beit in allem Stand: Glaub erhöht den König, den Meyer, Wenn feiner allein wer zu Geyer.

Nun merd was alles jeßt verderbt,

Der Geiß eim jeden angeerbt:

Zugleich dem König, dem Bawr, Darumb ein jeden ſchlägt der Schawr. Saturni zeit war recht vnd fchlecht,

Vnd Jupiter. die Baurn nicht verſchmecht. Auch Engel, Drey Eine, vnter die Eychen fam, Da Sara ihr Frucht wunder gwan. Mars balff mit Eifen, Pflug und Wacht, Sn Stätten, Dörffern, vonveradt.

Die Sonn gab böfen, guten, ibre frafft, Vnd felbft mit ob vnd vnden ſchafft. Venus halff melden, fingen, binden, Beim Gfind, Mann, Weib vnd Kinden. Mercurius zu Land banpdtbiert, Pomerangen, Del, Bein partirt.

Im fauffen lief am Meer ver Mon, Sihe, wie weit jetz dahinden ftohn Der Bawer, Herr vnd jederman,

Mit ven Planeten nit zurude gan, Zur zeit mit ihnen für: fich lauffen, Doch alls auff ihren vortbeil fchraufen.

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Das Sommer ond Winter werden gleich, Jeder will werden alleın Reid. Reichthumb bringt mit den Bbermut, Alfo hierdurch man allg verthut.

Wenn Herren auch den Armen Tiefen, Wie ſolches möchten beide gnieffen:

So würde fein Gut Ievig ftahn,

Der Geytz ververbt vnd macht ven Spahn. Vntrew vie bitter Wurgel madt,

Daß reht Himmel ond Erven fradt. Allein ift felig difer Schweiß,

Am end fehen nach dem Paradeiß.

IX.

Gang gedendwürdige und eygentlihe Berzeihnuß, wie die mächtig vnd Prächtig von vielen Jahren ber zugerüfte Spaniihe Armada, zu end net verihienenen Sommers diejes 1588. Jahrs, vmb bezwingung der Niderlanden, vnd einnemmung des Königreichs Engelland abgefahren: vnd aber auß fonderm Gottes Gericht, durch Die in eil gejammelte Engelländiihe Kriegsſchiffmacht, {fi Mannlich vnd verwunderlich getrent, erlegt, ver- jagt ond mehrtheils zu grund gerichtet worden, Hierzu feindt auch neben einer nötigen Vorred, etliche folhem Rhümlich erhaltenen Sieg zu dand vnd Ehren gemadte Carmina fommen, Bud dann ein Abſchrifft vom Blutfenteng der 9. Spa— niſchen Snquifition ober die Niderlande vnd de— ren Einwohner, jowol einer als der andern Re— figion ergangen vond gegeben. Auß gewiſſen Kundtſchafften vnd vnderſchiedenen wahren Be-

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richten zufammengetragen vnd bejchrieben durch H. Engelprecht Mörewinder von Fredewart auß Seeland. Prouerb. 24. Cum cadit inimicus tuus, ne exaltato animus tuus, ne conuertat Dominus ab eo iram inte. Gedrudt zu Mür— baden bey Sirio Serto Ontrei, in Anno achtzig acht, welchs ift das Far, das man betrat *).

Einleitung zu folgender Hiſtoriſcher Erzehlung von Ni— derlag der Spaniſchen Armada.

Zu gleichermaſſen, wie es auffrichtigen Ehrlichen Hauß— vättern beinah vngläublich fürkommet, daß ſolche wider— finniſche Haußvätter ſich finden ſollen, welche mit willen, vnd auß ſonderm fürſatz vnter jrem Haußgefind ſolten Neid, Widerwillen vnnd häſfige Vneinigkeiten einführen, pflantzen vnd vnterhalten: dieweil die Alten gepflegt zu ſagen:

Wo mit einander balgt das Gfind Den Schad ver Haußvatter empfindt.

Ebener geftalt ift es auch frommen, trewhafften vnnd Redlichen Politifhen perionen , fo bei gleichmäffigen vnd nad Erbar vond billichfeit befielten Regimenten herfommen, ond derfelbigen ordenlihen weiß vnd anftellung gewont ond erfahren, fehr fremd zu vernemmen vnd zu hören, geichweig zu ſehen vnd zu gedulden, daß heutigs tages, da wegen pnauffbörlicher befahrung gemeiner vns aufflau- renden Feind, viel mehr durch einigfeit jegigem zertrennen vnnd zerfpreiten weien möcht gerathen vnd geholffen fein, noch folhe Regenten vnd Potentaten follen erfunden wer: den, welche wolbedächtig vnnd vorſetzlich vnter vnnd zwi— ſchen jhren Vnterthanen, Landſaſſen, Angehörigen, Schirm:

) 36 Blätter in 4. Im der Ulmer Stadtbibliothek. Auf die: ſes Fiſchartianum machte zuerſt G. Scholl in Blaufelden im „Serapeum“ 1846 No. 18 aufmerkſam.

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befohlenen ond Schußergebenen follen die verbitterlichenften ond vnverföhnlihften Trewungen, Zweiungen, Empörun- gen vnnd Feindtlihen auffftand gegen einander erregen, auff- vnd anbringen, auffichieren, hägen vnd fördern. Fa, damit fie deft beſſer im trüben fiſchen mögen, inen wol gar zur auffruhr vnd aufflehnung wider ſich felber vrſach geben.

Nicht deft weniger, wie frembd vnd ongewont ſolche Vn— regimentliche weiß fcheinet, auch an jhr felbft vnrecht vnd firäfflich ift, noch erfährt man, daß viefelbige jeßiger zeit bei den fürnemfien onnd anſehnlichſten Potentaten, fo fich die Chriftlichen vnnd ober Catholiſche nennen, vnnd jnen nach eines Florentziſchen Secretarij Italiäniſchen Kopff vnd Tyrannen formierung, vilmehr eine vnauffrichtige, dückiſche, gefährliche vnd argliſtige, dann ein billichkeitgemäſe, on: gleichßneriſche, richtige vnd ſtandhafte Form zu regieren laſſen belieben, in beſondere achtung, vbung vnd gemeinen brauch ſteht vnd geht.

Wie man dann diß nun von Anno ꝛc. 64 hero an des Königs von Hiſpanien verfarung gegen den Niderlanden hat erkündigt (damit wir den andern gleiches ſchlags Rach— barn nunmals geihweigen) Welches nachdem er ven River: teutichen landen, fo feiner Mayeftat mit vorbebaltung et- was mehr Freiheiten, dann andere dero vnterworffene Na: tionen, als onderthanen zugethan, gern were vber die Hauben geweien, vnd auff ihre vralte Freiheiten geſeſſen, damit er nit (wie es die Maciauellifhe Hoffoütler deiten) ein halber gegengefangener König, over Passiuns Rex fei, auß auffreigung der Staliänifchen Heiligkeit zu Rom, vnd der Spaniſchen Räht (die dann den Niderländern nie gut geweſen, wie auß dem etwan bei ſeinem Herrn Vettern wider fie von den Spaniern in Spanien erregtem aufflauff etlichermaften befcheinen) bald ein zandzweiglein (wie man im Spridwort fagt) vnnd gemachte vrſach vom erften vorgeftanden Zaun gebrochen.

Dann als eben drey Jahr zuuor inn der Nachbarſchafft inn Srandreih ein weitleuchtend jnnerlih Fewr ver Re: kigionzweiung halben auffgangen, hat er alsbald auch vie- felbige anlaß, feine frievfame vnd in aller Kriegsnot ge-

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horſam und frembeftändig erfahrene underthanen im Nivder: fand, mit diefer im erwünfchten vriach reg zu machen, auffzubringen, vnd zu veronrhügigen an die hand genom: men. Nachdem er fonderlich, vermög jhrer- von Keyfern Carln feinem Borfahren ihnen Confirmierten Priuilegien, auch vermeinten ihrer nechſten Benachbarten vnnd Berwand: ten der Teutichen im Reich Freiheiten, den Religionfrieden belangend, theilhafftig zu fein: Innmaſſen fie vann au dnterthenigfter Demut bei feiner Mayeftat darumb haben angehalten.

Welche anſuchung, fobald fie gefcheben, bat er diefelbige fogleih vunglimpffliderweiß für ein Rebellion ond Maye— ftatfünd angezogen vnd auffgenommen, auch darauff, wie dort Salomons john Künig Robvam getban, vnd nachdem die Vnterthanen vmb erleichtung Römiſcher vnnd Spani— ſcher vndertruckung vnnd beſchwerden gebetten, dieſelbigen ihnen durch viel ſchärffere vnnd Gut vnnd Blut ſuchende Edict vnd Gebott noch hefftigere angelegt, geſpännt vnd auffgeſeilt. Auch durch erſchreckung ſeines Gewalts vnd Tyranney bald bei den blöden vnd ftanphafften eine Tren— nung zumegen gebradt: Welde er darnach allezeit durch feine Branpdtfchierer ond Lermentrommeten vonder jbnen hat erhalten: vnnd alfo durch diß mittel angefangen, von tag zu tag vber alles vontertheniges gehorſames anbieten vnd abbitten ver Vnderthanen, vnmilter vnnd onbarmhergiger gegen vemfelbigen fih zu erzeigen, vnnd bdiefelbige nicht mehr als Erblänvdige vnd willig gehulvete Vnderthanen, fondern wie vnderworffene vnd mit dem Schwerdt begwäl- tigte frembde Landichafften vnd Prouingen zu halten. Wie er dann nun in die zwei vnnd zwangig fahr gegen ihnen, als vie feiner Macht fehr vngleich, durch feine Maranifche Spanier, fo des Mafjacrierens, Blutgeudens, vnnd ftatt vnd Landaußmegigens in den Newen Inſeln gegen vnbe— wehrten Leuten bewohnt, vnd darinnen erſogen ond erzo> gen, alle fürgefuchte Feindlichkeit onnd Barbarifche greu— lichkeit, fampt allerlei Mutwillen, Schand vnd vbermut bat geübet. Alles auff vis End hin, daß er fie hiedurch nur anlafte, verreißte vnd auffbracte, ſich deſto vngedul— tiger, vnnd alfo hievurch zur Gegenwehr zu fiellen: Vnd

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alsdann, warn fie Nottrünglich wegen Handhabung jhrer wolherbrachten Freiheiten; in ein Landrettung fich begeben vnd zur ernftlihen Gegenwehr fegten (mie fie dann der— malneing getrungen thun müſſen) er onder dem fchein vnd fürwendung einer notwendigen Straffung, Züchtigung vnd demmung der Rebellifchen ond aufflehnigen Vnderthanen, nach vberwindung verfelbigen, alle vie gedachten Land, den vnſchuldigen mit dem ſchuldigen vonder das Spanifche, fa Canibaliſche Barbariihe Joch ver dienfibarfeit vnd Scla— vitet bringe vund zwinge. Auch hernach als einer, der die Land mit Sieghafften ſchwerdt vnnd Blutiger ober: hand erhalten, feins gefallens fie mit Newen Rechten, Aufffagen ond Landtordnungen bändige vnd beläftige. Wie dann diß eigentlich auch ver Spanifch Proces bei den Ein— wohnern der Newen Welt ond vielen andern (die fich mit der weil auch vonder dem Zoch regen werden) gewefen. Gott geb, daß jne auch andere auff der fchodel fißende Nachbarn lernen erfennen.

Diefes nun erzehlte, Günftiger Lieber Lefer, ifl, mit we: nig worten die fachen zu begreiffen,, der vriprünglich an— fang der Niderländifchen Vnruhen.

Als aber nun ihrer, der Spanier anfang vnnd anſchlag nach, die vorgenommene Begwältigung nicht allerdings ei— nen fo fihleinigen fortgang, wie fie wol verhoftt, erlangen wöllen, feind fie auff allerhand gewaltiame vnd dückiſche mittel ond weg bedacht worden, die vorgenommene bejo- hung vnd Landräuberei durdzutruden.

Dannenher feind vmb volziehung deſſen zu vnderfdie: denenmalen in die Niverland außgeichidt worden der Her: tzog von Alba mit feiner Türckiſchen Tyranney, Dom Lud— wig von Requifenga mit feiner Füchsſiſchen argliftigfeit, Dom Johann von Auftria mit feiner Meineidigen betrieg- lichkeit, ond ver Hergog von Parma mit feinen vnuerdroſ— fenen Waaffen, daß ein jeder derfelbigen nad feiner art fein Heil an den Niverlänvern folt verfuchen.

Als es aber folcher feinem nach feiner Meinung hinauß gerudt, fondern die Holländer vnnd Seeländer ſampt jh— rem Anhang nur defto behertzter vnd fürfichtiger worden, ihre Freiheit mehr in achtung zu nemmen, vnd darbei al-

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les eufferft vermögen Leibs, Guts vnd Bluts darbei für: zumenden vnd auffzufegen: Alſo vnd dermaflen, daß fie fih auch gegen Engellandt einer gewiſſen Hüfffleiftung ver: glichen vnd vereinbart.

Da hat es jetz endtlich der König von Hiſpanien mit einer ſolchen beſondern Macht, darmit er vor andern Po— tentaten der Chriſtenheit verſehen vnd angeſehen, vnd der— gleichen er noch ſeidhero dieſer Ends nicht verſucht gehabt, vnd gleichwol durch daſſelbig Mittel von manchen Jahren hero der gegen Auff- vand Nidergang gelegen Indien, wie auch kurtzlich des Königreichs Portugal mächtig worden, als nemlich mit einer zum beſten außgerüſten Armada zur See gegen jhnen zu verſuchen vorgenommen. Wie er dann auch zu vollbringung deſſen viel jar in Rüſtung derſelbi— gen zugebracht.

Wann aber heutigs tags der Gewalt vbenden Herrn gebrauch zu ſein pflegt, jre Gewaltſame fürnemen, ehe fie dieſelbigen ins werd richten. etwa mit einem anſehnlichen fhein eines Geiftlichen rechtmäifigen befugs zu ſchmucken onnd zu ferben. Darzu dann der Vatter der Heuchelei zuRom, wann ed zu vermehrung feines Primats dienlich, gang fertig.

Als bat der Spanifch König, vberdiß, daß er genugfame vollmacht von gedachtem Römiſchen Pater gehabt (demnach er jhm auch ohndiß das Königreich Engelland ſampt bu— tzen vnnd ſtiel geſchenckt) auch noch darzu inmittels ſolcher ſeiner Schiffmacht rüſtung, ehe er den vermeinten Ketzern den Garauß machte, ſeine in Hiſpanien heilige Inquifition Meifter ein Vrtheil in den ſachen, zwiſchen Spanien vnd Niderteutſchland noch vnerörtert zu Land vnd Mör ſchwe— bend, den 16. Februarij, nach verſchienenen 86. jars, ſpre— chen laſſen. Welches, wie ein jeder erachten fan, dermafs fen Vnpartheyiſch ift gefällt, onnd mit gutem grund ge: fielt, gleihwie man fie für heilige Pharifeer Hält.

Vnd ift vaffelbige Decret feines inhalts aller maffen, wie nun folget.

B ,;

Copey des Decrets oder Vrtheils, jo durch die

Meifter der heiligen Snquifition ober die Ni—

derland, vnd deren Einwohner, jo Pänttifche, als Euangelifhe geben vnd gefält worden,

Als die Königlihe Mayeſtat, Sp in dem Rabt felbft Perfönlich mitgefeflen, das allerheyligfte vnnd Göttlichfte Ampte der Fnquifition angeruffen ond gebetten, das man doch ein fleiffiges Auffiehen haben wölle vnnd auf Wege trachten wolte, damit die verführte Keger, die Lutheranen, fo die Niverlanvden zum Abfall verurfachet, vnnd diefelben onder ihr Joch zu bringen, fi vnderſtehen vnd geſtrafft möchten werden, So haben jhre Königliche May. vieler Sachen Glaubwürdige Zeugnuß durchleſen, Welche ons von den Comiffarien der allerheyligftien Inquifition zugeſchickt worden, mit dem Beſcheid: So viel die Gewiſſen vnnd der Theologen befantnuß belangen tbete, das alle ond jede der Königlihen May. Vnderthane (Aufgenommen die, ſo ihrer May. außtrücklich namhafft gemacht worden feine) fowol als die Abfallende Keber, fo von Gott vnnd der 9. Kirhen abgewichen, vnnd das Gebot vnnd Gehorfam des Catholiſchen Königs vbertretten, damit fie an Gott vnnd jhrem König, fo viel die Catholiſchen Religion be- trifft, verbunden feind, fi verfündiget haben.

Damit nun fol böfes argenliches Leben verhüttet werde, vnnd damit diefen offenbaren Abgefallenen vnnd Meynei- digen Kebern, vnnd darzu auch Auffrhürifchen widerſtand werde geihan, vnd gang vnd gar vertilget werden, So fagen wir fie gan& ſchädlich vnd Ergerlich, ond darzu aud gang vnnd gar außzurotten, vnd mit nichten zu dulden ſeyen, Als welche fih der Heyligen Catholifchen Religion fampt der heyligen Kirchen feinesweges vndergeben mwöllen, Derwegen fie auch werth feind, das man fie vor offentliche Beyſtender ond Nachfolgender der offenbaren und befanten Keßer ond Auffrührifhen Edelleute halten foll, welche vn— derm Namen der Bnverthanen, die Supplication, gegen die allerheyligfte Inquifition vbergeben, damit fie Dieie Keber alfo angereißet, vnd alle fampt Erimen laefae Maye⸗ ftatis, in den allerhöchſten Grad, begangen haben.

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Geben vnd befchloffen im Raht der allerhepligften In: onifition, in der Statt Madrilla in Spanien den 16. Fe: bruariij, Anno 1586.

Bil Dendwürdige vnd eygentlihe Beſchreibung, wie. die yon vilen Jaren ber inn Stalien, Spa: nien vnd auß newen Inſeln berrlich sugerüfte Spanifche Armada, welche nächftverfchiener Zus lij vmb bezwingung Hollands vnnd Seelands, auch vbergwältigung des Königreihs Engel: lands abgeichifft, iſt durch der Shriftlichen Kö— nigin auß Engelfand, in eil geſammlete Sciff- macht mit erfahrung, fonderlichen Göttlichen beiftands, getrent, erlegt, verjagt, vnd zu grund gerichtet worden.

Nachdem der König zu Hifpanien Philippus (welcher fih ein Monarcham beider Drientifchen und Dceidentifchen Judien vnd der Chriſtlichen Inſeln ſchreibet) in diſem 1588. Jar, für vnd für in den verlauffenen Monaten, Maio, Junio, Julio vnnd Auguſto mit einer groſſen Ar— mada im Oceano herumbgeichweifet, vnnd die Königin auß Engelland gleichsfalls nicht mit geringer macht vnd gewalt derfelben vonder augen gezogen, feind darvon feid: ber hin vnd wider, nach dem ein jeder Affeetioniret ge: wefen, viel vngewiſſe geſchrey vnnd zeittungen, deßwegen ſpargirt worden, wann aber, wie man Sprüchwortsweiß fagt, die warheit ein Tochter der zeit heißt, das iſt, das mit der weil, wann die Famarumorifch zeitung fertig Lu: genpoft fih müd gerennet vnd geloffen, dermaleneing der lang auffgebalten vnd Arrefitert bindend Warheitbott hin: den nach fommet, So bab ih, als ver gedachter beiver= feits verhandlung an gewiſſen enden, eigentliche nachfrag vnnd erkündigung gehabt, mir nun fürgenommen, dieſes verlauffenen handels, inmaſſen ſich derſelbe alfenthalben zugetragen, rinduichen bericht zu thun, damit die liebe Poſteritet auch wiſſen möge, mit was ernſt, eiffer vnnd vnkoſte dieſer Hauptkrieg zu Waſſer ſey getriben vnd vor—

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genommen worden. Als viel man aber auß der von bei: den theilen hine inde ergangenen fohreiben vernemmen mögen, fo hat ermelter König von Hifpanien eine Armada von 126. Kriegsihiffen, an vnderfihiedenen örtern in Hiipanien vnd Italien, vnnd andern feinen Königreichen mehr zurüften laſſen, ohne die 30. Schiff, vie allerley Prouiand, Munition vnnd Bictualien, fo man hierzu ha- ben müffen, mit fich geführet.

Vber dife gange Armada war Aloysius Peresius von Elauifina, Herßog zu Medina Sivonia, Obrifter Admiral verordnet, welchem noch viel andere mehr Fürften vnnd Herzen zu Mitverwaltern zugeben worden, damit die Ar— mada defto beſſer regiert vnd verfehen werden möchte. As nämlih Petrus von Waldes, oder Valdaesius, wel- chem die Andegalufiihen Schiffe befohlen worden, Zohan: nes Martinefius von Ricalvo, fo vber die Schiff auß Bilcay Obrifter gewefen, Diego Floresius von Waldes, welcher die Schiff auß Gaftilien, onnd Michael von Oquendo, jo die Schiff auß der Provintz Gipuzoa, vnd inn gleichem Martinus von Werdenvon, oder Bervendonäus, welcher die Drientalifche Armada vonder handen gehabt, Auf vis ‚bat gefolget Lopefius von Medina, fo vber die Schiff, io Holden genennet werden, gebotten, Vnnd dann nachge: bendes Anthonius von Mendoza, welcher die Zabra zu versehen gehabt, diefen folget Hugo von Moncavda, wel cher ober die Neapolitanifche Galeonen Obrifter gemefen, ond entlich hier auff Diego von Mediarno, welchem vier Portugaliſche Renfchiff under handen geben worden.

Was dann die andern Kriegsobriften anlanget, vnder denen war Francifcus Bonandilliug, dem das gange Werd befoblen, Auch Diego Pumentellius des Sieilifchen Kriege: volds DOberifter, welchem 24. Hauptleut beigetban wor— den, Item der Herr Francifcus Toletanus, welcher viel vnnd manderley hauffen under 25. Hauptleuten führte, In gleihem hat Alphonſus Lufonius eben fo viel under feinem Regiment gehabt, Auguftinug Merias ift ober eine Legion verordnet geweſen, welchem auch 25. Haubtleut zugeordnet worden, ohne die andere Legion, darüber Zi: layus befelch gehabt.

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Was fonften die andern Special-Befelchhaber vber die Schiff vnd Kriegsleut, auh Munition und alle andere zugehör anlanget, ift vnnötig, diefelbigen bie zur weitläuff: tigkeit einzuführen: Seiteinmal ein verzeihnuß deßwegen in Portugal, wie im gleichem hernacher zu Cöllen inn Truck verfertiget worden, Allein ift diefes bie vnangeregt nicht zu laſſen, daß der König auß Spanien alle die ge— dachte Dberiften vnnd Befelhhaber mit befonderm fleiß bierzu bat erwölt und verordnet.

Der Kriegs: vnnd Schiffleut anzahl fo all zufamen inn diefer Armara geweien, beläuft ſich beinahe auff die 30. Zaufent Mann, vnnd ift der Kern der zur See erfahrne: fien vnder den Hiſpaniſchen Herren, vnd der freudigften von der ‚Ritterfchafftt mit dieſer Armada gezogen, Wie denn aub der Pring Afcolinus vnnd der Hertzog von Brbin, beide Stalianifche Fürſten, bei diefer Armada fich baben finden laſſen wöllen. Ich will gefchweigen des gro- Ben geichuges, PVictualien vnnd' Munition, darmit dieſe Armada zum beften verfehen gewefen, Alfo daB weder zu onierer Vorfahren, noch bei Menfchen gevendlichen zeiten eine dergleichen Armada inn der Chriftenheit niemals ge: feben noch darvon gehört worden.

Bber diefe vberauß groſſe Kriegsrüftung hat auff er: meltes Königs vnfoften der Hergog von Parma inn die 30000. Mann zu Roß vnd Fuß in Flandern dem König zum beften vnderhalten, auff das wann die Spanifche Armada anfommen würde, fie alsdann zufamenfegen, vnd Engelland zugleich vberfallen möchten, Dann es bat der jegige Stuleinhabend Bapft, Sirtus der fünfft, im nächſt verlauffenen Julio dur ein offentlichen vnd in S. Peters Kirden zu Rom gefelten Senteng, ihr der Königin jr Bralt geerbt Königreich abgeſprochen, vnnd dem zu Hifyanien adjudiciert, Daher die Königin verur- jachet, vmb handhabung ihrer gererbtigfeit, vnd abwerung fremdes jochs vnnd gewalts fih gleihsfalls ihres vermo- gens mit einer Armada zu Mör gefaßt zu machen: ver: balben fie dann in der eil al ihre Vnderthanen inn Evel- land gemuftert, vnnd fih alfo rüften laſſen, darmit jhrem Königreich oder deſſen Vnderthanen kein ſchade zugefüget werde.

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Sat alfo inn die 200. Schiff, melde man wol Kriegs: fhiff nennen dörffen, mit allerhand notturfft verſehen vnnd zurichten lafien, ven Feind darmit anzugreiffen, vnd tft diefe Armada an ver zahl ver Schiff vnd Kriegeleut der Hiſpaniſchen mit nichten gemwichen, vnangeſehen das fie in dreyen Monaten angefangen vnd verfertigt worden, da Doch ver König inn Hifpanien vber zurüflunge der feinen mehr dann vier Jar zubracht bat, vnd wol vor zehen Ja— ren darvon ein ſagens vnd froens geweſen. Der Admiral vber die Engelländiſche Armada iſt geweſen Carl Howard, auß der Hertzogen von Nordfolck Königlichem geblüte, welchem der Vornemſte Adel zu theil zu beſchützung vnd errettung jhres Vatterlandes vnd das fie ihnen einen Rit⸗ terlihen Namen machen möchten gefolget. Deffen Vice- Admiral war Francifcus Drad, ein Ritterliche Perfon, fo nun. in vielen Sciffahrten vnd Angriffen zur See gegen den Spaniern bat etliche rhümliche Vroben feiner Man- beit vnnd Krigserfahrenbeit getban, vnnd wegen feiner geſchwindigkeit ein Neptunifcher Mörtrach genennet wird. Dife beide haben mit 130. Schiffen an Engelland nad vndergang fi) gehalten, vnnd im Mör hin vnnd ber ge: fegelt , Herrn Henrichen von Semaur, des Herßogen von Sommerfgiers Sohne, feind 70. Kriegsichiffe vertramet geweien, mit befelh das er vie Häupter vnnd PVorburg zwifchen Engelland ond Flandern verwaren, auff- vnd ab- zieben onnd denen von Parma nit zur See fommen laf- fen folt.

- Ehe vnnd zuuor aber obermelter Englifcher Admiral Howard an ermelte Occidentaliſche Vffer fommen, lage der Hertzog von Aumalle, einer vom Guififchen Geſchlecht, vor der Statt Bolonien in Frandreich nicht weit von der See gelegen, vnnd befägert diefelbige ftard. Dann zur felben zeit war ein widerwillen zwifchen dem König vnd dem von Gupfen entftanden, dieweil der König auß Pa- riß verjagt wordeh. Derhalben als die Königin auß En- gelland vem König auß Frandreih Fauorifiret vnnd gu— ten willen trug, hat ver Engelländiſch Admiral ftättig Das geibüs auff ven von Aumal abgehen laffen, dann ihm wol bewußt, das er Bolonien einzunemmen inn willens,

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damit. er mit geringer mühe fih zu der Hifpanifchen Ar: mada ſchlagen möchte. Als nun ver von Aumalle von dem Englifhen Armiral vernemmen laflen, ob er jhn für feinen freund oder feindt halten folte, hat ihm Howard geantwortet, er fei zugleich Freund oder Feind, ein Freund derer, fo es mit dem König in Frandreich hielten, vnd Bingegen ein Feind derjenigen, welche ſich demſelben alio Rebelliſch widerſetzten; alsbald bat der Hertzog von Au— mal allen guten willen vem Admiral zu emdtbotten, mit vermeldung, do er was bevürffte, das er auff feinen Schir- fen bette, wolte ers jhme gerne zufommen laſſen, darauff der Houardt nichts mehr geantwortet, denn das feine al: lergnedigfie Königin alfe reichlih jne auffs Meer auß— gefertiget, das jhme diß orts nichts vonnötten, fondern fondt wol jme dem von Aumal befürderlich feyn, als fern er fib gegen dem König vnd das gemeine Batterlanvt als ein Freund erzeigen würde, bei aller vorerzelter Rü— fung aber hat die Königin zu volnziehung dieſes werde nihts fo hart im wege gelegen, dann das fie des endts der zufamenfunfft in Flanvern erwarten müflen, Dann noch vber die groffe mechtige Armada hat fie zweymal bundert taufent wolgerüßter Mann zu Roß vnnd Fuß dur Engellandt auffmahnen laſſen, vnd an gewiſſe örter, das Königreich ihr Batterland zu befhügen vnd zu beichirmen gelegt vnd verordnet.

In anſehung, daß jhme der König zu Hiſpanien für— genommen, Engellandt an vielen enden mit ſeinner Ar- mada durch hülff vnd vorihub deß von Gwyſen ond dei- jen von Parma Kriegsvold zu vberfallen, welchen aud, der Herr Mariuellius, ein Schottifiher Graff, fambt et- lien andern Papiftifchen Herrn mehr, alle befürderung zu thun hatte verſprochen.

Zu vorfommung nun deflen, hatt die Königin in Engel: and inn 35 Prouintzen over Landtſchafften ohne die Herr- haften im Hertzogthumb Walliä, mit fonverlichem vleiß ir gemuftert volck aufßgeteilet, au einer jeden Prouing einen Verwalter mit volliger gemalt vorgefeget, vnd fie mit gewiſſer anzahl Pferde vnd allerhand Gewehr vnd

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Waaffen, auch groben Gefhüß, Puluer, Prouiandt vnd Munition genugfam verfehen.

Den Papiſtiſchen, ond jhenigen fo fih ihren Kirchence- remonien nit gemeß verhalten wöllen, hat fie ihre Waaf- fen genommen, die verdechtige inn hafftung bracht, auff daß do vieleicht im Königreih ein auffruhr entftehn folte, dohin dann der König in Hiſpanien mit allem vleiß ge- trachtet, fie denfelben wehren möchte.

Darbeneben war ves Reichs Cancelern, Chriftophoro Hattono vnd Roberto Dudleio: Item dem Marſchalck, auff fie die Königin zu warten befolhen, vnd darneben ihnen aufferlegt, daß fie ober ihre gewohnliche Gwarde noch 2000 zu Roß vnnd Fuß aus allem Kriegsvolck auß— leſen, vnd zu uerwarung ihres leibs verordnen folten.

Als aber die Hiſpaniſche Armada in die Engliſche Sehe kommen, iſt dieſer Hauff gemehret, vnnd jhrer inn die 40000. worden, welche jre Feldtlager allernechft am Kö— niglichen Hauß Cronewitz in die Graffſchafft Eſſex geſchla— gen. Als nun alles inmaſſen angehört, wol angeordnet vnnd verſehen, damit man dem Feind widerſtehen mögen (dann fihs wol anſehen laſſen, daß den Hiſpaniſchen ver— heiſſungen nicht mehr zu trawen), iſt fie nit deſto weniger innmittels zum fried geneigt gewefen, vnd den außgang beiverfeitS abgeordneten Legaten der Pacification halben erwarten wöllen. Dann als auff vilfeltiges anhalten vnd vleiffige Intereeffion des Chriſtlichen Königes Friverici des zweyten zu Dennemard Chriftmiltfeliger gedechtnuß, die zuſamenkunfft angeftellet gewefen, ond der von Parma sallezeit fürgeben, daß es der Königin fein ernfi were, da— mit fie nun der gangen welt jhr Gemüht vnd meinung, das jhr nichts liebers als der Fried feye zw uerfiehen ge— ben mödte, hat fie den letſten Februarij jre Edle Ge- lehrte geheime Nähte naher Flandern, als nemlih Herrn Henrichen Stanlei, der beiden Inſeln Derbien vnnd Me: uanien, Königlichen Statihaltern, vnd dann Wilhelm Broof, Dberiften zu Cobhan, alle beide Ritter, veßgleichen Jacobum Eroftium, Rittern vnd Königlichen Fifcalen, auch Balerium Daleum, vnd Johannem Rogerfon, vnnd jhrer May. Secretarios abgefertiget : Bor welcher ankunfft in Flan—

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dern der Hertzog von Parma ter Königin vertröftung gethan, auff ven fall fie ihrer Legaten fenden würde, folte man mit dem Krig einhalten als lange die zufammenfunfft wehren mwürte. Als nun die abgefandten vmb ven 28, Februarif, alten Calenver nach (deſſen wir vns in dieſer verzeihnus gebalten) zu Dftende in Flandern, do die Eng: liihen vonder Johan Konwag Kittern, inn der befaßung gelegen, anfommen, Haben fie ein anfang zu Oſtende vnnd Burburg von Feiner andern fachen onderredung gehabt, dann das der vom König jbnen zugefchriebenen anftand ibme möchte gehalten werden.

Deffen von Hifpanien abgefandten feind gewefen, Herr Carl Graff von Arrenberg (welches Graffihafft der nechſt vor diefem verftorben Babft Gregorius 13. Inn anno 84. als er auch vor eynem Herren des Guldenen damals ward erfleret, zu einem Fürftentbumb hat erhöbet), Deß— gleichen forter Herr Friderich Verenot von Granuellen, Herr zu Champinei, Freyherr zu Rhenes, Johannes Ris hart, der Rechten Doctor, und in Artois präfident, alle Königliche Spanische Rähte, Johannes Baptifta Mazius, auch der Rechten Doctor, vnnd Königliher May. dur Brabant Fifcal, vnd dann Flamineus Darnerius, Derr zu Nyell ond Königliher May. Notarius: Diefe ober: melte Derfonen haben in befelch gehabt die gange hand— lung von tag zu tag inn die lange ban zu uerlengern vnd auffzufchieben, Innmaſſen dey außgang ein foldhes wol erwiefen, als aber Ieglich die Königin inn Engellantt onabläglih angebalten, hat der von Parma einen an— ftandt, doch auf gewiffe zil onnd maß, den Englifchen Gefandten fürgefchlagen.

Als nemblih, daß zwifchen beyden Königreichen abge: fanten, als lang jhr vnderredung vnd Frievdandlung we— ref, vnnd dann mit den Stetten, darinn die Königin ihre Beſatzungen ligen hette, ein anftandt fein folte, vnd feind vis vie Statt geweien, Briel inn Holland, Flüfinigen in Zeland, Bergk ob Somen, DOftende in Flandern, zwiſchen der Schleufe vnnd Neuporten gelegen. As aber die Kö- nigin vermerdt, daß der von Parma zurud vnd nit farb halten wolt, fonder allen vleiß anwendet, wie er mit ge:

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Iegenbeit daß werd auff die lange band ziehen vnd inn weredem anftand die Engelländer vnnd Staden im Niver: land gegen einander verbegen möchte. (Dann es hat ihme der don Parma in den vorgefchlagenen bethädigungen vor— behalten, do er die Niverlänviihe Staden mit Beläge rung angreiffen würde, fie die Engellender jnen alsven feine bülff zuſchicken folten) do hat die Königin den ſa— then lenger nicht nachgeben wöllen, fonver bald ein Man- lichs bevenden erfunden, vnd jren abgejandten gebotten, daß fie die wegen des anftandts erregte vifputation fah— ‘ren laſſen, vnd auf was mittel vnd wege der Frieden anzufangen vnd zu treffen fey, mit den Dilpanifchen De— putierten onderhandlung pflegen folten, zu welchem, alg fie vernommen , daß die Diipanifchen feinen ernft anwen— ven wolten. bat fie vnderdeſſen ihrem Admiral dem Ho— ward, die Hifpaniiche Armada (melde den 20. May nad gehaltenen Kreuggängen onnd Wahlfarten durch gang Hifpanien vnd mit groſſem freudenſchieſſen auß allen Schif— fen von Lisbona auff Croniam nah Bifcay zu, inn fol: her zahl vnd bereitichafft, wie droben erwöndt abgefaren) die nechften anzugreiften beuolben, Solde Spaniſche Ar— mada aber, in vem fie ein zeitlang am Portugalifchen offer war gefahren, ift den fünfften folgenten Monats Sunij zu Eronia in Biſcay anfommen.

Auff verfelben reyfe feind vier Galleen, ond noch etliche andere Heine Schiffe mehr, wegen der vngeſtümen Wällen zu grund gangen, welche man gewift hat. Diemweil aber die Hilpanier die zahl wiederumb voll machen wollen, feind fie was Ienger, als wol die Englifchen vermeint ge: habt, inn den Bifcaynifchen Haffen verharret, Vnd ift erft- lich das gefchrey auff der Englifhen Armada erfchollen, wie die Hifpanifhe Armada bei den Spyluifhen Snfeln folt fein gefehen worden, vnnd dieweil fie grofie wider— wertige Fortun vnnd Sturm erlitten, widerumb auff Spa: nien feien zugefegelt, Derhalben, als der Englifche Admi— ral ein zeitlang nicht inn erfahrung bringen können, an welchen orten die Spaniihe Armava fi verhalten möchte, vnd derwegen etliche tage auff der Sehe ſolchs zu erkün— digen hin vnd her fich ferr hinauf gelaffen, vnnd darauff

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fich widerumb naher Plymunt begeben, ift jhme dem Eng- liſchen Admiral am 10. Julij zeittung einfommen, vaß die Difpanifhe Armada in ven Bifcainifhen baffen am Ander legen, deſſen er die Königin alsbald verftendigen lafien, bey welcher der Admiral da beuor zum offternmal angehalten, daß er die Feindtlihe Armada, als fie noch inn Portugall geweſen, angreiften möchte, es hat jme aber die Königin ein ſolches, wegen ver gefchöpften hoffnung,

die fie ihr des friedens halben gemacht, nicht verflatten wollen. Als fie aber endtlich die tüdifche Practiden onnd

liftige anfchlege der Hilpanier vermerdt, darüber auch ver: nommen, daß die Feindtlihe Armada von Lißbona abge: lauffen vnnd inn Bifcay ankommen fein folte, hat fie auch endtlich ihr bewilligung, doch was fpater als fihs wol gebüret hatte, hierzu geben.

Rachdem nun vielermelter Admiral gewalt vnd beueld befommen , die Hifpanifche Armada anzugreiffen,, bat er anfangs des Monats Julif etliche Pinaſſen oder Rhenſchiff nah Bifcay außgeſchickt, welche fih erkundigen folten, wo fie jeßo jre flation betten, wie viel derfelben vnnd wie groß ihre Schiffe weren, welches die gedachten Speeſchiff, als fie die Spanifhe Armada vmbzogen, alles wol abge: nommen. Aber wider dife Rhenſchiff haben die Spanifchen bald viel andere Schiff gefchieft, fie zu ertappen vnd auff: zufangen, aber es bat ihnen nicht gelingen wöllen, fondern feind diefe Kundtichaffter on anftoß widerumb zu jrer En— gellendifhen Armada fommen, vnd alles, wie fie es bei Bilcay erfaren, anzeigt.

Der König in Hifpanien aber hatte mit außtrudlichen worten dem Hertzoge von Medina, Sivonia, als feinem Admiral, entbotten,, das er fein treffen mit dem Feinde tbun, auch venfelben fein anreißung geben follte, biß fich des von Parma Kriegsvold zu ihnen gethan vnnd verei- niget bette, bingegen bat ver Engellendiich Admiral, fobald die Jagſchiff wider fommen, die jm vndergebene Armada, ſo 130 Schiffe ftard gemweien, auß den Porten oder Mör— bäfen des Lands Cornubien oder Kornewal in das offene Mör an das vffer der Infel Bifcay ſtracks weges geführet. Die Spanifhe Armada aber ift vmb ven 15. Zulif, nad

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dem Newen Galender, welchs tages die Spanier das feft ihres Heiligen Compoftelliiben Jacobi, als ihres fürnemb- fien Spanifchen Patronen vnd Schugherren zum Finftern fiernen, feierlichen begangen, von dem berge Eronia abge: fahren, vnd fih auff das hohe Meer begeben, welche erft- lihen omb den 19. Zulii von den Engliihen Jag- onnd Kundtihaftichiften nit ferne von Phymmatha oder Plemuye gefahren worden, vnd feind alfobald an den höchſten vffern der Snfulen in Engellandt verpichete Tonnen, nah altem gebrauch, angezündet worden, dahin fih die junge Mann ſchafft, ſo zuuor in Engelland gerüftet, ſich mit hellem bauffen verfüget, die Spanifhen aber, wie hernach die oefangenen berichtet, feindt der Englifhen Armada zu ent: gegen Cornubiä anfihtig worden, welde im anfang nur 70. hernacher 90. vnd dann 110. Schiffe gefeben, vnd do fie alfo vermerdet, daß fi ver bauffe von anzal der Schiffe von tage zu tage je fehrer vermehrte, feindt fie faſt erfchro- den, dann der hauffe auß aller Englifchen Pforten von Schiffen alfo zunamme, daß es die Spanifchen gevundt, als ob die Englifhen auß dem Meer herauß herfürſchoſſen.

Als nun die Spanifchen in das offene Engliihe Meer fih begeben, kamen fie gleihwol fürfichtiglich folgender Ordnung berfür, Nemlich zum erfien fchidten fie zwey der gröften Schiffe mit dem Admiral voran, den nachzug aber verfahe der gangen Armada Vicarius oder Vice - Admiral, der von Waldes mit zweyen gleihmäffigen grofien Scif: fen, In der mitten aber ward der anderen gröften Schif⸗ fen Ordnungen gehalten, damit von denſelben die nechſt kleineſten Schiffen geſchützet werden köndten.

Erſtes tages, nemlich ven 20. Julij, da fih die Engli— ſchen ver Spaniſchen Armada genahet, iſt fie damals, als die Schiffſegel ſo Linden windt gehabt, gar jrrig worden, vnd hat wegen mangel nachtruck des Winds nichts außge— richt mögen werden.

Des andern tages, nemblich den 21. iſt die Spaniſche Armada von den Engliihen gantz gewiß erfehen, vnnd des nachts durch das brennende fewr, fo fie an adt vn— derschiedenen orten angezündet, eigentlich onderfchieden wor— den, alsbald nun die Morgenröte ‚herfürgebrochen, hat ver

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Engelländifh Admiral 20 ver frembren Schiffe gezeblet, vonder welchen 4 fehr groffe vnnd mechtige ftarde Schiffe, welhe man Galcafien nennet, geweſen, deren jeder etwas ober die 200 Ruder zu beiden feiten gehabt, Es waren auch noch andere 60 fo groſſe Schiffe, daß fih die Spa— niſchen bedunden laffen, es würde fein Menſch fo kühn erfunden werden, der ihnen zum wiverftand erfcheinen dörffte. Deftelben tages bat Herr Howard der Admiral, welcher fih va gar fünlich erzeigte, beinahe fein eigen Perfon in gefahr geſetzet, vnd zuforderfi Francifcus Draco den Feindt begierig angegriffen, darwider die Spaniſchen fich mutig zur wehr geftelt, vnnd zuuoran mebr gevachter Petrus Valdesius, der Spantihen Armada Vice - Admiral, wel- wer fich auff feines Schiffes grofie fterde, darauff er war, verlieffe, Er war auch alſo trogig, daß er fih gang ge: rüftet ohne gefahr eines Ruders weit von einander abge— fondert dargeftellet, vnd nah mwarnemung guten Windes darüber dem nechften der Königin Schiff, weldes Triumpho genennet, gewunden, vnd mit hochtrabenden worten zur Schlacht erforvert, welchem jeßo bemelten Schiff Martin ° Frobiſcher vorgeftanven, fo ein erfahrener Kriegsman zu Waſſer, welcher vor wenig jahren eine vngewonliche Newe Schiffart zu noch nie erfundenen Inſeln mit grofler ver: mwunderung gethan, daruon ein ordenliche befchreibung inn Truf außfommen. Diefer Frobiſcher, als er fih hinzu genahet, bat er gar bald fein Schiff jetzo zur Rechten, dann zur Linden gewenvet, vnd alfo auff beyven feiten fo ſchrecklichen auß den Seitenftuden in den Feindf ge- ſchoſſen vnd Gedonnert, daß er jnen merdlichen ſchaden vnnd abbruch gethan, varauff hat jhne FZohann Hadofung, ein vornehmer Engliicher DObrifter, erjegt, vnnd gleichfalls die Spaniſche Armada hefftig beicheviget, aber es hat kei— ner mit dem Feinde mehr als Krancifcus Drach geftritten, welcher nur ein Hein Büchſenſchuß weit von jhnen gewe— fen vnnd mercklichen abbruch gethan. Dieſes ftreiten bat drei ganger ftunden geweret, auch haben onter werendem fireit die Spaniſchen vnnd Englifhen Schiffe mit vollen Segeln hart auff einander geftofen, inndiß aber, als ver Engelländiſch Admiral damals acht Engliſche Schiffe in

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gefahr ftehen geſehen, ift er ihnen eilends zu hülffe erſchie— nen, vnd dem Feinde merdlichen wiverftandt gethan, vnd wann denielbigen tag die Englifhe Armada, fo bin vnd wider zerfirewet lag, beifamen geweſen weren, hetten fie trefflichen Sieg von dem Feinde erjaget, Dann als die Englifchen den Wind für fih gehabt, daucht fie eine ge: legenheit zu fein, die Spanifhe Armada in voller Ord— nung alfo zu trennen ond gut theils in grund zu richten. Seiteinmal auch damals in folden treffen das gedachte Obriſte Spanifche fchiff des Vice - Admirals von 700 Laft. mit 62 Cartaunen vnd 800 Soldaten gerüftet, inn ver Engliichen gewalt gebracht worden. Dann als ſich gedachts Schiff gleih erfimald aus ſeins Gubernatoris vbermut von den andern ſchiffen hatte gefondert, wurde es jhe len— ger jhe mehr durch des gemelten Trachen gefchwinvigkeit, welcher fih tamals nicht anders dann wie ein dapfferer Jäger erzeiget, erobert, Seiteinmal diefes der Zäger brauch vnnd gewonheit if, daß wenn fie vnter vilen Dirichen ei- nen ſchieſſen over fellen wollen, fie gemeinigflichen venfel- ben von den andern treiben vnd abicheiden, damit fie jhn defto füglicher alleine fellen fönnen.

Ob nun wol gemelter Gubernator diefes Obriften Spa: nifchen Schiffes ſich auff feine ſtercke faft verließ, jedoch als er von feiner Feinde Geſchoß fih faft fahe gezwungen, bat er ein Jagichifflein bei nacht zu dem Hergogen von Medina Sivoniä ins Läger abfegeln laffen, mit begeren, jpn des Morgens zu entiegen, aber er, der Spaniſche Ad— miral, hat folgendes Morgens dieſen feinen Vice-Admi— ral, vem von Waldes zu entbotten, er folte ven Schatz, fo er auff feinem fchiffe in verwarung hette, unverzüglich bin verichaften vnd verführen Jaflen, wolte er onterftehn ihme zu hülffe zu fommen, welche antwort ven Valdesium hart beweget hat, daß der Herbog des zugeftelten Gelts mehr acht nehme, dann des Schiffes, der Soldaten vnd feines eigenen Freundes heil vnd Wolfart, deßwegen er jhm zur widerantwort zugeſchickt, fo er das gelot höher, als feiner guten Freunde vnnd folder Armada Wolfart fcheste, weil er in euferfter gefahr flunde, wo er jihme nun nicht hülff thete, hette er bei ſich befchloffen, mit die⸗

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fem Schatze bei feinen Feinden jhme wol gunfi zu erwer— ben. As er nun allenthalben vombgeben war, vund ver jammer vberhand name, er au ven Herkogen von Si: donien, welder vnter dem erfien hauffen gezogen, nicht folgen fondte‘, auch von jhme, als er ihn vmb Hülffe er- fuchet, feinen beiftandt erfahren, bat er fich viel lieber in der Englifhen gewalt vnuerlegt, ald mit feim Schiffe vnd feinem Volk in des Meeres vnuerfünliche tieffe Vngnad ergeben wöllen, jedoch hat er zuuor etliche geding ihme zu halten begeret, darauf ihme Draco geantwortet, Es were bie fein ort handelungen zu pflegen , derer er jhme Feine balten föndte, dann er wer nun inn feiner Königin in Engelland dienft, inn vorhaben, jetzo jhr Königreich zu beihügen, derwegen da er fich derfelben ihrer May. nicht alsbald würde ergeben, jo were albereits dag Alleluia ober jhn vnnd die feinigen gefungen, alfo begerte der ge- dacht Spanifhe Admirals Lieutenant den Draco, welchem er fih allein ergeben wolte: welcher Draco, als er etliche von den feinigen in des Feindes Schiffe geſchicket, ift er alfobald hernach gefolget, vnd mit dem von Waldes ge: genwertig gebandelt, welcher, als er lang verzogen vnd in zweifel geftanvden, ob au der Draco jelbft zugegen, ift er endtlich, da er feiner gegenwert vor gewiſſer hoch erfreudt worden, daß er gleichwol in eines berümten dapf- fern Helden Hand vnd gemalt folt gerahten. Bate au feft, jhn mit fampt feinem Schiffe vnd andern vornehmen mit jbine gefangenen Perfonen fobald naher Plymmatha wegführen zu laſſen, Vnder dieſen feind 500 Spaniiche Soldaten vberblieben, vnd hat man bey jhnen 40000. Apo— ftofet Cronen, obne das Silbergefhirr vnd ander föflich geichmeide vnd Schiffraths, weldes etwas grofies wert geweien befunden, vnd werden auß den fürnembfien, fo mit vorbemelten Petro von Waldes gefangen worden, nam: bafftig gemacht Balerius von Salva vnd Aloyfius von Sagus. Auch hat damals ein ander Schiff, als es heff— tig von den Englifchen gedrungen ward, vielleicht durch verwarlofunge daß ihres eigenen Feuers vnd Puluers an: gezündet, groffen fhavden genommen, welches auch gleich- fals etlih von den Englifchen erobert vnd eingenommen

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worden, in welchem auch ein groß gut befunden worden, das ich allhie geſchweige derjhenigen, fo von dem Geſchütz zu grundt gefchoffen, vnnd von den Waflerwellen in grundt geführet worden,

Des folgenden tages, den 22. Julij, als die Spaniſchen jren lauff fortfasten, ebe fie vie Inſel Vectem oberſchiff⸗ ten, meinten die Englischen, fie wurden firads zu der Pfor- ten Sequame fih wenden. Aber die Spanifche Armada bat fih damals eine zeitlang den Englifchen auß den Au— gen en&ogen, welches die Englische ſehr vnluſtig gemacht. Aber vmb. die 9. ftunde des tages haben fie die Spaniſche wider antroffen, welde Armada, weil fie des vorigen ta— ges fehr zerrütt war worden, ebe daß fie fich widerumb famlen fondten, lieff viel zeit fürober, vnd als eins theils faft bemühet, ein groß Schiff, fo fehr zerfchoften ond von dem Fewr faft verzehret war, zu erobern, haben fie es endtlich, als die Spanier nur berfürgebroden, erlangt onnd-eingenommen, in welchem nur 30 Männer ond ein Weib am Leben, aufferhalb verer, fo zum theil verbrandt, ond zum theil die Glieder weggeichoffen geweien, gefunden worden, vnd ift daſſelbe Schiff aus befehlich des Admirals Houart durch ven Hauptman Fleming an das Engliſch Vffer geführt worden, dieweil auch viel köſtliches dinges darinnen geweſen, ift jhme darneben beuolhen worven, ein fonvdere verzeichnuß darüber zu maden, als auch da— mals durch die Engelländifchen befelchhaber ein enger Rhat gehalten worden, gleih vdarauff der Admiral 25. Feine fehiffe, welche dem Feind des Nachts folten nachfpüren, ab- gefertiget, mit befeldb, fo fie guten Windt bekommen, ven Feind fünlih anzufallen, jhme eine forcht dardurch einzu- jagen, auff daß wann ver Morgen anbreche vnd fie alfo zerfiremwet liegen, er fie mit ganger Heeresfrafft angreiffen köndte. Weil aber das Meer gang fill war, ift damals weiters nichts außgerichtet worden, denn daß die vorge: melten 25 Schiffe das Glück die gange außländige Nacht wunvderlichen verfucht, waren auch nur ein Büchſenſchuß von den Spanifhen groſſen Schiffen, jo man Galeaſſen nennet.

Des folgenden tages nun, als die Englifchen mit dem

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Feindt zu treffen beichloffen, bat ſich jederman früh zur Schlacht gerüftet , vnd hat damals ziemlichen der Wind von Morgen ond Mitternacht gewebet, welchen die Spa— niihe den Engliſchen zuuor nad Kriegsvortheil eingenom: men betten, wo die Engliichen jdnen mit Segeln vnd ge- fhwindigfeit nicht weren vorfommen, zur feldigen zeit wa- ren die Englifhe 80 Schiffe ftard, vnd hatten eben damals ver Spanier groffe Schiffe den Wind vor fih gehabt, weldye ver Kauffleut Schiffe, fo bei ven Engliichen gebalten, grof- fen ſchaden gethan beiten, wo nicht der Obrifte Frobifcher, welcher auß der Königin ſchiff, Triumpho genant, beher: gigt dem Feinde widerſtand gethan, vnd jre gröfte Schiffe bette jemmerlichen zerichmettert vnnd zerfchoffen , welche gleihwol die Englifchen von wegen ver höhe nicht wol baben erfteigen fünnen,_vnd feind als vannmaln der Ad— miral Howard vnd der Dberft Franciſcus Draco neben viel andern der Königin ſchiffe, vor an ver fpigen dieſes treffens geweſen, die dem Feinde fehr groffen ſchaden vnd abbruch getban, ond ift diß die herteſt vnd hefftigfte Schlacht gemwefen. Endtlich feindt die Spaniſchen gedrungen wor: den, fih zu Rud zu begeben, vnd von Newes fih zu ver: famlen: Da aud die Englifchen damals nicht an Puluer mangel gehabt, heiten fie gewißlich den Spaniern guter: maſſen angefieget, dann fie onfeglich viel Puluers in offt anlauffender Feinde verſchoſſen, vnd befennen die Spani- ſchen gefangenen felber, daß die Engliihen allzeit fünff fhuß gegen jhren einem gethan haben.

Als nun von der fünfften biß zu ver eilfften ſtunde ge— börtermaffen befftig Geſcharmützelt, wurde vdarauff beider: feits eine ftunde friede gehalten, darunder der Engellän- diſch Armiral die feinigen, fo etwan mangel an Puluer gebabt, mit vleiß verſehen, innzwifchen batten fich auch die Spanische, fo zerfirewet waren, wider verfammiet. Da nun der gedacht Admiral abermals durch der Englifchen Schiffleut geihwindigfeit den Wind den Spaniſchen nad Kriegesvortheil zuuor eingenommen, ift alsbald das tref- fen vnd Scharmüßeln viel faurer dann zuuor wider an— gegangen, vnnd ift damals fehr viel Spaniſch Kriegsvold inn dem ernft geblieben, ba vieibenigen, fo auß Engelland

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gefegelt, haben eine vnzal Zodter Cörper von ten Mör: mwellen hin vnd wider verworffen vnd zerftrewet angetrof: fen. Vnd man belt für gewiß, daß die Spanifchen jhrer alten gewonheit nach ihre Torte Cörper, damit fie nicht geichen wurden, inn das Meer geworffen; jo feind aud viel Ruder vnnd allerlei Scifftafeln von den Meerwogen bin ond wider geführet ond getrieben worden.

Als nun, wie gemeldt, die Englifchen ven Wind wider innhatten, haben fie auff tie Feindt hinein hefftiger dann zuuor gefchoffen, welche von wegen des groſſen Rauds, fo ihnen vonder Augen gangen, die fehöffe beſſer gefület dann gefehen, vnnd bat diefe andere Schlacht mit ſchieſſen ond Donnern wider der Spanier hoffnung big vmb vier Vhr nad Mittage gewehret, onnd feind in werendem die— fem Scharmüßel die Engliſche fchiffe fo hurtig vnd geſchwind bin vnnd her gefegelt, vaß fih die Spanier hoch darüber verwundert, innmaflen die gefangenen felbs befennen, das die Engliihen Schiffe gleich einem Pferde fo geſchwinde bin vnnd wider baldt zur Rechten, baldt zur Linden auf Ten Feind hineingefeßt, vnd von beiden feiten hefftig vn— der fie gefchoften, auch fagen ferner die Spantfchen gefan- gene, daß, fo offt die Englifche Armada auff fie getroffen, ihnen allezeit 2 over 3 Schiffe zu grunte gangen.

Am 24. tag Julij aber, als die Spanifchen jhre gröfte Schiffe wider beffern ond bawen mwolten , feind die Eng— lifhen deffen innen worden, vnd alſobaldt ihre Segel auff: gezogen, damit fie den Feindt erfehleihen vnd vberfallen möchten, aber als fie eine weil geftritten, haben fich die Spanifchen wiverumb verfamlet, vnd ift aus vngeſtümig— feit des Meers vie gelegenheit des ftreitS damals verhin- dert worden, daß veflelben tages weiters nichts daraus erfolget, denn das der Engelländifh Admiral mit Frans ciſco Draco damals ctlihe heilfame Rahtſchlege gehalten, wie die Armada wol gefüret vnd Negieret werten möchte, demnach fih befunden, daß zu einer fo groffen anzal Schif— fen, dero etliche bald ohne ordnung vnd etliche faft ſpadt hernach fommen, mehr Befelchsleut gehörten, vnd daß ein einiger Admiral folche groffe Armada zu führen nicht ver:

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möchte, Derwegen fie dann mehr Obrifien ober die Schiff, welche gehorchten, verorönet.

Darauf fih die Engliichen vereinigen, den Feindt bey nacht anzugreiffen, fofern fie gelegenen Wind ‚haben kön— ten, welcher jnen aber wider ihr Hoffnung zumider geive- fen, vnnd alfo ihre anfchlege zurudgangen.

Folgends tages, den 25. Julij, welcher nach dem alten Calender des Spanifhen Schirmheiligen S. Jacobs fefttag war, als beyde Armada an eine Inſel getrieben worden, haben die Englifhe abermals mit dem Feindt treffen wol- len, Inndem fehen fie 2 Spanifhe Schiffe langfam hin: der fih Herfommen, vnd weil das Meer gank ftill gewe— fen, haben die Englifhen die nechften Heinften ihrer Schiffe verzogen, vnnd alfo mit den geringften auff die 2 groffe getrudt. Da aber die groffe Spanifhe Schiff, fo man Galeaſſen nennet, vnd ihrer Armada gewalt vnd troft ge: weſen, vor Augen gefehen die gefahr, darinnen vorbemelte 2 Schiff flunden, haben fie allen vleis vnd arbeit ange- wendt, fih zu ihnen zu verfügen vnd rettung zu erwei- . fen; da nun folhes die Englifchen vermerdt, feind fie den- felbigen mit der Königin vornembften Schiffen begegnet, onnd dermaſſen auf einandern fo fchrediich geſetzet, ge: fhoflen vnnd gedonnert, daß man nicht anderfi vermeint, es mühe eine Parthey gar vnderliegen, vnd hat diß drei fiunden gewert. In viefem treffen bat fih ver Königin Schiff, Meyblum genent, gang fünlih gewagt, vnd doch nicht mehr fehaden genommen, dann das der Steurmann durch ein Knie von einer Kugel verlegt worven.

Die groffe Spanifche Schiff oder Galeaffen aber haben inn diefem treffen merd£lichen fehaden gelitten, dann dero eins bey einer gansen ftunde ftill gelegen, alſo das fid » fein Menſch darinner vörffen feben laſſen, vnd in dieſem groffen Schiff waren in die 800. herliche ſchöne Pferde vnnd Maulthier, welhe das Geſchütz durch Engellandt zu führen verordnet waren, welcher viel vber Bort gefprun- gen, vnd vom Müdigkeit des ſchwimmes ertrinfen müffen.

In folgender Nacht ift der Herr Eliford, Graff vnd Herr zu Camberlandt, von den Cantianifchen Vffer auff einen Jagſchiff zur Engliihen Armada kommen, ond etli-

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chen vorraht von Puluer und ander Kriegs-Munition, de— rer die Armada bevürfftig, mit fich bracht: Diefer ernſt zu beiden feiten hat eben alsdann fih zugetragen, ale feine hoffnung frieven zu machen mehr vorhanden war, vnd deshalben die Königin ihre Legaten, fo damals in Morino geweien, dur fchreiben abgeforvert, welche als fie gehn Burburgo bey Cales anfommen, alsbald von ven lenno porta inn Engellandt geichifft feindt.

Den 26. Julij it das möhr fo gar fiille geweſen, daß die Engliihe weiters nichts vorgenommen, dann allein - Ihre Schiffe, fo zerftrewet, widerumb verfammelet.

Da aber folgendes tags der Wind von Abendt vnnd Mittag Teife hergewehet, haben fih vie Spaniiche bemü- het, ihre Armada an das Frantzöſiſche geſtad zu bringen, welchen vie Englifhen gemachſam nachgefolgt, doch gegen ihnen nichts Feindtlihs fürgenommen , weil ihre andere Schiffe, jo an dem Eantianiihen Vffer gelegen, noch nicht herbeyfommen waren. In der neundten funden aber des Nachts haben die Spanifchen ihre Ander vor Cales ein- getworffen , der meinung, es wirdt der Wind vnnd des Meers ongeflimigfeit vieleicht die Engliſche Schiff inn jh— ven vortheil und gewalt vbergeben: Die Engliſchen aber feind dem allem zu rechter zeit vorkommen, dann dieſel— bige die gange Nacht vor Ander gelegen, verhoffende vie Spanifchen werden des Morgens weiter Schiffen: Vol— gende Nacht aber feinnt die Schiffe vom Cantianiſchen Dffer zur Englifhen Armada ankommen.

Da nun die Spanifchen , welde das sortheil und den befanieften orht daſelbſt einhetten, als fie ves Morgens fru ihre Wacht mit Trompten abgefürt, haben fie ihre Schiffe mit Blutfahnen vnd andern Vendulis , geweichten Hanern vnd feßen gezieret, vnnd von einander nicht zu weichen hefchloffen, fie hetten dann bülff vom Pringen von Yarma auß Dunderfen voberfommen, war auch nict Menſchlich vnnd müglid, fie von vannen zu treiben wegen der groffen vngeſtümigkeit des Meers, fo omb den langen Damberg wütete ond tobete, darzu auch, weil fie ihr vor: nembfte vnd fterdefte Schiff ver Engliſchen Armada vber: gerichtet hatten, fo Schiffen fie auch zwiſchen ihnen vnd

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dem Vffer immer auff vnnd ab mit ven Galeaffen. Sie baben auch an vemfelben ort ihre Schiffe widerumb mit friſchem Waffer ond Proftandt verfehen, doch haben die Englifchen jhre Segel auffgezogen, vermeintend, die Spa- nifchen, die ihre auch aufziehen würden, da fie aber ver: merdt, daß fich dielelbigen mit nichten von dem ort bege- ben wöllen, haben fie ihre Ander widerumb am bequemb- ften ond beiten ort außgeworften.

Vmb felbige zeit hat der von Parma ein newe Galeen, von vberauß groffen laſt, vnnd 24. Ruderbenden auch mit 2009. Wallonen und Burgundern vnd 50. Stalianern ne= ben andern Kriegsleuten verfehen, von Dunderden abge: fertigt, welche von vngeftümigfeit der Wellen alſo getrie- ben, daß fie neben den Ruderknechten zu grundt gangen. Als nun der Englifhen Armada Obrifter innen worden, daß die Spanischen hülff von dem von Parma gemarte- ten, damit fie alfo gefterdt den Englifchen beſſer zufegen fönnten, Dat er nah gebabtem Rabt volgende nacht die Spanifche Armata von dem ort, da fie gehalten, abzutrei- ben beſchloſſen: Diefes ift auch vmb Mitternacht alfo vol- zogen worden, dann er der geringften Schiffe fieben auß— geföndert, vnd innwendig mit Fewr angezündet, derer Ge: fhüß er mit Eyfern Kugelen geladen, vnd die Rudernde mit Eyfern Haden vnd anglen gerüftet, ond als diefe Schiffe mit Heinen Scifflein fortgetrieben, biß fie darnarh durch gelegene winde dem Feindt ind Lager getricben wor: ten, weldes, als die Spanier erfehen, ift es inen ein fremd Spectadel geweſen, als ob fie Hölliihe Fewrberg feben, vnd haben mit groffem gefchrey einander die Ander abzubawen ermanet, vnd alſo etlihe mit außgefpanten Segeln von dem ort, da fie des von Parma hülffe erwar- tet, nach Dunderden Gefegelt, etlichen aber ift von dem Fewr Seil onnd Segel verprant. Inn welchem geſchwinden onuerfebenen aufflauff fich begeben, daß eins jrer groffen Schiffe, fo fie Galeaffen nennen, mit namen Capitanea, fo vnder des Herren von Moneada Regiment geweien, den erften Segel und DMaftbaum verioren , vnd dergeftalt an ter Caleſer Geftad anlieffe: Welches hernach von den Engliſchen Habs vnnd Guts beraubt worden: Wie dann

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lohannes Nonesius ein ſolchen zuftand an den Guberna= torn zu Ealis begert, daß er fi beiderfeits billich erzeigte, welches er auch zugefagt vnd gehalten. Alfo, daß fie we— der vom Schiffe, fo fie verfolgten, noch vom Geſchütz da— rinnen, wann fie an das Galefifche vffer anfommen, et= was endtwenden folten, das ander aber wolle er dem fie= gen vergonnen.

Derhalben haben die Englifchen ven 27. Zulif frü jre Ander mit groffen freuden auffgehaben , darumb daß fie

den Feind von jeiner Porte over Schiffe hatten auffgeirie

ben. Das groffe Schiff aber, welchs ans Vffer getrieben, grieffen fie an, die andere Schiff waren ohugeferde einer Meile daruon vnd faſt zerfirewet, wann auch einer flunde eber vie Ander weren auffgehaben worden, heiten vie Englifchen etwas nußlichers auff ihrer feiten außgerichtet. Indeß fchieket der Engelländifh Admiral neun over zehen Schiffe ver geringften denen zu hülff, fo mit den Fleinen Schifflein daß gröfte oberifte Schiff, Galeaſſe genant, eins nemen. wolten, auch hat ver Admiral felber fein längft Schiff dahin gefiellet, inn welchem drey over vier Engli- ſchen erſchoſſen, vnd etliche fürneme vom Adel hefftig be= ſchedigt worden, vnder welchen auch geweſen Robert Childe, ein tapffer behertzter junger Heldt, welchen von wegen ſeiner Mannlichkeit ſeinesgleichen Hoffleute den Scander— berg zu nennen pflegten, nach des berümten Georg Caſi— riot, Hertzogen in Albanien zunamen, welcher vorzeiten dem Türcken hat wunderlichen widerſtand vnd abbruch ge— than, dannenher jhne die Türcken gepflegt, den Scander, das iſt Alexaudrum Magnum, zu nennen. Als aber die Winde vnd das Geihüs das gedachte Schiff fehr zerſchmet— tert, vnd innfonverheit fornen groffen ſchaden jhm zuge: fügt hei (dann die Spanifhen lange zeit behertzt wider ftand gethan), feind doch zuletft auff ver Engliihen nad: truck der mehrertheil ind Meer geftürdet, vnd etliche ans Dffer geſchwummen. An diefem ort verfiünde man von den gefangenen, wie Hugo von Moncada, des Königlichen Statthalters in atalaunien Sohn, Obriſter ober vier groffe Neapolitanifche Schiffe, unter welchen dieſes daB gröfte gemwefen, auch wer vmbkommen, wig er dann hers

X. 63

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wach zu Cales begraben worven: bey welchem man etfich Brieffe von feinem Gemal gefchrieben gefunden, daß fie in ermanet, er folte ſich nicht auff den gröften fchiffen wa— gen, fonder vielmehr der kleineſten fich behelffen vnd ver- tramwen, dann diefelbigen fein bericht vnnd geſchwinde we— zen, damit er nicht auff die Steinfiippen vnd Sand ans fiieffe. Es ift au ein fehreiben ann den Hertzogen von Medina Sidvonia gefunden worden, welchs jme von feinem weibe zugeſchickt, in welchen fie jm wünſchet, daß er recht: Schaffen möchte von dem Feinde gedrofchen werden, derent- halben, daß er fi wider die Königin inn Engellandt auff- Yehne, welche jhm fein leides gethan, er würde viel gröffer Ehr vnd Rhum srlangen, fo er wider einen man Friegte.

Wenig zuuor hatte der Herkog von Medina Sivonia den oben ermwönten Aſcolitaniſchen Fürften zu den von Parma geſchickt vnnd jhn ermahnet, daß er mit der zuge: fagten bülffe forteilete, den er des Königes Armada da- bin geführet, da fie auff des Königes meinung von dem son Parma Hülff gewartete. Nun heit der von Parma 300. allerlei Schiffe mit fehr grofien onfoften in Brabandt end Flandern verfertigen laffen vnnd durch artige Graben gegen der Schleuß vnd Dunderden geführet, domit er fi ter ankommenden Spaniſchen Armada geftellen möchte, vnd fie alfo mit gangen Erefften vnd verfamleten bauffen Engelland angreifen vnd einnehmen föndien. Dann fie Durch Reichthumb vnd Närrifhen Menfchlichen gemalt der: maffen verblendet und verlodt waren, daß fie jnen nichts dann gewiffers die gange Inſel allein geiheget onnd zu Leben gelehnet hatten, vnnd fi bevunden Lieffen, gang Engellandt wolten fie auff einen biffen verſchlingen.

Derwegen auff ein zeit, als ein Spantiher Hoffman son dem Herkogen von Medina Sivonia folde fpotred hörte, daß er fehr Vnherriſch vnd Vnkriegsmänniſch fagte, er wolt auff ein früftuf ganges Engellandt verzehren, derſelbig jhme geantwortet, nah ſolchem früfud wurde Die Mittagmalzeit gang vnd gar verderbt feim, welches der Hertzog domals für ein ſchertz bingehn laſſen.

Ferner bat die Königin in Engellandt fiebengig Schiffe, eber welche Herr Henri von Semaur Obrifter geweſen,

für die Pforten in Flandern ruden laften, venen die Hol— länder vnd Seheländer fünffgig gerüfteter Schiffe zugege- ben, die alfo der Pforten in Flandern wargenommen, daß fih der von Parma auß feinem Haffen nicht bege- ben, viel weniger den andern zu hülffe fommen vorften, Seiteinmal die Pforten aliv eng geſchloſſen, daß. nuhr cin Schiff nah dem andern dardurch gehen können.

Bnverdes aber etliche geringe Schiff mit den Spani- fhen gröften Schiffen ſtritten vnd fempffen (darinn dann viel Geſchütz geweſen, welches fammt dem Sgiffe in des &Gordiani Gubernateris zu Cales gewalt gebradt wor— ten), haben die Engliihen darinnen viel Siübergefirr vnnd fiaattlichen Borraht gefunden, auch viel Leibeigene arfangene angetroffen, welche fie wider frey ledig vnd loß laſſen. Darauff hat der Engellänvifch Admiral Howard, fampt den Graffen von Lomberland, vnd dem. Freyherrn Stroßfeld, feiner Schwefter fohn, SJtem Thoma Doward, des letſten Dergogs von Nordvolck fohn, Deinrih von Seemaur, des Hergogs von Sommerfceit john, vnnd an- dern Rittermeffigen leuten, Nemlich Wilhelm Wintern, Robert Sanct Well, Johann Borrefio ond oben befchrie- benem Martin Biider, Edward Hoppi, Joann Hocofing, end anderen bebergten jungen vom Adel begleitet, Die Spanifchen troglihen angegriffen: Welche ſchlacht von Morgen 6. biß auff ven Abend vmb 6. Vhr mit verbit- terten Hergen gehalten ward. Die Spanier haben jhnen au behertzt wiverfiandt gethan, under welchen etliche viel. gefangen inn Engelland vnnd Seeland geführet worden, haben alio erfahren, daß viel leichter Engelland von dem. Romiſchen Pabſt dem König in Hifpanien mit. worten tönne zugefagt, denn mit Schwerdt erobert vnd eingenom: men werden, vnd daß es viel fierder von Dergen. onnd in. die fäuft geht, wann man für das Batterland fireit, als wann man allein auß hochmut onnd geiß ein fremb— des Land vnbefügt anfället.

In diefem num fteotswerenden ftreit vieles tags haben wir vor gan gewiß erfahren, daß die Englifhe inn des Feinds Armada mit dem groben Gefhüg mehr dann: 10000. ſchuſſe gethan. Daß eben eins tags. zuuor ver

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fur& bieuor benante Ritter Wilhelm Winter, Lott vnnd u vom nechften Vffer ven Mungelven hatten zuge> ührt.

Inn diefem Scharmützel haben ſich dreizehen Holländer geringer Condition, ſo inn einem Spaniſchen Schiff gewe— fen, als fie von ihrem Obriſten härter, dann ſichs wol gebürt, tractiert worden, vnden in ein Hein Schifflein ge- laffen und Segel von jhren Hembdern gemacht, vnd feinzt dergeftalt durch Texel inn das Mitternächtiſch Holland ge: ſchifft vnd onuerleßt da anfommen. Die Engliſchen, fo inn diefem treffen geweſen, haben fich vnder anvderm hoch verwundert, daß fie der Feinden zwey groffe Schiffe, ſo auff eine halbe Meile drey oder vier flunde von den ans vern Schiffen geweſen, vnd darzu befftig zerichmettert vnnd zerbroden, nicht erobern, noch verfenden, noch dahin brin- gen fönnen, daß fie die Fahne am Segel nivergelaffen beiten: Welches dann auch hernach des andern tags hart bey Blandburg, dahin fie des Meers vngeftüm getrieben, von Petro Dußa, einem vom Adel vnd Obriften in Hol- land, als fie fich nit weiter beſchützen fönnen, erobert vnd in Seeland geführt worden, vnd hat eins vnder dieſen groffen Schiffen von Diuo Mattheo feinen Namen befom- men, haltend 750. Laft, ober welches gefeßt war ver vor- neme Diego Piemontellus, führer des Sicilianiſchen Hee— res vnd des Marggraften Serenellif Bruder, feines alters 29. jahr, welder mit 40. Cartaunen, derer er acht ins Meer geworfen, vnd 477. Solvaten vnd Schiffleuten fi) hatte außgerüftet. Das andere Schiff, fo Philips, zweif— felsohn feinem Spanjfchen König nach gedeiffen , ift von 800. Laft geweſen, welchem Franciſcus Toledo vorgeſtan— ven, vnd fich darinnen von 546. Solvaten nur 140 ge— fangen, die andern alle erſchoſſen oder erſeufft worden, welche Schiffe zu Rama Kinſa in Ancker gelegt worden, deren eins 800 Tonnen Spaniſchen Wein in ſich gehabt, vnd als fie im außtruncken deſſelben verſtürtzt waren, vnd das Waſſer, fo durch vie Riß vnd Runfen eingefloi- fen, nit auß dem ovndern theil des Schiffes geleitet wor= ven, ift Wein vnnd Schiff mit einander zu grundt gan: gen. Damals fein) zu den hieuornen benanten gefange-

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sen Spantihen Herrn auch under andern in Holland ge: fangen geführt worden, Der vornehme Derr Aloykius von Vergus, des Diego Piemontelli Lieutenant, Joannes von Balefco, des Graffen zu Eeruelliae fobn, Martinus Da: vellaeus, der Schiff auß Sicilien Dbrifter vnd Francifcus Manuquefiug, ein fürnemer Hauptman.

Folgendg den 29. Julij haben die Engelländer aber: mals mit dem Feindt getroffen, vnd die Spaniſche Ar: mada derinaflen befcherigt, daß ihrer viel des Nachts vn— Dergangen.

Nachgebenden 30. tag baben vie Spanier zwen auß iren aröften Schiffen von fih gelaſſen, welden das Eng: liche Schiff, die hoffnung genant, fampt etlichen andern Kauffmansichiffen (wann viel Kauffleut auch ihre Schiffe mit diefer Armada ziehen laffen) vnd einem Jageſchiff nach: gefolget, Vnd als fie zu dem einen fich genahet, haben fie befunden, daß es gerifien, wie inngleichen zwifchen den vbrigen Spaniern ein befftiger ftreit vorgangen, dann ale fie fih auff manung nit ergeben wollen, haben fie fi vonder einandern felbft erwürget, auß welchen gleichwol die Englifchen ihrer acht befommen , vnd die Weyber, fo an den feinen Schiffen hiengen, abgeriſſen vnd im Meer verfauffen laffen.

Bber das feind die Englifhen noch eins andern Schiffs anfichtig worden, das die Hifpanier gleichergeftallt verlaf- fen, welches vie fordere Maftbaum fampt den Segelen verloren gehabt, Diefen ift ein Rennſchiff nachgefolget vnnd ihm die andere Segel allzumal abgeriffen, wird ohne zweiffel die nachfolgende nacht zu grund gangen fein. So feind auch viel andere Spaniſche Schiff inn ven vo— rigen befchehenen treffen dermaſſen durchs geichüße ver: derbet worden, das fie nicht lange haben fegeln fönnen. Jun fumma auß den 126. Schiffen feind nad dieſem tref: fen faum 100. vberbliben, daher von nöhten fein will, Das ihrer hernacher eine groffe anzahl, fo durchs geſchütz verderbet, oder fonft vndäuglich gemadt, over entwehrt worden, nahmals zu fcheittern. gangen.

Den letſten Zulif vnd erften Augufti ift die Hifpanifche Armada vor der Mofe vbergelauffen, vnnd haben die Hi-

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fpanifchen vmb dieſelbige gegene etlihe Schiff, fo fie zu ihrer vertbädigung nit lenger gebrauchen können, hinweg flieifen laſſen.

Dieweil fih aber die Hollenver beforgten, es würde tie Hiſpaniſche Armada Terel oder Bliland vberfallen vnd einnemmen, vnd denen auß Doll: vnd Frißland darauf ihre Commertion abftrifen, daher fie bewogen worden, zur gegenſchantz auff 50. Kriegßſchiff folche zu befchügen, an. diefelbe örter zu legen, auch alle vnd jede gemerd vnd zeichen, das man fih vor den Felfen hüten möchte, abge: ſchafft, damit die Difpanifchen entweder auff dem Sand fiten bleiben over deſto eher einen Schiffbruch erleiden möchten.

Als aber den Spanniern des von Parma Volk nicht zu bit kommen, vnd die Spanifih Flut je lenger je mehr wegen fterdfe des Sudweſtwinds naher Mitternacht oder ver Nortfee getriben worden, baben fie ihren lauff auff die Orcadiſchen Inſeln, fo Hinder Schotten gelegen, ge: richtet.

Nachdem aber die Englifhen der Spannifchen Armada nachgefolget vnd fichs anfehen ließ, fie wurden fie gar auffreiben, ift wegen plößlichen mangels der Prouiand ein groſſe noht inn den Englifhen Schiffen entſtanden, alfo das, wie vie Hifpannifche Armada durch den Mitternäd: tigen Wind nach den Orcadibus getrieben, fie vie Eng: fifche gezwungen worden, fih nach den Englifchen Vffern widerumb zu begeben. Alleine ein Hiſpanniſche Galeen, darin fein Kriegsvoldf gewefen, fo dur den Wind von ver Spannifchen Armada verfihlagen vnnd auff dem Sand bei Vlilandia figen bliben, iſt hernach von den Inwoh— nern in Frießland an das Vffer gezogen worden.

Als aber die Hifpanier vor den Orcadifchen Inſeln für: über gezogen, haben die Inwohner im Königreih Schot— ten fi mitten ins Land begeben, vnnd der Schottiiche König alsbald bei verluft leibes vnd lebens Evicta auf: geben laſſen, das man ver Hifpaniichen Armada, fo der Prouiand halben fehr betrenat, nichts zuführen, noch zu— kommen laſſen folten, onnd hat darneben die Königin zu Engelland vmb hülff angerufen, welchen dann Heinrich

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von Hafting zu Huttingdon, Oberſter, vnnd des Engel- lands gegen Nort vnnd zu Eborach Landfogt mit 36000. Engellenvern zu hülff fommen.

Als aber die Hifpanier täglich viel auf jren Schiffen gemüßt (dann als fie vor Hetland vorüber geſchifft, bat- ten fie nicht mehr als achtzig Schiff auß allen ihren Schif⸗ fen) da haben fie vielmehr gedacht, wie fie widerumb zu Haus kommen, dann wie fie vas Königreih Schotten vberfallen möchten. Inſonderheit aber als fie vernommen, das der anfıhlag vnnd Berrhäterey auf Schotten gang vnd gar zu nähet, vnnd ver Graff von Machtswellen, fampt den andern feinen Adherenten verfolget worden.

Hierüber dann fih meniglich verwundern, vnnd muß billich nicht verihwigen bleiben, das aus der Englifchen Armada nit ein einiges Schiff, groß over Hein, in fo vielen vnd manchem treffen, weder zu grund gangen noch gefangen worden, auch vber 100. Perfonen auß der gan- gen Armada nicht vmbkommen, da doch hergegen die Span— nifhe Armada groffen fchaden gelitten, vnnd von tag zu tag geringert worden, dann die Spannifhe Armada den 3. 4. 3. Augufi ein groffen Sturm vnnd Fortun gehabt, Alſo daß fie vie gröfte Stud zu erleichterung der Schiff außwerffen müflen. Was aber ven ſchaden, fo die Span— nifche Armada wol erlitten haben möchte, betreffen thut, als viel man von den Gefangenen vernommen, fo fan diejelbe nit wol geringer als auff 10000. Mann geachtet werden, dann wann man die gefangene vnnd zu grund gangene Schiff mit dem Catalogo vnd verzeichnus, wel hen der König auß Hifpanien felbft in trud verfertigen laſſen (darinn fowol das Kriegsvolf als der Schiffer an- zal in specie vermeldet) conferiren will, fo wirdt man gewißlich ermelte zahl finden: daß ich noch derfelbigen ge= ſchweige, fo die Veftileng auf den Schiffen hinweg ge- nommen.

Der ſchatz, den fie mit ſich geführt, wie die gefangene vermeldet, ift in fünf Schiffe getheilet geweien, hat fich auf vreymal hundert taufent Eronen erftredt, ein theil deſſelben ſchatzes ift im Hauptidhiff, darinne der Spanifche Admiral geweien, geführt worden, das ander theil inn

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dem nechſten Hauptichiff nach diefem, welches den 22. Ju— lij vom Drafen ift gefangen worden.

Das dritte theil im dritten Schiff, Paſſadora genant. Das vierdte inn dem Schiff Centunoual genant, weldes bey Cales son den Englischen hinweg geführt: worden, end das fünfte vnd letfte in S. Martini Schiff, welches letfie Schiff, ob es zu grundt geichoften, oder aber mit den vbrigen Schiffen wider inn Difpanien fommen, kön— nen die newlichft gefangene nicht eigentlich willen.

Vnder allen andern ſchiffen aber, fo fie verloren, be: Hagen fie fonderlih ein Bifcayich ſchiff, vnd fagen alle einhelliglih, daß diefe Armada den Könige, ohne die Pro- fiandt vnd Victualien, in die 12. taufend Ducaten zu vnderhalten teglich geftanden.

Snngleihem fol auch nicht verihwigen werden, das im anfang des Junij der König zu Difpanien vier Rhenn— fir, nachdem die Bifcaynifhe Schiffe abgelauffen, abge: fertiget, damit er wiſſen fündte, was vnnd wie es der Armada gienge, welche, nachdem fie hin vnnd wider durd ven Wind getrieben vnnd geichlagen, alio daß der Obrifte Rahtloß worden, vnd fih vernehmen laſſen, man folte jme ans Vffer helffen, es fofte aub was es wolle, va: rauf jme einer auf feinen gefangenen, aus Engellandt bürtig, mit Namen Guijus genant, zugefprocen, er folte nicht zweiffeln, er mwolte in vnd die andern Galleen wol zu landt bringen, fofern er jbne fampt nod etlichen an— dern feinen Gefellen, fo gute vnnd erfahrne ſchiffleut wer ren, auß ven Ketten loß machen wolte. Der OÖbrifter, als er in ver gefahr war, hat dem Engellänvder ein fol- ches bewilliget, welcher denen, fo inn ven. ober Benden waren, befohln,, fie folten hinunder inn die vnder bende fieigen. Als nun der DObrifte gefehen, daß das Schiff was beffer fortgangen, hat er des Engellänvders fürfichtigfeit oelobt, ift inn fein fchlafffammer vnd aufs Schiff zur Ruhe gangen, vnd die Thüre hinder fich zugezogen, wel- chem der gedacht Guijus, als er fih zuuor mit feinem Gefellen verglichen, hernacher die Keel abgeftochen, vnd nah begangener That die andern, fo in die Eyien ge: fhlagen gewefen, erlediget vnd auff freyen Fuß geftelt, das

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ander Rhennſchiff zu grund geſcheſſen, vnnd das dritte gefangen genommen, das vierdte aber ſoll daruon kom— men ſein, auß dieſen vieren ſeind derer zwey zu Roſchel— len vnuerletzt ankommen, do dann ermelter Guijus von dem König von Nauarra ehrlich begabet, vnnd von dan— nen zur Königin in Engelland widerumb geſchickt worven. Offt ermelte Königin hat ven 20. Augufti jbre Armada jampt jhrem Admiral Howard aufs newe außgeicidt, was aber diefelbe außgerichtet, ift noch vnbewuſt.

Was vie 40000. aufferlefener Mann anlangt, dauon darcben anzeigung geichehen, hat biß auff heutige zeit diefelbige die Königin noch teglich bey Tylburien inn der Eſſexiſchen Prouintz, do fie ihre Läger geichlagen vnder— halten, vnd vermeint man, diefelbigen fo Tange zu befol- den, biß man vernemme, was des Königes zu Difpanien ferners vornemen fein werde,

Im anfang Augufti feind 10, Jeſuiter, welde vom Pabft in Engelland geſandt worden, fib den Engliſchen liftiglich zu infinuiren, zum Todt vervammet; als fie zur Waphlftatt gefüret, feind auß jnen acht gebendt, die ans dern zwen wiverumb zuruf inn vie Gefengnus geführt worden. Gleich ortheil ift ober vier vom Adel, fo ermelte Jeſuiter auff: vnd eingenommen, ergangen, man ift aber mit ver Erecution noch nicht verfahren.

Kur zunor hat die Königin Jacobum Kroftium, von welchem troben ermwehnung . gefchehen, den vie Königin ven letſten Februarii mit den andern jhren Gefandten na= ber Flandern der Pacification halben abgefertigt, weil er feine jme anbefohlene Legation vbel verricht onnd in ba fen verdacht kommen, verklagt, vnnd in das Gefengnug, Flectiana genant, geworffen worden. Diß ift der aufgang einer fo groften vnnd mechtigen Armada, wiewol man noch zur zeit nichts gemwiftes haben fan, was für Schiffe wivderumb in Difpanien möchten ankommen fein: Dem- nach furglich ein geichrey aufgebrochen, wie die den 20. Auguſti außgeſchickt Engelläntifh Armada, darıton auch fur biefornen meldung geicheben, wiverumb dem pberigen Reſt von der Spanifhen Armada folle ernftlich nachge: fegt, ond fie als von langer Reid vnnd vngeſtümen Wet:

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= abgemattet, in groſſen verluft vnd jchaden gebracht haben.

Gott verleihe Gnate, daß wir auß dem nun hie oben erzehltem geübten feinem Gericht ine deſt beſſer lehrnen erfennen, als ver vnverfebens vurd die Shwachheit mech— tig fei, vnd wann der Hochmut am befftigften truget, das er die Demütigen, fo bey jm zuflucht fuchen, am frefftig- fen ſchützet, vnd derwegen bey heutigen gefährlich verän- terlichen zuftänden vefto mehr vnd veſter glaubiges ver trawen auff jhn ſetzen.

Außzug von der Depoſition, Verjehung vnd ant— wort des zu Haage in Holland gefangenen Ober— ſten, Herren Diego von Pimantello, auff die jhm von der Staten Commiſſarien vorgehaltene Frag— ſtuck: darauß viel ſonderbare ſachen von der Spaniſchen Armada zu uernemmen.

1. Sagt Diego von Pimantello, er fei geboren von Baillevoiyt, fei des Marggraffen von Tanera Bruder, vnd von der Mutter her dem Vicere, oder Königlichen Statt: balter in Sicilien, dem Graffen von Miranda, nahe ver: want, vnnd fonften mehrtheils fürnemer Herrn inn Hiſpa— nien mit Sipſchafft vnd Verwandifchafft zugetban. Sci auch ein Ritter des Orders von S. Jacob, vnnd fei vn— gefährlich auff zwen jahr, nachdem er manchen Kriegsbe: feich versehen, daß ihm fein König die Cauſade, over die Ordenskleidung auff vertröftung einer flattlihen Commens datori hab gegeben.

2. Sagt, er fei in difem zug Generalfriegs: Commilfa= rius des Reifigen zeugs auß Sicilien, vnd Dberfter ober 600 Spür Reuter, auch neben vier andern ein Maerftro def Campo , oder Feldoberfter georpnet geweien, hab Monat: lichs zu beſoldung 200. Ducaten, on feinen vortheil ge: habt. Hab in feinem Schiff drei Fänlein gehabt, deren Hauptleut er, vnnd Dom Martino Dauales, vnd Capi— tano Marcife gewefen,, in feim Schiff, fo S. Mattheus gcheiffen, hab er auch bei fich gehabt drei Engellänver, fo

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lang in Spanien gewont, deren auch einer Wilhelm Braun genant, fih in Spanien ftattlich verhenrahtet het: Deß— gleichen weren auch bei jhm in dem Schiff noch zwen Nitter von S. Jacob gutes Adels, ald Dom Rodericho von Biutero, vnd Ludwig von Vannegas gewefen, welche er damals, als er von den Engellänvdern betrangt wor— ven, zu dem Derogen von Medina Sidonia vmb hülff geihiekt, aber freien nicht wirer fommen. Der Dom Jo: ban von Belafto, des Graffen von Eirnela fohn, fei vmb furgweil willen auch mit jhne gezogen, deßgleichen des Admirals auß Arragonien Baftart, auch Dom Johan von Toledo, Ludwig von Bergas, Diego von Corduba, Zur: wig von Perez, vnd N. von Camuriv: teren dann die vier letften mit jhm num gefangen feien.

3. Sagt, die Armada, als fie im Monat Maio im Fluß bei Lißbona fih auffgehalten, fei fie fchon damals 145. Schiff ſtarck geweſen, darunder 110. gar groß vnnd zum Krieg vberauß dienftlih, die ander aber, fo geringer, mit Bold vnd allerlei Prouifion beladen waren. Vnter ge= melten Schiffen waren auch vier Galenffen oder der größ— ten Hauptſchiff, auff deren einem waren 400. vnnd der andern jedem 300. Splvaten. Eilff Schöne Galleonen hat auch der König auß vem Hafen auß Portugal zu diefer Armada laſſen führen, auch were er felber in einer kom— men, die wol nicht die gröfte, aber die ftärdft geweſen. Auch wer die Guardy der Indianifchen’ Flut, fo 19. Sal: - leonen von andelofia ftard, under dem Hauffen. Deßglei: chen 20, Schiff von Leuante oder Sonnenauffgang, als die Ftaltanifhen, Benetianifchen, Arragonifhen vnd Ca— talaunifchen, teren Dberfter Petrus von Waldes, fampt noch einem, fo ihm vnbekant. Item 12. Biſcainiſch ſchiff. Stem 20. Hulden. Sagt auch, daß noch vier Gallen bei ihnen weren gewefen, deren jede mit 24. Bruden be: fest, vnd dieſe ferien bald erfimals, ehe man Engelland anfichtig ward, durch ein ſturmwetter verloren worden: Er halt alles Volck auff den ſchiffen inn die 34000. Per: fonen ftard, darunder 26000. Tautere Spanifche Soldaten, onnd 4000. Spieffer, auch 4000. Mufcetierer waren. Auch wer in ven ſchiffen ein groſſer vorraht von Spieffen, danu

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fie zur zeit der Not gedachten, anftatt der Büchſen ſich Geſchwaderweiß im auffegen mit Spieffen zu belffen. Er bielt, auff der gangen Armada weren 2600. ftud grobes Metallens geſchützes. Sagt, nahdem fie genglih nad En: gelland abgefahren, fei jhnen fein Schiff dahinden blieben, dann dasjhenig, darinn jhre Apoted, Wundartzney vnd Medicament geweſen. Sein ſchiff Hab auch nie fein ſon— der Not gelitten, dann zweimal, erſtlich damals, als er bald im erſten treffen ihrem Admiral zu hülff wöln kom— men, ſei jhm der ein Hauptman, oben benant Marckgraff, ſampt etlichen Soldaten erſchoſſen vnd verletzt worden: wiewol fie inn demſelbigen Scharmützel auch ein Engel: ländiſch ſchiff angeſteckt gehabt, welches aber bald gelöſcht worden. Nachgehends aber hab er den gröſten ftrauß bei Calles außgeftanven, als die Engelländer durch jhr Fewr— ver der angezindten vnnd mit Ketten zufammen gefaß: ton, vnd inn fie abgelaffene brennende fchiff eine trennung vnter fie bradten: Dann des andern tags griffen fie hart auf fie an, darunder dann fein fehiff der nechften eins zu widerftand gemweien. Als es aber dermaflen etlihmal durch⸗ ſchoſſen worden, daß es ſehr waſſer gefangen vnnd in ſorgen grundgangs geſtanden, hab er ſeinen fürnemſten Wachtmeiſter zu dem Admiral oder Generaloberften vmb hülff geſchickt, vnnd als vie Not noch mehr zunemmen wollen, die zwen hie beuor benanten Ritter auch nad ge: fit, noch ernftlicher anzuhalten, fei aber fein hülff er: folgt, ohn allein vaß man jnen mit dem Gefhüß zeichen geben, nadzufolgen, dann die Armada getrungen gewejen, forzuruden. Es fei jhm aber nachzufeßen vnmöglich gewefen, dieweil das einlauffend Waffer alfo vberhand ge nommen, daß der Segel fein krafft mehr gehabt. Derme- gen er bedacht worden, allgemacd fort zu ruden, vnd vmb Dunkirchen vmbzuſehen, ob er vom Herßogen von Parma möcht hülff befommen: Aber der Piloten oder Shhiffleut war feiner der Landtsart daſelbſt erfaren, ſchwebten alfo berumb in der jrr, Es lieſſen fih wol vil Fiicher von Slüffingen vnnd andern Orten her in der See fehen, wel: ven fie Fewrzeichen gaben, zu inen zu nahern, aber fie faben wol, daß viefelbigen zuruckwichen: darauß fie wol

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abnemen, daß fie bei des Feinds Land hielten: damals merdt er auch, taß er nur fünff Haffter Waſſer mehr heit, vnd das Schiff 4. tieff gienge.

Sagt aub, daß nad dieſen Fiicherfchiften ein andere fie angetroffen, welches fie gebetten, jhnen einen Hafen, ver dem König zuftendig, zu weifen, hab er fie auff New— porten zugewieſen, als auch der Fifcher ein weil vor jb- nen ber gefahren, hab er, der gefangen Oberſt, jm cın gufden Ketten von 200. Ducaten gezeigt vnd zu geben verheiffen,, wo er fie recht weilen werde, zu mehr ficher: beit aber fei er dem Fiſcher fehr angelegen, daß er zu ihnen in jhr ſchiff auffſteigen wölle, welches er doch nicht bei ihm erhalten fönnen, darauß er abgenommen, daß es nicht recht zugehn werde. Gleihwol habe ver Fiſcher gez gen Abends, als es windftill geweien, zu einem gejagt, fie folten nur diefe Nacht fiher am Ander ligen, dann fie fieben Eaffter Waſſer heiten, er wolte diefe Nacht fer: ner dem Fiſch nachſetzen, vnd Morgens fru wiverumb zu ihnen fommen ond fie fortweilen. Aber er ſei außblie- ben: darüber fie wargenommen, daB am erften drei ſchiff, vnd hernach bald widerumb zwei fih gegen jhnen beige: laffen, deren eins einen weiffen Fanen außgefiredt, hab er ein andern dargegen in Freundtſchafft meinung auß— ftefen laffen, vermeinend, daß es Freund weren. Darauf weren etliche in einem Nachen zu jhnen gefahren, vnd fie angefordert, ſich zu ergeben, aber ſchlechten beſcheid em- pfangen, ſonder alsbald zu beiden theilen aufeinander inn alle Macht Ioßgebrent, zuletit ſei nicht allein das ſchiff vbel vnnd ohn auffentdalt zerichofen, ſonder auch mehr— theils ſeins Bolds erihoiten worden, alfo daß er ſich, in mafen nun zu fehen, ergeben müſſen.

Sagt aud, daß dieſe werende zeit durch fünffsig Manu beharrlich vnd ohn aufhören an den Sciffpumpen weren geftanden tag vnd Nacht, das Waſſer im ſchiff außzuſchö— pffen, het ſich aber darmit kaum erwehren mögen.

Sagt, er het in feinem abfahren 38. groſſer ſtuck Büch— fen gehabt, feivher aber hab er veren ſieben over acht in das Meer geworfien: So wer wol aud ein groffer vor raht von Puluer vorhanden, aber es wer naß worvenz

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Dißgleichen viel Reif, Erbfen, geräucht Fleiſch, Hammen, cin, Del vnd frifh füß Waſſer, daruon fein Diſpenſie— rer vnd Kelfermeifter werden willen beſcheid zu geben. Bon anvern faben weiter befragt, fagt , von des Her— Kogen von Parma Rüftung hab er allein fo viel verftan- ten, daß cr 33000. Mann foll beifammen haben, darun— ter 4000: Spanier vnd 2000. Reifiger fein follen: dann der König ſich befliffen, daß ver groft hauffen von eitel Spaniern fei: vnd gewißlih, were auch auff einmal ein. foicher Hauffen Spanier mit over ohn ein König nod ein folche groſſe anzahl hohes Standsperſonen nie beifam: men gemwefen.

Sagt, fie haben mit den Engeländern nicht. zur Hand— order Schlacht fommen können, dieweil jhener Schiff ſehr leicht waren, vnd vier oder fünffmal wenden mochten, eber fie einmal: Im fall aber fie zu ſtreichen folten kom— men fein, beiten fie ionen ven Sieg für gewiß gefcheget, ſeiteinmal die Spaniſchen ſchiff die Engelländiſchen vmb ein groſſes vberhöhen, vnnd eins derſelbigen wol mächtig genug iſt, vier oder fünff Engelländiſche ſchiff in grund zu richten vnd auffzureiben.

Zudem weren jhre Schiff von Holtze fünff ſpannen dick, alſo daß kein groſſe Kugel, die nicht gar nahe ge— ſchoſſen wird, mag hindurchtringen. Dann vnder 200. Kugeln, ſo auff ſein ſchiff geſchoſſen worden, weren nicht vber 20. durchgebrochen: vnnd oben her wer es auch für ein Muſcet verſehen geweſen.

Sagt, es wer nicht ohn, fie weren darumb auff weg vorhanden, daß Königreich Eugelland einzunemmen, vnd hetten ſich nicht fo faft darauff verlaſſen, daß ihnen wol bewußt gewefen, wie ein groſſe anzahl Catholiſcher Rö— mifcher Ehriften noch inn Engelland weren, ſo jhnen het— ten behülfflich ſein mögen, als vielmehr ſich jhrer Macht getröſtet, dann ſie in die 50000. Mann getraweten in Engelland außzuſetzen, welche ſtarck genug geweſen, die weichen, zarterzogene, leckerhaffte vnnd Weibiſche Engel: länder einzutreiben, oder mit der weil durch allerhand ſchmachheit, verdrüßlichkeit, auffſatz vnd vnmuß fie anßzu— matten, in betrachtung, daß. die Spanier. vnverdroſſent

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wadere Kriegslent weren, denen feine Kriegsarbeit, Hun— ‚ger, Durft vnd vngemach zu ſchaffen gebe.

Sagt von dem Hertzog von Parma, demnach verfelbig in die 100. Schiff vnnd 40000. Deann beieinander aehabt, fo hetten fie jhnen nie einbilden fönnen, daß verielb nicht folte vermöcht haben zu ihnen zu fioflen: dann ſeins ver- meinends, wann er allein mit feinen Muſcetenſchützen ein: mal fich beraußgelaffen vnd den Feinden zu fehaften hette geben, het er inzwifchen verfelbigen auffhaltung , forter in die See ruden, vnd alfo beiverfeits ftärder werden können.

Sagt von handlung des Fritens, daß derfelbig ſchwer— lich ſich anftoffen werde, dieweil der Krieg mit fonderm wolbedacht, langwiriger vorbereitung vnd ernftlihen Bor: fag vnd Nachtruck vom König von Difpanien fei fürge- nommen, damit er Damalen eins der groffen bemühung und vnkoſtens, wegen vnauffhörlicher erhaltung ver gewal- tigen Armada zu befehirmung der Indianiſchen Flut, vber— baben werde. Dann wo wolt feim König diß zu gedulden fein, daß der Drach mit drei over vieren Iofen verfaulten Shiffen vnnachläſſig in die Spanifchen, Portugaliſchen vnd Snfulanifhen Port oder Hafen, auch fonften ſtätt end örter folt einfallen, diefelbigen infeftieren vnnd feines grfallens berauben, Plündern vnnd verderben, vnd die Gewerb gegen Indien hindern? Rahtfamer ift jhm, ein- mal mit diefer Armada das Engelland zu vberziehen, wer ter Järlichs mit Rüftung einer newen Armada jederzeit kefümmert zu fein. Vnnd im fall fhon deſſen Armada für dißmaln nichts eigentlihs außrichten folte, könt er doch mit verfelbigen auff fünfftigen früling die fah mit einem frifchen ernft anfangen. Was die vberige Depo- fition vnd außfagung des gefangenen belanget, wird vie felbige zweiffeldon zukünfftig weitläuffiger außfommen:: derwegen wir es für nunmal bei dieſem wollen laſſen be wenden.

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Berzeihnuß desibenigen, was mit der Spaniſchen Armada feit dem ſechßten Augufti, nachdem die— jelbige bei Calais getrennet vnnd in die flucht gebracht worden, ſich ferners babe zugetragen,

Vmb den 7. tag des Monats Augufti diefes Tauffenden 88. Jars, als der Engelländiſch Groß-Admiral, Herr’ Earl Howard, aus dem berhümpten Fürftlihen Hauß der Her: Kogen von Nordwolck bürtig, von der Nachjag vnnd ver- folgung der Hilpaniichen Armada, welcher er biß in die fünf vnd fünfftzig Gradus gegen Nord nachgeſetzt gehabt, wegen vongelegenheit des Gewitters widerumb von feiner flut vmbkehren müſſen, da bat gedachte Hiſpaniſche Armada forter jhren lauff argen den äuſſerſten Landſchafften vnd euden des Königreihs Nordwegen, oder gegen den Orca— diſchen Inſeln, fo vber Schotten hinauß gelegen, vnd von dannen nah Occident auß getrungener nobt genommen. Gleichwol war damals bei vielen die vermuthung, vnange: feben, wie weit diefe Hifpanifhe Armada auch wer ver: ichlagen, daß fie dod, warn fie in Norpwegen zu Maft: bäumen wiverumb fommen folten (feiteinmal fie an den— felbigen in dem Engelländifhen treffen zwifchen Calais vnd Engelland groſſen verluft hatten gelitten) alsvann wi: der vmbkeren, onnd entweder auff Irland oder Engelland etwas vnderſtehn würden. Aber es hat ver forgem nicht gedörfft, dieweil der Hergog von Parma jhnen diefes orts feine bandbietung mehr thun Fonte, in anfehung, ob er wol viel Bolds vnd Schiff beifamen het, gleichwol niet erfahrene vnd dieſer Landart Seekündige Regierer vnnd führer derſelbigen genug hatte, dann jhm auch die wenige, die er hatte, in mittelem ernſt vnd gröſter noth entlauf: fen ſeind.

Der König von Schotten, alsbald er vernommen, das die Spanier hinder oder neben ſeinem Königreich her ſich erzeigten, hat gleich in allen orten vnnd enden des Mörs anſtoſſen ernſtlichen befelch gethan, nicht zu geftatten, ſonder mit aller macht zu verweren, daß die Spanier an keinen orten anlenden oder außſteigen mögen, vnnd hinge—

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gen den Engelländern im fall ihres anlendens alle beför= derung zu erzeigen.

Gegen dem Hergogen von Parma, oder den Niderlän— dern zu, war befielt Herr Heinrich Seemur, des Hergogen von Sommerfet Sohn, mit feinen Schiffen, damit er auff diefen ort acht gebe, ob etwas von gemeldtem von Parına wolt entwedder gegen Engelland over Seeland fürgenom= men werden. Dann von wegen Seeland wol etwas zu beiorgen fiund, inndes man gegen tem einem theil ver Spanifhen Macht bemühet war.

Nicht lang hernach, als man widerumb gefangene Spa: nier von andern orten gehn Lunden bracht, worden vief Burger vngedultig, daß man diefelbigen nicht alsbald hin— richtet, Dieweil ein geſchrey außfommen, wie die Spanier alle fürneme Herren des Engellands, vermög ihrer ver— zeichnuffen, vorgehabt außzupilgen, vnnd jhre Länder vnd güter vonder fich zu theifen, Wie dann aud fie, die Spa- nier, folde Herrn fein mit Namen zu nennen, vnnd dar— bei fih außzuthun vnd zu rhümen mußten, wie fie einen jeven vom Adel mit einem fondern fchmählihen Tod vor— hetien binzurichten, deßgleichen vie Herrlichfien vnnd Ave: lichſten Frawenbilder zu aller Schandgeiler vnzucht auf:

zuſtellen, die Reicheſten Häuſer vnnd gewerb der fürnemb— ſten Kauffleut zu Lunden, die mit jhren Namen einregi— friert waren, zur außbeut den Hauptleuten einzuraumen, das gemeyn Bold durch ein vnzahl ſtrick vnd firäng, die fie in jren Schiffen ballenweiß eingepadt, mitgeführt, hin— zuwürgen, vnnd welches einer euſſerſter Sclauitet vnnd Viehiſcher vnderjochung anzeigung war durch beſondere mitzeichen gegrabene Brandeiſen, alles vberige volck, vnd inſonderheit die Kinder vnder fieben Jahren, wie eine an— dere Viechherde zu zeichnen. Auf daß man nur darbei zu ewigen zeiten daran erfente, daß vis Reich eines mit) dem Schwerd bejiwungen vnd vnderworffen Land were.

Diefem des von ongedult erregten Bolds auffftand er lichermaſſen zu wehren, hat mam die in den vorgeloffenen- treffen fighafft erlangte Paner vnd Fänlein herumbgetras: gen, vnnd nachgehends auff die Pruck zu Lunven auffge-. ſteckt, vnd das Volck darbei erinnert, wie ein jolche ſchmach

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dem Spanifihen gemalt varumb geſchehe, dieweil fie da: rauff getroßt haben , deßhalben dann fie die Einwohner defto mehr gegen dem Ewigen Siegberren Chriſto mit Tob vnd danckſagung ſich zu erzeigen beiten, dieweil der Sieg obn einige jhre fräffte wer zugangen, vnd fortan etwann fie Gott vie Ehr würden geben, ferneren Sieg betten zu gewarten. Dann daß nunmals in Flandern ein pneinige feit wer entftanden, daß zwifchen den Spaniern ein Mi: verftand ſich erbaben, das ander Kriegsvold inn einem vn— willen fich getrennet vnnd verloffen, ver Hergog von Parma dur verreigung des Königs auß Hifpanien Baſtards, inn verachtung fommet, vnnd daß des gedachten Hertzogen Schiffmateloten verlieffen, das were alles nicht Menſchli— sber anordnung, fonvdern vielmehr Göttlicher ſchickung zu: aufchreiben. Diefes vnnd anders pfleget man aud dem Volck in den Previgen vorzufagen vnd zu verfünden.

Sp nun diefe Hiſpaniſche Schiffmacht durch das vnge— witter hinder die Inſulen, Orcades genant, vmb den er: fien Augufti ongefahrlich geichlagen worden, biß an ven 60. grad gegen Mitnacht, inn ein folche Landfchafft, "deren Die jungen Spanifchen Herrlein gar nicht gewohnet, die niemalg innen worden, was es für ein ding ſey vmb Sturm vnnd fortun auf dem Mör, auch nichts wiſſen zu fagen von dem rhawen falten luft im Augftmonat. Wel— ches vrſach geweſen, das vmb dieſe Septentrionalifchen Inſulen jhre Ruderknechten vnnd Soldaten hauffenweiß dahin ſtarben, deſſen jhre Leichnam, fo an dag Land ge trieben worden, genugfame zeugnuß geben.

Zwengig oder mehr tag hernacer, als fie dieſe zeit in groſſem kummer elenvdiglich zugebract, vnd verlangten wi- der nader bauß vmbzuferen, haben fie gegen Süd Oſtweſt mit vollen Segeln abgefegelt, ver meyaung, Dilpanien zu erreichen. Aber der Allmäctig Gott, welder ven hoch— muth biß inn die onderfte Hölle verfolget, bat alſo vnge— ftüme vnd den hochmut diefer fo groſſen onnd graufamen Armaden gang twiderwertige Wind erwedt, daß fie eswere in Tieb oder leid, inn vdiefes hohe Mör gegen Dueft inn Irrland verfieubert worden, vnnd fo groffe anzal Schiff inn den Mörklippen vnnd Sandboden au den Bffer des

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Irrlands, an vielen Morgen vnnd Mitnähtigen orten auf fünffsig Meil wege von einander: Dann etliche vnder-, etliche zu trümmern gangen, vnd etlich auff das Geftad getrieben worden. Wie dann bei dem Mitternächtigen Irr— land nacher Schettland zwiſchen den zweien Waſſern Loug— foile vnd Loughfouilly neune geiehen worden, Die auff das Siffer getrieben vnd mehrtheils zufchmettert geweien, vnnd die. Spanier genothtträngt worden, auszufteigen, ond Hilft zu betilen vnder den wilden. Barbariihen Irrländern.

An einem andern ort in einer Steinflippen, genannt Galbeggy, zehen meilen von dannen gegen dem Südoueſt, wurden auch drey groſſer Schiff wider die Felſen getriben. An eim andern ort, genant der Borreis gegen Mittag, vngefahrlich ſechs meylen von Gallouey nah Mitternacht, dem Graffen von Ormend angebörig, ift auch eines aus ten fürnemfien vnnd gröften Schiffen, von taufent läften vnnd mit 50 gegoßner grober gefchüg, vnd fonft 4 groi= fer ftuf wol veriehen, onvergangen, vnnd zugleih alle, fo viel darinnen geweien, ertrunden, aufgenommen ſech— schen, welche, nachdem fie geftafieret, das anichen haben, taß fie fürneme Leut- feien, vnnd deßhalben auffgebept worden.

Serners fo feind gegen Mittag zwey oder drey andere: Schiff zu grund gangen, 15 Meylen vber dem Bifer Tho— mond ‚gegen Mitternacht dem Waller Shenin zu, vnder welchen eines von den Spaniern ſelbs verbrendt vnd auff ven Sand gerudiz Das ander was von S. Sebaftiano genent, in welchem dreyhundert Perſonen geweſen, alle zugleich ertrunden, ohne ſechtzig. Das drit, mit allem was tarinn, ift in- ein ort, genant Brefan, verworfen worden. An einem andern ort, fürdem Schloß Herrn Tirlogh Obri- nes, ift auch ein groß Schiff verlohren worden, weldes man vermeint eine Galeaſſe geweſen fein. Bnnd ift Die fer hieuor bemelter verluft nach dem berict, den man von vielerley orten auß Irrland gethan, geſchehen von. dem fünfften biß an den zebenden Septembris, dermaflen, daß. alles wol außgerechnet, von dem 21. Julij, da das Spa= niſche Kriegsvold anfenglich- onnd zum erftenmahl von Den,

Engelländern gefhlagen, an,. biß auff den 10. Septembris,

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welches bei den 7 wuchen fein, vnnd mehr, wol abzunems men, daß gedachte Schiffmacht weder einigen guien Tag noch gute Nacht gehabt.

Was belanget die vberblibene Schiffe von der Armada, bat man ihre viel geiehen hin vnd wider zerftrewet an dern Srrländiihen Vffer, alfo von dem Wind verfioflen, dad wol zu vermuten, fie werden Hiſpaniam nit mehr jehen, dann fie außgemärglet vnd entblöfet an Prouiand vnd Ruderknechten, wie etliche unter ihrer Geſellſchafft, fo oberblieben und zu Land fommen feind, darüber jämmer: lihe klag führen, ond die fachen noch Härer an tag zu geben, hat man folgende Specificierte verzeichnuß deſto mehr in achtung zu nemmen.

Denn Sambftags den 7. Septembris hat fih das Schiff, welches inn gefahr geftanden, einen bruch zu leiden, auff vem Sand zu Troil von 40 oder 50 Täften, felbs ergeben, darinnen 24 Perſonen geweſen vnder anderm zwen des Ducs Hofviener, vnd zwen feiner Zungen.

Zinftags den 10. Derembris ift ein Spebfchiff, wie man darfür heit, durch diefe Armada außgeichieft worven, welche Herr Wilhelm Herbert fagt vndergangen fein.

Eben veffelbigen tags ift am anlauff zu Bleßkeis bei Smerewid, allda die Spanier durch) den Herrn Gray er: legt jeın worden, ein groß Schiff vntergangen, genandt vnſer liebe Fraw von der Roſen, von taufent läſten, da— rinnen der Pring von Ajeule, des Königs Baftard, Dom Petro, Dom Diego vnnd Dom Francifeo, mit fiben an- dern flattlichen vom Adel feiner Hofjundherrn ertrunden. Da ift auch Michel Dauendo, ein ſehr wohlerfahrner Mann auf der See, auff dem Plab blieben, welcher ein Oberfter in gedachtem Schiff gewefen, Billa Franca von ©. Seba— flian Hauptmann darüber, vıd Matuta, Hauptmann ober das Fußvold, fo darinn geweien, Hauptmann Suvareg, ein Vortugalefer, Garrionero Lopeche von der Bega, Mon- tenefe, vnd einer, genannt Franciſcus Caftelliani, alle, Be— felchsleut, mehr Johann Riſe ond Frans Noch, beive Irr— Ienver, mit etwann 500 Perfonen, vonder. welchen noch Jun: dert vom Adel, aber nicht fo namhafft wie die hie vor- bemeldte. Vnd ift von diefer anzahl nicht mehr als ein

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einiger daruon kommen, welcher von Genua geweien, mit Kamen Jean Antonio de Monona, ein Sohn des Patro— nen in diefem Schiff.

Eben ven zinßtag bat der Leutenant des Gubernators son Münfter zeitung befommen, dag an dem Bifer bei Thomond zwei groffer Schiff zu feheittern gangen, vnd da= rinn bei 700 Menſchen erfäufft, vber die 150, die gefäng- ih angenommen worden.

Es ift auch Fundt durch einen Brieff, welchen man an Stephan Weiß von Limmorid geichrieben ven 12. Septemb- ris, das vmb eben denſelben Zindtag ein grofles Schiff von 900 Läften ift auff den Sand zu Ballicrabihy getriben worden, darauß 13 vom Adel gefangen worden, die an- dern, welcher nach bei 400 feind, haben vnterftanden, fich etwas zu erwehren.

Er Schreibt gleichsfalls noch von einem andern, weldes in die Inſel Clere in Irriſe geworffen worden, vnd das 73 Menfchen varauß ombfommen vnd erfrunden.

Ferners fo fchreibet er, Daß eben zur felbigen zeit ein anders groffes Schiff in Tireawley verſchlagen worden, darauß drei groffe Herren, ein Biſchoff vnd ein Münd, neben 69 andern Perfonen durch Wilhelm Boord von Ardemie gefangen, aller der Reſt erichlagen oder erfeufft worden, von denen ein Galloglaffe, welches auff ihr ſprach fo viel geredt ift, als ein Srrländifcher Halbarvierer, Ach— gig mit feiner Streitart erlegt.

Mitwohs den eilfften gemeldtes Monats September, als ſiben Schiff, welde in dem fluß Shenan gehalten, ab- gefeglet, haben fie ein groffes Schiff von jhrer flut, mit Fewr angelegt, welches zum wenigften von taufent lüften geweien,

Es ift auch zeitung fommen durch ven Leutenant vom Cord, das vergangen 17. Septembris zwey andere groſſe Schiff von diefer Flut feind verlohren worden, gegen dem Vffer bei Connaught.

Der Admiral, genant Johan Martin von Ficalde, iſt in den Golff zu Bleskeis kommen mit einem groſſen Schiff vnd einer Barchen vngefahrlich den 6. Septembris, vnnd halte daſelbſt noch zur zeit mit einem andern Schiff von

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400 fäften und einem Weidling, waferr fie nicht durch das groſſe ongewitter, welches den 17. vnd 18, dieſes Monats geweien, zerfirewet worden. Dann folgende gelegenheit bette es mit dem Admiral, da er anfame, Sein fhiff war hin end wider an 14 oder 15 örtern geöffnet, ond ver kleinſte Mat dermaſſen gefchätigt, daß er nicht dorffte mit vollen Segeln fahren. Es feind nicht mehr als 60 Schiff: leut darinnen, vnnd dieſelbige fo vbel zugericht, daß etliche Onder ihnen durch Krandheit gang vnnd gar zerfchlagen, die vberigen aber fo ſchwach, daß fie onvermöglich zu ei— niger rechten arbeit, vnd vergehet fein tag, daß nit 5 oder 6 von dem hauffen vber vas Schiff hinab geſchickt werten.

Folgen etliher Spanifher Gefangenen Exami- nationes , Befragungen vnd Depositiones, oder befantnuffen vnd vergichten,

Sean Antonio von Monona, ein Staliäner, Franecifet von Monena, des Patronen Sohn, im Schiff genannt Sancta Maria von ver Roſen, fo taufent läſt geführet, vnd in den Golff Dlesfey geworffen worden.

As gedachter von Monona ven eilftten Septembrig für- geftelt und befragt ward, fagt er, das er vnd die vberige von dem Kriegsvolck die Engelländifche flut (wie ers dar: für hielte) heiten gegen dem Vffer Schottenlands gelaffen, onnd daß vazumal jhnen von ihrer vollfommenen Armada albereit8 mangelten vier Galleen, fiben groffer ſchiff, vnd des Admiral: oder Hauptichiff unter den höchſten Galleaffen, onnd daß ſowol im fireit als durch frandheit zum wenig: ſten 8000. Mann abgangen gewefen. Daß er nicht: wifte, wo der Hergog von Medina Sidvonia geblieben, fonver von der zeit an 13 Tag auff ver See gegen Mitternacht ombgefahren, vnd nichts als Himmel und Waffer gefehen, dernhalben fein ort wife zu nennen. : Aber demnach fie dur die Fortun zertheilt, habe ter Hertzog fein Zug a!- lezeit auff hohem Meer gehalten, fie, als die zu Land be— gert, haben fih gegen dem Meerbafen ver Infel Eiere fort gelaften, wie auch andere viel ſchiff mehr (ſeines erachtens

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bei vierbigen) getban haben, mit dem Her&ogen aber feind 25 ſchiff hinweckgefahren.

Daß er hie ankommen, demnach er Schottenland vmb— fahren, vnnd halte darfür, es ſeye der Hertzog von Me— dina nunmehr nit weit von Spanien, daß des Hertzogs fürhaben geweſen, als er den Ancker bei Calais niederge— laſſen, in Flandern zu ſchiffen, vnnd das er aber wegen des widerwertigen Winds vnd ſeuche des Waſſers mit ſei— nen groſſen ſchiffen nicht können lenden.

Vber obgemelte Schiff wiß er fich auch zu befinnen, daß zwey andere zu trümmern gangen am Schottiſchen Vffer, durch den ſchaden, welchen fie von dem Geſchütz des Engelländiſchen Kriegsbeers erlitten, das eine, genant S. Mattheus, von 500 Jäften, darinnen 450 Mann ertrunden, das ander ihiff war aus Bißfay von dem Namen ©. Se: baftians, führte 400 lüften, darinnen auch 350 Mann ombs leben fommen.

Vnd fo viel belangt das ſchiff, darinnen er gewefen, mit Namen Sainete Marie de fa Rofe, von 1000 läften, fo find von 500 Mann, fo darinnen geweien, nicht mehr als er alleinig daruon fommen, von den fürnembfien deſ— felbigen feind ertrunden nachfolgende:

Der Pring von Afcule, des Königs von Hifpanien Ba: flard, Hauptmann Matuta, Hauptmann Conuale, Portu: gallefer, Lopeho de la Vega auß Gaftilien, Guarioneto aus Kaftilien, Montanefe aus Caftilien, Billa Franca von S. Sebafian, Dauptmann in gedachtem ſchiff, der Gene: ral = DOberfter ober die gange flut von Guipousque, mit namen Dom Michel d’oquende, mit noch 20 Rittern, die fie Aduenturiers, oder Abentheurfucher heiffen, weil fie auff ihren zaum vnd luſts halben mitgezogen.

Sagt auch, daß jr Armada grofien abgang an friſchem Waſſer gehabt, vnd als man ferners nachgeforſchet, was für vorrhat an Wein vnd anderer notturfft in dem ſchiff, welches bei Calais angefahren. were, ſagt er, daß fünfftzig groffer gegoſſener ſtuck darinn geweien, lauter grofie Feld: ftud, ober noch 25 andere lud, fo. wol gegoſſen als von Eyien geſchlagen, ſo in ihr Ihiff gehörten. Das auch noch darinnen weren 30 fäſſer voll gutes Spaniſchen Weing,

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an filber in Mün& 15000 Ducaten, vnd an gelt gleich fo viel, aber viel ein gröffer fha an gewand vnd gul— din geſchirr.

Sagt zum befchluß, daß der Duc von Medine befelch geihan, daB die gange flut fich folte bei Eronia verfamlen, vnd daß bei Teibsftraff Feiner da außtretten folte, biß auff weitern befcheid.

Depoſition vnd Kundtſchafft Emanuels von Fre— moſa, eines Portugaleſers, den 12. Septembris Anno 1588.

Sagt, daß er in dem ſchiff, ſo genant worden S. Jo— hann vom Port aus Portugal, von eilffhundert läſten, ankommen, inn welchem ward Dom Jean Martin von Ricalde, der gantzen flut Admiral, zwar vnder dem Dur, velcher General-Oberſter vber die gantze Armada, da: rinnen, als ſie erſtlich außgezogen, waren 800 Soldaten, mehr 60 Schiffleut auß Portugal, vnnd 40 auß Biskap, war dieſes das gröſte von der gantzen Armada.

Es waren als vnd als, wie er ſagt, da ſie außſegelten, 135 Segel, vnd vnter dieſer zahl waren 4 Galleoten, 4 Galeen, vnnd 9 Schiff, welche mit Prouiand beladen. Sie feind von Eronia abgezogen 14 tag nah Johannis, wie fie es aufgerechnet.

Sagt, das fie dem Duc de Parme zugefchidt worden, daß er fie möchte wider Engelland brauden, wann «8 jh: nen am beften zu fein dunden würde.

Bngefährlih 8 tag, darnad fie abgefeglet von Eronia, fagt er, ſey jhr gantze flut zu Lizard ankommen, welches ein Hafen des Lands Cornubien over fornewal ift.

Sagt auch, daß in derfelben gegend der General = Oberft die Segel niedergelaffen,, vnd die gange Naht alio her: nider behalten, vnnd daß fie folgends tages frü, alsbald fie die Engelländiſche flut gefchen, die Segel eilends wiver aufgezogen.

Sagt, daß fie zuvor bericht eingenommen, ed were die Engelländiſche flut in Plymunt vnd Dartmunt.

Sagt ferners, daß das erfte treffen zwiichen den fluten

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ſich anfenglich erbaben gegen Mittnacht - Weft bei Lizard, vnd daß im felbigen fireit auß jbrem Shift 25 Perſonen darauff gangen.

Sagt aub, dag dannoch ein Schladht geſchehen vier oder fünf tag lang, jmmer am geftaden fort., vnnd daß dazumal das ſchiff, varinn er geweien, widerumb 25 Mann verlobren, was auß den andern geihlagen worden, fond er nicht jagen, aber zwey groſſer fehiff feien im ftich bii- ben, in welder einem Dom Pedro gewefen, dad ander fey durchs Fewr verzehret.

Sie haben ven Ander geworffen bei Calais, der mey: nung, dafelbft auff den Duc de Parma zu warten, da fie durch etliche angezündte fchiff von den Engellänvdern getrun— gen worden , die Ander abzuhawen vnnd auffzubreden, dermaflen, daß jedem ſchiff dazumahl zwen Ander dahin: den blieben.

Solgends tags bat fih die ſchlacht erhebt vmb die 8. oh: ren früezeit, welche 8 ganger ftunden gewehret, inn dem Canal gegen Mittnacht, da die Engelländer die Spanier allzeit vor fih in der flucht gehapt: vergeftalt, daß fie fih hetten fortgewagt, vnnd den Spaniern neber zugerudt, haben fie einen folchen fchreden in dem General: Oberfter gefpüret, daß (ſeins erachtens) er bald die gang Armada vbergeben.

Sagt, daß in der Schlabt die Spanier eine Gallen verlohren,, welche fey bei Calais auff das geftad gerent, vnnd zwo Galleonen von Lißbone, dem König angehörig, ein fohiff auß Bisfay von 4 oder 500 Jäften ift va aud ondergangen , mehr noch ein anders. Nach beichebener Schlacht Hat ver General die Armada widerumb beſichti— get, onnd befunden, das noch bei 120 fegel von dem gan— gen hauffen überig, wie man vns die zeitung bracht. Aber feim augenmaß nach fey er nicht mehr als bei 85 anſich— tig worden, wo vie vberigen hinkommen, feye jhm vn— bewußt.

Sagt mehr, daß inn dem ftreit drey grofier Venedifcher fchiff inn gefahr geftanden, daß fie folten verfinden, Die: weil fie hart verlegt vnnd an vielen orten durchlöchert waren, aber dazumahl durch die Zimmerleut erhalten wor:

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den vnnd, wie er verftanden, dieweil fie das Waſſer nicht halten würden, nach Flandern geichifft; wie es darmit er- gangen, fünne er nicht fagen.

Vnd thut noch mehr. hinzu, daß fie durch etliche von ven Englifchen flut, vngefahrlich fünff tagnad der Schlacht, dermaſſen ombgetrieben worten gegen Mitternacht, daß fie das Land gar auß dem geficht verlohren, aber, wie ihn bevdundt, jo fey e$ gegen dem Mittnächtigen Schottenland geweſen.

Sagt auch, daß etwan vber vier tag hernach, als vie Engellänter fie verlaffen , alle, fo von der Armada noch sberig (ebnaefahrlihben bei hundert vnd zwentzig fegeln, wie gemeldt) inn ein Inſel kommen, wie ihn gedunckt gegen Mittnächtigem Schottenland, da fie nicht lang ſtill gehalten, aud fein einige erquidung gebapt, inn den ori da hat der General = DOverfter alle ſchiff zuſammen beſchei— den vnnd befoblen, fo viel ihnen Menſchlich vnnd möglich, auff daß beiveft inn den nächften Hafen, entweders Hiſpa— nien oder Portugals fich verfügen, wegen der groſſen noht darein fie gerhaten, dur) mangel Prouiants vnnd ante: rem, jagen, daß fie fich veito Lieverlicher verforget, dieweil fie fich mehr vnnd groffer Hülff zu vem Duc de Parma verjehen. Entlich fo hendet er auch das daran, das täg— lich vier oder fünff in dem fehiff, darinnen er geweſen, hunger vnd durft geftorben, vnangeſehen, daß daffelbig am beiten Proniandirt geweſen, welches er daher weiß, das man auß den andern bei diefem vmb hülff vnnd mitthei⸗ lung angeſucht.

Nach dieſem, ſagt er, ſeie die gantze flut zehen tag lang allezeit in einem Strom nach Hiſpanien auff das beit jh— nen immer möglich geweſen, fortgefahren. Nach der hand fo ſeien fie (nunmehr vor etlich vnnd zwentzig tagen) zer: firewet vnnd zertrennei worden Durch ein groß Fortun, welche geweret von vieren an zu Abend biß an den an— dern Tag vmb zehen vhren morgens, dur welches For: tun ond Sturmmwetter der Admiral mit: 27 Segeln hin: weckkommen, vnder welchen cin Galleafen gewefen mit 28 roderbänden auff jeder ſeiten, wo das ander volck alles blieben, ſey jhm onbewußt.

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Sagt auch, dag vor zehen tagen fie rin anders gro Wetter gehabt mit einem diden finftern Nebel, dardurch fie wiverumb von einander gejagt, dermaſſen, daß von den 27 fchiffen nicht mehr an vas Vffer bei Dingle Cusbe fommen, als das Armiralifch Hauptſchiff, vnd ein anders -von 409, vnd ein Feines Schiff von 40 läften, wo die vbe— rigen von den obgedachten 27 Scgeln hinfommen, wiß er nicht, als vaß eine groffe Holden von 400 fäften auß gro'- fem mangel einiger hilff fey auff den ſtaden gefahren, zwen— Big meylen von Dingle Cushe, wiffe nit, wer Haurt— man darinnen gewefen : fagt aber, daß in ver Apmirale, oder dem Dauptichiff, als vnd ale nicht mehr dann 500 Perfonen feien, onter welchen 25 Bisfayer vnnd 40 Por- tugalefer alle Schiffleut, onnd ift der Gubernator ſampt einem von den Patronen darinnen Sehr ſchwach.

Mehr Sagt er, es ligen darirnen achtzig Solvaten vnnd 20 Schiffleut gar frand, vnd fterben alle tag daruon hin— weg: die vberigen, wie er fagt, fein gang außgemergelt, der Hauptmann felbs gar troftloß vnd ſchwach, fagt, das es mit 54 gegoffener ſtuck verfehen fey, ond bei 80 Eent: ner Puluer noch im vorrhat.

Sagt, vaß wegen der vngeftümigfeit des Oftwindg fie fo nahe an das Vffer geftoffen, ehe fie deilen wahrgenom: men, daB jhnen gar nicht mehr möglich gewefen, vmbzu— feren vnnd hinderſich zu ziehen.

Es fey ins Admirals ſchiff gar wenig Wein, wentger Brot, onnd gar Fein Waſſer, ald das fie mit aus Spanien bracht haben, welches grewlich ftindend : was antrifft das Fleiſch vnnd andere Speiß, können fie es wegen groffen durfts nicht nieſſen.

Sp viel ibm bewußt, fagt er, daß niemands von der Armada zu Land fommen, biß dazumal, da fie am dieſes Dffer zu Dingle Eushe fommen: haben auch werer Wat: fer, Speifen orer einige labfal gehabt feit ver zeit her fie die Engelländer verlaffen.

Sagt, daß vazumahl , als fie vor Calais gelegen, ein Rennſchiff unter jhre Flut fommen fey von dem Duc ve Parme, ver fie verftendigen laffen, daß er nicht fönne vor Freytags fertig werten. Aber wegen der Schlacht, welche

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fie gegen den Engelländern verlohren, Fondten fie nicht fo lang allda verharren.

Sagt, daß des Admirals gänglich fürhaben, mit näd: fiem glüdlihen Wind widernmb nad Hifpanien zu fahren, vnd daß es ein gemeine fag fey vonder den Soldaten, da ibn onfer Herr Gott dißmahl widerumb heim verhülffe, wolten fie andermahl der Engelländer wol mieffig gehn.

Bnter den fürnembften, fo in dem Hauptfchiff fein, nen- net er Dom Jean de lina, ein Spanifchen Befelchshaber vber die Soldaten, fo im ſchiff feind, Dom bomes, ein Spanier, auch ein Hauptmann, Dom Sebaftian, ein Edel- mann aus Portugal, der für fich felbs war, ein Staliani: fcher Marggraffe, der auch auff eigenem zaum mitzoge, vnnd noch ein Adelsperſon auß Portugal, fo ihm unbe: fant, fagt aber, daß diſes die fürnembften onter ihnen feien, vnd fragen weiſſe Freußer auff jhren Heivern.

Es feind in gedachten Schiff auch mehr fehlechtere vom Adel, vnnd alles Kriegsvold, fo darinnen, waren lauter Spanier, fo feind auch in kleinen Barque oder Weidling, welches fie mit jbn führen, bei 25 Mann, aber wie viel in der Holden feien, die auch darmit ift, könne er nicht wiſſen.

Er halte darfür, daß der Hertzog von Medina widerumb nach Spanien geſchifft ſey, dieweil er zwölff meil wegs weiter vorhinauß geweſen gegen morgen, als der Admi— ral, da fie den erſten Sturm vnd vngewitter erlitten.

Sagt, dad die groſſe Gallion, geſchicket durch den Her— tzog von Floreng, niemahls mehr gefehen fey worden feit der Schlacht bei Talais, vnd daß dieibenigen, fo in den Galeaſſen gewefen, hefftig durch die Engelländer geſchädi— get worden.

Außfag vnd Devyofition Emanuels Franeifeo, den 12. Septembris Anno 1588,

Emanuel Francifco , ein Portugalefer, fagt vnder an: dern, wie der bievor verbörte,, daß biß auff die Schlacht vor Galais ein Galeaffe auff den Sand bei Calais getri- ben worden, vnd daß zwo von nes Königs Gallionen, eine

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genannt S. Philips, welche 800 läſten führen möchte, one die andere, S. Mattheus, auch von 800 läften, mit einem Ihiff aus Bisfay, ohngefahrlih von 500 läſten, vnnd ein aus Gaftilien, etwann von 400, feien vndergangen, da— rumb daß etlihe Männer, fo inn diefe ſchiff gehörten, da— vauß genommen, vnd in des Admirals Schiff, in dem er geweien, gezogen worden.

Nach vollendeter Schlacht, fagt er, das die zeitung kom— men, wie noch von dem Spanifchen hauffen 120 Segel vberig feien, die hefftig verlegt, onnd vaß des Admiral ſchiff durch ſchieſſen hefftig zerſchmettert vnnd geöffnet wor: den, zu allem auch ein ſchutz inn den Maſt entpfangen, ond das beſchläg oder Rüſtung des fordern theils gar ge— ſchendet, bekennen, daß fie ſich der Engelländer hefftig be— forgten, auch förchteten, fie möchten jhnen nachiegen.

Bon wegen obgemeldten fchußes ift der Maft gedachtes ſchiffs ſo ſchwach, das er nicht gegen einigem vngewitter beſtehn mag, auch nicht ſolche ſegel ertragen, wie er fonft wol thun könte. Antreffend die andere Artidel, fo ftimpt er durchauß mit dem vberigen vberein, außgenommen, daß er werer geliehen noch. hören fagen von einer Prinaflen oder Rennfchiff, welches vom Duc de Parma fommen fey, onnd weiß ſich nicht zu befinnen, daß er nach dem erfien ongewitter bei dem Dberfien ſchiff zwensig andere geſehen habe. Das aber, jagt er, ſey Die gemeine rede vnder allen geweſen, welche in oben fein ſchiff waren, daß fie Lieber zu Grab getragen fein wolten, ehe dann noch ein fahrt in Engelland wagen, mit vermeldung, das alle vie erfah: renſte, die in dem jchiff feien, fish nicht mehr behalten kön— nen, vnd da fie nur eine kleine zeit des orig, da fie fein, ſtill ligen müffen, halte er varfür, daß fie müflen zu grund gehn. Was ihn belanget, da es zu feiner Wahl finde, wolte er nicht widerumb in Bortugall fih wünſchen, vamit er nicht noch einmahl zu folder Reis gezwungen würde.

Johann de Eonido vonLefit in Bisfay, ein Schiff: mann, den 12. Septembris Anno 1588.

Johann de Conido von Lekit aus Bisfay, ein Schiff⸗ mann, jagt, daß er inn des Admirals ſchiff geweien, da

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er Die gange Armade vberichlagen nach beſchehenem treffen ber Calais, vnd das nicht mehr von dem gangen Spani- ſchen hauffen, als 110 over 112 ſchiff vbergeblieben. ‚Sagt au, daß inn eine von den Galeaffen vor fünffgehen ta— gen allbereits Wafler geloffen, weldes er vermeyne jhr wiverfahren fein an dem Mittnächtigen Vffer dieſer Inſel, er glaube auch nicht, das zwengig fegel bei dem Admiral jeien gewefen, der erften Fortun, welde vor 30 tagen erftanden.

Sagt, daß der Herkog von Medina Sivonia außtruden: lich befelch ergebn laſſen, daß feiner, an welchen ort es auch were, außfteigen folte, e8 geſchehe dann durch fein geheiß. Bekennet, daß ver bauff, welcder von der letſten Schlacht vberbliben, vbel zugericht feie, vnd viel ſchiff vn— zäblig voll Löcher, jhre feiler durch das geſchütz zeriprengt: end verwuft, in den andern Puncten vergleicht er fih in allem mit dem vorigen Deponenten. Sagt ferner, daß, nachdem die Engellänvdifche flut fey verloffen, fie alle Roß vnud Maultdier ins Mor geftürget haben, damit fie jhr Waiter behalten möchten, weldes man ihnen mit etlichen: Holden, die darzu geordnet waren, nachgeführet.

Das ander Eramen oder außforichung Job. An— toni de Monona, eines Schiffmanng von Genua, den 15. Septembris Anno 1588.

Sagt, daß fein Vatter vnd er neben andern feien gehn Lißbona fommen in einem Schiff von Genua vor einjahr, va fie auß Königlihem gebott in ein Schiff: gezwungen worden, weldes vngefährlid von 400 läften ward. Sagt, daß demnach fein Vatter zum Patronen georpnet worden in dem fchiff, genant Nostre Dame de la Rose, von 1000: Yaften, dem König angehörig. Daß ver Prince von. Afeule, des Königs Baftardt, mit des Hertzog von Merina gefell- Ibafft in einem Schiff anfommen, welches genennet ward die Gallion von S. Martin, vnd taufendt Läſt ertragen mocdte. Aber daß dieſer Pring zu Calais, als fih vie Englifche Flutt herbey machete, außgeftigen ſey, alfo daß vor feiner widerkunfft der Hergog gezwungen worden, Die

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Ender abzuhawen, und auff zu fein, weiches ein vrſach gewefen, daß der Pring nicht mehr in fein Schifffommen, fondern in das treiten müſſen, welches genant wird vnſer lieb fraw zur Roſen: dahin dann zualeih mit jhme kom— men Dom Pedro, Dom Franciſco, Dom Diege, ond fie ben andere hohe Adelsperfonen, welche dem Pringen nad: tratten. Sagt, daß der Hauptmann viefes Schiffs gewe- fen fey Billa Franca von ©. Sebaftian, vnnd Matuta, Hauptmann vber dem Fußvold in diefem Schiff: in wel- chem auch waren Hauptman Sumwares, ein Portugalefer, vnd Garrionero, ein Caftilianifcher Hauptman, Lepocho de la vega, aud ein Gaftilianifcher Hauptmann, Yauptman Montaneffe, ein Gaftilianer, Hauptmann Franeifeo, ein Gaftifianer, ond Michel Oquendo, welcher Obrifter dieſes ſchiffs geweſen. Es war mehr drinnen ein. Haupfmann aus Irrland, mit namen Johann Rieß, ohngefährlich 30 jahr alt, vnd ein ander Irrländer, genannt Frank Felß. Der Printz war feines alters 28 Jaren. Sagt, daß au darinnen mehr vom Adel gewefen, die auß jrem freyen willen vnd luſts halben gezogen , die fie Aduentrier, da— rumb daß fie etwas begerten zu verfuchen, nennen theten, aber nit fo von anfehnlihem herfommen, wie die obbe- nente. Es feind, wie vor gefeßt, in diefem Schiff bei 700 Mann gewefen als vnd als, da man anfänglich auff: gerogen, aber da es zu grundt gangen, find nicht vber 300 mehr darinnen gewefen, die andern alle entweders in ver Schlacht, oder aber durch kranckheit auffgangen.

Er fagt, daß dieſes Schiff viermahl durchlöchert wor: den, Und daß ein fhuß zwifchen Wind ond Waffer eg ge— troffen, welches ihnen groffe forcht einjagt, es möcht vn— tergeben, infonderheit da der gröfte theil von den Seylern dur die ſchütz zerfprengt.

Diefes fchiff ift in dem Bufen von Bleßkeiß an Felien gefahren nechft verfchienen Zinftag vmb mittag anderthalb meyl weit vom Land, da alfe diejenigen, welche im fehiff geweien,, darmit zu grundt gangen, er allein ausgenom: men, welcher auff zwey oder drei brettern, fo daruon ab=. gefprungen waren, außgefhwummen. Die Evelleubt vn: derftunden fih wol durch ein Rachen zu erretten, aber

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ver ward fo feft angebunden, daß fie ihn nicht ledig ma: chen fondten, welches vrſach geweien, daß fie alle bleiben müſſen. Vnd alsbald daß Schiff am Felſen angelauffen, fo bat ein Hauptman fein. Batter als ven Patronen erfto- hen, mit fürgebung, daB ers auß verräbterlichen finn ge— ſchehen laſſen.

Sagt, daS da zu ihrem hauffen ankommen ein Schiff auß Portugall ongefährlihd von 400. Läften, welches in eben dem Bufen, gleich gegen vem ort, da das Haupt: ſchiff am Ander hielte, den Ander außgeworffen, mit na: men ©. Johannes, in weldem war Dom Martin ve Ricalde.

Sagt, daß bey 22. tagen zuuor der Hertzog von jhnen abgefegelt, mit 25. Schiffen, vnd noch 40. beim Admiral jeien blieben, vnter welchen diefes ihr Schiff nicht nach: folgen können, vdieweil fein Segel aller zerreiffen. Was belanget die vbrigen von ver Armaden, feyen fie alle fo

jerfirewet worden, daß er nicht wiſſe, wo fie binfommen. Sagt, daß der Duc, varumb daß er beifer mit Waſſer verfehen als die andern, weiter ins Mör gegen Oft ge— fegt, der meinung, der Admiral mit feinem hauffen, die nicht ſowol darmit ftaffiret, würden fich vnterſtehn, etwann an einem Vfer anders zu befommen. Sonften fagt er fur gewiß, daß wider dieſes jchiff, noch einigs anders von ver Flut, niemals auffs Land fommen, auch fein entfegung gehabt over erlabung weder mit Waſſer noch victualien an einigem ort, allein von zwen Schotten, welde fie in der Schottifchen Pforten gefangen, denen der Hertzog jhre Viſch vnnd Prouiand vmbs gelt vnd bezahlung abgenommen.

Er fagt gleichsfalls, daß ihre Schiff alfo zerichmettert geweien, vnd der Wind fo widerwertig, auch der Stade der Pforten in Flandern, daß der Patron, welcher in deß Ducs ſchiff wahre, vmb mehrer ficherheit willen den ſtrich naber Nord gewendet.

Sagt, daß auff ein tag, da die beide Armaden zufam: men getroffen, der Derbog als er gefehen, wie frifch vnd bertzhafft die Englifche Flut auf fie zufege, die jhrigen ermabnet, weil va fein ander mittel wahr, ſich im Die Schlachtordnung zu richten.

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Sagt fernerd, das vor Calais denfelbigen tag 4000. man verlohren worden in der ſchlacht, ohne die taufent, welche inn zweyen ſchiffen ertrunden: der Obrifie vber die Reyfigen, der Tertij von Neapols vnnd Sicilien, fey dadurd ein groß fluf ombfommen, welches im die hufft zerfnürfcht. Eben dazumahl feyen der Feldmarſchalck ober die Repfigen, vnd der vber daß Fußvolck beive vmbkom— men, jhrer namen wiß er fich nicht zu erinnern.

Sagt, daß die vier Galleaffen von Neapoli geweſen: vnd das die vier Galeen viergig meylen, ehe fie zu En- gelland fommen, hinder der Flut blieben feyen. Sagt, daß das Schiff von Floreng mit dem Herkogen hinweg ſey. Er feßt ferners hinzu, das virzehen Venediſche Schiff inn dieſer flut feyen, deren zwei ontergangen. Sie dien- ten zwar dem König nicht mit willen, fondern wegen eins Arrefi, fo ergangen. Es feyen drey Englifhe Schiff: Piloten in deß Herbogen Schiff geweien.

Zum befhuß fagt er, daß in den Schiffen, welde zu grumd gangen, drey Reyßtrög voller gelis geweien. Vnd wiß nicht was den Herßogen verorſacht, befeblich zu thun, daß die Vhrigen von der Armada folten fih gen Eroniam verfügen, vnd von dannen bey Leybsfiraff ohne fernern beicheid nicht abzufegeln.

Eramen vnd erforfhung Johan Antoni yon Monfe fünffsehben Meylen weit von Ganna, den 27. Septembr. Anno ꝛc. 1588.

Er fagt, daß der Pring von Afcule ein rane Perfon gewesen, einer mittelmeffigen länge, feines Alters 28. Jahr, habe Frauffe ſchwartzbraune Har gehabt, eine erhebte ſtirn, vnd wenig bart, weiß von Angeficht, roteleht an den Baden. Als er ertrunden, hab er ein Weiß Damaften Kleivt, Wammes vnd Hofen auf die Spaniſch Manier zerfchnitten vnd ein feiden par ftrimpff vürr blätter farb. Da dieſer Prins in jhr Schiff zu Calais gefommen, fey er in gefrudten Sammat gekleyd gangen, mit breiten güldenen Paßmenten belegt. Sagt, daß feine diener meb- vertbeyls in vem Schiff, darinnen auch er gemefen, feit

X, 70

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der zeit fie von Hifpanien außgeſchiffet. Da fie aber gen Calais fommen, daß der Prins in einem Nachen von SHiff zu Schiff gefaren, fie in ein ſchlachtordnung zu richten 5 etliche Tagen, daß er dazumahl and Land aufge: ftigen fey. Sagt, daß man dafür halte, der Hertzog hab fih von dem Nordoft von Irland gegen Oft fortgelaf- fen, da er von dem vbrigen Bold hinweg gezogen. Sagt, daß er dur ein fortun, welche bey nacht auffgeftanden, fey hinweg fommen, vnd daß etwan 6. tag hernach ein Gallien auß Portugal, als fie diefes ihr Schiff angetrof- fen ond fürvber gefahren fey, zu denen, fo darinnen wah- ren, gefagt babe, daß 25. Schiff von der gangen Armada hinweg weren mit dem Hertzogen, vnd daß die andern zerſtrewt weren durch daß Vngewitter, acht an einem ort, ond vier an eim andern vberfahren, das Mör alfo zer: theilt. Aber wie viel noh Schiff vbrig gewefen als fie von dem Scottifchen Bfer abgefegelt, fan er der depo— nent nicht fagen. Daß zwar fagt er, daß nach diefer erfien fortun, welche fich erhebt, nunmehr vor 25. tagen durh den Sudwind, ehe fie von einander fommen , fie durch manches vngewitter gejagt worden, bald zu einer, er andern feiten, durch ein vnſegliche unbeftendigfeit der Wind.

Ander Eramen Emanuels Fremofa den 17. Sep- tembris 1588.

Emanuel Fremofa, welcher eben venfelbigen tag aud fürgeftellt, fagt, daß den nechften tag vor der groffen For: tun, durch welche der Hergog von ihnen kommen, welches tags dz Mör gar ftill geweſen, er ſelbs die ubrigen von der Armada gezehlet, davon fih als vnd als noch 73. fegel gefunden.

Sagt, daß dazumahl, als fie im allereufferften vnd weitftien waren, feien fie ober die 62. grad ver Mitter: nacht gewefen, daß fie auff allen feiten achtzig Meylen zum Land gehabt, und mehr gegen dem Norvofi Schot- tenlande, vnd haben gegen Mittag den Hafen der Inſeln Clere gebabt, vnd zwar alfo, daß fih was gegen Of

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neigete vnd daſſelbig A. oder fünff tag lang. Bon derſel— digen zeit biß zur Fortun haben fie mehrertheil den OR vnd mittag Oft, vnterweilen auch den Mittnachtoſtwind gehabt: welcher doch kurtze zeit gewehret.

Er ſagt, daß wenig Leuth gewißt, daß der Printze deß Königs Baſtard vnter dem Hauffen geweſen, biß man gehn Calais kommen: da er ſich vmb vie zeit, alß das treffen ſolt angehen, inn einem kleinen Schifflein hatt laſſen an das Vfer zu Calais vberführen: aber zuuor hatt er ſich in deß Hertzogen Schiff, wie andere gemeine Soldaten verhalten, alſo das jm biß zur ſelbigen zeit durchauß fein ehr widerfahren, iſt auch gar im ringſten kein ſag von jhme geweſen. Vber das, ſagt er auch, daß ein gewal⸗ tiger Italianiſcher Fürſt, welcher befeih gehabt, alda in einer groffen vnd wol außgeftaffirt Argnufoife gemefen, welcher zuvor, ehe fie bei Engelland anfommen, dem Her: tzogen vnd den fürnembften von der Armada oft Bande: ten gehalten. Diefe Argoufeife nennet mann vie Raht.

Sagt, daß er nicht wargenommen, ob vieles Schiff vnter der Flut den tag vor der Fortun geweien. Dis alles wiß er, dieweil es in einem befonvdern anſehen ge: wefen, daß man offt nachgefragt, ob es unter dem hauf- fen feie, ond daß man geantwort, ja es were darunder. Sagt auch, daß der fürnembft ſchatz, welcher geordnet were für die zahlung in dem Schiff (Wie er verflanden) ge: weien fey, welches bey Calais auff den ſtaden getriben worden: vnd inn eim Schiff sor Siuile, welches in Ga: lieia gebawen worden, mit nahmen Galega, von fiben: bundert Läften, in welchem war Dom Petro de Baldez, welcher inn dem Bfer gegen Mittag gefangen worven.

Eramen Petri Carre auß Flandern.

Sagt, daß in dem Schiff, in welhem er anfommen, genant S. Johannes, welches ein Gallion war von 900. Yäften, da weren an den Martin Ricalde noch fünff Haupt- leut geweien, Dom Johan de Zune, Dom Comes de Ga- lanezar, Dom Petro de Madri, ver Grafe von Paredeg, Dom Felice, fampt einem Ftalianifchen Marggrafen auß Premont, genant der Margagraf von Faruare.

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Sagt auch, das der Admiral, feit der Schlacht vor Ca- lais, nicht auß feim Bett fommen, als vor acht tagen, da fie auff das geftad angefahren. Sagt ferner, das die— fer Admiral auf Bisfay feie, over auß Bilbo, oder auf Alerede, ein 62. järiger ond mwolverdienter Mann. Wei— ters, jo fagt er, das im difer Armada alte verfuchten Sol- daten aus Neaples vnnd Sicilien gewefen, vnder dem Regiment Dom Alonfo de fone vnd Dom Diego Piemen- telli, deſſen ſchiff bei Ealais verlohren worden. Da ward auch Dom Alonfo ve leua Feldmarſchalck vber den Reifigen Zeug auß Mayland. Sagt au, daß vnter der Flut, vnd in des Hergogen Schiff Königs Philippi Baftart der Prins von Atule inn Italia geweſen, ein Perfon von 28. Zaren, welcher fih in einem Sagfchifflein von ihnen bat laſſen aufführen, als fie (feins gedunden) nahe bei Calais waren.

Durch andere zeittung vom 14. Septembris ift dem Mylord ihrer Mayeftet Lieutenant in Srrland zu wiflen gethban worden von dem Graffen von Ziron, das, als ev in feinem Schloß Dongannon gewefen, vnnd inn erfah: rung fommen, wie etliche Spanier von dem Norpfee inn Irrland außgeftigen, er awen Englifhe Hauptleut wider fie mit ihrem Bold bei 150. Mann außgefchidt, die fie antroften ım Dorff, welches Herren Johann Odoghertie angebörig, mit namen Illagh: vnnd da fie dur kundt— Ichafft befunden, das fie 600. ſtarck, haben fie die Nacht ober jhr Läger nahe zu ihnen gefchlagen, auff ein Mu$- ketenſchutz, vnnd vmb Mitternacht ihnen ein Scharmüßel angebotten, welcher bei zwo ftunden fang gewäret, inn welchem der. Spanier Feldleutenant mit noch an 20. ans dern Spaniern ombfommen, ober viel die geichädigt worden.

Folgends tags haben fie ven Scarmüßel widerumb ernewert wider die Spanier, welche fih alsbald ergeben, und gefänglid zum Graffen gehn Dongannon geführet worden, der fürgibt, er wölle fie dem Leutenant Myları zufchiden. Man ficht fie für ftattliche Leut an, vnter de: nen bat einer ein ſtattlich ampt vnd befehl nun viel Zar ber gehabt. Vnd foll der Mylard darvon relation thun, fobald man fie gehn Dublin bringen wird.

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Anzahl der Schiff vnd Leut, fo vndergefahren, ertrunden, vmbbracht oder gefangen worden, auff der Srrländifchen See im Monat Septembris,

Anno 1588,

Zu Zirecomel in Loughfoile 1. Schiff. 1100. Perſonen. Aus difen vnd andern Schif— fen, welde varuon kom— men. 3u Gonnaugft: Im Hafen von Sligo . Bu a A In Zireauley . 1.3 522 400. In der Snfel Efere ae 30... „= A000... . Asa Sn Slartie a A 200, = 2 333 darauß die Leut inn die an— dern Schiff geflohen.

In der Steinflüppen Gallovay 1. Hl. 04 Zu Mounfter: Zu Shenan Du 600. In Zraylie Rp AS im In Dingle U. A 00; In Defmond . It Yie 3000 1;

In Shenan . a 14 verbrendt, Seind die Leut in andere Schiff geftigen.

Summa . . 17. Schiff. 5394. Mann.

Zuuor ehe hie bemelte 17. Schiff in Jrrland zu grund gericht worden, fo waren fhon 15. Schiff verloren inn ten Monaten Zulio vnd Augufto in den Schlachten, die zwifchen den Engelländern vnnd Spaniern geichehen,, inn des Englifhen Mörs enge, da auff der Engellänver feiten nit einiges Scifflein, noch anfehenlihe Perfon weder ge: fangen noch verlohren worden, wie zu jehen inn folgen: tem blat.

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Anzabl der Schiff vnnd Leut, fo vntergangen, ertrunden, erichlagen, gefangen oder verlohren, in den Monaten Julio vnd Augufto , in den Schlachten, welde beſchehen zwiſchen den Engel— ländern vnd Spaniern im Arm des Engli— ſchen Mörs.

Schiff. Leut. Erſtlich Galeen . . rende Sur | 'y.v Nabe bei Evifton, gegen Ylemonts Die zahl ift unbe: im erften Streit . . . 1. ‚wußt. Dazumahl ift auch Dom Pedro de valez Schiff verfolget vnd gefangen worden, welchs . 1. 422.) (Dom Pedro de valez ge: fangen.) Ein groß Schiff auß Bisfay, fo dazumahl grofien ſchaden durchs Fewer erlitten . . . 1. Die fürnembft Galeaſſe von Ne: 289. » aples zertrümmern für Galais 1. 689. (Dom Hugo de Moncada in diefem Schiff umbfommen.) Ein groſſes Schiff auß Bisfay iſt dazumahl auch vntergange . 1. Die zahl weiß man nit. Die Gallion S. Philippi . . 1. 532. Dife beide hauf:

Dife zwey fchiff feind in Engelland ge: führt worden.

Die Gallion S. Matthei . . 1. fen feind hart zu Ein Bisfaynifh gefangen für Flieſſingen Ofere . 1. durch der Engel— (Dom Diego Pimenteli iſti in länder geſchütz dieſem gefangen worden.) beſchädiget wor—

Zwey Venediſcher ſeind den tag 397. jven.

nach dem ftreit zu grund gangen 2. Weißt man nicht wie Ein groß Biskayniſch, welcdes viel.

durch der Königin fehiff betrengt 843.

worden, ift für Haure de Grace

Dndergangen . . . . . 1. Man weiß die anzalnit.

= Summa der Schiff 15. Der feut 4791. Summa Summarum alles verlufis 32. » 10185.

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Bon welchen gefänglih in Engelland vnd Seeland zum wenigfien 1000. gehalten werden. Außerhalb einer groi- fen anzahl in ver Schladht oder dur den hunger hinge— richt (wie zu fehen in den vorhergehenden depofitionen vnd verjehungen), vnd mehr fchiff, Die man vermeynt zu * gangen ſein, aber noch nichts gewiß daruon ha— ben kan.

Trivmphale ad Praestantissimam Dominam Elisabetham Serenissimam Reginam

Angliae,

Strauerat innumeris Hispanus nauibus aequor, Regnis iuneturus sceptra Britanna suis:

Tanti huius rogitas quae mofus causa? superbos Impulit ambitio, vexit auaritia.

Quàm bene te, Ambitio, mersit vanissima ventus! Et tumidos tumidae vos super astis aquae !

Quaäm bene totius raptores orbis auoros Hausit inexhausti iusta vorago maris ?

At tu, cui venti, cuj totum militat aequor, Regina öÖ mundi totius vna decus:

Sic regnare Deo perge, ambitione remotä: Prodiga sie opibus perge juuare pios!

Vt te Angli longum, longüm Anglis ipsa fruaris Quam dilecta bonis, tam metuenda malis.

TIE:B, V.

Siegdand oder Triumpffipruh, zu Ehren der vortrefflihen Königin inn Engellandt.

Der Spanier hat mit vnzal Schiffen

Gang vbervedt deß Möres Tieffen, Damit er ım die Engliih Kron Wie anore Reih mad vnterthon.

Was ift die Vrſach, möchſtu fragen:

Der vnruh, die Leuht fo zu plagen? Die vrſach ifis, Ehrſucht vnd eig Sp dieſe fiolgen Herren reißt,

1112

Des Königs Monarchiſcher Weltgei

Vnd feiner Vnderthanen Geltgeig,

Der Geis fürt Hoffart in dem Schiff, Die Ehrgir trieb, daß es ſchnell lieff.

Aber du eytle Ehrſucht Loß

Wie bald hat dich ein Wind nur bloß Verwäht mit deinem hohen finn Vnd gftürgt in des Mörs abgrund hin?

Wie fein ban euch auffgeblafene gfellen

Gedempt die auffgeblafene Wellen ?

Wie fein euch vnerfättlich Räuber Vnd heut ver gangen welt außftäuber,

Hatts vnerfättlih raubend Meer

Berfchlunden, daß es dem Geitz mehr. Alfo wirt Gotts Gericht recht fund, Daß der Hochmut doch muß zu grund,

Aber du Engliſch Königin,

Bon fiandhafft gmüt gantz Heldenfün, Du einig Zierd der gangen Welt, Den Fürften zu eim Vorbildt gſtellt,

Dern beides das Meer vnd die Wind

Bereit zu jhrem Kriegsdienſt findt,

Alfo fahr Gott zun Ehren fort, Zu herſchen nach feim Will vnd Wort,

Ohn Ebrſucht, fonver fein Ehr ſuch,

Ohn Geltfucht, ſonder dz Gelt prud,

Zu hilff den fromen vnd Betrengten, Die gern nach Eilligfeit fich Iendten. Gott geb, daß dein lang geniefen mögen

Dein Engelländer, vnd dargegen Das vu mit rhat, hilff vnd mit trewen Dein Engelländer lang möchſt frewen,

Beides zu Troft den frommen Hergen

Vnd den Böfen zu Trog vnd Schmergen.

Bay. Guifart.

Salvtatio Anglica Innouata pro Hispanis.

Ave Mare Anglicum,, Dominus tecum : Benedietum tu inter Maria, Benedietus gurges ventris fui. qui hau-

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sit ambitiosos Hispanos Regnipetas et erudeles Pa- picolas. Sanctum Mare, Mater piscium, merge ipsos, sitientes Regna et sanguinem, pro nobis, esurientibus iusticiam, nune et in hora morfis eorum, in secula se- culorum. Amen. Et, si placet, super adde deuocio- naliter, Salue Maris stela, etc.

Satyrifher oder Freybartifcher Engelländiicher Caber nicht Engliiher) Gruß an die Lieben Spanier.

Was ift doch dem fpanifchen haufen, Das alle Länder fie durchlauffen?

Vnd laſſen auch dem Mer fein rhu,

Sonder deckens mit Schiffen zu,

Das fie darauff, wie auff den Pruden, Mögen in främbde Länder ruden ?

Füren ins Mör auch mwandlent fchlöffer,

Brauchen Gallen wie die Röſſer,

Ja erweifen fih recht Leutfreiter,

Bnd mehr dann die Canibaln böffer, Die darumb durch fie feind vmmkommen, DaB fie jr art han an fih gnommen,

Daß fie durch grewlichs vntertrucken

Die Länder mit dem Bold verfchlufen, Vnd fönnen Lande nit gefettigt werden, Minder dan ein Krott, fo frißt Erden,

Ze mehr ver Wafferfihtig trindt,

Je mehr er Waſſers gern verfchlingt, Sonder nun plagens Drient,

Bald muß fi} leiden Deeident,

Jetzt fucht man das Land gegen Nord

Bald muß ver nächſte Nachbar fort, Nun heilt vas Niverland ein fand,

Heut muß es herhalten Engellanp,

Vnd rüft fih va wol fo vil jahr,

Als die Statt Troy belägert war, Damit man fo vil Schiff pring zfammen, Dergleich nit widern Türden kamen?

1114

Was mag doch die halb Morifch art‘ Bewegen zu all diefer fart ?

Was treibt doch die Moranifch zucht,

Das fie dis, was nit jhr ift, ſucht? Vnd laſſen fih an dem nicht gnügen, Was fie gewonnen han mit kriegen,

5a genommen haben mit onfügen,

Weil es in fhendt das Haupt der fügen? Sonder noch allzeit weiter gedenden Bnd einen Krieg in andern benden,

Vnd folhen Blutverguß erweden,

Der gang Europam thut befleden ?

Was bierzu fie treib vnd jren König, Das ift zu melden leicht mit wenig:

Nemlic daß fie under fürwendung

Ainerley Religion verplenvung Suden ein newe Monarchei,

Da aller Reih ein Scepter fei,

Da alle Reih vnd Nationen

Seien Spanifche Buterthonen,

Welche Kurgumb erfennen müſen Ein Geiftlih haupt mit heilgn füfen,

Kurgumb ein Haupt im Geiftlichen

Vnd nur ein Haupt im Fleifchlichen, Im Geiftlihen ein Monadat,

Im Fleiſchlichen ein Monarchat, In diefem ein Spanifhe Nimbrot, In jenem ein Römifcher NimGott,

Im Heiligen die Dierardei,

Im Weltlihen die Monarchei,

Vnd wan fie fochen lang den Prej,

Sp wirdts zulegft ein Onarchej.

Seht, lieben Herrn, bie ſteckts meſſer,

Ich fans euch nicht erflären befler.

Der Monardat, das ift der fchad,

Daran man fo lang wäſcht vnd Bad: Hierzu helffen die Spanifirten In Frandreich, vnd bei vns die hirten, Fa die Ehrwirden on Ehrmwirten,

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Die ung gern mit Römiſchen bürden Wider auffs new wolten befchweren, Damit das fohinden folgt auffs ſcheren,

Damit ift jeg der Römiſch Probft

Sp milt, daß er die fhelet vom Ops, Das ift, die Königreich vergabet,

Doch daß das Ops im pleib gefchabet, Dan hierin heiſts te Criminor,

Auff Daß ih à te Kratzinor,

Ey ja Kraßt nur einander wol,

Weil es ein fihrepffband doch fein fol. Fr feit fonft gar von feharffer Lift, Einer verfohendt, das nicht fein ift,

Der ander fucht mit Krigrumoren,

Das er doch nie nicht hatt verloren, Seht zu, daß nit bald fom ein dritter, Der fag, daß jr feit beid fein güter.

Aber was will ich mi drumb plagen,

Ich muß aufflöfen andre fragen,

Dann was den fpanier treibt vnd jagt,

Mag mit vier worten werden gfagt, Es ift ver hochmut, gftärdt durch glüd, Es ift der Geis, den Gelt macht flid,

Er ift die Ehrfucht, fo wirdt gemehrt,

Weil er vor andern wirdt geehrt,

Es ift auch der Bergonft vnd Neid,

Der fein feinsgleichen bei fich leid, Darauß verachtung dann entfteht,

Die gmeinlih auff ein Rew aufgeht, Die find die Reiger vnd antreiber,

Sp treiben die heutig Lanpreuber:

Der Geitz die fhiff ausrüft vnd picht,

Der ftolg den Maftbaum drin aufrirht, Die Ehrgir zieht die Segel an, Bergonft die ftedet auff den Zahn.

Seht, ift diß nicht ein feine fart,

Darzu man billih Ablaß fpart, Solten die Engel nit die all,

So fommen in dem Zug zu fall,

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Billich Leibhafft gen Himmel tragen

Bnd feinen Ian fein Fiſch vernagen ? Es hats doch ja der Römifh Sirt Gebotten, fo zu halten fir,

Vnd feind die fehiff vnd fegel giveiet,

Vnd drin Altar vnd Pfaffen afreiet: Wie folt eg dan vnglücklich gehn, Da alles thut fo Heilig ftehn ?

Aber es ftand gleich, wie es wöll,

Heiligthumb brach mit ver Capell, Es hat in warlich grob gefeelet, Sie haben on den Wirt gezelet,

Ir vrfach het ein böfen grund,

Drumb audb ir Vorhab nit beftund, Sie fingen es ohn Gottsfordt an, Theten fih auf jr Macht verlan,

Vnd fpraden: Haben wir gefundt

Die Indiſch welt, die man new fund, Durch vnſer Schiffart gwaltig zwingen, Wie ſolts an Engelland nit glingen,

Es iſt doch gen America,

Wie gegen Rom das Mantua: Dan wir von den Einmwonern drinnen Diefelb groß Welt erlöfen künnen,

Vnd alles Volk außmeßigen mögen,

Vnd brachten fo ir Gold zumwegen, So muß audb gewißlih Engelland Kurgumb nicht entgebn vnſerer Hand:

Allda feind wir dann des Mörs herrn,

Können all Infeln an ons zerrn, Sigen da gleihfam auff ver Wadıt, Haben auff alle Länder acht,

Dis ift dann vnſer Rendez-vous.

Darauß man forter feßt den Fuß, Demmen die Nivderland on müh, Trennen die Teutfchen, biß wir fie

Alfo getrennt gang vntertruden,

Vnd praucden den rein für ein ruden, Wir haben doch dem Schweigerbund

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Zu Matland gehawen fhon ein Wund, Auch thut Schon etlih Teutihe fürften Nach fpaniicher hülff fehnlih dürften,

Borab die, fo fein eyfer haben,

Wie ed gang, warn fie feind vergraben, Vnd wiſſen nicht, was Freyheit iſt, Weil fie fiill feind in ihrem Miſt,

Fa auß der Engliih Engelburd

Richten in Frandreih wir die furd, Dahin wir van ſchon ham geſäet Bil Spanifh Pfeffer, der aufgehet,

Da find vollauff verfpanifirten,

Die mit der Lilgfron vns gern Zierten, Wann wir nur von dem wildpret jnen Lan auß der Kuchen etwas dienen.

Alſo wer hie Mörengelsurg,

Vnd das zu Rom Land-Engelburg,

Vnd heiten alfo mitten ein Die Chriftenheit eingfangen fein:

Mas wolt diß Engelland fi wehren,

Welchs für ein Mann ein Weib thut ehren: Gewiß wird es im gehn alfo,

Mie jüngft dem Dom Antonio,

Melcher verlor durch ein Mörfchlacht

Sein Portugallifh Reih vnd Macht, Wie faſt im hulffen die Frangofen, Muften fie Portugal uns loſen,

Dann wie der Wind Glückvögel find,

Zu Mör man vniersgleich nit findt,

Der türck felbfi mocht ons nit gleichen, Er mußt dem Jan von Auftria weichen. Wer wolt ons dann jeb wivderftahn ? Bei folher Schiffmacht zu uoran, Die alio wol ift außgerüft, Als in vem Mör nie gfehen if ?

die wöln wir vnſern Blutdurft külen,

Mit Engliſch Goldt die Sedel füllen.

Hie wolln wir all Dom Diego werden, Bann wir außtheiln die Kegerifch Erden.

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An Ketzern man fich nit verfündigt,

Der Ablaß ift ons längft verfündigt. Wann wir den Pater nur erfriegen, Sein Paterpfennig zu feim gnügen,

So mögen wir Keßern allen

Bmbgehn nach vnferm gefallen.

Diefes vnd anders fprachten fie,

Vnd ſprachens warlich vil zu früh. Dann der höchſt, fo da ficht auffs nider, Vnd dem all Hochmut ift zumider,

Hett vil ein anders ſchon befchloffen,

Das jr troß wort die Wind verbiofen, Vnd die Wellen jhr macht ombftoffen, Vnd fie jhr Raubſchiff denen loſſen,

Welche fie zu berauben gdachten,

Vnd werd jr Ehrſucht zum verachten. Ja Gott het jnen ſchon beftimmet, Was für ein Kirchhoff jhnen gzimmet.

So fompt jhr Spanier nun ber,

Trett mit mir ans geftad am Meer, Scht, wie dort ewer gfellen Tigen,

So meinten, bie viel Golds zu Friegen, Gleichwie dort in den Inſeln weit, Da fie ombbracten drumb die leut.

Seht, wie das waffer hat jr Bau

Aufftrieben wie Geltiedelfhläud ? Sudt man im Meer alfo das Gold, Das man ed am grundboden holt,

Gleichwie in etlich Goldreich flüffen,

Da fie ven Goldſand ſchwemmen müffen, So ift es wol ein Newer fund,

Der erft in Engelland aufffumpt.

D recht ihr. Geiffen-Rinianer,

Alfo gebörts für euch Maraner,

D allerdings nur nichts gefpart

Der Caniblich Leutfreffend art.

Laßt fie nur offt alfo erbeiffen

Mit den Meerfifchen, die fie reiffen. Gwiß diefe Gäft bedeutet haben,

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Die frembd Hering mit den Buchſtaben, Sp furß zuuor worden gefangen In dem Meer, da die fehlacht ergangen,

Zu zeigen, daß Gott will furgumb

An ibnen thun Iudicium,

Wie Hering fie ihr end bald namen,

Sobald in Englifch Lufft fie kamen,

Da haben fie erfaren mügen,

Ob fie mit Weibern han zu friegen. Allda hat man euch Landaußfreſſern Wiſſen Heringifch außzuwäſſern,

Ehe jr ins Land ſetzt einen fuß,

Das war ein Newer Engliſch gruß. Wer weißt, wie noch das Salue wird, Das man euch anders einfuriert.

Man handelt mit euch noch zu lind,

Dann wer der Sieg euch gweſen gſinnt, Ihr hetten, was jr nicht gemetzigt, Türckiſch verkaufft wie vieh ringſchätzig:

Aber jr ſeit des Gelds nicht werd,

Villeicht iſt euch noch ärgers bſchert, Weil ewerm Blut- vnd Landurſt ir Wißt nicht zu ſetzen maß, noch gbür:

Wolt ir fo groſſe thaten wirden,

Laßt ewern landgeitz auß beim türcken, Der hat noch viel Reich zuzuſetzen,

Da jr mit Reichthumb euch ergetzen,

Was macht ewer Weltgeitzigkeit

Vnrhüig die gantz Chriſtenheit?

Aber es wird euch bald vergehn

Der Weltluſt, wann jr ſo beſtehn:

Dann heißt erobern diß fremmd Land

Wann man gewinnt den bauch vol ſand? Theilt jhr das Land hie alſo auß,

Daß ihr fein Obdach habt im Hauß, Werdt ihr alfo des Möres Herren, Daß euch der Mörfandt muß verfchärren ?

Thut dergſtalt ihr ein Land erlangen,

Wann man euch darein fürt gefangen ?

1129

Woli ihr auf Vetrifch fo erwiichen Das Petersgelt im maul der fiichen ?

Heißt das bie fißen auff ver Wat,

Sp ihr doch ligt vnd gar nichts act? Alfo werden frembd Nationen -

Der Spanifh hülffdurſt bald entwonen :

Auf die weiß jeind ſchon außgebauet

Beid Engelburg, darauff ir trauet:

Vnd ift zu bforgen, daß zu tod Erſchrickt die Spanifch Pfefferſaat

In Franckreich, wann fie hört die Not, » Das jhr Planer alfo beftoßt.

Auch die hochwürdigen in Teutſchland

Werden ein weil je an den Rand, Ausftellen die Inquiſition,

Die fie fonft heiten vorgohn Ion.

Auch dem Sechszinck vngrad zu Rom

Wird fallen vom hergicrein ein Trom, Wann er hört bei feinen heiligen tagen, Daß die Keber den Sieg von tragen,

Vnd darff wol jagen recht. in zornvden,

Es fei auch Gott nun Keprifch worten. Ih gſchweig, was erfi demſelben gſchicht, Den am nechſten der ſchad anficht.

Er mags im wol lan fein ein Zeichen,

Als da vnſighafft must abweichen,

Sein Herr vatter von der Statt Meß, Das er fih au biemit nit letz. Gott geb, daß er. Gotts hand erkenne Bund wider die fih nicht aufflehne, Er bat jm ja hiemit gewiefen, Wie bald er einen leg zun füllen, Der fih auff feine Macht verlaßt, Die er balt für ein Rafferblaß. Gott bat fein Luft, daß cr würfft auf Das ſchwach wider ein ftarfen hauff, Er hat fein luft, daß der ſtarck hauff Am ſchwachen an ond ab fih lauft. Darumb ſchafft er, daß ietz ein weib

u A A Tee

1121

Den Mächtigſten König eintreib,

Der gwonnen hat der Reich fo viel,

Dem ftedt ein Inſel nun das zil, Der vber fein Neft fih wolt fireden, Dem thut ein Ländlein ein zwed fteden,

Der wie ein Welfcher Nimrot frey

Wolt vben fein- Weltjägerey. Demfelben madtftarden Weltiäger Werden die Netz vnd die Garnträger

Niverglegt durch ein Weibesbild,

Welchs reit das arm verfcheichtes Wild, Der im bildt vie Weltherfchung ein, Des will ein Inſel doch nicht fein,

Vnd hindert in an feinem lauff,

Daß er nicht weiter fommet auff. Das macht, ver Hochmut ift geftiegen So hoch, als er hat mögen fliegen,

Darumb muß er nun auch hermwider

In den Abgrund des Mörs ernider, Auf das man fih einmal mad frey Der Spaniſch Lanpdfreibeuterey,

Bnd des geträuten Monarchats

Vnd des geträumten Larffprimatg, Dann auß der Landfreibeuterey Kompt nichts, dann Landfridbrücherey,

Wie blutdurſt auß dem Landdurſt fleußt

Vnd eins vorzug die Freiheit reißt. Der Himmel Königlih Weltherfcher Wöl ſolch weltfürften fein Waldförftern,

Den welticeufalen vnd Leutjeichern

Bud den leuticheuenden Weltichleichern Wie Büffeln legen Ring in dnajen,

Daß fie nicht gehn zu weit and grafen, Vnd wöll ons geben auch vernunfft, Das wir in hören, wann er rufft,

Vnd nit wie Viech vnd Maulthier feien,

Die nit verfiehn, wann mang wilk freien.

- Man hat nun dapffer vorgefprungen, Jetzund au dapffer nachgetrungen. 2. 71

1122

Wann eim zuband ein vortheil fompt, Sol man in brauden, fo er fromt: Der Englifh gruß ift fhon herumb, Wann auch der Johansſegen fumm. Der willkom iſt ſchon eingeſchenckt, Wer jnen auch die letz eintränckt, Der erſt Trunck war verſaltzen ſehr, Der ander ſei gepüluert mehr. Sp wirdt es fie, wie die Ar lehren, Bon der Canibalnſucht abkehren, Daß mit der weil fie frey vergeflen Das Spinnefpanifch Landleutfreilen. B. ©.

X,

DOrdenlihe Beihreibung *), welcher geftalt die Nachbarliche Bündnug vnd Verain der dreyen Löblihen Freien Stätt Züri, Bern und Straß- burg, Ddiejes gegenwertigen 1588, Jars, im Monat Maio tft ernewert, beftättigt vnd voll- zogen worden. Sampt etlihen Poetiſchen Glück— wünſchungen vnd fonften Nötiger Erinnerung vnd Borred, Auch Figuren, vnd der gemelten drey Stätt Contrafacturen **). Getrudt zu

Straßburg, durch Bernhart Yobin, Anno M. D. LXXXVill.

*) Auf diefes Fifhartianum macht Heinrib Kurz aufmerkfam Beiträge zur Geſchichte und Literatur, vorzüglid aus den Ardiven und Bibliorhefen des Kantons Aargau 1. 3.). Die Mittbeilung der Schrift jelbft verdanke ih der Güte des Herrn Stadtbibliothefar Horner in Zurid. Das von Kurz befhriebene Eremplar enthalt drei weitere Gedichte Fifharts, die meinem Zürder Eremplar fehlen, es find diß Lobſprüche auf Zürich, Bern und Straßburg, die ih am Schluſſe der Schrift als vollfommene Erganzung nah dem Aborude bei Kurz (Beitrage ꝛc. I. 3.) liefere. m

Das Driginal lat bier einen Holzſchnitt folgen, der im Hin—

1123

Den Edeln, Geftrengen, Frommen, Ehrnveften, Hochachtbarn, Fürfichtigen, Erfamen vnd Weifen, der Löblihen Dreyen Freyen Stätt ee

Zürich, Bern vnnd Straßburg, zu der zwifchen Ehr—

gemelten Stätten Nachbarlichen Bundserneumerung voll

ziebung Abgeordneten anjehlichen Rhatsbotſchafften vnd Gejandten ,

Mitt Namen von Zürid.

HERAN Caſparn Thoman, Burgermeiftern, Herrn Heinrichen Holtzhalb, Statthaltern, Herrn Zohan Achern, Sedelmeiftern, Herrn Zohan Kellern, Obman, Herrn Con: rad Großman, Herrn Adrian Zieglern, vnd Herrn Ge: rold Achern, Stattichreibern.

Bon Bern.

Herren Anthony Gaffern, Fennern, Herrn Bartholme Archern, Fenner, Jungckhern Ludwig von Erlach, des Klei— nen Rhats, Herrn Marquart Zebenvdern, Jungckhern Dauid Miceln, des Grofien Rhats, vnnd Derrn Chriftian. Ril- lendin, des grofien Rhats.

tergrunde die Alpenkette mit vem Gotthardt zeigt. Zur Rech— ten deffelben fieht das Panner Berns, (mit dem Bären), zur Linken das Panner Zürichs, und in einiger Entfernung da- von links das der Stavt Straßburg. Bei dem Panner Bernd entfpringt die Aar, melde ſich nah rinigen Windun- gen mit der Limmat vereinigt; beide kommen in der Mitte mit dem Rhein zufammen, ver von dem Punkte herabſtrömt, wo Strafburgs Panner ftebt. Den Vordergrund bildet eine mit Kornähren und Reblaub ummwundene Einzaunung, durch welde die vereinigten Gemwafler fliegen ; in der Mitte, rechts vom Strom, erhebt ih ein Lilienftengel mit drei Kronen; an der Borderfeite find die Wappen der drei verbundeten Städte aufgehangt. Rebts von der Einzaunung und ganz. im Vordergrund erblikt man den Berner Bären, links einen Löwen, zu deſſen Füßen ein mit Oelzweigen umwundenes Schwert liegt.

1124

Vnd von Straßburg.

Jungckherrn Hans Philippſen von Kettenbeim, Stätt: meiſtern. Herrn Niclaus Fuchſſen, Ammeiſtern, Jungck— berrn Friderichen Brechtern, Fünffzehenern, Herrn Mat- thiaßen von Gottebheim, Treizehenern, Herrn Lorentzen von Feſſenheim, Schöffeln, vnd Herrn Gottfriden von Hobendurg, Schöffeln.

Edel Geſtreng, From Ehrenueſt, Hochachtbar, Fürfſich— tig, Erſam vnd Weiß, Gnedig, Groß, günftige Herren €. ©. H. vnnd Gunſt ſeien mein onverthenige gutwillige dienſt beſten vleiſſes vnnd vermögens jederzeit bereit zu uoran. Die vernünfftigſten vnd Weißheitgefliſſeneſten vn—

der den Haiden haben nit on ſondere vrſach, vnd gleich⸗

ſam gehaimnußweiß fürgeben, Daß wan die Menſchen mit einander fich freundtlich vereynigten oder nachbarlich verbindeten oder fonften inn vertraulichem verftandt fich zufammen näberten, als dann die Götter in den Tempeln vor freuden einander vmbfiengen, halbßten onnd küſſeten: Dur die Götter aber haben fie aleih ſowol als die Hei: lig Schrift, jede Oberkeiten vnd PVorfteher onderſchiedener Länder ond Gemeinden verftanden: vnd alfo durch diß Göttlich vmbfangen zu verfiehn gegeben, daß beides Gott im Himmel fampt feinen Engeln, vnnd aud bie auff Er- den feine Frdifche Götter vnd Engel, oder Gefandten vnnd Statthalter, nämlich die Oberfeiten onnd Magistratus, fich böchlih erfreuen tun, wann fie feben vnd erfaren, wie fowol ihre Nachbarn, als ihre ihnen vertraute Vn— dertdanen, vnd Mitburger in wol vereinigtem willen onnd auffrichtigem hertzlichem vertrauwen zufammen wachen, onnd mitt getroffenen Bündnuſſen vnd vereynen gleichſam einander vmbfangen.

Wenn dann €. G. 9. vnnd Gunften als zu der jm nechſthin verichienenen Maio Ernewerten Bundsbeftettigung zwifchen den Hoch vnnd Ferrberiimten Dreien Stätten, Zürih, Bern ond Straßburg Abgeoronete Rhatsbotichaf- ten onnd Gefandten, vnd zugleih auch als an gemelten Orten erfante Obern, fich zweiffels on ebenmäfftg werden diefer nun gedachten volbrachten Einigung berglich erfreumen.

As dab ich zu vermehrung vnnd Stäter erfrifhung

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1125

folcher fremden, Hund erwedung meher anderer frolodung, die vollziehung erwönter Bündnuß, wie die aller dings ver: loffen, nun gegenwertiger geftalt, von einem mir lieben vertrauten Freund vnd der fachen, innmaflen die Befchrei- bung vnnd beigethane Rhumfchriften folhes gnug bezeu: gen, fehr wol geneigten, orvenlich befchrieben, an tag ge: ben, vnd E. ©. 9. vnd Gunften hiemit onderthenia vnnd dienftlichen offerieren ond dedicieren wollen: Wie ich danır nachmaln foldhe hiemit &. ©. 9. vnd Gunften vnderthe— nig vnnd dienftlichen dediciern vnnd beeigenen thu. Mit ondertheniger vienfivleiffiger bitt, folbs in G. vnd Gun: fien auff vnd anzunemmen, Mih zu dero G. 9. on» Gunft iederzeit in Vnderthenigkeit empfehlend. Datum in Straßburg den zweiten Septembris. Anno M. D. LXXXVIIL*

€. G. H. vnd Gunften

Vnderthenig Dienſt- vnnd Gutwilliger Bern— hard Jobin.

Kurtze Erklerung vorgeſetzter Figuren von der Straßburgiſchen Buͤndnüß mitt den beyden Stätten Zürich vnd Bern.

Weiß Lily iſt ein lieblich blum Die vnder allen hat den Rhum, Daher wird jhr verglichen auch Nach der voralten weiſem prauch Die Freiheit, ſo auch lieblich iſt, Vnd jederman erfriſcht vnd frift. Vnd wie die Lilg iſt weiß vnnd rein Alſo ſoll auch die Freiheit ſein, Mit Blutvergieſſen nicht beſudelt, Noch mit der Dienſtbarkeit verhudelt. Darum fihft an eim Stengel da Drei Lilien bei einander nah, Welche drei Freie Stätt beveiten

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Zürch, Bern vnd Straßburg nun zur zeiten, Die in ein Bündnuß feind getretten Ihr alte Freiheit Stätts zu retten.

Wie dann auch diefer drei Stätt ſchild

Am Liliengarten feind angbilot.

Daß aber ein Zaun gflochten ift Mit Kornären vnd Reblaub frifch,

Das weißt Elſäſſiſch Fructbarfeit

Bon Weinwahs vnd fonft Fruchtgetreid. Wann dann auff beiden feiten warten Ein Lew ond Bär am Lilgengarten,

Zeigt der Lew Zürch vnd Straßburg an

So Lewen bei dem Schild han ftahn.

Der Bär aber das Bern außweißt Welchs on diß von dem Bären heißt. Das Schwerd ombwunden mit Delzweigen

Zhut Krieg vnd Frivdenszeit anzeigen, Nach welcher beider glegenpeit Die drei Stätt allzeit feind bereit,

Im Krieg vor gemalt fih zu bebüten,

Im frieven frivfam fich zu bieten,

Alſo daß auch bei Krieges zeit Allzeit regier die Miltigkeit.

Die Waſſer, fo den Garten gieffen,

Seind die flüß, fo die Stätt ombflieffen Bon welher Bündnuß man hie handelt, Welcher Freiheit nie ward gewandelt.

Vnnd heiſſen vie flüß Aar onnd Aa

Die beid ver Rhein auffnimmet va.

Das Gebirg zeigt den Gotthart an Inn dem die flüß zufammen gahn. Auff einem.berg die Fanen frei Weiſen ein vriprung aller drei, Vnd daß fie veft feien gegründt Sleih wie ein Berg on ſcheuh der Wind.

Die Schrift, fo vmbher febt allpie

Heißt, Freiheitblum ift vie ſchönſt blüh. Gott Jaffe diefe werde Blum

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Am Teutſchland blühen vmb vnd vmb, So wachßt dan Frid, Freud, Rhu vnd Rhum. J. Noha Trauſchiff von Trübuchen.

Wolmeinende Erinnerung, von Vrſachen, grund vnnd zil aller Bündnuſſen, vnnd bevorab der Dreyer Euangeliſchen Stätt, Zürich, Bern vnd Straßburg, waher vnnd wie vor langer zeit ſolche Stätt inn vnabläßlichem Nachbarlichem verſtand vnd offterholter Bundseinigung ge— ſtanden, vnnd daher nit befremdlich zu ver— nemmen, ſolche Bündnuß nun widerumb erne— wert zu ſehen.

Es iſt ja freilich zu diſſer letzten zeit eine groſſe wol— that vnſers Herren Gottes, die er heutigs tags dem Lie— ben Zeutichenland zu andern vilfaltigen vberſchütten gaben vnd gnaden, noch forters onnd mehr hinbei thut vnd er= weißt, daß er in vilen heut wefenden herrlichen Poltceien onnd Regimenten veffelbigen gleichwol noch ſoliche Ober: keiten ond Vorfteber hin vnnd wider erwedt vnnd gibt, welche nach gelegenheit jeßiger zeit onnd läufft Dasjenig, was ihnen jhres anbefolenen onnd vertrauten Ampts hal- ber obliege, auß fonver hochbegabtem verftand Inn warer Gottsforcht, zeitig vnd treulig erwegen. Auch bei heutigen gewonlig eigenfinnigen vnd verkehrten vrtheil vnd meinun— gen nicht fo faſt auff die ſcheinliche angebungen vnnd fürmalungen etlicher Weltkluger Politiſcher Scribenten, ſo von vilmehr liftiger vnd verſchlagener, als redlicher vnd auffrechter Regimentsbeſtellung, groſſes außgeben, verwun— derend ſehen vnnd gaffen, Als vilmehr jederzeit, daß zu erleuchtung aller finſternuß des gemüts geoffenbartes wort Gottes, jhnen laſſen vorſcheinen vnd leuchten.

Vnd wie können auch bei heutigem vnauffhörlichem vn— gewitter vnd vngeſtümmigkeit des nunmals zum hefftigſten erregten vnnd bewegten Mörs diſſer Welt, ſo manche hin vnd wider verſtreite vnnd angefochtene gemeinden over

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Communfdifflein durch jre befümmerte Borfteher vnnd Pa- tronen richtig fortgeleitet onnd außgebracht werden, dann warn man erfigevachten ewigwerenden Arctiichen geftirn- ten Himmelswagen ver Göttlihen offenbarung ftäts ob ond jm geficht vor fih hat, onnd den lauff ver Regierung weiß darnach zu Ienden vnd zu richten.

Welches ift aber nun eigentlich (möcht jemans hiebei fragen) dafjelbig war aufgehen Nortgeftirn, over diſſer böchft wegweiiend Himmelspfol, der mit feim vnuergeng: lihem glang der warheit vnd weißheit den Gottsfördhtigen ond verfiändigen Oberfeiten, zur vnfehlbaren Ricptigung hie zum nechſten vnd ficherften zu mag dienen ?

Zwar feinen beffern Compaß vnnd wegweiſung, fi auß allerhand entftandenem widerwertigen Gewitter vnd Wetter, jo die Policeien vnnd Regimenten auff mancherlei feiten anfallen, außzumwideln vnd durchzupringen, fan man inn feinen Heidniſch künſtklugen hinderlaſſenen fehriff- ten nit finden noch haben: Dann welchen der Werckzeug Gottes S. Paulus inn ſeiner Sendbrieff einem, als er von fürbitt für die Obern handelt, ſeinen lieben Jünger Timotheum weiſet, vnd welchen zweiffelson beides er vnd gedachter ſein Jünger, alle diſelbige Magiſtratus vnnd Obern, ſo jhnen Chriſtlich gehör gegeben, werden gewei— ſen vnd angedeitet haben.

Als nemlichen, daß jede Oberkeit inn aller verwaltung diſſes jr einigs zil vnnd zweck ſollen fein laſſen, dahin zu trachten vnd zu arbeiten, damit fie ſammt den Vnder— tbanen, vnd die Vnderthanen mitt jbnen mögen inn aller Gottieligkeit, Erbarfeit, zucht vnnd ernftbafftigfeit, ein ge: ruhliches, ftilles, fitiames vnd frivfames leben führen.

Die verrümteften vnd vernünfftigften Heiden haben vil ond langs geſucht vnd vifputiert, waß doch einer Stät- ° tiſchen Sorietet oder gemeinichafft höchſtes vnd fürtreff- lihft Gut, oder Summum bonum fein möchte, vnnd feind gleihwol durch erfahrnuß vnnd Naturleitung alfo weit fommen, daß fie die glüdieligfeyt einer Stättlichen bei- fammenmwonung baben auf die Wolfart vnd ven glüd- baftten fand der Burger geießt.

Wann man aber jm nachfragen ferner gefchritten, wa—

4129

rinn fie dann das wolfärig weſen einer Burgerihaftt be: ſtehn vermeinen, haben fie es auff folgenden zweyen ftuden ernant, wann ein Statt an gut vnd gewalt vermöglich, vnd thugendliches thuns halben anfehlich fei.

Wie vil Färer ond verftändlicher aber gibt vns die Heilige Schrifft inn vorangezogenen wenig worten greift: lichere anleitung. onnd zu verftehn, nit allein was der zweck vnnd grund einer feligen Statt gemein feie, Nämlich ver: felbigen Rhu vnd Friven: fondern auch, wie man veniel- bigen rhuigen wolftand erlangen vnd erhalten könne, als durch ein Gottfeliges vnd Erbares Ieben.

Derwegen man ja billih diſes die einige vorleuchtung fol fein laffen, darnach die häupter vnnd vorgefeßten inn den Regimenten inn allen wichtigen Rhatichlägen vnnd fürfallenden geichäfften fih haben zu richten, es treff nun gleih an, Berhatſchlagung heilfamer Ordnungen vnnd ge— ſatz: wolbeſtellung der Aempter im Rhat, Kirchen vnd Schulen: vorkommung beforgliden mißverſtands vnder den Burgern, Adminiſtrierung der Juſticien, vorzug der wol— verdienten vnd frommen, ſtraffung der laſter, verſehung der Armen, Wittwen ond waiſen: auffpringung ehrlicher Commercien, handhabung burgerlicher narung , fhaftung vorrhats zu Flemmen zeiten, onbeichwerliche fteurn zu ge: meinem Nutz, nötige anwendung gemeines fihates, vor: bereitung bei friedlichem weſen zu nottringender Kriegs» obung, werbungen durch Gefanten, erbaltung wolherge— brachter Löblicher Freybeit und Priuilegien, Auffrichtung Rewer oder Ernewerung alter Bündnuſſen, vnderhaltung nachbarlichen verftande, einmütigen wiverftand freffelem gewalt, beihirmung der vertrauten, trewe hülfflaiſtung ven Bundsuerwanten, oder was es vergleichen Regiment: liben fachen mehr betreffen mag, fo fag ih, da werden nachmals jederzeit Gottsförchtige, treue und mweife Obern aus vorgemeltem Pauliſchen, Politiichen Praecepto genug: fame klare ond ware Nadrichtung zu ſchöpffen haben, wie fie fih inn jedem nun angeregter flufen haben zu ver: halten, wann fie allein jederzeit bei Zractieruug von ihrer gemeinen Statt wolfart, alles. jr rhaten vnd thaten dahin abzielen vnd richten, daß man beieinander in einer. Com—

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mun ein geruhliches ftilfes Teben führen möge. Dann furgumb, die gemeine Iranquillitet,, fiherung, rhu vnd friden, diß ift vnnd fol auch in krafft nun angehörten Apoftolifchen befelchs, billih-der Scopus, zweck vnnd end- ziel aller vorfteher der Regimenten inn iren bandelungen jederzeit ſein vnd pleiben, vnd waß dargegen zu vnrich— tigem, vnftillen wefen mag außſchlagen vnnd erregt wer— den, zurucktreiben vnd abhalten.

Wann dan zu fortſetzung vnd vnderbawung eines ſo— lichen rhuhigen vnd fridlich geſicherten lebens, auch vmb erhaltung aufgerichter Policei, vnd dern zur Gottſeligkeit vnd Erbarkeit gerichter Ordnung nit allein erfordert wird, daß man inn einer Statt gemein vnder ſich ſelber der ſa— chen dahin ſo vil einig iſt, ſoliches hergebracht, vnd von den vorfahrn theur erarnets vnd geſchaftes gut, auch fort— ter einmütiglich mit aufſetzung alles vermögens auff die Nachkommenden fortzupflantzen: Sondern die täglich ob— ſchwebenden gefährlichkeiten vnd vilfaltige Exempel, wie auch das Naturlich vnd Göttlich geſatz vns dieſe fürſich— tigkeit weiſen vnd lehren, im fall wir in dem von Gott verliehenen frivlihen fand, wegen befahrung vnruhiger Teut zufügender binvdernuß oder gemwaltfames fürnemmeng, vns nit vermeinten befonder wol band zu haben, daß wir def: balben aud ferner vns mit vnſerm nechften Menfchen, welcher vns endweder auß Göttlicher vorfehung inn der Nachbarſchafft ift an die feiten gefegt, oder ons fonften inn der ferre Nachbar treulich gemeinet, mögen hülff vnd beiftands halben vertraulich vergleichen.

Zumal vnd in fonderheit, wann folche vergleichung zu feines andern beſchwernuß, fondern wie gedacht, zu mehr fiherung fortterer frivlichen geniefung der vralten freiheit iſt angeſehen, auc diefelbigen benachbarten, mitt denen wir vnß im einigung einlaſſen, on diß, Nation, fprad vnd Landgebräuchen nad, ſich mitt vnß vilermaffen ver: gleihen, auch in vbung der Gottfeligfett, in anoronung der Policei vnnd in ftanphafften vorhaben, wolherbrachte Sreibeit zu fihügen, mit vnß vbereinftimmen. Vnnd dann beuorab, wann man diefelbige auch jederzeit längft bie:

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uor, in vnd aufferbalb Bundgnofchafft hat trew und auff- recht erfahren vnd gefpürt.

Alß Hat dermwegen, in betrachtung beides deren hiefornen angeregten vrfahen, vnd den andern mehr hoher beweg- nuffen, die Löbliche Frey: vnnd Reichftatt Straßburg, die: fes lauffenden 1588. Zars, im nechfthin verfchienenen Mo- nat Maio, mitt den auch Löblichen Freyen fürnemen Stätten der Eidgnofhafft Zürih vnnd Bern, zu guter einmütiger verftändnuß fih nachbarlich verbunden , over vilmehr, die vorlängfi der zeit mitt beiden gedachten Stätten gehabte Nachbarliche Berein vnnd Bündnuß mwiderumb erbolet, verneuwert vnnd beftettiget. Welche auch auff diß end hin, an gedachten Dreyen vnderſchiedlichen Orten allerfeits, in- maſſen hernach berichtlich folgen foll, mitt erbeifchenden gebürlichfeiten vnd folenniteten, vnd fondern glüdlichem vnd freudigem fortgang ift ing werd gericht vnd volbracht worden.

Solicher dreyer hochberümter gewaltiger Stätt zu frid- vnnd Kriegszeiten vermögliche gelegenbeiten allbie vil an- zuzieben vnnd zu befchreiben, balt ich nun zumal diſes orts vnnötig fein, demnach es in der fürge bie zu begreif: fen vnmöglich, vnd diefelbige onediß albereit menniglich befaut, ond mit verwunderen inn nahen vnd ferren fanden gerümet wird.

Allein, demnach nun einer Bundsbeftettigung gedacht worden, vnd jrer vil, entweder auß vnwiſſenheit vnd vn— bericht der ſachen, oder auß boßhaffter art alles zu tadeln, diſe Erholung der alten Verainigung für ein vnnötige newerung außruffen, auch jrer etliche in aberwitziger ta— delſucht fich dermaſſen vergeſſen erzeigen, daß fie auch da— bin vnuerſtändig ſchlieſſen, als ſolten alle Bündnuſſen ei— tele Newerungen vnd deßhalben mehrtheils vnverträglich fein, ꝛc. So fan ich nicht vmbgehn, bie zuforderft, ehe zur befchreibung*deg Actus gedachter Berbündnuß geſchrit— ten wird, in der fürge num folgends anzuregen, wie die Statt Straßburg auch wol vor drei hundert Jaren mitt einer oder der anderen, mehr oder wenigern der nun Dei: uetifchen oder Schweigerifhen Stätten fei in bülfflicher vnd wehrlicher Bündnuß geftanden, ond ſeidher Felbigen

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zeit gepflegt forter hin, nach dere gelegenheit oftmals folche Nachbarliche verſtändnuß mitt denfelbigen zu erwidern, ond daß. auch auß fonderm Götilichem fegen (welcher dann bei aufrechter revlicher zufammenfegung vmb erhaltung fridens vnd freiheit zu fein pflegt) dieſe hievor getrofene Vereinigungen fie die Statt Straßburg zu auffpringung jrer heutiger ftatlicher ond anfehenliher gelegenheit hab vor- ftendig vnd rümlich befunden’ ond erfaren.

Dann laut der Hiſtorien findet fih, daß im Zar Ehrifti 1261. als in Teutſchem Reich, wegen mangels eines or= denlich erwehlten Keiferlihen Oberhaupts, grofle zerrütuns gen fich eraigten, alſo vaß beinah fein ftand vor dem an- dern gefichert fund, auch die Statt Straßburg von ihrem Biihoff, Herrn Gwalthern von Geroltzeck, mit geiftlichen ond fleifhlichen Waaffen, als Kirchuerbotten und Kriegen worden angefochten, da haben die Stätt Straßburg, Zü⸗ rich vnnd Baſel fich als Nachbar vndereinander zu einer Verbündnuß genähert, vnd vmb beſchirmung jrer Freiheit, den damals wegen thugendhaffter Manlichkeit vnd Kriegs- erfarenheit berümten nechſtgeſeſſenen Herrn, Grauen Ru— dolffen von Habſpurg, Landgrauen im Elſaß, welcher her— nach Römiſcher Keiſer worden, zu einem Kriegsoberſten vmb ein benants Jargelt erwehlet.

Welche, gleich wie er es damals trewlich mit jhnen ge— halten, alſo haben nachgehends, als er zu Keyſerlicher würde auffkommen, benante drey Stätt bey: dero May. wider dero feind die Behemen vnd andere jhr euſſerſt ver: mögen beigeſetzt.

Auch deſſen zu ewiger gedächtnuß haben die Statt Straß— burg, auß fonderer anmutung zu difem freiheitfchirmen- dem Keiſer, vnder wenigen andern Königen vnd Keifern, deren Bildnuß vnd Namen fir an das Münfter, als in ein beftendig Byramidem „on ftain gefeßt, diſen Keiſern Rudolff ob dem hindern! eingang des Münfters bei dem Fronhoff hoch an den thurn zu Roß fißend, mit folgender ichrift feßen lafften: RVDOLPHVS COMES DE HABS- PVRGO. REX ROMANORVM.

Deßgleichen findet ſich auch, daß vmb das Zar onfers Erlöfers 1303., die Stätt Straßburg, Züri, Bern, Sos

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lothurn, Freiburg vnd Bühel miteinander feind verbunden geweſen, da fie dann vnder anderer gelaifteter gefampter bülff vmb Reinhaltung ver ftraffen, gleich zu eingang ver Bündnuß, ind Aergäu wider den Freiberrn von Zagiperg, fo ven aufgerichten Landfriden geprochen gehabt, feind ge: zogen, vnd das Stätlein Wimniß eingenommen ond zer: fiört. Auch folgends Anro 1333. fur die veſte Schwanau am Kein gelegen, vnd denen von Geroltzeck gehörig ge: rudt, vnd nach eroberung derſelbigen, ſolche vericleift, aus vrſach, daß von dem Dfterreihiichen Adel aus ver- felbigen vefte etliche Zürichifche Burger vnd anderer jrer zugethanen, auff ven firaffen worden angriffen vnnd be- raubt, vnder fürgewendtem fchein, weil dieſe gedachte Stätt damals Keifern Ludwigen dem vierten, auß vem haus Baiern bürtig, weldhen ver Papſt inn bann hat gethan, anbiengen.

Fortter baben aub Straßburg, vnd auff etlih vnd dreiffig andere Reichſtätt im Jar 1335. gleichsfals einen Bund mit etlihen Eidgnoſſiſchen Stätten Zürih, Bern, Solothurn vnd Zug gehabt. Alſo Tas hieraus wol gnug ericheinlih, wie nicht, als etliche auß vnerfaren- heit der ſachen darvon reden, fo ein vnerbörter ond vn— bräuclicher handel ift, daß des Reichs gefreite Stätt mit freien Eidgnoſſen ficb verbinden, ebenio wenig, als wann eın anderer Fürftenftand deß Reichs ſolches gegen ihmen hat gepflogen, als etliche Oſterreichiſche Fürſten, Baſeliſche vnd Eoftentifche Biſchof, Hergog Blrih von Wirttemberg, Hergog Reinhart von Lotringen, Landgraff Philips von Helen ꝛc., vnd andere.

Ob auch wol hernaber ehegedachter Bund der Stätt durch ein verlorene fchlaht im Elſaß gegen Hertzogen Lupolden von Oſterreich ift ein zeitlang getrennt geweſen, baben doch die Statt Straßburg vnnd die Schweiger jre treubergige Nachbarlihe Correfpondeng vnd vertrauliche zufammenfegung in vberfallen nie gegen einander nach— gelaften.

Sondern Anno 1409. zogen die Stätt Straßburg, Bern, Bafel vnnd Splothorn für die Statt Reinfelven, vnd ale Damals der Krieg zwilchen Herzog Lüpolven von

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Ofterreich vnd etlichen Eidgnofifhen Orten nach zum heff— tigften wäret, waren gemelte Stätt in dem anſehen vnd vertrawen, daß fie zu Enſißheim jm Obern Elſaß mit zus thun Mardgraften Rudolffen von Hochberg zwifchen bei: ven ftreitigen Partheien einen friden mittelten.

Vnd ald Anno 1455. etlihe Straßburgiihe Burger durch ven Hegäuiſchen Adel auf der Schweiger grund vnd boven beraubt, vnd auff vie Schlöſſer Egliffaw vnd Ho— ben = Kräyen gefangen geführt worden (in welchem fpil dann Graf Alwick von Sulg, vnd Graf Hans von Ten: gen waren), zogen alsbald die Eidgnoſſen auff diefelbige Räuber vber Rhein bey Zurzach ins Hegäu, vnnd zer: ftörten den Raubern, was ihnen mocht zugebörn, lieſſen auch nicht nach, biß fi vie fchulvigen Herrn auff einen ibnen angelegten tag zu Recht gen Schaffhauſſen veran— laßten, vnd die gefangene Burger ledig fchafften.

Gleichsfals als Anno zc. 1473. etlihe Schweißerifche Kauffleut von Zürih, Bern, Lucern, Schweiß vnnd au: dern Orten, fo inn einem Schiff nach Frandfort inn die Mes zu fahren vorbabens, vonder Brifah ob Rei: nauw von Petern von Hagenbab, Burgundifchen Land— vogt im Briſgäu vnd Elfaß nivergelegt , gefangen, einer von Bern erichoffen, den vbrigen alle jre baab genom— men, vnnd darzu gefänglih gen Schuttern geichlaifft, vnd vberdiß darzu vmb 10000. gulden geihagt worden , Als: bald foldhes vie von Straßburg vernommen, haben fie mit macht für Schuttern geeilt, vaffelb eingenommen, das Stättlein zerprochen, vnnd die gefangenen mitt jhne gen Straßburg geführt, vnd von dannen ehrlich wider zu bauß geſchickt.

Wem ift aber vnbefant, melder maſſen Anno 1474. als ab der madıt des herßogen Carln von Burgund, den man ven vbermütigen nant, allenthalb in ver Nachbaur- ſchafft ein groß entiegen was, die Statt Straßburg, mitt Zürich, Bern vnnd allen andern Eitgnoffen, auch Baſel, Colmar, Schletftatt onnd Mümpelgart, deögleichen Herzo— gen Sigmunden von Ofterreih vnd Hertzogen Reinbarten von Lotringen einen bund gemacht haben. Bei weldem der Straßburger beftendige hülff, nicht allein in dreien,

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wider ein ſolchen mächtigen Potentaten berlih erlangten fiegen , infonverheit von Teutſchen vnd außländiſchen Hi- storieis dendmwürdig erhebt, fondern auch ihnen zu vnab— fterbliben lob rümlich nachgefagt wird, daß fie vonder an: dern Bundgenofien Anno 1477, jre ftanphafftigfeit redlich aub damals haben erwieien, ald man Hertzogen Rein— harten hat in Lotringen, darauß er vom Der&ogen von Burgund gewaltfamlich entiegt war, widerumb eingeſetzt.

Anno 1529. als die beide Stätt Zurih vnd Bern we:

gen Reformierung der Religion von ven fünff Päpſtiſchen Orten mitt Krieg angefochten worden, haben die Stätt Straßburg vnnd Cofteng, ehe fie beiverfeitS auffeinander feindlih angegriffen, damals diß freundlib Nachbarſtuck erwieſen, vnd fie für dißmal gegen einander verglichen vnd befridigt. Welcher gefialt dan Anno 1530. ein Statt Straßburg mit mehr gedachten beiden Stätten Zürich vnd Bern, aber: mals in Bündnuß fei fommen, befteht wegen vnlänge ver zeit noch in viler gedächnuß, Gleih wie auch, waß ſon— ften ſeidher für Nachbarliher guter willen ond freundlich feit beiverfeits vnauffhörlich ift vorgangen, menuiglich on- verbergen ift, vnnd daher vnnötig, meitleuffige erholung deffelbigen bie vorzunemmen.

Gleichwol aber wird alfo auß nun beichebener Furger erzeblung der vralten ond newlichern Bündnuſſen, genug: fam derjenigen verunglimpffer nichtig fürgeben widerwie— fen, welche die nun dieſes Jars zwifchen mehrgedachten drey Stätten glüdlih onnd rümlich vorgangene Bündliche Berein, für eine Newerung anziehen, oder vermeinen, das ſolche Bündnuſſen von vnnöten feyen. Als ob es. im Reich Teutſcher Nation vnnd ver Nachbarſchafft heut vil beſſer ſtünde, dann vor viler langer zeit, da mann diß mittel mehrmals jm Reich bat rhatfam vnnd gut befunden. Aber ſolche müſſen, wie jener Drator zu den Achäiſchen ver- bundenen freyen Stätten fagt, entweder nicht wiſſen, waß die liebe einer errungenen berlichen Freiheit tbut, oder balten die zeit onnd Leut einmal wie das ander. Erwi— jen fih alfo in dem einen als leibeigene Knecht, vnd in dem andern als vnempfindlich vnd malgig, die da nicht

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fülen wo vie fremden Nationen onnd Freiheitlaurer her: ftehen vnnd einbreden.

Jedoch, fagen etliche, ift es bemeißlich, daß die Bünd- nuffen vilmals feind vbel -außgeichlagen. Vnd da einer zuvor wol onverbunden bet mögen inn rhuhen fein, her: nachmals verbunden mitt andern hat müſſen berbalten, x.

Diß laß ich ja zu, mit manden Erempel fein zu be weiten. Folgt aber darumb nicht, vdieweil etliche Stätt, Fürftentbumb vnnd Länder dißfals inn auffrichtbung jhrer Einigungen villeicht onfürfichtig gefahren, vnnd obenge— fegten Principalzweck nicht allerdings wargenommen no vor augen gehabt (Nämlihen daß die Vnderthanen mitt Gottieligem gutem gewiſſen vnd rechtmeffiger ‚genieffung jbrer längft vorerarneter freiheit fih inn eim geruhlichen onnd ftillen leben beiiammen mögen betragen) vnd jhnen deßhalben, weil fie im anichlag nad dem ziel geirrt, vbel außgeichlagen, dz darumb auß etlichen widerwertigen Euen- ten, ein gemeine Regul fei zu fegen, vnd denjenigen ſolt preindiciern oder ein boß recht machen, welche inn Gotts— förchtender fürfichtigfeit ihrer altfordern löblich vblichen prauch vor augen habend, allein dahin feben, damit inn Einigkeit vnnd Friden Gott vnd der Dberfeit gedienet, ond omb befferer volpringung deflelbigen, das auff fie gebracht edel gut der Freideit gehandhabt werde.

Sp wer auch zu widertreibung diefes einwurfs bie gar feicht, ober vorerzehlte wolgeglüdte Stättverein noch ein merckliche anzal Erempel auß Göttlichen vnd Profanfhrif- ten beizupringen, die klärlich erweiſen wirden, daß je vnnd alwegen, wo mann dir nun offterwönte maß gehalten, die Bündnuften, wann fie gegen aleichsgenoffen vnnd wenn fie gleih auch etwas ferd endt feflen getroffen worden, haben zu erwünſchtem rümlichen end gelanget. Aber difer Materi betrachtung erfordert eine weitleuffigere Trattie- rung, welche villeicht fünftiglih zu anderer gelegenheit möcht vorgenommen werden. Diß ift denjenigen gnug angedeitet, welche die fach in jr felbert, vnd die zeiten gegen einander erwegen, auch vil lieber vie benachbarten einig, dann trennig fehen.

Sonſten anlangend, daß ihren etliche auß Heiliger Schrift

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etlih wenig Erempel von Bündnuſſen, fo Gott durd feine Propheten geftrafft, herfürziehen vnnd auffmugen, da hofſe ich, onangeieben, was ſolche zu frügewachfiene onnd vn— beftelte Bundrichter vnd Bündlicher Lieb vnd Freundſchafft— vervammer fonften bittern oder genaigten willeng zu ei— ner oder der andern Religion tragen, fie doch nicht fo onverihampt, noch eigenes gewiflens vnd Chriſtlicher Lieb vergeffen fein werden, offentlich vnnd rund zu ſagen, daß diefe onfere von frommen redlichen des Reihe geirewen Altfordern vilgeubte, onnd nun abermals von vns vorge- nommene Nahbarliche Berein folte wie jener, die fie an: ziehen, geftaltet und geichaffen fein.

Seiteinmal wir ja mit feinen Gananitern, Sebufitern noch Amorrheern, noch einigen andern von Öott verworf: fenen vnnd verdvampten Abgöttiſchen Böldern haben Bünd- nuß eingangen, von welchen doch Gotts verbott einhält, daß man mit denfelbigen foll fein verpflichtete gemeinschaft pflegen.

Wollen fie vns dann jrer miftigkeit nach etwas ehrli= cher, ond mit den vom Bold Gottes getrennten Iſraeli— ten vergleihen, vnnd fagen, daß gleichwol die König in Fuda von ven Propheten geftrafft worden, wann fie mit ven abfälligen Sfraelitiihen Königen haben zugepalten: da laſſen wir jre milte vergleihung auf ihrem werd vnnd onwerd bewenden (demnach noch nit der Sententz gefält, welche heut venfelbigen Zwidvärmigen Baalitifhen Iſtae— fiten am nechften verwandt) jagen aber mif grund darge: gen, daß gleichwol nit an allen Königen des Stammens Fuda die mahung ver Bündnuffen mit ongleubigen fei geftraft worden, fondern allein an denfenigen, fo im jren Berbindungen vnd Liga auf ven fleiichlichen Fälfchlichen Arm, vnnd nicht in den Herrn jr vertrawen, ftärd vnd fiherheit flelten, auch mit folhen Wüterichen fich verein- barten, welche fie offrentliche feind vnd verfolger der kund— fihen warbeitt vnnd des gebottenen Öottespienftes fein wußten. Bnnd omb ſolcher Beipflihtung willen worden von den Propheten geitraft König Aſſa vnnd Joſaphat, innmaffen die wort der firaffungen ſolchs eigentlich mit- pringen. Welches aber an andern Gottsförchtigen Köni- -

X. 12

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gen nit geunbillicht worden : Gleichwie au nit am Kö— nig Dauid, daß er mit Hiram, dem Heidnifchen König zu Tyro, mit Thoe, dem König zu Hematha, mit Naba, dem Ammoniter = König fih bat verbunden. Deßgleichen nicht an feim Son Salomon, daß er gleichsfals mit ge— dachtem Tyrifchen König jeins Batters gehabte freunpfchafft bat continuirt. Zu gefehweigen der Patriarchen Exempel, daß Abraham mit den dreien Amorrheifchen Fürften vnd gebrüdern, Sfaac mit dem König zu Gerar, Jacob mit Edom vnd Laban, Mofes mit etlichen Königen, als er dur die Wüften paffiren mußt, Sofua mit den Gabao- niter bündliche vergleichungen getroffen ond gehalten haben.

Vnd wie fan auch ein Kind Gottes, fo inn der Welt alhie vnder vngleichen Leuten die zeit feiner pilgerſchafft muß zupringen, anders fih verhalten, dann feine Glau- bensgenoflen zuforderft allen andern vorzuziehen, vnd nach— gehends diejenigen, jo im nichts verfiraien, für die zu bal- ten, als die mit jhm fammelten.

Mag alfo, auff welden weg auch immer diefe wider: finnige Bündnußftraffer ihre tadelung binaußrichten, ſolche an fo billiher Gottgefelliger fachen nichts bafften. Sonder bat ſolch Eriftlih, Ehrlich gemeinnuglid werd nur defto mehr feinen fortgang, je firenger ſolche warmfalte Leut, jo weder jred Batterlands wolfart vnd freiheit jemals ernftlich bedacht, noch die gefehrliche gelegenbeiten heutiger geihwinder läufft recht ermeſſen, vnbefügter ſachen fi dargegen feßen, oder es durch bel deiten zu verkleinern vnderſtehn. Dann (mie dort der Treu Edart reimt) die fpöttifche Leichtfertigfeit hafftet nichts an auffrichtiger ſtand— bafftigfeit, die Neidpfeil thun daran abglitzſchen, als ſchöß man an den Gotthartsberg loß flitfchen. Derwegen ſchließ ih nochmal, dz es ja ein fondere wolthat und ſchickung des Almechtigen fei, der zuforderft folcher gelegenbeit Nach— barn zufammen in eine nähe hat verfhaft, vnd folgendes auch derfelbigen gemüter dermaffen zufammen gerichtet vnd verpflichtet, daß fie nunmehr dann von dreihundert Jaren ber vnnachläßlich fondere treuherkige Nachbarliche naigun- gen haben zufammengetragen, vnnd noch heutzutag nicht onterlaffen, daffelbig glimmend feur des herglihen Nach—

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barlichen vertrauens durch offt vorgenommene Bundserne: werung zu erwecken.

Darumb billich menniglich nicht allein die, ſo in offtbe— ſtimptem Bund begriffen, ſonder auch alle benachbarten, fo deſſen zu mehrer irer ficherheit können genieſſen, billich fich frewen, vnd vnſerm trewen himmliſchen Batter, dem trewen Wächter für fein Bold, als der allein die Statt bemwaret, für ſolche Bätterliche fürforg , hüt vnnd wat, mit innigem anruffen vnd pnärgerlichem ihm wolgefelligen wandel jollen vandbar erzeigen, vnd ihn als den Gott des fridens no forter demütig bitten, daß er ſolche glüdliche ernemwerung vralter Bündnuß wölle mit feinem feligen fri— den, mif frivfamen Obern, frivfertigen Bnderthanen vnd frivliher Nahbarfchafft fegnen ond benedeien: den Bunde: verwanten zu erfennen geben, was grofies gut er jhnen, ° beides an offenbarung feines worts vnd willens, vnd an allberait errungener Löblicher Freiheit hat verliehen, vnnd ihnen zu erhalten ond handzuhaben vertrauet, auch einen waren eiffer in jhnen ermweden, alles, was zu heil des Batterlandg vnnd des Bunde wolfart gereichen mag, nad ihrem eufjerften vermögen leibs, guts vnnd bluts zu für: dern vnd fortzufegen, vnd dann die hertzen beiverieits ın vngefälichter brüderlicher lieb vnd herglicher vertraulichkeit gegen einander jederzeit vnderhalten.

Folget nun die ombftändfiche Befchreibung, mwelderge: ftalt die Nachbarliche Verbündnuß zwifchen den dreien fer: berümten Stätten, Zürich, Bern vnd Straßburg fei aller- theils diß ——— 88. Far verricht vnnd beſtättiget worden.

Demnach dann nun zum eingang etlichermaffen die be- wegruffen vnd vrfachen, derenhalben die ehrgemelte drei Löbliche Freyftätt Zürih, Bern vnd Straßburg fih in ein Nachbarliche Bündnuß haben vereinigt, angedeitet worden :

Als wöllen wir nun forter vmb vendwürdigfeit der fa- chen, vnd zur ergegligfeit des Lefers, welcher der gewon— lichkeiten, vnd desjenig, fo bei der Bundsbeftättigung vor gangen, gern eine wiftenichafft hette, etwas inn der fürge, wie die verbündnuß beides zu Straßburg, vnd forter dros

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ben in der Eidgnofchafft mit aller zu ſolchem gefchefft ge: bräuchlicher gebür vollzogen worden, vmbſtändiglich be: fchreiben.

Als ift zu wiſſen, daß, nachdem eine zeitlang ber die zwifchen beiden Stätten Zürich vnd Bern, und der Statt Straßburg aeichwebte handlung der Nacbarlichen verain ond verftändnuß halben, dermalen eines endlich beſchloſſen worden, darauff Samftags ven eilften nächſthin verfchienen Monats Mai dieſes gegenwertigen 15883 Jars, ermelten beider Stätt Zürih vnd Bern anfehnlihe Ratbsbotichaf- ten vnd Gefandten mit einem berrlichen anfehnlichen Co— mitat fih nader Straßburg auff ven weg begeben, daſelbſt zuforderft die Bundbeaidigung vorzunemmen.

Als nun deſſen in Straßburg zeitlih Fundfchafft gewe— ien, ift von eim Ehrſamen Rhat daſelbſt die anordnung gefcheben , daß man jbnen des gemeldten tags mit zwei: bundert mwolgerüfter pferd, vnd eim NReuterfanen, welchen Jungker Hans Andres Wurmfer geführt, ift bis für Grau: enftaden binauß entgegen gezogen. Allda, nachdem man fie auff einer ebenen mit zierlichem bereuten vmbringt ge: habt, die Oberherrn der Statt Straßburg auß ver Ord— nung zu den Herrn Gefandten geritten, vnd fie durch jren Stattihreiber Herrn Paulus Hochfeldern gebürlichermaffen empfangen.

Nachgebends dieſelbigen Gefandten, wie auch alle an— dere Schweißer, jre zugeordneten vnd geferten mitten in die Ordnung genommen, die Diener abgetheilt, vnd alſo glidsweiß fortgerudt, bi man bei die Statt auff die Me: gigeraum fommen, feind fie forter mit zweien Regimenten Fußvolcks in der ſchlachtordnung mit groffem freudigen: fchieffen angenommen worden, auch bat fih darbei das groffe geihüg von den Maurn vnd Pollwerden dafelbit ber in aller macht gewaltig börn laffen.

Folgends als man in angeftelter Ordnung der Statt genäbert, va ift die Burgerfcafft, fo alle zum mufterhaft: tigften außgerüft vnd bewehrt gemefen, vorher, die Der: ren Gefandten vnd des Rhats in der mitte, vnd das Re— giment Soldaten nachgezogen, allermaffen, wie viefe hier beigefügte verzeichnuß eigentlich außweifet.

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Berzeihnuß des Inzugs der löblihen Eydgnoß— Ichafft zu Straßburg, den 11. Maij, Anno 88.

I. Burger zu Straßburg.

HSauptman Claus von Bietenheim.

DEE » > 0. 00. 2. Aline: 1 Mußfetier en —— Hodenihügen . Langfpieß Schlachtſchwerdt Langſpieß Federſpieß . . Schlachtſchwerdt

Ya w Ort a Wo 00

Fendrich. Schlachtſchwerdt Federſpieß Langſpieß —öI ET Dane we Br

Summa . . 109 Glivdt.

In jedem Glidt fünf Mann, macht 545 Mann.

ll. Reuter.

Dal

Beier hiiiyigid „Aus Birne Fe ES HUREN RE TERENE Trommeter . . ee ea Schweißer vnd Straßburger Herrn urn Bi Fendrich. Spießjungen FE —A— Schweitzeriſche vnd Straßburgifche Soloa- ten, au andere Reuter . . . 33

Summa . . 76 Glidt. In iedem Glidt drei Reutter, macht 228 Reutter.

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III. Solvater zu Straßburg.

Hauptman Bamman, ARMEE ...5,2.8 Öl. Hodenfdügen - » » » » a ae EEE

SER .- san ar ſſchwer 0 mr Fendrid.

Schlachtſchwerdt N Te Fe Beenpark u Wal SPEER Dodeufgnnent a Wi er. 2 Dußteiien. ti Sms : Sr Summa . . 67 In jedem Glidt fünf Mann, madt 335.

Summa Summarum des gangen einzugs,

Herrn, Reuttern vnd Zußvoldd . - 1108.

Hauptleut, Fendrich, Weibel, Trabanten vnd Spiel- leut nit drein gerechnet.

Im einziehen in die Statt ift vom Statthor an biß zu des Herrn Friderichen Prechters behaufung, darinnen die abgeoroneten beiden Stätt einglofiert gewefen, ein Man am andern in rüftung geftanden, vnd alfo da verbarret, biß mehrgedachte Gefandten in jr Loſament gebörtermaflen belaitet einfommen.

As nun des Nachtimbiß zeit gewefen, hat man fie zum Spiegel, fo eine fürneme Zunfftftub, geleitet, vnd daſelbſt neben berrficher Zractierung vnd Gefellibafftlaiftung von Ritterſchafft vnd Herrn des Rhats, ond einer groflen menge volds von Burgern vnd frembven, auch mit jonderer wol: beftelten Mufte von Juftrumenten vnd Gejang zum zier- lichften gehalten vnd ergeßt.

Folgenden Sontags, ven 12. gedachts Monats, feind fie vormittag in vie Kirh zu S. Thoman zur Predigt, vnd nach vollbringung verfelbigen in das Münfter vnd fonft berumbgeführt worden, biß daß es Mittageflengzeit gewe— fen, da ift man abermals zum Spiegel, allda vie Mahl: zeit zum flattlichften angeoronet war, gezogen, vnd jolde daſelbſt mit aller freundtlichfeit vnd frölichkeit eingenommen. Darauf nah geenveter Mulzeit auff ven Schieſſraim

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fpagiert, allda den Herrn abgeordneten abermals alle Ehr vnd Freundfchafft ift wiverfahren.

Nachgehenden 13. Maij, Montags, hat in den newen Bau, gegen ver Pfaltz vber, vor Mittag, ein Erfamer Rhat, auh Schöffen vnd Amman der Statt Straßburg, vie vergleichende Bünpnuß geichworen.

Die folgenden zwen tag wurden mit aller ehr vnd gu- ten willenserzeigung den Herrn Gefandten zubracht, auch vonder anderm ihnen das Zeughauß, vnd was fonvers in der Statt zu fehen, gewiefen. Wie fie dann au vor die Statt in die Earthauß, alda ein herrlih Mal zubereitet gewefen, geführt worden.

Donnerftags den 16. Maif haben beiverfeits die Eidge: noffifhe ond Straßburgiiche abgeordnete Gefandten zum abreiien ins Schweißerland fich gefertigt. Allda dann von ver Statt Straßburg folgende Herrn des Regiments feind abgeordnet worden.

Sunder Hans Philips von Kettenheim, Stättmeifter.

Herr Niclaus Fuchs, Ammeifter.

Sunder Friderich Brechter, Fünfzehner.

Herr Mathias von Gottesheim, Treizehner.

Herr Loreng von Feflenheim, Schöffel.

Herr Gottfrid von Hohenburg, Schöffel.

Die Namen aber deren von den beiden Drten der Eidgnoſchafft Rhatsgeſandten, feind folgende geweſen.

Als von Zürich. Herr Caſpar Thoman, Burgermeiſter. Herr Heinrich Holtzhalb, Statthalter. Herr Johannes Aſcher, Seckelmeiſter. Herr Johannes Keller, Obman. Herr Cunrad Großman. Herr Adrian Ziegler. Herr Gerold Aeſcher, Stattſchreiber.

Von Bern. Herr Anthony Gaſſer, Fendrich.

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Herr Bartholme Archer, Fendrid.

Jungcker Ludwig ven Erlach, des Fleinen Rhats.

Herr Marquart Zehender.

Jungcker Dauid Michel, des groſſen Rhats.

Herr Chriftian Willendin, des groſſen Rhats.

Als nun, wie gemeldt, den ſechtzehenden Maij nunbe— nannte anſehnliche Rhatsbotſchafften vnd Geſandten naher Schweitzerland auffgeweſen, ſeind fie abermals ſtatlich von Straßburg aus biß gen Grauenſtaden mit achtzig Pferden belaitet worden, allda man ſich mit einander freundlich abgeletzt, vnd nechſtgefolgten Samſtags den 18. eheberür— ten Monats zu Mittag zu Baſel wol ankommen.

Da fie dann vnderwegen von beiden Stätten Schlett— ftatt ond Colmar mit Wein verehrt worden, und zu Col— mar fich zugetragen, daß einer in der Eidgnoffen Herberg von der Zürcher Diener einem allerhand vmſtänd der Raiß zu erfundigen vnderſtanden, vnd aber, nachdem er vernom: men, das bemelter Diener foliches feinem Herrn angezeigt, feiner antwort erwartet, fondern eingmals ſich verloren, und nicht mehr ſehen laſſen. Da dann die Eidgnofftiche Gejandten allerhand fürforg getragen, fonderlich der von Erlach, vnd derwegen damals, ald man auffgebrochen, mit eim Diener vorgezogen, damit man mit den wegen defto fiherer nachfolgen möchte, aber allerdings nichts durch die firaß geipürt worden.

Dafelbft zu Bafel ift zum einrttt onder den thoren febr geichoffen, der beider Stätt Bern vnd Straßburg Gefand: ten, als die bei einander in einer Herberg zur Kronen gelegen, durd den Burgermeifter Vlrichen Schultheißen empfangen, nachgehends mit Wein verehrt, vnnd darbei Durch ermelten Burgermeifter fampt etlichen Häauptern des Rhats vnd andern fürnemen Perſonen guter anzal gefel- ſchafft gelaiftet, ond fonderlih die Straßburgifchen erfucht worden, im twiderferen jren weg auf Baſel zu nemmen, mit erbieten, ihnen alsdann mit befferer gelegenpeit allen guten willen zu erzeigen.

Gleichergeſtalt feind aud die Gefandten —— zu Reinfelden denſelben Abend mit Wein verehrt worden.

Sontags dem Neunzehenden hernacher, als man fampt-

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lich gegen Abend zu Bruck, denen, von Bern zufiändig, an: bommen, ıft man im durchziehen won etlihen ter Burger: fhafft, fo in der Rüſtung gangen, mit freudenſchieſſen em— pfangen, mit eim trund verehrt, etliche Feldſtücklein vor der Statt abgelafien, vnd alfo ſtarck geſchoſſen worten, Daß man für ein folih Drt deſſelbigen hat zu verwundern gehabt. Damals hat man das Nachtläger im Klofter Kö- nigsfelden, allernecbft darbei gelegen, auch denen. von Bern zuftändig, genommen: ond ift man dafelbft von denen zu Bruck mit Wein verehrt, vnd fonften denſelben Nachtim— bis, wie auch den Montag morgens zur fuppen herrlich end wol tractiert vnd frei gehalten worden.

Darauff deflelbigen tags, fo war der 20. Maij, fortges rudt, vnd nachdem man vpnderwegen ein furgen abftand zu Altftätt gethan, deflelbigen Abends vmb vngefährlich 5 Vren zu Zurih wol anfommen, ond mit Eilffhundert ges rüfteter Mannen zu fuß, fampt fünf vnd fiebengig Pfer— den, vnd dreizehen Studen groben geibüges, gleich bei der Statt auff dem Schiefirein empfangen worven.

Darbei dann auch denckwürdig zu merden, Daß vonder ehegedachten Eilffhunderten gerüfter zu fuß auch jechs der Statt Zürich Kirchendiener geweien, vnd fonderlich einer, genant Herr Hans Jacob Wil, fo bey oben angeregter verein der dreyen Stätt vor acht vnd fünffsig Jaren gleichsfals mit in der rüfung gangen.

Die empfahung aber ift folgendermafien ergangen, daß nemlich die zu fuß in zmeien bauffen in einer ſchlachtord— nung geftanden, vnd nachdem die treizehen find grobes geſchützes etlih wilmal loßgangen, hernach die jhügen au etlich vil onderfchiedlich mal glivderweiß abgefhoflen, vnd daffelbig bald auff einander, damit man abnemmen mögen, wie bald fie mit dem mwiderladen gefaßt, weldes jedesmal fo wol abgangen, vaß man wenig fchüß gehört, vie vnor— denlich geſchehen weren, hernacher auff einander getroffen, vnd fih gewentt, allermaften, wie es pflegt bet eim ernft zuzugehn,

Nah folhem feind fie fortgerudt, vnnd haben die 75 Pferd die Gefanvten vmzogen, vnd dieſelben durch ven Landtvogt Heinrich Thoman aufs allerfreundlichit empfan-

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gen. Iſt man in folder Ordnung in vie Statt gezogen, daß die Bernifchen Gefandten anff der Rechten, die Straß: burgifchen in ver Mitten, vnd die Zürichifchen auff der finden feiten geritten, da nicht allein die Burger auff ver gaſſen, fo auff beiden feiten biß zum Loſament zum Stor: den in der rüfung geftanden mit handroren, fondern au mit groben ſtucken auf den Mauren vnd thurnen geringe berumb, vnd fonderlich aus wier vnd zwentzig ftuden, fo auff einer höhe in der Statt geftanden, befftig geichoflen, vnd ſolich ſchieſſen alfo den gangen Abend biß indie nacht an einander getriben. Da man dann auch vernommen, daß jedem fehügen, deren fünffhundert und dreiffig gewe— fen, ein pfund puluer gegeben worden, welde nach dem einzug fich mit fchieffen auff ven Bruden vnd fonften in - Statt noch biß inn zwo flunden ſtäts haben hören laſſen.

Im einreuten hat man befunden, daß diejenige Burger,

welche der Straßburgifchen Schießfanen von Anno etc. 76 gehabt, diefelben zu den fenftern hinaußgeftedt, vnd die Seckel mit ven Gaben daran gebunden, zu gedächtnuß der Ehren vnd Freundfchafft, fo ihnen vamaln zu Straßburg widerfahren. Deſſelbigen Abends ift den Gefandten beider Stätt, Bern vnd Straßburg, der Wein verehrt, und jhnen in fo grof: fer anzal Geſellſchafft gelaiftet, als es mach gelegenheit der gemach in der Herberg bat fein können, aud fo wol tractiert worden, als ihrer Statt ond Landsart nach mög: lih geweien.

Zinftag den 21. Maif ift ein Bettag geweſen, feind vie Geſandten in der Derberg geholt, vnd in die Predigt be— laitet, vnd nach vollendung verfelben wiver in die Herberg geführt worden. Denfelben morgen bat man, fobald ver tag angebrocen, wider angefangen mit groffen Studen zu fchieffen, vnd daffelb den gangen tag vber getriben.

Nach ver Predigt, vber ein ftund vngefehrlich, feind ges wiſſe Herrn bei den Gefandten in der Herberg widerumb erschienen, nd fie auff das Rhathauß belaitet, da der fein ond aroß Rhat der zweyhundert Mannen verfamlet gewe— fen. Alfo haben der Bernifhen Geſandten zum eingang

u

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jrer Herrn vnd Obern gruß vermeldt, mit fürger erzelung der volbrachten verrichtung zu Straßburg, und daß fie befelch heiten, von ihnen gleichmäffige beftettigung vieles Bunds auch zu empfahen. Darauff durch die Straßbur: gifche Gefandten nach gebürlicher falutation eben vergleichen bericht geichehen. Nachdem viefe Bündnuß vnd Berein durch einen Ehrfamen Rhat der Statt Straßburg, auh Schöf- fel ond Amman vafelbft geihworen, daß fie zu gleichem end auch abgefertigt, an beiven Orten Zürich vnd Bern ebenmäffige verrichtung zu thun.

Darauff der Bundsbrieff durch die Straßburgifchen ge: lefen, ond ihnen der Eid durch den Herrn Stättmeifter von Kettenheim geftabet, vnd alſo diefe Bündnuß dur fie geihworen worden. Auff welchen Actum die groſſen ſtuck wider loßgangen, vnnd, wie oben gemelot, faft ven tag durch gemwäret.

Hierauff feind die Gefandten auff ven Plaß, darauff die 24 ftud geftanden, deßgleihen auf die Speicher in dad Barfüſſerkloſter, nachgehends widerumb ins Lofament, vnd von dannen zum Schnecken geführt worden, allda man das Mittagsmal eingenommen, der beiden Stätten Bern vnd Straßburg Gefandten, wie auch jhre hierzu befchrei= ) bene Mitburger vnd Landſaſſen vom Adel, wivderumb mit Wein verehrt, vnd alfo mit guter Gefellichafft denſelben nah Mittag biß Abends vmb ſechs vren zugebracdt, dann nit allein diejenigen, fo am gemelten Ort in zwey groſſen gemachen gefegt werden können, fonder alle vie, fo des vorigen tags die Gefandten empfangen, vnd in der Rü— flung geweſen, auff jren Zunfftfiuben feind zu gaft gehal— ten worden.

In wärenden Mittagimbiß feind auff vier biß in fünff— hundert Knaben, fo des alters von zeben biß in 14 over 15 Zaren geweſen, mit zweien fliegenden fänlein, zierlich bewebrt ombgezogen, vnd nicht weniger, als die Burger: fchaftt ven tag zuvor gethan, vor dem Schneden vnd auff den Seepruden gliverweiß abgeichoften, ſolches biß in drei fund continuiert, vnnd mit ſolchem gleichen ordenlichen ſchieſſen vnd geſchwindem widerladen fich fo wol gehalten,

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das ihnen, als mehrtHeils fo Junges völcklein, mit ver— wunderung zugefehen worden.

Sp ift gleihergeftalt no ein Parthei won noch jüngern Knaben, von fünff, fehs vnd fieben Jaren, mit den Straf burgifchen Schießfanen, fo vor zwölff Jaren den Zürichern bei dem groſſen Schieffen worden, vnd mit dem Spiel embgezogen. Alfo nichts, was zu Ehrn vnd Freundfchafft au den Gefandten zu freud vnd furgmweil gereichen mö— gen, vnderlaſſen worden.

Denfelbigen Abend, ein ftund- vngefährlich, nachdem man som Mittagmal auffgeftanden, ift die Geſellſchafft in fol- ber anzal, wie oben gemeldt, in der Herberg widerumb zum Nachtefien erfchienen, ond was bei dem Imbiß nicht außgemacht werten fonnen, das haben fie damals vber- flüffig erflattet.

Mitwoh ven 22. Maij feind die Gefandten auff jhr am Abend zuuor befchehen anhalten abermals aufs Rhathauß beglaitet, und dur ein außfhuß gehört worden: Darauf fie nach verrichter handlung vom Außfhuß den Abſchied gemacht, fich alles deſſen, was ihnen hievor erzehltermaf- fen begegnet, gebürlich bevdandet, vnd erbotten, demnach, dardurch fürnemlich jre Herrn vnd Obern geehrt würven, es denfelben zu rümen, guter hoffnung, es werdeng die- felben, wo fie deffen immer gelegendeit baben mögen, mit vertrawtem freundlichen willen beſchulden, mit mehr auf: fürung, vnd darbei gebetten, es wöllen jre Gefandten mit dem, was jhnen zu Straßburg wiverfahren, auch ein freund- lich vernügen haben, und ihren Herrn vnd Dbern zu ver: trawen, da fie hetten wiſſen fönnen, was einem oder dem andern bette mögen angenem fein, daß es an möglichfter wilfarung nichts würde ermangelt haben, und haben da— rauf dieſe fach jbnen zum beften recommendiert,

Auf welches der Bürgermeifter Thoman furß gebeiten, mit dem, was ihnen, den Gefandten, begegenet, vnd noch beut weiter erfolgen werde, ein genügen zu haben, vnd twiderumb fich in gemeinem Namen. deffen bevandt, was jbnen bie erzeigt worden, mit vermeldung, wag jeßo in gleihbem nit bette künnen vergolten werden, daß fie geneigt vnd willig feien, es bei. diefer handlung, wo es den fall

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erreicht, mit Teib, gut vnnd blut zu beihulden. Damit iſt der Abichiev gemacht, vnd fein die Gefandten darauf wider in die Herberg belaitet, vnd zu Mittag mit der Ge: ſellſchafft vnd Tractation, gleich wie die andern Malzeiten gehalten, jedoch ver Imbiß vmb ver angeftelten kurtzweil willen befürst worden.

Nach dem Mittagimbiß if man famptlih hinaus auff den See gefahren, allda in eim ſchiff, welches mit ein fhwargen thuch war bevedet, ein lange taffel mit guter Tractation zugerichtet gewefen. Vnd als man fich weiter hinaus inn des Sees mitte gethan, feind alsbald gleichfam vnverſehens neher dann in einer halben ftund fünf vnnd zwengig fchiff der nehft an dem See geſeſſenen Landleut mit jhrn fpielen erfchienen, in jedem vngefehrlich fünfftzig Mann, darunder die fürnemften aus den gemeinden, vnd dann dreiffig. die rügten am jeder feiten fünffzeben warn, fo alle faft gleich gekleidet, mit jhren Roren vnd handge— wehren gefaßt geweßt, diefe haben das ſchiff, darinn die Gejandien geweſen, vmbringt, nachgehends ein fhiff nad dem andern herbeigefahren, da jhnen durch den Landvogt Thoman abgerandt worden, mit dem vermelven, daß fie auff befchehen erfordern alfo gehorfamlich erfchienen, das geraichte feinen gnedigen Herrn vnd Dbern zu fonderem gefallen, vie würdens auch in gnaden erfennen, vnd defto geneigter jein, jhnen allen guten willen zu erzeigen,, vnd damit fie ſolches deſto mehr abzunemmen, fo hetten fie auff jedes fchiff fünff gulden zu verehren geordnet, die ſol— ten fie in frölichfeit mit einander verzehren.

Daranff die Landleut theils durch ire Vögt, theils dur ihre Pfarrherrn wider antworten laſſen, was fie jeßt ge— than, das weren fie zu thun fchulvig geweſen, vnd hettens mit gutem willen gern gethan, vnnd thun fich ver vereh: rung bevanden, wünichen zu diefer Bündnuß Gottes Ge- nad vnnd fegen, weren vrbietig vnd genaigt, darbey Leib, Ehr, Gut vnd Blut auffzufegen, thäten fih darauff jren Herrn vnd Obern zu Gnavden befehfen.

Es haben fih auch inzwifchen noch zwei andere fchiff wie Galleen zugerichtet, ond allerdings ſchwartz angeftri- en, mit geihüs ſehen laſſen, welche lang, gleihfam in

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eim ſcharmützel zufammen Joßgebrent, und einander vmb die Derren herumbgetricben.

Nah welcher verrichtung fie widerumb den See hinauff, vnd ein jede Gemeind beimgefahren. Damals feind au auff dem See neben villn vnderſchiedlichen Geſellſchafften aus der Statt, fürnemlih auch die Schul: Profefiorn, fo mit ihren Mufteifhen Inſtrumenten vnd fingen, als lang man drauffen ombgefahren, fih haben hören laſſen, mit geweſen.

Im ſelbigen thun hat man auch im See ein fiſchfang gebalten, vnd dieſelbigen gleich friſch gebraten. Alles mit ſolcher anſtellung vnd kurtzweil, das ſchwerlich mag alles erzelet vnd genugſam gerümt werden.

Als man wider der Statt zu auf den Schießrein gefah— ren, iſt abermals, wie auch im hinaußfahren geſchehen, mit grobem geſchütz, vnd auff dem Schießrein mit Dop⸗ pelhacken gewaltig biß nahe in die nacht geſchoſſen, vnd als man von dannen, nachdem man ein vndertrunck gethan gehabt, wider zum Loſament zum Nachteſſen geführt, mit der Geſellſchafft vnd Tractation, wie die andern vorgehen— den Malzeiten gehalten, vnd was zu ehren vnnd freuden reichen mögen, nichts geſpart worden.

Donnerfiags den 23. Maij, als man widerumb verreiſ— ſen wollen, iſt zur Morgenſuppen die Geſellſchafft zeitlich vorhanden geweſen, vnd vie ſach vollends zum end richten belffen: Da durch den Landvogt Thoman beider Stätten Bern vnd Straßburg abgeordneten widerumb zugeſprochen, ond dieſelbigen gebetten worden, an allem ein freundlich vernügen zu haben, mit anerbiettung aller Eidgnoſſiſchen trew, vnd vertrauten freund: und Nachbarſchafft. Deflen nıan fi wider gebürlich bevandt, darauff der Abſchied ge: nommen, vnnd ift man durch den Landvogt mit etlichen Pferden, auch trummen vnnd pfeiffen biß zum mechften fleden, Altitett genant, belaitet worden.

Denfelben Mittag ift man zu 2engburg, einer Statt Bernifcher Oberfeit, anfommen, da man von der Burger: haft mit fanen in der Rüftung, auch im gemein mit ſchieſſen vnd Weinverehrung empfangen, vnd fattlid tractiert worden.

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Sp hat man auch zu Abend zu Aaraw, gleichsfalls einer Bernifchen Statt, die Gefandten famptlich ebener geftalt, mit freudenfchieffen, Weinverehren vnd Gefelichaft: laiften wol empfangen.

Es ift aub in allen Bernifhen dörffen die- anftellung befcheben, daß den Gefandten jm durdraifen ein trund angebotten worden, da man dan darbei auff den gaſſen einen zuberaiteten Tiſch befunden.

Freitags den 24. Maif, ale man bey Aarburg fürober gezogen, hat man darauß mitt freudenfhügen die Herrn wilfommen gehaiften.

Zu Langenthal hat man vber dem Mittagmal jhnen auch den Wein verehrt.

Deffelbigen Abends, haben die Bernifchen Gefandten zu Burtholff, fo ihren Herrn vnnd Obern zuftändig, die Straßburgifchen irin das Schloß daſelbſt lofiert, vnnd feind fie bei ven Zürichiſchen vnden jm Stättlein geplieben, da man in der Herberg beifammen geſſen, herrlich tractiert, vnd abermal ſamplich mitt Wein verehrt, fonverlich aber ift im Schloß durch den Schultheiſſen vafelbft ein ftatt: licher fchlaafftrund zugerichtet, vnd alfo an allen enden arofle ehr erzeigt worden.

Samftags den 25. Maij hat man im gemelten Schloß famptlid das Morgenmal eingenommen, da man nod ftattliher, dan den Abend zuvor tractiert, nachgehends vollends nach Bern gezogen.

Als man nun faft auff ein meil wegs nabe zur Statt fommen, ift ver Schultheiß von Wadtweil mitt zwengig Pferden den Geſandten entgegen fommen, vnd diefelben mit vilfaltigem glüfwünfchen vnnd bitten von Gott, fein jegen zu angefangener fachen zu geben, fampt vermeldung alles Eidgnoffiichen vnd vertrauten millens, auffs anſe— benlihft ond freundlihft empfangen. Darauff durch ven Burgermeifter von Zürich von beiver Stätt wegen, ge bürlihe dandfagung vnd gegenerbieten geichehen.

Demnach ift man in folder oronung mit einander fort: gerudt, daß die Straßburgifchen auff der Rechten, die Züridifchen inn der mitten, vnnd die Berner auff der Linden feiten, wie auch die Diener allerfeitg geritten, onnd

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bat man gleih von ferre groſſe ſtuckbüchſſen abgehn bo: ren, welches fehr lang gewärt, ehe man zur Statt fommen.

Derielben ftuf feind vreiffig für vie Statt hinauf ge— führt geweßt, vnnd als man fo nahe hinzu fommen, daß fie der Gefandten anfihtig worden, feind nit diefelben wider loßgangen, fonvder es feind au auff dreiffig Pferd auß einem Wald herauß gewiſcht, vnnd einmal oder drei vmb die Geſandten herumb gerennet, bernacher zu andern Pferden geftoffen, aljo daß jren biß inn zwei hundert wor— ven, fo zwen Fanen gehabt, und nachgehends famptlich fprungs durch die Ordnung gerennt, ond alle abgeichoffen, welche gantz wol gebugßt, vnnd darunder etlihe Sammate Caſacken geweſen. Dan neben den Burgern vnd Burger: fönen, auch jre Landvögt, vnnd was fie für Welfche Herrn zu hinderſaſſen haben, zu folchem befchrieben worden.

Se war ein foharmüßel von fechs hundert mehrtheils Melicher fbügen angeorvdenet, darbei drithalb hundert Mann mit langen vnd kurtzen wehren in einer ſchlachtordnung gehalten, welche alle inn drei fändlein außgetheilt geweien, vnd iſt nit allein das famptlich oder gliverweiß ſchieſſen, fondern ver fharmügel treffenlich wol abgangen, vnd vn— geachtet es zimmlich fteiff geregnet, doch luſtig zu fehen gewefen.

Nachdem mann inn oberzehlter ordnung mitt den vor— gemeldten zwei hundert pfervden eingeritten, vnd zum Fal— Een loſiert worden, feind diefelben pferd fortgezogen, ſich oben bei dem thor wider gewandt, vond forter vor der Herberg alle wider loßgeſchoſſen.

So feind au die zu fuß famptlich in der zugordnung vor der Gefandten Lofament fürober gezogen , vnd etliche vilmal gliverweiß abgefchoflen, damit zu erfennen zu ge— ben, wie geichwind fie mit dem widerladen gefaßt weren.

Den abend feind in dem faal, va man zu nadt eflen tollen , etliche Herrn des Rhats bei den Herrn Gefandten erſchienen, dieſelben nachmaln empfangen, vnnd zum nacht: eſſen Geſelſchafft gelaiftet, feind in gemeldtem ſal drei langer Tafeln vnd ein Tiſch zugerichtet, vnd jedesmal wol bejegt geweien, auch die Gefandten felbigen Abenrs mit Bein verehrt, vnd fonften herlich vnd wol trastiert worden.

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Sontags den 26. Maif, fo ver Pfinftag geweſen, feind die beiden Schulthaiſſen mit fo vilen des Rhats in ver Herberg erfchienen, daß der beider Stätt Zürich vnd Straß— burg Gefandten jeder einer zum. gelait zugeoronet (wıe hernaher jedesmals durchauß folhs gehalten worden) va man inn die Predigt, vnnd von dannen wider ins Lofa- ment gangen, auch zum Mittagimbiß, da die Zractation abermaln flattlih vnd vberflüffig geweſen, Gefelihafft ge: laiftet. Rach mittag die Gefandten auff beive Schiesrein geführt, da etlihe Spiel, Trommen vnnd Pfeiffen vorher gangen (wie dann daſſelb, fo offt man aufgangen, mit trommeten, darmit fie infonderheit wol gefaßt vnnd andern ſpilen geichehen). Dafelbften hat man ein onvertrund ge: than. Nah volpringung deſſen, indem man widerumb vem Lofament zu geben wöllen, ift durch etwan fünffbig Schützen abermals ein fharmüßel angeftelt worden, darinn fie den ernft vmb ſovil baß Contrafeiet, das ein Parthei die ander bezwungen, etliche als tod liegen plieben, et— lihe als verwundt hinweg geführt, vnnd etliche gefüng: lich angenommen, vnnd mitt den haadfen vonder den ar— men vonder fih gegen dem boven geferet, und mit verded- ten spielen durch vie Statt gezogen.

Deſſelbigen Abends ward e8 mit ver Gefelfhafft vnd Zraetation,, wie bievor gemeldt, gehalten.

Montags den 27. Mai ift man abermaln, wie den tag zuvor zur Kirchen beglaitet, vnd zu end ver Predigt wider in die Herberg geführt, vber ein fund hernaher auf das Rhathauß geholet, onnd ver Actus mit verlefung des Bundbrieffs vnd dem Eivftaben gehalten allermafıen, wie hiefornen bei der Statt Zürich vermelvet worven. Aufferhalb wie zu Zürich der Fenner Gaffer den eingang gemacht, alfo die an viefem ort durd den Burgermeifter von Zürich von beiver wegen geichehen. Auff welche ver- richtung gleich ſechs vnd vreiffig grobe fluf, darunder faldonen vnnd Carthunen geweſen, gegen ver Rhatftuben abgangen.

Rah gehaltenem Actum ward der Mittagimbiß in ver Rbatſtuben eingenontmen, allda vier lange Taffeln zuge: richt, vnd zu den Geſandten auch diejhenigen, fo zum

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einritt befchrieben gewefen, beruffen, vnd man Fürſtlich und Herrifch tractiert ond gehalten, nicht allein mit für- treffenlicher Mufic, fondern daß zu jedem gang jm auf: tragen oben gemeldte dreiifig groſſe fiud, fo vor der Statt gegen dem Rhathauß zugerichtet gewefen, onnd man zum fenftern hinauß ſehen können, feind abgeichoffen worden, dergeftalt, daß darıon das hauß, fampt den gemacen, taffeln, vnnd was darauff geweſen, fih bewegt, vnd zu den dreien gängen auff die neungig fchüß gefchehen. Welche Malzeit zimlich lang gemwert, bei verfelben fenner Gaſſer ond der von Erlach Kuchenmeifter gewefen, vnd jre Jun— gen von Adel aufgewartet, vnd nachgehendg durch den Srhultheiffen von Mülinen, wie fie diß zu end der Mal- zeiten onedaß im brauch haben, abgedanckt, da vnder anderm erbieten auch vermeldet worden, daß fie vrbietig, der beiden Stätten Herrn vnd Obern, nad) allem vermo- gen zu dienen, auch leib, ehr, gut vnd blut auffzujegen.

Dierauff der Burgermeifter von Zürich geantwortet, vnd gleiches erbieten au gethan. Als man auff’ foldes vom Rhathauß wider in das Lofament begleitet, iſt dag ge- ſchütz der dreiffig fluf wider ein, vnnd den Gefandten vorgeführt worden.

Zum nachteſſen ift die Gefelfchafft wider inn der Her⸗ berg erſchienen, varbei dann an tractiern vnd Muficiern, wie bei den andern malzeiten, nichts gemangelet.

Zinftags den 28. Maij ift morgens inn der Herberg ein Ausihug des Rhats, vnd mit denfelben auch der Schultpaiß von Mülinen erfchienen, vnd nachdem fie vernommen, wie man entfchloffen, denfelben mittag wider auff zu fein, haben fie angezeigt, daß jrer Herrn vnnd Dberen begeren, wo man fi je nicht länger wol auff: balten laffen, doch noch venfelbigen tag zu verharen, wel- ches neben den Zürichiſchen auch dur die Straßburgifchen bewilliget worden, weil man onediß noch allerhand an: derer fachen mitt einander fich endlich zu vergleichen vnd zu verrichten gehabt.

Nah welcher verrichtung, damit nunmehr zum abſchied vrſach gegeben würde, haben die Straßburgifchen Geſand— ten jre Dandfagung, neben außführung deſſen, fo ihnen

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diefer ende widerfaren, mit gebürlichem anerbieten gethan. wie zum theil hiefornen bey ver Statt Zürich angezogen worden. Darauff widerumb aller gebürlichfeit nach begeg- net worden, fo diß oris vnnötig einzupringen.

Diffen nachmittag hat man ven Gefandien das Zeug: hauß, die Bibliothee, vnd anders, wag fürnemlich zu ſe— hen geweſen, gezeigt, vnd alfo viefer tag in frölichfeit vollends zum Falden in der Herberg zugebraht worden.

Mitwochs den 29. Maij vormittag bat man zu ge: dächtnuß ver fachen, ald wolmeinende freundzeichen, je nad gelegenheit der Perfonen gulvine vnd filbern müngen, ond anders, innmaffen von den Herrn zu Straßburg zu: sor auch geichehen, vnder die abgeordeneten Herrn, vnd jenigen, fo ihnen zugeben worden, außgetbeilet.

Seind ſolche Müngen oder Dendpfenning hiebeigeſetzter vorgeriffener geftalt und maflen geprägt, bezeichnet vnd ombefchrieben gemweien *).

Nach ſolchem ift man zur morgenfuppen gangen, darbei dan widerumb gute Gefelihafft, vnd fonderlich die beiden Schulthaifien geweſen; als nun diß auch zu end gelauffen, ift das danden, abbitten, erbieten, ıc. alles hin und wider erholt, vnd darmit ver Abfchied gemacht, vnd der beider Stätt Zürih vnnd Straßburg Gefandten mit etlichen Pier- den durh den Statthalter von Grauenried biß gen Fra- wenbrun, fo ein Kloſter, auff drey fiund wegs von Bern beglaitet, vnnd daſelbſt auch von denfelben, deßgleichen den Zürichiſchen Geſandten der abſchied mit dem trunck genommen, allda man dann abermals außgelößt ond frei gehalten worden.

DBnderwegen aber, als man ein lud wegs für Bern hinauß fommen, ift wider ein jharmügel zu Roß vnnd fuß angeftellt gemefen. da etliche fih in ein Wäldlein ver- ſteckt, etliche hinvder einer höhe gehalten, hernachmaln vier: maln auffeinander getroffen, vnnd alfo mitt diefer kurtzweil, welche fehr Iuftig abgangen, den Geſandten die letz geben.

Es ſoll hiebei bilflich auch vnvermeldt nicht pleiben, daß ) Solgen im Driginal die Abbildungen von zwei zur Feier

des Bundes gepragten Münzen, die erflart und abgebilnet

find in „Köhler Munzbeluftigungen‘ 11. 273.

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man an beiden Orten, nicht allein bei ven Dberfeiten, fonvern auch dem gemeinen Mann gefpürt, daß fie fich dieſes Wercks zum hböchften exfrewet, als die fich vilfal tiger Ehrerbietung gegen ven Gefandten beflieffen,, vnnd welcher je gelegenheit befommen mögen, derfelben, oder auch der Diener einen anzuſprechen, ſolchs feinswegs hat vn— verlaffen, vnd für fich felbft auch zu erfleren, wie ihm ein folcher handel ein ber&liche freud fei. Demnah aber ein alt ſprüchwort fagt, daß diß fei zu halten ein gemeinnug- lich beſtendig werd, welchs der gemein wunfch vnd fegen befrefftigt vnd fterdt, als ift hieuon alles qutes zu hoffen, fetteinmal auch der Almechtige die volfürung deſſelbigen gebörter maffen bat wol geglüdt vnd gefürdert.

Gemelten Mitwoch zu abend feind die Straßburgifchen Gefandten zu Solotborn anfommen, da jhnen nicht allein ver Wein verehrt, fondern auch durch ven Schultheiften, Sedelmeifter onnd andere anfehenlihe des Rhats, nach: dem fie viefelbige zuvor empfangen gehabt, Gefelichafft ge: laiftet worden. Bnd haben folde Solothurnifche Herrn nad dem effen im abvanden, in namen jhrer Obern, und auch bernacer für fih felbften, gegen der Statt Straß: burg fih aller guten freund vnd Nachbarfchafft erbotten, ond gebetten, ihnen folches gemwißlich zu vertraumen: dan wo fie jr ond den jren angeneme dienſt vnd vertrauten Nahbarlichen willen erzeigen fönten, daß fie dafjelbig zu tdun gang gutwillig geneigt, welches die Gefandten zu rümen erbotten, vnnd gleiches erbieten von der Statt Straßburg wegen auch gethan.

Folgenden Donnerftag ift man zu mittag zu Balftall, vnnd nachts zu Liechtftall anfommen.

Freitag den letzſten Maij nachmittag ift man gen Ba— tel kommen, vnd zu Abend vor effens nicht allein durch ven Burgermeifter, Schulthaiffen vnd andere des Rhats in quter anzal empfangen, fonder auch gebetten worden, des folgenden tags vafelbften zu verharren. So feind auch die Herrn Gefandten, wie von eins Erfamen Rhats we⸗ gen, alſo auch von der Geſelſchafft, ſo dem zu Straßburg fürgangenen Aetui ver Verbündnuß zu gefallen dahin kom⸗ men geweſen, mit Wein verehrt, die jhnen auch mit vnd

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neben den Rhatsperfonen vdenfelben abend vnnd des an- dern mittags Gefelihafft gelaiftet. Vnd hat ver Burger: maifter neben dem gewonlichen abvanden nad dem nacht: effen fonderlich vermeldet , das berürte Geſelſchafft zu jrer widerheimfunft höchlich gerümt, was jhnen zu Straßburg für ehr erzeigt worden, derwegen fih feine Herrn vnnd Dbere mit vnnd neben ver Gefelichafft zum höchſten be— danden theten, mit vilfaltigem erbieten, ſolche ehr vnnd freundfhafft nach irem vermögen zu beichulden. Alfo das man befunden, daß ein Erfamer Rhat daſſelb hoch auff: genommen. Darauff furglih widerumb neben gewonlicer dandjagung vermeldt worden, wan der angezogenen Ge— felfchafft, fo der Statt Straßburg vnd den andern beiden Stätten, fürnemlih aber vem damals fürgebabten werd zu ehren erichienen, etwas widerfahren, fo verfelben lieb onnd angenem gewefen, daß jre Herrn vnnd Obern fol- bes gang gern würden vernemmen, wie fie aufs wenigfi an derfelben gutem mwolmeinendem gemüt ond millen nit zweiffeln folten. Sm fall e8 aber nicht geicheben were, daß fie folches anderer vngelegenheit vnd verhinderung vilmehr zumeſſen wolten, dan warin ihre Herrn ein Er: famen Rhat der Statt Bafel vnnd jren zugewanten, an: geneme dienft, vertramwen, Nacbarlichen willen onnd freund: ſchafft erwiefen fönnen, vaß fie zu ſolchem fonders genaigt ond begirig.

Nachdem man nun zu mittag abermals gute Gefel- ſchafft gelaiftet gehebt, feind die Gefandten wiver auff ge— weſen, jhren weg auff Freiburg zu genommen, dahin fte am Sontag zu mittag gelangt, da jhnen, wie aub am Samftag abend zuvor zu Newenburg gefchehen, der Wein verehrt worden.

Den dritten Junij ift man zu mittag biß gen Gappel, und nachts gen Ichenheim, vnd folgen tag bei guter frü- zeit zu Straßburg einfoınmen.

Diefes ift alſo kurtz die Erzehlung ver verloffenpeit al- ler Solenniteten, bandlungen vnnd fahen, wie die bei beftettigung mehrgedachter dreier Eurangelifcher Stätt Bünd— nuß an onderfchiedlichen orten ift vorgangen.

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Erluftigung ob der Geheimnuß der zufameneini= gung der Gotthartiſchen dreyftrömigen Arl und ihrer drey Töchter.

Zu Rbümlicher Erhebung der newlich im Mayen be-

ftettigten Gottgefälligen vnd Trewgeſelligen Nachbaur-

lichen Verain zwifchen den in Hoch-Teutſchland anjeb-

lichjten und berhümteften drey Policeien, Zürich, Bern und Straßburg angeftelt.

Gleichwie der Schöpffer diefer Welt Sie drumb mit gbirgen hat beftelt, Darmit ein vnderſcheid zu machen, Zwiſchen den Böldern vnd den Spraden. Welche ondiß einander fchewen, Das fie nit viel einander trewen. Alſo bat wider er hingegen, Der Leutieligen Nachbarn wegen.

Aus Bergen, Felſſen vnd auß Kiüfften,

Ja auß feucht Düfften vnd naß Lüfften Die Ström ond Fluß in Rinnen geleit, Vnd jnen jr Canäl bereit.

Darinnen fie durch manchs Land rinnen,

Nicht drumb allein, das fie nur dienen Zur feuchtigung vnd fructbarfeit,

Vnd daß der Fiſch drinn hab fein Weid,

Sonver, damit hiedurch vorab,

Der Menih ein fein anleitung hab.

Sein Nachbarn, fo an einem Bad, Db oder vnden han ihr gmach,

Zu beſuchen in freundlichfeit,

Vnd zu braucden in freud ond leid.

Bud folhs entweder auf eim Baum, Der außgebölt im Waſſer ſchwam.

Oder in folgung dem geftad,

Wohin daffelbig lait vnd lav.

Dis ift der fürnembft Nuß end frommen, Der auß ven Flüſſen her thut fommen.

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Die Fluß die Nachbarſchafft vereinen, Welche an einem Fluß anrainen. Ein Fluß madt, daß vil ferre Länder, Erfennen in gutem einander. Ein firom ift gleichſam wie ein ftraß, Darbei fih bhülfft mander Landſaß. Sa ift wie ein gemeiner Bronnen Darauf all fchöpffen, die dran wonen, Die Bach die haben Pagos gmadt, Daß man ein Gäuw für ein Statt art. Die Strom han gmadt, daß man hat, Auff beid feit angeländt, außgelav. Aus folhem Ienden vnd abladen, Entflunden die Stätt an ven gftaden. Seind alfo die Stätt gleichſam aflößt, Auff die ſtett, da fie jet ſtehn gſetzt. Vnd wo vil Flüß traffen zufamen, Dafelbfi auch bald die Stätt aufffamen. Daher dann die Göttlich fürfehung, Vmb Schaffung mehr zufammennähung Der Leut, fo etwa ferr entlegen, Hat er geordnet fo gelegen. Das vil Flüß von vngleichen enden, Sn einen Strom fih müſſen Ienven. Auff daß jr viel von vungleih Flüffen, Hiedurch in kundtſchafft fommen müſſen. Derſelbig nun, der diß vorſehen, Deſſen Rhät nieman auß kan ſpähen. Der diſe Welt hat zubereit, Dem Menſchen zur bekömmlichkeit, Der hat gewißlich auch gewolt, Daß mit ver zeit erwecken ſolt. Der Rhein bald bei ſeim vrſprung droben, Ein Nachbarſchafft, ſehr hoch zu loben. Zwiſchen drei Stätten durch drei flüß, Da ein fluß zwen flüß in ſich ſchließ. Vnd alſo werd auß Waſſern drey, Ein drittes in geſampter Trew. Bud werde auß den dreien Stätten,

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Ss vnderfihidene flüß fonft heiten.

Durch anlaß ver flüß einigung,

Vnd dur der Bündnuß mittelung.

Ein einig vereinigt Gemein, Die freundlich ftimme überein.

Vnd in einander fib thu fchlieflen,

Wie die flüß in einanver flieflen.

Welchs feind aber diefelben flüß, Durch deren freunvlid Waſſergüß.

Der Rhein ein Nachbarſchafft erwedet,

Die fih je mehr vnd mehr erſtrecket? Das find drob in dem Schweißerland, Die Lindmat vnd die Aar genant.

Sa vie räſch Aar, vnd die ftil Lind,

Diefelb Freundtſchafftmacherin find. Difes find die zwo Schweftern trew, Welche ver Rhein zieht an fich frey.

Vnd droben bei Waldshut empfengt,

Vnd mit denselben fort ib ihwendt. Biß fie fih thun in das Teutich Meer, Weil fie vom Teutſchen gbirg find her.

Woder fompt aber foldbe Freundichafft,

Difen drei Flüffen in der Landtichafft ? Daber fompts, mweil fie find geboren, An einem ort, vor vnzal Zaren,

Bom alten Alpvatter dem Gotthart,

Der noch vom Sünvfluß beſteht Notbart. Vnd ift daher gang Eißgraw worden, Das von im Eiß triefft an all Orten,

Der hat fie alfo angewiefen,

Einander on ablaß zu grüffen.

Alfo, Daß ob fie wol von Hauß, Ziehen durch vngleih Port hinauf.

Die Lımmat durch die hohe Märdt,

Vnd die Aar durch den Grimmelberd. Sie nimmer doc vergeſſen follen, Sih wider zfammen zu aefellen.

Daher er zu gedächtnuß deſſen,

Nie der verwandfhafft zu vergefien.

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Hat zu den Horigen ihrn Namen, . Einen geben jnen allfamen. Vnd fie fein Arl famptlich gnant, Da jever Buchftab macht befant. Einen der num gedachten Flüß, Als Aar, der Rhein, die Lindmat if. Solchen Nam Arl, von jrem Alten, Hat die altft Tochter noch behalten. Die auß dem Grimmelberg berrindt, Vnd fih lang wie ein Angel windt. Vnd vil ein weitern ombihweiff nimmt, Als jre jüngfte Schwefter Lind. Die zu dem Bruder eilt geichwind, Bnd drumb vor lieb ein ſee durchſchwimmt.

Welchs feind die drei Stätt aber nun,

Die durch ver drei Flüß zfamen thun. Auch alfo fommen in ein Freundſchbafft, Gleichwie die flüß find in verwantichaft ?

Das ift Zürich, Straßburg vnd Bern, ,

5a, weil ich fie benem fo gern,

Sp nem ib euch die jetzund zwirig, Es ift dz Bern, Straßburg vnd Zürid.

Ja Züri, Bern vnd Straßburg find,

Die Stätt, fo Rhein, und Aar vnd Lind. Durch Göttlih ſchickung ziamen fügen, Zu jrem fonderen genügen.

Der Rhein ift, der fie thut vereinen,

Das ein Gemeyn fie jegund fcheinen,

Der Rhein fchleußt die drei in ein Treu, Daß ein Trew leiften nun all drey.

D Straßburg es muß fih fo ſchicken,

Das im gedritten dir muß glüden.

Wels ift ein zal der Trew vnd Eyp, Vnd fo die gröft geheimnuß deut.

Daher dir auch die alten Namen,

Tribah vnd Triborg etwann famen. Tribach von diefen Bächen drey,

Die dich durchgehn trifah auß Trew.

Zreuborg yon den drey Burgen tramt,

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Daraus du Straßburg wardft gebawt. Bnd daher etwann Trautburg bieft, Welchs mit dem Archentraut eins ift. O Trautburg, du muft lieblich fein, Weil dich im auch vertraut der Rhein. Vnd dir auch Zürih vnd Bern vertraut, Die bei fein Schweftern find gebaut. Vnd maht nun auß der Nachbarſchafft, Ein trew verfiepte Bruderfchafft. Seht, drumb hat der, fo Berg vnd thal, Erſchuff, auß fonder trewer Waal. Es alfo zwifchen jnen gfüget, Das fein weit von der andern Tieget. Sonder ift eim Dreiangel ligen, Die in eim Eck fih ziamen fügen. Vnd hat die Ef oben vnd vnden, Durch die drey Fuß zufamenbunven. Damit durch mittel der drey Strom, Eine zu fleur der andern käm. Dieweil es dann der Trewe Gott, In diſem fall fo bftellet hat, Wer will Hierauß nicht nemen ab Daß e8 die Natur felber gab. 1 Das die drey Stätt in Bündnuß fümen, f Seiteinmal doch von gmelten Strömen. k Inen werden gleichfam die hand, Zufamen gereicht vnd verpfend. 5a, wer geht alfo jrr ab ban, Der nicht hierauß erachten fan. Was die Vorfahren hat beweget, Das fie fo oftmals han gepfleget. Zu brauchen die gelegenbeit, Die jegund erft ift angedeit. Vnd zu vereinen fich mit diefen, Die doch werden vereint von Klüffen. Darumb jhr drey vil trewe Stätt, Billich in die fußftapffen trett. Ewerer löblihen Borfahren, Die fih einander han erfahren.

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In ftanphafftiger frewlichkeit,

Bnd trewlicher ſtandhafftigkeit.

Vnd in beſchützung jrer Freiheit,

Vnd in abwehrung fremder Newheit. Nutzlich if, das jr dem nachkommet, Was die Borältern hat gefrommet.

Löblich ift, das ihr dem ligt ob,

Deſſen die Alten hatten Iob.

Lieblih ift, daß ihr diß Hoch achten,

Was rhümlichs die Eltern vollbradten. Was achten jihr den Neid vnd ha, Der mit der weil ſich feldft auffraß.

Es feind gewont die Eydgenoffen,

Zu lachen des Neids ver Machtloſen. Vnd zu demmen diefelbig madt,

Die andere neben jhr veracht.

Mit Hofgeipött und Hofgefchand,

Ward nie fein Macht noch Schlacht getrennt, Laßt die verlachen, dern man ladt, Laßt neiden die, fo han fein Macht,

Durch freudige Auffrichtigkeit,

Wird viel ſolchs Spottwerds nidergelcit. Der Neivwurm wird nie baß getöp, Dann wann man Revlich hindurch geht.

Wider das Neidwerd, des Hofs Weidwerd,

Iſt die Tugend die beſt Scheivftärd.

Die Tugend ift dz recht Scheidwaſſer,

Sp das falfch fcheivet von eim Haſſer. Ihr Bundgenofien habt zum mehſten, Euch guts gewiflens zu getröften.

In dem, daß ihr fucht Gottes Ehr,

Damit viefelb gewinn fein fehr Durch Heuchelei vnd deuteley,

Sonder hab feinen fortgang frey. Dedgleichen, daß ihr immerzu, Trachten, wie man in Frid vnd Rhu

Bei einander beftendig bfeib,

Bnd fein Frivftörer folch vertreib.

Vnd dann, daB groffen fleiß jhr thut,

1164

Wie ihr das theur erarnet gut

Der Freyheit euch nicht Taßt en&uden,

Wann Freyheit » Laurer darnach ruden. Derhalben O du herrlich Zürich,

Welchs reht vom theur vnd Reich heift Türich.

Deßgleichen auh du Mächtig Bern,

Welchs fih biß auf durch mand böß Herrn. Vnd du veft wolbeftelltes Straßburg, Der böfen Trogburg, frommer Trofiburg. -

Billich habt jhr euch zu erfrewen,

Das ihr nun wider diß erneiwen,

Welchs oft gewünſcht han die Vorfahren, Das jhr darinnen folt verharren,

Vnd in die alte Tugend traben,

Vnd dieſelb ſtäts vor augen haben.

Gott geb, daß diefer Bund bleib wirig, Sp lang die Lindmat Jaufft für Zürich,

Geb, daß er allen Neid brech durd,

Inmaſſen der Rbein durch Straßburg. Gott geb, daß er hab glüd vnd ftern, So lang die Aar laufft vor bei Bern.

Als lang die drey Fluß zſamen fliefen,

Das vie drey ftät ſtäts frids geniefen.

Vnd gleih wie man ſchwur die verbündnuß Zur wolbeftendigen BVerftändnuß Zu Straßburg auff Seruatij, Zu Zürih auff tag Conftantij. Sie alio auch Conftant beftand, Bnd werd Seruiert mit Mund vnd hand.

Ja Gott erhalt fie mädtiglich,

Durch feinen Geift einträchtiglich.

Zu ſchirmen feines Namens Ehr, Daß fein Reich bei ons jmmer wär.

Vnd zu fhügen jr Bnderthonen,

In Frid ond Freyheit ftäts zu wonen. Darzu er jnen Rhat ond ftärd Verleih, zu fürdern diefes Werd

Dis wünſcht dem Straßburg, Zürch vnd Bern,

Der, fo jm wünfcht fein andre Herrn,

11.5

Beſſer die näh, dann in die ferrn,

Die fern fiellt nach der Freyheit gern, Der ons Gott nimmer laß enibern, Sonft wir nit mehr Frey Teutfchen wern.

1. Noha Trauschiff von Trübuden.

Anhaug.

Lobſprüche auf Zürich, Bern und Straßburg, von Johann Fijchart.

A. Lobfprud auf Zürid.

Zu Züri vber ver Statt Port Sind nit vergebens dife Wort . Bon alters in Latin geichrieben, Vnd biß auff vnſer zeit lang blieben, Daß fie ſey Nobile Turegum Vnd Multarum copia rerum, Das iſt, ein Adlich fürnem Statt, Die aller fach vberfluß bat. Das fie aber ein vberfluß Hab aller ding, vnd vberſchuß, Iſt ja gnug abzunemmen nur Hie aus der Statt Eonirafactur, Wie alles in Statt vnd im Land Sp herrlich wol beftellet fand Mit Fiſch vnd Schiffreich Flüfen, Seen, Mit fruchtbarm Talgeländ vnd Höhen, Mit faubern Gaften, fhönen Pruden, Die noch meh die herrlich Gbäw ſchmucken. Am See ſicht man ombher ſich ſtrecken BU Pfarren, Aempter, Höf ond Flecken,

1166

Welche dem See zur Zierd ſchön dienen

Wie eim Demant die biegt Rubinen, Fa dienen zu Nuß vil der Statt, Das man da als wolfeiler bat,

Ufo dag man wol die Statt Zürich

Vom fehr Boldreihen See hieß Seerich, Oder von Zier des Reichs hieß Zierrich, Der von Zierlichfeit vie Zierig.

Ich gſchweig die Lebendige Zierd

Die in der Statt gefpüret wird,

Als ift ver Weiß Anſehlich Rhat, Die ftarde Mannſchafft zu der that,

Der Wolbeftellte Predigftul,

Die Hochgelehrten in der Schul, Das Reich Gewerb ond aller handel Mit Frembven, die da han jhrn wandel.

Vnd die beherrfhung alfo groß

Das fie ift Fürſtenthumbs genoß:

Das heißt ja wol ver ding ein gnügen, So vil man zeittich bie fan Friegen.

Wie Adlich aber die Statt ſey,

Das zeugt jbr alte Freyheit frey,

Welche jnen der Franden König Befräfftigten ale Wol verdienig.

Dann weil fie alt Teutfch Freyheit Tiebten,

Vnd alfo rechts Edel gmüt übten, Bemwegten fie die Freyen Sranden Das fie den Adel inen fhandten,

Nemlich die Freyheit, fo allein

Iſt der recht Adel ingemein,

Auch des zu einer Lifferey Das fie recht weren lieber frey:

Gaben fie jnen bei das Wapen,

Ein Lewen mit eim Schwerd in dapen: Damit fie gleihfam anzuweiſen Das fie zur Not auch das falt Eifen

Sollen durch einen Löwenmut,

Prauchen zu jrer Freyheit Hut.

Ja die Freyheit fie Adlih macht,

1067

Weil Freyheit ift ein Adlich pracht,

Nach welcher jeder billich tracht

Der Ehr vnd Tugend Namhafft acht: Welcher iſt Adelichen gfinnet,

Dem ſelbs der Mut in Freyheit grünet.

Wer aber iſt vnedler art

Derſelb in Sclauitet verſtarrt,

Gleichwie ein Käfer in dem Miſt, Dem Lilienöl ein gifft auch iſt,

Sclaf aber heißt Falſch hinderſich,

Weil alles gzwungen fälſchlich gſchicht: Dann, Adel iſt ein Thugendkrafft So thut Freywillig Thugendhafft,

Vnd Freyheit iſt ein Edler gwalt

Da einer thut was jm gefalt Nach billichfeit vnd Recht der Alten, Vnd laßt fih nichts darvon abhalten.

Sonder fohirmt fih darbei mit Rechten,

Oder, zur Not, mit gegenfechten.

Solch Edle Freyheit haben aud Die Züricher, nah altem braud

Jederzeit ftattlich handgehabt,

Vnd drob mand ftolgem abgekappt, Welcher fein Adel meynt zu mehren Mit ander Leut Freyheit zerftoren,

Deßhalben Teutſcher Keyfer etlich,

Bei welden fie ſtäts hielten redlich, Wann die Päpft fie in Bann verfluchten, Vnd im Reich groß zerrüttung furhien.

Sie darumb haben vil geehrt,

Vnd ihnen jhr Freyheit gemehrt:

As vonder andern find geweſen Die nie vorn Päpften fondten gnefen

Keyſer Friverich der ander gnant,

Vnd Keyfer Ludwig auß Bayerlanv, Dife, o Zürd, han dich geziert,

Mit zierden, die dir Han gebürt,

Dann weil des Teutſchlands Freyheit achtet,

Dein Freyheit dardurch gröffer machteft,

f163

Billich wird deſſen Ehr bedacht, Der Gmeynes Nutzes Ehr betracht. Diß hat dich auch ſo Mütig gmacht Das du vmb Freyheit wagſt manch ſchlacht, Vnd in der Mordnacht nicht verzagſt, Noch vil weniger auch erlagſt In der langen Belägerung Darmit dich Oeſterreich hart trung, Die hat dich auch anſehnlich gmacht Daß man nach deiner Freundſchafft tracht, Vnd daß die andern Eidgenoſſen Dir in dem Bund den Vorzug loſſen. Vnd daß newlich Straßburg die Statt Freundichafft mit dir ernewert hat. Dann weil die Franken auch han geben Der Statt Straßburg ein Frandenlewen, So bat fie billiglih auch wöllen Zu Frandenlewen ſich geiellen, Debgleichen zu eim Reichen Bärn Der fi zun Lewen nachbart gern, Vnd trägt des Reichs Apffel empor, Weil er vem Reich offt bulff auß afor. Gott ſtärck vie Lewen ond den Bären Das fie fih ihrer Feind erwehren, Vnd jre Freund bei Freyheit ſchützen In fihrer Freyheit ſtäts zu figen, Bnd in Gottfelgem Freien gwiſſen Gotts Worts ond fegens zu genieffen. Welchen aber diß thut verdrieffen, Der werd zertretten von Lewenfüften, Vnd von dem Bären gar zerriffen. 1. No. Trau. V. Trü

B. Lobfprud auf Bern.

Es hat zwar nit gefehlt, O Bern,

Die Mutmafung deins erfien Derrn. Der dich bat auffbaut vnd gefreiet, Als er bat. gleichſam Propheceiet.

Das ven Landherren du zu Raach,

1169

Fur jhr an jm begangene ſchmach. Werdſt werden noch des Landes Herr, Vnd deine Macht erftreden ferr.

Werdſt inen jren Hochmut wehren,

Sie recht den Bären können lehren. Dann Hertzog Berthold nam wol war, Was dein Art’ vnd des Avels war.

Das du dein Freyheit wirdeft fehirmen,

Vnd der Adel diefelbig ſtürmen,

Darbei dann Zönt fein friven fein, Bis daß eins treib das ander ein.

Wie man dann foldhes hat gefeben,

Gleich auff des Stiffters todt gefchehen, Dann als der Adel an vich fegt, Did wie ein Bären gleichfam hegt, Da haft dich wie ein Bär geſetzt, Vnd deine Waaffen recht gewegt.

Vnd im gemwifen in dem fpil,

Das man Gedult nicht reis zu vil. Tonnerbühel vnd Louperfchlacht, Haben gedemmt kein Heine Macht.

Von Bürgenſtein der herrlich Schmid,

Schmidet auch daß jhn nutzet nit.

Auch haſt das Sprüchwort wol gelegt, Welchs damals man zu ſagen pflegt,

Biftu nicht her, auß der Statt Bern,

Sp demütigeft du dich aern)

Sch meyn ihr Herren habt getroffen; Daß jhr den Bärn nit lieſſen fhloffen,

Die Demut Hat euch vberftiegen,

Das der Hochmut muß onden liegen. Diß Sprüchwort hat fi vmbgekehrt, Ewer fall hat ein anders glehrt,

Das man nun ſaget (Die Statt Bern

Demütig ſtoltze Herren gern)

Nit das fie darnach ſehr gelüſtet, Sonder weil jr fie darzu rüſtet. Nit daß auß Ragach fie darnach ftellet,

Sonder weil Gott fie darzu wehlet,

74

1170

Gott hat bald jemand auffgeworffen,

Der groffe Macht hat nitergworffen. Das Demütig ererbt das Land,

Der Hochmut laufft varauß mit ſchand, Die Demut wirdt die rechten wunder, Das vreimal fleicht der fol Burgunvder.

Vnd erftidt enplih in vem Moß,

Dem vor die Welt nit war gnug groß. Ihr gebet euch doch felder fchuldig, Das man eu billih mach gedultig.

Keil ir nit habt erfannt, ald Bern,

Sich demütiget alfo gern.

Vnd habt fie nit gehalten freundlich,

Sonder getrungen zu fein Feindlic. Indes, weil fie demütigt fic,

Vnd regt fein Krieg vermäftenlic.

Vnd nimmet in der Demut war,

Wo Hohmut vngeſtüm herfahr.

Hat fie den Hochmut nidertrudt,

Der gern die Demut bet verfchludt. Vnd ift dardurd in wenig Jaren, (Deßgleihen man nit bald erfaren)

Kommen zu foldem gwalt vnd Rhum,

Das man fih muß verwundren drumb. Auf die weiß if Rom mächtig worden, Da man jr zufegt auff alln orten.

Vnd fie fih mußt berauffer beiflen,

Da that fie auch vil an fich reiffen.

Zu difem allein vrſach gibet,

Wann Mächtige nit Ian onbetrübet. Eins andern Freyheit, fug ond Recht, Sonver daſſelb ſchmecht vnd durchächt.

Dann die Lieb zu der Frepheit iſt,

Dem Menfchen fo tieff eingenift. (Welcher anders ein Mannsherg hat, Vnd hat erfahrn, was Freyheit that)

Daß er fie wie fein Leben achtet,

Vnd das Leben on fie verachtet.

Vnd warn man darnach greiffen thut,

1171

Sp gehts im gleich ans Herkenblut. Da ftellt er fih fo außgelaffen, Vnd wehrt fih alſo auß der mailen.

Gleih wie ein grimme Bärin thnt,

Die jre Jungen hat in hut.

Wann fie fiht vmb die Hül ein fpür, Wie ein Jäger dafelbfi vmbführ.

Da tritt fie brummend hin vnd wider,

Reißt alles, was fie anfommt, nider. Zerrt dur die Hurften eine gaffen, Vnd fuht ven Mann auff allen ftrafien.

Was meint jhr, daß die Bärin thet,

Wann fie ven Bärenlaurer het? Dermwegen, laßt es fih nit ſchertzen, Mit Freyheit Iauren, es bringt fchmergen.

Es trifft da an glimpff, Ehr und Leben,

Weilch ftuf all an der Freyheit heben. Dann wer fein Freiheit nit ſchützt weidlich, Der wird beids an jm felbft onredlich.

Vnd Meyneivig an fein Borfahren,

Die folh gut that jm vorfparen.

Mer wolt aber nicht faulen eber, Dann mit vnehren leben mehr?

Darumb, O redlichs ftardes Bern,

Kan man dir ja diß nicht verfern.

Das du mit ernft haft nachgeſetzt, Wann man dein Freyheit hat verlegt,

Sonder man het dir meh verfehrt,

Wann du dem truß nit hetft gemwehrt. Du heift dein Stifter felbft geihändt, Der dich drumb bawt hat auff diß emd.

Auff das du firafffi die MWüterich,

Vnd werft von Bern jsr Dietherid.

Vnd lehrſt fie einen Bären tringen, Welcher wol fpaat ift auffzubringen.

Aber wann er einmal ergrimmet,

So tringt er dur was er vornimmet. Gott ſtärck dir diſen Bärenmut, 3a dein fittfamen Ehrenmut.

1172

Er fey dein flarder Auffenthalt, Vnd mehr dir dein Glüd und Gewalt, Damit dein Freund fih des erfrewen, Bnd deine Neivige drab frhewen. 1. N. Trau. V. Trü.

C. Lobſpruch auf Straßburg.

Derjenig, fo bemweifen that,

Das Straßburg etwann gheiffen hat, Zrautburg vnd ſolchs fehr fein abnam, Aus Archentraut, dem alten Nam.

Der traff es recht, weil Alts ond new,

Hierin zufamenftimmen frey.

Seiteinmal fie vor Chrifti geburt, Tribarh vnd Treuborg gnennet wurd.

Welchs beides eben fo vil laut,

Als Trautenburg vnd Burgentrauf. Darnach als vie Allmannen famen, Setzten fie, wie jr braud, zum Namen.

Ein S, varauß dann Straßburg worden,

Welchs fie bedaucht ftärder von worten. Dieweil es gleichſam Streitbar weißt, Das man fih wirer die Römer fträußt.

Vnd für die Traute Freyheit fireit,

Bnd fein frembds Römiſch joch nicht leid. Welchs auch hernach Straßburg allzeit, Als ver Allmannen dapfferfeit.

Die Römer diefer end vertriebe,

Alſo daß inen diß Land blibe.

Treulih vnd ftattlich hat erwieſen, Sich mit den Römern außgebiſſen.

Vnd jre Freyheit ftäts behaupt,

Daß fie verfelb nie ward beraubt. Dermaßen, daß auch bald bernod, Als das Frey Bold der Franden zoch.

Vber den Rhein, ond nicht allein,

Die Römer dieſes orts trieb ein.

Sonder au der Allmannen Macht, Durh Krigesmacht vonder fih bracht.

1173

Da es fach, wie diß Trautburg fi, Allzeit annam beſtendiglich. Der Teutſchen Freyheit, vnd ſich ſträußte Wann man zu nach derſelben raißte. Da haben die König der Francken, Ihr für ſolch Redlichkeit zu dancken. Die alte Freyheit jr beſtettigt, Vnd mit mehr Freyheiten begnedigt.

Vnd jr zum Zaichen des verlauhen,

Ein weiſſe Gilg, auß ſonderm trawen. Die ſolt zum Freygemerck fie zieren, Zum Wapen, das fie ſonſt thut führen,

Solchs haben darnach andre König,

Sp Keyfer worden vber wenig.

Inen befräfftigt gnediglich, Vmb ihr groß Trewe ſcheinbarlich.

Waher hat aber jnen geben,

Der Frändifh König ein Gilg eben ? Die Argentea lilia Bileiht dem wort nach Argentina ?

Rain, daher, weil die weiß Lilg veit,

Die Freyheit vnd Freimütigfeit.

Dann darumb auch die Franden führten Inen felber zu fondern zierden.

Die Gilgen, dardurdh zu bezeugen,

Das ein recht Freyfrand Bold fie feigen, Vnd daher hat vie Lilg den rum, Das fie heißt ein Königlich blum.

Die weiß Lilg aber, daß mans wiß,

Bedeit ein folche Freyheit gwiß.

Die ftäts blieb rein vnd vnverſehret, Die nie fein vienfibarkeit beſchweret.

Vnd ob man fie beichwert fihon hat,

Sich widerumb herfür doch that.

Dann wie die weiß Gilg ftäte ift rein, Daß man dran fiht der Macul fein.

Sf gang ſüßriechend vnd anmütig,

Bon glatter gelinde gleihfam gütig,

Auch ob fie etwann Not fchon leidet,

1174

Das man am boden fie abſchneidet. Dannocht der gwalt nichts an jr Schafft, Sonver auf innerlicher frafft.

Sich richtet auff zu jrer zeit,

Bnd jr Haupt wider emportreit: Alſo ift auch die Freyheit aftaltet,

Das fie jr Schöne rein erhaltet,

Vnd fih vor allem diſem hüt,

Was jr verunreint jr rein blüht,

Als ir holdſelige Gemainſchafft,

Fr ware einigfeit vnd freundfchafft.

Ir gleiches Recht, jhrn fihern Schuß,

Ir trachtung auff Gemainen Ruß, Ir freies reden, freie ſtimmen,

Sr freies ftraffen vnd frey rhümen.

Vnd was fonft mehr find Lieblichkeiten

Welche nachfolgen den Freyheiten. Pas vorbat, ſolche ſchöne ſtück,

Ihr zu bemaßgen durch ſchnöd dück, Das thut fie als gantz ſtinckend meiden, Weil Lilgen keine Knoblauch leiden,

Als find frembd bräuch, vngleiches Recht

Wann gmein vertrawen wird geſchwecht Trennung, vnd ſchwere ſteur vnd dienſt, Vnd doch darbei nicht gſchützt das minſt,

Stät forcht vnd gfahr, vnd nit ſein eigen,

Eim ob dem Kopff das ſchwert vil zeigen, Vnd aller Tyranniſcher Auffſatz, Welchs alles iſt dieſer Blum Außſatz.

Dann die Freyheit, die iſt gar zart,

Befleckt fich bald von fauler art.

Sie merckt bald was jr iſt zuwider,

Wann man fie truden will hernider, Debgleichen wie die Lilgen find,

Sub am gerud, am greiffen lind.

Afo if von Natur bequem,

Die Freyheit, vnd eim jeden gnem. Dann Freyheit ift ein freies gut,

Welchs gnoffen wird mit freiem Mut,

1175

Erfrewt die Leut, macht gut vertramen, Daß feins hat ab dem andern gramen.

Dei Freyheit muß fihb hochmut fhamen,

Bei ir gilt nichts, fich obernemmen:

Bnd fpürt fih dann erſt ver frey Mut, Bann man der Freyheit greift an hut.

Da laßt fie mit jr fihergen nidt,

Eben fo wenig als das gficht.

Da wagt man die Art zu dem ftil, Weil feiner vnfrey leben will.

Vnd wo fih etwann ſchon begibet,

Daß fie wird etwas auch betrübet, Erholt fie fih doch immerzu,

Dann Freyheitwurtzel hat fein rhu,

Sie ſucht ond grübelt alſo lang,

Biß ihr flengel wider auffgang.

Darzu dann Gott gibt fein gedeien, Wann fih demütigen die Freyen.

Vnd erfenneng für feine gaben,

Was fie für gnad vor andern haben, Vnd fahren deshalb nit zu gſchwind, Sonder fein fittſam vnd gelind.

Sleihwie die Gilb nit rau wird drumb

Wann man ſchon was verlegt jhr blum, Sonder wähdt fort vnder den dörnen, Vnd Jaßt diefelben immer zörnen,

Sie weißt, ein Fewr wird fie bald rechen,

Vnd ihnen vertreiben das ſtechen. Darauff wird fie dann blühen ba$, Wie Lilium inter spinas:

Mann dornen fchon ein Hein zeit grünen,

Wird doch nicht Suchen under jhnen Das Salomons Lieb feine Waid, Sonder die Lilgenwaid fie fräut.

Billih die im Dorngarten waiden,

Die von Leutfeligfeit fich fcheiven.

Wir aber haben vnſer freud, In dienftlicher Leutfeligfeit. Difes ift onfer Liliengarten,

1176

Des Gmainen Nußes trewlih warten, Wer deflen trewlich wartet auß,

Der ſchmuckt ein rechtes Gotteshauß : Dann gwißlih fan man niergends innen Der Kirchen vnd Schuln befer dienen,

Vnd Arm ond Reihen thun das jhr, ‚_ As in einer Regimentsgebür,

Sn difer übt man recht geborfam

Ehrt Gott end Oberkeit recht forchtſam— Braucht zu erhalten alle müb, Göttlih vnd Menſchlich Freyheit hie.

Göttlih in freiem Gwiſſen Rein,

Menſchlich, in gniefung frey des fein, Alfo hiedurch das fein Gott wird, Vnd den Obern, was jnen gbürt.

Derbalben, O du traute Statt,

Die fonverlihd Gott hat begnadt.

Mit Freybeit, vnd vil andern goben,

Darumb vor andern bift zu Toben. Erfenn die Gutthat, dir erzeiget,

Wie dir Gott hat gemacht geneiget.

Die König nicht allein vor zeiten,

Daß fie dir gunten vil freybeiten. Vnd gaben dir deshalb zu Pfand Ihr Freybeitzeichen, weit erfant.

Sonder erwedt auch heut bei tagen ,

Trem Nachbarn, die luft zu dir tragen. Vnd fih ab veiner Gilg ergeßen,

Vnd deine Freybeit fehr hoch ſchätzen. Vnd drumb fich näher zu dir finden, Der Lilien geruch zu empfinden.

Als die zwo Stätt find, Zürch vnd Bern,

(Der Stätt im Schweigerland ein fern) Dann weil fie auch feind Freiheitgnoffen, Die Lilg fie jnen gfallen laſſen.

Du bift inen Florentia,.

So ift dir Zürch Placentia,

Vnd die Statt Bern Verona,

Die grünen dir befiere dann Roma.

1177

Wann nun dein Nachbarn diß erquicket, Dz dein Blum ift fo ſchön gefchmüdet, Wie wolifiu dann nicht han vielmehr, Solcher deiner Freyheit ein Ehr. Vnd fo oft, als dein Gilg plidfi an, Dir e8 lan fo zu bergen gahn. Daß du dich recht darob erfremweft, Vnd Gott des mehr drumb dandbar feieh. Fa diefe Blum fol blühen dir In deinem Hertzen für vnd für, Sie foll nie vürren, femper grünen, Dardurch dich femper zu erfünen. Dein Semperfregheit zu erhalten, Die dir erarneten die Alten, Durh Tugend, Weißheit vnd Berftand, Vnd dur ein redlich fireitbar hand. Laß dich der Dornen ftich nit jrren, Sie müffen doch im Dfen dürren. Sp du behälft wol deinen plaß, Allen Neivftihigen zu traß. So lang als man mehr liebt ein Blum, Dann Dornen, fo lang bleibt dein Rhum. Wolan, lieb Straßburg, fei ein Trautburg Dein Burgern, vnd dein feind ein Straßburg Ein Schirm dein Bnverthanen fey Vnd deinen Bundsverwandten trew. Sp wirftu aub all Trew erfaren, Bon Gott und Nachbarn in gefaren. Dann Trew erwecket gegentrew, Vnd den Freyen fhüßt gern der frey. Dein Freyheit fei vein Lilgenwaid, Bnd Gott, ver foldes fegnet baiv. Der fey dein einig Troſt vnd freud, Bei Glück vnd Widermwertigfeit, Biß er vnß auß der Vnrhu lait, Sn Ewig Freyheit, Frid vnd Freud. 5 N. ER.

1178

Yubanug.

3. Na Erflärung der Spottfiguren im Straß- burger Münfter, im Gegenfag zu Fiſcharts Be- ſchreibung derſelben unter VI. diefer Zelle ).

Abcontrafeyhung und Außlegung etlicher felgamer Fi-

guren, jo zu Straßburg im Münfter vor etlich Hundert

Jaren in Stein gehawen worden, den legten groffen

Abfall von dem wahren Gottesdienſt auch der Secten

ond Motten Biehifchen Standt vnd Irreligion darmit abzubilden, ꝛc.

Zu Straßburg im Münfter, in der Höhe, auff der Sey— ten, garadtober, vor dem Previgftul, oberhalb dem Gang, da etliher Geſchlechter Schildt hangen, der Heiligen Bildt— nuß vnnd Wappen feyn gar vergangen, oben herumb an einer groffen Säulen zu oberft in verfelbigen Runde, im Capital feynd obgemahlte Bilder, aller ding wie fie alhie abgeriffen, noch vor wenig Jaren gefehben worden, in Stein gehbawen, Nemlich ein Saw vnd ein Bock tragen für Heilthumb einen fchlaffenden Fuchfen, ver Saw greift

”) Nachſtehende Auslegung der berüchtigten Figuren erſchien als fliegendes Blatt in Gro$- Folio, Ingolftatt bei W. Ever, 1588. Schadaus, der die Erklärung Fiſcharts ung überliefert hat, wie ih fie ©. 1023 gab, erwahnt das Naß'ſche Opus am Schluß verfelben mit folgenden Worten: „Wiewohl nun diese vorgefeste Auslegungen gedachten Monumenti fo hell, lauter und Ear, daß fie ein Blinder greifen und fühlen fann, hat doch dr. Johann Naß aud feine Naf in dich Werk geftoßen, feinen Geifer an obgedadtes H. Fiſcharts Auslegungen gefhmiert und ſolches Monumentum auf fromme getreue evangeliſche Prediger und Diener am Wort ganz ungereimt zu appliciren unterfanden.‘

J

1179

ein Hündin onder den Schwand, voran geht ein Beer, der trägt das Weyhwaſſer, ein Wolff trägt das Creuß, ein Daß trägt das Liecht dem fchlaffenden Fuchſen vorder, hernacher aber folget ein Ejel over Hirſch ob vem Altar, vnd difputiert von dem Kelch, hinder jhm ſteht ein ande: rer Eſel, der hat ein Buch vor ihm, gleich ver Augipur- gischen Confeſſion, das bält ihm ein Kaß, feynd zehen Bilder, gleih wie Gott zeben Wort in Stein gehawen darmit feinen Willen entdeckt, alſo werden mit diſen ze— hen Bildern in Stein gehawen, der viehiſchen Secten Af— fenſpiel vnnd Hundtshimmel bedeüt, inmaſſen fie Sanct Paulus beſchreibt 2. Timot. 3. Dann gleich wie ihener Stein, fo von den Bawleüten, da man (iuxta Histor. Seholasticam) ven Tempel Salomonis bamwet, verworffen wurde, etwas lang hernach zufünfftiges beveütet, nemlich Chriftum, vnnd gieng nit auff dag gegenwärtige zur fel- bigen Bamzeit, alfo gehn diſe Bilder nit auf die ver: gangne Zeit deß gebawten Münfters zu Straßburg, -fon: dern feyn ein Prophecey, vnnd haben etwas künfftiges beveütet, nemlich die Antichriftifche vwiepifche Religion, wie man jeßt vor Augen fihet, ond hernach folgend befler er: klärt end recht gründtlih außgelegt wirdt,, durch B. Fo: hann Naß, folget ver Zert:

Einsmals ich gähling wart verzudt Nach Straßburg hin ins Münfter ruckt Darinn ich fah ein geift fpaciern, Im Münfter hin vnd Her reuiern, Zrat zu mir her, vnd mich empfieng, Mit Worten freundtlih aller ding, Vnd ſprach: Nun fomm ib muß dir fagn, Nachdem jest vil der Künſtler fragn, Mas ihene Bildtnuß, wunderlich Gemadt, beveut vnd bringt mit fih, Die Seet ſolchs falfh ond vnrecht deut, Des rechten Sins fie fehlet weit, Als fie auch thut ver heilign Schrifft, Berfäliht vnd macht zur Seelen Gift, Du aber merd ver Alten Grundt,

1180

Der Propheceyung recht Vrkundt, Berfündt auch ſolchs in allem Lanpt, Mo Rotten vnd Secten feynd befandt, Auf daß ihr Falichheit fomm an Tag, Der Welt zu Nuß, merd, was ich fag Bon Bilvtdawern, die ſolches haben Zu Straßburg ghawen vnd erhaben Sm Münfter vor drey hundert Sarn, Da noch folh Volck vnd Lehrer warn, Die Gott von rechten Hergen fuchten, Grob Sünd vnd Irrthumb fie verfluchten, Die auch vom heilign Geift bericht Zufünfftiger gar böfen Gſchicht Des Abfalls von dem Glauben alt, Des Vbels Wachſung mander Gftalt, Das haben den Büchern fie vertrawt, Ja habens in die Stein gehawt, Wie du dort fihft abeonterfeht, Alſo es jeßt beyn Secten gebt, Der fchlaffend Fuchs, den jhr zwen tragen, Bedeut das Wort, darvon fie fagen, Aleın der Glaub fols alls verrichten, AU Tugend fie darmıt vernichten, Sol falicher Lehr vnd Ketzerey Vor Zaren aub vil ftunden bey, Der Simon Magus, Arrius, Eunomius, Aeriug, Auch Sarturninus vnd Lutherug, Caluinus, Zwingel vnd Bugerus, Die fiindend Böck vnd wüften Saw, Des Antichriſts Botn alt vnd new, Scropha zu Wittemberg befandt, Die trewloß Nunn, der Klöfter Schaudt, Die reiffend Wolff vnd freffig Beern Gehn vornenber mit falfchen Lehen, Weyhwaſſer ond Tauff fie weg tragen, Für Kirchen Creüß vnd Bilder jagen, Die Gotsfördtigen Häßlein zag Mit Warheitstiecht gehn hinden nad,

en ar ·—-—

nn

1181

Die Sam dem Bod hilfft Falfchheit tragen,

Allein der Glaub ligt auffdem Schragen, Erwacht in legten Tagen fpat,

Den Luther auffgewedet hat, Ein Brfprung aller Keßerey,

Stelt fih doch fromb, machts alles frey, Fur Heiltbumb, was dem Hundt gebürt,

Chriftus der Herr vnd trewe Hirt Durchs heilig Euangeli lehrt,

Gebt nit ven Hunden Heilthumb werth, Werfft für vie Säw die Perlin nit,

Die Böck zur linden tragen mit, Die Efel teutiche Mes thun leſen,

Ihr Kelh ift Grewels voll gemeflen, Der Hirſch verloffen Mönch beveüt,

Apoſtaten vnd trewloß Leit, Den Kelch fie jederman fücrſetzen,

Vil Leüt betriegen mit jhrem Schwetzen, Eben ſolch ungeweyht Geſellen,

New Kirchenordnung wöllen ſtellen, Außlegen meiſterlich die Bibel,

Darauß wächſt täglich noch vil Vbel, Darzu helffen vif Proteſtanten,

Mit ſchmeychlen ſüß in vilen Landen, Vnd ſeynd ihr vil doch arge Katzen,

Sp vornen lecken, hinden fragen, Den Eſeln helffens Bücher tragen,

Den Kirchengütern fie nachjagen, Wie ſolchs die Eſelspredigcautzen

Jetzt klagen faſt mit jhren Schnautzen Weil jedem Herrn in ſeinem Landt

Die Kirchengüter ſeynd bekandt, Auch jhn erlaubt auß Luders Neydt,

Verjaget iſt die Gottsforcht weit, Durchs tudiih Thier das ſich fan ſchmucken,

Die Ohren den Geitzhälſen jucken, Gleich wie man von dem Fuchs thut ſagen,

Wann er alt thut nach Wildpret jagen, Alſo hat fich geſtelt vil Jar

1152

N

- Ehrgeiß vnd Keßerey fürwar, In viler Menſchen Hergen fchlafft,

Nun jegt erwacht nur böfes fchafft, Dis Thier ond Fuchs, nun merck mich recht,

Iſt Sathans ond der Keger Knecht, Vnd heiſt zu teütich, Allein der Glaub,

Sf aller Tugend Mord vnd Raub, Der Heiligen ein Grewel wüft,

Sp aub ver Secten Heilthumb ift, Geitellt wol an die heilig Statt,

Dem wahren Gottesvienft zu Spott, Die Kirch von Alters ber gebamt,

Man jegund wüſt vnd öd anſchawt, Erkandtnuß Gotts diß Thier nit leydt,

Sondern darwider ſchreibt vnd ſchreyt, Ja Chriſtum ſelbſt thut es verblenden,

Auch alle Heiligen Gottes ſchänden, Das Euangelium verkehrt,

Erlaubet Sünd, der Tugend wehrt, Rechtfertigt auch allein den Glauben,

Der Einigkeit vns thut berauben, Fürs Himmels Schlüßel Dietrich braucht,

Nur in Saw- vnd Hundishimmel taugt, All Sacrament vnd Tauff verwendt, Stöſt gute Werck weg ins Elend Altär vnd Kirchen es vmbreiſt,

Wie Arrius den Machmet heiſt, Die Prieſterweyh bey ihm nichts gilt,

Weil fie der Teüffel felbften fchilot, Mit vollem Bauch fol man jhm faften,

Solchs Epicurus lehrt am baften, Prlagi auch vnd Manicheen

Mit ver Erbfünd es thut vmbgehn, Die Sacrament heiſts Menſchen Tandt,

Wie man pflegt in Armenier Landt, Audacianiſch der Firmung ſpott,

Ja Tauff vnd Chryſam gar außrott, Sein Euangelium renatum,

Folgt Donatiſten vnd Nouatum,

1183

Caluin fampt Berengario Nur reven von der Deuinuß roh Deß Sacraments am Altar fron, Allein der Glaub gibt ihn den Lohn, Allein im Brauch fey Ehrifti Leib, Neftorius braudt au, diß bleib, Wickleff vnd Huß bey jhm vil gilt, Doch einr den andern Ketzer ſchilt, Dann keiner folgt dem anderm gar, Vil Newrung habens alle Jar, Es wil auch für kein Gſtorbnen bitten, Nach deß Aeri Ketzers Sitten, Die letzt Oelung Sanct Jacob lehrt, Allein der Glaub auch ſolchs vmbkehrt, Vor Jarn lang auch ſolches ſtritten, Arg Ketzer Heracleonitten, Meſſalianen dWeyh thut weh, Der Marcion befleckt die Ehe, Diß Thier hälts mit Jouinion, Die Jungkfrawſchafft ſey gar ohn Lohr, Wil nit die Fraw, die magd komb her, Nach Adamiter falſchen Lehr, Diß Thier verzehrt auch all Gelübd, Lamperius auch ſolches vbt, Der Mönchs Ordnung inſonders haßt, Wie Circumeellio trieb faſt, Der Heilign Fürbitt es verſpot, Als Vigilantiſch Secten Rot, All Wunderwerck der Heilign frumm Es machet mit Porphyri ſtumm Alſo leydts auch die Bilder nicht, Iconomachiſch fies zerbricht, AU Weyb vnd Segen es verlacht, Auch Flagellantes habens veracht, Es wil auch gar fein Haupt nit han, Ucepdali haben auch fo than, Bnd merk in Summa Summarum, So ift das gange Lutherthumb Durchauß vom böfen Geift erbacht,

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1184

Bon alten Kegern aufgebracht, Vnd jegt in difen legten Zeiten Thun fie all widr die Kirchen flreiten; Wol Sathan weyß, das fern fey nicht Der jüngfte Tag vnd jüngft Gericht Drumb ift er Zorns vnd Wütens voll, Wil, jederman ihm folgen fol, Aber Gottlob, die Kirchen Gotts Nicht acht ſeins Zorns vnd Gebotts, Hält ſich nur ſteiff zum Feld vnd Säwl, Zu Chriſto, vnd veracht den Grewl, Den Chriſtus vns verkündet hat, Auch feine Jünger frü vnd ſpat, Gleichsfals der alten Lehrer Schar,

Mit Büchern, Lehren, Warnung klar Dat ſolchs mit Ernft fürmahlen wollen, Das wir vdarfür ons hüten föllen,

Ja auch die alten frommen Chriften Mit ihren Künften ſolches wüften,

Habens in Stein vnd Holg gehawt, Wie mans noch Har vor Augen ſchawt,

Darumb hüt dich O frommer Chriſt, Vermeyd der Keger argen Lift,

Hüt dich mit Ernft vor ihrem Betrug, Dann es ift falſch vnd lauter Lug,

Im Guin verharr biß an dein End, Bon Gottes Kirch dich nicht abwend, Dem ewigen Leben drinn zulend.

ENDE.

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